Transalp mit Kindern: machbar, sinnvoll, spaßig?! Tour D/K zum Garda und zurück

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  • Marhabal
    Erfahren
    • 08.06.2013
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    • Privat

    • Meine Reisen

    Transalp mit Kindern: machbar, sinnvoll, spaßig?! Tour D/K zum Garda und zurück

    ​​Moin!

    Im Vorfeld unserer diesjährigen Sommertour hatte ich hier um Tipps für die Rückreise gebeten. Für die vielen durchaus kontroversen Hinweise (die euphorischen wie die skeptischen gleichermaßen) hier noch einmal vielen Dank. Aufgrund des aus den Hinweisen abgeleiteten Interesses an dieser Stelle nun die Rückmeldung "danach".

    Geplant war die Tour wie folgt: Rhein aufwärts bis Bodensee, dann südliches Ufer des Bodensees, Übergang zum Inntal, Reschenpass, Gardasee (Südende), Mailand, Gotthard, Zürich Basel und dann ab da - so die Überlegung - möglicherweise mit dem Zug zurück. Zeitbudget waren 28 Tage mit der Option zur Not auf bis zu 35 Tage verlängern zu können. Inkludiert sein sollten aber mind. 6 Übernachtungen an Orten ohne Fahrradnutzung (sprich "Badeurlaub" o.ä.).

    Gemacht haben wir die Tour schließlich folgendermaßen: bis Bodensee nach Plan, dann über den Arlbergpass direkter (aber auch "höher") in die Alpen rein und dann via Reschen Meran, Bozen zum Gardasee (Nordende) und dann vollständig anders zurück, nämlich wieder über Bozen, Brenner, Innsbruck, Rosenheim, München, Manheim, Mainz und zurück am Rhein.

    Warum die Änderung? Weil wir einerseits viel schneller am Gardasee waren, als vorher auch nur im Ansatz erhofft, und es daher möglich wurde, komplett mit den Rädern wieder zurückzukommen. Andererseits war es aber völlig unmöglich dies über Mailand/Zürich zu schaffen, da dann die Route etwa 300 km länger und - so unsere Einschätzung - auch anspruchsvoller geworden wäre.

    Mit welchem Setup sind wir gefahren?
    Mit drei Randonneuren (28") und einem Rennrad (20"). Wobei mein Rad eher wie ein übergewichtiges Trekkingrad bepackt war, Systemgewicht lag bei 130kg. Der Rest war mit 10-15kg beladen. (Bilder einfügen klappt gerade nicht, versuche ich gleich nachzureichen).

    Was sind die Hartfacts zur Tour?
    32 Tage unterwegs
    25 Tage mit dem Rad gefahren (inkl. 2er Halbtage)
    2.359 km Strecke
    12.640 Höhenmeter
    93,4 durchschnittliche Tagesleistung (Median 95,4)
    Kürzeste Strecken: 47 km/27 km (krankheitsbedingt)
    Längste Strecke: 152km

    Einschätzungen zu den Pässen:
    Ist das mit Kindern fahrbar?
    Mit unseren nahezu uneingeschränkt JA.

    Der Reschen ist von Nord nach Süd sportlich gesehen ein Scherz. Bzgl. der Sicherheit/der Sicherheitsgefühls war er mehr als gut. Wir sind ihn fast ganz auf der Staatsstraße gefahren und hatten nie ein mulmiges Gefühl. Kein Bedrängen. In den Galerien und Tunnels bis auf eine Ausnahme ein 60-90cm breiter, hochgesetzter Streifen. Top. Abfahrt dann zwar extrem steil (lange Passagen weit über 15%! Spitze 20%!), aber meist separater Fahrradweg gut ausgebaut und der Rest sehr wenig befahrene Straße. Von Süden kommend wäre er aber für uns unmöglich gewesen!

