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Paddeln auf Czarna Hańcza - K. Augustów - Netta - Biebrza - Narew 2020
Wir sind ja öfter in Polen unterwegs, meist in den kürzeren Oster-, Pfingst- oder Herbstferien und meist in den ehemals deutschen Gebieten im Westen des Landes (zB Ihna, Pleiske, Drage, Obra, Brahe oder Oder).
Wegen Corona wollten wir uns diesmal auch in den Sommerferien mit Polen bescheiden. Ansonsten wären wir dieses Jahr wohl ins Kaliningrader Gebiet gereist.
Weit im Nordosten von Polen gibt es zwei Flüsschen, die unter polnischen (und ein paar deutschen) Paddlern bekannt und beliebt sind wegen ihrer natürlichen Schönheit und dem klaren Wasser. Das sind die Krutynia (deutsch Kruttinna in der Johannisburger Heide, ehem. Ostpreußen), und die Czarna Hańcza in der Augustower Heide weiter östlich in Podlachien, bis zum 1. Weltkrieg noch Teil des russischen Zarenreiches. Beide Flüsschen sind in der Hauptsaison, den polnischen Sommerferien, extrem überlaufen, aber die Krutynia wohl noch etwas mehr als die Czarna Hańcza.
Das, und vor allem die Tatsache, dass man von der Czarna Hańcza über den Augustow-Kanal zur Biebrza weiterpaddeln kann, ließ mich in diesem Jahr den Fokus auf die Czarna Hańcza richten.
Die Biebrza wollte ich schon seit 1995 mal paddeln. Damals sind wir eine Woche im großen Verzweigungsgebiet auf dem Narew im Gebiet des heutigen Narew-Nationalparks gepaddelt, im Frühjahr, zur besten Balz- und Brutzeit. Eine phantastische Tour, die in dieser Form mit der Gründung des Nationalparks ein Jahr später unmöglich wurde.
Die Biebrza und ihre in Teilen naturnah bewirtschaftete Aue ist ein noch weitgehend naturbelassener Fluss, seit 1993 auf fast seiner gesamten Länge geschützt im größten Nationalpark Polens (Schrägluftbild, Aufzählung allerlei Superlative). Am Ende mündet sie in den Narew.
Wie weit wir kommen, darüber habe ich mir im Vorfeld kaum Gedanken gemacht. Es ist einfach egal, wie schnell man vorwärtskommt, man könnte die Tour überall problemlos beenden.
Ein wichtiger Faktor ist der Wasserstand auf den Flüssen. Nicht nur die kleinen Flüsschen sind bei niedrigem Wasserstand schwierig zu befahren, selbst der größere Narew hält in Trockenzeiten nicht wenige Hindernisse parat, wie diese Ruderer 2015 erfahren mussten.
Das mit der Trockenheit sah in Polen wie in Deutschland eher schlecht aus Anfang dieses Jahres 2020.
Foto von der Biebrza-Niederung bei Gonionds/Goniądz im März 2020 im Vergleich zu einem
Foto von der Biebrza-Niederung bei Gonionds/Goniądz im März 2019
Noch Ende April hieß es zB im MDR, “Polen steht vor einem Dürresommer”, im Biebrza-Nationalpark gab es ausgedehnte Brände. “In Polen haben Klimaforscher eine der schlimmsten Dürren der letzten einhundert Jahre festgestellt” (BR). “Über das ganze Ausmaß der Krise werde das Wetter im Mai entscheiden. Die meisten polnischen Wissenschaftler sind da skeptischer. Sie warnen bereits jetzt vor einer Jahrhundertkatastrophe, die sogar das verheerende Dürrejahr 2018 in den Schatten zu stellen drohe. Die vorliegenden Daten erlaubten keine optimistischen Prognosen … “ (Zeit).
Zum Glück aber kam es ganz anders. Im Mai und im Juni regnete es in Nordost-Polen ausgiebig und mehr als durchschnittlich (Mai, Juni). Der polnische Wetterdienst zeigt für das Gebiet der Czarna Hańcza im Juni gar eine Niederschlagssumme, die den Durchschnitt der Jahre 1981-2010 um 130% übertraf, es regnete also noch mehr als das Doppelte des Normalen. Sollten da die Klimaforscher in ihrem Eifer wieder etwas übertrieben haben? Ich war jedenfalls happy, da sollte eigentlich nichts mehr schief gehen.
Oder doch? Schief gehen könnte es zum Beispiel wegen Corona. Die Nordeuropa-Fans hier im Forum diskutieren ihre Möglichkeiten viele seitenlang in mehreren Threads parallel. Mich hat das Thema eigentlich nicht besonders berührt, jedenfalls bezogen auf meine Reisemöglichkeiten nach Polen. Wir buchen ja nichts vorher, und wenn es wider Erwarten nichts geworden wäre, dann wären wir halt einen großen deutschen Fluss hinuntergepaddelt.
