[SE][NO] Südlich von Abisko

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  • dingsbums
    Fuchs
    • 17.08.2008
    • 1503
    • Privat

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    [SE][NO] Südlich von Abisko

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Land: Schweden, Norwegen
    Reisezeit: September
    Region/Kontinent: Nordeuropa


    Sälka, Wendepunkt unserer Tour

    Schon lange steht mein Tourbericht 2011 aus. Jetzt endlich nehme ich mir die Zeit, diesen zu schreiben. Mal wieder mit Vorfreude auf die nächste Tour. So schön unser Azoren-Urlaub letztes Jahr auch war, mit einer Wandertour konnte er einfach nicht mithalten. Dieses Jahr ist das Knie (hoffe ich wenigstens) wieder fit genug.

    Für den Titel unserer Tour vor zwei Jahren schwankte ich zwischen 'Schneckentour' und 'Südlich von Abisko'. Es ging von Abisko durch Lapporten über Mårma, Vistas, Nallo erst mal nach Sälka. Danach mussten wir die Tour umplanen. Das hatte zwei Hauptgründe. Zum einen waren wir langsamer als geplant. Dies lag an einer Kombination von mangelnder Fitness meinerseits (zuviel Eigengewicht, zuwenig Bewegung, zuviel Stress), schlechtem Wetter und teilweise anspruchsvollem Gelände. Deswegen wundert euch auch nicht über die (kurzen) Entfernungen einer Tagesetappe. Zum anderen gab es in Sälka weniger Nahrung zum Nachkaufen als erhofft. Aber egal. Auch unser Alternativweg war super: Tjäktja, Alesjaure, Unna Allakas, Cunojaure, Oallavaggi, Hunddal, Katterat. Dabei hat es uns kein bisschen gestört, zum x-ten Mal ein Stück auf dem Kungsleden zu laufen. Die Landschaft dort ist einfach traumhaft. Und die ursprünglich geplanten Ziele laufen nicht weg, wir werden wiederkommen.

    05.09. Anreise

    Über die Anreise nach Abisko ist nicht viel zu erzählen, alles wie gehabt. Früher Flug nach Stockholm, der Start verzögerte sich mal wieder, weil Gepäck von nicht erschienenen Personen ausgeladen werden musste - das hatten wir doch schonmal. In Stockholm gab es das traditionelle 'Umsteigebier', morgens um 10:00 allerdings nur ein Lättöl. Auch dieser Flug startete etwas später, weil Gepäck umgeladen werden musste. So landeten wir mit etwas Verspätung, aber immer noch pünktlich für den Bus in Kiruna - im Regen.

    In Abisko angekommen sieht schon alles ziemlich herbstlich aus. Wir sparten uns diesmal den Spaziergang nach Östra, da es im Shop in der Fjällstation Power Fuel gab. Ich habe ihn auch nicht wirklich vermisst. Wir genossen nochmal ein leckeres Abendessen in Abisko. Als Vorspeise gab es Sill, meine absolute Lieblingsvorspeise (als S.O.S, Smör, Ost och Sill). Hauptspeise Elch mit Preiselbeeren und Potatismos, und der Nachtisch war Käseplatte mit Marmelade und 'Kex', wobei Kecks verschiedene Cracker waren. Und die Marmelade war einmal Erdbeer, die andere war aber der absolute Hammer: Brombeeren in Laphroig eingelegt. Die waren lecker!

    Um diesen Bericht zu schreiben, lese ich in meinem Tagebuch. Interessant fand ich eben, was ich an diesem Abend schrieb: "Ich bin mal gespannt, wie die Wanderung wird. Leider bin ich so dick wie nie, und Zeit für Vorbereitung hatte ich auch kaum. Nun, viel beim Wandern läuft im Kopf, und das kriege ich hin! Deswegen bin ich unbesorgt, und wenn der Körper wirklich nicht mehr kann, dann gibt es halt kürzere Etappen. Jetzt habe ich heute auch noch meine Tage bekommen, aber auch die gehen vorbei. Ach, vor allen Dingen freue ich mich, wenn es morgen losgeht."

    Und wie in der Einleitung schon erwähnt, kam es genau so. Kürzere Etappen, trotzdem tolle Tour, was sonst!

    06.09. Irene


    Heute ist der erste Wandertag, nach Frühstück, packen, Zimmer säubern, Tee kochen und zahlen sind wir um 10:30 abmarschbereit. Vom Parkplatz geht der Paddus-Pfad in die richtige Richtung, immer der Blume hinterher. Wie erwartet bin ich nicht so richtig fit. Der Weg geht sich gut, durch den Birkenwald, wenn auch schon leicht bergan. So bin ich langsam, aber stetig marschiert. Noch sah das Wetter ganz gut aus, und wir starteten ohne Regenschutz.


    Paddus-Markierung

    Irgendwann war es Zeit für die erste Pause, an einer der vielen Abzweigungen nach Abisko Östra. Vor einigen Jahren waren wir auf einer Tageswanderung schon mal am Baddosdievva und haben diesen Pfad für den Rückweg genutzt. Damals reichlich müde nach einem langen Tag, dachte ich bei jedem Schild 'Abisko Östra', na, dann kann es ja auch nicht mehr weit bis Abisko Turist sein. Aber statt Abisko Turist kam eine neue Abzweigung nach Abisko Östra. 'Alle Wege führen nach Abisko Östra' ist seitdem einer unserer Tour-Running-Gags. Wir hatten bis hierhin 5 Leute getroffen, Tageswanderer. Am Ende der Pause kamen ein paar Tropfen vom Himmel, so zogen wir Regenjacke an und packten die Rucksackhülle aus. Noch verzichteten wir auf die Regenhose. Allerdings wurde es nicht viel Regen, noch waren wir ganz angetan vom Wetter.


    Manchmal gab der lichte Wald den Blick auf den Torneträsk frei.


    Manchmal gab der lichte Wald den Blick auf den Torneträsk frei.

    Als wir zum ersten Mal auf einen größeren, baumfreien Abschnitt kamen, sahen wir links von uns was 'lustiges'. Jemand baute viele! komische Bögen auf. Leider konnte man selbst mit Fernglas nicht erkennen, wozu das gut war. Ich bin irgendwann im Internet mal auf eine Seite gestoßen, wo dieses Experiment erwähnt wird - und weil es mir keine Ruhe gelassen hat, habe ich jetzt auch nachgeguckt. Hier kann man was dazu lesen, scrollen/suchen nach "Experimentstudier i Abisko 2011-09-05". Wer nur ein Foto sehen will, klick und klack. Über die Bögen werden wohl Planen gespannt, und dann wird beobachtet, wie sich die höhere Temperatur auf das Wachstum auswirkt. Also wurden die Bögen vielleicht gar nicht auf-, sondern abgebaut. Auch das war aus der Ferne nicht zu erkennen.

    Bald kam Paddus, der Opferplatz, in Sicht. Wir gingen noch ein Stückchen weiter. Rechts von uns sahen wir nochmal solche Bögen und einen Menschen dazu. Hm, entweder war das der gleiche und schnell (bei meinem Tempo denkbar) oder es war ein Kollege. Egal. Wir machten dann bald wieder eine Pause, aber wir hatten auch schon ein gutes Stück geschafft.


    Paddus


    Paddus


    Lapporten


    Lapporten, wollen wir wirklich in dieses Wetter?

    Bis Lapporten warteten allerdings noch 400 Höhenmeter auf uns. Ich zitiere mal wieder wörtlich aus meinem Tagebuch: "So stieg ich langsam weiter, es war schon anstrengend. Erster Tag, schwerer Rucksack, meine Tage, sowieso zu dick und unfit, das merkt man schon. Ich tröstete mich damit, das es nur besser werden kann."

    Nach einer guten Stunde brauchte ich dann auch wieder eine Pause, so richtig weit waren wir in der Zeit allerdings nicht gekommen. Einen weiteren Wanderer sahen wir noch an diesem Tag, er kam uns entgegen, aber etwas abseits. Während dieser Pause entschied ich, dass ich lieber die Regenhose anziehe, bevor wir weiter gehen. Der Blick Richtung Lapporten verhieß nicht gutes. Ich hatte ja so recht - leider noch, bevor die Hose an war. Plötzlich war der Wind abartig stark und brachte Tropfen mit. Wir gingen sogar ein paar Meter runter in eine Kuhle, damit wir halbwegs windgeschützt die Regenhosen anziehen konnten. Beim Einpacken des 'Pausenequipments' flogen mir dann prompt Karte und Sitzkissen weg - aber Holger hechtete hinterher und rettete beides.


    Blick Richtung Westen


    Blick zurück, man erahnt die Kuhle direkt unter uns, die Windschutz bot.


    Diese Aussicht sagte mir: Regenhose anziehen!

    Jetzt stiegen wir gegen den Regen, gegen abartige Windböen, das wurde noch anstrengender. Irgendwann brauchte ich noch eine Pause und Holger machte den Vorschlag, dass wir das Zelt aufbauen. Eigentlich wollte ich an diesem Tag wenigstens bis zum See oben am Eingang zu Lapporten kommen, aber Holger hatte schon recht: Sinn machte Weitergehen nicht wirklich. Es war schon 17:30, es war Superscheißwetter, und wir hatten gerade einen kleinen Bach gekreuzt, Wasser war also auch da. Okay, dann bauen wir das Zelt auf.

    Ein akzeptabler Zeltplatz war schnell gefunden, nicht optimal, aber unter den Umständen darf man nicht zu wählerisch sein. In einem solchen Wind hatten wir das Zelt noch nie aufgebaut, aber wir haben das gut hinbekommen. Nur das Einräumen, wo wir und alles sonst auch ziemlich nass waren, war nicht so einfach. Faszinierenderweise habe ich es trockener ins Zelt geschafft als Holger, und dabei hatte ich sogar die Wind- und Wetterseite. Sehr untypisch, meist stelle ich mich dabei schusselig (und unbekümmert) an. Wir brauchten noch, bis alles sortiert und geräumt war, aber dann lagen wir trocken und gemütlich im Zelt. Aber kalt war mir. Als erste Maßnahme koppelten wir zum ersten Mal unsere Schlafsäcke, war das phantastisch. Es geht nichts über Körperwärme, die man vom Partner abbekommt. So schlafen könnten wir aber nicht.

    Als grundsätzliche Maßnahme gegen Frieren hilft immer das Abendessen, Holger ist der Meister im Kochen in der Apsis. Im Moment gibt es ja gerade den Thread Ohne Kochen, nur kaltes Essen (stoveless). Ich kann mir im Moment nicht vorstellen, dass mir nach (bestimmt auch leckerem) kalten Essen genauso schnell warm wird wie nach unserem warmen, nach langen Tagen superleckerem Fertiggericht. Obwohl es schon recht spät war, war ich heute absolut nicht hungrig - ich war einfach zu fertig. Aber gerade dann braucht der Körper Energie.

    Nach dem Essen dann nochmal raus für Zähne putzen und Co kostete ganz schön Überwindung. Außerdem zerrte der Wind so an meinen Haaren, dass ich meine Haarspange verlor. Ich hatte die Haare damit nur einfach hinten zusammengefasst. Meine Wanderhaarspange, die bisher immer mit auf Tour war. Ich hatte sie zuhause extra noch gesucht. Aber im Dunkeln keine Chance, ich konnte sie nicht mehr finden. Außerdem lief ich unten nackt und oben in meiner nassen Regenjacke rum - das konnte auf Dauer auch nicht gesund sein. Also zurück ins Zelt.

    Draußen tobte der Sturm - wobei ich mir nicht sicher bin, ob man das schon Sturm nennt, aber es wehte starker Wind. Wir überlegten, ob das die Ausläufer von Hurrikan Irene waren, der kurz vorher in Nordamerika getobt hatte. Vielleicht ja, eher nein. Egal, der Titel des Tages war damit geboren. Wir schliefen aber überraschend gut, mit vollem Vertrauen in unser Zelt.

