• Fayter
    Gerne im Forum
    • 28.04.2013
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    [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 58.625497302
    Längengrad -5.00427246
    Region/Kontinent: Nordeuropa
    Land: Schottland
    Reisezeit: 23.5 - 15.6.2013
    Dauer: 17 Tage
    Distanz: ca. 370 km
    Personen: Solo



    Wie alles begann:

    An einem kühlen Herbsttag im September des letzten Jahres stoße ich auf diese Oase Sehnsucht erweckender Reiseberichte. Vor allem Libertists Erlebnisse in Alaska waren ein Appell an meine Abenteuerlust und so begann ich über Monate hinweg fehlende Ausrüstung zu beschaffen. Um Geld zu sparen ergänzte ich einfach mein Bundesheerequipment, ein neuer und größerer Rucksack musste her, ein Spirituskocher, hochwertigeres Zelt und ein wärmerer Schlafsack.

    Das Reiseziel war auch schnell gefunden - Schottland sollte es sein. Seit je her fasziniert mich die gälische Kultur und Sprache, die mythischen Melodien und die raue, wilde Natur, die in vielen Landstrichen des Nordens der britischen Insel noch zu finden ist. Viele Tage und Wochen waren das Forum und seine Schottlandberichte meine tägliche Lektüre. Bis ich eines Tages auf den Cape Wrath Trail gestoßen bin. Der Trail hat mich sogleich in seinen Bann gezogen. Einerseits weil kaum "Thruhiker" Berichte zu finden sind und andererseits schien die Route genau das zu bieten, was ich mir vorgestellt hatte: Abgelegenheit, kaum Zivilisation, wochenlanges Wandern durch schwieriges Gelände, und das Prädikat "Britains toughest trail", das eine gewisse sportliche Herausforderung suggerierte. Perfekt!

    "It is with some justification that this trail is regarded as Britain’s toughest. It crosses rough, unforgiving country that should not be underestimated. There are no pack-carrying services and often there are not even any clear paths, only bogs and leg-sapping terrain. Limited re-supply points require self-sufficiency for much of the journey, and there will be stretches during which you’ll need to carry many days’ supplies. This is absolutely not a route for beginners or those unfamiliar with remote, rugged mountain areas."

    Herbst des Jahres 2012 - Monate vergingen und die Gedanken an mein geplantes Abenteuer schwanden über den Winter. Bis auf gelegentliche Postpakete, die kleinere Ausrüstungsgegenstände enthielten, sollte mich nichts an mein Vorhaben in ungewisser Zeit erinnern.

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    "Klick!" - Ich betätige den Schalter am Nachtsichtgerät und umgreife den Abzug des Sturmgewehrs. Das leise, stetige Flimmern des Geräts durchbricht die Stille des Waldes. Dunkle Wolken ziehen über den Nachthimmel und bedeckten den schwach schimmernden Märzmond. Ein kalter Windzug pfeift durch die Weite der Hügellandschaft und lässt mich erzittern. Ich entferne mich vom wärmenden Lagerfeuer und durchstreife den kahlen Winterwald zum nächstgelegenen Horchposten. Absolute Stille. Die Nacht ist schon weit fortgeschritten und ich sehne mich nach der Morgendämmerung. Ich stehe am Waldrand und blicke über die unendliche Ebene. Die seichten Fluten des Neusiedlersees glänzten mir im spärlichen Mondlicht. Ich hielt inne und ich spürte eine unergründliche Gefühlswallung beim Anblick der Szenerie. Die Sehnsucht nach der Ferne ergriff mich in diesem magischen Moment und ich begann wieder an jener Temperaturerhöhung zu leiden, die mich schon bald in die Ferne tragen sollte.

    Einige Wochen später buchte ich sogleich den Flug nach Edinburgh. Im Mai, empfohlene Reisezeit für Schottland, sollte es los gehen! Ich entschied mich für die günstigere und angenehmere Variante und kaufte ein Hin- und Rückflugticket bei Ryanair für 190€(inklusive 20kg Gepäck). Der einzige Wehmutstropfen ist, dass Ryanair nicht von Wien aus fliegt sondern nur von Bratislava. Die Alternative wäre ein Flug mit der holländischen KLM gewesen, der fast das Doppelte gekostet, und einen 4 stündigen Zwischenstopp in Amsterdam eingelegt hätte.

    Ich bestellte "North to the Cape" von Denis Brook und Phil Hinchliffe und stückelte mir Karten von walkinghighlands.co.uk zusammen. Ich schmökerte durch das Guidebook und las es später viele Male von der ersten bis zur letzten Seite. Später stieß ich auf capewrathtrailguide.org, wo sich Etappenbeschreibungen und aktuelle Informationen finden lassen. OS Karten würde ich mir aus Kosten- und Gewichtsgründen nicht besorgen. Ich vertraute voll und ganz auf meine Navigationsfähigkeit. Diese Naivität sollte sich in so mancher Stunde auf den nebligen Pässen der Western Highlands als ärgerlich herausstellen.



    3 Wochen vor Abreise erfuhr ich vom neuen Cicerone CWT Guidebook von Ian Harper und bestellte sogleich. Ein Glücksfall, denn mit dem alten Guidebook, das nur Skizzen beinhaltet, und den Karten von walkinghighlands.co.uk wäre ich wahrscheinlich verloren gewesen. Das neue Buch ist in Farbe und mit OS Kartenmaterial ausgestattet, wenn auch nur mit kleinen Kartenausschnitten. Ich machte mir aber keine Sorgen, da ich bei der Armee einiges an Unterricht in Kartenkunde und Orientieren im Gelände erhalten habe und mich so sicher fühlte.

    Wenige Tage vor Abflug habe ich dummerweise meinen Rucksack noch nicht gepackt und abgewogen. Hoch lebe die Faulheit!
    Ursprünglich hatte ich geplant Lebensmittel für 17 Tage in Wien zu besorgen. Da mein Fluggepäck aber auf 20kg beschränkt war, musste ich wohl oder übel noch eine Shoppingtour in Fort William unternehmen. Weiters fand ich mein Microfaserhandtuch nicht mehr - liegt wohl irgendwo in den Weiten des burgenländischen Truppenübungsplatzes.

    Beim Probepacken merkte ich, dass ein 75l Rucksack für solch eine Reise etwas zu klein ist. Erst nach mehreren Versuchen ist alles im Fjällraven Abisko 75l verstaut. Als ich versuchte die Rucksackregenplane über den Koloss zu stülpen erinnerte ich mich an eine Globetrotterrezension zum Rucksack: "Die mitgelieferte Regenhülle ist viel zu klein!". Da ist Fjällraven wohl ein singuläres Malheur passiert, dachte ich beim Kauf. Denkste! So begab ich mich zum Intersport um die letzten fehlenden Teile zu kaufen: Microfaserhandtuch, Deuter Regenplane, Falke Trekkingsocken und Micropurtabletten.

    Da ich keine Waage besitze machte ich kurzerhand einen Abstecher zu einem guten Freund und wog meinen Rucksack. 15.6kg ohne Nahrung. Puh! Alles im Lot, ich hatte mich innerlich schon auf Zusatzkosten am Flughafen vorbereitet. Weiters druckte ich noch die Zugverbindung von Edinburgh nach Fort William sowie einige Hosteladressen für beide Städte aus. Den Rückweg vom Cape Wrath, falls ich jemals dort ankommen sollte, ließ ich offen.





    23.5.2013 - Anreise:

    Am Vormittag machte ich mich auf den Weg Richtung Bratislava. Der Bus direkt zum slowakischen Flughafen kostet nur 7,70€ und braucht circa 120 Minuten. Dort angekommen staunte ich über den tadellosen Zustand des Flughafens, denn bisher waren mir nur die 2 verwahrlosten Bahnhöfe der Stadt bekannt. Kurzer Abstecher zur "Wrapping Station" und mein Rucksack ist reisetauglich. Der Flug verlief unspektakulär bis auf den Landeanflug.

    Hinein in die undurchsichtige grauweiße Wolkendecke. Es regnet und stürmt. Der Pilot kann die Maschine kaum gerade halten und so setzten wir eher unsanft auf schottischen Boden auf. Ich finde meinen Rucksack unbeschadet auf dem Gepäckfließband vor und entferne seine Plastikhülle. Ich suche nach dem Airlinkbus ins Zentrum von Edinburgh und werde sogleich fündig. Nach einer dreiviertel Stunde Fahrt erreiche ich die Endstation Waverly Bridge. Da der Flieger etwas früher als erwartet gelandet ist, lebt vielleicht noch die Chance auf den billigeren Bus nach Fort William. Ich irre durch eine Einkaufsstraße voller Shoppingbesessener, finde aber die Busstation nicht. Ein Blick auf die Uhr treibt mir dann Schweißperlen auf die Stirn.

    Von der ganzen Hektik habe ich die Zeit völlig übersehen und muss zurück zur Bahnstation. Mein Zug geht in 10 Minuten! Ich habe auch noch kein Ticket... schnell zum Ticketschalter! Während ich in der Warteschlange stehe blicke ich gebannt auf die Anzeigetafel: "Glasgow - 5 min". Ich bin an der Reihe und kaufe ein Ticket nach Fort William für 27.30 Pfund. Im Laufschritt rüber an den Bahnsteig. Gerade als ich meinen Rucksack auf eine Sitzbank wuchtete, schlossen sich die Türen und der Zug nach Glasgow setzte sich in Bewegung. Dort war ich erstmal damit beschäftigt meinen Anschlusszug zu finden. Der Bahnhofsmonitor ist voller unausprechlicher gälischer Ortsnamen.

    Ich laufe kreuz und quer durch die Ankunftshalle bis ich auf einen älteren Herren der Security stoße. Ich frage ihn nach dem Zug nach Fort William. "Aye.. tae Fort William? Yer gaun ‘e wrang wiy, sir! Ye need tae gau ov'there". Der Mann erkannte wohl an meinem Gesichtsausdruck, dass ich kein Wort verstand und brachte mich freundlicherweise durch das Getümmel zum richtigen Bahnsteig. "Where ye fae!?" - "Austria!" antwortete ich und war froh wenigstens etwas verstanden zu haben. Da hat sich das Lesen von Robert Burns Gedichten doch noch ausgezahlt! Ich bedankte mich und stieg in den Zug nach Mallaig/Oban. Später sollte ich erfahren, dass der glaswegian accent der "Schlimmste" überhaupt sei. Kann ich bestätigen!
    Die West Highland Line ist womöglich eine der schönsten Bahnstrecke der Welt, sie schlängelt sich entlang des berühmten Loch Lomond, quert das karge Rannoch Moor, und führt schließlich durch das bewaldete Glen Spean nach Fort William. Hie und da lässt sich die Sonne sogar blicken und taucht die Landschaft in dramatisches Licht.


    Aus dem Zug

    Es ist schon 22:00 als ich am Bahnhof von Fort William aus dem alten Zug aussteige. Wo soll ich übernachten? Planlos verlasse ich das Bahnhofsgelände und folgte einer Gruppe Deutscher die mich zum Backpackers Hostel führten. Nach einem kurzen Gespräch mit einem jungen Tschechen, der gerade diverse Schäden an seinem Mietauto begutachtete, betrete ich das Hostel. Durch einen engen Gang gelange ich zur Rezeption, wo mir sofort gesagt wird, dass das Hostel voll ist. Der Rezeptionist zeigt mir auf der Karte das Glen Nevis, ungefähr 35 Minuten außerhalb der Stadt, wo ich Wildcampen oder den Campingplatz benutzen könnte.

    Nach einer halben Ewigkeit auf der Straße im Glen Nevis passierte ich den Campingplatz, ich entscheide mein Zelt irgendwo auf der anderen Flußseite aufzuschlagen, da sich die Kosten für den Campingplatz wohl nicht lohnen würden. Ich frage ein älteres Paar ob es denn eine Brücke auf die anderen Seite gäbe. Inzwischen ist es dunkel und ich durchsuchte die Deckeltasche meines Rucksacks nach der Stirnlampe. Nach weiteren 10 Minuten Fußmarsch überquere ich den Fluß und hielt Ausschau nach einem Zeltplatz. Ich trug immer noch Jeans und Sneakers und so machte ich erste Erfahrungen mit den berühmten bog holes und nassem heather. Nach einer kurzen Schlammpartie am Fuße des Ben Nevis erreichte ich eine Geländekante, die mir einen geeigneten Zeltplatz bot. Sogar ein kleiner Bach plätscherte Richtung Tal. Sogleich war ich mit dem Zeltaufbau beschäftigt. Ich hatte mein neues Tatonka Narvik 2P vorher noch nie richtig aufgebaut, und so dauerte das Prozedere, auch durch die Dunkelheit beeinträchtigt, ein bisschen länger.


    Zeltplatz am nächsten Morgen


    Tag 1 [24.5] Fort William - Glenfinnan
    Länge: ~30.2 km
    Höhenmeter: +492m / -436m


    Lang sollte ich nicht schlafen. Regenschauer, Schafe, und mittelstarker Wind weckten mich des Öfteren. Um 4:45 war ans Schlafen nicht mehr zu denken und ich beschloß Richtung Fort William aufzubrechen. Vorher machte ich meinen Rucksack noch reisetauglich und tauschte meine Straßenbekleidung mit der Trekkingkluft. Das Wetter ist kühl die umliegende Berglandschaft ist in Wolken gehüllt. Ich setzte meine Haube auf.


    Fort William

    Zurück in der Stadt machte ich es mir auf einer Bank der Busstation bequem. Die Supermärkte öffneten erst in einer Stunde und so schlug ich die Zeit mit Lesen und Dösen tot. Kurz vor Ladenöffnung kam ich mit einem älteren, eingewanderten Engländer ins Gespräch. Das Wetter der letzten Wochen war grauenhaft aber jetzt ist Besserung in Sicht. Hört man gerne! Ich frage ihn nach der Fähre, die mich ans andere Ufer des Loch Linnhe bringen sollte. Er zeigte mir den Pier auf der Karte meines Guidebooks. Ich kaufte bei Lidl Nahrung für 15 Tage: Trockenobst, Nüsse, 75 Müsliriegel, einen Kilo Porridge, 15x Fertignahrung, Tee, und eine Tafel Schokolade. Hier sollte sich herausstellen, dass 75l deutlich zu wenig Rucksackvolumen für eine solche Unternehmung ist. Nachdem ich mühevoll das "Lunchpaket" im Rucksack verstaut hatte, machte ich einen Abstecher zu MC Donald's zwecks "Henkersmahlzeit". Mit gefülltem Magen Richtung Stadtzentrum, Spiritus musste noch im gut sortierten Nevisport besorgt werden. 1,5 Liter sollten reichen. Inzwischen war auch die morgendliche Wolkendecke aufgerissen. Wenige Wolkeninseln bedeckten des Himmels Blau. Am Pier angekommen wurde ich auch gleich vom Kapitän der Fähre begrüßt. Die Überfahrt sollte in einer halben Stunde losgehen. Ich saß an einem Tisch am Pier und genoss die Aussicht auf Loch Linnhe. "God bless you!", nach einem Missionierungsversuches eines überaus freundlichen Schotten, ging ich an Bord der Fähre.


    Loch Linnhe


    Crannog Fähre


    Ich war alleine auf der Fähre und unterhielt mich mit dem Kapitän. Einige Minuten später legten wir an der anderen Seite an und ich wuchtete meinen Rucksack auf den Rücken. Dabei fiel eine Spiritusflasche aus einer der beiden Seitentaschen. Der Verschluss schien nicht mehr dicht zu sein. Kümmerte mich wenig, denn nun sollte ich die ersten Schritte meiner Reise antreten. Am Weg zum Kai in Fort William hatte ich entschieden statt durch das Cona Glen über die Uferstraße nach Glennfinnan zu gehen. Meine Beine fühlten sich schwer an und der rechte Oberschenkel zwickte noch vom letzten Training vor dem Abflug nach Edinburgh. Der einfachere Einstieg?!

    Nach ein paar Kilometern auf der selten befahrenen Straße habe ich das Gefühl kaum vorangekommen zu sein. Ich mache eine längere Pause am Loch Eil um eine Bekleidungsschicht abzulegen, denn mittlerweile ist es richtig warm geworden, und schlüpfe aus meinen Kampfstiefeln und betrachte den schneebedeckten Ben Nevis. Nach einer Weile mache ich ein paar Dehnübungen, vor allem für die Schultermuskulatur, und hielt Ausschau nach einem Bach. Das Problem war, dass das Gebiet von Schafen und Cattles nur so wimmelt, und ich habe nur Micropurtabletten zur Verfügung.


    Ben Nevis und Loch Eil





    Am westlichen Ende des Loch Eil angekommen wechselte ich für 4 km auf die A830, eine 2-spurige Schnellstraße. Durstig und mit stechenden Schulterschmerzen trottete ich am Grünstreifen neben der Straße entlang. Ich hasse Straßen! Zu durstig um weiterzugehen kletterte ich über die Leitplanke um meine Wasserflasche an einem kleinen Bach, der die Straße unterirdisch kreuzte, zu befüllen. Ich befeuchtete mein Gesicht und nahm einen großen Schluck aus der Flasche. So wie der Durst gestillt war erblickte ich wenige Meter oberhalb des Bachlaufes ein Skelett eines Rotwilds halb im Wasser liegen. Natürlich hatte ich das getrunkene Wasser vor lauter Durst nicht mit den Tabletten desinfiziert - dauert nämlich 30 Minuten! Kurzes Innehalten. Ich stehe immer noch mitten im Bach. "Ach... wird mich schon nicht umbringen...", dachte ich. Ich machte eine kurze Rast und wechselte Socken. Da ich mir ein Stück der Straße ersparen wollte, watete ich durch eine morastige Wiese. Unter einer Eisenbahnbrücke hindurch auf einen Karrenweg der durch das Eilean Mór führte. Stetiger Anstieg und wieder hinunter zu einem bebretterten Fußpfad über einen Sumpf am Loch Shiel, wo man auch einige alte Scots Pines betrachten kann. In früheren Zeiten bedeckten diese Bäume weite Teile der Highlands. Vorbei am Glenfinnan Monument erreichte ich das Visitors Center und gönnte mir eine Dose Pepsi.