Wie sah nun die Koronawirus-Lage in Polen aus? Deutlich anders als bei uns. Zwar hatten sie nie solch einen extrem hohen Peak wie Deutschland Ende März, Anfang April, aber anders als bei uns ging die Anzahl der Neuinfektionen, die Anfang April auch in Polen ihren (vorläufigen) Höchststand erreichte, nicht drastisch zurück. Selbst härteste Lockdown-Maßnahmen, die den spanischen recht nahe waren, halfen nicht. Anfang Juli lagen die Zahlen noch genauso hoch wie Ende März. Und dann begann offenbar schon die “2. Welle”. In diesen Anstieg fiel genau unser Reisezeitraum:

Natürlich wusste ich bei Reiseantritt noch nichts von der 2. Welle. Und ohne Corona wäre ich wohl nie auf dieses Touristenflüsschen gefahren. Aber jetzt wollte ich das doch mal machen, passt also alles.
Vorbereitet habe ich für diese einfache Tour dann nicht viel. Für die Navigation gab es die neueste Openandromap für Locus, dazu habe ich mir die jeweiligen Seiten aus dem Faltboot-Wiki aufs Handy geladen und das Offline-Sprachpaket Polnisch für Google Translate.
Und ich habe mich auf der Seite biebrza.eparki.pl registriert. Das ist nötig, wenn man nicht von vornherein einen taggenauen Plan hat, wann man wo im Biebrza-Nationalpark paddeln möchte, und die Tickets für den Nationalpark in einem Verkaufsbüro oder bei einem Bootsverleiher erwirbt. Über diese Seite kann man dann vom Fluss aus die jeweiligen Nationalparktickets buchen, sehr praktisch, jedenfalls wenn man ausreichend Netz hat. Für den Wigry-Nationalpark am Start unserer Paddelstrecke kann man dasselbe System nutzen.
Überblick über die Tour:
Wir waren insgesamt 3 Wochen unterwegs. In 15 Tagen sind wir auf dem Wasser ~270km vom Wigry-See bis Lomscha/Łomża gepaddelt und haben zwischendurch am Sajno-See einen zusätzlichen Ruhetag eingelegt. Die Flüsse waren wie erwartet alle gut gefüllt. Zugleich hatten wir das Glück, dass im Reisemonat Juli dann wieder viel weniger Regen fiel als normal. Besser kann es für uns Paddler gar nicht kommen.
Auf dem Hinweg haben wir noch die Marienburg und die Wolfsschanze besucht, auf dem Rückweg die Stadt Thorn/Toruń.
Überblick über die Paddeltour, Einzeltage farblich abgesetzt:
Wir sind ja öfter in Polen unterwegs, meist in den kürzeren Oster-, Pfingst- oder Herbstferien und meist in den ehemals deutschen Gebieten im Westen des Landes (zB Ihna, Pleiske, Drage, Obra, Brahe oder Oder).
Wegen Corona wollten wir uns diesmal auch in den Sommerferien mit Polen bescheiden. Ansonsten wären wir dieses Jahr wohl ins Kaliningrader Gebiet gereist.
Weit im Nordosten von Polen gibt es zwei Flüsschen, die unter polnischen (und ein paar deutschen) Paddlern bekannt und beliebt sind wegen ihrer natürlichen Schönheit und dem klaren Wasser. Das sind die Krutynia (deutsch Kruttinna in der Johannisburger Heide, ehem. Ostpreußen), und die Czarna Hańcza in der Augustower Heide weiter östlich in Podlachien, bis zum 1. Weltkrieg noch Teil des russischen Zarenreiches. Beide Flüsschen sind in der Hauptsaison, den polnischen Sommerferien, extrem überlaufen, aber die Krutynia wohl noch etwas mehr als die Czarna Hańcza.
Das, und vor allem die Tatsache, dass man von der Czarna Hańcza über den Augustow-Kanal zur Biebrza weiterpaddeln kann, ließ mich in diesem Jahr den Fokus auf die Czarna Hańcza richten.
Die Biebrza wollte ich schon seit 1995 mal paddeln. Damals sind wir eine Woche im großen Verzweigungsgebiet auf dem Narew im Gebiet des heutigen Narew-Nationalparks gepaddelt, im Frühjahr, zur besten Balz- und Brutzeit. Eine phantastische Tour, die in dieser Form mit der Gründung des Nationalparks ein Jahr später unmöglich wurde.
Die Biebrza und ihre in Teilen naturnah bewirtschaftete Aue ist ein noch weitgehend naturbelassener Fluss, seit 1993 auf fast seiner gesamten Länge geschützt im größten Nationalpark Polens (Schrägluftbild, Aufzählung allerlei Superlative). Am Ende mündet sie in den Narew.
Wie weit wir kommen, darüber habe ich mir im Vorfeld kaum Gedanken gemacht. Es ist einfach egal, wie schnell man vorwärtskommt, man könnte die Tour überall problemlos beenden.
