Schwarzer Sonntag am Pigne d'Arolla (ausgelagert aus "Bergunfälle")

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  • sudobringbeer
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    Fuchs
    • 20.05.2016
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    • Meine Reisen

    AW: Schwarzer Sonntag am Pigne d'Arolla (ausgelagert aus "Bergunfälle")

    Zitat von Meerlie Beitrag anzeigen
    Und wieso gibts von denen keine Augenzeugenberichte?
    Weil nicht jeder mit den Medien so früh nach einer Katastrophe reden möchte...

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    • TilmannG
      Fuchs
      • 29.10.2013
      • 1334
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      • Meine Reisen

      AW: Schwarzer Sonntag am Pigne d'Arolla (ausgelagert aus "Bergunfälle")

      Zitat von rumpelstil Beitrag anzeigen
      ....halte ich es für legitim, dass ein Bergführer bei extremem Sturm und Whiteout nicht nach GPS geht. Wie Marco Mehli im Interview weiter oben sagt: Es ist kein Kunstfehler. Die Geräte sind vergleichsweise (!) neu.
      Mit dieser helvetischen Zeitrechnung komme ich nun nicht ganz klar.
      LWS (Lawinensuchgeräte) sind vor 30 Jahren durchaus üblich gewesen (auch das eine Aussage von Herrn Mehli in besagtem Interview).
      Ein GPS-Handgerät benutze ich seit 15 Jahren (und bin nur 5 Jahre jünger als der verstorbene Bergführer, dem die Beschäftigung mit aktueller Sicherheitstechnologie nicht meht zugemutet werden soll). Es gibt sie schon noch länger.
      Bei allen Hinweisen, daß auch GPS-Navigation mal ihre Grenzen hat, sollte man nicht vergessen, daß die Möglichkeit, die white-out Situation damit zu beherrschen, auf dem anderen Ende der Wahrscheinlichkeits-Skala angesiedelt ist.
      Mit einem solchen simplen Handgerät und 2-3 unterwegs gesetzten Orientierungspunkten (auf der Serpentine und im Hang danach) sollte eine Umkehr möglich gewesen sein, als die Gruppen ins white-out eingetaucht waren. Dazu braucht es keine Kartendarstellung und auch mit moderater Sehbehinderung keine Lesebrille, der Zeiger ist groß genug.
      (Wenns auch anders geht, bitte gerne...)

      Es ist offensichtlich, dass sich die Bergführerverbände in Stellung bringen für eine juristische Aufarbeitung. Mit einem Ringen um Sachlichkeit hat das nichts zu tun. Das möchte ich als Opfer-Anghöriger nicht lesen müssen - und das steht in den großen Medien, denen man sich nicht entziehen kann.
      http://www.foto-tilmann-graner.de/

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      • Vegareve
        Freak

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        • 19.08.2009
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        AW: Schwarzer Sonntag am Pigne d'Arolla (ausgelagert aus "Bergunfälle")

        OT:
        Zitat von Meerlie Beitrag anzeigen
        Wer das so geringschätzig abtut, hat eben noch keine Ahnung mit Weitsichtigkeit, aber sie wird schon noch kommen, das ist verlässlich!
        Noch mal, dann führe ich keine Gruppen mehr, oder nur bei bestem Wetter. Die Verantwortung liegt bei einem selber. Es geht nicht um Geringschätzung, sondern um Fähigkeiten, im Notfall zu agieren. Sind diese nicht gegeben, aus welchem Grund auch immer, muss man dazu stehen. Weil der Vergleich gemacht wurde, ja, ein Pilot der nicht mehr gut sehen oder hören kann (und dies nicht mit Geräten kompensieren kann), wird am Boden bleiben (und ich kenne mich im Millieu gut aus).
        Ich kann mir aber auch nicht vorstellen, dass Brillenwechseln zu dieser Katastrophe geführt hat, insofern...
        "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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        • AlfBerlin
          Lebt im Forum
          • 16.09.2013
          • 5073
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          AW: Schwarzer Sonntag am Pigne d'Arolla (ausgelagert aus "Bergunfälle")

          Sorry, dass ich hier mitmische. Ich denke viel über Unfallvermeidung nach und möchte etwas lernen und finde interessant, wie so eine große Gruppe an Leuten, die zumindest gemeinsam einiges an Erfahrung und Ausrüstung haben und sich gegenseitig helfen könnten, auf diese Weise langsam (!!!) verunglückt.

