Tourentyp | Trekkingtour |
Breitengrad | 61.490798469 |
Längengrad | 8.8148956298 |

Land: Norwegen
Reisezeit: Sommer
Region/Kontinent: Nordeuropa
Anfang Juli hat es mich nach langer Zeit auch im Sommer mal wieder in den Norden gezogen. Eigentlich habe ich erst in Norwegen selbst entschieden, wo es genau hingehen soll. Zur Auswahl standen der Rondane-NP und Jotunheimen. Wie ihr seht, bzw. gleich lesen koennt, ist es eine Tour durch Jotunheimen geworden, der Start war in Gjendesheim, beendet habe ich die Tour am Breheimen Visitor Center am Jostedalsbreen.
1. Tag Gjendesheim - Besseggengrat
Nachdem ich schon gestern nachmittag in Oslo angekommen bin, mache ich mich heute mit dem Bus auf in Richtung Jotunheimen. Zum Glück fährt der Bus durch, so dass ich den größten Teil der Fahrt ungestört schlafen kann. Der Abend gestern war lang...
Im Gepäckabteil des Busses wartet mein Rucksack mit Proviant für 10 Tage und allem, was man sonst noch so braucht, darauf durch das höchste Gebierge Norwegens geschleppt zu werden.

Als ich in Gjendesheim aussteige, laufe ich erstmal zur Hütte um eine Waffel zu essen. Abgesehen davon, dass die phantastisch schmecken, ist es schon fast ein Ritual für den Tourstart.
Das Wetter ist sonnig und da mich in den nächsten Tagen laut Wetterbericht ein wilder Mix aus Regen, Wolken und Sonnenschein erwartet, geniesse ich die Wärme auf der Terasse. Als ich endlich los komme, ist es schon nachmittag, aber Tageslicht ist zum die Jahreszeit in Norwegen kein Problem...

Der erste Teil der Route wird mich über den den Besseggen-Grat führen, ein beliebtes Wochenendziel der Norweger. Normalerweise wird die Route allerdings in die andere Richtung gelaufen, so dass mir heute die Wanderer wie eine lange, farbige Perlenkette entgegen kommen.

Bevor ich aber auf dem Grat ankomme, liegen erstmal rund 800 hm vor mir. Mit dem schweren Rucksack auf dem Rücken nicht gerade der angenehmste Start. Ich lasse es entsprechend langsam angehen, habe es dann aber schließlich geschafft. Als ich auf dem kahlen Grat ankomme, sind die Norwegen alle schon im Tal, nur eine Gruppe von Amerikanern und ein paar Franzosen sind ebenfalls mit dem Zelt unterwegs.


Dafür haben wir die wunderschöne Aussicht ganz für uns alleine. Es sind zwar dichte Wolken am Himmel, die Regen ankündigen, die Lichtstimmung ist dafür wunderschön.


Unser aller Ziel ist der Besseggen-See, der dem Grat seinen Namen gibt.

Den Abstieg vom Grat hinunter zum See habe ich auf der Karte deutlich unterschätzt. Statt eines Weges muss man einen steilen Abhang hinunter, so dass am Ende des ersten Tages noch eine kleine Kletterpartie auf mich wartet.

Unten am Besseggen gibt es genau 2 flache Stellen, an denen man halbwegs vernünftig zelten kann. Da ich alleine unterwegs bin überlasse ich den anderen die beiden Plätze und gehe weiter, wieder auf den Grat hinauf. Hinter mir sind die Ameriakaner gerade dabei ihr Zelt aufzustellen.

Schnell habe ich auch für mich einen schönen Platz gefunden. Als ich das Zelt gerade aus dem Rucksack holen will, höre ich ein verdächtiges Schmatzen. Ich schaue nach unten und stelle fest, dass mein halber Fuss im Wasser steht. Unmerklich hat sich der Boden abgesenkt und ich stehe mitten im Morast...
Frustriert packe ich alles wieder ein und steige weiter den Berg hinauf, bis ich direkt am Steilabhang zum Gjende schliesslich einen Platz für das Zelt finde. Wirklich eben ist der Boden zwar nicht, aber dafür kompensiert die Aussicht einiges.


Ich mache noch ein paar Fotos und krieche dann zufrieden in den Schlafsack. Die ersten Regentropfen prasseln aufs Zelt, aber das stört mich dann auch nicht mehr.
2. Tag Besseggengrat - Memurubu - Besseggengrat
Ich habe die Nacht nicht wirklich gut geschlafen. Ich muss mich erst noch daran gewöhnen, dass es nicht wirklich dunkel wird. Die Taschenlampe samt Ersatzbatterien in meinem Rucksack erinnert mich daran, dass ich im Sommer lange nicht mehr hier oben unterwegs war.
Immer noch prasselt feiner Regen gegen das Zelt und Windböhen fegen über den Kamm. Gemütlich wird es heute eher nicht. Ich frühstücke erstmal und baue dann in einer kurzen Regenpause das Zelt ab. Irgendwie ist hier oben gerade verspäteter April, das Wetter wechselt im Minutentakt. Die Hälfte des Sees liegt in der Sonne, die andere wird vom Regen aufgewühlt.

