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Der Herbst präsentiert wieder mal seine düstere und trübe Variante. Bereits seit 3 Tagen regnet es kontinuierlich vor sich her. Der Blick zum Himmel zeigt mir, dass es so noch eine Weile bleiben wird. Doch es gibt da ja zum Glück die andere Variante, nämlich den Goldenen Herbst. Und den konnte ich erst vor ein paar Tagen auf der Paddeltour gemeinsam mit André, Boris, Frank und Peter B. erleben.
Am Freitagmorgen starten wir mit den Autos in Richtung Osten. Fünf Solo-Canadier und das Tourengepäck für 3 Paddeltage gehören zur Fracht. Unser Ziel ist das über 200 km entfernte Drawno, eine Kleinstadt in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Der Dubie-See wird dort von der Drawa durchflossen unmittelbar am Drawa Nationalpark.
Für mich ist es die fünfte Drawa-Tour. Frank hingegen ist ein exzellenter Kenner des Flusses und war auf ihm zu den unterschiedlichsten Jahreszeiten dutzende Male unterwegs. Und wer die Drawa einmal mit dem Kanu befahren hat, der versteht auch warum es ambitionierte Paddler und Naturfreunde immer wieder dort hin zieht.
Die Drawa
Das Quellgebiet der Drawa liegt in der Pommerschen Schweiz auf 212 m ü. NN. Sie fließt in Südrichtung und nach ca. 170 Flusskilometern in den Noteć, der wiederum in die Warthe mündet, einem Nebenfluss der Oder.
Der durch den Drawa Nationalpark verlaufende Abschnitt erinnert mit seiner flotten Strömung, dem Talcharakter der angrenzenden Landschaft und dem zum Teil steinigen Grund an einen Gebirgsfluss. Unverbaut präsentiert sich dem Paddler ein ursprünglicher Flussverlauf, der sich durch die Landschaft mäandert mit zahlreichen Hindernissen von umgestürzten Bäumen unter, auf oder kurz über dem Wasserspiegel. Entsprechend dem Schutzziel eines Nationalparks findet keine Gewässerunterhaltung statt und somit verbleiben die „Baumleichen“ bis zu ihrem endgültigen Eintritt in den Stoffkreislauf der Natur am Ort ihrer Bestimmung. Erdrutsche an steilen Uferhängen und die Erosion des Flusses verändern kontinuierlich das Flussbett. Im Mittel beträgt das Gefälle der Drawa 0,61 % (insgesamt ca. 120 Höhenmeter). Gerade im Bereich des Nationalparks sind Gefälle und die Strömung sehr abwechslungsreich mit zum Teil schnell fließenden Abschnitten.
Das teilweise 15 m bis 20 m tiefe Drawa-Tal und die umgebende Landschaft sind vor allem durch ausgedehnte Wälder geprägt in denen die Rotbuche und die Kiefer vorherrschen. Erlenbrüche gibt es an den Ufern ruhiger fließender Flussabschnitte.
Auf der Tour
Nach dem Erwerb der Nationalparktickets für 5 Paddler, 5 Boote, 2 Zelte und 3 Tage (152 Zloty) in der Touristinfo von Drawno, werden an der Einsetzstelle die Boote bepackt. Um 14:00 Uhr sind wir endlich auf dem Wasser und die Tour beginnt. Zunächst geht es etwa 2 km über den Dubie See. Beim Durchpaddeln der Straßenbrücke in Drawno ist deutlich zu erkennen, dass das Wasser bereist auf dem See eine Strömung besitzt.
Das Wetter ist mit 10° C und wolkigem Himmel viel besser als vorhergesagt. Bald ist von weitem der Abfluss der Drawa aus dem See am roten Schild mit der Aufschrift “DRAWIEŃSKI PARK NARODOWY“ erkennbar. Schon nach einigen hundert Paddelmetern auf dem Fluss zieht einen die flotter werdende Strömung voran. Die ersten Baumhindernisse lassen auch nicht lange auf sich warten.
Unser Tagesziel ist der Biwakplatz Barnimie. 11 Paddelkilometer sind es bis dorthin. Eine kleine Pause machen wir am Rastplatz gleich hinter der Brücke am Örtchen Barnimie. Hier gibt es einen Brückenschwall, der zum „Kringeln“ in Strömung und Kehrwasser einlädt.
Im Übrigen ist Karol Józef Wojtyła, der ehemalige Papst Johannes Paul II., in seiner Jugend mehrmals auf der Drawa gepaddelt. Eine Gedenktafel am Rastplatz erinnert daran.
Bis zum Biwakplatz folgen noch einige paddeltechnische Herausforderungen auf uns, die wir alle mit unseren Fähigkeiten und Fertigkeiten gut meistern. Bevor der entspannte Teil des Paddeltages nach Ankunft am Ziel beginnen kann, sind noch konditionelle und logistische Aufgaben von uns zu leisten. Als erstes müssen wir unsere Boote und das Tourengepäck eine zum Teil ziemlich steile Treppe, 55 Stufen soll sie besitzen, hoch schleppen. Als nächstes teilt sich das Team in Zeltlageraufbauer und Lagerfeuerholzsammler. Nach dem Entzünden des Lagerfeuers folgt die Speisezeremonie, die bei den Zeltbesatzungen zum einen pragmatisch und zum anderen einem Kochduell gleich praktiziert wird. Danach oder zum Teil auch zeitgleich wird in die Trinkzeremonie übergeleitet. Auch hier sind deutlich differenzierte Vorlieben bei der individuellen Wahl der den Geist anregenden Flüssigkeiten auszumachen.
Gegen 18:30 Uhr wird es dunkel und das Lagerfeuer in unserem Camp wird zum sozialen Mittelpunkt des Abends.
Nach Mitternacht werde ich vom Regen wach, der aufs Zelt trommelt. Nun ist es doch noch wie vorhergesagt zu den angekündigten Regenfällen gekommen. Bis in den Nachmittag des Samstag hinein hält der Dauerregen an.
Wir heizen unsere Kåtas und harren geduldig aus. Um 15:00 Uhr nieselt es dann nur noch. An einen Aufbruch und ein Weiterpaddeln bis zum nächsten Biwakplatz Bogdanka ist jetzt aber nicht mehr zu denken. Erst im Dunklen würden wir dort ankommen.
Fortsetzung folgt!
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