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    • 20.03.2002
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    [NO] Von Gjendesheim nach Breheimen

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 61.490798469
    Längengrad 8.8148956298
    Land: Norwegen
    Reisezeit: Sommer
    Region/Kontinent: Nordeuropa

    Anfang Juli hat es mich nach langer Zeit auch im Sommer mal wieder in den Norden gezogen. Eigentlich habe ich erst in Norwegen selbst entschieden, wo es genau hingehen soll. Zur Auswahl standen der Rondane-NP und Jotunheimen. Wie ihr seht, bzw. gleich lesen koennt, ist es eine Tour durch Jotunheimen geworden, der Start war in Gjendesheim, beendet habe ich die Tour am Breheimen Visitor Center am Jostedalsbreen.


    1. Tag Gjendesheim - Besseggengrat

    Nachdem ich schon gestern nachmittag in Oslo angekommen bin, mache ich mich heute mit dem Bus auf in Richtung Jotunheimen. Zum Glück fährt der Bus durch, so dass ich den größten Teil der Fahrt ungestört schlafen kann. Der Abend gestern war lang...

    Im Gepäckabteil des Busses wartet mein Rucksack mit Proviant für 10 Tage und allem, was man sonst noch so braucht, darauf durch das höchste Gebierge Norwegens geschleppt zu werden.



    Als ich in Gjendesheim aussteige, laufe ich erstmal zur Hütte um eine Waffel zu essen. Abgesehen davon, dass die phantastisch schmecken, ist es schon fast ein Ritual für den Tourstart.

    Das Wetter ist sonnig und da mich in den nächsten Tagen laut Wetterbericht ein wilder Mix aus Regen, Wolken und Sonnenschein erwartet, geniesse ich die Wärme auf der Terasse. Als ich endlich los komme, ist es schon nachmittag, aber Tageslicht ist zum die Jahreszeit in Norwegen kein Problem...



    Der erste Teil der Route wird mich über den den Besseggen-Grat führen, ein beliebtes Wochenendziel der Norweger. Normalerweise wird die Route allerdings in die andere Richtung gelaufen, so dass mir heute die Wanderer wie eine lange, farbige Perlenkette entgegen kommen.



    Bevor ich aber auf dem Grat ankomme, liegen erstmal rund 800 hm vor mir. Mit dem schweren Rucksack auf dem Rücken nicht gerade der angenehmste Start. Ich lasse es entsprechend langsam angehen, habe es dann aber schließlich geschafft. Als ich auf dem kahlen Grat ankomme, sind die Norwegen alle schon im Tal, nur eine Gruppe von Amerikanern und ein paar Franzosen sind ebenfalls mit dem Zelt unterwegs.





    Dafür haben wir die wunderschöne Aussicht ganz für uns alleine. Es sind zwar dichte Wolken am Himmel, die Regen ankündigen, die Lichtstimmung ist dafür wunderschön.





    Unser aller Ziel ist der Besseggen-See, der dem Grat seinen Namen gibt.



    Den Abstieg vom Grat hinunter zum See habe ich auf der Karte deutlich unterschätzt. Statt eines Weges muss man einen steilen Abhang hinunter, so dass am Ende des ersten Tages noch eine kleine Kletterpartie auf mich wartet.



    Unten am Besseggen gibt es genau 2 flache Stellen, an denen man halbwegs vernünftig zelten kann. Da ich alleine unterwegs bin überlasse ich den anderen die beiden Plätze und gehe weiter, wieder auf den Grat hinauf. Hinter mir sind die Ameriakaner gerade dabei ihr Zelt aufzustellen.



    Schnell habe ich auch für mich einen schönen Platz gefunden. Als ich das Zelt gerade aus dem Rucksack holen will, höre ich ein verdächtiges Schmatzen. Ich schaue nach unten und stelle fest, dass mein halber Fuss im Wasser steht. Unmerklich hat sich der Boden abgesenkt und ich stehe mitten im Morast...

    Frustriert packe ich alles wieder ein und steige weiter den Berg hinauf, bis ich direkt am Steilabhang zum Gjende schliesslich einen Platz für das Zelt finde. Wirklich eben ist der Boden zwar nicht, aber dafür kompensiert die Aussicht einiges.





    Ich mache noch ein paar Fotos und krieche dann zufrieden in den Schlafsack. Die ersten Regentropfen prasseln aufs Zelt, aber das stört mich dann auch nicht mehr.

    2. Tag Besseggengrat - Memurubu - Besseggengrat

    Ich habe die Nacht nicht wirklich gut geschlafen. Ich muss mich erst noch daran gewöhnen, dass es nicht wirklich dunkel wird. Die Taschenlampe samt Ersatzbatterien in meinem Rucksack erinnert mich daran, dass ich im Sommer lange nicht mehr hier oben unterwegs war.

    Immer noch prasselt feiner Regen gegen das Zelt und Windböhen fegen über den Kamm. Gemütlich wird es heute eher nicht. Ich frühstücke erstmal und baue dann in einer kurzen Regenpause das Zelt ab. Irgendwie ist hier oben gerade verspäteter April, das Wetter wechselt im Minutentakt. Die Hälfte des Sees liegt in der Sonne, die andere wird vom Regen aufgewühlt.



    Leider bin ich wettermäßig in die falsche Richtung unterwegs, gnadenlos peitscht mir der Regen, der inzwischen mit Hagelkörnern durchsetzt ist, ins Gesicht. Alle paar Minuten muss ich die Regenhülle vom Rucksack wieder richten, da sie sonst weggeblasen wird. Nur in kurzen, sonnigen Momenten wage ich es die Kamera mal rauszuholen. Wetterfest hin oder her, ich habe keine Lust ständig die Linse zu putzen...



    Der Weg vom Grat hinab zur Hütte Memurubu ist steil und besteht überwiegend aus glatten Felsplatten, die nass mehr als tükisch sind. Vorsichtig taste ich mich hinab. Zum Glück ist es hier windgeschützt, wohl mit ein Grund für die vielen Wanderer in kurzem T-Shirts und mit Sandalen, die mir entgegen kommen. Die werden sich noch wundern!

    In Memurubu bestelle ich einen Tee um mich wieder halbwegs aufzuwärmen und beobachte durch das Hüttenfenster wie die Sonne sich langsam durchsetzt. War ich vorhin noch am überlegen, ob ich mir die zweite Hälfte des Grates wirklich antun muss, wächst jetzt der Optimismus wieder.

    Nach einer guten halben Stunde mache ich mich daher wieder auf den Weg. Wie schon der Aufstieg hinter der Hütte Gjendesheim muss ich auch hier wieder vom Seelevel auf den Bergrücken hinauf. Ich habe keine Ahnung wie oft ich zwischen T-Shirt, Pullover und Regenjacke wechseln muss, das Wetter wechselt ständig.







    Oben auf dem Grat treffe ich auf eine Herde Rentiere. Es gibt zwar in Jotunheimen noch einer der wenigen echten Herden freilebender Rentiere, diese hier sind an den farbigen Halsbändern und der geringen Scheu deutlich als Zuchttiere zu erkennen. Es freut mich trotzdem sie zu sehen, irgendwie sind sie für mich eines der Synonyme des Nordens.



    Ich komme gut voran, auch wenn hier der Bergrücken deutlich hügeliger ist, als auf der anderen Seite. Als ich während einer längeren Sonnenperiode einen flachen Platz an einem der vielen kleinen Seen entdecke, beschließe ich trotzdem es für heute gut sein zu lassen. Sie fast 25 kg auf dem Rücken bin ich noch nicht gewohnt und ich habe keinen Zeitdruck.





    Nachdem ich ein paar Fotos der Umgebung gemacht habe, widme ich mich meinem Buch. Lesen mit Aussicht...



    Danach esse ich noch und krieche in den Schlafsack. Der Boden ist diesmal grade und auch an das Licht scheinen ich mich halbwegs gewöhnt zu haben. Ich schlafe auf jeden Fall hervorragend.



    3. Tag Besseggengrat - Gjendebu

    Als ich heute aufwache muss ich schnell aus dem Schlafsack. Die Morgensonne knallt auf das Zelt und es ist vedammt warm. Der Blick nach draußen bestätigt den Eindruck, das Wetter ist super, nur ein paar Schönwetterwolken hängen am Himmel ansonsten dominiert Blau.

    Ich lasse mir mit dem Aufstehen Zeit, Nachts scheint es noch geregnet zu haben und ich warte bis alles trocken ist, bevor ich einpacke.



