[SE] Kungsleden von Abisko bis Kvikkjokk 16.07.2012 - 27.07.2012

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    [SE] Kungsleden von Abisko bis Kvikkjokk 16.07.2012 - 27.07.2012

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    So hier ist er nun mein Reisebericht meiner Kungsleden-Tour 2012.

    Vorweg ein paar Bemerkungen zu meiner kleinen Kungsleden-Tour. Ich selbst habe bisher nur Erfahrungen auf Tagestouren in der Eifel und entlang des Rheins sammeln können. Also betrat ich mit der auf 14 Tage angelegten Tour völliges Neuland. Sowohl was Verpflegung, als auch Unterkunft angeht. Hinzu kommt noch, dass ich Student bin, meine Reisekasse also eher klein ausfällt. Daher war auch der Spielraum bei der Ausrüstung und der Verpflegung recht klein.


    Dank outdoorseiten.net fühlte ich mich mit Packliste, Tipps und Tricks zu allem möglichen und natürlich einer Ausführlichen Kaufberatung vom Kocher bis hin zum Zelt doch recht fit für die Tour. Ein kleiner Rest von Lampenfieber oder sowas ähnlichem blieb natürlich.

    Ausrüstung

    Nun zu dem was ich so alles mit nach Abisko geschleppt habe. Im Nachhinein würde man sicher so manches anders machen, aber dazu dann später beim Fazit. Ich habe meine Packliste auf meiner persönlichen Homepage hochgeladen, da im Moment die GearList nicht ganz sauber funktioniert. Ich hoffe dies ist ok.

    Anreise

    Geplant war die An- und Abreise ja schon lange, schließlich wollte ich meine Reisekasse schonen und habe daher 92 Tage im Voraus meine Tickets bei DB und SJ bestellt. So kam ich dann auch in den Besitz von zwei Europa-Spezial-Tickets von und nach Malmö, sowie unheimlich kostengünstige Tickets der SJ von Malmö nach Abisko, beziehungsweise von Kvikkjokk nach Malmö. Leider alles mit Zugbindung und ohne Möglichkeit der Umbuchung. Aber man kann ja nicht alles haben.

    Montag 16.07.2012 02:10 Uhr ging es endlich los mit meinem Urlaub. Vor die Freude des Unterwegsseins hat der liebe Gott nun aber einmal die Qual des Packens gestellt. Dank Packliste und klarer Volumen- und Gewichtsbegrenzung fällt das ganze diesmal aber gar nicht so chaotisch wie sonst immer. Trotzdem habe ich bereits am Freitag gepackt, damit ich auch ja nichts vergesse und vor allem um am Wochenende noch Platz und Zeit für meinen erwarteten Besuch hatte. Wie zu erwarten hat der IC, der mich von Köln aus durch die Nacht nach Hamburg bringen soll die für die DB obligatorischen 5 Minuten Verspätung. Bei einer erwarteten Fahrzeit von 37 Stunden und genügend Umsteigezeit an jedem der zu passierenden Bahnhöfe ist das aber nicht weiter schlimm. Verwunderlich ist da schon eher, dass ich sobald ich in Köln auf dem Bahnsteig stehe wohl irgendwie eine Schweden-Flagge auf die Stirn tätowiert zu haben scheine. Jedenfalls werde ich sofort von einer netten Frau, in Begleitung ihres Sohnes, angesprochen, ob ich auch nach Schweden fahren wolle und wie das wohl mit dem Umsteigen in Hamburg klappen könnte. Zum Glück hatte ich die Strecke ja schon einmal gemacht und konnte sie beruhigen, dass die Zeit sicher reichen würde. Als der IC dann da war, versuchte ich mir das letzte mal in Deutschland ein wenig Schlaf zu gönnen, was angesichts der doch recht harten Sitze in deutschen ICs leider scheiterte. Außer ein wenig dösen war nichts drin. Naja was soll es bin ja noch jung.

    Gegen 7:15 Uhr komme ich in Hamburg an und erreiche ganz ohne Probleme den EC nach Kopenhagen. Auf dem Bahnsteig in Hamburg erkannte man dann schon, dass es Hauptreisezeit war und ich wohl auch in Lappland nicht wirklich allein sein würde. Alles voller Trekkingrücksäcke in unterschiedlichem Packzustand. Im Zug selbst habe ich dann ein nettes Pärchen kennen gelernt, dass sich für diesen Sommer den Padjelantaleden vorgenommen hatte. Wir tauschten letzte Tipps zu Zahlungsmethoden – VISA hilft immer – und Wetter – Wasser bestimmt das Bild – aus, bis wir nach Fährfahrt und viel Dänisch in Kopenhagen ankommen waren. Von dort ging es mit dem Öresundtåg weiter nach Malmö und endlich gab es wieder schwedische Durchsagen in der Bahn, Pressbyrån mit Kanelbullar und ICA wie ich es aus meinem Jahr in Uppsala gewöhnt war. In Malmö hatte ich so viel Aufenthalt, dass ich noch schnell in einen ICA gegangen bin und ein wenig Proviant aufgestockt habe. Ich hatte zwar eigentlich genug Essen für 14 Tage mit, aber für die Sicherheitstage hatte ich nicht bedacht. Also gab’s noch ein paar Tütengerichte, Polarbröd und Senf. Danach ging es ohne weitere Probleme nach Stockholm.

    In Stockholm zeigt sich dann wieder, dass es sinnvoll ist das Internet immer in der Tasche zu haben. Denn ich hatte nicht mitbekommen, dass der Nachtzug von 21:05 Uhr auf 22:50 verlegt worden war. Also hatte ich noch mehr Zeit in Stockholm als eigentlich geplant. Zeit genug einen letzten Burger bei Burger King im Bahnhof zu essen und sich an der Zivilisation zu freuen die ich ja dann ab morgen hinter mir lassen sollte.

    Auf dem Bahnsteig des Nachtzuges dann das aus Hamburg bekannte Bild. Trekkingrucksäcke überall. Nur waren es diesmal Dänen, Schweden, Schweizer und Deutsche und nicht die Interrail-Kinder aus Frankreich und Italien die auf den Zug warteten. Ich habe zwei nette Dänen getroffen, die auch den Kungsleden gehen wollten und wie ich auf ihrer ersten richtigen Trekkingtour waren. Sie schienen etwas mehr Geld zu haben, denn ich sah nur neues von Fjällräven, Wolfskin und Meindl. Die Schuhe sahen dafür nicht wirklich eingelaufen aus, aber zum Glück waren es ja ihre Füße die da durch mussten. Im Nachtzug hatte ich dann vier schwedische Studenten und einen alten Schweden im Abteil. Der ältere Mann kommentierte jeden Halt und sowieso die ganze Strecke und wollte mir als Ausländer alles mögliche über Schweden erklären. Die vier Studenten verdrehten ab und an die Augen und diskutierten voller Vorfreude ihren Trip über den Kungsleden bis nach Nikkaluokta. Die Studenten kamen aus Skåne und gaben mir am Morgen des 17.06.2012 netterweise ein Bier aus ihrem Vorrat aus. Wider Erwarten kein Lättöl sondern richtiges Bier und ich habe mich richtig über dieses Geschenk gefreut.

    In Boden hieß es dann Abschied nehmen und Zug nach Abisko nehmen. Das Wetter war super und ich glaubte fast, dass meine Freundin auch hätte mitkommen können. 23°C und Sonnenschein sind nicht normal wie ich noch feststellen sollte. Der Zug nach Abisko hatte 10 Minuten Verspätung und so kam ich erst um 15:45 Uhr in Abisko Touriststation an.

    Dort deckte ich mich erst einmal mit Mygga ein und kaufte außerdem wie versprochen Postkarten und Briefmarken. Mama, Bruder, Freundin und ein paar Freunde sollten einen Lebensgruß von mir erhalten. Auch schickte ich die versprochenen SMS und beging dabei einen Fehler der später noch peinlich werden sollte. Ich habe nämlich geschrieben, dass ich versuche mich innerhalb der nächsten drei Tage wieder per SMS zu melden.

    17.07. Abisko Touriststaion – Nissonjåkka 4,5km

    Gegen 16:40 Uhr geht es endlich los, der Himmel zieht sich schon zu, aber die Landschaft ist einfach atemberaubend, die Schlucht des Abiskojåkka und der Blick auf Giron und den Tjåmuhus ist einfach toll. Vor allem wenn man in den letzten Tagen nur im Zug gesessen hat und sich nicht wirklich bewegen konnte. Die Wege sind breit und ausgetreten, kein Wunder so nah an der Touriststation. Das für heute angedachte Etappenziel Nissonjåkka, einer der zwei Plätze im Abisko-Nationalpark an denen gezeltet werden darf, erreiche ich kurz vor 18:00 Uhr. Ich stelle mein Zelt auf und bin somit das zweite Zelt an diesem angeblich so überlaufenen Zeltplatz. Das andere Zelt sind die zwei Dänen aus Stockholm vom Bahnsteig. Sie sind bereits dabei ihren Kocher anzufeuern und Abendessen zu kochen.

    Bei ihnen gibt es Nudeln mit Tomatensauce und Speck. Ich selbst mache mich über die in Malmö erstandene Fischsuppe und das Polarbröd mit Senf her. Nachdem es beim Abendessen ein wenig getröpfelt hat, was leider den vielen Mücken weniger ausgemacht hat als uns Dreien beim Essen, ist es als ich um 20:30 Uhr in meinen Schlafsack krieche wieder trocken, wenn auch bewölkt. Die vorletzte Nacht ohne Sonnenuntergang bricht an. Ist schon komisch so bei Tageslicht einzuschlafen.


















    18.07. Nissonjåkka – See 13km

    Starte heute um 10:05 Uhr als letzter vom Zeltplatz am Nissonjåkka. Habe ziemlich lange geschlafen, war wohl den Nächten im Zug geschuldet. Nach meinem Müsli-Frühstück mit unfreiwilliger Eiweißbeilage (Mücken mögen Müsli) folge ich dem Nissonjåkka und dem Kungsleden in Richtung Abiskojaurestugan. Dabei zeigt sich mal wieder, dass der Kungsleden seinem zweiten Namen „Kungsvatten“ alle Ehre macht. Alles voll Wasser, eigentlich ist der Weg eher ein Bach als ein Weg aber naja noch hält das SnowSeal meine Schuhe noch trocken. Ich hoffe nur ich komme bald in höhere Regionen, sodass Wasser nicht gleich Mücken hervorbringt.