Leider bin ich wettermäßig in die falsche Richtung unterwegs, gnadenlos peitscht mir der Regen, der inzwischen mit Hagelkörnern durchsetzt ist, ins Gesicht. Alle paar Minuten muss ich die Regenhülle vom Rucksack wieder richten, da sie sonst weggeblasen wird. Nur in kurzen, sonnigen Momenten wage ich es die Kamera mal rauszuholen. Wetterfest hin oder her, ich habe keine Lust ständig die Linse zu putzen...

Der Weg vom Grat hinab zur Hütte Memurubu ist steil und besteht überwiegend aus glatten Felsplatten, die nass mehr als tükisch sind. Vorsichtig taste ich mich hinab. Zum Glück ist es hier windgeschützt, wohl mit ein Grund für die vielen Wanderer in kurzem T-Shirts und mit Sandalen, die mir entgegen kommen. Die werden sich noch wundern!
In Memurubu bestelle ich einen Tee um mich wieder halbwegs aufzuwärmen und beobachte durch das Hüttenfenster wie die Sonne sich langsam durchsetzt. War ich vorhin noch am überlegen, ob ich mir die zweite Hälfte des Grates wirklich antun muss, wächst jetzt der Optimismus wieder.
Nach einer guten halben Stunde mache ich mich daher wieder auf den Weg. Wie schon der Aufstieg hinter der Hütte Gjendesheim muss ich auch hier wieder vom Seelevel auf den Bergrücken hinauf. Ich habe keine Ahnung wie oft ich zwischen T-Shirt, Pullover und Regenjacke wechseln muss, das Wetter wechselt ständig.



Oben auf dem Grat treffe ich auf eine Herde Rentiere. Es gibt zwar in Jotunheimen noch einer der wenigen echten Herden freilebender Rentiere, diese hier sind an den farbigen Halsbändern und der geringen Scheu deutlich als Zuchttiere zu erkennen. Es freut mich trotzdem sie zu sehen, irgendwie sind sie für mich eines der Synonyme des Nordens.

Ich komme gut voran, auch wenn hier der Bergrücken deutlich hügeliger ist, als auf der anderen Seite. Als ich während einer längeren Sonnenperiode einen flachen Platz an einem der vielen kleinen Seen entdecke, beschließe ich trotzdem es für heute gut sein zu lassen. Sie fast 25 kg auf dem Rücken bin ich noch nicht gewohnt und ich habe keinen Zeitdruck.


Nachdem ich ein paar Fotos der Umgebung gemacht habe, widme ich mich meinem Buch. Lesen mit Aussicht...

Danach esse ich noch und krieche in den Schlafsack. Der Boden ist diesmal grade und auch an das Licht scheinen ich mich halbwegs gewöhnt zu haben. Ich schlafe auf jeden Fall hervorragend.

3. Tag Besseggengrat - Gjendebu
Als ich heute aufwache muss ich schnell aus dem Schlafsack. Die Morgensonne knallt auf das Zelt und es ist vedammt warm. Der Blick nach draußen bestätigt den Eindruck, das Wetter ist super, nur ein paar Schönwetterwolken hängen am Himmel ansonsten dominiert Blau.
Ich lasse mir mit dem Aufstehen Zeit, Nachts scheint es noch geregnet zu haben und ich warte bis alles trocken ist, bevor ich einpacke.

Als ich schließlich loskomme, kommen mir schon die ersten Norweger entgegen. Wir kommen ins Gespräch und ich werde gefragt ob ich ernsthaft vor habe mit dem Rucksack nach Gjendebu abzusteigen. Entwas verwundert frage ich nach, warum ich das nicht machen sollte. Anscheinend muss der Abstieg sehr steil sein und ist teilweise nur über Stahlketten möglich. Eine wirkliche Wahl habe ich aber eh nicht und so laufe ich weiter. Bei der nächsten Pause schaue ich nochmal in die Karte und in der Tat, dort wo der Pfad in Richtung Gjendebu den Berg hinab führt, sind die einzelnen Höhenlinien kaum mehr zu unterscheiden.
Als ich weitergehe stutze ich - in einiger Entfernung kommen mir 2 Wanderer entgegen, die mir merkwürdigt vertraut vorkommen. Als ich schon von weitem mit Winken empfangen werde, wird mir klar, dass ich mich nicht täusche und mir wirklich gerade meine Freunde aus Oslo entgegenkommen, die das gute Wetter für einen kurzen Abstecher in den Nationalpark genutzt haben. Da sie mit dem Boot direkt nach Gjendebu gefahren sind und die Route anderum laufen, treffen wir uns tatsächlich noch. Auch sie warnen mich nochmal vor dem Abstieg. Leider trennen sich unsere Wege recht schnell wieder, aber die Welt ist schon klein...