          Meine Vermutungen aufgrund der bisherigen Informations- und Diskussionslage:
          • Abhängigkeit vom Bergführer bezüglich Entscheidungen, Navigations- und Notrufausrüstung und Navigation.
          • Fehlende Anmeldung in der Hütte oder Sicherstellung eines Alarms beim Ausbleiben der Gruppe.
          • Fehlentscheidung bezüglich Wetter.
          • Fehlentscheidung bezüglich Rückkehr oder Alternativzielen.
          • Fehlentschidung bezüglich frühzeitigem Notruf: fehlende Notruf-Funkgeräte
          • Unfähigkeit zur Hütte zu navigieren: fehlende Sicht, fehlende Navigationsgeräte, nicht eingespeicherte Ziele, Routen und Alternativrouten, Seh- und Bedienugsprobleme im Sturm
          • Ausfall einiger Gruppenmitglieder durch Erschöpfung
          • Auflösung des Gruppenzusammenhaltes
          • Fehlentscheidung bezüglich des Ortes des Notbiwaks, bzw Versuch, die Hütte doch noch zu erreichen.
          • Mangelnde Ausrüstung für Biwak.
          • Mangelnder Zusammenhalt in der Gruppe, um gemeisam Ausrüstung zum Biwak zu nutzen, Oberfläche zu verringern, Windschutz, Isolation, Wärme und Lebensmittel zu teilen.

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          • Meerlie
            Gerne im Forum
            • 31.05.2016
            • 50
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            • Meine Reisen

            AW: Schwarzer Sonntag am Pigne d'Arolla (ausgelagert aus "Bergunfälle")

            Zitat von Vegareve Beitrag anzeigen
            OT:

            Noch mal, dann führe ich keine Gruppen mehr, oder nur bei bestem Wetter. Die Verantwortung liegt bei einem selber. Es geht nicht um Geringschätzung, sondern um Fähigkeiten, im Notfall zu agieren. Sind diese nicht gegeben, aus welchem Grund auch immer, muss man dazu stehen. Weil der Vergleich gemacht wurde, ja, ein Pilot der nicht mehr gut sehen oder hören kann (und dies nicht mit Geräten kompensieren kann), wird am Boden bleiben (und ich kenne mich im Millieu gut aus).
            Ich kann mir aber auch nicht vorstellen, dass Brillenwechseln zu dieser Katastrophe geführt hat, insofern...
            Na, dann wäre fast jeder Bergführer ab spätestens 45, 50 Jahren arbeitslos, nur weil er ohne Hilfsmittel (!!) keine kleinere Schrift mehr lesen kann! Weitsichtigkeit ist ja keine Behinderung!! Sogar Piloten dürfen mit bis zu 3 Dioptrien bei Weitsichtigkeit fliegen (Jet-Piloten bis 2 Dioptrien). das zeigt ja eben, dass die meisten hier keine Ahnung von Weitsichtigkeit haben!

            Ich jedenfalls würde mich hundert mal lieber einem erfahrenen, älteren Bergführer, der die nötige Voraussicht und "Weitsicht" besitzt, anvertrauen, als einem, der sich - nur weil er noch keinen Sehbehelf braucht - selbst womöglich in anderer Hinsicht überschätzt. Man sieht ja nach wie vor gut auch bei Weitsichtigkeit, nur sehr kleine Sachen kann man schwer entziffern, den nächsten Griff beim Klettern oder den nächsten Berg sieht man eh .

