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    Liebt das Forum
    • 18.04.2008
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    [UK] Schottlands Alaska, C2C und der East Highland Way

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 58.26464516
    Längengrad -4.336425781
    I.: Scotland's Alaska (beginnt gleich hier unten)
    II.: C2C - von Küste zu Küste
    III.: Der East Highland Way

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    "Scotland's Alaska" - so heißt eine mitreißende Erzählung von Mike Cawthorne über einen Querfeldein-Gewaltmarsch mit Freunden durch den äußersten Norden, von Forsinard im Osten nach Cape Wrath im Westen. 2011 hatten Frau November und ich einen Teil dieser Strecke in der Gegenrichtung kennengelernt. Den Rest hatten wir uns kurzfristig geschenkt, um noch andere sehenswerte Ecken des Landes aufsuchen zu können. Aber der Gedanke, die ungewöhnliche Landschaft an der Grenze von Caithness und Sutherland zu durchwandern, hatte mich nicht losgelassen.

    In diesem Jahr musste mich meinen Frühjahrsurlaub alleine verbringen, da Frau November urlaubsgesperrt war. Was lag näher, als die offene Rechnung mit "Scotland's Alaska" zu begleichen - zumal die Trockenheit der Wochen zuvor günstige Bedingungen für Querfeldein-Touren versprach?


    2. Juni

    Forsinard gibt es eigentlich gar nicht. Wäre da nicht The Forsinard Hotel und die Bahnstation, wo sich die Züge zwischen Inverness und Thurso zerstörungsfrei begegnen können, gäbe es keinen Grund für Menschen, sich hier niederzulassen: Die Siedlung liegt in der "Flow Country", einer Landschaft, die wie Steppe aussieht, aber die meiste Zeit des Jahres vollgesogen ist wie ein Schwamm. Selbst Weideland gibt es nur dort, wo das Gefälle den Sumpf soweit entwässert, dass Hammelbeine nicht bis zum Anschlag darin verschwinden. Einzige Stammkunden unter den Fremden sind hier Vogelkundler, die in der für andere Menschen unwirtlichen Natur Arten beobachten können, die anderswo schon rar geworden sind. Und in der Tat begrüßte mich schon kurz nach dem Aussteigen aus dem Zug - noch auf der Straße – ein Brachvogel mit einem Sturzbomberangriff.



    • Forsinard Bahnhof
    • Brachvogel
    • „Guck mal, das Pferd sieht ja aus wie eine Kuh – nur nicht lila!“





    Bald bog ich ab nach Westen ab. 50 Jahre alte Karten von Ordnance Survey hatten noch einen Wirtschaftsweg versprochen, aktuelle OS-Karten versprachen immerhin noch einen Pfad. Und selbst dieser war schon so überwuchert, dass er streckenweise auf den Google-Luftbildern leichter zu verfolgen ist als aus Fußgängerperspektive.



    Er führte zu einer Forstplantage, die selbst für schottische Verhältnisse ein Bild des Jammers bot. Die Bäume waren offenbar vor geraumer Zeit im Alter von etwa 25 Jahren gefällt worden, ohne sie zu ernten. Knapp vier Quadratkilometer Wald waren so hingerichtet worden.



    Mike Cawthorne hatte Recht behalten: Hier hat der Holzanbau keine Chance. Die kurze Periode der natürlichen Bewaldung lag in vorgeschichtlicher Zeit und war nicht erst durch den Raubbau für die britische Flotte oder die industrielle Revolution beendet worden.



    • Laubbäume fallen nicht ins Beuteschema des Harvesters
    • Jung gefallen
    • Hier geht’s raus – ins Offroad-Land




    Dem Holzanbau hatte ich es jedoch zu danken, dass ich noch einmal fast 7 km gut ausgebaute Forststraße laufen durfte, bevor die Querfeldein-Tour begann. Ein gewisses Bangen hatte ich ja doch: Am ersten Tag warteten nur rund 3,5 km Sumpf auf mich, aber am nächsten Tag bestimmt 15. Ohne Probleme fand ich die Schneise bei GR 477822 zum Ausstieg aus dem Wald. Und noch größer war die Erleichterung nach den ersten paar hundert Metern: Die Bogholes waren ausgetrocknet und die Moosbüschel gaben beim Darauftreten statt eines schmatzenden Geräuschs nur ein staubiges Knistern von sich. Nach bewährtem Rezept steuerte ich auf das nächstgelegene Hügelchen an, um mich zu orientieren. Mit Erfolg: Ich konnte die Bothy mit bloßem Auge erkennen. In gerader Linie konnte ich auf die Lochstrathy-Bothy zulaufen, ohne mich groß um den Untergrund kümmern zu müssen. Die wenigen Mooraugen ließen sich leicht umgehen.



    Entgegen der Ansage der Karte gab es über den letzten großen Bach sogar eine Brücke für die Argocat-Geländefahrzeuge der Jäger, und so erreichte ich die Bothy weit vor meinem Zeitplan. Ich genoss noch eine Weile vor der Bothy das trotz Sonnenschein herrlich kühle und midgearme Wetter, bevor aus "kühl" "kalt" wurde. Kurz nach 9 Uhr machte ich das Licht aus, sprich zog mir die Strickmütze über die Augen. In der Nacht fiel die Außentemperatur tatsächlich fast bis auf den Gefrierpunkt, wie ich beim Spatengang am frühen Morgen feststellte.



    • Boghole ohne Bog
    • Bothy
    • Irgendein Schuft hatte den Stecker vom Fernseher abgeschnitten. Ich habe dann auch gar nicht mehr nach einer Steckdose geschaut.




    Technische Daten: 15,1 km in 4:40h brutto


    Anmerkung: Unverständlicherweise empfiehlt der Wanderwegeführer "Scottish Hill Tracks" auch in seiner neuen Ausgabe von 2012, in Forsinain - nördlich von Forsinard - gleich auf dem Forstweg einzusetzen. Dafür gibt es meines Erachtens keinen einzigen vernünftigen Grund, denn der erwähnte Pfad von Forsinard ist weit und breit die einzige Möglichkeit, einigermaßen unabhängig vom aktuellen Wasserstand wirklich mitten durch typische Flow Country-Landschaft zu wandern.


    3. Juni - Der Tag der Langen Zäune

    Zäune rund um die Holzplantagen erleichtern nicht nur die Orientierung, sondern werden auch von Hirschpfaden begleitet. Das erleichtert das Querfeldein-Laufen ungemein. Die spärlich gesäten Konturlinien sind für die Orientierung nur bedingt hilfreich.



    • Langer Zaun I
    • Eine Erhebung
    • Erwischt!




    Fast unheimlich war die Stille in einigen Senken. Wo normalerweise wenigstens ein Bach plätscherte, schlich nur ein trübes Rinnsal zwischen den Steinen durch. Auch den Vögeln hatte es hier offenbar die Sprache verschlagen. Oder gab es vielleicht gar keine? Keine Schafskacka, also keine buntschillernden Käfer, also kein Vogelfutter? Alles sehr eigentümlich. "Schweigende Landschaft" hätte zumindest in diesem Jahr gepasst.



    Die erste Querfeldeinetappe dieses Tages fiel deutlich kürzer aus als erwartet, denn schon am östlichen Fuß des Beinn Rifa-gil stieß ich auf einen gut ausgefahrenen Weg, der mich sauber hinunter nach Rhifail in Strath Naver führte. Nach knapp 2:30 Stunden stand ich auf der Straße. Damit lag ich zeitlich im Mittelfeld: Wie aus dem Bothy-Logbuch in Lochstrathy hervorging, hatte ein Wanderer, der sich bitterlich über das nasse Gelände beschwerte, 3:30 Stunden benötigt; ein Tageswanderer, der wenige Tage vor mir - und damit also bei trockenem Untergrund - hochgekommen war, hatte nur 1:45 benötigt. Welchen Unterschied also Beladung und Boden machen können!


    Strath Naver


    Zwei Kilometer weiter nördlich, bei Carnachy, ging es auf der anderen Seite wieder hoch. Die Geometrie des Einstiegs in den Wirtschaftsweg sah zwar etwas anders aus als von der Karte versprochen, aber bald passte es wieder. Nach gut zwei Kilometern endete die Herrlichkeit des Weges. Querfeldein ging es weiter, ziemlich stur nach Westen. Bald erschien auch wieder die zackige Spitze von Ben Loyal, die schon am Vortag einen guten Orientierungspunkt abgegeben hatte. Ich nutze einige Kuppen, um die Route für den nächsten Kilometer genauer zu sondieren, aber eigentlich wäre es nicht nötig gewesen (@cast: Ein Steiner Safari 8x22 für 90 Euro reicht völlig!). Selbst "böses" Gras war gutmütig und schwamm nicht auf hüfttiefen Matschlöchern.

    Nach weiteren zwei Kilometern bot sich wieder ein Forstplantagenzaun als Orientierungslinie an. Zwei Möglichkeiten lagen jetzt vor mir: Nach Südwesten auf den Bergkamm Richtung Ben Stumanadh aufzusteigen, oder zu jenem Punkt herabzusteigen, wo Ordnance Survey kurz hinter dem Zaun auf einer Lichtung ein historisches "Souterrain" - ohne nähere Erläuterung - versprach. Ich entschied mich für das Souterrain, denn in meinem bisherigen Leben hatte ich alle schriftlichen Hinweise auf Souterrains im Immobilienteil von Zeitungen gesehen, nicht in einer Landkarte des Maßstabs 1:50.000.

    Erstaunlicherweise gab es in dieser verlorenen Ecke einen Überstieg über den Zaun, der anscheinend auch gelegentlich genutzt wurde. Noch erstaunlicher war allerdings, dass ich den "Einstieg" zum Souterrain - ein unscheinbares Loch mit einem Durchmesser von etwa einem halben Meter - auf Anhieb fand. Weil niemand da war, der draußen aufpassen konnte, ob ich wieder rauskam, verzichtete ich darauf, hineinzukriechen. Daher gibt es nur Fotos aus dem Eingang.



    • Eingang zum Souterrain
    • Blick ins Herz der Finsternis
    • Noch ein langer Zaun




    Wofür das Souterrain diente, ist mir nicht restlos klar. Einige Internetquellen setzen die Souterrains - von denen es in Nordschottland einige gibt - offenbar mit Grabkammern gleich. Andere sprechen von Vorratskammern. Zu "meinem" Souterrain habe ich überhaupt nichts gefunden - außer, dass es 1998 von einer Wandergruppe besucht worden ist.


    Unverkennbar: Die Zacken von Ben Loyal


    Der kulturellen Ertüchtigung folgte eine körperliche Ertüchtigung: Gut 120 Höhenmeter steil rauf und anschließend gleich wieder runter. Doch die Belohnung war es wert: vom tiefsten Punkt aus war schon das Dach der Achnanclach-Bothy zu sehen - mein Tagesziel. Die verbleibenden 1,6 km durch unbefestigtes Gelände zogen sich allerdings noch einmal fast 40 Minuten in die Länge.


    Achnanclach, dahingekuschelt am Fuß von Ben Loyal


    Technische Daten:
    22 km in 8:22h brutto


    4. Juni - Der Tag der langen Fußreise

    Langsam kam ich wieder in den schottischen Outdoor-Rhythmus, der von frühem Ins-Bett-Gehen und „relativ frühem“ Aufstehen geprägt ist: Schon um 9:15 verließ ich also die Bothy und machte mich auf den Weg zur Straße. Zwei Kilometer später hatte ich sie erreicht. Die vermeintliche Broch-Ruine am Ufer entpuppte sich leider als Rest eines runden Schafspferchs. Für ein bronzezeitliches Broch (man vergleiche das wunderbar erhaltene Dun Dornaigil) waren die Mauern einfach zu schwach.

    Unerfreulicherweise ging hier ein Schauer nieder. Den hatte ich zwar schon herannahen gesehen hatte, aber nach der Beobachtung anderer Schauerwolken war ich davon ausgegangen, dass auch dieser mich verfehlen würde. Tat er nicht. Aber zum Einpellen war es zu spät, und der Gegenwind auf der Straße trocknete mich schnell.