    Glenfinnan Monument


    Glenfinnan Viaduct

    Ich schulterte gerade meinen Rucksack als ein Bus am Parkplatz haltmachte und ein Haufen Touristen ins das Gelände einströmte. Eine Dame meinte, dass der Rucksack zu schwer für mich sei, und sah mir mitleidsvoll nach. Ich hatte wahrscheinlich die Gangart eines Zombies. Wenig Schlaf, die Anreisestrapazen, und das Gewicht des Rucksackes machten die letzten Kilometer hinauf zur Corryhully Bothy zur Qual. Ich passierte das berühmte Glenfinnan Viaduct, die Brücke die in einem der Harry Potter Filme zu sehen ist. Ich fand das Viadukt recht hässlich und so marschierte ich unbeeindruckt weiter.


    Corryhully Bothy

    Der ganze Körper schmerzte als ich mit letzter Kraft die Bothy erreichte. Ich warf den Rucksack auf die Bank neben der Eingangstür, zog meine Stiefel, Hose und T-shirt aus und wusch mich im schnellfließenden Bergfluß. Es dämmerte als ich meine Tütennudeln zubereitete. Ich setzte mich ans Ufer, ließ die Füße im Flußwasser treiben und genoß meine Cheese-Broccoli Nudeln. Knappe Notizen zum Tag und studieren der nächsten Etappe. Völlig erschöpft schlüpfte ich in den Schlacksack und fiel innerhalb weniger Minuten in einen tiefen Schlaf.
    Zuletzt geändert von Fayter; 03.03.2014, 15:50.
    “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

  • Glenfiddich
    Erfahren
    • 19.02.2012
    • 280
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    #2
    AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

    juchhu ein neuer Schottlandbericht, freu. Und der fängt ja schon toll an ! Ich werde jedes deiner Worte genau lesen allein schon weil ich Ende September auch dort entlang wandern werde. Also bitte geize nicht mit Infos Freu mich auf morgen und den wohl schwersten Teil des Weges- wie alle schreiben....
    Ich habe Talente, Rechtschreibung gehört nicht dazu.

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    • Mario294
      Erfahren
      • 11.12.2011
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      #3
      AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

      Oh schön ein Bericht über den Cape Wrath Trail da freue ich mich schon auf die Fortsetzung

      Toll geschrieben und mit vielen schönen Bildern... weiter so ;)

      Mfg Mario

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      • peter97
        Erfahren
        • 30.01.2013
        • 326
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        #4
        AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

        Sehr schöner Bericht vom Cape Wrath Trail und tolle Fotos, ich freue mich schon auf die Fortsetzung.
        Bei mir sind es immer noch fast vier Wochen bis ich nach Schottland darf.

        Peter
        The solution to pollution is dilution. = Alles eine Frage der Konzentration.

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        • Fayter
          Gerne im Forum
          • 28.04.2013
          • 96
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          #5
          AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

          Tag 2 [25.5] Glenfinnan - Loch Nevis
          Länge: ~24.2 km
          Höhenmeter: +1001m / -1054m

          Ich stand gegen 07:30 auf und machte die vermeintlich schmerzhaften erste Schritte ins Freie. Der Tau glitzerte unter der Sonne - Kaiserwetter. Überraschenderweise hat sich mein Körper über Nacht gut erholt, nur die Schultern waren mittelschwer verspannt. Beim Einpacken meiner Habseligkeiten entschloss ich das Gewicht(ca. 26kg) meines Rucksackes etwas zu reduzieren. Schließlich wollte ich die Tour auch genießen! So ließ ich Nahrung für 10 Tage, eine Thermosflasche sowie Von der Schönheit des Guten, vom amerikanischen Philosophen Ralph Emerson, in der Bothy zurück. Ich hatte ja immer noch Nietzsche dabei!


          Glen Finnan




          Leichten Fußes stieg ich den steilen Karrenweg hinauf zum 500 Meter hohen Pass zwischen Sgurr Thuilm und Streap. Kurz vor der Passhöhe verschwand der Pfad und starke Windböen pfiffen um die Gipfel. Kurze Rast mit herrlichem Ausblick auf das malerische Gleann Cuírnean. Der Abstieg war steil und kräfteraubend. Ich wanderte über wegloses Gelände bis ich den Fluß überquerte und die matschige Spur eines ATV entdeckte. In einer längeren Pause verarztete ich meine Füße, die mittlerweile mit vielen Blasen und Druckstellen bedeckt waren. Armeestiefel sind nicht unbedingt fürs Trekking gemacht - zu hart und beim stunden- und tagelangen Gehen störender zu hoher Schaft.


          Gleann Cuírnean


          Blick zurück auf Streap und Sgurr Thuilm


          Rechts im Bild Monad Gorm



          Weiter über morastige Hänge zur Brücke über den River Pean hinein ein Waldstück um den Monadh Gorm. Der Eingang in den Wald ist, wie man auch in vielen anderen Berichten lesen kann, ein einziges Schlammbad. Geschickt sprang ich trotz schwerem Rucksack von Stein zu Wurzel und auf scheinbar trockene Stellen. Irgendwann erschwischte es mich doch und ich stand mit einem Bein knietief im Matsch.




          Kurze Rast vor Strathan

          Halbe Umrundung des Monadh Gorm und ich erreichte die A' Chuil Bothy, die vom Weg aus nicht einsehbar ist. Ich rutsche einen sumpfigen Hang am Waldrand hinunter und machte es mir auf einer Steinmauer neben der Bothy bequem. Pflaster werden gewechseln und Müsliriegel verspeist. Ich lag 20 Minuten in der Sonne. Der Tag war noch jung und erst circa 15km wurden zurückgelegt. Dem Guidebook nach wäre die Etappe hier zu Ende. Ich beschloss mir einen Vorsprung für morgen herauszuholen und weiter zur Sourlies Bothy am Loch Nevis zu gehen.
          Ich folgte einem Karrenweg hinein in ein weiteres Waldstück. An einem großen Stein lehnen 2 Fahrräder, die Besitzer waren nirgendst zu sehen. Der Pfad wurde immer steiler und endete in einem steilen Hang. Am Waldrand angekommen fühlte ich mich nach dem Anstieg völlig ausgelaugt. Ich verließ das Glen Dessarry und betrat einen von Knoydarts einsamen Gebirgszügen. Im Schatten der 3 wuchtigen Munros Sgurr na Ciche, Garbh Chioch und Sgurr nan Coireachan marschierte ich durch pfadloses, morastiges Gelände bis ans Lochan a Mhaim. Hier verlor ich auch ein Paar feuchter, schwarzer Nike Socken, das ich an die Deckeltasche des Rucksacks heftete. Der Himmel war nun nicht mehr blau sondern von einer düsteren, graumelierten Wolkenmasse bedeckt. Ich wurde langsam aber sicher müde und meine Beine wurden immer schwerer. Ich quälte mich über schwindende, sumpfige Pfade. Hinzu kam einsetzender Nieselregel. Die Landschaft schien nun grau und kalt, ich bekam ein Gefühl der Rauheit und Unerbitterlichkeit dieses menschenleeren Ortes.


          Lochan a Mhaim


          Loch Nevis





          Nach einiger Zeit kam Loch Nevis hinter einer Bergflanke in Sicht. Ich setzte mich auf einen moosbewachsenen Stein und genoss die Einsamkeit. Der Ausblick auf das nebelverhangene sea loch war brilliant und ich blieb längere Zeit trotz des Regens sitzen und ließ die Natur auf mich wirken.
          Der Abstieg in die Bucht war sehr steil und beschwerlich. Ich blickte hinüber in die Bucht und sah einige Zelte und Menschen bei der Bothy. Meine Knie schmerzten unter dem Gewicht des Rucksackes und der Beschaffenheit des Zick-Zack Pfades. Abstiege sind das Schlimmste! Inzwischen hörte zumindest der Regen auf - der felsige Pfad blieb aber nass und rutschig. Jetzt, am Ende des Tages, war noch einmal Konzentration gefragt! Unten an der Talsohle watete ich durch einen Sumpf zum Ufer des Loch Nevis und suchte mir einen Platz in einer Mulde in der Nähe der Bothy. Umgehend war ich mit dem Zeltaufbau beschäftigt, denn es könnte jederzeit wieder anfangen zu regnen. Die Bothy war voll mit Kanuten und Tageswanderern. Ich setzte mich ans Ufer des Sees und aß mein tägliches Nudelgericht. Einige Frauen liefen mit einer Art Vollkörpernetz umher. Ich hatte bis jetzt keine Midgets gesehen. Ich notierte wie jeden Abend einige Stichwörter zum Geschehenen. Die letzten drei Wörter waren: "Hunger - Schmerzen - Regen".



          Tag 3 [26.5] Bothy Sourlies - Barisdale
          Länge: ~14.5 km
          Höhenmeter: +859m / -892m



          Loch Nevis

          Um 7:30 war ich ohne Wecker hellwach. Ich kroch unter Schmerzen aus dem Zelt - das Wetter blieb unverändert. Hinein in die feuchten Stiefel und nach ein paar Handgriffen war der Rucksack wieder abreisebereit. Guidebook: Bei Ebbe könnte man am Ufer entlang gehen und sich so eine Kletterei auf den Hang hinter der Bothy ersparen. Ich traute dem nicht so ganz und folgte einer größeren Gruppe hinauf auf den steilen, pfadlosen Hang. Ich kam mit dem hinteren Teil der Gruppe ins Gespräch. Eine Collegeklasse samt Lehrer. Sie wollten über einen Pass hinüber nach Inverie. Zuerst aber muss ein Moor überquert werden. Langsam bewegte sich die Gruppe Richtung einer Ruine auf der anderen Seite. Der Boden sank unter der Last der Kolonne. Ich suchte meinen eigenen Weg durch den Sumpf und nach einer Weile erreichte ich eine morsche Brücke die zur Ruine führt. Weiter über einen morastigen Karrenweg entlang des Carnach Rivers. Nach wenigen Kilometern führte der nun zu einem Fußpfad gewordene Karrenweg in ein V-förmiges, bewaldetes Tal. Der Pfad wurde immer wieder unterbrochen von Felsbrocken, umgefallenen Birken und riesigen Wurzeln. Hoch über dem Fluß hielt ich mich an den ausgesetzten Stellen an Felsen und Gräsern fest, um nicht vom schweren Rucksack vom fußbreiten Pfad gerissen zu werden. Äußerst nervenaufreibend und strapaziös. Dies sollte aber nur ein Vorgeschmack auf eine spätere Kletterpassage sein...


          Sumpf


          Ben Aden

          Pfadlos auf und ab über Felsvorsprünge erreichte ich endlich die herbeigesehnte Flußbiegung. Hier sollte ich zwischen zwei Bächen den Hang hinaufsteigen um auf einen Pfad zu gelangen. Ich kletterte auf allen Vieren den fast vertikalen Hang hoch. Der Puls ging hoch und ich schwitzte ohne Ende. Weit und breit kein Pfad! Überall waren Rotwildspuren zu entdecken. Bin ich hier richtig?! Nach einer halben Ewigkeit stand ich urplötzlich auf einem kleinen Pfad. Blauer Himmel kam hie und da zum Vorschein. Ich trank aus einem kleinen Bergbach und erholte mich von der Folter. Bei Schlechtwetter könnte man da nie raufklettern! Weiter hinauf auf den 500 Meter hohen Pass Mám Unndalain. Eine Dreiergruppe kam mir entgegen und ich warnte sie vor dem sehr steilen Abstieg.


          Auf dem Weg zum Pass - Rückblick auf Loch nam Breac



          Vom Pass erhaschte ich einen Blick auf das Loch Hourn und Barisdale Bay. Der Abstieg war wieder sehr schmerzhaft. Die Beinmuskulatur war überhaupt kein Problem mehr, aber die Füße waren durch die ständige Feuchtigkeit wund. Vor allem brannten die Fußsohlen aufgrund der harten Stiefel. Ich schleppte mich durch das Tal zur Barisdale Bothy.


          Von der Passhöhe Richtung Loch Hourn




          Barisdale Bay

          Sourlies und die Barisdale Bothy sind wohl die beliebtesten in der Gegend und daher sehr gut besucht. Zeltaufbau im Sturm und Regen. Ich setzte mich in die gemütliche Bothy und warf den Spirituskocher an. Später füllte sich die Bothy mit schottischen Wochenendsausflüglern, die groß aufkochten. Ich wurde sogleich freundlich begrüßt und bekam eine Dose Bier, Austern, Süßkram, und ein bisschen Whiskey. Die Atmosphäre war sehr familiär. Ein Engländer aus Oxford, der auch vieles nicht verstand, und ich lernten hier auch ein bisschen Glaswegian. Die Gesellschaft begann sich aufzulösen und 3 Holländer platzten herein. Es stellte sich heraus, dass sie einen Teilabschnitt des CWT(FW nach Strathcarron) gehen wollten. Wir machten eine Aufbruchszeit für morgen aus. Ich schleppte mich zurück ins Zelt und schlief trotz Sturm, Regen, Blitz und Donner kurzerhand ein.
          Zuletzt geändert von Fayter; 25.07.2013, 15:01.
          “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

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          • Borderli
            Fuchs
            • 08.02.2009
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            #6
            AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

            Ich sehe jetzt schon, dass dieser Bericht das Gegenstück zu meinem Bequem-Reisebericht aus der Serie "Schottland für Kniegeschädigte" ist.
            Schönes Wetter bisher! Das ist aber nicht das Schottland, das ich kenne. Schöner Bericht aber auch, bitte weiter so!

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            • nicki1005
              Erfahren
              • 30.04.2011
              • 376
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              #7
              AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

              Danke für deinen Bericht!
              Dein Aufstieg auf den Pass Richtung Barisdale Bay scheint ja ziemlich kräftezehrend gewesen zu sein, und nicht gerade ungefährlich. Respekt! Hoffentlich gehts deinen Füßen in den ungemütlichen Stiefeln bald besser.

              Ich habe mich auch schon öfters ein bisschen geärgert, dass Ryanair nicht von Wien aus fliegt. Das wäre schon sehr praktisch
              Lg Nicki

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              • Fayter
                Gerne im Forum
                • 28.04.2013
                • 96
                • Privat


                #8
                AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                Dein Aufstieg auf den Pass Richtung Barisdale Bay scheint ja ziemlich kräftezehrend gewesen zu sein, und nicht gerade ungefährlich. Respekt! Hoffentlich gehts deinen Füßen in den ungemütlichen Stiefeln bald besser.
                Jep. Vor allem hatte ich nur sehr wenig Nahrung bei mir. Zu diesem Zeitpunkt nur diese Corny-mäßigen Lidlmüsliriegel die kaum Kalorien hergeben, und ein Nudelgericht am Abend. Ergibt so etwa 900kcal pro Tag, verbrannt habe ich sicherlich 3000-4000. Später ersetzte ich zumindest die Lidlriegel mit kalorienreicheren Oatbars. Hatte pro Tag 5 Müsliriegel und eben ein Fertiggericht(~300kcal) zur Verfügung.

                Hoffentlich gehts deinen Füßen in den ungemütlichen Stiefeln bald besser.
                Danke! Ist schon wieder alles im Lot. Ging sogar recht schnell! Wird aber Zeit ordentliche Trekkingstiefel zu kaufen.
                “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

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                • Igelstroem
                  Fuchs
                  • 30.01.2013
                  • 1944
                  • Privat


                  #9
                  AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                  Sehr cool: Endlich mal ein Testbericht zum »Feldstiefel schwer« unter Gefechtsbedingungen. Freue mich schon auf die weiteren vierzehn Tage.
                  Lebe Deine Albträume und irre umher

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                  • Fayter
                    Gerne im Forum
                    • 28.04.2013
                    • 96
                    • Privat


                    #10
                    AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                    Sehr cool: Endlich mal ein Testbericht zum »Feldstiefel schwer« unter Gefechtsbedingungen. Freue mich schon auf die weiteren vierzehn Tage.
                    Ist übrigens kein Standardmodell der Armee sondern der HAIX Tibet.

                    Guter Armeestiefel aber für derartige Touren eher ungeeignet.
                    “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

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                    • Igelstroem
                      Fuchs
                      • 30.01.2013
                      • 1944
                      • Privat


                      #11
                      AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                      Zitat von Fayter Beitrag anzeigen
                      Ist übrigens kein Standardmodell der Armee sondern der HAIX Tibet
                      Die Enttäuschung muss ich jetzt erst mal verkraften.
                      Lebe Deine Albträume und irre umher

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                      • Hunter9000
                        Dauerbesucher
                        • 02.06.2012
                        • 678
                        • Privat


                        #12
                        AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                        Ah der Cape Wrath Trail. Der steht ganz oben auf der Liste meiner nächsten Touren. Schön einen Bericht darüber zu lesen. Schade nur, dass man auf die Fortsetzungen immer so lange warten muss

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                        • MrLausS
                          Gerne im Forum
                          • 12.05.2013
                          • 58
                          • Privat


                          #13
                          AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                          Ein toll geschriebener Bericht und schöne Fotos... bitte unbedingt mehr davon .
                          Bis nach Carnoch werden wir wohl schon bald Deiner Route folgen. Wir fürchten nur - so wie sich das anliest - könnte der Rest des CWT auch noch auf unserer to-go-Karte landen...

                          LG
                          Steffen & Sandra

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                          • Fayter
                            Gerne im Forum
                            • 28.04.2013
                            • 96
                            • Privat


                            #14
                            AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                            Tag 4 [27.5] Barisdale Bay - Kinloch Hourn
                            Länge: ~10.6 km
                            Höhenmeter: +777m / -780m



                            Der Sturm, der über Nacht tobte, hat sich gelegt. Das Prasseln des Regens blieb. Der gestern noch leere, felsige Flußlauf, der meinen Zeltplatz von der Bothy trennte, ist über Nacht zu einem reißenden Strom angewachsen. Ich packte meinen sieben Sachen und suchte nach einer Überquerungsmöglichkeit. An einer engen Stelle, wo sich der Fluß einen Meter tief durch die Erde grub, sprang ich von einer Seite der "Schlucht" auf die andere. Als ich die Tür zur Bothy öffnete kamen mir auch schon die 3 Holländer entgegen.

