• berniehh
    Alter Hase
    • 31.01.2011
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    [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad -47.7678098
    Längengrad -72.49663352
    Patagonientrekking abseits der Standardrouten

    Reisezeitraum:von November/Dezember 2015 bis April 2016




    Einleitung

    Als ich meine Patagonientreks fast fertiggeplant hatte, meinte Paul zu mir,
    „Mensch, da hätte ich auch Bock drauf! Kann ich nicht mitkommen?“
    Weil wir uns schon seit über 10 Jahren kennen, aber noch nie eine gemeinsame Tour gemacht haben, sagte ich natürlich sofort ja.

    Den Hauptteil dieser Reise haben wir also zu zweit gemacht.
    Unsere Treks führten uns überwiegend durch wegloses Gelände abseits der Standardrouten.
    Nur auf kurze Abschnitte wanderten wir mal auf bekannte Haupttrekkingrouten, wo wir natürlich viele Leute trafen. Wie z.B. am Campo Poincenot im Los Glaciares Nationalpark. Als ich von dort auf eines der meistbegangensten Pfade Argentiniens hoch zur Laguna de los Tres stieg, war ich ziemlich überrascht, weil ich noch nie so viele Leute auf einen patagonischen Trail gesehen hatte. Zu einer deutschen Backpackerin, die ich dort kennenlernte, meinte ich:
    „Es ist hier ja wie auf dem Rummel!“
    Woraufhin sie erwiederte,
    „in Argentinien und Chile ist doch überall so viel los! Im Torres del Paine muss man sogar schon Schlange stehen bevor man in das W reingelassen wird!“

    OK, wenn man nur die absoluten Hot-Spots abläuft, trifft man eben teilweise soviele Leute wie auf vielbegangenen europäischen Alpenpfaden.
    In Südpatagonien sind aber nur sehr wenige Gebiete für Wanderer erschlossen und auf diesen wenigen Routen konzentrieren sich dann alle Leute, die zum Trekking nach Patagonien kommen. Klar daß da dann viel los ist.

    Daneben gibt es auch noch ein paar nicht so bekannte Treks, abenteuerlicher und nur wenig begangen, die teilweise auch in Trekkingführern beschrieben werden. Aber der allergrößte Teil der südpatagonischen Anden ist für Wanderer noch komplett unerschlossen. Diese Gegenden werden nie oder fast nie von Trekkern durchquert.
    Hier erlebt man Patagonien noch wie man es sich vorstellt und wie es auch sein sollte,....grandios und absolut menschenleer!
    Infos über diese Gegenden findet man keine und man weiss vorher auch nicht so genau was einem erwarten wird.
    Dafür kann man aber weltklasse Touren machen, durch eines der am dünnsten besiedelten und unerschlossensten Gebirgen der Erde. Und wochenlang wandern ohne eine einzige Menschenseele zu treffen.


    Inhaltsverzeichnis

    das wird noch weiter aufgefüllt und verlinkt.
    Es dient dazu später bestimmte Touren oder Tourenabschnitte nur mit einem Klick sofort wiederzufinden, ohne sich erst im Rumgesuche durch die Seiten klicken zu müssen.

    die Anreise (Teil 1)

    Torres del Paine und Glaciar Perito Moreno

    die Anreise (Teil 2)

    Hier unsere/meine fünf Haupttouren:
    (Die Treks 1 bis 4 haben wir zu zweit gemacht und Trek 5 ich alleine)

    Trek 1
    Los Glaciares - zwischen Lago Argentino und Lago Viedma
    172,5 Kilometer, 12 Tage (Argentinien)
    Teil 1 - von der Pampa ins Gebirge
    Teil 2 - über zwei Pässe zum Lago Azul
    Teil 3 - Lago Tannhauser und weiter......
    Teil 4 - vorzeitiges Trekende

    Trek 2
    Los Glaciares – großer nördlicher Rundkurs
    Variante 1: sieben Pässe, 200 Kilometer, 12 Tage (Argentinien & Chile)
    Variante 2: neun Pässe, 243 Kilometer, 16 Tage (Argentinien & Chile)

    Teil 1 - Vorbereitung und der Trekkingstart
    Teil 2 - Cordon del Bosque & Rio Diablo
    Teil 3 - Parque Nacional Bernardo O´Higgins
    Solotour über das patagonische Eisfeld zum Paso del Viento (Variante 1)
    Teil 4 - zurück in den Los Glaciares Nationalpark
    Teil 5 - krönender Abschluss: Paso del Viento und Huemul Trek

    Trek 3
    durchs San Lorenzo Massiv und Umgebung
    323 Kilometer, 19 Tage (Argentinien & Chile)
    Teil 1 - Anreise und Trekkingstart
    Teil 2 – Sierra de las Vacas (1)
    Teil 3 – Sierra de las Vacas (2)
    Teil 4 – zum Lago Nansen
    Teil 5 - die Lago Nansen Westseite
    Teil 6 - Rio Bravo und Lago Peninsula
    Teil 7 – die Monte San Lorenzo Ostseite
    Teil 8 – über den La Chimenea zurück in die Zivilisation

    Trek 4
    Cordillera Castillo und westlich davon
    211 Kilometer, 20 Tage (Chile)
    Teil 1 – Coyhaique und die ersten drei Trekkingtage
    Teil 2 – Halbrunde um den Cerro Castillo
    Teil 3 – durch abgelegene Täler nördlich des Hauptkammes
    Teil 4 – westlich der Reserva Nacional Cerro Castillo
    Teil 5 – südlich vom Volcán Hudson

    zurück nach Coyhaique und meine weitere Planung

    Trek 5
    Nevado Longavi // Süd-Nord Gebirgstraverse
    271,5 Kilometer, 23 Tage (Chile)
    Teil 1 – Anreise und die ersten beiden Trekkingtage
    Teil 2 – Rio Perquilauquen
    Teil 3 – der dritte Pass
    Teil 4 – auf Umwegen zur Laguna Achibueno
    Teil 5 – Nevado Longavi Halbumrundung
    Teil 6 – die Nevado Longavi Nordseite
    Teil 7 - zu den Lagunas Verdes
    Teil 8 - über den Rio Ancoa zurück in die Zivilisation

    kurzer Küstentrek zum Abschluss

    die Heimreise

    …...................................................................................

    Paul ist schon zwei Wochen vor mir nach Patagonien geflogen. Bevor wir mit Trek 1 starteten, machte er als Einstieg noch den Torres del Paine Circuit (9 Tage).

    Anschließend hatte er noch paar Tage Zeit, die er für einen dreitägigen Trek über die Peninsula de Magallanes nutzte, mit grandiosem Blick über den bekanntesten und meistbesuchten Gletscher Südamerikas, dem Perito Moreno, völlig abseits der Touristenmassen. *Neid* (diesen Trek hätte ich auch zu gerne gemacht)

    Während ich auf Trek 5 unterwegs war, machte Paul noch folgende mehr oder weniger bekannte Treks, die ich schon von meiner vorigen Südamerikareise kannte:
    -Parque Tantauco (11 Tage)
    -Rio Cochamo (3 Tage)
    -die verlängerte Version der Nahuel Huapi Traverse (11Tage)

    Als ich mit dem Trek 5 durch war, hatte ich noch paar Tage Zeit, in denen ich zum Abschluss dieser Reise einen spontan geplanten dreitägigen Küstentrek nördlich von Pichilemu machte.
    Zuletzt geändert von berniehh; 22.10.2016, 15:06.
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  • codenascher

    Lebt im Forum
    • 30.06.2009
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    #2
    AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

    Endlich gibts was von deiner Tour zu lesen. Freue mich schon

    Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

    meine Weltkarte

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    • berniehh
      Alter Hase
      • 31.01.2011
      • 2622
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      #3
      AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

      die Anreise (Teil 1)

      Geflogen sind wir aus Amsterdam, weil wir von dort die günstigsten Flüge nach Buenos Aires fanden. Für den Hin- und Rückflug zahlten wir 650 Euro. Von Hamburg aus würde der günstigste Flug 950 Euro kosten und von Berlin aus glaube ich um die 800 Euro.

      Von Hamburg fahre ich für 25 Euro mit dem Bus nach Amsterdam und checke ich mich dort für eine Nacht im Hostel Mevlana ein.
      Bin zum ersten Mal in Amsterdam und die Attraktivität dieser Stadt überrascht mich. Ich wäre also nicht abgeneigt in Zukunft öfter mal aus Amsterdam zu fliegen.

      Das Hostel war aber nicht so doll! Ok, ich habe auch das billigste im Zentrum gelegene Hostel genommen, das ich finden konnte, für 9,50 Euro die Nacht. Für den Preis war es auch vollkommen in Ordnung, aber mehr Geld würde ich für das Loch auch nicht zahlen.

      Paul fliegt am Wochenende und will dasselbe Hostel buchen. Gleich danach ruft er mich an,
      „das billigste Hostel in Amsterdam kostet 80 Euro die Nacht!!“
      Ich hab´s nicht geglaubt,
      „waas?? Das kann nicht sein! Da hast du bestimmt nicht richtig geguckt, ich zahle ja auch nur 9,50!“
      Dann schaue ich selber nach und finde heraus daß es tatsächlich stimmt!! Am Wochenende vervierfachen die Amsterdamer Hostels ihre Preise und dazu muss man dann auch noch für mindestens zwei Nächte buchen, auch wenn man nur eine bleiben will. Das heisst also, 40 Euro die Nacht, mal 2 gleich 80 Euro für eine Nacht im sehr engen und düsteren 8-Betten Dormitory, ohne Fenstern und ohne Küchenbenutzung! Sowas nennt man Abzocke!!
      Paul ist dann natürlich für 8,50 Euro auf dem Campingplatz gegangen.

      Geflogen sind wir mit Delta Airlines über Atlanta nach Buenos Aires. 18 Stunden Flugzeit und auf halbem Weg vier Stunden Wartezeit in Atlanta.

      Während der Wartezeit auf dem Flughafen von Atlanta ist mir langweilig und ich komme auf die Idee mal zum Delta-Schalter zu gehen um mich zu erkundigen ob mein Rückflug auch umbuchbar wäre. Ich habe zwar nicht vor umzubuchen, sondern will nur mal wissen ob das möglich wäre und falls ja was das kostet, falls ich mich am Ende meiner Patagonienrreise entscheiden sollte, daß ich doch noch etwas länger bleiben will.

      Der Delta Mitarbeiter schaut sich das auf seinem Bildschirm an und fragt dann,
      „haben Sie ein Visum für Argentinien?“
      „Nein, ich brauche auch keins für einen Aufenthalt bis zu drei Monaten.“
      „Ihr Rückflug geht aber erst in vier Monaten, dann brauchen Sie eins.“
      „Nein, ich reise vorher nach Chile aus.“
      „Haben Sie dafür ein Flugticket?“
      „Nein, ich fahre mit dem Bus.“
      „Kann ich das Busticket mal sehen?“
      „Das kaufe ich mir erst spontan vor Ort.“
      „Wir brauchen aber einen Beleg, bzw. ein bestätigtes Weiterreiseticket, daß Sie Argentinien innerhalb der drei Monate wieder verlassen. Sonst dürfen wir Sie nicht mitnehmen!“
      Langsam bekomme ich es mit der Angst zu tun,
      „ich war aber schon x-Mal in Südamerika, meistens sogar deutlich länger als drei Monate am Stück. Es hat da noch nie jemand nach einem Visum gefragt.“
      Der Delta Mitarbeiter holt noch einen weiteren Kollegen von hinten und dann stehen sie da zu zweit vor dem Bildschirm. Beide kommen aber zum gleichen Ergebnis,
      „tut uns leid, aber es blinkt hier rot auf! Das heisst ohne Visum oder Weiterreiseticket dürfen wir Sie nicht mitnehmen. Die argentinischen Behörden sind da sehr streng und am Ende muss die Airline die hohe Geldstrafe zahlen!“
      Nun bin ich erstmal baff und weiss auf die Schnelle nicht was ich antworten soll, bis der Delta Mitarbeiter wieder das Wort ergreift,
      „aber ich sehe Sie haben ja schon eine Bordkarte und sind bis nach Buenos Aires durchgecheckt.“
      Nach einer weiteren Pause fährt er fort,
      „wissen Sie was, wir machen jetzt folgendes: Wir haben nichts gesehen und Sie waren hier nie an diesem Schalter! Falls es in Buenos Aires Ärger gibt, dann haben es die Kollegen in Amsterdam verbockt und nicht wir!“
      Puh, da scheine ich nochmal Glück gehabt zu haben. Eine Antwort auf meine ursprüngliche Frage habe ich zwar nicht bekommen, aber egal. Ich bin nur schnell weg von diesem Schalter, bevor sie es sich doch nochmal anders überlegen.

      Der Flug geht über Nacht und über den bolivianischen Anden wird es wieder hell........


      Blick aus dem Flugzeugfenster über Labrador/Kanada beim Flug von Amsterdam nach Atlanta
      Zuletzt geändert von berniehh; 01.05.2016, 17:53.
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      • slarti
        Erfahren
        • 08.01.2011
        • 121
        • Privat


        #4
        AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

        Torres del Paine und Glaciar Perito Moreno

        Wie von Bernd bereits angekündigt, gebe ich hier meinen kurzen Bericht zum Besten. Am 22./23. Nov. 2015 und damit gut 2,5 Wochen vor Bernds Anreise bin ich nach Buenos Aires geflogen. Grund dafür war, dass ich unbedingt den Torres del Paine Nationalpark sehen wollte ("wenn man schon mal da unten ist..."). Nach dem üblichen Geldtausch bei den Arbolitos in der Calle Florida (siehe Bernds Bericht) bin ich tags darauf bzw. 18 Std. nach meiner Ankunft vom Inlandsflughafen nach El Calafate geflogen. Habe also von Buenos Aires nicht so viel gesehen.


        Buenos Aires


        Stadtteil Boca


        Protestcamp am Plaza de Mayo


        Über Buenos Aires vom Inlandsflughafen aus

        In El Calafate bin ich dann erstmal auf den nahen Tafelberg gegangen, von wo man eine prima Aussicht auf den Lago Argentino und die Stadt hat. Nach einem vergeblichen Trampversuch musste ich einen Tag verweilen, weil der Bus nach Puerto Natales (Chile) ausgebucht war.


        El Calafate


        Puerto Natales (Chile)

        Das hübsch gelegene Örtchen Puerto Natales ist Ausgangspunkt für den gut 120 km nördlich gelegenen Torres del Paine Nationalpark. Ich werde hier auf einen ausführlichen Bericht verzichten, da schon genügend darüber geschrieben wurde und man Unmengen an Infos dazu findet. Nur so viel: Ich habe gemütlich in neun Tagen den Circuit gemacht (das "O"), bzw. mit Abstecher nach Las Carretas (manchmal auch als "Q" bezeichnet).






















        Dann ging es wieder zurück via Puerto Natales nach El Calafate.





        Hier hatte ich noch ein paar Tage bis Bernd eintreffen würde und kam auf die glorreiche Idee, die Hauptattraktion nahe El Calafate zu besuchen - den spektakulären Perito Moreno Gletscher. Normalerweise bucht man sich dazu eine überteuerte Bustour, lässt sich nochmal am Nationalparkeingang (der strenggenommen keiner ist) abzocken und darf sich dann von tausenden anderen Touristen auf die Füße treten lassen. Ich bin kurzerhand weglos dem Tal folgend über die Magallanes-Halbinsel durch einen recht dichten Südbuchenwald gelaufen und auf den nächsten Aussichtsgipfel gestiegen. Leider wurde dann doch noch etwas die Zeit knapp und ich konnte nicht direkt bis zur Eiswand laufen. Die Magallanes-Halbinsel ist privates Estancialand bzw. eine Art Hutwald, in den oberen Lagen aber recht dicht bebuscht.


        Aufstieg






        Perito Moreno Gletscher


        Aussichtsgipfel auf der Magallanes-Halbinsel


        Abstieg zur Straße

        Mittlerweile war ich etwas in Zeitnot geraten, sollte doch Bernd am Nachmittag eintreffen. Der Abstieg über ein Seitental erwies sich viel schwieriger als gedacht. Glücklicherweise hielt gleich das erste Auto an der Straße und nahm mich die 70 km bis El Calafate mit. Kurze Zeit später traf dann auch Bernd am verabredeten Campingplatz ein.

        Zuletzt geändert von slarti; 17.05.2016, 21:23.

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        • berniehh
          Alter Hase
          • 31.01.2011
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          #5
          AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

          die Anreise (Teil 2)

          Buenos Aires

          Morgens um neun landet die Maschine in Ezeiza, dem internationalen Flughafen von Buenos Aires.

          Die günstigste Möglichkeit von Ezeiza ins Stadtzentrum zu kommen ist mit dem öffentlichen Stadtbus für 5 Pesos. Die Fahrt dauert zwei Stunden.
          Irgendwo im Zentrum steige ich aus und marschiere noch zwei Kilometer zum Hostel Milonga im Stadtteil Recoleta. Dieses Hostel hatte ich schon zuhause übers Internet gebucht für 8 US-Dollar die Nacht. Es ist ein recht einfaches und nettes Hostel, empfehlenswert wenn man günstig übernachten will und keine hohen Ansprüche hat.


          ich übernachte im 8-Betten Dormitory


          die Dachterasse des Hostel Milonga

          Zwei Nächte bleibe ich hier und habe somit einen vollen Tag in dieser 13 Millionen Einwohner Metropole und Argentiniens Hauptstadt zur Verfügung.
          Es ist über 30 Grad heiß, daher bin ich auch etwas zu faul und träge zum Sightseeing und habe mir längst nicht alles angeschaut was ich eigentlich wollte. Außerdem war heute sowieso vieles geschlossen, weil der neue Präsident Mauricio Macri vereidigt wird. Ein riesen Tamtam wird darum gemacht mit Life-Übertragung im Fernsehen den ganzen Tag lang. Auch vor dem Reserva Ecologica, dem großen innerstädtischen Naturschutzgebiet am Rio de la Plata, stand ich deshalb vor verschlossenen Toren.

          Argentinien hat mit einer sehr hohen zweistelligen Inflationsrate zu kämpfen, die in den letzten Jahren deutlich höher war als der Wertverlust des Pesos. Daher ist Argentinien mit den Jahren auch immer teurer geworden.
          Mitlerweile gibt es sogar zwei Wechselkurse, einmal den offiziellen und zum zweiten den sogenannten „blue-Kurs“, wenn man sein Geld schwarz auf der Straße tauschen will. Beim Schwarztausch bekommt man für seine Euros oder Dollars 50 Prozent mehr Pesos als wenn man mit der Karte Geld aus dem Automaten abhebt oder offiziell in einer Wechselstube tauscht.

          Wenn man blue tauscht ist Argentinien etwa so teuer wie Deutschland und wenn man offizell tauscht deutlich teurer. Das heißt ich habe also genügend Euroscheine mit nach Argentinien genommen und es vermieden Geld aus dem Automaten abzuheben.

          Getauscht wird in der Calle Florida bei Händlern auf der Straße. Nachdem der Kurs verhandelt ist findet danach die eigentliche Geldwechseltransaktion in dubiosen Hausfluren oder Hinterzimmern statt, natürlich ohne Quittung. In Buenos Aires bekommt man den besten blue-Kurs, habe daher gleich 900 Euros gewechselt, aus Sicherheitsgründen aber in mehreren Transaktionen.
          http://www.n-tv.de/wirtschaft/Warum-...e16177381.html
          Der große Nachteil dabei ist daß die größte argentinische Banknote der 100-Pesos Schein ist, Wert umgerechnet 7 Euro. Bei 900 Euros kommt also ein ganz schöner Stapel Scheine zusammen. Das Geld sollte aber für die nächsten paar Monate reichen.

          Anmerkung: einen Monat später hat der neue Präsident die blue-Kurse abgeschafft und den Pesoskurs freigegeben. Der offizielle Wechselkurs ist dann über Nacht rapide gefallen.

          Buenos Aires ist schon eine geile Stadt, jedenfalls für Touristen. Von allen Südamerikanischen Metropolen ist Buenos Aires die europäischte mit einigen recht coolen Szenevierteln.
          Länger wie paar Tage würde ich da aber nicht bleiben wollen und auf keinem Fall da wohnen wollen. Die Stadt ist viel zu groß, es gibt zu wenig grün und im Sommer ist es unerträglich heiß. Aufgrund mangelhaft gefilteter Industrie- und Autoabgase erreicht die Schadstoffbelastung der Luft schon kritische Werte. Und durch die engen Häuserschluchten weht kaum ein frisches Lüftchen. Im Sommer an den Strand zu gehen kann man in Buenos Aires auch vergessen, weil das Baden da wegen des extrem verschmutzten Wassers eh verboten ist. Es sollen angeblich schon Leute gestorben sein weil sie beim baden ausversehen Wasser geschluckt haben.


          im Stadtteil Recoleta


          Palacio de Aguas Correntes in Recoleta, zwei Blocks von meinem Hostel


          Av. 9 de Julio - die größte Hauptstraße im Zentrum von Buenos Aires


          Calle Florida


          Buenos Aires




          der Yachthafen


          Buenos Aires


          der Obelisk, das Wahrzeichen von Buenos Aires auf der Plaza de la República


          Plaza de la República

          El Calafate

          Von meinem Hostel in Buenos Aires ist es eine Stunde Marsch zum Inlandsflughafen Jorge Newbery, der direkt am Meer liegt. Mit dem Stadtbus zu fahren ist mir zu kompliziert und mit dem Taxi zu teuer.

          Mein Flug nach El Calafate geht um 13:30. Als ich dreieinhalb Stunden später aus dem Flugzeug steige erlebe ich erstmal einen Klima-Schock,....vom über 30 Grad heißen Buenos Aires komme ich ins windige und 12 Grad kalte El Calafate: Willkommen in Patagonien!


          nach der Landung in El Calafate

          Der Flughafen liegt mitten in der Steppe und es sind knapp 20 km bis in die Stadt. Die Busfahrpreise für dieses recht kurze Stück haben es aber in sich, daher fahre ich per Anhalter. Das klappt super, nach nur einer Minute hält schon gleich das erste Auto an und nimmt mich mit.

          EL Calafate ist eine schnell wachsene Kleinstadt am Südufer des Lago Argentino. Sie ist das touristische Zentrum für Touren in den nahegelegenen Los Glaciares Nationalpark. Die Stadt lebt ausschließlich vom Tourismus, entsprechend teuer ist hier alles.


          El Calafate


          Av. San Martin in El Calafate


          El Calafate (Pauls Foto)

          Hostelübernachtungen sind in El Calafate recht teuer, daher gehe ich zum El Ovejero Campingplatz, meinem vereinbarten Treffpunkt mit Paul. Für 100 Pesos kann man hier sein Zelt aufschlagen.
          Paul ist schon da. Er ist heute von seiner Tour am Perito Moreno Glacier zurückgekehrt und hat die ersten beiden Treks also schon hinter sich.


          unsere Zelte auf dem El Ovejero Campingplatz


          Paul

          Am nächsten Tag kaufen wir alles für unseren ersten gemeinsamenTrek ein.

          El Calafate ist ja sowas wie die Trekking- und Touristenhauptstadt Südpatagoniens, aber unglaublicherweise war es sehr schwer hier Gaskartuschen zu finden. In der Avenida San Martin reiht sich ein Outdoorladen nach dem anderen, alle voll mit überteuerte Pseudo-Ausrüstung. Einige haben sogar auch Kartuschen im Schaufenster ausstellen, aber anscheinend nur als Dekoration. Ich werde von Laden zu Laden weitergeschickt.

          Paul hat gut lachen, denn er hat ja seinen Benzinkocher mit und brauch nur für paar Cent an der Tanke seine Brennstoffflasche auffüllen. Aber ich such hier wie ein Doofer, renn von Laden zu Laden und kann keine Gaskartuschen finden – in der Trekkinghauptstadt Südpatagoniens!!

          Im allerletzten Laden werde ich schließlich doch noch fündig. Die Kartuschen kosten hier aber 200 Pesos pro Stück! Nach offiziellem Kurs sind das 20 Euro und nach blue-Kurs fast 15 Euro, mehr als dreimal so teuer wie in Deutschland! Ich brauche zwei Stück.
          Als der Verkäufer mein ungläubiges Gesicht sieht, hat er Erbarmen,
          „wenn du in bar zahlst kann ich dir einen sehr guten Preis machen für nur 180 Pesos das Stück.“
          Boah, bei dem Preis bin ich immer noch unentschlossen,
          „vielleicht später! Ich schau lieber erstmal noch weiter rum.“

          Am Stadtrand, im La Anonima Grande, dem größen Supermarkt El Calafates, finde ich glücklicherweise noch Gaskartuschen für 116 Pesos pro Stück. Die kaufe ich schließlich.
          Hier kaufen wir dann auch unseren gesamten Trekkingproviant für 20 Tage ein. Die Auswahl ist hier viel größer als im kleinen La Anonima-Markt in der Av. San Martin. (kiloweise Müsli und Ritter Sport Schokolade habe ich schon von zuhause mitgebracht)


          mein Trekkingproviant für 20 Tage

          Unser Trekkingstartpunkt liegt 70 Kilometer von El Calafate an der Ruta N 40. Am nächsten Vormittag marschieren wir mit unseren schweren und vollbepackten Rucksächen an den Stadtrand und bekommen auch schnell eine Mitfahrgelegenheit mit einem brasilianischen Straßenbauarbeiter, der nach Tres Lagos fährt.

          Nach 40 Kilometern biegen wir auf die Ruta N 40 ein und 30 Kilometer weiter lassen wir uns auf freier Strecke mitten in der Pampa absetzen.
          Unser Plan ist es von hier aus nach El Chaltén zu wandern,...........eigentlich.


          auf freier Strecke lassen wir uns in der Pampa absetzen - hier beginnt unser erster Trek
          Zuletzt geändert von berniehh; 05.05.2016, 20:24.
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          • Hapi
            Erfahren
            • 22.09.2015
            • 426
            • Privat


            #6
            AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

            ... 20 EUR für 'ne Gaskartusche Da ist ja 7,90 EUR für 'ne 230er im zweitteuersten Reiseland der Welt Norwegen geradzu 'n Schnäppchen
            Look deep into nature and you will understand everything better (A. Einstein)

            Kommentar


            • Detlef
              Erfahren
              • 27.10.2007
              • 330
              • Privat


              #7
              AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

              Zitat von Hapi Beitrag anzeigen
              ... Da ist ja 7,90 EUR für 'ne 230er im zweitteuersten Reiseland der Welt Norwegen geradzu 'n Schnäppchen
              Nun uebertreib mal nicht, aktuell kr 59 und damit nach aktuellem Kurs also nur € 6,30

              Kommentar


              • Hapi
                Erfahren
                • 22.09.2015
                • 426
                • Privat


                #8
                AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                Zitat von Detlef Beitrag anzeigen
                Nun uebertreib mal nicht, aktuell kr 59 und damit nach aktuellem Kurs also nur € 6,30
                ...aber nicht in Bergen bei PLATOU
                Look deep into nature and you will understand everything better (A. Einstein)

                Kommentar


                • Mika Hautamaeki
                  Alter Hase
                  • 30.05.2007
                  • 4004
                  • Privat


                  #9
                  AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                  Patagonien...träum...
                  So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                  A. v. Humboldt.

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                  • berniehh
                    Alter Hase
                    • 31.01.2011
                    • 2622
                    • Privat


                    #10
                    AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                    Trek 1

                    Los Glaciares – zwischen Lago Argentino und Lago Viedma

                    Länge: 172,5 Kilometer
                    Dauer: 12 Tage


                    Teil 1 - von der Pampa ins Gebirge

                    Einleitung

                    Der Los Glaciares Nationalpark ist der wohl bekannteste und meistbesuchteste Nationalpark in den südlichen argentinischen Anden. Seine recht große Fläche von über 7.000 Quadratkilometern besteht aus einer grandiosen Gebirgswildnis mit drei riesigen Hauptgletschern und unzähligen weiteren kleineren und größeren Gletschern.

                    Touristisch erschlossen sind aber nur zwei Gegenden: Einmal der Perito Moreno Glacier im Süden des Parks. Dies ist der meistbesuchteste Gletscher Südamerikas, zu dem auch eine Straße führt und der täglich von tausenden Touristen besucht wird.
                    Zum zweiten der nördliche Teil des Parks in der Gegend um die weltbekannten Berge Fitz Roy und Cerro Torre. Hier liegt die bekannteste und meistbegangenste Trekkinggegend Argentiniens mit einem ausgebautem Trailnetz. Der Touristenort El Chaltén ist der Ausgangsort für diese Treks.

                    Von unserem Trekkingstartpunkt an der Ruta N 40 wollten wir eigentlich bis nach El Chaltén wandern. Soweit sind wir aber gar nicht erst gekommen. Am 12.Tag mussten wir den Trek abbrechen. Was genau da passiert ist beschreibe ich später ausführlich im Bericht.

                    Trotzdem, selbst bis zum 12.Tag war es schon eine abolut lohnende Tour durch den völlig unerschlossenen und kaum besuchten mittleren Teil des Los Glaciares Nationalparks.


                    die Ruta N 40 quert den Arroyo el Turbio. Hier beginnt unser Trek

                    1. bis 4.Tag:
                    Um 14 Uhr erreichen wir unseren Trekkingstartpunkt und wandern auch gleich los. Von der Straße runter direkt in die weglose Wildnis rein. Ab nun treffen wir niemanden mehr. Die ersten und einzigsten Menschen auf dieser Tour treffen wir am zehnten Tag.

                    Die schneebedeckte Andenkette ist noch weit entfernt und auch noch nicht zu sehen. Es geht erstmal durch trockene Pampa. Die ersten vier Tage folgen wir einen kleinen Fluss aufwärts, den Arroyo el Turbio. Meist wandern wir weglos das Ufer entlang und queren dabei ständig von einer Seite zur anderen. Gelegentliche Tierpfade, die meist von Guanakos stammen, können wir manchmal für kurze Abschnitte folgen, bis sie sich wieder verlieren.

                    Die Landschaft ist abwechlungsreicher wie es der Blick auf der Karte vermuten lässt. Es geht nicht durch langweilige flache Pampa, sondern durch ein weites offenes Flusstal. Links und rechts trockene Hügel, manchmal felsige Abschnitte oder erodierte vielfarbene Geröllhänge.

                    Das Land ist offen, ohne Bäume und Sträucher. Nur direkt am Fluss manchmal grünes Grasland. Einige Abschnitte mit kniehohes und teils dorniges Pampagestrüpp verlangsamen manchmal das Vorwärtskommen. Der Rucksack ist noch schwer und schmerzhaft, aber ansonsten ist das weglose Gelände recht einfach. Am ersten Tag schaffen wir 13,5 km und um 19:15 schlagen wir unser erstes Camp auf.

                    Hin und wieder stelle ich hier auch mal Fotos von Paul mit rein, die ich als Pauls Fotos kennzeichne. Alle anderen Fotos sind von mir.
                    Hier die Fotos von Tag 1:



                    Tag 1: es geht durch eine trockene Pampalandschaft




                    Arroyo el Turbio








                    wir folgen den Fluss aufwärts


                    Arroyo el Turbio




                    (Pauls Foto)


                    Camp 1 (317 m) (Pauls Foto)

                    Die nächsten drei Tage geht’s weiter wie gehabt, immer flussaufwärts. Mal ist das Tal weit und offen, dann mal wieder eng, kurvig und schluchtig. Es ändert sich ständig. Jeden Tag sehen wir viele Guanakoherden. Diese wildlebenden Lamas sieht man überall in den Steppen Südpatagoniens. Ausserhalb vielbesuchter Nationalparks, wo die Guanakos an Menschen nicht gewöhnt sind, sind sie in der Regel sehr scheu und lassen einem nicht nahe herrankommen. Das macht das Fotografieren für uns schwierig, da wir keine Teleobjektive mithaben.

                    Ganz langsam und unmerklich kommen wir höher. Liegt unser Trekkingstartpunkt an der Ruta N 40 noch auf 200 m, also fast Meereshöhe, so schlagen wir 52,5 km weiter unser drittes Camp schon auf 838 m auf.
                    640 Höhenmeter in drei Tagen klingt wenig, aber hier in Patagonien reicht es schon aus für eine Änderung des Landschaftsbildes. Von einer ausgetrockneten Steppenvegetation nehmen weiter oben die grünen Grasflächen zu, mit teils auch etwas sumpfige Böden entlang der Bachläufe. Man sieht daß diese Gegend schon mehr Niederschläge erhält. Die sanften Geröllberge am Talende sind schon 1500 m hoch. Zusammen mit dem nebligen Nieselwetter, am vierten Tag, kommt man sich schon vor wie in,.......keine Ahnung,.....vielleicht wie in Schottland. Langsam kommen wir in die Anden rein!


                    das Tal des Arroyo el Turbio am zweiten Tag


                    das Flussufer lädt zu einer gemütlichen Pause ein


                    der Fluss kurvt sich durch schluchtige Abschnitte


                    Tag 2




                    dieser versteinerte Baumstamm muss schon einige Millionen Jahre alt sein


                    hier ist das Tal wieder weit und offen (Pauls Foto)


                    Tag 2 (Pauls Foto)


                    Camp 2 (500 m)


                    3.Tag




                    3.Tag




                    Guanakos (Pauls Foto)


                    der dritte Tag am Arroyo el Turbio


                    am dritten Tag erreichen wir die ersten Viehzäune, die wir teilweise überklettern müssen


                    beim Überspringen der Viehzäune verhaken viele Guanakos ihre Hinterbeine im Draht und kommen nicht mehr los. Ein grausamer Tod


                    Camp 3 (838 m)


                    Tag 4: es regnet und nieselt fast den ganzen Tag


                    ich am Wasserauffüllen (Pauls Foto)


                    wegen Regen schlagen wir erstmal unser Camp auf. Aber am Nachmittag bauen wir es wieder ab und wandern doch noch weiter.


                    Kurz darauf verlassen wir das Tal des Arroyo el Turbio und überwandern im Nebel und Niesel unseren ersten Pass (1200 m). Es ist ein flaches Passplateau, die Orientierung im Nebel schwierig. Ich wähle den falschen Abstieg. Erst bei klarer Sicht am nächsten Morgen bemerke ich den Fehler. Aber egal, wir sind trotzdem im richtigen Tal. Es ist nur ein kleiner Umweg.


                    auf der anderen Seite geht´s runter in ein grasiges Hochtal


                    Camp 4 (856 m) bei klarer Sicht am nächsten Morgen, 64 km vom Trekkingstartpunkt. Zum ersten Mal sehen wir die schneebedeckte Andenkette


                    (Pauls Foto)

                    5.Tag:
                    Zunächst wandern wir durch ein grasiges Pampatal, dann für einige Stunden über ein Hochland und entlang sanfter Geröllkämme bis 1100 m mit weite Fernblicke. Wir sehen sowohl den Lago Argentino als auch den Lago Viedma. Vor uns im Westen liegt die schneebedeckte Andenkette.


                    grasiges Pampatal am Tag 5


                    dann geht´s nach oben über ein Hochland


                    Hochland mit Guanakos (Pauls Foto)


                    es geht durch eine karge offene Geröllberglandschaft


                    und einige Kilometer auf Guanakopfade entlang sanfter Kämme bis 1100 m Höhe mit weite Fernblicke (Pauls Foto)


                    ich auf dem Kamm (Pauls Foto)


                    im Westen liegt vor uns die schneebedeckte Andenkette (Pauls Foto)


                    in den Tälern sehen wir jetzt die ersten Südbuchenwaldabschnitte. Langsam kommen wir in die Anden rein. (Pauls Foto)

                    Am Mittag steigen wir runter in ein weites offenes Tal mit erste Südbuchenwälder an den Hängen. Auf dem Talboden kreuzen wir eine selten befahrene Fahrspur, die zu einer kleinen Viehtreiberhütte führt, dem Puesto Palo Seco. Dies ist die einzigste Fahrspurquerung auf diesem Trek.

                    Auf der anderen Flussseite wandern wir weglos talaufwärts. Auf den grünen Grasflächen weiden Rinder und Pferde. Aus der Ferne sehen wir das Puesto und schauen es uns mit Pauls Fernglas an, aber niemand scheint da zu sein.


                    es geht runter in ein weites offenes Tal


                    (Pauls Foto)


                    Blumen auf dem Talboden (759 m)


                    (Pauls Foto)


                    Pferde auf dem Talboden




                    (Pauls Foto)



                    Das Tal kurvt sich nach rechts und direkt vor uns erhebt sich dann die grandiose weiße Wand der vergletscherten Andenkette.

                    Ich scherze noch zu Paul daß hier ja eigentlich eine super Location für einen kommerziellen Touristenort, wie El Chaltén, wäre. El Chaltén ist ja auch erst 1985 gegründet worden und gehört mit zu den jüngsten Ortschaften Argentiniens. Vor 1985 war dort, wo jetzt El Chaltén liegt, ausser zwei oder drei Estancien, absolut nichts. Zu der Zeit muss es dort noch ungefähr so ausgesehen haben wie jetzt hier in diesem Tal.

                    Laut Karte beginnt hier der Los Glaciares Nationalpark. Schilder gibt es aber keine. Wozu auch? Hier kommt eh nie jemand durch.

                    Das offene Grasland endet. Durch eine Wildnis aus krüppeligen Bergurwald und offene Moorsenken wandern wir noch zwei Kilometer talabwärts zu einer felsigen Talstufe.

                    Oberhalb der Talstufe muss der Bergsee liegen, den wir uns eigentlich als unser heutiges Campingziel auserkoren hatten. Nun sehen wir aber daß dieser See schon oberhalb der Baumgrenze liegt. Daher schlagen wir schon unterhalb der Talstufe im Wald, direkt am Fluss, unsere Zelte auf, 87,5 km vom Trekkingstartpunkt. Die bis jetzt die beste Campstelle auf dieser Tour.

                    Ohne Gepäck machen wir einen Abstecher hoch zu diesen türkisblauen Bergsee, der von einer steilen vergletscherten Gebirgskulisse überragt wird. Der Name des Sees ist auf unseren aus dem Internet ausgedruckten Kartenblättern nicht mit verzeichnet. Auch nicht die Namen unserer heutigen Täler.

                    Morgen wollen wir direkt von hier aus über die Berge steigen.........


                    vor uns liegt die vergletscherte Andenkette (Pauls Foto)


                    weglos geht´s durch krüppeligen Bergurwald weiter talaufwärts (Pauls Foto)


                    Wald und weiche Moorpolster auf dem Talboden


                    Blick zurück talabwärts


                    Camp 5 (940 m)


                    Blick von unserem Camp


                    der namenlose anderthalb Kilometer lange Bergsee (1030 m)


                    (Pauls Foto)
                    Zuletzt geändert von berniehh; 08.05.2016, 12:31.
                    www.trekking.magix.net

                    Kommentar


                    • berniehh
                      Alter Hase
                      • 31.01.2011
                      • 2622
                      • Privat


                      #11
                      AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                      Los Glaciares - zwischen Lago Argentino und Lago Viedma

                      Teil 2 - über zwei Pässe zum Lago Azul

                      6.Tag:
                      Bis zum Trekende bleiben wir nun im Los Glaciares Nationalpark. Tendenziell führt unser Kurs nun nach Norden Richtung El Chaltén. Als erstes peilen wir den Lago Tannhauser an, ein größerer Hochlandsee etwa zwei Tagesmärsche entfernt, weglos.

                      Unser heutiges Ziel ist der Lago Azul im nächsten Tal. Dazu müssen wir die vergletscherte Gebirgskette überqueren.

                      Das Wetter ist zunächst noch gut, verschlechtert sich aber im Laufe des Vormittags rapide. Nachdem wir um 9 Uhr gestartet sind lassen wir die Baumgrenze schnell hinter uns und kommen ins offene hochalpine Gelände. Wir steigen hoch auf ein Bergrückenplateau und folgen den Kamm nach Westen mit kleinen Klettereinlagen bis auf 1660 m Höhe. Diese unberührte Hochgebirgslandschaft und die Panoramen vom Kamm sind unglaublich grandios!


                      am Anfang geht´s durch alpinen Busch




                      Blick zurück ins Tal


                      die Baumgrenze lassen wir schnell hinter uns


                      Pauls Foto


                      es geht hoch auf dem Kamm (Pauls Foto)




                      Klettereinlagen


                      (Pauls Foto)


                      (Pauls Foto)


                      (Pauls Foto)


                      grandioser Blick vom Kamm (1600 m)


                      Kammwanderung


                      eine weitere Kletterstelle




                      auf 1660 m Höhe (Pauls Foto)



                      Der Wind nimmt extrem zu und es fehlen nur noch 150 Höhenmeter bis zur höchsten Stelle. Das letzte Stück sieht sehr steil aus mit einer vergletscherten Stufe. Bei diesen üblen patagonischen Wind ist uns der Aufstieg zu gefährlich. Wir entscheiden kurzerhand nach Norden in ein anderes Tal abzusteigen. Den Namen dieses Tales wissen wir nicht, aber das wird uns über einen weiteren Pass auch zum Lago Azul führen. Diese Route dauert nur einen halben Tag länger, ist aber deutlich leichter, weil der zweite Pass nicht so hoch ist.

                      Unten an einer Talgabelung finden wir im ersten niedrigen krüppeligen Südbuchenwaldabschnitt eine perfekte windgeschützte Campstelle. Morgen müssen wir den anderen Talzweig hochsteigen zum zweiten Pass.


                      Abstieg über einen Gletscher


                      Abstiegsroute ins Tal


                      (Pauls Foto)


                      Gletscherabstieg


                      (Pauls Foto)


                      nach der Gletscherquerung erstmal Mittagspause (Pauls Foto)


                      als wir vom Gletscher runter sind geht´s an kleine Bergseen vorbei


                      erster Bergsee (1300 m)


                      über steile Talstufen geht´s weiter abwärts (Pauls Foto)


                      Abstieg zum dritten Bergsee


                      der dritte Bergsee (1100 m)


                      dritte Bergsee


                      der erste alpine Busch bei unserem Camp


                      Camp 6 (840 m) perfekt windgeschützt

                      7.Tag:
                      Das Wetter ist immer noch patagonisch schlecht,.......windig und unbeständig.

                      Kurz nach unserem Start lassen wir die letzten alpinen Büsche hinter uns und kommen wieder ins offene alpine Gelände. Ganz am Anfang entdecken wir zwei oder drei Steinmännchen, aber dann finden wir keine Markierungen mehr und es geht weglos hoch zum Pass.

                      Auf der anderen Passseite kommen wir in ein attraktives Gebirgstal, das wir abwärts folgen.
                      Nach einen Kilometer beginnt ein naßkalter Regen mit starken Wind. Eigentlich müssten wir hier links hoch zum Lago Tannhauser, aber bei dem Wetter wäre mir das zu ungemütlich. Momentan können wir noch nicht abschätzen wie sich das Wetter heute noch weiterentwickeln wird. Wird es so bleiben oder bessert es sich irgendwann?
                      Ich spiele mit dem Gedanken erstmal das Camp aufzuschlagen.
                      Am Fuße des Passes liegt eine große flache Talsenke, kurz vor dem Lago Azul. Es sieht aus daß es dort in den alpinen Buschflächen gute windgeschützte Campstellen geben wird.
                      Ich gehe unsere Optionen mal durch:

                      Erstens, auf der Talsenke unser Camp aufschlagen und erstmal abwarten. Falls sich das Wetter am Nachmittag bessern sollte, können wir das Camp ja wieder abbauen und weiterwandern zum Lago Tannhauser. Das würde aber bedeuten daß uns dann ein ziemlich windiges und ungemütliches Camp oberhalb der Baumgrenze am Lago Tannhauser bevorsteht, weil wir es an dem Tag nicht mehr vom Hochland runterschaffen würden.

                      Zweitens, unser Camp aufschlagen und von vornherein beschließen daß für heute Feierabend ist, auch falls sich das Wetter nachher noch bessern sollte. Somit könnten wir morgen ohne Zeitdruck über das Hochland wandern.

                      Wir entscheiden uns für den gemütlichen halben Ruhetag, also Option zwei.
                      Der Regen hört zwar bald wieder auf und die Sonne kommt raus, aber wir bleiben hier und genießen diese schöne Gegend hier beim Lago Azul.


                      vor uns liegt der Pass


                      kurz vor der Passhöhe


                      Aufstieg zum Pass (Pauls Foto)


                      auf der Passhöhe (1140 m)


                      alpines Hochtal auf der anderen Passseite


                      Cerro Pintado


                      Abstieg zum Lago Azul (Pauls Foto)


                      (Pauls Foto)


                      einsetzender Regen - dahinten der Lago Azul


                      Camp 7 am Lago Azul (800 m) (Pauls Foto)


                      am Nachmittag klart es wieder auf (Pauls Foto)


                      Blick von unserem Camp auf den Lago Azul


                      Lago Azul (800 m)


                      Lago Azul


                      Lago Azul


                      die Gegend bei unserm Camp


                      beim Camp


                      (Pauls Foto)
                      Zuletzt geändert von berniehh; 11.05.2016, 21:13.
                      www.trekking.magix.net

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                      • Hapi
                        Erfahren
                        • 22.09.2015
                        • 426
                        • Privat


                        #12
                        AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                        ...Hammer!!! Schöne Blumen, tolle Gegend und vielen Dank bis hierher! Okay, das Foto mit dem verendeten Guanako hätteste weglassen können Wird Dein Rucksack von Tour zu Tour größer???? Holy Shit...
                        Look deep into nature and you will understand everything better (A. Einstein)

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                        • Pielinen
                          Fuchs
                          • 29.08.2009
                          • 1370
                          • Privat


                          #13
                          AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                          Mal wieder eine Hammer-Tour und toll mal Bernie in Aktion zu sehen.
                          Für dich scheint es ja ein leichtes zu sein dieses Monster über die Felsen zu wuppen.

                          Nur die allerwenigsten sind zu solch einer Leistung fähig und noch dazu über so viele Jahre!!!
                          Kraft und Kondition kann man trainieren...
                          aber nur mit einer perfekten Konstitution kann man dies ohne Verschleiß und Verletzungen so lange durchhalten.

                          Also mal wieder: Abolute Hochachtung
                          Wer nichts weiß muss alles glauben...

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                          • berniehh
                            Alter Hase
                            • 31.01.2011
                            • 2622
                            • Privat


                            #14
                            AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                            Zitat von Hapi Beitrag anzeigen
                            Wird Dein Rucksack von Tour zu Tour größer???? .
                            das scheint nur so

                            Vielen Dank an Euch für die netten Kommentare
                            www.trekking.magix.net

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                            • BohnenBub
                              Erfahren
                              • 15.09.2012
                              • 296
                              • Privat


                              #15
                              AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                              Starker Auftakt, Jungs!

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                              • Mika Hautamaeki
                                Alter Hase
                                • 30.05.2007
                                • 4004
                                • Privat


                                #16
                                AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                Oh man, das Bild von der Schrankwand mit zwei Beinen zwischen den Felsen ist genial! (Die anderen Bilder erst recht!)
                                So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                A. v. Humboldt.

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                                • Matterhorn
                                  Gerne im Forum
                                  • 18.02.2016
                                  • 82
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                  Vielen Dank für diesen klasse Bericht!

                                  Also der Beginn ist auf jeden Fall sehr vielversprechend, und die Bilder sind ein Traum!

                                  Ebenso wie rund vier Monate in Patagonien, aber für mich ist das kurz- und mittelfristig definitiv Utopie...

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                                  • berniehh
                                    Alter Hase
                                    • 31.01.2011
                                    • 2622
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                    Vielen Dank an Euch für die netten Kommentare

                                    Übrigens hat Paul heute hier den Bericht über seine Einstiegstouren geschrieben
                                    www.trekking.magix.net

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                                    • geige284
                                      Dauerbesucher
                                      • 11.10.2014
                                      • 829
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                      Zitat von slarti Beitrag anzeigen

                                      Perito Moreno Gletscher
                                      Wow, ein klasse Bild vom Perito Moreno - mal aus einer ganz anderen Perspektive! Gefällt mir sehr gut

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                                      • berniehh
                                        Alter Hase
                                        • 31.01.2011
                                        • 2622
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                        Los Glaciares - zwischen Lago Argentino und Lago Viedma

                                        Teil 3 – Lago Tannhauser und weiter......

                                        8.Tag:

                                        Nach der ersten gemeinsamen Tourwoche mit Paul kann man nur sagen daß bis jetzt alles super geklappt hat und wir uns sehr gut verstehen.
                                        Nur das Wetter ist momentan noch nicht das Beste, recht windig. OK, für patagonische Verhältnisse ist das normal, es hätte auch schlimmer kommen können. Auf jeden Fall können wir heute hoch zum Lago Tannhauser.

                                        Von unserem Camp sind es über 500 Höhenmeter hoch zum Pass. Der Aufstieg ist einigermaßen steil und oben kommen wir in eine weitläufige karge Granithügellandschaft mit paar kleinen Seen.


                                        Aufstieg zum Pass - Blick zurück zum Lago Azul


                                        Passaufstieg (Pauls Foto)


                                        (Pauls Foto)


                                        Aufstieg zum Pass


                                        kleiner See auf der Passhöhe (1330 m)

                                        Auf der anderen Passseite liegt der Lago Tannhauser in einem kalten und windigen Hochland aus okerfarbene Geröll- und Felsberge mit weiße Schneefelder und Gletscher dazwischen. Es ist eine echt krasse Landschaft, die teilweise etwas Ähnlichkeit mit Island hat.

                                        Für fünf Kilometer folgen wir das Seeufer. Eigentlich wollten wir noch einen Abstecher auf einen Berg machen aber bei dem ungemütlichen kalten Wind verzichten wir freiwillig darauf und sehen zu daß wir auf der anderen Seite möglichst schnell wieder in tiefere Lagen kommen.


                                        erster Blick auf den Lago Tannhauser (Pauls Foto)


                                        das Hochland um den Lago Tannhauser


                                        Lago Tannhauser (1250 m)


                                        Lago Tannhauser


                                        (Pauls Foto)




                                        Lago Tannhauser




                                        (Pauls Foto)


                                        Lago Tannhauser





                                        Hinter dem See steigen wir für 300 m in ein kleines Hochtal ab mit phantastischen Fernblick auf den Upsala Gletscher, einer der drei großen Hauptgletscher in diesen Nationalpark. Der Upsala Gletscher ist 50 Kilometer lang und fließt vom patagonischen Inlandeis runter in den Brazo Norte, einem Fjordarm des Lago Argentino. Von El Calafate werden überteuerte Touristenbootstouren zu diesem Gletscher angeboten.

                                        Während meiner ersten Patagonienreise bin ich nach meiner Inlandeisüberquerung den Upsala Gletscher runtergewandert zur Estancia Christina am Lago Argentino.
                                        Diesmal sehen wir den Upsala Gletscher aber nur von weitem,......was auch schon sehr beeindruckend ist. Ebenso den Lago Argentino, an dessen Ufer die Estancia Christina liegt, die nur als kleiner Punkt in der Ferne zu sehen ist. Diese Estancia ist heute ein reiner Touristenbetrieb und nur mit dem Boot erreichbar. Einen Straßenanschluss gibt es glücklicherweise noch nicht.
                                        Wir steigen dort nicht runter, sondern bleiben zunächst noch oben und traversieren um sanfte Rücken herum, immer knapp oberhalb der Baumgrenze, bis wir schließlich zum Lago Anita runtersteigen.

                                        Auf dem Talboden stoßen wir auf einen vage erkennbaren Pfad, der von der Estancia Christina (Lago Argentino) zur Estancia Helsingfors am Lago Viedma führt. Diese abgelegene und kaum bekannte Trekkingroute ist sogar auch auf den Karten mit eingezeichnet, wird aber nur sehr selten begangen. Diese Route wollen wir nun für die nächsten zwei Tage bis zum Seno Moyano folgen, einem Fjordarm des Lago Viedma.

                                        Kurz vor dem Lago Anita schlagen wir unser Camp auf.


                                        Blick auf den Upsala Glacier


                                        Lago Argentino - am Ufer sieht man ganz klein die Gebäude der Estancia Christina (Pauls Foto)


                                        unten der Lago Anita (zu dem wir absteigen) - im Hintergrund der Upsala Gletscher (der Hauptstrom fließt von rechts nach links. Von vorne kommt einer von mehreren Nebengletschern runter und mündet in den Hauptstrom ein. (Pauls Foto)




                                        Camp 8 auf dem Talboden (292 m)

                                        9.Tag:
                                        Wir versuchen die Route zu folgen, aber schon kurz hinter unserem Camp löst sich der Pfad in Luft auf. Für einige Kilometer steigen wir weglos im Zickzack über und um Granitrücken herum, ständig rauf und runter Richtung Norden am Lago Anita entlang. Steinmännchen markieren die Route, aber wir müssen sehr genau schauen daß wir die auch finden. Es ist eine unübersichtliche Gegend. Aber dafür ist die Landschaft umso schöner.




                                        unübersichtliche Granithügellandschaft um den Lago Anita




                                        Lago Anita (203 m)

                                        Nach fast zwei Stunden mündet ein Fluss in den See. Hier müssen wir den Lago Anita verlassen um Richtung Norden ein Tal hochzuwandern. Steinmännchen finden wir nun keine mehr. Der Fluss führt in eine felsige Schlucht rein, voll mit dichter Vegetation. Dies kann nicht mehr die richtige Route sein und ich sage zu Paul: „Wir müssen nach oben steigen! Die Normalroute wird wahrscheinlich oberhalb der Schlucht entlangführen. Jedenfalls nicht hier unten!“
                                        Paul scheint nicht davon überzeugt zu sein. Oder er hat keine Lust da hochzusteigen: „Lass uns doch lieber hier unten bleiben, das ist bestimmt abenteuerlicher und spektakulärer.“
                                        Ich habe da meine Bedenken, „ ja, mag sein daß die Schluchtroute spektakulärer ist, aber wir werden uns dann auch der Gefahr aussetzen in eine Sackgasse zu enden und wieder umkehren zu müssen. Aber OK, von mir aus können wir auch die Schluchtroute probieren.“

                                        Die nächsten zwei bis drei Kilometer folgen wir der Schlucht. Es ist eine abenteuerliche Route mit anspruchsvoller Routenfindung, Buschgeplackere und paar kleine Kletterstellen. Aber es macht Spaß, auch wenn wir nur langsam vorwärts kommen.


                                        hier bei der Flußeinmündung verlassen wir den Lago Anita


                                        weglos geht´s die Schlucht aufwärts












                                        Blick zurück talabwärts


                                        rausklettern aus der Schlucht

                                        Oberhalb der Schlucht wird der Talboden wieder flach. Hier finden wir den Pfad wieder und folgen ihn heute noch 5 Kilometer durch herrlichen Südbuchenwald talaufwärts. Es ist kein richtiger durchgehender Pfad, sondern eigentlich nur kreuz und quer verlaufende Rinderpfade, die sich immer wieder verlieren und dann wiederfinden. Früher wurde dieses Tal von der Estancia Christina als Rinderweideland genutzt. Seit der Nationalparkgründung dürfen hier keine Rinder mehr gehalten werden. Natürlich war es unmöglich alle Rinder wieder aus dem Tal rauszutreiben. Einige blieben zurück und deren Nachkommen leben hier heute als wilde Rinder.

                                        Dieses Tal ist sehr spektakulär, mit vergletscherte Berge links und rechts. Der Höhenunterschied vom Talboden bis zum Gipfel des 2615 m hohen Cerro Moyano beträgt über 2000 Meter. Es ist also ein verdammt tief eingeschnittenes Tal.

                                        Unser Camp schlagen wir im Wald direkt am Fluß auf, eine wirklich traumhafte Stelle.
                                        Morgen soll es weiter talaufwärts gehen über einen Pass zum Seno Moyano.


                                        oberhalb der Schlucht wird der Talboden wieder flach




                                        (Pauls Foto)


                                        wir wandern am Fluss entlang talaufwärts




                                        im Hintergrund der 2615 m hohe Cerro Moyano


                                        Routensuche am Fluss








                                        Camp 9 (576 m)


                                        Schneefall beim Camp
                                        Zuletzt geändert von berniehh; 18.05.2016, 21:45.
                                        www.trekking.magix.net

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                                          • 21.08.2015
                                          • 644
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                          Schön, dass es weitergeht. Das wird ja wieder ein toller Bericht!

                                          Hattet Ihr ein Unna und ein Soulo dabei? Falls ja, da konntet Ihr ja einen interessanten Vergleich machen. Wo lagen die Pros und Cons?

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                                          • Hapi
                                            Erfahren
                                            • 22.09.2015
                                            • 426
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                            Ahhh, es geht weiter Die Schlucht ist grandios! Vielen Dank für den (wieder einmal) tollen Reisebericht! Irgendwann kommt ja noch der Abbruch der Tour. Wieso, weshalb, warum... bin schon gespannt
                                            Look deep into nature and you will understand everything better (A. Einstein)

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                                              Alter Hase
                                              • 31.01.2011
                                              • 2622
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                              Zitat von Shades Beitrag anzeigen
                                              Hattet Ihr ein Unna und ein Soulo dabei? Falls ja, da konntet Ihr ja einen interessanten Vergleich machen. Wo lagen die Pros und Cons?
                                              ja, ich hatte das Soulo und Paul das Unna. Der Hauptgrund warum Paul sich für das Unna entschied ist daß es etwas länger ist. Das Soulo wäre ihm bei seiner Körpergröße zu kurz.

                                              Ich war mit dem Soulo im Großen und Ganzen zufrieden. Nur zwei Minuspunkte fielen mir auf:

                                              1) An den großen Außenwänden ist der Abstand zwischen Innen- und Außenzelt nur sehr klein. Wenn es regnet und nur ein minimaler Windhauch da ist, backen Außen- und Innenzelt bei Nässe schnell zusammen. Wenn man es durch zusätzlich angenähte Laschen noch straffer abspannt, könnte man das Problem vielleicht etwas lindern.

                                              2) viel stärkere Kondenswasserbildung als bei meinem alten Jannu......
                                              Laut Vincent kann man das Problem lösen indem man vier Flaschen jeweils unter die vier Ecken des Innenzeltes steckt. Habe allerdings noch nicht getestet ob es funktioniert.

                                              Zitat von Hapi Beitrag anzeigen
                                              Irgendwann kommt ja noch der Abbruch der Tour. Wieso, weshalb, warum... bin schon gespannt
                                              der Abbruch kommt im nächsten Post
                                              www.trekking.magix.net

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                                                Erfahren
                                                • 22.09.2015
                                                • 426
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                                                der Abbruch kommt im nächsten Post
                                                ...ich rate schon mal: Der Monsterrucki wurde doch zu schwer und Du wirst allmählich alt / Ihr habt Euch verlaufen, das Essen wurde knapp und Ihr musstet auf dem direkten Weg in die Zvilisation zurück / der Monsterrucksack brachte Dich aus dem Gleichgewicht und beim Puzelbaumschlagen auf irgendeinem Geröllabhang hats die Kniescheibe zerdeppert
                                                Look deep into nature and you will understand everything better (A. Einstein)

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                                                  Lebt im Forum
                                                  • 30.06.2009
                                                  • 5136
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                  Die Butter für den Kartoffelbrei ist ranzig geworden

                                                  Bernd, hast du das Jannu gar nicht mehr?
                                                  Zuletzt geändert von codenascher; 21.05.2016, 08:57.

                                                  Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                                                  meine Weltkarte

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                                                    • 21.08.2015
                                                    • 644
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                    Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                                                    ja, ich hatte das Soulo und Paul das Unna. Der Hauptgrund warum Paul sich für das Unna entschied ist daß es etwas länger ist. Das Soulo wäre ihm bei seiner Körpergröße zu kurz.

                                                    Ich war mit dem Soulo im Großen und Ganzen zufrieden. Nur zwei Minuspunkte fielen mir auf:

                                                    1) An den großen Außenwänden ist der Abstand zwischen Innen- und Außenzelt nur sehr klein. Wenn es regnet und nur ein minimaler Windhauch da ist, backen Außen- und Innenzelt bei Nässe schnell zusammen. Wenn man es durch zusätzlich angenähte Laschen noch straffer abspannt, könnte man das Problem vielleicht etwas lindern.

                                                    2) viel stärkere Kondenswasserbildung als bei meinem alten Jannu......
                                                    Laut Vincent kann man das Problem lösen indem man vier Flaschen jeweils unter die vier Ecken des Innenzeltes steckt. Habe allerdings noch nicht getestet ob es funktioniert.
                                                    Danke für die Einschätzung. So hatte ich es auch erwartet. Aus meiner Sicht macht ein Soulo nicht sooo viel Sinn, da es kaum leichter als ein Jannu oder Allak ist (aber viel kleiner und wenig gut belüftet). Dann schon lieber ein Unna, obwohl auch das noch relativ schwer ist. Mich wundert ja ein wenig, warum Du bislang nie ein leichtes Mid wie das MLD DuoMid verwendet hast. Die sind echt super UND windstabil. Lediglich im Winter oder bei langen, ausgesetzten Gletschertouren auf dem Inlandseis würde ich lieber kein Mid nehmen.

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                                                      Alter Hase
                                                      • 31.01.2011
                                                      • 2622
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                      Zitat von codenascher Beitrag anzeigen
                                                      Bernard, hast du das Jannu gar nicht mehr?
                                                      doch das habe ich natürlich noch

                                                      Zitat von Shades Beitrag anzeigen
                                                      Mich wundert ja ein wenig, warum Du bislang nie ein leichtes Mid wie das MLD DuoMid verwendet hast. Die sind echt super UND windstabil.
                                                      die sind ja nicht freistehend und außerdem sehen sie mir auf Fotos etwas zu wackelig aus. Für Patagonien wollte ich halt was stabiles. Sonst hätte ich ja auch mein Big Agnes mitnehmen können.
                                                      www.trekking.magix.net

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                                                        Fuchs
                                                        • 22.08.2010
                                                        • 1906
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                        Hallo Bernd,
                                                        diese Tour spricht mich sehr an. Tolle Tour, toller Bericht und super Fotos. Gefällt mir besser als deine US-Touren.

                                                        Wie ist Paul mit dem Unna klargekommen? Irgendwelche Mecker?
                                                        My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                                                          Erfahren
                                                          • 15.09.2012
                                                          • 296
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                          Sehr stark, da wäre ich wirklich gerne dabei gewesen. Einer der ersten Südamerika Berichte, der mich auf Anhieb fasziniert.

                                                          Das Soulo braucht meines Erachtens Wind, um zu funktionieren. Dann funktioniert es prächtig. Ohne Wind kann oder sollte man das Außenzelt an allen Panelen unten durch Wasserflaschen o.ä. anlupfen, um etwas Luftzirkulation zu erzeugen. Das macht meiner Erfahrung nach einen riesigen Unterschied.

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                                                            Alter Hase
                                                            • 31.01.2011
                                                            • 2622
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                            Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                                            Wie ist Paul mit dem Unna klargekommen? Irgendwelche Mecker?
                                                            Bis auf zwei kaputte Reissverschluss-Zipper in den vier Monaten gabs keine Mecker.

                                                            Ob Paul mit dem Zelt zufrieden ist, kann er am Besten selber schreiben.
                                                            www.trekking.magix.net

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                                                              Fuchs
                                                              • 22.08.2010
                                                              • 1906
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                              Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                                                              Bis auf zwei kaputte Reissverschluss-Zipper in den vier Monaten gabs keine Mecker.
                                                              Die Zipper gehen wohl doch häufiger mal beim Unna kaputt. Ist mir in Island ja auch passiert und dann später noch einmal, nachdem der RV, komplett ausgetauscht und 3 neue Zipper bekommen hatte. Wohl eine Schwachstelle beim Unna?
                                                              My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                                                              • DrShouter
                                                                Erfahren
                                                                • 02.01.2015
                                                                • 123
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                                                Die Zipper gehen wohl doch häufiger mal beim Unna kaputt. Ist mir in Island ja auch passiert und dann später noch einmal, nachdem der RV, komplett ausgetauscht und 3 neue Zipper bekommen hatte. Wohl eine Schwachstelle beim Unna?
                                                                Ist bei mir bis jetzt bei jedem Zelt nach langer intensiver Benutzung vorgekommen, egal welche Marke. Denke dass das kein Unna spezifisches Problem ist. RV musste bei mir beim Unna, Staika und Helsport Fjellheimen gewechselt werden.

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                                                                  Alter Hase
                                                                  • 31.01.2011
                                                                  • 2622
                                                                  • Privat


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                                                                  AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                  Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                                                  Die Zipper gehen wohl doch häufiger mal beim Unna kaputt. Wohl eine Schwachstelle beim Unna?
                                                                  Komisch! Ob das ein Zufall ist oder nicht? Warum sollten die Zipper und RV´s beim Unna anders sein als bei anderen HB-Zelten?

                                                                  Zitat von DrShouter Beitrag anzeigen
                                                                  Ist bei mir bis jetzt bei jedem Zelt nach langer intensiver Benutzung vorgekommen, egal welche Marke. Denke dass das kein Unna spezifisches Problem ist. RV musste bei mir beim Unna, Staika und Helsport Fjellheimen gewechselt werden.
                                                                  das passiert mir auch ständig,........allerdings erst frühestens nach 8 bis 10 Monaten Dauernutzung. Es ist mir noch niemals schon nach vier Monaten mit einem neuen HB-Zelt passiert
                                                                  www.trekking.magix.net

                                                                  Kommentar


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                                                                    Fuchs
                                                                    • 22.08.2010
                                                                    • 1906
                                                                    • Privat


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                                                                    AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                    Zitat von DrShouter Beitrag anzeigen
                                                                    Ist bei mir bis jetzt bei jedem Zelt nach langer intensiver Benutzung vorgekommen, egal welche Marke. Denke dass das kein Unna spezifisches Problem ist. RV musste bei mir beim Unna, Staika und Helsport Fjellheimen gewechselt werden.
                                                                    Ja, das mag allgemein so sein. Bei meinem Nallo war das nicht so ( und das war dort schon älter ) und ich war drei Jahre in Folge damit in Island. Das Unna war nagel-neu. Schwachstelle RV - meine Meinung.
                                                                    My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                    Kommentar


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                                                                      Fuchs
                                                                      • 22.08.2010
                                                                      • 1906
                                                                      • Privat


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                                                                      AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                      Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                                                                      Komisch! Ob das ein Zufall ist oder nicht? Warum sollten die Zipper und RV´s beim Unna anders sein als bei anderen HB-Zelten?
                                                                      Beim Unna liegt enorm viel Zug auf dem RV des Außenzeltes ( und nur um die Zipper des AZ geht es mir. Ein RV eines IZ ist mir noch nie kaputt gegangen ), bedingt durch den Hering rechts unten. Das zieht auch schon mal die Verzahnung des RV auf 10-20cm auseinander. Ist mir beim Unna schon öfter passiert, meist in Situationen, wo es schnell gehen muss und die Ruhe für ein ( manchmal ) zeitaufwendiges Neu-Verzahnen nicht immer vorhanden ist.
                                                                      My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                      Kommentar


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                                                                        Alter Hase
                                                                        • 31.01.2011
                                                                        • 2622
                                                                        • Privat


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                                                                        AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                        Los Glaciares - zwischen Lago Argentino und Lago Viedma

                                                                        Teil 4 - vorzeitiges Trekende

                                                                        10.Tag:
                                                                        Das Wetter ist schlecht, kalt mit Regen- und Schneeschauer.
                                                                        Daher wandern wir erst gegen 13:15 los.

                                                                        Nach kurzer Zeit kommen uns völlig unerwartet vier Wanderer entgegen, die ersten und einzigsten Menschen auf diesen Trek. Erst aus der Nähe sehen wir daß sie Nationalparkuniformen tragen! Es sind vier Ranger, auf dem Weg von Helsingfors zur Estancia Christina.

                                                                        Sie sind genauso überrascht wie wir, hier auf dieser Route Leute zu treffen. Der Chef der Truppe fragt gleich als erstes in gutem Englisch wo wir hin wollen.
                                                                        Ich lüge, „zur Estancia Helsingfors“.
                                                                        Sein Blick fällt auf unsere am Rucksack befestigten Eispickel und seinem Gesichtsausdruck ist zu entnehmen daß er mir nicht glaubt.
                                                                        Dann kommt die unvermeidbare Frage nach unseren Permits. Wir haben natürlich keine.

                                                                        Daraufhin fordert er unsere Pässe. Die Namen und Passnummern notiert er sich und erklärt unsere Tour hiermit für beendet. Unsere Passdaten wird er über Funk der Nationalpark Hauptverwaltung in El Chaltén weitergeben. Er fordert uns auf den Nationalpark auf schnellstem Wege zu verlassen. Das heisst zur Estancia Helsingfors. Dort befindet sich seine Rangerstation, wo wir uns melden müssen: „Falls ich nicht da sein sollte wenn ihr ankommt, hängt einen Zettel an die Tür, damit ich sicher sein kann daß ihr draußen seid!“
                                                                        Dann setzt er noch eine Drohung hinterher, „falls ihr Euch nicht melden solltet und ich auch keinen Zettel vorfinde, wird es später noch unangenehmer für Euch werden!“

                                                                        Die Ranger gehen weiter und wir bleiben alleine zurück. Das ist nun echt frustrierend daß die Tour so enden muss. Wir sind bewusst ohne Permit gegangen. Die Gefahr auf dieser kaum begangenen Route erwischt zu werden schätzten wir als sehr gering ein. Es war eben ein riesen Pech und großer Zufall daß ausgerechnet jetzt, zeitgleich mit uns, die Ranger hier vorbeikamen.

                                                                        Stellt sich nun also die Frage warum wir überhaupt ohne Permit losgezogen sind:

                                                                        …............................

                                                                        Vor dem Trek in El Calafate habe ich einen Campingplatz-Mitarbeiter erzählt was wir vorhaben. Er meinte dann daß wir für diese Strecke ein Permit brauchen, es aber problemlos und kostenlos im Nationalpark-Visitor Center in El Calafate erhältlich ist.

                                                                        Daher statteten wir dem Nationalpark Visitor-Center einen Besuch ab. Aufgrund meiner schlechten Erfahrungen mit argentischen Nationalparkbehörden auf vorigen Reisen hatte ich schon gleich die Vermutung daß sie uns mit unserer geplanten Route Probleme bereiten würden und daß es doch nicht so einfach wird das Permit zu bekommen, wie es uns der Campingplatz Mitarbeiter weissmachen wollte.

                                                                        Deshalb habe ich dem Ranger am Schalter auch nicht erzählt was wir vorhaben, sondern so getan als ob wir uns erstmal nur über die Trekkingmöglichkeiten im Park informieren wollen. Bevor ich denen erzähle was wir vorhaben, will ich erstmal wissen ob wir überhaupt ein Permit für die Strecke brauchen und es auch problemlos zu bekommen ist.
                                                                        Dabei erfuhren wir daß für den Trek von der Estancia Christina zur Estancia Helsingfors ein Permit erforderlich ist. Falls wir eins haben wollen, sollten wir aber am Montag wiederkommen, weil das Permit-Office am Wochenende geschlossen ist.

