Angesichts der lebendigen Diskussionen der letzten Tage, in der immer wieder von Regeln, Dogmen u.ä. die Rede war, ist mir die Idee gekommen, einfach mal meine Erinnerungen an das K(l)eine Spuren Seminar des Ruhrgebietsstammtischs vom 16.-18.11.2012 zu veröffentlichen, um ein wenig Transparenz in die Sache zu bringen. Ein Dank in diesem Zusammenhang an Martin Zwosta, der uns unentgeltlich in den Genuss des Seminars hat kommen lassen.
Der Bericht hier ist ein Gedächtnisprotokoll und keinesfalls vollständig. Vielleicht können die anderen Seminarteilnehmer ergänzen.
Freitag
Anreisetag. Nach und nach trudeln wir auf dem Sportplatzgelände ein und bauen unsere Zelte auf der Wiese auf. Anschließend wird am Hauptgebäude gekocht und schnell sieht es nach ODS Treffen aus. Der Himmel ist sternenklar und die Temperatur entsprechend kühl. Gegen 19.30 Uhr gehen wir in die für uns reservierte Hütte, auch sie ist eiskalt. Eine Vorstellungsrunde und die Klärung der Erwartungen leiten das Seminar ein.
Die Nacht ist frostig und es besteht die Hoffnung, dass morgen ein schöner Tag wird.
Samstag
Der Himmel ist blau und es ist weiterhin kalt. In der Seminarankündigung stand, wir sollten tourmäßig packen. Nordland_Peter nimmt das ernst, baut sein Zelt ab und nimmt sein ganzes Zeug mit. Die anderen entscheiden sich für eine Tagestourenvariante und packen ihren Rucksack mit Verpflegung und anderen Dingen voll. Einige nehmen zu Testzwecken ein Ersatzzelt oder ihre Hängematte mit.
Wir wollen pünktlich um 9.00 Uhr los, doch ein, zwei Dinge verzögern das. Um 9.20 Uhr ist dann die Truppe abmarschbereit, aber statt los zu laufen, findet erst einmal eine mündliche Einführung statt. Wir erhalten das „Überlebenspack“: Enthalten sind Schaufel, kleiner Schreiblock (für Notizen), zwei Ziplocktüten, ein Feuerzeug und ein Sieb. Durch Fragen und Einwürfe der Teilnehmer (ich bekenne mich ebenfalls schuldig) wird die Phase etwas länger.
Gegen 10.00 Uhr geschätzt geht es los. Der Weg führt steil bergauf und schnell wird einem warm. Martin erspäht ein Waldklassenzimmer, dessen Zugang links und rechts von einer Abbruchkante begrenzt ist, und nutzt die Gelegenheit, uns die verschiedenen Bodenschichten zu zeigen. Ich kämpfe unterdessen mit meiner Kamera und produziere unscharfe Bilder.
Anhand der Eigenschaften und Funktionsweisen der Bodenschichten wird deutlich, wie sich Verrottungsprozesse gestalten, wie sich Feuer auswirken kann, wie Bodenbrände ausbrechen können und wie Bodenerosion entsteht. Nach ca. 15 Minuten geht es einen breiten Wanderweg weiter
und ungewollt ist eine kleine Teststrecke eingebaut. An einer Stelle ist der Weg ein wenig schlammig. Zwei Leute sind vor dem Teilstück stehen geblieben und eine davon schaut so betont harmlos auf den gegenüberliegenden Hügel, dass mir sofort klar wird, dass ein kleiner Test stattfindet. Als ich wie üblich durch den Schlamm latsche – meine Schuhe sind ja wasserdicht – fällt der Groschen. Und tatsächlich: Die letzten beiden passen nicht auf. Einer weicht auf das festgetretene Stück Richtung Abhang aus und der andere balanciert auf der Abbruchkante entlang. Man sieht, dass sich durch die Nutzung der Abbruchkante der Weg verbreitern wird. Wir necken ihn natürlich, aber eigentlich macht uns das eher nachdenklich. Obwohl wir kurz davor darüber geredet haben, fällt es unglaublich schwer, gewohntes Verhalten zu ändern. Sehr interessant.
