• Borgman
    Dauerbesucher
    • 22.05.2016
    • 768
    • Privat


    [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 68.486498543
    Längengrad 19.715340067
    Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

    Reisezeit: 29. August bis 16. September 2018
    Reiseziel: Norwegen, Troms Fylke





    29. August: Anreise und Kartenjagd

    Kopenhagen, Flughafen Kastrup, acht Uhr morgens. Wow, die neue Raucherterrasse ist fertig! Und schon am Morgen gut bevölkert, war ja irgendwie klar. Die Menschheit lernt auch nichts dazu. Genauso wenig wie ich. Mit einem Milchkaffee in der einen und einem angebissenen Rosinenbrötchen in der anderen Hand mische ich mich unter die anderen Nikotinsüchtigen, auf der Suche nach einem freien Sitzplatz. Wieder ein warmer Sommertag, von denen hatten wir doch nun wirklich mehr als genügend in diesem Jahr. Na, das werde ich bald hinter mir lassen, die drückende Hitze, jede Bewegung ein Schweißausbruch. Selten habe ich die Reise in den hohen Norden so herbeigesehnt wie in den vergangenen Wochen. Dabei bin ich eigentlich gar nicht fit genug für eine Wandertour. Ein grippaler Infekt steckt noch in den Gliedern, dazu kommt akuter Schlafmangel seit mehreren Nächten. Aufgeregt bin ich, angespannt, erschöpft. Sorgen, ob alles gut läuft in der Firma, meine Frau ist auch gesundheitlich angeschlagen, und überhaupt bin ich in Gedanken noch ganz bei einem superspannenden Briefkontakt, den ich eigentlich gar nicht für zweieinhalb Wochen unterbrechen möchte. Noch bis gestern war ich sehr im Zweifel, ob ich überhaupt wegfahren kann und will, obwohl mich alle ermutigt haben. Erst mal eine rauchen. Der leicht überspannte Zustand beruhigt sich langsam.

    Jetzt bin ich also unterwegs, wider alle Vernunft dem Gefühl folgend, das mich in die Wildnis zieht. Den ursprünglichen Plan hab ich vorgestern über den Haufen geworden, zwei Wochen Hinnøya und Senja sollten es sein. Aber ich brauche mehr Wildnis, weg von allen Straßen, frei und pfadlos will ich durch die Berge stapfen, dichten herbstgelben Birkenwald durchdringen, Moore und reißende Flüsse bezwingen, Elche und Schneehühner aufscheuchen. Indre Troms soll es sein. Rohkunborri, das klingt abgelegen und ein bisschen bedrohlich, dunkel, geheimnisvoll. Wenn man meinen geschwächten Gesundheitszustand mit einbezieht, klingt es sogar fast abenteuerlich, jedenfalls einigermaßen unvernünftig. Dazu kommt, dass ich noch keinen neuen Plan habe, nachdem der alte endgültig verworfen ist. Nur eine Wanderkarte, mindestens zwanzig Jahre alt, eine selbst bei hellem Tageslicht kaum lesbare Verkleinerung der alten topographischen Serie, damit ein größeres Gebiet auf das Kartenblatt passt. Die schaue ich mir jetzt mal genauer an, der Flieger nach Oslo geht erst in drei Stunden. Hmm... im Notfall könnte ich damit leben, aber Pfade und Hütten sind vermutlich nicht mehr alle aktuell... wobei das nicht so wichtig ist, wenn ich hauptsächlich pfadlos wandern will... aber eine lesbare Karte wäre schon nicht schlecht. Ich beschließe, in Narvik nach der neuen Turkart Bardu zu fragen und beschäftige mich erst mal mit den gestern schnell noch ausgedruckten Fahrplänen. Das ist einfacher - Start am Bahnhof Björkliden und Ziel Øverbygd (oder irgendeine Schulbushaltestelle in der Nähe) sind gesetzt, alles dazwischen wird sich ergeben.

    Im Flughafen Oslo wird es langsam Zeit, eine Einkaufsliste zu schreiben. Wie immer habe ich Nudelpäckchen, Lieblingskaffee und Milchpulver dabei, der Rest wird in Narvik gekauft. Ich will mal zehn oder elf Tage für die Tour in Indre Troms rechnen, dann hätte ich genügend Zeit, um es ruhig angehen zu lassen und könnte noch vier bis fünf Tage auf Senja wandern. Klingt wie ein Plan. Einmal tief durchatmen, Nase putzen und auf zum Gate. Alles klappt wie am Schnürchen, in Evenes kann ich meinen Rucksack unbeschädigt einsammeln, der Flybus wartet schon. Die neue Brücke über den Rombak ist allerdings noch nicht eingeweiht. Trotzdem eindrucksvoll, winzige Arbeiter und Baufahrzeuge wuseln in luftiger Höhe über dem Fjord herum. Narvik mutet wie gewohnt ernüchternd an, eine Zwecksiedlung für die Erzverschiffung. Und zum Einkaufen. Oder habe ich die verwunschenen Ecken dieser Stadt einfach nie entdeckt? Um 19:10 Uhr steige ich jedenfalls am Storsenter aus und nehme die Beine in die Hand. Zuerst in die Buchhandlung Norli, ganz erwartungsvoll, heute ist bestimmt mein Glückstag. Hier gibt es zwar einige Karten, aber die Turkart Bardu ist nicht dabei, obwohl die nette Verkäuferin mir eindringlich die topographische Karte Bardufoss nahelegt. Nei takk, jeg spør et annen sted. Er det en annen bokhandel i Narvik? Ja, im AMFI gäbe es noch einen Buchladen, aber ich könnte auch mal in der Tankstelle nachfragen. Danke, mach ich doch glatt, Spiritus brauch ich sowieso.

    Zur Tankstelle geht man einmal um das Gebäude, aber da haben sie nur Straßenkarten. Trotzdem hat sich der Weg gelohnt, denn ich bekomme von dem netten Tankwart zusätzlich zum Spiritus auch einen Abreißstadtplan. Der wird sich später als äußerst nützlich erweisen. Erster Punkt abgehakt, Brennstoff. Jetzt will ich erst mal einkaufen, dann kann ich einen weiteren Haken machen. Warum der Coop prix-Supermarkt im zweiten Stock vom Storsenter untergebracht ist, erschließt sich mir nicht so ganz, kann mir aber auch egal sein. Hauptsache es gibt alles was ich brauche und es geht schnell. Eine Viertelstunde später stehe ich mit zwei prall gefüllten gelben Plastiktüten vor dem G-Sport. Klar, fragen kostet nix, Sportläden haben hier auch oft Wanderkarten. Nur nicht die eine, die ich brauche. Um 19:40 Uhr verstaue ich ein paar schwere Sachen wie Bier und Käse provisorisch im Rucksack. Wenn ich flott laufe, schaffe ich es noch zum AMFI, das ist nur ein halber Kilometer. Mein Jagdinstinkt ist geweckt, jetzt will ich diese vermaledeite Karte unbedingt haben, kann doch so schwer nicht sein. Schniefend und schwitzend stehe ich zehn Minuten später in der adretten ARK-Buchhandlung. Wanderklamotten, Stiefel, Rucksack, eine Plastiktüte in jeder Hand, Schweißfleck auf dem T-Shirt und der leicht wirre Blick verraten mich sofort als Touristen. Doch die nette Verkäuferin lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Hei, hast du die Turkart Bardu? - Bardu? - Jepp - Meinst du die hier? - Nee, das ist Norge Serien Bardufoss, ich meine die Turkart - Wohnst du in Norwegen? - Nee, in Deutschland, ich bin Tourist - Aber du verstehst Norwegisch - Ja, ein bisschen, also hast du die Turkart? - Leider nicht, versuch es doch bei der Touristinformation, gleich hier in der Bibliothek, hat aber schon zu.

    Gleicher Dialog im Intersport, jetzt weiß ich auch nicht mehr weiter. Punkt 20:00 Uhr, der Narvesen wird gerade geschlossen, aber ich darf mir noch einen Kaffee zapfen und ein Farris mit Zitrone aus dem Kühlregal nehmen. Damit knalle ich mich erstmal fix und fertig auf eine Bank vor dem AMFI. Uff... das war anstrengend, bin wohl doch noch recht angeschlagen. Jetzt sollte ich mir langsam überlegen wo ich die Nacht verbringe. Mir wäre heute sogar ein Campingplatz recht, aber den scheint es nicht zu geben. Von hier kann man den Skihang oberhalb der Stadt überblicken, der sieht eigentlich ganz gut aus. Ein kleiner Bach müsste sich da auch finden lassen. Nach einer halben Stunde bin ich immer noch ziemlich erschöpft, aber es hilft ja nichts. Also packe ich was noch hineinpasst in den Rucksack und gehe langsam durch die Stadt, vor dem Storsenter rechts abbiegen und immer den Hang hoch. Dabei bemerke ich viel zu spät, dass ich irgendwo im Wohngebiet einen falschen Abzweig genommen habe. Hätte doch schon früher den Stadtplan von der Tanke herauskramen sollen. Also wieder zurück und auf der richtigen Straße zum Wald. In der Dämmerung laufe ich jetzt noch ein Stück die Lysløype hoch und halte Ausschau nach einem akzeptablen Zeltplatz. Bis auf den Weg ist das Gelände hier allerdings ziemlich hubbelig. Beim letzten Licht finde ich dann doch noch eine halbwegs geeignete Stelle, richte mich schnell ein und suche mit der Stirnlampe den Weg zum Bach. Ich bin total durchgeschwitzt, herrlich erfrischend das kalte Wasser. Mit jedem Becher, den ich über mir ausgieße, perlt auch die Anspannung ab.

    Später gibt es Brot mit Italiensk Salat und Schinken, das traditionelle Essen am ersten Abend. Nur das Brot, was hab ich denn da gekauft? Trocken wie Wellpappe und geschmacklich nicht unähnlich, das kann ich unmöglich noch zwei Tage essen. Morgen kauf ich ein neues, aber was mach ich mit diesem? Man schmeißt doch kein Brot weg. Unsere Hühner würden sich freuen, ein Fest würden sie feiern, wenn es dazu noch Quark gäbe. Aber hier in Narvik? Hier gibt es nicht mal Tauben. Problem für morgen, ich öffne erst mal das Bier und schalte die Stirnlampe aus. Der einsetzende Regen lässt die Geräusche der Stadt immer mehr in den Hintergrund treten, hüllt mich ein, macht das Zelt zum gemütlichsten Platz auf dieser Welt.


    30. August: Ein Schatz und erster Kampf mit dem Schweinehund

    Die erste Nacht nach der Reise ist immer unberechenbar. Ich freue mich tierisch darauf, wieder im Zelt zu schlafen, finde es ultragemütlich, kann aber manchmal trotzdem noch nicht abschalten. Dann lärmen die Gedanken in meinem Kopf durcheinander, was hätte ich zu Hause noch erledigen wollen, wird meine Frau alleine klarkommen, wird meine Erkältung besser wenn ich loslaufe oder schlechter, wie wird das Gelände auf der pfadlosen Strecke sein und wie das Wetter? Müßige Gedanken, die sich nicht abschütteln lassen. Um fünf bin ich wach, kann nicht wieder einschlafen, fühle mich kränklich. Es wird doch hoffentlich nicht so wie im vergangenen Jahr an Ostern, wo ich hohes Fieber bekam und die ganze Tour vergessen konnte. Nein, Schluss mit den trüben Phantasien, es ist Sommer, das wird eine schöne Tour, lass sie überhaupt erst mal anfangen.

    Frühstück um halb acht, das Brot ist über Nacht leider nicht durch ein Wunder besser geworden. Hab sowieso keinen Hunger, ein Kaffee genügt. Nachdem alle gestern Abend unsortiert ins Zelt geworfenen Nahrungsmittel fachgerecht verpackt sind, breche ich gegen neun im Regen auf. Laut Wettervorhersage wird sich das heute auch kaum ändern. Auf dem Weg hinunter zur Stadt kaufe ich erst mal Brötchen fürs Abendessen und zwei Kvikk Lunsj für gute Laune im Rema 1000. Det enkle er ofte det beste, so der Werbespruch. Genau. Auf einer Wandertour lernt man den Wert der einfachen Dinge zu schätzen. Wie zum Beispiel den einer hervorragend imprägnierten Regenjacke. Weil die Touristinfo erst um zehn öffnet, schlappe ich anschließend zum Bahnhof und kaufe die Fahrkarte nach Björkliden. Man muss am Automaten seinen Namen eingeben, sehr ungewöhnlich. Will die schwedische Reichsbahn jetzt jeden Passagier mit Namen begrüßen oder gilt das nur für grenzüberschreitenden Verkehr?

    Dann einmal die Kongensgate hinunter zur Touristinfo, es regnet ausdauernd mittelstark, die Sorte Regen, die jede Hoffnung auf einen Sonnenstrahl nur noch dem hartgesottensten Optimisten gestattet. Einem Optimisten wie dem, der gerade erstaunlich gut gelaunt eine nette Dame nach einer ganz bestimmten Wanderkarte fragt. Nein, wir haben überhaupt keine Karten. Ich muss grinsen, das Ganze kommt mir langsam wie ein Computerspiel vor, bei dem man auf Zeit einen Schatz suchen muss. Der Zug fährt um 11:00 Uhr, meine letzte Chance ist ein Sportgeschäft an der Kongensgate, das mittlerweile geöffnet hat. Hier gibt es eine schöne Auswahl schwedischer Wanderkarten, aber nicht die Turkart Bardu. Gut, dann soll es so sein, nehm ich eben die alte Karte. Jetzt bleibt mir noch Zeit genug, um beim Narvesen im Storsenter vorbeizuschauen und einen Milchkaffee abzugreifen. Aah, so sieht also der Schatz aus: ein Blech frisch gebackener Rosinenbrötchen, noch heiß! Zwei davon sind mein Frühstück.

    Die besorgte Stimmung vom frühen Morgen ist vergessen. Bald fährt der Zug, ich freue mich auf die Wandertour, und das Wetter soll sich auch bessern. Und überhaupt, wer hätte nicht gute Laune, wenn in seinem Waggon eine fröhliche Kindergartengruppe mitfährt, Furutoppen Barnehage. Eine der beiden Erzieherinnen beeindruckt mich besonders mit ihrer liebevollen, gelassenen Autorität, die den Kindern nichts von ihrer Lebendigkeit nimmt, aber mit freundlichen kleinen Hinweisen dafür sorgt, dass man sich gegenseitig respektiert und der Geräuschpegel erträglich bleibt. Wo man so gut mit Kindern umgeht, fühle ich mich immer wohl. Hier hat meine Oma ihre Hütte, da drüben! Wann essen wir? Wollen wir jetzt essen? Wir essen auf der Rückfahrt. Bei den Gesprächsfetzen der Kinder, die gerade noch mein wegdämmerndes Hirn erreichen, nicke ich kurz ein. Das ist ja schon Bjørnfjell, dann kommt gleich Riksgränsen. Hier richten die Kinder ihre Regenklamotten und Gummistiefel, laufen aufgeregt in den Regen hinaus, und ein martialisch anmutender Grenzpolizist geht durch den Zug. Das ist für mich ganz neu, fast ein bisschen unheimlich. Er befragt die Fahrgäste. Bist du Schwede? Wo kommst du her? Wie lange warst du in Narvik? Wo hast du da übernachtet? Wo willst du hin? Gute Reise! Gar nicht mal unfreundlich, aber man fühlt sich doch irgendwie misstrauisch beäugt. Was geht es die schwedische Polizei an, wo ich in Narvik übernachtet habe? Danach ist die Stille im Waggon umso auffälliger.


    Bjørnfjell Stasjon


    Björkliden


    Rallarvägen

    In Björkliden steige ich als Einziger aus und richte mich im Wartesaal auf einen nassen Start ein. Regenhülle über den Rucksack, Wanderstöcke eingestellt und los geht's. Zwischen Bahnlinie und Straße folge ich zuerst dem Rallarvägen in Richtung Tornehamn. Den gut ausgebauten Weg durch tropfnassen Birkenwald kann man wirklich nicht verfehlen, anfangs stehen sogar alle 500 Meter blaue Schilder, die anzeigen, wie viel Strecke man schon geschafft hat. Trotz Regen bin ich fröhlich und komme gut in meinen Tritt. Nach einer Stunde und vier Kilometern zweigt ein Stück hinter dem Friedhof von Tornehamn ein Pfad ab, der südlich von zwei Seen weiter nach Westen verläuft. Beide sind in der Karte mit Paktajåkaluobbalah bezeichnet. Nach weiteren gut zwei Kilometern schwenkt der Pfad nach Norden und quert über eine Brücke den Zufluss. Mittlerweile drückt der schwere Rucksack, meine Kräfte schwinden allmählich. Ein Wegweiser verkündet, dass hier der Nordkalottleden beginnt, dem ich bis in den Rohkunborri Nationalpark folgen möchte. Hier gäbe es sogar einen guten Pausenplatz, aber ein Stück geht schon noch. Nach meinem Gefühl wird die Erkältung bald abklingen. Wenn ich die ersten Tage ruhig angehen lasse, bin ich bestimmt bald wieder fit. Als endlich die E10 überquert ist, wird das Gelände offener, nur noch Büsche und einzelne Birken finden Halt auf der dünnen Vegetationsdecke, darunter an vielen Stellen blanker Fels. War es bisher relativ mild, so weht hier ein kalter Wind ungehindert über die Ebene. Jetzt brauche ich erst mal eine lange Pause im Zelt, kann sogar für eine Stunde schlafen.

    Gegen 17:00 Uhr fechte ich einen erbitterten Kampf mit meinem Schweinehund aus. Er ist der Meinung, dass man hier prima übernachten kann, ich halte dagegen, dass der Regen aufgehört hat und schon blaue Stellen am Himmel erkennbar sind, und dass ich auf keinen Fall bereit bin so schnell das Handtuch zu werfen. Also packe ich zusammen und bin kurz nach halb sechs auf dem Pfad, mein Schweinehund trottet widerwillig hinterher. Für ein paar Minuten kommt sogar die Sonne durch. Siehste, sag ich, schön isses! Was auf der Karte ziemlich eben aussieht, ist in Wirklichkeit ein ständiges Auf und Ab über kleine Hügel, manchmal steinig, dazwischen viele Bohlenwege. Selbst über steinige Stellen gibt es hier Bohlen, so ein Luxus. Auf einem davon begegnet mir ein asiatisches Paar, sie voraus, er missmutig hinterher. So ähnlich müsste es bei mir und meinem Schweinehund auch aussehen, denke ich, wenn den jemand sehen könnte. Tatsächlich hat er mich schon fast eingeholt, immer schleppender geht es voran, bis ich mich nach einer Stunde nur noch Schritt vor Schritt quäle. Kurz vor der Brücke über den Fluss Njuoraeatnu geht nichts mehr. Ich kann nicht mal mehr bis zum nächsten Wasser weiterlaufen. Auf einem der Hügel über dem Tal findet sich bald ein passabler Platz, teilweise auf nassem Moos, allerdings muss ich ein ganzes Stück zurück zum letzten Bach laufen um Wasser zu holen. Als das vollbracht ist, ergebe ich mich endgültig der Erschöpfung, liege eine ganze Weile reglos auf dem Rücken, bevor ich mich zum Abendessen aufraffen kann.




  • Fjellfex
    Fuchs
    • 02.09.2016
    • 1511
    • Privat


    #2
    AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

    Hurra, es geht los!

    Mann, Du traust Dich! Mit einer Uraltkarte weglos ins Indre Troms... ich hätte hier vorher stundenlang die Online-Karte im kleinen Maßstab gecheckt, mir alle Bäche und Flüsse auf Satellitenbildern angeschaut, etc.

    Freue mich auf die Fortsetzung!

    Kommentar


    • Prachttaucher
      Freak

      Liebt das Forum
      • 21.01.2008
      • 11979
      • Privat


      #3
      AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

      Da bin ich auch sehr gespannt ! Eine Ecke wo ich gerne nochmal hin wollte.

      Kommentar


      • Borgman
        Dauerbesucher
        • 22.05.2016
        • 768
        • Privat


        #4
        AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

        Zitat von Fjellfex Beitrag anzeigen
        Mann, Du traust Dich! Mit einer Uraltkarte weglos ins Indre Troms... ich hätte hier vorher stundenlang die Online-Karte im kleinen Maßstab gecheckt, mir alle Bäche und Flüsse auf Satellitenbildern angeschaut, etc.
        Klar, hätte ich normalerweise auch. Was wie Mut aussieht ist allzuoft nur Leichtsinn aus Unerfahrenheit. Aber die größtenteils sanfte Topographie der Gegend lässt eigentlich immer mehrere Alternativrouten zu, wenn man wirklich irgendwo nicht weiterkommen sollte. Die einzige Stelle, die mir Kopfzerbrechen gemacht hat, die ich mir gerne vorher auf dem Luftbild angeschaut hätte, war... nee, das verrate ich jetzt nicht . Lass Dich überraschen. Über die schlechte Lesbarkeit der Karte hab ich mich schon 1999(?) bei meiner ersten Tour in der Gegend geärgert, nur da war sie noch neu (inzwischen etwas ramponiert) und es ging hauptsächlich auf markierten Pfaden.

        Zitat von Prachttaucher Beitrag anzeigen
        Da bin ich auch sehr gespannt ! Eine Ecke wo ich gerne nochmal hin wollte.
        Nochmal? Wo bist Du gegangen? Grenzpfad von Troms, wie ich bei meiner ersten Tour dort?

        Kommentar


        • Prachttaucher
          Freak

          Liebt das Forum
          • 21.01.2008
          • 11979
          • Privat


          #5
          AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

          Wahrscheinlich beschränkt sich die Gemeinsamkeit auf die "Turkart Bardu" und das "Dividal". Bin dort per Standardroute von Kilpisjärvi aus durch und wollte aber insbesondere wegen eines sehr eindrucksvollen Flußtales nochmal dort auf anderen Wegen unterwegs sein.

          Kommentar


          • Fjellfex
            Fuchs
            • 02.09.2016
            • 1511
            • Privat


            #6
            AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

            [QUOTE=Borgman;1715677] Die einzige Stelle, die mir Kopfzerbrechen gemacht hat, die ich mir gerne vorher auf dem Luftbild angeschaut hätte, war... nee, das verrate ich jetzt nicht . Lass Dich überraschen QUOTE]

            Soll das hier ein fröhliches Ratespiel werden? Ich bin dabei!

            Also...
            Vielleicht haben wir ja beide die gleiche Uraltkarte. Meine nennt sich Turkart Indre Troms, und auf dem Deckblatt ist eine magnetische "misvisning" von 1985 angegeben.
            Deinen ungefähren Tourenverlauf hast Du mir ja skizziert. Bei der gesuchten Stelle tippe ich mal auf die Gegend Leinavatn/ Südostende Altevatnet:



            Das sicherste wäre gewesen, im äußersten Südosten das ganze zu umgehen, kurz auf schwedisches Gebiet ausweichend.
            Beim bloßen Blick auf die Karte hätte ich nicht vermutet, daß der Abfluß vom Leinavatnet in den Altevatnet furtbar wäre, oder die Verengung des Leinavatnet zwischen Davit und Lulit Lenesjavri... aber bei Betrachten der Satellitenbilder scheint dies nicht unmöglich.

            So, und jetzt bin ich gespannt....
            Vielleicht liege ich ja auch voll daneben.

            Kommentar


            • Borgman
              Dauerbesucher
              • 22.05.2016
              • 768
              • Privat


              #7
              AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

              Zitat von Fjellfex Beitrag anzeigen
              Soll das hier ein fröhliches Ratespiel werden?
              Haha, nee, so war das nicht gemeint. Aber Du hast den Nagel schon auf den Kopf getroffen, ich meinte tatsächlich den Abfluss des Leinavatn. Ganz südöstlich um den See herum wäre mir ein zu großer Umweg gewesen.
              Und die Karte sieht meiner tatsächlich nicht unähnlich, nur dass meine nicht so liebevoll geklebt ist .

              Kommentar


              • Zz
                Fuchs
                • 14.01.2010
                • 1648
                • Privat


                #8
                AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                Zitat Fjellflex: "Vielleicht haben wir ja beide die gleiche Uraltkarte. Meine nennt sich Turkart Indre Troms"
                Also wenn es wirklich diese Karte ist, was ist an der so schlecht? Also ich kenne die Karte ja auch auch, aber ich sehe sie eher als Goldstaub an.
                Gut, ich bin gespannt und werde den Bericht mal verfolgen.
                Gruss Z
                Zuletzt geändert von Zz; 26.12.2018, 14:14.
                "The Best Laks, Is Relax."
                Atli K. (Lakselv)

                Kommentar


                • Fjellfex
                  Fuchs
                  • 02.09.2016
                  • 1511
                  • Privat


                  #9
                  AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                  @ Borgman: Hey,da habe ich ja richtig geraten... ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn.
                  Tja, wenn Du den See hättest umrunden müssen, wäre halt ein zusätzlicher Tag draufgegangen. Dein Zeitbudget hätte das wohl aber hergegeben - und überhaupt: der Weg ist das Ziel.

                  @Zz: Die Topographie ist auf so einer alten Karte auch schön dargestellt, aber nicht unbedingt die "Infrastruktur". Ich war vor 2 Monaten mit so einer Uraltkarte in Rondane, und habe festgestellt, daß es einige damals markierte Wege nicht mehr gibt, dafür aber andernorts neue. In Zuge der hiesigen Angelegenheit habe ich zufällig festgestellt, daß es vom Altevatn Richtung Dividalen inzwischen ATV-Pisten gibt, die auf meiner alten Karte nicht verzeichnet sind.
                  Abgesehen davon betrachte ich, ebenso wie Du, alte Karten als "Goldstaub", und diese werden dann auch, wie von Borgman fein beobachtet, "liebevoll geklebt".

                  Kommentar


                  • Fjaellraev
                    Freak
                    Liebt das Forum
                    • 21.12.2003
                    • 13981
                    • Privat


                    #10
                    AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                    In der Region lese ich natürlich gespannt mit. Habe mich da ja auch schon einige Male auf anderen Routen pfadlos bewegt und werde auch noch den einen oder anderen bekannten Abschnitt sehen.