                            Gemeinsam zogen wir schnellen Schrittes im strömenden Regen los. Das Loch Hourn und die umliegenden Berge sind in einen dichten Nebelschleier gehüllt. Der Karrenweg fand sein Ende und wir kletterten einen schmalen Fußpfad hoch auf die Hänge einer Bergkette. Der Pfad wurde viele Male von brausenden Bächen unterbrochen, die nicht allzu leicht zu überqueren waren. Wir quälen uns auf und ab über steile Hügel. Der Fußpfad stand großteils unter Wasser und macht das Vorankommen sehr beschwerlich. Meine Füße schmerzten bei jedem Schritt. So muss sich ein Grabenfuß anfühlen! Kurze Trinkpause, die aufgrund des Regens auch die einzige bleiben sollte. Die Niederländer überlegten heute noch nach Shiel Bridge zu wandern. Ich riet davon ab weil man einen weglosen 700 Meter Pass überschreiten müsste. Bei dem Wetter - ohne mich. Wir beschloßen das B&B in Kinloch Hourn in Anspruch zu nehmen. Den restlichen Weg sprach keiner mehr, alle dachten an eine heiße Dusche und warme Mahlzeit.


                            Loch Hourn

                            Nach etwa 4 Stunden erreichten wir das 4 Seelen Dorf Kinloch Hourn. Völlig entkräftet betraten wir den Innenhof der Kinloch Hourn Farm. Ein Mann, der einem Hobbit ähnlich sah, stand in der Tür. Auf der anderen Seite des Hofes stand eine feuerspuckende Tonne. Im Hintergrund lief der dröhnende Motor eines Aggregats. Der Mann zog an seiner Zigarette und begutachtete uns. Wir sahen uns einige Sekunden gegenseitig ratlos an bis Derek, einer der Holländer, "Bed and Breakfast?" sagte. "What are you burnin' there?" schoß es sogleich aus mir heraus. Eine komödienhafte Szene. Der Hobbit antwortete nicht, zeigte uns aber eine Scheune wo wir unser Gepäck ablegen sollten. Wir fragten nach einer Dusche und der Mann meinte er müsse zuerst Wasser erhitzen. Wir zogen uns trockene Kleidung an und betraten ein kleines Speisezimmer und bestellten ein paar Cheeseburger und Kaffee.

                            Es war Mittag. Wir bestellten Nachschlag und stillten unseren unbändigen Hunger. Dann brachten wir unsere Rucksäcke hinüber zu einer alten Hütte außerhalb des Hofes. Im Wohnzimmer versuchte Dieuwe den Ofen anzuwerfen. Eine Tätigkeit mit der wir erfolglos den restlichen Tag verbrachten. Mit dicken Pullovers und Hauben saßen wir in den gemütlichen Sesseln und quatschten über dies und jenes. Die Holländer hatten auch ein Abendessen geordert. Ich verzichtete aus Kostengründen und warf meinen Kocher an. Ich begleitete sie in den Speiseraum der Farm und las mich durch die Outdoormagazine. Es klopfte an der Tür und Pete, ein Schotte mit dem ich mich am Vortag in der Bothy länger unterhalten hatte, kam herein. Der Hobbit kassierte ein paar Pfund für einen Parkplatz außerhalb der Farm.



                            Zurück in unserer Unterkunft unternahmen wir einen letzten Versuch den Ofen zu starten. Wir scheiterten. Die Kohle wollte einfach nicht glühen. Wir inspizierten das Bad am Dachboden. Dusche war keine vorhanden, nur eine Badewanne. Wir ließen Wasser ein. Nach ungefähr 15cm war das herausströmende Wasser kalt. Ich war als letzter an der Reihe und "badete" im nicht einmal lauwarmen Wasser...



                            Tag 5 [28.5] Kinloch Hourn - Morvich
                            Länge: ~24.3 km
                            Höhenmeter: +1503m / -1499m


                            Kinloch Hourn Farm (B&B)

                            Ich höre im Halbschlaf die Tür meines Zimmers aufgehen und seltsame Wortfetzen. Unbestimmte Zeit später wachte ich auf. Das Bett war äußerst unbequem, aber zumindest ein Bett. Ich packte meinen Rucksack und wartete im Wohnzimmer bis die Holländer fertig waren. Diuewe meinte dass ein weißes Pferd vor dem Fenster meines Zimmers war. Ich dachte er wolle mich aufs Korn nehmen. Jetzt wußte ich auch wer mich da heute geweckt hatte.
                            Das Wetter war heute wieder besser, bewölkt und teilweise sonnig! Kein Regen! Wir gingen hinüber zur Farm um zu bezahlen. Der Hobbit verlangte 45 Pfund von mir und 55 von den Holländern(Abendessen). Ich traute meinen Ohren nicht. 45 Pfund für ein durchgelegenes Bett, Frühstück, ein kaltes Zimmer und eine nicht einmal warme, 10cm befüllte Badewanne! Der Hobbit schlug anscheinend aus allem Profit. Für Parkplätze und, wie ich später von einem Amerikaner erfuhr, auch für einen Wildcampingplatz am Fluß.

                            Mit leichterer Geldbörse und gefülltem Magen(Schottisches Frühstück) machten wir uns auf den Weg Richtung Pass nach Shiel Bridge. Durch ein steiles Waldstück hinauf auf eine Art Hochebene. Ich fühlte mich nach diesem halben Ruhetag wieder einigermaßen fit. In einer Gruppe marschiert sich's auch gleich um einiges angenehmer weil ich mich nicht um die Navigation kümmern musste und zur Abwechslung auch Gesprächpartner hatte. Ich unterhielt mich lange mit dem deutschsprechenden Dominik über Buddhismus und Hinduismus und über die Strapazen und Erfahrungen unserer Touren, die zuhause wohl niemand nachvollziehen kann. Nach ein paar Stunden endete der Karrenweg und wir stiegen durch schwieriges Gelände hinauf auf den Pass.


                            Loch Hourn






                            Die Gespräche wurden durch unseren hohen Pulsschlag weitgehendst eingestellt. Am Pass zwischen den Munros The Saddle und Sgurr na Sgine angekommen schoßen wir noch mittels Selbstauslöser ein Gruppenfoto.
                            Wir gingen weiter über die windige Passhöhe. Vor uns eine bedrohliche Schlechtwetterfront um die Five Sisters Of Kintail. Im Tal sahen wir schon die A87 und der steile, beschwerliche Abstieg begann.






                            Rutschpartie an einem steilen Hang



                            Im Gänsemarsch bewegten wir uns im Zick Zack talwärts bis wir auf einem Felsvorsprung auf einem Pfad trafen. Erst hier, als wir schon fast im Tal waren, bemerkten wir, dass wir zu früh abgestiegen sind. Die Navigation war hier ziemlich "tricky". Ärgerlich! Denn nun stand uns ein 6km langer "Straßenhatsch" bevor. Unten an der Straße pausierten wir kurz um uns regenfest zu machen. Der Himmel verdunkelte sich zunehmends. So zogen wir am Rand der Schnellstraße entlang bis zur Tankstelle in Shiel Bridge.



                            Hier sollten sich unsere Wege trennen(Dominik, Diuewe und Derek waren nur 5 Tage unterwegs und fuhren zurück nach Edinburgh). Ich kaufte Nahrung für 5 Tage und das erste Mal auch kalorienreiche aber schwere Oatbars(perfekt für Touren da sättigend). Die Holländer spendierten mir noch ein Dosenbier und eine Abschiedszigarette und scherzten über die Länge meiner weiteren Tour. Wie sollte ich die wohl überleben?! Die 5 Tage hatten sie und mich sehr mitgenommen, und das obwohl wir jung und sehr sportlich sind. Die Niederländer waren froh dass es für sie vorbei war. Wir tauschten noch Facebookadressen aus und verabschiedeten uns. An dieser Stelle noch einmal Danke an die Jungs, es war mir eine Ehre!


                            Loch Duich

                            Ich saß noch eine Weile an der Tanke und beobachtete das Wetter. Die Schlechtwetterfront zog glücklicherweise an mir vorbei Richtung Südost. Weitermarsch an den Ufern des Loch Duich Richtung Morvich. Die Vorfreude auf die erste heiße Dusche am Campingplatz nach 5 Tagen war riesig. 5 qualvolle Straßenkilometer später stand ich an den Toren des Campingsplatzes. Ich kann wieder einmal kaum noch gehen. Das Zelt ist schnell aufgebaut und ich verbrachte die nächste Stunde unter der Dusche. Zum Abendessen gab's wie immer Nudeln mit undefinierbarer Sauce. Ich setzte mich zu einem Ehepaar an einen Tisch zwischen unseren Zelten. Die beiden waren aus Schwaben und mit dem Auto unterwegs durch die Highlands. Der Abend klang mit einer netten und interessanten Plauderei über Bildungspolitik, den Geisteszustand der Europäer, und deutscher Literatur aus. Als es langsam dämmerte verkroch ich mich in mein Zelt und schlief, wie jeden Tag, sofort ein.
                            Zuletzt geändert von Fayter; 25.07.2013, 15:02.
                            “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

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                            • Hunter9000
                              Dauerbesucher
                              • 02.06.2012
                              • 678
                              • Privat


                              #15
                              AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                              Eine interessante Variante seid ihr da gegangen. Sehe ich das richtig, dass ihr dann bei Malagan Bridge auf die A87 gestoßen seid?

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                              • Fayter
                                Gerne im Forum
                                • 28.04.2013
                                • 96
                                • Privat


                                #16
                                AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                Richtig. Das war aber so nicht geplant und entspricht auch nicht der Route im Guidebook.
                                “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

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                                • pitrie
                                  Gerne im Forum
                                  • 27.07.2010
                                  • 61
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                  Der Hobbit verlangte 45 Pfund von mir und 55 von den Holländern(Abendessen). Ich traute meinen Ohren nicht. 45 Pfund für ein durchgelegenes Bett, Frühstück, ein kaltes Zimmer und eine nicht einmal warme, 10cm befüllte Badewanne!

                                  Oh mein Gott, der spinnt doch ... hab in Fort William gerade mal die Hälfte bezahlt und hatte ein super Einzelzimmer mit warmer Dusche und dem Service das meine Sachen in Trockner geschmissen wurden...

                                  Aber ich muss sagen: Schöner Bericht! Bitte weiter so
                                  Bin mal auf dein Fazit gespannt. Ob die Tour deine Erwartungen und Wünsche erfüllt hat.

                                  Gruß pitrie

                                  p.S.: Ist Loch Duich nicht traumhaft
                                  leave nothing but footprints, take nothing but pictures, keep nothing but memories

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                                  • Hobbyhiker
                                    Anfänger im Forum
                                    • 17.05.2012
                                    • 49
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                    Super Bericht und tolle Tour, bei dem vielen Regen ist Knoydart ziemlich ungemütlich.

                                    Der "Hobbit" ist eigentlich nen netter Kerl, die Preise sind aber schon krass. Hatte da auch schon kurz gestoppt um was zu Essen, da war der Preis jedenfalls ok. Man muss da natürlich beachten Kinloch Hourn ist am Arsch der Welt und nur über ne 40km lange Einbahnstraße zu erreichen... zumindest nicht im Ansatz mit Fort William vergleichbar. Für den wenigen Luxus aber etwas übertrieben. Habs mir dank gleicher Erfahrungen angewöhnt mir erstmal alles zeigen zu lassen und wenns mir zuwenig fürs Geld ist gehts halt weiter oder ins Zelt.
                                    Die "zeltwiese" gehört aber zur Lodge bzw. Estate, jedenfalls wurde ich von dem Guide darauf hingewiesen wenn ich da Zelten will soll ich bei ihm 2 Pfund bezahlen...

                                    Freu mich schon auf die Fortsetzung

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                                    • RockingKatja
                                      Erfahren
                                      • 21.03.2012
                                      • 215
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                      Ach toll... da kommt ja auch schon dein Bericht. Die Fotos sind einfach großartig und sehen gar nicht nach dem Kampf aus, den du schilderst. Bin schon sehr gespannt, wie es weiter geht.
                                      Kate-ventures - My adventures on the road

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                                      • Fayter
                                        Gerne im Forum
                                        • 28.04.2013
                                        • 96
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                        Tag 6 [29.5] Morvich - Maol-Bhuidhe Bothy
                                        Länge: ~29.4 km
                                        Höhenmeter: +1675m / -1425m



                                        Der Wettergott schien mir gnädig zu sein und schenkte mir einen weiteren sonnenreichen Tag. Das Zelt zusammenpackend bekam ich vom Würzburger Ehepaar ein paar Scheiben Brot. Sehr nett! Ich verließ den Campingplatz Richtung Falls of Glomach. Unter der herunterbrennenden Sonne setzte ich das erste Mal meinen olivgrünen boonie hat auf. Ich folgte einem Pfad entlang des Flußes Abhainn Chonaig. Vor mir einige Tageswanderer die wahrscheinlich auch auf dem Weg zu den Falls of Glomach waren. Gedankenversunken marschierte ich ostwärts hinauf zur Quelle des Flußes. Ich überholte eine Tagesausfluggruppe nach der anderen bis ich auf einen kleinen Pfad hinauf zum Pass stieß. Rechts vor mir die Falls of Glomach. Sehr spektakulär sehen die aber nicht gerade aus! Das soll einer der größten Wasserfälle auf den Britischen Inseln sein!? Wie auch immer.


                                        Dorusduain Forest


                                        Falls of Glomach - ähh nein!

                                        Ich stieg über eine steile Geröllhalde hinauf auf die Passhöhe. Ich überblicke das Tal auf der anderen Seite. Kurzer Blick auf die Karte. Loch?! Ich sah ein Loch. Nach der Karte sollte hier gar kein Loch sein! Ich kramte meine "Überblickskarte" aus dem Rucksack. Ich war leicht verwirrt, denn ich fand das vor mir liegende Loch nicht auf der Karte. Schnell war auch der Fehler gefunden. Ich hätte unten im Tal nordwärts gehen müssen... wie konnte mir das nur passieren...


                                        Vom Pass auf's "unbekannte" Loch


                                        Malerisches Gleann Gaorsaic

                                        Im Tal sah ich zwei Zelte am Ufer des Lochs. Ich beschloß hinunter zu gehen und nach meinem Standort zu fragen. Die schottischen Jugendlichen hatten eine gute OS Karte dabei - ich befand mich am Loch a' Bhealaich. 6km nördlich befindet sich in der Gebirgskette eine "Vertiefung" zwischen Meall Dubh und Meall an Odhar. Da müsste ich hinüber um wieder auf den Pfad zu den Falls of Glomach zu kommen. Das Gleann Gaorsaic wirkte sehr wild und einsam, und wird sicherlich kaum durchquert. Die Abgelegenheit und der schroffe Zauber dieses Tals verliehen dem Marsch irgendwie Expeditionscharakter. Der Ärger über den Navigationsfehler war, angesichts der nächsten schweren Stunden in pfadlosen, rauen Gelände, schnell verflogen. Alle paar Minuten kletterte ich über teilweise hüfthohe Ausschwemmungen die an eine Art Kraterlandschaft erinnern - sehr kraftraubend.


                                        Sumpfige Kraterlandschaft


                                        Links in der Schlucht befindet sich der Wasserfall

                                        Nach unbestimmter Zeit erreichte ich den Pfad zu den Wasserfällen. Ich war heilfroh die Tortur überstanden zu haben! Am Wasserfall angekommen suchte ich nach dem Fußpfad der mich ins Tal bringen sollte. Von dort oben schien ein Abstieg durch die Schlucht unmöglich. Zuerst nahm ich den Pfad hinunter zu einem Aussichtpunkt. Der Weg endete dort. Genervt stieg ich wieder hinauf und fand den schwindenden Pfad hinunter ins Tal. Bei Schlechtwetter würde ich dort nicht hinuntersteigen wollen!


                                        Falls of Glomach


                                        Links ist der ausgesetzte Pfad hinunter in die Schlucht zu erkennen



                                        Mittels Brücke überquerte ich den Elchaig River und zog auf einem Karrenweg vorbei an Carnach und Iron Lodge. Menschen sah ich keine. Meine wunden Füße begannen wieder sehr zu schmerzen. Auf befestigten Wegen ist's am schlimmsten!


                                        Loch na Leitreach, in der Bildmitte liegt Carnach



                                        Langsam gewann der Weg an Steigung, der Karrenweg wurde immer schlechter und verwandelte sich in eine ATV Spur, und ich trottete durch eine Landschaft, die mich an den Mond oder Mars erinnerte. Mit meiner Erschöpfung verschlechterte sich auch das Wetter und vom blauen Himmel war nichts mehr zu sehen. Immer weiter schlängelte sich der Pfad durch die karge Landschaft bis zum Loch Cruoshie. Die Maol-Bhuidhe Bothy liegt in herrlicher Lage an den Ufern des Lochs. Ich saß auf der Felsbank vor der Hütte und zog erstmal meine Stiefel aus. Ich versank in der Einsamkeit dieses befremdlichen Landstriches. Einer langer, anstrengender Tag neigte sich dem Ende zu, ein weiterer sollte morgen folgen!


                                        Gibt ja doch Wasser auf dem Mars!


