AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten
Trek 4
Cordillera Castillo und westlich davon
Länge: 211 Kilometer
Dauer: 20 Tage
Teil 1 – Coyhaique und die ersten drei Trekkingtage
Die Cordillera Castillo ist ein schroffes Felsengebirgsmassiv mit tiefeingeschnittenen bewaldeten Tälern und teils vergletscherten Bergen.
Durch dieses Gebirge soll unser letzter gemeinsamer Trek führen, was schon von vornherein so geplant war. Da ich auf dieser Tour mal die 20 Tage vollkriegen will, Paul aber nur maximum 16 bis 20 Tage wandern will, behält er sich die Möglichkeit offen vorzeitig auszusteigen.
Hier ein kurzer Auszug aus meiner E-mail, die ich einen Tag vor dem Trekkingstart über meinen Verteiler verschickt habe:
Kurz nach der Tour verschickt Paul folgende E-mail über seinen Verteiler (Auszug):

Fährüberfahrt von Chile Chico nach Puerto Ibáñez über den Lago General Carrera

kurz vor der Ankunft in Puerto Ibáñez

Weiterfahrt nach Coyhaique
Coyhaique 08.02.2016
Coyhaique ist mit 43.000 Einwohnern die Hauptstadt und das Wirtschaftszentrum der Region Aisén. Diese Stadt ist zwar nicht so sehenswert, eignet sich aber hervorragend als Ausgangsbasis für Trekkingtouren. Keine andere Stadt in der Region Aisén bietet bessere Einkaufsmöglichkeiten wie Coyhaique.
Gegen Mittag kommen wir hier an und finden nach kurzer Suche die Hospedaje Natty, wo wir für 5000 clp unsere Zelte aufschlagen können. Die Zeltplätze sind bei Natty nicht so doll, man schlägt sein Zelt eingepfärcht und sonnenausgesetzt im Hinterhof auf. Die Pluspunkte sind daß Camper die Hostelküche mitbenutzen dürfen und die zentrale Lage, nur zwei Minuten zu Fuß zu den beiden größten Supermärkten der Stadt. Dieses Hostal schein bei Rucksackreisenden beliebt zu sein und steht vermutlich auch im Lonely Planet.

die Haupteinkaufsstraße im Zentrum von Coyhaique

Coyhaique (Pauls Foto)
Drei volle Tage bleiben wir in Coyhaique zum entspannen und einkaufen.
Ich muss mir hier neue Trekkingschuhe kaufen. Im Zentrum gibt es mehrere Outdoorläden mit einer guten Auswahl an Schuhen, die sogar deutlich günstiger wie in Argentinien sind
. Das einzigste Problem ist die Größe. Die meisten Schuhe sind hier nur bis Größe 44 oder kleiner erhältlich und ich brauche 46
.
In meiner Größe finde ich ein Paar steigeisenfeste Bergstiefel von Salewa für umgerechnet unter 200 Euro. Eigentlich wollte ich mir ja keine Stiefel kaufen, sondern nur leichte Wanderschuhe. Aber die Halbschuhe, die hier in meiner Größe erhältlich sind, sehen aus als ob sie auf unserer Art von Trekkingtouren nicht lange halten werden
. Also nehme ich die Stiefel, man muss hier eben nehmen was man kriegen kann
.
Gaskartuschen (230er) sind hier mit umgerechnet nur 3 Euro pro Stück deutlich günstiger wie in Deutschland und erst recht wie in Argentinien
.
Am zweiten Tag in Coyhaique hat mir die Katze der Hostaleigentümerin ein kleines Loch in mein neues Hilleberg-Aussenzelt gekratzt (in der Apsis)
. Das ist sehr ärgerlich und wir haben daraufhin Hals über Kopf den Campingplatz gewechselt und sind runter zu „El Camping“ gegangen. Das ist ein schöner Campingplatz am Rio Simpson, der auch 5000 clp die Nacht kostet, wie im Natty. Die Campqualität ist hier im Gegensatz zu Natty traumhaft, mitten im Grünen mit viel Platz und vielen Bäumen. Dafür ist dieser Campingplatz nicht so zentral gelegen und es gibt keine Küche, sondern nur ein überdachter Unterstand mit Holztische und Bänke.
Hier treffen wir durch Zufall den ODS-User Marco, alias „chaseglane“. Vor unserer Reise hatte ich schon einen kurzen Mailkontakt mit ihm. Klar daß wir dann abends zusammen einen trinken gehen. Marco ist mit dem Fahrrad unterwegs und ich erfahre daß wir uns vor fast vier Wochen auf dem Huemul Trek nur ganz knapp verpasst haben. Marco war nur einen Tag vor oder nach mir auf dem Trek unterwegs.

