Saarland/Rheinland-Pfalz: Die Route

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  • dingsbums
    antwortet
    AW: Saarland/Rheinland-Pfalz: Die Route

    Zitat von hosentreger Beitrag anzeigen
    In welche Richtung ging es denn bei den Anschlusstouren???
    Naja, das kann ja der WAI-Träger selbst entscheiden. Wir müssen natürlich früher oder später zum Dollberg und Erbeskopf und dann Richtung Norden, um das WAI irgendwann an NRW zu übergeben. Ich denke, sobald es in die Eifel kommt, wird sich Werner vielleicht wieder einschalten.

    Aber der Sinn ist ja, dass das WAI was von Deutschland sieht. Wenn du ihm also schöne Stellen im Saarland zeigen willst - gerne. Wenn du auf den höchsten Berg des Saarlands willst - auch gut. Da es im Moment in SB ist, muss es halt von dort weitergehen - alles andere ist offen.

    Wenn keiner sonst Lust hat, werde ich mich kümmern, dass das arme WAI weiter reist. Ich gebe es aber auch gerne wieder ab. Wenn du eine Strecke im Sinn hast, die aber nicht in SB startet, kann ich auch evtl. das WAI von Saarbrücken an deinen Startpunkt bringen. Her mit den Ideen, das kriegen wir schon hin.

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  • lina
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    AW: Saarland/Rheinland-Pfalz: Die Route

    Anschluss: Guxtu hier

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  • hosentreger
    antwortet
    AW: Saarland/Rheinland-Pfalz: Die Route

    Danke Torres,
    das Filmsche kannte ich noch garnet - wieder mal ein Grund, um mich zu schämen...

    In welche Richtung ging es denn bei den Anschlusstouren???

    hosentreger

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  • Torres
    antwortet
    AW: Saarland/Rheinland-Pfalz: Die Route

    Ich wollte mich ja eigentlich beherrschen, aber ich glaube, ich muss es dann doch (mal wieder) verlinken....



    Wäre übrigens heute gerne wieder los - gibt noch tolle Strecken im Saarland und die haben wirklich verdammt viel für Radfahrer getan.

    Also los, Leute


    OT: P.S. Dass Trier links liegt, habe ich dann schließlich auch gemerkt Aber der Campingplatz ist auf der rechten Seite.
    Zuletzt geändert von Torres; 28.12.2012, 10:12.

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  • dingsbums
    antwortet
    AW: Saarland/Rheinland-Pfalz: Die Route

    Vielen Dank für deinen Bericht, ganz klasse! Mal sehen, ob ich morgen dazu komme, meinen zu schreiben. Ansonsten im nächsten Jahr ...

    Zitat von Torres Beitrag anzeigen
    Nach 12 Kilometern erreiche ich um 11.48 Uhr die Mosel, fahre über die Brücke zum Moselradweg und dann wieder zurück, da ich im Gegensatz zu dingsbums auf dieser Seite der Mosel bleiben möchte. Naiv wie ich bin, denke ich, weil Trier von hier aus gesehen rechts der Mosel ist, würde ich besser rechts Mosel fahren. Leider ist das nicht praktikabel, denn es gibt Stellen, an denen die Berge direkt in die Mosel fallen.
    Hm, hast du Trier auf die falsche Seite gelegt? Wenn man die Mosel hoch guckt, liegt Trier doch links? Also genau auf der Seite, auf der ich auch gefahren bin? Aber egal, du hast (d)einen Weg gefunden und alles ist gut.

    Zitat von Torres Beitrag anzeigen
    Später werde ich Winzer sehen, die gewandt die Stöcke beschneiden und hochbinden. Was für eine Arbeit bei der Kälte und angesichts der Vielzahl der zu bearbeitenden Pflanzen. Das wäre nichts für mich.
    Wird auch so langsam Zeit ... Ich war erstaunt, wie wenig die Weinberge erst geschnitten sind. Aber du hast recht - es ist eine ekelhafte Arbeit. Bei Regen und Kälte alleine im Weinberg stehen und diese unsägliche Arbeit machen müssen - meine Mutter hat dann immer angefangen zu singen, um es etwas erträglicher zu machen.

    Zitat von Kris Beitrag anzeigen
    Was du fotografiert hast, ist die Mariensäule.

    Hier besungen von den Leiendecker Bloas.
    Hahaha, ich hatte auch schon darüber nachgedacht, dieses Lied auszukramen. Wenn man allerdings die Trierer Mundart hört, dann werden die ganzen Dialekte aus dem Umland wie Saarland, Hunsrück oder Eifel plötzlich ganz harmlos. Diese Sprache ist echt heftig.

    Das WAI ist übrigens wieder gut bei mir angekommen, danke Torres. Wie auch schon vorher meine Frage - gibt es Interessenten? Ansonsten gucke ich nächstes Jahr, dass es weiter reist.

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  • Torres
    antwortet
    AW: Saarland/Rheinland-Pfalz: Die Route

    Was du fotografiert hast, ist die Mariensäule.
    Na, das ging doch in die richtige Richtung Hättest Du jetzt geschrieben, das ist der Funkmast fürs Handynetz oder ´ne Straßenlaterne hätte ich ne Krise gekriegt Vielleicht meinte ich die sogar - es ist ewig her, dass ich nicht mehr in Trier war und ich wusste nur noch, dass da irgendwas Religiöses auf dem Berg sichtbar ist. Danke für die Ergänzung.

    Das mit dem Schloss korrigiere ich...

