[GR] Sommertour durch den Pindos

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  • trekalex
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    • 23.03.2013
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    [GR] Sommertour durch den Pindos

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    EDIT: Leider ist der Provider meiner Homepage äußerst unzuverlässig...bin deshalb umgezogen, Link ist in der Signatur (nachdem die ganzen Bilder hier ja deshalb auch öfters weg als sichtbar sind). Da findet sich dann der vollständige Bericht mit allen Bildern.

    Griechenland 2013

    Ein Bericht vom Scheitern

    oder

    "Wieder was gelernt"

    Manchmal, eigentlich relativ oft, unterscheiden sich Planung und schlussendliche Ausführung voneinander - in unserem Falle wieder einmal relativ deutlich. Vor der Abreise noch frohen Mutes und voller Energie, wollten wir in unserem jugendlichen Übermut den griechischen Pindos bezwingen - nicht einfach einmal quer hinüber, nein, schön der Länge nach von Nord nach Süd. Wege gibt es zwar nicht unbedingt viele, aber wozu sind Flüsse da? Nicht zu verfehlen und Wasser im Überfluss, da kann man sich ja schön entlanghangeln - so wenigstens die Theorie.
    Die Praxis allerdings belehrte uns eines besseren: Wandern im Flussbett ist zermürbend und man kommt viel zu langsam voran. 400 - 500 km ist für uns unerfahrene Küken einfach zu viel für einen Urlaub, man will ja ein Ziel vor Augen haben - 200 km und ein paar Tage Strandliegen machen mehr Sinn. Und wenn der Kamerad aussteigt, muss man nicht alleine mit schwerem 2-Mann-Zelt und schwerem Essen weiterlaufen - das mögen weder Füße noch Rücken, mal abgesehen vom Mangel an Gesellschaft.
    Aber nun einmal ganz kurz und knapp: auf den einzelnen Seiten zu diesem Urlaub habe ich mal wieder einen Reisebericht unserer lehrreichen Tour verfasst, um andere an meinen Erfahrungen teilhaben zu lassen, Wissenswertes weiterzugeben oder auch einfach nur, um den Leser zu amüsieren.

    Hier in den ODS werde ich (hoffentlich) immer mal wieder den ein oder anderen Tag meiner Reise hinzufügen. Wer sich schon vorher vor Spannung nicht mehr halten kann, kann die Berichte zum Teil schon vorher auf meiner Homepage abrufen (Link siehe Signatur)
    Gerade eben zum Beispiel ist auf meiner Homepage schon die Hälfte des Berichtes zu sehen, während hier sicher erst einmal nicht so viel zu sehen sein wird - alles kommt hier aufgrund des Aufwands sowieso nicht hinein ;)






    Allgemeines

    Je nachdem, wie viel Zeit ich dafür aufwenden werde, könnte ich bei Interesse auch eine Wegbeschreibung des begangenen Wegs zur Verfügung stellen, da es in Griechenland ja neben den europäischen Fernwanderwegen E4 und E6 so gut wie gar keine markierten Fernwanderwege gibt und Zustand/Markierung lokaler Wege sehr unterschiedlich ausfallen können. Für Fragen oder Anregungen stehe ich natürlich gerne zur Verfügung.
    Landschaftlich ist die von uns eher spontan gewählte Strecke wirklich sehr schön (auch wenn man es auf meinen unscharfen Bildern nicht unbedingt erkennen kann), allerdings beinhaltet sie auch zwei weglose Teile, die wir im Flussbett wanderten. Vor allem außerhalb der Zagoria ist auch viel Teerstraße dabei, da die wenigen Wanderwege in Griechenland zumeist auf Bergkämmen verlaufen - und da gibt es gerade im Sommer bekanntermaßen kein Wasser. Wandert man mit einer guten Karte, sind alle Brunnen, Tränken und Quellen eingezeichnet; wirkliche Wasserprobleme können bei guter Planung nicht entstehen.

    Persona

    Wie allseits bekannt macht Wandern zu zweit wesentlich mehr Spaß als alleine, deshalb suchte ich dieses Jahr jemanden zum Mitwandern. Nach gar nicht allzu langer Suche wurde ich fündig: Lukas, einer meiner Kletterpartner, war sogleich erfreut, mich zu begleiten. Somit konnte die Tour etwas abgelegener werden und auch mit nicht so guter Versorgung gesegnet sein, da man ja mehrere Ausrüstungsgegenstände unter sich aufteilen kann und somit Gewicht spart.
    Da Lukas eher einer der fotoscheuen Sorte ist, gibt es von ihm nur Bilder von hinten (neben denen, wo der Fotograf erwischt wurde und unflätige Zeichen zu sehen bekam).


    01. Konitsa - Vrisochori

    oder

    "Der verflixte erste Tag"



    Heute geht es endlich los! Schon um halb sechs in alles Frühe fährt das erste Auto an uns vorbei, für dessen Fahrer wir sicherlich die Attraktion der Tages sind mit unserem halb in den Weg ragenden Zelt. Schnell bauen wir ab und machen uns auf die Socken, bevor uns noch jemand blöd kommt (wildes Campen ist in Griechenland bei Geldstrafe verboten). Auch während der ersten Kilometer auf dem gut begehbaren Feldweg überholen uns immer wieder ein paar Autos, schon so früh am Morgen - man muss hinzufügen: es ist Sonntag, unser erstes Ziel fürs Frühstück ist ein Kloster, und Griechen sind zum Teil sehr gläubig (und ganz nebenbei, sie haben einen Narren an Klostern und Kirchen gefressen... in vermutlich keinem Land der Erde gibt es so viele davon). Einfach gesagt, wir befinden uns auf einer kleinen Pilgerstraße.
    Bis zum kleinen Kloster, oberhalb des Flusses in der Aoos-Schlucht gelegen und einen schönen Ausblick bietend, ist der Weg demnach gut ausgetreten und nicht zu verfehlen. Immer am Fluss entlang geht es, an einem Brunnen vorbei und schließlich einen kleinen Anstieg hinauf bis zum Gotteshaus. Nach einer gemütlichen Mittagspause am dortigen Brunnen (gibt es in Griechenland fast überall) folgen wir dem offensichtlichen Weiterweg am Zaun des Klosters entlang - und stehen just inmitten der Pampa. Zuerst noch ein netter Weg bis zu einem Lagerfeuerplatz, aber dann nur noch Grünzeug am steilen Abhang. Also schlage ich mich längere Zeit durchs Gebüsch ringsum, kann aber nicht die Spur eines Weges finden. Zurück am Klosterbrunnen erkennen wir schließlich unsere Blindheit und steigen hinter diesem über Schutt zu einem anderen Feldweg hinauf - diesmal sind wir richtig.
    Ein wenig später begegnen wir sogar Wegweisern, aber wir wollen ja nicht zum Drachensee hinauf. Die Abzweigung zum "Dhrakolimni" ignorieren wir also und folgen stattdessen weiter unserem Weg, der sich ununterbrochen steil durch den Wald hinaufzieht und hin und wieder den ein oder anderen schönen Rückblick zum Kloster und zum Fluss bietet.
    Über einen Bach hinweg geht es scheinbar ewig weiter, wäre der Rucksack doch nur nicht so schwer... nach langer Latscherei gelangen wir schließlich in ein traumhaftes Bergtal, wo sich laut Karte eine Quelle befinden soll - stattdessen finden wir nur einen staubtrockenen künstlich angelegten Teich vor (in den Karten ist der Unterschied zum Teil fast gar nicht zu erkennen - seitdem achten wir allerdings besonders darauf). Also nur eine kurze Mittagspause, wir wollen ja nicht, dass uns noch das Wasser ausgeht.
    Nach dem Mittagessen geht es unter schönem Sonnenschein weiter - ab in den Wald und wieder bergauf. Den Weg kann man hier gar nicht verfehlen: eine Vielzahl von Markierungen wie bunte Punkte, Absperrbänder an Ästen und diverse Markierungsschildchen zeigen uns den Weg. Etwas später erreichen wir schließlich den höchsten Punkt unserer heutigen Tour und sind ordentlich erledigt, schon weit über 1000 Höhenmeter in den Beinen und noch nicht einmal der erste Tag geschafft. Aber hilft nix, unsere Wasservorräte neigen sich dem Ende zu - also wieder los, diesmal wenigstens bergab.
    Einen kurzen Abstieg später können wir die Quelle kaum noch erwarten... schon wieder nur ein Teich. Erst hier fiel mir der Irrtum beim Lesen der Karte auf, also bleibt uns nichts Anderes übrig, als noch einmal einige hundert Höhenmeter abzusteigen, wo uns der Karte nach eine Quelle erwarten soll - diesmal aber auch wirklich. Es geht weiter durch den Wald hinunter und am Hang entlang über mehrere abgegangene Muren hinweg, das Wasser ist schlussendlich auch noch bis auf den letzten Tropfen leer, aber zu guter Letzt erreichen wir die Quelle und stillen unseren Durst. Da es sich an dem steilen Hang leider nicht wirklich gut sitzt (vom Zelten ganz zu schweigen), machen wir uns weiter auf den Weg in Richtung Vrisochori. Schon bald stoßen wir auf einen guten Platz zum Zelten, sogar mit fließend Wasser - allerdings nur etwa fingertief. Für eine Katzenwäsche reichts aber noch, wenn man keine Angst vor Kaulquappen hat. Morgen ist es dann nur noch ein kurzer Marsch nach Vrisochori, nachdem wir heute so weit gekommen sind.