    Um 13:05 Uhr erreiche ich dann die Abiskojaurestugan und ziehe aber gleich weiter, ich brauch ja nichts aus der Hütte und das Wetter ist auch nicht so schlecht. Bedeckt aber eben trocken. Um 14:15 Uhr ist dann das Ende des Nationalparks erreicht und es wäre rein theoretisch wieder erlaubt zu zelten. Nur ist es für meine Begriffe noch deutlich zu früh am Tag also gehe ich noch ein Stück weiter bis zu einem kleinen See etwa auf 1/3 der Strecke zwischen Abiskojaurestugan und Alesjaurestugan (N68,228946°, E18,584565°). Wetter ist weiterhin stabil, wenn auch nicht schön. Bewölkt mit leichten Schauern und leichtem Wind. Der Weg selbst ist ab der Abiskojaurestugan nicht mehr ganz so ausgetreten und besteht hauptsächlich aus Bohlen oder steinigen Wegabschnitten, die sich häufiger in Wasserläufe verwandeln. Als ich um 17:35 Uhr meinen Lagerplatz erreiche tun mir meine Füße und Oberschenkel weh und meine Hüften zeigen eine bedenklich rote Färbung. Ich hoffe nur, dass wird nicht schlimmer. Zelt aufbauen klappt heute aber schon viel besser als gestern und vor allem habe ich gelernt mein Zelt sauber zu halten. Geh nach einem Abendessen, bestehend aus Brot mit Senf und einer Portion Nudeln mit Tomatensauce recht schnell schlafen, da mir ja alles mögliche weh tut.













    19.07. See – Meditationspalts 3 18km

    Morgens um 09:00 Uhr stehe ich auf und mache mir wieder Müsli-Frühstück. Während des Frühstücks werden meine neuen Nachbarn begutachtet. Die müssen gestern Abend irgendwann angekommen sein und nutzen den selben See als Wasserquelle. Nach dem Frühstück wird schnell zusammengepackt. Dennoch komme ich nicht vor 10:00 Uhr los. Das Wetter ist nicht mehr so schön. Die Wolken hängen tiefer und auch der Weg wird immer weniger bequem. Hat schon lange nichts mehr mit den mir bekannten deutschen Mittelgebirgen zu tun. Zum Glück gibt es aber an den sumpfigen Stellen Planken, nur leider fehlt hier und da mal eine und so bekomme ich heute zum ersten mal Wasser in meine Schuhe. Aber zum Glück halten die Schuhe sonst schön trocken und das Wasser muss über die Schuhe laufen um an meine Füße zu kommen.

    Trotz der schlechter werdenden Wege merkt man, dass ich auf einer der schwedischen Wanderautobahnen unterwegs bin. Man trifft alle halbe Stunde etwa jemanden.

    Es ist mal wieder ein beplankter Weg und ich fühle mich sicher. Aber ich habe vergessen, was sowohl der Reiseführer als auch das Forum immer wieder berichteten, Planken können rutschig sein. Kurz nach 12 passiert es dann, ich rutsche aus, lande Gesicht voran in sumpfigen Gelände und bekomme so eine unfreiwillige Schlammpackung. Leider werden auch mein Pullover, Hose und Kamera nass. Kamera geht aber zum Glück noch, ich hoffe nur, das Objektiv hat kein Wasser gezogen. Jetzt bin ich von oben bis unten nass und ärgere mich über mich selbst. Dabei hatte ich kurz vorher noch tolle Tipps an einen Franzosen gegeben, der mit offenem Hüftgurt in Richtung Norden unterwegs war. Ich hab ihm dann den Rucksack richtig aufgesetzt und dafür eine Verbeugung und viele Danksagungen geerntet. Alles vergessen, Sumpf und Planken sei dank.

    Um 15:10 Uhr erreiche ich dann nach recht sumpfigen Wegen und meiner ersten Flussquerung ohne Brücke – trockenen Fußes – Alesjaurestugan. Die erste richtige Stugan die ich betrete. Zuerst kaufe ich im Shop ein, es gibt neue Streichhölzer, denn meine aus Deutschland mitgebrachten sind nach nur einem Tag bereits feucht und funktionierten gestern am See nicht mehr wirklich. Außerdem gönne ich mir einen Kaffee und einen Keks. Auf die nächste Tour nehme ich jedenfalls zusätzlich zu den Streichhölzern auch noch einen Feuerstahl mit. Im Aufenthaltsraum mit Kamin und Schachbrett treffe ich eine nette Familie aus dem Saarland, die auch von Abisko kommen und schon einen Tag länger unterwegs sind. Sie wollen heute hier in der Alesjaurestugan bleiben und geben mir noch den Tipp, dass ich vor Aktse nicht absteigen soll sondern direkt auf den Skiefe steigen soll und mir so den elendigen Aufstieg sparen könnte. Mal sehen was meine Kondition und die Zeit sagen wenn ich dann da bin. Außerdem treffe ich auf einen Schweden, der fast das ganze Jahr hier oben unterwegs ist und von zwei Monaten Börsenhandel, sowie von seinem Vermögen lebt. Er meint ich soll noch bis zur Bastu bleiben und heute hier in Alesjaurestugan übernachten. Aber ich will heute noch weiter, meine Füße sind komischer Weise noch nicht müde. Also mache ich mich um 17:05 Uhr wieder auf den Weg. Kurz hinter der Stugan treffe ich auf einen netten Holländer der vor einem Fluss steht und die richtige Stelle zum furten sucht. Ich leihe ihm einen meiner zwei Trekkingstöcke und wir machen uns gemeinsam auf den Weg über den Fluss. Alles geht glatt und wir kommen trockenen Fußes über den Fluss. Ich kann und will sein Tempo aber nicht mitgehen und so verabschiedet er sich kurz hinter dem Fluss wieder und zieht seines Weges. Um 19:30 Uhr erreiche ich den Meditationsplats Nummer 3 (N68,228946°, E18,584565°). Ist einfach eine wunderbare Aussicht, so mit der Brücke und dem Fluss. Da meine rechte Hüfte jetzt nicht nur rot ist sondern schon eine offene Blase hat, beschließe ich an der Brücke zu zelten. Sicher spielt auch eine Rolle, dass es mal wieder angefangen hat stärker zu regnen und ich einen Franzosen aus Alesjaurestugan wieder treffe, der mir eröffnet, dass jetzt erst einmal kein Wasser mehr käme. Also Zelt aufgebaut und mit rauschendem Fluss nach einem Abendessen – Brot, Senf, Gummibären – in den Schlafsack gekrochen.











    20.07. Meditationsplats 3 – Brücke am Tjäktjajåkka 15,5km

    Morgens früh gefühlt wie immer wach geworden. Leider hat meine Uhr die Nacht nicht überlebt. War gestern wohl doch ein wenig feucht. Jedenfalls steht sie jetzt, sodass ich nicht sagen kann wieviel Uhr es ist als ich aufbreche. Nachdem ich meine Hüfte mit Pflaster versorgt habe und mein obligatorisches Müsli gefrühstückt habe, geht es endlich los. Am Fuße des Bossosvaras wartet dann das erste wirkliche Altschneefeld darauf durchquert zu werden. Ist schon was anderes durch losen matschigen Schnee zu stapfen ohne zu wissen was darunter ist. Ich bin jedenfalls froh, als ich wieder „festen“ Boden unter den Füßen habe. Ansonsten ist der Weg rauf zur Tjäktjastugan nicht anders als gestern. Heißt auch, dass man den Blick gesenkt halten muss um sich seine Bänder und Sehnen nicht beim nächsten Schritt zu zerstören. Aber daran habe ich mich inzwischen gewöhnt. Auf dem Weg rauf treffe ich mal wieder zwei Deutsche die mir eine nette Furterei prophezeien und sich freuen, dass der Weg weiter Talabwärts ein wenig besser wird.

    Um 13:45 Uhr erreiche ich die Tjäktjastugan dann endlich. Dort treffe ich den Franzosen aus Alesjaurestugan wieder und auch die Dänen vom ersten Tag sind dort. Dem Franzosen ist die Hütte nicht geheuer und so kampiert er unterhalb der Brücke mit seinem Trangia und kocht Mittag. Ich werde es ihm gleichtun, nachdem ich festgestellt habe, dass der Hüttenwart nicht wirklich nett ist und vor allem aus einer normalen Mittagspause Geld herausschinden will. Also nach einem netten Gespräch mit den Dänen wieder zurück über die Brücke, Trangia an geschmissen und etwas hinuntergewürgt. Ich habe im Moment irgendwie keinen Hunger, was mich angesichts der Tagesleistungen und meinem eh schon geringen Gewicht etwas beunruhigt. Es kommt noch eine nette Schwedin vom Pass herunter und unterhält sich kurz mit mir. Ich erfahre, dass der Weg der mich erwartet „bits and pieces“ sei und nicht wirklich schön zu laufen. Naja was will man machen rüber muss man irgendwie und so schlimm wird es schon nicht werden. Jedenfalls dachte ich mir das als ich dann wieder aufgebrochen bin. Bis rauf auf den Pass hatte ich meine Meinung dann schon wieder geändert. Alles ein einziges loses Steinfeld über das man hin zum Pass balanciert. Oben angekommen verfluche ich die Wolken, die mir die Aussicht in beiden Richtungen versperren und setze mich erst einmal in die Hütte oben am Pass. Darin treffe ich einen Dänen, der mit seinen beiden Töchtern unterwegs ist. Ich freue mich immer wieder, wenn ich hier oben Kinder mit leuchtenden Augen treffe, die genau wie ich über die schöne Landschaft staunen und sich nichts aus den Strapazen machen die man dafür auf sich nehmen muss.

    Stimmung wird wieder besser, nachdem ich einen Kaffee getrunken habe, hier nochmals Danke an die Dänen, und ein wenig was gegessen habe. Also wieder nach draußen und nun auf der anderen Seite weiter in Richtung Sälkastugan. Nach dem Pass ist das Wetter dann nur noch Wind und Regen. Schon komisch, wie sich das Wetter so von Tal zu Tal ändert und jegliche Vorhersage innerhalb von 15 Minuten ad absurdum führt. Auf dem Abstieg vom Tjäktjapass treffe ich wieder mal auf zwei Deutsche, diesmal wieder ein Pärchen. Sie wollen wissen wie weit es noch bis zum nächsten Wetterschutz ist. Die Hand der Frau weißt eine Verletzung auf und beide sehen angesichts des Weges und des Wetters nicht gerade glücklich aus.

    Der Abstieg und das schlechte Wetter haben aber einen schönen Nebeneffekt. Ich komme endlich in Gebiete voller Rentiere. Wie ich suchen auch die Rentiere Schutz vor dem Wind und dem Regen, wobei sie eindeutig im Vorteil sind weil sie wissen wie man sich hier zu bewegen hat und nicht auf Pfade oder Wege angewiesen sind. Außerdem sehe ich ein paar Fjällpipar (Mornellregenpfeifer) mit Jungen die sich von meiner Anwesenheit irgendwie überhaupt nicht gestört fühlen. Auf Grund des Regens sind die Wege jetzt nicht mehr steinig, sondern schlammig und ich wünsche mir zum ersten mal besseres Wetter herbei.