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  • Kris
    antwortet
    AW: Saarland/Rheinland-Pfalz: Die Route

    Sehr fein, Torres! Das Wetter sieht ja größtenteils grausig aus... Vielen Dank umsomehr fürs strampeln und für den Bericht. Ich erlaube mir auch mal ganz Oberlehrerhaft noch zwei Ergänzungen zu den Sehenswürdigkeiten der Interimsheimat:

    Zitat von Torres Beitrag anzeigen
    Auf der gegenüberliegenden Seite schimmert auf dem Hügel etwas durch den Nebel. Ich erinnere mich dunkel an eine Kapelle oder ein Kreuz auf einem Berg, aber es lässt sich nicht erkennen, ob es sich tatsächlich um dieses Objekt handelt. Kurz darauf ist es ganz im Nebel verschwunden.

    Kapelle und Kreuz stehen (unscheinbarer und nicht auf dem Foto) ein paar hundert Meter weiter... Was du fotografiert hast, ist die Mariensäule.

    Hier besungen von den Leiendecker Bloas.



    Zitat von Torres Beitrag anzeigen

    Auf der anderen Seite sieht man schemenhaft Schloss Monaine.

    Fast... Schloss Monaise heißt das Teil. Lohnt sich aber kaum, dafür die Flussseite zu wechseln.

    Kann waitergehen!

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  • hosentreger
    antwortet
    AW: Saarland/Rheinland-Pfalz: Die Route

    Zitat von Torres Beitrag anzeigen
    ...Den Grünkohl habe ich natürlich auch fotografiert


    Also ich muss zugeben, dass ich beim ersten, flüchtigen Drübergucken dieses Bildes geglaubt habe, dass es eine Luftaunahme aus dem Amazonasgebiet sei... Escht!

    hosentreger

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  • Torres
    antwortet
    AW: Saarland/Rheinland-Pfalz: Die Route

    Hier übrigens ein Kunstprojekt, das sich mit der Halde beschäftigt. http://www.industriekultur-ansichten...unst-auf-halde


    Den Grünkohl habe ich natürlich auch fotografiert


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  • Torres
    antwortet
    AW: Saarland/Rheinland-Pfalz: Die Route

    Die bei Völklingen sind diese hier:




    Das Bild ist nur nicht so gut gelungen, weil ich nicht nahe genug rangekommen bin und so wie früher sehen die auch nicht mehr aus, da die ja jetzt völlig überwachsen sind. Mag sein, dass es von diesen (echten) Schlackenbergen kommt, dass wir dann alle Halden als Schlackenberge bezeichnet haben. Abraumhalde oder Halde haben wir nie gesagt, egal was das für eine Aufschüttung war.

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  • hosentreger
    antwortet
    AW: Saarland/Rheinland-Pfalz: Die Route

    Zitat von Torres Beitrag anzeigen
    ...Ich kenne derartige Halden dennoch nur unter der Bezeichnung "Schlackenberge". Wieso eigentlich? Vielleicht was regionales. .....
    Damit hast Du Recht, Torres. Diese Schlackenberge - spitze, ca. 80 m hohe Hügel - gibt es auch unmittelbar an der Saar, und zwar in Höhe von Völklingen, genau gegenüber von dem laaangen Gebäude, das Dich so fasziniert hat. Dorthin wurde dann (mit einer Seilbahn) die teils noch glühende Schlacke der Völklinger Hochöfen transportiert. Und dann jahrzehntelang Schicht um Schicht. Und innen in diesen Hügeln glüht und gluhst es immer noch. Man sieht manchmal an kalten Wintertagen eine dünne Rauchsäule vom "Gipfel" aufsteigen. Ich mach bei Gelegenheit mal ein Foto (hier schon mal ein Link: http://www.voelklingen-im-wandel.de/...aldenberge.jpg).
    hosentreger

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  • Cattlechaser
    antwortet
    AW: Saarland/Rheinland-Pfalz: Die Route

    Hallo Torres,

    ich habe vor 16 Jahren eine ähnliche Radtour bei ähnlichem Wetter entlang der Saar gemacht. Deine Fotos haben mir das ganz plastisch wieder ins Gedächtnis gerufen. Große Leistung!

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  • Torres
    antwortet
    Saarland/Rheinland-Pfalz: Die Route

    Hallo Hosentreger, danke für die Ergänzungen. Dass die Berge Abraumhalden sind, ist richtig. Ich kenne derartige Halden dennoch nur unter der Bezeichnung "Schlackenberge". Wieso eigentlich? Vielleicht was regionales. Ich fand sie auf jeden Fall immer sehr faszinierend, weil das Gestein so besonders leuchten konnte. Schön, dass sie jetzt touristisch genutzt werden können.
    Zuletzt geändert von Torres; 26.12.2012, 17:04.

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  • hosentreger
    antwortet
    AW: Saarland/Rheinland-Pfalz: Die Route

    Zitat von Torres Beitrag anzeigen
    Ich befinde mich nun an einem Anleger und als ich die Kirche gegenüber fotografiere – gehört sie noch zu Mettlach oder schon zu Besseringen? – schwimmt eine Schwanfamilie auf mich zu: Eltern und Kind.

    .
    ....

    Ein Nebenarm der Saar – vielleicht der Zugang zum Dillinger Hafen? – ein weiterer Reiher und dann rückt die Hütte mit der Hochofenanlage wieder in das Blickfeld.



    .....

    Auf der linken Seite befindet sich ein Schlackenberg. Welche Fabrik sich am Fuße befindet, weiß ich nicht. Aber die Maschine auf dem Berg fasziniert. Später werde ich noch andere Schlackenberge sehen, die mittlerweile so stark bewachsen sind, so dass man ihren Ursprung nur noch erahnen kann. Sie werde touristisch genutzt.




