AW: [ES] [FR] Ein Sommer in den Zentralpyrenäen 2 - Bielsa -> Salardu
Sonntag, 21.7.2019, 9. Tag
Vom Zirpen der Grillen werde ich geweckt.
Ein Zaunkönig hüpft durch die Zweige direkt vor meiner Tür.
Ich frühstücke wieder 2 Bissen meines Energieriegels und packe ein.
Die Wiese im Bachtal ist nicht so nass wie befürchtet.
Um 9 Uhr mache ich mich auf den Weg nach Vielha.
Ich freue mich, diese wunderschöne Zeltwiese gefunden und genommen zu haben. Vorher war nicht viel guter Zeltgrund, auf dem Weg nach Vielha kam auch nichts besseres mehr.
Vielha selbst ist nicht so hässlich, wie ich das vermutete.
Auf der Karte sieht es auch wie ein Verkehrsknotenpunkt mit großen Straßen und einigen Läden, ein Wintersportort vielleicht.
Über eine kleine Straße am Bach entlang komme ich in den Ort hinein.

Ich gelange zu einem Platz im Zentrum.
Hier gibt es eine Touri-Info.
Ich erkundige mich nach einem Pfad, der in verschiedenen Karten mal eingetragen ist, mal nicht.
Auch hier bekomme ich die Auskunft, dass der letzte Winter viele Bäume gefällt habe und bisher nur die größeren Wege geräumt seien. Ich habe den Eindruck, sie kennt den von mir geplanten Weg überhaupt nicht.
Mein nächstes Ziel und Ende des 2. Abschnittes dieser Reise ist der Ort Salardu, aber natürlich nicht über die Straße. Ich möchte über den Pass am Tuc d´Areho und von Norden absteigen.
Egal, ich beschließe es einfach zu versuchen. Ich habe noch genug Zeit, zur Not umzudrehen und einen anderen Weg nach Salardu zu nehmen.
Ich frage noch nach den unbeweideten Weiden. Mir wird berichtet, dass vor 60 Jahren das Aran-Tal noch von der Außenwelt mehr oder weniger abgeschlossen war. Fast alle Leute hier waren Bauern, deren Vieh oben auf den Almen graste. Der Tunnel habe jedoch den Tourismus gebracht. Hier lässt sich leichter Geld verdienen und die meisten Menschen haben die Landwirtschaft aufgegeben. Die Wiesen bräuchten jedoch das Weidevieh, sonst gehe die bunte Blumenvielfalt verloren und Bäume eroberten sich die Berghänge zurück. Ein Problem, das die gesamten spanischen Pyrenäen beträfe.
In Frankreich finde ich noch immer deutlich mehr Almbetrieb.
Dann sehe ich mich im Ortszentrum von Vielha um.

An dem hübschen Platz steht die Kirche, auf ein paar Bänken im Schatten der Platanen sitzen junge und alte Menschen.
Ein Cafe lädt zum Cafe ein.
Am Nachbartisch bestellen Leute Baguette mit verschiedenen Füllungen.
Mir läuft das Wasser im Munde zusammen und ich bestelle auch eines.

Super lecker!
Und Cafe con leche samt Baguette kosten mich nur 4,20€ ! Am liebsten würde ich hier bleiben!
Es ist Sonntag. Die Kirchenglocken beginnen zu läuten. Sie schwingen an großen Holzblöcken weit aus dem Kirchturm hinaus.


Bevor ich Vielha verlasse, schlendere ich einmal die Hauptstraße auf und ab. Ich finde hier 3 Outdoorläden (mit Schraubkartuschen, wen es interessiert).
An einem Brunnen fülle ich meine Wasserflasche auf, dann mache ich mich wieder auf den Weg.

Es ist schon gut 25°C im Schatten.

Der Pfad führt am Hang entlang, geht dann in eine Piste über. Ich nasche ein paar Himbeeren am Wegesrand.
In der 2. Kehre zweigt der Weg ab, den ich mir ausgesucht hatte.

