[FR] Vogesen GR 5 Schirmeck - Col de la Schlucht 2014

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • nathalie_luke

    Erfahren
    • 08.08.2008
    • 198
    • Privat

    • Meine Reisen

    [FR] Vogesen GR 5 Schirmeck - Col de la Schlucht 2014

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Dies ist die Fortsetzung der Vogesentour auf dem GR5, die ich 2009 mit Luke begonnen hatte, aber leider in Schirmeck abbrechen musste (geplant war, bis Giromagny zu laufen), Bericht hier:
    https://www.outdoorseiten.net/forum/showthread.php/80629-FR-Vogesen-GR5-Wissembourg-Schirmeck-2009

    2010 kam Border Collie Jake zu uns, danach war ich erst mal mit der Erziehung dieses Energiebündels beschäftigt, leider war ich nicht in allen Punkten erfolgreich, sodass wir als größtes Problem Hundebegegnungen haben, da kann er sich völlig unmöglich aufführen und Freilauf wage ich deshalb und wegen Wild nicht.

    Mittlerweile geht es aber zumindest mit Abstand besser, so hatte ich im vergangenen Jahr begonnen, über eine Fortsetzung der Tour nachzudenken.

    Wegen der Knieprobleme sollte das Gewicht reduziert werden, was schon allein mit der Entscheidung, nicht mit Zelt und Schlafsack unterwegs zu sein, der Fall wäre, aber eigentlich ist das, was ich wirklich möchte, alles dabei zu haben, flexibel das Zelt aufbauen zu können und vor allem "draußen" zu bleiben, nicht in den Dörfern, vor allem nicht in Hotels, zudem sind in vielen Gîtes keine Hunde zugelassen.

    Ich hab mich also mit Ultralight beschäftigt und kam am Ende auf ein Basisgewicht von ca. 6,5kg. Jake sollte Hundefutter tragen und Luke bis zu 2 Litern Wasser.

    Die Zeltvariante ermöglichte es mir außerdem, die Etappen kürzer zu machen, ich nahm mir etwa 16 km am Tag vor, mit dem Vorsatz, das nicht verbissen einhalten zu wollen, sondern flexibel zu bleiben.

    Kniebandage und Trekkingstöcke sollten außerdem unterstützen.

    Ich wollte sehr gerne bis Aubure kommen, das wären etwa sechs Tage und wenn es gut laufen würde, noch bis Thann.

    Mitwanderer:
    Luke, 9,5 Jahre, auch der Prinz genannt.
    Jake, 4 Jahre, auch die Wurst genannt.
    Zuletzt geändert von nathalie_luke; 07.10.2014, 11:25.

  • nathalie_luke

    Erfahren
    • 08.08.2008
    • 198
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: [FR] Vogesen GR 5 Schirmeck - Col de la Schlucht 2014

    1. Tag
    Montag, 26. Mai


    Luke 4h30 weckt mich, weil er mit Durchfall raus muss, später auf der Fahrt muss er auch noch mal dringend, da ist es schon richtig flüssig. Ich mache mir Sorgen.

    In Schirmeck trinken wir in der Kneipe noch eine Cola, dann geht's los, Treppe hoch, zum Chateau, bald schon kommen wir an die Fontaine Léopold, erste Rast und Wasser auffüllen.

    Ich wusste, dass wir auf dieser ersten Etappe mehrfach die Gelegenheit haben würden, Wasser aufzufüllen, deshalb hatte ich gar keins dabei und Luke nicht die Maximalmenge.

    Zwischen Route Forestière Teufelsloch kommen wir an einen kleinen Brunnen, von dem wir nichts wussten.

    Am Champ du Messin finde ich keine Markierung mehr, man muss der Straße nach links folgen, kommt zu einer Bank und in dem Steinhaus auf der anderen Straßenseite findet man die Fontaine Bechtstein. Wir machen eine Pause mit schönem Ausblick, füllen Wasser auf.

    Später kommt ein schöner Waldweg. Dann geht es zur Vieille métairie 100m bergab, das erste Mal bergab an diesem Tag, die Strecke kommt mir viel länger vor und mein Knie fängt ziemlich bald an, sehr weh zu tun.

    Wir rasten erst mal, hier ist eine Schutzhütte und ein Brunnen. Luke schläft sofort, er hat das schon vor fünf Jahren gelernt, die Pausen zu nutzen, Jake hingegen bringt einen Stock und möchte spielen.

    Ich bin ziemlich gefrustet wegen meinem Knie, wie soll das gehen, wenn ich schon nach dieser kleinen Bergabstrecke Probleme habe… Ich verstehe es auch nicht, zu Hause laufe ich viel im Alltag, zwar weniger Höhenmeter und ohne Gepäck, aber das Gepäck hier merke ich kaum und viel bergab ging es ja nicht…

    Es fängt an, leicht zu regnen.

    Auf dem Weg zum Champ du Feu bin ich immer noch geknickt, aber als ich dort ankomme, ist es wunderschön, es ist nicht still, ich höre viele Vögel, aber es herrscht eine bemerkenswerte, eigenartige Ruhe und die Vegetation ist beeindruckend.







    Ich baue das Zelt unterhalb der Schutzhütte in der Nähe des Turms auf. Es sind nur noch vereinzelt Autos und Menschen an der Straße unterwegs. Die Hunde spielen ein bisschen, dann gibt’s Futter und ab ins Zelt. Jake will kurz gekrault werden, dann schlafen beide ein.

    Ich telefoniere noch mit meinem Freund, dann schlaf ich auch. Es ist erst 19 Uhr.

    Kommentar


    • nathalie_luke

      Erfahren
      • 08.08.2008
      • 198
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: [FR] Vogesen GR 5 Schirmeck - Col de la Schlucht 2014

      2. Tag
      Dienstag, 27. Mai


      Schöne ruhige Nacht, nur zweimal Tiergeräusche, aber nichts Dramatisches.

      Morgens ist es freundlich draußen, viel Vogelgezwitscher, andere Stimmen als zu Hause. Luke lässt sich ausgiebig kraulen, auch nachts hat er sich angekuschelt.

      Als wir uns schließlich aufraffen, fängt es leicht an zu regnen und ist nebelig. Mein Knie ist nicht besser, selbst ohne Gepäck kann ich nicht gut laufen. Und 500m bergab warten auf mich.

      Vom zweiten Abschnitt nach Aubure habe ich mich eigentlich schon verabschiedet. Jetzt frage ich mich, wie ich den ersten Abschnitt laufen soll, ob ich überhaupt bis Aubure kommen werde.

      Durch einen zauberhaft nebligen Märchenwald laufen wir los. Markierung bis Le Hohwald kein Problem. Überall ist Wasser. Am Wasserfall machen wir eine Pause. Dahinter treffen wir das erste Mal andere Wanderer.

      Ich gehe langsam, mache kleine Schritte, zwischendurch beschäftige ich mich auch immer wieder mit Leinengeknoddel, wir müssen uns erst organisieren in der Hinsicht. Wir kommen an der 300jährigen Tanne (Haut Sapin) vorbei, die gefällt und von einem deutschen Dichter besungen wurde. Am Campingplatz vorbei, runter in den Ort.

