[TR] Karischer Weg - Zwischen Ziegen und Zwergen

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  • trekalex
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    • 23.03.2013
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    [TR] Karischer Weg - Zwischen Ziegen und Zwergen

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    Karischer Weg 2014

    PDF-Version mit Bildern: http://trekkingecke.square7.ch/karischerWeg2014/karischer_weg.pdf





    Die letzte Klausur des Wintersemesters vor wenigen Tagen endlich hinter mich gebracht, ging es Anfang März 2014 in den heiß ersehnten Urlaub. Als Ziel hatte ich mir für diesen Frühling mal wieder die südliche Türkei ausgesucht - bei unserem deutschen Winter habe ich Sonne und Wärme immer dringend nötig


    Der Karische Weg

    Mit etwa 800 km Länge ist dieser der längste aller türkischen Weitwanderwege. Mehrere Äste sowohl an der Küste als auch im Hinterland bieten eine abwechslungsreiche Umgebung, von Pinienwald über schroffe felsige Abschnitte bis hin zu Strandstücken passiert der Wanderer verschiedenste Landschaften. Nebenbei werden durch den markierten Pfad die vielen Zeugnisse der antiken Kultur der Karier verbunden - große und kleine Ausgrabungsstätten können während der Wanderung erforscht werden, oft führt der Weg auch auf antiken Transportrouten entlang.
    Besonders schön ist es hier im Frühling, wenn große Blumenmeere den Pfad säumen, Orangen am Wegesrand hängen und blühende Bäume der Umgebung einen besonderen Reiz verleihen, während die angenehm warme Sonne durch die vereinzelten Wolken scheint.


    Vorplanung

    Geplant waren erst einmal 15 Etappen auf dem Karischen Weg, was in etwa auch 15 Tagen Wanderung entsprechen sollte, plus eine weitere Woche für Anreise, Abreise sowie Entspannungstage, also insgesamt drei Wochen. Angedacht waren etwa eine Woche Wanderung im Landesinneren in der Gegend um den Bafa-See und die Stadt Milas und noch einmal eine Woche Wanderung südlich von Marmaris auf der Bozburun-Halbinsel.


    Gelaufene Route

    Wie immer habe ich natürlich während der Wanderung so einiges über den Haufen geschmissen. So bin ich zwar wie geplant vom Nordende des Karischen Weges in Karpuzlu bis zum Bafa-See in Kapikiri gelaufen (3 Etappen), aufgrund des eher mäßigen Wetters dann aber an den Golf von Gökova gewechselt, von Akyaka aus dann nach Ören gewandert (3 Etappen). Nach einem Pausentag ging es dann noch für den Rest der Zeit auf die Bozburun-Halbinsel (7 Etappen), die letzte Etappe hab ich mir geschenkt (war ein wenig angeschlagen nach einem Sturz). Dann in der Kleinstadt Bozburun noch ein wenig Sonne aufgetankt für die nächsten Monate, bevor es wieder nach Hause ging
    Auf den Google Earth Screenshots habe ich alle gelaufenen Etappen rot markiert, alle anderen gelb.

    Wie immer müsst ihr euch ein wenig gedulden, bis hier alle Etappen zu finden sind...meist sind sie schneller auf meiner Homepage (siehe Signatur) hochgeladen als hier

    Viel Spaß beim Lesen und viel Geduld beim Warten^^

    EDIT: Leider ist der Provider meiner Homepage äußerst unzuverlässig...bin deshalb umgezogen, Link ist in der Signatur (nachdem die ganzen Bilder hier ja deshalb auch öfters weg als sichtbar sind). Da findet sich dann der vollständige Bericht mit allen Bildern.

    EDIT2: Link zum neu zusammengestellten pdf-Bericht eingefügt
    Zuletzt geändert von trekalex; 30.01.2015, 08:14.

  • trekalex
    Erfahren
    • 23.03.2013
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    #2
    AW: [TR] Karischer Weg - Zwischen Ziegen und Zwergen

    Prolog: Anreise



    Der Morgen meines ersten Tages beginnt kalt und neblig. Es ist Anfang März und nach der letzten Klausur haben schlussendlich die richtigen Semesterferien angefangen - Zeit, ins Warme zu verschwinden! Am Bahnhof meiner Heimatstadt geht es schon los: kaum mit dem Auto vorgefahren (worden), fährt schon der Zug ein, der doch eigentlich erst in zehn Minuten fahren sollte...dachte ich wenigstens. Erst beim Abfahren festgestellt, dass es sich um den Bummelzug handelt - der eigentliche Zug der Wahl, ein Regionalexpress, fährt zehn Minuten später vom gleichen Gleis. Unser Bahnhof bräuchte dringend einmal eine digitale Anzeigetafel.
    Umsteigen soll zwei Stationen weiter möglich sein, so der Schaffner. Dort ausgestiegen und auf den schnelleren Zug gewartet - Mist, was in alten Zug vergessen. Dann halt doch mit dem langsameren weiter nach München. Ohne weitere Zwischenfälle gelange ich dann schließlich zum Flughafen, wo ich meinen Rucksack testweise in Plastikfolie einwickeln lasse (hat gut funktioniert und geschützt, auch wenns nicht ganz billig war). Alles im Dienste der Wissenschaft, versteht sich
    Am späten Vormittag startet schließlich das Flugzeug, über dem Hochnebel und den Wolken kann ich schon einmal die ersten Sonnenstrahlen genießen. In Izmir am Flughafen schnappe ich meinen Rucksack und laufe zum Bahnhof gleich nebenan, nach nur kurzer Wartezeit gehts schon fröhlich weiter in Richtung Süden. Eine lange Unterhaltung mit einem kanadischen Ehepaar samt Sohn versüßt mir die erste Hälfte der Fahrt, später schaue ich aus dem Fenster und genieße den Anblick der frisch-grünen Umgebung. Ganze Blumenmeere gibt es zu sehen, unzählige Granatapfel- und Orangenbäume mit reifen Früchten, blühende Mandelbäume und große Olivenbaumfelder. In den letzten Tagen muss es ordentlich geregnet haben, manche Feldwege sind unter den riesigen Pfützen kaum noch als solche zu erkennen; jetzt aber scheint die Sonne zwischen ein paar Wolken hindurch.
    In der Abenddämmerung komme ich schließlich wie geplant in Aydin an und nehme mir ein Zimmer im "Otel Özlü", wo ich meinen Rucksack lasse. Nach einem kurzen Abendessens- und Einkaufsausflug (leckere getrocknete Feigen und der erste türkische Cay = Tee) ist mein erster Tag schon wieder vorbei.





    EDIT: Karte eingefügt...
    Zuletzt geändert von trekalex; 22.10.2014, 10:01.

