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Mitreisende | |
Land: Island
Reisezeit: Spätsommer
Region/Kontinent: Nordeuropa
Der "Alte Kjalvegur" - Extended Version
Länge: ca 220 km
Dauer: 17 Tage
Nach langen Jahren stand wieder mal der alten Kjalvegur auf dem Programm. Nein nicht nur die bekannte Trekkingroute von Hvítarnes nach Hveravellir sondern die volle Länge von Þingvellir quer über das Hochland nach Varmahlið im Skagafjörður-Tal. Diese Route war schon vor 1000 Jahren üblich um zur alljählichen Parlamentsversammlung in Þingvellir (= Thingebene) zu reisen.
Zur Abrundung aber diesmal mit einer anderen Variante zum Einstieg, nämlich von Þingvellir zum Hlöðufell, dann zum Hagavatn und weiter nach Hvítárnes. In alten Zeiten hatten die Leute vom Eyjaförður auf dem Heimweg vom Thing bevorzugt diesen Weg benutzt. Der Weg über Lavafelder und Wüste schien ihnen wohl sicherer als über das Land der reichen Bauern Südislands.
Die Etappe zwischen dem Ostrand des Langjökulls und der Bergkette der Jarlhettur war nur eine Option. Dann über Hveravellir auf dem alten Reitweg bis nach Varmahlið in das Tal am Skagafjörður.
Die Route
Nichts spektakuläres diesmal. Nur einfach wieder Boden unter die Füße kriegen, Ruhe einkehren lassen und Abstand gewinnen. Wo geht das besser als in Island?
Þingvellir - Hlöðufell
Nach Berichten eines Freundes wußte ich, daß es auf der Route über den Hlöðufell bis zum Hagavatn, also auf 3 Tagesetappen, kein Wasser gibt (Ende August schon zweimal nicht). So bin ich bei schönstem Wetter mit vollem Rucksack plus 7 l Wasser von Þingvellir nach Norden aufgebrochen. Erst mal auf der Piste 52 Richtung Kaldidalur. Zwischdurch mußte ich mich seitlich von der Piste durch die hier tatsächlich vorhandenen Büsche schlagen, denn auf der Piste fand an diesem Sonntag gerade ein Lauf zur isländischen Rallye Meisterschaft statt. Und das mir *GRRRRR* !

Þingvellir; im Hintergrund: Skjaldbreiður (links), Tindaskagi (rechts
Dann auf der Spur des alten Eyfirðingavegur zu der Bergkette Tindaskagi. Der Weg ist so undeutlich, daß ich ihn an der Goðaskard kurz verloren habe. Dann stößte er auf eine Jeeppiste und so ist der Weg zum Tindaskagi kein Problem mehr. Dort, auf einem grünen Fleck am Hangfuß gezeltet. Kein Wasser, aber dafür gibt es Heidelbeeren. Am nächsten Tag auf der einsamen Piste weiter südöstlich am alten Schildvulkan Skjaldbreiður vorbei zum Hlöðufell. An diesem Tag begegnen mir nur 2-3 Autos und 2 Motorräder. Es herrscht wenig Verkehr dort und ist um so angenehmer ist es zu gehen. Das Wetter bedeckt aber trocken. Die Hütte am Hlöðufell hatte ich für mich. Ein kurzer Blick in die Wassertonne, die das Regenwasser des Stalldaches sammelt hat mir gereicht - nein, Danke. Die Hütte ist groß, nicht unbedingt gemütlich und durch die Tagesgäste, die nur Dreck reinschleppen aber nicht auskehren, nicht besonders gepflegt. Aber was soll's.
Hlöðufell - Hagavatn
Am nächsten Morgen Kaiserwetter! Östlich am Hlöðufell vorbei und dann schräg nach Nordosten über das Lavafeld Lambahraun zum Linuvegur abgekürzt. Zwischenzeitlich fand ich die Idee mit der Abkürzung gar nicht so gut.