Erfreut über das Zusammentreffen laufe ich weiter und weiß, als ich schliesslich an die Kante komme, an der der Weg ins Tal führt nicht wo ich zuerst hinschauen soll - den steilen Abhang oder die hübsche Norwegerin, die mir mit einem fröhlichen Hi und im Bikini entgegenkommt. Es ist wirklich warm

Da ein Mann tun muss, was ein Mann tun muss, wende ich mich natürlich dem harten Abstieg zu, den ich mir dann aber nach den vielen warnenden Stimmen schlimmer vorgestellt hatte, als er es wirklich ist. Nur mit Steinschlag muss man ein bisschen aufpassen, ein Helm wäre durchaus angebracht.
Spektakulär sieht es aber immerhin aus und da ich eh warten muss, bis 2 Norweger den Aufstieg bewältigt haben, mache ich an der schwierigsten Stelle noch ein paar Fotos.


Als ich schliesslich unten ankomme, will ich eigentlich eine Pause machen. Das immer aufdringlicher werdende Summen um mich herum verursacht aber eine schnelle Planänderung. Alles ist feucht, warm und grün, ein Paradies für Mücken...

So mache ich mich über den ausgetretenen Pfad am Seeufer auf in Richtung Gjendebu. Als ich schliesslich aus dem dichten Birkenwald komme, liegt der Bootanleger vor mir. Genau hier haben wir über Ostern im Schnee gezeltet, nun ist es ein idyllisches Plätzchen am tiefblauen Gjende-See. Ich hole meine Pause nach und geniesse die Sonne, bevor ich mich nach ca. einer halben Stunde wieder auf den Weg mache.


Ich bin wieder unter der Baumgrenze und der Pfad führt durch einen dichten Birkenwald. Ständig habe ich Spinnenweben im Gesicht, so dass ich schliesslich mit den Wanderstöcken den Weg vor mir "freischlage". Dabei fällt mir auf, dass Raupen an den ganzen Fäden hängen, die den Weg überspannen. Als ich an mir herab schaue, stelle ich fest, dass etlich davon inzwischen auf mir herum kriechen. Keine Ahnung ob die Viecher die Fäden selber spinnen oder existierende Spinnenweben benutzen, nervig ist es auf jeden Fall.


Ich bin daher froh, als ich langsam wieder Höhe gewinne und die Baumgrenze hinter mir lasse. Die Fjelllandschaft mit den vielen kleinen Sträuchern, Moosen und Flechten gefällt mir nach wie vor am Besten.


Da ich weiß, dass ich, wenn ich weiter laufe, in die steinerne Hochebene komme, beschliesse ich hier zu zelten. Der Platz ist wunderschön, direkt an einem Bach und mit Blick ins inzwischen hinter mir liegende Gjende-Tal. Langsam ziehen zwar Wolken auf, aber die Sonne kommt immer wieder durch.

4. Tag Aus Richtung Gjendebu in Richtung Skogadalsbøen
Heute werde ich von meinem Übernachtungplatz in Richtung Skogadalsbøen laufen, eine Route die laut Karte ca. 10h in Anspruch nimmt. Zum Glück bin ich dank dem Zelt nicht darauf angewiesen in einem Rutsch durchzulaufen, die angegebenen Zeiten sind nämlich ohne Pause gerechnet und gehen von einem leichten Rucksack aus.
Starten tue ich knapp über der Baumgrenze, aus der Karte weiss ich aber, dass ich diese schnell hinter mir lassen und ins kahle Hochfjell kommen werde. Die Landschaft dort oben ist bei Sonnenschein durch die vielen Flechten und Moose sehr reizvoll, bei schlechtem Wetter hat man aber den Eindruck durch eine tote Mondlandschaft zu laufen.
Zum Glück scheint, als ich aufwache, die Sonne. Ich packe alles zusammen und breche auf. In einer gemächlichen Steigung gewinne ich langsam an Höhe.
Als ich eine kurze Pause mache, werde ich durch eine Art Gurren von meiner Salami abgelenkt. Suchend blicke ich mich um, kann aber nichts entdecken. Ich hole trotzdem das Tele aus dem Rucksack und schleiche vorsichtig in Richtung der Laute. Zum Glück kommt mir der Wind entgegen und so schaffe ich es, dass ich das Schneehuhn relativ nah vor die Linse bekomme, ohne dass es mich bemerkt. Erst als der Verschluss der Kamera klickt, hüpft es aufgeregt gackernd weg.

Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass um diese Zeit in Jotunheimen einiges los ist, aber es läßt sich weit und breit kein Mensch blicken. So nehme ich alleine die vor mir liegenden Hochebenen in Angriff.
Am Anfang laufe ich dabei noch über Gras, das aber irgendwann in eine endlose Geröllwüste übergeht. Überall liegen noch kleine Schneeansammlungen herum, bis vor kurzem war hier oben noch Winter.


Leider scheint sich das Wetter der Landschaft anzupassen. Die letzten Sonnenstrahlen werden schon seit längerem von einer Wolkendecke abgefangen. Wie im Zeitlupentempo kann ich aber zuschauen, wie diese tiefer und tiefer sinken und bald fällt feiner Sprühnebel, der wie ein Vorhang in der Luft hängt.