Ein paar Meter weiter endet der breite Weg. Wieder wird ein Theorieteil eingebaut.
Es geht um den Einfluss von Tritten auf den Weg / den Boden.
Martin erläutert, dass jeder Tritt Spuren hinterlässt. Die sind in einer unempfindlichen Vegetation eher zu vernachlässigen, aber empfindliche Vegetation reagiert darauf. Der erste und einzige Schritt hinterlässt hierbei noch keine prägende Spur, die Natur erholt sind. Der zweite Schritt an der gleichen Stelle kann bei empfindlicher Vegetation dagegen schon zu Veränderungen führen. Das muss nicht gleich zu einem Weg führen, aber es kann bewirken, dass sich die empfindlichen Pflanzen zurück ziehen und robusteren Pflanzen Platz machen. Wirtschaftswege sind zum Beispiel gerne sehr artenreich und hoch mit Gras bewachsen. Das ist allerdings kein Zeichen dafür, dass das Nutzen des Weges nicht in das Ökosystem eingegriffen hat. Vielmehr haben sich hier die robusten Pflanzen durchgesetzt und die empfindlichen Pflanzen sind verdrängt worden. Auch die Art der Schuhsohle beeinflusst die Vegetation.
Hinter Göga beginnt ein wegloses Waldstück.
Unsere Aufgabe ist es nun, durch dieses Waldstück zu gehen, ohne den Weg des anderen zu nutzen. Diese Aufgabe fällt mir nicht leicht, denn meine Füße sind eiskalt, meine Beine eingefroren und dann geht es scharf am Hang über querliegende Bäume voran. Nicht klar ist außerdem das Ziel des Weges: Ist der Treffpunkt oben, in der Mitte oder im Tal? Ich ertappe mich dabei, schmalen Kanten zu folgen statt neue Wege an zu legen und merke, dass jemand anderes vor mir den gleichen Weg gewählt hat. Aber es ist mir nicht möglich, dies vernünftig zu korrigieren.
Unten angekommen besprechen wir das Thema. Tatsächlich orientiert man sich bei der Wegwahl gerne an natürlichen Gegebenheiten oder Wegespuren. Bei der Auswahl des besten Weges verhalten sich Menschen und Tiere instinktiv ähnlich. Daher entstehen in Wandergebieten schnell „Abkürzungen“, wenn diese dem instinktiven Verhalten des Menschen eher entsprechen als der offizielle Weg. Eine andeutungsweise vorhandene Spur reicht schon aus, einen neuen Weg an zu legen, selbst wenn ein gut ausgebauter Weg zur Verfügung steht und der Zeitvorteil gering ist. Eine Teilnehmerin erzählt, dass Wanderwege mittlerweile mit Computerprogrammen erstellt werden, um diesem natürlichen Verhalten Rechnung zu tragen. Selbst im Schnee scheinen Menschen instinktiv der Sommerwegführung zu folgen, selbst wenn keine Markierungen zu sehen sind und der Weg unbekannt ist.
Wir queren das Bächlein und gehen auf einem Wanderweg ein paar Meter weiter, um uns erneut in Bachnähe zu sammeln.
Hier besprechen wir die Auswirkungen menschlicher Spuren auf Gewässer. Es ist geplant, an dieser Stelle nach Zeltplätzen für die ganze Gruppe zu schauen, entscheiden uns aber dann, noch ein Stück weiter zu gehen. Die Färbung der Bäume ist wunderschön an zu sehen.