    Und nun die Bilder zur ersten Etappe:















    So, das wars erst einmal für heute

    EDIT: Leider ist der Provider meiner Homepage äußerst unzuverlässig...bin deshalb umgezogen, Link ist in der Signatur (nachdem die ganzen Bilder hier ja deshalb auch öfters weg als sichtbar sind). Da findet sich dann der vollständige Bericht mit allen Bildern.
    Zuletzt geändert von trekalex; 22.10.2014, 10:29.

  • Werner Hohn
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    • 05.08.2005
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    #2
    AW: [GR] Sommertour durch den Pindos

    Kompliment, obwohl du erst am Anfang bist. Wir wollten 2001 von Kalambaka (Meteora-Klöster) dem E4 nach Norden folgen. Schon am zweiten Tag haben wir gekniffen und uns an die Strände abgeseilt.

    Eure Strecke ist Teil des E6?

    Die Frage nach den Karten darf nicht fehlen.
    .

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    • trekalex
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      • 23.03.2013
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      #3
      AW: [GR] Sommertour durch den Pindos

      Hallo, danke für das Lob ;)

      wir sind von Vouvousa in Richtung Süden ein paar Stunden auf dem E6 unterwegs gewesen, ansonsten alles eher spontan auf irgendwelchen in der Karte verzeichneten Wegen, vor allem in der zweiten Hälfte leider auch aufgrund deren Nichtexistenz viel auf Teerstraßen.

      Karten hatte ich die 1:50000 von anavasi edition dabei, sind bei Globi und im Internet für ca. 10 €/Stück zu bekommen. War auch sehr zufrieden mit denen, muss ich sagen.

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      • trekalex
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        • 23.03.2013
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        #4
        AW: [GR] Sommertour durch den Pindos

        02. Vrisochori - Laista

        oder

        "Waaas??? Noch eine Kurve bis zur Brücke???"



        Nachdem Lukas als unerfahrener Trekkinganfänger schon gestern erst einmal genug für mindestens ein Jahr hatte (wie zu erwarten war - ging mir nicht anders bei meiner ersten Tour im letzten Sommer), warten heute zum Glück wesentlich weniger Höhenmeter auf uns. Mehr oder weniger wach und voller Elan geht es zuerst ans Zelt abbauen und danach endlich weiter. Der Abstieg nach Vrisochori verläuft ganz nett im Wald und ist nicht allzu steil oder rutschig, halbwegs flotten Fußes erreichen wir eine kleine Kirche mit Brunnen und nur wenig später den Ort selbst. Am dortigen Brunnen werden wir sogleich von einem steinalten Einwohner auf Englisch angesprochen (kein gutes Englisch...aber ENGLISCH von einem Dorfgriechen! Das ist auf dem Rest der Tour nie wieder vorgekommen), der uns sogleich nach unserer Meinung zu Kanzlerin Merkel fragt, als er herausfindet, dass wir Deutsche sind. Ich winke ab und das Thema ist erledigt, so einfach geht das hier.
        Laut Karte soll es von hier aus einen Pfad in Richtung des Nachbardorfs Iliochori geben, der auf halbem Wege auf die Teerstraße dorthin treffen soll, aber weder der Grieche noch wir wissen Genaueres. Suchen wollen wir auch nicht unbedingt, also lassen wir uns schnell zur Teerstraße überreden, deren Serpentinen wir gemütlich nach oben bis zum kleinen "Pass" folgen.
        Auf dem Weg dorthin begegnen wir dann schlussendlich der ersten Ziegenherde inklusive Schäferhund, der uns sogleich bellend und Zähne fletschend anfallen will. Der Hirte kann ihn jedoch dankenswerterweise beruhigen und wir können langsam und vorsichtig passieren. Am Brunnen wenige hundert Meter weiter (am Pass "Panaghia") legen wir daraufhin unser nächstes kleines Päuschen ein (und stellen fest, dass der Brunnen keineswegs trocken ist - sondern vielmehr einen Hahn auf der Rückseite besitzt).
        Langsam wird es warm, also machen wir uns schnell auf den Weg, um die große Mittagshitze unterhalb von Iliochori am Fluss verbringen zu können. Lange zieht sich die Teerstraße hinunter ins Tal. Kurz vor dem Dorf überholen wir einen Einheimischen, der uns die Attraktion der Ortes, schöne Wasserfälle, ans Herz legt - das haben wir gerade noch so verstanden. Im Dorf schließlich erwartet uns ein erfrischender Brunnen, doch wir wandern gleich ohne Pause weiter. Bald beginnen Schilder zu den Wasserfällen mit Meterangaben, die uns sehr amüsieren: 998 m, 796 m, 401 m und zu guter Letzt noch 35 m, so weit ich mich erinnern kann - wozu auch auf 1 km, 800 m oder andere passende Werte runden, wenn man doch offenbar so genau messen kann. Fragt sich nur noch, na sie die Innen- oder die Außenkante des sehr schön angelegten Wegs berechnet haben. Bei 401 m, wo eine kleine Kirche frisch gebaut auf einem kleinen Kamm thront, weist uns ein Schild den Weg nach Laista, wo wir später gehen wollen. Vorerst einmal aber kann ich Lukas überzeugen, trotz der Mittagshitze ohne Rucksäcke einem Abstecher zu den Wasserfällen zu machen. Unten angekommen wünschen wir uns, Badesachen dabeizuhaben, so schön ist es hier. Noch einmal hinauf und hinunter wollen wir aber nicht, war der Abstieg doch sehr steil - also halt ohne Baden, dafür nach dem Aufstieg zurück schnell noch hinunter ins Flusstal, wo wir wieder den Bach kreuzen, der von den Wasserfällen angeströmt kommt. Zwar keine Gumpen, aber immerhin Wasser - da lässt es sich doch aushalten, endlich können wir die lange aufgeschobene Mittagspause genießen.
        Als die größte Hitze der Tages überstanden ist, machen wir uns wieder auf den Weg - immer schön am Fluss entlang soll es nach Süden und später nach Osten gehen, bis zur Brücke unterhalb von Laista. Aufgrund der vielen Steine ist es immer noch ordentlich warm hier unten im breiten Flussbett; laufen lässt es sich auch nicht so toll. Trotzdem kämpfen wir uns langsam voran und waten gefühlte hundert Mal durch den seichten Fluss (der im August wohl besser als Bach zu beschreiben ist), um Schlingen abzukürzen. Im Verlauf des Nachmittags ändert sich das Bild langsam, aber stetig: oberhalb des Zusammenflusses mit einem anderen Gewässer wird es zunehmend enger und felsiger, flache Stellen und ein breites Flussbett gibt es hier nicht mehr. Vielmehr müssen wir immer öfter über Steine im Wasser balancieren oder uns kraxelnd an der jeweils flacheren der beiden Seiten voranbewege; es geht nur langsam voran. Als wir die sehnlichst erwartete Brücke schon fast riechen können, passieren wir ein herrliches kleines Becken zwischen den Felsen - das muss will natürlich für ein Bad genutzt werden. Erfrischt machen wir uns wieder auf den Weg und gelangen schlussendlich, der Zerstörungsspur einer Erdraupe folgend, auf die über besagte Brücke nach Laista führende Straße. Nach einem kurzen Stück bergauf auf Teer- und Schotterstraße erspähen wir in einer Kurve einen optimal ebenen Zeltplatz und stürzen uns auf unser Abendessen. Kurz bevor es dunkel wird, passiert uns das einzige Gefährt dieses Abends: ein uraltes Moped mit einem jungen Burschen und vermutlich seinem Großvater, die uns hocherfreut zurufen und -winken, obwohl wild Zelten gerade hier im Nationalpark ja eigentlich verboten ist.











