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Mitreisende | |
Land: Schweden, Norwegen
Reisezeit: September
Region/Kontinent: Nordeuropa
Sälka, Wendepunkt unserer Tour
Schon lange steht mein Tourbericht 2011 aus. Jetzt endlich nehme ich mir die Zeit, diesen zu schreiben. Mal wieder mit Vorfreude auf die nächste Tour. So schön unser Azoren-Urlaub letztes Jahr auch war, mit einer Wandertour konnte er einfach nicht mithalten. Dieses Jahr ist das Knie (hoffe ich wenigstens) wieder fit genug.
Für den Titel unserer Tour vor zwei Jahren schwankte ich zwischen 'Schneckentour' und 'Südlich von Abisko'. Es ging von Abisko durch Lapporten über Mårma, Vistas, Nallo erst mal nach Sälka. Danach mussten wir die Tour umplanen. Das hatte zwei Hauptgründe. Zum einen waren wir langsamer als geplant. Dies lag an einer Kombination von mangelnder Fitness meinerseits (zuviel Eigengewicht, zuwenig Bewegung, zuviel Stress), schlechtem Wetter und teilweise anspruchsvollem Gelände. Deswegen wundert euch auch nicht über die (kurzen) Entfernungen einer Tagesetappe. Zum anderen gab es in Sälka weniger Nahrung zum Nachkaufen als erhofft. Aber egal. Auch unser Alternativweg war super: Tjäktja, Alesjaure, Unna Allakas, Cunojaure, Oallavaggi, Hunddal, Katterat. Dabei hat es uns kein bisschen gestört, zum x-ten Mal ein Stück auf dem Kungsleden zu laufen. Die Landschaft dort ist einfach traumhaft. Und die ursprünglich geplanten Ziele laufen nicht weg, wir werden wiederkommen.
05.09. Anreise
Über die Anreise nach Abisko ist nicht viel zu erzählen, alles wie gehabt. Früher Flug nach Stockholm, der Start verzögerte sich mal wieder, weil Gepäck von nicht erschienenen Personen ausgeladen werden musste - das hatten wir doch schonmal. In Stockholm gab es das traditionelle 'Umsteigebier', morgens um 10:00 allerdings nur ein Lättöl. Auch dieser Flug startete etwas später, weil Gepäck umgeladen werden musste. So landeten wir mit etwas Verspätung, aber immer noch pünktlich für den Bus in Kiruna - im Regen.
In Abisko angekommen sieht schon alles ziemlich herbstlich aus. Wir sparten uns diesmal den Spaziergang nach Östra, da es im Shop in der Fjällstation Power Fuel gab. Ich habe ihn auch nicht wirklich vermisst. Wir genossen nochmal ein leckeres Abendessen in Abisko. Als Vorspeise gab es Sill, meine absolute Lieblingsvorspeise (als S.O.S, Smör, Ost och Sill). Hauptspeise Elch mit Preiselbeeren und Potatismos, und der Nachtisch war Käseplatte mit Marmelade und 'Kex', wobei Kecks verschiedene Cracker waren. Und die Marmelade war einmal Erdbeer, die andere war aber der absolute Hammer: Brombeeren in Laphroig eingelegt. Die waren lecker!
Um diesen Bericht zu schreiben, lese ich in meinem Tagebuch. Interessant fand ich eben, was ich an diesem Abend schrieb: "Ich bin mal gespannt, wie die Wanderung wird. Leider bin ich so dick wie nie, und Zeit für Vorbereitung hatte ich auch kaum. Nun, viel beim Wandern läuft im Kopf, und das kriege ich hin! Deswegen bin ich unbesorgt, und wenn der Körper wirklich nicht mehr kann, dann gibt es halt kürzere Etappen. Jetzt habe ich heute auch noch meine Tage bekommen, aber auch die gehen vorbei. Ach, vor allen Dingen freue ich mich, wenn es morgen losgeht."
Und wie in der Einleitung schon erwähnt, kam es genau so. Kürzere Etappen, trotzdem tolle Tour, was sonst!