    • Kein Broch
    • Noch hält die Brücke
    • Oh wie süüüüß!



    Nach rund 1,5 Kilometern, südlich von Cnoc Craggie, verlässt die Route von "Scotland's Alaska" die Straße. Über einen Sattel und das verlassene Gehöft Cunside führt sie in rund fünf Kilometern Luftlinie zur Kinloch Lodge. Eigentlich.

    Aber mein Ziel war der Küstenort Tongue - denn am Abend vorher hatte ich festgestellt, dass die Batterien in meinem Steripen - gerne auch "Blitzdingser" genannt, weil er vergessen lässt, wie dreckig das Wasser in Wirklichkeit ist - leer waren. An die exotischen Ersatzbatterien (CR123A) hatte ich natürlich nicht gedacht. Bis Tongue lagen gut sechs zusätzliche Kilometer "Fußreise" vor mir. Zum Glück kam nur alle zehn Minuten ein Auto vorbei. Drollig war die Verkleidungsspannweite der Radfahrer, die mir begegneten: Von kurzer Hose mit T-Shirt und Sandalen bis zur Gore-Vollpanzerung war alles vertreten.

    In Tongue war noch alles so, wie wir es es 2011 zurückgelassen hatten. Ich schoss gleich durch zum Spar-Markt am nördlichen Ortsausgang. Doch oh weh: AA- und AAA-Batterien gab es genauso wie 9-Volt-Blöcke - nur CR 123A fehlte natürlich. Und der zweite Laden im Ort hatte wegen seiner untrennbaren Verknüpfung mit dem Postamt geschlossen. Frau Elizabeth Windsor musste nämlich an diesem Montag ihr Thronjubiläum feiern und hatte das Land mit einem "Bank Holiday" beglückt. Dem konnte sich das Postamt im ansonsten nur wenig mitjubilierenden Altkaledonien nicht entziehen. Also musste ich mein Kochwasser in den nächsten Tagen eben etwas länger kochen. Zum Rohwasser-Trinken hatte ich noch meine Katadyn-Filterflasche dabei.

    Damit der Umweg über Tongue nicht völlig umsonst war, holte ich den 2011 wegen Faulheit ausgefallenen Besuch der Burgruine Castle Varrich auf dem Fels über der Bucht nach. Fazit: Nette Aussicht, durchschnittliche Burgruine, steiler Anstieg. Aus der Ferne sieht es beeindruckender aus als aus der Nähe. Zwecks Energieersparnis hatte ich meine Schrankwand auf einer Bank am Fuß des Berges deponiert - in der sicherlich nicht falschen Annahme, dass mögliche Diebe schon beim ersten Anheben abgeschreckt werden. Mir folgten allerdings auch nur Jack und Jacqueline Wolfskin. Die hätten bestimmt nicht gewusst, was man mit einem so großen Monster anfangen soll.



    • Castle Varrich aus der Ferne (2011)
    • ...aus der Nähe
    • ...und ein Blick auf Tongue. Ganz Tongue? Ja, ganz Tongue.



    Heldenhaft widerstand ich der Versuchung, im Ben Loyal Hotel ein zivilisiertes Mittagessen einzunehmen. Im Nachhinein muss ich allerdings sagen: Es war ein Fehler. Vielleicht hätte ich dann etwas weniger abgenommen. Auch zwei Wochen nach der Rückkehr hatte ich die verlorenen zwei Kilogramm noch nicht wiedergefunden.

    Von Tongue aus ging es wieder nach Südwesten - bis zur Kinloch Lodge eine bekannte Strecke der Tour 2011. Der Ginster duftete in der Sonne wieder so wunderbar nach Kokos, dass ich am liebsten reingebissen hätte. Wegen der Stacheln ist das allerdings wenig empfehlenswert.



    An der Kinloch Lodge hätte ich - wäre ich der Anleitung in "Scotland's Alaska" gefolgt - auf den Moine Path nach Westen abbiegen müssen. Den Moine Path kannte ich jedoch schon von 2011: Man umrundet das Ben Hope-Massiv auf einem stillgelegten historischen Weg im Norden. Wenn man Glück, ist der schon ordentlich überwucherte Weg halbwegs trocken, ansonsten ist er genauso schwammig wie die Umgebung.

    Dafür war ich beim Kartenstudium zuhause auf eine andere Option gestoßen, die offenbar noch niemand zuvor gelaufen war, und die daher meinen "Pfad-Finder"-Ehrgeiz weckte: Auf dem Wirtschaftsweg bis Loch Meadie, und dann querfeldein am Ufer entlang zu der Straße, die von Altnaharra zu Ben und Loch Hope führt.

    An der Kinloch Lodge musste ich erstmal einen Umweg von 1,5 Kilometern machen, weil der nur 200 Meter lange direkte Weg durch das Lodge-Gelände als "private" und "not a right of way" gekennzeichnet ist. Nach dem schottischen Outdoor Access Code ist das zwar zulässig, aber nett ist es trotzdem nicht. Ebenso wenig nett ist es, am Ausgang ins Gelände standardmäßig ein abblätterndes Schild "Stalking in Progress" hängen zu lassen - wohl in der Hoffnung, dass sich der eine oder andere Wanderer davon abschrecken lässt. "Walkers welcome"-Schilder gab es es nirgends. Ich beschloss, das Schild zu ignorieren - und als mir ein Geländewagen entgegenkam, fragte ich die Fahrerin scheinheilig-harmlos, ob tatsächlich Jagd sei. Das wurde mit einem Lächeln verneint. Hatte ich es doch geahnt!



    • Hier wird scharf geschossen. Aber wann?
    • Ben Loyal von der anderen Seite
    • Jagd- und Anglerhütte an Lochan an Dherue



    Aber das abweisende Gebaren der Grundbesitzer hatte auch einen Vorteil: Ich fühlte mich wie ein Entdecker. Terra incognita war schon immer ein bevorzugtes Reiseziel von mir, und hier kam ich für europäische Verhältnisse auf meine Kosten. Die Openstreetmap-Karte in meinem "Zauberkasten" kannte nur den Weg bis Loch an Dherue, und selbst das nur, weil ich den Weg rechtzeitig vor meiner Abreise von uralten Ordnance-Survey-Karten durchgepaust hatte (legal!). Ein bisschen Entdeckerspaß hatte ich mir durch das Studium von Google-Luftbildern genommen, aber keine Sorge: Es blieben genug Unwägbarkeiten übrig.



    Und lohnende Aussichten: Die Landschaft stellte sich nämlich als erstaunlich abwechslungsreich heraus. Gletschergeschmirgeltes Fjäll thronte über unbehauenen Felswänden, Birkenwäldchen hingen über Sumpfwiesen und Seen, und Ginster säumte den sich dahinschlängelnden Weg. Für zusätzlichen Zauber sorgte wechselnde Lichteinfall zwischen den Wolken. Übrigens hatte ich den Eindruck, dass an diesem Tag überall in der Umgebung immer wieder Schauer niedergingen - nur nicht über mir. Meine TNF-Pamir-Jacke in Knallrot machte an diesem Tag ihrem Ruf als "Sonnenjacke" alle Ehre. Vielleicht hatte sie auch was wiedergutzumachen, nach der Schlamperei an Morgen... Wie im Fluge vergingen also die 11 km von der Kinloch Lodge bis zum Wegende an Loch Meadie.




    • Bergstraße
    • Loch Meadie kommt in Sicht
    • Früher Morgen an Loch Meadie



    Auf einer kleinen Anhöhe oberhalb des Weges baute ich meine Schildkröte auf. Sehr zu meinem Erstaunen stellten sich zum Abendessen keine Midges ein, obwohl das Seeufer nur 30 Meter entfernt war und der Wind eigentlich nicht ausreichte, um den Flugbetrieb zu unterbinden. Aber es war immer noch kühl - sicherlich unter 10 Grad. Es war wohl die erste Nacht überhaupt, die ich in all den Jahren hier unbehelligt mit offenem Moskitonetz verbringen durfte.

    Technische Daten: 33,9 km in 10:05h


    5. Juni - Tag der müden Füße

    Schon am Abend zuvor hatte ich mich umgeschaut, wie ich die weglose Passage angehen könnte. Die Frage "Westufer oder Ostufer?" war schnell entschieden, denn zumindest auf den ersten paar hundert Meter hatte der niedrige Wasserstand den Schotterstrand am Ostufer soweit freigelegt, dass ein entspannter Start in den Tag möglich schien. Am Westufer hingegen endete die Moorabbruchkante direkt am Wasser.

    Ich startete also wie auf einem geschotterten Wirtschaftsweg. Das legte sich nach einigen Uferwindungen, denn dann kam eine Passage mit Felsblöcken. Aber auch die hatte der von Westwinden angetriebene Wellengang soweit begradigt, dass ich äußerst gelassen von Stein zu Stein springen konnte. Ich mag es mir gar nicht nicht vorstellen, wenn ich da auch noch Wanderstöcke hätte koordinieren müssen!



    Der „Uferweg“


    Fünf Kilometer Luftlinie wegloses Gelände hatte ich bis zur Straße zu bewältigen, mit zweieinhalb Stunden hatte ich gerechnet. Aber schon nach 40 Minuten meldete mein Zauberkasten Halbzeit. Ich konnte es kaum fassen. Zwar musste ich am Südende des Sees einige Buchten über Land umgehen, aber trotzdem war ich schon nach 1:40 auf der Straße. Ohne den niedrigen Wasserstand und den trockenen Boden wäre das nicht gelungen - das mögen sich alle potenziellen Nachahmer notieren!



    Dem Regen entgegen: Zwei Angler fahren mit ihrem Boot zur Insel in Loch Meadie


    Die "Straße" - eine C-Road - wäre ein Deutschland gerade mal als asphaltierter Wirtschaftsweg durchgegangen. Kaum drei Meter breit, und keine Ausweichstellen. Kein Wunder also, dass nur alle 20 Minuten ein Auto oder ein Motorrad vorbeikam. Noch sensationeller: Die Motorradfahrer verzichteten hier auf jene Geräusche, mit denen sie sonst ihre vermeintliche Schw**zlänge kundtun.



    Rund sechs Kilometer weiter nordwestlich verließ ich die Straße und schwenkte zur Gobernuisgeach Lodge ab. Kannte ich auch schon von 2011. Neu war allerdings die Brücke über den Allt na Feithe - so neu, dass am Westzugang der Lodge und sogar bei Gualin House (für Fußgänger rund 27 km entfernt, mit dem Auto weit über 50 km!) noch Hinweisschilder hingen, dass die Brücke leider erneuert werde und und daher für Wanderer nicht benutzbar sei. Das nenne ich freundlich! Ich war allerdings so frei, die Schilder dahingehend zu ergänzen, dass die Brücke wieder passierbar ist. Der Wasserstand war allerdings auch hier so niedrig, dass selbst ich als hydrophober Wanderer trockenen Fußes hinübergekommen wäre.

    Hinter der Lodge bog ich dann auf den Pfad durch Glen Golly nach Nordwesten ab. Der "Pfad" stellte sich bis zu seinem Ende an Loch Dionard als durchgehend befestigter Fahrweg heraus. Er war allerdings sehr schmal und schon am Anfang mit einer ziemlich fragilen Brücke verziert, so dass dort wohl höchstens Argocats fahren konnten.




    • Blick auf Gobernuisgeach Lodge
    • Glen Golly
    • Vergessenes Tal



    Für Wanderer ist der Weg in gewisser Weise Folter. Er geht nämlich permanent auf und ab, manchmal auch offensichtlich sinnfrei. Besonders deutlich ist das am Übergang von Glen Golly nach Srath Dionard: Anstatt einen Sattel zu nutzen, führt er über Creag Staonsaid, den höchsten Berg entlang der Route. Dafür führt er zu landschaftlichen Schmuckstücken wie einer Schwemmlandsenke, wie ich sie zuvor nur im "Lost Valley" oberhalb von Glen Coe gesehen hatte. Von Creag Staonsaid hatte ich noch einmal Aussicht auf das Schauerwetter um mich herum. Wieder war ich trocken davongekommen.