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        • trekalex
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          • 23.03.2013
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          • Meine Reisen

          #5
          AW: [GR] Sommertour durch den Pindos

          03. Laista - Flusskreuzung

          oder

          "Stehen wir noch oder rutschen wir schon auf einer Mure bergab?"




          Nach einer herrlich ruhigen (kein einziges Fahrzeug kam vorbei) und angenehm kühlen Nacht freuen wir uns noch einmal über den schönen Platz - nur um kurz darauf ganze Ameisenstämme in unseren Rucksäcken zu finden. In der gestrigen Dämmerung haben wir natürlich nicht bemerkt, dass hier überall kleine Ameisennester sind. Nun gut, Rucksack einmal komplett aus- und eingeräumt, haben wir wenigstens das Gröbste herauswerfen können.
          Als wir endlich loskommen, erwarten uns erst einmal einige Kilometer Staubstraße - aber aufgrund des nicht vorhandenen Verkehrs und der vielen Bäume ist sie sehr angenehm zu laufen. Kurz vor der Abzweigung des Pfads nach Vouvousa legen wir an einem kleinen Bächlein eine Pause für das zweite Frühstück ein (jetzt ist bekannt, warum unsere Rucksäcke so schwer sind), Lukas beklagt seinen verspannten Nacken und seine schmerzenden Sprunggelenke (nichts gegen Fußball, aber...).
          Schließlich geht es jedoch weiter, den nun anstehenden Aufstieg zum Funkmasten wollen wir noch vor der Mittagspause in der Tasche haben - allerdings scheitern wir vorerst schon einmal beim Auffinden des richtigen Weges. Nach mehreren kurzen Ausflügen durch das trockene Bachbett glauben wir, den richtigen Pfad auf der Bachaufwärts linken Seite gefunden zu haben und folgen diesem. Nach einer halben Stunde müssen wir uns allerdings eingestehen, falsch gelaufen zu sein: inmitten von gestrüpp können wir den einstigen Pfad maximal noch erahnen, Brombeerranken und eng stehende Bäumen erleichtern das Vorankommen auch nicht wirklich. Nach einer weiteren halben Stunde des Kampfes (der Pfad taucht immer wieder auf und wird nach oben hin zum Glück besser) stehen wir endlich auf der ersehnten Forststraße, auf der wir nach einer kurzen Essenspause zum Ausstieg der eigentlichen Weges wandern.
          Dort angekommen ist auf einmal wieder alles ganz einfach, der Weiterweg leicht aufzufinden und auch gut markiert und ausgetreten. Nach einer durchaus längeren Phase des Kühe-Beiseitescheuchens und Hirtenhunden-Aufscheuchens (wie gut, dass die Hirten wieder zur Stelle waren) breiten wir uns direkt neben dem Forstweg aus und genießen (mal wieder) eine große Mahlzeit. Währenddessen passiert uns ein Grieche mit Pick-Up, der komplett mit Brennholz vollgeladen ist und fragt uns allen Ernstes, ob er uns nach Vouvousa fahren soll (es dauerte etwas, bis wir ihn verstanden hatten). Einer von uns beiden mit Rucksack hätte ja eventuell noch Platz gehabt, aber beide? Freundlich lehnen wir ab, wir sind ja sowieso noch beim Essen und weit ist es ja auch nicht mehr.
          Nach der etwas längeren Mittagspause (Pausen und Übernachtungen an schönen und einsamen Orten sind bekanntermaßen das schönste an Trekkingtouren) geht es die letzten paar hundert Meter in das am Aoos gelegene Dorf Vouvousa hinab. Gleich bei der ersten Mülltonne entsorgen wir unseren Müll - alles Zusatzgewicht - und genießen, auf der alten Bogenbrücke des Ortes stehend, den Ausblick flussauf- und -abwärts.
          Dann aber schnell ab zum Brunnen und Wasser nachfüllen, seit dem zweiten Frühstück gab es keine Auffüllmöglichkeit mehr. Direkt neben dem Brunnen sitzend genießen wir daraufhin die Sonne, beobachten kleine Kinder beim Eis schlecken und können uns schon mal geistig auf die kommende Passage, einen Teil des Europäischen Fernwanderwegs E6, vorbereiten (ein Schild steht direkt neben uns - juhu, endlich wieder stumpfes Markierungslaufen!!!).
          Schließlich können wir uns doch noch aufraffen und gehen die nächste Etappe an. Schon nach wenigen hundert Metern betrachten wir den Fluss von einer Stahlbrücke, über die die Straße führt - da erinnere ich mich plötzlich an die Karte: der markierte Weg verläuft doch gar nicht auf der westlichen Seite des Aoos! Also wieder zurück und in den Feldweg vor der Brücke einbiegen.
          Die Markierungen sind wirklich zahlreich und bescheinigen uns, den richtigen Abzweig genommen zu haben (das E6-Schild an der Hauptstraße war verdreht). Der gut markierte und ausgetretene Pfad führt uns über Wiesen und Felder, durch Gestrüpp und Wälder immer oberhalb des Flusses nach Süden.
          Am frühen Abend kommen wir zum ersten Mal wirklich an den Fluss hinunter, allerdings ist es hier viel zu felsig zum Zelten, überall nur große Felsbrocken. Also wollen wir noch ein Stück weiter zur nächsten großen Flusskreuzung, bei der sich die von uns geplante Route wieder vom E6 trennt, da wir dem Aoos bis zum großen Stausee nordwestlich der Stadt Metsovo folgen und dann entlang der Asphaltstraße in den Ort selbst wandern wollen, während der E6 einen größeren Bogen nach Osten beschreibt, bevor es ebenfalls durch Metsovo führt.
          Sogleich machen wir uns also auf den Weg, weit dürfte es nicht mehr sein - allerdings hatten wir nicht damit gerechnet, dass das Gesicht der Wegs sich hier so radikal ändert. Schon nach kurzer Zeit sehen wir uns mit steilen Geröllrinnen konfrontiert, die zum Teil nicht ungefährlich sind. Rechts geht es etwa 70 Meter nahezu senkrecht hinunter bis zum Fluss, und zweimal stehen wir vor ca. 20 Meter breiten Rinnen, die mit grobem Geröll und Felsen gefüllt sind. Allein schon beim Anblick wundere ich mich, dass das ganze Zeug nicht schon längst abgerutscht ist - bei der Hangneigung...
          Vorsichtig wage ich mich voraus, der Weg ist zum Glück auch sicher begehbar, denn viel festes mit dem Berg verbundenes Gestein gibt mir und dem Schutt halt. Allerdings würde ich nicht davon ausgehen, dass nach dem kommenden Winter noch alles sicher ist. Trotz Problemen ob der Ausgesetztheit und der Höhe, in der wir uns hier entlanghangeln, kommt auch mein Kamerad über dieses unschön zu wandernde Stück hinweg (der Ausblick ist im Gegenteil zum Weg fantastisch).
          Als wir schlussendlich wieder zum Fluss hinabsteigen, finden wir sogleich ein sandiges Fleckchen und bauen unser Zelt auf. Sogar ein kleines (sehr kaltes) Bad im Fluss lasse ich mir nicht entgehen, es ist einfach viel zu schön hier.





















