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Land: Norwegen, Schweden
Reisezeit: Ende August, Anfang September
Region/Kontinent: Nordeuropa
Nachdem ich dieses Forum schon lange passiv nutze, dachte ich mir, erzähle ich doch auch mal von einer Tour! Dieses Jahr sind wir von Katterat über Hundal/Lossi/Caihnavagge zum Nordkalottleden und dann den Abschnitt vom Gautelisvatnet über Skoaddejavri/Sitas/Pauro/Røysvatn nach Vaisaluokta. Tolle Tour.

Wir, das sind mein Freund Holger, 41 Jahre, Fotograf auf unseren Touren (also, falls euch die Bilder gefallen, lobt ihn :-) und ich, Claudia, 39 Jahre und ziemlich übergewichtig.
Das erzähle ich aus verschiedenen Gründen. Vor allen Dingen möchte ich zeigen, dass (fast) jeder eine entsprechende Wanderung machen kann, wenn er nur will. Klar bin ich etwas langsamer als andere, aber man ist ja unterwegs, um die Natur zu genießen. Und eine normale Tagesetappe schaffe auch ich ohne Probleme. Und wenn man dann 'Parallelwanderer' hat, von denen man weiß, die haben schon die Hütte eingeheizt, wenn man ankommt, kann das sogar sehr nett sein. Deswegen hier einen Dank und Gruß an Henning.
Naja, ein bisschen stolz bin ich einfach auch, dass ich das halt trotz meines Gewichts schaffe. Dass es allerdings nicht dauerhaft weniger wird, darauf bin ich ganz und gar nicht stolz. Aber nachdem diese Tour mal wieder 5kg 'gefressen' hat, bin ich voll bester Vorsätze, wir werden sehen.
Erschreckenderweise war es am Anfang wirklich ein Problem, vernünftige Ausrüstung zu finden. Deswegen meinen Dank an Mammut dafür, dass sie ihre phantastische Wanderhose 'Champ' auch in vielen Sondergrößen herstellen, an Berghaus, dass einige ihrer Jacken sehr groß ausfallen, und an alle dicken Biker - während meiner ersten Wanderung zierte meine Regenhose das Logo von Hein Gericke.
Leider passe ich auch nicht in einen normalen Mumienschlafsack, da hat mir der Mountain Hardwear 2nd Dimension mit seinem integrierten Expander gute Dienste geleistet, allerdings habe ich ihn letztes Jahr trotzdem durch einen Western Mountaineering Sequoia ersetzt, den habe ich mir einfach gegönnt. Da ich jetzt angefangen habe, mich für Ausrüstung zu begeistern, mache ich das noch schnell fertig. Da meine Füße passend zum restlichen Körper auch nicht klein und zierlich sind, schwöre ich auf meine Hanwag Alaska GTX. Und auch auf meinen Gregory Shasta lasse ich nichts kommen, hier war für mich gerade das 'Bausatzsystem' praktisch. Mein Rucksack selbst ist S, der Schultergurt M und der Hüftgurt auf alle Fälle L! Sitzt perfekt.
Und jetzt mein Appell an alle, die sich nicht trauen: Ja, wenn man etwas dicker ist, muss man länger nach Ausrüstung suchen. Das Wandern ist anstrengender. Aber es ist deswegen kein bisschen weniger schön und es gibt keine Ausreden! Macht es einfach!
So, schon viel erzählt und noch kein bisschen was zur Tour. Die Ausrüstungsliste ist mehr oder weniger Standard, bei Essen für 17 Tage war der Rucksack auch dementsprechend schwer. Ich startete mit 24 kg, Holger hatte inkl. seiner Fotoausrüstung sogar 29 kg. Allerdings waren dabei Thermos- und Wasserflasche gefüllt.
Thermosflasche, das Stichwort zu einer kurzen Ergänzung zur Ausrüstung. Es gibt ein paar Sachen, die nicht unbedingt nötig sind, die ich aber nicht missen möchte. Und dazu gehört die Thermosflasche. Vor 3 Jahren sozusagen von uns 'entdeckt' und es ist einfach geil, wenn man in einer Pause ganz ohne Aufwand einen schönen heißen Tee trinken kann. Deswegen haben wir sogar ein Upgrade auf die 1-Liter-Flasche gemacht. Wie meinte eine nette schwedische Dame (in der Sauna in Saltoluokta), der ich erzählte, dass wir früher nie eine dabei hatten: 'How could you survive without a Thermos?'
Dann der zweite Luxusartikel: Das Therm-a-Rest Sitzkissen. Als der Holger den Vorschlag machte, so ein Ding zu kaufen, habe ich erst mal gelacht. Ich habe mich immer ohne Hemmungen überall hingesetzt, aber glaubt mir: Das Ding ist geil. Vor allen Dingen, dass man (verschwitzt, wie man nun mal ist) isoliert sitzen kann, ist toll. Und bequem dazu. Auf alle Fälle seine 100 g wert!
Als letztes in dieser Liste dann unser Fernglas, wir haben uns dieses Jahr nach einigem Hin und Her das Steiner Wildlife pro 10,5 x 28 zugelegt. Wir hatten uns vor 2 Jahren mal von Freunden ein Fernglas für unsere Tour geliehen, eigentlich war damals allein das Beobachten der Elche im Tal unterhalb von Kaitumjaure es schon wert, das Ding zu schleppen. Wir sind von unserem Fernglas begeistert, allerdings nutzen wir es (noch) zu wenig. Ich denke aber, auch nächstes Jahr wird es wieder dabei sein.
Und jetzt, nach dem ganzen Vorgeplänkel, wird es Zeit, mal von der Tour selbst zu erzählen.
20.08. Anreise (Kaiserslautern - Abisko)
Um 4:00 klingelte der Wecker, um 4:30 ging es los Richtung Flughafen. Zum Glück ist um diese Uhrzeit selbst um Frankfurt noch nicht so viel los, so lief die Hinfahrt prima. Wie unser Freund zurückkam, war uns ja dann egal. :-) Aber von Frankfurt weg ist morgens sowieso kein Problem.
Dank Online-Checkin mussten wir nur noch unsere Rucksäcke abgeben und dann kam die Sicherheitskontrolle. Während Holger problemlos durch kam, durfte ich mal wieder die Wanderschuhe ausziehen, damit sie solo durchs Röntgengerät fahren. Der Flieger nach Stockholm war komplett voll - bis auf die Leute, die aus welchem Grund auch immer zwar eingecheckt hatten, dann aber nicht kamen. Da deren Gepäck erst gesucht und wieder ausgeladen werden musste, hatten wir doch Verspätung. Aber egal, in Arlanda hatten wir genug Zeit, bis der Flug nach Kiruna ging.
In Stockholm also die Rucksäcke abgeholt, zum Weiterflug wieder eingecheckt und dann gab es das traditionelle Lättöl vorm Café am Terminal 4. Auch der Flug nach Kiruna sollte nicht pünktlich starten. Wir saßen schon im Flugzeug, da kam die Durchsage des Piloten, mit einer sagenhaften Gelassenheit: Dieses Flugzeug hat technische Probleme, aber netterweise wartet schon ein Ersatz am nächsten Gate. Also alle wieder raus und am Ersatzgate nochmal die komplette Boardingprozedur. Da aber auch das Gepäck wieder aus- und eingeladen werden musste, kamen wir erst mit fast einer Stunde Verspätung weg. Aber auch das sollte kein Problem sein. Erstens war die Verspätung in Kiruna geringer, zweitens fuhr der Bus laut Fahrplan sowieso recht spät und drittens hätte ich darauf vertraut, dass der Bus auf das Flugzeug wartet - sonst wäre er ja ganz schön unnötig da am Flughafen.