    • Hinauf nach Creag Staionsaid
    • Ein Mammut-Stoßzahn?
    • Wer glaubt an solch einen Zufall?



    Der Abstieg war schnell erledigt, und weil es gerade so gut lief, hängte ich noch schnell die weglosen rund 1,5 km um Loch Dionard dran. Es ist wirklich verrückt: Hier kommen in einem Umkreis mit 2,5 km Durchmesser drei Wege zusammen - und keiner ist mit dem anderen verbunden. Bei einem Blick ins Grundbuch wird man vermutlich feststellen, dass die drei Wege zu unterschiedlichen Estates gehören, und deshalb niemand die Notwendigkeit sieht, sie zu verbinden. Die Querung des Ausflusses war auch Problem, wie schon 2009 verlangten die Kiesbänke in der ersten S-Kurve nur fünf cm Wattiefe. Direkt neben der Anglerhütte am Nordufer fand ich eine Nische für meine Schildkröte. Hervorragendes Wasser kam einen Bach rund 300 Meter weiter nördlich vom Foinaven herunter. Glasklar, selbst das Geröll im Bach war marmorweiß.




    • Abstieg
    • Er ist wirklich eine Sackgasse: Der Weg von Achfary endet kurz vor Loch Dionard
    • Schildkröte mit Schrankwand und Regenbogen



    Technische Daten: 29,1 km in 9:40h


    6. Juni - Der kürzeste Tag

    Dunkle Wolken begleiteten mich beim Start am Morgen. Wie am Vortag schienen sie aber keine Anstalten zu machen, mich zu benetzen. Erstes Tagesziel war Gualin House an der Straße nach Durness. Getreu dem Buch ging es dort geradeaus in die Wildnis von Cape Wrath Norden zum Cape oder Kearvaig Bothy. Aber so weit war es noch nicht. Auf halber Strecke nach Gualin House holte mich nämlich endlich ein Regenschauer ein. Der Zufall wollte es, dass gerade ein Anglerhütte am Fluss in Sicht war. Von 2009 wusste ich, dass nicht alle Hütten verschlossen sind. Diese war es auch nicht.

    Knapp eineinhalb Stunden verbrachte ich dort, kochte mir einen Kartoffelbrei, schrieb Tagebuch und Postkarten, studierte Karten, betrieb arachnologische Studien und kühlte aus. Um mich aufzuwärmen und mich zugleich gegenüber den Besitzern erkenntlich zu zeigen, fegte ich die Hütte gründlich aus.


    • Großfamilie am Fenster
    • Hoffentlich hört der Regen bald auf!



    Als Dank setzte der Regen aus, und ich konnte meine Tour fortsetzen. Plötzlich zerriss ein Heulen die Stille. Zwei Tornados - nicht die mit den Dachziegeln, sondern die mit den Schwenkflügeln - wirbelten in der Ferne über das Cape. Mist! Sollte der Übungsplatz etwa in Betrieb sein? Bei meinem letzten Blick auf die Website war noch der Übungsplan für Mai angezeigt. Und mit meinem deutschen Handy bekomme ich keinen Zugang zur kostenlosen 0800er-Telefonansage des Verteidigungsministeriums, das wusste ich schon von 2008. Was wäre also Plan B, falls tatsächlich rote Fahnen aufgezogen sein sollten - was ich natürlich erst sehen würde, wenn ich schon die ersten zehn weglosen Kilometer hinter mir habe?

    Sandwood Bay. Nur wie groß wäre wohl die Wahrscheinlichkeit, Sandwood Bay bei diesem Schauerwetter im dritten Anlauf endlich mal in Bilderbuchform zu erleben? Ungefähr Null. Ich war frustriert.

    Plan C bekam Konturen. C wie "D&E Coaches", Betreiber der Saisonbuslinie Inverness-Durness. Aus meinem Gedächtnis, Abteilung Überflüssiges Wissen, zerrte ich meine fragmentarische Erinnerung an den Fahrplan. Aus den vorhandenen Eckdaten 8:50 ab Inverness, 15:15 ab Durness und 19:40 an Inverness kalkulierte ich eine Abfahrt von Gualin House Richtung Durness für 13:40. Nun aber hurtig! Um 12:35 erreichte ich tatsächlich Gualin House. Das freute aber nur die Midges, denn der Bus kam 20 Minuten später. Etwa 10 Minuten gingen auf meine Kappe (Rechenfehler), der Rest war Verspätung.


    Über diese hohe Gasse muss er kommen. Es führt kein andrer Weg nach Durness.


    In Durness dann die Enttäuschung: Der Lazy Crofter war ausgebucht, und auf das Stalag-ähnliche SYHA-Hostel hatte ich keine Lust. Ich bestieg also um 15:15 zum Amüsement des Fahrers wieder den Bus nach Süden. Inzwischen war ich auch schon so im Ruhetag-Modus, dass ich in Durness nicht einmal nach einem Aushang mit den Sperrzeiten für den Übungsplatz Ausschau gehalten habe.

    Im bewährten Ruhetags-Ort Ullapool (2009, 2011) stieg ich aus. Das Hostel war ausgebucht, aber ich fand Zuflucht in demselben B&B wie 2011. Nach einem kleinen Tipp erkannte mich die Chefin sogar wieder.

    Im Buchladen von Ullapool fiel mir noch an diesem Abend jenes Buch in die Hand, das über den weiteren Verlauf meines Urlaubs entscheiden sollte. Mehr verrate ich noch nicht!

    Angehängte Dateien
    Zuletzt geändert von Wafer; 28.11.2020, 22:36.
    Alles unter Nutriscore "D" ist rausgeschmissenes Geld.

  • Torres
    Freak

    Liebt das Forum
    • 16.08.2008
    • 31757
    • Privat


    #2
    AW: [UK] Schottlands Alaska und im Zickzack weiter

    Hogan, die Schildkröte durfte endlich mal wieder mit. Das freut mich aber. Hat ihr sicher gefallen. Und der Schrankwand auch. Schön, wenn alle mal wieder vereint sind
    Oha.
    (Norddeutsche Panikattacke)

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    • Cattlechaser
      Dauerbesucher
      • 04.08.2010
      • 848
      • Privat


      #3
      AW: [UK] Schottlands Alaska und im Zickzack weiter

      Jau! Endlich mal wieder ein echter "Pfad-Finder" und zudem noch über meine Lieblingsgegend in Schottland!

      Ich hab's noch nicht gelesen, aber ich bedanke mich schon mal im Voraus.
      Magie ist Physik durch Wollen. www.uhempler.de

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      • lina
        Freak

        Vorstand
        Liebt das Forum
        • 12.07.2008
        • 43828
        • Privat


        #4
        AW: [UK] Schottlands Alaska und im Zickzack weiter

        Und dass der Buchladen in Ullapool mal in einem Reisebericht vorkommt, freut mich ganz besonders!

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        • Cattlechaser
          Dauerbesucher
          • 04.08.2010
          • 848
          • Privat


          #5
          AW: [UK] Schottlands Alaska und im Zickzack weiter

          Zitat von Pfad-Finder Beitrag anzeigen

          Heldenhaft widerstand ich der Versuchung, im Ben Loyal Hotel ein zivilisiertes Mittagessen einzunehmen. Im Nachhinein muss ich allerdings sagen: Es war ein Fehler. Vielleicht hätte ich dann etwas weniger abgenommen. Auch zwei Wochen nach der Rückkehr hatte ich die verlorenen zwei Kilogramm noch nicht wiedergefunden.
          Es war definitiv ein Fehler. Mrs. Cattlechaser hat im Herbst 2007 ganz neidisch auf die butterzart geschmorte Lammkeule auf meinem Teller geschaut. Und sie mag sonst alles andere, nur nicht Lamm.

          Ich bleibe gespannt auf den Restbericht.
          Magie ist Physik durch Wollen. www.uhempler.de

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          • Kris
            Alter Hase
            • 07.02.2007
            • 2802
            • Privat


            #6
            AW: [UK] Schottlands Alaska und im Zickzack weiter

            Zitat von Cattlechaser Beitrag anzeigen
            ...die butterzart geschmorte Lammkeule auf meinem Teller...
            Ja, daran musste ich dabei auch unweigerlich denken...

            Zitat von Pfad-Finder Beitrag anzeigen
            Danke für den Bericht!
            „Barfuß am Leben ist auch was wert.“ - Kasperl

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            • Borderli
              Fuchs
              • 08.02.2009
              • 1737
              • Privat


              #7
              AW: [UK] Schottlands Alaska und im Zickzack weiter

              Danke für den Bericht aus einer hier noch nicht beschriebenen Gegend Schottlands! Cawthorne's Buch ist wirklich inspirierend. Ich warte jetzt auf die Fortsetzung des Berichts...
              Gruß aus Lochinver (Ferienhaus, nicht Zelt ),
              die Borderlis

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              • Komtur
                Alter Hase
                • 19.07.2007
                • 2818
                • Privat


                #8
                AW: [UK] Schottlands Alaska und im Zickzack weiter

                Auch von mir danke für den Bericht. Einen Teil davon kenne ich, allerdings nur Durness und den westlichen Teil daneben, nicht den östlichen Bereich.
                Dann freue ich mich mal auf die Fortsetzung.
                Der Sinn des Reisens ist, an ein Ziel zu kommen, der Sinn des Wanderns, unterwegs zu sein.

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                • Mika Hautamaeki
                  Alter Hase
                  • 30.05.2007
                  • 3996
                  • Privat


                  #9
                  AW: [UK] Schottlands Alaska und im Zickzack weiter

                  Genial geschrieben, habe mich außerordentlich amüsiert!
                  So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                  A. v. Humboldt.

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                  • Borderli
                    Fuchs
                    • 08.02.2009
                    • 1737
                    • Privat


                    #10
                    AW: [UK] Schottlands Alaska und im Zickzack weiter

                    OT: Ich war übrigens heute mittag in Ullapool, und natürlich auch im Buchladen (nachdem ich meinen Frust über die Schließung des Wollgeschäfts nebenan verarbeitet hatte). Was bin ich froh, mit dem Auto hier zu sein, ohne Gewichtsbeschränkung durch eine Airline. Ich habe mich allerdings auf die gälischen Bücher konzentriert. Irgendwie sind aber auch ein paar Wanderbücher im Rucksack gelandet... Ich mag den Laden, aber er ist gefährlich.

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                    • Pfad-Finder
                      Freak

                      Liebt das Forum
                      • 18.04.2008
                      • 12049
                      • Privat


                      #11
                      AW: [UK] Schottlands Alaska und im Zickzack weiter

                      Zitat von Borderli Beitrag anzeigen
                      ...(nachdem ich meinen Frust über die Schließung des Wollgeschäfts nebenan verarbeitet hatte).
                      Caol na Mara oder so ähnlich? Das wäre bedauerlich.
                      Alles unter Nutriscore "D" ist rausgeschmissenes Geld.

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                      • matzen
                        Erfahren
                        • 07.02.2008
                        • 196


                        #12
                        AW: [UK] Schottlands Alaska und im Zickzack weiter

                        Zitat von Pfad-Finder Beitrag anzeigen


                        Achnanclach, dahingekuschelt am Fuß von Ben Loyal
                        Gibt es das noch ins groß? Würde es wohl gerne als Fazebuch Profilbild nehmen, falls ich darf?

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                        • Hinkelstein
                          Anfänger im Forum
                          • 31.08.2011
                          • 44
                          • Privat


                          #13
                          AW: [UK] Schottlands Alaska und im Zickzack weiter

                          [QUOTE=Pfad-Finder;1078421]
                          /[QUOTE]

                          HI Pfad-finder,

                          sag mal was ist das genau für ein Rücksack den du verwendest?
                          Wieviel Kilo kannst du bzw. der Rucksach aufnehmen?

                          Gruß
                          Hinkelstein

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                          • Pfad-Finder
                            Freak

                            Liebt das Forum
                            • 18.04.2008
                            • 12049
                            • Privat


                            #14
                            AW: [UK] Schottlands Alaska und im Zickzack weiter

                            Berghaus Vulcan, 80+2x10 Liter. Mehr als 25 kg sollte man nicht drauftun.
                            Alles unter Nutriscore "D" ist rausgeschmissenes Geld.

