[MA] Trekking in Sahara, Jebel Sarhro und Atlas

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Intihuitana
    Fuchs
    • 19.06.2014
    • 2044
    • Privat

    • Meine Reisen

    [MA] Trekking in Sahara, Jebel Sarhro und Atlas

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Hallo Forum

    Ich möchte hier berichten über meinen ersten Versuch des Wüstentrekkings und andere Touren die ich in Marokko im April und Mai 2015 gemacht habe.
    Ich habe unteranderem auch andere Sachen erlebt, die aber nicht direkt mit Trekking zu tun haben. Ich werde davon berichten, aber versuchen es kurz zu halten, da es in diesem Forum ja in erster Linie um Outdooraktivitäten geht.
    Ich bitte die mindere Qualität der Fotos zu entschuldigen, da ich nur eine kleine Knipse dabei hatte, die auch noch vom Sand in mitleidenschaft gezogen wurde.

    Erster Teil:

    Es fing für mich schon am Flughafen Düsseldorf gut an als mein Flug nach Madrid sich um über eine Stunde verschob weil in Frankreich (wo auch sonst) wieder die Fluglotsen streikten.
    So konnte ich meinen Anschlussflug nach Marrakesh nicht bekommen und saß bis Morgen in Madrid fest. Zum Glück war Iberian Airlines so kulant und hat uns ein Hotel bezahlt. Bei Ryanair hätte ich sehen können wo ich bleibe.
    Also hatte ich einen Nachmittag Zeit für Sighseeing in Madrid. Mit nem Marrokaner, der auch auf dem Weg nach Marrakech war, hab ich mich im Hotel angefreundet und wir sind in die Innenstadt.
    Madrid ist wohl eine dieser Städte in denen man länger bleiben muss um sie gern zu haben. Klar alte Ehrwürdige barocke und klassizistische Gebäude und der Königspalast ist auch nicht von schlechten Eltern, aber wirklich beindruckt hat mich der Kurzaufenthalt in Madrid nicht gerade. War aber nett mal dort gewesen zu sein.

    Den nächsten Tag konnte ich dann aber wirklich los fliegen und kam ohne weitere Komplikationen in Marrakech an. Endlich, mein erstes mal in Afrika.
    In der Medina in Marrakech will einen praktisch jeder abzocken wenn man Tourist ist. Das hab ich auch sehr schnell zu spüren bekommen, als ich gerade 5 Minuten am Jamaa el Fna Platz, dem zentralen Platz der Medina angekommen war.
    Dort stehen sie alle, die Wahrsager, Wunderheiler, Hennafrauen und Märchenerzähler und unter anderem auch die Schlangenbeschwörer. Sehen mich gerade frisch angekommen, möchte mich noch etwas orientieren, die Kamera in der Hand und wittern fette Beute. Ehe ich mich versehe hab ich die Schlange um den Hals und der Typ macht Fotos von mir mit der Schlange.
    Nachher verlangt er von mir die astronomische Summe von 200 Dirham, das sind 20 Euro für diesen Witz.
    Ich sträube mich dagegen und fange an mit den Leuten zu streiten. Erst als ich drohe die Polizei zu rufen lassen sie von mir ab.
    Fängt ja schon mal gut an.

    Ein Hostel hab ich nicht gebucht und hatte auch keinen großen Plan wo eins sein sollte, aber irgendwo in den Souks werd ich schon was finden dacht ich mir. Es reicht irgendwen nach nem Hostel zu fragen und schon kommt nach 5 Minuten n kleiner Lümmel angelaufen und zeigt einem den Weg. Dem gibt man dann 5 Dirham und alle sind zufrieden. Man sollte sic hden Weg allerdings gut merken denn in den engen Gassen kann man schon mal die Orientierung verlieren.
    Die Souks sind halt das typische 1001 und eine NAcht Klischee von engen Gängen wo Tücher, Silberschmuck, Gwürze und anderes Geschmeide feilgeboten werden. Will man etwas kaufen MUSS man feilschen sonst wird man gnadenlos über den Tisch gezogen und zahlt 300% mehr als es eigentlich kosten würde. Ich musste da auch mein Lehrgeld für zahlen

    Im Hostel hab ich nen Haufen interessanter Leute und Reisende kennen gelernt. Unter anderem auch Emil aus Frankreich. Emil ist ein richtiger Hippie mit seinen Dreads und total alternativ. Mit ihm hab ich mich richtig gut verstanden und wir haben uns sofort angefreundet. So sind wir zusammen durch die Souks gelaufen und haben am nächsten Tag etwas Sighseeing gemacht. Erst am nächsten Tag hab ich festgestellt das ich ein ziemliches Problem habe, nämlich kam mein Lohn einfach nicht und es war Freitag Nachmittag.
    Jetzt hatte ich ein echtes Problem und stand in nem fremden Land fast ohne Geld da.
    Zum Glück hat mir mein neuer Freund Emil da ausgeholfen. So kam es auch dass ich dir Reiseplanung wieder mal etwas umgestellt hab. Eigentlich war geplant direkt am dritten Tag in den Jebel Sarhro aufzubrechen, aber durch mein kleines Geldproblem haben wir beschlossen erst mal zusammen zu reisen.
    Nämlich war Emils Reiseroute eine sehr gute Wahl und sie würde mir helfen mich schonmal an die Hitze anzupassen.
    Unsere geplante Route sollte uns entlang der Draa Flussoase durch Steinwüsten, Palmengärten und an alten Kasbahs und Lehmdörfern entlang führen.

    Von Marrakesh ging es mit dem Bus über den hohen Atlas nach Agdz.

    Auf der Nordseite des hohen Atlas ist es noch recht grün und die Landschaften errinern an Griechenland oder die Provence. Natürlich alles etwas wilder. Auf der Südseite des Atlas wandelt sic hdie Landschaft komplett. Man kommt durch Wüsten und Steppenartige Landschaften und Bäume wachsen nur noch dort wo Flüsse sind oder Irrigation betrieben wird.
    In Agdz steigen wir also aus und folgen von hier aus dem Draa zu Fuß.



    Noch ganz Winterweiss beginnt meine Reise hier im Flussbett des Draa. Im Hintergrund Ausläufer des Jebel Sarhro.
    Das ganze Draatal ist wirklich ein Paradies. Wo Wasser auf die Wüstensonne trifft spriesst das Leben in unglaublichen Ausmass. Hier sind bis 3 Kornernten im Jahr möglich und das Gemüse gehört zum besten was ich jemals gegessen habe. Wo kein Wasser ist, gibt es nur ein paar vereinzelte Akazien und sonst Hammada (Steinwüste) und kahle Berghänge.




    Palmen"holz"


    Wüstenblumen

    Ich wanderte also mit Emil entlang des Draa, mal in Teilen des Ufers mal auf Dorfwegen entlang der Berberdörfer. Die Bevölkerung die hier lebt gehört zum Stamm der Ait Atta, welcher einer der drei großen Berberstämme Marokkos darstellt. Die Berber hier sprechen Tamazight, eine der Berbersprachen, welches übrigens rein gar nix mit dem arabischen zu tun hat.
    Die Berber haben auch ihre eigene Schrift das Tifinagh, welches mitlerweile neben dem arabischen und lateinischen Alphabet in Regionen wo viele Berber leben, gelehrt wird.


    Verfallene Lehmbauten, die tpische Bauweis hier im Süden. Werden die Bauten aber verlassen, verfallen sie durch Regen recht schnell.


    Palmengärten im Draa Tal


    Eine alte Kasbah. Eine Kasbah ist ein befestigtes Haus. Hier befinden sich etliche Kasbahs, also muss man davon ausgehen dass die Leute früher Probleme mit ihren Nachbarn hatten. Aber wahrscheinlich sind die Bauten eher gegen marodierende Wüstennomaden entstanden.


    Weitere Kasbah komplett aus Lehm.

    Emil und ich kamen durch ein kleines Dorf und haben etwas mit den Jungs Fussbal gespielt. Man muss sich aber davor hüten den Kindern etwas zu geben wenn sie nach Dirhams, Stiften oder Bombons betteln wenn sie in einer Gruppe sind, weil dann jeder etwas will und kleine gierige Hände nach allem greifen. Ist ein Kind allein kann man ihm ruhig mal 2 Dirham oder so zustecken.
    In diesem Dorf wurden wir auch von einem Berber zum Teetrinken in sein Haus eingeladen. Leider habe ich seinen Namen vergessen, weil es einfach zu viele Begegnungen über die Zeit wurden. Hier trinkt man traditionell grünen Tee mit Marokkominze und sehr viel Zucker in kleinen Gläsern (Auch Wiskey Berber genannt). Die Herstellung ist eine ganze Prozedur die ich aber mitlerweile verstanden habe.
    Zum Tee gibts selbstgemachtes Brot mit Olivenöl. Die allermeisten Berber sprechen wenigstens ein bischen Französisch, weil Französisch hier zweite Amtssprache ist also kann man sich etwas verständigen über das Leben hier und Fussball und was sonst so anliegt.