                                                                        Wir wollten auf keinen Fall nur wegen dem Permit einen Tag länger in El Calafate bleiben. Außerdem bestätigte sich mein Verdacht: für den Rest unserer Route hätten wir eh kein Permit bekommen. Man würde uns die Route verbieten wenn wir denen erzählen würden was wir vorhaben.

                                                                        Das heisst also wir entschieden uns illegal zu gehen.

                                                                        …......................................

                                                                        Nun stehen wir also hier am 10.Trekkingtag, sind tatsächlich erwischt worden und des Nationalparks verwiesen.

                                                                        Wir überlegen was zu tun ist. Drei Möglichkeiten fallen mir ein und die werden durchdiskukiert:

                                                                        Möglichkeit 1: es darauf ankommen lassen, nicht nach Helsingfors rauswandern und unseren Trek wie geplant fortsetzen.

                                                                        Möglichkeit 2: nach Helsingfors rauswandern, dem Ranger Bescheid geben daß wir draußen sind, dann heimlich wieder zurückwandern und den Trek fortsetzen.

                                                                        Möglichkeit 3: nach Helsingfors rauswandern, den Trek abbrechen, per Anhalter nach El Chaltén fahren und von dort unseren nächsten Trek starten.

                                                                        Die Möglichkeit 1 schließen wir schnell aus, weil sie ja unsere Passdaten haben und wir überhaupt nicht einschätzen können ob und was für einen Ärger uns dann später blühen wird.
                                                                        Die Möglichkeit 3 gefällt mir am allerwenigsten. Daher kommt die Möglichkeit 2 erstmal in die engere Wahl. Wir haben ja auch noch einen Tag Zeit zum Überlegen.

                                                                        Kurz hinter einem See schlagen wir nach nur 8 Kilometern, am Rande eine Moores, unser Camp auf.

                                                                        Hier die Bilder des Tages:












                                                                        See Nr. 2 (710 m)






                                                                        am See Nr. 2


                                                                        am See Nr. 2 (Pauls Foto)


                                                                        Camp10 (715 m)

                                                                        11.Tag:
                                                                        Heute überqueren wir den Pass und steigen runter zum Seno Moyano. Es ist immer noch sehr kalt und windig mit fast permanent leichtem Schneefall. Das Wetter passt zu unserer Stimmung. Einen Pfad gibt es nicht und Markierungen finden wir auch keine. Das Gelände ist teilweise schwierig mit Felsbrocken, Buschgeplackere und einige steile Abschnitte. Von den umliegenden vergletscherten Bergen sehen wir in der grauen Wolkensuppe nur wenig. Die Gegend muss aber sehr spektakulär sein.

                                                                        Nach 2 h erreichen wir die Passhöhe. Extreme Böen machen uns das Leben hier schwer. Wir können uns kaum noch auf den Beinen halten und müssen immer wieder Schutz hinter Felsbrocken suchen. Der Abstieg auf der anderen Seite ist steil und ich kundschafte erstmal eine Route aus.




                                                                        weglose Route zum Pass


                                                                        kleiner Tümpel kurz vor dem Pass (950 m) im extremen Wind

                                                                        Die Wolkendecke reißt auf und es wird sonnig, bleibt aber weiterhin extrem windig. Wir wandern ein kleines Tal runter, über eine alte Waldbrandfläche mit viel dorniges Gestrüpp. Als das Buschgeplackere am Bach zu hart wird, steigen wir nach oben und traversieren am Hang.

                                                                        Unten auf dem flachen gerölligen Flussbetttalboden erreichen wir das Fjordufer. Windgeschützte Campstellen sind hier rar. Die Waldabschnitte an den Talrändern sind zu stark verbuscht aber nach über 20 Minuten rumsuchen finde ich einen unterholzfreien Waldabschnitt wo wir super windgeschützt unsere Zelte aufschlagen.


                                                                        Abstieg vom Pass


                                                                        es geht durch alte Waldbrandflächen


                                                                        wegloses Buschgeplackere


                                                                        Blick zurück zum Pass


                                                                        extremer Wind


                                                                        Abstieg zum Seno Moyano (Pauls Foto)


                                                                        Camp 11 am Seno Moyano (250 m)

                                                                        Ab hier werden wir von unserer ursprünglich geplanten Route abweichen. Richtung Norden würde es weiter Richtung El Chaltén gehen, aber wir wandern Richtung Osten fjordabwärts nach Helsingfors.
                                                                        Wir haben uns inzwischen entschieden den Trek abzubrechen und von Helsingfors nicht wieder zurückzuwandern. Den Hauptgrund dafür habe ich unten im Fazit unter Punkt 1 geschrieben.

                                                                        12.Tag:
                                                                        Es ist immer noch windig mit Regenschauer, daher wandern wir wieder erst um 11:40 los. Es sind 16 Kilometer zur Estancia Helsingfors fjordabwärts. Ein schmaler Pfad führt am Hang das Südufer entlang. Es ist eine schöne Route mit super Blicke den Fjord entlang.


                                                                        Seno Moyano


                                                                        Seno Moyano (Pauls Foto)


                                                                        Laguna del Morro (320 m) am Seno Moyano (Pauls Foto)


                                                                        an der Laguna del Morro


                                                                        Laguna del Morro


                                                                        rechts der Seno Moyano, links die Laguna del Morro (Pauls Foto)


                                                                        Seno Moyano


                                                                        schmaler Pfad am Fjord




                                                                        Blick fjordabwärts

                                                                        Nach 7 Stunden kommen wir langsam aus den Bergen raus. Die Estancia ist schon von weitem zu sehen und liegt in der offenen Pampalandschaft am Südufer des Lago Viedma. Wie die Estancia Christina ist auch Helsingfors heute ein reiner Touristenbetrieb der gehobenen Preisklasse. Habe irgendwo gehört oder gelesen (ich weiss nicht mehr wo) daß die Übernachtung 700 Dollar kosten soll.


                                                                        in den Bäumen dahinten liegt die Estancia Helsingfors


                                                                        die Angestellten von Helsingfors grillen ihr Weihnachtsessen

                                                                        Hier beginnt eine schmale Fahrpiste und direkt neben der Estancia steht die Ein-Mann-Rangerstation. Am Heiligabend um 19:30 klopfen wir da an der Tür. Der Ranger, der vor zwei Tagen unsere Passdaten aufgeschrieben hat, öffnet und freut sich uns zu sehen. Er ist froh daß wir seiner Auffforderung gefolgt und hier ausgestiegen sind. (sein Name ist mir leider entfallen. Auch Paul ist sich nicht mehr sicher, glaubt aber er heisst Juan) Er ist hier alleine stationiert, am Ende einer wenig befahrenen Piste, 70 Kilometer von der nächsten Hauptstraße entfernt, der Ruta N 40.

                                                                        Vor ein paar Stunden ist Juan auch erst von seiner Tour hierher zurückgekehrt. Von der Estancia Christina nahmen die Ranger das Boot zurück in die Zivilisation und dann noch 200 Kilometer im Jeep bis hierher zurück. Die anderen drei sind aus El Chaltén und sind heute wieder dahin zurückgekehrt.

                                                                        Wir dürfen unsere Zelte auf dem Rasen neben der Rangerhütte aufschlagen. Später kommt Juan raus und bringt uns zur Feier des Tages Kuchen, Käse, Schokolade und eine Flasche Bier.


                                                                        unser Camp neben der Rangerhütte


                                                                        unser Weihnachtsessen von Juan

                                                                        Am nächsten Tag wollen wir versuchen per Anhalter die 70 Kilometer zur N40 und weiter nach El Chaltén zu trampen. Leider regnet es den ganzen Tag in Strömen, deshalb bleiben wir heute hier.
                                                                        Juan erzählt uns daß er schon über Funk das Nationalpark-Hauptquartier in El Chaltén informiert hat daß wir nun draußen sind.

                                                                        Dies ist wahrscheinlich die einsamste Rangerstation im Los Glaciares Nationalpark. Früher hat Juan am Perito Moreno Gletscher gearbeitet und hatte da täglich mit tausenden Touristen zu tun. Dann hat er sich freiwillig hierher versetzen lassen, was der totale Kontrast zu seinem vorigen Job ist.

                                                                        Die Frage, ob es sich überhaupt lohnt hier eine Rangerstation zu halten, ist vielleicht nicht ganz unberechtigt. Ausser die Übernachtungsgäste der Estancia Helsingfors, die gelegentlich mal für paar Kilometer in den Nationalpark reinwandern, verirren sich kaum andere Touristen hierher. Doch,.......nächste Woche wird hier eine Gruppe amerikanischer Bergsteiger erwartet, die von hier aus aufs patagonische Inlandeis wollen, erzählt uns Juan.

                                                                        Auf einer Übersichtskarte zeigen wir ihm unsere Route, die wir gegangen sind. Die kann er nun viel besser nachvollziehen als noch vor zwei Tagen auf meinen Googlemaps-Ausdrucken.
                                                                        Auf meine Frage, wie oft diese Route begangen wird, antwortet er:
                                                                        „Die Hauptroute von der Estancia Christina nach Helsingfors gehen pro Jahr ungefähr 20 Leute. Den Rest Eurer Route ist noch keiner gegangen“.

                                                                        Am Abend verkündet Juan daß er uns morgen früh zur N40 fahren wird. Oh cool, denke ich, dann hat er wohl dort zu tun und nimmt uns mit. Als ich nachfrage, erfahre ich aber daß er dort nichts zu tun hat, sondern uns nur dahinfahren will. Das ist mir nun doch etwas unangenehm und ich antworte, „nein, du brauchst uns nicht extra zur N40 fahren. Wir kommen da auch so hin.“
                                                                        Er besteht aber darauf und als ich ihn anbiete etwas Geld zu zahlen lehnt er ab.

                                                                        Wir fragen uns warum er das wohl macht? Will er einfach nur nett sein? Oder hat er ein schlechtes Gewissen weil er uns die Tour vermiest hat und will das nun irgendwie wieder gutmachen? Oder langweilt er sich an seinem einsamen Arbeitsplatz und sieht diese Extrafahrt als willkommende Abwechlung in seinem Arbeitsalltag? Egal welcher Grund, es ist auf jeden Fall mega nett von ihm. Wir bekommen also eine Gratisfahrt auf Staatskosten zur N40.

                                                                        Am nächsten Tag regnet es immer noch. Zwei Stunden dauert die 70 Kilometer lange Strecke zur N40! Die gleiche Strecke muss Juan dann auch noch wieder zurückfahren. Zwei Stunden für nur 70 Kilometer?? Ja, normalerweise geht es auch schneller. Aber es regnet nun schon seit zwei Tagen in Folge. Die Piste ist aufgeweicht und schlammig.

                                                                        Nach einen Kilometer überholen wir einen PKW, der hoffnungslos um Schlamm feststeckt. Offensichtlich Touristen im Mietwagen, die in Helsingfors übernachtet haben und nun wieder zurück zur N40 wollen. Juan öffnet seine Scheibe, fragt ob alles Ok ist und sagt dann, „ich fahre nur kurz zur N40 um den Zustand der Piste zu checken. Falls ihr auf meinem Rückweg immer noch hier seid, helfe ich Euch.“

                                                                        Natürlich gehe stark davon aus daß sie auf Juans Rückweg immer noch da feststecken. Die Piste ist in einem so miserablen Zustand, mit normalen PKWs ist da kein Durchkommen mehr möglich. Selbst der Rangerjeep hat an einigen Stellen schon Schwierigkeiten. Dieser mehrtägige Dauerregen ist völlig ungewöhnlich für diese trockene Pampagegend, erzählt uns Juan. Auf meine Frage, wie lange es denn dauert bis die Piste wieder für normale PKWs befahrbar ist, antwortet er, „vielleicht vier bis fünf Tage. Vorrausgesetzt es regnet nicht mehr.“
                                                                        „Ohje,......wie die Touristen das wohl ihrer Mietwagenfirma erklären wollen?“ scherze ich.

                                                                        Wir sind nun ganz froh daß uns Juan diese Strecke fährt. Ansonsten würde es ein sehr langer Marsch für uns werden und mit ziemlicher Sicherheit würde heute kein Fahrzeug vorbeikommen.

                                                                        In La Leona, an der Abzweigung zur N40, setzt er uns ab. Hier steht nur ein Hotel, sonst nichts.


                                                                        in La Leona verabschieden wir uns von Juan


                                                                        La Leona


                                                                        La Leona

                                                                        Hier an der Hauptstraße bekommen wir nach kurzer Wartezeit schon eine Mitfahrgelegenheit für die verbleibenen 100 Kilometer nach El Chaltén. Mit einer Frau aus Cordoba, die aber schon seit paar Jahren in El Chaltén lebt.

                                                                        Am Ortseingang von El Chaltén setzt sie uns im strömenden Regen ab. Ein Pärchen aus Frankreich steht am Straßenrand und versucht per Anhalter von hier wegzukommen. Die beiden empfehlen uns das Hostel del Lago, weil man da günstig campen kann.
                                                                        Da gehen wir dann auch gleich hin, aber bei dem Wetter bevorzugen wir ein Bett im Dormitory. Das kostet 150 Pesos (=10 Euro). Wir haben Glück, es sind gerade noch zwei Betten frei.
                                                                        „Ihr könnt aber nur für eine Nacht bleiben“, erzählt uns der Rezeptionist, „weil ab Morgen schon alles ausgebucht ist“.
                                                                        „Macht nichts“, antworte ich, „ab morgen wollen wir sowieso campen.“

                                                                        Als ich vier Stunden später einen Spaziergang an den Ortsrand mache, stehen die beiden Franzosen immer noch da............

                                                                        Fazit:
                                                                        Im nachhinein betrachtet war es vielleicht gar nicht so schlecht daß wir den Trek in Helsingfors abgebrochen haben, und zwar aus folgenden Gründen:

                                                                        1) Unser ursprünglicher Plan, nach Helsingfors rauswandern, dem Ranger Bescheid geben und dann heimlich wieder zurückwandern, um den Trek fortzusetzen, wäre extrem unpraktisch, weil der Abstecher einfach zu weit ist!! Ausserdem wäre es kaum möglich ungesehen wieder zurückzuwandern. Man würde uns Kilometerweit sehen und falls der Ranger uns nicht sieht dann eben jemand von der Estancia. Man müsste also erstmal kilometerweit die Piste Richtung N40 folgen um dann im großen Bogen rumzuwandern dabei gegebenfalls noch einen Pass überqueren.

                                                                        Der Abstecher nach Helsingfors würde uns also mindestens zweieinhalb Tage Zeit kosten. Dazu käme dann noch der Zeitverlust durch den tagelangen Dauerregen und das schwierige weglose Gelände, das uns ab dem Seno Moyano erwarten würde. Wir würden mit unserer 20-tägigen Proviantladung wahrscheinlich schon ziemlich in Zeitdruck geraten.

                                                                        2) der Steigeisenbruch, den ich auf dem zweiten Trek erlitt, würde mit ziemlicher Sicherheit mitten auf dem Viedma Gletscher passieren und ich müsste dann in einer gefährlichen Aktion versuchen mit nur einem Steigeisen vom Gletscher runterzukommen.

                                                                        3) einen großen Teil der spektakulären Landschaften, die wir wegem dem Tour-Abbruch verpassten, haben wir zum Glück noch auf unseren zweiten Trek gesehen.

                                                                        …..................................................

                                                                        Als Schlussfazit kann man sagen, daß diese Tour, trotz des Abbruches, mega lohnend war. Die Landschaft war atemberaubend und abwechlungsreich, die Gegend völlig unerschlossen und menschenleer. Es war eben eine Tour völlig abseits der Standardrouten.............
                                                                        Zuletzt geändert von berniehh; 22.05.2016, 22:23.
                                                                        www.trekking.magix.net

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                                                                          Lebt im Forum
                                                                          • 30.06.2009
                                                                          • 5136
                                                                          • Privat


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                                                                          AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                          Unabhängig von eurem Tourende, ne echt starke Runde! Schade das man euch raus geschmissen hat, dafür entschädigen weder Schokolade, Bier, noch die Mitfahrt....
                                                                          Ich finde es erneut erstaunlich, wie die Ranger hier unten drauf sind. Damit meine ich nicht den Rauswurf (würde in D ja nicht anders aussehen, wenn man in irgendwelchen Kernzonen unterwegs ist ), sondern einfach die Probleme generell ein Permit für etwas "ausgefallenere" Sachen zu bekommen.

                                                                          Da du im Vorfeld die Gründe des Abbruchs nicht genannt hast, kann man ja nur froh sein, dass es nur an dem Rauswurf gelegen hat. Materialermüdung (auch wenn diese noch kommt) oder gar eine Verletzung wären deutlich schlimmere Arten für ein Tourende gewesen.

                                                                          Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                                                                          meine Weltkarte

                                                                          Kommentar


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                                                                            Erfahren
                                                                            • 28.03.2013
                                                                            • 373
                                                                            • Privat


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                                                                            AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                            Ich koennte codenasher nicht mehr zustimmen! Hauptsache die Knochen sind heil.

                                                                            Tolle Tour aber. Ich finde es (wie auch schon bei der Wind River Route) super wie Ihr erstmal einige Tage zu den Bergen hinmarschiert seid und dann geht es richtig spektakulaer los.

                                                                            Wie immer: Danke fuers Bericht schreiben!!!!!

                                                                            Kommentar


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                                                                              Anfänger im Forum
                                                                              • 02.12.2015
                                                                              • 15
                                                                              • Privat


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                                                                              AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                              Zitat von codenascher Beitrag anzeigen
                                                                              Ich finde es erneut erstaunlich, wie die Ranger hier unten drauf sind. Damit meine ich nicht den Rauswurf (würde in D ja nicht anders aussehen, wenn man in irgendwelchen Kernzonen unterwegs ist ), sondern einfach die Probleme generell ein Permit für etwas "ausgefallenere" Sachen zu bekommen.
                                                                              Ein Grund ist glaube ich, dass Argentinier den Tik haben immer und überall ein Holzfeuer zum Kochen anmachen zu müssen und damit in windigen Gegenden wie Patagonien natürlich Waldbrände riskiert werden. Wenn man in Gesellschaft von Argentiniern einen Gaskocher rausholt wird man schonmal mitleidig angesehen. Etwa so, wie man einen Eunuchen ansehen würde.
                                                                              Die zweite Eigenschaft von Argentiniern ist, dass sie gerne erst am späten Nachmittag aufbrechen und sich unterwegs noch herrlich Zeit lassen, sodass das Zelt oft erst Stunden nach Sonnenuntergang aufgebaut wird, was natürlich auch nicht ungefährlich ist.
                                                                              So schafft die Argentinische NP Verwaltung es, dass sich immer (fast) alle Trekker auf engstem Raum aufhalten, was nebenbei noch wegen der kleineren Infrastruktur viel Geld spart.

                                                                              Toller Trip den du da gemacht hast Bernie. So in etwa hatte ich das auch schon seit längerem vor.
                                                                              Zuletzt geändert von snafu1980; 23.05.2016, 22:46.

                                                                              Kommentar


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                                                                                Alter Hase
                                                                                • 31.01.2011
                                                                                • 2622
                                                                                • Privat


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                                                                                AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                Zitat von snafu1980 Beitrag anzeigen
                                                                                Ein Grund ist glaube ich, dass Argentinier den Tik haben immer und überall ein Holzfeuer zum Kochen anmachen zu müssen und damit in windigen Gegenden wie Patagonien natürlich Waldbrände riskiert werden.
                                                                                Den Eindruck hatte ich auch. Das ist aber nur einer von mehreren Gründen.

                                                                                Ein weiterer ist daß "Leave no trace" noch nicht so richtig bis nach Südamerika vorgedrungen ist. Damit sind sie noch Jahrzehnte im Rückstand, verglichen mit Nordamerika und Europa. Auf den vielbegangenen Hauptrouten um El Chaltén stehen an den Trailheads kleine Rangerhütten, wo jeder vorbeikommende Wanderer erstmal aufgeklärt wird, was er alles nicht machen darf (Müll wegwerfen, Feuer machen etc.....). Da machen die Ranger schon einen ziemlich guten Job. Trotzdem habe ich am Camp Poincenot morgens den Ranger gesehen wie er durchs Camp geht um den Müll aufzusammeln, den die Leute letzte Nacht da zurückgeließen (trotz der Aufklärung).
                                                                                Der Ranger, der uns ohne Permit erwischt hat, wollte u.a. auch unsere Gaskocher und Müllbeutel sehen um sicher zu gehen daß wir kein Feuer gemacht haben und unseren Müll wieder mitnehmen.

                                                                                Auf diesen vielfrequentierten Camps bei El Chaltén gibt es natürlich auch Toiletten. Trotzdem kacken manche Leute im nahen Umkreis noch den Wald voll, weil ihnen die Toiletten zu dreckig sind und zu doll stinken. Das Klopapier wird dann natürlich auch offen im Wald liegengelassen (keine 20 m von der Toilette entfernt)

                                                                                Dann ist da auch noch das extreme Sicherheitsdenken der argentinischen Ranger. Rettungsaktionen sind arbeits- und kostenaufwendig, womit sie sich nicht belasten wollen,.....hatte ich jedenfalls so den Eindruck. Da werden dann lieber mal paar Permits zu wenig ausgestellt als paar zuviel. Daß für etwas anspruchsvollere, aber trotzdem noch offizielle Trekkingrouten, Permits komplett verweigert werden und stattdessen auf leichtere Routen verwiesen wird,.....oder daß man das Permit nur nach langem Rumbetteln und Überzeugen bekommt, habe ich in Argentinien schon öfter mal von Leuten gehört. Permits für weglose Gegenden kann man dagegen ganz vergessen.
                                                                                Zuletzt geändert von berniehh; 24.05.2016, 00:02.
                                                                                www.trekking.magix.net

                                                                                Kommentar


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                                                                                  • 11.10.2008
                                                                                  • 2064
                                                                                  • Privat


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                                                                                  AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                  Schade, dass ihr abbrechen musstet. Wie wäre die Route denn weiter verlaufen? Über den Viedma Glacier zu gehen ist wahrscheinlich gar nicht mal so übertrieben schwierig, aber wie wolltet ihr bis dahin kommen? Am Ufer des Lago Viedma entlang (das erste Stück ist ja sehr steil abfallend) oder über's Eis?
                                                                                  Regelmäßige Updates auf Facebook: Outventurous || Galerie und Weltkarte gibt's auf der Outventurous Webseite.

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    Alter Hase
                                                                                    • 31.01.2011
                                                                                    • 2622
                                                                                    • Privat


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                                                                                    AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                    Zitat von Libertist Beitrag anzeigen
                                                                                    Wie wäre die Route denn weiter verlaufen? Über den Viedma Glacier zu gehen ist wahrscheinlich gar nicht mal so übertrieben schwierig, aber wie wolltet ihr bis dahin kommen? Am Ufer des Lago Viedma entlang (das erste Stück ist ja sehr steil abfallend) oder über's Eis?
                                                                                    Unser Plan war vom Seno Moyano zunächst für 5 km das Fjordufer folgen, dann Richtung Norden vom See weg in ein Tal rein und über zwei Gebirgskämme (zwischen Lago Viedma und dem Eisfeld) zum Viedma Gletscher.

                                                                                    Bei der Routenplanung war ich mir nicht so sicher ob der Hang am Fjordufer überhaupt passierbar ist. Alle Alternativrouten sehen auf Google aber noch steiler und schwieriger aus (auch die Route vom Fjord hoch aufs Eisfeld).

                                                                                    Als wir dort waren habe ich gesehen daß die Uferroute wohl machbar gewesen wäre. Das größte Problem daran wäre aber nicht der Steilheitsgrad des Hanges, sonder eher der dichte Busch, der den größten Teil des Hanges bedeckt. Es wäre also ein ziemlich nerviges Buschgeplackere (auch mit viel dorniges Gestrüpp) geworden, wobei vermutlich ein halber Tag oder mehr für diese 5 km Hangtraverse draufgegangen wäre.

                                                                                    Die Überquerung des Viedma Gletschers sieht vom Huemul Trek aus gesehen relativ problemlos machbar aus, vorrausgesetzt man findet die richtige Route. Große Abschnitte des Gletschers sind allerdings auch sehr aufgewühlt und verspaltet, also schwierig bis unpassierbar.
                                                                                    www.trekking.magix.net

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      Fuchs
                                                                                      • 11.10.2008
                                                                                      • 2064
                                                                                      • Privat


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                                                                                      AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                      Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                                                                                      Als wir dort waren habe ich gesehen daß die Uferroute wohl machbar gewesen wäre. Das größte Problem daran wäre aber nicht der Steilheitsgrad des Hanges, sonder eher der dichte Busch, der den größten Teil des Hanges bedeckt. Es wäre also ein ziemlich nerviges Buschgeplackere (auch mit viel dorniges Gestrüpp) geworden, wobei vermutlich ein halber Tag oder mehr für diese 5 km Hangtraverse draufgegangen wäre.
                                                                                      Puh, schwierig. Ich hatte diese Route ja auch mal geplant und hätte zwischen zwei Alternativen entscheiden: entweder schon am Upsala Glacier auf's Eisfeld gehen (rechts über die Felsen kommt man ziemlich leicht hoch) und dann über den Paso del Viento Richtung El Chalten absteigen, oder, wie du geplant hast, zunächst am Lago del Viedma entlang, aber dann lieber nur mit Packraft im Rucksack, falls der Hang doch zu steil sein sollte (durchschnittlich fast 45° Gefälle). Der Busch wird vor allem dort zum Problem, wo du vom See weg hoch Richtung Norden gehen wolltest; sowas würde ich mir lieber ersparen.
                                                                                      Zuletzt geändert von Libertist; 24.05.2016, 17:54.
                                                                                      Regelmäßige Updates auf Facebook: Outventurous || Galerie und Weltkarte gibt's auf der Outventurous Webseite.

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        Alter Hase
                                                                                        • 31.01.2011
                                                                                        • 2622
                                                                                        • Privat


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                                                                                        AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                        Zitat von Libertist Beitrag anzeigen
                                                                                        entweder schon am Upsala Glacier auf's Eisfeld gehen (rechts über die Felsen kommt man ziemlich leicht hoch) und dann über den Paso del Viento Richtung El Chalten absteigen,
                                                                                        die Route wäre auf jeden Fall leichter gewesen. Der Grund warum ich die Route nicht gewählt habe ist weil ich sie in umgekehrter Richtung schonmal gegangen bin, vom Paso Marconi aus über das Inlandeis und den Upsala Gletscher wieder runter.
                                                                                        Ich erinnere mich an ein großes Spaltenlabyrinth östlich vom Nunatak Viedma, wo ich Stunden gebraucht habe bis ich da wieder rausfand. Dann noch ein Gebiet mit verdeckten Spalten wo man sehr vorsichtig sein muss. Der Rest war leichtes Wandern.
                                                                                        Aber auf dem Upsala Gletscher geriet ich dann auch noch in einige üble Spaltenzonen. Allerdings bin ich da über die Gletschermitte runtergewandert. Über die Felsen am östlichen Rand sieht´s auf Google Earth leichter aus. Das hatte ich damals aber nicht gewusst, weil ich keine richtige Karte mithatte, sondern nur eine aus einem Bildband fotokopierte grobe Kartenskizze.
                                                                                        Zuletzt geändert von berniehh; 24.05.2016, 18:19.
                                                                                        www.trekking.magix.net

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          Alter Hase
                                                                                          • 30.05.2007
                                                                                          • 4004
                                                                                          • Privat


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                                                                                          AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                          Wieder herrliche Fotos.
                                                                                          Schade ist es, dass ihr aus dem NP rausgeflogen seit, aber aus Sicht der Arg.-Behörden irgendwie auch verständlich.
                                                                                          So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                                          A. v. Humboldt.

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            Alter Hase
                                                                                            • 31.01.2011
                                                                                            • 2622
                                                                                            • Privat


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                                                                                            Trek 2

                                                                                            Los Glaciares – großer nördlicher Rundkurs

                                                                                            Variante 1: sieben Pässe, 200 Kilometer, 12 Tage
                                                                                            Variante 2: neun Pässe, 243 Kilometer, 16 Tage


                                                                                            Teil 1 - Vorbereitung und der Trekkingstart

                                                                                            El Chaltén

                                                                                            Am nächsten Vormittag müssen wir unser Hostelzimmer räumen und schlagen draußen zwischen all den anderen Zelten unser Camp mit auf. Nach den ganzen Regen der letzten Tage ist heute endlich mal ein Traumwetter. Das campen kostet 70 Pesos und man kann die Küche und Aufenthaltsraum mitnutzen. Zwei Nächte bleiben wir noch hier.

                                                                                            El Chaltén ist eine Touristen-Boomstadt im nördlichen Teil des Los Glaciares Nationalparks, in Sichtweite der weltbekannten Berge Fitz Roy und Cerro Torre. Diese Gegend zählt mit zu den meistbesuchten Trekkingregionen Südpatagoniens. Was für die Chilenen der Torres del Paine ist, ist für Argentinien die Gegend hier um El Chaltén, ein unverzichtbares Pflichtziel für jeden Patagonienreisenden. Entsprechend voll ist es hier.

                                                                                            Die Pionieratmosphäre, die man hier früher noch erleben durfte, hat El Chaltén schon lange verloren.
                                                                                            Der Ort ist in den letzten Jahrzehnten rapide gewachsen und hat mittlerweile schon 2200 Einwohner. Das klingt zwar nicht viel, aber wenn man bedenkt daß El Chaltén erst 1985 gegründet wurde und es hier vor 15 Jahren nur staubige Schotterstraßen und kaum einen Laden gab, ist es schon beachtlich. Mittlerweile säumen schon die ersten mehrstöckigen Luxushotels die Straßen und überall wird weitergebaut.
                                                                                            Ich möchte nicht wissen wie es sich hier in nächsten zwanzig Jahren weiterentwickeln wird.


                                                                                            im Hintergrund der Fitz Roy, ganz links die Spitze ist der Cerro Torre (Pauls Foto)


                                                                                            auf der Hauptstraße von El Chaltén


                                                                                            Camperküche im Hostel del Lago


                                                                                            der Hostelhund


                                                                                            Hostel del Lago (El Chaltén)

                                                                                            Unser nächster Trek soll eine große Rundtour von und nach El Chaltén werden. Nur ein Teil unserer Route soll durch den Los Glaciares Nationalpark führen.

                                                                                            Diese Tour ist aber auch nicht planmäßig verlaufen. Auf der ersten Gletscherquerung sind meine Steigeisen durchgebrochen. Somit konnte ich die geplante Route nicht weiter fortsetzen. Das wäre zu gefährlich geworden. Daher habe ich mir auf die Schnelle eine gletscherfreie Alternativroute ausgedacht, während Paul die geplante Route über das Eisfeld weitergelaufen ist. Wir haben uns später in El Chaltén wiedergetroffen. Daher die zwei Varianten. Paul ist die Variante 1 gegangen und ich die Variante 2.


                                                                                            Der letzte Abschnitt unserer geplanten Route soll über den Paso de las Agachonas und den Huemul Trek führen, wofür ein Permit benötigt wird. Das Permit bekommt man nur wenn man Kletterausrüstung dabei hat, um damit über die sogenannten Tirolesas die Flüsse zu queren. (Eine Tirolesa ist ein über den Fluss gespanntes Fixseil, über das man sich mithilfe von Gurt und Karabiner rüberhangelt). Neuerdings darf man den Trek sogar nichtmal mehr alleine gehen (was uns zunächst aber nicht betrifft).

                                                                                            Weil wir ohne Kletterausrüstung gehen wollen, hatten wir von vornherein geplant ohne Permit illegal zu gehen.

                                                                                            Unser Rausschmiss aus dem Nationalpark ist aber gerade erst vier Tage her und falls wir ein zweites Mal ohne Permit erwischt werden, wäre wahrscheinlich nicht so gut. Daher wird es wohl besser sein diesmal mit Permit zu gehen. Wenn wir mit den Rangern reden und denen erklären daß wir erfahrene Trekker sind und auch auf eigene Verantwortung gehen, bekommen wir das Permit vielleicht ja auch ohne Kletterausrüstung. Einen Versuch wäre es auf jeden Fall wert.

                                                                                            Wir entscheiden uns also für einen Besuch des Nationalpark-Visitor Center. Ich sage zu Paul, „es ist aber glaube ich besser wenn ich da erstmal alleine reingehe. Wenn wir da zu zweit aufkreuzen erkennen sie uns bestimmt gleich als diejenigen wieder, die vor ein paar Tagen ohne Permit erwischt wurden und das muss ja nicht unbedingt sein“.

                                                                                            Zwanzig Minuten vor Feierabend betrete ich das Visitor Center,........aber auch ich alleine werde sofort erkannt. Egal, die Ranger sind trotzdem sehr freundlich. Bis dann kurz darauf die Debatte um das Permit beginnt. Und die läuft in verkürzter Form in etwa so ab:

                                                                                            „Im letzten Abschnitt unserer längeren Trekkingroute wollen wir gerne vom Campamento Agostini über den Paso de las Agachonas und weiter über den Paso del Viento mit dem Huemul Trek verbinden. Dafür würden wir gerne das Permit haben“.
                                                                                            „Für die Überquerung des Rio Fitz Roy braucht ihr aber Kletterausrüstung für die Tirolesa. Habt ihr welche dabei?“
                                                                                            „Nein, wir gehen ohne Kletterzeug und wollen versuchen die Flüsse zu furten. Solche Touren haben wir schon öfter gemacht und gerne unterschreiben wir auch daß wir auf eigene Verantwortung gehen“.
                                                                                            „Der Rio Fitz Roy ist aber absolut unfurtbar!“

                                                                                            Es folgt eine gefühlt 10-minütige Predigt über Bergsicherheit, wobei noch versucht wird mir ein schlechtes Gewissen einzureden indem die Rangerin anfängt über Unfälle zu berichten, die früher mal passiert sind,.........bis ich dann irgendwann mal dazwischenfrage: „Und kriegen wir denn nun das Permit oder nicht?“
                                                                                            „Nur wenn ihr Kletterausrüstung habt!“
                                                                                            „Wir wollen aber ohne gehen. Wir werden uns den Fluss anschauen und beurteilen ob er furtbar ist oder nicht. Falls er uns unfurtbar erscheint, werden wir es auch gar nicht erst probieren und stattdessen oben um die Laguna Torre rumwandern, über den Gletscher. Steigeisen und Pickel haben wir dabei.“
                                                                                            „Oben rumwandern ist auch absolut unmöglich!“
                                                                                            „Dann kehren wir eben wieder um nach El Chaltén und nehmen die Normalroute zum Rio Tunnel und von dort dann über den Paso del Viento und weiter.“
                                                                                            „Am Rio Tunnel braucht ihr aber auch Kletterausrüstung für die Tirolesa.“
                                                                                            „Der Rio Tunnel ist bei normalem Wasserstand aber sehr leicht furtbar. (Anmerkung: wirklich nur knietief!) Und falls er wider Erwarten nach Regen mal unfurtbar sein sollte, warten wir eben bis der Wasserstand wieder sinkt. Oder wir steigen orographisch links das Felsriff hoch direkt auf den Gletscher. Das sollte machbar sein.“
                                                                                            „Wenn ihr keine Kletterausrüstung habt, warum mietet ihr Euch denn nicht einfach welche?“
                                                                                            „Weil es Geld kostet und extra Gewicht ist! Warum sollten wir für etwas Geld ausgeben und mitschleppen, was wir eh nicht brauchen werden?“
                                                                                            „Und was macht Ihr wenn Ihr bei der Bahia Rio Tunnel nicht über den Fluss kommt?“
                                                                                            Hier habe ich das Gespräch dann abgebrochen: „Es ist jetzt 17 Uhr und ich will nicht daß Ihr wegen mir Überstunden machen müsst. Vielleicht komme ich morgen nochmal wieder.“

                                                                                            Um sich die ganze Diskussion zu sparen hätte ich vielleicht einfach nur behaupten sollen daß wir Kletterausrüstung haben, in der Hoffnung daß es nicht kontrolliert wird. Und selbst wenn sie die sehen wollen, auf dem Campingplatz sind schließlich genügend Kletterer. Es wird wahrscheinlich kein Problem sein sich dort von irgend jemanden mal kurz die Ausrüstung auszuleihen, um den Rangern zu zeigen.
                                                                                            Daran habe ich aber nicht gedacht. Das war dumm und mein eigener Fehler, denn ich hätte mir schließlich auch denken können daß das Gespräch so verlaufen wird. Aber egal! Wenigstens gut daß ich denen noch nicht erzählt hatte daß wir innerhalb des Nationalparks auch noch über das Patagonische Inlandeis wollen. Vermutlich hätten sie dann gesagt, die Route ist nur mit Führer möglich.

                                                                                            Dann hat auf dem Campingplatz auch noch einer erzählt daß die Ranger regelmäßig am Rio Tunnel patrollieren. Gerade erst vor kurzem sollen sie dort von einer Trekkinggruppe die Kletterausrüstung kontrolliert haben (was für eine Schikane). Weil sie aber nur einen Gurt mithatten, wurde ihnen verboten weiterzugehen. Sie wurden allesamt zurück nach El Chaltén geschickt, weil der Ranger fand daß ein Gurt für die ganze Gruppe nicht reicht. Man brauche einen Gurt pro Person (um sich mit den Gurten und Karabinern am Seil über einen knietiefen Fluss zu hangeln.) Ob die Geschichte stimmt weiss ich allerdings nicht.

                                                                                            Die nächsten zwei Tage nutzen wir für die Vorbereitung und Provianteinkäufe. Das größte Problem dabei waren Pauls Schuhe. Seine nagelneuen Wanderschuhe, mit denen er aus Deutschland gestartet ist (Marke: Patagonia) sind schon auf dem ersten Trek kaputtgegangen (bzw. auf den zweiten, wenn man den TdP mitzählt). Das heißt also er muss sich neue Wanderschuhe kaufen! Und das ausgerechnet in El Chaltén!


                                                                                            Pauls Schuhe nach dem ersten Trek!

                                                                                            Vor zwei Tagen fragten wir Juan welcher Ort besser für Schuhkäufe wäre, El Calafate oder El Chaltén. Juan riet zu El Chaltén: „Geht nicht nach El Calafate, dort ist alles wahnsinnig überteuert! In El Chaltén dagegen bekommt ihr Preise wie in Buenos Aires.“

                                                                                            Keine Ahnung was in Buenos Aires Wanderschuhe kosten, aber wenn es stimmt müssen sie dort sehr teuer sein. In El Chaltén sind Schuhe jedenfalls auch deutlich teurer wie in Deutschland.
                                                                                            Für Wanderschuhe, die wie Unter-100-Euro-Billigschuhe aussehen, zahlt man umgerechnet 200 Euro. Und bei den wirklich guten Schuhen klappt einem die Kinnlade runter, wenn man die Preise sieht.

                                                                                            Nachdem Paul jeden kleinen Kleckerladen in El Chaltén abgeklappert hat, findet er schließlich doch noch ein gutes Schnäppchen für umgerechnet 80 Euro. Das waren aber solche Schuhe, die man bei Deichmann für 29,99 bekommt, mit einer so dünnen Sohle, unter der man jeden Stein spürt und die am 5. Trekkingtag schon kaputt gingen. Ein Stück der Sohle ist unter der Ferse rausgebrochen, so daß bei dem Loch nur noch ein dünner Fetzen Stoff das Stück Fuss abdeckt. Paul ist aber zäh und den Trek bis zum Ende weitergegangen. Er ist also quasi in kaputten Turnschuhen über das patagonische Inlandeis gewandert.

                                                                                            Wir kaufen Essen für 20 Tage ein. Falls das Wetter durchgehen gut sein sollte, schaffen wir die Runde auch schneller. So haben wir aber genügend Puffertage für schlechtes Wetter, denn mit durchgehend gutem Wetter ist hier wahrscheinlich nicht zu rechnen.


                                                                                            unser Camp am Hostel del Lago,....im Vordergrund mein Trekkingproviant


                                                                                            kurz vor dem Trekkingstart am Hostel del Lago

                                                                                            1.Tag: 29.12. 2015
                                                                                            Zwei Tage vor Silvester soll unser Trek endlich beginnen. Mir geht es nicht so gut, habe seit gestern Halsschmerzen und eine Erkältung und bleibe erstmal im Schlafsack liegen. Am liebsten würde ich den ganzen Tag liegenbleiben, aber gegen Mittag drängt Paul zum Aufbruch.

                                                                                            Als wir gerade loswandern wollen, fällt mir plötzlich wieder das Permit ein und ich frage Paul: „Wollen wir nochmal zum Visitor Center gehen und versuchen das Permit zu bekommen oder nicht?“ Nein, das wollen wir beide nicht.


                                                                                            wir verlassen El Chaltén

                                                                                            Auf einer Brücke queren wir rüber auf die Ostseite des Rio de las Vueltas und verlassen El Chaltén. Wir folgen das breite Tal aufwärts Richtung Lago del Desierto und treffen die nächsten 8 Tage keine Menschen mehr. Nach einen Kilometer endet der Fahrweg und es geht meist auf schmale Pfade (die sich öfter mal verlieren) durch schönen Wald am Flussufer entlang. Super Blicke auf den Fitz Roy.

                                                                                            Die Schotterstraße zum Lago del Desierto verläuft auf der anderen Flussseite, davon sieht man hier nichts. Es ist eine schöne Route.
                                                                                            Nach 10 Kilometer verlassen wir den Los Glaciares Nationalpark. Es geht nun durch offenes Grasweideland und mehrere Viehzäune müssen überklettert werden. Rinder und Pferde grasen hier.

                                                                                            Das Tal gabelt sich, nach links führt das Haupttal Richtung Lago del Desierto (wo auch die Piste langführt) und geradeaus führt das Tal des Rio del Bosque in die schneebedeckte Gebirgskette der Cordón del Bosque, in das wir reinwandern.


                                                                                            der Rio de las Vueltas (390 m), im Hintergrund der Fitz Roy


                                                                                            zunächst wandern wir das breite Tal des Rio de las Vueltas aufwärts (Pauls Foto)


                                                                                            der Fitz Roy


                                                                                            der Pfad führt kilometerweit am Fluss entlang


                                                                                            Blick talaufwärts


                                                                                            Rio de las Vueltas




                                                                                            Blick auf den Fitz Roy vom Rio de las Vueltas


                                                                                            Blick zurück talabwärts - wir wandern nun ins Tal des Rio del Bosque rein


                                                                                            Cordón del Bosque


                                                                                            Rio del Bosque, Blick talaufwärts (=unsere Route)


                                                                                            Camp 1 (500 m)

                                                                                            Vier bis fünf Kilometer weiter gabelt sich das Tal erneut, wo wir auf einer erhöhten Waldterasse oberhalb des Flusses unser Camp aufschlagen. Die Rinderpfade scheinen sich langsam aufzulösen und wir haben das Gefühl daß wir ab morgen in die Wildnis kommen.

                                                                                            Von hier wandern wir die nächsten vier Tage über drei Pässe durch die weglose und völlig unerschlossene Cordón del Bosque und steigen am Nordende des Lago del Desierto wieder runter.
                                                                                            Zuletzt geändert von berniehh; 26.05.2016, 22:10.
                                                                                            www.trekking.magix.net

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              Anfänger im Forum
                                                                                              • 02.12.2015
                                                                                              • 15
                                                                                              • Privat


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                                                                                              AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                              Den Rio Tunnel hatte ich im Februar 2010 zweimal gefurtet. Einmal direkt am Zufluss in die Laguna Toro knapp unterhalb der Tirolesa und dann nochmal beim Mündungsdelta in den Lago Viedma. Das Delta sogar am späten Abend eines sehr warmen Tages. Und für beide Furten habe ich Schuhe und Gamaschen nicht einmal ausgezogen und bin trockenen Fusses rüber gekommen.

                                                                                              Kommentar


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                                                                                                Erfahren
                                                                                                • 08.01.2011
                                                                                                • 121
                                                                                                • Privat


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                                                                                                AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                Danke Bernd fürs Berichte schreiben. So erfrischen die Erinnerungen.

                                                                                                An dieser Stelle mal ein kleiner Exkurs: Die Route des letzten Beitrag führt größtenteils über privates Estancia-Land. Wir konnten sogar in El Chaltén den Besitzer bzw. den Pächter ausfindig machen und fragen, ob wir sein Land betreten können, was er etwas arrogant verneinte. Wir sind dann trotzdem gegangen und haben (wie wohl in 99,9% der Fälle) niemanden getroffen. Bernd ist da etwas abgebrühter als ich. Es ist recht unwahrscheinlich den Besitzer anzutreffen. Wenn überhaupt, dann eher unterbezahlte angestellte Gauchos oder Puesteros. Ein Wegerecht gibt es nicht. Die Eigentümer können damit machen, was sie wollen: brandroden, beweiden, bebauen, Wegegeld nehmen. Einer kleinen sehr reichen Elite gehören unglaublich große Landflächen. Einige Estancias sind so groß wie kleinere Bundesländer. Die Besitzer wohnen oft weit ab in den größeren Provinzhauptstädten und verpachten ihr Land oder besuchen es nur am Wochenende. Das sollte der Individualtrekker wissen. Man lege sein deutsches Denken ab und agiere unter dem pragmatischen Motto: Don't ask, just do it.

                                                                                                Paul
                                                                                                Zuletzt geändert von slarti; 27.05.2016, 14:09.

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  Lebt im Forum
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                                                                                                  • 5136
                                                                                                  • Privat


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                                                                                                  AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                  Sehr geil freue mich schon (unabhängig von den sche... Rangern) auf die zweite Runde!
                                                                                                  Ich finde es einfach faszinierend, wie ihr das geforderte der Ranger ignoriert.

                                                                                                  Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                                                                                                  meine Weltkarte

                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                    Dauerbesucher
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                                                                                                    • 644
                                                                                                    • Privat


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                                                                                                    AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                    Zitat von slarti Beitrag anzeigen
                                                                                                    Man lege sein deutsches Denken ab und agiere unter dem pragmatischen Motto: Don't ask, just do it.

                                                                                                    Paul
                                                                                                    Ich kann Deine Denkweise nachvollziehen und finde es auch sehr ärgerlich, dass man in Patagonien offenbar kaum noch etwas ohne Guide (denn mit dem bekommt man ja ein Permit bzw. ein Betretensrecht bei Privatbesitz) machen kann. Andererseits: Wenn fremde Leute in unser Land kommen und sich dort nicht benehmen, wie man sich eigentlich als Gast benehmen sollte, sondern ihre eigenen Regeln aufstellen, wird sich die Begeisterung auch hier in Grenzen halten. Aber nun freue ich mich erstmal, wie es mit Eurer tollen Tour weitergeht.

                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                      Alter Hase
                                                                                                      • 31.01.2011
                                                                                                      • 2622
                                                                                                      • Privat


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                                                                                                      AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                      Zitat von Shades Beitrag anzeigen
                                                                                                      Andererseits: Wenn fremde Leute in unser Land kommen und sich dort nicht benehmen, wie man sich eigentlich als Gast benehmen sollte, sondern ihre eigenen Regeln aufstellen, wird sich die Begeisterung auch hier in Grenzen halten. Aber nun freue ich mich erstmal, wie es mit Eurer tollen Tour weitergeht.
                                                                                                      Das mag vielleicht sein, aber wenn du in Südamerika Wildnistouren abseits der Standardrouten machen willst, hast du oftmals keine andere Möglichkeit (nicht nur in Argentinien).
                                                                                                      Nach fünf Südamerikareisen habe ich es als für mich beste Strategie herausgefunden, nicht groß herumzuerzählen was ich vorhabe, sondern einfach loszuwandern.
                                                                                                      Je mehr du anfängst nachzufragen und versuchst alles hundertprozentig gesetzestreu (laut Papier) zu machen, desto größer werden die Unannehmlichkeiten (kann alles mögliche sein), mit denen du dir selber den Weg verbaust.

                                                                                                      Wahrscheinlich geht es morgen mit dem Bericht hier weiter..........
                                                                                                      Zuletzt geändert von berniehh; 03.06.2016, 17:29.
                                                                                                      www.trekking.magix.net

                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                        Alter Hase
                                                                                                        • 31.01.2011
                                                                                                        • 2622
                                                                                                        • Privat


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                                                                                                        AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                        Los Glaciares – großer nördlicher Rundkurs

                                                                                                        Teil 2 - Cordon del Bosque & Rio Diablo


                                                                                                        2.Tag:

                                                                                                        Von unserem Camp bei der Talgabelung wollen wir den rechten Zweig, den Rio de los Portónes, hochsteigen und am Ende über einen Pass ins Tal des Rio Grande Central. Ein Stückchen weiter oben sieht das Tal auf der Karte eng aus, aber ich denke daß man da schon durchkommen wird.

                                                                                                        Ziemlich bald nach unserem Start erreichen wir schon den Beginn der Schlucht. Auf schmale Rinderpfade, die sich langsam auflösen, steigen wir oberhalb der Schlucht entlang, teils im Geplackere durch dichten Busch. Weiter oben wird es immer steiler, bis es auf einen felsigen Bergrücken plötzlich nicht mehr weitergeht. Vor uns sehen wir schon das Ende der Schlucht, aber da kommen wir nicht hin. Die Schlucht unter uns ist unpassierbar und weiter den Hang traversieren ist auch unmöglich, viel zu steil.


                                                                                                        hier beginnt die Schlucht


                                                                                                        vom Bergrücken sehen wir vor uns das Ende der Schlucht - aber wir kommen nicht hin

                                                                                                        Die einzigste Möglichkeit wäre noch weiter nach oben zu steigen. Die Frage ist nur wie hoch? Mit Glück vielleicht nur 100 Meter aber mit Pech noch etliche Hundert Meter und im Extremfall sogar bis ganz nach oben auf dem Kamm, bis wir auf der anderen Seite wieder runtersteigen können. Ich bin zwar überzeugt daß es machbar wäre, aber dieses aufwendige umsteigen der Schlucht jetzt am Beginn der Tour, wenn der Rucksack am schwersten ist, wollen wir uns nicht antun. Wir entscheiden uns für den Rückmarsch zu unserem letzten Camp um von dort das andere Tal aufwärts zu folgen. Das sieht auf der Karte leichter aus und ausserdem führt der Pass an dessen Ende auch rüber ins Tal des Rio Grande Central, genau da wo wir hinwollen.


                                                                                                        Flussfurt bei der Talgabelung (Pauls Foto)

                                                                                                        Nach der Mittagspause geht´s los. Wir folgen das bewaldete Tal des Rio del Bosque aufwärts. Anfangs finden wir noch viele Rinderspuren, die sich nach kurzer Zeit aber alle auflösen. Dann nichts mehr, nur noch weglose Wildnis.

                                                                                                        Das Vorwärtskommen ist teilweise anstrengend, im auf und ab über Bergrücken und durch Unterholz. Es ist ein sehr wildes und abenteuerliches Tal mit super Blicke auf die knapp über 2000 m hohen vergletscherten Gipfel der Cordon del Bosque.

                                                                                                        Nach 6 Kilometer schlagen wir in eines der letzten Waldabschnitte kurz vor der Baumgrenze unser Camp auf.


                                                                                                        Buschgeplackere im Tal des Rio del Bosque


                                                                                                        Blick auf die vergletscherten Zweitausender der Cordon del Bosque


                                                                                                        weglos geht´s das Tal des Rio del Bosque aufwärts


                                                                                                        Rio del Bosque - es ist ein recht wildes Tal


                                                                                                        oft ist das Vorwärtskommen im weglosen Wald relativ gut


                                                                                                        Rio del Bosque


                                                                                                        Camp 2 (850 m)


                                                                                                        Blick von unserem Camp talaufwärts

                                                                                                        3. und 4.Tag:
                                                                                                        Am dritten Tag überqueren wir mit dem Paso del Bosque unseren ersten Pass. Dieser Pass bildet die kontinentale Wasserscheide der Anden. Das Wasser des Rio del Bosque fließt in den Atlantik und das auf der anderen Paßseite in den Pazifik.

                                                                                                        Zweieinhalb Tage brauchen wir noch bis zum Nordende des Lago del Desierto. Unsere Route durch die Cordon del Bosque ist landschaftlich viel schöner als erwartet und das weglose Gelände nicht allzu schwierig. Es ist eine wirklich lohnende Route auf dem Weg zum Lago del Desierto. Daß so eine Trekkingroute in unmittelbarer Nähe von El Chaltén noch völlig unbekannt ist, wundert uns.
                                                                                                        Ich weiss auch nicht was ich sonst noch darüber schreiben soll und poste jetzt einfach mal die Fotos vom dritten und vierten Tag:


                                                                                                        Rio del Bosque


                                                                                                        der Fluss muss paarmal gefurtet werden


                                                                                                        die letzten alpinen Buschabschnitte vor Erreichen der Baumgrenze


                                                                                                        dann geht´s hoch zum Paso del Bosque




                                                                                                        Rio del Bosque


                                                                                                        kurz vor der Passhöhe


                                                                                                        Laguna los Mimosos (2296 m)


                                                                                                        Laguna los Mimosos am Paso del Bosque


                                                                                                        am Paso del Bosque (1334 m)


                                                                                                        auf der anderen Paßseite geht´s ein Hochtal abwärts


                                                                                                        (Pauls Foto)


                                                                                                        weiter unten beginnen dichte alpine Buschzonen im Tal des Rio Grande Central


                                                                                                        der Fluss muss paarmal gefurtet werden (Pauls Foto)


                                                                                                        im Tal des Rio Grande Central


                                                                                                        Camp 3 (900 m) am Silvester


                                                                                                        Tag 4: nun geht´s einen anderen Talzweig des Rio Grande Central wieder aufwärts zum Paso La Union


                                                                                                        eine Durchquerung der Schlucht lässt sich nicht vermeiden


                                                                                                        durch die Schlucht des Rio Grande Central (809 m)


                                                                                                        am Rio Grande Central


                                                                                                        oberhalb der Schlucht geht´s durch Wald und alpine Buschabschnitte




                                                                                                        Blick zurück in die oberen Talzweige des Rio Grande Central - der Flusslauf ist recht verschluchtet


                                                                                                        die Baumgrenze ist bald erreicht




                                                                                                        (Pauls Foto)


                                                                                                        Aufstieg zum Paso La Union (Pauls Foto)


                                                                                                        (Pauls Foto)


                                                                                                        kurz vor dem Paso La Union


                                                                                                        am Paso La Union


                                                                                                        Paso La Union (1286 m)


                                                                                                        Vom Pass blickt man das Valle Altamirano abwärts zum Lago O´Higgins (Pauls Foto). Die Berge auf der anderen Seeseite gehören schon zu Chile.
                                                                                                        Der Lago O´Higgins ist über 100 Kilometer lang und teilt sich in mehrere Fjordarme, die in verschiedenen Richtungen durch die Gebirgswildnis führen.
                                                                                                        Die eine Hälfte des Sees gehört zu Chile und die andere zu Argentinien. Die beiden Länder können sich aber nichtmal über einen gemeinsamen Seenamen einigen: der argentinische Teil heißt Lago San Martin und der chilenische Lago O´Higgins.



                                                                                                        über den Paso Altamirano steigen wir morgen


                                                                                                        Camp 4 (950 m) im Valle Altamirano

                                                                                                        5.Tag:
                                                                                                        Morgens regnet es noch und als wir gegen 11:15 endlich loswandern, brechen langsam die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke. Es bleibt aber weiter unbeständig, mit teilweise extrem starken Wind, besonders auf der Passhöhe.

                                                                                                        Vom Camp plackern wir uns durch eine sehr dichte Buschzone bis wir endlich das offene alpine Gelände oberhalb der Baumgrenze erreichen.
                                                                                                        Nun geht’s direkt nach oben auf den Paso Altamirano. Nach zwei Stunden erreichen wir die Passhöhe und queren somit zum zweiten Mal auf diesem Trek die kontinentale Wasserscheide. Dieser Pass ist bei der heutigen Wetterlage ein richtiger Windkanal und wir können uns in den extremen Böen kaum noch auf den Beinen halten.


                                                                                                        vom Camp müssen wir uns durch sehr dichten Busch zur Baumgrenze plackern


                                                                                                        Blick zurück zu unserem Waldcamp


                                                                                                        Aufstieg zum Paso Altamirano


                                                                                                        Laguna Riñon am Paso Altamirano (1247 m)

                                                                                                        Vom Pass geht es für 700 Höhenmeter runter zum Nordende des 10 Kilometer langen Lago del Desierto. Unten am Ufer sehen wir das Gebäude der Gendarmeria Nacional, der argentinischen Polizei. Dort ist ein offizieller Grenzübergang Richtung Norden über einen niedrigen Pass zum Lago O´Higgins in Chile. Diesen abgelegenen Grenzübergang kann man nur zu Fuß, mit dem Pferd oder Mountainbike queren, in einer Kombination mit zwei Bootsüberfahrten über den Lago O´Higgins und Lago del Desierto. Es ist eine beliebte Route für Rucksackreisende, die vom Südende der chilenischen Carretera Austral nach El Chaltén in Argentinien reisen wollen.

                                                                                                        Wir wollen vom Lago del Desierto aber weiter Richtung Westen über die Laguna Diablo, also auch über einen niedrigen Pass nach Chile. Dies ist aber kein offizieller Grenzübergang und wir vermuten daß uns die Grenzpolizisten diese Route verbieten werden. Vielleicht werden sie uns ja erlauben bis zur Laguna Diablo (kurz vor der Grenze) zu gehen, aber von dort müssten wir dann wahrscheinlich den gleichen Weg wieder zurück zur Laguna del Desierto und uns dort beim Polizeiposten melden (um sicher zu gehen daß wir auch ja nicht die Grenze überquert haben). Ich kann mir auch gut vorstellen daß sie uns sogar nichtmal erlauben werden zur Laguna Diablo zu gehen (obwohl sie noch zu Argentinien gehört). In beiden Fällen wäre es das Ende unserer Tour. Daher halte ich es für besser wenn wir uns gar nicht erst beim Polizeiposten blicken lassen.

                                                                                                        Wir steigen also nicht direkt runter zum Seeufer, sondern traversieren weglos durch Wald Richtung Norden schräg den Hang runter und stoßen einen Kilometer nördlich des Polizeipostens (Richtung Grenzpass) auf den vielbegangenen Hauptpfad, den wir für nur 100 Meter folgen. Viele frische Fußspuren und Pferdehufe von heute zeugen davon daß hier wohl täglich Leute vorbeikommen. Ich sage zu Paul, „lass uns zusehen daß wir schnell den Pfad wieder verlassen, bevor uns noch jemand sieht und anfängt Fragen zu stellen!“
                                                                                                        Also verschwinden wir wieder in den Büschen, auf einer Mischung zwischen weglos und schmale Rinderpfade, bis wir am Nordufer des Lago del Desierto wieder auf einen guten Hauptpfad stoßen (zwischen dem Polizeiposten und dem Taleingang des Rio Diablo).


                                                                                                        Abstieg zum Lago del Desierto (Pauls Foto)


                                                                                                        Lago del Desierto (Pauls Foto)


                                                                                                        Abstieg vom Paso Altamirano


                                                                                                        Lago del Desierto


                                                                                                        Lago del Desierto


                                                                                                        Lago del Desierto - Blick ins Tal des Rio Diablo (=unsere Route). Vorne am Talbeginn sieht man die Graslichtung mit der kleinen Hütte (siehe Text unten)


                                                                                                        Buschgeplackere kurz vor Erreichen des Hauptpfades

                                                                                                        Wir folgen den Pfad Richtung Rio Diablo und erreichen nach einen Kilometer eine Graslichtung mit paar weidende Pferde und einer alten Hütte. Mir ist die Hütte nicht geheuer (vielleicht sind da ja Leute drin?) und ich sage zu Paul: „Wir müssen weglos durch den Wald um die Lichtung rumwandern.“
                                                                                                        Paul hat darauf keine Lust. Ok, dann erkläre ich mich eben damit einverstanden direkt über die Lichtung zu wandern, was wir dann auch tun. Die Hütte scheint leer zu sein, denn zum Glück kommt niemand da raus.

                                                                                                        Der gute Pfad endet auf der Lichtung und dahinter geht es nur noch auf einer wenig begangenen Waldroute weiter, die teils kaum mehr als Pfad erkennbar ist. Fünf Kilometer wandern wir heute noch das Tal des Rio Diablo aufwärts, wobei wir den Pfad immer wieder verlieren und später wiederfinden. Gelegentlich finden wir paar verblichene alte Markierungen an den Bäumen.
                                                                                                        Es ist eine überraschend schöne Route durch Südbuchenurwald, mit immer wieder beeindruckende Blicke auf den Fluss und die schneebedeckten Berge.

                                                                                                        Bei einer Talgabelung schlagen wir im Wald unser Camp auf. Jetzt liegen auf dem Weg nach Chile hoffentlich keine Hindernisse mehr vor uns......


                                                                                                        Rio Diablo (506 m) (Pauls Foto)


                                                                                                        im Tal des Rio Diablo (Pauls Foto)


                                                                                                        Hangtraverse oberhalb des Flusses


                                                                                                        Rio Diablo


                                                                                                        es geht durch wunderschönen Südbuchenwald


                                                                                                        Camp 5 (600 m)
                                                                                                        Zuletzt geändert von berniehh; 04.06.2016, 22:48.
                                                                                                        www.trekking.magix.net

                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                          Erfahren
                                                                                                          • 22.09.2015
                                                                                                          • 426
                                                                                                          • Privat


                                                                                                          #53
                                                                                                          AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                          Zitat von slarti Beitrag anzeigen
                                                                                                          Danke Bernd fürs Berichte schreiben. So erfrischen die Erinnerungen.

                                                                                                          An dieser Stelle mal ein kleiner Exkurs: Die Route des letzten Beitrag führt größtenteils über privates Estancia-Land. Wir konnten sogar in El Chaltén den Besitzer bzw. den Pächter ausfindig machen und fragen, ob wir sein Land betreten können, was er etwas arrogant verneinte. Wir sind dann trotzdem gegangen und haben (wie wohl in 99,9% der Fälle) niemanden getroffen. Bernd ist da etwas abgebrühter als ich. Es ist recht unwahrscheinlich den Besitzer anzutreffen. Wenn überhaupt, dann eher unterbezahlte angestellte Gauchos oder Puesteros. Ein Wegerecht gibt es nicht. Die Eigentümer können damit machen, was sie wollen: brandroden, beweiden, bebauen, Wegegeld nehmen. Einer kleinen sehr reichen Elite gehören unglaublich große Landflächen. Einige Estancias sind so groß wie kleinere Bundesländer. Die Besitzer wohnen oft weit ab in den größeren Provinzhauptstädten und verpachten ihr Land oder besuchen es nur am Wochenende. Das sollte der Individualtrekker wissen. Man lege sein deutsches Denken ab und agiere unter dem pragmatischen Motto: Don't ask, just do it.

                                                                                                          Paul
                                                                                                          Zunächst natürlich vielen Dank für die tollen Bilder und Eindrücke!!! Herrliche Gegend! Mit div. abenteuerlichen Einlagen Meckernde Ranger inkl. Tourabbruch, kaputte Schuhe usw.

                                                                                                          Würde mich nicht als Linker bezeichnen, bin aber sozusagen mit Che Guevara aufgewachsen Land, Natur und Bodenschätze sollten jedoch m. E. immer dem jeweiligen Volk gehören. Alles andere geht gar nicht. Aber leider gehört der "kleinen sehr reichen Elite" praktisch die Welt...
                                                                                                          Look deep into nature and you will understand everything better (A. Einstein)

                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                            Alter Hase
                                                                                                            • 30.05.2007
                                                                                                            • 4004
                                                                                                            • Privat


                                                                                                            #54
                                                                                                            AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                            mal wieder tolle Bilder....
                                                                                                            So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                                                            A. v. Humboldt.

                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                              Erfahren
                                                                                                              • 28.03.2013
                                                                                                              • 373
                                                                                                              • Privat


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                                                                                                              AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                              Stimmt! Ich hoffe es geht bald weiter...

                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                Alter Hase
                                                                                                                • 31.01.2011
                                                                                                                • 2622
                                                                                                                • Privat


                                                                                                                #56
                                                                                                                AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                Zitat von SouthWest Beitrag anzeigen
                                                                                                                Stimmt! Ich hoffe es geht bald weiter...
                                                                                                                Bin in den letzten zwei Wochen leider nicht dazu gekommen weiterzuschreiben.
                                                                                                                Mit Glück schaffe ich den nächsten Post bis Samstag
                                                                                                                www.trekking.magix.net

                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                  Alter Hase
                                                                                                                  • 31.01.2011
                                                                                                                  • 2622
                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                  #57
                                                                                                                  AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                  Los Glaciares – großer nördlicher Rundkurs

                                                                                                                  Teil 3 - Parque Nacional Bernardo O´Higgins

                                                                                                                  6.Tag:
                                                                                                                  Vom Camp wandern wir weiter zunächst meist weglos durch Wald talaufwärts, manchmal auf vage erkennbarer Route. Es geht über Hügel oberhalb der Flußschlucht entlang und nach anderthalb Kilometern wird der Pfad plötzlich deutlich erkennbar. Es sind noch 4 bis 5 Kilometer zur Laguna Diablo. Der See liegt direkt auf der sanften Passhöhe an der chilenischen Grenze. Am Ufer steht eine alte Hütte. Wir wussten zwar von der Existens dieser Hütte, aber nicht daß es ein verlassener argentinischer Polizeiposten ist.


                                                                                                                  oberer Rio Diablo


                                                                                                                  auf den letzten paar Kilometern zur Laguna Diablo wird der Pfad deutlich erkennbar


                                                                                                                  Laguna Diablo (840 m) an der chilenischen Grenze


                                                                                                                  Hütte an der Laguna Diablo




                                                                                                                  an der Laguna Diablo (Pauls Foto)


                                                                                                                  Grenzschild auf der Passhöhe

                                                                                                                  Nach der Mittagspause wandern wir rüber nach Chile. Auf der anderen Paßseite stoßen wir ein Stückchen tiefer auf einen gut erkennbaren Pfad, der den Hang entlang Richtung Süden talaufwärts führt, 600 m oberhalb des Lago Chico.
                                                                                                                  Relativ frische Fußspuren und Pferdehufe zeugen davon daß hier vor kurzem Leute vorbeigekommen sein müssen.


                                                                                                                  Blick über den Lago Chico (vorne) und den Lago O´Higgins (hinten) (Pauls Foto)


                                                                                                                  erster Blick auf den Glaciar Chico (Pauls Foto)

                                                                                                                  Wir sind jetzt im Parque Nacional Bernardo O´Higgins, Chiles größtem Nationalpark. Mit seiner Fläche von 35.200 Quadratkilometern ist er 15 Mal so groß wie der angrenzende Torres del Paine Nationalpark und erstreckt sich über 400 Kilometer durch die unbewohnte chilenische Fjordlandschaft, mit unzähligen Gletschern, darunter der Pio XI, der größte Gletscher der Südhalbkugel außerhalb der Antarktis. Zusammen mit diversen weiteren direkt angrenzenden Parks ist diese riesige unerschlossene Wildnis sogar noch um ein mehrfaches größer als nur der Parque Nacional Bernardo O´Higgins alleine.

                                                                                                                  Wir folgen den Pfad noch für 4 bis 5 Kilometer am Hang entlang talaufwärts, mit super Blicke über den 10 Kilometer langen Lago Chico und den Glacier Chico, der direkt in den See reinkalbt. Dieser Gletscher fließt vom Patagonischen Inlandeis runter.

                                                                                                                  Ein Stückchen unterhalb vom Pfad schlagen wir im Wald unser Camp auf.


                                                                                                                  Pfad am Hang


                                                                                                                  Glaciar Chico & Bick auf unsere Campstellen von morgen und übermorgen


                                                                                                                  die Gletscherzunge kalbt in den Lago Chico (Pauls Foto)


                                                                                                                  Camp 6 (944 m)

                                                                                                                  Nach dem Abendessen steige ich nochmal hoch zum Pfad für einen kleinen Spaziergang. Nur hundert Meter weiter komme ich auf eine Lichtung mit einer grün-weiß gestrichenen Hütte.
                                                                                                                  Grün-weiss gestrichen?? Sind das nicht die Farben der Carabineros (der chilenischen Polizei)?
                                                                                                                  Tatsächlich, das scheint ein Polizeiposten zu sein! In dieser abgelegenen Gegend! So nah an unserem Camp! Und Pauls Zelt ist auch noch deutlich vom Pfad aus zu sehen! Wie auf dem Präsentierteller! So eine Scheiße!

                                                                                                                  Ich stehe bestimmt fünf Minuten versteckt hinter dem Busch und beobachte ob sich da was rührt. Aber nichts! Wenn dort Leute wären, müsste man doch irgendwas sehen können,......einen rauchenden Schornstein, offene Türen und Fenster oder sowas
                                                                                                                  Aber nichts! Dann pirsche ich mich langsam an die Hütte ran und spähe durchs Fenster. Erst jetzt sehe ich daß dieser Polizeiposten verlassen ist. Und das offensichtlich schon seit etlichen Jahren.
                                                                                                                  Dies wäre eine gute Übernachtungshütte. Drinnen liegt sogar noch eine alte Zeitschrift von 1992, mit Prinzessin Diana auf dem Titelbild.


                                                                                                                  die alte Hütte


                                                                                                                  (Pauls Foto)


                                                                                                                  Zeitschrift von 1992 (Pauls Foto)

                                                                                                                  7.Tag:
                                                                                                                  Kurz hinter der alten Polizeihütte verlieren wir den Pfad und plackern uns größtenteils weglos den steilen Hang entlang, 500 Meter oberhalb des Gletschers. Landschaftlich ist diese Route einfach nur grandios! Beim nächsten von links einmündenen Tal steigen wir runter.


                                                                                                                  weglos geht´s den steilen Hang entlang


                                                                                                                  Glaciar Chico


                                                                                                                  (Pauls Foto)


                                                                                                                  Glaciar Chico (Pauls Foto)

                                                                                                                  Unser Tagesziel für heute ist eine orangefarbene Hütte auf der anderen Seite des Chico Gletschers. Von dort wollen wir dann einen Abstecher hoch zu einem Pass machen, vonwoaus man ein spektakuläres Panorama über den Glaciar O´Higgins hat, der in einen südlichen Fjordarm des Lago O´Higgins reinkalbt.

                                                                                                                  Laut Karte müssten wir noch kilometerweit den Chico Gletscher hochwandern und dann rüberqueren. Direkt hier schon rüberzuqueren wäre aber eine Riesen Abkürzung. Es sind nur drei Kilometer bis zur anderen Gletscherseite und von dort dann nur noch paar Kilometer bis zur Hütte. Von oben sah das auch ganz gut machbar aus.

                                                                                                                  Also entscheiden wir uns für die Abkürzung. Das war ein Fehler.


