• Mortias
    Fuchs
    • 10.06.2004
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    [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 67.724711394
    Längengrad -150.9466552
    Letzten Sommer war ich ein bisschen im Norden Alaskas unterwegs. Leider hat die Tour allerdings nicht den Spaß gemacht, den ich mir im Voraus erhofft habe. Einiges lief nicht so optimal wie gewünscht, so dass die Freude oftmals etwas auf der Strecke blieb. Somit habe ich lange mit mir gerungen ob ich überhaupt einen Bericht dazu schreiben will. Letztendlich hab ich mich dafür entschieden, weil es mir irgendwie falsch erschienen wäre die Erinnerungen daran auszublenden. Ich hoffe somit im Folgenden nachvollziehbar schildern zu können, warum die Tour zwar durchaus ihre netten Seiten hatte, aber insgesamt doch eher als mäßig einzustufen ist.


    Vorwort
    Jahre lang hegte ich nun schon den Traum eine Trekkingtour in Nordalaska zu machen. Oft träumte ich von der Einsamkeit der Brooks Range und der unberührten arktischen Wildnis, die sich mir dort bieten würde. Somit spielte ich schon lange mit dem Gedanken dem Gates of the Arctic Nationalpark mal einen Besuch abzustatten. Aber stets musste ich aus finanziellen und oder organisatorischen Gründen dieses Vorhaben nach hinten verschieben, bis ich dann endlich im Frühling feststellte, dass es sowohl vom zeitlichen als auch finanziellen her passt. Also buchte ich die Flüge und begann die Planung. Ein lang erfüllter Traum wurde somit endlich wahr. Ich konnte mein Glück kaum fassen und war voller Vorfreude. Jetzt musste ich mir nur noch eine coole Route zusammensuchen. Dies war gar nicht so einfach bei einer solch riesigen Gegend mit so vielen schönen Ecken. Da heißt es zwangsläufig, dass man bei einer einzigen Tour nicht alles abgrasen kann und somit viele schöne Gegenden außen vor lassen muss.


    Ungefährer Streckenverlauf
    Start meiner Tour war in Wiseman am Dalton Highway. Von dort ging es in grober Richtung nach Nord-Westen bis zum North Fork Koyukuk River. Diesem folgte ich nun für mehrere Tage und stieß dann wiederrum auf den Itkillik River, dessen Verlauf ich dann bis zum Itkillik Lake folgte. Von da ging es dann in östliche Richtung zum Galbraith Lake Airport am Dalton Highway wo die Tour endete. Insgesamt gab es (außer ganz am Anfang) keinerlei Wege, so dass es komplett querfeldein durch die Willdnis ging.

    Eine Übersicht vom Routenverlauf kann HIER angeschaut werden.

  • Mortias
    Fuchs
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    #2
    AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Leider anders als geplant

    Tag 1 (30.07.)
    Um 5 Uhr morgens klingelte mein Wecker. Eine unmenschlich frühe Zeit, aber leider ging mein Flieger schon um 8 Uhr und ich musste ja auch noch von Starnberg aus zum Münchner Flughafen. Von München ging es dann mit Lufthansa nach Frankfurt, wo ich dann zwei Stunden später meinen Condor Anschlussflug nach Fairbanks (über Anchorage) nahm. Der Flug selbst war größtenteils einfach nur lang und unspektakulär. Und ich war müde. Langstreckenflug halt… Ein Highlight war aber, als beim Überflug über Nordgrönland auf Höhe des 82ten Breitengrades die Wolkendecke aufriss und einen fantastischen Blick auf den Nordzipfel Grönlands freigab. 10 000 km unter mir lag nun eine fantastische raue unberührte Welt aus Geröll, kargen Bergen, Gletschern, Seen und (teilweise vereisten) Fjorden. Eine unglaubliche Schönheit strahlte diese Landschaft aus. Am liebsten wäre ich sofort hier ausgestiegen und durch diese Wildnis gewandert. Meine Motivation war nun geweckt. Jetzt konnte ich es kaum erwarten endlich in Alaska anzukommen.


    Flug über Nordgrönland


    Eine karge Eiswelt


    Unwirtlich und doch wunderschön

    Ein paar Stunden später überflog ich dann endlich Alaska. Größtenteils war das Land von Wolken verdeckt, aber immerhin konnte ich einen Ausschnitt der Alaska Range erspähen. Wow, wirklich eine beindruckende Gegend die da unter mir hinweg zog. Ich konnte es kaum erwarten bis es bei mir losging. Schade nur, dass der Denali auf der anderen Seite lag und ich ihn somit vom Fenster aus nicht sehen konnte.


    Alaska Range mit Blick auf den Mount Foraker (glaub ich)


    Ein schicke Hochgebirgslandschaft war das.


    Landeanflug nahe Anchorage

    In Anchorage wurden dann die Einreiseformalien erledigt (ich hab doch tatsächlich Ärger bekommen, weil ich vergessen habe mein eines Brötchen rechtzeitig aufzuessen und man sowas ja nicht einführen darf ) bevor es dann kurze Zeit später nach Fairbanks weiterging. Dort sah ich dann meine ersten beiden Bären. Und zwar ausgestopft und hinter Glas in der Flughafenhalle. Das waren zwei beeindruckende Kaventsmänner (ein Grizzly und ein Eisbär) die so arrangiert waren, dass meine Vorfreude einen Bären live zu sehen irgendwie grad etwas gesunken ist.


    Landeanflug auf Fairbanks


    Ursus arctos horribilis...


    ...und sein nicht minder beeindruckender Vetter Ursus maritimus

    Draußen wurde ich nun erstmal von einem kräftigen Regenschauer begrüßt und von der Erkenntnis, dass öffentlicher Nahverkehr in Fairbanks nicht gerade groß geschrieben wird. Da der Flughafen ziemlich am Stadtrand war, wollte ich eigentlich mit nem Bus in die Stadt fahren. Nur fuhr der Bus heute gar nicht mehr. Naja, war ja auch schon 15 Uhr…. Somit nahm ich ein Taxi zum nächsten Fred Meyers Supermarkt, wo dann ein Knotenpunkt vom Busnetz lag.


    Verregnete Ankunft in Fairbanks

    In Fairbanks haben die Buslinien keine Nummern, sondern Farben. Und so wie ich das sah, brauchte ich die Red Line um zu meinem Hostel zu kommen. Nach ewig langer Zeit kam dann der Bus zu der kaum erkennbaren Haltestelle und ich durfte mich darüber freuen, dass der Busfahrer kein Wechselgeld rausgibt. Das machen die generell nicht, die haben nämlich gar keine Wechselkasse, sondern nur einen Aufbewahrungskasten fürs Fahrgeld. Dafür ist mit 3 USD das Tagesticket immerhin recht günstig. Die Busfahrt dauerte allerdings fast ne Stunde lang und ging einmal komplett um die halbe Stadt rum. Fairbanks ist zwar bevölkerungstechnisch ziemlich klein (ca. 32 000 Einwohner) aber flächentechnisch recht ausgedehnt. Und schön auch nicht gerade, sondern wirkt eher wie ne großflächige Ansammlung teils recht runtergekommener Häuser.

    Endlich kam ich dann am 9th Ave Hostel an wo ich die nächsten beiden Nächte verbringen wollte. Hier sei gesagt, dass es nicht mit einer deutschen Jugendherberge zu vergleichen ist. Es war ein privates kleines Häuschen, dessen Besitzer (der selber höchstens Ende 20 war) einfach im Keller in drei Zimmern einige Betten aufgestellt hat wo man pennen konnte. Küche, Wohnzimmer (inklusive Glotze und PC) und Badezimmer hat man gemeinsam genutzt. Wie in einer großen WG. Etwas schmuddelig, aber eigentlich ganz gemütlich. Als ich dem Besitzer von meiner langen Bustour erzählte, klärte er mich auf, dass ich die Blue Line hätte nehmen müssen, da diese in die entgegengesetzte Richtung fährt und somit deutlich schneller gewesen wäre. Tja, wenn nirgendwo an den Bushaltestellen mal ein vernünftiger Fahrplan aushängt, ist das leider nicht ganz so einfach rauszufinden. Wie gesagt, öffentlicher Nahverkehr hat in Fairbanks nen etwas anderen Standard als ich es aus der Heimat kenne.


    9th Ave Hostel

    Ich bezog nun ein Bett, packte meine Sachen aus, und machte es mir gemütlich. Es war nun mittlerweile 17 Uhr Ortszeit und ich merkte doch so langsam den Jetlag (immerhin 10 Stunden Zeitunterschied). Ich legte mich kurz aufs Bett und dachte daran einfach mal kurz für ‘n Moment auszuruhen. Gerade noch rechtzeitig setzte ich mich wieder auf. Wenn ich jetzt eingeschlafen wäre, hätte ich wahrscheinlich bis 0 Uhr durchgepennt und wär dann anschließend wieder wach gewesen. Nicht so geil irgendwie.

    Also quälte ich mich hoch und beschloss noch ein paar Besorgungen zu machen. Zuerst ging ich zum Alaska Public Lands Information Center, wo es neben einer Ausstellung zur Arktis, nem Laden und sonstigem Gedöns auch ein Visitor Center vom Gates oft he Arctic National Park gab. Dort meldete ich meine Tour an und bekam ich von ner Rangerin eine kurze Unterweisung zu den Gefahren der Wildnis (Bären, Unterkühlung, Verletzungen etc.) und konnte mir dann noch die notwendigen Bärencontainer kostenlos ausleihen. Die sind im Gates of the Arctic Nationalpark schließlich Pflicht. Die Container sind zwar mit 1,2 kg sehr robust und trotzdem nicht allzu schwer, allerdings auch nicht gerade sonderlich groß, so dass ich gleich drei davon mitnehmen musste um meinen ganzen Fresskram da reinzubekommen (zum Glück hatten sie genug vorrätig).


    Alaska Public Lands Information Center


    Die Ausstellung zur Arktis war ziemlich schick gemacht.

    Anschließend spazierte ich noch ein wenig durchs mäßig schöne Fairbanks (die Stadt ist echt ziemlich unspektakulär und ranzig) und checkte schonmal die Supermärkte aus was die so für Essen haben (morgen stand schließlich der große Proviantkauf aufm Plan). Ich kaufte noch bisschen Essen für heute Abend und lief wieder zum Hostel zurück. Dort schnackte ich noch etwas mit den anderen Gästen und hielt mich so bis ca. 22 Uhr mehr schlecht als recht wach. Dann hielt ich es nicht mehr aus und legte mich endlich pennen. Und weg war ich…

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      #3
      AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Leider anders als geplant

      Tag 2 (31.07.)
      Am nächsten Morgen sah die Welt schon viel besser aus. Ich war ausgeschlafen und froh, dass ich mich gestern noch so lange wachgehalten habe. Der Jetlag war jetzt weg und ich fühlte mich richtig gut. Gemütlich begann ich schonmal einiges von meinem mitgebrachten Proviant in die Bärentonnen zu packen. Da ich mein Müsli komplett aus Deutschland mitgebracht hatte, hab ich somit mit dem Frühstück begonnen. Dabei stellte ich fest, dass ich bereits eine komplette Tonne nur fürs Müsli benötigt habe. Na super, das konnte ja noch was werden....


      Eine Bärentonne voll mit Frühstück für 18 Tage

      Heute wollte ich dann noch meinen übrigen Reiseproviant kaufen. Hier sei angemerkt, dass man viele Lebensmittel aus Europa nicht in die USA einführen kann und ich nicht, wie sonst, bereits etliches in Deutschland kaufen konnte. Ich musste mich also überraschen lassen, was ich hier so finden würde. Als erstes stattete ich dem REI einen Besuch ab. Dieser Laden ist so ne Art amerikanisches Äquivalent zum Globetrotter, wenn auch nicht ganz so cool hergerichtet und mit kleinerer Auswahl. Aber es reichte um mir Bärenspray, Brennspiritus und allerlei Tütenfraß fürs Abendbrot zu kaufen. Wie der wohl schmecken wird? Zum Glück habe ich keinen anspruchsvollen Gaumen.

      Anschließend ging es noch zum Safeway um weiteren Reiseproviant zu kaufen. In gewisser Weise war es schon Neuland für mich. Bei meinen früheren Touren in Lappland hatte ich eine gute Routine entwickelt was ich alles benötige und was davon ich in Deutschland kaufe und was in Schweden. Hier war alles neu für mich und ich musste schauen was es so gab. Beispielsweise gab es kein vernünftiges Brot für unterwegs (sowas wie Polarbröd wäre cool gewesen), sondern nur blödes wabbeliges Weißbrot. So habe ich für meine Mittagsmahlzeiten improvisiert und einfach paar mehr Müsliriegel, Trockenobst, paar Hartwürste und Beef Jerky gekauft. Wird schon schiefgehen.

      Aufm Rückweg stellte ich fest, dass ich doch ziemlich viel Fressen beisammen hatte und höchstwahrscheinlich wohl noch ne weitere Bärentonne brauchen würde. Also stattete ich dem Visitor Center einen weiteren Besuch ab. Die haben sich bestimmt auch ein wenig über diesen exzentrischen Deutschen und seinen seltsamen Hang zu den Bärentonnen gewundert. Naja, und ich konnte mich darauf freuen den ganzen Mist zu schleppen.


      Chillen im Garten vom Hostel

      Zurück im Hostel begann ich dann mein Essen reisefertig zu verpacken. Die vierte Bärentonne war wirklich notwendig. Mein Proviant für 18 Tage ging gerade so noch in alle 4 Tonnen rein (quetsch quetsch). Ätzend war, dass die vier Bärentonnen übereinander gestapelt im Rucksack soviel Platz wegnahmen, dass der Rucksack oben gar nicht mehr richtig zuzuschnüren war. Und dabei hab ich mir vorher extra nen großen 100 Liter Rucksack gekauft. War somit widerlich sperrig das Ding. Vom Gewicht ganz zu schweigen…


      Fetter Rucksack...

