[FI/SE/NO] Winter auf dem Nordkalottleden: Der Anfang am Ende

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Jo0ken
    Gerne im Forum
    • 18.03.2015
    • 66
    • Privat

    • Meine Reisen

    [FI/SE/NO] Winter auf dem Nordkalottleden: Der Anfang am Ende

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Moin moin, kurz vorweg: Dies ist mein erster Eintrag im Forum. Ich lese seit Jahren eure Reiseberichte mit großer Faszination und konnte mich jetzt endlich durchringen auch etwas beizutragen. Ich hoffe unsere Tour gefällt euch. Falls ihr die Tour auch laufen wollt fragt bitte alles! Liebe Grüße. Jo.



    Wintertour 2015 – Kilpisjärvi nach Abisko:

    Nachdem wir 2012 den Kungsleden von Abisko nach Vakkotavare als unsere erste Wintertour und im folgenden Jahr den Padjelantaleden von Ritsem nach Kvikkjokk gelaufen waren, stand als nächste Etappe schnell fest, den Nordkalottleden als nördliche Anschluss Etappe zu erkunden. Aufgrund von rasantem Familienwachstum meines Reisepartners Marc kam 2014 allerdings nicht in Frage und auch dieses Jahr stand lange auf Messers schneide. Erst kurz vor dem geplanten Reisestart Mitte Februar kamen das familiäre OK und die Gewissheit, dass wir wieder in den Norden aufbrechen können.

    Ausrüstung: Die Ausrüstung der letzten Jahre hatte sich bis auf Kleinigkeiten gut bewährt. Für mich gab es noch neue Skistiefel (in der Hoffnung nicht wieder mit einer offenen Hacke laufen zu müssen) und für Marc einen glücklichen Kauf, unser neues Heim, ein Keron 4 GT. Einige weitere kleinere Optimierungen gehören natürlich zum guten Ton.
    Packlisten für Wintertouren werden im Eiskalten Forum ja häufiger diskutiert, wer trotzdem Interesse hat kann mir gerne schreiben. Als Besonderheit waren dieses Mal eine deutlich ausgebaute Fotoausrüstung (ich bereue nichts) und einige neue Gerichte von Outdoorfood mit dabei (Bohnen Top, Soja Flop).

    Anreise und Route: Wie jedes Jahr reisen wir mit dem Zug an. Von Lüneburg geht es über Hamburg mit dem Schweden Spezial nach Kopenhagen und dann weiter nach Stockholm. Dort steigen wir in den Nachtzug bis Kiruna und müssen dann in den ersten Bus nach Karesuando wechseln. Zu Fuß geht’s über die Grenze nach Finnland und weiter mit dem zweiten Bus nach Kilpisjärvi, wo die Tour dann startet. Der Nordkalottleden schlängelt sich durch Finnland, Schweden, Norwegen und wieder nach Schweden bis zu unserem Ausstiegspunkt Abisko. Hier können wir dann komfortabel in den Zug nach Boden – Stockholm – Kopenhagen und dann wieder nach Hamburg einsteigen. Die Anreise ist natürlich etwas nervig. 3 Tage!! Eine Nacht im Nachtzug und eine in Karesuando weil die Busse nicht so gut zusammen passen. Eine finnische Freundin hat glücklicherweise eine Übernachtung organisiert, doch dazu später mehr.



    Tag 1 Lüneburg - Nachtzug: Endlich geht’s los! Heute erwartet uns vor allem eine lange Zugfahrt. Immerhin schaffen wir alle Anschlüsse. Die Fähre von Puttgarden nach Rødby ist immer wieder der eigentliche Urlaubsanfang. Das erste Highlight erwartet uns dann aber im Zug von Kopenhagen nach Stockholm. Nach einigem Geschaukel und Unwohlsein bin ich etwas weggenickt. Als ich die Augen wieder öffne sehe ich ein junges Mädchen mit Hand vorm Mund die Schlange Richtung Klo verlassen und auf Marc zulaufen. Kurz bevor sie ihn erreicht spritz plötzlich die letzte Mahlzeit zwischen ihren Fingern hervor. Buäh. Ein Glück hat sie ihn verfehlt und es gibt eine Art Katzenstreu welches der Schaffner großzügig verteilt. Im Nachtzug schließlich haben wir ein 3-er Abteil. Marc wirft schon mal probeweise sein Sägewerk an um mich einzugewöhnen. Ohrstöpsel Olé. Zu den besten Anekdoten der letzten Urlaube gehören allerdings eher nächtliche Aktivitäten. Auf jeder Tour erwacht in der ersten Schlafsacknacht der klaustrophobe Teil von mir und ich gerate entweder in Panik und schreie (gerne sehr laut) nach Hilfe, schlage um michoder gerate „nur“ in Hektik. Seit langer Zeit warte ich darauf, dass solch ein Anfall mich in öffentlicher Umgebung ereilt. Diesmal geht wieder alles gut.