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                            • Kris
                              Alter Hase
                              • 07.02.2007
                              • 2802
                              • Privat


                              #15
                              AW: [UK] Schottlands Alaska und im Zickzack weiter

                              OT:
                              Zitat von Pfad-Finder Beitrag anzeigen
                              Berghaus Vulcan, 80+2x10 Liter. Mehr als 25 kg sollte man nicht drauftun.
                              Wie!? Bett und Fernseher standen schon in der Hütte und kamen nicht aus dem Rucksack? Wie geht das mit den Bestimmungen der Schutzgemeinschaft Grüne Schrankwand überein?
                              Zuletzt geändert von Kris; 24.10.2012, 16:27.
                              „Barfuß am Leben ist auch was wert.“ - Kasperl

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                              • Mika Hautamaeki
                                Alter Hase
                                • 30.05.2007
                                • 3996
                                • Privat


                                #16
                                AW: [UK] Schottlands Alaska und im Zickzack weiter

                                Zitat von Kris Beitrag anzeigen
                                OT:

                                Wie!? Bett und Fernseher standen schon in der Hütte und kamen nicht aus dem Rucksack? Wie geht das mit den Bestimmungen der Schutzgemeinschaft Grüne Schrankwand überein?
                                OT: Aber der Fernseher ist doch UL, denn in der Röhre ist Vakuum und das wiegt negativ, schon passts.
                                So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                A. v. Humboldt.

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                                • Pfad-Finder
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                                  Liebt das Forum
                                  • 18.04.2008
                                  • 12049
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [UK] Schottlands Alaska und im Zickzack weiter

                                  C2C - Von Küste zu Küste

                                  In Ullapool verbrachte ich nach bewährter Weise einen Fress- und Ruhetag. Wobei mir am Nachmittag schon wieder langweilig wurde und ich also einen kleinen Acht-Kilometer-Spaziergang zum Ullapool Hill einlegte.



                                  • Der Schakal von Ullapool hat eine Katze gezeugt.
                                  • James-Bond-Design von einem Waldorf-Schüler?
                                  • Blick vom Ullapool Hill



                                  Zwei Tage später...

                                  In weiser Voraussicht hatte ich bis auf die "Alaska"-Tour auf einen durchgetakteten Urlaubsplan verzichtet. Lieber wollte ich mich vom Wetter treiben lassen. Im Buchladen von Fort William, den ich eigentlich nur wegen des Internet-Zugangs besucht hatte, fiel mir dann ein bisher unbekannter Wanderführer in die Hand, der als Ausgangspunkt Fort William hatte (aber ich verrate noch nicht, welcher Weg es war). Eigentlich hätte ich in Fort William gerne noch ein paar Tagestouren eingeschoben, aber ausgerechnet am bevorstehenden Wochenende fanden dort die MTB-Downhill-Meisterschaften statt. Nach leidiger Erfahrung läuft die Stadt dann über. Wie sollte ich also die drei Tage von Freitag bis Montag verbringen?

                                  Ein Blick in die "Scottish Hill Tracks" brachte mich auf eine Idee: In drei Tagen von der Westküste (Ullapool) an die Ostküste (Alness)! 75 km, kein anspruchsvolles Gelände, mindestens eine praktisch gelegene Bothy - ideal also auch bei dem vorhergesagten Schmuddelwetter.


                                  8. Juni



                                  Letzter Blick auf die Westküste im Hafen von Ullapool.

                                  Bei leichter Gischt zog ich am Freitagmorgen in Richtung Glen Achall los. Soweit eine bekannte Strecke von 2011, mit dem Unterschied, dass ich diesmal nicht zurücklaufen musste, um den Schlüssel vom B&B abzugeben. Dafür entwickelte sich das Wetter unerfreulich. Zum ersten Mal in diesem Urlaub musste ich mich einpellen. Meine neue ES-Jacke bestand den Test erfolgreich - selbst der von mir skeptisch beäugte wasserdichte Reißverschluss blieb wasserdicht.

                                  Ein Radfahrerpärchen überholte mich und kehrte nach einer halben Stunde zurück.

                                  Ein Franzose mit professionell anmutender UL-Ausstattung kam mir entgegen und erzählte was davon, dass er nach Cape Wrath will. Wahrscheinlich auf dem Weg zu einem Ruhetag nach Ullapool, dachte ich mir.

                                  Praktischerweise ließ der Regen während des Anstiegs hinter der East Rhidorroch Lodge kurz nach, was mir die Entscheidung "Lieber nass von außen oder von innen?" ersparte. Loch na Daimh kam in Sicht - jedenfalls dann, wenn man näher herantrat. So eklig war das Wetter bei keinem meiner beiden vorherigen Besuche: 2009 war ich fast verglüht unter brütender Sonne beim Aufstieg aus Glen Douchary. 2011 war es genau richtig, wenn auch etwas feuchter von unten.

                                  Nix wie weiter. Knockdamph Bothy rief. Um Punkt drei Uhr betrat ich die Bothy. Seit 2009 war sie noch einmal aufgebrezelt worden, im "Schlafzimmer" gab es jetzt eine Pritsche. Ich widerstand der Versuchung und wollte mich nur auf eine Fresspause beschränken.
                                  Doch dann schlug das Schicksal zu. Ganz unverdächtig titelte das Buch auf dem Fenstersims "Boots on the Line". Das hätte ich wegblenden können. Aber der Untertitel war zu groß gedruckt: "Walking 1000 miles of Britain's dismantled railways". Mein Vorhaben, "nur mal kurz ins Inhaltsverzeichnis zu gucken", ging erwartungsgemäß schief. Erst als die Getränke wieder ans Tageslicht wollten, stellte ich fest, dass ich mich glatt eineinhalb Stunden festgelesen hatte. Der Weg in die Hölle ist mit verrottenden Holzschwellen gepflastert.



                                  • Loch Achall
                                  • Knockdamph Bothy am vernieselten Loch na Daimh
                                  • Blick aus dem Lesezimmer nach draußen



                                  Aber halb so schlimm, die Juni-Tage sind in Nordschottland lang. Trotz des Regens bereitete die Querung des Abhainn Poiblidh keine Probleme. Mehr Sorgen bereitete mir, dass plötzlich gut einen Kilometer vor mir ein Wanderer mit großem Gepäck aufgetaucht war und auch in Richtung Schoolhouse Bothy lief. Abgesehen vom sportlichen Ehrgeiz: Die Bothy war im Internet als "klein" beschrieben worden. Wenn der andere auch so viele Klamotten zum Trocknen aufhängen wollte wie ich, würde es bestimmt schnell eng werden!



                                  • Im Endanflug auf Duag Bridge
                                  • Die Schoolhouse Bothy




                                  Als ich das Wohnzimmer der Bothy betrat, bot sich mir ein Stillleben mit nassem Wanderer dar. Mein Franzose von heute morgen saß auf einem Stuhl in der Raummitte und blickte mich mit leeren Augen an. "Isch 'atte misch verlofen", sagte er sinngemäß, "isch war falschrum abgeboggen." Um den Zeitverlust wettzumachen, war er ohne Halt an der Knockdamph Bothy vorbeigeflitzt, während ich in mich in die Abgründe des Bahndammwanderns vertieft hatte. Nun wollte er von mir Rat, wie es mit dem Oykel Bridge Hotel aussieht, das ungefähr noch sieben Kilometer entfernt war. Er wollte nach fünf Tagen mal wieder eine Dusche. Sicherlich keine schlechte Idee, wenn ich ihn so ansah. Da ich schon zweimal zur Mittagszeit im Oykel Bridge Hotel eingekehrt war - 2009 und 2010 - konnte ich ihm zumindest etwas weiterhelfen.

                                  Als er gegangen war, breitete ich meine nassen Sachen aus. Erwartungsgemäß waren meine fast neuen Lowa Timok trotz GTX-Armierung komplett durchnässt. Da es sich schon um ein Umtauschpaar handelte, kann ich mit Sicherheit sagen, dass hier entweder Murks in Serie oder ein Konstruktionsfehler eingebaut ist. Das einzige, was aus meiner Sicht für die Timok spricht, ist die Tatsache, dass ich auch mit nassen Füßen keine oder nur minimal Blasen bekomme. Draußen hatten Regen und Wind inzwischen aufgehört, und ich genoss die Tatsache, dass die Midges draußen bleiben mussten.

                                  Technische Daten: 25 km in 7:25h


                                  9. Juni

                                  Am Morgen war es immer noch bedeckt, und immer wieder gingen kurze Nieselschauer nieder. Auf von 2010 bekanntem Wege, aber in umgekehrter Richtung, dackelte ich auf exzellenten Schotterwegen zum Sattel nach Strath Cuileannach hoch. Am Sattel wurde daraus vorübergehend eine Matschpiste, aber halb so schlimm. Ärgerlicher war, dass sich das Wetter von 2010 wiederholte. Strath Cuileannach zieht sich bei weniger Wolken sicherlich nicht so eintönig als endlose Folge von Schafsweiden und Holzplantagen hin.


                                  Zweckentfremdete Schafsweide

                                  Das größte Highlight ist aber sowieso nicht die Natur, sondern die Kirche von Croick. Erstens ist es eine von zehn erhaltenen "Parliamentary Churches" aus der Feder des Baumeister Thomas Telford. 32 dieser Standardbauten gab es einmal. Zweitens ist sie im Zuge der Clearances berühmt geworden, als vertriebene Bauernfamilien mehrere Tage lang im Kirchhof campierten und sich mit Ritzungen in den Fenstern verewigten. Man kann sie bis heute lesen. Der Ort Croick ist heute praktisch verschwunden, in Strath Cuileannach gibt es noch einige wenige Bauernhöfe, und in The Craigs/Amat ein Herrenhaus. Die Telefonzelle steht zwar noch, aber das Telefon selbst ist inzwischen weg. Dafür gibt es jetzt Mobilfunk (2010 noch nicht).



                                  • Die Kirche von Croick
                                  • Eine der geritzten Fensterscheiben; der Text lautet: "Glencal[vie] people were here in the churchyard may 24 1845"


                                  Durch die piekfein hergerichtete Gelände der Glencalvie Lodge ging es durch Glen Calvie nach oben. Kurz hinter der Lodge gibt es direkt am Weg ein paar nette Wiesen, die sich eigentlich zum Zelten anbieten würden. Aber der Weg ist die Schotterstraße zum Diebidale-Lodge, die hoch oben über dem Tal thront.

                                  • Das ist mal ein Baumhaus!
                                  • Die Allee zum Herrenhaus Amat


                                  Die gigantischen Fensterfronten der Diebidale Lodge sind keine Verschwendung - der Blick reicht bis zu den Bergen von Assynt. Etwas erstaunt war ich, dass der Weg nach Osten ab dem Abzweig zur Diebidale-Lodge offensichtlich zu früheren Zeiten durchgehend asphaltiert war. Das hatte ich absolut nicht erwartet. Im Nachhinein scheint es aber plausibel: Es ist die kürzeste Verbindung zwischen der Gegend um Amat Forest und Alness/Invergordon. Heute muss man mit dem Auto für diese Relation den Umweg über Ardgay fahren. Der Asphalt ist inzwischen zwar brüchig und abschnittsweise durch Schotter ersetzt, aber zum Radfahren reicht es allemal. Für einigermaßen beherzte Mountainbiker ist die Strecke Ullapool-Alness an einem Tag zu schaffen.



                                  • Die Diebidale Lodge
                                  • Fundsache



                                  Ein Mountainbiker würde aber sicherlich nicht den Blick so durchs Gelände schweifen lassen wie ich. Kurz vor der "Passhöhe" lagen nämlich links und rechts im Gestrüpp mehrere abgestoßene Hirschgeweihe. Gehörnte Hirschböcke hatten sich hier auf die Hörner genommen, bevor sie im Herbst Blei zwischen die Hörner bekamen, fantasierte der Solowanderer vor sich hin. Letztendlich ließ ich aber meine bildliche Vorstellungskraft spielen und ließ ein Geweih über die Straße tänzeln.