Die Fahrt nach Abisko war unspektakulär. Aber während Holger wie immer im Bus geschlafen hat, habe ich wie immer zum Fenster rausgeguckt. Man könnte ja einen Baum oder Stein verpassen! Außerdem war es schon schön, erst den Torneträsk auftauchen zu sehen, dann Nuolja und dann waren wir wieder da! So ein bisschen wie heimkommen. Wenn es irgendwie zur Tour passt, starten und/oder beginnen wir den Urlaub immer in Abisko. Wir waren fast erschrocken, wie grün alles noch war. Naja, das sollte sich ändern und als wir 3 Wochen später nach Abisko zurückkamen, war es phantastisch herbstlich bunt.
Bei der Ankunft ist mir dann mal wieder was typisches passiert, ich bin ins falsche Zimmer gestürmt. Ich war der vollen Überzeugung, vor der richtigen Tür zu stehen. Der Schlüssel ließ sich zwar nicht drehen, aber ich dachte mir, naja, wir kommen ja gerade an, das Zimmer wird offen sein. War es auch, allerdings deswegen, weil die Bewohner faul auf dem Bett lagen, um sich auszuruhen. Ich weiß nicht, wer dummer geguckt hat, die beiden oder ich. Mit einem 'Sorry' habe ich ganz schnell die Tür wieder zugemacht, ohne die Leute richtig gesehen zu haben, und bin dann ins richtige Zimmer 'geflüchtet'.
Am nächsten Tag stellte sich heraus, dass ich die Leute sogar fast gekannt habe. Es waren nämlich die Autoren der Webseite Wildnis-Wandern. Ich habe sie von den Fotos erkannt und angesprochen, denn sie sind letztes Jahr eine ähnliche Tour gegangen wie wir dieses Jahr, und wir haben uns z.B. GPS-Daten von ihrer Seite gezogen. Die Welt ist klein.
Wir sind dann nach Abisko Östra einkaufen. Reinbenzin für den Kocher (gibt es im kleinen Markt an der Tankstelle, ansonsten hätten wir mal wieder an ebendieser 'getankt'), und dann im Supermarkt Käse und getrocknetes Rentierfleisch als Snack für den Abend. Auch dieser 'Luxus' ist Tradition, schmeckt das lecker als Betthupferl.
Da ich ein großer Fan von Blå Band Outdoor Meals bin, ganz besonders von (irgendwie abartig, aber super lecker) 'Pasta med kyckling och banan', wollten wir in Abisko auch davon kaufen. Tja, Satz mit x. Im Supermarkt gab es gar keine Outdoormahlzeiten, im Shop in der Turiststation nur Mountain House, das wir dann auch gekauft haben. Bäh! Kann ich auf keinen Fall empfehlen. Habe mich im Nachhinein schlau gemacht, Blå Band produziert zwar noch Outdoor Meals, aber mein geliebtes 'Banan' nicht mehr. Anscheinend fanden es doch mehr Leute abartig als lecker. Schade.
Abends gab es dann das letzte 'große' Abendessen im Restaurant, dazu Bier bzw. Cider. Das muss man sich schon gönnen. Nachdem wir noch gemütlich im Kaminzimmer gehockt haben, ging es aber doch früh ins Bett. Schließlich war der Tag lang und wir wollten am nächsten Tag fit sein. Im Kaminzimmer (und auch in den Nachbarräumen) stehen neue Möbel. Das war erst mal ungewohnt, allerdings ist die neue Couch superbequem, ist also akzeptiert. :-)
21.08. Unsere Startetappe ... (Abisko - Katterat - Hundalshyttene)
... war anstrengender als gedacht. Das lehrte uns zwei Dinge, die wir natürlich schon wissen. Man kann von der Karte nicht aufs Gelände schließen und wir sind in Norwegen. Findet ihr nicht auch, dass die Wege in Norwegen meist anstrengender sind als die in Schweden? Allerdings war es ja auch unser erster Tag, der Rucksack schwer und man muss sich noch einlaufen.
Morgens in Abisko sahen wir aber erst noch eine alte Bekannte. Die Tütenfrau. Das ist unser Spitzname für die Dame, denn leider kennen wir ihren Namen nicht, ich habe mich damals nur ganz kurz mit ihr unterhalten. Aber falls sie euch je begegnet ist, werdet ihr jetzt schon wissen, wen wir meinen. Die Frau ist vor 5 Jahren auf dem Padjelantaleden ein paar Tage mit uns parallel gewandert, hat aber immer an anderen Stellen gezeltet. Sie ist aus Dänemark, alleine im Fjäll unterwegs und zwar mit einem Rucksack und - in jeder Hand eine Plastiktüte. So wandert die den ganzen Trek, für mich unvorstellbar. Und als sie in Abisko an uns vorbeiging (leider haben wir sie erst zu spät gesehen, um sie anzusprechen), hatte sie - welch Überraschung - in jeder Hand eine Plastiktüte. :-) Ich denke, sie transportiert darin Lebensmittel, sie hat auf dem Padjelantaleden z.B. eine Packung frischer Eier aus der Tüte gezaubert.
Zuerst ging es mit dem Zug nach Katterat. Er hatte, passend zur bisherigen Reise, Verspätung. Eine gute Möglichkeit, unser frisch gelerntes Schwedisch zu testen. In den Ansagen wurde die Verspätung immer länger - femton, tjugo, tjugofem. Alles verstanden und durch die englische Ansage danach kontrolliert. Mit über einer halben Stunde Verspätung kam der Zug dann an. Kurz vor Katterat machten wir uns dann Sorgen, ob der Zug dort auch hält, denn vor Vassijaure hatte die Schaffnerin extra gefragt, ob jemand einen Halt wünscht. Jetzt war sie nicht zu sichten, aber dann kam sie doch und meinte, wir sollten noch nicht aussteigen, wenn der Zug hält, sondern auf sie und einen zweiten Stopp warten. Der Bahnsteig in Katterat ist zu kurz, aber natürlich wird niemandem (auch nicht, wenn er ganz offensichtlich Wanderer und fit ist) zugemutet, hinter dem Bahnsteig auszusteigen!
Dann ging es los. Noch einen Blick auf das Ende des Rombaksfjord geworfen und ran an die erste Hürde. Der Weg startet gleich am Bahnhof, gegenüber der Gleise. Allerdings muss man hoch auf den Fels, vor dem nur eine kleine Holzleiter steht. Ab einer gewissen Höhendifferenz ist das für mich immer eine große Herausforderung, aber ich wollte es wissen. Und kam natürlich auch hoch, auch mit Rucksack. So hatte ich gleich das erste Erfolgserlebnis verbucht.