Waren am Gjende noch über jeden kleinen Bach Planken gelegt, muss man hier auf eigene Faust einen Weg über die Bäche finden. Zum Glück sind diese nicht sehr tief und viele Steine machen es noch einfach.

Danach geht es laut Karte relativ eben an einer Reihe von Seen vorbei. Als ich jedoch die vor mir liegende Landschaft sehe, fluche ich innerlich. Die Karte zeigt alle Höhenunterschiede, die größer als 20 m sind. Vor mir breitet sich eine schier endlose Ansammlung von Geröllhügeln mit ca. 10 m Höhe aus.

Zu allem Überfluss wird der Regen jetzt auch noch stärker und bald habe ich jedes Zeitgefühl verloren, da ich immer nur den nächsten der kleinen Hügel vor mir sehe und dabei versuche die T-Markierungen nicht aus dem Auge zu verlieren.
Bei den Seen sind die Geröllbrocken von dichtem, fast giftgrünem Moos bedeckt und der ganze Hang stellt im Prinzip einen Fluss da. Durch jede Ritze gurgelt das Schmelzwasser der höher gelegenen Schneefelder. Das Ideale Brutgebiet für Mücken und in der Tat, bald scheuche ich mit jedem Schritt Schwäre der Biester auf. Durch die niedrige Temperatur scheinen sie recht träge zu sein, so dass sie nicht stechen, aber ich muss ständig die Hand vor den Mund halten um sie nicht einzuatmen.

Durch die vielen Sprünge von Stein zu Stein spüre ich meine Knie und so bin ich erleichtert, als ich die Seen endlich hinter mir lassen kann und vor mir der nächste Wegweiser auftaucht.

Ich mache noch ein Foto aus dem Handgelenk um diesen unwirtlichen Ort irgendwie festzuhalten und folge dann diversen Tierspuren durch eine Scharte ins Nachbartal.


Erleichtert nehme ich zur Kenntnis, dass endlich wieder Erde die Felsbrocken bedeckt - allerdings nur bis ich das erste mal darauf trete und bis zum Knöchel im Matsch versinke. Durch den Regen ist der gesamte Weg ein einziger Sumpf...
Ich will zwar noch ein paar Kilometer laufen, bin aber insgeheim immer schon nach einem möglichen Zeltplatz am schauen. Zum Glück ist der innere Schweinehund stärker und so halte ich noch durch.
Als ich dann endlich einen schönen Platz finde, der sogar so etwas wie eine Aussicht bietet, bin ich dankbar endlich im Zelt zu liegen.

Das monotrone Trommeln der Regentropfen auf das Zelt wird einschläfernd und schnell bin ich eingeschlafen und wache erst eine gute Stunde später wieder auf, um noch zu kochen.


5. Tag Über Skogadalsbøen in Hurrungane-Gebirge
Als ich am nächsten Morgen aufwache, stelle ich schon beim ersten Blick aus dem Zelt fest, dass die Aussicht in der Tat hervorragend ist. Die düsteren Wolken sind weg und am Ende des vor mir liegenden Tals kann ich die steil aufragenden Zacken des Hurrungane-Gebirges erkennen, dem Herzstück Jotunheimens.



Bis ich dort ankomme, muss ich aber erstmal noch weiter das Tal hinab in Richtung der Hütte Skogadalsbøen. Wie der Name schon sagt (Skog = Holz) liegt diese unterhalb der Baumgrenze in einem dicht bewaldeten Tal. Offenbar wird die Strecke sehr selten begangen, von dem Pfad ist nämlich nicht viel übrig, stattdessen ist alles mit kleinen Sträuchern, später dann Birken zugewuchert. Obwohl es schön warm ist, bin ich froh Gamaschen zu tragen, die meine Beine halbwegs vor den Ästen schützen.


So ist es dann doch anstrengender als gedacht das Tal weiter hinab zu kommen. Das schöne Wetter entschädigt aber für vieles und als ich endlich bei der Hütte ankomme, die bewirtschaftet ist, kann ich auch noch eine kühle Cola bestellen...was will man mehr!

Das Tal, in dem die Hütte liegt, wird von einem reißenden Gletscherfluss durchzogen und ich muss ein paar Kilometer das Tal hinauf um zur nächsten Brücke zu kommen.

Das tosende Wasser kühlt die Luft merklich ab und als ich mich nach der Überquerung an den Aufstieg ins Hurrungane-Gebirge mache, kommt der April mal wieder durch. Ein stetiger Wechsel aus leichtem Nieselregen, Sonne und Windböhen hält mich bei Laune.

Das Hochgebirgstal, in das ich aufsteige ist wunderschön, das einzige was mich davon abhält sofort einen Zeltplatz zu suchen ist das Blöhken einer Schafherde. So bin ich gezwungen bis fast ans Ende des Tals zu laufen, bis ich sicher sein kann, dass das Wasser trinkbar ist.

Dafür habe ich eine um so schönere Aussicht auf die gletscherbeflankten Berge, die um mich herum steil aufragen. Im Geiste verfolge ich schon die Risssysteme und Hängegletscher und überlege wie kompliziert es wohl ist mit Alpinausrüstung hier her zu gelangen. Reizvolle Ziele gibt es auf jeden Fall genug!