      Abends checkte ich dann noch meine E-Mails und sah, dass mir Adventure Tours geschrieben hat. Dies ist das Unternehmen, das den Transport mit dem Dalton Highway Express organisiert. Eigentlich hatte ich für morgen früh um 6 Uhr eine Busfahrt nach Wiseman gebucht. Jetzt schrieben sie mir aber, dass sie leider keinen Bus organisieren konnten und ich deshalb mit dem Flieger vorlieb nehmen müsse (nein wie ärgerlich aber auch...). Dieser würde dann in Coldfoot landen wo mich dann ein Shuttlebus nach Wiseman fahren würde. Angenehmer Nebeneffekt bei der Sache war, dass ich statt früh um 6 Uhr erst am späten Vormittag los musste. Tja, Glück muss man haben. Da sie mich noch gebeten haben ihnen für den Flug mein Reisegewicht mitzuteilen, nutzte ich die Waage im Badezimmer um meinen Rucksack zu wiegen. Ich war geschockt. 39 kg wog das Teil. Kein Wunder, dass der so scheiße schwer war. Bei früheren Touren hatte ich zu Beginn immer mindestens 10 kg weniger. Na das konnte ja ein Spaß werden. Meine Vorfreude hielt sich irgendwie in Grenzen als ich mich pennen legte. Klar freute ich mich auf den Start morgen, aber 39 kg??? Ob das so angenehm werden würde?

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      • Mortias
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        • 10.06.2004
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        #4
        AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Leider anders als geplant

        Tag 3 (01.08.)
        Gut ausgeschlafen holte mich am späten Vormittag ein Taxi ab und brachte mich zum Flughafen. Dort wartete schon eine kleine 10 Mann Maschine von Air Arctic. Die anderen Passagiere waren alles Teilnehmer eine Reisegruppe, die, wie deren Führerin Ihnen erklärte, nach Coldfoot fliegen und dann, wie ich, mit nem Shuttle Bus nach Wiseman fahren. In Wiseman würden sie dann eine Mahlzeit einnehmen und ein bisschen mit den Einwohnern schnacken, bevor es nach wieder Coldfoot zurückgeht. Dort sei dann noch eine Besichtigung vom National Park Visitor Center geplant, bevor es dann Abends wieder nach Fairbanks zurückging. Na Prost Mahlzeit. Wem es gefällt….


        Fairbanks Airport


        10-Mann Flieger von Air Arctic

        Gegen halb 1 hob dann der Flieger ab. Meine Vorfreude die Natur Alaskas von oben bestaunen zu können wurde aber ziemlich getrübt, da die Wolken jegliche Sicht verdeckten und die eine Stunde Flugzeit recht öde machten. Erst beim Anflug auf Coldfoot sah ich langsam die Gebirgszüge der südlichen Brooks Range emporragen und unter mir ausgedehnter Wälder mit großen Sumpfflächen einigen Seen. Da stieg dann doch die Vorfreude gleich etwas an.


        Hehe, immer schön den Daumen hoch


        Anflug auf Coldfoot

        In Coldfoot ging es dann, wie geplant, mit nem kleinen Van nach Wiseman weiter. Dort setzte mich der Busfahrer dann ab. Wir unterhielten uns noch etwas und er erzählte mir, dass er im Mai hierhergezogen sei und es bisher kein bisschen bereut hat. Er kannte sich schon von etlichen kurzen Touren ganz gut hier aus und meinte noch, dass die Grizzlydichte recht niedrig sei hier oben. Etwa alle 40 Quadratmeilen (also ca. 65 km^2) würde sich im Schnitt einen Vertreter der Spezies Ursus arctos horribilis aufhalten. Nicht gerade sehr wahrscheinlich da mal einen anzutreffen, zumal sie ja auch recht scheu sind. Dafür fiel aber durch das schlechte Wetter im Frühling die Beerenernte sehr schlecht aus, was ich wiederrum nicht so gerne hörte. Immerhin machen die Beeren hier die Hauptnahrungsquelle für die Bären aus. Und wenn weniger Beeren vorhanden sind, sind die Bären tendenziell leichter gereizt. Bärige Sache irgendwie...


        Coldfoot Landestreifen


        Wiseman

        Naja, jetzt gab’s eh kein Zurück mehr. Lange fragte ich mich, wie ich wohl damit klar käme im Bärengebiet unterwegs zu sein. Würde mich das Wissen, dass theoretisch hinter jeder Ecke ein Grizzly (oder Schwarzbär) lauern könnte um den Verstand bringen, oder würde ich mich damit arrangieren und es als normalen Teil dieser Natur akzeptieren? Nun war es Zeit den praktischen Test anzugehen. Bei mittlerweile strahlendem Sommerwetter und ca. 20°C schulterte ich nun den irrsinnig schweren Rucksack und brach auf. Ich war hochmotiviert. Endlich ging es los. Neben mir verlief der Middle Fork Koyukuk River während dahinter mein Blick auf eine wunderschöne nordische Bergkulisse mit fichtenbewachsenen Hängen fiel. Herrlich, genau sowas habe ich mir gewünscht.


        Auf geht's...


        Middle Fork Koyukuk River


        Und weil's so schön war gleich nochmal

        Mein Optimismus hielt aber nicht allzu lang an. Zum einen drückte der Rucksack wahnsinnig und zum anderen war der Weg grad nicht sonderlich spannend. Richtig, der Weg in der eigentlich weglosen Wildnis. Für heute wollte ich nämlich für etwa 8 km einer Schotterstraße zu der kleinen Bergarbeitersiedlung Nolan folgen. Nicht gerade spektakulär. Ca. 2 Stunden folgte ich dieser Straße, bis ich mich dann endlich in die Wildnis schlug. Nun ging es also querfeldein durch Busch und Wald und teilweise auch Sumpf. Wildnis halt, so wie ich es mir gewünscht habe und mit dem entsprechend schwerem Vorankommen.


        Willkommen in der unwegsamen Wildnis Nordalaskas


        Wiseman Creek


        Die Straße gleitet fort und fort...


        Jetzt hieß es endlich ab in die Büsche.

        Weit wollte ich aber nicht mehr laufen, zu kaputt war ich bereits. Am Nolan Creek fand ich eine einigermaßen gute Zeltstelle am Bachbett. Leicht war die Zeltplatzsuche allerdings nicht, da überall der Boden mit Gestrüpp bewachsen oder/und ziemlich sumpfig war. Aber egal, für heute hatte ich es geschafft. Entspannt wollte ich mein Abendbrot mit dem Ausblick auf die tolle Bergwelt genießen. Da erlebte ich beim Kochen aber meine erste Überraschung. Scheinbar hatte ich nicht, wie eigentlich gedacht, Brennspiritus, sondern richtiges Benzin gekauft. Die Flamme wurde nämlich riesengroß und hat meinen Topf komplett geschwärzt. Na super, so hab ich mir das aber nicht vorgestellt. Jetzt war mein Topf total verrußt, was somit bei jedem Anfassen schön dreckige Finger versprochen hat. Tja, entweder habe ich beim Kauf nicht richtig aufgepasst oder der Verkäufer hat etwas missverständen als ich nach Brennspiritus für‘n Campingkocher gefragt hatte. Wie auch immer, jetzt saß ich hier also und hatte zum Kochen nur blödes Benzin dabei. Was für ein gelungener Auftakt…


        Nolan Creek


        Zeltplatz am Bachbett


        Blick Richtung Nolan


        Unangenehme Überraschung beim Kochen...

        Nach dem Essen verstaute ich dann mein Essen und allen anderen geruchsintensiven Kram in meine Bärentonnen. Da ich vier davon mithatte konnte ich gleich zweimal laufen. Eigentlich heißt es, dass man mindestens 100 m Abstand zum Zelt einhalten soll, aber ich glaube meine Faulheit hat das nicht so genau gesehen. Nichtsdestotrotz war ich zufrieden. Endlich war ich in der Wildnis Alaskas angekommen und konnte jetzt einfach nochmal diese tolle Landschaft auf mir wirken lassen. Entspannt legte ich mich schlafen. Ob mich wohl nachts noch ein Bär besuchen würde? Ehrlich gesagt hab ich nicht allzu viele Gedanken daran verschwendet.


        So, mein Fresskram wär dann mal bärensicher gelagert.


        Jetzt einfach nochmal die Landschaft genießen...


        Abendsonne gegen halb 10


        0:15 Uhr, dunkler wurd's nicht

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        • Grizzly
          Erfahren
          • 22.11.2010
          • 104
          • Privat


          #5
          AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Leider anders als geplant

          Ich habe mich schon gefragt, ob da mal noch ein Bericht kommt! Bis jetzt hört es sich spannend an, ich freue mich auf die Fortsetzung. Lass Dich von dieser Erfahrung nicht entmutigen, Du hast die wirklich nicht gerade die einfachste Gegend zum wandern ausgesucht. Weiter nördlich Richtung Atigun Pass wäre es sicher einfacher gewesen,

          Gruss, Grizzly

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          • tjelrik
            Fuchs
            • 16.08.2009
            • 1244
            • Privat


            #6
            AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Leider anders als geplant

            Liest sich sehr gut. Nur weiter berichten
            bear shit - sounds like bells & smells like pepper

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            • Blahake

              Vorstand
              Fuchs
              • 18.06.2014
              • 1591
              • Privat


              #7
              AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Leider anders als geplant

              Jipiiee, endlich Dein Bericht zur Alaskareise, sofort abonniert
              Jetzt bin ich gespannt - verspricht ja doch, ganz anders zu werden als Deine Lapplandreisen. Auch wenn ich Dir gewünscht hätte, dass die Reise schöner wird als Du in Deiner Einleitung andeutest...
              Und dann noch 39 kg Au Backe !!!

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              • Mortias
                Fuchs
                • 10.06.2004
                • 1232
                • Privat


                #8
                AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Leider anders als geplant

                Zitat von Grizzly Beitrag anzeigen
                Lass Dich von dieser Erfahrung nicht entmutigen, Du hast die wirklich nicht gerade die einfachste Gegend zum wandern ausgesucht. Weiter nördlich Richtung Atigun Pass wäre es sicher einfacher gewesen,
                Da hast Du wohl recht. Im Nachhinein war die Schwierigkeit des Geländes auch einer der Gründe, warum die Tour nicht ganz so spaßig war. Da hätt ich mich im Voraus mal besser schlau machen können...

                Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                Jetzt bin ich gespannt - verspricht ja doch, ganz anders zu werden als Deine Lapplandreisen. Auch wenn ich Dir gewünscht hätte, dass die Reise schöner wird als Du in Deiner Einleitung andeutest...
                Und dann noch 39 kg Au Backe !!!
                Ja die 39 kg waren echt hart. Hätte nichts dagegen gehabt, wenn der Rucksack etwas leichter gewesen wäre. Aber dadurch ist mein (ohnehin schon großer) Respekt vor Leuten wie berniehh oder Wildniswanderer nochmal enorm gestiegen, für die es ja scheinbar das normalste von Welt ist mit über 40 kg aufm Rücken ohne große Probleme loszuziehen.

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                • Katun
                  Fuchs
                  • 16.07.2013
                  • 1555
                  • Privat


                  #9
                  AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Leider anders als geplant

                  Das ist sehr mutig! Du bist löblich konsequent. Spätestens nach der dritten Tonne hätte ich mir gesagt: es kann auch was in einen Packsack. Oder die vom Rei sind etwas größer, etwas leichter. Wie sagt man hier immer so schön: ist dann doch egal ab 30 kg. Da glaubt man dann auch, manche gehen ständig mit über 40 kg los.

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                  • Blahake

                    Vorstand
                    Fuchs
                    • 18.06.2014
                    • 1591
                    • Privat


                    #10
                    AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Leider anders als geplant

                    Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                    Aber dadurch ist mein (ohnehin schon großer) Respekt vor Leuten wie berniehh oder Wildniswanderer nochmal enorm gestiegen, für die es ja scheinbar das normalste von Welt ist mit über 40 kg aufm Rücken ohne große Probleme loszuziehen.
                    Jepp, die spielen in einer ganz eigenen Liga!!! Wie der eine oder die andere hier im Forum, über deren Berichte ich nur staunen kann (z.B. bei bis zu minus 30 Grad solo durch den Sarek)
                    Bezeichnenderweise bleiben dann gerade diese ausgesprochen leistungsstarken Beispiele dabei auch noch völlig bescheiden, ohne in einen höher-schneller-weiter-Wahn zu verfallen.

                    So ganz von Pappe finde ich Deine Wanderungen aber auch nicht gerade!

                    Na, ich denke, die Hauptsache bleibt, dass man seine Touren geniessen kann, jeder auf seinem eigenen Niveau...
                    Bin gespannt, wie es mit Deiner Tour weitergeht!

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                    • Mortias
                      Fuchs
                      • 10.06.2004
                      • 1232
                      • Privat


                      #11
                      AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Leider anders als geplant

                      Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                      Jepp, die spielen in einer ganz eigenen Liga!!! Wie der eine oder die andere hier im Forum, über deren Berichte ich nur staunen kann (z.B. bei bis zu minus 30 Grad solo durch den Sarek)
                      Bezeichnenderweise bleiben dann gerade diese ausgesprochen leistungsstarken Beispiele dabei auch noch völlig bescheiden, ohne in einen höher-schneller-weiter-Wahn zu verfallen.
                      Da hast Du völlig recht. Ich hatte schon einige Male das Vergnügen mit berniehh zusammen gemütlich ein Bierchen trinken zu können. Ich find es dann immer wieder krass, wenn er total beiläufig und nüchtern erzählt, dass es halt mal "etwas anstrengender" war wenn er mit seinem 45 kg Rucksack irgendwo in den Bergen bei Hagelschauer und Orkan 1000 Höhenmeter aufgestiegen ist (oder ähnliches gemacht hat).

