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"Na, wo verbringt ihr Ostern?"
"Da, wo es kalt ist."
"Ihr bleibt also bei Dir in der Wohnung??"
Der Quasi-Schwiegervater lag mit seiner Vermutung falsch. Der Schnee fiel nicht in der Wohnung, sondern auf den ersten Kilometern Autobahn nach Osten. Und mehr sollte folgen. Doch darüber hatten wir uns keine wirklichen Gedanken gemacht, als der Beschluss fiel, nach meiner Solo-Erkundung im Herbst 2014 das Eulengebirge nun mit einer Rudelwanderung heimzusuchen. 
In seuchenbedingt reduzierter Besetzung erreichten wir noch am Gründonnerstagabend Jedlina-Zdroj (Bad Charlottenbrunn). Das Auto ließen wir in einer friedlichen Wohnstraße zurück. Angst vor "zahlungslosem Eigentumsübergang" habe ich nicht mehr. "Auch Autodiebe haben ihren Stolz", pflege ich mit Blick auf einen schwungvollen Schlüsselkratzer auf der Motorhaube zu sagen.
Nach fast drei Kilometern "Warmlaufen" durch Jedlina-Zdroj und seine Vororte erreichten wir nicht nur die Grenze zum Landschaftsschutzgebiet Eulengebirge (Gory Sowie), sondern auch die Schneefallgrenze. Frische Flocken bedeckten den Weg, aber nicht ein Verkehrsschild, das vor 25 Prozent Steigung warnte. Mein Ruf als "Pfad-Schinder" war gerettet, auch wenn der 25-Prozent-Abschnitt wahrscheinlich nicht einmal 100 Meter lang war und die nun folgenden drei Kilometer insgesamt nur 310 Höhenmeter hergaben, also durchschnittlich gut 10 Prozent. Lästig war nur, dass die Schneehöhe direkt proportional zur Rumpeligkeit des Waldweges zunahm. Gamaschen hatten wir natürlich zu Hause gelassen, Ostern ist ja Frühling.
Die Schutzhütte, die ich bei der Erkundungstour ausgeguckt hatte, erschien Karliene und Rhodan als etwas zu luftig, so dass sie ihr Zelt daneben aufbauten. Das hatte den Vorteil, dass es ihnen nachts nicht ins Gesicht schnieselte wie mir; es hatte aber den Nachteil, dass am Morgen der Hund des Försters, der vom Pickup aus Gassi geführt worde, etwas zum ausgiebigen Anbellen fand. Die Schutzhütte hingegen lag wohl außerhalb seines Beobachtungsbereichs.
Technische Daten: 5,9 km in 1:45h



3. April
Unser erstes Ziel war eine unvollendete Anlage des „Objekts Riese“ namens Wlodarz. Geleitet von einer wie üblich unbestechlichen polnischen Wanderkarte erreichten wir den Stolleneingang nach einigen Querfeldeinpassagen. Die „Ausstellung“ war die übliche Militaria-Rumpelkammer. Die Führung dauerte statt der angekündigten Stunde nur 45 Minuten, was daran lag, dass wir sie im Stummfilmverfahren absolvierten. Wir waren nämlich die einzigen Teilnehmer. Unser Führer konnte wohl mehr Englisch als er zugab, war aber zu faul, es zu benutzen. Wer sich für das Objekt Riese interessiert, ist mit einer Besichtigung der Anlage in Osowka klar besser bedient. Dort ist man mehrsprachig unterwegs.


Nach einer weiteren Irrtour durch den Wald auf viel versprechenden, aber sich als leere Versprechungen entpuppenden Waldwegen landeten wir schließlich in Walim, früher Wüstewaltersdorf. Man fragt sich allerdings: Warum trug es einen deprimierenden Namen nur früher? Städtebauliche Dominante ist die Ruine einer Weberei und Frottierwarenfabrik. Den Krieg hatte sie überlebt, aber nicht die Privatisierung, wie das Firmenschild indirekt verriet.