Fortsetzung folgt...
Reisezeit: Sommer
Region/Kontinent: Nordeuropa
Anfang Juli hat es mich nach langer Zeit auch im Sommer mal wieder in den Norden gezogen. Eigentlich habe ich erst in Norwegen selbst entschieden, wo es genau hingehen soll. Zur Auswahl standen der Rondane-NP und Jotunheimen. Wie ihr seht, bzw. gleich lesen koennt, ist es eine Tour durch Jotunheimen geworden, der Start war in Gjendesheim, beendet habe ich die Tour am Breheimen Visitor Center am Jostedalsbreen.
1. Tag Gjendesheim - Besseggengrat
Nachdem ich schon gestern nachmittag in Oslo angekommen bin, mache ich mich heute mit dem Bus auf in Richtung Jotunheimen. Zum Glück fährt der Bus durch, so dass ich den größten Teil der Fahrt ungestört schlafen kann. Der Abend gestern war lang...
Im Gepäckabteil des Busses wartet mein Rucksack mit Proviant für 10 Tage und allem, was man sonst noch so braucht, darauf durch das höchste Gebierge Norwegens geschleppt zu werden.

Als ich in Gjendesheim aussteige, laufe ich erstmal zur Hütte um eine Waffel zu essen. Abgesehen davon, dass die phantastisch schmecken, ist es schon fast ein Ritual für den Tourstart.
Das Wetter ist sonnig und da mich in den nächsten Tagen laut Wetterbericht ein wilder Mix aus Regen, Wolken und Sonnenschein erwartet, geniesse ich die Wärme auf der Terasse. Als ich endlich los komme, ist es schon nachmittag, aber Tageslicht ist zum die Jahreszeit in Norwegen kein Problem...

Der erste Teil der Route wird mich über den den Besseggen-Grat führen, ein beliebtes Wochenendziel der Norweger. Normalerweise wird die Route allerdings in die andere Richtung gelaufen, so dass mir heute die Wanderer wie eine lange, farbige Perlenkette entgegen kommen.

Bevor ich aber auf dem Grat ankomme, liegen erstmal rund 800 hm vor mir. Mit dem schweren Rucksack auf dem Rücken nicht gerade der angenehmste Start. Ich lasse es entsprechend langsam angehen, habe es dann aber schließlich geschafft. Als ich auf dem kahlen Grat ankomme, sind die Norwegen alle schon im Tal, nur eine Gruppe von Amerikanern und ein paar Franzosen sind ebenfalls mit dem Zelt unterwegs.


Dafür haben wir die wunderschöne Aussicht ganz für uns alleine. Es sind zwar dichte Wolken am Himmel, die Regen ankündigen, die Lichtstimmung ist dafür wunderschön.


Unser aller Ziel ist der Besseggen-See, der dem Grat seinen Namen gibt.

Den Abstieg vom Grat hinunter zum See habe ich auf der Karte deutlich unterschätzt. Statt eines Weges muss man einen steilen Abhang hinunter, so dass am Ende des ersten Tages noch eine kleine Kletterpartie auf mich wartet.

Unten am Besseggen gibt es genau 2 flache Stellen, an denen man halbwegs vernünftig zelten kann. Da ich alleine unterwegs bin überlasse ich den anderen die beiden Plätze und gehe weiter, wieder auf den Grat hinauf. Hinter mir sind die Ameriakaner gerade dabei ihr Zelt aufzustellen.

Schnell habe ich auch für mich einen schönen Platz gefunden. Als ich das Zelt gerade aus dem Rucksack holen will, höre ich ein verdächtiges Schmatzen. Ich schaue nach unten und stelle fest, dass mein halber Fuss im Wasser steht. Unmerklich hat sich der Boden abgesenkt und ich stehe mitten im Morast...
Frustriert packe ich alles wieder ein und steige weiter den Berg hinauf, bis ich direkt am Steilabhang zum Gjende schliesslich einen Platz für das Zelt finde. Wirklich eben ist der Boden zwar nicht, aber dafür kompensiert die Aussicht einiges.


Ich mache noch ein paar Fotos und krieche dann zufrieden in den Schlafsack. Die ersten Regentropfen prasseln aufs Zelt, aber das stört mich dann auch nicht mehr.
2. Tag Besseggengrat - Memurubu - Besseggengrat
Ich habe die Nacht nicht wirklich gut geschlafen. Ich muss mich erst noch daran gewöhnen, dass es nicht wirklich dunkel wird. Die Taschenlampe samt Ersatzbatterien in meinem Rucksack erinnert mich daran, dass ich im Sommer lange nicht mehr hier oben unterwegs war.
Immer noch prasselt feiner Regen gegen das Zelt und Windböhen fegen über den Kamm. Gemütlich wird es heute eher nicht. Ich frühstücke erstmal und baue dann in einer kurzen Regenpause das Zelt ab. Irgendwie ist hier oben gerade verspäteter April, das Wetter wechselt im Minutentakt. Die Hälfte des Sees liegt in der Sonne, die andere wird vom Regen aufgewühlt.