    Als ich schließlich loskomme, kommen mir schon die ersten Norweger entgegen. Wir kommen ins Gespräch und ich werde gefragt ob ich ernsthaft vor habe mit dem Rucksack nach Gjendebu abzusteigen. Entwas verwundert frage ich nach, warum ich das nicht machen sollte. Anscheinend muss der Abstieg sehr steil sein und ist teilweise nur über Stahlketten möglich. Eine wirkliche Wahl habe ich aber eh nicht und so laufe ich weiter. Bei der nächsten Pause schaue ich nochmal in die Karte und in der Tat, dort wo der Pfad in Richtung Gjendebu den Berg hinab führt, sind die einzelnen Höhenlinien kaum mehr zu unterscheiden.

    Als ich weitergehe stutze ich - in einiger Entfernung kommen mir 2 Wanderer entgegen, die mir merkwürdigt vertraut vorkommen. Als ich schon von weitem mit Winken empfangen werde, wird mir klar, dass ich mich nicht täusche und mir wirklich gerade meine Freunde aus Oslo entgegenkommen, die das gute Wetter für einen kurzen Abstecher in den Nationalpark genutzt haben. Da sie mit dem Boot direkt nach Gjendebu gefahren sind und die Route anderum laufen, treffen wir uns tatsächlich noch. Auch sie warnen mich nochmal vor dem Abstieg. Leider trennen sich unsere Wege recht schnell wieder, aber die Welt ist schon klein...



    Erfreut über das Zusammentreffen laufe ich weiter und weiß, als ich schliesslich an die Kante komme, an der der Weg ins Tal führt nicht wo ich zuerst hinschauen soll - den steilen Abhang oder die hübsche Norwegerin, die mir mit einem fröhlichen Hi und im Bikini entgegenkommt. Es ist wirklich warm



    Da ein Mann tun muss, was ein Mann tun muss, wende ich mich natürlich dem harten Abstieg zu, den ich mir dann aber nach den vielen warnenden Stimmen schlimmer vorgestellt hatte, als er es wirklich ist. Nur mit Steinschlag muss man ein bisschen aufpassen, ein Helm wäre durchaus angebracht.

    Spektakulär sieht es aber immerhin aus und da ich eh warten muss, bis 2 Norweger den Aufstieg bewältigt haben, mache ich an der schwierigsten Stelle noch ein paar Fotos.





    Als ich schliesslich unten ankomme, will ich eigentlich eine Pause machen. Das immer aufdringlicher werdende Summen um mich herum verursacht aber eine schnelle Planänderung. Alles ist feucht, warm und grün, ein Paradies für Mücken...



    So mache ich mich über den ausgetretenen Pfad am Seeufer auf in Richtung Gjendebu. Als ich schliesslich aus dem dichten Birkenwald komme, liegt der Bootanleger vor mir. Genau hier haben wir über Ostern im Schnee gezeltet, nun ist es ein idyllisches Plätzchen am tiefblauen Gjende-See. Ich hole meine Pause nach und geniesse die Sonne, bevor ich mich nach ca. einer halben Stunde wieder auf den Weg mache.





    Ich bin wieder unter der Baumgrenze und der Pfad führt durch einen dichten Birkenwald. Ständig habe ich Spinnenweben im Gesicht, so dass ich schliesslich mit den Wanderstöcken den Weg vor mir "freischlage". Dabei fällt mir auf, dass Raupen an den ganzen Fäden hängen, die den Weg überspannen. Als ich an mir herab schaue, stelle ich fest, dass etlich davon inzwischen auf mir herum kriechen. Keine Ahnung ob die Viecher die Fäden selber spinnen oder existierende Spinnenweben benutzen, nervig ist es auf jeden Fall.





    Ich bin daher froh, als ich langsam wieder Höhe gewinne und die Baumgrenze hinter mir lasse. Die Fjelllandschaft mit den vielen kleinen Sträuchern, Moosen und Flechten gefällt mir nach wie vor am Besten.





    Da ich weiß, dass ich, wenn ich weiter laufe, in die steinerne Hochebene komme, beschliesse ich hier zu zelten. Der Platz ist wunderschön, direkt an einem Bach und mit Blick ins inzwischen hinter mir liegende Gjende-Tal. Langsam ziehen zwar Wolken auf, aber die Sonne kommt immer wieder durch.




    4. Tag Aus Richtung Gjendebu in Richtung Skogadalsbøen


    Heute werde ich von meinem Übernachtungplatz in Richtung Skogadalsbøen laufen, eine Route die laut Karte ca. 10h in Anspruch nimmt. Zum Glück bin ich dank dem Zelt nicht darauf angewiesen in einem Rutsch durchzulaufen, die angegebenen Zeiten sind nämlich ohne Pause gerechnet und gehen von einem leichten Rucksack aus.

    Starten tue ich knapp über der Baumgrenze, aus der Karte weiss ich aber, dass ich diese schnell hinter mir lassen und ins kahle Hochfjell kommen werde. Die Landschaft dort oben ist bei Sonnenschein durch die vielen Flechten und Moose sehr reizvoll, bei schlechtem Wetter hat man aber den Eindruck durch eine tote Mondlandschaft zu laufen.

    Zum Glück scheint, als ich aufwache, die Sonne. Ich packe alles zusammen und breche auf. In einer gemächlichen Steigung gewinne ich langsam an Höhe.

    Als ich eine kurze Pause mache, werde ich durch eine Art Gurren von meiner Salami abgelenkt. Suchend blicke ich mich um, kann aber nichts entdecken. Ich hole trotzdem das Tele aus dem Rucksack und schleiche vorsichtig in Richtung der Laute. Zum Glück kommt mir der Wind entgegen und so schaffe ich es, dass ich das Schneehuhn relativ nah vor die Linse bekomme, ohne dass es mich bemerkt. Erst als der Verschluss der Kamera klickt, hüpft es aufgeregt gackernd weg.



    Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass um diese Zeit in Jotunheimen einiges los ist, aber es läßt sich weit und breit kein Mensch blicken. So nehme ich alleine die vor mir liegenden Hochebenen in Angriff.

    Am Anfang laufe ich dabei noch über Gras, das aber irgendwann in eine endlose Geröllwüste übergeht. Überall liegen noch kleine Schneeansammlungen herum, bis vor kurzem war hier oben noch Winter.





    Leider scheint sich das Wetter der Landschaft anzupassen. Die letzten Sonnenstrahlen werden schon seit längerem von einer Wolkendecke abgefangen. Wie im Zeitlupentempo kann ich aber zuschauen, wie diese tiefer und tiefer sinken und bald fällt feiner Sprühnebel, der wie ein Vorhang in der Luft hängt.



    Waren am Gjende noch über jeden kleinen Bach Planken gelegt, muss man hier auf eigene Faust einen Weg über die Bäche finden. Zum Glück sind diese nicht sehr tief und viele Steine machen es noch einfach.



    Danach geht es laut Karte relativ eben an einer Reihe von Seen vorbei. Als ich jedoch die vor mir liegende Landschaft sehe, fluche ich innerlich. Die Karte zeigt alle Höhenunterschiede, die größer als 20 m sind. Vor mir breitet sich eine schier endlose Ansammlung von Geröllhügeln mit ca. 10 m Höhe aus.



    Zu allem Überfluss wird der Regen jetzt auch noch stärker und bald habe ich jedes Zeitgefühl verloren, da ich immer nur den nächsten der kleinen Hügel vor mir sehe und dabei versuche die T-Markierungen nicht aus dem Auge zu verlieren.

    Bei den Seen sind die Geröllbrocken von dichtem, fast giftgrünem Moos bedeckt und der ganze Hang stellt im Prinzip einen Fluss da. Durch jede Ritze gurgelt das Schmelzwasser der höher gelegenen Schneefelder. Das Ideale Brutgebiet für Mücken und in der Tat, bald scheuche ich mit jedem Schritt Schwäre der Biester auf. Durch die niedrige Temperatur scheinen sie recht träge zu sein, so dass sie nicht stechen, aber ich muss ständig die Hand vor den Mund halten um sie nicht einzuatmen.



    Durch die vielen Sprünge von Stein zu Stein spüre ich meine Knie und so bin ich erleichtert, als ich die Seen endlich hinter mir lassen kann und vor mir der nächste Wegweiser auftaucht.



    Ich mache noch ein Foto aus dem Handgelenk um diesen unwirtlichen Ort irgendwie festzuhalten und folge dann diversen Tierspuren durch eine Scharte ins Nachbartal.





    Erleichtert nehme ich zur Kenntnis, dass endlich wieder Erde die Felsbrocken bedeckt - allerdings nur bis ich das erste mal darauf trete und bis zum Knöchel im Matsch versinke. Durch den Regen ist der gesamte Weg ein einziger Sumpf...