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            • Vegareve
              Freak

              Liebt das Forum
              • 19.08.2009
              • 14389
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              • Meine Reisen

              AW: Schwarzer Sonntag am Pigne d'Arolla (ausgelagert aus "Bergunfälle")

              Du kapierst es nicht. Wenn das Sehsystem (Gleitsichtbrille, Sonnenbrille mit Stärke, Kontaktlinsen, Sturmbrille mit Stärke etc), was man hat, im Sturm nicht funktioniert, dann ist man sehbehindert, ja. Bergführer ist kein Job, sondern eine freiwillige Sache, davon lebt man nicht. Ich sage ja nicht, dass es mit Brille nicht geht, aber wenn es nur bei gutem Wetter geht, dann hat man am Berg schlicht nichts verloren. Ich war früher auch kurzsichtig und ohne Brille oder Kl schlicht blind. Deswegen hatte ich backup dabei und die Kontaktlinsen waren erprobt.
              Das Ganze fing ja an, als qwertzui meinte, der Bergführer hat eventuell die Brille nicht wechseln können und deswegen konnte er die Karte/GPS/wasauchimmer nicht mehr lesen. Ich finde das (als geführter Kunde) ein absolut inakzeptabler Grund zu sterben. Aber höchstwarscheinlich waren die Gründe vielfältiger.
              Zuletzt geändert von Vegareve; 09.05.2018, 16:13.
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              • opa
                Lebt im Forum
                • 21.07.2004
                • 6732
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                AW: Schwarzer Sonntag am Pigne d'Arolla (ausgelagert aus "Bergunfälle")

                Zitat von Vegareve Beitrag anzeigen
                Du kapierst es nicht. Wenn das [I]Bergführer ist kein Job, sondern eine freiwillige Sache, davon lebt man nicht. [...]
                Das Ganze fing ja an, als qwertzui meinte, der Bergführer hat eventuell die Brille nicht wechseln können und deswegen konnte er die Karte/GPS/wasauchimmer nicht mehr lesen. Ich finde das (als geführter Kunde) ein absolut inakzeptabler Grund zu sterben.
                gibt durchaus leute, die davon hauptberuflich leben. und für geführte gäste werden die meisten gründe zu sterben, ziemlich inakzeptablel sein.

                allahopp, wei der alpinkletterer formulieren würde, vergesst über dem ganzen lernen aus alpinunfällen übers lange wochende nicht ganz das lernen aus dem tun. sogar ich darf ausnahmweise mal fels anlangen!

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                • Meerlie
                  Gerne im Forum
                  • 31.05.2016
                  • 50
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                  • Meine Reisen

                  AW: Schwarzer Sonntag am Pigne d'Arolla (ausgelagert aus "Bergunfälle")

                  Zitat von Vegareve Beitrag anzeigen
                  Du kapierst es nicht. Wenn das Sehsystem (Gleitsichtbrille, Sonnenbrille mit Stärke, Kontaktlinsen, Sturmbrille mit Stärke etc), was man hat, im Sturm nicht funktioniert, dann ist man sehbehindert, ja. Bergführer ist kein Job, sondern eine freiwillige Sache, davon lebt man nicht.
                  Wer kapiert hier was nicht? Ich muss gar keine Weitsichtigkeit haben, es kann mir auch die Skibrille im Sturm verlorenengehn, und dann bin ich ziemlich schnell schneeblind ohne Schutzbrille.
                  Und ja, Bergführer ist ein JOB (!!), man braucht eine entsprechende Ausbildung, muß Prüfungen ablegen und viele leben davon!

