• evernorth
    Fuchs
    • 22.08.2010
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    [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 67.9411108
    Längengrad 18.493903261
    Prolog:

    Ein Packraft, das wäre es doch. So eine „kleine Tour“ - etwa über eine Woche - wenig, aber doch genug Bewegung auf den Beinen und - als krönenden Abschluss - die letzten 40 km auf „bewegtem Wasser“. Dazu in einer tollen Umgebung, die mir gerne bekannt sein durfte.
    Hmm..., so etwas gab es doch schon mal.....richtig, das war es! Klick!
    Eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen, mir ein Wildwasser - fähiges Packraft zu kaufen. Dann entschied ich mich im letzten Moment, mir doch ein solches im Anfibio Packrafting Store zu mieten, um erst einmal meine „Präferenzen“ auszuloten.
    Es gab nur ein kleines Problem: Meine Wildwasser - Erfahrungen waren bestenfalls rudimentär.
    Ich hatte schon öfter - auch auf wochenlangen Touren - im Kanadier gesessen, doch meine technischen Stunden im Kajak waren schon begrenzter. Hier mal einen Schwall durchfahren, einer Walze ausgewichen, oder ein paar hundert Meter im WW 2 gepaddelt - das war`s im Grunde.
    Doch die Idee war geboren und mein Vertrauen in meine Lernfähigkeit war geweckt. Dazu gesellte sich eine unbändige Lust, etwas Neues auszuprobieren, und ich staunte nicht schlecht über meinen kaum zu begründenden Optimismus.
    Ich entschied mich, gleich einen Wildwasser - Kurs beim Packrafting Store in Markkleeberg bei Leibzig zu buchen. Es war Anfang März und sämtliche A - Kurse für Anfänger waren schon ausgebucht. Dann musste es eben ein B - Kurs sein. Hier war noch genau ein Platz frei. Nach Rücksprache mit Thomas vom Packrafting Store habe ich dann umgehend gebucht. Aufgrund meiner „kleinen Wildwasser - Erfahrungen“ könnte ich das machen.
    Vorweg: Der Kurs lohnt sich wirklich sehr und ich konnte gut mit den anderen Teilnehmern „mithalten“. Ein Vorteil ist die überschaubare Anzahl der Teilnehmer. Ein Kurs hat maximal 5 Teilnehmer. Bis zur Mittagspause waren wir sogar nur zu dritt. Da konnte der wirklich sehr kompetente und sympathische Guide - nach anfänglicher Überprüfung der allgemeinen Paddel - Fertigkeiten - sehr individuell auf die einzelnen Teilnehmer eingehen.
    Ich gebe zu, dass auch ich insgesamt ( nur? ) dreimal gekentert bin. Das gehört einfach dazu und bleibt kaum aus. Außer ein bisschen Wasser schlucken, ein leicht geprelltes Knie und einer kleinen Ellbogen - Abschürfung ist mir nichts passiert. So eine künstliche Wildwasser - Anlage ist - im Verhältnis zu einem Naturfluss - ziemlich save. Im starken Gegensatz zu diesem liegt hier nicht ein einziger Stein oder Felsbrocken im Wasser. Viele Stellen sind abgerundet und damit deutlich entschärft.
    Adrenalin gab es zusätzlich und davon auch reichlich. Doch es war….hmm.….wie so oft:
    Draußen ist anders! Auf dem ( teilweise ) wilden Naturfluss steigt noch einmal die Anspannung, denn: Ich bin dort alleine und ganz auf mich selbst gestellt!
    Es gibt eben kein Back Up, keine Wiederholung / 2. Chance und das Rettungs - Team(?) steht auch nicht Einsatzbereit am Ufer.

    Deshalb hatte ich mir fest vorgenommen, kein unnötiges Risiko einzugehen.
    Ob mir das gelungen ist? Hmm…..tja……also...na ja.....erstens kommt es anders und zweitens…….




    Einsames MRS Microraft auf der Suche nach dem Wasser



    In der Bildmitte: der Vistasjohka - fast wie ein ruhiger See, aber der Schein trügt, wie so oft
    My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

  • Freedom33333
    Dauerbesucher
    • 09.09.2017
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    #2
    AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

    Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
    Ein Kurs hat maximal 5 Teilnehmer. Bis zur Mittagspause waren wir sogar nur zu dritt.
    Was denn, so eine hohe Sterblichkeitsrate?

    Ne Spaß, aber bei dem Wildwasserkajak-Kurs den ich dieses Jahr gemacht habe waren wir nach 2 Trainings nur noch 8 von 10, war wohl doch nicht jedermanns Sache. Und unterschätzen sollte man Wildwasser definitiv nicht, Wildwasser-Kajak ist ja nicht umsonst eigentlich ein Gruppensport.

    Bin auf jeden Fall schon sehr gespannt auf deinen Bericht

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    • Pfiffie
      Fuchs
      • 10.10.2017
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      #3
      AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

      das klingt total interessant, Abonniert
      "Freiheit bedeutet, dass man nicht alles so machen muss wie andere"

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      • Fjellfex
        Fuchs
        • 02.09.2016
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        #4
        AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

        Klasse, es geht los!

        Packraft juckt mich ja auch, aber nur für stille Gewässer. Werde gespannt mitlesen.

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        • evernorth
          Fuchs
          • 22.08.2010
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          #5
          AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

          Prolog #2:

          Da ich mit etwa 5 kg Mehrgewicht für das Boot und die dazugehörige Ausrüstung rechnete
          ( einen Helm habe ich mir auch noch angeschafft ), musste ich an anderer Stelle wieder Gewicht einsparen. Als Zelt nahm ich das Leichteste mit, das ich in meinem Pool hatte: Ein 3f Lan Shan 1, welches - mit besseren Heringen - etwa 880g wog. Die Luftigkeit des reinen Mesh - Innenzeltes sollte in meiner Reisezeit ( Mitte Juli ) keine große Rolle spielen. Im Gegenteil: Es stellte sich als großer Vorteil heraus.
          Die schwere DSLR ließ ich zuhause und nahm stattdessen meine Fujifilm X-T1 mit. Auch das etwa 1 kg schwere Reisestativ musste zu Hause bleiben.
          Beim Rucksack musste ich mir ebenfalls Gedanken machen. Ein spezieller Backpack, der in erster Linie nur für das Boot genutzt werden sollte, kam für mich nicht in Frage, obwohl es da etwas Größeres schon gab. Multi - Use steht aber für mich meist im Vordergrund. Also habe ich nach meiner Recherche noch mal tief in die Reisekasse gegriffen, und mir einen Hyperlite Mountain Gear 4400 Windrider Pack gekauft. Das sparte noch mal etwa 200g ein.
          Das Netz ist perfekt zum Verstauen von ( Miet- ) Paddel und Zelt, Klamotten und Kleinkram geht auch noch rein. Sehr praktisch ist der obere Spannriemen, mit dem ich das gerollte Packraft auf dem Deckel befestigte.
          Das Material ist wasserdicht. Der Rucksack auch? Dazu später mehr.
          Auf einen Trockenanzug habe ich ( schon aus Gewichts- Gründen ) verzichtet. Als Paddel - Handschuhe dienten die ( abgeschnittenen ) Fahrrad - Handschuhe.
          Auch bei der Verpflegung wollte ich zumindest etwas sparen, da ich mich zum Teil auf den Hütten verpflegen wollte. So schafften es nur 3 Tüten Real Turmat in den Rucksack.
          Üblicherweise liegt mein ( autarkes ) Rucksack - Gewicht für eine Woche bei etwa 15-16 kg.
          Diesmal wog - alles zusammen - mein Pack etwas über 23 kg.




          Beim täglichen Packen: Ein Großteil des Zeugs



          Das ( aufgerollte ) Packraft liegt noch in der Apsis
          Zuletzt geändert von evernorth; 12.01.2020, 19:26.
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          • earlyworm

            Erfahren
            • 07.03.2007
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            #6
            AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

            Wunderbar. Ich freue mich schon auf den Bericht. Vor allem da es wohl dann auch Praxis "Test-Feedback" zu Packraft, Rucksack usw gibt.

            Auf den Bildern hab ich noch nicht erkennen können ob das Packraft ein Internal Storage System hat. Falls nicht bin ich gespannt wie das Fahrverhalten ist falls die 23 Kilo auf Deck geschnürt sind. Spannend würde ich dann auch die Einschätzung beim Paddeln finden. Ich finde es, egal ob Kanu oder Packraft, doch immer einen großen Unterschied was man in der Stromschnelle so leisten kann. Mal mit beladenem Boot und dann eben locker flockig ohne zusätzliches Gewicht. Teilweise ziehe ich da 0,5 bis 1 WW Grad ab was dann noch sicher geht ohne kentern... auch der Wiedereinstieg im Wasser gestaltet sich da sehr unterschiedlich.

            .... wie bereits erwähnt. Ich freue mich
            ------------------------------------------------
            http://www.canoeguide.net
            Only the early worm catches the fish
            ------------------------------------------------

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            • evernorth
              Fuchs
              • 22.08.2010
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              #7
              AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

              Zitat von earlyworm Beitrag anzeigen
              Auf den Bildern hab ich noch nicht erkennen können ob das Packraft ein Internal Storage System hat.
              Es freut mich, dass du dich freust.
              Nein, das Miet - Packraft hatte kein Internal Storage System, ergo musste der Pack vorne auf dem Boot mitfahren.
              Die Fahreigenschaften werden dadurch in der Tat nicht besser.
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              • evernorth
                Fuchs
                • 22.08.2010
                • 1835
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                #8
                AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                12.07.19

                Mit einem der ersten Flüge geht es extrem früh von Hamburg, über Stockholm nach Kiruna. Das hat den großen Vorteil, dass ich schon gegen Mittag dort lande und den Nachmittags - Bus nach Nikkaluokta nehmen kann. Mit dem Bus fahre ich in die Innenstadt und steige am Busterminal aus.
                Von hier ist es ein Katzensprung zum Intersport, wo ich mir eine Gaskartusche besorge. In Nikka wäre das auch kein Problem gewesen, dafür war es etwas billiger. Dann esse ich in einem Café eine Kleinigkeit und schlendere entspannt zurück zum Busterminal. Hier treffe ich auf zwei junge Mädels aus München, die ebenfalls auf den Bus nach Nikka warten. Die zwei, die etwas übernächtigt wirken, waren im letzten Jahr auf Island gemeinsam Wandern. Beide sind gute Freundinnen, studieren in Rostock und haben schon eine kleine Odyssee hinter sich, da ein Rucksack nicht mitgekommen ist. Sie haben nur begrenzt Zeit, und da der Rucksack auch am nächsten Tag nicht kommt, müssen sie sich entscheiden. Im Rucksack befand sich das Zelt. Also haben sie sich heute schnell ein günstiges Zelt und ein paar Anzieh - Sachen gekauft. Sie sind voller Vorfreude, und während eine der Beiden schon unmittelbar nach der Abfahrt im Bus in einen komatösen Schlaf fällt, unterhalte ich mich angeregt mit ihrer Freundin. Wir merken gar nicht, wie die Zeit vergeht, und schon haben wir Nikkaluokta erreicht. Die beiden wollen möglichst noch ein gutes Stück in Richtung Kebnekaise gehen. Die angenehme Begegnung lässt mich kurz überlegen, mit ihnen gemeinsam mitzugehen, aber ich habe mir den Start hier - bei bestem, sommerlichen Wetter - anders vorgestellt. Ich bezahle die Camping - Gebühr und suche mir in der Nähe in einem kleinen Birkenwäldchen einen Platz für die Nacht. Ich muss mich wirklich nicht beeilen, denn Zeit habe ich genug.

                Explikation:

                Ich möchte hier einmal eine Lanze für den nördlichen Kungsleden brechen, den ich inzwischen schon oft besucht habe und gut kenne. Immer mehr Wanderer laufen abseits der bekannten Route und es sind nicht wenige, die sich abfällig über den Kungsleden äußern. Er wird häufig mit einer „Wanderautobahn“ verglichen und sollte schon deshalb ( möglichst ) gemieden werden, da er massenweise von anderen Wanderern frequentiert wird.
                Der nördliche Kungsleden ist Schwedens bekanntester Wanderweg und - in Folge dessen - zieht er auch viele Wanderer an. Ich stimme zu, dass das manchmal ( auf einigen Strecken und zu bestimmten Zeiten in der Hauptsaison ) etwas zu viel des Guten und durchaus auch lästig sein kann. Andererseits kann das auch von Vorteil sein, denn ich bin hier ( selten ganz ) allein und kann immer wieder die verschiedensten Menschen kennenlernen.
                Bei all der berechtigten Kritik wird aber eines ( scheinbar? ) ganz vergessen: Die teilweise atemberaubende Schönheit der Landschaft, die mich auch nach dem x-ten Besuch immer noch ( und immer wieder! ) staunen lässt und den Kungsleden zu etwas ganz Besonderem für mich macht.
                Der Kungsleden war für mich meine erste Begegnung mit Lappland - so bin ich ein Fan davon geworden, auch, wenn es mich heute meist in einsamere Gegenden zieht.


                Nach dem Zeltaufbau zieht es mich erstmal in die Sauna. Im Anschluß gehe ich ins Restaurant, um noch etwas zu essen. Es ist kurz nach 19 Uhr und das Restaurant ist bereits geschlossen. Doch etwas Rentierfleisch mit Kartoffelmus und Soße ist dennoch schnell serviert. Dazu gibt es noch Reste vom Salat - Buffet, ein Bier und Kaffee sowieso. Langsam komme ich hier an und eine wohlige Entspannung durchströmt mich. Ich genieße es, hier zu sitzen. Herrlich! Ich könnte hier noch eine ganze Weile bleiben, aber leider wird bereits um 20 Uhr geschlossen.
                Nach einem längeren Spaziergang, der mich bis zum Abzweig des Weges ins Vistasvaggi führt, beschließe ich, heute früh schlafen zu gehen, denn um 8 Uhr ist Frühstück im Restaurant.
                Da will ich ein gutes Stück nach der Kebnekaise Fjellstation kampieren. Ich habe mich noch nicht entschlossen, ob ich die etwas monotone und langgezogene Strecke zur Fjellstation komplett zu Fuss gehen, oder einen Teil mit dem Boot fahren will.
                Ich lese noch ein wenig, setze dann die Schlafbrille auf, denn es ist taghell und die Sonne scheint.




                Camp 1 / Nikkaluokta





                Nikkaluokta Sarri AB
                Zuletzt geändert von evernorth; 17.01.2020, 16:55.
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                • Mortias
                  Fuchs
                  • 10.06.2004
                  • 1232
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                  #9
                  AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                  Sehr interessanter Beginn. Freut mich, dass das Packrafting jetzt auch bei Lapplandtouren hier scheinbar mehr Beliebtheit und Bekanntheit findet. Bietet ja auch eine herrliche Kombination aus Wandern und Paddeln und damit ein wunderbar abwechslungsreiches Wildniserlebnis. Hatte es selbst für meine letzte Lapplandtour überlegt, mich dann aber dagegen entschieden, da ich einfach keine Lust auf die 4 kg extra Gewicht hatte. Aber bin dann schon sehr auf den Bericht gespannt.

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                  • Mika Hautamaeki
                    Alter Hase
                    • 30.05.2007
                    • 3996
                    • Privat


                    #10
                    AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                    Uih, das läuft ja schon sehr gut an
                    So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                    A. v. Humboldt.

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                    • vobo

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                      • 01.04.2014
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                      #11
                      AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                      Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                      Ich möchte hier einmal eine Lanze für den nördlichen Kungsleden brechen, den ich inzwischen schon oft besucht habe und gut kenne. Immer mehr Wanderer laufen abseits der bekannten Route und es sind nicht wenige, die sich abfällig über den Kungsleden äußern. Er wird häufig mit einer „Wanderautobahn“ verglichen und sollte schon deshalb ( möglichst ) gemieden werden, da er massenweise von anderen Wanderern frequentiert wird.
                      Hallo Tom,
                      die Lanze wegen der Schönheit breche ich sofort - und die Vorteile der Infrastruktur sind vielfältig und großartig - auch wenn ich das Bezahlen mittels Karte in Teusajaure schon für Unsinn halte.
                      Trotzdem ist es eine Wanderautobahn: Ich kann auf der Überholspur fast doppelt so weit oder schnell an einem Tag laufen wie auf einem kleinen Pfad. Ich kann auch an jedem zweiten Rastplatz anhalten und mich mit anderen Wanderern austauschen - das finden einige gut und andere weniger. Und wenn ich von der Autobahn abfahre, finde ich sofort schöne Übernachtungsplätze

                      Ich freue mich auf diesen und den nächsten Bericht .

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                      • evernorth
                        Fuchs
                        • 22.08.2010
                        • 1835
                        • Privat


                        #12
                        AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                        13.07.19

                        Ich habe großartig geschlafen und auch endlich ein großes Stück von meinem Schlaf - Defizit aufgeholt. Gleich nach dem Frischmachen gehe ich zum Frühstücken. Meinen Tagesrucksack habe ich noch mit ein paar ( wenigen ) Sachen bepackt. Den lasse ich hier. Dafür miete ich ein Schließfach, auch, wenn das nicht ganz billig ist.
                        Dafür ist das Frühstück großartig und ich lasse mir dafür viel Zeit, denn Zeit habe ich genug.
                        Irgendwann, so gegen 9.30 h, ist es aber genug, denn nun will ich packen.
                        Ich möchte heute nur bis kurz hinter die Kebnekaise Fjellstation kommen, da gibt es zahlreiche, tolle Gelegenheiten zum zelten.
                        Die Etappe zur Kebnekaise Fjellstation ist ziemlich stupide und nervig.
                        Ich habe lange vorher überlegt, ob ich nicht einfach den Helikopter mal nehmen sollte, doch ich habe das schnell wieder verworfen. Allerdings ließe sich ein Stück Weg auch einfach mit dem Boot auf dem Laddjujavvri abkürzen. Ja, das ist ein guter Kompromiss, so mache ich das.
                        Ich baue zügig mein Zelt ab, aber es dauert noch etwas länger, bis auch mein Rucksack gepackt ist. Neuer Rucksack, neue Routinen. Alles will sich erst einmal finden.
                        Gegen 11.30 h bin ich endlich Abmarsch - bereit. Oh, ha, ganz schön schwer. Ich merke sofort den 5+ kg Gewichts - Unterschied. Puh, will ich das wirklich jetzt immer so haben?
                        Ich habe mich dann aber schneller eingelaufen und an den Rucksack gewöhnt, wie ich vorher befürchtet hatte. Im Gegenteil, der neue Pack trägt sich - zu meiner größten Zufriedenheit - wirklich gut. Ob sich das Mehrgewicht auch so gut tragen lässt, werde ich sicher heute Abend wissen.
                        Nach etwa einer Stunde erreiche ich bereits die Anlegestation am Ladtjojaure. Da ich mich um die Abfahrt des Bootes kaum gekümmert habe, warte ich zunächst einmal ab. Es ist recht warm jetzt, um die Mittagszeit. Eine Pause kommt mir da wie gerufen.