Man kann den Weg zur Hundalhütte komplett über die Straße oder zum großen Teil oberhalb der Straße über Hundalstoppen und Langryggen gehen (in der schwedischen Karte nicht eingezeichnet, aber komplett markiert). Wir haben uns für die zweite Variante entschieden, wenn auch die Männer vom NOT in der Hütte da kaum Verständnis für hatten (but walking on the road is much easier). Das Klettern über die Leiter wäre aber wohl nicht nötig gewesen, denn kurz später stießen wir auf den 'richtigen' Weg, ich denke, der zweigt irgendwo unten von der Straße ab. Obwohl, am Fels neben der Leiter prankte ein großes rotes T. (Hier im Bild leider relativ schlecht zu sehen.)
Natürlich ging es sofort bergan, die Bäume wurden schnell kleiner und - da wuchsen Moltebeeren! Richtig viele. Da war es egal, dass wir gerade erst gestartet waren, der Rucksack wurde abgesetzt und Moltebeeren fürs Früstück gepflückt (irgendwie muss man ja sein Müsli überleben). Und natürlich zwischendurch Qualitätskontrolle.

Dann ging es weiter bergauf, leider zogen immer mehr Wolken auf und die Sicht wurde schlecht. Soviel zum 'Höhenweg' statt der Straße. Irgendwann mussten wir die feuchte Luft dann auch als Regen definieren und noch vor der ersten Pause Rucksackhülle und Regenjacke auspacken. Auf die Regenhose konnte man aber noch verzichten.
Zum Glück wurde der Regen später wieder weniger, hörte dann komplett auf, die Wolken lichteten sich etwas und man sah plötzlich erste Berge. Juchu!

Bald hatten wir einen Blick auf das Tal und der Weg zog sich dann runter zur Straße. Sogar die Sonne kam heraus. Das letzte Stück Straße bis zum Damm und dann noch ca. 1 km bis zur Hütte gingen sich gut und dann waren wir da. Es war aber mittlerweile tatsächlich schon 20:45, wo war die Zeit geblieben?

Uns wurde die kleine Hütte 'zugewiesen', es waren ja Leute vom NOT da, die in ihrer Hütte auch mindestens die halbe Nacht saßen und quatschten (und bestimmt einige Biere tranken). Als ich um 2:30 aufs Klo musste, waren sie mal noch sehr munter. So hatten wir eine gemütliche Hütte für uns, die sogar frisch geputzt war. Waschen, Abendessen (wir testeten das Mountain House, das wir nie wieder kaufen), ein Stückchen Käse und Rentier als Belohnung und dann sind wir in die Betten gefallen.

