AW: [RU] Baikalsee - Frolikha Adventure Coastline Track und Olchon
18. August: It's a long way..
An diesem Morgen hatten wir so schnell zusammengepackt wie an sonst keinem Tag, da es einfach so kalt war, dass jeder so schnell wie möglich los wollte. Es ging erst kurz durch den Wald, dann über flache Grasflächen und schließlich wurde es wieder hügelig.
Es gab nicht wie in den letzten Tag einen eindeutigen Weg, sondern eigentlich nur noch Trampelpfade. Wir verbrachten allerdings nicht allzu viel Zeit mit dem Kartenstudium, um zu erfahren, wo genau wir den seien, sondern liefen einfach der Nase nach. Es waren nur noch so um die 25 km bis zum Fähranleger, Wald würde es nicht mehr geben, sodass es einfach war die Richtung zu halten, um zum Ziel zu gelangen.
In der Mittagszeit regnete es immer wieder leicht, aber wie auf der ganzen Fahrt wurden wir relativ verschont. Da es allerdings immer noch frisch war und nicht mal die Sonne schien, kamen wir schnell voran. Immer wieder gab es schöne Aussichtspunkte über die hügelige Graslandschaft, am Horizont konnte man sogar schon den Fähranleger erahnen.
Weil wir so schnell vorankamen, wobei ich mich noch an ein anregendes Gespräch über Filme und Bücher erinnere, waren wir schon am Nachmittag so weit, dass die restliche Strecke bis zum Ziel so kurz war, dass wir sie an diesem Tag voll hätten zurücklegen können. Das lag natürlich nicht in unserem Interesse, da wir schon Fahrkarten für den 20. hatten und es nicht wünschenswert war, einen Tag länger als notwendig in der Touristenhochburg Chuschir (für sibirische Verhältnisse natürlich ;) ) zu verbringen. Also schlugen wir den Weg zur Küste ein und fanden bald einen schönen Zeltplatz.
Es war an dem Tag sehr windig, weswegen sich der Zeltaufbau etwas schwieriger gestaltete. Während dies drei von uns bewältigten, liefen die anderen den Kilometer zum Seeufer, um unsere Wasservorräte aufzustocken. Nach dem Zeltaufbau legte ich erstmal einen Mittagsschlaf ein, obwohl es eigentlich eher verwunderlich war, dass ich noch schlafen konnte, weil wir die ganze Reise über mindestens 10 Stunden in der Nacht geschlafen hatten, aber ich kann immer schlafen, auch wenn ich mich im Alltag dazu zwinge, das zu reduzieren, sonst verpasst man ja das ganze Leben
Um unser Zelt herum wuchsen Pflanzen mit phallischer Anmutung (vielleicht wäre es unter normalen Umständen allerdings auch nicht zu solchen Assoziationen gekommen, aber es war eben auch schon die dritte Woche fern der Heimat :P) und südlich von unserer sicheren Burg erhob sich der höchste Hügel im Umkreis. Als die anderen nach kurzer Zeit wieder bei uns waren, bestiegen wir diesen noch in legerer Fußbekleidung (ich in meinen Five-Fingers) und genossen den Ausblick über einen Großteil der Insel, da es mittlerweile auch wieder aufgeklart hatte.
Auf dem Gipfel hatte man guten Handyempfang und da wir noch viele Minuten mit unserem russischen Guthaben nach Deutschland telefonieren konnten, meldete sich jeder daheim. An dem Tag wechselte das Wetter ständig, sodass es bald auch wieder so aussah, als ob man besser absteige, wenn man nicht nass werden wollte. Also taten wir das, setzten Teig für unser Brot an und ließen einfach die Seele baumeln.
Ich las ein Buch von Hermann; es heißt "Vergessen in der Taiga" und ist ein Bericht über eine russische Familie, die seit vielen Jahrzehnten alleine in der Taiga wohnt und auch erst vor ungefähr 30 Jahren von Geologen entdeckt wurde. Dorthin waren sie während religiösen Unruhen in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts gezogen und lebten dort bis zum Zeitpunkt ihrer "Entdeckung" in fast mittelalterlichen Zuständen mit nur wenigen 'Errungenschaften' der Zivilisation. Das Buch war nicht allzu gut übersetzt / geschrieben, die Geschichte aber doch sehr interessant. Da es sich um eine wahre Begebenheit handelt, kann man mehr über sie erfahren, wenn man die Kristallgoogle nach "Familie Lykow" befragt.
