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Anfang August 2015 wanderte ich mit meinem Mann, meinem Sohn (13) und meiner Tochter (20) 10 Tage durch den Urho-Kekkonen-Nationalpark in Lappland. Es war das erste Mal, dass wir eine so lange Tour gemacht haben. Und so weit nördlich waren wir auch noch nie. Hier kommt mein Reisebericht. Alles in allem war es eine wunderschöne Tour, auch wenn sie uns vor logistische Herausforderungen stellte. Am Ende des Reports habe ich noch einige allgemeine Informationen zu Wegen, Essen, Angeln, Mücken etc. zusammengetragen. Wichtig, für die, die zum ersten Mal hierherkommen, ist wahrscheinlich der Punkt: Was man NICHT mitnehmen muss. 

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Am 9. Tag unserer Reise sind wir doch sehr entspannt. Wetter top, Gepäck aufgegessen und keine Mücken mehr!
Allgemeines zur Anreise
Die Anreise zum Nationalpark ist, dank der Flugverbindung Helsinki-Ivalo, in einem Tag und ohne große Fahrzeiten zu bewältigen. Vom Flugplatz in Ivalo fährt dann ein Bus direkt zu den Startpunkten des Nationalparks; z.B. nach Sariselkä oder Kiilopää. Die Strecke nach Kilopää beträgt etwa 40 km; Kosten für uns vier: 52 €. Wir übernachteten jedoch zunächst im Ivalo River Camp und nahmen dann den Bus nach Sariselkä, wo wir in den Park einstiegen.
Do, 06.08.2015, Anreise
Wir stehen sehr früh auf und fahren von Halle nach Berlin Tegel. Unser Auto bleibt für die Zeit unseres Urlaubs und für 75 € in einer Garage in der Nähe des Flughafens; es gibt einen Transferservice. Alles klappt wunderbar, unsere Rucksäcke sind irre schwer, es ist warm, wir schwitzen.
Auf dem Flughafen Helsinki sind angenehm wenige Leute unterwegs – zumindest im Vergleich zu Tegel, wo es zuging wie in einem Ameisenhaufen. (Auf dem Rückweg sollte uns auch Helsinki vorkommen wie ein wildgewordener Bienenstock, so relativ sind die Dinge, die uns umgeben.) Der Flughafen von Suomis Hauptstadt ist großflächig mit Parkett ausgelegt, der einzige weltweit, wie meine Kollegin Heike meint. Die Finnen haben’s eben. Enorm viel Holz vor der Hütte – das sollen auch gleich die Touristen mitkriegen. Tatsächlich riecht es hier, inmitten von schweren Maschinen, Terminals und sonstigen Abfertigungsschaltern angenehm nach Holz. Eine clevere Vermarktungsstrategie: Kommen Sie nach Finnland! Hier werden Sie den Geruch von frischem Holz nie wieder los.
Wir haben vier Stunden Aufenthalt hier. Ich fahre gleich ganz nach unten, sitze nur noch da und betrachte die Leute, lausche dieser seltsamen Sprache, lass mich von ihrem Singsang berauschen, würde es gerne verstehen. Hanni liest, Paul spielt, Stef schläft.
Unser Flug nach Ivalo startet um 17:00 und dauert eine Stunde. Draußen ist es trübe. Das Ende der Welt, denke ich, als wir im Nieselregen landen. Ein bisschen wie Mordor: grau, trüb, und wo die Bäume fehlen schmatzt uns dicke, braune Erde entgegen.
Am Bus dann der erste Schock. Der Busfahrer spricht kein Englisch. Und von einem Ivalo River Camp hat er noch nie was gehört. Mit Hilfe von jungen Finnen, die des Englischen mächtig sind, gelingt es uns, zu erklären, wo wir hinwollen. Das Camp erweist sich als ein paar muchtige Holzhütten neben der Straße – Stef hatte es noch von zu Hause aus gebucht, damit wir erst mal irgendwo unterkommen. Viel Grün ringsrum, ein paar Ecken mit Gerümpel – skandinavischer Charme eben. Kein wirklich schöner Ort. Wir beziehen unsere Hütte - sie ist klein und muffig – werfen unsere Rücksäcke ab und gehen was essen. Burger, Fleisch, Pommes, wenig Gemüse – auch das ist der wohlbekannte skandinavische Charme. Es hat zu regnen begonnen. Stef ist sofort schlafen gegangen. Paul mosert rum, er will noch Karten spielen, aber auch ihm sind längst die Augen zugeklappt. Bleiben noch Hanni und ich, die Langleser. Es ist jetzt viertel elf. Draußen ist es noch taghell; trübe zwar aber mild. Und das Grün der Birken leuchtet melancholisch durch die milchige Einsamkeit. So soll es sein!
Fr. 07.08.2015, von Sariselkä nach Rumakuru – 6 km
Wir schlafen erstaunlich gut in der muchtigen Hütte. Irgendwann werde ich wach, total ausgeschlafen, da ist es erst dreiviertel fünf. Also noch mal rumdrehen und weiterpennen. Dann gutes Frühstück, waschen und mit Fremden quatschen: Wo kommst Du her? Wo willst Du hin? Wie lange bleibt Ihr? Wir packen erneut unsere Rucksäcke um. Ich glaube, das werden wir noch öfter machen. Hanni stöhnt über ihre Bürde, der Sack piekst ihr im Rücken. Paul hingegen über seinen, er wäre viel zu schwer. Ich schlage den beiden vor, zu tauschen – und plötzlich sind sie glücklich, na wunderbar!
Unser Bus nach Sariselkä soll um 13:00 abfahren. Wir stehen dumm neben der Straße und hoffen, dass er kommt, hier am Ende der Welt. Tatsächlich hat er nur fünf Minuten Verspätung, der finnische Sozialismus hält sich in Grenzen hier oben.
Der Tag ist so trüb wie der gestrige. Dicke Wolken überall, aber es ist warm, wir laufen im T-Shirt durch Sariselkä, ein Wintersportort, der im Sommer in trostlosem Selbstmitleid dämmert. Wir latschen hierhin und dorthin, Touristeninfo, Karte kaufen, Angellizenz erwerben, ein paar Gaskartuschen einsacken, Zwiebeln und Streichhölzer nicht vergessen.