                        Bootsanlegestelle am Ladtjojaure



                        Herrlich - klares Seewasser



                        Großartige Sicht auf die hohen Berge um das Kebnekaise - Massiv


                        So vergeht eine Stunde. Eine weitere soll es noch dauern. Als ich noch mal auf den Abfahrts- Plan schaue, sind es in Wahrheit sogar zwei!! Ich überlege kurz, ob ich nicht das Packraft nehmen sollte, verwerfe das aber schnell wieder. Das dauert mir alles viel zu lange, und ich beschließe, weiterzugehen. Schließlich bin ich ja zur Fortbewegung hier.

                        Disclaimer: Im Nachhinein finde ich das erstaunlich, das Packraft nicht zu benutzen. Es wäre doch wirklich naheliegend und absolut sinnvoll gewesen. Ich denke, ich war so von der abschließenden Fahrt auf dem Vistasjakka eingenommen, dass ein vorheriger Einsatz in meinen Gedanken nicht vorkam.

                        Nun, der Weg zieht sich und streckt sich. Die Fjellstation will einfach nicht kommen. Ich bin die Strecke früher schon 3x gegangen. Hat das da auch so lange gedauert?
                        Nach 6 Stunden Gehzeit komme ich endlich an. Damals, vor 9 Jahren, habe ich nur 4,5 Stunden benötigt. Da hatte ich aber auch nur 12 kg Rucksackgewicht, und jünger bin ich ja auch nicht geworden.
                        Ich trinke eine Cola, dann noch eine. Schon kommen die Lebensgeister zurück. Herrlich. Dann kaufe ich mir eine Mitgliedschaft im STF, da ich für die eine, oder andere Hüttenübernachtung und Sauna vorbereitet sein will. Dann noch ein Kanel Boller, und schon mache ich mich wieder auf den Weg. Etwa eine Stunde will ich noch gehen, dann suche ich mir einen Platz zum übernachten.




                        Hubschrauber - Landeplatz an der Kebnekaise - Fjellstation




                        Diese Stunde ist dann auch schnell vorüber und nach einigem Suchen ( der eine, oder andere Platz ist bereits vergeben ) finde ich einen tollen Platz mit bester Sicht hinunter ins Ladtjovagge, umgeben von den majestätischen Bergen wie Tolpagorni, Singitjåkka und Skartoaivi.
                        Nachdem ich das Zelt in Ruhe eingeräumt habe und zu Abend gegessen habe, werden beim Lesen bereits früh meine Augen schwer. War ganz schön anstrengend. Ich hätte nicht gedacht, dass mich das Mehrgewicht so leiden lässt.




                        Camp 1 über dem Ladtjovagge


                        14.07.19

                        Nach einer erholsamen Nacht wache ich gutgelaunt auf. Draußen ist bestes Sommer - Wetter. Das gefällt mir natürlich gut, doch ich weiß da bereits, dass zum Abend hin etwas Regen aufkommen soll. Nun, da werde ich hoffentlich auf meinem Abstecher im Neasketvaggi sein. Ich will dann auf dieser Nebenstrecke nach Huckejaure, und anschließend, über den Nordkalottleden, zurück zum
                        nördlichen Kungsleden.
                        Doch zunächst einmal genieße ich die wunderbare Aussicht:




                        Ladtjovagge







                        Camp 1








                        Das sich der Übergang über den Tjäktjajåkka noch zu einer ( kleinen? ) Mutprobe entwickeln sollte, konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen und soll beim nächsten Mal erzählt werden.
                        Zuletzt geändert von evernorth; 14.03.2020, 22:23. Grund: Video-Link eingefügt
                        My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                        • Ljungdalen

                          Alter Hase
                          • 28.08.2017
                          • 3014
                          • Privat


                          #13
                          AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                          Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                          ...da werde ich hoffentlich auf meinem Abstecher im Neasketvaggi sein. Ich will dann auf dieser Nebenstrecke nach Huckejaure...

                          Das sich der Übergang über den Tjäktjajåkka noch zu einer ( kleinen? ) Mutprobe entwickeln sollte, konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen...
                          Da bin ich aber gespannt! Wir sind da 3 Wochen nach dir lang (Nikkaluokta-Singi allerdings via Tarfala-Guobirvaggi). Neasketvaggi - eines der besten Täler in dem Gebiet!

                          (Mutprobe? Mit dem Packraft? Oder bist du über die untere (falsche) Brücke? )

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                          • evernorth
                            Fuchs
                            • 22.08.2010
                            • 1835
                            • Privat


                            #14
                            AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                            Fortsetzung 14.07.19

                            Ich liebe diesen Platz, ist er doch für mich einer der ersten Höhepunkte auf dem nördlichen Kungsleden. Nach dem Frühstück lasse ich mir noch etwas Zeit, und mache ein paar Fotos.
                            Mein nächstes Camp habe ich bereits für das Neasketvaggi geplant, das sollte ich ganz entspannt schaffen, vorausgesetzt……es kommt nicht noch etwas Unvorhergesehenes dazwischen.






                            Sinničohkka, li., und Toulpagorni, re.




                            Gegen 10 Uhr breche ich dann endlich auf. Die Wegfindung ist hier natürlich ein Klacks, schließlich befinde ich mich auf der bekanntesten Wanderautobahn des lappländischen Nordens.
                            Erfreulicherweise begegne ich nur wenigen, anderen Wanderern. Nach gut 2,5 Stunden mache ich erst einmal eine längere Pause.






                            Auf dem Dag Hammarskjöldsleden



                            Auf dem Weg nach Singi


                            Der Rucksack drückt, ein Gefühl, das ich so schon lange nicht mehr kannte. Das Packraft, ja…..hmm…..da muss ich jetzt durch. Bin ich schon völlig verweichlicht? Meine Gedanken beginnen bereits um ein und dieselbe Frage zu kreisen: Wenn das Mehrgewicht bereits jetzt meine Laune trübt…..ja, macht das Mitführen des Packrafts dann auf Sicht, oder besser: in Zukunft, überhaupt Sinn?? Während ich so über diese existenzielle Frage sinniere, bemerke ich kaum, wie der Weg zunehmend abfällt und es geht immer weiter hinunter ins Tjäktjavagge geht. Es zieht sich noch ein wenig, doch gegen 14 h erreiche ich die Singistugorna. Über den angebotenen Saft zur Begrüßung freue ich mich sehr, doch nach einer halben Stunde Pause mache ich mich wieder auf den Weg.
                            Nach etwa 40 Minuten verlasse ich den nördlichen Kungsleden, da ich die Brücke entdeckt habe.
                            Ich wundere mich noch, wie umständlich die Brücke zu erreichen ist, da muss ich mich auch noch an einem Rentierzaun, in teilweise halsbrecherische Art und Weise, herumwinden.
                            Doch als ich endlich an der Brücke stehe, traue ich meinen Augen nicht: Die Brücke hat keinen Boden!! Der steht - sauber aufgestapelt und in Form von Bretter - Planken - daneben.









                            Das Ganze sieht etwas abenteuerlich aus. Ich muss mich wohl auf den Stahlträgern - Stück für Stück - hinüberwinden. Als das geschafft ist, muss ich erst einmal tief durchatmen.
                            Erst später entdecke ich, dass es noch eine zweite Brücke - die Offizielle - gibt. Die konnte ich aber vorher ( und auch danach ) nicht sehen.
                            Ich habe die Brücke der Sami benutzt, und die Planken werden wohl erst zum Herbst wieder auf die Stahlträger gelegt.
                            Der Weg liegt nun klar vor mir und ich befinde mich gerade im Übergang zum Neasketvaggi. In einiger Entfernung sehe ich ein junges Paar in Richtung der korrekten Brücke laufen, doch sie sind zu weit entfernt für einen Plausch.
                            Das Wetter ist auch jetzt, am späten Nachmittag, noch schön und sonnig.




                            Beginn des Neasketvaggi: Blick zurück


                            Dann laufe ich also hinein in das schöne Neasketvaggi, das nun bereits fast vollständig im Schatten liegt. Ich bin etwas enttäuscht, weil ich es mir spektakulärer vorgestellt hatte. Zu einer anderen Tageszeit und bei Sonnenschein ist es hier aber bestimmt großartig. Hier fehlt eindeutig das Licht, jenes Licht, in das die Szenerie in meinem Rücken nun ganz und gar aufgeht.




                            Blick zurück in Richtung Singistugorna



                            Stuor Jiertá


                            Als dann der angekündigte Wetterwechsel - so plötzlich und unerwartet - nach nur einer Stunde kommt, geht alles sehr schnell.
                            Ehe ich mich versehen habe, fallen bereits einige Tropfen Regen. Es wird Zeit für mich, ein Lager zu suchen. Der Weg führt eigentlich nahe am steilen Bergrand, doch ich steige ab. Tief unten im Tal fließt ein breiter Bach. Hier finde ich auch schon bald einen guten Platz für das Zelt, das ich gerade noch errichtet bekomme, bevor der Regen etwas zunimmt. Es reicht sogar die Zeit, um Wasser zu holen und mich zu waschen. Das kalte Wasser ist herrlich; sauber, gut durchblutet und auch wieder durchgewärmt liege ich jetzt im Zelt und esse entspannt zu Abend. Es ist ganz still hier und nur die Geräusche des nahen Baches und die der sanften Regenschauer umspielen meine Ohren.
                            So langsam, ganz langsam, gleite ich in diesem Jahr mitten hinein in die lappländische Welt und mein Gefühl für die Landschaft wächst und wird stärker. Hoffentlich stark genug, denke ich noch, um mein bevorstehendes Paddel - Abenteuer, am Ende meiner Reise, heil und gesund zu überstehen. Heute bin ich noch weit davon entfernt, aber mein Geist beschäftigt sich schon mit dem eigentlichen Höhepunkt meiner Tour. Ja, die großen Ereignisse werfen ihre Schatten voraus und noch bevor ich meine Gedanken weiterspinnen kann, falle ich in einen erholsamen und tiefen Schlaf.




                            Camp 2 im Neasketvaggi

                            Zuletzt geändert von evernorth; 26.01.2020, 23:49.
                            My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                            • pekra62
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                              • 02.03.2012
                              • 896
                              • Privat


                              #15
                              AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                              ...meinem Abstecher im Neasketvaggi sein. Ich will dann auf dieser Nebenstrecke nach Huckejaure, und anschließend, über den Nordkalottleden, zurück zum nördlichen Kungsleden.
                              ich bin gespannt dabei

                              Ganz schön weite Strecke das Packraft zu tragen, um es dann ein recht kurzes Stück zu nutzen
                              Lohnt sich das?
                              Werde ich wohl am Ende erfahren

                              Peter

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                              • evernorth
                                Fuchs
                                • 22.08.2010
                                • 1835
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                                #16
                                AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                Zitat von pekra62 Beitrag anzeigen
                                ich bin gespannt dabei

                                Ganz schön weite Strecke das Packraft zu tragen, um es dann ein recht kurzes Stück zu nutzen
                                Lohnt sich das?
                                Werde ich wohl am Ende erfahren

                                Peter
                                Hallo Peter,

                                ich wollte ja auf jeden Fall ein gutes Stück laufen. Das Laufen ist es doch, dass ich so sehr liebe ( Ich meine mich, doch ich bin mir ziemlich sicher, dass es den allermeisten hier ganz ähnlich geht ). Der Preis für das kurze Stück mit dem Packraft war tatsächlich relativ hoch, doch die fahrbaren Wildwasser - Strecken in Lappland mit recht guter Infrastruktur sind dann doch nicht ganz so zahlreich.
                                Nebenbei war das auch die Feststellung des Kollegen im Packraft Store, der mir, sinngemäß, die fast gleiche Frage stellte.
                                Nun, ich würde es grundsätzlich wieder so machen, dann vielleicht mit einem leichteren Boot.
                                My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                                • pekra62
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                                  • 02.03.2012
                                  • 896
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                                  #17
                                  AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                  Nun, ich würde es grundsätzlich wieder so machen, dann vielleicht mit einem leichteren Boot.
                                  Na dann war der fun-factor groß genug

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                                  • evernorth
                                    Fuchs
                                    • 22.08.2010
                                    • 1835
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                                    #18
                                    AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                    15.07.19

                                    In der Nacht wechselt sich der Regen mit längeren Trocken - Phasen ab. Als ich am Morgen aus dem Zelt schaue, hängen die Wolken noch tief im Tal, doch es ist fast trocken. Hin und wieder nieselt, oder tröpfelt es etwas. Beim Frühstück lasse ich mir Zeit.
                                    Für ein paar Fotos steige ich auf eine kleine Anhöhe und schaue bei der Gelegenheit schon mal nach dem weiteren Wegverlauf.




                                    Tiefe Wolken und leichter Regen


                                    Die Wegmarkierungen waren gestern nicht sehr zahlreich, aber da war der Verlauf des Weges auch ziemlich eindeutig. Doch mit der Eindeutigkeit scheint gleich Schluß zu sein, denn das Neasketvaggi endet hier bereits in nächster Nähe. Durch eine hohe Fels - Barriere wirkt es von hier wie abgeschlossen, ja, geradezu wie verriegelt. Da wird es wohl eine Möglichkeit zum Aufstieg geben? Ich bin gespannt, wie sich das auflösen wird.

                                    Gegen 9 Uhr breche ich auf. Der kurze Aufstieg, zurück zum Bergrand, ist schnell zurückgelegt. Wegen des bescheidenen Foto - Wetters und des leichten Regens habe ich die Kamera in den Rucksack gepackt. Merkwürdigerweise habe ich sie dann später, als es wieder verlässlich trocken blieb, nicht mehr hervorgeholt, so dass es diesmal nur vom Ende des Tages wieder Fotos gibt. Das ist mir im Nachhinein etwas unverständlich, denn so Nässe - gefährdet war die Kamera eigentlich nicht. Ganz offensichtlich habe ich die Kamera nicht vermisst, denn sonst hätte ich sie sicher rasch wieder hervorgeholt.
                                    Motive gibt es schon einige, doch die mäßigen Lichtverhältnisse lösen bei mir einfach kein Verlangen aus, zu fotografieren. Was sonst so selbstverständlich ist - jetzt habe ich einfach keine Lust dazu.

                                    Stattdessen schaue ich einfach und lenke meine Sinne und meine ganze Aufmerksamkeit auf meinen weiteren Weg.
                                    Als ich fast am Ende angelangt bin, zeigen Steinmänner tatsächlich einen Weg aus dem Tal heraus. Dabei gewinne ich rasch weiter an Höhe. Schließlich stehe ich vor einem steilen Schneefeld - auf der anderen Seite sehe ich bereits einen weiteren Steinmann. Dieses steile Schneefeld beginne ich nun direkt zu queren, nicht, ohne meine Schuhe fest und schräg in den nassen, dann wieder teilweise kristallinen Schnee zu stoßen. Hier heißt es: Obacht, denn ein Sturz hätte fatale Folgen. Mit langsamen, kurzen und fest -belastenden Schritten beginne ich, das steile Schneefeld aufzusteigen. Einige Minuten später schaue ich entspannt zurück, und doch bin ich überrascht, was mir mein abwärts schweifender Blick zu vermitteln versucht: Von oben ist die Steilheit noch beeindruckender. Ich bin froh, dass ich aufgestiegen bin und nicht absteigen musste.
                                    Kurze Zeit später erreiche ich den höchsten Punkt des Passes und der Pfad ( tja, ist das überhaupt ein Pfad? ) führt langsam ein Stück hinunter, wo sich zwei schöne, kleine Seen befinden.

                                    Kurz vor dem ersten See kommt mir eine schon von weitem erkennbare Person entgegen. Die junge Schwedin ist heute schon früh von Huckejaure aufgebrochen und will noch bis zum Abend nach Singi gelangen. Da hat sie noch ein gutes Stück vor sich. Ich weise sie noch auf das spätere, steile Schneefeld hin, da zieht sie schon fröhlich weiter. Bis zum späten Abend wird das meine einzige Begegnung mit einem Menschen bleiben.

                                    Am zweiten See muss ich mich am recht schmalen Ufer fast schon entlang „schleichen“, um nicht ins Wasser zu rutschen. Am See 958 mache ich in exponierter Lage erst einmal eine Pause, um eine Kleinigkeit zu essen.
                                    Auch dieser Punkt bietet eigentlich ein ganz gutes Fotomotiv, aber, - wie schon erwähnt -
                                    ich habe kein Verlangen danach.

                                    Dann geschieht eine meiner unberechenbaren Wendungen. Schon während der letzten Stunde habe ich hin und her überlegt: Huckejaure kenne ich schon aus der Vergangenheit. Ganz schön dort, aber auch nicht so die Hammer - Hütte. Viel spannender finde ich es, von hier aus weglos ins benachbarte Čuhčavággi, am Nordkalottleden, zu traversieren. Laut Karte müsste genau hier, beim See 958, ein guter Durchlass, zwischen den hohen Bergen, sein. Mein Ziel ist nun die Hütten von Sälka, doch ich bin unsicher, ob ich es noch vor Einbruch der Dämmerung schaffe.
                                    Bevor ich feststellen muss, dass hier doch kein Durchlass ins benachbarte Tal ist, will ich den weiteren Weg erst einmal auskundschaften. Dazu lasse ich meinen Rucksack hier liegen und mache mich auf den Weg. Ich bin doch überrascht, wie viele Anhöhen und Hügel ich auf- und wieder absteigen muss. So dauert es bestimmt 20-25 Minuten, bis ich von einer weiteren Anhöhe endlich ins gewünschte Tal blicken kann und die Gewissheit habe, dass es genau so machbar ist, wie ich gehofft habe.
                                    Also kehrt und zügig zurück. Erleichtert und geradezu beschwingt komme ich zu meinem Rucksack zurück.

                                    Nach insgesamt einer knappen Stunde stehe ich erneut auf der Anhöhe.
                                    Ich steige hinunter zum Čuhčajávri, den ich nun an einer möglichst schmalen Stelle furten muss. Der Nordkalottleden verläuft nämlich auf der anderen Seite. Das gelingt problemlos und das Wasser reicht an der tiefsten Stelle gerade einmal bis unterhalb des Knies.

                                    An dieser Stelle füge ich ein paar Fotos aus genau dieser Gegend ein, die etwa vor 9 Jahren, bei meinem zweiten Besuch im Čuhčavággi, entstanden sind:




                                    An dieser Stelle bin ich über den Čuhčajávri gefurtet





                                    Damals saftiges, trockenes Gras und kaum noch Schneefelder, Anfang August 2011



                                    Auf dem Nordkalottleden in Richtung Kungsleden





                                    Blick zurück in Richtung Hukejaure



                                    Nicht mehr weit bis zum Kungsleden; im Hintergrund der Rabots - Gletscher


                                    Was dann - zu meiner Überraschung - folgt, nenne ich einmal : Schlammschlacht meets Trockenläufer.
                                    Der Pfad ist bis zum Kungsleden ( und selbst der…na, ja ) in einem wirklich schlechten Zustand! Entlang zahlreicher Schneefelder, die selbst jetzt, Mitte Juli, noch bis hinunter zum Pfad reichen und ja, ständig abtauen, und somit den Pfad über weite Strecken völlig zuschlammen.
                                    Ich muss immer wieder ausweichen, manchmal auch oberhalb eines Schneefeldes aufsteigen und wieder absteigen. Das ist nicht nur zeitraubend, anstrengend und mega nervig, nein, dabei werden Hose und Schuhe so richtig schön eingesaut. Wo doch meine Mutter gesagt hat, ich soll meine Sonntagssachen nicht schmutzig machen! Na, ja…..ist doch wahr.
                                    So wird es spät und später und ein Ende ist auch nach Stunden noch nicht in Sicht. Die Brücke über Tjäktjajåkka will einfach nicht kommen.