    Mein erster Berbertee, sollte nicht mein letzter sein

    Unser Weg ging nachher weiter entlang des Tafelbergs dessen Name mir wieder entfallen ist. Wir suchten uns unser Nachtlager irgendwo am Fuße des Berges.
    Die "unfassbar kalten" Wüstennächte sind zumindest in dieser Jahrezeit gar nicht mehr so kalt. ich hab eigentlich immer mit offener Apsis geschlafen und die erste hälfte der NAcht ist eigentlich sehr warm. erst gegen 2-3 wird es kalt. Und kalt bedeutet sagen wir mal 10 Grad. Also eigentlich für jeden der regelmäßig in Europa draussen schläft ein Witz.
    Der Sternenhimmel hat es allerdings in sich. So klar hab ich es glaub ich nur in den höchsten Lagen der Alpen und Karpaten und nur an wenigen besonders klaren Tagen erlebt.
    Nach Sonnenaufgang wird es allerdings fast augenblicklich sehr warm. Die Sonne hat hier eine unglaubliche Strahlkraft. Die Sonnencreme einzupacken war eine weise Entscheidung. Meinen Schesch, so heissen die Turbane hier habe ich hier allerdings noch nicht genutzt. Nur mein Buff.


    Hammada mit Akazien am Fuß des Tafelberges.





    Berberfriedhof. Die Gräber werden markiert durch kleine aufrecht stehende Steine. Kein Text, keine Blumen, nix.

    Am Mittag des zweiten Tages wurde es schon brütend heiss und da haben wir es uns direkt am Ufer des Draa gemütlich gemacht, gekocht und sind im Fluss geschwommen. Das ist das ultimative Paradies. Hier in diesem sauberen kalten Bergwasser zu schwimmen während nur ein paar Hundert Meter entfernt nix als brütend heisse Hammada war.




    Das Wasser hier ist so gut dass man es ohne Probleme trinken kann. Also ich kann es trinken. Mein Wanderpartner war etwas skeptisch darum haben wir für ihn zur Sicherheit etwas Romintropfen in die Flaschen getan.
    Allgemein hatte ich überhaupt keine Probleme mit Montezumas Rache. Ich hab fast aus jedem Drecksloch getrunken und jedne Mist gegessen und hatte kein Problem (Ausser einmal, aber das wird eher an der extremen Überanstrengung und dehydrierung gelegen haben). Für schwächere Mägen würd ic haber trotzdem empfehlen etwas besser aufzupassen bzw. Mittel zur Purifikation dabei zu haben.
    Nachmittag als es nicht mehr so heiss war ging unsere Reise weiter durch ein sehr tristes, aber genau deshalb sehr interessantes Gebiet.





    Lehmziegelproduktion

    Auch heute wurden wir mindestens 3 mal zum Tee eingeladen wovon wir 2 Einladungen auch annahmen. Die Begegnungen sind immer sehr interessant auch wenn man sich nicht viel zu erzählen hat.

    Am Ufer des Draa haben wir dann des Abend das zweite Nachtlager aufgebaut.

    Feuermachen ist in der Wüste geradezu Witzlos. Man hält das Feuerzeug an paar trockene ÄSte und schon brennt alles lichterloh. Tamariske ist sogar derartig trocken, dass man selbst das grüne Holz verbrennen kann.





    Am nächsten Morgen wollten wir in Tanzikht ein Kollektivtaxi nehmen um nach Zagora zu kommen, da sich auf dem nächstne Abschnitt die Palmengärten schließen und man nicht mehr an den Draa kommt und die Strecke nicht mehr so schön zu gehen ist. Ausserdem wollte emil von Zagora aus weiterreisen.




    Draa Flussoase nahe beim Dorf Tanzikht.

    Die ganze Strecke ist wunderschön und da es hier keinen oder kaum Tourismus gibt sind die Leute auch noch wirklich freundlich und wollen einem nicht direkt an den Geldbeutel, ich kann die vor allem als Einsteigsstrecke gut empfehlen.

    Kollektivtaxis, auch Grande Taxis genannt sind meistens alte Mercedes Limousinen. Zu acht saßen wir, teilweise einer auf dem Schoß des anderen und fuhren nach Zagora.

    Zagora ist das Tor zur Sahara. Allerdings hat die Stadt erstaunlich wenig zu bieten und besteht hauptsächlich aus neuen Gebäuden obwohl sie an sich recht alt ist. Es wurde wohl viel kaputtrenoviert.
    Wir verbrachten eine Nacht am Campingplatz und ich konnte Gottseidank endlich Geld abheben. Hier lauern wieder überall Verkäufer und Leute die einem Kameltouren andrehen wollen.


    Zagora, man sollte nicht länger bleiben als unbedingt nötig.

    Das erstaunlichste was uns hier aber passiert ist, war ein ausgewachsener Wolkenbruch der in einen Dauerregen überging. Mein erstes mal am Rande der Sahara, einem der trockensten Gebiete der Erde ausgerechnet hier regnet es wie verrückt. In meiner gesamten weiteren Zeit in Marokko, sollte kein einziger Tropfen Regen mehr fallen.
    Und der Situationskomik nicht genug. Auf dem Campingplatz haben wir uns entschieden alle beide in Emils 2 Personenzelt zu schlafen so dass wir nicht 2 Zelte zahlen müssen. Allerdings war Emils Carrefour Billgzelt nicht wirklich regendicht. Es hat ja auch keiner wirklich mit Regen gerechnet. So saßen wir zwei in unserer nassen Sauna und konnten unser "Glück" nicht fassen

    Am nächsten Tag sah Zagora aus als ob es niemals geregnet hätte. Der Regenschauer war wohl wirklich ein Tropfen auf den heissen Stein.

    Regen in der Wüste

    Hier kamen mir auch zum ersten mal Zweifel ob meine Tour so wie ich sie geplant hatte wirklich umsetzbar sei, denn mehrere Nomaden die hier Touristentouren anbieten haben mir gesagt das gewisse Quellen womöglich ausgetrocknet sind und in dieser Jahreszeit ein sehr heißer Südwestwind weht. Sie warnten mich diese Tour so anzutreten. Den ganzen Tag habe ich überlegt was ich wohl tun solle und bin zum Entschluss gekommen, dass es besser ist eine leichtere Variante zu probieren.
    Emils und mein Weg trennten sich hier. Er war weder ausgerüstet noch körperlich trainiert für meine Wüstenwanderung und ohnehin war sein nächstes Ziel irgendwo im Antiatlas.

    So nahm ich also den Bus in das kleine Wüstendorf M'hamid nahe der algerischen Grenze.

    Im Bus nach M'hamid traf ich Lahsan, der ein wirklicher Nomade war und mir einiges über die Wüste erklärte er half mir auch einen Schlafplatz zu finden weil der Bus Nachts in M'hamid ankam. Man merkt schon den Unterschied, dass diese Menschen hier zwar auch Geld mit den Touristen machen wollen, sie aber nicht als wandelnde Geldsäcke sehen und der maximale Gewinn nicht im Zentrum steht.
    Die Menschen der Wüste hier sind keine Berber mehr sonder Sahraouis. Eine Mischung aus Afrikanern, Mauren und Arabern.
    Durch Lahsan kam ich in dem kleinen Touristencamp "Bivouac sous les Etoilles" unter und bekam einen Sonderpreis wegen meiner Solowanderung.
    Allgemein haben mich die Leute dort mehr als einen der ihren als wie einen Touristen behandelt.
    Ich saß am Abend zusammen mit den Nomaden und habe Tee getrunken. Zwar haben sie mich dort auch gewarnt vor meiner Tour, aber sie haben mir auch zahlreiche Tipps, Hinweise und ihren Segen gegeben und mir geholfen Vorräte zu bekommen.