06.09. Irene
Heute ist der erste Wandertag, nach Frühstück, packen, Zimmer säubern, Tee kochen und zahlen sind wir um 10:30 abmarschbereit. Vom Parkplatz geht der Paddus-Pfad in die richtige Richtung, immer der Blume hinterher. Wie erwartet bin ich nicht so richtig fit. Der Weg geht sich gut, durch den Birkenwald, wenn auch schon leicht bergan. So bin ich langsam, aber stetig marschiert. Noch sah das Wetter ganz gut aus, und wir starteten ohne Regenschutz.
Paddus-Markierung
Irgendwann war es Zeit für die erste Pause, an einer der vielen Abzweigungen nach Abisko Östra. Vor einigen Jahren waren wir auf einer Tageswanderung schon mal am Baddosdievva und haben diesen Pfad für den Rückweg genutzt. Damals reichlich müde nach einem langen Tag, dachte ich bei jedem Schild 'Abisko Östra', na, dann kann es ja auch nicht mehr weit bis Abisko Turist sein. Aber statt Abisko Turist kam eine neue Abzweigung nach Abisko Östra. 'Alle Wege führen nach Abisko Östra' ist seitdem einer unserer Tour-Running-Gags. Wir hatten bis hierhin 5 Leute getroffen, Tageswanderer. Am Ende der Pause kamen ein paar Tropfen vom Himmel, so zogen wir Regenjacke an und packten die Rucksackhülle aus. Noch verzichteten wir auf die Regenhose. Allerdings wurde es nicht viel Regen, noch waren wir ganz angetan vom Wetter.
Manchmal gab der lichte Wald den Blick auf den Torneträsk frei.
Manchmal gab der lichte Wald den Blick auf den Torneträsk frei.
Als wir zum ersten Mal auf einen größeren, baumfreien Abschnitt kamen, sahen wir links von uns was 'lustiges'. Jemand baute viele! komische Bögen auf. Leider konnte man selbst mit Fernglas nicht erkennen, wozu das gut war. Ich bin irgendwann im Internet mal auf eine Seite gestoßen, wo dieses Experiment erwähnt wird - und weil es mir keine Ruhe gelassen hat, habe ich jetzt auch nachgeguckt. Hier kann man was dazu lesen, scrollen/suchen nach "Experimentstudier i Abisko 2011-09-05". Wer nur ein Foto sehen will, klick und klack. Über die Bögen werden wohl Planen gespannt, und dann wird beobachtet, wie sich die höhere Temperatur auf das Wachstum auswirkt. Also wurden die Bögen vielleicht gar nicht auf-, sondern abgebaut. Auch das war aus der Ferne nicht zu erkennen.
Bald kam Paddus, der Opferplatz, in Sicht. Wir gingen noch ein Stückchen weiter. Rechts von uns sahen wir nochmal solche Bögen und einen Menschen dazu. Hm, entweder war das der gleiche und schnell (bei meinem Tempo denkbar) oder es war ein Kollege. Egal. Wir machten dann bald wieder eine Pause, aber wir hatten auch schon ein gutes Stück geschafft.
Paddus
Paddus
Lapporten
Lapporten, wollen wir wirklich in dieses Wetter?
Bis Lapporten warteten allerdings noch 400 Höhenmeter auf uns. Ich zitiere mal wieder wörtlich aus meinem Tagebuch: "So stieg ich langsam weiter, es war schon anstrengend. Erster Tag, schwerer Rucksack, meine Tage, sowieso zu dick und unfit, das merkt man schon. Ich tröstete mich damit, das es nur besser werden kann."
Nach einer guten Stunde brauchte ich dann auch wieder eine Pause, so richtig weit waren wir in der Zeit allerdings nicht gekommen. Einen weiteren Wanderer sahen wir noch an diesem Tag, er kam uns entgegen, aber etwas abseits. Während dieser Pause entschied ich, dass ich lieber die Regenhose anziehe, bevor wir weiter gehen. Der Blick Richtung Lapporten verhieß nicht gutes. Ich hatte ja so recht - leider noch, bevor die Hose an war. Plötzlich war der Wind abartig stark und brachte Tropfen mit. Wir gingen sogar ein paar Meter runter in eine Kuhle, damit wir halbwegs windgeschützt die Regenhosen anziehen konnten. Beim Einpacken des 'Pausenequipments' flogen mir dann prompt Karte und Sitzkissen weg - aber Holger hechtete hinterher und rettete beides.
