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Prolog
Meine Freundin und ich sind schon seit langer Zeit begeisterte Biker, haben vor diesem Jahr jedoch noch nie mehrtägige Touren mit den MTBs gemacht. Nachdem wir bereits im April dieses Jahres einen dreitägigen Trip mit unseren Bikes und einem Anhänger entlang der Werra (Nebenfluss bzw. Oberlauf der Weser) gemacht haben und uns das so gut gefallen hat, entschlossen wir uns Anfang des Sommers relativ spontan dazu, in unserem diesjährigen Sommerurlaub ebenfalls einen Trip mit den MTBs zu machen. Die nötige Erfahrung für das Outdoorleben hatte ich bereits, da ich schon seit einigen Jahren auch draußen zu Hause bin.

Das Ziel
Als Urlaubsregion entschieden wir uns für Südschweden, da ich mich in einigen der dortigen Regionen ein wenig auskenne und über den Zustand der Landschaft kundig bin. Ein wichtiges Kriterium war für uns, dass die erste größere Tour durch Gegenden führt, die ein gemäßigtes Relief und keine sehr hohen Gebirge aufweisen, um ein gutes Vorankommen mit den Bikes und vor allem mit dem Anhänger zu garantieren. Und genau das ist in weiten Teilen von Südschweden der Fall. Weitere Auswahlkriterien bei der Suche nach einer entsprechenden Strecke waren für uns, dass es sich um eine Rundtour handelt, sich möglichst viele Campingplätze entlang der Route befinden und die Tour zu möglichst gleichen Anteilen durch besiedelte und unbesiedelte Gegenden führt, damit wir ein breites Spektrum an Landschaftseindrücken er(fahren). Darüber hinaus sollte es sich bei den Straßen möglichst immer um schwach frequentierte und um die typisch schwedischen Schotterwege handeln. Eine Rundtour musste es sein, da wir uns aus Kosten- und Komfortgründen dafür entschieden, mit dem Auto nach Schweden anzureisen und das Auto die drei Wochen über auf einem Campingplatz, der zugleich Ausgangs- und Zielpunkt der Biketour sein sollte, stehen zu lassen. Wir entscheiden uns also dazu, eine Rundtour um den Vänern zu machen. Weiter unten gehe ich noch einmal genauer auf die Planung der Route ein.

Transport der Ausrüstung
Bevor es mit dem Reisebricht losgeht, will ich noch etwas über den Transport unseres Gepäcks und unserer Ausrüstung berichten, da ich weiß, dass diese Thematik bei vielen Bikern auf Interesse stößt und bei der Auswahl ihres eigenen Anhängers hilfreich sein könnte.
Da wir beide keine Trekkingbikes, sondern MTBs haben, hatten wir bei dem Trip an der Werra einen Kinderanhänger von Croozer von Freunden von uns ausgeliehen. Der Hänger ließ sich super ziehen und ich war schnell davon begeistert, wie einfach und komfortabel sich ein Fahrradanhänger ziehen lässt. Vor allem die Masse an Ausrüstung, die man im Anhänger gut zugänglich und sicher verstauen kann, überzeugte mich. Damals hatte der Anhänger ein Gesamtgewicht von über 40 kg und war dabei noch nicht einmal bis oben hin vollgepackt. Dass das für drei Tage sehr viel Gepäck ist, war mir bewusst, doch zum einen hatte ich nicht wirklich auf das Gewicht geachtet, weil ich wusste, dass uns nicht viele Steigungen auf dem Trip erwarten würden, und zum anderen wollte ich die konditionelle Belastung, die durch dieses Gewicht auf den Fahrer einwirkt, für kommende Touren ausloten.
Wir mussten uns also nun einen eigenen Anhänger für den Trip in Schweden kaufen, da wir den Anhänger unserer Freunde nicht ganze drei Wochen lang und darüber hinaus für eine so lange und materialbelastende Strecke ausleihen wollten. Die Wahl viel erst auf den BOB Yak, doch nachdem ich erfahren musste, dass es für Steckachsensysteme (hat das Bike meiner Freundin) keine Möglichkeit gibt, den BOB Yak zu befestigen, mussten wir uns nach einem anderen Anhänger umschauen. Im Folgenden unsere Auswahlkriterien:
- unkompliziertes Ummontieren an ein anderes Fahrrad durch entsprechendes Kupplungssystem
- nicht über 8 kg Eigengewicht
- min. 25 kg Zuladung und 90 Liter Stauraum
- vollständig wasserdicht
- gute Qualität bzw. Verarbeitung
- gute Aerodynamik
- gute Verstaubarkeit
- für Bikes geeignet, die Laufräder mit 26 und 29 Zoll haben
In die engere Auswahl kamen also der Monoporter von Weber, der Nomad von Burley und der Mule von ToutTerrain. Der Monoporter kam jedoch vor allem deswegen nicht infrage, da er nur maximal 20 kg Gepäck zuladen kann und sich das Kupplungssystem für Steck- und Schnellspannachse unterscheidet. Zudem habe ich erfahren, dass er entsprechend seines geringen Eigengewichtes nicht sehr robust und daher nicht für extreme Beanspruchungen z.B. im Gelände geeignet sein soll. Der Nomad von Burley ist ebenfalls leicht, verhältnismäßig sehr preisgünstig und kann aufgrund eines speziellen Kupplungssystems neuerdings auch von Bikes gezogen werden, die eine Steckachse haben. In einem Fahrradgeschäft sahen wir ihn zufällig und waren uns sofort sicher, dass dieser Anhänger nicht für unseren Zweck geeignet ist. Denn trotz der wasserdichten Abdeckung, die der Nomad in seiner neuesten Ausführung hat, befinden sich in der Front des Anhängers zwei größere Öffnungen, die direkt ins Innere führen. Es wäre also notwendig, die gesamte Ausrüstung zusätzlich in wasserdichte Packtaschen zu verstauen, was wiederum bedeutet, dass die Abdeckung des Nomad überflüssig ist und somit unnötiges, zusätzliches Gewicht bedeutet. Bei weiteren Recherchen erfuhr ich, dass Anhänger mit nur einem Laufrad ein besseres Fahrverhalten aufweisen und so insbesondere auf unebenen Untergrundverhältnissen sicherer gezogen werden können. Dass durch diese Konstruktionsweise auch die Aerodynamik positiv beeinflusst wird, muss eigentlich nicht erwähnt werden.
Unsere Wahl viel letztendlich auf den Mule von ToutTerrain. Abgehalten von dieser Entscheidung hatte uns zu Anfang der sehr teure Preis von etwa 700,- €. Warum wir uns für diesen Anhänger entschieden haben, werde ich nachfolgend kurz beschreiben:
Der Anhänger wird direkt an der Sattelstütze befestigt. Dabei kommt eine spezielle Kupplung zum Einsatz, die man für unterschiedliche Rohr- bzw. Sattelstützendurchmesser kaufen kann. Einen großen Vorteil sehe ich bei dieser Befestigungsvariante darin, dass man den Anhänger in jedem Fall auch nach einem Fahrradneukauf verwenden kann, da man ggf. lediglich nur eine neue Kupplung für die Sattelstütze kaufen muss, falls der Rohrdurchmesser nicht mehr derselbe ist. Es ist also egal, ob das neue Bike ein Steck, Voll- oder Schnellspannachsensystem hat und man muss beim Neukauf des Bikes nicht auf diesen Parameter achten. Zudem habe ich in verschiedenen Foren gelesen, dass man durch die Befestigung an der Sattelstütze nicht das Problem hat, dass die besonders in Kurven durch den Hänger auftretende Krafteinwirkung auf das Fahrrad geringer ist. Bei den Systemen, bei dem der Hänger direkt an der Hinterachse befestigt wird, soll es vorkommen können, dass der Anhänger das Hinterrad in Kurvenfahrten seitlich wegschiebt.

Weitere Argumente für den Kauf dieses Anhängers waren für uns:
- geringes Eigengewicht von 7,7 kg; inkl. Schutzblech, Innentasche und Regenhülle; exkl. Ständer 830 g (alles selber nachgewogen)
- max. Zuladung 45 kg und Stauraum max. 90 Liter
- mit wasserdichter Packtasche vollständig wasserdicht (z.B. Ortlieb RackPack 89 Liter)
- hochwertige Verarbeitung und Materialien
- sehr gute Aerodynamik
- komplett zerlegbar und daher gute Verstaubarkeit
- luftgefederte Dämpfung (Hersteller: Rock Shox, einstellbar bis 30 kg Nutzlast)
- 20“ Laufrad für ruhigeres Fahrverhalten
- alle Einzelteile bzw. Verschleißteile können problemlos selber ausgetauscht werden



Und hier mein Fazit nach 830 km durch Schweden:
Unsere Erwartungen an den Anhänger wurden vollständig erfüllt und ich kann den Anhänger mit gutem Gewissen jedem empfehlen, der ähnliche Anforderungen hat, wie wir sie haben. Unser Anhänger hatte auf der Tour ein maximales Gesamtgewicht von etwa 36 kg (Zuladung ca. 28 kg). Zwischenzeitlich waren es sicherlich noch ein paar Kilos mehr, da wir beim Lebensmittelkauf in Schweden auf die ein oder andere Leckerei (Nutella, Marmelade, frisches Obst und Gemüse, ab und zu zwei Dosen Bier etc.) nicht verzichten konnten und es zusätzlich zugeladen hatten. Auf den asphaltierten Straßen war es absolut kein Problem, den Anhänger zu ziehen. Lediglich bei stärkeren Windverhältnissen muss man ein wenig aufpassen, dass der Hänger auf Bergabfahrten bei höherer Geschwindigkeit (ca. 40 – 60 km/h) nicht stark ins Trudeln kommt. Mir ist es allerdings nicht passiert, merkte aber, dass der Hänger bei besagten Geschwindigkeiten leicht anfing zu trudeln, sobald man etwas hektische Lenkbewegungen gemacht hat oder zu stark in die Pedale getreten hat. Ich habe übrigens nicht wirklich darauf geachtet, die schwersten Gegenstände im Hänger ganz unten zu verstauen, damit der Schwerpunkt möglichst weit unten liegt. Probleme hatte ich dahingehend nie festgestellt, dies waren jedoch meine einzigen Bedenken vor dem Kauf des Anhängers.
Auf den Schotterwegen, die teilweise auch größere Schlaglöcher und Unebenheiten aufweisen, konnte man ebenfalls sehr sicher auch bei höheren Geschwindigkeiten den Hänger ziehen. Bezüglich des Trudelns habe ich festgestellt, dass man bei schnellen Bergabfahrten auf Schotter einfach ruhig treten und kleine, ausgewogene Lenkbewegungen machen sollte. In Kurvenfahrten auf Schotter habe ich niemals bemerkt, dass der Hänger angefangen hat, das Rad seitlich zu schieben und ich bin nicht gerade langsam gefahren. Die Dämpfung des Anhängers arbeitet wunderbar und man merkt oft gar nicht, wie der Hänger durch die Schlaglöcher fährt. Der Dämpfer ist von Rock Shox und kann entsprechend des Zuladungsgewicht eingestellt werden, indem man den Luftdruck verändert. Ich hatte immer den maximalen Druck auf dem Dämpfer, da wir immer ca. 30 kg zugeladen hatten. Das Kupplungssystem ist sehr praktisch, das Ummontieren des Anhängers an das andere Fahrrad dauert nur wenige Sekunden, vorausgesetzt man hat den Kugelsperrbolzen gleich mitgekauft.
Der einzige Nachteil, obwohl es eigentlich keiner ist, betrifft die Lagerung des Laufrades. Als ich letzte Woche den Anhänger nach unserem Urlaub gewartet habe, musste ich feststellen, dass beide Kugellager komplett fest sind. Sofort überprüfte ich die freilaufende Innenachse, konnte an ihr aber zum Glück keine Spuren erkennen, dass sie keine Rillen oder ähnliches hat. Die Lager haben sich womöglich die letzten Kilometer sauber auf der Achse gedreht, ohne selber zu funktionieren. Laut ToutTerrain handelt es sich um gewöhnliche Verschließerscheinung und ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die starke Beanspruchung durch den Staub der Schotterwege in Verbindung mit Spritzwasser (wir hatten wenige, aber starke Regentage) zurückzuführen. Ich habe nun bei ebay zwei neue Lager für 3,20 € gekauft. Jetzt werde ich auf den kommenden Touren öfters die Lager kontrollieren und vorerst immer zwei auf Tasche mitnehmen.
Die Ausrüstung
Wen es interessiert, der kann sich hier einmal einen Überblick über unsere Ausrüstung machen. Alles hat insgesamt gut in die Packtasche von Ortlieb hineingepasst. Lediglich das Zelt haben wir auf der Tasche befestigt, damit wir es im Fall der Fälle schnellstmöglich aufbauen können und Regenschutz haben.