    Ich will zwar noch ein paar Kilometer laufen, bin aber insgeheim immer schon nach einem möglichen Zeltplatz am schauen. Zum Glück ist der innere Schweinehund stärker und so halte ich noch durch.

    Als ich dann endlich einen schönen Platz finde, der sogar so etwas wie eine Aussicht bietet, bin ich dankbar endlich im Zelt zu liegen.



    Das monotrone Trommeln der Regentropfen auf das Zelt wird einschläfernd und schnell bin ich eingeschlafen und wache erst eine gute Stunde später wieder auf, um noch zu kochen.






    5. Tag Über Skogadalsbøen in Hurrungane-Gebirge


    Als ich am nächsten Morgen aufwache, stelle ich schon beim ersten Blick aus dem Zelt fest, dass die Aussicht in der Tat hervorragend ist. Die düsteren Wolken sind weg und am Ende des vor mir liegenden Tals kann ich die steil aufragenden Zacken des Hurrungane-Gebirges erkennen, dem Herzstück Jotunheimens.







    Bis ich dort ankomme, muss ich aber erstmal noch weiter das Tal hinab in Richtung der Hütte Skogadalsbøen. Wie der Name schon sagt (Skog = Holz) liegt diese unterhalb der Baumgrenze in einem dicht bewaldeten Tal. Offenbar wird die Strecke sehr selten begangen, von dem Pfad ist nämlich nicht viel übrig, stattdessen ist alles mit kleinen Sträuchern, später dann Birken zugewuchert. Obwohl es schön warm ist, bin ich froh Gamaschen zu tragen, die meine Beine halbwegs vor den Ästen schützen.





    So ist es dann doch anstrengender als gedacht das Tal weiter hinab zu kommen. Das schöne Wetter entschädigt aber für vieles und als ich endlich bei der Hütte ankomme, die bewirtschaftet ist, kann ich auch noch eine kühle Cola bestellen...was will man mehr!



    Das Tal, in dem die Hütte liegt, wird von einem reißenden Gletscherfluss durchzogen und ich muss ein paar Kilometer das Tal hinauf um zur nächsten Brücke zu kommen.



    Das tosende Wasser kühlt die Luft merklich ab und als ich mich nach der Überquerung an den Aufstieg ins Hurrungane-Gebirge mache, kommt der April mal wieder durch. Ein stetiger Wechsel aus leichtem Nieselregen, Sonne und Windböhen hält mich bei Laune.



    Das Hochgebirgstal, in das ich aufsteige ist wunderschön, das einzige was mich davon abhält sofort einen Zeltplatz zu suchen ist das Blöhken einer Schafherde. So bin ich gezwungen bis fast ans Ende des Tals zu laufen, bis ich sicher sein kann, dass das Wasser trinkbar ist.



    Dafür habe ich eine um so schönere Aussicht auf die gletscherbeflankten Berge, die um mich herum steil aufragen. Im Geiste verfolge ich schon die Risssysteme und Hängegletscher und überlege wie kompliziert es wohl ist mit Alpinausrüstung hier her zu gelangen. Reizvolle Ziele gibt es auf jeden Fall genug!






    Fortsetzung folgt...
    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 06.11.2011, 07:15. Grund: Reisecharakter eingestellt

  • smeagolvomloh
    Fuchs
    • 07.06.2008
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    #2
    AW: [NO] Von Gjendesheim nach Breheimen

    Berichte aus dem Norden verschlinge ich immer mit großer Freude.

    Dieser Bericht und die Bilder sind mal wieder eine besondere Perle!

    Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung.

    "Das Leben leicht tragen und tief genießen ist ja doch die Summe aller Weisheit."
    Wilhelm von Humboldt, 1767-1835

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    • Chiloe
      Fuchs
      • 19.07.2009
      • 1411
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      #3
      AW: [NO] Von Gjendesheim nach Breheimen

      [...] oder die hübsche Norwegerin, die mir mit einem fröhlichen Hi und im Bikini entgegenkommt. Es ist wirklich warm
      Da fehlt ganz klar der Photobeweis , ansonsten sehr netter Bericht mit tollen Bildern. Jotunheimen kommt für's nächste Jahr auf jeden Fall mit auf meine Pendenzenliste...
      ausrüstungsverliebter Schönwetter- & Gelegenheitstrekker

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        • 20.03.2002
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        #4
        AW: [NO] Von Gjendesheim nach Breheimen

        Die Dame ist auf dem Foto

        Tipp: Kleiner gelber Punkt

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          #5
          AW: [NO] Von Gjendesheim nach Breheimen

          6. Tag Durchs Hurrungane-Gebirge nach Turtagrø

          Keine Ahnung ob Schafe generell nachaktiv sind, oder ob sie durch die Mitternachtssonne einfach nicht wissen, wann sie schlafen dürfen – mir hat das Geblöke auf jeden Fall eine unruhige Nacht beschert. Wer den Viechern die Glocken umgehängt hat… naja, ich bin ja friedliebend ;)

          Der Tag startet heute direkt mit einem Aufstieg, immerhin will ich heute den schroffsten Teil des Nationalparks Jotunheimens durchqueren. Die Namen der zahlreichen zackigen Gipfel erkennt jeder, der schon mal einen Helsport-Katalog durchgeblättert hat. So schlecht wie gedacht kann die Nacht doch nicht gewesen sein, auf jeden Fall entdecke ich ein Stück vor mir eine Wanderin mit Hund.

          Ich folge ihr und hole sie schließlich ein, als sie eine Pause macht. So langsam scheine ich mich an den Rucksack gewöhnt zu haben, der inzwischen natürlich auch ein Stück leichter geworden ist. Nachdem ich den ersten steilen Anstieg hinter mir habe, biege ich in ein Tal ein, dass in Richtung Turtagrø führt. Vorerst ist von den eindrucksvollen Gipfeln allerdings nichts zu sehen, im Gegenteil, die Berge um mich herum gleichen eher Hügeln, nur die Schneekappen zeugen von der Höhe auf der ich mich befinde. Das Tal ist dafür umso schöner und immer wieder stoppe ich kurz um Fotos zu machen. Leider hängen die Wolken recht tief und ab und an fallen ein paar Tropfen.







          Ich komme schneller als gedacht voran und erreiche schon bald das Ende des Tals und steige weiter ab. Ein unscheinbares Schild weist darauf hin, dass ich den Jotunheimen-Nationalpark verlasse. Es ist ein merkwürdiges Gefühl nach langer Zeit mal wieder über eine Straße zu laufen und obwohl ich natürlich gut vorankomme, bin ich froh, dass der Wanderweg irgendwann wieder abzweigt und mich über Kuhwiesen zum Berghotel Turtagrø bringt.

          Dieses befindet sich in privater Hand und ist recht modern designt. Unzählige Autos, Wohnmobile und Motorräder deuten darauf hin, dass es bei Norwegen und Touristen ein gleichermaßen beliebtes Ausflugsziel ist. Als ich das Hotel erreiche, beweist die Reihe an Rucksäcken auf der Hotelterrasse die mit Seilen, Steigeisen und Friends gefüllt sind, dass die Gäste nicht nur zum Genießen der Aussicht hier sind. Ich werde doch ein wenig wehmütig und komme mir mit dem riesen Rucksack ein bisschen fehl am Platz vor.







          Zu meiner Überraschung gibt es keine Waffeln, so dass ich notgedrungen eine Gulaschsuppe bestelle – was aber definitiv nicht die schlechteste Wahl ist, sie schmeckt hervorragend und das selbstgebackene Brot setzt noch das i-Tüpfelchen. Ich überlege kurz, ob ich hier übernachten soll. Aber die Preise und die Tatsache, dass es noch früh am Tag ist, schrecken mich ab.

          So mache ich mich wieder auf den Weg, verhaue mich aber gleich am Anfang ziemlich bei der Wegfindung. Der Wegweiser nach Stølsdalen weist nur sehr grob die Richtung und nach einigen Metern Aufstieg stelle ich fest, dass ich auf der falschen Seite eines tief eingeschnittenen Gebirgsbaches bin. Zum Glück verrät mir ein Blick auf die Karte, dass ich nicht wieder absteigen muss, oben auf der Hochebene kann man den Fluss auf einer Brücke überqueren. So kraxel ich weiter das mit dichtem Strauchwerk bewachsenen Hang hinauf und gewinne schnell Höhe.



          Die Sonne ist inzwischen durchgekommen und taucht die Landschaft in ein schönes Licht. Nachdem ich der Straße, auf die ich oben treffe, einige Zeit gefolgt bin, finde ich auch den markierten Weg wieder. Eins habe ich aber bereits jetzt gelernt: Markierungen wie sie in Jotunheimen Standard sind, werde ich ab jetzt nicht mehr finden. Die T‘s sind überwiegend stark verwittert und die Abstände deutlich größer.