22.08. Der berühmte zweite Tag (Hundalshyttene - Zeltplatz am Leirvatnet)
Zweite Tage sind irgendwie immer die schlimmsten, der Körper ist müde, alles ist anstrengend, irgendwer muss noch was in den Rucksack gepackt haben, denn er ist auf alle Fälle schwerer als am Vortag - deswegen hatten wir heute nur eine kurze Strecke geplant. Wir haben die Strecke nach Lossi (am Rienatcohkka vorbei) geteilt, so war das heutige Ziel der Leirvatnet.

Morgenstimmung in Hundal.

Automatisch stellt sich die Morgenroutine ein. Frühstück (Kampf mit dem Müsli, es leben die Moltebeeren!), Toilettengang, packen, aufräumen. Dazu natürlich Schwätzchen mit den Leuten vom NOT, die das ganze Wochenende an der Hütte verbringen. Sie hoffen auf einen Hubschrauber, der Material und Verpflegung bringen soll, aber wie schon am Vortag wird er nicht kommen. Die Sicht ist zu schlecht. So muss einer der Jungs mit dem Auto nach Narvik fahren, um Essen und Bier zu kaufen.
Die anderen haben in der Zeit eine besonders heftige Aufgabe. Die Klogrube muss geleert werden. Wenn ich die richtig verstanden habe, ist das seit 12 Jahren nicht mehr passiert. Um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung, wie weit die Sch.... zusammenfällt und wie lange es von daher dauert, bis die Grube voll ist. So oder so bestätige ich ihnen, dass sie ihr Bier später wohl verdient haben.
Bis wir aufbrechen, ist es 11:30, typisch für uns. Ich bin ein furchtbarer Morgenmuffel und komme morgens nie in die Pötte, so sind wir es gewohnt, immer die letzten zu sein, die aufbrechen. Da ich auch nicht die Schnellste bin, kommen wir also auch immer spät an. Aber was soll's, unser Tag ist im Vergleich zu anderen halt einfach etwas versetzt.
Die Morgenstimmung rund um Hundal ist super, zwar hängen noch viele tiefe Wolken um die Berge, aber das Wetter lässt einen doch zuversichtlich sein. Auch die Gletscher vom Storsteinsfjellet erscheinen hinter der Kuppe am anderen Flussufer. Und genau in diese Richtung brechen wir auf.
Auf Empfehlung der NOT-Leute furten wir nicht, obwohl das möglich ist (er meinte, am anderen Ufer wird der Fluss doch etwas tiefer und es sei einfacher, die paar Meter zurück zum Damm zu gehen). Unterhalb des Dammes ist der Fluss nur ein Rinnsal und man kann trockenen Fußes queren, dann zieht sich der Weg leicht am Hang hoch, wir müssen ja über die Kuppe.

Blick zurück auf Hundal. Man beachte die Männer beim Klo.
Kurz nach dem Damm kommen wir an einem Zelt vorbei, da ist tatsächlich jemand noch später an als wir. Bald darauf sehen wir hinter uns die beiden Insassen, das sind bestimmt die Mädels vom Bahnhof in Katterat, die sich da erst mal Mittagessen gekocht hatten. Da sie nicht der Markierung folgen, sondern sich lieber ihren eigenen Weg suchen, passieren sie uns in einiger Entfernung. Überraschenderweise sehen wir sie später am Tag nochmal, allerdings immer noch ein Stück vor uns. Bestimmt haben sie auch da die typisch schwedische, lange Mittagsrast gemacht. Es sieht so aus, als wollen sie noch über den Pass, damit werden wir sie ganz sicher nicht mehr sehen, denn unser Ziel ist ja der See davor.
Es bleibt wolkenverhangen, aber immer wieder gibt es nette Ausblicke. So machen wir auch oberhalb des Sealggajavri eine Rast, wenn auch Storsteinsfjellet dahinter nur halb unter den Wolken herausschaut.


Auch das letzte Stück zum Leirvatnet ist bald gepackt. Nochmal ein kleiner Anstieg, der Fluss lässt sich problemlos in Wanderschuhen waten und dann fangen wir an, nach einem Zeltplatz Ausschau zu halten.
Dummerweise wird die Luft nochmal so feucht, dass wir Regensachen auspacken.
Außerdem hat mein Körper erkannt, dass wir wohl da sind, er beginnt mit dem 'Herunterfahren'. Das finde ich immer noch mit die beste Beschreibung, wie man manchmal müde und erschöpft wird, sobald man da ist.

Aber schnell ist am Ausfluss des Leirvatnet ein schönes Plätzchen für das Zelt gefunden und kaum steht es, flüchten wir vor dem Regen ins Innere. Und gehen auch nur raus, wenn es unbedingt sein muss, denn es hört nicht auf zu regnen und der Wind pfeift.
Im Vorzelt wird gekocht, die Schlafsäcke sind schön warm und wir glücklich und zufrieden.
Noch ist das Schlafen im Zelt ungewohnt, so wache ich in der Nacht doch regelmäßig auf. Während es anfangs noch regnet, hört es dann aber irgendwann auf. Um so mehr habe ich mich beim nächsten Aufwachen gewundert, dass unser Zelt innen so nass ist. Ach Gott, wir hatten vergessen später die Lüfter aufzumachen. So mache ich das morgens um 6:00 und als um 8:00 der Wecker klingelt, ist alles wieder trocken. Es weht also immer noch heftiger Wind, der Grund, aus dem sie auch erst mal zu waren.
Reisezeit: Ende August, Anfang September
Region/Kontinent: Nordeuropa
Nachdem ich dieses Forum schon lange passiv nutze, dachte ich mir, erzähle ich doch auch mal von einer Tour! Dieses Jahr sind wir von Katterat über Hundal/Lossi/Caihnavagge zum Nordkalottleden und dann den Abschnitt vom Gautelisvatnet über Skoaddejavri/Sitas/Pauro/Røysvatn nach Vaisaluokta. Tolle Tour.