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    • kanuwanderer
      Gerne im Forum
      • 14.03.2011
      • 58
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      • Meine Reisen

      #3
      AW: [TR] Karischer Weg - Zwischen Ziegen und Zwergen

      Hallo,
      der Anfang liest sich schonmal gut. Freue mich auf die Fortsetzung ...
      VG
      Thorsten

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      • trekalex
        Erfahren
        • 23.03.2013
        • 253
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        • Meine Reisen

        #4
        AW: [TR] Karischer Weg - Zwischen Ziegen und Zwergen

        Danke für das frühzeitige Lob


        01. Karpuzlu - Kullar







        Nach meiner letzten Nacht in einem gemütlichen Bett geht es heute erst einmal in Richtung Dolmusstation. Ein Kleinbus nach Cine steht steht schon da, nach einer Viertelstunde sind auch ein paar weitere Personen neben mir im Bus und es geht los - nur sehr gemütlich allerdings. Auch auf der Landstraße werden wir kaum schneller als etwa 60 km/h, ganz ungewohnt, wo die türkischen Dolmusfahrer ja dafür bekannt sind, wie die Henker zu fahren. Wie auch immer, irgendwann bin ich dann in Cine, wo ich auf den nächsten (und letzten) Bus nach Karpuzlu warte.
        Dort heißt es erst einmal Geduld haben. Ganze eineinhalb Stunden muss ich zusammen mit einem Jugendlichen und einem steinalten Türken im Dolmus sitzen und warten, bis wenigstens ein paar weitere Leute kommen. Irgendwann sind es dem Fahrer offensichtlich genug Fahrgäste und der Bus setzt sich endlich in Bewegung.
        Keine halbe Stunde dauert die Fahrt nach Karpuzlu, dort angekommen mache ich mich ohne Verzögerung auf zu den oberhalb der Kleinstadt gelegenen Ruinen des antiken Alinda. Kurz vor dem Eingang pflücke ich mir zwei reife Zitronen vom Baum, bevor es die ersten Sachen zu sehen gibt. Ausblick und Atmosphäre sind gigantisch - überall liegen Trümmer herum, das Gelände ist zudem mit großen Felsbrocken und unzähligen Olivenbäumen übersäht. Nach einer kleinen Zwischenmahlzeit am Theater (von welchem man die Überreste der Agora gut sehen kann) treffe ich unter anderem auf einen großen steinernen Sarkophag und ein gut erhaltenes Aquädukt, bevor ich weiter den Markierungen folge.









        Nur kurze Zeit später treffe ich auf die vom Wanderführer versprochene antike steingepflasterte Straße, auf der es nun bis fast in das Dorf Tekeler geht.
        Immer wieder passiere ich trauhaft schöne blumenübersähte Wiesen zwischen den Olivenbäumen, auf einer befindet sich sogar ein Grab - hier möchte man selbst einmal ruhen...









        Unterhalb des Dorfs gehen dann die Markierungen verloren, ich muss mich für eine Richtung entscheiden. Nach kurzer Bedenkzeit nehme ich den Feldweg nach links - und laufe deshalb erst einmal einen weiten Bogen, bevor ich zum Dorfplatz gelange. Die andere Richtung wäre wohl um einiges kürzer gewesen.
        Dort angekommen werde ich von allen Seiten eingehend gemustert, es ist gerade Markt und ziemlich viel los hier und für alle Anwesenden bin ich vermutlich die Attraktion des Tages. Ich kaufe ein paar Kekse und lasse mir die Straße nach Yahsiler zeigen, auf der ich nun für etwa 2 km bleiben werde. Kurz vor besagtem Dorf zweigt mein markierter Weg nach links ab, auf der Kreuzung haben ein kleiner Junge und sein süßer Hund mächtig Spaß beim Fangen spielen und Herumhüpfen. Für ein paar hundert Meter folgen mir die beiden, der noch junge Hund will schließlich seine herausragenden Bewacherfähigkeiten demonstrieren. Hell knurrend läuft er mir hinterher, doch wende ich nur meinen Kopf nach hinten zu ihm, so wird es dem Süßen schon zu brenzlig und er hält gehörigen Sicherheitsabstand.
        Als ich schließlich wieder alleine bin, mache ich eine kurze Pause und gehe dann weiter auf Feldwegen einmal halb um das Dorf herum. Den das Etappenende markierenden Wegweiser muss ich irgendwie übersehen haben...





        Ich folge einfach weiter den Markierungen zwischen Pinien weiter bergan, während die Wolken immer dunkler werden. Als ich gerade an einer Quelle pausiere, beginnt es leider zu regnen. Nach einem kleinen Aufstieg überquere ich eine offenbar neu planierte Schotterstraße, die vermutlich auch einige Markierungen unter sich begraben hat. Ein junger Einheimischer, den ich bei einigen grob zusammengezimmerten Buden nach den rot-weißen Markierungen frage, leitet mich einfach den Hügel runter, wo ich tatsächlich auf einen Forstweg mit diesen treffe. Stellt sich allerdings wieder die Frage mit der Richtung: links oder rechts? Ich entscheide mich für links=bergab, scheint offensichtlich die richtige Wahl gewesen zu sein.
        Nach einiger Zeit gelange ich an einen schönen Bach und beschließe, dass es genug ist für den heutigen Tag. Ich baue also mein Zelt auf und esse noch etwas, bevor es endgültig dunkelt und ich mich schlafen lege. Hoffentlich hört dieser ätzende Regen bald auf...





        EDIT: Karte eingefügt...
        Zuletzt geändert von trekalex; 03.04.2014, 13:46.

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        • ranunkelruebe

          Fuchs
          • 16.09.2008
          • 2211
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          • Meine Reisen

          #5
          AW: [TR] Karischer Weg - Zwischen Ziegen und Zwergen

          Oh, der Anfang ist ja schonmal sehr vielversprechend!
          Ich freue mich auf die Fortsetzung

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          • trekalex
            Erfahren
            • 23.03.2013
            • 253
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            • Meine Reisen

            #6
            AW: [TR] Karischer Weg - Zwischen Ziegen und Zwergen

            So, gleich der nächste Wandertag, hab schließlich noch einiges zu schreiben hier und nächste Woche geht die Uni wieder los...

            02. Kullar - Stylos



            Leider hat der liebe Wettergott nicht auf mein Flehen gehört - bis um 4 oder 5 Uhr am Morgen prasselt der Regen mal stärker, mal schwächer auf mein kleines Zelt. Als ob es damit nicht schon genug wäre, wird es draußen auch noch ziemlich frisch bis zur Dämmerung. Da freut sich mein regensicher gemachtes Obdach und sammelt auch noch fröhlich Kondenswasser.
            Bei Sonnenaufgang (natürlich ist die Sonne nicht sichtbar, aber wenigstens der Regen hat aufgehört) wische ich das Zelt mehr schlecht als recht "trocken" und muss es wohl oder übel so wie es ist einpacken. Während ich loswandere, verziehen sich wenigstens schon mal die tiefhängenden Nebelschwaden und geben den Blick auf eine dichte Wolkendecke frei. Na das kann ja ein toller Tag werden...