Routenplanung
Ursprünglich hatte ich es beabsichtigt, unsere Route auf der Tour etappenweise nur mit Straßenkarten im Maßstab 1:250.000 spontan vorauszuplanen. Sicherheitshalber – vor allem aber glücklicherweise – entschied ich mich um und plante die Tour vorm Urlaub am PC. Dabei benutzte ich zum einen das schwedische Onlinekartenportal von Lantmäteriet (http://kso.lantmateriet.se/) und zum anderen zur Orientierung einen Schwedenatlas im Maßstab 1:250.000, in dem die Arten der Straßen dargestellt sind und ich so die ungefähre Verkehrsfrequentierung abschätzen konnte. Mit einem GIS (Geographisches Informationssystem) importierte ich die Onlinekarten und -Luftbilder als WMS und konnte nun auf die Karten zugreifen und sie (legal) für meine Zwecke nutzen. Ich plante also die Route, indem ich mit Straßenatlas, Onlineluftbildern und Onlinekarten die optimale Route ermittelte. Anschließend setzte ich mit dem GIS alle 10 km eine Markierung, damit ich die einzelnen Etappen während der Tour genauer abschätzen kann. Campingplätze, die auf unserer Route liegen, habe ich ebenfalls eingetragen. Herausgekommen ist eine etwa 800 km lange Route um den Vänern, die schätzungsweise zu 80 % auf Schotterwegen entlangführt, eine geringe bis sehr geringe Verkehrsfrequentierung aufweist und sonst alle weiteren unserer oben genannten Kriterien weitestgehend erfüllt. Wir starteten in Trollhättan, man kann natürlich überall in die Route einsteigen. Falls sich jemand für die Route interessiert, würde ich die Karten bzw. PDFs zur Verfügung stellen. Eine GPX-Datei der Route steht ebenfalls zur Verfügung. In diesem Fall einfach eine PN an mich schicken.
Anreise
Unsere Route, die wir diesen Urlaub nach Schweden ausgewählt haben, führte uns – nachdem wir Deutschland von der Mitte aus über Hamburg durchquert hatten – durch Dänemark bis in den Norden des Landes nach Frederikshavn. Von dort aus setzten wir mit der Fähre nach Göteborg über. Wie ich oben schon erwähnt habe, hatten wir es geplant, das Auto die drei Wochen über auf einem Campingplatz stehen zu lassen. Im Vorfeld hatte ich einen Campingplatz südwestlich von Trollhättan ausfindig gemacht, da ich dort ein gutes Preisangebot für das Parken des Autos bekommen hatte und zudem der Platz einen guten Eindruck als Start- und Zielpunkt unseres Trips machte. Das hier ist übrigens der Campingplatz: http://www.stenrosetscamping.se/. Wir erreichten den Platz nach noch nicht einmal einer Stunde Fahrtzeit von Göteborg aus. Wir verbachten dort eine Nacht, um gleich am nächsten Morgen mit der Tour zu starten.
1. Etappe
Unsere erste Etappe war 80 km lang und führte von Trollhättan zu einem Campingplatz in der Nähe von Högsäter am Ragnerudsjön, ein See westlich des Naturreservats Kroppefjäll. Die ersten Kilometer führten hauptsächlich noch auf asphaltierten Nebenstraßen entlang, bis nach 65 km bis zum Ziel der Etappe die Schotterpisten durch das Gebiet in der Nähe des Kroppefjälls anfingen. Trotz der asphaltierten Straßen war es insgesamt eine sehr schöne Etappe, weil nur sehr wenig Verkehr auf den Straßen und die Strecke sehr abwechslungsreich war.

Die ersten 70 km hat meine Freundin den Anhänger gezogen, weil sie gleich am ersten Tag ihre Kondition ermitteln wollte und auch noch nie vorher einen Hänger gezogen hat. Bereits wenige Kilometer vorher mussten wir mehrere längere Steigungen bewältigen, wobei ich bereits merkte, dass die Kondition meiner Freundin (verständlicherweise) nachließ. Wir montierten den Anhänger also fix nach den ersten 70 km an mein Bike um und die Fahrt wurde fortgesetzt. Der letzte 20 km lange Abschnitt entlang des Kroppefjälls ist übrigens extrem gut, da es hier verhältnismäßig bergig ist und die Landschaft eher wie die in nördlicheren Teilen von Schweden ist.

See am Rand des Kroppefjells



Blick vom Campingplatz aus auf den See



Weil wir für den gesamten Trip genügend Zeit eingeplant hatten und uns daher nicht hetzen mussten und da wir den Campingplatz sehr schön fanden, legten wir hier gleich einen Tag Pause ein. Doch schon am zweiten Tag verspürten wir den Drang uns bewegen zu müssen und machten daher eine Wanderung durch das Kroppefjäll. Ursprünglich war es von mir als zwei- bis dreistündige Wanderung geplant, allerdings stellte sich während des Weges heraus, dass es eine deutlich längere Runde wird. Wer hier in der Gegend ist, sollte sich eine Tour durch dieses Naturreservat nicht entgehen lassen. Hier führen nur kleine, markierte Trampelpfade durch das Gebiet, die sehr wenig frequentiert sind. Für längere Touren gibt es sogar Unterstände.

Landschaft des Kroppefjells
2. Etappe
Am Morgen der zweiten Etappe standen wir um halb sieben auf. Das Wetter begrüßte uns auch an diesem Morgen mit blauem, fast wolkenlosem Himmel. Aus dem Wetterbeicht hatten wir erfahren, dass auch an diesem Tag wieder Temperaturen zwischen 25 und 28 Grad zu erwarten waren. Zum Frühstück mischten wir eine fette Portion selbstgesammelter Blaubeeren unter das Müsli. Gut gesättigt packten wir alles zusammen und bereiteten ans auf die bevorstehende Fahrt vor. Kurz bevor wir uns auf unsere Hirsche schwangen, nahm ich noch mal zum Abschied ein schönes Bad im See.


Zunächst verlief unsere Strecke ca. 25 km parallel der 172 auf schönen schwedischen Gravel Roads vorbei an vielen kleinen Höfen und Schwedenhäusern. Durch die vielen Up and Downs auf diesem Abschnitt wurde man noch einmal darauf aufmerksam gemacht, dass das Kroppefjäll noch nicht weit hinter uns lag. Auf die Up and Downs wies uns übrigens fast jeder Schwede hin, den wir im Bedarfsfall auf Englisch nach dem Weg fragten. Ab dem Ort Bäckefors (schnell durchfahren, sehr hässlich!!!) änderte sich der Landschaftseindruck, denn es ging Berg auf und wir fuhren durch ein Hochmoor nach dem anderen. Nach etwa 12 km stieß der Weg auf eine sehr kleine, wunderbar zu fahrende asphaltierte Nebenstraße, die zunächst an dem kleinen See Erve entlangführte, bis wir in Dals Långed nach etwa 15 km ankamen und hier eine kleine Rast einlegten. Direkt an der dortigen Schleuse ist ein perfekter Platz mit Sitzbank, von wo aus man während einer Pause den Schleusenbetrieb beobachten kann. Den Schleusenwärter fragte ich nach dem Wetter und erfuhr, dass für die nächsten Tage viel Regen und kühlere Temperaturen angesagt waren. Wir vertieften uns weiter ins Gespräch und er fragte mich, welches Ziel wir an diesem Tag hatten. Er warf einen Blick auf meine Karte und die dort von mir eingezeichnete Route und zeigte mir einen besseren Weg für die nächsten Kilometer. Nach einer halben Stunde setzen wir unsere Fahrt fort und folgten vorerst der Strecke, die uns der Schleusenwärter empfohlen hatte.
Kurz nachdem wir Dals Långed verlassen hatten, endete die Asphaltstraße und die Schotterpiste hatte uns wieder. Die Strecke führte östlich des Laxsjön entlang und wir konnten die nächsten Kilometer häufig mit Blick auf den See genießen. Nach 15 km überquerten wir im Norden des Laxsjöns die 164. Es ging noch ein paar Kilometer gemütlich weiter, bis ein richtig harter Anstieg (besser gesagt Rampe) mit mehreren kleinen folgenden bewältigt werden musste. Der erste Gang fühlte sich mit dem Anhänger an wie der fünfzehnte Gang ohne Anhänger. So ging es noch einige Abschnitte weiter, bis wir den abgeschiedenen Ort Solvik erreichten. Der Ort lag auf einer Art Hochebene und ich ahnte, dass wir mit einer hammer Abfahrt belohnt werden würden, die uns die vorherigen Abschnitte vergessen lassen würde. So war es auch, doch schon kurze Zeit später erreichten wir den nächsten See und es folgten eine Menge Up and Downs. 20 km zog sich dieser Abschnitt hin und natürlich musste die zweite Etappe mit einem letzten Anstieg enden. Auf der Bergkuppe überquerten wir noch die E18, da sahen wir schon das Hinweisschild für den Campingplatz. Camp Grinsby war der ausgefallene Name dieses Platzes, doch besser als sein Name war sein Zustand und der See, an dem er lag. Wir suchten uns einen schönes Plätzchen, bauten das Zelt auf und hauten uns eine ordentliche Portion Nudeln mit Sojabolognese rein. Obwohl das Wetter an diesem Tag zwischenzeitlich teilweise eher unfreundlich aussah, verabschiedete sich die Sonne mit einem super Sonnenuntergang bei blauem Himmel. Fix und feddich von dieser 104 km langen Strecke legten wir uns ins Zelt.

Blick von unserem Platz aus auf den See

Hier auch


3. Etappe
Nachdem es in der letzten Nacht ein wenig geregnet hatte, war das Wetter am Morgen der dritten Etappe wieder sehr freundlich. Die Länge der dritten Etappe betrug entspannte 80 km. Allerding beinhaltete die Strecke einige Höhenmeter, da wir uns in der Nähe zur norwegischen Grenze befanden. Das Ziel der Etappe war der Campingplatz Ingestrand bei Arvika. Die Stadt und den Campingplatz kannte ich bereits und hatte noch in Erinnerung, dass beide sehr schön und geeignet sind, dort mindestens zwei Tage zu bleiben.

Die Fahrt verlief anfangs noch westlich entlang des Sees Stora Bör, an dem wir auch die letzte Nacht verbracht hatten. Nach etwa 10 km begannen bereits die ersten Steigungen, bis wir kurz darauf die Grenze des Naturreservats Glaskogen passierten und in diesem Gebiet Höhen von über 270 m ü.NN erreichten. Hinzu kam erneut ein ständiges Auf und Ab auf langgezogenen Schotterpisten, die uns durch eine einzigartige und einsame Landschaft führten. Nach etwa 30 km erreichten wir erstmals auf dieser Etappe größere Siedlungen und verließen auch schon bald die Schotterwege und die einmalige Landschaft des Glaskogen Naturreservats. Jetzt erreichten wir auch den großen See Glasfjorden, an dem Arvika und der Campingplatz liegen. Bevor wir unser Ziel erreichten, mussten wir allerdings die 30 km lange Straße entlang des Glasfjorden bewältigen. In Sulvik, etwa 20 km vor unserem Ziel, hatten wir den nördlichsten Punkt unserer Tour erreicht. Von dort aus fuhren wir einen großen Teil der Strecke auf einer viel befahrenen Hauptstraße, bogen dann aber kurz vor Arvika von dieser Straße ab, um durch die Stadt und am See entlang zu fahren.
Gegen 15 Uhr am Nachmittag erreichten wir endlich den Campingplatz. Dort angekommen, errichteten wir wie gehabt unser Camp und meine Freundin kochte uns erstmal eine ordentliche Mahlzeit. Anschließend gingen wir noch in den See zum Baden, um uns abzukühlen. Das sollte hier keiner verpassen, denn der Badestrand hier ist top. Am Abend mixten wir uns aus viel zu teurem Kiosk-Bier und Sprite ein Radler und gingen noch einmal über den Campingplatz, um uns einen Eindruck zu verschaffen. Gegen halb zehn endete zumindest für uns der Tag, um genug Energie für den nächsten Tag tanken zu können.



Am nächsten Tag erkundeten wir den Innenstadtbereich von Arvika, besichteten die sehr schöne Kirche und suchten einen Supermarkt zum Einkaufen. Im westlichen Teil der Stadt wurden wir fündig, dort gibt es einen ICA und einen Konsum. Am Nachmittag waren wir wieder auf dem Campingplatz, um den restlichen Tag mit Routenplanung und Ausrüstungs- und Gepäckpflege zu verbringen. Als wir gerade auf unserer Decke am Zelt saßen, gemütlich ein Bier tranken und uns über den Nachteil billiger Zelte unterhielten (kein Scherz), knallte es plötzlich laut. Meine Freundin und ich dachten zuerst, ein Vogel oder ein Ball wären gegen des Zelt geflogen, konnten aber nichts dergleichen feststellen. Ich stand gerade am Fußende des Zeltes, da erkannte ich das Problem und wusste sofort, was zuvor laut geknallt hatte. Ein Segment der hinteren Zeltstange war an ihrem Ende zerbrochen, sodass das Zelt hinten eher einem Spitz- als einem Tunneldach glich. „Absolut kein Problem“ sagte ich zu meiner Freundin – ich hatte natürlich eine Ersatzstange dabei und tauschte sie gegen die zerbrochene Stange ein. Wir hatten ab diesem Zeitpunkt kein gutes Gefühl mehr und waren uns nicht sicher, ob wir den restlichen Stangen des Zeltes vertrauen konnten, da das Zelt keine zwei Jahre alt war und wir daher einen Verschleiß der Stangen eher ausschlossen. Wir wollten also sicher gehen und uns weitere Ersatzstangen besorgen. Leider gab es nur in Karlstadt einen Händler, der Helsport vertreibt. Doch diese Stadt lag nicht auf unserer Route und war ohnehin noch weit entfernt. Wir entschlossen uns also, erst einmal die nächste Etappe zu fahren und notfalls nach einer anderen Lösung zu suchen.

