[DE][AT] 8/2013 Auf Varianten den E5 entlang von Oberstdorf bis zur ital. Grenze

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    Fuchs
    • 15.03.2006
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    [DE][AT] 8/2013 Auf Varianten den E5 entlang von Oberstdorf bis zur ital. Grenze

    Tourentyp
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    Mitreisende
    Wie in diesem Thread nachzulesen habe ich ursprünglich eine Route für ca. 7 Tage über die Alpen gesucht, die nicht der E5 ist. Dem hohen Andrang, der dort in der Hauptreisezeit herrscht, wollte ich entgehen.
    Letztenendes war der Weg ab Oberstdorf aber vor allem bei Anreise per Zug die beste Version und so habe ich begonnen mich nach alternativen Übernachtungsmöglichkeiten zu den großen Hütten auf dem klassischen E5 umzusehen.

    Mein Weg sah dann im Überblick so aus:
    1.Tag:
    Anfahrt nach Oberstdorf, Busfahrt nach Spielmannsau.Aufstieg zur Kemptner Hütte, weiter über das obere Mädelejoch zum Bernhardseck
    2. Tag:
    Berhardseck – Bach – Madau – Leiterjöchl - Württemberger Haus
    3. Tag:
    Württemberger Haus - Zams – Krahberg (Gondelfahrt) – Galflunalpe
    4. Tag
    Galflunalpe – Busfahrt ins Pitztal nach Plangeross - Aufstieg zur Kaunergrathütte
    5. Tag
    Kaunergrathütte - Cottbuser Höhenweg – Riffelseehütte
    6. Tag
    Riffelseehütte – Mittelberg – Braunschweiger Hütte – Pitztaler Jöchl – mit dem Bus durch den Tunnel– Venter Höhenweg – Breslauer Hütte
    7. Tag
    Breslauerhütte – Seuffertweg – Vernagthütte - Guslarspitze - Hochjochhospiz
    8.Tag
    Hochjochhospiz - Schöne Aussicht/ital. Grenze