    07.09. Abwettern

    Nach dem wach werden kamen wir langsam, aber noch unmotiviert in die Gänge. Erst mal Frühstück im Zelt. Draußen blies weiter heftig der Wind, mal mit, mal ohne Regen. Ich fand meine Haarspange wieder, juchu! In den Phasen ohne Regen versuchten wir, die nassen Klamotten etwas zu trocknen, indem wir sie einfach draußen hin und Steine drauf legten. Durch den starken Wind war das gar nicht so schlecht. Das Wetter war nicht wirklich gut, sollten wir weiterlaufen? Oder abwettern - aber nur 10 km von Abisko entfernt, mit Blick auf Abisko und Björkliden - das war wirklich doof. Okay, den Blick gab es nur, wenn zwischendurch die Wolken mal wieder weggeblasen waren.

    Wir überlegten hin und her, dann entschieden wir uns, noch ein Stückchen zu gehen, es war ja schon relativ spät. Aber kaum waren die Schlafsäcke eingepackt (so ziemlich die erste Aktion beim Packen), fing es an zu blasen und dabei heftig zu regnen, da wurden die Pläne geändert. Sollte wohl ein Zeichen sein. So doof es war, gleich am zweiten Tag, mit Blick auf die Zivilisation abzuwettern, es wurde getan. Und war vermutlich auch gut so.

    Wir vertrieben uns die Zeit mit schlafen, Sudokus, Rücken massieren (der mochte das viele Liegen im Zelt natürlich gar nicht), Tee trinken, ... Der Tag ging überraschend schnell rum. Holger machte sich abends Sorgen, ob unser Zelt trocken bleibt. Tatsächlich war 'mein Vorzelt' durch den starken Wind ziemlich feucht, aber ansonsten keine Probleme. Geschlafen haben wir in dieser Nacht aber nicht so gut, vermutlich einfach durch das viele Liegen.

    Eine Sache fand ich faszinierend. Da es die beiden Nächte so stark stürmte, hatten wir die Lüfter komplett zu. Aber irgendwie fühlte ich doch, wie 'etwas' regelmäßig leicht auf den Schlafsack drückte. Da es ja kaum der Wind direkt sein konnte, fragte ich mich, ob es vom 'Druck' kam, wenn die Zeltwände 'flattern'. Hat da jemand eine Idee zu? Besser kann ich es nicht beschreiben, sorry.
    Zuletzt geändert von dingsbums; 01.06.2013, 17:32. Grund: Geotag war auf der Strecke geblieben

  • dingsbums
    Fuchs
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    #2
    AW: [SE][NO] Südlich von Abisko

    08.09. Ein dritter Tag, der irgendwie ein zweiter war

    Morgens wurden wir bei Wind und Regen wach. So ignorierten wir den Wecker um 7:00 erst mal, aber irgendwann kamen wir doch in die Gänge. Frühstück gab es schon wieder ohne Blaubeeren *grummel*, aber das Müsli rutschte trotzdem ganz gut. Für das tägliche Geschäft bin ich wieder mal nur unten nackig, oben mit Regenjacke raus. Ein bewährtes Konzept. Nur während ich da hocke, sehe ich plötzlich, dass weiter oben im Hang zwei Wanderer ihre Pause machen. Da fühlt man sich immer so alleine in Fjäll, aber ... Egal, sie waren ja noch ein Stück weg, und selbst falls sie mich beobachteten, sie werden nicht viel gesehen haben, außerdem geht es ja niemandem anders. Ihr Weg führte sie auch nicht direkt an unserem Zelt vorbei. Ich mutmaße, die beiden hatten weiter oben im Tal gezeltet.

    Das Wetter sah gar nicht so schlecht aus, wir fingen an zu packen. Und konnten das Zelt tatsächlich trocken einpacken, wer hätte das gedacht! Wir starteten zwar komplett in Regenmontur, aber auch die wurde fast nicht gebraucht. Ab und zu waren zwar ein paar Tropfen im Wind, aber grundsätzlich wurde das Wetter besser, juchu!


    Blick vom Zeltplatz am Morgen, kurz vor Aufbruch


    Blick nach Lapporten, ich sehe hellen Himmel im Tal

    Wir starteten also bergan. Ich schätze, keine 10 Minuten, und wir standen vor dem nächsten Fluss, der aus dem Nachbartal vom Nissoncorru kommt. Wir guckten ihn genauer an, aber nein, da kommen wir nicht in Wanderschuhen durch. Also Watschuhe auspacken. Ich bin mir ziemlich sicher, wären wir vor zwei Tagen noch weiter gegangen, hätte der Fluss mir aber den Rest gegeben. Dann hätten wir halt hier gezeltet. Um so richtiger die Entscheidung vor zwei Tagen. Dass ein größerer Fluss nicht weit sein kann, war eigentlich klar, denn wir konnten ihn von Zeit zu Zeit im Zelt hören. Aber es hätte evtl. auch schon der aus dem Cuonjajavri sein können, und durch den müssen wir ja nicht. Das Waten war okay, wenn ich auch bei einem Schritt tiefer rutschte als geplant. Okay, dann ist der Fluss halt gut knietief, gefährlich war er aber nicht.

    Irgendwann war der See dann erreicht. Blick zurück, Blick durch Lapporten, klasse! Am See entlang ging es sich ganz gut, es war nur ziemlich sumpfig. Das ist auch immer anstrengend, ich war nicht wirklich fit und hatte eine Phase, in der ich mich fragte, wie ich dieses Jahr eine Tour durchstehen soll. Aber spätestens abends, als ich frisch gewaschen im Zelt lag und diese Zeilen schrieb, sah das schon wieder ganz anders aus. Viel optimistischer. :-)


    Am 'Eingang' zu Lapporten, Blick zurück


    Lapporten

    Aber in solchen Fällen sind recht viele Pausen nötig. Am Ende vom See gab es die erste Pause, als nächstes Ziel peilte ich das Ende vom nächsten See an. Während ich in diesem Moment sogar skeptisch war, ob ich so weit komme, ging es sich dann aber besser, ich habe das Zwischenziel gut erreicht. Es tauchte die Frage auf, wie weit wir heute wohl noch gehen. Der nächste Fluss, der Cuonjajohka, war schon in knapp 1 km, die Frage - wann kommt danach das nächste Wasser? Auf der Karte ist erst 5 km weiter wieder ein Fluss eingezeichnet. Natürlich gibt es meist zwischendurch trotzdem Wasser und Zeltplätze, aber weiß man es? Und 5 km wären heute wirklich noch sehr viel für mich gewesen. Deswegen blieben wir dann einfach am Cuonjajohka.


    Blick zurück, am Ende der Seen


    Lapporten


    Blick Richtung Bessesvaggi

    Dieser war in Wanderschuhen zu furten und schnell war ein Zeltplatz gefunden. Da auch der Wind nachließ, konnten wir uns sogar im Fluss waschen. Ach, was tat das gut. Okay, kaum wieder ins Zelt gekrabbelt, kam ein Wanderer vorbei. Der muss uns eigentlich von oben schon beim Waschen gesehen haben. Heute ist irgendwie der Tag des Beobachtetwerdens. Erwähnte ich schon, dass man manchmal doch nicht so alleine im Fjäll ist, wie man sich fühlt?


    Das Zelt wird noch kurz gelüftet.

    Ich schrieb dann Tagebuch, ich zitiere mal wieder: "Es geht mir gut. Während ich heute zwischendurch echt Zweifel hatte, bin ich jetzt wieder optimistisch. Heute war ja wie der berühmte zweite Tag, meine Tage sind bald vorbei, und es geht nicht jeden Tag nur bergan! Ich packe das. Es wird eine so schöne Tour, wie ich mich schon seit Wochen drauf freue!" Ja, es wurde eine so schöne Tour. Allerdings sollte es noch viel bergan gehen und mich noch einige Kraft kosten.

    Abends gab es ein schönes Abendrot. Aber hoffentlich ist dies kein schlechtes Zeichen, Abendrot bedeutete bei uns fast immer Regen am nächsten Tag. Neben uns gurgelte der Fluss, allerdings nicht zu laut. Gute Nacht.


    Abendrot, Lapporten


    Abendrot, Lapporten


    Abendrot, Lapporten


    Abendrot, Lapporten


    Abendrot, Lapporten


    Abendrot, Lapporten

    09.09. Rautasjaure

    Diese Nacht schlief ich wieder besser, wenn ich mich auch viel drehe und dabei immer so halb wach werde. Mal regnete es dann, mal war es trocken. Dummerweise regnete es, als der Wecker klingelte. Eigentlich wollten wir heute mal was früher los, aber Holger war vom Wetter demotiviert und machte nochmal die Augen zu. Ich als Morgenmuffel habe mich da natürlich anstecken lassen. So frühstückten wir doch erst gegen 10:00. Ich hatte für mein Müsli ein paar Moltebeeren, die ich am Vortag gefunden hatte, super!

    Wir kamen erst um 11:45 los, der Vorteil: Das Wetter war besser und wir konnten unser Zelt wieder trocken einpacken. Ein kleiner Seitenarm des Flusses, der gestern noch komplett trocken war, führte heute morgen etwas Wasser. Regen hin oder her, so trocken wie der aussah, hätte ich das nicht gedacht. Es ging erst etwas bergan, aber ich war viel fitter als die Tage zuvor. Immer noch langsam, aber ich fühlte mich gut, das ist wichtig! Nach 1,5 Stunden gab es dann die erste Pause. Wir mussten uns sowieso orientieren, da es für einen unmarkierten Weg zwar überraschend viele Steinmännchen gab, aber hier im Moment keine. Nutzte ich auch gleich zum Blaubeeren pflücken.


    Start am Morgen, leicht bergan


    Ein letzter Blick zurück durch Lapporten

    Wir hatten uns anscheinend für die 'falschen' Steinmännchen entschieden. Wir näherten uns zwar dem Nissonvaggejohka, aber während die nächste Markierung noch weiter oben lag, zeigte das GPS den Weg unterhalb an. Von unserem Standort sah man sogar eine potentielle Watstelle dort unten, den Rest vom Fluss sah man aber noch nicht. Ich erinnerte mich, gelesen zu haben, dass dieser teilweise durch eine Schlucht läuft. woelfchen zum Beispiel hatte in ihrem Bericht geschrieben, dass sie eine Stunde am Fluss hochgelaufen sind, bis sie eine Watstelle hatten. Deswegen war ich für runter!

    Wir sind also den Hang runter und kamen (fast) zum Fluss. Ja, er verlief wunderbar anzusehen unten in der Schlucht. Ein Trampelpfad am Ufer zeigte, dass wir nicht die ersten waren, die noch am Fluss entlang mussten. Holger wollte evtl. hoch, aus den schon genannten Gründen war ich aber weiter für runter. Gute Entscheidung. Der Trampfelpfad brachte uns dann zu einer Watstelle, die an einer breiten Stelle des Flusses lag und auch mit Steinmännchen markiert war. Der Fluss sah nicht ohne aus, also Schuhe und Hose aus, Watschuhe an, los geht's. Es gab zwar ein oder zwei etwas tiefere Stellen mit gut Strömung, aber eigentlich war der Fluss harmloser als gedacht. Und dies trotz Regen, es ist halt Herbst.


    Nissonvaggejohka


    Watstelle am Nissonvaggejohka

    Nach dem Furten wieder in die Klamotten, auch die Regenhose blieb an. Weiter ging's, Markierungen sahen wir nur sporadisch, aber schnell kamen wir auf den Weg aus dem Bessesvaggi. Der ließ sich super gehen, juchu! Eine Wanderin auf Rundtour aus Abisko kam uns entgegen, wir hielten einen kurzen Schwatz. Schon mit Blick auf den Rautasjaure gab es eine Pause. Eigentlich war der Plan, heute schon etwas weiter zu laufen, aber Pläne sind zum Ändern da. Denn nach dieser Pause wurde der Weg wirklich beschwerlich. Der Hang hier ist voller Gebüsch, das ja bekanntermaßen oft daherkommt mit Matsch und Steinen. Da ist es zwar schön, einen vorgematschten Weg zu haben, aber der kostet trotzdem Zeit. Auf und ab, Steine, manchmal ist der Weg ein Bachbett, man kommt nicht so schnell voran. Wir sahen heute noch zwei Wanderer, allerdings über uns auf einem Hügel, offensichtlich die Aussicht am Genießen.


