• Torres
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    • 16.08.2008
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    [FI] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

    Tourentyp Wintertour
    Breitengrad 68.433471588
    Längengrad 27.442214965
    Prolog:

    Ich bin kein Wanderer. Definitiv nicht. Natürlich vermag auch ich einen Fuß vor den anderen zu setzen und dies sogar über einen mehrstündigen Zeitraum. Manchmal verspüre ich dabei sogar eine emotionale Befriedigung. Aber mein Fahrrad ist mir lieber. Schnell wie ein Pfeil von Ort zu Ort. Wandern kann man dort immer noch. Oder sein Fahrrad schieben. Aber einfach nur Wandern? Irgendwie nicht mein Ding. So ganz ehrlich gesagt. Intuitiv gesehen.

    Dummerweise will ich wieder nach Finnland. Im Januar. Radfahren hat sich bekannterweise im finnischen Frühwinter als weniger geeignetes Fortbewegungsmittel entpuppt. Skifahren kann ich nicht. Bleibt wohl nur Wandern. Warum nicht. Irgendwann ist immer das erste Mal. Ich plane meine erste Wandertour. Mit viel Gepäck. Mir ist klar: Ich brauche eine Idee.


    Willst Du wirklich wieder im Januar nach Finnland? Hat es Dir da so gut gefallen?

    Ich glaube ja, es wird Finnland. Ob es mir da gefallen hat? Ich weiß es nicht. Ich glaube, es ist das Licht. Ja. Es ist das Licht.

    Du hast doch noch nie eine Wandertour gemacht. Und schon gar nicht mit einem schweren Rucksack. Du bist das doch gar nicht gewöhnt.

    Naja, immerhin schiebe ich regelmäßig mein Fahrrad auf Tour. Auch über lange Strecken. Das wird schon gehen. Und mit Rucksack fahre ich auch täglich. Und der ist bei Einkäufen ganz schön schwer.

    Das ist etwas anderes.

    Ich weiß.



    Die Vorbereitung.

    Im Nachhinein betrachtet ist die nun geplante Tour eine logische Folge meiner Aktivitäten 2012. Erfahrungen mit dem finnischen Winter und Konditionsaufbau durch Fahrradschieben in der Bretagne. Meine Ausrüstung habe ich im Wesentlichen zusammen, aber ein paar Dinge, die auch noch empfindlich ins Geld gehen, sind dennoch zu beschaffen.


    Der Plan

    Auf einer Karte von Finnland schaue ich mir die Nationalparks an. Der Norden, also Lappland, fällt flach. Noch ist Kaamos (die Zeit, an der die Sonne nicht über den Horizont kommt), die Tage sind kurz und Ski fahren kann ich nicht. Ohne Begleitung mit Schneeschuhen auf Scooterspuren zu wandeln, ist mir zu riskant. Ich konzentriere mich auf den Süden und finde einen Link: http://www.spazieren.de/FIN/SW/fin_sw_wand_e6.htm
    Das ist es. Von Turku Richtung Tampere. Der Gedanke begeistert mich. In der Region Turku ist es milder als im Norden, die Schneemengen sind moderater, der Wanderweg ist nicht ganz zivilisationsfern und ca. 80 km, nach Wunsch etwas mehr, klingen überschaubar. Ich suche nach Karten und finde keine. Auch der Fachhandel weiß nicht weiter. So habe ich nur meine Fahrradkarte (hier ist er eingezeichnet) und den auf der websiten hinterlegten Track als Grundlage. Das Abenteuer kann beginnen.

    Nach der Tour steht Lappland auf dem Plan. Inarijoen Peter empfiehl Saariselkä. Dort kann man skifahren lernen, ist schnell in der Natur und dennoch in der Zivilisation. Schauen wir mal. Ich will mich noch nicht festlegen. Aber nach Lappland will ich auf jeden Fall. In das Land des Lichts.








    Ja. Kein Zweifel. Ich suche das Licht.


    Der Rucksack

    Mein Lieblingsrucksack ist zu klein und der Test mit einem Leichtrucksack war im Sommer gescheitert. Eine Woche lang tat mir der Rücken weh. Anfang Oktober gibt es beim Broker den Helsport Spitzbergen 95l für knapp 200 Euro. Meine Farben. 3,4 kg. Ein gutes Tragesystem. Gekauft.





    Ich packe ihn umgehend und bis zum Tourstart wird er gepackt in der Wohnung herum stehen. Beim Aufsetzen breche ich mir allerdings fast den Arm. Wie zum Teufel bekommt man so einen schweren Rucksack auf den Rücken??! Mit dem Hilfsmittel Tisch gelingt es und ich stelle mich auf die Waage: 32 kg. Das wird für meine Knie auf Dauer zu viel, das merke ich jetzt schon. Ich kann das Gleichgewicht nicht halten. Aber das Tragesystem ist sensationell. Nie hatte ich so viel Gewicht so bequem auf meinem Rücken. Ich packe Kocher und Essen wieder aus. Bis ca. 25 kg kann ich gehen. Immerhin. Meine Wohlfühl-Höchstgrenze lag bisher bei 12 kg. Wer trägt den Rest des Gespäcks? Ich brauche eine Idee.


    Die Idee

    Der Wanderweg bei der Serena Anlage taucht vor meinem geistigen Auge auf. Mein Fahrrad fehlte mir damals, es wäre schön, etwas zum Schieben zu haben. Aus dem Nebel der Erinnerung steigt das Bild einer Mutter auf, die ihr Kind beim Alstervergnügen in einem Schlitten über das Eis schob. Aber normalerweise nimmt man wohl eine Pulka. Ich pirsche zu Globi.

    Die ersten Wintersachen sind schon aufgebaut, aber noch ist goldener Oktober. Auf dem Fenstersims liegt der Paris Sledge. 39 Euro. Ich hebe das Teil an, es rutscht mir polternd aus der Hand. Peinlich. Die Seiten sind scharfkantig und das Ding ist größer als ich. Kann ich mir vorstellen, dieses Teil auf der Fähre, im Zug und im Bus ständig dabei zu haben? Nein. Das Teil ist Sondertransport. Fjellpulken: Kleiner, gemütlich, aber zu schwer. Und erst der Preis! Nein danke. Die Kinder-Plastikdinger sind nur bis – 20 Grad kältefest und wirken instabil. Neben dem Paris steht ein Schlitten. 3,5 kg. Gut zu heben. Die richtige Größe. Gibt es das klappbar? Ja. Leider nicht in diesem Geschäft.

    Die nächsten zwei Wochen werde ich zum Schlittenexperten. Davoser Schlitten, Hörnerrodel, Kreek, Hundeschlitten. Die Davoser Schlitten sagen mir zu. Robust und stabil. Kann man die überhaupt in Skandinavien einsetzen? Eigentlich spricht nichts dagegen, aber ich werde unsicher. Endlich finde ich eine Quelle, dass derartige Schlitten früher in den Alpen für den Lastentransport genutzt wurden. Im Tiefschnee nicht einfach zu ziehen. Bastler schrauben Skier unter die Kufen.
    Klappschlitten gibt es leider nur wenige. Ich fühle mich wie bei der Zeltwahl: Leichte Schlitten sind weniger belastbar, belastbare Schlitten sind schwer. Ich entscheide mich für schwer. 150 kg Tragkraft. Made in Germany. Die Hölzer sind aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Sind die Schrauben kältefest bis – 30 Grad? Die Dame am Telefon bejaht.

    Anfang November steht ein wunderschöner Gloco Klapprodel (Gewicht ca. 6 kg, Preis 105,00 Euro) zzgl. Schiebelehne (41,95Euro) in meinem Wohnzimmer. Direkt vom Hersteller. Wenn sich die Schiebelehne nicht bewährt, lasse ich sie in Finnland. Finnland ist Rodelland.
    Ich lege den Rucksack drauf: Zu groß. Hhhm. Das muss ich anders machen. Den Schlitten gebe ich nicht mehr her.






    Letzte Ausrüstungsfragen

    Ich grübele. Eine Tasche für das Essen muss her, die mit dem Schlitten transportiert wird. Es wird der 400 Gramm schwere The North Face Flyweight Duffel, 31 L. Außerdem eine Tasche für die 30er Expedition Schneeschuhe. 11 Euro. Mittlerweile ist November und ich mache mir Sorgen um meine Fotos. Was ist, wenn ich wieder Nordlichter sehe und meine Kamera zu schlecht ist? Meine uralte Spiegelreflex scheitert am Sternenhimmel. Ich betrete ein Fotogeschäft mit einer klaren Preisvorstellung. Finanziell ruiniert verlasse ich den Laden. Den Urlaub müsste ich jetzt streichen. Und ein Zelt verkaufen. Aber die Kamera hat mein Herz erobert. Eine andere will ich nicht. http://olympusomd.com/de-DE/


    Anfang Dezember baue ich im Beisein von balticskin das Unna auf. 2 kg Gewichtsersparnis locken. Es ist Schneeregen angesagt. Ich lege den Rucksack ins Zelt und es wird klar: Nur einer schläft im Zelt, der Rucksack oder ich. Balticskin (langjähriger, erfahrener Unna-Besitzer) hüstelt dezent. Die Botschaft kommt an. Ich hole den Troll aus dem Auto: Der Rucksack passt in die Apsis. Und ich passe sogar daneben. Der Troll kommt mit.
    Eine Probewanderung auf durchweichtem Boden zeigt die Grenzen meiner Schuhe auf. Während balticskin leichtfüßig das Gelände durchstreift, watschel ich in den Sorel Caribou wie ein Stück Geflügel. Die Schuhe sind zu weich. Für´s Radfahren okay, aber für eine mehrtägige Wanderung auf schwierigem Untergrund nicht. Hört das Geld ausgeben denn nie auf? Es werden die Hanwag Fjäll extreme. Schneeschuhtaugliche Wanderschuhe mit Innenschuh und Hanwag Icegrip Sohle. Vorweg kann ich sagen: Verdammt gute Idee!

    Nicht so erfolgreich sind meine Versuche, Müsliriegel zu basteln. Das Produkt zerfällt zu Staub und der Rauchmelder reagiert hysterisch. Ich packe Mars ein. Das Beef Jerky und das Jerky gelingen dagegen gut. Der Rest wird aus Trekking-Lunch Mahlzeiten bestehen. Auch wenn es Umweltverschmutzung ist. Der Versuch, selbstgedörrte vorgekochte Lebensmittel zu zu bereiten, endete in einer nicht zu beschreibenden Geruchsbelästigung des Stadtviertels. Nur eine Zilplocktüte voll gedörrter Nudeln findet den Weg in die Tasche. Dafür erstehe ich fürs ökologische Bewusstsein einen langen Holzlöffel auf dem Weihnachtsmarkt.


    Und zuletzt....

    ….brauche ich natürlich ein Ticket. Die Deutsche Bahn hat am 8. Dezember Fahrplanwechsel, so dass ich die Entscheidung vertage. Grundsätzlichere Überlegungen gewinnen Oberhand:
    Was mache ich, wenn zuviel Schnee liegt? Schneeschuhe nutzen. Handyempfang sollte ich in der Gegend haben, die Gegend dort ist am dichtesten besiedelt. Telefonnummer von Inarijoen Peter besorgen (gelingt auf den letzte Drücker ). Falls spuren zu viel Kraft kostet, muss ich abbrechen. Habe ich Plan B?
    Was mache ich, wenn kein Schnee liegt? Das wäre natürlich der Super Gau. Verschieben der Tour geht nicht. Ich muss auf Glück hoffen. Täglich schaue ich die Wetterberichte an und bin erleichtert, als die Kälteperiode im Dezember kommt. Auch Schnee ist in Finnland endlich gefallen. Aber Plan B wäre nützlich.

    Auf Plan B komme ich durch Zufall: Interrail wirbt mit seinem 40 jährigen Jubliäum. Ich informiere mich im Netz. Die Fahrt von Helsinki nach Rovaniemi kostet ca. 180 Euro. 3 Tage Interrail kosten 155 Euro, 6 Tage Interrail 208 Euro. Ich bin noch nie mit Interrail gefahren. Und es reizt mich: Wenn die Tour nicht klappt, schau ich mir das Land an. Das WAI im Gepäck besorge ich mir das 6 tägige Ticket. Nach meiner Rechnung würde zwar das 3 Tage Ticket reichen, aber ein wenig Puffer ist im Winter nicht zu verachten. Wer weiß.....

    Über die Feiertage grübele ich: Europaticket Bahn / Fähre Stockholm-Turku oder Busreise / Stockholm-Turku stehen in Konkurrenz zur Fährfahrt Lübeck-Travemünde-Helsinki. Am billigsten ist die Bahn (einmal umsteigen in Kopenhagen, 39 Euro), am einfachsten der Bus (ca. 90 Euro). Dazu kommt die Fährfahrt (ca. 120 Euro Interrail), Übergepäck (Bus) und Übernachtung in Stockholm (Bahn). Das begeistert mich alles nicht. Finnlines hat in diesem Jahr die Preise deutlich erhöht, so dass ich mir keine Kabine mehr leisten kann. Ich buche ein Bett in einer 2er Außenkabine. Vielleicht habe ich ja Glück und es findet sich kein Mitreisender. Für die gleichzeitige Buchung der Rückfahrt gibt es 20 Prozent Rabatt. Die Rechnung beläuft sich somit auf ca. 250 Euro pro Fahrt. 24 Euro für die Anreise per Bahn nach Lübeck kommen noch drauf. Das ist es mir wert.


    Und los geht es......

    Bekanntlicherweise ist Weihnachten 2012 durch einen Wärmeeinbruch gekennzeichnet, der Temperaturen um 16 Grad beschert. Plus, wohlbemerkt. Die Wärmeperiode macht vor Finnland nicht halt. Waren im Dezember in der Turku Region dicke Minustemperaturen, so wird es Anfang Januar warm um 0 Grad. Ich werde nervös. Aber ein Zurück gibt es nun nicht mehr.

    Meine Fähre geht am 4 Januar morgens um 3.00 Uhr. Am 3. Januar stelle ich die seit Oktober gepackte Ausrüstung noch einmal auf den Prüfstand. Die Schuhe sind eingelaufen, aber mein Gepäckkonzept habe ich nicht geprüft. Zu groß meine Befürchtung, dass es nicht klappen könnte. Die Vogel-Strauß-Methode ist mir lieber: Einfach los laufen. Wenn ich es bis zur U-Bahn schaffe, klappt die Tour. Wenn nicht, muss ich mir was überlegen. Ich habe ja noch einen halben Tag Zeit. Inarjoen Peter hat mir seine Telefonnummer geschickt.

    In voller Konzentration werden die letzten Schritte durchgeführt. Der Schlitten kommt in einen Rucksackschutz. Die Schiebelehne auseinandergeschraubt in die Schneeschuhtasche. Das Essen in die gelbe Flyweight Tasche. Die Polarloftjacke (sniff – sie ist von ME und in Zelt- und Rucksackfarbe...) fliegt raus. Meine dünne Daunenjacke muss reichen. Die Daunenhose? Ich befrage die ODS-Hotline, aber sie will bei einer Fehlentscheidung nicht Schuld sein. Also bleibt die Dauenenhose (Gott sei Dank) drin. Der Puma kommt in den STS Eventkompressionsbeutel, damit er sich nicht aufplustern kann. Das Zelt in eine Varainte kleiner. Es wird zusätzlich mit Karabinern außen befestigt. Ein paar Elektronikteile bleiben ebenfalls zu Hause, dafür kommt das Groundsheet mit. Möglicherweise regnet es, dann brauche ich eine Plane zur Abdeckung.

    Am späten Mittag wanke ich aus dem Haus. Die Bilanz (die Waage ist etwas ungenau):
    Schlitten + 2 leere Thermoskannen: 6 kg
    Rucksack 19 kg
    Essen 10 kg
    Schneeschuhe + Schiebelehne + Kamera 9 kg

    Das macht zusammen 44 kg. Nun ja. Ohne die ca. 8 kg Schlitten und die Schneeschuhe wäre das für den Winter gar nicht so schlecht. Ich mache meinem Ruf als ULer alle Ehre.

    Die Kameratasche (geschätzt 2 kg) kommt vorne an den Rucksack, die Schneeschuhtasche um den Hals, der Schlitten in die linke Hand und die Essenstasche in die rechte Hand. Heil komme ich an der U-Bahn an. So schwer ist das gar nicht. Stundenlang kann ich so zwar nicht laufen, aber für ein paar Meter ist das völlig in Ordnung. Einfacher, als mit einem sperrigen Fahrrad zu verreisen. Aufzugsgerecht. Der Zug nach Lübeck steht bereit. Das Abenteuer kann beginnen.


    Anreise

    In Lübeck kaufe ich noch zwei Zeitungen und ein Buch. Auf die paar Gramm kommt es auch nicht mehr an. Der Zug zum Terminal hat einen engen Einstieg. Mit Mühe zwänge ich mich durch eine Abteiltür und lasse alles fallen. Der Schaffner kommt, prüft mein Ticket, schaut mich lächelnd an und sagt: "Und nun möchten Sie den Aufschlag zur ersten Klasse bezahlen". Ich schaue ihn schockiert an, fluche "Sch..." und greife nach meinem Gepäck. Er lacht. "Bleiben Sie sitzen, das kriegen wir schon hin". "Hier ist sonst immer das Fahrradabteil", stammele ich. Ja, sagt er, das hier ist ein Sondereinsatzzug, der fährt nur zu dieser Zeit. Puh.

    Am Terminal bin ich wie immer viel zu früh und lese die erste Zeitung. 3 Footpassengers sind außer mir da, ein Pärchen und eine Frau mit Rucksack. Die Frau und ich kommen ins Gespräch und unterhalten uns über die Deutsche Bahn. Nach 3 Minuten ist klar, dass wir uns jetzt ganz fies in die Haare bekommen. Wir holen tief Luft und beschließen, uns zu vertragen. Sie ist bereits Rentnerin und wird ein halbes Jahr in Oulo leben.
    Die Toiletten der Ebene 7 funktionieren nicht. Das Schiff ist fast leer und wir werden alle auf Ebene 8 einquartiert. Ich erhalte ein Vierbettzimmer für mich alleine. Glück gehabt. Das Pärchen feiert mit einer Minikreuzfahrt ihren Geburtstag. Sie werden nur ein paar Stunden in Helsinki bleiben und fahren dann mit der selben Fähre wieder zurück.

    Der nächste Tag ist sonnig und schön und man kann sogar auf der Terrasse sitzen.











    Erst am Abend kommt Wind auf und erreicht Stärken von 9 Beaufort. Ich muss das Gepäck sichern, aber aus dem Bett falle ich nicht.
    Zuletzt geändert von Torres; 13.03.2013, 19:33.
    Oha.
    (Norddeutsche Panikattacke)

  • gearfreak
    Erfahren
    • 30.01.2010
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    #2
    AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

    Na, da bin ich aber gespannt!
    Die Idee ist ja schonmal sehr cool, finde ich.

    Bitte schnell weiter!

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    • Prachttaucher
      Freak

      Liebt das Forum
      • 21.01.2008
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      #3
      AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

      Das fängt ja schonmal sehr spannend an...

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      • Mario294
        Erfahren
        • 11.12.2011
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        #4
        AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

        hey,

        da freu ich mich auf fortsetzung
        schön geschrieben

        mfg mario der nun an seinem bericht weiter schreiben muss

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        • Torres
          Freak

          Liebt das Forum
          • 16.08.2008
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          #5
          AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

          05.01.2013 Turku

          Die Fähre erreicht pünktlich um 9.00 Uhr finnischer Zeit Helsinki. Die Sonne scheint. Kaum Schnee. Das gefällt mir nicht. Vielleicht hätte ich besser Rollen mitgenommen? Ich frage die Dame an der Rezeption, ob es in Finnland Hackenporsches gibt. Sie lacht und nickt. Das haben viele hier. Die gibt es zum Beispiel bei Stockmann.





          Meine Reisepartnerin fragt mich, ob wir uns ein Taxi teilen können und ich sage leichtsinnigerweise ja. Der Transporter fährt uns zum Terminal, aber ein Taxistand ist dort nicht zu sehen. Nur die Telefonnummer hängt an der Tür des Wartesaales. Ich votiere für den Bus, der bereit steht, aber sie verweist auf mein Gepäck. Also rufe ich ein Taxi. Die Fahrt geht schnell und strahlend geht die Sonne auf. Die Farben sind wunderschön. Willkommen in Finnland. Das gilt auch für den Preis: Der Taxometer bleibt bei 32 Euro stehen. Bus und Bahn hätten 2.80 Euro pro Person gekostet. Der Taxifahrer macht ein stoisches Gesicht, aber als er den verpackten Schlitten aus dem Kofferraum holt und fühlt, was es ist, grinst er anerkennend. Meine Begleiterin trägt mir dafür die Schneeschuhe. Ich fülle mein Ticket aus, reserviere einen Platz und wir wandern zu meinem Zug. Ihrer fährt erst gegen Mittag. Dreieinhalb Stunden später bin ich in Turku.

          Die Straßen sind rutschig, es liegt vereister Schnee. Eine Frau zeigt mir den Bus zum Marktplatz, dort muss ich umsteigen. An der Ecke ist eine Businformation, die Dame schaut, wo ich morgen früh aussteigen muss und schreibt die Haltestelle auf einen Zettel. Außerdem die Buszeiten. Morgen ist Sonntag, da fahre die Busse seltener.

          Ich beziehe ein Bett im Hostel in Turku. Ich bin ein wenig aufgeregt. Noch einmal überprüfe ich den Startpunkt meiner Tour per Navi. Laut Treck scheint er woanders zu sein, als von der Dame in der Info herausgesucht. Das muss ich morgen mit dem Busfahrer klären.

          Ich laufe noch einmal in die Stadt. Ein Rollwagen wäre wirklich nicht schlecht. Falls anfangs zuwenig Schnee liegt. Richtung Tampere sollte der Schnee dann höher sein, das ist klimatisch ein anderes Gebiet. Allerdings müsste der Rollwagen ziemlich stabil sein. Wo gibt es so etwas? Die Touristeninformation hat geschlossen, so gehe ich zum Markt. Für Hamburger Verhältnisse sind kaum Menschen auf der Straße. Daran werde ich mich erst gewöhnen müssen.






          Auf einem Hochhaus entdecke ich den Schriftzug von Partioaitta. Ich irre durch die Galerie und schaue in einem Kofferladen noch einmal nach Rollwagen. Nichts. Ist auch egal. Blöde Idee.
          Dann finde ich endlich den Outdoorladen. Ich brauche noch dringend einen leichten Rucksack. Meine Kameratasche ist für den Spitzbergen nicht geeignet. Das An- und Abgetüddel dauert einfach zu lange. Halti oder StS? Der Verkäufer empfiehlt den Sea to Summit Daypack. 20 Euro ärmer verlasse ich das Geschäft. Auf Shoppen habe ich jetzt keine Lust mehr. Ich laufe ein wenig durch den alten Teil der Innenstadt und dann langsam zum Hostel zurück.






          Im K-Markt kaufe ich einen Packung Müsli. Daran hatte ich nicht gedacht. Dann koche ich mir etwas in der Küche. Das Hostel ist ruhig, die meisten kommen nur zum Schlafen her oder sitzen vor ihren Rechnern.





          Der Bus fährt Morgen um 8.30 Uhr. Ich gehe früh schlafen.
          Zuletzt geändert von Torres; 28.01.2013, 18:00.
          Oha.
          (Norddeutsche Panikattacke)

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            Alter Hase
            • 13.07.2005
            • 3047
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            #6
            AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

            Letztes Wochende im Harz habe ich noch gedacht "Ob Torres wieder in Finnland ist?"
            Wo war ich bloß?

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            • Ditschi
              Freak

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              • 20.07.2009
              • 12705
              • Privat


              #7
              AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

              Ja, es war still im Forum. Aber ich wußte es und war voller Vorfreude, von den Erlebnissen zu lesen.
              Gruß Ditschi

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              • T0M

                Fuchs
                • 13.08.2009
                • 1505
                • Privat


                #8
                AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                Das fängt ja schon mal spannend an!

                Glückwunsch zur Wortkreation, unter "Klapprodelwandern" findet Google 0 Einträge. Bisher

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                • Torres
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                  • 16.08.2008
                  • 31757
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                  #9
                  AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                  Wow. Ich habe ein neues Wort erfunden? Das macht mich ja dann doch ein wenig stolz. Vielleicht wird das ja sogar Trendsportart. Die Finnen nutzen allerdings billige pulkaähnliche Plastikschlitten zum Lastentransport. Für dieses Gelände wären die allerdings nicht besonders gut geeignet gewesen.
                  Oha.
                  (Norddeutsche Panikattacke)

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                  • Torres
                    Freak

                    Liebt das Forum
                    • 16.08.2008
                    • 31757
                    • Privat


                    #10
                    AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                    06.01.2013 Erster Tag. 10,02 km

                    Es ist Sonntag. Turku schläft. Das Wetter verspricht schön zu werden. Morgen soll es kurz etwas wärmer werden bei Temperaturen um die Null Grad, dann aber knackig kalt. Vielleicht habe ich ja tatsächlich Glück. Ich werde es erfahren.

                    Ich fahre zum Marktplatz und steige dort in den Bus nach Raisio. Keine leichte Aufgabe, ich komme mit dem Gepäck nur schwer durch die Fahrertüren und der Rucksack ist für die Sitzreihen ein Stück zu breit. Ich zeige der Busfahrerin die gefundenen Straßennamen, sie nickt und empfiehlt mir die Haltestelle der Informationsdame. Die Straßen sind menschenleer. Es ist kühl draußen, ich schätze um die – 7 Grad.

                    Mitten in der Pampa wirft mich die Busfahrerin aus dem Bus. Die Sonne geht auf und ich fotografiere die Umgebung. Der neue Rucksack ist glitschig, der Reißverschluss hat die Fähigkeit, sich von selbst auf zu ziehen und beim Öffnen fallen die Thermoskannen heraus. Gib UL eine Chance, sage ich mir.








                    Ich schalte das Navi ein und tatsächlich ist die Haltstelle nicht richtig. Der Einstieg in den Track ist ca. 3 km entfernt: Ungefähr 2 km zurück und dann 1 km hoch. Was nun? Menschen sind keine zu sehen. Ich packe den Schlitten aus und marschiere die Straße an der Tankstelle hoch. Da soll laut Karte ein Weg sein. Der ist allerdings nicht zu sehen, also schiebe ich wieder zur Hauptstraße. Hinter der Bahnlinie geht eine Straße rein, das sieht besser aus. Der Bürgersteig ist gestreut und der Schlitten kratzt auf dem Granulat. Mühsam versuche ich jeden kleinen Streifen Schnee zu erwischen. Mal gelingt es, mal schabe ich über puren Asphalt. Das erste Mal kommt mir der Gedanke, dass ich vielleicht besser eine Fahrradtour gemacht hätte.

                    Die Nebenstraße ist von Schnee bedeckt, flott schiebe ich den Hügel hoch, aber die Straße ist eine Falle. Der Weg endet in einem Garten und erst hinter dem nächsten Feld geht der Weg weiter. Also zurück. Mit Mühe und Not schleppe ich den Schlitten über die Straße, um mit dem Bus zwei Stationen zurück zu fahren. Das bringt doch alles nichts. Als ich den Fahrplan studiere, fährt der Bus vorbei und der Busfahrer grinst mich an. Toll.

                    Also wieder zurück auf die andere Seite. Eine längere Strecke ist völlig schneefrei und ich bin nassgeschwitzt. Meine Haare frieren auf dem Kopf. Dann wieder eine Nebenstraße mit einem Fußgängerwegsymbol. Hier bin ich richtig. Es liegt Schnee und einige Stellen sind vereist. Der Himmel ist zartblau und Felder und Wald liegen vor mir. Schön ist es hier. Meine Kamera ist im kleinen Rucksack und ich überlege ein Foto zu machen. Aber ich bin ja noch auf dem Zubringerpfad. Schade. Nachträglich ärgere ich mich über die Entscheidung. Überhaupt werde ich wenige Fotos auf der Tour machen. Der UL Rucksack ist so glitschig, dass er leicht vom Schlitten rutscht. Die ersten Löcher hat er schon. Also zurre ich ihn so fest, dass ich nicht mehr an die Kamera heran komme.

                    Ab und zu treffe ich Jogger und Spaziergänger, es ist Sonntag. An einer eisigen Stelle balanciert eine ältere Frau auf einem Schneehaufen herum, um dem Glatteis zu entgegen. Die finnischen Jogger joggen achtlos weiter. Nur ich reiche ihr die Hand, um ihr weiter zu helfen und sie ist dankbar. Meine Schuhe bewähren sich. Ich kreuze wieder eine Straße und schurre mit dem Schlitten über den Asphalt. Man gewöhnt sich an das Geräusch. Eine steile Strecke führt nach oben und ich komme ein wenig aus der Puste. Aber der große Wanderrucksack lässt sich gut tragen. Dann kommt eine Ortschaft und ich stehe an der Straße, an welcher der Track beginnt. Und ihr werdet es nicht glauben: Genau an der Kreuzung ist eine Bushaltestelle. Ach.


                    Ich schiebe über die Straße und schaue auf die Uhr: 3 Stunden habe ich für die Strecke gebraucht. Es ist kurz nach 12 Uhr.

                    Ich biege in den Weg ein. Er führt zunächst über die Autobahn.





                    Kurz darauf stehe ich am echten Einstieg. Steil geht es einen ausgetretenen Pfad nach oben. Schneereste sind vorhanden, aber an vielen Stellen ist der Schnee bereits verschwunden.








                    Mit viel Kraft ziehe ich den Schlitten den Einstieg hoch. Manchmal gleitet er einfach auf überfrorenen Pfützen und Schneeresten hinter mir her, manchmal schabt er auf felsigem Untergrund. Dann wiederum kommt Laub und auf Laub fährt er wie auf Schnee. Als der Wald dichter wird, wird auch die Schneedecke dichter und ich stelle fest, dass ich gut klar komme. Immer wieder schaue ich auf mein Navi, um den Weg nicht zu verlieren. Die Sonne verschwindet hinter den Wolken und der Himmel wird grau. Als ich kurz anhalte, höre ich ein Knurren: Ein Finne war hinter mir und konnte gerade noch bremsen. Ich erschrecke mich fruchtbar. Ich fühlte mich, als sei ich allein. Der Finne überholt mit schnellen Schritten und das nutzt mir: Kurz darauf ist der Weg zu Ende und die Wegführung des Trackes führt zu einer Baustelle. Ich muss auf einer Straße weiter. Mit Mühe bugsiere ich den Schlitten über einen Altschneehaufen und dann schabe ich auf der dünnen Schneedecke am Rande der Straße an einem Schnellstraßenkreisel vorbei. Wieder geht es in den Wald und immer wieder kippt der Schlitten um, da nur auf der einen Seite eine dicke Schneedecke ist, auf der anderen Seite aber Fels oder Weg. Ich quere einen rauschenden Bach. Die Bäche sind nicht gerfroren, Wasser gibt es also genug. Wieder eine Straße und dann wieder Wald.

                    Der Weg franst aus und ich denke an Kleine Spuren. Ohne den Track würde ich in die Irre laufen, der Weg ist nicht mehr zu erkennen. Im Herbst ist hier Morast und viele Spaziergänger haben versucht, diesem zu entgehen und sich durch das Unterholz geschlagen. Leichtes Eis liegt auf den dicken Fußspuren und so komme ich zwar nur langsam, aber doch stetig voran. Einige Stellen sind immer noch nass und vorsichtig weiche ich auf schneebedecktere Nebenwege aus.

                    Dann taucht ein Parkplatz auf und am Wegesrand stehen Grablichter und vertrocknete Blumen. Ein Friedhof? Merkwürdig. Am nächsten Tag werde ich erfahren, dass es ein Hundefriedhof ist. Zwei fröhliche Spaziergänger kommen mir entgegen. Wo Parkplätze sind, sind auch Menschen.

                    Plötzlich sehe ich eine kleine Hütte vor mir und daneben stehen Bänke. Ist das der Shelter aus meiner Karte? Ich glaube nicht, so weit bin ich nicht gekommen. Aber die Hütte kommt mir gerade Recht. Bisher habe ich keine Pause gemacht. Es ist Viertel nach 3 finnische Zeit. In ein oder zwei Stunden ist es dunkel. Ich lade den Rucksack ab.





                    Vor der Hütte raucht ein Mann, aber er kann kein Englisch. Die Hütte ist besetzt, zwei Ehepaare grillen Würste, Fleisch, Gemüse und Haloumi auf dem Feuer. ODS Treffen? Ich mache das Zeichen für Schlafen, weil ich wissen will, ob sie dort übernachten. Er versteht, ob ich da übernachten kann und nickt. Also werde ich mein Zelt aufbauen. Aber wo? Einen vernünftigen Platz sehe ich nicht. Hinter der Hütte ist knapp und auf dem Gelände vor der Hütte fließt ein Flüsschen. Flache Stellen oder gleichmäßig schneebedeckte oder schneelose Flächen gibt es nicht. Ich beschließe, Wasser zu kochen und dann weiter zu sehen und hole Wasser aus dem rauschenden Bächlein. Er fließt munter drauf los und ich hoffe, dass nicht zu viele Hunde hinein gepinkelt haben. Aber ich habe keine andere Wahl: Der Schnee der Umgebung ist völlig ungeeignet. Wie praktisch, dass das Feuer brennt, selbst hätte ich keines angemacht. Ich stelle meinen Topf auf das Feuer und setze mich zu den Finnen, die dann aber recht schnell aufbrechen. Schade. Aber sie wollten vermutlich ungestört sein. Oder war das aus Höflichkeit? Finnisch müsste man reden können.



                    Ich hole meine Schiebelehne aus der Schneeschuhtasche und baue sie zusammen. Gar nicht so einfach, ich vergesse zunächst, dass an einer Stelle die Schraube zwei Holzteile verbindet und fluche, wieso die Schraube nicht passt. Meine linke Hand bekommt einen Krampf, kein schönes Gefühl. Man hört Spaziergänger mit Hunden und Kindern, als es schnell dunkel wird leuchten die Warnwesten und Stirnlampen hinter den Bäumen auf. Ein Finne öffnet kurz die Tür und verschwindet sofort wieder. Dann wird es ruhig. Das Wasser schmeckt ein wenig bitter, kleine Waldpartikel schwimmen darin, vermutlich Rinde oder Blätter. Hoffen wir, dass es Quellwasser ist. Ich öffne die erste Trekkinglunch-Packung. Der Geschmack ist gar nicht schlecht und ich werde feststellen, dass sie tatsächlich satt macht.

                    Ich entschließe mich, in der Hütte zu übernachten. Das habe ich noch nie gemacht und will es mal ausprobieren. Auf den Sitzbänken liegen Schaummatten, auf die ich meine DoubleMat packe. Die DownMat bleibt im Rucksack, sie ist mir zu empfindlich. Kalt zieht es von unten in die Hütte hinein, das Feuer ist schon ausgegangen und die Hütte ist unten offen. Aber es ist ja nicht kalt und so liege ich dort recht kuschelig. Nur meine Hüfte und mein Kreuz beschweren sich. Als ich mich in der Nacht umdrehen möchte, sind beide ein einziges Schmerzpaket. Bei jedem Umdrehversuch wache ich auf. Ich weiß schon, was ich an der DownMat habe.


                    Zuletzt geändert von Torres; 29.01.2013, 21:09. Grund: Weitere Fotos eingefügt
                    Oha.
                    (Norddeutsche Panikattacke)

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                    • Atze1407
                      Fuchs
                      • 02.07.2009
                      • 2425
                      • Privat


                      #11
                      AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                      Nun hört mal auf mit dem rumlabern, sondern lasst mal Torres weiter schreiben.

                      Torres, lass uns bitte nicht solange warten.
                      LG
                      Atze
                      Wenn du den Charakter eines Menschen kennenlernen willst, gib ihm Macht.
                      Abraham Lincoln

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                      • Haggis
                        Gerne im Forum
                        • 31.03.2011
                        • 80
                        • Privat


                        #12
                        AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                        Grandiose Einleitung! Ich habe beinahe Tränen gelacht...speziell beim Kamerakauf.

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                        • Torres
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                          Liebt das Forum
                          • 16.08.2008
                          • 31757
                          • Privat


                          #13
                          AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                          07.01.2013 Zweiter Tag. 8,3 km.

                          Am Morgen fühle ich mich trotz der unbequemen Liegeposition gut erholt. Ich rühre mit Wasser und Milchpulver das Müsli an, es schmeckt ekelhaft. Aber ich bin ja nicht hier, um mich zu amüsieren. Ich packe und als ich die gelbe Flyweight Tasche auf den Schlitten hebe, reißt sie vorne genau an der Quernaht einmal komplett rundherum auf. Ich wickele einen Seitenstriemen der Tasche um die Henkel, damit die Teile zusammen halten. Erstaunlicherweise wird die Konstruktion halten. Das stellt zufrieden. Ich verabschiede mich von meiner Unterkunft. Das Foto von der Hütte ist übrigens von gestern. Und der Mülleimer ist nicht drauf. Nicht dass es hier unordentlich war. Dennoch. So ganz passte der Wohlstandmüll nicht ganz hier her.