Blick Richtung Westen
Blick zurück, man erahnt die Kuhle direkt unter uns, die Windschutz bot.
Diese Aussicht sagte mir: Regenhose anziehen!
Jetzt stiegen wir gegen den Regen, gegen abartige Windböen, das wurde noch anstrengender. Irgendwann brauchte ich noch eine Pause und Holger machte den Vorschlag, dass wir das Zelt aufbauen. Eigentlich wollte ich an diesem Tag wenigstens bis zum See oben am Eingang zu Lapporten kommen, aber Holger hatte schon recht: Sinn machte Weitergehen nicht wirklich. Es war schon 17:30, es war Superscheißwetter, und wir hatten gerade einen kleinen Bach gekreuzt, Wasser war also auch da. Okay, dann bauen wir das Zelt auf.
Ein akzeptabler Zeltplatz war schnell gefunden, nicht optimal, aber unter den Umständen darf man nicht zu wählerisch sein. In einem solchen Wind hatten wir das Zelt noch nie aufgebaut, aber wir haben das gut hinbekommen. Nur das Einräumen, wo wir und alles sonst auch ziemlich nass waren, war nicht so einfach. Faszinierenderweise habe ich es trockener ins Zelt geschafft als Holger, und dabei hatte ich sogar die Wind- und Wetterseite. Sehr untypisch, meist stelle ich mich dabei schusselig (und unbekümmert) an. Wir brauchten noch, bis alles sortiert und geräumt war, aber dann lagen wir trocken und gemütlich im Zelt. Aber kalt war mir. Als erste Maßnahme koppelten wir zum ersten Mal unsere Schlafsäcke, war das phantastisch. Es geht nichts über Körperwärme, die man vom Partner abbekommt. So schlafen könnten wir aber nicht.
Als grundsätzliche Maßnahme gegen Frieren hilft immer das Abendessen, Holger ist der Meister im Kochen in der Apsis. Im Moment gibt es ja gerade den Thread Ohne Kochen, nur kaltes Essen (stoveless). Ich kann mir im Moment nicht vorstellen, dass mir nach (bestimmt auch leckerem) kalten Essen genauso schnell warm wird wie nach unserem warmen, nach langen Tagen superleckerem Fertiggericht. Obwohl es schon recht spät war, war ich heute absolut nicht hungrig - ich war einfach zu fertig. Aber gerade dann braucht der Körper Energie.
Nach dem Essen dann nochmal raus für Zähne putzen und Co kostete ganz schön Überwindung. Außerdem zerrte der Wind so an meinen Haaren, dass ich meine Haarspange verlor. Ich hatte die Haare damit nur einfach hinten zusammengefasst. Meine Wanderhaarspange, die bisher immer mit auf Tour war. Ich hatte sie zuhause extra noch gesucht. Aber im Dunkeln keine Chance, ich konnte sie nicht mehr finden. Außerdem lief ich unten nackt und oben in meiner nassen Regenjacke rum - das konnte auf Dauer auch nicht gesund sein. Also zurück ins Zelt.
Draußen tobte der Sturm - wobei ich mir nicht sicher bin, ob man das schon Sturm nennt, aber es wehte starker Wind. Wir überlegten, ob das die Ausläufer von Hurrikan Irene waren, der kurz vorher in Nordamerika getobt hatte. Vielleicht ja, eher nein. Egal, der Titel des Tages war damit geboren. Wir schliefen aber überraschend gut, mit vollem Vertrauen in unser Zelt.