    Alsooooo - Ein paar Erklärungen zu den unklaren Punkten:

    Die Kirche auf der anderen Saarseite ist St. Gangolf, das Überbleibsel des früheren Kapuzinerklosters St.Gangolf, von dem nur noch die Kirche steht (war mal ganz früher die Pfarrkirche von Besseringen - bis die irgendwann Anfang des 20. Jhdt. mitten im Dorf gebaut wurde). Das Kloster wurde irgendwann in den 80ern des zurückliegenden letzen Jahrhunderts des zurückliegenden Jahrtausends - also ca. 1985 - mangels Ordens-Nachwuchses abgerissen.

    ........

    Die Einmündung des Flüsschens auf den anderen Seite in Höhe Dillingen ist nicht die Hafenzufahrt zum Umschlagplatz Dillingen/Saarlouis, sondern die Mündung der Prims in die Saar.

    ........

    Die Fabrik am Fuße des Tafelberges bei Ensdorf ist das Grubengebäude mit Förderturm der Grube Ensdorf - seit Sommer 2012 wird dort keine - wie auch an der Saar überhaupt - Kohle mehr gefördert. Der Berg - ich schätze mal 150 m hoch - besteht nicht aus Schlacke (also das, was bei der Verhüttung übrig bleibt), sondern ist der Abraum aus der Grube, also sog. totes Gestein. Seit letzem Jahr wird ganz oben übrigen Wein angebaut. Und: Dort soll irgendein Naherholungsgebiet errichtet werden.

    ........

    Ansonsten stimmt glaube ich alles, und das ist in Anbetracht der vielen Details und des Sauwetters eine ganz schöne Leistung.
    Danke Dir nochmal, Torres, und hoffentlich hast Du Dir nicht die Freck geholt (für die Nicht-Saarländer: Erkältung).

    Gruß an alle an der Saar und im Reich (so wurde der Rest Deutschlands aus saarländischer Sicht während der Franzosen-Zeit - bis 1957 - genannt
    hosentreger

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  • uli.g.
    antwortet
    AW: Saarland/Rheinland-Pfalz: Die Route

    Sehr netter Bericht! Vielen Dank! Bei "ausländisch parlieren" musste ich besonders schmunzeln; ich musste vor vielen Jahren / zehnten () notgedrungen einige Zeit in einem Örtchen namens Hermeskeil ein Mehrbettzimmer mit einigen jungen Männern aus dem ländlichen Bereich zwischen Sarrelouis und Zweebrigge teilen - und fühlte mich mein Lebtag lang nicht einsamer - eine Kommunikation war völlig unmöglich, die Herrschaften unterhielten sich nur mittels gutturaler Laute.....

    Dir gilt mein uneingeschränktes châpeau! Bei so einem Mistwetter um diese Jahreszeit ein Fahrradtour! Respekt!

    Lguli

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  • Torres
    antwortet
    AW: Saarland/Rheinland-Pfalz: Die Route

    Und dann kommt die Völklinger Hütte in Sicht. Kohle und Stahl. Diese Region hier war einmal das Herz des Saargebietes. Die Hütte(n) bestimmte(n) das Leben und die Landschaft. Sie war laut und dreckig und der Geruch lag überall in der Luft. Und heute? Nur noch wenige Teile sind in Betrieb und der größte Teil ist Museum. Bald wird dieser Teil der Geschichte aus der lebendigen Erinnerung der Menschen verschwunden sein.





    Meiner Erinnerung nach war das hier einmal die längste Fertigungsstraße Europas. Lange war sie allerdings nicht in Betrieb, denn seit den 80iger Jahren des letzten Jahrunderts begann die Stahlindustrie in Deutschland zu wanken. Die Völklinger Hütte wurde 1986 geschlossen, die Burbacher Hütte bereits in den 70iger Jahren.









    Es ist ein langes Gebäude und ich brauche ziemlich lang, bis ich es passiert habe. Und dann entfaltet sich vor meinen Augen das Wahrzeichen der Völklinger Hütte: Die Glasgebläsehalle mit ihren charakteristischen Türmen.









    Die Atmosphäre hat etwas Fremdes, Distanziertes, Irreales. Es ist nämlich unglaublich ruhig hier. Nur eine Gruppe Mountainbiker stört die Stille. Es fehlt der Lärm, die Geräusche der Maschinen, das Zischen und vor allem der Geruch. Menschen sieht man keine. Bleierne Stille liegt über der Szenerie. Hier ist eine Welt untergegangen, die ich – wenn auch nur kurz – noch erleben konnte und die sich tief in das Gedächtnis eingeprägt hat. Seit 1994 ist die Völklinger Hütte UNESCO Weltkulturerbe und steht damit auf einer Stufe mit dem Kölner Dom.









    In der Glasgebläsehalle befindet sich ein wirklich sehenswertes, interaktives Museum, das ein Stück von der Vergangenheit aufleben lässt. Wer in der Gegend ist, sollte es besichtigen. http://www.voelklinger-huette.org/








    Ich denke an die Häuser an der Elbe, in denen früher die Lotsen wohnten – ihren Arbeitsplatz vor Augen. Heute wohnen dort reiche Städter. Wird es hier auch einmal so sein?





    Ein produzierendes Werk von Saarstahl gerät in mein Blickfeld und ich fotografiere die Flamme. Leider wird sie streckenweise von dem Qualm verdeckt.