                          Das Bächlein ist verstummt, es hat in der Nacht gefroren. Das erfreut mein Herz. Ich komme gut voran. An einer Abzweigung weiß ich nicht wohin.














                          Ich wende mich nach links, um fest zu stellen, dass mein Track nach rechts weist. Vermutlich haben beide Wege das gleiche Ziel, aber ich will ja dem Track folgen. Also kehre ich um. Wenn ich genug Schnee oder Eis unter den Kufen habe, macht die Schiebelehne richtig Spaß. Sie ist entlastender für Schultern und Handgelenke als das Ziehen des Schlittens. Leider kommen immer wieder sehr steinige Abschnitte. Einige sind knifflig, man muss genau überlegen, wo man jetzt den Schlitten entlang zieht. Und immer noch kippt er von Zeit zu Zeit um. Aber man gewöhnt sich dran. Dafür haben die hohen Kufen den Vorteil, dass man mit ihnen in den überfrorenen Rinnen des Schmelzwassers auch über Steine hinweggleiten kann. Etwas mehr Schnee und ich käme wunderbar voran.

                          Und dann stehe ich vor einer Treppe. Nachdem ich die Treppe vor Cancale im September nicht fotografiert hatte, entschließe ich mich, es nun zu tun. Hier ist sie.





                          Das bedeutet nämlich: Abladen und einzeln hochtragen. Die Treppe selbst ist allerdings kein Problem. Das Problem lauert dahinter. Auf den Bildern wird das nicht so deutlich, weil ich nur den Anfang fotografiert habe. Tatsächlich folgt eine Art Hochplateau: Der Aufstieg ist steil, es sind feste Schneereste, aber auch lockerer Schnee, Waldboden und Eisschichten auf den Steinen. Ich denke einen Moment an psycho. Ungefährlich ist das nicht, was ich mache. Und es kann so schnell gehen, selbst wenn man aufpasst. Und wer findet einen, wenn man alleine unterwegs ist?





                          Vorsichtig und langsam bringe ich nach und nach die Ausrüstung hoch. Der Rucksack ist als erstes dran, das ist leicht. Aber Schlitten, Schneeschuhe und Essenstasche sind sperrig. Wieder einmal bin ich froh über meine Schuhe. Sie geben guten Halt. Immer wieder bin ich erstaunt, wie viel Kraft ich letztlich auf Tour habe. Leicht ist mein Gepäck nun wirklich nicht. Eine kleine Sitzgruppe findet sich hinter einem Felsen, doch bis dahin ist es sehr rutschig und glatt. Ich bin recht froh, dass ich gestern abend in der Hütte geblieben bin. Einen Fluss habe ich bisher nicht mehr gefunden und den Aufstieg hätte ich im Dunklen nicht geschafft.

                          Immerhin liegt nun eine gewissen Zeit mehr Schnee und ich kann meine Schiebelehne einsetzen. Bergab ist sie ideal, da der Schlitten vorfahren kann, ohne sich zu verselbständigen.

















                          Ich bekomme gute Laune, schreite flott voran und zack! rutsche ich auf einem weicheren Stück Schnee aus. Ich kann den Sturz auffangen und ein Verdrehen des Knies vermeiden, indem ich mich nach vorne fallen lasse. Ich denke noch einmal an psycho. Das war knapp, mein rechtes Knie ist mein Sorgenkind.


                          Ein Schild steht im Wald und anscheinend beginnt hier ein Nationalpark. Kulhanvuoren luonnonsuojelualue. Er ist in meiner Radkarte nicht als solcher eingezeichnet. Aber es ist definitiv ein Nationalpark. Der Weg bisher war nur ein Zubringerweg. Und im Sommer sieht es dort wirklich hübsch aus, wie die Bilder der website zeigen!





                          http://www.luonnonvoimaa.net/galleri...oup&grp_id=183





                          An einigen Stellen verläuft der Weg auch über Bohlenwege, aber ich kann nicht mehr sagen, wo. Sie haben knapp Schlittenbreite und ich ziehe den Schlitten vorsichtig darauf entlang. Dann bin ich den Schildern nach zu urteilen endlich am Kullaanvuori, einem größeren Felsen, der die ganze Zeit auf den Hinweisschildern benannt wurde. Es findet sich der Hinweis auf den Shelter, der das Übernachten im Nationalpark ermöglicht und auch ein WC bietet.





                          Ich überlege kurz, ob ich den Shelter suchen soll, aber der Untergrund, den ich vorfinde, macht mir Sorgen. Hier sind nur noch Felsen. Blanker Felsen, Geröll und vereinzelt Schneespuren. Puh!


                          Aber ich gebe nicht auf. Der Schlitten kratzt auf dem Untergrund und fällt immer wieder um, eine Plastikpulka wäre jetzt schon längst Geschichte. Zwischendrin habe ich keine Lust mehr und ziehe ihn auch weiter, wenn er umgefallen ist. Ich hoffe, die querliegenden Schneeschuhe, die auf dem Gestein entlangschaben, überleben das. Es ist wärmer geworden und der meiste Schnee hier oben ist schon weggeschmolzen. Keine Aussicht auf Besserung.


                          Weiter geht es. Auch Wurzeln komplizieren das Vorankommen. Im Sommer ist das sicherlich schön hier, abwechslungsreich und idyllisch. Aber das hier kostet einfach nur Kraft. Ein weiteres Plateau kommt in Sicht. Oben ist eine Sitzgruppe. Ein Golden Retriewer bellt mich an und ein sportlich gekleideter Hundebesitzer und Outdoorer kommt herbei und hilft meinem Schlitten über eine steile Kante. Andernfalls hätte ich erst den Rucksack abnehmen müssen, die Kante ist zu riskant, um sie mit vollem Gewicht zu überwinden. Der Finne spricht gut Englisch und mein Problem ist ihm klar: Es ist zu wenig Schnee hier. Er ortet uns mit seinem Iphone und zeigt mir, wo wir sind: Ungefähr unterhalb von Rusko und nicht sehr weit entfernt von Masku. Weit bin ich nicht gekommen, in der Tat. Ein kurzen Moment bin ich frustriert. Wie soll das weiter gehen? Der Mann stammt aus Masku und empfiehlt mir, nach Rusko zu laufen. An der Skianlage (Ruskon hiihtokeskus) ist ein Shelter, der nicht eingezeichnet ist. Dort kann ich dann überlegen, was ich weiterhin mache. Ich frage ihn nach den Grablichtern am Parkplatz und er erzählt mir, dass dort ein Hundefriedhof ist. Die Hütte, in der ich übernachtet habe, ist eine offizielle Grillhütte. Sein Auto steht dort am Parkplatz und er fragt, ob er mich mitnehmen soll. Ich schüttele den Kopf. Noch will ich nicht aufgeben und den Weg noch einmal zurück – nein danke. Er winkt und verschwindet im Wald.

                          Ich überprüfe mein Navi und stelle fest, dass ich mich schon länger immer weiter von dem gespeicherten Track entferne. Da ich nur die Straßenkarte habe, weiß ich nicht, ob die Wege irgendwann wieder zusammen laufen. Eine Abzweigung habe ich allerdings nicht gesehen. Querfeld ein laufen, um den Weg wieder zu finden, ist in diesem Gelände unmöglich. Egal. Es wird sich schon etwas finden.

                          Der Weg wird wieder etwas schnee- und eisreicher. Und gerade als ich wieder Hoffnung schöpfe, kommt der nächste Anstieg. Und da komme ich definitiv nicht hoch. Nicht mit Gepäck. Der Weg geführt genau über die geschwungene, eisbedeckte Kante, die auf dem Bild zu sehen ist.





                          An der Seite gibt es einen Nebenweg und ich folge ihm. Eine Fahrradspur ist zu sehen, vielleicht habe ich ja Glück. Die Strecke scheint bei Mountainbikern beliebt zu sein. Aber der Weg verengt sich. Den Schlitten bekomme ich da nicht durch und tragen geht an dieser Stelle auch nicht. Ich kehre um. Auf der Spitze der Felsgruppe trohnt ein Aussichtsturm. Schade. Aber mittlerweile fehlt mir in den Beinen die Kraft, um endlos auf Felsen herum zu turnen. So berauschend ist der Ausblick allerdings auch wieder nicht, wie dieses Video zeigt:


                          http://www.youtube.com/watch?v=4BHDMh8K99E


                          Ein Wanderweg in einem flacheren Gelände lockt. Ich weiß nicht, wo er hinführt, aber er scheint flacher zu verlaufen. Tatsächlich ist er ganz gut begehbar und geht bald in ein Waldstück über. Hier habe ich Schnee und endlich komme ich wieder vorwärts. Auf einem Stein mache ich Rast, um meine Jacke zurecht zu rücken. Verliere ich an dieser Stelle meine Karte oder schon vorher? Ich weiß es nicht. Der Waldweg ist schön und ich genieße es, endlich mal voran zu kommen. Kurz darauf bin ich an einer Straße. Ein Schild liefert Erklärungen, die ich leider nicht lesen kann:








                          Hier der Waldweg von eben.





                          Und hier die Straße





                          Ich schiebe meine Schlitten an der Lehne frohgemut bis zu den weißen Bäumen und bemerke dort, dass meine Karte fehlt. Ich stelle den Schlitten in einen Seitenweg und laufe zurück. Irgendwann bin ich wieder in dem Wald und rutsche auf dem feuchten Schnee fast aus. Verrückt. Wer sagt mir, dass die Karte an dem Stein liegt. Ich atme tief durch und gehe zurück. Eigentlich brauche ich die Karte nicht. Wo ich bin, weiß ich auch so. Vielleicht findet sie ja jemand und kann sie nutzen. Immerhin ist sie gut in einer Ziplocktüte verpackt.

                          Ich schiebe meinen Schlitten weiter und komme an die nächste Straße. Sie ist schneefrei und für finnische Verhältnisse recht stark befahren. Also wieder Asphalt kratzen. Die Landschaft ist schön, aber dafür habe ich keinen Blick. Im ersten Viertel habe ich auf einer Kufe noch einen schmalen Streifen Schnees und für kurze Zeit kann ich auf das Feld neben der Straße ausweichen. Hier liegt der Schnee immerhin knöcheltief. Dann muss ich den Schlitten auf Asphalt ziehen. Mein Arm fängt an zu schmerzen und ich frage mich, ob die Schlittenkufen das dauerhaft aushalten. Endlich kommt eine Einfahrt und ich bin wieder auf dem Weg, den mein Navi vorgibt. Der Schlitten hat eine dünne Schneedecke unter den Kufen, der bedeckte Himmel zeigt Anzeichen einer rötlichen Färbung und vor mir sind schneebedeckte Geröllhalden. Das ist mir ein Foto wert.














                          Der Schnee wird immer tiefer und es liegt auch immer mehr Schnee. Sollte ich doch Glück haben? An einer Kreuzung lockt der ideale Zeltplatz, aber er ist leider zu exponiert. Das lasse ich lieber. In der Kurve liegt rotes Zeug, es sieht aus wie die Reste von Feuerwerk. Als ich näher trete, sind es Möhren, die von einem Laster gefallen sind.

                          Gut gelaunt schiebe ich den Schlitten durch den hohen Schnee. Ich bin immer noch auf einer Forststraße. Das Leben kann so schön sein. Im Feld zur rechten liegt ein Haufen Möhren. Tierfütterung? Fast schiebe ich an der Einmündung vorbei, aber ich kontrolliere das Navi rechtzeitig. Ein schmaler Wanderweg zweigt ab in den Wald und ich stöhne auf. Er ist eine von Laub bedeckte Rinne, eingefasst von sehr dickem, gefrorenem Schnee an den Rändern. Laub ist eigentlich ein guter Untergrund, aber das hier ist zu schmal für den Schlitten. Ich ziehe den Schlitten über eine eisige Stelle am Anfang, dann stellt er sich nur noch schräg. Keine Chance, ihn gerade zu bekommen. Es wird Zeit, das Zelt auf zu bauen. Mit einem letzten Energieschub ziehe ich ihn ohne Rücksicht weiter und entscheide mich nach ein paar Metern für ein Hochplateu. Nur nicht unterkriegen lassen. Morgen wird die Welt wieder anders aussehen, da wird mir schon etwas einfallen.

                          Ich kraxele den Abhang zu dem Plateu hoch. Der Schnee ist tief und betonhart. Nur mit Mühe lässt sich der Schlitten nach oben ziehen. Ich trampele einen Zeltplatz frei, doch als ich fast fertig bin, stellt sich heraus, dass die Ränder aus Baumwurzeln und dickem Bewuchs bestehen. Zu klein für mein Zelt. Also muss ich unter den Baum. Es ist ein dürrer Baum und es ist kaum Schnee drauf. Heil sieht er auch aus. Ich wage es und fühle mich schuldig, als ich feststelle, dass ich auf einer Heidelbeerpflanze herumgetrampelt habe. Der Schlitten kommt auf den anderen Platz.

                          Mit der Schaufel befreie ich einen frei liegenden Stein von hartgefrorenem Schnee, den ich in eine Plastitüte von Partioaitta fülle. Dann wird es schlagartig dunkel draußen. Ich richte mich häuslich ein und beginne, Schnee zu schmelzen. Heringe setzte ich keine, das Zelt steht auch so. Die Apsis befestige ich zielsicher von innen mit meinem Trekkingstock. Ein innenliegendes Apsisgestänge, das gefällt mir. Erst will ich den Rucksack draußen lassen, aber dann packe ich ihn doch ins Zelt, man weiß ja nie. Der Schnee unter dem Zelt gibt stark nach und ich bin froh über das labberige Innenzelt, was dieses ausgleicht. Für die DownMat wird der Platz dadurch allerdings eng und ich beschließe, nur auf der Evazote zu nächtigen. Einmal wird das noch gehen. Die Trekkingnahrung mundet exzellent. Das erste Mal, dass ich von Fertigfutter keinen Heißhunger bekommen. Kurz darauf bin ich eingeschlafen.


                          Zuletzt geändert von Torres; 29.01.2013, 21:07. Grund: Weitere Fotos eingefügt
                          Oha.
                          (Norddeutsche Panikattacke)

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                          • Mika Hautamaeki
                            Alter Hase
                            • 30.05.2007
                            • 3996
                            • Privat


                            #14
                            AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                            Der Bericht ist mal wieder genial geschrieben!!!! Und endlich war auch der Hauptakteur aka Klapprodel zu sehen. Ich konnte mir darunter bisher nichts genaues vorstellen. Bitte schnell weiterschreiben. Wenn ich am Wochenende Zeit habe, werde ich mein verrostetes Finnisch mal ölen und versuchen das Schild zu übersetzen.
                            So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                            A. v. Humboldt.

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                            • Torres
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                              Liebt das Forum
                              • 16.08.2008
                              • 31757
                              • Privat


                              #15
                              AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                              08.01.2013 Dritter Tag. 5,5 km.

                              In der Nacht kündigt sich das Unheil an.

                              Nicht nur, dass meine Schlafposition unbequem ist. Nein. Schlimmer. Pling. Plong. Pling. Plong. Pling. Plong. Instinktiv greife ich an die Zeltwand. Das Innenzelt ist klitzschnass. Kondens? Das Innenzelt ist geöffnet, die Apsis ebenfalls. Ich verdränge und zwinge mich zum Weiterschlafen. Pling. Pling. Plong. Pling. Plong. Das Geräusch überlagert die Kreuzschmerzen beim Umdrehen. Es hört einfach nicht auf. So groß war der Baum doch nicht über dem Zelt. Wo kommt das ganze Wasser her?

                              Als es hell wird, endet der selige Schlaf des Vergessens. Pling. Plong. Der gestern Abend eingefrorene Schneerest im Topf hat sich verflüssigt. Am Außenzelt läuft innen das Wasser herunten. Ich setzte mich auf, komme mit dem Kopf an das Innenzelt und erhalte eine kostenlose Dusche. Es lässt sich nicht länger verleugnen: Draußen sind Plusgrade und es taut. Einen Moment ärgere ich mich. Ich hätte doch einen Hackenporsche kaufen sollen. Oder besser noch eine Sackkarre. Mit langem Griff. Im Lüfter hängt eine Spinne. Ich kann sie verstehen.








                              Ich seufze und verkrieche mich wieder im Schlafsack. Und nun?

                              Einen kurzen Moment lang wünsche ich mir, es wäre keine Solotour. Zu zweit wäre die Entscheidung einfacher und der Handlungsspielraum erheblich größer. Man würde das Gepäck aufteilen und in der Hand tragen, bis wieder Schnee kommt. Solo ist mir das nicht möglich. Nicht über mehrere Kilometer in dem hügeligen Gelände. Ich denke nach. 3 Optionen gibt es: Weitermachen, aussitzen oder abbrechen.
                              a) Am erfreulichsten erscheint mir aussitzen. Irgendwann wird es schon wieder schneien und kalt werden. Nur: Was soll ich hier dann die ganze Zeit tun? Schlafen? Und falls es richtig taut: Soll ich dann durch den Wald streifen und Wasser suchen? (Anmerkung: Ich wäre ca. 1 km später an den Ruskionioki gekommen, der allerdings parallel zu einer Straße verläuft. Da ich keine topografische Karte habe, weiß ich das aber nicht).
                              b) Trotz des Tauwetters auf volles Risiko gehen und weiter machen? Und was ist, wenn ich nicht mehr weiter komme? Mich verletze? Teile meines Tracks führen durch Moorgebiet. Ist das Gebiet bei Plustemperaturen mit so viel Gepäck begehbar? Man sollte Finnland nie unterschätzen. Wir sind hier nicht im vielbevölkerten Deutschland mit seinen kultivierten Wandergebieten. Zwar sind in gewissen Abständen Straßen in der Nähe, aber wie lange will ich den Schlitten dann über Asphalt ziehen, wenn es wirklich nicht mehr weiter geht? Schaffe ich das körperlich?
                              c) Oder Abbrechen? Das bisschen Schnee ausnutzen und mich nach Rusko durchschlagen und schauen, ob ich einen Bus nach Turku finde? Der nächste größere Ort ist schon erheblich weiter vom Wanderweg entfernt. Wenn ich aussteigen will, ist es hier am günstigsten. Und dann Richtung Lappland fahren und dort versuchen, eine Tour zu machen?

                              Ich futtere gedankenleer mein Müsli, während kurze Schauer dicken, nassen Schnees herunter kommen. Er fühlt sich an wie Zuhause. Die Sorte, die schön aussieht, aber nicht liegen bleibt. Dann packe ich konzentriert meine Sachen. Abbruch dürfte am vernünftigsten sein. Aber auch am enttäuschendsten. Schon wieder ein Abbruch? Gerade jetzt, wo es anfängt, Spaß zu machen? Der zweite Tag ist immer voller Hindernisse und ab den dritten läuft es. So meine Erfahrung. Muss das sein?





                              Ich fotografiere den Stein, von dem ich den Schnee abgetragen habe. Das Häubchen ist kleiner geworden.





                              Wo sind eigentlich meine Handschuhe? Ich muss sie gestern nachmittag verloren haben. Es ist mir gleich. Ich habe noch Reservehandschuhe und heute brauche ich keine. Es ist warm draußen.

                              Noch ein Bild von meinem Superschlitten. Er sieht zwar schräg aus, aber es funktioniert. Die Fototasche verdeckt den Daypack.





                              Der Schnee ist weich geworden und flott geht es den Abhang herunter.





                              Der Wanderweg sieht gezuckert aus, aber das täuscht. Es ist nasser Schnee, der unter meinen Schritten wässrig wird. Weiter oder nicht? Sehnsuchtsvoll schaue ich den Weg hinauf. Aber ich zwinge mich zu Realismus. Das Eis, das den Morast bedeckt hat, wird heute nacht getaut sein. Ebenso das Eis auf den Felsen. Die Muskeln, die sich in den letzten zwei Tage am meinem rechten Oberarm gebildet haben, machen zwar stolz, aber schon gestern war ich bereits einmal kurz vor einer Zerrung, als ich den Schlitten über die Felsen gezurrt habe. Ich breche ab. Wenn ich den Schnee, der gerade gefallen ist, ausnutze, komme ich hier noch raus. Wenn es erst richtig getaut hat, nicht mehr.

                              Vorsichtig ziehe ich den Schlitten den Waldweg entlang. Und dann macht es schlurps und ich versinke bis über die Knöchel im Matsch. Erschrocken ziehe ich den Fuß wieder heraus.








                              Was gestern noch tiefgefroren war, ist jetzt Sumpf. Vorsichtig laviere ich das Gepäck über die verbreiterte Eingangsstelle des Waldeweges hinweg, in dem ich den Schlitten hoch hebe und hinüber trage. Diese Stelle gibt endgültig den Ausschlag, mich mit meiner Entscheidung ab zu finden. Die Kamera habe ich noch um den Hals und so kommt es zu einem Blick zurück.








                              Und das ist mein Glück. Ein rotes Etwas liegt auf dem Schnee: Eine der Schrauben meines Klapprodels. Ich kontrolliere den Schlitten und eine weitere Schraube fehlt. Ich hätte die Schrauben besser anziehen sollen. Kein guter Dienst an der Umwelt. Hoffentlich liegt die nicht im Naturschutzgebiet. Ich ziehe die drei verbleibenden Schrauben fest und weiß, dass ich auch mit der fehlenden Schraube weiter komme. Der Schlitten ist qualitativ hochwertig genug. Ich habe vier Ersatzschrauben mit, aber die sind im Rucksack und dafür mache ich ihn jetzt nicht auf. Nicht bei diesem nassen Wetter.

                              Instinktiv will ich rechts abbiegen (das wäre Richtung Masku),





                              aber mein Navi zeigt mir, dass der Weg etwas später enden wird. Ich muss ein Stück zurück. Ich biege wieder in die schöne, schneebedeckte Straße ein. Auch hier hat das Tauwetter Wirkung gezeigt, aber noch ist genug Schnee vorhanden, um gut voran zu kommen. Und dann sehe ich doch tatsächlich eine kleinen Huckel auf dem Weg. Da hat doch jemand seine Handschuhe verloren! Radhandschuhe auch noch. So ein Zufall! Ich werte das als ein Zeichen. Es sieht so aus, als wäre meine Entscheidung richtig.

                              Wieder geht es an den feuerwerksähnlichen Möhren vorbei und ab und zu kommen Autos. Wie gut, dass ich nicht an der exponierten Stelle gezeltet habe. Die Straße macht eine Kurve und gestern war sie schneefrei. Jetzt liegt eine dünne Schneedecke darüber und diese reicht meinem Schlitten völlig. Wind kommt auf und bläst mir Schnee ins Gesicht. Genau mein Wetter. Wie zu Hause. Das macht Spaß. Plötzlich bin ich gut gelaunt. Wieso soll ich mich quälen. Ich wusste ja, dass ich mit dem Wetter Glück haben muss. Immerhin hat die Idee mit dem Schlitten funktioniert. Morgen schaue ich mir Turku an und anschließend fahre ich nach Tampere. Ich habe ja drei Wochen Zeit. Vielleicht hat Inarijoen Peter Zeit, sich mit mir zu einem Kaffee zu treffen. Und dann fahre ich nach Lappland. Wo auch immer Saariselkä liegt und was man dort machen kann – ich werde es ausprobieren. Vielleicht lässt sich dort einen Tour realisieren.

                              Ein Auto hält an, der Fahrer steigt aus und fragt, ob alles okay ist. Ich nicke und antworte auf Englisch. Er fragt mich, wo ich her komme und wechselt in die deutsche Sprache. Er erkennt sofort meine Ausrüstung und staunt über meine Tour. Dann bittet er darum, ein Foto machen zu dürfen. „Das muss ich meinen Söhnen zeigen“, meint er. Ich bin mir sicher, dass er Skitouren und Wandertouren mit Rucksack macht, er ist der Typ dazu. Er fragt erneut, ob ich klar komme und ich bejahe. Im letzten Moment bin ich so clever, ihn nach einer Bushaltestelle zu fragen. Er überlegt kurz und zeigt mir dann auf dem Navi die richtige Kreuzung. Perfekt.

                              Ich komme an einer kleine Ansiedlung vorbei. In den ersten beiden Häusern scheint es Autonarren zu geben. Alte Autos im Design der 50er oder 60er Jahre des letzten Jahrhunderts stehen herum, aber die Marke kenne ich nicht. Auf der Straße ist war zwar Granulat gestreut, aber der frisch gefallene Schnee reicht aus, um auf der von den Autos komprimierten Spur gut voran zu kommen. Bei ausreichend Schnee (wenn auch nicht zuviel Schnee) ist der Schlitten wirklich super. Trotz des Abbruchs bin ich zufrieden. Im letzten Jahr kam ich mir blöde vor. In diesem Jahr ging es eben nicht besser.

                              Dann kommt die Hauptstraße. Ein leichter Film von grauem Schneematschwasser hat sich gebildet, ansonsten ist die Straße schneefrei. Asphalt ziehen? Ich stöhne innerlich. Aber weit gefehlt. Der Schneematsch ist super. Der Schlitten gleitet auf dem Belag dahin, als wäre er auf einer Rodelbahn. Auch hier leisten die Autos die Vorarbeit und komprimieren den Matsch zu einer Gleitschicht. Perfekt. Nervig ist nur der Weg von der Straße zur Bushaltestelle, denn hier bekommt das Granulat Oberhand, da die spurenden Autos fehlen.
                              Wieder fängt es an zu schneien, aber der Schnee ist mittlerweile in Schneeregen übergegangen und ich beglückwünsche mich zu meiner Entscheidung. Etwas später wäre es eng geworden. Der Bus fährt nur einmal die Stunde, aber wenn ich den Fahrplan richtig interpretiere, fährt er in vierzig Minuten. 12.50 Uhr. Mir wird kalt. Mein Navi muckt. Seit ich bei der WAI Tour in strömendem Regen die Batterien gewechselt habe und Wasser reingekommen ist, ist es zickig. Die Varta Batterien, die ich aufbrauchen will, tun ihr übriges dazu, sie funktionieren hier einfach nicht und entladen sich selbst. Eneloops habe ich nur zwei mit, bisher bin ich immer gut mit den Lidl Batterien klar gekommen, denn dadurch wird das Gepäck irgendwann leichter, wenn ich an eine Batteriesammelstelle komme. Aber da mein Navi spinnt, funzen sie auch nicht so richtig. Oder ist es hier bisher einfach zu feucht gewesen? Tatsächlich wird das Navi in Lappland besser funktionieren.
                              Ich überlege, Fotos zu machen, aber Finnland versinkt im Schmuddelwetter. Der Anblick ist zu grausam. Die Autos fahren mit Licht und immer wieder kommen Schneepflüge durch, die den schmierigen Belag von den Straßen schippen. Meine Ausrüstung ist klitschnass und das nasse Zelt wiegt mindestens ein Kilo mehr. Die Gewichtsverteilung stimmt nicht mehr richtig. Keine Lust, die Kamera aus zu packen.

                              Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt der Bus und der Busfahrer lässt mich hinten einsteigen, da ich mein Gepäck noch auf dem Schlitten habe. Mit Schwung stelle ich den Schlitten auf den Kinderwagenplatz und löse vorne das Ticket. Wie viel es kostet, weiß ich nicht mehr. Vielleicht vier Euro. Die Überlandbusse sind etwas teurer. Ich unterhalte mich nett mit einer jungen Frau, die gut Englisch spricht. Der wenige Schnee in Turku ist weiter getaut, die Straßen sehen fast so aus wie bei uns.
                              Wie alle Busse hält auch dieser Bus am Marktplatz. Der vereiste Belag hat sich in rutschigen Sulz verwandelt und die Passanten sind genervt. Vor allem die älteren Leute tun mir leid. Ganz vorsichtig setzen sie im Schneckentempo Schritt um Schritt. Mein Schlitten läuft auf diesem Belag dagegen weiterhin perfekt. Die Anzeigetafel zeigt +1 Grad an. Morgen solle es wieder kalt mit Temperaturen um die – 10 Grad werden. Das möchte ich erst einmal sehen, bevor ich es glaube. Das Bild ist vom nächsten Mittag und viel anders sieht es heute auch nicht aus.





                              Ich steige in den Bus zur Jugendherberge in der Linnankatu um. Ich buche ein Bett für zwei Nächte und es trifft sich gut, dass es wieder das selbe Bett ist, das ich am Anfang der Tour schon hatte. So kann ich mich ungestört ausbreiten. Mit meinem Jugendherbergsausweis zahle ich übrigens pro Nacht um die zwanzig Euro für das Bett. Das ist angesichts der guten Betten, der vorbildlichen Sanis und der netten Atmosphäre ein fairer Preis. Sie ist vorbehaltlos zu empfehlen.

                              Ich hänge das Zelt im Trockenraum auf und es trieft vor sich hin. So nass habe ich schon lange kein Zelt mehr eingepackt. Selbst bei Regenwetter ist sonst zumindest das Innenzelt oder der Zeltboden noch trocken geblieben und wurde erst durch das nasse Außenzelt befeuchtet. Dieses Zelt wirkt, als hätte man es in eine Badewanne gelegt. Der Puma hat ebenfalls Feuchtigkeit gezogen und wird auf dem Schlitten ausgebreitet. Morgen werden die Kufen am Boden festgerostet sein, aber daran denke im Moment nicht. Zu lange her, dass ich mit einem Schlitten gespielt habe. Auch der Rucksack muss trocknen, ich hatte die Regenhülle nicht darüber gemacht und er hat äußerlich ein wenig Wasser gezogen. Der Inhalt ist dagegen trocken. Nicht so der Inhalt der Essenstasche (erwartungsgemäß) und des Sea to Summit Rucksacks (da hätte ich mehr erwartet). Wie gut, dass meine Kamera spritzwasserdicht ist. Ich ärgere mich, dass ich meinen leichten, wasserdichten Vaude Rock Rucksack nicht mitgenommen habe. Ich hatte ihn noch in der Hand, aber ich wollte ja unbedingt Gewicht sparen. Das habe ich nun davon. Kurz überlege ich, was passiert wäre, wenn ich weiter gezogen wäre. Bei einem Kälteeinbruch hätte ich viel Freude mit der nassen Ausrüstung gehabt.





                              Ich dusche heiß und verbinde die Trockenarie gleich noch mit einer Wäsche meiner Klamotten. Sie müffeln. Die unerwartete Wärme hat mich ins Schwitzen gebracht. Darauf war mein Kleidungskonzept nicht eingerichtet.

                              Als ich fertig bin, rufe ich Inarijoen Peter an. Immer noch denke ich, er wohnt in der Nähe von Tampere, aber tatsächlich wohnt er unterhalb von Hämeenlinna. Ich muss also in Toijala umsteigen und ein Stück Richtung Helsinki fahren. Wir verabreden uns für übermorgen am Bahnhof von Hämeenlinna und ich werde ihm morgen mitteilen, wann mein Zug an kommt. Ich packe mein in Lübeck erworbenes Buch aus und kuschele mich in die Federn. Es geht doch nichts über eine bequeme Matratze und Urlaub. Meine neuen Mitbewohner sind aus China. Beide besuchen hier Freunde und Bekannte, die sie vom Studium in Turku her kennen.
                              Zuletzt geändert von Torres; 29.01.2013, 21:07.
                              Oha.
                              (Norddeutsche Panikattacke)

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                              • efbomber
                                Erfahren
                                • 23.08.2010
                                • 228
                                • Privat


                                #16
                                AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                Hi Torres!

                                Immer wieder schön etwas andere Reiseberichte zu lesen, wie die von dir! Finde es prima, dass du so viel schreibst! Das ist mordsmäßig interessant und unterhaltsam. Weiter so!! Freue mich auf die Fortsetzung!

                                Gruß
                                David

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                                • Torres
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                                  Liebt das Forum
                                  • 16.08.2008
                                  • 31757
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                  Danke schön. Ich kann vorweg sagen, das wird alles noch viel interessanter.....
                                  Oha.
                                  (Norddeutsche Panikattacke)

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                                  • Rattus
                                    Lebt im Forum
                                    • 15.09.2011
                                    • 5177
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                    Ich finde den Bericht auch super interessant, dein Schreibstil gefällt mir
                                    Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

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                                    • Torres
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                                      Liebt das Forum
                                      • 16.08.2008
                                      • 31757
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                      09.01.2013 Turku

                                      Der nächste Tag ist schnell erzählt. Morgens hat es ein wenig geschneit, aber die Temperaturen liegen um die Null Grad. Ich beschließe, mir die Burg an zu schauen und dann weiter zu sehen. Radfahrer radeln an mir vorbei. Ich hätte das Fahrrad nehmen sollen (ist ein Scherz...).

                                      Die Burg liegt am Ende der Straße.





                                      Ich mache einen kurzen Abstecher zu der Außenfläche des Marienmuseums (Forum Marinum). Auf einem der Schiffe, die hier liegen, befindet sich eine Jugendherberge. Der Segler wirkt ein wenig deplaziert.





                                      Es ist ungemütlich feucht und kalt. Ich schieße ein Foto für Ditschi





                                      und stelle fest, dass ich meinen Objektivdeckel verloren habe. Verdammt. Ich suche in dem nassen Schnee und finde ihn tatsächlich wieder. Puh. Irgendwann in Lappland werde ich ihn nicht mehr aufsetzen. Dieser Objektivdeckel ist einer der wenigen Schwachpunkte der Kamera. Aber eine Lösung zum Festbinden war vermutlich nicht elegant genug.

                                      Schloss und Schlossgarten sehen traurig aus. Die Stimmung überträgt sich auf mich und ich verzichte auf eine Besichtigung des Museums. Keine Lust.











                                      Ich laufe bis zur Flussmündung, wo sich das Terminal der Fähre nach Marienhamm (Aland Inseln) und Stockholm befindet, aber alles wirkt schmutzig grau. Kein Licht im Land des Lichts. Der Bus 1 hat dort Endstation und ich beschließe ins Zentrum zu fahren. Ich brauche anstelle des Sea to Summit eine andere Rucksacklösung. Dieses glitschige Material ist als Frontrucksack einfach nicht geeignet. Vielleicht habe ich Glück.

                                      Der Marktplatz sieht ebenfalls trostlos aus. Es ist Wochenmarkt. 2 Stände mit süßen Backwaren, 4 Gemüsestände, einmal Fisch, Schnellimbisse. Winterzeit. Am meisten Betrieb ist an den Backständen und an den Gemüseständen, die von Ananas bis zu Tomaten ein Vollsortiment anbieten. Im Sommer ist die Stadt bestimmt ein Traum.





                                      Ich entdecke zwei regionale Stände und stelle die Kamera auf Schneemodus, da die Bilder im Automatikmodus zu dunkel werden. Das Ergebnis ist ein überbelichtetes Bild. Der Bodenbelag sieht nach freundlichem Schnee aus, tatsächlich ist es graubräunlicher, überfrorener Matsch.





                                      An einem der beiden Stände kaufe ich Möhren. Die Möhren von gestern sind mir nicht aus dem Kopf gegangen. Es sind sehr dicke Möhren, die mit einer tiefschwarzen Schicht Erde überzogen sind. Beim Fischhändler gönne ich mir ein Stück Lachs. Es ist der bereits fertige, gedünstete (?) Lachs. Wie man ihn nennt, weiß ich nicht. Er wird aber genauso vom Stück geschnitten, wie frischer Lachs.

                                      Es fängt an zu regnen und ich überlege, ob ich mal an der anderen Ecke nach Rucksäcken schaue. Ich betrete ein Eckhaus und stelle fest, dass Sokos nicht nur eine Hotelkette, sondern auch einen Warenhauskette ist. Rollwagen finde ich keine, aber dafür stehen in der Outdoorabteilung bunte Pulken herum. 9.95 €. Da kann man doch glatt neidisch auf die Finnen werden werden.





                                      Dieses Bild ist übrigens für Dom (User Dominik)....





                                      Ein paar Rucksäcke liegen auf einem Tisch und ich lese Jansport. Jansport-Tatonka, balticskins altes Tatonka Glacier 3 ist von Jansport. Ist das die gleiche Firma? Schauen ist nicht kaufen, also trete ich näher. Der Rucksack ist kein Leichtgewicht, aber aus robustem Segeltuch. Schulter- und Beckengurt fehlen, das ist schlecht. Aber er hat eine größere Fronttasche und eine schmale Tasche in die man zum Beispiel die Zugfahrpläne stecken kann. Er sieht praktisch aus. 69,90 soll er kosten, davon gehen aber noch 40 Prozent Rabatt runter. Spontan schlage ich zu und lege ca. 40 Euro auf den Tisch. Drei Minuten später bereue ich meinen Spontankauf abgrundtief. Noch mehr Gewicht? Ich bin bekloppt. Und vierzig Euro sind auch nicht wenig. Werde ich den Rucksack überhaupt brauchen? Mit schlechtem Gefühl schleiche ich mich in die Essensabteilung und kaufe lediglich Mineralwasser. Ich muss jetzt sparen. Ein Foto von der Lachstheke:





                                      Hinter der Kasse sind Daddelautomaten und es sind nur Frauen, die hier spielen. Erst als ich bezahlt habe, kann ich ein Foto machen und nun schmuggelt sich doch noch ein Mann auf das Bild.