Der Weihnachtsmann war offenbar schon in der Wichtelwerkstatt zugange. Zumindest war er out of office, Sariselkä am 07.08.2015
Irgendwann am Nachmittag haben wir alles beisammen und es kann endlich losgehen. Wir laufen nur sechs Kilometer heute, insgesamt mit dem Trip durch Sariselkä kommen wir aber auf 16. Die ersten Tage sind wir schwer am Schleppen (Stef 24 kg, die Kinder und ich etwa jeweils 18), wir zuppeln den ganzen Tag an unseren Rucksäcken rum, mal drückt es hier, mal da, mal schwitzen wir, mal stechen uns die Mücken. Der Weg führt weite Strecken durch ein ausgetrocknetes Flusstal, begleitet von Krüppelbirken, Kiefern und sehr viel Moos. Der Himmel hängt tief, aber es regnet nicht.

Noch sind die Wege markiert, Komfort-Zone des Parks
Wir erreichen Rumakuru gegen 6. Es gibt mehrere Feuerstellen, ein Küchenhaus, ein Holzhaus und ein Klohaus. Sehr gemütlich. Obwohl das „Küchenhaus“ nur für den Tagesaufenthalt gedacht ist, beschließen wir, darin zu schlafen. Auf dem Boden zwischen den Tischen und Bänken gibt es genügend Platz für vier Isomatten. Es gibt sogar einen Ofen hier drinne. Und einen Gasherd. Wir sind alle ziemlich kaputt, sitzen erst mal nur da und freuen uns. Ein Finne, der uns unterwegs einholte, rastet kurz mit uns, bricht dann aber auf und will weiter. So spät noch? „Ich muss noch weiter laufen“, erzählt er uns, „in meinem Rucksack ist ein Liter Whisky; der wird zu schnell alle, wenn ich zu früh mit dem Trinken anfange.“ OK!
Kaum haben wir die Hütte bezogen, fängt es an zu regnen. Wir sitzen fröhlich unterm Vordach und kochen uns eins. Erst Kaffee, dann Essen. Stef und Hanni essen Linsen, Paul und ich Spaghetti Bolognese. Vorher gibt es Wurzelspeck und Studentenfutter; der Hunger konnte uns nicht warten lassen. Dann gehen wir rein zum Doppelkopfspielen und irgendwann gegen zehn ziehen wir noch mal los, die Gegend erkunden. Wir besteigen die umliegenden Hügel, der Regen hat aufgehört und die Täler dampfen. Es gibt Blaubeeren hier, aber sie sind noch nicht reif, na wie seltsam. Jetzt ist es halb zwölf und draußen ist es immer noch hell. Das ist wirklich irre.