            Allen schlechten Erwartungen zum Trotz schaffen es allerdings schon früh am Tage die ersten Sonnenstrahlen hinunter bis zu mir - na geht doch. Der Weg ist ordentlich markiert, nur an einem kleinen gerodeten Waldstück muss ich kurz suchen. Aber kein Problem, auch die Stein"brücke" durch den etwas tieferen Bach ist schnell gefunden. Nur kurze Zeit später kommen die ersten Feldwege und Teerstraßen in Sicht, und schon bald passiere ich den Wegweiser des Karischen Wegs im kleinen Dorf Kullar. Von dem im Wanderführer erwähnten Laden konnte ich nichts sehen, der soll ja aber auch nur abends geöffnet haben. Ansonsten ist hier absolut nichts los, es sind höchstens ein paar vereinzelte "Mäh"s der Ziegen zu vernehmen.
            Gleich hinter den letzten Häusern beginnt der Aufstieg zum Pass hinüber nach Bagarcik, bei einer kurzen Pause lasse ich mir ein paar herrliche getrocknete Feigen schmecken, nutze das ausnahmsweise gar nicht so schlechte Mobilfunknetz zum Emails schreiben und lesen und genieße die Sonne, wo sie doch schon mal wieder kurz durch die Wolken blinzelt.





            Ein etwas längerer Aufstieg durch Pinienwälder und über einem kleinen Bach bringt mich zuerst in einen kleinen einsamen Bergkessel, dann schließlich ganz hinauf auf ein kleines unbewaldetes Hochplateau mit vielen Felsen verschiedenster Formen und Größen - eine traumhafte Gegend.





            Hier gönne ich mir (was sonst) mal wieder eine Snackpause und bestaune die Aussicht. Hinter mir kommen allerdings viele dunkle Wolken herangezogen, deswegen gehts schon bald weiter - vielleicht kann ich ihnen ja davonlaufen? Trotzdem bleibt es trocken und ich kann unbehelligt auf der anderen Seite des Bergrückens wieder hinabwandern, bis ich auf einen breiteren Bach treffe, den ich wohl überqueren muss. Um meine Schuhe nicht ausziehen zu müssen, gehe ich ein bisschen bachaufwärts und finde sogar eine passende Stelle, an der ich über Steine und Gestrüpp trockenen Fußes (trockenen Schuhes hab ichs dann doch nicht geschafft) ans andere Ufer komme.





            Nach einigen weiteren kleinen Auf- und Abstiegen bin ich schließlich auf einer Teerstraße, welche mich in das kleine Dorf Bagarcik bringt. Ein paar um einen Kartoffellastwagen versammelte Einwohner älteren Semesters begrüßen mich erstaunt, aber freundlich, schon wenige Minuten später stehe ich am Wegweiser. Diesem folge ich sogleich in Richtung Kapikiri, welches etwa einen Tagesmarsch von hier am Ufer des großen Bafa-Sees liegt. Geführt von den Markierungen wandere ich durch mehrere felsige Täler, bis ich auf einmal vor einer großen Weide stehe, aber keine weitere Markierung finde. Nach kurzer Suche am gegenüberliegenden Ende taucht jedoch wieder ein rot-weißes Wegzeichen auf und leitet mich zu ein paar antiken Säulen (laut Wanderführer Überreste eines antiken Zeus-Tempels).





            Nun geht es durch dm enges Tal mit einem kleinen Bach. Die Markierungen sind nicht wirklich zahlreich und zudem nicht gerade groß, sodass ich oft nach dem Weiterweg suchen muss. Hin und wieder geht das ganze so weit, dass zum Beispiel ein Knick nach rechts vom Bach weg markiert ist, die nächsten rot-weißen Farbkleckse sind dann zum Teil erst in etwa 100 m Entfernung weiter oben am Hang zu finden - schnell bin ich genervt.
            Als mal wieder die Markierung verschwindet, gehe ich trotzdem ein Stück weiter - sie könnte ja, wie schon öfters passiert, gleich wieder auftauchen. Tut sie aber nicht. Also muss ich wieder mal ein paar Minuten zurücklatschen und stoße schließlich auf die verpasste Abzweigung, die steil bergauf auf eine antike Straße und auf dieser weiter den Hang entlang gen Westen führt. Eigentlich gar nicht so unsichtbar markiert, aber ich war scheinbar auf einem etwas tiefer liegenden Pfad unterwegs und konnte sie schlicht und einfach nicht sehen.



            Einige Zeit später stehe ich schon wieder vor einem Wegproblem: diesmal stelle ich den Rucksack am Fuße eines großen steilen Hangs ab, bevor ich diesen frustriert nach Markierungen absuche. Als ich den stark verblichenen Farbklecks auf halber Höhe entdecke, baue ich sofort wieder ein Steinmännchen drauf, bevor ich selbst weitergehe - ich will schließlich anderen nach mir vorbeikommenden Leuten die zermürbende Sucherei erleichtern. Vorbei an einer Quelle mit schönem Zeltplatz (leider noch zu früh am Tag, ein bisschen weiter will ich schon noch kommen) geht es bergauf bis auf einen Sattel, von dem aus man das Meer und das Delta des großen Mäanders sehen/erahnen kann (zu dießig heute, um viel sehen zu können).









            Nach einer kurzen Pause wage ich mich an den Abstieg, der zuerst weiterhin der antiken Straße folgt. Irgendwo hier muss es auch zu den Überresten des Stylos-Klosters abgehen, aber ich entweder bin ich blind oder sie ist wirklich so schwer zu finden - wie auch immer, der Tag neigt sich sowieso schon dem Ende entgegen und ich bin müde. Weiter unten halte ich dann schon einmal langsam Ausschau nach einem Zeltplatz, aber es gibt nur unzählige schön schräge Stellen. Der Weg führt schließlich traumhaft zwischen den großen Felsen hindurch und über diese hinüber, hier ist die Markierung wieder sehr gut.





            Als es schon fast zu dämmern beginnt, habe ich ein wenigstens halbwegs passendes Plätzchen für mein Zelt gefunden. In einer kühlen und feuchten Senke und ziemlich zugewachsen - dabei kann es doch eigentlich gar nicht sooo schwer sein, ein Ein-Personen-Zelt irgendwo unterzubringen. Auch noch ein wenig schief (mal sehen, wie gut es sich da schlafen lässt), dafür aber ein klitzekleines Bächlein nebenan. Kann mich aber auch nicht wirklich versöhnlich stimmen nach dem heutigen Tage, habe ich doch wesentlich schöneres und wärmeres Wetter und eine bessere Zeltplatzauswahl erwartet





            EDIT: Karte eingefügt...
            Zuletzt geändert von trekalex; 03.04.2014, 13:45.