    Am nächsten Tag habe ich mir zuerst eine Tageswanderung in die Dünen um M'hamid vorgenommen um zu lernen mit dme Sand umzugehen.
    Das Dünenfeld hier ist noch relativ klein und die Dünen sind nur 10-20 m hoch. Das war das erste mal das ich in einem Erg (Sandwüste) gewesen bin.
    Ich musste mich erstmal komplett darauf einstellen.
    Der Wüstensand ist sehr viel feiner als Meeressand und das gehen gestaltet sich als sehr kraftraubend.
    Idealerweiser geht man nie auf der Düne sondern in einem Dünenkorridor mit festem Untergrund so wie hier:


    Allerdings hat man nicht immer diese Korridore oder muss je nach Richtung auch mal Dünen überqueren.
    Am besten geht man dabei in Serpentinen oder diagonal den Dünenkamm herauf.
    Muss man auf einem Dünenkamm laufen sollte man immer auf auf dem oberen Drittel der Luvseite einer Düne laufen aber nie direkt auf dem Kamm weil man einsinkt. Gleiches gilt für die Leeseite der Düne. Man sollte sich etwas Zeit nehmen um die Balance und den Körper an diesen für Europäer völlig ungewohnten Boden zu gewöhnen.

    Die Stimmung in einer Sandwüste kann man eigentlich nicht beschreiben und selbst Bilder geben kaum das wieder, wie es wirklich ist.




















    Diese Keramikscherben fand ich in dem kleinen Erg. Wie alt sie wohl sind und von wo sie stammen?


    Dieser Knöterich hat mit Wasser gefüllte Blätter. Das wre natürlich eine prima Wasserquelle. Leider ist es komplett salzig. Die Tamarisken haben ebenfalls sehr salzige Blätter und können das Salz als Kristalle ausscheiden, daher findet man unter alten Tamarisken teilweise eine Salzkruste.

    Die Temperaturen gehen Mittags schon auf knapp 40°C und der Sand brennt auch von unten. Der Schesch ist das perfekte Kleidungsstück für die Wüste. Er schützt vor der Sonnenstrahlung, dem Winde und dem Sand und sorgt vor allem dafür dass der Schweiss nicht sofort verdamt sondern länger kühlt.
    Da gibts auch keine moderne Entwicklung die damit mithalten kann. Idealerweise hätte ich auch einen Kaftan oder einen Jelaba tragen müssen, weil er sehr luftig ist und ebenfalls kühlt. Allerdings hatte ich keinen und Rucksacktragen damit ist vielleicht etwas kompliziert.
    Meine ersten Gehversuche in der Sandwüste empfand ich als recht gut, allerdings bin ich da noch nicht mit dem schweren Rucksack auf dem Rücken gegangen.

    Die Route für morgen sah vor dass ich zu Fuß von Mhamid bis zum Erg Chegaga marschieren würde, welcher sich über 50 km ausdehnt und bis zu 300 m hohe Dünen hat und damit die höchsten in Marokko hat. Geplant waren 2 Tage á 30 km und ich versuchte mit 10 l Wasser hinzukommen. Jeden Tag etwa 5 l.

    Also ging ich am nächsten Morgen um ca. 6 Uhr los als es gerade dämmerte.
    Zwischen M'hamid und dem Erg Chegaga liegen ca. 60 km Hammada und Ebenen. Der erste Teil führt durch ein altes Dünenfeld mit niedrigen Dünen auf denen sich Tamarisken angesiedelt haben.


    Hin und wieder kam ich mir nicht wie in der Wüste sondern wie irgendwo am Donau oder Rheinufer vor.


    Wüstenblume. So etwas wie eine Nestwurz. Wuchs in diesem Bereich noch recht häufig. (Nachträglich herausgefunden dass es sich dabei um Cistanche tinctoria handelt)







    Die Landschaft öffnet sich aber schnell immer mehr und wird immer offener.



    Wüstenraben gibts hier einige.
    In den ersten Stunden komme ich gut voran weils noch angenehm kühl ist. Ich merke aber schon was das für ein Unterschied ist mit dem schweren Rucksack durch die Weichsandfelder zu laufen. Der Kraft und vor allem Wasserverbrauch ist um vieles höher als ohne. Mein Rucksack hatte mit dem 10 Liter Wasserreserven ein Gewicht von 26 Kilo, was schon eine Hausnummer ist. Ich sollte schon noch merken dass das nicht die beste Idee war.



    ein Barchan, eine Sicheldüne. Diese Dünen können sich schnell forbewegen und Oasen oder Dörfer überfluten.


    Kamelweide. Durch die immensen Regenfälle im Dezember, sagten mir die Nomaden sei die Wüste in dieser Zeit ungewöhnlich grün. Ein Segen für die Sahraouis und ihre Herden.


    Mein Pausenbaum. Der letzte größere Baum vor der großen Hammada. Es ist wichtig Mittags wenn die Sonne am heissesten brennt eine Siesta im Schatten einzulegen und erst gegen 3 wieder loszuziehen.



    festgebackener Boden, die Platten sind wie Keramik.

    Von den Nomaden habe ich die Unterschiede der einzelnen Wüstenformen erfahren. Neben der Hammad und dem Erg gibt es auch den Reg, eine Ebene ohne größere Steine oder Sand. Nach Regenfällen sind diese Flächen die besten Gebiete für die Herden, da dort die Wüste ergrünt.Eigentlich besteht die Sahara zum größten Teil aus solchen Ebenen und Hammadas nur etwa 20% sind Dünenfelder, von denen manche trotzdem immer noch größer sind als ganz Österreich.
    Die Hammada du Draa in welcher ich mich hier befinde laut meinen Informationen die größte Hammada der Welt und zieht sich bis weit nach Algerien und in die Westsahara. Die Dünenfelder die sich hier befinden sind vergleichweise winzige Sprenkel in der Steinwüste.
    Recht kurz nach dem Pausenbaum fing sie auch schon an, die Hammada.



    Hammada gehört zu den trostlosesten und kargsten Landschaften die ich jemals gesehen habe. Auf Bilder lässt sich dieses Nichts kaum einfangen. Bis zum Horizont erstreckt sich eine gleichförmige Steinebene.
    Gegen Mittag fängt auch der starke Südwestwind an vor dem mich die Sahraouis gewarnt haben. Er ist das Westsaharische Äquivalent zum Chamsin, leider habe ich den Namen vergessen. Es ist ein extrem heisser Wind der einen rasant schnell austrocknet, darüberhinaus brachte der Wind auch eine Menge feinsten Sand mit, der in jede Pore eindringt.


    Callotropis Procera, auch Oscher genannt. Ein giftiger Strauch aus der Familie der Hundsgiftgewächse. Die Nomaden nutzen das Holz zum Feuer machen und den Bast für Seile die getrockneten Früchte sind das Äqvivalent zu unserem Zunderschwamm.


    Eine der wenigen Markierungen für die Piste. Ab hier verlaufen sich die Pisten auf komplett. Für die Orientierung nutzte ich neben alten Militärkarten vor allem Google Earth Ausdrucke. Aber in einer derart Ereignislosen Landschaft ist der Kompass und vor allem das GPS Gerät lebenswichtig.




    Windteufel, Fata Morganas alles habe ich gehabt. Der Feinsand begann jetzt auch meine Kamera zu beschädigen. Die Kamera fokkussierte nicht mehr richtig, ging teilweise nicht mehr an.

    Ich habe mich glaube ich noch nie in meinem Leben so einsam gefühlt wie hier. Hier ist nix. Es ist eine Welt wie im Urzustand, nur der endlos wehende Wind und Ich. Für die Psyche ist
    das härter als gedacht. Dazu noch die Gluthitze und der Wind mit Sand. Meine Motivation war ziemlich am Boden. Ich wanderte einfach ohne zu sehen wie weit ich komme. Nur ganz selten taucht eine Akazie weit am Horizont auf. Und wo man denkt man ist in 20 minuten dort braucht man 2 Stunden um den Baum zu erreichen.
    Vor allem habe ich mir große Sorgen um meinen Wasserverbrauch gemacht. Der Wind trocknet einen derart aus, dass man schon nach einer halben Stunde wieder einen extremen Durst verspürt. Dattelkerne lutschen bringt etwas Milderung für das Durstgefühl aber auch nicht wirklich der Bringer. So würde ich wirklich Probleme bekommen den Erg zu erreichen. Vor allem macht das tragen des Rucksacks einen riesigen Unterschied aus was das Schwitzen und den Wasserverbrauch angeht. Es gibt schon einen Grund warum Nomaden keine Kiepen und Rucksäcke tragen.
    So wanderte ich also in diesem endlosen Nichts.