                                    Endlich - es ist schon nach 20.30 Uhr - überquere ich den Tjäktjajåkka über die allen bekannte, wackelige Brücke.
                                    Die Dämmerung hat mich schon längst erreicht, da sehe ich endlich die Schemen der Hütten von Sälka. Es ist kurz vor 21.30, da wird es Zeit, denn die Sauna hat nur noch bis 22 Uhr geöffnet.
                                    Erstaunlich ruhig ist es hier; na, ja, egal - hurry up!
                                    Ich checke bei den freundlichen Hüttenwarten ein, die hier gleich im 3er Team ihren Job machen. Schnell noch was zu essen kaufen ( Verpflegung ist ja limitiert ) und schon beziehe ich meine Hütte. An den Tischen sitzt keiner mehr und die meisten Bewohner liegen bereits in den Kojen. Mir fällt schon beim Reinkommen auf, das, - mal wieder - völlig unnötig der Holzofen angeheizt ist. Es ist unerträglich warm im Innern!
                                    Da muss ich später noch mal längere Zeit lüften, sonst überstehe ich die Nacht nicht! Schnell auspacken, Waschsachen und Handtuch, nebst Wechselwäsche greifen und schon sitze ich in der Sauna. Herrlich!

                                    Netterweise steht kein Hüttenwart um 22 Uhr in der Tür und so habe ich genug Zeit für einen kurzen, zweiten Saunagang und kann mich auch noch in Ruhe komplett waschen.
                                    Danach nehme ich auf der Hütte mein Abendessen ein und habe dabei gleich mehrere Fenster geöffnet. Ich bewege mich möglichst leise, denn mittlerweile liegt die ganze Belegschaft in den Kojen.
                                    Es ist bereits nach 23 Uhr, und nun liege auch ich unter meinem Schlafsack, den ich heute Nacht wie eine lose Decke benutze. So sollte es gehen, denn es ist immer noch recht warm im Raum.
                                    Was ich mir unter diesen Umständen nicht vorstellen konnte: Ich verbringe hier die beste Nacht der ganzen Woche!




                                    Ab in die Sauna! Hier schon am anderen Morgen.
                                    Zuletzt geändert von evernorth; 16.02.2020, 01:46. Grund: Bilder eingefügt
                                    My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                                    • Ljungdalen

                                      Alter Hase
                                      • 28.08.2017
                                      • 3014
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                      Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                      Wegen des bescheidenen Foto - Wetters und des leichten Regens habe ich die Kamera in den Rucksack gepackt. Merkwürdigerweise habe ich sie dann später, als es wieder verlässlich trocken blieb, nicht mehr hervorgeholt, so dass es diesmal nur vom Ende des Tages wieder Fotos gibt.
                                      Geht mir auch oft so, und später fragt man sich, wieso eigentlich. War diesmal auf unserer Tour aber nicht so - wie schon geschrieben, 3 Wochen nach dir - also hier ein paar Fotos zur Veranschaulichung (nur verlinkt, um mich hier nicht so "reinzudrängeln", wer interessiert ist, kann sich das ja angucken).

                                      Im mittleren Teil des Tales, die Berge sind Stuor Ruška (Rusjka) und Unna Ruškkaš. So sah der Pfad meist aus, also kaum ausgetreten und offensichtlich nicht allzu häufig begangen; wir haben auch auf der ganzen Strecke niemanden getroffen. Alles knochentrocken übrigens, es hatte seit Wochen, vielleicht seit evernorths Tour, nicht mehr geregnet. (Bei den Singihütten war der Bach ausgetrocknet, und Wasser musste aus 400 m Entfernung in Kanistern geholt werden, von Stugvärd und Gästen.)

                                      Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                      ... das Neasketvaggi endet hier bereits in nächster Nähe. Durch eine hohe Fels - Barriere wirkt es von hier wie abgeschlossen, ja, geradezu wie verriegelt. Da wird es wohl eine Möglichkeit zum Aufstieg geben? ... Schließlich stehe ich vor einem steilen Schneefeld - auf der anderen Seite sehe ich bereits einen weiteren Steinmann. Dieses steile Schneefeld beginne ich nun direkt zu queren ...
                                      Das Talende sieht so aus. Irgendwo rechts gehts hoch, Pass ist die niedrigste Stelle. Schnee war bei uns schon weitgehend weg.

                                      Blick zurück vom Pass durchs ganze Neasketvággi nach Osten. Am Ende in 8 km Luftlinie Singi. Unter dem steilen Felshang links am (unteren) Beginn des Tals (Mádir) haben uns Rauhfußbussarde (schwedisch fjällvråk) laut rufend eine Weile "verfolgt". Die nisten dort offenbar in einiger Zahl.

                                      Die kleinen Seen gleich nach dem Pass, Blickrichtung West ...

                                      ... auch hervorragend für ein Bad geeignet, vor den verbleibenden etwa 11 km bis Hukejaure. (Das war für mich übrigens *die* Badetour ever - so oft habe ich so hoch im Norden noch nie.)

                                      Bevor man dann kurz vor dem Ziel auf den (markierten) Weg von Sitasjaure trifft, "verläuft" sich der Pfad immer mehr. Insofern nicht problematisch, als man da auf jeden Fall irgendwann dort ankommt, wenn man nur die grobe Richtung beibehält, und das Gelände flach und einfach ist. Kann mir aber schon vorstellen, dass es bei schlechter Sicht schwierig ist, die *optimale* Route zu finden.

                                      Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                      Huckejaure kenne ich schon aus der Vergangenheit. Ganz schön dort, aber auch nicht so die Hammer - Hütte.
                                      Waaaas?! Beste Hütte der Gegend. Alles tipptopp. (Nicht nur, weil wir dort die *einzigen* Gäste waren. Im Gegensatz zu den vollen bis überfüllten Tarfala und Singi davor. OK, für den STF nicht so toll, wenn kaum Gäste.) Btw Hukejaure, ohne c.

                                      Vielen Dank für den Bericht übrigens, bin auch schon gespannt auf den Packrafteinsatz.
                                      Zuletzt geändert von Ljungdalen; 02.02.2020, 12:22.

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                                      • Blahake

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                                        Fuchs
                                        • 18.06.2014
                                        • 1591
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                                        #20
                                        AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                        Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                        ...
                                        Viel spannender finde ich es, von hier aus weglos ins benachbarte Čuhčavággi, am Nordkalottleden, zu traversieren...
                                        Anscheinend wohnen in den kleinen Seen oberhalb des Neasketvággi kleine Geister, die Wanderer spontan nach Norden umleiten, Du bist nicht ihr erstes Opfer...

                                        https://www.outdoorseiten.net/forum/...=1#post1732083

                                        Bin sehr gespannt, wie Deine weitere Tour verläuft, besonders auf dem Wasser!

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                                        • evernorth
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                                          • 22.08.2010
                                          • 1835
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                          Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
                                          Geht mir auch oft so, und später fragt man sich, wieso eigentlich. War diesmal auf unserer Tour aber nicht so - wie schon geschrieben, 3 Wochen nach dir - also hier ein paar Fotos zur Veranschaulichung (nur verlinkt, um mich hier nicht so "reinzudrängeln", wer interessiert ist, kann sich das ja angucken).

                                          Im mittleren Teil des Tales, die Berge sind Stuor Ruška (Rusjka) und Unna Ruškkaš. So sah der Pfad meist aus, also kaum ausgetreten und offensichtlich nicht allzu häufig begangen; wir haben auch auf der ganzen Strecke niemanden getroffen. Alles knochentrocken übrigens, es hatte seit Wochen, vielleicht seit evernorths Tour, nicht mehr geregnet. (Bei den Singihütten war der Bach ausgetrocknet, und Wasser musste aus 400 m Entfernung in Kanistern geholt werden, von Stugvärd und Gästen.)



                                          Das Talende sieht so aus. Irgendwo rechts gehts hoch, Pass ist die niedrigste Stelle. Schnee war bei uns schon weitgehend weg.

                                          Blick zurück vom Pass durchs ganze Neasketvággi nach Osten. Am Ende in 8 km Luftlinie Singi. Unter dem steilen Felshang links am (unteren) Beginn des Tals (Mádir) haben uns Rauhfußbussarde (schwedisch fjällvråk) laut rufend eine Weile "verfolgt". Die nisten dort offenbar in einiger Zahl.

                                          Die kleinen Seen gleich nach dem Pass, Blickrichtung West ...

                                          ... auch hervorragend für ein Bad geeignet, vor den verbleibenden etwa 11 km bis Hukejaure. (Das war für mich übrigens *die* Badetour ever - so oft habe ich so hoch im Norden noch nie.)

                                          Bevor man dann kurz vor dem Ziel auf den (markierten) Weg von Sitasjaure trifft, "verläuft" sich der Pfad immer mehr. Insofern nicht problematisch, als man da auf jeden Fall irgendwann dort ankommt, wenn man nur die grobe Richtung beibehält, und das Gelände flach und einfach ist. Kann mir aber schon vorstellen, dass es bei schlechter Sicht schwierig ist, die *optimale* Route zu finden.



                                          Waaaas?! Beste Hütte der Gegend. Alles tipptopp. (Nicht nur, weil wir dort die *einzigen* Gäste waren. Im Gegensatz zu den vollen bis überfüllten Tarfala und Singi davor. OK, für den STF nicht so toll, wenn kaum Gäste.) Btw Hukejaure, ohne c.

                                          Vielen Dank für den Bericht übrigens, bin auch schon gespannt auf den Packrafteinsatz.
                                          Ahoi Ljungdalen,

                                          vielen Dank für deine ergänzenden Fotos.
                                          Das Neasketvággi wird mir jedenfalls in erfreulicher Erinnerung verbleiben.
                                          Die Badestelle bei den kleinen Seen fand ich auch verlockend, aber.....das Wetter lud zu einem Bad nicht gerade ein.
                                          Über Hukejaure stugorna lässt sich sicher nicht streiten - ich war nur nicht so wirklich begeistert ( spät angekommen, im Dunkeln mit Stirnlampe zum See getapert, auf rutschigem Stein fast noch ins eiskalte Wasser ausgeglitten und zu guter letzt die Hütte im aufkommenden Nebel beinahe nicht wiedergefunden ).
                                          Na ja, ich weiss schon, woran es lag: Auch ein Troll macht mal Rock ´n Roll.
                                          My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                                          • evernorth
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                                            • 22.08.2010
                                            • 1835
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                            Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                            Anscheinend wohnen in den kleinen Seen oberhalb des Neasketvággi kleine Geister, die Wanderer spontan nach Norden umleiten, Du bist nicht ihr erstes Opfer...

                                            https://www.outdoorseiten.net/forum/...=1#post1732083

                                            Bin sehr gespannt, wie Deine weitere Tour verläuft, besonders auf dem Wasser!
                                            Moin Anne,

                                            ich wusste gar nicht, dass du an genau der gleichen Stelle hinüber zum Nordkalottleden gewechselt bist.
                                            Hatte ich doch glatt überlesen.

                                            Es sind aber wohl keine kleinen Geister, die hier die Wanderer nach Norden umleiten; es sind eher die Wetter- und
                                            Rumpel - Trolle, die in der Nacht in den Träumen erscheinen und ahnungslose Wanderer - nur zum Spass - vom ursprünglich geplanten Wege ableiten.
                                            My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                                            • evernorth
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                                              • 22.08.2010
                                              • 1835
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                              16.07.19

                                              Überraschung: Die Nacht ist ein einziges Glück! Ich verbringe hier die beste und erholsamste Nacht seit Jahren! Herrlich - schon lange habe ich nicht mehr sooo gut geschlafen. Deshalb drehe ich mich nach dem frühen Erwachen auch noch mal um, und hänge noch eine Extra - Runde dran.
                                              Gegen 10 Uhr habe ich dann aber endgültig „ausgeträumt“. Das hat den Vorteil, dass ich die Küche zum Frühstück ganz für mich alleine habe.
                                              Heute ist erst Dienstag, denke ich, da habe ich noch genügend Zeit. Die Packraft Tour habe ich für den Freitag auf Samstag vorgesehen, und mein Rückflug geht erst am Sonntag Nachmittag. Da es nur noch eine Tagesetappe bis Vistas ( Start meines Packrafting - Finales ) ist, beschließe ich, hier in Sälka noch einen aktiven Ruhetag einzulegen.
                                              Die Idee kommt von einem der Hüttenwarte: Eine 3-4 stündige Tour auf den Reaiddanjunni, den 1398m hochgelegenen, imposanten Haus- und Aussichtsberg. Das sollte am Nachmittag gut zu bewältigen sein. Hmm, denke ich, den Kebnekaise habe ich ( mal wieder ) ausfallen lassen, trotz besten Gipfelwetter, und da der Hüttenwart in den höchsten Tönen schwärmt und das Wetter auch gerade recht gut ausschaut, habe ich mich schnell entschlossen.
                                              Doch zunächst baue ich mal mein Zelt auf den Wiesen hinter den Gebäuden auf, gleich mit schönem Blick auf den Reaiddánjunni. Gerade mal ein weiteres Zelt steht hier noch weit und breit.




                                              Blick auf den Reaiddánjunni, links



                                              Čeakčahjälmen und Vaktposten in Hintergrund





                                              Die fette, rote Bootsrolle scheint hindurch


                                              Gegen Nachmittag mache ich mich dann, nur mit Kamera und ein, zwei Riegeln „bewaffnet“, auf den Weg. Zunächst gehe ich auf dem Kungsleden ein Stück in Richtung Tjäktja Pass. Etwa 10 Minuten später schwenke ich nach rechts und beginne mit dem Aufstieg. Auf einer unteren Ebene entdecke ich diese Windschutz - Mauer:




                                              Anne ( Blahake ) war schon hier, denn sie baut gerne Windschutz - Mauern: Klick!


                                              Es wird zunehmend steiler und so komme ich gefühlt langsamer voran, als ich mir vorgestellt habe. Gut, das ich mir alles von unten bestmöglich eingeprägt habe, um zielsicher aufzusteigen, denn jetzt, hier vor Ort, ist die Orientierung schwieriger, als gedacht. Nix mit „mal eben auf den Aussichtsberg hochspringen“, denn nach einer steilen Passage folgt die eine, oder andere schmale Zwischenebene, und bereits danach geht es wieder steiler hinauf.




                                              Im Aufstieg







                                              Wenn man genau hinschaut, erkennt man die Sälka Stugorna, rechts unten, von der Bildmitte


                                              Kurz vor dem Ende ist dann schließlich die letzte Steil - Passage überwunden und nun strebe ich ungehindert dem Gipfel entgegen.
                                              Wow, was für eine Aussicht!
                                              Bis weit ins Stuor Reaiddávaggi geht mein Blick, und ich kann bereits von hier oben erkennen, dass noch Eis auf dem Reaiddájavri See liegt.




                                              Blick hinunter auf den Kungsleden



                                              Blick ins Stuor Reaiddávaggi, mit dem eisbedeckten Reaiddájavri See



                                              Kungsleden





                                              Gaskkasnjunni


                                              Dieses 360 ° - Panorama war wirklich jeder Mühe wert. Ich bin begeistert, auch, weil sich das Wetter ganz gut gehalten hat und so mache ich zahlreiche Fotos.






                                              Sälka in der Bildmitte





                                              Vaktposten, links, Čeakčahjälmen, rechts






                                              Irgendwann ist es gut und ich mache mich auf den Rückweg, da es nun schon auf 20 Uhr zugeht. In der Sommerzeit verliere ich manchmal mein Zeitgefühl, da es kaum dämmert.
                                              Nun aber hinab mit dir, sage ich mir, denn ich möchte heute unbedingt noch mal in die Sauna.
                                              Wie immer geht der Abstieg deutlich schneller von statten und, obwohl ich im unteren Bereich etwas kreuz und quer gehe und sich das für mich gar nicht so schnell anfühlt, bin ich nach einer guten Stunde, gegen 21 Uhr, wieder an den Sälka Stugorna. 3 Stunden und 40 Minuten hat der Ausflug insgesamt, also mit kurzem, 15 minütigem, Gipfel - Aufenthalt, gedauert.

                                              Zurück beim Zelt, packe ich schnell die benötigten Sachen für meinen Sauna - Gang ein, nicht, ohne mir noch vorher eine doppelte Bier - Ration aus dem Shop zu gönnen.
                                              Für das spätere Abendessen hatte ich bereits heute morgen eingekauft.
                                              Die Sauna ist wieder herrlich und ich habe auch etwas mehr Zeit dafür, als gestern. Die Abkühlung im sehr kalten Bach, hinter dem Haus, ist allerdings eine kleine Herausforderung.
                                              Später liege ich entspannt im Zelt und schaue noch lange hinaus. Die Wiese hat sich wieder mit etlichen Zelten gefüllt. Mein Blick trifft auf den Reaiddájunni, auf dem ich noch vor wenigen Stunden gestanden habe.
                                              Ich bin zufrieden und dankbar für die schönen Erlebnisse und die vielen Eindrücke des Tages. Es sind genau diese Momente, in denen ich mich ganz und gar lebendig fühle, bis in die letzte Faser meines Körpers.
                                              Bevor ich das Zelt schließe, spüre ich, wie eine aufgeregte Vorfreude aufsteigt, auf die morgigen Stationen: Stuor Reaiddávaggi und dem Reaiddájavri See, Nallo ( und sein phantastisches Tal ) und, nevertheless, Vistas.
                                              Ein bisschen beseelt fühle ich mich schon, bevor ich dann einschlafe.




                                              Sälka, Camp 3, links die Sauna
                                              My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                                                • 22.05.2016
                                                • 768
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                                Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                                Ich bin zufrieden und dankbar für die schönen Erlebnisse und die vielen Eindrücke des Tages. Es sind genau diese Momente, in denen ich mich ganz und gar lebendig fühle, bis in die letzte Faser meines Körpers.
                                                Ja, sehr treffend beschrieben, dem ist nichts hinzuzufügen. Manchmal muss man den Kebnekaise besteigen, um solche Momente zu erleben, aber zum Glück reicht meistens ein Reaiddánjunni oder einfach eine geglückte Passage, vor der man gehörigen Respekt hatte. Echt schöne Bilder zum Träumen jedenfalls, dein Bericht kommt gerade jetzt sehr gelegen

                                                Bevor ich das Zelt schließe, spüre ich, wie eine aufgeregte Vorfreude aufsteigt, auf die morgigen Stationen: Stuor Reaiddávaggi und dem Reaiddájavri See, Nallo ( und sein phantastisches Tal ) und, nevertheless, Vistas.
                                                Und vor allem Vistasjohka! Nach den vielen Andeutungen und wo Du schon so schön im „Schreibfluss“ bist, bin ich jetzt wirklich höllisch gespannt auf Deine Erlebnisse mit dem Packraft. Also, lass Dich nicht ablenken, schreib schnell weiter!

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                                                • Blahake

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                                                  Fuchs
                                                  • 18.06.2014
                                                  • 1591
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                                  Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                                  Auf einer unteren Ebene entdecke ich diese Windschutz - Mauer:




                                                  Anne ( Blahake ) war schon hier, denn sie baut gerne Windschutz - Mauern: Klick!
                                                  Könnte man meinen, wo ich doch beim leisesten Windhauch immer gleich Bange habe! Aber die is' nich' von mir, meine wäre viiieeel größer geworden.