    Ein letzter Blick auf Völklingen und wer Völklingen von früher kennt, sieht die Veränderung des Stadtbildes. Früher waren die Häuser grau in grau. Ein Anstrich lohnte sich nicht, er hielt nicht lange. Seitdem es die Hütte nicht mehr gibt, ist das anders. Das gilt übrigens auch für Saarbrücken und Dörfer in der Umgebung, die von dem Ruß und dem Dreck betroffen waren. Heute leuchten die Häuser in freundlichen Farben und haben ihre Tristheit abgeschüttelt.





    Der Radweg führt nun direkt an der Autobahn entlang.





    In der Ferne sieht man zwei Fördertürme. Auch sie sind Überbleibsel einer vergangenen Zeit. Sie gehören zu der ehemaligen Grube (Völklingen-) Luisenthal. Hier waren 1962 299 Bergleute verunglückt. Es war mit das schwerste Grubenunglück der Bundesrepublik überhaupt.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Grube_Luisenthal. 1994 wurde der Betrieb eingestellt.






    Am Wehr bei Gersweiler gibt es einen Kanurastplatz. Gut zu wissen. In der Ferne sieht man (Saarbrücken-) Burbach auf. Der Feierabendverkehr nimmt zu. Anscheinend sind die meisten Geschenke gekauft und nun geht es heim zur Familie.





    Ich überhole zwei Spaziergänger. Der Fahrradweg führt nun ein kurzes Stück regenfrei unter der Autobahn entlang und ich genieße das Stück.





    Auf der Höhe der Messehallen zeigt sich die Innenstadt von Saarbrücken zeigt in der Ferne.








    Ein Zug holpert auf der anderen Seite ganz nahe am Wasser vorbei und ich vermute, dass er das Stahlwerk beliefert. Der Bürgerpark mit seinem pseudorömischhistorischem Bauwerk kommt in Sicht. Ich sage dazu nix. Saarbrücken hat eine Begabung, Dinge zu realisieren, die knapp daneben sind. Aber man gibt sich Mühe.






    Die Berliner (sic!) Promenade kommt in Sicht.





    Zur Innenstadt geht es nun rechts ab, aber ich fahre noch ein Stück geradeaus, um ein Foto von der Alten Brücke zu machen.





    Und an dieses Bild kann sich dann endlich die allseits bekannte Frage anschließen:
    Wie heißt der Nebenfluss der Saar mit 13 Buchstaben?

    Na? Nicht schummeln!

    Genau!: Stadtautobahn.

    An den Lichtern sieht man, wie tief die Stadtautobahn neben der Saar liegt. Um sie zu erstellen wurde vor vielen Jahren – waren es die 60iger? – Teile des Schlossparkes abgebrochen und die Autobahn direkt an der Saar unterhalb des Schlosses gebaut. Damals war natürlich noch nicht so viel Verkehr und da man Geld sparen wollte, wurde die günstigere und damit tiefere Lösung gewählt. Man wusste zwar von Überschwemmungen der Saar, schätzte diese aber als ein seltenes Ereignis ein. Diese Theorie hat sich in der Folge leider nicht bewahrheitet und so tritt die Saar regelmäßig über die Ufer. Dann wird die Autobahn gesperrt und umgeleitet und hinterher muss alles wieder aufwändig gereinigt werden. Die teurere Lösung wäre folglich die günstigere geworden. Inzwischen denkt man sogar über eine Tunnellösung nach, wobei hier wohl auch die Lärmbelästigung durch den ständig zunehmenden Verkehr eine Rolle spielt. In den idyllischen Saaranlagen am Staden – dort, wo die alten Villen stehen -, ist der ständige Geräuschpegel gegenwärtig.

    Ich wende, um Richtung Innenstadt ab zu biegen und während ich das Rad zur Brücke hochschiebe, überlege ich, was man auf die Schnelle Touristen so zeigt. Ludwigskirche, Schloss, St. Johanner Markt. Okay. Das ist zu schaffen. Zwar geht mir der Regen inzwischen richtig auf den Keks, aber Saarbrücken bei Nacht sieht nett aus. Das muss ich ausnutzen.

    Ich radele auf bekannten Wegen zur Ludwigskirche. Leider ist es nicht mehr so einfach, die Linse des Objektivs trocken zu halten. Mittlerweile ist auch das Trockentuch klitschnass. So stellt es die falsche Kirche scharf. Aber das zweite Bild ist alles besser.









    Das barocke Schloss ist in der Nähe. Es war lange Jahre in einem schlechten Zustand und verfiel zusehens. Erst überlegte man, es ab zu reißen, dann entschied man sich in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts, das Schloss grundlegend zu sanieren. Der Architekt Gottfried Böhm entwarf einen modernen Mittelbau und ich finde, die Lösung ist gut gelungen. Stichwort für die barocke Architektur Saarbrückens ist übrigens das Wort „Stengelbauten“. Friedrich Joachim Stengel (1694-1787, geboren in Zerbst und gestorben in Saarbrücken) ist der Name des Architekten, der das Stadtbild prägt und u.a. Ludwigskirche, Schloss und die St. Johanner Kirche entworfen hat.








    Das Schloss bildete früher eine Sichtachse mit der Ludwigskirche und dem St. Johanner Markt. Diese ist allerdings durch Neubauten eingeschränkt worden.





    Ich will gerade mein Fahrrad in Richtung Innenstadt schieben,




    da fällt mir glücklicherweise noch ein, dass man vom Schlosspark einen Blick über die ganze Stadt hat. Verdammt, fast hätte ich das tatsächlich vergessen. Nichts wie hin.


    Und hier also Saarbrücken von oben. Leider bekomme ich die Linse wieder nicht ganz trocken.