Wir, das sind mein Freund Holger, 41 Jahre, Fotograf auf unseren Touren (also, falls euch die Bilder gefallen, lobt ihn :-) und ich, Claudia, 39 Jahre und ziemlich übergewichtig.
Das erzähle ich aus verschiedenen Gründen. Vor allen Dingen möchte ich zeigen, dass (fast) jeder eine entsprechende Wanderung machen kann, wenn er nur will. Klar bin ich etwas langsamer als andere, aber man ist ja unterwegs, um die Natur zu genießen. Und eine normale Tagesetappe schaffe auch ich ohne Probleme. Und wenn man dann 'Parallelwanderer' hat, von denen man weiß, die haben schon die Hütte eingeheizt, wenn man ankommt, kann das sogar sehr nett sein. Deswegen hier einen Dank und Gruß an Henning.

Naja, ein bisschen stolz bin ich einfach auch, dass ich das halt trotz meines Gewichts schaffe. Dass es allerdings nicht dauerhaft weniger wird, darauf bin ich ganz und gar nicht stolz. Aber nachdem diese Tour mal wieder 5kg 'gefressen' hat, bin ich voll bester Vorsätze, wir werden sehen.
Erschreckenderweise war es am Anfang wirklich ein Problem, vernünftige Ausrüstung zu finden. Deswegen meinen Dank an Mammut dafür, dass sie ihre phantastische Wanderhose 'Champ' auch in vielen Sondergrößen herstellen, an Berghaus, dass einige ihrer Jacken sehr groß ausfallen, und an alle dicken Biker - während meiner ersten Wanderung zierte meine Regenhose das Logo von Hein Gericke.
Leider passe ich auch nicht in einen normalen Mumienschlafsack, da hat mir der Mountain Hardwear 2nd Dimension mit seinem integrierten Expander gute Dienste geleistet, allerdings habe ich ihn letztes Jahr trotzdem durch einen Western Mountaineering Sequoia ersetzt, den habe ich mir einfach gegönnt. Da ich jetzt angefangen habe, mich für Ausrüstung zu begeistern, mache ich das noch schnell fertig. Da meine Füße passend zum restlichen Körper auch nicht klein und zierlich sind, schwöre ich auf meine Hanwag Alaska GTX. Und auch auf meinen Gregory Shasta lasse ich nichts kommen, hier war für mich gerade das 'Bausatzsystem' praktisch. Mein Rucksack selbst ist S, der Schultergurt M und der Hüftgurt auf alle Fälle L! Sitzt perfekt.
Und jetzt mein Appell an alle, die sich nicht trauen: Ja, wenn man etwas dicker ist, muss man länger nach Ausrüstung suchen. Das Wandern ist anstrengender. Aber es ist deswegen kein bisschen weniger schön und es gibt keine Ausreden! Macht es einfach!
So, schon viel erzählt und noch kein bisschen was zur Tour. Die Ausrüstungsliste ist mehr oder weniger Standard, bei Essen für 17 Tage war der Rucksack auch dementsprechend schwer. Ich startete mit 24 kg, Holger hatte inkl. seiner Fotoausrüstung sogar 29 kg. Allerdings waren dabei Thermos- und Wasserflasche gefüllt.
Thermosflasche, das Stichwort zu einer kurzen Ergänzung zur Ausrüstung. Es gibt ein paar Sachen, die nicht unbedingt nötig sind, die ich aber nicht missen möchte. Und dazu gehört die Thermosflasche. Vor 3 Jahren sozusagen von uns 'entdeckt' und es ist einfach geil, wenn man in einer Pause ganz ohne Aufwand einen schönen heißen Tee trinken kann. Deswegen haben wir sogar ein Upgrade auf die 1-Liter-Flasche gemacht. Wie meinte eine nette schwedische Dame (in der Sauna in Saltoluokta), der ich erzählte, dass wir früher nie eine dabei hatten: 'How could you survive without a Thermos?'
Dann der zweite Luxusartikel: Das Therm-a-Rest Sitzkissen. Als der Holger den Vorschlag machte, so ein Ding zu kaufen, habe ich erst mal gelacht. Ich habe mich immer ohne Hemmungen überall hingesetzt, aber glaubt mir: Das Ding ist geil. Vor allen Dingen, dass man (verschwitzt, wie man nun mal ist) isoliert sitzen kann, ist toll. Und bequem dazu. Auf alle Fälle seine 100 g wert!
Als letztes in dieser Liste dann unser Fernglas, wir haben uns dieses Jahr nach einigem Hin und Her das Steiner Wildlife pro 10,5 x 28 zugelegt. Wir hatten uns vor 2 Jahren mal von Freunden ein Fernglas für unsere Tour geliehen, eigentlich war damals allein das Beobachten der Elche im Tal unterhalb von Kaitumjaure es schon wert, das Ding zu schleppen. Wir sind von unserem Fernglas begeistert, allerdings nutzen wir es (noch) zu wenig. Ich denke aber, auch nächstes Jahr wird es wieder dabei sein.
Und jetzt, nach dem ganzen Vorgeplänkel, wird es Zeit, mal von der Tour selbst zu erzählen.
20.08. Anreise (Kaiserslautern - Abisko)
Um 4:00 klingelte der Wecker, um 4:30 ging es los Richtung Flughafen. Zum Glück ist um diese Uhrzeit selbst um Frankfurt noch nicht so viel los, so lief die Hinfahrt prima. Wie unser Freund zurückkam, war uns ja dann egal. :-) Aber von Frankfurt weg ist morgens sowieso kein Problem.
Dank Online-Checkin mussten wir nur noch unsere Rucksäcke abgeben und dann kam die Sicherheitskontrolle. Während Holger problemlos durch kam, durfte ich mal wieder die Wanderschuhe ausziehen, damit sie solo durchs Röntgengerät fahren. Der Flieger nach Stockholm war komplett voll - bis auf die Leute, die aus welchem Grund auch immer zwar eingecheckt hatten, dann aber nicht kamen. Da deren Gepäck erst gesucht und wieder ausgeladen werden musste, hatten wir doch Verspätung. Aber egal, in Arlanda hatten wir genug Zeit, bis der Flug nach Kiruna ging.
In Stockholm also die Rucksäcke abgeholt, zum Weiterflug wieder eingecheckt und dann gab es das traditionelle Lättöl vorm Café am Terminal 4. Auch der Flug nach Kiruna sollte nicht pünktlich starten. Wir saßen schon im Flugzeug, da kam die Durchsage des Piloten, mit einer sagenhaften Gelassenheit: Dieses Flugzeug hat technische Probleme, aber netterweise wartet schon ein Ersatz am nächsten Gate. Also alle wieder raus und am Ersatzgate nochmal die komplette Boardingprozedur. Da aber auch das Gepäck wieder aus- und eingeladen werden musste, kamen wir erst mit fast einer Stunde Verspätung weg. Aber auch das sollte kein Problem sein. Erstens war die Verspätung in Kiruna geringer, zweitens fuhr der Bus laut Fahrplan sowieso recht spät und drittens hätte ich darauf vertraut, dass der Bus auf das Flugzeug wartet - sonst wäre er ja ganz schön unnötig da am Flughafen.