                                      Ich bin schon fast vor der Tür, als mir einfällt, dass ich noch Nähgarn für die Flyweight Tasche brauche. Nähgarn hatte ich vergessen. Ich erwerbe eine Zehnerpackung Nadeln und festes, gelbes Garn. Als ich über den Marktplatz gehe, regnet es ergiebig. Mein Rucksack trägt sich mit den Einkäufen gut und ich fange an, mich zu beruhigen. Vorweg kann ich sagen: Der Rucksackkauf war die richtige Entscheidung. Praktisch, robust und groß genug, um Thermoskanne, Kamera, Daunenhose und Daunenjacke zu verstauen. Gut als Frontrucksack zu tragen. Durch den Schnee schleifen kann man ihn auch. Was will man mehr. Sinniger wäre es natürlich gewesen, einen von zu Hause mit zu bringen.

                                      Dennoch lasse ich mir es nicht nehmen, noch mal im Hansa Zentrum bei Partioaitta vorbei zu schauen. Hätte ich besser den Halti gekauft? Der wortkarge Verkäufer von letzten Samstag kommt vorbei und ich erkläre ihm rundherheraus, dass der StS UL Schrott ist und verweise auf meinen Jansport. Er grinst und weiß genau, was ich meine. Nein, der Halti wäre nicht besser gewesen. Er hat nur ein größeres Packmaß. Plötzlich ist er gesprächig. Das Eis ist gebrochen.

                                      Ich informiere mich über ein Mittelding zwischen Schneeschuhen und Skiern der Marke Altai Skis





                                      und bewundere finnische Pulken, die günstiger als die Fjellpulken, aber immer noch teuer sind (ca. 500 Euro).





                                      Ich überlege, ob ich meine Radkarte ersetze, aber ich brauche sie eigentlich nicht mehr. Ich blättere in einer anderen Karte herum und frage den Verkäufer, warum es eigentlich keine Karten des Nationsparks bei Yläne gibt. Er zuckt entschuldigend mit dem Schultern, schaut an der Kartenwand herum und plötzlich sagt er: „Doch, gibt es.“ Und drückt mir die richtige Karte in die Hand. Ich bin baff. Zu meiner Ehrenrettung muss ich sagen, dass ich diese Kartenserie auch nur in Turku und Tampere gesehen habe, sie ist also selbst in Finnland nicht überall verfügbar. Und das ist sie:

                                      http://www.kuhankuono.fi/fi/opaskartta/

                                      Suchbegriff: Retkeilykartta bzw. Retkeilykartta Kuhankuonon retkeilyreitisto Varsinais-Suomi. Überall findet man zwar die grünen und lilafarbenen Wanderkarten, diese sind nach meinem Geschmack aber viel zu ungenau. Da fand ich selbst meine orangenen Fahrradkarten zum Wandern besser, denn die wichtigsten Wanderwege sind dort eingezeichnet. Das hier ist dagegen eine echte topographische Karte und sie hätte mir die Wanderung eindeutig erleichtert. Immerhin sehe ich nun, dass es nicht – wie ich dachte – nur einen, sondern mehrere Naturschutzgebiete auf meiner Strecke gibt. Geändert hätte sie nichts.

                                      Langsam schlendere ich durch den Regen zurück. Noch ein Foto von der Jugendherberge. Sie liegt in einem wunderschönen Gebäudekomplex in der Nähe des Flusses. Vor der Tür stehen Tische und Radständer.





                                      Dann ist Packen angesagt. Die Sachen sind glücklicherweise alle trocken geworden. Das Buch bleibt im Hostel, vielleicht freut sich ja ein deutscher Backpacker darüber. Die Schiebelehne und der Schlitten kommen in den Schlittenpacksack. (Das Paketband soll übrigens dafür sorgen, dass die Kanten nicht den Packsack durchschneiden.) Verschämt entferne ich die Rostpuren auf dem PVC Boden und schmiere die Kufen mit Gesichtscreme ein. Es wird sie nicht umbringen. Morgen bin ich mit Inarjoen Peter verabredet und anschließend schaue ich mir Tampere an, bevor ich nach Lappland fahre. Durch den Tourabbruch habe ich ja Zeit.


                                      Oha.
                                      (Norddeutsche Panikattacke)

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                                      • greno
                                        Gerne im Forum
                                        • 12.04.2011
                                        • 52
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                        sehr schöner Bericht! Viel neidischer macht mich allerdings deine neue Kamera

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                                        • Torres
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                                          • 16.08.2008
                                          • 31757
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                          Ja, das Teil ist toll. Ich bin kein guter Fotograf, aber sogar ich sehe, dass die Motive ganz anders herüber kommen als mit meiner (auch gar nicht so billigen) Kleinknipse. Das macht schon Spaß. An den Bildern aus Lappland sieht man das später richtig deutlich.
                                          Erstaunt war ich, dass die Akkus so gut durchhalten. Selbst tiefe Temperaturen haben sie anstandslos überstanden, wenn man die Kamera zwischendrin mal in die Jacke gesteckt hat.
                                          Oha.
                                          (Norddeutsche Panikattacke)

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                                            • 16.08.2008
                                            • 31757
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                            10.01.2013 Parola

                                            In der Nacht hat es ein wenig gefroren und die Bürgersteige sind glatt. Mit Bus 1 geht es zum Marktplatz und mit Bus 32 zum Bahnhof. Ich reserviere einen Platz, um mein Gepäck besser verstauen zu können. Das hat sich bewährt, denn es scheint so, dass die Finnen erst einmal alle Fensterplätze reservieren und erst dann die mittleren Plätze und ziemlich genau sehen können, wo noch Platz ist oder nicht. Dadurch habe ich immer das Glück, dass mein Rucksack auch in gut besetzten Zügen problemlos neben mir sitzen kann (wodurch ich ihn auch auf wieder auf die Schultern bekomme) und teilweise bekomme ich mit Hinweis auf mein Gepäck sogar einen Platz in der Nähe der Gepäckschränke zwischen den Abteilwagen. Die Reservierungen sind kilometerabhängig und kosten zwischen 2 und 7 Euro.
                                            In Koijola habe ich 3 Minuten Aufenthalt, muss aber den Bahnsteig wechseln. Immerhin gibt es einen Aufzug. Die Schaffnerin sagt dem Anschlusszug Bescheid, dass man dort nach mir Ausschau halten soll und als ich den Aufzug verlasse, kommt schon ein junger Mann und geleitet mich zum Zug. Das nenne ich Service.

                                            In Hämeenlinna schaue ich nach Inarijoen Peter, erkenne ihn aber nicht. Erst als er winkt, weiß ich, wo ich hin muss. Er nimmt mir Gepäck ab und lädt meine Sachen wie selbstverständlich in sein Auto. Wir fahren zu ihm nach Hause. Okay, warum nicht. Ich freue mich. Ich wollte schon immer mal ein finnisches Haus von innen sehen.

                                            In Parola machen wir erst einmal Hausbesichtigung.

                                            Eine echt finnische Sauna:





                                            Ein wunderbarer See und an dem Blauton sieht man endlich wieder das finnische Licht.





                                            Ein finnisches Haus.





                                            Und in der Küche ein schöner, gemütlicher alter Ofen.





                                            Nachdem er mir eine freie Topokarte für mein Navi kopiert hat, setzen wir uns in die Küche. Bald kommt seine Frau Reija dazu. Wir machen einen Schlafsacktest und er zeigt mir einen uralten ME Daunenschlafsack, der immer noch qualitativ hochwertig ist. Aber der war damals auch nicht ganz billig.
                                            Und dann sitzen wir zu dritt am Küchentisch und reden, reden und reden. Zwischendurch essen wir leckere Köstlichkeiten und irgendwann bekomme ich auch typische finnische Produkte für den Outdooreinsatz gezeigt. Dann reden wir weiter und die Zeit vergeht wie im Fluge. Als ich irgendwann auf die Uhr schaue, ist es schon halb fünf, aber mein Zugticket gilt ja den ganzen Tag. Gegen 18 Uhr will ich aufbrechen und da gibt es erst einmal leckeres Essen und wir essen zusammen. Peter muss mich ja schließlich zum Bahnhof fahren, alleine komme ich hier nicht weg. Und da der Tag so schön war, kann ich nun auch gleich über Nacht bleiben. Also unterhalten wir uns angeregt weiter. Gegen halb 2 Uhr pumpe ich endlich die DownMat auf und mache es mir in der Küche gemütlich. Ein schöner Tag. Nur selten findet man heute noch Gesprächspartner, die Spaß daran haben, sich zu unterhalten, ohne irgendwann den Fernseher oder den PC anschalten zu müssen. Vielen Dank für die Einladung, Peter und Reija.


                                            11.01.2013 Tampere

                                            Am nächsten Morgen sitzen Eisangler auf dem See. Kaum zu glauben, dass das Eis trägt. Im letzten Jahr waren die Seen um diese Zeit noch offen. Inarijoen Peter zeigt mir, was man auf dem Eis immer dabei haben sollte: Es sind zwei Handgriffe mit einer Spitze, mit der man sich aus dem Eis ziehen kann, wenn man einbricht. Ich werde mir später dieses Modell besorgen. Klick

                                            Der Blick über den See beeindruckt mich tief. Als ich in den nächsten Tagen finnische Bücher lese, sind Schilderungen von Häusern am See immer in Parola angesiedelt. Übrigens hat sich durch meinen Besuch bei Peter und Reija noch etwas geändert: Ohne es zu merken, habe ich plötzlich die Ausspracheregeln finnischer Ortschaften begriffen. Mit einem Mal verstehen die Leute, wo ich hin will und wo ich herkomme und selbst die Namen finnischer Schriftsteller gehen mir plötzlich wie von selbst von den Lippen.

                                            Wieder hilft mir Peter beim Tragen des Gepäckes und ich glaube ihm an zu sehen, dass er mich für verrückt hält, so viel Zeug zu schleppen. Er hat ja Recht. Gemeinsam warten wir auf den Zug. Am Nachmittag erreiche ich Tampere. Die Jugendherberge Dream Hostel ist in Laufdistanz, aber doch weit genug, dass ich merke, dass meine Arme immer länger werden. Den Schlitten aus zu packen ist leider keine Option. Auch hier ist wenig Schnee auf den Bürgersteigen und wenn welcher da ist, verschwindet er unter Granulat. Ich muss ein paar Mal absetzen, zumal ich noch einen Umweg laufe. Eine architektonisch interessantes Gebäude - es ist die Tampere Hall - wirbt mit der Oper „Madame Butterfly“. Ob das heute statt findet? Ich checke im Hostel ein und bekomme wieder ein Bett. Diesmal teile ich das Zimmer mit finnischen Mitbewohnern.

                                            Ich gehe zu der Kongresshalle. Heute wird Mozart gespielt. Ich sage, ich werde es mir überlegen. Zunächst gehe ich zu Stockmann, um Mineralwasser zu kaufen. In Finnland habe ich immer unglaublichen Durst auf Mineralwasser. Keine Ahnung, wieso. Ich betrete das Kaufhaus und irgendwas schiebt mich in Richtung Kofferabteilung. Mein Unterbewusstsein vermutlich. Es denkt: Vielleicht haben die ja Rollwagen. Neben der Kasse stehen auf einem Podest drei nett angeordnete gleichfarbige Rollwagen. Kosten? 20 Euro das Stück. Wie viel Gewicht kann man damit transportieren, frage ich die nette Verkäuferin. Also mehr als 20 kg sollten es nicht sein, sagt sie. Das reicht für mein Gepäck.
                                            Mein Unterbewusstsein entwendet mir mein Portemonnaie und der Rollwagen gehört mir. Zwei Jahre Garantie, erklärt mir die Verkäuferin. Ich schaue die Verkäuferin an und sage, ich glaube, wenn er kaputt geht, werfe ich ihn einfach weg. Sie grinst. Dann frage ich sie, ob ich das wirklich gerade getan habe. Diesen Rollwagen in DIESER Farbe zu kaufen? So kann ich mich doch nirgends blicken lassen. Zwei weitere Verkäuferinnen lachen sich schlapp und die lachende Verkäuferin meint milde: „Daher der Preis!“ Sie hat ja Recht. Für die originalen 40 Euro hätte ich es mir bestimmt überlegt. Die Farbe ist einfach peinlich. Ich grübele, ob hier meine britische Ader wieder durchgeschlagen hat. Aber das Ziehen des Rollwagens fühlt sich gut an. Und tatsächlich – er wird meine letzten Probleme lösen. Meine Ausrüstung ist komplett.

                                            Und nun wollen einige Leute vermutlich wissen, wie das Teil aussieht. Okay. Aber nur, wenn niemand lacht. Das Foto ist von übernächsten Tag.

                                            Tötö – Tusch. Dat isser:





                                            In der akademischen Buchhandlung erwerbe ich zwei finnische Bücher auf Deutsch. Eines ist von Leena Letholainen und ich werde später feststellen, wie anders man finnische Bücher liest, wenn man die Orte kennt, an denen sie spielen.

                                            Als ich am Hostel ankomme, strömen die Konzertgäste in die Halle. Spontan überlege ich mir, doch Mozart an zu hören. Doch das Konzert ist ausverkauft. So mache ich einen Spaziergang in dem benachbarten Park. Zwei junge Männer, vermutlich Studenten, laufen unter dem tosenden Applaus ihrer Freunde in der Badehose durch den Park. Woanders stehen junge Leute und machen eine Privatdisko auf. Es ist Freitag und erheblich kälter als in Turku. Angenehm kalt. Ich freue mich auf Lappland.

                                            Der Park entpuppt sich als Skulturenpark und der See ist zu gefroren. Aber auf das Eis traue ich mich nicht. Bei Gewässern, die ich nicht kenne, bin ich vorsichtig. Die Halle erstrahlt in hellem Licht. Eine tolle Architektur. Die Architekten heißen Sakari Aartelo und Esa Piironen.




















                                            Im Hostel habe ich Internetzugang und recherchiere auf der Seite des Hotel in Saariselkä, das mir Inarijoen Peter empfohlen hat. Wenn ich eine Woche bleibe, kostet das Zimmer inklusive Frühstück 36 Euro pro Tag. Das ist für Lappland nicht viel. Die Jugendherberge in Kilopää ist auch nicht sehr viel billiger, aber sehr abgelegen. Hiervon hatte mir Peter abgeraten, weil man dort schlecht weg kommt und keine Infrastruktur vorhanden ist. Spontan rufe ich in Saariselkä an und frage nach einem Zimmer. Ich habe Glück und buche sofort.
                                            Da der Sonderpreis von Montag bis Montag gilt, werde ich mir morgen Tampere anschauen und am Sonntag nach Rovaniemi reisen. 8 Stunden Zugfahrt erwarten mich an diesem Tag. Am Montag wird mich dann ein Express Bus in ca. 3 ½ Stunden nach Saariselkä bringen.
                                            Zuletzt geändert von Torres; 06.04.2013, 22:09.
                                            Oha.
                                            (Norddeutsche Panikattacke)

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                                              • 02.12.2011
                                              • 398
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                                              #23
                                              AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                              Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                              Aber nur, wenn niemand lacht.
                                              Ich hab nicht gelacht, ich schwöre. Aber ich bin gespannt auf die Probleme, die das Teil lösen konnte!

                                              Gruss, Plautze

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                                              • Torres
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                                                #24
                                                AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                12.01.2013 Tampere

                                                Am Morgen ist das Wetter angenehm. Es dürfen so um die – 10 Grad sein. Ich entschließe mich, zum Fernsehturm zu laufen. Das hatte mir die Touristik Information geraten. Die Stadt ist für einen Samstag relativ leer und ich muss mir wieder vor Augen halten, dass in Finnland im Verhältnis zur Größe des Landes kaum Menschen leben. 5,5 Millionen sind es nun, wir eine Zeitung euphorisch berichten wird. Aufgrund von Zuwanderung. Tampere ist die drittgrößte Stadt und hat ungefähr 220.000 Einwohner. Der Bezirk, in dem ich lebe, ist größer. Übrigens ist Tampere Partnerstadt von Essen und Chemnitz.

                                                Ich laufe die Haupteinkaufsstraße entlang und passiere das TT Theater und die Alte Kirche. Das Rathaus dient nur noch repräsentativen Zwecken.





                                                Kurz wärme ich mich im gewohnten Outdoorgeschäft auf und erwerbe Merinohandschuhe mit Touchscreen Fingern. Sie sind als Geschenk gedacht, werden mir aber selbst noch gute Dienste leisten. Dann biege ich rechts ab. Auf einer breiten Fußgängerpromenade geht es weiter.








                                                Der Fernsehturm steht in einem Freizeitpark. Die Attraktionen sind im Winter verwaist, nur der Turm ist geöffnet. Der Zugang ist nicht so einfach, denn aufgrund des Schnees kann ich nicht erkennen, wo der Weg ist. 2 Menschen laufen auf dem See. Kann man das wirklich gefahrlos? So ganz überzeugt bin ich nicht.








                                                8 Euro kostet der Eintritt, es sei denn, man besucht das sündhaft teure Restaurant. Der Turm erinnert mich an den Hamburger Fernsehturm, der schon seit Jahren für den Publikumsverkehr geschlossen ist, weil sich der Betrieb nicht rentiert. Sie sind ungefähr zur gleichen Zeit entstanden, der Hamburger Turm 1968, der Turm in Tampere 1971. Der Ausblick ist das Geld wert.














                                                Auf dem See befindet sich eine Schlittschuhbahn. Anscheinend ist er frei gegeben.








                                                Ich stromere ein wenig auf den Gelände herum und erklimme einen Aussichtspunkt, finde aber keinen Zugang zu dem See. Dafür breche ich mir fast das Bein, als ich im gefrorenen Tiefschnee das Gleichgewicht verliere. Aber es ist nichts passiert.











                                                Ein Kunstmuseum lockt, aber ich kann bei so einem Wetter nicht drin bleiben. Langsam gehe ich den Weg wieder zurück und kämpfe mich über einen ungeräumten Parkplatz. Der Fußgängerweg wurde vom Schneepflug verschüttet. Die Autos und Reisebusse in der Nähe lassen den Motor laufen. Die Fahrer sind nicht zu sehen. Glückliches Finnland.

                                                An der Schiffstankstelle finde ich einen Zugang zum See.





                                                Der Schnee blinkt in der Sonne diamantengleich und hat eine gleichmäßige Oberfläche. Ich kann mich nicht satt sehen.





                                                Einen kurzen Moment bereue ich, Saariselkä bereits gebucht zu haben. Hier in der Nähe sind ebenfalls Wanderwege. Vielleicht sollte ich meine Tour hier fortsetzen? Oder den See überqueren? Zu spät. Leider.








                                                Vor mir taucht eine feuchte Stelle auf. Vorsichtig laufe ich weiter, höre aber, dass das Eis Geräusche macht. Ich muss mir dringend die Ice Claws kaufen, von denen Peter gesprochen hat. Plötzlich fühle ich mich auf dem Eis nicht mehr sicher. Vermutlich ist es nur Einbildung, aber der Nachteil eines zunehmenden Lebensalters ist nun einmal, dass man schon viel gesehen hat. Außerdem wird die Sonne gleich unter gehen und ich weiß nicht, wie schnell es hier dunkel wird. Langsam wandere ich wieder zurück.





                                                Ich nehme den gleichen Weg wie auf dem Hinweg. Die Sonne färbt die Häuser rotgolden. Als ich die Skulptur fotografiere, sehe ich, dass ich erneut meinen Objektivdeckel verloren habe.





                                                Ich muss fast die ganze Promenade zurück laufen, bis ich ihn im Schnee liegen sehe. Bei Lidl kaufe ich Batterien für das Navi. Es sind die gleichen wie in Deutschland, nur dass sie doppelt so teuer sind. Der Besuch ist aufschlussreich. Frisches Hähnchenfleisch ist durchgehend mariniert, es gibt viel mehr Salami und andere Sorten Lachs und auch die Blutwurst fehlt in deutschen Regalen. Die Aufteilung des Ladens ist gleich.

                                                In der Nähe der Brücke werden die Alte Kirche (1824) und das TT Theater sowie die gegenüberliegenden Häuser von rosefarbenen Fabrikwolken umschmeichelt. Es sind angenehme – 12 Grad.








                                                Ich suche einen Rückweg, der mich nicht durch die Bahnhofspassage führt und quere ein Einkaufszentrum.








                                                So komme ich an der orthodoxen Kirche von Tampere heraus. Sie ist kleiner als die Kirche von Helsinki, aber der Stil ist ähnlich.





                                                Auf der Eisenbahnbrücke leuchtet der Himmel in wunderbaren Farben und nun freue ich mich doch auf Lappland.





                                                Das Gebäude der Universität von Tampere strahlt wie Eis.





                                                Noch weiß ich nicht, dass sich in meinem Zimmer eine schnarchende Säge einquartiert hat, die 14 Stunden durchschlafen wird. Irgendwann stelle ich die auf meinem Handy gespeicherte Musik auf volle Lautstärke, um überhaupt schlafen zu können. Wie gut, dass genug Lieder abgespeichert sind.
                                                Zuletzt geändert von Torres; 29.01.2013, 20:04.
                                                Oha.
                                                (Norddeutsche Panikattacke)

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                                                  Fuchs
                                                  • 12.02.2012
                                                  • 1610
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                  Abgesehen von der Qualität, bin ich immer wieder überrascht in wie kurzer Zeit du diese Mengen an Text fabrizierst. Grossartig!

                                                  Und natürlich das übliche "Danke für den tollen Reisebericht!".

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                                                    • 16.08.2008
                                                    • 31757
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                                                    #26
                                                    AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                    13.01.2013 Rovaniemi

                                                    Am Morgen strafe ich die Säge mit Verachtung und verlasse das Hostel früh. Mein Rollwagen ist mit der Futtertasche, den Thermoskannen und den Schneeschuhen bepackt und bewährt sich schon auf den ersten Metern. Ohne Mühen und Kraftaufwand erreiche ich den Bahnhof. Als der Zug kommt, stelle ich fest, dass auch das Einsteigen viel leichter geht als vorher. Ich hätte so etwas schon in Turku kaufen sollen. Langsam kann ich verstehen, warum Rentner damit ihre Einkäufe transportieren. Ich parke den Rollwagen in dem dafür vorgesehenen Gepäckschrank. Im Zug habe ich Internet und surfe ein wenig auf ods, bis die Verbindung abbricht. Später werde ich feststellen, dass dieser Zug ganz schön teuer ist. Die Fahrt hätte mich ab Tampere regulär 89 Euro gekostet. Mein Interrailticket lohnt sich.

                                                    Gegen halb 4 erreiche ich Oulo. Hier muss ich umsteigen und es dauert etwas, bis ich kapiere, dass der Zug nicht einfährt, sondern vor dem Zug steht, den ich gerade verlassen habe. Anderen geht es genau so und wir hetzen zu dem richtigen Zug. Wieder bin ich froh, den Rollwagen zu haben. Leider ist der Zug sehr alt und der Einstieg eng und steil, dass ich kaum mit dem Rucksack rein passe. So brauche ich Geschicklichkeit, um dann - nachdem ich mich umgedreht habe - den Rollwagen 3 Treppen hoch zu wuchten. Aber vorher war das nicht einfacher, im Gegenteil. Da habe ich erst die Einzelteile in den Zug geworfen und damit den Eingang so versperrt, dass ich selber nicht mehr rein kam und jemand anderes helfen musste.

                                                    Viertel vor sechs bin ich in Rovaniemi. Der Boden ist mit einer dichten Schneedecke bedeckt und auch hier leistet der Roller gute Dienste. Dennoch packe ich den Schlittten aus. Der Rollwagen passt perfekt darauf. Dann noch die Schiebelehne drauf legen und das Ganze gut verzurren. Der Rucksack mit der Kamera bleibt in meiner Hand. Und schon wandere ich fröhlich durch Rovaniemis Straßen. Manchmal ist es doch ganz schön, wenn man sich bereits aus kennt.





                                                    In der Fußgängerzone liegt Granulat und der Schlitten kratzt wieder etwas. Es sind – 12 Grad. Ich ziehe den Schlitten schwungvoll auf der Behindertenzufahrt des Hotels hinter mir her, aber durch meinen Rucksack gerät er zu weit nach außen und stürzt ab. Mein Rollwagen! Aber es ist nichts passiert. Ich buche ein Zimmer im Hostel Rudolf. Ein Bett kostet 50 Euro. Ein Zimmer kostet 56 Euro. Ich bin sprachlos. Ich nehme also ein Zimmer und mit Rabatt bin ich dann bei knapp über 50 Euro. Trotzdem: Ganz schön fetter Preis.

                                                    Ich rufe die ODS Hotline an und stelle mich auf den Lordi Square. Ein Mann schließt gerade das Häuschen seines Weihnachtsschmuckstandes und weiß sofort, was ich suche: Die Webcam. Er zeigt mir, wo sie ist und tatsächlich: Ich werde gesehen. :-)

                                                    Der Weihnachtsbaum, den ich dank der webcam schon seit Dezember kenne, ist noch geschmückt. Schnell ein Foto machen. Tatsächlich wird er den nächsten Morgen in der Frühe abgebaut. Davor stehen Eisfiguren.








                                                    Dennoch: Es liegt kaum Schnee hier. Im letzten Jahr waren hier Berge geräumten Schnees aufgetürmt, aber in diesem Jahr sieht man fast nichts.





                                                    Ich beziehe mein Zimmer und koche mir schnell etwas. Die Bilder der Nordlichter des letzten Jahres kommen mir wieder ins Erinnerung und es ist, als würde ich sie noch einmal sehen. Und als ich aus dem Fenster schaue, weiß ich, dass es wirklich Nordlichter waren.

                                                    Ich bummele durch die Stadt und suche meine Lieblingsbrücke. Aber der geheimnisvolle Nebel des letzten Jahres fehlt – der Fluss ist beinahe zugefroren. Und das Schiff fehlt.








                                                    Auch an der Promenade ist kaum Schnee zu entdecken. Zwar ist eine feste Schneedecke vorhanden, aber im letzten Jahr waren die Sitzbänke reichlich von Schnee bedeckt. Entweder hier wurde sorgfältig geräumt oder der Winter ist schneeärmer als der letzte Winter. Dafür leuchten die Farben der Lampen und Lichter der Fußgängerzone wunderbar. Die Anzeige zeigt immer noch – 12 Grad.








                                                    Am Einkaufszentrum sind wieder die Lichtspiele. Die Zahl der glitzernden Flächen variiert. Ich könnte stundenlang zuschauen.





                                                    Morgen fahre ich in den Norden Lapplands. Wird es in der Gegend den ganzen Tag dunkel sein? Eine Frau hat mir erzählt, dass es dort schon lange wieder hell ist. Und die Tage jeden Tag viereinhalb Minuten länger werden. Ich werde es erfahren.
                                                    Zuletzt geändert von Torres; 29.01.2013, 22:06.
                                                    Oha.
                                                    (Norddeutsche Panikattacke)

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                                                      • 18.01.2008
                                                      • 5175
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                      Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                                      Danke schön. Ich kann vorweg sagen, das wird alles noch viel interessanter.....
                                                      Da bin ich mal gespannt auf die Fortsetzung.

                                                      Gruß Peter
                                                      Wir reis(t)en um die Welt, und verleb(t)en unser Geld.
                                                      Wer sich auf Patagonien einlässt, muss mit Allem rechnen, auch mit dem Schönsten.

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                                                        • 16.08.2008
                                                        • 31757
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                        Bevor es ins Licht geht:

                                                        Ich habe soeben die Beiträge der Wanderung editiert und noch ein paar Bilder eingefügt. Irgendwie hat mein Fotoprogramm die unterschlagen. Sogar zwei Bilder vom Anfang der Strecke gibt es. Ich hätte schwören können, dass ich dort nicht fotografiert habe. Da hat mir meine Erinnerung einen Streich gespielt. Zwar verändern die neuen Bilder nicht Inhalt, aber vielleicht wundert sich ja jemand darüber, dass es Bilder gibt, die gestern noch nicht da waren.


                                                        Hier die Anfangsbilder:





                                                        Oha.
                                                        (Norddeutsche Panikattacke)

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                                                          • 04.04.2003
                                                          • 1406


                                                          #29
                                                          AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                          Hallo Torres,

                                                          habe jetzt alles bis hier "in einem Rutsch" gelesen (passend zum Schlitten, nicht zur Rollkarre). Sehr schön - wie immer Deine Berichte.
                                                          Bin außerdem mal gespannt, wann Du Deiner Ausrüstung noch ein paar Flügel - oder für den Sommer wenigstens ein paar Schwimmärmchen - hinzufügst. Oder ein Segel für die Schlittenfahrt über den zugefrorenen See.
                                                          Der Gedanke kam mir, als ich Deine Beschreibung des Fernsehturmbesuchs gelesen habe.

                                                          Bin schon auf die Fortsetzung und die Bilder gespannt!

                                                          Gruß von der Saarschleife (im Moment +12 Grad)
                                                          hosentreger
                                                          Neues Motto: Der Teufel ist ein Eichhörnchen...

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                                                            • 27.07.2013
                                                            • 1313
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                            Wie immer beeindruckender Fotobericht, Torres! Ich bekomme Lust, obwohl es mich eigentlich stets eher Richtung Süden zieht.

                                                            Sag mal, willst Du nicht vielleicht doch der Fraktion der Wanderanhänger beitreten?
                                                            Warum? Rucksack und Schlitten und Rollwagen. Mit den Wanderanhängern od. wie man sie auch nennen mag, geht das alles in einem; sogar als Fahrradanhänger.
                                                            Ein Freund war mit seinem selbst gebauten Gerät Ende letzten Jahres nördlich Umeå und hat sich Babyski, die Spitzen von ausrangierten LL-Skiern, unter die Räder geschnallt (ich glaub´sogar einfach gesteckt).
                                                            All in one; nix schieben, nix (mit der Hand) ziehen, immer frei beweglich und wenn erforderlich auch zu schultern...

                                                            Gruß,
                                                            Joachim

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                                                              • 16.08.2008
                                                              • 31757
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                              Danke, hosentreger. Du hast Recht. Es gibt noch viel Kreativpotential Hier regnet es übrigens in Strömen. Ich kriege gerade einen Kulturschock. Daher schreibe ich auch so schnell.

                                                              @PWD
                                                              An Dich habe ich unterwegs sogar gedacht. Hattest Du nicht sogar mal einen Rollwagen dabei? Oder verwechsele ich das? Irgendwas spukt mir da im Kopf herum.

                                                              Aber ich liebe flexible Systeme. Ihr werdet bald lesen, warum meine Idee mit dem Schlitten einfach nur gut war.

                                                              So. Weiter geht es.
                                                              Oha.
                                                              (Norddeutsche Panikattacke)

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                                                              • Torres
                                                                Freak

                                                                Liebt das Forum
                                                                • 16.08.2008
                                                                • 31757
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                14.01.2013 Saariselkä. Die erste Nacht. 2,3 km.


                                                                Am Morgen stehe ich früh auf. Ich habe wunderbar geschlafen. Als wäre ich zu Hause. Mein Klapprodel ist schnell gepackt und so geht es zum frühstücken ins Hotel. Mein Gepäck kann ich dort unterstellen.





                                                                Der Tannenbaum wird von seinen Lichtern befreit.





                                                                Ich schaue in dem Souvenirgeschäft vorbei und die Frau hinter dem Tresen erkennt mich sofort. Wir unterhalten uns wie alte Bekannte. Sie hat schöne neue Produkte, aber ich habe keinen Platz im Gepäck. Gut für meinen Geldbeutel. Wir tauschen e-Mail Adressen aus.
                                                                Anschließend gehe ich zur Touristen Info und frage sicherheitshalber noch mal nach dem Bus. Peter hatte mir eine Verbindung ausgedruckt, die um 17.00 Uhr in Rovaniemi los fährt und gegen 20.30 Uhr ankommt. Tatsächlich gibt es aber noch weitere Verbindungen und ich kann mit dem Express Bus fahren, der gegen 12.00 Uhr los fährt. Das passt mir gut, denn viel kann man in Rovaniemi an einem halben Tag nicht machen. Ich hole mein Gepäck und laufe zum Busbahnhof in der Nähe des Bahnhofes. Eine Frau kommt mir mit ihrem Skischlitten entgegen (ich weiß nicht, wie die Geräte heißen), ein Mann fährt Ski und andere haben Stöcke dabei. Ich falle nicht auf, mit meinem Schlitten. Kinder spielen lärmend im Schnee.

                                                                Am Parkplatz vor dem Busterminal sehe ich das erste Mal die Stromanschlüsse, mit denen die Batterien am Leben gehalten werden.





                                                                Der Bus steht schon bereit (ganz rechts).











                                                                Beim Einladen rutscht der Spanngurt nach hinten und die Ladung liegt schief, aber mein Gepäck wird heil ankommen.





                                                                Im Bus befinden sich außer mir eine dreiköpfige englischsprachige Familie, 4 Finnen und 12 Asiaten. Im Sommer fährt der Bus in Richtung Nordkap nach Karasjok (norwegische Finnmark). Im Winter bis Ivalo. Das Ticket für die Hin- und Rückfahrt kostet 85 Euro. Es liegen ungefähr 260 km Busfahrt vor mir.





                                                                Der Bus fährt am Dorf des Weihnachtsmannes vorbei und hält am Flughafen. Dann geht die Fahrt über die fast schnurgerade Landstraße Richtung Norden. Der ganze Tag war grau in grau, aber urplötzlich erscheint die Sonne und die Landschaft zeigt sich in faszinierendem Licht.










                                                                Viele Fahrgäste beachten das Schauspiel gar nicht, sie lesen oder dösen. Nur ein japanisches Ehepaar in meinem Alter und ich lassen sich keinen Moment entgegen. Und ich überlege, ob Outdoorer sein wirklich etwas mit der Aktivität zu tun hat. Ich glaube, es ist eine anderen Form der Wahrnehmung, die nicht an die Aktivität gebunden ist. Es gibt Menschen, die wandern und sehen nichts. Und es gibt Menschen, die fahren Auto und nehmen alles wahr.







                                                                Die Landschaft ist menschenleer. Ab und zu sieht man ein paar verstreute Gebäude und alle 30 oder 50 km mal eine kleine Ansiedlung. Sind es mehr zwanzig Häuser, ist die Ansiedlung schon groß. Zu Fuß kommt man hier nicht weg. Ich erinnere mich an das Gespräch mit Peter, der den Kopf geschüttelt hatte, dass so viele Deutsche nach Urlaub in abgelegenen Hütten fragen. Einsame Hütten sind in Finnland wirklich einsam. Vor allem im Winter. Damit muss man erst einmal klar kommen. Ich verstehe langsam, was er meint. Mit Deutschland ist dieses Land nicht vergleichbar. Hier hat Einsamkeit ein völlig andere Bedeutung.

                                                                Der Bus macht in Sodankylä Pause, um Pakete aus- und ein zu laden. Der Hysterien hervorrufenden Schuhhändler ist mit mehren Paketen dabei. Vor der Tür steht einer der Skischlitten, deren genaue Bezeichnung ich nicht kenne. Nach einer halben Stunde geht es weiter.











                                                                Ein Rentier steht auf der Straße und der Bus hupt es weg. Am Rande finden sich Rentierzäune. Mehrere Passagiere steigen in Kakslautanen aus und ich frage mich, was sie an diesem abgelegenen Platz unterrnehmen wollen. Später sehe ich, dass das Hotel ein Santa Hotel mit allem Drum und Dran ist. Elfen und so. Gläserne Iglus, in denen man schlafen kann und von denen aus man die Nordlichter sehen kann, wenn es sie gibt. Eine perfekte Marketingmaschinerie.





                                                                Mein Hotel heißt Panimo oder Saariselkä Inn.





                                                                und ist ein Pub und einen Brauerei zugleich. Ich checke ein. Es ist 16.00 Uhr. Die Hotelzimmer sind in mehreren Nebengebäuden untergebracht. Das Zimmer ist geräumig, das Bett für meinen Geschmack zu weich und zu schmal, aber der Ausblick in den verschneiten Garten ist schön. Ich werde mich hier wohlfühlen. Vor der Tür steht der Wagen der Santa-Kette und der Fahrer fährt ein paar Mal kurz in der Gegend rum und kommt immer wieder. Der Pub ist lokaler Treffpunkt des Ortes.



                                                                Ich beschließe, den Ort zu erkunden. Es gibt einen größeren Supermarkt, der angenehm chaotisch ist und noch nicht marketingtechnisch optimiert wurde, ein Geschäft von Partioaitta, das ich gleich besuche, um endlich die Ice Claws zu kaufen, die ich in Tampere vermisst habe und einen kleineren Lebensmittelladen an der Touristik Information. Ein paar Souvernirläden gibt es auch noch. Dazu mehrere Restaurants, eine Tankstelle, den Pub und einen Grill-Imbiss. Und mehrere große Hotels. Dazu Hütten und Häuser. 311 Einwohner. In Deutschland würde man sagen: Ein Nest. In Finnland ist das ein bedeutender Wintersportort. Hier gefällt es mir.