    Erster Blick auf den Rautasjaure


    Viddja

    Als wir dann um 17:45 am Bahkkabahoknjira eine Pause machten, kam von Holger der Vorschlag, einfach einen Zeltplatz zu suchen. Ich wäre zwar tatsächlich gerne noch eine Stunde gelaufen, aber: Hier war es schön, wer weiß, wann wir wieder einen guten Platz finden, und wir haben ja Zeit! Damit war die Entscheidung gefallen. Ein Platz war bald gefunden, und es dauert ja auch immer, bis das Zelt steht und alles eingeräumt ist. Wir konnten wieder im Fluss waschen, es windete kaum noch. Die Aussicht dabei war der Hammer, die Hänge leuchteten rot in der Abendsonne. Heute abend hatte ich auch endlich wieder richtig Hunger, alles wird gut.


    Rautasjaure in der Abendsonne
    Zuletzt geändert von dingsbums; 01.06.2013, 13:47. Grund: Tippfehler

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    • Annette555
      Gerne im Forum
      • 11.05.2011
      • 70
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: [SE][NO] Südlich von Abisko

      Toll, toll, toll. Ein Traum.

      Super finde ich, wie du von deinen persönlichen Schwierigkeiten berichtest. Ich will im Sommer mit meiner Tochter in's Jämtland, auch mit mindestens einer längeren Tour (bis 6 Tage, genaues ist noch nicht geplant). Ich habe ebenfalls mit Übergewicht zu kämpfen und meine Tage werde ich auch genau dann kriegen. Aber ich will es trotzdem schaffen.

      Ich warte auf die Fortsetzung.

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      • dingsbums
        Fuchs
        • 17.08.2008
        • 1503
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [SE][NO] Südlich von Abisko

        @Annette555
        Freut mich, dass dir gerade meine persönlichen Erlebnisse gut gefallen. Ich habe überlegt, ob ich die hier wirklich so 'preisgeben' will. Aber ich schreibe den Bericht vor allen Dingen für (Holger und) mich, und da gehören sie nun mal dazu. Dass ich damit auch den ein oder anderen motivieren kann, ist ein netter Nebeneffekt. Übergewicht macht einen vielleicht langsamer, aber trübt ansonsten in keinster Weise eine solche Tour. Das erzähle ich auch schon seit meinem ersten Tourbericht hier im Forum.

        Weiter geht's ...

        10.09. Auf dem "Scheißweg" nicht verlaufen

        Warum zelten wir eigentlich immer neben Flüssen? Wir wissen doch, dass die laut sind in der Nacht. Aber schön ist es da halt immer. :-) Und wir haben auch ganz gut geschlafen. Heute morgen kamen wir sogar (für uns) richtig früh in die Gänge. Das Wetter war auch recht gut, zum ersten Mal haben wir draußen gefrühstückt. Es war aber nix mit dem Blick auf den Rautasjaure, das Tal hing voller Wolken. Das sah aber auch nicht schlecht aus, außerdem verzogen diese sich nach und nach. Als wir um 10:00 starteten, gab es wieder freie Sicht auf den See. Die Blaubeeren im Müsli waren super, und da in der Nähe eine super Blaubeerstelle war (eigentlich zelteten wir in einem Blaubeerhang), pflückte ich auch gleich weitere für den nächsten Tag.


        Rautasjaure unter Wolken


        Frühstück mit Blick auf den Rautasjaure, die Wolken verziehen sich so langsam


        Rautasjaure, freie Sicht

        Dieser Zeltplatz hatte aber ein Manko. Als ich für mein dringendes Geschäft einen Stein anhob, um mit diesem nach verrichtetem Geschäft dieses abzudecken, musste ich feststellen, dass der Stein zu genau diesem Zweck schon einmal genutzt worden ist. Irgendwann musste das ja mal passieren ... Nun gut, ich habe den Stein schnell wieder fallen gelassen und mir einen anderen gesucht. Immerhin hatte ich in nichts reingegriffen.

        Nach dem Abmarsch stellte sich schnell heraus, dass es gestern eine gute Idee gewesen war, an dieser Stelle zu zelten. Der Weg wurde wieder schlechter zu gehen. Beim nächsten Fluss hätte man zwar zur Not zelten können, aber unsere Stelle war schöner. Also alles richtig gemacht. Nach einer guten Stunde machten wir die erste Pause, weil wir noch einen schönen Blick hatten. Es sah so aus, als würde der bald durch Büsche verhindert.


        Tal des Aliseatnu


        Blick zurück zum Rautasjaure

        Ab da wurde der Weg auch wirklich schlecht zu gehen. Büsche, Sumpf, Matsch, Steine, regelmäßig teilte sich der Pfad den Weg mit einem Bachbett. Bei solchem Gelände bin ich besonders langsam, aber auch Holger fluchte "Scheißweg". Außer für den Fotostop am Fluss mit Wasserfall machten wir auch keine Pause, sondern liefen weiter, um da raus zu kommen. Aber - wir haben uns nicht verlaufen. Hier im Forum haben einige auf diesem Stück den Weg verloren, wir immerhin nicht. Holger meinte, es war auch gar keine Stelle, wo man sich hätte verlaufen können. Tja, wenn man Glück hatte, kann man gut reden. Meine Theorie ist ja, dass ich einfach zu langsam war zum Verlaufen. Vielleicht lag es auch daran, dass wir heute tatsächlich mal trockenes Wetter hatten, die anderen hatten oft Regen. Ich denke, am ehesten könnte man sich verlaufen, wenn der Weg mal wieder durch ein Bachbett geht, und man diesem folgt, aber der Weg unauffällig aus diesem abzweigt.


        Seitenfluss des Aliseatnu

        Einmal kamen wir an eine Stelle, die war so abartig grün, grünes Gras zwischen grünem Moos, hätten wir da ein Bild gemacht (warum auch immer, haben wir nicht), da hätte jeder gesagt, die Farben sind nicht echt. Am letzten Fluss dieses Abschnitts dachte ich mir aber, wer jetzt nicht auf dem Weg ist, ist entweder ganz falsch, oder er muss den Weg automatisch wiederfinden. Dieser Fluss fällt durch ein sehr breites 'Tal', da sah es nicht aus, als könnte man den an allzu vielen Stellen furten.

        Wir kamen also problemlos an der 'verfallenen' Kota an, die vor allen Dingen auch dreckig war. Man kann nicht alles verbrennen! Wann lernen das die Leute mal? Hier gab es dann die wohlverdiente Pause.


        Tal des Aliseatnu


        Tal des Aliseatnu, der Einschnitt rechts ist der Vierrojohka, dort geht es weiter


        Tal des Aliseatnu


        Blick zurück, hier war der Weg schon wieder prima


        Die verfallene Kota Vuopmegeahci

        Danach mussten wir runter zum Fluss, dieser Weg ging sich ganz gut. Unsere erste Brücke für diesen Urlaub!


        Brücke über den Aliseatnu


        Blick von der Brücke, flussaufwärts


        Blick von der Brücke, flussaufwärts


        Blick von der Brücke, flussabwärts

        Auch der weitere Weg war problemlos - bis wir plötzlich auf einer freien Fläche standen, aber weit und breit kein Weg mehr zu sehen war. Nun gut, verlaufen konnten wir uns nicht groß. Wir mussten zum Fluss in ca. 400 m Entfernung, der zwar noch nicht zu sehen, aber zu hören war. Recht schnell fanden wir auch wieder den Weg. Wir beschlossen, ab hier nach einem Zeltplatz zu suchen. Weiter als bis zur Brücke über den Vierrojohka wollten wir heute nicht mehr, aber wer weiß, ob es bei der Brücke auch Möglichkeiten zum Zelten gibt. Tja, erst einmal entfernte sich der Weg, wir liefen hoch über dem Fluss, der unter steilen Ufern toste. Hier zelten wir schon mal nicht. Aber dann sah man eine schöne Möglichkeit zum Zelten. Der Weg selbst lief zwar nicht direkt am Ufer, aber es war kein Problem, dort hinzukommen. Die Stelle war sehr schön und wir nicht die ersten, die sie nutzen. Wir waren ca. 500 m vor der Brücke (bei der es übrigens auch Zeltplätze gegeben hätte, sahen wir am nächsten Morgen, aber unserer war schöner). Außerdem gab es hier abartig süße Monsterblaubeeren, mein Paradies. Tja, kaum waren die Beeren gepflückt, das Zelt geräumt, wir kalt im Fluss gewaschen, da fing es an zu regnen. Gutes Timing.


        Zeltplatz am Vierrojohka


        Zeltplatz am Vierrojohka, Blick flussabwärts, am gegenüberliegenden Ufer gibt es auch eine verfallene Kota


        Kota, Superzoom

        So langsam fangen die kleinen Wehwehchen an. Ich bin fast umgeknickt, aber die Wanderschuhe haben schlimmeres verhindert. Im ersten Moment tat es ein bisschen weh, aber dann doch keine Schmerzen. Holger hat eine Verletzung am linken Handgelenk, keine Ahnung woher, aber es tut weh. Es scheint aber schon besser zu werden, toi toi toi. Abendessen wieder im Zelt, Toilettengang wieder unten ohne, oben in voller Montur. Außerdem macht Holger einen auf MacGyver, obwohl er ein Leatherman hat statt des Schweizer Taschenmessers. Zählt das auch? Okay, Leatherman und Tape, sowohl für seine Regenhose als auch unser Zelt. Wir haben einen Riss im Mückennetz, wo auch immer der herkommt. Vielleicht hatte sich ein Reißverschluss beim Einpacken verhakt, weil er nicht richtig zu war. Jetzt haben wir Tape auf dem Moskitonetz. Ich nähe derweil meine Hose. Ich liebe meine Mammut Champ, aber die Nähte sind nicht so richtig gut. Dummerweise habe ich das schwarze Garn schon letztes Jahr verbraucht (und nicht aufgefüllt), jetzt nehme ich halt braun.

        Holger hatte eiskalte Füße, also haben wir die Schlafsäcke mal wieder gekoppelt, und ich habe mich für das Wärmen am ersten Abend revanchiert. Diese Nacht wurde nicht weniger laut als die davor, aber ich wiederhole mich gerne: Zeltplätze am Fluss sind einfach zu schön, um sich daran zu stören.
        Zuletzt geändert von dingsbums; 17.08.2013, 23:18. Grund: Tippfehler

        Kommentar


        • Annette555
          Gerne im Forum
          • 11.05.2011
          • 70
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [SE][NO] Südlich von Abisko

          Sehr schöner Bericht.

          Was mich speziell bei deiner Ausrüstung interessieren würde, welche Matte benutzt du?

          Kommentar


          • dingsbums
            Fuchs
            • 17.08.2008
            • 1503
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            #6
            AW: [SE][NO] Südlich von Abisko

            Zitat von Annette555 Beitrag anzeigen
            Was mich speziell bei deiner Ausrüstung interessieren würde, welche Matte benutzt du?
            Ich schlafe seit einigen Jahren auf einer TAR ProLite 4, das ist der Vorgänger der TAR ProLite Plus. Im Bericht 2008 hatte ich mal eine Ausrüstungsliste gepostet, an der hat sich nicht viel geändert.

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            • fimbulwinter
              Erfahren
              • 15.03.2005
              • 147
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              #7
              AW: [SE][NO] Südlich von Abisko

              Hallo.

              ein sehr angenehm zu lesender Bericht mit Bildern einer wunderbaren Landschaft im Herbstkleid. Deine ehrliche Schreibweise gefällt mir. Die tägliche Kilometerleistung ist doch egal wenn man sich mit Freude in einer solch schönen Landschaft bewegen darf. Schön auch zu sehen wie die Lapplandpforte aus der Nähe aussieht.

              Bin gespannt auf Weiteres.

              gruß
              Jens
              Ódáðahraun

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              • Dibidil
                Gerne im Forum
                • 18.02.2013
                • 63
                • Privat

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                #8
                AW: [SE][NO] Südlich von Abisko

                Super Bericht, ich freu mich auf die Fortsetzung.
                Du hast ja ein neues Avatarbild. Ich fand das alte Klasse, aber das ist auch nicht schlecht . Kommt mir irgendwie bekannt vor. Wo ist das denn?