    Das große imposante Gebäude ist übrigens das Saarbrücker Staatstheater, dass 1937-1938 im neoklassizistischen Stil nach den Entwürfen von P.O. Baumgarten gebaut wurde.

    Als ich zurück zum Schlossplatz schiebe, hat jemand das Licht im Mittelteil des Schlosses angestellt. Also noch einmal die Kamera auspacken.





    Und dann entscheide ich mich, auch das WAI zu fotografieren. Ein Schloss ist doch genau der richtige Hintergrund. Und das bisschen Regen macht doch nichts. Ich platziere es auf der Hinweistafel zu der Skulptur auf der linken Seite, die hier leider vom Baum fast verdeckt wird. Sie ist ein Mahnmal gegen Rassismus.








    Dann schiebe ich mein Fahrrad über die Alte Brücke, die zum Altstadtfest in einer Richtung gesperrt wird, damit sie unter den gleichmäßigen Schritten der Leute nicht zusammen bricht. Auf dem St. Johanner Markt ist Weihnachtsmarkt.





    Die Fröschengasse.










    Der Schwenker. Schwenkbraten ist Nationalgericht.





    Das traditionelle Gasthaus „Zum Stiefel“. Viele Lokale kenne ich nicht mehr, aber der Stiefel ist geblieben.





    Nun fehlt noch das Foto vom Brunnen des St. Johanner Marktes, aber er wird durch singende Weihnachtsmänner versperrt. Auch an der Seite kommt man nicht ran. So mache ich nur zwei Bilder von der – ja was ist das eigentlich? Eine Säule?








    In grauer Vorzeit ging hier noch die Straße durch. Dann wurde vermutlich in den 70iger Jahren des letzten Jahrhunderts aus dem St. Johanner Markt eine Fußgängerzone gemacht und der Brunnen in die Mitte versetzt. Seither ist er der zentrale Platz Saarbrückens.

    Der Regen zermürbt mich und mir ist kalt geworden. So radele ich so gut es angesichts der Massen von unkonzentrierten Menschen geht, durch die zur Fußgängerzone der Bahnhofstraße (Fahrrad frei) Richtung Bahnhof.








    Die ehemalige Bergwerksdirektion ist jetzt ein Konsumtempel, für den auch der Bahnhofsvorplatz umgestaltet wurde.











    Und dann stehe ich auch schon am Bahnhof.






    Hier ist das WAI jetzt virtuell zu Hause. Die letzten Schritte habe ich auf der Hinfahrt bereits gemacht.

    Auf mich wartet nun noch in einiger Entfernung eine lange Schiebestrecke und so gebe ich Gas. Ich wähle die mir bekannten Schleichwege und bin überrascht, dass sie für Fahrräder freigegeben sind. Hier hat sich einiges getan. Als ich mit müden Beinen die gewohnte Bergstrecke hochschiebe – 25 lange Minuten lang – überlege ich, ob die Menschen wohl früher auch wegen jeder Kleinigkeit ins Tal gelaufen sind, als es noch keine Autos gab und man schnell mal ins Auto hüpfen und in den Supermarkt und wieder zurück fahren konnte. Dann überlege ich, warum es mir mal wieder nicht eingefallen ist, mein Auto unten zu parken. Dann hätte ich das Fahrrad einladen können und mit dem Auto hoch fahren können. Anderen wäre das eingefallen, da bin ich mir sicher.

    Aber dann bin ich irgendwann da und Weihnachten kann beginnen.
    Zuletzt geändert von Torres; 25.12.2012, 22:48.

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  • Torres
    antwortet
    AW: Saarland/Rheinland-Pfalz: Die Route

    22.01.2012

    Dreisbach- Saarbrücken

    Wetter: Kein Regen, ergiebiger Dauerregen bei um die 7-9 Grad.

    66 Kilometer


    Ich hole mein Fahrrad aus dem Tischtennisplatzschuppen und schließe es vor der Tür an. Es ist kurz nach 7 Uhr. Meine Nase ist zu und ich huste erbärmlich. Die Freck?
    Das Frühstück ist luxuriös und auch die wichtigsten Lebensmittel sind vorhanden: Fleischkäs und Lyoner. Nur Doppelwecks gibt es nicht. Dafür gesunde Vollkornbrötchen.








    Der rote Sand klebt beharrlich am Fahrrad fest, und wie ich mein Glück kenne, wird es regnen. In der Tat, das wird es, aber erst einmal ist es nur neblig.





    Ich verlasse die Jugendherberge und radele den Hügel herunter. Noch ein Blick zurück zur Saarschleife:






    und einer nach vorne.





    Es ist feucht und kühl, aber erheblich wärmer als gestern. Die Regenhose kann den ganzen Tag im Rucksack bleiben. Am Straßenrand lädt ein Haus trotz des Weltuntergangs zu einer Party am 26.12.2012 ein. Der Weihnachtsmann war nicht so optimistisch und hat sich erhängt.





    Der Radweg führt an der Straße entlang, doch Autos sind keine unterwegs. Es ist Samstag. Eine Siedlung taucht im Dunst auf – vermutlich Schwemlingen - und die ersten Hundespaziergänger sind zu sehen.





    Ich befinde mich nun an einem Anleger und als ich die Kirche gegenüber fotografiere – gehört sie noch zu Mettlach oder schon zu Besseringen? – schwimmt eine Schwanfamilie auf mich zu: Eltern und Kind.