    Um 21:02 Uhr versuche ich dann nochmal mit meinem Handy, was jetzt auch meine Uhr ist, Empfang nach Deutschland zu bekommen und so mein Versprechen einzulösen, dass ich mich wieder melden würde. Aber daraus wird nichts. Also wieder ein Tag ohne Rückmeldung nach Hause. Hoffentlich kommen meine Eltern nicht auf dumme Ideen. Da ich es aber eh nicht ändern kann wird das Zelt an der Brücke über den Tjäktjajåkka (N67,972480°E18,262569°) aufgestellt und ich mache mir mal wieder einmal essen. Dabei stelle ich fest, dass Selbstgedörrtes doch ganz gut ist bei Apetitlosigkeit. Man hat einfach mehr Auswahl als bei den Tütenprodukten die es so in den Hütten und bei Globi zu kaufen gibt. Nachdem der Wind irgendwie nicht beschließt abzuflauen habe ich ein wenig Angst um mein schönes neues Zelt und frage mich, wie stark der Wind da draußen wohl noch wird. Aber ich kann und will heute Abend nicht noch weiter also lege ich mich schlafen.











    21.07. Brücke am Tjäktjajåkka – Singistugan 16km

    Mein zweiter Tag ohne Uhr. Naja ist ja eigentlich auch egal hier draußen ist es eh immer mehr oder minder hell und der Tag besteht aus laufen, essen, schlafen und nachdenken. Es hat die ganze Nacht durch nur gestürmt und ich habe kaum ein Auge zu bekommen, wohl aus Sorge um mein Zelt und wegen den ungewohnten Geräuschen. Als ich dann beschließe, dass es wohl spät genug ist zum Aufstehen, meldet sich gleich meine rechte Hüfte wieder. Leider scheint das Tape aus meinem Erste Hilfe Set nicht wirklich zu halten, sodass die Wundauflage lose von der Hüfte flattert. Irgendwie doof wenn man sich wegen einer so kleinen Verletzung aus dem Schlafsack quälen muss und nicht einfach unbeschwert aufstehen kann. Zum Glück ist der Rest des Körpers da besser. Also noch eine Lage Tape und dann Zelt zusammenpacken.

    Als ich das Zelt das erste mal verlasse, stehe ich plötzlich in mitten einer Herde Rentiere und die Tiere wundern sich, wo der komische Mensch auf einmal her kommt. Ich hocke mich zurück in meine Apsis und geh auf Rentierjagt, natürlich nur mit der Kamera. Ich hoffe es werden gute Fotos, muss aber Akku sparen und gucke deshalb nicht nach. Auf jeden Fall ein schönes Gefühl so in mitten einer Herde aufzustehen und dann ganz friedlich dabei zuzusehen, wie die Herde langsam weiter zieht.

    Nach dieser unfreiwilligen Frühstückspause mit Besuch, baue ich mein Zelt ab und ziehe los in Richtung Sälkastugan. Das Wetter ist weiterhin hauptsächlich Wasser von oben, unten und hinten, dank dem Wind der mich schon den Nachtschlaf gekostet hat.

    Um 10:45 Uhr erreiche ich dann Sälkastugan. Auf dem Weg dahin haben mich die Rentiere begleitet und das sowohl über Planken als auch durch diverse Bäche. Dabei habe ich immer wieder versucht um die Herde herum zu gehen ohne sie zu stören. Das hat mir nasse Stiefel eingehandelt, die aber immer noch dicht sind, obwohl sich das Leder inzwischen voll Wasser zieht.

    In der Sälkastugan kaufe ich dann neues Leukoplast, damit die Wundauflage ihren Zweck erfüllen kann und es meiner Hüfte hoffentlich bald besser geht. Außerdem stelle ich fest, dass Mütter manchmal ganz gute Tipps abgeben und ich wohl eher auf meine Mama hätte hören sollen. So finden sich neben Leukoplast auf der Einkaufsliste auch noch Rosinen und Erdnüsse, hätte ich auch zu Hause schon einpacken können aber so habe ich sie immerhin nicht geschleppt. Rucksack ist ja eh schon schwer genug.

    Da die Singistugan von hier ja nur noch 13 km weit weg ist und es ja erst 11:30 Uhr ist geht’s wieder los. Der Weg selbst ist wie schon rauf zum Tjäktjapass nur „bits & pieces“ und auch das Wetter mag sich heute irgendwie nicht ändern. Also weiterhin Regen und Wind. Immerhin kommt der Wind aus Norden und ich habe daher Rückenwind. Leider verlangt der Weg von mir, dass ich mich auf die Beschaffenheit konzentriere und so habe ich wenig Augen für die doch sehr schöne Landschaft im Tjäktjavagge.

    Um 18:10 Uhr erreiche ich Singistugan und erschrecke erst einmal als ich auf das Thermometer gucke 0°C, kein Wunder, dass mir in meinem T-Shirt mit meinem Pulli ein wenig kalt ist. Die Hüttenwärte in Singi sind sehr nett. Ist eine ganze Familie mit drei Kindern, die gerade ihre Wäsche waschen als ich ankomme. Ich darf kostenlos in der Nähe der Hütte zelten und muss auch für die Toiletten nichts bezahlen. Nur für die Küche müsste man Zeltabgabe zahlen, aber ich habe ja meinen Trangia. Also baue ich mein Zelt auf und muss leider feststellen, dass mein schnelles Zusammenpacken am Morgen dazu geführt hat, dass das gesamte Innenzelt nass ist. Kein einziger trockener Fleck mehr im Zelt.

    Endlich hat der Wind mal einen positiven Effekt. Nachdem ich mit meinem Abendessen fertig bin, es gibt Schupfnudeln mit Sauerkraut, ist mein Zelt wieder schön trocken. Zumindest das Innenzelt. Dennoch ist mir weiterhin kalt und ich überlege ernsthaft, ob es nicht sinnvoll wäre morgen in Richtung Kebnekaise abzubiegen und von dort den Bus nach Hause zu nehmen. Meine Hüfte und das kalte Wetter machen mir zu schaffen und ich merke förmlich wie ich immer dünner werde. Aber erst einmal schlafe ich noch eine Nacht darüber.





    Zuletzt geändert von cabrow; 22.08.2012, 14:05. Grund: Mitreisende eingefügt
    Grüße
    cabrow
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    #2
    AW: [SE] Kungsleden von Abisko bis Kvikkjokk 16.07.2012 - 27.07.2012

    22.07. Singistugan – Teusajaurestugan 21km

    Am nächsten Morgen sieht die Welt dann schon wieder ganz anders aus. Es ist zwar weiterhin saukalt für Mitte Juli, das Thermometer ist sogar noch weiter gefallen. Es zeigt jetzt -3°C. Dafür scheint die Sonne und alles ist von einer leichten Zuckerschicht überzogen. Ja es hat geschneit in der Nacht.

    Anscheinend ist meine Uhr der selben Meinung wie ich, es soll weiter gehen. Sie läuft wieder, auch wenn natürlich jetzt die Zeit nicht mehr stimmt und ich bis zur nächsten Uhr warten muss um sie wieder zu stellen. Der Weg nach Kaitumjaurestugan entlang des Tjäktjajåkka zeigt sich heute von einer ganz anderen Seite als gestern. Sonne und tolle Aussicht auf die Berge Unna Avrrik, Stuor Avrrik und Stuor-Jierta, sowie Sanarcohkka. So macht wandern wieder richtig Spaß und das obwohl man auch hier immer auf den Weg achten muss um seine Bänder zu schonen. Die Wege sind auch nicht mehr ganz so ausgetreten. Man merkt eben deutlich, dass die „Hauptstrecke“ zum Kebnekaise abgebogen ist. Insgesamt treffe ich nur auf zwei Menschen aus Kanada, die nach dem Jubiläums-Marathon am 14.07. in Stockholm nun auf dem Weg zum Kebnekaise sind und dann weiter nach Abisko wollen. Ich weiß nicht ob ich das bewundern oder für verrückt halten soll, auf jeden Fall bin ich für solche sportlichen Leistungen nicht zu haben.

    Um 15:10 erreiche ich die Kaitumjaurestugan und treffe dort einen netten Kölner, der gemeinsam mit mir heute Nacht an der Singistugan gezeltet hat und kurz nach mir eintrifft. Er hat beschlossen heute hier in der Kaitumjaurestugan zu bleiben. Ich entscheide mich spontan dafür die restlichen neun Kilometer bis zur Teusajaurestugan heute noch zu gehen und so mache ich mich gegen 16:00 Uhr wieder auf den Weg.

    Nach einem kurzen aber doofen Stück entlang eines Rentierzaunes gelange ich auf die Hochebene zwischen Kaitumkätje und Teusajaurestugan. Hier oben bin ich ganz allein und das in dieser scheinbaren Weite, ein erhebendes Gefühl. Auch das Wetter spielt mit und ich habe es sonnig und warm. Dazu ist der Weg noch einfach zu laufen und ich kann mich einfach an der Natur erfreuen die hier oben so schön ohne Bäume und Sichtbehinderungen auskommt.

    Dann kommt leider irgendwann der Abstieg von der Hochebene hinunter nach Teusajaurestugan. Der hat es in sich und ist schön Steil. Außerdem ist er sobald man die Baumgrenze einmal hinter sich hat gepflastert von Mücken ohne Ende. Ich wünsche mich gleich wieder zurück nach oben auf die Hochebene. Als ich um 20:50 Uhr an der Teusajaurestugan ankomme, bin ich gerade zu spät für die Bastu und so lege ich mich nach einem Abendessen ohne Küche schnell schlafen. Morgen soll es schließlich früh raus gehen, damit ich trotz der Ruderstrecke über den Teusajaure in Vakkotavare noch den Bus nach Kebnats erwische. Noch liegen zwei Boote an diesem Ufer und ich hoffe, dass das die Nacht über auch so bleibt.













    23.07. Teusajaurestugan – Saltoluokta 15km

    Morgens um 6:00 Uhr aufstehen, nur um einen Bus mitten in der Pampa zu bekommen wirkt etwas befremdlich, aber bisher habe ich immer die Erfahrung gemacht, dass die Busse hier pünktlich bin, also bin ich es lieber auch. Habe Kondens im Zelt, hätte wohl doch den Lüfter ganz auf machen sollen. Aber hier an der Teusajaurestugan ist auch kein bisschen von dem Wind der mir gestern noch so schön das Laufen erleichtert hat.

    Anstatt los zu laufen wie ich es die letzten Tage gewöhnt war steht erstmal eine Strecke Rudern an. Ich habe leider Pech und irgendwer hat in der Nacht noch übergesetzt, sodass jetzt nur ein Boot da ist. Heißt es also drei mal den Kilometer machen, schade. Schwimmweste an und los, der Hinweg geht ganz gut, auch wenn die Strömung das Erreichen der Bojen ein wenig schwer werden lässt. Drüben angekommen habe ich erstmal das Problem, wie man mit zwei Booten bei so niedrigem Wasserstand vom Ufer weg kommt. Naja muss das Ruder eben als Stake her halten. Irgendwie komme ich jedenfalls los, auch wenn das ganze Rudern irgendwie viel länger dauert als ich es mir vorgestellt und vorgenommen habe. Dann auf halber Strecke der Tiefschlag in meine Motivation, der Hüttenwart setzt gerade die erste Gruppe der faulen über. Kommen die also früher los als ich, so ein Mist.