Lambahraun
Absolute Wüste mit weichem, schwarzen Sand und Lavaklippen. Habe für die 6 km eine halbe Ewigkeit gebraucht. Zum Trinken hatte ich nur noch meine Thermos mit Tee und ein halben Liter Wasser in einer Flasche. Es war warm und die Sonne brannte ... Mittags den Linuvegur erreicht und dann auf der Piste neben der Hochspannungsleitung nach Osten bis zur Miðskarð getippelt. Ein Motorradfahrer und sein Begleitfahrzeug, beide mit deutschen Nummernschildern, kommen mir entgegen. Hätte sie gerne um Wasser angeschnorrt, aber sie hatten es anscheinend sehr eilig. Alle Isländer (außer den Rallyefahrern), denen ich in den letzten Tagen begegnet bin haben auf einen Schwatz angehalten und nach dem Woher-Wohin gefragt. Beim Abstieg über die Serpentinen der Miðskarð habe ich dann die Piste wieder Richtung Nordost verlassen und bin östlich, unter dem Förgrufjall entlang Richtung Hagavatn Hütte. Der Tag war lang und inzwischen habe ich auch den letzten Tropfen Wasser ausgetrunken. Weit konnte es nicht mehr sein zur neuen Brücke über den Gletscherfluß Far.

Hagavatn und Jarlhettur
War ja gut informiert! Wußte ja, daß es dort eine neue Brücke über die Far gibt, nachdem ein Gletscherlauf die alte Brücke vor ein paar Jahren weggerisssen hatte. Nun war diese also Tour wieder ohne weiteres machbar! Schließlich stand ich 500 m vor der Hütte, aber auf der falschen Seite des Flusses und von einer Brücke war weit und breit nichts zu sehen gewesen. Die Strecke flußab hatte ich ja schon auf dem Hinweg inspiziert als blieb nur noch der flussauf Richtung See. Aber in der Schlucht und oberhalb war auch nichts von einer Brücke zu finden. Nach einer Stunde rumsuchen und rumgestolpere durch Riesenblöcke und Bachbetten habe ich es dann aufgegeben und die Far einfach gefurtet. Na so einfach dann auch wieder nicht. Hab zwei Versuche gebraucht, war ganz schön tief und reißend. Aber die Hütte hat mich für alles entschädigt. Irgendeine gute Seele hat eine ganze Batterie 2-Literflaschen Trinkwasser dort deponiert und so mußte ich nicht auf die Gletscherbrühe zurückgreifen. Die Hütte habe ich in mein Herz geschlossen: klein, gemütlich und nett. Sogar einen Holzofen gibt es.

Hütte am Hagavatn
Aufgrund des schlechten Wetters habe ich 3 Nächte dort verbracht. Während einer Regenpause habe ich mich dann auf die Suche nach der Brücke gemacht und fand sie schließlich ca 1,5 km flußab der Hütte. Von Westenkommend war der Steg durch einen Kiesrücken verdeckt, so daß ich ihn nicht sehen konnte. Der Weg zu der Brücke war nur von Osten her markiert!
Hagavatn - Hvítárnes
Den Plan über die Jarlhettur zu gehen habe ich abgeblasen. Keine Sicht dort oben und direkt im Wolkenstau. Also über die Piste Richtung zur Kjölur-Piste. Ab den Sandvatnshliðar querfeldein zur Brücke über die Grjótá (südl. des Bláfell). Wetter windig, tiefe Wolken und Schauer. Am nächsten Tag mich von Wind und Regen über den Bláfellsháls jagen lassen. Auf seiner Nordseite, war es dann etwas freundlicher und es gab immer wieder mal Sonne - im Lee is schee (sagt der Bayer). Bin nun auf der Hauptverbindung über das Hochland unterwegs. Die Kjölur-Piste kann zur Not auch mit normalen PKWs befahren werden. Nette Begegnungen mit neugierigen Autofahrern, Filmemachern und Radfahrern :-) und schließlich ein Wiedersehen mit der Hütte von Hvítárnes, der ältesten Berghütte Islands.