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                                                    • 22.08.2010
                                                    • 1835
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                                    In Beitrag #18 habe ich einige ältere Fotos ( 2011 ) aus dem Čuhčavággi eingefügt.
                                                    Schön war`s .....damals.
                                                    My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                                                      • 07.03.2007
                                                      • 387
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                                      Also irgendwie machst du das komplett andersherum wie ich / wir die vergangen Jahre. Bei uns war der Trekking / Wanderanteil beim Packraften der vergangen Jahre sehr gering, teilweise fast gar nicht erkennbar. Den Großteil der Kilometer wurde auf dem Wasser zurück gelegt.
                                                      Das dauert ja ewig bis du endlich ins Boot steigst

                                                      Lädst du eigentlich noch ein GPS Track oder ähnliches hoch von der Tour? Der genaue Punkt und das Ende wo du dann auf dem Fluß fährst würden mich schon interessieren... warte weiter auf das Fazit von Boot und Rucksack.
                                                      ------------------------------------------------
                                                      http://www.canoeguide.net
                                                      Only the early worm catches the fish
                                                      ------------------------------------------------

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                                                        • 22.08.2010
                                                        • 1835
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                                        Zitat von earlyworm Beitrag anzeigen
                                                        Also irgendwie machst du das komplett andersherum wie ich / wir die vergangen Jahre. Bei uns war der Trekking / Wanderanteil beim Packraften der vergangen Jahre sehr gering, teilweise fast gar nicht erkennbar. Den Großteil der Kilometer wurde auf dem Wasser zurück gelegt.
                                                        Das dauert ja ewig bis du endlich ins Boot steigst

                                                        Lädst du eigentlich noch ein GPS Track oder ähnliches hoch von der Tour? Der genaue Punkt und das Ende wo du dann auf dem Fluß fährst würden mich schon interessieren... warte weiter auf das Fazit von Boot und Rucksack.
                                                        Mir ist schon klar, dass ich dich ( und viele andere, die hauptsächlich an der Packraft - Episode interessiert sind ) hier ganz schön auf die Folter spanne. Ich hoffe, dass unter den anderen niemand bisher in den Schlaf gesunken ist.

                                                        Mein Weg ist tatsächlich ein anderer. Ich komme vom Trekking, und das Wandern steht - auch in Zukunft - für mich ganz klar im Vordergrund. Packrafting ist da für mich lediglich eine sehr interessante Ergänzung. Ich kann mir schon vorstellen, dass der Anteil des Packrafting auch mal deutlich zunehmen wird, doch der Trekking - Anteil wird wohl niemals unter 30-40% sinken, denn dafür bewege ich mich viel zu gerne auf den Beinen.
                                                        Das habe ich aber alles eingangs schon geschrieben.

                                                        Einen GPS Track habe ich nicht erstellt, da die Gegend bekannt und sehr gut erschlossen ist. Wo ich die Flussfahrt begonnen habe, ist leicht nachzuvollziehen. Wo ich den Fluss zwischenzeitlich verlassen habe, weiss ich selbst nicht mit Gewissheit.
                                                        Wo ich die Fahrt erneut fortgesetzt habe ist ebenfalls genau nachverfolgbar.
                                                        All das folgt schon bald.....Fazit zum Boot und Rucksack ebenfalls.

                                                        Was es aber dafür geben wird: Tataaa - Ein kurzes, etwa 10 minütiges Video. Da das Neuland für mich ist und ich einige Mindestanforderungen an die Qualität ( Schnitt u.a. ) habe, kommt das etwas später.
                                                        Ich habe gerade beruflich viel zu tun und befinde mich dazu in den finalen Vorbereitungen für ein Winter - Kurz - Projekt ( Foto ) in Island.
                                                        My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                                                          • 22.08.2010
                                                          • 1835
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                                          17.07.19

                                                          In der Nacht habe ich einen seltsamen Traum. Eigentlich sind es mehrere Träume, die sich da um eine Song - Zeile, die ich kurz vor dem Schlafen gehen gehört habe, drum herum ranken. Die Zeile lautet: „When we collide, it ´s a beautiful disaster“ und ist als Refrain so ein ständiger „Turn Around“.
                                                          In meinem Traum höre ich die Zeile immer wieder. Einmal kommt sie aus der Tiefe eines Sees, ein anderes Mal aus dem Inneren eines größeren Felsens, der, einmal auf der Erde, ein anderes Mal von wilden Wellen umspült wird. Das dreht sich schließlich herum, fast wie ein Kreisel, so dass ich irgendwann davon aufwache. Etwas verwirrt schaue ich mich im Zelt um und frage mich: Was soll das? Offenbar werfen die bevorstehenden Ereignisse mal wieder ihre Schatten voraus. Ich frage mich, ob das nun ein gutes, oder gar schlechtes Zeichen ist, doch bevor ich meine Phantasie weiter strapaziere und womöglich gar keinen weiteren Schlaf bekomme, beschließe ich, den Traum als gutes Omen zu verstehen.
                                                          Ich schlafe wieder ein und der Rest der Nacht ist traumlos.

                                                          Ein paar Stunden später erwache ich erneut und ziemlich „gerädert“. Ich hatte mir - sicherheitshalber - den Wecker gestellt. Es braucht eine Weile, bis ich so langsam zu mir komme und diesmal brauche ich wirklich den Kaffee, um ganz wach zu werden.
                                                          Das Wetter ist….so lala, überwiegend bewölkt, aber immerhin trocken.

                                                          Gegen 9 Uhr breche ich auf. Ich quere den Bach, hinüber auf den Pfad. Langsam, aber stetig, geht es das Stuor Reaiddávaggi aufwärts.
                                                          Gegen 12 Uhr erreiche ich den Reaiddájavri See, der tatsächlich noch zu großen Teilen mit Eis bedeckt ist.




                                                          Blick zurück in Richtung Sälka



                                                          Eis auf dem Reaiddájavri See


                                                          Hier oben ist es trist und die grauen Wolken lasten bis tief hinab in das Tal. Ich gehe zügig weiter und bin ein wenig enttäuscht über die mässige Sicht und die bescheidenen Lichtverhältnisse. Am Ende des Sees wird an seinem Zulauf der Bach gefurtet - kein Problem.
                                                          Vorbei ( und darüber! ) an einigen Schneefeldern führt der Pfad nun hinab nach Nallo, wo die Hütten auch bald und tief unten im Tal, in meinen Blick geraten.
                                                          Der Blick ins untere Stuor Reaiddávaggi begeistert mich immer wieder aufs Neue.




                                                          Beginn unteres Stuor Reaiddávaggi



                                                          Einfach großartig, dieser Blick!



                                                          Über Schneefelder hinweg....



                                                          Nallo Stugorna




                                                          Gegen 13.30 Uhr erreiche ich, passend zur Mittagszeit, die Nallo Hütten, wo ich auch gleich ein längeres Gespräch mit dem freundlichen Hüttenwart beginne. Er ist nicht der erste auf meinem Weg, der sich über die komische Rolle auf meinem Rucksack wundert. Anscheinend ist ein Packraft ein noch recht seltener Anblick in dieser Region.
                                                          Das Gespräch dauert noch recht lange an, zumindest so lange, bis ich meine Mittagspause mit Imbiss beendet habe.
                                                          Gegen 14.30 ihr verabschiede ich mich und wünsche dem Stugwart noch eine tolle Zeit in Nallo.
                                                          Der weitere Weg ist, wie immer, dramatisch; verläuft aber unspektakulär, was irgendwelche Überraschungen angeht. Ich begegne einer Gruppe mit drei Mädels und einem Buben, die sich auch fragen, was ich da für eine große Rolle auf dem Rucksack trage und staunen nach der Auflösung nicht schlecht.
                                                          Was mir heute, auf meinem weiteren Weg sehr deutlich auffällt: Rucksack - Gewicht über 23 kg und bereits etwas ausgelatschte Trailrunner Schuhe vertragen sich nicht wirklich.
                                                          Ich fühle mich das erste Mal seit Jahren in meinen Trailrunner unsicher. Eine wichtige Erkenntnis für zukünftige, etwas Gepäck - reichere Unternehmungen: Mindestens immer neue Trailrunner an den Füssen, oder Gewicht weiter reduzieren.

                                                          Im weiteren Verlauf des Nachmittags wird das Wetter besser und richtig schön warm.




                                                          Im unteren Stuor Reaiddávaggi





                                                          Blick zurück











                                                          Der Nallo.....irgendwann!



                                                          Kurz vor Vistas - Blick zurück






                                                          Gegen 18.30 Uhr erreiche ich schließlich Vistas, wo schon auf den vorgelagerten Plätzen einige Zelte stehen.
                                                          Ich baue mein Zelt sehr dicht am Wasser und an der Brücke auf, so dass ich es bis dahin nicht weit habe.




                                                          Camp 4 - mit Blick auf den Nallo ( Bildmitte )





                                                          Mit Blick auf den Vistasjohka



                                                          Da geht es morgen weiter - sieht doch eigentlich gar nicht so wild aus....


                                                          Dann überquere ich den Vistasjohka über die Brücke und halte erst einmal einen Plausch mit dem dortigen Stugwart, bezahle die Gebühr für die Fazilitäten - Benutzung, hauptsächlich für die Sauna, die in Vistas noch relativ neu ist. Dazu noch Bier und etwas zu Essen. Eine Kartenzahlung ist hier nicht möglich, so dass ich - spät am Ende des Jahres - aus Abisko eine Rechnung zugeschickt bekomme. Das passt schon alles, aber beim nächsten Mal werde ich mir doch etwas mehr Bargeld aus dem Automaten ziehen.
                                                          Zurück beim Zelt schaue ich mir mal in Ruhe meine Trailrunner an.
                                                          Die sind durch, müssen aber noch ein paar Tage halten.




                                                          Die sind durch.....



                                                          .....und voller Löcher!


                                                          So langsam wird es Zeit für die Sauna und ich packe meine Sachen zusammen und….hier gibt es doch tatsächlich Mücken!
                                                          Ich komme mit anderen Zeltern ins Gespräch und muss mich dabei zeitgleich gegen die Mücken präparieren, die jetzt, in den Abendstunden, recht lästig werden.
                                                          Die Sauna ist mal wieder herrlich. Insbesondere die „Abkühlung“ im doch recht flachen Vistasjohka gefällt mir. Hoffentlich ist der Wasserstand nicht repräsentativ für den weiteren Verlauf.
                                                          Zurück beim Zelt ist es schon nach 22 Uhr. Erst jetzt mache ich mir etwas zu essen.
                                                          Ganz leise dringt im Hintergrund das sanfte? Rauschen des Vistasjohka zu mir hinüber.
                                                          Dann ist Schlafenszeit.


                                                          18.07.19

                                                          Ein sonniges , warmes Wetter begrüßt mich heute außerhalb meines Zeltes.
                                                          Netterweise haben sich die Mücken wieder verzogen.
                                                          Ich lasse mir Zeit, denn erst morgen ist die Fahrt auf dem Fluss vorgesehen.
                                                          Über den Tag bereite ich mich vor, baue das Boot auf, erkunde die Stelle, wo ich das Boot zu Wasser lassen kann. Das geht am besten in der Nähe der Brücke.
                                                          Zwischendurch mal was essen, dann hinüber zur Vistas Stugorna, um noch einmal die Sauna zu buchen.
                                                          Ich genieße den Tag, denn schon morgen ist alles anders.







                                                          Ich mache noch ein kurzes 360 ° Video, dann geht auch dieser entspannte Tag mit der Sauna langsam zu Ende.





                                                          Im Zelt fühlt sich das für mich aber plötzlich ganz anders an. Die Anspannung steigt….langsam an.
                                                          Fragen tauchen auf: Hast du an alles gedacht? Wie wird der Fluss sein? Wird alles gut gehen? Was ist mit dem Wasserstand? Reichen meine Fähigkeiten und werde ich der Chef im Boot sein und bleiben, oder wird der Fluss die Oberhand gewinnen?
                                                          Mit diesen Fragen schlafe ich irgendwann ein. Es ist eine unruhige Nacht.



                                                          Wird noch heute fortgesetzt……
                                                          Zuletzt geändert von evernorth; 14.03.2020, 22:27. Grund: Video-Link eingefügt
                                                          My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                                                            Erfahren
                                                            • 29.06.2017
                                                            • 385
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                                                            #30
                                                            AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                                            Was für ein toller Bericht! Macht schon wieder so richtig Vorfreude auf den Sommer.
                                                            Auch die Fotos sind genial, besonders die Grüntöne nach Nallo... Wahnsinn.
                                                            Vielen Dank!
                                                            Zuletzt geändert von zilka; 17.02.2020, 13:39.

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                                                              Erfahren
                                                              • 29.06.2017
                                                              • 385
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                                                              #31
                                                              AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                                              "Auf" dem (zugefrorenen) Vistasjohka bin ich übrigens letzten März gelaufen - von Vistas nach Allesjaure.
                                                              Und so sah Nallo da aus:

                                                              (Ich bin mir nicht sicher, ob es o.k. ist, in einem Reisebericht ein Foto zu posten, sonst nehme ich es wieder heraus)
                                                              Zilka

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                                                                Fuchs
                                                                • 10.06.2004
                                                                • 1232
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                                                Cooler Bericht bisher und sehr spannend zu verfolgen. Aber natürlich bin ich jetzt auf den Packrafting Abschnitt gespannt. Also schön fleissig in die Tasten reinhauen.

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                                                                  Fuchs
                                                                  • 22.08.2010
                                                                  • 1835
                                                                  • Privat


                                                                  #33
                                                                  AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                                                  19.07.19

                                                                  When we collide, it`s a beautiful disaster


                                                                  Am nächsten Morgen ist wieder das schönste Sommerwetter. Da ich früh auf bin, muss ich mich nicht sonderlich beeilen. Für heute genügt mir eine Strecke von 15-17 km auf dem Wasser. Vollkommen zufrieden wäre ich, wenn ich bis Lisas Stuga komme. Doch zunächst frühstücke ich in der unteren Hütte, da ich ja gestern wieder die Service Avgift wegen der Sauna bezahlt habe.
                                                                  Nachdem ich über die Brücke wieder zurück bin, packe ich den Rest zusammen; am Ende das Zelt.
                                                                  Dann gehe ich hinunter zum Fluss und packe alles gewissenhaft um. Ich trage den Helm mit der montierten Helmkamera, habe Regenjacke und Hose an und an den Händen Fahrrad - Handschuhe mit abgeschnittenen Fingern. Muss reichen, denn für einen Trockenanzug war im Rucksack kein Platz mehr
                                                                  ( ja, ich besitze überhaupt keinen Trockenanzug! ).
                                                                  Wegen der fehlenden Routine dauert das mal wieder ganz schön lange, und das halbe Dutzend „Zaungäste“, das sich neugierig auf der Brücke versammelt hat, ist schon längst wieder verschwunden, als ich das Boot endlich zu Wasser lasse.




                                                                  Ready to start: Einsatzstelle m. Brücke im Hintergrund


                                                                  Ich habe im Verlauf einige jpegs aus meiner Helmkamera hochgeladen, da ich nur ganz selten die Kamera aus dem festverzurrten Rucksack geholt habe. Die Qualität ist leider nur „bescheiden“, und die Bilder liegen nur in Miniatur vor.

                                                                  Ich komme die ersten 100 m ganz gut weg, doch schon kurz darauf sitze ich das erste Mal auf einem Stein. Hmm, da waren ja meine Befürchtungen doch nicht so ganz grundlos. Erst nach einigem „Rumgeruckel“ ist das Boot wieder frei.
                                                                  Dann geht es einige hundert Meter ganz gut voran, bei guter Fließgeschwindigkeit und ohne Probleme.





                                                                  Doch nach weiteren, paar hundert Metern nimmt die Strömung plötzlich, und ohne Vorankündigung drastisch zu. Einen Grund dafür vermag ich noch nicht zu erkennen ( vielleicht nimmt das Gefälle gerade zu? ). Dann geht alles ganz schnell und ich muss mich unmittelbar entscheiden: Der Fluss gabelt sich in zwei Wasserarme, die eine kleine Insel umfließen. Ich entscheide mich spontan für den rechten, wasserreichen, aber auch schneller fließenden Arm - ein verhängnisvoller Fehler!
                                                                  Die Strömung ( und somit auch ich ) fließt hier mit Macht gegen die Uferböschung. Viel zu spät sehe ich die drei Birkenstämme, die ausladend quer über dem Wasser liegen.
                                                                  Keine Chance, da noch auszuweichen. Ich bretter also mit Tempo mitten hinein.
                                                                  Das muss das Boot abkönnen, und das kann es auch.
                                                                  Ich bin überrascht, denn ich hatte mit einem härteren Aufprall gerechnet.
                                                                  Ich rutsche aus dem Boot, kann aber mühelos stehen, da das Wasser mir gerade bis zum
                                                                  Bauch reicht.
                                                                  Immer mit der Ruhe, sage ich mir, keine Hektik und eins nach dem Anderen.
                                                                  Allerdings ist es nicht so leicht, das Boot in der starken Strömung zu sichern und festzuhalten.
                                                                  Urplötzlich drückt die Strömung das Boot gegen die Birkenstämme, welches sich wendet, und mit dem Rucksack unter Wasser gedrückt wird.
                                                                  Es dauert eine ganze Weile, bis ich, das Boot vor dem Abtreiben sichernd, selbst ans Ufer klettern kann. Die Bergung des Bootes mit dem schweren Rucksack ist dann auch nicht ganz banal und dauert gefühlt eine Ewigkeit.
                                                                  Dann ist es geschafft und ich atme erst einmal tief durch. Das war knapp, denke ich. Muss ich erstmal nicht mehr haben. Ich öffne den Rucksack und stelle fest, dass die Fleecejacke ganz schön nass geworden ist. Soviel zum Thema „wasserdichter“ Rucksack.




                                                                  Bergung und Anlandung nach dem Crash


                                                                  Dann schultere ich den Rucksack und sehe mich nach einer ruhigen Stelle um, die geeignet erscheint, um das Boot erneut ins Wasser zu lassen.
                                                                  Diese ist auch schnell gefunden. Ich lasse meinen Rucksack dort liegen und hole das Boot nach. Das ist nun wieder nicht so leicht, da ich mit dem Boot durch die dichte, verbuschte Vegetation eines Birkenwäldchens plackern muss.
                                                                  Doch schließlich bin ich wieder auf dem Wasser und das Paddeln macht für die nächsten 5 Kilometer sogar richtig Spass.
                                                                  Auch kleinere Schwälle im WW2 kann ich problemlos paddeln.




                                                                  Herrlich! Die nächsten Stromschnellen warten aber schon...


                                                                  Dann komme ich an die Brücke, die hinüber ins Kaskavagge führt. Noch rechtzeitig kann ich am rechten Ufer aussetzen.