                                                                                                                  hier queren wir den Gletscher, was ein Fehler war
                                                                                                                  Im Hintergrund die Route hoch zum Pass (rote Pfeile)



                                                                                                                  Abstieg in ein Nebental (Pauls Foto)




                                                                                                                  steiler Abstieg auf den Gletscher (Pauls Foto)


                                                                                                                  Abstieg auf den Gletscher


                                                                                                                  (Pauls Foto)


                                                                                                                  (Pauls Foto)

                                                                                                                  Stundenlang suchen wir uns im Zickzack eine gangbare Route über den Gletscher. Immer wieder versperren tiefe Spalten und spitze Eisgrate den Weg. Etliche Male müssen wir wieder umkehren und eine andere Route suchen!

                                                                                                                  Dann geht auch noch mein linker Steigeisen kaputt. Die Schiene, die den Vorder- und Hinterteil des Steigeisens verbindet, bricht durch. Egal, ich habe ja eine Ersatzschiene mit. Die Reparatur ist also schnell erledigt und dann geht’s weiter.

                                                                                                                  Es fängt langsam an zu dämmern und wir haben noch immer keine Abstiegsroute gefunden. Unsere Laune wird schlechter, denn nur sehr ungern wollen wir auf dem Gletscher campen. Im letzten Moment, als wir uns eigentlich schon entschieden haben wieder umzukehren, finden wir doch eine Route, die uns mit viel Auskundschaften zur Moräne führt. Kurz vor dem Dunkelwerden schlagen wir dort unsere Zelte auf. Es ist eine sehr staubige und ungemütliche Campstelle.
                                                                                                                  Dies war eines der schwierigsten Gletscherquerungen, die ich bis jetzt gemacht habe. Sieben Stunden haben wir dafür gebraucht. Mit insgesamt 11 Stunden war heute ein langer und harter Tag. Unser Ziel, die orangefarbene Hütte, haben wir nicht erreicht.


                                                                                                                  die Querung des Glaciar Chico (Pauls Foto)


                                                                                                                  Pauls Foto)


                                                                                                                  (Pauls Foto)


                                                                                                                  mein Steigeisen ist durchgebrochen (Pauls Foto)


                                                                                                                  Blick auf den Lago Chico (Pauls Foto)


                                                                                                                  (Pauls Foto)


                                                                                                                  (Pauls Foto)


                                                                                                                  (Pauls Foto)






                                                                                                                  Camp 7 (460 m) - sehr staubig und ungemütlich

                                                                                                                  8.Tag:
                                                                                                                  Die Hütte ist nur noch zweieinhalb Kilometer entfernt. Da werden wir wohl recht schnell hinkommen, denken wir. Überraschenderweise werden wir da aber eines besseren belehrt, denn das Gelände bleibt weiterhin sehr schwierig. Wir steigen eine steile Moränenrinne zwischen dem Gletscher und der Felswand runter. Müssen paarmal Klettern und die Route erstmal auskundschaften, dabei zweimal auf dem Gletscher ausweichen. Dabei passierts dann: Schon wieder bricht einer meiner Steigeisen durch. Nun habe ich nur noch einen Steigeisen und die Katastrophe ist perfekt. Frustriert sage ich zu Paul: „Das war´s dann! Für mich ist die Tour hiermit beendet!“
                                                                                                                  Paul beruhigt mich erstmal: „Mal den Teufel nicht an die Wand. Lass uns erstmal zur Hütte gehen und dort überlegen wir dann in Ruhe was wir machen.“

                                                                                                                  Nach drei Stunden erreichen wir die leerstehende orangefarbene Biwakhütte endlich. Hier finden wir glücklicherweise eine Schraube, mit der ich meinen kaputten Steigeisen notdürftig reparieren kann. Das sieht zwar erstmal gut aus, aber ich traue dem Material nicht. Draußen vor der Hütte finde ich dann noch ein Stück Draht und einen verbogenen Nagel. Beides stecke ich mir als notdürftiges Reparaturmaterial ein. Mir ist aber klar daß dies keine Lösung ist. So eine Notreparatur wird vielleicht höchsten ausreichen um auf dem schnellsten Weg vom Gletscher runterwandern zu können,.....aber nicht um damit noch tagelang das Patagonische Inlandeis zu überqueren.

                                                                                                                  Wir machen erstmal gemütlich Mittagspause und ich verschiebe das Problem auf später.


                                                                                                                  auf steiler Moränenrinne geht´s nach unten


                                                                                                                  (Pauls Foto)


                                                                                                                  nach drei Stunden erreichen wir endlich die Biwakhütte (410 m)



                                                                                                                  Nach der Mittagspause lassen wir unser Gepäck in der Hütte liegen und brechen auf für unseren geplanten Abstecher. Für 850 Höhenmeter geht´s nach oben durch ein Hochtal zu einem Pass, weglos.

                                                                                                                  Plötzlich sehen wir zweihundert Meter über uns zwei Leute. Sie kommen weglos den Hang runter, direkt auf uns zu! Verdammt!! Das hat uns noch gefehlt hier Leute zu treffen! Das werden doch wohl hoffentlich keine Parkranger sein, oder sonst irgendwelche Offiziellen?!
                                                                                                                  Paul hat sich schon hinter einem Felsbrocken versteckt und raunt mir zu das gleiche zu tun: „Wir sind hier illegal in Chile und haben keine Einreisestempel im Pass. Da kann uns sonstwas an Ärger blühen!“
                                                                                                                  Irgendwie sehen sie aber garnicht aus wie Offizielle. Weder wie Offizielle, noch wie Chilenen. Sie sehen aus wie Europäer oder Nordamerikaner. Wie ganz normale Trekker! Ich rufe Paul zu: „Du kannst wieder rauskommen! Selbst wenn es Offizielle sind, haben sie uns schon längst gesehen.“

                                                                                                                  Es sind zwei belgische Trekker. Die ersten Menschen, die wir auf diesem Trek treffen. Vom Polizeiposten am Lago O´Higgins sind sie den auf der Karte eingezeichneten viertägigen Rundtrek gestartet. Vorher sind sie per Anhalter die Carretera Austral runtergetrampt und dann mit dem Boot über den Lago O´Higgins gefahren. Nach diesem Trek wollen sie rüber nach Argentinien und über die Laguna del Desierto weiter nach El Chaltén.

                                                                                                                  Auf meine Frage wie ihnen dieser Trek gefällt, antworten sie begeistert daß es der spektakulärste Trek ist, den sie bis jetzt in Patagonien gemacht haben. Am Polizeiposten hat man ihnen erzählt daß nur 20 Leute im Jahr diese Runde gehen.
                                                                                                                  Den Chico Gletscher wollen sie morgen dort queren wo die Route auf der Karte eingezeichnet ist. Man hat ihnen erzählt daß die Querung dort einfach sein soll.

                                                                                                                  Wir wünschen ihnen noch viel Glück und steigen dann weiter hoch zum Pass.
                                                                                                                  Kurz dahinter hat man den grandiosen Blick auf den Glacier O´Higgins, der in den Brazo Sur (seinem südlichen Fjordarm des Lago O´Higgins) reinkalbt.
                                                                                                                  Nach fünf Stunden sind wir wieder zurück in der Hütte. Dieser Abstecher hat sich auf jeden Fall gelohnt.


                                                                                                                  Aufstieg zum Pass & Blick zurück auf den Glaciar Chico




                                                                                                                  auf er anderen Paßseite hat man den ersten Blick auf den Glaciar O´Higgins (Pauls Foto)


                                                                                                                  (Pauls Foto)


                                                                                                                  die Gletscherzunge kalbt in einen südlichen Fjordarm des Lago O´Higgins


                                                                                                                  (Pauls Foto)


                                                                                                                  Blick auf den Glaciar Gaea und die Cordon Gaea


                                                                                                                  Rückmarsch zur Biwakhütte (Pauls Foto)


                                                                                                                  Übernachtung in der Hütte

                                                                                                                  Den Großteil der Nacht bin ich am grübeln was ich weiter machen soll. Den Trek wie geplant fortsetzen oder lieber doch abbrechen? Dann kommt mir die Idee, statt abzubrechen eine Alternativroute zu gehen. Ich studiere die Karte und finde einen Pass über die Cordon Gorra Blanca, von dem ich vermute daß er machbar ist. Die Alternativroute ist also schnell fertiggeplant.

                                                                                                                  Paul ist sich schon sicher: Falls ich mich für meine Alternativroute entscheiden sollte, will er die Überquerung des Inlandeises zum Paso del Viento alleine gehen.

                                                                                                                  Bis zum Morgen kann ich mich aber noch zu keiner klaren Entscheidung durchringen. Immer wieder gehe ich die Vor- und Nachteile beider Routen durch. Ganz klar: die Überquerung des Inlandeises wird wohl insgesamt gesehen der deutlich lohnendere Trek sein. Aber: eine Inlandseisüberquerung habe ich auf meiner ersten Patagonienreise ja schon gemacht. Damals bin ich vom Rio Electrico über den Paso Marconi aufs Inlandeis gestiegen und über den Upsala Glacier wieder runter. Die Tour hat 20 Tage gedauert, davon 8 Tage auf dem Eis. Ich kenne das Patagonische Inlandeis also schon. Während ich bei meiner Alternativroute, über den Paso de los Toros, eine Route gehen würde, die ich noch nicht kenne.

                                                                                                                  Wenn ich vor Jahren meine Inlandseisüberquerung nicht gemacht hätte, wäre ich wahrscheinlich mega enttäuscht wenn ich nun darauf verzichten muss. Aber so bin ich nun garnicht mehr traurig, wenn ich mich nun für meine Alternativroute entscheiden muss.

                                                                                                                  9.Tag:
                                                                                                                  Erst auf dem Chico Gletscher werde ich mich endgültig entscheiden welche Route ist gehe. Bis dahin verlaufen unsere Routen noch gemeinsam. Wir wandern weglos Richtung Südwesten durch ein grasiges Tal und über Bergrücken, bis wir den Gletscher erreichen. Dies ist die Stelle wo er laut Karte gequert wird. Die Eisfläche ist flach und einfach. Eigentlich braucht man hier keine Steigeisen. Ich ziehe sie trotzdem an, um zu testen ob sie halten oder nicht.

                                                                                                                  Nach paar Kilometern schaue ich mir die Steigeisen an: Die Schraube hält zwar noch, sieht aber aus als ob sie jeden Moment wieder rausbrechen wird. Mein Entschluss steht nun fest: Ich gehe meine Alternativroute. Es ist mir einfach zu riskant mit kaputten Steigeisen das patagonische Inlandeis zu überqueren.

                                                                                                                  Wir machen noch gemeinsam Mittagspause und danach ein Abschiedsfoto mit Selbstauslöser, bevor wir uns trennen.


                                                                                                                  wir verlassen die Hütte (die man noch rechts unten im Bild sieht)


                                                                                                                  Pauls Versuch einer Flussquerung, ohne dabei nasse Füsse zu bekommen. Hat aber nicht geklappt


                                                                                                                  Blick zurück zur Zunge des Chico Gletschers


                                                                                                                  über Bergrücken geht´s zum Glaciar Chico. Im Hintegrund der Cerro Gorra Blanca mit dem Glaciar Gorra Blanca Norte. (Pauls Foto)


                                                                                                                  Abstieg auf den Glaciar Chico. Hier ist die Querung einfach.


                                                                                                                  Wanderung über den Glaciar Chico, mit dem Glaciar Gorra Blanca Norte im Hintergrund


                                                                                                                  Pause auf dem Chico Gletscher


                                                                                                                  Abschiedsfoto mit Selbstauslöser (Pauls Foto)

                                                                                                                  Meine Entscheidung für die Alternativroute war richtig: Ich steuere auf den Paso de los Toros zu und kurz bevor ich den Gletscher verlasse, bricht der Steigeisen wieder durch.........
                                                                                                                  Zuletzt geändert von berniehh; 19.06.2016, 00:28.
                                                                                                                  www.trekking.magix.net

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                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                    • 28.03.2013
                                                                                                                    • 373
                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                    AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                    Wahnsinnig schön mal wieder.

                                                                                                                    Was sind denn das für Steigeisen mit Sollbruchstelle? Oder kann es sein dass die nicht für Trekker mit schwerem Rucksack ausgelegt sind?

                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                      Alter Hase
                                                                                                                      • 31.01.2011
                                                                                                                      • 2622
                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                      AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                      Zitat von SouthWest Beitrag anzeigen
                                                                                                                      Wahnsinnig schön mal wieder.

                                                                                                                      Was sind denn das für Steigeisen mit Sollbruchstelle? Oder kann es sein dass die nicht für Trekker mit schwerem Rucksack ausgelegt sind?
                                                                                                                      Danke

                                                                                                                      Ich hatte diese Steigeisen.
                                                                                                                      Es liegt wohl daran daß die Steigeisen eher für Bergstiefel mit steifer Sohle gemacht sind und nicht für leichte Wanderschuhe. Durch das Biegen der Sohle bei jedem Schritt ist die Stahlschiene alle paar Kilometer durchgebrochen.

                                                                                                                      Ich hatte diese Steigeisen auch schon auf anderen Touren benutzt (mit den gleichen Schuhen) und nie Probleme damit gehabt. Das waren aber alles relativ kurze Gletscherquerungen.
                                                                                                                      Erst auf langen Gletscherquerungen zeigen sich anscheinend die Probleme

                                                                                                                      Beim nächsten Mal nehme ich nur noch Steigeisen, die für Trailrunningschuhe gemacht sind.
                                                                                                                      Zuletzt geändert von berniehh; 19.06.2016, 10:31.
                                                                                                                      www.trekking.magix.net

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                                                                                                                        Erfahren
                                                                                                                        • 28.03.2013
                                                                                                                        • 373
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                                                                                                                        Stimmt, diese Erklärung macht Sinn. Warum bist du eigentlich auf Trailrunner umgestiegen? Ich glaube das hattest du noch nicht erwähnt. Ich wandere seit einiger Zeit auch mit Trailrunnern, allerdings würde ich auf so einer anspruchsvollen Tour mit schwerem Gepäck und weglos wandern schon Stiefel nehmen.
                                                                                                                        Zuletzt geändert von SouthWest; 19.06.2016, 11:09.

                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                          Alter Hase
                                                                                                                          • 31.01.2011
                                                                                                                          • 2622
                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                          AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                          Zitat von SouthWest Beitrag anzeigen
                                                                                                                          Warum bist du eigentlich auf Trailrunner umgestiegen? Ich glaube das hattest du noch nicht erwähnt. Ich wandere seit einiger Zeit auch mit Trailrunnern, allerdings würde ich auf so einer anspruchsvollen Tour mit schwerem Gepäck und weglos wandern schon Stiefel nehmen.
                                                                                                                          Ich habe diese Schuhe. Sie sind wie Trailrunner. Darauf bin ich nicht umgestiegen, sondern solche Schuhe hatte ich im weglosen Gelände schon immer (Bergstiefel nur im hochalpinen Gelände, aber seit einigen Jahren auch das nicht mehr).

                                                                                                                          Der Unterschied zu richtigen Trailrunnern ist daß sie aus etwas robusterem und schwererem Material gemacht sind. Ich glaube daß solche Schuhe in feuchten weglosen Gegenden, wo ständig Flüsse gefurtet werden müssen und die Schuhe daher ständig nass sind und selten trocken, länger halten wie richtige Trailrunner. Man würde sich wahrscheinlich also seltener neue Schuhe kaufen müssen.

                                                                                                                          Aus folgenden Grund halte ich im (oft feuchten) weglosen Gelände Stiefel für nicht so geeignet: Mit Stiefeln könnte ich nicht tagelang in nassen Schuhen wandern. Da würde ich ziemlich schnell wundgescheuerte Füsse (bzw. Fußbrand) bekommen. Mit Trailrunnern dagegen nicht. Mit Stiefeln würde ich also vor fast jeder Flussfurt die Schuhe ausziehen müssen, was mir auf Dauer zu nervig und zeitaufwändig wäre.
                                                                                                                          Zuletzt geändert von berniehh; 19.06.2016, 16:17.
                                                                                                                          www.trekking.magix.net

                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                            • 644
                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                            AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                            Zitat von berniehh Beitrag anzeigen

                                                                                                                            Laut Karte müssten wir noch kilometerweit den Chico Gletscher hochwandern und dann rüberqueren. Direkt hier schon rüberzuqueren wäre aber eine Riesen Abkürzung. Es sind nur drei Kilometer bis zur anderen Gletscherseite und von dort dann nur noch paar Kilometer bis zur Hütte. Von oben sah das auch ganz gut machbar aus.

                                                                                                                            Also entscheiden wir uns für die Abkürzung. Das war ein Fehler.


                                                                                                                            hier queren wir den Gletscher, was ein Fehler war
                                                                                                                            Im Hintergrund die Route hoch zum Pass (rote Pfeile)
                                                                                                                            Danke nochmals! Sehr schöner UND LUSTIG geschriebener Bericht. Welche Spaltenzone genau sah denn da von oben ganz gut machbar aus ... ;)) ?

                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                              Erfahren
                                                                                                                              • 15.09.2012
                                                                                                                              • 296
                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                              AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                              Großer Respekt für die sicher auch mental nicht eben einfache Gletscherpassage. Sieht heftig aus.

                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                Erfahren
                                                                                                                                • 08.01.2011
                                                                                                                                • 121
                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                Solotour über das patagonische Eisfeld zum Paso del Viento



                                                                                                                                Etwas mulmig ist mir schon zumute als wir uns mitten auf dem Chico-Gletscher verabschieden. Wir tauschen nochmal genaue Route, Notfallkontakte und Zeitpläne aus. Die Entscheidung sich zu trennen mag für den Leser ein wenig befremdlich klingen, aber wir haben alle Szenarien durchgespielt und Bernd ist ganz und gar damit einverstanden.


                                                                                                                                Blick Richtung Lago O'Higgins



                                                                                                                                Die Gletscherquerung zwei Tage zuvor war meines Erachtens kritischer als Bernd sie hier beschrieben hat. Kamen wir anfangs noch gut voran, so gelang es uns einfach nicht den Gletscherrand zu erreichen. Ein Irrgarten aus Eisblöcken und Spalten versperrte den Weg. Selbst zurückgehen wäre äußerst schwierig. Letztendlich fanden wir nur durch langes Auskundschaften (das Lieblingswort von Bernd) eine Route (an dieser Stelle sei die außergewöhnliche Wegfindungsgabe von Bernd erwähnt).



                                                                                                                                Ganz anders dagegen der sanfte Aufstieg den Chico-Gletscher hoch. Hier kann man weitestgehend ohne Steigeisen gehen. Ab ca. 1100/1200 m erhöht allerdings sulziger Schnee das Risiko verdeckter Spalten. Das Vorankommen ist etwas zäh und so erreiche ich erst 20:30 Uhr die Hütte "Garcia Soto" in der Nähe des Marconi-Passes. Zu meiner Überraschung sind hier oben gut 20 Leute, was wohl auch am schönen Wetter liegt. Die Szenerie an diesem Adlerhorst im Abendlicht ist einfach atemberaubend!


                                                                                                                                Fitz Roy und Cerro Torre


                                                                                                                                Garcia Soto





                                                                                                                                Ich vermeide ein Gespräch mit dem chilenischen Hüttenwart um unangenehme Fragen zu Route, Einreise und Erlaubnis zu verhinden. Zwar hatten Bernd und ich uns beim CONAF (chilenische Nationalparkverwaltung) per Mail angemeldet, aber keine Antwort erhalten. Einmal pro Woche muss die Flagge aufgrund der rauen Witterung getauscht werden. Heute ist es aber absolut windstill und kein Wölkchen zu sehen.




                                                                                                                                Am nächsten Morgen

                                                                                                                                Am nächsten Morgen gehe ich schon sehr früh los. Zum einen machen die Leute an der Hütte ordentlich Krach, aber ich möchte auch unbedingt den sulzigen Schnee von gestern Nachmittag vermeiden. Das Tagesziel für heute ist der Circo de los Altares an der Rückseite des Cerro Torre. In der Ferne sind ein paar dunkle Wolken zu sehen und auch der Wind frischt etwas auf. Es gibt eine gute Spur und keinerlei Spalten und so erreiche ich den Circo schon 11 Uhr. Zwei Schweizer Bergsteiger kommen mir entgegen. Sie waren gerade auf dem Cerro Torre und wollen heute noch über den Marconi-Gletscher absteigen.







                                                                                                                                Die Sturmwolken am Cerro Torre machen mir Sorgen, aber in der Hütte hatte man mir versichert, dass Wetter bleibe stabil. Auf dem Patagonischen Eisfeld in einen Sturm zu geraten ist so ziemlich das Schlimmste, was man sich vorstellen kann. Ich baue mir noch eine Schneemauer um mein Zelt, aber die schmilzt im warmen Wind schnell weg. Gegen Abend wird es aber wieder windstill und klirrend kalt. Leider verschlafe ich den Sonnenuntergang. Zwei organisierte Reisegruppen mit Schneeschuhen kommen am Nachmittag in den Circo de los Altares. Mitte Januar ist eben Hochsaison.


                                                                                                                                Circo de los Altares





                                                                                                                                Der Ort hat etwas Magisches an sich: Da hat man im Halbrund die herrliche Bergkette des Cerro Torre, Cerro Egger usw. so nah, wie man als Nichtbergsteiger nur sein kann und auf der anderen Seite das weite flache Eisfeld mit den entfernten vergletscherten Bergketten, ganz der Antarktis gleich. Die Grenze ist hier übrigens bis heute nicht geklärt. Dazu heißt es bei Wikipedia: "Für den 60 km langen Abschnitt der chilenisch-argentinischen Grenze zwischen den Bergen Fitz Roy und dem El Murallón konnte bislang keine einvernehmliche Festlegung gefunden werden. Der Abschnitt des Gletschers konnte noch nicht exakt vermessen werden.
                                                                                                                                Im Jahre 1998 erklärten die Präsidenten Eduardo Frei Ruiz-Tagle (Chile) und Carlos Menem (Argentinien) diesen Abschnitt zu einer besonderen Zone. Sie vereinbarten, diese Zone auf allen Landkarten markieren zu lassen. Die Zone sollte von einem Viereck eingerahmt werden und innerhalb des Rahmens sollte keine Grenze gezogen werden. Dazu sollte eine kurze erklärende Note gedruckt werden.
                                                                                                                                Das argentinische Instituto Geográfico Militar veröffentlichte 2006 eine Landkarte ohne den Rahmen, ohne die erklärende Note und mit der maximalen argentinischen Forderung einer amtlichen Grenzlinie. Nach einer diplomatischen Protestnote und einem Gipfeltreffen zwischen Michelle Bachelet und Néstor Kirchner wurde die Karte aus dem Verkehr gezogen"







                                                                                                                                Am Anfang komme ich ganz gut voran, gerate aber dann in ein Spaltenfeld. Eine Spur wie gestern finde ich diesmal nicht und so muss ich im Zick-Zack die Spaltenzonen umgehen. Viele Spalten sind mit Neuschnee verweht. Man muss höllisch aufpassen. In der Ferne geht eine Seilschaft, ist aber deutlich langsamer als ich.





                                                                                                                                Irgendwann erreiche ich den aperen Gletscher und die Spalten sind viel einfacher einzuschätzen. Die Route zum Moränenrand ist nicht ganz einfach zu finden und ich muss etwas rumsuchen. Ich finde ein paar Steinmännchen, denen ich folge. Kurz vorm Verlassen des Gletschers bricht auch bei mir der Mittelriegel des Steigeisens! Das Thema Trailrunner ist damit für mich beendet. Vernünftige Stiefel müssen in El Chaltén gekauft werden.





                                                                                                                                Ich steige nun zum Paso del Viento (Windpass) hoch und genieße nochmal die großartige Sicht auf den Viedma-Gletscher. An der Laguna Tunel Superior zelte ich. Ich muss zugeben, dass ich für die Eispassage unverschämt gutes Wetterglück hatte.










                                                                                                                                Río Túnel

                                                                                                                                Am folgenden Tag laufe ich den Normalweg zurück nach El Chaltén. Beim Furten des Río Túnel reicht mir das Wasser allerhöchstens bis zu den Knien. Das muss vielleicht nicht immer so sein, aber das Queren mit der Tirolesa halte ich für übertrieben.




                                                                                                                                El Chaltén

                                                                                                                                Wie erwartet ist Bernd noch nicht da. Ich bleibe eine Nacht im Hostel, gönne mir eine Genussmittelorgie und mache eine gemütliche Viertageswanderung auf den ausgetretenen Touristenpfaden um El Chaltén. Und wie sollte es anders sein: Gleich am ersten Tag kurz vorm Campamento Agostini kommt mir Bernd entgegen! Er läuft weiter Richtung Süden und furtet den nicht ganz einfachen Río Fitz Roy.


                                                                                                                                Cerro Torre


                                                                                                                                Huemul (Andenhirsch)



                                                                                                                                Fitz Roy









                                                                                                                                Als ich zum Hostel zurückkam, war Bernd schon eine Nacht dort und hatte den besten Stellplatz belegt. Mittlerweile war absolute Hochsaison in El Chaltén und der Platz total überfüllt. Wie immer gab es erstmal argentinisches Steak nach dieser großartigen Tour. Im Gegensatz zu Bernd habe ich Glück und kann einem kanadischen Bergsteiger den Mittelriegel für mein Steigeisen abkaufen. Die Läden in El Chaltén sind eher dürftig in der Ausstattung gängiger Ersatzteile.

                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                  Lebt im Forum
                                                                                                                                  • 30.06.2009
                                                                                                                                  • 5136
                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                  #65
                                                                                                                                  AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                  Ziemlich viel Glück mit dem Wetter Tolle Tour Slarti, ich bin schonmal gespannt wie es Bernd derweil ergangen ist.

                                                                                                                                  Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                                                                                                                                  meine Weltkarte

                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                    Gerne im Forum
                                                                                                                                    • 25.09.2011
                                                                                                                                    • 89
                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                    #66
                                                                                                                                    AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                    Unglaubliches Wetterglück und geniale Bilder vom Circlo de los alteres... als ich vor 2 jahren dort war habe ich genau gar nichts gesehen
                                                                                                                                    super bericht!

                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                      Alter Hase
                                                                                                                                      • 31.01.2011
                                                                                                                                      • 2622
                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                      AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                      Zitat von Shades Beitrag anzeigen
                                                                                                                                      Danke nochmals! Sehr schöner UND LUSTIG geschriebener Bericht. Welche Spaltenzone genau sah denn da von oben ganz gut machbar aus ... ;)) ?
                                                                                                                                      Naja, von der Stelle wo wir den Gletscher überblicken konnten, sah es tatsächlich ganz gut machbar aus
                                                                                                                                      Richtig schwierig war auch nur das letzte Stück kurz bevor wir den Gletscher wieder verließen. Und das konnten wir vorher auch nicht überblicken
                                                                                                                                      www.trekking.magix.net

                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                        Alter Hase
                                                                                                                                        • 31.01.2011
                                                                                                                                        • 2622
                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                        Von der Stelle, wo ich mich von Paul trennte, sind´s noch zweieinhalb Stunden über´s Eis, bis ich den Gletscher verlasse.


                                                                                                                                        Glaciar Chico

                                                                                                                                        Danach folgen einige Kilometer nerviges Moränengelände am Gletscherrand entlang, bis von rechts das Tal einmündet, aus dem wir vor zwei Tagen auf dem Gletscher gestiegen sind.

                                                                                                                                        Dieses Tal führt hoch zum Paso de los Toros, über den ich morgen die Cordon Gorra Blanca überqueren will. Weil hier keine guten Campstellen zu finden sind, entscheide ich mich den steilen Hang hochzusteigen zu einem Waldabschnitt. Dort oben finde ich zwar gute Campstellen, aber leider ohne Wasser. Also steige ich noch weiter hoch und komme auf einen flachen offenen Bergrücken oberhalb der Baumgrenze, wo ein Pfad beginnt. Diese Stelle ist auf der Karte als Mirador D´Agostini bezeichnet, mit phantastischen Blick über den Glacier Chico.
                                                                                                                                        Vor zwei Tagen verloren wir weiter unten am Hang (kurz hinter der alten Polizeihütte) den Pfad, daher fanden wir auf dem Hinweg diese Stelle nicht.
                                                                                                                                        Ich folge den Pfad noch soweit talabwärts bis zum ersten Bach, wo ich mein Zelt aufschlage.


                                                                                                                                        wegloser Aufstieg nach oben


                                                                                                                                        Blick vom Mirador D´Agostini über den Chico Gletscher


                                                                                                                                        Camp 9 (1026 m)

                                                                                                                                        10.Tag:
                                                                                                                                        Weglos und direkt steige ich den Bergrücken hoch zum Paso de los Toros. Die Aussicht ist absolut grandios über den Chico Gletscher. Nach 400 Höhenmetern komme ich oben an und überhole zwei Wanderer aus El Chaltén. Die beiden drehen eine kleine Runde vom Lago del Desierto über die Laguna Diablo und Paso de los Toros zurück nach El Chaltén. Von der Laguna Diablo sind sie auf der chilenischen Seite aber nicht den Pfad gegangen (wie wir vor vier Tagen), sondern haben weglos oberhalb der Baumgrenze den Hang traversiert, weil sie gehört haben daß es auf der chilenischen Seite einen Polizeiposten geben soll und sie keine Lust hatten nur wegen dieses kurze Stück in Chile die offiziellen Grenzformalitäten über sich ergehen zu lassen.


                                                                                                                                        Blick vom Camp am Morgen


                                                                                                                                        atemberaubendes Panorama beim Aufstieg zum Paso de los Toros


                                                                                                                                        Paso de los Toros (1382 m)


                                                                                                                                        Glaciar Pandoja (Blick vom Paso de los Toros)



                                                                                                                                        Der weglose Abstieg ins Tal des Rio Toro ist steil, aber unten auf dem Talboden beginnt eine vage erkennbare Route, sich sich weiter unten an der Waldgrenze zu einem deutlich erkennbaren Pfad verbessert. Im Wald treffe ich eine vierer Gruppe Ranger, die eine Tageswanderung machen um Enten zu zählen.

                                                                                                                                        Ich wander 8 Kilometer das Tal abwärts, bis ich kurz vor der Einmündung ins Hauptal des Rio de las Vueltas am Fluss mein Camp aufschlage.


                                                                                                                                        Blick vom Paso de los Toros


                                                                                                                                        Abstieg ins Tal des Rio Toro


                                                                                                                                        vom Talboden blickt man zurück auf die Abstiegsroute


                                                                                                                                        im Tal des Rio Toro


                                                                                                                                        im Tal des Rio Toro


                                                                                                                                        Laguna del Toro (777 m)


                                                                                                                                        dann beginnt der Wald


                                                                                                                                        der Pfad wird ab hier deutlich erkennbar




                                                                                                                                        Rio Toro


                                                                                                                                        Rio Toro


                                                                                                                                        Blick talabwärts


                                                                                                                                        Camp 10 (650 m)


                                                                                                                                        Blick vom Camp


                                                                                                                                        Blick vom Camp

                                                                                                                                        11.Tag:
                                                                                                                                        Durch das Haupttal des Rio de las Vueltas verläuft die vielbefahrene Piste von El Chaltén zum Lago del Desierto. Das wäre eigentlich der kürzeste und schnellste Weg zum Rio Eléctrico. Ich steige von meinem Camp aber weglos durch den Wald den Hang nach oben bis auf 950 m und traversiere um den Bergrücken herum ins Nachbartal des Rio Milodón rein. Das ist zwar viel anstrengender und langsamer, dafür aber recht spektakulär (mit super Talblicke) und ich spare mir drei bis vier Kilometer ätzender Pistenwanderung.


                                                                                                                                        Tal des Rio Toro


                                                                                                                                        von meiner weglosen Route hat man super Talblicke


                                                                                                                                        Tal des Rio de las Vueltas - dort unten verläuft die Piste


                                                                                                                                        Laguna Milodón

                                                                                                                                        Sobald ich die Laguna Milodón erblicken kann, steige ich runter ins Hauptal. Für die nächsten drei Kilometer kann ich die Piste noch gut meiden, indem ich paarhundert Meter entfernt davon weglos durch den Wald wander. Als der Talboden zu sumpfig wird, lässt sich das Pistenwandern kaum noch vermeiden. Also Augen zu und durch! Dieser Abschnitt ist eine Zumutung! Ziemlich viele Autos fahren vom Lago del Desierto zurück nach El Chaltén und jedesmal wenn mich eins überholt werde ich vollgestaubt!


                                                                                                                                        ich wander weglos durch Wald um die Piste zu meiden


                                                                                                                                        im Haupttal des Rio de las Vueltas (450 m)


                                                                                                                                        eine vier Kilometer lange Pistenwanderung lässt sich hier leider nicht vermeiden


                                                                                                                                        Laguna Cóndor

                                                                                                                                        Nach vier Kilometern (kurz hinter der Laguna Cóndor) bietet sich die erste Gelegenheit diese blöde Piste endlich wieder zu verlassen. Ich steige über einen Viehzaun und wander weglos durch den dichten Busch, zunächst am Südufer der Laguna Cóndor, dann am Rio Diablo. Dieser Fluss hat zufälligerweise den gleichen Namen wie der Rio Diablo vom Tag 5 und 6, ist aber ein völlig anderer Fluss. An einer traumhaft schönen Stelle am Ufer schlage ich mein Camp auf.


                                                                                                                                        Blick vom Camp 11 am Rio Diablo

                                                                                                                                        12.Tag:
                                                                                                                                        Bis hierher war dies ein phantastischer Trek abseits der Standardrouten (natürlich mit Ausnahme des gestrigen Pistenabschnittes), aber ab hier werde ich nun langsam in die beliebte und vielbegangene Trekkinggegend um El Chaltén kommen.

                                                                                                                                        Erst um halb elf wander ich heute los. Zunächst folge ich verbuschte Rinderpfade durch flaches Gelände den kurvigen Rio Diablo aufwärts. Durch den dichten Buschwald muss ich manchmal in gebückter Haltung gehen, es ist etwas Geplackere mit langsamen Vorwärtskommen. Paar Rinder weiden hier, dieses Land gehört der Estancia Ricanor. Es ist eine schöne wilde Gegend.


                                                                                                                                        der Rio Diablo


                                                                                                                                        auf verbuschte Rinderpfade folge ich das Flussufer


                                                                                                                                        Rio Diablo




                                                                                                                                        Rio Diablo

                                                                                                                                        Nach zwei Stunden kreuze ich wieder die Piste, genau dort wo der Pfadeinstieg ins Tal des Rio Eléctrico reinführt. Hier wollte ich eigentlich für einen Abstecher zum Paso del Quadrado reinwandern. Aber erste Wolken ziehen schon über die Berge und es sieht aus als ob das Wetter morgen schlecht werden könnte. Leider gehört das Tal des Rio Eléctrico zum Privatland der Estancia Ricanor. Wer vom Campingplatz am Piedra del Fraile weiterwandern will, wird abgezockt (obwohl der Zugang in die freie Natur eigentlich gratis sein sollte).
                                                                                                                                        Das steht hier auch alles lang und breit auf mehreren Schildern verteilt drauf:
                                                                                                                                        Das Campen in Piedra del Fraile kostet 200 Pesos. (doppelt so viel wie in El Chaltén). Darin ist das Weitergehen schon mit enthalten. (ach wie großzügig). Nur das Weitergehen alleine, ohne in Piedra del Fraile zu campen, kostet 500 Pesos. Wie bitte?? Ja richtig!!! Ich musste mir die Schilder auch viermal durchlesen, bis ich realisiert hatte, daß es tatsächlich so ist.


                                                                                                                                        in Piedra del Fraile wird man abgezockt (Pauls Foto)

                                                                                                                                        Jetzt ist meine Laune natürlich erstmal im Keller. Lustlos folge ich den Pfad Richtung Piedra del Fraile und überlege ob dieser Abstecher wirklich sein muss oder nicht: Mal angenommen ich campe in Piedra del Fraile und morgen ist das Wetter schlecht. Dann kann ich den Aufstieg zum Paso del Quadrado vergessen und die 200 Pesos sind in den Sand gesetzt. Eine zweite Nacht werde ich da sicher nicht campen! Falls das Wetter morgen gut ist, kostet mich der Aufstieg 200 Pesos. Dafür bekomme ich dann ein Gebirgspanorama zu sehen, das zwar mega spektakulär ist, aber nicht spektakulärer wie zahlreiche andere Panoramen, die ich auf diesen und vorigen Treks genießen konnte und die gratis waren.

                                                                                                                                        Ich komme zum Ergebnis daß ich dafür kein Geld zahlen will und mache auf der Stelle kehrt, bzw. verlasse den Pfad und wander weglos nach Süden. Nach nur einen Kilometer (kurz nach der Furtung des Rio Blanco) stoße ich auf den vielgegangenen Hauptpfad, der wieder in den Los Glaciares Nationalpark reinführt, zum Campamento Poinchenot am Fitz Roy.


                                                                                                                                        letzter Blick das Tal des Rio Eléctrico aufwärts


                                                                                                                                        Rio Blanco - kurz hinter der Furtung stoße ich auf den vielbegangenen Pfad


                                                                                                                                        hier beginnt wieder der Nationalpark


                                                                                                                                        Glaciar Piedras Blancas


                                                                                                                                        Pfad zum Camp Poincenot


                                                                                                                                        die Gegend beim Camp

                                                                                                                                        Das Camp Poincenot liegt versteckt im Wald und es ist mega viel los da. Ich zähle 45 Zelte und dazu wimmelt es hier auch noch von Tageswanderern. Mein Zelt schlage ich auch noch mit dazu auf.

                                                                                                                                        Dann steige ich auf den wahrscheinlich meistbegangensten Pfad Argentiniens hoch zur Laguna de los Tres. Dort oben tummeln sich Menschenmassen, aber dafür hat man einen überwältigenden Blick auf den Fitz Roy, sowie die Laguna de los Tres und Laguna Suica. Nach 2h20 bin ich wieder zurück beim Camp.

                                                                                                                                        Abends kommen hier noch die beiden Belgier an, die wir vor vier Tagen beim Chico Glacier trafen.


                                                                                                                                        Camp Poincenot (742 m)


                                                                                                                                        beim Aufstieg zur Laguna de los Tres blickt man den Rio Blanco abwärts und im Hintergrund erhebt sich die Cordon del Bosque


                                                                                                                                        Menschenmassen bei der Laguna de los Tres (1200 m)


                                                                                                                                        Laguna de los Tres und Fitz Roy


                                                                                                                                        Laguna Sucia


                                                                                                                                        links die Laguna Sucia, rechts die Laguna de los Tres und im Hintergrund der Fitz Roy


                                                                                                                                        Laguna Sucia


                                                                                                                                        zurück beim Camp


                                                                                                                                        beeindruckende Wolkenpanoramen am Abend

                                                                                                                                        Zuletzt geändert von berniehh; 30.06.2016, 08:18.
                                                                                                                                        www.trekking.magix.net

                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                          • 644
                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                          AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                          Laguna Lucia ... sehr schön. Hab gar nicht gewusst, dass es die gibt (und deshalb leider verpasst). Kommt man da einfach hoch...auch mit Gepäck? Und kommt man von da noch weiter auf das Inlandseis?

                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                            Alter Hase
                                                                                                                                            • 31.01.2011
                                                                                                                                            • 2622
                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                            #70
                                                                                                                                            AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                            Zitat von Shades Beitrag anzeigen
                                                                                                                                            Laguna Lucia ... sehr schön. Hab gar nicht gewusst, dass es die gibt (und deshalb leider verpasst). Kommt man da einfach hoch...auch mit Gepäck? Und kommt man von da noch weiter auf das Inlandseis?
                                                                                                                                            von der Laguna de los Tres muss man nur einen kleinen Hügel hochsteigen und schon sieht man die Laguna Sucia. Das scheinen die meisten Leute nicht zu wissen, denn nur wenige sind von der Laguna de los Tres dieses kurze leichte Stück noch weitergegangen.

                                                                                                                                            Ja es gibt von dort eine schwierige hochalpine Route über den Glaciar de los Tres und einen steilen Pass zum Paso del Quadrado und Rio Eléctrico, dann weiter über den Marconi Pass aufs Inlandseis.
                                                                                                                                            Zuletzt geändert von berniehh; 30.06.2016, 08:22.
                                                                                                                                            www.trekking.magix.net

                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                              • 31.01.2011
                                                                                                                                              • 2622
                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                              Los Glaciares – großer nördlicher Rundkurs

                                                                                                                                              Teil 5 - krönender Abschluss: Paso del Viento und Huemul Trek

                                                                                                                                              13.Tag:
                                                                                                                                              Am Morgen lasse ich mir mal wieder viel Zeit und wander erst zwanzig nach zehn bei Traumwetter vom Camp Poinchenot los. Ich folge den vielbegangenen Hauptpfad zum Camp Agostini, wo ich nach 11 Kilometern ankomme.


                                                                                                                                              der Fitz Roy kurz nach Verlassen des Camp Poincenot


                                                                                                                                              Laguna Madre mit dem Fitz Roy im Hintergrund


                                                                                                                                              Anmarsch zum Camp Agostini mit dem Cerro Torre im Hintergrund

                                                                                                                                              In Campnähe tummeln sich viele Tageswanderer aber nur zehn Zelte stehen hier. Es ist jetzt erst Mittag, so daß da später sicher noch viele Zelte hinzukommen werden, denn das Camp Agostini zählt zusammen mit dem Camp Poincenot zu den beiden beliebtesten Camps im Los Glaciares Nationalpark.

                                                                                                                                              Mein Zelt schlage ich auch noch mit dazu auf, obwohl ich hier nur Mittagspause machen will und garnicht vorhabe hier zu campen. Aber falls mal ein Ranger vorbeikommen sollte und der dann sieht daß ich hier mit vollbepacktem Rucksack nur Pause mache, will ich nicht daß er auf die Idee kommen könnte zu fragen wo ich denn heute noch hinwill.

                                                                                                                                              Vom Camp sind´s nur paar Minuten zur Laguna Torre, vonwo aus man ein phantastisches Panorama auf den Cerro Torre hat, das man schon von tausenden Fotos kennt.


                                                                                                                                              Laguna Torre mit dem Cerro Torre im Hintergrund



                                                                                                                                              Direkt dort wo der Rio Fitz Roy aus dem See fließt, überspannt das Drahtseil der Tirolesa den Fluss. Das ist die Route zum Paso de las Agachonas. Dort will ich morgen rüber, um dann weiter über den Paso del Viento mit dem Huemul Trek zu verbinden. Das soll der krönende Abschluss dieses Treks werden, bevor ich danach wieder zurück nach El Chaltén wander.

                                                                                                                                              Kletterzeug für die Tirolesa habe ich ja nicht mit und der Rio Fitz Roy sieht hier unfurtbar aus.
                                                                                                                                              Als ich mein Zelt wieder abgebaut hatte und gerade aufbrechen will, kommt zu meiner großen Überraschung Paul hier an. Er ist gestern von seiner Inlandeisquerung nach El Chaltén zurückgekehrt und will heute hier am Camp Agostini übernachten. Wir haben uns natürlich erstmal viel zu erzählen und so dauert es nochmal ein bis zwei Stunden länger bis ich dann endlich loskomme.

                                                                                                                                              Ich wander noch ein Stückchen talabwärts zu einer großen Talsenke und verlasse den Pfad um mir eine Furtstelle zu suchen. Insgesamt dreimal versuche ich den Rio Fitz Roy zu furten. Die ersten beiden Male kehre ich auf halbem Weg wieder um, weil das Wasser zu tief und die Strömung zu stark wird. Beim dritten Mal schaffe ich es rüber.


                                                                                                                                              hier furte ich den Rio Fitz Roy

                                                                                                                                              Die andere Talseite ist ganz gut begehbar, ich sehe ein paar Rinder und stoße auf deren Pfade.

                                                                                                                                              Bei der Permit-Debatte, die ich vor dem Trek in El Chaltén mit den Rangern führte, hatte ich auch erwähnt, falls man diesen Trek in umgekehrter Richtung gehen würde, also vom Rio Tunnel über den Paso de las Agachonas zum Rio Fitz Roy und man dann am Rio Fitz Roy vor unfurtbaren Fluss stehen würde, daß man das Kletterzeug und die Tirolesa ja garnicht brauche. Man könne dann ja ganz gemütlich entlang der rechten Flußseite runter nach El Chaltén wandern.
                                                                                                                                              Aber nein, das darf man nicht. Die Route ist verboten! Man darf hier nur mit Kletterzeug über die Tirolesa den Fluss queren und auf der anderen Seite den ausgetretenen Standardpfad runter nach El Chaltén nehmen.
                                                                                                                                              Den Grund, warum die Route verboten ist, wollten die Ranger mir aber nicht verraten. Vielleicht soll man ja nicht sehen daß hier im Nationalpark Rinder weiden.

                                                                                                                                              Direkt gegenüber vom Camp Agostini schlage ich ein Stückchen höher im Wald mein Camp auf.


                                                                                                                                              Camp 13 (760 m)


                                                                                                                                              Blick vom Camp

                                                                                                                                              14.Tag:
                                                                                                                                              Weglos steige ich weiter durch Wald den Bergrücken hoch mit super Blicke durch die Bäume auf den Cerro Torre (leider größtenteils in Wolken).
                                                                                                                                              An der Baumgrenze stoße ich auf die mit Steinmännchen markierte Route, die von der Tirolesa dort unten hochkommt und über den Paso de las Agachonas führt. Bis zum Pass ist der Pfad nun einigermaßen gut erkennbar. Auf der Passhöhe löst er sich wieder auf.
                                                                                                                                              Macht aber nichts, der weglose Abstieg ins Tal des Rio Túnel ist einfach.


                                                                                                                                              Blick zurück auf die Laguna Torre


                                                                                                                                              der Cerro Torre liegt in Wolken


                                                                                                                                              Cerro Solo


                                                                                                                                              der Pfad hoch zum Paso de las Agachonas


                                                                                                                                              auf der Passhöhe (1354 m)


                                                                                                                                              wegloser Abstieg ins Tal des Rio Túnel

                                                                                                                                              Unten auf dem Talboden stoße ich auf den guten Hauptpfad, der von El Chaltén kommt. Diesen folge ich talaufwärts zum Camp Toro, das geschützt im letzten Waldabschnitt am Talende liegt.

                                                                                                                                              Es ist mittlerweile extrem windig. Bei einem kurzen Spaziergang zur Laguna Toro kann ich mich kaum noch auf den Beinen halten. Es macht keinen Sinn heute weiterzugehen, daher schlage ich hier mein Zelt auf.

                                                                                                                                              Mit 16 Zelten ist hier viel mehr los wie ich dachte. Trotzdem ist es noch relativ ruhig verglichen mit den Camps Agostini und Poinchenot, weil hier keine Tageswanderer herkommen.
                                                                                                                                              Die meisten wandern aber nur bis zu diesem Camp, machen evtl. einen Abstecher auf den Paso del Viento und dann wieder zurück nach El Chaltén. Nur wenige drehen die Huemul Runde oder gehen weiter auf´s Inlandeis.
                                                                                                                                              Ich komme mit einer Gruppe Argentinier ins Gespräch. Sie wollten heute auf den Paso del Viento, sind aber nicht gegangen weil es zu windig war. Sie haben keine Zeit noch einen Tag länger zu warten und wandern morgen zurück nach El Chaltén.

                                                                                                                                              Ich hoffe daß das Wetter sich morgen bessert und ich über den Pass komme.


                                                                                                                                              Tal des Rio Túnel


                                                                                                                                              Pfad zum Camp Toro


                                                                                                                                              Rio Túnel


                                                                                                                                              Camp Toro

                                                                                                                                              15.Tag:
                                                                                                                                              Um 8 Uhr wander ich bei blauem Himmel los. Durch den starken Wind ist es aber ziemlich kalt, daher muss ich zunächst noch meine Handschuhe tragen.

                                                                                                                                              Oberhalb der Laguna Toro muss der Rio Túnel gefurtet werden. Meine Hoffnung war daß ich von Stein zu Stein über diesen seichten Fluss hüpfen kann und so ohne nasse Füsse über den Fluss komme. Das hat aber leider nicht geklappt. Trotzdem, das Wasser reichte mir an der tiefsten Stelle nur bis zu den Knien. Das Furten war also sehr leicht (kaum zu glauben daß man dafür Kletterausrüstung mithaben muss) und überhaupt kein Vergleich mit der Furtung des Rio Fitz Roy.

                                                                                                                                              Durch eine grandiose Gebirgslandschaft führt der Pfad hoch zum Paso del Viento. Hinter dem Pass erstreckt sich die endlose Weite des Patagonischen Inlandeises mit dem oberen Viedma Gletscher und am Horizont die weiß-vergletscherte Gebirgskette der Cordon Mariano Moreno. Einfach atemberaubend!!


                                                                                                                                              Laguna Toro (662 m)




                                                                                                                                              Aufstieg zum Paso del Viento




                                                                                                                                              Aufstieg zum Paso del Viento




                                                                                                                                              Laguna Túnel Superior (880 m)


                                                                                                                                              Blick zurück


                                                                                                                                              im Hintergrund der Cerro Grande




                                                                                                                                              Blick vom Paso del Viento (1415 m) über den Viedma Gletscher und das Patagonische Inlandeis

                                                                                                                                              Auf der Passhöhe treffe ich die ersten Menschen, einen argentinischen Bergführer mit seinen deutschen Kunden. Sie kamen vom patagonischen Inlandeis und wollen nun runter nach El Chaltén.

                                                                                                                                              Vom Paso del Viento folge ich den Huemul Trek zum Paso Huemul. Eine Stunde und zwanzig Minuten später erreiche ich die Refugio Paso del Viento, eine kleine leerstehende Schutzhütte. Hier mache ich erstmal in der Sonne Mittagspause. Der Wind hat inzwischen nachgelassen und es scheint ein sehr schöner Nachmittag zu werden.

                                                                                                                                              Allzu viel gibt es über die weitere Route nicht zu schreiben. Der Pfad führt durch das hügelige alpine Moränengelände oberhalb des Viedma Gletschers entlang mit permanente weltklasse Blicke über diesen gewaltigen Gletscher.


                                                                                                                                              im Hintergrund die Cordon Mariano Moreno (gesehen vom Huemul Trek)


                                                                                                                                              Viedma Gletscher und Patagonisches Inlandeis


                                                                                                                                              Blick vom Huemul Trek


                                                                                                                                              Refugio Paso del Viento


                                                                                                                                              hier mache ich erstmal Mittagspause


                                                                                                                                              von der Hütte geht´s weiter Richtung Paso Huemul


                                                                                                                                              permanente weltklasse Blicke über den Viedma Gletscher


                                                                                                                                              Blick vom Huemul Trek


                                                                                                                                              der Huemul Trek zieht sich als schmales Band durch die Moränenhügel

                                                                                                                                              Das Vorwärtskommen ist gut. Nur ein oder zweimal ist der Pfad leicht zu verlieren, aber nach kurzer Zeit finde ich ihn auch problemlos wieder.
                                                                                                                                              Bis zum Paso Huemul treffe ich noch eine Zweier-Gruppe und beim Abstieg vom Pass nochmal eine Zweier-Gruppe. Ein Geheimtip ist der Huemul Trek also nicht mehr. Man kann davon ausgehen daß man bei schönem Wetter im Sommer wohl jeden Tag ein oder zwei Trekkinggruppen treffen wird.

                                                                                                                                              Landschaftlich ist diese Route ein absolutes Top-Highlight und der spektakulärste Standardtrek, den ich in ganz Südamerika gemacht habe!

                                                                                                                                              Bei der Bahia Témpanos (Lago Viedma) schlage ich in einem kleinen Waldstück mein Camp auf.


                                                                                                                                              Viedma Gletscher




                                                                                                                                              Aufstieg zum Paso Huemul


                                                                                                                                              letzter Blick zurück von der Passhöhe (1005 m)


                                                                                                                                              auf der anderen Paßseite geht es steil runter zum Lago Viedma (im Vordergrund die Bahia Témpanos)


                                                                                                                                              Blick über den Lago Viedma


                                                                                                                                              Bahia Témpanos


                                                                                                                                              in die Bahia Témpanos kalbt der Viedma Gletscher rein


                                                                                                                                              Camp 15 bei der Bahia Témpanos (260 m)

                                                                                                                                              16.Tag:
                                                                                                                                              Heute ist mein letzter Trekkingtag. Es sind nur noch 17,5 km zum Fahrwegbeginn an der Bahia Rio Túnel. Eine leichte Wanderung steht mir bevor, auf meistens gut erkennbaren Pfad durch überwiegend flache Pampa. Daher lasse ich mir heute mal wieder viel Zeit und wander erst um 12 Uhr los.


                                                                                                                                              Blick zurück auf meine gestrige Abstiegsroute


                                                                                                                                              der Pfad führt durch überwiegend flache Pampa


                                                                                                                                              nochmal Blick auf den Viedma Gletscher






                                                                                                                                              vorne die Bahia Cabo de Hornos, hinten die Bahia Témpanos mit dem Viedma Gletscher


                                                                                                                                              Abstieg zur Bahia Rio Túnel (kurz vor dem Trekende)

                                                                                                                                              Kurz vor dem Trekende muss nochmal der Rio Túnel gefurtet werden. Auf der großen flachen Senke zwischen der Tirolesa und der Mündung in den Lago Viedma lässt sich dieser Fluss aber leicht furten.

                                                                                                                                              Am Pistenbeginn liegt die Anlegestelle der Touristenboote, die ihre täglichen Ausflüge über den See zum Viedma Gletscher machen. Ich habe Glück, denn gerade kommen zwei Boote von ihrer Tour zurück. Die meisten Passagiere werden zwar mit Bussen abgeholt, aber einige sind auch mit dem eigenen Auto hier. So bekomme ich praktisch ohne Wartezeit eine Mitfahrgelegenheit die 20 Kilometer zurück nach El Chaltén, mit einer sehr netten Familie aus Buenos Aires.


                                                                                                                                              bei der Anlegestelle der Touristenboote beginnt die Piste und der Trek endet


                                                                                                                                              Trekende

                                                                                                                                              El Chaltén

                                                                                                                                              Ich gehe zurück ins Hostel del Lago und schlage im Garten wieder mein Zelt auf, weil das campen dort sehr preiswert ist. Camper dürfen auch die Hostelküche mitnutzen.
                                                                                                                                              Paul kommt am nächsten Tag von seiner Tour zurück und wir machen dann erstmal einen Faulenztag. Die drauffolgenden Tage bleibern wir auch noch in El Chaltén um die Vorbereitungen für unseren nächsten Trek zu erledigen. Abends wird natürlich immer lecker in der Hostelküche gekocht.


                                                                                                                                              jeden Tag gibt´s hier leckers Essen

                                                                                                                                              In den letzten zwei Wochen hat sich so einiges in Argentinien verändert: Der neue Präsident hat die Blue-Kurse abgeschafft und den Pesos-Kurs freigegeben. Der Schwarzumtausch von Geld ist also nicht mehr möglich. Darauhin ist der offizielle Wechselkurs rapide gefallen. Hat man vor dem Trek für einen Euro noch 10 Pesos bekommen, sind es nach dem Trek schon 14.
                                                                                                                                              Das hat auch Auswirkungen auf die Inflation: Innerhalb weniger Tage ist hier alles teurer geworden. Das Campen beim Hostel del Lago kostete vor dem Trek noch 70 Pesos und nach dem Trek 100 Pesos.

                                                                                                                                              Die Trekkingstiefel, die Paul bei scheinem Schuhkauf (vor dem Trek) zunächst in die engere Wahl nahm, dann aber doch nicht kaufte, weil sie ihm mit 2800 Pesos zu teuer waren, kosten nach dem Trek 3500 Pesos. Als Grund für die Preiserhöhung gibt er Ladeninhaber an daß mit dem gefallenen Pesoskurs doch auch die Importkosten steigen. Aber die Schuhe waren doch schon importiert, bevor der Pesoskurs gefallen ist. Egal, Paul kauft sie nun trotzdem. Er hat auch keine andere Wahl, denn er braucht schon wieder neue Schuhe. Und das schon wieder in El Chaltén! Wer hätte gedacht daß Pauls größer Posten in der Reisekasse mal Schuhkauf werden würde.....
                                                                                                                                              Zuletzt geändert von berniehh; 03.07.2016, 13:55.
                                                                                                                                              www.trekking.magix.net

                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                Erfahren
                                                                                                                                                • 30.08.2014
                                                                                                                                                • 307
                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                #72
                                                                                                                                                AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                Sehr schön; wirklich eine sehr schöne Runde! Mit dem Wetter hast Du es ja auch gut getroffen. Wir hatten auch Schwein. Wie du im im anderen Thread gesehen hast, haben wir es etwas gemütlicher genommen.
                                                                                                                                                Am 15. Tag hast Du da doch eine ziemliche Strecke hingelegt. Ist aber natürlich etwas anderes, wenn man alleine anstatt in einer Gruppe unterwegs ist.
                                                                                                                                                Das einzige was noch fehlt ist ein Foto von der Anhöhe unterhalb des Paso Huemul auf den Viedma Gletscher (dort wo er in den See kalbt)
                                                                                                                                                Möchte dann deine anderen Berichte auch noch lesen, bin bis jetzt aber noch nicht dazu gekommen.
                                                                                                                                                Zuletzt geändert von Linard; 05.07.2016, 09:17.

                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                  Alter Hase
                                                                                                                                                  • 31.01.2011
                                                                                                                                                  • 2622
                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                  #73
                                                                                                                                                  AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                  Zitat von Linard Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                  Das einzige was noch fehlt ist ein Foto von der Anhöhe unterhalb des Paso Huemul auf den Viedma Gletscher (dort wo er in den See kalbt)
                                                                                                                                                  als ich dort oben ankam wurde es wieder so extrem derbe windig daß ich mir keine Gedanken mehr machte auf welche Anhöhe man noch steigen könnte für eine noch bessere Aussicht. Wollte nur noch so schnell wie möglich runter........
                                                                                                                                                  www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                    Lebt im Forum
                                                                                                                                                    • 30.06.2009
                                                                                                                                                    • 5136
                                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                                    #74
                                                                                                                                                    AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                    Geile Runde! Mein Neid sei dir gewiss.

                                                                                                                                                    Was sind denn eigentlich deine nächsten Reisepläne?

                                                                                                                                                    Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                                                                                                                                                    meine Weltkarte

                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                      Alter Hase
                                                                                                                                                      • 30.05.2007
                                                                                                                                                      • 4004
                                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                                      #75
                                                                                                                                                      AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                      So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                                                                                                      A. v. Humboldt.

                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                        Dauerbesucher
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                                                                                                                                                        • 644
                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                        #76
                                                                                                                                                        AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                        Zitat von Linard Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                        Das einzige was noch fehlt ist ein Foto von der Anhöhe unterhalb des Paso Huemul auf den Viedma Gletscher (dort wo er in den See kalbt)

                                                                                                                                                        Ist dieser Blick gemeint? Und von welchem anderen Thread ist die Rede? Danke.

                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                          Alter Hase
                                                                                                                                                          • 31.01.2011
                                                                                                                                                          • 2622
                                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                                          #77
                                                                                                                                                          AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                          Zitat von codenascher Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                          Was sind denn eigentlich deine nächsten Reisepläne?
                                                                                                                                                          Ich plane gerade an einen großen Himalayatrek in Indien. Die Route soll 700 Kilometer lang werden mit keiner einzigen Fahrwegquerung und nur drei oder vier winzige Dörfer entlang der ganzen Strecke.
                                                                                                                                                          Vorweg und hinterher will ich auch noch andere Touren machen, z.B. im russischen Kaukasus (oder Swanetien in Georgien) und ein 1100 Kilometer langer Trek über die neuseeländische Nordinsel (Northern Traverse).
                                                                                                                                                          www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                            Erfahren
                                                                                                                                                            • 30.08.2014
                                                                                                                                                            • 307
                                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                                            #78
                                                                                                                                                            AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                            Zitat von Shades Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                            Ist dieser Blick gemeint? Und von welchem anderen Thread ist die Rede? Danke.
                                                                                                                                                            Ja genau. Ich hätte noch ein Bild mit etwas besserem Wetter

                                                                                                                                                            Mit dem anderen Thread ist folgender Faden gemeint:
                                                                                                                                                            https://www.outdoorseiten.net/forum/showthread.php/93287-Patagonien-Circuit-Huemul-circuit-Dientes-O-Q-Torres-del-Paine-Tips

                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                              Alter Hase
                                                                                                                                                              • 31.01.2011
                                                                                                                                                              • 2622
                                                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                                                              #79
                                                                                                                                                              AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                              Trek 3

                                                                                                                                                              Durchs San Lorenzo Massiv und Umgebung

                                                                                                                                                              Länge: 323 Kilometer
                                                                                                                                                              Dauer: 19 Tage


                                                                                                                                                              Teil 1 - Anreise und Trekkingstart

                                                                                                                                                              Die unerschlossene Wildnis auf der argentinischen Seite des San Lorenzo Massivs und dem angrenzenden Perito Moreno Nationalpark wird fast nie von Trekkern besucht. Diese Gegend gilt als sehr abgelegen und kompliziert zu erreichen.

                                                                                                                                                              Landschaftlich ist diese Gegend überaus attraktiv und abwechlungsreich. Von der trockenen Graspampa über karge Geröllgebirge, große unerschlossene Waldgebiete mit traumhafte Seen und spektakuläre vergletscherte Gebirge, führt dieser Trek durch viele unterschiedliche Landschaften.

                                                                                                                                                              Unsere Tour führt vom Rio Lista für 323 Kilometer Richtung Norden zur kleinen Siedlung Lago Posadas. Kleinere Teile unserer Route führen auf schmale (Rinder)pfade aber der größte Teil durch unerschlossene weglose Wildnis. Auf der gesamten Strecke treffen wir keine Menschen und kreuzten keine einzige Piste (außer am Anfang und Ende). Die ersten Leute sehen wir erst am 19.Tag, als wir kurz vor dem Trekende, am Lago Posadas, auf die erste Piste stoßen.

                                                                                                                                                              Gabriel ist im Februar 2014 eine ähnliche Route gegangen, über die er hier berichtet hat.
                                                                                                                                                              Unser Trekking Start- und Endpunkt ist in etwa identisch mit Gabriels Start- und Endpunkt, aber zwischendrin wandern wir größtenteils eine andere Route.

                                                                                                                                                              Diese Tour hat unsere Erwartungen sogar noch übertroffen. Die Kombination aus sehr vielseitige und spektakuläre Landschaften, zusammen mit der kompletten Unerschlossenheit, hat dazu geführt daß dies am Ende zu meinem Top-Favoritentrek der Reise geworden ist. Ebenso für Paul.
                                                                                                                                                              Diese Tour zählt sogar mit zu den besten Treks, die ich bisher in ganz Südamerika gemacht habe.


                                                                                                                                                              die Anreise

                                                                                                                                                              Meine Steigeisen müssen in El Chaltén irgendwie repariert werden. Leider führen die Ausrüstungsläden keine Ersatzteile. Man kann sich aber für überteuerte Preise neue Steigeisen kaufen. Die billigsten, die ich hier finde, kosten umgerechnet 200 Euro.
                                                                                                                                                              Dann kaufe ich mir in der Ferreteria (Baumarkt) lieber ein paar Schrauben. Damit kann ich die Steigeisen notdürftig reparieren und habe noch etliche Ersatzschrauben, falls sie wieder brechen sollte. Bis zum Ende der Reise müsste es reichen. Dann kaufe ich mir zuhause eben neue.

                                                                                                                                                              Paul hat da mehr Glück. Er trifft einen kanadischen Kletterer, der zufällig die gleichen Steigeisen hat wie er. Er kann ihm die Mittelschiene abkaufen.

                                                                                                                                                              Unser Trekkingstartpunkt liegt 470 Kilometer von El Chaltén Richtung Norden, größtenteils entlang der Ruta N40, der einsamsten Hauptstraße Argentiniens.
                                                                                                                                                              Diese Anreise war schon ein Erlebnis für sich.

                                                                                                                                                              Von El Calafate und El Chaltén gibt es tägliche Busverbindungen die N40 hoch nach Perito Moreno und weiter nach Bariloche. Als wir uns am Busbahnhof nach Verbindungen erkundigen und die Preise erfahren, klappt uns die Kinnlade runter. Busfahren ist in Südargentinien mindestens doppelt so teuer wie man für die gleiche Strecke in Deutschland und der USA zahlen würde. Wir entscheiden uns also die Anreise per Anhalter zu versuchen, obwohl wir wissen daß es möglicherweise nicht so einfach werden würde.

                                                                                                                                                              In El Chaltén kaufen wir unseren Trekkingproviant für über 20 Tage ein, dazu dann noch Proviant für die Anreise. In verschiedenen kleinen Läden und Supermärkten suchen wir uns alles zusammen.
                                                                                                                                                              Die Lebensmittelpreise sind in El Chaltén etwa 40 Prozent teurer wie in Deutschland und auch teurer wie in anderen Gegenden Argentiniens.


                                                                                                                                                              mein Trekkingproviant für 20 Tage


                                                                                                                                                              unser letztes gutes Frühstück in El Chaltén

                                                                                                                                                              Als wir alles fertiggepackt haben, marschieren wir vormittags gegen 11 Uhr an den Ortsrand. Hier stehen schon eine Menge Tramper am Straßenrand. Gleich am Ortsrand die ersten, dann für einen halben Kilometer raus alle 50 m eine weitere Gruppe. In El Chaltén sieht man immer Tramper stehen. Meistens zwar weniger wie jetzt, aber so viele gleichzeitig ist auch nichts ungewöhnliches hier (kein Wunder bei den Busfahrpreisen). Die meisten stehen da zu zweit, einige sogar zu dritt oder viert.

                                                                                                                                                              Uns bleibt nichts anderes übrig als uns in zehnter Reihe ganz hinten anzustellen. Die letzten in der Reihe frage ich dann mal, „na, wie lange wartet ihr schon?“
                                                                                                                                                              Die frustriete Antwort lautet, „über vier Stunden!“
                                                                                                                                                              „Oh je,“ meine ich zu Paul, „hier werden wir wohl den ganzen Tag stehen müssen!“

                                                                                                                                                              Wir stellen uns nicht direkt hinter den letzten an, sondern wandern noch einen halben Kilometer weiter bis zur Tankstelle. Hier warte ich an der Straße und halte den Daumen raus, während Paul an der Tankstelle die Autofahrer direkt anspricht.
                                                                                                                                                              Nach einer Stunde hat Paul Erfolg. Eine chilenische Familie im Wohnmobil erklärt sich bereit uns mitzunehmen. Sie kommen aus Santiago de Chile und sprechen sogar etwas deutsch. Nach 100 Kilometer setzen sie uns an der Abzweigung auf die Ruta N40 ab. Sie biegen nach rechts Richtung El Calafate und wir wollen nach links Richtung Norden.

                                                                                                                                                              Hier stehen auch schon zwei Tramper.
                                                                                                                                                              „Ach du Scheiße“, sage ich zu Paul, „schon wieder Konkurenz!“
                                                                                                                                                              Aber immerhin ist es besser hier in zweiter Reihe zu stehen als in El Chaltén in zehnter Reihe.

                                                                                                                                                              Die beiden anderen sind russische Backpacker von der Krim, die per Anhalter durch ganz Südamerika reisen. Nur in Peru, wo das Trampen unmöglich war, fuhren sie mit dem Bus. Sie wollen auch die N40 hochtrampen, dann über Chile Chico weiter auf der Carretera Austral nach Norden.


                                                                                                                                                              auf der Ruta N40 geht´s nach Norden

                                                                                                                                                              Als wir nach drei Stunden immer noch dastehen, werden wir langsam frustrierter. Ich beginne mir Sorgen zu machen daß unser Anreiseproviant nicht reicht und wir noch bevor wir überhaupt unseren Trekkingstartpunkt erreichen, schon unseren Trekkingproviant anbrechen müssen, während Paul schon anfängt bei jedem vorbeikommenden Auto mit Pesos Scheine zu wedeln. Helfen tut das aber auch nicht.

                                                                                                                                                              Erst nach fünf Stunden hält endlich das erste Auto an, ein Pick-up, der uns alle vier hinten auf der offenen Ladefläche mitnimmt. Leider nur für 30 Kilometer bis ins nächste Kaff, Tres Lagos.
                                                                                                                                                              Hier gibt’s einen Lebensmittelladen, wo wir noch eine Kleinigkeit fürs Abendessen und morgen früh einkaufen.

                                                                                                                                                              Für heute ist es schon zu spät für die Weiterreise. Wir haben nur 130 Kilometer geschafft und 350 liegen noch vor uns.

                                                                                                                                                              Zusammen mit den beiden Russen schlagen wir hinter dem Dorf am Fluss unsere Zelte auf. Mit dem russischen Rubel als Währung, der in letzter Zeit drastisch an Wert verloren hat, ist Südamerika für die beiden ein teures Pfaster. Wann immer es möglich ist, meiden sie Hostels und campen fast überall wild.


                                                                                                                                                              unser Camp in Tres Lagos


                                                                                                                                                              mein Anreiseproviant

                                                                                                                                                              Am nächsten Morgen stehen wir rechtzeitig um 8 Uhr wieder an der Straße. Die beiden Russen schlafen noch. So stehen wir heute wenigstens in erster Reihe.
                                                                                                                                                              Schon von unserer Campstelle konnten wir die Straße überblicken, und Paul stellte fest, „von 6 Uhr bis jetzt habe ich noch kein einziges Auto gesehen!“

                                                                                                                                                              Am Straßenrand liegen Trampersteine, die mit Texten beschriftet sind. Die meisten auf spanisch, aber einer auch auf englisch. Der Beschrifter hat auf dem Stein alle Länder aufgezählt in denen er schon per Anhalter gereist ist,.....Nordamerika, Europa, Australien usw., aber noch nirgendwo musste er so lange warten wie hier.


                                                                                                                                                              Trampersteine an der Ruta N40

                                                                                                                                                              Kurz nach acht kommt das erste Fahrzeug des Tages vorbei. Danach fängt sogar eine richtige Rush Hour an. Alle 10 Minuten kommt ein Auto vorbei! Wir können nichtmal mehr in Ruhe frühstücken.

                                                                                                                                                              Nach einer halben Stunde fährt ein Auto langsam an uns vorbei und hält 30 Meter weiter an. Ich wunder mich noch wieso er überhaupt anhält. Weiße PKWs mit getönten Scheiben halten normalerweise nie an. Zwei Typen sitzen vorne drin und die Rückbank ist voll mit Gepäck. Wir beide mit unseren riesigen Rucksäcken hätten da niemals mehr mit reingepasst. Also was wollen sie?
                                                                                                                                                              Lustlos stehe ich von meiner Frühstückspause auf um mal zu schauen.
                                                                                                                                                              Es sind zwei Berliner im Mietwagen. Sie wollen uns tatsächlich mitnehmen. Es dauert zehn Minuten bis sie ihr ganzes Gepäck von der Rückbank runter in den Kofferraum oder hinten auf der Ablage verstaut haben. Ich weiss nicht wie, aber irgendwie schafften wir es uns mit den großen Rucksäcken auch noch mit ins Auto reinzuquetschen.

                                                                                                                                                              Die beiden wollen ganz hoch nach Bariloche. Was für ein Glück, so können wir 300 km mitfahren, bis kurz vor unserem Trekkingstartpunkt.