                                                                Der Supermarkt und im Hintergrund der Schornstein, dessen Bedeutung ich bisher nicht herausgefunden habe:





                                                                Ich gehe zur Touristik Information und hole mir einen Stadtplan. Ich frage nach Tourenmöglichkeiten für Wanderer, aber die meisten Wanderwege sind jetzt Loipen und dort ist wandern verboten, weil die Skifahrer zu schnell sind und man Unfälle vermeiden will. Die Scooterspuren sind sowieso tabu. Zwei Wanderwege gibt es: Einen auf den Kaunispää und einen in Richtung Süden. Und einen Schneeschuhtrail.
                                                                Ich frage, ob man irgendwohin eine Tour mit Zeltübernachtung machen kann und sie erklärt mir leicht genervt, dass Zelten im Nationalpark nur auf den erlaubten Plätzen möglich ist. Ohne Skier kommt man dort nicht hin. Das erste Mal nehme ich bewusst wahr, dass Saariselkä direkt am Urho-Kekkonen Nationalpark liegt. Er ist laut wikipedia ungefähr so groß wie Luxemburg und der zweitgrößte Nationalpark Finnlands.
                                                                Zuletzt frage ich nach Nordlichtern. Sie empfiehlt mir, auf den Kaunispää zu gehen. Eine andere Stelle befindet sich 2 km von hier an der Landstraße auf einem Parkplatz. In der Stadt ist es zu hell dafür. „Ist heute ein guter Tag dafür?“ Sie schaut auf ihren Monitor und bejaht. Heute wird der Himmel wolkenlos sein.

                                                                In meinem Zimmer steht ein Wasserkocher und ich bereite mir ein Trekkinglunch zu. Dann denke ich scharf nach. Ich habe keine Ahnung, wie es auf dem Hügel aussieht. Welche Bedingungen dort herrschen. Vielleicht wird mir kalt? Oder ich werde müde? Der Tag war lang. Ich entscheide mich, den großen Rucksack samt Zelt mit zu nehmen. Die DownMat fliegt raus, dafür kommt der Kocher rein. Der Schlitten kommt mit. Als Sitzgelegenheit ist er immer geeignet.

                                                                Ich stelle mein Navi an und versuche den Weg zu entdecken, den mir die Frau der Touristik Info eingezeichnet hat. Ich laufe die Straße herunter und setzte mich probehalber an einem leichten Gefälle auf meinen Schlitten. Aber mit Rucksack bin ich wohl zu schwer, er kommt nicht in Schwung. Am Ende der Straße sehe ich Loipen und ein eingezäuntes Gelände. Vielleicht einen Abfahrtsstrecke? Ein Wanderwegpfeil zeigt nach oben und ich laufe ein kurzes Stück am Zaun entlang, aber als der Weg auf der Piste weitergeht, kommen mir Bedenken. Vielleicht ist der Weg ein Stück weiter. Mein Navi zeigt dort einen Weg. Tatsächlich finde ich Fußgängerspuren. Der Schnee ist knöcheltief und pulverig. Hätte ich die Schneeschuhe mitnehmen sollen? Aber zurückgehen will ich nicht. Der Schnee wird tiefer und das Gehen anstrengender. Ich bemerke, dass die Spur anderer Wanderer vor mir kleiner geworden ist und dann dreht auch noch der letzte Wanderer um. Na klasse. Die berühmte Sackgasse. Ich stapfe trotzdem weiter. Da oben muss ein Weg sein, das sehe ich im Navi. Der Schnee wird noch einmal tiefer und ich pflüge mich den letzten steilen Absatz durch den Schnee. Wieder einmal mobilisiere ich ungeahnte Kräfte und frage mich, wie ich es immer wieder schaffe, mich innerhalb kürzester Zeit in Schwierigkeiten zu bringen. Eine letzte Klippe, bei der ich die Hände zu Hilfe nehmen muss, aber dann bin ich oben. Ein Skitrail mit Fußspuren empfängt mich. Immerhin. Er ist nicht beleuchtet.

                                                                Ich biege links ab. Da irgendwo in dieser Richtung muss die Piste sein, die so angenehm fest war. Ich glaube nicht, dass jetzt noch so viel los ist. Tatsächlich liegt die Piste kurz darauf vor mir und ich stapfe weiter. Laut Navi muss ich richtig sein, sie deckt sich mit dem Wanderweg, der in dem Stadtplan der Tourist Information eingezeichnet ist. Ich habe die Stirnlampe dabei, aber zunächst ist es recht hell dort. In der Nähe sind Häuser und strahlend leuchtet der Ort im Tal. Der Weg macht einen Biegung und es wird dunkler. Ich mache die Stirnlampe an, um zu sehen, wo ich hinlaufe. Der Himmel ist sternenklar. Aus der Ferne ertönt ein Poltern und jauchzende Schreie. Es scheint von oben zu kommen. Was ist das? Ich mache instinktiv die Stirnlampe aus und springe sicherheitshalber in den Tiefschnee neben der Piste. Etwas Undefinierbares saust in hoher Geschwindigkeit an mir vorbei und verschwindet im Tal.

                                                                Einen Moment bin ich verwirrt und dann fällt der Groschen. In Tampere hatte ich am Frühstückstisch in Katalogen geblättert. Auch ein Prospekt war dabei. Ein Berg war eingezeichnet. Rechts ein Skilift und links daneben Skipisten. Und ganz links? Ganz links war: Eine unglaublich lange Rodelbahn. Ich laufe gerade die Rodelbahn hoch! Ich drehe mich um und starre meinen Schlitten an. Das bedeutet, ich kann heute Abend womöglich ins Tal fahren. Ich laufe weiter und nun sehe ich auch, dass mehrere Bäume mit dicken Polstern versehen sind, um Rodler vor Unfällen zu schützen.

                                                                Hinter mir höre ich Stimmen. Zwei andere Wanderer sind ebenfalls unterwegs, werden aber später umkehren. Die Strecke wird nun steiler. Eine Kurve ist durch Seitenwände geschützt. Die Bäume stehen nun nicht mehr so dicht und durch den Schnee dazwischen wird es heller, so dass ich die Lampe ausmachen kann. Und dann habe ich plötzlich das Gefühl, als würde ich in direkt in den Himmel hinein laufen. Die Sterne funkeln und sehen zum Greifen nah aus. Ein wahnsinniges Gefühl, das ich nie vergessen werden. Einige Momente bleibe ich stehen und schaue einfach nur in den Himmel. Die Luft ist klar und irgendwie anders. In der Ferne leuchtet das Licht an der Spitze des Sendeturmes. Dann versuche ich ein Foto, aber es gelingt mir nicht. Ich hatte vorgehabt, mit der Kamera zu üben, aber es doch nicht getan. Das rächt sich nun. Aber kann man so einen Moment wirklich fest halten? Nein. Man muss ihn erleben.


                                                                Um halb neun komme ich auf dem Gipfel an. Es ist die Rodelbahn. 1,2 km lang ist sie eine der längsten oder sogar die längste Rodelbahn Finnlands. Ein Stativ habe ich nicht dabei, wie man auf dem folgenden Bild sieht.





                                                                Auf dem Kaunispää weht ein scharfer Wind. Ich hatte mir vorgestellt, mir einen ruhige Ecke zu suchen und mein Zelt auf zu stellen, aber das Restaurant auf dem Berg ist noch in Betrieb. Es ist eine Sonderveranstaltung, denn normalerweise schließen sie, wenn der Lift seinen Betrieb einstellt. So hatte es mir die Dame der Touristen Information erklärt. Also gegen 17.00 Uhr. In einiger Entfernung stehen der Sendemast und eine Hütte, aber um dorthin zu kommen, liegt zu viel Schnee und ein Unterstand ist das nicht. Ein Auto fährt so schwungvoll auf den Parkplatz, dass ich zur Seite springe. Hier kann ich mich auch nicht hinstellen. Zu öffentlich und die Autos scheinen hier nicht mit Spaziergängern zu rechnen. Weiter hinten ist es zu abschüssig und da ich keine Ortskenntnis habe, möchte ich keine Experimente wagen.

                                                                In der Ferne sieht man einen leichten Bogen aus Licht. Eine Art Corona. Ganz schwach, aber vorhanden. Ich denke an das gleißende Licht im letzten Jahr in Rovaniemi. Der Bogen könnte ein gutes Zeichen sein.
                                                                Ich entdecke einen Aussichtsturm und betrete ihn. Der Zugang ist vereist, aber die Stufen geben Halt. Dennoch ist der Aufstieg mit dem riesigen Rucksack gar nicht so einfach. 3 Fotografen sind schon in Lauerstellung und haben ihre Stative günstig geparkt und ein Paar aus Israel, das ich am nächste Donnerstag wieder treffen werden, versucht Fotos zu machen. Ich versuche ein Probefoto, aber die Kamera löst einfach nicht aus. Und nun? Die Kamera müsste das eigentlich können. Es liegt an mir. Vielleicht soll es einfach nicht sein. Oder die Himmelserscheinung ist einfach noch zu schwach.
                                                                Der Wind weht erbarmungslos und ich würde mich gerne setzen. Ich nehme den Rucksack ab, wickele mir die Evazote um den Körper und verkrieche mich hinter dem Geländer. Ein grandioser Fehler. Der Wind pfeift durch das Geländer und innerhalb von Sekunden ist mein Rücken, der durch den Rucksack geschützt war, eiskalt. Ich friere. Also Rucksack wieder auf ziehen. Mittlerweile funktioniert das sogar ganz gut.

                                                                Ich gehe die Treppen wieder runter, schnappe mir meinen Schlitten und verstecke mich im Hof des Restaurants. Dort ist es windgeschützter und mir wird wieder wärmer. Warum ich nicht auf die Idee komme, mir die Daunenjacke und die Daunenhose an zu ziehen, ist mir heute noch rätselhaft. Als hätte mich der Windchill denkunfähig gemacht. Ein Griff und ich hätte die Sachen in der Hand gehabt, sie waren doch griffbereit im unteren Rucksackfach. Und sogar einen dünne Windbreaker Jacke habe ich dabei.

                                                                Immer wieder kommen Autos, die kurz darauf wieder fahren. Ganz schön viel Betrieb hier. Das Restaurant schließt gegen 21.00 Uhr, genau weiß ich das aber nicht mehr. Ungefähr eine halbe Stunde stehe ich nun schon hier oben und friere. Als die Gäste das Haus verlassen und zu ihren Autos gehen, wechsele ich wieder die Position und drücke mich an die Hütte der Seilbahn. Dort ist der Wind schwächer. Im Restaurant gehen die Lichter aus und das Personal fährt nach Hause. Es wird dunkel und still. Neue Autos kommen. Ein Reisebus kommt, spuckt Fahrgäste aus, lädt sie dann aber kurz darauf wieder ein und fährt weg. Ein roter Kleinbus steht noch da, aber die Leute laufen nach und nach verfroren zu dem Bus zurück und so fährt auch er. Einen Moment überlege ich, ob ich fragen soll, ob sie noch einen Platz für mich haben. Ich würde mein ganzes Geld dafür geben, jetzt ein Auto zu haben. Oder einen Platz im Auto. Es müsste noch nicht mal eine Heizung haben. Nur Windschutz.

                                                                Wieder kommen Autos. Einige bleiben, andere fahren sofort wieder. Immer, wenn sie auf den Parkplatz einbiegen, stehe ich vor dem Skilifthäuschen in grellem Licht. Ich verdrücke mich wieder in den nunmehr dunklen Hof des Restaurants. Meine Füße, mein Kopf und meine Hände sind warm, aber der Rest von mir friert erbärmlich, wenn der Wind um die Ecke pfeift. Eigentlich kein Wunder. Ich rechne jetzt mal nachträglich aus: Auf dem Kaunispää soll es wärmer als im Ort sein. Nehmen wir an, dass auf dem Kaunispää – 10 Grad sind (In Saariselkä waren – 12 Grad am frühen Abend) und der Wind mit ca. 15 - 20 km/h bläst, was ich für realistisch halte, dann wären das laut Windchill-Tabelle um die – 17 Grad Temperatur. Das ist viel für das, was ich an Kleidung anhabe, das weiß ich aus Erfahrung. Kurz und gut: Was ich hier mache ist ganz schön gefährlich. Und das Schlimme ist: Das weiß ich selbst. Immer wieder überlege ich, doch das Zelt auf zu bauen und mich in den Schlafsack zu kuscheln. Aber ich kriege das einfach nicht fertig. Als wäre mein Hirn verkühlt. Zu keinem Zeitpunkt denke ich an meine Kleiderreserve. Idiotisch.

                                                                Wieder laufe ich in der Gegend herum, um mich warm zu halten und starre immer wieder zu dem Lichtbogen hin. Den Rucksack die ganze Zeit auf dem Rücken. Einen kurzen Moment überlege ich, den Schlitten zu nehmen und einfach ins Tal zu fahren. Morgen ist auch noch ein Tag. Aber ich kennen die Strecke nicht und so kalt wie mir ist, weiß ich nicht, ob das eine gute Idee ist. Meine Knochen sind viel zu steif. Ich werde wohl lieber laufen müssen. Aber auch dazu kann ich mich nicht aufraffen.

                                                                Und dann wird der Lichtbogen plötzlich größer. Wieder ist der rote Bus gekommen und spuckt die Leute aus und ich begreife, dass dies eine organisierte Nordlichtertour ist. Die Türen gehen geräuschvoll auf und die Insassen strömen schnatternd auf den Parkplatz. Ein paar Leute rufen: „Ah“ und „Oh“. Dabei sieht man doch immer noch gar nichts. Obwohl: Der Lichtbogen ist breiter geworden. Immer wieder sieht man die Fotografen zum Aufwärmen in ihr Auto huschen und den Motor anstellen. Oh, wie ich sie beneide. Wieder verziehe ich mich an die Wand des Restaurants. Aber der Wind hat gedreht. Also wieder Richtung Parkplatz.

                                                                Und dann wird der Bogen plötzlich zu einem brennenden Ring. Die Sonne bricht durch. Die Farbe ist hell und an den Spitzen rötlich. Eine dornige Corona. Eine Teil am oberen Rande löst sich ab und schwebt in einer geschwungenen Bewegung durch die Luft. Meine Sinne explodieren. Die Asiaten aus dem rotem Bus applaudieren. Was für ein Erlebnis. Nie vorher habe ich so etwas gesehen. Der Anblick ist so überwältigend, dass ich das Erlebnis teilen muss. „Verdammt, warum kommst Du nie mit. Du weißt nicht, was Du gerade verpasst. Der Himmel explodiert. Aber Fotos machen funktioniert nicht.“ Die ODS Hotline reagiert umgehend auf den fototechnischen Teil der Aussage und antwortet: „Du musst den Selbstauslöser einstellen. Hast Du die Anleitung dabei?“ Selbstauslöser. Stimmt, das hatte ich geübt. Ich ziehe die Handschuhe aus und drücke die Menutaste, während ich immer wieder nach oben schaue. Aber es ist schon wieder vorbei. Genau so schnell wie es gekommen ist, verschwindet das Nordlicht wieder und zurück bleibt nur der hell leuchtende Bogen. Also kann ich mir Zeit lassen.

                                                                Die Einstellung des Selbstauslösers gelingt mir und ich lege den Fotoapparat auf den Schlitten, damit er fixiert ist. „Und schau mal, ob Du einen Nachtmodus hast“, tönt es aus den Tiefen des Telefons an meinem Ohr, das sich in der Schalmütze befindet. Ich finde den Modus, aber der Auslöser löst trotzdem nicht aus. Ich erinnere mich dunkel, irgendwo gelesen zu haben, dass man als Fotograf immer eine Lampe dabei haben sollte, um die Kamera aus zu lösen. Ich mache die Stirnlampe an und leuchte Richtung Schneehaufen. Tatsächlich fällt die Kamera darauf rein. Ich halte sie in Richtung Bogen und sie löst aus. Ist etwas zu sehen? Keine Ahnung. Wenn, dann höchstens ganz schwach. Das Kontrollbild ist dunkel. Also noch einmal.

                                                                Und dann muss ich plötzlich handeln. Ich stammele „Ich muss Schluss machen, meine Hände“ ins Telefon, drücke auf aus und werfe das Handy in die Jackentasche. Meine Hände brennen wie Feuer. Keine gute Idee, so lange die Handschuhe ausgezogen zu haben. Der Wind ist viel zu kalt. Und endlich funktioniert mein Hirn wieder. Ich reiße den Rucksack von den Schultern, schmeiße ihn den in den Schnee und hole die fetten 800er Expeditionsfäustlinge raus. Dann hüpfe ich auf der Stelle herum, die Hände zwischen den Beinen. Verdammt tut das weh. Das hatte ich jahrelang nicht mehr.

                                                                Nach einer gefühlten Ewigkeit (die Kamera sagt: 4 Minuten) sind die Hände wieder warm und ich versuche noch ein Foto. Mit dünnen Handschuhe, aber nur kurz. Der Ausbruch hat nicht noch einmal stattgefunden und der rote Bus ist bereits abgefahren. Es ist einfach zu kalt. Aber der Bogen ist immer noch da. Irre ich mich, oder sehe ich einen kleinen grünen Schatten auf dem Kontrollbild. Vermutlich einen Täuschung.

                                                                Ich entscheide, dass nun Schluss ist. Es ist halb elf.
                                                                Ich setzte den Rucksack wieder auf den Rücken und setze mich in Bewegung, um jetzt endlich zu gehen. Entweder ich rodele oder ich gehe herunter. Allein durch den Gedanken wird mir wärmer. Ein sehr schmaler, mittelgroßer Mann in dickem weißen Skianorak, dessen Gesicht mit Skibrille und Pelzkragen fast verdeckt ist, hüpft ebenfalls auf dem Parkplatz herum und ich lache ihn an und grüße. Er lacht und grüßt zurück. Seine Frau hat soeben Kamera und Stativ vor sich aufgebaut und macht Fotos. „Es ist zu kalt“ sagt der Mann in einem Englisch mit hartem Akzent und ich nicke. „Ich gebe auf. Ich muss jetzt mal schauen, wie ich hier weg komme. Da hinten ist eine Rodelbahn. Ich habe ja einen Schlitten dabei“. „Wenn Du willst, kannst Du mit uns fahren, wir fahren in drei Minuten. Uns ist auch kalt.“, sagt der Mann. Ich kann es kaum glauben, was er gerade gesagt hat. „Ihr habt ein Auto?“ Er nickt und zeigt auf einen Kleinwagen. Ein Auto mit Motor und Heizung. Keine Gefahr, dass mir heute abend noch die Haxen breche. Da sage ich nicht nein.
                                                                Wir laden den Rucksack ein und damit ist der Kofferraum voll. Ich klappe den Schlitten zusammen und packe ihn auf den Rücksitz. Ich habe schon wieder eine Schraube verloren. Ich muss die Schrauben regelmäßiger nachziehen und kontrollieren. Von jetzt an halte ich mich dran und ich werde keine mehr verlieren.

                                                                Die Frau macht immer noch Fotos und am Bogen wird eine Stelle wieder etwas größer und heller. Er sagt zu ihr etwas in einer fremden Sprache und sie packt das Stativ mit der Kamera zusammen. Auf englisch sage ich den beiden, dass wir ruhig noch warten können, ein paar Minuten halte ich das noch aus. Anscheinend hat die Aussicht auf ein Auto meine innere Heizung angestellt. Aber die beiden wollen fahren. Im Auto stellt sich heraus, dass sie aus Indien sind und lange auf diese klare Nacht gewartet. Die ganze Woche über war der Himmel bedeckt und heute war ihre letzte Chance, Nordlichter zu sehen. Morgen reisen sie ab. Sie sind überglücklich. Das Auto ist ein Mietwagen. „Anders kommt man ja hier nicht weg“, sagt er seufzend. Die Fahrt dauert höchstens 5 Minuten, mehr nicht. Und sie wohnen im gleichen Hotel. Auf dem Parkplatz lassen sie mich heraus, die Frau steigt aber nicht aus. Ich hole meinen Rucksack. Dann frage ich, ob ich sie noch zu einem Getränk im Pub einladen darf, aber sie lachen. „Nein. Wir fahren wieder zurück. Wir wollten nur warm werden.“ Ich wünsche den beiden viel Glück und eine gute Heimreise, sie winken mir fröhlich zu und weg sind sie.

                                                                Im Tal ist es ohne den Wind wunderbar warm und ich gehe in mein Zimmer. Es ist 23.00 Uhr. Was für eine Nacht.


                                                                Zuletzt geändert von Torres; 05.02.2013, 20:55. Grund: Präzisiert
                                                                Oha.
                                                                (Norddeutsche Panikattacke)

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                                                                  Fuchs
                                                                  • 17.08.2008
                                                                  • 1503
                                                                  • Privat


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                                                                  AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                  Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                                                  Vor der Tür steht einer der Skischlitten, deren genaue Bezeichnung ich nicht kenne.

                                                                  Schlicht und einfach Tretschlitten - so wie Tretroller. :-) Oder Spark, wie auf Schwedisch. Und da du ja in Finnland warst: Potkukelkka.

                                                                  Schöner Bericht übrigens, lese gespannt mit.

                                                                  Kommentar


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                                                                    Freak

                                                                    Liebt das Forum
                                                                    • 16.08.2008
                                                                    • 31757
                                                                    • Privat


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                                                                    AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                    Danke schön für die Info.

                                                                    Einfach scheint das Fahren damit nicht zu sein. Ich habe einen Urlauber bei den ersten Versuchen beobachtet und der machte den Eindruck, dass man auch das lernen muss.
                                                                    Oha.
                                                                    (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                    Kommentar


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                                                                      • 31757
                                                                      • Privat


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                                                                      AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                      15.01.2013 Die Begegnung mit dem Licht. Klapprodelwandern und Klapprodelfahren. Ca. 7 km

                                                                      Am Morgen wache ich auf, als es hell wird, also gegen 9 Uhr. Der Himmel ist von einem Blau, das ich noch nie gesehen habe.





                                                                      Frühstück gibt es von 10.00 Uhr bis 11.00 Uhr. Ziemlich spät für meinen Geschmack, aber da das Lokal von 10.00 Uhr bis 02.00 Uhr geöffnet ist, auch irgendwie verständlich. Es gibt Porridge, Toast, Roggenbrot, Salami, Schinken und Käse zum Früstück. Und natürlich Butter. Außerdem Kaffee, Tee und Milch. Die meisten Hotelgäste sind Asiaten und habe ihr Laptop dabei. Der Rest sind Finnen. Einige reisen heute ab. Ein Asiate kommt mir bekannt vor. Ich könnte schwören, dass ich ihn im Hostel von Rovaniemi getroffen habe.

                                                                      Die Tourist Information hatte mir den Fahrplan vom Skibus ausgedruckt und ich beschließe, zum Kaunispää zu fahren, um mich erst einmal zu orientieren. Ich bin mir nicht sicher, ob ich da tagsüber so einfach hochlaufen kann (doch, kann man). Der Bus fährt um 11.15 Uhr in Hotelnähe auf der anderen Straßenseite und ich erfahre, dass die Bushaltestelle, an der ich angekommen bin, für beide Fahrtrichtungen gilt. Hier fährt man also auch wieder ab.

                                                                      Der Bus rollt in einer Schleife in Richtung Kaunispää. Als er auf mittlerer Höhe ist, stockt mir der Atem: Die Sonne geht auf. Noch weiß nicht, dass sie aufgehen wird, über dem Horizont stehen bleiben wird und wieder unter gehen wird. Der Kaunispää entpuppt sich als runder Hügel und ich erkenne die Aufbauten wieder. Aber erst einmal muss ich die Sonne fotografieren. In den nächsten Minuten mache ich gefühlt 5000 Fotos. Saariselkä liegt im Dunst.








                                                                      Dann schaue ich mich um. Der Skilift mit dem Häuschen. Das Restaurant. Die Rodelbahn. Hier bin ich gestern also herumgeirrt.











                                                                      Die Temperaturen liegen bei um die – 14 Grad und obwohl die Sonne nicht wärmt, ist es angenehm. Der Wind hat sich gelegt.








                                                                      Zwei Sonnenspiegelungen zeigen sich links und rechts der Sonne und schillern in leuchtenden Farben.














                                                                      Wunderschön.








                                                                      Der Nebel senkt sich etwas und der Schornstein ragt aus dem Nebelmeer hervor. Auch der Kran in der Nähe meines Hotels zeigt sich schemenhaft.








                                                                      Nach vierzig Minuten kann ich mich endlich los reißen. Das Restaurant leuchtet in der Sonne.





                                                                      Links an der Tür des Holzhauses habe ich gestanden.





                                                                      Der beleuchtete Mast.





                                                                      Irgendwo hier in der Ferne, ca. 90 km entfernt, liegt Russland. Ein junger Chinese fragt mich, ob dort ein See ist. Ich verneine. Es ist Nebel.








                                                                      Die Ecke hinter dem Restaurant, an der ich mich gestern Abend vor dem Wind versteckt habe. Die gelben Spuren sind nicht vor mir, ich schwöre.








                                                                      Der Aussichtsturm. Dort wollte ich mich hinsetzen.














                                                                      Und hier standen die Nordlichter am Himmel.








                                                                      Nein. Mein Zelt hätte hier nicht hin gepasst. Ich werde mich wohl damit abfinden müssen, es im Rucksack zu lassen. Langsam wende ich mich der Rodelbahn zu. Der Nebel hat sich ein wenig gelichtet.









                                                                      Es sind vor allem Asiaten, die mit einer Plastikpulka den Hang hochwandern und sich dann todesmutig in die Tiefe stürzen. Aber auch Finnen sind dabei. Ein paar krachen mit voller Wucht als erstes seitlich in den Tiefschnee und auch der eine oder andere Purzelbaum oder Bauchklatscher ist dabei. Die Erfahreneren lassen es langsamer angehen und halten die Spur.

                                                                      Ich entpuppe mich für einen kurzen Moment als Weichei, als ich das sehe. Soll ich mich wirklich hier herunterstürzen? Ich bin lange nicht mehr Schlitten gefahren. Meine letzte Erinnerung ist 10 Jahre her, als ich in Hummelsbüttel die Rettungskräfte eingewiesen habe. Ein Mann war mit voller Wucht gegen einen Baum geprallt. Kein schöner Anblick. Kurz drauf war ein anderer Schlitten unter dem Gewicht der Person zusammen gebrochen und auch das ging nicht besonders gut aus.

                                                                      Eine Engländerin fragt, ob sie mich anschieben soll. Das ist die Initialzündung. Ich verneine zwar, aber ich stoße mich ab. Langsam setzt sich mein Schlitten rumpelnd in Bewegung. Die Bahn ist in gutem Zustand und mein Schlitten ist schnell. Ich bremse ihn etwas herunter und bleibe kurz darauf an einer Ebene stecken. Okay. Die Bahn ist klug angelegt. Es gibt Abschnitte, die beschleunigen und Abschnitte, die bremsen. Gut zu wissen. Ich mache erst einmal Fotos. Hier ungefähr muss es gewesen sein, wo der Himmel immer näher kam.














                                                                      Die Kurve kommt und wieder wird der Schlitten stark herunter gebremst. Das ist mir Recht.











                                                                      Der Mond zeigt sich klar am Himmel und ich fahre die kurvenreiche Strecke ins Tal. Dort lässt man seine Plastikpulka liegen. Wer eine braucht, nimmt sie sich und manchmal fahren Hotelbesitzer herum und sammeln für ihre Gäste welche ein.

                                                                      Als ich wieder oben ankomme, ist es bereits 14.30 Uhr. Von der Sonne ist nichts mehr zu sehen. Nur ein rötlicher Schimmer erinnert an das Schauspiel. Die Sichel des Mondes leuchtet.








                                                                      Auf dem Parkplatz steht eine Gruppe Autofahrer. Sie scheinen Reifen zu testen.





                                                                      Aus meinen Gedanken gerissen, mache ich mich wieder auf, den Rodelhang herunter zu fahren. Freiwillig halte ich zwischen drin an, um noch ein Foto zu machen.





                                                                      Dann donnere ich ins Tal. Ich ziehe meinen Schlitten zu Lappland Safari und buche für Donnerstag einen zweistündigen Skikurs für Anfänger. Der Spaß kostet 55 Euro inklusive Ausrüstung und der Möglichkeit, noch 2 Stunden dran zu hängen. Mal sehen, ob mir Skifahren gefällt.

                                                                      Die Aktivität hat Hunger gemacht. Ich futtere meine Tütennahrung. Es ist kälter geworden. Ich merke, dass ich die Kälte spüre und erinnere mich an gestern. Ich ziehe meine flutgeschädigte, im Nordisk Sonderverkauf günstig erstandene Yeti Daunenhose an und ich kann jetzt schon sagen, dass sie sich bewähren wird, auch wenn die Daunen verdächtig zwischen den Nähten hervor blinzeln. Dann laufe ich los, um das Thermometer zu suchen. Es steht auf – 20 Grad. In dieser Temperatur war ich noch nie unterwegs. Eigentlich wollte ich heute wieder Nordlichter anschauen gehen. Ich beschließe, bei der Touristeninformation zu schauen, ob das Wetter günstig ist. Die Dame bejaht.
                                                                      Die Temperatur löst bei mir Respekt aus und ich frage nach einer geführten Tour. 3 Stunden kosten 58 Euro (ein Taxi auf den Kaunispää kostet übrigens pro Fahrt 20,00 Euro), aber noch einmal so frieren wie gestern möchte ich nicht. Und halte ich bei dieser Ausgangstemperatur auch für viel zu gefährlich. Ich wäre bereit, das Geld zu investieren. Man schickt mich zum Anbieter vor Ort. Dieser teilt mir mit, dass es heute keine Nachfrage gibt. Die Tour fällt aus. Ich könnte eine Schneemobiltour für 177 Euro pro Person buchen. Ich winke dankend ab. Und nun?

                                                                      Ich laufe zurück.

                                                                      Im Zimmer krame ich in meinem Rucksack. Ich habe noch eine Daunenjacke und eine dünne Windjacke. Die Daunenhose geht über das Kreuz. Das sollte reichen. Ich ziehe mich an und werde an dem Abend den Reissverschluss meiner Radjacke endgültig ruinieren. Seitdem ich die Jacke besitze habe ich ihn damit gequält, dass ich zuviel in den Taschen oder zuviel darunter hatte. Die heutige Kombi Daunenjacke, Polarloftinnenjacke, Windjacke, Softshell und Merinopullover sind dann doch zuviel. In der Folge wird er immer wieder aufplatzen und irgendwann in den nächsten Tagen werde ich dazu übergehen müssen, die Innenjacke über die Außenjacke zu ziehen. Sieht zwar grenzwertig aus, aber solange es nicht regnet, funktioniert das gut. Auf den Kopf kommt mein wollener Heater, den ich im letzten Jahr in Rovaniemi erworben habe. Meine dreigeteilten Radhandschuhe mit leichter Daunenfüllung, die ich im letzte Jahr nicht gebraucht habe, erhalten ihre erste Chance und werden sich überraschend gut bewähren. Die anderen Handschuhe sind viel zu dick.

                                                                      Gegen 18.00 Uhr mache ich meinen Schlitten klar und schultere den Tagesrucksack (Kamera, Thermoskanne, Riegel, die fetten Handschuhe von gestern). Nachdem ich den Weg zwei Mal errodelt habe, kommt er mir immer kürzer vor. Ich kenne jede Welle und jede Kurve. Auf der Bank an der Schikane sitzt ein Lieberpaar und kuschelt. Die Sterne sind nicht ganz so klar wie gestern und das Gefühl, in den Himmel zu laufen, stellt sich nicht mehr in der Intensität ein. Beeindruckend ist der Himmel dennoch. Saariselkä liegt unter einer Dunstglocke und das Licht ergibt eine breite Spur.








                                                                      Auf dem Berg ist es menschenleer. Das Restaurant hat längst geschlossen. Ich laufe über den Parkplatz Richtung Aussichtsturm. Ein Schneemobil kommt die Skipiste hoch, gibt Gas und fährt in meine Richtung. Ich springe zur Seite. Das Schneemobil hält am nördlichen Rand, wendet und verschwindet im Nichts. Ich vermute, dass er der Nordlichteraktivitätenmelder für die Schneemobiltour ist.

                                                                      Im Gegensatz zu gestern habe ich den Berg für mich alleine. Der Wind hat sich gelegt und mir ist angenehm warm. Ich stelle mich auf den Aussichtspunkt und schaue in die Weite. Wieder ist der Bogen zu erkennen, wenn auch nur schwach. Die Luft ist klar. Die Sterne funkeln. Welche eine Magie. Was für eine wunderschöne Nacht.

                                                                      Ich experimentiere mit meiner Kamera herum und stelle fest, dass sie die Lichter Saariselkäs erkennt, die Lichter des Nordens dagegen nicht. Ich versuche, sie zu überlisten, indem ich sie auf Saariselkä ausrichte, mich dann drehe und sie dann in Richtung Bogen halte. Es funktionert. Sie löst aus.








                                                                      Da ich kein Stativ habe, lege ich für die Fotos meinen Handschuh auf die Brüstung des Aussichtsturms, damit die Akkus leistungsfähig bleiben. Immer wieder stecke ich die Kamera außerdem unter die Daunenjacke, denn wenn die Kamera zu lange der Kälte ausgesetzt ist, blinkt der Akku Leerstand. Kaum ist er wieder warm, hat er volle Ladung.

                                                                      Aber ich merke, dass das Fotografieren in diesem Moment nur Nebenrang hat. Diese Nacht ist besonders und ich löse mich wieder auf und horche in die Stille hinein. Der Bogen trägt den Hauch der Ewigkeit in sich. Niemand kann das fotografieren, niemand. Fotos zeigen ein Abbild, das nicht existiert. Ein Blitzlicht oder eine Momentaufnahme, mehr nicht. Die Flüchtigkeit, die Wesenhaftigkeit, die Lebendigkeit, den zarten Hauch und die Geräusche der Stille können Bilder nicht abbilden. Nordlichter entstehen im Kopf und ich bin mir sicher, dass jeder Mensch sie anders sieht.





                                                                      Immer noch ist es still und der Lichthauch beginnt sich zu verändern.








                                                                      Aus dem Tal ertönt das Dröhnen von Motoren und die Schneemobiltouristen knattern den Berg hinauf. Sie tun mir leid, denn das, was ich in der Einsamkeit und Stille von eben empfunden habe, werden sie nicht empfinden. Sie parken am anderen Rande des Parkplatzes und ich bin froh darüber, dass sie nicht näher kommen. Ich sehe ihre spitzen Schatten am Rand des Hügels und fühle mich dennoch weiterhin alleine. Morgen werde ich erfahren, dass sich die zwei Engländerinnen, die heute mit mir im Bus den Sonnenaufgang bewundert haben, in der Gruppe befinden.





                                                                      Das Licht verändert seine Form und irgendein Clown brüllt zwei- oder dreimal über den Hügel „How beautiful“. Vor Schreck vergesse ich mich um zu drehen und meine Kamere macht ein künstlerisches Bild. Ich überlege, ob meine Pumpgun im Rucksack liegt, aber der Gruppe scheint das auch nicht zu gefallen und es wird wieder still.











                                                                      Das Nordlicht breitet sich aus





                                                                      und ich lege für einen Moment den Fotoapparat aus der Hand. Es hat nicht die Farbtiefe des letztes Jahres, sondern ist blass und flüchtig. Das grün der Bilder filtert die Kamera heraus, das menschliche Auge sieht die Farben anders. Dennoch ein magischer Moment. Hoch türmen sich die Strahlen am Himmel auf.





                                                                      Die Reifen eines Transporters knirschen auf dem Schnee und zwei Männer poltern eilig die Treppe hoch. Der Aussichtsturm wackelt ein wenig.





                                                                      Der eine stellt sofort die Kamera auf das Geländer und stellt vermutlich auf Langzeitbelichtung. Der andere plappert lautstark auf Finnisch in sein Telefon. Sie kommen mir wie Presseleute vor. Wissen sie nicht, dass das Reden während einer Nordlichtererscheinung Unglück bringt und man es unterlassen sollte? Das Nordlicht sieht das ähnlich und verglüht. Der Bogen steht schmal am Himmel. Noch einmal sieht man etwa zehn Minuten später einen Schatten.





                                                                      Und dann ist auch der Bogen verschwunden. Zurück bleiben die Sterne als wäre nie etwas geschehen. Die Schneemobilfahrer starten den Motor und fahren weiter. Ich verlasse den Turm, nehme meinen Schlitten und suche mit der Stirnlampe die Rodelbahn. Im Tiefschnee nebem dem Parkplatz blinkt ein grünes Licht und ich stelle die Stirnlampe aus, um den Fotografen oder Kamermann nicht zu stören.

                                                                      Die Momente, in denen ich alleine war, waren unglaublich und ich bin voll der Eindrücke. Ich stelle meinen Schlitten an die Kante, nehme das Seil in die Hand und sause in die Tiefe. Jemand hat mit einer Maschine die Bahn geglättet und mit Pulverschnee versehen und an einigen Stellen gibt es Schneeuntiefen. Vor der Schikane bleibt mein Schlitten stecken, ich schieße alleine bergab und etwas verdutzt finde ich mich in der Nähe der gesicherten Kurve im Schnee wieder. Ah, so ging das also. Die Daunenhose bildet ein gutes Polster. Der Mond steht über Saariselkä und ich wage ein Foto, aber die Bilder verwackeln.





                                                                      Ich kehre um, um meinen Schlitten zu holen und da sehe ich über den Bäumen, dort wo der Weg in den Himmel führt, einen fahlen Schimmer von Nordlicht. Ruhig schwebt es dahin und ich fühle den Lufthauch der Seelen der Toten. Noch einmal zeigt es sich und ich versuche ein Foto, aber das Licht ist sehr schwach.