Hier ist es herrlich schattig. Einige Erdbeeren bieten sich an. Auch das hier scheint ein alter Handelspfad zu sein. Er ist unter einer Schicht von Erde, Laub und Ästen gepflastert. Scheinbar wird er jedoch außer von einem Bach schon lange nicht mehr genutzt, nicht einmal zum Wandern.
Leider endet dieser schöne Weg wieder auf der Fahrpiste.
Der Bach, an dem entlang ich auf den Berg steigen will, müsste sich links befinden. Ich folge dem Fahrweg ein Stück bergab in das Bachtal, dann am Bach hinauf.
Ich muss zwei Zuläufe queren. Bei einem muss ich ein paar dicke Steine hineinwerfen, um ihn trockenen Fußes queren zu können. Dann wird die Spur zu einer recht frisch genutzten Harvestertrasse - extrem tief zermatscht und sumpfig, ganz fies! Am anderen Ende erreiche ich eine Wiese, wo jegliche Wegspur endet. Oh.
Blick auf´s Navi: Ich bin viel zu nah an den Bach geleitet worden, sollte einiges entfernter und höher sein.
Zurück? Natürlich nicht!
Also vorwärts.
Nun beginnt wieder eine Expedition. Ich arbeite mich durch mehr oder weniger dichten Wald mit Unmengen Totholz am Boden ziemlich steil rund 200 Höhenmeter am Bach entlang bergauf. Dabei ist die Entfernung wohl kaum mehr als 500 m. Aber es kostet mich sehr viel Kraft, Zeit und Schweiß, mich durch diesen Bergwald hinaufzuarbeiten. Ein nasses Tuch in der Rucksackaußentasche dient mir immer wieder dazu, mir Dreck und Schweiß vom Gesicht zu wischen. Es dürfte mittlerweise so 30°C haben.
Irgendwann bringen mich Thunfisch und Käse vom Frühstück tatsächlich wieder auf den Fahrweg. Ich sehe aus, als hätte ich mich einen Teil des Weges unterirdisch durchgekämpft. Ich versuche mich grob von Spinnenweben und anderem Anhang zu befreien. Und freue mich: Das war wieder mal ein richtig schönes Stück "Weg" gewesen!
Zur Belohnung wachsen am Wegrand Erdbeeren.
Schnell geht nun der Weg in einen Pfad über, der mich durch Wiesen und Waldstücke leitet.

An einer Stelle ist dann wieder Ende des Pfades. Auf der einen Seite ein Hangrutsch. Auf der anderen ein Bach. Keine Spuren mehr zu sehen. Ich probiere beide Varianten. Nix. Ein Blick in das Gelände, eine grobe Richtung. Ich gehe einfach wieder der Nase nach und versuche die Wiesenwellen so gut es geht auszunutzen.
Ganz überrascht bin ich, als ich unvermittelt vor einem großen Stein im tiefen Gras stehe, auf dem weiß-gelbe Markierungen aufgemalt sind. Dann bin ich wohl nicht ganz falsch ... 3 solcher Markierungen finde ich hier oben zufällig unterwegs. Einen Weg finde ich nicht. Der scheint schon länger als ein Jahr nicht gepflegt worden zu sein. Dabei ist er wunderschön!

An einem Bach mache ich eine längere Pause und esse den Rest meines Frühstücksriegels. Ich ziehe mein Shirt durchs Wasser und lasse es auf einem Stein trocknen. Hier oben wird mich keiner sehen, hier kam schon lange niemand mehr vorbei.

Weiter oben treffe ich dann tatsächlich auf eine Herde hübscher Kühe, die offensichtlich auch überrascht sind, dass außer ihnen hier oben noch jemand unterwegs ist.

Abwechselnd steige ich durch hohe Blumen und abgegrastes Weideland.

Schließlich erreiche ich eine Hügelkuppe, über die hinweg ich auf eine Ebene hinuntersehen kann, durch die ein Bach in mehreren Armen mäandert. Eine Gruppe alter Steinhäuser steht hier, einige Pferde grasen rundherum: Solana de Vilac.

Ein herrlicher Platz!
Ich laufe zum Haus hinüber - niemand hier.
Eigentlich wollte ich noch über den Pass rüber und an einem See auf der anderen Seite zelten. Aber hier gefällt es mir so gut, dass ich spontan beschließe zu bleiben.
Das Zelt stelle ich auf einem kleinen Hügel auf mit herrlichem Blick in alle Richtungen.


Hinter mir das Posets-Maladeta-Massiv, vor mir die Ebene mit Bach und Pferden.

Ich nehme ein ausgiebiges Bad im Bach, als ich eine Stelle gefunden habe, die tief genug ist.
Dann wasche ich alles, was mal wieder gewaschen werden könnte. Schließlich steige ich morgen wieder in die Zivilisation ab.
Während ich an meinem Zelt den Haushalt erledige, biegen auf einmal zwei Autos von einer Fahrpiste zu dem Hof ab. Ups, schnell was anziehen. Die Leute kümmern sich eine Weile um die Pferde und fahren dann wieder weg.
Ich verbringe einen herrlichen restlichen Nachmittag hier, streife ein wenig durch die Wiesen und am Bach und Wasserfall entlang.
Hier oben geht die Sonne spät unter, es ist schon 20:45. Ich koche Abendessen. Es wird schnell kühler.
Aus dem Tal steigen Wolken auf.