Hvítárnes
Den nächsten Tag gemütlich in der Hütte verbracht und zwei Isländerinnen geholfen, die sich in bei einbrechender Nacht zuvor auf dem Weg von der Piste zur Þverbrekknamúli Hütte verfranzt hatten und dann bei ungemütlichem Wetter bis zum Morgengrauen irgendwo zwischen den Erdhöckern (Þúfur) und Lava notdürftig biwakieren mußten. Um 8 Uhr morgens standen sie durchnässt, durchfroren und fertig wieder in Hvítárnes auf der Schwelle. Also erst mal heißen Tee aufsetzen, Frühstück servierenund den beiden meinen guten Daunenschlafsack als Decke leihen und sie erst mal bis in den Nachmittag ausschlafen lassen. Ich hatte es ja nicht eilig. Die Mädels ergatterten dann am Nachmittag noch ein Mitfahrgelegenheit nach Hveravellir. Jetzt noch noch die Etappe nach Þverbrekknamúli anzugehen hatte ich keine Lust und so blieb ich dann noch eine zweite ruhige Nacht in Hvítárnes.
Die Wasserversorgung der Hütte funktionierte noch immer nicht, aber der kleine, gefasste Grundwasseraustritt 15 m nordwestlich der Hütte tut's auch.
Hvítárnes - Hveravellir

Begegnung
Bei zunehmend aufklarendem Wetter ging es dann am nächsten Tag nach Þverbrekknamúli. Habe versucht den Weg mit dem GPS zu dokumentieren und die Position der alten Steinwarten aufzunehmen. Erst Begegnung mit anderen Wanderern, einem jungen Paar aus Frankreich. In Þverbrekknamúli angekommen, bei Sonne Heidelbeeren gesammelt und die Ruhe genossen. In der Nacht -2°C und schwaches Nordlicht über dem Hrútfell.

Þverbrekknamúli
Morgens bei perfektem Bergwetter (klar und frisch) aufgebrochen und gemütlich zur Hütte im Þjófadalur gewandert. Genuß pur! Keine Menschenseele unterwegs und Traumwetter.

Hrútfell
An der putzigen Hütte angekommen mich dort erst mal in die Sonne gefläzt und ein Mittagsschläfchen gepflegt. Mal wieder das Zelt aufgebaut geschlafen und die Hütte einem Paar aus Deutschland überlassen. Insgesamt sind mir auf dem "alten Kjalvegur" nur 4 Leute begegnet.
Die nächste Etappe nach Hveravellir ist nur kurz und ich treffe dort schon um Mittag ein. Das Bad im Hot Pot von Hveravellir war erholsam wie immer. Die beiden isl. Mädels haben dort zwei Bierchen für mich deponiert und der Hüttenchef hat mir auch noch einiges ausgegeben und das Ganze gipfelte in einer Einladung zum einem Abendessen mit frisch gefangenen Forellen. Leider war das Wetter ziemlich mies und so verbrachte ich 3 Nächte in Hveravellir.

Hveravellir
Hveravellir - Reykir
Dann weiter erst auf der Piste nach Norden bis zur Brücke über die Seyðisá und dann dem alten Reitweg und einer wenig befahrenen Piste folgend zur Furt über die Blanda.

Blönduvað
Die ist war zwar breit und oberschenkeltief, aber die Strömung war nicht zu stark. Zwei Kilometer weiter dann der Svartakvisl, dem Namen nach harmlos, aber ebenfalls ein Gletscherfluss, weniger breit aber ebenso tief wie die Blanda. Das waren die zwei Haupthindernisse für den restlichen Weg. In der Nähe der Brücke über den Strangakvísl habe ich dann gezeltet. Der nächste Tag ließ sich erst gut an, dann jagte ein Schauer aus Nordwest den nächsten und schließlich war ich es Leid und habe mich an einem kleinen Bach in mein Zelt verkrochen.