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            • Juno234
              Erfahren
              • 03.08.2007
              • 397

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [TR] Karischer Weg - Zwischen Ziegen und Zwergen

              Schöne Tour

              Könntest du bitte - wenn du dich noch daran erinnernst - die Dörfer/Orte nennen, wo Übernachtungsmöglichkeiten bestehen...

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              • trekalex
                Erfahren
                • 23.03.2013
                • 253
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: [TR] Karischer Weg - Zwischen Ziegen und Zwergen

                Zitat von Juno234 Beitrag anzeigen
                Schöne Tour

                Könntest du bitte - wenn du dich noch daran erinnernst - die Dörfer/Orte nennen, wo Übernachtungsmöglichkeiten bestehen...
                Danke, da kommt noch einiges mehr...

                Im Sinne von richtiger Unterkunft a la Pension oder Privatzimmervermietung oder eher Zeltmöglichkeiten?

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                • Juno234
                  Erfahren
                  • 03.08.2007
                  • 397

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [TR] Karischer Weg - Zwischen Ziegen und Zwergen

                  Pensionen bitte, wenn du darauf geachtet haben solltest. Deine Tour interessiert mich sehr. Aber ich bin mittlerweile zu alt und zu bequem fürs Zelt

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                  • trekalex
                    Erfahren
                    • 23.03.2013
                    • 253
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [TR] Karischer Weg - Zwischen Ziegen und Zwergen

                    Zum karischen Hinterland:
                    Ich muss sagen, Pensionen gibt es laut Wanderführer nicht wirklich viele, darauf geachtet habe ich auch nicht speziell. Allerdings wird in meinem Buch auch öfters darauf hingewiesen, dass Privatpersonen Zimmer an Wanderer vermieten. Auch in kleineren Weilern gibt es immer wieder Einheimische, die ein Gästezimmer haben und dieses zum Teil mit Frühstück zur Verfügung stellen. Oft sind leider nur Namen der Besitzer oder eine Beschreibung des Hauses angegeben, aber keine Kontaktdaten.

                    Am Golf von Gökova:
                    sieht es auch nicht viel besser aus...es gibt zwar einige touristisch erschlossene Orte, die mehrere Möglichkeiten bieten, aber leider sind sie zumeist zu weit auseinander für eine Tagestour dazwischen.

                    Bozburun-Halbinsel:
                    Da macht das ganze schon einen besseren Eindruck. Bis auf die entlegenen Etappen an der Südspitze dürfte vor allem an der Westseite (Cumhuriyet, Bozburun, Selimiye, Hisarönü...) Einiges in angenehmen 10 km - Abständen zu finden sein.

                    Im Allgemeinen also eher schwer zu sagen, stark vom Gebiet abhängig... wenn man sich hingegen nur einzelne Etappen heraussucht und häufigem Ortswechsel mit dem Dolmus nicht abgeneigt ist, kann man denke ich schon viel Beschäftigung finden - man kommt ja wirklich fast überall hin mit dem Bus, vor allem an der Küste. Da kann man dann auch nach einer 3/4-Tagestour mit dem Dolmus wieder zur Unterkunft fahren oder so.

                    Falls dich spezielle Gegenden besonders interessieren, kann ich auch gerne nähere Infos zur Verfügung stellen.


                    Ach ja, was mir nur gerade so einfällt:
                    Akyaka fand ich ganz nett, da kann man einige Touren mit der "Basisstation" im Ort machen. Viele Unterkünfte, Supermarkt und alles Nötige ist vorhanden. Da lassen sich dann mehrere Tagestouren in Richtung Mugla, Marmaris und Ören machen, man kommt immer mit dem Bus wieder zurück (bzw. weiter zu einer nächsten Schlafmöglichkeit)

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                    • Juno234
                      Erfahren
                      • 03.08.2007
                      • 397

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [TR] Karischer Weg - Zwischen Ziegen und Zwergen

                      Danke für die Infos!!!
                      Auf dein Angebot nach weiteren Infos komme ich gern zurück, wenn diese Tour real ansteht.

                      Kommentar


                      • trekalex
                        Erfahren
                        • 23.03.2013
                        • 253
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [TR] Karischer Weg - Zwischen Ziegen und Zwergen

                        So, weiter gehts...werde auch an den oberen Berichten noch Google-Earth-Screenshots einfügen, hab ich vergessen

                        03. Stylos - Kapikiri



                        Auch diese Nacht hat mir schon wieder das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Dass mein Schlafplatz nicht so ganz eben war, stellte entgegen meinen Erwartungen gar kein so arg großes Problem dar, doch ab Mitternacht setzte ein nerviger Wind ein, ständig rüttelten Böen aus verschiedensten Richtungen an meinem Zelt. Wie auch immer, mehr dösend als schlafend verbrachte ich den Rest der Nacht, zum Weiterwandern hat die Ruhe dann wenigstens gereicht
                        Nach einer langsamen Packaktion (es ist ziemlich kalt heute) komme ich dann endlich los und kann mich an das letzte Stück bis zum Bafa-See wagen, aufgrund der schlechten Wettervorhersage werde ich von da aus wohl an die Küste wechseln.
                        Von meinem Nachtlager aus geht es unverändert zum gestrigen Abend steil zwischen den Felsen bergab. Nach kurzer Zeit passiere ich ein kleines Tal mit einer Handvoll Kühe und noch weniger Steinhäusern, bevor der Weg mich entlang eines Bachs auf einen kleinen Bergrücken führt. Zum ersten Mal kann ich in der Ferne den Bafa-See entdecken, den ich innerhalb der nächsten Stunden erreichen will. - jippie, ist ja gar nicht so weit wie gedacht!





                        Die Sonne scheint und wärmt mich beim Frühstück, so ganz kann ich die schlechte Wettervorhersage nicht glauben - aber was solls, ich will jetzt zum Meer. Vielleicht treffe ich ja auch endlich mal den ein oder anderen Wanderer, der ebenfalls auf dem Karischen Weg unterwegs ist...
                        Irgendwann stoße ich dann mal wieder auf eine antike Straße, ab da geht es immer mehr oder weniger an dieser entlang. Manchmal wird man allerdings von den Markierungen durch Engstellen geleitet, die mit Ästen und abgeschnittenem Gestrüpp (auch zum Teil stacheliges Zeug) versperrt sind, um verschiedene Tierherden auf einem bestimmten Gebiet zu halten - da heißt es dann drüberklettern, koste es was es wolle...