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                  • Vegareve
                    Freak

                    Liebt das Forum
                    • 19.08.2009
                    • 14389
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                    • Meine Reisen

                    AW: Schwarzer Sonntag am Pigne d'Arolla (ausgelagert aus "Bergunfälle")

                    OT:
                    Zitat von Meerlie Beitrag anzeigen
                    es kann mir auch die Skibrille im Sturm verlorenengehn, und dann bin ich ziemlich schnell schneeblind ohne Schutzbrille.
                    Diese Unfälle habe ich schon vor vielen Seiten angesprochen. Die Ausbildung eines Bergführers ist mir sehr wohl bekannt, mit Job meinte ich, es besteht keine Notwendigkeit, Gruppen zu führen. Das machen viele (gibt auch Ausnahmen, sehe Zermatter Bergführer) eher in der Freizeit, nicht hauptberuflich. Bin aber sicher, Du wirst auch an diesen Sätzen was nebensächliches zum kommentieren finden.
                    "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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                    • rumpelstil
                      Alter Hase
                      • 12.05.2013
                      • 2701
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                      AW: Schwarzer Sonntag am Pigne d'Arolla (ausgelagert aus "Bergunfälle")

                      Sorry, Vegareve, hier irrst du:
                      Bergführer ist sehr wohl ein Job, ein Beruf, also der Broterwerb - und das nicht nur in Zermatt. Es ist keineswegs so, dass die meisten Bergführer "eher in der Freizeit" führen. Kann sein, dass es (im Unterland?) "Freizeitbergführer" gibt. Aber für viele ist es Hauptberuf, und die sind auch durchaus drauf angewiesen, eine bestimmte Anzahl Gäste zu führen, um davon leben zu könne und vielleicht eine Familie zu ernähren.
                      Viele Bergführer haben mehrer Jobs (z.B. auch noch Landwirt, Skilehrer, im Baugewerbe, Ausbildung etc.), aber das ist im Tourismus völlig normal, das hat fast jeder.
                      Und es ist auch ein Problem, dass Bergführer oft in einem früheren Alter nicht mehr alles machen können (z.B. harte Felstouren), aber dann trotzdem nicht früher Rente oder sonstwas erhalten. Auch haben Bergführer einen gewissen Erfolgsdruck, weil sie bei angenehmer und erfolgreicher Führung eher weiterempfohlen werden.

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                      • TilmannG
                        Fuchs
                        • 29.10.2013
                        • 1334
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                        AW: Schwarzer Sonntag am Pigne d'Arolla (ausgelagert aus "Bergunfälle")

                        Ja da irrt sie.
                        Es ist ein Beruf vor dem ich viel Respekt habe. Auch als chronisch Führerloser habe ich in den Alpen und anderswo schon oft mit Bergführern zusammen arbeiten können - abwechselnd Spuren, wechselseitiges Benutzen von Seilen, Komunikation über Routen und Verhältnisse. Eben deshalb ging mir Alpinkletteres pauschale Verurteilung von geführten Touren so auf den Keks.
                        Viele nutzen moderne Technik, GPS ist selbstverständlich, besitzen ein satphon. Und kennen das Gelände, in dem sie Gäste führen! Da braucht man dann nicht diskutieren, ob sie bei Sturm in der Lage wären micro-Informationen aus Papier- oder sonstigen Karten zu lesen.
                        Aber die Äußerungen des schweizer Verbandschefs sind sachlich völliger Unsinn und grenzen an eine Verhöhnung der Opfer.
                        http://www.foto-tilmann-graner.de/

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                        • Vegareve
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                          Liebt das Forum
                          • 19.08.2009
                          • 14389
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          AW: Schwarzer Sonntag am Pigne d'Arolla (ausgelagert aus "Bergunfälle")

                          Zitat von TilmannG Beitrag anzeigen
                          Es ist ein Beruf vor dem ich viel Respekt habe.
                          Habe ich auch, das stand doch gar nicht zur Diskussion.
                          "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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                          • Linard
                            Erfahren
                            • 30.08.2014
                            • 292
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            AW: Schwarzer Sonntag am Pigne d'Arolla (ausgelagert aus "Bergunfälle")

                            Zitat von TilmannG Beitrag anzeigen
                            ...
                            Aber die Äußerungen des schweizer Verbandschefs sind sachlich völliger Unsinn und grenzen an eine Verhöhnung der Opfer.
                            ...
                            Ich schätze ansonsten Deine Kommentare in diesem Thread, aber das ist jetzt doch stark übertrieben. Ich muss aber eingestehen, die bisherigen Äusserungen von Herrn Mehli haben bei mir auch einen eher durchzogenen Eindruck hinterlassen. Bei der Aussage, dass GPS-Geräte vor 5 Jahren noch kaum verbreitet gewesen sein sollen, muss man schon den Kopf schütteln.