Routenplanung

Da ist Arvika

Straße in der Innenstadt von Arvika

Der Bruch am Ende der Stange
4. Etappe
Gegen neun Uhr morgens am vierten Etappentag waren wir dabei, die letzten Gegenstände im Anhänger zu verstauen und das Zelt abzubauen. An diesem Morgen war es zum ersten Mal bedeckt und die Temperaturen waren deutlich spürbar gesunken. Um viertel nach neun waren wir abfahrbereit und machten uns auf den Weg. Noch immer musste ich an die gebrochene Zeltstange denken und hoffte, dass wir mit dem Zelt weiterhin keine Probleme haben werden. Wir beschlossen an diesem Morgen, auf jeden Fall die kommende Nacht sicherheitshalber auf einem Campingplatz zu verbringen.


Die vierte Etappe war insgesamt etwa 90 km lang. Die ersten Kilometer vierliefen auf der Hauptstraße, die von Arvika in Richtung Süden entlang des Glasfjorden verläuft. Zum unseren Vorteil war jedoch fast kein Verkehr auf dieser Straße, da es Sonntagmorgen war. Nach 10 km bogen wir links von dieser Hauptstraße in östliche Richtung ab und hatten nur eine gute Steigung zu bewältigen. Kurz darauf zweigte eine weitere Straße ab, die wir laut Routenplanung nehmen mussten. Sie führte am Värmeln entlang durch eine sehr schöne Landschaft. Die Steigungen hier waren eher harmlos, trotzdem ging es oft hoch und runter. Seit dem Morgen dieser Etappe wurde der Himmel beständig dunkler. Gegen 11:30 Uhr hörten wir das erste Donnergraulen und ich stellte fest, dass ein Gewitter genau in unsere Richtung unterwegs ist. Es war vermutlich Petrus erste Antwort auf die enorme Hitze der vergangenen Tage. Als wir die dunkel Wand kurz vor uns zu sehen bekamen und gerade an einem einsamen Haus kurz vor dem Ort Södra Gärdsjön vorbeifuhren, beschlossen wir, erstmal abzuwarten und dann zu entscheiden, ob wir weiterfahren oder Schutz suchen sollten.
Wir lehnten die Bikes also an eine kleine Hütte neben dem Haus an und beobachteten das Wetter. Bereits nach wenigen Minuten fingt es leicht an zu regnen und die dunkle Wand kam näher. Da wir daher schon ahnten, dass gleich ein starker Regenschauen zu erwarten war, bewegten wir uns in Richtung des Hauses und schauten nach, ob jemand zu Hause war. Leider war drinnen alles dunkel und da auf unsere Rufe keine Antwort kam, setzten wir uns einfach auf eine kleine überdachte Veranda des Hauses. Als wir dort saßen, wurde der Regen deutlich stärker und das Gewitterzentrum war genau über uns. Nun ging doch die Tür vom Haus auf und ein Schwede trat heraus. Wir erklärten ihm unsere Notlage und fragten, ob wir auf seiner Veranda so lange bleiben konnten, bis das Gewitter vorbei sein würde. Er sagte, dass das kein Problem sei und wir sogar auf seiner überdachten Terrasse abwarten könnten, da es dort noch sicherer ist. Wir waren überrascht von dieser Gastfreundschaft und ließen uns durch sein Haus bis auf die erwähnte Terrasse führen. In der Tat war es hier besser, denn die offenen Seiten hatte er mit großen Glasscheiben verschlossen. Zuerst saßen meine Freundin und ich alleine auf der Terrasse, bis sich der Schwede zu uns setzte und wir uns über alles Mögliche unterhielten. Wir berichteten von unserer Tour und was wir noch so vorhatten. Er erzählte uns unter anderem davon, dass er eine eigene Firma besitzt, die Blockhütten in Schweden baut und erst vor ein paar Jahren die Hütten auf dem Campingplatz in Arvika aufgestellt hat, auf dem wir die letzten zwei Nächte verbracht hatten. Später zeigte er uns auf unserer Karte einen tollen Imbiss, bei dem man wunderbare Sandwiches essen kann und empfahl uns, dort auf jeden Fall eine Rast zu machen. Der Regen wurde erst nach längerer Zeit schwächer und als es nur noch leicht regnete und es nicht so schien, als wenn das Wetter noch besser werden würde, beschlossen meine Freundin und ich, weiterzufahren. Letztendlich waren wir insgesamt 1,5 Stunden bei dem schwedischen Blockhüttenbauer.

Die Fahrt führte weiter am Värmlen in südliche Richtung entlang. Der Regen wurde wieder etwas stärker und wir zogen unsere Regenjacken an. Eine weitere Pause wollten wir uns aufgrund unseres jetzt noch knapperen Zeitplanes für diese Etappe vorerst nicht erlauben. Zudem wollten wir auf jeden Fall den vom Schweden empfohlenen Imbiss besuchen. Nach etwa zehn Kilometern erreichten wir den Imbiss und gönnten uns ein großes Krabbensandwich. Zwischenzeitlich hörte es auf zu regnen und er Himmel wurde deutlich freundlicher.



Als der Himmel dann fast vollkommen einen freundlichen Eindruck machte, fuhren wir weiter. Die Strecke verlief auf einem schönen Schotterweg und wir waren froh, dass es endlich trocken weiterging. Nach etwa 5 km, gegen halb vier ca., wurde der Himmel allerdings schon wieder von allen Richtungen her dunkel, die ersten Donner waren zu hören und es fing bereits stark an zu regnen. Weil wir bereits genug durchnässt waren und keine Lust hatten, irgendwo am Straßenrand Schutz zu suchen, falls es wieder gewittern würde, bogen wir in einen Feldweg von der Straße ab und sahen am Ende des Weges eine Scheune. Dort stellten wir uns unter und warteten erneute 1,5 Stunden ab. Kurz nach 17:00 Uhr wurde es wieder heller. Es schien so, als wenn die Gewitterfront nun endlich vorübergezogen war und wir unser Ziel der vierten Etappe noch erreichen könnten.
Die nächsten Streckenabschnitte führten erst 10 km über Asphalt, dann 10 km auf Schotter entlang, bis wir nach gefühlten 30 anstatt 20 km den kleinen Ort Fagerås erreichten. Aufgrund der Uhrzeit checkten wir die Route und entschieden uns dafür, die letzten 10 km auf jeden Fall zu fahren, damit wir den nächsten Campingplatz wie ursprünglich geplant erreichen würden. Bei so einem Gewitter wie das letzte, wollten wir nur im Notfall im Zelt übernachten müssen. Bereits nach kurzer Zeit sah ich schon wieder, dass seitlich von uns ein Gewitter herannahte. Die ersten leichten Donner waren zu hören und wurden langsam lauter. Ich haute richtig in die Pedale, da ich das Gefühl hatte, es könnte knapp werden. Der Blick nach hinter verriet mir, dass meine Freundin das gleiche Gefühl hatte. Kurz vor unserem Ziel habe ich zum ersten Mal auf der gesamten Tour in der Hektik die Karte falsch gelesen und bin zu früh abgebogen. Dadurch mussten wir zusätzlich noch einen Umweg in Kauf nehmen und Zeit – die wir aufgrund des herannahenden Unwetters nun wirklich nicht mehr hatten – unnötig verschwenden.
Wir erreichten dann gegen 20:00 endlich den Campingplatz am Nedre Fryken bei Stubberud, checkten an der Rezeption ein und setzten uns in die Camperküche, da das Gewitter bereits angefangen hatte. Zum Glück hatten wir die Fertignudelpfanne, die wir schon die ganze Tour über dabei haben, bisher noch nicht gegessen, denn wir hatten absolut keine Lust mehr, aufwendig zu kochen. Während wir die ungewohnte Glutamatbombe einverleibten, uns dazu ein schönes Burgenfels gönnten, schlug etwa 50 m neben uns im Rezeptionsgebäude der Blitz ein und es schepperte und knallte richtig. So richtig meine ich! Wenig später las ich im Internet, dass man einen Donnerschlag nur aus der Ferne als donnern wahrnimmt. In Wirklichkeit handelt es sich um einen lauten, harten Knall, befindet man sich in der Nähe des Einschlags. Als das Gewitter vorbei war, kümmerte sich meine Freundin um das Geschirr (siehe Foto) und ich baute mit der Stirnlampe das Zelt auf. Als ich damit fertig war, erledigten wir nur noch das Nötigste und hauten uns gegen 23:00 Uhr ins Zelt. Die kommende Nacht sollte es (vorerst) kein Gewitter mehr geben. Das war für uns insofern eine gute Nachricht, da wir ja immer noch das Problem mit dem Zelt hatten und nicht wussten, ob die Stangen ein Unwetter mitmachen würden. Beim Aufbau war zumindest erstmal keine Stange gebrochen.

5. Etappe
Um 7:00 Uhr sind wir an diesem Tag aufgestanden. Das Wetter sah wieder sehr gut aus. Da der Laden in der Rezeption erst um neun Uhr öffnet, machten wir mit dem Trangia unser eigenes Fladenbrot. Weil wir uns genug Zeit gelassen haben, um von dem vorherigen Tag zu entspannen, und weil das Backen mit dem Trangia mehr Zeit kostete als wir dachten, starteten wir in die fünfte Etappe erst gegen 12:00 Uhr.


Am Anfang ging es über Schotterpisten auf dem Kamm eines Berges entlang. Nach 8 km bogen wir auf eine Asphaltstraße ab und erreichten nach etwa 25 km eine kleine Ortschaft, bei der wir eine kleine Rast einlegten. Der Grund hierfür waren – wie war es anders zu erwarten – mehrere Gewittergebiete, die sich nun überall um uns herum zusammenbrauten. Das größte Problem dabei war, dass die unterschiedlichen Gewitter nicht in eine, sondern in ganz unterschiedliche Richtungen zogen und wir nun erstmal wieder abwarten wollten, wie sich das Wetter entwickelt. An eine Weiterfahrt bei Gewitter war wirklich nicht zu denken, denn immer wieder fuhren wir über offene Anhöhen, auf denen man bei Gewitter nicht unbedingt mit dem Fahrrad fahren sollte. Wir aßen das letzte Fladenbrot vom Frühstück und ich nutze die Zeit, um endlich einmal die Bikes zu warten.
Nach ca. einer Stunde hatte sich die Wetterlage soweit wieder entspannt, dass wir die Fahrt wieder aufnehmen konnten. Die heftigsten Gewitterwolken sind zum Glück seitlich an uns vorbeigezogen. Nach nur wenigen Kilometern überquerten wir den Fluss Klarälven, der bei Karlstad in den Vänern mündet. Kurz darauf zog bereits das nächste Gewittergebiet von Süden kommend sehr langsam in unsere Richtung. Ich schaute auf die Karte uns sah, dass wir auf dem kommenden Abschnitt über einen Höhenzug fahren mussten. Wir entschieden uns daher sofort dafür, bei dem nächsten Haus erneut Halt zu machen und schon mal nach einer geeigneten Unterstellmöglichkeit zu sehen.
Nördlich der kleinen Siedlung Berg hielten wir also bei einem kleinen Schwedenhaus an. Zunächst warteten wir vor dem Grundstück, sahen aber bald einen älterer Mann aus dem Haus herauskommen. Auf Englisch fragte ich mal wieder, ob wir vor dem Grundstück warten könnten, bis das Unwetter vorbei sein würde. Der Mann verstand offensichtlich kein Englisch, sodass seine Frau auf uns zukam. Sie konnte nur wenig Englisch, konnte uns aber verständlich machen, dass wir gerne auf das Grundstück kommen könnten und Schutz auf der Terrasse vor Haus finden könnten. Unterdessen fing es übrigens bereits an zu regnen und das Unwetter kam beständig näher. Erst zog es seitlich an uns vorbei doch mehr und mehr breiteten sich die Ausläufer des Unwetters über uns aus. Wir stellten unsere Bikes ab und gingen mit der Frau, übrigens auch eine ältere Dame, auf die Terrasse. Sie brachte uns selbstgemachten Holunderblütensaft und die Zeitung mit der Wettervorhersage. Man konnte am Himmel sehen, dass es in den nächsten paar Minuten heftig anfangen zu stürmen würde. Wie selbstverständlich bat uns die Frau in ihr gemütliches Haus und machte uns verständlich, dass wir hier abwarten könnten. Der Mann saß bereits im Haus in seinem alten Sessel und schaute aus dem Fenster.