Warten auf besseres Wetter, Rumakuru


Am 9. Tag unserer Reise sind wir doch sehr entspannt. Wetter top, Gepäck aufgegessen und keine Mücken mehr!
Allgemeines zur Anreise
Die Anreise zum Nationalpark ist, dank der Flugverbindung Helsinki-Ivalo, in einem Tag und ohne große Fahrzeiten zu bewältigen. Vom Flugplatz in Ivalo fährt dann ein Bus direkt zu den Startpunkten des Nationalparks; z.B. nach Sariselkä oder Kiilopää. Die Strecke nach Kilopää beträgt etwa 40 km; Kosten für uns vier: 52 €. Wir übernachteten jedoch zunächst im Ivalo River Camp und nahmen dann den Bus nach Sariselkä, wo wir in den Park einstiegen.
Do, 06.08.2015, Anreise
Wir stehen sehr früh auf und fahren von Halle nach Berlin Tegel. Unser Auto bleibt für die Zeit unseres Urlaubs und für 75 € in einer Garage in der Nähe des Flughafens; es gibt einen Transferservice. Alles klappt wunderbar, unsere Rucksäcke sind irre schwer, es ist warm, wir schwitzen.
Auf dem Flughafen Helsinki sind angenehm wenige Leute unterwegs – zumindest im Vergleich zu Tegel, wo es zuging wie in einem Ameisenhaufen. (Auf dem Rückweg sollte uns auch Helsinki vorkommen wie ein wildgewordener Bienenstock, so relativ sind die Dinge, die uns umgeben.) Der Flughafen von Suomis Hauptstadt ist großflächig mit Parkett ausgelegt, der einzige weltweit, wie meine Kollegin Heike meint. Die Finnen haben’s eben. Enorm viel Holz vor der Hütte – das sollen auch gleich die Touristen mitkriegen. Tatsächlich riecht es hier, inmitten von schweren Maschinen, Terminals und sonstigen Abfertigungsschaltern angenehm nach Holz. Eine clevere Vermarktungsstrategie: Kommen Sie nach Finnland! Hier werden Sie den Geruch von frischem Holz nie wieder los.
Wir haben vier Stunden Aufenthalt hier. Ich fahre gleich ganz nach unten, sitze nur noch da und betrachte die Leute, lausche dieser seltsamen Sprache, lass mich von ihrem Singsang berauschen, würde es gerne verstehen. Hanni liest, Paul spielt, Stef schläft.
Unser Flug nach Ivalo startet um 17:00 und dauert eine Stunde. Draußen ist es trübe. Das Ende der Welt, denke ich, als wir im Nieselregen landen. Ein bisschen wie Mordor: grau, trüb, und wo die Bäume fehlen schmatzt uns dicke, braune Erde entgegen.
Am Bus dann der erste Schock. Der Busfahrer spricht kein Englisch. Und von einem Ivalo River Camp hat er noch nie was gehört. Mit Hilfe von jungen Finnen, die des Englischen mächtig sind, gelingt es uns, zu erklären, wo wir hinwollen. Das Camp erweist sich als ein paar muchtige Holzhütten neben der Straße – Stef hatte es noch von zu Hause aus gebucht, damit wir erst mal irgendwo unterkommen. Viel Grün ringsrum, ein paar Ecken mit Gerümpel – skandinavischer Charme eben. Kein wirklich schöner Ort. Wir beziehen unsere Hütte - sie ist klein und muffig – werfen unsere Rücksäcke ab und gehen was essen. Burger, Fleisch, Pommes, wenig Gemüse – auch das ist der wohlbekannte skandinavische Charme. Es hat zu regnen begonnen. Stef ist sofort schlafen gegangen. Paul mosert rum, er will noch Karten spielen, aber auch ihm sind längst die Augen zugeklappt. Bleiben noch Hanni und ich, die Langleser. Es ist jetzt viertel elf. Draußen ist es noch taghell; trübe zwar aber mild. Und das Grün der Birken leuchtet melancholisch durch die milchige Einsamkeit. So soll es sein!
Fr. 07.08.2015, von Sariselkä nach Rumakuru – 6 km
Wir schlafen erstaunlich gut in der muchtigen Hütte. Irgendwann werde ich wach, total ausgeschlafen, da ist es erst dreiviertel fünf. Also noch mal rumdrehen und weiterpennen. Dann gutes Frühstück, waschen und mit Fremden quatschen: Wo kommst Du her? Wo willst Du hin? Wie lange bleibt Ihr? Wir packen erneut unsere Rucksäcke um. Ich glaube, das werden wir noch öfter machen. Hanni stöhnt über ihre Bürde, der Sack piekst ihr im Rücken. Paul hingegen über seinen, er wäre viel zu schwer. Ich schlage den beiden vor, zu tauschen – und plötzlich sind sie glücklich, na wunderbar!
Unser Bus nach Sariselkä soll um 13:00 abfahren. Wir stehen dumm neben der Straße und hoffen, dass er kommt, hier am Ende der Welt. Tatsächlich hat er nur fünf Minuten Verspätung, der finnische Sozialismus hält sich in Grenzen hier oben.
Der Tag ist so trüb wie der gestrige. Dicke Wolken überall, aber es ist warm, wir laufen im T-Shirt durch Sariselkä, ein Wintersportort, der im Sommer in trostlosem Selbstmitleid dämmert. Wir latschen hierhin und dorthin, Touristeninfo, Karte kaufen, Angellizenz erwerben, ein paar Gaskartuschen einsacken, Zwiebeln und Streichhölzer nicht vergessen.