Irgendwann wollten wir noch Kochen und die Fladen backen, jedoch machte unser Benzinkocher Zicken - vielleicht war er beleidigt, weil er so oft durch ein Kochfeuer ersetzt worden war? - weswegen dieser Plan nicht aufging. An dieser Stelle ein Tipp für Kochinteressierte: Wir dachten, dass wir den Hefeteig einfach in Zipp-Beuteln aufbewahren könnten und er über Nacht schon nicht so sehr gehen würde, wenn es doch so kalt war und er luftdicht eingeschlossen: Pustekuchen! Über Nacht vergrößerte er sich inflationär und sprengte sein Behältnis.
Nach einer längeren Unterhaltung folgte dann die vorletzte Nacht im Zelt, die letzte einigermaßen fern der Zivilisation
19. August: Der letzte Wandertag
Der letzte Wandertag verlief nun noch unspektakulärer als der vorherige. Die größte Hürde war noch das erneute Besteigen des 'Hausberges', was mit Rucksack doch etwas anstrengender war, und danach ging es mit ganz gutem Blick auf die Küste über ein paar letzte Hügel und schon waren wir beim Fähranleger.
Dort hielt unser unerhörtes Glück auf dieser Reise an. Wir liefen die Straße hinunter, als uns ein UAZ entgegenkam, welcher nach Chuschir zu fahren schien. Schnell wurde das Auto angehalten und die Frage, ob er uns mitnehmen könne, umgehend positiv beantwortet. Der Preis war halb so hoch wie auf unserer letzten Fahrt, aber der Fahrer fuhr auch lange nicht so schnell, womit ich aber leben konnte :P
In Chuschir angekommen begaben wir uns zum selben Zeltplatz wie bei unserem letzten Aufenthalt und begannen schnell das Zelt aufzubauen, da der Himmel so aussah, als würde es in unmittelbarer Zukunft regnen. Tatsächlich begann es schon während des Aufbaus, aber bevor es richtig losging, waren wir im sicheren Inneren.
Kurze Zeit später war eine russische Stimme zu hören; die gehörte zu einem bereits angeheiterten Russen, der offenbar erkannt hatte, dass wir keine normalen Reisenden waren. Er war Soldat bei der Luftwaffe, wenn auch zu diesem Zeitpunkt nicht in Uniform. Er war mit zwei Kameraden zum Campen und Saufurlaub nach Chuschir gefahren. Umgehend wurden wir auf einen Wodka eingeladen, den wir natürlich nicht ausschlugen. Leider war nicht der beste Tropfen, aber wir bekamen Bier zum nachspülen. Während er also mit uns im anhaltenden Regen stand, trank und uns eine Lektion in Geschichte gab ("Deutsche Kriegsgefangene waren im Zweiten Weltkrieg und danach keinesfalls bis hinter den Ural verschleppt worden"), bauten seine Mitreisenden schon das Zelt ab und waren scheinbar nicht allzu amused, dass er sich darum drückte.
Ich verabschiedete mich bald wieder, um zurück ins Trockene zu kommen. Die anderen unterhielten sich noch kurze Zeit mit ihm und buken dann unseren Fladenbrotteig heraus, der noch immer vom vorherigen Tag übrig war, obwohl es nie ganz aufhörte zu regnen, aber des Schwaben Motto ist: "No nix verkomme lasse!"
So war der letzte Abend im Freien eher trostlos, aber wir hatten die letzten Wochen schon viel erlebt, weswegen das zu verkraften war
Fazit Olchon:
Die Landschaft auch Olchon ist an sich sehr schön und auch unsere Wanderung hatte ganz gute Momente. Es war eine schöne Abwechslung, eine andere Landschaft zu sehen als am nördlichen Ufer. Chuschir war für mich der absolute Horror, da es sehr touristisch ist und dabei nicht einmal schön. Es ist mir zwar öfters so vorgekommen, als ob man in diesem Landstrich kein Bewusstsein für Ästhetik hätte, aber wahrscheinlich war und ist das einfach nicht möglich, da das Geld für so etwas fehlt und nur wichtig ist, dass es etwas praktisch ist. Das und auch die relative Armut bedrückt mich sehr und trübte meine Laune schon das ein oder andere Mal. Ach, eigentlich gibt es nicht viel über Olchon zu sagen. Durch die Fokussierung auf den Tourismus wurde wohl viel von der eigentlich schönen Insel zerstört, sodass Kultur und Natur beide nicht mehr zeigen können, was sie eigentlich zu bieten haben, da jene aufgrund der touristischen Ausrichtung nicht mehr authentisch ist und diese durch den Tourismus verändert wird (siehe Müll und Fahrtwege). Leider.
Damit bin ich also am Ende des Outdoor-Teiles der Reise angelangt. Ich würde trotzdem gerne noch ein paar Worte zu den letzten Tagen in der Transsib und in Moskau verlieren, weil viele unserer Freunde diesen Bericht hier lesen und der Teil sie bestimmt auch interessiert. Natürlich fasse ich mich kurz und poste nur wenige repräsentative Bilder.