Marco, Paul und ich auf dem Campingplatz in Coyhaique

auch auf diesem Campingplatz gibt es jede Menge Katzen
In Coyhaique kaufe ich meinen Trekkingproviant für über 20 Tage ein (Paul etwas weniger). Ich zahle dafür 130.000 clp, das sind pro Tag umgerechnet 6,50 bis 7 Euro, fast wie in Deutschland.
die Anreise zum Trekkingstartpunkt 12.02.2016
Unser Trekkingstartpunkt liegt 75 km von Coyhaique. Erst am Nachmittag bin ich fertig mit packen und für 15:00 buchen wir den Bus nach Villa Cerro Castillo für 5000 clp. Wir wollen aber schon 25 km vor dem Endziel aussteigen, mitten auf freier Strecke im Reserva Nacional Cerro Castillo.
Der Minibus fährt aber erst um 17:00 los. Den Grund für die Verspätung wissen wir zwar nicht, es sieht aber aus daß der Fahrer noch warten will bis alle Plätze ausgebucht sind. Als es dann endlich losgeht ist der Bus auch gerammelt voll. Sogar so voll daß unsere Rucksäcke da nicht mehr mit reinpassen
. Sie werden auf dem Dach eines anderen Busses verstaut, der kurz vor uns losfährt, auch nach Villa Cerro Castillo. Das macht uns natürlich Sorgen, denn unser Spanisch ist schlecht und ich bin nicht überzeugt daß der Fahrer verstanden hat, wo genau auf freier Strecke wir austeigen wollen
. Im schlimmsten Fall wird unser Gepäck also bis nach Villa Cerro Castillo weiterfahren, während wir am Trekkingstartpunkt warten
.

warten auf die Abfahrt des Busses in Coyhaique
Es hat aber letzendlich gut geklappt. Nach 70 Kilometer stoppt der Bus beim Startpunkt der Standardtrekkingroute durch die Cordillera Castillo. Hier steigen eine handvoll Wanderer aus. Der andere Bus steht auch schon da und unsere Rucksäcke wurden vom Dach runtergebunden und liegen am Straßenrand.
Diese drei bis viertägige Trekkingroute ist recht beliebt und steht auch in allen Trekkingführern. Der erste Tag führt allerdings auf Fahrwege durch ein besiedeltes Weidefarmlandtal bis zur Rangerstation am Pistenende. Auf meiner ersten Patagonienreise bin ich diesen Abschnitt schon gewandert und fand ihn nicht so doll. Die restlichen zwei Tage sind allerdings sehr spektakulär. Daher wollen wir den ersten Tagesabschnitt weglassen, um dann später auf die markierte Trekkingroute zu stoßen.
Als ich den Fahrer erkläre daß wir hier nicht aussteigen wollen, dürfen wir unsere Rucksäcke mit in den Bus reinnehmen, denn nun ist ja Platz genug da.
Fünf Kilometer weiter führt nach rechts ein kleines unscheinbares Waldtal in die Berge rein. Hier bitte ich den Fahrer anzuhalten und wir steigen aus. Der Vorteil dieses Trekkingstartpunktes gegenüber der Standardroute liegt auf der Hand: Man wandert von der Straße runter direkt in die weglose unerschlossene Wildnis rein
.
Allerdings ist es mittlerweile schon 19 Uhr als wir hier ankommen.