                                  Da es sich so gut lief, hatte ich die Frage der Wasserversorgung für die Nacht lange verdrängt. Unten in Glen Calvie hatte ich einige schöne Wasserläufe mit klarem Wasser gesehen, aber da es erst Kilometer 23 war und der Anstieg noch vor mir lag, hatte ich das Auftanken verschoben. Was für ein Fehler! Hier oben war nämlich kilometerweit nur Moorlandschaft. Wasser gab es zwar, aber es sah nicht wirklich lecker aus. Wenigstens hatte ich in Ullapool die richtigen Batterien für den Blitzdingser bekommen.

                                  Ebenso schlecht sah es mit schönen Abstellplätzen für meine Schildkröte aus. Nur an Lochan a Chairn gab es zwei Wiesen, die nicht nur zufällig geeignet erschienen, sondern sogar schon Feuerstellen aufwiesen. Leises Nieselknistern übertönte das Rauschen der Midges vor dem Moskitonetz und ließ mich schnell einschlafen.




                                  Technische Daten: 33,5 km (inkl. 2 km für Stellplatz-Suche) in 10h glatt.


                                  10.6.

                                  Obwohl ich eigentlich überzeugter Spätaufsteher bin, wurde ich um sechs Uhr morgens von selbst wach und stellte überrascht fest, dass ich ausgeschlafen war. In 45 Minuten war ich inklusive Frühstück abreisebereit. Vor mir lagen erst einmal 1,75 km schnurgerader Weg mit Zaun am rechten Fahrbahnrand. Inzwischen hatte ich eine Vermutung, warum hier eine "Straße" entlanggeführt worden war: Im Moor standen und lagen hier und da noch einzelne Telegrafenmasten mit Porzellanisolatoren. "A long time ago came a man on a track, walking thirty miles with a sack on his back... and the dirty old track was the telegraph road."

                                  Wer aber glaubt, sich heute noch mit dem Auto durchschummeln zu können, wird unterhalb des Garbhan Mor abrupt gestoppt. Urplötzlich verschwindet die Asphaltdecke, es wird für einige dutzend Meter "normal" matschig, und dann versperren große Felsblöcke die Durchfahrt. Selbst Fahrräder wird man darüberheben müssen. Auf der anderen Seite geht es dann auf einem zivilierten Forstweg weiter - aber natürlich erst, wenn man sich die Gebäuderuine oberhalb des Weges angeschaut hat. Hier könnte man auch zelten, wenn - ja, wenn die Schafe nicht alles zugek***t hätten.




                                  • Ohne das Gestrüpp auf dem Mittelstreifen könnte man hier die Füße auf Geradeauslauf arretieren.
                                  • Die blockierte Stelle ist Enduro-sicher. Auch ein Fahrrad müsste man hier hinüberheben.
                                  • Zwei Truthähne in Braentra zeigen gockelhaftes Gehabe.


                                  In Braentra beginnt dann die "Fußreise" auf asphaltierter Straße durch Strath Rusdale. Obwohl es Sonntag war, setzte gegen zehn Uhr "reger Verkehr" ein, es kam also alle zehn Minuten ein Auto. Eigentlich wollte ich streng nach Scottish Hill Tracks laufen, wäre also irgendwann auf der dicht befahrenen B 9171 gelandet. Als jedoch ein Wegweiser auf einen unerwarteten Fußweg über Lealty House zur parallelen Nebenstraße aufmerksam machte, zögerte ich nicht lange: Ich lag gut in der Zeit, und ich würde mir die Hauptstraße nach Alness ersparen.



                                  • Jagdunfall im Straßenverkehr: Wenn man auf den Hirsch auf der Vorderseite zielt...
                                  • ...kann es sein, dass der Reiter auf der Rückseite ebenfalls erwischt wird.
                                  • Ardross Castle



                                  Navigatorisch war es dann doch etwas spannender als gedacht. Von Lealty House war nur noch eine Fahrzeughalle in Betrieb, ansonsten hatte Kühe, Schafe und schwere Agrartechnik den Hof in ein Matschloch verwandelt. Der von der Karte versprochene Feldweg war zugewuchert, aber im zweiten Anlauf fand ich eine Schneise der Verwüstung über eine Kuhweide.

                                  Kurz vor Moultavie erhaschte ich dann den ersten Blick auf das Meer: Man sieht zugegebenermaßen nur eine Bucht, in der Ölbohr- und Förderplattformen gebaut und abgerissen werden, aber eben doch: Meer. Ostküste. "Auftrag erfüllt."



                                  Um 13:06 erreichte ich den Bahnhof der äußerst unspektakulären Stadt Alness, fertigte das Zielfoto an und begab mich zur Bushaltestelle. 13:25 sammelte mich der X25 nach Inverness auf, wo ich nur schnell in den nächsten Bus nach Fort William umstieg.


                                  Technische Daten:
                                  26,0 km in 6:25h






                                  Hier geht die Reise weiter.
                                  Angehängte Dateien
                                  Zuletzt geändert von Wafer; 28.11.2020, 22:36.
                                  Alles unter Nutriscore "D" ist rausgeschmissenes Geld.

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                                  • Werner Hohn
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                                    Liebt das Forum
                                    • 05.08.2005
                                    • 10870
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [UK] Schottlands Alaska und im Zickzack weiter

                                    Wenn man das Tun einiger Vielschreiber hier im Forum über Jahre verfolgt hat, fällt auf, dass der eine oder andere (die eine oder andere) neben der Schreiberei einen eigenen Stil beim "Fotoalbum" entwickelt hat. Schade, dass mit das nicht eingefallen ist. *Grummel*
                                    Zuletzt geändert von Werner Hohn; 20.11.2012, 23:12.
                                    .

                                    Kommentar


                                    • chinook
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                                      • 27.04.2005
                                      • 2232


                                      #19
                                      AW: [UK] Schottlands Alaska und im Zickzack weiter

                                      Wann genau warst Du da?


                                      -chinoook
                                      Realität ist ein Problem von Leuten, die nicht mit Alkohol umgehen können.

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                                      • Pfad-Finder
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                                        Liebt das Forum
                                        • 18.04.2008
                                        • 12049
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [UK] Schottlands Alaska und im Zickzack weiter

                                        @chinook: Die ersten zwei Juni-Wochen. 2012.

                                        Zitat von Werner Hohn Beitrag anzeigen
                                        Wenn man das Tun einiger Vielschreiber hier im Forum über Jahre verfolgt hat, fällt auf, dass der eine oder andere (die eine oder andere) neben der Schreiberei einen eigenen Stil beim "Fotoalbum" entwickelt hat. Schade, dass mit das nicht eingefallen ist. *Grummel*
                                        Ich musste mir das einfallen lassen, weil ich nicht einfach Deinen Stil kopieren wollte.
                                        Alles unter Nutriscore "D" ist rausgeschmissenes Geld.

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                                        • Pfad-Finder
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                                          Liebt das Forum
                                          • 18.04.2008
                                          • 12049
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [UK] Schottlands Alaska und im Zickzack weiter

                                          "We must be getting close to Fort William - it starts to rain", sagte der Busfahrer kurz hinter Laggan im Great Glen. Da saß ein echter Kenner am Steuer. Was hatte ich mir bloß dabei gedacht, im Buchladen in Ullapool einfach mal so 9,99 GBP für den Wanderführer zum East Highland Way Fort William-Aviemore hinüberzuschieben?

                                          Zwei gute Gründe gab es doch. Erstens sollte der EHW laut Buch* 125 km lang sein, also genau passend für die verbleibenden fünf Urlaubstage. Zweitens hatte mich die Frage, wie man außer über die "Thieves' Road" vom Westen an die Cairngorms herankommen kann, schon viele Stunden beim Kartenstudium beschäftigt.

                                          *) Ich habe die 2. Ausgabe von 2011 gekauft. In der Ausgabe von 2012 ist die Streckenführung durch zusätzliche Schleifen etwas verlängert worden, genannt werden jetzt 132 km. Was von den Entfernungsangaben zu halten ist, wird später in diesem Bericht deutlich.


                                          Montag, 11.6.

                                          In der Nacht und am Morgen war Fort William seinem Ruf als Regenloch wieder einmal gerecht geworden. Da ich den Weg zwischen Fort William und Spean Bridge schon kannte und als wenig sehenswert in Erinnerung hatte, verschob ich den Aufbruch bis zum Abzug der letzten Regenreste. Dann ließ ich mich vom Bus in Spean Bridge absetzen. Als kleine Kompensation nahm ich den dortigen Geschichts-Lehrpfad mit. Er führte zuerst zu den Resten der bereits 1946 stillgelegten Bahnlinie nach Fort Augustus. Brückenpfeiler und Bahndamm sind noch zu erkennen. Wären die Baukosten damals nicht aus dem Ruder gelaufen, wäre die angedachte Verlängerung nach Inverness vielleicht nicht abgesagt worden, und die Strecke könnte heute noch in Betrieb sein.

                                          Nächste Station ist die Ruine von General Wade's High Bridge über den River Spean. Die OS-Karte 1:25.000 suggeriert die Existenz einer begehbaren Brücke. Das ist jedoch eine Irreführung. Es gibt zwar noch zwei Pfeiler über den Fluss und ein rostigen Steg aus dem frühen 20. Jahrhundert; aber um ihn zu erreichen und zu "begehen", benötigt man professionelle Kletterausrüstung, denn der Bogen zum Westufer ist zusammengestürzt und der Steg lange überwachsen. Nur gut, dass ich diesmal auf Pfad-Finder-Abenteuer verzichtet hatte ("Laut Karte ist hier eine Brücke!").



                                          • Die High Bridge überrbrückt heute nichts mehr
                                          • Reste eines Bahn-Brückenpfeilers der Strecke nach Fort Augustus
                                          • Für die einen ist es ein Zauntritt, für Schrankwandträger ist es ein Schrankwandständer...
                                          • Atomrhabarber




                                          Das Commando-Denkmal kennt jeder, der schon mal in Richtung Kintail oder Skye gefahren ist, daher weise ich lieber auf eine andere Sehenswürdigkeit hin: Im Vorgarten des Old Pines-Hotels wächst eine Pflanze, die ich beim ersten Vorbeifahren mit dem Fahrrad 2007 wegen ihrer Größe (1,20 m Höhe) "Atomrhabarber" getauft habe. Weil weder ein gelernter Biologe noch ich sie in Bestimmungsbüchern finden konnten, habe ich dann 2008 im Hotel nachgefragt: Es handelt sich um eine Gunnera, eine Pflanze aus Südamerika, "die sich hier offensichtlich sehr wohl fühlt", wie man mir erläuterte.

                                          Nach einer letzten Schokoladenpause am örtlichen Laden ging es dann endlich richtig auf dem EHW los. Unspektakulär geht es zunächst durch viel Wald und dann wieder auf die Uferstraße, die für mich auch schon kein unbekanntes Territorium mehr war (2004, 2006). In Insh gönnte ich mir einen Abstecher zur Trasse der früheren LNGR (Lochaber Narrow Gauge Railway, Lochaber-Schmalspurbahn). Ich machte mir die Farbe meiner grünen Schrankwand zunutze und deponierte sie unten unauffällig am Wegesrand, um 150 Meter Höhenunterschied unbelastet bewältigen zu können.



                                          • Der Bahndamm ist noch gut zu erkennen
                                          • Die Reste der Brücken soll man nicht betreten...
                                          • ... trotzdem gibt es auf dem Bahndamm einen Zauntritt - bestimmt nur zu dem Zweck, dass man das Warnschild aus der Nähe lesen kann



                                          Die LNGR oder umgangssprachlich "Puggy Line" war in den 30er Jahren gebaut worden, um die Baustellen für die Wasserstollen zwischen Loch Treig und dem Aluminiumwerk in Fort William zu versorgen. Die letzten Reste dieses "temporären" Bahn wurden erst 1976 stillgelegt - damit hatte sie länger gehalten als die Strecke nach Fort Augustus. Ein Teil der Ingenieurbauten wie Brücken und Durchlässe steht bis heute, abschnittsweise findet man auch noch Schwellen und einzelne Schienenreste. Die ehemalige Bahntrasse ist ist dank regelmäßiger Begehung durch Eisenbahnfreunde heute ein schöner Wanderpfad, solange man sich nicht durch die Verbotsschilder an den Brücken abschrecken lässt. Die haben aber meines Erachtens nur den Zweck, sich von der Haftung für Unfälle aufgrund besonderer Dämlichkeit freizustellen. 2004 hatte ich bei einer Tagestour den östlichen Teil der Strecke bis zur Höhe der Monessie Farm erkundet, hatte dann aber zeitlich bedingt abbrechen müssen. Die Fortsetzung bis nach Fort William bleibt auf meiner To-Do-Liste.


