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    • 08.08.2015
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    [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

    Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

    Vom 20. Juli bis 31. Juli war ich zum ersten mal in Norwegen im Jotunheimen Nationalpark auf einer Trekking Rundtour von Gjendesheim über Glitterheim, Spiterstulen, Leirvassbu, Gjendebu und schließlich wieder Gjendesheim. Die Touristenhütten habe ich dabei links liegen gelassen. Mein Ziel war nur mit dem Zelt und komplett autark durch zu kommen. Ich habs auch geschafft, so viel kann ich schon mal vorwegnehmen. Die Strecke beträgt so um die 100 km und je nachdem was man alles "mitnimmt" bringt man zwischen 6500 und 7500 Höhenmeter hinter sich.

    Anfang Juni kam die Meldung, dass im Jotunheimen Nationalpark für diesen Monat eine Rekordschneehöhe liegt. Da hatte ich schon das zittern angefangen, ob ich die Tour überhaupt machen kann. Anfang Juli kamen aber zum Glück die ersten Meldungen, dass das Wetter immer besser wird und der Schnee mehr und mehr schmilzt. Klar mit vielen Altschneefeldern würde ich rechnen müssen. Der Sommer ist ein bis zwei Monate hinten dran, wenn er überhaupt noch so richtig kommt dieses Jahr. Temperaturmäßig bewegte sich alles im Bereich von 0 bis 10 Grad. Wenn die Sonne dann mal richtig herauskam, fühlte sich das aber wie 20 Grad an. Also Temperaturmäßig soweit kein Problem. Nur durch die Altschneefelder zu tigern war sehr anstrengend. Um Leirvassbu herum war quasi alles voll mit Schnee.

    Aber insgesamt war es eine super vier Jahreszeiten Tour kann man sagen. In den verschiedenen Tälern fand man mal mehr den Frühling, den Herbst, Sommer oder eben den Winter vor. Und ich glaube nicht, dass man in jedem Jahr solche Bedingungen vorfinden kann. Aus fotografischer Sicht waren die Mühen in jedem Fall Lohnenswert und interessant.

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    Tag 1

    Anreise in den Jotunheimen Nationalpark

    Um 3:50 Uhr morgens klingelt der Wecker. Um 4:43 Uhr soll mich der Bus zum Flughafen bringen und wenn alles nach Plan läuft sitze ich um 6:35 Uhr im Flieger von Stuttgart nach Frankfurt. Natürlich fährt mir der Bus vor der Nase weg da ich nicht gleich aus dem Bett gekommen bin. Das erste Durchschnaufen. Aber ich habe ja noch ein Backup. Einfach den Bus um 5:13 Uhr nehmen, der ja auch noch reichen sollte. Ankunftszeit 5:37 Uhr am Flughafen. Dazwischen einmal vom Bus in die S-Bahn umsteigen. Aus irgendeinem Grund fährt aber die S-Bahn fünf Minuten später los. Das zweite Durchschnaufen. Angekommen am Flughafen um ca. 5:45 Uhr geht es in Richtung Terminal. Allzu viel dürfte ja noch nicht los sein, immerhin sind ja noch keine Sommerferien. Gerade als sich dieser Gedanke davon macht kommt die Rolltreppe an ihr Ende und vor mir tut sich eine Menschenmenge auf. Natürlich ist die Hölle los. Angezeigte Wartezeit am Security Check derzeit 20 Minuten stand da. War ja klar. Ein Glück, dass ich meinen Rucksack am Abend zuvor aufgegeben habe. Aber das sollte trotzdem reichen. Dann wäre ich 10 Minuten vor dem Boarding durch den Check. Das dritte Durchschnaufen und das schon am frühen Morgen.

    Meine erste Tour bringe ich noch in Deutschland hinter mich

    In Frankfurt angekommen parkt das Flugzeug gefühlt an irgendeinem Ende vom Flughafen. Die Busfahrt nach dem Ausstieg kommt mir jedenfalls ewig vor. Am Terminal Gebäude angekommen, hab ich schon mal die erste Tour vor mir und das sogar noch in Deutschland. Fast vom Ende des B Bereiches zum anderen Ende des A-Bereiches darf ich laufen und der Frankfurter Flughafen ist ja wie jeder sicherlich weiß riesig. Aber ich habe ja fast zwei Stunden Aufenthalt bevor es nach Oslo geht. Also alles im grünen Bereich. Auf dem Weg dorthin bekomme ich Hunger, ich habe ja auch noch nichts gefrühstückt. Also leiste ich mir mein bis dahin teuerstes Laugencroissant für 3,50€ vom Bäcker. „Eine sehr gute Wahl“, hatte der Verkäufer noch gesagt. Ich packe mein Croissant in den Rucksack und stapfe in Richtung Abfluggate. Dort angekommen suche ich mir einen Platz mit Blick aufs Rollfeld aus und hole mein Croissant aus dem Rucksack und darf feststellen, es war nicht nur mein teuerstes sondern auch noch mein trockenstes und bröseligstes Croissant aller Zeiten. So viel also zu „Eine sehr gute Wahl“. So langsam tauchen an meinem Gate auch die ersten Leute auf. Irgendwann setzen sich in meine Reihe vier Leute mit grauen Polos und darauf ein blaues Logo der TSG Hoffenheim. Zuerst dachte ich an irgendwelche Fans oder vielleicht eine Jugendmannschaft. Dann kamen aber immer mehr die sich um mich herum verteilten bis ich dann Kevin Volland und Markus Gisdol erkannt habe. Also doch die Profimannschaft. Da kennt man ja echt keinen. Kein Wunder also, dass die Stewardess im Flugzeug später verdutzt fragte, „Sie haben ja alle die gleichen Polos an, sind Sie etwa eine Fußballmannschaft“?

    Ohne Gas kein warmes Essen

    Der Flug nach Oslo geht recht zügig vorbei, dort angekommen ist meine Zeit etwas knapper bemessen. Vor allem auch noch dadurch, dass ich so ziemlich als letzter meinen Rucksack an der Gepäckausgabe erhalte. Und ich muss vorher noch in die Innenstadt von Oslo um mir eine Gaskartusche zu besorgen. Auf kaltes Essen während meiner Tour habe ich nicht wirklich Lust. Ich nehme den Express Zug für 180 NOK, der zwar nur eine sieben Minütige kürzere Fahrtzeit hat, aber dafür in fünf Minuten fährt. Auf die normale Bahn der NSB müsste ich noch knapp 20 Minuten warten. Und jetzt zählt jede Minute, da ich mich in Oslo nicht wirklich auskenne und mir nicht zu hundert Prozent sicher war ob ich das Gas auch im Outdoor Laden in Oslo erhalte. Hier zur Info für andere Norwegen Reisende. Der G-Sport hat eine ausreichende Auswahl an Primus Gaskartuschen von klein bis groß. Dazu einfach das Bahnhofsgebäude in Richtung Innenstadt verlassen, an der Domkirche vorbei über die Hauptstraße geradeaus und dann ca. 500 Meter laufen bis der Eingang zum G-Sport rechter Hand auftaucht. Von außen sieht der Laden nicht sehr groß aus. Die Treppe führt ins Untergeschoss. Unten angekommen sieht man, dass es doch etwas größer ist, als es von außen aussieht. Jetzt nicht sehr breit, aber dafür lang. Kleiner Tipp meinerseits. An einer Stelle spaltet sich der Weg auf. Geht nicht rechts entlang sondern gleich links, sonst müsst ihr den ganzen Laden ablaufen. Wäre ich links lang gegangen, wäre ich gleich bei den Kartuschen gewesen.

    Gaskartusche bezahlt und eingetütet ging es gleich wieder in Richtung Bahnhof. Dort angeschlossen ist auch das Busterminal, von dem aus man fast ganz Norwegen erreichen kann. Auch wenn die Busse jetzt nicht sehr oft fahren. Am Busterminal angekommen, habe ich noch 20 Minuten bevor es dann mit dem Valdresekspressen für 380 NOK in Richtung Beitostolen geht. Über die Busse in Norwegen kann man echt nicht meckern. Die Sitze bieten ausreichend Komfort. Beinfreiheit ist ungewohnt übermäßig vorhanden. Es gibt eine Steckdose und W-Lan. Was will man mehr?

    Schon die Busfahrt versetzt mich ins Staunen

    Knapp fünf Stunden dauert meine Fahrt durch eine jetzt schon echt grandiose Landschaft zu meinem Zwischenziel Beitostolen. Überall sieht man schon die typischen norwegischen roten Häuser. Von dort geht es weiter mit dem Taxi nach Gjendesheim. Das Taxi musste ich zwei Tage vor meinem Abflug noch organisieren. Kleiner Tipp, lest rechtzeitig das Kleingedruckte auf den Busfahrplänen! Mein Anreisetag war Montags. Nun ist es aber so, dass der Bus nur Freitags zu dieser Uhrzeit komplett bis nach Gjendesheim meinem Zielort und Tourenstart fährt. An einem Tag in den Jotunheimen Nationalpark zu kommen gestaltet sich also recht schwierig. Auch über die Variante Otta. Entweder man plant irgendwo noch eine Nacht ein und fährt am nächsten Tag weiter oder man fährt wie ich mit dem Taxi. Das gestaltet sich für 800 NOK zwar etwas teuer, aber man gönnt sich ja sonst nichts. Auf Anfrage gebe ich die Kontaktdaten gerne weiter. Und es ist tatsächlich besser, das Taxi schon vorher zu reservieren. Eine andere Alternative wäre auch trampen gewesen. Soll in Norwegen gut funktionieren.

    Auf der Fahrt nach Gjendesheim unterhalte ich mich ein wenig mit dem Taxifahrer der mir erzählt, dass dieses Jahr der Sommer nicht so richtig in die Gänge kommen will. Ein zwei Tage ist das Wetter schön, nur um dann wieder einen bis mehrere Tage verregnet zu sein. Ich frage ihn noch ob viele Touristen seine Dienste in Anspruch nehmen, da man ja sonst nur schwer in den Nationalpark kommt. So fünf bis sechs Fahrten hat er pro Saison meinte er. Ich bin diese Saison erst die zweite. Vor mir waren es zwei Herren mittleren Alters, auch aus Deutschland. Zwischendrin muss ich immer wieder die Landschaft bestaunen. Die Berge türmen sich immer mehr auf. Zahlreiche Seen und weitreichende Landschaften. Dann fragt er mich ob ich noch eine Nacht in Gjendesheim bleibe oder gleich los will. Ich will natürlich gleich los. Da das Wetter gerade sonnig und angenehm warm ist meint er, dass das prima sei Es gibt nichts besseres als gleich los in den Abend zu wandern. Er erzählt mir auch, dass der Norweger an sich erst im späten August bis in den September mit dem Zelt unterwegs ist. Auch ganz einfach deshalb weil es dann farblich interessanter ist.

    Am selben Tag geht es noch los

    An der Touristenhütte in Gjendesheim, wie sie in Norwegen genannt werden, angekommen verabschiede ich mich vom Taxifahrer und sortiere erstmal meine Sachen am und im Rucksack. Die Touristenhütten sind im Prinzip wie die Alpenvereinshütten im DAV oder ÖAV nur mit gehobenem Standard. Wenn man so eine Hütte das erste mal betritt denkt man wirklich man ist in einem Hotel. Ich war schon in Hotels die nicht so toll eingerichtet sind. Und jede Hütte hat einen Raum in dem man sich ehrlich sofort heimelig fühlt. Es laufen auch alle in Socken herum. Wenn man nur DAV Hütten kennt, traut man sich erstmal auch nicht in der Wanderkluft das Haus zu betreten. Erst recht nicht wenn man voll mit Dreck ist. Aber das ist kein Problem.