Das nun folgende Gewitter war das heftigste, das wir in Schweden erlebt haben. Selbst die alte Schwedin sagte zu uns, dass sie noch nie so ein Gewitter in Schweden erlebt hat. Nach ungefähr zwei Stunden mussten wir das Haus wieder verlassen, da die beiden zum Bingo mussten und uns natürlich nicht in ihrem Haus alleine lassen wollten. Die Frau lief im Haus hin und her und meine Freundin und ich merkten, dass sie sich Sorgen um uns machte. Nach kurzer Zeit machte sie uns verständlich, dass wir in ihrem Auto warten könnten, bis der Regen vorbei sei. Wir nahmen das Angebot an und setzen uns in das Auto. Die beiden Schweden wurden von ihrer Tochter abgeholt und fuhren davon. Nach etwa einer halben Stunde packte mich die Ungeduld und stieg aus dem Wagen aus, um ein paar Meter zu gehen und zu überlegen, wo wir die kommende Nacht verbringen könnten, da es inzwischen 18 Uhr war.

Ich traf eine andere Schwedin, die gerade im Regen mit ihrem Hund unterwegs war. Ich sprach sie an, um zu erfahren, ob es hier eine Möglichkeit gibt, mit dem Zelt zu übernachten. Sie sagte, dass wir bei ihr und ihrem Mann auf dem Grundstück zelten könnten, sie das aber noch einmal mit ihrem Mann absprechen muss. Nach ein paar Minuten kam sie wieder und sagte, dass sie inzwischen eine andere Idee bekommen hat. Sie meinte, wir könnten an einer Stelle am Fluss übernachten, wo eine Lagerfeuerstelle und ein Grill ist. Wir machten uns zusammen auf den Weg dorthin. Auf halber Strecke gingen wir an einem Haus vorbei, wo ein Frau gerade dabei war, die Mülltonne auf den Weg zu stellen. Sie sprach uns zusammen mit der vorher getroffenen Schwedin an und bot uns an, in ihrem Zweithaus zu übernachten. Meine Freundin und ich waren komplett sprachlos, nahmen das Angebot aber natürlich an. Wir waren noch sprachloser als wir das Haus erblickten und noch sprachloser als wir das Haus von innen sahen. Wir wurden im Haus herumgeführt und in alles Mögliche eingewiesen. Der Mann der Hausbesitzerin stellte uns sogar noch den Fernseher ein (als wenn das damals unser größter Wunsch gewesen wäre) und kümmerte sich darum, dass wir heißes Wasser zu Verwendung hatten. Nachdem alles geklärt worden ist, kochten wir uns Nudeln und legten uns später mit unseren Isomatten und Schlafsäcken in die Stube. Wir waren froh, dass wir diese Nacht ein (Haus)Dach über dem Kopfhatten.

Das Haus von außen


Unser Schlafplatz
6. Etappe
Am Morgen der sechsten Etappe frühstückten wir erstmal gaaaanz entspannt und genossen dabei das schöne Haus. Anschließend nutzten wir doch das schwedische Fernsehangebot, indem wir versuchten, die Wettervorhersage in schwedischer Sprache zu verstehen. Die hellen Wolken und die Sonnen auf der Wetterkarte für den mittleren Teil für Schweden waren dabei nicht schwer zu verstehen. Wir hofften jetzt, dass die schweren Unwetter wirklich vorbei sein würden und entschlossen uns, an diesem Tag die nächste Etappe zu fahren und die Fahrt hoffentlich wie gewohnt fortzusetzen zu können. Gegen neun Uhr hatten wir alles gepackt und waren abfahrtbereit. Wir gingen noch zu den Hausbesitzern, die im Haus nebenan wohnten, und bedankten uns für die nette Gastfreundschaft. Beide boten uns sogar an, eine weitere Nacht zu bleiben, falls wir dazu Lust hätten. Doch wir sagten, dass wir einen Zeitplan hätten, den wir einhalten müssten und wegen den Unwettern bereits einen Tag zurücklagen. Wir verabschiedeten uns und starteten gegen viertel nach neun.


Das Wetter sah im Gegensatz zu den letzten zwei Tagen wirklich nach Besserung aus. Zwar hingen immer noch dicke Wolken am Himmel, aber sie sahen nach der typischen Wolkendecke aus, wie man sie aus Skandinavien gewohnt ist. Wir waren froh, wieder fahren zu können.
Wir fuhren zuerst über die Anhöhe, die wir den vorherigen Tag wegen den Gewittern nicht mehr bewältigen konnten. Auf den höher gelegenen Streckenabschnitten waren etliche Bäume umgeknickt und lagen teilweise auf der Straße. Auf den Wiesen standen dicke Seen und die Bäche und Flüsse waren bordvoll gefüllt. Ich war froh, dass wir den Tag zuvor mit dem Einlegen der Pause den richtigen Entschluss gefasst hatten und war mir sicher, dass wir uns auch weiterhin auf unseren Instinkt verlassen können, da er uns am vorherigen Tag nicht im Stich gelassen hatte. Hier einen sicheren Platz zu finden, an dem wir im Notfall Schutz hätten suchen müssen, wäre nicht einfach gewesen. Einer der sichersten Orte, die man bei einem Gewitter übrigens aufsuchen kann, ist unter Stromleitungen, da im Falle eines Blitzeinschlags die Energie über die Leitungen und über die Stahlmasten gleichmäßig verteilt bzw. abgeschwächt in den Boden geleitet wird (Achtung: Quelle Wikipedia). Nach den ersten paar Kilometern folgte wieder eine schöne Gravelroad. Nicht unweit entfernt der Ortschaft Molkom bogen wir rechts auf eine Hauptstraße ab, der wir aber nur 1,5 km folgen mussten. Auch hier lagen noch Reste von Fichten auf den Straßen und man sah, dass in der Nacht zuvor schwere Räumungsarbeiten durchgeführt worden sind. Wir bogen nach links ab und folgten erneut einer Schotterpiste, bis wir kurz hinter Lindfors einen Campingplatz aufsuchten, den wir uns einmal anschauen wollten, da er in einem Naturschutzgebiet an dem See Mången liegt. Auf dem Platz mussten wir allerdings nicht lange überlegen, ob wir weiterfahren, denn hier war nichts los und insgesamt machte der Platz keinen schönen Eindruck. Da das Wetter immer noch stabil aussah, fuhren wir weiter und peilten den nächsten Campingplatz an. Den geplanten Weg konnten wir nach dem Campingplatz nicht fahren, weil dort der Weg aufhörte. Wir nahmen also eine Umleitung (siehe Abbildung bzw. Karte). Nach ein paar Kilometern fing es dann doch wieder an zu regnen und ich merkte, dass die Luft wieder schwüler wurde. Später sah ich zudem erneut Gewitterwolken aufziehen, sodass ich unsere Durchschnittsgeschwindigkeit erhöhte. Zwischenzeitlich wurde der Regen immer stärker, sodass wir unsere Regenjacken anzogen und kurz darauf mitten in der Pampa bei einem einsamen Hof eine Pause einlegten und uns unterstellten. Bei einer Anwohnerin erkundigte ich mich nach dem optimalen Weg, da ich bei diesem weniger optimalen Wetter keine großen Umwege fahren wollte und aufgrund der in der Karte dargestellten Straßenart vermutete, dass man den Weg nicht leicht finden bzw. ggf. nicht ausgeschilderte Abzweige verfehlen könnte. Die Anwohnerin zeigte mir einen besseren Weg, der zufällig ihre tägliche Strecke zur Arbeit ist. Falls jemand unsere Strecke nachfahren sollte, dem empfehle ich ebenfalls, nicht die in die ursprünglich geplante Strecke zu fahren, denn wie wir später sahen, als wir an der Einmündung des eigentlich geplanten Weges vorbeikamen, handelt es sich bei dem ursprünglichen Weg um einen sehr kleinen, unebenen Schotterweg. Wie man besser fahren sollte, ist ebenfalls in der folgenden Abbildung dargestellt.

Wir hatten jetzt noch etwa 20 km zu fahren, bis wir den nächsten Campingplatz erreichen würden. Zu unserem Glück ging es schon bald eine ganze Weile nur noch bergab und wir konnten richtig heizen. Die restlichen Abschnitte führten ausschließlich auf Schotterwegen entlang und wir erreichten schließlich gegen 15 Uhr den nächsten Campingplatz. Der Regen hatte inzwischen endlich wieder aufgehört. Dieser Platz liegt am Lungen bei Lungesund, etwa 10 km vor dem größeren Ort Storfors. In Storfors ist zwar ebenfalls ein Campingplatz, aber wir haben erfahren, dass dieser nicht so schön sein soll. Der Platz in Lungesund liegt direkt am Wasser, die Plätze sind riesengroß und er ist recht günstig (150 Kronen= ca. 16,- €). Allerdings gehört der Platz zu einem Konferenzzentrum und ähnelt dementsprechend eher einer großen Wiese, weil nur wenig Bäume oder andere Elemente vorhanden sind. Das war uns alles aber egal, weil wir erstmal Pause machen wollten, um die weitere Tour zu planen und uns mal einen ganzen Nachmittag ausruhen zu können. Ich baute das Zelt auf und hoffte darauf, dass die Stangen weiterhin halten und die eine gebrochene Stange einfach ein Produktionsfehler war. Am Abend fing es dann wieder an zu regnen und auch in der Nacht hörte es nicht auf.
Am Morgen des nächsten Tages wurden wir gegen sieben Uhr wach. Da der Regen immer noch anhielt und es zwischenzeitlich sehr stark schüttete, blieben wir vorerst im Zelt liegen. Gegen neun dann der nächste Rückschlag: Ein lauter Knall und Erinnerungen an Arvika kamen auf. Sofort wussten meine Freundin und ich, was geschehen war und blieben erstmal liegen. Glücklicherweise hörte es wenig später endlich auf zu regnen und ich konnte mich der Sache annehmen. Mir war jetzt klar, dass höchstwahrscheinlich weitere Stangen brechen werden und wir daher auf jeden Fall neue Stangen, wenn nicht sogar ein ganz neues Zelt kaufen müssen. Ersatzstangen hatte ich ohnehin nicht mehr dabei, da ich mit so einem Problem natürlich nicht gerechnet hatte. Wir bewahrten erstmal Ruhe und versuchten, uns von diesem Problem nicht negativ beeinflussen zu lassen. Mit der gebrochenen Stange unterm Arm ging ich in die Camperküche. Hier machte ich mir erstmal ein Bild von der gesamten Stange und stellte fest, dass fast an jedem Ende der Aluminiumstange ein kleiner Haarriss entstanden war. Daher holte ich auch die anderen beiden Stangen vom Zelt und überprüfte auch sie. Wie ich schon geahnt hatte, hatten diese Stangen exakt die gleichen Risse an denselben Stellen.

Jetzt hatten wir wirklich ein Problem. Wir überlegten hin und her und dachten über mehrere Varianten und Alternativen nach. Dann kam mir in den Sinn, dass ein Hersteller wie Helsport doch bestimmt ein guten Service haben wird und man nicht umsonst viel für dieses Zelt blechen muss. Mit unserem smarten Telefon nutzen wir die WLAN-Verbindung bzw. den Internetzugang des Campingplatzes und besorgten uns die Telefonnummer von Helsport in Norwegen. Meine Freundin erreichte sofort die Serviceabteilung und schilderte unser Problem. Ohne Probleme wurde ihr verständlich gemacht, dass wir ein komplettes neues Stangenset bekommen würden. Wir vereinbarten mit der Frau vom Service, dass uns die Stangen innerhalb von ca. drei Tagen aus Dänemark zugeschickt werden könnten. Unser Problem war allerdings, dass wir nicht drei Tage auf dem jetzigen Campingplatz warten konnten, da wir unseren Zeit- bzw. Etappenplan einhalten mussten – unsere Fähre von Schweden nach Deutschland hatten wir schon gebucht und mussten also am geplanten Tag in Göteborg sein. Wir kalkulierten, wo wir in drei Tagen sein könnten (wenn das Wetter mitspielt) und nannten die Adresse des ausgesuchten Campingplatzes (Vassbacken am Götakanal, ca. 180 km Strecke) in einer Mail an Helsport.
Nachdem wir aufgrund des guten Services wieder guter Hoffnung waren, wollten wir nun die Stangen provisorisch fixieren. Ich besorgte mit von der Rezeption eine Rolle Panzerband und setzte mich zwei Stunden in die Küche. Das Ergebnis ist auf den folgenden Abbildungen zu sehen:


Mehrere Lagen straff gewickeltes Panzertape an jedem Ende der Stangen

Es war viel Arbeit und ich war mir aufgrund meines technischen Verständnisses für mechanische Kräftewirkungen nicht sehr sicher, dass das Klebeband sonderlich viel halten wird. Aber irgendetwas mussten wir ja versuchen! Zum Test schob ich die drei Stangen in die Stangenkanäle und baute das Zelt auf. Zack!!! Schon wieder eine Stange durch. Das war uns jetzt aber egal, da das Zelt auch mit einer gebrochenen Stange hielt, weil das Klebeband an der Bruchstelle die Stange trotzdem zusammenhielt und so auch kein Loch in das Zelt geschnitten werden konnte. Zudem war die Spannung nach dem Bruch eines Elementes aus der gesamten Stange genommen, sodass es unwahrscheinlich war, dass ein weiteres Element den Kräften nicht standhalten würde.
Fortsetzung weiter unten!
Meine Freundin und ich sind schon seit langer Zeit begeisterte Biker, haben vor diesem Jahr jedoch noch nie mehrtägige Touren mit den MTBs gemacht. Nachdem wir bereits im April dieses Jahres einen dreitägigen Trip mit unseren Bikes und einem Anhänger entlang der Werra (Nebenfluss bzw. Oberlauf der Weser) gemacht haben und uns das so gut gefallen hat, entschlossen wir uns Anfang des Sommers relativ spontan dazu, in unserem diesjährigen Sommerurlaub ebenfalls einen Trip mit den MTBs zu machen. Die nötige Erfahrung für das Outdoorleben hatte ich bereits, da ich schon seit einigen Jahren auch draußen zu Hause bin.