Trekkingstartpunkt - von der Straße geht es direkt in die unerschlossene Wildnis rein
1.Tag:
Für ein Loswandern ist es heute schon zu spät. Allerdings wollen wir auch nicht in Sichtweite der Straße campen. Daher wandern wir noch einen Kilometer weglos in dieses kleine Tal rein, durch Wald im teils schluchtigem Bachlauf, wobei wir einen kleinen Wasserfall hochklettern müssen. An einer schönen Stelle im Wald schlagen wir unser Camp auf.

diesen kleinen Wasserfall müssen wir hochklettern

wir folgen den schluchtigen Bachlauf aufwärts

Camp 1 (980 m)
2.Tag:
Heute wird ein wegloser Waldtag. Nach zwei Stunden überwandern wir einen kleinen Sattel und auf der anderen Seite geht´s sehr steil für 200 Höhenmeter runter in ein enges Tal. Dieses wandern wir für den Rest des Tages Richtung Westen aufwärts. Wo immer es möglich ist wandern wir im schluchtigen Bachlauf und dort wo es mal nicht geht links oder rechts davon entlang der Waldrücken.
Die Südbuchenwälder hier im östlichen Teil der Cordillera Castillo sind auch weglos recht leicht durchwanderbar. Die sehr dichten Valdivianischen Regenwälder findet man dagegen in den tieferen Tälern im westlichen Teil des Gebirges, unterhalb von 600 Meter.

wir überwandern einen kleinen bewaldeten Sattel (1100 m)


für 200 m geht´s steil in ein enges Tal runter

das Tal wandern wir aufwärts

der Talboden liegt auf 925 m

wir folgen meistens den schluchtigen Bachlauf



Gegen Abend nähern wir uns dem Talende, wo das Buschgeplackere härter wird, da der hohe Südbuchenwald mehr und mehr in die dichte alpine Buschzone übergeht
. Im letzten Waldabschnitt schlagen wir unser Camp auf. In 7h45 haben wir nur 10 Kilometer geschafft, aber das war auch nicht anders zu erwarten. Es wird jetzt windiger und die ersten Schauer kommen runter.

wir nähern uns dem Talende

das Buschgeplackere wird deutlich härter

Camp 2 (1120 m)
3.Tag:
Heute steht uns die erste alpine Passüberquerung bevor und das Wetter scheint ganz gut zu werden.
Die erste große Hürde besteht darin durch die undurchdringliche alpine Buschzone ins offene Gelände oberhalb der Baumgrenze zu gelangen. Aber als wir die Buschzone endlich hinter uns gebracht haben, ist der weitere Aufstieg zum Pass einfach
.

Blick vom Camp - hier sollte man möglichst schnell die Buschzone verlassen

der Busch ist undurchdringlich - den sollte man tunlichst umgehen!

Blick zurück talabwärts

endlich oberhalb der Waldgrenze


Aufstieg zum Pass

Nach vier Stunden erreichen wir auf 1609 m die Passhöhe und machen erstmal gemütlich in der Sonne Mittagspause bei grandioser Aussicht. Auf der anderen Seite liegen die vertikalen Türme und Gletscher der Cordillera Castillo. Eine bessere Stelle für die Mittagspause hätten wir nicht finden können

. Allerdings weht hier oben ein kühler Wind. Noch ahnen wir nicht daß heute der letzte wirkliche Schönwettertag für die nächsten zwei Wochen ist.

die Passhöhe (1609 m)

Blick zurück

(Pauls Foto)

grandioser Blick runter zur anderen Seite (Pauls Foto)

Tal des Rio Turbio (Pauls Foto)

hier müssen wir runtersteigen

erster Blick auf den 2675 m hohen Cerro Castillo

Dieser Pass ist ohne Zweifel ein landschaftliches Tophighlight, aber der Abstieg runter ins Tal des Rio Turbio hat es wirklich in sich
. Auf verdammt steilen Geröllhang geht es abwärts, wobei es weiter unten immer steiler und felsiger wird. Es ist wirklich gefährlich und ich kundschafte erstmal aus. Eine falsche Route zu wählen könnte hier fatal enden
. Für einen Abstieg von nur 450 Höhenmetern brauchen wir drei Stunden
.


Abstieg zum Rio Turbio - das sieht noch OK aus, aber wie steil es weiter unten wird, ist auf dem Bild nicht zu sehen

Abstieg



am Oberlauf des Rio Turbio (1150 m)
Unten kommen wir in den Wald und auf der anderen Flussseite stoßen wir auf den markierten Pfad der bekannten Trekkingroute, die wir nun für die nächsten anderthalb Tage bis zum Campamento Neozelandes folgen.
Für heute wollen wir noch schnell über den nächsten Pass steigen (Paso Peñon, 1470 m) zum Rio del Bosque. Es ist ein enger gerölliger Passdurchgang mit paar Schneefelder, aber verglichen mit dem ersten Pass sehr einfach. Wir haben damit gerechnet auf diesen Pfad heute noch Wanderer zu treffen, aber jetzt am späten Nachmittag war niemand mehr da.