    Ich schultere meinen 18kg Rucksack und schnalle meine Kameratasche vor die Brust und dann geht es gegen 20:00 Uhr auch schon los den Berg hoch. Voll motiviert mache ich die ersten Höhenmeter bis ich etwas außer Atem komme. Alter Schwede ist das steil denke ich mir nur. Wie alle meine Touren gehe ich auch diese viel zu schnell an. Also erstmal das Tempo rausnehmen. Immerhin habe ich ja noch ein paar Tage vor mir. Da der Start teilweise den Weg entlang führt der von der Touristischen Hauptattraktion Beseggen herunterführt kommen mir einige Touristen entgegen. Das nutze ich schon mal zum üben des typisch Norwegischen „Hej!“. Ein paar weitere Höhenmeter später blicke ich mich das erste mal so richtig um und ich kippe da schon fast aus den Latschen. Auf dem Weg nach oben kann man schon den Gjendesee überblicken und das versetzt einen ins Staunen. Sofort hole ich die Kamera heraus und mache die ersten Bilder. Die abendliche Sonne strahlt den See an, was für eine richtig tolle Lichtstimmung sorgt. Dann drehe ich mich um und ... werde fast über den Haufen gerannt. Mit einem Affenzahn rennt an mir ein „Wanderer“ vorbei. Im ersten Moment dachte ich noch, gut er hat wahrscheinlich vergessen daheim den Herd auszuschalten und um Zeit gut zu machen rennt er halt runter. Der zweite Gedanke war, dass da irgendwo vielleicht eine versteckte Kamera ist, da ich ja meistens im Schildkrötentempo unterwegs bin und meinen verdutzten Gesichtsausdruck aufnehmen will. Es war aber schlicht und einfach ein Mountain Runner. Wie diese Leute teilweise über die Berge rennen nötigt mir schon einiges an Respekt ab. Natürlich haben sie weniger bis keine Last auf dem Rücken. Aber trotzdem. Einmal an einem Stein abgerutscht und das wars.



    Orientierung finde ich beim Wandern an den markanten roten T-Zeichen, Schildern oder Steinmännern wie sie genannt werden. Im Prinzip Steinhaufen. Mal größere, mal kleinere. Die erste Steigung habe ich hinter mir da kommt eine erste Gabelung und... kein Schild. Ein Weg führt sofort weiter den Berg hoch der andere etwas später. Fängt gut an denke ich mir. Die Karte hinten im Rucksack und ich in diesem Moment zu faul ihn abzunehmen überlege. Da ich mir die Karte natürlich schon etwas eingeprägt habe weiß ich, dass der Weg links weg über den Besseggen führen müsste, den ich mir für den Schluss aufheben will. Und da ein Strom an Touristen dort den Hang herunter kommt bin ich mir ziemlich sicher, dass ich geradeaus muss. Also gehe ich auch geradeaus. Nach ca. einer Stunde komme ich an der ersten Wasserquelle vorbei und fülle alle meine Wasserbehältnisse auf. Jawoll ja, da wird der Rucksack gleich nochmal um ca. 2kg schwerer. Ich gönn mir einen kleinen Abstecher auf eine Kuppe und genieße den Ausblick in Richtung Bessheim. Die weite Landschaft raubt mir den Atem.




    Das Zelt wird zum ersten mal aufgeschlagen


    Langsam zieht die Wolkendecke zu. Für den Abend war ja auch noch Regen angesagt, also gehe ich weiter bis ich meine erste Brücke von vielen über den Bessvatnet Abfluss überqueren darf. Und ausgerechnet von meiner ersten Brücke habe ich kein Bild gemacht. Über der Brücke erblicke ich auch den Bessvatnet linker Hand das erste mal so richtig. Eine klasse Bildstimmung durch die Wolken tut sich mir auf. Ich entscheide mich hier heute fürs erste mein Lager aufzuschlagen. Ich mache mich auf die Suche nach einer einigermaßen geraden Fläche ohne Steine oder Äste und lege meinen Rucksack ab. Als erstes baue ich dann aber nicht mein Zelt auf sondern fotografiere noch etwas. Der Wind der vom Besseggen her weht bläst hier einem eisig um die Nase. Nach einer Fotosession und dem erkunden meiner näheren Umgebung baue ich aber schließlich zum ersten mal mein Zelt auf. Der Wind lässt nach und ich mache Bekanntschaft mit den norwegischen Mücken. Unglaublich wie diese lästigen Viecher bei Windstille zahlreich aus ihren Löchern gekrochen kommen. Aber einen Stich habe ich nicht abbekommen. Wie insgesamt nur sechs Stiche auf meiner Tour. Eine Respektable Quote wie ich finde.



    Der Wind kommt wieder und die Mücken sind weg. Ich beziehe mein Zelt und koche mir mein erstes Tütenessen unter der Apsis meines Zeltes. Vom Start weg klappt das wunderbar. Das Tütenessen schmeckt nicht unbedingt schlecht, nur sollte man unbedingt irgendetwas zum Würzen mitnehmen. So gegen 22 Uhr krieche ich in meinen Schlafsack und schlafe sogar recht schnell ein. Als ich aufwache ist es hell und ich denke mir nur, dass ich geschlafen haben muss wie ein Bär. Ich schaue auf die Uhr und sehe, dass es kurz nach Mitternacht ist. Na klar. Hier wird es nicht richtig dunkel. Das hatte ich ganz vergessen. Da muss man sich natürlich erst einmal daran gewöhnen. Ich drehe mich um und schlafe weiter.


  • pointloma
    Erfahren
    • 20.03.2012
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    #2
    AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

    Mit dem selben Zelt war ich auch schon dort.

    Beeindruckende Bilder. Welche Kamera hast du benutzt?

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    • losgelaufen
      Anfänger im Forum
      • 08.08.2015
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      #3
      AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

      Zitat von pointloma Beitrag anzeigen
      Mit dem selben Zelt war ich auch schon dort.

      Beeindruckende Bilder. Welche Kamera hast du benutzt?
      Ich hab eine 5D MKII. Die schnall ich mir bei meinen Touren dann immer in meinem Digital Holster von ThinkTank vor die Brust.

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      • losgelaufen
        Anfänger im Forum
        • 08.08.2015
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        #4
        AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

        2. Tag

        Früh geht es los … oder auch nicht

        So gegen 5:30 Uhr werde ich wach. Es regnet und der starke Wind der vom Besseggen her weht drückt die Zeltwand ziemlich ein. Da am Vorabend der Wind noch aus einer anderen Richtung wehte, habe ich mein Zelt natürlich mit der Breitseite zum Besseggen hin aufgestellt. In den kommenden Tagen lerne ich noch zur Genüge, dass der Wind hier im Nationalpark häufig dreht und man sich am besten einigermaßen Windgeschützte Orte suchen sollte, wenn sie denn vorhanden sind. Da es nicht den Anschein macht, dass der Regen allzu schnell aufhören würde, wälze ich mich nochmal in meinen Schlafsack und wache ungefähr zwei Stunden später wieder auf. Es regnet immer noch wie aus kübeln und auch der Wind hat nicht nachgelassen. Meine vier Nachbarn die am gestrigen Abend etwas Abseits von mir noch ihre Zelte aufgeschlagen haben sind auch noch da.

        Genau wie ich haben sie nicht wirklich Lust bei dem Wetter die Zelte abzubauen und loszumaschieren. Ich entscheide mich erstmal dazu etwas zu frühstücken. Die vorbereiteten 100g Müsli mitsamt Milchpulver kommen in die Schüssel, etwas Wasser dazu und … ja schmeckt eigentlich ganz gut. Immerhin hatte ich bis hier hin noch nie Milchpulver probiert. Aber da bei einer solchen Tour Milch mitzunehmen sich als etwas schwierig gestaltet blieb mir auch nichts anderes übrig. Da ich jedoch nicht wirklich jemand bin der sonst frühstückt, bin ich relativ schnell satt. Ich drück das Müsli aber natürlich runter. In den nächsten Tagen kann ich schließlich alle Kalorien die ich kriegen kann gut gebrauchen. Und vielleicht kann ich ja heute noch los, wenn es denn mal aufhört mit regnen. Ich vertreibe mir die Zeit mit dem MP3 Player und dem studieren der beiden Landkarten. Eine für West Jotunheimen und eine für Ost Jotunheimen. Es wird 12 Uhr und es regnet immer noch. Na super denke ich mir. Der erste richtige Tag im Jotunheimen Nationalpark und ich verbrauche einen meiner Backup Tage. Ich halte einen kurzen Mittagsschlaf und wache so gegen 13:30 Uhr wieder auf. Ab da legt sowohl der Regen als auch der Wind immer längere Pausen ein. Um 14 Uhr bemerken meine Nachbarn es als erstes und fangen an zu packen. Dabei fliegt eines ihrer Außenzelte fast davon.



        Da ich gedanklich schon voll darauf eingestellt war den ganzen Tag hier zu bleiben bin ich etwas träge. Ich brauche ein paar Minuten länger bis ich meinen ganzen Kram im Zelt in den Rucksack gepackt habe und schließlich auch das Zelt verlasse. Der Regen hat nun komplett aufgehört. Nur der Wind schickt noch seine Böen her. Der Vorteil dabei ist, die Mücken trauen sich nicht raus. Der Nachteil ist, dass der Wind echt bitterkalt ist. Ohne Mütze und Handschuhe geht da erstmal nichts. Ich baue Stück für Stück mein Zelt ab und passe wie ein Luchs auf, dass mir von meinem Zelt nichts davon fliegt. Dann werden am Bessvatnet Abfluss die Wasservorräte aufgefüllt und am Rucksack verstaut. Von der Ferne sehe ich zwei Wanderer kommen, die einen relativ großen Eindruck machen. Als sie näher kommen sehe ich auch wieso. Deren Rucksack kam mir ungefähr doppelt so groß vor wie meiner. Etwas staunend stand ich sicherlich da. Da hatte jeder mit Sicherheit 25kg plus auf dem Rücken. Und die beiden sollten erstmal die letzten gewesen sein, die ich in den nächsten fast zwei Tagen zu sehen bekommen sollte.

        Zwar spät, aber es geht noch los.

        Ich schultere meinen Rucksack und los gehts. Ursprünglich wäre meine heutige Etappe nach Glitterheim gegangen. Da es nun aber bereits 15 Uhr ist entscheide ich mich dazu bis zum Bessvatnet zu laufen und mir dort am See den nächsten Schlafplatz zu suchen. So ein See direkt vor der "Bude“ hat ja auch was denke ich mir. Der Weg verläuft eine Weile relativ eben auf normalem Weg.



        In östlicher Richtung begrenzt der Bessheimrundhoe die Sicht und in westlicher Richtung kann man ins Sjodalen sehen und auch den Sjodalsvatnet kann man ausmachen. Nach einigen Metern komme ich am kleinen See Besstjonin vorbei. Dort hätte es auch gute Zeltplätze gegeben die durch die Landschaft auch wesentlich Windgeschützter gewesen wären. Die Wolkendecke ist noch ziemlich zu und der Wind geht auch noch seiner Arbeit nach. Doch je mehr ich an die nordöstliche Flanke der Bessheimrundhoe komme, desto öfter bricht der Wind ab. Dafür kommen die Mücken heraus. Alles hat hier sein Für und Wider.



        Der Weg geht gemächlich bergab. Ein paar Stellen gibt es, die etwas steiler sind und über rutschige Steine führen. Da es die Nacht und den halben Tag durch geregnet hat, haben die Bäche und Rinnsale einen ordentlichen Wasserzulauf bekommen. Und da die Wanderwege auch für das Wasser die ideal vorbereiteten Wege zu sein scheinen, darf ich ab einem gewissen Zeitpunkt durch einen Wasserwanderweg laufen. Mal hat es mehr, mal weniger Wasser.



        An einem meiner ersten Altschneefelder komme ich auch vorbei. Ein relativ kleines. Spuren sind von anderen Wanderern schon im Schnee platziert. Also gut denke ich mir, gehe ich den selben Weg. Gerade als ich den letzten größeren Schritt aus dem Altschneefeld heraus machen will, gibt der Boden nach. Ich fall zwar nicht um, aber es geht ungefähr eine halbe Beinlänge nach unten. Im ersten Moment erschreckt man sich da natürlich. Als ich mich dann umsehe wird es mir aber erst komisch. Ich bin nur um Fußbreite einem blöden Spalt zweier großen Steine davon gekommen. Ich will garnicht wissen, was passiert wäre wenn ich genau in den Spalt abgesackt wäre. Von hier an stellt sich bei mir große Vorsicht und Respekt vor diesen Altschneefeldern ein. Gut auch so etwas wie Hass. Und das alles zu recht wie sich später auf meiner Tour noch herausstellen sollte.