      Hoffe kaum noch, wie geplant vor 12h einkaufen zu können, habe mir für den gefürchteten Abstieg viel Zeit gelassen, aber es ist 20 vor 12. Wir gehen zur Boulangerie Pâtisserie du Moulin, sie haben nebenan auch ein paar Tische und in der Bäckerei auch ein kleines Regal mit allem Möglichem, Konserven, Clopapier etc. Kaufe Baguette, Schinken, Kaffeestückchen, Cola, Kekse. Nebenan ist ein schöner kleiner Park mit Bank. Wir essen und trinken, ein Mülleimer ist auch da. Im Ort gibt es auch Restaurants.

      Die Hunde preschen auf einmal los, ein Mann kommt von hinten mit zwei Staffords oder so, wir konnten uns ums Eck nicht sehen. Er dreht ab und nimmt einen anderen Weg. Alles beruhigt sich.

      Es gibt eine öffentliche Toilette, die ich nutze, putze mir dort auch die Zähne.

      Auf dem Weg hierher habe ich mir ein paar Gedanken gemacht – dazu ist so eine Tour ja auch immer gut -, dass ich mir immer über irgendetwas Sorgen mache (Durchfall Luke, Knie…), dass ich schlecht einfach mal abwarten kann, wie sich alles entwickelt, sondern mir gleich vorstelle, was Schlimmes passieren könnte, beschäftige mich auch viel mit dem – meistens völlig sinnlosen - "hätte ich nur dieses oder jenes". Denke, dass ich lernen sollte, mit dem zu leben, was ist, auch mit allen schlechten Dingen, Einschränkungen, trotzdem genießen und das Beste draus machen.

      Nach der Rast und mit gefülltem Magen und der wiedergefundenen Einsamkeit im Wald bin ich deutlich besser drauf, zudem geht es jetzt berghoch, das geht fast problemlos, Rast nach der Maison Forestière auf einer Bank.

      Nach Hangtraverse Kienberg Rast an Bank mit phänomenaler Aussicht, die Jungs fallen um und schlafen (auch die Wurst!). Es ist unglaublich schön, hier zu sein und auf die Welt zu sehen!

      Immer wieder genieße ich diese Stille, es ist zwar gar nicht leise, man hört viele Vögel, Wind in den Blättern, Wasserrauschen, aber in mir breitet sich eine Ruhe aus, die Vogesen sind einfach ein besonderer Ort!



      Zwischendurch wird uns Kunst im Wald geboten:


      Es geht zum Kloster mit einer Wegspitze, die man sich auch sparen könnte, essen muss ich nicht mehr unbedingt was, Wasser bräuchte ich aber. Vor allem aber war das Kloster für mich vor 5 Jahren eins der Highlights, wo ich unbedingt hin wollte, war damals ziemlich enttäuscht, so kurz davor abbrechen zu müssen.

      Als ich hinkomme, empfängt mich ein Hundeverbotsschild, Mist. Gehe den Parkplatz noch bis nach hinten durch, mache die beiden dann hinter ein paar Büschen vor dem eigentlichen Eingang fest, dort ist auch ein Wasserhahn. Gehe schnell zum Selbstbedienungsrestaurant, kaufe Wasser und einen Schokokeks, gehe auch noch zur Toilette, die 50 Cent kostet.

      Dann gehen wir wieder zum Beckenfels zurück, weiter zum Maennelstein, großartige Aussicht über die ganze Ebene, Schutzhütte, aber nur ein ganz kleines Stück Wiese davor. Ich überlege, ob ich weitergehen soll, da kommt ein Mann aus der anderen Richtung, wir kommen ins Gespräch, ich frage ihn auch, wie die Hütten sind, die danach kommen, er meint, dass ich hier wohl am Besten aufgehoben bin, weil die Hütte auch am meisten geschlossen ist, es ist sehr windig, und von der Rasenfläche für ein Zelt würde es auch nicht mehr werden weiter unten.

      Ich füttere erst mal die Jungs, überlege, ob ich in der Hütte übernachten soll, aber die Bänke sind schmal und auf dem Boden liegt spitzer Schotter und ich merke, dass die Jungs keine richtige Ruhe finden. Mache also doch das kleine Stückchen Wiese sauber und baue das Zelt auf, die Jungs schlafen direkt auf ihrer Matte ein.



      Der Wind pfeift und pfeift, aber wir werden bestimmt gut schlafen, so kaputt, wie wir sind.
      Zuletzt geändert von nathalie_luke; 17.07.2014, 10:47.

      Kommentar


      • nathalie_luke

        Erfahren
        • 08.08.2008
        • 198
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [FR] Vogesen GR 5 Schirmeck - Col de la Schlucht 2014

        3. Tag
        Mittwoch, 28. Mai


        Die Nacht war friedlich, nur einmal gegen Morgen habe ich Rehböcke gehört. Meistens war es dann ruhig, nur ab und zu hat der Wind noch gepfiffen. Beim Einschlafen wehen die Glockenklänge des Klosters zu mir, was sehr schön ist und ich denke, so kommt diese Seite des Klosters (nicht die Touriseite), nachdem ich nicht zu ihr konnte, doch noch zu mir…

        Nachts geh ich zum Pinkeln raus und da habe ich diese ganze tolle Aussicht auf die Ebene im Dunkeln mit den blitzenden Lichtern der Städte – schön.

        Mir selbst ging es aber nicht gut, hatte vor dem Einschlafen noch ein Paracetamol gegen Kopfschmerzen genommen, mir ist schon übel vor Schmerzen, aber als ich aufwache, sind die Schmerzen immer noch da. Mache mir Sorgen – mein Thema – meine Nackenprobleme könnten ja wieder schlimmer sein. Die Matte habe ich auch ziemlich hart aufgeblasen, damit sie möglichst warm gibt, aber für meinen Nacken ist das nicht so gut. Es könnte aber auch einfach nur eine Nebenhöhlenentzündung sein oder auch vom Rucksacktragen kommen. Morgens nehm ich noch ein Paracetamol, Kopfweh geht kurz weg, Übelkeit nicht, muss mich bei der Pause überwinden, was zu essen.

        Aufraffen ist ein bisschen mühsam heute Morgen, weil ich nicht fit bin. Als wir losgehen, läuft aber alles einfach, mein Knie macht fast so, als ob nie etwas gewesen wäre, obwohl es bergab geht, wir kommen mühelos voran. Überall die Plastikbahnstücke von Crédit Mutuel (französische Bank), der Mann gestern Abend hat erzählt, dass morgen hier Rennen sind, über 1000 Menschen würden erwartet – ich bin sehr erleichtert, dass ich dann weg sein werde.

        Gute Entscheidung gestern, am Maennelstein zu bleiben, wir sind jetzt am Petit Kiosque Hartmann und hätten nirgends gut zelten können. Keine breiten Bänke und überall auch steiniger Boden. Schild Fontaine Hartmann, ich höre etwas plätschern, wir gehen etwas den Hang runter und tatsächlich, hier ist ein kleiner Brunnen.