                                        Loch Cruoshie und die Maol-Bhuidhe Bothy



                                        Tag 7 [30.5] Maol-Bhuidhe Bothy - Strathcarron Bothy
                                        Länge: ~26.5 km
                                        Höhenmeter: +774m / -858m


                                        Bothy


                                        River Ling

                                        Ich öffnete die Holztür der Bothy und stand wieder einmal unter strahlend blauem Himmel. Zum Frühstück gab's den täglichen Haferriegel. Hinein in die feuchten Stiefel, deren Schwarz sich in ein bläuliches Grau verwandelten. Zu den Fuß- kamen jetzt auch noch Hüftschmerzen. Die dünne Bundesheerrollmatte aus dem Jahre 1994 ist etwas durchgelegen und daher recht unangenehm auf hartem Boden. Ich suche eine geeignete Stelle um den River Ling zu überqueren. Im Guidebook ist von einem Stalkers track die Rede - ich fand keinen. 5km quälte ich mich durch pfadloses, zerfurchtes und morastiges Gelände.

                                        Mittlerweile konnte ich den Boden schon gut "lesen" und erkannte mögliche bog holes. Trotzdem landete ich zwei Mal in einem solchen und hatte alle Mühe mein Bein auch wieder herauszubekommen. Ich stieg den südlichen Hang des Beinn Dronaig ein paar hundert Meter hinauf.


                                        Glen Ling Richtung Killian

                                        Von dort bot sich mir ein spektakulärer Ausblick südwärts bis nach Killian. Nach einer Weile stieß ich auf ein matschige Spur die um den Berg zur Bendronaig Lodge führte. Die Mittagsonne brannte auf meine ungeschützte Haut. Natürlich hatte ich keine Sonnencreme bei mir...









                                        Kurz vor der Brücke über das Black Water rastete ich am Ufer und stieg halbnackt in den Fluß um mich zu waschen. Den 2 von 4 Haferriegeln verzehrend ließ mir die Sonne auf den Bauch scheinen. Über die Brücke weiter auf dem Karrenweg zum Attadale Forest. Ich verließ den Weg und stieg einem kaum zu erkennenden, steilen Fußpad hinauf ins Bealach Alltan Ruairidh. Vorbei an einigen kleinen Lochans brachte mich der Pfad nach 6 Kilometern in das Dorf Strathcarron.


                                        Loch Carron


                                        River Carron in der Nähe von Strathcarron

                                        Der Himmel war nunmehr wolkenlos und das Loch Carron schimmerte in hellem Blau- der schönste und heißeste Tag meiner Reise. Ich passierte das Hotel in der Ortschaft und wanderte über Schafweiden den River Carron entlang. Durch ein kurzes Waldstück auf eine kaum befahrene Landstraße(A890). Nach 1 1/2 Kilometern bog ich auf einen Fußpfad Richtung Norden ab. Ich fühlte mich schon etwas erschöpft und die Hitze machte das Gehen nicht gerade einfacher und tat ihr übriges.


                                        Sgorr Ruadh

                                        Letzter Anstieg an den Ufern des Fionn-abhainn und das Weiß der Bothy glänzte inmitten der eintönigen Landschaft. Geschafft! Mir war so warm, dass ich mich zwischen zwei Steine gestützt in den eiskalten Bergfluß setzte. Hier wusch ich übrigens auch mein T-Shirt, 2 Unterhosen, und meine inzwischen steif gewordenen Socken das erste und letzte Mal auf dieser Reise. Es dämmerte und ich las noch lange im Gästebuch der Bothy. Um Hüftschmerzen vorzubeugen legte ich meine Fleecejacke unter die Isomatte - half nicht wirklich. Nichtsdestotrotz schlief ich sofort ein.
                                        Zuletzt geändert von Fayter; 28.07.2013, 23:36.
                                        “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

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                                        • Heather
                                          Erfahren
                                          • 03.06.2013
                                          • 253
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                          Juhu! Es geht weiter! Dank' dir für den Reisebericht. Der CWT ist ein unerfüllter Traum meinerseits, und ich freue mich, daß ich ein wenig miterleben darf. Bitte bald weiter mit dem Bericht!
                                          Zuletzt geändert von Heather; 11.07.2013, 00:56.

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                                          • MrsLausS
                                            Erfahren
                                            • 12.05.2013
                                            • 199
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                            Da schließe ich mich an: Toller Bericht - bitte lass' uns nicht so lange auf die Fortsetzung warten!

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                                            • Hunter9000
                                              Dauerbesucher
                                              • 02.06.2012
                                              • 678
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                              Ja, schnell weiter schreiben! Finde übrigens gut, dass du so viele Ortsnamen erwähnst, dadurch kann man deine Tour mitsamt den Abstechern gut nachverfolgen!

                                              Soll ich mir eigentlich einen Kommentar zu den Navitgationskünsten eines österreichischen Bundesheersoldaten verkneifen, oder nicht?

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                                              • Fayter
                                                Gerne im Forum
                                                • 28.04.2013
                                                • 96
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                Mal sehen ob ich's schaffe am Wochenende weiterzuschreiben. Wenn nicht müsst ihr noch eine Weile gedulden da ich ab Montag 4 Tage auf Tour durch die Niederen Tauern bin.

                                                Soll ich mir eigentlich einen Kommentar zu den Navitgationskünsten eines österreichischen Bundesheersoldaten verkneifen, oder nicht?
                                                Naja, Navigationsfehler kann man das ja nicht wirklich nennen. Bin einfach drauf losgelaufen ohne auf die Karte zu sehen. Das Wetter war so schön und ich hatte kaum Schmerzen. Habe einfach die Landschaft und die Sonne genossen.

                                                Die Bergrettung und richtige Navigationsschnitzer kommen aber später noch ins Spiel!
                                                “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

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                                                • Hunter9000
                                                  Dauerbesucher
                                                  • 02.06.2012
                                                  • 678
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                  Die Bergrettung und richtige Navigationsschnitzer kommen aber später noch ins Spiel!
                                                  Na das klingt ja spannend

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                                                    • 12.05.2013
                                                    • 58
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                    Zitat von Fayter Beitrag anzeigen
                                                    Naja, Navigationsfehler kann man das ja nicht wirklich nennen. Bin einfach drauf losgelaufen ohne auf die Karte zu sehen. Das Wetter war so schön und ich hatte kaum Schmerzen. Habe einfach die Landschaft und die Sonne genossen.
                                                    OT: C. Columbus hätte wahrscheinlich genauso argumentiert...

                                                    Die Bergrettung und richtige Navigationsschnitzer kommen aber später noch ins Spiel!
                                                    Hej... teasern gilt nicht... ...bitte Butter bei die Fische/den Haggis...

                                                    Gruß,
                                                    Steffen

                                                    Kommentar


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                                                      Erfahren
                                                      • 19.02.2012
                                                      • 280
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                      Donnerschlag....wenn ich lese welche Entfernungen und Höhenmeter du täglich zurückgelegt hast dann erstarre ich in Erfurcht
                                                      . Mit den beschriebenen Fußproblemen und der wenigen Nahrung wäre das für mich persönlich weit über mein Limit. Hut ab !
                                                      Ich habe Talente, Rechtschreibung gehört nicht dazu.

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                                                        • 28.04.2013
                                                        • 96
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                                                        #28
                                                        AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                        Tja, das Guidebook von Ian Harper gab die Etappen vor. Zwischen 16 und 21 Tagen sollte man danach brauchen. Die sportliche Herausforderung war auch ein großer Anreiz diese Tour überhaupt zu machen und so bin ich fast jeden Tag so weit wie möglich gegangen. Die harten Etappen kommen aber erst!
                                                        “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

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                                                          • 31.12.2005
                                                          • 1642
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                                                          #29
                                                          AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                          Zitat von Glenfiddich Beitrag anzeigen
                                                          Donnerschlag....wenn ich lese welche Entfernungen und Höhenmeter du täglich zurückgelegt hast dann erstarre ich in Erfurcht!
                                                          Geht mir nicht so. Vielleicht liegts daran das ich ein alter Sack bin, aber mich wundert eher die, mit Verlaub, Leichtsinnigkeit mit mangelhafter Ausrüstung/Verpflegung so eine Tour durch zu ziehen. Ich bin froh das du heil wieder zurück bist, kann mich aber nicht dem Eindruck verschließen das auch unberechenbares Glück dazu beitrug.
                                                          Zu oft habe ich Rettungspersonal klagen hören das sie Wanderer die sich so unbedacht in Gefahr brachten einsammeln durften. Die Hauptgründe waren Ausrüstungs- und Ernährungsmängel kombiniert mit schlechtem Wetter.
                                                          Erstaunlich finde ich insbesondere auch das du als ausgebildeter Soldat diese Planungseigenarten drin hattest. Ich weiß nicht was in diesem Jahrtausend im Herr Österreichs gelehrt wird, aber vor vierzig Jahren in meiner Bundeswehr Zeit haben wir entscheidenden Wert auf die Punkte Verpflegung und Kräfteeinteilung gelegt. "Ein müder und hungriger Soldat ist die größte Gefahr für sich selbst und seine Kameraden", pflegte ein Ausbilder uns immer wieder einzutrichtern.

                                                          Bitte nicht falsch verstehen, aber ich möchte nur meinen subjektiven Eindruck wiedergeben.
                                                          radioRAW - Der gesellige Fotopodcast

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                                                            • 28.04.2013
                                                            • 96
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                                                            #30
                                                            AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                            Unbedacht in Gefahr habe ich mich nicht gebracht. Ich wußte sehr wohl was mich erwarten würde und war dementsprechend vorsichtig.
                                                            Zuletzt geändert von Fayter; 06.01.2014, 08:47.
                                                            “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

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                                                              • 28.04.2013
                                                              • 96
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                                                              AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                              Tag 8 [31.5] Strathcarron Bothy - Kinlochewe
                                                              Länge: ~22.4 km
                                                              Höhenmeter: +704m / -851m

                                                              Mit Hüftschmerzen erwachte ich auf dem harten Holzboden und spähte aus dem kleinen Dachfenster der Bothy auf wolkenverhangene Bergrücken. Wenn ich wieder daheim bin kaufe ich eine Thermarest, schwöre ich mir. Heute stand eine harte und angeblich wunderschöne Etappe auf dem Plan. Ich trat aus der Tür und musterte die Berge im Norden auf der Suche nach dem Pass den ich heute zu erklimmen hatte. Der Nebel war zu dicht. Indes ich die Marschbereitschaft herstellte hoffte ich auf einen Wetterumschwung.


                                                              Blick zurück auf die Bothy

                                                              Der schmale Pfad schlängelte sich vorbei am Loch Coire Fionnaraich und wand sich Stück für Stück Richtung Beallach Ban. Leichter Regen setzte ein und in Verbindung mit den Nebelschwaden entstand eine gespenstisch, diffuse Stimmung. Es war windstill und ein beklemmendes, leises Berggetöse lag mir im Ohr.


                                                              Loch Coire Fionnaraich



                                                              An einem markanten Punkt am Loch ermittelte ich die Bussolenzahl Richtung Pass. Ich befand mich in einem Talkessel und konnte rundum nur in den Nebel wachsende Berghänge sehen. Dem schwindenden, glitschigen Pfad folgend erreichte ich die Passhöhe. Nun wurde die Navigation etwas heikler denn ich musste runter vom ostwärts führenden Pfad Richtung Norden um auf einen weiteren Weg zu treffen. Die Sicht hier oben beschränkte sich mittlerweile auf etwa 30 Meter. In solchen Situationen wünscht man sich ein GPS-Gerät! Ich verließ den Pfad und stieg über unwegsames Gelände bergab bis ein kleines Lochan in Sicht kam. Kurzer Blick auf die Karte. Verflixt! Zu früh den Weg verlassen.



                                                              Ich befand mich am Lochan Dearg Beag, einen halben Kilometer und etliche Höhenmeter östlich des Pfades. Wieder eine dieser strapaziösen und aufreibenden Perioden! Ich stapfte durch das immerfeuchte, felsendurchsetzte Heidekraut einen Bach entlang. Nach einem felsigen Hang längs des Baches überquerte ich selbigen und stieß in Richtung Norden vor. Kein Pfad in Sicht. Ostwärts des Weges sollte sich ein kleiner Teich befinden, ich machte mich auf die Suche um meine Position zu bestimmen. Nach einer Weile fand ich den Teich auch und folgte dem Abfluß des Gewässers Richtung Tal. Der Bach sollte den Pfad kreuzen und mich so wieder in einfacheres Gelände bringen. Ich entdeckte einen Fußpfad der sich aber immer wieder verlief. Mehrmals setzte Regen ein und zermübte meine Laune. Und der schwierigste Teil stand mir noch bevor! Das Beinn Eighe Massiv!


                                                              Glen Torridon


                                                              Glen Torridon mit Ling Hut(rechts); geradeaus das Benn Eighe Massiv

                                                              Auf dem Weg nach unten kam mir eine junge Familie entgegen. Ich riet aufgrund des Höhennebels nicht weiter aufzusteigen. Ich blickte hinunter ins Glen Torridon, das von scheinbar riesigen Bergen(3-4 Munros) umgeben ist. Die Gipfel waren nicht zu sehen und so schien die Gebirgskette gigantisch. Da muss ich irgendwie durch! Bald war ich unten im Tal angekommen und rastete in der Nähe einer Brücke der A896. Ich begutachtete den weiteren Weg im Guidebook und entschloss das Benn Eighe Massiv auszulassen und der Straße entlang direkt nach Kinlochewe zu gehen. Ohne GPS, dachte ich, bin ich bei dem Wetter da oben verloren. Ich müßte weitere 500 Höhenmeter hinaufsteigen, den Munro Sail Mór umrunden und entlang der Flanken des Ruadh-stac-Mór durch eine pfadlose Ebene viele Kilometer Richtung Kinlochewe. Auch das Buch meint: "In poor visibility GPS may be useful here as the terrain is quite desorientating."


                                                              Straße nach Kinlochewe

                                                              10 Straßenkilometer standen bevor. Wie ich es hasse! Die Straße zwischen Torridon und Kinlochewe ist recht stark befahren und voll mit deutschen Motorradfahrern - Applecrosstouris. Zum ersten Mal auf dieser Tour kramte ich den MP3-Player aus der Deckeltasche hervor, sozusagen als Marscherleichterung. Auf halber Strecke kam ich bei zwei pausierenden deutschen Motorradfahrern vorbei. Kurze Unterhaltung. "Bist sozusagen auf Pilgerfahrt, oder wie?" - "Mh... Ja, kann man so sagen!". Die beiden brachen auf und ich legte eine kurze Pause ein und genoß den Ausblick auf das idyllische Loch Clair. Hier ist auch ein kleiner scots pine Wald zu sehen! Sehr urig!


                                                              Loch Clair

                                                              Nach ungewisser Zeit fand dann auch die Straßenschinderei ein Ende und ich betrat das kleine Dorf Kinlochewe. Hinüber zum Campingplatz und das Zelt schnell aufbauen. Ich habe nur noch ein paar Pfund bei mir. Im Guidebook steht, dass es hier einen Cashpoint geben sollte. Die Einheimischen wissen nichts davon...

                                                              Mit meinen letzten paar Pfund ging ich zum Dorfladen und kaufte Riegel und Fertiggerichte für 4 Tage. Danach um die Ecke ins Whistle Stop Cafe. Ich betrat das nett eingerichtete Cafe ungeduscht, mit dreckiger Kleidung und schmutzigen Stiefeln. Ich bin ein recht eitler Mensch und fühlte mich dabei etwas genierlich.

                                                              Der Tee wurde serviert und ich trank die Tasse innerhalb weniger Minuten. Ich wunderte mich über die zusätzliche Kanne Milch,trank sie seperat, und erntete komische Blicke meiner Tischnachbarn. Später fiel mir ein, dass man in Britannien heißes Wasser mit Milch trinkt, kennt man doch von Asterix und Obelix! Mit vollem Magen spazierte ich zurück zum Campingplatz und stand erstmal eine Stunde unter der heißen Dusche. Der Regen hat inzwischen aufgehört und ich begab mich ins Zelt und las etwas Nietzsche bis mir die Augen zufielen.
                                                              Zuletzt geändert von Fayter; 25.07.2013, 21:01.
                                                              “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

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                                                                Dauerbesucher
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                                                                • 678
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                                                                AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                                Juhuu, es geht weiter!

                                                                Bei welchem Campingplatz in Kinlochewe bist du da eingekehrt? Hab auf Google nur den Caravan Platz gefunden, auf dem laut HP Zelte verboten sind.

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                                                                  • 96
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                                                                  Ja, war beim Caravan Club Site. Habe mich vorher nicht erkundigt und bin einfach reingelatscht. War kein Problem. Ist übrigens einer der gepflegtesten Campingplätze auf denen ich bisher war. Die Aussicht auf die umliegende Landschaft ist zwar weniger vorhanden aber die Sanitäranlagen sind dafür weltklasse!
                                                                  “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

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                                                                    • 96
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                                                                    #34
                                                                    AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                                    Tag 9 [1.6] Kinlochewe - Shenavall Bothy
                                                                    Länge: ~28.7 km
                                                                    Höhenmeter: +1058m / -975m


                                                                    Beinn Eighe



                                                                    Bei leicht bewölktem Himmel auf der Straße hinaus aus der Ortschaft durch den Kinlochewe "Forest". Hinter mir das herrliche Beinn Eighe Massiv, da habe ich wohl oder übel einen schönen Streckenabschnitt ausgelassen. Ich schritt entlang des Baches Abhainn Bruachaig durch das mit Schafweiden bedeckte Tal. Bei einer Häusergruppe, die Heights of Kinlochewe, bog ich ins Gleann na Muice ab. Hier versucht man auch aufzuforsten, man darf gespannt sein, wie sich die Landschaft in den nächsten Jahrzehnten verändern wird.




                                                                    Richtung Loch Fada


                                                                    Meine Fußschmerzen hatten sich nach dem Straßenmarsch auch wieder zurückgemeldet. Ich hatte die Behandlung meiner Druckstellen und Blasen schon längst aufgegeben und hatte mich mit den Schmerzen abgefunden. Das Wetter verschlechterte sich zunehmend und der Karrenweg wurde zum schmalen Fußpfad. Das Loch Fada war in Sicht und ich versuchte in der Gebirgskette meinen zu überquerenden Pass zu finden. Ich hatte schon eine Vermutung, aber zu erst ging's ans Ufer des Lochs. Ich setzte mich ans Ufer und glich die Umgebung mit dem kleinen Kartenausschnitt im Buch ab. Hier wäre eine bessere Karte wieder von Vorteil gewesen. Die den See umgebenden Berge sind nicht auf dem Kartenausschnitt...