    Tag 2 Nachtzug - Karesuando: Heute erreichen wir Kiruna und wechseln in den Bus. Die Fahrt verläuft ereignislos, aber durch wunderschöne WInterlandschaft. In Karesuando angekommen stehen wir vor der vorher organisierten Unterkunft. Nur ist niemand da. Unser Vermieter rast dann auf vereister Straße mit schätzungsweise 120km/h innerorts auf uns zu, steigt kurz aus und erklärt uns, das er doch kein Zimmer mehr hat, fährt uns mit selbiger Geschwindigkeit dann aber zu einem Hotel wo wir noch ein Zimmer bekommen (für 144€/1 Personen-zimmer). Naja! Dafür gibt es doch noch eine letzte Dusche und erste Polarlichter.





    Tag 3 Karesuando - Kilpisjärvi: Der letzte Bus, dann ist die Anreise geschafft! Bis 14 Uhr müssen wir uns noch etwas gedulden und vertreiben die Zeit mit Essen und Shoppen im Rajabaari (der eigentlichen Übernachtungsstätte). Die Bus fahrt macht dann richtig Lust auf die Tour. Berge, zugefrorene See, Schnee. Wir sehen unterwegs eine riesige geführte Rentierherde, dann geht es endlich los. Gegen 16:XX erreichen wir Kilpisjärvi (Achtung nicht im Ort aussteigen sondern am Wanderheim!) und beschließen noch über den See zu laufen um dann auf der anderen Uferseite das Zelt aufzuschlagen.





    Marc ist ziemlich erschlagen und liegt schon um 18:00 im Schlafsack. Drei Kinder und 1 Jahr Elternzeit hinterlassen tiefe Spuren. Da es recht kalt ist und der Mond noch nicht wieder auftaucht, es auch noch sehr klar ist, beschließe ich abzuwarten, ob es nicht wieder am Himmel was zu sehen und vor allem zu fotografieren gibt. Ab ca. 22:00 geht’s ab! Marc lässt sich auch nach wiederholtem rufen nicht dazu bewegen nochmal rauszukommen. Irgendwann kann ich mich dann aber auch abwenden und leg mich hin. Das war‘s wert.





    Zuletzt geändert von Jo0ken; 02.12.2015, 11:59.
    Meine Bilder auf flickr

  • Jo0ken
    Gerne im Forum
    • 18.03.2015
    • 66
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: [FI/SE/NO] Winter auf dem Nordkalottleden: Der Anfang am Ende

    weiter gehts!







    Tag 4 Kilpisjärvi – Camp 1 vor Pältsa: Der erste richtige Tourtag. Es geht den ganzen Tag bergauf. Die Pulka ist noch ordentlich schwer. Die Kondition fährt noch Zug bzw. Bus. Jedes Mal das Gleiche. Nur weht es diesmal auch noch stark mit Anfängen von Schneetreiben. Jeder Schritt wird zur Qual.



    Die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt vermutlich unter 2 km/h. Nach 14-15km erkenne ich, dass ich wahrscheinlich nicht mehr lange auf den Beinen stehen werde und wir bauen das Zelt auf. Marc ist auch nicht mehr ganz frisch und bevor wir uns in eine gefährliche Situation begeben ist es sicher das Beste hier den Tag zu beenden. Die STF Hütte Pältsa liegt nur noch 3-4 km vor uns. Wenn das Zelt erstmal steht und der Kocher am feuern ist, sieht die Welt schon wieder anders aus. Zeltnächte sind doch eigentlich mindestens genauso schön wie Hütten.
    Bei dieser Gelegenheit der ersten richtigen Raststelle möchte ich anmerken, dass die Real Tourmats tatsächlich zu den leckersten Mahlzeiten gehören, die ich bisher getestet habe! Ich beschließe, dass dies der bisher anstrengendste Tourtag meines Lebens war und lege mich glücklich ihn überstanden zu haben in den Schlafsack.