    Ich habe also auf meiner Strecke die großen Hütten entweder umgangen (Memminger Hütte) oder bin nur an ihnen vorbei gelaufen (Kemptner Hütte, Braunschweiger Hütte).
    Die Hütten in denen ich übernachtet hab im Kurzporträt:
    Bernhardseckhütte: private Hütte mit einigen Lagern, von denen aber nur wenige belegt waren. Ü/F für 19€ war absolut in Ordnung. Essen war gut, durch die wenigen Gäste kam man schnell ins Gespräch
    Württemberger Haus: Kleinere DAV Hütte, die in einem Tal gelegen ist. Da von beiden Seiten ein längerer Anstieg notwendig ist, nicht überlaufen. War im Rückblick auf der ganzen Tour die beste Hütte. Sehr nette Wirtin, familiär geführt (Kinder helfen im Service mit), gutes Lager, bestes Bergsteigeressen der Tour (Rindergulasch mit Reis+Salat für 8€). Obwohl die Hütte nur mit dem Hubschrauber versorgt wird, waren die Preise günstiger als auf anderen Hütten.
    Galflunalpe: Kleine private Hütte, die wohl fast ausschließlich von E5 Wanderern belegt wird. Dadurch kommt man schnell ins Gespräch mit anderen. HP für 36€ aus meiner Sicht etwas viel, es gibt vermutlich immer das gleiche Abendessen (Kässpatzen und Salat, davor eine Suppe, hinterher ein einfacher Nachtisch (bei uns für jeden zwei Stückchen einer Waffel mit Marmelade und Sprühsahne, also nicht so top)). Getränkepreise durchschnittlich teuer, obwohl bequem bis zur Hütte mit dem Auto gefahren werden kann. Ein anderer E5 Wanderer hat von der Übernachtung auf der Pferderanch Neu Amerika in Piller geschwärmt. Dort bekommt man für etwas weniger Geld ein richtiges Bett und es gab wohl sogar einen Wäscheservice.
    Kaunergrathütte: Auch diese kleinerer DAV-Hütte wird ausschließlich mit dem Hubschrauber versorgt. Schöne Lage und nette Bewirtschaftung durch die wohl jüngste Hüttenwirtin Österreichs (sie ist Anfang 20). Man merkt in der ganzen Hütte, dass hier eine junge Frau am Gestalten ist. Überall gibt es liebevolle Dekoration, vor der Hütte laden Hängematten, ein Hängestuhl und eine Sitzecke zum Entspannen ein. Vielleicht auch deswegen ist die Hütte allerdings wohl oft sehr voll. Ich habe als Einzelgast ohne Reservierung gerade noch so ein Lagerplatz bekommen. In den Tagen davor und auch danach war wohl öfter auch Notlager angesagt. Preise sind höher als im Durchschnitt (Bier 4€), aber durch den Hubschraubertransport akzeptabel. Bergsteigeressen war gut, aber sehr wenig (Kasseler mit Sauerkraut+1 Scheibe Brot).
    Riffleseehütte: Diese DAV-Hütte liegt direkt im Schigebiet, nur wenige hundert Meter von der Bergbahn entfernt. Dementsprechend hat die Hütte auch eher den Charm eines Selbstbedienungsrestaurants. Der Vorteil der nahen Bergbahninfrastruktur ist aber z.B. warmes Wasser im Waschraum. Insgesamt machte die Hütte also doch einen guten Eindruck, auch das Personal war freundlich, zum Abendessen gab es auch Bedienung am Tisch.
    Breslauerhütte: Durch die Nähe zur Wildspitze gut besuchte und relativ große DAV-Hütte. Lager und Waschräume/WC's sahen recht neu aus. Gutes Bergsteigeressen (bunte Reispfanne), teures Bier (4,20€) trotz Materialseilbahn. Insgesamt habe ich mich dort recht wohl gefühlt.
    Hochjochhospiz. Wieder eine kleinere DAV-Hütte, die ganze Wirtsfamilie war im Einsatz. Sehr freundlich, eher urig vom Charakter. Die Lage ist leider nicht so ideal. Abends wird es auf der Terasse schnell schattig, die Hütte liegt tief in einem Tal.
    Vernagthütte: Eine größere DAV-Hütte, Einrichtung könnte mal renoviert werden, insb. die Waschräume. Ich würde sagen Durchschnitt, ebenfalls eher teuer, trotz Materialseilbahn.

    Ich habe nur beim Bernhardseck und auf der Galflunalpe vorher reserviert, die DAV Hütten habe ich alle nicht reserviert. Meiner Erfahrung nach ist das als Sologänger nicht nötig, teilweise habe ich auch schon von Hüttenwirten gehört, dass sie für Einzelpersonen eigentlich gar nicht wirklich was reservieren.

    1.Tag:
    Von Oberstdorf zum Berhardseck
    Geplant war eigentlich die Anreise per Zug, doch kurzfristig hat sich eine Mitfahrgelegenheit nach Oberstdorf ergeben. Ich werde an der Abzweigung zum Golfplatz verabschiedet und nehme von da den „Bus“ nach Spielmannsau. Die beiden Busse sind Sprinter mit jeweils ca. 12 Sitzplätzen. Der Fahrplan ist anscheinend leicht dehnbar, denn unser Bus wartet freundlich fast 5 Minuten bis ein Familienvater sein Auto geparkt hat und dann zum Rest der Familie in den Bus steigt. Von Spielmannsau geht es dann erst relativ flach durch das grüne Tal, dann weiter durch Wald und immer am Bach entlang. Beim Aufstieg muss ich immer wieder den Versuch der Winterbegehung des E5 durch Ronny und Co. denken und daran, wie wahnsinnig das ist, wenn man das Gelände selbst im Sommer vor sich sieht. Im oberen Teil am Sperrbachtobel liegt auch jetzt Mitte Juli noch meterhoch Altschnee im Flusslauf. Es fängt an zu regnen und ich pack zum ersten und einzigen Mal auf meiner Tour meine Jacke aus. Nach 15 Minuten wird der Regen weniger und ich beschließe, dass ich ohne Jacke auch nicht nässer werde, als mit und verstau sie wieder im Rucksack. Kurze Zeit später ist es wieder trocken und ich erreiche die Kemptner Hütte nach ca. 2h 45Min.