                        Bis hinunter an den See ändert sich am Gesamteindruck der Strecke nicht allzu viel, es geht immer steinig bergab und immer wieder darf man auf einer alten Straße wandeln



                        Unten angekommen stehe ich an einer auf den ersten Blick matschigen Straße. Auf den zweiten Blick (Traktoren beim Durchfahren beobachtet) ist das schon an der Grenze des Vorstellbaren: die Traktorreifen versinken unglaublich tief im Schlamm, schnell laufe ich hinterher, um die Rillen nutzen zu können. Da es ein wenig dauert, bis der zähflüssige Matsch die Spuren wieder aufgefüllt hat, komme ich einigermaßen gut davon, ich bin nur etwa knöcheltief eingesunken. Dennoch ist das Laufen nicht ganz leicht, wenn man in einer etwa 30 cm breiten, aber knietiefen Spur durch ein Meer aus Schlamm wandert (die Ausmaße sind in den Bildern leider kaum zu erkennen). Am Ende der Passage kann ich zum Glück gleich an den See hinunter und meine Schuhe putzen.





                        Nachdem die braune Brühe endlich mehr oder weniger weg von Hose und Schuhen ist, gehe ich weiter die Straße nach Kapikiri entlang. An der Kreuzung unterhalb des eigentlichen Orts (bin zu faul zum Rauflaufen) frage ich ein paar Einheimische, die auf ihrer Restaurantterasse sitzen, nach dem Dolmus nach Bafa, einer etwa 10 km entfernten Kleinstadt an der Hauptstraße (von dort aus will ich einen Dolmus nach Milas erwischen). Da leider Sonntag ist, fährt jedoch keiner, aber mir wird sogleich angeboten, dass mich der Sohn fahren würde. Diesen Vorschlag nehme ich gerne an, wir einigen uns auf 20 Lira (für Freundlichkeit und Sprit, der ist in der Türkei sogar teurer als in Deutschland) und eine gute Viertelstunde später stehe ich an der Hauptstraße, wo auch gleich ein Kleinbus nach Milas hält und ich mit ein paar weiteren Fahrgästen einsteigen kann.



                        Schon während der Fahrt verdunkelt sich der Himmel in atemberaubender Geschwindigkeit und ich bin doppelt froh, mein Wandergebiet zu wechseln. Am Busbahnhof in Milas angekommen kann ich gerade noch unters Dach hüpfen, bevor der Platzregen beginnt. Ein Bus in Richtung Mugla, meinem nächsten Zwischenziel, steht schon da, der Fahrer wartet nur noch auf eine größere Sichtweite in diesem starken Regen. Also hole ich mir schnell ein Pide zum mitnehmen (ja, sowas gibt es natürlich, sehr lang und dünn und zusammengeklappt - und lecker ists auch) und steige schon mal ein. Draußen kühlt es ein wenig ab, der Fahrer versucht einige Minuten lang, die beschlagenen Scheiben wieder frei zu bekommen.
                        Schließlich geht es jedoch endlich los, die Fahrt nach Mugla dauert um einiges länger als üblich (immer wieder Platzregen und riesige Pfützen auf der Straße). Ich bin sehr froh, gerade nicht zu wandern
                        Irgendwann kommen wir gesund und munter an, nach einem kurzen Einkauf im Supermarkt gegenüber vom Busbahnhof steige ich dann in den für heute letzten Dolmus und fahre nach Akyaka an den Golf von Gökova.





                        Das Wetter hier ist auch gar nicht so schlecht wie in der Hochebene vorher. Nach einem Ausflug zu dem (leider geschlossenen und im Umbau befindlichen, aber sowieso sehr düsteren) Campingplatz am Ortsende komme ich an der Post vorbei (da geht es morgen mit der Wanderung los) und nehme mir schließlich ein Zimmer im Hotel Erdem, wo ich der einzige Gast bin. Einen weiteren Einkauf beim nahegelegenen kleinen Migros-Supermarkt (auch nachdem mich die Verkäuferin dreimal gefragt hat - ich brauche keine Migros-Shoppingcard) und ein großes Abendessen später geht es dann ins gemütliche Bett
                        Zuletzt geändert von trekalex; 07.04.2014, 14:53.

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                        • trekalex
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                          #13
                          AW: [TR] Karischer Weg - Zwischen Ziegen und Zwergen

                          Sorry, dass es so lange gedauert hat mit der Fortsetzung...hatte viel zu tun.
                          Morgen hab ich dann wieder Zeit, da kommt der nächste Teil - versprochen!

                          04. Akyaka - Turnali



                          Endlich mal wieder gut geschlafen, starte ich wie üblich gegen 7 Uhr in der Früh in Richtung Turnali. Ich warte ja immer noch auf meine erste gute Nacht im Zelt, arg optimistisch bin ich aber nicht - so wie es aussieht, werde ich wohl mitten am steilen Aufstieg zwischen Turnali und Sarnic einen Schlafplatz finden müssen. Aber bis dahin vergeht ja noch einige Zeit, vielleicht ergibt sich ja eine andere Möglichkeit.
                          Erst einmal geht es vom Hotel aus steil durch die Straßen von Akyaka bergauf bis zur Post. Da dann einmal quer über den Marktplatz und zum Wegweiser an einer der beiden Kreuzungen des Karischen Weges (hier treffen sich die drei Abschnitte "Golf von Gökova", "Umgebung von Mugla" und "Datca-Halbinsel"). Rechts zweigt offenbar der Weg nach Mugla und weiter ab, links geht es in Richtung Bodrum. Ich wähle also den linken Forstweg und folge diesem durch den Pinienwald.





                          Spätestens, als nur noch ein enger Pfad übrig ist, sehen Schuhe und Rucksack (und natürlich auch die daran zum Trocknen aufgehängten Socken...) ziemlich staubig aus - Pollenzeit bei den Pinien. Immer weiter schlage ich mich durch stachliges Gebüsch oder laufe auf Waldwegen entlang...viel gibt es gar nicht zu erzählen, der Vormittag verläuft völlig ereignislos. Der Weg ist zudem ausgezeichnet markiert und bietet kaum Möglichkeiten, sich zu verlaufen. Für etwa zwei Kilometer folge ich zur Abwechslung mal einer Staubstraße, auch über Lichtungen mit Olivenbäumen (und unzähligen Bienenkästen) geht es hin und wieder, ansonsten bis nach Turnali wirklich meistens zwischen Pinien entlang.









                          Das Wetter spielt allerdings ein wenig verrückt heute: ich laufe meist in Sonnenschein, während nur geschätzte ein bis zwei Kilometer nördlich auf der Hochebene der Regen nur so runterkommt. Manchmal sehe ich auch am Steilhang rechts über mir den Regen, ziemlich nahe an mir. Ich bleibe zwar immer trocken (nur kurz vor Turnali bekomme ich ein paar Tropfen ab), habe die schwarzen Wolken aber immer gut im Blick - sicher ist sicher.