Was für ein herrlicher Tag!
vor Vielha -> Solana de Vilac 13 km, +1130 m - 370 m
Sonntag, 21.7.2019, 9. Tag
Vom Zirpen der Grillen werde ich geweckt.
Ein Zaunkönig hüpft durch die Zweige direkt vor meiner Tür.
Ich frühstücke wieder 2 Bissen meines Energieriegels und packe ein.
Die Wiese im Bachtal ist nicht so nass wie befürchtet.
Um 9 Uhr mache ich mich auf den Weg nach Vielha.
Ich freue mich, diese wunderschöne Zeltwiese gefunden und genommen zu haben. Vorher war nicht viel guter Zeltgrund, auf dem Weg nach Vielha kam auch nichts besseres mehr.
Vielha selbst ist nicht so hässlich, wie ich das vermutete.
Auf der Karte sieht es auch wie ein Verkehrsknotenpunkt mit großen Straßen und einigen Läden, ein Wintersportort vielleicht.
Über eine kleine Straße am Bach entlang komme ich in den Ort hinein.

Ich gelange zu einem Platz im Zentrum.
Hier gibt es eine Touri-Info.
Ich erkundige mich nach einem Pfad, der in verschiedenen Karten mal eingetragen ist, mal nicht.
Auch hier bekomme ich die Auskunft, dass der letzte Winter viele Bäume gefällt habe und bisher nur die größeren Wege geräumt seien. Ich habe den Eindruck, sie kennt den von mir geplanten Weg überhaupt nicht.
Mein nächstes Ziel und Ende des 2. Abschnittes dieser Reise ist der Ort Salardu, aber natürlich nicht über die Straße. Ich möchte über den Pass am Tuc d´Areho und von Norden absteigen.
Egal, ich beschließe es einfach zu versuchen. Ich habe noch genug Zeit, zur Not umzudrehen und einen anderen Weg nach Salardu zu nehmen.
Ich frage noch nach den unbeweideten Weiden. Mir wird berichtet, dass vor 60 Jahren das Aran-Tal noch von der Außenwelt mehr oder weniger abgeschlossen war. Fast alle Leute hier waren Bauern, deren Vieh oben auf den Almen graste. Der Tunnel habe jedoch den Tourismus gebracht. Hier lässt sich leichter Geld verdienen und die meisten Menschen haben die Landwirtschaft aufgegeben. Die Wiesen bräuchten jedoch das Weidevieh, sonst gehe die bunte Blumenvielfalt verloren und Bäume eroberten sich die Berghänge zurück. Ein Problem, das die gesamten spanischen Pyrenäen beträfe.
In Frankreich finde ich noch immer deutlich mehr Almbetrieb.
Dann sehe ich mich im Ortszentrum von Vielha um.

An dem hübschen Platz steht die Kirche, auf ein paar Bänken im Schatten der Platanen sitzen junge und alte Menschen.
Ein Cafe lädt zum Cafe ein.
Am Nachbartisch bestellen Leute Baguette mit verschiedenen Füllungen.
Mir läuft das Wasser im Munde zusammen und ich bestelle auch eines.

Super lecker!
Und Cafe con leche samt Baguette kosten mich nur 4,20€ ! Am liebsten würde ich hier bleiben!
Es ist Sonntag. Die Kirchenglocken beginnen zu läuten. Sie schwingen an großen Holzblöcken weit aus dem Kirchturm hinaus.


Bevor ich Vielha verlasse, schlendere ich einmal die Hauptstraße auf und ab. Ich finde hier 3 Outdoorläden (mit Schraubkartuschen, wen es interessiert).
An einem Brunnen fülle ich meine Wasserflasche auf, dann mache ich mich wieder auf den Weg.

Es ist schon gut 25°C im Schatten.

Der Pfad führt am Hang entlang, geht dann in eine Piste über. Ich nasche ein paar Himbeeren am Wegesrand.
In der 2. Kehre zweigt der Weg ab, den ich mir ausgesucht hatte.