    Wieder in Teusajaurestugan wartet ein schwedisches Pärchen auf mich, dass sich auch fürs Rudern entschieden hat und sich nun freut, dass ich das zweite Boot schon geholt habe. Meine Hände sind inzwischen voller Blasen, manche davon offen, sodass ich mich irgendwie freue, die dritte Strecke abgeben zu können und doch sicher ans andere Ufer zu kommen.

    Als das andere Ufer erreicht ist, mache ich mich erst einmal dran, meinen Rucksack nochmal zu checken und das Frühstück zu verzehren, dass hatte ich nämlich vergessen. Die beiden Schweden ziehen sofort weiter, sodass ich als ich fertig bin alleine los ziehe. Das Wetter ist wie in den letzten Tagen, bedeckt, teilweise sonnig, meist jedoch leichter Regen. Der Weg bis zur Baumgrenze ist mal wieder beschwerlich, alles voll Mücken, kein wirklicher Wind und ich fange trotz niedriger Temperaturen an zu schwitzen. Langsam geht mir das Wasser aus, ich hätte nie gedacht, dass ich mich hier mal nach einem richtigen Bach sehnen würde, aber man lernt ja nie aus.

    Bis zur Baumgrenze habe ich das schwedische Paar wieder eingeholt und ziehe auch langsam vorbei. Aber meine Beine wollen heute nicht so wie mein Geist und ich gebe den Bus schon auf dem ersten Kilometer verloren. Zusätzlich zu den schmerzenden Knien und der Wunde an der Hüfte habe ich jetzt auch noch schmerzende offene Blasen an den Händen. Das Wetter ist bescheiden und ich überlege mir ernsthaft in Vakkotavare den Bus nicht nur bis nach Kebnats sondern gleich bis Gällivare und nach Hause zu nehmen.

    Bis zur Sommerbrücke über den Gappejåkka ziehen das schwedische Pärchen und ich uns immer wieder Stückweise den Berg herauf. Ohne wirklich zusammen zu laufen sind wir jeweils Ansporn für den jeweils Anderen. An der Brücke kommt mir ein Finne mit seiner Mutter entgegen. Ich wunder mich immer wieder drüber, bis in welches hohe Alter die Skandinavier hier oben noch zu Fuß unterwegs sind. Sie wollen wissen wie lang es noch bis Teusajaurestugan ist und freuen sich nur bedingt, als ich ihnen Antworte.

    Einmal über die Brücke rüber und mit aufgefüllten Wasser und Energiereserven – ich habe eine kleine Pause an der Brücke eingelegt – geht es flott voran. Die Wege auf der Ebene sind gut zu laufen und man kann die Landschaft genießen. Leider regnet es, sodass sich Fotos nicht wirklich lohnen und außerdem habe ich ja noch den Zeitdruck, diesen doofen Bus zu bekommen. Hier oben ist es eigentlich viel zu schön um da so durch zu hetzen und ich nehme mir vor den Bus zu vergessen und einfach die Landschaft zu genießen. Klappt aber nicht ganz, ich hab ja nun wieder eine Uhr und die zeigt mir einfach, dass ich voran kommen sollte. Bis es wieder bergab in Richtung Vakkotavare geht begegne ich keiner Menschenseele. Sobald der Abstieg begonnen hat und ich kurz vor der Baumgrenze bin, merkt man dann plötzlich wieder, dass man nach Vakkotavare mit dem Bus fahren kann. Viele Touristen mit Tagesrucksäcken und ohne Verständnis für die Frage wie lang es noch dauert und ob der Weg einfach zu gehen ist. Ich erhalte Schätzungen für die zurückzulegende Wegstrecke von 20 Minuten, was deutlich untertrieben ist, bis hin zu zwei Stunden, was einfach nicht wahr sein kann, es sind niemals noch acht Kilometer.

    Auf dem Weg hinab nach Vakkotavare habe ich dann dank meinem selbstgemachten Zeitdruck und der Eile die daraus resultiert zweimal das Vergnügen zu stürzen. Erst einmal lande ich Gesicht voran in einer Wollweide und dann im darunter befindlichen Sumpf, dessen Wasser mir die Luft zum Atmen nimmt und mich in Panik versetzt. Nachdem ich meinen Rucksack losgeworden bin und alles, inklusive der Kamera, nass gemacht habe, stelle ich fest, dass meine Brille weg ist. Scheiße, also wieder rein in den Sumpf und suchen. Das kostet wertvolle Zeit und vor allem Nerven. Zum Glück finde ich nach einer guten halben Stunde suchen meine Brille an einem Wollweiden-Ast hängend und kann weiterziehen. Auch meine Kamera verzeiht mir das unfreiwillige Bad und läuft weiter so wie bisher. Nur muss sie einmal durchtrocknen, denn irgendwie hat sie doch Wasser gezogen, was aber nur ab und an an einem beschlagenen Spiegel abzulesen ist.

    Beim zweiten mal ist es kein sumpfiges Gelände mit Planken das mir zum Sturz verhilft, sondern ein Fehltritt auf einem steilen, felsigen Teil des Abstieges. Zum Glück habe ich meine Stöcke, auch wenn der eine die Belastung mit meinem gesamten Gewicht – mit Rucksack sicher an die 100 Kilogramm – mit einer eher bogenartigen Form quittiert. Ich selbst zieh mir nur eine kleine Schürfwunde am Ellbogen und eine Zerrung im rechten Fuß zu. Aber das merke ich gar nicht, bin ja schließlich voll mit Adrenalin, muss den Bus erreichen und Fluche laut vor mich hin. Komisch so nach einer Woche in Schweden läuft sogar das Fluchen und die Selbstgespräche im Kopf auf Schwedisch ab. Der Abstieg ist bis auf den Sturz und die Feststellung, dass ich steile Passagen nicht mag unproblematisch, auch wenn unterhalb der Baumgrenze die obligatorischen Mückenschwärme wieder zu nerven beginnen. Mygga hilft zwar aber wirklich würde wohl nur ein Netz schützen und das habe ich nicht mit.

    Als ich dann eine knappe halbe Stunde vor dem Bus in Vakkotavare bin, treffe ich erstens auf eine sehr nette und irgendwie bemitleidenswerte Hüttenwirtin, die mir ein Glas Lingonsaft spendiert – muss wohl sehr bemitleidenswert aussehen – und zweitens auf vier Deutsche, die den Kungsleden von Abisko gemacht haben und nun in Richtung Lofoten weiter wollen. Sie haben anscheinend keine Schwedisch-Kenntnisse und daher leichte Probleme in Kiruna noch eine Unterkunft für die Nacht zu bekommen.

    Ich schicke erst einmal die längst überfälligen SMS nach Hause und informiere Mama und Freundin darüber, dass bei mir, bis auf kleinere Blessuren alles gut ist. Vorsichtig wie ich geworden bin gebe ich außerdem noch zu verstehen, dass ich mich vor Kvikkjokk wohl nicht mehr melden werde.

    Die Hüttenwirtin fragt ob ich bleiben will, ich verneine und sie ist wieder ohne Gäste, denn alle ziehen weiter nach Saltoluokta. Sie berichtet, dass es am Wochenende richtig voll war und sie acht Gäste hatte.

    Die Zeit für den Bus rückt näher und die Deutschen wollen der netten Hüttenwirtin Euro da lassen und sich so für die nette Bewirtung bedanken. Ich finde den Vorschlag irgendwie typisch Deutsch und biete an, wenigstens die Euro in Kronen zu tauschen, damit die Wirtin damit auch was anfangen kann. Gesagt getan. Man merkt irgendwie, dass die vier Deutschen zu Hause gewöhnt sind Geld zu haben. Alle stecken in Jack Wolfskin von oben bis unten und alle vier haben je eine Kamera und ein GPS-Gerät dabei. Ich frage mich erstens ob das nötig und zweitens ob es sinnvoll ist. Aber mir soll es egal sein.

    Kurz vor dem Bus kommt dann auch das schwedische Paar mit dem ich morgens über den See gerudert bin in Vakkotavare an. Sie bleiben noch eine Nacht und fahren dann nach Hause. Für mich geht’s weiter mit dem Bus bis Kebnats, den ich ganz klar mit Karte bezahle und damit meine deutschen Mitreisenden verblüffe.

    Das Boot über den See nach Saltoluokta ist wirklich auf den Bus abgestimmt und voller Touristen. Irgendwie ist es merkwürdig nach einer Woche wieder auf solche Menschenmassen zu treffen. Nicht, dass es auf dem Weg einsam gewesen wäre, aber die Menge der Menschen ist schon erstaunlich.

    In Saltoluokta angekommen bezahle ich Zeltabgabe und erkaufe mir so Zugang zur Küche, den Duschen und vor allem der Bastu. Nachdem ich mein Zelt aufgebaut habe, gehe ich in die Küche und esse erst einmal einen Happen. Dort treffe ich auf einen netten Schweizer mit seiner zwei Jahre alten Tochter. Sie sind auf einer vier Monate dauernden Reise durch Nord- und Osteuropa und wollen in zwei Tagen seine Frau abholen, die im Moment alleine einen Teil des Kungsleden geht. Irgendwie ist es toll, dass sich Menschen so etwas trauen. Nach meinem ausgiebigen Mahl nutze ich Dusche und Bastu um endlich mal wieder richtig sauber zu werden. Auch wasche ich alle meine Klamotten und nutze so den Trockenraum. Die 130 SEK haben sich wirklich gelohnt. Die Bastu ist wunderbar, mit Panoramafenster und einer atemberaubenden Aussicht. Ich verstehe inzwischen wieso dort oben die Bastu die Badewanne und auch die Duschen ersetzt. Es ist einfach entspannender und vor allem ist es wohl einfacher zu realisieren, hier wo das Wasser höchstens 4°C hat.

    Nach der Bastu esse ich dann noch einmal und treffe dabei ein deutsches Paar, dass mit leichtem Gepäck den Kungsleden bis Kvikkjokk als Hüttenwanderung geht. Mit ihnen werde ich ab jetzt häufiger gemeinsam rasten. Sie sind sehr nett und kommen aus dem Allgäu. Außerdem treffe ich noch eine Gruppe von vier jungen Deutschen die gerade aus dem Sarek zurück kommen und nun nach Hause fahren. Ich nehme mir fest vor, irgendwann auch mal in den Sarek zu gehen. Nach Bastu, Essen und vielen Gesprächen geht es dann ins Zelt, das Nachbarn bekommen hat. Zwei weitere Zelte sind in unmittelbarer Nähe aufgebaut worden. Man merkt eben, dass Saltoluokta eine große und an die Zivilisation angeschlossene Fjällstation ist.