Das WüsteWaltersdorf 
Für eine Einkehr blieb keine Zeit, denn es war nicht klar, wann die einzige Gastwirtschaft im Ort wieder öffnen würde – geschweige denn ob. Außerdem mussten wir uns beeilen, wollten wir die Zygmuntowka-Berghütte noch vor der Dunkelheit erreichen. Karliene war in der Nacht trotz Antelopenfell frostverbeult worden und wünschte sich, die nächste Nacht in einem beheizten Steinhaus zu verbringen. Merkwürdigerweise hielten sich die Versuche, ihr diesen Wunsch auszureden, in äußerst engen Grenzen.
Aber vor dem warmen Bett stand noch ein hoher Berg: Die Hohe Eule/Wielka Sowa mit 1015m, die dem Gebirge den Namen gegeben hatte. Meine Argumentation, dass 500 Meter Anstieg gerademal ein Zweidrittelbrocken sind, verfing nicht wirklich. Ok, dass oben wieder 20 cm Schnee lagen und wir den Weg selber spuren mussten, war dem schnellen Fortkommen nicht wirklich förderlich. Aber immerhin war jetzt alles ordentlich markiert.


Als wir endlich ankamen, war gerade mal wieder Winter. Niemand war unglücklich, dass der Aussichtsturm geschlossen hatte. Schon eher unglücklich waren wir, dass auch der Kiosk im Turm geschlossen hatte. In der Schutzhütte versuchte eine struppige Katze, bei uns etwas zu erbetteln. Ihre Körperbau nach zu schließen war sie bei anderen Besuchern erfolgreicher als bei uns.
Der Winter ließ natürlich nach, als wir den Gipfel verlassen hatten. Sogar die Sonne kam heraus. Ein Witzbold hatte in in den Schnee am Wegrand „JESIEN“ (Frühling) geschrieben und daneben einen Pfeil in Richtung des frühlingshafts angegrünten Tieflands gesetzt. Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß eigentlich an?
In unserem Fall war es schon deutlich deeskalierter Outdoor-Scheiß. Der Hüttenwirt hatte mit uns zwar nicht gerechnet, fasste sich aber schnell. Wir bekamen dasselbe Zimmer, dass ich schon im Herbst gehabt hatte.
Technische Daten: 17,6km in 8:45h
4. April
„Die Nacht war die Hölle – nur dass es in der Hölle nicht so heiß ist“. So hätte das Fazit der Nacht lauten können. Die Heizung hatte nämlich ganze Arbeit geleistet. Die 30 Grad Raumtemperatur um fünf Uhr morgens waren Karliene auch wieder nicht recht. Vielleicht hatte die Heizung aber auch nur alle Restwärme von draußen hereingeholt, damit noch einmal zehn Zentimeter Neuschnee fallen konnten. Als wir beim Frühstück saßen, schaufelte der Skilift einen Hang weiter die ersten Vorfrühlingswintersportler nach oben.
Um den Kreislauf ordentlich auf Touren zu bringen, ging es auf den ersten Zinken des Kammwegs – den Rymarz. Die Aussicht hat die beiden Damen offenbar schon so befriedigt, dass sie später auf die Besteigung des Kalenica-Aussichtsturms verzichteten. Am Turm hörte leider auch der vorgespurte Weg auf. Wenig verwunderlich war, dass daraufhin der Begeisterung für unberührten Schnee schneller dahinschmolz als der Schnee selbst.



Hinter dem Pass verzichteten wir also darauf, weiter dem Kammweg zu folgen, und nahmen diesmal den westlichen Parallelweg am Hang. Da ich bei meiner Solotour den östlichen Parallelweg genommen hatte, ist der Kammweg also bis heute unerkundet. Damit gibt es mindestens einen guten Grund für eine weitere Eulengebirgstour.