                                                                                                                                                              per Anhalter geht´s auf der N40 nach Norden (Pauls Foto)

                                                                                                                                                              Die ersten 120 km von Tres Lagos sind holperige Schotterpiste, an der aber kräftig gebaut wird (es ist also nur noch eine Frage der Zeit bis auch dieser Abschnitt asphaltiert ist). Als danach wieder der Asphalt-Highway beginnt, atmen die beiden auf und der Fahrer tritt voll aufs Gaspedal. Mit teilweise 160 Stundenkilometer jagen sie die N40 entlang und überholen sogar vor Kurven. Sie haben es sehr eilig und müssen bis morgen in Bariloche sein um ihr Mietauto wieder abzugeben.
                                                                                                                                                              Mir ist teilweise echt mulmig während der Fahrt, aber so kommen wir wenigstens sehr schnell unserem Ziel näher. Die Fahrt führt durch absolute Einsamkeit, stundenlang nur durch menschenleere Pampa.

                                                                                                                                                              Auf meiner ersten Patagonienreise war die gesamte 600 km lange Strecke von der Stadt Perito Moreno bis El Chaltén noch staubige Schotterpiste. Damals war die N40 noch eine Attraktion, heute dagegen nur noch eine normale Hauptstraße, also nichts besonderes mehr.

                                                                                                                                                              Ich muss aufpassen daß ich die Abzweigung auf die unscheinbare Nebenpiste zur Estancia Tucu Tucu nicht verpasse, an der wir aussteigen müssen.
                                                                                                                                                              Nach fast vier Stunden Fahrt kommen wir da an und die beiden setzen uns Mitten in der Einsamkeit ab.


                                                                                                                                                              an der Abzweigung zur Estancia Tucu Tucu setzen sie uns in der Einsamkeit ab (Pauls Foto)

                                                                                                                                                              Bis zu unserem Trekkingstartpunkt sind es aber noch 40 Kilometer entlang dieser kaum befahrenen Nebenpiste. Auf der einen Seite sollten wir nicht unbedingt damit rechnen daß uns hier noch jemand mitnimmt aber auf der anderen Seite hatte ich auch keine Lust mit mega schwerem Rucksack diese langweilige Piste entlangzuwandern.
                                                                                                                                                              Wir wandern daher nur paar Kilometer und machten es uns dann am Pistenrand gemütlich, in der Hoffnung daß heute noch ein Auto vorbeikommt.


                                                                                                                                                              es sind noch 40 Kilometer entlang dieser kaum befahrenen Piste zu unserem Trekkingstartpunkt


                                                                                                                                                              warten auf eine Mitfahrgelegenheit

                                                                                                                                                              Und tatsächlich, nach über drei Stunden kommt das einzigste Fahrzeug des Tages vorbei, ein großer Viehtransporter. Wir dürfen hinten auf die Ladefläche klettern und werden für 30 Kilometer mitgenommen, bis zur Abzweigung zu einer Estancia, wo er reinbiegen muss.


                                                                                                                                                              auf der Ladefläche des Viehtransporters

                                                                                                                                                              Dann folgen wir noch weitere zwei Kilometer die Piste bis zur Brücke über den Rio Lista, wo unser Trek starten soll.


                                                                                                                                                              Trekkingstartpunkt an der Brücke über den Rio Lista (Pauls Foto = mit Selbstauslöser)

                                                                                                                                                              der Trekkingverlauf

                                                                                                                                                              1.Tag:

                                                                                                                                                              Es ist schon viertel nach fünf als wir die Brücke erreichen und wir wandern auch gleich los. Die Piste verläuft zwar noch weiter talaufwärts, aber wir verlassen sie und wandern weglos am Fluss entlang durch eine weite offene Pampalandschaft.

                                                                                                                                                              Dreihundert Meter links von uns liegt die Estancia Los Faldeos. Also wird dieses Land hier wahrscheinlich auch mit zum Besitz der Estancia gehören. Wir können dort zwar keine Leute erkennen, aber falls da welche sein sollten und die hierher schauen, werden sie uns sehen.
                                                                                                                                                              Ich wüsste zwar nicht was sie dagegen haben sollten wenn wir über ihr Land wandern, aber man weiss ja nie. Mir ist daher sehr daran gelegen möglichst schnell aus der Sichtweite dieser Estancia zu gelangen.

                                                                                                                                                              Nach fünfeinhalb Kilometern schlagen wir im Flussbett unser Camp auf.


                                                                                                                                                              durch weite Pampa folgen wir den Rio Lista


                                                                                                                                                              Camp 1 (687 m) (Pauls Foto)


                                                                                                                                                              Blick vom Camp. Im Hintergrund die Sierra de las Vacas, unser Ziel für morgen

                                                                                                                                                              Als es schon dämmert sehe ich in der Ferne ein Auto, das sehr langsam die Piste entlangfährt und dann genau auf unserer Höhe (etwa paarhundert Meter entfernt) plötzlich anhält.

                                                                                                                                                              Ich scherze zu Paul, „das ist bestimmt der Estancienbesitzer, der uns vorhin wahrscheinlich doch gesehen hat. Und wenn der sich nun die Mühe macht uns extra mit dem Auto suchen kommt, dann riecht es nach Ärger!“
                                                                                                                                                              Zum Glück stehen unsere Zelte direkt unterhalb einer kleinen Flussböschung so daß sie von der Piste aus nicht zu sehen sind.
                                                                                                                                                              Der Fahrer scheint da eine Weile durch die Gegend zu schauen und als das Auto sich paar Minuten später wieder in Bewegung setzt, biegt es von der Piste runter und kommt direkt auf uns zugefahren!
                                                                                                                                                              Wir hören das Auto näherkommen und 50 m von uns entfernt stoppt das Motorengeräusch. Wir trauen uns nicht über den Böschungsrand zu schauen. Aber wenn der Fahrer uns sehen will, muss er schon aus dem Auto aussteigen und etwas näher kommen.

                                                                                                                                                              Zwei Minuten später fährt das Auto sehr langsam weiter auf der kleinen Nebenfahrspur, die zur Estancia Kate Tony führt, und hält zwischendurch immer mal wieder kurz an. Dann verschwindet es endlich aus der Sicht. Puh!

                                                                                                                                                              Zwanzig Minuten später (im Dunkeln) kommt das Auto zurück. Diesmal fährt es im normalem Tempo (ohne zwischendurch anzuhalten) zurück Richtung Estancia Los Faldeos.

                                                                                                                                                              Ob es wirklich der Estancienbesitzer auf der Suche nach uns war, oder jemand anderes, der nach was ganz anderem geschaut hat, wissen wir nicht. Auf jeden Fall sind wir froh daß unsere Zelte an der einzigsten Stelle weit und breit stehen, die man nirgendwo von der Piste aus sehen kann.

                                                                                                                                                              Morgen beginnt unser Trek dann richtig und wir kommen endgültig in die unerschlossene Wildnis.......


                                                                                                                                                              Blick vom Camp (Pauls Foto)


                                                                                                                                                              (Pauls Foto)

                                                                                                                                                              Zuletzt geändert von berniehh; 10.07.2016, 17:56.
                                                                                                                                                              www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                Erfahren
                                                                                                                                                                • 22.09.2015
                                                                                                                                                                • 426
                                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                                #80
                                                                                                                                                                AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                ...diese Großgrundbesitzer, eine Plage
                                                                                                                                                                Look deep into nature and you will understand everything better (A. Einstein)

                                                                                                                                                                Kommentar


                                                                                                                                                                • berniehh
                                                                                                                                                                  Alter Hase
                                                                                                                                                                  • 31.01.2011
                                                                                                                                                                  • 2622
                                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                                  #81
                                                                                                                                                                  AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                  Durchs San Lorenzo Massiv und Umgebung

                                                                                                                                                                  Teil 2 – Sierra de las Vacas (1)


                                                                                                                                                                  2.Tag:
                                                                                                                                                                  Von unserem Camp wandern wir zunächst noch weiter am Rio Lista entlang, der sich jetzt nach Norden kurvt. Nach zwei Kilometern füllen wir unsere Wasserflaschen auf und verlassen den Fluss.
                                                                                                                                                                  Kurz darauf queren wir die schmale Fahrspur zur Estancia Kate Tony. Dies ist nun endgültig die letzte Pistenquerung bis kurz vor dem Trekende.


                                                                                                                                                                  am Rio Lista füllen wir nochmal unsere Wasserflaschen auf

                                                                                                                                                                  Ab hier gibt es für den Rest des Tages nicht mehr viel zu schreiben. Wir wandern durch trockene Pampa weglos nach Nordwesten. Durch kleine hügelige Täler und sanfte Bergrücken kommen wir nach etlichen Kilometern auf ein karges Hochland vor der schneebedeckten Gebirgskette der Sierra de las Vacas. Dieses in über 1000 Metern Höhe gelegene Hochplateau ist von kleinen hügeligen Tälern zerschnitten. Für die nächsten vier Tage werden wir nun nicht mehr unterhalb der 1000er Höhenmarke kommen.

                                                                                                                                                                  Schließlich folgen wir ein karges gerölliges Bachtal abwärts. Kurz vor der Einmündung in den Rio Papá schlagen wir auf einer kleinen grünen Grasfläche unser Camp auf. Fast 25 Kilometer haben wir heute geschafft.


                                                                                                                                                                  weglos durch trockene Pampa


                                                                                                                                                                  Gürteltier


                                                                                                                                                                  (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                  (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                  über ein karges Hochland (1140 m) wandern wir auf die Sierra de las Vacas zu


                                                                                                                                                                  Camp 2 (1044 m) kurz vor der Einmündung in den Rio Papá


                                                                                                                                                                  Blick von unserem Camp talabwärts

                                                                                                                                                                  3.Tag:
                                                                                                                                                                  Wir wandern Richtung Westen weiter das Wüstental des Rio Papá aufwärts. Nach vier Kilometer verlassen wir den Fluss und steigen rechts auf einen steilen Bergrücken aus dem Tal raus. Diese überaus krasse Landschaft beeindruckt uns, mit den kargen vegatationslosen Schotterhügeln in hellen Wüstenfarben und später in diverse unterschiedliche Farbtöne, fast wie auf Island.

                                                                                                                                                                  Wir kommen auf einen flachen Bergkamm in 1460 m Höhe. Vor uns erhebt sich die schneebedeckte Sierra de las Vacas mit dem vergletscherten Pico de las Vacas. Eine Hammer Gegend ist dies!


                                                                                                                                                                  wir folgen den Rio Papá aufwärts


                                                                                                                                                                  Rio Papá (Pauls Foto)




                                                                                                                                                                  wir verlassen den Rio Papá und steigen die Hügel hoch


                                                                                                                                                                  Blick zurück den Rio Papá abwärts


                                                                                                                                                                  unten fließt er Rio Papá






                                                                                                                                                                  (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                  Pico de las Vacas







                                                                                                                                                                  Wir folgen für fünf Kilometer den flachen Kamm nach Norden, immer am Fuße der Gebirgskette entlang, dann runter auf einen kleinen Pass (1420 m) und weiter für 200 Höhenmeter steil runter in ein gerölliges Flusstal. Dort mache ich nach 5h30 erstmal Mittagspause. Paul habe ich hier verloren. Er war schonmal vorgegangen und wollte weiter unten auf mich warten. Unten am Fluss kann ich ihn aber nirgends finden. Als ich mit meiner Mittagspause fertig bin kommt er den Hang runtergestiegen. Er hatte auf halber Höhe gewartet und als ich an ihm vorbeigezogen bin haben wir uns nicht gesehen.


                                                                                                                                                                  für fünf Kilometer folgen wir den weiten Bergrücken am Fuße der Sierra de las Vacas entlang (1460 m) (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                  (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                  (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                  Abstieg in ein namenloses Flusstal






                                                                                                                                                                  am Fluss mache ich Mittagspause (1221 m)

                                                                                                                                                                  Für ein kurzes Stück wandern wir das Tal abwärts, dann nach Norden über einen weiteren kleinen Pass (1305 m) ins nächste Tal rein. Dies ist der Oberlauf des Rio Las Conchas. Zwei bis drei Kilometer weiter kurvt sich das Tal nach Osten in eine Schlucht rein. Kurz davor schlagen wir auf einer kleinen Grasfläche unser Camp auf und genießen die letzten Sonnenstrahlen des Spätnachmittages. Ein absolut grandioser Tag war heute! Von hier wollen wir morgen weiter nach Norden über den nächsten kleinen Sattel zum Rio Carbón.


                                                                                                                                                                  Überquerung des nächsten kleinen Passes (1305 m)


                                                                                                                                                                  Auf der anderen Seite steigen wir ab zum Oberlauf des Rio Las Conchas


                                                                                                                                                                  die Brühe muss gefurtet werden


                                                                                                                                                                  wir wandern talabwärts (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                  der Rio Las Conchas kurz vor unserem Camp


                                                                                                                                                                  Camp 3 (1155 m) am Rio Las Conchas


                                                                                                                                                                  Landschaft beim Camp


                                                                                                                                                                  (Pauls Foto)
                                                                                                                                                                  Zuletzt geändert von berniehh; 11.07.2016, 22:08.
                                                                                                                                                                  www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                    • 31.01.2011
                                                                                                                                                                    • 2622
                                                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                                                    #82
                                                                                                                                                                    AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

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                                                                                                                                                                    Teil 3 – Sierra de las Vacas (2)


                                                                                                                                                                    4.Tag:
                                                                                                                                                                    Die Landschaft ändert sich langsam: Von einer kargen Geröllwüste kommen wir mehr und mehr in grüne Grastäler. Oberhalb der Täler, auf den Sätteln und Kämmen, dominiert aber weiterhin die Wüste. Die Landschaft ist beeindruckend, offen und weitläufig.

                                                                                                                                                                    Wir wandern Richtung Norden über zwei kleine Sättel, dazwischen durch eine grüne Talsenke. An der Erdoberfläche liegt haufenweise Steinkohle rum.








                                                                                                                                                                    Sierra de las Vacas




                                                                                                                                                                    hier liegt überall Steinkohle herum (Pauls Foto)

                                                                                                                                                                    Hinter dem zweiten Sattel steigen wir runter ins Tal des Rio Carbon. Wir wandern talaufwärts und bald muss der Fluss gefurtet werden.


                                                                                                                                                                    Abstieg ins Tal des Rio Carbon


                                                                                                                                                                    Pauls Foto


                                                                                                                                                                    Rio Carbon (1060 m)


                                                                                                                                                                    im Tal des Rio Carbon


                                                                                                                                                                    Furtung des Rio Carbon



                                                                                                                                                                    Am Oberlauf verzweigt sich der Rio Carbon in mehrere schluchtige Bacharme. Einen davon folgen wir aufwärts, um am Ende über einen Pass zum Oberlauf des Rio Lista zu gelangen. Das Gelände ist unübersichtlich und die Orientierung nicht so einfach, weil meine Kartenausdrucke einen viel zu großen Maßstab haben, auf dem die kleinen Bacharme gar nicht mit drauf sind. Erst in vier Tagen (ab dem Perito Moreno Nationalpark) werden wir in ein Gebiet kommen ab dem ich mir die Karten im kleineren und besseren Maßstab ausgedruckt habe.


                                                                                                                                                                    schluchtiger Oberlauf des Rio Carbon (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                    diesen Seitenarm wandern wir hoch


                                                                                                                                                                    gemütliche Mittagspause in der Sonne


                                                                                                                                                                    und weiter geht´s




                                                                                                                                                                    Blick zurück (Pauls Foto)



                                                                                                                                                                    Wir steigen den steilen Geröllhang hoch zum vermeintlichen Pass. Als wir oben ankommen entdecke ich daß dies der falsche Pass ist. Es ist jedenfalls nicht der, über den wir eigentlich wollten. Egal, wir bleiben trotzdem oben und wandern Richtung Norden auf 1500 m Höhe den sanften Kamm entlang und steigen nach fünf bis sechs Kilometer steil runter zu unseren ursprünglich geplanten Pass.
                                                                                                                                                                    Diese Route war zwar etwas weiter und anstrengender, dafür aber eine grandiose Panoramaroute und wir sind am Ende sehr froh über diesen eigentlich ungewollten Umweg.


                                                                                                                                                                    super Aussicht vom Kamm


                                                                                                                                                                    auf der anderen Seite blickt man runter zu einem namenlosen See


                                                                                                                                                                    sanfte Kammwanderung auf 1500 m Höhe


                                                                                                                                                                    Sierra de las Vacas



                                                                                                                                                                    Vom besagten Pass steigen wir steil runter ins hintere Talende des Rio Lista und wandern noch drei bis vier Kilometer talabwärts bis wir unser Camp aufschlagen.
                                                                                                                                                                    Paul hat von heute morgen noch etwas Steinkohle mitgeschleppt, die er nun anzündet. Das Zeug brennt gut, stinkt dabei aber wie Sau.


                                                                                                                                                                    hier steigen wir runter zum oberen Talende des Rio Lista


                                                                                                                                                                    Blick durch das weite Durchbruchstal zum Rio Codorniz (unsere Route für morgen) (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                    oberer Rio Lista - nach paar Kilometern fängt der dichte Busch an, ab hier steht uns etwas Geplackere bevor (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                    kurz darauf flacher grasiger Talboden


                                                                                                                                                                    Rio Lista


                                                                                                                                                                    Camp 4 (1041 m) am Oberlauf des Rio Lista

                                                                                                                                                                    5.Tag:
                                                                                                                                                                    Heute wird ein leichter wegloser Wandertag, nur durch weite offene Täler mit zwei niedrige Pässe, aber ohne viel Höhenmeter.

                                                                                                                                                                    Um 9:20 brechen wir auf, verlassen den Rio Lista und wandern Richtung Nordwesten durch ein flaches Durchbruchstal zum Rio Codorniz.
                                                                                                                                                                    Gleich am Anfang kommen wir zu einem attraktiven See, der von hohe Fels- und Geröllberge beflankt wird. Dies ist eine sehr coole Gegend!
                                                                                                                                                                    Wolken ziehen über die Berge und es ist windig. Das gute Wetter der vergangenen Tage scheint erstmal vorbei zu sein.






                                                                                                                                                                    wir erreichen den attraktiven Bergsee (1040 m)


                                                                                                                                                                    im Hintergrund die Sierra de las Vacas





                                                                                                                                                                    Es geht links am See vorbei, dann kilometerweit durch ein weites offenes Grastal, der Übergang zum Rio Codorniz.
                                                                                                                                                                    Nach 6 bis 7 Kilometer gabelt sich das Tal. Nach rechts (Norden) fließt der Rio Codorniz abwärts zum Lago Burmeister und nach links (Süden) führt ein ebenso weiter und offener Talzweig aufwärts. Wir wollen zum Lago Nansen, ein großer See, der hinter der schneebedeckten Bergkette im Westen liegt. Aber erstmal machen wir am Fluss Mittagspause.


                                                                                                                                                                    weites offenes Tal am oberen Rio Codorniz






                                                                                                                                                                    Rio Codorniz






                                                                                                                                                                    Mittagspause bei der Talgabelung (1000 m)

                                                                                                                                                                    Nach der Mittagspause wandern wir Richtung Süden den Talzweig aufwärts. An dessen Ende queren wir über einen flachen weiten Pass, der die kontinentale Wasserscheide bildet. Wir sind jetzt auf der Westseite der Sierra de las Vacas.












                                                                                                                                                                    auf der sanften Passhöhe der Continentalen Wasserscheide (1200 m)

                                                                                                                                                                    Der kleine Bach auf der anderen Passseite fließt nach Westen durch ein schuchtiges Durchbruchstal zum Rio Carrera, kurz unterhalb des Lago Nansen Seeausflusses. Das wäre eigentlich der kürzeste Weg für uns, aber diese Route können wir uns aus dem Kopf schlagen. Wir wollen die Westseite des Lago Nansen entlangwandern und um dort hinzukommen müsste der Rio Carrera gefurtet werden, was absolut unmöglich ist.

                                                                                                                                                                    Der Rio Carrera fließt vom Seeausfluss durch eine über 12 km lange Schlucht abwärts. An dessen Ausgang überspannt mitten im Nirgendwo eine Hängebrücke den Fluss (ohne Pfadanschluss), dessen Koordinaten ich in meinem GPS eingespeichert habe. Dort müssen wir hin, also ein ziemlicher Umweg!
                                                                                                                                                                    Paul möchte am liebsten schon direkt hier runtersteigen: „vielleicht ist der Fluss ja doch furtbar
                                                                                                                                                                    Ich bin nicht überzeugt davon: „vergiss es,.......das Wasser kommt vom Monte San Lorenzo! Wenn wir da jetzt runtersteigen, werden wir in einer Sackgasse enden! Der einzigste Weg führt über die Brücke!“

                                                                                                                                                                    Und so marschieren wir weiter nach Süden, über einen weiteren flachen Sattel und runter zum Lago Bello, wo wir nach insgesamt 24 Kilometern in den ersten alpinen Buschabschnitten unser Camp aufschlagen.


                                                                                                                                                                    weitläufige Berglandschaft hinter dem ersten Pass


                                                                                                                                                                    kleiner See auf dem zweiten sanften Pass (1200 m)


                                                                                                                                                                    Lago Bello (1070 m)


                                                                                                                                                                    Camp 5 am Lago Bello
                                                                                                                                                                    Zuletzt geändert von berniehh; 16.07.2016, 14:51.
                                                                                                                                                                    www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                      Erfahren
                                                                                                                                                                      • 28.03.2013
                                                                                                                                                                      • 373
                                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                                      AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                      Fantastisch!!! Eine mir völlig unbekannte Gegend, aber scheinbar grandios zum Trekken geeignet!!

                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                        Lebt im Forum
                                                                                                                                                                        • 22.08.2008
                                                                                                                                                                        • 9027
                                                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                                                        AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                        Klasse! Du zeigst uns immer wieder unbekannte Gegenden.
                                                                                                                                                                        Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                          Alter Hase
                                                                                                                                                                          • 31.01.2011
                                                                                                                                                                          • 2622
                                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                                          AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                          danke an Euch für die Kommentare

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                                                                                                                                                                          aber scheinbar grandios zum Trekken geeignet!!
                                                                                                                                                                          auf jeden Fall
                                                                                                                                                                          www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                            Alter Hase
                                                                                                                                                                            • 31.01.2011
                                                                                                                                                                            • 2622
                                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                                            AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                            Durchs San Lorenzo Massiv und Umgebung

                                                                                                                                                                            Teil 4 – zum Lago Nansen

                                                                                                                                                                            6.Tag:
                                                                                                                                                                            Es ist windig und fängt an zu regnen. Wir bleiben erstmal im Zelt liegen. Erst am Nachmittag hört der Regen auf und um 15:30 wandern wir endlich los.

                                                                                                                                                                            Über alpine Moos- und Graspolster geht es links am Lago Bello vorbei bis fast zum Seeausfluss. Dann über einen Hügelrücken runter in ein von steilen Böschungshängen eingeschlossenes Bachtal.


                                                                                                                                                                            Lago Bello (1070 m)


                                                                                                                                                                            kurze Pause im starken Wind


                                                                                                                                                                            schluchtiger Bachlauf kurz hinter dem Lago Bello

                                                                                                                                                                            Nun wandern wir kilometerweit durch hügeliges Gelände aus Südbuchenwäldern, gemischt mit flache offene Moorsenken. Es geht dabei stetig leicht bergab. Das erste Mal seit vier Tagen kommen wir wieder unterhalb der 1000 Meter Marke. Es ist eine attraktive Gegend, aber viele Stechfliegen machen uns hier das Leben schwer!

                                                                                                                                                                            Wir müssen über 10 Kilometer weglos durch diese weitläufige Waldlandschaft nach Südwesten wandern bis zur Hängebrücke, dann wieder im Bogen zurück nach Norden schwingen Richtung Lago Nansen.
                                                                                                                                                                            Die bis zu 200 m tiefe Flussschlucht des Rio Carrera liegt mal mehr und mal weniger nah von uns entfernt. Einmal kommen wir bis an die Abbruchkante ran, wo wir einen kurzen Blick in die Schlucht erhaschen können.

                                                                                                                                                                            Dieses Land gehört zu einer Estancia und wir finden Rinderspuren. Im flachen offenen Südbuchenwald schlagen wir neben einen kleinen Bach zwischen den Hügeln unser Camp auf. Laut GPS sind es noch 2,34 km Luftlinie bis zur Brücke.


                                                                                                                                                                            Südbuchenwälder gemischt mit Moorsenken und im Hintergrund die Sierra de las Vacas






                                                                                                                                                                            gelegentliche Schauer lassen Regenbogen entstehen


                                                                                                                                                                            Pauls Foto


                                                                                                                                                                            nur selten können wir einen Blick in die bis zu 200 m tiefe Flussschlucht des Rio Carrera erhaschen


                                                                                                                                                                            Camp 6 (530 m) schön windgeschützt im Wald

                                                                                                                                                                            7.Tag:
                                                                                                                                                                            Es ist immer noch sehr windig. Weil wir heute aber wieder fast den ganzen Tag im Wald sind, ist es uns relativ egal. Uns wird klar daß wir in den ersten Tagen durch die Sierra de las Vacas wahnsinniges Glück mit dem Wetter hatten. Wäre es dort so windig wie jetzt hier, wäre unsere Route wohl nicht so ohne weiteres machbar gewesen und wir hätten dann wahrscheinlich tiefere Alternativrouten wählen müssen

                                                                                                                                                                            Wir steigen noch über paar bewaldete Hügelrücken und nach zweieinhalb bis drei Kilometern erreichen wir den Rio Carrera, genau dort wo die Hängebrücke rüberführt.

                                                                                                                                                                            Es sieht aus daß diese Hängebrücke einer Estancia gehört, die ihr Vieh so auf die andere Flussseite bekommen. Aber es sieht auch aus daß hier schon länger niemand mehr gewesen ist. Es scheint auch keinen Pfad zu geben, der hierher führt. Außerdem sieht die Brücke zu eng aus für Rinder, höchstens Schafe kommen hier vielleicht rüber. Ich muss mein Zelt und Isomatte vom Rucksack schnallen und getrennt rübertragen, sonst passe ich da nicht durch.

                                                                                                                                                                            Gut daß diese Brücke existiert. Der Fluss wäre absolut unfurtbar. Auch weiter abwärts, wo sich eine riesige flache Flusssenke ausbreitet, sieht er unfurtbar aus.


                                                                                                                                                                            Abstieg zum Rio Carrera. Nur zwei Kilometer hinter dem Fluss liegt die grüne Grenze zu Chile. Die Berge im Hintergrund gehören schon zu Chile (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                            die Hängebrücke über den Rio Carrera




                                                                                                                                                                            (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                            Rio Carrera (470 m)

                                                                                                                                                                            Auf der anderen Seite geht es weiter für zwei Kilometer durch hügeliges Weideland mit hier und da erkennbare Viehpfade. Es ist ein altes Brandrohdungsgebiet mit lichten Baum- und Buschbewuchs.
                                                                                                                                                                            Wir wandern Richtung Norden und sind hier nur zwei Kilometer von der chilenischen Grenze entfernt.


                                                                                                                                                                            altes Brandrohdungsgebiet

                                                                                                                                                                            Dann endet das Weideland und wir kommen in die unzerstörte weglose Wildnis aus Südbuchenwäldern mit vereinzelte Moorlichtungen.
                                                                                                                                                                            Links liegen die sanften schneebedeckten Berge der Cord. De la Conception und rechts, paarhundert Meter entfernt, das schluchtige Flusstal des Rio Carrera. Kilometerweit geht es durch hügeliges Gelände zwischen 900 und 1000 m Höhe, wobei eine tief eingeschnittene Bachschlucht durchstiegen werden muss und mehrere kleine Bachrinnen.
                                                                                                                                                                            Es ist eine sehr schöne Gegend und das weglose Wandern relativ problemlos.


                                                                                                                                                                            ab nun wieder in der unzerstörten weglosen Wildnis








                                                                                                                                                                            tiefer Blick in die Flussschlucht des Rio Carrera. Dort unten sieht man eine winzige Ecke vom Fluss.




                                                                                                                                                                            steile Bachrinnen bedeuten meistens Geplackere


                                                                                                                                                                            Camp 7 (880 m) (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                            ich schreibe mein Tagebuch (Pauls Foto)

                                                                                                                                                                            8.Tag:
                                                                                                                                                                            Es geht weiter nach Norden, wieder den ganzen Tag durch Wald. Es ist größtenteils ein sehr schöner Südbuchenurwald.
                                                                                                                                                                            Laut Karte wandern wir nun in den Perito Moreno Nationalpark rein. Schilder stehen hier aber natürlich keine. Der Wald ist im großen und ganzen weglos relativ gut bewanderbar. Ab und zu gibt’s mal plackerige Abschnitte mit dichtem Unterholz. Im großen und ganzen habe ich das Gefühl, je weiter nach Norden wir kommen, desto nerviger wird der Busch.

                                                                                                                                                                            Nach einer Stunde taucht rechts unten das Südende des Lago Nansen auf. Dieser See ist 28 bis 29 Kilometer lang und kurvt sich wie ein enger Fjord durch die vergletscherte Gebirgswildnis des Perito Moreno Nationalpark.


                                                                                                                                                                            erster Blick auf den Lago Nansen

                                                                                                                                                                            Wir traversieren schräg den bewaldeten Hang runter zum See und folgen nun das Ufer Richtung Norden. Bei einer flachen Bachmündungssenke machen wir Mittagspause.
                                                                                                                                                                            Die Stechfliegenplage ist mittlerweile fast unerträglich geworden, ähnlich wie die Mückenplage in Lappland. Sowas habe ich in Patagonien zuvor noch nie erlebt und auch überhaupt nicht damit gerechnet! Deshalb hatten wir natürlich auch kein Mückenmittel mit!
                                                                                                                                                                            Beim Provianteinkauf in El Chaltén hatte ich das Mückenmittel sogar noch in der Hand und frage Paul, „sollen wir das kaufen und mitnehmen?“
                                                                                                                                                                            Wir entscheiden beide, „nein, das brauchen wir nicht.“
                                                                                                                                                                            Das war ein großer Fehler,........wir hätten es auf diesem Trek sehr dringend gebraucht!!

                                                                                                                                                                            Wir folgen das Seeufer heute noch für etwa 10 Kilometer. Es geht dabei ständig rauf und runter durch dichte verwunschene Wälder über etliche Hügelrücken, mehr oder weniger weit oberhalb des Ufers. Direkt am Ufer kann man hier nur an wenigen Stellen wandern.

                                                                                                                                                                            Gegen halb sechs schlagen wir im dichten Busch am Ufer unsere Zelte auf. Dies ist zwar nicht die idealste Campstelle, aber in den letzten paar Stunden hatten wir auch keine besseren gefunden.


                                                                                                                                                                            weglos durch Wald


                                                                                                                                                                            Lago Nansen (800 m)


                                                                                                                                                                            der See ist groß und man sieht immer nur einen kleinen Teil davon


                                                                                                                                                                            am Seeufer




                                                                                                                                                                            Blick nach Norden = unsere Wanderrichtung


                                                                                                                                                                            (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                            Lago Nansen


                                                                                                                                                                            Stechfliegenplage






                                                                                                                                                                            Camp 8 (800 m)


                                                                                                                                                                            Blick vom Camp über den Lago Nansen
                                                                                                                                                                            Zuletzt geändert von berniehh; 18.07.2016, 22:04.
                                                                                                                                                                            www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                              Alter Hase
                                                                                                                                                                              • 31.01.2011
                                                                                                                                                                              • 2622
                                                                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                                                                              #87
                                                                                                                                                                              AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                              Durchs San Lorenzo Massiv und Umgebung

                                                                                                                                                                              Teil 5 - die Lago Nansen Westseite

                                                                                                                                                                              9.Tag:
                                                                                                                                                                              Die nächsten zwei Tage folgen wir das Westufer des Lago Nansen durch den abgelegenen Teil des Perito Moreno Nationalparks. Und am Ende des Sees wollen wir mal für einen Tag die grüne Grenze rüber nach Chile queren.

                                                                                                                                                                              Der Lago Nansen ist ziemlich groß, ungefähr halb so lang wie der Bodensee, aber keine einzigen Wege führen dorthin. Der gesamte See, sowie der größte Teil des restlichen Nationalparks ist für die Öffentlichkeit gesperrt. Offiziell dürfen da nur Forscher rein. Trekking ist verboten.

                                                                                                                                                                              .....................................................................

                                                                                                                                                                              Anmerkung: Die Infos, die man im Netz über den Perito Moreno Nationalpark findet, handeln nur von den offiziellen Campingplätzen im kleineren Ostteil des Parks (die alle einen Pistenanschluss haben) und von den Tageswanderungen, die man in diesem Teil des Parks gnädigerweise noch machen darf (aber meist auch nur entlang der Fahrpisten).
                                                                                                                                                                              Kaum zu glauben, sie wollen tatsächlich erreichen daß die Besucherzahl des Parks noch steigt. Allerdings nur die Zahl der Campingtouristen, die mit dem Auto reisen. Trekker sind dort unerwünscht.


                                                                                                                                                                              ......................................................................

                                                                                                                                                                              Wir wandern weiter durch dichten Südbuchenurwald das Seeufer entlang, meistens relativ nah am Wasser. Der Vorwärtskommen ist recht nervig, der Waldboden sehr gestrüppig und voll mit Unterholz. Nur an wenigen Stellen können wir den schmalen Steinstrand folgen, was mal für ein kurzes Stück leichtes Vorwärtskommen beschert.


                                                                                                                                                                              wir folgen weiter weglos das Seeufer


                                                                                                                                                                              nur an wenigen Stellen bescheren schmale Steinstrände mal ein gutes Vorwärtskommen

                                                                                                                                                                              Nach 3h30 erreichen wir den Beginn der flachen Halbinsel, die ein ganzes Stück in den See reinreicht und den Süd vom Nordteil des Lago Nansen trennt. Die nächsten viereinhalb Kilometer ist easy going entlang flacher Geröllstrände um die Halbinsel herum. Die Landschaft ist traumhaft schön mit der türkisen Wasserfarbe und den Stränden. Endlich mal normales Wandern mit gutem Vorwärtskommen. Hier wären auch super Campstellen, aber leider ist es noch zu früh für Feierabend.


                                                                                                                                                                              hier erreichen wir den Beginn der Halbinsel


                                                                                                                                                                              Cord. de la Concepción




                                                                                                                                                                              im Hintergrund die vergletscherte Cord. de la Concepción


                                                                                                                                                                              Mittagspause am Gletscherfluss


                                                                                                                                                                              leichtes Wandern auf flache Geröllstrände


                                                                                                                                                                              Bootswrack am Strand (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                              Lago Nansen


                                                                                                                                                                              schöne Bucht



                                                                                                                                                                              Am Ende der Halbinsel wird das Gelände wieder schwieriger. Zunächst versperrt ein steiles Felsufer den Weiterweg, wo wir mühsam rüberklettern müssen. Dann geht’s über sanfte Waldrücken, gemischt mit leicht bewanderbare Geröllstrände. Wir sind nun im nördlichen Teil des Lago Nansen und biegen kurz darauf in den nordwestlichen Seearm rein.


                                                                                                                                                                              Buschgeplackere durch dichten Wald


                                                                                                                                                                              Blick zurück über die Halbinsel


                                                                                                                                                                              weglos wandern wir weiter durch Wald am Ufer entlang. Dort vorne verzweigt sich der Lago Nansen in zwei Arme: Nach rechts führt der nördliche Seearm hoch und nach links der Nordwestliche (=unsere Route)


                                                                                                                                                                              Lago Nansen


                                                                                                                                                                              (Pauls Foto)




                                                                                                                                                                              die nächste kleine Bucht (Pauls Foto)




                                                                                                                                                                              Camp 9 (800 m) (Pauls Foto)

                                                                                                                                                                              Zwei bis drei Kilometer weiter schlagen wir kurz nach der Furtung eines Gletscherflusses oberhalb der Seeböschung unser Camp auf. Dies ist die letzte mögliche Campstelle, bevor ein steiler Hang bis zum Ufer abfällt. Wir sehen daß es schwierig werden wird, da vorbeizukommen. Das wird wohl die Schlüsselstelle am Lago Nansen werden.

                                                                                                                                                                              Der Abend am Camp wird uns durch die unglaubliche Stechfliegenplage ganz gewaltig vermiest! Weil wir dummerweise kein Mückenmittel mitgenommen haben packen wir uns komplett in Klamotten ein und ich trage auch den ganzen Tag meine Sturmhaube. Sonst hält man es kaum aus!

                                                                                                                                                                              10.Tag:

                                                                                                                                                                              Heute wird ein harter Tag, der deutlich härteste bis jetzt auf dieser Tour.
                                                                                                                                                                              Die erste Hürde ist der anderthalb Kilometer lange Steilhang, der kurz hinter unserem Camp beginnt und bis zum Seeufer abfällt. Im auf und ab steigen wir über felsige Bergrücken (mit paar Kletterstellen) ein ganzes Stückchen oberhalb des Ufers diesen nordwestlichen Seearm entlang. Nicht nur der Hang ist steil sondern auch der Wald deutlich schwieriger und Unterholzbewachsener wie gestern. Das Vorwärtskommen ist sehr langsam.


                                                                                                                                                                              Blick zurück nachdem wir den ersten Steilhang passiert haben (Pauls Foto)



                                                                                                                                                                              Erst nach anderthalb Stunden erreichen wir bei einer kleinen Gletscherfluss-Einmündung das vermeintliche Ende des Steilhanges. Aber Pustekuchen,.....gleich danach fängt auch schon der nächste Steilhang an (was man vorher noch nicht einsehen konnte) und dieser ist genauso hart und plackerig wie der erste.
                                                                                                                                                                              An dessen Ende steigen wir runter zum Ufer, wo uns paar kurze Geröllstrände ein leichtes Vorwärtskommen bescheren, bis zu einer kleinen Landzunge. (4h25 = 3,4 km Luftlinie vom Camp)


                                                                                                                                                                              Buschgeplackere am steilen Hang




                                                                                                                                                                              essbare Beeren findet man hier massenweise


                                                                                                                                                                              kurze Geröllstrände erleichtern das Vorwärtskommen

                                                                                                                                                                              Unsere Hoffnung war, daß sich diese leichten Geröllstrände hinter der Landzunge fortsetzen. Dies ist aber leider nicht der Fall. Gleich dahinter wird das Ufer wird wieder steil, felsig und sehr schwierig. Und das Unterholz mörderisch dicht. Da hilft nur noch eins: das Ufer endgültig verlassen und ein ganzes Stück nach oben steigen, dort dann um Bergrücken und schluchtige Bachgullies den Hang traversieren. Das Vorwärtskommen wird deutlich besser wie unten am Seeufer.


                                                                                                                                                                              kleine versteckte Buchten (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                              abenteuerliche Route


                                                                                                                                                                              Lago Nansen - wir verlassen das Ufer und steigen nach oben


                                                                                                                                                                              von weiter oben hat man einen schönen Rundblick


                                                                                                                                                                              Blick zurück


                                                                                                                                                                              weglos durch Wald

                                                                                                                                                                              Gegen Abend übersteigen wir einen felsigen Bergrücken (1150 m) und dahinter bietet sich uns ein phantastisches Panorama runter in das nördliche Ende dieses Seearms und auf den dahinter liegenden Lago del Volcán, was unsere Route für morgen werden soll. Dies ist wirklich eine sehr abgeschiedene Wildnis.
                                                                                                                                                                              Paar steile felsige Rinnen werden noch traversiert, bis wir auf einer flachen Bergrückenterasse im dichten Südbuchenwald eine super Campstelle finden. Das Wasserholen dauert aber eine Weile und gestaltet sich etwas kompliziert, weil wir dafür in eine tiefe Bachschlucht runterklettern müssen.

                                                                                                                                                                              In 8h50 haben wir heute nur 9 Kilometer geschafft, was aber kein Wunder ist bei dem Gelände.


                                                                                                                                                                              super Panorama - im Vordergrund das nordwestliche Ende des Lago Nansen und dahinter der Lago del Volcán (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                              hier wird es Zeit ein Camp zu finden


                                                                                                                                                                              Camp 10 (1040 m)

                                                                                                                                                                              11.Tag:
                                                                                                                                                                              Der dichte bewaldete Steilhang unten am Ufer des Lago del Volcán sieht recht übel aus. Wir entscheiden uns daher oben zu bleiben und erst am oberen Ende des Lago del Volcán abzusteigen.
                                                                                                                                                                              Eine tiefe bewaldete Bachschlucht versperrt uns den Weg, die wir oben umgehen müssen. Daher steigen wir zunächst durch alpinen Busch weiter den Bergrücken hoch bis ins obere Ende dieses Bachtales, kurz vor einer Passhöhe, die rüber nach Chile führt. Im näheren Umkreis dieses Passes finden wir Spuren von Rindern, die von Chile aus illegal über die Grenze rüber nach Argentinien gekommen sein müssen.


                                                                                                                                                                              Blick von unserem Camp am Morgen


                                                                                                                                                                              Lago Nansen


                                                                                                                                                                              vorne der Lago Nansen, hinten der Lago del Volcán (Pauls Foto)



                                                                                                                                                                              Wir bleiben auf der argentinischen Seite und steigen hoch ins alpine Gelände oberhalb der Baumgrenze bis auf 1320 m Höhe. Das Gebiet sieht auf der Karte sanft und weitläufig aus und verspricht eigentlich ein gutes Vorwärtskommen. In Wirklichkeit ist das Gelände aber sehr zerfurcht, in dem man gar nicht schnell vorwärts kommt. Im ständigem rauf und runter traversieren wir über diverse Bergrücken, dann durch dichten alpinen Busch runter auf eine moorige Senke, wo wir nach 3h50 erstmal gemütlich in der Sonne Mittagspause machen.


                                                                                                                                                                              zerfurchtes alpines Gelände - im Hintergrund die vergletscherten Berge in Chile


                                                                                                                                                                              Granit und alpines Grasland


                                                                                                                                                                              es geht runter auf eine moorige Senke

                                                                                                                                                                              Nach der Mittagspause geht’s weiter über verbuschte Bergrücken an ein oder zwei kleine Seen vorbei, dann den sehr steilen Waldhang runter zum oberen Ende des Lago del Volcán. Bei der Routenfindung gehe ich konzentriert und vorsichtig vor, um zu verhindern daß wir uns in hier hoffnungslos festlaufen.

                                                                                                                                                                              Am Lago del Volcán machen wir nochmal eine gemütliche Pause in der Sonne. Hier wären zwar traumhafte Campstellen, aber leider ist es noch zu früh zum campen. Weil wir heute eh noch nicht so viel geschafft haben entscheiden wir uns für den Weitermarsch.


                                                                                                                                                                              kleiner See im dichten alpinen Busch


                                                                                                                                                                              hier geht´s steil runter zum oberen Ende des Lago del Volcán, im Hintergrund unser Pass nach Chile


                                                                                                                                                                              vorne der Lago del Volcán, hinten der Lago Nansen


                                                                                                                                                                              letzter Blick auf den Lago Nansen (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                              Lago del Volcán (800 m)


                                                                                                                                                                              Lago del Volcán

                                                                                                                                                                              Wir wandern zunächst den flachen dicht bewaldeten Talboden aufwärts, dann in ein nach Norden führendes Nebental rein. Kurz vor der Einmündung dieses Nebenbaches verlassen wir den Talboden und traversieren über Bergrücken die Hänge entlang in dieses Nebental rein, um die enge Bachschlucht unten zu meiden. Dieses Tal soll uns morgen über einen Pass rüber nach Chile führen.


                                                                                                                                                                              Kartenstudium im Wald (Pauls Foto)

                                                                                                                                                                              Im letzten Waldabschnitt kurz vor der Baumgrenze schlagen wir unser Camp auf. Obwohl wir heute teilweise oberhalb der Baumgrenze waren, haben wir wieder nicht so viel geschafft, in 8h55 nur 11,5 km. Aber immerhin etwas mehr wie gestern. Trotzdem fand ich es OK, das Gelände ist eben anstrengend. Man soll ja nicht meckern, denn es hätte auch deutlich schlimmer kommen können und im neuseeländischen Fiordland schafft man auch mehr Kilometer pro Tag wie hier. Seit Beginn des Lago Nansen vor vier Tagen hat sich unser täglicher Kilometerschnitt drastisch verringert.




                                                                                                                                                                              Camp 11 (1089 m)

                                                                                                                                                                              Zuletzt geändert von berniehh; 23.07.2016, 23:37.
                                                                                                                                                                              www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                Erfahren
                                                                                                                                                                                • 22.09.2015
                                                                                                                                                                                • 426
                                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                                AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                gefällt mir wieder richtig gut... die Landschaft, Eure Plackerei und überhaupt Danke!!!
                                                                                                                                                                                Look deep into nature and you will understand everything better (A. Einstein)

                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                                                                                  • 28.03.2013
                                                                                                                                                                                  • 373
                                                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                                                  #89
                                                                                                                                                                                  AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                  Hammer!

                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                    Alter Hase
                                                                                                                                                                                    • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                    • 2622
                                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                                    Durchs San Lorenzo Massiv und Umgebung

                                                                                                                                                                                    Teil 6 - Rio Bravo und Lago Peninsula

                                                                                                                                                                                    12.Tag:
                                                                                                                                                                                    Weglos wandern wir dieses grasige alpine Hochtal rauf zum Pass, den wir nach 1h20 erreichen. Dieser Pass bildet die Grenze nach Chile, aber Grenzmarkierungsteine finden wir keine. Auf der anderen Seite liegt das Tal des Rio Bravo, mit Wälder, Seen und einem größerem Gletscherplateau,........herrlich.


                                                                                                                                                                                    leichtes Wandern zum Pass


                                                                                                                                                                                    kleiner See auf der anderen Passseite (1400 m) (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                                    See beim Pass (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                                    Blick nach Chile


                                                                                                                                                                                    Tal des Rio Bravo in Chile

                                                                                                                                                                                    Um weiter Richtung Norden zum Monte San Lorenzo zu gelangen müssen wir ab hier für einen Tag durch Chile wandern und am Talende des Rio Bravo wieder über einen Pass zurück nach Argentinien.
                                                                                                                                                                                    Kilometermäßig kürzer wäre allerdings wenn wir auf der argentinischen Seite bleiben würden und Richtung Nordosten am Lago Mogote vorbeiwandern. Das Gebiet um diesen See ist allerdings extrem dicht verbuscht und dort vorbeizukommen sieht sehr schwer aus. Viel schneller und einfacher wäre der kilometermäßig längere Weg über Chile.

                                                                                                                                                                                    Paul ist nicht so ganz wohl bei dem Gedanken schon wieder illegal durch Chile zu müssen: „Wenn wir schon über chilenisches Gebiet müssen, dann will ich diesen Abschnitt in einem Tag durchwandern und nicht dort campen. Man muss es ja auch nicht auf die Spitze treiben.“
                                                                                                                                                                                    Ich sehe es lockerer,“wir wandern nur durch unerschlossene Natur. Da werden schon keine Leute sein. Und außerdem sind wir auf der argentinischen Seite auch illegal unterwegs.“
                                                                                                                                                                                    Das stimmt zwar, aber falls wir auf der chilenischen Seite erwischt werden, wird es wahrscheinlich ernstere Konsequenzen für uns haben, als auf der argentinischen Seite erwischt zu werden.

                                                                                                                                                                                    Wir steigen steil runter zum Rio Bravo. Am Fluss stoßen wir auf einen gut erkennbaren Pfad, den wir nun talaufwärts folgen. Die Wolkendecke reisst auf und das Wetter wird zunehmend schön. Der Pfad endet kurz darauf auf einer großen offenen Flusssenke, die wir nun für die nächsten fünf Kilometer aufwärts folgen. Rechts im Wald liegt ein kleiner Viehtreiberunterstand, denn dieses Tal wird als Rinderweideland genutzt.


                                                                                                                                                                                    links der Rio Bravo (Chile) und rechts der Lago Mogote (Argentinien)


                                                                                                                                                                                    Lago Mogote - an diesen See vorbeizuwandern wäre wohl extrem schwierig geworden


                                                                                                                                                                                    Blick nach Chile


                                                                                                                                                                                    Rio Bravo


                                                                                                                                                                                    Rio Bravo (Chile) - dieses Tal wandern wir hoch


                                                                                                                                                                                    Rio Bravo (800 m)


                                                                                                                                                                                    Viehtreiberunterschlupf

                                                                                                                                                                                    Am oberen Ende der Flusssenke verengt sich der Talboden zu einem engen Felsentor, das bei hohem Wasserstand sicher unpassierbar wäre, weil der Fluss mindestens einmal und gegebenfalls sogar mehrmals gefurtet werden muss. Jetzt bei niedrigem Wasserstand wird man da wohl durchkommen, aber wir haben uns das gespart und sind auf einen verwachsenen Pfad durch Wald über die Hügel auf der orographisch linken Seite geblieben. Der Pfadeinstieg ist schwer zu finden, man muss erst ein Stückchen in den Wald reingehen bis man auf ihn stößt. Ansonsten ist er gut begehbar und man spart sich die Flussquerungen. Einen Kilometer weiter führt der Pfad wieder runter ins Flussbett.


                                                                                                                                                                                    dieses Felsentor umgehen wir auf einen verwachsenen Pfad


                                                                                                                                                                                    nach einen Kilometer führt der Pfad wieder runter zum Fluss

                                                                                                                                                                                    Kurz darauf erreichen wir einen kleinen Gletschersee, an dem wir eigentlich orographisch links vorbeiwandern wollten. Als wir aber den steilen Hang dort sehen, realisieren wir daß es sehr schwer bis unmöglich aussieht den zu traversieren. Wir wechseln also zweimal kurz hintereinander die Flussseite, jeweils beim Seeaus- und Einfluss. Beide Querungen waren flach und problemlos (bei niedrigem Wasserstand).


                                                                                                                                                                                    Gletschersee am Talende


                                                                                                                                                                                    Flussbettwandern beim Gletschersee (Pauls Foto)

                                                                                                                                                                                    Der Fluss kommt links aus einem Gletscher gedonnert und wir steigen geradeaus über Granitrücken in ein grasiges Hochtal rein, das uns über einen Pass zurück nach Argentinien führen soll. Hier stoßen wir auf einen erkennbaren (Rinder)pfad, der sich aber noch vor der Passhöhe wieder auflöst.


                                                                                                                                                                                    über Granitrücken steigen wir in ein Hochtal rein (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                                    (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                                    durch dieses Hochtal steigen wir über einen Pass zurück nach Argentinien


                                                                                                                                                                                    Blick zurück talabwärts


                                                                                                                                                                                    kleiner Tümpel auf der Passhöhe (1200 m)

                                                                                                                                                                                    Auf der anderen Passseite kommen wir wieder in den Perito Moreno Nationalpark rein. Direkt auf der Passhöhe wären auch mögliche Campstellen und ich scherze zu Paul: „wir können ja auch direkt hier auf der Grenze zelten, dann kann uns keiner was. Falls ein chilenischer Offizieller vorbeikommen sollte, gehen wir eben schnell rüber nach Argentinien und falls ein Argentinier kommt, umgekehrt nach Chile.“
                                                                                                                                                                                    Wir steigen dann aber auf der argentinischen Seite doch noch ein kurzes Stück runter, wo wir auf einer grünen Grassenke eine gute Campstelle finden.


                                                                                                                                                                                    Abstieg in ein alpines Hochtal zurück in den Perito Moreno Nationalpark




                                                                                                                                                                                    Camp 12 (1181 m)


                                                                                                                                                                                    Blick vom Camp


                                                                                                                                                                                    (Pauls Foto)

                                                                                                                                                                                    13.Tag:
                                                                                                                                                                                    Heute ist ein herrliches Wetter und es geht weiter durch den Perito Moreno Nationalpark. Wir wandern weglos über flachen Geröllboden das offene alpine Tal abwärts Richtung Lago Peninsula. Das Vorwärtskommen ist gut und das Panorama auf die umliegende Gebirgslandschaft grandios.


                                                                                                                                                                                    wir wandern das Tal abwärts


                                                                                                                                                                                    herrliche Landschaft im Perito Moreno Nationalpark






                                                                                                                                                                                    wir wandern talabwärts (Pauls Foto)

                                                                                                                                                                                    Nach vier Kilometer erreichen wir einen hellblauen Bergsee. Auf Blockfelder steigen wir das linke Ufer entlang und dahinter fällt das Tal in einer steilen Stufe ab. Ab hier wird das Vorwärtskommen deutlich schwieriger und wir müssen erstmal eine Weile auskundschaften: Der Bach donnert über große Felsbrocken durch eine Schlucht abwärts. Orographisch links steigen wir über zwei Granitrücken 300 Meter tiefer in den dichten alpinen Busch rein. Dann durch Wald oberhalb der Schucht entlang und runter zum Fluss, den wir zweimal furten müssen.


                                                                                                                                                                                    blauer Bergsee




                                                                                                                                                                                    hinter dem Seeausfluss fällt das Tal steil ab


                                                                                                                                                                                    über Granitrücken geht´s steil runter in den alpinen Busch rein (Pauls Foto) auf dem Talboden liegt der Lago Mogote

                                                                                                                                                                                    Nun sind wir endlich auf der großen flachen Talsenke, die wir schon von oben sehen konnten und von der wir uns ein gutes Vorwärtskommen erhofften. Das leichte Gelände lässt aber noch etwas auf sich warten! Für den ersten Kilometer müssen wir uns noch durch nerviges dichtes Unterholz plackern bis wir endlich auf eine große moorige Senke kommen, die wenig später in einen flachen Gerölltalboden übergeht, auf dem wir für 3 Kilometer schnell und einfach das Westende des Lago Peninsula erreichen.


                                                                                                                                                                                    endlich leichtes Vorwärtskommen auf der großen flachen Talsenke




                                                                                                                                                                                    der Gletscherfluss muss hier gefurtet werden

                                                                                                                                                                                    Der Lago Peninsula liegt in einer Traumlandschaft. Der See ist sechs Kilometer lang, mit einer türkisen Wasserfarbe, voll mit Buchten, weisse Strände und umgeben von bewaldete Felsberge.

                                                                                                                                                                                    Wir müssen den bewaldeten linken Uferhang entlang und haben uns schon auf ein hartes Buschgeplackere mit langsamen Vorwärtskommen eingestellt. Durch Zufall stoßen wir hier aber auf einen alten Pfad, der schon ziemlich verwachsen ist und seit Ewigkeiten nicht mehr benutzt aussieht. Der muss noch aus einer Zeit stammen, als das Trekking hier noch nicht verboten war.
                                                                                                                                                                                    Der Pfad windet sich die nächsten fünf Kilometer im ständigen auf und ab über bewaldete Rücken oberhalb des Sees entlang und ist zunächst noch einigermaßen gut folgbar. Von einigen Stellen bieten sich herrliche Panoramen. Der Lago Nansen war zwar der größte See auf dieser Tour, aber der Lago Peninsula der eindeutig schönste.

                                                                                                                                                                                    Nach zwei bis drei Kilometern wird der Pfad so verwachsen daß er nicht mehr wiederzufinden ist. Nun müssen wir uns einen eigenen Weg suchen, wobei wir hin und wieder nochmal kurze Abschnitte dieses alten Pfades folgen können.


                                                                                                                                                                                    links der Lago Peninsula und ganz hinten ein Stück vom Lago Mogote (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                                    Lago Peninsula




                                                                                                                                                                                    auf alten verwachsenen Pfad oberhalb des Lago Peninsula


                                                                                                                                                                                    immer wieder hat man herrliche Blicke über den Lago Peninsula




                                                                                                                                                                                    (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                                    vorne der Lago Peninsula - hinten der Lago del Volcán (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                                    Lago Peninsula









                                                                                                                                                                                    Nach zwei Stunden erreichen wir die große helle Geröllsenke am Ostende des Lago Peninsula. Hier schlagen wir unser Camp auf. Heute war mal wieder ein landschaftlich super Tag, der uns zwar einige schwierige Abschnitte bescherte, aber teilweise auch gutes Vorwärtskommen. 18,5 Kilometer haben wir heute geschafft und morgen schwingen wir nach Norden zum San Lorenzo Gletscher.


                                                                                                                                                                                    Strand am Ostende des Lago Peninsula (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                                    Camp 13 (837 m)
                                                                                                                                                                                    Zuletzt geändert von berniehh; 30.07.2016, 16:13.
                                                                                                                                                                                    www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                      Gerne im Forum
                                                                                                                                                                                      • 02.10.2006
                                                                                                                                                                                      • 58


                                                                                                                                                                                      #91
                                                                                                                                                                                      AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                      Superschöner Bericht!! Traumhafte Bilder und ne geile Landschaft

                                                                                                                                                                                      Habt ihr mal über Forellenangeln nachgedacht? Das wäre doch eine Variante im Speiseplan, oder?? Die Angel wäre zb ein Blinker mit 10-20m Schnur aufgewickelt auf ner Trinkflasche und fertig ist die Rute

                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                        Alter Hase
                                                                                                                                                                                        • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                        • 2622
                                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                                        #92
                                                                                                                                                                                        AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                        Zitat von Mali Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                        Habt ihr mal über Forellenangeln nachgedacht? Das wäre doch eine Variante im Speiseplan, oder?? Die Angel wäre zb ein
                                                                                                                                                                                        Blinker mit 10-20m Schnur aufgewickelt auf ner Trinkflasche und fertig ist die Rute
                                                                                                                                                                                        Nachgedacht noch nicht,.....aber das wäre mal eine geile Idee. Gebratener Fisch am Abend ist doch was leckeres.
                                                                                                                                                                                        Ich habe aber noch nie geangelt.
                                                                                                                                                                                        Letzten Sommer in der USA hat mir sogar jemand einen Angelhaken geschenkt und gemeint ich müsse es unbedingt man ausprobieren. Bin leider nie dazu gekommen
                                                                                                                                                                                        Ausserdem wäre ich wahrscheinlich viel zu ungeduldig dafür. Wenn ich nach spätestens zwanzig Minuten nichts fangen würde, hätte ich erstmal keine Lust mehr aufs Angeln
                                                                                                                                                                                        www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                          Gerne im Forum
                                                                                                                                                                                          • 02.10.2006
                                                                                                                                                                                          • 58


                                                                                                                                                                                          #93
                                                                                                                                                                                          AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                          Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                          ... Ausserdem wäre ich wahrscheinlich viel zu ungeduldig dafür. Wenn ich nach spätestens zwanzig Minuten nichts fangen würde, hätte ich erstmal keine Lust mehr aufs Angeln
                                                                                                                                                                                          Beim Blinkern am Fluss schmeißt du ein paar Mal rein und wenn nix beißt gehts einige Meter weiter da wird dir nicht langweilig.
                                                                                                                                                                                          Aber in der Gegend wo du unterwegs bist, sind eh keine Angler und die Forellen weniger scheu Da wirst du sicherlich keine 20 min angeln bist du nen Biss hast

                                                                                                                                                                                          Ich würde es bei nächster Gelegenheit versuchen

                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                            Alter Hase
                                                                                                                                                                                            • 30.05.2007
                                                                                                                                                                                            • 4004
                                                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                                                            Ich würde es mit Blinkern auch mal versuchen, wiegt wenig und hat schlimmstenfalls kein Erfolg, bestenfalls Futter für den ganzen Tag Aber die Stelle muss natürlich einigermassen passen.
                                                                                                                                                                                            So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                                                                                                                                            A. v. Humboldt.

                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                              • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                              • 2622
                                                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                                                              AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                              Durchs San Lorenzo Massiv und Umgebung

                                                                                                                                                                                              Teil 7 – die Monte San Lorenzo Ostseite

                                                                                                                                                                                              14.Tag:
                                                                                                                                                                                              Unser nächstes Ziel ist das Gebiet um den Monte San Lorenzo. Wir wandern also Richtung Norden das flache Flussbetttal des Rio San Lorenzo aufwärts. Die ersten anderthalb bis zwei Kilometer ist das Tal eng und verschluchtet. Es ist unmöglich das Flussbett zu folgen und auch den Fluss zu queren.
                                                                                                                                                                                              Uns bleibt nur durch Wald nach oben zu steigen, uns um Bergrücken oberhalb der Schlucht entlangzuplackern durch wirklich übles Unterholz. Durch den dichten Busch kommen wir nur einen Kilometer pro Stunde vorwärts. Das Gelände ist nervig und die Stechfliegenplage gibt uns den Rest. Manchmal schauen wir durch die Bäume und sehen daß die andere Talseite einfacher wäre. Aber dort kommen wir von hier aus nicht hin. Das spektakuläre Panorama auf den 3706 m hohen Monte San Lorenzo entschädigt aber für die Strapazen.


                                                                                                                                                                                              Lago Peninsula von unserem Camp


                                                                                                                                                                                              Blick durch die Bäume auf den Monte San Lorenzo (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                                              Stechfliegenplage (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                                              ab hier können wir runtersteigen ins Flussbett

                                                                                                                                                                                              Nach zwei Stunden endet die Schucht und wir können endlich runter ins flache geröllige Flussbett steigen. Erst zwei Kilometer haben wir bis hierher geschafft, aber ab nun erwartet uns leichtes Wandern.
                                                                                                                                                                                              Die Stechfliegenplage ist nun endlich ein für alle Mal vorbei. Ab nun geht’s erstmal durch alpines Gelände und dahinter in die trockeneren Gegenden der Andenostseite, wo uns nur noch wenige von diesen Biestern nerven werden.

                                                                                                                                                                                              Laut Karte müsste hier irgendwo der Perito Moreno Nationalpark enden. Es beginnt aber gleich das nächste Naturreservat, das die gesamte argentinische Seite des San Lorenzo Massivs bedeckt, durch das wir die nächsten zwei Tage wandern werden. Den Namen des Reservats weiss ich nicht mehr, es ist auf den Karten nicht mit eingezeichnet, aber ich habe mal gelesen daß es die gleichen besucherabweisenden Regulierungen haben soll wie der angrenzende Perito Moreno Nationalpark. Das heisst Trekking ist natürlich verboten (klar, wie sollte es auch anders sein in Argentinien). Um da reinzudürfen muss man sich so ein merkwürdiges Permit besorgen, das nur an wissenschaftliche Expeditonen vergeben wird und nicht an normale Wanderer.

                                                                                                                                                                                              Vier bis fünf Kilometer weiter kommt der Fluss auf unserer Talseite links bis an einen steilen Felsrücken ran und hier ist dann Schluss! Daran kommen wir nicht vorbei! Zwei Möglichkeiten gibt es: Entweder durch extrem dichten Busch über den Bergrücken steigen (sieht zwar übel aber machbar aus) oder den Fluss furten (schwierig).
                                                                                                                                                                                              Die Furtung scheint uns das kleinere Übel zu sein, also versuchen wir´s. Der Fluss ist echt heftig, Paul geht vorraus und schafft es mit letzter Kraft auf die andere Seite. Ich hinterher. Auf halber Strecke kehre ich wieder um weil mir die Strömung zu reissend wird. Paul ist größer und kräftiger gebaut als ich. Wenn er es gerade so eben über einen Fluss schafft, dann komme ich da nicht mehr rüber.

                                                                                                                                                                                              Jetzt stehen wir also hier, jeder auf einer Flussseite und ich schreie zu Paul rüber (der mich bei dem lauten Fließlärm kaum versteht) daß er da warten soll. Ich wander flussabwärts um mir eine andere Furtstelle zu suchen. Nach einen Kilometer finde ich eine.


                                                                                                                                                                                              Rio San Lorenzo mit dem Monte San Lorenzo im Hintergrund


                                                                                                                                                                                              Rio San Lorenzo


                                                                                                                                                                                              schwierige Furt

                                                                                                                                                                                              Nun sinds nur noch paar Kilometer über flachen Steintalboden zu einem anderthalb Kilometer langen Gletschersee, in dem der über 10 Kilometer lange San Lorenzo Gletscher reinkalbt, den wir morgen hochwandern wollen. Um zum Gletscher zu gelangen muss der steile Moränenhang am Seeufer traversiert werden und das sieht übel aus. Ursprünglich wollten wir orographisch rechts traversieren. Weil wir aber vorhin den Fluss furten mussten, hat sich das nun erledigt. Nochmal zurück auf die andere Seite furten wollen wir definitv nicht und werden nun orographisch links am See vorbeiwandern. Diese Seite sieht nervig, aber machbar aus. Die andere Seite dagegen schwierig bis kaum machbar. Also war es doch gut daß wir einige Kilometer zuvor den Fluss furten mussten. Den hier zu furten wäre definitiv unmöglich....


                                                                                                                                                                                              steiniges Gelände auf dem Weg zum Gletschersee


                                                                                                                                                                                              am Gletschersee (1000 m)


                                                                                                                                                                                              (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                                              Paul traut sich ins eisige Wasser

                                                                                                                                                                                              Es ist zwar erst Nachmittag, aber weiterzuwandern macht heute keinen Sinn mehr. Wir müssen hier campen. Diese Campstelle am Seeufer gefällt mir aber nicht, der Boden ist mir viel zu sandig.
                                                                                                                                                                                              Es sieht aus daß rechts oben am Moränenhang ein Wall liegt und ich vermute daß dahinter vielleicht bessere Campstellen liegen könnten. Zum auskundschaften steige ich da mal hoch (20 min) und finde hinter dem Wall tatsächlich gute Campstellen, sogar mit kleinen Bach. Gleichzeitig entdecke ich daß die Rinne hinter dem Wall sehr gut bewanderbar ist und man auf dieser Route problemlos am See vorbeikommt (ohne den nervigen Hang traversieren zu müssen) und dahinter kann man noch kilometerweit den Gletscher aufwärts folgen, ohne den Gletscher überhaupt betreten zu müssen. Das wird unsere Route für morgen.
                                                                                                                                                                                              Wir holen unser Gepäck und schlagen hinter dem Wall unser Camp auf.


                                                                                                                                                                                              Camp 14 (1100 m)


                                                                                                                                                                                              Blick vom Camp


                                                                                                                                                                                              Berge hinter unserem Camp (Pauls Foto)

                                                                                                                                                                                              15.Tag:
                                                                                                                                                                                              Heute wandern wir die gesamte San Lorenzo Ostflanke entlang. Es wird der landschaftliche Top-Highlightag dieser Tour!!

                                                                                                                                                                                              Der San Lorenzo Gletscher ist 10 Kilometer lang und meine Sorge ist daß meine kaputten Steigeisen das nicht mehr mitmachen. Zum Glück können wir aber fast die gesamte Strecke hinter dem Moränenwall oberhalb der orographisch linken Gletscherseite bleiben, so daß sich diese Sorge in Luft aufgelöst hat.

                                                                                                                                                                                              Das Vorwärtskommen in der Moränenrinne war langsamer als gedacht. Im ständigen auf und ab geht es immer wieder über Stein- und Felsbrockenfelder. Die Route ist aber trotzdem gut begehbar und viel leichter als unten die rauhe Gletscheroberfläche.

                                                                                                                                                                                              Manchmal steigen wir mal kurz nach links auf den Wall für Hammer Panoramen über den Gletscher und entlang der kompletten San Lorenzo Ostwand. Von der argentinischen Seite ist der San Lorenzo nur schwer besteigbar, die Normalroute führt von der chilenischen Seite hoch. Der höchste Gletscherabschnitt liegt hier auf 1300 m und der Gipfel des San Lorenzo auf 3700 m. Das heißt die Ostwand ist also 2400 m hoch! Eine so hohe Wand findet man nur selten! Diese Gegend müsste eigentlich ein Bergsteigerparadies sein, ist aber absolut menschenleer. Klar, man muss ja auch Forscher sein um hier legal reinzudürfen.


                                                                                                                                                                                              Monte San Lorenzo mit dem San Lorenzo Gletscher


                                                                                                                                                                                              Blick zurück


                                                                                                                                                                                              der 3700 m hohe San Lorenzo


                                                                                                                                                                                              vom Moränenwall blickt man runter auf die rauhe Gletscherfläche



                                                                                                                                                                                              Wir finden Haufenweise Bergkristalle und Paul sogar eine Kamera, die der Eigentümer hier vor vier Jahren verloren hat. Die Kamera ist natürlich im Arsch, aber die Speicherkarte und die Fotos darauf noch in Ordnung. Die Kamera gehört einem Geologen (oder Geologie-Studenten), wahrscheinlich aus Buenos Aires. Er hat hier im Südsommer 2012 zusammen mit zwei Kollegen wissenschaftlche Messungen auf dem Gletscher unternommen. Diesen Forschertrip haben sie nebenbei noch mit Klettern verbunden und die Flüsse auf dem Weg hierher mit Pferden gefurtet.


                                                                                                                                                                                              wir finden haufenweise Bergkristalle




                                                                                                                                                                                              Blick vom Moränenwall






                                                                                                                                                                                              die 2400 m hohe San Lorenzo Ostwand




                                                                                                                                                                                              Monte San Lorenzo




                                                                                                                                                                                              San Lorenzo Ostwand

                                                                                                                                                                                              Am oberen Ende des Gletschers, dort wo er sich nach rechts kurvt und in den Glaciar Lácteo abfließt, müssen wir den steilen Moränenhang runter zum Gletscher steigen. Über fünf Stunden haben wir bis hierher gebraucht. Eine 7 Kilometer lange Gletscherwanderung läßt sich nun nicht mehr vermeiden, denn wir wollen nicht nach rechts den Lácteo runter, sondern geradeaus (nach Norden) über einen Pass zum oberen Rio Oro.

                                                                                                                                                                                              Hier oben ist der Gletscher flach, spaltenfrei und einfach bewanderbar. So einfach, daß wir nichtmal unsere Steigeisen brauchen.


                                                                                                                                                                                              den steilen Moränenhang müssen wir runter


                                                                                                                                                                                              nun sind wir auf dem San Lorenzo Gletscher


                                                                                                                                                                                              Richtung Osten blickt man den Lácteo Gletscher runter


                                                                                                                                                                                              wir wandern Richtung Norden auf den Pass zu


                                                                                                                                                                                              Monte San Lorenzo


                                                                                                                                                                                              für 7 Kilometer wandern wir auf dem Gletscher




                                                                                                                                                                                              San Lorenzo Gletscher (1300 m)










                                                                                                                                                                                              Aufstieg zum Pass - Blick zurück

                                                                                                                                                                                              Ich sage zu Paul, „für heute haben wir es geschafft! Hinter dem Pass müssen wir nur noch für paar Kilometer ein flaches Gerölltal abwärtswandern, bis von rechts das Nebental einmündet wo wir morgen hoch müssen. Also eine leichte Wanderung!“

                                                                                                                                                                                              Als wir die Passhöhe erreichen und auf der anderen Seite runterschauen, entdecke ich daß sich auf dem Talboden des oberen Rio Oro ein Gletscher entlangzieht, dort wo ich eigentlich einen flachen Gerölltalboden erwartet hatte.
                                                                                                                                                                                              Überrascht sage ich zu Paul: „Oh, da unten ist ja ein Gletscher!“
                                                                                                                                                                                              Paul wird nun sauer, „langsam wird mir das zuviel mit den Überraschungen auf dieser Tour! Ich kann nicht verstehen wie du bei der Tourplanung diesen Gletscher übersehen konntest!“
                                                                                                                                                                                              Hm, einen Trek wie diesen plane ich normalerweise mit Google Earth in nur einem Tag. Die Gegend am oberen Rio Oro habe ich mir nur einmal kurz angeschaut und als „sieht machbar aus“ beurteilt. Damit war das Thema für mich erledigt. OK, wenn ich genauer draufgeschaut hätte, würde ich auch erkennen daß hier ein Gletscher verläuft. Auf meinen Google Maps Kartenausdrucken war dieser Gletscher auch nicht mit drauf, obwohl da normalerweise die Gletscher mit eingezeichnet sind.