    24.07. Saltoluokta – Sitojaurestugan 20km

    Morgens geht es gemütlich um 9:45 Uhr los in Richtung Sitojaurestugan. Ich komme mir erst ein wenig verarscht vor, dann denke ich an deutsche Mittelgebirge. Alle 50 Meter steht ein Schild, dass einem bestätigt, dass man sich noch auf dem Kungsleden befindet. Auch gibt es im Wald Werbung für die umliegenden Samen-Dörfer mit ihren jeweiligen Spezialitäten, sprich Räucherfisch und frischem Brot. Irgendwie ungewohnt so ein breiter ausgetretener Pfad auf dem man ohne zu gucken laufen kann. Das Wetter ist mal wieder etwas für meine Freundin, heißt es ist sonnig und sehr warm. Ich verbrauche im Wald mehr Wasser als mir lieb ist, vor allem weil ich nicht weiß wann ich auffüllen kann. Dann kommt endlich der Aufstieg zur Baumgrenze und ich freue mich, als ich im Hochfjäll bin und mir der Wind entgegen peitscht.

    Trotz Gegenwind ist es einfach herrlich zu wandern und heute lohnen sich die Fotos auch wieder. Wetter ist stabil und so komme ich sehr schnell voran. Schnell erreiche ich Autsutjvagge die Schutzhütte ist voll, aber wie immer findet sich ein Platz. Insgesamt treffe ich zwei Dänen die auf dem Padjelantaleden in Richtung Saltoluokta unterwegs sind, eine schwedische Familie, die wie ich nach Sitojaurestugan will und ein schwedisches Pärchen, dass von Saltoluokta aus heute bis hier hin und zurück will. Außerdem läuft an uns eine ältere Dame in sehr langsamen Tempo vorbei, die sagt sie wolle nach Sitojaurestugan. Nach einem Mittagessen gehe ich weiter. Der Weg ist super und so achte ich hauptsächlich auf die Landschaft und freue mich über das Farbenspiel der Moose und Flechten, sowie über die vielen Vögel die man hier oben trifft. Auch wenn das gefiepe der Fjällpipare einem mit der Zeit auf die Nerven fällt. Ich überhole die ältere Dame und wundere mich, dass sie trotz des Gegenwindes überhaupt vorankommt.

    Der Gegenwind nimmt weiter zu und ich habe mühe mich auf den Beinen zu halten, man merkt die vergangenen Kilometer schon irgendwie in den Beinen. Außerdem nehme ich ein Phänomen wahr, dass ich aus Deutschland nicht kenne. Trotz Sonne treibt der Wind Regen aus den Wolken vor und neben mir in mein Gesicht. Ist komisch mit Regen in vollem Sonnenschein zu laufen.

    Irgendwann ist es dann wieder soweit, der Abstieg nach Sitojaurestugan beginnt und ich verlasse wieder einmal das Hochfjäll. Kaum ist die Baumgrenze erreicht, wimmelt es von Mücken. Sitojaurestugan kommt schon ziemlich schnell in Sicht, verschwindet dann aber wieder hinter einem dichter werdenden Birkenwald. Über Planken geht es in Richtung See herunter. Ich komme an einem merkwürdigen Schild vorbei, auf dem man gebeten wird für den Bootstransfer doch bitte eine schwedische Nummer anzurufen. Dumm nur, dass man hier oben keinen Handyempfang hat. Naja darum werde ich mich dann in Sitojaurestugan kümmern. Dann kommt das nächste merkwürdige Schild und ich muss ehrlich lachen. Angeblich ist die Planke über ein morastiges Rinnsal die letzte Wasserstelle vor der Sitojaurestugan und alle die ohne Zeltabgabe zelten wollen sollen vor der „Brücke“ zelten. Nach der Brücke ist laut dem Hüttenwart Zelten nur für zahlenden Gäste erlaubt. Ich wundere mich über diese so gar nicht schwedische Aussage und ziehe erst einmal weiter. Nach 20 Minuten kommt dann endlich Sitojaurestugan und der Hüttenwart ist alles andere als nett. Wortkarg und nicht sehr freundlich, aber naja ich werde heute Nacht wohl hier zelten, damit ich morgen früh das Boot erwische und nicht so früh aufstehen muss. In der Hütte treffe ich das Paar aus dem Allgäu wieder. Außerdem noch drei Schweden und eine schweizer Familie mit zwei Kindern. Die Schweden – zwei junge Männer und die Mutter des einen Mannes – finden die Idee von selbstgedörrtem Essen sehr interessant und so unterhalten wir uns ein wenig. Wie immer geht es hauptsächlich ums Wetter, dass morgen angeblich wie in den letzten Tagen „blandat“ sprich gemischt werden soll. Nach einem ausgiebigen Abendessen kommt der Hüttenwart und will kassieren. Außerdem stellt er sich als lebendiger Geldautomat heraus, da der Same der uns morgen über den See fahren soll wohl nur Bares nimmt. Als die Überfahrt geregelt ist gehe ich ins Zelt und lege mich schlafen.













    25.07. Sitojaurestugan – Brücke am Suobatjåkka 13km

    Ich bin viel zu früh wach und beschließe auch nicht weiter liegen zu bleiben. Mache mich zum Ableger auf und treffe dort noch niemanden. Also einfach die schöne Aussicht über den See genießen und warten. Ich überlege kurz, ob ich den Weg nicht rudern soll, stelle dann aber fest, dass nur ein Boot an diesem Ufer liegt, ich die 3,5 km also drei mal rudern müsste und entscheide mich dann doch lieber für ein Frühstück mit Müsli. Vor allem wenn ich bedenke, dass zwei der drei Ruderstrecken gegen den Wind wären. Kurz vor neun taucht ein älterer Same mit seiner Frau auf und sie fangen an zwei Boote klar zu machen. Tanken aus dem Kanister und Wasser aus dem Boot schöpfen. Langsam kommen auch die ganzen Menschen vom Vorabend an den Anleger. Zusätzlich kommen noch die schwedische Familie aus Autsutjvagge, zwei Kanadier, vier ältere Deutsche und zwei deutsche Mädels aus Berlin an den Anleger. Der Same muss wohl mindestens zweimal fahren. Die vier älteren Deutschen sehen wie schon die letzte Vierergruppe nach Geld aus. Auch hier sieht man nur Jack Wolfskin und viel zu viel teures Technik-Equipment.

    Der Same sammelt das Geld ein und erklärt uns wie wir in sein Boot einsteigen sollen. Er will nur mit dem größeren der beiden Boote fahren weil es zu stark windet. Ich gebe meine 200 SEK ab und fange an die Rucksäcke wie angewiesen zu verladen. Das Paar aus dem Allgäu zahlt auch seine 200 SEK pro Person, die schwedische Familie zahlt 500 SEK für zwei Erwachsene und zwei Kinder. Auch die Berliner zahlen je 200 SEK. Nur bei den vier älteren Deutschen wechselt deutlich mehr Geld den Besitzer. Von dem was ich aufschnappe will der Same 700 SEK pro Person von ihnen. Sie zahlen anstandslos und steigen dann mit ins Boot. Anscheinend macht der Same Preise nach Nase.

    Apropos Nase, die Nase des Samen blutet schon die ganze Zeit und er hat in seinen Nasenlöchern zwei Pfropfen aus Taschentüchern, die er von Zeit zu Zeit in den See hält um sie wieder zu reinigen. Als dann das erste Boot voll ist, fahren wir endlich los. Das Blut aus der Nase des Samen verteilt sich dank des Fahrtwindes über seine ganze Wange. Schwimmwesten gibt es diesmal keine und auch sonst wird nicht wirklich auf Sicherheit gesetzt aber was soll es, wir kommen schnell und trocken über den See.

    Auf der anderen Seite ziehe ich schnell weiter nur um dann im folgenden Wald einen Stein für ein zweites Frühstück zu nutzen. Der Weg nach Aktse soll mit neun Kilometern nicht sehr weit sein. Zuerst geht es durch Birkenwald bis man vor einer Wand steht, die hinauf zum Martevarasj führt. Von dort oben kommt mir ein Brite entgegen, der eher an einen Steinbock als an einen Menschen erinnert. Fast ganz ohne Gepäck hüpft er geschwind den Anstieg hinunter und sagt er wäre vor einer Stunde in Aktse gestartet. Es gerade einmal 10 Uhr und er will heute noch bis Saltoluokta. Ich bezweifele nicht, dass er es schafft auch wenn ich mich frage, was solch ein Tempo für einen Zweck hat. Der Aufstieg für mich ist jedenfalls zeitraubend und nicht wirklich schön. Mein Gepäck macht mir zu schaffen und kaum habe ich die Baumgrenze passiert, stellt sich wieder starker Gegenwind ein, der mich ein paar mal fast den Hang hinunter bläst. Jedenfalls habe ich das Gefühl. Als der Aufstieg dann endlich geschafft ist, breitet sich schön das Hochfjäll vor mir aus. Ich genieße es mal wieder durch Flechten, Mose und den typischen Heidebewuchs zu wandern. Das Pärchen aus dem Allgäu biegt kurz nach erreichen der Ebene nach Westen ab um den Doaresoajvve westlich zu umrunden und dann von dort auf den Skierffe aufzusteigen. Ich selbst überlege auch kurz, ob ich nicht noch auf den Skierffe steigen soll. Schließlich hatten alle die ich bisher getroffen habe gesagt es sei quasi ein Muss. Ich entscheide mich dann aber dafür gerade nach Aktse zu laufen, da sich meine rechte Hüfte meldet und auch meine Füße die letzte Woche schon etwas bemerken. Also nicht auf den Skierffe, sondern weiter nach Aktse.

    Auch auf dem Weg nach Aktse habe ich einen schönen Ausblick in das Rapadalen. Ich beschließe auf jeden Fall wieder zu kommen und dann ins Rapadalen zu laufen. Auf dem Weg hinunter nach Aktse treffe ich den Schweizer aus Saltoluokta wieder. Er hat seine Frau in Aktse aufgesammelt und ist nun auf dem Weg hinauf zum Skierffe. Gegen 12:00 Uhr erreiche Aktse und erfahre, dass das nächste Boot über den Laitaure heute um 17:00 Uhr geht. Also habe ich jetzt erst einmal fünf Stunden Zeit mich zu erholen. Ich kaufe mir im Shop eine Cola und eine Tüte „Gott & Blandat“ Gummibären. Vor der Hütte treffe ich dann beim Kartenstudium auf zwei Schweden, Vater und Sohn, die heute abreisen und daher Vorräte vernichten müssen. Sie laden mich zu Köttbullar und Kartoffelbrei ein. Ich darf nicht ablehnen und so komme ich in die Hütte und zu einer tollen warmen Mahlzeit. Den angebotenen Schinken lehne ich dann aber ab, denn er ist zu schwer um ihn durch die Landschaft zu tragen. Ich erfahre allerhand zu Consulting in Stockholm und die Ausbildung von Physiklehrern in Schweden. Sehr nette Gesellschaft, vor allem wenn man bedenkt, dass sie mir all das schenken ohne drüber nachzudenken.