    Tag 5 Camp 1 - Pältsa: Der Tag schließt direkt an gestern an. Sturm und beginnendes White Out. Nach einer letzten Kuppe geht es allerdings erstmal bergab. Aber: dadurch wird’s nicht leichter. Noch etwas hakelig auf den Ski kippt die Pulka ein paarmal um (suboptimal gepackt!) und Marc klagt über starke Schmerzen am rechten Fußgelenk (neue Schuhe, nach rekli der alten).



    Als wir schließlich die Pältsa Hütte erreichen, beschließen wir hinein zu gehen und den Fuß zu begutachten. Während wir grade die Hütte in Beschlag nehmen, sehe ich aus dem Augenwinkel wie Marcs nahezu vollbepackte Pulka von einer Bö erfasst wird und rollend wegweht! Pausetag am zweiten Tourtag. Kurz über dem Gelenk ist der Fuß geschwollen und jetzt schon leicht verfärbt. Wir einigen uns darauf, morgen ab zu warten und dann zu entscheiden, wie es weiter geht. Nun müssen wir die leider total verdreckte Hütte erstmal auf Vordermann bringen und noch Brennholz sägen. Auf der gesamten Tour machen wir die Erfahrung, dass du unbesetzten Hütten nicht sauber sind und häufig Hunde in den Betten schlafen (dürfen).



    Zuletzt geändert von Jo0ken; 08.01.2016, 10:27.
    Meine Bilder auf flickr

    Kommentar


    • November
      Freak

      Liebt das Forum
      • 17.11.2006
      • 11083
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: [FI/SE/NO] Winter auf dem Nordkalottleden: Der Anfang am Ende

      Gefällt mir.
      Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um.

      Kommentar


      • Rhodan76

        Alter Hase
        • 18.04.2009
        • 3034
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [FI/SE/NO] Winter auf dem Nordkalottleden: Der Anfang am Ende

        Sehr schön! Das geht ja schonmal gut los, bin gespannt wie's weitergeht...

        Kommentar


        • Jo0ken
          Gerne im Forum
          • 18.03.2015
          • 66
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [FI/SE/NO] Winter auf dem Nordkalottleden: Der Anfang am Ende









          Tag 6 Pältsa – Stor Rosta: Juhu! Ein Blick nach draußen zeigt blauen Himmel und vor allem kaum Wind. Der Fuß scheint sich auch erholt zu haben und wir können mit nicht wirklich fest geschnürtem Stiefel die Reise fortsetzen.



          Wir kommen sehr gut voran und stoßen zum Mittag nach ca. 12 km auf eine kleine Statskog Hütte inmitten einer atemberaubenden weiten Ebene. Nach einem längeren Blick auf die Karte wenden wir uns von hier nach Süden und weichen etwas von der eigentlichen Route ab. In etwa 12 km Entfernung ist auf der Karte eine weitere Statskog Hütte eingezeichnet: die Stor Rosta Hytta. Die wollen wir versuchen zu erreichen.







          Schaffen wir auch, ist anstregend, aber mit Ziel vor Augen lässt sich noch einiges aus dem jetzt schon (oder noch?) geplagten Körper herausholen. Auch wenn wir Hütten eigentlich vermeiden wollten, können wir hier nicht widerstehen. Es gibt Gas und sogar etwas Strom (Licht) und es wird ein sehr gemütlicher Abend mit Käsefondue und Massen an Tee. Achja mit Hütte im Hintergrund lassen sich natürlich auch die Polarlichter viel entspannter beobachten. Da ich es am Tag 3 vergessen habe zu erwähnen: Ich habe ein Sirui Stativ aus der T-Serie dabei, eine Alu Version. Ein befreundeter Fotograf hatte mich darauf hingewiesen das Carbon SEHR kalt werden kann. Am Alu habe ich mir zumindest in der ersten Nacht aber auch die Finger „verbrannt“. Außerdem sollte man darauf achten, dass der Stativkopf ohne Schmiermittel auskommt, da diese verhärten und der Kopf kaum noch zu bewegen ist (Stichwort: Fluidkopf). Für die nächste Anschaffung steht daher ein Feisol auf dem Einkaufszettel.