        Die Aussicht!! Die Aussicht!!

        Was mir an diesem Tag etwas seltsam vorkommt, ist dass mir das Gewicht meines Rucksacks so gut wie nichts ausmacht. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass der erste Tag eben aufgrund des Gewichts meines Rucksacks anstrengend wird. Aber alles bestens. Das wiederum bringt natürlich gute Laune.



        Ich muss immer mal wieder stehen bleiben und trotz der Wolken die Aussicht genießen. Hier bekomme ich das erste mal einen Eindruck der Weite. Als ich dann an die Nordflanke des Bessheimrundhoe komme kann ich das erste mal den Russvatnet Abfluss und Russvasbue erkennen. Je näher ich komme, desto besser auch die dazugehörige Hängebrücke über die ich noch muss.

        Vor der Brücke hat sich ein natürlicher Damm oder eine Landzunge gebildet. Von dort habe ich einen herrlichen Ausblick über den Russvatnet. Hier entscheide ich mich erstmal zu einer kleinen Pause. Auch kommt das erste mal so richtig die Sonne zum Vorschein. Perfektes Timing denke ich mir. Ich gönne mir den ein oder anderen Müsliriegel und verbringe die Zeit auch ein wenig mit fotografieren.





        Als es dann weiter geht steht natürlich der Weg über die Hängebrücke an. Der erste Schritt ist natürlich etwas vorsichtiger, immerhin ist es eine leicht wackelige Angelegenheit. Und die vielen Kilos auf dem Rücken nehmen nur zu gerne jeden Schwenker auf. Doch auf der anderen Seite angekommen jubel ich in mich hinein. Jawoll meine erste Hängebrücke heil überstanden, gleich mal ein Foto machen.




        Mit der Variante safety first fahre ich ganz gut

        Quasi direkt hinter der Brücke direkt neben den Fischerhäuschen Russvasbue, die in Privatbesitz sind und heute anscheinend leer, muss man sich für einen Weg entscheiden. Der normale immer ausgezeichnete Weg nach Glitterheim entlang des Russvatnet oder der nicht mehr überall ausgezeichnete Weg nach Glitterheim den Berg hoch über den Nautgardstinden.



        Ich entscheide mich natürlich für den ersten. Zumal der Weg über den Nautgardstinden die längste Zeit wohl über Geröll führt. Dazu Altschneefelder und keine T-Zeichen oder Steinmänner. Das alles in Kombination macht es für mich heute wenig attraktiv. Also gehe ich den Uferweg des Bessvatnet entlang. Für mich die absolut richtige Entscheidung, da die Aussicht grandios ist. Hier treffe ich auch zum ersten mal auf kleine Tretminen auf dem Weg. Die Wanderwege sind einfach ein unwiderstehlicher Anziehungspunkt für Wasser und für Tretminen sämtlicher Tiere. In diesem Fall sind es Schafe, die ich zwar nicht sehen, aber dafür dank ihrer Glöckchen um den Hals hören kann.



        Ich mache mich daran am Uferweg nach einem geeigneten Zeltplatz Ausschau zu halten. Sollte ja nicht so schwer sein, da es in Richtung Ufernähe meistens flach wird. Nicht so hier. Zuerst war ich noch dazu geneigt wieder über die Hängebrücke zurück auf die andere Seite zu gehen, da es von meiner Seite so aussah als ob es dort flach wäre. Jedoch fand ich dann doch noch ein kleines Fleckchen für mein Zelt. Zwar minimal schräg, aber vertretbar da ich im Zelt nicht zum rutschen kam. Nachdem ich mein Zelt aufgebaut hatte haben mich meine Nachbarn, die Möwen, noch kurz gegrüßt. Dann zog aber auch schon die Wolkendecke wieder zu. Also schnell zum Bach in der Nähe den Wasservorrat für die Nacht aufgestockt. Im Zelt war dann nur noch essen und Tee kochen angesagt. Dann wurde es plötzlich etwas frisch um die Nase. Ich schaue aus dem Zelt und sehe wie Nebel über den See zieht. War zwar kalt aber sah immerhin toll aus.



        Ich verkroch mich in meinen Schlafsack und bin dann auch relativ früh eingeschlafen. Am nächsten Tag wollte ich wenn das Wetter mitspielt früh los.

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        • Alpentrekker
          Erfahren
          • 22.07.2013
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          #5
          AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

          Da kommen Erinnerungen an letztes Jahr hoch Schöner Bericht mit sehr tollen Bildern. Bisher hält sich der Schnee ja auch noch in Grenzen.
          Zuletzt geändert von Alpentrekker; 08.08.2015, 21:18.
          - Walk, Walk, Walk ... -
          https://reiseelefanten.wordpress.com/

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          • Tie_Fish
            Alter Hase
            • 03.01.2008
            • 3550
            • Privat


            #6
            AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

            Grüße, Tie »

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            • losgelaufen
              Anfänger im Forum
              • 08.08.2015
              • 17
              • Privat


              #7
              AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

              3. Tag

              Interessantes Wetter

              Kurz vor sechs Uhr wache ich auf. Draußen geht etwas der Wind, aber es regnet nicht mehr. Letzte Nacht hatte es nämlich irgendwann angefangen zu regnen und ich befürchtete schon wieder länger im Zelt zu sitzen. Ein Glück kam es aber etwas anders. Ich steige aus dem Zelt und es kommt sogar die Sonne zum Vorschein. Jedoch immer nur für kurze Zeit, da die Wolken sich immer wieder davor schieben. In Richtung Styggehobreatinden hängen die Wolken jedoch ziemlich tief und ich kann auch erkennen, dass die Wolken schon abregnen. Ich befürchtete schon, dass die Wolken nun direkt zu mir ziehen würden. Eine ganze halbe Stunde verbrachte ich damit den Wolken bzw. dem Wetter zuzusehen.



              Das ist auch ein recht interessantes Schauspiel mit welcher Geschwindigkeit die Wolken hier ziehen. Zu meinem Glück zieht der Regen Südöstlich an mir vorbei in Richtung Besfjellet. Also dort, wo ich gestern eine ganze Ladung Wasser von oben abbekam. Ich fange also an meine Sachen zusammenzupacken und das Zelt abzubauen. So ca. 30 Meter weiter war ein Bach, zu dem ich erstmal gehe um mein Müsli zu essen und die Wasservorräte aufzufrischen und mich auch zu waschen. Zum Glück kam die Sonne nun vollends hervor, das machte es etwas erträglicher auch wenn der Wind noch etwas ging. Trotzdem dieses kalte Wasser weckt in einem die müden Lebensgeister wieder kann ich nur sagen.

              Eine Buschwanderung

              Nachdem ich mit allem fertig bin solls aber dann wirklich losgehen. Der Weg führt bei Sonnenschein entlang des Russvatnet. Zuerst geht der Weg angenehm auf und ab und führt an einem kleinen Kiesstrand vorbei.




              Ich muss die Gelegenheit beim Schopfe packen und die Kamera sofort aus der Tasche holen. Die Landschaft ist einfach wieder eine Augenweide. Dann führt der Weg durch sumpfiges teilweise Hüfthohes Gestrüpp. So eine scheiße murmel ich vor mich hin.



              Natürlich wird es genau zu diesem Zeitpunkt auch noch nahezu Windstill. Das bedeutet, dass die Mücken wieder zahlreich hervorkommen. Noch dazu ist es in diesem „Busch“ irgendwie deutlich wärmer. Der komplette Weg durchs Gestrüpp ist mit Wasser überflutet. Teilweise versinkt man nahezu knöcheltief im Matsch. Um diesem Problem weitestgehend aus dem Weg zu gehen, versuche ich auf den Flechten und Ästen die auf dem Matsch schwimmen zu laufen. Dadurch versinke ich weniger tief. Zwei kleinere Bäche müssen mit Brücken überquert werden. Bis der Weg dann wieder weitestgehend normal wird.




              Über Stock und Stein und vielleicht durch Wasser?

              Nach einiger Zeit führen mich die T-Zeichen zu meinem ersten größeren Geröllfeld. Ich mache davor erstmal eine kleinere Pause um ein bisschen was zu essen. Die Zeit nutze ich auch gleich um mein T-Shirt etwas zu trocknen. So ca. 15 Minuten später geht es weiter.



              Die Geröllfelder die ich hier kennenlerne sind deutlich anspruchsvoller als die, die ich bisher aus den Alpen kannte. Sie sind deutlich größer und erfordern dadurch auch deutlich höhere Schritte. Zudem sind die meisten Steine ziemlich wackelig. Also volle Konzentration um nicht irgendwo mal blöd abzurutschen. Nach weiteren ungefähr 15 Minuten führen die T-Zeichen einen über den Tjonnholae oder vielmehr sollte es so sein. Dort wo wahrscheinlich eine Brücke sein sollte kann ich nur noch ein längeres Brett im Bachbett erkennen. Na gut dann wird der Bach halt über Steine überquert. Blöd nur, dass es in den letzten Tagen ja etwas mehr geregnet hat. Das heißt wiederum der Bach hat ziemlich viel Wasser das schnell den Hang hinunterfließt. Und im Wasser sind die Steine wie sicherlich jeder weiß sehr rutschig. An den meisten Stellen in der Nähe geht es Steil direkt ins Wasser. Also keine Chance für mich da irgendwie rüber zu kommen. Ein paar wenige Stellen gibt es die flacher sind an denen ich mich auch versuche. Ich mache den ersten und teilweise zweiten Schritt, muss aber abbrechen, da ich mich jedes Mal schon im Wasser liegen sehe. Die Strömung ist ziemlich stark. Ok, also wieder zurück ans Ufer. Da stehe ich nun gestützt auf einen Wanderstock und schaue mich um. Was mache ich jetzt? Schuhe aus, meine Sandalen an und dann den Rucksack versuchen rüber zu werfen und dann selbst rüber? So richtig Lust habe ich dazu keine, das Wasser ist eiskalt. Da erkenne ich ca. 150 Meter weiter unten Schafe auf der anderen Seite. Also wenn dort Schafe sind, dann müssten die doch auch mal irgendwann irgendwie auf die andere Seite gekommen sein kommt mir der Gedanke. Ich entschließe mich dazu in Richtung der Schafe zu gehen. Wieder über Geröll natürlich. Und als ich schon fast bei den Schafen bin erkenne ich tatsächlich eine improvisierte Brücke. Über schmale eigentlich nicht sehr stabil wirkenden Brettern geht es rüber. Na also, geht doch.



              Nur über Geröll zum Ziel?

              Ich mache mich auf zum ersten T-Zeichen auf dieser Seite und setze meinen immer steiler werdenden Weg nach oben fort. Oben am Hang angekommen wo man erstmals eine kleinere ebene Fläche vorfindet dachte ich erstmal an eine kurze Pause. Just in dem Moment zieht kalter Wind auf und es fängt an zu nieseln. Also keine Pause. Jacke an und weiter gehts. Der richtige Regen bleibt aber zum Glück aus. Trotzdem ist es im Zusammenspiel mit dem kalten Wind nicht sehr gemütlich. Der Weg führt in einem Auf und Ab über größere und kleinere Steine um den Berg in Richtung Vestre Hestlaegerhoe.



              Zwischendrin drehe ich mich mal um, auch um zu sehen wo ich hergekommen bin. Drei Gestalten kann ich da kurz vor dem Geröllfeld ausmachen. Ich gucke ein Weilchen zu und dann wahrscheinlich irgendwann richtig blöd aus der Wäsche. Drei Norweger, wie ich dann etwas später als sie mich noch überholten hören konnte, taten sich das Geröllfeld nicht an sondern gingen auch an der Brücke mit den Schafen einfach weiter bis sie das Geröllfeld hinter sich gelassen hatten und dann hoch zum Hang. Oh wie kam ich mir blöd vor. So ist das halt wenn man sich an die T-Zeichen zu halten versucht. Die drei kamen mir in einem Affenzahn immer näher und dann an mir vorbei. Und im gleichen Affenzahn waren sie dann auch schon wieder weg. Norweger sind für mich ja wahre Wandervirtuosen, Hut ab.