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            #6
            AW: [GR] Sommertour durch den Pindos

            04. Flusskreuzung - Aoos-Stausee

            oder

            "Hüpf, Hopp, Platsch..."




            Schon gestern hatte ich einen kurzen Blick in das Flusstal der Aoos geworfen, wo wir heute weiter wandern wollten, und sah mich mit einem sehr felsigen und engen Flussbett konfrontiert - somit hatten wir schon gestern überlegt, ob wir nicht lieber dem E6 weiter bis Metsovo folgen sollten. Nur blöd, dass wir keine Karte dieser Gegend mit uns hatten. Um die Entscheidung zwischen kartenlosem Markierungsgelaufe (bloß nicht die Markierung verlieren) und unberechenbarem Flussbettgeklettere zu erleichtern, wandere ich früh an Morgen ohne Gepäck ein kurzes Stück voraus, während sich Lukas noch in der Aufwachphase befindet, und befinde das Tal für wanderbar. Die Entscheidung ist somit gefallen, nach dem Abbauen und packen geht es also weiter am Fluss entlang.
            Immer abwechselnd bewegen wir uns auf großen Steinen oder im Matsch direkt am Aoos, und schon nach einer Viertelstunde passiert mir der erste Fehltritt: ich trete im seichten Wasser von Stein zu Stein, plötzlich klappt ein sicher scheinender Brocken um. Lukas kriegt sich kaum noch ein vor Lachen, bei mir allerdings hält sich der Spaß in Grenzen - Wasser in den Schuhen ist nicht so angenehm, aber zu ändern ist es auch nicht mehr.
            Nach einiger Zeit, wir kommen kaum voran, stellt sich uns ein erstes großes Hindernis in den Weg: das Wasser ist zu tief zum Waten, Klettern ist uns auf beiden Seiten zu gefährlich - also wechseln wir die Flussseite und kraxeln rechts den Hang hinauf, wo wir sogar einen kleinen Pfad finden. Dieser führt uns oberhalb der unpassierbaren Stelle entlang und gleich danach wieder zum Wasser hinunter. Da die weiteren Aussichten auch nicht gerade rosig sind, klettern wir am gegenüberliegenden Ufer in den Wald hinauf, wo wir einen Pfad zu sehen glauben. Nachdem wir uns einige Zeit durch den Wald geschlagen haben, haben wir die lange Schlinge des Aoos endlich fast hinter uns, da führen uns die Steigspuren wieder bergab - sehr steil und rutschig allerdings. Die letzten paar Meter zum Wasser müssen wir uns schon halb auf dem Hinterteil sitzend hinuntergleiten lassen, so wenige Trittmöglichkeiten gibt es.
            Am Fluss angekommen haben wir schließlich das Schlimmste überstanden (wissen es allerdings noch nicht, wir hatten schon Bedenken, den später beginnenden Feldweg überhaupt noch heute zu erreichen); ab hier gibt es nur ein Wort, das die restliche Tour bis zum Feldweg beschreibt: Steinespringen! Nach einer kurzen Aufwärmphase gibt es erst einmal Mittagessen auf einer sandigen Insel im Fluss, danach geht es fröhlich springend weiter durch herrlich unberührte Natur, begleitet von den allgegenwärtigen kleinen Fröschen und Kaulquappen (diverse weitere Ausrutscher meinerseits inklusive - hat man einmal nasse Schuhe, hat man keinen Halt mehr und rutscht immer wieder ab).
            Am späten Nachmittag ist es dann soweit: wir kommen in Sichtweite des Feldwegs und können endlich wieder normal laufen. Wurde aber auch Zeit, wir wollen heute ja noch bis zum großen Wasserreservoir. Nach 2 Stunden haben wir dann auch diese 10 km bezwungen, wobei wir etwa 10 bis 15 Mal den mittlerweile recht kleinen Aoos überqueren mussten - die Harvester und Lkws können einfach durchfahren, wir mussten uns immer den besten Weg durch die Matschbrühe suchen. Wie ungerecht das Leben doch ist.
            Nachdem wir ziemlich ausgepowert das obere Ende des Staudamms erreicht haben, finden wir ein schönes Picknickplätzchen vor und lassen uns auf die Sitzbänke fallen. Abendessen steht zuerst auf dem Programm, danach wird erst einmal lange ausgeruht. Und schlussendlich kommt doch noch die ausgleichende Gerechtigkeit: nachdem ich heute so einige Male nasse Füße bekommen habe und Lukas bisher trocken blieb, ist er jetzt dran - beim Abspülen im See wird er von einer Welle eiskalt erwischt. Wer zuletzt lacht, lacht am besten.
            Schließlich machen wir uns noch gemütlich auf den Weg in Richtung Metsovo, der leider komplett auf Teerstraßen zurückgelegt werden muss. So laufen wir langsam am südlichen Seeufer entlang. Während sich die Sonne schon dem Horizont nähert, werden von italienischen Motorradfahrern (die ersten Touristen, die wir bisher getroffen haben) überholt und müssen uns noch einmal an einer Horde Hirtenhunde (zum Glück mit Hirte) vorbeizwängen, bevor wir unseren Nachtplatz entdecken: ein kleiner mit einem Staudamm verbundener Hügel direkt neben der Straße und auch leider zum Teil von dieser aus zu sehen, was aufgrund des so gut wie gar nicht vorhandenen Verkehrs aber kein Problem darstellt.





















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              #7
              AW: [GR] Sommertour durch den Pindos

              05. Aoos-Stausee - Metsovo

              oder

              "The long and winding road..."