                                                                  Stromschnellen an der Brücke, Blick stromaufwärts



                                                                  Stromabwärts: Unfahrbares(?), verblocktes white water


                                                                  Hier ist definitiv die erste, nicht fahrbare Stelle mit mehreren Schwällen und Walzen. Zu zweit und ohne Gepäck könnte man es versuchen. Wer gut fährt, schafft das. Ich schätze, etwa WW3-4. Für mich alleine ist das keine Option.
                                                                  Ich überquere die Brücke und laufe einige hundert Meter über den offiziellen Wanderweg, der dort parallel verläuft. Dann plackere ich mich wieder durch die dichte Vegetation hinunter zum Fluss.
                                                                  Ich weiss, dass demnächst eine weitere Stelle kommt, wo ich aussetzen und das Boot umtragen muss.
                                                                  Die kommt dann auch schon nach wenigen Kilometern, und ich finde eine gute, vor allem aber ruhige Ufer - Stelle, um auszusetzen.
                                                                  Ich entscheide mich spontan, gleich noch ein längeres Stück zu umtragen.
                                                                  Dabei steige ich etwas mühsam aus, da sich ausgerechnet auf diesem Abschnitt eine etwas höhere Böschung befindet. Ich ziehe das Boot nach und lasse alles auf der Böschung liegen, um die nächsten paar hundert Meter erst einmal zu inspizieren. Netterweise ist es hier unter den Bäumen nicht so dicht bewachsen, ja, ich treffe sogar auf einen schwach erkennbaren Pfad, vermutlich Wildwechsel. Was mir weniger schmeckt: Aus den vermuteten 200 Metern werden schnell deutlich mehr, da das Flusswasser hier ordentlich in Wallung ist. Zu allem Überfluss muss ich auch noch über einen stattlichen Hügel steigen, was mir in der warmen Nachmittagssonne - selbst ohne das Gepäck - die Schweißperlen auf die Stirn treibt.
                                                                  Dahinter kann ich dann aber einfach und elegant ins Wasser kommen.
                                                                  Rasch mache ich mich auf den Rückweg und hole Gepäck und das Boot nach. Das dauert nun mit dem ganzen Gerödel ganz schön lange.
                                                                  Schließlich erreiche ich die ausgeguckte Stelle und muss gleich mal eine kleine Trink- und Essenpause machen.






                                                                  Blick zurück, stromaufwärts: Herrliches Vistasvaggi


                                                                  Dann geht es wieder aufs Wasser und….keine 50 Meter weiter…..Tschunk….setzt das Boot, nun schon zum wiederholten Mal, auf einem Stein auf. „Der war doch eben noch nicht da“, denke ich, und fluche still? in mich hinein. „Dieser verdammte, niedrige Wasserstand!“, ... schicke ich noch hinterher. Diesmal muss ich sogar aus dem Boot raus und ins kalte Wasser hinein, weil das Ding sich auch nach heftigem Geruckel nicht von der Stelle rühren will.
                                                                  Schon geht die Fahrt, in wieder schnellerem und wilderem Wasser, recht flott voran.
                                                                  Das ganze ist insofern sehr anstrengend, da ich in högschtem Maße konzentriert und weit vorausschauend fahren muss; Hindernissen ausweichen und ein erneutes Aufsetzen auf einem der nur knapp unter der Wasseroberfläche liegenden Steine vermeiden möchte, ja, muss!
                                                                  Das klappt inzwischen richtig gut und zwischendurch macht es manchmal richtig Spass. Vor allem, wenn ich mal wieder „wie ein Profi“ durch stärker bewegtes, aufschäumendes Wasser sense, dass es nur so aufspritzt. Heissa, das ist dann ein richtig wilder Ritt! Heißt ja nicht ohne Grund „Wellenreiten“.

                                                                  Es folgt eine etwas breitere Stelle auf dem Vistasjohka, die ebenfalls mit viel Schwung und ordentlich Wasserdruck, sprich: leichtem Gefälle durchfahren werden will. White water gibt es zwar nicht, dafür umso mehr Steine, knapp unter der Wasseroberfläche und so zahlreich, bei gleichzeitig sehr niedrigem Wasserstand, dass ich etwas hektisch und wie wild, im Slalom hin und her, am paddeln bin.
                                                                  „Fungg“ macht es, und wieder einmal kann ich das Auffahren auf einen Stein im Wasser, den ich viel zu spät entdeckt habe, nicht verhindern. Der Wasserdruck schiebt den Bug des Bootes sofort in die Höhe, so dass ich umgehend aus dem Boot rutsche. Die Fließgeschwindigkeit des Wassers ist beachtlich und ich habe meine liebe Mühe, das Boot zu sichern und festzuhalten. Es ist wie eine Zerreissprobe: Auf der einen Seite stehe ich im reissenden Fluss, das Wasser etwa zwei Handbreit über dem Knie, also noch relativ flach, dabei aber mächtig schwankend und nach Halt suchend in der heftigen Strömung. Auf der anderen Seite das Boot mit dem aufgeschnallten Rucksack, dass ich mit einer Hand festhalte, das mächtig zieht und zerrt und unbedingt in die Strömung will.
                                                                  Heiliger Strohsack, wie lange kann ich es noch halten, bis ich selbst den Boden unter den Füssen verliere, und, zusammen mit dem Boot, mitgerissen werde??
                                                                  Ich weiss nicht so recht, was ich da tue, nur, dass ich gerade einen großen Fehler und etwas eigentlich unverzeihliches mache: Ich gebe nach, und lasse das Boot los!
                                                                  Was habe ich getan! !!
                                                                  Mir ist sofort klar: Nicht gut,oh, nein, gar nicht gut!
                                                                  Ich muss schon sehr verdutzt und verdattert dem Boot nachgeschaut haben und ich vermute mal, mit aufgerissenen Augen und Mund.
                                                                  Das Boot dümpelt inzwischen, gemächlich, mit langsamer Geschwindigkeit und führerlos, stromabwärts.
                                                                  Ich reagiere unmittelbar. Mit schnellen Schritten laufe ich durch den Fluss, die nahe Uferböschung hinauf. Dabei öffne ich den Karabiner, mit dem ich mein Paddel an der Schwimmweste gesichert habe und werfe das Paddel ans Ufer. Die ganze Zeit über habe ich das Boot im Blick, das inzwischen schon einen beachtlichen Vorsprung erreicht hat. Nun aber los, denke ich, und renne mit großen Schritten dem driftenden Boot hinterher. Gott sei Dank lässt das Ufer mein schnelles Rennen überhaupt zu, denn die Vegetation ist hier nur sehr zurückhaltend präsent. Das Boot treibt inzwischen mit dem ( nicht vorhandenen ) Kiel nach oben, und der Rucksack liegt nun schon seit Minuten unter Wasser.
                                                                  Ich hole auf, und das ist auch unbedingt notwendig, denn es sind nur noch knapp 50 Meter, bis das Boot von den nächsten Stromschnellen mitgerissen wird. Das wäre dann wohl zu spät und das Boot möglicherweise endgültig verloren!
                                                                  Ich springe einfach ins Wasser - das Boot immer noch ein gutes Stück in Front - und renne im kniehohen Wasser des Vistasjohka hinterher.
                                                                  Was für ein Bild muss das sein! Gut, dass keine Kollegen von der Presse....

                                                                  Das Boot hat nun die Stromschnellen fast erreicht und ich habe es immer noch nicht ganz eingeholt. Wenige Meter davor kann ich es im letzten Moment packen und festhalten.
                                                                  Jaaa!!
                                                                  Ich ziehe das Boot langsam zum Ufer und schiebe es mühsam die Böschung hoch. Geschafft!
                                                                  Das war nicht nur äußerst knapp, nein, auch extrem unglücklich und vielleicht auch etwas naiv, wenn nicht sogar dumm!

                                                                  Das Adrenalin weicht langsam aus meinem Körper und ich möchte jetzt gar nicht wissen, wie es im Innern des Rucksack aussieht.
                                                                  Während ich allmählich wieder zu mir komme, beginne ich bereits zu rekapitulieren: 1. Ich habe keine Ahnung, wo genau und bei welchem Kilometer ich mich hier befinde ( auf ein GPS habe ich, aufgrund der Nähe zum markierten Pfad, verzichtet ). 2. Ungewiss, ob ich Lisas Stuga ( mein angestrebter Übernachtungsplatz ) erreiche, geschweige denn, überhaupt finde ( denn sie liegt etwas versteckt im Wald ). 3. Möchte ich eigentlich noch Kilometer machen.
                                                                  Ich entscheide mich, noch eine Weile dem Vistasjohka auf dem Wasser zu folgen, auch, wenn es schon später Nachmittag ist. Ich schätze, dass ich etwa 12 -14 Kilometer auf den Fluss zurückgelegt habe. Da wäre es gut, wenn ich noch ein paar Kilometer dranhängen könnte.
                                                                  Bevor es losgeht, esse ich noch schnell einen Snack und trinke etwas.

                                                                  Schon bin ich erneut auf dem Wasser. Die Fahrt ist so, wie zuvor: Langsame, ruhige Passagen wechseln sich mit mit flotter Strömung, und bewegtem Wasser ( meist WW1-2 ) ab. Sehr nervig ist - nach wie vor - der sehr niedrige Wasserstand. Sehr anstrengend auch, dabei immer den Fokus und die Aufmerksamkeit hochzuhalten.
                                                                  Nach einer weiteren, ruhigen Passage traue ich meinen Augen nicht. Was ist das denn?
                                                                  Och, nö, das ist ja der reinste Irrgarten.
                                                                  Zunächst schiebt die Strömung wieder gut an. Was dann folgt, drängt mir eine Entscheidung auf. Über eine Distanz von gut 200 Metern folgt ein ganzes Feld von Steinen, diesmal ragen sie, zur Abwechslung, mal aus dem Wasser. Das bedeutet: Ständiges Paddeln in starker Strömung, also ein Slalom - Tanz durch ein längeres Feld von Steinen.
                                                                  Meine spontane Entscheidung ist klar und ohne Kompromisse: Ich steige hier aus!
                                                                  Gerade noch rechtzeitig lege ich am links - seitigen Ufer an, steige mal wieder etwas mühsam am steilen Ufer aus und ziehe das Boot aus dem Wasser. Ich packe um und schultere schließlich den Rucksack. Das Boot lasse ich aus irgend einem Grund betriebsbereit, also aufgeblasen. Will ich bald wieder aufs Wasser? Ich denke, ja!




                                                                  Hier verlasse ich den Vistasjohka - Ende ( Wasser ) Gelände


                                                                  Doch zunächst will ich einen Platz für die Nacht suchen und das wird nicht einfach. Wer schon einmal den Pfad zwischen Vistas und Nikkaluokta gegangen ist, weiss, wovon ich spreche: Es gibt nur wenige, geeignete Plätze mit Wasserversorgung.
                                                                  Ich schlage mich also über einen recht steilen Hang durch die Büsche und erreiche nach kurzer Zeit den besagten Pfad.
                                                                  Den nehme ich jetzt unter die Füsse und ziehe das Packraft einfach hinter mir her. Lediglich auf den Passagen, die mit Bretterbohlen ausgelegt sind, klemme ich mir das Boot unter den Arm. Aus den Brettern schauen nur allzu oft scharfkantige Nägel - Köpfe, die ich dem Boot dann wirklich nicht zumuten will.
                                                                  So geht es, relativ monoton, auf und ab, und ich finde absolut keine Camp - Gelegenheit weit und breit. Mehrfach lasse ich Boot und Rucksack einfach liegen und teste verschiedene, vage Erfolg - versprechende Möglichkeiten hinunter zum Vistasjohka - doch Fehlanzeige.
                                                                  Es ist schon gegen 21.30 Uhr, da werde ich endlich fündig: Ein ordentliches, ebenes Plätzchen, direkt neben dem Weg. Ich packe den Rucksack aus und stelle konsterniert fest: Es ist wirklich alles nass, mit Ausnahme des Patagonia Nano Puff Sweaters.
                                                                  Auch den Schlafsack hat es voll erwischt. Die Daunen sind schön verklumpt.
                                                                  Wie durch ein Wunder hat die Fuji X-T1 Kamera es irgendwie überstanden: Kaum feucht und alles funktioniert noch - auf Anhieb! Was bin ich froh!
                                                                  Ich hänge alle nassen Sachen in die Bäume, um die letzte Sonne noch voll zu nutzen. Nachdem das Zelt steht, überlege ich, wie ich die Nacht, ohne Schlafsack, überstehen soll.
                                                                  Ich probiere es mit dem feucht - klammen Schlafsack als Decke und, siehe da, er wärmt noch! Dann hole ich auf abenteuerlichem Wege Wasser aus dem Fluss und bereite mir mein Abendessen. Es ist bereits 22.30 Uhr und die Abendsonne ist fast hinter den Bergen untergegangen, da hasten noch zwei ( vermutlich ) schwedische Mädels grußlos auf dem Weg nach Nikkaluokta vorbei - schön, euch nicht kennengelernt zu haben.
                                                                  Mir reicht es für heute und ich gehe direkt ins Zelt, doch das ist noch nicht alles.
                                                                  Ich setze mich auf die neue Neo Air X-lite Matte.
                                                                  Plötzlich - ein lauter Knall! Was ist nun los? Ich entdecke im oberen Kopfbereich eine Kissen - artige Wölbung: Die Matte ist gerade delaminiert! Das ist mir noch nie passiert!
                                                                  Ich bin fassungslos!
                                                                  Erst denke ich: Wie praktisch, ich habe ein neues Kopfkissen. Doch denkste, das ist riesig, bretthart, und der unteren Teil der Matte hat viel zu wenig Luft. Meine Lösung: Ich drehe die Matte einfach um und habe die Wölbung am Fußende, wo sie mich nicht sonderlich stört. So geht das.
                                                                  Danach finde ich lange keine Ruhe, da mir - wieder und wieder - zahlreiche Ereignisse des Tages durch den Kopf jagen.
                                                                  Ja, ja, die Nerven!
                                                                  Irgendwann ist auch das vorbei, und ich falle in einen tiefen, traumlosen Schlaf.




                                                                  Camp 5, Vistasvaggi




                                                                  20.07.19

                                                                  Recht früh, kurz nach 6 Uhr, ausgeschlafen und gut gelaunt, wache ich auf. Es ist wieder ein schöner, sonniger Tag und es verspricht erneut, warm zu werden. Kaum hat die Sonne mein Camp erreicht, hänge ich auch meinen Schlafsack zum Trocknen in die Bäume. Ziemlich chaotisch sieht es rings herum aus, da ich jeden freien Zweig mit einem nassen Kleidungsstück behängt habe.
                                                                  Ich lasse mir viel Zeit, damit möglichst alles trocken in den Rucksack kann. Ich frühstücke, lese ziemlich lange und schaue dann immer mal nach dem Trocknungs- Stand.






                                                                  Beim Zusammenpacken


                                                                  Ab und zu nehme ich ein trockenes Teil von den Zweigen und Ästen, denn die Sonne ist kräftig und leistet ganze Arbeit. Das Zelt habe ich schon lange eingepackt, nur der Schlafsack und 2-3 weitere Teile sind noch nicht ganz trocken.
                                                                  Schließlich ist auch der Schlafsack fast trocken und alles ist verpackt.
                                                                  Ich bin abmarschbereit.
                                                                  Da kommt ein älterer Wanderer um die Ecke, der heute noch nach Vistas kommen möchte. In seinem Gepäck befindet sich eine komplette Funkanlage und abends aus dem Zelt funkt er auf Ultrakurzwelle hinaus in die ganze Welt. Seltsame Zeitgenossen gibt es, hmm…
                                                                  Die Plauderei wird dann doch interessant und so merke ich gar nicht, wie die Zeit vergeht.
                                                                  Gegen 11.30 Uhr schaue ich auf die Uhr und bekomme fast einen Schreck.
                                                                  Nun wird es aber wirklich Zeit, aufzubrechen und so verabschiede ich mich von Bosse, dem funkenden Wanderer.
                                                                  Ich will heute noch bis 16 Uhr in Nikkaluokta sein und habe keinen Schimmer, wie lange ich noch brauche.
                                                                  Deshalb lege ich einen forschen Schritt ein, das Boot immer noch aufgeblasen im Schlepptau. So vergeht eine um die andere Stunde.
                                                                  Es ist etwa 14.30 Uhr, als ich an der Abzweigung stehe: Nördlicher Punkt zum Bootstransport. Ab hier ( oder bis hier ) können sich Wanderer von einem Motorboot aus/nach Nikkaluokta abholen/bringen lassen. Das spart 12 Kilometer Wanderweg.
                                                                  Ich renne aber achtlos daran vorbei, denn ich möchte unbedingt noch ein paar Kilometer laufen, bis ich die südliche Stelle erreiche. Von dort will ich die letzten 6 Kilometer nach Nikkaluokta paddeln.
                                                                  Der Weg zieht sich gewaltig in die Länge. Die Schultern schmerzen schon länger, so dass ich die Bootstelle kaum noch erwarten kann.
                                                                  Gegen 16 Uhr erreiche ich endlich die südliche Bootstelle. Fast hätte ich das reguläre Boot noch erreicht, das mir vor der Nase wegfährt.
                                                                  Kein Problem, denn ich war ja nicht daran interessiert. Schnell habe ich den Rucksack auf dem Packraft verspannt, dann kann ich endlich wieder lospaddeln.
                                                                  Am Anfang fällt mir das Paddeln unerwartet schwer, aber dann geht es besser und besser, so dass ich es am Ende regelrecht genieße. Auch bin ich viel schneller auf dem Wasser unterwegs, als ich es auf dem Wanderpfad wäre.
                                                                  Nach etwa 50 Minuten erreiche ich bereits die ( Straßen- ) Brücke über den oberen Paittasjärvi. Ehe ich das Boot und alles andere verpackt habe komme ich noch in einen heftigen Regenschauer.
                                                                  Gegen 17.30 Uhr stehe ich - an einen begossenen Pudel erinnernd - an der Rezeption der Familie Sarri, bezahle für das Deponieren der Ausrüstung und bekomme ein reizendes, kleines Häuschen für die Nacht. Ich schlafe also in einem richtigen Bett. Das gefällt mir gut.
                                                                  In der Hütte ist es noch richtig warm von der Sonne des Tages. Ich breite ich mich schnell überall aus. Insbesondere den Schlafsack schüttet ich noch mal richtig aus, damit auch die letzten Federn noch trocknen.
                                                                  Dann muss ich mich beeilen, um zum Restaurant zurück zu kommen. Auch diesmal ist es wieder knapp nach 19 Uhr, doch ich bekomme, wie schon vor einer Woche, noch ein leckeres Abendessen und ein wohlverdientes Bier.
                                                                  Den Abend lasse ich entspannt in der Sauna ausklingen und belohne mich mit dem letzten Whiskey.




                                                                  Meine schicke ( Puppen- ) Hütte in Nikka




                                                                  21.07.19

                                                                  Ich habe wunderbar in einem nahezu trockenen Schlafsack geschlafen.
                                                                  Abreise nach ausgiebigem Frühstück um 12 Uhr. Fahrt direkt mit dem Bus, Linie 92, bis zum Airport, wo ich bis zum Abflug noch etwas Zeit verbringe. Ankunft in Hamburg um 19.30 Uhr.
                                                                  Was für eine Woche!


                                                                  Es folgt noch der Epilog ( u.a. mit ein paar Ausrüstungs - Beurteilungen) und das versprochene Video.
                                                                  Habt bitte etwas Geduld, ich weile in ein paar Tagen in Island...ice cave watching u.a.