    Dieses Bild ist mein letztes und fängt vielleicht am besten das Feeling in der Hammada ein. Ich war unglaublich geschafft. Die Kamera spielt total verrückt und ich hab mich schon damit abgefunden dass ich keine Fotos mehr machen kann.
    Nach etwa 28 km war ich einfach zu erschöpft. Ich war sehr dehydriert. Ich legte meinen Rucksack als Windschild vor mich und legte mich einfach auf meine Isomatte und schlief. Selbst etwas zu kochen war mir zu viel. Ich aß nur ein paar Datteln und Nüsse und schlief ein.

    Die Nacht war diesig und bewölkt. Sobald man Eine Wolkenschicht hat sind die Nächte extrem warm. Um 6 Uhr quälte ich mich aufzustehen um möglichst viel von der "Kühle" des Morgens zu haben. Es waren trotzdem 25°C aber immerhin besser als die 43°C Mittagstemperatur.
    Was ich fühlte und dachte ist wo ich so ganz mit mir alleine war ist schwer zu beschreiben, aber sagen wir so, es fällt mir nicht mehr schwer nachzuvollziehen, warum die meisten Weltreligionen in Wüstenregionen entstanden sind und so viele Eremiten die Wüsten aufsuchten.
    In diesem "Garten Allahs" wie die Araber es nennen, sorgt die Ereignislosigkeit dafür dass der Verstand ganz anders funkioniert und alles ganz anders wahrnimmt. Würde ich eine geführte Touristentour im bequemen 4x4 machen, würde dieser Effekt wohl kaum so auftreten.
    Vor allem wenn man Wälder und Berge gewohnt ist wo alle paar Meter etwas neues passiert ist diese Eintönigkeit eine große Prüfung.

    Ich schaffte es unter großen Strapazen zum Erg Chegaga. Hier wusste ich dass es Touristencamps gibt. Auch "Bivouak sous les Etoiles" hatte hier eine Aussenstelle direkt am Beginn der Sanddünen. Ich hab mich hier erstmal vorgestellt und mein Wasser aufgefüllt. Ich habe gesoffen wie ein Loch.
    Die Nomaden waren nicht schlecht beindruckt vom "Allemand fou" dem bekloppten Deutschen der zu Fuß zum Erg gekommen ist

    Hier hab ich mich erstmal etwas ausgeruht um nachher in das Sandmeer aufzubrechen. Vorher hab ich aber noch einen GPS Punkt auf das Lager gesetzt um wieder aus den Dünen herauszufinden. Hier hab ich von den Nomaden auch Pinsel und Schraubenzieher bekommen um die Kamera zu reparieren un tatsächlich konnte ich es zumindest so hinkriegen das man wieder Fotos mit der Automatikfunktion machen konnte ohne zoomen und die Software spann immer noch, aber besser so als nix.


    Am Anfang des Ergs, im Hintergrund die ca. 300 m hohe Riesendüne. Ich habe mich allerdings nicht mehr wirklich im Stande gefühlt die zu besteigen.
    Ich versuchte immer die niedrigsten Wege durch die Dünen zu gehen. Mit dem schweren Rucksack sinkt man schon stark im Sand ein und der KRaft und Wasseraufwand ist enorm.

    Nach dem ich einige Kilometer in den Sand gegangen bin habe ich an einer schönen Stelle ohne Sand mein Zelt aufgebaut:


    Das ist ein absolut sensationeller Zeltplatz. Vielleicht der beste an dem ich jemals gewesen bin.
    War ich schon von dem kleinen Erg Lihoudi nahe M'hamid begeistert ist diese Landschaft nicht wie von dieser Welt.
    Bis zum Horizont erstreckt sich diese Geisterlandschaft und es wirkt wirklich stellenweise wie ein erstarrter Ozean.






























    Und die Dünen singen wirklich. Es ist ein unwirkliches Geräusch. Doch wenn der Wind nicht weht ist die Stille absolut.
    Ich glaube ein Lyriker wäre besser um diese Landschaft zu beschreiben, denn man kann sie fast nur in Metaphern umschreiben so einzigartig ist sie.
    Dennoch gibt es Leben in dieser kristallinen Mondlanschaft. etliche Spuren von Laufkäfern, Schlangen und Skorpionen, verrraten dass es Leben unter dem Sand gibt.


    Dünenselfie

    Ich verbrachte einen Großteil der Nacht alleine auf der Düne sitzend, die Sterne beobachtend. Der Unterschied zum Draa Tal ist schon noch mal groß. Noch nie habe ich einen klareren Sternenhimmel gesehen. Ich hatte teilweise Schwierigkeiten den großen Wagen zu finden weil derartig viele Sterne am Himmel waren. Leider taugt mein Kamera nix für Nachtaufnahmen.
    Nächstes mal definitiev mit der Spiegelreflex.

    Die Überanstrengung und der Enorme Wasserverlust, vielleicht auch die Sonneneinstrahlung haben mich allerdings kaputt gemacht. In der Nacht hat mich ein Durchfall heimgesucht und ich fühlte mich wirklich elend. So würde ich den Rückweg kaum schaffen.



    Am nächsten Morgen hatte ich den Freund hier unter meinem Rucksack. Man sollte also bei Schuhen und Klamotten immer aufpassen und sie am besten durchschütteln.



    Nahe des Nomadenlagers habe ich diese Nordafikanische Hornviper gefunden. Es ist die giftigste Schlange der Sahara und hat ein bösartiges Hämotoxin. Fast alles was hier lebt hat Dornen, Stacheln oder will einen mit Gift umbringen.

    Ich versuchte an diesem Tag per Anhalter an der Hauptpiste zurückzukommen. Das ist allerdings nicht wirklich von Erfolg gekrönt gewesen. Es fahren nur sehr wenige Jeeps überhaupt und die wenigen die vorbeikamen haben nicht angehalten. (Nachher habe ich im Lager erfahren dass es für die meistne Touristen "unbequem" ist einen einsamen Wüstenwanderer mitzunehmen. Muss man sich mal vorstellen, da könnte jemand verdursten weil man es als unpässlich empfindet, den eigenen Traumurlaub etwas zu verderben und sich das Auto mit jemandem der Schmutzig und verschwizt ist zu Teilen. Abschaum!)

    Ich ging also nach 3 erfolglosen Stunden hitchhiking zum Lager zurück. Dort hab ich mit dem Chef vom Lager einen Deal ausgehandelt, dass jemand aus M´hamid kommt und mich extra zurückfährt. Das hat mich zwar 40 Euro gekostet, aber das war wohl mein Lehrgeld für das Abenteuer und ich habe mich einfach zu schlecht gefühlt und ich hatte keine Lust dass ich hier in der Wüste ernsthaft krank werde und dann hätt ich wirklich nenn Transport gebraucht.

    Bis dahin hab ich mir die Zeit mit den Jungs vom Lager vertrieben, Musik gemacht und gequatscht.

    Zurück in M'hamid verbrachte ich eine Nacht auf einem gammligen Campingplatz und nahm nächsten Tag den Bus nach Marrakech.

    Nun es lief alles anders als geplant. Das alles hatte mich ziemlich runtergezogen und ich war für ne Weile echt demotiviert und eigentlich wollte ich direkt nach dieser Tour in den Jebel Sarhro, aber im Moment wollte ich nicht mal ans Wandern denken.

    Im Nachhinein betrachtet, hätte ich diese Tour erstens besser in einer anderen Jahreszeit machen sollen und zweitens war der dicke Rucksack das größte Problem. Das schleppen verbraucht so viel mehr Wasser als wenn man ohne geht.

    Ich will die geplante Route aufjedenfall nochmal angehen, schon nur um mir zu beweisen dass ich es kann. Diesesmal aber mit Sulky und im September wenn es weniger heiss ist.

    Der nächste Abeschnitt wird vom kleinen Intermezzo in Essaouira und der Wanderung im Jebel Sarhro Wüstengebirge handeln.
    Zuletzt geändert von Intihuitana; 15.05.2015, 16:46.
    Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

  • berlinbyebye
    Fuchs
    • 30.05.2009
    • 1197
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: [MA] Trekking in Sahara, Jebel Sarhro und Atlas

    Man weiß nicht, ob Text oder Bilder mehr beeindrucken.
    Applaus!