                    Ja die Kartenfrage in der Region.
                    Die gute alte Turkart Indre Troms wird für die alternden Augen ja nicht unbedingt einfacher zu lesen, die Turkart Bardu ist da schon besser aber für mich (der ich die schwedischen Karten gewohnt bin) immer noch etwas ungewohnt. Teilweise würde ja auch die schwedische BD3 helfen, oder dann natürlich die Calazo "Treriksröset, Abisko och Kiruna"
                    Aber ja, gewisse Sachen verraten sie einem alle nicht, da können Luftbilder von Vorteil sein.
                    Zitat von Fjellfex Beitrag anzeigen
                    @Zz: Die Topographie ist auf so einer alten Karte auch schön dargestellt, aber nicht unbedingt die "Infrastruktur". Ich war vor 2 Monaten mit so einer Uraltkarte in Rondane, und habe festgestellt, daß es einige damals markierte Wege nicht mehr gibt, dafür aber andernorts neue. In Zuge der hiesigen Angelegenheit habe ich zufällig festgestellt, daß es vom Altevatn Richtung Dividalen inzwischen ATV-Pisten gibt, die auf meiner alten Karte nicht verzeichnet sind.
                    Wenn du den gleichen ATV-Track meinst wie ich ihn im Kopf habe, den gab es zum Zeitpunkt als die Indre Troms gedruckt wurde schon längst nur waren die Karten die als Grundlage dienten hoffnungslos veraltet. Es ist eine alte Baupiste aus den Sechzigerjahren als die obersten Zuflüsse des Divielva ins Altevatn umgeleitet wurden. Die Folgen davon sieht man deutlich wenn man an der Piste unterwegs ist, weiter Richtung Altevatn sind auch eindrückliche Spuren, aber davon habe ich kein (brauchbares) Bild.
                    (Edit) Ein Bild von den Ablagerungen gibt es in dem Album mit den anderen Bildern, von der Region wo die Moräne abgespült wurde leider nicht. Aber es sieht wirklich wüst aus.

                    Gruss
                    Henning
                    Zuletzt geändert von Fjaellraev; 01.12.2018, 17:25.
                    Es gibt kein schlechtes Wetter,
                    nur unpassende Kleidung.

                    Kommentar


                    • Borgman
                      Dauerbesucher
                      • 22.05.2016
                      • 768
                      • Privat


                      #11
                      AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                      @Zz, Fjellfex und Fjaellraev: Vielen Dank für Euer Interesse! Vielleicht liegt es wirklich nur an meinen schlechter gewordenen Augen, dass ich mit den blassen Höhenlinien und den läusekleinen Buchstaben speziell dieser Karte nicht mehr so gut zurechtkomme. Auf die ATV-Tracks, die eingezeichneten und in Wirklichkeit vorhandenen, möchte ich lieber an späterer Stelle im Bericht zu sprechen kommen. Jetzt geht es hier erst mal weiter:


                      31. August: Bis an die Grenze

                      Von der Nacht hatte ich mir mehr versprochen. Dafür, dass ich nach dem Abendessen ziemlich bald im Schlafsack war und bestimmt sieben Stunden durchschlafen konnte, fühle ich mich eindeutig nicht erholt genug. Der Schnupfen ist zwar am Abklingen, aber die Glieder sind bleischwer. Wind und Regen bearbeiten das Zelt, das Thermometer zeigt 3°C. Normales Lapplandwetter für den Übergang zwischen Sommer und Herbst, es wird schon noch ein paar schöne Tage geben. Vor zwei Wochen noch hatte ich solches Wetter herbeigesehnt, konnte mir nichts Schöneres vorstellen als richtige Abkühlung. Jetzt hast du sie, also sei zufrieden, mecker nicht immer! Richtig... ich koche mir erst mal einen Kaffee und verkrieche mich für eine Stunde in den Schlafsack. Später beim Müsli erwachen dann doch meine Lebensgeister. Nein, einen Ruhetag brauche ich so dringend nicht, ich kann gut ein bisschen laufen. Wie zur Bestätigung hört der Regen auf, sogar ein paar Sonnenstrahlen treffen das Zelt. Danach noch ein Schauer, aber ich bin schon am Zusammenpacken. Gegen zehn geht es dann wirklich los. Hügel hoch, Hügel runter, unten durch ein Moor und über den nächsten Hügel. Die Strecke hatte ich mir einfacher vorgestellt, eher so lässig ein paar Stunden auf dem markierten Pfad abreißen, bevor es dann anspruchsvoller wird. Doch heute fordern die kleinen Anstiege übermäßig viel Kraft. Wie gestern Nachmittag bin ich eher im Schneckentempo unterwegs. Dafür gibt es immer weniger Regen und mehr Sonne.



                      Schon nach anderthalb Stunden ist der Akku im roten Bereich, nicht gerade berauschend, aber immerhin komme ich voran. Am nächsten Bach wird das Zelt aufgeschlagen. Statt wie üblich nur als Wetterschutz gegen die letzten Nieselschauer, richte ich mich diesmal voll ein, Isomatte, Schlafsack und alles. Ich brauch jetzt Schlaf und Wärme, könnte eine längere Pause werden. Ein bisschen erinnert mich das an den holprigen Start meiner Island-Tour. Vielleicht werde ich einfach älter und kann nicht mehr so durchstarten wie früher, brauche ein paar Tage zur Eingewöhnung. Zwischen Erwartung an mich selbst und realer Leistungsfähigkeit klafft jedenfalls momentan eine unbehagliche Lücke. So, alter Mann, iss mal deine Kekse und dein Stück Käse und mach ein Nickerchen, haste verdient. Jetzt fange ich schon am zweiten Wandertag mit Selbstgesprächen an, das kann ja heiter werden...

                      Gegen drei, nach einem Kaffee zum Wachwerden, mache ich mich wieder auf den Weg. Der Wind hat nachgelassen, und die Sonne wird auch nur noch selten von Wolken verdeckt. Auf dem nächsten Hügel begegnet mir ein Mann mit Hund, aber wir grüßen nur kurz. Bis zur Hütte Pålnostugan geht es sehr angenehm ein Stück direkt an der gleichnamigen Bucht des Torneträsk entlang, Pålnoluokta, mit schönem Ausblick über den riesigen See.






                      Pålnostugan

                      Ab jetzt suche ich mir zur Motivation kürzere Ziele, bis zu dem Hügel noch, dann darfst du ein paar Minuten ausruhen. Aber dann geht es doch noch ein bisschen weiter. Erst hinter dem Grenzstein knalle ich mich mit einem Müsliriegel auf die Heide. Einmal kurz ausstrecken... uff... das ist heute wirklich ein mühsames Geschäft, diese Wanderei. Die Landschaft kann ich gar nicht so recht genießen, obwohl mir das Waldige und Kleingliedrige sehr entgegenkommt. Im offenen Fjell mit kilometerweitem Blick würde ich mir an diesem Tag verloren vorkommen. Die Birken zeigen zaghaft erste gelbe Blätter, sie bereiten sich schon auf den Herbst vor. Oft berühren mich die Übergänge besonders stark, wo die Natur sich auf unterschiedliche Bedingungen einstellt, wo das Leben sich anpasst um weiterzubestehen. So wie der Übergang zwischen Wald- und Alpinzone, oder die Besiedlung eisfreier Flächen, wenn ein Gletscher abgeschmolzen ist. Oder eben der Wechsel der Jahreszeiten. Der Wille zum Überleben wird hier besonders spürbar, er verbindet uns mit der Birke wie mit jedem anderen Lebewesen... und die immanente Gewissheit, dass das auch gelingen wird.







                      Über das Gelingen der Tour mache ich mir noch keine weiteren Gedanken, das erste minimale Etappenziel ist jedenfalls erreicht: ich bin in Norwegen. Hei Norge, du vakre land av mine drømmer! Oder so ähnlich. Um die aufkeimende gute Laune nicht zu sehr zu strapazieren, suche ich mir nach dem ersten Anstieg hinter der Grenze einen Übernachtungsplatz. Wobei die Betonung vorerst auf "suche" liegt, denn ebene Plätze sind in der Nähe des Bächleins rar, das ich mir als Wasserquelle erkoren habe. So rar, dass ich letzten Endes einen etwas abschüssigen nehme. Wird schon gehen, jetzt muss ich erst mal richtig sauber werden. Eiskaltes Haarewaschen, ich hab's ja so vermisst... der süße Schmerz, wenn sich nach dem dritten Becher Wasser die Kopfhaut so sehr zusammenzieht als wolle sie zur Größe einer Briefmarke schrumpfen.


                      01. September: Im Land der Raupen und Rentiere

                      Das Innenzelt hängt voll mit Kondenswassertröpfchen, prall und nass, dazu bereit, sich bei der geringsten Erschütterung vom Stoff zu lösen und der Schwerkraft zu folgen. Nachdem sie vorsichtig mit dem Handtuch aufgenommen sind, sie müssen ja nicht unbedingt den Schlafsack feucht machen, werfe ich einen erwartungsvollen Blick nach draußen. Herrlich! Blauer Himmel, das raureifüberzogene Thermometer sagt -2°C. Nur die Sonne wird noch sehr lange brauchen, bis sie mein Zelt wärmt. Das muss vorerst der Kocher übernehmen. Bis das Kaffeewasser heiß ist, knabbere ich zufrieden an meinen drei Bixit-Keksen. Bäume ausreißen kann ich heute noch nicht, bin aber aufsteigend und unternehmungslustig. Also los! Auf dem Pfad läuft eine allein wandernde Frau Richtung Süden, auch ein früher Vogel, es ist gerade halb acht. Zuerst ein kurzer Anstieg zur Lappjordhytta, die schon in der Sonne badet.



                      Die Tür steht offen, also ist noch jemand da, aber er oder sie zeigt sich nicht. An der Hütte ist ein Wegweiser: Altevatn 24 km. Das ist mein Pfad, dem ich bis zum Riksojohka folgen will, bevor ich dann pfadlos gen Osten laufe. Bis ich meine Kraft richtig einschätzen kann, mache ich lieber noch keine großen Pläne, lasse die Dinge auf mich zukommen. Erst mal geht es den Hang hoch, mehr braucht mich momentan nicht zu interessieren. Schön ist es hier, saftig grüne Beerenheide mit einzelnen Birken, kleine Hügel, herrlicher Ausblick nach Schweden. Den Pfad bin ich vor fast 20 Jahren schon mal gegangen, aber an die Landschaft kann ich mich überhaupt nicht erinnern. Liegt vielleicht daran, dass es damals in Strömen geregnet hat. Da kam mir ein Wanderer entgegen, in kurzen Hosen und Gummistiefeln, ich dachte nur, wozu wasserdichte Stiefel, wenn oben der Regen ungehindert reinläuft. Naja, muss jeder selber wissen.





                      Frühstückspause nach einer Stunde. Viel Strecke hab ich nicht geschafft, das ist noch ausbaufähig, aber schließlich bin ich zur Erholung hier. Kein Stress heute, ich hab alle Zeit der Welt. Hier darf das Zelt in der Sonne trocknen, dann dient es gleichzeitig als Windschutz, es ist immer noch empfindlich kühl. Eigentlich wäre das der perfekte Übernachtungsplatz gewesen, mit Blick zum Sørdal. Leider ist der tief eingeschnittene Canyon von hier nur zu erahnen. Nach der Pause geht es sanft ansteigend durch einfaches Gelände Richtung Osten. Bis auf gut 960m die Passhöhe erreicht ist. Anders als gestern macht mir das Laufen Spaß, der Wind hat nachgelassen, der Schnupfen ist fast weg, die Sonne wärmt, das Leben ist schön. Danach geht es nur noch abwärts. Wo der Pfad nach Norden schwenkt, verlasse ich ihn und furte den Fluss Riksojohka, der nur ganz wenig Wasser führt, in direkter Linie nach Osten. Mittagspause!




                      Gurttejávri


                      Ausläufer der Ruovdoaivvit


                      Riksojohka



                      So weit bin ich sehr zufrieden mit dem Tag. Da jetzt die pfadlose Etappe beginnt, schaue ich mir die Karte mal genauer an und entscheide mich für eine Route. Sieht alles ganz einfach aus, südlich an den Skadjoaivvit entlang und dann geradewegs auf den Berg Rohkunborri zu. Der Klops sollte kaum zu verfehlen sein. Nach dem frugalen Essen koche ich noch einen Kaffee, krame die Sonnenmilch heraus und döse eine weitere Stunde im Gras. Ganz und gar perfekt. Gegen drei muss ich nur kurz meinen Schweinehund zur Ordnung rufen, der sich hier ein bisschen zu breit hingefläzt hat und fasziniert die Raupen beobachtet (warum gibt es gerade hier so viele Raupen?), dann kann es losgehen. Erst mal 200 Höhenmeter den grasbewachsenen Hang hoch, langsam und stetig, dann ebnet es aus. Das Gelände ist in der Tat so einfach, dass ich den Pfad überhaupt nicht vermisse, dafür kommt jetzt das unbeschreiblich freie Gefühl auf. Der Blick sucht nicht mehr die nächste Markierung, sondern schweift in die Weite, erkennt nasse und steinige Stellen, wählt die beste Route aus.


                      Ruovdoaivvit



                      Am namenlosen See 1020m geht es entlang, dann am See 974m, mit fast einschüchternd weitem Blick nach Süden. Trotzdem fühle ich mich nicht ganz allein, denn immer wieder begleitet mich ein Trupp Rentiere für eine Weile, wenn auch mit einigem Abstand. Kurze Verschnaufpause im Windschatten eines Felsens. Hier auf der offenen Hochebene weht ein frischer Wind, der sogar ein paar Wolken mitbringt. Danach komme ich nicht mehr so gut in den Tritt, die letzten Kilometer bis zum Skadjoaijávri ziehen sich mühsam dahin. Als ich dessen Westufer erreiche, soll es auch mal gut sein für heute. Nur ist das Gelände direkt am Seeufer ziemlich nass, und wo es nicht nass ist liegen Steine. Erst nach längerer Suche finde ich einen passablen Platz. Später im Zelt, nach einer kurzen, biestigen Waschaktion im kalten Wind, höre ich die grunzenden Laute der Rentiere ganz nah, ein sehr behagliches Geräusch.


                      Skadjoaijávri




                      Skadjoaijávri

                      Kommentar


                      • DerNeueHeiko
                        Alter Hase
                        • 07.03.2014
                        • 3154
                        • Privat


                        #12
                        AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                        Wundervolle Bilder Ich bin da vor zwei Jahren vollkommen genervt (in der anderen Richtung) runtergerannt, zu warm, zu viele Mücken und Bremsen, kein Wind... aber es war eine tolle Gegend.

                        Bin sehr gespannt, wie du weiter läufst.

                        Heiko

                        Kommentar


                        • Meer Berge
                          Fuchs
                          • 10.07.2008
                          • 2381
                          • Privat


                          #13
                          AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                          Schöööne Tour und herrliche Bilder!
                          Ich hoffe, du hast noch viele Sonnenstunden unterwegs!

                          Kommentar


                          • Borgman
                            Dauerbesucher
                            • 22.05.2016
                            • 768
                            • Privat


                            #14
                            AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                            Zitat von DerNeueHeiko Beitrag anzeigen
                            Wundervolle Bilder Ich bin da vor zwei Jahren vollkommen genervt (in der anderen Richtung) runtergerannt, zu warm, zu viele Mücken und Bremsen, kein Wind... aber es war eine tolle Gegend.
                            Danke, Heiko! Noch ein Grund mehr Anfang September loszuziehen, neben der beginnenden Herbstfärbung. Hoffentlich hattest Du insgesamt trotzdem eine schöne Tour in Indre Troms.


                            Zitat von Meer Berge Beitrag anzeigen
                            Schöööne Tour und herrliche Bilder!
                            Ich hoffe, du hast noch viele Sonnenstunden unterwegs!
                            Auch Dir herzlichen Dank! Ohne zu viel verraten zu wollen: ja, es kommen noch sonnige Tage, mit dem Wetter hatte ich richtig Glück .

                            Jetzt lade ich schnell noch die Bilder hoch, dann geht es weiter...

                            Kommentar


                            • Borgman
                              Dauerbesucher
                              • 22.05.2016
                              • 768
                              • Privat


                              #15
                              AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                              02. September: Zwillingselche im wilden Wald

                              Gestern Abend wurde es richtig kalt, ich brauchte lange um warm zu werden im Schlafsack, konnte schlecht einschlafen. Nachts um zwei wache ich völlig verschwitzt und nervös auf, es weht ein milder Wind, das Zelt ist komplett trocken. Wetterwechsel. Ich muss kurz nach draußen, einmal ums Zelt laufen, dann kann auch gleich die gewaschenen Sachen reinholen. Da ich nun schon hellwach bin, hab ich auch Hunger... zwei oder drei Kornmo-Kekse werden schon übrig sein, so genau sind die nie abgezählt. Nach dem nächtlichen Snack schlafe ich sanft und selig bis sieben Uhr durch. Grau in grau, es regnet ein bisschen, hört aber beim Frühstück schon wieder auf. Sehr nett, damit hätte ich gar nicht gerechnet. Gegen halb zehn bin ich unterwegs, zuerst am See entlang, dann weiter über die leicht wellige Ebene zum nördlichen Čoarddajávri. Praktischerweise heißen alle Seen in diesem Hochtal so. Wenn ich jetzt nur wüsste was das bedeutet. Mittlerweile ist auch Rohkunborri im Hintergrund aufgetaucht, dunkel und drohend, der Gipfel in den Wolken. Rentiere kreuzen von rechts, ich schätze die haben hier Vorfahrt.


                              Rohkunborri mit Rentieren...


                              ... und noch mal ohne, dafür mit den ersten Sonnenstrahlen

                              Das Gelände bleibt sehr angenehm, nur wenige steinige Stellen, ansonsten wächst hier für die Höhe von um die 900 Metern und über dem 68. Breitengrad ungewöhnlich üppiges Gras. Kein Wunder, dass die Rentiere hier so gerne weiden. Nach dem Čoarddajávri laufe ich nördlich des Hügels 930m über einen flachen Sattel und hinunter in das breite Tal. Der Bach im Talgrund, Čoarddajohka, ist hier schon recht tief eingeschnitten. Weil ich auf der südöstlichen Talseite gehen möchte, suche ich mir schon bald eine geeignete Stelle zur Querung, wer weiß wie es weiter unten aussieht. Eine natürliche Brücke, wie der norwegische Name Jordbruelva (Erd- oder Landbrückenfluss) vermuten lässt, kann ich nicht entdecken. Und Fluss ist auch reichlich übertrieben, dieses kümmerliche Rinnsal hat vermutlich der trockene Sommer hinterlassen.





                              Flussabwärts wird der Hang steiler, aber es gibt immer wieder Rentierpfade. Sie verzweigen sich, laufen aus, beginnen woanders wieder und führen letztendlich doch immer weiter zu Tal. Inzwischen ist es zwölf Uhr, Zeit für eine Pause. Der Wind hat aufgefrischt, da stelle ich doch lieber das Zelt auf, obwohl die Temperatur eigentlich sehr mild ist. Bei meiner letzten Tour in Indre Troms hätte ich über so viel Aufwand noch gelacht, mich eine halbe Stunde ins Gras gesetzt und wäre weitergelaufen, doch seit einigen Jahren fühle ich mich sehr viel wohler, wenn ich lange Pausen mache.






                              Hávgavuopmi und Rohkunborri

                              Als es dann doch irgendwann weitergeht, halte ich ungefähr die Höhe und schwenke mit dem Hang nach Südosten. Hier tut sich ein weiter Blick über das breite, waldige Tal Hávgavuopmi auf, dahinter Rohkunborri in voller Pracht. Nein, ich habe nicht ernsthaft vor, auf diesen Berg zu steigen, ich schätze, auch diese Zeiten liegen hinter mir, wo mich allein die Herausforderung gereizt hätte. Bin zwar noch nicht ganz fünfzig, und die Kniebeschwerden, die mich im vergangenen Jahr auf Seiland beunruhigt hatten, sind auch nicht wieder aufgetreten, aber ich merke, dass ich so was nicht mehr brauche um glücklich zu sein. Draußen sein, durch die Wildnis streifen, eine Zeitlang Teil dieser großartigen Urlandschaft zu sein, das macht mich glücklich und birgt schon genügend Herausforderungen. Hier spüre ich mich selbst ganz intensiv, ohne die Ablenkungen der Zivilisation, deren Komfort ich zu Hause natürlich auch gerne nutze. Aber zu viel Komfort ist trügerisch, lullt einen ein, dämpft die Instinkte, lockt in immer gleiche Bahnen. Kurz sinniere ich darüber, ob ich hier immer noch zu viel Luxusausrüstung mitschleppe, ob nicht das Naturerlebnis ohne Zelt und Kocher noch stärker wäre. Doch da bin ich schon in der Strauch- und Birkenwaldzone angekommen, und das müßige Nachdenken weicht unvermittelt der realen Herausforderung, die Natur hautnah zu erleben.



                              Strauchweiden krallen sich an den Hosenbeinen fest, das Wasser eines Hangmoors sucht den Weg in meine Stiefel, das erste Silberweidendickicht sträubt sich mit aller Kraft dagegen, durchquert zu werden, zwischen den Birken lauern überwachsene Steine auf jeden Fehltritt. Wer pfadlos in diesem üppigen Tal unterwegs ist, kann die Natur nicht mehr nur als schöne Kulisse wahrnehmen. Sie will durchkämpft und ernst genommen werden. Und der schwitzende und gelegentlich fluchende Wanderer, der auf einen hübschen Tierpfad gehofft hatte, wird enttäuscht. Das ist ganz schön anstrengend, mobilisiert aber auch ungeahnte Kräfte. Nach einer Stunde habe ich vielleicht zwei Kilometer geschafft, brauche am ersten größeren Bach eine Verschnaufpause. Rucksack absetzen, Müsliriegel herauskramen, durchschnaufen. Jetzt bin ich also richtig in der Wildnis. Herrlich! Eine weitere Stunde kann ich noch schaffen, also weiter. Im Wald schrecke ich versehentlich eine Elchkuh mit zwei Jungtieren auf. Können Elche also auch Zwillinge haben? Der Wald ist hier so dicht, dass ich sie erst bemerke, als sie wenige Meter vor mir mit lautem Krachen das Weite suchen. Elchspuren sieht man allerdings eine Menge, Dung und platt gelegene Stellen, die noch stark nach Wild riechen. Gegen sechs erreiche ich den nächsten Bach, nur gibt es hier keine geeigneten Zeltstellen. Erst nach längerer Suche finde ich einen kleinen Hügel am Rand eines Moors, der ist ganz perfekt. Nur zum Wasserholen muss ich noch mal zurück zu einer klaren Quelle laufen, immerhin kein trübes Moorwasser. Während der Kocher vor sich hin schnurrt, macht sich zufriedene Erschöpfung breit.

                              Kommentar


                              • Fjaellraev
                                Freak
                                Liebt das Forum
                                • 21.12.2003
                                • 13981
                                • Privat


                                #16
                                AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                Eine natürliche Brücke, wie der norwegische Name Jordbruelva (Erd- oder Landbrückenfluss) vermuten lässt, kann ich nicht entdecken. Und Fluss ist auch reichlich übertrieben, dieses kümmerliche Rinnsal hat vermutlich der trockene Sommer hinterlassen.
                                Ich vermute mal dass der Name historisch begründet ist, denn auf den ganz alten Karten hat der Fluss im oberen Teil einen unterirdischen Verlauf.
                                https://www.kartverket.no/historiske...tr_o9_1964.jpg
                                Mehr davon hier: https://kartverket.no/Kart/Historiske-kart/
                                Ich habe ihn letztes Jahr zwar nicht gequert aber ja da hatte er wohl noch etwas mehr Wasser.
                                Bin ja gespannt wie dein weiterer Wegverlauf da unten im Tal sein wird, von oben sah es schon recht undurchdringlich, aber auch verlockend, aus.

                                Gruss
                                Henning
                                Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                nur unpassende Kleidung.

                                Kommentar


                                • Spartaner
                                  Lebt im Forum
                                  • 24.01.2011
                                  • 5056
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                  Sehr schön zu lesen, dein Bericht! Und die Farben der Fotos begeistern mich, weil sie so perfekt realistisch aussehen. Hast du die trickreich "entwickelt", oder kommen die als originale JPGs so aus deiner Fuji-Kamera?

                                  Kommentar


                                  • Borgman
                                    Dauerbesucher
                                    • 22.05.2016
                                    • 768
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                    Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                                    Ich vermute mal dass der Name historisch begründet ist, denn auf den ganz alten Karten hat der Fluss im oberen Teil einen unterirdischen Verlauf.
                                    https://www.kartverket.no/historiske...tr_o9_1964.jpg
                                    Mehr davon hier: https://kartverket.no/Kart/Historiske-kart/
                                    Ich habe ihn letztes Jahr zwar nicht gequert aber ja da hatte er wohl noch etwas mehr Wasser.
                                    Das würde den Namen natürlich erklären. Vielen Dank für den Link zu den historischen Karten. Boah... diese Karten sind wirklich wunderschön! Wusste noch gar nicht, dass Statens Kartverk so ein tolles Archiv hat. Da werde ich garantiert noch öfter drin stöbern.

                                    Bin ja gespannt wie dein weiterer Wegverlauf da unten im Tal sein wird, von oben sah es schon recht undurchdringlich, aber auch verlockend, aus.
                                    Hávgavuopmi fand ich auch ein besonders schönes Tal. Überhaupt ist die ganze Gegend um den Altevatn ungewöhnlich fruchtbar, was das Vorankommen manchmal etwas erschwert. Fjellfex hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass es (wahrscheinlich deswegen) in der Gegend einen jahrhundertelangen Konflikt mit schwedischen Rentierhaltern gibt, denen im "Lappekodisillen" von 1751 das Recht eingeräumt wurde, ihre Tiere auf norwegischem Gebiet weiden zu lassen, was sie wegen der sehr viel besseren Wiedegründe als auf schwedischer Seite auch nicht aufgeben wollen. Im Bericht ist sogar etwas reißerisch vom "beitekrig" (Weidekrieg) mit norwegischen Grund- und Hüttenbesitzern die Rede:
                                    https://www.nrk.no/troms/historisk-u...ten-1.14244712
                                    ... und zum Lappekodisillen: https://no.wikipedia.org/wiki/Lappekodisillen

                                    Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen
                                    Sehr schön zu lesen, dein Bericht! Und die Farben der Fotos begeistern mich, weil sie so perfekt realistisch aussehen. Hast du die trickreich "entwickelt", oder kommen die als originale JPGs so aus deiner Fuji-Kamera?
                                    Danke, das freut mich! Die JPGs aus der X-T2 sind schon ziemlich naturgetreu, da kann man nicht meckern, aber die Fotos hier hab ich alle mit On1 Photo RAW aus den RAFs entwickelt. Allerdings nicht unbedingt trickreich, nur die nötigsten Anpassungen. Die Bilder sollen ja nur einen möglichst realistischen Eindruck von der Landschaft wiedergeben, nicht mehr.

                                    Kommentar


                                    • Fjellfex
                                      Fuchs
                                      • 02.09.2016
                                      • 1511
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                      Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                                      Ich vermute mal dass der Name historisch begründet ist, denn auf den ganz alten Karten hat der Fluss im oberen Teil einen unterirdischen Verlauf.
                                      https://www.kartverket.no/historiske...tr_o9_1964.jpg
                                      Mehr davon hier: https://kartverket.no/Kart/Historiske-kart/
                                      Auch von mir vielen Dank für diesen heißen Tip mit den historischen Karten!

                                      Kommentar


                                      • Prachttaucher
                                        Freak

                                        Liebt das Forum
                                        • 21.01.2008
                                        • 11979
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                        Schöne Bilder und spannend zu verfolgen, welchen Weg Du Dir gesucht hast. Sehr anregend !