Der Weihnachtsmann war offenbar schon in der Wichtelwerkstatt zugange. Zumindest war er out of office, Sariselkä am 07.08.2015
Irgendwann am Nachmittag haben wir alles beisammen und es kann endlich losgehen. Wir laufen nur sechs Kilometer heute, insgesamt mit dem Trip durch Sariselkä kommen wir aber auf 16. Die ersten Tage sind wir schwer am Schleppen (Stef 24 kg, die Kinder und ich etwa jeweils 18), wir zuppeln den ganzen Tag an unseren Rucksäcken rum, mal drückt es hier, mal da, mal schwitzen wir, mal stechen uns die Mücken. Der Weg führt weite Strecken durch ein ausgetrocknetes Flusstal, begleitet von Krüppelbirken, Kiefern und sehr viel Moos. Der Himmel hängt tief, aber es regnet nicht.

Noch sind die Wege markiert, Komfort-Zone des Parks
Wir erreichen Rumakuru gegen 6. Es gibt mehrere Feuerstellen, ein Küchenhaus, ein Holzhaus und ein Klohaus. Sehr gemütlich. Obwohl das „Küchenhaus“ nur für den Tagesaufenthalt gedacht ist, beschließen wir, darin zu schlafen. Auf dem Boden zwischen den Tischen und Bänken gibt es genügend Platz für vier Isomatten. Es gibt sogar einen Ofen hier drinne. Und einen Gasherd. Wir sind alle ziemlich kaputt, sitzen erst mal nur da und freuen uns. Ein Finne, der uns unterwegs einholte, rastet kurz mit uns, bricht dann aber auf und will weiter. So spät noch? „Ich muss noch weiter laufen“, erzählt er uns, „in meinem Rucksack ist ein Liter Whisky; der wird zu schnell alle, wenn ich zu früh mit dem Trinken anfange.“ OK!
Kaum haben wir die Hütte bezogen, fängt es an zu regnen. Wir sitzen fröhlich unterm Vordach und kochen uns eins. Erst Kaffee, dann Essen. Stef und Hanni essen Linsen, Paul und ich Spaghetti Bolognese. Vorher gibt es Wurzelspeck und Studentenfutter; der Hunger konnte uns nicht warten lassen. Dann gehen wir rein zum Doppelkopfspielen und irgendwann gegen zehn ziehen wir noch mal los, die Gegend erkunden. Wir besteigen die umliegenden Hügel, der Regen hat aufgehört und die Täler dampfen. Es gibt Blaubeeren hier, aber sie sind noch nicht reif, na wie seltsam. Jetzt ist es halb zwölf und draußen ist es immer noch hell. Das ist wirklich irre.

Warten auf besseres Wetter, Rumakuru

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