                                                                    Loch Fada



                                                                    Nach kurzer Rast stieg ich in der Nähe eines Baches hinauf auf einen steilen, pfadlosen Hang. Oben angekommen hat man einen grandiosen Ausblick auf die umliegende Landschaft. Seit dem Aufstieg beschattete mich jedoch eine gewisse Unruhe. Bin ich auf dem richtigen Pass? Einnorden der Karte. Schwierig! In der Ferne sah ich ein großes Loch, auf der Minikarte war kein großes Loch. Ich müsste zum Loch an Nid. Ein etwas kleineres Loch in den Bergen. Langsam befiel mich eine leichte Verzweiflung. Der Verstand war, wie soll ich sagen, benebelt. Es ist schwer sich im Nachhinein in diese Gemütslage hineinzuversetzen. Ich stapfte weiter hinunter ins Tal. Der Absteig war sehr beschwerlich, da steil und felsendurchsetzt. Im Geiste beschäftigte ich mich schon mit dem Rückmarsch ans Loch Fada als ich urplötzlich am im Buch erwähnten Pirschpfad stand. Gottlob!


                                                                    Ausblick vom Pass


                                                                    Im Hintergrund das "verwirrende" Loch a' Bhraoin

                                                                    Der Pfad führte Richtung Norden in ein Tal das vom Pass her nicht einsehbar war. Ein Glücksgefühl umfasste mich und zufrieden erreichte ich das bezaubernde Loch an Nid. Eine dunkelgraue Nebelschwade über dem Loch, gleichwohl immer wieder von Sonnenstrahlen durchdrungen. Ich saß in der feuchten Wiese und gab mich meinem Hochgefühl hin und versank in der Pracht der Szenerie. Schnell schwebende Wolkenfetzen tauchten das Tal immerzu in ein anderes Licht.




                                                                    Loch an Nid





                                                                    Weiter dem Pfad folgend ins Strath na Sealga. Die letzten Kilometer waren äußerst zäh. Ich überquerte sumpfartiges Gelände bis ich auf einen Karrenweg stieß. Jetzt war's nicht mehr weit zur Bothy! An einer verlassenen Hütte vorbei tauchte in der Ferne das Loch na Sealga und die Shenavall Bothy auf.


                                                                    Blick zurück Richtung Loch an Nid


                                                                    Strath na Sealga

                                                                    Allmählich wurde es kühler und ein langer Tagesmarsch ging zu Ende. Ich betrat die Bothy und fand ein älteres englisches Ehepaar vor. Eingeheizt hatten sie auch schon! Ich kochte meine Asia Nudeln und unterhielt mich mit meinen "Mitbewohnern". Der Herr war Bergsteiger und war schon auf einigen der Seven Summits und hat alle Munros Schottlands gleich doppelt bezwungen. Nach einer Weile stießen noch 2 junge Deutsche, Felix und Philipp, zu unserer gemütlichen Runde. Die beiden waren auf ihrer ersten Trekkingtour und würden morgen versuchen per Anhalter Richtung Inverness zu kommen. Dazu müssten sie nach Dundonnell, ich würde dort auch vorbeikommen, und so beschlossen wir am nächsten Tag gemeinsam aufzubrechen. Als es in der Hütte trotz Feuerchen etwas zu frösteln begann begaben wir uns den 1.Stock und legten uns auf's Ohr.
                                                                    Angehängte Dateien
                                                                    Zuletzt geändert von Fayter; 29.07.2013, 16:25.
                                                                    “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

                                                                    Kommentar


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                                                                      Erfahren
                                                                      • 21.03.2012
                                                                      • 215
                                                                      • Privat


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                                                                      AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                                      Tolle Eindrücke. Ich finde auch, dass Schottland selbst bei tief im Nebel bzw in den Wolken versunken etwas magisches hat. Bin schon gespannt, wie es weiter geht.
                                                                      Kate-ventures - My adventures on the road

                                                                      Kommentar


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                                                                        Gerne im Forum
                                                                        • 28.04.2013
                                                                        • 96
                                                                        • Privat


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                                                                        AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                                        Tag 10 [2.6] Shenavall Bothy - Inverlael/Ullapool
                                                                        Länge: ~18.3 km
                                                                        Höhenmeter: +934m / -1047m


                                                                        Beinn Dearg Mór


                                                                        Beinn Dearg Mór und Loch na Sealga


                                                                        Philipp und ich bewundern das Loch na Sealga

                                                                        Vom nächtlichen Unwetter war nichts mehr zu sehen und ich wartete abmarschbereit auf Felix und Philipp. Das englische Ehepaar war bereits aufgebrochen und versprach den beiden in Corrie Hallie am Parkplatz zu warten um sie dann zur nächst größeren Straße mitzunehmen. So starteten wir gegen 9 Uhr morgens gen Dundonnell. Kühler Morgenwind trieb uns die steile Passage hinter der Bothy hinauf in den Dundonnell Forest. Die beiden deutschen Kollegen gaben das Tempo vor und so diente der heutige Streckenabschnitt eher der Regeneration. Die Zeit verging wie im Flug und ich vergnügte mich an der guten Gesellschaft und den interessanten Gesprächen. Nach einer Weile erreichten wir das bewaldete Gleann Chaorachain das hinunter zum Corrie Hallie Parkplatz führte. Auf der Straße stehend spähten wir in alle Richtungen. Die Engländer waren nirgendst zu sehen. Ich konnte nicht glauben, dass die netten Briten ihr Wort brechen würden. Auf meinem Rucksack sitzend aß ich einen meiner letzten Haferriegel und beobachtete Felix beim autostoppen. Ich dachte, hier auf dieser schwach befahrenen Straßen hätten die beiden keine Chance. Wir tauschten E-Mail Adressen aus und verabschiedeten uns.


                                                                        Dundonnell Forest




                                                                        An Teallach



                                                                        Ich folgte der Straße, bog rechts ab und wanderte über eine alte, romantische Steinbrücke. Ich betrat ein Waldstück und hatte Schwierigkeiten dem Pfad zu folgen. Dann stand ich am Dundonnell River an und musste über einen fast lotrechten Hang auf eine Schafweide. Ich stapfte durch tiefen Schlamm währenddessen mich dunkle Schafsaugen gleichgültig anstierten. Endlich! Da ist der richtige Weg! Voller Vorfreude über ein Bett, eine heiße Dusche, und einen fettigen Burger, marschierte ich über die karge Hochebene. In meinem Rücken ragte der mächtige An Teallach Gebirgsstock hoch in den Himmel. Ich umwanderte einige Lochans und erblickte das Loch Broom und die Inverbroom Bridge. Anstrengender Abstieg ins Tal. Einige Blasen an der Fußsohle rissen erneut auf. Über eine Allee erreichte ich meinen heutigen Zielpunkt: Inverbroom Bridge. Da die Straße recht kurvig und die Geschwindigkeit der Fahrzeuge recht hoch sei, rät das Guidebook sich ein Taxi aus Ullapool zu rufen oder zu trampen. Ich hatte sowieso keine Lust weitere 12km auf der Straße zurückzulegen.


                                                                        Loch Broom


                                                                        Straße nach Ullapool / Inverbroom Bridge

                                                                        Ich bin noch nie per Anhalter gefahren und so war ich den ganzen Tag schon gespannt ob ich es nach Ullapool schaffen würde. Ich hatte Bedenken wegen meiner beschmutzten Kleidung und des unangenehmen Körpergeruches. Daumen raus und lächeln! Die ersten Autos fuhren unbehelligt an mir vorbei. Motorräder zogen mit unglaublichen Karacho vorüber. Nach etwa 10 Minuten war ich jedenfalls schon etwas entnervt. Das funktioniert doch nie! Nach einer weiteren Autokolonne fing ein Wagen an zu blinken und verringerte das Tempo. Super! Ein älterer Herr öffnete das Fenster und bat mich herein. Mein Retter war Neuseeländer der nicht das erste Mal durch Europa tourt. Sehr gesprächig war er nicht, und wenn er zu sprechen begann, dann kam ein kaum verständliches Nuscheln über seine Lippen. Er schien irgendwie niedergeschlagen zu sein. Seine Frau war verstorben und es hatte den Anschein, dass er durch diese Reisen ihren Tod verarbeiten versuchte.


                                                                        Ullapool


                                                                        Loch Broom vom Hafen aus

                                                                        An der Hafenpromenade von Ullapool ließ er mich aussteigen. Ich machte mich auf die Suche nach der Touristeninformation um eine Karte des Orts zu bekommen. Das Städtchen gefiel mir. Die weiß bestrichenen, hüttenartigen Häuser, die entschleunigte Geschäftigkeit seiner Menschen, die Meeresbrise und der alte, mystische Friedhof, machten mir diesen Ort zu traulichen Idylle. Ich war wieder in der "Zivilisation" angekommen. Seit mehr als einer Woche bin ich nicht in den Genuß eines weichen Bettes gekommen, und so stand ich dann zermürbt vor dem hiesigen Hostel: "Booked out!". Naja, dann spare ich wenigstens Geld, dachte ich. Auf zum Campinplatz! Die Rezeption war geschlossen. Vom Campingplatz ist der Ozean und die Summer Isles zu sehen. Ich ging hinunter an den Strand und schlug mein Zelt auf. Raus aus den Stiefeln und ab unter die Dusche. Die Sanitäranlagen sind nicht das Gelbe vom Ei. Ein 5-minütiger Duschgang kostet 20p, die Kabinen sind in unrühmlichen Zustand . Es war schon recht spät und ich bereitete meine verbliebene Mahlzeit zu: Kartoffelpüree. Widerlich! Im Halbschlaf ließ ich meine bisherige Reise revue passieren. Mehr als die Hälfte hatte ich bereits geschafft! Aber dies hatte auch seinen Preis. Körper und Geist sind nicht ganz unversehrt geblieben. Daher entschied ich den morgigen Tag in Ullapool zu verbringen, mich richtig satt zu essen, und auszuspannen. Einige wenige Notizen - Dunkelheit.


                                                                        Tag 11 [3.6] Ullapool - Ruhetag





                                                                        Gegen halb 10 weckte mich das schallende Horn eines Passagierschiffes. Ich kramte meine Sneakers aus den Tiefen des Rucksackes und erkundete das Fischerdorf. Wie komfortabel doch normale Straßenschuhe sind! Ich fühlte mich ohne den schweren Rucksack leicht wie eine Feder. Abstecher zum Geldautomaten und dann ins The Tea store frühstücken. Ich bestellte ein schottisches Frühstück mit bacon, egg, sausages und mushrooms. Danach den Einkauf für die nächsten Tage erledigen: Tesco - North West Outdoors - Tankstelle. Zurück zum Campingplatz um zu bezahlen. Ich kroch in mein Zelt und las in meinen Büchern um die Zeit zum Mittagessen totzuschlagen. Ganz ungewohnt mal nicht zehn Stunden auf den Beinen zu sein! Ich fiel in einen dämmerten Zustand und als ich wieder bei Sinnen war spazierte ich zu The Seaforth, ein uriges Restaurant. Angus Burger mit Chips und ein Pint Guinness! Am Weg zurück zum Zelt spürte ich schon Anzeichen einer Magenverstimmung. Mein Körper war solche Mengen an Nahrung einfach nicht mehr gewohnt und so lag ich windend im Zelt bis ich in den Schlaf fiel.





                                                                        Am späten Nachmittag wurde meinem Mittagsschläfchen je ein Ende gemacht. Ein Auto stoppte in direkter Nachbarschaft meines Zeltes. Ich höre deutsche Stimmen. Ich krabbelte aus dem Zelt, beobachtete kurz müden Auges die beiden beim Zeltaufbau und ging zur Dusche. Die Kleider abgelegt warf ich 20p in den Duschautomat. Nichts tat sich. Wieder halb angezogen in die nächste leicht heruntergekommene Kabine. Weitere 20p. Verdammt! Kein Tropfen! Ich schlug und klopfte auf die Vorrichtung an der Wand. Weiterer Kabinenwechsel. 20p übrig. Ich wollte mir eigentlich einen längeren Duschgang genehmigen. Kann man nichts machen...







                                                                        Ich kam mit dem jungen Pärchen, Till und Anni, aus NRW ins Gespräch. Sie tourten mit dem Auto für ein paar Wochen durch Schottland. Demnächst sollte es gen Norden gehen. Wir scherzten, dass wir uns womöglich am Ende meiner Tour in Durness wieder begegnen würden. Wir unterhielten uns bis die Sonne im Meer versank. Der erste Sonnenuntergang den ich in Schottland erlebte. Bald darauf zogen wir uns in die Zelte zurück.
                                                                        “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

                                                                        Kommentar


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                                                                          Dauerbesucher
                                                                          • 02.06.2012
                                                                          • 678
                                                                          • Privat


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                                                                          AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                                          Oh sehr schön - es geht weiter. Tolle Fotos übrigens!

                                                                          Ist der Campingplatz in Ullapool wirklich so schlimm? Ich wollte dort in 2 Wochen auch zwei Nächte zur Regeneration einplanen.

                                                                          Kommentar


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                                                                            Gerne im Forum
                                                                            • 28.04.2013
                                                                            • 96
                                                                            • Privat


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                                                                            AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                                            Die Fotos stammen übrigens von einer 100€ Kamera(Nikon S6300). Die Bildmitte ist scharf, außenrum wird's unscharf...

                                                                            Im Vergleich zum Campingplatz in Kinlochewe ist der in Ullapool eine miese Absteige. Und auch noch ein bisschen teurer. Ich habe mir sagen lassen, dass der Campingplatz in Ardmair weiter nördlich besser sein soll. Genieße Ullapool, das Flair des Dorfes wird dich auch in seinen Bann ziehen!
                                                                            “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

                                                                            Kommentar


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                                                                              Dauerbesucher
                                                                              • 02.06.2012
                                                                              • 678
                                                                              • Privat


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                                                                              AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                                              Ich werde versuchen den ganzen Cape Wrath Trail zu genießen. Am Freitag geht's nach Inverness und am Samstag Morgen nach Shiel Bridge! *freu, freu*

                                                                              Kommentar


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                                                                                • 12049
                                                                                • Privat


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                                                                                AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                                                Danke für den Bericht. Da werden Erinnerungen an meine CWT-Tour wach. Ullapool ist für mich übrigens auch immer Ort für Ruhe- und Fresstag gewesen. Seaforth, Frigate und die Eistruhe an der Tankstelle sind für mich also untrennbar mit Ullapool verbunden.

                                                                                Das Hostel ist notorisch überbelegt, allerdings auch nicht wirklich attraktiv. Ich habe die Schlafsäle als eng und stickig in Erinnerung. Und von 11 bis 16 Uhr wird man ausgesperrt. Nur der Aufenthaltsraum mit Sicht auf den Hafen ist klasse.
                                                                                Alles unter Nutriscore "D" ist rausgeschmissenes Geld.

                                                                                Kommentar


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                                                                                  Gerne im Forum
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                                                                                  • 96
                                                                                  • Privat


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                                                                                  AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                                                  Dank geht auch zurück! Habe natürlich deinen erheiternden Bericht vor meiner Abreise gelesen.
                                                                                  “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    Gerne im Forum
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                                                                                    • 73
                                                                                    • Privat


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                                                                                    AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                                                    Gute Schreibe!

                                                                                    Sehe ich das richtig, dass du keine Gamaschen dabei hattest? Hättest du sie unterwegs manchmal gebrauchen können? Danke!
                                                                                    Zuletzt geändert von Auspuff; 19.08.2013, 09:52.

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      Gerne im Forum
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                                                                                      • 96
                                                                                      • Privat


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                                                                                      AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                                                      Hatte keine Gamaschen dabei. Waren auch nicht unbedingt notwendig da der Militärstiefel einen hohen Schaft hat. Schaden können Gamaschen jedenfalls nicht.
                                                                                      “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        Gerne im Forum
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                                                                                        • 96
                                                                                        • Privat


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                                                                                        AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                                                        Da ich mitten in der KFOR-Auslandseinsatzvorbereitung stecke, vergingen nun mehrere Wochen seit dem letzten Update. Weiter geht's!


                                                                                        Tag 12 [4.6] Ullapool - Oykel Bridge

                                                                                        Länge: ~ 40.3 km
                                                                                        Höhenmeter: +1085m / -1004m

                                                                                        Hinein in die nun ungewohnten Stiefel. Ich hatte neue Einlagen gekauft und ging wie auf Federn. Ich hinterließ Till und Anni noch ein paar Zeilen des Abschieds auf der Windschutzscheibe ihres Autos und machte mich auf den Weg nach Oykel Bridge. Der Ruhetag hatte mir gut getan und die ersten Kilometer durch das Städtchen und das bewaldete Angelände vergingen ohne große Mühe. Die Landschaft um das Loch Achall war nicht gerade reizvoll und so erhöhte ich das Marschtempo in der Hoffnung bald in interessantere Gefilde zu gelangen. Endlich ließ ich das Loch hinter mir und schlenderte entlang des Rhidorroch River ins Glen Achall. Bald stieß ich auf eine Gruppe Schülerinnen die gerade an einer Böschung pausierten. Sie hatten in der Knockdamph Bothy übernachtet und kehrten jetzt zurück nach Ullapool. Begeistert sahen die Mädels nicht aus. Gezwungenermaßen nahm ihre Klasse an einer karitativen Aktion teil. Als ich von meiner Reise erzählte erntete ich befremdete Blicke. Denn sie konnten nicht verstehen, dass sich jemand freiwillig per pedes und Zelt wochenlang in den schottischen Weiten herumtreibt.