                                        Kommentar


                                        • Borgman
                                          Dauerbesucher
                                          • 22.05.2016
                                          • 768
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                          03. September: Zwischen den großen Seen

                                          In dieser Nacht habe ich sehr viel besser geschlafen als in der letzten, wache allerdings sehr früh mit Kopfschmerzen auf. Nichts Schlimmes, nur ein Spannungskopfschmerz, der mit zwei Aspirin und ein bisschen leichter Bewegung bald verschwinden wird. Liegt wahrscheinlich an dem mühsamen Gehen gestern. Nach Kaffee und Keksen packe ich schnell zusammen und bin gegen sieben abmarschbereit. Noch ist es größtenteils bewölkt, aber schon eine Viertelstunde später gießt die Sonne einen Eimer warmes Morgenlicht über das Tal. Plötzlich leuchten die Birken in goldenen Farben, ganz anders als noch vor zwei Tagen am Torneträsk. Als hätte ein samischer Waldgott über Nacht den Herbst herbeigezaubert. Unwillkürlich stelle ich mir vor, wie er jetzt oben auf dem nach Südwesten gestreckten Ausläufer des Rohunborri sitzt, im Rücken die geheimnisvoll nebelumwaberte Gipfelkuppe, und zufrieden sein Werk betrachtet.



                                          Zum Anfang laufe ich weiter durch Weidendickicht, Birkenwald und Moor bis zum Seeabfluss des Lulit Hávgajávri. Der Bach ist glücklicherweise an dieser Stelle gerade noch gut mit Stiefeln zu überqueren, so muss ich nicht gleich zum Schuhwechsel anhalten und kann den Schwung der frühen Morgenstunde nutzen. Auf der anderen Seite geht es für eine Weile sehr angenehm über Moränenschutt mit Zwergstrauchheide genau nach Osten, bis ich auf den Wildbach treffe, der von der Hochebene Gáiseláhku herunterfließt. Die Sonne hat sich leider wieder hinter dicken Wolken verschanzt, die gelegentlichen Nieselregen fallen lassen.



                                          Der Bach stürzt hier durch die enge Schlucht Bálggesgorsa zu Tal. Auf der Karte ist allerdings überhaupt nicht zu erkennen, dass er auch noch weiter unten scharf in die Landschaft eingeschnitten ist, viel zu steil um ihn an dieser Stelle zu queren. Also muss ich notgedrungen ein Stück bachabwärts laufen, bis ich auf einen Tierpfad treffe, der zum Wasser hinunterführt. Am Gegenhang findet sich ebenfalls ein steiler Pfad, diese Stelle benutzen also die Rentiere auf ihrem Zug durch das Tal, und die sind hier schließlich zu Hause. Nach dem Umweg beschließe ich, gleich hier die Frühstückspause zu machen. Eigentlich wollte ich den Anstieg zur Hochebene vorher noch schaffen, aber für den muss ich erst mal Kraft sammeln. Und hier gibt es wenigstens Wasser, auch wenn ich dafür noch mal den steilen Hang hinunter muss. Bald drängt es mich weiter, ich bin gespannt auf den Blick über den Geavdnjajávri, den langgestreckten See im Osten des Nationalparks. Und wer weiß, wie sich das Wetter entwickelt, momentan sieht es jedenfalls nicht sehr stabil aus.

                                          Auf dem teils etwas steilen Anstieg kann ich zuerst noch einem undeutlichen Pfad folgen, der sich immer nah an der Schlucht hält, bis er dann auf dem Bergrücken ausläuft. Hier weht ein ungemütlich scharfer Wind über die Ebene, dafür ist die Aussicht über See und Berge für einen Flachlandbewohner wie mich schon sehr befriedigend. Ab und zu reißen die Wolken auf und lassen kurz die Sonne durch, aber sie ziehen einfach zu schnell über den Himmel, als dass es für mehr als ein Foto reichen würde.


                                          Blick zum Hávgaluoppal


                                          Rohkunborri


                                          Hávgavuopmi


                                          Geavdnjajávri

                                          Nachdem der Hügel 829m überschritten ist, geht es ein paar Höhenmeter abwärts auf die Hochebene Gaiseláhku, teils steinig, dann wieder über Wiesen. Bis zum Lágojávri laufe ich einfach immer immer nah am Bach. Im Vergleich zum herrlichen Hávgavuopmi wirkt es hier sehr eintönig, graues Geröll und braunes Gras wechseln einander ab. Am Lágojávri entscheide ich mich für das südwestliche Ufer, die andere Seite sieht nach nasserem Gelände aus. Meine Laune ist eher gedämpft, als ich die zwei Kilometer am See entlang latsche, Geröll, Gras, ein Regenschauer, Geröll, immer schräg gegen den kräftigen Süd-Südostwind.



                                          Heute könnte ruhig noch was Aufregenderes passieren, denke ich, als das Seeende erreicht ist, wo gemächlich ein paar Rentiere weiden. Sind Rentiere aufregend? Ein Rentier hebt nur müde den Kopf, sind Wanderer aufregend? Okay, ich bin ja schon still. Am See 844m gehe ich noch vorbei und stelle dort das Zelt für die Mittagspause auf, gut abgespannt, falls es stärkere Böen gibt. Mehr Regenschauer, die warte ich lieber noch ab, kann mich sowieso nicht so recht aufraffen. Andererseits kann ich noch ein gutes Stück schaffen. Was die gelaufenen Kilometer angeht, hab ich mich bisher ja nicht mit Ruhm bekleckert. Jetzt geht es südlich vom Lágočohkka noch mal ein Stück hoch über dem Geavdnjajávri entlang, am See 881m vorbei und endlich sanft hinunter zum Røkskardet, der Landenge zwischen Altevatnet und Geavdnjajávri. Steiniges und unübersichtliches Gelände erwartet mich hier, durchsetzt mit Weidenbüschen.


                                          Geavdnjajávri


                                          Altevatnet

                                          Südlich der Mitte steht eine kleine Hütte, die ich aber nicht in Augenschein nehme, wahrscheinlich ist sie sowieso abgeschlossen. Stattdessen gehe ich über eine Art felsige Terrasse um den Ausläufer des Davit Borjjasoaivi herum Richtung Altevatn. Der Regen hat aufgehört, aber die Sonne kann sich auch nicht so recht durchsetzen. Immerhin ist das hier interessantes Gelände. Direkt am Seeufer käme man wohl am einfachsten voran, aber ich halte mich lieber auf der 600m-Höhenlinie und quere hier den Hang, der bald recht steil wird. Das macht mehr Spaß als sich durch den dichten Birkenwald zu schlagen, denke ich, und tatsächlich habe ich bald richtig gute Laune. Ein paar Stellen sind etwas knifflig, besonders weil nach dem Regen alles nass ist. Nach einem Kilometer wird der Hang flacher, und nach einem weiteren Kilometer gibt es ganz perfekte Plätze zum Zelten, auf Krähenbeerenheide, ganz nah am Bach. Sehr schön, genau so hatte ich mir das vorgestellt. Ich bin total entspannt an diesem Abend. Gedanken ziehen durch, ohne sich festzuhaken, nichts ist wichtig, außer genau an diesem Platz zu sein und die Ruhe der Landschaft aufzusaugen.

                                          Kommentar


                                          • Borgman
                                            Dauerbesucher
                                            • 22.05.2016
                                            • 768
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                            04. September: Die Schlüsselstelle und ein riesiger Sandspielplatz

                                            Obwohl der gestrige Abend so entspannt war, konnte ich in der Nacht ganz schlecht schlafen. Wieder war es mir selbst im geöffneten Schlafsack viel zu warm, und ihn nur als Decke zu benutzen war irgendwie auch ungemütlich. Entnervt schmeiße ich ihn nach ein paar unruhigen Schlafversuchen gegen zwei in die Ecke und koche mir einen Kaffee. Hätte ich Whisky dabei, dann hätte der diese Nacht vermutlich nicht überlebt. Warum bin ich so nervös? Liegt es daran, dass ich morgen, also eigentlich heute, später am Tage den Abfluss des Leinavatn furten muss? Der sieht zwar auf der Karte eindrucksvoll breit aus, aber es gibt auf jeden Fall ein paar Meter Höhendifferenz zwischen Leina- und Altevatn, und viel geregnet hat es an den vergangenen Tagen auch nicht. Müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn ich da nicht irgendwie rüber käme.

                                            Der Kaffee wird beim Einschlafen sicher auch nicht sehr hilfreich sein, aber trotzdem ist es ein schönes Gefühl, mit einem Heißgetränk in der Hand träge in die Dunkelheit zu starren. Direkt über mir rascheln die Birkenblätter leise im Wind, unten rauscht ebenso unbeirrbar wie beiläufig der Bach. Ich mag die Septembernächte. Sie sind kurz genug um den Wandertag ganz ausnutzen zu können, und doch wird es schon ganz dunkel. Manche fürchten sich allein in der Dunkelheit, aber ich fühle mich darin aufgehoben, behütet. Ohne Ablenkung durch das Sehen kann ich mich ganz auf die Geräusche einlassen, die Phantasie erschafft aus ihnen ihre ganz eigene Welt.

                                            Am Morgen zeigt das Thermometer 6°C, es fällt leichter Regen. Nicht ganz ausgeschlafen, aber unternehmungslustig breche ich kurz nach halb acht auf. Bin schon sehr gespannt auf den Fluss. Nachdem ich mich eine Weile durch den Birkenwald geschlagen habe, beschließe ich, lieber am Seeufer zu gehen. Da kommt man tatsächlich besser voran. Das Wetter sieht nicht unfreundlich aus, noch ein Regenschauer, dann zeigen sich auch schon Lücken mit blauem Himmel zwischen den Wolken. Für zwei Kilometer geht es jetzt durch ein steiniges Feuchtgebiet, wobei es sich stellenweise nicht vermeiden lässt, mitten durchs Moor zu stapfen. Einmal läuft etwas Wasser in den rechten Stiefel, aber das ist meine geringste Sorge.













                                            Bald stoße ich auf einen Nord-Süd verlaufenden Rentierzaun, und als der überwunden ist, nähere ich mich schon dem mit Spannung erwarteten Abfluss des Leinavatn. Ja, doch, der ist ganz schön breit, aber ich finde bald eine Stelle, die machbar aussieht. Also Neoprensocken und Watsandalen an und hinein ins Vergnügen. Anfangs geht es sehr einfach, bei dem geringen Wasserstand ist die Strömung auch nur mäßig stark. In der Flussmitte liegen aber große Steine mit entsprechend tiefen Löchern dazwischen, hier dauert es etwas länger, einen gangbaren Weg zu finden. Wenn der Fluss mehr Wasser führt, ist jedenfalls Vorsicht angebracht. Hundert Meter nördlich von meiner Furt liegen zwei kleine Motorboote, hier legt man also an, wenn man zu der Handvoll Hütten am Leinavatn will. Eine davon, Leinahytta, gehört Statskog, man kann sie bei inatur.no mieten (12 Betten in 3 Schlafräumen, 1.000 Kr/Nacht ganzjährig). Glücklich am anderen Ufer angekommen, laufe ich noch die gut 500m über die Landzunge bis zur Gjeddebukta in Sandalen. Keine Umstände mehr, so kurz vor der Frühstückspause.









                                            Das war doch schon mal sehr erfolgreich. Zufrieden blinzele ich in die Sonne, die sich immer länger gegen die Wolken durchsetzen kann, und schaue mich um. Diese Bucht kann ich überhaupt nicht mit dem Kartenbild in Einklang bringen, die Landzunge ist in Wirklichkeit viel größer und umschließt das Wasser bis auf eine schmale Öffnung. Wirkt auch nicht so, als sei das nur dem geringeren Wasserstand durch einen trockenen Sommer geschuldet. Nach der Pause geht es erst mal eine Weile sehr angenehm über Zwergstrauchheide mit vereinzelten Birken durch offenes Gelände an der Bucht entlang. Streckenweise kann ich sogar einem Pfad folgen. Einige Gerätschaften am Wegesrand deuten drauf hin, dass hier früher die Anlegestelle für die Hütten gewesen sein muss. Aber tatsächlich, von hier sieht man es besser, ist die Bucht komplett vom Altevatn abgetrennt, und wo östlich davon nach der Karte Wasser sein sollte, tut sich eine kahle Ebene auf, dahinter ein weites Grasland mit den Überresten abgestorbener Bäume.


                                            Gjeddebukta









                                            Das wirkt hier sehr fremdartig, wie ein ganz anderes Land. Sicher war diese Gegend einmal überflutet und ist dann trockengefallen. Langsam nähere ich mich der Anhöhe Ostováráš, wo es mit Birkenwald und beerenüberwachsenen Steinen wieder sehr vertraut aussieht. Über diese gehe ich weiter genau nach Osten und stoße bald, nicht ganz unerwartet, auf ein großes Moor. Ein Teil des Naturreservats Ostojeaggi. Da muss ich durch, denn der nächste Fluss wird an der Mündung nicht zu furten sein, jedenfalls laut meiner Karte, der ich immer weniger traue. Das Moor ist dann eher von der unangenehmen Sorte. Wo es geht halte ich mich an die steinigen, dicht mit Weidensträuchern bewachsenen Erhebungen, die die sumpfige Ebene durchziehen, was auch nicht viel besser ist. Als ich endlich den Bach Gámasjohka erreiche, bin ich einigermaßen geschafft. Da der sowieso knapp zu tief für die Wanderstiefel ist, kann ich hinter der Furt auch gleich die Mittagspause einläuten.


                                            Ostojeaggi


                                            Gámasjohkka

                                            Auch der Bereich um den Bach herum war also für längere Zeit überflutet, es findet sich nur ganz junge Vegetation. Obwohl auf der Karte ebenfalls mit Moor bezeichnet, ist es hier viel trockener und einfacher zu laufen. Bald erreiche ich den nächsten Zufluss des Altevatn, Suttesgáldojohka, der bequem an einer steinigen Stelle überquert werden kann. Ansonsten besteht hier alles aus Sand. Eine riesige bewaldete Sandebene. Ich gehe erst mal ein Stück weiter nach Norden, bis ich auf eine Schlucht stoße. Die ist mir dann doch ein bisschen zu steil zum Queren, also suche ich weiter östlich nach einer geeigneten Stelle. Nach diesem Hindernis korrigiere ich den Kurs nach Nordwesten und stehe bald wieder vor einer Sandschlucht. Irre Landschaft, ich bin ganz begeistert.




                                            Suttesgáldojohka


                                            Buolžagorssajohka



                                            Als auch hier ein Übergang gefunden ist, stehe ich ein einigermaßen planlos da. Wie weit östlich bin ich eigentlich abgedriftet? War das jetzt schon die Schlucht mit dem Bach aus Norden? Bisschen wenig Wasser, oder? Nach der Karte müsste westlich davon ein Rentiezaun mit einem Weg sein. Ist aber nichts zu sehen. Um nicht völlig verlorenzugehen, laufe ich lieber genau nach Westen. Da ist der Rentierzaun, sehr schön, dann kann ja nichts mehr schief gehen, und hier ist auch eine Fahrspur. Der Umweg hat Zeit gekostet, aber auch Spaß gemacht. Dieser gigantische Sandspielplatz regt meine kindliche Entdeckerfreude an. Ich könnte genauso gut hier irgendwo übernachten und morgen weitersehen. Die Karte verwirrt mich momentan sowieso mehr, als dass sie weiterhilft. Die Fahrspur quert nämlich nach kurzer Zeit einen Bach, was nicht sein dürfte. Vielleicht hätte ich doch das GPS mitnehmen sollen, aber ... nee, nicht auf so eine einfache Tour. Morgen wird sich alles aufklären. Für heute laufe ich nur noch direkt nach Süden an der Abbruchkante entlang, wo sich eine Menge guter Zeltplätze anbieten. Keine hundert Meter von hier habe ich vor einer Stunde den Suttesgáldojohka überquert, da bin ich ja hübsch im Kreis gelaufen. Nach der großen Waschaktion beginnt ein stiller, friedlicher Abend. Am Hang gegenüber ziehen ein paar Rentiere durch den Sand wie Kamele durch die Wüste.

                                            Kommentar


                                            • Borgman
                                              Dauerbesucher
                                              • 22.05.2016
                                              • 768
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                              05. September: Das Kreuz mit der Karte

                                              Diese Nacht konnte ich schlafen wie ein Stein. Als ich mich kurz vor sechs aus dem Schlafsack geschält und mit dem Handtuch die Kondenswassertröpfchen am Innenzelt aufgenommen habe, erwartet mich der perfekte Septembermorgen. -2°C, wolkenlos blauer Himmel, leichter Morgendunst. Auf der Birke, die vor dem Zelt über die Abbruchkante hängt, glitzern kostbare Tautropfen in der Sonne, und über dem Altevatn liegt Nebel. Ein Morgen, an dem man wie eine Lerche zum Himmel aufsteigen und seine Freude herauszwitschern möchte.



                                              Während ich glücklich mit meiner dampfenden Blechtasse vor dem Zelt sitze, um die ersten zaghaft wärmenden Sonnenstrahlen einzufangen, mache ich mir Gedanken um den weiteren Tourverlauf. Wenn ich von hier nach Norden gehe, komme ich ins obere Dividal, dann könnte ich zum Beispiel auf der westlichen Seite bleiben und durch das Gálggovággi zum Anjavassdal laufen. Da muss ich doch eigentlich nur der Fahrspur folgen, die nach meiner Karte neben dem Rentierzaun über die Altevasshøgda verläuft. Also los, diesen herrlichen Tag will ich ausnutzen. Gegen sieben packe ich das tropfnasse Zelt ein und bin abmarschbereit. Zuerst durch den ebenfalls tropfnassen Birkenwald zur Fahrspur. Mir ist immer noch nicht klar, warum sie den Bach quert, aber ich folge ihr einfach, ohne weiter nachzudenken. Im Schatten sind die Gräser noch von Raureif überzogen, dabei wirkt es gar nicht so kalt. Danach geht es den Hang hoch, und schon nach kurzer Strecke öffnet sich ein prachtvoller Blick über Wald und Berge.


                                              Klick auf das Bild für größere Ansicht



                                              Die Fahrspur führt einigermaßen konstant durch den Wald nach Nord-Nordost, statt wie erwartet weiter hoch zur Altevasshøgda. Das kommt mir schon merkwürdig vor. Und dann stehe ich plötzlich vor einem breiten Bach, an dem der Weg erst noch ein Stück entlangläuft, dann unvermittelt einen Schlenker nach Südosten macht und vor einer Furt endet. Das muss der Abfluss der Roggejávrrit sein, jetzt weiß ich zumindest, wo ich bin. Klar, ich bin einer falschen Piste gefolgt, aber wo führt diese hin? Weiter nach Osten, also nach Schweden? Oder umrundet sie einfach nur die Seen im Tal und geht dann wieder nach Norden? Kein Hinweis dazu in der Karte, ich muss jetzt einfach auf mein Gefühl hören. Das sagt mir ganz klar, dass ich keine Lust habe, mich hier pfadlos durch den dichten Wald zu schlagen, wenn die Alternative ein hübscher Weg ist, der immerhin theoretisch in die richtige Richtung gehen könnte. Sieg der Faulheit auf ganzer Linie. Hinter der Furt findet sich ein schmaler Weg am unteren See entlang. Mittlerweile wärmt die Sonne bei absoluter Windstille schon ganz ordentlich.


                                              Unterer Roggejávri



                                              Über flache Moränenrücken, entlang an kleinen Tümpeln und Mooren, schlängelt sich der Weg allmählich nach Norden, kann also ganz falsch nicht sein. Ich genieße das schöne Wetter und die Weite der Landschaft, und natürlich auch, dass ich mal nicht auf die Füße gucken muss. Eine knappe Stunde nach der Furt stehe ich wieder an dem Bach, und das kann nun eindeutig nicht sein. Hier dürfte es überhaupt keinen Bach geben, der nach Süden fließt. Nach meiner Karte ist hier die Wasserscheide, der nächste See entwässert nach Norden. Und Richtung Norden sieht dieser schnurgerade Bachlauf überhaupt ganz merkwürdig aus, irgendwie steril inmitten einer verspielten Grundmoränenlandschaft. Was man nicht versteht, darf man getrost ignorieren. Der nächste See ist jedenfalls Irggášjávri, so viel ist sicher. Kurze Zeit später entdecke ich auf einem kleinen Hügel den perfekten Platz für die Frühstückspause. Hier dürfen das Zelt und die gestern gewaschenen Sachen trocknen, während ich in der Sonne mein leckeres Müsli esse und die Rentiere im Tal beobachte. Das Leben ist schön!

                                              Nach zwei Stunden geht es weiter auf der Piste, vorbei an einer privaten Hütte, bis zu einem Abzweig nach Westen am Seeende. Den schaue ich mir mal näher an, schließlich muss ich irgendwann in diese Richtung laufen, nur noch nicht hier. Ob er wohl den anderen Weg über die Altevasshøgda kreuzt, den ich eigentlich nehmen wollte? Aber ich bin misstrauisch geworden, bis jetzt hat mir die Piste nur einen gehörigen Umweg beschert, wenn auch durch schöne Landschaft. So beschließe ich, nur noch meiner Nase zu folgen und bleibe erst mal im Tal. Als die Fahrspur nach Osten abbiegt, verlasse ich sie und laufe pfadlos am Moarsejávri entlang genau nach Norden. Keine Experimente mehr. Nachdem dieser See hinter mir liegt, wechseln sich Wald, Moor und Buschwerk ab, dazwischen auch mal steinige Stellen. Jetzt sollte ich langsam nach Nordwesten schwenken, das Hochtal Gálggovággi ist von hier schon als Delle zwischen den Bergen Doarrovárri und Návsti erkennbar. Weiter oben am Hang läuft es sich sowieso angenehmer.


                                              Gálggovággi







                                              Irgendwo hier habe ich auch die Grenze zum Nationalpark Øvre Dividal überschritten. Als ich eine Senke mit vielen kleinen Seen erreiche, brauche ich erst mal eine Verschnaufpause. Ich fühle mich ein bisschen schwach und unterzuckert. Eine Handvoll Heidelbeeren, ein Müsliriegel und ein halber Liter Wasser, dann geht es wieder. Ich halte jetzt genau auf die Talöffnung zu und rechne damit, bald auf den Rentierzaun zu treffen, der sich laut Karte am Hang nach Norden zieht. Den gibt es allerdings nicht, auch keine Reste davon und auch keinen Pfad. Eine reine Karteileiche, oder ein Phantomzaun zur Touristenverwirrung. Eigentlich wollte ich noch bis zum See Gálggojávri laufen, aber einen knappen Kilometer davor geht mir die Puste aus, ich brauche jetzt sofort eine längere Pause.







                                              Mittlerweile weht ein kühler Südostwind, der trotz Sonnenschein eine eher frühherbstliche als spätsommerliche Stimmung verbreitet. Die neugierigen Rentiere lungern eine Weile in der Nähe herum, als erwarteten sie eine Einladung zum Essen. Vielleicht mögen sie Kornmo-Kekse. Als ich mich aufraffen kann, ist es kurz vor vier. Anfangs geht es noch angenehm über die offene Beerenheide bis zum Gálggojávri, ich richte mich schon auf eine einfache Nachmittagsetappe ein, doch der erste Blick über den See ist ernüchternd. Störrisches Weidengestrüpp so weit das Auge reicht. Das wird mühsam.


                                              Gálggojávri

                                              Wegen einschlägiger Erfahrungen versuche ich zuerst noch, die Zusammenrottungen von Silberweiden zu umgehen, aber es ist zwecklos. So viel kann ich hier gar nicht im Zickzack laufen, das spart auch keine Kraft. Also halte ich einfach Kurs und kämpfe mich Meter für Meter durch. Besser wird es erst, als es am nordwestlichen Talausgang über ein paar Hügel und schließlich bergab geht. Anschließend folge ich noch ein Stück dem Bach und halte schon mal Ausschau nach einem guten Zeltplatz. Leider wird es hier immer steiniger, und weiter unten ist der Bach zu tief eingschnitten. Da laufe ich lieber zurück bis zu einer Stelle, die ich voreilig schon verworfen hatte. Die tut es, obwohl der Boden ein bisschen hubbelig ist. Heute muss ich dringend Socken waschen, die haben jetzt lange genug durchgehalten. Das war doch alles in allem ein ziemlich erfolgreicher Wandertag, wenn auch ganz anders als heute Früh gedacht. Zufrieden genehmige ich mir zum Kaffee ein kostbares, köstliches, unvergleichlich zart schmelzendes Kvikk Lunsj. Als die Sonne hinter dem Berg verschwunden ist, wird es schnell kühl, 3°C am Abend.


                                              Blick Richtung Vuomavárri und Anjavassdalen

                                              Zuletzt geändert von Borgman; 25.12.2018, 09:58.

                                              Kommentar


                                              • evernorth
                                                Fuchs
                                                • 22.08.2010
                                                • 1835
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                Vor kurzem erst entdeckt - ein schicker, neuer Reisebericht von dir aus Norwegen. Wie immer mit sehr schönen Fotos. Das gefällt mir. Da bin ich neugierig, wie es weitergeht.
                                                My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                Kommentar


                                                • Borgman
                                                  Dauerbesucher
                                                  • 22.05.2016
                                                  • 768
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                  Zitat von Prachttaucher Beitrag anzeigen
                                                  Schöne Bilder und spannend zu verfolgen, welchen Weg Du Dir gesucht hast. Sehr anregend !
                                                  Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                                  Vor kurzem erst entdeckt - ein schicker, neuer Reisebericht von dir aus Norwegen. Wie immer mit sehr schönen Fotos. Das gefällt mir. Da bin ich neugierig, wie es weitergeht.
                                                  Danke für die Rückmeldungen! Freut mich, wenn es Euch gefällt! Bin schon fast fertig mit dem nächsten Abschnitt.