                                                                                                                                                                                              Nützt aber nichts, wir steigen den steilen Geröllhang runter zum Gletscherrand. Die Gletscherquerung sieht zwar problemlos machbar aus, wir werden aber natürlich längst nicht so schnell vorwärtskommen wie in einem flachen Gerölltal! Das heisst unser Tagesziel schaffen wir heute nicht mehr. Weil wir nicht auf dem Gletscher campen wollen steigen wir nach rechts (Osten) ab zu einem kleinen Gletschersee, am Fuße eines kleinen Passes. Dort schlagen wir unser Camp auf. Mit 19,5 km in 10h25 war heute ein langer Tag.

                                                                                                                                                                                              Wir könnten nun morgen den Gletscher Richtung Norden queren und wie geplant über zwei Pässe zum Rio Curiosa. Dann dürfen aber keine weiteren Überraschungen oder schlechtes Wetter mehr dazwischenkommen, denn unsere Zeit wird langsam knapp. Eine kürzere Alternative wäre von unserem Camp direkt Richtung Osten über den Chimenea zum Rio Curiosa. Die Entscheidung heben wir uns für morgen früh auf!


                                                                                                                                                                                              "oh, da unten ist ja ein Gletscher!" Abstieg zum oberen Rio Oro (Pauls Foto)






                                                                                                                                                                                              Abstieg zum Gletscher (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                                              Blick zurück zum Pass (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                                              zu diesem Gletschersee steigen wir ab (Pauls Foto)




                                                                                                                                                                                              unser Pass für morgen (Pauls Foto)




                                                                                                                                                                                              Camp 15 (1050 m)
                                                                                                                                                                                              Zuletzt geändert von berniehh; 07.08.2016, 19:06.
                                                                                                                                                                                              www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                Alter Hase
                                                                                                                                                                                                • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                                • 2622
                                                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                                                Durchs San Lorenzo Massiv und Umgebung

                                                                                                                                                                                                Teil 8 – über den La Chimenea zurück in die Zivilisation


                                                                                                                                                                                                der Monte San Lorenzo gesehen von unserem Camp


                                                                                                                                                                                                morgens beim Camp 15


                                                                                                                                                                                                bei Camp 15 (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                                                (Pauls Foto)

                                                                                                                                                                                                16.Tag:
                                                                                                                                                                                                Wir entscheiden uns für die Route Richtung Osten über den La Chimenea zum Rio Curioso. Nach einer kleinen Passüberquerung (1500 m) geht es an einen See vorbei und anschließend kilometerweit flach durch weite Gebirgstundra am oberen Rio Lácteo. Dann nach links in ein kleines Nebental rein, wo wir unser Camp aufschlagen. Mit nur 11,5 km war heute mal ein gemütlicher Tag durch leichtes wegloses Gelände.


                                                                                                                                                                                                Aufstieg zum Pass - Blick zurück


                                                                                                                                                                                                Monte San Lorenzo


                                                                                                                                                                                                See hinter dem Pass (1220 m) - im Hintergrund der Monte San Lorenzo


                                                                                                                                                                                                oberer Rio Lácteo




                                                                                                                                                                                                oberer Rio Lácteo


                                                                                                                                                                                                durch weite Gebirgstundra wandern wir talabwärts




                                                                                                                                                                                                dann geht´s in ein Nebental rein


                                                                                                                                                                                                Camp 16 (1250 m)

                                                                                                                                                                                                17.Tag:
                                                                                                                                                                                                Von unserem Camp steigen wir direkt den steilen Geröllhang hoch und folgen den Kamm bis zum Gipfel des La Chimenea auf 2040 m, den wir nach 2h30 erreichen.

                                                                                                                                                                                                Die Aussicht ist zwar super, aber sie wäre noch besser wenn der Monte San Lorenzo nicht in Wolken wäre. Leider schlägt das Wetter um. Immer mehr Wolken ziehen über die Berge und die ersten Schauer kommen runter.

                                                                                                                                                                                                Eigentlich wollten wir von hier noch 6 Kilometer den Kamm Richtung Norden folgen und dann nach rechts runtersteigen in ein Nebental des Rio Curioso. Das wäre eine tolle Kammwanderung geworden mit grandiose Gebirgspanoramen, aber das Wetter macht uns leider einen Strich durch die Rechnung. Es sieht zu schlecht aus. Wir entscheiden uns wohl oder übel auf die Kammwanderung zu verzichten.


                                                                                                                                                                                                Aufstieg zum La Chimenea




                                                                                                                                                                                                Blick zurück ins Tal




                                                                                                                                                                                                der Monte San Lorenzo liegt in Wolken




                                                                                                                                                                                                La Chimenea (2040 m)


                                                                                                                                                                                                auf dem Gipfel


                                                                                                                                                                                                Blick vom La Chimenea




                                                                                                                                                                                                Blick nach Norden


                                                                                                                                                                                                Blick nach Süden

                                                                                                                                                                                                Vom La Chimenea steigen wir direkt runter ins Tal des Rio Curioso, das wir heute noch über 10 Kilometer abwärts wandern.

                                                                                                                                                                                                Dieses Tal gehört zu einer Estancia und wirkt ziemlich überweidet. Größtenteils folgen wir einen ausgetretenen Rinderpfad, aber auch dort wo der Pfad sich mal für ne Weile auflöst, ist das Wandern einfach. Bei der Einmündung eines Nebentales schlagen wir nach insgesamt 18 Kilometer unser Camp auf.
                                                                                                                                                                                                Dieses Tal wird uns nun bis runter in die flache Pampa führen.




                                                                                                                                                                                                Abstieg ins Tal des Rio Curioso


                                                                                                                                                                                                Wir wandern talabwärts


                                                                                                                                                                                                im Tal des Rio Curioso


                                                                                                                                                                                                Camp 17 (980 m) am Rio Curioso - unsere Zelte stehen versteckt in den Büschen.

                                                                                                                                                                                                Morgen will ich nochmal einen Abstecher hoch zum Kamm machen, für ein super Panorama auf den Cerro dos Picos. Diese Aussicht ist uns heute ja aufgrund der nicht gemachten Kammwanderung leider entgangen.

                                                                                                                                                                                                18.Tag:
                                                                                                                                                                                                Es regnet, aber ich will auf den Abstecher trotzdem nicht verzichten und spektuliere darauf daß das Wetter heute vielleicht noch aufklart. Paul will nicht mitkommen, er wartet im Camp. Ich sage ihm daß ich spätestens um 15 Uhr wieder zurück bin und dann können wir für heute noch paar Kilometer talabwärts wandern.

                                                                                                                                                                                                Nach fast sechs Stunden bin ich zurück beim Camp, klitschenaß und durchgefroren. Dieser Abstecher war für die Katz. Es hat die ganze Zeit nur geregnet und die Aussicht vom Kamm war wegen Nebel und Wolken gleich null!


                                                                                                                                                                                                das Nebental, das ich hochwander, ist trotz des Wetters aber ganz attraktiv


                                                                                                                                                                                                Blick vom Kamm (1780 m) im Regen, Nebel und Schneefall. Ich warte über 30 Minuten bis der Nebel mal für paar Minuten aufklart, aber eine spektakuläre Aussicht ist was anderes

                                                                                                                                                                                                Am liebsten würde ich hier eine zweite Nacht campen und gegebenfalls morgen nochmal zum Kamm hochsteigen, falls das Wetter sich bessert. Paul will aber möglichst schnell raus und den Trek beenden, also brechen wir um halb fünf endgültig auf. Natürlich klart es jetzt auf und die Sonne kommt raus. Achteinhalb Kilometer wandern wir heute noch talabwärts.

                                                                                                                                                                                                Die letzten Waldabschnitte verschwinden und die Landschaft ändert sich mehr und mehr zu einem offenen Pampa und Grastal. Die Berge werden niedriger und sanfter. Bei einer alten heruntergekommenen Viehtreiberhütte schlagen wir unser Camp auf. Morgen werden wir diesen Trek beenden.


                                                                                                                                                                                                wir wandern weiter den Rio Curioso abwärts und das Wetter klart jetzt auf


                                                                                                                                                                                                der Wald endet bald


                                                                                                                                                                                                Camp 18 (858 m) bei einer alten Viehtreiberhütte

                                                                                                                                                                                                19.Tag:
                                                                                                                                                                                                Für den Endspurt zurück in die Zivilisation wandern wir bei wolkenlosem Himmel weiter dieses sanfte Grastal abwärts und nach zwölf Kilometer stoßen wir am Lago Pueyrredón auf die erste Piste.


                                                                                                                                                                                                Abstieg in die flache Pampa. Links der Lago Pueyrredón und rechts der Lago Posadas




                                                                                                                                                                                                unten stoßen wir auf die erste Piste

                                                                                                                                                                                                Wir wandern entlang der Westseite des Lago Posadas, teils weglos und teils auf einer Piste. Dabei kommen wir an einer Estancia vorbei, wo wir den ersten Menschen seit 19 Tagen sehen.
                                                                                                                                                                                                Am Ende des Lago Posadas stoßen wir auf eine breite Hauptpiste und nach kurzer Zeit nimmt uns das erste vorbeikommende Auto die paar Kilometer zur kleinen Siedlung Lago Posadas mit. Damit ist dieser phantastische Trek also beendet! Ein Fazit erspare ich mir hier, das habe ich ja schon am Beginn geschrieben.


                                                                                                                                                                                                Lago Posadas (190 m)


                                                                                                                                                                                                hier passieren wir die erste Estancia und sehen den ersten Menschen seit 19 Tagen.


                                                                                                                                                                                                auf einer Piste geht´s am Lago Posadas entlang


                                                                                                                                                                                                schöner Strand am Lago Posadas


                                                                                                                                                                                                als wir auf eine breite Hauptpiste stoßen endet unser Trek


                                                                                                                                                                                                Picknick auf einer Parkbank in Lago Posadas

                                                                                                                                                                                                In Lago Posadas fühlt man sich wie am Ende der Welt. Nach einem kurzen Besuch des Dorfladens und kleinem Picknick auf einer Parkbank brechen wir auf Richtung Coyhaique, über 400 Kilometer entfernt in der chilenischen Region Aisén. Von dort wollen wir unseren nächsten Trek durch die Cordillera Castillo starten.

                                                                                                                                                                                                auf nach Chile

                                                                                                                                                                                                Als erstes müssen wir 75 Kilometer auf einer wenig befahrenen Piste hinter uns bringen bis zur Ruta N40. Ich rechne überhaupt nicht damit heute noch von Lago Posadas wegzukommen und schaue mir schon die Büsche am Straßenrand an, um abzuchecken ob man dahinter vielleicht campen kann.

                                                                                                                                                                                                Nach nur 30 Minuten hält völlig überraschend das erste vorbeikommende Auto an. Der Fahrer des Jeeps will ins 200 Kilometer entfernte Perito Moreno. Whow, das nenne ich mal Glück!
                                                                                                                                                                                                Unterwegs hält er paarmal an, um mit seinem Jagdgewehr auf Guanakos und Nandus zu schießen.

                                                                                                                                                                                                Auf dem Weg zur N40 machen wir noch einen Abstecher zu einer Estancia, um einer sehr ärmlichen Bauernfamilie mit sieben Kindern Weidezaundraht zu liefern. Bevor es weitergeht will der Fahrer „nochmal kurz“ für einen Mate (=argentinischer Tee) rein ins Haus. Wir dürfen natürlich auch mit reinkommen. Aus dem „nurmal kurz“ sind über zwei Stunden geworden und als wir dann endlich weiterfahren, wird es schon dunkel. Gegen Mitternacht erreichen wir die kleine Stadt Perito Moreno, wo wir am Straßenrand unsere Zelte aufschlagen.


                                                                                                                                                                                                auf dem Weg zur Ruta N40


                                                                                                                                                                                                schöne Landschaft (fotografiert aus dem Autofenster)


                                                                                                                                                                                                das Familienoberhaupt der abgelegenen Estancia

                                                                                                                                                                                                Von Perito Moreno gibt es zwei Wege nach Coyhaique: Der kürzere Weg ist 220 Kilometer lang und führt entlang einer kaum befahrenen Piste über Puerto Ibáñez.
                                                                                                                                                                                                Die viel häufiger befahrene Standardroute führt über Chile Chico und der Carretera Austral, ist aber mit 450 Kilometer doppelt so lang. Wir entscheiden uns für die kurze Route, ein Fehler!
                                                                                                                                                                                                In zwei Stunden kommen nur zwei Autos vorbei und beide Fahrer zeigen uns per Handzeichen daß sie nur ein kurzes Stück fahren. Tatsächlich kommen sie wenig später auch wieder zurück.

                                                                                                                                                                                                Jetzt ändern wir unseren Plan und entscheiden uns entlang der Hauptstraße über Chile Chico zu trampen. Nach nur kurzer Zeit hält schon ein kleiner Lastwagen an, der uns in die 60 km entfernte Grenzstadt Los Antiguos mitnimmt.
                                                                                                                                                                                                Die Straße führt am Lago Buenos Aires vorbei, ein 150 Kilometer langer See, der halb in Argentinien und halb in Chile liegt. Der chilenische Teil des Sees heißt aber Lago General Carrera.

                                                                                                                                                                                                Unser Fahrer, der hier in der Nähe aufgewachsen ist, erzählt uns einiges über die Gegend. Dabei übertreibt er maßlos mit seiner Behauptung daß dies der größte See der Erde sein soll. In Wahrheit ist es nur der größte See Chiles und der viertgrößte Argentiniens.

                                                                                                                                                                                                Die kleine Stadt Los Antiguos ist bekannt für ihre Kirschen, die in den künstlich bewässerten Oasen im Umkreis der Stadt prächtig gedeien.


                                                                                                                                                                                                die kleine Grenzstadt Los Antiguos


                                                                                                                                                                                                Denkmal vom Falklandkrieg. Auch 34 Jahre nach dem verlorenen Krieg mit Großbritannien um die Falklandinseln beharren die Argentinier immer noch darauf daß die Malvinas (=einheimischer Name der Falklandinseln) zu Argentinien gehören

                                                                                                                                                                                                Ein anderes Auto nimmt uns die restlichen paar Kilometer zur chilenischen Grenze mit. Die Grenzabfertigung zieht sich in die Länge. Nur mit Pass vorzeigen und weiterfahren ist es nicht getan. Daher bildet sich vor der Grenze auch meistens ein Stau, obwohl auf dieser Strecke eigentlich kaum Verkehr ist. Wir als Fussgänger kommen aber deutlich schneller durch als die Autofahrer weil wir uns nach den Einreiseformalitäten an der Zollkontrolle vorbeimogeln können, wo nochmal eine lange Schlange stand.


                                                                                                                                                                                                Grenzübergang nach Chile

                                                                                                                                                                                                Von der Grenze laufen wir die 8 km nach Chile Chico, einer Kleinstadt mit 4000 Einwohnern. Die Wirtschaft basiert auf Fischfang, Schafzucht und Anbau von Früchten (Aprikosen und Kirschen). Chile Chico ist unsere erste Stadt in Chile und die einzigste Siedlung für die nächsten über 100 Kilometer.

                                                                                                                                                                                                Mit einer durchschnittlichen Bevölkerungsdichte von weniger als einen Einwohner pro Quadratkilometer ist die Region Aisén die am dünnsten besiedelte Region Chiles. Die Hälfte der Einwohnerzahl lebt in der Hauptstadt Coyhaique. Es gibt also noch viel unerschlossene Wildnis. Diese Region ist von vergletscherten Gebirgen, Fjorden und zahlreichen Inseln durchzogen. Die Grenznahen Gebiete zu Argentinien sind recht trocken aber weiter westlich bedecken dichte valdivianische Regenwälder das Land.

                                                                                                                                                                                                Aisén ist ein Trekkingparadies, aber außer der drei bis viertägigen Standardroute durch die Cordillera Castillo gibt es in dieser Provinz kaum weitere markierte Trekkingrouten. Alles ist noch recht unbekannt, unerschlossen und abenteuerlich. Nach Aisén kommen deutlich weniger Rucksackreisende wie nach Südpatagonien.

                                                                                                                                                                                                Wir entscheiden uns für einen Ruhetag zwei Nächte in Chile Chico zu bleiben und erst übermorgen weiter nach Coyhaique zu reisen. Es gibt mehrere Campingplätze im Ort und auf einem quartieren wir uns ein.


                                                                                                                                                                                                Chile Chico am Lago General Carrera


                                                                                                                                                                                                Chile Chico


                                                                                                                                                                                                Chile Chico (Pauls Foto)




                                                                                                                                                                                                auf dem Campingplatz in Chile Chico

                                                                                                                                                                                                Wir sind davon ausgegangen enlang der Carretera Austral nach Coyhaique reisen zu müssen. Das sind 380 km, wobei über dreiviertel der Strecke auf Schotterpiste führt. Diese Strecke ist entweder langwierig (per Anhalter) oder teuer (mit dem Bus). Busfahren ist in Aisén zwar günstiger wie in Argentinien aber teurer wie im Rest Chiles. Die meisten Rucksackreisende nehmen diese Route und man sieht am Ortsrand auch immer Tramper stehen. Und Stunden später stehen sie immer noch da.

                                                                                                                                                                                                Wir erfahren hier daß es auch eine recht günstige Fährverbindung über den Lago General Carrera nach Puerto Ibáñez gibt. Die zweieinhalb stündige Überfahrt kostet nur 2100 clp (=weniger wie 3 Euro). Von Puerto Ibáñez kann man dann mit dem Bus für 5000 clp die restlichen 100 km nach Coyhaique fahren. Das ist viel billiger als die direkte Busverbindung von Chile Chico nach Coyhaique. Das machen wir natürlich auch und sparen uns somit das zeitraubende Trampen.
                                                                                                                                                                                                Das Ticketbüro öffnet nur zu einer bestimmten Uhrzeit. Das heisst alle Leute, die ein Fährticket wollen, kommen zur gleichen Zeit dorthin und so müssen wir da eine Stunde in der Schlange stehen.

                                                                                                                                                                                                Natürlich sollte auch nicht unerwähnt bleiben daß die andere Strecke über die Carretera Austral landschaftlich deutlich spektakulärer ist (die bin ich auf meiner ersten Patagonienreise getrampt). Erstbesuchern oder Leuten, die nicht ausschließlich zum Trekken unterwegs sind, würde ich also die längere Strecke empfehlen.


                                                                                                                                                                                                Lago General Carrera - der größte See Chiles
                                                                                                                                                                                                Zuletzt geändert von berniehh; 13.08.2016, 12:58.
                                                                                                                                                                                                www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                                                                                                  • 10.01.2010
                                                                                                                                                                                                  • 335
                                                                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                                                                  AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                  Toller Bericht.
                                                                                                                                                                                                  Deine Homepage ist sehr interessant, viele originelle Touren, sehr gute Fotos und die "Satellitenbilder" gefallen mir auch.
                                                                                                                                                                                                  Meine Homepage

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                                                                                                                                                                                                    Alter Hase
                                                                                                                                                                                                    • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                                    • 2622
                                                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                                                    AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                    Zitat von Mali Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                    Beim Blinkern am Fluss schmeißt du ein paar Mal rein und wenn nix beißt gehts einige Meter weiter da wird dir nicht langweilig.
                                                                                                                                                                                                    Zitat von Mika Hautamaeki Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                    Ich würde es mit Blinkern auch mal versuchen, wiegt wenig und hat schlimmstenfalls kein Erfolg, bestenfalls Futter für den ganzen Tag .
                                                                                                                                                                                                    ich werd´s bei Gelegenheit mal ausprobieren

                                                                                                                                                                                                    Zitat von robert77654 Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                    Toller Bericht.
                                                                                                                                                                                                    Deine Homepage ist sehr interessant, viele originelle Touren, sehr gute Fotos und die "Satellitenbilder" gefallen mir auch.
                                                                                                                                                                                                    Danke Es freut mich daß dir meine Seite gefällt.
                                                                                                                                                                                                    Blöd nur daß ich bis jetzt noch nicht dazu gekommen bin meine letzten Reisen (USA und Patagonien) da mit reinzustellen.
                                                                                                                                                                                                    Vielleicht schaffe ich es ja in diesem Jahr noch.
                                                                                                                                                                                                    www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                      Erfahren
                                                                                                                                                                                                      • 08.01.2011
                                                                                                                                                                                                      • 121
                                                                                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                                                                                      #99
                                                                                                                                                                                                      AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                      Ich muss noch erwähnen, dass ich die letzten Tage der Tour etwas mürrisch wurde. Mir war's mit 19 Tagen einfach etwas zu lang und ich wollte dann endlich raus, während Bernd sicherlich noch ein paar Tage mehr gefallen hätten. Zumal ich mich mit meiner Verpflegung verkalkuliert hatte und rationieren bzw. etwas von Bernd leihen musste. Nichtdestotrotz war das für mich die abwechlungsreichste und schönste Tour, vielleicht auch, weil es so abgelegen und unbekannt war. Für mich stand danach fest, beim nächsten Trek nur als absolutes Maximum 20 Tage zu planen, während Bernd mindestens 20 Tage trekken wollte.

                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                        Erfahren
                                                                                                                                                                                                        • 15.09.2012
                                                                                                                                                                                                        • 296
                                                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                                                        AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                        Super starke Tour!

                                                                                                                                                                                                        "Oh, ein Gletscher"

                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                          Alter Hase
                                                                                                                                                                                                          • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                                          • 2622
                                                                                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                                                                                          AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                          Trek 4

                                                                                                                                                                                                          Cordillera Castillo und westlich davon

                                                                                                                                                                                                          Länge: 211 Kilometer
                                                                                                                                                                                                          Dauer: 20 Tage


                                                                                                                                                                                                          Teil 1 – Coyhaique und die ersten drei Trekkingtage

                                                                                                                                                                                                          Die Cordillera Castillo ist ein schroffes Felsengebirgsmassiv mit tiefeingeschnittenen bewaldeten Tälern und teils vergletscherten Bergen.

                                                                                                                                                                                                          Durch dieses Gebirge soll unser letzter gemeinsamer Trek führen, was schon von vornherein so geplant war. Da ich auf dieser Tour mal die 20 Tage vollkriegen will, Paul aber nur maximum 16 bis 20 Tage wandern will, behält er sich die Möglichkeit offen vorzeitig auszusteigen.

                                                                                                                                                                                                          Hier ein kurzer Auszug aus meiner E-mail, die ich einen Tag vor dem Trekkingstart über meinen Verteiler verschickt habe:

                                                                                                                                                                                                          Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                          Wir wollen in die Cordillera Castillo, dort eine Ost-West Traverse machen bis zum Volcan Hudson. Unsere geplante Route ist zwar nur etwa 180 km lang, ich rechne aber mit deutlich schwierigerem Gelaende als beim letzten Trek: mehr Hoehenmeter, dichte weglose Waelder in den Taelern und unbestaendigeres Wetter. Unser vermuteter Tagesschnitt wird wohl bei unter 10 km pro Tag liegen.
                                                                                                                                                                                                          Kurz nach der Tour verschickt Paul folgende E-mail über seinen Verteiler (Auszug):

                                                                                                                                                                                                          Zitat von slarti Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                          Schon der erste Pass führte einen sehr steilen Geröllhang hinunter und ich merkte, dass dieses Gebirge noch recht schwierig werden könnte. Hinzu kam noch, dass sich das Wetter zunehmend verschlechterte und wir diesmal mit der normalen patagonischen Wetterrealität konfrontiert wurden: langanhaltendes nass-kaltes Dauertief direkt aus der Antarktis. So kam es zu diversen Zwangsruhetagen vor verschneiten oder nassen Felspässen. Die Topographie erschwerte das Vorankommen erheblich. Einige Pässe waren auch gefährlich und ein Abstieg schlicht nicht möglich. Mehrmals haben wir unsere Route geändert und vereinfacht. Zum Ende der Tour traten erstmals die ersten valvidianischen Regenwälder auf. Beim Wort Regenwald denken wohl die meisten an die Tropen, aber es gibt auch kalte Regenwälder. Die valvidianischen Regenwälder haben ein extrem dichtes Unterholz mit Bambus, Farnen, Moosen und viel stacheligem Gebüsch. Nahezu undurchdringlich ohne Weg. So sind die weiter südlich vorherrschenden Buchenwälder noch mehr oder weniger gut begehbar, aber weiter nördlich hört der Spaß auf.
                                                                                                                                                                                                          Ich hatte ja schon zuvor angekündigt maximal 20 Tage zu wandern, während Bernd gerne mindestens 20 Tage plus machen wollte. Unweit des Vulkan Hudson bin ich dann am Tag 16 ausgestiegen und durch ein tiefes Tal am Rio Ibáñez zur Carretera Austral gelaufen (und von dort getrampt). Schon irgendwie komisch sich mitten im Wald zu verabschieden um sich in einen Monat im Hostel in Buenos Aires zu verabreden. Natürlich verbesserte sich das Wetter schlagartig am Tag des Ausstiegs (ob das an mir oder Bernd liegt, ist Interpretationssache).
                                                                                                                                                                                                          Ich würde sagen, dass dieser Trek sehr speziell und viele schöne Momente hatte (z.B. neugierige Kolibris vorm Zelt), aber aufgrund der Umstände nicht zu meinen Favoriten dieser Reise zählt.


                                                                                                                                                                                                          Fährüberfahrt von Chile Chico nach Puerto Ibáñez über den Lago General Carrera


                                                                                                                                                                                                          kurz vor der Ankunft in Puerto Ibáñez


                                                                                                                                                                                                          Weiterfahrt nach Coyhaique

                                                                                                                                                                                                          Coyhaique 08.02.2016

                                                                                                                                                                                                          Coyhaique ist mit 43.000 Einwohnern die Hauptstadt und das Wirtschaftszentrum der Region Aisén. Diese Stadt ist zwar nicht so sehenswert, eignet sich aber hervorragend als Ausgangsbasis für Trekkingtouren. Keine andere Stadt in der Region Aisén bietet bessere Einkaufsmöglichkeiten wie Coyhaique.

                                                                                                                                                                                                          Gegen Mittag kommen wir hier an und finden nach kurzer Suche die Hospedaje Natty, wo wir für 5000 clp unsere Zelte aufschlagen können. Die Zeltplätze sind bei Natty nicht so doll, man schlägt sein Zelt eingepfärcht und sonnenausgesetzt im Hinterhof auf. Die Pluspunkte sind daß Camper die Hostelküche mitbenutzen dürfen und die zentrale Lage, nur zwei Minuten zu Fuß zu den beiden größten Supermärkten der Stadt. Dieses Hostal schein bei Rucksackreisenden beliebt zu sein und steht vermutlich auch im Lonely Planet.


                                                                                                                                                                                                          die Haupteinkaufsstraße im Zentrum von Coyhaique


                                                                                                                                                                                                          Coyhaique (Pauls Foto)

                                                                                                                                                                                                          Drei volle Tage bleiben wir in Coyhaique zum entspannen und einkaufen.
                                                                                                                                                                                                          Ich muss mir hier neue Trekkingschuhe kaufen. Im Zentrum gibt es mehrere Outdoorläden mit einer guten Auswahl an Schuhen, die sogar deutlich günstiger wie in Argentinien sind. Das einzigste Problem ist die Größe. Die meisten Schuhe sind hier nur bis Größe 44 oder kleiner erhältlich und ich brauche 46.
                                                                                                                                                                                                          In meiner Größe finde ich ein Paar steigeisenfeste Bergstiefel von Salewa für umgerechnet unter 200 Euro. Eigentlich wollte ich mir ja keine Stiefel kaufen, sondern nur leichte Wanderschuhe. Aber die Halbschuhe, die hier in meiner Größe erhältlich sind, sehen aus als ob sie auf unserer Art von Trekkingtouren nicht lange halten werden. Also nehme ich die Stiefel, man muss hier eben nehmen was man kriegen kann.

                                                                                                                                                                                                          Gaskartuschen (230er) sind hier mit umgerechnet nur 3 Euro pro Stück deutlich günstiger wie in Deutschland und erst recht wie in Argentinien.

                                                                                                                                                                                                          Am zweiten Tag in Coyhaique hat mir die Katze der Hostaleigentümerin ein kleines Loch in mein neues Hilleberg-Aussenzelt gekratzt (in der Apsis). Das ist sehr ärgerlich und wir haben daraufhin Hals über Kopf den Campingplatz gewechselt und sind runter zu „El Camping“ gegangen. Das ist ein schöner Campingplatz am Rio Simpson, der auch 5000 clp die Nacht kostet, wie im Natty. Die Campqualität ist hier im Gegensatz zu Natty traumhaft, mitten im Grünen mit viel Platz und vielen Bäumen. Dafür ist dieser Campingplatz nicht so zentral gelegen und es gibt keine Küche, sondern nur ein überdachter Unterstand mit Holztische und Bänke.

                                                                                                                                                                                                          Hier treffen wir durch Zufall den ODS-User Marco, alias „chaseglane“. Vor unserer Reise hatte ich schon einen kurzen Mailkontakt mit ihm. Klar daß wir dann abends zusammen einen trinken gehen. Marco ist mit dem Fahrrad unterwegs und ich erfahre daß wir uns vor fast vier Wochen auf dem Huemul Trek nur ganz knapp verpasst haben. Marco war nur einen Tag vor oder nach mir auf dem Trek unterwegs.


                                                                                                                                                                                                          Marco, Paul und ich auf dem Campingplatz in Coyhaique


                                                                                                                                                                                                          auch auf diesem Campingplatz gibt es jede Menge Katzen

                                                                                                                                                                                                          In Coyhaique kaufe ich meinen Trekkingproviant für über 20 Tage ein (Paul etwas weniger). Ich zahle dafür 130.000 clp, das sind pro Tag umgerechnet 6,50 bis 7 Euro, fast wie in Deutschland.

                                                                                                                                                                                                          die Anreise zum Trekkingstartpunkt 12.02.2016
                                                                                                                                                                                                          Unser Trekkingstartpunkt liegt 75 km von Coyhaique. Erst am Nachmittag bin ich fertig mit packen und für 15:00 buchen wir den Bus nach Villa Cerro Castillo für 5000 clp. Wir wollen aber schon 25 km vor dem Endziel aussteigen, mitten auf freier Strecke im Reserva Nacional Cerro Castillo.

                                                                                                                                                                                                          Der Minibus fährt aber erst um 17:00 los. Den Grund für die Verspätung wissen wir zwar nicht, es sieht aber aus daß der Fahrer noch warten will bis alle Plätze ausgebucht sind. Als es dann endlich losgeht ist der Bus auch gerammelt voll. Sogar so voll daß unsere Rucksäcke da nicht mehr mit reinpassen. Sie werden auf dem Dach eines anderen Busses verstaut, der kurz vor uns losfährt, auch nach Villa Cerro Castillo. Das macht uns natürlich Sorgen, denn unser Spanisch ist schlecht und ich bin nicht überzeugt daß der Fahrer verstanden hat, wo genau auf freier Strecke wir austeigen wollen. Im schlimmsten Fall wird unser Gepäck also bis nach Villa Cerro Castillo weiterfahren, während wir am Trekkingstartpunkt warten.


                                                                                                                                                                                                          warten auf die Abfahrt des Busses in Coyhaique

                                                                                                                                                                                                          Es hat aber letzendlich gut geklappt. Nach 70 Kilometer stoppt der Bus beim Startpunkt der Standardtrekkingroute durch die Cordillera Castillo. Hier steigen eine handvoll Wanderer aus. Der andere Bus steht auch schon da und unsere Rucksäcke wurden vom Dach runtergebunden und liegen am Straßenrand.

                                                                                                                                                                                                          Diese drei bis viertägige Trekkingroute ist recht beliebt und steht auch in allen Trekkingführern. Der erste Tag führt allerdings auf Fahrwege durch ein besiedeltes Weidefarmlandtal bis zur Rangerstation am Pistenende. Auf meiner ersten Patagonienreise bin ich diesen Abschnitt schon gewandert und fand ihn nicht so doll. Die restlichen zwei Tage sind allerdings sehr spektakulär. Daher wollen wir den ersten Tagesabschnitt weglassen, um dann später auf die markierte Trekkingroute zu stoßen.

                                                                                                                                                                                                          Als ich den Fahrer erkläre daß wir hier nicht aussteigen wollen, dürfen wir unsere Rucksäcke mit in den Bus reinnehmen, denn nun ist ja Platz genug da.
                                                                                                                                                                                                          Fünf Kilometer weiter führt nach rechts ein kleines unscheinbares Waldtal in die Berge rein. Hier bitte ich den Fahrer anzuhalten und wir steigen aus. Der Vorteil dieses Trekkingstartpunktes gegenüber der Standardroute liegt auf der Hand: Man wandert von der Straße runter direkt in die weglose unerschlossene Wildnis rein.
                                                                                                                                                                                                          Allerdings ist es mittlerweile schon 19 Uhr als wir hier ankommen.


                                                                                                                                                                                                          Trekkingstartpunkt - von der Straße geht es direkt in die unerschlossene Wildnis rein

                                                                                                                                                                                                          1.Tag:
                                                                                                                                                                                                          Für ein Loswandern ist es heute schon zu spät. Allerdings wollen wir auch nicht in Sichtweite der Straße campen. Daher wandern wir noch einen Kilometer weglos in dieses kleine Tal rein, durch Wald im teils schluchtigem Bachlauf, wobei wir einen kleinen Wasserfall hochklettern müssen. An einer schönen Stelle im Wald schlagen wir unser Camp auf.


                                                                                                                                                                                                          diesen kleinen Wasserfall müssen wir hochklettern


                                                                                                                                                                                                          wir folgen den schluchtigen Bachlauf aufwärts


                                                                                                                                                                                                          Camp 1 (980 m)

                                                                                                                                                                                                          2.Tag:
                                                                                                                                                                                                          Heute wird ein wegloser Waldtag. Nach zwei Stunden überwandern wir einen kleinen Sattel und auf der anderen Seite geht´s sehr steil für 200 Höhenmeter runter in ein enges Tal. Dieses wandern wir für den Rest des Tages Richtung Westen aufwärts. Wo immer es möglich ist wandern wir im schluchtigen Bachlauf und dort wo es mal nicht geht links oder rechts davon entlang der Waldrücken.
                                                                                                                                                                                                          Die Südbuchenwälder hier im östlichen Teil der Cordillera Castillo sind auch weglos recht leicht durchwanderbar. Die sehr dichten Valdivianischen Regenwälder findet man dagegen in den tieferen Tälern im westlichen Teil des Gebirges, unterhalb von 600 Meter.


                                                                                                                                                                                                          wir überwandern einen kleinen bewaldeten Sattel (1100 m)




                                                                                                                                                                                                          für 200 m geht´s steil in ein enges Tal runter


                                                                                                                                                                                                          das Tal wandern wir aufwärts


                                                                                                                                                                                                          der Talboden liegt auf 925 m


                                                                                                                                                                                                          wir folgen meistens den schluchtigen Bachlauf







                                                                                                                                                                                                          Gegen Abend nähern wir uns dem Talende, wo das Buschgeplackere härter wird, da der hohe Südbuchenwald mehr und mehr in die dichte alpine Buschzone übergeht. Im letzten Waldabschnitt schlagen wir unser Camp auf. In 7h45 haben wir nur 10 Kilometer geschafft, aber das war auch nicht anders zu erwarten. Es wird jetzt windiger und die ersten Schauer kommen runter.


                                                                                                                                                                                                          wir nähern uns dem Talende


                                                                                                                                                                                                          das Buschgeplackere wird deutlich härter


                                                                                                                                                                                                          Camp 2 (1120 m)

                                                                                                                                                                                                          3.Tag:
                                                                                                                                                                                                          Heute steht uns die erste alpine Passüberquerung bevor und das Wetter scheint ganz gut zu werden.
                                                                                                                                                                                                          Die erste große Hürde besteht darin durch die undurchdringliche alpine Buschzone ins offene Gelände oberhalb der Baumgrenze zu gelangen. Aber als wir die Buschzone endlich hinter uns gebracht haben, ist der weitere Aufstieg zum Pass einfach.


                                                                                                                                                                                                          Blick vom Camp - hier sollte man möglichst schnell die Buschzone verlassen


                                                                                                                                                                                                          der Busch ist undurchdringlich - den sollte man tunlichst umgehen!


                                                                                                                                                                                                          Blick zurück talabwärts


                                                                                                                                                                                                          endlich oberhalb der Waldgrenze




                                                                                                                                                                                                          Aufstieg zum Pass



                                                                                                                                                                                                          Nach vier Stunden erreichen wir auf 1609 m die Passhöhe und machen erstmal gemütlich in der Sonne Mittagspause bei grandioser Aussicht. Auf der anderen Seite liegen die vertikalen Türme und Gletscher der Cordillera Castillo. Eine bessere Stelle für die Mittagspause hätten wir nicht finden können. Allerdings weht hier oben ein kühler Wind. Noch ahnen wir nicht daß heute der letzte wirkliche Schönwettertag für die nächsten zwei Wochen ist.


                                                                                                                                                                                                          die Passhöhe (1609 m)


                                                                                                                                                                                                          Blick zurück


                                                                                                                                                                                                          (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                                                          grandioser Blick runter zur anderen Seite (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                                                          Tal des Rio Turbio (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                                                          hier müssen wir runtersteigen


                                                                                                                                                                                                          erster Blick auf den 2675 m hohen Cerro Castillo



                                                                                                                                                                                                          Dieser Pass ist ohne Zweifel ein landschaftliches Tophighlight, aber der Abstieg runter ins Tal des Rio Turbio hat es wirklich in sich. Auf verdammt steilen Geröllhang geht es abwärts, wobei es weiter unten immer steiler und felsiger wird. Es ist wirklich gefährlich und ich kundschafte erstmal aus. Eine falsche Route zu wählen könnte hier fatal enden. Für einen Abstieg von nur 450 Höhenmetern brauchen wir drei Stunden.




                                                                                                                                                                                                          Abstieg zum Rio Turbio - das sieht noch OK aus, aber wie steil es weiter unten wird, ist auf dem Bild nicht zu sehen


                                                                                                                                                                                                          Abstieg






                                                                                                                                                                                                          am Oberlauf des Rio Turbio (1150 m)

                                                                                                                                                                                                          Unten kommen wir in den Wald und auf der anderen Flussseite stoßen wir auf den markierten Pfad der bekannten Trekkingroute, die wir nun für die nächsten anderthalb Tage bis zum Campamento Neozelandes folgen.
                                                                                                                                                                                                          Für heute wollen wir noch schnell über den nächsten Pass steigen (Paso Peñon, 1470 m) zum Rio del Bosque. Es ist ein enger gerölliger Passdurchgang mit paar Schneefelder, aber verglichen mit dem ersten Pass sehr einfach. Wir haben damit gerechnet auf diesen Pfad heute noch Wanderer zu treffen, aber jetzt am späten Nachmittag war niemand mehr da.


                                                                                                                                                                                                          hier stoßen wir auf die bekannte Trekkingroute


                                                                                                                                                                                                          Blick zurück zum Rio Turbio (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                                                          Aufstieg zum Paso Peñon (1470 m)



                                                                                                                                                                                                          Auf der anderen Passseite schlagen wir auf Geröllboden knapp oberhalb der Baumgrenze unser Camp auf. Mit 9h40 war heute ein langer Tag. Man kann definitiv sagen daß sich unser “alternativer Startpunkt” landschaftlich voll ausgezahlt hat, wobei der erste Pass natürlich das absolute Highlight war. Ich würde die Route für Unerfahrene aber nicht zum nachahmen empfehlen.

                                                                                                                                                                                                          Morgen wandern wir einmal halb um den Cerro Castillo herum.


                                                                                                                                                                                                          auf der anderen Passseite kommen wir in ein kurzes gerölliges Hochtal - Blick zurück zum Paso Peñon


                                                                                                                                                                                                          am Oberlauf des Rio del Bosque


                                                                                                                                                                                                          Camp 3 (1094 m)
                                                                                                                                                                                                          Zuletzt geändert von berniehh; 18.08.2016, 18:31.
                                                                                                                                                                                                          www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                                            Alter Hase
                                                                                                                                                                                                            • 30.05.2007
                                                                                                                                                                                                            • 4004
                                                                                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                                                                                            AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                            Und schon wieder so coole Photos
                                                                                                                                                                                                            So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                                                                                                                                                            A. v. Humboldt.

                                                                                                                                                                                                            Kommentar


                                                                                                                                                                                                            • berniehh
                                                                                                                                                                                                              Alter Hase
                                                                                                                                                                                                              • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                                              • 2622
                                                                                                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                                                                                                              AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                              Cordillera Castillo und westlich davon

                                                                                                                                                                                                              Teil 2 – Halbrunde um den Cerro Castillo

                                                                                                                                                                                                              4.Tag:
                                                                                                                                                                                                              Heute folgen wir den Cordillera Castillo Standardtrek und unser Tagesziel ist das Campamento Neozelandes. Zunächst folgen wir den Pfad durch Wald talabwärts. Nach 40 Minuten erreichen wir das Campamento del Bosque, wo wir die ersten Menschen seit dem Trekkingstart treffen. Sechs Zelte stehen hier, ein Amerikaner, sonst nur Chilenen. Dann kommen auch noch drei Ranger mit Motorsäge vorbei, die den Pfad von umgestürzten Baumstämmen freisägen.


                                                                                                                                                                                                              Pfad am Rio del Bosque


                                                                                                                                                                                                              (Pauls Foto)




                                                                                                                                                                                                              Campamento del Bosque (900 m)


                                                                                                                                                                                                              beim Campamento del Bosque

                                                                                                                                                                                                              Der Pfad führt dann einen Talzweig hoch zur Laguna Cerro Castillo, direkt am Fuße des Cerro Castillo, dem höchsten Berg dieses Gebirgsmassivs. Hier stehen auch noch zwei Zelte und wir machen Mittagspause am See, recht ungemütlich im kalten Wind.

                                                                                                                                                                                                              Auf diesem Trek ist ganz schön was los, insgesamt treffen wir heute etwa 10 Trekkinggruppen (die meisten davon an den Campstellen), plus die drei Ranger. Es ist der beliebeste Trek in der Region Aisén und man kann davon ausgehen daß jeder Trekker, den man in Coyhaique trifft, diese Route geht. Trotzdem ist hier nur wenig los verglichen mit den beliebtesten Treks Südpatagoniens (wie der Torres del Paine und die Hauptrouten um El Chaltén).


                                                                                                                                                                                                              Es geht dann einen Talzweig hoch zur Laguna Cerro Castillo


                                                                                                                                                                                                              Pfad zur Laguna Cerro Castillo (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                                                              Blick zurück zu unserem Pass von gestern abend


                                                                                                                                                                                                              Cerro Castillo


                                                                                                                                                                                                              Blick zurück zum Paso Peñon


                                                                                                                                                                                                              Laguna Cerro Castillo (1280 m)



                                                                                                                                                                                                              Auf dem Bergrücken oberhalb der Laguna Cerro Castillo verzweigt sich der Pfad. Wir müssen nach rechts abbiegen über einen 1680 m hohen Bergrücken (oder Pass) Richtung Campamento Neozelandes. Der Pfad ist hier nur noch vage erkennbar und auch schlecht markiert. Ist aber trotzdem leichtes Gelände, alles kein Problem. Extrem starke Böen wehen hier oben, man kann sich kaum mehr auf den Beinen halten.

                                                                                                                                                                                                              Hier lernen wir Felipe aus Santiago de Chile kennen. Er will zusammen mit zwei anderen Chilenen auch zum Campamento Neozelandes. Die anderen beiden wagen sich aber nicht über den Pass, es ist ihnen zu stürmisch und gefährlich. Sie entscheiden sich zur Umkehr und nehmen die linke Abzweigung runter ins Dorf Villa Cerro Castillo. Felipe schließt sich uns an.


                                                                                                                                                                                                              Laguna Cerro Castillo


                                                                                                                                                                                                              Blick runter zum Dorf Villa Cerro Castillo - mit der Zivilisation in Sichtweite fühlt man sich hier nicht mehr wie in einer abgelegenen Gegend


                                                                                                                                                                                                              Aufstieg zum Pass - die beiden anderen Chilenen kehren hier wieder um


                                                                                                                                                                                                              Paul und Felipe


                                                                                                                                                                                                              der Cerro Castillo liegt in Wolken


                                                                                                                                                                                                              (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                                                              Überwanderung der Passhöhe (1680 m) im starken Wind

                                                                                                                                                                                                              Auf der anderen Seite geht´s steil runter in ein bewaldetes Tal, wo wir wieder auf einen guten markierten Pfad stoßen. Den folgen wir nach Norden noch 4 km talaufwärts zum Campamento Neozelandes, eine schöne Campstelle fast am Talende. Das Campamento Neozelandes wird normalerweise nur als Abstecher gemacht, denn der Pfad endet dort.
                                                                                                                                                                                                              Außer Felipe, Paul und ich sind noch zwei Österreicher hier.


                                                                                                                                                                                                              Abstieg auf der anderen Seite


                                                                                                                                                                                                              dieses Tal wandern wir aufwärts zum Campamento Neozelandes


                                                                                                                                                                                                              unten auf dem Talboden (900 m) stoßen wir wieder auf einen guten Pfad


                                                                                                                                                                                                              Campamento Neozelandes (1160 m) (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                                                              (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                                                              der Cerro Castillo vom Campamento Neozelandes (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                                                              Cerro Castillo (Pauls Foto)

                                                                                                                                                                                                              Ab morgen werden wir die Standardroute verlassen und uns wieder ins weglose Gelände begeben. Vor uns am Talende sehen wir schon den steilen Pass, den wir morgen überqueren wollen. Wenn man das sieht, wird man normalerweise nie auf die Idee kommen da rüberzusteigen.
                                                                                                                                                                                                              Da ich diesen Pass auf meiner ersten Patagonienreise schon überquert habe, weiss ich aber daß er machbar ist. Hinter dem Pass werden wir zu einem Gletscher absteigen müssen und gleich danach wieder hoch zum nächsten Pass, um in ein wegloses Tal nordwestlich von hier zu gelangen. Das wird also eine Doppelpass-Überquerung. Beide Pässe müssen in einem Tag gemacht werden weil man zwischen den Pässen wahrscheinlich keine akzeptablen Campstellen findet. Das bedeutet also daß das Wetter morgen unbedingt schön werden muss, wonach es momentan leider nicht aussieht.

                                                                                                                                                                                                              5.Tag:
                                                                                                                                                                                                              Wie erwartet ist das Wetter schlecht, mit starken Wind und Regen den ganzen Vormittag. Erst gegen Mittag lässt der Regen nach und später klart es sogar auf. Für einen Aufbruch zur Doppelpassquerung ist es aber schon zu spät. Das heisst wir bleiben heute hier. Felipe und die beiden Österreicher bauen ihr Camp ab und wandern zurück nach Villa Cerro Castillo.

                                                                                                                                                                                                              Gegen 14:00 breche ich auf für einen kleinen Spaziergang zur Laguna Duff. Dieser kleine Bergsee liegt auf 1430 m Höhe am absoluten Talende, von Felswände und steile alpine Gipfel eingekesselt. Eine vage erkennbare und spärlich markierte Steinmännchenroute für dort hoch.

                                                                                                                                                                                                              Ich sehe den alpinen Gebirgskamm oberhalb des Sees und denke daß die Aussicht von dort oben ja noch viel geiler sein muss. Weil das Wetter momentan gut ist und der Aufstieg zwar sehr steil, aber machbar aussieht (mit ein bis zwei Kletterstellen), entscheide ich spontan da raufzusteigen.

                                                                                                                                                                                                              In zwei Stunden bin ich oben und die Aussicht ist wirklich der absolute Oberhammer in drei verschiedene Täler!


                                                                                                                                                                                                              Spaziergang zur Laguna Duff - im Hintergrund sieht man unseren geplanten Pass für morgen




                                                                                                                                                                                                              essbare Beeren


                                                                                                                                                                                                              noch mehr Beeren


                                                                                                                                                                                                              die sehen aus uns schmecken wie die Snowberries in Neuseeland


                                                                                                                                                                                                              Blick zurück zum Campamento Neozelandes (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                                                              oben rechts (roter Kreis) ist unser geplanter Pass für morgen


                                                                                                                                                                                                              Laguna Duff (1430 m)


                                                                                                                                                                                                              wegloser Aufstieg zum Gebirgskamm


                                                                                                                                                                                                              Laguna Duff


                                                                                                                                                                                                              Blick zurück zur Laguna Duff und einen weiteren Bergsee


                                                                                                                                                                                                              Cerro Castillo


                                                                                                                                                                                                              oben auf dem Kamm in 2040 m Höhe


                                                                                                                                                                                                              die Aussicht ist der Hammer!


                                                                                                                                                                                                              Blick runter zur anderen Seite ins Tal des Rio del Bosque (Campamento del Bosque), wo wir gestern waren


                                                                                                                                                                                                              im Norden schaut man runter in ein weiteres abgelegenes Tal





                                                                                                                                                                                                              Der Rückweg geht schneller und in 1h30 bin ich wieder zurück beim Camp. Dieser Abstecher war ein Tophighlight und hat sich mega gelohnt!

                                                                                                                                                                                                              Ein Amerikaner ist hier neu angekommen, somit campen wir hier heute zu dritt.

                                                                                                                                                                                                              Jetzt können wir nur noch hoffen daß für die Doppelpassquerung das Wetter morgen gut wird. Aber ehrlich gesagt habe ich da meine Zweifel. Momentan ist es zwar schön, aber insgesamt sieht das Wetter noch viel zu unstabil aus.
                                                                                                                                                                                                              Zuletzt geändert von berniehh; 20.08.2016, 09:28.
                                                                                                                                                                                                              www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                                                • 2622
                                                                                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                                                                                AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                                Cordillera Castillo und westlich davon

                                                                                                                                                                                                                Teil 3 – durch abgelegene Täler nördlich des Hauptkammes

                                                                                                                                                                                                                6.Tag:
                                                                                                                                                                                                                Es ist arschkalt (nur 3 Grad) mit aufziehende Bewölkung, viel zu unbeständig für die Doppelpassüberquerung.
                                                                                                                                                                                                                Ich habe mir gestern aber schon eine Alternativroute überlegt: Ein anderer Pass westlich vom Campamento Neozelandes führt direkt in das das Tal wo wir hinwollen. Dieser Pass scheint auch etwas leichter zu sein und wir müssen heute somit auch nur einen Pass queren.

                                                                                                                                                                                                                Die Doppelpassüberquerung hätte ich zwar gerne gemacht, sie ist sehr spektakulär, wir brechen aber gegen 10:00 auf für die Alternativroute. Vom Amerikaner können wir uns nicht mehr verabschieden, weil er noch schläft. Ab hier treffen wir nun für den Rest dieses Treks keine Menschen mehr.


                                                                                                                                                                                                                unscharf gescantes Dia (irgendwas stimmt mit meinen Scanner nicht), aber hier sieht man was wir verpassen. Dies ist das enge Gebirgstal zwischen den beiden Pässen, fotografiert vom Gletscher. Damals bin ich dieses Tal abwärts gewandert, aber heute hätten wir vom Gletscher direkt zum nächsten Pass wieder hochsteigen müssen.
                                                                                                                                                                                                                Für anderthalb Kilometer wandern wir vom Campamento Neozelandes den Pfad wieder zurück talabwärts, dann verlassen wir ihn, steigen weglos durch den Wald runter zum Fluss (1036 m), furten rüber auf die andere Seite und steigen ein kleines Nebental hoch.

                                                                                                                                                                                                                Wir kommen nun in den abgelegenen Westteil der Cordillera Castillo. Oberhalb der Baumgrenze kommen wir auf ein großes offenes Geröllbasin, an dessen Ende ein Bergsee liegt, auf 1404 m Höhe.

                                                                                                                                                                                                                Auch jetzt um die Mittagszeit ist es immer noch für die Jahreszeit viel zu kalt und ein übles Waschküchenwetter beginnt, mit Wind und lange Schnee- und Graupelschauer. Der Pass ist in der Wolkensuppe nicht mehr zu sehen und wir schlagen erstmal unser Camp für eine lange Mittagspause auf.
                                                                                                                                                                                                                Für eine Übernachtung wäre dies keine so gute Stelle, viel zu windausgesetzt und ich würde hier nur ungern bleiben wollen. Entweder klart es wieder auf und wir kommen heute noch über den Pass oder wir wandern für einen Kilometer zurück talabwärts um uns eine neue Campstelle im Wald zu suchen. Zurückwandern wollen wir natürlich auch nicht so gerne.


                                                                                                                                                                                                                bevor wir in das Nebental hochsteigen wird der Fluss gequert (1036 m)


                                                                                                                                                                                                                großes Geröllbasin oberhalb der Baumgrenze – im Hintergrund der Cerro Castillo


                                                                                                                                                                                                                Bergsee (1404 m) am Ende des Basins

                                                                                                                                                                                                                Nach über drei Stunden klart es tatsächlich auf und um 16:00 wandern wir weiter, immer noch mit gelegentliche Schnee- und Graupelschauer. Aber es wechselt sehr schnell zwischen Schauer und Sonnenschein hin und her. Wir steigen hoch zum Pass auf 1730 m, wo wir nach 1h15 ankommen.


                                                                                                                                                                                                                nach dreistündiger Mittagspause bauen wir das Camp wieder ab (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                                                                weiter geht´s Richtung Pass


                                                                                                                                                                                                                Aufstieg zum Pass - das Wetter wird wieder schlechter (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                                                                auf der Passhöhe (1730 m)


                                                                                                                                                                                                                auf der Passhöhe

                                                                                                                                                                                                                Die Aussicht ist super und wir steigen steil für 200 Höhenmeter runter zu einem kleinen Gletschersee in ein von steilen Wänden eingekesseltes Kar. Vage Andeutungen einer Route finden wir hier, also wird dieser Pass ab und zu mal von Leuten begangen.

                                                                                                                                                                                                                Im Westen liegen die Berge auf der anderen Seite des Tales. Ich zeige mit dem Finger dahin und meine zu Paul, „guck mal, dahinten liegt unser Pass für morgen.“
                                                                                                                                                                                                                Paul schaut ziemlich skeptisch dorthin, „ich sehe keinen Pass, sondern nur eine Wand!“
                                                                                                                                                                                                                Ich versuche zuversichtlich zu klingen, „ja, aber er wird wahrscheinlich schon irgendwie machbar sein.“

                                                                                                                                                                                                                Weiter geht’s den Steinhang runter auf dem Talboden, wo wir in den ersten alpinen Buschabschnitten eine super windgeschützte Campstelle finden.




                                                                                                                                                                                                                vom Pass steigen wir zunächst in dieses Kar runter






                                                                                                                                                                                                                nun geht´s runter ins Tal. Morgen wandern wir weglos talabwärts


                                                                                                                                                                                                                Blick ins Talende - da oben liegt unser ursprünglich geplanter nächster Pass




                                                                                                                                                                                                                Camp 6 (1236 m) (Pauls Foto)

                                                                                                                                                                                                                Für die nächste Passüberquerung brauchen wir unbedingt gutes Wetter und falls wir da morgen nicht rüberkommen, werden wir erheblich in Zeitdruck geraten.
                                                                                                                                                                                                                Eine Alternativroute wäre für einen Tag dieses weglose Waldtal abwärtszuplackern zu einem anderen Pass, der auf der Karte etwas leichter aussieht (angeblich). Somit würden wir uns auch insgesamt eine Passüberquerung sparen.

                                                                                                                                                                                                                Wir haben also die Wahl, entweder der sehr steile Pass oder erstmal wegloses Waldgeplackere. Eine schwere Entscheidung. Vielleicht nimmt uns das Wetter die Entscheidung morgen ja ab, denn bei schlechtem Wetter können wir den Pass eh vergessen. Aber falls das Wetter schön sein sollte, müssen wir die Entscheidung selber treffen.

                                                                                                                                                                                                                7.Tag:
                                                                                                                                                                                                                Es sind wieder nur 3 Grad mit grauer Bewölkung und Schneefall, den ganzen Morgen lang. Ein Stückchen oberhalb unseres Camps bleibt der Schnee sogar erstmal liegen. Es klart zwar gegen Mittag auf und die Sonne kommt raus, sieht aber weiterhin unstabil aus. Wir nehmen die Talroute und kurz vor zwölf wandern wir los. Für drei Stunden wandern wir talabwärts, bis wir nach links in ein Nebental hochsteigen müssen, um zu unserem anvisierten (angeblich leichteren) Pass zu gelangen.

                                                                                                                                                                                                                Als erstes gilt es die alpine Buschzone zu umgehen, entweder am Geröllhang oder direkt unten im Flussbett. Dann kommen wir in den gut durchwanderbaren Südbuchenwald. Es ist ein schönes Tal.

                                                                                                                                                                                                                Je tiefer wir kommen, desto buschiger und dichter wird das Unterholz. Nach zwei Stunden verengt sich der Bachlauf zu einer Schlucht und fällt weiter ab. Hier müssen wir orographisch links den Hang traversieren, oberhalb der Schucht um teilweise steile Bergrücken und einige tiefe Bachgullies herum. Auf der anderen Hangseite würden wir wahrscheinlich in eine Sackgasse enden.


                                                                                                                                                                                                                beginnende Aufklarung am Mittag


                                                                                                                                                                                                                wir wandern los - im Hintergrund unser Pass von gestern abend


                                                                                                                                                                                                                hier gilt es die dichte alpine Buschzone zu umgehen - zunächst am Geröllhang, dann im Flussbett


                                                                                                                                                                                                                Blick zurück talaufwärts


                                                                                                                                                                                                                dann kommen wir in den Südbuchenwald




                                                                                                                                                                                                                ein schönes Tal






                                                                                                                                                                                                                der Talboden wird dann verschluchtet, wir müssen oben am Hang bleiben

                                                                                                                                                                                                                Wir versuchen auf der 900 m Höhenlinie zu bleiben. Tiefer zu steigen würde nichts bringen, erstens würden wir dort in die Schlucht kommen und zweitens würde das Unterholz wahrscheinlich noch dichter werden. Dann traversieren wir in das von links einmündene Nebental hinein, bis wir den Fluss erreichen. Nun wird das Wandern wieder leicht. Es geht auf herrlichen flachen Waldboden weiter talaufwärts bis wir eine schöne Campstelle finden. Die Waldwanderung heute war leichter wie gedacht, in 5h25 haben wir 10 Kilometer geschafft.


                                                                                                                                                                                                                nun sind wir im Nebental


                                                                                                                                                                                                                nun leichte Wanderung das Nebental aufwärts


                                                                                                                                                                                                                Camp 7 (1010 m)

                                                                                                                                                                                                                8.Tag:
                                                                                                                                                                                                                Was soll man da noch groß zu sagen? Nur mega schlechtes Wetter und warten ist für heute und morgen angesagt!
                                                                                                                                                                                                                Am Tag 8 regnet oder nieselt es den ganzen Tag. Die Passüberquerung können wir heute natürlich vergessen! Trotzdem raffen wir uns um 11:30 auf, packen unsere Sachen und brechen auf. Wir wandern aber nur 45 Minuten im leichten Regen talaufwärts bis zur vermeintlich letzten Campmöglichkeit kurz vor der Waldgrenze. Dann die Zelte im Regen wieder aufschlagen, nachdem wir vorher noch eine Stunde rumsuchen, wo man die Zelte denn hier im dichten Busch am besten aufschlagen kann.


                                                                                                                                                                                                                Camp 8 & 9 - im Regen schlagen wir die Zelte wieder auf


                                                                                                                                                                                                                die beste Campstelle weit und breit

                                                                                                                                                                                                                9.Tag:
                                                                                                                                                                                                                Dauerregen und Sturm den ganzen Tag, allerübelste Suppe! Auch tagsüber steigt das Thermometer nicht über 10 Grad! Der gestern noch kleine Bergfluss ist zu einer unquerbaren braunen Suppe angeschwollen und nicht die geringsten Anzeichen einer Wetterbesserung ist in Sicht. Wir bleiben natürlich heute hier.

                                                                                                                                                                                                                Mit nur 66,5 Kilometern in 9 Tagen ist unser Schnitt sogar noch miserabler wie vorher eingeplant! Inzwischen sind wir schon so massiv in Zeitrückstand daß wir nicht mehr drumherum kommen eine verkürzte Alternativroute zu planen. Aber dafür habe ich heute ja den ganzen Tag Zeit.

                                                                                                                                                                                                                10.Tag:
                                                                                                                                                                                                                Wolken, Wind und gelegentiche Regentropfen,.....Traumwetter sieht anders aus! Trotzdem, heute müssen wir über unseren Pass Nr. 6 und kurz nach 10 starten wir.

                                                                                                                                                                                                                Im steinigen Flussbett passieren wir leicht und problemlos die in diesem Tal nur recht kleine alpine Buschzone.
                                                                                                                                                                                                                Dann geht’s steil nach oben. Die letzten 100 Meter sogar sehr steil mit Klettern über brüchigen Fels, oft mit einer lose draufliegenden dünnen Geröll- oder Steinschicht, sehr gefährlich!! Hier kundschafte ich erstmal ohne Gepäck eine machbare Route aus. Dies ist eher eine Route für Bergsteiger als für Trekker! Im Abstieg wäre dieser Hang mit dem schweren Gepäck sogar eine noch viel größere Herausforderung!

                                                                                                                                                                                                                Nach 3h30 kommen wir oben an, in 1760 m Höhe. Ein richtiger Pass ist dies nicht, sondern nur ein spitzer Bergkamm, der kaum Platz zum sitzen bietet und auf beiden Seiten steil abfällt. Wir halten uns auch garnicht lange hier oben auf, zumal es wieder nach Regen aussieht!




                                                                                                                                                                                                                Aufstieg zum Pass


                                                                                                                                                                                                                Blick zurück talabwärts




                                                                                                                                                                                                                Aufstieg zum Pass








                                                                                                                                                                                                                fast oben




                                                                                                                                                                                                                so gut wie oben


                                                                                                                                                                                                                Blick zurück (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                                                                oben auf dem Grat in 1780 m Höhe - viel Platz ist hier nicht

                                                                                                                                                                                                                Der Abstieg runter in Tal Nr. 7 ist ebenfalls sehr steil auf losen Steinhang (mühsam zu begehen), aber weniger steil und ungefährlicher wie der Aufstieg!


                                                                                                                                                                                                                Abstieg in Tal Nr. 7 (Pauls Foto)


                                                                                                                                                                                                                hier geht´s runter







                                                                                                                                                                                                                Durch den Wald geht’s dann (bis fast) ganz nach unten. Der Talboden ist eng V-förmig und schluchtig. Ganz runter in die Schlucht kommen wir allerdings nicht und bleiben deshalb auf Bergrücken etwa 50 m oberhalb des Flusses, wo wir nach 6h30 und 7 Kilometern im Regen unser Camp aufschlagen.

                                                                                                                                                                                                                Morgen müssen wir nach Südwesten talaufwärts, zunächst noch über paar Bergrücken den Hang traversieren, bis wir in ein flaches Flussbett absteigen können, das oben vom Hang aus ganz gut begehbar aussah.


                                                                                                                                                                                                                Blick durch die Bäume - dort sieht das Flussbett einfach aus, aber direkt hier unten ist das Tal schluchtig (auf dem Bild nicht zu sehen) und wir müssen erst noch ne Weile den Hang traversieren


                                                                                                                                                                                                                es fängt mal wieder an zu regnen


                                                                                                                                                                                                                bis in die Schlucht kommen wir nicht runter


                                                                                                                                                                                                                Camp 10 (960 m) im Regen
                                                                                                                                                                                                                Zuletzt geändert von berniehh; 21.08.2016, 17:15.
                                                                                                                                                                                                                www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                  Fuchs
                                                                                                                                                                                                                  • 10.06.2004
                                                                                                                                                                                                                  • 1244
                                                                                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                                                                                  AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                                  Endlich habe ich mal wieder alles nachgelesen was Du hier so geschrieben hast. Mal wieder ganz großes Kino. Die Landschaften die ihr durchwandert sind echt einfach mal nur Hammer. Wobei diese ganzen "grenzwertigen Aktionen" mit dem illegalen Wandern in Nationalparks etc. mir persöhnlich etwas zu unentspannt wären. Aber so wie ich Dich kenne bist da in dieser Hinsicht deutlich gechillter.

                                                                                                                                                                                                                  Schade nur, dass die letzten Tage das Wetter eher mäßig war. Aber auf dem vorigen Trek habe ich bei den Bildern ziemlich häufig nur blauen Himmel gesehen und kaum ein Wölkchen. Ich hatte schon fast gedacht, dass Patagonien eine reine Schönwettergegend ist. Aber das würde dann wohl etwas dem wiederversprechen was Du so erzählt hast. Bin jedenfalls sehr auf die Fortsetzung gespannt.

                                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                                                                                                                    • 28.03.2013
                                                                                                                                                                                                                    • 373
                                                                                                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                                                                                                    AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                                    Wiedermal eine geniale krasse Tour. Einige Hammerbilder. Tolle Landschaft, mit den schönen Türmchen am Cerro Castillo. Die normale Trekkingtour um den Cerro Castillo bin ich im Januar 2001 gegangen und das war damals eigentlich schon recht einsam und für mich schon genug Wildnisfeeling. Unglaublich was ihr da noch draufsetzt.
                                                                                                                                                                                                                    Zuletzt geändert von SouthWest; 24.08.2016, 10:42.

                                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                      Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                      • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                                                      • 2622
                                                                                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                                                                                      Danke an Euch für die netten Kommentare

                                                                                                                                                                                                                      Cordillera Castillo und westlich davon

                                                                                                                                                                                                                      Teil 4 – westlich der Reserva Nacional Cerro Castillo

                                                                                                                                                                                                                      11.Tag:
                                                                                                                                                                                                                      Wir wandern erstmal Richtung Südwesten das Tal Nr. 7 bis zum Ende aufwärts. Nach 20 Minuten endet die Schlucht und wir kommen runter ins Flussbett. Nun wird das Vorwärtskommen einfach und wir stoßen auf einen Viehtreiberpfad, der von der anderen Flussseite rüberkommt. Laut Google Maps gehört dieses Tal noch zum Reserva Nacional Cerro Castillo, dennoch gibt es hier Rinderpfade.


                                                                                                                                                                                                                      Tal Nr. 7



                                                                                                                                                                                                                      Es ist ein herrliches Waldtal. Wir verlieren den Pfad und paar Kilometer weiter queren wir rüber auf die rechte Flussseite, wo wir ihn wiederfinden. Für die nächsten paar Kilometer folgen wir den Pfad durch Südbuchenwald, bis sich das Tal auf 1100 m Höhe zu große offene Flusssenken öffnet, auf denen Rinder weiden. Es gibt hier aber keine Zäune.
                                                                                                                                                                                                                      Für die nächsten paar Kilometer geht es im leichten weglosen Wandern (meistens im Flussbett) über einen flachen langgezogenen Sattel, der von einer vergletscherten Bergkette beflankt wird. Für die Mittagspause suchen wir uns ein windgeschütztes Plätzchen hinter Bäumen in der Sonne. Obwohl heute größtenteils die Sonne scheint, ist es windig und sehr kalt. Beim Wandern müssen wir fast schon unsere Handschuhe anziehen. Eine höhere und schwierige Passüberquerung, wie z.b. die von gestern, wäre heute extrem ungemütlich, auch wenn es auf den Fotos nicht so aussieht.


                                                                                                                                                                                                                      offene Flusssenken mit Rinder auf 1100 m Höhe


                                                                                                                                                                                                                      leichtes wegloses Wandern


                                                                                                                                                                                                                      (Pauls Foto)




                                                                                                                                                                                                                      es geht über einen langgezogenen flachen Sattel

                                                                                                                                                                                                                      Nach 4h45 erreichen wir die höchste Stelle des Sattels (1130 m) und auf der anderen Seite fällt es steil ab ins sehr eng-schluchtige Urwaldtal des Estero Portezuelo. Dieses Tal wollen wir nach Norden aufwärts wandern, aber der Talboden dort unten ist zu verschluchtet und sieht sehr schwierig aus.
                                                                                                                                                                                                                      Deshalb steigen wir dort nicht runter, sondern bleiben oben und traversieren den teilweise steilen alpinen Hang einen kleinen Seitentalzweig hoch zu einem 1420 m hohen Pass (Pass Nr. 7), den wir nach 2h30 vom Sattel erreichen. Auf der anderen Seite des Passes wollen wir dann runtersteigen ins hintere Talende des Estero Portezuelo, oberhalb der Schluchten. Bevor wir das machen setzen wir uns aber erstmal im Windschutz hin und genießen die herrliche Aussicht.


                                                                                                                                                                                                                      vom Sattel blickt man runter ins Tal des Estero Portezuelo


                                                                                                                                                                                                                      Blick zurück zu dem flachen Sattel


                                                                                                                                                                                                                      das schluchtige Urwaldtal des Estero Portezuelo


                                                                                                                                                                                                                      wir traversieren den alpinen Hang hoch zu einem Pass


                                                                                                                                                                                                                      super Aussicht vom Pass Nr. 7 (1420 m)


                                                                                                                                                                                                                      auf der anderen Seite liegt das obere Talende des Estero Portezuelo



                                                                                                                                                                                                                      Eine kriminell steile Rinne führt vom Pass runter ins Tal, eine leichtere Abstiegsroute können wir zunächst nicht finden. Paul hält nicht viel von Routeauskundschaften und will schon gleich mit Gepäck die Rinne runtersteigen. Ich bestehe aber darauf erstmal ohne Gepäck auszukundschaften, weil ich vermute daß diese Rinne weiter unten zu steil und für uns unmachbar sein könnte. Paul wartet oben so lange.
                                                                                                                                                                                                                      Und tatsächlich, weiter unten wird es zu krass. Selbst ohne Gepäck komme ich bald nur noch weiter indem ich mir mit dem Pickel mühsam Stufen in den harten steilen Hang hacke. Und ich sehe daß es weiter unten noch steiler wird mit Felsabbrüche. Mit Gepäck können wir diese Route vergessen, ein falscher Tritt und man ist weg!


                                                                                                                                                                                                                      der Abstieg ist hier viel zu steil (Pauls Foto)

                                                                                                                                                                                                                      Eine halbe Stunde hat die Auskundschaftung gedauert und nun kommen wir langsam im Zeitdruck, denn es wird bald dunkel. Ich will zum campen unbedingt noch runter ins Tal, denn wir haben kein Wasser mehr und außerdem ist es hier oben viel zu windig.