          Tag 7 Stor Rosta – Camp 2 Bumannsberget: Jetzt führt uns unser Weg wieder zurück auf den eigentlichen Nordkalottleden. Durch ein beeindruckendes Tal laufend, passieren wir die Schwedisch Norwegische Grenze und kurz darauf die Daerta Hütte. Blauer Himmel und angenehme -10°C entschädigen für die Strapazen am Tourstart. Die erste Begegnung der Reise ist ein Norweger mit seinen vier Hunden, der es sich in Daerta gemütlich gemacht hat und durch die umliegenden Täler streift. Er ist deutlich schneller als wir und empfiehlt uns für das nächste Mal ebenfalls Hunde mit zu nehmen. Schließlich ziehen wir weiter, sehen aber noch häufiger mit seinem jüngsten Hund Proberunden laufen. Der heutige Tag bietet eigentlich ununterbrochen Panoramen und Weitblicke die einem den Atem stocken lassen.



          Traumhaft. Kurz vor einer kurzen aber steilen Geländekante (an der wir morgen einige Mühen haben werden) schlagen wir unser Lager auf.





          Tag 8 Camp 2 – Camp 3 Dividal: Heute ist der Tag der Höhenmeter. Wir beschließen mal wieder eine Routenänderung und halten uns westlich des Stuora Nanná und können so gut den Pass über Jerta einsehen. So anstrengend wie es zunächst aussieht wird es dann aber gar nicht. Man darf einfach nicht stehen bleiben.





          Was es allerdings in sich hat, ist der Abstieg ins Dividal. Da es keine Markierungen gibt, sind wir einige Zeit unschlüssig über den besten Weg, bis wir eine Markierung aus dem Sommer entdecken können. Hinter der geht es dann fast senkrecht bergab. Wir schnallen die Pulken ab und stecken bis zur Hüfte im Schnee. Nach 18 km und mit anbrechender Dämmerung sinkt meine Laune merklich, aber ein kurzes „Was willst du denn jetzt sonst machen?“ bringt mich wieder in die Realität. Nach einer enorm aufbauenden Rodelpartie auf der Pulka unterbrochen von einigen unkontrollierten Abstiegen erreichen wir schließlich die Dividalshytta. Da es dunkel wird und die Navigation durch den Birkenwald nicht grade einfach ist, Zelten wir in der Nähe der Hütten. Ein super gemütlicher Zeltabend. Heute fällt uns das erste Mal auf, wie wenig Benzin wir bisher verbraucht haben. Scheinbar ist der XGK nicht nur äußerst robust sondern auch recht sparsam. Am Ende haben wir nicht mal zwei Liter Benzin verbraucht! Die letzten Jahren hatten wir da deutlich mehr Verbrauch (Primus Omni, Primus EtaMF).

          Zuletzt geändert von Jo0ken; 02.12.2015, 12:04.
          Meine Bilder auf flickr

          Kommentar


          • Kuoika
            Erfahren
            • 23.08.2012
            • 471
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [FI/SE/NO] Winter auf dem Nordkalottleden: Der Anfang am Ende

            Oh schön, der erste Wintertourenbericht des Jahres.
            Tolle Bilder und spannende Gegend, jetzt will ich auch gleich wieder los...

            Kommentar


            • evernorth
              Fuchs
              • 22.08.2010
              • 1839
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [FI/SE/NO] Winter auf dem Nordkalottleden: Der Anfang am Ende

              Super. Schöne Tour und richtig gute Winterbilder mit phantastischen Polarlichtern.
              Freue mich auf die Fortsetzung.
              My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

              Kommentar


              • Dwalinn
                Gerne im Forum
                • 26.07.2009
                • 71
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: [FI/SE/NO] Winter auf dem Nordkalottleden: Der Anfang am Ende

                Erstklassige Bilder und interessanter Bericht!

                In freudiger Erwartung auf die Fortsetzung....
                Henning

                Kommentar


                • Jo0ken
                  Gerne im Forum
                  • 18.03.2015
                  • 66
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [FI/SE/NO] Winter auf dem Nordkalottleden: Der Anfang am Ende

                  Danke für das schöne Feedback. Ein bisschen weiter geht es jetzt:





                  Tag 9 Camp 3 - Vuomahytta: Spät am gestrigen Abend ist noch eine 4 er Gruppe an der Hütte angekommen, deren Spuren wir heute nutzen können, um uns durch den Birkenwald des Dividal zu kämpfen und Richtung Vuomahytta zu wandern. Anstrengend! Unübersichtliches, hügeliges Gelände mit teilweise sehr tiefem pulverigem Schnee zwischen eng stehenden Bäumen. Erst steil bergab, dann über einen Gebirgsfluß und wieder steil bergauf. Eine schöne Abwechslung zu den Tagen über der Baumgrenze, aber allzulange muss es so nicht weiter gehen. Wir nehmen dann den Weg südlich des Blåfjellet und über den Voumajávri um den Wald früher zu verlassen. Auf dem See frischt es deutlich auf. Gegenwind nicht zu knapp! Trotzdem finde ich, der bessere Winterweg. Kurz vor Ankunft an der Hütte sehen wir 2 Eisfischer die in der Kälte ausharren.





                  In der Hütte ist dann reger Betrieb. 7 Norweger und ihre Hunde sind auf die beiden Hütten verteilt und verbringen hier ihren Urlaub mit Jagen und Fischen. Ein jüngeres Paar in meinem Alter (28) ist schon seit 7 Monaten unterwegs und versorgt sich komplett selbst. Beeindruckend. 2 der Eisfischer nehmen uns in ihre Hütte auf, da wir keinen DNT Schlüssel haben und schenken uns das erste Bier seit einer gefühlten Ewigkeit.



                  Welch Genuss! Ich revangiere mich mit einem Fotokurs zum Thema Nachtfotografie. Ein sehr gemütlicher Hüttenabend mit etwas Alkohol und vielen Geschichten rundet den Tag ab.











                  Tag 10 Vuomahytta – Camp 4 Gaskas: Etwas später als gedacht starten wir Richtung Gaskas. Der Tag setzt den Trend fort, gegen Mittag Wettermäßig umzuschwenken. Nach strahlendem Sonnenschein bei blauem Himmel erreichen wir den womöglich höchsten Punkt der Tour.



                  Innerhalb von eine Stunde zieht es dann total zu und fängt kräftig an, hangwärts zu wehen. Der Südwind treibt Schnee vor sich her und ich ziehe zur Sicherheit Felle auf, da wir an einem recht steilen Hang trassieren. Marc ist wesentlich geübter auf Ski als ich und zieht mir eine schöne Spur. Ich habe vom Kopf her an einigen Stellen wirklich zu kämpfen und hätte es ohne Marc tatsächlich vielleicht nicht geschafft. Schließlich flacht der Hang aber endlich ab und wir fahren zum See ab.

                  Der Abend am Altevatnet ist dann schon relativ zivilisationsnah, da hier viele Ferienhütten stehen und auch einiger Scooter Verkehr auf dem See herrscht. Lässt sich aber leider nicht so gut umgehen.





                  Tag 11 Camp 4 – Camp 5 Láirevákkejohka: Westlich des Sees starten wir wieder in die Abgeschiedenheit. Der Aufstieg ins Láirevaggi gestaltet sich recht problemlos. Die Pulken sind doch schon deutlich leichter als zu Beginn und die Kondition gut aufgebaut. Da wir den Pausetag wieder wettgemacht haben können wir uns etwas Zeit lassen und bauen recht früh das Zelt kurz vor der Stelle auf, an der wir den Nordkalottleden verlassen, um weiter nach Süden Richtung Torneträsk zu kommen. Aufgrund des doch wieder aufgefrischten Windes (Mittags...) bauen wir uns das erste Mal eine Schneegrube zum Kochen. Insgesamt muss man aber sagen, dass wir abends immer wieder super Wetter hatten und immer! draußen kochen konnten!





                  Zuletzt geändert von Jo0ken; 02.12.2015, 12:09.
                  Meine Bilder auf flickr

                  Kommentar


                  • Nita
                    Fuchs
                    • 11.07.2008
                    • 1722
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [FI/SE/NO] Winter auf dem Nordkalottleden: Der Anfang am Ende

                    Traumhafte, Sehnsucht weckende Bilder!!! Danke!

                    (oooooh, wie fehlt mir dieses Jahr der Winterhier auf der Suedhalbkugel)
                    Reiseberichte

                    Kommentar


                    • Linnaeus
                      Dauerbesucher
                      • 21.02.2006
                      • 590

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [FI/SE/NO] Winter auf dem Nordkalottleden: Der Anfang am Ende

                      Zitat von Jo0ken Beitrag anzeigen
                      Cooles Bild! Natürlich auch die Polarlichter - Mann, der Hammer sowas!