                                                  Bevor der Bericht weiter geht noch mal kurz zu meiner Verwirrung mit Piste und Bachlauf, die habe ich erst im Nachhinein aufklären können. Wäre die Tour einigermaßen vorbereitet gewesen, dann hätte ich mit einem Blick auf die Karte von ut.no schon Einiges klarer gesehen. Wie Fjaellraev weiter oben schrieb, war die Turkart schon beim Druck vollkommen veraltet, denn lange vorher, am 22.12.1960 wurde durch einen Königlichen Beschluss die Erlaubnis erteilt, den Wasserlauf des Doarrojohka und Irggášjávri zum Altevatn umzuleiten, die bis dahin in die Målselva entwässert hatten. Dafür mussten zwei Dämme und Durchbrüche zu den Roggejávrrit und weiter zur Suttesgáldjohka gebaut werden. Diese und der für den Bau angelegte Weg hätten eigentlich sogar auf meiner alten Karte schon eingezeichnet sein müssen. Hier findet man mehr zur Wasserregulierung im Gebiet des Altevatn:
                                                  https://www.statkraft.no/globalasset...tcm10-4694.pdf

                                                  Kommentar


                                                  • MaxD

                                                    Lebt im Forum
                                                    • 28.11.2014
                                                    • 8931
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                    Da kann ich mich dem Prachttaucher nur anschließen: Die Bilder sind wirklich fantastisch. Soviel Tiefe!
                                                    Btw, Borgman: Die Sache mit den schlechter werdenden Augen und der Ameisenautobahn auf der Karte wird mir auch immer vertrauter. Eine kleine Lupe mit LED wiegt nicht viel, ist aber eine enorme Erleichterung. Für UL-Freunde gibt es die sogar im Scheckkartenformat als dickere Folie (natürlich ohne LED), die wiegt dann keine 5 g.
                                                    ministry of silly hikes

                                                    Kommentar


                                                    • Borgman
                                                      Dauerbesucher
                                                      • 22.05.2016
                                                      • 768
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                      @ MaxD: Danke auch Dir! Eine kleine beleuchtete Lupe klingt tatsächlich sehr verlockend, werde mich mal danach umschauen, guter Tipp. Und jetzt weiter im Text:


                                                      06. September: Vor Unheil beschützt im Anjavassdal

                                                      Anscheinend schlafe ich am besten bei Temperaturen um den Gefrierpunkt, jedenfalls bin ich um fünf Uhr erholt und munter. Genau wie gestern zeigt das Thermometer, nachdem die dünne Raureifschicht abgekratzt ist, -2°C. Nur auf das Bad in der Morgensonne muss ich heute verzichten, weil ich im Schatten des Návsti hocke. Was die gute Laune aber kaum trübt, denn das Wetter sieht vielversprechend aus. Gegen sieben mache ich mich an den Abstieg zum Anjavassdal, das bald in voller Pracht zu bewundern ist. Irgendwo da unten versteckt sich der markierte Pfad zwischen Dividals- und Vuomahytta. Den bin ich in der späten Blüte meiner Zwanzigerjahre schon mal gelaufen, als es so viel geregnet hat. An nassen Wald kann ich mich erinnern, und an zwei grimmig dreinschauende Jäger, die mir entgegenkamen. Ich weiß nicht, ob sie wirklich grimmig waren oder nur keinen Bock hatten, sich mit Touris zu unterhalten.




                                                      Anjavassdalen

                                                      Netterweise geht es, anders als nach dem steinigen Hochtal erwartet, praktisch nur über Beerenheide zum Pfad hinunter. Da liegt eine mächtige Elchschaufel, ist schon der Hammer, welches Gewicht die Tiere so auf dem Kopf herumtragen. Überhaupt ist das hier im Morgenlicht ein richtiger Zauberwald, sehr anregend.





                                                      Der Geruch eines Lagerfeuers zieht durch das Tal und lässt, zusammen mit den langen Schatten der Birken und dem Elchgeweih, in meiner Phantasie ein Bild entstehen. Ich sehe einen knorrigen Samen, der in der Nacht mit geheimnisvollen Ritualen das liebliche Tal für ein weiteres Jahr vor den dunklen Mächten beschützt hat und jetzt erschöpft neben seiner Feuerstelle ausruht. Ovllá ist sein Name. Vor genau 38 Jahren hat er hier an der Einmündung der Vuomajohka in die Anjajohka siebzehn verendete Rentiere entdeckt, die Kadaver bereits angenagt von Wölfen und Vielfraßen. Da die Todesursache nie festgestellt wurde, begannen sofort allerlei Gerüchte zu sprießen, jeder machte sich seine eigenen Gedanken um diesen mysteriösen Vorfall. Ovllá war eigentlich ein nüchterner Bursche, doch der grausige Anblick verfolgte ihn auf Schritt und Tritt. Über den Winter lernte er fast vergessene und schon seit Generationen als Aberglaube bespöttelte Rituale, mit denen seine Vorfahren ihre Rentierherden vor Unheil zu schützen suchten. Am 5. September des folgenden Jahres machte er sich auf den langen Fußmarsch zum Ort des Geschehens, sammelte Holz für ein großes Feuer und begann gleich mit den Vorbereitungen. Als Ovllá im Morgengrauen seine heiligen Handlungen beendet hatte, wickelte er sich in seine Decke aus Rentierfell und schlief friedvoll bis zum Mittag. Die schrecklichen Bilder, die ihn vorher in jedem Traum heimgesucht hatten, waren verschwunden und sollten nie wiederkehren. Seit jener Nacht grasen alle Tiere ungestört in diesem schönen Tal, denn Ovllá kam jedes Jahr und erneuerte seinen Zauber.

                                                      Aber in Wirklichkeit kommt der Rauch von einem Lager aus fünf bis sechs Zelten, eine ältere Dame sammelt am Hang Beeren, und neben dem Feuer hockt ein asiatisch aussehender Jugendlicher, der auf mein fröhliches "Hei! God morgen!" nur müde grunzt. Dann halt nicht. Nach ein paar Minuten erreiche ich die Hängebrücke über die Vuomajohka. So ein markierter Pfad hat eindeutig seine Vorteile, vor allem in einem waldigen Tal. Hügelauf und hügelab windet er sich durch teils dichte Vegetation, gut ausgetreten, aber spärlich markiert. Als sich der Pfad wieder dem Fluss nähert, geht es zwischendurch auch mal über offene Heideflächen. Hier wäre doch ein prima Platz für die Frühstückspause, mein Magen macht sich schon lautstark bemerkbar.


                                                      Brücke Vuomajohka


                                                      Anjavassdalen




                                                      Anjajohka mit dem Berg Njunis im Hintergrund

                                                      Anderthalb Stunden später laufe ich weiter den Pfad talaufwärts, bis dieser nach Süden zur Vuomahytta abbiegt. Hier ist das Tal weit und offen, der Blick reicht bis zum Máttagáisi in der Ferne. Der Karte nach sollte hier ein unmarkierter Pfad nach Westen verlaufen, der vor dem Anjajávri den Fluss quert und danach ganz um den Njunis herumführt. So ein Glück, es gibt ihn tatsächlich! Doch meine gute Laune erhält bald einen Dämpfer, denn schon nach etwa einem Kilometer verliere ich ihn in einem Moorgebiet. Eine Weile suche ich noch nach dem Pfad, dann gebe ich auf und folge einfach dem Fluss. Das Gelände bleibt abwechslungsreich, man läuft über einen Hügel mit Beerenheide, schlägt sich durch die Weidenbüsche in der nassen Senke dahinter, ein bisschen Birkenwald, dann der nächste Hügel. Keine Spur von einem durchgehenden Pfad.


                                                      Blick talaufwärts, zum Máttagáisi







                                                      Das ist wirklich ein besonders schönes Tal, ich bin froh, dass ich diese Route gewählt habe. Bei dem unebenen Gelände komme ich allerdings recht langsam voran und schwitze in der Sonne wie ein Stier. Zweieinhalb anstrengende Stunden nach der Frühstückspause stehe ich kurz nach eins ziemlich erschöpft am breiten, flachen Abfluss des Anjajávri. Eine gute Furtstelle, keine Frage, aber meine leise Hoffnung, hier wieder auf den Pfad zu stoßen, erfüllt sich leider nicht. Es gibt in diesem Tal einfach keinen Pfad, der mir das Leben angenehmer machen könnte. Auf der anderen Seite suche ich mir aber erst mal einen Platz für eine lange Mittagspause und wasche mich im Fluss. Herrliche Erfrischung!


                                                      Abfluss des Anjajávri

                                                      Während der Pause verdichten sich die Wolken immer mehr, was mir ehrlich gesagt ganz recht ist. Vielleicht schwitze ich dann weniger. Gegen viertel nach drei kann ich mich zum Packen aufraffen. Ich will heute noch zwei Stunden das Tal weiter hochgehen und schauen, wie weit ich komme. Hinter einem kleinen Moor beginnt bald mehr oder weniger dichter Wald, der sich weit den steinigen Hang hinaufzieht. Keine Chance, den zu umgehen, da muss ich jetzt durch. Nach anderthalb Kilometern sollte es eigentlich eine Hütte geben, die auf der Karte mit Anjahytta bezeichnet ist, aber auch die bleibt unauffindbar. Also schlage ich mich weiter pfadlos durch Wald und Weidengestrüpp, scheuche versehentlich einen ruhenden Elch auf und gewinne allmählich ein paar Höhenmeter. Dabei halte ich mich weitgehend an die Strichlinie der Karte, also etwas höher am Hang, 600 bis 800m vom Seeufer entfernt. Natürlich gibt es auch in diesem Wald stellenweise Tierpfade, aber die führen alle nach ein paar verheißungsvollen Metern unweigerlich hinunter zum See. Zwischendurch auch mal offenes Gelände mit herrlichem Blick hoch zum Njunis und über das Tal.





                                                      Nach anderthalb Stunden brauche ich eine Verschnaufpause. Mir tun die Füße weh, und meine Softshell ist bedeckt mit ockerfarbenem Staub von den Birken. Es ist nicht kalt, nicht warm, die Wolken hängen bleigrau über der Landschaft, ohne sich abzuregnen, weder bin ich fröhlich noch schlecht gelaunt. Ein unbestimmter, fast meditativer Zustand. Danach tauche ich wieder in den Wald ein, nur die nächsten Meter im Blick. Eine knappe Stunde später treffe ich auf den Bach, der durch einen scharfen Einschnitt von der Westflanke des Njunis herunterfließt und weiter unten in einem breiten Geröllbett ausläuft. Hier möchte ich zelten, und auf den ersten Blick sieht das auf der anderen Seite auch ganz gut aus, trockenes Gelände mit viel Krähenbeerenheide. Also quere ich den Bach und schaue mich mal um. Aus der Nähe betrachtet ist aber jede flache Stelle viel zu abschüssig. Erst schaue ich etwas höher am Hang, dann weiter unten, lasse den Rucksack stehen, gehe noch mal hoch und suche weiter entfernt vom Bach, bis ich jeden Quadratmeter begutachtet habe. Weiterlaufen kommt nicht in Frage, der Tag war lang genug. Also baue ich das Zelt schließlich an einer etwas unebenen Stelle auf und stopfe die Löcher im Boden mit Regenhose, Gamaschen und sonstigen unbenötigten Sachen aus. So wird es gehen. Schon beim Waschen im Bach fallen die ersten Tropfen, später regnet es stärker. 8°C am Abend.

                                                      Kommentar


                                                      • Fjellfex
                                                        Fuchs
                                                        • 02.09.2016
                                                        • 1511
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                        Mensch, Bernd... an Dir ist echt ein Dichter verloren gegangen...
                                                        Der Knorrige Same Ovlla, der sein Ritual vollzieht...
                                                        Vielleicht schreibst Du mal die Saga der Sami aus dem oberen Dividal...?
                                                        Zuletzt geändert von Fjellfex; 01.01.2019, 07:47.

                                                        Kommentar


                                                        • Borgman
                                                          Dauerbesucher
                                                          • 22.05.2016
                                                          • 768
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                          Zitat von Fjellfex Beitrag anzeigen
                                                          Mensch, Bernd... an Dir ist echt ein Dichter verloren gegangen...
                                                          Der Knorrige Same Ovlla, der sein Ritual vollzieht...
                                                          Vielleicht schreibst Du mal die Saga der Sami aus dem oberen Dividal...?
                                                          Hehe... wer weiß?... das täte mich schon reizen...
                                                          Aber belassen wir es vorerst bei einem kurzen Aufflackern des Unwirklichen. Manchmal erlebt man solche besonderen Momente allein in der Wildnis, die schwer in Worte zu fassen sind. Kennst Du die auch? Da wünschte man sich, man wäre wirklich ein Dichter und könnte sie im Text einfangen, damit sie nicht verloren gehen.

                                                          Kommentar


                                                          • Fjellfex
                                                            Fuchs
                                                            • 02.09.2016
                                                            • 1511
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                            Ehrlich gesagt: "Unwirkliches" oder esoterisch Angehauchtes habe ich noch nicht erlebt auf meinen längeren Solotouren.

                                                            Aber die Dinge werden in Perspektive gerückt. Man hält sich ja für das große Zentrum des Universums, und auf Tour merkt man, wie klein man doch ist.
                                                            Irgendwie ist die Natur gleichgültig: wenn die meteorologischen Bedingungen für einen Schneesturm da sind, dann gibt es einen Schneesturm, und wenn ich dem im Weg bin, habe ich Pech gehabt.

                                                            Kommentar


                                                            • Fjellfex
                                                              Fuchs
                                                              • 02.09.2016
                                                              • 1511
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                              Abgesehen davon werde ich irgendwie den Verdacht nicht los, daß die fertige Dividal-Saga schon bei Dir in der Schublade liegt.

                                                              Kommentar


                                                              • Borgman
                                                                Dauerbesucher
                                                                • 22.05.2016
                                                                • 768
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                07. September: Wanderer, sammelt Bärenkot!

                                                                Mit dem Wetter habe ich ja richtig Glück auf dieser Tour, bei 2°C ist es am Morgen locker bewölkt und trocken. Perfekte Bedingungen für einen frühen Aufbruch. Trotzdem knalle ich mich nach dem obligatorischen Frühkaffee um sechs noch mal gepflegt auf die Matte und warte, bis sich die Sonne über den Berg gekrochen kommt. Nach zwei relativ langen Wandertagen möchte ich es heute mal ein bisschen ruhiger angehen lassen. Müsli gegen halb neun, eine Stunde später bin ich abmarschbereit.







                                                                Anfangs geht es noch am Westhang des Njunis entlang, wobei das Gelände allmählich einfacher wird, weniger steinig, weniger Buschwerk. Hinter dem nächsten Bach ist schon die Nationalparkgrenze, da wechsele ich auf die nördliche Talseite. Noch bin bin ich nicht sicher, wie ich von hier nach Øverbygd laufen möchte. Heute ist Freitag, es reicht völlig, wenn ich dort Sonntag Mittag den Bus nehme. Die attraktivste Variante ginge direkt nach Norden durch ein weiteres Hochtal, Leađđovággi, dann käme ich erst kurz vor der Brücke über die Målselva in die Zivilisation. Würde aber bedeuten, dass ich mich am Ende durch ziemlich viel Wald schlagen müsste, falls es den eingezeichneten unmarkierten Pfad nicht gibt, und dazu habe ich ehrlich gesagt keine besondere Lust. Alternativ könnte ich östlich durch das Høgskard zum Dividal hinuntergehen und den Rest mehr oder weniger auf der Straße zurücklegen. Die Entscheidung verschiebe ich auf die Mittagspause.

                                                                Jetzt komme ich erst mal in eine Landschaft, die mir ausgesprochen gut gefällt. Ein Moränenhügel reiht sich an den nächsten, teils kahl, teils mit einzelnen Birken bewachsen. So ergeben sich ständig neue Blicke, und man hat immer was zu tun, hügelauf und hügelab. Bei dem schönen Wetter macht das richtig gute Laune, wobei die Sonne nur im Windschatten wärmt. Für eine kurze Pause um die Aussicht zum Høgskardfjell zu genießen, ziehe ich sogar die Jacke über.










                                                                Høgskardfjellet

                                                                Schon von Weitem ist an der Stelle, wo die beiden Bäche Leađđojohka und Beagašanjohka zusammenfließen, ein auffälliges helles Band im Gelände erkennbar. Bestimmt eine Fahrspur oder ein angelegter Weg, von dem die Karte nichts weiß. Dann ist dort auch die Furt, und mit etwas Glück zweigt davon vielleicht was nach Norden ab. Der Bach ist an dieser breiten Stelle problemlos mit Stiefeln zu queren, und gleich dahinter findet sich ein perfekter Platz für die Mittagspause. Flacher Moränenschotter mit kriechendem Grünzeug bewachsen, freier Blick nach Westen zum Máttagáisi, das wäre ein traumhafter Übernachtungsplatz. Während ich das nasse Zelt zum Trocknen aufbaue, muss ich daran denken, wie ich gestern Abend leicht genervt nach einem halbwegs ebenen Fleckchen gesucht habe.


                                                                Blick Richtung Sanddalsbotn


                                                                Blick zurück zum Anjavassdal





                                                                Da ich heute nur noch zwei bis drei Stunden zu wandern gedenke, kann ich mir alle Zeit der Welt lassen. Nach acht Wandertagen am Stück wäre eigentlich jetzt mal ein Pausentag fällig, aber an den ersten Tagen hab ich erkältungsbedingt nicht so viel Strecke geschafft, deshalb geht es jetzt gerade so auf. Ein halber Tag Reserve wäre noch drin, andererseits ist heute erstklassiges Wanderwetter, wer weiß was noch kommt. Also geht es viertel vor drei weiter, erst mal sehr bequem den Weg entlang. Der wird den Spuren nach eher von Rentieren und Wanderern benutzt, Reifenspuren kann ich nicht entdecken. Ab jetzt halte ich Ausschau nach Hinweisen auf einen Pfad ins Leađđovággi, richte mich innerlich aber schon auf den Ausstieg zum Dividal ein. Es wäre für mich völlig in Ordnung, einen Tag kräftesparend auf der Straße zu laufen, schließlich hab ich noch eine kleine Anschlusstour auf Senja vor.


                                                                Høgskardvatnet mit Fahrspur




                                                                Jiehtanasnibba

                                                                Da kein Pfad Richtung Norden erkennbar ist, laufe ich einfach weiter durch das nette Hochtal, vorbei am Høgskardvatn und ein paar Tümpeln. Kurz danach markiert ein Holzpflock den Beginn eines Wanderpfades, der sogar in meiner Karte verzeichnet ist. Die Fahrspur schwenkt hier nach Osten zum gegenüberliegenden Hang und ist ab da nicht mehr zu sehen. Wahrscheinlich käme man auf ihr auch irgendwann ins Dividal hinunter, nur verlassen möchte ich mich nicht darauf. Also folge ich dem gut ausgetretenen Pfad, der bis zum nächsten Bach die Höhe hält und danach sicher in das steinige, dicht bewachsene, teils nasse Tal hinunterführt. Ohne den Pfad hätte ich hier an dem unübersichtlichen Hang ganz sicher Probleme bekommen. Ein paar Stellen sind schon recht steil.


                                                                Blick zurück vom Bach


                                                                Dividalen

                                                                Nach unten wird der Wald immer dichter und finsterer, was aber auch daran liegen könnte, dass immer mehr Wolken aufziehen. Irgendwie dauert der Abstieg wesentlich länger als ich gedacht hätte, und geeignete Zeltplätze gibt es hier auch nicht. Viel zu dicht und üppig ist die Vegetation an den ebenen Stellen in Bachnähe. Klar, zur Not kann man immer irgendwo das Zelt aufstellen, aber ich hätte es schon gerne etwas übersichtlicher. So, hier ist schon die Stromleitung, dann treffe ich gleich auf die Straße. Bevor ich mir Gedanken um mein Nachtlager machen kann, fällt mein Blick auf ein Schild mit einer seltsamen Bitte: "Hilf uns, Bärenkot zur DNA-Analyse zu sammeln". Darunter ein Eimer für die Stuhlproben. Gibt es hier so viele Bären? Mensch, das hätte ich wissen sollen, dann hätte ich selbstverständlich alle verfügbaren Plastiktüten mit Bärenscheiße gefüllt und in den Rucksack gestopft. Aber wie sieht Bärenkot überhaupt aus? Auch daran haben sie gedacht, es sind Fotos auf dem Schild. "Aufgrund der schlechten Verdauung des Bären sind Reste der letzten Mahlzeit leicht erkennbar". Okay, das macht es uns einfach, wir müssen nur Haufen mit halbverdauten Beeren suchen. Und eine daumengroße Menge genügt, das dürfte die Sammelbereitschaft in der Tat erheblich steigern. Na ja, sehr appetitlich sieht es trotzdem nicht aus...









                                                                In Gedanken noch ganz bei den Bären vom Dividal und ihren Ausscheidungen, mache ich mich auf die Suche nach einem Platz für die Nacht. Nah an der Straße soll es nicht sein, also suche ich zuerst auf der anderen Bachseite, da gibt es sogar einen unebenen Fahrweg. Sieht allerdings genauso schlecht aus, abgesehen von den vielen leckeren Himbeeren. Nach der Stärkung klettere ich auf einen der Hügel, da könnte es zwischen den Blaubeeren tatsächlich gehen, nur ist der Boden überall steinig und uneben. Ich lasse den Rucksack erst mal stehen und schaue mich gründlich um. Die Runde durch den Wald dauert etwas länger, fast hätte ich vor lauter Beerensammeln meine Mission vergessen. Bald bin ich so vollgestopft mit Beeren wie ein Bär, hoffentlich verwechselt man meine... nee, das gehört wirklich nicht hierher. Schließlich steht das Zelt doch noch einigermaßen gut im Wald, danach kurz zum Waschen an den Bach, und der gemütliche Teil des Abends kann beginnen.

                                                                Kommentar


                                                                • Fjaellraev
                                                                  Freak
                                                                  Liebt das Forum
                                                                  • 21.12.2003
                                                                  • 13981
                                                                  • Privat


                                                                  #33
                                                                  AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                  Du bestärkst mich mit deinem Bericht in einem Gedanken den ich seit 2005 im Hinterkopf trage: Durch das herbstliche Anjavassdalen muss ich mal noch durch.
                                                                  Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                                                  Bevor der Bericht weiter geht noch mal kurz zu meiner Verwirrung mit Piste und Bachlauf, die habe ich erst im Nachhinein aufklären können. Wäre die Tour einigermaßen vorbereitet gewesen, dann hätte ich mit einem Blick auf die Karte von ut.no schon Einiges klarer gesehen. Wie Fjaellraev weiter oben schrieb, war die Turkart schon beim Druck vollkommen veraltet, denn lange vorher, am 22.12.1960 wurde durch einen Königlichen Beschluss die Erlaubnis erteilt, den Wasserlauf des Doarrojohka und Irggášjávri zum Altevatn umzuleiten, die bis dahin in die Målselva entwässert hatten. Dafür mussten zwei Dämme und Durchbrüche zu den Roggejávrrit und weiter zur Suttesgáldjohka gebaut werden. Diese und der für den Bau angelegte Weg hätten eigentlich sogar auf meiner alten Karte schon eingezeichnet sein müssen. Hier findet man mehr zur Wasserregulierung im Gebiet des Altevatn:
                                                                  https://www.statkraft.no/globalasset...tcm10-4694.pdf
                                                                  Fett von mir. Jein.
                                                                  Die Karten auf denen die Turkart Indre Troms beruht stammen gemäss Aufduck auf der Karte aus den Jahren 1959-63 und 1981-83 - Frag mich niemand weshalb Norwegen da einen so langen Unterbruch hatte - und für das Gebiet Dividalen sind das wohl die von mir weiter oben verlinkten historischen Karten aus den Jahren 1961 (Altevatn) und 1963 (Dividalen). Auf der Dividalen steht, dass die Geländeaufnahmen 1951-55 stattfanden und die Wege auf Stand 1963 seien. Ähnliche Fristen dürften für die Altevatn gelten, so dass du quasi mit 60 Jahre altem Kartenmaterial unterwegs warst, was auch das weitere Verschwinden von Wegen und Hütten (Die Anjahütte war AFAIR nur eine einfache Bretterhütte) erklärt.
                                                                  Wer in der Region unterwegs ist und in den Hütten übernachtet, dem empfehle ich in einer ruhigen Minute mal in den dort teilweise vorhandenen Büchern von Hans Prestbakmo zu lesen. Viele der Informationen in meinem Hinterkopf habe ich aus seinen Büchern.

                                                                  Gruss
                                                                  Henning
                                                                  Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                                                  nur unpassende Kleidung.

                                                                  Kommentar


                                                                  • Borgman
                                                                    Dauerbesucher
                                                                    • 22.05.2016
                                                                    • 768
                                                                    • Privat


                                                                    #34
                                                                    AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                    Zitat von Fjellfex Beitrag anzeigen
                                                                    Abgesehen davon werde ich irgendwie den Verdacht nicht los, daß die fertige Dividal-Saga schon bei Dir in der Schublade liegt.
                                                                    Nee, nee, nur ein paar Geschichten im Hinterkopf ... und bei meinem Schreibtempo wird es allenfalls ein Kinderbuch über die Bären vom Dividal

                                                                    Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                                                                    Du bestärkst mich mit deinem Bericht in einem Gedanken den ich seit 2005 im Hinterkopf trage: Durch das herbstliche Anjavassdalen muss ich mal noch durch.
                                                                    Dafür wünsche ich Dir schon mal genauso schönes Wetter. Ja, das Tal hat was...

                                                                    Die Karten auf denen die Turkart Indre Troms beruht stammen gemäss Aufduck auf der Karte aus den Jahren 1959-63 und 1981-83 - Frag mich niemand weshalb Norwegen da einen so langen Unterbruch hatte - und für das Gebiet Dividalen sind das wohl die von mir weiter oben verlinkten historischen Karten aus den Jahren 1961 (Altevatn) und 1963 (Dividalen). Auf der Dividalen steht, dass die Geländeaufnahmen 1951-55 stattfanden und die Wege auf Stand 1963 seien. Ähnliche Fristen dürften für die Altevatn gelten, so dass du quasi mit 60 Jahre altem Kartenmaterial unterwegs warst, was auch das weitere Verschwinden von Wegen und Hütten (Die Anjahütte war AFAIR nur eine einfache Bretterhütte) erklärt.
                                                                    Hast Recht, genau das steht unten auf der Karte. So ergibt das Ganze natürlich Sinn. Dass ich mit ihr trotzdem letzten Endes gut zurechgekommen bin, spricht ja eher für die Qualität der alten Karten als dagegen.

                                                                    Wer in der Region unterwegs ist und in den Hütten übernachtet, dem empfehle ich in einer ruhigen Minute mal in den dort teilweise vorhandenen Büchern von Hans Prestbakmo zu lesen. Viele der Informationen in meinem Hinterkopf habe ich aus seinen Büchern.
                                                                    Danke für den Tipp. Von Hans Prestbakmo gibt es übrigens auch ein neueres Buch, wo es um die Rentierhaltung in Indre Troms über drei Jahrhunderte geht. Sieht sehr interessant aus: https://www.norli.no/bardu-og-malselv

                                                                    Kommentar


                                                                    • Borgman
                                                                      Dauerbesucher
                                                                      • 22.05.2016
                                                                      • 768
                                                                      • Privat


                                                                      #35
                                                                      AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                      08. September: Ein Traber und andere Helden der Landstraße

                                                                      Wieder eine wunderbar kühle, klare Nacht. Richtig gemütlich finde ich den Schlafsack erst, wenn ich ihn ganz zumachen kann ohne nach zehn Minuten zu schwitzen, wenn er sich anfühlt wie ein Teil von mir, ein wärmendes Fell. Wieder wache ich gegen fünf auf und mache mich nach einem kurzen Gang nach draußen ans Kaffeekochen. Das Thermometer zeigt 0°C, es ist windstill, und die Heidelbeerpflanzen hängen voll von Tautropfen, genauso wie das Zelt. Könnte ein netter Tag werden. Heute stehen ungefähr zwanzig Straßenkilometer auf dem Plan, die ich flott hinter mich bringen möchte. Bevor ich die Målselva erreiche, kann ich dann nach Westen abbiegen und an diesem Fluss entlanglaufen. Also los, erst mal hinunter zur Straße.