                                                                                                                                                                                                                      Wir steigen noch weiter nach oben auf einen flachen Bergrücken (1519 m) und folgen ihn für einen Kilometer Richtung Süden bis wir nach rechts direkt runter ins Tal steigen. Es ist zwar steil, aber hier kommen wir bis ganz nach unten, wo wir im Wald oberhalb der Flussböschung unser Camp aufschlagen. Mit fast 10 Stunden war heute ein langer Tag, aber immerhin haben wir 18 Kilometer geschafft.


                                                                                                                                                                                                                      hier steigen wir runter


                                                                                                                                                                                                                      Camp 11 (868 m) im Tal des Estero Portezuelo

                                                                                                                                                                                                                      12.Tag:
                                                                                                                                                                                                                      Den ganzen Tag ist es mal wieder grau bewölkt, ohne Sonne, aber zum Glück auch ohne Regen. Wir sind den ganzen Tag im Wald und hier wirkt diese dunkelgraue Wolkensuppe noch düsterer und deprimierter.
                                                                                                                                                                                                                      Auf einer großen offenen Senke furten wir den Fluss. Das Tal gabelt sich, wir wandern das linke kleinere Tal aufwärts und stoßen auf einen guten Pfad, der über eine offene Lichtung führt, auf der eine alte Viehtreiberhütte steht. Das Reserva Nacional Cerro Castillo liegt nun endgültig hinter uns.


                                                                                                                                                                                                                      beim Camp furten wir den Fluss


                                                                                                                                                                                                                      kurz darauf stoßen wir auf eine Lichtung mit Viehtreiberhütte





                                                                                                                                                                                                                      Hier verlassen wir unsere urprünglich geplante Route, um unsere Alternativroute über den Rio Ibáñez zu nehmen. Paul will von dort aussteigen und ich noch etwas weiterwandern.
                                                                                                                                                                                                                      Auf Google Earth habe ich am Rio Ibáñez Forstwirtschaftsaktivitäten entdeckt, weshalb ich mich erst dagegen gesträubt habe dieses Tal zu nehmen. Unsere ursprünglich geplante Route führt durch eine viel abgelegenere Wildnis, die würde ich natürlich lieber gehen. Dafür bräuchten wir aber mehr Zeit.

                                                                                                                                                                                                                      Wir wandern über einen bewaldeten Sattel (1000 m) zum Estero Norte, einem engen Nebental des Rio Ibáñez. Auf dem Sattel enden die letzten Rinderspuren, nun geht’s weglos durch dichten Wald eine Bachrinne runter, die sich mehr und mehr zu einer tiefen Schlucht verengt. Wir bleiben orographisch links, auf etwa 900 m, weit oberhalb des Schluchtgrundes und traversieren um steile Bergrücken und Bachgullies herum.

                                                                                                                                                                                                                      Als wir merken daß es dort vorne noch schwieriger werden könnte, steigen wir links den steilen Bergrücken hoch bis auf über 1000 m, das letzte Stück mit Klettern. Dieser Bergrücken führt steil für 600 m runter ins tiefe verschluchtete Waldtal des Estero Norte. Durch die Bäume sehen wir im Süden schon die große flache Flusssenke des Rio Ibáñez. Wenn wir erstmal dort sind, wird das Vorwärtskommen leicht, aber leider ist es bis dahin noch eine ganze Weile Geplackere!


                                                                                                                                                                                                                      bewaldeter Sattel (1000 m)

                                                                                                                                                                                                                      Je tiefer wir kommen, desto dichter wird der Wald und auf 600 m geht der Südbuchenwald langsam über in einen sehr dichten und düsteren valdivianischen Regenwald mit viel Bambus. An Ästen festhaltend steigen und hangeln wir uns durch das Dickicht runter zum Fluss auf 450 m Höhe. Vermutlich sind es jetzt nur noch ein bis zwei Kilometer flussabwärts bis der Talboden endlich flach wird. Das wird aber alles andere als einfach, dieses Schluchttal ist sehr schwierig. Nach zwei heftigen Furten finden wir eine gute Campstelle, eingepfärcht im dichten Regenwald.


                                                                                                                                                                                                                      wegloser Abstieg durch dichten Regenwald


                                                                                                                                                                                                                      Estero Norte (450 m) - ein schwieriges schluchtiges Regenwaldtal


                                                                                                                                                                                                                      Camp 12 am Estero Norte

                                                                                                                                                                                                                      13.Tag:
                                                                                                                                                                                                                      Als der Regen nachlässt, wandern wir gegen 10 Uhr los, plackern uns weiter die Schlucht abwärts. Nach anderthalb Stunden scheint die Schlucht endlich vorbeizusein und das Land wird flacher. Beim Blick aufs GPS entdecke ich daß wir in dieser Zeit nur 500 m Luftlinie geschafft haben.


                                                                                                                                                                                                                      Estero Norte



                                                                                                                                                                                                                      Auf der anderen Flussseite stoßen wir auf einen ausgetretenen Viehtreiberpfad.
                                                                                                                                                                                                                      Nun wird das Wandern endlich leicht. Wir folgen den Pfad, der sich wenig später in verschiedene Richtungen verzweigt durch flachen Sekundär-Regenwald (der als Rinderweideland genutzt wird) bis wir nach 3h20 den Rio Ibáñez erreichen, bei einem alten Holzfällercamp.


                                                                                                                                                                                                                      leichte Wanderung auf Pfad durch flachen Sekundär-Regenwald




                                                                                                                                                                                                                      altes Holzfällercamp am Rio Ibáñez

                                                                                                                                                                                                                      Paul will von hier aussteigen und Richtung Süden den Rio Ibáñez abwärts zur Carretera Austral wandern. Zunächst will er mit mir aber noch einen zweitägigen Abstecher talaufwärts machen, zu einem Gletschersee am Fuße des Volcán Hudson. Dort werden wir uns dann trennen.

                                                                                                                                                                                                                      Für den Rest des Tages bleiben wir orographisch links und folgen größtenteils gute Pfade talaufwärts. Oft sind es alte Forstwege, die heute nicht mehr befahrbar sind, aber noch als gut begehbare Pfade regelmäßig von den Landbesitzern mit Pferden beritten werden.


                                                                                                                                                                                                                      Rio Ibáñez - für einen kurzen Moment kommt mal die Sonne raus


                                                                                                                                                                                                                      Pfad auf alten Forstweg


                                                                                                                                                                                                                      auf dem Weg talaufwärts muss ein hoher Bergrücken überstiegen werden - Blick zurück zum Rio Ibáñez


                                                                                                                                                                                                                      verlassene Hütte - hier campen wir (Pauls Foto)






                                                                                                                                                                                                                      hier ist alles voll mit Calafate-Sträucher


                                                                                                                                                                                                                      das gibt ein leckeres Frühstück


                                                                                                                                                                                                                      Camp 13 (450 m)


                                                                                                                                                                                                                      mmmh,.....Calafate-Frühstück mit Zimtzucker und Butter

                                                                                                                                                                                                                      Sowohl für Pauls Ausstiegsroute, als auch für meine Weiterroute, muss der Rio Ibáñez irgendwann mal gefurtet werden. Der Fluss wird von mehreren großen Gletschern gespeist, die vom Volcán Hudson kommen. Paul war schon von vornherein skeptisch über die Machbarkeit der Furtung, aber ich bin Anfangs noch zuversichtlich und meine zu ihm, „auf den großen flachen Flusssenken wird er schon irgendwie furtbar sein“. Tatsächlich stellt sich eine Furtung zu Fuß und ohne Pferde als viel zu gefährlich heraus.

                                                                                                                                                                                                                      Durch Zufall finde ich in der Nähe unseres Camps eine Stelle wo der Fluß durch eine enge Felsschlucht donnert. Hier hat sich bei einer früheren Hochwasser-Sturzflut ein ganzes Durcheinander von großen toten Baumstämmen wie ein wilder Verschlag zwischen den Schluchtwänden festgeklemmt. Glücklicherweise kann man da rübersteigen und somit auf die andere Flussseite gelangen.

                                                                                                                                                                                                                      Im Nachhinein betrachtet kann man sagen, wenn ich diese TÜV-geprüfte Brücke nicht gefunden hätte, wäre sowohl Pauls Ausstieg, als auch mein Weiterweg nicht so ohne weiteres möglich gewesen.


                                                                                                                                                                                                                      Überquerung des Rio Ibáñez


                                                                                                                                                                                                                      TÜV-geprüfte Brücke (Pauls Foto)

                                                                                                                                                                                                                      14. und 15.Tag:
                                                                                                                                                                                                                      Bis zur Talgabelung kurz vor dem Gletschersee sind es 13,5 km, eine leichte Wanderung. Trotzdem brauchen wir zwei Tage dafür weil das Wetter ist mal wieder absolute Scheiße ist!
                                                                                                                                                                                                                      Am 14.Tag regnet es den ganzen Tag, mit nur einer kurzen Regenpause am Nachmittag. In dieser Regenpause wandern wir um viertel nach drei los, aber kurz nachdem wir das Camp verlassen fängt es auch schon wieder an zu regnen.
                                                                                                                                                                                                                      Nach 2h15 wird uns das zuviel und wir schlagen das Camp wieder auf.


                                                                                                                                                                                                                      Rio Ibáñez


                                                                                                                                                                                                                      wir passieren alte Holzfäller-Relikte




                                                                                                                                                                                                                      Camp 14

                                                                                                                                                                                                                      Am drauffolgenden Tag ist es grau gewölkt, teils regnerisch und alles ist noch nass.
                                                                                                                                                                                                                      Um 10:40 starten wir und wandern weiter talaufwärts. Nach paar Kilometern endet das fortwirtschaftlich ausgebeutete Land und wir wandern auf schmalen Pfad durch phantastischen Primärregenwald.


                                                                                                                                                                                                                      Rio Ibáñez


                                                                                                                                                                                                                      Pfad auf Ex-Forstweg


                                                                                                                                                                                                                      in der Ferne schon die Hänge des Volcán Hudson (Pauls Foto)




                                                                                                                                                                                                                      Rio Ibáñez


                                                                                                                                                                                                                      dann schmaler Pfad durch märchenhaften Primär-Regenwald



                                                                                                                                                                                                                      Nach 2h10 erreichen wir die Flussgabelung, wo wir erstmal Mittagspause machen. Danach lassen wir unsere Rucksäcke hier liegen und wollen die paar Kilometer zum Gletschersee wandern. Dazu muss der linke Flusszweig gefurtet werden. Paul versucht an verschiedenen Stellen zu furten, jedoch ohne Erfolg. Und wenn er da schon nicht rüberkommt, probiere ich es auch gar nicht erst! Der Weiterweg zum See ist uns also versperrt und somit hat sich dieser Abstecher für uns erledigt.


                                                                                                                                                                                                                      beim Furtungsversuch kehrt Paul wieder um

                                                                                                                                                                                                                      In der Nähe der Flussgabelung schlagen wir das Camp auf. Später finde ich dann noch den Einstieg eines schmalen Regenwaldpfades, der den Bergrücken hochführt in den linken Talzweig rein. Paul will morgen talabwärts zur Carretera Austral und ich will diesen Pfad folgen. Mal schauen wo er mich hinführen wird.


                                                                                                                                                                                                                      Camp 15 (500 m) am Rio Ibáñez


                                                                                                                                                                                                                      beim Camp (Pauls Foto)

                                                                                                                                                                                                                      16.Tag:
                                                                                                                                                                                                                      Es regnet mal wieder! Wie sollte das Wetter hier auch sonst sein?
                                                                                                                                                                                                                      Am Spätvormittag klart es endlich auf. Für Paul endet der Trek hier. Zum zweiten Mal auf dieser Reise trennen wir uns also mitten in der Wildnis und verabreden uns für den 10.April in Buenos Aires. Bis dahin hat Paul genügend Zeit noch einige Treks zu machen, die ich 2010 schon gegangen bin.


                                                                                                                                                                                                                      Abschiedsfoto mit Selbstauslöser

                                                                                                                                                                                                                      Als Paul weg ist, breche auch ich auf und folge den gestern nachmittag gefundenen Pfad durch einen richtigen Märchenwald weiter talaufwärts. Nach nur anderthalb Stunden löst sich der Pfad im dichten Unterholz plötzlich in Luft auf. Er ist komplett zugewachsen und das Weiterkommen wird richtig ätzend!

                                                                                                                                                                                                                      Irgendwie werde ich da wahrscheinlich schon durchkommen, aber das Wetter ist mir zu unbeständig. Habe keine Lust mir bei der Nässe durchs extreme Unterholz zu plackern und außerdem sieht es sehr stark nach neuem Regen aus. Ich entscheide mich spontan zur Umkehr und will nun den Rio El Chiflon aufwärts wandern. Das wird meine Alternativroute von der Alternativroute.

                                                                                                                                                                                                                      Zurück beim Camp folge ich Pauls Fußspuren talabwärts. Nach 13,5 km erreiche ich die Stelle wo wir vorgestern über den Baumstammverschlag den Fluss gequert haben. Ab hier beginnt eine schmale (noch befahrbare) Fahrspur und zweieinhalb Kilometer weiter wird daraus ein richtiger Forstweg, der durch eine öde junge Kiefernplantage führt.
                                                                                                                                                                                                                      Hier mündet der Rio El Chiflon von rechts aus einem größeren Talzweig ein und ich sehe Pauls Fußspuren zum letzten Mal. Einen Kilometer weiter verlasse ich den Forstweg wieder und biege nach rechts auf einen Pfad in diesen Talzweig rein. Kurz darauf schlage ich mein Camp auf. Ab hier beginnt morgen der letzte Teil dieses Treks............


                                                                                                                                                                                                                      für einen Kilometer geht´s auf Forstweg durch eine öde Kiefernplantage


                                                                                                                                                                                                                      Camp 16
                                                                                                                                                                                                                      Zuletzt geändert von berniehh; 31.08.2016, 20:50.
                                                                                                                                                                                                                      www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                        Erfahren
                                                                                                                                                                                                                        • 15.09.2012
                                                                                                                                                                                                                        • 296
                                                                                                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                                                                                                        Jungs...geil. Super spannend, super inspirierend und vor allem auch: Großen Respekt vor der Tour!

                                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                          Fuchs
                                                                                                                                                                                                                          • 27.09.2015
                                                                                                                                                                                                                          • 1022
                                                                                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                                                                                          Wow, das ist ne Tour!!! Respekt, mir bleibt der Atem Weg. Das ist Abenteuer pur .
                                                                                                                                                                                                                          Richtig wohl fühle ich mich nur draußen !

                                                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                            Anfänger im Forum
                                                                                                                                                                                                                            • 31.08.2016
                                                                                                                                                                                                                            • 15
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                                                                                                                                                                                                                            Beeindruckend!
                                                                                                                                                                                                                            Einfach nur vielen Dank für deinen Bericht und die großartigen Fotos.

                                                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                              Erfahren
                                                                                                                                                                                                                              • 28.03.2013
                                                                                                                                                                                                                              • 373
                                                                                                                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                                                                                                                              AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                                              Zitat von berniehh Beitrag anzeigen

                                                                                                                                                                                                                              Durch Zufall finde ich in der Nähe unseres Camps eine Stelle wo der Fluß durch eine enge Felsschlucht donnert. Hier hat sich bei einer früheren Hochwasser-Sturzflut ein ganzes Durcheinander von großen toten Baumstämmen wie ein wilder Verschlag zwischen den Schluchtwänden festgeklemmt. Glücklicherweise kann man da rübersteigen und somit auf die andere Flussseite gelangen.
                                                                                                                                                                                                                              ...


                                                                                                                                                                                                                              Überquerung des Rio Ibáñez
                                                                                                                                                                                                                              Boahhhhh ... Wie krass ist das denn?

                                                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                Fuchs
                                                                                                                                                                                                                                • 29.08.2009
                                                                                                                                                                                                                                • 1370
                                                                                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                Zitat von SouthWest Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                Boahhhhh ... Wie krass ist das denn?
                                                                                                                                                                                                                                Vielleicht sind da noch die Knochen von einem Kanufahrer drin!
                                                                                                                                                                                                                                Wer nichts weiß muss alles glauben...

                                                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                  Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                                  • 30.05.2007
                                                                                                                                                                                                                                  • 4004
                                                                                                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                                                                                                  AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                                                  Oh man, die Brücke ist der Hammer ! (der Rest auch )
                                                                                                                                                                                                                                  So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                                                                                                                                                                                  A. v. Humboldt.

                                                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                    Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                                    • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                                                                    • 2622
                                                                                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                    Erst nochmal vielen lieben Dank an Euch für die netten Kommentare

                                                                                                                                                                                                                                    Cordillera Castillo und westlich davon

                                                                                                                                                                                                                                    Teil 5 – südlich vom Volcán Hudson

                                                                                                                                                                                                                                    17.Tag:
                                                                                                                                                                                                                                    Heute folge ich für 17,5 km einen schmalen Viehtreiberpfad das Tal des Rio El Chiflon aufwärts. Obwohl in diesem Tal paar Rinder weiden, ist es ein recht wildes und landschaftlich schönes Tal. Besonders zum Talende hin wird der Pfad immer verwachsener und ist teilweise schwer wiederzufinden.

                                                                                                                                                                                                                                    Die Wanderung ist manchmal etwas anstrengend, ständig rauf und runter über dicht bewaldete Bergrücken oberhalb einer Schlucht. Später wird der Talboden flach.

                                                                                                                                                                                                                                    Der Volcán Hudson ist in der jüngeren Vergangenheit mehrmals ausgebrochen. Einen ziemlich starken Ausbruch gab es 1991, der von der Weltöffentlichkeit und der Presse aber nicht so stark wahrgenommen wurde, weil diese Gegend so abgelegen ist und in der Nähe des Vulkans keine Menschen wohnen. Durch den beim Ausbruch entstandenen Ascheregen sind hier Teile der Wälder abgestorben. Auf den dadurch ausgelichteten Waldboden wächst heute undurchdringlicher Busch nach, der ein wegloses Wandern durch dieses Tal kaum möglich machen würde. Daher bin ich auch ganz froh daß dieser Pfad existiert.


                                                                                                                                                                                                                                    Tal des Rio El Chiflon - oberhalb der Schluchten wird der Talboden flach


                                                                                                                                                                                                                                    Rio El Chiflon




                                                                                                                                                                                                                                    Rio El Chiflon - ein sehr schönes und wildes Tal


                                                                                                                                                                                                                                    versteckte Viehtreiberhütte im Wald


                                                                                                                                                                                                                                    das Innere sieht romantisch aus


                                                                                                                                                                                                                                    Rio El Chiflon


                                                                                                                                                                                                                                    kaum erkennbarer Pfad am Talende

                                                                                                                                                                                                                                    Gegend Abend erreiche ich die Stelle wo links oben ein niedriger bewaldeter Sattel zum Rio Murta und der Carretera Austral rüberführt. Das wird meine Ausstiegsroute, aber erstmal will ich morgen einen Abstecher zu einem Gletschersee am Talende machen. Ich schlage hier mein Camp auf.


                                                                                                                                                                                                                                    Camp 17 & 18 (674 m)

                                                                                                                                                                                                                                    18.Tag:
                                                                                                                                                                                                                                    Heute gabs den ersten leichten Nachtfrost auf dieser Reise (es ist Ende Februar), aber dafür wird es den ganzen Tag über wolkenlos und am Nachmittag sogar recht warm. Geil! Das erste richtige Traumwetter seit zwei Wochen!!

                                                                                                                                                                                                                                    Ich lasse mein Camp stehen und mache einen Abstecher ins Talende, zum Gletschersee und noch ein Stückchen höher für ein Hammer Panorama.


                                                                                                                                                                                                                                    auf dem Weg zum Gletschersee


                                                                                                                                                                                                                                    Blick Richtung Talende


                                                                                                                                                                                                                                    schöner moosiger Bergwald




                                                                                                                                                                                                                                    nach 1h20 erreiche ich den Seeausfluss


                                                                                                                                                                                                                                    Gletschersee am Talende (773 m)



                                                                                                                                                                                                                                    Am oberen Seeende fällt ein steiler Gletscher ab, direkt dort wo ich eigentlich über einen Pass hätte absteigen wollen, wäre ich vor zwei Tagen am oberen Rio Ibáñez nicht umgekehrt! Auf meinen Google Maps Ausdrucken ist dieser Gletscher nicht mit eingezeichnet und Google Earth Sateliten-Aufnahmen hatte ich mir nicht angeschaut, da diese Route ja ursprünglich nicht eingeplant war. Um den Gletscherabstieg zu meiden wäre ich dann natürlich auch um den Gebirgsstock herrumgewandert (was machbar aussieht), aber erstmal wäre ich schön in einer Sackgasse geendet, was nochmal Zeit gekostet hätte.

                                                                                                                                                                                                                                    Der heutige Tag zählt mit zu den landschaftlichen Highlighttagen dieses Treks. Am Nachmittag bin ich zurück beim Camp, 15,5 km für Hin- und Rückweg. Anschließend mache ich mir einen gemütlichen Resttag.


                                                                                                                                                                                                                                    ein steiler Gletscher kommt fast bis zum See runter


                                                                                                                                                                                                                                    ich steige noch höher - Blick zurück talabwärts








                                                                                                                                                                                                                                    ich steige bis auf 1165 m


                                                                                                                                                                                                                                    auf dem Rückmarsch




                                                                                                                                                                                                                                    schöner Bergfluss (Rückmarsch zum Camp)




                                                                                                                                                                                                                                    zurück beim Camp

                                                                                                                                                                                                                                    19.Tag:
                                                                                                                                                                                                                                    Das Traumwetter hat leider nur einen Tag gehalten. Heute ist es mal wieder grau bedeckt, zum Glück aber ohne Regen.

                                                                                                                                                                                                                                    Heute will ich den niedrigen Waldsattel zum Rio Murta queren, der mich zur Carretera Austral und somit zurück in die Zivilisation führen soll. Anfangs finde ich gut erkennbare Kuhpfade, die immer schmaler werden und sich kurz vor dem Sattel ganz auflösen (1h vom Camp). Es ist zwar ein sehr schöner Wald, aber zum weglosen Wandern ziemlich ätzend. Auf dem Sattel ist das Unterholz teilweise schon ziemlich dicht, aber weiter unten wird es wahrscheinlich noch krasser werden und ich müsste mich für mindestens 8 bis 10 Kilometer ein schluchtiges Regenwaldtal abwärtsplackern bis ich den Rio Murta erreiche.


                                                                                                                                                                                                                                    kaum erkennbarer Pfad zum Sattel




                                                                                                                                                                                                                                    auf dem Sattel (800 m)

                                                                                                                                                                                                                                    Kurzentschlossen ändere ich meinen Plan und suche mir über paar Waldrücken und durch einige Bachschluchten eine Route Richtung Südosten hoch zur Baumgrenze, die ich kurz nach meiner Mittagspause erreiche.

                                                                                                                                                                                                                                    Für den Rest des Nachmittages wander ich durch eine krasse vulkanische Hochwüste zwischen 1100 und 1350 m Höhe. Hier erlebe ich eine völlig andere Landschaft wie auf den gesamten Rest dieses Treks! Ich hatte echt nicht erwartet daß mich heute nochmal so ein landschaftliches Highlight erwartet!


                                                                                                                                                                                                                                    endlich an der Baumgrenze


                                                                                                                                                                                                                                    ab dort oben komme ich in eine krasse vulkanische Hochwüste


                                                                                                                                                                                                                                    Blick zurück ins Tal des Rio El Chiflon


                                                                                                                                                                                                                                    Blick nach Westen - Regenwaldtäler und vergletscherte Gebirge


                                                                                                                                                                                                                                    in der Ferne rechts unten das Tal des Rio Murta












                                                                                                                                                                                                                                    eine landschaftlich beeindruckende Gegend




                                                                                                                                                                                                                                    Überquerung eines flachen Passes (1370 m)












                                                                                                                                                                                                                                    diese Gegend ist einfach nur schön




                                                                                                                                                                                                                                    herrlich


                                                                                                                                                                                                                                    steiler Abstieg in ein kleines Hochtal

                                                                                                                                                                                                                                    Zum campen steige ich in ein kleines Hochtal bis an den Rand der Waldgrenze ab.






                                                                                                                                                                                                                                    dort unten finde ich eine gute Campstelle und überblicke meine Route für morgen




                                                                                                                                                                                                                                    Camp 19 (1053), das letzte Camp dieses Treks!

                                                                                                                                                                                                                                    20.Tag:
                                                                                                                                                                                                                                    Es sind nur noch 9 Kilometer bis zur Carretera Austral und ich bleibe zunächst noch oberhalb der Baumgrenze. Über 1000 m tiefer liegt der ausgebreitete Flussbetttalboden des Rio Murta und ganz klein sehe ich dort das schmale Band der Carretera Austral. Dort wo die Straße über einen flachen Waldsattel Richtung Rio Ibáñez führt, steige ich einen sehr steilen Bergrücken runter in eine offene Bachrinne, die mich praktisch ohne Buschgeplackere bis runter zur Straße führt.
                                                                                                                                                                                                                                    Als ich am Spätnachmittag die Carretera Austral erreiche, endet dieser geile Trek, und ich sehe die ersten Menschen seit 15 Tagen!


                                                                                                                                                                                                                                    Blick am Morgen


                                                                                                                                                                                                                                    Blick zurück zu meiner Campstelle




                                                                                                                                                                                                                                    Tal des Rio Murta


                                                                                                                                                                                                                                    dort unten sieht man ganz klein das schmale Band der Carretera Austral


                                                                                                                                                                                                                                    hier steige ich ab - die Carretera Austral führt über diesen flachen Sattel vom Rio Murta zum Rio Ibáñez


                                                                                                                                                                                                                                    über diese Bachrinne komme ich quasi ohne Buschgeplackere runter bis zur Straße


                                                                                                                                                                                                                                    Trekende (622 m) an der Carretera Austral

                                                                                                                                                                                                                                    Fazit: Dies war echt eine lohnenede Tour durch grandiose wilde Landschaften, viel wilder, schwieriger und abenteuerlicher wie man sich vielleicht vorstellt.
                                                                                                                                                                                                                                    Diese Gegend hat noch viel Potenzial für wochenlange Touren durch unerschlossene Gebirgslandschaften, vorausgesetzt man plant sehr gut und bedenkt dabei daß man hier im weglosen Gelände nur auf einen Schnitt von (zum Teil deutlich) unter 10 Kilometern pro Tag kommt.
                                                                                                                                                                                                                                    www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                      Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                                      • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                                                                      • 2622
                                                                                                                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                                                                                                                      AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                                                      Zurück nach Coyhaique 2.3.2016
                                                                                                                                                                                                                                      Ich hatte mich schon darauf eingestellt am Trekende campen zu müssen, weil ich nicht mehr damit rechne heute noch auf dieser wenig befahrenen Schotterpiste eine Mitfahrgelegenheit die 170 km nach Coyhaique zu bekommen. Zum Glück hält aber schon nach anderthalb Stunden das dritte vorbeikommende Auto an, eine chilenische Familie. Sie fahren bis kurz vor Coyhaique und ich darf mich hinten auf die offene Ladefläche dieses Pick-up Trucks setzen.

                                                                                                                                                                                                                                      Die erste Hälfte der Fahrt ist ein Genuss, auf einer Schotterpiste durch beeindruckende Gebirgswildnis. Die letzten 30 Kilometer bis Villa Cerro Castillo ist dagegen häßliche Baustellenstrecke. Man ist dabei die Carretera Austral überdimensional zu verbreitern und zu asphaltieren. Dabei sind sie nicht zimperlich mit der großflächigen Wegsprengung ganzer Bergflanken. Umweltauflagen scheint es nicht zu geben, die Strecke sieht einfach nur schrecklich aus.


                                                                                                                                                                                                                                      hier ist die Carretera Austral noch in Ordnung


                                                                                                                                                                                                                                      Landschaft entlang der Carretera Austral



                                                                                                                                                                                                                                      …......................................................................
                                                                                                                                                                                                                                      Die Carretera Austral ist eine 1300 Kilometer lange Straße von Puerto Montt bis in den Süden der Región Aisén. Sie ist eine beliebte Abenteuerstraße für Touristen, durch den kaum besiedelten wilden Süden Chiles. Auf meiner ersten Patagonienreise war noch fast alles Schotterpiste, bis auf jeweils 50 km vor und hinter Coyhaique.

                                                                                                                                                                                                                                      Heutzutage wird an der Carretera Austral überall gebaut, verbreitert, begradigt und weggesprengt. Auf Touristenprospekten und Fotos wird sie zwar immer noch als Abenteuerstraße beworben, aber diesen Charakter verliert sie im Schnelltempo und verkommt immer mehr zur normalen Hauptstraße.
                                                                                                                                                                                                                                      Laut Aussagen von Rucksackreisenden, die ich in Coyhaique traf, soll schon die Hälfte der Strecke zwischen Coyhaique und Chaitén asphaltiert sein. Der südliche Teil, ab 30 km südlich von Villa Cerro Castillo abwärts, ist momentan noch in Ordnung.

                                                                                                                                                                                                                                      ….................................................................................


                                                                                                                                                                                                                                      Villa Cerro Castillo - dieses kleine Dorf ist seit meinem letzten Besuch viel touristischer geworden und hat durch die neue Asphaltstraße seine Pionieratmosphäre verloren

                                                                                                                                                                                                                                      Die letzten paar Kilometer werde ich ohne Wartezeit mit dem nächsten vorbeikommenden Auto mitgenommen. Im dunkeln komme ich in Coyhaique an und gehe wieder auf dem Campingplatz. Paul ist inzwischen schon in Puerto Aisen und will von dort weiter nach Chiloé.


                                                                                                                                                                                                                                      auf dem Campingplatz in Coyhaique

                                                                                                                                                                                                                                      Meine weitere Planung:
                                                                                                                                                                                                                                      In genau 38 Tagen muss ich zurück in Buenos Aires sein. Natürlich hatte ich mir schon seit längerem Gedanken darüber gemacht welchen über 20 tägigen Trek ich in meiner verbleibenen Zeit noch machen will. Ursprünglich wollte ich eine Tour durch den neuen Parque Nacional Patagonia machen, in der Nähe von Chile Chico. Eine Route dafür hatte ich zuhause auch schon geplant. Leider ist das Gebiet nicht groß genug für 20 Tage. Höchstens zwei Wochen wird man da zusammenkriegen. Das heisst ich müsste danach noch irgendwo anders hin für einen weiteren Trek (z.B. nach El Bolsón)

                                                                                                                                                                                                                                      In den letzten paar Wochen hat sich aber immer mehr herauskristallisiert, daß mich die Gegend um den Nevado Longavi (ein ganzes Stückchen weiter nördlich) momentan mehr reizt als der Parque Nacional Patagonia. Habe aber bisher weder Karten, noch eine genaue Route.

                                                                                                                                                                                                                                      Mehrere Gründe sprechen für die Gegend um den Nevado Longavi: Wilde Gebirgslandschaften und viel stabileres Wetter als in Südpatagonien (ich erwarte dort 20 Tage Traumwetter). Man bekommt in dem Gebirge auch locker einen über 20-tägigen Trek zusammen, ohne dabei auf Straßen und Fahrwege zu stoßen. Außerdem ist die Gegend in der Trekkingszene noch völlig unbekannt, trotzdem aber recht gut mit Pfaden erschlossen.
                                                                                                                                                                                                                                      Diese Gründe alleine klingen schon vielversprechend genug und da mir generell ein längerer Trek lieber ist als zwei kürzere steht mein Entschluss fest. Die nächsten Tage werde ich in Coyhaique verbringen und meine Route dafür planen.........
                                                                                                                                                                                                                                      Zuletzt geändert von berniehh; 06.09.2016, 19:19.
                                                                                                                                                                                                                                      www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                        Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                                        • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                                                                        • 2622
                                                                                                                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                        Trek 5

                                                                                                                                                                                                                                        Nevado Longavi // Süd-Nord Gebirgstraverse

                                                                                                                                                                                                                                        Länge: 271 Kilometer
                                                                                                                                                                                                                                        Dauer: 23 Tage


                                                                                                                                                                                                                                        Teil 1 – Anreise und die ersten beiden Trekkingtage



                                                                                                                                                                                                                                        Coyhaique


                                                                                                                                                                                                                                        der Rio Simpson in Coyhaique

                                                                                                                                                                                                                                        Vier volle Tage bleibe ich in Coyhaique bis mein Bus nach Osorno abfährt. Am ersten Tag habe ich meine Route durchs Gebiet des Nevado Longavi geplant, am zweiten Tag mir dafür die Topo-Karten gemacht und den Rest der Zeit rumgegammelt.

                                                                                                                                                                                                                                        Aus einem Internet-Café in Coyhaique schreibe ich an meine Verteileradresse folgende E-mail über meinen bevorstehenden nächsten Trek:

                                                                                                                                                                                                                                        Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                        Moin Leute,

                                                                                                                                                                                                                                        habe gestern die Topokarten fuer meinen letzten Trek fast fertiggemacht und auch schon ausgedruckt. Muss darin nur noch paar Seen einzeichnen und die Namen der Flusstaeler und Seen eintragen. Meine Trekkingroute ist auch schon fertiggeplant!
                                                                                                                                                                                                                                        Die Gegend sieht sehr lohnend aus! Einen 20 taegigen Trek werde ich auf jeden Fall hinbekommen, werde sogar Essen fuer mindestens 20 Tage einkaufen!

                                                                                                                                                                                                                                        Folgendes erwarte ich auf dieser Tour:

                                                                                                                                                                                                                                        Es ist ein steiles alpines Felsengebirge (Granit?) mit tief eingeschnittenen bewaldeten Taelern (Suedbuchen) und einigen sehr attraktiven Bergseen. Mittendrin der Vulkan Nevado Longavi (ueber 3000 m hoch).
                                                                                                                                                                                                                                        Die Waldbedeckung in den Taelern ist nicht so kompakt und dicht wie in der Cordillera Castillo und anderen Gegenden im Sueden, weil die Sommer dort oben sehr heiss und trocken sind. Der Grossteil des Jahresniederschlages faellt im Winter.

                                                                                                                                                                                                                                        Es ist keine weglose Wildnis, wie der Grossteil unserer Routen im Sueden. Das Gebiet ist zwar noch frei von Strassen und Fahrwegen, aber durch die meisten Taeler verlaufen Viehtreiberpfade. In einigen Taelern werde ich moeglicherweise Hirten treffen, vielleicht auch den ein oder anderen Wanderer, wenn dann aber nur einheimische chilenische Trekker. Keine auslaendischen oder europaeischen Wanderer, weil das Gebiet bei denen noch voellig unbekannt ist. Aber wer weiss, vielleicht werde ich auch ueberhaupt keine Leute sehen:-)

                                                                                                                                                                                                                                        Die hochalpinen Bereiche und Paesse sind auf jeden Fall groesstenteils weglos, wo ich auch ziemlich garantiert niemanden sehen werde.

                                                                                                                                                                                                                                        Meine Tour wird eine Sued-Nord-Durchquerung dieses Gebirges ueber 12 bis 14 Paesse, jenachdem welche Route ich nehme. Ich plane mit verschiedenen Varianten und Alternativrouten, falls ich im Zeitrueckstand geraten sollte. Wenn die Bedingungen es hergeben will ich unterwegs noch den Nevado Longavi und Cerro Lastimas besteigen.

                                                                                                                                                                                                                                        Die gesamten zu bewaeltigen Hoehenmeter sind aufgrund der hohen Anzahl von Paessen recht gewaltig. Ausserdem sehen einige Paesse sehr steil und schwierig aus. Ich weiss aber nicht wie steil und schwierig!! Diese Tour wird also wahrscheinlich auch eine Herausforderung werden!
                                                                                                                                                                                                                                        Aber ich freue mich schon total darauf:-)

                                                                                                                                                                                                                                        Ich melde mich wieder wenn ich in Chillan oder San Carlos angekommen bis, wahrscheinlich so gegen Mittwoch.

                                                                                                                                                                                                                                        liebe Gruesse

                                                                                                                                                                                                                                        Bernd
                                                                                                                                                                                                                                        Ob meine Erwartungen eintreffen und der Trek wirklich so wird wie ich mir das vorstelle, wird sich also zeigen.........
                                                                                                                                                                                                                                        Auf jeden Fall wird diese Tour durch ein anderes Patagonien führen, das so die meisten noch nicht kennen.

                                                                                                                                                                                                                                        die Anreise 7.März 2016

                                                                                                                                                                                                                                        Die 1100 Kilometer lange Busfahrt von Coyhaique nach Osorno dauert 21 Stunden. Die Fahrt geht über Argentinien. Die direktere Route über die Carretera Austral wäre zwar nur 800 Kilometer lang und landschaftlich viel spektakulärer, dauert aber anscheinend auch länger, weil die Hälfte der Strecke noch auf Schotterpisten führt und die Fahrt zudem noch durch Fährüberfahrten unterbrochen wird. Daher bevorzugen die Busunternehmen die kilometermäßig längere Strecke über Argentinien.


                                                                                                                                                                                                                                        kurz vor der Abfahrt in Coyhaique


                                                                                                                                                                                                                                        die ersten 175 km von Coyhaique nach Rio Mayo geht´s auf Schotterpiste durch einsame patagonische Landschaften. Dies ist der interessanteste Teil der langen Fahrt


                                                                                                                                                                                                                                        einsame Pampalandschaft in der Región Aisén


                                                                                                                                                                                                                                        nach 50 km wird die Grenze nach Argentinien überquert


                                                                                                                                                                                                                                        nun sind´s noch 125 km nach Rio Mayo, wo die Asphaltstraße beginnt und wir auf die Ruta N 40 zweigen. Nach der Nachtfahrt queren wir am nächsten Morgen bei Bariloche wieder zurück nach Chile.

                                                                                                                                                                                                                                        In Osorno finde ich sofort einen Anschlussbus nach Chillán, der auch gleich losfährt, so daß ich nichtmal Zeit habe in Ruhe was zu essen. Neun Stunden dauert die 500 Kilometer lange Fahrt auf der Panamericana Richtung Norden. Insgesamt war ich also 30 Stunden im Bus unterwegs!

                                                                                                                                                                                                                                        Chillán ist eine mittelgroße chilenische Stadt (160.000 Einwohner) etwa 400 Kilometer südlich von Santiago. Ankunft gegen 21 Uhr. Bin dann erstmal auf die Schnelle was Essen gegangen und dann versuch mal im Dunkeln in einer unbekannten südamerikanischen Stadt eine Wildcampstelle zu finden. Finde aber relativ schnell einen Platz auf einer verbuschten Verkehrsinsel im heruntergekommenen Gewerbegebiet, einen Kilometer vom Busbahnhof.
                                                                                                                                                                                                                                        Da stinkt es, ich leuchte also erstmal mit der Taschenlampe die Gegend ab ob da keine Leichen rumliegen. Am nächsten Morgen ist mein Zelt und Rucksack voller Ameisen,...die Campstelle war wohl doch nicht so gut.

                                                                                                                                                                                                                                        Am Vormittag ziehe ich in ein nettes Hostal um (Campingplätze gibt´s hier nicht), mit Küchenbenutzung und sonnigem Hinterhof für 9000 clp die Nacht (=12 Euro). Für zwei Nächte checke ich mir da ein. Die anderen Hostalgäste sind chilenische Autotouristen und Durchreisende. Rucksackreisende treffe ich hier nicht. Diese Gegend wird auch nur selten von denen besucht, denn die nähere Umgebung ist auch stinklangweilig. Wenn man auf der autobahnähnlichen Panamericana durchs relativ dicht besiedelte flache Farmland des Central Valley von Santiago Richtung Puerto Montt fährt, ist nicht zu erahnen, daß sich nur 50 Kilometer weiter östlich in den Anden (die wenn überhaupt nur vage im Dunst erkennbar sind) eine Weltklasse Trekkinggegend befindet. Die Región del Maule zählt sogar mit zu den besten Trekkinggebieten ganz Chiles.


                                                                                                                                                                                                                                        Mein Hostel in Chillán


                                                                                                                                                                                                                                        Chillán


                                                                                                                                                                                                                                        in einem billigen Restaurant


                                                                                                                                                                                                                                        im Zentrum von Chillán

                                                                                                                                                                                                                                        Das Klima ist hier im Sommer sehr heiß, trocken und mediterran,............also der totale Kontrast zu Südpatagonien. Auf meiner Trekkingtour wird es aufgrund der Höhenlage in den Bergen zwar kühler sein, ich rechne aber fast jeden Tag mit wolkenlosem Himmel (hoffentlich).

                                                                                                                                                                                                                                        Zwei Tage bleibe ich in Chillán und kaufe mir in Ruhe meinen Proviant für über 22 Tage ein. Dafür zahle ich 110.000 clp (145 Euro), was im Schnitt 6,60 Euro pro Tag macht (wie in Deutschland). Weil ich die chilenische Schokolade schon nicht mehr sehen kann, kaufe ich mir diesmal sogar 3 kg von der teuren importierten Cadbury Schokolade. Das war ein Fehlkauf, denn durch falsche Lagerung des Supermarktes ist die Schokolade schonmal in der Wärme geschmolzen, sieht daher ekelig aus und schmeckt auch nicht mehr frisch. Das habe ich aber erst auf dem Trek festgestellt, nachdem ich die erste Tafel geöffnet hatte.

                                                                                                                                                                                                                                        Mein Trekkingstartpunkt liegt etwa 80 Kilometer von Chillán bei San Fabián im Tal des Rio Ñuble.

                                                                                                                                                                                                                                        Ich suche mir einen Bus nach San Carlos, 30 km auf der Panamericana Richtung Norden. Kurz nach der Ankunft erwische ich einen Anschlussbus nach San Fabián, 40 km Richtung Osten am Taleingang des Rio Ñuble. Es geht durch eine idyllische ländliche Gegend mit vielen Dörfern und Landwirtschaft. San Fabián ist das größte Dorf, hier endet die Asphaltstraße und nur noch eine schmale Piste führt weiter talaufwärts in die Anden rein. Ich esse was zu Mittag und breche dann auf zu meinen Trekkingstartpunkt, etwa 10 Kilometer talaufwärts.


                                                                                                                                                                                                                                        San Fabián


                                                                                                                                                                                                                                        San Fabián, ein Dorf am Taleingang des Rio Ñuble. Hier endet die Asphaltstraße.

                                                                                                                                                                                                                                        Ich passiere einen Polizeiposten und kurz hinter dem Ortsausgang informiert ein großes Schild darüber daß man ab hier in einen geschützten „biologischen Korridor“ eintritt (hmm, das scheint eine Art Park zu sein), was natürlich meine Vorfreude nochmal steigert. San Fabián wirbt auch mit Abenteuertourismus.

                                                                                                                                                                                                                                        Keine 200 m weiter ist mir die Vorfreude aber jäh wieder vergangen, am Beginn einer Großbaustelle, die sich für die nächsten 18 Kilometer das Tal aufwärts zieht. Der Rio Ñuble soll von der Stromindustrie angezapft werden, das Wasser durch einen 18 km langen Kanal talabwärts zu einer im Bau befindlichen Turbine am Ortsausgang von San Fabián geleitet werden.

                                                                                                                                                                                                                                        Ich bekomme eine Mitfahrgelegenheit. Die Strecke auf der schmalen Piste wäre landschaftlich traumhaft schön, wenn nur die Baustelle nicht wäre. Alle paar Kilometer stehen zudem auch noch Vermessungstechniker am Pistenrand, also vermutlich soll auch die Piste zu einer häßlichen breiten Straße ausgebaut werden. Dem unteren Abschnitt des Rio Ñuble stehen also düstere Zeiten bevor.


                                                                                                                                                                                                                                        Auf der Fahrt zum Trekkingstartpunkt im Tal des Rio Ñuble

                                                                                                                                                                                                                                        1.Tag:
                                                                                                                                                                                                                                        Um 16 Uhr erreiche ich meinen Trekkingstartpunkt am Einstiegspfad zur Laguna La Plata und wander gleich los. Den Rio Ñuble verlasse ich und folge den guten Pfad Richtung Norden ins schluchtige Waldtal des Estero Bullileo rein. Laut Schild beginnt hier ein Naturreservat und ich erlebe gleich die nächste Überraschung: Statt Südbuchenwald (wie vorher vermutet) gedeiht hier ein herrlicher dichter Regenwald, teilweise auch mit viel Bambus und schwer durchquerbar wenn der Pfad nicht wäre. Es ist eine phantastische wilde Gegend, die mir auf Anhieb sehr gut gefällt. Der Pfad sieht sieht viel frequentiert aus, dies scheint eine beliebte Trekkingroute für Einheimische zu sein. Ich treffe aber niemanden.

                                                                                                                                                                                                                                        Nach dreieinhalb Kilometern schlage ich abseits des Pfades im Wald mein Camp auf.


                                                                                                                                                                                                                                        von der Piste geht´s runter direkt in die Wildnis rein, ins Tal des Estero Bullileo (530 m)




                                                                                                                                                                                                                                        Blick zurück Richtung Rio Ñuble


                                                                                                                                                                                                                                        hier beginnt ein Naturreservat


                                                                                                                                                                                                                                        Pfad durch herrlichen Regenwald


                                                                                                                                                                                                                                        Camp 1 (750 m)

                                                                                                                                                                                                                                        2.Tag:
                                                                                                                                                                                                                                        Am frühen Morgen sind es noch warme 16 Grad. Ich lasse mir viel Zeit, wander erst halb elf los und folge weiter den Pfad talaufwärts. Mein Rucksack ist noch mega schwer. Nach 3h50 erreiche ich die Laguna La Plata. Am Nordende des Sees liegt eine Campstelle, die ebenfalls sehr frequentiert aussieht und leider auch völlig vermüllt ist. Aber auch hier sind keine Leute. Entweder ist es Zufall daß ausgerechnet heute niemand hier ist, oder die chilenische Trekkingsaison ist schon vorbei, oder aber es stimmt was der Security-Typ bei der Wasserkanalbaustelle mir gestern erzählt hat, daß die Landeigentümer diese Route für die Öffentlichkeit gesperrt haben, weil die Leute so viel Müll zurücklassen.


                                                                                                                                                                                                                                        Tal des Estero Bullileo


                                                                                                                                                                                                                                        der Pfad führt weiterhin durch dichten Regenwald






                                                                                                                                                                                                                                        Laguna La Plata (1250 m)


                                                                                                                                                                                                                                        Laguna La Plata



                                                                                                                                                                                                                                        Heute wander ich noch weiter über den ersten Pass zur Laguna Añil. Ab der Laguna La Plata wird der Pfad schmal, verwachsen, von Baumstämmen blockiert und routenfindungstechnisch deutlich anspruchsvoller. An diversen Stellen ist es schwer ihn wiederzufinden. Einmal muss ich über 15 Minuten suchen. Es geht durch sehr dichten Urwald.
                                                                                                                                                                                                                                        Wer denkt, den Pfad nicht zu brauchen und einfach weglos durch den Wald zu kommen, wird schnell merken daß man so nur noch schwieriger und langsamer vorwärts kommt. Man sollte also auf jeden Fall versuchen den Pfad zu behalten, auch wenn es manchmal viel Rumsuchzeit kosten kann.

                                                                                                                                                                                                                                        Es ist heiß und sehr trocken. Zudem findet man ab der Laguna La Plata kein Trinkwasser mehr. Sowas habe ich auch noch nicht erlebt, daß in einem Regenwald alle Bäche ausgetrocknet sind.








                                                                                                                                                                                                                                        Dahinten führt der Pass rüber

                                                                                                                                                                                                                                        Vom Talende windet sich der Pfad für 250 Höhenmeter den felsigen buschbewachsenen Hang nach oben zum Pass Nr. 1 (1560 m), zweieinhalb Stunden von der Laguna La Plata. Auf der anderen Seite liegt 150 m tiefer ein Basin mit der von Granithängen eingeschlossenen Laguna Añil.

                                                                                                                                                                                                                                        Im verbuschten Gelände schlage ich mein Camp auf. Trinkwasser findet man im See und aus einem winzigen versteckten Rinnsal in der Nähe.

                                                                                                                                                                                                                                        Der Pfad scheint am See komplett zu enden und das Basin fällt kurz darauf sehr steil in ein dicht verbuschtes Tal ab. Dort muss ich morgen runter und ich kundschafte am Abend noch etwas aus, in der Hoffnung doch noch einen Pfad dort runterzufinden. Aber nichts. Mir ist damit klar daß ab hier Schluss mit Lustig sein wird!


                                                                                                                                                                                                                                        Aufstieg zum Pass - Blick zurück - die Laguna La Plata ist nicht mehr zu sehen


                                                                                                                                                                                                                                        Blick von der Passhöhe (1560 m)


                                                                                                                                                                                                                                        Abstieg zur Laguna Añil




                                                                                                                                                                                                                                        Laguna Añil (1400 m)




                                                                                                                                                                                                                                        Camp 2 (1420 m)
                                                                                                                                                                                                                                        Zuletzt geändert von berniehh; 09.09.2016, 14:32.
                                                                                                                                                                                                                                        www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                          Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                                          • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                                                                          • 2622
                                                                                                                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                                                                                                                          AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                                                          Nevado Longavi // Süd-Nord Gebirgstraverse

                                                                                                                                                                                                                                          Teil 2 – Rio Perquilauquen

                                                                                                                                                                                                                                          3.Tag:
                                                                                                                                                                                                                                          Von der Laguna Añil steige ich weglos runter ins Tal. Das ist leichter gesagt als getan. Folge zunächst noch vereinzelte (schwer zu findene) Steinmännchen am rechten Hang. Als ich sie endgültig verliere steige ich direkt runter in den Wald. Langsames Vorwärtskommen, in anderthalb Stunden habe ich nur einen Kilometer geschafft.

                                                                                                                                                                                                                                          Das Bachbett unten im Wald ist für ne Weile relativ gut folgbar, sogar mit etwas fließendem Wasser.


                                                                                                                                                                                                                                          beim Camp


                                                                                                                                                                                                                                          Laguna Añil (1400 m)


                                                                                                                                                                                                                                          in dieses Tal steige ich weglos ab


                                                                                                                                                                                                                                          der Wald ist sehr dicht und schwer durchquerbar, aber das schmale Bachbett da drinnen ist einigermaßen gut gangbar. Dort unten sieht man die flache trockene Senke der Laguna Seca


                                                                                                                                                                                                                                          gut gangbares Bachbett

                                                                                                                                                                                                                                          Das Tal kurvt sich nach links und fällt ab in eine flache trockene Senke (Laguna Seca), die ich schon von oben sehen konnte. Kurz davor versickert der Bach wieder im Grund. Es ist sehr heiß und bis zum Rio Perquilauquen gibt’s nun kein Wasser mehr.


                                                                                                                                                                                                                                          kurz vor der Laguna Seca wird das Vorwärtskommen einfach


                                                                                                                                                                                                                                          auf der flachen trockenen Senke der Laguna Seca gibt es kein Wasser


                                                                                                                                                                                                                                          Laguna Seca

                                                                                                                                                                                                                                          Vom Ende der Senke sind es laut Karte nur anderthalb Kilometer Luftlinie zum Rio Perquilauquen, dafür brauche ich 2h45. Es ist eine harte Route über riesige verbuschte Felsbrockenfelder.

                                                                                                                                                                                                                                          Ich hatte fest damit gerechnet am Rio Perquilauquen auf einen Pfad zu stoßen, denn es ist ein größeres Haupttal. Aber schon als ich dort runterschauen kann, sehe ich daß dieses Tal weglos ist und dazu auch noch sehr unwegsam. Das gesamte schluchtige Flussbett besteht aus riesigen Felsbrocken. Diese Gegend ist viel wilder und abgelegener wie ich dachte.


                                                                                                                                                                                                                                          schwieriges Gelände - über buschbewachsene Felsbrockenfelder steige ich runter zum Rio Perquilauquen


                                                                                                                                                                                                                                          Tal des Rio Perquilauquen - Blick talabwärts - unten in der Schlucht donnert der Fluss

                                                                                                                                                                                                                                          Ursprünglich wollte ich talabwärts über den Estero Lleuque hoch zur Laguna Suarez. Als ich mir das verschluchtete und verbuschte Gelände aber anschaue, realisiere ich daß ich dafür vielleicht zwei Tage brauchen werde.

                                                                                                                                                                                                                                          Kurzentschlossen entscheide ich mich stattdessen den Rio Perquilauquen aufwärtszuwandern. Das verspricht deutlich leichter zu werden, weil das obere Talende laut Karte recht flach ist. Beide Routen führen nach Norden, es ist also kein Umweg.

                                                                                                                                                                                                                                          Für die erste halbe Stunde ist es noch sehr hart, bis der Talboden flacher wird und ich im dichten Regenwald eine super Campstelle finde. Hier beginnt auch ein vage erkennbarer Pfad, der weiter talaufwärts führt. Mal schauen wie lange ich den morgen folgen kann.

                                                                                                                                                                                                                                          Heute war ein harter Tag, in 7h40 habe ich nur 7,5 km geschafft.


                                                                                                                                                                                                                                          Rio Perquilauquen - Blick talabwärts


                                                                                                                                                                                                                                          Blick talaufwärts - meine Alternativroute


                                                                                                                                                                                                                                          Rio Perquilauquen (960 m)


                                                                                                                                                                                                                                          nochmal Blick talabwärts


                                                                                                                                                                                                                                          Camp 3 (989 m)


                                                                                                                                                                                                                                          schöne Badestellen im Fluss beim Camp

                                                                                                                                                                                                                                          4.Tag:
                                                                                                                                                                                                                                          Heute folge ich den schmalen Pfad talaufwärts, zunächst ein kurzes Stück nach Osten, dann im scharfen Bogen nach Norden. Der Pfad ist im großen und ganzen gut folgbar, aber teils verwachsen und leicht zu verlieren. Obwohl in diesem Tal einige Rinder weiden, sieht die Route wenig begangen und länger nicht mehr benutzt aus. Vermutlich kommt der Pfad irgendwo über die Berge aus einen Nachbartal.

                                                                                                                                                                                                                                          Dieses Tal ist deutlich trockener wie der Estero Bullileo. Kein durchgängiger Regenwald mehr, sondern nur noch trockene Waldabschnitte mit sehr dichtem Busch und Bambus, dazwischen immer wieder offene Pampaflächen.

                                                                                                                                                                                                                                          Auch in diesem Tal verliere ich mehrmals den Pfad. Einmal suche ich über eine halbe Stunde bis ich ihn wiederfinde.


                                                                                                                                                                                                                                          Blick vom Camp am Morgen


                                                                                                                                                                                                                                          ich wander talaufwärts - Blick zurück talabwärts






                                                                                                                                                                                                                                          Blick talaufwärts - dort wird das Tal sanfter und weitläufiger


                                                                                                                                                                                                                                          die Bäume hängen voll mit hellgrünem Moos


                                                                                                                                                                                                                                          schluchtiger Abschnitt




                                                                                                                                                                                                                                          hier ist der Pfad mal gut erkennbar


                                                                                                                                                                                                                                          kleiner Viehtreiberunterstand

                                                                                                                                                                                                                                          Es ist mal wieder sehr heiß heute. Meine Mittagspause verbringe ich in einem schattigen Waldabschnitt am Bach. Zwanzig Minuten nach dem Weitermarsch setze ich meinen Rucksack ab um am Fluss was zu trinken. Mit Schrecken stelle ich fest daß das Flussbett plötzlich komplett ausgetrocknet ist und kein Tropfen Wasser mehr fließt. Von so einem Hauptflusstal hätte ich es nicht geahnt und ärgere mich daß ich nach der Mittagspause meine Wasserflaschen nicht aufgefüllt habe.
                                                                                                                                                                                                                                          Bin erst noch am überlegen wieder umzukehren um die Wasserflaschen aufzufüllen, denn falls der Fluss heute nicht mehr auftauchen sollte, bekomme ich ein Problem.

                                                                                                                                                                                                                                          Ich entscheide mich dann aber für den Weitermarsch. Auch nach über 6 Kilometern taucht der Fluss noch nicht wieder auf und ich schlage drei Kilometer vor dem Talende mein Camp auf. Der Pfad scheint sich hier endgültig aufzulösen. Zum Glück finde ich auf dem Weg zwei kleine Rinnsale in kleinen Nebenbachtälern, die aber wieder im Grund versickern bevor sie das Hauptflussbett erreichen. Somit habe ich also genug Trinkwasser.


                                                                                                                                                                                                                                          ausgetrocknetes Flussbett - wo ist das Wasser?


                                                                                                                                                                                                                                          ich nähere mich dem Talende


                                                                                                                                                                                                                                          Blick ins Talende - auf der Senke dort vorne campe ich


                                                                                                                                                                                                                                          Blick zurück talabwärts


                                                                                                                                                                                                                                          Camp 4 (1183 m)

                                                                                                                                                                                                                                          5.Tag:
                                                                                                                                                                                                                                          Zunächst wander ich auf einer Mischung zwischen weglos und nur vage erkennbare verwachsene Pfade durch verbuschtes Gelände weiter talaufwärts. Der Rio Perquilauquen führt sogar teilweise wieder Wasser. Nach knapp drei Kilometer passiere ich den letzten heruntergekommenen Viehtreiberunterstand in diesem Tal. Hier mache ich erstmal drei Stunden Pause.

                                                                                                                                                                                                                                          Gegen 14 Uhr wander ich weiter, weglos durch trockene Pampa und Gestrüpp hoch zum zweiten Pass. Die dichten Buschabschnitte versuche ich zu umwandern (was auch fast immer klappt).
                                                                                                                                                                                                                                          Auf der Passhöhe befindet sich ein kleiner von dichten alpinen Busch umgebener See in einer gerölligen Hügellandschaft, eine herrliche Gegend.


                                                                                                                                                                                                                                          Blick vom Camp am Morgen


                                                                                                                                                                                                                                          der letzte Viehtreiberunterstand in diesem Tal


                                                                                                                                                                                                                                          Blick zurück talabwärts


                                                                                                                                                                                                                                          Aufstieg zum Pass


                                                                                                                                                                                                                                          letzter Blick zurück ins Tal des Rio Perquilauquen


                                                                                                                                                                                                                                          kleiner Abflussloser See auf der Passhöhe (1700 m) - eine herrliche Gegend

                                                                                                                                                                                                                                          Um die undurchdringlichen alpinen Buschabschnitte möglichst zu umgehen sind immer wieder größere Zickzackumwege nötig.
                                                                                                                                                                                                                                          In einer verbuschten Rinne finde ich ein fließendes Rinnsal, in dessen Nähe schlage ich mein Camp auf.

                                                                                                                                                                                                                                          Ich erkunde noch ein wenig die Gegend. Zum ersten Mal ist in der Ferne der Nevado Longavi zu sehen und morgen geht’s runter ins Tal des Estero Ortega..........


                                                                                                                                                                                                                                          kleiner See auf der Passhöhe


                                                                                                                                                                                                                                          die undurchdringlichen Buschabschnitte müssen umgangen werden


                                                                                                                                                                                                                                          auf der anderen Seite im Norden sieht man zum ersten Mal den Nevado Longavi


                                                                                                                                                                                                                                          Tal des Estero Ortega - dort steige ich morgen runter


                                                                                                                                                                                                                                          Blick ins obere Talende des Estero Ortega






                                                                                                                                                                                                                                          Camp 5 (1700 m)


                                                                                                                                                                                                                                          Blick vom Camp
                                                                                                                                                                                                                                          Zuletzt geändert von berniehh; 11.09.2016, 21:00.
                                                                                                                                                                                                                                          www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                            Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                                            • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                                                                            • 2622
                                                                                                                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                                                                                                                            AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                                                            Nevado Longavi // Süd-Nord Gebirgstraverse

                                                                                                                                                                                                                                            Teil 3 – der dritte Pass


                                                                                                                                                                                                                                            am Morgen des 6.Tages beim Camp

                                                                                                                                                                                                                                            6. und 7.Tag:
                                                                                                                                                                                                                                            Weglos steige ich runter ins Tal des Estero Ortega. Dichte Buschabschnitte und steile Felsabbrüche umgehe ich. Unten stoße ich auf einen guten Pfad, den ich durch Wald talabwärts folge. Jetzt stehen mir 20 bis 25 Kilometer leichte Talwanderung bevor, bis zum nächsten Pass.


                                                                                                                                                                                                                                            Tal des Estero Ortega


                                                                                                                                                                                                                                            Viehtreiberunterstand auf dem Talboden

                                                                                                                                                                                                                                            Bei einem Viehtreiberunterstand mache ich eine kurze Pause. Abgebrochene Zweige zeugen davon daß vor kurzem jemand hier gewesen sein muss.
                                                                                                                                                                                                                                            Und tatsächlich, wenig später überholt mich ein älterer Mann auf dem Pferd, der erste Mensch den ich auf dieser Tour treffe. Er kommt vom Talende, hat dort nach seinen Rindern geschaut.

                                                                                                                                                                                                                                            Dies ist ein sehr attraktives enges Waldtal aus Südbuchen und Andennadelbäumen, mit steile Felsberge links und rechts.


                                                                                                                                                                                                                                            Tal des Estero Ortega - wild und spektakulär


                                                                                                                                                                                                                                            Estero Ortega






                                                                                                                                                                                                                                            auf gutem Pfad geht´s talabwärts


                                                                                                                                                                                                                                            trockener üppiger Wald

                                                                                                                                                                                                                                            Nach 6 bis 7 Kilometer erreiche ich eine Talgabelung. Hier treffe ich den zweiten Menschen für heute, ebenfalls ein älterer Mann, der hier in seiner kleinen einfachen Hütte den ganzen Sommer über alleine lebt.


                                                                                                                                                                                                                                            Einsiedler am Rio Los Baños

                                                                                                                                                                                                                                            Ich folge den rechten Talzweig Richtung Osten aufwärts (Rio Los Baños).
                                                                                                                                                                                                                                            Schon der Flussname lässt vermuten daß irgendwo in diesem Tal eine heiße Quelle existieren muss. Und tatsächlich, der Mann bestätigt es mir. Mein Spanisch ist aber zu schlecht, weshalb ich seine Beschreibung, wo sich diese heiße Quelle befinden soll, leider nicht verstehe. Egal, entweder finde ich sie ohne seine Beschreibung durch Zufall auch alleine oder nicht. Falls nicht ist es nicht so schlimm, denn bei dieser Hitze ist mir ein kühles Bad im Fluss eh lieber als eine heiße Quelle.

                                                                                                                                                                                                                                            Ein vielbegangener Pfad führt dieses Tal aufwärts mit frische Pferdehufe und weiter aufwärts liegen noch zwei weitere bewohnte Hütten. Der Pfad ist teilweise extrem staubig und führt durch ziemlich trockenen lichten Wald mit schöne Blicke das Tal entlang.


                                                                                                                                                                                                                                            Brombeeren findet man hier in Massen


                                                                                                                                                                                                                                            staubiger Pfad durch lichten trockenen Pfad


                                                                                                                                                                                                                                            Rio Los Baños (970 m)


                                                                                                                                                                                                                                            Camp 6 (1050 m)


                                                                                                                                                                                                                                            das gibt wieder ein leckeres Frühstück


                                                                                                                                                                                                                                            Tal des Rio Los Baños


                                                                                                                                                                                                                                            Tag 7


                                                                                                                                                                                                                                            Tal des Rio Los Baños


                                                                                                                                                                                                                                            ich folge den Pfad talaufwärts






                                                                                                                                                                                                                                            idyllische Mittagspausenstelle am Rio Los Baños


                                                                                                                                                                                                                                            Rio Los Baños - ich komme dem Talende langsam näher


                                                                                                                                                                                                                                            Andennadelbäume


                                                                                                                                                                                                                                            letzte bewohnte Hütte

                                                                                                                                                                                                                                            Bei der letzten Hütte (kurz vor der Baumgrenze) treffe ich noch einen älteren Mann, den dritten und letzten in diesem Tal. Dank meines schlechten Spanisch ist eine Unterhaltung recht anstrengend, weshalb ich nach nur kurzem Smaltalk schon weiterziehe.

                                                                                                                                                                                                                                            Das Tal wird offen alpin und ist überragt von bis zu 2800 m hohe Berge. Ich steige einen Talzweig hoch Richtung Pass. Eigentlich hatte ich vermutet daß der Pfad bei der letzten Hütte endet, aber zu meiner Überraschung scheint er noch weiterzuführen über den Pass rüber. Ich habe keine Ahnung wo er hinführt, aber auf einen großen Felsbrocken bei meinem Camp steht mit weißer Farbe „Laguna Dial 2003“ geschrieben. Die Laguna Dial ist ein großer See am Andenhauptkamm nahe der argentinischen Grenze. Dort will ich zwar nicht hin, aber erstmal scheint der Pfad in meine Richtung zu führen.


                                                                                                                                                                                                                                            kurz vor dem Talende - dort vorne geht´s einen Talzweig hoch zum Pass


                                                                                                                                                                                                                                            Blick zurück - mit der letzten bewohnten Hütte in Sicht (als weisser Punkt)


                                                                                                                                                                                                                                            der Pfad führt den Talzweig hoch


                                                                                                                                                                                                                                            Blick zurück


                                                                                                                                                                                                                                            attraktives Hochtal


                                                                                                                                                                                                                                            Camp 7 (1570 m)


                                                                                                                                                                                                                                            Wegweiser zur Laguna Dial

                                                                                                                                                                                                                                            8.Tag:
                                                                                                                                                                                                                                            Der schmale Pfad windet sich für 560 Höhenmeter zum dritten Pass hoch. Auf meinen Kartenausdrucken sind keine einzigen Pfade eingezeichnet. Das heißt jedesmal wenn ich auf einen Pfad stoße, muss ich mich überraschen lassen wo er hinführt. Selbst auf den guten topographischen Karten vom Instituto Geográfico Militar, die es nur in Santiago de Chile zu kaufen gibt, sind wahrscheinlich nur wenige Hauptpfade eingezeichnet. Man müsste schon Viehtreiber sein und diese Gegend wie seine Westentasche kennen, um zu wissen wo die Pfade in diesem Gebirge alle hinführen.

                                                                                                                                                                                                                                            Dieser Trek macht Spaß und die Gegend ist absolut top. Die Tatsache daß dieses Gebirge noch recht ursprünglich ist und auf meiner kompletten Route keine einzige Piste oder Fahrspur gequert wird, setzt der Attraktivität nochmal eine Schippe drauf. Man kann also nur hoffen daß es auch in Zukunft so bleiben wird, denn falls irgendwann mal Fahrwege in diese Täler gebaut würden, wäre die Gegend im Arsch.


                                                                                                                                                                                                                                            Blick zurück talabwärts vom Camp


                                                                                                                                                                                                                                            Aufstieg zum Pass - Blick zurück




                                                                                                                                                                                                                                            Felsengebirge oberhalb des Rio Los Baños


                                                                                                                                                                                                                                            spektakuläre Landschaft in Passnähe


                                                                                                                                                                                                                                            Pass Nr. 3 (2244 m)

                                                                                                                                                                                                                                            Oben auf der Passhöhe mache ich erstmal eine Pause.

                                                                                                                                                                                                                                            Die Landschaft ändert sich, die Wälder verschwinden und ich komme nun in eine baumlose trockene Pampalandschaft auf der Ostseite des Gebirges. Bis zum Horizont erstreckt sich ein karges leeres Geröllgebirge. Das Land ist nicht mehr so schroff, aber bis zur argentinischen Grenze ist es noch ein Stückchen entfernt. Im Osten am Horizont sieht man den 4709 m hohen Volcán Domuyo, den höchsten Berg Patagoniens.


                                                                                                                                                                                                                                            Blick vom Pass


                                                                                                                                                                                                                                            kleines Hochbasin auf der anderen Passseite

                                                                                                                                                                                                                                            Der Pfad führt auf der anderen Passseite nicht direkt runter ins Tal sondern bleibt erstmal oben und führt über Bergrücken und Hochtalzweige.

                                                                                                                                                                                                                                            Unten im Tal des Estero Belmar passiere ich eine primitive Viehtreiberhütte, aber kein Mensch ist da. Kurz darauf gabelt sich der Pfad, der rechte Zweig führt über den nächsten Pass zur Laguna Dial und der linke weiter talabwärts, meine Route.

                                                                                                                                                                                                                                            Die Laguna Dial wäre zwar ein interessantes Ziel, aber auf meiner Andentraverse 2004 (von Santiago nach Bariloche) bin ich da schon vorbeigewandert. Damals wanderte ich hier durch die weiten offenen Täler nahe der argentinischen Grenze, in denen man meistens gut vorwärts kommt. Diesmal will ich aber hauptsächlich durch das schroffere Felsengebirge weiter westlich, weshalb ich nun wieder nach Norden schwinge und nicht nach Osten zur Laguna Dial.


                                                                                                                                                                                                                                            der Pfad führt nicht direkt runter ins Tal sondern bleibt zunächst noch oben




                                                                                                                                                                                                                                            spektakuläre Hochroute




                                                                                                                                                                                                                                            Blick zurück


                                                                                                                                                                                                                                            Blick auf den Volcán Domuyo, dem höchsten Berg Patagoniens


                                                                                                                                                                                                                                            auf 2250 m Höhe




                                                                                                                                                                                                                                            Abstieg in einen kleinen Hochtalzweig


                                                                                                                                                                                                                                            nun geht´s runter ins trockene Pampatal des Estero Belmar


                                                                                                                                                                                                                                            unten auf dem Talboden


                                                                                                                                                                                                                                            der Pfad führt das Tal des Estero Belmar abwärts


                                                                                                                                                                                                                                            Viehtreiberhütte



                                                                                                                                                                                                                                            Zwei Kilometer weiter mündet dieses Tal in ein größeres Haupttal ein, dem Estero Gangas. Ursprünglich wollte ich den Estero Gangas 5 Kilometer abwärts folgen, um dann über einen niedrigen Sattel ins Tal des Rio Relbun zu queren.
                                                                                                                                                                                                                                            Zu meiner Überraschung stelle ich aber fest daß der Pfad nicht nach rechts talabwärts sondern nach links talaufwärts führt, was mich zunächst etwas irritiert. Natürlich könnte ich auch weglos dieses offene Tal abwärts folgen, was aber etwas anstrengender wäre als den Pfad zu folgen. Daher entscheide ich mich erstmal den Pfad weiter zu folgen, denn ich vermute daß er weiter aufwärts nach Norden über das Geröllgebirge auch zum Rio Relbun queren wird.

                                                                                                                                                                                                                                            Auf dem offenen grasigen Talboden weiden Rinder. Hier verliert sich der Pfad und ich schlage am Fluss mein Camp auf, 87 Kilometer vom Trekkingstartpunkt.


                                                                                                                                                                                                                                            Einmündung ins Tal des Estero Gangas


                                                                                                                                                                                                                                            Blick das weglose Tal abwärts - der Pfad führt zu meiner Überraschung dort nicht runter, sondern nach Westen talaufwärts


                                                                                                                                                                                                                                            ich wander den Estero Gangas aufwärts. Der Pfad führt dann nach rechts über das Geröllgebirge zum Rio Relbun.