                          Nach Turnali geht es noch ein bisschen durch den Wald (mit vielen Schildkröten, die treffe ich immer gerne ), dann aber schon bald auf einen alten Maultierpfad, der steil im Zickzack nach oben führt. Steinig und ziemlich warm ist es hier, aber schnell öffnen sich schöne Blicke hinüber zur Datca-Halbinsel. Auf knapp halber Höhe finde ich dann DEN Traumzeltplatz schlechthin - ich bin sowieso schon so weit gelaufen wie geplant, da mache ich halt schon früh am Nachmittag Schluss für heute.





                          Die Aussicht auf den Golf von Gökova ist schon hier fantastisch, ebene Zeltplätze gibt es gleich mehrere unter ein paar kleinen Olivenbäumen und eine Quelle ist auch nur einen Steinwurf entfernt - was will man mehr.





                          Beim Zeltaufbau achte ich extra darauf, das Fußende in den Wind zu drehen...zack, schon dreht der Wind, kaum dass ich fertig bin. Na dann halt nichts von wegen Fußende in den Wind, ist sowieso eher nur ein Lüftchen :P





                          Meinen freien Nachmittag verbringe ich dann mit dem Schreiben genau dieses Reiseberichts, Musik hören, mich in der Sonne grillen...
                          Achja, und mit essen natürlich. Was denn auch sonst







                          Jaa, ich weiß - viele Bilder heute. War einfach so schön

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                          • trekalex
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                            #14
                            AW: [TR] Karischer Weg - Zwischen Ziegen und Zwergen

                            Sonntag ists, Reiseberichtschreibezeit

                            05. Turnali - Akbük



                            Wieder mal stehe ich mit dem ersten Licht auf. Ich will jetzt nicht sagen "mit den ersten Sonnenstrahlen", denn die Sonne hat sich leider hinter dicken dunkelgrauen Wolken, die den ganzen Himmel bedecken, versteckt. Schon gestern Nacht kam auf einmal solch ein Wind auf, dass ich aus Sorge um mein Zelt mit Stirnlampe und Heringen kurz aus dem Schlafsack gekrochen bin, um den einzelnen Bogen meines mobilen Unterschlupfs seitenwindsicher abzuspannen. Und jetzt schon wieder dieser ekelhaft kalte Westwind. Ändern kann ich daran aber auch nicht wirklich etwas, also kommen über das übliche T-Shirt noch zwei Fleecejacken (die aber beim folgenden Aufstieg schnell wieder ihren Weg in den Rucksack finden).





                            Nachdem ich gestern ja schon etwa die Hälfte des langen und steilen Maultierpfades von Turnali auf die Hochebene, in der das nächste Dorf Sarnic liegt, hinter mich gebracht habe, geht es jetzt mit der zweiten Hälfte weiter. Trotz eher schlechtem Wetter ist der Ausblick einfach fantastisch, nach vielen Genusspausen und Fotos bin ich dann endlich oben und mache mich sogleich auf den Weiterweg - die ungewohnt kalten Temperaturen laden nicht unbedingt zu längeren Pausen ein (da fährt man extra im Spätwinter in die Türkei, dann ist es laut accuweather.com zuhause in Deutschland wärmer als hier...).





                            Kurz vor dem Bergdorf Sarnic komme ich, wie im Wanderführer beschrieben, am einem kleinen Bach voller Oleander an, welchen ich überqueren soll. Gesagt, getan, stehe ich schnell am anderen Ufer und suche eine Markierung - finde aber keine. Da jedoch auch mal meine geistige Beschränktheit ihren großen Auftritt haben will, lese ich kurzerhand im Wanderführer weiter. Ah, über den Hügel zur Asphaltstraße soll ich also. Dürfte ja auch ohne Markierungen ein Klacks sein, eine Teerstraße ist ja nicht so leicht zu verfehlen, denke ich mir (eigentlich war das gar nicht ich, das war das Teufelchen auf meiner Schulter). Schnurstracks mache ich mich auf den Weg und steige den Hügel hinauf, bis ich oben angekommen bin - keine Teerstraße in Sicht. Nun gut, aber auch die Markierungen müssten ja hier oben drüber führen, also ein wenig auf dem Kamm entlang und gesucht. Long story short, ich gab auf und stieg wieder zum Bach runter. Fehlende Markierung am richtigen Ufer gefunden, 500 m weiter durchs Unterholz am Wasser entlang und erst dann überquert (da, wo es auch angezeichnet ist). Einmal über einen anderen Hügel und auf die Teerstraße getroffen
                            Ich gehe also brav weiter bis zur Moschee in Sarnic, kaufe ein paar wichtige Sachen im "bakkal" = Minimarkt nebenan (Kekse halt, was denn sonst? Der Name "Hanimeller" dürfte anderen Türkeibesuchern vermutlich ein Begriff sein ) und suche unter scharfer Beobachtung der männlichen Dorfbevölkerung den Weiterweg (warum müssen die auch immer alle im Ortszentrum hocken). Der Wanderführer hält sich eher bedeckt ("die Straße an der Moschee, die aus dem Dorf führt"), ich bin bei so vielen Straßen, vier oder fünf an der Zahl, ein wenig unentschlossen - irgendwie mag ich auf keine Markierung nach der an der Moschee treffen.
                            Aufmunternd zeigt ein Einheimischer in eine der Straßen und ich folge ihr ein wenig. Ist aber irgendwie die falsche Himmelsrichtung, Markierungen sehe ich auch keine... also wieder zurück.



                            Als ich mein schlaues Büchlein auspacke, um die versammelte Runde um Rat zu fragen, klären sich einige fragende Blicke: der Wanderführer ist noch nicht einmal ganz aus dem Deckelfach, so fragt der erste Nebenstehende schon "Karia Yolu?". Als ich ihnen vermittelt habe, dass ich nach Akbük will, zeigen sie in die Straße, auf der ich gerade vorhin in das Dorf gekommen bin. Nach kurzer Verwirrung meinerseits ("da kam ich doch gerade her, da geht es doch nach Turnali?!?") gehen kurzerhand zwei hilfsbereite Herren mit mir die Straße hinunter bis zum Wegweiser, an dem ich vorhin schon vorbeikam, und da steht es groß und breit drauf: "AKBÜK" und der Pfeil zeigt in eine Richtung, aus der ich nicht gekommen bin. ICH BIN SO EIN BLINDFISCH. Ich bedanke mich so höflich, wie ich es auf türkisch nur hinbekomme, und gehe den richtigen Weg entlang. Das wäre dann der zweite geschossene Bock des heutigen Tages gewesen



                            Ab da trotte ich dann ob des schlechten Wetters (es wird immer dunkler am Himmel) meines Weges, das Ganze verläuft dann eher ereignislos. Relativ uninteressant (weder gute Aussicht noch gutes Wetter) geht es einen alten Maultierpfad steil bergab (nichts Besonderes, eher zu beschreiben als eine zwei Meter breite Schneise mitten durch den Wald, die nur aus kopfgroßen Steinbrocken bestehen zu scheint und gar nicht schön zu laufen ist), dann Feldwege und Straßen entlang bis zum Wegweiser 3 km vor Akbük an der "Hauptstraße" hier an der Küste.