    Nach dem Essen geht es dann wieder raus und ich treffe wieder auf die zwei Mädels aus Berlin. Wir kommen ins Gespräch und es stellt sich raus, dass sie abseits des Campingplatzes ganz nah am Ableger der Sitojaurestugan gezeltet haben. Sie kommen auch aus Abisko haben aber etwas länger gebraucht und hatten viel mehr Pech mit dem Wetter. Wir tauschen uns über die Geschichten aus, die wir so auf dem Weg gehört haben und Sie beschließen nicht in Aktse zu bleiben sondern auch mit dem 17:00 Uhr Boot überzusetzen. Ich fülle am fließenden Wasser mit Dusche der Hütte nochmal mein Wasser auf und dann ist es auch schon Zeit zum Bootsanleger zu gehen. Der Hüttenwart aus Aktse setzt und über. Der Wind und die andere Beschaffenheit des Sees führen dazu, dass wir alle sehr schön nass werden. Dafür gibt es tolle Aussichten auf den Nammasj und das Rapadalen. Als wir in Laitaure ankommen, wird einem der Männer die nach Aktse wollen plötzlich schlecht und er wird Ohnmächtig. Angeblich hat er verdorbenes Wasser getrunken. Alle helfen mit ihn auf das Boot zu verladen, damit er schnell nach Aktse kommt und von dort aus nach Hause kann. Ich mache drei Kreuze, dass mir so etwas auf der bisherigen Tour erspart geblieben ist und hoffe, dass es auch weiter so bleibt.

    Von Laitaure aus geht es noch ein ganzes Stück weiter. Ich lasse die Mädels aus Berlin an der Hütte am Ufer zurück und mache mich selbst auf durch den sumpfigen Wald. Die Wege sind wieder einmal wie in deutschen Mittelgebirgen. Ganz normale Waldwege eben, nur nicht so breit wie in Deutschland, schließlich muss hier kein Fahrzeug durch. Ich stelle relativ schnell fest, dass es unmöglich ist etwas zu trinken, Karte zu lesen oder sonst irgendeine Tätigkeit zu machen, die mit Stillstand einhergeht. Sobald man stehen bleibt wird man trotz Mygga zur lebendigen Blutkonserve und Futterstation für tausende von Mücken. Aktse und Umgebung werden also ihrem Ruf gerecht. Alles voller Mücken.

    Um 18:40 Uhr erreiche ich die Brücke am Suobbatjåkka (N E) und stelle mein Zelt auf, trotz Mücken, schließlich gibt es hier fließend Wasser und vor allem einen annehmbaren Zeltplatz. Ich koche in der Apsis und hoffe so weniger Mücken zu haben. Aber ich kassiere sicher ein paar Stiche. Danach jage ich noch die Mücken die es in mein Zelt geschafft haben und lege mich dann schlafen.









    26.07. Brücke am Suobbatjåkka – Pårtestugan 17km

    Um 9:45 Uhr geht’s weiter, vorletzte Etappe bis zur Pårtestugan. Der Weg ist weiterhin gut zu gehen. Ab jetzt geht es stetig bergauf und ich freue mich nach einer Stunde die Baumgrenze erreicht zu haben. Baumgrenze heißt erstens ein letztes mal Hochfjäll und zweitens kaum noch Mücken. Das Wetter ist ideales Wanderwetter. Leichte Bewölkung aber trocken und dazu ein leichter Wind im Rücken. Ich genieße es einfach die Steinmännchen mit dem Auge zu suchen und den guten Weg entlang zu schreiten. Fast ärgere ich mich, dass es heute das letzte Mal ist, dass ich durchs Hochfjäll laufen darf. Nach einer weiteren Stunde erreiche ich an der Rittak-Hütte, die inmitten eines kleinen Birkenwaldes liegt und mich irgendwie eher an eine Bastu als an eine Schutzhütte erinnert. Ich koche mir ein Mittagessen und lese die ganzen Kritzeleien im Innern der Hütte. Als ich draußen ein Geräusch wahrnehme, öffne ich die Tür und schrecke eine nette Schweizerin hoch, die aus Pårtestugan kommt und weiter nach Aktse will. Wir unterhalten uns über die Zahl der Menschen die man hier oben trifft und über den Tourismus in den Alpen. Nachdem ich meine Wasservorräte aufgefüllt habe geht es um 13:00 Uhr weiter in Richtung Pårtestugan. Noch im Hochfjäll treffe ich auf zwei junge Deutsche die in weiter in den Sarek hinein wollen und mich ausgiebig nach Bootspreisen fragen. Ich sag ihnen, dass ich nicht viel Ahnung habe, man aber bei den Samen ein wenig aufpassen muss, dass sie die Preise nicht nach Nase machen. Ansonsten sehe ich für die beiden eher schwarz bei ihren Vorstellungen von den Preisen. Nachdem ich zwischen dem Hornnasj und dem Favnoajvve hindurch bin geht der Weg stetig bergab und führt erst durch den typischen Birken- später dann durch Kiefernwald. Ab jetzt ist es mit den Aussichten vorbei und auch der Geruch verändert sich. Wie komisch, dass ich jetzt erst merke, dass jede Landschaft ihren eigenen Geruch hat. Die Aussichten gleichen sich immer mehr denen der Eifel an, nur dass die Wege etwas anspruchsvoller zu gehen sind weil sie eben nur für Menschen, vielleicht noch Elche und Bären gemacht sind und nicht für Forstarbeiten oder Autos. Ich stoße auf Ameisenhaufen und Bären- und Elchlosung sowie auf eine Reihe von Spuren die ich nicht eindeutig zuordnen kann. Gegen 16:00 Uhr verlasse ich den Sarek-Nationalpark und damit den letzten Nationalpark für diese Wanderung. Um 16:30 erreiche ich Pårtestugan und fange gerade noch den Hüttenwart ab, der sich auf den Weg zum Angeln macht. Er sagt ich soll mich einrichten und wir würden uns ja dann heute Abend sehen. Meine Füße und meine rechte Hüfte bedanken sich dafür, dass es jetzt nur noch 18 Kilometer bis nach Kvikkjokk sind und ich für heute aufhöre zu wandern. Nach einiger Zeit trifft auch das Pärchen aus dem Allgäu in der Hütte ein. Sie waren auf dem Skierffe und sind dann in Aktse geblieben. Wir unterhalten uns mal wieder sehr angeregt und sie überlegen ob es nicht eine Alternative zum Tütenfraß ist sich selbst Nahrung zu dörren. Der Hüttenwart kommt zurück, ich zahle meine Zeltabgabe und erfahre, dass er Anglerglück hatte und länger als die meisten anderen Hüttenwarte für die Pårtestugan zuständig ist.

    Nach meinem Abendessen lege ich mich früh schlafen und freue mich insgeheim auf morgen und das Ende der Wanderung, auch wenn ich erfahren habe, dass es in Kvikkjokk entgegen den Angaben aus dem Reiseführer keinen Supermarkt mehr gibt und ich wohl mit dem Laden der Fjällstation vorlieb nehmen muss.





    27.07. Pårtestugan – Kvikkjokk 18km

    Heute geht es nach Frühstück und Katzenwäsche um9:30 Uhr los. Ich merke, dass die Zeiten für den Zelt Auf- und Abbau immer kürzer werden. Übung macht den Meister. Die Wege durch den Wald sind wieder wie gestern. Etwas anspruchsvoller als in Deutschland aber vom Prinzip her gut zu gehen. Einzige Ausnahme bilden die beplankten Teile des Weges. Die Planken hier müssten mal wieder instand gesetzt werden. Ich hole mir zum Abschluss der Reise noch einmal nasse Füße – Wasser kommt über den Schuh, der Schuh ist dicht. Wetter für die letzte Etappe ist super, leichter Wind, Sonne und ab und an mal eine Wolke. Leider sind im Wald die Mücken wieder aktiv und jede kleinste Pause wird zur Qual. Da hilft auch Mygga nicht wirklich. Nach zwei Stunden treffe ich am Stuor Dahta einen Polen der im Speed-Modus unterwegs zu sein scheint. Er sagt er sei zwei Stunden seit Kvikkjokk unterwegs und will wissen wie lange es wohl noch bis Pårtestugan ist. Ich kann sein Tempo sicher nicht gehen und habe daher auch keine wirkliche Antwort auf seine Frage. Weiter geht’s durch Birken- und Kiefernwald. Um 12:30 Uhr erreiche ich die Brücke am Njahkajåkka und lege erst einmal eine Pause ein. Um 13:00 geht es dann weiter durch den Wald. Die Wege werden schlechter, dafür ist im Wald deutlich mehr los als im Hochfjäll. Überall Frösche, Insekten und Vögel. Leider aber auch immer mehr Mücken. Es geht immer wieder Hügel hoch und runter, irgendwie doof zu gehen, ich muss bei all den Wurzeln arg auf meine Füße aufpassen. Will mir ja nicht auf der letzten Etappe noch meine Bänder ruinieren. Gegen 14:00 Uhr treffe ich auf immer mehr Tagestouristen mit kleinem oder ganz ohne Gepäck. Die Angaben des Weges nach Kvikkjokk schwanken wieder mal zwischen 20 Minuten und drei Stunden. Letzteres kann nicht sein, erstes aber auch nicht. Es riecht sehr schön nach Kiefernwald und ich freue mich auf Kvikkjokk und duschen, sowie die Bastu.

    15:00 Uhr Kvikkjokk ist erreicht und ich will erst einmal einkaufen. Beim zahlen der Tagesabgabe sieht die Hüttenwirtin meinen Ausweis und teilt mir mit, dass ich bitte die Polizei informieren soll, dass ich 1. am Leben und 2. wohl auf bin. Meine Mutter hat laut ihrer Angabe die Polizei informiert, dass ich mich nicht regelmäßig gemeldet habe und so eine Suchaktion gestartet. Ich telefoniere mit der Polizei und gebe Entwarnung und verfluche innerlich meine Mutter für diese Peinlichkeit. Zum Glück hat die Polizei nur die Hütten abtelefoniert und dort hatte ich mich ja regelmäßig eingetragen. So sind immerhin keine großen Kosten entstanden. Doof ist es dennoch.

    Nachdem ich den Schock erst einmal verdaut habe, buche ich die Bastu – 50 SEK extra ist schon happig aber muss sein – kaufe ein und melde mich bei meiner Freundin und meiner Mama. Danach nehme ich eine Dusche, buche noch eine Waschmaschine – 60 SEK extra, dafür ist alles sauber – und begebe mich dann zum Essen in die Selbstversorgerküche. Das Restaurant hat Angebote die irgendwie an der Zielgruppe vorbei gehen und ist dementsprechend leer. Ich treffe beim Essen das Paar aus dem Allgäu wieder. Nach dem Essen schicke ich zur Sicherheit noch eine e-Mail hinter den SMS hinterher, damit meine Mama auch ja beruhigt ist. Dann geht’s ab in die Bastu und danach runter zum Zeltplatz, der hier der Kirche gehört und daher kostenlos zu nutzen ist. Endlich bin ich angekommen. Ist irgendwie ein gutes Gefühl aber auch sehr schade, dass der ganze Spaß jetzt schon vorbei ist.