                                          Aussicht von der Höhe des Bahndamms in Richtung Fort William

                                          Als ich wieder unten ankam, stürmte gerade eine Truppe von sechs jugendlichen Wanderern vorbei, einer davon mit dem gleichen orangen Wanderführer in der Hand, der auch mich leitete. Das kann ja heiter werden - was für ein Massenauflauf auf dem EHW, dachte ich mir.

                                          Auf dem Feldweg ging es dann weiter grob am Ufer entlang. Vor Monessie machte ich noch einen weiteren Abstecher zur Bahntrasse. Auch hier zeigte sich der Bahndamm in gut begehbarer Form. Ein Stück unterhalb bei GR 800 290 könnte man übrigens auf einer überwachsenen Schotterkippe in midgefeindlich-windiger Lage gut zelten. Mich trieb es allerdings zum Bunkhouse in Achluachrach, gegenüber vom Glenspean Lodge Hotel und direkt an der Bahnlinie Glasgow-Fort William. Weder die Wettervorhersage noch das Wolkenbild machten Lust auf Zelten, und in der Tat schüttete es in der Nacht noch einmal. Für das Bunkhouse gibt es übrigens vier Sterne. Dafür, dass zehn belgische Rennradfahrer mit strengem Eigengeruch den Aufenthalt in der Küche unangenehm machten, kann das Bunkhouse ja nichts.

                                          Nach dem Abendessen machte ich noch einen Spaziergang zum Friedhof von Cille Coirill (GR 812 306). Das ist definitiv ein Ort mit Atmosphäre, ebenso wie mit Midges.



                                          • Die Hängebrücke über die Monessie Gorge
                                          • Die Monessie Gorge - die Bahnlinie Fort William-Glasgow führt auf der Felskante entlang
                                          • Auf dem Friedhof von Cille Coirill
                                          • Blick hinunter Richtung Glen Spean






                                          Technische Daten: 25,1 km in 9:40h


                                          12.6.

                                          Über die wackelige Hängebrücke ging es zurück auf das Südufer des Spean. Mein Versuch, sklavisch der Wegbeschreibung zu folgen, endete zwischen Brennnesseln und Flussbett. Es erwies sich als einfacher, stumpf über die Schafsweide zu gehen. Auf dem Weg zu den Ruinen von Achnacoine schreckte ich eine Familie von Braunen Schwänen auf. Meine Freude über die Begegnung mit dieser seltenen Art wurde allerdings nach der Rückkehr getrübt, als mir ein biologisch versierter Verwandter versicherte, es seien stinknormale Kanadagänse gewesen.



                                          • So ein langer Hals - das kann doch nur ein Schwan sein!
                                          • Na, vielleicht doch Gänse?
                                          • Die Ruinen von Achnacoine



                                          Die Ruinen von Achnacoine - was angeblich soviel wie "Platz der Fehde" bedeutet, sahen aus wie ... Ruinen eben. Für Neulinge in der Region sicherlich aufregend, für mich weniger.

                                          Einfacher als im Führer beschrieben war das Auffinden des Einstiegs in den Wald. Man kann das Gatter schon fast von den Ruinen aus zwischen den Bäumen sehen. Der Weg durch den Wald war bereits gut ausgetrampelt, ein klarer Beleg für die Beliebtheit des EHW. Den Spuren nach haben sogar einige Montainbiker ihr Glück versucht. Die Bereitschaft, das Fahrrad häufiger über umgestürzte Bäume zu heben, sollte allerdings vorhanden sein. Weiter oben kündete eine frisch geschotterte breite Forststraße davon, dass dem Wald die Ernte bevorsteht. Mir bot sich zum Glück noch ein gänzlich unschottischer Märchenwald dar, wo Moos- und Flechtenlametta von den Ästen triefte.



                                          • Das Gatter ist schon von weitem zu sehen...
                                          • ...aber vorher geht es noch durch einen Bach
                                          • Langbeinige sind klar im Vorteil
                                          • Lamettawald
                                          • Ein frischer Forstweg




                                          Der nächste Stopp war Lair. Im Herrenhaus war angeblich während des Zweiten Weltkrieges eine Zeitlang der Zeitlang der "Stellvertrrreter des Föhrrrers" interniert. Erstaunlich, dass es keine Gedenk- oder Erläuterungstafel gibt, wo die Briten doch sonst alles hochjazzen, was mit dem Zweiten Weltkrieg zu tun hat.

                                          Kurz vor Fersit legte ich den letzten Abstecher zur Puggy Line ein und lief bis zur Staumauer von Loch Treig. An der dortigen Kreuzung bei GR 773 348 startet die Bahntrasse. Es ist zwar nur ein schmaler Pfad zwischen Farnen, aber die steigungsarme und gemäßigt kurvige Trassierung verraten die Bahnvergangenheit. Bei der Gelegenheit konnte ich gleich einen einheimischen Bahnfreund auf die richtige Fährte einweisen - er hatte die Trasse viel weiter oben am Hang gesucht.

                                          Stünde ich vor der Aufgabe, den EHW noch einmal zu laufen, würde ich übrigens in diesem Bereich auf die "offizielle" Wegbeschreibung pfeifen und stattdessen von Insh bis Loch Treig/Fersit auf dem Bahndamm wandern. Man umgeht so die Straße und hat zudem von dort oben wunderbare Aussicht auf Glen Spean. Falls es im Westen mal nicht regnet, sogar bis weit hinter Fort William.



                                          • Lair
                                          • Der eigentliche Ausfluss von Loch Treig sind die Stollen zum Aluminiumschmelzwerk in Fort William
                                          • Der verfarnte Trampelpfad am Beginn der Kleinbahntrasse



                                          Von Fersit aus geht es mehrere Kilometer auf Forstautobahnen durch einen Wald. Gäbe es nicht da und dort eine abgeernte Fläche, müsste man auf jegliche Aussicht verzichten. Wer übrigens glaubt, man könnte von dem Stichweg zum Laggan Dam einen Blick auf den Damm werfen können, wird enttäuscht: Das ist nur dann möglich, wenn man den Zaun übersteigt. Rechtstreuen Wanderern bleibt nur ein Blick durchs Unterholz. Der Fußweg über die Staumauer ist Unbefugten logischerweise auch verwehrt. Wer schon ein bisschen in UK unterwegs war, wird es geahnt haben, alle anderen seien hiermit vor Illusionen gewarnt.



                                          • Kein Tornado, sondern ein Typhoon
                                          • Tolle Aussicht auf den Laggan Dam!
                                          • Kein defekter Staudamm-Stöpsel, sondern ein trockenes Frühjahr



                                          Erst bei Luiblea kommt man wieder nachhaltig ans Tageslicht. Über die Moy Bridge könnte man zur A86 gelangen, aber warum sollte man? Ein Linienbus fuhr dort zuletzt 2002, damals noch als "Munrobagger Line" zwischen Kingussie und Fort William. Heute ist die A86 zwischen dem Bahnhof Tulloch und Kinloch Laggan (Schulbus) ÖPNV-Niemandsland.

                                          Daher blieb auch ich auf der Ostseite von Loch Laggan und folgte der Empfehlung des Wanderführers, mir am Südufer einen Stellplatz zu suchen. In aller Bescheidenheit: Dies war einer der schönsten Plätze überhaupt: Der Wind vom See vertrieb abends die Midges so weit, dass ich sogar meinen Hals zum Fotografieren aus dem Schildkrötenpanzer herausstecken und vor dem Zelt unbehelligt kochen konnte.

                                          Mein Verdauungsnickerchen wurde aber um kurz nach acht Uhr abends gestört. Ich hörte Stimmen, und es war nicht Amy MacDonald vom MP3-Player. Durch das Gestrüpp eines umgestürzten Baumes erblickte ich drei weitere Camper, die sich gerade - klack-klack-klack - mit ihren Akto-Kindersärgen am Ufer breitmachten. Die Unbefangenheit, mit der sie sich anschließend entkleideten, ließ vermuten, dass sie meine hinter dem Baum verborgene grüne Schildkröte nicht gesehen hatten. Erst auf dem Rückweg von ihrem Strandspaziergang reagierten sie auf mein freundliches Winken.



                                          • Strand-Schildkröte
                                          • Der andere Palast an Loch Laggan
                                          • Der erste, einzige und letzte offiziell anmutende Wegweiser - gesehen beim Ardverikie Estate, damit die Wanderer nicht durch die Privatgärten streunen.



                                          Technische Daten: 29,0 km in 8:35h.


                                          13. Juni

                                          Als ich startete, war die Dreiergruppe noch beim Räkeln. Ein freundlicher Harvester hatte den Wald am Uferweg - oder sollte ich sagen "an der Uferstraße"? - soweit freigeschlagen, dass es tatsächlich Aussicht auf Loch Laggan gab. Erst kurz vor Ardverikie Estate rückte der Weg in den Wald zurück. Dafür gab es eine Allee aus mächtigen Fichten zu bewundern. Dem Kontinentaleuropäer fehlt aufgrund seiner Sozialisation das Wissen darum, dass Fichten mehr als Industriepflanzen sein können.

                                          Das Hauptgebäude von Ardverikie Estate war die übliche Kreuzung aus Disneyland und Dracula. Es sah so aus, als würde jeden Moment Blofeld vorfahren können. Ich suchte schnell das Weite. Wer weiß, wo der Beißer lauerte!



                                          • Tor zum Garten
                                          • Turm über den Baumkronen
                                          • Das Hauptgebäude von Ardverikie Estate



                                          Die Wasserfälle des Pattack rissen mich nicht vom Hocker, mehr als an den Ilsefällen im Harz gab es nicht zu sehen. Interessanter fand ich die Ruinen mitten im Wald nördlich der Straße. Erläuterungen dazu gab es nicht, nur einen Wegweiser. Die im Führer beschriebenen Ruinen von Druim an Aird waren es nicht, die liegen südlich der Straße.

                                          Hier habe ich mich dann auch verlaufen - oder, besser gesagt, "eine alternative Wegführung erschlossen". Ich bog nämlich eine Kreuzung zu früh bergwärts ab. Als ich den Fehler feststellte, wollte ich auch nicht mehr zurücklaufen, zumal mir Wegweiserpfeile die Zuversicht gaben, dass auch dieser Weg ein sinnhaftes Ziel haben würde. 300 Höhenmeter und eine Stunde später stand ich auf dem namenlosen Gipfel 565 m oberhalb von Feagour und hatte eine bombastische Aussicht: Im Westen bis zu den Mamores, im Westen bis zum Corrieyairack-Pass, im Osten zu den Cairngorms. Und zu meinen Füßen lag Strath Mashie. Die im Führer nicht vorgesehene Gipfelbezwingung hatte sich gelohnt.

                                          Unübersehbar war unten die Energiewende in Aktion: Von Laggan bis zum Corrieyairack Pass war eine neue Baustraße entstanden, um eine Stromtrasse zu bauen. Es gibt zwar schon seit den fünfziger Jahren eine Hochspannungsleitung durch das Tal, aber für das Abführen des Stroms aus die Windparks im Norden Schottlands sind heute ganz andere Kapazitäten erforderlich. "It's very controversial", sagte mir die Verkäuferin im Dorfladen von Laggan, als ich sie nach der Baustraße befragte. Sie scheute aber davor zurück, in irgendeiner Form Stellung zu beziehen. Immerhin soll das Projekt dazu geführt haben, dass der Corrieyairack Pass wieder für Normalsterbliche mit dem Fahrrad befahrbar ist, nicht nur für Downhiller mit sieben Schutzengeln. Die Baustraße soll aber wieder renaturiert werden.