Ein wichtiger Faktor ist der Wasserstand auf den Flüssen. Nicht nur die kleinen Flüsschen sind bei niedrigem Wasserstand schwierig zu befahren, selbst der größere Narew hält in Trockenzeiten nicht wenige Hindernisse parat, wie diese Ruderer 2015 erfahren mussten.
Das mit der Trockenheit sah in Polen wie in Deutschland eher schlecht aus Anfang dieses Jahres 2020.
Foto von der Biebrza-Niederung bei Gonionds/Goniądz im März 2020 im Vergleich zu einem
Foto von der Biebrza-Niederung bei Gonionds/Goniądz im März 2019
Noch Ende April hieß es zB im MDR, “Polen steht vor einem Dürresommer”, im Biebrza-Nationalpark gab es ausgedehnte Brände. “In Polen haben Klimaforscher eine der schlimmsten Dürren der letzten einhundert Jahre festgestellt” (BR). “Über das ganze Ausmaß der Krise werde das Wetter im Mai entscheiden. Die meisten polnischen Wissenschaftler sind da skeptischer. Sie warnen bereits jetzt vor einer Jahrhundertkatastrophe, die sogar das verheerende Dürrejahr 2018 in den Schatten zu stellen drohe. Die vorliegenden Daten erlaubten keine optimistischen Prognosen … “ (Zeit).
Zum Glück aber kam es ganz anders. Im Mai und im Juni regnete es in Nordost-Polen ausgiebig und mehr als durchschnittlich (Mai, Juni). Der polnische Wetterdienst zeigt für das Gebiet der Czarna Hańcza im Juni gar eine Niederschlagssumme, die den Durchschnitt der Jahre 1981-2010 um 130% übertraf, es regnete also noch mehr als das Doppelte des Normalen. Sollten da die Klimaforscher in ihrem Eifer wieder etwas übertrieben haben? Ich war jedenfalls happy, da sollte eigentlich nichts mehr schief gehen.
Oder doch? Schief gehen könnte es zum Beispiel wegen Corona. Die Nordeuropa-Fans hier im Forum diskutieren ihre Möglichkeiten viele seitenlang in mehreren Threads parallel. Mich hat das Thema eigentlich nicht besonders berührt, jedenfalls bezogen auf meine Reisemöglichkeiten nach Polen. Wir buchen ja nichts vorher, und wenn es wider Erwarten nichts geworden wäre, dann wären wir halt einen großen deutschen Fluss hinuntergepaddelt.
Wie sah nun die Koronawirus-Lage in Polen aus? Deutlich anders als bei uns. Zwar hatten sie nie solch einen extrem hohen Peak wie Deutschland Ende März, Anfang April, aber anders als bei uns ging die Anzahl der Neuinfektionen, die Anfang April auch in Polen ihren (vorläufigen) Höchststand erreichte, nicht drastisch zurück. Selbst härteste Lockdown-Maßnahmen, die den spanischen recht nahe waren, halfen nicht. Anfang Juli lagen die Zahlen noch genauso hoch wie Ende März. Und dann begann offenbar schon die “2. Welle”. In diesen Anstieg fiel genau unser Reisezeitraum:

Natürlich wusste ich bei Reiseantritt noch nichts von der 2. Welle. Und ohne Corona wäre ich wohl nie auf dieses Touristenflüsschen gefahren. Aber jetzt wollte ich das doch mal machen, passt also alles.
Vorbereitet habe ich für diese einfache Tour dann nicht viel. Für die Navigation gab es die neueste Openandromap für Locus, dazu habe ich mir die jeweiligen Seiten aus dem Faltboot-Wiki aufs Handy geladen und das Offline-Sprachpaket Polnisch für Google Translate.
Und ich habe mich auf der Seite biebrza.eparki.pl registriert. Das ist nötig, wenn man nicht von vornherein einen taggenauen Plan hat, wann man wo im Biebrza-Nationalpark paddeln möchte, und die Tickets für den Nationalpark in einem Verkaufsbüro oder bei einem Bootsverleiher erwirbt. Über diese Seite kann man dann vom Fluss aus die jeweiligen Nationalparktickets buchen, sehr praktisch, jedenfalls wenn man ausreichend Netz hat. Für den Wigry-Nationalpark am Start unserer Paddelstrecke kann man dasselbe System nutzen.
Überblick über die Tour:
Wir waren insgesamt 3 Wochen unterwegs. In 15 Tagen sind wir auf dem Wasser ~270km vom Wigry-See bis Lomscha/Łomża gepaddelt und haben zwischendurch am Sajno-See einen zusätzlichen Ruhetag eingelegt. Die Flüsse waren wie erwartet alle gut gefüllt. Zugleich hatten wir das Glück, dass im Reisemonat Juli dann wieder viel weniger Regen fiel als normal. Besser kann es für uns Paddler gar nicht kommen.

Auf dem Hinweg haben wir noch die Marienburg und die Wolfsschanze besucht, auf dem Rückweg die Stadt Thorn/Toruń.
Überblick über die Paddeltour, Einzeltage farblich abgesetzt:

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