          Die Landschaft hier oben ist dafür fast parkähnlich angelegt, die Flüsse formen merkwürdig runde, flache Seen und immer wieder treffe ich auf flache Wiesen die zum campen einladen. Da ich inzwischen was meine Zeltplätze angeht ein bisschen verwöhnt bin, lasse ich mir mit der Auswahl Zeit, bis ich einen wunderschönen Platz etwas abseits des Weges entdecke. Alles ist, wie es sich gehört, in der Nähe plätschert ein kleiner Bach, der Boden ist gerade und flach und die Aussicht… urteilt selbst. Ich bin auf jeden Fall mehr als zufrieden, zumal das Licht im Laufe des Abends die Berge noch wünderschön anleuchtet.





          Ich bin auf jeden Fall mehr als zufrieden, zumal das Licht im Laufe des Abends die Berge noch wunderschön anleuchtet.

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            #6
            AW: [NO] Von Gjendesheim nach Breheimen

            Klassische Hobbycamperqualität.

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            • kuroiya
              Erfahren
              • 20.07.2004
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              #7
              AW: [NO] Von Gjendesheim nach Breheimen

              Schöne Tour, da kann man glatt neidisch werden!
              Some cause happiness wherever they go; others, whenever they go. - Oscar Wilde

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              • Nicht übertreiben
                Hobbycamper
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                • 20.03.2002
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                #8
                AW: [NO] Von Gjendesheim nach Breheimen

                7. Tag Von Turtagrø in Richtung über Stølsdalen in Richtung Nørdstedalseter

                Obwohl ich heute Morgen durch heftige Windböen geweckt werde, die am Zelt rütteln, verspricht der Blick nach draußen einen schönen Tag. Ich werfe noch einen letzten Blick zurück ins Hurrungane-Gebirge und schultre dann den Rucksack.

                Heute muss ich mich entscheiden, entweder die Etappe wird sehr kurz oder sehr lang... Mein erstes Ziel ist die unbewirtschaftete Hütte Stølsdalen die ungefähr 4 Stunde von Turtagrø entfernt liegt - und das obwohl die beiden Hütte gar nicht so weit voneinander entfernt sind.

                Als ich eine Weile einem Bachlauf gefolgt bin, in dessen Verlauf die Markierungen immer weniger werden, wird mir dann auch klar, warum. Vor mir wirft sich der Bach todesmutig in eine steile Schlucht... und direkt daneben folgt der Wanderweg fast in Falllinie. Dummerweise scheint das die Mücken wenig zu stören, die bei dem schönen Wetter in Wolken auf arme Wanderer warten - und ich bin der Einzige!

                Irgendwann habe ich es zum Glück geschafft und stehe unten. Während mir die Sonne auf den Pelz brennt, schaue ich nach oben, ich muss natürlich aus der Schlucht auch wieder hinaus...







                Dankbar auch den Aufstieg geschafft zu haben, steuere ich auf die vor mir liegende Kuppe zu - und staune nicht schlecht, direkt dahinter liegt eine zweite Schlucht, die der ersten stark ähnelt: steil, nass und viele Mücken. Die Hütte ist schon als kleiner Punkt zu erkennen, aber mir wird klar, dass es noch eine Weile dauert, bis ich dort ankomme.

                Wieder stolpere ich die nassen Steine hinab, teilweise ist es so eng, dass ich den breiten Rucksack abnehmen und über den Kopf halten muss um zwischen den Felsblöcken hindurch zu kommen. Das ändert natürlich nichts daran, dass die Täler optisch wunderschön sind, ich bin aber trotzdem froh, als ich vor mir endlich einen langen Hang habe, der zur Hütte hinauf führt.





                Zum Greifen nah liegt die Hütte vor mir aber ich finde dennoch, von Mücken verfolgt, keinen direkten Weg, alles ist ein einziger Sumpf. Irgendwann ist es mir egal und mit mehreren mutigen Schritten durchquere ich das Hindernis. Die Schuhe bleiben trocken und endlich stehe ich vor der Tür, die eindeutig für Menschen gemacht ist, die kleiner sind als 150 cm. Ich zwänge mich hindurch und das Summen um mich herum hat ein Ende.

                In der Hütte gibt es 6 Betten und einen kleinen Aufenthaltsraum. Ich habe nicht vor lange hier zu bleiben, aber einen Blick ins Hüttenbuch riskiere ich dann doch. Ich bin der erste Besucher seit knapp 3 Monaten - und das obwohl die Hütte nur 4 bzw. 3h von bekannten Hochgebirgsorten entfernt liegt! Das erklärt die schlechten Markierungen. Als ich die Hütte wieder verlasse fällt mir ein Schild ins Auge:

                "Bei starken Regenfällen sind die Schluchten in Richtung Turtagrø unpassierbar. Bitte folgen sie dem unmarkierten Pfad in Richtung Stausee und von dort dem unmarkierten Pfad in Richtung Turtagrø"

                Hmm... ich habe schon den markierten Pfad teilweise kaum gefunden - und das bei strahlendem Sonnenschein!

                Zum Glück braucht mich das nicht weiter zu kümmern, denn ich will in die andere Richtung weiter. Nur wo ist die andere Richtung? Suchend stapfe ich durch den morastigen Untergrund (das Summen bitte dazu denken) und suche irgendeine Art von Markierung oder Wegweiser. Endlich treffe ich auf etwas, dass evtl ein Pfad sein könnte und in Ermangelung einer besseren Option folge ich dem "Weg". Erst sieht alles sehr gut aus, der Weg und die Karte passen gut zueinander. Plötzlich biegt der Pfad (der inzwischen sogar wirklich einer ist) aber steil nach Osten ab, was so eigentlich nicht wirklich vorgesehen ist. Unsicher laufe ich weiter und gebe mir schließlich noch weitere 10 Minuten bis ich umkehre. Da wir in Norwegen und nicht in Hollywood sind, treffe ich schon nach gut 5 Minuten endlich auf einen Abzweig und einen Wegweiser. Der liegt zwar flach auf dem Boden, aber immerhin steht dort "Nørdstedalseter", mein nächstes Ziel.



                Von hier an scheint wieder jemand mit einem Farbeimer aktiv gewesen zu sein, die T's leuchten frisch in der Sonne. Das ist auch ganz gut so, denn vor mir liegt das Liaflui, ein flacher, felsiger und vergletscherter Bergrücken. Ich war wegen dem Gletscher reichlich skeptisch und hatte gestern in Turtagrø extra nochmal gefragt, ob eine Begehung ohne Seil möglich ist.

                "People walk there"
                "Do they come back?"
                "Some..."

                Also bin ich natürlich sehr optimistisch, dass mir nichts passiert. Meine Hoffnung, dass der Gletscher aper ist, bestätigt sich leider nicht, aber dafür geben riesige Pfeile genau die Richtung vor und so komme ich ohne Probleme in einem Zickzackkurs auf den Gipfel. Das Wetter ist immer noch super und die Aussicht überwältigend. Im Osten sieht man das Gebirgsmassiv um den Galdhøpiggen, hinter mir im Süden das Hurrungane-Gebirge und im Nordwesten meine ich die langgezogene Gletscherkuppe des Jostedalsbreen erkennen zu können, meinem Ziel.



                Nach einem Panorama, einem großen Stück Salami und einer halben Tafel Schokolade geht es weiter. Der Gletscher liegt bald hinter mir, aber das weiß ich auch nur, weil ich auf die Karte geschaut habe. Unter meinen Füßen knirscht immer noch der Schnee.



                Langsam geht es wieder bergab und ich versuche so gut es geht den Markierungen zu folgen. Bald muss ich aber feststellen, dass diese eher grob die Richtung weisen und dass es viel besser ist auf den Schneefeldern zu gehen. So komme ich gut voran und als ich irgendwann auch noch auf Fußspuren treffe (die ersten auf der gesamten Strecke), weiß ich, dass die Hütte nicht mehr weit weg sein kann.

                Als schließlich die Schneefelder enden, liegt vor mir ein von unzähligen Bächen durchzogenes Tal. Ich steige weiter ab und stehe schließlich vor dem Fluss, der von den Bächen gespeist wird. Der Tag war warm, der Schnee reicht bis an den Rand des Tals... und der Fluss ist nicht nur sau kalt, sondern hat auch noch Hochwasser. Heute ist hier kein Durchkommen!



                So kommt es, dass ich fast in Sichtweite zur bewirtschafteten Hütte Nørdstedalseter mein Zelt aufschlage und mir dann einen der etwas harmloseren Bäche zum Waschen suche. Danach döse ich noch etwas vor mich hin, lese und schlafe dann nach dem Abendessen schnell ein.