                                          • Blick Richtung Corrieyairack (ganz links); am Hang gegenüber die Baustraße.
                                          • Schwemmland in Strath Mashie



                                          Eigentliches Ziel des Wanderführers war aber die piktische Festungsruine Dun da Lambh. Das bedeute erst einmal wieder ein Stück steil bergab (schöne Grüße auch von meinen Knien) und dann wieder bergauf. Gemessen an meinem Kalorienaufwand fand ich die Festung dann ziemlich enttäuschend, außer Resten der Außenmauer war nichts zu sehen. An der Festung traf ich auch die Dreierbande aus der Nacht zuvor wieder. Sie hatten den richtigen und bequemen Weg genommen, aber dafür die Aussicht vom Gipfel verpasst.


                                          Reste des Walls von Dun da Lambh


                                          Bei einem Boxenstopp ließ ich sie überholen. Ich wollte sie mit meiner nächsten Wegvariation nicht irritieren: Bei meinen zwei vorherigen Fußreisen zwischen Laggan und Melgarve hatte ich auf der Karte zwar immer wieder ein Stück von General Wade's Old Military Road südlich des Spey bei Dalchully House ins Auge gefasst, war dann aber im entscheidenden Moment entweder in der Situation "Für Experimente habe ich jetzt keine Zeit" oder zu abgelenkt, um abzubiegen. Dieses Mal passte alles, und so durfte ich ein Stück fast ursprünglich erhaltener Militärstraße laufen. Auf einem Teilstück war sogar der historische Zustand wiederhergestellt worden. Die englischen Soldaten mussten wohl sehr robuste Knöchel haben, wenn sie auf solchen Wegen stundenlang laufen konnten.


                                          • Nicht nur gut erkennbar, sondern auch noch gut begehbar - ein Rest von General Wade's Military Road
                                          • Einige Dutzend Meter Straße sind wieder in den Urzustand versetzt worden.
                                          • Eine typische Wade-Brücke - hier aber schon asphaltiert.



                                          Dank der Militärstraße sparte ich den Bogen über Gergask und steuerte direkt auf das "Old Pottery Bunkhouse" zu, dessen Koordinaten ich 2009 beim Vorbeilaufen prophylaktisch eingespeichert hatte. Es sollte allerdings eher das "Iron Lady Bunkhouse" heißen. Madame war überhaupt nicht entzückt, dass ich einfach so ohne telefonische Voranmeldung reingeschneit kam. Und zur Benutzung der Küche bekam ich auch noch einen Vortrag. Völlig unnötig, denn mir als opportunistischem Outdoorer war das Monadliath Hotel samt Bar auf der Straßenecke Richtung Laggan nicht entgangen. Außerdem musste ich mich dort sowieso nach dem Hintergrund der neugotischen Kirchenruine auf dem Hotelgrundstück erkundigen. Da ist es schließlich nur fair, wenn man auch etwas verzehrt, oder?

                                          Die Kirche von Laggan-Süd ist tatsächlich erst 1945 zur Ruine geworden, und es hatte nicht einmal etwas mit dem Krieg zu tun. Lange Zeit hatte es nördlich und südlich des Spey jeweils eine Kirche gegeben, die eine war Church of Scotland, die andere United Free Church. Im 19. Jahrhundert ist die Kirche von Laggan-Süd neu gebaut worden. Durch die Einebnung der konfessionellen Unterschiede fiel aber die Notwendigkeit weg, zwei Kirchen zu unterhalten. Schon in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Kirche in Laggan-Süd schrittweise stillgelegt, und 1945 zur Verschrottung an einen Baustoffhändler freigegeben. "Steine, frische Steine!"

                                          • Die Kirchenruine von Laggan
                                          • Widerlager einer alten Brücke über den Spey



                                          Technische Daten: 29,8 km in 9:40h


                                          14. Juni

                                          Der Tag startete mit alten Bekannten: Der Brücke über den Spey und dem Laden von Laggan. Was bei flüchtiger Betrachtung von außen wie ein kleiner Tante-Emma-Laden aussieht, ist in Wirklichkeit ein langgestrecktes Labyrinth mit deckenhohen Regalen. Die belgische Vater-Sohn-Kombi wurde sogar bei der Suche nach einer Campingaz-Stechkartusche fündig. Hier hätte ich auch CR123A-Batterien kaufen können - brauchte ich aber dummerweise gerade nicht mehr. So blieb es beim obligatorischen Süßwareneinkauf. Als ich den Laden verließ, kam die Dreierbande von Loch Laggan gerade herein. Heute wollte ich mich von ihnen nicht mehr überholen lassen.



                                          • Das Universalnyj Magasin von Laggan
                                          • Die Kirche von Nord-Laggan
                                          • Cluny Castle


                                          So motiviert machte ich mich entlang der Straße auf den Weg Richtung Westen, vorbei am gut versteckten Cluny Castle. Unten an der Straße die Familiengrabstätte des zum Schloss gehörigen McPherson-Clans. Die gesamte männliche Linie hatte ihre berufliche Erfüllung in der Armee gefunden. Nur ein einziges Bindeglied des Stammbaums war nicht zu entdecken. War da einer aus der Art geschlagen und hatte Kita-Erzieher gelernt?

                                          Hinter dem Schloss - ja, diesmal hinter dem Schloss und nicht unerwünschtermaßen durch den Schlossgarten wie 2010 - wanderte ich hoch nach Glen Banchor. Der Wirtschaftsweg war frisch geschottert. Aus gutem Grund, denn von der Dalnashallag-Bothy in Richtung Carn Leth-choin wurde eine neue Wanderautobahn gebaut. Hoch oben am Hang dröhnte ein kleiner roter Bagger vor sich hin und schwenkte lustig seinen Greifer.



                                          • Hoch nach Glen Banchor
                                          • Hier wird eine Wanderautobahn gebaut
                                          • Niedrigwasser in Glen Banchor
                                          • 2009 war dieses Haus noch bewohnt - 1841 gab es 21 Häuser und 85 in Glen Banchor
                                          • Lebensraum Zaunpfahl



                                          Die Bothy verließ ich gleich nach der obligatorischen Eintragung in Logbuch. Der Geruch nach Ruß und kaltem Ofen war einfach zu streng. Die Querung des Baches war dank der Trockenheit wieder ein Kinderspiel, so dass ich nicht einmal sagen kann, ob es die Brücke oberhalb der Bothy noch gibt. Gamaschen hatte ich mir auch gespart und musste es nicht bereuen. Bogholes hätte ich nämlich erst einmal suchen müssen. Auch der zweite Fluss war schnell überwunden, und ehe ich mich versah, war ich schon wieder auf einem Wirtschaftsweg, der bei der inzwischen verlassenen Farm Glenballoch auf die Straße nach Kingussie mündete.

                                          Die Wölkchen des Morgens hatten sich inzwischen weiter verzogen, und so trabte ich bei unangemessenen Temperaturen - also kurz vor 20 Grad - hinunter nach Newtonmore. Endlich - beim dritten Mal - war es mir vergönnt, diese Strecke bei Sonnenschein zu erleben, und ich muss sagen: Es lohnte sich. Zu beiden Seiten pastorale Idylle, unten vor mir Strath Spey, und dahinter die Cairngorms.


                                          Blick auf Strath Spey

                                          Das gute Fotowetter hatte mich dazu gebracht, auf die Option einer Busfahrt von Newtonmore nach Kingussie zu verzichten, obwohl ich diese öder Strecke schon einmal gelaufen und einmal mit dem Fahrrad gefahren war. Ich wollte mich nicht beeilen müssen. Hätte ich aber auch nicht gemusst: Der Bus hatte rund 10 Minuten Verspätung. Und wenn ich nur eine halbe Minute früher an der Hauptstraße gewesen wäre, hätte ich ihn auch bekommen. AAAAargh!

                                          Also zu Fuß nach Kingussie, zwar nicht auf der Straße, aber auf dem asphaltierten Radweg. Immer in der Sonne, die Wettergrenze im Norden stets im Blick: Dort sah man den einen oder anderen Schauer fallen, die Berge gischtverhangen; über und hinter mir blauer Himmel. Links neben mir das unablässige Rauschen der A86, rechts das von der A9.


                                          Blick vom Radweg Newtonmore-Kingussie

                                          Nach einer dreiviertel Stunde war die Plackerei fertig, ich stand auf der Hauptkreuzung in Kingussie. Es war 17 Uhr, und ich hatte gerade 22 km hinter mir. Deutlich zu wenig, um hier schon Schluss zu machen, denn die Erfahrung der vergangenen Tage hatte gezeigt, dass die Entfernungsangaben für einzelne Etappen im Wanderführer um bis zu 10 Prozent untertrieben waren. Bei der Etappe Laggan-Newtonmore war mir sogar mit den beschränkten Mitteln vor Ort der Nachweis gelungen: Sie war mit 16,1 km ausgewiesen - tatsächlich waren es selbst bei wohlmeinenden Annahmen zu Anfangs- und Endpunkt laut GPS 16,8 km. Wenn ich am letzten Tage nicht einen 40 km-Gewaltmarsch auflegen wollte, musste ich heute noch etwas zulegen. Außerdem: Wer weiß, wie das Wetter morgen werden würde. Der MWIS machte mir keine große Hoffnung auf eine Wiederholung.

                                          Vorbei an einer Ikone der schottischen Burgruinenkunst, den Ruthven Barracks, ging es wieder landeinwärts. Den Abstecher ins Vogelschutzgebiet Insh Marshes Nature Reserve konnte ich mir verkneifen, die Aussichtsplattform ist nur bis 17 Uhr geöffnet, also hurtig weiter. Trotz des Asphalts liefen die Füße jetzt fast von selbst.



                                          • Die Lichtstimmung ist original, kein Photoshop-Fake
                                          • Wächter-Rind am Zugang zu den Ruthven Barracks
                                          • Richtung Süden war es sonniger
                                          • Tromie Bridge




                                          An der Tromie Bridge begegnete ich zum ersten Mal an diesem Tag anderen Wanderern, die aber nur von einer Tagestour in den Cairngorms zurückkehrten. Die Dreierbande von Loch Laggan hatte ich schon längst hinter mir gelassen, da war ich mir sicher. Die erste Stelle auf dem Kilometerzähler näherte sich der "3", und ich begann, nach einem Stellplatz Ausschau zu halten. Das Kiefernwäldchen bei Tromie Bridge wäre zwar physisch geeignet gewesen, war aber ein Gartengrundstück - also laut Access Code "nix gutt". Der Wald zwischen Drumguish und Inveruglass - zu dicht. Die Heideflächen waren überwucherte Steinabfälle der Cairngorms. Hinter Inveruglass gab es noch eine schöne Wiese - aber die lag im Blickfeld der Häuser. Auch "nix gutt". Ein seitlicher Waldweg bei Insh hätte sich zwar physisch geeignet, aber einiges deutete daraufhin, dass die Anlieger dort morgens und abends ihre Hunde entleeren. Das war jetzt echt blöd: Weder das Landschaftsbild noch die Karte machten große Hoffnung, dass es hier in absehbarer Entfernung Platz für meine Schildkröte geben würde.

                                          Ich ergoogelte mir als Plan B das einzige B & B in Insh, nur um zu erfahren, dass es leider voll war. Das Insh Watersports Centre als Plan C fiel nach Evaluation der verbleibenden Entfernung aus: 6 auf die bis jetzt knapp 32 km drauf, und es war schon 19:20.

                                          Plan D: In Kingussie beim Hostel Tipsy Laird anfragen, ob er noch was frei hat, und dann runterkarren lassen, am nächsten Morgen zurück nach Insh. Gesagt, getan. Die Freifrau von Skoda-Taxi lebte in der üblichen Kraftdroschken-Zeitrechnung, in der "I'll be there in 10 minutes" bedeutet, dass man sich noch mal 20 Minuten ganz entspannt hinsetzen kann. Sofern es die Midges zulassen, das man sich entspannt hinsetzt. Erwähnte ich schon, dass es ein warmer und fast windstiller Tag war?