              Heute liegen noch geschlagene 20 km Teerstraße vor uns, kein schöner Ausblick. Da unsere Essensvorräte langsam knapp werden und wir uns schon kaum mehr halten können ob der Vorfreude auf leckeren griechischen Bauernsalat, Souvlaki und andere Leckereien, wollen wir das bis zur Mittagszeit hinter uns haben, um uns in Metsovo in einer Taverne den Magen vollschlagen zu können. Außerdem will Lukas hier aussteigen, somit ist der Nachmittag als Pause zum Ausruhen und zum Sammeln von Businformationen gedacht. Dementsprechend starten wir früh am Morgen und wandern stur der Straße am Seeufer folgend los. Die Landschaft um den See herum ist wirklich sehr schön, deshalb begegnen uns auch ab dem späten Vormittag viele Ausflügler mit ihren Autos, die zumeist freundlich zurückwinken, wenn wir den Arm zum Gruß heben.
              Langsam schmelzen die Kilometer unter unseren Füßen dahin, einzige Bremse sind die zahlreichen Ziegen- und Schafsherden, die in der Nähe der Straße weiden. Ab der Hälfte des Weges haben wir ununterbrochen Steine in der Hand, um sie uns im Notfall vom Leib halten zu können, aber es sind immer Hirten in der Nähe (manche springen schnell auf und rennen zu ihren Hunden, um sie zurückhalten zu können). Immer wieder warnen uns aufmerksame entgegenkommende Autofahrer vor Hunden in der nächsten Kurve - ich bin ihnen noch heute zu Dank verpflichtet
              Am späten Vormittag passieren wir das Skigebiet von Metsovo und erreichen schließlich den Ort selbst. Schon einige Gassen vor dem Zentrum selbst riecht es verführerisch nach Backwaren und Grillfleisch, sogleich lassen wir uns in die erste (riesige) Taverne fallen, das Essen ist wirklich hervorragend.
              Danach suchen wir nach einem Supermarkt und finden ihn schließlich, aber er ist geschlossen. Vielleicht Mittagspause? Es dauert einige Zeit, bis mir einfällt, welcher Tag heute ist - der 15. August, Maria Himmelfahrt, der so ungefähr wichtigste Feiertag im orthodoxen Griechenland. Muss der Einkauf wohl bis morgen warten.
              Aber wenigstens der Bäcker hat geöffnet, ich kann ihn nur weiterempfehlen: eine schier unglaubliche Auswahl an Blätterteigtaschen mit verschiedensten Füllungen, alles, was das Herz begehrt. Auch ein rundes helles Brot gibt es hier, das um Einiges besser ist als das übliche Weißbrot, das schon nach einem halben Tag mehr einer Schuhsohle gleicht: es ist mit Pinien- Sonnenblumenkernen gefüllt, eher bröcklig und der Bäckersohn nannte es "Corn bread".
              Den Nachmittag verbringen wir daraufhin im schattigen Park der Kirche am Hauptplatz, umgeben von Feiertagstrubel - schön, mal wieder unter Leuten zu sein. Drei Radfahrer, die uns schon vorhin auf der Teerstraße überholt haben und offenbar auch auf (Rad-)Trekkingtour sind, sehen wir auch wieder: in ihren vielen Radtaschen haben sogar noch Instrumente Platz gefunden. So setzen sie sich unter einen Baum und spielen abwechselnd oder auch zusammen Musik verschiedenster Art auf Geige, Ukulele und Flöte. So eine Tour muss ich auch mal machen.
              Als endlich einmal ein Bus in Sicht kommt, fragen wir dessen Fahrer gleich zu allem Wissenswerten über die Busverbindung nach Ioannina, da unser Gegenüber unter der zuständigen Telefonnummer leider des Englischen nicht mächtig war. Der allerdings weiß auch nur den Abfahrtsort (eben der Hauptplatz, auf dem wir uns soeben befanden - was für ein Wunder) und wohl eher geratene Abfahrtszeiten. Am späten Nachmittag wechseln wir dann schließlich vom kleinen Park an der Kirche am Hauptplatz zu einem anderen Kirchenpark ein Stück nördlich, wo er etwas ruhiger ist. Ein paar hundert Gramm unnötiges Gewicht kann ich hier noch an Lukas, abgeben, der mich dann morgen früh verlassen wird und die Sachen für mich mit nach Hause nimmt. Allerdings muss ich dafür wohl oder übel ein Zwei-Mann-Zelt mit passender Unterlage und einiges anderes an Zusatzgewicht aufnehmen.
              Als er zu dämmern beginnt, begeben wir uns auf die Suche nach einem ortsnahen Plätzchen, an dem wir unser Zelt aufstellen können (ich muss morgen noch in Metsovo einkaufen, Lukas zum Bus) - kein leichtes Unterfangen, wie sich schnell herausstellt, da Metsovo mitten an einen ziemlich steilen Hang gebaut ist. Noch unterhalb der allerletzten Häuser finden wir schlussendlich ein zwar weder ganz ebenes noch gut verstecktes Stückchen Gras, das sich für unsere Zwecke eignet. Gleich nebenan liegt ein kleiner Garten, durch den zu allem Überfluss auch noch ein uraltes Ehepaar langsam heraufkommt, immer schön nach den Pflanzen schauend. Schließlich können sie nicht umhin, uns zu bemerken. Zwar haben wir noch kein Zelt aufgebaut, aber was haben wohl zwei Touristen vor, die mit großen Rucksäcken in der Dämmerung auf dem einzigen geraden Stück Wiese dieser Gegend sitzen? Wir werden nur kurz gefragt, ob wir Albaner oder Deutsche sind (sieht man uns unsere Herkunft so deutlich an?) - als wir letzteres bestätigen, nickt der Grieche und lässt uns gewähren. Sobald es dunkel ist, bauen wir auf und legen uns schlafen, da wir morgen noch im Dunkeln abbauen wollen - nicht, dass sich doch noch jemand an unserer Anwesenheit stört.











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              • trekalex
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                • 23.03.2013
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                #8
                AW: [GR] Sommertour durch den Pindos