                                                                      Divielva

                                                                      Kurz nach halb sieben ist es hier still und friedlich. Die Sonne wird noch eine Weile brauchen, bis sie über die von Nebelschwaden eingehüllten Berge kommt. Am Anfang macht es sogar richtig Spaß, einfach in die Landschaft gucken ohne auf die Füße zu achten. Die ersten Kilometer auf der Straße genieße ich immer, besonders wenn es so ruhig ist wie hier. Ein einziges Auto kommt mir entgegen. Und dann ein Mensch, der sich rasch nähert. Es ist ein ziemlich großer junger Bursche mit vor den Bauch gehängtem Gewehr, anscheinend als Gegengewicht zum Marschgepäck auf dem Rücken. Ah, ein Soldat, denke ich, was macht der hier so alleine, früh am Morgen? Ich würde ihn das gerne fragen, und ob er den ganzen Weg von der Kaserne in Øverbygd bis hierher gelaufen ist, immerhin ist es gerade erst acht Uhr. Aber er hat keine Zeit zum Anhalten, sondern grüßt nur freundlich. So muss ich mit wieder mal meine eigenen Gedanken machen. Die Waffe sah merkwürdig aus, allerdings bin ich da nun wahrlich kein Experte. Und war das Grün seiner Uniform nicht etwas zu hell? Meine Gedanken kreiseln noch eine Weile um die seltsame Erscheinung, während ich weiter auf meiner einsamen Straße nach Norden laufe. Vielleicht schreibe ich mal eine kleine Geschichte über den fremden Soldaten im Dividal. Wenn er überhaupt ein Soldat war.

                                                                      Nach gut zwei Stunden und zehn Kilometern auf der Straße erreiche ich den Abzweig, der laut Karte zu einer Brücke führt. Jetzt bräuchte ich einen netten Platz für die Frühstückspause und biege ab zum Fluss. Nach vielleicht dreihundert Metern sehe ich die Holzbrücke. Auf der anderen Seite scheint es eine Art Unterstand zu geben, bestimmt für Angler. Den will ich mal begutachten. Direkt dahinter steht eine winzige Hütte auf Rädern. Da sie nicht abgeschlossen ist, werfe ich einen Blick hinein. Voll ausgestattet mit Ofen, Bett und Allem. Sieht privat aus, aber wenn ich meine Stiefel ausziehe, darf ich hier bestimmt meinen Kaffee kochen, denn inzwischen weht ein kühler Wind. Und davor kann ich das Zelt trocknen, ganz perfekt. Als das Zelt steht, höre ich auf der Straße das scharfe Klacken von Pferdehufen in schnellem Zweitakt. Ein Traber, was macht der denn hier? Bald donnert er in einem Affenzahn über die Brücke, auf dem Sulky (oder sagt man im Sulky?) eine junge Frau. Diese zackige Präzision macht zwar irgendwie was her, aber so ganz leuchtet mir nicht ein, warum man freiwillig auf Rädern den Pferdehintern anstarrt, anstatt stolz im Sattel durchs Gelände zu reiten. Na, jeder nach seinem Geschmack.


                                                                      Divielva

                                                                      Schön isses hier jedenfalls. Vor dem Anglerunterstand kann man prima auf Steinplatten in der Sonne sitzen und die Gedanken mit dem Fluss talabwärts treiben lassen. Hier und heute ist das genau meine Vorstellung von Luxus. Sonne, Wasser, eine Sitzstufe und noch so viel Spiritus in der Flasche, dass ich mir einen zweiten Kaffee leisten kann. Tack-tack-Tack-tack-Tack-tack, da kommt wieder der Traber, aus derselben Richtung. Alle Achtung, nach der Karte ist das eine Runde von bestimmt zwanzig Kilometern! Daran sollte ich mir ein Beispiel nehmen und allmählich zusammenpacken.

                                                                      Inzwischen sind schon ein paar wenige Autos unterwegs, aber es bleibt erträglich. Kurz denke ich darüber nach, ein Stück per Anhalter zu fahren, das würde mir zwei Stunden auf der Straße ersparen. Andererseits habe ich reichlich Zeit, und das Wetter bleibt sonnig, da kann ich genauso gut laufen. Eine ganze Weile geht es noch am Fluss und ein paar Bauernhöfen entlang, dann steigt die Straße an zum Diviåsen.




                                                                      Ryplarstjønna

                                                                      Eine richtige Mittagspause brauche ich heute nicht, es reicht völlig aus, wenn ich mich neben der Straße für zwanzig Minuten in die Beerenheide setze und ein paar Kekse knabbere. Danach laufe ich noch bis zum nächsten Abzweig nach Westen, denn ich will ja an der Målselva entlang, wo es hoffentlich gute Zeltmöglichkeiten gibt. Hinter einem kleinen Wohngebiet beginnt ein Schotterweg, der zuerst vielversprechend aussieht, dann aber nach Süden schwenkt. Also zurück zum letzten Abzweig. Eigentlich sollte es einen Pfad direkt am Fluss geben, dann kann ich mich doch genauso gut bis zum Ufer durchs Unterholz schlagen und danach suchen, statt einen Weg nach dem anderen auszuprobieren. Die Karte ist hier wieder mal nicht sehr hilfreich.


                                                                      Målselva



                                                                      Der Fluss teilt sich hier in mehrere Arme, bildet Inseln, fließt wieder zusammen. Breite Sand- und Kiesstreifen an den Ufern erinnern noch an den trockenen Sommer. Bald finde ich auch den Pfad und halte langsam Ausschau nach einem Übernachtungsplatz. Dabei darf ich mir Zeit lassen und auch mal ein Stück auf den Kiesbänken laufen, es ist ja noch früh am Nachmittag. Als ich zwei Spaziergängerinnen treffe, kann ich auch schon eine Wiese erkennen, die den ersten Hof und die nahe Straße ankündigt. So weit wollte ich eigentlich gar nicht gehen. Schnell ist ein guter Platz gefunden und das Zelt aufgebaut. Nach der Waschaktion studiere ich erst mal meine gesammelten Fahrpläne. Weil vor der Abreise noch nicht klar war, wo ich herauskommen würde, habe ich etliche Busfahrpläne auf Verdacht ausgedruckt, zurechtgeschnitten und zu einem Heftchen geklammert. Hoffentlich sind die richtigen dabei. Nach einigem Drehen und Wenden finde ich nur eine einzige vernünftige Verbindung für Sonntag nach Finnsnes, nämlich um 17:03 Uhr ab Øverbygd. Ist mir recht, dann habe ich morgen den verdienten Ruhetag.


                                                                      09. September: Von Indre Troms nach Senja

                                                                      Den Morgen lasse ich sehr ruhig angehen und bleibe nach dem Aufwachen so lange liegen, wie die Natur mich lässt. Als der Gang nach Draußen dann unaufschiebbar wird und ich den Zelteingang öffne, begrüßt mich stumm eine Sperbereule, das heißt sie sitzt ganz nah auf einem Ast uns starrt mich an. Deutlich sind die langen Schwanzfedern zu erkennen. Wie auf einem Kugellager dreht sie den Kopf um fast 180°, dann breitet sie die Flügel aus und fliegt völlig geräuschlos zu einem anderen Baum. Was für ein schöner Anblick, das kann ja nur ein guter Tag werden. Vielleicht lässt sie sich noch länger beobachten, ich glaube Sperbereulen sind tagaktiv. Aber nach einer Weile sehe ich sie nicht mehr, da kann ich genauso gut mit dem Kaffeekochen beginnen und die kümmerlichen Reste meines Müslis rauskramen. Anschließend schaue ich mal meine Senja-Karten an, denn spätestens heute Abend sollte ich mir darüber klar sein, was ich an den restlichen fünf vollen Tagen machen möchte.

                                                                      Erst kurz vor zwölf packe ich träge mein Zeug zusammen und gehe das kurze Stück bis zum Hof Skjerhaug, wo die Straße beginnt. Da sitzt auf einem Kiefernzweig wieder unbeweglich meine Sperbereule. Fast scheint es, als wolle sie mich verabschieden. Zum ersten Mal ärgere ich mich, dass ich aus Gewichtsgründen wieder nur mein 23mm-Objektiv mitgenommen habe. So schieße ich denn ein Abschiedsfoto und nehme mir vor, bei der nächsten Tour nicht mehr so knickerig mit der Fotoausrüstung zu sein.


                                                                      Finde die Sperbereule


                                                                      Ausschnitt


                                                                      Skjerhaug


                                                                      Målselva, Blick nach Süden...


                                                                      ... und nach Norden

                                                                      Auch heute ist wieder ein wolkenloser Spätsommertag, der einfach nur gute Laune macht. Gemächlich laufe ich die drei Kilometer bis zur Brücke über die Målselva und dann noch mal so viel auf dem Rv87 nach Øverbygd. Wie überall in so kleinen Orten pulsiert das Leben an der Tankstelle, die auch mich magisch anzieht. Nach zehn Tagen Rucksackverpflegung betrete ich sie mit leuchtenden Augen, kann mich aber so weit unter Kontrolle halten, dass ich zuerst eine Flasche Spiritus abgreife. Dann schaue ich mich um, was mich am meisten anmacht und bleibe wieder mal an den Rosinenbrötchen kleben. Mit denen und einem Kaffee setze ich mich auf eine der Picknickbänke nahe der Bushaltestelle und breite meine gestern gewaschenen Sachen aus. Wäre gut, wenn ich die für die Busfahrt trocken einpacken könnte.







                                                                      Weil es noch ziemlich früh ist, laufe ich anschließend eine Runde zum waldigen Ufer der Målselva, wo die zwei Stunden bis zur Busabfahrt doch etwas netter herumzubringen sind als an der Straße. Dabei fällt mir ein, dass ich vielleicht noch etwas Bargeld abheben sollte und es auch nicht schaden kann, für morgen früh ein Päckchen Lefse in Reserve zu haben, werden die Rosinenbrötchen diesen Tag doch ganz sicher nicht überleben. Also noch mal zur Tankstelle und zur Bank, dann sollte ich langsam zur Haltestelle gehen. Der Bus kommt allerdings mit zehn Minuten Verspätung. Als wir endlich die Kreuzung Buktamoen erreichen, warten schon alle Anschlussbusse, zum Glück auch meiner nach Finnsnes.

                                                                      Momentan habe ich noch keinen Plan, wo ich übernachten werde, aber immerhin habe ich schon beschlossen, dass ich morgen um 12:45 Uhr den Bus Richtung Torsken nehme und nahe der Senjabu aussteige. Mit so viel Zeit könnte ich mir doch einen richtig guten Platz suchen. Gegen viertel vor sieben sind wir in Finnsnes, wo es ein schickes neues Schnellbootterminal mit Kiosk gibt. Für mich ist es jedenfalls neu, und auch sonst habe ich Finnsnes ganz anders in Erinnerung, es wird viel gebaut. Am Kiosk erstehe ich ein Roggenbrötchen mit Käse fürs Abendessen, fülle den Wassersack und mache mich dann auf den Weg zur Gisundbrücke, die Senja mit dem Festland verbindet.


                                                                      Erster Blick hinüber nach Senja


                                                                      Gisundbrua



                                                                      Was für ein herrlicher Abend! Genau zum Sonnenuntergang laufe ich über die 41m hohe Brücke nach Silsand hinein und auf kürzestem Wege den Hang hoch. Hinter den letzten Häusern beginnt direkt ein sehr schönes, durch kleine Hügel und Moore aufgelockertes Waldgebiet, das von unzähligen Pfaden durchzogen ist. Hier habe ich zwar in der Dämmerung ziemlich bald vollkommen die Orientierung verloren, finde aber den perfekten Platz für die Nacht. Eine gemütliche kleine Lichtung inmitten von Birken und Kiefern, die Geräusche der Stadt dringen nur noch gedämpft hierher. Nach der Katzenwäsche ist es schon ganz dunkel. Während sich wohlige Müdigkeit ausbreitet, lasse ich mir mein Roggenbrötchen schmecken und suche nicht mal mehr nach der Lampe.

                                                                      Kommentar


                                                                      • Borgman
                                                                        Dauerbesucher
                                                                        • 22.05.2016
                                                                        • 768
                                                                        • Privat


                                                                        #36
                                                                        AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                        10. September: Spätsommer auf der Abenteuerinsel

                                                                        In der ersten Nacht auf Senja konnte ich hervorragend schlafen und fühle mich fit für die Wanderung, die vor mir liegt. Schon früh scheint die Sonne aufs Zelt, da würde ich am liebsten sofort loslaufen. Warum fährt dieser blöde Bus erst mittags? So eine Verschwendung von herrlichsten Spätsommerstunden! Na ja, das ist nicht zu ändern, vielleicht kann ich vorher in Finnsnes noch irgendwas angucken. Erst mal Frühstück, Lefse und Kaffee, danach schreibe ich einen Einkaufszettel. Bis auf Milchpulver brauche ich so ziemlich alles, Müsli, Kaffee, Haferkekse, Vollkornkekse, ein Stück Käse und Abendessen für vier Tage, am besten ein Brot und Würstchen. Hauptsache keine Nudeln mehr.


                                                                        Mein lauschiges Plätzchen hinter Silsand

                                                                        Erst als ich aufbreche wird mir so richtig klar, dass ich wirklich keine Ahnung habe, wo genau ich gezeltet habe und wie lange ich gestern Abend noch in den Wald gelaufen bin. Kann aber nicht ganz verkehrt sein, einem Pfad nach Süden zu folgen. Das denke ich jedenfalls so lange, bis ich auf einen kleinen See treffe. Nee, das ist falsch, da bin ich ja viel zu weit nach Westen abgedriftet. Was aber meiner guten Laune keinen Abbruch tut, dann gehe ich halt hier hinunter zur Hauptstraße und einen längeren Weg zur Brücke. Zeit hab ich schließlich mehr als genug.





                                                                        Ich muss es einfach noch mal sagen: Was für ein hammergeiles Wetter! Schon eine Woche fast durchgehend kühl und sonnig, so viel Glück hätte ich mir nie erträumt. Äußerst beschwingt gehe ich über die Brücke zurück nach Finnsnes und dahinter gleich in den ersten Supermarkt, einen riesigen Eurospar. Zwei Äpfel brauche ich natürlich, die stehen nicht auf der Liste. Als ich später schwer beladen mit neuen Schätzen am Schnellboothafen ankomme, legt gerade das Hurtigrutenschiff ab. Wieder mal stelle ich fest, dass mich das organisierte Reisen kein bisschen reizt, ich bin viel lieber zu Fuß und mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs.


                                                                        Finnsnes Kai

                                                                        Nachdem alle Nahrungsmittel ordnungsgemäß verstaut sind, sitze ich noch mit einem Kaffee vom Kiosk am Kai, rauche eine und lasse mir die Sonne auf den Pelz brennen. Noch einmal darf ich das unbeschreiblich gute Gefühl genießen, zu einer Tour aufzubrechen. Heute bin ich auch wesentlich entspannter als vor elf Tagen in Narvik, als ich mich kränklich fühlte und alles ziemlich ungewiss aussah. Ich hab sogar einen richtigen Plan für die nächsten Tage! Von der Senjabu will ich auf dem markierten Pfad (Senja på langs, Etappe B bis D) nach Olaheimen gehen, einfachste Variante, keine Experimente. Nur noch entspannt durch schöne Landschaft laufen. Was kann da schon passieren? Man hat Norwegens zweitgrößter Insel zwar den Beinamen "Eventyrøya" (Abenteuerinsel) verpasst, aber ich hoffe trotzdem darauf, dass sich die Abenteuer während meiner kleinen Wanderung in Grenzen halten.

                                                                        Dem Busfahrer sage ich, dass er mich bitte nahe der Senjabu rauslassen soll, dann kann ich mich zurücklehnen und an meinem leckeren Apfel knabbern. Die Hütte steht irgendwo zwischen Svanelvmoen und Straumsbotn, das sind ungefähr 35 Minuten Fahrt. Als der Bus für einige Zeit am Rand eines breiten Tals entlanggefahren ist, müsste es bald soweit sein, denke ich. Aber da geht es schon hinunter ins Quertal. Mist, wir sind vorbeigefahren. Ich rufe dem Busfahrer zu, dass er bitte anhalten soll, und da erinnert er sich auch und lacht entschuldigend. Ist ja nicht schlimm, ich kann genauso gut von der Heggelva aus ins Tromdal kommen, da gibt es laut Karte auch einen Pfad. Nach einem kurzen Stück auf der Straße zweigt hier tatsächlich der markierte Pfad ab, hier steht sogar eine Tafel mit Übersichtskarte.


                                                                        Heggelva führt auch nur sehr wenig Wasser



                                                                        Zum ersten Mal in diesem Urlaub ist mir wirklich zu warm, und so wechsele ich hinter der Brücke über die Heggelva in die kurze Hose und mache mich startklar. Nach meiner Karte, der Turkart Senja Nord, sollte der Pfad nach links abbiegen und unten im Tromdal verlaufen (das auf der Infotafel übrigens "Trondalen" genannt wird), aber das tut er nicht. Die Markierungen und der schwach sichtbare Pfad führen eindeutig den Hang hinauf. Schön, dann sehe ich wenigstens mehr von der Landschaft, irgendwo wird er wieder ins Tal gehen. Nach nicht mal hundert Höhenmetern bietet sich schon ein toller Ausblick über den Staumsbotn bis zum offenen Meer in der Ferne. Hat sich gelohnt, den Pfad hierher zu verlegen. Und die Aussicht wird immer besser.


                                                                        Straumsbotn









                                                                        Der Pfad ist nicht überall gut zu erkennen, an manchen Stellen muss ich erst mal die nächste Markierung suchen, teil sind es Steinmännchen, teils gelbe Kunststoffstäbe in sehr unregelmäßigen Abständen. Der jetzt wieder deutlich schwerere Rucksack macht sich auch bemerkbar, und so komme ich langsamer voran als gedacht. Dabei läuft mir in der prallen Sonne der Schweiß in dünnen Rinnsalen über die Stirn. Erst gegen viertel nach drei erreiche ich hoch über dem Tromdal einen Bach, der von der Spekelvaksla herunterfließt. Gute Gelegenheit zum Waschen und außerdem ein traumhafter Pausenplatz, den ich mir nicht entgehen lasse.



                                                                        Allmählich ziehen mehr Wolken über den Himmel, aber es weht nur ein schwacher Wind. Wahrscheinlich hat es nicht viel mehr als 15°C, die mir richtig sommerlich erscheinen. Ganz perfekt, wärmer brauche ich es sowieso nicht. Nach einer guten Stunde laufe ich weiter am Hang der Spekelvaksla entlang, dann führt der Pfad hinunter ins Tromdal. Dabei treffe ich drei Jäger, die auch wieder nur kurz grüßen. Man scheint in Troms nicht sonderlich gesprächig zu sein. Das Tal ist hier so schmal, dass es gegen 17:00 Uhr schon zum Großteil von den Bergen beschattet wird.











                                                                        Hatten die Birken bisher wenigstens noch ein paar wenige Blätter, so fallen hier immer mehr vollkommen kahle Bäume auf. Sehr wahrscheinlich das Werk des Birkenspanners. Plötzlich wirkt das Licht und die Landschaft ganz anders als noch vor einer halben Stunde, eher wie ein Nachmittag im Oktober. Ganz oben weitet sich das Tal etwas und geht sanft in das Leirdal über.



                                                                        Der Pfad sollte jetzt eigentlich nach Süden schwenken und etwa auf halber Höhe den Hang entlangführen. Vielleicht tut er das auch, aber da habe ich ihn schon verloren. Entweder sind die Markierungen zu spärlich oder ich bin zu unaufmerksam, jedenfalls merke ich bald, dass ich auf einem Tierpfad laufe, der allmählich ins Tal hinuntergeht. Statt umzukehren und den richtigen Pfad zu suchen, korrigiere ich den Kurs und gewinne langsam wieder an Höhe. Was sich an dem steinigen, bewaldeten Hang voller Stolperfallen als recht anstrengend erweist. Vermutlich umgeht der Pfad nicht ganz zufällig dieses unangenehme Gelände weiter oben. Bis zum Bach aus dem Leirskard kämpfe ich mich durch und beschließe denn, dass es für heute reicht. Wenn auch der Name dieses Quertals nicht ganz zufällig gewählt wurde (Leir heißt "Lager"), dann muss es hier irgendwo einen guten Lagerplatz geben.

                                                                        Also steige ich am Bach hoch und treffe dabei auf eine Markierung, ich war tatsächlich nur wenige Höhenmeter unter dem Pfad. Zum Zelten ist es hier immer noch viel zu uneben. Als der Hang weiter oben abflacht, schlägt mir plötzlich kräftiger Wind entgegen. Den Gedanken, direkt am See Leirskardvatn zu zelten, lasse ich wieder fallen und suche mir lieber einen halbwegs windgeschützten Platz mit weiter Aussicht über das Leirdal. Als das Zelt steht, ist es schon ziemlich spät, aber ich will noch gründlich sauber werden und meine total durchgeschwitzte Wäsche waschen. Selbst hier am Leehang zerrt der Wind noch ganz ordentlich an den Zeltleinen und verbreitet in der Dämmerung eine wilde, fast ein bisschen unheimliche Atmosphäre. Trotzdem ist es mit 12°C der bisher wärmste Abend. Ich kontrolliere noch mal die Heringe und richte mich auf eine ungemütliche Nacht ein.

                                                                        Kommentar


                                                                        • Borgman
                                                                          Dauerbesucher
                                                                          • 22.05.2016
                                                                          • 768
                                                                          • Privat


                                                                          #37
                                                                          AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                          11. September: Zwei Drittel Abwettern

                                                                          In dieser windigen Nacht schlafe ich kaum. Es ist nicht die Sorge um mein Zelt, die mich umtreibt, das steht bombensicher und hat schon ganz anderen Windgeschwindigkeiten standgehalten. Trotzdem kann ich mich nicht so recht entspannen, ein Teil von mir bleibt immer wachsam. So wälze ich mich nur stundenlang bei offenem Schlafsack hin und her, erst in den frühen Morgenstunden bekomme ich ein bisschen Schlaf, höchstens zwei Stunden. Um viertel nach sechs mache ich mich ziemlich groggy ans Kaffeekochen und packe danach sofort zusammen. Als endlich sogar das im Wind flatternde Zelt gebändigt ist, gehe ich gegen viertel nach sieben hinunter zum Pfad. Abgesehen davon sieht das Wetter gar nicht mal so unfreundlich aus, die Wolken ziehen schnell über den Himmel, reißen kurz auf um einen Flecken Blau zu zeigen und schließen sich wieder. Nicht auszumachen, wie es sich entwickelt.


                                                                          Ostervatnet im Leirdal



                                                                          Hoch über dem Leirdal wendet sich der Pfad bald nach Süden, dann nach Südosten und führt über einen flachen Pass hinunter zum Langdalsvatn. Dank dieser Kehre habe ich den Wind jetzt direkt von vorne. Der bläst zwar nicht mehr so stark wie in der Nacht, treibt aber munter ein paar Regentropfen vor sich her. Ohne weiter nachzudenken oder in die Karte zu gucken, folge ich einem schwach sichtbaren Pfad zum linken, nördlichen Seeufer, wundere mich aber hinter dem ersten kleinen Geröllfeld, dass es überhaupt keine Markierungen mehr gibt. Das andere Ufer sieht noch steiniger aus, da wird er doch nicht langgehen, oder? Ein Blick auf die Karte klärt meinen Irrtum auf. Doch, genau da ist er eingezeichnet. Also wieder zurück, bis ich auf die Markierungen treffe.


                                                                          Langdalsvatnet

                                                                          Die Route über das grobe Geröll ist dann zum Glück wieder hervorragend markiert, und die Steine sind auch noch halbwegs trocken, so dass ich gut vorankomme. Auf halber Länge des Sees wechsele ich allerdings in die Regenklamotten, was immer etwas nervt, weil ich für die Regenhose die Schuhe ausziehen muss. Schließlich komme ich bei zunehmendem Regen hinunter ins Kaperdal und nähere mich der Straße. Halb zehn, Zeit für die Frühstückspause. Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, dass ich früher selbst in strömendem Regen Pause gemacht habe, ohne das Zelt aufzubauen. Dabei ist doch nichts schöner, als sich zwischendurch ins Trockene zurückzuziehen und zum Weitergehen eine Regenpause abzuwarten.

                                                                          Wenn der Regen denn überhaupt eine Pause einlegt. Heute sieht das schlecht aus. Als es nur noch nieselt, packe ich zusammen, aber der Regen hat nur Kraft gesammelt, um gleich wieder richtig loszulegen. Da warte ich lieber noch ein Weilchen. Für den steilen Aufstieg zum Pass unter dem Istind hätte ich lieber trockenes Wetter. Außerdem habe ich genügend Tage übrig, ich muss nichts überstürzen. So vergehen die Stunden, ohne dass der Regen nachlässt. Ich lese ein bisschen, koche einen zweiten Kaffee und nehme ein bescheidenes Mittagessen ein.

                                                                          Den Tag kann ich abschreiben. Am Nachmittag packe ich ein weiteres Mal zusammen, allerdings nur, um mir einen besseren Platz am Bumannsvatn zu suchen. Wenn ich hier schon die Nacht verbringen muss, dann wenigstens nicht so nah an der Straße. Nach einer Weile stelle ich missmutig fest, dass es hier kaum brauchbare Stellen gibt, finde dann doch eine passende und gehe gleich zum Waschen an den See. Vielleicht brauchte ich nur ein bisschen Anregung für den Kreislauf, jedenfalls bessert sich meine Laune im kalten Wasser erheblich. Wie zur Bekräftigung hört der Regen gegen halb sieben auf und blauer Himmel kommt zum Vorschein.


                                                                          12. September: Kontrastenes rike - im Nationalpark Ånderdalen

                                                                          Trotz des verdödelten Nachmittags gestern habe ich ausgezeichnet geschlafen. Als ich um fünf Uhr aus dem Zelt krieche, begrüßt mich ein frostig klarer Morgen, blauer Himmel, -1°C. Bei dem Anblick bin ich sofort hellwach und unternehmungslustig. Kurz denke ich sogar darüber nach, den Morgenkaffee auszulassen, aber dann ist der Gedanke an ein duftendes Heißgetränk doch zu verlockend. So packe ich erst um sechs zusammen und bin eine gute halbe Stunde später unterwegs zur Straße. Aus Gewohnheit folge ich den Markierungen, die erst mal für eine Weile durch nasse Sträucher und Gras parallel zur Straße verlaufen, nur wesentlich unebener als diese. Besser wäre gewesen, bis kurz vor dem Kaperskardtunnel auf der Straße zu bleiben und erst direkt vor dem Aufstieg zum Pfad zu wechseln. Egal, heute ist mein Tag, ich bin fit und fühle mich richtig gut.