    Zitat von hosentreger Beitrag anzeigen
    Die Kirche auf der anderen Saarseite ist St. Gangolf, das Überbleibsel des früheren Kapuzinerklosters St.Gangolf, von dem nur noch die Kirche steht (war mal ganz früher die Pfarrkirche von Besseringen - bis die irgendwann Anfang des 20. Jhdt. mitten im Dorf gebaut wurde). Das Kloster wurde irgendwann in den 80ern des zurückliegenden letzen Jahrhunderts des zurückliegenden Jahrtausends - also ca. 1985 - mangels Ordens-Nachwuchses abgerissen.


    Noch weiß ich nicht, dass ich gleich in ein Familiendrama verwickelt werde.





    Der junge Schwan sucht die Nähe von Mama, die sich von ihrer besten Seite zeigt.





    Das missfällt Papa aufs Tiefste.












    Interessiert schaut Mama zu,





    während der junge Schwan mit dem Schnabel malträtiert wird.





    Um dann zufrieden in das Wochenende zu gleiten.



    Ich passiere die Maria Cronn, einen Ausflugsdampfer, der Touristen zur Saarschleife fährt. Die Namensgeberin Maria Croon (1891-1983) ist eine aus dem Bauerndorf Meurich in der Region Trier-Saarburg stammende Lehrerin und Schriftstellerin, die später nach Merzig übergesiedelt ist. Sie hat in kleinen Geschichten die bäuerliche Welt und das Brauchtum ihrer Heimat geschildert, so dass ihr Werk volkskundlichen Wert hat. 1966 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz und seit 1984 gibt es den Maria-Croon-Preis, mit dem Personen und Institutionen im Saarland ausgezeichnet werden, die den Heimatgedanken pflegen.





    Ich radele nun Richtung Besseringen.











    Ich schmunzele. Der Radweg endet und die Auffahrt zur Brücke ist für Fahrzeuge aller Art gesperrt. Dabei ist hier eine Fahrradhauptverkehrsstraße.





    Oder?





    Ich fahre über die Eisenbahnbrücke und sehe den Tunnel, durch den der Regionalzug aus Saarbrücken nach Mettlach fährt. Dann finde ich kurz den Radweg nicht wieder (es geht links ab und das steht auch da, aber ich bin unkonzentriert und fahre erst geradeaus und biege dann rechts ab und muss wieder umkehren) und dann bin ich wieder am Wasser.





    Regungslos sitzt der Graureiher am Uferrand und ich bedauere, dass mir kein besseres Bild gelingt. Gestern hatte ich unerwarteterweise einen auf meiner Seite der Saar gesehen und wir hatten uns kurz in die Augen geschaut, aber als ich nach der Kamera griff, flog er davon. Vielleicht habe ich heute mehr Glück und begegne weiteren Tieren.

    Der Radweg wechselt erneut die Seite, ich bliebe aber an der Straße, da ich den Wolfspark Werner Freunds besichtigen möchte. Freund ist der Mann, der mit den Wölfen lebt. Die Zugangsstraße wird bebaut, aber Hosentreger hatte mir erklärt, an welcher Stelle ich der Baustelle ausweichen kann. Als ich auf die Zufahrt einbiege, sind viele Autos unterwegs und nach kurzer Zeit wird mir das alles zuviel. 2 km Schiebestrecke liegen vor mir, die Zeit und Nerven kosten werden. Ich mache noch ein Foto, dann wende ich und fahre zurück zur Natur.

    Denke ich.

    Denn schon bald wird die Autobahn nach Saarbrücken mein mehr oder weniger laut hörbarer Begleiter sein. Übrigens ist die Gegend hier ein bekanntes Obstanbaugebiet: Merziger Apfelsaft.

    Zwei große rot-weiße Stahlschranken queren den Radweg. Eine clevere Art, Fahrradfahrer zu ballettösen Einlagen zu zwingen. Gut, es soll die Autos abhalten, das sehe ich ein. Aber mit Packtaschen ist das schon ziemlich knapp hier. Ausprobiert Kein Wunder, dass die meisten Radfahrer über den Rasen fahren.


    An dieser Stelle sieht man bereits die Autobahn, die wie ein Band das Land von der Saar trennt. Das Geräusch ist mir vertraut – kein Sonnenbad in den Saaranlagen Saarbrückens ohne das Geräusch der Autobahn.










    Auf der Höhe von Hilbringen wird es touristisch: Yachthafen, Kids-Indoorhalle, McDonalds und bombastischer Radwegweiser. Der Müll der MacMenues wird mich ungefähr einen Kilometer begleiten. Anscheinend gefällt es, romantisch am Wasser zu essen und die Reste liegen lassen. Andere essen im Auto und machen dann die Tür auf, werfen den Müll raus und fahren wieder. Jemand anderes wird es schon wegräumen. Auch hier ist ein typischer Hundeausführplatz, wie überall, wo es eine Zufahrtmöglichkeit mit dem Auto gibt.








    Und dann fahre ich doch noch dem Firmennamen vorbei, der die Region zwischen Mettlach und Merzig mitgeprägt hat. Hier das Werk in Merzig.





    Der Radweg verläuft jetzt parallel zur Autobahn und mir tun die Ohren weh. Im Sommer schützen vielleicht die Bäume, im Winter wird der Schall weit getragen. Dennoch ist es schön hier. Die Hinweisschilder sind unter einer Autobahnbrücke angebracht.














    Eine Infotafel weist auf die Fähre Fremersdorf hin, die jahrzehntelang die Seiten der Saar miteinander verbunden hat.






    Die Autobahn wechselt nun die Seite und der Radweg wird über die Nied geführt.








    Die Nied führt Hochwasser und die Flusslandschaft ist typisch für diese Region.





    Der Radweg wird durch ein Waldstück zurück an die Saar gelenkt und wieder findet sich ein Bild für den Leuchtturmthread. Der „Leuchtturm“ befindet sich auf der Höhe von Beckingen.