07.09. Abwettern
Nach dem wach werden kamen wir langsam, aber noch unmotiviert in die Gänge. Erst mal Frühstück im Zelt. Draußen blies weiter heftig der Wind, mal mit, mal ohne Regen. Ich fand meine Haarspange wieder, juchu! In den Phasen ohne Regen versuchten wir, die nassen Klamotten etwas zu trocknen, indem wir sie einfach draußen hin und Steine drauf legten. Durch den starken Wind war das gar nicht so schlecht. Das Wetter war nicht wirklich gut, sollten wir weiterlaufen? Oder abwettern - aber nur 10 km von Abisko entfernt, mit Blick auf Abisko und Björkliden - das war wirklich doof. Okay, den Blick gab es nur, wenn zwischendurch die Wolken mal wieder weggeblasen waren.
Wir überlegten hin und her, dann entschieden wir uns, noch ein Stückchen zu gehen, es war ja schon relativ spät. Aber kaum waren die Schlafsäcke eingepackt (so ziemlich die erste Aktion beim Packen), fing es an zu blasen und dabei heftig zu regnen, da wurden die Pläne geändert. Sollte wohl ein Zeichen sein. So doof es war, gleich am zweiten Tag, mit Blick auf die Zivilisation abzuwettern, es wurde getan. Und war vermutlich auch gut so.
Wir vertrieben uns die Zeit mit schlafen, Sudokus, Rücken massieren (der mochte das viele Liegen im Zelt natürlich gar nicht), Tee trinken, ... Der Tag ging überraschend schnell rum. Holger machte sich abends Sorgen, ob unser Zelt trocken bleibt. Tatsächlich war 'mein Vorzelt' durch den starken Wind ziemlich feucht, aber ansonsten keine Probleme. Geschlafen haben wir in dieser Nacht aber nicht so gut, vermutlich einfach durch das viele Liegen.
Eine Sache fand ich faszinierend. Da es die beiden Nächte so stark stürmte, hatten wir die Lüfter komplett zu. Aber irgendwie fühlte ich doch, wie 'etwas' regelmäßig leicht auf den Schlafsack drückte. Da es ja kaum der Wind direkt sein konnte, fragte ich mich, ob es vom 'Druck' kam, wenn die Zeltwände 'flattern'. Hat da jemand eine Idee zu? Besser kann ich es nicht beschreiben, sorry.
Reisezeit: September
Region/Kontinent: Nordeuropa
Sälka, Wendepunkt unserer Tour
Schon lange steht mein Tourbericht 2011 aus. Jetzt endlich nehme ich mir die Zeit, diesen zu schreiben. Mal wieder mit Vorfreude auf die nächste Tour. So schön unser Azoren-Urlaub letztes Jahr auch war, mit einer Wandertour konnte er einfach nicht mithalten. Dieses Jahr ist das Knie (hoffe ich wenigstens) wieder fit genug.
Für den Titel unserer Tour vor zwei Jahren schwankte ich zwischen 'Schneckentour' und 'Südlich von Abisko'. Es ging von Abisko durch Lapporten über Mårma, Vistas, Nallo erst mal nach Sälka. Danach mussten wir die Tour umplanen. Das hatte zwei Hauptgründe. Zum einen waren wir langsamer als geplant. Dies lag an einer Kombination von mangelnder Fitness meinerseits (zuviel Eigengewicht, zuwenig Bewegung, zuviel Stress), schlechtem Wetter und teilweise anspruchsvollem Gelände. Deswegen wundert euch auch nicht über die (kurzen) Entfernungen einer Tagesetappe. Zum anderen gab es in Sälka weniger Nahrung zum Nachkaufen als erhofft. Aber egal. Auch unser Alternativweg war super: Tjäktja, Alesjaure, Unna Allakas, Cunojaure, Oallavaggi, Hunddal, Katterat. Dabei hat es uns kein bisschen gestört, zum x-ten Mal ein Stück auf dem Kungsleden zu laufen. Die Landschaft dort ist einfach traumhaft. Und die ursprünglich geplanten Ziele laufen nicht weg, wir werden wiederkommen.