hier stoßen wir auf die bekannte Trekkingroute

Blick zurück zum Rio Turbio (Pauls Foto)

Aufstieg zum Paso Peñon (1470 m)

Auf der anderen Passseite schlagen wir auf Geröllboden knapp oberhalb der Baumgrenze unser Camp auf. Mit 9h40 war heute ein langer Tag. Man kann definitiv sagen daß sich unser “alternativer Startpunkt” landschaftlich voll ausgezahlt hat, wobei der erste Pass natürlich das absolute Highlight war. Ich würde die Route für Unerfahrene aber nicht zum nachahmen empfehlen.
Morgen wandern wir einmal halb um den Cerro Castillo herum.

auf der anderen Passseite kommen wir in ein kurzes gerölliges Hochtal - Blick zurück zum Paso Peñon

am Oberlauf des Rio del Bosque

Camp 3 (1094 m)
Trek 4
Cordillera Castillo und westlich davon
Länge: 211 Kilometer
Dauer: 20 Tage
Teil 1 – Coyhaique und die ersten drei Trekkingtage
Die Cordillera Castillo ist ein schroffes Felsengebirgsmassiv mit tiefeingeschnittenen bewaldeten Tälern und teils vergletscherten Bergen.
Durch dieses Gebirge soll unser letzter gemeinsamer Trek führen, was schon von vornherein so geplant war. Da ich auf dieser Tour mal die 20 Tage vollkriegen will, Paul aber nur maximum 16 bis 20 Tage wandern will, behält er sich die Möglichkeit offen vorzeitig auszusteigen.
Hier ein kurzer Auszug aus meiner E-mail, die ich einen Tag vor dem Trekkingstart über meinen Verteiler verschickt habe:
Zitat von berniehh
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Zitat von slarti
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Fährüberfahrt von Chile Chico nach Puerto Ibáñez über den Lago General Carrera

kurz vor der Ankunft in Puerto Ibáñez

Weiterfahrt nach Coyhaique
Coyhaique 08.02.2016
Coyhaique ist mit 43.000 Einwohnern die Hauptstadt und das Wirtschaftszentrum der Region Aisén. Diese Stadt ist zwar nicht so sehenswert, eignet sich aber hervorragend als Ausgangsbasis für Trekkingtouren. Keine andere Stadt in der Region Aisén bietet bessere Einkaufsmöglichkeiten wie Coyhaique.
Gegen Mittag kommen wir hier an und finden nach kurzer Suche die Hospedaje Natty, wo wir für 5000 clp unsere Zelte aufschlagen können. Die Zeltplätze sind bei Natty nicht so doll, man schlägt sein Zelt eingepfärcht und sonnenausgesetzt im Hinterhof auf. Die Pluspunkte sind daß Camper die Hostelküche mitbenutzen dürfen und die zentrale Lage, nur zwei Minuten zu Fuß zu den beiden größten Supermärkten der Stadt. Dieses Hostal schein bei Rucksackreisenden beliebt zu sein und steht vermutlich auch im Lonely Planet.

die Haupteinkaufsstraße im Zentrum von Coyhaique

Coyhaique (Pauls Foto)
Drei volle Tage bleiben wir in Coyhaique zum entspannen und einkaufen.
Ich muss mir hier neue Trekkingschuhe kaufen. Im Zentrum gibt es mehrere Outdoorläden mit einer guten Auswahl an Schuhen, die sogar deutlich günstiger wie in Argentinien sind


In meiner Größe finde ich ein Paar steigeisenfeste Bergstiefel von Salewa für umgerechnet unter 200 Euro. Eigentlich wollte ich mir ja keine Stiefel kaufen, sondern nur leichte Wanderschuhe. Aber die Halbschuhe, die hier in meiner Größe erhältlich sind, sehen aus als ob sie auf unserer Art von Trekkingtouren nicht lange halten werden


Gaskartuschen (230er) sind hier mit umgerechnet nur 3 Euro pro Stück deutlich günstiger wie in Deutschland und erst recht wie in Argentinien