                                                                                        Loch Achall


                                                                                        Zurück Richtung Ullapool

                                                                                        Im Südosten bildeten sich bizarre Wolkenformationen und ich erreichte das Loch an Daimh. Die karge, buckelige Landschaft unter eigentümlichen Licht begann mir zu gefallen. Am Wegesrand vor mir waren 2 Gestalten zu erkennen. Als ich vorbeikam quatschten wir kurz und gingen gemeinsam weiter. Die beiden Burschen waren für Help for Heroes unterwegs. Begonnen hatten sie ihre Reise am südwestlichsten Punkt Britanniens und sollte sie hinauf nach John O'Groats führen. Die beiden waren psychisch durch die Strapazen schon ziemlich angeschlagen und kaum noch motiviert. Sie wollten ebenso nach Oykel Bridge um das Hotel um eine Spende und einen Schlafplatz zu bitten. Auf Höhe der Knockdamph Bothy verabschiedeten wir uns, denn es war Mittag und die beiden wollten in Ruhe kochen.





                                                                                        Einige Kilometer später durchwatete ich den Abhainn Poiblidh und folgte dem Einig River. In der Ferne tauchten Windräder auf einem langgezogenen Hügel auf. Der Karrenweg ging auf und ab und vorbei an der Duag Bothy. Ich setzte mich kurz in die Hütte und verspeiste einen Haferriegel mit Bananengeschmack. Eintrag ins Gästebuch. Und weiter geht's! Ich betrat das Glen Einig und der Weg führte mich hoch über dem Fluss durch einen Wald. Ich war schon ziemlich erledigt und sehnte mich nach Oykel Bridge bzw. einen geeigneten Zeltplatz ebendort. Der Karrenweg wurde breiter und führte über eine Brücke. Staubiger Kies wurde zu Asphalt. Das hiesige Hotel kam in Sicht. Sonst gab es in Oykel Bridge nichts, außer zwei alte Steinbrücken über den Oykel. Ich hielt Ausschau nach einem Zeltplatz. Nichts passendes zu finden. Ich überquerte die Fußgängerbrücke und stieg auf einen Hang nordöstlich des Oykel River. Unfreiwillig holte ich schon mal einen Vorsprung für die morgige Etappe heraus. Der Wald durch den der Weg führt wurde gerade gerodet. Nach einer Weile endete der Wald und ich hatte freie Sicht auf Viehweiden und den Fluß. Ich kam bei einem dickbäuchigen Mann mit Cowbowhut vorbei der gerade mittels Bagger den Weg ausbesserte. Er machte den Motor aus und stieg vom Bagger. Dem Mann gehörte die Farm die man ein paar hundert Meter weiter sieht. Wir redeten über das hiesige Rotwild und so kam er auf das Thema Waffen. Der Cowboy war ein richtiger Waffennarr und zählte mir die ganze Palette seiner Schießeisen mit dem dazugehörigen Kaliber auf. Irgendwie kam er auf den Afghanistankrieg und er meinte die Araber da unten seien ganz böse Menschen. Moment mal! Ich bin doch nicht etwa in den USA gelandet!? Wie auch immer! Der Amischotte zeigte mir auf der Karte einen geeigneten Platz zum Zelten in etwa 3-4 Kilometern Entfernung. Ich bedankte mich und setzte meine Wanderung fort.


                                                                                        Oykel River

                                                                                        Mittlerweile taten die Füße wieder irrsinnig weh. Die Einlagen waren etwas höher als die originalen und so drückte der Schuh auf die Oberseite des Fußes. Erschöpft schleppte ich mich die letzten Kilometer zu der Brücke über den Allt Rugaidh Bheag. An der empfohlenen Stelle baute ich mein Zelt auf. Es dämmerte und ich hatte zum ersten Mal Feindkontakt mit den berühmten Midges. Ich stand noch recht lange im kühlen Fluß und kühlte meine Füße. Behäbig kroch ich ins Zelt und war froh nicht mehr stehen oder gehen zu müssen. 40 Kilometer hatte ich in den Beinen. Währenddessen ich den morgigen Zustand meiner Beine zu prophezeien versuchte überfiel mich der Schlaf.
                                                                                        Zuletzt geändert von Fayter; 01.09.2013, 08:31.
                                                                                        “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          • 12049
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                                                                                          AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                                                          Zu Deinen Problemen mit Armeestiefeln ein geflügeltes Wort, das ich irgendwann mal aufgeschnappt habe:

                                                                                          "Wenn der Dienstherr wirklich wollte, dass wir laufen, hätte er uns nicht so viele Autos zur Verfügung gestellt."

                                                                                          Erklärt ziemlich gut, warum Armeestiefel als Wanderstiefel meistens 2. Wahl sind.
                                                                                          Alles unter Nutriscore "D" ist rausgeschmissenes Geld.

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            • 9
                                                                                            • Privat


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                                                                                            AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                                                            Zitat von Pfad-Finder Beitrag anzeigen
                                                                                            Erklärt ziemlich gut, warum Armeestiefel als Wanderstiefel meistens 2. Wahl sind.
                                                                                            Ausnahme: die BW Version des Meindl Himalaya. Habe nie einen besseren Wander- und Bergschuh besessen. Absolut bequem, dicht und verlässlich.

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              Anfänger im Forum
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                                                                                              • 22
                                                                                              • Privat


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                                                                                              AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                                                              Go on, Man!
                                                                                              Do something worth failing

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                                                                                                Gerne im Forum
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                                                                                                • 96
                                                                                                • Privat


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                                                                                                AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                                                                Bin seit einigen Tagen im Kosovo und daher ständig im Dienst. Sobald ich Zeit finde geht's weiter! ;)
                                                                                                “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  Anfänger im Forum
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                                                                                                  • 22
                                                                                                  • Privat


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                                                                                                  AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                                                                  Alles klar, Fayter, bis dann alles Gute!
                                                                                                  Do something worth failing

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                                                                                                    • 4
                                                                                                    • Privat


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                                                                                                    AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                                                                    Echt ein klasse Bericht
                                                                                                    Freu mich schon auf die Fortsetzung
                                                                                                    Denn ich Glaube diese Strecke werd ich mir 2015 vornehmen
                                                                                                    Wünsch dir einen ruhigen Einsatz!
                                                                                                    MkG Julik

                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                      Anfänger im Forum
                                                                                                      • 20.11.2012
                                                                                                      • 22
                                                                                                      • Privat


                                                                                                      #51
                                                                                                      AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                                                                      Hi Fayter!
                                                                                                      Gute Bilder: klasse Motive! Welche Kamera hattest Du mit??
                                                                                                      Do something worth failing

                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                        Erfahren
                                                                                                        • 11.12.2011
                                                                                                        • 270
                                                                                                        • Privat


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                                                                                                        AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                                                                        Zitat von shoreman Beitrag anzeigen
                                                                                                        Hi Fayter!
                                                                                                        Gute Bilder: klasse Motive! Welche Kamera hattest Du mit??


                                                                                                        Zitat von Fayter Beitrag anzeigen
                                                                                                        Die Fotos stammen übrigens von einer 100€ Kamera(Nikon S6300). Die Bildmitte ist scharf, außenrum wird's unscharf...
                                                                                                        Hier stehts doch ;)

                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                          • 96
                                                                                                          • Privat


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                                                                                                          AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                                                                          Tag 13 [5.6] Oykel Bridge - Ichnadamph

                                                                                                          Länge: ~ 24.1 km
                                                                                                          Höhenmeter: +627m / -636m

                                                                                                          Das Plätschern des Oykel River lässt mich nicht allzu lange schlafen und halb im Traume glitt ich aus der Apsis. Kurz Durchstrecken - meine Beine fühlten sich nach der langen Etappe am Vortag ganz passabel an. Dichter Nebel lag im Glen Oykel. Zssssmmm! Ein Mückenschwarm?! Überrascht begutachtete ich die fliegenden Nervtöter. Midgets! Erster Feindkontakt mit Schottlands legendärem Plagegeist. Im nächsten Moment war die Freude über die Entdeckung auch schon wieder verflogen. Mit schnellen Handgriffen verstaute ich das Zelt und meine restliche Ausrüstung im Rucksack. Auf geht's!

                                                                                                          Ich lief auf dem Karrenweg östlich des Flußes. Die Landschaft ist nicht gerade reizvoll und so wollte ich einen Blick in mein schlaues Büchlein werfen um das Höhenprofil der anstehenden Kilometer zu studieren. Griff in die Beintasche - nichts. Gibt's ja nicht! Ich durchforstete alle Hosen- und Jackentaschen. Sag' nicht ich hab's verloren! Ohne den Reiseführer bin ich so gut wie verloren! Beunruhigende Gedanken gingen mir durch den Kopf. Dann der Einfall! Sogleich warf ich den Rucksack ab und öffnete den Zeltstausack. Hab' ich's doch in einer Einschubtasche des Zeltes liegen lassen!

                                                                                                          Aufgekratzt von dem Schrecken vergingen die restlichen, langweiligen Kilometer vorbei an Salachy zum Loch Ailsh in Windeseile. Nach und nach öffnete sich auch der Himmel. Vielleicht wird's ja doch noch ein sonniger Tag. Bald ließ ich auch die traumhaft gelegene Benmore Lodge hinter mir und betrat damit den Benmore Assynt. An einer Flußgabel plante ich kurz zu rasten um Kraft für den womöglich anstrengenden Aufstieg zum Bealach Trallgil zu sammeln. Über eine Brücke, und eine Haarnadelkurve später und stand ich urplötzlich vor Scott, der neben seinem riesigen Rucksack am Hang saß und die ersten Sonnenstrahlen des Tages zu genoß. Ein paar Worte der Begrüßung und der schmächtige mit dem Kasten am Rücken verabschiedete sich auch schon wieder und lief Richtung Pass. Gut gelaunt setzte ich mich und verdrückte einen meiner täglichen "Goldenen Vier" - Haferflockenriegel sind gemeint.



                                                                                                          Top motiviert schulterte ich meinen Rucksack und folgte schnellen Schrittes Scott der als kleine Figur auf dem kaum erkennbaren Pfad vor mit unterwegs war. Nach einer Weile holte ich ihn ein und wir begannen zu plaudern. Scott ist 43 Jahre alt und kommt aus Wyoming, USA. Unter der Last seines Rucksackes schritt er dahin wie ein betagter Greis und Schweiß mäanderte ihm durch das Gesicht und sammelte sich in seinem dichten Vollbart. Sonderlich gesprächig schien er nicht zu sein. Das Bild eines verlassenen, vom Leben entfremdeten Menschen tat sich in mir auf. Weder Frau noch Familie habe er zuhause.




                                                                                                          Glen Oykel


                                                                                                          Wir stiegen vom Pfad hinunter in den Talkessel und füllten unsere Wasserreserven auf. Allmählich wurde Scott gesprächiger und wir sprachen über Literatur, unser Leben, die Reisestrapazen und Gott. Auch der Amerikaner war zu meiner Überraschung auf dem Weg zum Cape Wrath. Nie ein großer Sportler gewesen und ohne Trekkingerfahrung hatte er meinen Respekt für sein Durchhaltevermögen verdient.
                                                                                                          Mühseliger, wegloser und Aufstieg zum Pass. Die Strapazen waren es wert, denn die Aussicht hinunter ins Glen Oykel bot einen herrlichen Anblick. Auf der Passhöhe setzten wir uns auf eine Felsplatte. Die Aussicht auf das Loch Assynt und den dahinterliegenden Ozean erschlug uns förmlich. Wir tauschten Gedanken über Religion und Gott aus. Eine solch augenöffnende Landschaft entlockt selbst dem Atheisten ein "Oh Gott!". Ich bat Scott ein Foto von mir zu machen. Im Gegenzug wollte ich eins von ihm mit seiner Kamera machen. Er meinte er sei die Landschaft nicht wert. Widerstand zwecklos! Ich wollte, dass auch er zumindest ein Erinnerungsfoto von sich mit nachhause nimmt.


                                                                                                          Bealach Trallgil




                                                                                                          Loch Assynt und The Minch




                                                                                                          Rückblick auf Conival

                                                                                                          Wie im Flug verging der Abstieg und schon standen wir kurz vor Ichnadamph. Ich hatte vor ins Hostel einzukehren, Scott wollte zelten. Und so trennten sich unsere Wege. Kurz nach der neuen Brücke über den Allt Poll an Droighinn ließ er sich nieder. Ich wanderte weiter ins "Dorf" auf der Suche nach dem Hostel. Ich fragte eine Dame die gerade beim Aufhängen der Wäsche war. Das Jugendherberge sei ausgebucht. Gut! Habe mich schon so auf ein Bett und eine Dusche gefreut. Kurz vor der Brücke auf die A837 durchwatete ich den River Trallgill um am anderen Ufer mein Zelt aufzubauen.



                                                                                                          Überall waren Spuren von Rotwild zu sehen. Ich richtete mich an dem hübschen Plätzchen ein und nahm ein Fußbad im kühlen Fluß. Tägliche Essenzubereitungsprozedur und hinein ins Zelt um noch ein paar Seiten vor der Nachtruhe zu lesen. Wie ich nachdenklich auf die Zeltwand starre bemerke ich überall kleine schwarze Pünktchen. Ich warf einen genaueren Blick auf die dunklen Tüpfel. Das darf doch nicht wahr sein! Mein Zelt ist voller Zecken! Sofort durchsuchte ich meinen Körper auf das Ungeziefer. Ich kramte meine Pinzette hervor und kam mit der Zeckenentfernung gar nicht mehr nach. Ein Weilchen später sah ich die Gefahr gebannt und stülpte wieder meinen Schlafsack über. Nach kurzer Zeit wieder ein Jucken. Verzweifelt griff ich zum Feuerzeug und liquidierte mit kurzen Feuerstößen die kleinen Biester an den Zeltwänden und auf meinem Rucksack(nicht nachmachen!). Genervt fiel ich einen unruhigen Schlaf.
                                                                                                          Zuletzt geändert von Fayter; 04.01.2014, 16:15.
                                                                                                          “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                            • 678
                                                                                                            • Privat


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                                                                                                            AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                                                                            Schön, das es endlich weiter geht!

                                                                                                            Und Schottlands Tierwelt muss man einfach lieben ... oder auch nicht

                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                              Erfahren
                                                                                                              • 19.02.2012
                                                                                                              • 280
                                                                                                              • Privat


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                                                                                                              AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                                                                              schön das es weiter geht und du gesund von deinem Einsatz zurück bist.
                                                                                                              Ich habe Talente, Rechtschreibung gehört nicht dazu.

                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                Neu im Forum
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                                                                                                                • 1
                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                                                                                Hallo bin als Mitleser schon länger hier unterwegs , aber eher eine ruhige Person ;). Daher hier mein erster Beitrag..

                                                                                                                Ich finde deinen Bericht echt top und freu mich auf die Fortsetzung . Hoffentlich bald , ich bin nämlich den ganzen April in der Ecke unterwegs....

                                                                                                                Gruß Patrick

                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                  Gerne im Forum
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                                                                                                                  • 96
                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                  AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                                                                                  Zitat von Glenfiddich Beitrag anzeigen
                                                                                                                  schön das es weiter geht und du gesund von deinem Einsatz zurück bist.
                                                                                                                  Befinde mich noch für weitere 2 Monate im Einsatzraum.



                                                                                                                  Tag 14 [6.6] Ichnadamph - Glendhu Bothy

                                                                                                                  Länge: ~ 24.8 km
                                                                                                                  Höhenmeter: +1359m / -1431m

                                                                                                                  "This stage is one of the hardest but finest of the whole trail, although in bad weather you'll need to have your wits about you."

                                                                                                                  Nebelschwaden über dem Loch Assynt. Schnell packte ich meine Ausrüstung zusammen, getrieben durch die winzigen, schwarzen Quälgeister. Ich stieg den Weg zurück in Richtung der Brücke an der Scott gestern sein Lager aufschlug. Ich passierte sein Zelt und hoffte, dass er es bis zum Leuchturm schaffen wird. Ich wählte den Pfad an den Ufern des Allt Poll an Droighinn und verzehrte dabei meinen Frühstücksriegel. Ein paar Höhenmeter später stand ich in einem Talkessel an den Ufern des Loch Fleodach Coire. Der Nebel schränkte die Sicht stark ein. Die kommende Stunde ist für mich im Nachhinein schwer nachvollziehbar, denn da draußen, scheint mir, befällt gelegentlich Torheit den Verstand und es scheint als ob der Dunst und Nebel, der Landschaften verhüllt, auch den Geist auf unerklärliche Weise trübt. So wanderte ich erst den richtigen Fußpfad, der zum Pass führte, entlang um dann unverständlicherweise westwärts abzubiegen. Ich irrte durch die mit Heidekraut bewachsenen Krater und Furchen. Viel Kraft und Ausdauer wurde während dieser Odysee verschwendet. Die Lage der vielen Lochs im Talkessel verwirrten mich wohl. Die Sicht verschlechterte sich zunehmends und beunruhigte mich. Ich stieg wieder in Richtung Loch Fleodach Coire ab und sah durch den Dunst die Umrisse eines Wanderers. Ich war gerettet! Schnellen Schrittes hüpfte ich über Fels und Rinne. "Thank God!" begrüßte ich den älteren Herren mit weißem Bart. Ich fragte ihn nach einer Karte, denn die Guidebook Karte war hier oben nicht wirklich zu gebrauchen. Er war Engländer, an seinen Namen erinnere ich mich nicht. In meinem Tagebuch findet sich keine Personenbeschreibung des Engländers. Trotzdem spielen der Mann und der Zufall im späteren Verlauf meines Berichtes noch eine Rolle.