Abend
Der nächste Tag war freundlicher und ich habe fleißig mit dem GPS die alten Warten eingemessen.

alte Steinwarte
Tatsächlich ist der alte Reitweg in keiner Karte lagerichtig eingezeichnet. Gemütlich am Aðalmannsvatn (Búgavatn) vorbei und dann auf einer Piste bis zu einem Bach am Hang der Haukagilsheiði. Am Abend schöner Sonnenuntergang bei wolkenlosem Himmel.

vörður á vegi - alte Wegmarkierungen
In der Nacht dann ein Wetterumschwung und am Morgen Sturmwolken über dem Hochland. Zeit über den Paß zu kommen! Leider wieder die vermaledeiten Probleme mit dem verspannten Rücken und nur mit Tricks schaffe ich es den Rucksack zu schultern. Die erste Stunde meine ich ich komme kaum vorwärts aber langsam werde ich wieder beweglicher und die Schmerzen werden langsam erträglicher. Immer stärker werdender Wind und einsetzender Regen schieben mich über den Paß ins Mælifellsdalur. Mit einem Tritt in den Hintern sozusagen fliege ich aus dem Hochland. Ich hab es kapiert: Schluß aus, Ende mit Sommer - jetzt ist Herbst im Hochland! Eigentlich wollte ich irgendwo in diesem Tal noch mal zelten, aber patschnaß wie ich war konnte ich genauso gut weiterhatschen. Den Rucksack hatte ich nur noch zweimal ganz kurz abgenommen um an die Thermos ranzukommen. Und das auch nur an Stellen wo ich ihn an einer Böschung, möglichst hoch, absetzen konnte. Ich hatte einfach Angst, ich kriege ihn vom Boden nicht mehr auf meine Schultern. Meinen alten Zeltplatz im Tal habe ich nicht mehr gefunden - ist auch schon 15 Jahre (?) her - irgendwann war es mir dann auch egal und die paar Kilometer bis ins Tal nach Reykir schaffe ich auch noch. Nässer konnte ich nicht werden und dort lockt ein HotPot.

... ziemlich geschafft
Nach gut 25 Kilometer ohne nennenswerte Pause aber fix und fertig erreiche ich den kleinen Ort Reykir. Bin der einzige Gast im Gästehaus und das örtliche Schwimmbad wird eigens für mich aufgesperrt und so sitze ich im 40°C heißen Pool während der Föhnsturm über mir die Birken biegt und die Fahnen vor dem Gästehaus knattern läßt.
--
Dieter
Reisezeit: Spätsommer
Region/Kontinent: Nordeuropa
Der "Alte Kjalvegur" - Extended Version
Länge: ca 220 km
Dauer: 17 Tage
Nach langen Jahren stand wieder mal der alten Kjalvegur auf dem Programm. Nein nicht nur die bekannte Trekkingroute von Hvítarnes nach Hveravellir sondern die volle Länge von Þingvellir quer über das Hochland nach Varmahlið im Skagafjörður-Tal. Diese Route war schon vor 1000 Jahren üblich um zur alljählichen Parlamentsversammlung in Þingvellir (= Thingebene) zu reisen.
Zur Abrundung aber diesmal mit einer anderen Variante zum Einstieg, nämlich von Þingvellir zum Hlöðufell, dann zum Hagavatn und weiter nach Hvítárnes. In alten Zeiten hatten die Leute vom Eyjaförður auf dem Heimweg vom Thing bevorzugt diesen Weg benutzt. Der Weg über Lavafelder und Wüste schien ihnen wohl sicherer als über das Land der reichen Bauern Südislands.
Die Etappe zwischen dem Ostrand des Langjökulls und der Bergkette der Jarlhettur war nur eine Option. Dann über Hveravellir auf dem alten Reitweg bis nach Varmahlið in das Tal am Skagafjörður.

Die Route
Nichts spektakuläres diesmal. Nur einfach wieder Boden unter die Füße kriegen, Ruhe einkehren lassen und Abstand gewinnen. Wo geht das besser als in Island?
Þingvellir - Hlöðufell
Nach Berichten eines Freundes wußte ich, daß es auf der Route über den Hlöðufell bis zum Hagavatn, also auf 3 Tagesetappen, kein Wasser gibt (Ende August schon zweimal nicht). So bin ich bei schönstem Wetter mit vollem Rucksack plus 7 l Wasser von Þingvellir nach Norden aufgebrochen. Erst mal auf der Piste 52 Richtung Kaldidalur. Zwischdurch mußte ich mich seitlich von der Piste durch die hier tatsächlich vorhandenen Büsche schlagen, denn auf der Piste fand an diesem Sonntag gerade ein Lauf zur isländischen Rallye Meisterschaft statt. Und das mir *GRRRRR* !