Wir laufen ins Gespräch vertieft den Wanderweg weiter und stoppen erneut. Die Gruppe wird geteilt und soll nun nach geeigneten Zeltplätzen suchen. Entweder für die ganze Gruppe oder zumindest für die Kleingruppe. Nicht immer ist es vertretbar, einen Platz für die ganze Gruppe zu finden. Ich finde sehr schnell einen Platz, da ich die Abmessungen meines Zeltes kenne. Schwieriger wird es, einen Platz für ein Kuppelzelt zu finden, da der Flächenverbrauch sehr hoch ist. Eine in Sichtweite liegende Stelle bietet sich an, die von einer anderen Gruppe geprüft und dann als untauglich identifiziert wurde. Sie ist von sturmgeschädigten Bäumen eingefasst. Der Platz taugt also tatsächlich nicht. Wir ziehen weiter und landen bei dem Platz der zweiten Gruppe, der allen Zelten Raum geben würde. In der Nähe ist Wasser.
Wir bauen die mitgebrachten Zelte und Hängematten auf und stellen fest, dass eine Gruppe fehlt. Sie ist zurückgegangen und hat sich auf dem Hügel ausgebreitet. Das Handy hilft. Sie berichten, dass sie zur ihrer großen Überraschung feststellen mussten, dass man grüne Zelte an diesem Platz am besten erkennen konnte. Wir machen nun erst einmal Mittagspause. Das Waldstück ist wunderschön und ich mache zum Abschied ein paar Bilder.
Danach geht es weiter. Wieder sollen wir versuchen, weglos unterwegs zu sein ohne den Weg des anderen zu wählen. Keine leichte Aufgabe. Man trottet gerne hinterher.
An einer Weggabelung thematisieren wir das Vergraben von Hinterlassenschaften.
Probebuddeln darf dabei nicht fehlen.
Der Boden erweist sich als sehr lehmig und undurchlässig. Wir besprechen die verschiedenen Möglichkeiten, mit Fäkalien um zu gehen. Wieder einmal zeigt sich, dass es die eine Lösung für alles nicht gibt. Es sind viel zu viele Faktoren, welche die Entscheidung mit bestimmen: Bewandertes Gebiet, Bodenbeschaffenheit, Vegetation, Tierpopulation etc. Am Rande lerne ich, dass Fischgräten im Wasser nicht verrotten und daher ebenfalls im Müllbeutel mitgenommen werden sollten.
Als Highlight entpuppt sich der Versuch, die Lebensmittel bärensicher auf zu hängen. Man sucht hier zu zwei passende Bäume und hängt die Lebensmittel in der Mitte auf. Anschließend wird die Schnur festgebunden. Gar nicht so einfach, die Schnur über den Ast zu bekommen. Man muss schon ganz gut werfen können. Ein Risiko bleibt dennoch, da Bären die Befestigung lockern können und damit an die Nahrung heran kommen. Das ist dann Pech.
Das schöne Wetter hat sich verzogen und es wird langsam Abend. So wandern wir ins Gespräch vertieft wieder zum Zeltplatz zurück und lassen das Seminar mit einer Feedback-Runde gemütlich ausklingen.
Am nächsten Morgen gibt es noch einmal ein wenig Theorieinput zum Thema Kochen, Essensreste und Topf säubern. Heißes Wasser reicht zur Topfreinigung und der Gebrauch von Seife oder Spülmittel sind überflüssig. Je nach Fall sind die Strategien Absieben und Mitnehmen oder großflächig verteilen. In Erinnerung ist mir noch, dass Martin erzählt, dass er vor dem Verlassen eines Naturzeltplatzes gerne ein schönes Stück Ast aus dem Wald heraus holt und auf den Platz legt, weil das den genutzten Zeltplatz „natürlicher“ erscheinen lässt und für die Nachkommenden attraktiver macht. Damit wird das Anlegen neuer Zeltplätze verhindert.
Dann ist das Seminar zu Ende.