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                • dingsbums
                  Fuchs
                  • 17.08.2008
                  • 1503
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                  #9
                  AW: [SE][NO] Südlich von Abisko

                  Zitat von fimbulwinter Beitrag anzeigen
                  Die tägliche Kilometerleistung ist doch egal wenn man sich mit Freude in einer solch schönen Landschaft bewegen darf.
                  Wir verstehen uns.

                  Zitat von Dibidil Beitrag anzeigen
                  Du hast ja ein neues Avatarbild. Ich fand das alte Klasse, aber das ist auch nicht schlecht . Kommt mir irgendwie bekannt vor. Wo ist das denn?
                  Ja, ich dachte mir, ich variere das Thema Klohäuschen mal ein bisschen. Auf diesem hier sieht man mich, wenn auf dem Avatarbild auch kaum zu erkennen.

                  Und es ist genau da, wo wir jetzt in meinem Bericht hinwandern ...

                  11.09. Mårmastugan



                  Klo am heutigen Ziel, Mårmastugan

                  Diese Nacht schlief ich wieder schlechter, dem Rücken passte was nicht, außerdem meckerte die rechte Schulter. Die habe ich mir als Kind gebrochen, und sie hat heute noch Einschränkungen. Wenn der Arm im Schlafsack ist und deswegen eher eng am Körper liegt, das mag meine Schulter nicht so. Da bin ich ja gespannt, wie das dieses Jahr wird, denn jetzt habe ich mir ja auch die linke Schulter gebrochen. Allerdings war dieser Bruch weniger schlimm, da bin ich optimistisch, dass ich keine Spätfolgen zurückbehalten werde. Ich berichte dann irgendwann nach September. Zurück zum Vierrojohka - immerhin stellte ich beim Drehen im Schlaf fest, dass es irgendwann aufhörte zu regnen.

                  Das Zelt war morgens trotzdem noch sehr nass. Abwischen half nur bedingt, heute wurde es recht nass eingepackt. Die Brücke über den Vierrojohka war schnell erreicht, eine überraschend kleine Holzbrücke. Sie sah aber ziemlich neu gebaut aus, es lag auch noch eine Menge Holz da.

                  Der Weg verlief recht nah am Fluss, immer mal wieder sah man geeignete Zeltplätze, der ein oder andere war offensichtlich auch schon als solcher genutzt worden. Der Pfad verlief interessanterweise unterhalb der Renvaktarstuga, obwohl ich mutmaße, dass es auch einen zur Stuga hin gibt. Wir fragten uns sowieso ab und zu, ob es wohl nicht auch einen Pfad weiter oben gibt. Aber unser Weg war prima, wenn auch zu Beginn ziemlich nass. Es muss in der Nacht viel geregnet haben. Am Zeltplatz konnten wir auch erkennen, dass der Vierrojohka heute morgen mehr Wasser hatte als gestern abend - für einen Gletscherfluss eher selten.


                  Blick zurück, vorne der Vierrojohka, hinten das Tal des Aliseatnu


                  Blick zurück ins Tal des Aliseatnu

                  Die Sonne kam heute oft raus, schön. Das Softshell blieb aber an, je höher wir stiegen, desto stärker und kälter wehte der Wind. Das Tal erinnerte mich ein bisschen ans Basstavagge. Wir gingen immer am Fluss entlang, unten gab es noch grüne Hänge, weiter oben wurde es immer steiniger. Der ein oder andere Nebenfluss war zu furten, wenn hier und heute auch immer in Wanderschuhen machbar. Bei einem musste man über große, flache Steine (Felsplatten waren es nicht gerade), da muss man besonders vorsichtig sein, rutschige Sache.


                  Vierrojohka, dieses kurze Stück am Ufer/Hang war ätzend, aber zum Glück untypisch


                  Vierrojohka


                  Vierrojohka

                  Teilweise läuft der Fluss durch eine Schlucht, dann entfernt sich der Weg ein bisschen. Aber trotzdem schön anzusehen. Mit Blick auf einen mächtigen Wasserfall machten wir die letzte Pause. Ab hier wurde es richtig steinig. Und dies sollte sich auch die nächsten 2 Tage nicht ändern. Schon bald sah man die Stuga, aber wie so oft verschwand sie wieder aus dem Blickfeld, bis wir fast davor standen.


                  Vierrojohka


                  Vierrojohka

                  Keine 300 m vom Ziel entfernt, erwischte ich dann im Steinfeld einen lockeren Stein und konnte mich nicht mehr abfangen. Ich fiel, zwar nur langsam, auf das linke Knie. Nix passiert, aber was für ein Scheiß! Das demotiviert, passiert aber natürlich am Schnellsten, wenn man müde ist. Egal, weiter ging's, und dann waren wir da. Juchu!

                  Wie ich vorab gelesen hatte, hat die Mårmastuga kein Fenster mehr, das ist doof. Holz ist auch keins mehr da. Wir wollten trotzdem in der Hütte übernachten, die Hütte ist sonst okay, halt eine typische 2-Bett-Nothütte. Erst mal fegen, Sachen ausräumen, Wasser holen. Danach wurde Tagebuch geschrieben. Holger baute das Zelt kurz an einer der wenigen Möglichkeiten auf, damit es im starken Wind trocknen kann. Genauso kamen die feuchten Klamotten mit Stein beschwert vor die Tür. Es gab in der Hütte einiges an Essen: Suppe, Chinanudeln, andere Nudeln, Couscous. Da wir aber ausreichend versorgt waren, ließen wir alles liegen für andere, die es vielleicht brauchen werden.


                  Mårmastugan von außen


                  Mårmastugan von innen (ohne Blitz, keiner dabei)

                  Nachtrag: Ich fragte übrigens nach dem Urlaub beim STF nach, ob sie Geld für die Übernachtung in Mårma haben wollen - nein, die Übernachtung hier war umsonst.

                  Kommentar


                  • woelfchen
                    Erfahren
                    • 20.03.2010
                    • 276
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                    #10
                    AW: [SE][NO] Südlich von Abisko

                    Die Bilder schüren das Fernweh! Es zerreist mir fast das Herz zu wissen, dass wir dieses Jahr nun höchstwahrscheinlich - hoffentlich doch nicht nach Norwegen und auch nicht nach Lappland reisen werden.

                    Bisher nur kurze Textpassagen gelesen - IHR HABT DEN PFAD DORT NICHT VERLOREN

                    Freue mich schon auf morgen früh. Beim Frühstück kann ich mir dann alle Zeit lassen und in aller Ruhe lesen und schauen. Das nenne ich Motivation zum Aufstehen.

                    Darfst natürlich gerne noch weiter schreiben bis dahin


                    Edit:
                    Das war ein fantastischer Einstieg in diesen Tag. Super Bericht, richtig gut geschrieben und wunderschöne Fotos. Uns geht es genau wie Dir/Euch. Das Gewicht und die Anstrengung merkt man nur in den ersten Tagen. Danach wird es besser. Bin immer überrascht, wie schnell sich dort Muskulatur und Kondition aufbaut. Am Ende einer Tour haben wir trotz gutem Essen, ohne Huner und Süßigkeiten meist 8-10 Kilo weniger auf der Waage. Leider hält das nicht lange an
                    Aber was anderes. Ich finde es ekelig, sein Geschäft unter einem Stein zu verstecken. Da wird mir selbst jetzt beim drüber nachdenken schlecht. Denke mal toll fandest Du es auch nicht, als Du den Stein angehoben hast. Wir haben für diesen Zweck ein kleines Schippchen dabei. Da wird zuerst eingestochen und die Vegetation als ganzes mit reichlich Erde drunter zur Seite gelegt und dann ein Loch gebuddelt. Da kann das Geschäft rein. Erde wieder drüber, und der Vegetationsdeckel wieder oben drauf. Etwas festgetreten und schon ist es für alle unsichtbar.

                    Bin gespannt wie es weiter geht.
                    Zuletzt geändert von woelfchen; 03.06.2013, 08:14.

                    Kommentar


                    • efbomber
                      Erfahren
                      • 23.08.2010
                      • 228
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                      #11
                      AW: [SE][NO] Südlich von Abisko

                      huhu dingsbums!

                      Erstmal -> absolut tolle Sache dein Bericht!
                      Der kommt wie gerufen, in zwei Wochen will ich zumindest bis hierher den gleichen Weg gehen. Ich hoffe du schreibst noch ordentlich weiter, so dass ich mehr Input für die Tour bekomme!

                      Wer weis, vielleicht gehts ja rein zufällig über den Mårmapass und durchs Kaskassavagge??

                      Und ferner -> Finde das sehr schön zu lesen, wenn die Menschen ihre persönlichen Empfindungen und Erlebnisse bei so einem Bericht kund tun anstatt nur stumpf den Streckenverlauf nieder zu schreiben. Das gibt dem Bericht Charakter und verleiht der Erstellerin / dem Ersteller mehr Authentizität
                      Und seien wir mal ehrlich, gelitten haben wir doch schon alle auf einer Tour! Gibt Tage da ist das unvermeidbar und im Nachhinein immer eine schöne Erinnerung.

                      Weiterhin -> Bitte bitte weiterschreiben! Du hast noch 13 Tage Zeit den Bericht zu vervollständigen (boah scheisse bin ich dreist )

                      Lieben Gruß
                      David

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                      • dingsbums
                        Fuchs
                        • 17.08.2008
                        • 1503
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                        #12
                        AW: [SE][NO] Südlich von Abisko

                        Zitat von woelfchen Beitrag anzeigen
                        Darfst natürlich gerne noch weiter schreiben bis dahin
                        Habe ich nicht geschafft, aber jetzt kommen zwei weitere Tage.

                        Zitat von woelfchen Beitrag anzeigen
                        Ich finde es ekelig, sein Geschäft unter einem Stein zu verstecken. ... Wir haben für diesen Zweck ein kleines Schippchen dabei. ...
                        Tja, darüber ist in diesem Forum schon einiges diskutiert worden. Ich stehe aber dazu, dass ich weiter ein Freund der Stein-Methode bleibe. Ich bin sogar etwas überrascht, dass es dir in Lappland anscheinend gelingt, überall die Vegetation problemlos zur Seite zu legen. Ich stelle mir das oft schwer oder als stärkeren Eingriff in die Natur vor.

                        Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                        Wer weis, vielleicht gehts ja rein zufällig über den Mårmapass und durchs Kaskassavagge??
                        Mit Mårmapass kann ich jetzt dienen, durchs Kaskasavagge sind wir aber nicht. Ich wünsche dir besseres Wetter auf dem Mårmapass, wir haben leider nichts gesehen. Dazu hätte ich vielleicht doch einen Tag schneller sein müssen. Aber hätte, müsste, wäre, egal. Wir hatten halt leider Regen, wir hatten dafür auch schon viele schöne Tage im Fjäll. Wenn ich so überlege, meine allererste Tour, gleich Glück mit Skierfe. Oder das erste Mal im Sarek, eine Woche Sonnenschein. Nein, ich will mich gar nicht beschweren.

                        12.09. Mårmapasset

                        Als wir heute morgen in Mårma wach wurden, hing noch alles in Wolken. Das hatten wir uns anders vorgestellt. So kamen wir auch nur langsam in die Gänge, um 11:00 waren wir abmarschbereit. Die Wolken hatten sich etwas gehoben, wenn die Sicht auch noch nicht wirklich gut war. Aber es gab viele Steinmännchen und so begannen wir den steinigen, aber gut zu gehenden Weg Richtung Pass. Dabei klarte es immer mehr auf, juchu!


                        Mårma am Morgen, Blick nach oben


                        Mårma am Morgen, andere Flussseite


                        Mårma am Morgen, andere Flussseite


                        Mårma am Morgen, Blick zurück

                        Als wir am Abfluss des Gletschers ankamen, gab es eine kleine Fotopause. Wir konnten weit zurück bis ins Tal gucken, fein. Auf dem weiteren Weg muss man laut Karte den Fluss kreuzen. Aber erstens kam der Fluss hauptsächlich aus dem Gletscher, und den sollte man eindeutig nicht kreuzen. Zweitens wurde der Fluss weiter oben eher ein 'Eiskanal', über den wollten wir jetzt auch nicht drüber. Und drittens blieben die Steinmännchen auf der linken Seite (in Marschrichtung), bis es keinen Fluss mehr gab.