                                                                      Lange schaue ich ihm zu und immer noch ist es als zarter Hauch aus Chiffon zu erahnen. Dann weiß ich: Es ist ein Abschied. Ohne mich noch einmal um zu drehen, fahre ich ins – 25 Grad kalte Tal.
                                                                      Zuletzt geändert von Torres; 15.02.2013, 00:15.
                                                                      Oha.
                                                                      (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                      Kommentar


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                                                                        Freak

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                                                                        • 31757
                                                                        • Privat


                                                                        #36
                                                                        AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                        16.01.2012 Rodeln. Ca. 3,6 km

                                                                        Am nächsten Morgen ist es wärmer geworden. Die Anzeige zeigt – 18 Grad. Auf dem Kaunuspää weht ein kräftiger Wind. Wieder hat sich Sonne über den Horizont erhoben.














                                                                        Ein Tourist läuft mit seiner neuerstandenen Samimütze herum. Ich verstehe nicht, woher das Bedürfnis kommt, sich solche Dinge an zu schaffen. Er wirkt seltsam deplaziert. Aber vielleicht ist die Mütze ja warm.
                                                                        Wieder kann ich nicht an mich halten und fotografiere erneut wie ein Weltmeister. Ich kann mich an den Farben nicht satt sehen. Wie mag der Himmel erst auf den zahlreichen Loipen im Nationalpark aussehen?














                                                                        Immer mehr Bewölkung zieht auf. Der Skibus zieht seine Kreise.











                                                                        Ich treffe die Engländerinnen von Montag wieder und sie erzählen mir, dass sie bei der Schneemobiltour dabei waren. Sie wirken nicht so richtig überzeugt. Das Nordlicht war schön, aber die Tour war teuer. Sie zahlen das Dreifache wie ich für ein Bett in einem 6 Bettzimmer und es wirkt, als hätten sie sich ihren Urlaub anders vorgestellt. Wenn man nicht rodelt, wandert oder Ski fährt, gibt es hier auch nicht viel zu erleben. Zwar ist Saariselkä mit um die 300.000 Gäste einer der bestbesuchtesten Wintersportorte Finnlands – waren es in diesem Jahr 400.000 Besucher in Rovaniemi? - aber außer Natur findet man nur wenig Zerstreuung, die über die organisierte Hotelanimation à la Alleinunterhalter in der Bar hinausgeht. Sehr stark hat übrigens die Zahl russischer Touristen zugenommen. Wie Peter erzählte, sind wohl früher die Briten an Weihnachten mit der Concorde in Rovaniemi eingefallen. Heute haben die Russen viel Geld. Und auch viele Chinesen können sich die Reise leisten. Die meisten Asiaten, die ich treffe, sind Chinesen.











                                                                        Ich verspüre Hunger auf etwas Süßes und gönne mir im Restaurant eine Waffel. Meinen Schlitten lasse ich draußen stehen. In Finnland stiehlt man keine Schlitten. Ich hoffe, dass die Touristen das auch wissen.
                                                                        Es ist warm im Restaurant und die Aussicht ist grandios. Alle Tische sind besetzt und viele Menschen essen hier eine Suppe oder das Menu. Ich setze mich zu den Engländerinnen, die einen guten Tisch am Fenster ergattert haben und noch Platz frei haben. Sie haben eine Suppe mit Lachs und Kartoffeln gegessen, die sehr gut aussieht. 11.00 Euro dafür inklusive Brot, Butter und Wasser ist für finnische Verhältnisse in Ordnung und die Portion stimmt auch.

                                                                        Als ich mich um Viertel nach eins auf den Weg mache, ist die Sonne schon verschwunden.





                                                                        Die Abfahrt ist kühl und ich bin froh, dass ich meine Daunenhose anhabe. Wieder strande ich vor der Schikane. Aber eigentlich ist das nicht schlecht, denn die Fußgänger sind an dieser Stelle oft wenig achtsam. Die Wolken verändern das Licht und ganz neue Farben entstehen.







                                                                        Die Japaner, die mit mir im Bus aus Rovaniemi gesessen hatte, posieren vor der Schikane. Seine Pulka ist in der Kurve umgekippt und die beiden lachen wie die Kinder und fotografieren sich. Ich mache von ihnen beiden ein Foto und sie verbeugen sich höflich. Sein Name ist Toshi, er hat den Namen gestern oder vorgestern an die Bande geschrieben. Vielleicht waren die beiden das Liebespaar von gestern. Passen würde es zu ihnen.

                                                                        Ich entscheide mich, diesmal mit dem Bus hoch zu fahren und stelle mich an die Haltestelle. Vom Handling fand ich es immer schade, dass mein Schlitten nicht hochkant stehen bleibt und ich entdecke, dass das sehr wohl funktioniert. Bei Schnee!





                                                                        Eine französische Reisegruppe mit Skiern und einer französisch sprechenden Leiterin kommt vorbei und parkt die Ski neben dem Bushäuschen. Entsetzt fragt einer, ob die nicht gestohlen werden, wenn die Gruppe jetzt erst einmal ins Café geht. Die Leiterin lächelt. „Dann würde ich an Finnland zweifeln“, sagt sie. Sie erzählt von der Rodelbahn und ich nicke und gebe einen Kommentar ab. Tolle Bahn. Die Franzosen lachen und verabschieden sich fröhlich Richtung Café. Und ich merke mal wieder, dass die Unterscheidung Tourist oder Outdoorer nicht funktioniert. Alle sind so glücklich hier im Schnee und voller Vorfreude. Als wären wir wieder Kinder. Das Naturerleben zählt. Nicht die Fortbewegung oder das Zelt. Draußen sein.

                                                                        Toshi und seine Frau laufen vorbei und wir begrüßen uns. Es ist dunkel geworden und verschiedene Grautöne dominieren die Landschaft.





                                                                        Als ich kurz nach drei wieder auf dem Gipfel stehe, erinnert nur noch ein schwacher Schimmer an die Sonne. Es ist feuchter geworden, ein fieser Wind weht einen fast um und es ist lausig kalt.





                                                                        Eine junge Chinesin klappert sich frierend mit ihrem Plastikschlitten zur Rodelbahn, aber sie kommt nicht in Schwung. Ich zeige ihr, dass sie vorne an der Kante beginnen muss. Oben ist es nicht steil genug. Sie macht ein Foto von der Bahn und ich biete ihr an, sie zu fotografieren. Sie drückt mir ihr Iphone in die Hand. Dann macht sie eine Bewegung wie: „Schnell, mach schon“. Ich hole meine Kamera aus der Tasche und sie macht schnell drei wirklich gute Fotos von mir. Die wenigsten Menschen können Menschen fotografieren, meistens fehlt die Hälfte oder man braucht eine Lupe, um das Gesicht erkennen zu können. Sie reicht mir wieder meine Kamera und donnert ins Tal. Ich donnere hinterher.
                                                                        Der Belag ist hart und schnell geworden und als ich die Richtung mit dem Bein korrigiere, merke ich ich, dass ich aufpassen muss. Wenn mein Bein hängen bleibt, kann es brechen. So komme ich sehr schnell den Berg herunter und überhole die Chinesin mit Leichtigkeit. Im Pulverschnee vor der Schikane bremse ich den Schlitten runter. Ich bin zu alt für Knochenbrüche und Sicherheit geht vor. Vorsichtig fahre ich in die Schikane rein. Nun überholt mich die Chinesin mit vollem Speed und ich folge ihr. In der letzten Kurve driftet der Schlitten zur Seite, da ich auf dem Boden schlecht lenken kann und daher bremse ich noch einmal ab. So kommt sie vor mir ins Ziel. Sie nimmt ihre Pulka, winkt mir zu und biegt Richtung Hotel ab. Ich laufe zu meinem Hotel.

                                                                        An diesem Abend habe ich keine Lust auf Trekkingmahlzeiten und esse im Restaurant des Supermarktes die für Finnland typischen Hackbällchen mit Kartoffelpürree, Salat, Milch, Wasser oder Saft, Kaffee oder Tee, Brot mit Butter. Für 9.90 Euro.

                                                                        Der Himmel ist bedeckt. Heute wird es keine Nordlichter geben.





                                                                        Ich gehe in die Sauna. Danach nehme ich mein Buch von Leena Lehtolainen in die Hand und mache mir einen gemütlichen Abend. Dem englischen Videotext entnehme ich, dass heute offiziell Kaamos, die Polarnacht zu Ende gegangen ist. In Utsjoki hat sich die Sonne über den Horizont erhoben. Auch in Saariselkä ist heute das erste Mal seit Dezember die Sonne aufgegangen. Ich werde morgen erfahren, dass die Menschen, die hier wohnen, auf die Straße gelaufen sind und sich gefreut haben. Die dunkle Jahreszeit ist vorbei.
                                                                        Oha.
                                                                        (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                        Kommentar


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                                                                          Freak

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                                                                          • 16.08.2008
                                                                          • 31757
                                                                          • Privat


                                                                          #37
                                                                          AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                          17.01.2013 Skifahren. Oder so. 2,6 km.

                                                                          Als ich am Morgen zum Frühstück gehe, glüht der Himmel kitschig rot. Die Temperaturen betragen um die – 10 Grad.











                                                                          Eine Frau auf Skiern lässt sich von ihrem kleinen Terrier ziehen. Später werde ich lesen, dass diese Aktivität Ski Joring heißt und den Tourismusmanagern der Region Sorgen bereitet. Anscheinend wird das gerade eine neue Trendsportart und da die Aktivität auf normalen Skitracks zu gefährlich ist, wird über spezielle Angebote nachgedacht.

                                                                          Ich mache Fotos von dem Pub, in dem ich immer frühstücke, fotografiere die Theke, auf der ein Teil des Frühstücks steht und frage, wieso der Bereich einen deutschen Namen trägt: Fuchsbräu Stüberl.












                                                                          Ich erfahre, dass der Chef in Deutschland brauen gelernt hat. Der Fuchs ist das Zeichen des Lokals. Ich komme mit dem Mann hinter dem Tresen ins Gespräch. Am Wochenende ist hier ein Bluesfestival. Das Haus ist ausgebucht. Er empfiehlt mir, die Veranstaltung im Restaurant auf dem Kaunispää zu besuchen.

                                                                          Mein Skikurs beginnt um 13.00 Uhr und ich habe noch Zeit. Ich stelle kurz den Fernseher an und bin von der Vielfalt des Programmes überrascht: Kanal 1: Kochshow. Kanal 2: Kochshow. Kanal 3: Staubsaugerverkauf. Kanal 4: Wunderdiät. Würde man nur Kanal 3 schauen, müsste Kanal 4 eigentlich überflüssig sein, oder?

                                                                          Um 12.45 Uhr holt mich ein Kleinbus vor dem Hotel ab. Die 300 Meter hätte ich zwar auch zu Fuß geschafft, aber es ist im Preis inbegriffen. Ich habe meine Daunensachen an, denn meine Logik sagt mir, dass die Daunenhose Stürze abfedern kann. Weil es nicht sehr kalt ist, lasse ich sie an den Beinen auf und schließe nur das Klett. Man fragt mich besorgt, ob die Socken dick genug sind und ich bejahe. Ich bekomme irgendwelche Salomon Schläppchen in die Hand gedrückt und Cross-Country-Ski. Die anderen beiden Kunden kenne ich von ersten Abend auf dem Kaunispää. Sie sind aus Israel.





                                                                          Als alle ausgestattet sind, marschieren wir zum Startpunkt am Urho-Kekkonen Nationalpark. Das Einklicken in die Ski will geübt werden. Die Skistöcke nach hinten und so herum. Okay. Ich laufe ein wenig auf flachem Gelände herum und das geht. Ich hätte gedacht, dass ich mir gleich mein ersten Schritt auf die Ski trete und sich meine Beine verknoten. Dann geht es auf den Track.

                                                                          In einer Loipe geht es bergab. Die Frau fährt los und es klappt. Der Mann fährt los, etwas wackelig, aber es klappt. Dann fahre ich los und falle fast sofort um. Ich rappele mich wieder auf und die Lehrerin erklärt mir, wie ich mein Gewicht zu verlagern habe. Ich versuche es wieder und merke, dass ich in den Waden keinerlei Muskeln habe. Meine Knie zittern ungesund und ich lasse mich fallen. Ich muss an dieser Stelle dazu sagen, dass ich beim Kampfsport richtig fallen gelernt habe und daher auch keine Probleme damit habe.
                                                                          Also wieder von vorne. Meine Waden zittern, mein Knie wird belastet und ich lasse mich fallen. Ich beschließe, es erst einmal in der Mitte zu versuchen. Ski sind rutschig, wie ich merke. Ich stelle mich seitlich hin und steige auf den Kanten langsam die steilste Stelle hinunter. Dann versuche ich wieder ein Stück zu fahren. Außerhalb der Loipe fällt mir das einfacher als in der Loipe. Die Spur hat sich tief in harten Schnee eingefräst und sobald ich nicht meinen Mittelpunkt finde, setzen sie mir eine unüberwindbare Grenze.

                                                                          Die anderen beiden sind nicht mehr zu sehen und die Lehrerin fragt mich, ob sie mich alleine lassen kann. Ich nicke und bin froh darum. Alleine kann ich besser ausprobieren. Ich steige wieder in die Loipe und tatsächlich gleite ich einen kurzen Moment. Dann kommt eine Kurve, ich verliere wieder das Gleichgewicht und lege mich hin. Immerhin klappt Aufrichten jetzt bestens. Aber ich merke, dass ich mich in den Beinen verkrampfe. Wie beim Schlittschuhlaufen. Die einzige Sportart der von mir ausprobierten Sportarten, die ich nie gelernt habe. Skifahren scheint auch nicht mein Fall zu sein.

                                                                          Eine kleine Steigung kommt und ich komme erst ganz gut hoch. Dann fangen die Ski an stärker zurück zu rutschen. Das irritiert mich und ich stelle die Ski doch lieber wieder parallel. Sicher ist sicher. Die anderen kommen mir entgegen, die Lehrerin musste sie zwei Kilometer entfernt einfangen. Es stellt sich heraus, dass sie als Kinder bereits Ski gefahren sind und ihre Kenntnisse auffrischen wollten.

                                                                          An der nächsten Kreuzung machen wir erst einmal Pause.








                                                                          Ich fotografiere ein Suchbild für Becks: Wo ist die Skifahrerin?





                                                                          Es gibt heißen Saft aus der Thermoskanne. Ich denke an meine erste Kanufahrt. Auf dem Wasser habe ich mich sofort sicher gefühlt. Schnee ist etwas anderes.





                                                                          Die Lehrerin schickt die anderen auf die selbstorganisierte Tour, um mich zurück zu begleiten. Das ist mir eigentlich gar nicht recht, dann alleine komme ich irgendwie besser klar. Immerhin habe ich in der Pause mal geschaut, wie die anderen so stehen und an der nächsten Abfahrt versuche ich das auch. Kurz gleite ich, dann denke ich nach und wieder poff. Die Lehrerin empfiehlt mir, einfach den Kopf aus zu schalten und ich versuche es. Tatsächlich gleite ich eine für meine Verhältnisse lange Strecke bergab. Als die Kurve kommt, denke ich wieder nach, komme aus dem Gleichgewicht und da ich merke, dass ich mein Knie überbelaste, lasse ich mich mit Schwung sofort wieder fallen. Der Aufprall auf den Arm ist aufgrund der Geschwindigkeit hart, aber einen blauen Fleck bekomme ich nicht.

                                                                          Den letzten kleinen Anstieg setze ich wieder langsam Ski um Ski parallel. Meine Knie zittern, sie sind diese Belastung nicht gewöhnt.

                                                                          Wohlbehalten komme ich am Ausgangspunkt an und wir laufen zurück zur Ausrüstungskammer. Werde ich mich noch einmal auf Skier stellen? Vielleicht. Aber vorher mache ich Skigymnastik. Ich weiß noch, wie früher die Leute, die etwas von sich hielten, jedem, der es nicht wissen wollte, erzählten, dass sie jetzt Skigymnastik machen. Anscheinend hatte das einen Sinn.

                                                                          Die Sonne hat sich verzogen und ich gehe langsam nach Hause. Ich beschließe, noch einmal in die Sauna zu gehen und dann mein Buch weiter zu lesen. Mein Sorgenkind rechtes Knie braucht Ruhe. Abends gehe ich doch noch einmal raus, um Teebeutel zu kaufen. Ich komme mit der Kassiererin im Supermarkt im Gespräch. Sie bekommt strahlende Augen, als ich vom Licht in Lappland rede.
                                                                          „Die romantischen Schneebilder in den Prospekten sind alle bei uns gemacht,“ sagt sie stolz. Im Supermarkt herrscht gähnende Leere. „Das ändert sich morgen“, sage ich. „Glauben oder wissen“, fragt sie? Ich erzähle ihr, dass mein Hotel ab morgen ausgebucht ist. Sie schaltet sofort und ich vermute, dass sie ihre Personalplanung überdenkt. Tatsächlich wird hier morgen die Hölle los sein.

                                                                          Danach ist endgültig Ruhetag angesagt. Morgen mache ich eine Schneeschuhtour.
                                                                          Zuletzt geändert von Torres; 31.01.2013, 00:00.
                                                                          Oha.
                                                                          (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                          Kommentar


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                                                                            Freak

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                                                                            • 17221
                                                                            • Privat


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                                                                            AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                            boah was für coole farben!
                                                                            gut, daß du diesmal das rad zuhause gelassen hast


                                                                            ich habe mir schon fast gedacht, daß du wieder im schnee spielen bist, als du länger nichts geschrieben hattest
                                                                            420

                                                                            Kommentar


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                                                                              Freak

                                                                              Liebt das Forum
                                                                              • 07.04.2008
                                                                              • 20009
                                                                              • Privat


                                                                              #39
                                                                              AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                              Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                                                              Danke schön für die Info.

                                                                              Einfach scheint das Fahren damit nicht zu sein. Ich habe einen Urlauber bei den ersten Versuchen beobachtet und der machte den Eindruck, dass man auch das lernen muss.
                                                                              OT: Nein, das ist nicht so wild, nur u.U. anstrengend. Leicht sind die Dinger ausserdem (5kg), ebenfalls klappbar und im Gegensatz zum Normalschlitten auch in der Ebene und (in Grenzen) berghoch zu fahren.
                                                                              Guckstu: http://www.outdoorseiten.net/forum/s...=1#post1119754
                                                                              "I pity snails and all that carry their homes on their backs." Frodo Baggins

                                                                              Kommentar


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                                                                                Fuchs
                                                                                • 31.12.2005
                                                                                • 1642
                                                                                • Privat


                                                                                #40
                                                                                AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                Hmh.
                                                                                Urlaub im Schnee??
                                                                                Sieht doch ganz schön klasse aus. Sollte man mal drüber nachdenken...

                                                                                Danke für den tollen, ehrlichen Bericht.

                                                                                LG
                                                                                Rainer
                                                                                radioRAW - Der gesellige Fotopodcast

                                                                                Kommentar


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                                                                                  Freak

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                                                                                  • 31757
                                                                                  • Privat


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                                                                                  AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                  Vielen Dank für die netten Kommentare.

                                                                                  @Chouchen
                                                                                  Danke für die Erläuterung und Gratulation zu dem Teil. Ich habe Tretschlitten mit der Ausnahme in Kilopää vor allem in den Städten gesehen, aber auch da nur selten. Als Wintersportgerät hat es keiner benutzt, da dominierten die Skier. Wenn es bei uns hier mehr Schnee gäbe, würde ich glatt überlegen, ob ich mir nicht so ein Teil zulege. Fürs Flachland dürfte der prima sein.
                                                                                  Oha.
                                                                                  (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    • 31757
                                                                                    • Privat


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                                                                                    AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                    18.01.2013 Schneeschuhtour. Ca. 6,5 km

                                                                                    Am nächsten Morgen packe ich meine Schneeschuhe aus und begebe mich an den Ausgangspunkt der Skitour. Irgendwo hier muss auch der Einstieg in den Schneeschuhkurs sein.





                                                                                    Zwei Engländerinnen haben die gleichen Probleme mit ihren Skiern wie ich gestern und ich bekunde meine Solidarität. Zwei Asiatinnen mit weißem Mundschutz betrachten die Infotafeln. Ist der Mundschutz gegen die Kälte? Es sieht immer ein bißchen nach Smogalarm aus. Da ich keinen separaten Einstieg finde, folge ich der Empfehlung einer Skifahrerin und laufe ein Stück auf dem Skitrack von gestern.





                                                                                    Kurz darauf geht es links ab und ich bin auf dem Schneeschuhwanderweg. Darth Vader grüßt.








                                                                                    An einem Abhang bleibe ich stehen. Zwei Schneeschuhwanderer überholen mich und laufen leichtfüßig hinunter. Ich taste mich lieber herunter. Noch habe ich meinen Rhythmus nicht gefunden.
                                                                                    Bald stelle ich fest, dass ich viel besser Steigungen laufen kann, wenn ich die Haltung, die ich gestern für das Skifahren gebraucht habe, einnehme. Mit geübtem Blick sondiere ich die Umgebung. Im Schnee sieht man immer wieder Kanten, die so aussehen, als wäre dort jemand gelaufen. Ich vermute Steine und Flüsse als Ursache. Das Gelände ähnelt dem Weg bei Turku. Den Schnee, der hier liegt, hätte ich gebraucht.





                                                                                    Ich überschreite die Brücke zum Nationalpark. Fahrradfahren ist hier verboten.





                                                                                    Unter dem Schnee fließt der Fluss.








                                                                                    Der Weg ist auch ein Naturlehrpfad.





                                                                                    Ein steiler Aufstieg wartet auf mich und ich beschließe, mit der neuerworbenen Technik hinauf zu stürmen. Es funktioniert bestens. Hier der Blick von oben. Der Weg verläuft neben der Treppe. Meine Schneeschuhe geben mir das Gefühl von Sicherheit. Und es macht einfach Spaß. Das muss ich öfter machen.




                                                                                    Der grüne Wegweiser markiert eine 2,5 km lange Tour, der orangene Wegweiser eine 6 km lange Tour. Ich werde die lange Tour gehen. Die Landschaft ist tief verschneit. Der Weg ist gepurt, aber auch neben dem Weg ist der Schnee nicht hoch. Kein Vergleich mit den ungespurten Flächen im letzten Jahr in Rovaniemi. Ich bleibe dabei: Es kommt mir vor, als wäre hier in diesem Jahr wenig Schnee. Immer wieder sehe ich die typischen Anzeichen der felsigen Landschaft, die ich von Turku her kenne. Nicht nur weil hier Naturschutzgebiet ist, ist es ratsam, auf dem Weg zu bleiben. Links von mir befindet sich eine tiefe Schlucht.














                                                                                    Aus Richtung Saariselkä ertönen Geräusche von Schneemobilen. Der Lärm zerreißt die Stille. Ich erspare mir einen Kommentar. Gedanken mache ich mir schon.











                                                                                    Ein Bohlenweg. Auch diese Stellen sind besonders tückisch. Obwohl ich aufpasse, rutscht mein Fuß seitlich in die Tiefe. Die Schneeschuhe federn den Fuß ab. Als Wanderer kann man sich da schnell verletzen, wenn die Stelle nicht erkennbar ist.





                                                                                    Immer weiter steigt der Weg an und dringt schließlich in baumlose Regionen vor.











                                                                                    In der Ferne liegt Saariselkä.





                                                                                    Ein scharfer Wind setzt ein.











                                                                                    Die Sicht wird schlechter und es wird unangenehm kalt. Die Spuren der Wanderer vor mir sind verschwunden. Nur an wenigen Stellen sieht man noch einen Fußabdruck. Sie haben eine halbe oder sogar eine Stunde Vorsprung und dennoch hat der Wind ihre Spuren getilgt. Wie schnell das geht. Jetzt noch ein wenig Schneetreiben und man hat keine Orientierung mehr. Deshalb wird die Wegweiserdichte nun erheblich höher. Wetterumschwünge dürften hier an der Tagesordnung sein. Nicht umsonst liegt in der Mappe im Hotelzimmer das folgende Dokument:






                                                                                    Die Sicht verschlechtert sich immer stärker. Auf den Bildern sieht man das nicht ganz so deutlich, wie es wirklich war. Der Wind kühlt die Körpertemperatur herunter. Ich merke, dass ich meine Schritte beschleunige. Auch wenn es ein zivilisationsnaher Wanderweg ist, so sollte man ihn nicht unterschätzen.





                                                                                    In der Mitte des Bildes ist eine Schlucht. Wenn man nicht aufmerksam ist, sieht man sie erst, wenn man davor steht.





                                                                                    An der Infotafel knickt der Weg nach rechts ab





                                                                                    und geht parallel zu der Schlucht weiter. Die genaue Wegführung sieht man während des Laufens auch erst an der Abzweigung. Die Augen spielen einem einen Streich. Optische Täuschungen nennt man das wohl.





                                                                                    Der Weg mündet in einen breiten Skitrack ein.








                                                                                    Ein Blick zurück.








                                                                                    Aber schon bald geht es wieder auf einem kleinen Pfad in den Wald.





                                                                                    Auch Finnen haben eine pädagogische Ader.








                                                                                    Hier ist der Schnee ziemlich hoch.





                                                                                    Wieder hört man Schneemobile röhren. Etwas weiter entfernt bellen Hunde. Es scheinen sich Kunden für eine Huskyschlittentour gefunden zu haben.





                                                                                    Bald bin ich wieder an der Treppe und der steile Abstieg macht mir nun nichts mehr aus. Viel zu schnell ist die Tour vorbei. Das hat richtig Spaß gemacht. Am liebsten würde ich die Runde noch einmal drehen, aber es ist schon beinahe 16.00 Uhr und heute wird es schneller dunkel als in den letzten Tagen.














                                                                                    Ich beschließe, im Supermarkt essen zu gehen. Der Himmel hat einen blauen Streifen.





                                                                                    Im Supermarkt sehe ich zwei deutsche Kuttenträger eines Motorradclubs. Mein Verdacht, dass sie zu den Schneemobilfahrern gehören, wird sich erhärten. Ich gönne mir eine Lachssuppe.





                                                                                    In einer Zeitschrift lese ich, dass der Kaunispää 437 Meter hoch ist, der Aussichtsturm neu errichtet wurde, dass es in Saariselkä 230 km Skitracks gibt, von denen 30 km beleuchtet sind und dass es ein Geisterhaus gibt.
                                                                                    Als ich anschließend den Wetterbericht in Fernsehen anschaue, sind in Inari + 2 Grad. Dafür hat Südfinnland eine Kälteperiode mit sehr tiefen Temperaturen um die - 30 Grad. Irgendetwas mache ich falsch.

                                                                                    Ich gehe noch einmal zum Ausgangspunkt meiner Schneeschuhtour zurück. Das Thermometer zeigt – 10 Grad. Die Luftfeuchtigkeit ist von 0 auf 98 gestiegen. In der Nähe entdecke ich einen Fußgängerweg, wandere noch ein wenig und probiere, Nachtbilder zu machen.





                                                                                    Neue Gäste sind gekommen. Im Hof des Hotels steht ein Auto, das ein Fahrrad auf dem Gepäckträger hat.
                                                                                    Zuletzt geändert von Torres; 31.01.2013, 15:56.
                                                                                    Oha.
                                                                                    (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      Erfahren
                                                                                      • 23.08.2010
                                                                                      • 228
                                                                                      • Privat


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                                                                                      Wooooaaaahhhhh!!! Ein recht herzliches Zwischens-Dankeschön für deinen tollen Bericht! Der ist nicht nur klasse und unterhaltsam geschrieben, hat aber auch noch gute Informationen zu bieten!

                                                                                      Die Bilder sind einfach nur traumhaft schön! Besonders die Aufnahmen der Tage, an denen die Sonne geschienen hat. Jetzt weis ich auch endlich was du mit "Land des Lichts und der Farben" meintest.
                                                                                      Da bekomme ich direkt Bock mich in den zu mümmeln!

                                                                                      Und Respekt wie solide du mit dem Bericht vorankommst! Ich komme da kaum mit dem Lesen hinterher

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        • 43828
                                                                                        • Privat


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                                                                                        AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                        Mag auch mal meiner Begeisterung Ausdruck geben – grandios!







                                                                                        .... schreib schneller! :P

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          Alter Hase
                                                                                          • 30.05.2007
                                                                                          • 3996
                                                                                          • Privat


                                                                                          #45
                                                                                          AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                          Großartiger Bericht.
                                                                                          Ich ärgere mich gerade, daß wir uns dieses Jahr entschieden haben nicht im Februar nach Muonio zu fahren.
                                                                                          So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                                          A. v. Humboldt.

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            Erfahren
                                                                                            • 07.08.2007
                                                                                            • 266
                                                                                            • Privat


                                                                                            #46
                                                                                            AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                            Auch ich bin Teil der begeisterten Leserschaft. Die Faszination des Lichts kann ich nachvollziehen. Bin gespannt auf die Fortsetzung.
                                                                                            In der Liebe ist es wie beim Verbrechen - ohne den richtigen Komplizen wird es nichts.

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              Dauerbesucher
                                                                                              • 22.07.2008
                                                                                              • 777
                                                                                              • Privat


                                                                                              #47
                                                                                              AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                              So wie ich im Bericht lese war es genau richtig, dass ich Dir Saariselkä vorgeschlagen habe.

                                                                                              Hier noch ein kleiner Vergleich an selber Stelle.



                                                                                              Kommentar


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                                                                                                Alter Hase
                                                                                                • 12.08.2007
                                                                                                • 2705
                                                                                                • Privat


                                                                                                #48
                                                                                                AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                Zitat von lina Beitrag anzeigen
                                                                                                Mag auch mal meiner Begeisterung Ausdruck geben – grandios!







                                                                                                .... schreib schneller! :P
                                                                                                Menno, hörst du die arme Lina nicht?
                                                                                                Wir warten...*Fingertrommeln*

                                                                                                Im nächsten Jahr Skier unter das Fahrrad und noch weiter in den Norden?

                                                                                                So toll scheint deine neue Kamera doch nicht zu sein, ein paar deiner Bilder haben einen deutlichen Blaustich. (Warum sollte also Mitfreuneid aufkommen? Pöh.)
                                                                                                Wenn dir etwas gefällt, analysiere es nicht, sondern tanze dazu.
                                                                                                Tex Rubinowitz

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  Freak

                                                                                                  Liebt das Forum
                                                                                                  • 21.01.2008
                                                                                                  • 11979
                                                                                                  • Privat


                                                                                                  #49
                                                                                                  AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                  OT: Besserwissermodus an : Hoffentlich in Raw-Format fotografiert, dann läßt sich´s noch nachträglich beheben.

                                                                                                  Am besten erstmal ignorieren und nicht beim Weiterschreiben stören lassen.

                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                    Freak

                                                                                                    Liebt das Forum
                                                                                                    • 16.08.2008
                                                                                                    • 31757
                                                                                                    • Privat


                                                                                                    #50
                                                                                                    AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                    Ja, Peter, war ein toller Tipp. Und danke für das Bild. Ich dachte, in Lappland wächst nur Schnee . Vielleicht sollte ich doch mal im Herbst nach Finnland fahren....
                                                                                                    Vorne die Treppe habe ich nicht gesehen. Für mich war da einfach nur eine schöne feste Schneedecke an einem Abhang.

                                                                                                    Prima, dass der Bericht so vielen gefällt. Ich schreibe gleich weiter.

                                                                                                    @Pülür: Auf meinen Rechner habe die Bilder keinen so starken Blaustich. Aber nach dem Hochladen schon.
                                                                                                    Oha.
                                                                                                    (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                      Freak

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                                                                                                      • 31757
                                                                                                      • Privat


                                                                                                      #51
                                                                                                      AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                      19.01.2013. Blues. 2,4 km

                                                                                                      Am nächsten Morgen spüre ich das Schneeschuhlaufen in den Beinen. Das Wetter scheint schön zu werden.





                                                                                                      Viel werde ich heute aber nicht unternehmen. Ich habe das Bedürfnis, einen Ruhetag ein zu legen. Ich entscheide mich, vor dem Frühstück den Skibus zu nehmen und mir Kilopää an zu schauen. Aussteigen werde ich allerdings nicht, sondern gleich wieder zurückfahren. Der nächste Bus fährt nämlich erst gegen Abend und Skifahren kann ich ja bekanntlich nicht. Den Busfahrer wird das ein wenig irritieren, aber die 5,00 Euro, die der Skibus kostet, sind für den ganzen Tag. Dass es in Kilopää ebenfalls eine Schneeschuhstrecke gibt, sehe ich leider erst am nächsten Tag. Sonst wäre ich vielleicht doch noch schwach geworden.

                                                                                                      Die Feuertonne vor dem Grill Imbiss hat interessante Muster in den Schnee gefräst.





                                                                                                      Ich stelle fest, dass man Neuankömmlinge am vorsichtigen Gang erkennt. Am ersten Tag hatte ich auch noch auf meine Füße geachtet, mittlerweile ist das Laufen auf Schnee und Eis völlig normal geworden. Ein Reisebus mit der Aufschrift "Porsche Driving Experience" biegt auf den Parkplatz am Holiday Club ein. Das Unternehmen hat hier in der Nähe ein Testzentrum und lädt in den Wintermonaten Kunden und Mitarbeiter zu Events ein.

                                                                                                      Der Skibus, der sonst fast leer war, wird von Skifahrern und Snowboardern überrannt. Sie steigen am Skilift alle aus.





                                                                                                      Ein Paar aus Frankreich bleibt im Bus sitzen und wir kommen (auf französisch!) ins Gespräch. Sie haben einen Glasiglu gebucht, um Nordlichter sehen zu können. Hoffentlich haben sie Glück. Als der Bus in Kakslauttanen hält, sehe doch tatsächlich echte Schlitten vor der Tür. Das Igludorf ist leider nicht zu erkennen.





                                                                                                      Nun schraubt sich der Bus Richtung Kilopää den Berg hoch. Nur wenige Häuser stehen hier und Infrastruktur gibt es so gut wie keine. Einkäufe muss man in Saariselkä erledigen. Wer also die Einsamkeit sucht, könnte hier gut aufgehoben sein. Die Jugendherberge hat ganzjährig geöffnet.





                                                                                                      Ein Mann übt Tretschlittenfahren, traut der Sache aber nicht so ganz. Seine Freundin lacht aus vollem Hals. Auch hier ist der Himmel eindrucksvoll schön. Ich könnte stundenlang fotografieren. Baum für Baum.








                                                                                                      Am Hotel steige ich wieder aus, denn ich will noch frühstücken.





                                                                                                      Ich bin spät dran und hole mir schnell das, was ich brauche, bevor abgeräumt wird. Das finnische Ehepaar, das in der letzten Nacht bis morgens um 4 Uhr in seinem Zimmer gelärmt hat, kommt ebenfalls. Die Frau hat leichte Koordinationsschwierigkeiten. Sie fragt mich auf Englisch woher ich komme und wechselt dann in ein fehlerfreies Deutsch. Sie empfiehlt mir ebenfalls das Konzert auf dem Kaunispää. Da uns niemand verstehen kann, bitte ich sie, diese Nacht leiser zu sein. Sie verspricht es und wird sich tatsächlich daran halten. Hinter dem Tresen arbeitet ein junger Mann, der ohne auf sie Rücksicht zu nehmen, konsequent lächelnd den Frühstückstisch abräumt. Als ich mich mit „Kiitos“ verabschiede, sagt er „Danke schön“....

                                                                                                      Ich habe keine Lust, heute den Abhang hoch zu laufen, hole meinen Schlitten und nehme den Skibus. Der Himmel färbt sich in grellen Farben und ich komme mir vor, als wäre ich auf einer Safari.








                                                                                                      Zehn Minuten später fängt es an zu schneien.





                                                                                                      Entsprechend grau ist der Kaunispää. So kenne ich ihn noch nicht.




















                                                                                                      Ich beschließe, dass bis zum Konzert noch Zeit ist und fahre die Bahn herunter. Der Schnee ist weich geworden und ich bleibe immer wieder stecken. Auch die Plastikpulken haben Probleme.








                                                                                                      Als ich im Tal ankomme, strahlt der Himmel wieder. Fast wie bei uns an der Küste ist es hier.








                                                                                                      Ich nehme den Skibus nach Kaunispää um 13.15 Uhr und eile zu dem Restaurant. Der Eintritt kostet 10.00 Euro. Das Restaurant ist brechend voll. Alle Tische sind besetzt. Es sind viele Familien dabei, die gemeinsam zu Mittag essen. Ich frage eine der Bedienungen nach einem Stuhl und tatsächlich zaubert sie noch einen herbei. Ich entscheide mich für die Lachssuppe und sie ist köstlich. Das Brot kommt jedoch erst, als ich aufgegessen habe. An meinem Tisch sind Finnen, die kein Englisch können und wir verständigen uns mit Händen und Füßen und lachen. Kein Problem, die Bedienungen kommen aufgrund der vielen Bestellungen nicht hinterher. Die meisten Gäste haben große Gläser mit Bier in der Hand. Die Stimmung ist gelöst und heiter. Das Fahrrad, das ich gestern am Hotel gesehen habe, steht vor der Tür.