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                  #9
                  AW: [NO] Von Gjendesheim nach Breheimen

                  8. Tag Von Nørdstedalseter nach Arentzbu

                  Nachdem ich heute morgen gefrühstückt habe, gilt mein erster. kritischer Blick dem Fluss. Leider führt der immer noch ganz schön viel Wasser, die Unterschiede zu gestern sind eher marginal. Aber es hilft nichts, ich muss irgendwie durchkommen...

                  Etwas planlos streife ich durch das Gewirr aus kleinen Bächen bis ich schliesslich aufgebe - ich muss doch furten. Also die Hose hochkrempeln, die Sandalen an und hinein in das kühle... arschkalte... Nass. Am Anfang ist es noch recht flach, aber um so mehr ich in den Bereich der Strömung komme, desto tiefer wird es. Ich ziehe die Hose noch ein Stück höher und öffne alle Schnallen vom Rucksack. Das Wasser zieht an mir, aber zum Glück sind es nur noch ein paar Meter und ich hab es geschafft. Ich trockne mich so gut es geht ab und schlüpfe wieder in die Wanderschuhe. Nun ist der Weg zur Hütte ein Kinderspiel, nicht nur, dass ich auf der richtigen Flussseite bin, der Wanderweg geht auch noch in eine Straße über.

                  In der Hütte kaufe ich mir eine Cola und unterhalte mich ein wenig mit der Hüttenwirtin, die gerade ihren Urlaub in Deutschland verbracht hat und mir von den deutschen Städten vorschwärmt. Ich kann sie ein bisschen verstehen, dauerhaft leben wollte ich hier wohl auch nicht. Als dann noch eine deutsche Familie zu uns stößt, die in der Nähe Ferien auf dem Bauernhof macht, ist die Runde komplett...

                  Irgendwann verabschiede mich und mache mich wieder auf den Weg. Mein Ziel für heute ist Arentzbu, das letzte Etappenziel bevor ich morgen am Jostedalsbreen ankomme.

                  Erstmal geht es weiter die Straße entlang, die zu einem Wasserkraftwerk an einem See führt. Von dort führt dann der Wanderweg weiter - allerdings in keiner der 4 Himmelsrichtungen, sondern einfach... nach oben!



                  Es ist fast unglaublich, dass durch die fast senkrechte Wand wirklich ein Wanderweg führt, aber irgendwie komme ich Stück für Stück weiter hinauf. Aufpassen muss man dennoch, alle Felsen sind nass und schlüpfrig und immer wieder muss ich mich an den Büschen festkrallen.

                  Als ich oben ankomme begrüßt mich eine kalte Windböe. Ich bin wieder im Hochgebirge und schnell hole ich die Jacke aus dem Rucksack. Ein paar Norwegerinnen hatten mir vorgeschwärmt wie schön es hier sei und dass man bestimmt hervorragend zelten kann. Was meine Augen sehen, ähnelt eher einen riesen Müllkippe in der die umliegenden Gletscher sämtlich Geröllbrocken, die sie finden konnten, deponiert haben. Schönheit liegt wohl im Auge des Betrachters, der einsetzende Regen sorgt nicht unbedingt für eine Veränderung meiner Einschätzung.

                  In Schlangenlinie suche ich mir einen Weg um die Geröllhaufen und stehe unzählige Male vor irgendwelchen meterhohen Abhängen, die mich wieder zur Umkehr zwingen.



                  Die vor mir liegende Strecke muss ich ohne Karte laufen, da genau dieser Abschnitt zwischen meinen Kartenausschnitten fehlt. So bin ich mehr als überrascht, als ich plötzlich vor einem riesigen Gletscher stehe, der sein Schmelzwasser in einen tief unter mir liegenden See hinab schickt. Bei Sonnenschein ist es hier bestimmt wunderschön, bei den tiefhängenden Wolken strahlt der Gletscher aber etwas bedrohliches aus.




                  Ich steige den Hang zum See hinab und komme jetzt deutlich besser voran. Der Weg ist weitgehend flach und läuft sich gut. Schnell habe ich daher den See umrundet und komme zu dessen Auslauf. Hier presst sich das gesamte Schmelzwasser des Gletschers durch ein enges Flussbett und die Brücke, die über die tosende Flut führt, zeugt von der gewaltigen Wucht, Ein Geländer fehlt komplett, die Treppen die hinauf und hinab führen sind weg gerissen und die armdicken Strahlsteben mit denen die Brücke verankert ist, sind verbogen.



                  Da ich eh keine andere Wahl habe, taste ich mich vorsichtig über die geschundene Konstruktion. Es schwank zwar ziemlich aber alles hält und so komme ich heile auf der anderen Seite an.

                  Ich habe inzwischen jedes Zeitgefühl verloren und ohne Karte habe ich auch keine Ahnung, wie weit es noch bis zur Hütte sein mag. Da hier Zelten aber eh unmöglich ist, muss ich eh weiter.

                  Ich steige einen kleinen Hügel hinauf und folge auf der anderen Seite einem kleinen Fluss, der nach und nach immer weiter an Stärke zunimmt. Ich denke mir nichts weiter dabei, bis ich plötzlich auf der einen Seite und das nächste rote T auf der anderen Seite des Flusses ist. Etwas planlos bleibe ich stehen. Der Fluss ist bestimmt 5-6 Meter breit und rauscht mit unglaublicher Wucht an mir vorbei. Ich schnalle den Rucksack ab und mache mich auf die Suche nach einer möglichen Furtstelle.

                  Vergeblich, das einzige, was ich finde ist eine ca. 1,5 Meter breite Stromschnelle - wenn es auf der anderen Seite flach wäre könnte man es vielleicht mit einem Sprung versuchen, aber der glatte Stein ist vom Regen nass und hat bestimmt 45° Steigung. Ein kurzer Blick in das tosende Wasser und mein Mut ist wie weggespült. Hier geht es definitiv nicht.



                  Nachdem ich soweit es möglich ist den Fluss untersucht habe, stehe ich wieder bei meinem Rucksack. So beängstigend der Fluss hier vorhin auch wirkte, die Stelle ist mit die ruhigste. Wenigsten versuchen will ich es und so bin ich zum zweiten Mal am heutigen Tage dabei meine Hosenbeine hochzukrempeln. Zögernd trete ich in den Fluss und verliere fast das Gleichgewicht. Schnell habe ich mich aber wieder gefangen und taste mich vorsichtig durch die Fluten. In der Mitte angekommen verschwinden meine Knie im Wasser und es wird noch tiefer. Zitternd beschliesse ich, dass eine nasse Hose nicht unbedingt sein muss und kehre um. Wieder am Ufer angekommen ziehe ich die kurze Hose aus und wage einen neuen Versuch. Inzwischen bin ich mutiger und schnell wieder in der Flussmitte angekommen. Ab hier wird es mit jedem Schritt tiefer und ich muss alle Kraft aufwenden um meine Füße halbwegs gerade voreinander setzen zu können. An der tiefsten Stelle, das Wasser erreicht fast schritthöhe, stemme ich mich mit aller Kraft mit den Wanderstöcken gegen die Flut. Erst als ich eine kräftige Birkenwurzel greifen kann, wird mir klar, dass ich es geschafft habe. Zitternd und mit leicht bläulichen Beinen ruhe ich mich aus und merke wie die Anspannung von mir abfällt.

                  Als ich mich eine gefühlte Ewigkeit immer noch zitternd wieder aufraffe, wollen mir meine Beine nicht mehr wirklich gut gehorchen. Wie ein Betrunkender stolper ich durch die Gegend und rutsche ständig aus. Erst als ich auf einer steilen Steinplatte ins rutschen gerate und fast doch noch dem Fluss zum Opfer falle, sorgt das Adrenalin wieder für ein halbwegs vorhandenes Körpergefühl. Insgeheim reicht es mir aber für heute und ich sehne nur noch einen geeigneten Zeltplatz oder die Hütte herbei.

                  Als wäre ich erhört worden, sehe ich plötzlich auf der anderen Seite des steil eingeschnittenen Tals eine kleine Ansammlung brauner Häuser. Das muss die Hütte sein!



                  Motiviert spüre ich wie neue Kraft in meine Beine strömt und mich den Hang hinunter trägt. Leider wird mein Vorwärtsdrang jäh gestoppt. Ein Schild weist mich darauf hin, dass der normale Weg einem Unwetter zum Opfer gefallen ist und dass ich dem neuen Pfad folgen soll. Skeptisch blicke ich mich um - es gibt keinen neuen Pfad, in den steilen Hang sind nur in 200m -Abständen Holzpflöcke mit roten Streifen geschlagen. Da das wohl kein Massengrab toter Vampire sein wird, folge ich den Pflöcken und kämpfe mich durch das körperhohe Gras und Gebüsch. Immer wieder knicke ich dabei in tiefen Löchern um, die sich unsichtbar darunter verbergen. Inzwischen habe ich ernsthaft schlechte Laune und lebe die auch ungehemmt aus - einer der Vorteile wenn man alleine unterwegs ist...