                        Mårma, Gletscherende


                        Blick zurück


                        Mårma, Gletscherende

                        Allerdings sahen wir irgendwann keine Steinmännchen mehr, also gingen wir mal weiter. Tja, hier hätten wir besser aufpassen müssen. Im Nachhinein war ich wirklich doof, weil ich sogar in einem Bericht gelesen hatte, dass sich andere genauso 'verlaufen' hatten wie wir jetzt. Wir verpassten den Einstieg zum Pass, es war aber auch verlockend, in dieses Tal zu laufen ... Hätten wir mal früher einen Blick in die Karte oder auf das GPS geworfen. So wollten wir erst einmal aus der schlimmsten Steinwüste raus, bis ich dann sowieso eine Pause wollte. Da zeigte das GPS - wir waren Richtung Leavasbahta gelaufen.

                        Eine kleine Entschuldigung - der Blick nach rechts zeigte eindeutig - hier geht man NICHT hoch. Weil man schon etwas 'vorher' hoch musste. Wenn ich jetzt auf die Karte blicke, schätze ich, die Markierung geht wirklich östlich vom Fluss, bis dieser zu Ende ist. Dann muss man einige Meter Richtung Westen, um zum Einstieg in den Pass zu kommen. Und dann geht es nach Süden - und bergan. Wären dort keine Markierungen gewesen, hätte ich gesagt, da kann man nicht hoch. Ich hätte es nicht getestet.

                        Aber so machten wir noch ein Bild vom Gletscher und dann fing das Steigen an. Es war das letzte Bild für heute, das Wetter wurde schlechter, jetzt regnete es eher schon. Und sollte auch so bald nicht mehr aufhören. Ach, wie schön hatte ich mir das vorgestellt, als Belohnung für den Anstieg zum Mårmapass eine super Aussicht zu haben. Nein, wir hatten nur die Mühe, nicht den Lohn.


                        Mårmagletscher

                        Es war wie zu erwarten steil und steinig, dadurch sehr anstrengend, und ich war langsam. Allerdings war es nie Klettern, es war immer noch Wandern, das war okay. Nur an einer Stelle fingen die Steine unter mir an zu rutschen - da wird man aber GANZ vorsichtig. Einmal 'rumste' es auch unter uns, ich würde den Sound auf den Gletscher schieben, weiß es aber nicht. Der Berg nahm kein Ende, wir sahen nicht weiter als bis zur nächsten Markierung. Als wir an etwas fließendem Wasser vorbeikamen, musste erst mal Pause sein, Berg und Regen hin oder her. Danach war es nicht mehr ganz so steil, aber immer noch anstrengend. Von Steinmann zu Steinmann ging es, wie schon gesagt, weiter sahen wir sowieso nicht. Aber irgendwann waren wir oben, dort konnten wir im Nebel sogar einen großen Steinhaufen erkennen, der höchste Punkt.

                        Gut, dann auf der anderen Seite wieder runter. Die sollte nicht ganz so steil sein - das stimmte auch soweit. Allerdings war es um so steiniger. Hinzu kam, dass die Markierungen weniger wurden oder die Sicht noch schlechter oder beides. Wir mussten auf alle Fälle unseren eigenen Weg finden, in zwar wechselndem, aber immer steinigem Gelände. Es variierte nur die Größe der Steine. Das Problem bei der minimalen Sicht war, dass man nicht wirklich abschätzen konnte, wie das Gelände kurz später wird, wenn man sich für eine Richtung entscheidet. So waren die nächsten 15 m vielleicht ganz gut zu gehen, aber danach stand man in einem kaum zu überwindenden Blockfeld. Unterm Strich glaube ich aber, dass unser Weg gar nicht so schlecht war. Im Nachhinein habe ich noch einmal nach Fotos von der Gegend gesucht, hier sieht man zum Beispiel, dass es keine Alternative zu den knapp 2 km Blockfeld gibt. Wie gesagt, nur die Größe der Steine könnte optimiert werden.

                        Irgendwie schaffte ich es dann auch noch, mir auf dem Weg nach unten den Fuß einzuklemmen. Er rutschte halt irgendwie/wo dazwischen. Ich setze dann tatsächlich den Rucksack ab, und Holger 'wackelte' in die richtige Richtung am Stein, da kam der Fuß wieder frei. Also, große, mittlere, riesige Steine, man vergesse nicht - nasse Steine, das war anstrengend und kostete Zeit. Immerhin regnete es kaum noch. Aber immer wieder brauchte ich zwischendurch kurze Pausen. Und während einer solchen - wie ein Wunder - lichtete sich der Nebel etwas und wir konnten uns endlich ordentlich orientieren. Dank GPS waren wir 'richtig', war ja kein Problem, aber jetzt konnte man doch abschätzen, was uns noch erwartet. Und es wurde klar - noch bis zum Fluss, mehr ist heute nicht mehr drin. Den Fluss sahen wir schon vor uns, nur einen Zeltplatz würden wir noch finden müssen.

                        Gut, der Fluss verschwand wieder im Nebel, aber egal, los ging es zum Endspurt. Über die Steine im Schneckentempo, aber irgendwann waren wir kurz vor dem Fluss. Es war mittlerweile 19:20, höchste Zeit, einen Zeltplatz zu finden. Die Wiese war ein einziger Sumpf, keine Chance. Am anderen Ufer schien es etwas weiter oben eine grüne Stelle zu geben, aber kann man dort auch zelten? Das war von dieser Seite schwer zu sagen. Jetzt noch furten, um dann evtl. wieder zurück zu müssen? Auch keine gute Idee. Wir konnten uns auch schlecht trennen, um unabhängig nach einer guten Stelle zu suchen, wir hätten uns im Nebel schnell verlieren können.

                        Deswegen entschieden wir uns für einen Platz zwischen Steinfeld und Sumpfwiese. Der Boden war schon recht feucht, weich und nachgiebig, aber es ging. Bei starkem Wind wäre es vielleicht ungeschickt gewesen, aber von dem wurden wir heute verschont. Es regnete in der Nacht wieder, aber die Heringe hielten. Und so beschissen der Zeltplatz eigentlich war - ich habe selten besser gelegen. Der weiche Boden gab unter uns nach, jeder lag in seiner Kuhle. Als wir am nächsten Tag das Zelt abbauten, dachte ich, da bekommt das Wort 'Ar...loch' doch eine ganz neue Bedeutung. Leider haben wir vergessen, ein Bild zu machen. Große Kuhle - Claudia, kleinere Kuhle daneben - Holger.


                        Zeltplatz, am nächsten Morgen

                        Mit 1300 m war das unser höchster Zeltplatz in Lappland, denke ich. Als das Zelt stand, kochte Holger sofort, danach haben wir gleich geschlafen. Und zwar gut - weich und müde.

                        13.09. Zelten in Vistas

                        Auch heute wurde es 11:00, bis wir starteten. Es regnete zwar nicht mehr, aber das Zelt war noch sehr nass, in diesem Gelände hatten wir auch viel Kondens. Außerdem war das Groundsheet voller Dreck von unten. Der Fluss war kein Problem, und ja, man hätte auf der anderen Seite zelten können. Aber - wir hatten ja nichts anderes mehr getan außer zu schlafen, und dafür hatten wir hier ja prima gelegen.

                        Es ging kurz den Hügel hoch, um dann runter zum Vassajavri abzusteigen. Wir stießen auf das alte Problem: kaum Sicht, kaum Steinmännchen, viele Steine. Zum Glück lockerte es auch hier zwischendurch immer mal wieder auf, so dass wir uns auch ohne GPS orientieren konnten. Man furtet zwischen den beiden Seen, wobei der untere See eher eine kleine Pfütze ist. Der Ablauf des Sees war flach genug, um in Wanderschuhen durch zu kommen. Dafür allerdings recht breit.


                        Vassajavri


                        Vassajavri, die Watstelle ist gut zu erkennen

                        Auf der anderen Seite mussten wir dann wieder etwas den Hang hoch, rum um den Berg, und dann drüben wieder runter. Hier gab es am Anfang zum Glück wieder viele Steinmännchen, denn wir sahen mal wieder - nichts. Auf dem Weg bergab lichtete sich der Nebel dann wieder ab und zu - als Ausgleich wurden die Markierungen wieder weniger. Egal, die grobe Richtung war ja klar. Manchmal gab es sogar einen Blick auf den See unter uns oder sogar weiter Richtung Visttasvaggi. Aber zu glauben, man könnte am Ende des Sees ein schönes Foto zurück machen, war naiv, denn - wir sahen wieder mal nichts.


                        Erster Blick ins Visttasvaggi, der Vassaloamijavri rechts noch zu erahnen

                        Allerdings fanden wir nach einer Pause oberhalb des Sees nicht nur schnell ein neues Steinmännchen, sondern damit verbunden auch einen Weg. Einen Weg ohne Steine, den man einfach so gehen konnte. Wahnsinn! Seit zwei Tagen zum ersten Mal wieder raus aus den Steinen, da ging ich auch endlich ein vernünftiges Stück, ohne gleich wieder eine Pause zu brauchen.

                        Und so führte uns der Weg am See vorbei 'raus' mit Blick aufs Visttasvaggi - zumindest theoretisch. So hatte ich mir das bei der Planung vorgestellt. Aber nein, erst mal wieder keine Sicht. Um so schöner, als es dann doch aufriss, und wir hatten wenigstens einen Blick ins untere Stuor Reaiddavaggi. Es war nicht die Superaussicht wie erhofft, mit Nallo und Co, aber man lernt ja, sich über kleine Dinge zu freuen. Und das Visttasvaggi ist toll, es hat mich ganz sicher auch nicht zum letzten Mal gesehen.

                        Lustig war auch folgendes Szenario. Wir kommen also am See entlang raus, blicken auf den Hang und ich meine: "Das wird wohl ein feuchter Hang." Da meinte Holger nur: "Und?" Und dann fing er an: Seit Tagen laufen wir nur durch Matsch und Pfützen, Hose nass, Schuhe nass, Strümpfe nass, was bitte sollte uns an einem feuchten Hang stören! Recht hatte er.


                        Visttasvaggi, der feuchte Hang

                        Ein Stück weiter unten, ungefähr bei den drei Flüssen, gab es nochmal Pause. Dann kam der Endspurt, für 1,5 km Luftlinie zog es sich aber ganz schön. Der Weg verläuft viel länger als auf der Karte weiter oben (was bei dem Gelände wohl auch gut ist), dann erst etwas runter, oberhalb an Vistas 'vorbei', dann irgendwann runter und unten ein gutes Stück zurück. Vor dem Endspurt mussten wir noch durch einen Fluss, der auf den ersten Blick heftig aussah. Nicht breit, aber stark sprudelndes Wasser. Wir hatten aber so gar keine Lust auf Schuhe wechseln. Nach etwas gucken entschieden wir uns, es an der Stelle des Wanderwegs zu probieren. Und offensichtlich führte der mit gutem Grund zu dieser Stelle. Unter dem sprudelnden Wasser gab es gute Steine, wir kamen in Wanderschuhen durch den Fluss.


                        Vistas liegt schon unter uns, der Weg führt erst einmal zu dieser freien Kuppe, die man halb rechts sieht.


                        Visttasvaggi

                        Durch diesen Bogen war es schon nach 18:00, als wir an der Hütte ankamen. Von oben sahen wir Rauch, okay, wir würden nicht alleine sein. An der Stuga angekommen, sahen wir draußen Ripor hängen - es sind also Jäger da. Das ließ kurz hoffen, dass diese in einem anderen Teil der Hütte sind - was sie auch waren. Als wir allerdings die Tür zum Sicherheitsraum aufmachen, war auch dieser voll. In dieser Hütte ist kein Platz für uns. So suchten wir uns einen Zeltplatz. Allerdings nicht auf der anderen Seite der Brücke, wo wohl der offizielle Zeltplatz ist, denn hinter der Brücke war alles voller Matsch. Wir bauten hinter dem Holzschuppen auf, könnte sonst der Helikopter-Landeplatz sein.