        Die Markierung ist überall prima, ohne Probleme geht es weiter nach Barr.



        Dort denke ich zuerst, schönes Städtchen, dann gibt es Schilder Innenstadt Barr den Fußgängern, leider brausen die Autos trotzdem durch, die Fußwege sind aber sehr schmal, außerdem stehen da auch noch Autos drauf.

        Es ist zu früh zum Mittagessen, ist dann auch gut so, bei der dritten Hundebegegnung rastet Jake völlig aus, ich muss einen kleinen Stunt vor der Bäckerei einlegen, als er vorsprintet. Danach bleibt es schwierig, er kommt nicht gut runter von seiner Aufregung. In der Bäckerei kaufe ich ein Stück Pizza, Käsestangen, Wasser, Cola, wir machen erst mal Pause an einem Brunnen.

        Danach weiter nach Mittelbergheim über Fahrstraßen, durch Mittelbergheim auch auf Straßen, der Hammer ist dann aber das Stück vor Andlau, stark befahrene Landstraße und nur ein kleiner Wiesenstreifen auf einer Seite. Ist zum Glück nur kurz. In Andlau wollte ich im Coop einkaufen, das hat Mittwoch Nachmittags aber zu. Es gibt aber eine Bäckerei und eine Metzgerei, die um 14h30 aufmachen, es ist 13 Uhr, wir machen es uns auf einer Bank an einem kleinen Park gemütlich und warten. Morgen werden wir durch keinen Ort kommen, ich muss also genug einkaufen. Unschätzbar, dass ich vorher über Mails vom Naturfreundehaus Gruckert erfahren habe, dass es dort einen Brunnen gibt, so müssen wir kein Wasser für zwei Tage mitnehmen.

        Zwischendurch mache ich mir wieder grundsätzliche Gedanken. Am Montag dachte ich, ich müsste mich gleich abholen lassen. Ich erwarte oft, dass die Dinge perfekt und problemlos laufen, sonst bin ich direkt frustriert und stelle alles in Frage. Mein Knie ist ziemlich kaputt, daran ändert sich nichts, auch wenn ich zu Hause bleibe und nichts tue, wobei ich dies merken könnte.

        Die Frustration ist halt groß, weil ich zu Hause auch viel laufe und das meistens ohne Probleme und natürlich gehofft habe, dass das hier mit weniger Gepäck und kleineren Etappen auch gehen würde. Den Rucksack spüre ich kaum. Und Dienstag ging es dann ja auch wieder, mit Zeit, obwohl wir 500m Abstieg hatten. Irgendwann kam ich zu der inneren Einstellung, jetzt einfach auf diesem Weg zu laufen, solange es geht, mit Zeit, Stück für Stück, überlege auch, ob ich evtl. Etappen noch mal unterteilen kann. Ich finde für mich raus, was hilft: Langsam gehen, viele Pausen machen, wenn auch nur mal kurz anlehnen, ohne das Gepäck abzunehmen.

        Heute läuft alles wie geplant, was das Laufen angeht. In den Orten ist es eben, da laufe ich auch ohne Stöcke, problemlos. Und viel haben wir heute auch nicht mehr zu gehen.
        Ich freue mich, wieder rauszukommen, ist zwar gut und dann auch Luxus, in Geschäften einkaufen zu können und wieder Vorräte zu haben, aber es ist auch sehr gut, danach wieder rauszukommen, freue mich auf die Stille, wieder in der Natur zu sein, allein zu sein. Und morgen ein ganzer Tag draußen – schön!

        Werde immer wieder auf die Hunde angesprochen, was es für welche sind, teilweise auch von anderen Border Collie-Haltern, die Leute staunen immer, dass sie Packtaschen haben, vor dem Kloster haben einige den Fotoapparat gezückt, als wir ankamen, heute hinter dem Kloster treffen wir eine ganze Wandergruppe, die die Jungs durchknuddeln.

        Hier am Park war grad ein kleiner weißer Hund, lief immer in 10m Entfernung rum, hat sich zwischendurch auch hingelegt und Jake nur angesehen, schließlich ist er mit seinem Herrchen (der einen Marktstand eingeladen hatte) eingestiegen und weggefahren, Jake blieb ganz ruhig und freundlich, kein Problem.

        Ich habe Zeit, das ist ein Luxus, und ich scheine endlich anzufangen, das zu genießen und mir die Zeit auch nehmen zu können.

        Schließlich machen die Geschäfte auf, ich kaufe viel Süßes, wovon wir einen Teil gleich verdrücken, Baguettes und Pâté, Cola, Wasser und auf geht's, aus der Stadt raus, das ist so schön. Stetig bergauf, hoch und höher, es ist warm und in der Luft liegt ständig ein leichtes Surren, fühle mich an den Film "Picknick am Valentinstag" erinnert, uahhhh. Als wir nach dem Aufstieg endlich am Naturfreundehaus ankommen, finde ich es extrem clever, den Anstieg zum Ungersberg an dieser Stelle zu unterteilen.

        Dann banges Abwarten, ob der Brunnen auch da ist, da ist ein Steinbecken – aber leer. Am Hahn ist aber ein Hebel, ich drehe und - es kommt Wasser! Ich bin sehr erleichtert.



        Dass es eine Zeltwiese gibt, habe ich schon im Internet gesehen. Ich befreie die Jungs von ihren Taschen, sie toben noch ein wenig, wir essen was und schon sind die beiden wieder umgefallen. Jake lernt das auch langsam. Uns geht's gut!

        Ich freue mich auf eine weitere Nacht im Zelt, morgen früh können wir uns Zeit lassen, der ganze Tag gehört uns, keine Checkerei, gar nix.

        Baue das Zelt auf, die Jungs sind wieder wach, toben noch, geben richtig Vollgas, als ob sie heute noch nicht gelaufen wären… Am Haus gibt es einen überdachten Platz mit Tisch und Bänken und eine Außensteckdose, an der ich das Handy aufladen kann, macht den Palast perfekt! Die Sonne kommt noch mal raus, die Aussicht ist toll, ich sehe Berge in weiter Ferne.

        Kommentar


        • nathalie_luke

          Erfahren
          • 08.08.2008
          • 198
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [FR] Vogesen GR 5 Schirmeck - Col de la Schlucht 2014

          4. Tag
          Donnerstag 29. Mai


          Wieder Gedanken über meine Umgangsweise mit Problemen: Wenn ich mir über etwas Sorgen mache, stelle ich mir vor, dass alles gut wäre, wenn die eine Sache okay wäre, aber kaum ist das eine weg, kommt das nächste, über das ich mir alles beherrschend Sorgen mache...

          Kaum sind wir gestern Abend ein bisschen zur Ruhe gekommen, fängt Jake an, immer heftiger an einer Stelle an seiner Brust zu schlecken. Ich hatte mittags schon gesehen, dass sie ein wenig gerötet ist, aber auch weiß in der Mitte, und leicht gehärtet.

