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Tourverlauf:
Tag 1 (Do, 23. Juni 2016): Kaulsdorf/Saale – Schutzhütte Siebentälerblick bei Leutenberg (14,0 km)
Tag 2 (Fr, 24. Juni): Siebentälerblick – Ludwigsstadt (13,1 km)
[wird ergänzt]
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Diese Wanderung beginnt an einem sonnigen, unmäßig heißen Junitag in Kaulsdorf, das sich irgendwie durch seine geografische Lage auf der Nordseite des Wandergebiets und durch seine verkehrstechnische Erreichbarkeit als Startpunkt qualifiziert hat. Von hier geht es nach Süden, über ein von Thüringern bewohntes Gebirge, durch einen von Franken bewohnten Wald, in ein anderes Flusstal, dort wieder auf einen Berg, den schon die Kelten bewohnt haben, als es noch keine Franken gab – und so weiter, gewissermaßen einem Lied folgend, dem das Titelzitat ›Seitwärts durch den Wald‹ entnommen ist.
Das Land ist ein Gottesgarten, in dem räudige Schäflein mit leichter Hand ihr Zelt auf frisch gemähten Wiesen aufschlagen und sich von Bratwürsten und Bier und Apfelschorle ernähren, sofern nicht der ›Einsiedelmann‹, von dem im Lied die Rede ist, gerade bei der ›schönen Schnitterin‹ steht und sich mit ihr über Motorsensen unterhält. Dann nämlich ist die Schankwirtschaft geschlossen, man winkt ihm vergeblich und muss sich auf den Friedhof schleichen, wo anstelle der schönen Schnitterin der Kirchenvorstand dem durstigen Wanderer entgegentritt, ihn vom Diebstahle aus dem Wasserhahn abzuhalten. »Machen Sie das öfter?« Na klar: ›Die Pforten brech ich ein und trinke, was ich finde. Oh heilge Frau von Großgeschwenda, verzeih mir Durst und Sünde.‹
Nur dass eben Großgeschwenda noch in Thüringen liegt, wo das besagte Lied gar keine Gültigkeit hat und nichts entschuldigt.
Versuche, einen geordneten Bericht zu schreiben, Igelstroem, auch wenn der vorige noch nicht fertig ist. Fasse Dich kurz, stilisiere nichts oder nicht alles. Predige subtil oder gar nicht. Schreib ein Protokoll oder lass es wenigstens so klingen. Oder noch besser: Schreib nur das Wichtige auf, statt den Weg Kilometer für Kilometer zu beschreiben. Es genügt doch, wenn Du selbst beim Wandern müde geworden bist.

Sonnig und unmäßig heiß also; mittags suche ich den Weg aus dem Dorf hinaus, an diesem kleinen Fachwerkschloss vorbei, das jetzt ein großes Eigenheim ist. Weiter am letzten Haus ist jemand draußen und ich frage nach Auffüllung der Wasserflaschen, jetzt schon, weil ich auch im Zug schon viel getrunken habe. Ich erkläre beiläufig meinen Plan, so vage er einstweilen ist; das würde ich immer tun, so kommt man eben ins Gespräch. Anfangs- und Endpunkt liegen fest, auch der Abreisetag, aber mit mehr Zeit als nötig für die Strecke, weil ich die Gegend nicht kenne und ein bisschen ungeradlinig gehen will, ohne Etappenplanung. »Ach schön.« Und es folgen ein paar Hinweise zu den historischen Valenzen des ehemaligen Grenzgebiets. Das wird sich in anderen Gesprächen wiederholen. Die Grenze, das Sperrgebiet ist immer noch im Bewusstsein, eine den Menschen nachhängende Beklemmung.
Irgendwo bei Leutenberg will ich eine der auf der Karte verzeichneten Schutzhütten zum Übernachten in Anspruch nehmen oder daneben mein Zelt aufschlagen. Sage ich. Die Reaktion meines Gesprächspartners kommt mit einem gewissen Nachdruck. »Ja, das funktioniert.«
Auch diese Affirmation wird sich wiederholen, diesseits und jenseits der Grenze. Dass jemand ›draußen‹ schlafen will, scheint nie rechtfertigungsbedürftig, also wird es immer pragmatisch behandelt: ›Da oben auf dem Kamm finden Sie auf jeden Fall einen geeigneten Platz.‹

Kaulsdorf an der Saale, von oben betrachtet
Während der ganzen Wanderung bewege ich mich in einer Landschaft, in der es kaum Weidewirtschaft zu geben scheint, folglich auch keine Zäune. Hier und da wird Getreide angebaut, ansonsten trifft man immer wieder auf offene Heuwiesen, manchmal akkurat gemäht wie ein Fußballplatz. Der Boden ist allerdings häufig flachgründig. Unter einer dünnen Humusschicht liegt Schiefer und später (ab Kronach) Kalkstein. Die Äcker sind also steinig, und auf den allgegenwärtigen Wiesen ist man erstaunt, dass die Heringe mitunter nur einige Zentimeter tief eindringen und sich verbiegen, wenn man Gewalt anwendet.
Alles in allem trotzdem gute Bedingungen für das Zelt. Jagdpächter, Eigentümer und Gesetze bleiben abstrakte Widerstände, zumal man außerhalb der Ortschaften und abseits der Premiumwege (Rennsteig und Frankenweg) kaum einen Menschen antrifft, der etwas erlauben, anzweifeln oder untersagen könnte. Ich wähle also meine Plätze unter dem Aspekt der Umgebungsatmosphäre, der Schonung der Vegetation, des Gewitterschutzes, der Morgensonnevermeidung und dergleichen mehr – nicht selten ganz nah am Wanderweg, ohne besondere Rücksicht auf Sichtbarkeit. Sich zu verstecken, würde sich unangemessen anfühlen. Es kommt eh fast nirgends jemand vorbei, und wenn, wird er wahrscheinlich freundlich grüßen.
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