                      Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                      Na, ich denke, die Hauptsache bleibt, dass man seine Touren geniessen kann, jeder auf seinem eigenen Niveau...
                      Bin gespannt, wie es mit Deiner Tour weitergeht!
                      Eben das ist halt der Punkt. Allzuviel Genuß hatte ich bei dieser Tour leider nicht. Ich denk mal, dass ich heute Abend oder morgen mal ein bisschen weiterschreiben werde.

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                      • Mortias
                        Fuchs
                        • 10.06.2004
                        • 1232
                        • Privat


                        #12
                        AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Leider anders als geplant

                        Tag 4 (02.08.)
                        Wohl ausgeruht wurde ich morgens von einem bewölkten Himmel begrüßt. Immerhin war es recht warm und als ich gegen 10.15 Uhr aufbrach schien sogar ein bisschen die Sonne. Mit dem irrsinnig schweren Rucksack ging es nun schön durch sumpfiges Gestrüpp. Gleich zu Anfang habe ich dann auch das Kunststück vollbracht in eine etwas zu tiefe Pfütze zu treten und meinen rechten Schuh zu durchnässen.


                        Wolkenverhangener Morgen


                        Sonnenschein beim Aufbruch


                        Sumpfiges Gelände

                        Kurze Zeit später kam ich an einem kleinen See vorbei. Ursprünglich wollte ich hier meine erste Nacht verbringen. Gut dass ich es nicht getan hab, der See war nämlich eine ziemliche Schlammgrube. Und guter Zeltboden wäre da auch nicht vorhanden gewesen.


                        Besagter See; ein ziemliches Drecksloch wie ich finde.

                        Ich kam nun in einen Waldabschnitt. Der Boden war hier etwas fester und ich konnte sogar zeitweise einem Trampelpfad folgen. Eigentlich heißt es ja, dass man solche Wildpfade, wenn möglich, meiden sollte, da auch Tiere bequem sind und gerne denselben Pfaden folgen und somit die Chance Bären anzutreffen tendenziell höher ist. Aber irgendwie war ich auch ein recht bequemes Tier und somit recht dankbar über den Pfad. Hab halt noch ein bisschen mehr Lärm gemacht (was mir zum Glück recht leicht fällt) um eventuelle Tierchen vorzuwarnen. Scheinbar erfolgreich, es hat sich nämlich niemand blicken lassen.


                        Zeitweise war der Wald etwas offener....


                        ...und dann wieder dichter.

                        Ich folge nun dem Snowshoe Creek, der mich zum Snowshoe Pass führen sollte. Der Trampelpfad hielt nicht lange und es ging wieder durch dichten Wald. Dies wurde recht beschwerlich, so dass ich mich entschied ein bisschen am nächsten Hang aufzusteigen, da dieser nur mit Gras war. Definitiv die falsche Entscheidung. Der Boden war extrem weich, so dass ich nur sehr schwer vorankam. Zusätzlich hat mich der schwere Rucksack echt geschlaucht. Ich kam nur sehr langsam hoch und musste extrem viele Pausen einlegen. Obwohl ich mich eigentlich als konditionell sehr fit bezeichnen würde, hab ich echt gemerkt wie mich das fertig gemacht hat. Bei früheren Touren in Lappland gingen solche Anstiege deutlich leichter. Aber dies hier war halt nicht Lappland, sondern Alaska wo die Bedingungen nunmal etwas anders sind.


                        Eine von vielen Pausen.


                        Ufff, ganz schön anstrengend....


                        Immerhin hatte ich ein bisschen Ausblick.

                        Ich lief nun also am Hang Richtung Pass entlang und stellte fest, dass mir dieser Umweg außer ein wenig Aussicht nur zusätzliche Anstrengung eingebracht hatte. Zumal ich feststellte, dass bei einem meiner Trekkingstöcker der Teller abgebrochen ist. Dabei hatte ich mir vor der Tour extra noch neue gekauft. Möglich dass die Qualität der Dinger einfach schlecht war (ich hätte sie vorher mal testen müssen) oder aber, dass der weiche Boden, gepaart mit der hohen Belastung (je schwerer es voran ging, desto mehr hab ich mich in die Stöcker gestützt) einfach zu viel war. Fakt war, dass ich nicht grad erfreut war schon am zweiten Wandertag sowas zu beobachten. Zumal beim anderen Trekkingstock sich der Tellerschwund auch schon abzeichnete (paar Stunden später war es dann auch soweit). Man kann zwar auch ohne die Teller ganz gut laufen, nur gerade bei Geröll oder sumpfigen Boden sind die Teller schon recht nützlich. Es war somit auch psychologisch schlecht, dass ich nun wusste, dass meine Ausrüstung nun nicht mehr 100% intakt war.


                        Blick zum Snowshoe Pass


                        Abgebrochener Teller, grmpf

                        Am Pass habe ich erstmal, mitten im Wald, Mittagspause gemacht. Zumindest schien die Sonne. Ich war zwar ziemlich abgekämpft aber dafür einfach froh mich jetzt erstmal ein bisschen ausruhen zu können. Das Essen tat auch gut, allerdings hätte es gerne auch etwas mehr sein können. Mein Mittagessen belief sich (für jeden Tag) auf eine kleine Wurst, ein oder zwei Müsliriegeln, ein Stück Block Schokolade, ein bisschen Trockenobst und ein Dextro Energy. Rückblickend gesehen war es definitiv zu wenig.


                        Am Snowshoe Pass, viel war nicht zu sehen...


                        ...es sei denn man zählt Bäume dazu.


                        Endlich Pause, endlich Essen

                        Nachdem ich nun wieder frisch ausgeruht den Snowshoe Pass passiert habe, erblickte ich nun vor mir das Tal des Glacier Rivers. Sofern ich durch die Bäume durchsehen konnte, erblickte ich nun eine tolle mit waldigen Hängen ausgeschmückte nordische Berglandschaft. Prinzipiell schon ein geiler Anblick. Getrübt wurde die Freude allerdings über den weiterhin sehr weichen und auch mit viel Gestrüpp bewachsenen Waldboden. So kam ich auch weiterhin nur sehr spärlich voran.


                        Glacier River Valley


                        Blick nach Süden


                        Hinten lässt sich schon das Seitental des Swede Creeks ausmachen (wo ich morgen hin wollte).

                        Ich freute mich somit, als ich vor mir eine größere offene Fläche erspähte. Endlich mal ein wenig Erleichterung. Aber von wegen. Bei näherem Hinsehen stelle ich fest, dass es sich um ein riesiges Feld von Tussocks handelte. So große Tussocks habe ich in Lappland nie gehabt. Richtig widerlich war es dort lang zu gehen. Nirgendwo konnte ich mal richtig schön Tritt fassen. Ständig sank der Boden ein, oder ich trat zwischen die Grashügel oder rutsche weg. Ein paarmal hab ich mich dabei auch schön aufn Boden gelegt. Obwohl das Feld nur etwa 500 m breit war hat es mich echt fertig gemacht. Ich war richtiggehend abgekämpft und stellte fest, dass die Kombination Tussocks und schwerer Rucksack sehr ungünstig ist.


                        Tussocks voraus (ätzend)


                        Somit war ich tierisch happy als ich endlich wieder den Wald erreichte, wo zwar viel Gestrüpp und Bäume im Weg waren, dafür aber der Boden eben und härter war. Als ich an den Washington Creek kam, musste ich mir nun erstmal wieder ne ausgiebige Pause gönnen um zu Kräften zu kommen.


                        Washington Creek


                        So, jetzt ist auch der zweite Teller abgebrochen.

                        Mein Plan für heute bestand nun nur noch darin mich zum Glacier River durchzuschlagen um dort in Ufernähe nen Zeltplatz zu finden. Einiges an Dickicht und Tussocks musste ich dafür leider noch überwinden, bis ich dann gegen Viertel nach 7 endlich mein Zelt am Flussufer aufschlagen konnte. Zum einen war ich zwar froh für heute fertig zu sein, aber andererseits ernüchterte mich die Erkenntnis, dass ich doch deutlich schwerer vorankam als geplant. Schon jetzt lag ich etwa 5 km hinter meinem Tagessoll zurück und mir war klar, dass die Landschaft die nächsten Tage nicht wirklich leichter werden würde. Somit begann ich jetzt schon mich im Geiste von meiner ambitionierten Routenplanung zu verabschieden und über leichtere Alternativen nachzudenken. Der Rucksack war einfach zu schwer, meine Trekkingstöcke tellerlos und die Landschaft herausfordernder als gedacht. Kurzum, die Tour schlauchte mich mehr als erwartet. Beim Kochen konnte ich mich dann wieder über die viel zu großen Flamme ärgern. Ne ehrlich, ein gelungener Start sieht meines Erachtens anders aus…


                        Nochmal Tussocks


                        Glacier River


                        So Feierabend


                        Essenszeit


                        Blick zum Bluecloud Mountain (leider von den Wolken verdeckt)

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                        • Mortias
                          Fuchs
                          • 10.06.2004
                          • 1232
                          • Privat


                          #13
                          AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Leider anders als geplant

                          Tag 5 (03.08.)
                          Einigermaßen gut ausgeruht ließ ich mir morgens gemütlich Zeit beim Packen und brach erst gegen halb 11 bei wolkigem Himmel auf. Ich folgte nun dem Glacier River in nördlicher Richtung. Wider Erwarten kam ich recht gut voran, da ich meist am Flussbett langlaufen konnte. Hier war der Boden angenehm eben und halbwegs fest. Endlich mal angenehmes Wandern.


                          Aufbruch gegen halb 11


                          In der direkten Ufernähe hatte der Boden eine recht angenehme Beschaffenheit.

                          Da der Glacier River aber einige Kurven macht, kam es leider vor, dass der ausgespülte Uferbereich dem dichten Wald wich und ich damit die Wahl bekam im Wald weiterzulaufen oder den Fluss zu queren. Das Wasser war einigermaßen mild und auch nicht allzu tief, so dass ich mich für letztere Option entschied. Zwar kostet es immer etwas Zeit die Crocs anzuziehen und anschließend die Füße zu trocknen. Nur nehme ich lieber bisschen Zeitverlust in Kauf anstatt mich sinnlos durch dichtes Gebüsch zu kämpfen. So kam ich zwar nur langsam, aber andererseits auch recht gemütlich voran. Endlich hat das Wandern mal ein bisschen Spaß gemacht.


                          Eine von vielen Furtstellen


                          Scheint so, als wär da schon vorher mal jemand lang gelaufen.


                          Wirklich anspruchsvoll war das Furten hier nicht.


                          Yeah, gute Laune

                          Gegen Viertel vor 12 erreichte ich dann den Swede Creek, bzw. das was von ihm übrig war, nämlich ein komplett ausgetrocknetes Bachbett. Zum Laufen ja ganz gut, nur irgendwie blöd in Punkto Wasserversorgung, besonders weil ich plante abends an dessen Ufer zu zelten. Naja, bin dann erstmal ein bisschen dem Bett gefolgt und kurze Zeit später kam auch schon ein kleiner Rinnsal der sukzessive breiter wurde. Hat der (bisher) trockene Sommer also doch nicht den kompletten Bach ausgetrocknet.


                          Swede Creek

                          Das Laufen war somit angenehm, es gab genug Wasser und ich konnte im trockenen Bachbett laufen. Bisher kam ich heute doch schon deutlich besser voran als gestern. Wobei, hätte der Bach mehr Wasser gehabt, hätte ich mich an den Seitenhängen entlangkämpfen dürfen. Das wäre sicherlich kein Spaß gewesen, da die Vegetation sehr dicht war und die Hänge teilweise sehr steil.


                          Es geht nun in ein schmales Seitental hinein.


                          Mittagspause; ein Vorteil von den Bärentonnen ist der, dass man immer eine Sitzgelegenheit hat.


                          Das Wasser war zwar etwas rötlich, aber dennoch gut trinkbar.

                          Im Laufe des Nachmittages wurde der Bachlauf nun zunehmend schmaler und gleichzeitig erhöhte sich die Wassermenge. Das führte dazu, dass ich immer wieder das Ufer wechseln musste. Gegen 15.30 Uhr kam ich dann wieder an so eine Stelle. Der Bach war zwar nur maximal 1,5 m breit, aber am rechten Ufer lag ne Steilwand und somit ging es da nicht weiter. Ich musste einmal durch den Bach. Das Wasser war etwas über knöcheltief. Somit hatte ich drei Optionen:

                          1. Mit den Wanderschuhen einfach durch. Das wäre von der Balance her am besten gewesen, hätte mir aber auch mit Sicherheit nasse Füße eingebracht.
                          2. Crocs anziehen und damit durchwaten. An sich kein Problem, aber der Rucksack saß ausnahmsweise mal einigermaßen angenehm und ich hatte nen guten Wanderrhythmus und somit wenig Lust da rauszukommen und den zusätzlichen Zeitverlust in Kauf zu nehmen.
                          3. Etwa in der Mitte vom Bach lugte ein spitzer Stein aus dem Wasser heraus. Wenn ich diesen als Tretstelle nutze, müsste ich eigentlich (mit meinen Wanderschuhen) trockenen Fußes rüber kommen.