          Jetzt lässt es ihm keine Ruhe – und mir auch nicht. Ich will nicht, dass er sich da wund leckt und mache mir auch Sorgen, was es sein könnte. Habe ich da neulich eine Zecke rausgemacht? Er hatte 2-3 vor der Abfahrt… Oder ist es ein Insektenstich? Oder eine Druckstelle von den Packtaschen?

          Er hört nur auf zu schlecken, wenn ich ihn kraule, was ich auch lange tue, aber ich bin auch hundemüde. Irgendwann sehe ich ein, dass ich ihn nicht abhalten kann, ich kann es nicht ändern, es hilft auch nichts, wenn ich es in meinem Kopf rundgehen lasse, was passieren könnte. Schließlich schlafe ich ein. Nachts werde ich immer wieder wach, höre ihn immer wieder schlecken, manchmal schläft er aber auch. Ein paar Mal kommt er an mich rangekrochen in seiner Not und lässt sich trösten.

          Heute Morgen schleckt er wieder, die Stelle ist schon ganz fellfrei, er ist so beschäftigt, dass er kaum ansprechbar ist. Erst als er aus dem Zelt kommt, hört er schließlich auf.

          Ich lasse mir viel Zeit, hänge Schlafsack und Zelt zum Trocknen und Lüften auf.
          Letzte Nacht war vom Liegen her viel besser, habe das Zelt tiefer gespannt, was es etwas stickiger, aber wärmer macht, die Neoair dafür nicht so prall aufgepustet, was für meinen Nacken viel besser war, mein Fleece als Kopfkissen genommen und dafür die Yetijacke angezogen, als es kälter wurde. Von daher gesehen war die Nacht super.

          Ich wasche mich im Brunnen, man kann sich ja sogar reinstellen, das Wasser ist nicht besonders kalt, danach fühle ich mich wie neugeboren, spendiere meinen Füßen außer der einen von täglich zwei Niveaportionen (meiner Meinung nach gute Prophylaxe gegen Blasen) auch noch die frischen Ersatzsocken.

          Etwas später kommt ein Auto mit zwei Männern, die was am Haus machen wollen. Haha, wie gut, dass ich nicht mehr nackt im Brunnen stehe. Sie sind sehr nett, der eine nimmt meinen Müll und die 4 Euro, die ich dalassen wollte.

          Dann kommt ein netter Holländer, der in Nancy gestartet ist, er sitzt noch ne Weile bei mir, wir unterhalten uns länger.

          Als ich schließlich – recht spät – losziehe, kommt ein junger Franzose an, auch er sehr froh, dass ich ihn auf den Brunnen hinweise. Im Wald treffe ich ihn später wieder, er ist letzten Freitag in Wissembourg gestartet und möchte heute noch nach Ribeauvillé. Staun. Ich sehe ihn dann auch schnell entschwinden.

          Der Restaufstieg zum Ungersberg ist leichter als erwartet, oben rasten wir länger. Pâté kann ich fast nicht mehr sehen, die Jungs aber immer. Ich hab hier sowieso nicht viel Hunger, zuhause könnte ich ständig essen, hier habe ich vor allem Lust auf Süßes.

          Wir sind heute Morgen alle stramm bepackt los, weil wir viel Wasser brauchen, für die Jungs wird es jetzt leichter nach der Pause. Ich schaue mehrfach bei Jake, ob ich an den Packtaschen etwas besser einstellen könnte.

          Kopfweh und Übelkeit sind weg, siehe da, Sorgen können auch verschwinden.

          Viele Leute kommen hier an, es füllt sich immer mehr, es ist ja Feiertag. Außer mir sind gerade zehn Personen hier oben.



          Wieder mache ich mir Gedanken. Es hilft manchmal, eine problematische Situation erst mal auszuhalten, die Ungewissheit, ob es weitergeht, welchen Verlauf die Dinge nehmen werden, wenn man ihn sowieso grad nicht beeinflussen kann.

          Vom Ungersberg erst rau und sehr steil runter, irgendwann Rasenplatz, wäre ein schöner Zeltplatz, aus der Wegbeschreibung komme ich nicht mehr klar, weiß nicht mal, an welcher Stelle wir da im Text sind, auch auf der Karte weiß ich nicht, wo wir sind. Es fängt leicht an zu regnen. Und dann ist es irgendwann soweit, ich hab mich verlaufen, Komme an eine Abzweigung, an der kein Schild mehr ist, bleibe auf dem Hauptweg, der aber bald endet, nach links und rechts gibt es kein Schild - es ist klar, dass ich den Weg verloren habe. Gehe wieder zurück, finde ein Schild mit Pfeil zum Ungersberg zurück und auf der anderen Seite ein kleines Schild mit nur dem roten Rechteck, hier bin ich also noch richtig, denke ich, laufe ein paar Mal zwischen den Schildern und dem Abzweig hin und her, ohne rauszufinden, wie es weitergehen soll, fühle mich ziemlich verloren. Aus dem GPS werd ich auch nicht schlau, dazu sind die auf die Schnelle gesuchten Karten nicht gut genug. Irgendwann kapiere ich, dass es bei dem kleinen Schild einen Pfad runter geht, d. h. eigentlich findet Jake den Weg, als er da reinschnüffelt, den Pfad hätte ich sonst gar nicht gesehen.

          Danach achte ich noch genauer auf die Schilder, laufe und laufe, will eigentlich ne Pause, es kommt aber kein schöner Platz. An den Neuen Matten schlage ich mich schließlich ein wenig in den Wald zurück, wir machen eine Pause auf einem Baumstamm, heute fühle ich mich das erste Mal erschöpft. Habe auch etwas Durchfall und krieg nicht so viel runter. Auf jeden Fall sitze ich hier ziemlich erschöpft, kaue ein bisschen Baguette, höre die Vögel zwitschern (die nahe Straße blende ich aus) und bin auf einmal sehr froh, heute nicht mehr nach Ribeauvillé zu müssen.

          Jake schleckt unterwegs gar nicht, in der Pause nur einmal kurz, lässt sich aber gleich stören.
          Abends sehe ich dann aber eindeutig, dass die Wunde von den Packtaschen kommt. Über Tag war Ruhe, aber jetzt schleckt er wieder.

          Nach der Rast sind wir nur getrottet, alles zieht sich heute. Ist das ein toter Punkt am vierten Tag? Das Mehr an Gepäck? Der Schlafmangel? Oder diese Etappe mit den vielen Ortsnamen, die angekündigt werden, wenn man da ist, weiß man es aber oft nicht, da kein Schild darauf hinweist, ich habe heute Mühe, mich zu orientieren.