Erst als die ersten Mauern und Gräben der Festung Silberberg (Srebrna Gora) auftauchen, hellte sich die Stimmung auf – erst recht, als sich herausstellte, dass das Museumscafé geöffnet hatte. Für eine Führung kamen wir zu spät – obwohl die Website anderes verkündet hatte -, dafür durften wir die Festung auf eigene Faust erkunden. Die Gerüste von den Sanierungsarbeiten, die im Herbst das Bild noch gestört hatten, waren verschwunden.




Wie die Gerüste an der Festung verschwunden war auch jegliches Personal aus der „Villa Hubertus“, die wir eigentlich angepeilt hatte. Wir fanden dann aber Unterkunft im „Centrum niekonwencjonalnej turystiki“ ("Zentrum für unkonventionelles Reisen"). Dass sich dahinter nicht nur ein leichter Drall in Ökologisch-Korrekte verbarg, fand Rhodan unabsichtlich heraus: Auf seine Frage nach einen Bier ging die Bedienung an ein Sideboard und holte aus einem Bierkasten eine zimmerwarme Flasche heraus. Und in der Tat waren im ganzen Haus keine Anzeichen für alkoholische Getränke zu finden. OT: Angeblich soll es ja Stammtischmitglieder geben, bei denen es dann zum Eklat gekommen wäre.
Technische Daten: 20,8km in 8:25h
5. April
Weil Ostersonntag in Polen alles geschlossen hat - sogar die Läden! - blieb uns eine Diskussion erspart, ob wir nicht noch Fort Ostrog besichtigen müssen. Wir statteten stattdessen dem Viadukt der ehemaligen Eulengebirgsbahn einen Besuch ab und bewunderten anschließend die Aussicht auf die beiden Festungen vom Hangweg Richtung Bardo. Die Sinnhaftigkeit des scheinbaren Schlenkers hatte sich mir bei der Erstbegehung nicht erschlossen. Was möglicherweise an dem dichten Nebel gelegen haben mag. Wie Igelstroem zu sagen pflegt: Das Wetter ist eine Tatsache, keine Dienstleistung.




Die Schneehöhe nahm immer mehr ab, was nicht nur an der abnehmenden Höhe lag. Offensichtlich hatte es hier viel weniger geschneit. Was das Wetter allerdings nicht daran hinderte, uns immer wieder mit Schneeschauern zu überziehen. Zu meiner großen Erleichterung konnten wir in Richtung Bardo weiter tief entspannt einer Wegmarkierung folgen. Das fand ich sehr beruhigend, denn zwischen den Sudety srodkowe und Ziemia Klodzka klaffte Niemandsland - jedenfalls kartenmäßig: Offensichtlich hatten sich im Galileos-Verlag die Abteilung 1:40.000 und die Abteilung 1:70.000 nicht verständigen können, wie die Karten aneinanderstoßen oder gar überlappen könnten, und hatten daher eine dekartographierte Zone von 4 km Tiefe eingerichtet.
Pünktlich zur Mittagspause erreichten wir einen luxuriösen Rastplatz, wo wir das inzwischen zur Tradition gewordene Osterlamm schlachteten. Nachdem der letzte Schneeschauer abgezogen war, konnte ich mich sogar auf einer Bank im Freien in der Sonne suhlen (natürlich nur bis zum nächsten Schneeschauer).
Durch verhügelten Mischwald - Herbst mit Laubfärbung ist da wahrscheinlich die angesagtere Saison – erreichten wir Bardo. Die Steigungen waren knackig, aber immer so kurz, dass man nicht wirklich ins Schwitzen kam. Für Feuchtigkeit sorgten schließlich alle halbe Stunde Schneeschauer.



In Bardo (Wartha in Schlesien) stellten wir fest, dass das Hotel zum Goldenen Löwen für immer geschlossen hatte, nicht nur am Ostersonntag. Das war jetzt nicht so geplant. Alle anderen Unterkünfte, die Papierkarte und Elektrotechnik auswarfen, klangen nach Sommersaison oder Schullandheim.