Leider bin ich wettermäßig in die falsche Richtung unterwegs, gnadenlos peitscht mir der Regen, der inzwischen mit Hagelkörnern durchsetzt ist, ins Gesicht. Alle paar Minuten muss ich die Regenhülle vom Rucksack wieder richten, da sie sonst weggeblasen wird. Nur in kurzen, sonnigen Momenten wage ich es die Kamera mal rauszuholen. Wetterfest hin oder her, ich habe keine Lust ständig die Linse zu putzen...

Der Weg vom Grat hinab zur Hütte Memurubu ist steil und besteht überwiegend aus glatten Felsplatten, die nass mehr als tükisch sind. Vorsichtig taste ich mich hinab. Zum Glück ist es hier windgeschützt, wohl mit ein Grund für die vielen Wanderer in kurzem T-Shirts und mit Sandalen, die mir entgegen kommen. Die werden sich noch wundern!
In Memurubu bestelle ich einen Tee um mich wieder halbwegs aufzuwärmen und beobachte durch das Hüttenfenster wie die Sonne sich langsam durchsetzt. War ich vorhin noch am überlegen, ob ich mir die zweite Hälfte des Grates wirklich antun muss, wächst jetzt der Optimismus wieder.
Nach einer guten halben Stunde mache ich mich daher wieder auf den Weg. Wie schon der Aufstieg hinter der Hütte Gjendesheim muss ich auch hier wieder vom Seelevel auf den Bergrücken hinauf. Ich habe keine Ahnung wie oft ich zwischen T-Shirt, Pullover und Regenjacke wechseln muss, das Wetter wechselt ständig.



Oben auf dem Grat treffe ich auf eine Herde Rentiere. Es gibt zwar in Jotunheimen noch einer der wenigen echten Herden freilebender Rentiere, diese hier sind an den farbigen Halsbändern und der geringen Scheu deutlich als Zuchttiere zu erkennen. Es freut mich trotzdem sie zu sehen, irgendwie sind sie für mich eines der Synonyme des Nordens.

Ich komme gut voran, auch wenn hier der Bergrücken deutlich hügeliger ist, als auf der anderen Seite. Als ich während einer längeren Sonnenperiode einen flachen Platz an einem der vielen kleinen Seen entdecke, beschließe ich trotzdem es für heute gut sein zu lassen. Sie fast 25 kg auf dem Rücken bin ich noch nicht gewohnt und ich habe keinen Zeitdruck.


Nachdem ich ein paar Fotos der Umgebung gemacht habe, widme ich mich meinem Buch. Lesen mit Aussicht...

Danach esse ich noch und krieche in den Schlafsack. Der Boden ist diesmal grade und auch an das Licht scheinen ich mich halbwegs gewöhnt zu haben. Ich schlafe auf jeden Fall hervorragend.

3. Tag Besseggengrat - Gjendebu
Als ich heute aufwache muss ich schnell aus dem Schlafsack. Die Morgensonne knallt auf das Zelt und es ist vedammt warm. Der Blick nach draußen bestätigt den Eindruck, das Wetter ist super, nur ein paar Schönwetterwolken hängen am Himmel ansonsten dominiert Blau.
Ich lasse mir mit dem Aufstehen Zeit, Nachts scheint es noch geregnet zu haben und ich warte bis alles trocken ist, bevor ich einpacke.

Als ich schließlich loskomme, kommen mir schon die ersten Norweger entgegen. Wir kommen ins Gespräch und ich werde gefragt ob ich ernsthaft vor habe mit dem Rucksack nach Gjendebu abzusteigen. Entwas verwundert frage ich nach, warum ich das nicht machen sollte. Anscheinend muss der Abstieg sehr steil sein und ist teilweise nur über Stahlketten möglich. Eine wirkliche Wahl habe ich aber eh nicht und so laufe ich weiter. Bei der nächsten Pause schaue ich nochmal in die Karte und in der Tat, dort wo der Pfad in Richtung Gjendebu den Berg hinab führt, sind die einzelnen Höhenlinien kaum mehr zu unterscheiden.
Als ich weitergehe stutze ich - in einiger Entfernung kommen mir 2 Wanderer entgegen, die mir merkwürdigt vertraut vorkommen. Als ich schon von weitem mit Winken empfangen werde, wird mir klar, dass ich mich nicht täusche und mir wirklich gerade meine Freunde aus Oslo entgegenkommen, die das gute Wetter für einen kurzen Abstecher in den Nationalpark genutzt haben. Da sie mit dem Boot direkt nach Gjendebu gefahren sind und die Route anderum laufen, treffen wir uns tatsächlich noch. Auch sie warnen mich nochmal vor dem Abstieg. Leider trennen sich unsere Wege recht schnell wieder, aber die Welt ist schon klein...