    Langsam nähere ich mich Dillingen und der Dillinger Hütte. Dillingen ist immer noch ein wichtiger Industriestandort und der Ausbau der Saar bis Dillingen ist abgeschlossen, damit das Schiff als Transportmittel genutzt werden kann. Neuerdings ist im Gespräch, die Moselwehre zu verbreitern, damit größere Schiffe die Saar hinauffahren können.














    Die Dillinger Hütte kommt in Sicht. Die meisten anderen Hütten der Region sind entweder stillgelegt oder produzieren nur noch sehr spezialisiert. Die Dillinger Hütte ist ca. 300 Jahre alt und das größte Grobblechwerk Europas. Dillinger Bleche finden sich in vielen industriellen Großprojekten wieder und in den Hochöfen wird noch Roheisen produziert. Es ist eine dieser Industrien, welche die Grundlage für unseren heutigen Wohlstand geschaffen haben. Früher hieß es: Mein Großvadder schafft uff der Hütt, mei Vadder schafft uff der Hütt unn ich geh aach uff der Hütt schaffe. Das ist längst vorbei. Heute heißt es: Ich schaff im Büro.





    Eine ökologische Ausgleichsfläche ist Rückzugsgebiet für die Wasservögel.





    Als ein buntgekleideter Jogger um die Ecke kommt, fliegen die beiden davon. Kurze Zeit später sehe ich sie an einem anderen Gewässer. Doch ein Foto gelingt mir nicht. Wieder kommen Jogger und Radfahrer dazu und die Vögel fliegen eilig davon. Es ist viel los hier, das warme Wetter hat die Wochenendsportler angezogen. Die Dillinger machen ihren Wochenendsport. Reiseradler begegnen mir keine. Dafür freue ich mich über einen Kajakfahrer, der ruhig seine Bahn zieht.





    Die Einmündung der Prims, ein weiterer Reiher und dann rückt die Hütte mit der Hochofenanlage wieder in das Blickfeld.














    Rechts von mir liegen nun landwirtschaftliche Flächen, auf denen sich eine Giebeltunnelkonstruktion befindet. Das Hochhaus mit dem typischen Emblem zeigt mir sofort, wo ich mich befinde: Saarlouis. Immer noch ist das Werk einer der bedeutendsten Arbeitgeber der Region: Ay gucke mol, do ist mei Auto. Du hascht doch gar ke Auto. Ay jo, awwer von dem Auto hann ich die Stoßstang gemach. Heute ist leider auch dieser Standort von Stellenabbau betroffen.





    Und dann zeigt Saarlouis, dass es perfekt auslännisch parliere kann: Man fährt also nicht in den Oart, sondern in die Zity.








    Da Saarlouis als heimliche Hauptstadt des Saarlandes gilt, entscheide ich mich für einen Schlenker. Göga wird es freuen, denn die ehemalige Festung Saarlouis mit in die Stadt integrierten Wällen, Gräben und Bauwerken von Vauban sollte nach seinem Geschmack sein. Ich nähere mich der Vauban- Insel mit Denkmälern für Marschall Ney und den (vergessene) Soldaten Lacroix. Die Legende besagt, dass er von den Franzosen beim Abzug vergessen wurde.












    Es ist viel Verkehr, man fährt zum Weihnachtseinkauf in den Globus. Das ist DER Supermarkt im Saarland und dort gibt es (angeblich) die besten Schwenker zu einem guten Preis.





    Ein Blick zur Seite, als ich mein Fahrrad über die Brücke schiebe.





    Und dann stehe ich vor einer Kanone.








    Auf der anderen Seite der Straße sind die Kasematten.









    In den Kasematten befinden sich verschiedene Restaurants. Auch das Restaurant „Zum Leuchtturm“ ist vertreten. In Saarlouis habe ich übrigens das erste Mal im Leben Champagner getrunken. Es war der Empfang des Bürgermeisters und als man mir ein wenige Zentimeter hohes Glas in die Hand drückte („Champagnerschale“), schwante mir Fürchterliches. Nach zwei ruinierten Silvesternächten aufgrund eines Billigsektes, stand mir nach Sekt nicht der Sinn. Aber mein Ansinnen nach Mineralwasser wurde mit einem entsetzten Blick zurückgewiesen. Also nippte ich an dem Champagnerglas und nach dem ersten Schluck wurde die Welt bunt und schön und mir schlagartig klar, dass ein guter Champagner nichts, aber auch gar nichts, mit einem schlechten Sekt gemeinsam hat. Der Champagner war übrigens eine Spezialanfertigung für die Gäste des Bürgermeisters.

    Ich lenke meine Schritte in Richtung Markplatz. Es ist lange her, dass ich das letzte Mal hier war. Das Kaufhaus Pieper gibt es noch. Wenn man früher etwas auf sich hielt, fuhr man von Saarbrücken aus zu Pieper nach Saarlouis, um shoppen zu gehen. Das machte Eindruck. Ich war nur einmal darin.








    Autos suchen einen Parkplatz und der kleine Wochen-/Weihnachtsmarkt schließt gerade. Man spricht saarländisch, hochdeutsch, französisch und lothringisch. Ich verspüre Hunger und mach ein Bild für lina und alle anderen Anhänger des wahren Apostrokatastrophen.