Es blieb frau vorbehalten, die Einheimischen zu fragen, ob es noch andere Möglichkeiten gab. Mann fragt bekanntlich nicht. So landeten wir wir bei den Apartmenty Zywioly. Obwohl eigentlich als Ferienwohnung konzipiert, wurden wir freundlich aufgenommen und mussten zur Begutachtung nicht einmal unsere verkrusteten Botten ausziehen (wir hätten es im Eigeninteresse trotzdem tun sollen).
Technische Daten: 20,0 km in 7:30h
6. April
Um meinem Stammtisch-Spitznamen gerecht zu werden, ordnete ich morgens einen Besuch des Aussichtspunkts Obryw bardzki an. Die Aussicht war bescheiden ... nur durch schnelle Flucht entging ich der Prügelstrafe. Aber immerhin bewältigten wir die mit 105 Minuten annoncierte Runde auf diese Weise in 60 Minuten.
Damit hatten wir genügend Zeit für den Wallfahrtspfad am anderen Ende der Stadt. Dieser war Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet worden, um den Fremdenverkehr zu fördern. Diverse regionale Architekten hatten daraufhin Kapellen in verschiedenen historisierenden Baustilen entworfen, so dass man heute guten Gewissen von der Niederschlesischen Kapellenbau-Ausstellung sprechen kann. So etwas wie die Internationale Bauausstellung Mitte der 80er Jahre in Westberlin - mit dem kleinen Unterschied, dass die Gebäude auch nach über 100 Jahren noch nicht abrissreif sind.




Technische Daten: 8,2 km in 2:55h
Gegen Mittag traten wir per Bahn und Bus über Glatz/Klodzko die Rückreise zum Auto an (was allen Unkenrufen unberührt noch am selben Platz stand
)
Fotos: Pfad-Finder, Rhodan76
"Da, wo es kalt ist."
"Ihr bleibt also bei Dir in der Wohnung??"


In seuchenbedingt reduzierter Besetzung erreichten wir noch am Gründonnerstagabend Jedlina-Zdroj (Bad Charlottenbrunn). Das Auto ließen wir in einer friedlichen Wohnstraße zurück. Angst vor "zahlungslosem Eigentumsübergang" habe ich nicht mehr. "Auch Autodiebe haben ihren Stolz", pflege ich mit Blick auf einen schwungvollen Schlüsselkratzer auf der Motorhaube zu sagen.
Nach fast drei Kilometern "Warmlaufen" durch Jedlina-Zdroj und seine Vororte erreichten wir nicht nur die Grenze zum Landschaftsschutzgebiet Eulengebirge (Gory Sowie), sondern auch die Schneefallgrenze. Frische Flocken bedeckten den Weg, aber nicht ein Verkehrsschild, das vor 25 Prozent Steigung warnte. Mein Ruf als "Pfad-Schinder" war gerettet, auch wenn der 25-Prozent-Abschnitt wahrscheinlich nicht einmal 100 Meter lang war und die nun folgenden drei Kilometer insgesamt nur 310 Höhenmeter hergaben, also durchschnittlich gut 10 Prozent. Lästig war nur, dass die Schneehöhe direkt proportional zur Rumpeligkeit des Waldweges zunahm. Gamaschen hatten wir natürlich zu Hause gelassen, Ostern ist ja Frühling.

Die Schutzhütte, die ich bei der Erkundungstour ausgeguckt hatte, erschien Karliene und Rhodan als etwas zu luftig, so dass sie ihr Zelt daneben aufbauten. Das hatte den Vorteil, dass es ihnen nachts nicht ins Gesicht schnieselte wie mir; es hatte aber den Nachteil, dass am Morgen der Hund des Försters, der vom Pickup aus Gassi geführt worde, etwas zum ausgiebigen Anbellen fand. Die Schutzhütte hingegen lag wohl außerhalb seines Beobachtungsbereichs.
Technische Daten: 5,9 km in 1:45h