          Durch den Feiertag treffen wir viele Leute. Leider haben wir auch eine ganz unerfreuliche Begegnung mit einem Hund, wir sind gerade in einen Nebenweg ausgewichen, um eine Familie mit Hund vorbeizulassen, ich lenke Jake mit seinem Spielzeug ab, das klappt gut.
          Wir sind gerade wieder auf dem Hauptweg, da kommt uns ein Hund alleine entgegen, die Menschen sind ein gutes Stück dahinter erst zu sehen, wir weichen wieder in den Nebenweg aus. Ich drehe mich nicht um, sodass ich erst mitkriege, dass der Hund anscheinend direkt zu uns losgerannt ist, als er schon auf meinen beiden draufhängt. Ich verscheuche ihn und rufe nach den Besitzern, so was ist doch echt zum Kotzen, jetzt hat Jake wieder die Bestätigung dafür, dass er sich nicht auf mich verlassen kann und sich am Besten gleich aggressiv zeigt
          Ich muss besser aufpassen.

          Die Ruine Bernstein ist schön, mit Wiesenstück und Unterstand, hier könnten wir bleiben, es sind aber noch viel zu viel Leute unterwegs und von der Strecke her wollte ich auch eher die Ruine Ortenbourg anpeilen. Hinter der Ruine Bernstein finden wir tatsächlich eine Quelle, hätten wir das gewusst, hätten wir nicht so viel Wasser mitschleppen müssen.

          Der Weg zieht und zieht sich, schließlich kommen wir an eine kleine Straße mit einem Wiesendreieck, Tischen und Bänke sind hier und sogar ein Mülleimer. Ich will bleiben, bin k.o., aber es ist windig und hat geregnet, ich fürchte die Gewittergefahr, wenn es am Himmel auch nicht so aussieht, hätte gerne mehr Schutz. Will trotzdem das Zelt aufbauen, es ist aber sehr steinig, kriege die Heringe nicht gut rein.

          Entscheide, doch noch zur Burg zu gehen, hoffe auf mehr Schutz. Wunderbare Aussicht auf dem Weg dorthin. Die Burg ist auch toll, aber sicher ist auch gleich, dass hier überhaupt kein Hering reingehen würde, im Burginneren ist eine Feuerstelle, aber nur wenig Gras und alles ist felsig.



          Wir gehen das kurze Stück wieder zurück zum Wiesendreieck, ich suche eine Stelle, die nicht ganz so steinig ist, schlage die Heringe mit einem Stein ein. Wir legen uns ziemlich bald zum Schlafen, ich bin ziemlich kaputt. Die Aussage Ungersberg – Ortenbourg 3h50 auf dem Schild muss ein Witz sein!

          Zuletzt geändert von nathalie_luke; 18.07.2014, 23:47.

          Kommentar


          • nathalie_luke

            Erfahren
            • 08.08.2008
            • 198
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [FR] Vogesen GR 5 Schirmeck - Col de la Schlucht 2014

            5. Tag
            Freitag 30. Mai


            Es war eine ruhige Nacht, hab nur Rehe und einmal vielleicht einen Fuchs gehört. Um 22 Uhr kamen noch Leute auf dem Fahrrad vorbei, danach niemand mehr. Heute Morgen um 6 Uhr ein Jogger. Nachts höre ich wieder Schüsse, in der Nacht davor hatte ich auch einen gehört.
            Hoffe, dass kein Jäger vorbeikommt…

            Heute Morgen ist es bedeckt, ich packe schnell ein, zwischendurch fängt es zu nieseln an. Heute geht es auf die Route du Vin. In Châtenois gibt es ein Coop, wo ich einkaufen werde, brauche Hundefutter. Muss auch noch entscheiden, ob wir von Thannenkirch direkt nach Aubure laufen oder eine Nacht in Ribeauvillé bleiben.

            Der Abstieg ist wieder steil und rau. Unterwegs kommen wir an einem Steinhaus vorbei, das ein guter Unterschlupf bei schlechtem Wetter wäre. Hinter der Hahnelmuehle sehr schöner, langer Pfad, seitlich hoch bewachsen. Dann wird es offen, an Weiden vorbei, gute gemähte Wiese, wäre gut zum Zelten.

            Blick zurück:


            Route du Vin wie erwartet stark befahren, aber sehr bald fängt schon der Ort an mit Gehwegen. Schon treffen wir die ersten Hunde, einer läuft frei, einer schlägt hinterm Gartenzaun an.

            Das Coop, hat alles, was wir brauchen, ich kaufe Hundefutter, Clopapier, Batterien, Harlequin (die besten Bonbons der Welt), Cola, Wasser, Mars, Käse, Taboulet, eine Birne. In der Bäckerei kaufe ich außerdem Croissant, ein Schokoéclair, Baguettes.

            Verstaue alles, so gut es geht, gebe 2 Batterien und 4 Rollen Clopapier an die Kasseriererin zurück, die Plastiktüte bekomme ich geschenkt, alle sind sehr nett.

            Auch auf dem Weiterweg müssen wir an vielen Hunden vorbei, auf dem Parkplatz vor der Kirche liegt ein Hund im offenen Kofferraum, wir gehen durch eine Maueröffnung und machen auf dem Wiesenstück dahinter Rast und schlemmen. Irgendwann steht der Hund plötzlich vor uns, frei und alleine, echt super, ich kann ihn aber verscheuchen.

            Ich telefoniere noch mit Isabelle vom Gîte in Aubure, dass wir morgen kommen möchten, wenn noch Platz ist, wir hatten vorher gemailt, und morgen oder übermorgen abgemacht, ich sollte noch Bescheid sagen. Wollte mich evtl. mit meinem Freund in Ribeauvillé treffen und dort eine Nacht im Hotel verbringen, er hat aber Probleme mit der Schulter und die Fahrt wäre schwierig für ihn. Bin jetzt froh, nicht in die Stadt zu müssen.

            Zwischendurch fährt ein stark in Schutzanzug gehüllter Mensch mit kleinem Traktor an uns vorbei zu den Weinbergen, um Gift zu spritzen. Wir ziehen los, an den Weinbergen vorbei, bergauf in den Wald, wir genießen es alle, wieder draußen und unterwegs zu sein. Luke ist plötzlich aufmerksam, ich sehe ein Auto, höre ein Bollern - zwei Männer stehen am Hang und lassen Meterstücke Stämme runterrollen. Ich mache auf mich aufmerksam, aber ein Stamm rollt schon genau auf uns zu, bleibt dann aber noch kurz vor uns liegen, ich hab mich schon vor den Jungs platziert…
            Rufe, das war gut gezielt, der Mann sagt, wir grüßen Sie auch, ich wünsche ihnen einen guten Tag, alles mit einem Lachen, es ist ein schöner Tag.

            Es ist bedeckt heute, es nieselt immer wieder leicht.

            unterwegs:


            Der Aufstieg zur Koenigsbourg geht recht leicht, von weitem höre ich schon den Trubel – Brückentag. Am Pavillon kann man was zu essen und trinken kaufen, Toiletten sind auch da.
            Obwohl ich kein Burgenfan bin, finde ich diese hier beeindruckend, ist sicher auch von innen interessant.



            Wir ziehen aber möglichst schnell weiter, Rast an Schutzhütte mit Feuerstelle an recht lauter Straße.