                        Denn wir verbrachten den Abend schon in der Hütte, das Zelt war heute nur zum Schlafen da. Erst mal waschen, dann ging es in die Hütte. Dort 'wohnten' 3 Schweden, die schon seit über 30 Jahren zusammen wandern, und ein Kanadier. Wir waren eine sehr nette Runde, hockten und quatschten, kochten (es gab sogar noch Gas in der Hütte), und irgendwann gingen Holger und ich dann ins Zelt zum Schlafen. Die nassen Sachen ließen wir in der Hütte zum Trocknen, einschließlich der Socken, ich hoffe, sie haben nicht zu sehr gestunken.

                        An zwei Geschichten der Schweden erinnere ich mich noch sehr gut. Auf einer Tour kamen sie wohl an einen Fluss, der so einfach nicht zu überwinden war. Auf ihrer Seite lag zwar glücklicherweise ein Boot, aber das mussten sie natürlich auch genau dort wieder zurücklassen. Es gab nur eine Lösung. Sie ruderten mit dem Boot auf die andere Seite, dort machte sich einer nackig, ruderte zurück und schwamm dann wieder zu den anderen. Sie nannten diese Tour dann auch "Naked Man In The Boat - Tour".

                        Die zweite Geschichte war über eine Wintertour, wo der letzte mit vollem, schwerem Rucksack den Berg runter musste, die anderen stehen schon unten und gucken. Schnee und Eis wechseln sich ab, es kommt, wie es kommen muss, er fällt und - sein Rucksack "explodiert", alles liegt um ihn verteilt. Er schilderte das genau so, wie man es sich in einem Comic vorstellt. Und dann ganz trocken der Kommentar: "Das schlimmste war nicht der Schmerz in der Schulter, oder dass meine Sachen um mich verteilt waren - nein, das war die "Blöße", die man sich gegeben hat, und die anderen, die sich kaputtlachen."
                        Zuletzt geändert von dingsbums; 04.06.2013, 12:18. Grund: Kleine Ergänzung

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                        • efbomber
                          Erfahren
                          • 23.08.2010
                          • 228
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                          #13
                          AW: [SE][NO] Südlich von Abisko

                          Die Herbstfarben sind wunderschön!
                          Schade, dass das Wetter nicht mitgespielt hat. Ihr seid ja nicht die einzigen aus dem Forum, die in einer Wolken - Nebelsuppe über den Pass mussten. Danke für den Gutwetterwunsch! Wenn es mitspielt, dann widme ich dir ein Exklusivfoto!!

                          Und natürlich hast du Recht. Gibt kein hätte, wäre, wenn und aber auf der Tour. Man nimmt es, wie es kommt, denn ärgern bringt einen schließlich keinen Meter weiter (auch wenn lautes Fluchen in meinen Augen dem Frustabbau sehr fördernd entgegen kommt ). Wer kann schon das Wetter beeinflussen.... Isso!

                          Gruß
                          David

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                          • woelfchen
                            Erfahren
                            • 20.03.2010
                            • 276
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                            #14
                            AW: [SE][NO] Südlich von Abisko

                            Ohja, das Visttasvagge ist wunderschön - egal ob es wie bei Euch wolkenverhangen oder bei uns mit blauem Himmel oder höheren Wolken ist. War letztes Jahr zwei Mal dort.

                            Schade, dass Ihr den Ausblick vom Pass nicht genießen konntet.

                            Magst du auch diese Witterungsverhältnisse, wo die Wolken geradezu über den Berggipfel "kriechen" und dann "runterrutschen". Hast Du ja im Visttasvagge auch erlebt.


                            Zum Schippe-Loch-Stein-Thema (aber nur kurz und abschließend - denn es soll kein Zweitthema in dem wundervollen Tourbericht werden): Nein, noch nie Probleme gehabt, ein kleines Loch buddeln zu können. Unter Umständen muss man halt etwas schauen. Aber mit der Zeit bekommt man einen Blick dafür. Ich bezweifle auf diese Art die Vegetation stark zu beschädigen.
                            Hoffentlich haben wir bei unserer Pause im Herbst 2012 zwischen Unna Allakas und Alesjaure nicht einen Deiner Steine gefunden, den wir eigentlich als zusätzlichen Windschutz für den Trangia benutzen wollten ...

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                            • dingsbums
                              Fuchs
                              • 17.08.2008
                              • 1503
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                              #15
                              AW: [SE][NO] Südlich von Abisko

                              14.09. Nallo

                              Diese Nacht habe ich mich wieder mehr gedreht, gegen 8:00 standen wir dann auf und gingen wieder in die Hütte. Noch lagen alle in den Betten, versicherten uns aber, wir hätten sie nicht geweckt. Das Müsli wollte heute gar nicht rutschen, ich habe auch keine Blaubeeren mehr! Der Kanadier ist ziemlich früh weg, die Schweden bleiben für einen Tag in Vistas. Kann ich gut verstehen, es liegt toll. Das Zelt war recht nass, es hatte die Nacht natürlich geregnet und noch nicht aufgehört. Wir hingen zum ersten Mal das Innenzelt aus, damit es trockener bleibt. Hm, wenn ich jetzt darüber nachdenke - nur, um gar nicht mehr im Zelt zu übernachten. Aber das war zu diesem Zeitpunkt ja nicht klar.


                              Vistas am Morgen, Blick Richtung Nallo


                              Vistas, man beachte die Beute der Jäger

                              Um 11:00 waren wir fertig, die Jäger waren kurz vorher mit Hund und Gewehren losmarschiert. Das Wetter wurde besser, der Regen ließ nach. Der Weg war überraschend gut zu gehen, es gab nur kurze gebüschig-steinige Stellen dazwischen. Aber es war natürlich immer noch alles nass. Ansonsten gibt es gar nicht so viel zu erzählen. Die Sicht auf Nallo unterwegs war klasse, außerdem der kleine Gletscher gegenüber.


                              Blick zurück ins Visttasvaggi, Nordwest


                              Blick zurück ins Visttasvaggi, Ost


                              Stuor Reaiddavaggi


                              Stuor Reaiddavaggi mit Nallo


                              Nallo

                              In der ersten Pause pflückte ich Blaubeeren, Nachschub! Die zweite Pause gab es nach bzw. in dem Fluss, der aus dem Nallojaure kommt. Dieser hatte viele Arme, die so alle nicht tief waren. Die dritte Pause fiel aus, weil es erstens wieder 'regnete' und ich zweitens fit genug war, das letzte Stück bis Nallo durchzulaufen. Yes!


                              Stuor Reaiddavaggi, Furt und Pause, Blick zurück


                              Stuor Reaiddavaggi, Furt und Pause, Nallo und Gletscher gegenüber


                              Stuor Reaiddavaggi, nette Markierung (um ein ungemütliches Blockfeldchen zu umgehen)

                              Zwischendurch flogen zwei Hubschrauber durch das Tal, zwei auf einmal sieht man seltener. Sie waren schwarz, abends in der Hütte wurde uns erzählt, das wäre das schwedische Militär. Hm, ein halbes Jahr später sollte ich die leider näher kennenlernen. Waren aber sehr nett, die Jungs, die mich letzten Winter gerettet haben!

                              Am Schluss der Etappe mussten wir noch durch den Fluss neben der Hütte, aber auch hier war schnell eine gute Stelle gefunden. Nallo liegt auf einem Minihügel, viel Wasser rundherum und ein grandioses Panorama. Viele Berge, Wasserfall, einfach toll. Auch diese Hütte hat mich nicht zum letzten Mal gesehen.

                              Mit uns sind noch 4 Leute hier, im 'Notraum'. Dies ist in Nallo die halbe Hütte, also 10 Betten und viel Platz. Sogar die Gasflaschen sind noch angeschlossen, man muss das Gas nur auf- und bitte wieder abdrehen. Die anderen Gäste sind ein australisches Paar, das aber in London lebt, ein Schwede, der in Tschechien geboren ist, und ein Däne, der viel im Fjäll ist. Während das Paar jünger ist als wir, sind die anderen beiden so um die 60. Bei Ankunft hielten wir erst mal einen Schwatz mit den Australiern, am Abend haben wir uns viel mit dem Dänen unterhalten. Er meinte, in Mårma sei entweder supergutes Wetter oder furchtbares Wetter, dazwischen gibt es nicht. Aber das sei schon ein spezieller Ort, da seien noch nicht soo viele Menschen gewesen. Na, dann sind wir stolz, dass wir immerhin schon mal da waren, auch wenn wir nichts gesehen haben.

                              Im Laufe des Abends kam er immer mal wieder kurz auf das Thema zurück, so als könnte er es immer noch kaum fassen, dass ich dicke Frau da wirklich rüber bin. So sagte er es natürlich nicht, sondern meinte, das würde ihm echt imponieren. Und selbst wenn er dabei übertrieben hat, mir hat es natürlich gut getan, dass er das immer mal wieder betont hat. :-) Er meinte, er hätte in Vistas schon viele spät von Mårma ankommen sehen. Einmal hätten Freunde, die schon lange zusammen wandern, sofort nach dieser Etappe ihre gemeinsame Tour beendet. Schön, dass Holger und ich immer noch ein Paar sind.

                              Außerdem erzählte er uns, dass er einmal Günter Grass angeschnauzt hat, weil der in Dänemark (wo er ein Haus hat) im Vogelschutzgebiet mit seinem Hund ohne Leine unterwegs war. Literaturnobelpreis hin oder her.

                              Gegen 22:00 verzog sich dann aber einer nach dem anderen ins Bett. Ich hatte ja ein bisschen Sorge, dass meine Socken doch sehr stinken, irgendwann versagt auch Merino. Lustigerweise hatte Geoff, der Australier, genau die gleichen Sorgen. Das hat uns dann beide beruhigt. Aber egal wessen Socken es waren, der Geruch neben dem Trockengestell war 'interessant'. Zum Glück war das weit genug weg von Tisch und Betten.

                              15.09. Sälka

                              Wie immer sind wir gegen 7:00 aufgewacht. Ich habe doch besser geschlafen als im Zelt. Ich glaube, weil ich beim Drehen im Bett weniger wach werde als auf der Matte. Der Däne war gerade los, wir konnten ihn noch über den Hügel entschwinden sehen. Er wollte sich um 15:30 in Singi mit einem Freund treffen. Der tschechische Schwede ist als nächstes los. Er hatte ein bisschen 'Bammel' vor seiner Etappe nach Tjäktja, aber ich denke, das hat er gut geschafft. Er war auch nicht zum ersten Mal im Fjäll. Karen und Geoff ließen einen Teil ihrer Sachen in Nallo und machten sich auf den Weg nach Unna Räita, aber schon mit der Option, dort auch zu übernachten, bevor sie zurückkommen. Tja, das hatten wir gestrichen für dieses Jahr (war vorher eine Option gewesen, falls es passt). Ich muss erst Gewicht verlieren, dann darf ich wieder auf so Ideen kommen. (Die ersten 20 kg sind weg, die Ideen verschiebe ich aber noch auf nächstes Jahr. Dieses Jahr gibt es eine gemütliche Tour.)


                              Morgens in Nallo, Weg nach Tjäktja


                              Morgens in Nallo, Weg nach Vistas


                              Morgens in Nallo, Weg nach Sälka


                              ... und Tübingen ist ungefähr die gleiche Richtung

                              Wir sind kurz nach Geoff und Karen, vor allen Dingen mal vor 11:00 los. Die Luft wurde zwar zwischendurch immer mal wieder feucht, aber im Großen und Ganzen blieb es trocken. Wir wanderten sogar (zum ersten Mal seit dem ersten halben Tag) ohne Regenhose. Der Weg war prima, immer mal wieder ein bisschen steinig, aber meist kleine und/oder flache Steine, also gut zu gehen.


                              Nallo, Blick zurück nach den ersten Metern

                              Erst mussten wir ca. 100 Höhenmeter rauf, der Blick zurück war klasse. Irgendwann verschwand Nallo dann aus der Sicht, bald war der See erreicht. Etwas unterhalb des Ausflusses wurde der Fluss gefurtet, dann gab es eine erste Pause. Danach ging es lange flach am See entlang, später weiter durch das steinige Tal. Sogar die Sonne kam zwischendurch mal raus. Die Kuppen der Berge lagen allerdings immer noch in Wolken, und hinter uns, bei Nallo, schienen sie sich zu sammeln. Trotzdem war der Blick zurück ins Tal gewaltig, bei schönem Wetter muss der noch besser sein.