Im Nachhinein muss ich sagen, dass mir die praktischen Teile am besten im Gedächtnis geblieben sind. Sie haben mir aber auch gezeigt, dass Wissen und Tun oft zwei verschiedene Dinge sind. Oft geht es nur um winzige Dinge, die zu verändern sind. Aber die Gewohnheiten sind so stark, dass eine Verhaltensänderung nicht leicht ist. Ich fand diese Erkenntnis sehr spannend und würde das Seminar durchaus noch einmal besuchen.
Der Bericht hier ist ein Gedächtnisprotokoll und keinesfalls vollständig. Vielleicht können die anderen Seminarteilnehmer ergänzen.
Freitag
Anreisetag. Nach und nach trudeln wir auf dem Sportplatzgelände ein und bauen unsere Zelte auf der Wiese auf. Anschließend wird am Hauptgebäude gekocht und schnell sieht es nach ODS Treffen aus. Der Himmel ist sternenklar und die Temperatur entsprechend kühl. Gegen 19.30 Uhr gehen wir in die für uns reservierte Hütte, auch sie ist eiskalt. Eine Vorstellungsrunde und die Klärung der Erwartungen leiten das Seminar ein.
Die Nacht ist frostig und es besteht die Hoffnung, dass morgen ein schöner Tag wird.
Samstag
Der Himmel ist blau und es ist weiterhin kalt. In der Seminarankündigung stand, wir sollten tourmäßig packen. Nordland_Peter nimmt das ernst, baut sein Zelt ab und nimmt sein ganzes Zeug mit. Die anderen entscheiden sich für eine Tagestourenvariante und packen ihren Rucksack mit Verpflegung und anderen Dingen voll. Einige nehmen zu Testzwecken ein Ersatzzelt oder ihre Hängematte mit.
Wir wollen pünktlich um 9.00 Uhr los, doch ein, zwei Dinge verzögern das. Um 9.20 Uhr ist dann die Truppe abmarschbereit, aber statt los zu laufen, findet erst einmal eine mündliche Einführung statt. Wir erhalten das „Überlebenspack“: Enthalten sind Schaufel, kleiner Schreiblock (für Notizen), zwei Ziplocktüten, ein Feuerzeug und ein Sieb. Durch Fragen und Einwürfe der Teilnehmer (ich bekenne mich ebenfalls schuldig) wird die Phase etwas länger.
Gegen 10.00 Uhr geschätzt geht es los. Der Weg führt steil bergauf und schnell wird einem warm. Martin erspäht ein Waldklassenzimmer, dessen Zugang links und rechts von einer Abbruchkante begrenzt ist, und nutzt die Gelegenheit, uns die verschiedenen Bodenschichten zu zeigen. Ich kämpfe unterdessen mit meiner Kamera und produziere unscharfe Bilder.
Anhand der Eigenschaften und Funktionsweisen der Bodenschichten wird deutlich, wie sich Verrottungsprozesse gestalten, wie sich Feuer auswirken kann, wie Bodenbrände ausbrechen können und wie Bodenerosion entsteht. Nach ca. 15 Minuten geht es einen breiten Wanderweg weiter
und ungewollt ist eine kleine Teststrecke eingebaut. An einer Stelle ist der Weg ein wenig schlammig. Zwei Leute sind vor dem Teilstück stehen geblieben und eine davon schaut so betont harmlos auf den gegenüberliegenden Hügel, dass mir sofort klar wird, dass ein kleiner Test stattfindet. Als ich wie üblich durch den Schlamm latsche – meine Schuhe sind ja wasserdicht – fällt der Groschen. Und tatsächlich: Die letzten beiden passen nicht auf. Einer weicht auf das festgetretene Stück Richtung Abhang aus und der andere balanciert auf der Abbruchkante entlang. Man sieht, dass sich durch die Nutzung der Abbruchkante der Weg verbreitern wird. Wir necken ihn natürlich, aber eigentlich macht uns das eher nachdenklich. Obwohl wir kurz davor darüber geredet haben, fällt es unglaublich schwer, gewohntes Verhalten zu ändern. Sehr interessant.
Ein paar Meter weiter endet der breite Weg. Wieder wird ein Theorieteil eingebaut.