    Mein Plan dort eine heiße Schokolade zu trinken scheitert daran, dass ich keine Möglichkeit finde in die Hütte zu gelangen ohne meine Schuhe ausziehen zu müssen. Da ich darauf keine Lust habe, gehe ich weiter über das obere Mädelejoch, von wo sich der Blick auf die Lechtaler öffnet und der Blick auf die Abstiegsroute des E5 nach Holzgau fällt.



    Auf Wiesenhängen geht es weiter, immer wieder felsige Einschnitte mit kalten Gebirgsbächen querend in Richtung Jöchelspitze. An einer Stelle geht es drahtseilversichert eine steile Rinne hinauf. An der Kemptner Hütte hatte der Wegweiser 2 ¾ Stunden bis zum Bernhadtseck angezeigt, nun nachdem ich etwa 2h unterwegs bin, zeigt der Wegweiser 1,5h bis zum Bernhardseck. Da habe ich wohl eine Abzweigung verpasst. Der Panoramaweg ist dann aber doch recht schön und bietet viele Ausblicke zu den Lechtaler Bergen und auch auf den morgigen Weiterweg. An der Hütte angekommen ist nicht sehr viel los. Zwei Familien mit Kindern sowie ein Pärchen sind schon da. Ich bekomme ein ganzes Lager für mich und kann es mir auf der 140cm breiten Matratze in einer seperaten Nische bequem machen. Das Essen ist gut, mit dem Pärchen unterhalte ich mich noch nett und dann geht es um 21 Uhr in Richtung Bett. Die Nacht ist so warm, dass es mir selbst im Seideninlett fast zu heiß wird.

    Tag 2: Bernhardseck – Württemberger Hütte
    Am nächsten Morgen gibt es ab 7.00 Uhr Früchstück, das Linientaxi ins Madautal fährt aber schon um 8.30 Uhr im Tal ab. Mein ambitionierter Plan ist also, nach ca. 20 Minuten Frühstück die ca. 800hm bis nach Bach in gut einer Stunde zurückzulegen.



    Nach der Hälfte der Zeit habe ich laut meinem Höhenmesser tatsächlich 400hm hinter mir gelassen, allerdings ist dieses schnelle Absteigen recht anstrengend und geht auch etwas auf die Knie. Ich überlege hin und her, ob ich mir den Stress geben soll oder ob ich es einfach lasse. Die Tatsache, ganz gut in der Zeit zu sein, bringt mich dann aber doch dazu, das Ganze voll durchzuziehen. Als ich an der vermuteten Abfahrtsstelle des Taxis ankomme, ist es 8.35 Uhr. Ich sehe weit und breit keine Wanderer. Enttäuscht stelle ich fest, dass ich das Taxi wohl doch verpasst habe. Deshalb gönne ich mir im kleinen Supermarkt direkt in der Ortsmitte erst einmal ein zweites Frühstück. Dann beschließe ich, den Weg nach Madau doch zu Fuß anzugehen. Auf einem Schild sind ca. 2h Fußmarsch angegeben, dass sollte doch zusätzlich zu schaffen sein. Der Weg nach Madau führt auf einer Straße entlang, die aber für den normalen Autoverkehr gesperrt ist. So schlimm, wie oft beschrieben ist die Strecke nicht zu laufen. Ich finde es ganz angenehm, wenigstens jetzt am Morgen etwas im Schatten unterwegs zu sein. Auf dem Weg nach Madau treffe ich einige Mountainbiker und insgesamt vier Wanderer. Zwei davon sind im Stechschritt mit ihren Stöcken unterwegs und überholen mich. Wir haben das gleiche Ziel: die Württemberger Hütte. An diesem Tag sollten wir uns noch mehrmals begegnen.
    Nach den vielen Hinweisschildern zum Wirtshaus Hermine in Madau, die ich alle gekonnt ignoriere, trennt sich der Weg - nach links geht es in Richtung Württemberger Haus, die E5 Wanderer gehen (wenn sie nicht mit dem Taxi gefahren sind) nach rechts in Richtung Memminger Hütte. Der Weg zum Württemberghaus geht lange Zeit an einem Bachlauf entlang und führt über eine große Almfläche. Hier am Bach treffe ich auch das Pärchen von heute Morgen wieder. Sie haben es sich in der Sonne am Bach bequem gemacht. Ich gehe weiter und freue mich immer wieder über den nahen Bach und die Mitnahme des Steripens. So kann ich ohne Probleme immer wieder meinen Wasservorrat auffüllen, denn das heiße Wetter (es dürften so ca. 35° C im Tal gewesen sein) lässt die Wasserflaschen sehr schnell leer werden. Die letzten ca. 200hm zum Leiterjöchl sind seilversichert und steil, aber nicht ausgesetzt. Ich merke, dass ich ganz schön geschafft bin. Der schnelle Abstieg am Morgen fordert seinen ersten Tribut. Oben angekommen weitet sich der Blick wieder, ich genieße ein Mousse au Chocolat und fahre wenige Meter über ein Altschneefeld ab. Bis zum Württemberger Haus sind es noch ca. 300hm Abstieg, die aber auch voll schnell vorüber sind. An der Hütte angekommen, werde ich freundlich empfangen, bekomme ein Lagerplatz zugeteilt (diesmal das untere Bett eines einzeln stehenden Stockbetts) und mache es mir im Liegestuhl auf der Terasse bequem. Beim Abendessen sitze ich mit zwei Männern am Tisch, die anscheinend Geschäftsleute sind und ein paar Tage Männerurlaub machen. Ihre Gespräche drehen sich nur um die Arbeit, Geld und finanzielle Absicherung. Ich stelle fest, wie unterschiedliche die Lebenswelten doch sein können. Auch heute geht es wieder gegen 21 Uhr ins Bett. In unserem vollen 10er Lager liegen schon drei junge Erwachsene aus dem Osten in ihren Schlafsäcken und ein weiterer Sologänger, der eigentlich mit dem Zelt unterwegs ist, um die Hütte herum aber keinen geeigneten Zeltplatz gefunden hat.