05.09. Anreise
Über die Anreise nach Abisko ist nicht viel zu erzählen, alles wie gehabt. Früher Flug nach Stockholm, der Start verzögerte sich mal wieder, weil Gepäck von nicht erschienenen Personen ausgeladen werden musste - das hatten wir doch schonmal. In Stockholm gab es das traditionelle 'Umsteigebier', morgens um 10:00 allerdings nur ein Lättöl. Auch dieser Flug startete etwas später, weil Gepäck umgeladen werden musste. So landeten wir mit etwas Verspätung, aber immer noch pünktlich für den Bus in Kiruna - im Regen.
In Abisko angekommen sieht schon alles ziemlich herbstlich aus. Wir sparten uns diesmal den Spaziergang nach Östra, da es im Shop in der Fjällstation Power Fuel gab. Ich habe ihn auch nicht wirklich vermisst. Wir genossen nochmal ein leckeres Abendessen in Abisko. Als Vorspeise gab es Sill, meine absolute Lieblingsvorspeise (als S.O.S, Smör, Ost och Sill). Hauptspeise Elch mit Preiselbeeren und Potatismos, und der Nachtisch war Käseplatte mit Marmelade und 'Kex', wobei Kecks verschiedene Cracker waren. Und die Marmelade war einmal Erdbeer, die andere war aber der absolute Hammer: Brombeeren in Laphroig eingelegt. Die waren lecker!
Um diesen Bericht zu schreiben, lese ich in meinem Tagebuch. Interessant fand ich eben, was ich an diesem Abend schrieb: "Ich bin mal gespannt, wie die Wanderung wird. Leider bin ich so dick wie nie, und Zeit für Vorbereitung hatte ich auch kaum. Nun, viel beim Wandern läuft im Kopf, und das kriege ich hin! Deswegen bin ich unbesorgt, und wenn der Körper wirklich nicht mehr kann, dann gibt es halt kürzere Etappen. Jetzt habe ich heute auch noch meine Tage bekommen, aber auch die gehen vorbei. Ach, vor allen Dingen freue ich mich, wenn es morgen losgeht."
Und wie in der Einleitung schon erwähnt, kam es genau so. Kürzere Etappen, trotzdem tolle Tour, was sonst!
06.09. Irene
Heute ist der erste Wandertag, nach Frühstück, packen, Zimmer säubern, Tee kochen und zahlen sind wir um 10:30 abmarschbereit. Vom Parkplatz geht der Paddus-Pfad in die richtige Richtung, immer der Blume hinterher. Wie erwartet bin ich nicht so richtig fit. Der Weg geht sich gut, durch den Birkenwald, wenn auch schon leicht bergan. So bin ich langsam, aber stetig marschiert. Noch sah das Wetter ganz gut aus, und wir starteten ohne Regenschutz.
Paddus-Markierung
Irgendwann war es Zeit für die erste Pause, an einer der vielen Abzweigungen nach Abisko Östra. Vor einigen Jahren waren wir auf einer Tageswanderung schon mal am Baddosdievva und haben diesen Pfad für den Rückweg genutzt. Damals reichlich müde nach einem langen Tag, dachte ich bei jedem Schild 'Abisko Östra', na, dann kann es ja auch nicht mehr weit bis Abisko Turist sein. Aber statt Abisko Turist kam eine neue Abzweigung nach Abisko Östra. 'Alle Wege führen nach Abisko Östra' ist seitdem einer unserer Tour-Running-Gags. Wir hatten bis hierhin 5 Leute getroffen, Tageswanderer. Am Ende der Pause kamen ein paar Tropfen vom Himmel, so zogen wir Regenjacke an und packten die Rucksackhülle aus. Noch verzichteten wir auf die Regenhose. Allerdings wurde es nicht viel Regen, noch waren wir ganz angetan vom Wetter.
Manchmal gab der lichte Wald den Blick auf den Torneträsk frei.
Manchmal gab der lichte Wald den Blick auf den Torneträsk frei.