                          Steile unwegsame Uferlandschaft

                          Ich entschied mich für Option 3. Ein großer Fehler. Der Stein war nämlich nass und glitschig. Ich trat drauf, rutsche weg und lag mit einem Mal volle Breitseite im Wasser. Shit, das hätte ich echt nicht gebraucht. Sofort rappelte ich mich wieder auf und lief ans andere Ufer. Schockiert stellte ich dann fest, dass ich ja meine Kamera in der linken Hosentasche hatte (die Seite auf die ich gefallen bin). Die Kamera war somit klitschnass. Irrational und in Panik wollte ich jetzt sofort testen ob sie noch funktionierte. Sie ging zwar an, aber das Objektiv konnte sich nicht richtig einstellen und machte komische Geräusche. Verdammt, die wird doch nicht etwa kaputt sein???

                          Ich lief erstmal ein bisschen weiter, bis ich zu einem etwas breiteren Uferabschnitt kam wo ich meine nassen Sachen sowie die Kamera trocknen konnte. Es war zwar angenehm warm und es schien sogar die Sonne, nur entspannt war ich ganz und gar nicht. Mir schwirrte der Kopf. Was wenn meine Kamera nun kaputt ist? Das konnte doch nicht wahr sein. Nach ca. 20 Minuten probierte ich es erneut. Wieder dasselbe fehlerhafte Verhalten. Und ganz trocken war die Kamera im Inneren auch noch nicht. Oh Mann….

                          Da meine Sachen wieder einigermaßen trocken waren lief ich nun weiter. Wobei eher schleppte ich mich lustlos voran ohne groß einen Blick auf die Natur zu haben. Alles war mir scheißegal, selbst das schwere Rucksackgewicht schien ich irgendwie zu ignorieren.

                          Gegen 18 Uhr erreichte ich dann eine einigermaßen brauchbare Campingstelle. Ich legte die Kamera in die Sonne, in der Hoffnung, dass sie, wenn sie komplett trocken ist, wieder funktionieren würde. War natürlich ein Wunschtraum, die Kamera war hinüber. Verdammt, wie konnte das nur passieren? Einer meiner schlimmsten Trekkingalpträume ist wahr geworden. Jedes Mal nehme ich extra viele Reserve Akkus mit (diesmal ganze 12) um eben zu vermeiden, dass ich zum Ende der Tour mangels Akkus keine Fotos mehr machen kann. Und jetzt bin ich hier in Alaska, wo ich mich schon so lange drauf gefreut habe, und habe bereits am dritten Tag meiner Tour meine Kamera geschrottet. Kaum zu glauben. Und alles durch eigenes bescheuertes Fehlverhalten. Das fing schon damit an, dass ich aus Faulheit mit Option 3 die riskanteste Variante wählte. Ob dann bereits beim Sturz die Kamera einen Schlag abbekommen hat oder erst durch die Feuchtigkeit weiß ich nicht. Jedenfalls war es alles andere als klug die Kamera im nassen Zustand bereits wieder anzumachen. Was hat mich da nur getrieben verdammt? Ich hätt mir echt in den Arsch beißen können vor soviel Dummheit.


                          Das letzte Bild mit meiner Kamera (kurz bevor das Malheur passierte).

                          Meine Stimmung war somit auf dem absoluten Tiefpunkt, ich fühlte mich richtiggehend leer. Zwar hatte mein Handy noch ca. 50% Akkukapazität, aber allzu viele Fotos würde das auch nicht mehr langen. Oh Mann, wenn ich wenigstens mein USB-Datenkabel mitgenommen hätte. Dann hätte ich das Handy über meinen USB-Batterie Adapter (den ich für meinen MP3-Player mitgenommen habe) aufladen können. Hatte ich aber leider nicht dabei. Tja, dumm gelaufen….


                          Mit Handykamera fotografierter Zeltplatz

                          Niedergeschlagen und lustlos lag ich abends rum und verspürte, trotz all der Anstrengung heute, beim Essen keinen sonderlich großen Appetit. Und das will bei mir etwas heißen. Ich wusste echt nicht wie die Tour weiter gehen sollte. Im Augenblick wollte ich nur noch schlafen und alles um mich herum vergessen.


                          Anmerkung:
                          Für die folgenden Tage gibt es kaum noch Bilder. Die paar vorhandenen Fotos stammen entweder von meinem Handy oder von Sandy Shea, einem netten Amerikaner, den ich eine Woche später traf und dessen Fotos ich hier verwenden darf (ein kleiner Teil seiner Route überlappte sich mit meiner). Aufgrund der wenigen Bilder wird auch die weitere Berichterstattung deutlich kürzer und rudimentärer ausfallen.

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                          • Nita
                            Fuchs
                            • 11.07.2008
                            • 1744
                            • Privat


                            #14
                            AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                            Hey Mortias,

                            erstmal: Es tut mir echt leid, dass die Tour nicht so gelaufen ist, wie Du sie Dir vorgestellt hast. Ich erkenne mich da auch wieder - mit dem Unterschied, dass wir jede Menge Zeit hatten zum "üben" und anpassen und es dadurch nicht so frustrierend war. Dort draußen (egal jetzt, ob Alaska oder Patagonien) ist es doch ganz schön anders als hier (oder auch in Skandinavien)

                            Hoffe Du konntest trotzdem all die schönen Momente genießen, die Du auf den Fotos eingefangen hast. Und beim nächsten Mal weißt Du bestimmt, worauf es ankommt!

                            Achja, das Gefühl, wenn man die Kamera einschaltet uns sie nicht funzt - mitten im Nirgendwo - kenne ich leider auch . Sage nur: 7 Akkus.
                            Reiseberichte

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                            • berlinbyebye
                              Fuchs
                              • 30.05.2009
                              • 1197
                              • Privat


                              #15
                              AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                              Sehr, sehr, sehr schöner Bericht. Schön unheimlich. (Die zukünftig fehlenden Fotos sind nicht so wichtig)

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                              • Sebastianos
                                Erfahren
                                • 16.01.2013
                                • 180
                                • Privat


                                #16
                                AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Leider anders als geplant

                                Klasse, endlich liest man von deiner Tour! Kurz vorm Peregrine Pass bis etwas vorm Ernie Pass musste ich immer mal wieder an dich denken, dass du wohl erst vor ein, zwei Wochen auch in der Gegend rumgestiefelt sein musstest. Bin also auf deinen letztlichen Wegverlauf gespannt!

                                Überhaupt ist es voll spannend so vieles wiederzuerkennen – zum Beispiel den ausgestopften Grizzly im Flughafen: Hab mich schön davor gesetzt und mich innerlich noch ein bisschen drauf eingestimmt.

                                Und dann warst du sogar im selben Hostel ... Die Welt ist ein Dorf!

                                Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                Die vierte Bärentonne war wirklich notwendig. Mein Proviant für 18 Tage ging gerade so noch in alle 4 Tonnen rein (quetsch quetsch).
                                Das ist mal krass! Ich wollte für 16 Tage ursprünglich nur eine nehmen und dann mit Ursack oder so losziehen, aber das hat sich dann anders ergeben. Übrigens wog das leichtere verfügbare Modell (das durchsichtige blaue) im REI auch "nur" 1,15 kg statt 1,20 kg. Da hab ich mir die dann doch lieber kostenlos ausgeliehen. Ehrlich gesagt hab ich auch ganz schön gestopft, jede Verpackung angestochen und Luft rausgequetscht, aber dann hab ich es doch mit "nur" zwei Tonnen geschafft.

                                Mein Rucksack wog dann auch einiges mehr als die Hälfte meines Körpergewichtes ... so 30 kg oder so.

                                Viel Spaß beim Weiterschreiben!
                                Twenty years from now you will be more dissapointed by the things you didn´t do, than by the things you did. So throw off the bowlines, sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in your sails. Explore. Dream. (Mark Twain zugeschrieben)

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                                • MatthiasK
                                  Dauerbesucher
                                  • 25.08.2009
                                  • 923
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                  4 bearcans...au backe! Schade mit der Kamera..
                                  3000 Kilometer zu Fuß durch die österreichischen Alpen

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                                  • Katun
                                    Fuchs
                                    • 16.07.2013
                                    • 1555
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                    Was sind schon 100 g und 1,5 l.
                                    Zumindest: Dein Bericht ist eine absolute Bereicherung! So realistisch, selbst wenn das wieder im allgemeinen Diskurs versinkt. Auch ohne Bilder kannst du so berichten, als wären welche dabei.

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                                    • Mortias
                                      Fuchs
                                      • 10.06.2004
                                      • 1232
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Leider anders als geplant

                                      Zitat von Sebastianos Beitrag anzeigen
                                      Klasse, endlich liest man von deiner Tour! Kurz vorm Peregrine Pass bis etwas vorm Ernie Pass musste ich immer mal wieder an dich denken, dass du wohl erst vor ein, zwei Wochen auch in der Gegend rumgestiefelt sein musstest. Bin also auf deinen letztlichen Wegverlauf gespannt!
                                      Ah schön, dann bist Du auch in derselbern Ecke unterwegs gewesen. Hatte irgendwie gespeichert gehabt, dass Du Richtung Arctic Village laufen wolltest. Gibt es denn dann auch noch nen Bericht von Dir?

                                      Zitat von Sebastianos Beitrag anzeigen
                                      Überhaupt ist es voll spannend so vieles wiederzuerkennen – zum Beispiel den ausgestopften Grizzly im Flughafen: Hab mich schön davor gesetzt und mich innerlich noch ein bisschen drauf eingestimmt.

                                      Und dann warst du sogar im selben Hostel ... Die Welt ist ein Dorf!
                                      Jo in der Tat. Und lass mich raten, Du hast Deine Tour am Chandalar Shelf begonnen? Aufm Rückweg hat mir die Fahrerin vom Dalton Highway Express nämlich erzählt, dass sie da vor einigen Tagen einen jungen Deutschen abgesetzt hat.

                                      Zitat von Sebastianos Beitrag anzeigen
                                      Das ist mal krass! Ich wollte für 16 Tage ursprünglich nur eine nehmen und dann mit Ursack oder so losziehen, aber das hat sich dann anders ergeben. Übrigens wog das leichtere verfügbare Modell (das durchsichtige blaue) im REI auch "nur" 1,15 kg statt 1,20 kg. Da hab ich mir die dann doch lieber kostenlos ausgeliehen. Ehrlich gesagt hab ich auch ganz schön gestopft, jede Verpackung angestochen und Luft rausgequetscht, aber dann hab ich es doch mit "nur" zwei Tonnen geschafft.
                                      Ich glaub die Sache mit den Bärentonnen ist echt mal so eine etwas harte Lektion die ich für die Zukunft gelernt habe. Vier Stück waren definitiv zuviel. Auch weil die Dinger super sperrig sind. Im Nachhinein hätte ich vielleicht auf eine Tonne verzichten können und dann die ersten Nächte die vakuumverpackten Trekkinggerichte ohne Tonne gelagert (nach paar Tagen wäre dann in den anderen Tonnen genug Platz gewesen). Theoretisch können die Bären zwar wohl auch durch solche Verpackungen noch das Essen riechen, aber ich denke mal das Risiko wäre durchaus vertretbar gewesen, da ich in allen Nächten nie Spuren von Bären an meinem Proviantlager gefunden habe. Und mit einer Tonne weniger wäre der Rucksack schon deutlich angenehmer zu tragen gewesen. Noch besser wäre es wohl, wenn ich außerdem statt den kleinen lieber ein oder zwei größere Tonnen genommen hätte. Die gab es nur leider nicht kostenlos zu leihen.

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                                      • Outdoorfetischist
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                                        • 13.12.2010
                                        • 917
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                        Sehr schöner Bericht! Obwohl du viel Wildniserfahrung hast, schreibst du sehr "nahbar", also nachfühlbar und ehrlich. Man kann wirklich mitempfinden, dass so richtige Wildnis-Trekkingtouren nicht immer Zuckerschlecken sind, das gefällt mir gut.

                                        Bei vier Bärentonnen hab ich auch nicht schlecht geguckt. Ich hab schon die eine verflucht, die ich im Sommer durch Kings Canyon und Sequoia getragen habe... Bärentonneneffiziente Nahrungsplanung ist definitiv eine Kunst für sich! Ich bekam nach viel Internetrecherche ca. 9 Tage in die blaue Version vom REI.

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                                        • Scrat79
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                                          Liebt das Forum
                                          • 11.07.2008
                                          • 12533
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                                          #21
                                          AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                          Da kamen ja einige unerwünschte Dinge zusammen.
                                          Das mit der Kamera ist schon wirklich schade. Hoffe, du konntest dennoch die schönen Dinge auf der Tour genießen.
                                          ...und seh es mal von der Seite: Jetzt hast du einen guten Grund, nochmal nach Alaska zu reisen.
                                          Der Mensch wurde nicht zum Denken geschaffen.
                                          Wenn viele Menschen wenige Menschen kontrollieren können, stirbt die Freiheit.

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                                          • Sebastianos
                                            Erfahren
                                            • 16.01.2013
                                            • 180
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Leider anders als geplant

                                            O! (Jetzt erst Tag 5 gelesen ...) Das tut mir echt leid mit der Kamera! Ohne dass es deinen psychischen Schmerz darüber lindern wird, aber vielleicht kannst du wenigstens darüber schmunzeln: Mich hat es beim Bush Whacking an einem zugewachsenen Hang, an dem die armdicken Äste auf dem Boden nach unten wuchsen und der "Tunnel" durch das Buschwerk mit Rucksack eine ordentliche Schräglage beim Laufen verlangte, auch mal ordentlich hingelegt – Kopf voran nach unten mit Rucksack auf den Schultern! Meine Kamera trug ich in einer Brusttasche am Rucksack befestigt. Sie hat zum Glück keinerlei Schaden genommen, war aber auch gepolstert und wasserdicht verwahrt.