                            Von hier aus soll es nur noch etwa eine Stunde bis Akbük sein...na da bin ich ja mal gespannt, eigentlich bin ich selbst mit meinen teils ausgiebigen Pausen immer noch schneller gewesen als die im Wanderbuch angegebenen Zeiten - nur beim Abstieg gerade war ich sogar langsamer, sicher aufgrund der tiefen Temperaturen...
                            Es geht kurz am Rande eines Felds entlang, ein bisschen zwischen Olivenbäumen hindurch und auf einmal stehe ich neben einem Strommasten vor einem steilen Abhang, der Weg führt einfach mehr oder weniger geradeaus zwischen Felsen und Gestrüpp hinunter. Die Aussicht von hier oben ist super, der große Strand von Akbük ist schon zum Greifen nah.





                            Nach dem kurzen Abstieg laufe ich den Markierungen folgend noch bis zum ersten Feldweg (allerdings nicht ohne einen glorreichen Stolperer mit Fast-Crash - knietiefes Gras und ein großer Stein im Weg). Dann noch in großen Bögen (warum können Feldwege nicht zielstrebig sein?) bis zur Straße und hinunter zum menschenleeren Strand, ein nettes Plätzchen hier. Sogar die Sonne traut sich jetzt raus und vertreibt gerade die meisten Wolken - wenigstens der Abend könnte also noch Frühlingsgefühle aufkommen lassen.







                            Nach einem kleinen Pausen-cay = Tee im Restaurant am Wegweiser breche ich sogleich in die nächste Etappe auf, um einen schönen Zeltplatz zu suchen.
                            Kaum über den ersten Hügel gestiegen, hat mich der Weg schon wieder gepackt: es ist so schön hier, unten rauscht das Meer, oben rauscht der mittlerweile etwas wärmere Wind durch die Pinien. Einfach fantastisch. Obwohl ich mich immer wieder durch dichtes Gestrüpp kämpfen muss, bin ich bester Laune und genieße den tollen Ausblick hinüber zur Halbinsel Resadiye.





                            Etwa eine Stunde nach Akbük treffe ich schließlich auf eine super Zeltwiese und schlage mein Nachtlager auf. Obwohl es noch etwa 1-2 Stunden bis Sonnenuntergang sind, kommt schon jetzt wieder ein eisig kalter Wind auf (gut, "eisig" ist vielleicht ein wenig übertrieben...kalt jedenfalls) - schnell noch zu Abend essen und dann aber ab in den Schlafsack, ich will ja nicht erfrieren...



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                            • Juno234
                              Erfahren
                              • 03.08.2007
                              • 397

                              • Meine Reisen

                              #15
                              AW: [TR] Karischer Weg - Zwischen Ziegen und Zwergen

                              ...muss ein schöner Tag gewesen sein

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                              • trekalex
                                Erfahren
                                • 23.03.2013
                                • 253
                                • Privat

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                                #16
                                AW: [TR] Karischer Weg - Zwischen Ziegen und Zwergen

                                Ups, da fällt mir gerade auf, dass [TR] ja gar nicht mehr Europa ist...falsches Unterforum, na so was

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                                • trekalex
                                  Erfahren
                                  • 23.03.2013
                                  • 253
                                  • Privat

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                                  #17
                                  AW: [TR] Karischer Weg - Zwischen Ziegen und Zwergen

                                  Ich hoffe natürlich, dass euch mein Bericht bis hierhin gefällt und werde fleißig weiterschreiben (bzw. geschrieben hab ich schon auf der Tour selbst... also eher Bilder raussuchen und alles zusammenstellen). Wie es aussieht, werde ich wohl meinen Schnitt von etwa einer Etappe pro Tag halten können
                                  Es stehen übrigens noch 6-7 Etappen in der Schlange...

                                  06. Akbük - Ören



                                  Nachdem es die ganze Nacht über windig und kalt war, stehe ich schon mit dem Morgenrot auf. Ja, die Sonne hat ganz kurz zwischen den vielen Wolken durchgeschaut, als sie aufgegangen ist. Danach allerdings erst mal nicht mehr - wieder alles bewölkt heute, aber ein paar blaue Fleckchen zwischendrin lassen auf schöneres Wetter hoffen.
                                  Los geht es wie immer mit dem Abbrechen des Nachtlagers, danach sofort erst einmal ohne Frühstück ein wenig warmlaufen. Ganz bemerkenswert am heutigen Tage: mein Zelt ist trocken! Der Wind hat jegliche Kondenswasserbildung unterbunden, nur unter dem Footprint hängen wie immer einige Tropfen.
                                  Von meinem Olivenbaumfeld geht es also gleich zur nächsten flachen Stelle mit Olivenbäumen, und danach gleich zur dritten Lichtung. Alle drei großen Flächen bieten viel Platz zum Zelten, nur in der letzten steht fast überall das Wasser in der Wiese.





                                  Größtenteils geht es über ziemlich steinige Feldwege mal auf, mal ab, bis ich nach dem Frühstück rechts auf einen Maultierpfad abzweige. Steil geht es bergauf, als Belohnung gibt es schließlich den fantastischen Ausblick von oben auf den Golf und die umliegenden (Halb-) Inseln.









                                  Nachdem ich ein weiteres Stück gelaufen bin, gelange ich in einem kleinen Talkessel mit bewirtschafteten Feldern, wo mich die Markierungen rechts im Wald durchs Unterholz jagen, obwohl man auch problemlos am Rand des Feldes entlang gehen könnte, ohne die Ernte zu zerstören. Nur 50 m weiter verschwinden die gewohnten rot-weißen Zeichen plötzlich. Einfach weg, wie vom Erdboden verschluckt. Auch eine viertelstündige Suche ohne Rucksack im Umkreis von etwa 100 m ergibt keine neue Erkenntnis. Was also tun?
                                  Da es dem Wanderführer nach bergauf gehen soll, probiere ich es (mal wieder mit Rucksack) am rechten Hang; als ich immer noch nicht fündig werde, quere ich ein wenig in Richtung des Talendes, steige wieder ab...
                                  Nach einer knappen halben Stunde treffe ich endlich auf das nächste Zeichen: offenbar hätte ich 150 m unmarkiert am Feldrand entlang weiter gehen sollen, bis ich am Ende wieder auf eine Markierung am Anfang eines Trampelpfads treffe. Solche Sachen müsste man halt ahnen können (oder ein GPS dabeihaben).