    Der Brenner ist schon anspruchsvoller von Süden nach Norden als der Reschen in die Gegenrichtung, aber auch er ist (hier haben wir komplett den ausgebauten Radweg bzw. die Wirtschaftswege genommen) völlig gefahrlos befahrbar und nur an wenigen Stellen fordernd. Die vielfach beklagte Hässlichkeit des Brenners ist relativ: wer im rheinisch-westfälischen Industriegebiet lebt wie wir, unterschreibt das sicher so nicht.​

    Der Arlberg ist dann von Nord nach Süd der mit Abstand schwerste Pass für uns gewesen (von Süden nach Norden hätte ich hier auch große Zweifel, ob es Spaß gemacht hätte, wäre vielleicht noch machbar gewesen, aber keine Freude). Hier gelten auch gewisse Einschränkungen bzgl. Sicherheitsgefühls bzw. der tatsächlichen Sicherheit. Im Anstieg sind wir mehrfach von einer Reihe jugendlicher Motorradfahrer mit offensichtlich einheimischen Kennzeichen geradezu gejagt worden: engstes (völlig unnötiges) Überholen, Aufheulenlassen der Maschinen direkt neben einem, Schneiden … aber, ganz ehrlich, solche Dinge passieren mir auch sonstwo: auch auf dieser Tour und auch zu Hause… Idioten gibt es leider überall.

    Eine weiter Einschränkung ist, dass wir die 3km der engen Serpentinen am Arlberg an dem Tag, als wir kamen, nicht fahren durften, weil dort ein Motorrennen stattfand, wir mussten diese in einem Bus zurücklegen, der alle Radfahrer einsammelte und dann durch die Rennstrecke durchführte.

    Ist das mit Kindern sinnvoll?
    Gegenfrage: was im Leben ist schon sinnvoll. ​ Es war weder übermäßig gefährlich noch übermäßig anstrengend. Die Tour letztes Jahr in der Normandie war – ganz klarer Fakt – deutlich fordernder: sowohl körperlich, vor allem aber auch mental. Wenn ich weiß, dass ich den ganzen Tag hochfahre, ist es was ganz anderes, als wenn ich ständige Wechsel habe, die ich auch schlecht einsehen kann usw. Es gibt natürlich in den Alpen Pässe, die extreme Anforderungen stellen, aber zumindest Reschen und Brenner sind aus meiner Sicht eher untere Anforderung „Mittelgebirge“ und selbst der Arlberg ist machbar, wenn die Kinder folgendes (altersunabhängig) mitbringen:
    1. Die Kids müssen Spaß am Radfahren haben.
    2. Strecken von 100km (flach) sollten problemlos bewältigt werden.
    3. Strecken von 6 Stunden Dauer sollten problemlos bewältigt werden.
    4. Die Kinder müssen sicher auf dem Rad fahren – und damit meine ich schon wirklich sicher und nicht im Sinne des Schulfahrradführerscheins…
    5. Sie müssen in der Lage sein (und es auch als angenehm empfinden) schlicht mal eine längere Zeit (durchaus auch über eine Stunde am Stück) keinen Fahrer neben sich zu haben, sondern in Einerreihe zu fahren.
    Macht das Spaß?
    Meine Kinder (und auch wir Erwachsenen) fanden diesen Urlaub (gerade auch wegen etlicher Herausforderungen, über die ich gerne später einmal berichte) mega cool. An den letzten Tagen haben die Kinder sogar noch neue Streckenlängenrekorde für sich selbst gejagt (und auch zweimal hintereinander deutlich verbessert). Vor Pässen haben wir keine generelle Furcht mehr, unsere schlimmste Etappe war in Bayern, als wir in stark welligem Terrain einen Tag lang komplett starken Gegenwind hatten und gar nicht vorwärts kamen… also in einer Region, in der niemand zweifeln würde, dass das machbar ist.

    Gibt es andere, die auch solche Dinge machen?
    Wir haben unterwegs eine Familie (Kinder zwei Jahre älter als unsere) getroffen, die von Nord nach Süd einen Cross gemacht haben, allerdings mit deutlich kürzerer Gesamtstrecke. Und wir haben eine Familie aus Frankreich getroffen (3 Kinder zwei jünger als unsere), die das zumindest vorhatten, aber als wir sie getroffen haben, waren die noch nicht drüber – ob sie Erfolg hatten, kann ich also nicht sagen.