    Warten und Abreise

    Nachdem ich von meinen sicherheitshalber eingeplanten vier Tagen extra keinen einzigen auf dem Weg verbraucht habe – zum Glück – sitze ich jetzt in Kvikkjokk und habe mal wieder festgestellt, dass schwedische Dörfer alle gleich sind. Kirche, fünf bis zehn weitere Häuser und außer viel Natur nichts drum herum. Also sitze ich die meiste Zeit im Zelt, ruhe meine Hüfte aus und lese mein Buch. Gut, dass ich mich doch für einen dicken Wälzer entschieden habe. Nach vier Nächten in Kvikkjokk habe ich alles gesehen, den Wasserfall, die umliegenden Wälder und sogar die kleine Kunstausstellung. Eigentlich müsste ich noch eine Nacht hier verbringen und könnte erst dann mit meinem vorgebuchten Ticket in Richtung Murjek und dann weiter über Boden nach Stockholm und Malmö fahren. Ich versuch dennoch am 31.07. anstatt am 01.08. mit dem Bus zu fahren und dem Busfahrer ist es eigentlich auch egal. So komme ich schon am 31.07. nach Jokkmokk und kann endlich wieder in einem richtigen Supermarkt einkaufen. Ich besorge Schokolade für meine Freundin und frisches Brot für mich. Blåbärsoppan, Sil und Senap stehen außerdem auf dem Einkaufszettel. Nach einem schönen Mittagessen besuche ich noch das Samenmuseum Ajtte, dass sich wirklich lohnt. Da ich nach dem Museumsbesuch keinen passenden Zeltplatz finde und keine Lust habe auf den Campingplatz auszuweichen beschließe ich, den späten Bus nach Murjek zu nehmen oder es zumindest zu versuchen.

    Auch dem zweiten Busfahrer ist egal, dass mein Ticket erst ab morgen gilt und er nimmt mich kommentarlos mit nach Murjek. Dort angekommen stelle ich mal wieder fest, dass nicht alles was einen Bahnhof hat in Schweden gleich ein größerer Ort ist. Also warte ich mit all den anderen aus dem Bus auf den Nachtzug nach Stockholm der um 20:11 Uhr kommen soll.

    Der Nachtzug hat eine halbe Stunde Verspätung die aber ganz normal zu sein scheint, denn es regt niemanden auf. Der Schaffner ist sehr nett und nimmt mich mit – wieder ohne Ticket – sagt mir aber, dass ich wenn eine Reservierung auftaucht den Platz wechseln muss. Das ist für mich selbstverständlich, schließlich bin ich froh, überhaupt nach Stockholm unterwegs zu sein. Im Zug erlebe ich dann aber, dass es wohl nicht selbstverständlich ist, dass man den Platz räumt wenn eine Reservierung vorliegt. Ein chinesischstämmiger Kanadier mit Interrail-Ticket regt sich furchtbar auf, als er „seinen“ Vierer räumen muss für zwei Schwedinnen mit insgesamt acht Chihuahuas. Er beschimpft die Schwedinnen, bespuckt sie und fängt dann an die Tische in die Rückenlehnen der Schwedinnen krachen zu lassen. Irgendwann ist es den beiden dann zu dumm und sie rufen den Schaffner. Der sagt dem Kanadier, er soll ruhig sein und sich in seine Ecke setzen, sonst ruft er die Polizei. Der Kanadier sieht das ganze irgendwie nicht ein und beschimpft jetzt auch noch den Schaffner. Daraufhin kommt in Boden die Polizei an Board und führt den Kanadier aus dem Zug. Er darf dann wieder einsteigen, wird aber in ein Abteil gesperrt und ist somit isoliert. Ich selbst wunder mich nur darüber, wie böse Schweden werden können. Bisher hatte ich sie immer sehr entspannt und freundlich gegenüber Ausländern erlebt. Naja ich sitze einfach weiter im Zug nach Stockholm und zum Glück will auch niemand meinen Sitz haben. Ich unterhalte mich mit den zwei Schwedinnen und einem Schweden, der gerade aus Norwegen von einem FSJ kommt. Als wir am nächsten Morgen in Stockholm ankommen, sagt mir der Schaffner ich soll zum Schalter gehen und mir das Ticket frei schreiben lassen. Gesagt getan, ich geh erst zum Schalter und dann zum nächsten Zug nach Malmö. Die Schaffnerin will mich erst nicht mitnehmen, guckt sich mein Ticket dann nochmal an und sagt ich soll rein springen, der Zug sei ja eh nicht voll. Also bin ich jetzt 22 Stunden vor meinem Zeitplan im Zug nach Malmö und das obwohl ich mir noch das Museum in Kvikkjokk angesehen habe.

    In Malmö kommen wir gegen 17:00 Uhr an und ich mache mich direkt auf den Weg zum Schalter um zu fragen ob in Kopenhagen heute noch ein Zug nach Hamburg fährt. Die Antwort ist ein klares „Ja“, sodass ich mich schnell auf den Weg nach Kopenhagen mache. Im Öresundtåg interessiert es mal wieder niemanden, dass mein Ticket für morgen gilt und nicht für heute. Als ich dann in Kopenhagen ankomme, teilt mir der Schalter mit, dass die Info in Malmö leider falsch war und der nächste Zug nach Hamburg erst morgen um 7:45 Uhr fährt. Na toll 12 Stunden in Kopenhagen festhängen hatte ich jetzt nicht eingeplant. Was soll es ich bin ja immer noch früher daheim als ich es geplant hatte. Leider ist in Kopenhagen kein Hostel mehr zu bekommen, sodass ich mit meinem Trangia und Dörrfutter auf dem Bahnhofsvorplatz mein Abendessen einnehmen darf. Kopenhagen Hauptbahnhof wird zwischen 02:18 und 04:18 Uhr geschlossen, sodass ich mitten in der Nacht von meiner Schlafbank aufgeschreckt werde und mich dann auf den Bahnsteig verziehen muss um dort die nächsten zwei Stunden zu schlafen. Am nächsten Morgen habe ich dafür dann wieder Glück. Der dänische Schaffner des ICE nach Hamburg sieht überhaupt kein Problem darin, dass mein Ticket für den Zug um 22:00 Uhr gilt und außerdem nur ein IC-Ticket ist, lässt mich also einsteigen und nimmt mich bis Hamburg Hauptbahnhof mit. Ich staune mal wieder darüber, dass ein ganzer Zug neben diversen LKW und PKW in ein Schiff passt und fahre also früher als erwartet nach Hamburg.

    Innerlich stelle ich mich schon darauf ein, dass die DB nicht ganz so kulant ist wie die SJ und die DSB und ich in Hamburg wohl die Zeit bis zu meinem regulären Zug absitzen darf. Doch diesmal habe ich die Rechnung ohne die DB gemacht. Hamburg Hauptbahnhof ist heute (02.08.2012) Endstation für alle Züge aus Norden. Zwischen Hamburg Hauptbahnhof und Hamburg Harburg wurden nämlich Weltkriegsbomben im Gleisbett gefunden und daher herrscht das reinste Chaos in Hamburg Hauptbahnhof. Die nette Dame der DB sagt mir, ich sagt mir, ich solle mit dem Ersatzverkehr nach Harburg fahren und dann in irgendeinen Zug in Richtung Süden springen, egal welchen. Ich lasse mir das schriftlich auf meinem Ticket bestätigen und tue genau das was man mir sagt. So kommt es, dass ich gegen 14:30 Uhr aus Hamburg Harburg mit dem IC nach Stuttgart der planmäßig um 11:46 Uhr vom Hauptbahnhof hätte fahren sollen in Richtung Köln unterwegs bin. Gegen 18:30 Uhr erreiche ich dann Köln und bin somit noch immer zehn Stunden vor meiner geplanten Ankunft in Köln. Ein nettes Abenteuer nimmt ein chaotisches und nettes Ende.

    Fazit

    Wie nach jeder Tour sind mir ein paar Dinge aufgefallen, die ich bei der nächsten Tour zusätzlich bedenken muss oder die ich ändern will. So war es auch bei dieser Tour. Als erstes würde ich rein aus Gewichtsgründen keine elektrischen Lampen mehr mitnehmen, wenn ich in eine Gegend reise in der gerade Polar-Tag ist und somit rund um die Uhr mit Sonnenlicht zu rechnen ist.
    Sollte ich den Kungsleden noch einmal laufen oder aber einen weiteren Abschnitt laufen wollen, so würde ich den Reiseführer von Michael Hennemann zu Hause lassen. Zwar war es immer wieder nett nach gegangener Etappe zu lesen was man heute hätte sehen sollen, doch sind die meisten Informationen zu den Etappen nicht wirklich sinnvoll nutzbar oder aber einfache Märchengeschichten. Alle Deutschen die ich getroffen habe und die dieses Buch gekauft hatten, waren sich einig, dass das Buch nicht den Erwartungen entsprochen hat. Die wichtigen Infos fanden sich meist an anderer Stelle. Außerdem würde ich auf eine ähnliche Tour etwas andere Verpflegung mitnehmen. Unterwegs habe ich nämlich noch folgende Nahrungsmittel nachgekauft:
    • 400g Rosinen
    • 300g Erdnüsse
    • 2 Dosen Cola
    • 2 Tüten Gummibären
    • 4 Salamis
    • 300g Cashew-Nüsse
    • 1 Apfel

    Daraus ist ersichtlich, dass ich mehr Nüsse und mehr trockenes Fleisch, sowie noch mehr Gummibären mitnehmen sollte. Den Apfel und die Cola sollte man nicht mitschleppen. Diese beiden Sachen sind reine Belohnungen und folglich nicht notwendig. Ansonsten würde ich bei den vorgemischten Müsli-Frühstück-Mahlzeiten weniger Milchpulver hinzufügen. Wenn ich eine gute Messmöglichkeit für Outdoors finde, dann würde ich sogar Müsli und Milchpulver getrennt mitnehmen.

    Außerdem würde ich bei der nächsten Tour nicht mehr auf einen so billigen Verbandskasten setzen sondern mir vorher in der Apotheke die wirklich notwendigen Teile zusammenpacken lassen. Ich musste Unterwegs nämlich Leukoplast nachkaufen, weil das im Verbandskasten vorhandene nicht kleben wollte. Auch würde ich ein paar Medikamente in die Erste-Hilfe-Tasche packen. Dafür würden Schere und Dreieckstuch nicht wieder mitgenommen.

    Da meine Mutter die Polizei benachrichtigt hat, würde ich beim nächsten Mal die Absprachen zur Kontaktaufnahme genauer fassen und die Fristen etwas breiter setzen. Ich hatte keine Ahnung, dass der Mobilfunkempfang in Nordschweden so dünn ist.