    Kommentar


    • Gast-Avatar

      #3
      AW: [MA] Trekking in Sahara, Jebel Sarhro und Atlas

      Irre genau das ist eine Ecke der Welt die ich unbedingt mal sehen möchte. Danke für den Bericht und ich hoffe es geht noch weiter

      Kommentar


      • smeagolvomloh
        Fuchs
        • 07.06.2008
        • 1929
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [MA] Trekking in Sahara, Jebel Sarhro und Atlas

        Wirklich ein feiner Reisebericht, danke fürs teilen!
        "Das Leben leicht tragen und tief genießen ist ja doch die Summe aller Weisheit."
        Wilhelm von Humboldt, 1767-1835

        Kommentar


        • Intihuitana
          Fuchs
          • 19.06.2014
          • 2044
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [MA] Trekking in Sahara, Jebel Sarhro und Atlas

          Zweiter Teil kleines Zwischenspiel in Essaouira und Jebel Sarhro

          Nun wäre nach der Sahara eigentlich die logische Konsequenz der Jebel Sarhro gewesen.
          Allerdings fühlte ich mich wie gesagt nicht wirklich gut und der Durchfall war immer noch da, also entschied ich mich kurzerhand für ein paar Tage ausruhen in Essaouira am Atlantik.

          Essaouira hat einen besonderen Charme. Die Stadt wirkt durch ihre weiß getünchten Häuser sehr südeuropäisch. Letzlich wurde die Stadt auch von einem Europäer geplant und daher sind die Straßen in der Medina im Gegensatz zu den anderen Medinas rechtwiklig angeordnet. Alles wirkt ein bischen gammlig und auch hier will man einem diesen und jenen Nippes andrehen, aber die Leute sind viel entspannter als in Marrakesh.
          Allgemein ist die Athmosphäre sehr alternativ Hippiemäßig. Viele Aussteiger aus Europa haben sich hier niedergelassen und überall bekommt man Drogen angedreht.
          Hier hab ich auch Mohammed kennen gelernt. Mohammed konnte ich nicht so leicht einschätzen. Er ist mir am Strand begegnet und wir haben uns angefreundet. Dann hat er mich zu allerlei Orten geführt. Interessanterweise waren das immer Orte wo ich was ausgeben musste. Ich glaube Mohammed hat mit den ganzen Läden ne Vereinbarung Touristen anzuschleppen und kriegt was dafür. Er ist trotzdem n dufte Typ und hat mir auch Orte gezeigt wo ich ordentlich Geld sparen konnte, z.B. die Stände wo die einheimischen essen in irgendwelchen Seitengassen. Dann kriegt man nen riesigen Fischteller für umgerechnet 1,50 €.
          Die Zeit in Essaouira habe ich entweder am Strand verbracht oder ich hing mit nem Ami den ich im Hostel kennen gelernt habe in irgendwelchen zwielichtigen Bars herum.
          Ich glaub ich hab noch nie so viel Haschisch genommen, wie die Zeit die ich hier war. Ich musste nicht mal Geld für ausgeben weil dauernd ne Pfeife rumging. Auf mich hat es nicht so einen großen Effekt aber mein amerikanischer Freund war sowas von dicht
          Zum Glück kam meine Kamera wieder zu sich. Zoomen klappt zwar nach wie vor nicht, aber dafür funktionierte der Rest wieder.









          Bilder aus Essaouira.
          Zurück in die Wüste
          Nach paar Tagen hatte ich mich auch wieder gefangen und wieder richtig Lust aufs Trekking. Die nächstes Station war also das Jebel Sarhro Wüstengebirge.

          Der Jebel Sarhro oder auch Jebel Saghro ist der östlichste Teil des Antiatlas und grenzt direkt an die Sahara.
          Mit dem Bus kam ich am Südrand des Gebirges im Dorf N'kob an.
          Ich bin diesen Abend bei einer Berberfamilie untergekommen die bei einem Programm mitmacht indem sie Beherbergung für Touristen bereitstellen. Natürlich wurde mir wieder versucht geführte Maultiertouren anzudrehen, denn ist auch"total unmöglich" die Überquerung alleine zu schaffen.
          Man sollte sich von solchen Aussagen nicht verunsichern lassen. In erster Linie machen die Leute das um ihr Produkt zu verkaufen. Jebel Sarhro kann man locker alleine schaffen.
          Es existieren für dieses Gebirge auch mehr Informationen als für die Sahara. Ich habe mit dem Guide "Trekking in the Atlas Mountains - Toubkal, Mgoun Massif and Jebel Sahro" und mit der Karte"Kulturtrekking im Dschebel Sagrho" von der Universität Bayreuth gearbeitet. Darüberhinaus hatte ich auch wieder google Earth Ausdrucke so wie ein paar GPS Punkte, z.B. für die Dörfer.

          Am nächstne Tag ging es endlich mal wieder durch Hammada. Was hab ich mich darauf gefreut

          Blick zurück nach N'kob. Im Hintergrund die Saharaberge des Jebel Beni.


          Echte Rose von Jericho (Anastatica hierochuntica), nicht der Fake aus dem YPS Magazin ;)







          Ich folge einer Weile einer Piste ins nächste Dorf wo ich Aziz treffe, der mich zum Teetrinken einlädt

          Aziz will mir natürlich auch wieder eine Maultiertour andrehen. Ich bleib dabei alleine zu gehen.
          Rein theoretisch gibt es hier also Tourismus, sonst gäbs nicht die Anbieter der Mulitouren, aber ich hab auf meiner Tour keinen anderen Touristen getroffen. Für Europäer wird die Tour auch bis maximal März empfohlen, ich war hier Ende April und es war schon sehr heiss.

          Von Imi n' Ouka aus beginnt das eigentlich Gebirge. Die Offizielle Piste würde über den Berg verlaufen und sehr staubig und heiss sein. Ich entschloss mich daher durch das Wadi zu laufen. Dies ist in allen Belangen besser. Zuerst einmal hat man dort mehr zu sehen, man hat Schatten durch Bäume und vor allem hat man dort Wasser.


          Immer wieder sind kleine Höfe oder Häuser im Wadi


          Treppe ins nichts?




          Mit ausgefeilten Bewässerungssystemen gewinnen die Menschen hier der Wüste etwas ab.

          Es fehlt hier zwar der Sand und dafür hat man Felswände, ansonsten ist die Südseite des Jebel Sarhro aber auch nix anderes als eine Wüste. Nur in den Wadis gibt es ein wenig Wasser und Leben.
          Mittags wird es wieder brütend heiß, über 40 °C und ich mache Pause unter einer Palmengruppe.




          Kleine Qualquappenbecken wie diese sind meine Wasserquellen. Hier hab ich mich auch erstmal reingeschmissen um mich zu kühlen. Irgendwann haben mich die Kinder eines nahen Hauses entdeckt und ich hatte wieder eine Teeeinladung

          Die Reise ging nachher weiter durch das Wadi.


          Ich hatte ca. 4 Liter dabei weil ich nie wusste wie viele Wasserquellen ich finden werde. Denn die Texte schweigen sich darüber aus und die Karten zeigen alle Wasserläufe als gestrichelt also nur zeitweise Wasserführend. Rückblickend betrachtet hätte ich auf eine von den drei 1,5 Liter Flaschen verzichten können. Aber nachher ist man immer klüger.
          Ich glaube auch dass die Tour ein paar Wochen später so nicht mehr machbar wäre weil die kleinen Becken im Verlauf des Mai mit sicherheit austrocknen.






          Es sieht nur aus wie ein Rohr aus dem Wasser kommt, aber für mich war es der flüssige Himmel


          Immer wieder finden sich auch kleine Gärten. Die Vegetation ändert sich auch langsam je höher man kommt. Die Palmen hören auf, dafür treten jetzt Mandelbäume und Pappeln auf.




          So langsam komme ich in den Zentralteil des Jebel Sarhro wo die interessanten Felsformationen auftauchen. Die Landschaft wird bestimmt von Tafelbergen und seltsam verwitterten Gesteinsformationen.




          Mein Lager baute ich am Fuße des Tafelberges auf. Skorpione und Schlangen gibts hier auch in Hülle und Fülle.



          Weiter gehts am nächsten Tag durch ein anderes Wadi. Mein nächstes Ziel sollte der Bab 'n Ali sein (Der des Ali), die berühmteste Felsformation in diesem Gebirge.



          Kurz vor dem Plateau des Bab n' Ali hat diese kleine Schlange meine Schuhe attackiert und ist danach unter einem Loch verschwunden. Ich weiß nicht genau was es ist aber von der Kopfform her vielleicht eine Atlasviper?
          Zum Glück konnte ich schnell ausweichen dort gebissen zu werden ist glaube ich nicht der unbedingte Knüller.




          Bab n' Ali. teilweise errinern die Landschaften an die Wüsten der USA.



          Nach dem Plateau des Bab n Ali kommt wieder eine kleine Ansiedlung Hanout, wo es selbst ein kleines Geschäft gibt.
          In Hanout nehme ich wieder den Wadi anstatt der Piste nach Igli.