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                            • rumpelstil
                              Alter Hase
                              • 12.05.2013
                              • 2701
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              AW: Schwarzer Sonntag am Pigne d'Arolla (ausgelagert aus "Bergunfälle")

                              Ich denke, da könnte eine Rolle spielen, dass man sich, wie es jemand ausgedrückt hat "juristisch in Stellung" bringen will.Dh er will keinesfalls eine Aussage treffen, die sich später negativ auf den (verstorbenen) Bergführer auswirken kann oder die neue Tatsachen schafft. So z.B. dass jeder Bergführer immer ein GPS dabeihaben muss. Und plötzlich wird einer verurteilt, weil er im Klettergarten kein GPS dabei hatte oä, die Juristik ist für mich nicht immer nachvollziehbar.

                              War es nicht so, dass GPS früher eine "eingebaute Ungenauigkeit" hatte, von USA so gestaltet? Und dann während des ersten Irakkrieges konnten plötzlich auf See alle tiptop mit GPS navigieren, so kam dies für die Allgemeinheit raus?
                              Und dann hat man auch noch recht lang gesagt, dass GPS in den Bergen nicht ausreichend genau ist, weil die Distanz in Relation zur Höhe zu sehr grosser Standortungnauigkeit führte (d.h. 20m daneben bedeutet ev. oben oder unterhalb der Felswand, was ja schon relevant ist). Die ersten GPS, die ein Bergführerkollege von mir dabei hatte (irgendwann in den 90ern), waren tatsächlich mehr Spielerei, wenn mich hier die Erinnerung nicht täuscht.

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                              • Capricorn
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                                • 31.03.2011
                                • 115
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                AW: Schwarzer Sonntag am Pigne d'Arolla (ausgelagert aus "Bergunfälle")

                                Zitat von Vegareve Beitrag anzeigen
                                Du kapierst es nicht. Wenn das Sehsystem (Gleitsichtbrille, Sonnenbrille mit Stärke, Kontaktlinsen, Sturmbrille mit Stärke etc), was man hat, im Sturm nicht funktioniert, dann ist man sehbehindert, ja. Bergführer ist kein Job, sondern eine freiwillige Sache, davon lebt man nicht. Ich sage ja nicht, dass es mit Brille nicht geht, aber wenn es nur bei gutem Wetter geht, dann hat man am Berg schlicht nichts verloren. Ich war früher auch kurzsichtig und ohne Brille oder Kl schlicht blind. Deswegen hatte ich backup dabei und die Kontaktlinsen waren erprobt.
                                Das Ganze fing ja an, als qwertzui meinte, der Bergführer hat eventuell die Brille nicht wechseln können und deswegen konnte er die Karte/GPS/wasauchimmer nicht mehr lesen. Ich finde das (als geführter Kunde) ein absolut inakzeptabler Grund zu sterben. Aber höchstwarscheinlich waren die Gründe vielfältiger.
                                In diesem Fall ist jeder Teilnehmer dann sehbehindert, egal ob man auf eine Sehhilfe angewiesen ist (egal in welcher Form) oder die gesündesten Augen hat.
                                Oder soll daraus eine Ableitung suggeriert werden, dass Personen, die eine Sehhilfe benötigen in den Bergen nichts (mehr) verloren haben, oder nur bei garantierten hervorragenden Wetterbedingungen sich dort aufhalten dürfen ?