              Nur über Geröll!

              Es geht also weiter und ich sehe was? Ein Meer an Geröll das nicht enden will. Aber wenn ich schon mal hier bin stapfe ich natürlich auch los. Immerhin war der Nieselregen schon wieder vorbei, lediglich windig war es noch.



              Unterwegs treffe ich auf einen Polen, der in Oslo wohnt und arbeitet und unterhalte mich mit ihm unter anderem über die schnellen Norweger. Er erzählte zum Beispiel, dass er mitlerweile am liebsten alleine wandert, einfach wegen des Tempos. Zwei norwegische Freunde die er fürs wandern begeistern konnte wären laut ihm nun zu Gipfelstürmern geworden bei denen nur noch die Geschwindigkeit zählt. Auf das hat er aber keine Lust. Kann ich durchaus verstehen. Er war auch auf dem Glittertinden, der für mich bis dahin auch noch eine Option war, aber meinte aufgrund des Wetters war es ein Reinfall. Durch die ganzen Wolken sieht man einfach nichts.



              Nach der kurzen und netten Unterhaltung ging es für mich weiter den Vestre Hestlaegerhoe hinauf. Für Ihn nach Memurubu. Genau in dem Moment als die Geröllsteine größer werden und der Weg steil kommt die Sonne heraus und der Wind stellt seine Arbeit ein. Die Sonne knallt ordentlich herunter. Beim hoch quälen kommt mir der Gedanke, Meteorologe für den Jotunheimen Nationalpark muss ein easy Job sein. Mit der Wetter Vorhersage „wechselhaft“ trifft man immer ins schwarze.




              Natürlich wartet dort oben auch ein Altschneefeld noch auf mich. Zuerst ging meine Hoffnung in die Richtung, dass ich da bestimmt nicht drüber muss, sogar ganz bestimmt nicht. Aber irgendwann erkennt man dann eben Fußspuren im Schnee und hat Gewissheit. Also juhu ein Altschneefeld. Bei jedem Schritt rutscht man etwas nach hinten und bei jedem zweiten Schritt sackt man etwas ein. Das macht das ganze richtig anstrengend. Folgt man den Spuren muss man auch noch wie ein Model auf dem Laufsteg einen Fuß vor den anderen setzen. Ich weiß nicht wieso, aber Spuren die einigermaßen eine normale breite für normales gehen haben gibt es nicht. Und neben den Spuren zu gehen ist meistens auch keine Option. Entweder ist da der Schnee zu weich und man sackt noch mehr ein oder er ist zu hart, sodass man einfach keinen Halt findet. Ich weiß nur eins, ohne meine Wanderstöcke wäre ich etwas aufgeschmissen. Meine Hoffnung geht da hin, dass nach dem Altschneefeld doch bitte ein einigermaßen normaler Weg kommen möge.

              Aber nichts da. Oben angekommen geht es natürlich über Geröll weiter nach unten in Richtung Glitterheimen. Zwischendrin immer wieder Altschneefelder. Durch die meisten rutscht man mehr als man geht. Trotz allem richte ich immer wieder beide Augen auf die Landschaft, bleibe stehen und fotografiere.



              Ich bin etwas geschafft

              Von weitem kann ich auch schon Glitterheimen erkennen. Ganz bis dorthin werde ich heute nicht mehr gehen. Ich suche mir noch vor der großen Hängebrücke einen Platz für mein Zelt. Trotzdem muss ich einfach einmal rüber und wieder zurück. Eine recht wackelige Angelegenheit.





              Zum ersten mal bin ich etwas geschafft. Aber garnicht so sehr physisch. Heute war das für mich vielmehr vom Kopf her anstrengend. Das ist schon etwas ungewohnt, sich über einen langen Zeitraum ständig zu einhundert Prozent darauf zu konzentrieren nirgends falsch hinzutreten. Noch dazu sind viele der Geröllsteine einfach wackelig. Trotzdem bin ich mir an diesem Tag sicher, auch wenn es noch so anstrengend ist, es macht einfach Spaß.



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              • DrMatchbox
                Gerne im Forum
                • 30.05.2015
                • 86
                • Privat


                #8
                AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

                Klasse Reiseziel, Klasse Bericht, klasse Bilder!

                Freue mich auf die Fortsetzung.
                best regards
                Marc

                http://www.facebook.com/Dr.Matchbox

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                • Ellipirelli
                  Gerne im Forum
                  • 21.04.2014
                  • 64
                  • Privat


                  #9
                  AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

                  - Ein Meer an Geröll das nicht enden will...

                  Ja das ging mir in Jotunheimen genauso, ich sehe mich heute noch, das war auch von Glitterheim los gefühlt endlose Stunden über Geröllfelder stapfen.

                  Schöne Bilder, die Du gemacht hast. Prima.
                  Tadle nicht den Fluss, wenn Du ins Wasser fällst.

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                  • geige284
                    Dauerbesucher
                    • 11.10.2014
                    • 828
                    • Privat


                    #10
                    AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

                    Super Bericht!
                    Was hattest du denn außer der 5D II an Fotozeug dabei? sehr schicke Bilder!

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                    • losgelaufen
                      Anfänger im Forum
                      • 08.08.2015
                      • 17
                      • Privat


                      #11
                      AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

                      Zitat von geige284 Beitrag anzeigen
                      Super Bericht!
                      Was hattest du denn außer der 5D II an Fotozeug dabei? sehr schicke Bilder!
                      Mein 17-40 mm Weitwinkel und noch einen Filter für Langzeitbelichtungen, nur dass ich den eigentlich hätte zuhause lassen können. Ich hab keine Langzeitbelichtungen gemacht.

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                      • Antracis
                        Fuchs
                        • 29.05.2010
                        • 1280
                        • Privat


                        #12
                        AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

                        Zitat von geige284 Beitrag anzeigen
                        Was hattest du denn außer der 5D II an Fotozeug dabei?
                        Das Auge des Fotographen.

                        Im Ernst, ich finde vor allem den Bildaufbau oft Klasse, und gutes Licht hattest Du ja oft auch...aber auch mit der MK II kan man verdammt schlechte Bilder machen.

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                        • geige284
                          Dauerbesucher
                          • 11.10.2014
                          • 828
                          • Privat


                          #13
                          AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

                          Zitat von Antracis Beitrag anzeigen
                          Das Auge des Fotographen.
                          Das habe ich als vorausgesetzt angenommen dass das Bild immer noch der Fotograf macht, weiß ich doch und erkenne ich an. Trotzdem geht's komplett ohne Equipment dann doch nicht...

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                          • losgelaufen
                            Anfänger im Forum
                            • 08.08.2015
                            • 17
                            • Privat


                            #14
                            AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

                            Freut mich wenn euch Bericht und Bilder bisher gefallen.

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                            • Kati76
                              Neu im Forum
                              • 03.01.2008
                              • 4


                              #15
                              AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

                              Schade, dass ich den Bericht nicht zu Ende lesen kann. Morgen früh geht es nach Oslo und mittags mit dem Zug weiter nach Otta. Mein Partner und ich wollen genau diese Runde machen. Wenn möglich mit der Überschreitung des Glittertinden. Auch der Galdhøppingen und Kyrkja sind eingeplant. Mal sehen...
                              Heute abend schaue ich noch mal hier her. Vielleicht gibt es ja eine Fortsetzung.

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                              • losgelaufen
                                Anfänger im Forum
                                • 08.08.2015
                                • 17
                                • Privat


                                #16
                                AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

                                Ich muss mal schauen, ob ich heute Abend noch einen Teil fertig geschrieben bekomme. Ansonsten der Flughafen in Oslo und die Züge haben ja free Wifi.

                                Wieviel Tage habt ihr für die Tour veranschlagt?

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                                • Kati76
                                  Neu im Forum
                                  • 03.01.2008
                                  • 4


                                  #17
                                  AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

                                  Wir haben für die Tour 12 Tage Zeit.

                                  Beide Rucksäcke sind gepackt, beide wiegen 20 kg. In Otta wird noch Gas, Butter und Brot gekauft.

                                  Das Wetter, sofern man es für Jotunheimen überhaupt vorhersagen kann, scheint in den nächsten Tagen gut zu sein.

                                  Wir freuen uns und tschüss....

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                                  • losgelaufen
                                    Anfänger im Forum
                                    • 08.08.2015
                                    • 17
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

                                    Zitat von Kati76 Beitrag anzeigen
                                    Wir haben für die Tour 12 Tage Zeit.

                                    Beide Rucksäcke sind gepackt, beide wiegen 20 kg. In Otta wird noch Gas, Butter und Brot gekauft.

                                    Das Wetter, sofern man es für Jotunheimen überhaupt vorhersagen kann, scheint in den nächsten Tagen gut zu sein.

                                    Wir freuen uns und tschüss....
                                    Und ihr freut euch zu Recht. Wünsche euch viel Spaß!!!!


                                    So weiter gehts...

                                    4. Tag

                                    Es regnet … mal wieder
                                    So gegen 8 Uhr früh wache ich auf. Zu aller erst mache ich mich über mein morgendliches Müsli her. Nachdem ich fertig bin fange ich an meine Sachen in den Rucksack zu packen. Und natürlich fängt es genau dann kräftig zu regnen an. Der Wind mischt natürlich auch wieder mit. Also heißt es nun erstmal die Zeit ein wenig zu vertreiben. Ich studiere wieder die Landkarten für den heutigen Weg. Die Besteigung des Glittertinden fällt nun aber endgültig flach. Auch weil es einfach zu bewölkt ist und ich dann sowieso keine Aussicht hätte. Da wären die Mühen umsonst gewesen.



                                    Heute fällt es mir irgendwie schwer
                                    So gegen 14 Uhr komme ich, nachdem alles eingepackt ist, endlich weg und begebe mich auf meinen Weg nach Spiterstulen. Hin und wieder lugt die Sonne hervor, doch der immer noch recht kräftige Wind sorgt schnell dafür, dass sich Wolken davor schieben. Im vorbeigehen an der Touristenhütte in Glitterheim sehe ich noch wie ein paar Wanderer den Weg zum Glittertind einschlagen. Schnee lag da jedenfalls genug. In mir macht sich das Gefühl breit die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Hinter Glitterheim geht es das Veodalen in Richtung Veslglupen gemächlich bergauf.




                                    Zuerst wie schon am Russvatnet durchs Gestrüpp, der Weg ist ordentlich überflutet. Und natürlich, kommt auch hier wieder genau in diesem Moment die Sonne voll durch. Und es wird wieder warm. Um meinen Rucksack abzusetzen um meine Jacke ausziehen zu können, habe ich nicht genug Platz. Also geht es von Stein zu Stein und auch von Ast zu Ast durchs Gebüsch. Als ich den „Dschungel“ hinter mir lasse und der Weg wieder normaler wird ist die Sonne auch schon wieder weg und es wird frisch. Was das Timing mit dem Wetter hier angeht habe ich irgendwie den Jackpot gezogen denke ich mir.




                                    Der Weg ist nun eigentlich recht angenehm zu laufen. Es geht nur mäßig steil hinauf. Allerdings fällt es mir heute irgendwie trotzdem schwer, weshalb kann ich mir nicht erklären. Die Wolken ziehen wieder einmal immer mehr zu und es wird frischer. Also Mütze und Handschuhe raus. Schon besser. An einer sehr prominent platzierten T-Markierung mitsamt Steinmann mache ich eine kurze Rast und gönne mir eine gute Laune Salametti.




                                    Da erkenne ich wie unter einem Stein etwas hervorlugt. Aus irgend einem Grund kam mir der Gedanke Geocache in den Sinn? Eigentlich bin kein Geocacher, aber wenn da vielleicht einer ist schau ich doch mal nach. Stein aufgehoben und … schnell wieder fallen gelassen. Eine Damenbinde. Na danke. Ein paar Flüche verlassen schnellstmöglich meinen Mund. Geocaching ist für mich gestorben. Dass es doch immer wieder Leute gibt, die ihren Müll einfach liegen lassen … schade. Auf meiner Tour ist mir leider insgesamt doch viel an liegen gelassenem Müll begegnet.




