[CL] Torres del Paine mal anders

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • GlennKo91
    Neu im Forum
    • 10.11.2016
    • 2
    • Privat

    • Meine Reisen

    [CL] Torres del Paine mal anders

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende



    18 Tage Patagonien inklusive Blizzard, Wüste und einem großen, ganz besonderen Caracara. ........Ein Reisebericht.

    20.01.16 - 07.02.16


    Willkommen bei meinem ersten, schriftlich festgehaltenen Reisebereicht! Ich bin für jedwede Kritik offen, hoffe aber, dass es Allen gefällt.

    Vorwort:
    Wie komme ich drauf mit 25 Jahren allein nach Patagonien zu reisen? Die Spiegel-Online-Fernweh-Rubrik. Ein Bericht über Julieta Fernandez Canepa, eine Künstlerin, Bergsteigerin und Yogalehrerin. Es ging um irgendwen der da so einen Trek lief und auf 6 Seiten davon berichtet. Mir war alles egal. Ich laß gar nicht mehr weiter nach Seite eins. Ich schrieb Julieta an und wir wurden in gefühlten 300 Emails schnell Brieffreunde. Sie wollte mich überreden mit ihr und ihrer besten Freundin Dorthe (Eine Dänin die auch Bergführerin in Puerto Natales ist) unerfroschtes Gebiet zu erkunden. So wie immer überlege ich nicht lange und sage zu. Dorthe ist extrem weise und lieb und wir waren alle so begeistert, dass wir fast jeden Tag schrieben. Plötzlich meldete sich Julieta bei Whatsapp und berichtete, dass sie plötzlich für diese amerikanische Agentur arbeiten müsse, aber Dorthe wolle allein mit mir los ziehen. Und so kam es dann auch. Viel Spaß beim lesen


    20.01. Geburtstag...Frankfurt
    Nachdem ich bis 9 Uhr verschlafen hatte bekam ich von meinem Bruder zu hören, dass es schneit. Herrlich. Wir wollen von Osnabrück nach FFM und die Strecke ist verschneit. Argh! Aber: Ich hatte in weiser Vorraussicht ewig zu viel Zeit eingeplant um zum Airport zu kommen. Im Brinkhege vor der Autobahnabfahrt wurde noch ein letztes mal das Expeditionsgepäck gecheckt und die Reise ging endlich los. Torte gab es - bis jetzt - noch keine.
    Flughafen Frankfurt.

    17:00 Uhr
    Endlich! Menschen mit Rucksäcken! Mein Bruder und ich schlendern zum Schalter und ich bemerke bald, dass man hier per Automat eingecheckt wird. Jetzt heißt es Abschied nehmen. 14,141km weit entfernt bin ich bald. Whatsapp mildert meinen Unmut etwas. Reisefieber packt mich.

    19:45 Uhr Keine Torte.
    Am Gate wird dann - endlich - mein Geburtstag bemerkt und ich werde von der netten TAM-Dame beglückwünscht. Dankbar nehme ich mein Ticket und schlüre weiter in den Flieger. Es geht jetzt nach Sao Paulo, Brasilien.


    21.01 05:00 Uhr Sonne!! Brasilien!!
    12 Stunden später. Am Guarulhos kenne ich jetzt den Transitbereich auswendig. So kommt man dann beim nächsten Tinderdate als richtiger Weltenbummler daher. Auf den Toilleten wird überall vor Spritzen gewarnt. Biohazard it is...
    Die Polizei ist interessiert wieso ich zum zweiten mal an Ihnen und ihrem Drugenforcement-Schalter vorbeikomme. Man erkläre diesen Leuten dann mal, dass man falsch abgebogen ist. In meinem Pass ist jetzt zweimal derselbe Stempel. Ordnung muss sein.
    Starbucks ist wie immer und hier ist der Punkt wo man Dollars in Real umtauscht um dann überhaupt bezahlen zu können.
    Ich muss ab jetzt 10 Stunden Flughafen überstehen. Umherlaufen. Sitzen. Schlafen. Musik. M&Ms.
    Starbucks zum dritten und die eine, wichtige Durchsage erlöst mich - ich entkomme dem Dämmerzustand.
    Schnell zum Terminal 3.

    15:50 Uhr
    Santiago ich komme!