                                                                          Kaperskardtunnel, links davon geht es hoch

                                                                          Mittlerweile ist auch die Sonne über den Berg, da wird mir schnell zu warm, so dick eingemummelt, wie ich losgegangen bin. Nach den ersten steilen Höhenmetern muss ich kurz den Rucksack absetzen, um Handschuhe, Mütze und Jacke loszuwerden. Spiegelglatt liegt der Bumannsvatn zu meinen Füßen, es ist wirklich absolut windstill. Ohne viel Federlesens führt der Pfad in direkter Linie auf den Pass zwischen Istind und Kaperfjell zu. Anfangs ist das Gelände noch einfach, es gibt nur wenige steinige Stellen, und ich komme besser voran als erwartet. Allein wegen der herrlichen Aussicht bin ich froh, dass ich hier nicht gestern im Regen hochgegangen bin. Immer ein schönes Gefühl, wenn der Schweinehund (oder die Faulheit (oder die Wasserscheu)) im Nachhinein eine glorreiche Rechtfertigung erfährt, auf dass man sie im Reisebericht als weise Entscheidung darstellen kann.









                                                                          Während der letzten hundert Höhenmeter vor der Passhöhe nehme ich allerdings jede ironische Bemerkung über meinen gloriosen Schweinehund wieder zurück. Den steilen Anstieg durch ein Blockfeld hätte ich im Regen tatsächlich nicht gewagt, ich kann jedem empfehlen, diese Etappe nur bei schönem Wetter in Angriff zu nehmen. Obwohl der Hang noch im Schatten liegt, komme ich mächtig ins Schwitzen und überlege mir jeden Schritt genau. Als der Hang endlich zum Pass hin abflacht, das höchste Steinmännchen und das Nationalparkschild schon in Sicht, wird es besser, hier kann man einfach von Stein zu Stein treten.


                                                                          Pass am Istind - geschafft!


                                                                          Blick zurück. Von der schwierigsten Stelle direkt darunter gibt es leider kein Bild, da hatte ich nur den nächsten Schritt im Kopf.

                                                                          Um den erfolgreichen Aufstieg zu feiern, krame ich einen der letzten Müsliriegel aus dem Rucksack, gönne mir eine halbe Multivitamin-Brausetablette in der Wasserflasche, setze mich auf einen Felsvorsprung und genieße ein letztes Mal den Blick zurück nach Norden. Trotz Sonne ist es hier oben recht frisch, deshalb bleibe ich nicht allzu lang. Jetzt bin ich also im Ånderdalen Nationalpark, der schon 1970 eingerichtet wurde, um einen Teil der Küstenlandschaft mit ihren alten Kiefernwäldern, Mooren und Granitbergen zu schützen. Reich der Kontraste, der dritte Nationalpark, den ich auf meiner Tour durch Troms besuche. Von hier sieht man natürlich noch keine Wälder, sondern erst mal nur Fels nach allen Richtungen.




                                                                          Blick nach Südwesten, da geht es hinunter


                                                                          Kaperfjellet

                                                                          Ab hier leiten die roten Kleckse in eine steinige Senke unterhalb des Istind. Eigentlich war ich schon darauf vorbereitet, erst viel weiter unten wieder fließendes Wasser zu finden, aber ich habe Glück. Ein kleines Schneefeld liefert genügend Schmelzwasser für ein winziges Bächlein. Dann kann ich genauso gut hier die Frühstückspause einläuten und das klitschnasse Zelt trocknen. Die sonnigen Bilder täuschen ein bisschen, was die Temperatur angeht, denn ohne Zelt wäre es immer noch deutlich zu kühl für eine längere Pause.



                                                                          Anderthalb Stunden später laufe ich weiter durch steiniges Gelände nach Süden. Die Route ist zwar gut markiert, nur sind die Steinmännchen gegen die Sonne kaum erkennbar. Oft suche ich eine ganze Weile nach dem nächsten, um dann festzustellen, dass es keine 20 Meter entfernt ist. Na, wenn das mein einziges Problem ist, soll es mir recht sein. Erstaunlich viele kleine Senken und Hügel drosseln bis zum Abstieg zu einem See unter dem Tverrfjell mein Tempo, alles nicht schwierig, aber zeitraubend.


                                                                          Blick auf die Lendepolltindan in der Ferne








                                                                          Tverrfjellet, hier beginnt der Abstieg

                                                                          Für kurze Zeit geht es unter dem Tverrfjell sehr angenehm über Wiesen und Zwergstrauchheide, danach wird es spannend. Die Karte bietet zwei Varianten zur Auswahl, um von hier zum Kapervatnet zu gelangen. Die markierte Route soll demnach auf halber Höhe den steilen Hang entlangführen, um dann später mit einem kleinen Schlenker nach Westen ins Tal zu gehen, der Hang ist allerdings wirklich halsbrecherisch steil, ich kann mir gar nicht vorstellen, dass es da wirklich einfacher ist als die Alternative, nämlich gleich hier mit dem Bach zum See 244m abzusteigen. Auf der Infotafel wurde diese Variante wegen Rutschgefahr auf steilem Fels nur bei trockenem Wetter empfohlen. Also, trocken ist es, dann probiere ich das mal. Fürs erste kann ich noch den Markierungen folgen, einen Pfad gibt es allerdings nicht.


                                                                          Blick hinunter zum See 244m, dahinter ist schon das Kapervatn zu sehen





                                                                          Unterhalb einer kleinen Schlucht quert der "Pfad" den Bach, die Karte empfiehlt, rechts vom ihm abzusteigen. Zu meiner Überraschung sind hier immer noch einzelne Markierungen, die ich aber bald verliere, weil ich mich auf das Gelände konzentrieren muss. Weiter unten ist der steinige Boden nämlich dicht mit Weidenbüschen und Farn bewachsen, so dass man häufig nicht sieht, wo man hintritt. Unangenehm steil ist zwar nur ein kurzes Stück, aber trotzdem bin ich erleichtert, als der Hang zum See abflacht.




                                                                          Blick zurück - das wäre geschafft!

                                                                          Jetzt muss ich nur noch am See entlang und dann irgendwo den Abfluss queren. Das Ufer besteht zum größten Teil aus überwachsenen Geröllfeldern, stellenweise mit sperrigen Silberweiden, und so brauche ich auch hier meine Zeit und volle Konzentration. Den eingezeichneten unmarkierten Pfad habe ich schon abgeschrieben, als ich zufällig doch noch etwas finde. Zwar keinen Pfad, aber Markierungen. Das verwirrt mich jetzt. Gibt es also vielleicht nur diese eine Route und keine andere? Und hätte ich beim Abstieg nicht irgendwas davon sehen müssen? Oder lässt man uns auf dem steilen Abschnitt allein, um dann hier zwischen den Weiden rote Kleckse zu verstecken? Alles sehr merkwürdig, kann mir jetzt aber auch egal sein, das Gröbste hab ich geschafft. Ab dem Seeabfluss ist sogar eine Art Pfad erahnbar, das Gelände wird einfacher.

                                                                          Leider habe ich mir beim Abstieg eine erstaunlich große Blase mitten in der linken Handfläche zugezogen, die auch schon unbemerkt aufgeplatzt ist. So was hatte ich auch noch nicht, da hab ich mich im Eifer der Gefechts wohl zu oft von oben voll auf den Trekkingstock gestützt. Gerade beim Abstieg möchte ich die Dinger nicht missen, nur ist einer jetzt nutzlos, weil ich ihn nicht mehr richtig festhalten kann. Die Haut ist viel zu empfindlich. Auf Blasen bin ich eigentlich gar nicht vorbereitet, weil ich seit meiner allerersten Wandertour nie mehr welche hatte, weder an den Füßen noch sonstwo. Aber Heftpflaster hab ich dabei, vielleicht lässt sich damit in der Mittagspause was improvisieren. Bis zum Kapervatn laufe ich noch und suche mir dort einen gemütlichen Platz. Vor dem Essen muss ich mich erst mal eine Stunde auf die Matte knallen, abschalten, die schmerzenden Beine entlasten. Inzwischen sind mehr Wolken aufgezogen, die aber keinen Regen bringen.


                                                                          Kapervatnet, Westende

                                                                          Gegen drei Uhr bin ich soweit wiederhergestellt, dass ich weiter am Nordufer des Kapervatn entlanglaufen kann. Nur ganz selten findet sich eine ältere Markierung, und der ohnehin recht undeutliche Pfad verliert sich öfter in den nassen Senken, dazwischen schmucklos kahler Birkenwald. Von prächtigen Herbstfarben ist für ein paar Kilometer kaum etwas zu sehen. Das ändert sich erst, als der Pfad zum Seeende nach Süden schwenkt.


                                                                          Kapervatnet


                                                                          Skrubbær (Schwedischer Hartriegel)





                                                                          Als der See hinter mir liegt, steigt der Pfad zu einem Hügel an, der den Durchgang zum Ånderdal versperrt und den Abfluss in eine enge Schlucht zwängt. Hier stoße ich auf einen Pfadabzweig nach Westen, der allerdings nicht beschildert ist. Der kann ja eigentlich nur zum Kapervatn führen, aber eben zur Südseite. Vermutlich wurde die Wanderroute dorthin verlegt, was auch den vernachlässigten Zustand auf meiner Seite erklären würde. Das Rätsel werde ich heute nicht aufklären können. Ab hier ist der Pfad jedenfalls deutlich ausgetreten. Hinter der Engstelle öffnet sich der Blick zum wunderschönen Åndervatn, von Kiefernwäldern umgeben, Wolken und Berge spiegeln sich verträumt auf seiner Oberfläche. Das ist wirklich ein idyllischer See!



                                                                          Mit neuem Schwung beginne ich den teils steilen Abstieg und stehe bald zwischen Kiefern und Moor am Nordufer. Dort, wo der Pfad mit dem Ufer nach Süden schwenkt, läuft man an einem herrlichen Kiesstrand entlang, der sehr dazu einlädt, hier das Zelt aufzustellen. Das ist wirklich ein äußerst verlockender Platz. Ich habe mich zwar schon entschieden, bis zum Seeabfluss zu gehen, damit ich morgen direkt mit dem nächsten Aufstieg beginnen kann, muss mich aber hier einfach für eine Viertelstunde hinsetzen, träge in die Sonne blinzeln und ein paar Fotos machen.






                                                                          Blick zurück zum Nordufer





                                                                          Danach geht es weiter bis zur relativ neuen Hütte Ånderbu, an der man direkt vorbeikommt. Kurz davor sind durch nasse Stellen sogar luxuriöse Bohlenwege verlegt. Ich bin schon darauf vorbereitet, erst noch den Abfluss zu furten und mir auf der anderen Seite einen Platz für die Nacht zu suchen, aber das ist gar nicht nötig, denn es gibt eine Brücke. Hier hat man wirklich an nichts gespart, um dem Wanderer das Leben angenehm zu machen. Allein den Kilometerangaben auf den Wegweisern nahe der Hütte traue ich nicht, das müssen auf jeden Fall ein paar mehr gewesen sein.






                                                                          Brücke über die Ånderelva

                                                                          Die Sonne ist um kurz vor sechs schon hinter den Bergen untergegangen. Hier gibt es mehrere gute Zeltstellen zur Auswahl, die ich alle in Ruhe begutachte, bevor ich mich für eine entscheide. Was für ein abwechslungsreicher, erfüllter Tag! Beim Waschen schneide ich versehentlich mit dem Rasierer ein Stück Haut vom linken Daumen ab, wie blöd kann man eigentlich sein? Ich lasse das Blut erst mal einfach heraustropfen, bis ich mit dem Waschen fertig bin und passe dann auf, dass ich mir nicht das Zelt einsaue, während ich die Pflaster suche. Warum hört das nicht auf zu bluten? Als die Wunde versorgt ist, muss ich doch noch mit dem Lappen durchwischen.

                                                                          Meine gute Laune trübt das kaum, die restlichen zwei Tage werde ich genauso gut mit nur einem Stock wandern können. Dabei fällt mir auf, wie verschwindend wenige solcher kleinen Verletzungen ich bisher bei meinen Wandertouren hatte, diese Pflaster sind bestimmt schon zehn Jahre alt, hoffentlich kleben sie überhaupt noch einigermaßen. Später höre ich jemanden zur Gitarre singen, bestimmt ist jemand in die Hütte eingezogen. Würde er sich wohl gestört fühlen, wenn ich noch rüberginge und guten Abend sage? Wahrscheinlich nicht, aber ich lasse es trotzdem, nach dem langen Tag bin ich zum Umfallen müde.

                                                                          Kommentar


                                                                          • Blahake

                                                                            Vorstand
                                                                            Fuchs
                                                                            • 18.06.2014
                                                                            • 1591
                                                                            • Privat


                                                                            #38
                                                                            AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                            Sind das fantastische Landschaftsbilder!

                                                                            Kommentar


                                                                            • Meer Berge
                                                                              Fuchs
                                                                              • 10.07.2008
                                                                              • 2381
                                                                              • Privat


                                                                              #39
                                                                              AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                              Ich muss mich zwischendurch auch noch einmal melden.

                                                                              Tolle Landschaft und herrliche Bilder!
                                                                              Eine wirklich super Tour!

                                                                              Vielen Dank für den wunderbaren Bericht!

                                                                              Kommentar


                                                                              • Borgman
                                                                                Dauerbesucher
                                                                                • 22.05.2016
                                                                                • 768
                                                                                • Privat


                                                                                #40
                                                                                AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                                Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                                                                Sind das fantastische Landschaftsbilder!
                                                                                Danke für die Blumen . Und schön, dass Du dabei bist.

                                                                                Zitat von Meer Berge Beitrag anzeigen
                                                                                Ich muss mich zwischendurch auch noch einmal melden.

                                                                                Tolle Landschaft und herrliche Bilder!
                                                                                Eine wirklich super Tour!

                                                                                Vielen Dank für den wunderbaren Bericht!
                                                                                Gern geschehen! Freut mich, dass er Dir gefällt.

                                                                                Mit dem Schreiben komme ich leider nicht so schnell voran wie ich gern hätte, danke also auch an alle für Eure Geduld!

                                                                                Kommentar


                                                                                • evernorth
                                                                                  Fuchs
                                                                                  • 22.08.2010
                                                                                  • 1835
                                                                                  • Privat


                                                                                  #41
                                                                                  AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                                  Gefällt mir ausnehmend gut. Senja - eine herrliche Gegend ist das und du hast wieder mal sehr viel Glück mit dem Wetter.
                                                                                  Wie gewohnt ist alles wieder fotografisch - prächtig in Szene gesetzt - sehr schön, macht Laune.
                                                                                  My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                  Kommentar


                                                                                  • sarek2007
                                                                                    Erfahren
                                                                                    • 22.08.2007
                                                                                    • 450
                                                                                    • Privat


                                                                                    #42
                                                                                    AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                                    Sehr schöner Bericht aus mir doch vertrauten Gegenden. Du hattest auch wirklich Glück mit dem Wetter. Die 3 Wochen zuvor war es i, Saltfjellet doch erheblich durchwachsener .
                                                                                    Mich wird es dieses Jahr wahrscheinlich zum dritten Mal nach Troms verschlagen. Dein Bericht macht jedenfalls Lust auf mehr.

                                                                                    Eine Frage hätte ich noch: Hast Du auf Senja am Kapervatnet bzw. im Tverrdalen mögliche Campstellen entdecken können? Ich hatte mir schon mal einen Angelausflug dorthin überlegt.


                                                                                    Gruß
                                                                                    Tilman

                                                                                    Kommentar


                                                                                    • theslayer
                                                                                      Dauerbesucher
                                                                                      • 13.11.2013
                                                                                      • 586
                                                                                      • Privat


                                                                                      #43
                                                                                      AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                                      Ich danke dir auch für den bisherigen Bericht!
                                                                                      Ovre Dividalen war mir nicht bekannt, ebenso wusste ich nicht, dass es in Senja so gute Wandermöglichkeiten gibt.

                                                                                      Bin 2017 mit dem Rad auf Senja gewesen, allerdings hatte ich die Insel in einem Rutsch in unter 24h durchquert. Jetzt rückblickend hätte ich mir auf alle Fälle dafür mehr Zeit lassen sollen.

                                                                                      Nun ist Senja halt auf die Liste mit den Wunsch-Wanderzielen gelandet, auch nicht schlecht

                                                                                      Vielen Dank und freue mich auf weitere Tage.

                                                                                      Grüße,
                                                                                      Daniel
                                                                                      Auf meinem Blog Longing for the Horizon:
                                                                                      Pamir Highway 2019 / Sarek 2018 / Padjelantaleden 2017 / 4500km Radtour Berlin-Nordkapp 2017 / Kungsleden 2015 / Kungsleden 2014 / Israel-Hike 2014 und viele kleinere Radtouren (Berlin - Kopenhagen / Prag - Berlin etc.)

                                                                                      Kommentar


                                                                                      • Borgman
                                                                                        Dauerbesucher
                                                                                        • 22.05.2016
                                                                                        • 768
                                                                                        • Privat


                                                                                        #44
                                                                                        AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                                        Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                                                                        Gefällt mir ausnehmend gut. Senja - eine herrliche Gegend ist das und du hast wieder mal sehr viel Glück mit dem Wetter.
                                                                                        Wie gewohnt ist alles wieder fotografisch - prächtig in Szene gesetzt - sehr schön, macht Laune.
                                                                                        Danke! Ja, ich bin auch froh, dass ich von Indre Troms noch nach Senja gefahren bin, die Küstenlandschaft ist zwar nicht so abgeschieden und stärker touristisch erschlossen, aber einfach irre schön.

                                                                                        Zitat von sarek2007 Beitrag anzeigen
                                                                                        Sehr schöner Bericht aus mir doch vertrauten Gegenden. Du hattest auch wirklich Glück mit dem Wetter. Die 3 Wochen zuvor war es i, Saltfjellet doch erheblich durchwachsener .
                                                                                        Mich wird es dieses Jahr wahrscheinlich zum dritten Mal nach Troms verschlagen. Dein Bericht macht jedenfalls Lust auf mehr.

                                                                                        Eine Frage hätte ich noch: Hast Du auf Senja am Kapervatnet bzw. im Tverrdalen mögliche Campstellen entdecken können? Ich hatte mir schon mal einen Angelausflug dorthin überlegt.
                                                                                        Danke auch Dir! Wie es weiter oben im Tverrdal aussieht weiß ich nicht, da gibt es ja noch einen See (346m), aber am See 244m ist das Ufer entweder steinig oder nass oder dicht mit Sträuchern bewachsen. Am westlichen Kapervatn gibt es auf der Nordseite ein paar ganz gute Stellen, kurz bevor, von Süden kommend, der Pfad ins Tverrdal abzweigt. Und direkt am Westufer sah es auch so aus, als könnte man da was finden.


                                                                                        Zitat von theslayer Beitrag anzeigen
                                                                                        Ich danke dir auch für den bisherigen Bericht!
                                                                                        Ovre Dividalen war mir nicht bekannt, ebenso wusste ich nicht, dass es in Senja so gute Wandermöglichkeiten gibt.

                                                                                        Bin 2017 mit dem Rad auf Senja gewesen, allerdings hatte ich die Insel in einem Rutsch in unter 24h durchquert. Jetzt rückblickend hätte ich mir auf alle Fälle dafür mehr Zeit lassen sollen.
                                                                                        ...genau das dachte ich auch , am liebsten hätte ich noch drei Tage drangehängt, um im Norden der Insel was zu machen. Senja bleibt auch auf meiner Wunschliste erst mal noch drauf. Freut mich jedenfalls, dass Du hier Anregungen gefunden hast .

                                                                                        Kommentar


                                                                                        • Borgman
                                                                                          Dauerbesucher
                                                                                          • 22.05.2016
                                                                                          • 768
                                                                                          • Privat


                                                                                          #45
                                                                                          AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                                          13. September: Schreck in der Morgenstunde

                                                                                          Wieder gut geschlafen. Bei -2°C und Windstille ist heute früh alles sehr nass von Kondenswasser. Erst mal die Tröpfchen am Innenzelt aufwischen, damit der Schlafsack möglichst trocken bleibt. Draußen ist es neblig, auf die Sonne brauche ich heute nicht zu warten. Nach dem Frühkaffee lasse ich den Kocher in der Apsis noch ein bisschen brennen, um die feuchte Kälte für ein paar Minuten zu vertreiben. Da seilt sich plötzlich eine fette Spinne ab, der es in der Kuppel vielleicht zu warm geworden ist. Reflexartig schlage ich nach ihr, damit sie nicht ins Innenzelt purzelt. Dabei verschiebt sich das überstehende Stück der Zeltunterlage so ungünstig, dass sie dem Brenner zu nahe kommt und sofort Feuer fängt. Scheiße, meine Hütte brennt ab! In Panik schlage ich mit dem, was ich gerade in der Hand halte, auf die Flammen, um den Brand zu ersticken. Dummerweise halte ich überhaupt nichts, ich lösche gerade ein Feuer mit der flachen Hand. Das funktioniert zwar bestens, aber dafür klebt jetzt schwarzes geschmolzenes Nylon an den Fingern. Heiß! Schnell weg damit und kühlen! Der halb gefrorene Waschlappen reicht dafür nicht aus, ich muss ans Wasser.

                                                                                          Uff, gerade noch gutgegangen. Das Zelt ist bis auf das Footprint unbeschädigt, und die zwei kleineren Verbrennungen an der rechten Hand werde ich vermutlich auch überleben. Ein Rest vom schwarzen Plastik lässt sich nicht abreiben, hat sich wohl irgendwie in die Haut eingebrannt. Nach dem Schreck muss ich grinsen. Wenn solche Ungeschicklichkeiten jetzt zur Regel werden, sollte ich beim nächsten Mal lieber unrasiert ohne Stöcke laufen und kalt essen, am besten Tubenkäse, damit ich nicht beim Käseschneiden auch noch mit dem Messer abrutsche. Um sieben breche ich auf, da hat sich der Nebel schon gehoben und umwabert jetzt die Berge auf mittlerer Höhe. Zuerst geht es ein Stück durchs Moor, dahinter beginnt ein stetiger Anstieg von 400 Höhenmetern zum Blåfjell. Den harten Tag gestern merke ich noch ganz ordentlich in den Beinen, aber ich gehe langsam, und das Gelände ist zum Glück größtenteils einfach.


                                                                                          Blick zurück zum Åndervatn


                                                                                          Blåfjellet



                                                                                          Nur den zwei Brandblasen am kleinen und Ringfinger der rechten Hand ist unter dem Handschuh zu warm, sie verlangen immer noch nach Kühlung. Können sie haben. Auf etwa 400m Höhe tauche ich in den Nebel ein, der über dem Berg hin- und herzutreiben scheint, mal nach Süden, mal nach Norden. Ab und zu lichtet er sich und gibt einen stimmungsvollen Blick auf steinige Hügel und kleine Seen frei, dann ist er wieder so dicht, dass man kaum den Pfad erkennen kann. Manchmal blicke ich sogar über das Nebelmeer, die anderen Berge nur noch einsame Inseln in der Ferne.







                                                                                          In einer Senke auf dem Blåfjell werde ich wieder von den feuchtkalten Wolken verschluckt. Erst als es am südwestlichen Hang allmählich abwärts geht, schälen sich wieder Konturen von Berggipfeln aus der grauen Suppe. Wow, was für ein Panorama, hier ist ja wohl der perfekte Platz für meine Frühstückspause. Während ich das Zelt aufstelle, lichtet sich der Nebel immer mehr. Das nenne ich mal zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, ich bin ganz euphorisch und mache ein paar Fotos, bevor ich Wasser für den Kaffee hole.











                                                                                          Anderthalb Stunden später hat ein frischer Wind den letzten Rest Nebel vertrieben, stattdessen ziehen immer mehr Wolken auf. Der Zauber ist vorbei. Zeit zum Aufbruch. Teils einfach, stellenweise steinig geht es jetzt hinunter zum Selfjordvatn, während sich der Blick immer mehr zu den Spitzen der Kvænan und dem scharfen Grat von dort zum Storsalberg öffnet. Hinter dem Selfjordvatn thront der Berg Luten, dahinter Grinda. Seltsame Namen, Grinda ist das Gatter, also Weidetor, und Lute bedeutet eigentlich Lauge, so wie bei Lutefisk, dem traditionellen Weihnachtsessen der Norweger. In Gedanken bin ich schon wieder beim Essen, male mir aus, was ich morgen Abend für Leckereien kaufen werde. Bier natürlich, darauf freue ich mich besonders, und ein leckeres dunkles Brot wäre nicht schlecht.


                                                                                          Selfjordvatnet, links Grinda, dann Luten. Auf der anderen Seite vom Indre Selfjord sieht man Storsalberget und Kvænan.






                                                                                          Selfjordvatnet

                                                                                          In der Nähe des Sees geht es über ein paar unangenehme Geröllfelder im Birkenwald, bevor südlich vom Selfjordvatn ein Pfad hinunter zum Indre Selfjord abzweigt, der nicht in der Karte eingezeichnet ist. Dafür gibt es einen Wegweiser, der mir weismachen will, dass ich seit heute früh erst 6,5 km gelaufen bin, in dreieinviertel Stunden reiner Gehzeit. Vielleicht bin ich wirklich so langsam, aber ich könnte mir auch vorstellen, dass die Kilometerangaben nur mit dem Kurvenmesser auf der Karte ermittelt sind und nicht ganz die Wirklichkeit abbilden. In dem breiten Tal, das jetzt sanft ansteigend zum Lutvatn führt, läuft es sich auf blankem Fels mit nassen Stellen dazwischen jedenfalls recht flott. Die anscheinend eher willkürlich gesetzten Markierungen beachte ich nach einer Weile nicht mehr, es gibt sowieso keinen durchgehenden Pfad, und die Richtung ist klar. Ein einzelnes Rentier repräsentiert mit stolz erhobenem Geweih die Tierwelt des Nationalparks. Davon abgesehen bin ich heute wieder allein unterwegs, damit hätte ich gar nicht gerechnet. Kein anderer Wanderer weit und breit.


                                                                                          Abzweig zum Indre Selfjord


                                                                                          Blick zurück zum Blåfjell - keine Ahnung warum der Berg so heißt, er ist graugrün wie alle anderen.


                                                                                          Lutvatnet

                                                                                          Auf dem Weg entlang des Lutvatn gibt es neben Zwergstrauchheide auch ein paar steinige Passagen, die ich deutlich in den Beinen spüre. Wenn ich heute noch was schaffen will, dann sollte ich bald eine zweite Pause machen. Am Südende gibt es dafür gute Plätze direkt am Pfad. Tatsächlich sind das heute die ersten guten Zeltstellen, die mir bewusst auffallen. Wer sich sie Etappe zwischen Olaheimen und Åndervatnet auf zwei Tage verteilen möchte, täte wohl gut daran, hier zu übernachten. Der Wind ist aufgefrischt, und die Sonne lässt sich kaum noch blicken, denn von Süden ziehen dicke Wolken auf. Es riecht schon nach Regen, eigentlich ein Grund, schnell weiterzugehen. Aber eine halbe Stunde will ich mich nach dem Essen noch ausstrecken und packe mit den ersten Regentropfen zusammen.