Þingvellir; im Hintergrund: Skjaldbreiður (links), Tindaskagi (rechts
Dann auf der Spur des alten Eyfirðingavegur zu der Bergkette Tindaskagi. Der Weg ist so undeutlich, daß ich ihn an der Goðaskard kurz verloren habe. Dann stößte er auf eine Jeeppiste und so ist der Weg zum Tindaskagi kein Problem mehr. Dort, auf einem grünen Fleck am Hangfuß gezeltet. Kein Wasser, aber dafür gibt es Heidelbeeren. Am nächsten Tag auf der einsamen Piste weiter südöstlich am alten Schildvulkan Skjaldbreiður vorbei zum Hlöðufell. An diesem Tag begegnen mir nur 2-3 Autos und 2 Motorräder. Es herrscht wenig Verkehr dort und ist um so angenehmer ist es zu gehen. Das Wetter bedeckt aber trocken. Die Hütte am Hlöðufell hatte ich für mich. Ein kurzer Blick in die Wassertonne, die das Regenwasser des Stalldaches sammelt hat mir gereicht - nein, Danke. Die Hütte ist groß, nicht unbedingt gemütlich und durch die Tagesgäste, die nur Dreck reinschleppen aber nicht auskehren, nicht besonders gepflegt. Aber was soll's.
Hlöðufell - Hagavatn
Am nächsten Morgen Kaiserwetter! Östlich am Hlöðufell vorbei und dann schräg nach Nordosten über das Lavafeld Lambahraun zum Linuvegur abgekürzt. Zwischenzeitlich fand ich die Idee mit der Abkürzung gar nicht so gut.

Lambahraun
Absolute Wüste mit weichem, schwarzen Sand und Lavaklippen. Habe für die 6 km eine halbe Ewigkeit gebraucht. Zum Trinken hatte ich nur noch meine Thermos mit Tee und ein halben Liter Wasser in einer Flasche. Es war warm und die Sonne brannte ... Mittags den Linuvegur erreicht und dann auf der Piste neben der Hochspannungsleitung nach Osten bis zur Miðskarð getippelt. Ein Motorradfahrer und sein Begleitfahrzeug, beide mit deutschen Nummernschildern, kommen mir entgegen. Hätte sie gerne um Wasser angeschnorrt, aber sie hatten es anscheinend sehr eilig. Alle Isländer (außer den Rallyefahrern), denen ich in den letzten Tagen begegnet bin haben auf einen Schwatz angehalten und nach dem Woher-Wohin gefragt. Beim Abstieg über die Serpentinen der Miðskarð habe ich dann die Piste wieder Richtung Nordost verlassen und bin östlich, unter dem Förgrufjall entlang Richtung Hagavatn Hütte. Der Tag war lang und inzwischen habe ich auch den letzten Tropfen Wasser ausgetrunken. Weit konnte es nicht mehr sein zur neuen Brücke über den Gletscherfluß Far.

Hagavatn und Jarlhettur
War ja gut informiert! Wußte ja, daß es dort eine neue Brücke über die Far gibt, nachdem ein Gletscherlauf die alte Brücke vor ein paar Jahren weggerisssen hatte. Nun war diese also Tour wieder ohne weiteres machbar! Schließlich stand ich 500 m vor der Hütte, aber auf der falschen Seite des Flusses und von einer Brücke war weit und breit nichts zu sehen gewesen. Die Strecke flußab hatte ich ja schon auf dem Hinweg inspiziert als blieb nur noch der flussauf Richtung See. Aber in der Schlucht und oberhalb war auch nichts von einer Brücke zu finden. Nach einer Stunde rumsuchen und rumgestolpere durch Riesenblöcke und Bachbetten habe ich es dann aufgegeben und die Far einfach gefurtet. Na so einfach dann auch wieder nicht. Hab zwei Versuche gebraucht, war ganz schön tief und reißend. Aber die Hütte hat mich für alles entschädigt. Irgendeine gute Seele hat eine ganze Batterie 2-Literflaschen Trinkwasser dort deponiert und so mußte ich nicht auf die Gletscherbrühe zurückgreifen. Die Hütte habe ich in mein Herz geschlossen: klein, gemütlich und nett. Sogar einen Holzofen gibt es.