Das Ziel
Als Urlaubsregion entschieden wir uns für Südschweden, da ich mich in einigen der dortigen Regionen ein wenig auskenne und über den Zustand der Landschaft kundig bin. Ein wichtiges Kriterium war für uns, dass die erste größere Tour durch Gegenden führt, die ein gemäßigtes Relief und keine sehr hohen Gebirge aufweisen, um ein gutes Vorankommen mit den Bikes und vor allem mit dem Anhänger zu garantieren. Und genau das ist in weiten Teilen von Südschweden der Fall. Weitere Auswahlkriterien bei der Suche nach einer entsprechenden Strecke waren für uns, dass es sich um eine Rundtour handelt, sich möglichst viele Campingplätze entlang der Route befinden und die Tour zu möglichst gleichen Anteilen durch besiedelte und unbesiedelte Gegenden führt, damit wir ein breites Spektrum an Landschaftseindrücken er(fahren). Darüber hinaus sollte es sich bei den Straßen möglichst immer um schwach frequentierte und um die typisch schwedischen Schotterwege handeln. Eine Rundtour musste es sein, da wir uns aus Kosten- und Komfortgründen dafür entschieden, mit dem Auto nach Schweden anzureisen und das Auto die drei Wochen über auf einem Campingplatz, der zugleich Ausgangs- und Zielpunkt der Biketour sein sollte, stehen zu lassen. Wir entscheiden uns also dazu, eine Rundtour um den Vänern zu machen. Weiter unten gehe ich noch einmal genauer auf die Planung der Route ein.

Transport der Ausrüstung
Bevor es mit dem Reisebricht losgeht, will ich noch etwas über den Transport unseres Gepäcks und unserer Ausrüstung berichten, da ich weiß, dass diese Thematik bei vielen Bikern auf Interesse stößt und bei der Auswahl ihres eigenen Anhängers hilfreich sein könnte.
Da wir beide keine Trekkingbikes, sondern MTBs haben, hatten wir bei dem Trip an der Werra einen Kinderanhänger von Croozer von Freunden von uns ausgeliehen. Der Hänger ließ sich super ziehen und ich war schnell davon begeistert, wie einfach und komfortabel sich ein Fahrradanhänger ziehen lässt. Vor allem die Masse an Ausrüstung, die man im Anhänger gut zugänglich und sicher verstauen kann, überzeugte mich. Damals hatte der Anhänger ein Gesamtgewicht von über 40 kg und war dabei noch nicht einmal bis oben hin vollgepackt. Dass das für drei Tage sehr viel Gepäck ist, war mir bewusst, doch zum einen hatte ich nicht wirklich auf das Gewicht geachtet, weil ich wusste, dass uns nicht viele Steigungen auf dem Trip erwarten würden, und zum anderen wollte ich die konditionelle Belastung, die durch dieses Gewicht auf den Fahrer einwirkt, für kommende Touren ausloten.
Wir mussten uns also nun einen eigenen Anhänger für den Trip in Schweden kaufen, da wir den Anhänger unserer Freunde nicht ganze drei Wochen lang und darüber hinaus für eine so lange und materialbelastende Strecke ausleihen wollten. Die Wahl viel erst auf den BOB Yak, doch nachdem ich erfahren musste, dass es für Steckachsensysteme (hat das Bike meiner Freundin) keine Möglichkeit gibt, den BOB Yak zu befestigen, mussten wir uns nach einem anderen Anhänger umschauen. Im Folgenden unsere Auswahlkriterien:
- unkompliziertes Ummontieren an ein anderes Fahrrad durch entsprechendes Kupplungssystem
- nicht über 8 kg Eigengewicht
- min. 25 kg Zuladung und 90 Liter Stauraum
- vollständig wasserdicht
- gute Qualität bzw. Verarbeitung
- gute Aerodynamik
- gute Verstaubarkeit
- für Bikes geeignet, die Laufräder mit 26 und 29 Zoll haben
In die engere Auswahl kamen also der Monoporter von Weber, der Nomad von Burley und der Mule von ToutTerrain. Der Monoporter kam jedoch vor allem deswegen nicht infrage, da er nur maximal 20 kg Gepäck zuladen kann und sich das Kupplungssystem für Steck- und Schnellspannachse unterscheidet. Zudem habe ich erfahren, dass er entsprechend seines geringen Eigengewichtes nicht sehr robust und daher nicht für extreme Beanspruchungen z.B. im Gelände geeignet sein soll. Der Nomad von Burley ist ebenfalls leicht, verhältnismäßig sehr preisgünstig und kann aufgrund eines speziellen Kupplungssystems neuerdings auch von Bikes gezogen werden, die eine Steckachse haben. In einem Fahrradgeschäft sahen wir ihn zufällig und waren uns sofort sicher, dass dieser Anhänger nicht für unseren Zweck geeignet ist. Denn trotz der wasserdichten Abdeckung, die der Nomad in seiner neuesten Ausführung hat, befinden sich in der Front des Anhängers zwei größere Öffnungen, die direkt ins Innere führen. Es wäre also notwendig, die gesamte Ausrüstung zusätzlich in wasserdichte Packtaschen zu verstauen, was wiederum bedeutet, dass die Abdeckung des Nomad überflüssig ist und somit unnötiges, zusätzliches Gewicht bedeutet. Bei weiteren Recherchen erfuhr ich, dass Anhänger mit nur einem Laufrad ein besseres Fahrverhalten aufweisen und so insbesondere auf unebenen Untergrundverhältnissen sicherer gezogen werden können. Dass durch diese Konstruktionsweise auch die Aerodynamik positiv beeinflusst wird, muss eigentlich nicht erwähnt werden.
Unsere Wahl viel letztendlich auf den Mule von ToutTerrain. Abgehalten von dieser Entscheidung hatte uns zu Anfang der sehr teure Preis von etwa 700,- €. Warum wir uns für diesen Anhänger entschieden haben, werde ich nachfolgend kurz beschreiben:
Der Anhänger wird direkt an der Sattelstütze befestigt. Dabei kommt eine spezielle Kupplung zum Einsatz, die man für unterschiedliche Rohr- bzw. Sattelstützendurchmesser kaufen kann. Einen großen Vorteil sehe ich bei dieser Befestigungsvariante darin, dass man den Anhänger in jedem Fall auch nach einem Fahrradneukauf verwenden kann, da man ggf. lediglich nur eine neue Kupplung für die Sattelstütze kaufen muss, falls der Rohrdurchmesser nicht mehr derselbe ist. Es ist also egal, ob das neue Bike ein Steck, Voll- oder Schnellspannachsensystem hat und man muss beim Neukauf des Bikes nicht auf diesen Parameter achten. Zudem habe ich in verschiedenen Foren gelesen, dass man durch die Befestigung an der Sattelstütze nicht das Problem hat, dass die besonders in Kurven durch den Hänger auftretende Krafteinwirkung auf das Fahrrad geringer ist. Bei den Systemen, bei dem der Hänger direkt an der Hinterachse befestigt wird, soll es vorkommen können, dass der Anhänger das Hinterrad in Kurvenfahrten seitlich wegschiebt.

Weitere Argumente für den Kauf dieses Anhängers waren für uns:
- geringes Eigengewicht von 7,7 kg; inkl. Schutzblech, Innentasche und Regenhülle; exkl. Ständer 830 g (alles selber nachgewogen)
- max. Zuladung 45 kg und Stauraum max. 90 Liter
- mit wasserdichter Packtasche vollständig wasserdicht (z.B. Ortlieb RackPack 89 Liter)
- hochwertige Verarbeitung und Materialien
- sehr gute Aerodynamik
- komplett zerlegbar und daher gute Verstaubarkeit
- luftgefederte Dämpfung (Hersteller: Rock Shox, einstellbar bis 30 kg Nutzlast)
- 20“ Laufrad für ruhigeres Fahrverhalten
- alle Einzelteile bzw. Verschleißteile können problemlos selber ausgetauscht werden



Und hier mein Fazit nach 830 km durch Schweden:
Unsere Erwartungen an den Anhänger wurden vollständig erfüllt und ich kann den Anhänger mit gutem Gewissen jedem empfehlen, der ähnliche Anforderungen hat, wie wir sie haben. Unser Anhänger hatte auf der Tour ein maximales Gesamtgewicht von etwa 36 kg (Zuladung ca. 28 kg). Zwischenzeitlich waren es sicherlich noch ein paar Kilos mehr, da wir beim Lebensmittelkauf in Schweden auf die ein oder andere Leckerei (Nutella, Marmelade, frisches Obst und Gemüse, ab und zu zwei Dosen Bier etc.) nicht verzichten konnten und es zusätzlich zugeladen hatten. Auf den asphaltierten Straßen war es absolut kein Problem, den Anhänger zu ziehen. Lediglich bei stärkeren Windverhältnissen muss man ein wenig aufpassen, dass der Hänger auf Bergabfahrten bei höherer Geschwindigkeit (ca. 40 – 60 km/h) nicht stark ins Trudeln kommt. Mir ist es allerdings nicht passiert, merkte aber, dass der Hänger bei besagten Geschwindigkeiten leicht anfing zu trudeln, sobald man etwas hektische Lenkbewegungen gemacht hat oder zu stark in die Pedale getreten hat. Ich habe übrigens nicht wirklich darauf geachtet, die schwersten Gegenstände im Hänger ganz unten zu verstauen, damit der Schwerpunkt möglichst weit unten liegt. Probleme hatte ich dahingehend nie festgestellt, dies waren jedoch meine einzigen Bedenken vor dem Kauf des Anhängers.
Auf den Schotterwegen, die teilweise auch größere Schlaglöcher und Unebenheiten aufweisen, konnte man ebenfalls sehr sicher auch bei höheren Geschwindigkeiten den Hänger ziehen. Bezüglich des Trudelns habe ich festgestellt, dass man bei schnellen Bergabfahrten auf Schotter einfach ruhig treten und kleine, ausgewogene Lenkbewegungen machen sollte. In Kurvenfahrten auf Schotter habe ich niemals bemerkt, dass der Hänger angefangen hat, das Rad seitlich zu schieben und ich bin nicht gerade langsam gefahren. Die Dämpfung des Anhängers arbeitet wunderbar und man merkt oft gar nicht, wie der Hänger durch die Schlaglöcher fährt. Der Dämpfer ist von Rock Shox und kann entsprechend des Zuladungsgewicht eingestellt werden, indem man den Luftdruck verändert. Ich hatte immer den maximalen Druck auf dem Dämpfer, da wir immer ca. 30 kg zugeladen hatten. Das Kupplungssystem ist sehr praktisch, das Ummontieren des Anhängers an das andere Fahrrad dauert nur wenige Sekunden, vorausgesetzt man hat den Kugelsperrbolzen gleich mitgekauft.
Der einzige Nachteil, obwohl es eigentlich keiner ist, betrifft die Lagerung des Laufrades. Als ich letzte Woche den Anhänger nach unserem Urlaub gewartet habe, musste ich feststellen, dass beide Kugellager komplett fest sind. Sofort überprüfte ich die freilaufende Innenachse, konnte an ihr aber zum Glück keine Spuren erkennen, dass sie keine Rillen oder ähnliches hat. Die Lager haben sich womöglich die letzten Kilometer sauber auf der Achse gedreht, ohne selber zu funktionieren. Laut ToutTerrain handelt es sich um gewöhnliche Verschließerscheinung und ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die starke Beanspruchung durch den Staub der Schotterwege in Verbindung mit Spritzwasser (wir hatten wenige, aber starke Regentage) zurückzuführen. Ich habe nun bei ebay zwei neue Lager für 3,20 € gekauft. Jetzt werde ich auf den kommenden Touren öfters die Lager kontrollieren und vorerst immer zwei auf Tasche mitnehmen.
Die Ausrüstung
Wen es interessiert, der kann sich hier einmal einen Überblick über unsere Ausrüstung machen. Alles hat insgesamt gut in die Packtasche von Ortlieb hineingepasst. Lediglich das Zelt haben wir auf der Tasche befestigt, damit wir es im Fall der Fälle schnellstmöglich aufbauen können und Regenschutz haben.