Es geht um den Einfluss von Tritten auf den Weg / den Boden.
Martin erläutert, dass jeder Tritt Spuren hinterlässt. Die sind in einer unempfindlichen Vegetation eher zu vernachlässigen, aber empfindliche Vegetation reagiert darauf. Der erste und einzige Schritt hinterlässt hierbei noch keine prägende Spur, die Natur erholt sind. Der zweite Schritt an der gleichen Stelle kann bei empfindlicher Vegetation dagegen schon zu Veränderungen führen. Das muss nicht gleich zu einem Weg führen, aber es kann bewirken, dass sich die empfindlichen Pflanzen zurück ziehen und robusteren Pflanzen Platz machen. Wirtschaftswege sind zum Beispiel gerne sehr artenreich und hoch mit Gras bewachsen. Das ist allerdings kein Zeichen dafür, dass das Nutzen des Weges nicht in das Ökosystem eingegriffen hat. Vielmehr haben sich hier die robusten Pflanzen durchgesetzt und die empfindlichen Pflanzen sind verdrängt worden. Auch die Art der Schuhsohle beeinflusst die Vegetation.
Hinter Göga beginnt ein wegloses Waldstück.
Unsere Aufgabe ist es nun, durch dieses Waldstück zu gehen, ohne den Weg des anderen zu nutzen. Diese Aufgabe fällt mir nicht leicht, denn meine Füße sind eiskalt, meine Beine eingefroren und dann geht es scharf am Hang über querliegende Bäume voran. Nicht klar ist außerdem das Ziel des Weges: Ist der Treffpunkt oben, in der Mitte oder im Tal? Ich ertappe mich dabei, schmalen Kanten zu folgen statt neue Wege an zu legen und merke, dass jemand anderes vor mir den gleichen Weg gewählt hat. Aber es ist mir nicht möglich, dies vernünftig zu korrigieren.
Unten angekommen besprechen wir das Thema. Tatsächlich orientiert man sich bei der Wegwahl gerne an natürlichen Gegebenheiten oder Wegespuren. Bei der Auswahl des besten Weges verhalten sich Menschen und Tiere instinktiv ähnlich. Daher entstehen in Wandergebieten schnell „Abkürzungen“, wenn diese dem instinktiven Verhalten des Menschen eher entsprechen als der offizielle Weg. Eine andeutungsweise vorhandene Spur reicht schon aus, einen neuen Weg an zu legen, selbst wenn ein gut ausgebauter Weg zur Verfügung steht und der Zeitvorteil gering ist. Eine Teilnehmerin erzählt, dass Wanderwege mittlerweile mit Computerprogrammen erstellt werden, um diesem natürlichen Verhalten Rechnung zu tragen. Selbst im Schnee scheinen Menschen instinktiv der Sommerwegführung zu folgen, selbst wenn keine Markierungen zu sehen sind und der Weg unbekannt ist.
Wir queren das Bächlein und gehen auf einem Wanderweg ein paar Meter weiter, um uns erneut in Bachnähe zu sammeln.
Hier besprechen wir die Auswirkungen menschlicher Spuren auf Gewässer. Es ist geplant, an dieser Stelle nach Zeltplätzen für die ganze Gruppe zu schauen, entscheiden uns aber dann, noch ein Stück weiter zu gehen. Die Färbung der Bäume ist wunderschön an zu sehen.
Wir laufen ins Gespräch vertieft den Wanderweg weiter und stoppen erneut. Die Gruppe wird geteilt und soll nun nach geeigneten Zeltplätzen suchen. Entweder für die ganze Gruppe oder zumindest für die Kleingruppe. Nicht immer ist es vertretbar, einen Platz für die ganze Gruppe zu finden. Ich finde sehr schnell einen Platz, da ich die Abmessungen meines Zeltes kenne. Schwieriger wird es, einen Platz für ein Kuppelzelt zu finden, da der Flächenverbrauch sehr hoch ist. Eine in Sichtweite liegende Stelle bietet sich an, die von einer anderen Gruppe geprüft und dann als untauglich identifiziert wurde. Sie ist von sturmgeschädigten Bäumen eingefasst. Der Platz taugt also tatsächlich nicht. Wir ziehen weiter und landen bei dem Platz der zweiten Gruppe, der allen Zelten Raum geben würde. In der Nähe ist Wasser.