                  Irgendwann stehe ich mitten im Steilhang und alles was auch nur irgendwie rot aussieht ist aus meinem Blickfeld verschwunden. Ich gebe es auf und suche mir meinen eigenen Weg ins Tal hinab. Als nach einer gefühlten Ewigkeit meine Füße endlich halb im Sumpf versinken, der das komplette Tal bedeckt, bin ich unglaublich erleichtert. Mit schmatzenden Schritten steuer ich auf die Hütte zu und jetzt stören mich auch die Umwege nicht mehr, die mir das Geläne aufzwingt. Noch über eine letzte Brücke und ich komme total fertig an der Hütte an. Erleichtert schmeiße ich den Kocher an und schütte erstmal fast 3 liter Tee mit viel Zucker in mich rein, bevor ich endlich wieder warm bin.



                  Erst als ich abends die Fotos des Tages durchschaue, wird mir klar, dass ich die auf der Karte angegebene Zeit von 7 Stunden genau eingehalten habe - ich war mir unglaublich langsam vorgekommen.



                  Da es seit einer guten Woche das erste feste Dach über meinem Kopf ist, geniesse ich den Komfort bis spät in die Nacht - die ich dann allerdings sehr unruhig schlafe, es ist viel zu warm und zu still.

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                    #10
                    AW: [NO] Von Gjendesheim nach Breheimen

                    9. Tag Von Arentzbu zum Breheimen Visitor Center

                    Der Tee von gestern abend zeigte seine Wirkung, keine Ahnung wie oft ich heute nacht zum Klo gestolpert bin. Immerhin erlebe ich so das erste mal etwas, das entfernt an einen Sonnenaufgang erinnert. Ich lege mich danach zwar nochmal hin, aber so richtig schlafen kann ich nicht mehr.



                    Für heute liegt nur noch der Aufstieg von der Hütte auf den nächsten Hügel vor mir, von dort werde ich einem Seensystem folgen und dann schließlich in Richtung Jostedalsbreen absteigen, wo ich auf die Straße zur Nigardsbreen - Gletscherzunge treffen werde, an der auch das Visitor-Center mit angeschlossenem Campingplatz liegt.

                    Während ich aufbreche, kreisen meine Gedanken um Brot, Käse, Obst und eine Dusche. So erreiche ich den ersten der vier vor mir liegenden Seen schneller als gedacht. Von dort an zieht sich der Weg jedoch scheinbar endlos. Auf der Karte ist es nur ein Katzensprung, aber ich komme irgendwie nicht voran. Zu allem Überfluss treffe ich in den windstillen Ecken wieder auf meine Freunde die dösigen Mücken und wieder muss ich bei jedem Atemzug auf unfreiwillige Fleischeinlagen verzichten.



                    Da meine zweite Speicherkarte irgendwo in den Untiefen meines Rucksacks verschwunden ist, halte ich mich mit den Fotos heute sehr zurück. "Zum Glück" ist das Wetter und die Landschaft eh nicht sonderlich spektakulär.

                    Nach stundenlangem Marsch entlang der Seen, treffe ich endlich auf die Straße die ins Tal und von dort zu meinem Ziel führt. Grob geschätzt liegen noch 5 Kilometer vor mir. Da meine Füße inzwischen reichlich platt sind, packe ich die schweren Stiefel in den Rucksack und laufe in Sandalen weiter. Dem Sand, der immer wieder von der Straße zwischen Fuß und Schuhsohle kommt, beachte ich erst gar nicht... bis ich schliesslich unterm Spann auf beiden Seiten riesige Blasen habe...





                    Weit kann es aber eigentlich nicht mehr sein, ich krame die Karte heraus um mich zu orientieren. Als ich sie zusammenfalte fällt mein Blick auf das Deckblatt und ein Schader rinnt wir den Rücken hinab: 1:100.000... die Karten vorher hatten alle 1:50.000 und auf einen Schlag werden aus den 5 km Straße 10... und den insgesamt gut 15 km über 30 - jetzt weiß ich auch warum ich gefühlt so langsam voran komme!

                    Naja, ich beiße die Zähne zusammen und laufe weiter - immerwieder rauschen Wohnmobile an mir vorbei, hier ist Tourismus in den Sommermonaten die Haupteinnahmequelle.

                    Endlich komme ich am Campingplatz an und meine Augen suchen schon den Shop... und suchen... und suchen... genau, und finden nichts. Kein Geschäft weit und breit! Die Phantasien von Brot und Käse zerrbröseln zu einer Ladung Tütenfrass...

                    Aber immerhin scheint die Sonne, es gibt eine Dusche und eine Wiese... und genau damit verbringe ich den Rest meines Tages.

                    Zum Glück lernen ich noch ein paar Pinneberger kennen, die mir anbieten mich morgen zum nächsten Laden zu fahren - angesichts der Blasen unter meinen Füßen ein willkommenes Angebot!

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                      • 20.03.2002
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                      #11
                      AW: [NO] Von Gjendesheim nach Breheimen

                      10. Tag Breheimen Campingplatz

                      Das monotone Auftreffen dicker Regentropfen auf die Zeltplane hat mich heute geweckt. Als ich nach meiner Brille greife, habe ich das Gefühl der gesamte Boden würde schwanken. Da ich gestern keinen Alkohol getrunken habe, bestätigt sich der Eindruck... der gesamte Zeltboden ist von Wasser unterspült und beginnt bei jeder Bewegung zu schwingen. Zum Glück hält das Zelt dicht, ein vorsichtiger Blick nach draußen zeigt, das der gesamte Platz gut 5 cm hoch unter Wasser steht - und immer noch regnet es in Strömen.

                      Obwohl es noch früh ist, habe ich Angst mein Taxi zum Supermarkt zu verpassen und so schlafe ich unruhig weiter. Als es dann endlich soweit ist, beginne ich mich allerdings schon im Zelt zu langweilen.

                      Im warmen Auto ist das Wetter schnell vergessen, später erfahren wir, dass in der nach gut 20 mm Niederschlag innerhalb von 4 Stunden runtergekommen sind. Mit einer riesigen Tüte Lebensmitteln komme ich wieder auf dem Campingplatz an. Dort komme ich mit einem Norweger ins Gespräch, der gerade sein Zelt umsetzt - er hatte einer der Kuhlen erwischt und auch gerade so noch einer Überflutung entkommen. Im abklingenden Regen unterhalten wir uns noch eine Weile und frühstücken dann zusammen.

                      Obwohl das Wetter sich nun schnell bessert, mache ich genau nichts - meine Knie scheinen zu merken, dass sie jetzt jammern dürfen und nutzen die Gelegenheit schamlos aus. So bin ich froh, dass ich einfach nur lesen und essen kann. Der Tag geht trotzdem schnell rum, zummal ich mir ncoh das Visitorcenter mit dem angeschlossenen Museum anschaue. Das lohnt aber nur bedingt.


                      11. Tag Breheimen Campingplatz - Nigardsbreen - Sogndal

                      Viel steht heute nicht auf dem Programm, ich will mir noch die Gletscherzunge anschauen und dann nachmittags den Bus nach Sogndal erwischen, habe also viel Zeit.

                      In aller Ruhe laufe ich den Gletscherlehrpfad zum Nigardsbreen und schaue staunend zu, wie eine Touristengruppe nach der nächsten in langen Schlange auf den Gletscher geführt wird. Die Kosten sind natürlich astronomisch. Ob man den Gletscher im Sommer wohl der Länge nach überqueren kann...?







                      Obwohl das Licht nicht toll ist, knipse ich ein paar Fotos und laufe dann zurück zum Campingplatz um meinen Rucksack zusammen zu packen. Dann schlender ich im inzwischen knalligen Sonnenschein zum Visitorcenter, esse dort zu mittag und warte auf den Bus nach Sogndal.



                      Die Fahrt dorthin dauert nicht lange und auch zum recht schönen Campingplatz sind es nur ein paar Minuten Fußweg. Morgen will ich mir noch die Stadt anschauen, am Freitag geht es dann früh mit dem Expressbus zurück nach Oslo.