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                                • Benzodiazepin
                                  Fuchs
                                  • 12.03.2012
                                  • 1322
                                  • Privat

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                                  AW: Schwarzer Sonntag am Pigne d'Arolla (ausgelagert aus "Bergunfälle")

                                  vielleicht reicht es ja, wenn man sich als sehbehinderter überlegt, ob das eigene aktuelle setup im sturm genügt. ich glaube nicht, dass vega eine berg-inquisition anschieben wollte

                                  ich geh übrigens beinahe immer ausschliesslich mit sonnenbrille hoch, eine sturmbrille hab ich höchstens bei mehrtägigen touren oder bei sehr schlechtem wetter dabei. dass dies ein risiko sein kann, ist mir bewusst, aber das stimmt so für mich. jeder muss diese entscheidungen (für welchen schlimmsten fall wappne ich mich wirklich, wie viel mehr gepäck bin ich bereit dafür mitzunehmen, wie viel langsamer werde ich und macht dies das plus an sicherheit eventuell schon wieder zunichte?) für sich selbst treffen. viel spass beim pröbeln und überlegen.
                                  experience is simply the name we give to our mistakes

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                                  • TilmannG
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                                    • 29.10.2013
                                    • 1334
                                    • Privat

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                                    AW: Schwarzer Sonntag am Pigne d'Arolla (ausgelagert aus "Bergunfälle")

                                    Zitat von rumpelstil Beitrag anzeigen
                                    Ich denke, da könnte eine Rolle spielen, dass man sich, wie es jemand ausgedrückt hat "juristisch in Stellung" bringen will.Dh er will keinesfalls eine Aussage treffen, die sich später negativ auf den (verstorbenen) Bergführer auswirken kann oder die neue Tatsachen schafft. So z.B. dass jeder Bergführer immer ein GPS dabeihaben muss. Und plötzlich wird einer verurteilt, weil er im Klettergarten kein GPS dabei hatte oä, die Juristik ist für mich nicht immer nachvollziehbar....
                                    Ist nur ein paar Beiträge weiter oben:
                                    Zitat von TilmannG Beitrag anzeigen
                                    ...
                                    Ein GPS-Handgerät benutze ich seit 15 Jahren (und bin nur 5 Jahre jünger als der verstorbene Bergführer, dem die Beschäftigung mit aktueller Sicherheitstechnologie nicht meht zugemutet werden soll). Es gibt sie schon noch länger.
                                    Bei allen Hinweisen, daß auch GPS-Navigation mal ihre Grenzen hat, sollte man nicht vergessen, daß die Möglichkeit, die white-out Situation damit zu beherrschen, auf dem anderen Ende der Wahrscheinlichkeits-Skala angesiedelt ist.
                                    Mit einem solchen simplen Handgerät und 2-3 unterwegs gesetzten Orientierungspunkten (auf der Serpentine und im Hang danach) sollte eine Umkehr möglich gewesen sein, als die Gruppen ins white-out eingetaucht waren. Dazu braucht es keine Kartendarstellung und auch mit moderater Sehbehinderung keine Lesebrille, der Zeiger ist groß genug.
                                    (Wenns auch anders geht, bitte gerne...)

                                    Es ist offensichtlich, dass sich die Bergführerverbände in Stellung bringen für eine juristische Aufarbeitung. Mit einem Ringen um Sachlichkeit hat das nichts zu tun. Das möchte ich als Opfer-Anghöriger nicht lesen müssen - und das steht in den großen Medien, denen man sich nicht entziehen kann.
                                    Herr Mehli differenziert in seinem Interview schon mal sehr zwischen Vorschrift und üblich. Er ist nicht der Anwalt des toten italienischen Führers. Anfangs hatte sich ein schweizer Bergführer (ich glaube aus Zermatt) entsetzt und betroffen geäußert, mit einem ähnlich Tenor wie in diesem Faden: nicht umgedreht, keine Navigation gekonnt, nicht richtig biwakiert. Der wurde wohl auch zurückgepfiffen.
                                    Wenn nix passiert, dreht niemand jemand einem Strick draus, wenn bei bestem Wetter kein gps dabei ist. Wenn die Führer mit anderen Mitteln aus dem white out finden wäre das ja auch gut. Nur sind hier 7 Menschen gestorben, durchaus weil die Navigation nicht beherrscht wurde. Und in diesem Zusammenhang diesen wirklich bodenlosen Blödsinn über gps zu verkünden, damit schadet er explizit seinen eigenen tüchtigen Kollegen.