                                            Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                            Ah schön, dann bist Du auch in derselbern Ecke unterwegs gewesen. Hatte irgendwie gespeichert gehabt, dass Du Richtung Arctic Village laufen wolltest.
                                            Ganz genau. Die Route stand schon. Nur gab es das klitzekleine Problem, dass ich direkt bei Artic Village ohne Packraft oder zu schwimmen über den East Fork Chandalar musste. Deshalb machte es eigentlich nur Sinn, die Route umzudrehen, von Artic Village zu starten und jemanden vor Ort zu bitten (ggf. gegen Bezahlung) mich überzusetzen. Kontakte, die ich vorher versuchte aufzubauen, kamen leider nicht zustande, aber das hätte sich vor Ort klären lassen. Das banale Problem war, dass ich einfach mit Gaskartuschen koche und das auch gar nicht ändern wollte. Andererseits konnte mir aber ein Flugunternehmen nicht zusichern, dass sie Cargoflüge genau an einem Tag unternehmen, wenn ich es gebraucht hätte. Per Post wäre also auch zu knapp geworden, es sei denn, ich hätte das schon aus Deutschland losgeschickt. REI hätte die Kartusche auch verschickt, aber ich hatte ja keinen Ansprechpartner vor Ort. Gut, im Nachhinein hätte ich es vielleicht einfach postlagernd schicken sollen, aber das war mir dann auch egal, denn ich hab eine schöne Alternative gefunden, die mir mindestens genauso gut gefallen hat.

                                            Und lass mich raten, Du hast Deine Tour am Chandalar Shelf begonnen? Aufm Rückweg hat mir die Fahrerin vom Dalton Highway Express nämlich erzählt, dass sie da vor einigen Tagen einen jungen Deutschen abgesetzt hat.
                                            Mit dem Dalton Highway Express bin ich zwar schon gestartet, aber weiter nördlich an der Atigun River Bridge gegenüber vom Galbraith Lake ausgestiegen. Von dort ging es nach Osten durch die Atigun River Gorge, dann nach Süden und erst über einen und dann über einen zweiten Pass, von dem mir kein Ranger sagen konnte, ob es machbar ist (war es, wenn auch recht lose und steil für ein paar Meterchen) zum Chandalar Shelf. Dann habe ich den Dalton Highway gekreuzt (der einzige Wermutstropfen der Streckenführung, aber nicht schlimm) und bin nach einem dritten Pass über den (verschneiten) Oolah Pass, Peregrine Pass (ebenfalls im Schnee gezeltet) und dann der Einfachheit halber einfach über den Ernie Pass nach Anaktuvuk Pass gelaufen, von wo aus ich zurückgeflogen bin. Zugegebener Maßen waren die letzten zwei, drei Tage dann nicht mehr so spannend wie der Anfang, weil ich "nur" noch einem Tal gefolgt bin, aber dafür nahm ja auch die Vegtation immer mehr zu. So gesehen hab ich wirklich auch Respekt vor deiner Tour. Ich kann das doch nachempfinden, weil ich mich auf meiner zweiten Tour durch den Denali NP+Pr auch durch verwucherte Waldabschnitte schlagen durfte.

                                            OT: Kleine Anmerkung zum Denali: Ja, es gab dort wesentlich mehr Tiere zu sehen – auch Grizzlys – und ich war sehr, sehr happy darüber. Und nein, es war auf meiner Tour überhaupt nicht überlaufen: Genau gesagt habe ich nach dem Start nicht eine einzige Person getroffen (nochmals ca. 10 Tage) und als ich "meine" Units gebucht habe, sahen die auch sehr, sehr leer aus, so glaube ich mich zu erinnern.

                                            Gibt es denn dann auch noch nen Bericht von Dir?
                                            Einen schriftlichen Bericht wird es von mir leider erstmal nicht geben, denn ich bereite mich gerade auf einen öffentlichen Vortrag darüber vor und das benötigt auch viel Einsatz. (Am 18. März im Westerzgebirge. Wer nähere Infos möchte, schreibt mir gern eine PN.) OT: Ich berichte dir anschließend aber auch gern persönlich via Skype, falls es dich interessiert.

                                            Im Nachhinein hätte ich vielleicht auf eine Tonne verzichten können und dann die ersten Nächte die vakuumverpackten Trekkinggerichte ohne Tonne gelagert (nach paar Tagen wäre dann in den anderen Tonnen genug Platz gewesen). Theoretisch können die Bären zwar wohl auch durch solche Verpackungen noch das Essen riechen, aber ich denke mal das Risiko wäre durchaus vertretbar gewesen (...)
                                            Es mag unvernünftig klingen, aber ich stimme dir da echt zu.

                                            Noch besser wäre es wohl, wenn ich außerdem statt den kleinen lieber ein oder zwei größere Tonnen genommen hätte.
                                            Die hatten sie mir im Denali angeboten, aber ich hab auch dann lieber zwei der "kleinen" (eigentlich normalgroßen, es gibt ja noch wesentlich kleinere) genommen. Ich hatte keine Waage dabei, hab aber entschieden, dass das nicht viel bringt. Die zwei Tonnen hatte ich gut oben im Rucksack stapeln können; eine längere hätte ich ganz anders und weniger effizient tragen müssen. Außerdem brauchte ich keinen Barhocker, sondern einen Schemel. Und bei zwei BRFCs muss man nicht immer beide ausräumen, um an etwas Bestimmtes heranzukommen.

                                            Ich freu mich auf deine weiteren Ausführungen!
                                            Twenty years from now you will be more dissapointed by the things you didn´t do, than by the things you did. So throw off the bowlines, sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in your sails. Explore. Dream. (Mark Twain zugeschrieben)

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                                            • Mortias
                                              Fuchs
                                              • 10.06.2004
                                              • 1232
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                              Zitat von Outdoorfetischist Beitrag anzeigen
                                              Bärentonneneffiziente Nahrungsplanung ist definitiv eine Kunst für sich! Ich bekam nach viel Internetrecherche ca. 9 Tage in die blaue Version vom REI.
                                              Definitiv 100%ig Deiner Meinung. Aber Respekt für 9 Tage nur eine Tonne gebraucht zu haben. Ich werde neidisch.

                                              Zitat von Scrat79 Beitrag anzeigen
                                              Da kamen ja einige unerwünschte Dinge zusammen.
                                              Das mit der Kamera ist schon wirklich schade. Hoffe, du konntest dennoch die schönen Dinge auf der Tour genießen.
                                              Sagen wir mal so: Ich hab mich stets redlich bemüht.

                                              Zitat von Scrat79 Beitrag anzeigen
                                              ...und seh es mal von der Seite: Jetzt hast du einen guten Grund, nochmal nach Alaska zu reisen.
                                              Guter Punkt. Darauf werde ich am Ende des Berichtes nochmal genauer drauf eingehen. Quasi wenn die große "Was hab ich alles Schlaues dabei gelernt" Lektion kommt.

                                              Zitat von Sebastianos Beitrag anzeigen
                                              Mich hat es beim Bush Whacking an einem zugewachsenen Hang, an dem die armdicken Äste auf dem Boden nach unten wuchsen und der "Tunnel" durch das Buschwerk mit Rucksack eine ordentliche Schräglage beim Laufen verlangte, auch mal ordentlich hingelegt – Kopf voran nach unten mit Rucksack auf den Schultern! Meine Kamera trug ich in einer Brusttasche am Rucksack befestigt. Sie hat zum Glück keinerlei Schaden genommen, war aber auch gepolstert und wasserdicht verwahrt.
                                              Jaja, die Vegetation da oben ist schon ziemlich hinterhältig. Aber immerhin Glück gehabt, dass Dir dabei nichts passiert ist.

                                              Zitat von Sebastianos Beitrag anzeigen
                                              Mit dem Dalton Highway Express bin ich zwar schon gestartet, aber weiter nördlich an der Atigun River Bridge gegenüber vom Galbraith Lake ausgestiegen. Von dort ging es nach Osten durch die Atigun River Gorge, dann nach Süden und erst über einen und dann über einen zweiten Pass, von dem mir kein Ranger sagen konnte, ob es machbar ist (war es, wenn auch recht lose und steil für ein paar Meterchen) zum Chandalar Shelf. Dann habe ich den Dalton Highway gekreuzt (der einzige Wermutstropfen der Streckenführung, aber nicht schlimm) und bin nach einem dritten Pass über den (verschneiten) Oolah Pass, Peregrine Pass (ebenfalls im Schnee gezeltet) und dann der Einfachheit halber einfach über den Ernie Pass nach Anaktuvuk Pass gelaufen, von wo aus ich zurückgeflogen bin. Zugegebener Maßen waren die letzten zwei, drei Tage dann nicht mehr so spannend wie der Anfang, weil ich "nur" noch einem Tal gefolgt bin, aber dafür nahm ja auch die Vegtation immer mehr zu.
                                              Klingt auf jedenfall nach einer sehr schönen Tour. So rein aus dem Bauch heraus würde ich mal sagen, dass Du Dir die bessere Route rausgesucht hast.

                                              Zitat von Sebastianos Beitrag anzeigen
                                              Einen schriftlichen Bericht wird es von mir leider erstmal nicht geben, denn ich bereite mich gerade auf einen öffentlichen Vortrag darüber vor und das benötigt auch viel Einsatz.
                                              Krass, Du hälst da gleich nen Vortrag zu, Respekt. Aber das ist keine Entschuldigung da jetzt keinen Bericht mehr zu verfassen. Ich will Bilder sehen (ich denk mal ich hab da nen legitimen Anspruch).

                                              Zitat von Sebastianos Beitrag anzeigen
                                              OT: Ich berichte dir anschließend aber auch gern persönlich via Skype, falls es dich interessiert.
                                              OT: Ja definitiv, lass da mal drüber schnacken. Ich bin jetzt die nächsten Tage dienstlich unterwegs, aber am Wochenende bin ich wieder zu Hause. Oder halt dann nach Deinem Vortrag. Dann kannst Du gleich erzählen wie es lief.

                                              Zitat von Sebastianos Beitrag anzeigen
                                              Ich freu mich auf deine weiteren Ausführungen!
                                              Jo danke. Ich denk mal am Wochenende geht es weiter. Vorher nicht, weil siehe oben.

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                                              • Prachttaucher
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                                                Liebt das Forum
                                                • 21.01.2008
                                                • 11979
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                Wirklich packend zu lesen !

                                                Das mit der Kamera kenne ich aus eigener Erfahrung. Bei mir zur Hälfte der Tour, weil ich beim Rudern nicht auf die Wasserlache im Boot geachtet hatte. Ist ein sehr merkwürdiges Gefühl : "Das kann doch nicht wahr sein" und es ist aber wahr !. Habe übrigens genau das gleiche gemacht - aus Verzweiflung die Kamera immer wieder angeschaltet.

                                                Wenn man nicht mehr als 20 kg tragen kann/ will, kommt man dort wohl nicht hin ?

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                                                  Erfahren
                                                  • 16.01.2013
                                                  • 180
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                  Zitat von Prachttaucher Beitrag anzeigen
                                                  Wenn man nicht mehr als 20 kg tragen kann/ will, kommt man dort wohl nicht hin ?
                                                  Doch, doch. Das kommt nur auf die Länge der Tour an. Besonders Eilige, Tragscheue oder wer einfach in einen sehr entlegenen Winkel möchte, lässt sich mit einem Buschflieger reinfliegen und/oder rausholen. Man kann sich auch Foodaches anlegen oder anlegen lassen. Ob das dem persönlichen Stil entspricht muss man selbst entscheiden. Um den Dalton Highway oder Ortschaften mit Linienflügen (12-Personen-Flieger zum Beispiel) herum lassen sich aber auch kürzere Touren mit demzufolge leichterem Gepäck unternehmen.
                                                  Twenty years from now you will be more dissapointed by the things you didn´t do, than by the things you did. So throw off the bowlines, sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in your sails. Explore. Dream. (Mark Twain zugeschrieben)

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                                                  • Gast32020151
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                                                    • 05.07.2003
                                                    • 607
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                    @Mortias: Ich war 2014 zwei Wochen in derselben Gegend unterwegs. Allerdings bin ich vom Galbraith Lake über Itkilik Lake & River, Oolah Pass bis zur Quelle des North Fork Koyukuk Rivers gelaufen und von dort nach Bettles geraftet.

                                                    Ich hatte auch ca. 40kg dabei (Verpflegung & Packraft) und empfand es als schwer aber machbar. Das lag aber sicher auch daran, dass das Terrain in der nördlichen Brooks Range deutlich tundraartiger ist. Bushwhacking hatte ich dort fast gar nicht. Dort, wo Du unterwegs warst, bin ich z.T. einfach durch geraftet

                                                    Ich hatte auch nur eine Bärentonne dabei (die blaue,durchsichtige). Den Rest der Verpflegung hatte ich in Loksaks. Ich habe immer "aus der Tonne gegessen" und dann aus den Loksaks in die Tonne umgepackt. Meine Überlegung war, dass ich im worst case immer noch genügend Verpflegung für eine Woche in der Tonne gehabt hätte. Damit wäre ich in jedem Fall irgendwie in die Zivilisation gelangt.