                                                                                                      Dann geht es los. Die ersten Lieder sind ein wenig mehr Big Band als Blues, aber die Musiker sind richtig gut.





                                                                                                      Es sind verschiedene Gruppen, die spielen und zusammen auftreten. Später, als ich zum Hotel zurück gehe, werde ich die Plakate entdecken.





                                                                                                      Die Atmosphäre des Spielortes ist unbeschreiblich. Innen ist es warm und gemütlich und vor der Tür eisig kalt. Aber aufgrund großen Fenster und des Lichts hat man das Gefühl, drinnen draußen zu sein.


























                                                                                                      Die Musiker spielen viele bekannte Lieder und einige der Lieder werden sogar auf Zuruf gespielt. Man scheint sich zu kennen, denn die Sänger sprechen immer wieder zum Publikum und die Leute lachen und machen Zwischenrufe. Die meisten Hörer sind zwischen 40 und 50 Jahre alt, einige vielleicht sogar älter. Jugendliche sind kaum dabei. Ich lausche der Musik und mir scheint, als kenne ich jeden Ton und jedes Solo, es ist eben Blues.

                                                                                                      Ich sitze mit dem Rücken zu den Musikern und lasse meinen Blick zu den Gesichtern der Männer und Frauen wandern, die hinter den Tischen vor mir stehen. Die Frauen genießen die Musik ganz offensichtlich und bewegen sich wippend im Takt, während die Männer ruhig und regungslos dabei stehen. Fast wirken sie unbeteiligt. Ein ungefähr 40 jähriger Mann mit schulterlangen Haaren gerät in mein Blickfeld, ich stutze und drehe die Zeit zurück: Die Gesichter der Männer werden wieder jung, ihre Haare länger und die Figuren schlank. Und plötzlich weiß ich, dass sie alle, wie sie hier stehen, Musiker sind oder waren. Sie sind nicht unbeteiligt. Sie hören anders.
                                                                                                      Und ich muss noch einmal an die Gespräche mit Inarijoen Peter denken. Kennt man das heute noch in Zeiten von Internet und Smartphone? Diese endlos langen Abende, an denen man niemanden traf und niemanden erreichen konnte? An das Telefon gingen die Eltern, die nichts wussten oder wissen sollten oder die Freunde hatten kein Telefon. Und wie man sich dann in sein Zimmer schlich, die Gitarre nahm und versuchte, die Akkorde der Songs heraus zu finden, die gerade angesagt waren oder die man sich mühevoll aus dunklen Quellen beschafft hatte? Womit sollte man sich sonst die Zeit vertreiben! Stundenlang, manchmal tagelang? Bis dann durch Zufall ein Abend kam, an dem man jemanden auf der Straße traf und dann noch jemanden und plötzlich waren alle da und man nahm die Gitarren zur Hand und dann wurde die ganze Nacht lang improvisiert, gebluest, gejazzt und das Leben war einfach nur schön. Von diesen Tagen sprach man noch lange. Fast kommt es mir vor, als wäre dies hier auch so ein Tag.

                                                                                                      Viel zu schnell ist das Konzert zu Ende. Es ist kalt geworden, denn es weht wieder der fiese kalte Wind. Schnee, der wie Sand aussieht und auch genauso weh tut, jagt über den Berg. Ich hatte überlegt, heute noch einmal nach Nordlichtern zu schauen, aber ich entscheide mich um. Ich hatte mein Erlebnis bereits.





                                                                                                      Ich stelle mich an meine Rodelkante und Saariselkä liegt leuchtend im Tal.





                                                                                                      Eine Finnin spricht mich erst auf Finnisch und dann auf Englisch an und erklärt mir, dass mein Schlitten sehr gefährlich ist. Ich schüttele den Kopf, aber ich weiß, was sie meint. Mein Schlitten ist viel zu schnell für diese Bahn. Wenn man wollte, könnte man hier ganz böse verunglücken. Sie läuft zu Fuß ein Stück Bahn hinunter, da sie in den Häusern am Hang wohnt und ich hoffe, es beruhigt sie, dass sie sehen kann, dass ich den Schlitten zu einer moderaten Geschwindigkeit zwinge. Das ist auch bitter nötig, denn die Bahn ist wellig geworden und der Wind hat den Schnee umverteilt. Etwas weiter unten bleibe ich hoffnungslos stecken. Ich laufe zu Fuß in Richtung Schikane und fotografiere den Mond. Er ist groß geworden und steht scharf umrissen am Himmel, doch die Fotos lassen ihn verschwimmen, obwohl ich den Schlitten als Stativ nutze.











                                                                                                      Als ich in mein Zimmer komme, schneit es draußen wieder. Morgen ist mein letzter Tag. Die Wettervorhersage lautet: - 7 Grad für Saariselkä und – 29 Grad für Turku.
                                                                                                      Zuletzt geändert von Torres; 31.01.2013, 18:27.
                                                                                                      Oha.
                                                                                                      (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                        Freak

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                                                                                                        • 31757
                                                                                                        • Privat


                                                                                                        #52
                                                                                                        AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                        20.01.2013 Abschied. Geschätzt 3-4 km.

                                                                                                        Durch den Schneefall in der Nacht hat sich die Struktur des Schnees vor meinem Fenster verändert. Der Schnee ist weicher geworden und er hat auch kleine Löcher bekommen.

                                                                                                        Ich lasse mich vom Skibus auf den Kaunispää fahren, um Abschied zu nehmen. Die Spitzen der Bäume sind rosarot. Der Wind hat den Schnee verformt und gehärtet. Ein letztes Mal genieße ich das Licht. Überall laufen Menschen mit dicken Kameras und großen Stativen herum. Fotowetter.














                                                                                                        Wind und Schnee haben neue Kunstwerke geschaffen. Auf der Rodelbahn befinden sich Schuhsohlen aus vereistem Schnee. Ich versuche, die Stelle zu glätten, aber es gelingt mir nicht.









                                                                                                        Ein letztes Mal fahre ich mit meinem Schlitten die Bahn herunter. Diesmal filme ich die Fahrt. Der Schnee bremst mich stark ab und das ist mir recht. Ich mag keine Vorführeffekte. In der Schikane kommen mir Menschen entgegen und ich bremse freiwillig. Es ist eine ganze Gruppe aus bestimmt 15 Franzosen, die ungehemmt mit Schneeschuhen neben einander in der Kurve die Rodelbahn hinauflaufen. Es ist eine geführte Tour und sie zahlen 50 Euro dafür. Im ersten Moment denke ich: Naja. Aber sie wirken unheimlich glücklich und so soll das sein.

                                                                                                        Ich versuche das Rot des Morgens einzufangen, aber das Licht hat sich verändert.














                                                                                                        Ich verabschiede mich von Toshi und seiner Frau, die vermutlich schon abgereist sind und verewige hiermit ihre Namen.





                                                                                                        Die Rodelbahn. Ein Mann mit Auto hat soeben Pulken eingesammelt. Vielleicht fährt er die Gäste nach oben.





                                                                                                        Die Kapelle, an der ich jeden Tag vorbei gekommen bin.





                                                                                                        Design hat schon etwas. Auch wenn es eine Hotelkette ist.





                                                                                                        Der Kran, der aus dem Nebel kam.





                                                                                                        Erinnerungen an die Schneeschuhtour werden wach.





                                                                                                        Ein Eichhörnchen huscht über die Straße und verschwindet zwischen den Häusern.





                                                                                                        Ich schaue mir noch einmal den Schaukasten am Einstieg zum Skitrack an. Meine Schneeschuhtour ging auf den 450 Meter hoch zum Iisakkipää. Ich entdecke den Rundkurs bei Kilopää. Und K(l)eine Spuren.





                                                                                                        Draußen sind es – 10 Grad, die Schneetemperatur beträgt -6 Grad und die Luftfeuchtigkeit 98 Prozent.








                                                                                                        Ich biege auf den Fußgängerweg ein, den ich im Dunkeln öfter gegangen bin. So ein Blockhaus sieht schon gemütlich aus.














                                                                                                        Unter den Bäumen sehe ich eine Skifahrerin. Hier ist eine von vielen Loipen in Wohngebieten und man muss aufpassen. Immerhin machen die Skistöcke im verhärteten Schnee ein peitschendes Geräusch. Erst dachte ich, dass die Skier für das Geräusch verantwortlich sind. Aber es liegt wohl an der Kombination Stöcke – Schnee, denn in Joensuu werden meine Stöcke dieses Geräusch ebenfalls von sich geben.





                                                                                                        Ich betrachte den Sendemast und überlege, ob er für den Fernsehempfang zuständig ist.





                                                                                                        Auf der Straße links unten im Bild kommt ein Schneemobil röhrend hoch geschossen. Die Fahrerin schaut nach rechts und nach links und rast dann geradeaus weiter und pflügt mit aufheulendem Motor von dannen. Ich dachte bisher, das wäre hier ein Wohngebiet. Ich bin so verdutzt, dass ich meine Kamera nicht zücken kann. Sachen gibt es.





                                                                                                        Der Mond ist immer noch da.





                                                                                                        Mein Schlitten auch.




                                                                                                        Und die Sonne sowieso. Auch wenn sie hier ein wenig kitschiger herüber kommt, als sie wirklich war.





                                                                                                        Bäume gibt es mehrerere.





                                                                                                        Der Schornstein, an dem das Thermometer angebracht ist.





                                                                                                        Und der Supermarkt. Ein Rabe fliegt vorbei. Es ist der erste Vogel, den ich sehe.





                                                                                                        Der Kaunispää aus anderer Perspektive.





                                                                                                        Und die Straße nach Inari. Aus dieser Richtung wird der Bus kommen, der mich morgen nach Rovaniemi bringt.





                                                                                                        Ich wechsele die Straßenseite und schaue mich dort um. Irgendwo hier muss der Weg nach Laanila beginnen, der für Wanderer auch im Winter freigegeben ist. Ich sehe ihn und laufe vorsichtig an der Scooterspur entlang, von der aus er rechts abzweigen wird.





                                                                                                        Roaarh. Ich erschrecke mich und springe zur Seite. Zurück bleibt eine Wolke von Gestank.








                                                                                                        Der Weg ist mit einer Walze begehbar gemacht worden und ich laufe ihn ein Stück entlang. Er verläuft parallel zur Straße. Das wird sich später bessern. Zivilisationsnah verläuft er dennoch an Straßen entlang und durch Wohngebiete. Das war der Grund, warum ich ihn nicht eher gesucht habe. Jetzt, wo ich ihn gefunden habe, gefällt er mir recht gut. Verkehr ist hier ja relativ. Manchmal kommt alle fünf Minuten ein Auto, manchmal aber auch nur einmal die Stunde. Manchmal kommen sogar zwei hintereinander. Vielleicht muss ich noch einmal wieder kommen.








                                                                                                        Nach einiger Zeit drehe ich um, denn ich will noch packen. Eine lange Reise steht mir bevor. Da ich noch Tage auf meinem Interrailticket übrig habe, habe ich mich für Joensuu im östlichen Teil Finnlands, genauer in Karelien entschieden. Die Bahnstrecke ab Helsinki soll schön sein und ich kenne die Gegend nicht. Ich habe bereits ein Bett im Hostel reserviert, denn die Campingplätze sind auch hier im Winter geschlossen. Auf Peters Rat hin habe ich mich für den Nachtzug von Rovaniemi nach Helsinki entschieden. Über Helsinki zu fahren ist einfacher, weil man nur einmal umsteigen muss. Teurer als das Hostel Rudolf wird der Schlafplatz vermutlich nicht sein und ich erspare mir dadurch eine mitternächtliche Ankunft in Helsinki mit dortiger Übernachtung oder den Verlust eines ganzen Tages. Hoffentlich hat der Bahnhof in Rovaniemi noch auf, damit ich mir einen Schlafplatz reservieren kann.

                                                                                                        Im Supermarkt kaufe ich Reiseproviant, da ich mich nicht an Einkaufsmöglichkeiten am Bahnhof in Rovaniemi erinnere. Mit dem Gepäck werde ich kaum in den Supermarkt mit der Frischetheke gehen. Die Mitglieder des deutschen Motorradclubs haben ihr Snowmobil auf dem Parkplatz geparkt und einer telefoniert. „Ja, geil hier. Wetter gut, Bier gut, Weiber gut“. Ich verziehe mich.

                                                                                                        Dann fällt mir ein, dass die Ladung auf dem Schlitten im Bus verrutscht war. Ich frage bei Partioaitta nach Gummizügen und man schickt mich zur Tankstelle.







                                                                                                        Die Tankstelle ist ein Gemischtwarenladen und führt Schrauben, Äxte, Gaskartuschen, Backwaren, warme Speisen und auch sonst alles, was man im Leben wirklich braucht. Ich erwerbe zwei gelbe Gummizüge im 2erPack für 4,60 Euro. Geprüft vom TÜV Thüringen.


                                                                                                        Zurück im Zimmer packe ich. Immer wieder erstaunlich, wie man sich ausbreitet, wenn man länger bleibt. Im Zelt sieht das auch nicht anders aus. Die Schiebelehne schraube ich auseinander, damit sie wieder in die Schneeschuhtasche passt. Ich brauche sie nicht mehr. Draußen fällt Schnee.








                                                                                                        Ich dusche vor und dann hält es mich doch nicht im Zimmer. Die Schneeschauer haben aufgehört und ich mache noch einen Spaziergang. Die Temperatur ist auf - 7 Grad gestiegen und der Himmel ist klar. Ich schaue zum Kaunispää hoch, aber Nordlichter sehe ich keine. Der frische, feuchte Schnee liegt auf der festgetretenen Schneedecke locker auf. Fast stürze ich, als mein rechtes Bein wegrutscht. Mein Knie beschwert sich. Vorsichtig gehe ich noch eine kleine Runde durch die Nebenstraßen am Skitrack.

                                                                                                        Dann bereite mich seelisch auf die Abreise vor. Morgen ist Montag und am Samstag geht mein Schiff nach Deutschland. Ich mag noch gar nicht daran denken.
                                                                                                        Zuletzt geändert von Torres; 31.01.2013, 22:32.
                                                                                                        Oha.
                                                                                                        (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                          Freak

                                                                                                          Liebt das Forum
                                                                                                          • 16.08.2008
                                                                                                          • 31757
                                                                                                          • Privat


                                                                                                          #53
                                                                                                          AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                          21.01.2013 -22.02.2013 Fahrt nach Joensuu. Joensuu. Ca. 4 km

                                                                                                          Um 10.00 Uhr verlasse ich mein Zimmer und gehe frühstücken. Ein letztes Mal Toast mit Schinken und Käse, Milch und Tee. Gestern hätte ich mir ein Frühstücksei gewünscht – immerhin war ja Sonntag – aber hier gibt es jeden Tag das Gleiche. Mein Bus fährt um 12.50. Es ist der Local Bus. Ich hätte auch den Express Bus nehmen können, der eine Stunde später fährt. Seine Fahrtzeit ist eine halbe Stunde kürzer. Aber dieser Zeitvorteil bringt mir nichts.

                                                                                                          Im Lokal sind nur wenige Gäste. Ich hänge trüben Gedanken nach. Draußen schneit es. Ein Bus kommt und neue Gäste reisen an. Ein ewiger Kreislauf. Gäste kommen und Gäste gehen. Jeder einzelne fühlt sich als etwas Besonderes. Und wird mit seiner Ankunft Tourist. Früher nannte man Touristen Fremde. Und Tourismus Fremendenverkehr. Heute heißt das Tourismus- und Freizeitwirtschaft. Wahrscheinlich schweißt ein Leben in so einem Ort zusammen.

                                                                                                          Endlich ist es soweit. Ich setze den Rucksack auf, nehme meinen Schlitten und gehe langsam zur Bushaltestelle. Es hat aufgehört zu schneien. Das ist schlecht. Eigentlich bin ich ganz froh, dass das Wetter mir den Abschied leichter macht. Aber schon klar es in der Ferne auf.











                                                                                                          Zwei Engländer steigen aus dem Bus nach Ivalo. Sie haben viel zu viel Gepäck dabei und die Frau ist sichtlich genervt. Drei Asiatinnen laufen in den dicken Daunenanzügen vorbei, die ihnen von ihrem Hotel gestellt werden. Ich schätze die aktuelle Temperatur auf knapp unter Null. Der Bus kommt und Schlitten und Rucksack verschwinden in seinem Gepäckfach. Er rollt zur Hauptstraße und ich sehe die Temperaturanzeige am Schornstein. Es sind – 2 Grad. Der Bus biegt Richtung Rovaniemi ab. Glücklich macht mich das nicht.

                                                                                                          In Kakslauttanen steigt auf dem Parkplatz eine Frau aus und der Busfahrer erläutert ihr, dass sie sich auf der Rückfahrt an die Bushaltestelle stellen soll. Von hier aus sind es 250 Kilometer bis Rovaniemi. Aber erst geht es weiter nach Kilopää. Plötzlich bremst der Bus ab. Rentiere sind auf der Straße. Der Fahrer hupt. Das größere Tier weicht an den Straßenrand aus, aber das kleine Rentier läuft vor dem Bus davon. Es dauert, bis er vorbei kann.














                                                                                                          In Kilopää steigen zwei Asiaten aus. Sie waren vermutlich in Saariselkä Lebenmittel einkaufen, denn sie haben Einkaufsbeutel und Plastiktüte dabei. Der Skibus dürfte sie heute morgen nach Saariselkä gebracht haben.





                                                                                                          Als der Busfahrer auf den Abschnitt kommt, wo die Rentiere waren, fährt er langsam. Aber sie trotten bereits ruhig in Richtung Wald. Mir fällt auf, dass die Frontscheibe des Busses große Risse hat. Der Busfahrer telefoniert ausgiebig und laut. Immerhin mit Freisprecheinrichtung am Ort. Mit dieser Angewohnheit ist er nicht alleine. Viele Finnen telefonieren ungehemmt und laut. Sogar ein Straßenbahnfahrer wird in Helsinki mit dem Handy am Ohr fahren. Aber da ich nichts verstehe, stört es mich nicht.
                                                                                                          Ich hatte mir vorgenommen, einen Fluss zu fotografieren, der mir auf der Hinfahrt gefiel, aber ein Pfeiler schmuggelt sich genau in dem Moment auf das Bild, als der Fotoapparat auslöst. Der Tankajoki in der Nähe von Rentierdorf und Goldgräberdorf? Ich weiß es nicht mehr.





                                                                                                          Ein kleines Mädchen steigt ein. Der Bus dürfte die einzige Verbindung sein, wenn Kinder ihre Freundinnen besuchen wollen. Viele Menschen leben hier nicht. Ein großer Seen taucht auf.





                                                                                                          Die Straße verläuft nun parallel zum Fluß Kitinen, der mit dem See verbunden ist und sich an einigen Stelle verbreitert. Nicht überall ist er zugefroren. In Sodankylä ist wieder eine halbe Stunde Aufenthalt, weil die Pakete ausgetauscht werden.





                                                                                                          Dann fährt der Bus die Schulen ab. Viele Kinder steigen ein. Ein Junge wirft Schneebälle auf die schon recht erwachsen wirkenden Mädchen. Sie strafen ihn mit Verachtung. Manche Dinge ändern sich nie. Ein anderer Junge zieht ein Comicbuch aus der Tasche. Mir fällt auf, dass ich schon lange keine Jungen mehr habe lesen sehen. Die meisten spielen Spiele.








                                                                                                          Ein Lidl Markt leuchtet in der Dämmerung. Nach einer halben Stunde steigen die ersten Mädchen aus. Der Junge mit den Schneebällen müsste an der nächsten Haltestelle heraus, klingelt aber zu spät. Er läuft zum Busfahrer. Der Busfahrer bremst mitten auf der Straße und sie diskutieren. Dann legt der Busfahrer den Rückwärtsgang ein und rollt ein Stück zurück. Schließlich entscheidet er sich, zu wenden. Das dauert etwas, denn erst muss er eine Seitenstraße finden, in der er wenden kann. Schließlich findet er sie.








                                                                                                          Als er zurückfährt, nehme ich im Augenwinkel ein Werbeschild war. Oh, denke ich, der beworbene Supermarkt heißt ja genau so, wie der in Saariselkä. Natürlich ist es eine Werbung für Saariselkä. Wir fahren ja falsch herum.
                                                                                                          Der Bus wendet erneut und lässt den Jungen heraus. Vor dem großen Schneehaufen an der Bushaltestelle wirkt er ganz klein. Aus einem Haus, das sich ein paar Meter von der Haltestelle entfernt befindet, dringt Licht. Was das wohl für eine Kindheit abseits der Zivilisation ist? Was in diesen abgelegenen Häusern passiert, wissen nur die Bewohner.

                                                                                                          Wieder steigen Kinder aus. 45 Minuten Schulweg. Zwei Mal am Tag.





                                                                                                          Die Sonne geht unter und es sieht aus, als stände der Horizont in Flammen. Wir fahren genau in den Sonnenuntergang hinein. Die letzten Kinder steigen aus.





                                                                                                          Immer noch zeigt sich der Sonnenuntergang hell am Horizont und das wird auch die nächsten 45 Minuten so bleiben. Ich brauche einige Zeit, bis ich verstehe, dass wir in die Sonne hinein fahren. Die Tage werden mit jedem Kilometer länger.











                                                                                                          Dann sind wir plötzlich kurz vor Rovaniemi. Das Dorf des Weihnachtsmannes taucht auf und ich muss sagen, dass es beleuchtet wunderschön aussieht. Die Rentiergruppe am Flughafen.





                                                                                                          Vom Busbahnhof ziehe ich meinen Schlitten Richtung Bahnhof. Vor der Tür rüste ich um und packe den Schlitten in seinen Packsack. Die Schalter sind bis 21.20 Uhr geöffnet. Ich habe die Wahl zwischen einem normalen Sitz oder einem Bett und ich entscheide mich für das Bett. Ich habe noch nie in einem Nachtzug geschlafen und will das ausprobieren. Außerdem bin ich in Urlaub. Ich zahle 30 Euro. Der Zug ist sehr voll und so muss ich die Kabine teilen. Gepäck kann man unter das untere Bett schieben. Ich glaube kaum, dass der Rucksack darunter passt, aber irgendetwas wird mir schon einfallen. Sie erzählt mir, dass der Zug um 21.30 Uhr bereit gestellt wird und um 22.15 Uhr abfährt.

                                                                                                          Ich fotografiere endlich den Schriftzug. Im letzten Jahr hatte ich ihn nicht gesehen.





                                                                                                          Es ist kurz vor 18.00 Uhr. Ein anderer Nachtzug steht bereit, aber den will ich nicht nehmen. Nutzt man ein Interrail Ticket nach 19.00 Uhr, gilt erst der nächste Tag als Reisetag. Würde ich den früheren Zug nehmen, müsste ich zwei Tage eintragen. Das könnte ich allerdings verschmerzen, denn schon jetzt ist absehbar, dass ich einen Reisetag nicht nutzen werde. Der wahre Grund ist, dass der erste Zug zu einer unchristlichen Zeit in Helsinki ankommt. Nämlich um 7.00 Uhr. Mein Zug kommt um 9.00 Uhr an und das erscheint mir gnädiger.

                                                                                                          Ich lese mein Buch weiter. Immer wieder vertrete ich mir die Beine. Mein Gepäck lasse ich unbeaufsichtigt. Ich vertraue den Finnen. Die wichtigsten Dinge habe ich am Körper. Es ist warm in Rovaniemi. Die Temperatur beträgt – 3 Grad. Der Mond leuchtet und die Sterne funkeln. Groß ist er geworden. Letzte Woche stand nur eine schmale Sichel am Himmel.








                                                                                                          Tatsächlich steht der Zug ab halb neun bereit. Die Codekarte steckt an der Tür. Ich teile meinen Raum mit einer netten Begleitung, die morgens um 4 Uhr aussteigen wird, gerade aus Murmansk kommt und in Inari als Wildnisguide gearbeitet hat. Das Gespräch ist sehr interessant. Nachdem ich das obere Fach meines Rucksackes geleert habe, lässt sich sogar das Waschbecken öffnen. Ich beziehe das obere Bett und bin überrascht, wie gemütlich es ist. Die Bettwäsche ist aus dicker, hochwertiger Baumwolle in den Farben des finnischen Bahn. Die Codekarten kommen in die Halterung am Waschbecken, damit sie griffbereit sind. Weiß für die Tür und Schwarz für die Dusche.











                                                                                                          Ich schlafe spät ein und unruhig. Schiffsschaukeln ist für mich gewohnter als die Eisenbahn. Um 4 Uhr höre ich die Tür, aber dann wache ich erst wieder auf, als der Zug in Hämeenlinna ankommt. Ich grüße in Richtung Parola.





                                                                                                          Gegen 8.00 Uhr werde ich wach und bleibe noch etwas liegen. Dann mache ich mich fertig. Der Zug rollt pünktlich in Helsinki ein. Mein Anschlusszug fährt auf dem gleichen Bahnsteig ab.





                                                                                                          Ich überlege, mich in den Warteraum zu setzen, aber im Gebäude ist es mir zu warm. Das Wetter ist sonnig bei Temperaturen um – 10 Grad. Angenehm. Ich gehe zum Bahnsteig zurück. Eine Reklame, in der sich auf dem Foto das gegenüberliegende Gleis spiegelt, erinnert mich an Lappland. Lang, lang ist es her.





                                                                                                          Kurz vor 10.00 Uhr fährt der Zug ein und ich lege Rollwagen und Schlitten in ein Gepäckfach. Der Rucksack bleibt neben mir. Als der Zug anfährt, denke ich an meine Radtour vom letzten Jahr. Damals waren die Seen offen und schmutzig grau.





                                                                                                          In Lappeenranta ist vor einigen Tagen der frisch renovierte historische Bahnhof abgebrannt, der zu Ehren Zar Alexander III gebaut wurde. Es muss sich um einen anderen Bahnhof handeln, als denjenigen, der vom Zug aus zu sehen ist.
                                                                                                          Das Bild ist auf der Rückfahrt entstanden.





                                                                                                          Der Zug hält in Imatra und die Hälfte der Fahrgäste steigt aus. Es wirkt, als wäre Imatra Grenzstadt und das ist richtig. Imatra liegt nur wenige Kilometer von der russischen Grenze entfernt.








                                                                                                          Zwanzig Minuten später hält der Zug wieder und ich bin von den Eiszapfen fasziniert. Die Strecke führt jetzt eine Zeitlang direkt an der russischen Grenze entlang.











                                                                                                          Um 14.40 Uhr erreicht der Zug Joensuu. Eine Finne hatte seinen Kinderwagen von den Rollen befreit, damit er in das Gepächfach passt. Nun versucht er die Konstruktion im Gang wieder zusammen zu bauen. Da ich Zeit habe, warte ich geduldig und reiche ihm die Rollen, die ihm davon gekugelt sind, aber er ist etwas genervt und winkt mich durch. Ich halte schließlich die anderen Fahrgäste auf.

                                                                                                          Der Zug hat hier Endstation und alle steigen aus. Eine Unterführung gibt es nicht, sondern man läuft hinter dem Zug über die Gleise. Und als ich hinter dem Zug hervor komme und Joensuu das erste Mal sehe, trifft mich der Schlag. Auf diesen Eindruck bin ich mental nicht vorbereitet. Helsinki, Tampere und Turku hatten selbst in Bahnhofsnähe einen mehr oder weniger urbanen Charme. Die kleineren Orte sowieso. Und Joensuu? Häßlich. Flach. Verkehrsschneisen. In der Ferne sieht man Hochhäuser.

                                                                                                          Ich kann nicht sagen, warum, aber spontan fallen mir die Worte Russland, real existierender Sozialismus und Zweckarchitektur ein. Ich hoffe, ich trete damit niemandem auf die Füße und entschuldige mich in diesem Falle dafür. Ich war noch nie in Russland. Vielleicht kommen mir die Gedanken, weil Russland so nahe ist und diese Stadt keine Gemeinsamkeiten mit den Städten Südfinnlands und Lapplands hat, die ich bisher kennen gelernt habe.
                                                                                                          Joensuu liegt in Nordkarelien. Karelien ist ein historisches Gebiet, das sich in einen (kleinen) finnischen Teil (Nord- und Südkarelien) und einen (großen) russischen Teil aufgliedert. Das Gebiet, in dem ich mich befinde, wurde jahrhundertelang zwischen Schweden und Russland hin- und hergeschoben wurde, bevor es endgültig ein Teil Finnlands wurde. Die heutige Grenze existiert seit 1947. Joensuu ist mit 75.000 Einwohnern die größte Stadt Ostfinnlands und war – wie ich später erfahre - in den 90er Jahren aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit und der Ansiedlung somalischer Bürgerkriegsflüchtlinge (Quelle: wikipedia) Ausgangspunkt der finnischen Skinheadbewegung. Tatsächich registriere ich bereits auf dem Bahnhofsvorplatz, dass es in Joensuu viele Bürger mit Migrationshintergrund gibt und Jugendliche, die so wirken, als wäre die Zukunft bereits an ihnen vorbei gegangen. Eine Großstadt. In den anderen finnischen Städten wird es das Phänomen auch geben, aber es ist mir bisher nicht aufgefallen.

                                                                                                          Ich gebe die Jugendherberge in mein Navi ein und sehe, dass ich über die Brücke muss. Eine hauchdünne, festgetretene und mit Granualt abgestreute Schneeschicht liegt auf den Bürgersteigen. Eine Lok steht neben der Ampel und ich überlege ein Foto für Pfad-Finder zu machen. Ich entscheide mich, über den Parkplatz zu laufen. Ein Taxi biegt schwungvoll ein und bremst. Der Fahrer springt heraus und fragt in einem harten Finnisch, ob ich ein Taxi brauche. Ich erschrecke mich. So direkt bin ich hier bisher nie angesprochen worden. Normalerweise muss man sich selbst helfen, wenn man etwas will. Ich schüttele den Kopf, denn ich will die ca. 2 km zum Hostel laufen. Kurz darauf bereue ich die Entscheidung. Es ist viel Verkehr auf der Brücke. Autofahrer machen Kavalierstarts und spielen den Helden. Ich komme mir vor, wie in St. Pauli oder Steilshoop. Was will ich hier?

                                                                                                          Der Fluss Pielisjoki scheint sich in mehrere Arme zu teilen und die Brücke ist sehr lang. Ungefähr in der Mitte ist eine kleine Halbinsel und vermutlich ist es hier im Sommer sehr schön. Am Ende der Brücke biege ich in die Uferstraße ein. Vorweg kann ich sagen, dass sich der Grundriss Joensuus (wie übrigens auch der Stadtkern Tamperes) durch gerade, rechtwinklig verlaufende Straßen auszeichnet. Das diente bei der Entstehung vor gut 150 Jahren dem Brandschutz. In den siebziger Jahren wurde der größte Teil der Holzhäuser abgerissen und durch Hochhäuser ersetzt. Daher besitzt Joensuu wenige Sehenswürdigkeiten. Es ist – aus meiner Sicht - einfach nur hässlich.

                                                                                                          Nach ungefähr einem Kilometer Strecke nervt mich der Rollwagen. Auf Schnee lässt er sich nicht so gut ziehen. Ich packe ihn auf den Schlitten. Meine Laune hebt das nicht. Es sind viele Radfahrer unterwegs, die ohne Rücksicht überholen. Ein schmaler Weg führt am Fluss entlang, aber da ich nicht weiß, ob es Skitracks sind, bleibe ich auf der Straße. Als ich mich gerade zu etwas mehr Optimismus zwingen kann, dringen die Geräusche einer Baustelle im Fluss an mein Ohr. Es wird gehämmert und eine Säge kreischt. Meine lappland- und schneestilleverwöhnten Ohren schmerzen. Eine Skulptur taucht auf und dann zücke ich doch die Kamera.








                                                                                                          Immerhin ist auf die Sonne Verlass.









                                                                                                          Die orthodoxe Kirche mildert meine schlechte Laune merklich. Vielleicht ist es ja doch ganz schön hier. Die Uhr sieht interessant aus.





                                                                                                          Die Jugendherberge kommt in Sicht (das rote Gebäude). Die Anmeldung ist im Gebäude schräg gegenüber.





                                                                                                          Bei meinem Telefonat hatte die Rezeptionsmitarbeiterin anscheinend Tuesday und Thursday verwechselt. Aber ich habe Glück. Ein Raum ist noch frei. Als Entschädigung bekomme ich zusätzlich zu meinen Prozenten noch 5 Euro Rabatt. Teuer ist es dennoch, wenn ich es richtig erinnere, zahle ich ungefähr 35 Euro. Allerdings inklusive Frühstück. Einzelbetten kann man hier nicht buchen, sondern muss das ganze Zimmer nehmen. Ich zahle erst einmal nur eine Nacht. Morgen werde ich entscheiden, ob ich hier länger bleibe oder flüchte.

                                                                                                          Zwei Räume gehören zu einer Einheit, die über Dusche/WC und eine modern eingerichtete Küche verfügt. Das Zimmer ist sehr ansprechend. Ein Pluspunkt für Joensuu.





                                                                                                          Ich laufe Richtung Innenstadt, um einen Supermarkt zu finden. Gleich an der nächsten Ecke ist ein K Markt. Ich habe gestern und heute Morgen nur etwas Brot gegessen und einen Bärenhunger. Paprikaschoten lachen mich an. Barilla-Spaghetti (andere gab es nicht). Lachs. Bolognesesoße im Glas. Mustikka-Joghurt (Heidelbeere). Milch. Eine Flasche Mineralwasser mit Krabbel. Emmentaler Reibekäse aus Saksa (Deutschland). Und Eier. Der Einkauf kostet mich 18 Euro. Ich mache mich in der Küche breit. Mein Mitbewohner ist noch nicht da.





                                                                                                          Die Küche ist mit Rauchmeldern versehen und Schilder fordern auf, bei jedem Kochvorgang die Dunstabzugshaube an zu stellen. Fehlalarm geht auf eigene Kosten. Es gibt einen Topf und eine Pfanne und ich stelle fest, dass ich weder Salz noch Öl habe. Egal. Ich koche die Paprikaschoten, packe die Nudeln dazu und zuletzt die Soße. Die Spiegeleier brate ich in Wasser an. Die Pfanne taugt, denn die Spiegeleier gelingen perfekt. Die Reste verstaue ich im Kühlschrank. Ich werde wohl doch einen zweiten Tag bleiben müssen.

                                                                                                          Ich mache mich auf, um mir die Innenstadt an zu sehen. Vielleicht gibt es ja doch einen historischen Stadtkern. Es geht immer geradeaus. An den Rändern liegt graues Schneegranulat. Ein modernes Haus gefällt mir.








                                                                                                          Eine der wenigen Sehenswürdigkeiten: Das Kunstmuseum.





                                                                                                          Am Marktkplatz suche ich nach dem Bus Nummer eins. Ich hatte an der Rezeption nach Wanderwegen oder Schneeschuhpfaden gefragt. Da auch hier die meisten Wanderwege für Skier freigegeben sind, hat mir die Frau an der Rezeption entweder das kleine Gebiet zwischen Hostel und See oder die Region Utra empfohlen. Dort gibt es eine Halbinsel und ein Wandergebiet. Es ist ca. 6 km entfernt und kann mit dem Bus erreicht werden.





                                                                                                          Die Fußgängerzone ist beinahe menschenleer.





                                                                                                          Nur sehr wenige Menschen huschen vorbei. Die Geschäfte haben bereits seit 18.00 Uhr geschlossen. Das erste Mal fühle mich in Finnland nicht sicher. Ich wandere langsam in Richtung Hostel zurück. Eine Apotheke hat geöffnet und bedient die Kunden an kleinen abgetrennten Schaltern. Wie so oft in Finnland müssen auch hier Nummern gezogen werden.

                                                                                                          Wieder mache ich Fotos.











                                                                                                          Im Gelände an der Kirche versuche ich einen Spaziergang zu machen. Skifahrer tauchen lautlos auf und Verschwinden im Dunkeln. Der Schnee ist tief und ich stapfe mühsam einen lächerlich kleinen Abhang hoch.





                                                                                                          Hinter der Kirche ist eine Rodelwiese. Nach der Bahn in Saariselkä kann ich sie nicht ernst nehmen. Ich laufe zur Jugendherberge. Über die Straße schallt eine laute Stimme. Irgendjemand scheint das Radio an zu haben und das Fenster geöffnet zu haben. Ich schüttele den Kopf. Ein merkwürdiger Ort ist das hier. Ich gehe zu meinem Zimmer und treffe in der Küche meinen Nachbarn. Ein wortkarger Finne, der kein Englisch spricht. Die Küche riecht nach den Duft- und Geschmacksstoffen billigen Fertigfutters. An der Spüle steht eine zweite leere Dose Bier.

                                                                                                          Ich hole meine Stirnlampe und gehe wieder auf die Straße. Die Stimme ist immer noch so laut. Mein Hirn formt das Wort Pferderennen. Pferderennen? Wie komme ich auf Pferderennen. Ich wundere mich über mich selbst und lenke meine Schritte erst einmal in den Park. Auch hier sind Loipen, aber es gibt auch einen Fußgängerweg. In einem Gehege sind viele Hunde, die anscheinend nach und nach von ihren Besitzern abgeholt werden. Der Schnee am Wegrand ist mit Hundehaufen verziert.