                                    Es wird noch richtig anstrengend
                                    Es fängt leicht an zu nieseln, weshalb ich mich daran mache weiter zu laufen. Im gehen ist es erträglicher wenn ich nass werde. Doch zu meinem Glück drohen die Wolken mit der Nieselei nur ordentlich. Richtiger Regen prasselt nicht auf mich herab. Ganz im Gegenteil, sie machen sich mehr und mehr vom Acker und die Sonne kommt wieder heraus. Es wird angenehm war und ich kann meine Jacke einpacken. Doch der ein oder andere wird es sich nun sicherlich schon denken. Auf meiner Tour kommt die Sonne nicht einfach nur so heraus, sondern genau dann wenn es anstrengend wird. Ich erreiche die Veslglupen. Zuerst geht es über kleinen und größeren Fels etwas steil hinauf. Ok geht noch. Es geht also weiter. Voll konzentriert auf den Weg erschreckt mich einer dieser Mountain Runner, der an mir vorbeirast. Und wieder suche ich instinktiv nach der versteckten Kamera. Ich bin mir sicher, dass ich im ersten Moment wieder recht blöd geschaut haben muss. Kann doch nicht sein, dass ich mich hier heute so abmühe und ein anderer geradezu federleicht über die Steine hinweggleitet. Aber keine Kamera. Ich schaue dem „Raser“ also hinterher und staune natürlich.




                                    Dann nehme ich zum ersten mal DAS Geröllfeld wahr. Verdammt große Steine die den Eindruck erwecken als ob sie jede Sekunde den Hang hinunter rollen. Und da soll ich jetzt rüber? Rucksack runter, ein kleiner Happen und etwas trinken. Danach verstaue ich meine Trinkblase vorne in der Kameratasche. In diesem Geröllfeld werde ich meinen Rucksack nicht absetzen können. Rucksack wieder geschultert und auf den ersten Stein und … der wackelt gewaltig! Dann muss es halt ein anderer sein. Der wackelt jedoch auch. Aber der „Weg“ will bezwungen werden. Umdrehen gibt es nicht sag ich mir. Irgendwie schaffe ich es rüber. Zwischendrin nehme ich das direkt anschließende Altschneefeld wahr. Als ich davor stehe kommt es mir so vor als ob es eine 80% Neigung hat. Wirklich mit jedem Schritt sacke ich ein ganzes Stück ein und rutsche wieder nach hinten. Also ramme ich meine Wanderstöcke tiefer in den Schnee um mich an ihnen besser hochziehen zu können. Klappt einigermaßen. Jedenfalls ist es verdammt anstrengend und ich verfluche sämtlichen Schnee. Zwei Norweger kommen mir entgegen die nach unten wollen. Wirklich gelaufen sind sie jedenfalls nicht. Das war mehr ein durchrutschen. Oben angekommen heißt es erstmal auf die Stöcke gestützt verschnaufen. Dann blicke ich zurück und frage mich ernsthaft ob ich, wenn ich die Tour andersherum gegangen wäre, hier jemals runter gekommen wäre. Die Sonne ist weg und es frischt auf. Es nieselt wieder ein bisschen. Aber das soll mir jetzt egal sein, es geht weiter.




                                    Schlimmer kann es heute sicherlich nicht mehr werden. Tja... falsch. Also wirklich schlimmer war es nicht. Aber anstrengend. Im Vergleich zum Geröllweg gestern nach Glitterheim ist das was da nun vor mir liegt nochmal eine ganze Spur mehr an Geröll und auch deutlich größer. Und natürlich noch mehr Altschneefelder. Oh wie ich sie hasse.




                                    Vorbei an den kleinen Seen Veslgluptjonnen im Schatten der Berge und durch unzählige Mückenschwärme geht es nun leicht Bergab durchs Skautflye. Einige Seen zu meiner linken und eine schön anzusehende Bergkette. Ist der Weg auch noch so anstrengend, ich habe mir vorgenommen trotzdem meine Bilder zu machen.





                                    Natürlich fällt mir der Weg jetzt insgesamt noch schwerer. Ich glaube eine Schnecke wäre nun schneller unterwegs gewesen als ich. Heute soll irgendwie nicht mein Tag sein. Immer mal wieder klart es auf nur um kurz danach wieder bewölkt zu werden.

                                    Spiterstulen kommt näher
                                    Von weitem sieht man hier schon, dass ein Tal auf mich wartet. Jedoch zieht sich der Weg gewaltig. Doch auch ich komme dann irgendwann zum Skautkampen und nach einer langgezogenen Kurve sehe ich Spiterstulen. Sieht schon cool aus so von hier oben. So knapp 400 Höhenmeter geht es nun aber noch runter. Als ich dann kurz vor der asphaltierten Landstraße bin die nach Spiterstulen führt schalte ich meine Konzentration ab. Der Weg ist ja nun auch total harmlos. Ein Staubiger Weg und hier und da etwas Schutt. Eine kurze eigentlich nicht nennenswerte Steilpassage und... da liege ich. War ja klar, dass ich an so einer einfachen Stelle wegrutsche.



                                    Ich stehe auf und wische den Staub von meiner Hose. Gut besser ich rutsche hier weg wo nichts passiert, als irgendwo auf einem Berg. Ich erreiche die asphaltierte Straße und komme mir vor wie der erste Mensch der das Laufen für sich entdeckte. Nachdem ich nahezu die letzten beiden Tage spitze Steine unter den Füßen hatte, war das nun ein etwas komisches Gefühl. Meine Beine fühlten sich an wie Gummi. Vor Spiterstulen gab es einige Zeltplätze. Einer davon sollte meiner werden. Das erste was ich tat war meine Schuhe auszuziehen und die Füße ins Kalte Wasser des Visa zu halten. Herrlich erfrischend. Danach war nur noch Zelt aufbauen und Abendessen angesagt. Und wieder wird es wieder bewölkter. Ich schau zu den Wolken und bin mir schon fast sicher, heute Nacht wird es sicherlich wieder regnen.

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                                    • Mika Hautamaeki
                                      Alter Hase
                                      • 30.05.2007
                                      • 3996
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

                                      Geniale Tour, tolle Fotos, Danke!
                                      So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                      A. v. Humboldt.

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                                      • Kati76
                                        Neu im Forum
                                        • 03.01.2008
                                        • 4


                                        #20
                                        AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

                                        Schade, jetzt wo wir wieder zurück sind, wollte ich weiterlesen, doch der Erzähler ist erst in Spiterstulen.

                                        Wir hatten 10 Tage fantastisches Wetter und konnten unsere Tour wie geplant durchziehen. Überschreitung des Glittertind, Besteigung des Galdhøpiggen und auch den Gipfel der Kyrkja konnten wir über den Südgrat erreichen. Als wir den Beseggen-Grat hoch gewandert sind, haben sich die Wolken verdichtet und abends hatte es erstmal geregnet. Wir hatten unser letztes Camp am Bessvatnet und dort blieben wir auch bis einen Tag vor der Abreise.

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                                        • Alpentrekker
                                          Erfahren
                                          • 22.07.2013
                                          • 136
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

                                          Ist immer interessant zu sehen wenn man da selbst erst letztes Jahr war und das man nicht der einzige ist der sich so ewig an der riesigen Geröll passage zwischen glitterheim und spiterstulen abgemüht hat aber auf jeden Fall sehr schöne bilder.
                                          - Walk, Walk, Walk ... -
                                          https://reiseelefanten.wordpress.com/

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                                          • losgelaufen
                                            Anfänger im Forum
                                            • 08.08.2015
                                            • 17
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

                                            Leider hat es ein bisschen länger gedauert. Aber jetzt geht es weiter.

                                            --------------------------------------------------------------------------------------------

                                            Tag 5

                                            Nicht viel los
                                            Es windet und regnet den ganzen Tag. Zwischen 10 Uhr und 12 Uhr scheint zwar die Sonne, doch die Wettervorhersage sagt für die Zeit danach den ganzen Tag Regen an. Pünktlich um kurz nach 12 fängt es dann auch tatsächlich an zu regnen. Dabei vertilge ich meine letzten gute Laune Salametti. Dabei hätte ich sie am nächsten Tag noch gut gebrauchen können. Memo an mich. Beim nächsten mal viel mehr davon mitnehmen. Abends macht der Regen dann doch nochmal eine kurze Pause. Ich nutze die Zeit um mir meine Beine etwas zu vertreten. Es gibt wirklich schöneres als den ganzen Tag im Zelt zu sitzen. Von diesem Tag gibt es auch nur ein Foto.



                                            Tag 6

                                            Es geht früh los
                                            Da ich gestern auf der faulen Haut lag nahm ich mir vor so gegen sechs Uhr aufzustehen. Meine Wetterapp sagte für den ganzen Tag schönes Wetter an, erst gegen Abend sollte es wieder etwas zuziehen und Regnen. Wach war ich dann sogar schon um fünf Uhr. Es war bitterkalt. Eine Stimme in mir sagte zu mir, dass ich verrückt bin wenn ich jetzt aufstehe und aus dem warmen und gemütlichen Schlafsack herauskrieche. Ich entscheide mich fürs verrückt sein. Das Frühstück ließ ich aber erstmal weg, das wollte ich später in der warmen Sonne genießen. So war dann erstmal zusammenpacken angesagt. Hatte ich schon erwähnt, dass es bitterkalt war? Immerhin wurden die Bergspitzen schon von der Sonne beschienen.



                                            Doch bis die so richtig das Tal erreichten dauerte es noch eine ganze Weile. Alles verpackt ging es um kurz nach sechs Uhr in Richtung Spiterstulen. Auch heute war es irgendwie noch komisch auf einem asphaltierten Weg zu laufen. Da passt einfach irgendetwas nicht.



                                            So ca. 20 Minuten später bin ich dann in Spiterstulen. Nur einige wenige Wanderer liefen hier um diese Uhrzeit schon herum. Voll muss es in den Hütten aber in jedem Fall gewesen sein. Zumindest waren die Parkplätze soweit ich das beurteilen konnte voll. Es war anhand der Kennzeichen interessant zu sehen, woher die Autos alle kamen. Der Großteil natürlich aus Norwegen, gefolgt von deutschen Kennzeichen. Sonst aus wirklich fast ganz Europa. Großbritannien, Dänemark, Polen, Österreich, Ungarn, Schweden. Der Galdhoppigen ist halt einfach ein Anziehungsmagnet. Was ich auch gut daran erkannte, dass ich auf meinem Weg nirgends so viele Zelte gesehen habe. Der Zeltplatz, oder vielmehr das Galdhoppigen Basecamp wie ich es selbst nannte, war gut gefüllt. Ich selbst lasse den Galdhoppigen aber wie auch schon den Glittertind aus.

                                            Wer den richtigen Weg nimmt ist klar im Vorteil
                                            In Spiterstulen an den Touristeninfoschildern stehend, sieht man den Weg der zum eigentlichen Wanderweg in Richtung Leirvassbu führt nicht sofort. Was man aber sieht, ist die Brücke die zum Basecamp führt und ein Weg der dahinter anschließt. Natürlich nehme ich diesen Weg.




                                            Nach einigen Metern kommt mir allerdings der Gedanke, dass ich nicht so ganz richtig bin. Laut Wanderkarte die ich an meinem Ruhetag zur Genüge angesehen hatte, müsste der Visa rechts von mir fließen, jetzt fließt er aber links von mir. Also zurückgeschaut und da sehe ich den Ausgang oder Eingang, je nachdem wie man es sehen möchte, von Spiterstulen. An den Touristeninfoschildern hätte ich nach links gehen müssen und nicht nach rechts über die Brücke. Ich gehe jedoch erstmal weiter. der Visa wird immer wilder und von den Gletscherabflüssen kommt einiges an Wasser runter. Ich nutze die Zeit um zu fotografieren und in den Bächen von Stein zu Stein zu hüpfen.




                                            Die Sonne kommt immer mehr über die Bergspitzen hervor und es wird heller. Ich gehe zurück nach Spiterstulen. Mitlerweile herrscht hier auch schon reger Betrieb, die Zeltstadt zumindest ist in voller Bewegung. Ein paar sieht man auch schon den steilen Weg in Richtung Galdhoppigen erklimmen. Schon ein bisschen komisch nach ein paar Tagen geradezu absoluter Einsamkeit wieder so vielen Menschen zu begegnen.