    Was würden wir noch "besser" machen beim nächsten Mal?
    Wir haben schon vorher gewusst, wie wichtig es ist, möglichst "leicht" bepackt die Berge hochzufahren. Beim nächsten Mal würden wir aber noch einmal versuchen die Ausrüstung einzudampfen. Aber hier kommt tatsächlich noch direkt ein großes ABER hintenan: Das ist leichter gesagt, als getan. Ich selbst habe alle Teil genutzt, die ich dabei hatte, gleiches gilt für alle anderen. Hier und da hatten wir sogar schon recht wenig dabei - wenn man vor Ort halt auch noch Urlaub machen will, kann man schlecht nur Radhosen dabei haben usw. Und wir hatten jeweils einmal Klamotten "Nicht-Fahrrad" dabei - ist schon knapp, wenn man dann einige Tage tatsächlich unter Menschen ist. Sicher könnte ma noch ein wenig das Equipment pimpen, aber wenn mal eine z.B. Xtreme Isomatte hat, ist man eben auch nicht unbedingt geneigt für die Uberlite wieder Geld auszugeben usw. Ich bin nicht Kroisos. ​
    Zuletzt geändert von Marhabal; 31.07.2022, 12:28.

  • Marhabal
    Erfahren
    • 08.06.2013
    • 489
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    Bilder der Setups:
    Kind 8:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_4436.JPG Ansichten: 0 Größe: 3,33 MB ID: 3144211

    Kind 12:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_4430.JPG Ansichten: 0 Größe: 3,38 MB ID: 3144210

    Frau:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_4438.JPG Ansichten: 0 Größe: 3,28 MB ID: 3144209

    Meins:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: IMG_4439.JPG
Ansichten: 607
Größe: 3,51 MB
ID: 3144214
    Zuletzt geändert von Marhabal; 31.07.2022, 12:12.

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    • Pflaume09
      Erfahren
      • 01.02.2022
      • 160
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      • Meine Reisen

      #3
      Wow. Meinen Respekt habt ihr auf jeden Fall!

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      • derSammy

        Lebt im Forum
        • 23.11.2007
        • 7412
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        • Meine Reisen

        #4
        Sauber!! (hab ichs überlesen? ... wie alt sind die Kinder? )

        Edith: im anderen Faden gefunden

        8 & 12

        WOW sauber Sauber!!
        Zuletzt geändert von derSammy; 31.07.2022, 14:11.

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        • ApoC

          Moderator
          Lebt im Forum
          • 02.04.2009
          • 5864
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          Kurz und einfach. WOW! Und vielen Dank fürs Berichten was so alles geht!

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          • TEK
            Dauerbesucher
            • 23.02.2011
            • 687
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            Alle Achtung! Mein großes Kompliment an das 8-jährige Kind.
            Wir kommen gerade von einer kurzen Radtour (9 Tage) auf dem Oder-Neiße-Radweg wieder zurück. Unsere Kinder sind jetzt 7 und 9 Jahre alt und mit der 7-Jährigen haben wir im Schnitt nur 40 km geschafft. Zwar hatten wir jeden Tag ordentlich Gegenwind, aber Eure Tour wäre bei weitem nicht drin gewesen. Auch nicht, wenn wir unsere Räder gegen Rennräder getauscht hätten.

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            • dominik_bsl
              Erfahren
              • 13.02.2006
              • 297
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              Super Sache, wäre stolz wenn meine Tochter in ein paar Jahren nur halb so gut mitmachen würde! 👍

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              • Simon
                Fuchs
                • 21.10.2003
                • 2005
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                Coole Tour!
                Mein Blog: www.steilwaende.at

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                • Flachlandtiroler
                  Freak
                  Moderator
                  Liebt das Forum
                  • 14.03.2003
                  • 29038
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9


                  Meinen Respekt für die Fitness & Motivation deines Nachwuchses und natürlich auch für eure pädagogischen Fähigkeiten!

                  Sehr interessant auch eure verkehrs-psychologische Einschätzung der Pässe... die Reschen-Nordrampe hätte ich (aus der Perspektive hinterm Autolenker...) erheblich kritischer und unangenehmer eingeschätzt.
                  Meine Reisen (Karte)

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                  • TEK
                    Dauerbesucher
                    • 23.02.2011
                    • 687
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    Marhabal: Ich habe Mal eine Frage zum Setup des 8-Jährigen. Ist da der Schwerpunkt da nicht unglaublich hoch? Ich stelle mir das knifflig vor, gerade in dem Alter.

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                    • Marhabal
                      Erfahren
                      • 08.06.2013
                      • 489
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      Zitat von Flachlandtiroler Beitrag anzeigen
                      Sehr interessant auch eure verkehrs-psychologische Einschätzung der Pässe... die Reschen-Nordrampe hätte ich (aus der Perspektive hinterm Autolenker...) erheblich kritischer und unangenehmer eingeschätzt.
                      Das hängt sicher auch immer stark mit dem Verkehrsaufkommen zusammen.