                                                                                                                                                                                                                                            Camp 8 (1571 m)
                                                                                                                                                                                                                                            Zuletzt geändert von berniehh; 17.09.2016, 13:20.
                                                                                                                                                                                                                                            www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                              Fuchs
                                                                                                                                                                                                                                              • 25.04.2007
                                                                                                                                                                                                                                              • 1872
                                                                                                                                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                                                                                                                                              AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                                                              Wie immer bin ich schwer beeindruckt!

                                                                                                                                                                                                                                              Vielen Dank für die Mühe die du dir mit dem Einstellen hier machst. Für mich sind deine Berichte immer Höhepunkte in meinem Alltag.
                                                                                                                                                                                                                                              Froh schlägt das Herz im Reisekittel,
                                                                                                                                                                                                                                              vorausgesetzt man hat die Mittel.

                                                                                                                                                                                                                                              W.Busch

                                                                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                                                • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                                                                                • 2622
                                                                                                                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                                                                Vielen Dank!
                                                                                                                                                                                                                                                Es freut mich daß dir mein Bericht gefällt
                                                                                                                                                                                                                                                www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                                                                                                                                                  • 28.03.2013
                                                                                                                                                                                                                                                  • 373
                                                                                                                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                  AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                                                                  Hier wurde wahrscheinlich zu deinen letzten Einträgen wenig kommentiert weil diese Gegend nun wirklich kein Schwein kennt
                                                                                                                                                                                                                                                  Aber trotzdem wie immer super lesenswert. Super Tour! Freue mich hoffentlich bald weiterlesen zu können.

                                                                                                                                                                                                                                                  Kommentar


                                                                                                                                                                                                                                                  • berniehh
                                                                                                                                                                                                                                                    Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                                                    • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                                                                                    • 2622
                                                                                                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                    Nevado Longavi // Süd-Nord Gebirgstraverse

                                                                                                                                                                                                                                                    Teil 4 – auf Umwegen zur Laguna Achibueno

                                                                                                                                                                                                                                                    9.Tag:
                                                                                                                                                                                                                                                    Kurz vor meinem Aufbruch kommen zwei Viehtreiber auf Pferden vorbei, die einzigsten Menschen für heute. Sie nehmen den Pfad nach oben über das Geröllgebirge zum Rio Relbun, was auch meine Route wird.
                                                                                                                                                                                                                                                    Die nächsten Menschen werde ich erst wieder in vier Tagen treffen.

                                                                                                                                                                                                                                                    Um 10:00 wander ich los, folge den Pfad über ein Hochtal zum Pass Nr. 4 auf 2200 m Höhe. Dies ist eigentlich kein richtiger Pass sondern eher ein weitläufiges karges Plateau in hellen Wüstenfarben. Von oben genieße ich die weiten Fernblicke, im Osten bis zum Volcán Domuyo, im Nordwesten liegt in voller Pracht der Nevado Longavi und ansonsten rundum eine karge trockene Berglandschaft.


                                                                                                                                                                                                                                                    Blick ins Talende des Estero Gangas


                                                                                                                                                                                                                                                    Aufstieg in ein Hochtal (Blick zurück)


                                                                                                                                                                                                                                                    Hammer!




                                                                                                                                                                                                                                                    Blick zurück ins Tal des Estero Gangas


                                                                                                                                                                                                                                                    Pass Nr. 4 (2200 m) - ein karges Plateau in hellen Wüstenfarben. Ganz hinten links am Horizont der Volcán Domuyo.


                                                                                                                                                                                                                                                    Am Horizont der Nevado Longavi - mein Ziel für die nächsten Tage

                                                                                                                                                                                                                                                    Auf der anderen Seite geht’s sanft für 800 Höhenmeter runter ins offene Flussbetttal des Rio Relbun. An den unteren Hängen gedeihen wieder lichte trockene Waldabschnitte. Anderthalb Kilometer weiter talaufwärts sehe ich sowas wie eine Hütte, vermutlich sind da die Viehtreiber von heute morgen.

                                                                                                                                                                                                                                                    Dies ist ein phantastischer Trek in einer noch ziemlich unbekannten Gegend. Sehr oft habe ich während dieser Tour aber gedacht daß die Landschaft noch viel geiler sein könnte, wenn man diesen Trek im Frühsommer macht, wenn die Berge noch schneebedeckt und die Wälder nach dem Winterregen noch saftig grün sind und nicht so ausgetrocknet wie jetzt am Herbstbeginn. Für die sehr beeindruckenen Herbstfarben des alpinen Busches bin ich aber noch zu früh.


                                                                                                                                                                                                                                                    Abstieg vom Pass


                                                                                                                                                                                                                                                    Abstieg zum Rio Relbun


                                                                                                                                                                                                                                                    nochmal der Nevado Longavi


                                                                                                                                                                                                                                                    Abstieg zum Rio Relbun mit dem Nevado Longavi im Blick


                                                                                                                                                                                                                                                    fast unten! Ich wander nach rechts talabwärts.

                                                                                                                                                                                                                                                    Ich wander heute noch 6 bis 7 Kilometer Richtung Norden talabwärts. Nach einer Weile verliert sich der Pfad im flachen steinigem Flussbett, aber egal, das Vorwärtskommen ist gut.

                                                                                                                                                                                                                                                    Als das Tal scharf nach rechts biegt mündet von links ein Nebental ein, wo der Pfad zur Laguna Achibueno hochführen müsste, die eigentlich mein Ziel ist. Ich wander aber noch einen Kilometer weiter bis von links das enge Tal der Quebrada Chorro einmündet, in das ich morgen hochwill. Über dieses Tal will ich zur Laguna Achibueno, was zwar ein Umweg und dazu auch noch deutlich schwieriger ist, dafür aber auch landschaftlich spektakulärer.

                                                                                                                                                                                                                                                    Versteckt im dichten Busch finde ich eine gute Campstelle.


                                                                                                                                                                                                                                                    Rio Relbun (1380 m) Blick talabwärts


                                                                                                                                                                                                                                                    Rio Relbun - ein heißes und trockenes Tal!






                                                                                                                                                                                                                                                    Rio Relbun


                                                                                                                                                                                                                                                    Camp 9 (1280 m)


                                                                                                                                                                                                                                                    beim Camp

                                                                                                                                                                                                                                                    10.Tag:
                                                                                                                                                                                                                                                    Den Rio Relbun verlasse ich und wander ins enge Tal der Quebrada Chorro rein. Dieses Tal ist nicht so einfach, zunächst geht’s teilweise weglos und teils auf verwachsenen Pfad durch trockenen Wald und Pampa zu einer 180 m hohen Steilstufe, die ich nach 3 bis 4 Kilometer erreiche. Hier scheint der Pfad endgültig zu enden.


                                                                                                                                                                                                                                                    Rio Relbun


                                                                                                                                                                                                                                                    letzter Blick ins Tal des Rio Relbun


                                                                                                                                                                                                                                                    Tal der Quebrada Chorro - dort vorne die Steilstufe


                                                                                                                                                                                                                                                    Blick zurück von oberhalb der Steilstufe

                                                                                                                                                                                                                                                    Oberhalb der Steilstufe ist der Rest des Tales vollgewachsen mit undurchdringlichen alpinen Busch. Man hat keine Chance da durchzukommen. Die einzigsten Möglichkeiten sind entweder oben umwandern oder Lücken im Busch finden, durch die man hindurchkommt. Das Vorwärtskommen ist nicht sehr schnell aber das Tal ist sehr attraktiv mit steile Felsberge. Sogar einige Rinder haben sich hierher verirrt und für halben Kilometer folge ich einen alten verwachsenen Viehtreiberpfad.

                                                                                                                                                                                                                                                    Auf einer kleinen Graslichtung kurz vor dem Talende schlage ich mein Camp auf. Ein super Tag war heute, auch wenn ich mit nur 8,5 km in 5h50 nicht so viel geschafft habe.


                                                                                                                                                                                                                                                    undurchdringliche alpine Buschzone oberhalb der Steilstufe


                                                                                                                                                                                                                                                    den Busch umgehe ich oben am kargen Hang


                                                                                                                                                                                                                                                    Tal der Quebrada Chorro


                                                                                                                                                                                                                                                    Blick talaufwärts, meine Richtung




                                                                                                                                                                                                                                                    dort unten findet man paradiesische Campstellen


                                                                                                                                                                                                                                                    Blick zurück talabwärts






                                                                                                                                                                                                                                                    Blick zurück talabwärts - dort unten wären gute Campstellen




                                                                                                                                                                                                                                                    Blick zurück talabwärts


                                                                                                                                                                                                                                                    Meine weglose Route für morgen über den Pass Nr. 5


                                                                                                                                                                                                                                                    Camp 10 (1890 m)

                                                                                                                                                                                                                                                    11.Tag:
                                                                                                                                                                                                                                                    An den nächtlichen Temperaturen merkt man daß der Sommer langsam vorbei geht. In den letzten paar Nächten ist es deutlich kälter geworden und heute war mit minus drei Grad die bisher kälteste Nacht dieser Reise. Und ich habe das Gefühl daß dies noch nicht das Ende der Fahnenstange ist. Tagsüber wird’s aber wie immer, heiß und sonnig, also traumhaft schön.

                                                                                                                                                                                                                                                    Meine heutige Route über den Pass Nr. 5 zur Laguna Achibueno zählt mit zu den landschaftlich spektakukärsten Tagen dieses Treks.
                                                                                                                                                                                                                                                    Vom Camp steige ich zunächst weglos für 400 Höhenmeter steil nach oben zum Pass. Es ist leichter wie es aussieht.
                                                                                                                                                                                                                                                    Auf der anderen Seite liegt 200 m tiefer ein trockenes Basin mit der Laguna Quiriquina. Die Aussicht ist atemberaubend!!


                                                                                                                                                                                                                                                    Blick zurück das Tal der Quebrada Chorro abwärts


                                                                                                                                                                                                                                                    Aufstieg zum Pass - Blick zurück




                                                                                                                                                                                                                                                    Blick vom Pass Richtung Westen (meine Richtung) - vorne die Laguna Quiriquina, hinten die Laguna Achibueno und hinten rechts am Horizont der Nevado Longavi


                                                                                                                                                                                                                                                    auf Pass Nr. 5 (2300 m)


                                                                                                                                                                                                                                                    Laguna Quiriquina und Laguna Achibueno


                                                                                                                                                                                                                                                    ich steige nicht direkt runter zur Laguna Quiriquina sondern traversiere noch für einen Kilometer den Gebirgskamm wegen der spektakulären Aussicht


                                                                                                                                                                                                                                                    unten die Laguna Añintunes von steilen Granitbergen eingeschlossen, im Hintergrund der Nevado Longavi


                                                                                                                                                                                                                                                    Laguna Añintunes


                                                                                                                                                                                                                                                    im Hintergrund der Nevado Longavi


                                                                                                                                                                                                                                                    Blick nach Norden ins nächste Hochtal


                                                                                                                                                                                                                                                    Laguna Achibueno - mein Ziel für heute

                                                                                                                                                                                                                                                    Ich steige dann runter zur Laguna Quiriquina, die von steile Felsberge überragt wird. Hier beginnt ein Pfad, den ich heute noch siebeneinhalb Kilometer folge, zu meiner Campstelle am Westende der Laguna Achibueno, 123,5 Kilometer vom Trekkingstart.


                                                                                                                                                                                                                                                    Abstieg zur Laguna Quiriquina


                                                                                                                                                                                                                                                    Laguna Quiriquina (2090 m) - super Gegend für meine Mittagspause




                                                                                                                                                                                                                                                    hinter dem See fällt das Tal ab - hier geht´s runter


                                                                                                                                                                                                                                                    attraktive Talsenke auf 1900 m

                                                                                                                                                                                                                                                    Ich bin hier am oberen Talende des Rio Achibueno, wo der Pfad sich verzweigt. Richtung Süden geht’s über einen kleinen Pass zum Rio Relbun und nach Norden führt der gute Hauptpfad den Rio Achibueno abwärts, was eigentlich meine Wanderrichtung wäre. Ich nehme aber die Abzweigung nach Westen auf dem Pfad zur Laguna Achibueno und dann weiter über einen Pass zum Rio Blanco. Mein Plan ist eine Halbrunde um den Nevado Longavi zu drehen, um dann 15 Kilometer talabwärts von hier wieder zurück ins Tal des Rio Achibueno zu gelangen.

                                                                                                                                                                                                                                                    Den Abend genieße ich bei meiner Campstelle am Seeufer, das bisher beste Camp auf diesem Trek. Die Gegend ist phantastisch, dieser Trek überrascht!


                                                                                                                                                                                                                                                    hinten links die Laguna Achibueno


                                                                                                                                                                                                                                                    dichte alpine Buschzone auf 1730 m - zum Glück gibt´s hier einen Pfad! Noch tiefer steige ich nicht ab.


                                                                                                                                                                                                                                                    Laguna Achibueno (1780 m)


                                                                                                                                                                                                                                                    Laguna Achibueno


                                                                                                                                                                                                                                                    der Pfad führt für einen Kilometer am linken Hang oberhalb des Sees entlang


                                                                                                                                                                                                                                                    am westlichen Seeende findet man traumhafte Campstellen




                                                                                                                                                                                                                                                    Camp 11 (1780 m)


                                                                                                                                                                                                                                                    schöner Sandstrand bei meinem Camp

                                                                                                                                                                                                                                                    Zuletzt geändert von berniehh; 22.09.2016, 20:26.
                                                                                                                                                                                                                                                    www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                      Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                                                      • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                                                                                      • 2622
                                                                                                                                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                      AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                                                                      Nevado Longavi // Süd-Nord Gebirgstraverse

                                                                                                                                                                                                                                                      Teil 5 – Nevado Longavi Halbumrundung

                                                                                                                                                                                                                                                      12.Tag:
                                                                                                                                                                                                                                                      Heute morgen sind es minus 4 Grad. Es ist aber die letzte frostige Nacht auf diesem Trek, ab morgen werden die nächtlichen Temperaturen wieder deutlich steigen, teilweise bis deutlich über 10 Grad plus. Somit habe ich auf diesem Trek die kälteste und die wärmste Nacht auf dieser Reise erlebt.

                                                                                                                                                                                                                                                      Ich habe etwas Schnupfen und fühle mich heute nicht allzu wohl. Folge den Pfad von der Laguna Achibueno weg Richtung Westen talaufwärts. Die ersten zwei Kilometer durch Busch mit Graslichtungen, dann hoch zum Pass Nr. 6 (2053 m), den ich nach 1h30 erreiche, inmitten einer herrlichen Wüstenlandschaft.


                                                                                                                                                                                                                                                      herrlicher Morgen bei meinem Camp am Seestrand der Laguna Achibueno


                                                                                                                                                                                                                                                      ich folge den schmalen Pfad talaufwärts Richtung Pass Nr. 6




                                                                                                                                                                                                                                                      kurz vor der Passhöhe


                                                                                                                                                                                                                                                      Pass Nr. 6 (2053 m) - in einer beeindruckenen Wüstenlandschaft - im Hintergrund der Nevado Longavi (3200 m)


                                                                                                                                                                                                                                                      Nevado Longavi Ostflanke

                                                                                                                                                                                                                                                      Auf der anderen Passseite geht’s steil runter ins hintere Talende des Rio Blanco, direkt am Fuße der Nevado Longavi Ostflanke. Eigentlich wäre hier eine gute Ausgangsbasis diesen Vulkan zu besteigen, es sind nur 1330 Höhenmeter bis zum Gipfel. Ich habe aber keine Lust hier heute schon mein Camp aufzuschlagen und entscheide mich den Berg erst in zwei Tagen von der Nordwestseite aus zu besteigen.

                                                                                                                                                                                                                                                      Für die nächsten 17 bis 18 km folge ich das Tal des Rio Blanco abwärts. Der Pfad ist zunächst schmal, teils verwachsen und löst sich im steinigem Flussbett manchmal ganz auf. Ich komme nun wieder in die bewaldeten Täler auf der Westseite des Gebirges.


                                                                                                                                                                                                                                                      steiler Abstieg ins hintere Talende des Rio Blanco


                                                                                                                                                                                                                                                      oberer Rio Blanco (1870 m) - im Hintergrund der Nevado Longavi


                                                                                                                                                                                                                                                      es geht weiter talabwärts




                                                                                                                                                                                                                                                      Blick talabwärts, meine Wanderrichtung

                                                                                                                                                                                                                                                      Hinter der Talkurve verbessert sich der Pfad zu einem gut erkennbaren Hauptpfad und die ersten Waldabschnitte beginnen. Weiter abwärts ist der Wald an einigen Stellen fast regenwaldartig, aber nicht so dicht und üppig wie am ersten Trekkingtag im Estero Bullileo. Je weiter nach Norden man kommt, desto weiter verschiebt sich die karge baumlose Pampalandschaft nach Westen und der Waldstreifen wird schmaler, bis die Wälder dann irgendwann ganz verschwinden (aber soweit wander ich auf dieser Tour nicht mehr)


                                                                                                                                                                                                                                                      hinter der Talkurve beginnen die Wälder




                                                                                                                                                                                                                                                      Blick in ein felsiges Nebental nach Norden auf den Nevado Longavi


                                                                                                                                                                                                                                                      Tal des Rio Blanco - hinter den Bergen sieht man den Nevado Longavi




                                                                                                                                                                                                                                                      Camp 12 (1074 m) im Wald - einige beeindruckene Bäume gibt es hier


                                                                                                                                                                                                                                                      viele Brombeeren wachsen hier

                                                                                                                                                                                                                                                      13.Tag:
                                                                                                                                                                                                                                                      Ich fühle mich immer noch leicht grippig und wander erst viertel nach elf los. Im Laufe des Tages wird mein Befinden aber wieder besser.

                                                                                                                                                                                                                                                      Ich folge den guten Pfad auf der linken Hangseite den Rio Blanco weiter abwärts.

                                                                                                                                                                                                                                                      In paar Kilometern will ich dieses Tal verlassen um nach Norden das Nebental des Estero Los Bueyes hochzuwandern. Mir ist klar daß der Pfad hier im Tal des Rio Blanco bleiben wird, aber merkwürdigerweise führt er immer weiter bergauf, bis er irgendwann 250 m oberhalb des Flusses den Hang entlangführt. Das macht mich unsicher, denn gleich mündet auf der anderen Talseite der Estero Los Bueyes ein (in das ich rein will) und meine Sorge ist daß ich dort wegen dichtem Busch und steilem Hang nicht mehr runter zum Fluss komme. Wenn ich das vorher gewusst hätte, wäre ich vom Camp aus gleich weglos unten im Flussbett geblieben.

                                                                                                                                                                                                                                                      Plötzlich kommen mir zwei Viehtreiber auf Perden entgegen, die ersten Menschen seit vier Tagen. Ich erzähle ihnen daß ich den Estero Bueyes hochwill und von dort den Nevado Longavi besteigen. Mein Spanisch ist zwar schlecht, aber ich verstehe daß sie mich davon abbringen wollen.
                                                                                                                                                                                                                                                      „Die Route ist schwierig und kompliziert. Es gibt keinen Pfad im Estero Bueyes, dort kommt man nicht hoch!", versuchen sie mir klarzumachen. "Du musst wieder umkehren zum oberen Ende des Rio Blanco. Von dort aus steigt man normalerweise auf den Nevado Longavi. Oder direkt hier vom Rio Blanco gibt es auch eine Route dort hoch.“

                                                                                                                                                                                                                                                      Das wirft meinen gesamten Plan durcheinander, denn ich will ja danach weiter nach Norden. Vom oberen Ende des Rio Blanco werde ich ziemlich sicher auch eine Route nach Norden finden, aber von hier aus für einen Tag den gleichen Weg zum oberen Talende wieder zurückwandern will ich nicht.
                                                                                                                                                                                                                                                      Direkt von hier aus hoch zum Gipfel will ich auch nicht, das sind 2200 Höhenmeter und kostet zuviel Zeit. Vom oberen Ende des Estero Bueyes sind´s dagegen nur 1200 Höhenmeter bis zum Gipfel.

                                                                                                                                                                                                                                                      Ich bleibe bei meinen ursprünglichen Plan den Estero Los Bueyes hochzuwandern. Die nächsten Menschen treffe ich erst wieder in drei Tagen, auf der Nordseite des Nevado Longavi.

                                                                                                                                                                                                                                                      Der Pfad führt langsam wieder bergab, aber als von rechts der Estero Bueyes einmündet muss ich den Pfad noch halben Kilometer weiter talabwärts folgen, bis ich zum Rio Blanco runtersteigen kann. Das Tal ist dicht bewaldet, eine schöne Gegend.
                                                                                                                                                                                                                                                      Hier bei der Talgabelung verplemper ich über eine Stunde Zeit, weil ich zunächst einen Pfad folge, auf dem ich später merke daß er nicht dorthin führt wo ich eigentlich hinwill.


                                                                                                                                                                                                                                                      Tal des Rio Blanco


                                                                                                                                                                                                                                                      Pfad im Tal des Rio Blanco


                                                                                                                                                                                                                                                      Einmündung des Estero Los Bueyes - aber hier komme ich nicht runter zum Fluss


                                                                                                                                                                                                                                                      Estero Los Bueyes (895 m), im Hintergrund der Nevado Longavi (3200 m), ich wander weglos das Flussbett aufwärts

                                                                                                                                                                                                                                                      Sehr weit komme ich heute nicht mehr. Weglos wander ich das Stein- und Felsbrockenflussbett des Estero Los Bueyes aufwärts. Das Vorwärtskommen ist nicht schnell, aber es ist ein enges, wildes und schönes Tal. Nach paar Kilometern mündet von rechts ein kleines Nebental ein, wo ich eine traumhafte Campstelle finde.


                                                                                                                                                                                                                                                      Camp 13 (1130 m) am Estero Los Bueyes

                                                                                                                                                                                                                                                      14.Tag:
                                                                                                                                                                                                                                                      Weglos wander ich weiter das steinige Flussbett aufwärts. Das Tal steigt sanft an, wird immer enger, schluchtiger und schwieriger. Mir schwant schon böses und nach 2 Stunden wird meine Vorahnung wahr: Bei einer vertikalen Wasserfallstufe ich Schluss!! Dort kommt man definitiv nicht hoch!


                                                                                                                                                                                                                                                      über große Felsbrocken steige ich den Estero Los Bueyes weiter hoch


                                                                                                                                                                                                                                                      Estero Los Bueyes


                                                                                                                                                                                                                                                      es wird immer enger


                                                                                                                                                                                                                                                      Sackgasse - hier kommt man nicht hoch

                                                                                                                                                                                                                                                      Ich schmeisse meinen Rucksack erstmal auf dem Boden und denke daß man orographisch rechts vielleicht oberhalb der Schlucht langkommt. Für eine Stunde kundschafte ich aus. Zunächst scheint es nicht zu gehen, weil von links eine enge Seitenschlucht einmündet. Schließlich finde ich doch noch eine Route durch die Seitenschlucht. Der Tag ist gerettet! Ich hole meinen Rucksack und weiter geht’s.


                                                                                                                                                                                                                                                      ich kletter oberhalb der Schlucht entlang - Blick zurück

                                                                                                                                                                                                                                                      Oberhalb der Schucht (4h vom Camp) wird das Vorwärtskommen wieder deutlich leichter. Es folgt aber eine weitere Schlucht, die ich links über einen steilen verbuschten Bergrücken überklettere.
                                                                                                                                                                                                                                                      Dahinter geht’s runter in ein verbuschtes Basin am oberen Talende des Estero Los Bueyes. Hier stoße ich wieder auf schmale Rinderpfade und Spuren von Viehtreibern, die nicht älter wie paar Tage sein können.


                                                                                                                                                                                                                                                      oberhalb der Schlucht wird das Vorwärtskommen wieder leichter


                                                                                                                                                                                                                                                      oberer Estero Los Bueyes


                                                                                                                                                                                                                                                      exotische Vegetation


                                                                                                                                                                                                                                                      Blick zurück talabwärts


                                                                                                                                                                                                                                                      über steilen Bergrücken überkletter ich die zweite Schlucht


                                                                                                                                                                                                                                                      Blick auf den Nevado Longavi






                                                                                                                                                                                                                                                      Talende des Estero Los Bueyes - hier finde ich wieder schmale Rinderpfade

                                                                                                                                                                                                                                                      Die Pfade verliere ich schnell wieder und steige weglos aus dem Tal raus, auf eine Hochfläche an der Westflanke des Nevado Longavi, kurz vor der Gebirgskammhöhe, der Wasserscheide zwischen dem Rio Blanco und Rio Achibueno. Hier finde ich auf einer Grasfläche eine super Campstelle auf 1130 m.

                                                                                                                                                                                                                                                      Natürlich steige ich heute nochmal kurz auf dem Gebirgskamm für eine grandiose Aussicht über die schroffe alpine Hochgebirgslandschaft Richtung Norden (=meine geplante Richtung) und in tiefe bewaldete Nebentäler des Rio Achibueno. Herrlich!
                                                                                                                                                                                                                                                      Morgen früh lasse ich mein Camp hier stehen und steige hoch auf den Nevado Longavi. Das sieht von hier aus eigentlich machbar aus.


                                                                                                                                                                                                                                                      Blick zurück ins Talende des Estero Los Bueyes




                                                                                                                                                                                                                                                      Nevado Longavi Westflanke


                                                                                                                                                                                                                                                      Blick vom Gebirgskamm Richtung Norden


                                                                                                                                                                                                                                                      im Hintergrund der Cerro Lastimas (3100 m), meine Richtung


                                                                                                                                                                                                                                                      schroffe alpine Hochgebirgslandschaft


                                                                                                                                                                                                                                                      Blick nach Nordwesten in tiefe bewaldete Nebentäler des Rio Achibueno


                                                                                                                                                                                                                                                      Camp 13 (1130 m) - im Hintergrund der Nevado Longavi

                                                                                                                                                                                                                                                      Zuletzt geändert von berniehh; 25.09.2016, 19:03.
                                                                                                                                                                                                                                                      www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                                                                                      Kommentar


                                                                                                                                                                                                                                                      • Pielinen
                                                                                                                                                                                                                                                        Fuchs
                                                                                                                                                                                                                                                        • 29.08.2009
                                                                                                                                                                                                                                                        • 1370
                                                                                                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                        AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                                                                        Mal wieder Wahnsinn, auch was für eine Mühe du dir machst, uns zu berichten.
                                                                                                                                                                                                                                                        Wer nichts weiß muss alles glauben...

                                                                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                          Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                                                          • 30.05.2007
                                                                                                                                                                                                                                                          • 4004
                                                                                                                                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                          AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                                                                          zum x-ten Mal die absolut verdienten

                                                                                                                                                                                                                                                          OT: Sind die Brombeeren da eigentlich natürlicherweise heimisch (kann ich nicht glauben) oder von den Spaniern (o.a.) eingeführt worden?
                                                                                                                                                                                                                                                          So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                                                                                                                                                                                                          A. v. Humboldt.

                                                                                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                            Gerne im Forum
                                                                                                                                                                                                                                                            • 02.10.2006
                                                                                                                                                                                                                                                            • 58


                                                                                                                                                                                                                                                            AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                                                                            Zitat von Mika Hautamaeki Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                            OT: Sind die Brombeeren da eigentlich natürlicherweise heimisch (kann ich nicht glauben) oder von den Spaniern (o.a.) eingeführt worden?
                                                                                                                                                                                                                                                            Die Brombeere wurde eingeführt und ist mittlerweile zu einer echten Plage geworden. Die wachsen vorzüglich an Bach&Flussläufen und wuchern ganze Täler zu... Das Gute ist, die Berren schmecken lecker wenn auch das Pflücken nicht so ohne ist

                                                                                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                              Erfahren
                                                                                                                                                                                                                                                              • 13.02.2006
                                                                                                                                                                                                                                                              • 325
                                                                                                                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                              Auch wenn ich mich vermutlich wiederhole, aber: Danke für die tolle Berichterstattung über diese Wahnstrekks!

                                                                                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                Lebt im Forum
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                                                                                                                                                                                                                                                                • 5136
                                                                                                                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                Wahnsinnstrek, Wahnstreik, Warnstreik, egal was da vor meinem post steht.
                                                                                                                                                                                                                                                                Bernd geiler Bericht, der hier sicherlich mit zu den Atemberaubendsten gehört. und noch viel mehr.

                                                                                                                                                                                                                                                                Freue mich auf den Rest und natürlich zukünftige Touren.

                                                                                                                                                                                                                                                                Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                                                                                                                                                                                                                                                                meine Weltkarte

                                                                                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                  Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                                                                  • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                                                                                                  • 2622
                                                                                                                                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                  Bin jetzt nach über 10 Tagen Abwesenheit mal wieder online. Danke an Euch für die netten Kommentare

                                                                                                                                                                                                                                                                  Zitat von Mali Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                                  Das Gute ist, die Berren schmecken lecker wenn auch das Pflücken nicht so ohne ist
                                                                                                                                                                                                                                                                  das stimmt, aber leider war die Hauptzeit bei mir schon vorbei. Viele Brombeeren waren schon überreif oder sind von den Büschen abgefallen. An einigen Stellen habe ich aber immer noch reichlich leckere Beeren gefunden
                                                                                                                                                                                                                                                                  www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                    Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                                                                    • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                                                                                                    • 2622
                                                                                                                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                    Nevado Longavi // Süd-Nord Gebirgstraverse

                                                                                                                                                                                                                                                                    Teil 6 – die Nevado Longavi Nordseite

                                                                                                                                                                                                                                                                    15.Tag:
                                                                                                                                                                                                                                                                    Es sind 5 Grad und das Wetter verspricht heute wieder traumhaft zu werden.

                                                                                                                                                                                                                                                                    Baue mein Camp ab, verstecke den Rucksack in einer kleinen Buschfläche und wander hoch zum Nevado Longavi. Steige über paar kleine Rücken bis ich den Haupt-Westrücken erreiche. Jetzt geht’s nur noch bergauf.
                                                                                                                                                                                                                                                                    Auf 2880 m Höhe geht’s plötzlich nicht mehr weiter: der Rücken wird zu eng und spitz mit brüchigem Gelände und steile Gipfelfelsen. Es sind noch über 300 Höhenmeter bis ganz nach oben, aber ein Weitergehen wäre viel zu gefährlich. Das ist zwar Pech, nützt aber nichts. Ich kehre wieder um zum Camp.


                                                                                                                                                                                                                                                                    Blick vom Camp am Morgen


                                                                                                                                                                                                                                                                    Blick nach Norden


                                                                                                                                                                                                                                                                    es geht langsam nach oben - Blick zurück


                                                                                                                                                                                                                                                                    auf 2880 m - hier ist gleich Schluss!


                                                                                                                                                                                                                                                                    Nevado Longavi Westgrat


                                                                                                                                                                                                                                                                    Blick nach Süden - dort unten liegt das Tal des Rio Blanco




                                                                                                                                                                                                                                                                    Blick nach Norden - am Horizont der vergletscherte Cerro Lastimas (3096 m)


                                                                                                                                                                                                                                                                    Abstieg zurück zum Camp



                                                                                                                                                                                                                                                                    Nach der Mittagspause breche ich endgültig auf. Mein heutiges Ziel ist die Laguna Los Perros, ein kleiner versteckter Bergsee etwa 8 km nördlich von hier.
                                                                                                                                                                                                                                                                    Ich quere den Gebirgskamm, mein Pass Nr. 7 (2070 m). Um zu den Bergsee zu gelangen müsste ich nun für paar Kilometer den Nordwesthang des Nevado Longavi traversieren, bis auf den Nordgrat, der direkt runter zum See führt. Das ist aber leichter gesagt als getan.

                                                                                                                                                                                                                                                                    Direkt auf meiner jetzigen Höhe zu traversieren wäre sehr unpraktisch und schwierig wegen steiler Felsrücken und schluchtiger Rinnen. Weiter oben sieht es einfacher aus, aber auch dort ist das Vorwärtskommen mühsam und langwierig. Immer wieder versperren steile Felsabbrüche den Weiterweg. Ich steige immer höher, bis auf 2560 m, wo ich endlich den Nordgrat erreiche.


                                                                                                                                                                                                                                                                    Nordgrat des Nevado Longavi

                                                                                                                                                                                                                                                                    Der Nordgrat wäre auch eine mögliche Route zum Gipfel, aber das letzte Stück sieht steil aus. Kann von hier aus nicht beurteilen wie steil und schwer das werden würde. Egal, ich habe eh keine Lust da nochmal hochzusteigen.

                                                                                                                                                                                                                                                                    Nun wird’s endlich leicht, die nächsten drei Kilometer geht’s nur noch bergab auf den Pass zwischen der Quebrada Los Perros (Westen) und dem Tal auf der Ostseite, in das ich morgen absteige zum Rio Achibueno. Vom Pass steige ich aber erstmal nach Westen für 100 m runter in ein kleines Hochbasin mit der Laguna Los Perros. Kurz vor Sonnenuntergang schlage ich hier in traumhafter Umgebung mein Zelt auf. Der 8 Kilometer lange weglose Abschnitt von meinem letzten Camp bis hierher war mit 5h40 geländetechnisch doch recht nervig, trotz der geilen Landschaft.


                                                                                                                                                                                                                                                                    den Nordgrat geht´s jetzt abwärts


                                                                                                                                                                                                                                                                    Blick nach Nordosten


                                                                                                                                                                                                                                                                    und nach Norden


                                                                                                                                                                                                                                                                    leichte Wanderung auf dem Nordgrat


                                                                                                                                                                                                                                                                    tief unten liegt das Tal des Rio Achibueno


                                                                                                                                                                                                                                                                    Blick zurück auf den Nevado Longavi


                                                                                                                                                                                                                                                                    dort unten die Laguna Los Perros - mein Camp




                                                                                                                                                                                                                                                                    Camp 15 (2000 m) - Laguna Los Perros




                                                                                                                                                                                                                                                                    beim Camp am nächsten Morgen - Blick nach Westen




                                                                                                                                                                                                                                                                    Camp 15 am Morgen


                                                                                                                                                                                                                                                                    Blick nach Westen

                                                                                                                                                                                                                                                                    16.Tag:
                                                                                                                                                                                                                                                                    Heute geht’s Richtung Osten runter zum Rio Achibueno. Vom gestrigen Pass Nr. 8 geht’s auf der anderen Seite für 100 m runter in ein kleines Hochtal, wo ich auf einen schmalen Pfad stoße. Den versuche ich zu folgen, aber anstatt talabwärts zu führen, traversiert er um Bergrücken herum und steigt permanent leicht wieder nach oben in kleine Hochtalzweige rein und scheint irgendwann zu enden. Ich steige dann weglos den steilen Bergrücken runter ins Tal, wo ich im ersten Waldabschnitt meine Mittagspause mache.


                                                                                                                                                                                                                                                                    auf der Ostseite des Passes geht´s runter in ein Hochtal - im Hintergrund der Nevado Longavi


                                                                                                                                                                                                                                                                    der schmale Pfad führt nicht nach unten, sondern traversiert um Bergrücken herum - Blick zurück zum Pass




                                                                                                                                                                                                                                                                    interessante Gegend


                                                                                                                                                                                                                                                                    Nevado Longavi


                                                                                                                                                                                                                                                                    und nochmal


                                                                                                                                                                                                                                                                    steiler wegloser Abstieg ins Tal




                                                                                                                                                                                                                                                                    unten im Tal stoße ich wieder auf einen Pfad

                                                                                                                                                                                                                                                                    Nun folge ich den teilweise verwirrenden und leicht zu verlierenden Pfad talabwärts. Er führt runter zum Fluss bei einer kleinen Talgabelung, wo ich überraschenderweise drei Chilenen treffe, die hier zelten. Es sind die ersten Menschen seit dem Rio Blanco vor drei Tagen und auch die ersten Trekker überhaupt auf dieser Tour. Sie kommen aus Linares, eine kleine Stadt an der Panamercana, in der Nähe von hier. Sie hatten versucht auf den Nevado Longavi zu steigen, sind aber wieder umgekehrt. Sie sagen es war von dieser Seite aus zu schwierig. Morgen wollen sie zurück nach Linares.

                                                                                                                                                                                                                                                                    Ab hier ist der Pfad deutlich erkennbar und nicht mehr zu verlieren. Er führt die rechte Hangseite entlang dieses Nebental abwärts, das vier Kilometer weiter ins Haupttal des Rio Achibueno einmündet. Hier zweige ich auf einen ausgetretenen Hauptpfad und treffe nochmal zwei chilenische Trekkinggruppen und zwei Viehtreiber auf Pferden. Dieses Tal scheint bei einheimischen Trekkern beliebt zu sein.


                                                                                                                                                                                                                                                                    Blick zurück zum Nevado Longavi


                                                                                                                                                                                                                                                                    dieses Nebental wander ich abwärts - Blick zurück zum Nevado Longavi


                                                                                                                                                                                                                                                                    im Tal des Rio Achibueno stoße ich auf einen ausgetretenen Hauptpfad

                                                                                                                                                                                                                                                                    Ich befinde mich jetzt 12 Kilometer talabwärts von der Stelle wo ich vor fünf Tagen auf dem Weg zur Laguna Achibueno durchgewandert bin. Habe also den Nevado Longavi einmal fast umrundet.

                                                                                                                                                                                                                                                                    Nun wander ich nach Nordwesten dieses bewaldete Tal abwärts und folge den guten Pfad heute noch für zwei Kilometer. Zum übernachten verlasse ich den Pfad und steige weglos den steilen Waldhang runter zum Fluss, wo ich eine Campstelle der 1A Traumqualität finde.
                                                                                                                                                                                                                                                                    Der Himmel hat sich am Nachmittag teilweise bedeckt und die Temperatur ist etwas abgekühlt.


                                                                                                                                                                                                                                                                    bewohnte Hütte im Tal des Rio Achibueno


                                                                                                                                                                                                                                                                    Tal des Rio Achibueno


                                                                                                                                                                                                                                                                    Camp 16 am Rio Achibueno (1033 m)


                                                                                                                                                                                                                                                                    beim Camp

                                                                                                                                                                                                                                                                    17.Tag:
                                                                                                                                                                                                                                                                    Mein heutiges Ziel sind die Lagunas Verdes, Bergseen in einer grandiosen Landschaft, südlich vom Cerro Lastimas.

                                                                                                                                                                                                                                                                    Um 10 Uhr starte ich, folge zunächst den guten Pfad talabwärts. Nach 4 Kilometer mündet von rechts (Norden) das Nebental des Estero la Gloria ein, das hoch zu den Lagunas Verdes führt.




                                                                                                                                                                                                                                                                    Hauptpfad im Tal des Rio Achibueno


                                                                                                                                                                                                                                                                    subtropische Vegetation


                                                                                                                                                                                                                                                                    Blick talabwärts


                                                                                                                                                                                                                                                                    Tal des Rio Achibueno (917 m)


                                                                                                                                                                                                                                                                    Vogelspinnen sieht man hier öfter mal


                                                                                                                                                                                                                                                                    Rio Achibueno - Blick talabwärts


                                                                                                                                                                                                                                                                    Estero La Gloria Taleinmündung

                                                                                                                                                                                                                                                                    Bei der Taleinmündung steht eine kleine bewohnte Hütte und 200 m weiter passiere ich das Camp von drei chilenischen Trekkern, die vorm Zelt gerade ihr Mittagessen kochen. Ob sie heute noch garnicht losgewandert sind, oder schon so früh Feierabend gemacht haben, oder hier sowieso den ganzen Tag campen, das habe ich sie nicht gefragt. Ich frage sie aber wo die Pfadabzweigung zu den Lagunas Verdes ist. Sie schütteln nur den Kopf und haben noch nie von diesen Seen gehört.

                                                                                                                                                                                                                                                                    Die Lagunas Verdes liegen in einer der landschaftlich spektakulärsten Gegenden hier im Umkreis. Daher habe ich fest damit gerechnet daß in dieses Nebental ein gut erkennbarer Pfad hochführt. Da der Rio Achibueno ein beliebtes Trekkingziel für Einheimische ist, wäre es unlogisch wenn von dort aus kein Pfad zu dieser landschaftlichen Attraktion hochführen würde.

                                                                                                                                                                                                                                                                    Ich verlasse den Hauptpfad und wander nach Norden in das Nebental rein, finde aber nur einen schmalen Pfad, der sich im Wald und Brombeergestrüpp immer wieder verliert. Das überrascht mich. Die Route sieht definitiv kaum begangen aus.
                                                                                                                                                                                                                                                                    Für die nächsten 6 Tage bis zum Trekende treffe ich keine Leute mehr.


                                                                                                                                                                                                                                                                    das Nebental des Estero La Gloria wander ich aufwärts


                                                                                                                                                                                                                                                                    Blick zurück Richtung Rio Achibueno

                                                                                                                                                                                                                                                                    Zwei Kilometer weiter die nächste Talgabelung, wo sich der Pfad endgültig zu verlieren scheint. Ich muss das linke Tal hoch zu den Lagunas Verdes. Finde keinen Pfad mehr, dafür aber eine super Campstelle im Regenwald. Nach etwas rumsuchen finde ich immer noch keinen Pfad. Ich sehe schwarz, denn laut Karte wird das Tal dort vorne rapide in schluchtige Felsstufen ansteigen. Es ist eine schöne wilde Gegend, aber weglos wird’s dort möglicherweise kein Durchkommen geben.

                                                                                                                                                                                                                                                                    Ich ändere meinen Plan und entscheide mich für den rechten Talzweig. Der führt hoch zu den Lagunas Cuellar. Über einen Umweg kommt man von dort auch zu den Lagunas Verdes. Der rechte Talzweig sieht laut Karte auf jeden Fall leichter aus. Aber die unwegsame enge Schlucht am Beginn war anhand der Karte nicht zu erahnen! Die nächsten 4h20 verbringe ich mit Routenauskundschaftung, quasi den Rest des Tages.


                                                                                                                                                                                                                                                                    weglos versuche ich die Schlucht zu umgehen - Blick zurück talabwärts

                                                                                                                                                                                                                                                                    Am extrem dicht verbuschten Steilhang oberhalb der Schlucht laufe ich mir hoffnungslos fest. Ich steige weiter nach oben, wo es zum Glück flacher wird. Lasse mein Gepäck liegen und kundschafte erstmal aus. Über flache Wald- und Granitrücken finde ich 350 m oberhalb der Schlucht schließlich eine gangbare Route. Unter mir ist die Schlucht nun zuende und ich kann das Tal aufwärts schauen. Der weglose Abstieg zurück zum Fluss dürfte machbar sein, aber das mache ich mit Gepäck morgen.

                                                                                                                                                                                                                                                                    Unten im Tal höre ich das laute Gegröle von Viehtreibern, sehe vor lauter Bäumen aber nichts davon. Wenn dort unten Viehtreiber sind, muss es dort auch einen Pfad geben. Und wenn es dort einen Pfad gibt, muss er auch irgendwo in das Tal reinführen. Nur wo?? Ich schaue mir den steilen Hang auf der gegenüberliegenden Talseite an, kann dort aber keinen Pfad entdecken.
                                                                                                                                                                                                                                                                    Egal, morgen probiere ich diese Route hier. Wander zurück zum Rucksack, dann zurück zur Talgabelung, wo ich an der geilen Campstelle mein Zelt aufschlage.


                                                                                                                                                                                                                                                                    Estero La Gloria nachdem die Schlucht passiert ist - dort unten höre ich das Gegröle von Viehtreibern


                                                                                                                                                                                                                                                                    Camp 17 (990 m)


                                                                                                                                                                                                                                                                    beim Camp
                                                                                                                                                                                                                                                                    Zuletzt geändert von berniehh; 13.10.2016, 22:49.
                                                                                                                                                                                                                                                                    www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                      Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                                                                      • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                                                                                                      • 2622
                                                                                                                                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                      Nevado Longavi // Süd-Nord Gebirgstraverse

                                                                                                                                                                                                                                                                      Teil 7 - zu den Lagunas Verdes

                                                                                                                                                                                                                                                                      18.Tag:
                                                                                                                                                                                                                                                                      Als ich am Morgen weglos den gestern ausgekundschafteten Bergrücken hochsteige, höre ich wieder das gleiche Viehtreibergegröle wie gestern abend, nur diesmal lauter und näher. Es kommt von der gegenüberliegenden Hangseite. Über 300 m oberhalb der Schlucht sehe ich dort eine Staubwolke am steilen Hang, wo die Viehtreiber ihre Rinderherde langtreiben. Also muss es dort einen guten Pfad geben. Diese Route will ich nun auch nehmen.

                                                                                                                                                                                                                                                                      Ich kehre wieder um und wander zurück talabwärts. Nach paarhundert Metern finde ich die unscheinbare Pfadabzweigung, die ich gestern völlig übersehen hatte. Dieser Pfad ist nun nicht mehr zu verlieren und voll mit frischen Rinderspuren, die hier vor ner halben Stunde langgetrieben wurden und nun wohl schon am Rio Achibueno sind. Der Pfad windet sich in Serpentinen für 300 m durch Wald den Hang nach oben und am anderen Ende der Schlucht wieder runter zum Fluss.


                                                                                                                                                                                                                                                                      Tal des Estero La Gloria (990 m)


                                                                                                                                                                                                                                                                      Aufstieg um die Schlucht zu umgehen - Blick zurück zum Camp


                                                                                                                                                                                                                                                                      Blick talabwärts




                                                                                                                                                                                                                                                                      Tal des Estero La Gloria

                                                                                                                                                                                                                                                                      Nun steht mir erstmal entspanntes Wandern bevor. Ich folge den Pfad für die nächsten Stunden dieses sanft ansteigende Tal aufwärts. Es ist eine attraktive Gegend, lichte trockene Wälder, offene Fels- und Buschabschnitte und dazwischen immer mal wieder dichtere Waldabschnitte.

                                                                                                                                                                                                                                                                      Zum Talende wird der Pfad schmaler, verliert sich oft und scheint sich dann ganz aufzulösen.


                                                                                                                                                                                                                                                                      Tal des Estero La Gloria


                                                                                                                                                                                                                                                                      Blick talaufwärts






                                                                                                                                                                                                                                                                      am Talende

                                                                                                                                                                                                                                                                      Teils im Buschgeplackere steige ich weglos für 300 Höhenmeter eine steile felsige Talstufe hoch zum Pass Nr. 9. Dann wird das Gelände wieder flach und ich erreiche auf 1870 m Höhe die Lagunas Cuellar, drei Bergseen in einer faszinierenden Granitlandschaft, auf der weitläufigen Passhöhe zwischen dem Estero La Gloria und dem Tal der Quebrada el Toro. Links erheben sich die steilen vergletscherten Gipfel um den Cerro Lastimas. Hier schlage ich mein Camp auf.






                                                                                                                                                                                                                                                                      Lagunas Cuellar, See Nr.1 (1870 m)


                                                                                                                                                                                                                                                                      Lagunas Cuellar


                                                                                                                                                                                                                                                                      Lagunas Cuellar (See Nr. 2)


                                                                                                                                                                                                                                                                      Camp 18 (1870 m)

                                                                                                                                                                                                                                                                      19.Tag:
                                                                                                                                                                                                                                                                      Nach dem Campabbau verstecke ich meinen Rucksack im Busch und wander gegen 9:40 los für einen Abstecher zu den Lagunas Verdes. Weglos steige ich für 400 m den steilen Felshang rauf (mit paar kurze Kletterstellen) über den Gebirgskamm rüber und auf der anderen Seite wieder runter in ein alpines Basin mit den Lagunas Lagartijas, zwei Bergseen in grandioser Kulisse.




                                                                                                                                                                                                                                                                      Aufstieg zum Gebirgskamm bis auf 2270 m - Blick zurück zu den Lagunas Cuellar


                                                                                                                                                                                                                                                                      auf der anderen Seite des Kammes geht´s wieder runter - vorne der untere See der Lagunas Lagartijas und hinten der obere See der Lagunas Verdes


                                                                                                                                                                                                                                                                      grandiose Gebirgskulisse


                                                                                                                                                                                                                                                                      Lagunas Lagartijas (oberer See)


                                                                                                                                                                                                                                                                      Lagunas Lagartijas und Lagunas Verdes


                                                                                                                                                                                                                                                                      Lagunas Verdes (oberer See)




                                                                                                                                                                                                                                                                      Blick das Tal des Estero Riecilla abwärts - am Horizont links der Nevado Longavi

                                                                                                                                                                                                                                                                      Beim unteren See der Lagunas Lagartijas ist Schluss, es fällt vertikal ab ins Tal des Estero Riecilla, rechts am Talende das spektakuläre Basin mit den Lagunas Verdes. Von hier oben hat man den besten Blick auf die Lagunas Verdes. Zu diesen Bergseen abzusteigen wäre unnötig und würde in einer schwierigen Kletterei ausarten. Landschaftlich ist heute mit eines der Tophighlighttage dieses Treks.
                                                                                                                                                                                                                                                                      Nach vier Stunden war ich wieder zurück beim Rucksack.


                                                                                                                                                                                                                                                                      Estero Riecilla


                                                                                                                                                                                                                                                                      Lagunas Lagartijas


                                                                                                                                                                                                                                                                      Lagunas Verdes


                                                                                                                                                                                                                                                                      Lagunas Lagartijas und Lagunas Verdes


                                                                                                                                                                                                                                                                      Lagunas Lagartijas, unterer See (2020 m)


                                                                                                                                                                                                                                                                      zurück bei den Lagunas Cuellar

                                                                                                                                                                                                                                                                      Ich lasse mir viel Zeit und nach der Mittagspause geht’s weiter nach Osten, zunächst für drei Kilometer relativ flach über den langgezogenen Pass an den Lagunas Cuellar vorbei (Pass Nr. 9). Dann fällt es steil und eng für 540 m ab ins Tal der Quebrado el Toro, ein tiefes baumloses Felsengebirgstal. Ich finde einen schmalen ausgesetzten Viehtreiberpfad, der da runterführt. So erreiche ich relativ schnell den Talboden. Die Suche nach einer guten Campstelle ist nicht so einfach da der gesamte Talboden viel zu steinig und uneben ist. Irgendwann werde ich aber doch noch fündig.


                                                                                                                                                                                                                                                                      Lagunas Cuellar (See Nr. 3) (1880 m)


                                                                                                                                                                                                                                                                      der flache Pass Nr. 9 wird überwandert (1890 m), im Hintergrund der vergletscherte Cerro Lastimas


                                                                                                                                                                                                                                                                      flache Senke kurz hinter dem Pass


                                                                                                                                                                                                                                                                      steiler Abstieg ins tiefe Felsengebirgstal der Quebrada el Toro




                                                                                                                                                                                                                                                                      paarhundert Meter hoher Wasserfall im Tal der Quebrada el Toro


                                                                                                                                                                                                                                                                      Camp 19 (1357 m)

                                                                                                                                                                                                                                                                      20.Tag:
                                                                                                                                                                                                                                                                      Heute wander ich nur 9 Kilometer talabwärts. Es wird ein recht entspannter Tag. Meistens folge ich einen schmalen kaum begangenen Pfad, der sich immer wieder verliert. Wenn man hier nicht aufpasst endet man im Buschgeplackere. Es ist ein trockenes buschiges Pampatal mit grandiose steile Felshänge. Weiter abwärts die ersten Bäume, aber noch keine richtigen Wälder.


                                                                                                                                                                                                                                                                      Quebrada el Toro






                                                                                                                                                                                                                                                                      Quebrada el Toro




                                                                                                                                                                                                                                                                      Quebrada el Toro - das Tal wird nun buschiger




                                                                                                                                                                                                                                                                      der Bachlauf ist hier trocken


                                                                                                                                                                                                                                                                      alte Viehtreiber-Campstelle


                                                                                                                                                                                                                                                                      die ersten Bäume (Andennadelbäume)

                                                                                                                                                                                                                                                                      Nach 9 Kilometer erreiche ich den ersten richtigen Waldabschnitt, wo ich meine Mittagspause mache. Paar Pappeln zeugen davon daß hier früher mal eine Hütte gestanden haben muss. Außer paar alte Relikte sieht man heute nichts mehr davon. Das Gelände ist komplett verwildert mit Traumcampstellen und massig Brombeerhaine, die noch voll mit Beeren sind.

                                                                                                                                                                                                                                                                      Mein Trek neigt sich langsam dem Ende zu und somit neigt sich auch meine gesamte Reise dem Ende zu.
                                                                                                                                                                                                                                                                      Ich habe noch Proviant für über drei Tage und sechs Kilometer weiter abwärts mündet dieses Tal ins Haupttal des Rio Melado ein. Der Rio Melado ist aber kein Trekkingtal, weil da eine schmale Fahrpiste durchführt.
                                                                                                                                                                                                                                                                      Zwei Möglichkeiten fallen mir ein:
                                                                                                                                                                                                                                                                      1) den Trek am Rio Melado beenden. Um vom Trekende zum ersten Ort zu gelangen, müsste ich wahrscheinlich ewig weit die Piste latschen weil da kaum Autos langkommen.
                                                                                                                                                                                                                                                                      2) den Trek verlängern und Richtung Westen über die Berge zum Rio Ancoa steigen und die Tour dort beenden.

                                                                                                                                                                                                                                                                      Die Möglichkeit zwei erscheint mir wesentlich spannender und attraktiver.
                                                                                                                                                                                                                                                                      Das heisst ich müsste hier die Quebrada El Toro verlassen und weglos wieder hoch in die Berge steigen. Das mache ich aber erst morgen. Heute genieße ich hier einen entspannten Nachmittag beim Camp.


                                                                                                                                                                                                                                                                      idyllische Stelle beim Camp 20


                                                                                                                                                                                                                                                                      morgen verlasse ich das Tal und steige dort weglos hoch


                                                                                                                                                                                                                                                                      Camp 20 (1024 m)


                                                                                                                                                                                                                                                                      ein letztes Mal gibt´s morgen früh ein üppiges Brombeerfrühstück
                                                                                                                                                                                                                                                                      Zuletzt geändert von berniehh; 16.10.2016, 12:09.
                                                                                                                                                                                                                                                                      www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                        Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                                                                        • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                                                                                                        • 2622
                                                                                                                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                                        AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                                                                                        Nevado Longavi // Süd-Nord Gebirgstraverse

                                                                                                                                                                                                                                                                        Teil 8 - über den Rio Ancoa zurück in die Zivilisation

                                                                                                                                                                                                                                                                        21.Tag:
                                                                                                                                                                                                                                                                        Ich verlasse das Tal der Quebrada el Toro und steige weglos den Bergrücken hoch, zuerst durch Wald dann offene Pampa. Das letzte Stück ist recht steil, aber nach 2h10 komme ich oben an.


                                                                                                                                                                                                                                                                        morgens beim Campabbau entdecke ich eine Vogelspinne direkt neben meinem Zelt
                                                                                                                                                                                                                                                                        Puh, und ich habe die ganze Nacht bei offenem Zelt geschlafen



                                                                                                                                                                                                                                                                        Quebrada el Toro (1357 m)


                                                                                                                                                                                                                                                                        ich verlasse das Tal uns steige weglos nach oben


                                                                                                                                                                                                                                                                        Blick zurück






                                                                                                                                                                                                                                                                        vom Bergrücken (kleiner Pass) (1574 m) blickt man nach Osten. Dort unten mündet das enge Tal der Quebrada el Toro ins Haupttal des Rio Melado ein. Ich sehe dort ein Haus und die Piste - erste Zivilisationssicht in 20 Tagen


                                                                                                                                                                                                                                                                        letzter Blick zurück ins Tal der Quebrada el Toro

                                                                                                                                                                                                                                                                        Für den Rest des Tages geht’s weiter die Hänge traversieren und über noch einen weiteren Bergrücken rüber in einen Talzweig rein, an dessen Ende mein Pass Nr. 10 liegt. Der soll mir über das Gebirge rüber ins Tal des Rio Ancoa führen.
                                                                                                                                                                                                                                                                        Geländetechnisch ist der heutige Tag eine Mischung zwischen weglos und schmale Pfade, teils nur vage erkennbar und schwer zu folgen, teils auch etwas ausgesetzt und gefährlich. Buschgeplackere darf da natürlich auch nicht fehlen. Das Vorwärtskommen ist nicht so schnell, in 6h10 schaffe ich nur 7,5 km.

                                                                                                                                                                                                                                                                        In einem eng eingeschnittenen Bachtal des oberen Talzweiges schlage ich mein Camp auf. Der Pass vor mir sieht steil aber machbar aus. Das mache ich morgen.




                                                                                                                                                                                                                                                                        Blick auf den Volcán San Pedro


                                                                                                                                                                                                                                                                        schöner Wald


                                                                                                                                                                                                                                                                        Camp 21 (1480 m)

                                                                                                                                                                                                                                                                        22.Tag:
                                                                                                                                                                                                                                                                        Heute ist mein vorletzter Tag auf dieser Tour. Zunächst steige ich den schluchtigen Bachlauf weiter aufwärts. Als er zu eng und schluchtig wird, muss ich ihn verlassen und steige links davon über Pamparücken.
                                                                                                                                                                                                                                                                        Nach 2h30 erreiche ich meinen Pass Nr. 10, steige aber noch 250 m höher und genieße die herrliche Fernsicht auf etliche Vulkane, incl. dem Domuyo.


                                                                                                                                                                                                                                                                        den schluchtigen Bachlauf steige ich weiter aufwärts


                                                                                                                                                                                                                                                                        nach Verlassen der Bachschlucht steige ich weglos hoch zum Pass Nr. 10


                                                                                                                                                                                                                                                                        das letzte Stück wird steil, aber ich finde einen vage erkennbaren Rinderpfad




                                                                                                                                                                                                                                                                        Blick zurück zum Volcán San Pedro


                                                                                                                                                                                                                                                                        von der Passhöhe (2143 m) blicke ich nach Norden


                                                                                                                                                                                                                                                                        Blick vom kleinen Berg (2404 m) nach Süden


                                                                                                                                                                                                                                                                        hier geht´s wieder runter

                                                                                                                                                                                                                                                                        Auf der anderen Passseite geht’s runter in ein tief eingeschnittenes Nebental zum Rio Ancoa. Unten auf den Grasflächen dieses Hochtales weiden einige Rinder. Weiter abwärts wird das Tal sehr schluchtig. Orographisch links finde ich einen schmalen Viehtreiberpfad, der allerdings schwer folgbar ist, weil ich ihn immer wieder verliere. Es scheint aber die Hauptroute zu sein, die aus diesem Tal rausführt. Der Pfad ist sehr ausgesetzt und windet sich um steile Bergrücken und Bachgullies herum, weit oberhalb der Schucht. Es ist eine geniale Route, wer aber nicht trittsicher und schwindelfrei ist, wird sich hier nur schwer entlangtrauen. Kaum zu glauben daß die Viehtreiber hier ihre Rinderherden entlangtreiben! Die chilenischen Rinder kennen anscheinend aber nichts anderes. Wenn man hier eine deutsche Kuh entlangtreiben würde, die würde spätestens wohl nach paarhundert Metern abstürzen.


                                                                                                                                                                                                                                                                        Abstieg in ein Nebental zum Rio Ancoa


                                                                                                                                                                                                                                                                        wegloser Abstieg


                                                                                                                                                                                                                                                                        ich wander talabwärts




                                                                                                                                                                                                                                                                        Blick zurück


                                                                                                                                                                                                                                                                        das Tal wird schluchtig - ich finde einen vage erkennbaren Pfad am linken Hang weit oberhalb des Flusses


                                                                                                                                                                                                                                                                        der Pfad ist teilweise ausgesetzt

                                                                                                                                                                                                                                                                        Dann geht’s nach links über den Gebirgsrücken und dahinter runter ins enge bewaldete Tal des Rio Ancoa.
                                                                                                                                                                                                                                                                        Der Abstieg geht zum Glück schnell und der Pfad wird immer besser. Weiter unten komme ich in einen dichten schönen Urwald und am Fluss errichte ich mein letztes Camp auf dieser Tour. Es ist eine grandiose wilde Gegend.


                                                                                                                                                                                                                                                                        Abstieg ins enge Tal des Rio Ancoa


                                                                                                                                                                                                                                                                        Blick talabwärts - meine Richtung für morgen


                                                                                                                                                                                                                                                                        exotische Vegetation an der Baumgrenze


                                                                                                                                                                                                                                                                        Tal des Rio Ancoa


                                                                                                                                                                                                                                                                        Blick talabwärts


                                                                                                                                                                                                                                                                        jetzt auf guten Pfad durch herrlichen Urwald


                                                                                                                                                                                                                                                                        Camp 22 am Rio Ancoa (891 m)


                                                                                                                                                                                                                                                                        beim Camp

                                                                                                                                                                                                                                                                        23.Tag:
                                                                                                                                                                                                                                                                        Ich folge den gut erkennbaren Pfad durch einen märchenhaft schönen Urwald talabwärts zurück in die Zivilisation.


                                                                                                                                                                                                                                                                        Tal des Rio Ancoa


                                                                                                                                                                                                                                                                        Blick zurück talaufwärts


                                                                                                                                                                                                                                                                        der Pfad führt durch herrlichen Urwald




                                                                                                                                                                                                                                                                        was war das für ein Tier?


                                                                                                                                                                                                                                                                        Blick talabwärts - hinter der Talkurve beginnt die Piste

                                                                                                                                                                                                                                                                        Nach fünf Kilometer beginnt eine Fahrpiste und kurz darauf passiere ich einige bewohnte Hütten, u.a. die Rangerhütte des winzigen Naturreservats Los Bellotos. Kurz darauf verbessert sich die Piste zu einer breit ausgebauten Schotterstraße beim Ancoa Stausee.


                                                                                                                                                                                                                                                                        die Fahrpiste beginnt und ich komme zurück in die Zivilisation


                                                                                                                                                                                                                                                                        die ersten Autos kommen auch schon - es ist Samstag und das winzige Naturreservat am Pistenende ist ein beliebter Campingspot für Einheimische


                                                                                                                                                                                                                                                                        chilenisches Landleben


                                                                                                                                                                                                                                                                        dann beginnt die breit ausgebaute Schotterstraße

                                                                                                                                                                                                                                                                        Ich verlasse die Straße und nehme den markierten Pfad, der 50 m oberhalb der Straße den bewaldeten Hang entlangführt.

                                                                                                                                                                                                                                                                        Dieser Pfad wurde nach der Fertigstellung des Ancoa-Stausees angelegt und besitzt einige Aussichtsplattformen mit Blick über den See.
                                                                                                                                                                                                                                                                        Ich weiss nicht was die Macher sich dabei gedacht haben, denn dieser Pfad ist eigentlich ein Hohn!
                                                                                                                                                                                                                                                                        Wer auf diesen Pfad wandert bekommt als mahnendes Beispiel zu sehen, wie die Wasserkraftindustrie einen ehemals paradiesischen Talabschnitt komplett verschandelt und zerstört hat!!
                                                                                                                                                                                                                                                                        Mir ist die Lust am Weiterwandern vergangen, steige wieder runter zur Straße und will so schnell wie möglich raus hier.


                                                                                                                                                                                                                                                                        verschandelte Landschaft am Ancoa Stausee - das obere Ende des Sees ist nach dem langen heißen Sommer leer


                                                                                                                                                                                                                                                                        das untere Ende des Stausees

                                                                                                                                                                                                                                                                        Nach drei Kilometer Straßenwanderung kommt das erste Auto vorbei, das auch gleich anhält. Die beiden Männer aus Linares nehmen mich die 70 bis 80 Kilometer mit bis zu dieser kleinen Stadt an der Panamericana.

                                                                                                                                                                                                                                                                        Damit endet diese absolut tolle Tour! Diese Gegend ist grandios, wie man Patagonien sonst nicht kennt! Anders wie der Süden und in Trekkingkreisen noch völlig unbekannt.
                                                                                                                                                                                                                                                                        Als Fazit kann ich nichts weiteres mehr dazu sagen, es ist schon alles im Bericht geschrieben.

                                                                                                                                                                                                                                                                        Zurück nach Chillan & weitere Planung

                                                                                                                                                                                                                                                                        Bevor es weiter nach Norden geht muss ich nochmal kurz zurück nach Chillan, meine Steigeisen und Pickel sind noch dort deponiert.
                                                                                                                                                                                                                                                                        Von Linares nehme ich einen direkten Anschlussbus dorthin, 100 km Richtung Süden und 2 Stunden Fahrt.

                                                                                                                                                                                                                                                                        Nach der Ankunft gehe ich als erstes wieder ins Hostal O`Higgins. Es ist Samstag Abend und leider sind für heute und morgen schon alle Zimmer der günstigsten Preisklasse ausgebucht. Es sind nur noch teurere Zimmer mit Privatbad erhältlich.

                                                                                                                                                                                                                                                                        Bevor ich mich auf die Suche nach einem anderen Hostal mache, gehe ich erstmal ins Internet-Café, E-mails checken und planen. Erst in fünf bis sechs Tagen will ich in Santiago ankommen. Das bedeutet daß zum Abschluss meiner Reise noch ein weiterer Kurztrek drin ist.

                                                                                                                                                                                                                                                                        Ich habe mir den Kopf darüber zerbrochen was für eine Tour da noch in Frage kommt. Es ist nicht leicht in dieser Gegend was geeignetes für zwei bis drei Tage zu finden. Für die meisten Gegenden in den Anden braucht man länger, oder die Anreise ist für so einen Kurztrek zu kompliziert ohne eigenes Auto.

                                                                                                                                                                                                                                                                        Die einzigsten lohnenden und leicht erreichbaren Ziele dafür scheinen die beiden kleinen Nationalparks Altos del Lircay und Radal Siete Tazas zu sein. Aber erstens kenne ich diese Parks schon von einer früheren Reise und zweitens, wenn man da auf den Normalrouten reinwandert muss man Eintritt zahlen.

                                                                                                                                                                                                                                                                        Dann fällt mir ein daß zum Abschluss meiner Reise ein Küstentrek mal ganz nett sein würde. Leider hat diese Gegend da auch wenig lohnendes zu bieten. Die gesamte Küste zwischen Valdivia und Valparaiso ist mir zum Trekking viel zu erschlossen und besiedelt, ohne große Wildnisgebiete. Habe Stunden am Rechner gesessen bis ich eine Route fand, die zumindest einigermaßen interessant aussieht: der Küstenabschnitt nördlich der kleinen Stadt Pichilemu. So richtig überzeugt bin ich davon zwar auch nicht, habe aber nichts besseres gefunden. Naja mal abwarten, vielleicht wird´s ja doch schöner als erwartet. Meine Entscheidung ist gefallen, es soll dieser Küstentrek werden. Auf jeden Fall liegt die Gegend völlig abseits der üblichen Backpackerrouten.

                                                                                                                                                                                                                                                                        Als das Internet-Café um 20:00 schließt habe ich keine Lust mehr auf Hostalsuche und gehe zurück zu meiner Wildcampstelle, wo ich vor 25 Tagen übernachtete, als ich zum ersten Mal in Chillan ankam.

                                                                                                                                                                                                                                                                        Eigentlich wollte ich zwei Nächte in Chillan verbringen. Aber aufgrund der Umstände, daß hier kaum günstige Unterkünfte zu finden sind und die Internet-Cafés Sonntags wahrscheinlich dicht haben, gibt es keinen Grund mehr dafür. Ich entscheide mich morgen vormittag den nächstbesten Bus nach Curico zu nehmen............
                                                                                                                                                                                                                                                                        Zuletzt geändert von berniehh; 19.10.2016, 21:39.
                                                                                                                                                                                                                                                                        www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                          • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                                                                                                          • 2622
                                                                                                                                                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                                          AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                                                                                          Curicó, Región del Maule 3.April 2016

                                                                                                                                                                                                                                                                          Von Chillan sind es 215 km auf der Panamericana Richtung Norden nach Curicó. Die Busfahrt dauert 3 Stunden und kostet 6000 clp. Am Sonntag Nachmittag komme ich an.

                                                                                                                                                                                                                                                                          Nach längerer Suche finde ich das Hostal Argomedo, wo ich mich die nächsten zwei Nächte im 8-Betten Dormitory einquartiere für 10.000 clp die Nacht. Habe das ganze Zimmer für mich alleine. Im Nachbar-Dormitory ist eine Gruppe chilenischer Saisonarbeiter untergebracht, ansonsten habe ich keine weiteren Gäste gesehen.

                                                                                                                                                                                                                                                                          Die Zimmer sind dunkel, muffelig und wirken ungepflegt. Das wäre mir eigentlich ja egal, aber für den Standard finde ich die Übernachtungskosten schon etwas überteuert. Habe leider auch nichts günstigeres gefunden in Curicó.

                                                                                                                                                                                                                                                                          Auch in Chillan und Coyhaique ist mir schon aufgefallen daß sich seit meiner letzten Chilereise 2010 die Übernachtungskosten in Budget-Hostals fast verdoppelt haben. Im Gegensatz zu den Backpacker-Regionen Südpatagoniens gibt es hier oben in den Städten entlang der Panamericana leider auch keine Campingplätze.

                                                                                                                                                                                                                                                                          Curicó liegt in Mittelchile, etwa 195 km südlich von Santiago, inmitten eines bedeutenen Weinanbaugebietes und hat etwa 100.000 Einwohner. Es ist eine ganz nette Stadt, in der man es nach einer längeren Trekkingtour auch locker einige Tage aushalten könnte.


                                                                                                                                                                                                                                                                          Curicó

                                                                                                                                                                                                                                                                          Verbringe anderthalb Tage hier, meist für Notwendigkeiten (Internet, Waschen, relaxen etc.....)

                                                                                                                                                                                                                                                                          Pichilemu 5.April 2016
                                                                                                                                                                                                                                                                          Pichilemu ist eine kleine Stadt an der Pazifikküste, 150 Kilometer nordwestlich von Curicó. Diese 14.000 Einwohnerstadt gilt als „das“ Surferparadies an der Südamerikanischen Pazifikküste. Von Curicó aus dauert die Busfahrt dorthin dreieinhalb Stunden auf kurvigen Landstraßen, mit einmal umsteigen in Santa Cruz.

                                                                                                                                                                                                                                                                          Nach meiner Ankunft mache ich noch schnell Mittagspause und kaufe mir paar Wasserflaschen, weil ich nicht weiss ob die Bäche entlang der Küste Wasser führen. Dann wander ich los.........


                                                                                                                                                                                                                                                                          Pichilemu - Surferparadies an der Pazifikküste


                                                                                                                                                                                                                                                                          Küstentrek nördlich von Pichilemu

                                                                                                                                                                                                                                                                          Länge: 51 Kilometer
                                                                                                                                                                                                                                                                          Dauer: zweieinhalb Tage


                                                                                                                                                                                                                                                                          Bin in zweieinhalb Tagen von Pichilemu nach Puertecillo gewandert, immer an der Küste entlang.
                                                                                                                                                                                                                                                                          Die Tour zählt zwar bei weitem nicht mit zu den besten Küstentreks, die ich jemals gemacht habe, war aber trotzdem ganz nett und lohnender als erwartet. Ein schöner Abschluss meiner Reise!

                                                                                                                                                                                                                                                                          Diese Tour hat einige Negativseiten:

                                                                                                                                                                                                                                                                          1) die Route war mir nicht Wildnis genug, zu bewohnt und die Umgebung der Küste zu stark mit Fahrwegen erschlossen (zum Glück nur schmale Fahrwege und noch keine Asphaltstraßen).