    19:00 Uhr Chile!
    A. Merinho Benitez ist tatsächlich auch ein riesen Flughafen. Tausende Familien laufen fluchend umher und man merkt schnell - Hier ist Ferienzeit. Hier muss ich nur drei Stunden rumkriegen. Ich frage Menschen aus und möchte alles wissen. Hauptsache ich schaue nicht mehr auf die Uhr. Kaffee. Kaffee für das ältere Lehrerpärchen denen ich dann von Bayern berichten soll. "Sauerkraut und bier", sage ich.

    22:05 Uhr
    Es geht in die Antarktis verdammt noch eins! Mit ewig vielen Kindern ein Schulklasse sitze ich im Flugzeug und höre Musik. Nur 205 Minuten noch. Slayer.


    22.01 01:30 Uhr Punta Arenas
    NASA-Werbung statt die angesagter Parfums. Ein winziger Flughafen nach meinem Geschmack.
    Taximensch 1 möchte mich gerne in sein Privatauto locken und 100 US-Dollar für 30 Minuten Fahrzeit. Er wusste nicht, dass er einen erfahrenen Gastronomen vor sich hat. Ich verkaufe Jemanden der keinen Hunger noch hat 5 Stücke Kuchen.
    Beim aussteigen an meinem B&B gebe ich ihm 30 Dollar weil er mir so nett von seiner Frau erzählt hat die übrigens stressend auf dem Beifahrersitz saß. Ein Bett. Eine eiskalte Dusche. Endlich wird man mal etwas gefordert. Ich mache noch eine halbstündige Videonachricht an mich selbst und schlafe dann ein.

    06:00 Uhr
    Auf gehts! Am Busbahnhof ist das Ticket nach Puerto Natales schnell gebucht und der Rucksack wird vom netten Fahrer verstaut. Hier starrt einen keiner an weil man wie ein Astronaut aussieht. Es ist das Monaco der Outdoormarken. Hier hat selbst das Kind eine Mammut-Jacke an.
    Es geht nach einem Frühstück aus weißem, mehligem Brot, Butter und Avocado-Tomaten-Misch über die "9" entlang der argentinischen Grenze durch die präandinische Strauchzone. Xero- und mesophytisches Gesträuch teilen sich hier die Natur mit den vielen Vögeln und Schafen. Traumhaft. Leere. Lohnt sich, leute ;).

    15:00 Uhr
    Endlich Pizza!


    Falls jemand mal nach Puerto Natales kommt - geht auf jeden Fall zu Mesita Grande. Bester Laden um Leute zu treffen. Ich treffe ein Mädchen aus Manchester die aber in Australien an der Uni unterrichtet. Wir gehen an dem Abend noch auf eine Elektro-Party und ich erfahre nachts, dass man keine Gäste mit in ein B&B bringen darf. Schade.

    23.01 07:00 Uhr
    Groggy wache ich auf und Dorthe - mein Guide - sitzt schon mit Kaffe und Nüssen wartend am Tisch. Los soll es gehen!


    Falls gewünscht schreibe ich noch weiter. Danke fürs lesen soweit.

  • peter-hoehle
    Lebt im Forum
    • 18.01.2008
    • 5175
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: [CL] Torres del Paine mal anders

    Zitat von GlennKo91 Beitrag anzeigen
    ...Falls gewünscht schreibe ich noch weiter...
    Hallo GlennKo

    Willkommen im Forum.
    Ein Einstand mit einem Reisebericht aus Patagonien...
    Das Weiterschreiben ist gewünscht.

    Gruß Peter
    Zuletzt geändert von peter-hoehle; 10.11.2016, 13:09. Grund: Schreibfehler
    Wir reis(t)en um die Welt, und verleb(t)en unser Geld.
    Wer sich auf Patagonien einlässt, muss mit Allem rechnen, auch mit dem Schönsten.

    Kommentar


    • Dorimir
      Erfahren
      • 05.04.2014
      • 181
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: [CL] Torres del Paine mal anders

      Willkommen im Forum.

      Freue mich auf den weiteren Reisebericht.

      Kommentar


      • GlennKo91
        Neu im Forum
        • 10.11.2016
        • 2
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [CL] Torres del Paine mal anders

        Danke fürs lesen ihr zwei! Es sollte ja auch ein Einstieg mit Pauken und Trompeten werden. Mir schwebt da eine wundervolle Zukunft vor...

        Es soll jetzt tatsächlich mal weitergehen mit dem Schriftstück...