                                            Wieder über die Brücke geht es diesmal zum richtigen Weg. Auf dem Weg schweift der Blick immer wieder zum Gletscher Svellnosbreen. Das sieht schon klasse aus. Der Weg ist hier noch recht angenehm zu gehen. Hin und wieder hat es zwar größere Wasserpfützen vom gestrigen Regen, jedoch alles halb so wild. Die Sonne hat es mitlerweile auch über die Gipfel geschafft. War es zuvor noch richtig frisch und ich gut eingepackt, muss ich nun Jacke und leichtes Fleece ablegen. Gefühlt stieg die Temperatur nun vom Gefrierpunkt auf 20 Grad plus an. So gegen neun Uhr entscheide ich mich an einem Bach mein Frühstück zu mir zu nehmen. Der Weg steigt danach mehr und mehr an.

                                            Rudolph and Friends




                                            Zwei Brücken sind zu überqueren, wobei ich an der letzten irgendwie den Absatz zum Weg total übersehe da ich nach vorne und nicht nach unten schaue und einen ordentlichen Satz mache. Doch ich stehe noch. Es folgt ein nicht ganz einfach zu überquerender Gletscherabfluss. Einen Stein hatte ich etwas falsch eingeschätzt und wäre fast im Wasser gelandet, doch ich konnte gerade so noch mein Gleichgewicht halten.






                                            Auch häufen sich nun die Geröllsteine wieder mehr. Und wenn sich Geröllsteine häufen, ist was nicht fern? Genau! Altschneefelder. Meine Flucherei hält sich allerdings noch in Grenzen. Zum Glück wusste ich hier noch nicht was mich etwas später noch erwartete. Also stapfe ich über Geröll und durch Schnee den Weg weiter, der auch immer steiler wird. Zwischendrin geht der Blick immer wieder zurück. Die Aussicht ist auch heute wieder einfach beeindruckend.






                                            Gerade als ich durch so ein blödes Schneefeld laufe und konzentriert auf den Boden sehe nehme ich an meinem linken Blickfeld eine Bewegung wahr. Ich schaue in die Richtung der Bewegung. Rentiere! Schnell bleibe ich stehen und bewege mich nicht. Nur meine Kamera habe ich im Anschlag. Hier im Forum hatte ich gelesen, dass Rentiere im Normalfall einige Kilometer flüchten wenn Menschen zu nahe kommen und so unnötig Energiereserven verbrennen. Deshalb will ich sie möglichst nicht aufscheuchen. Die kleine Rentierherde scheint gemütlich unterwegs zu sein. Eines bleibt stehen und ich bin mir sicher, dass es mich sieht. Es sieht jedoch nicht so aus, als ob die Rentiere nun etwas in ihrem Verhalten ändern. Erst als sie weiter weg den Berg hoch sind gehe ich weiter. Erst jetzt merke ich, ich stehe ja noch in einem Schneefeld. Gerade noch gute Laune … Naja weiter gehts über das Altschneefeld, wenn auch nicht so elegant wie die Rentiere, die ja geradezu über den Schnee zu schweben scheinen.



                                            Winter wonderland?
                                            Es geht über Schnee steil hoch in Richtung Kyrkjeglupen, was mich mächtig ins schwitzen bringt. Fast ganz oben angekommen bleibe ich stehen und schaue zurück ins Visdalen um zu sehen wo ich hergekommen bin. Schon eine ordentliche Strecke denke ich mir. Die Aussicht ist jedenfalls klasse.




                                            Ein klein wenig ging es noch hoch. Und dort erstreckte sich das Grauen. Schnee soweit das Auge reichte. Ich lief quasi aus dem Sommer direkt in den Winter. Ein Schritt nach vorne, Winter. Ein Schritt zurück, Sommer. Aber ich will ja nach vorne. Also ein Schritt nach vorne in den Winter. Es ging also Mühsam durch den Schnee weiter. Es kamen mir zwei Wanderer entgegen. Der erste lief normal und gab auch ordentlich Tempo vor. Der zweite humpelte doch ordentlich und tat sich schwer das Tempo zu halten. Ich fragte ob alles ok ist. Der linke Knöchel tat ihm weh meinte er. Da ich Tape dabei hatte fragte ich noch ob ich wir den Knöchel tapen sollen. Er verneinte und meinte, dass schon alles inordnung ist und ging weiter. Auch für mich ging es weiter durch den Schnee. Und es war anstrengend, so richtig anstrengend. Nur mit kleinen Schritten kam ich vorwärts und sackte hier und da immer mal wieder etwas ein. Zudem flogen hier so viele Mücken herum wie ich sie bisher auf der gesamten Tour nicht gesehen hatte. Die Wolken wurden etwas dichter und es wurde frischer. Also Mütze auf, Jacke an und weiter gehts.




                                            Bis ich mit einem mal einsacke und mit dem linken Bein bis zum Oberschenkel im Schnee stecke und erstmal nicht mehr raus komme. Im ersten Moment erschreckt man sich ordentlich wenn der Boden auf einmal nachgibt. Ich der die ganze Zeit über den Schnee fluchte muss nun einfach anfangen zu lachen. Ich schnalle den Rucksack ab und kann mich aus dem eiskalten Schnee drücken. Doch es geht weiter. An vielen Stellen sieht man nun, dass ich nicht der Erste bin der hier im Schnee eingesackt ist. Und oft sieht der Schnee recht dünn aus, sodass ich öfters nicht den Wanderspuren folge sondern knapp daneben durch den tieferen Schnee laufe. Mir kommen zwei Russen entgegen, die wissen wollten wie lange sie denn noch durch den Schnee zu laufen hätten. Als ich ihnen sagte, so zwei Stunden sicherlich noch, schienen sie mir nicht gerade den glücklichsten Eindruck zu machen, was ich total verstehen konnte. Mir sagten sie hingegen, dass Leirvassbu nicht mehr weit entfernt ist und ich es bald geschafft hätte.




                                            Und tatsächlich Leirvassbu ist zu sehen. Meine Laune steigt wieder etwas. Das gibt nochmal so etwas wie einen Motivationsschub wenn man das Ziel vor Augen hat. Nach einigen weiteren Metern gibt der Schnee wieder nach und ich sacke wieder ein. Diesmal lache ich aber nicht. Ich haue mir mein linkes Schienbein ordentlich an einem unter dem versteckten Stein an. Was will man automatisch machen wenn man sich ordentlich das Schienbein anhaut? Man will es sich einfach nur halten und sich hin und her wälzen und vor Schmerz schreien. Ich war schon dabei mich zu wälzen, da überlegte ich es mir doch noch anders. Keine fünf Sekunden dauerte es und ich stand wieder. Der Schnee ist einfach zu kalt um sich in Selbstmitleid zu wälzen. ;) Mein Schienbein war in den nächsten Tagen ordentlich grün und blau. Aber an diesem Tag tat es zu meinem Glück nicht allzu lange weh. Und mir wurde nun auch klar, wieso mir der humpelnde Wanderer entgegen kam. Bei etwas mehr Pech hätte ich vielleicht nun auch humpeln dürfen. Eine weitere halbe Stunde später erreiche ich Leirvassbu. Und erstmal stehe ich blöd da. Zelten ist in der näheren Umgebung ja verboten und der Schnee macht es auch nicht gerade möglich irgendwo sein Zelt aufzuschlagen. Der gesamte Leirvatnet war zugefroren und an dessen Ufer war auch keine Möglichkeit. Ich hatte nun zwei Möglichkeiten. In der Hütte zu schlafen oder noch ein Stück weiter zu gehen.





                                            Eigentlich war ich für diesen Tag bedient, aber ich wollte nicht wirklich in der Hütte schlafen. Ich packe erstmal meine Karte aus und schaue wo denn vielleicht ein geeigneter Platz sein könnte. Ich entschied mich dazu mein Glück an den Hogvagltjonnen zu versuchen. Also ging es weiter auf dem Weg nach Gjendebu. Als wenn ich nicht schon genug davon gehabt hätte geht es auf Schnee steil den Berg hoch. Doch ich wollte es ja so. Über den Berg drüber ging es gleich wieder nach unten. Immer noch weit und breit kein geeigneter Zeltplatz. Nur an Bergflanken mit ordentlich Geröll darüber. Da schläft man besser nicht. Es geht weiter und mir kommt ein Norweger entgegen. Wir sind beide am fluchen, ich weil ich wieder mal einsacke und er, weil aufgrund des weichen Untergrunds sein Knie schmerzt. Er fragt mich wo ich her komme und entschuldigt sich schon fast für den vielen Schnee. Der Sommer will dieses Jahr einfach nicht in Schwung kommen, doch normal ist es hier richtig schön. Ich entgegne ihm, dass die Landschaft auch mit Schnee im Prinzip schön aussieht und nur das halt anstrengender ist. Er war auf Gipfelbesteigung mit Sohn und Neffe die beide noch nach kämen. Klar, je älter der Norweger, desto schneller ist er unterwegs. Das glaubt man auch nur wenn man es selbst sieht. Wir verabschieden uns und so 10 Minuten später laufen die beiden dann auch an mir vorbei. Und endlich, nach einer weiteren halben Stunde finde ich endlich meinen Zeltplatz. Ich schnalle meinen Rucksack ab und setze mich auf einen Stein. Die Sonne kommt wieder etwas mehr zum Vorschein und wirft die umliegenden Berge mitsamt Schnee in ein tolles Licht. Ich hole natürlich meine Kamera raus und mache meine Fotos. Es kam ein Wanderer in Gummistiefeln vorbei. Zumindest sahen sie aus wie Gummistiefel. Ich jedenfalls würde hier nicht mit Gummistiefeln laufen wollen. Ich baue mein Zelt auf und genieße mein Abendessen. Spaghetti Bolognese. Als Nachtisch eine Tafel Ritter Sport, die ich meiner Meinung nach verdient hatte. Und dazu einen schönen warmen Tee. Es war nun gegen 21 Uhr, doch draußen war es wieder richtig hell nachdem die Sonne herauskam. Irgendwann danach muss ich dann aber trotz der Helligkeit eingeschlafen sein.

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                                            • Alpentrekker
                                              Erfahren
                                              • 22.07.2013
                                              • 136
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

                                              Hallo losgelaufen,
                                              ist schon hart wenn man so den unterschied von letztem Jahr zu diesem Jahr sieht. Da ich ja letztes Jahr bis dahin den gleichen Weg gelaufen bin und ungefähr zur gleichen Zeit ... Die Rentierherde scheint in der Umgebung wohl jedes Jahr zu sein. Ich hatte da nämlich letztes Jahr auch welche gesehen.
                                              Ich denke mal das weist du zwar, aber man kann schon bei den Hütten zelten nur muss man hält was bezahlen. Das waren in Leirvassbu 70 Kronen. Dafür kann man eben auch die sanitären Einrichtungen mit nutzen. Aber das ist ja immer Geschmackssache ob man das möchte
                                              Ich freue mich wenn es weiter geht und sehr schöne Bilder.
                                              - Walk, Walk, Walk ... -
                                              https://reiseelefanten.wordpress.com/

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                                              • losgelaufen
                                                Anfänger im Forum
                                                • 08.08.2015
                                                • 17
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

                                                Zitat von Alpentrekker Beitrag anzeigen
                                                Hallo losgelaufen,
                                                Ich denke mal das weist du zwar, aber man kann schon bei den Hütten zelten nur muss man hält was bezahlen. Das waren in Leirvassbu 70 Kronen. Dafür kann man eben auch die sanitären Einrichtungen mit nutzen. Aber das ist ja immer Geschmackssache ob man das möchte
                                                Ich freue mich wenn es weiter geht und sehr schöne Bilder.
                                                Die Infos die ich hatte waren, dass man in Leirvassbu nicht Zelten darf. Gut wenn ich es wirklich gewollt hätte, hätte ich nachgefragt. Andererseits war da so viel Schnee, dass ich in der näheren Umgebung garnicht hätte Zelten können.