            Jake ist heute sehr anhänglich, läuft oft neben mir, das ist ganz untypisch, leckt sich heute auch mit den Packtaschen, die ich aber fast völlig geleert habe, außerdem habe ich den Gurt umwickelt, um abzupolstern. Ich muss das gut beobachten und richtig einschätzen, er ist zwar eine Wurst, aber auch ein kleiner Indianer, wenn er sich was anmerken lässt, hat er wirklich weh. Im Moment ist es aber, denke ich, noch okay, er ist munter marschiert, schnüffelt, frisst, soweit alles normal. In Le Bonhomme wäre es möglich, die Packtaschen heimzuschicken, so viel trägt er nicht, das könnte ich übernehmen. Abwarten.

            Jetzt gemütlicher Schlussabstieg, irgendwo Wasser auffüllen, hoffentlich ein schönes Zeltplätzchen finden.

            Luke ist immer gut drauf, er genießt es sichtlich, wieder unterwegs zu sein, nimmt sich seinen Schlaf zwar bei jeder Gelegenheit, ist aber auch immer wieder froh zum Weitermarsch bereit, immer wieder ist er auch noch in Laune, ein Stöckchen eine Weile zu tragen.

            Er läuft meistens frei – vor 5 Jahren war das undenkbar. Ab und zu riecht er öfter in den Wald hinein, zu viele Wildwechsel, wenn ich zu oft ermahnen muss, dass er auf dem Weg bleiben soll, müssen beide ne Weile hinter/neben mir gehen. Jake hab ich an der längeren Leine.

            Nach Thannenkirch ging es ruckzuck, es ist auch noch früh, erst 17 Uhr, obwohl wir den ganzen Tag langsam gemacht haben, ich fühle mich noch fit, nicht wie gestern. Die gestrige Etappe ist mir immer noch ein Rätsel. Vielleicht lags wirklich am Schlafmangel. Oder an einem ganzen Tag mit nur Baguette und Pâté. Heute hab ich Mars

            Thannenkirch ist der Ort der Trinkwasserbrunnen – phänomenal. Ich zähle auf unserem Weg durch den Ort schon vier.

            Der Ort selbst ist sehr langgzogen und fast ohne Gehwege mit engen Straßen. Ein bisschen stressig mit den Hunden, da durchzukommen. Hinter dem Ortsausgang ist ein Parkplatz, der ist echt super, mit Tischen und Bänken und gemähter Wiese. Zelten etc. explizit verboten, aber ich hoffe, wenn ich in ein paar Stunden das Zelt aufbaue, dass nicht mehr viele hier vorbeikommen werden.

            Abends verwandelt sich der ruhige Parkplatz in einen Campingplatz mit Wohnmobilen, VW-Bus, viele Kinder. Ich baue mein Zelt ein wenig abseits auf, auf einem Wiesenstreifen neben dem Weg, später stelle ich fest, dass es etwas stinkt hier, entweder habe ich irgendwie ein Gülleloch gewählt oder der Duft der Cloecke weht rüber, der Gestank ist immer mal wieder stärker in der Nacht.

            Jake fängt wieder doll an zu schlecken nachts, es ist jetzt eindeutig ein wunder Streifen, der vom Gurt kommt, hat sich ausgebreitet. Abends hatte ich noch versucht, die Ummantelung beider Packtaschen zu tauschen, bei Luke ist es mit Fleece abgepolstert, bei Jake mit härterem Material und Luke hat viel mehr schützendes Fell. Aber keine Chance, es sind verschiedene Größen. Nachts ist es ganz schlimm, ich dreh mich irgendwann zu ihm rum (stelle dabei fest, dass es als Seitenschläfer fast besser ist, verkehrtrum auf der Neoair zu liegen), kraule ihn so lange, bis er in meinem Arm einschläft. Das wiederholen wir mehrfach in dieser Nacht, schlafen immer nur ne Weile. Die Wunde ist warm unter meiner Hand, ich beschließe, dass ich nicht mehr abwarten kann, sondern ein Arzt drauf sehen muss. Soll ich mich abholen lassen? Für mich ist wieder fast beschlossen, dass wir abbrechen, dann aber noch die Idee, evtl. in Ribauvillé einen Tierarzt zu finden, der Samstags geöffnet hat.
            Zuletzt geändert von nathalie_luke; 17.07.2014, 11:54.

            Kommentar


            • nathalie_luke

              Erfahren
              • 08.08.2008
              • 198
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [FR] Vogesen GR 5 Schirmeck - Col de la Schlucht 2014

              6. Tag
              Samstag 31. Mai


              Morgens gebe ich Jake's Packtaschen Achim mit, einem der Camper hier, zusammen mit Geld, meiner Adresse und der Bitte, sie mir zuzuschicken, wenn er wieder zuhause ist. Dann telefoniere ich mit meiner Freundin Christine, sie wohnt in Baden-Baden, 114 km entfernt zurzeit, und hatte Hilfe angeboten, wenn Not ist. Sie kann genug französisch, um für mich rauszufinden, dass es in Ribeauvillé sogar eine Tierklinik gibt, die von 8-12 und 14-16 Uhr Sprechstunde hat. Glück im Unglück. Die Klinik ist zwar am anderen Ende der Stadt, aber das ist jetzt wirklich egal.

              Der Abstieg nach Ribeauvillé ist felsig, schwierig für mich, jetzt klagt mein gutes (unoperiertes) Knie. Nach einigen mehr oder weniger unerfreulichen Hundebegegnungen kommen wir an der Tierklinik an, ich melde uns an und warte mit den Jungs draußen. Eine tolle, sehr nette und verständnisvolle, hilfsbereite Tierärztin empfängt uns schließlich, misst Fieber, er hat keins, gibt eine entzündungshemmende und schmerzstillende Spritze. Antibiotikatabletten bekommen wir mit. Ich überlege, ob ich eine Halskrause kaufen soll, aber bei Jakie's langer Schnauze müsste ich eine wirklich lange nehmen, sie hat aber ganz tolle Hundebodys; Jake wird heute Abend also mit Schlafanzug ins Bett gehen.

              Blick zurück von Ribeauvillé aus:


              Storchennest in Ribeauvillé:


              Wir gehen kurz ins Leclerc, im Spiegel sehe ich, dass ich etwas Sonnenbrand im Gesicht habe, gegen 13h sind wir wieder on tour, durch die Stadt zurück zum GR5. Dank Frolic und mehr Seelenruhe haben wir noch eine gute Hundebegegnung, dann tauchen wir wieder in den Wald ein, wir trotten stoisch bergauf, ich für meinen Teil froh, wieder im Wald zu sein und Fuß vor Fuß setzen zu können. Jake vorneweg heute mal – so ohne Gepäck. Nach Wasser trinken (und damit leichteren Packtaschen) hat Luke wieder Kapazitäten, um einen Stock zu tragen. Recht schnell kommen wir zum Col du Seelacker, machen dort eine lange Pause.

              Hier klärt sich auch das Surren, dass uns beim Aufstieg zum Haus Gruckert begleitet hat, das gleiche Surren ist auch hier, dann sehe ich Bienenstöcke auf einer Wiese, jede Menge Bienen fliegen durch die Luft.