        Habe jetzt ein Jahr die Familiengastronomie geleitet und mich vor zwei Wochen selbst entlassen. Zu viel Stress. Wer hätte das gedacht. In den nächsten Tagen erfahre ich dann ob ich Media&Interaction Design studieren darf oder eben nicht. Aral Bistro ich komme. So viel zur Verzögerung. Es geht jetzt endlich weiter mit dem Reisebericht:






        23.01 07:50 Uhr

        Ich hatte den Kaffee schnell auf. War rastlos. Wollte los. Sonnig war es. Unerträglich der Gedanke noch weiter in der Zivilisation zu hängen.

        "Der Dorthe ihr Gatte" (gemein wie ich bin gab ich jedem der es hören wollte Deutschunterricht ) saß im Defender und ich schmiss meinen Rucksack lässig auf die breite, leere Sitzbank neben mir. "Let's talk gear!" hieß es noch vor kurzem und bei der zweiten Tasse Kaffee erhielt ich meinen Dänischkurs da ich manches auf meiner "Gearlist" nicht verstand. Man merkt doch schon, dass Dorthe von Haglöfs gesponsert wird.

        Überraschte Gesichter blickten auf meinen Rucksackinhalt. Glenn war tatsächlich mal vorbereitet. Wenn mich was interessiert ist es Outdoorstuff. Ich hatte am Vortag per Whattsapp vor meinem Geldmangel gewarnt und so empfing mich als ich alles wieder einpackte das Futter der nächsten Tage. Tütenweise. Alles low-budget. Also genau mein Budget.

        Es ist so, dass in Puerto Natales das wunderbarste Trockenobst hergestellt wird. "Schwefelfreies Paradies" dachte ich noch als ich Wochen später das erste mal in dem Laden stand. Geheimtipp: Erdbeeren mit Kokostückchen im Mund mischen und vor Geschmack zerfließen.

        -Trailmix waren Nüsse und besagtes Obst.
        -Für die geliehene Wasserblase gab es kleine Tütchen Getränkepulver. Salze und so.
        -Frühstück war durchgehend Oatmeal und Porridge mit Feigen.
        -Lunch beließen wir bei Wraps mit Avocado und Tomate.
        -Dinner waren Tüteneintöpfe, eine Tütensuppe als Vorspeise, Dorthes Spezial mit Kichererbsen, Wurst und Co. und einmal Kartoffelbrei.


        08:00 Uhr

        Wir wurden am "Terminal Rodoviario" abgeworfen und ich begann Leute anzuquatschen die nach Trekking aussahen. Also alle. Das Terminal war voll von Entdeckern und Dorthe stellte sich an um unsere Tickets abzuholen. Es ist empfehlenswert solche Dinge vorher zu regeln da die "Coaches", die Reisebusse, oftmals platztechnisch ausgereizt werden.
        Rucksäcke sind im Bauch des Busses schnell verstaut und die Fahrt zur "Guardería Laguna Amarga" - Dem Hauptsitz der CONAF im Nationalpark - geht los. CONAF ist die Corporación Nacional Forestal. Die Forstbehörde Chiles.


        10:00 Uhr Laguna Amarga

        (115km später)
        Rucksäcke aus dem einen Bus in den nächsten. Anstellen. Es müssen Ausweise und Dorthes etwaige "Mountaineering-Permits" vorgelegt, doppelt nachbeäugt und nochmals beglaubigt und beäugt werden. Auf spanisch wird über meine Daseinsberechtigung verhandelt und ich merke, dass es da wohl Probleme gibt. Bald erfahre ich, dass ich trotz meinen Nachweisen außerordentlicher Kompetenz im Bereich des Alleinreisens - Dorthes Beteurungen - nicht um das Belehrungsvideo herumkommen werde. Es wird erzählt wie gefährlich Feuer sind usw. Ich sollte später noch sehen wie gefährlich.

        Ab jetzt ist Dorthe für meine Verfehlungen verantwortlich.

        Im Bus geht es von Laguna Amarga zum Trailhead des Torres del Paine Nationalparks.

        11:00 Uhr

        Das silberne dryback mit unbekanntem Inhalt wird mit einem Augenzwinkern von Dorthe aus dem Fahrgastbereich des Busses direkt zu einem keinen Häuschen gebracht wo es ein Ranger in Empfang nimmt. Man kennt sich. Es wird gespaßt. Ich werde als "Viking" bezeichnet. Gefällt mir.