                                                                                          Noch regnet es nicht sehr stark, eher ein gleichmäßiger norwegischer Landregen als wirklich ungemütliches Wetter. Trotzdem bin ich froh, dass ich die Knickfalten meiner Stiefel noch mal nachgewachst habe, denn das Gelände ist in diesem Tal ziemlich nass. Sanft ansteigend zieht es sich hoch zum Reinlivatn. Kurz bevor ich das erreiche, verlasse ich auch schon den Ånderdalen Nationalpark.


                                                                                          Blick zurück zum Lutvatn


                                                                                          Reinlivatnet

                                                                                          Durch sehr angenehmes, einfaches Gelände führt der Pfad am See entlang und dann hinunter in eine Senke an der Bergseite. Hier, mit weitem Blick ins Tal, könnte ich mir vorstellen zu übernachten, aber daraus wird nichts. Zu nass, zu dicht mit Weidenbüschen bewachsen, da brauche ich gar nicht erst zu suchen. Also laufe ich noch weiter ein enges, steiniges Tal hoch, wo es überhaupt keine Zeltmöglichkeiten gibt. Zum Finnskard will ich heute aber auch nicht mehr absteigen, lieber streune ich links und rechts vom Pfad in der Gegend herum und schraube derweil meine Ansprüche herunter. Nein, den perfekten Platz gibt es hier nicht. Nach einer Weile reicht es mir, ich räume an einer etwas nassen Stelle am größeren der eingestreuten Seen ein paar Steine zur Seite und erkläre sie zum Nachtlager. Wird schon gehen.

                                                                                          Sobald das Zelt steht, schmeiße ich die Sachen ins Zelt und hole erst mal Wasser aus dem See. Heute nur Katzenwäsche. Bald stapeln sich die nassen Regensachen in der Apsis, daneben rauscht geschäftig der Spirituskocher und verbreitet wohlige Wärme. Gleichmäßig pocht der Regen an die Zeltwand, das macht es hier drin umso gemütlicher. Als dann auch die durchweichten Pflaster gewechselt sind, kehrt eine tiefe Zufriedenheit in meiner kleinen Behausung ein. Aber das Beste kommt noch: zum Kaffee gibt es... mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen... Trommelwirbel... das letzte Kvikk Lunsj!

                                                                                          Kommentar


                                                                                          • evernorth
                                                                                            Fuchs
                                                                                            • 22.08.2010
                                                                                            • 1835
                                                                                            • Privat


                                                                                            #46
                                                                                            AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                                            Bernd, ich wusste gar nicht: Du hast ein Feuerzelt???

                                                                                            " Heilige Sch.... ", Feuer im Zelt - für mich ein echter Alptraum.
                                                                                            Was für ein Glück, dass alles so glimpflich ausgegangen ist. Ich habe echt mitgelitten.
                                                                                            Nicht, das es irgendwann mal heißt: Hier eine weitere Episode aus der Serie: Der Mann mit den Feuerlöscher - Händen.
                                                                                            Einmal reicht und ist mehr als genug.
                                                                                            My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                            Kommentar


                                                                                            • Borgman
                                                                                              Dauerbesucher
                                                                                              • 22.05.2016
                                                                                              • 768
                                                                                              • Privat


                                                                                              #47
                                                                                              AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                                              Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                                                                              Bernd, ich wusste gar nicht: Du hast ein Feuerzelt???
                                                                                              Wusste ich bisher auch nicht, bin auch mittlerweile nicht mehr ganz davon überzeugt, dass das Soulo dafür taugt...

                                                                                              " Heilige Sch.... ", Feuer im Zelt - für mich ein echter Alptraum.
                                                                                              Was für ein Glück, dass alles so glimpflich ausgegangen ist. Ich habe echt mitgelitten.
                                                                                              Nicht, das es irgendwann mal heißt: Hier eine weitere Episode aus der Serie: Der Mann mit den Feuerlöscher - Händen.
                                                                                              Einmal reicht und ist mehr als genug.
                                                                                              Keine Sorge, die Methode probier ich nicht wieder. Das nächste Mal stelle ich eine Tasse Wasser zum Löschen bereit , ach es ist so schön, den Brenner in der Apsis noch eine Weile laufen zu lassen und einmal durchzuwärmen, bevor man in die Kälte raus muss. Na ja, wahrscheinlich verzichte ich zukünftig auf diesen Luxus, Sicherheit geht vor.

                                                                                              Kommentar


                                                                                              • Borgman
                                                                                                Dauerbesucher
                                                                                                • 22.05.2016
                                                                                                • 768
                                                                                                • Privat


                                                                                                #48
                                                                                                AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                                                14. September: Von netten Busfahrern und besorgten Tieren

                                                                                                Das erste, was ich am frühen Morgen wahrnehme, ist das vertraute Geräusch der Regentropfen, die in dichtem, gleichförmigem Muster das Außenzelt treffen. Gleichgültig, gelassen, kein Wind drängt sie zur Eile. Ich versuche, noch ein Weilchen im Dämmerzustand zu bleiben, nicht ganz aufzuwachen. Das gelingt bei dieser Art Regen sehr gut, die einzelnen Tropfen sind nicht auseinanderzuhalten, das Geräusch legt sich wie ein Schleier um mich, der keinen Anfang und kein Ende hat, keine Falten, keine Modulation. So klingt die Unendlichkeit, man muss ihr nur lauschen, um sich wieder darin zu verlieren.

                                                                                                Irgendwann schleichen sich erste Gedanken an den Tag die Bewusstseinsspirale herauf, werden allmählich konkreter. Nein, ich hab es nicht eilig heute. Bis Olaheimen laufe ich noch gute zwei Stunden, sagen wir zweieinhalb, dort treffe ich auf die Straße. Dann noch eine Stunde bis nach Å, wo um 15:58 Uhr der Bus nach Finnsnes abfährt. Heute darf ich also nach Herzenslust herumtrielen. Was bei einem eingefleischten Frühaufsteher eben so herumtrielen heißt. Um neun habe ich gefrühstückt und weiß nichts anderes zu tun als zusammenzupacken. Der Regen wird so bald nicht aufhören, da kann ich genauso gut gleich losgehen und zwischendurch noch eine Pause machen. 7°C ist eigentlich nicht sehr kalt, aber die nassen Regensachen überzuziehen kostet trotzdem einige Überwindung. Jetzt schnell losgehen, damit mir warm wird.

                                                                                                Zuerst hinunter zum Finnskard, das geht ganz gut, allerdings verläuft sich dort der Pfad in einer nassen Wiese, so dass ich erst mal die Markierungen suchen muss. Dann kommt die nächste, auch wieder etwas steilere Stufe zum Storbunkevatn. Die steinigen Stellen umgehe ich lieber, die können im Regen ganz schön glatt sein. Je näher ich dem See komme, umso mooriger und nasser wird das Gelände, das letzte Stück am See entlang ist dann die reinste Matschorgie. Bisher haben die Stiefel ganz tapfer durchgehalten, aber hier geben sie allen Widerstand auf und sind bald durchnässt. Einen Pfad kann ich nicht mehr erkennen, auch keine Markierungen, also laufe ich einfach drauflos.

                                                                                                Erst kurz vor einer Hütte findet sich wieder ein Pfad, der mich direkt zu einem herrlichen Sandstrand führt. Ein Traum für jeden schönen Sommertag, und selbst heute nach dem vielen Matsch eine willkommene Abwechslung. Unter den angrenzenden Kiefern will ich das Zelt aufbauen, trockene Sachen anziehen und bis zum Mittagessen einfach nur in den Regen starren, der schon etwas nachgelassen hat. Vielleicht kann ich ihn durch reine Willensanstrengung ganz stoppen. Anderthalb Stunden, ein paar Vollkornkekse, ein Stück Käse, einen Kaffee und ein rituelles Rauchopfer später, kann ich stolz einen kleinen Erfolg meiner Bemühungen verbuchen. Es tröpfelt zwar noch gelegentlich, aber die Wolken haben sich gehoben und den Blick auf die Berge freigegeben.


                                                                                                Storbunkevatnet



                                                                                                Mittlerweile ist es kurz nach eins, gute Zeit, um von den gemütlich trockenen wieder in die klitschnassen Sachen zu wechseln und weiterzulaufen. Der Pfad wird zu einem Weg, der Weg zu einer Schotterstraße, die beim Hof Olaheimen in die Straße nach Rødsand mündet. Während ich in gemächlichem Tempo auf dem Asphalt nach Süden trotte, hat der Regen schon ganz aufgehört. Sieht doch noch nach einem schönen Nachmittag aus, wer hätte das gedacht.


                                                                                                Olaheimen

                                                                                                Ich bin gerade mal anderthalb Kilometer weit gekommen, da hält neben mir ein Bus. Hey, der stand doch gar nicht im Fahrplan, fährt bestimmt nur bis Å, dann muss ich da viel zu lange warten. Aber der Fahrer ist gar nicht im Dienst. „Hei, wo willst du hin?“ „Nach Finnsnes“ „Dann steig ein, ich wohne in Skrolsvik, da fährt der Bus nach Finnsnes ab, du kannst mitfahren, gratis“ „Tausend Dank“. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Cool, dann sehe ich sogar noch was von der Gegend. Wir plaudern ein bisschen, ich erzähle ihm, wo ich gewandert bin, und schon fahren wir bei strahlendem Sonnenschein in Skrolsvik ein. Netter Mensch, er zeigt mir noch das Wartehäuschen am Fähranleger und macht Feierabend. Mein nasses Regenzeug breite ich zum Trocknen auf einer Picknickbank aus und schlumpfe dann rüber zum Warteraum, der ist zwar geheizt. sieht aber ziemlich schäbig aus. In der Sonne ist es sowieso schöner.


                                                                                                Skrolsvik







                                                                                                Der Bus steht schon da, aber wo ist der Fahrer? Nicht dass ich ungeduldig wäre, mir gefällt es hier, nur frage ich mich, ob mein Fahrplan richtig ist. Doch da kommt er schon in aller Ruhe aus seinem Haus schräg gegenüber, wahrscheinlich musste er nur seinen Nachmittagskaffee fertig trinken, installiert sich, nimmt mein Geld entgegen und fährt los. Warum sollte er es auch eilig haben, hier auf Senja? Schon nach 25 Minuten Fahrt gibt es 10 Minuten Pause vor dem Supermarkt von Stonglandseidet. Hier wechseln die Busfahrer aus beiden Richtungen nach einem Plausch und einer Zigarette die Busse, der Skrolsviker fährt zurück nach Skrolsvik und der Finnsneser „meinen“ Bus weiter nach Finnsnes.

                                                                                                So weit will ich aber gar nicht, mein Ziel ist der Coop prix in Silsand, denn ich will nach dem Einkaufen versuchen, genau den schönen Platz wiederzufinden, mit dem ich am Sonntagabend so überaus zufrieden war. Fünf Tage in der Natur sind keine so lange Zeit, als dass mich jetzt der Heißhunger nach Fast Food oder anderen Schweinereien packen würde, aber ich freue mich richtig auf mein kleines Ritual nach der Tour. Ein gutes Brot, möglichst dunkel und ein Töpfchen Mayonnaisepamp mit Karotten- Weißkohl- und Rübenstückchen, was hier als „Italienischer Salat“ angeboten wird, in Italien aber vermutlich nur Kopfschütteln und eine spöttische Bemerkung ernten würde. In Kombination mit norwegischem Kochschinken und/oder Käse (falls noch welcher übrig sein sollte) bildet er allerdings die perfekte Grundlage für eine Halbliterdose Mack-øl, bei Bedarf auch für eine zweite.

                                                                                                Nicht vergessen, den Platypus zu füllen und ab durch die Mitte, sprich durch das Wohngebiet zum Waldrand. Eigentlich fast unmöglich, ein Stück Beerenheide wiederzufinden, über das man einmal in der Dämmerung durch Zufall gestolpert ist, aber den Versuch ist es wert. Und siehe da, das Glück ist mir hold, einmal links und einmal rechts und noch einmal links oder umgekehrt, und schon stehe ich direkt davor, wie von unsichtbarer Hand geführt. Sobald das Zelt aufgebaut ist, läutet ein kurzer Regenschauer den gemütlichen Teil des Abends ein.

                                                                                                Kurze Zeit später hören die Tiere des Waldes zufriedenes Schmatzen, dann ein scharfes Zischen, gefolgt von einem Moment andächtiger Stille und einem wohligen Grunzen. Nach ein paar Minuten dröhnt ein tonloses Röhren über die Lichtung, wie von einem heiseren Hirsch, der in diesem grünen Stoffbeutel eingesperrt zu sein scheint. Wo kommt der überhaupt so plötzlich her? Das beunruhigt die Tiere jetzt doch ein wenig. Morgen werden sie der Sache auf den Grund gehen, sich das Ding genauer anschauen und fragen, ob der Hirsch was braucht, ob er vielleicht krank ist, aber nicht mehr heute. Es wird schon dunkel.

                                                                                                Kommentar


                                                                                                • Blahake

                                                                                                  Vorstand
                                                                                                  Fuchs
                                                                                                  • 18.06.2014
                                                                                                  • 1591
                                                                                                  • Privat


                                                                                                  #49
                                                                                                  AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                                                  Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                                                                                  Anderthalb Stunden, ein paar Vollkornkekse, ein Stück Käse, einen Kaffee und ein rituelles Rauchopfer später, kann ich stolz einen kleinen Erfolg meiner Bemühungen verbuchen...
                                                                                                  Soo geht das also, das muss ich mir merken

                                                                                                  Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                                                                                  Was bei einem eingefleischten Frühaufsteher eben so herumtrielen heißt. Um neun habe ich gefrühstückt...
                                                                                                  In der Tat! Um neun habe ich gefrühstückt, falls ich mal sehr früh aufstehen sollte.

                                                                                                  Ich bin sehr froh, dass Dein Brand so glimpflich verlaufen ist! Horrorvorstellung, so ein Feuer im Zelt!

                                                                                                  Kommentar


                                                                                                  • urmeli
                                                                                                    Erfahren
                                                                                                    • 07.06.2015
                                                                                                    • 154
                                                                                                    • Privat


                                                                                                    #50
                                                                                                    AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                                                    Bin gerade noch beim ersten Teil des Berichts. Wie immer sehr schön geschrieben. Die tollen Fotos tun ihr übriges. Vielen Dank für die gute Lektüre.

                                                                                                    Habe das als Anlass genommen, mal wieder einige Tourmöglichkeiten mit Øverbygd als Ausgangspunkt zu recherchieren. Ich bin schon in der Vergangenheit daran gescheitert, aber ich frage vorsichtshalber nochmal nach: Kann das wirklich sein, dass Øverbygd in den Schulferien nicht per Bus zu erreichen ist?

                                                                                                    Kommentar


                                                                                                    • Borgman
                                                                                                      Dauerbesucher
                                                                                                      • 22.05.2016
                                                                                                      • 768
                                                                                                      • Privat


                                                                                                      #51
                                                                                                      AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                                                      Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                                                                                      Soo geht das also, das muss ich mir merken
                                                                                                      ... natürlich nur, wenn man dran glaubt und die unzähligen Fehlversuche nicht mitrechnet

                                                                                                      Zitat von urmeli Beitrag anzeigen
                                                                                                      Bin gerade noch beim ersten Teil des Berichts. Wie immer sehr schön geschrieben. Die tollen Fotos tun ihr übriges. Vielen Dank für die gute Lektüre.
                                                                                                      Immer wieder gerne

                                                                                                      Habe das als Anlass genommen, mal wieder einige Tourmöglichkeiten mit Øverbygd als Ausgangspunkt zu recherchieren. Ich bin schon in der Vergangenheit daran gescheitert, aber ich frage vorsichtshalber nochmal nach: Kann das wirklich sein, dass Øverbygd in den Schulferien nicht per Bus zu erreichen ist?
                                                                                                      Jedenfalls ist es etwas komplizierter. 2018 gab es einen Ferienfahrplan der Linie 105 Tromsø - Øverbygd, da fuhr der Bus nur Fr, Sa und So um 15:00 ab Tromsø (So durchgehend bis Buktamoen):
                                                                                                      https://www.tromskortet.no/getfile.p...105_250618.pdf
                                                                                                      Momentan finde ich aber noch keine Info, ob das dieses Jahr genauso sein wird.

                                                                                                      Auf dem aktuellen Fahrplan der Linie 106 Buktamoen-Øverbygd-Heia findet sich kein Hinweis, dass er während der Sommerferien nicht fährt (da würde ich lieber noch mal nachfragen, bevor ich mich darauf verlasse):
                                                                                                      https://www.tromskortet.no/getfile.p...106_070119.pdf

                                                                                                      Kommentar


                                                                                                      • Borgman
                                                                                                        Dauerbesucher
                                                                                                        • 22.05.2016
                                                                                                        • 768
                                                                                                        • Privat


                                                                                                        #52
                                                                                                        AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                                                        15. September: Tromsø

                                                                                                        Keine Sorge, dem Hirsch geht es bestens. Das erste Bier seit zweieinhalb Wochen entfaltete gestern Abend sehr schnell eine ungeheuer einschläfernde Wirkung. Zum Zähneputzen reichte es gerade noch, dann war ich schon weggetreten. Dafür erwache ich heute sehr früh mit einem dringenden Bedürfnis, das keinerlei Aufschub duldet. Nass, sehr nass ist es, als ich mich aus dem Zelt schäle, nass vom Regen und vom Kondenswasser. Aber der Himmel leuchtet tiefblau und klar in der Morgendämmerung, das wird heute alles trocknen. Für eine Stunde verkrieche ich mich noch im Schlafsack und beginne dann mit dem Frühstück.

                                                                                                        Gegen halb acht habe ich zusammengepackt und laufe diesmal zielstrebig in die richtige Richtung. Zum dritten Mal überquere ich die Gisundbrücke und erreiche eine Stunde später das Fährterminal von Finnsnes, wo ich mich nun schon bestens auskenne. Eigentlich viel zu früh, aber ich will mich noch stadtfein machen. Haarewaschen mit warmem Wasser, was für eine Wohltat, den Stoppelbart abrasieren und ein frisches T-Shirt anziehen. Na, ganz frisch ist das auch nicht, aber zumindest vor drei Tagen am Åndervatn gewaschen. Mit dem Ergebnis bin ich äußerst zufrieden, jetzt sehe ich fast aus wie ein normaler Tourist. Und für einen Kaffee vom Kiosk reicht die Zeit auch noch, bis das Schnellboot fährt. Vorher läuft erst mal das Boot nach Harstad ein.



                                                                                                        Etwas verwundert bin ich darüber, dass man Namen, Geburtsjahr und Reiseziel in ein Mikrofon sprechen muss, bevor man an Bord geht. Ist das jetzt allgemein Vorschrift oder nur in Troms? Und was bezweckt man damit? Schummeln vielleicht manche beim Geburtsjahr? Wird ja nicht überprüft. Ich sage jedenfalls brav mein Sprüchlein und darf an Bord. Einerseits freue ich mich auf Tromsø, wo ich lange nicht gewesen bin, andererseits ist mir Senja richtig ans Herz gewachsen. Die spitzen Granitberge, die klaren Seen, die Kiefernwälder und die gemütlichen Busfahrer werde ich vermissen. Bestimmt komme ich noch mal zurück.

                                                                                                        Als später der bullige, tätowierte Mann mit den Tickets herumgeht und den Fahrpreis nennt, bin ich angenehm überrascht. Normalerweise reißt Schnellbootfahren immer ein tiefes Loch in die Reisekasse, aber heute verlangt er nur 220 Kronen, vergünstigter Samstagspreis. Das ist vermutlich kaum mehr, als ein Busticket gekostet hätte und macht viel mehr Spaß. Mühelos gleitet das Schnellboot über die beinahe spiegelglatte Wasserfläche, entlang an Küstenbergen, Buchten und kleinen Orten, und viel zu schnell erreichen wir Tromsø. Das hätte gerne noch länger dauern können, ich hatte mich gerade so gemütlich eingerichtet. Mit dem Strom der Menschen werde ich an Land gespült und staune nicht schlecht, Donnerwetter, da haben sie ja ein ganz neues Terminal hingeklotzt. Tromsø Havn Prostneset. Noch nicht ganz fertig, aber schon in Benutzung. Im unteren Teil halten die Busse, was wohl die entscheidende Verbesserung ist. In Tromsø um die Touristinfo herum den richtigen Bus zu finden, konnte freitags für einen Fremden, der schnell noch Spritus besorgen musste, eine echte Herausforderung sein.





                                                                                                        Aber heute ist Samstag, die Sonne lacht, und mein Flug geht erst morgen früh. Ein letzter unverplanter Tag breitet seine vielfältigen Möglichkeiten vor mir aus wie ein Flohmarkthändler sein zusammengewürfeltes Porzellan. Alles nicht ganz neu, aber auch nicht ohne Reiz. Tromsø kenne ich von früheren Besuchen ganz gut. Einmal hab ich sogar zwei Nächte im Hotel geschlafen, was heute nicht in Frage kommt, mein Budget für Soloreisen ist dieses Jahr schon mehr als ausgeschöpft. Über die Brücke zur Eismeerkathedrale könnte ich gehen, ins Polaria oder ins Nordnorsk Kunstmuseum. Gab es nicht in der Nähe von Macks Ølbryggeri einen netten Bierladen? Zuerst schlendere ich aber ein bisschen durch die Stadt, lasse mich einfach treiben.







                                                                                                        Nein, am schönsten wäre es doch, bald nach Kvaløya zu fahren, wo ich auch übernachten werde, und noch eine Runde durch die Natur zu laufen. Davon bekommt man nie genug, das wird mir am meisten fehlen, wenn ich wieder in Deutschland bin. Also kaufe ich noch ein Wienerbrød und mache mich auf den Weg zur Bushaltestelle. Die Linien 40 und 42 fahren beide am Flughafen vorbei zum Kvaløysletta Terminal. Hier notiere ich mir zur Sicherheit die Abfahrtszeiten, falls es morgen früh knapp wird und laufe meine altbekannte Strecke durch das Wohngebiet östlich der Slettelva. Ich weiß genau, wo ich mein Zelt aufschlagen will, nämlich auf einem bestimmten Hügel am Hang. Weit genug entfernt vom Wohngebiet, um ungestört zu bleiben aber doch so nah, dass man in weniger als einer Stunde am Flughafen ist.

                                                                                                        Um den Hügel zu finden, muss ich nur genau so gehen wie beim letzten Mal, also immer möglichst nah am Bach bis zu einem kleinen Stauwerk. In dem See oder einem der Zuflüsse zu baden, verbietet sich, weil das die Trinkwasserversorgung für Tromsø ist. Man holt also bitte Wasser aus dem Bach und wäscht sich ein Stück entfernt davon. Am Ende des Schotterwegs ist eine Pumpstation, direkt links daneben beginnt ein schmaler Pfad, der am östlichen Zufluss entlang steil den Hang hinauf führt. Hier begegnen mir die ersten fröhlichen Menschen mit Eimern voller Heidelbeeren. Bald flacht der Hang ab, der nächste Beerensammler, noch ein Stück weiter und rechts hoch zu einem deutlichen, nur spärlich bewachsenen Hügel.







                                                                                                        Voilà: Bernds superperfekter Zeltplatz in bequemer Nähe zum Flughafen Tromsø.



                                                                                                        Tropfnass klatscht das Zelt auf den Boden und ist zwei Minuten später provisorisch aufgestellt. Das soll jetzt erst mal trocknen, während ich esse. Danach trotte ich ohne Gepäck, nur mit der Blechtasse bewaffnet, weiter talaufwärts in Richtung einer Familie mit zwei Kindern, die sich gegenseitig lautstark über ihre jeweiligen Beerenfunde auf dem Laufenden halten. Wo vier satt werden, reicht es auch für fünf. So weit muss ich allerdings gar nicht laufen, hier finden sich überall genügend Beeren. Das erinnert mich an die Bären aus dem Dividal und deren favorisierte Spätsommernahrung, die hätten an dieser Bergseite auch ihre Freude.

                                                                                                        Zurück am Zelt rühre ich eine großzügige Portion Milchpulver mit dem Rest vom Zucker und wenig Wasser zu einer leckeren süßen Sahne zusammen, gieße sie über die Heidelbeeren und lese das Tagebuch von vorne bis hinten durch. Lasse die Zweifel am Anfang noch einmal aufleben, ob ich überhaupt wegfahren kann, ob ich fit genug bin für die Tour, wie sich die Erkältung entwickelt. Die ersten mühsamen Tage, viel zu schnell war der Akku leer, in den Pausen nur der Wunsch nach Schlaf. Die widerspenstige Vegetation am Rohkunborri. Ha! Wie ich mich durchgekämpft habe und dabei mehr und mehr Zutrauen gewann. Als dann die Schlüsselstelle, der Abfluss des Leinavatn, geschafft war und der nächste Morgen seinen unwiderstehlich blau-goldenen Sog entfaltete, da fühlte ich mich wie ausgewechselt, konnte nochmal richtig durchstarten. Und das schöne Wetter hielt sich für viele Tage. Rückblickend wäre ich vom Anjavassdal doch lieber weiter nach Norden durch das Langdal nach Øverbygd gelaufen statt hinunter ins Dividal, aber hat man nicht für jede Entscheidung gute Gründe, die einem vielleicht gar nicht alle bewusst sind? Noch ein paar Tage auf Senja zu wandern, war jedenfalls eine hervorragende Entscheidung, ich bin immer noch ganz vernarrt in diese Insel der Kontraste. Wenn mich in Zukunft jemand nach einem Tipp für eine Woche Urlaub in Norwegen fragt, dann sage ich ohne zu zögern: Senja!

                                                                                                        Jede Tour hat ihren eigenen Charakter, ein unverwechselbares Gefühl, das bleibt. Natürlich sind es immer ganz viele Bilder, die auftauchen, wenn man sich an eine bestimmte Tour zurückerinnert, und manche ähneln sich. Aber bei mir sind es immer ein oder zwei Momente, die zuerst da sind, die, wie soll ich sagen, die Stimmung oder den Geschmack des ganzen Bündels an Erinnerungen enthalten. Als ich das Tagebuch zum ersten Mal durchgelesen habe, weiß ich schon, welcher Moment das für Troms 2018 ist: Das schwebende Gefühl während der kurzen Pause am Hang des Njunis im oberen Anjavassdal.


                                                                                                        Morgen werde ich noch früher aufstehen als sonst, in der Dunkelheit oder im ersten Morgengrauen einen extrastarken Kaffee brauen und zum letzten Mal für längere Zeit das Zelt abbauen. Ich freue mich immer auf zu Hause, wenn ich unterwegs war, aber diesmal ist es besonders befriedigend. Nicht, weil ich besondere Herausforderungen gemeistert hätte, von denen ich stolz berichten könnte, sondern weil sich alles so gut gefügt hat, weil ich im besten Sinne gesättigt bin von all den Eindrücken und Erlebnissen.