18. August: It's a long way..
An diesem Morgen hatten wir so schnell zusammengepackt wie an sonst keinem Tag, da es einfach so kalt war, dass jeder so schnell wie möglich los wollte. Es ging erst kurz durch den Wald, dann über flache Grasflächen und schließlich wurde es wieder hügelig.
Es gab nicht wie in den letzten Tag einen eindeutigen Weg, sondern eigentlich nur noch Trampelpfade. Wir verbrachten allerdings nicht allzu viel Zeit mit dem Kartenstudium, um zu erfahren, wo genau wir den seien, sondern liefen einfach der Nase nach. Es waren nur noch so um die 25 km bis zum Fähranleger, Wald würde es nicht mehr geben, sodass es einfach war die Richtung zu halten, um zum Ziel zu gelangen.
In der Mittagszeit regnete es immer wieder leicht, aber wie auf der ganzen Fahrt wurden wir relativ verschont. Da es allerdings immer noch frisch war und nicht mal die Sonne schien, kamen wir schnell voran. Immer wieder gab es schöne Aussichtspunkte über die hügelige Graslandschaft, am Horizont konnte man sogar schon den Fähranleger erahnen.
Weil wir so schnell vorankamen, wobei ich mich noch an ein anregendes Gespräch über Filme und Bücher erinnere, waren wir schon am Nachmittag so weit, dass die restliche Strecke bis zum Ziel so kurz war, dass wir sie an diesem Tag voll hätten zurücklegen können. Das lag natürlich nicht in unserem Interesse, da wir schon Fahrkarten für den 20. hatten und es nicht wünschenswert war, einen Tag länger als notwendig in der Touristenhochburg Chuschir (für sibirische Verhältnisse natürlich ;) ) zu verbringen. Also schlugen wir den Weg zur Küste ein und fanden bald einen schönen Zeltplatz.
Es war an dem Tag sehr windig, weswegen sich der Zeltaufbau etwas schwieriger gestaltete. Während dies drei von uns bewältigten, liefen die anderen den Kilometer zum Seeufer, um unsere Wasservorräte aufzustocken. Nach dem Zeltaufbau legte ich erstmal einen Mittagsschlaf ein, obwohl es eigentlich eher verwunderlich war, dass ich noch schlafen konnte, weil wir die ganze Reise über mindestens 10 Stunden in der Nacht geschlafen hatten, aber ich kann immer schlafen, auch wenn ich mich im Alltag dazu zwinge, das zu reduzieren, sonst verpasst man ja das ganze Leben
Um unser Zelt herum wuchsen Pflanzen mit phallischer Anmutung (vielleicht wäre es unter normalen Umständen allerdings auch nicht zu solchen Assoziationen gekommen, aber es war eben auch schon die dritte Woche fern der Heimat :P) und südlich von unserer sicheren Burg erhob sich der höchste Hügel im Umkreis. Als die anderen nach kurzer Zeit wieder bei uns waren, bestiegen wir diesen noch in legerer Fußbekleidung (ich in meinen Five-Fingers) und genossen den Ausblick über einen Großteil der Insel, da es mittlerweile auch wieder aufgeklart hatte.
Auf dem Gipfel hatte man guten Handyempfang und da wir noch viele Minuten mit unserem russischen Guthaben nach Deutschland telefonieren konnten, meldete sich jeder daheim. An dem Tag wechselte das Wetter ständig, sodass es bald auch wieder so aussah, als ob man besser absteige, wenn man nicht nass werden wollte. Also taten wir das, setzten Teig für unser Brot an und ließen einfach die Seele baumeln.
Ich las ein Buch von Hermann; es heißt "Vergessen in der Taiga" und ist ein Bericht über eine russische Familie, die seit vielen Jahrzehnten alleine in der Taiga wohnt und auch erst vor ungefähr 30 Jahren von Geologen entdeckt wurde. Dorthin waren sie während religiösen Unruhen in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts gezogen und lebten dort bis zum Zeitpunkt ihrer "Entdeckung" in fast mittelalterlichen Zuständen mit nur wenigen 'Errungenschaften' der Zivilisation. Das Buch war nicht allzu gut übersetzt / geschrieben, die Geschichte aber doch sehr interessant. Da es sich um eine wahre Begebenheit handelt, kann man mehr über sie erfahren, wenn man die Kristallgoogle nach "Familie Lykow" befragt.
Irgendwann wollten wir noch Kochen und die Fladen backen, jedoch machte unser Benzinkocher Zicken - vielleicht war er beleidigt, weil er so oft durch ein Kochfeuer ersetzt worden war? - weswegen dieser Plan nicht aufging. An dieser Stelle ein Tipp für Kochinteressierte: Wir dachten, dass wir den Hefeteig einfach in Zipp-Beuteln aufbewahren könnten und er über Nacht schon nicht so sehr gehen würde, wenn es doch so kalt war und er luftdicht eingeschlossen: Pustekuchen! Über Nacht vergrößerte er sich inflationär und sprengte sein Behältnis.