Routenplanung
Ursprünglich hatte ich es beabsichtigt, unsere Route auf der Tour etappenweise nur mit Straßenkarten im Maßstab 1:250.000 spontan vorauszuplanen. Sicherheitshalber – vor allem aber glücklicherweise – entschied ich mich um und plante die Tour vorm Urlaub am PC. Dabei benutzte ich zum einen das schwedische Onlinekartenportal von Lantmäteriet (http://kso.lantmateriet.se/) und zum anderen zur Orientierung einen Schwedenatlas im Maßstab 1:250.000, in dem die Arten der Straßen dargestellt sind und ich so die ungefähre Verkehrsfrequentierung abschätzen konnte. Mit einem GIS (Geographisches Informationssystem) importierte ich die Onlinekarten und -Luftbilder als WMS und konnte nun auf die Karten zugreifen und sie (legal) für meine Zwecke nutzen. Ich plante also die Route, indem ich mit Straßenatlas, Onlineluftbildern und Onlinekarten die optimale Route ermittelte. Anschließend setzte ich mit dem GIS alle 10 km eine Markierung, damit ich die einzelnen Etappen während der Tour genauer abschätzen kann. Campingplätze, die auf unserer Route liegen, habe ich ebenfalls eingetragen. Herausgekommen ist eine etwa 800 km lange Route um den Vänern, die schätzungsweise zu 80 % auf Schotterwegen entlangführt, eine geringe bis sehr geringe Verkehrsfrequentierung aufweist und sonst alle weiteren unserer oben genannten Kriterien weitestgehend erfüllt. Wir starteten in Trollhättan, man kann natürlich überall in die Route einsteigen. Falls sich jemand für die Route interessiert, würde ich die Karten bzw. PDFs zur Verfügung stellen. Eine GPX-Datei der Route steht ebenfalls zur Verfügung. In diesem Fall einfach eine PN an mich schicken.
Anreise
Unsere Route, die wir diesen Urlaub nach Schweden ausgewählt haben, führte uns – nachdem wir Deutschland von der Mitte aus über Hamburg durchquert hatten – durch Dänemark bis in den Norden des Landes nach Frederikshavn. Von dort aus setzten wir mit der Fähre nach Göteborg über. Wie ich oben schon erwähnt habe, hatten wir es geplant, das Auto die drei Wochen über auf einem Campingplatz stehen zu lassen. Im Vorfeld hatte ich einen Campingplatz südwestlich von Trollhättan ausfindig gemacht, da ich dort ein gutes Preisangebot für das Parken des Autos bekommen hatte und zudem der Platz einen guten Eindruck als Start- und Zielpunkt unseres Trips machte. Das hier ist übrigens der Campingplatz: http://www.stenrosetscamping.se/. Wir erreichten den Platz nach noch nicht einmal einer Stunde Fahrtzeit von Göteborg aus. Wir verbachten dort eine Nacht, um gleich am nächsten Morgen mit der Tour zu starten.
1. Etappe
Unsere erste Etappe war 80 km lang und führte von Trollhättan zu einem Campingplatz in der Nähe von Högsäter am Ragnerudsjön, ein See westlich des Naturreservats Kroppefjäll. Die ersten Kilometer führten hauptsächlich noch auf asphaltierten Nebenstraßen entlang, bis nach 65 km bis zum Ziel der Etappe die Schotterpisten durch das Gebiet in der Nähe des Kroppefjälls anfingen. Trotz der asphaltierten Straßen war es insgesamt eine sehr schöne Etappe, weil nur sehr wenig Verkehr auf den Straßen und die Strecke sehr abwechslungsreich war.

Die ersten 70 km hat meine Freundin den Anhänger gezogen, weil sie gleich am ersten Tag ihre Kondition ermitteln wollte und auch noch nie vorher einen Hänger gezogen hat. Bereits wenige Kilometer vorher mussten wir mehrere längere Steigungen bewältigen, wobei ich bereits merkte, dass die Kondition meiner Freundin (verständlicherweise) nachließ. Wir montierten den Anhänger also fix nach den ersten 70 km an mein Bike um und die Fahrt wurde fortgesetzt. Der letzte 20 km lange Abschnitt entlang des Kroppefjälls ist übrigens extrem gut, da es hier verhältnismäßig bergig ist und die Landschaft eher wie die in nördlicheren Teilen von Schweden ist.

See am Rand des Kroppefjells



Blick vom Campingplatz aus auf den See



Weil wir für den gesamten Trip genügend Zeit eingeplant hatten und uns daher nicht hetzen mussten und da wir den Campingplatz sehr schön fanden, legten wir hier gleich einen Tag Pause ein. Doch schon am zweiten Tag verspürten wir den Drang uns bewegen zu müssen und machten daher eine Wanderung durch das Kroppefjäll. Ursprünglich war es von mir als zwei- bis dreistündige Wanderung geplant, allerdings stellte sich während des Weges heraus, dass es eine deutlich längere Runde wird. Wer hier in der Gegend ist, sollte sich eine Tour durch dieses Naturreservat nicht entgehen lassen. Hier führen nur kleine, markierte Trampelpfade durch das Gebiet, die sehr wenig frequentiert sind. Für längere Touren gibt es sogar Unterstände.

Landschaft des Kroppefjells
2. Etappe
Am Morgen der zweiten Etappe standen wir um halb sieben auf. Das Wetter begrüßte uns auch an diesem Morgen mit blauem, fast wolkenlosem Himmel. Aus dem Wetterbeicht hatten wir erfahren, dass auch an diesem Tag wieder Temperaturen zwischen 25 und 28 Grad zu erwarten waren. Zum Frühstück mischten wir eine fette Portion selbstgesammelter Blaubeeren unter das Müsli. Gut gesättigt packten wir alles zusammen und bereiteten ans auf die bevorstehende Fahrt vor. Kurz bevor wir uns auf unsere Hirsche schwangen, nahm ich noch mal zum Abschied ein schönes Bad im See.


Zunächst verlief unsere Strecke ca. 25 km parallel der 172 auf schönen schwedischen Gravel Roads vorbei an vielen kleinen Höfen und Schwedenhäusern. Durch die vielen Up and Downs auf diesem Abschnitt wurde man noch einmal darauf aufmerksam gemacht, dass das Kroppefjäll noch nicht weit hinter uns lag. Auf die Up and Downs wies uns übrigens fast jeder Schwede hin, den wir im Bedarfsfall auf Englisch nach dem Weg fragten. Ab dem Ort Bäckefors (schnell durchfahren, sehr hässlich!!!) änderte sich der Landschaftseindruck, denn es ging Berg auf und wir fuhren durch ein Hochmoor nach dem anderen. Nach etwa 12 km stieß der Weg auf eine sehr kleine, wunderbar zu fahrende asphaltierte Nebenstraße, die zunächst an dem kleinen See Erve entlangführte, bis wir in Dals Långed nach etwa 15 km ankamen und hier eine kleine Rast einlegten. Direkt an der dortigen Schleuse ist ein perfekter Platz mit Sitzbank, von wo aus man während einer Pause den Schleusenbetrieb beobachten kann. Den Schleusenwärter fragte ich nach dem Wetter und erfuhr, dass für die nächsten Tage viel Regen und kühlere Temperaturen angesagt waren. Wir vertieften uns weiter ins Gespräch und er fragte mich, welches Ziel wir an diesem Tag hatten. Er warf einen Blick auf meine Karte und die dort von mir eingezeichnete Route und zeigte mir einen besseren Weg für die nächsten Kilometer. Nach einer halben Stunde setzen wir unsere Fahrt fort und folgten vorerst der Strecke, die uns der Schleusenwärter empfohlen hatte.
Kurz nachdem wir Dals Långed verlassen hatten, endete die Asphaltstraße und die Schotterpiste hatte uns wieder. Die Strecke führte östlich des Laxsjön entlang und wir konnten die nächsten Kilometer häufig mit Blick auf den See genießen. Nach 15 km überquerten wir im Norden des Laxsjöns die 164. Es ging noch ein paar Kilometer gemütlich weiter, bis ein richtig harter Anstieg (besser gesagt Rampe) mit mehreren kleinen folgenden bewältigt werden musste. Der erste Gang fühlte sich mit dem Anhänger an wie der fünfzehnte Gang ohne Anhänger. So ging es noch einige Abschnitte weiter, bis wir den abgeschiedenen Ort Solvik erreichten. Der Ort lag auf einer Art Hochebene und ich ahnte, dass wir mit einer hammer Abfahrt belohnt werden würden, die uns die vorherigen Abschnitte vergessen lassen würde. So war es auch, doch schon kurze Zeit später erreichten wir den nächsten See und es folgten eine Menge Up and Downs. 20 km zog sich dieser Abschnitt hin und natürlich musste die zweite Etappe mit einem letzten Anstieg enden. Auf der Bergkuppe überquerten wir noch die E18, da sahen wir schon das Hinweisschild für den Campingplatz. Camp Grinsby war der ausgefallene Name dieses Platzes, doch besser als sein Name war sein Zustand und der See, an dem er lag. Wir suchten uns einen schönes Plätzchen, bauten das Zelt auf und hauten uns eine ordentliche Portion Nudeln mit Sojabolognese rein. Obwohl das Wetter an diesem Tag zwischenzeitlich teilweise eher unfreundlich aussah, verabschiedete sich die Sonne mit einem super Sonnenuntergang bei blauem Himmel. Fix und feddich von dieser 104 km langen Strecke legten wir uns ins Zelt.

Blick von unserem Platz aus auf den See

Hier auch


3. Etappe
Nachdem es in der letzten Nacht ein wenig geregnet hatte, war das Wetter am Morgen der dritten Etappe wieder sehr freundlich. Die Länge der dritten Etappe betrug entspannte 80 km. Allerding beinhaltete die Strecke einige Höhenmeter, da wir uns in der Nähe zur norwegischen Grenze befanden. Das Ziel der Etappe war der Campingplatz Ingestrand bei Arvika. Die Stadt und den Campingplatz kannte ich bereits und hatte noch in Erinnerung, dass beide sehr schön und geeignet sind, dort mindestens zwei Tage zu bleiben.

Die Fahrt verlief anfangs noch westlich entlang des Sees Stora Bör, an dem wir auch die letzte Nacht verbracht hatten. Nach etwa 10 km begannen bereits die ersten Steigungen, bis wir kurz darauf die Grenze des Naturreservats Glaskogen passierten und in diesem Gebiet Höhen von über 270 m ü.NN erreichten. Hinzu kam erneut ein ständiges Auf und Ab auf langgezogenen Schotterpisten, die uns durch eine einzigartige und einsame Landschaft führten. Nach etwa 30 km erreichten wir erstmals auf dieser Etappe größere Siedlungen und verließen auch schon bald die Schotterwege und die einmalige Landschaft des Glaskogen Naturreservats. Jetzt erreichten wir auch den großen See Glasfjorden, an dem Arvika und der Campingplatz liegen. Bevor wir unser Ziel erreichten, mussten wir allerdings die 30 km lange Straße entlang des Glasfjorden bewältigen. In Sulvik, etwa 20 km vor unserem Ziel, hatten wir den nördlichsten Punkt unserer Tour erreicht. Von dort aus fuhren wir einen großen Teil der Strecke auf einer viel befahrenen Hauptstraße, bogen dann aber kurz vor Arvika von dieser Straße ab, um durch die Stadt und am See entlang zu fahren.
Gegen 15 Uhr am Nachmittag erreichten wir endlich den Campingplatz. Dort angekommen, errichteten wir wie gehabt unser Camp und meine Freundin kochte uns erstmal eine ordentliche Mahlzeit. Anschließend gingen wir noch in den See zum Baden, um uns abzukühlen. Das sollte hier keiner verpassen, denn der Badestrand hier ist top. Am Abend mixten wir uns aus viel zu teurem Kiosk-Bier und Sprite ein Radler und gingen noch einmal über den Campingplatz, um uns einen Eindruck zu verschaffen. Gegen halb zehn endete zumindest für uns der Tag, um genug Energie für den nächsten Tag tanken zu können.



Am nächsten Tag erkundeten wir den Innenstadtbereich von Arvika, besichteten die sehr schöne Kirche und suchten einen Supermarkt zum Einkaufen. Im westlichen Teil der Stadt wurden wir fündig, dort gibt es einen ICA und einen Konsum. Am Nachmittag waren wir wieder auf dem Campingplatz, um den restlichen Tag mit Routenplanung und Ausrüstungs- und Gepäckpflege zu verbringen. Als wir gerade auf unserer Decke am Zelt saßen, gemütlich ein Bier tranken und uns über den Nachteil billiger Zelte unterhielten (kein Scherz), knallte es plötzlich laut. Meine Freundin und ich dachten zuerst, ein Vogel oder ein Ball wären gegen des Zelt geflogen, konnten aber nichts dergleichen feststellen. Ich stand gerade am Fußende des Zeltes, da erkannte ich das Problem und wusste sofort, was zuvor laut geknallt hatte. Ein Segment der hinteren Zeltstange war an ihrem Ende zerbrochen, sodass das Zelt hinten eher einem Spitz- als einem Tunneldach glich. „Absolut kein Problem“ sagte ich zu meiner Freundin – ich hatte natürlich eine Ersatzstange dabei und tauschte sie gegen die zerbrochene Stange ein. Wir hatten ab diesem Zeitpunkt kein gutes Gefühl mehr und waren uns nicht sicher, ob wir den restlichen Stangen des Zeltes vertrauen konnten, da das Zelt keine zwei Jahre alt war und wir daher einen Verschleiß der Stangen eher ausschlossen. Wir wollten also sicher gehen und uns weitere Ersatzstangen besorgen. Leider gab es nur in Karlstadt einen Händler, der Helsport vertreibt. Doch diese Stadt lag nicht auf unserer Route und war ohnehin noch weit entfernt. Wir entschlossen uns also, erst einmal die nächste Etappe zu fahren und notfalls nach einer anderen Lösung zu suchen.