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                                                  Erfahren
                                                  • 22.07.2013
                                                  • 136
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

                                                  Andererseits war da so viel Schnee, dass ich in der näheren Umgebung garnicht hätte Zelten können.
                                                  Das ist dann eben die andere Sache. War aber letzes Jahr auch nicht so einfach da einen Platz zu finden, da da alles recht uneben ist und 2 andere Leute mir die ebenen Plätze weggeschnappt hatten.
                                                  - Walk, Walk, Walk ... -
                                                  https://reiseelefanten.wordpress.com/

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                                                  • losgelaufen
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                                                    • 08.08.2015
                                                    • 17
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

                                                    Nein ich habe den Thread hier noch nicht vergessen. Weiter gehts.

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                                                    Im Windkanal
                                                    So gegen 23 Uhr wache ich schon wieder auf. Der Graupel prasselt ordentlich gegen mein Zelt. Da ich kein Thermometer bei mir habe ist das allerdings eine grobe Temperatur Angabe für mich. Bei dem Gedanken, dass es jetzt wahrscheinlich so um die null Grad hat verkrieche ich mich noch tiefer in meinen Schlafsack. Die Nacht über wache ich dann noch öfter auf und jedes mal grüßt mich der Graupel. Zusätzlich rauschte durch das Tal ein ordentlicher Wind. Da ich in all dem Schnee um mich herum gestern den erstbesten Platz genommen habe und ein wenig windgeschütztes Plätzchen hatte, schüttelte es mein Zelt auch ordentlich durch. Ich kann also von einem bestandenen Windkanaltest für mein Zelt sprechen.



                                                    Zweimal kamen in der Zeit Wanderer direkt am Weg neben meinem Zelt vorbei. Ob die viel Spaß hatten weiß ich nicht. Ich wollte auch nicht raus um zu fragen. Das ganze hielt bis 13 Uhr an. Schlagartig hören Wind und Graupel auf, sogar die Sonne kommt heraus. Zum ersten mal schaue ich dann auch aus meinem Zelt und sehe, dass die Wolken langsam aber sicher verschwinden.

                                                    Weiter gehts
                                                    Doch das aufraffen fällt mir schwer. Beim Gedanken an den Schnee steigt die Motivation auch nicht gerade ins unermessliche. Dass der Schnee nun sehr weich sein würde, da hatte ich in dem Moment noch nicht mal dran gedacht. Doch es nützt alles nichts. Je eher ich aufbreche, desto schneller habe ich den Schnee hinter mir. Während ich zusammenpacke laufen drei Wanderer an mir vorbei und gehen etwa zehn Meter weiter den kleinen Hügel hinunter Richtung Bach. Auf der anderen Seite haben sie hinter mehreren Felsen für sich einen Zeltplatz ausgemacht. „Oh den habe ich gestern garnicht gesehen“, denke ich mir. Da der Platz aber auf der Windzugewandten Seite ist, ist es für mich letztendlich nicht weiter schlimm ihn nicht gesehen zu haben. Ich hätte mich sonst wahrscheinlich ein ganzes Weilchen verflucht.



                                                    Ich schultere meinen Rucksack und stapfe los. Nach nur wenigen Metern wartete der Schnee auf mich. Ein super weicher Schnee bei dem ich das Gefühl habe doppelt so tief, im Vergleich zu gestern, einzusacken. Die Wolken werden wieder grauer und hängen tiefer. Doch bis auf ein paar vereinzelte Tropfen hält es. Was das angeht bleibt mir mein Glück wenigstens hold. Von vergangenen Wanderungen bin ich das normalerweise ganz anders gewohnt. Der Wind nimmt auch wieder zu und dreht alle zehn Minuten. Mal ziehen die Wolken über die eine Gipfelkette nur um dann ein wenig später wieder zurückzukommen. Nur der Schnee zieht nicht davon, der bleibt leider liegen. Mühsam geht es am Nedre Hogvaltjonnen vorbei. Auch wenn es etwas Grau ist, die Landschaft entschädigt. Das sieht einfach klasse aus. Mit den Schneebedeckten Bergen um mich herum und wie die Wolken dicht über die Gipfel wabern.




                                                    Gute Entscheidung
                                                    Etwas später taucht zu rechter Hand, nach der Wegkreuzung in Richtung Olavsbu, in einiger Entfernung eine Bootshütte am Anfang des Langvatnet auf. Die sah ich gestern schon auf meiner Karte. Da hatte ich auch noch überlegt bis dorthin zu laufen und in deren Nähe mein Zelt aufzuschlagen. Doch es war gut, dass ich mich für den erstbesten Platz entschieden hatte. Um die Hütte sah es von meiner Position so aus als ob sich dort ein kleines Eiland gebildet hatte. Die Hütte war umgeben von Wasser, Schnee und vermutlich nicht gerade festem Eis.




                                                    Als ich ungefähr auf gleicher Höhe der Hütte war konnte ich zwar eine Stelle mit Geröll erkennen, an der man wohl irgendwie über das Wasser gekommen wäre, doch machte das von hier keinen sehr sicheren Eindruck. Zudem waren hier weit und breit keine weiteren Zeltmöglichkeiten. Wenn ich es dann nicht rüber geschafft hätte, dann hätte ich entweder zurück müssen oder so lange weiterlaufen müssen bis ich einen besseren Platz gefunden hätte. Doch das sind natürlich viele wenns und hätte.



                                                    Zum ersten mal etwas Nervenflattern
                                                    In der Folgezeit wurde zwar der Schnee weniger, doch dafür begrüßte mich der Matsch. Von den Hängen kam ordentlich Schmelzwasser herunter. Bei so einem Schmelzwasser Delta musste ich dann auch das erste mal ganz schön Nerven lassen. Da war so viel Wasser, dass ich schätzungsweise ca. zehn Meter vor mir hatte. Ich ging etwas den Hang hinauf und hinunter um nach einer Stelle für die Überquerung Ausschau zu halten, die mich vielleicht auf einfachem Weg auf die andere Seite bringt. Doch die niedrigste Stelle schätzte ich vielleicht noch bis zur Mitte meines Schienbeins. Da stand ich nun und sagte leise vor mich, „Nicht wirklich oder? Kann nicht euer Ernst sein“. Wen auch immer ich in dem Moment meinte. Vermutlich die Riesen, die hier ja heimisch sind. Zehn Minuten vergehen, in denen ich analysiere wie ich am ehesten auf der anderen Seite ankomme. Schuhe aus und durchwaten? Der Gedanke daran versetzt mich nicht gerade in Verzückung. Das Wasser ist eiskalt. Also gut, es geht von Stein zu Stein. Aber richtig langsam und vorsichtig. Die Steine sind verdammt rutschig. Wenn ich hier mit meinen vielleicht „nur noch“ 16 Kilo auf dem Rücken und 1,5 Kilo vor der Brust nur ein wenig aus dem Gleichgewicht komme, dann war es das. Zumal das Wasser kräftig fließt. Ein Glück habe ich meine Trekkingstöcke die mir Sicherheit geben. Ich habe zwar nicht auf die Uhr gesehen, aber gefühlt habe ich minimum fünfzehn Minuten gebraucht. Der Norweger hätte wahrscheinlich gelächelt und wäre Jesus gleich über das Wasser rüber. Auf der anderen Seite angekommen, setze ich erstmal meinen Rucksack ab und gönne mir zwei Müsliriegel und einen ordentlichen Schluck Wasser. Dabei schaue ich zurück über das Delta und bin schon irgendwie Stolz auf mich.



                                                    Für die Sonnenbrille!
                                                    Doch es muss ja weiter gehen. Rucksack geschultert und weiter gehts. Nach zehn Minuten auf matschigen Wegen und einem kleineren Schneefeld kommt die Sonne etwas hervor. Instinktiv greife ich vorne an meine Kameratasche hin wo normalerweise meine Sonnenbrille wartet. Und ich greife ins Leere. Oh nein! Das letzte mal als ich die Brille bewusst sah war direkt nach dem Delta als ich bei meiner kleinen Pause die Brille auf einen Stein gelegt hatte. Was mach ich jetzt? Zurück laufen und den Weg bis zu meiner Pausenstelle absuchen oder weitergehen und auf die Sonnenbrille verzichten? Der Gedanke daran, dass die Sonne in den nächsten Tagen doch noch kräftig scheinen könnte treibt mich zurück. Mit zugekniffenen Augen zu wandern ist kein Spaß. Zehn Minuten klingen an sich auch nicht nach viel, doch hier macht der Weg die Musik. Und in den letzten Minuten mochte ich die Musik überhaupt nicht. Also zurück durch Matsch und Schnee nur um das ganze dann nochmal zu durchlaufen. Dafür war die Sonnenbrille tatsächlich auf dem Stein an der ich sie abgelegt hatte.




                                                    Auf wiedersehen Schnee!
                                                    Nach einer halben Stunde Fußmarsch ging es zuerst steil hoch und dann auch gleich wieder steil runter. Und was sahen meine Augen da? Ein fast Schneefreies Tal. Noch einmal umdrehen zum Langvatnet und dem Schnee auf wiedersehen sagen. Dann geht es mit deutlich besserer Laune hinunter. Beeindruckende Wasserfälle rauschen hier die Hänge hinab. Die Kamera habe ich hier im Anschlag.







                                                    Es geht zum See Hellertjonne an dessen Beginn mehrere Zelte stehen. So langsam dachte ich auch schon an meinen nächsten Zeltplatz. Das ganze sah jedoch recht belegt aus, sodass es für mich dann noch etwas weiterging. Der Hellertjonne fließt über den Hellerfossen Wasserfall ab, den man schon von weitem hören kann. Je näher man ihm kommt, desto lauter wird er auch. Beeindruckend mit welcher Geschwindigkeit das Wasser hier abfließt.






                                                    Da stehe ich also nun direkt neben dem Abfluss und nehme erst jetzt die Aussicht ins Storadalen wahr. Gut es ist zwar etwas grau in grau durch die tiefen Wolken, aber hey. Dort unten ist weit und breit kein Schnee zu sehen. Ich gehe also recht freudig meines Weges weiter. Doch was passiert, wenn ich mich schon zu früh zu ausgelassen freue? Richtig! Ein Schneefeld. Ein steiles noch dazu, dass den Weg unter sich begraben hat. An den Spuren erkenne ich, dass hier schon der ein oder andere runtergerutscht sein musste. Die Alternative ist ein, wenn überhaupt, Fußschmaler Weg der am Rand der Felsen hier zu sehen war. Natürlich probiere ich erstmal diesen Weg. Doch ich gebe recht schnell auf. Mir ist die Gefahr zu groß unkontrolliert auf dem weichen Schnee abzurutschen. Dann doch schon lieber kontrolliertes runterrutschen. Auf dem Hintern gehts also ca. fünf Meter runter. Läuft prima denke ich mir noch. Bis mir der Schneefreie Erdboden bewusst wird an dem der Schnee ziemlich abrupt endet. Ok, also langsamer bitte...ähm...langsamer? In einer Blitzreaktion erinnere ich mich an meine Zeit als professioneller Tütenrutscher in meiner Kindheit an der Garage meiner Eltern. Zack die Füße hoch und den Hintern voraus. Hat prima geklappt.




                                                    Eine letzte Brücke gilt es im Geröll zu überqueren. Links den Hang hoch ist ein orangenes Zelt zu erkennen, weiter unten ein grünes. Eventuell hat es da noch ein Plätzchen. Doch oberhalb des orangenen Zeltes sind viele größere Felsen. Das ganze ist mir zu unsicher. Ich marschiere weiter ins Tal hinab.



                                                    Und man glaub es nicht, ein angenehmer Weg liegt zu meinen Füßen. Wenn auch nicht für sehr lange. Etwas später taucht eine Schutzhütte mit viel Platz drum herum auf. Felsen und natürliche Erderhebungen bieten einen guten Windschutz. Ausreichend Wasser in der Nähe. Für mich perfekt. Ich setze meinen Rucksack ab und fange an mein Zelt aufzubauen. Genau in dem Moment als ich das Außenzelt überwerfe fängt es an zu tropfen. Schnell alles festgezurrt und die Sachen inklusive mir im Zelt verstaut. Der Regen wird kräftiger. Mir aber egal, ich mache mir im Zelt erstmal mein Abendessen. Glück gehabt.
                                                    Zuletzt geändert von losgelaufen; 19.01.2016, 21:34.