                              Stuor Reaiddavaggi, Nallo, Blick zurück


                              Stuor Reaiddavaggi, Reaiddajavri


                              Stuor Reaiddavaggi, Blick zurück


                              Stuor Reaiddavaggi, Blick zurück


                              Stuor Reaiddavaggi, Blick Richtung Sälka

                              Es gab eine zweite Pause, danach wurde schon der Endspurt ausgerufen. Als allerdings das Tjäktjavagge und Sälka auftauchten, war der Blick so klasse, da musste einfach noch eine Pause her. Das grüne Tal, die Hütten, das Sälka-Massiv mit seinem Gletscher, Sonne bei uns - hinhocken und genießen. Zumal es unten zwischendurch schon regnete, wie wir beobachten konnten. Die letzten 2 km waren dann wirklich ein Genuss. Und da ich Sälka so mag, kommen jetzt auch einige Fotos. :-)


                              Sälka


                              Tjäktjavagge


                              Sälka


                              Rentiere, ein Foto pro Tourbericht muss schon dabei sein


                              Sälka


                              Sälka

                              Wir wurden von den beiden Hüttenwarten freundlich willkommen geheißen, der Shop allerdings war ein kleiner Schock. Fast leer, kein Knäckebrot, und wird es genug Essen für die weitere Tour geben? Wir kauften erst mal für ein Hüttenabendessen. Es gibt Würstchen, Potatismos ist aber aus. Dann halt Bohnen in Tomatensoße dazu. Dosengemüse? Es gibt nur noch Pilze, okay, dann auch die. Wir haben die große Hütte für uns alleine, viel ist in den letzten Tagen nicht mehr los. Holger hat Feuer gemacht, ich das Zelt im Trockenraum aufgehangen. Dann faul in der Hütte gehockt und in Ermangelung von Knäckebrot den Tubenkäse halt einfach so genascht. Aus dem Fenster geguckt und die Leute im Zelt unten beobachtet. Wir fragten uns, warum er in der kleinen Apsis hockt und kocht, wenn man doch ein Kaitum 3 GT hat. Hm, haben wir das später gefragt? Falls ja, habe ich die Anwort vergessen.

                              Schnell war es 19:00 und Zeit für - die Sauna! Vor dem Nutzen der Sauna haben wir uns erst mal gewaschen, mit dem Saunaofen wird auch ein Wasserkessel geheizt. So kann man sich mit dem heißen und kalten Wasser seine Lieblingstemperatur mischen und mit Wasser übergießen. Welch ein Genuss! Als wir mit Waschen fertig waren, kam auch das Paar aus dem Zelt in die Sauna. Die beiden sind auch Deutsche und ja - auch hier im Forum. Außerdem kamen noch die beiden Hüttenwarte zum Saunieren, so hatten wir die ganze Zeit gute Unterhaltung. Ich habe sogar einen Großteil des Gesprächs auf Schwedisch geführt. Geht doch, sollte ich viel öfter tun.

                              Wir machten 3 Saunagänge, danach immer brav in den kalten Fluss. Danach gab es Abendessen, den weiten Weg zum Klo, Bewunderung des Mondaufgangs. Später als sonst, gegen 23:00 gingen wir dann ins Bett. Der nächste Tag würde ein Ruhetag sein.
                              Zuletzt geändert von dingsbums; 05.06.2013, 00:17. Grund: Kleine Ergänzungen

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                              • woelfchen
                                Erfahren
                                • 20.03.2010
                                • 276
                                • Privat

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                                #16
                                AW: [SE][NO] Südlich von Abisko

                                Die Markierung hatten wir nicht mehr und sind übers Geröllfeld marschiert. So schlimm war es aber nicht.

                                Ich finde es interessant, wie unterschiedlich man über einzelne Orte/Stellen dort denkt. Und das obwohl wir beide die Landschaft, Natur und Menschen dort mögen.

                                Wir hatten uns letztes Jahr Anfang September in Sälka nicht wohl gefühlt. Die Lage ist zwar schön und die Aussicht konnten wir unter ähnlichen Witterungsverhältnissen genießen. Aber es war dort einfach voll, laut und die Hütte in der wir wegen Regen die Mittagspause gemacht haben schmuddelig. Es war allerdings noch Saison und die Hütten waren geöffnet. Naja, vielleicht waren wir dort einfach zum falschen Zeitpunkt, jedenfalls haben wir Sälka dann fluchtartig verlassen ... Aber Singi war noch schlimmer ... vor allem der Hüttenwart dort. Irgendwie hat man sich einfach nicht willkommen gefühlt. Insgesamt empfanden wir den Kungsleden um die Zeit noch viel zu überlaufen. Es war eher ein "never-do-it-again" - auch wenn es ganz nett war, täglich immer wieder an den gleichen Leuten vorbeizulaufen (oder die an uns), kurz zu schwätzen und sich dann Abends in den Hütten wieder zu treffen.

                                Ich bin schon riesig gespannt wie es weiter geht. Hoffentlich bald.

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                                • dingsbums
                                  Fuchs
                                  • 17.08.2008
                                  • 1503
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                                  #17
                                  AW: [SE][NO] Südlich von Abisko

                                  Zitat von woelfchen Beitrag anzeigen
                                  Ich finde es interessant, wie unterschiedlich man über einzelne Orte/Stellen dort denkt.
                                  Ja, ich denke auch, dass das sehr dadurch geprägt wird, wie die Umstände sind. Wetter, Menschenanzahl, Freundlichkeit, ... Sälka hat natürlich schon mal den Bonus der Sauna. Warmes Wasser und Waschen nach vielen Tagen ist einfach großartig. Und wir waren erst einmal nicht ganz kurz vor Saisonende da. Damals haben wir gezeltet, das passte dann auch.

                                  Singi habe ich aber auch nicht in bester Erinnerung. Das erste Mal war es komplett überfüllt. Das zweite Mal haben wir gezeltet und die Hütten gemieden. Allerdings hatte ich einen sehr netten Schwatz mit einem Mann aus Gällivare. Der ist mir nach 10 Jahren noch in Erinnerung. Der Mann lief dann auch parallel mit uns bis Vakkotavare.

                                  So, weiter geht es, oder auch erst mal nicht.

                                  16.09. Ruhetag in Sälka

                                  Wie gewohnt wache ich um 7:00 auf. Wir haben in der Nacht Besuch bekommen, dem Mädel im Zelt ist es in der Nacht zu kalt geworden. Ich habe mich dann kurz mit ihr unterhalten, sie war leicht verunsichert über die weitere Wanderung. Ihr Knie tat weh, ihr wurde nachts kalt. Ich habe ihr aber versichert, dass das abends bestimmt schon wieder besser aussieht. Habe mich an einen ähnlichen Tag erinnert und ihr davon erzählt. 2. Wanderung, 2. Tag (mein 'berühmter zweiter Tag'): Ich bin froh, dass es das Boot nach Alesjaure gibt, sonst hätten wir wohl irgendwo vorher das Zelt aufschlagen müssen. Am 3. Tag morgens beim Frühstück bin ich total unsicher, ob die Wanderung dieses Jahr das richtige für mich ist. Holger will mir helfen, schlägt vor, dass wir einfach einen Tag in Alesjaure bleiben und ich mich erhole. Nein! Dann hätte ich den ganzen Tag gegrübelt, wir wandern weiter. Und abends war alles wieder gut!

                                  Später sah ich die beiden zufällig aus ihrem Zelt kommen, und es gab erst einmal eine fette Umarmung. Genau das richtige für die Motivation, dachte ich mir. Habe später erfahren, dass der Weg hoch zum Tjäktjapass bei starkem, kalten Wind nicht ohne war, die beiden dann einfach oben in der Schutzhütte übernachteten, und am nächsten Tag war alles gut. Sie liefen dann sogar noch bis hinter Alesjaure. Außerdem wurde das Wetter einfach toll, ein schöner Abschluss für ihre (und auch unsere) Tour.

                                  Holger hatte schon Feuer gemacht in der 'Küche', ich trinke erst mal gemütlich einen Kaffee. Noch vor dem Frühstück gehen wir einkaufen, schließlich haben wir unseren Frühstückskäse gestern nachmittag schon so halb gegessen. Außerdem kaufen wir dann gleich alles andere, was wir sonst noch brauchen für die weitere Tour. Im Leftover Food gab es noch Tomatensoße, Nudeln und (ich dachte) Mehl, das hatten wir gleich mal einkassiert. Vor allen Dingen die Soße war toll, denn Nudeln oder Reis trocken sind nicht so der Bringer. Der Shop hatte aber nur einmal Soße und keine Suppe im Angebot. Zum Glück hatten auch wir noch ein oder zwei Suppen, die wir zur Soße umfunktionieren konnten. Weitere Nudeln gab es im Shop. Damit war, zusammen mit den Restbeständen, das Abendessen schon mal gesichert. Auch Zwischenmahlzeiten hatten wir noch überraschend viele, die wurden mit etwas Schokolade ergänzt, passt. Statt Müsli konnten wir noch Haferflocken und Studentenfutter erstehen, Milchpulver gab es zum Glück noch. Na bitte, hatten wir doch noch alles, was wir brauchen.

                                  Nur das Knäckebrot heute morgen, das vermisste ich doch sehr. Und so dachte ich mir, versuche ich, mit dem gefundenen Mehl Fladen zu machen. Tja, hätte ich mal besser hingeguckt. Das vermeintliche Mehl entpuppte sich als Gries. Am Ende wurden es Griesküchlein mit Kalles und Tubenkäse, die es zum Frühstück gab. Sogar ziemlich lecker, da hatte ich ja aus dem Leftover einen guten Brotersatz gezaubert.

                                  Das Wetter wurde trocken, die Wolken hingen aber weiter tief. Außerdem wurde es kalt und windig. Wir hockten meist gemütlich in unserer warmen Hütte. Ich wusch Unterwäsche und meine Wanderhose durch, Holger kümmerte sich ums Holz. Dann machte ich meinen Blaubeerspaziergang, ca. eine Stunde im Bogen durch die Wiesen und Bäche rund um Sälka. Die Ausbeute an Blaubeeren war eher gering, aber wenn ich sparsam bin, dann reicht es für zweimal Müsli.

                                  Ruhetag ist immer Essenstag, wir haben mehr Hunger als an den Wandertagen. So gab es auch warmes Mittagessen, was der Shop halt noch hatte. In diesem Fall Fiskbullar mit Reis. Nachmittags eine lustige Begegnung. Wir sitzen in der Hütte, kommt ein Japaner rein. Das lustige daran war, dass Holger am Tag vorher meinte: Jetzt haben wir einen Kanadier und Australier getroffen, als nächstes hätte ich gerne einen Japaner. Und da ist er! Auch unten auf dem Zeltplatz gibt es neue Gäste, vier junge Burschen in einfachen Zelten. Später in der Sauna stellen wir fest, es sind Finnen.

                                  Außerdem 'MacGyverte' Holger meine Regenhose. Die war mittlerweile, durch die Strapazen der letzten Woche, ziemlich kaputt. Holger klebte alle Stellen erst mit Duck Tape und, als das alle war, mit Leukoplast aus dem Shop. Wir waren gespannt, wie lange das wohl hält. Heute, anderthalb Jahre später, weiß ich es immer noch nicht, da seitdem nicht mehr genutzt. Ich plane aber, sie noch mindestens einmal anzuziehen. Deswegen liegt sie immer noch hier zuhause rum und wartet auf ihren letzten Einsatz.


                                  Regenhose, zuhause fotografiert

                                  Es gab dann nochmal 'Action' bei der Hütte. Ein Hubschrauber kommt an und landet mitten zwischen den Hütten. Heraus kommen Mann und Frau und Kind und Kegel - äh, Hund und viel Werkzeug. Jemand vom STF soll die Reste des Klohäuschens entfernen. Holger hat sich geweigert, das zu fotografieren. Er meinte, er will keine Scheiße fotografieren. Das wäre in diesem Falle wörtlich zu nehmen. Das alte Klohäuschen wurde abgefackelt, hier habe ich ein Bild davon gefunden. Ob es Absicht war, dass die vier Scheißhaufen stehen bleiben oder sie einfach nicht gebrannt haben - keine Ahnung. Bei unserem kalten Wetter hat es immerhin kein bisschen gerochen. Ob das im Sommer wohl anders war?