Hütte am Hagavatn
Aufgrund des schlechten Wetters habe ich 3 Nächte dort verbracht. Während einer Regenpause habe ich mich dann auf die Suche nach der Brücke gemacht und fand sie schließlich ca 1,5 km flußab der Hütte. Von Westenkommend war der Steg durch einen Kiesrücken verdeckt, so daß ich ihn nicht sehen konnte. Der Weg zu der Brücke war nur von Osten her markiert!
Hagavatn - Hvítárnes
Den Plan über die Jarlhettur zu gehen habe ich abgeblasen. Keine Sicht dort oben und direkt im Wolkenstau. Also über die Piste Richtung zur Kjölur-Piste. Ab den Sandvatnshliðar querfeldein zur Brücke über die Grjótá (südl. des Bláfell). Wetter windig, tiefe Wolken und Schauer. Am nächsten Tag mich von Wind und Regen über den Bláfellsháls jagen lassen. Auf seiner Nordseite, war es dann etwas freundlicher und es gab immer wieder mal Sonne - im Lee is schee (sagt der Bayer). Bin nun auf der Hauptverbindung über das Hochland unterwegs. Die Kjölur-Piste kann zur Not auch mit normalen PKWs befahren werden. Nette Begegnungen mit neugierigen Autofahrern, Filmemachern und Radfahrern :-) und schließlich ein Wiedersehen mit der Hütte von Hvítárnes, der ältesten Berghütte Islands.

Hvítárnes
Den nächsten Tag gemütlich in der Hütte verbracht und zwei Isländerinnen geholfen, die sich in bei einbrechender Nacht zuvor auf dem Weg von der Piste zur Þverbrekknamúli Hütte verfranzt hatten und dann bei ungemütlichem Wetter bis zum Morgengrauen irgendwo zwischen den Erdhöckern (Þúfur) und Lava notdürftig biwakieren mußten. Um 8 Uhr morgens standen sie durchnässt, durchfroren und fertig wieder in Hvítárnes auf der Schwelle. Also erst mal heißen Tee aufsetzen, Frühstück servierenund den beiden meinen guten Daunenschlafsack als Decke leihen und sie erst mal bis in den Nachmittag ausschlafen lassen. Ich hatte es ja nicht eilig. Die Mädels ergatterten dann am Nachmittag noch ein Mitfahrgelegenheit nach Hveravellir. Jetzt noch noch die Etappe nach Þverbrekknamúli anzugehen hatte ich keine Lust und so blieb ich dann noch eine zweite ruhige Nacht in Hvítárnes.
Die Wasserversorgung der Hütte funktionierte noch immer nicht, aber der kleine, gefasste Grundwasseraustritt 15 m nordwestlich der Hütte tut's auch.
Hvítárnes - Hveravellir

Begegnung
Bei zunehmend aufklarendem Wetter ging es dann am nächsten Tag nach Þverbrekknamúli. Habe versucht den Weg mit dem GPS zu dokumentieren und die Position der alten Steinwarten aufzunehmen. Erst Begegnung mit anderen Wanderern, einem jungen Paar aus Frankreich. In Þverbrekknamúli angekommen, bei Sonne Heidelbeeren gesammelt und die Ruhe genossen. In der Nacht -2°C und schwaches Nordlicht über dem Hrútfell.

Þverbrekknamúli
Morgens bei perfektem Bergwetter (klar und frisch) aufgebrochen und gemütlich zur Hütte im Þjófadalur gewandert. Genuß pur! Keine Menschenseele unterwegs und Traumwetter.