                                                                  - to be continued...
                                                                  Zuletzt geändert von evernorth; 22.02.2020, 20:45.
                                                                  My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                  Kommentar


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                                                                    Erfahren
                                                                    • 24.07.2014
                                                                    • 228
                                                                    • Privat


                                                                    #34
                                                                    AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                                                    Vielen Dank für den Bericht bis hierher. Ich war ja so gespannt auf den Packrafting Teil und wie Du den Fluss vorfindest, nachdem Du Dich ja von meiner Tour vor drei (3) Jahren hattest inspirieren lassen.

                                                                    Du hast einen anderen Schreibstil als ich, und Dein Reisebericht klingt vielleicht etwas anders als meiner, aber ich habe mich in jedem Detail Deiner Erlebnisse mit den großen und kleinen Erschwernissen wieder gefunden. Das war toll. Danke.

                                                                    Wenn Du mal einen Reisepartner für eine Tour suchst, Du kannst mich jederzeit antickern.

                                                                    Jürgen

                                                                    Kommentar


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                                                                      Dauerbesucher
                                                                      • 22.05.2016
                                                                      • 768
                                                                      • Privat


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                                                                      AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                                                      Ja, das ist in der Tat interessant, wie unterschiedlich Eure beiden Berichte sind. Jetzt ist mir auch klar, Tom, warum Du nach der Tour geschrieben hattest, dass Deine Begeisterung fürs Packrafting einen leichten Dämpfer erhalten hat. Als Du das Boot im Fluss losgelassen hast, hab ich richtig mitgefiebert, wie Du es eingefangen bekommst. Und musste daran denken, wie ich dem weggewehten Packraft hinterhergerannt bin. Hehe, wenn das Boot sich selbständig macht, entwickelt man ein ungeahntes Tempo. Bisschen beunruhigend, dass mir solche Erlebnisse wie Deines erst noch bevorstehen…

                                                                      Nach dieser Erfahrung, würdest Du da sagen, dass Schlauchtaschen unverzichtbar sind? Dann wären ja die Sachen und der Schlafsack nicht nass geworden. Wahrscheinlich auch bessere Fahreigenschaften? Andererseits stelle ich mir vor, dass das Umtragen an unpaddelbaren Stellen damit wesentlich unkomfortabler wird, weil man entweder ein sehr viel schwereres Boot tragen oder Luft ablassen und umpacken muss. Man hat ja vielleicht noch Essen für 10 Tage, die ganze Ausrüstung und zwei Flaschen Whisky im Gepäck und ein steiniges, steiles oder bewaldetes Flussufer, so dass man es nicht hinter sich herziehen kann. Oder gibt es da eine Lösung, an die ich nicht gedacht habe?

                                                                      Kommentar


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                                                                        Fuchs
                                                                        • 22.08.2010
                                                                        • 1835
                                                                        • Privat


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                                                                        AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                                                        Zitat von lostinspace369 Beitrag anzeigen
                                                                        Vielen Dank für den Bericht bis hierher. Ich war ja so gespannt auf den Packrafting Teil und wie Du den Fluss vorfindest, nachdem Du Dich ja von meiner Tour vor drei (3) Jahren hattest inspirieren lassen.

                                                                        Du hast einen anderen Schreibstil als ich, und Dein Reisebericht klingt vielleicht etwas anders als meiner, aber ich habe mich in jedem Detail Deiner Erlebnisse mit den großen und kleinen Erschwernissen wieder gefunden. Das war toll. Danke.

                                                                        Wenn Du mal einen Reisepartner für eine Tour suchst, Du kannst mich jederzeit antickern.

                                                                        Jürgen
                                                                        Ahoi Jürgen,

                                                                        du hast hier, denke ich, so manchem mit deinem Bericht eine Inspiration geliefert, ganz besonders mir.
                                                                        Es war mir eine Ehre, auf deinen ( Packraft ) Spuren zu wandeln.
                                                                        Vielen Dank noch mal für deinen wunderbaren Bericht und deinen Mut, den Vistasjohka via Packraft zu befahren.
                                                                        Du und dein Bericht haben maßgeblich dazu beigetragen, dass auch ich mich getraut habe.
                                                                        Ich bin extra so früh gefahren, in der Hoffnung, einen höheren Wasserstand vorzufinden. Das war leider nicht der Fall.

                                                                        Ich freue mich sehr, das dir mein Reisebericht gefallen hat und du dich darin ein Stück wiedergefunden hast. Vielen Dank für dein Lob.

                                                                        Wer weiss, was noch alles kommen wird. Da ist es gut zu wissen, dass da einer ist, mit dem ich jederzeit Kontakt aufnehmen kann.
                                                                        My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                        Kommentar


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                                                                          Fuchs
                                                                          • 22.08.2010
                                                                          • 1835
                                                                          • Privat


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                                                                          AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                                                          Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                                                          Ja, das ist in der Tat interessant, wie unterschiedlich Eure beiden Berichte sind. Jetzt ist mir auch klar, Tom, warum Du nach der Tour geschrieben hattest, dass Deine Begeisterung fürs Packrafting einen leichten Dämpfer erhalten hat. Als Du das Boot im Fluss losgelassen hast, hab ich richtig mitgefiebert, wie Du es eingefangen bekommst. Und musste daran denken, wie ich dem weggewehten Packraft hinterhergerannt bin. Hehe, wenn das Boot sich selbständig macht, entwickelt man ein ungeahntes Tempo. Bisschen beunruhigend, dass mir solche Erlebnisse wie Deines erst noch bevorstehen…

                                                                          Nach dieser Erfahrung, würdest Du da sagen, dass Schlauchtaschen unverzichtbar sind? Dann wären ja die Sachen und der Schlafsack nicht nass geworden. Wahrscheinlich auch bessere Fahreigenschaften? Andererseits stelle ich mir vor, dass das Umtragen an unpaddelbaren Stellen damit wesentlich unkomfortabler wird, weil man entweder ein sehr viel schwereres Boot tragen oder Luft ablassen und umpacken muss. Man hat ja vielleicht noch Essen für 10 Tage, die ganze Ausrüstung und zwei Flaschen Whisky im Gepäck und ein steiniges, steiles oder bewaldetes Flussufer, so dass man es nicht hinter sich herziehen kann. Oder gibt es da eine Lösung, an die ich nicht gedacht habe?
                                                                          Hallo Bernd,

                                                                          ich greife mal meinem Epilog etwas vor: Ich wäre vor Ort froh über ein Internal Storage System (ISS) gewesen, da die Fahreigenschaften bedeutend besser sind, und die Sachen auch nicht nass geworden wären.
                                                                          Wie sich das damit bei Umtragen gestaltet, weiss ich nicht. Evtl. ist es schon etwas weniger komfortabel. Wenn Luft ablassen und umpacken in den Rucksack natürlich mehrmals vorkommen, kann das schon zeitraubend und aufwendig werden.
                                                                          Vielleicht schreibt earlyworm noch etwas dazu. Er benutzt, glaube ich, ein ISS und hat mit Umtragen vielleicht seine Erfahrungen gemacht?
                                                                          Zuletzt geändert von evernorth; 23.02.2020, 21:54. Grund: Korrektur
                                                                          My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                          Kommentar


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                                                                            • 900
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                                                                            AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                                                            Mensch da ist doch glatt der Packrafting-Tag ganz an mir vorbeigegangen, weil hier gerade so viele Reiseberichte parallel laufen. Frechheit!

                                                                            Zu deiner Tour und deinen Erfahrungen kann ich nur sagen:

                                                                            Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll mit Fragen und Kommentaren.

                                                                            Also ich finde die Idee, ein kleines aufblasbares Boot dabei zu haben ja sehr reizvoll - und würde mich damit auch durchaus auf Seen rauftrauen bzw. finde generell die Idee einfach genial, an einem schönen See in der Wildnis anzukommen und dann den See zu befahren, sei es nun als Abwechsung oder um sich den Weg am Ufer entlang zu sparen.

                                                                            Aber ganz ehrlich: Dein Bericht bestätigt mich nur darin, dass das Befahren eines Flusses nichts für mich wäre. Das mit dem Loslassen des Bootes ist krass. Man stelle sich mal vor - und du beschreibst ja, dass es eher knapp war - du hättest das Boot nicht mehr eingeholt. Dann wären ja mal eben weit über 1000€ Ausrüstung Futsch. Das Risiko würde ich nicht eingehen wollen. Das mit der Isomatte - es entspricht auch meiner Erfahrung, dass wenn etwas schief geht, gleich mehrere Sachen auf einmal schiefgehen.

                                                                            Dass dein Schlafsack nass geworden ist wundert mich dagegen etwas, ich habe den - und die Daunenjacke / Klamotten (Eben das, was überlebenswichtig ist, wenn es nachts kalt wird) immer in wasserdichten Packsäcken verstaut. Oder hast du das sonst auch und dich hier einfach komplett auf den Rucksack verlassen?

                                                                            To be fair, als ich damals nach Bayern gezogen bin habe ich mich mit meinem 12kg Intex Challenger K1 auch mal einfach auf einen Fluss getraut (wobei ich mich damals halt gar nicht informiert habe, immerhin war ich ja auch schon auf der Elbe unterwegs) - als plötzlich Strömung dazukam und ein kaum lesbares Schild "Vorsicht Wehr, Lebensgefahr" - und ich mich gerade noch ans Ufer retten konnte. Da habe ich dann die Lektion mitgenommen, dass Wildwasser ein Hobby ist, in dem man (jahre-?)langes Training braucht und das mal typischerweise nicht alleine ausübt. Jedenfalls beim Wildwasserkajak-Kurs den ich dann gemacht habe und dort im Verein ist das absoluter Usus bei den Leuten, die nicht gerade jahrelange Erfahrung haben.

                                                                            Schlicht auch aus dem Grund, dass es jederzeit - auch erfahrenen Paddlern - passieren kann, dass sie sich den Kopf anschlagen (das geht beim Umkippen durchaus auch trotz Helm bei einem ungünstigen Winkel), bewusstlos werden und dann ertrinken würden. Wobei das Fahren im Wildwasserkajak wahrscheinlich nochmal etwas anders ist, du schreibst ja davon, du würdest beim Anstoßen aus dem Boot rutschen und nicht mit dem Boot umkippen. Wie das genau passiert verstehe ich auch noch nicht so richtig?! Jedenfalls wollte ich hier einfach auch nochmal meine persönliche Meinung kundtun, dass Bootfahren auf Wildwasser nochmal um einiges gefährlicher ist als Trekken gehen. Wasser ist eben komplett unberechenbar, alleine schon der Wasserstand des Flusses kann die Erfahrung auch für solche, die den Fluss schon kennen, völlig verändern.

                                                                            Was mich aber echt wundert - und da hoffe ich in der Tat noch auf eine Gesamtbewertung deines Packrafts - ist, dass du das Boot über längere Strecken einfach hinter dir hergezogen hast. Selbst bei meinem 12kg Boot habe ich mich das nicht getraut bei kleineren Grasflächen. Reicht da nicht schon ein etwas spitzerer Stein, um dir ein langgezogenes und nicht flickbares Loch in das Boot zu reißen? Wielange dauert es denn, das Boot zusammenzupacken und wieder neu aufzublasen?

                                                                            Ich finde sowieso, am Ende nach deinem Fazit zum Boot sollte Borgman noch ein Fazit zu seinem Boot (er hatte glaube ich ein anderes?) schreiben bzw. auf die Unterschiede eingehen, damit man vergleichen kann.
                                                                            Zuletzt geändert von Freedom33333; 26.02.2020, 22:28.

                                                                            Kommentar


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                                                                              Lebt im Forum
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                                                                              • 5056
                                                                              • Privat


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                                                                              AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                                                              Zitat von Freedom33333 Beitrag anzeigen
                                                                              Wasser ist eben komplett unberechenbar
                                                                              Da würde ich widersprechen

                                                                              Kommentar


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                                                                                Dauerbesucher
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                                                                                • 900
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                                                                                AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                                                                Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen
                                                                                Da würde ich widersprechen
                                                                                Inhaltlich hast du aus Sicht eines erfahrenen Bootfahrers sicherlich recht.

                                                                                Einzig und allein hatte mein Beitrag eine völlig andere Stoßrichtung. Denn wenn ich hier Trekking-Reiseberichte lese und mir denke "Cool, das mache ich auch" ist es nicht unwahrscheinlich dass sich das andere denken in Bezug auf das Befahren eines Flusses. Er hat hier ja nicht nur die Ausrüstung wie Helm etc. dabeigehabt, sondern auch einen Kurs gemacht. Trotzdem zielt mein Beitrag eben ersichtlich darauf ab, eine Warnung für unerfahrene auszusprechen, derartiges "Einfach mal auszuprobieren". Denn für diese ist das Wasser eben doch völlig unberechenbar, zumal mit einem 20kg Rucksack auf einem Packraft. Der Unterschied zum Trekking besteht gerade darin, dass dir das Wasser sofortige Entscheidungen aufzwingt, ein Baumstamm plötzlich im Weg sein kann, s.o. in seiner Beschreibung usw. - und du nicht einfach umkehren kannst wie bei einer zu großen Steigung beim Wandern, sondern du dann umkippst, dich irgendwo verhedderst usw. Da schadet eine Warnung mehr nicht. Ich jedenfalls habe in meiner "Einfach machen" Mentalität bei Trekking-Berichten oft über die negativen Dinge hinweggelesen und dachte mir "Ach komm, das passiert mir doch nicht".

                                                                                Kommentar


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                                                                                  Erfahren
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                                                                                  • 228
                                                                                  • Privat


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                                                                                  AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                                                                  Naja, Freedom,

                                                                                  dass es gefährlich sein kann, völlig unbeleckt ein Abenteuer zu starten, trifft aber eigentlich auf alle Outdoor-Aktiväten zu. Ich sage nur, wenn Du Dich gedankenlos ins Packraft setzt und einen größeren See queren willst, ist das wahrscheinlich gefährlicher als dieses Bächchen da oben runterzujuckeln. Zumindest bei Wind, der Dich draußen auf dem See zum Spielball macht und auch ganz schnell von der Ufernähe abtreiben lässt. Packrafts spielen meiner Meinung nach ihre ganze Stärke in leichtem Wildwasser aus und haben außer mit ihrem geringen Gewicht anderswo nur Nachteile.

                                                                                  Und unbedarftes Trekking kann genauso gefährlich sein, jedenfalls in einsamen Gegenden auf Solotour. Dann liegst Du da nämlich halb tot und keiner hilft...

                                                                                  Ich finde diese Diskussion aber etwas zu off topic. Vorbereitung gehört nunmal dazu, bei allen Aktivitäten.

                                                                                  Was die Frage nach dem Internal Storage System angeht, das hat halt Vor- und Nachteile. Wer alles paddelt, will nicht mehr ohne Gepäck im Inneren der Schläuche fahren. Wer öfter mal umträgt, wird sich über das umständliche Auspacken oder das schwere und sperrige Packraft ärgern. Außerdem macht das System das Packraft (noch) schwerer.

                                                                                  Ich war mit einem Alpacka den Fluß gefahren und habe es hinterher verkauft. Aus unerfindlichen Gründen bin ich immer vom Luftsitz gerutscht und habe mir dann an einem Stein unter der Wasseroberfläche mangels Polster übelst das Steißbein geprellt, ich konnte vier Wochen nicht sitzen (aber es war die Tour wert)

                                                                                  Jürgen

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    Lebt im Forum
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                                                                                    • 5122
                                                                                    • Privat


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                                                                                    AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                                                                    Das Wasser berechenbar ist halte ich für ein Gerücht. In den zwei Kursen, in denen ich war, war der Usus unter den Lehrern, das Wildwasser nicht berechenbar ist. Und ich lese doch hin und wieder von selbst erfahrenen Paddlern, die einfach mal ihr Leben im Wasser verloren haben.

                                                                                    Zum Thema planbares Abenteuer. Auch in modernen Zeiten meide ich Routenplanungen am Rechner und Trackpoints im Gerät. Da komme ich mir wirklich eher blöde vor. Aber das hält jeder, wie er will.

                                                                                    Und was Packrafts betrifft. Die Dinger halten einiges aus, sind relativ leicht flickbar. Die ein wenig übern Boden ziehen ist meist nicht problematisch. Ängste wie Ausrüstungsverlust sollten einen nicht vor der Verwirklichung von Träumen abhalten. Die meisten haben doch eh irgendeine Reiseversicherung. Außerdem findet man den meisten Kran nach dem Kentern oft wieder. Ausrüstung kann ersetzt werden. Erinnerungen nicht.

                                                                                    Im Sommer kann man auch ohne große Gewichtsnachteile einen KuFa Schlafsack mit einpacken - dann ist auch das Thema nasse Daune gegessen.

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      Alter Hase
                                                                                      • 28.08.2017
                                                                                      • 3014
                                                                                      • Privat


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                                                                                      AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                                                                      OT:
                                                                                      Zitat von mitreisender Beitrag anzeigen
                                                                                      Im Sommer kann man auch ohne große Gewichtsnachteile einen KuFa Schlafsack mit einpacken - dann ist auch das Thema nasse Daune gegessen.
                                                                                      Amen. Und das Thema Tierwohl gleich mit (auch bei nicht-lebendgerupften Daunen)...

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        Lebt im Forum
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                                                                                        • 5122
                                                                                        • Privat


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                                                                                        AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                                                                        Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
                                                                                        OT:

                                                                                        Amen. Und das Thema Tierwohl gleich mit (auch bei nicht-lebendgerupften Daunen)...
                                                                                        Habe ich in keiner Silber erwähnt. Fehlt Dir die Aufmerksamkeit? Bewege ich mich auf dem Wasser, setze ich eben auf unempfindlicheres Material.

                                                                                        Auf meinem Packraft fährt der Lamina mit. Muss ich mir keinen Kopf machen. Ajungilak hat vor seiner traurigen Zerfledderung durch Mammut vor allem Schlafsäcke mit welcher Füllung für die skandinavischen Kunden hergestellt? Rate mal.

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          Alter Hase
                                                                                          • 28.08.2017
                                                                                          • 3014
                                                                                          • Privat


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                                                                                          AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                                                                          OT:
                                                                                          Zitat von mitreisender Beitrag anzeigen
                                                                                          Habe ich in keiner Silbe erwähnt.
                                                                                          Kein Problem. Das war ja auch kein Widerspruch ("amen" = "das finde ich auch") , und der Rest eine Weiterentwicklung des Gedankens für/durch mich. Keine Ahnung, wer was hergestellt hat oder herstellt; Daune kaufe ich nicht, aus nämlichem Grund.

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            Vorstand
                                                                                            Fuchs
                                                                                            • 18.06.2014
                                                                                            • 1591
                                                                                            • Privat


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                                                                                            AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                                                                            Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                                                                            ... ich weile in ein paar Tagen in Island...ice cave watching u.a.
                                                                                            Unverschämtheit!!!

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              Fuchs
                                                                                              • 22.08.2010
                                                                                              • 1835
                                                                                              • Privat


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                                                                                              AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                                                                              Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                                                                              Unverschämtheit!!!
                                                                                              Du möchtest gerade nicht mit mir tauschen.
                                                                                              Ich sitze hier im Hotel im Sturm fest, und zwar bereits den zweiten Tag. Windgeschwindigkeiten von 32-35 m/s! Da wackelt selbst das ganze Hotel.
                                                                                              So nah am Treffpunkt, aber die Straße ist seit Samstag Abend geschlossen. Die Tour wurde aus Sicherheitsgründen gecanceled und heute fand auch keine statt.