                                                    Ich hatte auch zum großen Teil Mountain House-Packungen dabei, denen von vornherein die Luft entzogen war (Mountain House Pro Pak). Die haben eine Menge Platz gespart. Billiger als bei Walmart habe ich das Zeug übriges nirgends gefunden. Bei Rei muss man sich das Zeug also nicht unbedingt holen. Bei Walmart gibt's darüber hinaus noch jede Menge andere trekkingtaugliche Lebensmittel (Couscous, Früchtebrei, etc.).

                                                    Meine Kamera ist mir "zum Glück" erst am Ende meiner zweiten Tour in der Alaska Range abgesoffen. Und vor meinen erfolgreichen Alaska-Touren in 2014 habe ich in 2013 eine Tour im Denali abgebrochen. Du bist also nicht allein mit deinen negativen Erfahrungen. Sowas gehört nun mal dazu, wenn man sich von Kungsleden, Sarek und Co. weg entwickeln will

                                                    Viel Glück beim 2. Anlauf. Es lohnt sich!
                                                    Zuletzt geändert von Gast32020151; 09.03.2016, 20:14.

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                                                    • Sebastianos
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                                                      • 16.01.2013
                                                      • 180
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                                                      #27
                                                      AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                      Zitat von BigKahuna Beitrag anzeigen
                                                      Meine Kamera ist mir "zum Glück" erst am Ende meiner zweiten Tour in der Alaska Range abgesoffen. Und vor meinen erfolgreichen Alaska-Touren in 2014 habe ich in 2013 eine Tour im Denali abgebrochen. Du bist also nicht allein mit deinen negativen Erfahrungen. Sowas gehört nun mal dazu, wenn man sich von Kungsleden, Sarek und Co. weg entwickeln will
                                                      Wenn du die größere Ungewissheit des Ausgangs einer Tour als einer Voraussetzung der Definition von Abenteuer meinst, dann OK. Aber dass es einfach dazu gehöre, dass einem die Kamera absäuft, sehe ich nicht. Klar, man kann das Risiko, ohne wasserdichte Kameraverpackung loszuziehen, einfach in Kauf nehmen (Wer macht das beim Schlafsack?) oder aber ignorieren. Letzteres ist zwar Leichtsinn. Trotzdem ist es deswegen nicht gleich einfach hinzunehmen. So viel Mitleid darf man schon haben, um zu sagen: Da habt ihr leider einfach Pech gehabt.

                                                      Ich finde Alaska ein wunderbares Fleckchen Erde mit tollen Herausforderungen, aber ich würde mir nicht anmaßen, Mortias' selbst zusammengestellte Lapplandtouren in ein weniger tolles Licht zu rücken. Es gibt schließlich auch in Europa mehr als nur ausgeschilderten Wegen zu folgen – auch wenn die Dimensionen vielleicht nicht immer dem Wunsch entsprechen, dem man in Alaska vielleicht ein bisschen "einfacher" gerecht werden kann.
                                                      Twenty years from now you will be more dissapointed by the things you didn´t do, than by the things you did. So throw off the bowlines, sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in your sails. Explore. Dream. (Mark Twain zugeschrieben)

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                                                        GELÖSCHT
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                                                        • 05.07.2003
                                                        • 607
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                                                        #28
                                                        AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                        @Sebastianos: Ist schon merkwürdig, was man aus einem aufmunternd gemeinten Post so alles heraus lesen kann, wenn man denn will

                                                        Es geht mir einfach darum, dass ungeplante Ereignisse nun mal zu solchen Touren dazu gehören. Ob das nun eine abgesoffene Kamera, der falsche Brennstoff oder kaputte Wanderstöcke sind. Sowas passiert, ist ärgerlich aber die Welt geht davon nicht unter. Lektion gelernt, fertig.

                                                        Auch habe ich nichts von einer "Definition von Abenteuer" geschrieben. Genauso wenig übrigens, wie ich Mortias' bisherige Touren gewertet habe. It's all in your head.

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                                                          • 23.08.2012
                                                          • 471
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                                                          #29
                                                          AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                          Die besten Bilder sind die im Kopf.
                                                          Verfolge mal wieder mit Spannung einen Deiner Berichte.

                                                          OT:
                                                          Es geht mir einfach darum, dass ungeplante Ereignisse nun mal zu solchen Touren dazu gehören. Ob das nun eine abgesoffene Kamera, der falsche Brennstoff oder kaputte Wanderstöcke sind. Sowas passiert, ist ärgerlich aber die Welt geht davon nicht unter. Lektion gelernt, fertig.
                                                          Dito, eine Korrelation mit dem Tourengebiet würde ich da nicht herstellen wollen. Deshalb war der Satz mit Sarek und co für mich auch eher überflüssig.

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                                                            • 16.01.2013
                                                            • 180
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                                                            #30
                                                            AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                            OT:
                                                            Zitat von BigKahuna Beitrag anzeigen
                                                            Auch habe ich nichts von einer "Definition von Abenteuer" geschrieben.
                                                            Hab ich nicht behauptet, sondern ich hab's geschrieben, weil ich damit eine in meinen Augen wohlwollende Interpretation deines Beitrages gefunden hatte.

                                                            Zitat von BigKahuna Beitrag anzeigen
                                                            (...) aufmunternd gemeinten Post (...) ungeplante Ereignisse (...) Sowas passiert, ist ärgerlich aber die Welt geht davon nicht unter. Lektion gelernt, fertig.
                                                            (...) Genauso wenig übrigens, wie ich Mortias' bisherige Touren gewertet habe.
                                                            Na, das klingt doch gut.

                                                            Zitat von Kuoika Beitrag anzeigen
                                                            OT: (...) eine Korrelation mit dem Tourengebiet würde ich da nicht herstellen wollen. Deshalb war der Satz mit Sarek und co für mich auch eher überflüssig.
                                                            Auch ich war mir wegen deines, BigKahunas Sarek-Satzes sicher gewesen, dass du auf die vorigen Touren angespielt hattest. Danke fürs Richtigstellen. Dann ist ja alles prima.
                                                            Twenty years from now you will be more dissapointed by the things you didn´t do, than by the things you did. So throw off the bowlines, sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in your sails. Explore. Dream. (Mark Twain zugeschrieben)

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                                                              • 13.12.2010
                                                              • 917
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                                                              #31
                                                              AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                              Zitat von BigKahuna Beitrag anzeigen
                                                              Ich hatte auch zum großen Teil Mountain House-Packungen dabei, denen von vornherein die Luft entzogen war (Mountain House Pro Pak). Die haben eine Menge Platz gespart.
                                                              Das kann ich so nicht unterschreiben. Gerade die unbeweglicheren Pro-Paks fand ich zum effizienten Packen deutlich ungeeigneter. Ich hab sehr viel Volumen dadurch gespart, indem ich die Mahlzeiten in handelsübliche Ziplocs umgepackt habe, aus denen ich dann mit einem Strohhalm einen großen Teil der Luft gesaugt hab (und danach ungefähr eine Jahresdosis geschmacksverstärktes Pulverzeugs inhaliert hatte).
                                                              Ansonsten eben: Schichtweise packen, zwischendurch plattdrücken und Zwischenräume mit Schoko- und Müsliriegeln füllen

                                                              Und noch eine Nachfrage: In der High Sierra bekommt man ziemlich auf die Finger, wenn man sein Essen nicht vollständig bärensicher verpackt, weil einmal auf Menschenessen heiß gemachte Bären wohl zu Problembären werden, die immer aggressiver beim Versuch werden, uns Zweibeinern das Futter abzuluchsen. Oft müssen solche Bären dann erschossen werden. Ist das in Alaska anders?

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                                                                Erfahren
                                                                • 16.01.2013
                                                                • 180
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                                                                #32
                                                                AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                Zitat von Outdoorfetischist Beitrag anzeigen
                                                                In der High Sierra bekommt man ziemlich auf die Finger, wenn man sein Essen nicht vollständig bärensicher verpackt, weil einmal auf Menschenessen heiß gemachte Bären wohl zu Problembären werden, die immer aggressiver beim Versuch werden, uns Zweibeinern das Futter abzuluchsen. Oft müssen solche Bären dann erschossen werden. Ist das in Alaska anders?
                                                                Problembären werden gelegentlich erschossen, das ist richtig. Zum Thema Vorsichtsmaßnahmen gibt es eine gewisse Abstufung: Im Denali NP sind BRFCs und ein sorgsamer Umgang Pflicht (ohne Einweisung kriegst du kein Permit). Im Gates of the Arctic NP ist es zumindest empfohlen, wobei ich auch nur zufällig über ein Briefing beim zuständigen Büro in Fairbanks gestolpert bin, denn für den GOTA braucht man kein Permit. Außerhalb des Nationalparks, der ja auch nur eine imaginäre Grenze hat, wie zum Beispiel im Arctic National Wildlife Refuge auf der anderen Seite des Dalton Highways gibt es keine Vorschriften dazu, soweit ich informiert bin.
                                                                Twenty years from now you will be more dissapointed by the things you didn´t do, than by the things you did. So throw off the bowlines, sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in your sails. Explore. Dream. (Mark Twain zugeschrieben)

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                                                                  Erfahren
                                                                  • 22.09.2015
                                                                  • 426
                                                                  • Privat


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                                                                  AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                  Holy Shit, toller Bericht! Mit 40kg solo durch die Wildnis... Hut ab! 'n bissel crazy muss man da schon sein...
                                                                  Look deep into nature and you will understand everything better (A. Einstein)

                                                                  Kommentar


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                                                                    GELÖSCHT
                                                                    Dauerbesucher
                                                                    • 05.07.2003
                                                                    • 607
                                                                    • Privat


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                                                                    AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                    Zitat von Kuoika Beitrag anzeigen
                                                                    Dito, eine Korrelation mit dem Tourengebiet würde ich da nicht herstellen wollen. Deshalb war der Satz mit Sarek und co für mich auch eher überflüssig.
                                                                    Ich finde schon, dass es einen spürbaren Unterschied zwischen einer Backcountry Tour in Alaska und einer im Sarek gibt. Wäre dem nicht so, gäbe es hier sicherlich mehr Berichte aus Alaska und/oder Sibirien und nicht so viele vom Kungsleden/aus dem Sarek.

                                                                    Ansonsten sei es mir gestattet, die selbsternannten Sittenwächter hier auf den Smiley in meinem entsprechenden Post hinzuweisen. Es war ein Scherz und niemand muss Mortias' oder gar seine eigene Ehre verteidigen, weil er sich selbst angesprochen fühlt. Verwendet eure Energie lieber darauf, mit Strohhalmen Luft aus Ziploc-Beuteln zu saugen

                                                                    Kommentar


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                                                                      Freak

                                                                      Liebt das Forum
                                                                      • 21.01.2008
                                                                      • 11979
                                                                      • Privat


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                                                                      AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                      OT: Ob schwieriger oder nicht, ich sehe da noch 1. Zeitbedarf (sinnvoll für 14 Tage inklusive Anreise ?) 2. schwierigere/ teurere Anreise ? 3. Bärenproblem ?...3. schreckt mich am meisten ab

                                                                      Kommentar


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                                                                        Fuchs
                                                                        • 29.08.2009
                                                                        • 1356
                                                                        • Privat


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                                                                        AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                        Zitat von BigKahuna Beitrag anzeigen
                                                                        ...gäbe es hier sicherlich mehr Berichte aus Alaska und/oder Sibirien und nicht so viele vom Kungsleden/aus dem Sarek.....
                                                                        OT: Naja, es gibt ja auch eher wenige Amerikaner und Russen im Sarek!!! wohl weil man da keine Bären jagen kann.

                                                                        Im Ernst, Lappland ist schon super und bietet im Sarek geballte Landschaft.
                                                                        Ich hab in Kanada auch schon öfter gesagt: "sieht ja aus wie im Sarek!"
                                                                        Man schaue sich Bernies 1000km Lappland an.

                                                                        Amsonsten eine Frage:
                                                                        Sind die Tonnen dort wirklich offiziell vorgeschrieben?

                                                                        Ich hätte sonst eher höchstens eine mitgenommen.
                                                                        Wer nichts weiß muss alles glauben...

                                                                        Kommentar


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                                                                          Erfahren
                                                                          • 23.08.2012
                                                                          • 471
                                                                          • Privat


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                                                                          AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                          OT:
                                                                          Zitat von BigKahuna Beitrag anzeigen
                                                                          Es geht mir einfach darum, dass ungeplante Ereignisse nun mal zu solchen Touren dazu gehören. Ob das nun eine abgesoffene Kamera, der falsche Brennstoff oder kaputte Wanderstöcke sind. Sowas passiert, ist ärgerlich aber die Welt geht davon nicht unter. Lektion gelernt, fertig.
                                                                          Zitat von Kuoika Beitrag anzeigen
                                                                          Dito, eine Korrelation mit dem Tourengebiet würde ich da nicht herstellen wollen. Deshalb war der Satz mit Sarek und co für mich auch eher überflüssig.
                                                                          Zitat von BigKahuna Beitrag anzeigen
                                                                          Ich finde schon, dass es einen spürbaren Unterschied zwischen einer Backcountry Tour in Alaska und einer im Sarek gibt. Wäre dem nicht so, gäbe es hier sicherlich mehr Berichte aus Alaska und/oder Sibirien und nicht so viele vom Kungsleden/aus dem Sarek.

                                                                          Ansonsten sei es mir gestattet, die selbsternannten Sittenwächter hier auf den Smiley in meinem entsprechenden Post hinzuweisen. Es war ein Scherz und niemand muss Mortias' oder gar seine eigene Ehre verteidigen, weil er sich selbst angesprochen fühlt. Verwendet eure Energie lieber darauf, mit Strohhalmen Luft aus Ziploc-Beuteln zu saugen
                                                                          Abgesoffene Kamera, falscher Brennstoff und abgebrochene Wanderstöcke können in Lappland etwa nicht vorkommen?