Am zweiten Tag in Coyhaique hat mir die Katze der Hostaleigentümerin ein kleines Loch in mein neues Hilleberg-Aussenzelt gekratzt (in der Apsis)


Hier treffen wir durch Zufall den ODS-User Marco, alias „chaseglane“. Vor unserer Reise hatte ich schon einen kurzen Mailkontakt mit ihm. Klar daß wir dann abends zusammen einen trinken gehen. Marco ist mit dem Fahrrad unterwegs und ich erfahre daß wir uns vor fast vier Wochen auf dem Huemul Trek nur ganz knapp verpasst haben. Marco war nur einen Tag vor oder nach mir auf dem Trek unterwegs.
Marco, Paul und ich auf dem Campingplatz in Coyhaique

auch auf diesem Campingplatz gibt es jede Menge Katzen
In Coyhaique kaufe ich meinen Trekkingproviant für über 20 Tage ein (Paul etwas weniger). Ich zahle dafür 130.000 clp, das sind pro Tag umgerechnet 6,50 bis 7 Euro, fast wie in Deutschland.
die Anreise zum Trekkingstartpunkt 12.02.2016
Unser Trekkingstartpunkt liegt 75 km von Coyhaique. Erst am Nachmittag bin ich fertig mit packen und für 15:00 buchen wir den Bus nach Villa Cerro Castillo für 5000 clp. Wir wollen aber schon 25 km vor dem Endziel aussteigen, mitten auf freier Strecke im Reserva Nacional Cerro Castillo.
Der Minibus fährt aber erst um 17:00 los. Den Grund für die Verspätung wissen wir zwar nicht, es sieht aber aus daß der Fahrer noch warten will bis alle Plätze ausgebucht sind. Als es dann endlich losgeht ist der Bus auch gerammelt voll. Sogar so voll daß unsere Rucksäcke da nicht mehr mit reinpassen





warten auf die Abfahrt des Busses in Coyhaique
Es hat aber letzendlich gut geklappt. Nach 70 Kilometer stoppt der Bus beim Startpunkt der Standardtrekkingroute durch die Cordillera Castillo. Hier steigen eine handvoll Wanderer aus. Der andere Bus steht auch schon da und unsere Rucksäcke wurden vom Dach runtergebunden und liegen am Straßenrand.
Diese drei bis viertägige Trekkingroute ist recht beliebt und steht auch in allen Trekkingführern. Der erste Tag führt allerdings auf Fahrwege durch ein besiedeltes Weidefarmlandtal bis zur Rangerstation am Pistenende. Auf meiner ersten Patagonienreise bin ich diesen Abschnitt schon gewandert und fand ihn nicht so doll. Die restlichen zwei Tage sind allerdings sehr spektakulär. Daher wollen wir den ersten Tagesabschnitt weglassen, um dann später auf die markierte Trekkingroute zu stoßen.
Als ich den Fahrer erkläre daß wir hier nicht aussteigen wollen, dürfen wir unsere Rucksäcke mit in den Bus reinnehmen, denn nun ist ja Platz genug da.
Fünf Kilometer weiter führt nach rechts ein kleines unscheinbares Waldtal in die Berge rein. Hier bitte ich den Fahrer anzuhalten und wir steigen aus. Der Vorteil dieses Trekkingstartpunktes gegenüber der Standardroute liegt auf der Hand: Man wandert von der Straße runter direkt in die weglose unerschlossene Wildnis rein

Allerdings ist es mittlerweile schon 19 Uhr als wir hier ankommen.

Trekkingstartpunkt - von der Straße geht es direkt in die unerschlossene Wildnis rein
1.Tag:
Für ein Loswandern ist es heute schon zu spät. Allerdings wollen wir auch nicht in Sichtweite der Straße campen. Daher wandern wir noch einen Kilometer weglos in dieses kleine Tal rein, durch Wald im teils schluchtigem Bachlauf, wobei wir einen kleinen Wasserfall hochklettern müssen. An einer schönen Stelle im Wald schlagen wir unser Camp auf.