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                                                      Erfahren
                                                      • 09.12.2013
                                                      • 222
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

                                                      Schön, dass es weitergeht!
                                                      “Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn man nichts mehr hinzufügen, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann.”

                                                      (Antoine de Saint-Exupéry, französischer Schriftsteller, 1900 – 1944

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                                                        Alter Hase
                                                        • 03.01.2008
                                                        • 3550
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

                                                        Die Bilder sind ja herzzerreißend!

                                                        Hinwill
                                                        Grüße, Tie »

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                                                        • evernorth
                                                          Fuchs
                                                          • 22.08.2010
                                                          • 1835
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

                                                          Schöner Bericht mit richtig guten Fotos. Bitte unbedingt bald zu Ende schreiben.
                                                          My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                                                            Anfänger im Forum
                                                            • 08.08.2015
                                                            • 17
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                                                            #30
                                                            AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

                                                            Euer Wort ist mir Befehl.

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                                                            Warmer Morgen
                                                            Das monotone prasseln des Regens auf meinem Zelt ließ mich irgendwann einschlafen. Als ich aufwache ist es im Vergleich zu den vergangenen Tagen unfassbar warm im Zelt. Ich schaue aus dem Zelt und sehe blauen Himmel und Sonnenschein. Im Vergleich zu gestern, als es hier im Storadalen noch grau in grau war, gefällt es mir heute ausgesprochen gut. Ich verlasse ziemlich schnell das Zelt um der angestauten Hitze zu entkommen. In Richtung Süden lassen sich die Knutsholstinden und Tjonnholstinden ausmachen. Schweift der Blick nach Norden sieht man den Hellerfossen, an dem ich gestern vorbeikam. Noch viel mehr hört man ihn als man ihn sieht.




                                                            Ich hab so meinen Spaß
                                                            Meine erste Amtshandlung ist erstmal Wasser aus dem nahen Fluss zu holen um die Waschprozedur hinter mich zu bringen. Wie immer ist das Wasser eiskalt, dafür bin ich putzmunter. Danach mache ich mir mein Müsli und setze mich auf einen der Schutzhütte nahegelegenen Felsen. Die ersten Wanderer sind natürlich auch schon unterwegs und gehen in einiger Entfernung auf dem Wanderweg in Richtung Hellerfossen. Ich weiß nicht wieso, aber es amüsiert mich zu sehen wie sich die Wanderer an dem steilen Schneefeld, an dem ich gestern runtergerutscht bin, abmühen. Zwei Wanderer haben einen Hund dabei, der seinen Rucksack wie es sich für einen anständigen Hund gehört selbst trägt. Als das „kleine Rudel“ am Schneefeld ankommt, ist der Hund in Null Komma nichts oben, seine beiden Zweibeiner brauchen schon deutlich länger. Einen weiteren Wanderer kann ich ausmachen, der das Schneefeld so wie ich gestern hinunter möchte. Ich vermutete stark, dass seine Schneebedingungen durch den Regen und die Sonne noch schwerer sind als meine. Sprich der Schnee deutlich weicher ist. An die 20 Minuten vergehen, in denen er versucht einen Weg zu finden. Mal klettert er etwas höher um dort einen Weg zu finden, geht vor und wieder zurück, rührt sich nicht und entscheidet sich soweit ich das an der Geschwindigkeit festmachen konnte für die selbe Art des Vorwärtskommen wie ich gestern.

                                                            Wandererlotto
                                                            Nicht allzu weit entfernt von der Schutzhütte führt ein steiler Weg der zur Memurutunga führt hinauf. Ein einzelner Wanderer müht sich den Weg hinauf. „Puh“ denke ich mir, das sieht anstrengend aus, zumal es ordentlich warm ist. Bisher kam ich nur selten dazu mich irgendwo hinzusetzen und die Aussicht zu genießen. Diesmal wollte ich die Chance nicht ungenutzt lassen. Schnell noch alle feuchten Sachen zum trocknen ausgelegt und dann zum Fluss hinunter. Dort setze ich mich auf ein erhöhtes Flussbett und schau dem wild fließenden Wasser zu und genieße die Aussicht allgemein.






                                                            Nur da sitzen und nichts tun. Ein mancher muss sowas lernen, ich zum Glück nicht. Mitlerweile ist es 13 Uhr. Gemächlich mache ich mich in Richtung Zelt auf. Etwas sollte ich heute dann doch noch vorwärts kommen. Aber eigentlich will ich noch garnicht zusammenpacken. Mir gefällt es hier einfach zu gut. Meine Sachen sind alle trocken und langsam wird alles verstaut. Zwei Möglichkeiten hatte ich von hier aus. Entweder über die Memurutunga ins Memurudalen oder über Gjendebu zum Buckelaegret und von dort schließlich ins Memurudalen. Da die Aussicht vom Buckelaegret insgeheim noch besser sein soll als auf dem Besseggen, auch wenn ich das eigentlich noch nicht beurteilen konnte, entschied ich mich gestern schon für die Variante, Gjendebu – Bukkelaegret – Memurudalen. Dort gibt es zwar Drahtseil gesicherte Passagen, aber durch meine Wanderungen in den Alpen sollte das ja kein Problem mehr sein.





                                                            Mein Weg führt mich zunächst also langsam talabwärts. Der Weg ist recht bescheiden. Ständig größere Steine und ein häufig überfluteter Weg. Da kam reichlich Wasser von den Bergen runter. Zusätzlich nahmen auch die Sträucher zu. Es wurde dichter und dichter. Und auch wärmer und wärmer. Schließlich war ich zum ersten Mal in Norwegen in einem kleinen Wald. Entlang des Weges trifft man auf die einheimischen Kühe die nur verdutzt gucken wenn sie einen sehen. Zu ihrem Vergnügen wahrscheinlich ist der Weg mit lauter großen Tretminen gepflastert. Während wir Zweibeiner Kuhlotto spielen und darauf wettet in welchem Feld die Kuh einen Kuhfladen platziert, glaube ich ja fest daran, dass die Kühe so etwas wie Wandererlotto spielen. Welcher Wanderer tritt zuerst in welche Tretmine? Falls jemand eine bessere Erklärung hat, her damit!






                                                            Wieder am Gjendesee
                                                            Nach ca. einer Stunde tauchen eingezäunte Grundstücke mit, nehme ich zumindest an, schönen Ferienhäusern auf. Auf einem der Grundstücke stand auch ein kleiner roter Traktor. Wobei ich mir bis heute noch nicht ganz im klaren darüber bin wie der dort hin kam. Auf einem Grundstück half ein kleiner Junge mit roten Bäckchen seinem, ich nehme es wieder nur an, Großvater fleißig beim Holzhacken. Vorbei an einem Schild, dass darauf hinweist wo und wie ich zu zelten habe, geht es nach Gjendebu. Zelten will ich hier ja sowieso nirgends, ich will ja heute noch ins Memurudalen.






                                                            Gjendebu ist eine kleine Touristenhütte, aber mit reichlich Zeltplätzen drum herum. Und zum ersten mal komme ich nach meinem Tourstart wieder am Gjendesee an. Eigentlich hätte ich hier schon mal in so eine Norwegische Wanderhütte schauen können, aber meine Gedanken sind in dem Moment auf dem Weg. Die Hütte lasse ich rechter Hand liegen. Es geht weiter an vielen Zeltplätzen vorbei in Richtung Bootsanleger von Gjendebu, wo in just dem Moment auch das letzte Boot des Tages anlegt und eine große Gruppe an Jugendlichen mitsamt Betreuern ablädt. Der Rundumblick hier ist überragend. Ich verabschiede mich jedoch still ins Uferdickicht von Gjendebu und marschiere weiter. Viele Steine, matschige Pfützen und rutschige Passagen bilden meinen Weg. Es geht immer leicht bergauf bergab voran. Zahlreiche Mücken sorgen dafür, dass ich garantiert nicht stehen bleibe. Bis zu einer Stelle an der es verdammt Steil wird.





                                                            Safety first!
                                                            Meine Blicke folgen dem Weg. Und wieder einmal denke ich mir „ach du scheiße“. Ein Weg voll mit Schutt auf dem es wirklich mühsam voran geht. Immer wieder rutsche ich etwas. Als ich etwas an Höhe gewonnen habe lasse ich zum ersten Mal meinen Blick zurück schweifen. „Holla die Waldfee“! Der Blick zurück ließ schon mal erahnen welchen Ausblick man von oben über den Gjendesee haben muss. Es geht weiter. Bis zur ersten Drahtseil versicherten Stelle … bitte was? Drahtseil? Während man als Wanderer aus dem DAV/ÖAV Raum bei Drahtseil versicherter Stelle an eine Passage mit Drahtseil und Sicherungsanker denkt (und in der Regel nicht mal braucht), findet man in diesem kleinen Teil Norwegens zumindest eine Stahlkette vor die irgendwo oben befestigt ist aber ansonsten nur lose herunterbaumelt. Im Fels selber hat es zum Teil nur zwei fingerbreite Absätze auf die man seine Füße mitsamt wuchtigen Wanderstiefeln setzen kann. Na gut, dann versuche ich mal mich die ca. zwei Meter da hoch zu ziehen. Und tatsächlich, ich schaffe es. Erstmal verschnaufen. Das strengt doch ordentlich an. Es geht weiter steil hoch und der Weg wird schmaler. Bis dann die nächste Drahtseil versicherte Stelle auftaucht. Da stehe ich also nun vor einer nahezu glatten Steinwand, die deutlich höher als die von gerade eben ist und an der Wasser herunterrinnt. „Ok wo ist die versteckte Kamera“, murmel ich vor mich in. Ich entschließe mich dazu es anzugehen. Mit einem Fuß versuche ich irgendwie in so eine kleine Felsspalte zu kommen und mich dann hochzuziehen. Den ersten halben Meter bringe ich hinter mich. Doch dann keine Chance mehr. Dem Braten traue ich nicht. Die 15 kg auf meinem Rücken und die Kameratasche vorne behindern meinen Aufstieg einfach zu sehr. Im Fall des Falles bringt mir diese Stahlkette nichts. Wenn ich abrutsche rutsche ich ab. Da ist nichts mehr mit festhalten. Also abbruch und zurück, da komme ich nicht hoch. Den halben Meter wieder herunterzukommen und dann noch die Wand von eben, wahrlich auch schon wieder eine kleine Herausforderung. Hinauf ist doch leichter als hinunter. Es geht also die geschafften ca. 200 Höhenmeter wieder runter. Ich kann euch sagen, sowas nervt richtig. Aber safety first. Ist mir etwas zu unsicher, dann mache ich es nicht. In solchen Momenten drehe ich dann lieber um. Mein Kopf sagt zwar, da oben ist da Ziel da musst du hin, doch mein Bauch ist dann anderer Meinung. Und auf den höre ich in solchen Momenten.




                                                            Über Stock und Stein und durch Mückenschwärme geht es also wieder in Richtung Gjendebu. Hinter bzw. jetzt wieder vor Gjendebu und noch vor dem Bootsanleger sah ich noch weitere Zeltmöglichkeiten. Eine davon, mit toller Aussicht in Richtung Memurubu, sollte dann mein Platz für die kommende Nacht werden. Der Weg in Richtung Bukkelgraet war für mich doch richtig anstrengend. Zum ersten mal macht sich leichter Zweifel bei mir breit, ob ich noch genug Power für den Aufstieg zum Besseggen habe. Immerhin geht es dort ja auch 700 Höhenmeter hinauf und dann wieder hinunter.

                                                            Ich baue mein Zelt auf und gehe etwas später noch zum Bootssteg und studiere den Fahrplan.
                                                            Das erste Boot geht um 7:30 Uhr. Das ist ja mal richtig früh. Das nächste Boot dann um 10:30 Uhr. Und das letzte um 15:30 Uhr. Für den nächsten Tag beschließe ich, allenfalls nach Memurubu mit dem Boot zu fahren und mir im Memurudalen dann einen schönen Platz zu suchen.

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                                                              • 25.09.2015
                                                              • 66
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                                                              #31
                                                              AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

                                                              Ein tolles Bericht!
                                                              Das muss ich mal selbst wiederholen.

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