              Die Schleife zum Koenigsstuhl ist sehr schön, schön ist es aber auch, wenn man endlich oben ist. Dahinter finde ich die Orientierung etwas schwierig. Offener Platz mit Grasflächen, aber ohne Schutzhütte zwischen Koenigsstuhl und Tétras.

              Rast am Tétras, dann Endspurt, fühle mich aber noch erstaunlich fit, trotz wenig Schlaf, mehr Kilometern und Gepäck sowie der Aufregung.

              Als es weitergeht, kann ich kaum glauben, dass ich wirklich über diesen Felsen soll, mache die Hunde fest und schaue erst mal allein, sehe tatsächlich eine Steintreppe am hinteren Felsenende und dass der Pfad dahinter weitergeht.
              Das letzte Stück zieht sich, zumal man den Ort erst sieht, wenn man schon fast drin ist.

              Am Gîte empfängt mich die Schwiegermutter, Isabelle kommt kurz danach, zeigt uns das Zimmer, ich dusche und 30 Minuten später gibt es total leckeren elsässischen Eintopf mit Kohl, Möhren, Kartoffeln und vielen Sorten Wurst. Melone danach, 2 kalte Kronenbourg und viel Wasser.
              Die Jungs sind sehr willkommen, bekommen nach dem Essen auch die restlichen Wurststücke rausgefischt.

              Kurze Runde durch den Ort, T-Shirt und Unterhose gewaschen und ab ins Bett. Jake braucht seinen Pyjama erst mal nicht anzuziehen, er hat sich seit der Spritze heute Mittag nicht mehr für die Wunde interessiert.

              Unser Zimmer im Gîte:


              Trinkwasserbrunnen in Aubure:


              Die Jungs schlafen auch schon komatös und ich werde jetzt das Gleiche tun.
              Morgen früh 8h Frühstück - mit Tee - und danach auf zum Brézouard und der schönen Hütte, die ich von Fotos aus dem Internet kenne.

              Kommentar


              • nathalie_luke

                Erfahren
                • 08.08.2008
                • 198
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: [FR] Vogesen GR 5 Schirmeck - Col de la Schlucht 2014

                7. Tag
                Sonntag 1. Juni


                Super geschlafen, Dusche, Frühstück, Isabelle hat mir noch ein Sandwich zum Mitnehmen vorbereitet.

                Aufstieg Pierre Trois Bans, prima Hütte mit Rasenstück, innen auch super, Tisch, breite Bänke, aber Steinboden, Feuerstelle.



                Schönes Wetter ist heute. Ich laufe den GR5 weiter, aber die von Thomas Striebig vorgeschlagene Variante wäre sicher aussichtsreicher gewesen.

                Vom Petit Brézouard aus Wahnsinnsaussicht, dann runter zu der wirklich tollen Hütte mit Schlafetage, langem Tisch, Kamin. Dahinter ist auch eine Grasfläche, auch hier ist es aber sehr steinig, wäre sicher schwer, Heringe in den Boden zu bekommen.





                Blick von der Hütte zurück zum Petit Brézouard:


                Wir rasten an einem der Tische, es kommen Hunde vorbei, ein freilaufender Cocker, der immer näher zu uns kommt, bis er schließlich gerufen wird, und ein angeleinter Dackel, Jake stellt die Bürste, die Jungs bleiben sonst aber brav.

                Ich unterhalte mich noch mit netten Franzosen, sie erzählen, dass sie öfter hier sind, einmal hätten sie im Oktober oben sogar die Schweizer Alpen gesehen.

                Heute ist vielleicht nicht die schönste Strecke, viele Fahrwege, oft ohne Sicht, aber immer wieder tun sich auch schöne Ausblicke auf, die Landschaft hat sich verändert, es riecht anders, fühlt sich mehr nach Süden und Urlaub an und immer wieder geht mir das Herz auf beim Hinsehen und Dasein.

                Den Grand Brézouard nehme ich gar nicht wahr, schon gar nicht als Doppelgipfel, ich denke noch, es geht so lange bergab, muss ich das bis zum Gipfel noch mal hochlaufen, das stand doch nirgends, da bin ich auch schon unten. Den Petit Brézouard fand ich viel eindrucksvoller.

                Am Col des Bagenelles ist ein großer Parkplatz mit ganz vielen Windhunden, anscheinend ist hier ein Treffen, 100 ist glaub ich nicht übertrieben. Von weitem vorher und hinterher hört man das Gebelle, anscheinend geraten auch immer wieder welche aneinander. Würde gerne schnell weiter, habe aber keine Ahnung, wo ich hin muss, studiere die Karte, überquere die Straße (blöde Stelle, direkt hinter einer Kurve), gehe einen Fahrweg schräg links runter, finde keine Markierung mehr. Gehe wieder hoch. Tatsächlich geht es nur ein paar Meter auf dem Fahrweg, dann links auf eine Wiese und danach auf eine Art Koppel.



                Auf schöner Wiese nach unten. Im Ort zum Campinplatz, d. h. Gîte mit ein paar Grasstreifen zum Zeltaufbauen, ich hatte per Mail vorab geklärt, dass ich mit den Hunden kommen kann. Die Madame ist da und außerdem ein großer Schäferhund, der munter auf uns zukommt. Sie ruft ihn, "Gaston, Gaston", das interessiert ihn weniger, als sie das erkennt, fängt sie recht hysterisch an zu schreien, Lassen Sie sie los, lassen Sie sie los.

                Oh nein, jetzt bitte keine Lektion in "Das machen die unter sich aus". Ich sage sehr bestimmt, dass Sie Ihren Hund rufen soll, was sie schließlich auch hinkriegt ("Er will ja nur spielen und ist so unterwürfig blabla…" Meine wollen halt nicht spielen). Sie besteht darauf, dass ich ihr sofort 5 Euro gebe, bevor ich das Zelt aufbaue, wir gehen runter, essen, Zeltaufbau.

                Gaston läuft hinterher noch ständig frei rum, wird mehrfach erst kurz vor unserem Zeltplatz gerufen. Ziemlich spät, als wir schon im Zelt liegen, kommt er zweimal bis ran, steckt einmal sogar die Nase bis unters Außenzelt. Die Jungs bleiben glücklicherweise cool. Ich frage mich, ob es ihr auch egal ist, wenn Leute da sind, die Angst vor Hunden haben, oder Kinder…

                Abends gehen wir noch in den Ort in eine Kneipe, wo ich zwei kalte, gezapfte Biere bekomme.

                Von der Ausstattung her ist es okay hier, oben gibt es einen Sanitätsblock, unten sind Steckdose und Wasserhahn. Das kleine Holzhäuschen kann man auch mieten.
                Die Straße hört man aber relativ laut von unten.

                Zuletzt geändert von nathalie_luke; 06.07.2014, 18:49.