Die Fahrt nach Abisko war unspektakulär. Aber während Holger wie immer im Bus geschlafen hat, habe ich wie immer zum Fenster rausgeguckt. Man könnte ja einen Baum oder Stein verpassen! Außerdem war es schon schön, erst den Torneträsk auftauchen zu sehen, dann Nuolja und dann waren wir wieder da! So ein bisschen wie heimkommen. Wenn es irgendwie zur Tour passt, starten und/oder beginnen wir den Urlaub immer in Abisko. Wir waren fast erschrocken, wie grün alles noch war. Naja, das sollte sich ändern und als wir 3 Wochen später nach Abisko zurückkamen, war es phantastisch herbstlich bunt.
Bei der Ankunft ist mir dann mal wieder was typisches passiert, ich bin ins falsche Zimmer gestürmt. Ich war der vollen Überzeugung, vor der richtigen Tür zu stehen. Der Schlüssel ließ sich zwar nicht drehen, aber ich dachte mir, naja, wir kommen ja gerade an, das Zimmer wird offen sein. War es auch, allerdings deswegen, weil die Bewohner faul auf dem Bett lagen, um sich auszuruhen. Ich weiß nicht, wer dummer geguckt hat, die beiden oder ich. Mit einem 'Sorry' habe ich ganz schnell die Tür wieder zugemacht, ohne die Leute richtig gesehen zu haben, und bin dann ins richtige Zimmer 'geflüchtet'.
Am nächsten Tag stellte sich heraus, dass ich die Leute sogar fast gekannt habe. Es waren nämlich die Autoren der Webseite Wildnis-Wandern. Ich habe sie von den Fotos erkannt und angesprochen, denn sie sind letztes Jahr eine ähnliche Tour gegangen wie wir dieses Jahr, und wir haben uns z.B. GPS-Daten von ihrer Seite gezogen. Die Welt ist klein.
Wir sind dann nach Abisko Östra einkaufen. Reinbenzin für den Kocher (gibt es im kleinen Markt an der Tankstelle, ansonsten hätten wir mal wieder an ebendieser 'getankt'), und dann im Supermarkt Käse und getrocknetes Rentierfleisch als Snack für den Abend. Auch dieser 'Luxus' ist Tradition, schmeckt das lecker als Betthupferl.
Da ich ein großer Fan von Blå Band Outdoor Meals bin, ganz besonders von (irgendwie abartig, aber super lecker) 'Pasta med kyckling och banan', wollten wir in Abisko auch davon kaufen. Tja, Satz mit x. Im Supermarkt gab es gar keine Outdoormahlzeiten, im Shop in der Turiststation nur Mountain House, das wir dann auch gekauft haben. Bäh! Kann ich auf keinen Fall empfehlen. Habe mich im Nachhinein schlau gemacht, Blå Band produziert zwar noch Outdoor Meals, aber mein geliebtes 'Banan' nicht mehr. Anscheinend fanden es doch mehr Leute abartig als lecker. Schade.
Abends gab es dann das letzte 'große' Abendessen im Restaurant, dazu Bier bzw. Cider. Das muss man sich schon gönnen. Nachdem wir noch gemütlich im Kaminzimmer gehockt haben, ging es aber doch früh ins Bett. Schließlich war der Tag lang und wir wollten am nächsten Tag fit sein. Im Kaminzimmer (und auch in den Nachbarräumen) stehen neue Möbel. Das war erst mal ungewohnt, allerdings ist die neue Couch superbequem, ist also akzeptiert. :-)
21.08. Unsere Startetappe ... (Abisko - Katterat - Hundalshyttene)
... war anstrengender als gedacht. Das lehrte uns zwei Dinge, die wir natürlich schon wissen. Man kann von der Karte nicht aufs Gelände schließen und wir sind in Norwegen. Findet ihr nicht auch, dass die Wege in Norwegen meist anstrengender sind als die in Schweden? Allerdings war es ja auch unser erster Tag, der Rucksack schwer und man muss sich noch einlaufen.
Morgens in Abisko sahen wir aber erst noch eine alte Bekannte. Die Tütenfrau. Das ist unser Spitzname für die Dame, denn leider kennen wir ihren Namen nicht, ich habe mich damals nur ganz kurz mit ihr unterhalten. Aber falls sie euch je begegnet ist, werdet ihr jetzt schon wissen, wen wir meinen. Die Frau ist vor 5 Jahren auf dem Padjelantaleden ein paar Tage mit uns parallel gewandert, hat aber immer an anderen Stellen gezeltet. Sie ist aus Dänemark, alleine im Fjäll unterwegs und zwar mit einem Rucksack und - in jeder Hand eine Plastiktüte. So wandert die den ganzen Trek, für mich unvorstellbar. Und als sie in Abisko an uns vorbeiging (leider haben wir sie erst zu spät gesehen, um sie anzusprechen), hatte sie - welch Überraschung - in jeder Hand eine Plastiktüte. :-) Ich denke, sie transportiert darin Lebensmittel, sie hat auf dem Padjelantaleden z.B. eine Packung frischer Eier aus der Tüte gezaubert.
Zuerst ging es mit dem Zug nach Katterat. Er hatte, passend zur bisherigen Reise, Verspätung. Eine gute Möglichkeit, unser frisch gelerntes Schwedisch zu testen. In den Ansagen wurde die Verspätung immer länger - femton, tjugo, tjugofem. Alles verstanden und durch die englische Ansage danach kontrolliert. Mit über einer halben Stunde Verspätung kam der Zug dann an. Kurz vor Katterat machten wir uns dann Sorgen, ob der Zug dort auch hält, denn vor Vassijaure hatte die Schaffnerin extra gefragt, ob jemand einen Halt wünscht. Jetzt war sie nicht zu sichten, aber dann kam sie doch und meinte, wir sollten noch nicht aussteigen, wenn der Zug hält, sondern auf sie und einen zweiten Stopp warten. Der Bahnsteig in Katterat ist zu kurz, aber natürlich wird niemandem (auch nicht, wenn er ganz offensichtlich Wanderer und fit ist) zugemutet, hinter dem Bahnsteig auszusteigen!
Dann ging es los. Noch einen Blick auf das Ende des Rombaksfjord geworfen und ran an die erste Hürde. Der Weg startet gleich am Bahnhof, gegenüber der Gleise. Allerdings muss man hoch auf den Fels, vor dem nur eine kleine Holzleiter steht. Ab einer gewissen Höhendifferenz ist das für mich immer eine große Herausforderung, aber ich wollte es wissen. Und kam natürlich auch hoch, auch mit Rucksack. So hatte ich gleich das erste Erfolgserlebnis verbucht.