- Nächtliche Schutzhüttenidylle
- Wo wir sind, ist Weg

3. April
Unser erstes Ziel war eine unvollendete Anlage des „Objekts Riese“ namens Wlodarz. Geleitet von einer wie üblich unbestechlichen polnischen Wanderkarte erreichten wir den Stolleneingang nach einigen Querfeldeinpassagen. Die „Ausstellung“ war die übliche Militaria-Rumpelkammer. Die Führung dauerte statt der angekündigten Stunde nur 45 Minuten, was daran lag, dass wir sie im Stummfilmverfahren absolvierten. Wir waren nämlich die einzigen Teilnehmer. Unser Führer konnte wohl mehr Englisch als er zugab, war aber zu faul, es zu benutzen. Wer sich für das Objekt Riese interessiert, ist mit einer Besichtigung der Anlage in Osowka klar besser bedient. Dort ist man mehrsprachig unterwegs.

- Weder Bernsteinzimmer noch Wunderwaffen erwarteten uns...
- ...aber eine Bootstour unter Tage
- Versteinerte Zementsäcke künden von hektischem Abbruch der Bauarbeiten 1945

Nach einer weiteren Irrtour durch den Wald auf viel versprechenden, aber sich als leere Versprechungen entpuppenden Waldwegen landeten wir schließlich in Walim, früher Wüstewaltersdorf. Man fragt sich allerdings: Warum trug es einen deprimierenden Namen nur früher? Städtebauliche Dominante ist die Ruine einer Weberei und Frottierwarenfabrik. Den Krieg hatte sie überlebt, aber nicht die Privatisierung, wie das Firmenschild indirekt verriet.


Für eine Einkehr blieb keine Zeit, denn es war nicht klar, wann die einzige Gastwirtschaft im Ort wieder öffnen würde – geschweige denn ob. Außerdem mussten wir uns beeilen, wollten wir die Zygmuntowka-Berghütte noch vor der Dunkelheit erreichen. Karliene war in der Nacht trotz Antelopenfell frostverbeult worden und wünschte sich, die nächste Nacht in einem beheizten Steinhaus zu verbringen. Merkwürdigerweise hielten sich die Versuche, ihr diesen Wunsch auszureden, in äußerst engen Grenzen.

Aber vor dem warmen Bett stand noch ein hoher Berg: Die Hohe Eule/Wielka Sowa mit 1015m, die dem Gebirge den Namen gegeben hatte. Meine Argumentation, dass 500 Meter Anstieg gerademal ein Zweidrittelbrocken sind, verfing nicht wirklich. Ok, dass oben wieder 20 cm Schnee lagen und wir den Weg selber spuren mussten, war dem schnellen Fortkommen nicht wirklich förderlich. Aber immerhin war jetzt alles ordentlich markiert.
- Zieleinlauf im Schneetreiben
- Holzeule auf der Großen Eule

Als wir endlich ankamen, war gerade mal wieder Winter. Niemand war unglücklich, dass der Aussichtsturm geschlossen hatte. Schon eher unglücklich waren wir, dass auch der Kiosk im Turm geschlossen hatte. In der Schutzhütte versuchte eine struppige Katze, bei uns etwas zu erbetteln. Ihre Körperbau nach zu schließen war sie bei anderen Besuchern erfolgreicher als bei uns.