                                                                                                                                                                                                                                                                          2) Viele Sandstrände sind durch Reifenspuren verunschönert, weil die Leute mit ihre Geländewagen ständig die Strände entlangfahren.

                                                                                                                                                                                                                                                                          3) die Landschaft ist zu vermüllt. Überall wo Menschen sind, liegt auch Müll herum und wo schonmal welche gecampt haben sogar ne halbe Müllhalde! Von „Leave no Trace“ scheint hier noch niemand gehört zu haben!

                                                                                                                                                                                                                                                                          Dieser Trek hat aber auch seine sehr positiven Seiten:
                                                                                                                                                                                                                                                                          Die Küstenlandschaft ist sehr attraktiv, eine Mischung aus graufarbene Sandstrände und schroffe Felsküste mit vielen Buchten und über 100 m hohe Klippen und Steilküsten.
                                                                                                                                                                                                                                                                          Ständig kommt man an den einfachen und teils primitiven Hütten von Algensammlern vorbei, die überall versteckt in den Buchten liegen und gut ins Landschaftsbild mit reinpassen (im Gegensatz zu den meisten anderen Häusern).

                                                                                                                                                                                                                                                                          Die Algensammler bewohnen ihre Hütten temporär, teilweise auch den ganzen Sommer lang und sammeln den ganzen Tag mit Schnorchelmaske und Schwimmflossen entlang der felsigen Küste die Algen. Das ist ihre Haupteinkommensquelle. Ihre schmalen Pfade verlaufen die gesamte Küste entlang, meist entlang der Steilhänge von Bucht zu Bucht. Ihre Pfade konnte ich gut als Trekkingroute benutzen, meistens waren sie ganz gut begehbar. Einige hatten es aber auch ganz schön in sich, wo man trittsicher und schwindelfrei sein sollte. Die Route hat Spaß gemacht! Man kann die gesamte Küste abwechselnd auf Sandstrände und schmale Pfade bewandern, ohne die Fahrwege benutzen zu müssen.

                                                                                                                                                                                                                                                                          Falls die Tourismusbehörde von Pichilemu mal auf die Idee kommen sollte, eine mehrtägige markeirte Trekkingroute entlang dieser Küste anzulegen, müssten sie fast nichts mehr machen. Die Pfade dafür existieren schon und müssten nur noch markiert werden! Die Küste zwischen Pichilemu und Puertecillo würde sich hervorragend dafür eignen.
                                                                                                                                                                                                                                                                          Das würde sicher auch einige Rucksackreisende in diese Gegend locken, die bislang nur bei Surfern beliebt ist.

                                                                                                                                                                                                                                                                          Wenn dann auch noch der Müll eingesammelt und die Geländewagen von den Stränden verbannt würden, das würde die Gegend nochmals drastisch aufwerten.

                                                                                                                                                                                                                                                                          Mein Rucksack war für diese Strecke etwas zu vollbepackt und monströs. Eigentlich hätte ich den Großteil meines Gepäcks in Curico im Hostel lassen müssen, hatte aber keine Lust nach dem Trek wieder ganz zurück nach Curico zu müssen. Mein Plan war direkt weiter nach Santiago zu fahren.

                                                                                                                                                                                                                                                                          Somit musste ich alles mitschleppen. Man darf eigentlich keinem erzählen daß ich für diesen kurzen Küstentrek meine Winterklamotten, Steigeisen, Eispickel und drei Paar Schuhe mitgeschleppt habe.

                                                                                                                                                                                                                                                                          Trinkwasser findet man nur an wenigen Stellen. Man sollte also genügend Wasserflaschen mitnehmen und die bei jeder Gelegenheit wieder auffüllen......

                                                                                                                                                                                                                                                                          Fazit: dies ist eine lohnende Tour wenn man sowieso hier in der Nähe ist und einige Tage Zeit hat. Extra wegen dieser Tour von weither anzureisen würde ich persönlich aber nicht, da findet man woanders bessere Küstentreks.


                                                                                                                                                                                                                                                                          Pichilemu - halb vier verlasse ich die Stadt und folge den grauen Sandstrand Richtung Norden


                                                                                                                                                                                                                                                                          am ersten Tag wander ich 8 Kilometer bis zum nördlichen Ende des langen Sandstrandes


                                                                                                                                                                                                                                                                          hinter dem Strand wuchert uriger Küstenbusch


                                                                                                                                                                                                                                                                          lange monotone Strandwanderung und leider grau bedeckt - aber man kommt sehr schnell vorwärts


                                                                                                                                                                                                                                                                          Reifenspuren verunschönern den Strand - ein normaler Anblick hier


                                                                                                                                                                                                                                                                          Camp 1 nach 8 Kilometer


                                                                                                                                                                                                                                                                          Algensammlerhütten in der Nähe meines Camps am Nordende des Strandes


                                                                                                                                                                                                                                                                          2.Tag: die Küste wird felsig




                                                                                                                                                                                                                                                                          Felsküste und kleine Buchten mit Algensammlerhütten - so geht´s den ganzen Tag weiter




                                                                                                                                                                                                                                                                          hin und wieder kommen auch mal größere Sandstrandbuchten


                                                                                                                                                                                                                                                                          auf schmale Pfade geht´s entlang der felsigen Küste






                                                                                                                                                                                                                                                                          die Kakteen zeugen davon daß dies eher eine trockene Gegend ist


                                                                                                                                                                                                                                                                          am zweiten Tag wander ich 23 Kilometer


                                                                                                                                                                                                                                                                          wenn man das Bild vergrößert (zweimal klicken) sieht man daß sich am rechten Bildrand jemand ein pompöses Haus hierhin gebaut hat




                                                                                                                                                                                                                                                                          die Algen werden in der Sonne getrocknet


                                                                                                                                                                                                                                                                          attraktive Küstenlandschaft


                                                                                                                                                                                                                                                                          Algensammlerhütten


                                                                                                                                                                                                                                                                          schmaler Küstenpfad




                                                                                                                                                                                                                                                                          sieht aus wie das Anwesen eines Reichen


                                                                                                                                                                                                                                                                          grauer Sandstrand und Steilküste


                                                                                                                                                                                                                                                                          hinter jeder felsigen Langzunge tauchen neue Strände auf


                                                                                                                                                                                                                                                                          und noch eine leere Traumbucht - bei einer Bildvergrößerung sieht man dahinten am Hang winzig klein Algensammlerhütten




                                                                                                                                                                                                                                                                          es folgt wieder schroffe Felsküste


                                                                                                                                                                                                                                                                          attraktiver Küstenpfad - am trockenen Grashang sind Algen zum trocknen ausgelegt


                                                                                                                                                                                                                                                                          Einheimische am Strand


                                                                                                                                                                                                                                                                          Camp 2 oberhalb der Steilküste (nach 23 km vom Camp 1)


                                                                                                                                                                                                                                                                          Blick vom Camp


                                                                                                                                                                                                                                                                          Blick vom Camp am Morgen - die Küste wird ab hier sehr schroff und unzugänglich - noch 20 km bis zum Trekende


                                                                                                                                                                                                                                                                          3.Tag: hier muss man oben entlang - unten ist schlicht unmöglich


                                                                                                                                                                                                                                                                          Blick in die nächste Sandstrandbucht


                                                                                                                                                                                                                                                                          Rinderweideland oberhalb der Steilküste


                                                                                                                                                                                                                                                                          nach 2h30 geht´s wieder runter an den Strand




                                                                                                                                                                                                                                                                          nun wieder leichtes Strandwandern


                                                                                                                                                                                                                                                                          die nächste abgeschiedene Bucht


                                                                                                                                                                                                                                                                          hinter der nächsten Landzunge liegt der fünf bis sechs Kilometer lange Strand von Topocalma


                                                                                                                                                                                                                                                                          Topocalma - paar einheimische Touristen mit Geländewagen sind hier unterwegs


                                                                                                                                                                                                                                                                          der lange Sandstrand von Topocalma


                                                                                                                                                                                                                                                                          Blick zurück über den Strand von Topocalma


                                                                                                                                                                                                                                                                          dann wieder Steilküste mit kleine Buchten




                                                                                                                                                                                                                                                                          der Trek nähert sich dem Ende - gleich wander ich in die Bucht von Puertecillo rein


                                                                                                                                                                                                                                                                          Bucht von Puertecillo


                                                                                                                                                                                                                                                                          Trekende in Puertecillo - ein beliebter Surfertreff

                                                                                                                                                                                                                                                                          In der Bucht von Puertecillo wurde eine für diese abgelegene ländliche Region völlig deplazierte neue Straße gebaut, die überhaupt nicht hierher passt.

                                                                                                                                                                                                                                                                          Ich bekomme sofort eine Mitfahrgelegenheit mit der Deutschen Surferin Karin. Sie kam vor Jahren mal zum Surfen hierher und ihr gefiel es so gut daß sie hierhergezogen ist. Heute arbeitet sie als Lehrerin in der kleinen Stadt Navidad.

                                                                                                                                                                                                                                                                          Ich frage ihr natürlich was der Scheiß mit dieser komischen neuen Straße soll. Karin ist ebenfalls verärgert darüber und erzählt mir die Hintergründe:
                                                                                                                                                                                                                                                                          Die Bucht von Puertecillo war schon immer ein Geheimtip für Surfer. Vor einigen Jahren wurde diese Bucht auch von Reichen entdeckt. Ein Millionär hat vor kurzem die ganze Bucht gekauft und will nun einzelne Parzellen als Baugrundstücke an Reiche verkaufen. Der Strand soll später nur noch für die zukünftigen Anwohner zugänglich sein, quasi als Exklusivstrand für Reiche.
                                                                                                                                                                                                                                                                          Es läuft ein Prozess gegen dieses Projekt, aber bis der entschieden ist, kann es noch ewig dauern. In der Zwischenzeit lässt der neue Eigentümer schonmal im Schnelltempo die häßlichen Zufahrtstraßen fertigbauen.


                                                                                                                                                                                                                                                                          völlig deplazierte neue Straße

                                                                                                                                                                                                                                                                          Karin erzählt mir, „wenn du mitkriegen würdest was hier abgeht, würdest du das Kotzen kriegen!“
                                                                                                                                                                                                                                                                          Das kriege ich auch so schon.
                                                                                                                                                                                                                                                                          Sie fährt mich bis nach Navidad, 20 km entfernt auf Schotterpiste.

                                                                                                                                                                                                                                                                          In Navidad beginnt die Asphaltstraße. Ich bekomme ohne Wartezeit sofort eine Anschlussmitfahrgelegenheit nach San Antonio, 50 km entfernt.

                                                                                                                                                                                                                                                                          San Antonio ist mit 85.000 Einwohnern eine relativ große Hafenstadt südlich von Valparaiso und eines der wichtigsten Exporthäfen Chiles. Selbst für die argentinische Großstadt Mendoza ist San Antonio ein wichtiger Umschlaghafen.

                                                                                                                                                                                                                                                                          Es sind nur noch 120 km nach Santiago. Für heute ist mir die Weiterreise aber zu spät weil es bald dunkel wird und ich nicht mitten in der Nacht in Santiago ankommen will. Ich gehen noch was Essen, dann ins Internet-Cafe und anschließend suche ich mir im Dunkeln eine Wildcampstelle.
                                                                                                                                                                                                                                                                          Zuletzt geändert von berniehh; 22.10.2016, 09:47.
                                                                                                                                                                                                                                                                          www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                            Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                                                                            • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                                                                                                            • 2622
                                                                                                                                                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                                            AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                                                                                            die Heimreise

                                                                                                                                                                                                                                                                            Nehme Vormittags den Bus nach Santiago. Im Busterminal kaufe ich mir gleich für übermorgen das Anschlussticket nach Buenos Aires für 57.000 clp. Nur anderthalb Tage Zeit habe ich für Chiles Hauptstadt, etwas zu wenig.
                                                                                                                                                                                                                                                                            Fahre mit der Metro bis Escuela Militar im Stadtteil Las Condes. Von der Metrostation sind es 5 Minuten Marsch zu Uwe und Angela, die erst vor kurzem aus Chicago hierher gezogen sind.

                                                                                                                                                                                                                                                                            Am nächsten Tag gehen Uwe und ich für zwei Stunden joggen, bis ins Zentrum.

                                                                                                                                                                                                                                                                            In Santiago war ich ja schon einige Male, aber auf dieser Reise habe ich leider kaum Fotos von der Stadt gemacht. Die Stadt verändert sich sehr schnell und die Wolkenkratzerskyline scheint jedes Jahr größer und moderner zu werden. Vor zwei Jahren wurde der Gran Torre Santiago fertiggestellt, der höchste Wolkenkratzer Südamerikas.


                                                                                                                                                                                                                                                                            Blick von Uwe und Angelas Balkon im Nobelstadtteil Las Condes


                                                                                                                                                                                                                                                                            Blick vom Balkon


                                                                                                                                                                                                                                                                            Las Condes liegt nahe an den Anden im Nordosten von Santiago - im ständigen Dunst sieht man die Berge aber kaum


                                                                                                                                                                                                                                                                            Las Condes


                                                                                                                                                                                                                                                                            Busbahnhofsviertel im Westen Santiagos

                                                                                                                                                                                                                                                                            Wenn ich mich entscheiden müsste, welche der beiden Großstädten lebenswerter ist, Santiago de Chile oder Buenos Aires, würde ich mich ganz klar für Santiago entscheiden.
                                                                                                                                                                                                                                                                            Die meisten Touristen behaupten zwar daß Buenos Aires attraktiver ist, weil es kulturell viel mehr zu bieten hat. Das stimmt auch, aber der große Pluspunkt von Santiago ist das wahnsinnig attraktive Umland. Direkt am Stadtrand beginnt die Natur, im Osten die über 6000 m hohe Andenkette und im Westen die Küstenkordillere (sofern die Sicht durch den ständigen Smog nicht vernebelt ist).

                                                                                                                                                                                                                                                                            Das Umland von Buenos Aires ist dagegen stinklangweilig. Es gibt nichts, außer Felder und flaches Land, für hunderte Kilometer. Wer in die Natur will muss erstmal ne Tagesreise mit dem Auto rausfahren. Es gibt zwar einige Parks in BA, im Verhältnis zur Größe der Stadt aber nicht so wahnsinnig viele.

                                                                                                                                                                                                                                                                            Die Busfahrt nach Buenos Aires dauert 24 Stunden, mit Umsteigen in Mendoza. Für die ersten 350 Kilometer nach Mendoza sollte man versuchen einen guten Fensterplatz zu bekommen. Die Fahrt ist landschaftlich ein Traum und führt durch sehr dünn besiedelte Natur einmal über die Andenkette rüber!! Ich bin die Strecke zwar schon paarmal gefahren, sie ist aber immer wieder ein Landschaftsgenuss.

                                                                                                                                                                                                                                                                            Mit dem Fahrrad wäre diese vielbefahrene Hauptstraße allerdings der absolute Horror. Es gibt tatsächlich Leute die das machen. Mir kommt aber jedesmal das Grauen, wenn ich sehe wie die Fahrradfahrer ständig haarscharf von zu schnell fahrenden LKW´s überholt werden!

                                                                                                                                                                                                                                                                            Die folgenden Fotos sind wahllos während der Fahrt aus dem Busfenster fotografiert.......


                                                                                                                                                                                                                                                                            kurz hinter Los Andes führt die Straße ins hier unten noch dicht besiedelte Gebirgstal des Rio Aconcagua rein


                                                                                                                                                                                                                                                                            Richtung argentinische Grenze werden die Berge steiler und höher


                                                                                                                                                                                                                                                                            die Straße klettert hoch zum Paso Redentor




                                                                                                                                                                                                                                                                            die Luft wird hier oben auf 3100 m schon dünner


                                                                                                                                                                                                                                                                            die Straße verläuft nicht über den Pass rüber - sondern führt gleich in den Tunnel rein und auf der anderen Seite kommt man in Argentinien wieder raus.


                                                                                                                                                                                                                                                                            nun in Argentinien - es geht wieder talabwärts, noch 200 Kilometer bis Mendoza


                                                                                                                                                                                                                                                                            Las Cuevas


                                                                                                                                                                                                                                                                            der Aconcagua (höchster Berg der südlichen Hemisphäre) ist nur für 10 Sekunden aus dem Busfenster zu sehen - um diesen Blick nicht zu verpassen sollte man vorher schon ganz genau wissen wo er liegt


                                                                                                                                                                                                                                                                            zur Passkontrolle müssen alle aussteigen


                                                                                                                                                                                                                                                                            es geht weiter talabwärts Richtung Mendoza







                                                                                                                                                                                                                                                                            Der Anschlussbus von Mendoza ist ein Nachtbus. Ankunft in BA am nächsten Nachmittag. Gehe zurück ins Hostal Milonga und treffe Paul wieder. Morgen abend geht unser Heimflug nach Amsterdam. Habe zu wenig Zeit mir in Ruhe die Stadt anzuschauen. Bis in den Stadtteil La Boca schaffe ich es leider nicht mehr. Paul dagegen schon, denn er ist ja schon seit einigen Tagen hier.


                                                                                                                                                                                                                                                                            Ankunft in Buenos Aires


                                                                                                                                                                                                                                                                            Abendessen mit Paul


                                                                                                                                                                                                                                                                            Buenos Aires


                                                                                                                                                                                                                                                                            Buenos Aires


                                                                                                                                                                                                                                                                            Naturschutzgebiet in der Großstadt


                                                                                                                                                                                                                                                                            im Naturschutzgebiet




                                                                                                                                                                                                                                                                            Buenos Aires




                                                                                                                                                                                                                                                                            Buenos Aires

                                                                                                                                                                                                                                                                            Der Heimflug verläuft problemlos.
                                                                                                                                                                                                                                                                            Bis nach Atlanta fliegen wir gemeinsam, dann trennen sich unsere Wege. Paul fliegt direkt nach Amsterdam und ich noch über Chicago nach Amsterdam. Diesen kurzen Extrastop in Chicago konnte ich ohne Aufpreis mit einbauen. Ich wollte mich eigentlich in Chicago mit Uwe und Angela zum Mittagessen verabreden. Als ich das Ticket gebucht hatte, wussten sie allerdings noch nicht daß es sie bald beruflich nach Santiago de Chile verschlagen wird. Egal, dann spaziere ich eben alleine durch die Stadt.........

                                                                                                                                                                                                                                                                            Hiermit endet von meiner Seite dieser Reisebericht.
                                                                                                                                                                                                                                                                            Es geht aber trotzdem noch etwas weiter, denn Paul will noch über seine Treks der letzten paar Wochen berichten.........


                                                                                                                                                                                                                                                                            mit der Metro geht´s nach Chicago rein


                                                                                                                                                                                                                                                                            Chicago - rechts hinten der Willis Tower


                                                                                                                                                                                                                                                                            am Lake Michigan
                                                                                                                                                                                                                                                                            Zuletzt geändert von berniehh; 22.10.2016, 10:01.
                                                                                                                                                                                                                                                                            www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                              Anfänger im Forum
                                                                                                                                                                                                                                                                              • 18.02.2008
                                                                                                                                                                                                                                                                              • 34
                                                                                                                                                                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                                              AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                                                                                              Was für eine Tour! Danke für die vielen Bilder und den super Bericht!

                                                                                                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                                                                                • 30.05.2007
                                                                                                                                                                                                                                                                                • 4004
                                                                                                                                                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                                                AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                                                                                                Danke!
                                                                                                                                                                                                                                                                                So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                A. v. Humboldt.

                                                                                                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                  Fuchs
                                                                                                                                                                                                                                                                                  • 10.06.2004
                                                                                                                                                                                                                                                                                  • 1244
                                                                                                                                                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                                                  AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                                                                                                  Auch von mir ein riesengroßes Dankeschön für diesen klasse Bericht. Gerade Dein letzter Wildnistrek war auch nochmal eine tolle Abwechslung, hat er doch einen ganz anderen Landschaftstyp gezeigt als ich es von Patagonien erwartet hätte. Und dann auch noch das Wetter. Traumhaft. Nur um die Vogelspinnen beneide ich Dich nicht so. Bin dann mal gespannt, was Du mir am Freitag Abend beim Bierchen noch so alles erzählen wirst.

                                                                                                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                    Gerne im Forum
                                                                                                                                                                                                                                                                                    • 02.10.2006
                                                                                                                                                                                                                                                                                    • 58


                                                                                                                                                                                                                                                                                    AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                                                                                                    Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                                                    Hiermit endet von meiner Seite dieser Reisebericht.
                                                                                                                                                                                                                                                                                    Auch von mir vielen Dank für deinen Reisebericht!! Die ist , superschöne Bilder und spannende Berichte dazu!!

                                                                                                                                                                                                                                                                                    Ich werde Deine Reiseberichte echt vermissen

                                                                                                                                                                                                                                                                                    Ich hoffe, du bist schon bei deiner nächsten Reiseplanung

                                                                                                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                      Erfahren
                                                                                                                                                                                                                                                                                      • 08.01.2011
                                                                                                                                                                                                                                                                                      • 121
                                                                                                                                                                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                                                      AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                                                                                                      Parque Tantauco

                                                                                                                                                                                                                                                                                      Karte Parque Tantauco
                                                                                                                                                                                                                                                                                      Webseite
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                                                                                                                                                                                                                                                                                      Hinweis: Einige Bilder wirken duch die Skalierung etwas unscharf. Ich versuche das zu beheben.

                                                                                                                                                                                                                                                                                      Mein Bericht beginnt wieder am 27.2.16, als Bernd und ich uns auf dem Cerro Castillo Trek trennten. Der Weg zum Vulkan Hudson war durch einen unfurtbaren Fluss versperrt. Während Bernd noch einige Schlenker einbaute, wollte ich schnellstmöglich raus. Obwohl ich wegen schlechten Wetters erst 11 Uhr starten konnte, erreichte ich an dem Tag fast noch die Carretera Austral.




                                                                                                                                                                                                                                                                                      Abstieg zur Carretera Austral

                                                                                                                                                                                                                                                                                      Von dort nahm mich am folgenden Tag ein Pick-Up bis zum Ort Cerro Castillo mit. Mittlerweile war schönstes Sonnenwetter, aber weiter nach Coyhaique zu kommen war schwer: Die Sommerferien waren zu Ende und halb Chile reiste zurück nach Santiago. Jeder Bus war ausgebucht, an den Haltestellen bildeten sich lange Schlangen. Entsprechend gab es auch viele Tramper am Ortsausgang. Ich wollte mein Glück an der nächsten Kreuzung versuchen, da hielt ein entgegenkommendes Fahrzeug und wendete. Die lüsterne und (vermutlich leicht angetrunkene) Endvierzigerin fuhr mich die 60km bis Coyhaique - also daher wo sie gerade kam. Meine kurioseste Mitfahrgelegenheit bisher, die ich aber dankbar annahm.


                                                                                                                                                                                                                                                                                      In Puerto Aysén

                                                                                                                                                                                                                                                                                      Nach ein paar Einkäufen in Coyhaique fuhr ich weiter nach Puerto Aysén. Ziel war der Parque Tantauco im Süden der Insel Chiloé, welcher mir von Bernd wärmstens empfohlen wurde. Ich hatte zwar auch mit Pumalín geliebäugelt, konnte aber keine Mehrtagestouren finden. Vor Ort weglose Trekkintouren zu planen ist immer nervig und zeitraubend. Insofern war ich froh die Hütten- und Wegeinfrastruktur des Parque Tantauco zu nutzen, zumal am 6.3. die günstigere Nebensaison begann.

                                                                                                                                                                                                                                                                                      Es gibt eine preiswerte Fähre (16200$/21€) nach Quellón/Chiloé, die in rund 28 Std. von Puerto Chacabuco wunderschön durch die Fjord- und Inselwelt Patagoniens schippert (absolut empfehlenswert!). Die Schiffsverbindung dient auch der Versorgen der Fischersiedlungen, was auch der Grund ist, warum die Fahrt so lange dauert. Die Fähre wird überwiegend nur von Einheimischen genutzt. Mit etwas Glück kann man Delfine, Pinguine und sogar Wale sehen.


                                                                                                                                                                                                                                                                                      Fähre Chacabuco-Quellón


                                                                                                                                                                                                                                                                                      Vulkan Macá vom Schiff aus gesehen


                                                                                                                                                                                                                                                                                      Versorgung der abgelegenen Fischersiedlungen




                                                                                                                                                                                                                                                                                      Auf dem Schiff treffe ich einige Chilenen aus dem Hostel wieder




                                                                                                                                                                                                                                                                                      Ankunft in Quellón und auf der Piste zum Parque Tantauco

                                                                                                                                                                                                                                                                                      Wir sind mit etwa 2 Std. Verspätung nachmittags in Quellón angekommen. Aufgrund einer veralteten Info konnte ich das Büro für den Parque Tantauco nicht finden (es ist mittlerweile in Castro). In Quellón beginnt (oder endet) die gut ausgebaute Panamericana-Straße. Ich wollte eine Übernachtung vermeiden und bin mit dem Bus bis zur Kreuzung Colonia Yungay gefahren. Hier beginnt die Piste und mit einbrechender Dunkelheit fand ich etwas versteckt einen Platz zum Zelten. Links und rechts der Straße, wie auch an der Panamericana, gibt es überall Siedlerparzellen und wildes Campen ist gar nicht so einfach. Am nächsten Morgen musste ich noch ein paar Kilometer laufen, bevor mich ein Schweizer bis zum Parkeingang mitnahm.


                                                                                                                                                                                                                                                                                      Typische Siedlerhütte mit Brandrodungsfläche - Eingang zum Parque Tantauco (Sector Yaldad)

                                                                                                                                                                                                                                                                                      Der Parque Tantauco ist ein privater Park im Besitz des ehemaligen chilenischen Präsidenten und Geschäftsmann Sebastián Piñera. Der Name Tantauco bezeichnet in der chilenischen Geschichte einen wichtigen Vertrag, der die Spanier zur Aufgabe der letzten gehaltenen Gebiete zwang, u.a. die Insel Chiloé. Etwa anderthalbmal so groß wie das Bundesland Hamburg beherbergt der Park einen gemäßigten Valdivianischen Küstenregenwald. Diese Wälder gelten als die dichtesten des Planeten - wegloses Trekking ist nahezu ausgeschlossen bis unmöglich. Das Gebiet gehörte vorher einem reichen Amerikaner, der es forstwirtschaftlich nutzen wollte. Es gibt einige, die sagen, Piñera hätte es nur für sein Image getan (in den zehn Jahren seit seiner Existenz hat er nur einmal den Park besucht). Fakt ist aber, dass so ein einzigartiger Küstenregenwald erhalten werden konnte. Piñera war auch eng mit dem Umweltschützer Douglas Tomkins befreundet (dem Gründer von The North Face und Esprit). Dieser kaufte in den Neunzigern riesige Landflächen, wurde größter privater Landbesitzer in Chile und machte daraus den Parque Pumalín, was anfangs umstritten war. Im Dezember 2015 ist Tomkins bei einer Kayaktour in Chile tödlich verunglückt.

                                                                                                                                                                                                                                                                                      Der Parque Tantauco wurde mir von Bernd empfohlen, welcher diesen 2010 besuchte. Es ist die einzige Möglichkeit in Chile (neben Torres del Paine) eine Mehrtages-Hüttentour zu machen (korrigiert mich ggf.!). Es gibt zwei Wege, welche ein großes T bilden. Am südlichen Ende des T gibt es eine kleine Fischersiedlung (Inío). Von dort ging einmal in der Woche ein Frachtschiff zurück nach Quellón. Leider existiert diese Verbindung nicht mehr. Die Parkverwaltung hat daraufhin eine kleine Flugzeug-Landebahn in Inío angelegt. Aber dann der nächste Schock: Der Park verkauft nur noch recht teure "Programme", also Anreise, Hüttenübernachtungen und Rückflug als Gesamtpaket. Alleine gehen darf man diese "gefährliche" Reise offiziell nicht. Eine achttägige Tour nach Inío mit Rückflug nach Castro hätte rund 430€ gekostet. Bei Bernds Besuch war es noch ganz anders und viel entspannter. Das war außerhalb meines Reisebudget, aber nun war ich schon mal hier. Also habe ich nur den Teil gebucht, den man individuell machen darf ("Wünschen Sie einen Whirlpool in Chaiguata?"- "Nein danke, ich bade im See"). Letztendlich bin ich dann doch alle Pfade gelaufen und fühle ich mich nicht richtig wohl dabei das hier zuzugeben, verstehe aber nicht, warum man diesen Weg zum Luxustourismus eingeschlagen hat.



                                                                                                                                                                                                                                                                                      Gleich hinter dem Eingang beginnt ein 2km langer Pfad (den es 2010 bei Bernd noch nicht gab), der beim Siempreverde-Pfad wieder auf die 30km lange Piste stößt. Den größten Teil der Piste nach Chaiguata muss ich leider laufen, nur etwa 10 km werde ich von einem Pick-Up mitgenommen. Chaiguata ist ein großes Camp mit diversen Hütten und Wifi im Urwald. Camping kostet hier stolze 10000$/13€ in der Nebensaison. Die Lage am See Chaiguata ist aber atemberaubend schön.


                                                                                                                                                                                                                                                                                      Lago Chaiguata am Morgen

                                                                                                                                                                                                                                                                                      Ich lasse mein Zelt stehen und wandere den brandneuen zweistündigen Rundwanderweg Las Cascadas und bin wirklich beeindruckt. Im Nachhinein kann ich zwar sagen, dass spätere Abschnitte dies noch toppen, aber für Tagesbesucher mit Auto ist das ein herrlicher Kurzpfad in den Dschungel.






                                                                                                                                                                                                                                                                                      Sendero Las Cascadas

                                                                                                                                                                                                                                                                                      Die Landschaft ist von den Gletschern der Eiszeit geschliffen worden und überwiegend flach bis leicht hügelig. In höheren Lagen gibt es ausgedehnte Sümpfe und Seen, sonst herrscht ein dichter märchenhafter Küstenregenwald vor. Einen so fantastischen Wald habe ich nie zuvor gesehen. Der Weg führt auch an abgelegene Buchten und Strände von atemberaubender Schönheit. Rustikale Selbstversorgerhütten dienen als Nachtlager (nur die lauten Beutelratten nerven).








                                                                                                                                                                                                                                                                                      Unterwegs zum Refugio Pirámide

                                                                                                                                                                                                                                                                                      Auf dem Weg zum Tagesziel, der Hütte Pirámide treffe noch einen Russen, der auch nicht ganz legal an der Caleta Zorra war. Ich würde abends in der Unterkunft auf einen Finnen treffen, sagte er, und so war es auch. Der Finne hatte eine "Reise gebucht", zur Caleta Zorra mit sechs Hüttenübernachtungen für 80000$/100€, mit individueller An- und Abreise. Er brauchte viel Überredungskunst um alleine gehen zu dürfen. Ich muss noch erwähnen, dass die Hütten alle etwas runtergekommen waren. In jeder zweiten war der Ofen kaputt, es gab so gut wie kein Kochgeschirr (anders als bei Bernd). Am folgenden Tag machen wir uns gemeinsam auf zum Refugio Emerenciana.






                                                                                                                                                                                                                                                                                      Refugio Emerenciana

                                                                                                                                                                                                                                                                                      Nur mit Tagesgepäck bestückt ging es am nächsten Tag den beschwerlichen Weg zur Bucht Caleta Zorra. Das ist ein richtig abenteuerlicher Regenwaldpfad im Matsch. Irgendwann kann man das Meer riechen, die Wellen hören und steht plötzlich an der Steilküste einer hinreisend schönen Meeresbucht. Wahnsinn!


                                                                                                                                                                                                                                                                                      Lago Emerencia




                                                                                                                                                                                                                                                                                      Caleta Zorra am Pazifischen Ozean

                                                                                                                                                                                                                                                                                      Nach einer ausgiebigen Mittagspause erkundeten wir die Umgebung und entdeckten an einer Flussmündung eine Fischerhütte. Schon in Bernds Bericht von 2010 wird von einer Begegnung mit Fischern erzählt - die Jungs scheinen also öfters hier vorbeizukommen.









                                                                                                                                                                                                                                                                                      Ekko, der Finne, will wieder zurück zur Hütte. Ich erkunde aber noch etwas die Bucht und bin erst am Abend wieder an der Emerenciana. Bernd berichtete 2010, dass ein weiterer Pfad entlang der Küste bis Inío geplant sei. Ich konnte keine Anzeichen dafür sehen. Später, im Büro in Castro, erzählte man mir, das Vorhaben sei zu teuer und aufwändig gewesen. Schade - ein Küstenpfad wäre eine super Ergänzung zu den anderen Landschaftstypen gewesen und hätte ganz nebenbei einen Rundpfad entstehen lassen. So muss man alles wieder zurückgehen.




                                                                                                                                                                                                                                                                                      Refugio Emerenciana

                                                                                                                                                                                                                                                                                      Am Folgetag ging es wieder zurück zur Hütte Pirámide, aber keinesfalls weniger spektakulär als zwei Tage zuvor. Mittlerweile war es morgens recht frisch und neblig, aber eigentlich viel zu trocken. In Pirámide trennten sich meiner und Ekkos Weg, denn ich wollte es wirklich bis Inío wagen. Notfalls würden meine Vorräte für den Ausstieg zu Fuß (also alles wieder zurücklaufen) reichen (und so kam es auch).








                                                                                                                                                                                                                                                                                      Morgens am Refugio Pirámide

                                                                                                                                                                                                                                                                                      Fortsetzung folgt...
                                                                                                                                                                                                                                                                                      Zuletzt geändert von slarti; 26.11.2016, 17:59.

                                                                                                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                        • 02.10.2006
                                                                                                                                                                                                                                                                                        • 58


                                                                                                                                                                                                                                                                                        AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

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                                                                                                                                                                                                                                                                                        ...musste ich noch ein paar Kilometer laufen, bevor mich ein Schweizer bis zum Parkeingang mitnahm.
                                                                                                                                                                                                                                                                                        ..
                                                                                                                                                                                                                                                                                        Weißt du wie der Schweizer aus Quellón hieß?

                                                                                                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                          Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                                                                                          • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                                                                                                                          • 2622
                                                                                                                                                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                                          Paul, ich freue mich daß du jetzt auch deine Treks hier mit reinstellst.
                                                                                                                                                                                                                                                                                          Du hast mir ja schon detailliert erzählt was du in den letzten vier Wochen der Reise so alles erlebt hast, aber jetzt sehe ich endlich auch mal deine Fotos dazu
                                                                                                                                                                                                                                                                                          Die Bilder vom Parque Tantauco kommen mir doch sehr bekannt vor. Es ist landschaftlich eine wirklich phantastische Gegend.
                                                                                                                                                                                                                                                                                          Ich finde es nur sehr schade daß sich dieser Park in einer so negativen besucherabweisenden Art verändert hat
                                                                                                                                                                                                                                                                                          Zuletzt geändert von berniehh; 28.11.2016, 20:48.
                                                                                                                                                                                                                                                                                          www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                            Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                                                                                            • 30.05.2007
                                                                                                                                                                                                                                                                                            • 4004
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                                                                                                                                                                                                                                                                                            Juhu, es geht noch weiter hier!
                                                                                                                                                                                                                                                                                            So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                            A. v. Humboldt.

                                                                                                                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                              Erfahren
                                                                                                                                                                                                                                                                                              • 28.03.2013
                                                                                                                                                                                                                                                                                              • 373
                                                                                                                                                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                                              Zitat von Mika Hautamaeki Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                                                              Juhu, es geht noch weiter hier!
                                                                                                                                                                                                                                                                                              +1

                                                                                                                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                Erfahren
                                                                                                                                                                                                                                                                                                • 08.01.2011
                                                                                                                                                                                                                                                                                                • 121
                                                                                                                                                                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                                                                AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                                                                                                                Zitat von Mali Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                Weißt du wie der Schweizer aus Quellón hieß?
                                                                                                                                                                                                                                                                                                Nein. War ein Frankoschweizer und vermutlich Tourist.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                                                                                                                                                                                                  • 08.01.2011
                                                                                                                                                                                                                                                                                                  • 121
                                                                                                                                                                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Parque Tantauco (Fortsetzung)



                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Der Finne Ekko findet in Pirámide noch etwas zurückgelassenes Essen vom Sommer, das seine eintönige Nahrung - ausschließlich aus Instant-Nudeln bestehend - etwas mehr Vielfalt gibt. Im Sommer sitzt an diesem "strategischen" Punkt ein Park-Ranger. Wir verabschieden uns und ich gehe alleine weiter Richtung Süden Nach Inío. Später in Buenos Aires treffe ich durch Zufall nochmal Ekko und wir genehmigen uns ein paar hopfige Kaltgetränke.





                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Der Weg zum nächsten Refugio Huillín ("Flussotter") reicht nicht an das Spektakel der letzten Tage ran, aber die Hütte ist sehr schön direkt an einem See gelegen. Schon am frühen Nachmittag bin ich dort.






                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Refugio Huillín und der Aussichtsturm Mirador Inío

                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Alle Selbstversorgerhütten im Tantauco sind weitestgehend baugleich, manchmal spiegelverkehrt eingerichtet. Errichtet aus grobgesägtem Holz und perfekt eingebunden in ihre Umgebung bieten sie eine rustikale, aber behagliche Atmosphäre. Allerdings hatte sich in jeder Hütte in der ich war, eine nachtaktive Beutelratte eingenistet, die gehörig Krach machte. Am nächsten Morgen ging's früh los, denn ich wollte heute eine Hütte überspringen.




                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Sicht vom Aussichtsturm (am Horizont der Vulkan Nevado (?) auf dem Festland)

                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Die Hütte Mirador Inío ist stark verschmutzt und die einzige Quelle in der Nähe ist wegen der Trockenheit versiegt. Ich bin froh entschieden zu haben hier nicht zu nächtigen. Der Abstieg runter nach Inío führt durch tolle Wälder. Kurz vor Inío biege ich aber auf den umgehenden Höhenweg Altos de Inío ab und vermeide so direkten Kontakt in Inío mit der Guardaparque. Der nun folgende Weg zum Refugio Quilanlar ist nochmal unglaublich spektakulär, aber es dämmert schon und meine Kamera versagt bei den Lichtverhältnissen.






                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Die südliche Küste beim Refugio Quilanlar

                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Der Pfad zieht sich und ich bin schon der Meinung, ich hätte die verwachsene Hütte verpasst, aber dann erreiche ich doch noch das vielleicht schönste Refugio mit Blick auf's Meer.


                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Der Pfad ist manchmal kaum erkennbar...




                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Refugio Quilanlar

                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Am folgenden Tag geht es der Küste entlang. Mal einfach am Strand, dann wieder muss beschwerlich ein Bergrücken oder Steilhang traversiert werden. Irgendwann am südlichen Strand bei Inío treffe ich auf den ersten Menschen seit drei Tagen. Es ist ein Bewohner Iníos beim Angeln. Er erklärt mir im Nuschel-Spanisch, morgen gäbe es einen Flug nach Castro, 5000 chilenische Pesos soll das nur kosten (7€). Ich kann es nicht glauben und denke, ich habe mich verhört, aber er malt mir die Zahl in den Sand. Selbst wenn das wahrscheinlich der subventionierte Preis für Einheimische ist, ich würde auch ein vielfaches davon bezahlen.












                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Fischerschiedlung Inío

                                                                                                                                                                                                                                                                                                  In der verstreuten und heruntergekommenen Siedlung treffe ich aber noch auf andere Fischer, die nichts von einem Flug morgen wissen (und leider fährt keiner von denen mit dem Boot nach Quellón). Ich bin unentschieden: Ein Buschflug nach Castro wäre sicherlich die eleganteste Lösung, aber ich müsste der Parkaufsicht meine geänderte Route "beichten" mit allen Konsequenzen. Falls es gar keinen Flug gibt oder kein Platz frei ist habe ich nur die Nachteile. Mir ist das zu ungewiss und ich entscheide am Strand von Inío zu zelten und alles zurückzulaufen.




                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Am Strand von Inío

                                                                                                                                                                                                                                                                                                  In aller Frühe breche ich auf, denn der Weg führt mitten durch's Camp der Nationalparkverwaltung. Mit guter Marschgeschwindigkeit erreiche ich wieder Refugio Huillín am Spätnachmittag. Es folgt ein Gewaltmarsch zum Refugio Chaiguaco. Von dort nochmal gut 30 km bis zum Parkausgang (leider kommt keine einzige Mitfahrgelegenheit und ich muss die ganze Piste laufen).






                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Am Lago Chaiguaco

                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Nur am letzten Tag traf ich nochmal auf Wanderer (habe sonst keine weiteren Trekker nach dem Finnen gesehen). Das Refugio Chaiguaco war stark verdreckt und kaputt (weil gut erreichbar für Tagesbesucher?). Die Piste zu laufen war natürlich langweilig, aber es gelang mir dort einen seltenen Pudú zu sehen, die kleinste Hirschart der Welt. Für ein Foto reichte der kurze Moment nicht, genauso wenig wie man die kleinen Darwinfrösche quasi nie zu sehen bekommt, denn wenn man sich ihnen nähert hören sie auf zu quaken. Beim Verlassen des Parque Tantauco plante ich eigentlich nach ein paar Kilometern zu zelten, aber dann kam doch noch ein völlig überladener Holztransporter. Der war schon voll mit Einheimischen, sodass ich auf die Ladung krabbelte. Um mit dem betagten Fahrzeug die Steigungen zu schaffen raste der Fahrer jeden Berg und jede Kurve runter. Ich konnte mich nur mit Mühe an der Ladung festkrallen, andererseits erreichte ich so unerwartet die Panamericana. Hier blieb mir kaum Zeit mein verschwitztes T-Shirt zu wechseln, da kam auch schon der Minibus nach Castro. Im Prinzip habe ich es in drei Tagen von Inío nach Castro geschafft.


                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Piste außerhalb des Parque Tantauco


                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Brandrodung

                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Am späten Abend erreichte ich Castro, dem Hauptort der Insel Chiloé. Mein verwirrter Eindruck muss wohl einem australischen Pärchen aufgefallen seien und sie führten mich zum Hostel um die Ecke. Erwähnenswert ist noch, dass es kurz nach meiner Ankunft wie aus Kübeln goss, während ich 10 Tage ohne Regen im Regenwald unterwegs war. In dem netten Örtchen blieb ich für zwei Nächte und erledigte Einkäufe und besuchte die traditionellen Häuser auf Stelzen (Palafitos). Außerdem meldete ich mich kurz im Tantauco-Büro, da ich unsicher war ob man mich eventuell vermisste (dem war aber nicht so). Meine nächste Tour sollte ganz entspannt ins Cochamó-Tal führen, dem "Yosemite Chiles".


                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Palafitos in Castro

                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    • 08.01.2011
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    • 121
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                                                                    AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Cochamó

                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Karte
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Bus Castro-Puerto Varas 6500$/8,70€
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Bus Puerto Varas-La Valle (Río Puelo) 3000$/4€
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Casa Perla Puerto Montt
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Camping La Junta


                                                                                                                                                                                                                                                                                                    La Junta von oben.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Meine nächste Tour führte ins schroffe Cochamó-Tal. Vor Jahren war das in der Kletterszene ein "Geheimtipp", mittlerweile steht es im Lonely Planet mit entsprechender Bekanntkeit. Nichtdestotrotz ist es ein reizvolles Ziel und wird manchmal als "chilenisches Yosemite" bezeichnet. Im Gegensatz zu Bernds Reise 2005, als er bis zum Lago Tagua Tagua gelaufen ist, möchte ich nur ein paar Tagesausflüge ohne Gepäck von La Junta aus machen. Ich betrachte daher den Besuch Cochamós nicht als Trekkingtour.



                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Von Castro nehme ich den direkten Bus nach Puerto Varas. Die Gegend um Puerto Montt wurde intensiv von deutschen Auswanderern besiedelt (insbesonders nach der gescheiterten Revolution von 1848). Spuren finden sich nicht nur im chilenischen Spanisch ("el kuchen"), sondern auch in Schwarzwälder Fachwerkarchitektur, die allerdings durch den majestätischen Osorno-Vulkan im Hintergrund etwas deplatziert wirkt.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Von Puerto Varas sind es nochmal gut zwei Stunden Fahrt im überfüllten Bus bis zum Haltepunkt La Valle. Ein Mann gibt mir zu verstehen kurz zu warten und tatsächlich kann ich mit ihm im Laderaum eines Transporters bis zum Ende der 8km langen Piste fahren. Dort betreibt er einen kleinen Campingplatz und weil ich ihm beim Entladen helfe, darf ich kostenfrei zelten. Auf dem Zeltplatz ist auch schon ein illustres Völkchen aus Europäern und Amerikanern und es wird so noch ein ganz angenehmer Abend am Lagerfeuer. Nach der Registratur am nächsten Morgen geht es einen sehr schlammigen und von Pferden ausgetretenen Hohlweg unbeschwerlich zum Campingplatz La Junta (es gibt noch weitere Campingplätze, die in der Nebensaison aber geschlossen haben).


                                                                                                                                                                                                                                                                                                    La Junta

                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Ich lasse mein Zelt stehen und steige mit Tagesgepäck gut 1300 Höhenmeter auf den Arco Iris (1627m). Die Tour ist wegen verrotteter Fixseile an Kletterstellen nicht ganz ungefährlich. Der Ausblick von oben ist bei bestem Wetter großartig. Die Sicht geht bis weit nach Argentinien.





                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Am Folgetag mache ich eine Tour zum Anfiteatro, eine halbrunde Granitwand auf der anderen Talseite. Vorbei an beeindruckenden Wasserfällen sind mir die riesigen Alercen (patagonische Zypressen) in Erinnerung geblieben. Oben am Anfiteatro sitzen ein paar Hippie-Kletterer rum, lauschen Musik und rauchen Joints.






                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Anfiteatro

                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Am nächsten Tag wurde es sehr regnerisch und ich versuchte schnellstmöglich wieder abzusteigen. Auf der Piste hatte ich wieder Glück und ich konnte bis zum Örtchen Cochamó trampen. Von dort ging's mit dem Bus nach Puerto Montt. Im mittlerweile legendären Hostel Casa Perla blieb ich für zwei Nächte. Die Gäste wohnen hier mehr oder weniger mit der Eigentümerfamilie zusammen, nutzen Küche und Wohnzimmer, aber ohne das Gefühl von zu viel aufdringlicher Nähe.


                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Puerto Montt


                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Frau Uribe ist die Hausherrin im Casa Perla

                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Insgesamt betrachtet ist das Cochamó-Tal ein lohnender Abstecher wenn man in Puerto Montt ein paar Tage Zeit hat. Puerto Montt selbst ist eine uninteressante Stadt ohne Sehenswürdigkeiten, aber praktischer Versorgungspunkt. Ich kaufe mir hier Verpflegung und ein Busticket nach Bariloche/Argentinien. Mein letzter Trek führt von Cerro Catedral zum Monte Tronador als verlängerte Nahuel Huapi Traverse.


                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Kirche mit Alercenschindeln in Cochamó.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      • 2622
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                                                                      AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Endlich geht es hier weiter

                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Wegen zuviel Schnee bin ich damals ja nicht ganz bis zum Gipfel des Arco Iris gekommen.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Von einer Registratur am Trekkingstartpunkt habe ich 2010 noch nichts gehört.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Frau Uribe sieht ja noch genauso aus wie damals^^

                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Zitat von slarti Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Im Gegensatz zu Bernds Reise 2005, als er bis zum Lago Tagua Tagua gelaufen ist, möchte ich nur ein paar Tagesausflüge ohne Gepäck von La Junta aus machen. Ich betrachte daher den Besuch Cochamós nicht als Trekkingtour.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Meine damals gemachte Trekkingroute von La Junta zum Rio Puelo (bzw. Lago Tagua Tagua) ist heutzutage leider nur noch bedingt empfehlenswert. Ich persönlich würde den Trek jedenfalls so nicht nochmal machen, denn im letzten Teil der Tour, im Tal des Rio Manso, wurde mittlerweile eine Piste hochgebulldozt, die zum jetzigen Stand schon das halbe Tal hochführt (und die mit ziemlicher Sicherheit noch weitergebaut wird). Als Trekker wandert man zwar auf der anderen Flussseite und kommt mit der Piste zwar nicht in Berührung, trotzdem ist das Tal dadurch unattraktiv geworden
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Kommentar


                                                                                                                                                                                                                                                                                                      • TheFrog
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Fuchs
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        • 21.02.2016
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        • 1414
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                                                                        AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Ich habe über die letzten Wochen mit großer Faszination eure Reiseberichte gelesen - in kleinen Dosen, damit es nicht zu schnell aus ist.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Danke!

                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Umso besser, wenn es noch Nachschub gibt.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Anfänger im Forum
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          • 13.10.2016
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          • 36
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                          AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Wunderschöne Bilder einer wunderschönen Gegend .

                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Erfahren
                                                                                                                                                                                                                                                                                                            • 08.01.2011
                                                                                                                                                                                                                                                                                                            • 121
                                                                                                                                                                                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                                                                            AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Von einer Registratur am Trekkingstartpunkt habe ich 2010 noch nichts gehört.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Die (kostenfreie) Registratur ist von der Gemeinde Cochamó und soll der Sicherheit dienen (Klettern usw.). Man muss neben Namen und Passnummer angeben, wie lange man bis zur Rückkehr plant.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Erfahren
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              • 08.01.2011
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              • 121
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                                                                              AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Nahuel Huapi (verlängerte Variante zum Cerro Tronador)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              10 Tage (davon zwei halbe Wandertage und ein Ruhetag)

                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Bus Puerto Montt - Bariloche 21000CL$/28€ (8 Std.)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Bus Bariloche - Villa Catedral 20AR$/1,25€ (0,5 Std.)

                                                                                                                                                                                                                                                                                                              KARTE (ungefährer Routenverlauf)

                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Karten: Aoneker San Carlos de Bariloche, Aoneker Monte Tronador Paso de las Nubes zu erwerben im Club Andino Bariloche oder an Kiosken im Stadtzentrum


                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Centro Cívico in Bariloche

                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Der Nationalpark Nahuel Huapi ("Jaguarinsel" in Mapuche) ist eines der größten (ca. 7000 km²) und ältesten geschützen Gebiete Argentiniens (seit 1934). Es ist mit seiner Hütteninfrastruktur und Wegenetz eine der ganz wenigen erschlossenen Wandergegenden Patagoniens. Dementsprechend ist es auch eine vielbesuchte Attraktion, zumal es wegen der nahen Stadt Bariloche hervorragend erreichbar ist. San Carlos de Bariloche (kurz: Bariloche) ist so etwas wie das Garmisch-Partenkirchen Argentiniens - im Winter beliebtes Skigebiet (Cerro Catedral) und auch im restlichen Jahr begehrt bei Erholungssuchenden und frisch Verheirateten.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Am Karfreitag 2016 nehme ich den Bus nach Bariloche. Puerto Mont ist wie ausgestorben - alle sind in den Osterferien. Bis Osorno ist es recht eintönig, dann aber wieder bewaldetes Bergland im Nationalpark Puyehue. Zwischen den beiden Grenzposten (diese liegen gut 40 km auseinander) schlängelt sich der Bus über den Paso Cardinal Antonio Samorè, benannt nach dem vermittelnden römischen Kardinal im Beagle-Konflikt, der beinahe zum Krieg zwischen Chile und Argentinien geführt hätte. Hier oben hat allerdings der Ascheregen des Calbuco-Ausbruchs (2015) zum Absterben aller Bäume geführt. Auch ein Jahr später kämpft sich nur langsam Grün durch den Ascheboden.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Nach einem Stopp im luxuriösen Villa La Angostura erreicht der Bus in der Dämmerung Bariloche. Nun stellt sich die Anreise zu Ostern als Fehlplanung raus, denn jedes Hostel, Hotel oder sonstige Unterkunft war komplett ausgebucht. Zu allem "Übel" hatte auch noch Barack Obama Bariloche bzw. Llao Llao am Vortag besucht, was die Unterkunftsituation wegen der vielen Journalisten weiter verschärfte. Es war der erste Staatsbesuch eines US-Präsidenten in Argentinien seit fast 20 Jahren und führte u.a. zur Abschaffung der bisherigen 160 US$ Einreisegebühr für US-Amerikaner (da sieht man mal wieder wie privilegiert man mit deutschem Pass reist).



                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Nach gut vierstündiger (!) Suche - ich wollte schon am Bahnhof zelten - fand ich doch noch eine überteuerte Unterkunft. Am nächsten Tag bin ich schnurstracks zum Club Andino gelaufen, wo ich die topografischen Karten kaufte und umfassend und gut über meine Route beraten wurde. Mit dem Stadtbus ging es nach Villa Catedral, dem vorgelagerten Örtchen im Skigebiet und Startpunkt meiner Route.



                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Verlief der Weg anfangs noch durch trockenes Pampagestrüpp und Bambus, so wurde daraus bald ein ausgelatschter Pfad durch Südbuchenwälder. Am frühen Nachmittag erreichte ich schon das Refugio Frey, an dem scheinbar so viele Zelte standen wie am Everest Base Camp. Es war das Osterwochenende und alles überfüllt. Im Nationalpark Nahuel Huapi muss man an den Hütten oder ausgewiesenen Campstellen zelten und auf den Wegen bleiben. Das Zelten ist (noch?) kostenfrei, nur an der Hütte Otto Meiling (am Tronador) musste ich 100 AR$ zahlen.


                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Refugio Frey


                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Laguna Toncek am Refugio Frey


                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Selbstgemachtes Craft-Bier vom Hüttenwirt

                                                                                                                                                                                                                                                                                                              In der geselligen Runde am Abend kann ich ein paar gute Kontakte knüpfen, die sogar später zu einer Geburtstagsfeier und Tangoabend in Buenos Aires führen. Am nächsten Morgen reihe ich mich einfach in die Menschenkarawane zum Pass Cancha de Futbol ein, der E5-Weg in den Alpen lässt grüßen.


                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Laguna Schmoll am Chancha de Futbol

                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Ein Großteil der schnaufenden Menge läuft hier weiter nördlich den Kamm entlang zurück nach Catedral oder zum Refugio Lynch. Ich dagegen steige ab und nicht ganz so spektakulär über ein Hochtal westwärts. Auf dem fantastischen Blick zum Lago Jakob am namenlosen Pass folgt ein sehr steiler Abstieg zum Refugio Jakob. Hier ist erstaunlicherweise nicht viel los. Spät am Abend sieht man am Pass Stirnlampengeblitze und eine gefühlte Ewigkeit später kommt völlig fertig eine Gruppe Israelis ins Camp - die haben die zwei Pässe zwischen Frey und Jakob total unterschätzt.




                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Refugio Jakob

                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Für die meisten Trekker ist hier Schluss und sie laufen den Talweg abwärts zurück nach Bariloche. Denn die schlecht markierte Route zum Refugio Laguna Negra (Italia) via Cerro Navidad ist anspruchsvolles Bergwandern mit Klettereinlagen. Am Abend lerne ich noch einen Amerikaner kennen, der auch diese Route gehen will und wir beschließen zusammen zu gehen. Der Hüttenwirt gibt auf spanisch eine ausfühliche Routenbeschreibung und kritzelt ununterbrochen auf ein Stück Papier. Wir kapieren gar nichts, nicken aber höflich.


                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Der Hüttenwirt kritzelt uns einen Routenplan, ich verlasse mich aber lieber auf die Karte

                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Tatsächlich ist der Einstieg nicht einfach zu finden. Immer wieder muss man rumsuchen und anspruchsvoll klettern. Bei nassem Fels ist diese Route gefährlich und nicht zu empfehlen. Einmal überwunden ist das Kammwandern aber ein Hochgenuss. Gemeinerweise muss man zur Hütte gut 800 Höhenmeter absteigen und dann wieder 320 m wieder hoch.




                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Pico Refugio und Laguna Jakob


                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Laguna Navidad




                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Am Cerro Navidad (2089m) treffen wir den Hüttenwirt von Laguna Negra

                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Angekommen am eigenartigen Gebäude der Hütte Laguna Negra (Italia), melden wir uns bei der Wirtin, damit sie unsere erfolgreiche Ankunft per Funk ans Refugio Jakob übermitteln kann. Es windet hier ganz ordentlich und wir bauen die Zelte in den Büschen auf. Zur Feier des Tages gönnen der Amerikaner und ich uns selbstgemachte Pizza und Bier in der Hütte. Ostern ist nun vorbei und nur ein verwirrter Chinese, zwei schnatternde Italienerinnen und ein alter bärtiger Mann sind da - eine Szenerie wie im Agatha-Christie-Roman.


                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Abstieg und wieder Aufstieg (Laguna Negra obere Mitte links)



                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Später erfahre ich, dass man für Jakob-Laguna Negra ein Permit von der Nationalparkverwaltung brauchen soll und sogar nur mit Bergführer gehen darf. Im Club Andino hat man mir nichts davon erzählt und auch an der Hütte Jakob schien uns keiner aufzuhalten. Das widerspricht sich. Wie immer in Südamerika: Einfach ahnungslos und unauffällig machen.


                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Refugio Laguna Negra (Italia)


                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Pizza italiana

                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Fortsetzung folgt...

                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Erfahren
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                • 08.01.2011
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                • 121
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Laguna Negra

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Am nächsten Morgen ist es etwas zugezogen und kühl und ich starte spät. Am Pass beim Cerro Negro laufe ich alleine weiter. Der Amerikaner läuft hier zurück zur Colonia Suiza. Erstmals ist der Monte Tronador in voller Pracht zu sehen. Am schönen See Laguna La C.A.B. zelte ich, da ich die eingezeichnete Schutzhütte nicht finden kann (sie existierte wohl auch nie - Fehler in der Karte).


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Aufstieg von der Laguna Negra




                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Es wird herbstlich (im Hintergrund der Pass zur Laguna Negra)

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Die Pfade sind nun sehr viel schmaler, teilweise verschwinden sie sogar ganz wie an der Laguna La C.A.B.. Am folgenden Tag hängen die Wolken tief und es fängt kurz darauf an zu regnen. Nicht besonders stark, aber ich müsste im Schlechtwetter 300 Höhenmeter aufsteigen, wozu ich keinerlei Lust verspüre. Es wird ein Tag im Zelt mit der Lektüre von Humboldts Südamerikareise.




                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Laguna La C.A.B.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Der Auf- und Abstieg zur Halbtraverse des Cerro C.A.B. gelingt problemlos, obwohl auch hier quasi kein Pfad vorhanden ist. Auf den sumpfigen Wiesen (Mallín de las Vueltas) treffe ich ein deutsch-spanisches Pärchen wieder, dass ich vorgestern schon gesehen habe. Sie haben am Regentag hier gezeltet und konnten den weiteren Wegverlauf hoch zum Filo de los Cristales nicht finden und kehren deshalb wieder um. Der Pfadeinstieg ist zwar zugewachsen, aber mit ein bisschen Kartenlesen und Auskundschaften findet man den Weg nach oben, der hier mit Steinmännchen markiert ist.




                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Abstieg zur Laguna Cretón


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Laguna Cretón

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Was nun folgt ist ein feiner einsamer Weg durch bizarre Hochgebirgslandschaft. Es überwiegen trockene Felskuppen und in den Tälern dichte Buchenwälder mit Bambusgestrüpp. Die Nächte sind jetzt frostig und Raureif bedeckt am Morgen die karge Vegetation. In voller Schönheit präsentiert sich der vergletscherte Monte Tronador.


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Laguna Azul


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Laguna Jujuy


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Monte Tronador (3484m)

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                An der Laguna Ilón treffe ich einen Franko-Kanadier, der von Pampa Linda kam. Er empfiehlt mir unbedingt den Abstecher zum Aussichtspunkt Mirador del Doctor zu machen. Ich verstecke meinen Rucksack im Wald und erreiche in der Abendsonne einen traumhaften Felsvorsprung mit Blick auf Lago Frey und Lago Nahuel Huapi, die auf verschiedenen Höhen liegen.


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Mirador del Doctor




                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Weg zum Refugio Agostino Rocca

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Ich bin ein wenig neugierig geworden, denn auf dem Weg zum Mirador del Doctor habe ich ein Schild entdeckt mit der Angabe "Refugio Agostino Rocca, 8 horas". Der Weg sieht ganz neu aus, ist blau markiert. Ich weiß weder wo sich das Refugio befinden soll noch wo der Weg hinführt. Auf der Karte ist nichts zu finden. Der Pfad scheint aber zumindest über den Paso La Marca zu führen, vielleicht runter zum Río Alerce. Man darf auch mal ein Risiko im Leben eingehen und ich beschließe kurzerhand diesen Weg zu nehmen. Der Pfad führt etwas höher am Pass vorbei und biegt dann nach Norden, etwas unterhalb des Cerro Mar de Piedras. An einer Stelle mit freier Sicht kann ich auch das Refugio sehen: Es befindet sich genau am Paso de las Nubes und ist ganz neu. Das schöne ist, dass der Pfad nicht einfach ins Tal führt, sondern bis zur Passhöhe in vielen Bögen traversiert. Ein paar Stellen sind beschwerlich, aber im Ganzen eine tolle Alternative zum Abstieg nach Pampa Linda/Río Alerce. Ich habe aber deutlich weniger als die angegebenen acht Stunden gebraucht.


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Lago Frías vom Paso de las Nubes


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Refugio Agostino Rocca

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                An der monströsen Hütte gab es aber so gut wie keine Campstellen. Ich beschloss daher trotz des fortgeschrittenen Nachmittags noch zum Camp am Río Alerce abzusteigen. Unglaublich, wie viele Gruppen mir hier noch entgegen kamen im Vergleich zu den letzten Tagen in relativer Einsamkeit (ich habe aber in den zehn Tagen immer mindestens einen Menschen am Tag getroffen). Die Route von Pampa Linda zum Lago Frías mit überteuerter Schiffspassage Puerto Blest-Bariloche ist eine beliebte Wandertour. Auf der offiziellen Campstelle war ich aber wieder alleine.


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Condor und Camp Alerce


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Río Alerce

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Der Abstieg ging dann ganz simpel vonstatten. Kurz vor Pampa Linda bog ich zum Weg Richtung Refugio Otto Meiling ab. Nun geht es gut 1000 Höhenmeter rauf auf einen eisfreien Bergrücken am Monte Tronador, einem erloschenen und zerklüfteten Vulkan an der chileninsch-argentinischen Grenze. Auf 1930 m befindet sich von Gletschern umgeben das Refugio Otto Meiling mit dem sicherlich spektakulärsten Ausblick aller Hütten im Nahuel Huapi. Etwas trotzig - seit Tagen schleppe ich ungenutzt Steigeisen und Eispickel mit mir rum - steige ich noch einige Höhenmeter den Gletscher hoch bis es zu verspaltet wird.


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Refugio Otto Meiling









                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Meine viereinhalbmonatige Patagonienreise geht nun zu Ende und die Bergwelt zeigt sich am letzten Abend auf Tour nochmal in voller Schönheit. Lange kämpft ein Alpenglühen gegen herannahende Regenwolken. Gebannt verfolge ich das Schauspiel wie auch die anderen hier oben. Am Folgetag ist die Hütte in Nebel gehüllt und ich steige schnurstracks ab nach Pampa Linda. Nach mehreren vergeblichen Trampversuchen (bei fast keinem Verkehr) setze ich mich in den Biergarten und warte auf den nachmittäglichen Minibus nach Bariloche.


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Windgeschütztes Camping am Refugio Otto Meiling


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Ende in Pampa Linda

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Zwei Nächte verbringe ich noch in Bariloche. Dann nehme ich den Bus ins 1600 km entfernte Buenos Aires. Die 22-stündige Fahrt ist viel angenehmer als erwartet. Der Bus ist fast leer, man konnte sich breit machen und es gibt Vollverpflegung, was ich vorher nicht wusste (und entsprechend eingekauft hatte). Einnicken in vertrockneter Pampa, aufwachen im subtropischen Grün. In Buenos Aires bezog ich wieder das gleiche Hostel im Viertel Recoleta, diesmal aber etwas komfortabler im unbelegten Doppelzimmer. Bis zu Bernds Ankunft besuchte ich noch ausgiebig die Sehenswürdigkeiten der Stadt, da ich auf meiner Anreise keine Zeit dafür hatte. Am 12. April 2016 flogen wir dann via Atlanta zurück, wobei ich fast 15 Stunden Aufenthalt hatte und in die Stadt fuhr, während Bernd weiter über Chicago nach Amsterdam reiste.




                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Hostel in Buenos Aires


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Atlanta Downtown und Dr. Martin Luther Kings Geburtshaus

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Mein Dank geht hier nochmals an Bernd, der mehr oder weniger mit der "Reiseleitung" in Form von Routenplanung, Durchführung und Ausrüstungsberatung betraut war. Für mich war es die erste Reise, die so lang und so weit weg war. Noch nie zuvor habe ich zwanzigtägige Trekkingtouren durchgeführt. Da, wo ich und so manch anderer unüberwindbare Pässe oder Abstiege sieht, findet Bernd noch eine machbare Route. Nur so war "Patagonien abseits der Standardrouten" überhaupt möglich.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Zuletzt geändert von slarti; 13.01.2017, 19:47.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Fuchs
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  • 21.02.2016
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  • 1414
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Wunderschöne Fotos! Danke für den interessanten Reisebericht.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    • 28.03.2013
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    • 373
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Super cool!

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Danke auch von mir.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Im Nahuel Huapi war ich in 2001, aber das ist schon wieder einige Jahre her. Ich erinnere mich noch an die Namen der Hütten und Seen, aber auf den Bildern wiedererkennen tue ich wenig ...

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      • 2622
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Sehr interessant ist auch die Route von der Laguna Ilón zum Paso de las Nubes. Die gab es 2010 definitiv noch nicht.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Lebt im Forum
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        • 30.06.2009
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        • 5136
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Was für ein herrlicher Reisebericht, toll erzählt, super Bilder! Vielen Dank euch beiden. Nach unserer vermeintlichen Patagonien Enttäuschung in 2015 wegen der unglaublichen Besucherzahlen, genau das richtige.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        OT: Wobei ich am Wochenende mal wieder unseren Bericht überflogen habe, und die Reise doch sehr geil fand.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        meine Weltkarte

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          • 08.01.2011
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          • 121
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Zitat von codenascher Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Nach unserer vermeintlichen Patagonien Enttäuschung in 2015 wegen der unglaublichen Besucherzahlen, genau das richtige.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          OT: Wobei ich am Wochenende mal wieder unseren Bericht überflogen habe, und die Reise doch sehr geil fand.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Euren Bericht habe ich vor der Reise eingehend studiert. Bis auf den Sierra Valdivieso Circuit sind die anderen aber auch ausgerechnet die meistbesuchtesten Trekkinggebiete Patagoniens. Wenn ich Torres del Paine nochmal machen sollte (was ich ganz und gar nicht vorhabe), dann würde ich zu einer ungewöhnlichen Jahreszeit wie Winter oder Spätherbst gehen. Habe davon sehr schöne Bilder gesehen.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Lebt im Forum
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            • 30.06.2009
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            • 5136
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            TDP und Los Glaciares waren leider die Alternativen zum Cabo Froward und zum Huemul Circuit... Fürs erste hätten wir zwei Tage unnötig in Punta Arenas rumgesessen, für zweiteren haben wir kein Permit bekommen. :-(

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            meine Weltkarte

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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Erfahren
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              • 28.03.2013
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              • 373
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Zitat von slarti Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Bis auf den Sierra Valdivieso Circuit sind die anderen aber auch ausgerechnet die meistbesuchtesten Trekkinggebiete Patagoniens. Wenn ich Torres del Paine nochmal machen sollte (was ich ganz und gar nicht vorhabe), dann würde ich zu einer ungewöhnlichen Jahreszeit wie Winter oder Spätherbst gehen. Habe davon sehr schöne Bilder gesehen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Gott sei dank war ich schon 2000/01 dort. Es war zwar zur Hauptsaison schon was los, aber nicht unangenehm.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                • 30.05.2007
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                • 4004
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Nun nocheinmal ein dickes DANKE!!!!!
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                A. v. Humboldt.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  • 2622
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Es freut uns daß Euch der Bericht gefallen hat

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Inzwischen habe ich unsere ersten drei Patagonientreks (bis zum San Lorenzo Massiv) auf meine Seite gestellt, wo unsere Routen auch auf Google Earth dargestellt werden.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    • 10.01.2010
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    • 343
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Vielen Dank für Eure Reiseberichte und die tollen Fotos

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Ich hatte jetzt 5 Tage ein Abendfüllendes Programm und hab mich jeden Abend auf die Couch und das lesen gefreut.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Jetzt ist das Reisefieber wieder ganz stark und ich muss Karten bestellen und Routen planen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Die meisten Menschen sind so glücklich, wie sie es sich selbst vorgenommen haben. Abraham Lincoln

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Erfahren
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      • 03.08.2010
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      • 232
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Vielen Dank für eure Reiseberichte - hat mir die Arbeitspausen der letzten 10 Tage bereichert

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Erfahren
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        • 30.04.2011
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        • 376
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Danke für eure wundervollen Berichte!

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Wir wollen uns nochmals bei speziell bei dir, Bernd, dafür bedanken, dass du uns die Nevado Longavi Tour empfohlen hast und wir alle Infos über die Route von dir erhalten haben. Auch wenn unsere Tour nun schon ein paar Monate zurück liegt, sind wir immer noch glücklich und überwältigt, wenn wir daran zurück denken Es war für uns die schönste Tour, die wir bisher gelaufen sind. Wir wünschen dir von ganzem Herzen ein schönes neues Jahr mit vielen neuen Abenteuern

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Alles Liebe von Nicki&Max

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          • 2622
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Danke
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Es freut mich daß Euch die Tour gefallen hat. Viele Eurer Fotos habe ich sofort wiedererkannt

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Ich wünsche Euch auch einen guten Rutsch ins Neue Jahr und erfolgreiches Jahr 1018 mit interessante Touren

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          lg Bernd
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Anfänger im Forum
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            • 25.07.2019
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            • 32


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Danke für den Bericht an euch beide. Ist zwar schon echt lange her, aber mir zumindest hilfts noch immer! Ende des Jahres geht's für meine Freundin und mich auch zum ersten Mal in die Gegend.​
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Zitat von slarti Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Ich bin kurzerhand weglos dem Tal folgend über die Magallanes-Halbinsel durch einen recht dichten Südbuchenwald gelaufen und auf den nächsten Aussichtsgipfel gestiegen. Leider wurde dann doch noch etwas die Zeit knapp und ich konnte nicht direkt bis zur Eiswand laufen. Die Magallanes-Halbinsel ist privates Estancialand bzw. eine Art Hutwald, in den oberen Lagen aber recht dicht bebuscht.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            slarti Würdest du die Tour auf der Halbinsel empfehlen oder ist es sehr viel Geplackere durch den ganzen Wald? Die Abstiegsroute vom Aussichtsberg hatte ich auch auf wikiloc gefunden, ich hoffe mit gpx track ist das weniger schwer.


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Zuletzt geändert von tikro; 16.12.2024, 20:32.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              • 32


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Kommentar