          Dieser Wadi ist deutlich enger und steiler als der erste und es gibt auc hetwas Kletterei. Hauptsache es ist voll mit Kröten und Fröschen





          Das durchkommen ist hier etwas schwerer und man muss sich oft durch Oleandergebüsch schlagen


          Dieser Strauch scheint mit den Palmen verwandt zu sein. Ich habe ihn nur in dieser Region gesehen.


          Wieder mal kleine Gärten und Kornfelder wo man niemals denken würde, dass hier etwas wachsen kann.




          Beim letzten Hof vor dem Anstieg nach Igli wurde ich von einem Einheimischen (dem einzigen der etwas Französisch sprach) gefragt ob ich nicht die Nacht bei ihnen bleiben will. Da es ohnehin schon Abend wurde, war das mal ne nette Abwechslung.

          Das Leben hier ist sehr spartanisch und die Leute haben auch keinen Strom. Ich wurde etwas herumgeführt auf dem Hof und bekam auch gutes Essen. Couscous mit Schafsinnereien und Ziegenmilch. Letztlich hab ich noch was geholfen die Ziegen ins Gatter zu bringen. Das kenn ich noch aus Rumänien


          Berberdusche


          Und Berberküche


          Und wieder ein Selfie mit Yakoub

          Am nächstne Morgen ging die Reise weiter nach Igli, dem letzten Dorf hier. Igli ist nicht ganz so leicht zu finden und ich war froh dass ich einen GPS Punkt auf das Dorf gesetzt hatte.
          Hier tauchte auch schon bald eine weitere bekannte Felsformation, der Tete le Chameau, der Kamelkopf auf.




          Igli. Das sind wirklich nur ein paar Häuser und Felder. Aber immerhin kann man selbst hier Coca Cola kaufen


          Ich wurde hier offenbar Zeuge einer Berberhochzeit. Die Berberfrauen standen im Kreis und haben mit hohne Stimmen gesungen während das Brautpaar auf etwas wie Thronen herumgetragen wurde.
          Ich wollte mich da nicht aufdrängen und ich weiß das Fotos bei Berbern nicht unbedingt beliebt sind, also hab ich nur ein kleines verstohlenes Foto aus der Distanz gemacht.

          Ab hier wird es landschaftlich am interessantesten. Hier treffen etliche Gesteinsarten und Formationen aufeinander. Vor mir liegt der Tafelberg Tassigdelt Tamajgelt





          Ich bin jetzt schon weit über 2000 m und man merkt schon einen kühlenden Wind. Die Sonne ist aber trotzdem sehr heiß. Es wirkt nicht wirklich als ob ich im Gebirge wäre.




          Eine kleine Agame hat sich im Felsen versteckt.


          Die Fernsicht war ausserordentlich gut an diesem Tag


          Für Kristallfreunde ist der Jebel Sarhro ein Paradies. Dieses Konglomerat war voll mit Geoden. Ich lies es mir nicht entgehen eine aufzuschlagen für ein Souvenir.





          Irgendetwas einkeimblättriges. (Endemisch?)


          Und wieder eine der seltenen Wasserstellen



          Auf einem sehr schönen Plateau entschied ich mich zu bleiben und Mittagspause zu machen. Weil es mir hier aber so gefiel und so viel zum raufklettern da war, bin ich einfach über Nacht geblieben. Hier leben noch einige Nomaden, die mir ihren Ziegen herumziehen.


          Shelter der Nomaden


          Frösche in der Wüste


          Die Landschaft hier mit ihren seltsamen Felsformationen und den Tafelbergen in der Ferne errinert mich irgendwie an Star Wars aber ich hab keine Ahnung warum. Ich bin nicht mal Star Wars Fan.


          Mein Lager hab ich etwas abseits gewählt, weil ich heute alleine sein wollte und keine Lust auf den Besuch von Nomaden hatte. Selbst hier auf 2400 m wurde es Nachts nicht wirklich kalt. Nur 8°C.





          Am nächsten Morgen ging es weiter bergauf und der Maultierpfad verläuft sich sehr stark. Ich wusste aber dass ich nach Norden musste. Aber hier ändert sich die Landschaft wieder. Die Tafelberge verschwinden, dafür kommen "gewöhnliche" Berge aus Vulkangestein auf. Auch die Landschaft ändert sich an der Nordseite. Es tauchen die ersten Gräser und Stechginster auf. Alles wird etwas mediterraner.

          In ganz weiter Ferne sieht man noch die Schneebedeckten 4000er des M'goun Massives.


          Hier tauchen auch die ersten uralten Atlaszedern auf.




          Es ging immer wieder hoch und runter, bis dann endgültig der lange Abstieg begann. Mein Ziel war das kleine Dorf Tagdilt am Fuße der Nordseite. Aber ich hatte es auch nicht eilig.
          Am ersten richtigen Bach den ich seit lange gesehen habe habe ich mein Lager aufgeschlagen.



          Am nächsten Morgen begab ich mich nach Tagdilt. Hier auf der Nordseite sieht die Landschaft sehr steppenmäßig aus und von Tagdilt zur nächsten größeren Stadt, Boumalne Dades waren es noch etwas 20 km durch die flache Steppe.
          Da im Ort rein gar nix fuhr hab ich mich auf den Fußweg auf der Autopiste gemacht.
          Allerdings hatte ich recht schnell Glück und ein Pick up Fahrer hatte mich mitgenommen und nach Boumalne gebracht von wo ich meinen Bus nach Marrakech nehmen konnte.

          Das Jebel Sarhro Gebirge lohnt sich auf jeden Fall. Ich war auf der touristischen "Hauptroute" und habe ausser einheimischen niemand getroffen. Ich war wohl auch ausserhalb der Saison unterwegs und in dieser Jahreszeit sollte man schon eine gute Hitzeresistenz mitbringen.
          Der ganze Westteil dieses riesigen Gebiets ist überhaupt nicht erschlossen und besiedelt und ich denken dass man dort noch sehr viele aufregende Touren machen kann.
          Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

          Kommentar


          • smeagolvomloh
            Fuchs
            • 07.06.2008
            • 1929
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [MA] Trekking in Sahara, Jebel Sarhro und Atlas

            Hallo Intihuitana, schön dass deine Kamera doch nicht ganz den Geist aufgegeben hat! Die Impressionen der Landschaft sind einfach toll und deine Art zu schreiben finde ich auch nicht gerade unerfrischend!

            Gruß Guido
            "Das Leben leicht tragen und tief genießen ist ja doch die Summe aller Weisheit."
            Wilhelm von Humboldt, 1767-1835

            Kommentar


            • Intihuitana
              Fuchs
              • 19.06.2014
              • 2044
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [MA] Trekking in Sahara, Jebel Sarhro und Atlas

              Zitat von smeagolvomloh Beitrag anzeigen
              Hallo Intihuitana, schön dass deine Kamera doch nicht ganz den Geist aufgegeben hat! Die Impressionen der Landschaft sind einfach toll und deine Art zu schreiben finde ich auch nicht gerade unerfrischend!

              Gruß Guido
              Danke sehr aber ich hab mir in so vielen Situationen gewünscht die Spiegelreflex dabei gehabt zu haben. Speziell in der Sandwüste, wo das Licht alle paar Meter anders fällt. Da hätte man sehr viel mehr raus holen können.

              Aber was solls nächstes mal. Ich bin jetzt sowieso "süchtig" nach der Wüste. Man hat mir gesagt dass es passieren wird, aber ich wollte ja nicht hören
              Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

              Kommentar


              • blauloke

                Lebt im Forum
                • 22.08.2008
                • 8355
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: [MA] Trekking in Sahara, Jebel Sarhro und Atlas

                Danke fürs Erinnern.
                Die Wüste ist schon eine besondere Landschaft, leider habe ich es nicht mehr geschafft hin zu kommen.
                Dein Bericht erinnert mich an mein Jahr in Algerien vor einigen Jahrzehnten.OT: Verdammt, bin ich inzwischen alt geworden.
                Hier, im Forum fehlen eindeutig Berichte aus Wüstengebieten.
                Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

                Kommentar


                • Intihuitana
                  Fuchs
                  • 19.06.2014
                  • 2044
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [MA] Trekking in Sahara, Jebel Sarhro und Atlas

                  Zitat von blauloke Beitrag anzeigen
                  Danke fürs Erinnern.
                  Die Wüste ist schon eine besondere Landschaft, leider habe ich es nicht mehr geschafft hin zu kommen.
                  Dein Bericht erinnert mich an mein Jahr in Algerien vor einigen Jahrzehnten.OT: Verdammt, bin ich inzwischen alt geworden.
                  Hier, im Forum fehlen eindeutig Berichte aus Wüstengebieten.
                  Danke Blauloke.