Erfreut über das Zusammentreffen laufe ich weiter und weiß, als ich schliesslich an die Kante komme, an der der Weg ins Tal führt nicht wo ich zuerst hinschauen soll - den steilen Abhang oder die hübsche Norwegerin, die mir mit einem fröhlichen Hi und im Bikini entgegenkommt. Es ist wirklich warm


Da ein Mann tun muss, was ein Mann tun muss, wende ich mich natürlich dem harten Abstieg zu, den ich mir dann aber nach den vielen warnenden Stimmen schlimmer vorgestellt hatte, als er es wirklich ist. Nur mit Steinschlag muss man ein bisschen aufpassen, ein Helm wäre durchaus angebracht.
Spektakulär sieht es aber immerhin aus und da ich eh warten muss, bis 2 Norweger den Aufstieg bewältigt haben, mache ich an der schwierigsten Stelle noch ein paar Fotos.


Als ich schliesslich unten ankomme, will ich eigentlich eine Pause machen. Das immer aufdringlicher werdende Summen um mich herum verursacht aber eine schnelle Planänderung. Alles ist feucht, warm und grün, ein Paradies für Mücken...

So mache ich mich über den ausgetretenen Pfad am Seeufer auf in Richtung Gjendebu. Als ich schliesslich aus dem dichten Birkenwald komme, liegt der Bootanleger vor mir. Genau hier haben wir über Ostern im Schnee gezeltet, nun ist es ein idyllisches Plätzchen am tiefblauen Gjende-See. Ich hole meine Pause nach und geniesse die Sonne, bevor ich mich nach ca. einer halben Stunde wieder auf den Weg mache.


Ich bin wieder unter der Baumgrenze und der Pfad führt durch einen dichten Birkenwald. Ständig habe ich Spinnenweben im Gesicht, so dass ich schliesslich mit den Wanderstöcken den Weg vor mir "freischlage". Dabei fällt mir auf, dass Raupen an den ganzen Fäden hängen, die den Weg überspannen. Als ich an mir herab schaue, stelle ich fest, dass etlich davon inzwischen auf mir herum kriechen. Keine Ahnung ob die Viecher die Fäden selber spinnen oder existierende Spinnenweben benutzen, nervig ist es auf jeden Fall.


Ich bin daher froh, als ich langsam wieder Höhe gewinne und die Baumgrenze hinter mir lasse. Die Fjelllandschaft mit den vielen kleinen Sträuchern, Moosen und Flechten gefällt mir nach wie vor am Besten.


Da ich weiß, dass ich, wenn ich weiter laufe, in die steinerne Hochebene komme, beschliesse ich hier zu zelten. Der Platz ist wunderschön, direkt an einem Bach und mit Blick ins inzwischen hinter mir liegende Gjende-Tal. Langsam ziehen zwar Wolken auf, aber die Sonne kommt immer wieder durch.

4. Tag Aus Richtung Gjendebu in Richtung Skogadalsbøen
Heute werde ich von meinem Übernachtungplatz in Richtung Skogadalsbøen laufen, eine Route die laut Karte ca. 10h in Anspruch nimmt. Zum Glück bin ich dank dem Zelt nicht darauf angewiesen in einem Rutsch durchzulaufen, die angegebenen Zeiten sind nämlich ohne Pause gerechnet und gehen von einem leichten Rucksack aus.
Starten tue ich knapp über der Baumgrenze, aus der Karte weiss ich aber, dass ich diese schnell hinter mir lassen und ins kahle Hochfjell kommen werde. Die Landschaft dort oben ist bei Sonnenschein durch die vielen Flechten und Moose sehr reizvoll, bei schlechtem Wetter hat man aber den Eindruck durch eine tote Mondlandschaft zu laufen.
Zum Glück scheint, als ich aufwache, die Sonne. Ich packe alles zusammen und breche auf. In einer gemächlichen Steigung gewinne ich langsam an Höhe.
Als ich eine kurze Pause mache, werde ich durch eine Art Gurren von meiner Salami abgelenkt. Suchend blicke ich mich um, kann aber nichts entdecken. Ich hole trotzdem das Tele aus dem Rucksack und schleiche vorsichtig in Richtung der Laute. Zum Glück kommt mir der Wind entgegen und so schaffe ich es, dass ich das Schneehuhn relativ nah vor die Linse bekomme, ohne dass es mich bemerkt. Erst als der Verschluss der Kamera klickt, hüpft es aufgeregt gackernd weg.

Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass um diese Zeit in Jotunheimen einiges los ist, aber es läßt sich weit und breit kein Mensch blicken. So nehme ich alleine die vor mir liegenden Hochebenen in Angriff.
Am Anfang laufe ich dabei noch über Gras, das aber irgendwann in eine endlose Geröllwüste übergeht. Überall liegen noch kleine Schneeansammlungen herum, bis vor kurzem war hier oben noch Winter.


Leider scheint sich das Wetter der Landschaft anzupassen. Die letzten Sonnenstrahlen werden schon seit längerem von einer Wolkendecke abgefangen. Wie im Zeitlupentempo kann ich aber zuschauen, wie diese tiefer und tiefer sinken und bald fällt feiner Sprühnebel, der wie ein Vorhang in der Luft hängt.

Waren am Gjende noch über jeden kleinen Bach Planken gelegt, muss man hier auf eigene Faust einen Weg über die Bäche finden. Zum Glück sind diese nicht sehr tief und viele Steine machen es noch einfach.