                                          Technische Daten: 32,2 km in 9:45h


                                          Auf der Fahrt erfuhr ich, dass Madame auch in die Berge geht - aber nur, wenn sie dafür bezahlt wird. Deswegen ist ihr Bruder Gamekeeper, und sie darf reichen Kontinentaleuropäern die Hirsche vor die Flinte treiben.

                                          Der Tipsy Laird hatte sich seit meinem letzten Besuch 2002 deutlich gebessert. Man konnte jetzt in der Küche alles anfassen, ohne an Speiseresten kleben zu bleiben. Nur die sehr speziellen Doppelstockbetten waren geblieben: Zwei aufeinandergedübelte Einstockbetten. Mit der Konsequenz, dass ein Sitzen im Unterdeck nicht möglich ist. Ich hatte ein Zimmer für mich alleine.


                                          15. Juni

                                          Am Morgen weckte mich Trommeln auf das Dachfenster. Die Wettergrenze war gewandert, und zwar nicht zu meinem Vorteil. Das Taxi kam erwartungsgemäß nach reichlich einer Stunde ("I'll be there in 45 minutes"), und um kurz nach elf war ich wieder da, wo ich am Vorabend aufgehört hatte. Die dem Taxi geschuldete Verspätung hatte den Vorteil, dass der Regen nachgelassen hatte, und es nur noch leicht nieselte. Gemessen am bisherigen Verlauf des EHW war die Wegführung bis zum Insh Watersports Centre erstaunlich wenig wanderautobahnig, allerdings folgt sie hier dem bereits länger etablierten und markierten Badenoch Way. Das Watersports Centre erreichte ich gleichzeitig mit dem nächsten dicken Schauer, so dass dort erstmal eine kleine Futterpause fällig ware. Was für ein Timing! Ein halbe Stunde später war die Luft wieder rein, und ich zog weiter.

                                          Einen kurzen Stopp legte ich im Frank-Bruce-Skulpturengarten ein. Bruce ist Autist und zu mündlicher Kommunikation nicht fähig. Einige seiner hier ausgestellten Werke hatten einen echten "Hoppla"-Effekt.

                                          Im Frank-Bruce-Skulpturen-Garten

                                          Bei Feshiebridge hat sich der Autor des Wanderführer eine krampfhaft naturnahe Lösung ausgedacht, um vielleicht 200 Meter Straße zu umgehen. Weder ist sie landschaftlich lohnend noch ist sie einfach zu finden. Angesichts der lächerlichen Verkehrsdichte - alle paar Minuten ein Auto - sollte man sich dieses Gehampel sparen und Straße laufen. Es folgen dann sowieso noch einige Kilometer Forstautobahn.



                                          • Blick entlang der Cairngorm-Hänge nach Süden
                                          • Inshriach Bothy


                                          Erst hinter der Inshriach Bothy - dort habe ich auch den ersten uneingeschränkt brauchbaren Zeltplatz seit Kingussie ausgemacht - führt wieder ein netter Pfad durch die Heidelandschaft am Fuße der Cairngorms. An Ufer von Loch an Eilein wird er jedoch wieder zum breiten Touristenweg, aber immerhin ungeschottert.

                                          Auf dem namensgebenden Eilean sitzt eine Burgruine, die bis heute mit Hinweis auf ein Seeadler-Nest angepriesen wird. Erst am Schluss erfährt man dann aber, dass die letzte Sichtung eines Seeadlers dort schon Jahrzehnte zurückliegt.

                                          Loch an Eilein mit dem namensgebenden Eilein

                                          Kurz vor Doune biegt der Weg nach Osten ab. Im Textteil des Buches ist das nicht korrekt beschrieben, aber die Zeichnung lässt keinen Zweifel. Hier geht es in den Rothiemurchus Forest. Diese Grundbesitzerfamilie hat schon vor Jahrzehnten erkannt, dass man mit familiengerecht aufbereiteter Natur auch gute Geschäfte machen kann. Das Wanderwegenetz wird ergänzt durch Wildgehege, eine überregional bekannte freilaufende Rentierherde, Fischteiche und natürlich die unentbehrlichen Souvenirshops und Restaurants. Die Größe der Parkplätze lässt ahnen, was hier bei gutem Wetter los sein muss. Ich kam aber erst um kurz nach 18 Uhr vorbei und musste mich also nicht entscheiden, ob ich eventuell noch ein Plüsch-Rentier oder doch lieber ein Sortiment von Kühlschrankmagneten kaufen sollte.

                                          Jetzt musste ich nur noch stumpf dem Radweg nach Aviemore folgen. Um kurz vor halb sieben stand ich vor dem Bahnhof und machte das Zielfoto.

                                          Zeit, die Füße hochzulegen - so wie der Lokführer im Bahnhof, der auf "Grün" wartete.


                                          Technische Daten: 23,5 km in 7:05h


                                          Fazit:
                                          Der EHW reicht weder von der landschaftlichen Ereignisdichte noch von der Wegebeschaffenheit an den WHW heran, ist aber ebenso für den "komfortorientierten opportunistischen Outdoorer" geeignet. Gemessen am Great Glen Way ist es aber die deutlich bessere Fortsetzung des WHW, da es immerhin einige längere Abschnitte gibt, die nicht von der Hauptstraße verlärmt werden. Ein Zelt ist unnötig, wenn man für den unterkunftsfreien Abschnitt zwischen Achluachrach und Laggan einen Abholservice organisieren kann.

                                          In der Summe waren es mit allen touristischen Abstechern (Historischer Pfad um Spean Bridge, Kleinbahntrasse, Laggan Dam, Skulpturengarten, Cille Coirill) 140 km. Der GPX-Track hier ist auf 500 Punkte verkürzt. Die aktuelle Route 2012 kann auf der EHW-Website als GPX-/KML-Datei heruntergeladen werden.
                                          Angehängte Dateien
                                          Zuletzt geändert von Wafer; 28.11.2020, 22:36.
                                          Alles unter Nutriscore "D" ist rausgeschmissenes Geld.

                                          Kommentar


                                          • Rainer Duesmann
                                            Fuchs
                                            • 31.12.2005
                                            • 1642
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [UK] AW: [UK] Schottlands Alaska, C2C und der East Highland Way

                                            Ah, endlich mal was über den EHW.
                                            Spitzenbericht in gewohnter Qualität von Dir, besten Dank.

                                            Der EHW steht ab 8. April auf dem Programm und ich kann eine Menge der Infos gebrauchen.

                                            Beste Grüße,
                                            Rainer
                                            radioRAW - Der gesellige Fotopodcast

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                                            • Mika Hautamaeki
                                              Alter Hase
                                              • 30.05.2007
                                              • 3996
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [UK] AW: [UK] Schottlands Alaska, C2C und der East Highland Way

                                              Auch von mir vielen Dank für die Fortsetzung deines Berichts. Dein Schreibstil ist einfach genial!
                                              So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                              A. v. Humboldt.

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                                              • Pfad-Finder
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                                                Liebt das Forum
                                                • 18.04.2008
                                                • 12049
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [UK] AW: [UK] Schottlands Alaska, C2C und der East Highland Way

                                                Zitat von Rainer Duesmann Beitrag anzeigen
                                                Der EHW steht ab 8. April auf dem Programm und ich kann eine Menge der Infos gebrauchen.
                                                Schick? Version 2011 oder Version 2012?

                                                Meine Empfehlung (-en):
                                                • Geschichtslehrpfad um Spean Bridge mitnehmen
                                                • Ab Insh - oder, wenn Cille Coirill reinsoll, spätestens ab Monessie-Farm - hoch auf die LNGR-Trasse bis Loch Treig
                                                • Zwischen Ardverikie und Kinloch Laggan könnte evtl. von der Forststraße oben am Hang ganz gute Aussicht sein - unten am Ufer ist es öde Asphaltlatscherei. Sehe gerade, dass die 2012er Version das sowieso macht
                                                • Zwischen Feagour und Dun da Lambh würde auch beim 2. Mail wieder über die namenlose Höhe 565 gehen (bei Openstreetmap ist der Weg jetzt drin! )
                                                • Die Querfeldeinpartie hinter Balgowan würde ich mir knicken, lieber südlich um Cluny Castle herum und einen Blick auf den Familienfriedhof werfen
                                                • Die 2012er Version führt zwischen Newtonmore und Kingussie hinter Creag Bheag entlang. Das halte ich für Quatsch. Bei guter Sicht geht "man" natürlich über Creag Bheag rüber. Sonst rate ich zum Radweg.
                                                • Die 2012er Version holt zwischen Insh Watersports und Feshiebridge weit nach Kincraig aus. Würde ich nicht machen, lieber auf der B970 bleiben (Verkehr ist da auch nicht viel) und dafür ohne Umweg zum Skulpturengarten
                                                Alles unter Nutriscore "D" ist rausgeschmissenes Geld.

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                                                • Rainer Duesmann
                                                  Fuchs
                                                  • 31.12.2005
                                                  • 1642
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [UK] Schottlands Alaska, C2C und der East Highland Way

                                                  Besten Dank für die vielen Infos. Ich werde mir Morgen mal die Karte raussuchen und deine Route und deine Routenvorschläge mit dem Finger abfahren.
                                                  Da ich die Ehre habe mit Stompi zusammen loszuziehen, und dieser immer die neuste GPS Ausrüstung an Bord hat, wären da Daten von Dir extrem fluffig. Sollte er hier gerade nicht mitlesen werde ich ihn Heute mal darauf ansprechen.

                                                  Im Gantzhorn Rother Wanderführer habe ich eine nette Seitentour am Coire Ardair entlang zum Creag Meagaidh auf der Höhe des Loch Laggan gesehen. Ist zwar auf der falschen Seite des Sees, aber vielleicht kann man das trotzdem irgendwie mit einpflegen. Morgen bin ich ohne Aufsicht meiner Frau und werde mal ein wenig rumplanen...

                                                  LG
                                                  Rainer
                                                  radioRAW - Der gesellige Fotopodcast

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                                                  • Rainer Duesmann
                                                    Fuchs
                                                    • 31.12.2005
                                                    • 1642
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [UK] Schottlands Alaska und im Zickzack weiter

                                                    Zitat von Pfad-Finder Beitrag anzeigen

                                                    Über die Moy Bridge könnte man zur A86 gelangen, aber warum sollte man? Ein Linienbus fuhr dort zuletzt 2002, damals noch als "Munrobagger Line" zwischen Kingussie und Fort William. Heute ist die A86 zwischen dem Bahnhof Tulloch und Kinloch Laggan (Schulbus) ÖPNV-Niemandsland.
                                                    Direkte Frage nochmal:

                                                    Siehst du dann eine Möglichkeit von der Moy Bridge nach Aberarder (Zugang zum Coill a Choire) zu kommen ohne die sieben Kilometer entlang der A86 zu latschen? Taxi?
                                                    Hintergrund ist die Tatsache das wir einen Tag in der EHW Planung übrig haben, und ich dachte es wäre witzig von der Moy Bridge zum Coire Ardair zu kommen und dort einen Tag am Lochan a Choire zu campen. Am nächsten Tag zurück zur Moy Bridge und weiter auf dem EHW.

                                                    LG
                                                    Rainer
                                                    radioRAW - Der gesellige Fotopodcast

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                                                      Liebt das Forum
                                                      • 18.04.2008
                                                      • 12049
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [UK] Schottlands Alaska, C2C und der East Highland Way

                                                      Taxi - oder querfeldein am Wald vorbei. Durch die Schneisen im Wald ist nach aller Erfahrung nicht zu empfehlen. Google hat hochauflösende Luftbilder, Jägertracks sind weder im Wald noch dran vorbei zu erkennen.
                                                      Alles unter Nutriscore "D" ist rausgeschmissenes Geld.

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                                                      • Rainer Duesmann
                                                        Fuchs
                                                        • 31.12.2005
                                                        • 1642
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: [UK] Schottlands Alaska, C2C und der East Highland Way

                                                        Alles klar, also Taxi.

                                                        Besten Dank,
                                                        Rainer
                                                        radioRAW - Der gesellige Fotopodcast

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