    Ich empfehle übrigens die Mitgliedschaft in der STF, da man mit ihr viele Rabatte bekommt und auch in Norwegen in die Hütten darf. Für knapp 250 SEK (30,50€) lohnt sich die Mitgliedschaft schon bei drei Übernachtungen nahe einer Hütte.
    Grüße
    cabrow
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    • Fjaellraev
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      #3
      AW: [SE] Kungsleden von Abisko bis Kvikkjokk 16.07.2012 - 27.07.2012

      Habe noch längst nicht den ganzen Bericht gelesen, aber
      Zitat von cabrow Beitrag anzeigen
      Ich werde es ihm gleichtun, nachdem ich festgestellt habe, dass der Hüttenwart nicht wirklich nett ist und vor allem aus einer normalen Mittagspause Geld herausschinden will.
      hier hat der Hüttenwart ganz korrekt gehandelt. Auch der Tagesaufenthalt in der Hütte kostet eine Servicegebühr, für die man dann auch die Küche benutzen darf. Gerade am Kungsleden finde ich es sehr verständlich wenn die Regel konsequent umgesetzt wird, denn die Masse der Leute ist einfach zu gross.

      Gruss
      Henning
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      • LapplandJens
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        #4
        AW: [SE] Kungsleden von Abisko bis Kvikkjokk 16.07.2012 - 27.07.2012

        Schöner Bericht. Der Hüftgurt scheint Dich ja ganz schön gebeutelt zu haben. Das Problem hatte ich bisher noch nicht. Gerötete Stellen ja, aber keine Blasen.

        Zitat von cabrow Beitrag anzeigen
        Ich empfehle übrigens die Mitgliedschaft in der STF, da man mit ihr viele Rabatte bekommt und auch in Norwegen in die Hütten darf. Für knapp 250 SEK (30,50€) lohnt sich die Mitgliedschaft schon bei drei Übernachtungen nahe einer Hütte.
        Mitgliedschaft im deutschen Jugendherbergsverband (DJH) wird auch anerkannt. Wobei ich Dir recht gebe, wenn man schon die Einrichtungen des STF nutzt, dann ist es auch fair, wenn man dort Mitglied wird.

        EDIT: Ich überlege gerade, ob die beiden Dänen, die Du auf der Etappe Saltoluokta – Sitojaurestugan getroffen hast, die gleichen sind, die wir eine Woche vorher im Padjelanta getroffen haben. Wäre lustig. Beide nicht mehr ganz jung, er mit recht starker Brille?

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        • Rhodan76

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          #5
          AW: [SE] Kungsleden von Abisko bis Kvikkjokk 16.07.2012 - 27.07.2012

          Tolle Fotos! Und schön den Weg mal in einem Rutsch bis Kvikkjokk lesen zu können. Sieht so aus, als ob Restschnee auf der Strecke Mitte Juli keine Rolle mehr gespielt hätte.

          Ansonsten kleine Korrektur: der STF-Mitgliedsbeitrag ist 295 SEK für Erwachsene zzgl. 140 SEK Ausländergebühr = 435 SEK. Aber ich denke auf längerer Tour lohnt sich das immer noch.

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          • dingsbums
            Fuchs
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            #6
            AW: [SE] Kungsleden von Abisko bis Kvikkjokk 16.07.2012 - 27.07.2012

            Auch ich habe mich über einen weiteren Kungsleden-Bericht gefreut, immer schön zu lesen. Den Ausdruck Kungsvatten habe ich bisher allerdings noch nie gehört ... Ich bin den Kungsleden aber auch noch nie zu einer Zeit gelaufen, in der man das Flüsse queren als furten bezeichnen konnte.

            Um die Füße der Dänen in ihren neuen Meindls musstest du dir eher keine Sorgen machen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man solche Wanderschuhe tatsächlich nicht mehr einlaufen muss. Meine letzten neuen Hanwags hatte ich vor der Tour in Lappland 3 Stunden getragen, glaube ich. Füße hatten keine Probleme, außer dass sie abends müde waren.

            Ich kann mir fast nicht vorstellen, dass der Same wirklich 700 SEK pro Person verlangt hat. Da es 4 Leute waren - evtl. 700 für alle? Wenn sie ihn natürlich falsch verstanden haben und deswegen jeder 700 gezahlt hat - dann könnte ich mir schon vorstellen, dass er es halt genommen hat.

            Zitat von Rhodan76 Beitrag anzeigen
            Ansonsten kleine Korrektur: der STF-Mitgliedsbeitrag ist 295 SEK für Erwachsene zzgl. 140 SEK Ausländergebühr = 435 SEK. Aber ich denke auf längerer Tour lohnt sich das immer noch.
            Ausländergebühr klingt aber nicht nett und stimmt auch nur bedingt. Es ist die Gebühr für die Portokosten, wenn du festes Mitglied bist und Zeitschrift und Jahrbuch zugeschickt bekommst. Du kannst aber auch einfach vor der Wanderung in Schweden Mitglied werden, dann zahlst du nur die 295 SEK.

            Die Schweden sind übrigens eher großzügig, was die Definition von Familie betrifft. Auch unverheiratete Paare dürfen den Familientarif nutzen.

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            • Rhodan76

              Alter Hase
              • 18.04.2009
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              #7
              AW: [SE] Kungsleden von Abisko bis Kvikkjokk 16.07.2012 - 27.07.2012

              OT:
              Es ist die Gebühr für die Portokosten, wenn du festes Mitglied bist und Zeitschrift und Jahrbuch zugeschickt bekommst...
              Genau, das erklärt es natürlich treffender. Ich weiß nur nicht, ob bei Vor-Ort-Abschluss wirkl. drauf verzichtet wird...Edit: würde mich ja wundern, lt. Website sind "...Die Publikationen obligatorisch."


              Aber hier soll's ja um den Reisebericht gehen Das mit dem Schweden und dem verdorbenen Wasser find ich ja auch interessant, fragt man sich wo er sich das eingefangen hat...
              Zuletzt geändert von Rhodan76; 25.08.2012, 11:27.

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              • smeagolvomloh
                Fuchs
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                #8
                AW: [SE] Kungsleden von Abisko bis Kvikkjokk 16.07.2012 - 27.07.2012

                Danke fürs Einstellen des Reiseberichte.

                OT: Kleiner Tipp für die Fotos. Ich würde sie nach dem Verkleinern noch Schärfen. Gerade bei den im Netz hochgeladenen Bildern erhält man dann deutlich mehr "Knackigkeit".
                "Das Leben leicht tragen und tief genießen ist ja doch die Summe aller Weisheit."
                Wilhelm von Humboldt, 1767-1835

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                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [SE] Kungsleden von Abisko bis Kvikkjokk 16.07.2012 - 27.07.2012

                  Zitat von Rhodan76 Beitrag anzeigen
                  OT:
                  OT:
                  Es ist die Gebühr für die Portokosten, wenn du festes Mitglied bist und Zeitschrift und Jahrbuch zugeschickt bekommst...
                  Genau, das erklärt es natürlich treffender. Ich weiß nur nicht, ob bei Vor-Ort-Abschluss wirkl. drauf verzichtet wird...Edit: würde mich ja wundern, lt. Website sind "...Die Publikationen obligatorisch."
                  OT: Beim Abschluss vor Ort wird tatsächlich auf den Auslandszuschlag verzichtet, aber wenn man nicht austritt wird er ab dem zweiten Jahr natürlich fällig. Da vermutlich der grösste Teil der ausländischen Vor-Ort-Abschliesser in der zweiten Jahreshälfte beitritt, geht die Rechnung wohl trotzdem auf.

                  Gruss
                  Henning
                  Es gibt kein schlechtes Wetter,
                  nur unpassende Kleidung.

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                  • cabrow
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                    #10
                    AW: [SE] Kungsleden von Abisko bis Kvikkjokk 16.07.2012 - 27.07.2012

                    Vielen herzlichen Dank für das Lob, die Anregungen und die Kritik.

                    Bei den 700 SEK kann ich nur sagen, dass jeder für sich 700 SEK bezahlt hat. Was da gesprochen wurde kann ich nicht wirklich sagen, saß ja schon im Boot. Auf jeden Fall hat er eine Menge Geld damit verdient. Ob jetzt aus Dreistigkeit oder Dummheit der Mitfahrenden sei mal dahingestellt.

                    Der Auslandsbeitrag wird nur abgezogen wenn man schon vorher im Internet Mitglied wird oder eben wie ja schon geschrieben wurde im zweiten Jahr. Da ich jetzt von September bis Dezember Mitglied bin und das Jahrbuch nicht erhalte, erachte ich das allerdings für fair.
                    Nächstes Jahr habe ich dann ja zwölf Monate Zeit um fünf Übernachtungen zu tätigen, da wird es sich (hoffentlich) auch lohnen.
                    Der Vorteil des STF ist übrigens, dass man damit auch in Norwegen als Mitglied anerkannt wird und das obwohl die norwegischen Hütten nicht von einem IYHF-Mitglied betrieben werden. Daher auch die Überlegung mit dem STF. Außerdem ist die Mitgliedszeitung (für alle die Schwedisch können) deutlich stärker Outdoor bezogen als das deutsche Equivalent.

                    Bei den Dänen bin ich mir nicht sicher, ob es die selben waren, aber das lässt sich eh nicht herausfinden. Auf jedenfall ist es nicht unwahrscheinlich, dass einige der Menschen die ich getroffen habe von irgendwem hier im Forum auch gesehen wurden.

                    Als letztes die Sache mit der Tagesgebür stimmt zwar, aber ich habe es bei allen anderen Hütten so erlebt, dass man dann zumindest darauf hingewiesen wurde, dass man die Küche nutzen darf und das "einfaches" Aufwärmen nichts kostet. Daher fand ich es schon irgendwie nicht so nett erst nach dem Geld zu gucken. Andererseits hast du natürlich recht, dass es auf dem Kungsleden eigentlich strikter gehandhabt werden müsste.
                    Grüße
                    cabrow
                    --
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                      #11
                      AW: [SE] Kungsleden von Abisko bis Kvikkjokk 16.07.2012 - 27.07.2012

                      Zitat von cabrow Beitrag anzeigen
                      Da ich jetzt von September bis Dezember Mitglied bin und das Jahrbuch nicht erhalte, erachte ich das allerdings für fair.
                      Das Jahrbuch solltest du eigentlich auch so erhalten, das gilt offiziell (AFAIR wegen des Versands) als turist Nr. 6 und erscheint zum Ende des Jahres.
                      Bin schon gespannt welches Thema dieses Jahr an der Reihe ist...

                      Gruss
                      Henning
                      Es gibt kein schlechtes Wetter,
                      nur unpassende Kleidung.

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                        #12
                        AW: [SE] Kungsleden von Abisko bis Kvikkjokk 16.07.2012 - 27.07.2012

                        Hi,

                        vielen Dank für diesen ausführlichen und schönen Bericht. Dein Schreibstil mit den vielen Reflektionen und Abwägungen ist sehr gut, um sich in die Situationen hineinzuversetzen bzw. für ähnliches zu lernen.

                        Gruß,
                        Vincent
                        vinne90-Blog&Bilder

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                          AW: [SE] Kungsleden von Abisko bis Kvikkjokk 16.07.2012 - 27.07.2012

                          Moin!
                          Danke für diesen super ausführlichen und tollen Reisebericht!

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