    Tag 3: Württemberger Haus – Galflunalpe
    Am nächsten Morgen bin ich wieder bei den ersten, die die Hütte verlassen. Auf Hütten frühstücke ich normalerweise nicht. Das hat zwei Gründe: Zum einen finde ich das Preisleistungsverhältnis für das Frühstück auf Hütten unterirdisch – oft bekommt man für 6-7 € nicht mehr als zwei Scheiben Brot mit etwas Aufstrich und Kaffee trinke ich keinen (die Württemberger Hütte hätte da aber wieder eine Ausnahme gemacht, da es hier ein Müslifrühstück für 4€ gibt). Zum anderen finde ich das Gewusel im Waschraum, beim Frühstück sowie beim Packen in den Lagern immer etwas nervig. Da gehe ich lieber eine halbe Stunde vor dem Frühstück und genieße dann oft für mehrere Stunden die Ruhe und Einsamkeit. Für meine Tour habe ich zum Frühstück Müsli und wasserlösliches Automatenpulver für Heiße Schokolade mitgenommen, was ein gut schmeckendes, nahrreiches und günstiges Frühstück bietet.
    Von der Hütte weg geht es insgesamt 1600hm bergab bis nach Zams. Im oberen Teil geht es über Grashänge abwärts bis sich die Wege von der Württemberger Hütte und von der Memminger Hütte treffen. Hier ist eine idyllische Alm gelegen, zu der eine große Herde Haflinger gehört. Zu sehen ist von der Memminger aber noch niemand, was auch daran liegt, dass die Wanderer von der Memminger Hütte erst noch ca. 200hm aufsteigen müssen, bevor sie über die Jochhöhe kommen, die ich gestern schon überquert habe. Hier an der Wegkreuzung treffe ich einen Einheimischen, der schon von Zams aus aufgestiegen ist. Wir unterhalten und kurz über das Wetter der kommenden Tage und über die Hütten. Er sagt, dass er seit 25 Jahren nicht mehr auf der Memminger gewesen sei, weil dort immer so viel los ist und es einfach ungemütlich ist. Auch was andere E5-Geher in den nächsten Tagen erzählen bestätigt, dass es die absolut richtige Wahl war, über die Württemberger Hütte zu gehen.