                                                                          Jetzt aber zurück zum Bericht! Der interessiert mich, egal ob Alaska oder Lappland.

                                                                          Kommentar


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                                                                            Fuchs
                                                                            • 10.06.2004
                                                                            • 1232
                                                                            • Privat


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                                                                            AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                            Ufff, da bin ich mal paar Tage nicht da und schon beginnt so eine interessante Diskussion.

                                                                            Also was die Frage angeht ob Touren in Alaska generell anspruchsvoller sind als in Lappland, da kann ich nicht unbedingt repräsentativ antworten, da ich erst eine einzige Tour in Alaska aber schon unzählig viele in Lappland gemacht habe. Diese eine Tour fand ich insgesamt aber deutlich anstrengender als alles andere was ich vorher gemacht habe. Einige der Gründe dafür hab ich auch schon aufgeführt.

                                                                            Ich denke schon, dass mit einiger Erfahrung und besserer Routenwahl auch in Alaska entspanntere Touren möglich sind als das was ich mir angetan habe. Grundsätzlich ist aber die Brooks Range natürlich meist keine allzuleichte Wandergegend, so wie auch Lappland oftmals sehr anspruchsvoll ist. Allerdings hatte ich schon den Eindruck, dass zum Einen der Wald dichter war als ich es aus Lappland kannte (vor allem was die Sträucher im Uferbereich von Bächen angeht) und zum anderen auch die Tundra generell sumpfiger war. Ein Ranger im National Park Visitor Center in Coldfoot hat mir auf der Rückreise erklärt, dass durch das kontinentale Klima Nordalaskas die Permafrost Schicht weniger tief sitzt als in Nordskandinavien und folglich der Boden weniger Wasser aufnehmen kann und daher schneller sumpfig wird.

                                                                            Allerdings war der Hauptgrund weswegen ich nicht schon vorher mal in Alaska war schlichtweg das Geld und auch die Zeit. Zugetraut (in Punkto Bären) hab ich es mir schon seit einigen Jahren und die Lust war auch vorhanden. Es ließ sich leider nur nicht konkret umsetzten. Aber Pielinnen hat es gut auf den Punkt gebracht. Der Grund warum ich mir überhaupt erst die Brooks Range ausgesucht habe war, dass die Landschaft meist so aussieht wie in Lappland. Oder wie ein Kumpel von mir mal meinte "Sieht ja aus wie Sarek...auf Steroide".

                                                                            Zur Sache noch mit den Bärentonnen: Offiziell sind sie im Gates of the Arctic Nationalpark vorgeschrieben. Aber wie Sebastianos schon berichtete, es wird nicht unbedingt kontrolliert und es sind keine Permits daran geknüpft. Ich hatte mich jetzt diesmal halt sehr pflichtbewusst daran gehalten und mich im Nachhinein drüber geärgert. In dem Zusammenhang fand ich den Ratschlag von BigKahuna mit den Loksaks sehr hilfreich. Die kannte ich vorher noch nicht. Wenn die wirklich komplett geruchsdicht sind (ich muss mich da nochmal besser schlau machen) dann besteht ja auch keine Gefahr, dass man damit Bären anlockt und somit in Problembären verwandelt. Eventuell würde ich das dann noch mit nem Ursack kombinieren, aber es ist sicherlich schonmal hilfreich da ein paar Alternativen zu kennen mit denen der Rucksack deutlich komfortabler wird.

                                                                            Zitat von Hapi Beitrag anzeigen
                                                                            Mit 40kg solo durch die Wildnis... Hut ab! 'n bissel crazy muss man da schon sein...
                                                                            Ähmm, hüstel... Ich werd dann mal versuchen zum Wochenende hin wieder ne kleine Fortsetzung zu schreiben.

                                                                            Kommentar


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                                                                              Alter Hase
                                                                              • 30.05.2007
                                                                              • 3996
                                                                              • Privat


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                                                                              AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                              Erstmal meinen Respekt. Ich träume ja auch seit langem von ner Tour in Alaska, aber mit Kind undKegel passt es halt z.Zt nicht.

                                                                              Bitte schreib bald weiter!
                                                                              So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                              A. v. Humboldt.

                                                                              Kommentar


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                                                                                Fuchs
                                                                                • 10.06.2004
                                                                                • 1232
                                                                                • Privat


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                                                                                AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                Tag 6 (04.08.)
                                                                                Einen kleinen Vorteil hatte die ganze Geschichte mit der Kamera: Ich hab sehr erholsam geschlafen, weil ich einfach fertig war und keinen Antrieb hatte. Morgens weckte mich dann einladendes Sommerwetter. Gut für Fotos, haha… Ich trödelte extrem lange rum und überlegte was ich tun sollte. Wie sollte es jetzt weitergehen? Ich dachte ernsthaft darüber nach wieder zurück nach Wiseman zu laufen, dann am Dalton Highway nach Fairbanks zu trampen, mir dort ne Kamera zu kaufen (oder zumindest ein Handy USB-Kabel) und anschließend mit der restlichen Zeit noch ne kleine Tour im Detail Nationalpark oder sonst wo zu machen.

                                                                                Letztendlich verwarf ich den Gedanken aber. Erstmal hatte ich keine Lust das ganze Stück wieder zurück zu laufen (ich wusste ja wie anstrengend das werden würde) und außerdem hätte es mich sicherlich 5 bis 6 Tage gekostet, bis ich dann überhaupt wieder hätte loswandern können. Somit wären dann vielleicht noch maximal 8-9 Tage zum Wandern übrig geblieben. An die zusätzlichen Kosten die dabei anfallen würden wollte ich gar nicht denken. Die Tour war so schon teuer genug. Außerdem widersprach mir auch der Gedanke umzukehren und damit quasi aufzugeben zutiefst. Das kam mir irgendwie falsch vor. Allerdings erwischte ich mich dabei, wie ich insgeheim hoffte mich irgendwie leicht zu verletzten. Natürlich jetzt nichts lebensbedrohliches, aber kritisch genug um guten Gewissens mit meinem SPOT ein SOS Signal rauszuschicken um mich ausfliegen zu lassen. Ziemlich idiotischer Gedanke, der aber ganz gut meine etwas verzweifelte Stimmung widergespiegelt hat.


                                                                                Ach wenn meine Stimmung doch nur so wie das Wetter gewesen wäre...

                                                                                Also was blieb mir noch übrig? Eigentlich nur weitermachen wie bisher. Somit entschied ich mich meine Tour in deutlich abgespeckter Weise weiterzulaufen. Das bedeutete, dass ich die geplanten Passüberquerungen (und auch Bergbesteigungen) rauslassen würde und stattdessen in der kurz möglichsten Variante einfach im Wesentlichen dem Verlauf der wichtigsten Flüsse folgen wollte. Dies würde eine Kürzung von sicherlich 50 km mit sich bringen. Aber wenn ich mich bei dieser Schinderei eh schon nicht mit coolen Fotos belohnen konnte, dann wollte ich es auch nicht einsehen mich mehr anzustrengen als nur irgendwie nötig. So würde die Tour dank vieler Pausen und entspannter Tagesetappen hoffentlich wenigstens einigermaßen gemütlich werden. Das schöne Sommerwetter lud eh grad dazu ein.

                                                                                So machte ich mich dann also mäßig motiviert gegen 11.30 Uhr aufn Weg. Ich lief nun den Swede-Creek weiter hoch und machte alle 20-30 Minuten längere Pausen. Hab somit bewusst getrödelt. Die Hänge wurden etwas sanfter und der Wald weniger dicht. Recht ansehnlich insgesamt. Gegen 2 Uhr versickerte dann der Swede Creek und ich machte an seiner letzten Wasserstelle für 1 ¼ Stunden Mittagspause.

                                                                                Anschließen ging es durch buschiges Dickicht und weichen-moosigen Boden zur Passhöhe hinauf. War sehr anstrengend voranzukommen. Zusätzlich hat mich das warme Wetter echt ins Schwitzen gebracht (der schwere Rucksack tat sein Übriges). Kurz hinter der Passhöhe machte ich dann wieder eine längere Pause. Ich war wieder ziemlich gut abgekämpft, aber immerhin hatte ich hier einen recht coolen Ausblick in nordöstlicher Richtung wo sich einige kahle Bergspitzen erhoben. Das hat doch trotz aller Anstrengung eine einigermaßen motivationsfördernde Wirkung auf mich gehabt.


                                                                                Blick vom Pass Richtung Nordwesten

                                                                                Anschließend ging es dann wieder bergab, wo ich kurze Zeit später auf den Willow Creek stoßen sollte. Nach einem kurzen steilen Abstieg am Hang wurde das Gelände moderater und es ging wieder durch recht dichten Wald. Gegen 17.20 Uhr fand ich dann ne einigermaßen taugliche Lichtung und stellte dort mein Zelt auf. Endlich konnte ich im Bach mal meine Wäsche und auch mich selbst waschen. Das tat echt gut. Anschließend habe ich gemütlich rumgechillt. War richtig idyllisch hier. Einen kleinen Vorteil hatte die Sache mit der Kamera immerhin. Und zwar hatte ich jetzt nicht mehr diesen Druck verspürt noch möglichst viele schöne Fotos machen zu müssen. Stattdessen konnte ich jetzt einfach gemütlich rumsitzen. Außerdem habe ich nun zum ersten Mal überhaupt auf einer Tour handschriftliche Notizen angefertigt. Jetzt wo ich kaum noch Bilder machen konnte wollte ich ja irgendwie meine Erinnerungen festhalten. Somit eine interessante neue Erfahrung für mich (ich hätte dennoch liebend gerne getauscht).


                                                                                Campstelle am Willow Creek

                                                                                Als ich dann abends am Bachufer grade mein Wasser fürs Abendbrot kochen wollte, hörte ich auf einmal ein platschendes Geräusch. Ich blickte hoch und sah wie ca. 20 m von mir entfernt ein Grizzly seitlich aus dem Gebüsch und in den Bach gelatscht kam. „Oh scheiße ein Bär“, dachte ich nur, damit hätte echt nicht gerechnet. Wo kam der denn jetzt her? Sofort griff ich mein Bärenspray, richtete mich auf und begann ruhig mit dem Bären zu reden (streng nach Lehrbuch also). Der Bär stellte sich einmal kurz auf die Hinterbeine und trottete dann gemächlich weiter durch den Fluss, verschwand aber nicht. Ich redete nochmal mit ihm, er drehte sich wieder zu mir um, platsche nochmal mit der Vorderpfote demonstrativ ins Wasser und verschwand dann anschließend recht unaufgeregt auf der anderen Uferseite im Gebüsch.

                                                                                Wow, ich war ganz hin und weg. Klar stand ich unter Anspannung, zumal ich nicht damit gerechnet hätte aus so kurzer Distanz nem Bären zu begegnen. Die Begegnung war somit sehr überraschend für mich. Aber irgendwie war es auch extrem beeindruckend. Der Bär wirkte jetzt nicht bedrohlich auf mich und machte einen recht entspannten Eindruck. Er schien allerhöchstens etwas unerfreut darüber, dass ich mich hier aufhielt, aber gleichzeitig zollte er mir Respekt, indem er mir dann meinen Freiraum gelassen hat. Eine wirklich tolle Erfahrung. Jetzt fühlte mich, als sei ich erst so richtig in Alaska angekommen, immerhin gehören diese Viecher nunmal einfach dazu. Mit der Zeit sank dann die Anspannung und die Zufriedenheit nahm Überhand. Zu gerne hätte ich nur ein paar Fotos davon gemacht.

                                                                                Kommentar


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                                                                                  Fuchs
                                                                                  • 10.06.2004
                                                                                  • 1232
                                                                                  • Privat


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                                                                                  AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                  Tag 7 (05.08.)
                                                                                  Heute hab ich wieder extrem lange getrödelt und bin erst gegen 11.30 Uhr bei schönem kurze-Hose-Wetter aufgebrochen. Ich hatte ja Zeit. Gemütlich ging es nun größtenteils im Bachbett vom Willow Creek stetig herab. Zwei Stunden später erreichte ich dann den Clear River. Hier hatte das gemütliche Laufen leider ein Ende. Der Clear River wurde teilweise von extrem steilen Hängen flankiert, so dass ich nicht mehr direkt am Ufer laufen konnte. Stattdessen durfte ich jetzt schöne Umwege einlegen, was bedeutete, dass ich mich für mehrere 100 Höhenmeter am steilen und dicht bewachsenen Hang hochquälen durfte. Fuck war das kack anstrengend. Aber irgendwie war ich in so ner gewissen Scheiß-egal Stimmung, so dass ich einfach die Zähne zusammengebissen habe und fertig.


                                                                                  Clear River, Blick nach Norden



                                                                                  Clear River, Blick nach Süden

                                                                                  Weiter oben hatte ich dann immerhin einen ganz netten Ausblick. Aber lieber hätte ich mir die ganze Schinderei erspart. Kurze Zeit später ging es auch wieder abwärts zum Ufer runter. Generell war die Uferumgebung mal wieder mit extremen Dickicht oder Wald bewachsen oder alternativ mit etwas offenem Strauchland wo dafür der Boden extrem weich war und oft auch Tussocks lauerten.