Man kann den Weg zur Hundalhütte komplett über die Straße oder zum großen Teil oberhalb der Straße über Hundalstoppen und Langryggen gehen (in der schwedischen Karte nicht eingezeichnet, aber komplett markiert). Wir haben uns für die zweite Variante entschieden, wenn auch die Männer vom NOT in der Hütte da kaum Verständnis für hatten (but walking on the road is much easier). Das Klettern über die Leiter wäre aber wohl nicht nötig gewesen, denn kurz später stießen wir auf den 'richtigen' Weg, ich denke, der zweigt irgendwo unten von der Straße ab. Obwohl, am Fels neben der Leiter prankte ein großes rotes T. (Hier im Bild leider relativ schlecht zu sehen.)
Natürlich ging es sofort bergan, die Bäume wurden schnell kleiner und - da wuchsen Moltebeeren! Richtig viele. Da war es egal, dass wir gerade erst gestartet waren, der Rucksack wurde abgesetzt und Moltebeeren fürs Früstück gepflückt (irgendwie muss man ja sein Müsli überleben). Und natürlich zwischendurch Qualitätskontrolle.

Dann ging es weiter bergauf, leider zogen immer mehr Wolken auf und die Sicht wurde schlecht. Soviel zum 'Höhenweg' statt der Straße. Irgendwann mussten wir die feuchte Luft dann auch als Regen definieren und noch vor der ersten Pause Rucksackhülle und Regenjacke auspacken. Auf die Regenhose konnte man aber noch verzichten.
Zum Glück wurde der Regen später wieder weniger, hörte dann komplett auf, die Wolken lichteten sich etwas und man sah plötzlich erste Berge. Juchu!

Bald hatten wir einen Blick auf das Tal und der Weg zog sich dann runter zur Straße. Sogar die Sonne kam heraus. Das letzte Stück Straße bis zum Damm und dann noch ca. 1 km bis zur Hütte gingen sich gut und dann waren wir da. Es war aber mittlerweile tatsächlich schon 20:45, wo war die Zeit geblieben?

Uns wurde die kleine Hütte 'zugewiesen', es waren ja Leute vom NOT da, die in ihrer Hütte auch mindestens die halbe Nacht saßen und quatschten (und bestimmt einige Biere tranken). Als ich um 2:30 aufs Klo musste, waren sie mal noch sehr munter. So hatten wir eine gemütliche Hütte für uns, die sogar frisch geputzt war. Waschen, Abendessen (wir testeten das Mountain House, das wir nie wieder kaufen), ein Stückchen Käse und Rentier als Belohnung und dann sind wir in die Betten gefallen.