    Der untere Abschnitt des Abstiegs heißt Zammer Loch und der Name erschließt sich beim Absteigen sofort. Es geht auf engem Pfad direkt an der steilen Flanke weiter hinunter in Richtung Inntal. Nachdem der Abstieg bisher ganz gut zu gehen war, wartet der letzte Teil mit steilen Wegen und stechender Sonne auf. Im Tal hat es knapp 40°C, in Wanderstiefeln und Wollsocken nicht gerade ein Vergnügen. Der Weg führt direkt durch Zams, wo ich eine Mittagspause einlege und im Supermarkt meine Vorräte für die restlichen Tage auffülle. Nach meiner Planung komme ich bis zum Schluss nämlich an keinem Laden mehr vorbei. Weiter geht es mit der Gondelbahn auf den Krahberg. Für E5 Wanderer gibt es einen Sondertarif, der ca. 2€ gegenüber dem Normalpreis günstiger ist. Allerdings steht der nicht auf den Aushängen. Oben angekommen gibt es ein Eis, denn das Marketing der Bahn hat sich etwas für die beiden heißesten Tage im Tal einfallen lassen: Jeder der mit der Bahn in die kältere Höhe fährt, bekommt oben ein Eis gratis.



    Den weiteren Aufstieg bis zum Gipfel spar ich mir, nicht wegen der 300hm, die es noch nach oben gehen würde, sondern weil sich auch die Abstiegshöhenmeter dann um 300hm steigern würden. Nach dem Abstieg am Morgen reicht es mir, wenn ich noch einmal über 200hm absteigen muss. Ich komme gerade rechtzeitig vor einem Mittagsgewitter an der Galflunalpe an, wo gerade fünf Burschen auf Junggesellenabschiedstour sind. Sie haben dem künftigen Bräutigam eine alte hölzerne Kraxe mit einem Kasten Bier auf den Rücken geschnallt und tingeln nun von Alm zu Alm. Wir kommen ins Gespräch, trinken ein Bier zusammen aber die Einladung noch mit zur nächsten Alm zu kommen, lehne ich dann doch dankend ab.



    Für mich gibt es erst einmal eine Dusche, bevor es dann zum Abendessen geht. Beim Abendessen sind wir keine 10 Personen, alle sind auf dem E5 unterwegs. Die Gespräche drehen sich um die letzten Tage, die Route aber vor allem auch um die Gepäckfrage. Es sind nämlich zwei Jungs dabei, die vom Kocher bis zum Zelt alles dabei haben und so auf knapp 20kg pro Person kommen. Unter anderem hatten sie beim Start in Oberstdorf jeweils 2kg Brot und knapp 1kg Wurst und Schinken dabei. Es ist spannend, wie unterschiedlich die Leute sind, die auf diesem Weg unterwegs sind und wie unterschiedlich ihre Planungen sind. Die einen haben so viel Essen und Material dabei, dass sie sich eine Woche autark versorgen könnten (ohne dass sie sich darüber Gedanken gemacht hätten), die anderen hatten zu Beginn 5 Müsliriegel dabei und essen ausschließlich in den Hütten auf dem Weg (wovon es natürlich schon genügend gibt).
    Zuletzt geändert von theone; 23.08.2013, 13:23.
    Wer für alles Offen ist, kann nicht ganz Dicht sein.
    Christian Wallner

  • theone
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    • Meine Reisen

    #2
    AW: [DE][AT] 8/2013 Auf Varianten den E5 entlang von Oberstdorf bis zur ital. Gr