                                  Sälka, ganz links das neue Klo, ziemlich weit weg. Die Reste des alten Klos sind gut zu erkennen.

                                  Bevor der Hubschrauber wegflog, machte er noch einen Minirundflug mit den Hüttenwarten. Das hat mich für die beiden gefreut. Wir hatten uns am Abend vorher in der Sauna noch darüber unterhalten, dass der BLT seinen Hüttenwarten für An- oder Abreise zur/von der Hütte einen Flug spendiert. Beim STF muss man laufen. Abends nochmal Sauna, dann Abendessen und Bett.

                                  17.09. Tjäktja


                                  Sälka am Morgen

                                  Wie gewohnt war es nach 11:00, bis wir loskamen. Der Weg lief sich erst ganz gut, bis ein Steinfeld kam. An das konnte ich mich erst gar nicht mehr erinnern, und ich dachte: 'Hoffentlich hat das Mädel mich nicht verflucht, wo ich ihr doch zur Aufmunterung (mit bestem Gewissen) sagte, dass der Weg ab jetzt nicht mehr so steinig ist.' Aber als wir dann zur "Alex' Mama - Brücke" kamen, fiel es mir wieder ein. Die Brücke nannten wir so, weil die Mutter von unserer Freundin Alex sich beim Sturz von dieser Brücke den Arm gebrochen hat. Wir waren das letzte Mal schon fasziniert, dass sie mit ihrem gebrochenen Arm noch weiter über diese Steine bis Sälka gelaufen ist. Muss wohl der Schock gewesen sein.

                                  An der Brücke gab es die erste kleine Pause, ca. 2 km vor dem Pass nochmal eine. Kurz vorher kamen uns zwei Jungs entgegen, aber außer einem 'Hej' wollten sie anscheinend nicht mit uns reden. Holger meinte, nach der Ausrüstung waren das Deutsche. Ja, konnten wir oben in der Hütte nachlesen, sie waren aus Mannheim. Der Weg zum Pass ging sich gut, wie in der Erinnerung. Falsch in der Erinnerung war nur, dass wir dachten, nach dem steilsten Stück sind wir schon oben. Nein, danach mussten wir noch ein Stückchen weiter. Doof ist, wenn der Kopf sich aber schon darauf eingestellt hatte, dann 'angekommen' zu sein. Unterwegs sammelte ich noch eine Trinkflasche ein, die ich dann in der Schutzhütte stehen ließ. Vielleicht kann sie ja jemand gebrauchen.


                                  Tjäktjavagge, Blick zurück


                                  Tjäktjapass

                                  Die vier Finnen kamen ungefähr gleichzeitig mit uns oben auf dem Tjäktjapass an, sie hatten auf dem letzten Stück (welch Überraschung) zu uns aufgeschlossen. Zuerst wollten die Jungs rein in die Schutzhütte, überlegten es sich dann aber doch anders und rasteten draußen. Das Wetter war ganz okay, nur der Wind wehte zwischendurch immer mal wieder stark (und brachte ein paar Tropfen mit). Wir entschieden uns für eine kurze Pause in der Hütte. Wir sahen auch einen Eintrag von "Bitzi und Mitzi" aus Hamburg, das musste unser Paar sein. Als Ziel hatten sie Alesjaure angegeben, deswegen schloss ich schon damals, dass es den beiden ja ganz gut gehen muss. Aus dem Hüttenbuch ging zwar nicht hervor, ob sie das evtl. sogar noch am gleichen Tag wollten (hielt ich aber für unwahrscheinlich) oder doch in der (ziemlich ordentlichen,) mit Holz ausgestatteten Schutzhütte übernachten wollten. Aber egal wie, es ging ihr besser, schön.


                                  Tjäktjavagge, Blick zurück, kurz unterhalb des Passes

                                  Wir zogen dann weiter, während die Finnen vor der Hütte saßen und kochten. Wir sind auf zum Endspurt nach Tjäktja, waren gegen 18:00 da, aber leider kein Hüttenwart. Es war die letzte Nacht vorm Schließen der Hütten. Da war es uns schon passiert, dass alles geputzt war und wir im Notraum übernachtet haben. Deswegen wollten wir nicht einfach so einen Platz in der Haupthütte belegen. Sie sah zwar noch offen aus, aber auch der Notraum war schon offen. Kurze Zeit später kam dann aber die Hüttenfrau, sie war mit ihrem Freund, der auch frisch in Tjäktja angekommen war, auf einem Spaziergang. Klar, wir sollten uns einfach ein Zimmer aussuchen, alles noch verfügbar.

                                  Holger kämpfte mit dem Ofen, der wollte einfach nicht. Es war auch kein Anzündholz da, das stimmte ihn missgelaunt. Er ist dann erst mal Holz machen. Natürlich kam die Hüttenwartin genau dann zum Kassieren, als ich mich am Waschen war. Na, da bin ich einfach später zu ihr rüber zum Bezahlen. In der Zwischenzeit war Holger zurück vom Holz machen, brachte ausreichend Rinde mit, und nahm den Kampf mit dem Ofen wieder auf. Nach seinem Sieg habe ich mich erst mal direkt davor gehockt. Der Küchen-/Aufenthaltsraum in Tjäktja ist doch sehr groß. Aber später war es warm genug, dass man am Tisch doch gemütlich sitzen konnte. Nach dem Abendessen ging es aber relativ bald ins Bett.
                                  Zuletzt geändert von dingsbums; 17.08.2013, 23:46. Grund: Tippfehler

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                                  • dingsbums
                                    Fuchs
                                    • 17.08.2008
                                    • 1503
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                                    #18
                                    AW: [SE][NO] Südlich von Abisko

                                    18.09. Sonntagswetter

                                    Heute morgen bemühten wir uns, mal etwas schneller in die Gänge zu kommen. Der Ofen in der Hütte blieb aus, war nicht wirklich nötig, nochmal zu heizen. Schon zum zweiten Mal gab es das selbstgemischte Müsli aus Haferflocken und Studentenfutter. Die Haselnüsse kann ich morgens gar nicht ab, die sortiere ich immer vorab aus und gebe sie Holger. Ansonsten ist unsere Mischung mit Blaubeeren aber ganz okay.


                                    Tjäktja am Morgen, keine Ahnung, wie oft wir ein solches Bild wohl schon haben


                                    Tjäktja, Blick Richtung Alisvaggi


                                    Alisvaggi


                                    Tjäktja, die Dusche, also der Wasserfall, ist aber immer wieder ein Bild wert.


                                    Tjäktja

                                    Kurz nach 10:00 sind wir heute los. Holger war dafür, die Brücke zu nehmen, obwohl man im Moment vermutlich ohne Probleme den direkteren Weg durch den Fluss nehmen kann. Nun gut, über die Brücke ist auch kein großer Umweg, also da entlang. Unten im Tal angekommen gab es die erste kleine Pause. Und dann leuchtete uns plötzlich ein oranger Stein entgegen. Stimmt, die Farbe der Kungsleden-Markierungen ist ja orange. Wo waren die seit Sälka gewesen? Farbe aus? Nun gut, verlaufen konnte man sich eher schlecht.


                                    Tjäktja, Blick zurück


                                    Pause, Blick Richtung Luoktekluoppal


                                    Alisvaggi

                                    Kurz später traffen wir mal wieder einen Wanderer und stießen dann wieder auf die Finnen, die am Zusammenpacken waren. Nach ca. der Hälfte des Weges gab es dann die nächste Pause. Und wie das manchmal so ist, kamen uns an genau dieser Stelle zwei Wanderer entgegen und gleichzeitig die Finnen von hinten an. Außer einem 'Hej' von allen Seiten aber keine Unterhaltung.


                                    Alisvaggi, Blick zurück


                                    Alisvaggi, der Gungariehkki wird immer kleiner

                                    Das Wetter war heute super, blauer Himmel und Sonne, so lässt man sich das Wandern gefallen. Also weiter durch das sonnige Tal, über die Brücke, aber ca. 3 km vor der Hütte musste noch eine letzte Pause sein. Die Hütte sieht man ja schon sehr früh, mit dem Fernglas dann auch schon ziemlich gut. So guckten wir uns während der Pause das Treiben an der Hütte an, die Finnen kamen gerade an und machten sich ans Kochen.


                                    Alesjaure kommt näher


                                    Brücke über den Bossosjohka


                                    Alesjaure


                                    'Rückseite' des Goduglaciären

                                    Kurz vor Alesjaure selbst gingen wir durch ein Blaubeerparadies. So stoppten wir natürlich noch einmal, ich pflückte meine Blaubeeren. Wir kamen gut an der Hütte an und sahen fleißige Leute beim Putzen. Erst mal hallo sagen. Klar, wir können im Notraum übernachten, können das sogar gleich noch bezahlen, und einkaufen können wir auch noch. Der Shop in Alesjaure war noch richtig gut bestückt, hätten wir das vorher gewusst. So brauchten wir zwar eigentlich nichts, aber dafür kauften wir dann doch relativ viel. Knäckebrot für das Frühstück am nächsten Tag! Zucker, der war in Sälka auch aus, damit der Tee tagsüber wieder mehr Energie liefert. Und Ballerina-Kekse, die werden für mich so langsam auch zum Klassiker unserer Touren.

                                    Zuerst waren wir im Notraum alleine und rechneten um 19:00 auch nicht mehr mit weiteren Gästen. Aber gerade als ich mit Waschen anfangen wollte, kam doch noch ein Wanderer mit Hund. Robert war ein junger Schwede mit deutscher Mutter, der Hund hieß Nallo. Ich 'warnte' Robert dann, dass ich mich gleich im Zimmer waschen würde. Ich dachte mir, dann kann er selbst entscheiden, ob ihm das unangenehm ist und er rausgeht, oder ob er einfach wegguckt. Ich drehte mich mit dem Rücken zum Zimmer und fing an. Passenderweise kam aber die Hüttenwirtin und nahm ihn mit zum Zahlen, damit hatte sich das Problem erledigt.

                                    Wir hatten einen netten gemeinsamen Abend, quatschten viel. Wie immer packten Holger und ich nach dem Essen die Snacks aus. Es gibt auf Wanderung immer getrocknetes Rentierfleisch und Käse, von beidem wird jeden Abend ein bisschen gesnackt, als Nachtisch. Auch Robert bekam seinen Teil ab, und besonders vom Käse war er begeistert. Der Käse war noch immer in Papier und Tüte von Edeka, mit dem Spruch 'Wir lieben Lebensmittel'. Da Robert ja etwas Deutsch kann, las er diese Zeile laut vor, und ich erzählte von der Werbung an der Wursttheke. (Die, wo die Verkäuferin immer aufs Gramm genau die Wurst schneidet.) Robert meinte dann, wir sollten Frau Zimmermann (Name der Bedienung stand auf dem Aufkleber auf der Tüte) ausrichten, sie hätte die 734 g fürs Fjäll perfekt geschnitten.

                                    Und dann sahen wir Nordlicht. Leider war es sehr schwach, und auch der Mond schien recht hell. Da stand ich also und wusste nicht so genau, ob ich mich über mein erstes Nordlicht freuen soll, oder enttäuscht bin, dass man es kaum sieht. Es siegte aber die Freude.


                                    Alesjaure, mein erstes Nordlicht


                                    Alesjaure, mein erstes Nordlicht


                                    Alesjaure, mein erstes Nordlicht


                                    Alesjaure, mein erstes Nordlicht

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                                    • Annette555
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                                      • 11.05.2011
                                      • 70
                                      • Privat

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                                      AW: [SE][NO] Südlich von Abisko

                                      Super, und dann auch noch Nordlicht.

                                      Vielen Dank für deinen tollen Bericht.

                                      Grüße, Annette

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                                      • marcus
                                        Alter Hase
                                        • 01.12.2004
                                        • 3324
                                        • Privat

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                                        hey,

                                        danke für den super schönen bericht. schade das ihr so "leicht feuchtes" wetter hattet. bilder sind trotzddem toll geworden.

                                        das fernweh juckt.....

                                        thx, marcus
                                        \"wir haben gelernt wie vögel zu fliegen, wie fische zu schwimmen, aber wir haben verlernt wie menschen zu leben\"

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