        Mütze auf und los gehts. Unter herrlichem, blauem Himmel gewöhnt man sich erst mal an das nun anstehende Gelaufe. Es geht über einen kurzen, ebenerdigen Weg in Richtung des Taleingangs des Valle Ascensio. Über kleine Brücken und an ganz besonderen Sträuchern vorbei gelangt man an die ersten Hügel. Überall sind überladene Chilenen zu sehen. Von der Titantasse bis zum Gaslicht wird alles gekauft was nach Outdoor aussieht und folgerichtig außen am Rucksack verstaut. Der eine trägt zum Wandern Gummistiefel. Die andere läuft in Hotpants und Flip-Flops. Auch kann man hier sehen wie Wanderstöcke korrekt zu benutzen sind. Ich erfahre, dass Chilenen einfach gerne gut vorbereitet sind.

        13:00 Uhr

        Es fängt bitter an zu regnen und wir gesellen uns kurz in die Schullandheimkantinen-Atmosphäre des Refugio Chileno an einen Tisch und klönen bis es sich draußen etwas freier anfühlt.

        14:30 Uhr


        Im Campamento Torres gehen wir zum Rangerhäuschen und werden auch hier freundlichst mit Kaffe und etwas Schokolade empfangen. Schnell ist Ranger 1 über Dorthes Privatleben auf dem neuesten Stand und ich werde gefragt ob ich nicht meinen Rucksack auch bei denen im Nest verstauen will. Ich nehme dankend an und von allen umherlaufenden Trekkern vedutzt angeschaut gebe ich meinen Rucksack ab. Ein deutsches Mädchen mit zuckersüßem Gesicht ist von sicherlich 12 Männchen umkreist und berichet auf einem Baumstamm sitzend von ihren Abenteuern auf dem W. Ich sage zu Dorthe: "It's allways the same with girls" und sie bricht in Gelächter aus. Sie hätte ihren Mann hier kennengelernt und bestätigt so meine Aussage.

        Mirador Base Las Torres = Hype!

        Wie voll es auf diesem Anstieg war. Wie stürmisch und kalt es wurde. Und was für Menschen es nach hier oben verschlägt. Väter mit Kindern. Pärchen. Jemandes Großeltern. Und wir. Ob ich ein Foto will? Ich lehne bewusst ab. Stehe ich doch so gar nicht auf Bilder die etwas "beweisen" sollen. Erinnern werde ich mich wohl und wem meine Beschreibungen bei einem Bier in den Nachtlokalen Osnabrücks nicht ausreichen soll halt selber hinfahren. Ich wollte schnell wieder weg. Ich war ja wegen etwas nicht googlebarem hergekommen. Wollte Ungesehenes bestaunen. Aufwachen. Irgendwie. Leben.

        15:00 Uhr

        Jetzt wird es spannend. Hier muss nämlich jeder umdrehen. Ein Schild befiehlt hier nicht weiterzugehen und es wird mit 10.000 Dollar Strafen gedroht. Der Ranger wünscht uns viel Glück und wir marschieren am Schild vorbei in die Wildnis.

        Bald wird ersichtlich, das hier nicht jährlich tausende wandern gehen. Es wird extrem felsig und es ist gut die Bergstiefel anzuhaben. Ich habe "derbe schmacht" - Deutschkurs B2 - und behaupte, dass wir uns ranhalten müssten weil ich sonst sterben würde und kurz vorm verhungern sei.

        17:00 Uhr Campo Japnones (1100m)




        Wow. Ich bin sprachlos. Weitesgehend unberührte Natur. Überall kleine Vögel. Knarzendes Unterholz. Ein Traum wird war. Hier kann ich denken. Von hier wurden alle Erstbesteigungen der Towers begonnen.

        Zelte werden aufgebaut. Nachtlager vorbereitet. In der von Bergsteigern erbauten Hütte zu abend gegessen. Ich putze mir an einem Fluss die Zähne und betrachte die Berggipfel. Bis ich einschlafe erzähle ich meiner Handykamera die Eindrücke des Tages. Ich bin irgendwo angekommen.




        Das war jetzt TEIL 2 und ich werde morgen oder noch heute Abend den dritten und längsten Teil verfassen.
        Zuletzt geändert von GlennKo91; 17.07.2017, 19:09.

        Kommentar


        • sailriding
          Anfänger im Forum
          • 06.05.2015
          • 47
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [CL] Torres del Paine mal anders

          Hey hey :-) Sind zwar 2 Jahre später, aber hast du inzwischen einen 3. Teil?

          Kommentar

          Lädt...
          X