                      12. Tag Sogndal

                      Es regnet... ich krieche nochmal tief in den Schlafsack und versuche weiter zu schlafen. Erst am späten Vormittag mache ich mich dann auf in die Stadt - wobei Stadt deutlich übertrieben ist, in gut 20 Minuten hat man alles wesentliche gesehen. Zum Glück gibt es ein größeres Einkaufscenter, in dem ich ein paar Stunden totschlage. Danach gehe ich zurück zum Campingplatz und stürze mich auf das neu gekaufte Buch.



                      Am nächsten Morgen scheint dann zum Abschied wieder die Sonne und ich kann zumindest alles trocken einpacken - der Bus nach Oslo fährt planmäßig und nach einer kurzen Nacht sitze ich am Samstag wieder im Flugzeug nach Deuschland...

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                      • Karliene
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                        Alter Hase
                        • 08.03.2009
                        • 3213
                        • Privat


                        #12
                        AW: [NO] Von Gjendesheim nach Breheimen

                        Atemberaubende Bilder !!!
                        "Der Klügere gibt so lange nach, bis er der Dumme ist." Walter Kempowski - Schriftsteller (1929 - 2007)

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                        • Mika Hautamaeki
                          Alter Hase
                          • 30.05.2007
                          • 3996
                          • Privat


                          #13
                          AW: [NO] Von Gjendesheim nach Breheimen

                          Unglaubliche schöne Bilder mit ner tollen Tour. Vielen Dank!
                          So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                          A. v. Humboldt.

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                          • Mr.Sunrise
                            Fuchs
                            • 01.02.2007
                            • 1230
                            • Privat


                            #14
                            AW: [NO] Von Gjendesheim nach Breheimen

                            Vielen Dank für den tollen Bericht und die schönen Bilder!


                            Gruss,
                            Daniel
                            Mr.Sunrise`s Outdoor Blog
                            Gründungsmitglied der ABF - Autonome Buff Fraktion

                            Da ist Purpur drin - Purpur ist auch ein Obst!

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                            • Dogeared
                              Erfahren
                              • 22.05.2009
                              • 306
                              • Privat


                              #15
                              AW: [NO] Von Gjendesheim nach Breheimen

                              Toller Reisebericht!

                              Ich habe soeben ein neues Ziel auf meine Liste gesetzt - wenngleich mich die eine Furt-Stelle doch ein wenig zurückschrecken lässt - meinst Du es ist dort besser, wenn man sie im August geht? (Ich bin nämlich - bis jetzt - nicht gerade der größte Furter aller Zeiten ;) )

                              Ansonsten kann ich mich nur wiederholen: Atemberaubende Bilder (Welche Kamera hattest Du dabei?) und natürlich ein wirklich gut geschriebener Reisebericht, der informativ und unterhaltsam zugleich ist!

                              Bin schon gespannt auf Deine nächsten Berichte!


                              P.S.: Interessante Literatur-Auswahl
                              Hike My Hike, Damn it!
                              Meine Reiseberichte

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                              • dingsbums
                                Fuchs
                                • 17.08.2008
                                • 1503
                                • Privat


                                #16
                                AW: [NO] Von Gjendesheim nach Breheimen

                                Super Bericht, vielen Dank.

                                Die Norweger gehen schon manchmal abenteuerliche Wege. Besonders das steile Auf und Ab schreckt mich ja eher etwas ab. Allerdings macht dein Bericht schon so richtig Lust, die Gegend selbst mal zu erkunden.

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                                  • 6979
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                                  #17
                                  AW: [NO] Von Gjendesheim nach Breheimen

                                  Erstmal danke fuer die vielen positiven Kommentare, freut mich, dass es gefaellt!

                                  Die Wege sind in Breheimen deutlich sparsamer markiert und auch begangen, als in Jotunheimen selbst. Speziell den Abschnitt nach Arentzbu fand ich aber schon grenzwertig - vielleicht gibt es eine bessere Stelle fuer die Furt, die ich uebersehen habe - mit einem kleinen Rucksack haette ich wohl auch eher den Sprung ueber die Stromschnelle probiert. Ich wuerde auf den letzten Abschnitt bei einer Wiederholung der Tour verzichten, auch wenn im Rueckblick natuerlich schon ein spannendes Erlebnis war. Ob es im August besser ist - keine Ahnung, es duerfte schon einiges mehr an Schnee weg sein, aber ein Teil wird sicherlich auch Gletscherwasser sein, also von der Temperatur abhaengen.

                                  Shantaram (das Buch) kann ich nur empfehlen, ich habe es zum 2ten mal gelesen und finde es immer noch faszinierend.

                                  Kamera war uebrigens eine Pentax K7 mit 16-50 und 50-200, dazu Polfilter, ND-grad und ein Stativ (kaum gebraucht). Ich denke mal jede DSLR oder auch bessere Kompakte haette es auch getan, der Vorteil an dem recht unbestaendigen Wetter waren halt schoenes Licht.

                                  Es war auf jeden Fall meine erste Solotour und ich muss zugeben, dass ich positiv ueberrascht war. Alleine kommt man viel besser mit anderen ins Gespraech, ein gutes Buch und vielleicht nicht das allermieseste Wetter sind aber nicht schlecht. Vom Gewicht habe ich mich halbwegs eingeschraenkt (Daunenschlafsack, leichtes Zelt, Spirituskocher (auch wegen Flug)) aber alleine schleppt man halt doch mehr als wenn man teilen kann. Hat bei den Steigungen sicherlich auch eine Rolle gespielt.

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                                  • steveo
                                    Anfänger im Forum
                                    • 08.01.2009
                                    • 14
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [NO] Von Gjendesheim nach Breheimen

                                    Sehr schöner Resiebericht mit Wahnsinnsbildern.
                                    Bei uns steht die Reiseplanung für nächstes Jahr an und wir können uns noch nicht so wirklich entscheiden zwischen Norwegen und Finnland...
                                    Im Moment steht es 1:0 für Norwegen

                                    Gruß Steve

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                                    • klaus81
                                      Anfänger im Forum
                                      • 15.11.2007
                                      • 24


                                      #19
                                      AW: [NO] Von Gjendesheim nach Breheimen

                                      Hallo,

                                      vielen Dank für den sehr schönen Bericht, das weckt Erinnerungen.

                                      Bei meiner Tour von Turtagro nach Gjendesheim vor ein paar Jahren, war noch deutlich mehr Schnee gelegen, müsste auch im Juli gewesen sein, habe mein Fotoalbum gerade nicht zur Hand. Der viele Schnee dürfte aber die Sache gerade auf dem Abschnitt, den du am vierten Tag gegangen bist, deutlich erleichtert haben. Habe damals schon vermutet, dass unter dem Schnee wahrscheinlich nur viele Steine herumliegen würden.

                                      Schöne Grüße,
                                      Klaus

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                                      • Dogeared
                                        Erfahren
                                        • 22.05.2009
                                        • 306
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [NO] Von Gjendesheim nach Breheimen

                                        Moin!

                                        bzgl. Buch: Ich weiß - steht hier auch bei mir rum So kam ich ja drauf

                                        bzgl. Solo: Das will ich auch irgendwann man versuchen

                                        bzgl. Tour: Also, der erste Teil der Tour war ja auch schon toll, dann schaue ich einfach mal, ob man da nicht einen anderen "Ausgang" findet

                                        Jedenfalls vielen Dank noch mal für Deinen Reisebericht - ich habe mir gerade noch mal die Bilder angeguckt und bin ganz begeistert

                                        Habe ich das richtig verstanden, dass man dort auf mehr "richtig" bewirtschaftete Hütten (also auch mit Strom) trifft? Oder gab es die Gulaschsuppe original überm Feuer?


                                        Grüße
                                        Hike My Hike, Damn it!
                                        Meine Reiseberichte

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                                        • klaus81
                                          Anfänger im Forum
                                          • 15.11.2007
                                          • 24


                                          #21
                                          AW: [NO] Von Gjendesheim nach Breheimen

                                          Hallo nochmals,

                                          als Ergänzung habe ich zum Vergleich mit der Schneelage des 17.Juli 2005, also sogar ein bisschen später im Jahr wie bei dir, noch drei Fotos abfotografiert. Unten folgt zuerst immer dein Bild als Zitat und dann meines.

                                          Zitat von Nicht übertreiben Beitrag anzeigen



                                          ...



                                          Zuerst ein Selbstauslöserbild. Ich habe bei meinem Bild den Übergang mit einem roten Pfeil gekennzeichnet. Bei deinem Bild dürfte sich diese Scharte leicht links außerhalb befinden.

                                          Zitat von Nicht übertreiben Beitrag anzeigen



                                          ...