                                                                                              Jetzt hat sich noch eine Möglichkeit mit einer anderen Firma,katlatrack.is, am Myrdalsjökull,ergeben. Startpunkt wäre dann in Vík. Das werde ich vermutlich machen, weil das größere, logistische Vorteile hat. Mein Zeitfenster ist sehr begrenzt, denn schon am Dienstag Vormittag fliege ich zurück.
                                                                                              Könnte also doch noch klappen (hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben).
                                                                                              My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                              Kommentar


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                                                                                                Vorstand
                                                                                                Fuchs
                                                                                                • 18.06.2014
                                                                                                • 1591
                                                                                                • Privat


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                                                                                                AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                                                                                Oh nein! Das ist ja Mist! Ich drücke Dir die Daumen, dass es mit der Tour noch klappt (genau genommen geklappt hat).

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  Erfahren
                                                                                                  • 07.03.2007
                                                                                                  • 387
                                                                                                  • Privat


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                                                                                                  AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                                                                                  Der Packrafting Part hat mich ja besonders interessiert. Danke für den ehrlichen Bericht hier. Ein paar Gedanken hatte ich hier. Bin sehr stark geprägt durch Kanutouren und Flussfahrten im Packraft (mit wenig Trekking Anteil):

                                                                                                  - Der (Daunen) Schlafsack den ich jetzt schon seit 15 Jahren benutzte ist IMMER doppelt gesichert bei mir. Für den Schlafsack habe ich einen dünnen wasserdichten Kompressionssack und dieser steht dann im nochmals wasserdichten Packsack im ISS oder in einem weiteren robusten Packsack (Ortlieb / Sea to summit). Mit dem Schlafsack hattest du ja echt Glück das du so gutes Wetter hattest. Bei schlechtem Wetter stelle ich mir das echt nicht lustig vor.

                                                                                                  - Beim treideln bzw. ziehen im Wasser gilt ja eigentlich die Daumenregel: "Nur bis zu den Knien". Ansonsten ist die Gefahr zu gross das man mit den Füssen zwischen Steinen feststecken bleibt, der Wasserdruck aber einen umreisst und dann man in eine suboptimale Situation kommt. Allerdings halte ich mich nicht ständig an diese Regel. Im Jahr 2018 mussten wir Gefühlt die halbe Strecke im Fluss zwischen den Steinen unser Packraft schieben und zerren. Da standen wir dann aber teilweise bis zu den Oberschenkeln im Wasser und haben uns am Boot bzw. mit dem Paddel abgestützt. Wir hatten da aber Trockenhosen an. Reisebericht dazu ist hier:
                                                                                                  https://www.canoeguide.net/service/r...ing-rostueatnu

                                                                                                  - Die Rückmeldung zu dem Rucksack ist ja nicht so toll. Ich habe mir lange überlegt ihn mir zuzulegen, habe das jetzt aber auch nach deiner Rückmeldung verworfen. Ich denke ich teste jetzt mal den Ortlieb Atrack und hoffe da dann nach diesem Sommer etwas erhellendes zum Thema wasserdichte und tragfähige Rucksäcke beitragen zu können.

                                                                                                  Bleibt jetzt noch das Video :-) sehr schön das du da hohe Ansprüche an dich selbst hast und daher bleibt es spannend was es da noch zu sehen gibt
                                                                                                  ------------------------------------------------
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                                                                                                  Only the early worm catches the fish
                                                                                                  ------------------------------------------------

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                                                                                                    Erfahren
                                                                                                    • 07.03.2007
                                                                                                    • 387
                                                                                                    • Privat


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                                                                                                    AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                                                                                    Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                                                                                    17.07.19

                                                                                                    Zurück beim Zelt schaue ich mir mal in Ruhe meine Trailrunner an.
                                                                                                    Die sind durch, müssen aber noch ein paar Tage halten.



                                                                                                    Die sind durch.....



                                                                                                    .....und voller Löcher!
                                                                                                    Sehe ich das richtig das du nur diese Trailrunner Schuhe während der Tour trägst? Oder sind das deine "Camp Schuhe"? Ich frage deshalb da ich mir für die nächste Tour überlege die schweren Wanderstiefel daheim zu lassen und nur die Trailrunner (ich habe auch die von Salomon) mit auf Packrafting Tour mitzunehmen. Da könnte ich einiges an Gewicht sparen.
                                                                                                    Da die Trailrunner ja wasserdicht sind und in meinem Fall ich auch wieder geplant habe mindestens 90 % der Strecke auf dem Wasser zurück zu legen denke ich das dies klappen sollte.
                                                                                                    Oder hast du "nur" die Trailrunner angezogen da du gewusst hast das du so gutes Wetter bekommst ?
                                                                                                    ------------------------------------------------
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                                                                                                    Only the early worm catches the fish
                                                                                                    ------------------------------------------------

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                                                                                                      Fuchs
                                                                                                      • 22.08.2010
                                                                                                      • 1835
                                                                                                      • Privat


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                                                                                                      AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                                                                                      Zitat von earlyworm Beitrag anzeigen
                                                                                                      Sehe ich das richtig das du nur diese Trailrunner Schuhe während der Tour trägst? Oder sind das deine "Camp Schuhe"? Ich frage deshalb da ich mir für die nächste Tour überlege die schweren Wanderstiefel daheim zu lassen und nur die Trailrunner (ich habe auch die von Salomon) mit auf Packrafting Tour mitzunehmen. Da könnte ich einiges an Gewicht sparen.
                                                                                                      Da die Trailrunner ja wasserdicht sind und in meinem Fall ich auch wieder geplant habe mindestens 90 % der Strecke auf dem Wasser zurück zu legen denke ich das dies klappen sollte.
                                                                                                      Oder hast du "nur" die Trailrunner angezogen da du gewusst hast das du so gutes Wetter bekommst ?
                                                                                                      Ich trage schon seit Jahren nur noch Trailrunner und gehe damit auch durchs Wasser, bzw. mache damit die anstehenden Furten ( Flussdurchquerungen ). Bei einem Rucksackgewicht von meist um 17 kg stellt das für mich absolut kein Problem dar. Während dieser Tour hatte ich mit Boot etwa 23 kg auf dem Rücken und das war dann allerdings „grenzwertig“.
                                                                                                      Im Boot ging das auch sehr gut. Spezielle Wasserschuhe ( die ich auch habe ) sind meistens sehr instabil und ohne Den geringsten Halt.
                                                                                                      Ich kann es nur empfehlen, knicke eigentlich nie um. Muss jeder für sich entscheiden, aber wenn ich, wie du, nur wenig den Rucksack trage, dann wäre ein Trailrunner erst Recht meine Wahl.
                                                                                                      My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                        Fuchs
                                                                                                        • 22.08.2010
                                                                                                        • 1835
                                                                                                        • Privat


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                                                                                                        AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                                                                                        Epilog

                                                                                                        Eine schöne und sehr intensive Woche war das. Alles lief auf den Höhepunkt hinaus: Packrafting auf dem Vistasjåkka, aber die Trekking - Zeit davor habe ich auch sehr genossen.
                                                                                                        War ich gut genug vorbereitet? Nein, definitiv nicht. Konzentration und Fokus halten haben doch höhere Anforderungen an mich gestellt, als ich mir vorher vorstellen konnte.
                                                                                                        Doch - wie heißt es so schön: Man wächst mit den Aufgaben und da ist natürlich noch viel Luft nach oben.

                                                                                                        Kann ich mir eine Wiederholung mit mehr Zeit auf dem Wasser vorstellen?
                                                                                                        Gewiss. Bei höherem Wasserstand ist der Fluss - bis auf zwei, drei Stellen - relativ einfach
                                                                                                        befahrbar, auch weitgehend in ganzer Länge.

                                                                                                        Noch ein paar Gedanken zu einigen Ausrüstungsgegenständen:

                                                                                                        Boot: Das MRS Microraft hat sich gut geschlagen. Die Robustheit ist wirklich beeindruckend und ein rauerer Umgang stellt kaum ein Problem dar. Ich überlege z. Zt., mir für den WW - Einsatz ein MRS Alligator 2S zuzulegen. Das ist noch einen Tick leichter, wie ein Microraft.
                                                                                                        Dauerhaft möchte ich so ein 4-5 kg Boot allerdings nicht mehr tragen, denn da verlasse ich meinen Komfort - Bereich und das Ganze macht mir dann schnell keinen Spass mehr.
                                                                                                        Für stehende Gewässer und ruhig fließende Flüsse überlege ich, ein Anfibio Alpha oder Nano anzuschaffen. Beide Boote sind deutlich leichter.

                                                                                                        Rucksack ( Hyperlite Mountain Gear 4400 Windrider ): Das ist schon ein sehr leichter und schöner Pack, der sich auch noch mit 22-24 kg recht gut tragen lässt. Dann ist aber auch in etwa die Grenze erreicht und das Ganze wird recht unbequem / anstrengend. Das äußere Packnetz ist natürlich super praktisch und das aufgerollte Packraft lässt sich prima mit dem integrierten Packriemen oben auf den Pack schnallen.
                                                                                                        Wenn nur die fehlende Wasserdichtheit nicht wäre. Den vermeintlich wasserdichten Rucksack hatte ich mir extra deshalb gekauft. Die Nähte sind zwar abgeklebt und das Material ist wohl wasserdicht, doch was nützt es, wenn oben Wasser eindringen kann?
                                                                                                        Der Rucksack hat nämlich keinen Deckel, sondern wird gefalzt - aufgerollt und dann mit Klettband verschlossen. Ausgerechnet zu Beginn und am Ende fehlen jeweils 3 cm Klett.
                                                                                                        Das ist zwar so gedacht, denn die Luft muss ja beim Aufrollen entweichen können, doch genau hier trat das Wasser ein. Regen und Spritzwasser machen ihm nichts aus, aber wenn der Pack unter Wasser liegt, dringt zügig Wasser ins Innere.
                                                                                                        Das Fazit über den Pack fällt also eher gemischt aus.

                                                                                                        Schlafsack: Seit vielen Jahren benutze ich Daunenschlafsäcke von Western Mountaineering und bin super zufrieden, nein, ich liebe sie geradezu. Herrliches, kuscheliges Schlafklima - ein Sack mit synthetischer Füllung kommt mir niemals mehr in mein Zelt - never! Ich transportiere den immer in einem Packsack aus Silnylon von Sea to Summit. Der Sack ist auch in heftigem Regen noch nie nass geworden. Für das Packraft habe ich mich ganz auf die Wasserdichtheit des Rucksack verlassen. Da werde ich für das nächste Mal wohl nachbessern müssen.

                                                                                                        Ich hoffe, ich konnte einige Fragen beantworten. Sollten noch weitere Fragen bestehen,
                                                                                                        dann stellt sie einfach, und ich werde mich bemühen, zu antworten.

                                                                                                        Ja, und dann habe ich auch noch das Video "finalisiert":


                                                                                                        My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                          Dauerbesucher
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                                                                                                          • 768
                                                                                                          • Privat


                                                                                                          #53
                                                                                                          AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                                                                                          Moin Tom,

                                                                                                          danke für Dein alles in allem doch sehr positives Fazit und natürlich auch für das Video. Sehr schön , das Warten hat sich gelohnt. Ohne bewegte Bilder kann man sich das ja gar nicht so gut vorstellen. Hat jedenfalls meinen Wunsch eher noch verstärkt, in diesem Jahr zum ersten Mal auf einem richtigen Wildfluss zu paddeln. Wenn es sich irgendwie einrichten lässt und ich vorher so viel Gelegenheit zum Lernen und Üben bekomme, dass ich mir das zutrauen kann, versteht sich . Nach Deinem Bericht nehme ich mir auf jeden Fall vor, meine Fähigkeiten nicht zu überschätzen und beim geringsten Zweifel umzutragen. Sonst liest ma ja häufig von den Superprofis, die alles mühelos bewältigen und sogar noch Spaß dabei haben . Insofern waren die weniger angenehmen Deiner Erlebnisse besondes wertvoll für Packraft-Anfänger wie mich.

                                                                                                          Eine Frage hätte ich noch zum Paddel: wie gut bist Du mit dem Anfibio Basic 4p zurechtgekommen? In der Berschreibung vom Packraftig Store steht was von Fertigungstoleranzen. Wie stark war das spürbar? Wenn sie selber darauf hinweisen, muss es ja schon öfter Beschwerden gegeben haben.

                                                                                                          LG, Bernd

                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                            Fuchs
                                                                                                            • 22.08.2010
                                                                                                            • 1835
                                                                                                            • Privat


                                                                                                            #54
                                                                                                            AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                                                                                            Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                                                                                            Moin Tom,

                                                                                                            danke für Dein alles in allem doch sehr positives Fazit und natürlich auch für das Video. Sehr schön , das Warten hat sich gelohnt. Ohne bewegte Bilder kann man sich das ja gar nicht so gut vorstellen. Hat jedenfalls meinen Wunsch eher noch verstärkt, in diesem Jahr zum ersten Mal auf einem richtigen Wildfluss zu paddeln. Wenn es sich irgendwie einrichten lässt und ich vorher so viel Gelegenheit zum Lernen und Üben bekomme, dass ich mir das zutrauen kann, versteht sich . Nach Deinem Bericht nehme ich mir auf jeden Fall vor, meine Fähigkeiten nicht zu überschätzen und beim geringsten Zweifel umzutragen. Sonst liest ma ja häufig von den Superprofis, die alles mühelos bewältigen und sogar noch Spaß dabei haben . Insofern waren die weniger angenehmen Deiner Erlebnisse besondes wertvoll für Packraft-Anfänger wie mich.

                                                                                                            Eine Frage hätte ich noch zum Paddel: wie gut bist Du mit dem Anfibio Basic 4p zurechtgekommen? In der Berschreibung vom Packraftig Store steht was von Fertigungstoleranzen. Wie stark war das spürbar? Wenn sie selber darauf hinweisen, muss es ja schon öfter Beschwerden gegeben haben.

                                                                                                            LG, Bernd
                                                                                                            Gerne.
                                                                                                            Das Anfibio Basic 4p ist o.k., wenn man nichts anderes hat.
                                                                                                            Ich, als Newbie, hab das schon etwas klapprige Paddel einfach benutzt. Gab ja keine Alternative.
                                                                                                            Jemand, der schon öfter im WW gefahren ist, wird bei dem Paddel sicher mit den Augen rollen, da eine direkte,
                                                                                                            feste Ansprache seines Paddels für ihn eine Grundvoraussetzung darstellt.
                                                                                                            Ich habe bei mir noch ein Aquabound Sting Ray, oder Manta Ray, so genau weiss ich das nicht.
                                                                                                            Das ist schon ein ganz anderes Paddel, ohne wahrnehmbare Fertigungstoleranzen.
                                                                                                            Da es ja immer auch ums Geld geht, würde ich dir das Anfibio Vertex empfehlen, bei mehr Invest das Manta Ray.
                                                                                                            Gabriel paddelt, glaube ich, mit einem Smash, aber das kostet fast das Doppelte ( vom Vertex ).
                                                                                                            My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                              Fuchs
                                                                                                              • 10.06.2004
                                                                                                              • 1232
                                                                                                              • Privat


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                                                                                                              AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                                                                                              Danke für Deinen sehr schönen Bericht. Besonders der Packrafting Teil aufm Vistasjohka hat mich sehr interessiert, da ich letztes Jahr zeitweise auch mit dem Gedanken geliebäugelt habe ein Packraft nach Lappland mitzunehmen. Schade nur, dass es bei Dir dann nicht so klappte wie gehofft. Aber trotzdem danke für Deine brutal-ehrliche Beschreibung des Erlebten. Das war ja schon etwas "abenteuerlich". Aber son Fluss hat nunmal eine etwas andere Dynamik als ein Wanderweg.

                                                                                                              Übrigens nutze ich selbst das Alligator 2S. Hatte das vorletztes Jahr in Südgrönland dabei und bin damit auch schon auf diversen Flüßen im Alpenraum gepaddelt (auch leichtetes Wildwasser Stufe 2-3). Grundsätzlich bin ich sehr zuzfrieden mit dem Boot und der generellen Handhabung. Für Tagesausflüge ist es echt gut, aber auf eine Trekkingtour würde ich es wohl nicht nochmal mitnehmen. Dafür war es mir dann doch etwas zu schwer. Wenn dann liebäugle ich aktuell wohl eher mit dem Anfibio Rebel. Damit wären im Zweifelsfall auch noch leichte Wildwasserabschnitte möglich.

                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                Fuchs
                                                                                                                • 22.08.2010
                                                                                                                • 1835
                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                                                                                                Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                                                Danke für Deinen sehr schönen Bericht. Besonders der Packrafting Teil aufm Vistasjohka hat mich sehr interessiert, da ich letztes Jahr zeitweise auch mit dem Gedanken geliebäugelt habe ein Packraft nach Lappland mitzunehmen. Schade nur, dass es bei Dir dann nicht so klappte wie gehofft. Aber trotzdem danke für Deine brutal-ehrliche Beschreibung des Erlebten. Das war ja schon etwas "abenteuerlich". Aber son Fluss hat nunmal eine etwas andere Dynamik als ein Wanderweg.

                                                                                                                Übrigens nutze ich selbst das Alligator 2S. Hatte das vorletztes Jahr in Südgrönland dabei und bin damit auch schon auf diversen Flüßen im Alpenraum gepaddelt (auch leichtetes Wildwasser Stufe 2-3). Grundsätzlich bin ich sehr zuzfrieden mit dem Boot und der generellen Handhabung. Für Tagesausflüge ist es echt gut, aber auf eine Trekkingtour würde ich es wohl nicht nochmal mitnehmen. Dafür war es mir dann doch etwas zu schwer. Wenn dann liebäugle ich aktuell wohl eher mit dem Anfibio Rebel. Damit wären im Zweifelsfall auch noch leichte Wildwasserabschnitte möglich.
                                                                                                                Hey Mortias,

                                                                                                                freut mich, wenn es dir gefallen hat. Ich sehe das ganz ähnlich wie du: Da gibt es noch ein großes Potential für Packraft - Touren in Lappland. Für die Zukunft hätte ich nichts dagegen, wenn der „Abenteuer - Faktor“ beim nächsten mal etwas geringer ausfallen würde.
                                                                                                                Ein Alligator 2S würde ich auch nicht mit auf eine Lappland - Tour nehmen, jedenfalls in den meisten Fällen nicht, denn das wäre mir auch zu schwer. Über das Anfibio Rebel 2K denke ich schon seit Monaten nach und war mir noch vor kurzem völlig sicher, dass ich es mir als „Eierlegende Wollmilchsau“ kaufen werde. Guter Kompromiss zwischen Gewicht, Invest und Wildwasser - Eignung. Nachdem ich allerdings zwei kurze Videos über das Verhalten des Bootes im WW gesehen habe, sind mir doch einige Zweifel gekommen. Ich habe noch keine Enscheidung getroffen. Es ist ja auch gerade nicht die Zeit dafür, eine Entscheidung zu treffen - es gibt z. Zt. wahrlich wichtigere Dinge im Leben. Es schmerzt mich sehr, feststellen zu müssen, dass in diesem ( und im nächsten?? ) Jahr wohl gar keine Tour in Skandinavien und Island möglich sein wird.
                                                                                                                Bleib gesund - Tom
                                                                                                                My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                  Fuchs
                                                                                                                  • 10.06.2004
                                                                                                                  • 1232
                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                  AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                                                                                                  Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                                                                                                  Hey Mortias,

                                                                                                                  freut mich, wenn es dir gefallen hat. Ich sehe das ganz ähnlich wie du: Da gibt es noch ein großes Potential für Packraft - Touren in Lappland. Für die Zukunft hätte ich nichts dagegen, wenn der „Abenteuer - Faktor“ beim nächsten mal etwas geringer ausfallen würde.
                                                                                                                  Sehr nachvollziehbar Dein Wunsch. Ich denke auch, dass es grundsätzlich viele gute Möglichkeiten gibt ein Packfraft nach Lappland mitzunehmen. Wobei ich mich frage ob ich auch bereit wäre eine Tour zu machen, wo ich von dem Ding abhänge (zum Beispiel weil ich damit einen großen See überqueren will den ich sonst nicht umwandern kann). Weil was mache ich, wenn es mehrere Tage stürmt und man nicht paddeln kann? Dann hat man schnell ein ziemlich großes Problem. Aber ich finde es zumindest spannend mir mal Gedanken darüber zu machen.