                                    Zitat von rumpelstil Beitrag anzeigen
                                    ...
                                    War es nicht so, dass GPS früher eine "eingebaute Ungenauigkeit" hatte, von USA so gestaltet? Und dann während des ersten Irakkrieges konnten plötzlich auf See alle tiptop mit GPS navigieren, so kam dies für die Allgemeinheit raus?
                                    Und dann hat man auch noch recht lang gesagt, dass GPS in den Bergen nicht ausreichend genau ist, weil die Distanz in Relation zur Höhe zu sehr grosser Standortungnauigkeit führte (d.h. 20m daneben bedeutet ev. oben oder unterhalb der Felswand, was ja schon relevant ist). Die ersten GPS, die ein Bergführerkollege von mir dabei hatte (irgendwann in den 90ern), waren tatsächlich mehr Spielerei, wenn mich hier die Erinnerung nicht täuscht.
                                    Ja das war irgendwie so - und ist jetzt zwei Jahrzehnte her. Es gibt ein paar Grenzen der Navigation, z.B. auch im Steilgelände. Beim Klettern kann es kein Topo ersetzten. Aber bie diesem Unglück ist die Wahrscheinlichkeit enorm, dass man sich mit einfachsten Mitteln hätte helfen können.
                                    http://www.foto-tilmann-graner.de/

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                                    • Becks
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                                      • 11.10.2001
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                                      AW: Schwarzer Sonntag am Pigne d'Arolla (ausgelagert aus "Bergunfälle")

                                      Zitat von TilmannG Beitrag anzeigen
                                      Was sie in diesen 9h auf der wirklich geringen Distanz gemacht haben ist mir nach wie vor auch völlig rätselhaft.
                                      Das frage ich mich auch. Einer meint ja im Interview (https://www.blick.ch/news/ueberleben...id8330457.html ), sie hätten 500/600 Hm mehr hinter sich gebracht als geplant und waren erschöpft.

                                      In der NZZ steht, sie wären um 5:30 Uhr bereits los

                                      Im Polizeibereicht steht, sie waren um 10 Uhr an der Serpentine.


                                      Wenn ich jetzt auf die Karte schaue, dann sehe ich von der Des Dix zur Pigne im Aufstieg regulär 900 Höhenmeter. Pack da die 500/600 m druff, dann sind wir bei 1500 Hm. Das ist schon etwas mehr, aber nicht wirklich viel. Zum Vergleich: wir haben letztesn Wochende Rentner angetroffen, die das Wetterhorn aus dem Tal raus gemacht haben (mit dicken Rucksäcken). Das sind 2400Hm und die sahen nicht tot aus.

                                      Kommt der Serpentineaufstieg dazu. Wenn die von 5:30 Uhr bis 10 Uhr da hoch gebraucht haben - also 4.5 Stunden(!) für 500 Höhenmeter Aufstieg, und das obwohl man an den Webcams von Arolla ablesen kann, dass bis eventuell 8:30 Uhr gute Sicht herrschte, dann frage ich mich schon wieder was die da getrieben haben. Die Strecke läuft man regulär bei 1.5h hoch

                                      Und selbst wenn die da um 10 Uhr oben waren und dann nach 4.5h für 500 Hm fröhlich im Sturm herum standen - was haben die dann getrieben? In den kommenden neun(!) Stunden - vorrausgesetzt sie haben nicht früher biwakiert - haben die sich dann heldenhaft noch einmal 300-400Hm höher gearbeitet und sind dann abgestiegen?