Danach geht es laut Karte relativ eben an einer Reihe von Seen vorbei. Als ich jedoch die vor mir liegende Landschaft sehe, fluche ich innerlich. Die Karte zeigt alle Höhenunterschiede, die größer als 20 m sind. Vor mir breitet sich eine schier endlose Ansammlung von Geröllhügeln mit ca. 10 m Höhe aus.

Zu allem Überfluss wird der Regen jetzt auch noch stärker und bald habe ich jedes Zeitgefühl verloren, da ich immer nur den nächsten der kleinen Hügel vor mir sehe und dabei versuche die T-Markierungen nicht aus dem Auge zu verlieren.
Bei den Seen sind die Geröllbrocken von dichtem, fast giftgrünem Moos bedeckt und der ganze Hang stellt im Prinzip einen Fluss da. Durch jede Ritze gurgelt das Schmelzwasser der höher gelegenen Schneefelder. Das Ideale Brutgebiet für Mücken und in der Tat, bald scheuche ich mit jedem Schritt Schwäre der Biester auf. Durch die niedrige Temperatur scheinen sie recht träge zu sein, so dass sie nicht stechen, aber ich muss ständig die Hand vor den Mund halten um sie nicht einzuatmen.

Durch die vielen Sprünge von Stein zu Stein spüre ich meine Knie und so bin ich erleichtert, als ich die Seen endlich hinter mir lassen kann und vor mir der nächste Wegweiser auftaucht.

Ich mache noch ein Foto aus dem Handgelenk um diesen unwirtlichen Ort irgendwie festzuhalten und folge dann diversen Tierspuren durch eine Scharte ins Nachbartal.


Erleichtert nehme ich zur Kenntnis, dass endlich wieder Erde die Felsbrocken bedeckt - allerdings nur bis ich das erste mal darauf trete und bis zum Knöchel im Matsch versinke. Durch den Regen ist der gesamte Weg ein einziger Sumpf...
Ich will zwar noch ein paar Kilometer laufen, bin aber insgeheim immer schon nach einem möglichen Zeltplatz am schauen. Zum Glück ist der innere Schweinehund stärker und so halte ich noch durch.
Als ich dann endlich einen schönen Platz finde, der sogar so etwas wie eine Aussicht bietet, bin ich dankbar endlich im Zelt zu liegen.

Das monotrone Trommeln der Regentropfen auf das Zelt wird einschläfernd und schnell bin ich eingeschlafen und wache erst eine gute Stunde später wieder auf, um noch zu kochen.


5. Tag Über Skogadalsbøen in Hurrungane-Gebirge
Als ich am nächsten Morgen aufwache, stelle ich schon beim ersten Blick aus dem Zelt fest, dass die Aussicht in der Tat hervorragend ist. Die düsteren Wolken sind weg und am Ende des vor mir liegenden Tals kann ich die steil aufragenden Zacken des Hurrungane-Gebirges erkennen, dem Herzstück Jotunheimens.



Bis ich dort ankomme, muss ich aber erstmal noch weiter das Tal hinab in Richtung der Hütte Skogadalsbøen. Wie der Name schon sagt (Skog = Holz) liegt diese unterhalb der Baumgrenze in einem dicht bewaldeten Tal. Offenbar wird die Strecke sehr selten begangen, von dem Pfad ist nämlich nicht viel übrig, stattdessen ist alles mit kleinen Sträuchern, später dann Birken zugewuchert. Obwohl es schön warm ist, bin ich froh Gamaschen zu tragen, die meine Beine halbwegs vor den Ästen schützen.


So ist es dann doch anstrengender als gedacht das Tal weiter hinab zu kommen. Das schöne Wetter entschädigt aber für vieles und als ich endlich bei der Hütte ankomme, die bewirtschaftet ist, kann ich auch noch eine kühle Cola bestellen...was will man mehr!

Das Tal, in dem die Hütte liegt, wird von einem reißenden Gletscherfluss durchzogen und ich muss ein paar Kilometer das Tal hinauf um zur nächsten Brücke zu kommen.

Das tosende Wasser kühlt die Luft merklich ab und als ich mich nach der Überquerung an den Aufstieg ins Hurrungane-Gebirge mache, kommt der April mal wieder durch. Ein stetiger Wechsel aus leichtem Nieselregen, Sonne und Windböhen hält mich bei Laune.

Das Hochgebirgstal, in das ich aufsteige ist wunderschön, das einzige was mich davon abhält sofort einen Zeltplatz zu suchen ist das Blöhken einer Schafherde. So bin ich gezwungen bis fast ans Ende des Tals zu laufen, bis ich sicher sein kann, dass das Wasser trinkbar ist.

Dafür habe ich eine um so schönere Aussicht auf die gletscherbeflankten Berge, die um mich herum steil aufragen. Im Geiste verfolge ich schon die Risssysteme und Hängegletscher und überlege wie kompliziert es wohl ist mit Alpinausrüstung hier her zu gelangen. Reizvolle Ziele gibt es auf jeden Fall genug!


Fortsetzung folgt...
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