                                                                                                                  Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                                                                                                  Über das Anfibio Rebel 2K denke ich schon seit Monaten nach und war mir noch vor kurzem völlig sicher, dass ich es mir als „Eierlegende Wollmilchsau“ kaufen werde. Guter Kompromiss zwischen Gewicht, Invest und Wildwasser - Eignung. Nachdem ich allerdings zwei kurze Videos über das Verhalten des Bootes im WW gesehen habe, sind mir doch einige Zweifel gekommen. Ich habe noch keine Enscheidung getroffen.
                                                                                                                  Ja eine Eierlegende Wollmichsau wäre natürlich was schönes. Zugegeben habe ich mir selbst noch keine Videos von dem Rebel angeschaut. Hab halt nur ein paar Infos darüber gelesen und ich fand das klang interessant. Wobei jetzt das Nano oder das Alpha hinsichtlich Wildwassertauglichkeit sicherlich nicht besser sind. Dafür sind sie allerdings leichter. Und falls man nur auf Zahmwasser paddeln will folglich besser geeignet.

                                                                                                                  Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                                                                                                  Es ist ja auch gerade nicht die Zeit dafür, eine Entscheidung zu treffen - es gibt z. Zt. wahrlich wichtigere Dinge im Leben. Es schmerzt mich sehr, feststellen zu müssen, dass in diesem ( und im nächsten?? ) Jahr wohl gar keine Tour in Skandinavien und Island möglich sein wird.
                                                                                                                  Bleib gesund - Tom
                                                                                                                  Ja Danke gleichfalls. Die aktuelle Situation mit der Corona-Krise ist echt ärgerlich und bitter. Wobei ich immer noch halbwegs optimistisch bin, zumindest was eine Tour in Skandinavien angeht. Vielleicht hat sich in den Sommermonaten die Lage ja halbwegs beruhigt, so dass man wieder verreisen kann. Und zumindest für Skandinavien ist es preislich meist noch gut möglich relativ spontan eine Reise zu buchen. Habe ich in der Vergangenheit jetzt schon häufiger gemacht (teilweise mit gerade mal 2-3 Wochen Vorlaufzeit). Von daher, die Hoffnung stirbt zuletzt.

                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                    Dauerbesucher
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                                                                                                                    • 900
                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                    AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                                                                                                    Eure Erwägungen zu den Vor- und Nachteilen der Packrafts finde ich spannend. Ich stehe gerade vor ähnlichen Erwägungen und stelle mir dieselben Fragen.

                                                                                                                    WENN das Rebel2K Wildwassertauglich für Anfänger ist und das kann, was man als Anfänger eben so macht, wäre es ein super Kompromiss. Mit 2,8kg schon eher schwer, aber ein Kilo leichter als das Alligator, durch die Spritzdecke auch geeignet für schlechtes Wetter, Seen und normale Flüsse gehen sowieso. Eines für alles. Und kostet halt „nur“ 850 bis 1000€.

                                                                                                                    WENN es aber nicht wirklich fürs Wildwasser taugt (Ich habe auch schon einen Anfänger-Wildwasser-Kajak Kurs gemacht und Kehrwasser sauber ansteuern etc. sollte das Boot schon können) dann habe ich womöglich am Ende ein Boot, das für Wildwasser nicht wirklich geeignet ist (ich also da immer auf die Boote der anderen schiele), für Trekking-Touren mit Seen / Ruhigen Flüssen eigentlich Overkill und relativ schwer, sodass hier ein Nano oder Delta besser wäre.

                                                                                                                    Dann bleibt es (1) beim Preisvorteil und (2) der Geeignetheit für Seen / Flüsse auch bei schlechte Wetter dank Spritzdecke. Touren dieser Art sollte aber ein Alligator ja eigentlich auch hinkriegen und bei Tages / 3 Tagestouren käme es auf das Kilo Mehrgewicht dann doch nicht an. (3) Bzw. es wäre in der Tat auch für kombinierte Trekking-Touren denkbar, weil man das eine 1kg spart. Aber was mich betrifft, ich würde eher dazu tendieren, entweder nur ruhige Flüsse / Seen machen zu wollen (Nano/Delta = 1-2kg leichter) oder eine reine Packraft-Tour = dann das richtig gute.

                                                                                                                    Zumindest das Nomad habe ich für mich inzwischen ausgeschlossen, da durch hohen Preis und hohes Gewicht nicht mehr denkbar für Trekking-Tour, wenn ich aber eh nur Tagestouren mache, kann ich auch gleich ein Gumotex-Boot für 700 Euro etc. holen, das dürfte ja doch bessere Fahreigenschaften haben. Und so richtig Wildwassertauglich dürfte es durch die Länge auch nicht mehr sein. Dann bliebe als Anwendungsbereich Packraft-Touren die im Schwerpunkt auf Seen stattfinden Finnland etc.

                                                                                                                    Konkretere Fragen an dich, weil du ja im Norden wohnst (und ich nicht ausschließen kann, da mittelfristig wieder hinzuziehen).
                                                                                                                    (1) War das das Video hier? https://www.youtube.com/watch?v=q-piOZp-pbE (Hier fällt mir auf, dass er sich ständig dreht ohne das wohl zu wollen). Meintest du das? Bzw. woran hast du es konkret festgemacht dass es nicht so geeignet ist?

                                                                                                                    (2) Was zeichnet eigentlich das Microraft aus im Vergleich zum Alligator? Sieht genauso aus, fast dieselben Maße, Spritzdecke, Preis ähnlich. Wieso sollte das nicht im Wildwasser genauso gut sein? Umgekehrt gefragt: Worin liegen die Vorteile?

                                                                                                                    (3) Fährst du mit deinem Microraft auch im Norden auf Seen / Flüssen für Tagestouren? Oder eignet es sich dafür kaum? Weil jetzt 1500 Euro für ein Wildwasser-Ding rauszuhauen und es dann nur eine Saison zu nutzen weil es im Norden kein Wildwasser gibt und es eigentlich nicht für Seen / die Elbe etc. taugt ist ja auch Mist. Oder schadet der „Overkill“ nicht für die Flüsse und Seen da oben? Spricht: nutzt du es und bist damit zufrieden?

                                                                                                                    Sonstige Anmerkungen zu meinen Gedanken nehme ich aber auch gerne 😉.

                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                      Fuchs
                                                                                                                      • 22.08.2010
                                                                                                                      • 1835
                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                      #59
                                                                                                                      AW: [SE] Mit dem Packraft: Einmal um den Kebnekaise

                                                                                                                      Zitat von Freedom33333 Beitrag anzeigen
                                                                                                                      Eure Erwägungen zu den Vor- und Nachteilen der Packrafts finde ich spannend. Ich stehe gerade vor ähnlichen Erwägungen und stelle mir dieselben Fragen.

                                                                                                                      WENN das Rebel2K Wildwassertauglich für Anfänger ist und das kann, was man als Anfänger eben so macht, wäre es ein super Kompromiss. Mit 2,8kg schon eher schwer, aber ein Kilo leichter als das Alligator, durch die Spritzdecke auch geeignet für schlechtes Wetter, Seen und normale Flüsse gehen sowieso. Eines für alles. Und kostet halt „nur“ 850 bis 1000€.

                                                                                                                      WENN es aber nicht wirklich fürs Wildwasser taugt (Ich habe auch schon einen Anfänger-Wildwasser-Kajak Kurs gemacht und Kehrwasser sauber ansteuern etc. sollte das Boot schon können) dann habe ich womöglich am Ende ein Boot, das für Wildwasser nicht wirklich geeignet ist (ich also da immer auf die Boote der anderen schiele), für Trekking-Touren mit Seen / Ruhigen Flüssen eigentlich Overkill und relativ schwer, sodass hier ein Nano oder Delta besser wäre.

                                                                                                                      Dann bleibt es (1) beim Preisvorteil und (2) der Geeignetheit für Seen / Flüsse auch bei schlechte Wetter dank Spritzdecke. Touren dieser Art sollte aber ein Alligator ja eigentlich auch hinkriegen und bei Tages / 3 Tagestouren käme es auf das Kilo Mehrgewicht dann doch nicht an. (3) Bzw. es wäre in der Tat auch für kombinierte Trekking-Touren denkbar, weil man das eine 1kg spart. Aber was mich betrifft, ich würde eher dazu tendieren, entweder nur ruhige Flüsse / Seen machen zu wollen (Nano/Delta = 1-2kg leichter) oder eine reine Packraft-Tour = dann das richtig gute.

                                                                                                                      Zumindest das Nomad habe ich für mich inzwischen ausgeschlossen, da durch hohen Preis und hohes Gewicht nicht mehr denkbar für Trekking-Tour, wenn ich aber eh nur Tagestouren mache, kann ich auch gleich ein Gumotex-Boot für 700 Euro etc. holen, das dürfte ja doch bessere Fahreigenschaften haben. Und so richtig Wildwassertauglich dürfte es durch die Länge auch nicht mehr sein. Dann bliebe als Anwendungsbereich Packraft-Touren die im Schwerpunkt auf Seen stattfinden Finnland etc.

                                                                                                                      Konkretere Fragen an dich, weil du ja im Norden wohnst (und ich nicht ausschließen kann, da mittelfristig wieder hinzuziehen).
                                                                                                                      (1) War das das Video hier? https://www.youtube.com/watch?v=q-piOZp-pbE (Hier fällt mir auf, dass er sich ständig dreht ohne das wohl zu wollen). Meintest du das? Bzw. woran hast du es konkret festgemacht dass es nicht so geeignet ist?

                                                                                                                      (2) Was zeichnet eigentlich das Microraft aus im Vergleich zum Alligator? Sieht genauso aus, fast dieselben Maße, Spritzdecke, Preis ähnlich. Wieso sollte das nicht im Wildwasser genauso gut sein? Umgekehrt gefragt: Worin liegen die Vorteile?

                                                                                                                      (3) Fährst du mit deinem Microraft auch im Norden auf Seen / Flüssen für Tagestouren? Oder eignet es sich dafür kaum? Weil jetzt 1500 Euro für ein Wildwasser-Ding rauszuhauen und es dann nur eine Saison zu nutzen weil es im Norden kein Wildwasser gibt und es eigentlich nicht für Seen / die Elbe etc. taugt ist ja auch Mist. Oder schadet der „Overkill“ nicht für die Flüsse und Seen da oben? Spricht: nutzt du es und bist damit zufrieden?

                                                                                                                      Sonstige Anmerkungen zu meinen Gedanken nehme ich aber auch gerne .

                                                                                                                      Moin Albrecht,

                                                                                                                      vorweg: Ich besitze kein MRS Microraft. Das Boot war für die Tour vom Packrafting Store nur geliehen.

                                                                                                                      Ich sehe es inzwischen so: Das eine Boot für alle Eventualitäten / Anforderungen gibt es nicht. Der Alligator ist etwas „schlanker“ und erinnert in seinem Äußeren und den Fahreigenschaften eher einem ( Festboot- ) Kajak. Ich habe ihn mir deshalb vor kurzem als Angebot ( 959.- € ) im Packrafting Store gekauft - da musste ich nicht lange überlegen. Ich werde ihn auf Kurz - Trips und vor allem im Wildwasser einsetzen. Ich habe es mir extra für das European Packrafting meet - up 2020 auf der Soca / Slovenien gekauft. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
                                                                                                                      Dafür ist er „wie gemacht“, und liegt noch etwas besser im ( Wild- ) Wasser, wie das Microraft, welches übrigens bei den WW - Kursen in Markkleeberg bei Leibzig - veranstaltet / initiiert vom Packrafting Store - als Kurs - Boot verwendet wird.
                                                                                                                      Für echtes Packrafting ( Tour - Dauer 1-3 Wochen, überwiegend Seen und ruhige Gewässer ), wo ich das Boot die ganze Zeit mitschleppen muss, kommt deshalb nur etwas deutlich Leichteres in Frage: z. B. Anfibio Alpha XC, oder das Delta.
                                                                                                                      Vielleicht habe ich bald die Möglichkeit, das Alpha auf meiner nächsten Tour zu testen. Danach werde ich entscheiden..... und mir ein zweites Boot zulegen.
                                                                                                                      Was nun die WW - Fahreigenschaften des Anfibio Rebel 2K angeht, so sind meine Eindrücke sehr subjektiv, da ich noch keine „Hands on“ anlegen konnte. Das wird sich wohl in der nächsten Woche im westlichen Havelland ändern, denn wir haben gleich drei Interessante Boote zum „Vergleichen“ dabei: Rebel 2K, Alpha XC und das Alligator. Ich bin schon sehr gespannt. Wildwasser - Tests stehen dort aber nicht an. Das ist dann ( hoffentlich ) ab Mitte September in Slovenien möglich.
                                                                                                                      Das verlinkte Video von Gabriel Gersch habe ich vor kurzem auch erstmalig gesehen und fühle mich geradezu bestätigt. Es nimmt die Wellen ( wenn es denn überhaupt mal gerade steht ) etwas hölzern / buckelig / unruhig..... sieht irgendwie merkwürdig aus. Tja, und dieses scheinbar unkontrollierbare, ständige Drehen..... hmm.
                                                                                                                      Ist ansonsten ein schönes ( gelb / Grün mit tube - bags ), gut ausgestattetes und erschwingliches Boot.

                                                                                                                      Hier im Norden ist es sehr mau mit Wildwasser, da muss ich dann speziell übers Wochenende nach Markkleeberg zur künstlichen WW - Anlage fahren - recht aufwendig.

                                                                                                                      Wenn du noch weitere Fragen hast......
                                                                                                                      Zuletzt geändert von evernorth; 16.10.2020, 17:04.
                                                                                                                      My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                        • 900
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                                                                                                                        Moin Tom,
                                                                                                                        danke für die ausführliche Antwort!

                                                                                                                        (1) Das mit dem Packrafting-Meetup, verschoben auf September, ist auf jeden Fall super spannend, sollte ich bis dahin unter die Packrafter gegangen sein wäre das auf jeden Fall auch ein cooles Event, vielleicht sehen wir uns dann ja da.

                                                                                                                        (2) Wenn ihr euch trefft und die drei Boote vergleicht würde ich mich freuen wenn du mir dann Bescheid gibst, man kann das ja dann ggf. auch in einen speziellen Packraft-Thread auslagern wie es passt. Mich würde hier vor allem interessieren ob - in ruhigen Gewässern - du mit deinem Alligator dann genauso happy bist wie die anderen mit ihren Booten, sprich ob das Alligator "Abwärtskompatibel" ist und auch jenseits des Wildwassers genauso viel Spaß macht. Bei Tagestouren würde mich das Mehrgewicht ja nicht stören. Gerade ob es hier wesentliche Unterschiede im Geradeauslauf gibt (Dass es kein Faltboot ist ist mir klar, aber für mich liegt der Fokus halt eh immer auf Flexibilität und Natur und nie auf großen Distanzen).

                                                                                                                        (3) Mir fehlt da etwas die Praxiserfahrung ob und inwiefern sich diese Art Separierung wirklich durchführen lässt (das ist jetzt halt aus der Theorie heraus). Ich würde Packraft-Touren versuchen in zwei Kategorien einzuteilen:
                                                                                                                        (a) "Reine" Packraft-Touren, d.h. man versucht den Trekking-Anteil so gering wie möglich zu halten und will primär auf Flüssen fahren. Für so eine Tour, wo man den ganzen Kram nur ein paar Tage schleppen muss, quasi als Vorbereitung, würde ich durchaus auch ein Alligator in Betracht ziehen.

                                                                                                                        (b) "Echte" Land-Wasser-Touren wie die von Borgman z.B. (Wobei der Wasser-Anteil da auch noch etwas gering war), wo man das Boot eben wirklich zusätzlich dabei hat. Da würde ich in der Tat auf ein Nano (Ich hoffe das legt sich mal irgendwer im Forum zu und kann berichten ) oder Anfibio Alpha Xc setzen. Mein gedanke wäre hier etwa auch - das WAR Eigentlich der Plan für diesen April - Schottland und dann einfach nur mal nebenbei paddeln gehen. Sprich: In den highlands, schöner großer See, Rucksack liegen lassen, einfach mal mitten im Urlaub paddeln. Jedenfalls stand ich oft vor Seen und dachte mir "Mensch, das wäre jetzt was, hier rüber zu fahren, in der Atmosphäre..."
                                                                                                                        (Wobei ja das Paddelgewicht (1kg) etc. auch noch dazukommt, das vergesse ich immer wenn ich mir das gedanklich zurecht lege)
                                                                                                                        Zuletzt geändert von Freedom33333; 08.06.2020, 19:56.

                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                          Fuchs
                                                                                                                          • 22.08.2010
                                                                                                                          • 1835
                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                          Für alle, die jetzt ( oder demnächst ) planen, sich ebenfalls ein Packraft zuzulegen, hier meine - natürlich subjektiven- Eindrücke:

                                                                                                                          - MRS Alligator 2S: Schnellstes Boot am set, schöne, schnell Vertrauen - erweckende Fahreigenschaften, wendig, ohne
                                                                                                                          nachträglich angebrachtes Skeg kein guter Geradeauslauf ( mit Steuer - Schlägen kompensierbar )







                                                                                                                          - Anfibio Rebel 2K: Keine Bewertung, da ich es nicht gefahren habe. Die Spritzdecke scheint sehr empfindlich zu sein.
                                                                                                                          Durch einen individuellen Fehler ist die Persenning in beträchtlicher Länge eingerissen, s. graues
                                                                                                                          Panzer - Tape!




                                                                                                                          - Anfibio Alpha XC: Schön leicht, gute Fahreigenschaften, guter Geradeauslauf mit Skeg, geringes Packmass, verhältnis-
                                                                                                                          mäßig langsam





                                                                                                                          Fazit: Für längeres Trekking werde ich mir wohl ein Anfibio Nano zulegen. Evtl. mit dem Fly, das leichteste Paddel
                                                                                                                          im Packrafting Store. Ist leider auch etwas empfindlich. Boot und Paddel muss ich noch "befingern".
                                                                                                                          Zuletzt geändert von evernorth; 08.06.2020, 07:32. Grund: Fotos eingefügt
                                                                                                                          My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                                          Kommentar