                                      Und da klingelt zwischendrin keine Glocke in der Birne die sagt: "Junge, wir sind zu langsam und müssen zurück"? Da klingelt nix oben zwischen den Ohren, wenn man um 12 Uhr sich so auf 3500/3600m befindet, seit fast sieben Stunden unterwegs ist, man eigentlich seit 1 Stunde auf der Vignettes hocken müsste und man gerade 2/3 vom Anstieg geschafft hat?

                                      Pfeif auf Weitsicht oder so n Kram. Wenn da nicht die Alarmglocken schrillen muss man sich eher wundern, wie die Leute so alt werden konnten, ohne sich vorher umzubringen.

                                      Ach ja: das im verlinkten Bericht eingebundene Video ist Crap. Die Aufnahmen stammen von irgendwelchen Abschnitten, aber nicht vom Unglückstag. Weder passen die Bergprofile, die Gipfelbesteigungen (zu Fuss) noch das Seil im Schneefall. Das Teil ist von vorne bis hinten nutzlos.
                                      After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

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                                      • Linard
                                        Erfahren
                                        • 30.08.2014
                                        • 292
                                        • Privat

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                                        AW: Schwarzer Sonntag am Pigne d'Arolla (ausgelagert aus "Bergunfälle")

                                        Hier noch ein Kommentar von Werner Munter aus dem Kachelmann Wettermacher Blog vom Tagesanzeiger :

                                        Werner Munter wohnt ja in Arolla und kennt die Gegend wie kein Anderer. Dass die Variante über den Pas de Chèvres mit Abfahrt im Skigebiet und Aufstieg zur Vignettes die besserere Variante gewesen wäre, ist ja nichts Neues; trotzdem noch interessant:

                                        Munter Werner
                                        5. Mai 2018 um 08:57 Uhr
                                        Lieber Jörg, am 29.April um 1000 gemäss meinen Fotos sonnig in Arolla und Föhnmauer im Süden. Wenn Du bei dieser Wetterlage von Arolla zur Vignetteshütte hochsteigst, die genau auf der Wetterscheide steht, profitierst Du vom schönen Wetter auf der Nordseite. Oben stehst Du im Föhnsturm und beim Abstieg auf die Südseite zur Nacamulihütte (Achtung Felsen und Spalten) siehst Du überhaupt nichts, white out. Also Umkehr ohne Probleme. Auch ich wäre in der Dixhütte gestartet, aber vermutlich auf der Serpentine umgekehrt weil ich ohne GPS unterwegs bin. Über den Pas de Chèvres erreichst Du Arolla. Warum sind sie nicht umgekehrt? Weil sie GPS hatten? (als Bewohner von Arolla kenne ich die Gegend gut, ich habe diesen Winter mehr als 150 Schneeschuhtouren gemacht).

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                                        • Becks
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                                          Liebt das Forum
                                          • 11.10.2001
                                          • 19612
                                          • Privat

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                                          AW: Schwarzer Sonntag am Pigne d'Arolla (ausgelagert aus "Bergunfälle")

                                          Nun, das "Lustige" daran ist: bei Südföhn ist es im Norden schön und im Süden hässlich, und Arolla steht auf der Schneide.

                                          Wenn es um 9 Uhr herum im "schönen" Arolla so aussichet:



                                          Wie sieht es dann weiter südlich bei Südföhn aus?

                                          Zu dem Zeitpunkt war die Truppe aber noch eine Stunde bis zur Passhöhe unterwegs und bereits (je nach Quelle) entweder 2.5h oder 3.5h unterwegs. Ich weiss ja nicht, wieviele Leute die hier mitlesen selber in die Berge gehen, aber bei den Zeitangaben zieht es mir den Magen zusammen.


                                          Die Webcam ist übrigens im Hotel Kurhaus in Arolla stationiert und zeigt in Richtung Süden. Und was man auf dem Bild da links als Gipfel sieht, das ist die Pigne d'Arolla selbst.


                                          Das ist die 3D-Ansicht von map.geo.admin aus Arolla heraus nach Süden....
                                          Zuletzt geändert von Becks; 10.05.2018, 20:28.
                                          After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

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