                06. Metsovo - Chaliki
                oder
                "The long and winding road..." - Nummer 2




                Heute heißt es mal wieder früh aufstehen - wir wollen uns schließlich in Luft aufgelöst haben, bevor es hell wird. Nach dem Abbauen müssen wir, wie zu erwarten war, die ganzen lieben Höhenmeter, die wir gestern hinuntergekommen sind, wieder hinaufgehen, danach sitzen wir noch in Kirchpark und warten, bis der Supermarkt öffnet. Um 7 können wir dann endlich rein und einkaufen, der Frühstückshunger ist schon im Anmarsch. Noch gar nicht ganz mit Einpacken fertig, kommt schon der erste Bus der Tages. Lukas fragt den Fahrer nach den heutigen Abfahrtszeiten - der nächste Bus fährt erst am Nachmittag. Mein Kamerad entscheidet sich für den späteren, die nächste Fähre nach Venedig fährt ja sowieso erst morgen. Ich hingehen will möglichst bald aufbrechen, allerdings ist der Bäcker noch nicht mit Brot backen fertig...um halb 10 ist es dann so weit, ich nehme gleich zwei warme Laibe mit und mache mich auf den Weg. Bis zum Fluss Metsovitikos will mich Lukas noch begleiten, hat er ja sowieso noch einige Stunden Zeit, also trottet er zusammen mit mir den Berg hinab.
                Unten angekommen schlägt uns ein ordentlicher Abwassergeruch entgegen - die Griechen scheinen immer noch nicht so sehr um die Erhaltung der Natur bemüht zu sein und leiten ihre schmutzige Brühe zum Teil in das nächstbeste Gewässer.
                Ab hier geht es schließlich alleine weiter, sogleich beginne ich mit dem Aufstieg nach Anilio, das Metsovo gegenüber liegende Dorf, welches sich etwa auf der gleichen Höhe befindet, aber weitaus kleiner ist. Auf dem Weg dorthin passiere ich einen kleinen Wasserfall und gehe zweimal unter der großen Autobahnbrücke der "Egnatia Odos" hindurch, wo ich die gigantischen Brückenpfeiler bestaunen kann (später wandere ich noch einmal oben drüber).
                Oben angekommen muss ich schon feststellen, dass mir der Rucksack eigentlich zu schwer ist... aber was will man tun? Schon bevor ich in das Dorf selbst gelange, zweigt meine Straße nach Chaliki ab, ein Dorf weiter oben in den Bergen, am Fuße des Tsoukarela und im Ursprungsgebiet des Flusses Acheloos liegend, dessen Verlauf ich ab da für ein paar Tage folgen will. Da muss ich jedoch erst einmal hinauflaufen. Da es keinen anderen verzeichneten Weg gibt, muss ich mich nun leider für fast 20 km an die Teerstraße halten - gerade die ersten sonnigen Kilometer sind kein Spaß. Nach einiger Zeit mache ich eine erste Pause an einem Brunnen, aber gehe bald weiter, kühler wird es hier heute nicht mehr. Am späten Vormittag erreiche ich schließlich die letzte in der Karte verzeichnete Quelle bis Chaliki, deshalb lege ich hier eine ausgiebige Mittagspause ein, auch wenn das Wasser mehr tröpfelt denn rinnt.
                Eine gute Mahlzeit und etwas Musik später packe ich meine sieben Sachen, um der langen Steigung, die vor mir liegt, die Stirn zu bieten. Nur eine gute halbe Stunde später sehe ich in Straßengraben einen relativ frisch gefällten jungen Baum liegen - optimal, wo ich seit Metsovo auf der Suche nach einem Wanderstock war. Also säge ich mir ein passendes Stück heraus und breche die Äste ab und hebe es mir für ein andermal auf, das Ganze ansehnlich zu machen.
                So ausgestattet geht es wieder weiter, ich genieße die traumhafte Landschaft und amüsiere mich über meinen Schatten, der dem des "Sehers" aus dem gleichnamigen Comic der berühmten Asterix-Reihe ähnelt - vielleicht erkenne auch nur ich eine nicht vorhandene Ähnlichkeit.
                Scheinbar endlos windet sich die wenig befahrene Passstraße nach oben, immer mal wieder sind Teile davon abgerutscht oder verschüttet (was den Griechen aber nicht im Geringsten dazu ermutigt, Warnschilder oder Ähnliches anzubringen). Am frühen Abend erreiche ich schließlich den höchsten Punkt der heutigen Tages, von nun an geht es nur noch bergab. Langsam könnte ich gut einen Platz für mein Zelt gebrauchen, da ich eigentlich nicht unbedingt weiter laufen möchte, aber die nächste Quelle ist erst kurz vor Chaliki - und das sind noch einige Kilometer. Während meiner Abendessenspause am Straßenrand passiert mich ein griechischer Mönch in einem kleinen Auto. Als er erfährt, wo ich herkomme (Griechen sind in dieser Beziehung offenbar sehr neugierig, jeder fragt danach), meint er nur: "Ah, rain, always." Er scheint schon einmal hier gewesen zu sein.
                Nach diesem kleinen "Gespräch" gehe ich weiter und finde am frühen Abend auch endlich die einzige Quelle, die noch vor Chaliki ist - allerdings gibt es wirklich nicht ein einziges ebenes Fleckchen in der Nähe, auch auf dem ganzen Weg in den Ort selbst findet sich absolut nichts gerades (bis auf den Schotterstreifen neben der Straße). Erst kurz vor Chaliki gibt es eine runde Pausenbank neben einem Bach, aber ich will ja auch nicht inmitten einer Gruppe spielender Kinder zelten...
                Zuletzt bleibt mir nichts anderes übrig, als erst einmal in das Dorf zu schauen. Am westlichen Ende befindet sich eine kleine Bogenbrücke, über diese hinweg gehe ich, es dämmert schon, bis unterhalb einer Kirche, wo ich dann, so bald es dunkel ist, endlich mein Zelt aufbauen kann. Da habe ich ja mal wirklich einen ungünstigen Platz erwischt, direkt am Hang gegenüber des Dorfes - bei Licht gäbe es vermutlich keine einzige Wohnung in Chaliki, von der ich nicht zu sehen bin.



















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                • rockhopper
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                  • 22.04.2009
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                  #9
                  AW: [GR] Sommertour durch den Pindos

                  Danke für den spannenden Bericht und die schönen Fotos!
                  ...da kommt Fernweh auf!
                  VG rockhopper

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                  • Werner Hohn
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                    • 05.08.2005
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                    #10
                    AW: [GR] Sommertour durch den Pindos

                    Wenn ich mich nicht verzählt habe, fehlen noch drei Tage.

                    Du schreibst mehrmals von Quellen, die in den Karten verzeichnet sind. Wie zuverlässig sind die Angaben und führen diese Quellen alle Wasser? Metsovo hat sich in den vergangenen Jahren doch etwas verändert. In meinen Erinnerungen sind nur alte Häuser.
                    Zuletzt geändert von Werner Hohn; 17.11.2013, 22:06.
                    .

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                    • trekalex
                      Erfahren
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                      #11
                      AW: [GR] Sommertour durch den Pindos

                      Ja, da hast du recht, da fehlt noch was
                      Mit den Karten war ich höchst zufrieden, muss ich sagen...die eingezeichneten Quellen führten alle noch im August Wasser, auch die Unterscheidung zwischen jahreszeitlichem und beständigem Wasserlauf hat meiner Erinnerung nach meist/immer gepasst. Auch die Wege waren meist zu finden ;)
                      Und mit Metsovo hast du leider auch recht...vor allem am Südrand des Dorfs wird fleißig weiter nach unten an den Hang gebaut. Trotzdem hat das Zentrum immer noch seinen alten Flair und ist meiner Meinung nach sehenswert.

                      Liebe Grüße

                      trekalex


                      07. Chaliki - Milia
                      oder
                      "Auf den Hund gekommen"




                      Wie schon gestern festgelegt muss ich heute mal wieder früh aus den Federn, schon im Morgengrauen packe ich meinen Rucksack und breche auf. Noch einmal geht es durch Chaliki und danach über eine zweite Bogenbrücke auf die Hauptstraße entlang des Acheloos in Richtung Süden.
                      Da ich weder gestern noch heute einen Laden in dem Ort finden konnte, gehen leider schon meine Tomaten zu Neige - dabei sind ebendiese doch mein Hauptnahrungsmittel in südlichen Ländern wie Griechenland, solange es gewichtsmäßig nicht aus dem Ruder läuft. Aber nun gut, muss halt rationiert werden.
                      Noch während ich an diesem Gedanken hänge und mein Unglück betrauere, fährt hinter mir ein fliegender Obst- und Gemüsehändler heran, welch ein Glück kann man haben - ich halte ihn sogleich an und nehme ihm ein paar Kilos ab
                      Restlos glücklich gehe ich daraufhin weiter die Teerstraße entlang, fast keine Autos überholen mich bis zur Vormittagspause, für die ich einen passablen Brunnen ausfindig machen konnte. Danach geht es wieder weiter, immer noch Teerstraße (allerdings wachsen ein paar leckeren Brombeeren im Straßengraben).
                      Als es Zeit für die Mittagspause wird, sehe mein Zwischenziel schon fast, nur wenige hundert Meter ist die sehnlichst erwartete Abzweigung zu einem Feldweg, der auf der anderen Seite des mittlerweile gar nicht mehr so kleinen Flusses durch den Wald verläuft - da versperrt mir eine Kuhherde samt Hund, aber ohne Hirte, den Weg. Auch mit Stock und Stein in der Hand habe ich keine Chance, vorbeizukommen, allerdings kann ich den Köter damit wenigstens auf Abstand halten. Als schließlich ein Auto passieren will, erkennen die Insassen (ein nettes griechisches Ehepaar) meine Not und laden mich mitsamt Rucksack und Stock in ihren kleinen VW Polo. Sogleich werde ich natürlich befragt, was ich hier denn so treibe, ganz alleine und ohne Gefährt - als sie erfahren, dass ich wandere und zelte, kommt (mal wieder, da haben mich schon mehrere gefragt) schockiert die Frage: "Hast du denn keine Angst vor Bären???". Bisher ist mir keiner begegnet, warum also immer dieser Aufstand...
                      Kurz nach der Herde setzen sie mich wieder ab, nun muss ich allerdings wieder ein gutes Stück zurück gehen. Aber was solls, ich bin ihnen sehr dankbar für die kurze, aber aufwändige Transportaktion. Schließlich erreiche ich die Furt ohne weitere Probleme und kann, argwöhnisch beäugt von einer (anderen) Herde Kühe mein Essen auspacken.
                      Am frühen Nachmittag mache ich mich wieder auf die Socken und gehe dem Feldweg nach, der an meinem Pausenplatz den Acheloos furtet. Ein kurzes Stück geht es im Schatten des Waldes bergauf, danach bleibt der Weg auf einer Höhe. Zwar bin ich 50 - 100 Höhenmeter über dem Fluss, aber leider auch mitten im Wald, sodass ich leider gar nichts von dem vermutlich weiterhin sehr schönen Flusstal sehen kann.
                      Nach kurzer Zeit zeigen sich tiefe Spuren im Fahrweg - bei Regen sinken die Autoreifen offenbar locker zwei Handbreit und tiefer in den Lehm ein. Da kann ich mich ja glücklich schätzen, dass es lange Zeit nicht geregnet hat.
                      Als ich die Eintöne des Waldes und der Weges bald kaum noch ertragen kann, werde ich endlich vom allgegenwärtigen Grün entlassen und finde mich kurz vor dem kleinen Dorf Milia wieder. In der abendlichen Kühle geht er sich auch in der Sonne sehr angenehm, also wandere ich noch hinunter bis an den Fluss - zu etwas Wasser würde mein Vorrat schließlich auch nicht Nein sagen.
                      Unten angekommen bietet sich eine kleine sandige Kuhle gleich neben dem Wasser an, um das Zelt aufzustellen, allerdings muss ich erst durch die "Fluten" waten - mit Wanderstock aber kein Problem. Sogar zu einem kurzen Bad lasse ich mich hinreißen, sooo kalt ist das Wasser ja zum Glück nicht.