                      (Gerne noch was zur Ausrüstung und so ...)

                      Kommentar


                      • TrueNorth
                        Gerne im Forum
                        • 27.11.2012
                        • 55
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [FI/SE/NO] Winter auf dem Nordkalottleden: Der Anfang am Ende

                        Danke für den schönen Bericht.
                        Keron 4 GT? Habt ihr noch Platz vermietet?

                        Eins kann ich mir dann doch nicht verkneifen. Was ist denn mit dem Weißabgleich los?

                        Kommentar


                        • Jo0ken
                          Gerne im Forum
                          • 18.03.2015
                          • 66
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [FI/SE/NO] Winter auf dem Nordkalottleden: Der Anfang am Ende

                          Hallo und danke an alle.

                          Ausrüstung kommt nochmal am Ende.

                          Das Keron hat Marc grade als Familienzelt angeschafft und so konnten wir es direkt einweihen. Die Zelte der letzten Touren waren immer nur geliehen, da wir sonst eher kleine Zelte besitzen (Allak, Fjellheimen 2, etc.). Das ist schon heftig was in einem 4 GT fürn Platzangebot ist!
                          Weißabgleich ist manuell und liegt auch meistens relativ nah an der Lightroom-Automatik. Ist wohl Geschmackssache

                          Viele Grüße
                          Jo
                          Meine Bilder auf flickr

                          Kommentar


                          • Mortias
                            Fuchs
                            • 10.06.2004
                            • 1203
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [FI/SE/NO] Winter auf dem Nordkalottleden: Der Anfang am Ende

                            Wirklich ein toller Wintertourbericht. Die Landschaftsfotos, besonders die von den Polarlichtern, sind echt traumhaft.

                            Kommentar


                            • Jo0ken
                              Gerne im Forum
                              • 18.03.2015
                              • 66
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              AW: [FI/SE/NO] Winter auf dem Nordkalottleden: Der Anfang am Ende

                              Leider lässt sich die Weite des Winters nie so gut einfangen.





                              Tag 12 Camp 5 – Camp 6 Torneträsk: Der letzte „richtige“ Tour-Tag. Strahlender Sonnenschein. Ein kurzer unsicherer Moment aufgrund von Lawinenspuren am Hang, aber schließlich haben wir ja auch keine Wahl. In einer steileren Passage kippt Marcs Pulka trotz der mittlerweile optimierten Beladung gleich 2-mal um und er muss den Gurt öffnen. Eine Öse am Pulkagestänge reißt und die Pulka begibt sich auf mannlose Fahrt bergab. Glücklicherweise bleibt sie nicht allzu weit weg stehen. Mit einer provisorischen Lösung lässt sich der Defekt vorrübergehend lösen.



                              Heute passiert noch etwas wichtiges, Marc liegt mir seit Beginn der Tour damit in den Ohren das er endlich mal Lapporten von Nordosten, also von „oben“ sehen will. Nach vielen Touren vor noch mehr Jahren ist er häufig genug von dort gestartet, aber nie dort von einer Tour angekommen. Ausnahmsweise gibt es keinen Wetterumschwung zum Mittag und plötzlich stehen wir auf der letzten Kuppe, bevor es hinab zum Torneträsk geht.





                              Ein wahnsinniger Blick und ein großartiges Ziel der Tour. Die Abfahrt macht richtig Spaß und langsam kriege ich auch immer schönere geschwungene Abfahrtsspuren hin. In der Abendsonne durch den Birkenwald am Ufer zu laufen ist ein Traum! Leider vergesse ich Fotos zu machen. Aber diesen letzten, direkteren Tourenabschnitt nach Abisko über den See, möchte ich jedem empfehlen!





                              Tag 13 Camp 6 – Abisko Tourist: Die Nacht am Ufer des Torneträsk war nochmal richtig kalt. Wir kämpfen uns aus den Schlafsäcken und werden auch schon etwas wehmütig.





                              Die Querung des Sees ist dann noch etwas mühsam, teilweise Vereist sowie von Spannungsrissen durchzogen ist es kein angenehmes laufen. Irgendwann sind wir plötzlich da. Abisko. Vollkommen überlaufen und viel zu groß kommt uns alles vor. Wir nehmen uns das günstigste Zimmer und das teuerste Essen und beobachten erstmal das Treiben vor Ort.