diesen kleinen Wasserfall müssen wir hochklettern

wir folgen den schluchtigen Bachlauf aufwärts

Camp 1 (980 m)
2.Tag:
Heute wird ein wegloser Waldtag. Nach zwei Stunden überwandern wir einen kleinen Sattel und auf der anderen Seite geht´s sehr steil für 200 Höhenmeter runter in ein enges Tal. Dieses wandern wir für den Rest des Tages Richtung Westen aufwärts. Wo immer es möglich ist wandern wir im schluchtigen Bachlauf und dort wo es mal nicht geht links oder rechts davon entlang der Waldrücken.
Die Südbuchenwälder hier im östlichen Teil der Cordillera Castillo sind auch weglos recht leicht durchwanderbar. Die sehr dichten Valdivianischen Regenwälder findet man dagegen in den tieferen Tälern im westlichen Teil des Gebirges, unterhalb von 600 Meter.

wir überwandern einen kleinen bewaldeten Sattel (1100 m)


für 200 m geht´s steil in ein enges Tal runter

das Tal wandern wir aufwärts

der Talboden liegt auf 925 m

wir folgen meistens den schluchtigen Bachlauf


Gegen Abend nähern wir uns dem Talende, wo das Buschgeplackere härter wird, da der hohe Südbuchenwald mehr und mehr in die dichte alpine Buschzone übergeht


wir nähern uns dem Talende
das Buschgeplackere wird deutlich härter

Camp 2 (1120 m)
3.Tag:
Heute steht uns die erste alpine Passüberquerung bevor und das Wetter scheint ganz gut zu werden.
Die erste große Hürde besteht darin durch die undurchdringliche alpine Buschzone ins offene Gelände oberhalb der Baumgrenze zu gelangen. Aber als wir die Buschzone endlich hinter uns gebracht haben, ist der weitere Aufstieg zum Pass einfach


Blick vom Camp - hier sollte man möglichst schnell die Buschzone verlassen

der Busch ist undurchdringlich - den sollte man tunlichst umgehen!

Blick zurück talabwärts

endlich oberhalb der Waldgrenze


Aufstieg zum Pass

Nach vier Stunden erreichen wir auf 1609 m die Passhöhe und machen erstmal gemütlich in der Sonne Mittagspause bei grandioser Aussicht. Auf der anderen Seite liegen die vertikalen Türme und Gletscher der Cordillera Castillo. Eine bessere Stelle für die Mittagspause hätten wir nicht finden können




die Passhöhe (1609 m)

Blick zurück

(Pauls Foto)

grandioser Blick runter zur anderen Seite (Pauls Foto)

Tal des Rio Turbio (Pauls Foto)

hier müssen wir runtersteigen

erster Blick auf den 2675 m hohen Cerro Castillo

Dieser Pass ist ohne Zweifel ein landschaftliches Tophighlight, aber der Abstieg runter ins Tal des Rio Turbio hat es wirklich in sich





Abstieg zum Rio Turbio - das sieht noch OK aus, aber wie steil es weiter unten wird, ist auf dem Bild nicht zu sehen

Abstieg



am Oberlauf des Rio Turbio (1150 m)
Unten kommen wir in den Wald und auf der anderen Flussseite stoßen wir auf den markierten Pfad der bekannten Trekkingroute, die wir nun für die nächsten anderthalb Tage bis zum Campamento Neozelandes folgen.
Für heute wollen wir noch schnell über den nächsten Pass steigen (Paso Peñon, 1470 m) zum Rio del Bosque. Es ist ein enger gerölliger Passdurchgang mit paar Schneefelder, aber verglichen mit dem ersten Pass sehr einfach. Wir haben damit gerechnet auf diesen Pfad heute noch Wanderer zu treffen, aber jetzt am späten Nachmittag war niemand mehr da.

hier stoßen wir auf die bekannte Trekkingroute

Blick zurück zum Rio Turbio (Pauls Foto)

Aufstieg zum Paso Peñon (1470 m)

Auf der anderen Passseite schlagen wir auf Geröllboden knapp oberhalb der Baumgrenze unser Camp auf. Mit 9h40 war heute ein langer Tag. Man kann definitiv sagen daß sich unser “alternativer Startpunkt” landschaftlich voll ausgezahlt hat, wobei der erste Pass natürlich das absolute Highlight war. Ich würde die Route für Unerfahrene aber nicht zum nachahmen empfehlen.
Morgen wandern wir einmal halb um den Cerro Castillo herum.
auf der anderen Passseite kommen wir in ein kurzes gerölliges Hochtal - Blick zurück zum Paso Peñon
am Oberlauf des Rio del Bosque

Camp 3 (1094 m)
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