Der Winter ließ natürlich nach, als wir den Gipfel verlassen hatten. Sogar die Sonne kam heraus. Ein Witzbold hatte in in den Schnee am Wegrand „JESIEN“ (Frühling) geschrieben und daneben einen Pfeil in Richtung des frühlingshafts angegrünten Tieflands gesetzt. Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß eigentlich an?
In unserem Fall war es schon deutlich deeskalierter Outdoor-Scheiß. Der Hüttenwirt hatte mit uns zwar nicht gerechnet, fasste sich aber schnell. Wir bekamen dasselbe Zimmer, dass ich schon im Herbst gehabt hatte.
Technische Daten: 17,6km in 8:45h
4. April
„Die Nacht war die Hölle – nur dass es in der Hölle nicht so heiß ist“. So hätte das Fazit der Nacht lauten können. Die Heizung hatte nämlich ganze Arbeit geleistet. Die 30 Grad Raumtemperatur um fünf Uhr morgens waren Karliene auch wieder nicht recht. Vielleicht hatte die Heizung aber auch nur alle Restwärme von draußen hereingeholt, damit noch einmal zehn Zentimeter Neuschnee fallen konnten. Als wir beim Frühstück saßen, schaufelte der Skilift einen Hang weiter die ersten Vorfrühlingswintersportler nach oben.
Um den Kreislauf ordentlich auf Touren zu bringen, ging es auf den ersten Zinken des Kammwegs – den Rymarz. Die Aussicht hat die beiden Damen offenbar schon so befriedigt, dass sie später auf die Besteigung des Kalenica-Aussichtsturms verzichteten. Am Turm hörte leider auch der vorgespurte Weg auf. Wenig verwunderlich war, dass daraufhin der Begeisterung für unberührten Schnee schneller dahinschmolz als der Schnee selbst.
- Blick aus dem Fenster
- Anstieg zum Rymarz

Hinter dem Pass verzichteten wir also darauf, weiter dem Kammweg zu folgen, und nahmen diesmal den westlichen Parallelweg am Hang. Da ich bei meiner Solotour den östlichen Parallelweg genommen hatte, ist der Kammweg also bis heute unerkundet. Damit gibt es mindestens einen guten Grund für eine weitere Eulengebirgstour.


- Auf dem Kamm an der Kalenica
- Nach einem alten schlesischen Brauch bringt es Glück, wenn man in einer Schutzhütte in eine Kackwurst tritt.

Erst als die ersten Mauern und Gräben der Festung Silberberg (Srebrna Gora) auftauchen, hellte sich die Stimmung auf – erst recht, als sich herausstellte, dass das Museumscafé geöffnet hatte. Für eine Führung kamen wir zu spät – obwohl die Website anderes verkündet hatte -, dafür durften wir die Festung auf eigene Faust erkunden. Die Gerüste von den Sanierungsarbeiten, die im Herbst das Bild noch gestört hatten, waren verschwunden.

- Der Donjon der Festung Silberberg
- Grimmiger Grenadier auf dem Weg zu seinem Audi A6
- Fort Ostrog (Spitzberg) liegt gegenüber der Festung Silberberg. Beide nehmen die Passstraße in die Zange.

Wie die Gerüste an der Festung verschwunden war auch jegliches Personal aus der „Villa Hubertus“, die wir eigentlich angepeilt hatte. Wir fanden dann aber Unterkunft im „Centrum niekonwencjonalnej turystiki“ ("Zentrum für unkonventionelles Reisen"). Dass sich dahinter nicht nur ein leichter Drall in Ökologisch-Korrekte verbarg, fand Rhodan unabsichtlich heraus: Auf seine Frage nach einen Bier ging die Bedienung an ein Sideboard und holte aus einem Bierkasten eine zimmerwarme Flasche heraus. Und in der Tat waren im ganzen Haus keine Anzeichen für alkoholische Getränke zu finden. OT: Angeblich soll es ja Stammtischmitglieder geben, bei denen es dann zum Eklat gekommen wäre.

Technische Daten: 20,8km in 8:25h
5. April
Weil Ostersonntag in Polen alles geschlossen hat - sogar die Läden! - blieb uns eine Diskussion erspart, ob wir nicht noch Fort Ostrog besichtigen müssen. Wir statteten stattdessen dem Viadukt der ehemaligen Eulengebirgsbahn einen Besuch ab und bewunderten anschließend die Aussicht auf die beiden Festungen vom Hangweg Richtung Bardo. Die Sinnhaftigkeit des scheinbaren Schlenkers hatte sich mir bei der Erstbegehung nicht erschlossen. Was möglicherweise an dem dichten Nebel gelegen haben mag. Wie Igelstroem zu sagen pflegt: Das Wetter ist eine Tatsache, keine Dienstleistung.
- Blick auf die Festung Silberberg von Südwesten
- Eulengebirgsbahnviadukt - die Bahn fährt schon seit 1931 nicht mehr
- "Sag mir, wo Du stehst/und welchen Weg Du gehst..."
- Schweigendes Lamm