    Ein Hamburger und ein hotdog erscheinen mir nicht schmackhaft genug. Ich entscheide mich für Merguez. Es sind die kleinen und sie schmecken gut. Die Dame fragt auf hochdeutsch, ob ich ein halbes Brötchen möchte. Sie hat mich als Tourist eingestuft. Ich nicke, wohlwissend, dass sie mir ein halbes Doppelweck geben wird. Also ein ganzes Brötchen. Das aber mit einem anderen Brötchen (Weck) zu einem Doppelbrötchen verbunden war (Doppelweck). In direkter Übersetzung aus dem Saarländischen ist die Bezeichnung halbes Brötchen = halbes (Doppel)Weck naheliegend. Genaugenommen ist die Bezeichnung aber nicht ganz richtig. Im Hochdeutschen wäre ein halbes Brötchen sozusagen ein Viertel-Doppelweck. Verstanden?


    Kaum habe ich mein Essen in der Hand, fängt es an: Genau. Es fängt an zu regnen. Erst ein wenig und dann immer mehr.

    Ich breche meine Stadtbesichtigung ab und eile am Globus vorbei in Richtung Saar. Und da steht wieder einer. Und rührt sich nicht. Zunächst. Als ich ihm nachsteige, sehe ich ihn wieder. Und mir gelingen endlich einmal ein paar Bilder aus der Nähe. Bis auch er wegfliegt.








    Der Regen ist noch stärker geworden und wird bis zum Abend nicht mehr aufhören. Immerhin ist es nicht mehr so kalt wie gestern und so kann ich nur mit der Softshellhose fahren. Sie ist wasserabweisend genug und erfüllt meine vollsten Erwartungen.


    Ich nähere mich nun Lisdorf und fahre an der Lisdorfer Au vorbei. Sie ist einerseits ein Schutzgebiet, andererseits ist sie aber auch das bedeutendste landwirtschaftliche Nutzgebiet dieser Region.






    Auf der linken Seite befindet sich eine Abraumhalde. Welche Fabrik sich am Fuße befindet, weiß ich nicht. Aber die Maschine auf dem Berg fasziniert. Später werde ich noch andere Schlackenberge sehen, die mittlerweile so stark bewachsen sind, so dass man ihren Ursprung nur noch erahnen kann. Sie werde touristisch genutzt.










    Zitat von hosentreger Beitrag anzeigen
    Die Fabrik am Fuße des Tafelberges bei Ensdorf ist das Grubengebäude mit Förderturm der Grube Ensdorf - seit Sommer 2012 wird dort keine - wie auch an der Saar überhaupt - Kohle mehr gefördert. Der Berg - ich schätze mal 150 m hoch - besteht nicht aus Schlacke (also das, was bei der Verhüttung übrig bleibt), sondern ist der Abraum aus der Grube, also sog. totes Gestein. Seit letzem Jahr wird ganz oben übrigen Wein angebaut. Und: Dort soll irgendein Naherholungsgebiet errichtet werden.


    Ich passiere die Lisdorfer Kirche und erreiche das Kraftwerk Ensdorf.





    Rechts schimmert ein gelber Lichtpunkt durch den Regen und ich mache ein paar Fotoexperimente.





    Unter der Brücke nach Bous mache ich Halt. Der strömende Regen „Ergiebiger Dauerregen“ zermürbt. Hundebesitzer fahren mit dem Auto vor, lassen den Hund kurz kacken und flüchten zurück in die warme Wohnung. Ich tröste mich mit schokoladiger Wegzehrung, die mir Hosentreger überreicht hatte. ☺ Danke noch einmal dafür.





    Ich passiere die Villa Zind und dank google kann ich mir endlich merken, dass es sich um eine Weinhandlung handelt.





    Auf der Höhe liegt die Hermann Röchling Höhe, ein Stadteil von Völklingen. Die Benennung ist umstritten, da der Unternehmer Röchling, der das Stahlwerk zur Blüte führte, dem Nationalsozialismus nahe stand und während des Krieges bis zu 70000 Zwangsarbeiter im Stahlwerk beschäftigt hatte. Er wurde nach dem Krieg als Kriegsverbrecher verurteilt, aus dem Saarland verbannt und das Privatvermögen wurde ihm entzogen. Später erhielt die Familie das Unternehmen zurück, hat sich aber in den 80iger Jahren des letzten Jahrhunderts aus dem Stahlbereich zurückgezogen.
    Dennoch hat der Name für viele Saarländer bis heute immer noch einen guten Klang. Der Name Röchling stand ein Jahrhundert lang für Arbeit und die Aussicht auf bescheidenen Wohlstand. Um die Arbeitskräfte vor Ort zu halten, förderte Röchling den Eigenheimbau seiner Arbeiter und dieser wurde durch einen hohen Anteil an Eigenleistung nach der Schicht realisiert. Das mag dazu beigetragen haben, dass es im Saarland eine der höchsten, wenn nicht sogar die höchste Eigenheimquote in Deutschland gibt.


    Zuletzt geändert von Torres; 28.12.2012, 10:10.

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  • hosentreger
    antwortet
    AW: Saarland/Rheinland-Pfalz: Die Route

    Also ich muss mich ja fast ein bißchen schämen -
    habe das alles andauernd vor der Haustür, und dann kommt so einer einfach dahergefahren und macht mir mit Nebel- und Regenbilder die Augen auf.

    Danke Torres für Deinen Bericht (und evtl.sonstige Inspirationen...)

    hosentreger

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  • Scrat79
    antwortet
    AW: Saarland/Rheinland-Pfalz: Die Route

    Hey super, dass es wieder waiter geht!
    Tolle Tour und super Einsatz Torres!

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  • Werner Hohn
    antwortet
    AW: Saarland/Rheinland-Pfalz: Die Route

    Zitat von Torres
    Das Kreuz müsste der "Große Herrgott" auf dem Geierkopf bei Wintrich sein.

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