                  Ich werd mal versuchen in der nächsten Zeit die Anzahl der Wüstenberichte hochzuschrauben ;)
                  Wäre bestimmt auch interessant über deine Zeit in Algerien zu erfahren.
                  Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

                  Kommentar


                  • blauloke

                    Lebt im Forum
                    • 22.08.2008
                    • 8355
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [MA] Trekking in Sahara, Jebel Sarhro und Atlas

                    Zitat von Intihuitana Beitrag anzeigen
                    Wäre bestimmt auch interessant über deine Zeit in Algerien zu erfahren.
                    1980 habe ich rund ein Jahr in einem Zementwerk bei Ain el Kebira, im Norden Algeriens gearbeitet. An den langen Wochenenden sind wir dann immer in die Sahara gefahren. Meistens haben wir die Oasenstädte besichtigt und nur kleinere Wanderungen in der Wüste unternommen.
                    Viel Wüstenerfahrung habe ich also nicht, aber die kurzen Tripps haben ausgereicht die Wüste als faszinierende Landschaft kennen zu lernen.
                    Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

                    Kommentar


                    • Intihuitana
                      Fuchs
                      • 19.06.2014
                      • 2044
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [MA] Trekking in Sahara, Jebel Sarhro und Atlas

                      Ja Algerien ist ja gewissermaßen das Wüstenland schlechthin. Leider ists im Moment aufgrund der politischen Lage ein Problem dort zu reisen. Ich hoffe das entspannt sich in den nächstne Jahren etwas.
                      Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

                      Kommentar


                      • Nuklid
                        Erfahren
                        • 09.06.2013
                        • 437
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [MA] Trekking in Sahara, Jebel Sarhro und Atlas

                        Toller Bericht, besonders deine Ausführungen zum "Alleine in der Wüste-Feeling" haben mir gefallen!

                        Danke!

                        Kommentar


                        • Sternenstaub
                          Alter Hase
                          • 14.03.2012
                          • 3376
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [MA] Trekking in Sahara, Jebel Sarhro und Atlas

                          Hallo Inti,

                          ich hatte deinen Bericht letztens "angelesen" und mir ihn gerade noch einmal genauer angeschaut. Er vermittelt sehr gut die Wüstenatmosphäre. Und es braucht keines Lyrikers/Poeten, um dieser Gegend gerecht zu werden, mir gefällt, wie du was schreibst.
                          die Fotos sind ebenfalls ok und teilweise wirklich gelungen, man muss halt immer mit dem zurecht kommen, was man dabei hat. Dafür sind sie aber schön und teils wirklich aussagekräftig.
                          Ich habe aber nx dagegen, dass du demnächst eine Spiegelreflex mitnimmst und freue mich schon auf weitere Berichte!
                          Two roads diverged in a wood, and I—
                          I took the one less traveled by,
                          And that has made all the difference (Robert Frost)

                          Kommentar


                          • Kint
                            Gerne im Forum
                            • 06.04.2015
                            • 61
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [MA] Trekking in Sahara, Jebel Sarhro und Atlas

                            Du sprichst da von Leuten, die nicht für dich hielten, obwohl du in Not warst, oder hättest wirklich sein können. Du nennst sie Abschaum. Sieh, diese Leute meinen etwas und zwar in dem Sinne: da du es wagst, dieses Wagnis eingzugehen, keine Angst hattest, wohl aber Schiffbruch erlitten haben magst, so sagt das Volk: Nun sehe er zu, wie er es schaffe. Seine Entscheidung war es, nun soll es mal erleben... Glaube, du verstehst. Sie schäumen derweil nicht, sie erziehen dich. Doch, du wirst es ihnen beweisen, jetzt erst recht. ich habe keines Weges vor, mich hier lieb Kint zu machen, nur so, Kint
                            Zuletzt geändert von Kint; 04.06.2015, 08:01.

                            Kommentar


                            • Intihuitana
                              Fuchs
                              • 19.06.2014
                              • 2044
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              AW: [MA] Trekking in Sahara, Jebel Sarhro und Atlas

                              Kint du sprichst in Rätseln. Ich bin nicht sicher ob ich verstehe was du mir sagen willst, aber vielleicht dauert es seine Zeit bis ich das begreife.
                              Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

                              Kommentar


                              • Kint
                                Gerne im Forum
                                • 06.04.2015
                                • 61
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #16
                                AW: [MA] Trekking in Sahara, Jebel Sarhro und Atlas

                                Zitat von Intihuitana Beitrag anzeigen
                                Kint du sprichst in Rätseln. Ich bin nicht sicher ob ich verstehe was du mir sagen willst, aber vielleicht dauert es seine Zeit bis ich das begreife.
                                Ähm, ich weiß nicht, ob man in einem Outdoor Forum auch über die Seele schreiben darf. Also, ich bin Wüstensüchtig! Das Moment vor Gott in voller Abhängigkeit zu sein, der Stress der dabei entsteht ist ungemein. Damit es kein Rätsel bleibt: in der Wüste gibt es nichts außer dir und der unwirtlichen Natur. Sie lehrt das Wesentliche vom unwesentlichen zu trennen. Das Wesen (ver)west. Übrig bleibt der nackte Mensch. Und zwar vor Gott. Das ist es. Und das ist zuweilen tödlich. Warum tödlich? Weil es kein Entrinnen gibt. Wenn es schief geht. Darum bedenke, wer sich in Gefahr begibt, der kommt darin auch schon mal um. Das spornt den Menschen an. Zu was? Zu großen Taten. Wer wird das verneinen. Niemand. Aber man kann es ausbremsen. Es? Ja, es.

                                Kommentar


                                • Intihuitana
                                  Fuchs
                                  • 19.06.2014
                                  • 2044
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #17
                                  AW: [MA] Trekking in Sahara, Jebel Sarhro und Atlas

                                  Also ja Kint, die Wüste macht schon süchtig und man kann es auch nicht wirklich erklären wieso.
                                  Mit Gott und so weiter hab ich jetzt nicht allzu viel am Hut, aber es schon irgendwie etwas divines dabei.
                                  Nicht umsonst haben die Araber das Sprichwort erfunden:"Die Wüste ist der Garten Allahs aus der er alles überflüssige enfernt hat damit er ungestört wandeln kann"

                                  Jedenfalls ist das eine Sucht von der ich gar nicht erst geheilt werden will
                                  Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

                                  Kommentar


                                  • Kint
                                    Gerne im Forum
                                    • 06.04.2015
                                    • 61
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #18
                                    AW: [MA] Trekking in Sahara, Jebel Sarhro und Atlas

                                    Da siehst du es. Die Wüste ist der Inbegriff, cool der Spruch dieser Wüstenbewohner. Ich habe ihn zu tiiiefst empfunden. Wenn man dann gesättigten Wüstenurlaubern begegnet, es trennen einen Welten! Wirklich wahr. Man wird ein anderer Mensch, soll Gott es nicht wollen? Doch, doch, Er will.

                                    Es ist gut zu wissen, dass man dort nicht alleine ist. Wenn du länger dort bist (Alleine!) Dann beginnst du zu sprechen. Lebendiges Wasser oder Flüche.

                                    Kommentar


                                    • Intihuitana
                                      Fuchs
                                      • 19.06.2014
                                      • 2044
                                      • Privat

                                      • Meine Reisen

                                      #19
                                      AW: [MA] Trekking in Sahara, Jebel Sarhro und Atlas

                                      So hier noch der überfällige letzte Teil:

                                      Ich hatte den hohen Atlas eigentlich gar nicht auf dem Plan gehabt, aber dadurch dass ich weniger Zeit in der Sahara verbrachte als angenommen hatte ich noch einige Tage über, so entschloss ich mich, nachdem ich ein paar Informationen eingeholt hatte, kurzerhand auf den Jebel Toubkal den höchstne Berg Nordafrikas zu steigen.
                                      Kurz nach dem Ausstieg aus dem Bus in dem Dorf Asni habe ich Asia und Lukasz aus Polen kennen gelernt.
                                      Die beiden hatten das selbe Ziel wie ich und so beschlossen wir erstmal eine Weile zusammen zu reisen.
                                      Blick vom Hostel:





                                      Bis zum nächsten Ort Imlil, welcher der Ausgangspunkt für die Toubkalbesteigung ist, hatte uns ein freundlicher Dorfbewohner ein günstiges Hostel gezeigt.
                                      In dem Hostel haben wir dann auch Majdouline und Soukaina kennen gelernt, zwei Schwestern aus Marokko die für das lange Wochenende hier zum Toubkal kamen.