                                                                                                        Kommentar


                                                                                                        • vobo

                                                                                                          Vorstand
                                                                                                          Dauerbesucher
                                                                                                          • 01.04.2014
                                                                                                          • 734
                                                                                                          • Privat


                                                                                                          #53
                                                                                                          AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                                                          Was für einee schöne Tour mit einem wunderschönen Bericht. Ich spüre Deine ganze Erholung und Zufriedenheit ob dieses Urlaubs. Senja macht ja offenbar tatsächlich Laune, da muss ich mal sehen ob es mich auch noch mal dahin verschlägt. Du hattest aber ein Traumwetter für Deine Traumbilder . Einfach SCHÖÖÖN!

                                                                                                          Kommentar


                                                                                                          • Borgman
                                                                                                            Dauerbesucher
                                                                                                            • 22.05.2016
                                                                                                            • 768
                                                                                                            • Privat


                                                                                                            #54
                                                                                                            AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                                                            Zitat von vobo Beitrag anzeigen
                                                                                                            Was für einee schöne Tour mit einem wunderschönen Bericht. Ich spüre Deine ganze Erholung und Zufriedenheit ob dieses Urlaubs. Senja macht ja offenbar tatsächlich Laune, da muss ich mal sehen ob es mich auch noch mal dahin verschlägt. Du hattest aber ein Traumwetter für Deine Traumbilder . Einfach SCHÖÖÖN!
                                                                                                            Freut mich sehr, dass Dir der Bericht gefallen hat , und Du hast recht, so entspannt und erholt war ich nach einer Tour schon lange nicht mehr. Wenn das so rübergekommen ist, dann war es wohl richtig, dass ich nicht noch extra ein Fazit gezogen habe, das wäre sowieso sehr kurz geworden: einfach schön wars. Ob es Dich nach Senja verschlägt oder woanders hin - ich bin jedenfalls schon gespannt, was Du dieses Jahr vorhast.

                                                                                                            Zum Schluss noch mal einen herzlichen Dank an alle, die sich mit ihren Kommentaren beteiligt oder eine PN geschickt haben!

                                                                                                            Viele Grüße,
                                                                                                            Bernd

                                                                                                            Kommentar


                                                                                                            • evernorth
                                                                                                              Fuchs
                                                                                                              • 22.08.2010
                                                                                                              • 1835
                                                                                                              • Privat


                                                                                                              #55
                                                                                                              AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                                                              Lieber Bernd,

                                                                                                              vielen Dank für diesen - wieder mal - vorzüglichen und faszinierenden Reisebericht. Ganz wunderbare Fotos. Ich liebe die Farben der Fuji x - Kameras. Mit großem Vergnügen bin ich dir diesmal besonders gerne gefolgt, vor allem auf Senja.
                                                                                                              Das wäre wirklich eine sehr verlockende Möglichkeit für eine zukünftige Tour........und ich käme mal wieder zurück in die schöne Stadt Tromsø.
                                                                                                              Zuletzt geändert von evernorth; 13.02.2019, 01:53.
                                                                                                              My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                              Kommentar


                                                                                                              • morit.z
                                                                                                                Dauerbesucher
                                                                                                                • 16.03.2009
                                                                                                                • 644
                                                                                                                • Privat


                                                                                                                #56
                                                                                                                AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                                                                Auch von mir vielen Dank für den Bericht!

                                                                                                                Wobei man ja aufpassen muss, den Bericht und die Gegend nicht zu sehr anzupreisen. Sonst spricht sich das noch rum, dass Troms gar nicht mal so hässlich ist

                                                                                                                Und natürlich Pflicht beim Thema Øverbygd:
                                                                                                                https://www.youtube.com/watch?v=Fbd474SEb7Y
                                                                                                                Bilder.

                                                                                                                Kommentar


                                                                                                                • Borgman
                                                                                                                  Dauerbesucher
                                                                                                                  • 22.05.2016
                                                                                                                  • 768
                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                  #57
                                                                                                                  AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                                                                  Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                                                                                                  Das wäre wirklich eine sehr verlockende Möglichkeit für eine zukünftige Tour........und ich käme mal wieder zurück in die schöne Stadt Tromsø.
                                                                                                                  Hallo Tom,

                                                                                                                  auf Senja ist schon alles ne Nummer kleiner als in den Lyngsalpen, wenn Du die meinst, und Gletscher, auf denen man zelten könnte, hat es da gar nicht, ebenso wenig wie „mitreißende“ Flüsse. Aber wenn Du auf lebensgefährliche Aktionen auch mal verzichten kannst, freut es mich natürlich, dass Dich der Bericht inspiriert hat. Hoffentlich schreibst Du genauso fleißig an Deinem Island-Bericht weiter, wie Du von zukünftigen Wanderzielen träumst, ich warte mit Spannung auf die Fortsetzung.

                                                                                                                  Die Fuji-Kamera hatte ich letztes Jahr über Ostern zum ersten Mal mit auf Tour und möchte sie nicht mehr missen. Das Ding macht einfach Spaß!


                                                                                                                  Zitat von morit.z Beitrag anzeigen
                                                                                                                  Wobei man ja aufpassen muss, den Bericht und die Gegend nicht zu sehr anzupreisen. Sonst spricht sich das noch rum, dass Troms gar nicht mal so hässlich ist
                                                                                                                  Das wollen wir natürlich nicht. Also ja, Troms ist vielleicht nicht allzu hässlich, aber vielleicht fahrt Ihr doch lieber erst mal auf die Lofoten. Leute, Moskenesøya ist spektakulär! Und lasst euch nicht die Trollfjordfahrt von Svolvær aus entgehen! Das war keine Ironie, die ist wirklich toll. Reicht das als Schadensbegrenzung?

                                                                                                                  Und natürlich Pflicht beim Thema Øverbygd:
                                                                                                                  https://www.youtube.com/watch?v=Fbd474SEb7Y
                                                                                                                  Haha, Senjahopen, wie passend! Danke für den Link. Der Eingang eines Coop prix, das fällt mir erst jetzt auf, ist tatsächlich ein perfektes Sinnbild für die norwegische Provinz... und die Pforte zum Wunderland für jeden ausgehungerten Wanderer. Wer träumt nicht von diesem verheißungsvollen Anblick, wenn er sich zehn Tage von Keksen und Tütennudeln ernährt hat... das Video passt wirklich in jeder Hinsicht.

                                                                                                                  Kommentar


                                                                                                                  • Blahake

                                                                                                                    Vorstand
                                                                                                                    Fuchs
                                                                                                                    • 18.06.2014
                                                                                                                    • 1591
                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                    #58
                                                                                                                    AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                                                                    Auch von mir noch mal dicken Dank für den schönen Bericht!!

                                                                                                                    Kommentar


                                                                                                                    • lina
                                                                                                                      Freak

                                                                                                                      Vorstand
                                                                                                                      Liebt das Forum
                                                                                                                      • 12.07.2008
                                                                                                                      • 43828
                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                      #59
                                                                                                                      AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                                                                      Von mir ebenso!

                                                                                                                      Kommentar


                                                                                                                      • urmeli
                                                                                                                        Erfahren
                                                                                                                        • 07.06.2015
                                                                                                                        • 154
                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                        #60
                                                                                                                        AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                                                                        Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                                                                                                        Jedenfalls ist es etwas komplizierter. 2018 gab es einen Ferienfahrplan der Linie 105 Tromsø - Øverbygd, da fuhr der Bus nur Fr, Sa und So um 15:00 ab Tromsø (So durchgehend bis Buktamoen):
                                                                                                                        https://www.tromskortet.no/getfile.p...105_250618.pdf
                                                                                                                        Momentan finde ich aber noch keine Info, ob das dieses Jahr genauso sein wird.

                                                                                                                        Auf dem aktuellen Fahrplan der Linie 106 Buktamoen-Øverbygd-Heia findet sich kein Hinweis, dass er während der Sommerferien nicht fährt (da würde ich lieber noch mal nachfragen, bevor ich mich darauf verlasse):
                                                                                                                        https://www.tromskortet.no/getfile.p...106_070119.pdf
                                                                                                                        Danke für deine Hilfe. Ich habe auch nochmal tromskortet angeschrieben und die haben mich auch auf den von dir verlinkten Fahrplan der Linie 106 verwiesen. Da man mit dem ja zum Glück in beide Richtungen (Heia oder Buktamoen) immer an der E6 auskommt, ist das also eine ganz gute Option. Danke nochmal!

                                                                                                                        Kommentar


                                                                                                                        • Borgman
                                                                                                                          Dauerbesucher
                                                                                                                          • 22.05.2016
                                                                                                                          • 768
                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                          #61
                                                                                                                          AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                                                                          Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                                                                                                          Auch von mir noch mal dicken Dank für den schönen Bericht!!
                                                                                                                          Zitat von lina Beitrag anzeigen
                                                                                                                          Von mir ebenso!
                                                                                                                          Herzlich gerne! Mittlerweile bin ich auch schon in der Planung für dieses Jahr, aber die Gedanken driften immer wieder zu den vielen schönen Spätsommertagen in Troms...


                                                                                                                          Zitat von urmeli Beitrag anzeigen
                                                                                                                          Danke für deine Hilfe. Ich habe auch nochmal tromskortet angeschrieben und die haben mich auch auf den von dir verlinkten Fahrplan der Linie 106 verwiesen. Da man mit dem ja zum Glück in beide Richtungen (Heia oder Buktamoen) immer an der E6 auskommt, ist das also eine ganz gute Option. Danke nochmal!
                                                                                                                          Hätte mich auch gewundert, wenn man in den Ferien überhaupt nicht nach Øverbygd käme. Und vielleicht gibt es auch wieder einen Sonderfahrplan der komfortablen Linie 105 direkt von Tromsø. Wenn ich mal neugierig fragen darf: Hat sich Deine Tourplanung inzwischen konkretisiert? Ich frage nur weil, solltest Du vorhaben, die Strecke zu laufen, die ich dann doch nicht gegangen bin, von Øverbygd über Storvatnet und Guovdelasvuopmi ins Langdal, dann wäre ich sehr daran interessiert, wie das geklappt hat . Auf den Luftbildern siehr es jedenfalls machbar aus.

                                                                                                                          Kommentar


                                                                                                                          • Mortias
                                                                                                                            Fuchs
                                                                                                                            • 10.06.2004
                                                                                                                            • 1232
                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                            #62
                                                                                                                            AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                                                                            So, jetzt habe ich endlich mal durch Deinen Bericht fertig zu Ende gelesen. Wirklich sehr interessant und landschaftlich echt ansprechend. Hab außerdem beim Lesen stets versucht mit Hilfe von Goggle Maps und Online Karten Deine Route möglichst genau nachzuvollziehen, da ich selbst noch nie nördlich von Absiko gewesen bin und mich diese Gegend aber auf jedenfall mal sehr reizt. Von daher hat mir Dein Bericht hier eine sehr schöne Inspiration für eigene mögliche Touren dort oben gegeben.

                                                                                                                            Kommentar


                                                                                                                            • Borgman
                                                                                                                              Dauerbesucher
                                                                                                                              • 22.05.2016
                                                                                                                              • 768
                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                              #63
                                                                                                                              AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                                                                              Hallo Matthias, das freut mich . Wenn Andere durch den Bericht Anregungen für eigene Touren in der Gegend bekommen, ist das doch das schönste Kompliment.
                                                                                                                              (...und nördlich von Abisko gibt es neben Indre Troms noch viele andere interessante Wandergebiete, wenn Du schon mal auf den Geschmack gekommen bist...)

                                                                                                                              Kommentar


                                                                                                                              • urmeli
                                                                                                                                Erfahren
                                                                                                                                • 07.06.2015
                                                                                                                                • 154
                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                #64
                                                                                                                                AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                                                                                Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                                                                                                                Hätte mich auch gewundert, wenn man in den Ferien überhaupt nicht nach Øverbygd käme. Und vielleicht gibt es auch wieder einen Sonderfahrplan der komfortablen Linie 105 direkt von Tromsø. Wenn ich mal neugierig fragen darf: Hat sich Deine Tourplanung inzwischen konkretisiert? Ich frage nur weil, solltest Du vorhaben, die Strecke zu laufen, die ich dann doch nicht gegangen bin, von Øverbygd über Storvatnet und Guovdelasvuopmi ins Langdal, dann wäre ich sehr daran interessiert, wie das geklappt hat . Auf den Luftbildern siehr es jedenfalls machbar aus.
                                                                                                                                Flug nach Tromsø ist gebucht, allerdings kann ich mich immer noch nicht entscheiden, ob ich die beschriebene Tour von Øverbygd laufe oder ich doch eher die entspanntere Tour auf Senja mache.

                                                                                                                                Die von dir beschriebene Route ist genau das, was ich auch geplant habe. Mich reizt das Langdal auch ungemein und der Weg dort hoch vom Storvatnet ist ja selbst auf den Luftbildern ziemlich gut auszumachen. Die Frage ist nur, was ich dann mache. Ich habe 6 ganze Tourtage und - bedingt durch die An- und Abreise mit dem Bus - 2 weitere halbe Tourtage zur Verfügung. Für eine Tour bis runter ins Anjavassdalen und dann zurück nach Øvervbygd reicht das, befürchte ich, nicht aus. Übers Høgskardet runter ins Dividalen fände ich etwas kurz für den Zeitraum, bei einem Abstieg übers Sanddalen ins Dividalen habe ich etwas Respekt vor dem Gestrüpp. Und egal welche Variante ich ins Dividalen wähle, stehe ich am Ende noch vor dem ziemlich ätzenden Latscher über die Straße nach Norden zurück nach Øverbygd. Klar könnte man darauf spekulieren mitgenommen zu werden (bei Streetview sieht man am Ende der Straße ziemlich viele Autos parken), aber das ist zumindest nix womit man planen kann. Da bin ich in Anbetracht des spärlichen Busangebots etwas zu unentspannt für.
                                                                                                                                Die Variante mit Abstieg übers Lappskardet würde ebenfalls den Latscher durch‘s Kirkesdalen beinhalten.

                                                                                                                                Siehst Du für das genannte Zeitpensum noch andere Ausstiegs- und Touralternativen, bei denen ich trotzdem die von dir genannte Route begehen kann? Hab so langsam den Eindruck, dass ich den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehe ...

                                                                                                                                Sorry, falls ich hier den Reisebericht gekapert habe. Ansonsten können wir das auch gerne per PM fortführen.

                                                                                                                                Kommentar


                                                                                                                                • And1Gap
                                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                                  • 14.03.2015
                                                                                                                                  • 153
                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                  #65
                                                                                                                                  AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                                                                                  Zitat von urmeli Beitrag anzeigen
                                                                                                                                  Siehst Du für das genannte Zeitpensum noch andere Ausstiegs- und Touralternativen, bei denen ich trotzdem die von dir genannte Route begehen kann? Hab so langsam den Eindruck, dass ich den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehe ...

                                                                                                                                  Sorry, falls ich hier den Reisebericht gekapert habe. Ansonsten können wir das auch gerne per PM fortführen.
                                                                                                                                  Du willst ja von der anderen Seite einsteigen? Wie wäre denn ein Ausstieg über das Anjavassdalen und per Nordkalottleden nach Innset? Wie bzw. ob es da eine Busverbindung gibt weiß ich aber ehrlich gesagt (noch) nicht.
                                                                                                                                  Du kannst aber auch gerne mal schauen was ich aktuell im Kopf habe: Link in der Tourvorbereitung
                                                                                                                                  Grundsätzlich stehen wir ja vor ähnlichen Überlegungen (Flug Tromsö, Tour Overbygd)

                                                                                                                                  Kommentar


                                                                                                                                  • urmeli
                                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                                    • 07.06.2015
                                                                                                                                    • 154
                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                    #66
                                                                                                                                    AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                                                                                    Innset wäre großartig, aber von dort gibt es leider keine Busverbindungen. Vor den Preisen für ein Taxi habe ich leider etwas Angst... Oder hat da jemand Erfahrungswerte?

                                                                                                                                    Kommentar


                                                                                                                                    • Fjellfex
                                                                                                                                      Fuchs
                                                                                                                                      • 02.09.2016
                                                                                                                                      • 1511
                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                      #67
                                                                                                                                      AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                                                                                      An Schultagen fährt ein Bus von und nach Strömslia, etwa 15km unterhalb vom Altevatnet:

                                                                                                                                      https://www.tromskortet.no/getfile.p...341_070119.pdf

                                                                                                                                      Für den Rest: Taxi, oder Anhalter, oder 3 Stunden strammer Marsch auf der Straße...

                                                                                                                                      Kommentar


                                                                                                                                      • And1Gap
                                                                                                                                        Erfahren
                                                                                                                                        • 14.03.2015
                                                                                                                                        • 153
                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                        #68
                                                                                                                                        AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                                                                                        Zitat von urmeli Beitrag anzeigen
                                                                                                                                        Innset wäre großartig, aber von dort gibt es leider keine Busverbindungen. Vor den Preisen für ein Taxi habe ich leider etwas Angst... Oder hat da jemand Erfahrungswerte?
                                                                                                                                        Stimmt. Du müsstest noch ein Tal weiter nach Sørmo

                                                                                                                                        Kommentar


                                                                                                                                        • Borgman
                                                                                                                                          Dauerbesucher
                                                                                                                                          • 22.05.2016
                                                                                                                                          • 768
                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                          #69
                                                                                                                                          AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                                                                                          Also, in den Schulferien fahren keine Busse in die Seitentäler, das sind alles reine Schulbusse. Innset als Start oder Ziel wäre aber vermutlich gar nicht schlecht, da gibt es eine Menge privater Wochenendhütten. Freitag Nachmittag talaufwärts und Sonntag Nachmittag talabwärts ist da vermutlich reger Verkehr und Samstag bestimmt ein paar Tagesausflügler. An welchem Tag reist Du denn an?

                                                                                                                                          Eine andere Möglichkeit, die mir ins Auge fällt, wäre mit dem Taxi bis Tverrelvmoen ins Rostadal zu fahren und von dort über Rostahytta, Dærtahytta und Dividalshytta in Anjavassdal zu laufen. Je nach Zeitpolster wäre dann immer noch der Ausstieg durch das Langdal denkbar, sonst über das Høgskard ins Dividal. Bei gutem Wetter (und mit guter Kondition) könnte das in sechs Tagen zu schaffen sein. Für die Taxifahrt spuckt der Preiskalkulator (https://www.taxikalkulator.no/index.php) stolze 930 Kr aus, aber ob das tatsächlich so viel ist für knapp 24 km? Ich würde mal vorher bei Rundhaug-Øverbygd Taxisentral anrufen und da direkt anfragen:
                                                                                                                                          https://www.1881.no/taxi/taxi-troms/...l_200602369S1/

                                                                                                                                          Kommentar


                                                                                                                                          • urmeli
                                                                                                                                            Erfahren
                                                                                                                                            • 07.06.2015
                                                                                                                                            • 154
                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                            #70
                                                                                                                                            AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                                                                                            Das ist leider der Nachteil meiner Tour. Komme Sonntag in Tromsø an und will Montag den Bus nach Süden nehmen. Das ist also, wenn überhaupt, leider gegenläufig zum Wochenendverkehr. Zudem sind Schulferien, also auch keine Busse in die Seitentäler.

                                                                                                                                            Die Variante mit dem Taxi über Tverrelvmoen im Rostadal finde ich gar nicht so uninteressant, hatte ich bisher noch gar nicht auf dem Schirm. Genau das war meine Hoffnung. Ich lasse mir das mal durch den Kopf gehen, danke.

                                                                                                                                            Kommentar


                                                                                                                                            • viellieb
                                                                                                                                              Neu im Forum
                                                                                                                                              • 12.07.2019
                                                                                                                                              • 1
                                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                                              #71
                                                                                                                                              AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                                                                                              Hallo Zusammen

                                                                                                                                              Erst einmal Danke für den Bericht, wir haben den als Grundlage für unseren Urlaub genommen

                                                                                                                                              Wir sind von Øverbygd nach Holt und dann durch das Langdalen. Das geht auf jeden Fall ohne Probleme. Wir haben erst probiert, per Anhalter ins Dividalen zu kommen (das hat nicht soo gut funktioniert - Um 8 am Abend). Von Holt geht dann eine Loipe zu den Seen vor dem Langdalen (Eher sumpfig und viele Mücken). Von dort aus kann man problemlos weglos durch lichten Wald weiter.

                                                                                                                                              Wenn man gar nicht erst stoppen probieren will, kann man auch direkt von Øverbygd ins Langdalen. Da gibt es wohl einen Sommerweg (Der ist auf https://ut.no/kart#11.96/68.99755/19.32788 eingezeichnet).Es gibt eine Übersichtskarte an der Bushaltestelle in Øverbygd, auf der auch eine Hütte bei den Seen vor dem Langdalen eingezeichnet ist (Wir haben sie nicht gesehen).

                                                                                                                                              Kommentar


                                                                                                                                              • Borgman
                                                                                                                                                Dauerbesucher
                                                                                                                                                • 22.05.2016
                                                                                                                                                • 768
                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                #72
                                                                                                                                                AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                                                                                                Zitat von viellieb Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                Erst einmal Danke für den Bericht, wir haben den als Grundlage für unseren Urlaub genommen
                                                                                                                                                Freut mich, dass Ihr hier eine Anregung gefunden habt - und willkommen im Forum!

                                                                                                                                                Wir sind von Øverbygd nach Holt und dann durch das Langdalen. Das geht auf jeden Fall ohne Probleme. Wir haben erst probiert, per Anhalter ins Dividalen zu kommen (das hat nicht soo gut funktioniert - Um 8 am Abend). Von Holt geht dann eine Loipe zu den Seen vor dem Langdalen (Eher sumpfig und viele Mücken). Von dort aus kann man problemlos weglos durch lichten Wald weiter.
                                                                                                                                                Cool, dann ist das ja eine richtig gute Option für den Einstieg in das Gebiet. Danke für die Info. Welche Seen meinst Du? Die kleinen östlich vom Storvatn? Auf den Luftbildern ist von dort aus eine einzelne Fahrspur bis zu der Brücke südöstlich von Øverbysætra zu erkennen:
                                                                                                                                                https://norgeskart.no/#!?project=nor...b%C3%A6rhaugen

                                                                                                                                                Sieht jedenfalls aus wie eine Brücke. Ab da ist die Fahrspur mehr oder weniger deutlich, bis sie auf etwa 600m südlich vom Guovdelasoaivi ausläuft. Habt Ihr davon was gesehen? Allerdings, wenn der Wald licht ist, braucht man wohl keine Fahrspur zur Orientierung.

                                                                                                                                                Wenn man gar nicht erst stoppen probieren will, kann man auch direkt von Øverbygd ins Langdalen. Da gibt es wohl einen Sommerweg (Der ist auf https://ut.no/kart#11.96/68.99755/19.32788 eingezeichnet).Es gibt eine Übersichtskarte an der Bushaltestelle in Øverbygd, auf der auch eine Hütte bei den Seen vor dem Langdalen eingezeichnet ist (Wir haben sie nicht gesehen).
                                                                                                                                                War die in der Karte als offene Übernachtungshütte gekennzeichnet? Direkt am Storvatn gibt es ein paar Hütten, war es vielleicht eine davon?

                                                                                                                                                Kommentar


                                                                                                                                                • And1Gap
                                                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                                                  • 14.03.2015
                                                                                                                                                  • 153
                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                  #73
                                                                                                                                                  AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                                                                                                  Wir sind gestern durch das komplette Langdalen bis zur Straße nach Øverbygd herausgekommen. Der Teil vom Langdalen mit Ost-West Ausrichtung ist ebene Wiese und super zu gehen. Eine Menge Klasse Zeltplätze. Wenn das Tal dann nach Norden dreht wird es bewaldet und sumpfig. Aber auch genau da fängt die Fahrspur an. Diese geht dann bis zu dem Storvatnet und wird dort von einem Wanderweg abgelöst. Dieser geht direkt bis zur Straße nach Øverbygd. Gut zu gehen, allerdings viele Mücken/Fliegen und wirklich gute Zeltplätze haben wir da auch nicht gesehen.

                                                                                                                                                  Kommentar


                                                                                                                                                  • Antracis
                                                                                                                                                    Fuchs
                                                                                                                                                    • 29.05.2010
                                                                                                                                                    • 1280
                                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                                    #74
                                                                                                                                                    AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                                                                                                    Danke für diesen Bericht Bernd, den ich jetzt, gerade im Zug nach Trondheim sitzend, endlich gelesen habe. Tolle Bilder und tolle Beschreibungen, man ist wie immer sofort ganz nah dabei, spätestens beim ersten Rosinenbrötchen.

                                                                                                                                                    Krass mit dem „Zeltbrand“, ich koche ja regelmäßig in der Apsis und bin da auch äußerst Vorsichtig, aber das kann schneller gehen, als man denkt.

                                                                                                                                                    Beneiden tue ich Dich ja um die Geduld mit der Regenhose, mit Schuhe ausziehen, das könnte ich nicht. Ich finds so schon nervig.

                                                                                                                                                    LG
                                                                                                                                                    Sascha

                                                                                                                                                    Kommentar


                                                                                                                                                    • Borgman
                                                                                                                                                      Dauerbesucher
                                                                                                                                                      • 22.05.2016
                                                                                                                                                      • 768
                                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                                      #75
                                                                                                                                                      AW: [NO] Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen

                                                                                                                                                      Zitat von Antracis Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                      Danke für diesen Bericht Bernd, den ich jetzt, gerade im Zug nach Trondheim sitzend, endlich gelesen habe. Tolle Bilder und tolle Beschreibungen, man ist wie immer sofort ganz nah dabei, spätestens beim ersten Rosinenbrötchen.
                                                                                                                                                      Ha ha, Rosinenbrötchen, die gehören dazu... (warum nacht man die nicht auch bei uns so lecker mit Kardamom?) Freut mich jedenfalls, dass Dir der Bericht gefallen hat ... wir dürfen doch hoffentlich auch bald an Eurer Tour in Lomsdal-Visten teilhaben?

                                                                                                                                                      Krass mit dem „Zeltbrand“, ich koche ja regelmäßig in der Apsis und bin da auch äußerst Vorsichtig, aber das kann schneller gehen, als man denkt.
                                                                                                                                                      OK, das war von mir nicht gerade ein Beispiel an Vorsicht und Geistesgegenwart , auf jeden Fall solltest Du niemals mit der Hand löschen, irgendwas zum Draufschlagen wird schon herumliegen... und von Eurem Keron (ist doch eins, oder?) bleibt ja auch wesentlich mehr nutzbares Zelt übrig, falls mal eine Ecke angesengt sein sollte

                                                                                                                                                      Beneiden tue ich Dich ja um die Geduld mit der Regenhose, mit Schuhe ausziehen, das könnte ich nicht. Ich finds so schon nervig.
                                                                                                                                                      Dagegen finde ich es nervig, die Regenhose über die Wanderhose zu ziehen, viel zu schwitzig , dann hätte ich doch zwei nasse Hosen...

                                                                                                                                                      Kommentar