    Tag 4: Galflunalpe - Kaunergrathütte
    Am nächsten Morgen gehöre ich ausnahmsweise nicht zu den ersten, die unterwegs sind. Ich habe am Abend vorher meine Planung noch einmal überdacht. Zum einen hatte ich einen Planungsfehler bemerkt: Bis zum Beginn des Kaunergrats lagen noch 600hm im Abstieg vor mir, die ich irgendwie übersehen hatte. Zum anderen waren meine Knie jetzt doch ganz schön in Mitleidenschaft gezogen und ich hatte eine Blase an der linken Ferse. Bei dem extrem heißen Wetter und der Gewittergefahr am Nachmittag erschien mir die über 10h lange Tour zur Verpeilhütte deshalb nicht als sinnvoll. So saß ich um sieben Uhr gemütlich mit anderen beim Frühstück um dann nach Wenns abzusteigen und mit dem Bus ins Pitztal zu fahren. Ich hatte beschlossen die Hälfte des Kaunergrats abzukürzen, wollte aber unbedingt den Cottbusser Höhenweg gehen. So stieg ich in Plangeross aus und begann den Aufstieg zur Kaunergrathütte. Meine Knie machten anfangs noch ganz gut mit. Vom Ort aus ging es über die Pitz und dann recht steil an einem Wasserfall nach oben auf die erste Almwiesen.



    Immer am Bach entlang ging es dann über eine zweite Steilstufe und weiter zur Hütte.



    Inzwischen taten meine Knie schon weh und nachdem ich die 15 Minuten von der Hütte zum Panoramablick weitergegangen bin, wollte ich kaum mehr laufen. An der Hütte angekommen bekam ich erstmal kein Lager, da das Haus wohl voll werden sollte und ich nicht reserviert hatte. Also verbrachte ich meine Zeit in einer der Hängematten vor der Hütte und versuchte nicht zu viel Sonne abzubekommen, war meine Haut doch von den sonnigen Tagen zuvor schon etwas gerötet. Für alle, die keine Halbpension hatten, gab es nur bis 18.15 Uhr Essen. Und das in einer extra Stube. Das war das erste Mal, dass ich das so deutlich erlebt habe, dass es zwischen den Gästen mit HP und denen ohne solche Unterschiede gemacht wurden. Diese Erfahrung sollte ich aber auf den kommenden Hütten noch öfter machen. Als Sologänger ohne Reservierung und ohne Halbpension zu wählen habe ich mich manchmal als nicht so gern gesehener Gast gefühlt.
    Auf der Kaunergrathütte bekam ich dann am Abendessen meinen Lagerplatz zugeteilt und nach einigen Unterhaltungen und einem weiteren Getränk ging es dann wieder ab ins Bett. Für den nächsten Tag war eine Kaltfront mit entsprechend schlechtem Wetter angesagt.

    Tag 5: Kaunergrathütte – Riffleseehütte
    Um nicht in das schlechte Wetter zu kommen, bin ich früh aufgestanden und habe mich auf den Weg über den Cottbusser Höhenweg zur Riffleseehütte gemacht. Von der Hütte geht es zuerst über einen Moränenrücken wieder talwärts, bis der Weg vom Abstieg ins Tal abzweigt.
    Es geht durch viele Blockfelder, die Schlüsselstelle ist ein steiler Einschnitt, den es auf der einen Seite nach unten und auf der anderen Seite wieder nach oben geht, immer gut mit Drahtseil und Trittklammern gesichert. Nach einiger Zeit kommt der Rifflesee und das Skigebiet in den Blick.



    Ausblicke gibt es wahrlich schönere, aber meine Knie sind froh, wenn ich die Riffleseehütte voll erreiche. Das Wetter hat inzwischen zugezogen, die ersten Tropfen fallen aber erst, als ich in der Riffleseehütte schon eine Portion Pommes esse. Die Hütte bietet durch ihre Lage im Skigebiet und die dadurch vorhandene Infrastruktur einige Annehmlichkeiten, wie das erwähnte warme Wasser im Waschraum oder auch frischer Salat auf der Speisekarte. Den Rest des Tages verwende ich als Ruhetag. Da ich schon am Mittag ein Platz im Lager bekommen habe, mache ich erst einmal ein ausführliches Mittagsschäfchen. Draußen ist das Wetter inzwischen angekommen, statt dem vorhergesagten Hagel regnet es aber nur stark. Am Abendessen treffe ich einen weiteren Wanderer, der alleine da ist. Seine Kameraden sind auf der Kaunergrathütte, allerdings hatte man ihnen da morgens um 11 Uhr schon gesagt, dass es nur noch ein Notlager geben wird. Da er darauf keine Lust hatte, ist er bis zur Riffleseehütte weitergegangen und dabei wohl ziemlich nass geworden.