                              Abisko: Als wir ankommen wird grade ein Ice Climbing Festival vorbereitet. Marc ist Zimmermann und klettererfahren. Ich sehe sofort den skeptischen Blick mit dem er das Gestell mustert, welches im Hof der Touriststation für das dry tooling aufgebaut wird. Ein Haufen teuer gekleideter Kletterer steht drum rum. Außerdem gibt es hier extrem viele Asiaten mit Kameras. Ich habe gehört, dass durch die Beobachtung von Polarlichtern die Fruchtbarkeit erhöht wird? Wir ziehen uns erstmal aus dem Tumult zurück und lassen die Tour schon einmal Revue passieren.



                              Tag 14 und 15 Abisko Tourist - Lüneburg: Die Abreise läuft überraschend Problemlos ab. Wir kriegen alle Züge und sind gegen kurz vor zehn Abends zuhause.
                              Wieder ist es die Fähre nach Puttgarden die das Urlaubsende einläutet.

                              Wintertouren sind gleichermaßen wunderbar und verdammt anstrengend. Diese war ein schöner Abschluss für uns. Mal sehen wo es als nächstes hingeht.

                              Noch ein kurzes Fazit: Die Strecke von Kilpisjärvi nach Abisko würde ich uneingeschränkt weiter empfehlen auch wenn einige Passagen nicht ganz leicht zu gehen sind. Insgesamt denke ich aber auch für Wintertoureneinsteiger gut machbar (evtl. sollte solche aber einen DNT Schlüssel mitführen. Die Jahreszeit Ende Februar sorgt natürlich für relativ kurze Tage, dafür aber auch wenig Betrieb auf den Routen.

                              Dieses Jahr hatte ich eine Nikon D610 mit 14-24 und 70-200 dabei. Ich würde unheimlich gerne mal das 18-35er testen. Ich denke in Verbindung mit dem 85 1.8 könnte das eine deutlich reisetauglichere Alternative darstellen. Ein Fluidkopf ist wie angedeutet meines erachtens nach nicht besonders gut geeignet. Die Akkuleistung hat mich dagegen vollkommen überzeugt. Ich hatte 4 Nikon Original Akkus mit, wovon ich nur einen geleert habe.

                              Bei uns waren die Schuhe (wie immer) das größte Sorgenkind. Alfa Quest BC's hatte ich an, die sind sehr warm und angenehm, bei warmen Wetter aber eventuell schon zu warm. Bei der Bekleidung bin ich diesmal auf Lundhags Sachen gewechselt. Ohne Goretex etc. läuft es sich sehr angenehm. Meine Packliste sah etwa so aus (reine Aufzählung):

                              Schlafen: Yeti Fusion 1300, DIY Fleece Inlett, Therm a rest Pro Lite, Mitteldicke Evazote, 1 Satz Woolpower Lite, Ohrstöpsel!

                              Tagsüber: noch 1 Satz Woolpower Lite, Lundhags Jorm, Lundhags Ahke Pants, Alfa Qest, Woolpower 200 Socken, Smartwool Medium Crew, 200er Woolpower Oberteil oder Haglöfs Bungy Fleece, Mammut Astro + Haglöfs Liner Handschuhe, Arcteryx Mütze, Oakley + Skibrille, Klättermusen Multi Top

                              Ersatz: 1 Satz o.g. Socken, Woolpower Lite Tag/Nacht immer im Wechsel, Woolpower 400er Fäustlinge und VauDe Fäustlinge für drüber, ME Annapurna, Yeti Downpants, Yeti Daunenschuhe, North Face Himalaya, meine Lieblingsmütze, Smartwool Mountaineering Socken

                              Ausrüstung: Jeweils eine Thermos, MSR XGK, Edelrid Hexon (Backup), Primus, Eta Topf, 4,5l Benzin, Streichhölzer und Feuerstarter, MSR Teller, Snow Peak Spork, Primus Micron + 2 kleine Kartuschen, Omas Reisesalzstreuer, Rollbrett zum Pulkentransport und als Kocherunterlage, Black Diamond ReVolt, Leki Sherpa XL, Fischer E99 (mit langen Fellen), ME Schaufel, 1. Hilfe Set, ME Windsack, Keron 4GT, Reparaturzeug, o.g. Fotoausrüstung, Musik fürn Zug und Abisko, 1 Taschenbuch, Klopapier etc. (und natürlich 2x Fjellpulken/Gestänge/Gurte)

                              Essen: 6x Fertignahrung, 4x Tortellini/Gnocci/Tütenoßen/Trockengemüse, jeden Tag eine Tüte Schokostudentenfutter/Schokokuchen (outdoorfoodshop), jede Menge Müsli und Schokoriegel, 125g Müsli p.P./d + Milchpulver + Kakaopulver (am Ende ohne Milchpulver), Teebeutel, etwas Trockenobst

                              Hoffe ich habe nichts wesentliches vergessen. Die Pulken haben zu Reisebeginn etwa 32-35 kg gewogen. Die Tagesrucksäcke die wir für die Anreise mit hatten lagen nachher auf der Pulka mit dem notwendigen für den Tag.