                Kommentar


                • nathalie_luke

                  Erfahren
                  • 08.08.2008
                  • 198
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [FR] Vogesen GR 5 Schirmeck - Col de la Schlucht 2014

                  8. Tag
                  Montag 2. Juni


                  Die Nacht war wieder anstrengend. Jake fing wieder an, an der Wunde zu lecken, ich nehme an, dass es eine Depotspritze war, deren Wirkung jetzt nachlässt, außerdem heilt die Wunde und juckt sicher. Ich ziehe ihm seinen Pyjama an und kraule ihn, bis er auf meiner Hand einschläft. Die Hunde scheinen beide kalt zu haben, ich decke sie zu, mit allem, was ich für sie entbehren kann. Die Straße bleibt laut.

                  Um 6 Uhr morgens gehen wir in den Ort zur Pâtisserie, die gleichzeitig Poststelle ist, dort nehme ich zwei Pakete in Empfang, Hundefutter und Kleinigkeiten und Ersatzakku für die Kamera. Ich würde gerne auch ein paar Kleinigkeiten zurückschicken, aber man kann nichts ins Ausland verschicken.

                  Ich kaufe sehr leckere Kaffeestückchen und Cola, packe und los geht's. Trotz Mehrgewicht kommen wir gut voran, schnell sind wir am Etang du Devin, obwohl es recht steil ist. Es ist schön dort, wir rasten kurz.

                  Erstes Kriegsgedenken auf dem Weg zum Etang:


                  Etang du Devin


                  Weiter bis zum Roche du Corbeau an Straße, aber okay, dann geht es zum Tête des Faux, es liegt immer mehr Metall aus dem Krieg rum, Stollen und andere Kriegsrelikte, zudem ist der Weg sehr geschlossen und düster, hohe Nadelbäume rechts und links an schmalem Pfad, die Atmosphäre bedrückt mich zunehmend, irgendwann will ich nur noch oben ankommen, es geht steil berghoch.









                  Oben steht ein Kreuz und direkt geht es auch wieder runter, die Bäume öffnen sich auch gar nicht, dann Waldpassage bis zu einem Friedhof, viele Kreuze.

                  Ich empfinde eine starke Präsenz, der Krieg, die Not der Soldaten, alles ist noch spürbar, als ob Zeit keine Rolle spielen würde. Es hat einen starken Einfluss auf mich, ich war darauf überhaupt nicht vorbereitet.

                  Ich brauche auch eine Pause, habe noch nichts gegessen, finde aber keinen schönen Platz. Wir gehen weiter bis zum Col Calvaire. Es fängt leicht zu regnen an. Der Refuge Tinfronce hat leider zu, ich hatte schon auf ein Mittagessen gehofft. Das Hotel direkt oben am Col ist wegen Renovierung geschlossen. Dahinter kommt ein Hotel, das Ruhetag hat, aber ich darf meine Wasserflaschen auffüllen. An der Tür der Auberge weiter unten empfängt uns ein riesiger, tobender Schäferhund.

                  Wir gehen also weiter, mit dem GR5 hoch. Irgendwann haben wir endlich ein bisschen Aussicht auf den Lac Blanc, Wir machen Rast auf einem Baumstamm. Plötzlich fängt es an zu hageln, wir finden aber gemütlichen Schutz unter einer Fichte.

                  Der Blick auf den Lac Blanc war schön, aber nicht so toll, wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Doch dann kommen wir an die Hautes Chaumes! Ich bin begeistert, die Landschaft ist so schön, diese Weiten und dann die Ausblicke, obwohl heute nicht mal die beste Aussicht ist.
                  Wir gehen lange, lange durch diese schöne Landschaft, ich schaue rechts und links, mache viele Fotos, habe die ganze Zeit ein Lächeln im Gesicht.













                  Und auf einmal lautes Bimmeln und Kühe:


                  Mit der Zeit wird es immer felsiger, als es bergab geht vor dem Parkplatz, verdrehe ich mir das Knie ein wenig, der ganze Kuddelmuddel mit den Leinen ist auch nervig (ich habe hier beide Hunde an der Leine, es ist Leinenzwang in der Réserve). Danach wird es mit dem Knie wieder so schlimm wie am ersten Tag, ich gehe nur noch ganz langsam.

                  Aus der einen Réserve raus, in die nächste rein (erst später sehe ich auf den Schildern, dass hier eigentlich völliges Hundeverbot ist), dazwischen ist eine Grasfläche, wo zelten evtl. denkbar ist, aber ich habe vorher schon beschlossen, nicht zu zelten heute Nacht, die Jungs haben keine Wäremereserve, wie ich letzte Nacht gesehen habe und jetzt sind sie nass und es ist kälter heute.

                  Felsen Felsen Felsen. Wenn der Weg zeitwese nicht felsig ist, erholt sich das Knie etwas, aber sobald es wieder felsig wird, ist es wieder ganz schwierig. Für mich erklärt das endlich, wo genau meine Knieprobleme liegen, es sind nicht die Höhenmeter an und für sich, sondern diese Wegbeschaffenheit. Darum hab ich diese Probleme zuhause auch nicht. Und ich weiß nicht, wie die kommenden Etappen in dieser Hinsicht sind… Diesen Teil konnte ich zeitlich nicht mehr so sorgfältig vorbereiten.

                  Es ist klar, dass wir bis zum Col de la Schlucht müssen, dort gibt es ein Hotel. Dort endlich angekommen, wirkt es auf mich wie eine verlassene Westernstadt. Ein Hotel ist völlig heruntergekommen und verfallen, das andere hat zu, nur eins, das Hotel du Chalet hat geöffnet und sieht auch nett und gemütlich aus. Als ich reinkomme, sitzen da auch Leute, die gerade austrinken und gehen, trotzdem meint der Typ, es wäre geschlossen und sowieso würden sie keine Hunde nehmen.

                  Vorher hatte ich beim Trois Fours angerufen, aber niemanden erreicht, die haben Montags geschlossen, wie ich dann beim Telefonat mit dem Refuge erfahre. Dort dürfen aber auch keine Hunde rein. Es gibt noch ein Hotel, 2 km entfernt, ich müsste aber an der Straße entlang, was ich mir mit dem Knie und auch mit den Hunden an der kurvigen, gut befahrenen Straße nicht mehr vorstellen kann. Ich rufe noch mal beim Refuge an, frage, ob er uns Decken leihen kann, damit wir im Zelt übernachten können? Er lehnt ab, zelten wäre im ganzen Gebiet verboten.

                  Ich bin auch ein bisschen in Zeitdruck, was die Entscheidung zum Abholen betrifft, da mein Freund insgesamt sechs Stunden im Auto wäre und morgen ein normaler Arbeitstag ist….

                  Schließlich entscheide ich, mich abholen zu lassen. Wir gehen zu einer Bank an der Skibahn um zu warten, ich packe die Hunde in alles ein, was ich ihnen bieten kann und wir warten geduldig drei Stunden, bis mein Freund da ist.



                  Zuletzt geändert von nathalie_luke; 17.07.2014, 12:03.

                  Kommentar


                  • nathalie_luke

                    Erfahren
                    • 08.08.2008
                    • 198
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [FR] Vogesen GR 5 Schirmeck - Col de la Schlucht 2014

                    und hier gehts weiter:
                    https://www.outdoorseiten.net/forum/...ucht-Giromagny

                    Kommentar

                    Lädt...
                    X