                                          Dieses Bild täuscht ein bisschen, da es so aussieht, als ob mehr Stein- und weniger Schneepassagen auf dem Weg rechts am See vorbei auf mich zugekommen wären. Tatsächlich war es aber dann so, dass ich nur selten "Steinfeldberührung" hatte. Die Schneebeschaffenheit war trotzt der Uhrzeit, es war sicherlich schon 14-15.00Uhr, optimal, leicht aufgefirnt, also vielleicht max. die obersten 10cm weich, so dass ich zügig und ohne große Anstrengung voran kam.

                                          Zitat von Nicht übertreiben Beitrag anzeigen



                                          ...


                                          Auch dieses Bild dürfte ungefähr am selben Platz wie deines entstanden sein.




                                          Bezüglich der Einsamkeit habe ich auf der Etappe Skogadalsboen-Gjendebu die selben Erfahrungen wie du gemacht. Als Spätaufsteher, ist ja schließlich Urlaub, habe ich nur innerhalb der ersten und zweiten Stunde ab Skogadalsboen noch zwei bis drei Leute, jeweils mit schwerem Rucksack (Zeltwanderer), überholt. Ansonsten habe ich bis Gjendebu, wo ich erst abends ankam, niemand mehr gesehen. Neuere Fußspuren im Schnee waren auch nicht zu sehen. Es dürfte allerdings normal sein, dass diese Route eher selten begangen wird. Für die allermeisten Hüttenwanderer sollte diese Tagesetappe (ca. 33km) schlicht zu lange sein. Zumal man ja über Olavsbu gehend, eine dortige Nächtigung einschieben kann. Die junge Norwegerin an der Rezeption in Gjendebu war auch erstaunt, als ich auf ihre Frage nach meiner vorhergehenden Nächtigungshütte Skogadalsboen antwortete. Sie meinte darauf zu mir, dass diese Etappe während eines Sommers nur ca. dreimal gemacht werden würde.

                                          Schöne Grüße,
                                          Klaus

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                                          • Snorri
                                            Erfahren
                                            • 17.01.2009
                                            • 153
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [NO] Von Gjendesheim nach Breheimen

                                            Echt toller Bericht!
                                            Hach der Norden ist halt schon eine supertolle Gegend zum trekken!

                                            Grüsse Snorri
                                            Wenn man auf die Stille der Natur horcht, so kriegt man eine wunderschöne Geschichte erzählt

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                                            • Nord-Troll
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                                              • 08.06.2009
                                              • 3
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [NO] Von Gjendesheim nach Breheimen

                                              Super Bericht mit tollen Bildern! Wirklich klasse!

                                              Im letzten Jahr bin ich auch einige Abschnitte der beschriebenen Tour gelaufen.

                                              Wir waren von Valdresflya Vandrerhjem-Torfinnsbu-Gjendebu-Olavsbu-Skogadalsbøen-Turtagrø-Stølsdalen-Nordstedalseter-Arentzbu-Spondalshytta-Sota Seter- Dønfoss unterwegs.

                                              Da mir meine Kamera gleich am ersten Tag duch eine unvorsichtige Überquerung eines Bachs kaputt ging, ist es klasse mal wieder Bilder von der Gegend Jotunheimen/Breheimen zu sehen. Wir hatten ähnliche Wetterbedingungen.

                                              Den Aufstieg gleich hinter Turtagrø am Stausee ist schon heftig steil. Man sollte kaum glauben, daß der Weg dort wirklich entlangführt.

                                              -
                                              God tur!

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                                                • 20.03.2002
                                                • 6979
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [NO] Von Gjendesheim nach Breheimen

                                                @Dogeared: Wenn du das erste mal in Jotunheimen wanders, wuerde ich in Richtung Spiterstulen/Glitterheimen weiter laufen, dann hast du fast alle "Sehenswuerdigkeiten" auf der Tour dabei.

                                                Turtagro ist ein richtiges Hotel, also mit Strom etc. ausgestattet, die bewirtschafteten DNT-Huetten haben auch Stromanschluss, allerdings meist nicht fuer die Gaeste (Wobei man bestimmt mal nett fragen kann).

                                                @Klaus: Danke fuer den Vergleich, ist faszinierend mal die Gegend bei anderen Verhaeltnissen zu sehen. Gerade im Blockgelaende macht Schnee die Sache oft einfacher, vor allem wenn er gut traegt und man nicht immer Angst haben muss einzubrechen.

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                                                  Erfahren
                                                  • 22.05.2009
                                                  • 306
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [NO] Von Gjendesheim nach Breheimen

                                                  Ich werde mir bei Gelegenheit einfach mal eine Karte "Jotunheimen" mitbestellen - das Conrad Stein Buch liegt hier sogar irgendwo rum - muss ich mir gleich mal anschauen
                                                  Jotunheimen wäre auch fast dieses Jahr dran gewesen, aber dann hat aufgrund der nur knapp vorhandenen Zeit die Hardangervidda das Rennen gemacht

                                                  Ich bin eh kein so großer Fan von Strom - wenn schon wild, dann richtig ;) oder so .. Aber so ein wenig Notstrom ist sicherlich eine feine Sache!
                                                  Hike My Hike, Damn it!
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                                                    AW: [NO] Von Gjendesheim nach Breheimen

                                                    Hi Thorben,
                                                    schöne Außentür-Bilder! Bei "Schneider" spioniert? Alle Achtung!
                                                    Liebe Grüße
                                                    ewald

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                                                      • 20.03.2002
                                                      • 6979
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [NO] Von Gjendesheim nach Breheimen

                                                      Spioniert habe ich bei Schneider nicht, aber seine Freundin hat mit mir studiert

                                                      Nein, ist ein schmeichelhafter Vergleich, aber da muss ich noch sehr viel ueben - Lars Schneider ist halt Profi und das merkt man auch an den Fotos...

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                                                      • thebiglebwoski
                                                        Anfänger im Forum
                                                        • 25.07.2010
                                                        • 19
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: [NO] Von Gjendesheim nach Breheimen

                                                        Ich hab mit meinen zwei Brüdern und meinem Vater erst vor drei Wochen fast dasselbe gemacht: Wir sind in Gjendesheim losgelaufen, über Memurubu(Tag1) nach Gjendebu(Tag2: wir sind allerdings nicht abgestiegen, es ist ja sone Spitzkehre nach Gjendebu, sondern haben kurz hinter dem Abzweig gezeltet, um auf der Höhe zu bleiben). Dann sind wir allerdings nach Norden abgebogen, um nach Spiterstulen zu kommen(Tag3:stand im Führer als zwei-tagesstrecke, aber wir haben abgekürzt auf einen Tag). Da standen wir dann vor der Entscheidung, ob wir den Galdhöppigen, also den höchsten Berg Norwegens besteigen wollen, haben uns aber für den Glittertinden entschieden, da der sowieso auf unserer Route lag und etwas romantischer war...Der Aufstieg war zwar garnicht romantisch, aber die Schneemenge oben war sehr beeindruckend(und wir im Nachhinein doch froh, unsere Gamaschen mitgenommen zu haben. Allerdings haben wir einen alten Norweger getroffen, der das ganze in kurzen Hosen und turnschuhen geschafft hat...)Nach dem Abstieg haben wir oberhalb der Hütte Glitterheimen gezeltet(Tag4) Von Glitterheimen aus dann eine Weile Ostkurs, dann sind wir wieder nach Süden gelaufen, um nach einem 24km Gewaltmarsch über Geröllfelder wieder in Gjendesheim anzukommen(Tag5), wo unser Auto stand. Einige Dinge in deinem Bericht kamen mir also sehr vertraut vor, vor allem der Abstieg am ersten Tag vom Bessegengrat , den auch wir unterschätzt hatten( vor allem ich, das schwere Zelt(Wolfskin pyramid Tarp, also anscheinend ein ähnliches wie du) hatte ich völlig unprofessionell oben unter den Rucksackdeckel gepackt, und mit einem dermaßen verzogenen Schwerpunkt stundenlang wirklich steile Steinfelder runterzukraxeln war wirklich kein Vergnügen...)
                                                        Wir sind allerdings mit dem Auto von Berlin nach Saßnitz, Fähre nach Treleborg in Schweden, nach Gjendesheim gefahren, haben da geparkt und sind nach der Tour mit dem Auto wieder zurück, diesmal allerdings Fähre Larvik-Hirtshals(Dänemark) und dann zurück nach Deutschland...Gepennt haben wir immer im Zelt, wenn auch manchmal etwas unkonventionell(unbemerkt im Vorgarten eines Motels bei strömendem Regen, auf dem Rasen eines Yachtclubs in Dänemark, wiederum unbemerkt:-), alles sehr spaßig)
                                                        "Scheiße!!"
                                                        "Was?"
                                                        "Das sag´ ich immer wenn ich aufwache."

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