                                                                                                          An der Kreuzung weisen Schilder auf einen Wohnmobilstellplatz am See hin. Ich gehe in die Gegenrichtung. Ein Jogger läuft keuchend an mir vorbei. Die immer noch weithin schallende Stimme kommt näher. Man sieht in der Ferne Flutlicht. Wieder tauchen Skifahrer lautlos aus dem Dunkeln auf und verschwinden ebenso schnell. Einen Fußgängerweg sehe ich nicht.








                                                                                                          Ich vermute, dass die Flutlichtanlage zu einem Stadion für Ice Skating oder was es hier noch so für Sportarten gibt, gehört. Immer wieder bin ich überrascht, was für eine Vielfalt an Wintersportarten im Fernsehen übertragen wird. Wäre ein Fußgängerweg sichtbar, würde ich nachschauen, aber der Eingang scheint einige Blocks entfernt zu sein.

                                                                                                          Es wird Zeit um zu drehen. Ich laufe Richtung Hostel. In einem Hof sitzen ein paar Hoppel.





                                                                                                          Die Stimme wird lauter und schneller. Ich bleibe stehen. Pferderennen. Das sind definitiv Pferderennen. Finnisch hin oder her. Den Tonfall kenne ich. Ich krame nach dem Stadtplan. Trotting Course. Ich kenne das Wort nicht und frage einen Finnen: Horses? Er nickt. Einen Moment überlege ich, ob ich die Bahn besuchen soll und mir die Pferde anschauen soll. Aber der Eingang ist nicht in der Nähe. Und es werden wohl Traber sein, ich erinnere mich, dass es bei den Trabern häufig Rennen im Schnee gibt. Als Bewohner einer Derbystadt interessiere ich mich für Galopprennen. Nachdenklich gehe ich nach Hause. Joensuu hat eine Pferderennbahn. Vielleicht ist es hier doch ganz nett.
                                                                                                          Zuletzt geändert von Torres; 01.02.2013, 15:36.
                                                                                                          Oha.
                                                                                                          (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                            Lebt im Forum
                                                                                                            • 26.04.2010
                                                                                                            • 5726
                                                                                                            • Unternehmen


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                                                                                                            AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                            Danke fürs Erstellen Torres.
                                                                                                            Ich bin weder neidisch auf die Kamera und auf die Tour. Aber wir lesen mal weiter....

                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                              Dauerbesucher
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                                                                                                              • 777
                                                                                                              • Privat


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                                                                                                              Pferderennen (Traber) sind in Finnland sehr beliebt und finden eigentlich jeden Tag irgendwo statt.
                                                                                                              Da Du die Rennen in Joensuu verpasst hast, kannst Du sie hier anschauen.
                                                                                                              Kalenterihaku = Marraskuu 2012 , Ravirata = Joensuu

                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                Freak

                                                                                                                Liebt das Forum
                                                                                                                • 16.08.2008
                                                                                                                • 31757
                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                23.01.2013 Schneeschuhe. Ca. 8 km.

                                                                                                                Am Morgen verlässt mein finnischer Nachbar früh die Wohnung und das weckt mich. Frühstück ist von 7.00 Uhr bis 9.00 Uhr. Um 8 Uhr betrete ich den Frühstücksraum und er entpuppt sich als eine Kantine. Das Gebäude ist eine Ausbildungsstätte für den Sport. Entsprechend gut und reichhaltig ist das Frühstück. Verschiedene Müslisorten, Brotsorten, Wurstsorten, Käse, Lachs, rohes Gemüse und vieles mehr ist aufgetischt. Nach einer Woche Toast mit Schinken kann man sich gar nicht entscheiden. Anschließend gehe ich in die Innenstadt in Richtung Marktplatz. Auf dem Rücken habe ich den Tagesrucksack und über der Schulter die Schneeschuhe. Die Schiebelehne habe ich aus der Tasche herausgenommen.

                                                                                                                Joensuu ist immer noch nicht schön, aber ich weiß ja nun, was mich erwartet. Das Kunstmuseum von vorne.





                                                                                                                Ich suche die Tourist Information und finde sie im Carelicum. Ich frage nach einer Karte von Utra, um zu sehen, wo ich ungefähr aussteigen muss. Die Dame an der Tourist Information empfiehlt mir den Bereich in der Nähe der Jugendherberge, in dem ich gestern schon die ersten Schritte gemacht habe. Hinter der Trabrennbahn befindet sich ein Wald mit Wanderwegen und dort kann man auch auf den See gehen.

                                                                                                                Ich kaufe mir eine Eintrittskarte für die Ausstellung über Karelien, die im ersten Stock stattfindet, um mich über die Region zu informieren. Ich finde so etwas immer sehr hilfreich, um eine Region besser zu verstehen. Im unteren Stockwerk befindet sich eine Sonderausstellung die sich mit der der Russischen Revolution, der NS-Zeit und dem Zweiten Weltkrieg und dem Stalinismus beschäftigt. Die Schautafeln sind in Finnisch und in Russisch.

                                                                                                                In einem abgedunkelten Raum wird ein Film gezeigt und die Installation an der Wand lässt mich schaudern. Von einem Bronzestich schaut Stalin von der Wand herab. An den Seiten die Namen der Finnen, die im Stalinismus ermordet wurden. Der Raum widmet sich den Finnland – Kanadiern. Viele Finnen waren im 19. und Anfang des 20. Jhs. nach Kanada ausgewandert. Fasziniert von der russischen Revolution, gingen sie unter dem Eindruck der Großen Depression nach Karelien, um Arbeit und bessere Lebensbedingungen zu finden. Viele von ihnen wurden ohne Grund abgeholt, ermordet und wie Millionen andere Opfer der stalinistischen Säuberungen in Massengräbern verscharrt.
                                                                                                                Der gezeigte Film heißt „Letters from Karelia“ und zeigt die Geschichte von Aate Pitkänen, eines Finnland-Kanadiers, der 1931 nach Karelien ausgewandert war, als russischer Ski Champion die Säuberungen überstand und im Krieg zwischen die Fronten geriet. 1942 wurde er in Finnland als Spion hingerichtet. Er hinterließ seine Frau und ein Kind, das zusammen mit Aates Schwester im Mittelpunkt des Filmes steht. Klick.

                                                                                                                Im oberen Stockwerk wird die Geschichte Kareliens dargestellt. Manche Dinge sind sehr detailreich und nicht immer kann ich die Dinge zu ordnen, da mir die Geographie- und manchmal auch die Geschichtskenntnisse fehlen. Interessant ist es dennoch, etwas über die wechselvolle Geschichte und die Eigenheiten dieser Region zu lernen.

                                                                                                                Dann gehe ich in Richtung Park.
                                                                                                                Die Sonne scheint. Es sind – 17 Grad und die Luft ist eiskalt, aber die Sonne hat bereits Kraft und wärmt. Nun weiß ich, was der Mann in Rovaniemi letztes Jahr meinte, als er sagte, im März seien die Tage bereits warm. Welch ein Unterschied zu der Sonne in Lappland.








                                                                                                                Ich laufe den Weg, den ich bereits gestern gelaufen bin und biege dann Richtung Campingplatz ab. Boote liegen an Land und es riecht nach Fisch.








                                                                                                                Der See lockt und ich sehe Trittspuren. Aber ich weiß nicht, ob es hier ungefährlich ist. Die Dame von der Tourist Information hatte mich extra vor dem Fluss gewarnt, der in Sichtweite verläuft.





                                                                                                                So gehe ich erst einmal weiter. Im Sommer wird es hier wunderschön sein.








                                                                                                                Ich komme wieder an dem Stellplatzschild heraus und gehe in Richtung der Flutlichtanlage.





                                                                                                                Wieder sehe ich keinen Wanderweg und richte mich darauf ein, das Gebiet auf einer Straße zu umrunden, aber eine Frau läuft in eiligen Schritten ein Stück des Skitracks entlang und biegt dann links ein. Anscheinend ist dort ein Weg. In der Ferne spielen Hunde. Hier scheint ein Park zu sein. Eine Fahrradfahrerin folgt uns, stellt aber bald das Fahrrad ab. Der Schnee ist zu tief. Tatsächlich ist er sehr fest und überfroren und ich ziehe meine Schneeschuhe an. Ich brauche ewig, bis ich sie an den Füßen habe und denke resigniert, dass sie nach einem Bankraub wohl nicht das geeignete Fluchtmittel sind. Endlich sitzen sie richtig und ich sehe: Die Idee hatten auch schon andere. Das wundert mich nicht. Mit Schneeschuhen macht das Laufen auf dieser Oberfläche unglaublich viel Spaß.

                                                                                                                Ich genieße die Sonne und dann denke ich an Fotos. Vor mir sieht der Weg so aus.





                                                                                                                Und hinter mir so.





                                                                                                                Und erst da begreife ich, dass ich längst auf dem See bin. Ich habe mich von dem Anblick des Schnees und der Bäume täuschen lassen. Dort, wo die Skitracks waren, ist wohl im Sommer eine Badestelle.











                                                                                                                Zwei Jungs sind beim Eisangeln. Ich frage den einen, wie dick das Eis ist. Es ist sehr dick. Er zeigt es mir mit der Angelschnur und ich bin beeindruckt. Erfolgreich werden sie nicht sein.








                                                                                                                Im See sind kleine Inseln. Ich umkreise sie.








                                                                                                                Im Gegenlicht übersteuert die Kamera grenzenlos, aber das Bild gefällt mir dennoch.





                                                                                                                Ganz schön große Tapsen, die ich hinterlasse.





                                                                                                                Da ich kein besonderes Ziel habe, laufe ich einfach nur so herum und mache Spuren in den unberührten Schnee. Und immer wieder Fotos. Bei letzteren achte ich jedoch darauf, dass immer ein Busch oder Baum zu sehen ist. Ohne diese Maßnahme werden die Bilder zu langweilig.











                                                                                                                Viel zu schnell für meinen Geschmack verschwindet die Sonne hinter dem Horizont und ich gehe wieder zurück. Gerne hätte ich den See gequert, aber er ist riesig und das sollte man nicht unterschätzen. Im Moment bin ich sogar alleine - zumindestens auf dem von hier aus sichtbaren Teil des Sees.

                                                                                                                Mein Akku meckert und blinkt und kündigt an, dass er gleich alle ist. Ich weiß, dass das nicht stimmt. So stecke ich die Kamera unter die Daunenjacke. Das gefällt dem Objektiv gar nicht. Meine Körperwärme sorgt für Feuchtigkeit und als ich die Kamera wieder heraus nehme, friert sie zu. Mühsam befreie ich die Linse vom Eis.





                                                                                                                Dann geht die Kamera wieder.








                                                                                                                Die Sonne spiegelt sich glutrot in den Häusern.








                                                                                                                Schließlich bleibt nur noch ein schwaches Leuchten am Horizont.





                                                                                                                Ein Blatt liegt auf dem Schnee und ich mache ein Foto für lina.





                                                                                                                Und noch eines.





                                                                                                                Mein Akku hat sich wieder auf „voll“ gestellt und ich lasse die Kamera um den Hals baumeln. Ein Fehler. Meine Atemluft befeuchtet sie und sie friert völlig zu. Vorsichtig versuche ich das Eis zu entfernen, aber bis auf dieses kleine Gucklock gelingt es mir nicht mehr.





                                                                                                                Das ganze Objektiv ist nun von einer dünnen Eisschicht umgeben. Der Übergang vom See zum Ufer bleibt unfotografiert. Langsam laufe ich zurück zum Hostel, während meine Nasenhärchen leicht zusammen frieren.

                                                                                                                War das ein schöner Tag! Ich sollte wieder hierher kommen.
                                                                                                                Zuletzt geändert von Torres; 01.02.2013, 19:37.
                                                                                                                Oha.
                                                                                                                (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                  Gerne im Forum
                                                                                                                  • 13.01.2013
                                                                                                                  • 79
                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                  AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                  Torres,
                                                                                                                  du hast meinen vollen Respekt und meine Anerkennung. Deine Berichte sind sehr gut zu lesen, das könntest du glatt beruflich machen. Mit einem Rodelschlitten und Rückenlehne.... da muss man erst mal drauf kommen!
                                                                                                                  Du hattest Glück, der Januar war dieses Jahr so mild wie ich ihn noch nie erlebt habe, normal wäre es viel kälter (dafür hatten wir letztes Jahr viel Schnee...).
                                                                                                                  Gruss aus dem Norden
                                                                                                                  supi


                                                                                                                  P.s.: Vor 3 Jahren an Ostern habe ich mal einen Alt-Hippi kennengelernt der bei -17 bis -22 Grad 230km die Bundesstrasse 4 Richtung Jyväskylä runtergeradelt ist um seine Schwester zu besuchen. Knallhart mitten im Verkehr mit Schnee, Eis, Brummis und Feiertagsverkehr, aber auf den Wegen die du nehmen wolltest... keine Chance. Gut das du einen Alternativplan hattest.
                                                                                                                  Das du noch mal in dieser Zeit wieder kommst hätte ich aber nicht gedacht. Komm doch mal in der warmen Jahreszeit (kalkuliere aber Ersatzreifen ein, da hört man öfters mal Radfahrer jammern).

                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                    • 03.02.2013
                                                                                                                    • 146
                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                    Sehr schöner Bericht. Auch schön, ein paar Fotos von Plätzen zu sehen, an denen ich selbst öfter mal rumspringe. Tampere ist ja wirklich nicht so riesig ;)
                                                                                                                    Die Farben und die Lichtstimmung in Lappland im Winter sind wirklich einzigartig. Ich kann mich noch gut dran erinnern, wie ich Anfang Dezember im Nachtzug nach Kemijärvi saß und dann auf halber Strecke von Rovaniemi nach Kemijärvi langsam die erste Morgendämmerung einsetzte. Dieses graublau ließ die Landschaft fast unwirklich daherkommen. Leider konnte ich es aus dem fahrenden Zug nicht vernünftig fotografieren.

                                                                                                                    Ich kann jedenfalls verstehen, dass Finnland es dir so angetan hat, ich würde am liebsten auch gleich hierbleiben.
                                                                                                                    Jos ei viina, terva tai sauna auttaa, tauti on kuolemaksi (Finnisches Sprichwort)

                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                      Freak

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                                                                                                                      • 31757
                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                      AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                      @supi
                                                                                                                      Über die warme Jahreszeit habe ich auch schon nachgedacht Mal schauen.
                                                                                                                      Aber ich mag ja die Kälte. Ich hätte es gerne kälter gehabt, um ein Gefühl für ganz tiefe Temperaturen zu bekommen. Dass im letzte Jahr mehr Schnee war, kann ich auch bestätigen. Die wussten ja teilweise nicht mehr, wo sie ihn hinpacken sollen. Jemand meinte irgendwo zu mir, dass man normalerweise nicht so gut auf dem See herum spazieren kann, weil in der Regel zuviel Schnee darauf liegt.

                                                                                                                      @Nordlandpirat
                                                                                                                      Ja, das graublau in Lappland ist faszinierend. Als ich wieder ins hiesige Schmuddelwetter zurück gekommen bin, war der Unterschied ernüchternd. Studierst Du in Tampere? Ist wirklich ein schöner Ort.

                                                                                                                      Schön, dass Euch der Bericht gefällt, das freut mich.
                                                                                                                      Oha.
                                                                                                                      (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                        Erfahren
                                                                                                                        • 03.02.2013
                                                                                                                        • 146
                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                        AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                        Yep, ich bin zwei Semester als Erasmus hier und würde am liebsten hier bleiben. Nicht unbedingt im Stadtteil wo ich jetzt wohne, aber die Stadt an sich ist halt echt der Hammer. Vorteil am jetzigen Wohnort ist halt die Nähe zur TU.

                                                                                                                        Die richtig schöne Kälteperiode hier im Süden hast du ja leider verpasst. Am 12.1. war ich bei -16°C eisfischen und eine Woche später gings teilweise sogar bis -27 runter. Da bin ich die 20 Meter in den Nachbarblock vom Wohnheim zum Wäschewaschen auch nur in voller Montur gegangen.

                                                                                                                        Mein Kumpel der mich in der Zeit besucht hat, hat auch bös über das deutsche Wetter geflucht, nachdem er wieder daheim war

                                                                                                                        In der Gegend um Saariselkä komme ich in zwei Wochen auch vorbei, allerdings ist das mehr eine Partytour mit Studentengruppe als das was ich da oben auf eigene Faust machen würde. Eine Wintertour in Lappland auf eigene Faust traue ich mir dann doch bei weitem noch nicht zu. Irgendwann die nächsten Jahre mal, jetzt erstmal meine Sommertour planen
                                                                                                                        Jos ei viina, terva tai sauna auttaa, tauti on kuolemaksi (Finnisches Sprichwort)

                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                          Freak

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                                                                                                                          • 31757
                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                          AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                          Für eine Wintertour da oben muss man meinem Eindruck nach unbedingt Ski fahren können. Und um sicher zu gehen halbwegs das Gelände kennen. Mir hat die Gegend Respekt verschafft.

                                                                                                                          Und ja, ich weiß, die Kälteperiode habe ich verpasst. In Lappland wurde es immer wärmer und bei Euch immer kälter. Egal, war trotzdem toll
                                                                                                                          Oha.
                                                                                                                          (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                            Anfänger im Forum
                                                                                                                            • 29.12.2010
                                                                                                                            • 21
                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                            AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                            Was ist das denn genau für ein Rodel?

                                                                                                                            Knolle!
                                                                                                                            Die tolle Knolle aus der Scholle

                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                              • 31757
                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                              #63
                                                                                                                              AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                              24.01.2013 Helsinki. Urban Outdoor.

                                                                                                                              Der Tag der Abreise naht und in der Nacht quälen mich Gedanken. War es richtig, die Tour ab zu brechen? Hätte ich vielleicht das Tauwetter im Wald aussitzen sollen, bis ich weiter gekonnt hätte? Die Weite des Sees hat Tourensehnsüchte geweckt. Am liebsten würde ich meinen Schlitten und die Ausrüstung nehmen, zu dem See gehen und los wandern. Bis zum nächsten See und immer weiter.

                                                                                                                              Als ich wach werde, verfliegen die Gedanken. Es ist, wie es ist. Und ich kann mich nicht beklagen: Seit Tampere war das Wetter ungewöhnlich schön. Finnland und Lappland hätten im Schnee ertrinken können. Schlechte Straßenbedingungen hätte das Vorankommen erschweren können. Statt dessen hat sich an vielen Tagen die Sonne gezeigt und Nordlichter habe ich auch gesehen. Wer weiß, wie die Reise verlaufen wäre, wenn die Tour gelungen wäre.

                                                                                                                              Auch heute wird mich das Wetterglück nicht verlassen. Als ich gegen 7.00 Uhr den Frühstücksraum auf der andere Straßenseite aufsuche, schneit es in dicken Flocken. Die Finnen, die mir begegnen, wirken genervt und die Räumdienste sind im Dauerbetrieb. Für Helsinki ist Sonne vorhergesagt. Kurz vor acht hole ich meinen Schlitten und den Rucksack aus dem Zimmer, schließe die Tür und wandere in Richtung Innenstadt. Mein Zug fährt um 9.17 Uhr. Der Schlitten läuft auf dem frischen Schnee sehr gut und routiniert lasse ich ihn mit einem kleinen Ruck aus dem Handgelenkt neben mir laufen. Fast kommt er mir vor wie ein kleiner Hund, der neben mir her läuft. Und so bekommt er nun einen standesgemäßen Namen: „Fifi“. Die Fahrradfahrer kämpfen mit dem Schnee und einige fahren auf der Straße, um schneller voran zu kommen.

                                                                                                                              An der Brücke werfe ich einen Blick zurück.








                                                                                                                              Bei Schnee und Beleuchtung sieht Joensuu viel netter aus. Auch die Brücke gefällt plötzlich.











                                                                                                                              Und dann mache ich endlich das Bild für Pfad-Finder. Dieses Exemplar ziert also Joensuu.








                                                                                                                              Ich beschließe, mein altes Urvertrauen zu den Finnen wieder zu aktivieren und lasse den Schlitten mitsamt Rollwagen und Schneeschuhen am Fuße der Treppe stehen, um mir eine Reservierung zu holen. Die Dame am Schalter nickt. Ein wenig missmutig tippt sie an ihrem Computer herum, ohne dass etwas passiert. Habe ich irgendwas falsch gemacht? Ein junger Farbiger reiht sich hinter mir ein und ich sage „Sorry“. Ich kann mich einfach nicht daran gewöhnen, dass hier nur alle drei Stunden ein Zug fährt. Ich denke immer, die Menschen hinter mir haben es eilig. „Kein Problem“, antwortet er auf englisch und fragt, ob ich in Finnland Urlaub mache. Ich bejahe. Die Dame lacht plötzlich auf, schüttelt den Kopf und sagt dann erklärend: „Der Computer funktioniert nicht richtig. Ich komme an das Buchungssystem nicht ran“. Sie hackt weiter auf den Tasten herum.
                                                                                                                              Dann plötzlich sagt sie „Ah“ und der Drucker fängt an zu rattern. 1,2,3,4,5,6,7,8 oder mehr Reservierungen kommen aus dem Gerät. Ich lache und sie lacht mit. „Aber die sind nicht alle für mich“, sagte ich. „Nein“, meint sie. „Das sind die von gestern.“ Sie nimmt den letzten Beleg, schaut ihn an, zuckt mit den Schultern und gibt ihn mir. „Nehmen sie es als verspätetes Weihnachtsgeschenk“, lacht sie. Der Betrag lautet 0,00 Euro. Danke schön.

                                                                                                                              Ich mache Platz für den Mann, der sich in fließendem Finnisch ein Ticket bestellt. Ich hole meinen Schlitten und gehe Richtung Bahnsteig. Dort treffe ich ihn wieder und er fragt, wo ich her komme. Oh, Germany. Munchen. Da hat er auch mal gelebt. Deutschland ist ein tolles Land. Nicht so wie Finnland. Ich frage ihn, ob er denn kein Finne sei, er würde doch finnisch sprechen. Er verneint. Er ist aus Somalia.

                                                                                                                              Ich suche meinen Platz und verstaue das Gepäck.





                                                                                                                              Nach ungefähr einer Stunde Fahrt kommt die Sonne heraus. Beim Einsteigen ist mir ein sehr kultiviert wirkendes älteres Ehepaar aufgefallen. Der Mann lächelt öfter aufmerksam zu mir hin und als ich von einem Gang zurück komme, spricht er mich auf finnisch an. Ich antworte auf Englisch, dass ich ihn nicht verstehe und seine Frau fragt auf Englisch, wo ich her komme. Ich sage es und er sagt in perfektem Deutsch, dass er auch gerne wandert. Seine Frau fragt mich, wo ich denn unterwegs gewesen wäre. Ich antworte ihm auf Deutsch, weiß aber nicht, ob er mich versteht. Daher rede ich auf Englisch weiter und lasse ab und zu deutsche Sätze einfließen. Seine Frau übersetzt ins Finnische. Er antwortet auf Finnisch und seine Frau übersetzt sofort ins Englische. Eine Dreieckskommunikation. Ich erfahre, dass er im März mit Freunden eine Skitour in der Hardangervidda machen wird und mit dem Zelt unterwegs sein wird.

                                                                                                                              Nach gut viereinhalb Stunden erreichen wir Helsinki.





                                                                                                                              Das Gebäude gefällt mir und in letzter Sekunde gelingt mir ein Bild. Aber erst meine Recherche für diesen Reisebericht zeigt mir, dass es sich um eine Ausstellung zum Klimawandel handelt.





                                                                                                                              Die Straßen Helsinkis sind schneefrei. Ein ungewohnter Anblick. Nur in einer Nebenstraße hat sich altes Eis gehalten und ich rutsche einmal fast aus. Ich finde die Haltestelle der Straßenbahn und stelle fest, dass sie für Leute ohne Gepäck gemacht ist. Mit Kraft wuchte ich den Rollwagen die hohen Stufen hoch, werfe den Schlitten hinein und quetsche mich dann mühsam mit dem Rucksack an der Mittelstange vorbei. Puh.

                                                                                                                              Ich habe im Help Hostel reserviert. Es ist nicht weit von dem Hostel des letzten Jahres entfernt, aber es ist erheblich günstiger und ich erhoffe mir eine nettere Atmosphäre. Erst hatte ich überlegt, zu zelten, aber erstens habe ich den Zeltplatz nicht gerade in naturnaher Erinnerung und da ich auf dem Schiff keine Einzelkabine gebucht habe, befürchte ich, das Zelt nicht trocknen zu können. Die Rezeption ist nicht besetzt, aber einchecken kann ich dennoch. So stelle ich schnell meine Sachen in Bettnähe. Wenn ich Glück habe, werde ich den Schlafsaal zwei Tage lang für mich alleine haben.

                                                                                                                              Das Wetter ist schön und ich hatte mir vorgenommen, Suomenlinna zu besuchen, nachdem Göttergatte mich auf den ehemaligen Leuchtturm aufmerksam gemacht hatte. Da ich den Weg kenne, bin ich schnell am Hafen.














                                                                                                                              Auf der Fähre setze ich mich nach draußen, um besser fotografieren zu können. Neben mit sitzt ein deutsches Ehepaar. Ich kann nicht verstehen, was sie sagen. Aber ich höre die gespielte Beherrschung einer zu lange andauernden Zweisamkeit heraus. Das ist ungewohnt nach so langer Zeit wunderbaren Nichtverstehens.

                                                                                                                              Die Fähre setzt sich in Bewegung. Trauminseln?








                                                                                                                              Ein Hubschrauber donnert über unsere Köpfe und setzt in der Ferne zum Landeanflug an. Der Schnee auf den Eisschollen wirbelt hoch und es wirkt eine Zeit lang, als würde das Schiff brennen.





                                                                                                                              Bald kommt das Ziel in Sicht.








                                                                                                                              Um 15.38 Uhr laufe ich durch den Torbogen. Die Zeit steht still.





                                                                                                                              Die Kirche. Aber ich tue mich schwer mit der Perspektive.








                                                                                                                              Ich laufe den offiziellen Rundweg entlang. Die Straße ist verschneit, aber es ist nicht der griffige Schnee Lapplands. So bin ich froh, dass gestreut wurde. Nur wenige Touristen sind unterwegs. Die meisten Passagiere der Fähre waren Bewohner der Insel.

















                                                                                                                              Die alten Gemäuer berühren mich wenig, mich zieht es wieder zum Licht.











                                                                                                                              Ich beschleunige meine Schritte. Ein Weg, der von Treppen durchsetzt ist, biegt vom Hauptweg ab und ich eile hinauf.








                                                                                                                              Zwei junge Mädchen bitten mich, sie zu fotografieren und das tue ich gerne. Kurz drauf gehen sie zurück und ich habe die Eindrücke für mich alleine.















                                                                                                                              Dann kommt das große Finale. Die Sonne zerläuft im Meer.








                                                                                                                              Ein Fotograf stellt seine Fototasche neben die Kanonen und beeilt sich, die Sonne noch auf das Bild zu bannen.





                                                                                                                              Ein paar Touristen, vor allem Asiaten und Russen, kommen die Treppe hoch und ich sage ihnen, sie sollen sich beeilen. Sie verstehen sofort. Nicht mehr lange wird die Sonne noch sichtbar sein. Der Fotograf kommt hinter mir her und ich frage ihn, ob er Profi ist. Er nickt. Er braucht die Sonne und das U-Boot. Er ist Finne, lebt aber in Dänemark. An einer Abzweigung vermutet er eine Abkürzung zum King´s Gate und ich stimme ihm zu. Aber der ungestreute Weg wird genauso rutschig sein wie der Weg bergauf und ich möchte zurück. Der Sonnenuntergang war mein Highlight für heute. Für weitere Mauern bin ich nicht in der richtigen Stimmung.








                                                                                                                              Groß ist der Mond geworden. Aber an Vollmond werde ich nicht mehr da sein.





                                                                                                                              Ganz links müsste das U-Boot liegen.





                                                                                                                              Ungefähr 950 Menschen wohnen auf Suomenlinna. Das sind ungefähr dreifach so viele wie in Saariselkä.











                                                                                                                              Diese Uhr zeigt zwanzig vor eins. Ich komme anscheinend zwanzig Minuten eher an, als ich los gegangen bin.








                                                                                                                              Es ist kühl geworden. Die Feuchtigkeit des Meeres dringt in die Kleider. Der Reißverschluss meiner Jacke hat immer noch Schonfrist und daher trage ich die Polarloft Innenjacke außen. Anders herum getragen, wäre die Jacke wärmer.





                                                                                                                              Endlich kommt die Fähre in Sicht.





                                                                                                                              Ich entwickele den Ehrgeiz, die kleinen Positionslichter mit Blinklicht zu fotografieren. Ein Glücksspiel.








                                                                                                                              Als das Schiff anlegt, reihe ich mich in die Schar der eilig in die Innenstadt strebenden Passagiere ein. Bei Stockmann kaufe ich Mineralwasser, Milch und Joghurt. Ich hätte auch Lust auf Salat, aber Salat ist sehr teuer. Ich greife zu ein paar Tomaten. Und erwerbe ein frisch gebackenes Nussbrot als Reiseproviant. Selten ein so gutes Brot gegessen. In der Akademischen Buchhandlung erwerbe ich „Canale Grande“ von Hannu Raittila. Letzteres wird mir die Fährfahrt versüßen.

                                                                                                                              Ich koche meine Dörrnudeln und esse die Tomaten dazu. Die offene Küche (Kaffee und Tee gibt es kostenlos) ist ein Kommunikationszentrum. Ein wenig wird die Erinnerung an alte Zeiten wach, als man sich in den Hostels versammelte, um Tipps für die Weiterreise zu bekommen, weil es noch kein Internet gab, in dem man sich informieren konnte. Natürlich haben auch hier die meisten ihren Laptop dabei, aber es wird auch miteinander geredet. Bei vielen Gästen kommt dieses Konzept gut an, wie das Gästebuch zeigt. Daran, dass es nur zwei Toiletten und eine recht enge Dusche für alle gibt, muss man sich allerdings gewöhnen.

                                                                                                                              Morgen ist der letzte Tag. Es ist nicht zu ändern.
                                                                                                                              Oha.
                                                                                                                              (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                Erfahren
                                                                                                                                • 03.02.2013
                                                                                                                                • 146
                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                                Nochmal schöne Bilder aus Helsinki. Gerade Suomenlinna besuche ich auch immer gerne, wenn ich dort bin und die Zeit habe. Die Insel ist für mich so ein kleiner Abenteuerspielplatz
                                                                                                                                Ich hab auch vor etwa anderthalb Jahren mal eine ganz nette "Auenland"-Fotoserie dort gemacht.

                                                                                                                                Ist im Winter nur oft fies, weils in ganz Helsinki, aber gerade auf Suomenlinna zieht wie Hechtsuppe, da ist man echt froh um gute Winterkleidung. Mir hats beim letzten Besuch auf Suomenlinna die Handschuhe zerrissen, zum Glück haben sie den Wind trotzdem noch halbwegs abgehalten.
                                                                                                                                Wie wars bei dir? Auch so windig?

                                                                                                                                Das Hostel in dem du warst, hat das deinen Erwartungen entsprochen? Ich hab zwar Freunde in Helsinki, aber falls von denen mal keiner Zeit oder Platz hat, wärs ja doch ganz praktisch, noch eine Alternative zum Stadion Hostel zu haben. Das fand ich damals zwar für eine Nacht mal OK, war aber doch etwas siffig.
                                                                                                                                Jos ei viina, terva tai sauna auttaa, tauti on kuolemaksi (Finnisches Sprichwort)

                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                  Freak

                                                                                                                                  Liebt das Forum
                                                                                                                                  • 16.08.2008
                                                                                                                                  • 31757
                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                  #65
                                                                                                                                  AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                                  Das Help Hostel ist frisch renoviert und sehr geschmackvoll eingerichtet (Bilder kommen noch). Es gibt Betten in einem großen Raum, die nur durch einen Vorhang abgetrennt sind oder 5-Bettzimmer mit nebeneinanderstehende Betten wie in einem Schlafsaal. Dazu dann eben auch Zweibettzimmer. Ein wenig hellhörig ist es, aber nicht übermäßig. Wenig facilities. Von der Atmosphäre ist es ansonsten toll und die Leute an der Rezeption sind super nett. Ich finde es besser als das Eurohostel, das zwar sehr professionell geführt wird, aber auch sehr anonym ist. Mit der 4 oder der 4T gut zu erreichen. Aber wie ich gerade sehe, in der Saison helsinkitypisch teuer. Ich habe 20 Euro die Nacht bezahlt. War ein Supersonderangebot.

                                                                                                                                  Sehr windig war es nicht. Ansonsten bin ich ziemlich windfest, bei uns ist ja immer Wind.

                                                                                                                                  @Knolle
                                                                                                                                  Das ist ein Klapprodel von der Firma Gloco. Klick
                                                                                                                                  Oha.
                                                                                                                                  (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                    Gerne im Forum
                                                                                                                                    • 13.01.2013
                                                                                                                                    • 79
                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                    #66
                                                                                                                                    AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                                    Um einen alten Witz zu zitieren:
                                                                                                                                    Es gibt 2 Arten von Winter in Finnland. Der eine ist weiss, der andere ist grün.

                                                                                                                                    Warte mal ab bis du die Farben in der Ruska-Aika (September) gesehen hast.

                                                                                                                                    Gruss

                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                      Dauerbesucher
                                                                                                                                      • 22.07.2008
                                                                                                                                      • 777
                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                      AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                                      Zitat von supi Beitrag anzeigen
                                                                                                                                      Es gibt 2 Arten von Winter in Finnland. Der eine ist weiss, der andere ist grün.
                                                                                                                                      Das verstehe ich jetzt nicht so ganz.

                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                        Gerne im Forum
                                                                                                                                        • 13.01.2013
                                                                                                                                        • 79
                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                        #68
                                                                                                                                        AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                                        Zitat von Inarijoen Peter Beitrag anzeigen
                                                                                                                                        Das verstehe ich jetzt nicht so ganz.

                                                                                                                                        Torres liebt die Kälte und den Winter, da wollte ich ihm einen zusätzlichen Anreiz geben doch einmal den "grünen Winter" auszuprobieren. Der weisse Winter ist weiss und kalt, und der grüne ist grün und kalt. Einige wenige nennen den "grünen" aus unbegreiflichen Gründen auch Sommer, aber das ist ein anderes Thema. Um Missverständnissen vorzubeugen, den Spruch habe ich zig mal von Finnen gehört, das erste mal vom Chef der HAMK Lepaa bei dir um die Ecke (der wurde später mal recht bekannt weil er EU Gelder, sagen wir mal, kreativ bezog und in Lepaa einsetzte )


                                                                                                                                        Gruss

                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                          Alter Hase
                                                                                                                                          • 20.07.2007
                                                                                                                                          • 3236


                                                                                                                                          #69
                                                                                                                                          AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                                          Danke für den tollen Tourbericht, du hast mir damit gerade den Abend gerettet

                                                                                                                                          Bin ich froh daß ich so lange drum rum geschlichen bin und es vermieden habe reinzuschauen, um nun ziemlich in einer Rutsche lesen zu können.

                                                                                                                                          Das Licht ist wirklich faszinierend.

                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                            Freak

                                                                                                                                            Liebt das Forum
                                                                                                                                            • 16.08.2008
                                                                                                                                            • 31757
                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                            #70
                                                                                                                                            AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                                            25.01.2013 Helsinki. Vergangenheit. Ca. 3-4 km. Oder mehr.

                                                                                                                                            Am Morgen bin ich früh auf und mache Fotos von dem Hostel. Im Gästebuch steht, dass es früher einmal ein Seemannsheim war.








                                                                                                                                            Als ich aus der Tür trete, zwitschern die Vögel. Frühlingsgefühle. Zunächst ist der Himmel noch bedeckt, dann kommt die Sonne heraus. Ich laufe zum Bahnhof.





                                                                                                                                            Ich bin unschlüssig und kann mich nicht entscheiden, was ich mir anschauen soll. Die Lufttemperatur beträgt 0 Grad. Orientierungslos laufe ich in den Straßen herum. Immerhin stoße ich sogar auf ein wenig Schnee.











                                                                                                                                            Schließlich fasse ich einen Entschluss: Ich entscheide mich, in die Richtung zu laufen, in der meine Fahrradtour begann. Ich gehe Richtung Busbahnhof und die Steigung hoch. Erinnerungen setzen ein. Ich gehe nach Gefühl. Das geht eine Zeit lang gut. Dann finde ich mich unter einer futuristischen Unterführung wieder. Hier war ich definitiv noch nicht. Ich habe mich verlaufen. Ich überlege, ob ich jetzt einfach rechts abbiege, kann mich aber nicht so richtig entscheiden. Auf dem Platz steht eine Bank und ich setze mich. Im Sitzen kann man besser denken. Die Sonne ist warm und die Bank ist kalt. Ich packe das Souvenir aus, das ich gekauft habe und stelle fest, dass es defekt ist.
                                                                                                                                            Das defekte Souvenir ärgert mich. Eine Straßenbahn fährt vorbei und ich entscheide mich, an der Haltestelle zu schauen, wo ich bin. Eine Frau zeigt es mir. Ich bin südwestlich statt nordwestlich gelaufen. Bis zu meinem Radweg ist es noch weit. Aber in der Nähe des damaligen Radweges fährt ein Bus. Ich entscheide mich, ein Tagesticket zu kaufen.