                                                                                                                  Er war auch auf dem CWT unterwegs - mit blauer Levis Jeans. Er bot mir an diese Etappe gemeinsam zu bewältigen. Dankend nahm ich an. Und so marschierten wir den Pfad, den ich ja bereits vorher schon gegangen war, hinauf ins Bealach na h-Uidhe. Er schritt vor mir her und ich trottete nach. Unablässig quasselte er kaum Verständliches. Dadurch, dass er stets nach vorne blickte währenddessen er mit mir redete, war ich froh, dass er kaum Fragen stellte. Denn dieser Umstand hätte bedeutet ihm besser zuhören zu müssen um nicht unhöflich zu sein. Und so schaltete ich langsam ab und konzentrierte mich auf das Gehen. Der Pass war sehr felsig und daher recht kräfteraubend. Der Redefluss des Alten war beständig wie die vielen kleine Gebirgsbäche rund um den Pfad und entfaltete eine hypnotisierende Wirkung. So bemerkte ich erst, als der Engländer irgendetwas von Kylesku daherfaselte, dass er eine andere Route als ich gewählt hatte. Plötzlich aus meinem Dämmerzustand entrissen unterbrach ich ihn und wollte mich von ihm verabschieden. Besorgt fragte er mich ob ich genug Wasser und Nahrung hätte. Ich nickte und reichte ihm die Hand zum Lebewohl. Ich war wieder frei! Frohgemut joggte ich den Weg zurück zu einer kaum erkennbaren Weggabel. Der Pfad verschwand und ich stieg hinab an die Ufer des Abhainn an Loch Bhig. Weglose, mühsame Kilometer im sumpfigen Angelände des Flußes folgten. Angeschlagen erreichte ich die Glencoul Bothy. Ich rastete kurz und las die Wegbeschreibung der abschließenden Kilometer zur Glendhu Bothy.


                                                                                                                  Eas a Chual Aluinn Waterfall

                                                                                                                  "By this stage you may call it a day, especially as the climb up from Glencoul around the Aird da Loch peninsula that juts into Loch Glencoul like the prow of a battleship is rough and taxing all the way to the Bothy at Glendhu."

                                                                                                                  Weitermarsch! Ich habe bereits erwähnt, dass die Kartenausschnitt des Buches oftmals nicht ausreichend waren. Hier sollte ich nochmals dafür bezahlen müssen. Vor mir lagen die steil ins Loch abfallenden Hänge des Beinn Aird da Loch. Wie sollte ich die wohl traversieren? Wird schon gehen. Auf der Karte ist ja sogar ein Pfad eingezeichnet...


                                                                                                                  Blick zurück auf die Glencoul Bothy


                                                                                                                  Loch Glencoul

                                                                                                                  Schnell bemerkte ich, dass der eingezeichnete Pfad nicht existiert. Ich "ging" bzw. kletterte entlang von Tierspuren. Ich verfluchte den Reiseführer der mich durch diese Hölle schickte. Verzweiflung und Groll wechselten sich ab. Erst zuhause habe ich meinen Navigationsfehler aufgedeckt. Ich hätte bloß nach der Bothy über die Brücke gehen sollen. Dort wäre der Pfad abgezweigt. Nach einer gefühlten Ewigkeit im Fegefeuer entdeckte ich den Weg bergab zur Glendhu Bothy. Die Hütte war auf der anderen Seite des Ufers bereits in Sicht. Ich ging durch einen kleinen Wald um dann an den Felsen am Ufer entlang zu klettern und erreichte schließlich die Brücke die mich zur Bothy brachte.


                                                                                                                  Loch Glendhu und Loch a Chairn Bhain



                                                                                                                  Ein harter Tag neigte sich dem Ende zu. Sicherlich einer der härtesten Etappen auf meiner Reise. Daher gönnte ich mir heute neben Maccaroni mit Käse auch meine einzige Packung Vanillepudding und genoß die letzten Sonnenstrahlen in einem Campingsessel vor der Hütte. Die schweren Beine trugen mich die Stiege hoch zum Schlafraum und alsbald ich mich in den Schlafsack gekuschelt hatte schlief ich auch schon.
                                                                                                                  Zuletzt geändert von Fayter; 23.02.2014, 17:44.
                                                                                                                  “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                    Dauerbesucher
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                                                                                                                    • 678
                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                    AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                                                                                    Ich hoffe du hast daraus gelernt und nimmst auf der nächsten Tour ordentliches Kartenmaterial mit? ;)

                                                                                                                    Der Pfad verschwand und ich stieg hinab an die Ufer des Abhainn an Loch Bhig. Weglose, mühsame Kilometer im sumpfigen Angelände des Flußes folgten.
                                                                                                                    Die Etappe entlang des Flusses fand ich auch extrems anstrengend. Es scheint da unten so gar keinen wirklich brauchbaren Pfad zu geben.

                                                                                                                    Eas a Chual Aluinn Waterfall
                                                                                                                    Ich ärgere mich heute noch, dass die beiden Fotos die ich vom Wasserfall gemacht habe beide nix geworden sind

                                                                                                                    Wie sollte ich die wohl traversieren? Wird schon gehen. Auf der Karte ist ja sogar ein PFad eingezeichnet...
                                                                                                                    Jetzt weiß ich wonach du in meinem Reisebericht genau gefragt hast. Also ja, es gibt einen Pfad, aber den Einstieg habe ich auch nicht gefunden - obwohl ich Karten dabei hatte. Irgendwie mit: Einfach über die Brücke und dann hoch, war vor Ort nicht ganz gegeben. Auf deinen Bildern sieht es aber zumindest so aus, als wärst du nur unweit des Pfades gelaufen. Hast du den über die ganze Landzunge hinweg nicht gefunden?

                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                      Gerne im Forum
                                                                                                                      • 28.04.2013
                                                                                                                      • 96
                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                      AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                                                                                      Jep, zumindest für die schwierigeren Abschnitte sind gute Karten von immensen Vorteil.


                                                                                                                      Bin zuerst einige Meter über dem Wasser geklettert und dann Rotwildspuren weiter nach oben gefolgt. Teilweise auf allen Vieren. Alles recht steil und mit Bewuchs. Dann kam ein Abschnitt von verbranntem Heidekraut, ich war viel zu hoch und musste durch einen Kamin voller Geröll Richtung Loch zurückrutschen. Bin dann den Creag Ruadh entlanggestiegen und hab dann irgendwann Steinmännchen entdeckt die runter zur Glendhu Bothy führten.

                                                                                                                      Hier ein schwarz-weiß Foto aus dem Jahre 2010 zur Veranschaulichung:

                                                                                                                      Zuletzt geändert von Fayter; 20.01.2014, 14:36.
                                                                                                                      “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                        Toller Bericht! Das ist ja mal was Ganz Anderes als der West Highland Way

                                                                                                                        Schottland ist ja ohnehin ziemlich baumlos - aber in en südlicheren Regionene bin ich eigentlich bisher mit Hängematte gut ausgekommen. Wie sieht das denn entlang des Cape Wrath Trails aus? Deine Bilder machen mir nicht so viel Hoffnung, aber das kann ja täuschen und könnte in der Nähe der Etappen-bothies besser sein...

                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                          Ich bin mal so frei und antworte für Fayter: Hängematte klappt nicht! Knoydart ist de facto Baumlos und weiter im Norden werden es eher noch weniger Bäume als mehr. Sobald du in die Nähe des Capes kommst, gibt es sowieso nicht einmal mehr Buschwerk, sondern nur mehr Heidekraut.

                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                            AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                                                                                            Zitat von Hunter9000 Beitrag anzeigen
                                                                                                                            Ich bin mal so frei und antworte für Fayter
                                                                                                                            Macht nichts, jeder der was weiss soll es mir ruhig erzaehlen

                                                                                                                            Schade dass es nicht geht, muss ich eben auf Zelt planen. Wenn ich denn je aus dem Plan-Stadium herauskomme

                                                                                                                            Thanks!

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                                                                                                                              • 45
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                                                                                                                              Sehr sehr toller Bericht mit Fotos.
                                                                                                                              Ich hätte mal ein oder zwei Fragen und zwar:
                                                                                                                              Wie lang braucht man für diesen Trail, wenn man ihn komplett läuft?
                                                                                                                              Und kann man eigentlich auch überall zelten in der Natur dort.. oder muss man ab und zu auf einem Camping Platz zelten?
                                                                                                                              Ich wollte nämlich eigentlich nur in freier Natur zelten...

                                                                                                                              Grüße und nochmal betonen: Top Bericht!

                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                • 96
                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                Danke!

                                                                                                                                Die Marschdauer ist natürlich abhängig von der Fitness. Ein normaler Mensch schafft den Trail innerhalb von 17-21 Tagen. Du kannst überall wildcampen. Nur ist die Verlockung auf eine heiße Dusche nach einigen Tagen ziemlich groß.
                                                                                                                                “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                  • 678
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                                                                                                                                  Ich würde auch fast drei ganze Wochen reine Gehzeit einplanen. Hinzu kommen noch Ruhetage / Schlechtwetter-Abwettertage und dann Zeit für die An- und Abreise. Gerade die Reise vom Cape Wrath zurück nach Edinburgh oder Glasgow dauert.

                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                    • 45
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                                                                                                                                    Alles klar und vielen Dank für die schnellen Antworten

                                                                                                                                    Wie sieht es Ausrüstungsmäßig aus?
                                                                                                                                    Was ist dort so das wichtigste?

                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                      Wenn das eine Cape Wrath Trail Planung werden soll, solltest du vielleicht einen eigenen Faden aufmachen um Fayter den Platz hier für seinen Bericht nicht wegzunehmen?

                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                        • 22
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                                                                                                                                        Zitat von Appatrailfreak Beitrag anzeigen
                                                                                                                                        Alles klar und vielen Dank für die schnellen Antworten

                                                                                                                                        Wie sieht es Ausrüstungsmäßig aus?
                                                                                                                                        Was ist dort so das wichtigste?
                                                                                                                                        OMG !
                                                                                                                                        Do something worth failing

                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                          • 96
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                                                                                                                                          @Appatrailfreak

                                                                                                                                          Dieser Link könnte nützlich sein:

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                                                                                                                                          “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                            • 96
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                                                                                                                                            Tag 15 [7.6] Glendhu Bothy - Rhiconich

                                                                                                                                            Länge: ~ 31,8 km
                                                                                                                                            Höhenmeter: +678m / -640m


                                                                                                                                            Überraschenderweise erholten sich meine Beine trotz des gestrigen, anstrengenden Tages erstaunlich gut. Im Morgengrauen brach ich auf und zog den Schotterweg an den Ufern des Loch Glendhu entlang. Die Sonne drohte mir den Nacken zu versengen und so kam mein Boonie wieder einmal zum Einsatz. An derartige Sonneneinstrahlung ist man ja normalerweise in Schottland nicht gewohnt. Herrlich!


                                                                                                                                            Loch Glendhu




                                                                                                                                            Loch Glendhu, die Ortschaft Kylesku und Quinag

                                                                                                                                            Während des gemütlichen Dahinschlenderns genoß ich den Ausblick auf das blaustrahlende Loch Glendhu und die dahinterliegende Quinag Hügelkette. Bei „Maldie“ bog ich Richtung Achfary ab. Der Schotterweg wurde noch einmal ein Stück breiter, es schien, als würde man hier eine Straße bauen wollen. Nach einem steilen Anstieg stand ich an einem ehemaligen Shieling und rastete kurz. Ich musste mich zwischen der einfacheren Route über Achfary inklusive „Straßenhatsch“ und der anstrengenderen, weglosen um den Ben Dreavie entscheiden. Nach den Strapazen des Vortages fiel mir die Wahl nicht allzu schwer. Auf einer Forststraße durch den Achfary Forest ging ich hinunter ins Tal. Drüben leuchteten mir schon die grauen Hänge Arkles und ließen mich die Eintönigkeit der Strecke vergessen.


                                                                                                                                            Reay Forest


                                                                                                                                            Archfary Forest mit Arkle

                                                                                                                                            Nun stand eine 6,5 km lange Straßenpassage an. Pluspunkt: Viel Verkehr war von oben nicht zu sehen. Und so verging die nächste Stunde auf grauem Asphalt. Am anderen Ende von Loch Stack angelangt schlug ich den Weg zur Stack Lodge ein. Am anderen Ufer des Lochs ging ich einen halben Kilometer in die Richtung zurück, aus der ich gekommen war. Ein betagtes, englisches Ehepaar kam mir entgegen. Sie kehrten gerade von ihrem Arkle-Gipfelsieg zurück. Ein nettes Gespräch entsponn sich. Zu guter Letzt wollten die beiden noch ein paar Snacks von ihrem nicht weit entfernt parkenden Auto holen und mir zum Geschenk machen. Ich lehnte dankend ab.




                                                                                                                                            Loch a‘ Garbh-bhaid Mór


                                                                                                                                            Blick zurück auf Arkle


                                                                                                                                            Noch 10 Kilometer bis Rhiconich. Der Karrenweg führte mich an den Hängen Arkles entlang um dann Richtung Norden abzubiegen. Kurz nach dem der Weg den Alltan Rhiabhach kreuzt musste ich den angenehmen Weg verlassen und über sumpfiges Gelände zum Loch a‘ Garbh-bhaid Mór gelangen. Nach einer halben Ewigkeit stand ich an seinem felsigen Ufer. Diversen Tierspuren folgend erreichte ich das Loch a‘ Garbh-bhaid Beag wo ich mir bei der Überquerung des Zuflusses, Garbh Allt, nasse Schuhe holte. Weitermarsch durch den Sumpf. Ich erreichte ein Boat House und kurz darauf den Fußpfad der mich nach Rhiconich brachte.


                                                                                                                                            Blick vom Hotelparkplatz auf Loch Inchard. Kurz unter der Kurve mein Zeltplatz.


                                                                                                                                            Ebenda angekommen rastete ich erstmal am Parkplatz des Hotels. Das Gebäude sieht ziemlich schäbig aus und machte einen verlassenen Eindruck. Ich saß auf einer Bank und genoß das Wetter und beobachtete die kreisenden Möwen über dem Loch Inchard.
                                                                                                                                            Ich betrat das Hotel und ging schnurstracks Richtung Bar. Es dauerte bis eine Dame erschien und mich bediente. Ich fragte nach einer warmen Mahlzeit. Gibt’s nicht. Dann eben ein paar Schokoriegel und zwei Dosen Cola. Mittlerweile bin ich fast wieder bewegungsunfähig und so beschloß ich mir einen geeigneten Platz für mein Zelt zu suchen. Vom Parkplatz war eine mögliche Stelle zu sehen. Ich trottete die Straße nach Kinlochbervie entlang und gelangte nach einem Kilometer an den erspähten Platz. Ich stolperte von der Straße einen Hang hinunter in eine Mulde. Etwa 10 Meter von der Straße entfernt stellte ich mein Zelt auf. Fließendes Wasser gab es hier nicht. In weiser Voraussicht ahnte ich bereits im Voraus, dass sich in dieser Gegend kein geeigneter Zeltplatz finden lassen würde und so fühlte ich meine Flasche komplett auf. Die Nachmittagssonne ließ die Temperatur im Zelt unerträglich ansteigen. War ich sowieso von diesem langen Tag durchgeschwitzt und klebrig, gaben mir die Stunden bis zum kühleren Abend den Rest. Der Gedanke an den Leuchtturm und das Nahe Ende der Tour brachten den ersehnten Schlaf.
                                                                                                                                            Zuletzt geändert von Fayter; 03.03.2014, 09:41.
                                                                                                                                            “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                              • 678
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                                                                                                                                              Schön zu sehen, wie die Gegend dort aussieht - ich hatte ja leider praktisch durchgehend sauwetter an dem Tag. Ist ja richtig hübsch die Landschaft!

                                                                                                                                              lltan Rhiabhach kreuzt musste ich den angenehmen Weg verlassen und über sumpfiges Gelände zum Loch a‘ Garbh-bhaid Mór gelangen. Nach einer halben Ewigkeit stand ich an seinem felsigen Ufer. Diversen Tierspuren folgend erreichte ich das Loch a‘ Garbh-bhaid Beag wo ich mir bei der Überquerung des Zuflusses, Garbh Allt, nasse Schuhe holte. Weitermarsch durch den Sumpf. Ich erreichte ein Boat House und kurz darauf den Fußpfad der mich nach Rhiconich brachte.
                                                                                                                                              Bist du hier wirklich querfeldein? Es gäbe entlang von beiden Lochs einen - auf den Karten nicht durchgehend verzeichneten - Weg, auf dem man ganz gut voran kommt.

                                                                                                                                              Fließendes Wasser gab es hier nicht.
                                                                                                                                              Hast du das hübsche, saubere öffentliche WC direkt gegenüber dem Hotel nicht gesehen?

                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                • 96
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                                                                                                                                                AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                                                                                                                Bist du hier wirklich querfeldein? Es gäbe entlang von beiden Lochs einen - auf den Karten nicht durchgehend verzeichneten - Weg, auf dem man ganz gut voran kommt.
                                                                                                                                                Jip. Bin nahe des Wassers an den Felsen entlang gegangen. Zu blöd.


                                                                                                                                                Hast du das hübsche, saubere öffentliche WC direkt gegenüber dem Hotel nicht gesehen?
                                                                                                                                                Nein. An die Möglichkeit dürfte ich wegen Erschöpfung gar nicht gedacht haben.

                                                                                                                                                Hatte aber sowieso nur eine Flasche mit, und die war voll. Andererseits hätte ich die Bardame wegen einer fragen können. Tja..
                                                                                                                                                “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                  • 12049
                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                  AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                                                                                                                  Im Maldie Burn soll ein Wasserkraftwerk entstehen (mein Stand 2011), kann also sein, dass man deswegen die Straße aufbohrt.
                                                                                                                                                  Alles unter Nutriscore "D" ist rausgeschmissenes Geld.

                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                                                    • 03.06.2013
                                                                                                                                                    • 253
                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                    AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                                                                                                                    Ach, scheen! Schöne Photos, schöner Bericht, und es geht weiter *freu*.