                                  Wie auch immer, ich hab den Weg ja dann doch noch gefunden (allerdings auf keiner meiner Touren so lange suchen müssen - kann allerdings auch an meiner Blindheit gelegen haben), die Sucherei hat meine Laune allerdings gehörig gedrückt.
                                  Danach geht es unspektakulär weiter, durch dichtes Gestrüpp, auf Feldwegen und durch Pinienwald immer meinem Tagesziel Ören entgegen. Durch das Dorf Alatepe muss ich leider ein ganzes Stück Teerstraße laufen, aber das lässt sich ja auch verkraften, nachdem mein Rucksack mit nur noch wenig Nahrung und Wasser gefüllt und daher ziemlich leicht ist.





                                  Vorbei an Kohleminen (Steinkohle für das nahegelegene Kraftwerk) muss ich nur noch einen kurzen Anstieg zum Aussichtspunkt und zur antiken Zisterne (wenn ich mich recht erinnere) oberhalb von Ören hinauf, da gibt es dann eine lange Pause mit super Blick nach unten.











                                  Nachdem ich genug in der Sonne gebraten habe, mache ich mich an den langen Abstieg ans Meer hinunter. Ein sehr schöner und gut erhaltener antiker Weg führt im Zickzack die Klippe hinab, von der ich eben noch den schönen Ausblick genossen habe. Irgendwann bin ich dann schließlich am Etappenende/Wegweiser am Meer, muss aber natürlich noch ein Stück weitergehen, um irgendwie einen der nur 3 täglichen Busse zurück nach Akyaka zu bekommen. Von dort will ich nämlich nach einem Pausentag in Richtung Marmaris weiterreisen, um den Bozburun-Teil des Karischen Wegs zu laufen.







                                  Als ich in Küstennähe nichts finden kann, was auch nur im Entferntesten einer Dolmushaltestelle oder gar einem Dolmus ähnelt, muss ich wohl oder übel noch über eine halbe Stunde in das Zentrum der Schwemmebene laufen, wo alle wichtigen Straßen zusammentreffen. Schnurgerade Straße und ordentlicher Gegenwind, aber was solls.
                                  Als ich an der angepeilten Stelle eintreffe, ist es 12.45 Uhr. Um 15.30 Uhr fährt wohl der nächste Dolmus, also mal knappe drei Stunden totschlagen...
                                  Nach etwa zwei Stunden muss der Ladenbesitzer des Minimarkts an der Ecke kurz wohin und nimmt mich gleich mit zur Dolmusstation, die nicht weit weg vom Strand ist. Hätte man halt wissen müssen, dann hätte ich mir die knapp 3 km bis zur Kreuzung ja mal locker sparen können und zudem noch Beschäftigung gehabt, da ein Internetcafe in der Nähe ist...



                                  Naja, kann man nicht ändern, jetzt ist es auch schon zu spät. Hier am Busbahnhof (Busparkplatz wäre passender) muss ich schließlich noch eine gute Stunde im kalten Wind sitzen. Endfazit bei Abfahrt des Dolmus um 16.00: 3 km umsonst gelaufen, über 3 Stunden rumgesessen, zwei Fleecejacken angehabt und trotzdem durchgefroren und *Trommelwirbel* einen Sonnenbrand auf der Stirn.
                                  Als es endlich losgeht, bin ich der einzige Fahrgast, entlang der Strecke steigen auch nur wenige Personen ein und aus. Nach eineinhalb Stunden Kurverei entlang der Küste bin ich schließlich in Akyaka und checke für zwei Nächte und einen Pausen- und Wäschewaschtag in mein altbekanntes Hotel Erdem ein. Nach einem kurzem Einkauf im Migros um die Ecke (nein, ich will immer noch keine Migros-Shoppingcard) gibts dann noch ein großes Abendessen (wenn man schon mal nicht das Rucksackgewicht im Kopf haben muss).

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                                  • m8r
                                    Erfahren
                                    • 16.05.2009
                                    • 245
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: [TR] Karischer Weg - Zwischen Ziegen und Zwergen

                                    Auch von mir noch mal vielen Dank für den wunderbaren Reisebericht, freue mich auf die Fortsetzung.

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                                    • Abt
                                      Lebt im Forum
                                      • 26.04.2010
                                      • 5726
                                      • Unternehmen

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                                      #19
                                      AW: [TR] Karischer Weg - Zwischen Ziegen und Zwergen

                                      Danke Alex. lese mit großem Intresse deinen Bericht.
                                      Schöne Gegend und schöner Weg. Die alten Pfade habe etwas....
                                      Könntest du mal was Näheres über den Wanderführer und Kartenmaterial sagen?
                                      Wie ging das mit der Sprache?

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                                      • trekalex
                                        Erfahren
                                        • 23.03.2013
                                        • 253
                                        • Privat

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                                        #20
                                        AW: [TR] Karischer Weg - Zwischen Ziegen und Zwergen

                                        Da fühle ich mich ja gleich schon mal gestärkt für die nächste Session bei so viel Interesse

                                        Also, zu den Sachen wie Kartenmaterial und dem ganzen anderen organisatorischen Zeug verweise ich jetzt einfach mal frech auf meine Homepage:

                                        http://trekkingecke.funpic.de/karisc...llgemeines.php

                                        Vielleicht kopier ich den Text nachher noch in den ersten Post dieses Berichts rüber, dachte nur, es könnte bilderverrückte Forumswälzer vom Weiterlesen entmutigen...

                                        Mit der Sprache das ist halt so eine Sache in der Türkei...in touristischen Gegenden können vor allem Besitzer von Hotels, Restaurants und ähnlichen Sachen wenigstens gebrochenes Englisch, aber kaum entfernt man sich in Richtung kleinerer Dörfer und "Wildnis", wirds schon rar. Viele Leute können gerade noch die Basics wie "Hello" und vielleicht sogar noch "Where from?", aber das wars dann auch schon.
                                        Meine Türkischkenntnisse sind leider auch nicht viel weiter ausgeprägt, dementsprechend muss man mehr oder wenig mit Fingerzeig und Zeichensprache kommunizieren, falls es denn nötig sein sollte. Am Ende bekommt man aber wirklich überall und von jedem Hilfe, wenn man danach fragt, Türken sind wirklich unglaublich hilfsbereit, vor allem, wenn man ein türkisches "Hallo" oder "Danke" auf Lager hat. Kann man dann beim Einkaufen noch den Preis verstehen, den der Verkäufer sagt (wenn er nicht sowieso gleich die Finger benutzt), dann kriecht dem Gegenüber immer wieder ein strahlendes Lächeln über das Gesicht
                                        Alles in allem also auch bei absolutem Nichtbeherrschen der Sprache kein größeres Problem

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