                      Wir sind den Arlbergpass an einem Dienstag gefahren, und wir sind den relativ "komplett" vom Tal hoch, drüber (sind ja gute 1800m) und bis St. Anton gefahren. Da haben wir dann 3 Nächte Stopp eingelegt und etwas "Wellness", viel Schwimmen und eine "Bergtour" (Rundblick vom Valluga) gemacht. Wir wollten ja nicht ausschließlich Fahrrad fahren, und die Kinder waren zuvor noch nie (bewusst) in den Alpen.

                      Den Reschen haben wir in zwei Etappen zerlegt (72km Anfahrt und 95km drüber und runter): 1. an einem Freitag von St. Anton bis Nauders (da sind dann die Serpentinen - wenn man die da so nennen mag) direkt davor. Und 2. am nächsten Tag dann über den Pass (sind noch irgendwie 100hm) und weiter bis hinter Meran. Es gab zwar LKW-Verkehr, aber es war gut einsehbar. Einige RR-Fahrer haben zwar etwas gehetzt gewirkt, weil die eben nicht auf die Absätze in den Galerien und Tunnels gewechselt sind und i.d.R. auch keine Beleuchtung dabei hatten, aber wir haben Blinklichter angemacht und sind konsequent auf diese hochgesetzten Wege gegangen (muss man halt jedes Mal runter vom Rad, kurz draufheben, weiterfahren) und dann wurden wir auch in Ruhe gelassen.

                      Den Brenner haben wir dann auch wieder so zerlegt (78km und 103km): 1. Tag von Bozen bis Stenzig und 2. Tag dann drüber und bis deutlich hinter Innsbruck. Das war aber mitten in der Woche (Mi./Do.). Aber wir sind immer recht früh los (06:00 Aufstehen, 07:30 alles gepackt und auf dem Rad) bei den Etappen. Schon auch um der Hitze zu entgehen, aber vor allem auch, weil bei den Überfahrten dann zumindest die Ausflügler noch nicht da waren

                      Zitat von TEK Beitrag anzeigen
                      Marhabal: Ich habe Mal eine Frage zum Setup des 8-Jährigen. Ist da der Schwerpunkt da nicht unglaublich hoch? Ich stelle mir das knifflig vor, gerade in dem Alter.
                      Der Schwerpunkt ist immer weiter nach oben gewandert... Vor einem Jahr sah es etwa so aus, wie hier in den Bildern ganz gut zu sehen. Ganz am Anfang als er das Rad (2019) gefahren ist, war es sogar so bzw. dann auf Tour sogar noch niedriger. Wie es bei der Schwester im Jahr davor aussah ist etwas weiter oben im gleichen Faden zu sehen. Und weil wir gerade dabei sind: 2020 sah es so aus. 😁

                      Aber er hat sich noch nie beklagt, fährt das so auch viel im Alltag (zur Schule im Sommer) und viel stürzen, tut er auch nicht. Riesen Vorteil des Systems ist das stabile Skelett. Ich fahre die Taschen auch, da wackelt ncihts, was es dann besser handhabbar macht. Und es ist sicher auch nicht verkehrt, dass man etwas aerodynamischer ist, weil das Gepäck nicht an der Seite baumelt. Zumindest hat keines der Kinder danach gerufen wieder das alte Setup zurückzubekommen, dass sie 2018 auf der Ronde van Nederland gefahren sind. Damit fährt mein Sohn im Winter zwar zur Schule, aber das RR macht ihm deutlich mehr Spaß.


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                      • PfefferRad
                        Anfänger im Forum
                        • 17.10.2022
                        • 14
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        Beim Rad für das 8Jährige, wären nicht Gepäckträger besser? So wird doch, auch wenn es vltr sauleicht ist, der Schwerpunkt nach oben gezogen.

                        Oh, ich hätte mal alles lesen sollen, der Punkt kam schon. (sorry, hab es gerade im letzten Artiklel beim Schreiben gelesen.)

                        Ansonsten, alle Achtung an Deine Kinder. Die ziehen echt gut mit.
                        Da würde ich mich selbst eher als Weichei positionieren.

                        Wobei ich als Kind auch schon mal eine 100km Tour gemacht hatte, ohne Gangschaltung und einfach mal los.
                        Zuletzt geändert von PfefferRad; 17.10.2022, 11:55.

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