Die Schneehöhe nahm immer mehr ab, was nicht nur an der abnehmenden Höhe lag. Offensichtlich hatte es hier viel weniger geschneit. Was das Wetter allerdings nicht daran hinderte, uns immer wieder mit Schneeschauern zu überziehen. Zu meiner großen Erleichterung konnten wir in Richtung Bardo weiter tief entspannt einer Wegmarkierung folgen. Das fand ich sehr beruhigend, denn zwischen den Sudety srodkowe und Ziemia Klodzka klaffte Niemandsland - jedenfalls kartenmäßig: Offensichtlich hatten sich im Galileos-Verlag die Abteilung 1:40.000 und die Abteilung 1:70.000 nicht verständigen können, wie die Karten aneinanderstoßen oder gar überlappen könnten, und hatten daher eine dekartographierte Zone von 4 km Tiefe eingerichtet.
Pünktlich zur Mittagspause erreichten wir einen luxuriösen Rastplatz, wo wir das inzwischen zur Tradition gewordene Osterlamm schlachteten. Nachdem der letzte Schneeschauer abgezogen war, konnte ich mich sogar auf einer Bank im Freien in der Sonne suhlen (natürlich nur bis zum nächsten Schneeschauer).
Durch verhügelten Mischwald - Herbst mit Laubfärbung ist da wahrscheinlich die angesagtere Saison – erreichten wir Bardo. Die Steigungen waren knackig, aber immer so kurz, dass man nicht wirklich ins Schwitzen kam. Für Feuchtigkeit sorgten schließlich alle halbe Stunde Schneeschauer.


- Mal Sonne...
- ... mal Schnee

In Bardo (Wartha in Schlesien) stellten wir fest, dass das Hotel zum Goldenen Löwen für immer geschlossen hatte, nicht nur am Ostersonntag. Das war jetzt nicht so geplant. Alle anderen Unterkünfte, die Papierkarte und Elektrotechnik auswarfen, klangen nach Sommersaison oder Schullandheim.
- Die Basilika von Bardo
- Apartamenty Zywioly ("Elemente")

Es blieb frau vorbehalten, die Einheimischen zu fragen, ob es noch andere Möglichkeiten gab. Mann fragt bekanntlich nicht. So landeten wir wir bei den Apartmenty Zywioly. Obwohl eigentlich als Ferienwohnung konzipiert, wurden wir freundlich aufgenommen und mussten zur Begutachtung nicht einmal unsere verkrusteten Botten ausziehen (wir hätten es im Eigeninteresse trotzdem tun sollen).
Technische Daten: 20,0 km in 7:30h
6. April
Damit hatten wir genügend Zeit für den Wallfahrtspfad am anderen Ende der Stadt. Dieser war Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet worden, um den Fremdenverkehr zu fördern. Diverse regionale Architekten hatten daraufhin Kapellen in verschiedenen historisierenden Baustilen entworfen, so dass man heute guten Gewissen von der Niederschlesischen Kapellenbau-Ausstellung sprechen kann. So etwas wie die Internationale Bauausstellung Mitte der 80er Jahre in Westberlin - mit dem kleinen Unterschied, dass die Gebäude auch nach über 100 Jahren noch nicht abrissreif sind.


- Keine Trinkhalle, sondern schon eine der Kapellen
- Kapelle mit Kugeltürmchen
- im Burgenstil
- mit spitzem Türmchen
- Könnte ein Trafohäuschen an der Erzbahn Kiruna-Narvik sein, ist aber auch eine Kapelle


Technische Daten: 8,2 km in 2:55h
Gegen Mittag traten wir per Bahn und Bus über Glatz/Klodzko die Rückreise zum Auto an (was allen Unkenrufen unberührt noch am selben Platz stand

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Fotos: Pfad-Finder, Rhodan76
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