                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                      • 96
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                                                                                                                                                      Tag 16 [8.6] Rhiconich - Sandwoodbay

                                                                                                                                                      Länge: ~18.9 km
                                                                                                                                                      Höhenmeter: + 559m / -589 m



                                                                                                                                                      Loch Inchard


                                                                                                                                                      Richtig erholsam war der Schlaf nicht. So schnell wie möglich packte ich meine Sachen zusammen. Die Stille, die hie und da durch Motorenlärm gestört wurde, und die grauen Wolken die das Loch Inchard und die vielen kleinen Ortschaften entlang der Straße in ein dumpfes Licht tauchten, ließen ein gewisse Melancholie in mir aufkommen. Ich hatte kaum noch Trinkwasser und nur noch 2 Haferriegel. Wie in Trance schritt ich durch die Siedlungen Achriesgill, Inshegra, und Badcall. Ich verweilte kurz am War Memorial am Ortseingang von Kinlochbervie.
                                                                                                                                                      Nach einer Weile kam ich bei einer Tankstelle vorbei und fragte nach dem Spar Supermarkt. Weiter zum kleinen Hafen. Kinlochbervie sieht ziemlich trist aus, liegt vielleicht am Licht und am grauen Wetter, dachte ich. Unten nahe des Piers war ein Containerbau mit dem Spar Schriftzug zu sehen. Der Supermarkt öffnet erst in einer Stunde. Ich setzte mich auf eine Stiege an einem der kleineren Container nebenan und betrachtete die alte Kirche. Autos und Fischer zogen an mir vorbei um ihrer Arbeit nachzugehen. Ein dunkelrotes Fahrzeug parkte sich gegenüber ein. Ein älterer Mann stieg aus und ging auf mich zu. „Hi, there!“ begrüßte ich ihn. Ich erzählte ihm von meiner Reise und da ich gerade dabei war, die Kirche zu zeichnen, unterhielten wir uns über das Zeichnen. Lustigerweise war er Künstler, und ich saß direkt vor seinem Atelier! Er präsentierte mir seine wasserfarbenen Kunstwerke, die großteils Bauteile und Werkzeuge von Ölplattformen am Meeresboden zeigten und sprach von seinen Abenteuern auf diesen Bohrinseln weit draußen in der Nordsee. Sehr fein! Er begutachtete auch meine Skizzen und gab mir Tipps.
                                                                                                                                                      Ich freute mich seine Bekanntschaft gemacht zu haben, verabschiedete mich und ging hinüber zum Spar um für 2 Tage einzukaufen. Mein Frühstück verzehre ich auf meinem Rucksack sitzend vor dem Geschäft. Als ich gerade genüsslich an meinem Becher Kakao schlürfte verließ ein grauhaariger Mann samt Einkauf, lautstark mit dem Verkäufer redend, den Supermarkt. Im Schlepptau seine Frau. Sie öffneten per Fernbedienung das Auto neben mir. Als der Einkauf verstaut war begannen die beiden eine Unterhaltung mit mir. Über Gott und die Welt. Aber vor allem über das anstehende schottische Unabhängigkeitsvotum und die schwindende gälische Sprache.


                                                                                                                                                      Blick zurück auf die Schule von Kinlochbervie

                                                                                                                                                      Mit meiner Laune besserte sich auch das Wetter. Strahlend blauer Himmel, wie gestern! Von Muffins gesättigt startete ich den langwirrigen „slog“ nach Sandwood Bay. Oldshoremore und Blairmore hießen die nächsten Stationen auf der wenig befahreren Straße. Das tiefe Blau des Atlantiks, der weiße Sand, und borstige, blaßgrüne Gräser ließen Strandurlaubsgefühle aufkommen. Ein schöner Flecken Land!

                                                                                                                                                      In einer unübersichtlichen Kurve begegnete ich einem dunkelhaariges Mädel mit großem Rucksack. Wir unterhielten uns kurz. Sie kam gerade von Sandwoodbay.
                                                                                                                                                      Als ich in Durness, nach Beendigung der Tour, auf den Bus wartete sollte ich sie wiedersehen. Sie saß auf einer Mauer von Steinbrocken wie man sie oft in Schottland findet, und ließ die Beine baumeln. Sie trug eine bunte Hose und las in einem Büchlein. Sie schien von Raum und Zeit völlig unberührt. Später im Kleinbus entwickelte sich ein Gespräch und ich erfuhr, dass sie als Krankenschwester in Edinburgh arbeitete und hier oben ein bisschen gewandert ist. Hätte ich ihren Beruf erraten müssen, wäre ich vermutlich richtig gelegen. Denn sie war umgeben von einer Aura der Ruhe und Fürsorglichkeit wie man sie von Müttern kennt. Sie hatte die Nacht auch nicht, wie ich angenommen hatte, im Hostel verbracht, sondern auf einer Schafweide ihr Zelt aufgeschlagen. Sie bot mir an mich von Inverness nach Edinburgh mit dem Auto mitzunehmen. Ich lehnte dankend ab, wollte ich doch in Inverness übernachten.


                                                                                                                                                      Strath Shinary

                                                                                                                                                      Bei Blairmore bog ich auf den breiten Karrenweg Richtung Sandwoodbay ab. Ein Dutzend Leute waren auf dem Weg unterwegs. Darunter einer der mir besonders in Erinnerung geblieben ist. Ein junger schottischer Kerl mit Lederhose. Der Anblick war skurril. Ein bisschen Heimat am anderen Ende Europas.
                                                                                                                                                      Letzter Anstieg – und da sah ich ihn! Nordwärts leuchtete ein kleines weißes Etwas. Das muss er sein. Zum Greifen nahe! Glücklich zog ich weiter an den Strand und bekomme sogar eine OS Karte vom Cape Wrath geschenkt. Der Engländer meint er benötigt sie wohl nicht mehr und ich kann sie besser brauchen. Sehr freundlich! Mit solchen Karten ist Navigation schon um einiges einfacher zu bewerkstelligen.


                                                                                                                                                      Sandwood Bay mit Leuchtturm am Cape Wrath

                                                                                                                                                      Ich stapfte durch den weißen Sand zu einer Gruppe Jugendlicher, die ein Foto von mir machten und mir einen Apfel und Wasser schenkten. Ich setzte mich auf eine Düne und genoß die Sonne und die Meeresbrise. Was für ein Finale! Besseres Wetter hätte ich mir nicht vorstellen können. Es schien als wäre ich irgendwo in der Karibik. Wenn man Freunden daheim die Fotos der Buch zeigt, sind sie immer ganz erstaunt, dass das Bild in Schottland entstanden ist.










                                                                                                                                                      Sandwood Loch




                                                                                                                                                      Stunden vergingen mit Faulenzen und Zeichnen. Zeit für’s Abendessen! Ich hielt Ausschau nach einem Zeltplatz, wäre das Wetter schlecht gewesen wäre ich gleich weiter ans Cape marschiert. Und so beschloß ich eine Nacht hier zu verbringen. Der Reiseführer empfiehlt zwischen den Dünen zu campieren. Ich schlug mein Lager an den Ufern des Sandwood Lochs auf. Ich nahm ein ausgiebiges Bad im Loch und bereitete danach meine Brokkolinudeln zu. Bevor ich wieder an den Strand ging, stattete ich meinen Zeltnachbarn einen Besuch ab. Jugendliche aus Edinburgh die hier ihre Zeit mit Saufen, Drogen, Fischen und Zelten verbrachten. Ich blieb auf ein Bier und klimperte auf deren Gitarre. Dann wurde mir das Drogengebrabbel zu anstrengend und ich legte mich wieder mit Bleistift und Block bewaffnet auf eine der Dünen in Meeresnähe.
                                                                                                                                                      Dann wurde es kühler und die Atlantikwinde trieben mich zurück in mein Zelt wo ich vollkommen entspannt einschlief.
                                                                                                                                                      Zuletzt geändert von Fayter; 03.03.2014, 13:08.
                                                                                                                                                      “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                        AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                                                                                                                        Tag 17 [9.6] Sandwood Bay – Cape Wrath

                                                                                                                                                        Länge: ~ 15.4km
                                                                                                                                                        Höhenmeter: + 561m / -458 m








                                                                                                                                                        „Mähhh“, tönt es wenige Meter von meinem Zelt entfernt. Ich wachte auf und lauschte der eindringlichen Geräuschkulisse des Ozeans. Möwen kreischten und ich krabbelte aus dem Zelt. Das Wetter blieb unverändert - sonnig und fast wolkenlos. Die Bucht hatte mich in ihren Bann gezogen; ich wollte gar nicht mehr fort. Ich ließ mir mit meiner Abreise gründlich Zeit. Ein letztes Mal den Rucksack geschultert und los geht’s! Ich wanderte den Strand entlang und kletterte an seinem Ende einige Höhenmeter eine Felsenwand hoch. Weites, leeres, pfadloses Land lag die letzten Kilometer vor mir. Das Cape zog mich wie einen Magneten an und so achtete nicht allzu sehr auf die Karte und verging mich ein paar Mal. Dieser Umstand kümmerte mich aber wenig. Ich lief einfach schnurstracks nach Nordwest, über Hügel und Sumpf.
                                                                                                                                                        Tief im Gedanken versunken liefen die Strapazen und auch die Herrlichkeit des Erlebten vor meinem geistigen Auge ab – nach der Quintessenz dieser Reise suchend.
                                                                                                                                                        Vor mir lag die Hütte von Sandy, ein Einsiedler, der die Wände der Bothy mit Malerei verzierte. Ich pausierte kurz in der ungemütlichen Hütte und begutachtete die Zeichnung – ziemlich schaurig.







                                                                                                                                                        Endlich erreichte ich den Sperrzaun des Truppenübungsplatzes. Die Anziehungskraft des Leuchtturms ließ mich über die karge, sumpfige Hügel schweben. Bald ist es geschafft! Zwischen Sithean na h-lolaireich und Cnoc a‘ Ghiubhais rastete ich ein letztes Mal. Melancholisch blickte ich zurück nach Süden. Eine Mischung aus Freude und Erleichterung, aber auch eine Sehnsucht nach den vergangenen Tagen befiel mich.


                                                                                                                                                        Blick nach Süden





                                                                                                                                                        Ich sah den Dunan Mor, hinter dem sich der Leuchtturm versteckte, klar vor mir. Schnellen Schrittes erreichte ich den Weg den die Busse nutzten, umrundete den Hügel und stand vor den Toren des schneeweißen Turms. Das Ziel war erreicht! Mittels Selbstauslöser schoß ich ein Siegesfoto. Danach ging ich zum Cafe und setzte mich in den „Gastgarten“ und unterhielt mich einem jungen slowakischen Montainbikerpärchen. Beim Bestellen hielt mir der Cafebesitzer das Cape Wrath Trail Gästebuch entgegen, und grinste. Er wußte Bescheid. Erheitert las ich die vorherigen Einträge. Ein Kollege schrieb in etwa: „Great experience, but would never do it again!“.


                                                                                                                                                        Kyle of Durness

                                                                                                                                                        Mittels Bus zum Kyle of Durness – amüsante Fahrt übrigens. Von dort aus nahm mich ein holländisches Ehepaar mit ihrem Camper auf den Campingplatz von Durness mit. Den Rest des Tages verbrachte ich wieder mit Zeichnen und Essen.


                                                                                                                                                        Aussicht vom Campingplatz

                                                                                                                                                        Die kommenden Tage wären schon fast einen eigenen Bericht wert. Viele interessante Leute habe ich kennengelernt und das urbane Schottland erfahren. Soll aber nicht Teil dieses Berichts sein.

                                                                                                                                                        In Kürze: Am nächsten Tag am Morgen fuhr ich von Durness nach Lairg, von dort nahm ich den Zug nach Inverness, wo ich eine Nacht blieb. Als Nächstes wollte ich nach Stirling, der Bus blieb da aber komischerweise nicht stehen, bzw. hab‘ ich’s wohl verpasst, und so fuhr ich direkt nach Edinburgh.


                                                                                                                                                        Inverness


                                                                                                                                                        Edinburgh


                                                                                                                                                        Castle vom Cowgate gesehen


                                                                                                                                                        Am Gürtel verdeutlichter Gewichtsverlust

                                                                                                                                                        Eines soll aber nicht vorenthalten bleiben. Nämlich die Causa „Viel zu gesprächiger, besorgter Engländer“, von der ich bereits in einem der vorherigen Beiträge berichtete:

                                                                                                                                                        Als ich in Edinburgh ankam, begab ich mich auf die Suche nach einem günstigen Hostel. Ich hatte mich vorab nicht darum gekümmert und so lief ich zur Tourist Info um mir einen dieser Kataloge zu holen. Schnell hatte ich ein passendes Hostel gefunden. „Budget Backpacker Edinburgh“ am Cowgate. Sehr zu empfehlen übrigens! Ich richtete mich gerade im Dormitory Room ein als drei junge Amerikaner herein kamen. An ihren Rucksäcken waren sie gleich als Wanderer zu erkennen. Beim Auspacken ihrer Sachen sah ich das CWT Buch am Bett liegen. Sogleich entfaltete sich ein hitziges Gespräch voller Euphorie um die Erfahrungen die wir teilten. Die Amerikaner waren etwa 1 Tag hinter mir. Sie erzählten mir auch von einem Engländer in Jeans, den sie bei Kylescu getroffen haben. Der hat ihnen von einem Österreicher erzählt, der in den Bergen verloren gegangen ist, ohne Nahrung und ohne Zelt. Er hätte auch die Bergrettung informiert. Ich staunte nicht schlecht! Natürlich habe ich gleich bei der Bergrettung angrufen und Bescheid gegeben.
                                                                                                                                                        Der gute alte Zufall. Eigentlich wäre ich ja an diesem Tag in Stirling gewesen und hätte so nie von dieser Episode erfahren.

                                                                                                                                                        Zu guter Letzt, war hier ein Fazit der Reise geplant. Auf der Suche nach den passenden Worten nahm ich den Reiseführer noch einmal zur Hand. Der Epilog spricht Bände und drückt auch meine wesentlichen Gefühle und Gedanken aus. Darum erlaube ich mir an dieser Stelle den Autor, Ian Harper, zu zitieren:


                                                                                                                                                        “At the end of such an epic journey, as you wander through the slightly forlorn buildings hunched on the wind-seared cliffs of the cape, it’s only natural to have mixed feelings. Elation at having reached your final objective, satisfaction at having endured the physical hardships along the way, humility in the face of the raw power of nature all around, regret or relief that the journey is finally over.
                                                                                                                                                        It will take days if not weeks to process the magnitude of this experience, but as you float across the Kyle of Durness or retrace your steps to Kinlochbervie, it’s worth reflecting on the words of John Muir, written more than a century ago, but still remarkably prescient:

                                                                                                                                                        “Thousands of tired, nerve-shaken, over-civilized people are beginning to find out that going to the mountains is going home; that wildness is a necessity.”

                                                                                                                                                        It’s easy to get sucked back into the hectic pell-mell of everyday life, leaving trail memories distant, detached and unreal. But try to hold on to some of the sedate pace of the wilderness, remembering the simple pleasures of getting from one place to another, surviving and traversing a landscape that has existed since time immemorial.

                                                                                                                                                        The Cape will still be standing, solid an immovable, a giant buttress to the wild atlantic, long after our own time has come and gone. And you were there, in that place and in that moment.”
                                                                                                                                                        Zuletzt geändert von Fayter; 11.03.2014, 15:32.
                                                                                                                                                        “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                          • 140
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                                                                                                                                                          #77
                                                                                                                                                          AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                                                                                                                          Danke fürs Erzählen

                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                            Erfahren
                                                                                                                                                            • 03.06.2013
                                                                                                                                                            • 253
                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                            AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                                                                                                                            Ich schließe mich an. Dank' dir, daß ich ein wenig miterleben durfte!

                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                              Dauerbesucher
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                                                                                                                                                              • 678
                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                              AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                                                                                                                              Sehr schön geworden. Hat viele Erinnerungen wieder wach gerufen (Fernweh!!)

                                                                                                                                                              Er hätte auch die Bergrettung informiert.
                                                                                                                                                              Was hat die Bergrettung eigentlich zu diesem unnötigen Einsatz gesagt? Bzw. wie intensiv wurde denn nach dir gesucht?

                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                Gerne im Forum
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                                                                                                                                                                • 96
                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                                                                                                                                Keine Ahnung was er genau gemeldet hat. Habe angerufen, meinen Namen gesagt, und dass es mir gut geht. Die Dame am anderen Ende der Leitung hat die Meldung ohne dies groß zu kommentieren gelöscht. Und das war's..
                                                                                                                                                                “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                  Neu im Forum
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                                                                                                                                                                  • 1
                                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                                  AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                                                                                                                                                  Hallo Fayter,

                                                                                                                                                                  ich habe soeben Deinen kompletten Bericht über den Cape Wrath Trail gelesen.
                                                                                                                                                                  Sehr interessant! Mal abgesehen von Deiner Ausrüstung

                                                                                                                                                                  Kann es sein das der Engländer mit Jeans David hieß und Lehrer aus London ist?

                                                                                                                                                                  Deiner Beschreibung nach passt er auf die Beschreibung und sein plappern.
                                                                                                                                                                  Ich habe ihn an der Sandwood Bay getroffen und bin mit ihm das letzte Stück zum Cape gelaufen.
                                                                                                                                                                  Er erzählte mir von einem vermissten Cape Warth Trailer dessen Beschreibung auf Dich passt.

                                                                                                                                                                  Zusätzlich erzählte er mir, dass er jemanden (evtl. Dich) getroffen hätte der vermisst wurde.

                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                    • 96
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                                                                                                                                                                    Kann mich nicht mehr an seinen Namen erinnern. Habe ihn auch nicht im Tagebuch notiert, wie die sonstigen Bekanntschaften während der Reise.

                                                                                                                                                                    Wird wohl derselbe gewesen sein. Soviele sind ja doch nicht mit Jeans am CWT unterwegs.

                                                                                                                                                                    An seinen Beruf oder Wohnort kann ich mich nicht erinnern. Ich meine zu glauben, dass er mit Windrädern zur Stromerzeugung zu tun hatte. Kann mich aber auch täuschen. Hatte ihm bei unserem Abschied übrigens auch meine Emailadresse aufgeschrieben. Er hat sich bis jetzt nicht gemeldet.
                                                                                                                                                                    “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

                                                                                                                                                                    Kommentar