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                      • trekalex
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                        • 23.03.2013
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                        #12
                        AW: [GR] Sommertour durch den Pindos

                        08. Milia - Mesochora
                        oder
                        "Warum wird man immer von Bären aufgehalten? Oder waren es doch die Beeren, die mir die Zeit stahlen?"




                        Diese Nacht konnte ich in aller Ruhe schlafen - keine Kuh- oder Ziegenglocken, keine Menschen, kaum Verkehr auf der nahen Straße...was will man mehr. Trotzdem beginne ich wieder relativ früh, um die kühlen Temperaturen am Morgen nutzen zu können. Los geht es - mit was sonst - mit einigen Kilometern Teerstraße. Schon zu Beginn sehe ich am Straßenrand immer wieder Brombeersträucher mit ein paar reifen Früchten; als meine Hand nicht mehr ausreicht, krame ich einen kleinen Beutel aus meinem Rucksack - anstatt von Bären, wie die Einheimischen befürchten, werde ich wohl eher von den leckeren Beeren aufgehalten. An einem Brunnen am Straßenrand genieße ich Teile meiner ordentlichen Ausbeute, den restlichen Vormittag kann ich deshalb nicht davon ablassen, viel Zeit mit Beeren sammeln am Seitenstreifen zu verbringen. Am Ende habe ich etwa einen halben Kilogramm zusammen, der allerdings morgen schon wieder weggegessen sein wird
                        Trotz des ständigen Stop-and-Go-Laufens von Busch zu Busch und meines späten Starts gelange ich noch bis zur Brücke über den Acheloos, über die es herunter vom Teer auf die Staubstraße nach Paleochori und weiter in Richtung des heutigen Ziels, Mesochora, geht.
                        An dieser Stelle steige ich hinter einer winzigen Kapelle hinunter ins Flussbett, wo ich beim Mittagessen Frösche und sogar eine Flusskrabbe beobachten kann. Vor allem erstere scheinen gar keine schnelle Flucht in Betracht zu ziehen, sondern bleiben immer auf den Steinen direkt vor mir sitzen, sogar beim Anblick meines Messers, mit dem ich meinen treuen Wanderstock ein wenig von der Rinde befreie und ansehnlich mache (ich muss hinzufügen, dass meine Schnitzkenntnisse nicht über diese dazu noch stümperhaft ausgeführte Tätigkeit hinausreichen).
                        Nach langer Zeit des Herumlungerns verlasse ich meinen Pausenplatz am Fluss, weil der Baumschatten weiterzieht. Wieder oben angekommen gehe ich ein Stück auf der Staubstraße und muss feststellen, dass es hier wirklich sehr heiß ist - die Sonne erwärmt das steinige und nahezu baumlose Gebiet hier offensichtlich auch nachmittags noch sehr stark. Aber da kann man leider nichts machen außer ein nasses Kopftuch aufsetzen und weiterlatschen, immer schön jeden noch so kleinen Schatten ausnutzend natürlich.
                        Der Weg liegt wunderschön oberhalb des Acheloos und bietet immer wieder traumhafte Ausblicke und ich begegne stundenlang keinem einzigen Hund, einfach fantastisch. Kurz vor der Abzweigung in das oberhalb gelegene Dorf Paleochori befindet sich direkt an der Straße ein sehr schöner Brunnen, weiß gestrichen und mit Sitzmöglichkeit, bei meiner dortigen kurzen Pause kommt (ausnahmsweise mal wieder) ein Auto vorbei, der Fahrer fragt mich (mal wieder, was auch sonst), ob er mich mitnehmen soll. Wandern scheint in Griechenland nur zur bloßen Fortbewegung zu dienen und wird wohl möglichst vermieden.
                        Nach einigen Kilometern und noch vielen Kurven mehr kommt endlich Agia Triada in Sicht, eine Ansammlung von weniger als 10 Häusern an einem Zufluss des großen Flusses im Tal. Einen Weg gerade durch (oder besser hinunter und wieder hinauf) soll es laut Karte nicht geben, also gehe ich lieber gleich den Feldweg außenherum. Sogleich versperrt mir eine Ziegenherde den Weg, zwei Hunde und kein Hirte sind auch dabei. Da die Straße zu eng ist, als dass mich die Hunde vorbeilassen würden, treibe ich wohl oder übel alles, was sich bewegt, vor mir her. An einer kleinen Kreuzung kann ich endlich vorbei und die Tiere wieder die Straße zurücklaufen lassen. Erfolgserlebnis!
                        Kurze Zeit und ein Stück Abstieg später stehe ich mit schmerzendem Hüftknochen (offenbar war der Rucksack doch zu schwer für mich knochigen Hungerhaken) im Flussbett und finde sogleich einen 1A-Zeltplatz auf einer Sandbank am Ufer. Einfach super klasse hier, hoffentlich bleibt der nahe Staudamm noch ein paar Jahre ungeflutet, damit sich noch lange Wanderer und Kajakfahrer an der schönen Umgebung erfreuen können.



