Als wir zum ersten Mal auf einen größeren, baumfreien Abschnitt kamen, sahen wir links von uns was 'lustiges'. Jemand baute viele! komische Bögen auf. Leider konnte man selbst mit Fernglas nicht erkennen, wozu das gut war. Ich bin irgendwann im Internet mal auf eine Seite gestoßen, wo dieses Experiment erwähnt wird - und weil es mir keine Ruhe gelassen hat, habe ich jetzt auch nachgeguckt. Hier kann man was dazu lesen, scrollen/suchen nach "Experimentstudier i Abisko 2011-09-05". Wer nur ein Foto sehen will, klick und klack. Über die Bögen werden wohl Planen gespannt, und dann wird beobachtet, wie sich die höhere Temperatur auf das Wachstum auswirkt. Also wurden die Bögen vielleicht gar nicht auf-, sondern abgebaut. Auch das war aus der Ferne nicht zu erkennen.
Bald kam Paddus, der Opferplatz, in Sicht. Wir gingen noch ein Stückchen weiter. Rechts von uns sahen wir nochmal solche Bögen und einen Menschen dazu. Hm, entweder war das der gleiche und schnell (bei meinem Tempo denkbar) oder es war ein Kollege. Egal. Wir machten dann bald wieder eine Pause, aber wir hatten auch schon ein gutes Stück geschafft.
Paddus
Paddus
Lapporten
Lapporten, wollen wir wirklich in dieses Wetter?
Bis Lapporten warteten allerdings noch 400 Höhenmeter auf uns. Ich zitiere mal wieder wörtlich aus meinem Tagebuch: "So stieg ich langsam weiter, es war schon anstrengend. Erster Tag, schwerer Rucksack, meine Tage, sowieso zu dick und unfit, das merkt man schon. Ich tröstete mich damit, das es nur besser werden kann."
Nach einer guten Stunde brauchte ich dann auch wieder eine Pause, so richtig weit waren wir in der Zeit allerdings nicht gekommen. Einen weiteren Wanderer sahen wir noch an diesem Tag, er kam uns entgegen, aber etwas abseits. Während dieser Pause entschied ich, dass ich lieber die Regenhose anziehe, bevor wir weiter gehen. Der Blick Richtung Lapporten verhieß nicht gutes. Ich hatte ja so recht - leider noch, bevor die Hose an war. Plötzlich war der Wind abartig stark und brachte Tropfen mit. Wir gingen sogar ein paar Meter runter in eine Kuhle, damit wir halbwegs windgeschützt die Regenhosen anziehen konnten. Beim Einpacken des 'Pausenequipments' flogen mir dann prompt Karte und Sitzkissen weg - aber Holger hechtete hinterher und rettete beides.
Blick Richtung Westen
Blick zurück, man erahnt die Kuhle direkt unter uns, die Windschutz bot.
Diese Aussicht sagte mir: Regenhose anziehen!
Jetzt stiegen wir gegen den Regen, gegen abartige Windböen, das wurde noch anstrengender. Irgendwann brauchte ich noch eine Pause und Holger machte den Vorschlag, dass wir das Zelt aufbauen. Eigentlich wollte ich an diesem Tag wenigstens bis zum See oben am Eingang zu Lapporten kommen, aber Holger hatte schon recht: Sinn machte Weitergehen nicht wirklich. Es war schon 17:30, es war Superscheißwetter, und wir hatten gerade einen kleinen Bach gekreuzt, Wasser war also auch da. Okay, dann bauen wir das Zelt auf.
Ein akzeptabler Zeltplatz war schnell gefunden, nicht optimal, aber unter den Umständen darf man nicht zu wählerisch sein. In einem solchen Wind hatten wir das Zelt noch nie aufgebaut, aber wir haben das gut hinbekommen. Nur das Einräumen, wo wir und alles sonst auch ziemlich nass waren, war nicht so einfach. Faszinierenderweise habe ich es trockener ins Zelt geschafft als Holger, und dabei hatte ich sogar die Wind- und Wetterseite. Sehr untypisch, meist stelle ich mich dabei schusselig (und unbekümmert) an. Wir brauchten noch, bis alles sortiert und geräumt war, aber dann lagen wir trocken und gemütlich im Zelt. Aber kalt war mir. Als erste Maßnahme koppelten wir zum ersten Mal unsere Schlafsäcke, war das phantastisch. Es geht nichts über Körperwärme, die man vom Partner abbekommt. So schlafen könnten wir aber nicht.