                                      Da wir uns alle direkt sehr gut verstanden haben, haben wir direkt mal nen kleinen Spaziergang ins Dorf und zu den Wasserfällen von Imlil gemacht.



                                      Unsere Gruppe.

                                      Da die beiden Mädels nicht so lange bleiben konnten wie wir, beschlossen wir kurzerhand am nächsten Tag eine Tageswanderung um einen kleineren Berggipfel zu machen.
                                      Die Wanderung sollte uns immer wieder durch kleine Berberdörfer führen.







                                      In einem der kleinen Dörfr war der Weiterweg schwer zu finden. Das Dorfoberhaupt hat daher die Kinder beauftragt uns den Weg zu zeigen. Das war wirklich lustig mit diesen kleinen Bergziegen die mit ihren billigen Plastikschuhen überall Halt finden konnten durch die Täler und Berghänge zu laufen.





                                      kleines Dorf. An den Hang gebaut.
                                      Unsere Wandertruppe war echt cool und es hat nen großen Spaß gemacht, weil wir alle ziemlich ähnlich tickten.

                                      Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns von Soukaina und Majdouline welche zurück nach Marrakesh mussten. Meine beiden polnischen Freunde und ich nahmen hingegen den Aufstieg zum Toubkal Refugium in Angriff.
                                      Der Anstieg ist ziemlich lang, dafür aber landschaftlich auch sehr schön. Die kleinen Dörfer und Häuser in den Fels gebaut, wirken manchmal wie im Himalaya.
                                      Was die Routenfindung angeht war diese Tour mit Abstand die einfachste, weil hier wirklich viel Tourismus ist und etliche Menschen aus der ganzen Welt auf den Toubkal wollen.



                                      Ca. auf halber Strecke zum Toubkal Refugium befindet sich das winzige Dorf Sidi Chamharouch. Hier gibt es eine kuriose Besonderheit, nämlich ein Fels der komplett weiß bemalt ist. Hier soll sich das Grab eines wichtigen MArabouts befinden und es ist ein wichtiger islamischer Pilgerort. Darum sieht man bis dorthin immer mal wieder Leute mit Kaftan und langem Bart bis dahin hochmarschieren.





                                      Nach Sidi Chamharouch treten bald auch schon die die ersten Schneefelder auf. Bis zum Refugium brauchte man aber in dieser Jahreszeit keine Steigeisen.


                                      Kleiner Gecko auf fast 3000 m


                                      Die beiden Berghütten/Refugien am Fuße des Toubkal


                                      Meine beiden polnischen Freunde übernachteten diese NAcht in der Hütte. Ich habe draussen gezeltet um Geld zu sparen. Hier oben am Zeltplatz hab ich dann auch Howard und Lewis, die beiden halbamerikanischen/halbbritischen Brüder, die in der Schweiz groß geworden sind getroffen. Die beiden reisten mit ihrem PKW durch Land ohne wirklich feste Ziele und blieben wo es ihnen gefällt. Genau mein Geschmack. Später am Abend als wir schon zusammen kochten verirrten sich dann auch noch zwei Schweizerinnen Anna und Nina in unsre lustige Runde. Das beste war, die Jungs kamen aus der französischen Schweiz, die Mädels aus der Deutschschweiz und unsere Verkehrsprache war englisch. Sehr amüsant


                                      Abendstimmung an der Hütte.

                                      Sehr früh am nächsten morgen ging es für uns dann los. Lukasz hatte allerdings Probleme seine Steigeisen anzulegen und so verzögerte sich der Start etwas.
                                      Nach all der Hitze der letzten Wochen waren die Minusgrade in der Früh doch recht ungewohnt für mich und ich zog alles an was ich hatte.
                                      Schnell stellte ic hfest dass das linke meiner uralten Steigeisen die ich in Imlil geliehen hatte, viel zu groß war und immer wieder herausrutschte. Mit Schnur habe ich versucht das etwas festzumachen, aber ohne großen Erfolg.
                                      Ich habe mich tierisch aufgeregt, dass nach allen drei vier Schritten das Steigeisen abrutschte, so musste ich mir eine neue Gehtechnik einfallen lassen, die ziemlich kraftraubend war und wahrscheinlich auch blöd aussah
                                      Meine polnischen Freunde taten sich aus anderen Gründen schwer mit dem Aufstieg da Asia Asthma hat und nur sehr langsam gehen konnte. Ich bewunderte aber ihre Zähigkeit. Sie wollte unbedingt auf den Berg und zog das knallhart durch. Lukasz wäre wohl ohne sie schon was früher umgedreht.







                                      Bilder vom Aufstieg.

                                      Technisch ist der Aufstieg auf den Jebel Toubkal ein Kinderspiel. Esgibt überhaupt keine Kletterei oder ähnliches. Es ist einfach Konditionsbolzerei.
                                      Weiter oben hört der Schnee auf und man konnte auf dem Fels gehen. Der kleine Schotter hier ist etwas kraftraubend. Auf über 3500 m habe ich dann auch wieder die Höhe gespürt. Ich hatte allerdings keine Probleme musste die Bewegungen nur etwas langsamer ausführen. Andere hatte die Höhe aber übel mitgespielt und sie mussten umkehren. Asia schlug sich aber tapfer.
                                      An der Stelle wo wir unsere Steigeisen unter ein paar Felsen versteckten, hat man mir die Erlaubniss gegeben so schnell zu gehen wie ich will und dass wir uns auf dem Gipfel treffen.
                                      Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und konnte endlich loshetzen.

                                      Endlich oben angekommen hab ich erstmal die Aussicht genossen:







                                      Der Jebel Toubkal ist 4167 m hoch und damit der höchste Berg auf dem ich bisher war. Oben war es ziemlich voll mit Gipfelstürmern. Ich traf auch die beiden Schweizerinnen von gestern wieder. Oben habe ich ne knappe Stunde gewartet bis meine Freunde auch eintrafen. Natürlich war es jetzt Zeit für ein Gipfelfoto.



                                      Hat mir sehr großen Spaß gemacht hier hochzulaufen. Aber der Weg runter war noch sehr viel spaßiger. Ich habe überhaupt nicht mehr probiert das eine Steigeisen anzuziehen und da der Schnee jetzt zur Mittagszeit schon aufgeweicht war, bin ich einfach runtergerutscht und hab das andere Bein mit dem Steigeisen als Bremse genutzt. So konnte ich in einer knappen drei viertel Stunde wieder unten beim Reugium sein. Kurz nach der Hütte tra ich auch Lewis und Howard wieder die ohne Steigeisen gingen und daher bis zur Mittagszeit warteten damit der Schnee weicher wurde.
                                      Da Asia und Lukasz wieder nach Marrakech mussten wanderten wir alo auch am selben Tag nach Imlil zurück.



                                      Am nächsten morgen trennten sich also unsere Wege. Ich hatte vor noch was in der Region zu bleiben und mein Zelt aufzubaue nwo es mir gefällt und die letzten paar Tage dort zu bleiben. gewandert war ich jetzt wirklich genug.
                                      Damit war es aber noch nicht geschehen. als ich so nichts Ahnend die Straße richtung Asni herunterlief überholten mich Howard und Lewis mit ihrem Wagen und die beiden Schweizerinnen hatten sie auch dabei, weil sie sich kurzerhand entschlossen hatten zusammen zu reisen.
                                      Da hielten sie also an und fragten ob ich mit will auf nen Roadtrip und da ich eh nix konkretes mehr vorhatte, machte ich natürlich mit und so fuhr unsere bunte Truppe mit einem komplett überfüllten Wagen, noch 3 Tage durch Südmarokko, zelteten irgendwo an Bächen neben der Straße und erlebten die tollsten Sachen bis sich unsere Wege wieder trennten.
                                      Die vier wollten in die Wüste, wo ich schon war und ich hatte eh nicht mehr viel Zeit also hieß es für mich Abschied nehmen.
                                      In meinen letzten beiden Tagen in Marrakech traf ich mich wieder mit Soukaina, einer der beiden marokkanischen Schwestern und kaufte Souvenirs für meine Familie und Freunde.

                                      Damit wars das auch gewesen.
                                      Die Zeit dort war einfach grandios und besonders alles was nicht erwartet war, hat die Reise zu einer meiner besten gemacht.
                                      Ich hab jetzt das Problem dass ich süchtig nach der Wüste bin und auch noch den einen oder anderen Grund habe zurückzukommen ;)
                                      Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

                                      Kommentar

                                      Lädt...
                                      X