22.08. Der berühmte zweite Tag (Hundalshyttene - Zeltplatz am Leirvatnet)
Zweite Tage sind irgendwie immer die schlimmsten, der Körper ist müde, alles ist anstrengend, irgendwer muss noch was in den Rucksack gepackt haben, denn er ist auf alle Fälle schwerer als am Vortag - deswegen hatten wir heute nur eine kurze Strecke geplant. Wir haben die Strecke nach Lossi (am Rienatcohkka vorbei) geteilt, so war das heutige Ziel der Leirvatnet.

Morgenstimmung in Hundal.

Automatisch stellt sich die Morgenroutine ein. Frühstück (Kampf mit dem Müsli, es leben die Moltebeeren!), Toilettengang, packen, aufräumen. Dazu natürlich Schwätzchen mit den Leuten vom NOT, die das ganze Wochenende an der Hütte verbringen. Sie hoffen auf einen Hubschrauber, der Material und Verpflegung bringen soll, aber wie schon am Vortag wird er nicht kommen. Die Sicht ist zu schlecht. So muss einer der Jungs mit dem Auto nach Narvik fahren, um Essen und Bier zu kaufen.
Die anderen haben in der Zeit eine besonders heftige Aufgabe. Die Klogrube muss geleert werden. Wenn ich die richtig verstanden habe, ist das seit 12 Jahren nicht mehr passiert. Um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung, wie weit die Sch.... zusammenfällt und wie lange es von daher dauert, bis die Grube voll ist. So oder so bestätige ich ihnen, dass sie ihr Bier später wohl verdient haben.
Bis wir aufbrechen, ist es 11:30, typisch für uns. Ich bin ein furchtbarer Morgenmuffel und komme morgens nie in die Pötte, so sind wir es gewohnt, immer die letzten zu sein, die aufbrechen. Da ich auch nicht die Schnellste bin, kommen wir also auch immer spät an. Aber was soll's, unser Tag ist im Vergleich zu anderen halt einfach etwas versetzt.
Die Morgenstimmung rund um Hundal ist super, zwar hängen noch viele tiefe Wolken um die Berge, aber das Wetter lässt einen doch zuversichtlich sein. Auch die Gletscher vom Storsteinsfjellet erscheinen hinter der Kuppe am anderen Flussufer. Und genau in diese Richtung brechen wir auf.
Auf Empfehlung der NOT-Leute furten wir nicht, obwohl das möglich ist (er meinte, am anderen Ufer wird der Fluss doch etwas tiefer und es sei einfacher, die paar Meter zurück zum Damm zu gehen). Unterhalb des Dammes ist der Fluss nur ein Rinnsal und man kann trockenen Fußes queren, dann zieht sich der Weg leicht am Hang hoch, wir müssen ja über die Kuppe.

Blick zurück auf Hundal. Man beachte die Männer beim Klo.
Kurz nach dem Damm kommen wir an einem Zelt vorbei, da ist tatsächlich jemand noch später an als wir. Bald darauf sehen wir hinter uns die beiden Insassen, das sind bestimmt die Mädels vom Bahnhof in Katterat, die sich da erst mal Mittagessen gekocht hatten. Da sie nicht der Markierung folgen, sondern sich lieber ihren eigenen Weg suchen, passieren sie uns in einiger Entfernung. Überraschenderweise sehen wir sie später am Tag nochmal, allerdings immer noch ein Stück vor uns. Bestimmt haben sie auch da die typisch schwedische, lange Mittagsrast gemacht. Es sieht so aus, als wollen sie noch über den Pass, damit werden wir sie ganz sicher nicht mehr sehen, denn unser Ziel ist ja der See davor.
Es bleibt wolkenverhangen, aber immer wieder gibt es nette Ausblicke. So machen wir auch oberhalb des Sealggajavri eine Rast, wenn auch Storsteinsfjellet dahinter nur halb unter den Wolken herausschaut.


Auch das letzte Stück zum Leirvatnet ist bald gepackt. Nochmal ein kleiner Anstieg, der Fluss lässt sich problemlos in Wanderschuhen waten und dann fangen wir an, nach einem Zeltplatz Ausschau zu halten.
Dummerweise wird die Luft nochmal so feucht, dass wir Regensachen auspacken.
Außerdem hat mein Körper erkannt, dass wir wohl da sind, er beginnt mit dem 'Herunterfahren'. Das finde ich immer noch mit die beste Beschreibung, wie man manchmal müde und erschöpft wird, sobald man da ist.

Aber schnell ist am Ausfluss des Leirvatnet ein schönes Plätzchen für das Zelt gefunden und kaum steht es, flüchten wir vor dem Regen ins Innere. Und gehen auch nur raus, wenn es unbedingt sein muss, denn es hört nicht auf zu regnen und der Wind pfeift.
Im Vorzelt wird gekocht, die Schlafsäcke sind schön warm und wir glücklich und zufrieden.
Noch ist das Schlafen im Zelt ungewohnt, so wache ich in der Nacht doch regelmäßig auf. Während es anfangs noch regnet, hört es dann aber irgendwann auf. Um so mehr habe ich mich beim nächsten Aufwachen gewundert, dass unser Zelt innen so nass ist. Ach Gott, wir hatten vergessen später die Lüfter aufzumachen. So mache ich das morgens um 6:00 und als um 8:00 der Wecker klingelt, ist alles wieder trocken. Es weht also immer noch heftiger Wind, der Grund, aus dem sie auch erst mal zu waren.
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