Als grundsätzliche Maßnahme gegen Frieren hilft immer das Abendessen, Holger ist der Meister im Kochen in der Apsis. Im Moment gibt es ja gerade den Thread Ohne Kochen, nur kaltes Essen (stoveless). Ich kann mir im Moment nicht vorstellen, dass mir nach (bestimmt auch leckerem) kalten Essen genauso schnell warm wird wie nach unserem warmen, nach langen Tagen superleckerem Fertiggericht. Obwohl es schon recht spät war, war ich heute absolut nicht hungrig - ich war einfach zu fertig. Aber gerade dann braucht der Körper Energie.
Nach dem Essen dann nochmal raus für Zähne putzen und Co kostete ganz schön Überwindung. Außerdem zerrte der Wind so an meinen Haaren, dass ich meine Haarspange verlor. Ich hatte die Haare damit nur einfach hinten zusammengefasst. Meine Wanderhaarspange, die bisher immer mit auf Tour war. Ich hatte sie zuhause extra noch gesucht. Aber im Dunkeln keine Chance, ich konnte sie nicht mehr finden. Außerdem lief ich unten nackt und oben in meiner nassen Regenjacke rum - das konnte auf Dauer auch nicht gesund sein. Also zurück ins Zelt.
Draußen tobte der Sturm - wobei ich mir nicht sicher bin, ob man das schon Sturm nennt, aber es wehte starker Wind. Wir überlegten, ob das die Ausläufer von Hurrikan Irene waren, der kurz vorher in Nordamerika getobt hatte. Vielleicht ja, eher nein. Egal, der Titel des Tages war damit geboren. Wir schliefen aber überraschend gut, mit vollem Vertrauen in unser Zelt.
07.09. Abwettern
Nach dem wach werden kamen wir langsam, aber noch unmotiviert in die Gänge. Erst mal Frühstück im Zelt. Draußen blies weiter heftig der Wind, mal mit, mal ohne Regen. Ich fand meine Haarspange wieder, juchu! In den Phasen ohne Regen versuchten wir, die nassen Klamotten etwas zu trocknen, indem wir sie einfach draußen hin und Steine drauf legten. Durch den starken Wind war das gar nicht so schlecht. Das Wetter war nicht wirklich gut, sollten wir weiterlaufen? Oder abwettern - aber nur 10 km von Abisko entfernt, mit Blick auf Abisko und Björkliden - das war wirklich doof. Okay, den Blick gab es nur, wenn zwischendurch die Wolken mal wieder weggeblasen waren.
Wir überlegten hin und her, dann entschieden wir uns, noch ein Stückchen zu gehen, es war ja schon relativ spät. Aber kaum waren die Schlafsäcke eingepackt (so ziemlich die erste Aktion beim Packen), fing es an zu blasen und dabei heftig zu regnen, da wurden die Pläne geändert. Sollte wohl ein Zeichen sein. So doof es war, gleich am zweiten Tag, mit Blick auf die Zivilisation abzuwettern, es wurde getan. Und war vermutlich auch gut so.
Wir vertrieben uns die Zeit mit schlafen, Sudokus, Rücken massieren (der mochte das viele Liegen im Zelt natürlich gar nicht), Tee trinken, ... Der Tag ging überraschend schnell rum. Holger machte sich abends Sorgen, ob unser Zelt trocken bleibt. Tatsächlich war 'mein Vorzelt' durch den starken Wind ziemlich feucht, aber ansonsten keine Probleme. Geschlafen haben wir in dieser Nacht aber nicht so gut, vermutlich einfach durch das viele Liegen.
Eine Sache fand ich faszinierend. Da es die beiden Nächte so stark stürmte, hatten wir die Lüfter komplett zu. Aber irgendwie fühlte ich doch, wie 'etwas' regelmäßig leicht auf den Schlafsack drückte. Da es ja kaum der Wind direkt sein konnte, fragte ich mich, ob es vom 'Druck' kam, wenn die Zeltwände 'flattern'. Hat da jemand eine Idee zu? Besser kann ich es nicht beschreiben, sorry.
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