                                                                                                                                            Die Straßenbahn bringt mich zurück in die Innenstadt und ich tausche das Souvenir um. Der Bus fährt mir vor der Nase weg. Es ist feucht kalt und ich esse mein Pausenbrot. 20 Minuten geht es endlich los und wieder werden Erinnerungen wach. Wo ich vorhin falsch abgebogen bin, sehe ich nicht. Aber der Bus fährt richtig. Hier stand die Frau auf dem Gehweg. Stimmt, da war diese Mauer, da hatte ich Grip. Der Turm. Auf dem Parkplatz stand ein Polizeiwagen. Ist dort ein Friedhof?








                                                                                                                                            Und hier habe ich …. Richtig, da bin ich links abgebogen. Und dann kam.... War dies das Haus, das ich fotografieren wollte, bevor ich die Frauen getroffen habe?





                                                                                                                                            Der Bus biegt ab und ich verliere den Radweg aus den Augen. Meine Radkarte könnte helfen, aber sie liegt im Wald bei Turku. Stahl kommt in Sicht, eine Skulptur anscheinend und ich mache im letzten Augenblick ein Foto. Auf dem Rückweg sehe ich die Installation wieder und denke an Musik. Das Jean Sibelius Monument? Richtig. Der Blick in die Prospekte wird am Abend meinen Verdacht bestätigen. Hätte ich das vorher gewusst, wäre ich ausgestiegen.





                                                                                                                                            Der Bus hält. Ich habe geplant, direkt wieder zurück zu fahren, da es hier nichts gibt, was mir sehenswert erscheint. Doch im Bus darf ich nicht bleiben. Einstieg ist an der Bushaltestelle auf der Gegenseite der Straße. Ich vertrete mir die Beine. Und mache ein paar Fotos. In der Ferne ist eine Brücke.






                                                                                                                                            Schön ist die Umgebung nicht. Im Baum zwitschern Vögel. Ich suche nach Bekanntem, aber hier war ich noch nicht.








                                                                                                                                            Ich gehe Richtung Brücke. Ein Schild weist die Insel als Publikumspark aus. Soll ich ihn erkunden? An den Brückenaufbauten hängen bunte Bänder. Zwei Spaziergänger kommen mir entgegen. Ich entscheide mich, über die Brücke zu gehen und anschließend mit dem nächsten Bus zurück zu fahren.
























                                                                                                                                            Am Ende der Brücke steht ein Gebäude. Die kleinen Schlitten waren anfangs auch in der Auswahl.





                                                                                                                                            Ein Schild weist mich darauf hin, dass die Insel nicht nur Veranstaltungsort dient, sondern ein Teil Museumsinsel ist. Ich bin auf der Insel Seurasaari. Die Sammlung wurde ab 1909 von dem Ethnologen Axel Olai Heikel zusammen getragen. Klick . Ausgestellt sind finnische Bauten aus dem 18. und 19. Jahrhundert.

                                                                                                                                            Eine Wassermühle





                                                                                                                                            Ein Getreidespeicher. Er wurde so konstruiert, dass die Mäuse nicht an das Getreide kommen konnten.





                                                                                                                                            Eine Farm aus dem Jahr 1825. Die ofenlosen Räume wurden nur im Sommer bewohnt.








                                                                                                                                            In einem kleinen Waldstück sind erneut Vogelstimmen zu hören. Diesmal gelingt das Foto, obwohl sich der Piepmatz Mühe gibt, unentdeckt zu bleiben.





                                                                                                                                            Ein Kirchenstall aus dem 19. Jahrhundert. Derartige Gebäude wurden von weiter entfernt lebenden Farmern errichtet, die sich zur Kirche begaben. In den Gebäuden zogen sie sich um und konnten dort notfalls auch übernachteten.





                                                                                                                                            Die Niemelä Tenant Farm, Mitte des 19. Jahrhunderts. Was die ehemaligen Bewohner wohl von Fragestellungen wie „Übernachten im Winter ohne Hütte und Zelt“ halten würden?





                                                                                                                                            Kirchenboote aus dem 19. Jahrhundert, mit denen die Bewohner zur Kirche fuhren.








                                                                                                                                            Ein Rokkoko Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert.








                                                                                                                                            Das älteste Gebäude des Museums: Die Karuna Kirche aus dem 17. Jahrhundert (1685).








                                                                                                                                            Wassermühle und Windmühle








                                                                                                                                            Das nur als Kopie vorhandene Sommerhaus des finnischen Schriftstellers Aleksis Kivi. Es wurde im 19. Jahrhundert gebaut. Das Original brannte während des Transports auf die Insel ab.





                                                                                                                                            Hier wurden Waren aufbewahrt. Gleichzeitig boten die Gebäude aber auch im oberen Teil eine Schlafstätte.





                                                                                                                                            Ein karelisches Farmhaus. Erkennbar an der Verzierung.





                                                                                                                                            Die Insel ist noch größer und ich überlege, ob ich sie umrunden soll. Aber es zieht mich in Richtung Sonne.





                                                                                                                                            Die Landschaft erinnert mich an Turku. Hier liegt allerdings eine geschlossene Schneedecke. Sie hätte ich für meine Tour gebraucht. Bald sehe ich die Sonne vor mir und betrete das Eis.











                                                                                                                                            Niemals hätte ich gedacht, dass meine Idee, den Radweg zu suchen, in einem Spaziergang auf einem See endet (Edit: Wie Inarijoen Peter später richtig bemerken wird, bin ich genaugenommen bereits auf der Ostsee....).





                                                                                                                                            Ich gehe langsam, um die letzten Momente meiner Reise zu genießen. Eine Wolke fliegt in Gegenrichtung.











                                                                                                                                            Auf diesem See würde ich mir sogar zu trauen, Ski zu fahren. Die Treppe kommt in Sicht. Ich verlasse das Eis und gehe noch ein wenig durch den Wald.








                                                                                                                                            Ein Bus steht an der Haltestelle und ich fahre mit ihm zurück. Wieder kommen die Erinnerungen an meine Radtour. Auf einem Hochhaus dreht sich der Mercedes Stern. Zwischen den Straßen befindet sich im Tal eine Fahrradautobahn.

                                                                                                                                            Es ist dunkel geworden und die Stadt glitzert.











                                                                                                                                            Was für ein Kontrastprogramm zu den spartanischen Hütten der Farmer des letzten und vorletzten Jahrhunderts. Ich warte auf die Straßenbahn 4. Ohne Rucksack ist das Einsteigen einfacher. Das Bild soll zeigen, wie hoch und eng der Einstieg ist.








                                                                                                                                            In diesem Jahr hat der von Carl Ludwig Engel entworfene evangelische Dom von Helsinki kalt und streng an seinem Platz gestanden. Der Zauber, den ihm der Schnee im letzten Jahr verliehen hatte, ist verschwunden. So fotografiere ich ihn experimentell.





                                                                                                                                            Ich schmiere mir die Brote für die Rückfahrt. Mein Urlaub ist vorbei.
                                                                                                                                            Zuletzt geändert von Torres; 13.02.2013, 08:06.
                                                                                                                                            Oha.
                                                                                                                                            (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                              Freak

                                                                                                                                              Liebt das Forum
                                                                                                                                              • 16.08.2008
                                                                                                                                              • 31757
                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                              AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                                              26.01.2013

                                                                                                                                              Es ist Sonntag. Helsinki liegt ruhig und still in der Sonne. Die Fähren von Viking Line und Silja Line legen an. Ein Finne parkt auf dem Bürgersteig und kratzt sein Auto frei. Es sind + 1 Grad. Ich fahre mit der Straßenbahn Richtung Innenstadt und laufe noch ein Stück in Richtung Metro. In Vuossari suche ich den Bus. Passanten helfen. Ich lerne, dass am Einkaufszentrum vor der Metro die Nr. 78 zum Hafen fährt. Der Bus fährt durch das Wohngebiet und an einer Bootanlegestelle vorbei. Auch in der Nähe des Fährhafens trägt das Eis. Menschen gehen spazieren.

                                                                                                                                              Das Fährterminal ist leer. Ich setze mich mit meinem Buch in die Sonne. Später verzieht sie sich hinter den Wolken und ich wechsele auf die Bank im Gebäude. Weitere Fußgänger gibt es nicht. Ich werde die Kabine für mich alleine haben.

                                                                                                                                              Ich gehe auf das Deck. Die Bäume auf den Inseln wirken trostlos und das verschneite Eis stumpf. Erst als die Dunkelheit eintritt, lässt sich der Zauber des Winters noch einmal erahnen.







                                                                                                                                              Später fängt es an, in dicken, nassen Flocken zu schneien. Was eben noch leuchtete, wird nun vom Schnee verschluckt.





                                                                                                                                              Mit einer halben Stunde Verspätung verlässt die Fähre Finnland. In diesem Jahr leuchtet kein heller Streifen in die Nacht hinein. Helsinki wird von der Dunkelheit verschluckt.
                                                                                                                                              Oha.
                                                                                                                                              (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                Alter Hase
                                                                                                                                                • 30.05.2007
                                                                                                                                                • 3996
                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                                                Da ja aller guten Dinge drei sind:
                                                                                                                                                Grandioser Bericht!!! Nach Helsinki muß ich auch nochmal wieder. Das letzte Mal war es so kalt (im Sommer) daß wir nicht auf Suomenlinna baden konnten, aber die Badestellen sind genial (Nach Westen ausgerichtet, mit Blick auf die Hafeneinfahrt) Ein Besuch is also sehr zu empfehlen!
                                                                                                                                                So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                                                                                                A. v. Humboldt.

                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                  Freak

                                                                                                                                                  Liebt das Forum
                                                                                                                                                  • 16.08.2008
                                                                                                                                                  • 31757
                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                  AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                                                  Ist ja gut, ich merke, ich sollte auch mal im Sommer oder Herbst hinfahren.... Die Reise war auf jeden Fall ein Erlebnis. Die ersten drei Tage hatte ich bei diesem Regen- und Sturmflutwetter hier vor Ort massive Eingewöhnungsschwierigkeiten . Reiseberichte schreiben hilft.

                                                                                                                                                  Den Spruch mit den beiden Wintern, einmal weiß und einmal grün, habe ich verstanden. Das ist so, wie wenn man sagt: "Woran merkt man, dass in Hamburg Sommer ist? Der Regen wird warm."
                                                                                                                                                  Oha.
                                                                                                                                                  (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                    Dauerbesucher
                                                                                                                                                    • 22.07.2008
                                                                                                                                                    • 777
                                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                                    #74
                                                                                                                                                    AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                                                    Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                    Niemals hätte ich gedacht, dass meine Idee, den Radweg zu suchen, in einem Spaziergang auf einem See endet.
                                                                                                                                                    Wärst Du auch auf das Eis, wenn Du gewusst hättest, dass Du auf dem Meer spazierst (Meeresbucht Seurasaarenselkä)?
                                                                                                                                                    Immer die Naskalit mitnehmen.
                                                                                                                                                    Zuletzt geändert von Inarijoen Peter; 04.02.2013, 12:47.

                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                      Freak

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                                                                                                                                                      • 16.08.2008
                                                                                                                                                      • 31757
                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                      AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                                                      Hatte ich dabei Ich habe auf Dich gehört und die Dinger waren im Rucksack. Habe ich gleich umgehängt....

                                                                                                                                                      Nun, ich bin auf das Eis, weil ausreichend Spaziergänger und Skifahrer da waren. An einer Stelle an der Insel war ein Zufluss mit Flatterband abgesperrt und das Wasser offen. Warntafeln gab es keine. Knirschen auch nicht. Selbst am Fährterminal war das Eis ja dicht genug. Auch da sind Leute auf dem Eis herumgelaufen.

                                                                                                                                                      Aber dass es das Meer ist, war mir nicht bewusst.

                                                                                                                                                      Hier, in der Nähe des Terminals: Die rechten beiden Punkte sind Spaziergänger. Auf der anderen Seite des Terminals waren es sogar noch mehr.


                                                                                                                                                      Oha.
                                                                                                                                                      (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                        Alter Hase
                                                                                                                                                        • 30.05.2007
                                                                                                                                                        • 3996
                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                        #76
                                                                                                                                                        AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                                                        Nun ja, Meer hört sich ja auch immer gleich viel schlimmer an, aber die Bucht ist ja schon sehr geschützt durch die Inseln drumherum und man darf nicht vergessen, daß die Ostsee dort oben schon fast Süßwasserqualität hat. Beim Baden auf Suomenlinna (ebenso in der Nähe Umeas in SWE) habe ich jedenfalls keinen Salzgeschmack gespürt. Ich meine mich zu erinnern, daß im Bottnischen Meerbusen der Salzgehalt bei 0.2% liegt (Nordsee 3.5%). Daher friert das Wasser der See auch schneller und tragfähiger zu.
                                                                                                                                                        So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                                                                                                        A. v. Humboldt.

                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                          Erfahren
                                                                                                                                                          • 23.08.2010
                                                                                                                                                          • 228
                                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                                          #77
                                                                                                                                                          AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                                                          Auch von mir nochmal ein herzliches Danke-Schön und für den Bericht!

                                                                                                                                                          Nicht nur, dass es Spaß gemacht hat ihn zu lesen, er war auch noch total informativ! Ferner schreibst du so, als ob du deine Gedankengänge einfach zu Papier gebracht hättest. Toll! Ich kann sowas irgendwie immer gut nachvollziehen

                                                                                                                                                          Meine erste Wintertour wird sich leider noch eine ganze Weile hinziehen, da mir die Ausrüstung im Moment noch zu teuer ist. Aber da kommen mir solche Reiseberichte als Trostpflaster sehr gelegen

                                                                                                                                                          Und das nächste Mal gehts wieder mitm Radl los?

                                                                                                                                                          Gruß
                                                                                                                                                          David

                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                            Freak

                                                                                                                                                            Liebt das Forum
                                                                                                                                                            • 16.08.2008
                                                                                                                                                            • 31757
                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                            AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                                                            Mit dem Rad geht es sicherlich wieder los, aber nicht mehr nach Finnland im Winter/Januar. In den Städten ist das Fahren kein Problem, aber auf dem Land kommt man nicht durch. Oder es ist eben mit zu hohen Risiken behaftet. Auch in diesem Jahr wäre das nicht gegangen. Das muss man wirklich im März unter kontrollierteren Bedingungen in einer abgelegeneren Gegend machen und da würde ich dann auch nur zu zweit unterwegs sein wollen.

                                                                                                                                                            Zum Schreiben: Ja, ich durchlebe mit meinen Reiseberichten die Reise noch einmal. Ich brauche das irgendwie, um die Reise abschließen zu können. Und wenn es jemandem nützliche Informationen liefert, freut mich das natürlich.
                                                                                                                                                            Oha.
                                                                                                                                                            (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                              Lebt im Forum
                                                                                                                                                              • 18.01.2008
                                                                                                                                                              • 5175
                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                              AW: [FIN] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                                                              Danke für den sehr kurzweiligen Reisebericht.
                                                                                                                                                              Der Schreibstil...typisch Torres.
                                                                                                                                                              Es hat wirklich Freude bereitet,diesen Bericht zu lesen.

                                                                                                                                                              Gruß Peter
                                                                                                                                                              Wir reis(t)en um die Welt, und verleb(t)en unser Geld.
                                                                                                                                                              Wer sich auf Patagonien einlässt, muss mit Allem rechnen, auch mit dem Schönsten.

                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                Fuchs
                                                                                                                                                                • 02.07.2009
                                                                                                                                                                • 2425
                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                AW: [FI] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                                                                Wie geht der Spruch,- wenn einer eine Reise macht dann kann er was erzählen. Ja Torres, dass haut bei dir ohne Abstriche zu machen, hin.
                                                                                                                                                                Ich hatte mich schon gewundert, warum man eine Zeit lang von dir hier nichts mehr hörte, bzw. nichts zu lesen war. Ich war schon nahe dran mich im Forum zu erkundigen, wo Du denn abgeblieben bist. Man macht sich ja schließlich Gedanken, wenn ein so beliebtes Mitglied des Forums, wie Du es bist, auf einmal in der Versenkung verschwindet. Du wärst ja nicht das erste Mitglied und auch nicht das letzte, das zur Persona non Grata erklärt worden wäre.(...)
                                                                                                                                                                Na, aber dann erschien ja zu meiner Erleichterung dein Reisebericht über die wunderbaren Orte und Städte, in den unendlichen Weiten Finnlands. Und der schlug hier ein, wie eine Bombe.Wow.

                                                                                                                                                                Nachdem ich im ersten Teil über deine Vorbereitungen gelesen habe, da dachte ich so bei mir oha, jetzt dreht Torres völlig durch. Erst die Fahrradtour und nun eine Trekkingtour in die winterlichen Gefilden Finnlands. So ist das aber, wenn man einmal A sagt, dann sagt man auch B. Und der Weg zum anerkannten "Winterexperten" ist schließlich kein Spaziergang. Ich glaube unsere Sarekmaniac sowie all jene die sich mit den winterlichen Bedingungen in Skandinavien und anderswo auskennen, können das bestätigen.

                                                                                                                                                                Nun ja, wie dem auch sei. Und dann erst die Ergänzung der Ausrüstung. Der Schlitten statt Pulka, ist natürlich eine Alternative, die bei mir schon mal auf der TO-DO Liste gelandet ist.
                                                                                                                                                                Ja, Ideen muss man haben! Sehr lustig fand ich auch, dein Probeliegen im Zelt bei Baltaskin.
                                                                                                                                                                Toll fand ich auch den Kauf deiner neuen Kamera. Das im nachhinein nicht alle Fotos so geworden sind, wie man sich es erhofft hat, liegt in der Natur der Dinge. Es sind trotzdem einige sehr schöne und stimmungsvolle Fotos dabei. Vor allem faszinieren einen immer wieder die unglaublichen Lichtstimmungen.

                                                                                                                                                                Ja Torres, und dann ging es los. Ich war so voller Vorfreude, dass ich es kaum erwarten konnte, bis Du weiter geschrieben hast. Im Geiste sah ich Dich, wie Du Schneeschuhstapfend durch die einsamen Wälder Finnlands gelaufen bist. Abends dein Zelt aufgeschlagen und am Lagerfeuer sitzend das Geheul der Wölfe lauschte. Dabei konnte ich mir so richtig die Gänsehaut vorstellen, die über deinen Rücken lief. Dazu am Himmel das Spiel des Nordlichtes. Perfekt.

                                                                                                                                                                Leider kam es,- wie so oft im Leben anders. Nach der zweiten Nacht im Zelt, war schluss mit lustig. Aus der anfänglichen Trekkingtour wurde nun eine Städterundreise. Na, auch nicht schlecht. Die Beschreibungen der Orte und Städte sowie hier und da, eine Bemerkung über das Leben der Bewohner,haben mir wenigsten einen kleinen Einblick geben können. Sollte ich eines Tages nicht mehr so gut zu Fuss sein, werde ich mir diese Rundreise mal vormerken.

                                                                                                                                                                Lustig fand ich auch die kleinen Spaziergänge und Aktivitäten in der näheren Umgebung der Städte. Sehr bemerkenswert sind auch für mich, scheinbar Deine Liebe zu den einzelnen Bäumen, die Du immer wieder aufsuchst, um sie für die Nachwelt festzuhalten.

                                                                                                                                                                Alles im allem, ein Städtrundreisebericht aus dem herrlichen Skandinavien, der uns hier in netter und amüsanter Weise, zuteil wurde.

                                                                                                                                                                LG
                                                                                                                                                                Atze1407

                                                                                                                                                                PS. Der nächste Winter kommt bestimmt.
                                                                                                                                                                Zuletzt geändert von Atze1407; 08.02.2013, 07:07.
                                                                                                                                                                Wenn du den Charakter eines Menschen kennenlernen willst, gib ihm Macht.
                                                                                                                                                                Abraham Lincoln

                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                  Freak

                                                                                                                                                                  Liebt das Forum
                                                                                                                                                                  • 16.08.2008
                                                                                                                                                                  • 31757
                                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                                  AW: [FI] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                                                                  Danke, Atze für die wohlmeinenden Worte.

                                                                                                                                                                  Dass Du mich für beliebt hältst, das ehrt mich. Ich glaube, dann muss ich aber wohl mal an meinem Image arbeiten Und danke für die Sorge, ich konnte aber nur auf Tour sein, man wird hier ja nicht ohne Grund "persona non grata". Das muss man sich schon erarbeiten.


                                                                                                                                                                  Im Geiste sah ich Dich, wie Du Schneeschuhstapfend durch die einsamen Wälder Finnlands gelaufen bist. Abends dein Zelt aufgeschlagen und am Lagerfeuer sitzend das Geheul der Wölfe lauschte. Dabei konnte ich mir so richtig die Gänsehaut vorstellen, die über deinen Rücken lief. Dazu am Himmel das Spiel des Nordlichtes. Perfekt.
                                                                                                                                                                  Ja: So hätte es sein können/sollen. Ohne Feuer allerdings (stinkt) und Nordlichter (zu weit südlich) und Wölfe (gibt es da welche? Upps.). Aber mit weißem, knirschenden Schnee, klarem Licht, tiefblauem Himmel, funkelnden Sternen und knackiger Kälte in der Nacht. Wie auf dem Kaunispää.

                                                                                                                                                                  Aber was solls: Jedes Scheitern ist der Beginn etwas Neuen. Ich weiß jetzt, dass ich mit einem für meine Verhältnisse schweren Rucksack (nicht so schwer wie Deiner, natürlich) klar komme und Wandern eigentlich gar nicht so schlecht ist. Mal schauen, was daraus wird.

                                                                                                                                                                  Und übrigens stimmt: Es gab Bäume, die sahen (für mich) einfach perfekt aus. Daher sind die immer auf den Fotos drauf. So richtig Mangel an Bäumen war da ja nicht...
                                                                                                                                                                  Zuletzt geändert von Torres; 08.02.2013, 10:10.
                                                                                                                                                                  Oha.
                                                                                                                                                                  (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                                                                    • 03.02.2013
                                                                                                                                                                    • 146
                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                    AW: [FI] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                                                                    Romantische Vorstellung, definitiv.

                                                                                                                                                                    Im Südwesten Finnlands Wölfe anzutreffen ist aber doch eher unwahrscheinlich. Das hätte dir in der Gegend um Joensuu eher passieren können. Wenn man in Finnland auf Wölfe aus ist, sollte mans in Karelien, Savo, dem östlichen Teil der Provinz Oulu oder Ostlappland, kurz gesagt in der Nähe der russischen Grenze versuchen. So gesehen wäre also Saariselkä die Wahrscheinlichkeit, welche zu treffen deutlich höher gewesen.
                                                                                                                                                                    Jos ei viina, terva tai sauna auttaa, tauti on kuolemaksi (Finnisches Sprichwort)

                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                      Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                      • 777
                                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                                      AW: [FI] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                                                                      Zitat von Nordlandpirat Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                      Im Südwesten Finnlands Wölfe anzutreffen ist aber doch eher unwahrscheinlich. Das hätte dir in der Gegend um Joensuu eher passieren können. Wenn man in Finnland auf Wölfe aus ist, sollte mans in Karelien, Savo, dem östlichen Teil der Provinz Oulu oder Ostlappland, kurz gesagt in der Nähe der russischen Grenze versuchen. So gesehen wäre also Saariselkä die Wahrscheinlichkeit, welche zu treffen deutlich höher gewesen.
                                                                                                                                                                      @Nordlandpirat, da muss ich Dir bei einigen Deiner Aussagen widersprechen. Obwohl der grösste Teil von Lappland als Wildnis betrachtet werden kann, gibt es dort eigentlich kaum Wölfe. Von 1999 bis 2002 war Lappland eigentlich wolfsfrei.
                                                                                                                                                                      Abgesehen von der wohl grössten Population im Osten findet man eben gerade im Südwesten von Finnland ein grosses Vorkommen an Wölfen. Nach 2003 begannen die Wölfe sich Richtung südwest auszubreiten und erreichten dort ihren Höchststand 2007. Seither nimmt die Population wieder ab.
                                                                                                                                                                      Eine Übersicht findet man hier.

                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                        Alter Hase
                                                                                                                                                                        • 30.05.2007
                                                                                                                                                                        • 3996
                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                        #84
                                                                                                                                                                        AW: [FI] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                                                                        Zitat von Inarijoen Peter Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                        @Nordlandpirat, da muss ich Dir bei einigen Deiner Aussagen widersprechen. Obwohl der grösste Teil von Lappland als Wildnis betrachtet werden kann, gibt es dort eigentlich kaum Wölfe. Von 1999 bis 2002 war Lappland eigentlich wolfsfrei.
                                                                                                                                                                        Abgesehen von der wohl grössten Population im Osten findet man eben gerade im Südwesten von Finnland ein grosses Vorkommen an Wölfen. Nach 2003 begannen die Wölfe sich Richtung südwest auszubreiten und erreichten dort ihren Höchststand 2007. Seither nimmt die Population wieder ab.
                                                                                                                                                                        Eine Übersicht findet man hier.
                                                                                                                                                                        OT:
                                                                                                                                                                        Gibt es da genauere Gründe, daß die Population wieder abgenommen hat?
                                                                                                                                                                        Mein Finnisch ist zu eingerostet, um den Text komplett zu verstehen
                                                                                                                                                                        So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                                                                                                                        A. v. Humboldt.

                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                          Erfahren
                                                                                                                                                                          • 03.02.2013
                                                                                                                                                                          • 146
                                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                                          AW: [FI] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                                                                          Mea culpa. Da war ich wohl schlecht informiert

                                                                                                                                                                          Überrascht mich aber schon, dass es in Lappland so wenige gibt, da wäre ich jetzt von mehr ausgegangen.
                                                                                                                                                                          Jos ei viina, terva tai sauna auttaa, tauti on kuolemaksi (Finnisches Sprichwort)

                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                            Liebt das Forum
                                                                                                                                                                            • 16.08.2008
                                                                                                                                                                            • 31757
                                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                                            AW: [FI] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                                                                            Also wenn die Farbe rot hohe Wolfspopulation bedeutet, dann war ich genau in einem Wolfsgebiet. Damit hätte ich nicht gerechnet.
                                                                                                                                                                            Oha.
                                                                                                                                                                            (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                              Erfahren
                                                                                                                                                                              • 03.02.2013
                                                                                                                                                                              • 146
                                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                                              AW: [FI] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                                                                              OT: Naja, in den Augen der Studenten aus Tampere ist Turku ja der "Arsch Finnlands". Und wie das Klischee nunmal so ist, sind solche Gegenden ja immer voll von Wölfen
                                                                                                                                                                              Hier gibts an der TU sogar einen studentischen Club, der das Ziel hat, Turku entweder im Meer zu versenken oder zumindest vom Festland zu trennen. Die fahren dann ein paarmal im Jahr nach Turku und springen dort auf dem Marktplatz auf den Boden, um die Landhebung rückgängig zu machen oder schlagen an der Stadtgrenze Holzpflöcke in die Erde

                                                                                                                                                                              http://en.wikipedia.org/wiki/City_rivalry_in_Finland
                                                                                                                                                                              Jos ei viina, terva tai sauna auttaa, tauti on kuolemaksi (Finnisches Sprichwort)

                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                Freak

                                                                                                                                                                                Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                • 16.08.2008
                                                                                                                                                                                • 31757
                                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                                AW: [FI] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                                                                                OT: Nun, da ich gerade gestern Arto Paasilinnas "Der Sommer der lachenden Kühe" gelesen habe, wundert mich bei den Finnen gar nichts mehr
                                                                                                                                                                                Oha.
                                                                                                                                                                                (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                  Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                                  • 777
                                                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                                                  AW: [FI] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                                                                                  Zitat von Mika Hautamaeki Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                  OT:
                                                                                                                                                                                  Gibt es da genauere Gründe, daß die Population wieder abgenommen hat?
                                                                                                                                                                                  Mein Finnisch ist zu eingerostet, um den Text komplett zu verstehen
                                                                                                                                                                                  Die genauen Gründe kenne ich nicht. Die legale Jagd wird es wohl nicht sein. Die illegale Jagd (Salametsästys) vor allem auf Wölfe ist in Finnland ein echtes Problem. Der Wolf ist in Finnland ein gehasstes und gefürchtetes Biest.
                                                                                                                                                                                  In letzter Zeit hört man immer wieder von illegalen Abschüssen und der letzte war gerade heute in den Abendnachrichten von MTV3.

                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                                                                                    • 03.02.2013
                                                                                                                                                                                    • 146
                                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                                    Wirklich traurig und schade. Erst recht bei so faszinierenden Tieren wie Wölfen.
                                                                                                                                                                                    Aber diese Furcht scheint bei Menschen generell, nicht nur in Finnland, tief verwurzelt zu sein. Wenn ich dran denke, wie den Wolf, der sich irgendwann letztes Jahr mal in den Westerwald verirrt hat, jemand einfach abgeschossen hat, angeblich weil er ihn für einen streundenen Hund hielt. Da kann ich nur mit dem Kopf schütteln.
                                                                                                                                                                                    Der Mensch scheint diese Spezies wirklich zu hassen. Züchtet sie zu Formen, die höchstens noch als modisches Accessoire für dicke, reiche Frauen zu gebrauchen sind und jagt die Wildform bis aufs Blut

                                                                                                                                                                                    Langsam sollte es doch auch bei den letzten Engschädeln angekommen sein, dass Wölfe dem Menschen wenn überhaupt nur in extrem harten Wintern gefährlich werden. Und selbst dann ist die Wahrscheinlichkeit eines Angriffs gering.
                                                                                                                                                                                    Ich könnte mich noch weiter aufregen, aber das ist wohl fruchtlos. Da erfreue ich mich lieber nochmal an dem schönen Reisebericht und frischem Schnee hier in Tampere.
                                                                                                                                                                                    Jos ei viina, terva tai sauna auttaa, tauti on kuolemaksi (Finnisches Sprichwort)

                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                      Lebt im Forum
                                                                                                                                                                                      • 22.08.2008
                                                                                                                                                                                      • 8843
                                                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                                                      AW: [FI] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                                                                                      Hallo Torres, habe deinen Bericht jetzt auch zu Ende gelesen.
                                                                                                                                                                                      Wieder ausführlich geschrieben und Danke für die Unmengen an Fotos die du uns zeigst. Da hast du dir viel Arbeit gemacht.
                                                                                                                                                                                      Du machst hier ja mit die ungewöhnlichsten Reisen im Forum. Bin schon gespannt, was dir als nächstes Tourenfahrzeug einfällt.
                                                                                                                                                                                      Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                        Erfahren
                                                                                                                                                                                        • 15.09.2008
                                                                                                                                                                                        • 433
                                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                                        #92
                                                                                                                                                                                        AW: [FI] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                                                                                        Habe mich warmgelesen .... freue mich schon auf Schweden

                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                          Gerne im Forum
                                                                                                                                                                                          • 13.03.2008
                                                                                                                                                                                          • 98
                                                                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                                                                          #93
                                                                                                                                                                                          AW: [FI] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                                                                                          Hi Torres,

                                                                                                                                                                                          nun habe ich es geschafft, den Bericht zu Ende zu lesen! Ich lese nicht so gerne am Monitor, aber die Anstrengung hat sich gelohnt. Spannend und amüsant geschrieben. Extra für dich habe ich einen Tretschlitten, für ohne Schnee und bei jedem Gelände nutzbar, rausgekramt.

                                                                                                                                                                                          LG
                                                                                                                                                                                          Luvo

                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                            Freak

                                                                                                                                                                                            Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                            • 16.08.2008
                                                                                                                                                                                            • 31757
                                                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                                                            AW: [FI] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                                                                                            Nachdem hier gerade der Schnee herunterkommt, der mir in Finnland gefehlt hat, möchte ich mich für die Doppelrolleridee bedanken. Aber ich glaube, mein Klapprodel ist mir als Tourfahrzeug doch lieber. Hätte auch glatt Lust, wieder los zu ziehen....

                                                                                                                                                                                            Danke auch an für die weiteren Kommentare, habe ich mich über jeden einzelnen gefreut.
                                                                                                                                                                                            Oha.
                                                                                                                                                                                            (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                              Erfahren
                                                                                                                                                                                              • 31.03.2011
                                                                                                                                                                                              • 245
                                                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                                                              AW: [FI] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                                                                                              Echt spannender Krimi zum Lesen, aber wo sind die Fotos geblieben?

                                                                                                                                                                                              Kann man die wieder einstellen???

                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                Lebt im Forum
                                                                                                                                                                                                • 30.06.2009
                                                                                                                                                                                                • 5064
                                                                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                                                                #96
                                                                                                                                                                                                Die Fotos funktionieren nicht, da die hauseigene Galerie noch nicht wieder funktioniert.... Betrifft bei mir derzeit jeden Reisebericht :-(

                                                                                                                                                                                                gesendet vom Schmatfon

                                                                                                                                                                                                Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                                                                                                                                                                                                meine Weltkarte

                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                                                                                                  • 31.03.2011
                                                                                                                                                                                                  • 245
                                                                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                                                                  AW: [FI] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                                                                                                  Zitat von codenascher Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                  Die Fotos funktionieren nicht, da die hauseigene Galerie noch nicht wieder funktioniert.... Betrifft bei mir derzeit jeden Reisebericht :-(

                                                                                                                                                                                                  gesendet vom Schmatfon
                                                                                                                                                                                                  Ah schade, aber dann kommt es doch wieder, oder?

                                                                                                                                                                                                  War ein Vergnügen zu lesen, mit Bildern bestimmt noch besser!

                                                                                                                                                                                                  Die erzählweise ist aber echt cool

                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                                                                                                    • 31.03.2011
                                                                                                                                                                                                    • 245
                                                                                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                                                                                    #98
                                                                                                                                                                                                    AW: Zelt für 2 Personen und 3 Jahreszeiten

                                                                                                                                                                                                    Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                    ei mir Standardausrüstung geworden).

                                                                                                                                                                                                    Das Mark 2 gibt es nicht mehr, der Nachfolger ist das L 3P.

                                                                                                                                                                                                    Zum Bericht: Schön, dass er Dir gefällt, auch wenn es nicht so geklappt hat, wie ich dachte. Die Bilder kommen wieder, sobald die Admins fertig sind.[/OT]
                                                                                                                                                                                                    Nochmal OT, sorry.

                                                                                                                                                                                                    Das "nicht immer alles klappt" ist doch gerade das interessante. Wer was Neues probiert der wird auch mal "scheitern", scheitern in Anführungszeichen denn die Kunst ist es dann daraus dann das beste zu machen und eine Plan B zu haben.
                                                                                                                                                                                                    Den Mut, das auch noch zu schreiben, anstatt den Mantel des Schweigens auszubreiten, gebührt Respekt.

                                                                                                                                                                                                    Weil ich an der Stele gerade war erlaub mir noch eine Anmerkung (vielleich bin ich auch nicht mehr aktuell, ist ja schon zwei Jahre her die Tour):
                                                                                                                                                                                                    Wenn Du noch nie auf Skiern oder Schlittschuhen gestanden bist, erwarte nicht das man es in einem zwei Stunden Kurs lernt.
                                                                                                                                                                                                    Aber "Teufelszeug" ist es auch nicht, vernünftig Alpinski zu lernen für Skitouren ist verdammt schwer, aber Langlaufen ist viel einfacher!

                                                                                                                                                                                                    Allerdings solltest Du Dir da mal mind. ein zwei Wochenenden Zeit nehmen es in Ruhe zu probieren (Keine Ahnung wo man das bei Euch kann, Harz?). Investier vielleicht sogar mal Geld in einen Einzellehrer, aber nur wenn er gut ist und Dir sympathisch. Ein Grantler (weiss nicht wie das bei Euch heisst) braucht es nicht.

                                                                                                                                                                                                    Als Winter und Finnland Fan wären eigentlich Langlauf/Tourenski das logische Fortbewegungsmittel für Dich!

                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                      Freak

                                                                                                                                                                                                      Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                                      • 16.08.2008
                                                                                                                                                                                                      • 31757
                                                                                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                                                                                      #99
                                                                                                                                                                                                      AW: [FI] Klapprodelwandern im Land des Lichts und der Farben

                                                                                                                                                                                                      Als Winter und Finnland Fan wären eigentlich Langlauf/Tourenski das logische Fortbewegungsmittel für Dich!
                                                                                                                                                                                                      Da hast Du natürlich einen wunden Punkt erwischt....

                                                                                                                                                                                                      Nun, zwei Jahre später, wäre es sicherlich einfacher gewesen, Skifahren zu lernen, da ich mittlerweile häufiger mit einem Tretroller unterwegs bin, der mir gezeigt hat, dass man Beinmuskulatur trainieren kann und muss. Ich denke mal, meine Koordination wäre unter den jetzigen Umständen erheblich besser.

                                                                                                                                                                                                      Leider haben wir jetzt seit zwei Jahren überhaupt keinen Schnee mehr gehabt. Ich lerne immer am besten, wenn ich von der Haustür aus starten kann. Schauen wir mal, vielleicht wird es ja noch was.
                                                                                                                                                                                                      Oha.
                                                                                                                                                                                                      (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                                                                      Kommentar