    Tag 6: Riffleseehütte – Breslauer Hütte
    Etwas skeptisch mache ich mich früh um 6 Uhr auf meine für heute geplante Etappe. Sollten meine Knie nicht mitmachen, kann ich noch eine Nacht auf der Braunschweiger Hütte verbringen. Da das aber eine von diesen großen, überbelegten Bettenburgen ist, möchte ich das eigentlich vermeiden. Von der Rifflseehütte geht es zuerst ins Tal nach Mittelberg. Von dort aus geht es dann an den Aufstieg zur Braunschweiger. Es gibt zwei Varianten: den Weg über den Wasserfall und den sogenannten Jägersteig. Wer möglichst wenig von der Zufahrt zum Gletscherskigebiet mitbekommen möchte, der sollte sich für den Jägersteig entscheiden. Die Route über den Wasserfall führt ein kürzes Stück über diese gefühlt Autobahnbreite Zufahrtsstraße zum Gletscher. Dass man hier wieder auf der klassischen E5 Route ist, wird auch schnell klar: es prangt einem an etwa jedem zweiten Fels als Wegmarkierung entgegen.
    Der Aufstieg zur Braunschweiger läuft recht gut, und so beschließe ich oben direkt weiter zu gehen. Über einige Schneefelder geht es hoch zum Pitztaler Jöchel, und von dort über Schneefelder wieder einige Höhenmeter nach unten bis zum Rettenbachgletscher. Hier taucht man ein in die bis zur Unkenntlichkeit verbaute Natur, die scheinbar nur noch als Hintergrundmotiv für die Kapitalerträge des Skizirkus dienen darf.



    Um zum Tiefenbachgletscher zu gelangen muss man den Bus durch einen Tunnel nehmen. Ich muss zum Glück nur 20 Min warten, die 2,70€ für ca. 2km Fahrt sind aber nicht gerade billig. Auf der anderen Seite angekommen ist das Bild das gleiche: Seilbahnstationen, Masten, Bagger etc. Schnell gehe ich weiter und erreiche nach wenigen Metern den Einstieg zum Panoramaweg nach Vent. Der Name verspricht nicht zu viel, die folgenden drei Stunden würde ich als das Highlight der ganzen Tour bezeichnen. Das liegt vielleicht auch an dem krassen Kontrast zwischen Skigebiet auf der einen Seite und kaum verbauter Landschaft auf der anderen Seite. Auf dem Schild am Einstieg wird aber auch klar, was mich noch erwartet: 12km und 700hm im Auf- und Abstieg sind es noch bis zur Breslauerhütte.



    Der Weg zieht sich in leichtem auf und ab an den Berghängen entlang in Richtung Vent. Es gibt tolle Ausblicke auf die gegenüber liegende Bergketten und es ist eine reine Freude den Weg entlang zu gehen. Vor Vent teilt sich der Weg, nach Vent geht es jetzt bergab, zur Breslauerhütte geht es bergauf.



    Nach etwa 10h Gehzeit, 2100hm im Aufstieg und ca. 1600hm im Abstieg beende ich die längste Tagesetappe meiner Tour mit einem kühlen Getränk auf der Terasse der Breslauerhütte.

    Tag 7: Breslauerhütte – Hochjochjospiz
    Nachts um kurz nach 4 geht es im Lager mit der Packerei los. Die Breslauerhütte bietet einen der kürzesten Zustiege zur Wildspitze und das ist anscheinend ein begehrter Berg. Um fünf gibt es für die Gipfelaspiranten Frühstück, ich drehe mich noch einmal um und schlafe weiter. Gemütlich packe ich nach dem Aufstehen meine Sachen zusammen und mach mich über den Seuffertweg auf in Richtung Vernagthütte. Der Weg führt ca. 2h lang auf gleichbleibender Höhe am Berghang entlang und ist sehr angenehm zu gehen.