Wir bauen die mitgebrachten Zelte und Hängematten auf und stellen fest, dass eine Gruppe fehlt. Sie ist zurückgegangen und hat sich auf dem Hügel ausgebreitet. Das Handy hilft. Sie berichten, dass sie zur ihrer großen Überraschung feststellen mussten, dass man grüne Zelte an diesem Platz am besten erkennen konnte. Wir machen nun erst einmal Mittagspause. Das Waldstück ist wunderschön und ich mache zum Abschied ein paar Bilder.
Danach geht es weiter. Wieder sollen wir versuchen, weglos unterwegs zu sein ohne den Weg des anderen zu wählen. Keine leichte Aufgabe. Man trottet gerne hinterher.
An einer Weggabelung thematisieren wir das Vergraben von Hinterlassenschaften.
Probebuddeln darf dabei nicht fehlen.
Der Boden erweist sich als sehr lehmig und undurchlässig. Wir besprechen die verschiedenen Möglichkeiten, mit Fäkalien um zu gehen. Wieder einmal zeigt sich, dass es die eine Lösung für alles nicht gibt. Es sind viel zu viele Faktoren, welche die Entscheidung mit bestimmen: Bewandertes Gebiet, Bodenbeschaffenheit, Vegetation, Tierpopulation etc. Am Rande lerne ich, dass Fischgräten im Wasser nicht verrotten und daher ebenfalls im Müllbeutel mitgenommen werden sollten.
Als Highlight entpuppt sich der Versuch, die Lebensmittel bärensicher auf zu hängen. Man sucht hier zu zwei passende Bäume und hängt die Lebensmittel in der Mitte auf. Anschließend wird die Schnur festgebunden. Gar nicht so einfach, die Schnur über den Ast zu bekommen. Man muss schon ganz gut werfen können. Ein Risiko bleibt dennoch, da Bären die Befestigung lockern können und damit an die Nahrung heran kommen. Das ist dann Pech.
Das schöne Wetter hat sich verzogen und es wird langsam Abend. So wandern wir ins Gespräch vertieft wieder zum Zeltplatz zurück und lassen das Seminar mit einer Feedback-Runde gemütlich ausklingen.
Am nächsten Morgen gibt es noch einmal ein wenig Theorieinput zum Thema Kochen, Essensreste und Topf säubern. Heißes Wasser reicht zur Topfreinigung und der Gebrauch von Seife oder Spülmittel sind überflüssig. Je nach Fall sind die Strategien Absieben und Mitnehmen oder großflächig verteilen. In Erinnerung ist mir noch, dass Martin erzählt, dass er vor dem Verlassen eines Naturzeltplatzes gerne ein schönes Stück Ast aus dem Wald heraus holt und auf den Platz legt, weil das den genutzten Zeltplatz „natürlicher“ erscheinen lässt und für die Nachkommenden attraktiver macht. Damit wird das Anlegen neuer Zeltplätze verhindert.
Dann ist das Seminar zu Ende.
Im Nachhinein muss ich sagen, dass mir die praktischen Teile am besten im Gedächtnis geblieben sind. Sie haben mir aber auch gezeigt, dass Wissen und Tun oft zwei verschiedene Dinge sind. Oft geht es nur um winzige Dinge, die zu verändern sind. Aber die Gewohnheiten sind so stark, dass eine Verhaltensänderung nicht leicht ist. Ich fand diese Erkenntnis sehr spannend und würde das Seminar durchaus noch einmal besuchen.
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