Hier ist es herrlich schattig. Einige Erdbeeren bieten sich an. Auch das hier scheint ein alter Handelspfad zu sein. Er ist unter einer Schicht von Erde, Laub und Ästen gepflastert. Scheinbar wird er jedoch außer von einem Bach schon lange nicht mehr genutzt, nicht einmal zum Wandern.
Leider endet dieser schöne Weg wieder auf der Fahrpiste.
Der Bach, an dem entlang ich auf den Berg steigen will, müsste sich links befinden. Ich folge dem Fahrweg ein Stück bergab in das Bachtal, dann am Bach hinauf.
Ich muss zwei Zuläufe queren. Bei einem muss ich ein paar dicke Steine hineinwerfen, um ihn trockenen Fußes queren zu können. Dann wird die Spur zu einer recht frisch genutzten Harvestertrasse - extrem tief zermatscht und sumpfig, ganz fies! Am anderen Ende erreiche ich eine Wiese, wo jegliche Wegspur endet. Oh.
Blick auf´s Navi: Ich bin viel zu nah an den Bach geleitet worden, sollte einiges entfernter und höher sein.
Zurück? Natürlich nicht!
Also vorwärts.
Nun beginnt wieder eine Expedition. Ich arbeite mich durch mehr oder weniger dichten Wald mit Unmengen Totholz am Boden ziemlich steil rund 200 Höhenmeter am Bach entlang bergauf. Dabei ist die Entfernung wohl kaum mehr als 500 m. Aber es kostet mich sehr viel Kraft, Zeit und Schweiß, mich durch diesen Bergwald hinaufzuarbeiten. Ein nasses Tuch in der Rucksackaußentasche dient mir immer wieder dazu, mir Dreck und Schweiß vom Gesicht zu wischen. Es dürfte mittlerweise so 30°C haben.
Irgendwann bringen mich Thunfisch und Käse vom Frühstück tatsächlich wieder auf den Fahrweg. Ich sehe aus, als hätte ich mich einen Teil des Weges unterirdisch durchgekämpft. Ich versuche mich grob von Spinnenweben und anderem Anhang zu befreien. Und freue mich: Das war wieder mal ein richtig schönes Stück "Weg" gewesen!
Zur Belohnung wachsen am Wegrand Erdbeeren.
Schnell geht nun der Weg in einen Pfad über, der mich durch Wiesen und Waldstücke leitet.

An einer Stelle ist dann wieder Ende des Pfades. Auf der einen Seite ein Hangrutsch. Auf der anderen ein Bach. Keine Spuren mehr zu sehen. Ich probiere beide Varianten. Nix. Ein Blick in das Gelände, eine grobe Richtung. Ich gehe einfach wieder der Nase nach und versuche die Wiesenwellen so gut es geht auszunutzen.
Ganz überrascht bin ich, als ich unvermittelt vor einem großen Stein im tiefen Gras stehe, auf dem weiß-gelbe Markierungen aufgemalt sind. Dann bin ich wohl nicht ganz falsch ... 3 solcher Markierungen finde ich hier oben zufällig unterwegs. Einen Weg finde ich nicht. Der scheint schon länger als ein Jahr nicht gepflegt worden zu sein. Dabei ist er wunderschön!

An einem Bach mache ich eine längere Pause und esse den Rest meines Frühstücksriegels. Ich ziehe mein Shirt durchs Wasser und lasse es auf einem Stein trocknen. Hier oben wird mich keiner sehen, hier kam schon lange niemand mehr vorbei.

Weiter oben treffe ich dann tatsächlich auf eine Herde hübscher Kühe, die offensichtlich auch überrascht sind, dass außer ihnen hier oben noch jemand unterwegs ist.

Abwechselnd steige ich durch hohe Blumen und abgegrastes Weideland.

Schließlich erreiche ich eine Hügelkuppe, über die hinweg ich auf eine Ebene hinuntersehen kann, durch die ein Bach in mehreren Armen mäandert. Eine Gruppe alter Steinhäuser steht hier, einige Pferde grasen rundherum: Solana de Vilac.

Ein herrlicher Platz!
Ich laufe zum Haus hinüber - niemand hier.
Eigentlich wollte ich noch über den Pass rüber und an einem See auf der anderen Seite zelten. Aber hier gefällt es mir so gut, dass ich spontan beschließe zu bleiben.
Das Zelt stelle ich auf einem kleinen Hügel auf mit herrlichem Blick in alle Richtungen.


Hinter mir das Posets-Maladeta-Massiv, vor mir die Ebene mit Bach und Pferden.

Ich nehme ein ausgiebiges Bad im Bach, als ich eine Stelle gefunden habe, die tief genug ist.
Dann wasche ich alles, was mal wieder gewaschen werden könnte. Schließlich steige ich morgen wieder in die Zivilisation ab.
Während ich an meinem Zelt den Haushalt erledige, biegen auf einmal zwei Autos von einer Fahrpiste zu dem Hof ab. Ups, schnell was anziehen. Die Leute kümmern sich eine Weile um die Pferde und fahren dann wieder weg.
Ich verbringe einen herrlichen restlichen Nachmittag hier, streife ein wenig durch die Wiesen und am Bach und Wasserfall entlang.
Hier oben geht die Sonne spät unter, es ist schon 20:45. Ich koche Abendessen. Es wird schnell kühler.
Aus dem Tal steigen Wolken auf.

Was für ein herrlicher Tag!
vor Vielha -> Solana de Vilac 13 km, +1130 m - 370 m
Kommentar