    Unterhalb der Vernagthütte zweige ich auf den Weg in Richtung Hochjochhospiz ab und besteige den einzigen richtigen Gipfel meiner Tour, die Guslarspitze. Sie bietet einen schönen Ausblick auf die Berge ringsum und lädt zum Verweilen ein. Danach folgt noch der Abstieg zum Hochjochhospiz. Dort gibt es noch ein freies Lager im dritten Stock, direkt unter dem Dach. Das Essen ist gut, die Hütte wird familiär geführt. Als ich am Abend für den nächsten Tag reservieren will, macht man mir wenig Hoffnung. Es soll sehr voll werden. So beschließe ich doch der Vernagthütte noch einen Besuch abzustatten.

    Tag 8: Hochjochhospiz – Vernagthütte
    Vom Hochjochhospiz geht es erst über 150hm bergab bis zum Fluss, der von den umliegenden Gletschern gespeist wird. Danach geht es etwa die gleichen Höhenmeter wieder nach oben und dann gehe ich den leicht ansteigenden Pfad durch das Tal in Richtung italienische Grenze.





    Nach knapp 3 Stunden erreiche ich den Grenzstein und beschließe, dass mir das reicht. Von hier an geht es wieder in Skigebietsinfrastruktur – das muss ich mir nicht unbedingt antun. Meine Alpenüberquerung ist hier also am Ziel angekommen. Von Oberstdorf bis zur italienischen Grenze, jetzt ist es geschafft.
    Am Nachmittag gehe ich ein gutes Stück des gestrigen Weges zurück zur Vernagthütte und übernachte dort noch einmal. Am nächsten Tag erfolgt dann der Abstieg nach Vent und die Rückfahrt mit dem Bus bis zum Ötztalbahnhof und von dort aus mit dem Zug bis nach Hause.

    Fazit: Die Routenwahl ist für mich im Nachhinein ein absoluter Volltreffer gewesen. Insbesondere die Württemberger Hütte hat mir sehr gut gefallen und die Erlebnisse anderer E5-Geher auf den großen Hütten muss man nicht gemacht haben (Überfüllung, Anstehen für ein Getränk, etc.). Gegenüber der normalen Panoramaroute des E5 muss man allerdings etwas mehr Kondition mitbringen und darf auch ein, zwei lange Tagesetappen nicht scheuen.
    Die insgesamt neun Tage, die ich alleine unterwegs war, war für mich genug. Meine nächsten Solotouren werden wohl eher wieder kürzer werden.
    Die Alpenüberquerung war eine schöne Tour, ich weiß aber nicht ob ich wirklich zum Weitwanderer werde. Etwas anspruchsvollere Wege oder auch Gipfelbesteigungen dürften das nächste Mal schon dabei sein.
    Zuletzt geändert von theone; 23.08.2013, 13:20.
    Wer für alles Offen ist, kann nicht ganz Dicht sein.
    Christian Wallner

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    • hosentreger
      Fuchs
      • 04.04.2003
      • 1406

      • Meine Reisen

      #3
      AW: [DE][AT] 8/2013 Auf Varianten den E5 entlang von Oberstdorf bis zur ital. Gr

      Danke Dir für den Bericht und die ausführliche Beschreibung von Weg und Hütten - da werde viele Fragen von Nachahmern und Interessenten gleich beantwortet.
      Für mich stellte sich vor 12 Jahren die Frage nach einer Alternativroute nicht - der E5 war damals noch nicht so häufig begangen!
      OK - es gab Tage (an denen die ganzen Gruppen der Bergsteigerschulen von Oberstdorf dort losliefen), die man als Starttag wohl besser nicht abmarschiert, aber es hielt sich alles in Grenzen. Ich glaube, dass das Internet seither einiges zur Bekanntheit des E5 als Modeweg beigetragen hat. Unvergessen bleibt auch, dass das Jahr 2011 das letzte D-Mark-Jahr war. Ich hatte also DM, ÖS und IL dabei. Das war ein paar Jahre später auf dem München-Venedig-Weg schon einfacher. Abgesehen davon fand ich diesen schöner und einsamer. Aber das ist ein anderes Thema!
      Dir noch viele weitere Touren
      hosentreger
      Neues Motto: Der Teufel ist ein Eichhörnchen...

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