                              Tipps und gelerntes:
                              + rechtzeitig den Tag beenden!
                              + ruhig mal die Route ändern und auf das Höhenprofil verlassen
                              + weniger die Felle benutzen!
                              + Schokokuchen von outdoorfood
                              + Woolpower 200er als Liner Socken
                              + Lithium Batterien müssen nicht unbedingt lohnenswert sein im vergleich zu guten normalen!
                              + mehr Selfies machen
                              + andere Reiseberichte lesen
                              + 50€ Essen muss nicht viel sein, lecker ist es aber (Abisko Dinner)

                              Das wars. Jetzt stürze ich mich auf die anderen Reiseberichte aus dem Winter, die langsam eintrudeln und schwelge in Erinnerungen!

                              Zuletzt geändert von Jo0ken; 02.12.2015, 12:17.
                              Meine Bilder auf flickr

                              Kommentar


                              • Sarekmaniac
                                Freak

                                Liebt das Forum
                                • 19.11.2008
                                • 10958
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #16
                                AW: [FI/SE/NO] Winter auf dem Nordkalottleden: Der Anfang am Ende

                                Das sind ja mal super Nordlichbilder! (Nicht nur die, aber die besonders).

                                Zum Thema: Weniger die Felle nutzen, würde mich interessieren, ob ihr Schuppen- oder Wachsski dabei hattet, und was die Pulken gewogen haben.
                                Eshche odin zhitel' Ekaterinburga zabralsja na stolb, chtoby dokazat' odnoklassnice svoju bespoleznost'.
                                (@neural_meduza)

                                Kommentar


                                • Jo0ken
                                  Gerne im Forum
                                  • 18.03.2015
                                  • 66
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #17
                                  AW: [FI/SE/NO] Winter auf dem Nordkalottleden: Der Anfang am Ende

                                  Moin.

                                  Am Anfang lagen die Pulken so bei Anfang/Mitte 30 Kilo. Am Ende sicher unter 30.

                                  E99 Ski zählen wohl als Schuppenski. Auf den ersten Wintertouren bin ich sehr häufig mit Fellen gelaufen, aber die Steigungen der Strecke lassen sich bis auf wenige Ausnahmen mit diesen Ski auch gut ohne Felle bewältigen. Zum Abfahren habe ich sie allerdings auch ab und zu aufgezogen.
                                  Zuletzt geändert von Jo0ken; 30.03.2015, 21:00.
                                  Meine Bilder auf flickr

                                  Kommentar


                                  • Kuoika
                                    Erfahren
                                    • 23.08.2012
                                    • 471
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #18
                                    AW: [FI/SE/NO] Winter auf dem Nordkalottleden: Der Anfang am Ende

                                    Mich hast Du überzeugt.

                                    Kommentar


                                    • OttoStover
                                      Fuchs
                                      • 18.10.2008
                                      • 1076
                                      • Privat

                                      • Meine Reisen

                                      #19
                                      AW: [FI/SE/NO] Winter auf dem Nordkalottleden: Der Anfang am Ende

                                      Very nice story with several fantastic pictures. I also liked that the noregians in the hut were so kind to serve you beer.
                                      Ich lese und spreche Deutsch ganz OK, aber schreiben wird immer Misverständnisse.
                                      Man skal ikke i alle gjestebud fare, og ikke til alle skjettord svare.

                                      Kommentar


                                      • Blahake

                                        Fuchs
                                        • 18.06.2014
                                        • 1442
                                        • Privat

                                        • Meine Reisen

                                        #20
                                        AW: [FI/SE/NO] Winter auf dem Nordkalottleden: Der Anfang am Ende

                                        Unglaublich, großartig, phänomenal !

                                        Kommentar

                                        Lädt...
                                        X