Hrútfell
An der putzigen Hütte angekommen mich dort erst mal in die Sonne gefläzt und ein Mittagsschläfchen gepflegt. Mal wieder das Zelt aufgebaut geschlafen und die Hütte einem Paar aus Deutschland überlassen. Insgesamt sind mir auf dem "alten Kjalvegur" nur 4 Leute begegnet.
Die nächste Etappe nach Hveravellir ist nur kurz und ich treffe dort schon um Mittag ein. Das Bad im Hot Pot von Hveravellir war erholsam wie immer. Die beiden isl. Mädels haben dort zwei Bierchen für mich deponiert und der Hüttenchef hat mir auch noch einiges ausgegeben und das Ganze gipfelte in einer Einladung zum einem Abendessen mit frisch gefangenen Forellen. Leider war das Wetter ziemlich mies und so verbrachte ich 3 Nächte in Hveravellir.


Hveravellir
Hveravellir - Reykir
Dann weiter erst auf der Piste nach Norden bis zur Brücke über die Seyðisá und dann dem alten Reitweg und einer wenig befahrenen Piste folgend zur Furt über die Blanda.

Blönduvað
Die ist war zwar breit und oberschenkeltief, aber die Strömung war nicht zu stark. Zwei Kilometer weiter dann der Svartakvisl, dem Namen nach harmlos, aber ebenfalls ein Gletscherfluss, weniger breit aber ebenso tief wie die Blanda. Das waren die zwei Haupthindernisse für den restlichen Weg. In der Nähe der Brücke über den Strangakvísl habe ich dann gezeltet. Der nächste Tag ließ sich erst gut an, dann jagte ein Schauer aus Nordwest den nächsten und schließlich war ich es Leid und habe mich an einem kleinen Bach in mein Zelt verkrochen.

Abend
Der nächste Tag war freundlicher und ich habe fleißig mit dem GPS die alten Warten eingemessen.

alte Steinwarte
Tatsächlich ist der alte Reitweg in keiner Karte lagerichtig eingezeichnet. Gemütlich am Aðalmannsvatn (Búgavatn) vorbei und dann auf einer Piste bis zu einem Bach am Hang der Haukagilsheiði. Am Abend schöner Sonnenuntergang bei wolkenlosem Himmel.

vörður á vegi - alte Wegmarkierungen
In der Nacht dann ein Wetterumschwung und am Morgen Sturmwolken über dem Hochland. Zeit über den Paß zu kommen! Leider wieder die vermaledeiten Probleme mit dem verspannten Rücken und nur mit Tricks schaffe ich es den Rucksack zu schultern. Die erste Stunde meine ich ich komme kaum vorwärts aber langsam werde ich wieder beweglicher und die Schmerzen werden langsam erträglicher. Immer stärker werdender Wind und einsetzender Regen schieben mich über den Paß ins Mælifellsdalur. Mit einem Tritt in den Hintern sozusagen fliege ich aus dem Hochland. Ich hab es kapiert: Schluß aus, Ende mit Sommer - jetzt ist Herbst im Hochland! Eigentlich wollte ich irgendwo in diesem Tal noch mal zelten, aber patschnaß wie ich war konnte ich genauso gut weiterhatschen. Den Rucksack hatte ich nur noch zweimal ganz kurz abgenommen um an die Thermos ranzukommen. Und das auch nur an Stellen wo ich ihn an einer Böschung, möglichst hoch, absetzen konnte. Ich hatte einfach Angst, ich kriege ihn vom Boden nicht mehr auf meine Schultern. Meinen alten Zeltplatz im Tal habe ich nicht mehr gefunden - ist auch schon 15 Jahre (?) her - irgendwann war es mir dann auch egal und die paar Kilometer bis ins Tal nach Reykir schaffe ich auch noch. Nässer konnte ich nicht werden und dort lockt ein HotPot.

... ziemlich geschafft
Nach gut 25 Kilometer ohne nennenswerte Pause aber fix und fertig erreiche ich den kleinen Ort Reykir. Bin der einzige Gast im Gästehaus und das örtliche Schwimmbad wird eigens für mich aufgesperrt und so sitze ich im 40°C heißen Pool während der Föhnsturm über mir die Birken biegt und die Fahnen vor dem Gästehaus knattern läßt.
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Dieter
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