Routenplanung

Da ist Arvika

Straße in der Innenstadt von Arvika

Der Bruch am Ende der Stange
4. Etappe
Gegen neun Uhr morgens am vierten Etappentag waren wir dabei, die letzten Gegenstände im Anhänger zu verstauen und das Zelt abzubauen. An diesem Morgen war es zum ersten Mal bedeckt und die Temperaturen waren deutlich spürbar gesunken. Um viertel nach neun waren wir abfahrbereit und machten uns auf den Weg. Noch immer musste ich an die gebrochene Zeltstange denken und hoffte, dass wir mit dem Zelt weiterhin keine Probleme haben werden. Wir beschlossen an diesem Morgen, auf jeden Fall die kommende Nacht sicherheitshalber auf einem Campingplatz zu verbringen.


Die vierte Etappe war insgesamt etwa 90 km lang. Die ersten Kilometer vierliefen auf der Hauptstraße, die von Arvika in Richtung Süden entlang des Glasfjorden verläuft. Zum unseren Vorteil war jedoch fast kein Verkehr auf dieser Straße, da es Sonntagmorgen war. Nach 10 km bogen wir links von dieser Hauptstraße in östliche Richtung ab und hatten nur eine gute Steigung zu bewältigen. Kurz darauf zweigte eine weitere Straße ab, die wir laut Routenplanung nehmen mussten. Sie führte am Värmeln entlang durch eine sehr schöne Landschaft. Die Steigungen hier waren eher harmlos, trotzdem ging es oft hoch und runter. Seit dem Morgen dieser Etappe wurde der Himmel beständig dunkler. Gegen 11:30 Uhr hörten wir das erste Donnergraulen und ich stellte fest, dass ein Gewitter genau in unsere Richtung unterwegs ist. Es war vermutlich Petrus erste Antwort auf die enorme Hitze der vergangenen Tage. Als wir die dunkel Wand kurz vor uns zu sehen bekamen und gerade an einem einsamen Haus kurz vor dem Ort Södra Gärdsjön vorbeifuhren, beschlossen wir, erstmal abzuwarten und dann zu entscheiden, ob wir weiterfahren oder Schutz suchen sollten.
Wir lehnten die Bikes also an eine kleine Hütte neben dem Haus an und beobachteten das Wetter. Bereits nach wenigen Minuten fingt es leicht an zu regnen und die dunkle Wand kam näher. Da wir daher schon ahnten, dass gleich ein starker Regenschauen zu erwarten war, bewegten wir uns in Richtung des Hauses und schauten nach, ob jemand zu Hause war. Leider war drinnen alles dunkel und da auf unsere Rufe keine Antwort kam, setzten wir uns einfach auf eine kleine überdachte Veranda des Hauses. Als wir dort saßen, wurde der Regen deutlich stärker und das Gewitterzentrum war genau über uns. Nun ging doch die Tür vom Haus auf und ein Schwede trat heraus. Wir erklärten ihm unsere Notlage und fragten, ob wir auf seiner Veranda so lange bleiben konnten, bis das Gewitter vorbei sein würde. Er sagte, dass das kein Problem sei und wir sogar auf seiner überdachten Terrasse abwarten könnten, da es dort noch sicherer ist. Wir waren überrascht von dieser Gastfreundschaft und ließen uns durch sein Haus bis auf die erwähnte Terrasse führen. In der Tat war es hier besser, denn die offenen Seiten hatte er mit großen Glasscheiben verschlossen. Zuerst saßen meine Freundin und ich alleine auf der Terrasse, bis sich der Schwede zu uns setzte und wir uns über alles Mögliche unterhielten. Wir berichteten von unserer Tour und was wir noch so vorhatten. Er erzählte uns unter anderem davon, dass er eine eigene Firma besitzt, die Blockhütten in Schweden baut und erst vor ein paar Jahren die Hütten auf dem Campingplatz in Arvika aufgestellt hat, auf dem wir die letzten zwei Nächte verbracht hatten. Später zeigte er uns auf unserer Karte einen tollen Imbiss, bei dem man wunderbare Sandwiches essen kann und empfahl uns, dort auf jeden Fall eine Rast zu machen. Der Regen wurde erst nach längerer Zeit schwächer und als es nur noch leicht regnete und es nicht so schien, als wenn das Wetter noch besser werden würde, beschlossen meine Freundin und ich, weiterzufahren. Letztendlich waren wir insgesamt 1,5 Stunden bei dem schwedischen Blockhüttenbauer.

Die Fahrt führte weiter am Värmlen in südliche Richtung entlang. Der Regen wurde wieder etwas stärker und wir zogen unsere Regenjacken an. Eine weitere Pause wollten wir uns aufgrund unseres jetzt noch knapperen Zeitplanes für diese Etappe vorerst nicht erlauben. Zudem wollten wir auf jeden Fall den vom Schweden empfohlenen Imbiss besuchen. Nach etwa zehn Kilometern erreichten wir den Imbiss und gönnten uns ein großes Krabbensandwich. Zwischenzeitlich hörte es auf zu regnen und er Himmel wurde deutlich freundlicher.



Als der Himmel dann fast vollkommen einen freundlichen Eindruck machte, fuhren wir weiter. Die Strecke verlief auf einem schönen Schotterweg und wir waren froh, dass es endlich trocken weiterging. Nach etwa 5 km, gegen halb vier ca., wurde der Himmel allerdings schon wieder von allen Richtungen her dunkel, die ersten Donner waren zu hören und es fing bereits stark an zu regnen. Weil wir bereits genug durchnässt waren und keine Lust hatten, irgendwo am Straßenrand Schutz zu suchen, falls es wieder gewittern würde, bogen wir in einen Feldweg von der Straße ab und sahen am Ende des Weges eine Scheune. Dort stellten wir uns unter und warteten erneute 1,5 Stunden ab. Kurz nach 17:00 Uhr wurde es wieder heller. Es schien so, als wenn die Gewitterfront nun endlich vorübergezogen war und wir unser Ziel der vierten Etappe noch erreichen könnten.
Die nächsten Streckenabschnitte führten erst 10 km über Asphalt, dann 10 km auf Schotter entlang, bis wir nach gefühlten 30 anstatt 20 km den kleinen Ort Fagerås erreichten. Aufgrund der Uhrzeit checkten wir die Route und entschieden uns dafür, die letzten 10 km auf jeden Fall zu fahren, damit wir den nächsten Campingplatz wie ursprünglich geplant erreichen würden. Bei so einem Gewitter wie das letzte, wollten wir nur im Notfall im Zelt übernachten müssen. Bereits nach kurzer Zeit sah ich schon wieder, dass seitlich von uns ein Gewitter herannahte. Die ersten leichten Donner waren zu hören und wurden langsam lauter. Ich haute richtig in die Pedale, da ich das Gefühl hatte, es könnte knapp werden. Der Blick nach hinter verriet mir, dass meine Freundin das gleiche Gefühl hatte. Kurz vor unserem Ziel habe ich zum ersten Mal auf der gesamten Tour in der Hektik die Karte falsch gelesen und bin zu früh abgebogen. Dadurch mussten wir zusätzlich noch einen Umweg in Kauf nehmen und Zeit – die wir aufgrund des herannahenden Unwetters nun wirklich nicht mehr hatten – unnötig verschwenden.
Wir erreichten dann gegen 20:00 endlich den Campingplatz am Nedre Fryken bei Stubberud, checkten an der Rezeption ein und setzten uns in die Camperküche, da das Gewitter bereits angefangen hatte. Zum Glück hatten wir die Fertignudelpfanne, die wir schon die ganze Tour über dabei haben, bisher noch nicht gegessen, denn wir hatten absolut keine Lust mehr, aufwendig zu kochen. Während wir die ungewohnte Glutamatbombe einverleibten, uns dazu ein schönes Burgenfels gönnten, schlug etwa 50 m neben uns im Rezeptionsgebäude der Blitz ein und es schepperte und knallte richtig. So richtig meine ich! Wenig später las ich im Internet, dass man einen Donnerschlag nur aus der Ferne als donnern wahrnimmt. In Wirklichkeit handelt es sich um einen lauten, harten Knall, befindet man sich in der Nähe des Einschlags. Als das Gewitter vorbei war, kümmerte sich meine Freundin um das Geschirr (siehe Foto) und ich baute mit der Stirnlampe das Zelt auf. Als ich damit fertig war, erledigten wir nur noch das Nötigste und hauten uns gegen 23:00 Uhr ins Zelt. Die kommende Nacht sollte es (vorerst) kein Gewitter mehr geben. Das war für uns insofern eine gute Nachricht, da wir ja immer noch das Problem mit dem Zelt hatten und nicht wussten, ob die Stangen ein Unwetter mitmachen würden. Beim Aufbau war zumindest erstmal keine Stange gebrochen.

5. Etappe
Um 7:00 Uhr sind wir an diesem Tag aufgestanden. Das Wetter sah wieder sehr gut aus. Da der Laden in der Rezeption erst um neun Uhr öffnet, machten wir mit dem Trangia unser eigenes Fladenbrot. Weil wir uns genug Zeit gelassen haben, um von dem vorherigen Tag zu entspannen, und weil das Backen mit dem Trangia mehr Zeit kostete als wir dachten, starteten wir in die fünfte Etappe erst gegen 12:00 Uhr.


Am Anfang ging es über Schotterpisten auf dem Kamm eines Berges entlang. Nach 8 km bogen wir auf eine Asphaltstraße ab und erreichten nach etwa 25 km eine kleine Ortschaft, bei der wir eine kleine Rast einlegten. Der Grund hierfür waren – wie war es anders zu erwarten – mehrere Gewittergebiete, die sich nun überall um uns herum zusammenbrauten. Das größte Problem dabei war, dass die unterschiedlichen Gewitter nicht in eine, sondern in ganz unterschiedliche Richtungen zogen und wir nun erstmal wieder abwarten wollten, wie sich das Wetter entwickelt. An eine Weiterfahrt bei Gewitter war wirklich nicht zu denken, denn immer wieder fuhren wir über offene Anhöhen, auf denen man bei Gewitter nicht unbedingt mit dem Fahrrad fahren sollte. Wir aßen das letzte Fladenbrot vom Frühstück und ich nutze die Zeit, um endlich einmal die Bikes zu warten.
Nach ca. einer Stunde hatte sich die Wetterlage soweit wieder entspannt, dass wir die Fahrt wieder aufnehmen konnten. Die heftigsten Gewitterwolken sind zum Glück seitlich an uns vorbeigezogen. Nach nur wenigen Kilometern überquerten wir den Fluss Klarälven, der bei Karlstad in den Vänern mündet. Kurz darauf zog bereits das nächste Gewittergebiet von Süden kommend sehr langsam in unsere Richtung. Ich schaute auf die Karte uns sah, dass wir auf dem kommenden Abschnitt über einen Höhenzug fahren mussten. Wir entschieden uns daher sofort dafür, bei dem nächsten Haus erneut Halt zu machen und schon mal nach einer geeigneten Unterstellmöglichkeit zu sehen.
Nördlich der kleinen Siedlung Berg hielten wir also bei einem kleinen Schwedenhaus an. Zunächst warteten wir vor dem Grundstück, sahen aber bald einen älterer Mann aus dem Haus herauskommen. Auf Englisch fragte ich mal wieder, ob wir vor dem Grundstück warten könnten, bis das Unwetter vorbei sein würde. Der Mann verstand offensichtlich kein Englisch, sodass seine Frau auf uns zukam. Sie konnte nur wenig Englisch, konnte uns aber verständlich machen, dass wir gerne auf das Grundstück kommen könnten und Schutz auf der Terrasse vor Haus finden könnten. Unterdessen fing es übrigens bereits an zu regnen und das Unwetter kam beständig näher. Erst zog es seitlich an uns vorbei doch mehr und mehr breiteten sich die Ausläufer des Unwetters über uns aus. Wir stellten unsere Bikes ab und gingen mit der Frau, übrigens auch eine ältere Dame, auf die Terrasse. Sie brachte uns selbstgemachten Holunderblütensaft und die Zeitung mit der Wettervorhersage. Man konnte am Himmel sehen, dass es in den nächsten paar Minuten heftig anfangen zu stürmen würde. Wie selbstverständlich bat uns die Frau in ihr gemütliches Haus und machte uns verständlich, dass wir hier abwarten könnten. Der Mann saß bereits im Haus in seinem alten Sessel und schaute aus dem Fenster.