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                        • trekalex
                          Erfahren
                          • 23.03.2013
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                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [GR] Sommertour durch den Pindos

                          09. Mesochora - Moschofito - Hauptstraße
                          oder
                          "Warm, Heiß, Moschofito"




                          Trotz Kühen und ihren Kuhglocken auf der Wiese direkt neben mir hatte ich eine wirklich angenehme Nacht. Zwar sind all meine Sachen ein wenig nass, da sich aufgrund des hohen Temperaturunterschieds zwischen Abend und Morgen viel Tau gebildet hat, aber das ist hier je kein Problem. Einfach mal loswandern, das Zeug wird schon trocken werden.
                          Bevor es allerdings richtig mit Wandern losgehen kann, muss ich erst mal durch den Fluss waten, um den Traktorweg am anderen Ufer zu erreichen. Nach kurzer Suche finde ich auch einen Weg durch das zum Teil sehr dichte Gebüsch und steige auf den Weg, der mich in den nächsten Ort, Mesochora, bringen soll.
                          Schon nach kurzer Zeit treffe ich auf eine nicht sehr vertrauenswürdige Brücke und kurz darauf auf die Teerstraße hinauf in das Dorf. Ziemlich steil schlängelt sich diese zwischen den verstreut stehenden Häusern und Gärten hindurch nach oben in Richtung Kirche und "Hauptplatz", an dem sich ein paar Tavernen und sogar ein Kiosk befinden. Als ich die Besitzerin dessen nach einer Einkaufgelegenheit frage (es dauert ein wenig, bis sie mich versteht), werde ich auf der Heuptstraße mach rechts geschickt und finde den Mini-Markt auch gleich.
                          Zwei alte einheimische Griechen sitzen vor der winzigen Lagerhalle und unterhalten sich, unsicher frage ich "Market?" und zeige auf das Gebäude. Ein breites Grinsen huscht über das Gesicht des einen: "Supermarket", antwortet er betont. Als ich eintrete, muss ich allerdings feststellen, dass selbst ein üblicher Mini-Market in halbwegs touristischen Gegenden eine größere Auswahl hat: Es gibt Tomtaten, Pfirsiche, Zwiebeln und Kartoffeln (das wars dann schon mit frischen Sachen) und ein paar kleine Regale mit Keksen, Salz, Mehl und (zum Glück) ein paar Dosen mit Fertigfutter. Essen für 5 Tage bekomme ich da wohl kaum zusammen, ohne dass es sehr eintönig wird. Also kaufe ich unentschlossen ein paar Sachen und hoffe, in anderen Orten etwas zu bekommen.
                          Nach diesem ernüchternden Einkauf geht es (was sonst) unverändert steil bergauf. In diesem Gewirr von Straßen und Wegen kann mir meine Wanderkarte leider auch nicht wirklich helfen...an Kreuzungen wähle ich immer den nach Süden/bergauf führenden Weg und komme schlussendlich sogar am oberen Ortsende an, von wo es einen Wanderweg über den Bergrücken in das Nachbartal geben soll.
                          Schon nach kurzer Suche finde ich den sehr gut ausgetretenen und markierten Weg mit Beschilderung "Chatzi" (ein hoher Berg im Süden). Bald führt mich dieser entlang einer alten Strom- oder Telefonleitung in Richtung eines Funkmastens auf dem Hügel, den ich erklimmen will. Ein Stück weiter treffe ich kurz vor dem Zwischenziel auf einen umgestürzten Masten, der nun als Wegmarkierung dient (die untersten beiden Isolatoren sind rot und gelb bemalt, im Bild etwas schwer zu erkennen) - sehr einfallsreich.
                          Oben angekommen geht es wieder auf einem Feldweg weiter, bis ich eine Tränke mit viel Schatten außenherum entdecke. Nun erst mal ein wenig Gewicht vernichten, der Rucksack drückt schon wieder ordentlich auf meinen rechten Hüftknochen - ich bin mir nicht ganz sicher, wie es denn nun weitergehen soll. Ich will ja nicht so einfach aufgeben, nach nicht einmal der Hälfte der Zeit, aber der Rucksack ist mir eindeutig zu schwer... Ein wenig niedergeschlagen mache ich mich weiter auf den Weg - mal sehen, was der restliche Tag so bringt.
                          Ein paar Staub- und Teerstraßenkilometer später ist allerdings klar, dass es keine gute Entscheidung wäre, weiterzulaufen. Mit sehr knapp bemessenem Essen, schwerem Rucksack und dazu noch ein wenig angeschlagen noch weiter von der "Hauptstraße" weg in die Pampa zu laufen ist definitiv keine gute Entscheidung. Also laufe ich noch bis zur Teerstraße in Moschofito und stelle mich dort an den Straßenrand, in der Hoffnung, mich würde jemand mitnehmen. Sogar mein Wanderstock fällt diesem Vorhaben zum Opfer, denn er ist einfach zu lang (und spätestens vor dem Rückflug müsste er sowieso dran glauben) - kurz die Säge meines Taschenmessers ausgepackt will ich wenigstens die obere Hälfte meines Begleiters mitnehmen.
                          Nach einer Stunde ist die Bilanz allerdings sehr ernüchternd: 4 Autos vorbeigefahren, davon 2 vollgepackt und 2 nicht freundlich genug, um mich mitzunehmen. Dabei wären es ja nur 10 km Passstraße ohne auch nur eine Abzweigung bis hinüber zur richtigen Hauptstraße, bei der dann mehr Verkehr sein müsste. Nunja, es sieht nicht gut aus, also muss ich wohl doch wieder laufen.
                          Auf der einen Seite ein paar hundert Meter hinauf, auf der anderen alles wieder runter - nach 2 Stunden und einer kurzen Abendessenspause stehe ich an der Kreuzung, wo ich hinwollte. Allerdings gestaltet sich das mit dem Zeltplatz nicht ganz so einfach - schlussendlich zelte ich auf dem abgetragenen Hügel in einer U-Kurve zweier Straßen (siehe Pfeil), mit herrlichem Blick in das hell erleuchtete Tunnelloch gen Westen und auf den ebenfalls nicht vorhandenen Verkehr (zweites Bild). Ob ich hier jemals wieder hinauskomme?





















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                          • blauloke

                            Lebt im Forum
                            • 22.08.2008
                            • 8361
                            • Privat

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                            #14
                            AW: [GR] Sommertour durch den Pindos

                            Schöner Bericht aus einer wenig erwanderten Gegend.

                            Ich sehe, dass du mit einem Salewa Micra Zelt unterwegs bist und verständlicherweise nur das Innenzelt aufstellst.
                            Da ich auch ein Micra habe, interessiert mich wie du damit zufrieden bist.
                            Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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                            • trekalex
                              Erfahren
                              • 23.03.2013
                              • 253
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                              #15
                              AW: [GR] Sommertour durch den Pindos

                              Knapp daneben, aber trotzdem vorbei
                              Es ist ein Salewa Denali II, die etwas geräumigere Version des Micras.
                              Insgesamt bin ich sehr zufrieden damit, auch wenn ich es noch nie wirklich im starken Regen stehen hatte (bin eindeutig eher der Wanderer in warmen Gebieten). Gerade bei trockenen Bedingungen ist es einfach optimal, das Außenzelt wegzulassen und nur schnell das Innenzelt als "Mückenschutz" aufzustellen. Was ich auch noch ganz toll finde: es steht ohne Heringe. Dürfte wahrscheinlich beim Micra das gleiche sein. Kleiner Nachteil ist allerdings auch mit Heringen die Windanfälligkeit, da es nicht so wirklich schmale oder flache Seiten gibt, die man in den Wind drehen könnte.
                              Qualitätsmäßig habe ich auch nichts auszusetzen, Preis-Leistung ist auch gut...ich empfehle es immer gerne weiter.

                              Liebe Grüße

                              trekalex

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                              • Werner Hohn
                                Freak
                                Liebt das Forum
                                • 05.08.2005
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                                #16
                                AW: [GR] Sommertour durch den Pindos

                                Zitat von trekalex Beitrag anzeigen
                                Ob ich hier jemals wieder hinauskomme?
                                Und?
                                .

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                                • trekalex
                                  Erfahren
                                  • 23.03.2013
                                  • 253
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                                  #17
                                  AW: [GR] Sommertour durch den Pindos

                                  Zitat von Werner Hohn Beitrag anzeigen
                                  Und?
                                  Habs geschafft ;)
                                  Kaum bis kein Verkehr, aber schlussendlich hat mich wer mitgenommen. Danach dann noch ein wenig Strandliegen und noch einen Wandertag zwischen den Meteora-Felsen, vgl. auch auf meiner Homepage D

                                  Und vielen Dank fürs Lesen natürlich...

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