Nach einer längeren Unterhaltung folgte dann die vorletzte Nacht im Zelt, die letzte einigermaßen fern der Zivilisation
19. August: Der letzte Wandertag
Der letzte Wandertag verlief nun noch unspektakulärer als der vorherige. Die größte Hürde war noch das erneute Besteigen des 'Hausberges', was mit Rucksack doch etwas anstrengender war, und danach ging es mit ganz gutem Blick auf die Küste über ein paar letzte Hügel und schon waren wir beim Fähranleger.
Dort hielt unser unerhörtes Glück auf dieser Reise an. Wir liefen die Straße hinunter, als uns ein UAZ entgegenkam, welcher nach Chuschir zu fahren schien. Schnell wurde das Auto angehalten und die Frage, ob er uns mitnehmen könne, umgehend positiv beantwortet. Der Preis war halb so hoch wie auf unserer letzten Fahrt, aber der Fahrer fuhr auch lange nicht so schnell, womit ich aber leben konnte :P
In Chuschir angekommen begaben wir uns zum selben Zeltplatz wie bei unserem letzten Aufenthalt und begannen schnell das Zelt aufzubauen, da der Himmel so aussah, als würde es in unmittelbarer Zukunft regnen. Tatsächlich begann es schon während des Aufbaus, aber bevor es richtig losging, waren wir im sicheren Inneren.
Kurze Zeit später war eine russische Stimme zu hören; die gehörte zu einem bereits angeheiterten Russen, der offenbar erkannt hatte, dass wir keine normalen Reisenden waren. Er war Soldat bei der Luftwaffe, wenn auch zu diesem Zeitpunkt nicht in Uniform. Er war mit zwei Kameraden zum Campen und Saufurlaub nach Chuschir gefahren. Umgehend wurden wir auf einen Wodka eingeladen, den wir natürlich nicht ausschlugen. Leider war nicht der beste Tropfen, aber wir bekamen Bier zum nachspülen. Während er also mit uns im anhaltenden Regen stand, trank und uns eine Lektion in Geschichte gab ("Deutsche Kriegsgefangene waren im Zweiten Weltkrieg und danach keinesfalls bis hinter den Ural verschleppt worden"), bauten seine Mitreisenden schon das Zelt ab und waren scheinbar nicht allzu amused, dass er sich darum drückte.
Ich verabschiedete mich bald wieder, um zurück ins Trockene zu kommen. Die anderen unterhielten sich noch kurze Zeit mit ihm und buken dann unseren Fladenbrotteig heraus, der noch immer vom vorherigen Tag übrig war, obwohl es nie ganz aufhörte zu regnen, aber des Schwaben Motto ist: "No nix verkomme lasse!"
So war der letzte Abend im Freien eher trostlos, aber wir hatten die letzten Wochen schon viel erlebt, weswegen das zu verkraften war
Fazit Olchon:
Die Landschaft auch Olchon ist an sich sehr schön und auch unsere Wanderung hatte ganz gute Momente. Es war eine schöne Abwechslung, eine andere Landschaft zu sehen als am nördlichen Ufer. Chuschir war für mich der absolute Horror, da es sehr touristisch ist und dabei nicht einmal schön. Es ist mir zwar öfters so vorgekommen, als ob man in diesem Landstrich kein Bewusstsein für Ästhetik hätte, aber wahrscheinlich war und ist das einfach nicht möglich, da das Geld für so etwas fehlt und nur wichtig ist, dass es etwas praktisch ist. Das und auch die relative Armut bedrückt mich sehr und trübte meine Laune schon das ein oder andere Mal. Ach, eigentlich gibt es nicht viel über Olchon zu sagen. Durch die Fokussierung auf den Tourismus wurde wohl viel von der eigentlich schönen Insel zerstört, sodass Kultur und Natur beide nicht mehr zeigen können, was sie eigentlich zu bieten haben, da jene aufgrund der touristischen Ausrichtung nicht mehr authentisch ist und diese durch den Tourismus verändert wird (siehe Müll und Fahrtwege). Leider.
Damit bin ich also am Ende des Outdoor-Teiles der Reise angelangt. Ich würde trotzdem gerne noch ein paar Worte zu den letzten Tagen in der Transsib und in Moskau verlieren, weil viele unserer Freunde diesen Bericht hier lesen und der Teil sie bestimmt auch interessiert. Natürlich fasse ich mich kurz und poste nur wenige repräsentative Bilder.
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