Das nun folgende Gewitter war das heftigste, das wir in Schweden erlebt haben. Selbst die alte Schwedin sagte zu uns, dass sie noch nie so ein Gewitter in Schweden erlebt hat. Nach ungefähr zwei Stunden mussten wir das Haus wieder verlassen, da die beiden zum Bingo mussten und uns natürlich nicht in ihrem Haus alleine lassen wollten. Die Frau lief im Haus hin und her und meine Freundin und ich merkten, dass sie sich Sorgen um uns machte. Nach kurzer Zeit machte sie uns verständlich, dass wir in ihrem Auto warten könnten, bis der Regen vorbei sei. Wir nahmen das Angebot an und setzen uns in das Auto. Die beiden Schweden wurden von ihrer Tochter abgeholt und fuhren davon. Nach etwa einer halben Stunde packte mich die Ungeduld und stieg aus dem Wagen aus, um ein paar Meter zu gehen und zu überlegen, wo wir die kommende Nacht verbringen könnten, da es inzwischen 18 Uhr war.

Ich traf eine andere Schwedin, die gerade im Regen mit ihrem Hund unterwegs war. Ich sprach sie an, um zu erfahren, ob es hier eine Möglichkeit gibt, mit dem Zelt zu übernachten. Sie sagte, dass wir bei ihr und ihrem Mann auf dem Grundstück zelten könnten, sie das aber noch einmal mit ihrem Mann absprechen muss. Nach ein paar Minuten kam sie wieder und sagte, dass sie inzwischen eine andere Idee bekommen hat. Sie meinte, wir könnten an einer Stelle am Fluss übernachten, wo eine Lagerfeuerstelle und ein Grill ist. Wir machten uns zusammen auf den Weg dorthin. Auf halber Strecke gingen wir an einem Haus vorbei, wo ein Frau gerade dabei war, die Mülltonne auf den Weg zu stellen. Sie sprach uns zusammen mit der vorher getroffenen Schwedin an und bot uns an, in ihrem Zweithaus zu übernachten. Meine Freundin und ich waren komplett sprachlos, nahmen das Angebot aber natürlich an. Wir waren noch sprachloser als wir das Haus erblickten und noch sprachloser als wir das Haus von innen sahen. Wir wurden im Haus herumgeführt und in alles Mögliche eingewiesen. Der Mann der Hausbesitzerin stellte uns sogar noch den Fernseher ein (als wenn das damals unser größter Wunsch gewesen wäre) und kümmerte sich darum, dass wir heißes Wasser zu Verwendung hatten. Nachdem alles geklärt worden ist, kochten wir uns Nudeln und legten uns später mit unseren Isomatten und Schlafsäcken in die Stube. Wir waren froh, dass wir diese Nacht ein (Haus)Dach über dem Kopfhatten.

Das Haus von außen


Unser Schlafplatz
6. Etappe
Am Morgen der sechsten Etappe frühstückten wir erstmal gaaaanz entspannt und genossen dabei das schöne Haus. Anschließend nutzten wir doch das schwedische Fernsehangebot, indem wir versuchten, die Wettervorhersage in schwedischer Sprache zu verstehen. Die hellen Wolken und die Sonnen auf der Wetterkarte für den mittleren Teil für Schweden waren dabei nicht schwer zu verstehen. Wir hofften jetzt, dass die schweren Unwetter wirklich vorbei sein würden und entschlossen uns, an diesem Tag die nächste Etappe zu fahren und die Fahrt hoffentlich wie gewohnt fortzusetzen zu können. Gegen neun Uhr hatten wir alles gepackt und waren abfahrtbereit. Wir gingen noch zu den Hausbesitzern, die im Haus nebenan wohnten, und bedankten uns für die nette Gastfreundschaft. Beide boten uns sogar an, eine weitere Nacht zu bleiben, falls wir dazu Lust hätten. Doch wir sagten, dass wir einen Zeitplan hätten, den wir einhalten müssten und wegen den Unwettern bereits einen Tag zurücklagen. Wir verabschiedeten uns und starteten gegen viertel nach neun.


Das Wetter sah im Gegensatz zu den letzten zwei Tagen wirklich nach Besserung aus. Zwar hingen immer noch dicke Wolken am Himmel, aber sie sahen nach der typischen Wolkendecke aus, wie man sie aus Skandinavien gewohnt ist. Wir waren froh, wieder fahren zu können.
Wir fuhren zuerst über die Anhöhe, die wir den vorherigen Tag wegen den Gewittern nicht mehr bewältigen konnten. Auf den höher gelegenen Streckenabschnitten waren etliche Bäume umgeknickt und lagen teilweise auf der Straße. Auf den Wiesen standen dicke Seen und die Bäche und Flüsse waren bordvoll gefüllt. Ich war froh, dass wir den Tag zuvor mit dem Einlegen der Pause den richtigen Entschluss gefasst hatten und war mir sicher, dass wir uns auch weiterhin auf unseren Instinkt verlassen können, da er uns am vorherigen Tag nicht im Stich gelassen hatte. Hier einen sicheren Platz zu finden, an dem wir im Notfall Schutz hätten suchen müssen, wäre nicht einfach gewesen. Einer der sichersten Orte, die man bei einem Gewitter übrigens aufsuchen kann, ist unter Stromleitungen, da im Falle eines Blitzeinschlags die Energie über die Leitungen und über die Stahlmasten gleichmäßig verteilt bzw. abgeschwächt in den Boden geleitet wird (Achtung: Quelle Wikipedia). Nach den ersten paar Kilometern folgte wieder eine schöne Gravelroad. Nicht unweit entfernt der Ortschaft Molkom bogen wir rechts auf eine Hauptstraße ab, der wir aber nur 1,5 km folgen mussten. Auch hier lagen noch Reste von Fichten auf den Straßen und man sah, dass in der Nacht zuvor schwere Räumungsarbeiten durchgeführt worden sind. Wir bogen nach links ab und folgten erneut einer Schotterpiste, bis wir kurz hinter Lindfors einen Campingplatz aufsuchten, den wir uns einmal anschauen wollten, da er in einem Naturschutzgebiet an dem See Mången liegt. Auf dem Platz mussten wir allerdings nicht lange überlegen, ob wir weiterfahren, denn hier war nichts los und insgesamt machte der Platz keinen schönen Eindruck. Da das Wetter immer noch stabil aussah, fuhren wir weiter und peilten den nächsten Campingplatz an. Den geplanten Weg konnten wir nach dem Campingplatz nicht fahren, weil dort der Weg aufhörte. Wir nahmen also eine Umleitung (siehe Abbildung bzw. Karte). Nach ein paar Kilometern fing es dann doch wieder an zu regnen und ich merkte, dass die Luft wieder schwüler wurde. Später sah ich zudem erneut Gewitterwolken aufziehen, sodass ich unsere Durchschnittsgeschwindigkeit erhöhte. Zwischenzeitlich wurde der Regen immer stärker, sodass wir unsere Regenjacken anzogen und kurz darauf mitten in der Pampa bei einem einsamen Hof eine Pause einlegten und uns unterstellten. Bei einer Anwohnerin erkundigte ich mich nach dem optimalen Weg, da ich bei diesem weniger optimalen Wetter keine großen Umwege fahren wollte und aufgrund der in der Karte dargestellten Straßenart vermutete, dass man den Weg nicht leicht finden bzw. ggf. nicht ausgeschilderte Abzweige verfehlen könnte. Die Anwohnerin zeigte mir einen besseren Weg, der zufällig ihre tägliche Strecke zur Arbeit ist. Falls jemand unsere Strecke nachfahren sollte, dem empfehle ich ebenfalls, nicht die in die ursprünglich geplante Strecke zu fahren, denn wie wir später sahen, als wir an der Einmündung des eigentlich geplanten Weges vorbeikamen, handelt es sich bei dem ursprünglichen Weg um einen sehr kleinen, unebenen Schotterweg. Wie man besser fahren sollte, ist ebenfalls in der folgenden Abbildung dargestellt.

Wir hatten jetzt noch etwa 20 km zu fahren, bis wir den nächsten Campingplatz erreichen würden. Zu unserem Glück ging es schon bald eine ganze Weile nur noch bergab und wir konnten richtig heizen. Die restlichen Abschnitte führten ausschließlich auf Schotterwegen entlang und wir erreichten schließlich gegen 15 Uhr den nächsten Campingplatz. Der Regen hatte inzwischen endlich wieder aufgehört. Dieser Platz liegt am Lungen bei Lungesund, etwa 10 km vor dem größeren Ort Storfors. In Storfors ist zwar ebenfalls ein Campingplatz, aber wir haben erfahren, dass dieser nicht so schön sein soll. Der Platz in Lungesund liegt direkt am Wasser, die Plätze sind riesengroß und er ist recht günstig (150 Kronen= ca. 16,- €). Allerdings gehört der Platz zu einem Konferenzzentrum und ähnelt dementsprechend eher einer großen Wiese, weil nur wenig Bäume oder andere Elemente vorhanden sind. Das war uns alles aber egal, weil wir erstmal Pause machen wollten, um die weitere Tour zu planen und uns mal einen ganzen Nachmittag ausruhen zu können. Ich baute das Zelt auf und hoffte darauf, dass die Stangen weiterhin halten und die eine gebrochene Stange einfach ein Produktionsfehler war. Am Abend fing es dann wieder an zu regnen und auch in der Nacht hörte es nicht auf.
Am Morgen des nächsten Tages wurden wir gegen sieben Uhr wach. Da der Regen immer noch anhielt und es zwischenzeitlich sehr stark schüttete, blieben wir vorerst im Zelt liegen. Gegen neun dann der nächste Rückschlag: Ein lauter Knall und Erinnerungen an Arvika kamen auf. Sofort wussten meine Freundin und ich, was geschehen war und blieben erstmal liegen. Glücklicherweise hörte es wenig später endlich auf zu regnen und ich konnte mich der Sache annehmen. Mir war jetzt klar, dass höchstwahrscheinlich weitere Stangen brechen werden und wir daher auf jeden Fall neue Stangen, wenn nicht sogar ein ganz neues Zelt kaufen müssen. Ersatzstangen hatte ich ohnehin nicht mehr dabei, da ich mit so einem Problem natürlich nicht gerechnet hatte. Wir bewahrten erstmal Ruhe und versuchten, uns von diesem Problem nicht negativ beeinflussen zu lassen. Mit der gebrochenen Stange unterm Arm ging ich in die Camperküche. Hier machte ich mir erstmal ein Bild von der gesamten Stange und stellte fest, dass fast an jedem Ende der Aluminiumstange ein kleiner Haarriss entstanden war. Daher holte ich auch die anderen beiden Stangen vom Zelt und überprüfte auch sie. Wie ich schon geahnt hatte, hatten diese Stangen exakt die gleichen Risse an denselben Stellen.

Jetzt hatten wir wirklich ein Problem. Wir überlegten hin und her und dachten über mehrere Varianten und Alternativen nach. Dann kam mir in den Sinn, dass ein Hersteller wie Helsport doch bestimmt ein guten Service haben wird und man nicht umsonst viel für dieses Zelt blechen muss. Mit unserem smarten Telefon nutzen wir die WLAN-Verbindung bzw. den Internetzugang des Campingplatzes und besorgten uns die Telefonnummer von Helsport in Norwegen. Meine Freundin erreichte sofort die Serviceabteilung und schilderte unser Problem. Ohne Probleme wurde ihr verständlich gemacht, dass wir ein komplettes neues Stangenset bekommen würden. Wir vereinbarten mit der Frau vom Service, dass uns die Stangen innerhalb von ca. drei Tagen aus Dänemark zugeschickt werden könnten. Unser Problem war allerdings, dass wir nicht drei Tage auf dem jetzigen Campingplatz warten konnten, da wir unseren Zeit- bzw. Etappenplan einhalten mussten – unsere Fähre von Schweden nach Deutschland hatten wir schon gebucht und mussten also am geplanten Tag in Göteborg sein. Wir kalkulierten, wo wir in drei Tagen sein könnten (wenn das Wetter mitspielt) und nannten die Adresse des ausgesuchten Campingplatzes (Vassbacken am Götakanal, ca. 180 km Strecke) in einer Mail an Helsport.
Nachdem wir aufgrund des guten Services wieder guter Hoffnung waren, wollten wir nun die Stangen provisorisch fixieren. Ich besorgte mit von der Rezeption eine Rolle Panzerband und setzte mich zwei Stunden in die Küche. Das Ergebnis ist auf den folgenden Abbildungen zu sehen:


Mehrere Lagen straff gewickeltes Panzertape an jedem Ende der Stangen

Es war viel Arbeit und ich war mir aufgrund meines technischen Verständnisses für mechanische Kräftewirkungen nicht sehr sicher, dass das Klebeband sonderlich viel halten wird. Aber irgendetwas mussten wir ja versuchen! Zum Test schob ich die drei Stangen in die Stangenkanäle und baute das Zelt auf. Zack!!! Schon wieder eine Stange durch. Das war uns jetzt aber egal, da das Zelt auch mit einer gebrochenen Stange hielt, weil das Klebeband an der Bruchstelle die Stange trotzdem zusammenhielt und so auch kein Loch in das Zelt geschnitten werden konnte. Zudem war die Spannung nach dem Bruch eines Elementes aus der gesamten Stange genommen, sodass es unwahrscheinlich war, dass ein weiteres Element den Kräften nicht standhalten würde.
Fortsetzung weiter unten!
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