                                                                                  Sobald es ging lief ich wieder ans Ufer zurück und beschloss direkt im Flussbett zu laufen und dann, ähnlich wie beim Glacier River, lieber von Ufer zu Ufer zu furten, anstatt an einer Uferseite erneut riesige schweißtreibende Umwege in Kauf zu nehmen. Teilweise lief ich grad mal 5 Minuten an einer Uferseite, wechselte dann in Crocs das Ufer, trocknete für 15 Minuten meine Füße (inklusive Pause), lief weiter, nur um kurze Zeit später wieder zu furten. Wirklich schnell kam ich so natürlich nicht voran, aber es war immer noch allemal besser und entspannter als die andere Variante (zumal die Umwege teilweise echt heftig gewesen wären). Und auch wenn es zwischenzeitlich etwas wolkiger wurde, spielte das Wetter doch gut mit, so dass es insgesamt ein recht entspanntes Wandern war (dafür habe ich heute auch nur ca. 8,5 km geschafft ).

                                                                                  Gegen 19 Uhr hab ich dann auf ner Flussbank mein Zelt aufgestellt und mich den abendlichen Verpflichtungen gewidmet. Beim Kochen probierte ich es mal aus das Benzin mit etwas Wasser zu verdünnen, so dass die Flamme nicht ganz so stark war. Das ging zwar prinzipiell ganz gut, führte aber dazu, dass es eine halbe Ewigkeit braucht bis das Wasser endlich kochte und ich dann Essen konnte. Naja, ich hatte ja eh nichts anderes zu tun. Abendliche Fotosessions, verbunden mit kleinen Spaziergängen (wie bei früheren Touren) fielen ja eh flach. Ich fühlte mich insgesamt recht fit und schien mich so langsam mit meiner kaputten Kamera abzufinden. Ich war vorsichtig optimistisch, dass die Tour doch noch ganz angenehm werden würde und ich zumindest den Umständen entsprechend meinen Spaß haben würde.


                                                                                  Zeltplatz am Clear River


                                                                                  Leider hab ich kein Bild wo man mal die richtig heftigen Uferhänge sehen konnte. Hier schaut das ja einigermaßen moderat aus.

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    Fuchs
                                                                                    • 10.06.2004
                                                                                    • 1232
                                                                                    • Privat


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                                                                                    AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                    Tag 8 (06.08.)
                                                                                    Heute war, wie gestern schon, wieder schönes Wetter, langes Trödeln und Aufbruch gegen 11.30 Uhr angesagt. Nach einem kurzen Abschnitt am Clear River (ca. 1,5 km) bog ich dann in nördlicher Richtung in ein Seitental ab. Ich folgte nun dem Lauf eines kleinen namenlosen Baches der östlich vom Moving Mountain lag.

                                                                                    Hier wurde es dann richtig widerlich. Die Uferhänge waren recht steil und extrem dicht bewachsen. Mit etwas Glück konnte ich hin und wieder direkt im Bachbett laufen, aber meist war dort zu viel Wasser, so dass ich mich schön durch den Wald schlagen dufte. Das war echt einfach nur super nerviger Scheiß. Der Rucksack drückte (mal wieder), die Sonne ließ mich schwitzen und die Kräfte schwanden zunehmend weil es einfach nur megaanstrengend war mich durch die dichtbewachsenen Hänge und das ganze Gestrüpp vorzukämpfen. Bääähhh...


                                                                                    Also das ist doch wirklich zum Aus-der-Haut-fahren.


                                                                                    Selten gab es mal kleine offene Flächen. Hier hab ich dann Mittagspause gemacht.

                                                                                    Weiter oben lichtete sich der Wald dann zunehmend und die Landschaft wurde offener. Das bedeute nun aber nicht, wie in Lappland, gemütliche und leicht zu wandernde Fjäll-Landschaft, sondern weicher Boden, Beckenhohe Sträucher und haufenweise Tussocks. Oh Mann, was hab ich mir da nur für ne beschissene Gegend ausgesucht. Die Landschaft selbst war ja durchaus ganz ansehnlich, nur ohne mich für die ganze Anstrengung wenigstens mit paar schönen Fotos belohnen zu können, ging dieser positive Effekt fast gänzlich verloren.

                                                                                    Gegen 17 Uhr machte ich in einem kleinen Waldabschnitt Pause. Hier floss ein Bach und der Boden war einigermaßen eben und fest. Ich hätte hier gut zelten können. Dummerweise entschied ich mich fürs Weitergehen. Somit ging es nun mühsam weiter durch die nervige Tussock/Buschlandschaft. Mein eigentliches Ziel, ein kleiner namenloser See nordöstlich vom Moving Mountain, stellte sich dann als große Enttäuschung raus. Das direkte Ufer war zu sumpfig und weiter weg boten die Tussocks und das ganze Gestrüpp keine Chance aufn halbwegs vernünftigen Zeltplatz. Ätzend. Also bin ich zwangsläufig weiter gegangen, bis ich dann gegen 19.30 Uhr an einem kleinen Bach mit Mühe und Not (und sehr viel Toleranz) endlich eine einigermaßen brauchbare Zeltstelle gefunden habe.


                                                                                    Der besagte See. Ein Zeltplatz ließ sich hier beim besten Willen nicht finden.


                                                                                    Blick nach Nordwesten. Die hohen Berge im Hintergrund sahen recht beeindruckend aus. Die ganze Vegetation vor mir hingegen war leider weniger schön anzusehen.

                                                                                    Die Aussicht von hier war schon durchaus nett. Bis zu 1800 m hohe Berge erhoben sich in nicht allzu weiter Ferne. Dort wollte ich dann auch morgen hin. Unter normalen Bedingungen hätte ich mich jetzt wahrscheinlich ziemlich gefreut, etliche Bilder gemacht und einfach nur den Abend genossen. Tatsächlich war ich aber einfach nur abgekämpft und lustlos und konnte somit der Landschaft nicht allzu viel abgewinnen. Fotos konnte ich jetzt eh nicht machen und anstatt die schönen Berge zu bewundern, kreiste mein Blick eher um die ganze Vegetation und das nervige Terrain was vor mir lag und ebenso viel "Spaß" versprach wie heute schon. Nicht mal 10 km habe ich heute geschafft und war trotzdem einfach nur tierisch kaputt, geschlaucht und desillusioniert. So hab ich mir das ganze irgendwie nicht vorgestellt.

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      • 18.06.2014
                                                                                      • 1591
                                                                                      • Privat


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                                                                                      AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                      Oh je, wenn einmal der Wurm drin ist...
                                                                                      Ich kriege beim Lesen ein bisschen den Eindruck, dass Du da auch in eine gewisse Negativschleife geraten bist. Ist ja auch sehr viel schief gelaufen und einige Dinge dabei, die vielleicht objektiv gar nicht so schlimm, aber unterwegs doch dauerhaft nervig und zermürbend sind. Vor allem das zähe Vorankommen stelle ich mir ätzend vor, aber auch der Benzinkocher vermiest sicher immer wieder aufs neue die Laune. Wenn man dann schon schlecht drauf ist, kann einen nicht mal mehr der Grizzly richtig rausholen, über den hättest Du doch eigentlich laut und lange jubeln müssen.

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        Erfahren
                                                                                        • 22.09.2015
                                                                                        • 426
                                                                                        • Privat


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                                                                                        AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                        Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                        Tag 6 (04.08.)
                                                                                        Als ich dann abends am Bachufer grade mein Wasser fürs Abendbrot kochen wollte, hörte ich auf einmal ein platschendes Geräusch. Ich blickte hoch und sah wie ca. 20 m von mir entfernt ein Grizzly seitlich aus dem Gebüsch und in den Bach gelatscht kam. „Oh scheiße ein Bär“, dachte ich nur, damit hätte echt nicht gerechnet. Wo kam der denn jetzt her? Sofort griff ich mein Bärenspray, richtete mich auf und begann ruhig mit dem Bären zu reden (streng nach Lehrbuch also). Der Bär stellte sich einmal kurz auf die Hinterbeine und trottete dann gemächlich weiter durch den Fluss, verschwand aber nicht. Ich redete nochmal mit ihm, er drehte sich wieder zu mir um, platsche nochmal mit der Vorderpfote demonstrativ ins Wasser und verschwand dann anschließend recht unaufgeregt auf der anderen Uferseite im Gebüsch.

                                                                                        Wow, ich war ganz hin und weg. Klar stand ich unter Anspannung, zumal ich nicht damit gerechnet hätte aus so kurzer Distanz nem Bären zu begegnen. Die Begegnung war somit sehr überraschend für mich. Aber irgendwie war es auch extrem beeindruckend. Der Bär wirkte jetzt nicht bedrohlich auf mich und machte einen recht entspannten Eindruck. Er schien allerhöchstens etwas unerfreut darüber, dass ich mich hier aufhielt, aber gleichzeitig zollte er mir Respekt, indem er mir dann meinen Freiraum gelassen hat. Eine wirklich tolle Erfahrung. Jetzt fühlte mich, als sei ich erst so richtig in Alaska angekommen, immerhin gehören diese Viecher nunmal einfach dazu. Mit der Zeit sank dann die Anspannung und die Zufriedenheit nahm Überhand. Zu gerne hätte ich nur ein paar Fotos davon gemacht.
                                                                                        Herrje, Meister Petz gab sich die Ehre... Auf der einen Seite sicherlich ein ganz besonderer Moment, andererseits könnte ich da in so einem kleinen Zeltchen nicht so wirklich entspannt schlafen. Vielleicht hätte ich den Film "Backcountry" nicht sehen sollen
                                                                                        Look deep into nature and you will understand everything better (A. Einstein)

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          Fuchs
                                                                                          • 10.06.2004
                                                                                          • 1232
                                                                                          • Privat


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                                                                                          AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                          Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                                                                          Oh je, wenn einmal der Wurm drin ist...
                                                                                          Ich kriege beim Lesen ein bisschen den Eindruck, dass Du da auch in eine gewisse Negativschleife geraten bist. Ist ja auch sehr viel schief gelaufen und einige Dinge dabei, die vielleicht objektiv gar nicht so schlimm, aber unterwegs doch dauerhaft nervig und zermürbend sind. Vor allem das zähe Vorankommen stelle ich mir ätzend vor, aber auch der Benzinkocher vermiest sicher immer wieder aufs neue die Laune. Wenn man dann schon schlecht drauf ist, kann einen nicht mal mehr der Grizzly richtig rausholen, über den hättest Du doch eigentlich laut und lange jubeln müssen.
                                                                                          Den Eindruck bekommst Du völlig zu recht. Wenn erstmal so richtig der Wurm drin ist, geht gefühlt dann alles schief. Ich frag mich immer noch wie ich die Tour wohl mit funktionierender Kamera erlebt hätte. Aber davon abgesehen finde ich doch schon, dass ich meine Freude über den Grizzly recht deutlich hervorgehoben habe.

                                                                                          Zitat von Hapi Beitrag anzeigen
                                                                                          Herrje, Meister Petz gab sich die Ehre... Auf der einen Seite sicherlich ein ganz besonderer Moment, andererseits könnte ich da in so einem kleinen Zeltchen nicht so wirklich entspannt schlafen. Vielleicht hätte ich den Film "Backcountry" nicht sehen sollen
                                                                                          Den Film hab ich auch schon gesehen. Zum Glück erst nach der Tour. Lustigerweise hatte ich vor der Tour auch immer so ein bisschen Angst wie es wohl wäre abends nen Bären am Zeltplatz zu begegnen und sich dann mit dem Wissen pennen zu legen, dass da noch so ein pelziger Fettsack rumlaufen könnte. Interessanterweise hab ich es dann gar nicht als so schlimm empfunden. Nachdem der Bär sich verzogen hat, war ich mir ziemlich sicher, dass er nicht mehr widerkommt. Er hat gesehen, dass ich mich hier aufhielt und ist mir dann ausm Weg gegangen. Da die Viecher nicht ganz blöd sind, bin ich davon ausgegangen, dass er schlau genug war meine Nähe zu meiden. Aber ein bisschen aufmerksam war ich an dem Abend natürlich schon. Es hat mir allerdings auch unheimlich geholfen, dass ich im Voraus sehr viel über Bären gelesen habe und somit ein recht gutes theoretisches Grundwissen zum Bewerten von deren Verhalten hatte.

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            Alter Hase
                                                                                            • 30.05.2007
                                                                                            • 3996
                                                                                            • Privat


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                                                                                            AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                            Juhu es geht weiter, vielen Dank!
                                                                                            So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                                            A. v. Humboldt.

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              Fuchs
                                                                                              • 30.05.2009
                                                                                              • 1197
                                                                                              • Privat


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                                                                                              AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                              Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                              Einen kleinen Vorteil hatte die Sache mit der Kamera immerhin. Und zwar hatte ich jetzt nicht mehr diesen Druck verspürt noch möglichst viele schöne Fotos machen zu müssen. Stattdessen konnte ich jetzt einfach gemütlich rumsitzen. Außerdem....
                                                                                              Schade, dass du diesen Gedanken offenbar nicht ganz umsetzen konntest.
                                                                                              Worte sagen mehr als 1000 Bilder.
                                                                                              Nochmal: Sehr, sehr schöner Bericht.

                                                                                              Kommentar


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                                                                                                Erfahren
                                                                                                • 01.02.2012
                                                                                                • 211
                                                                                                • Privat


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                                                                                                AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                Hallo Mortias,
                                                                                                auch wenn ich dir wirklich eine angenehmere Reise, bei der du zu einem erfreulicheren eigenen Feedback gekommen wärst, gewünscht hätte......aus Sicht des interessierten Lesers, der sich auch gerne von einem schönen Bericht inspirieren läßt (bin gerade am Planen unserer Lapplandtour und habe mir Anregungen aus deinem Südlicher Sarek und südlich...geholt), muß ich sagen, ist es ein sehr spannender und toller Reisebericht.

                                                                                                Danke dafür!

                                                                                                Viele Grüße aus Nürnberg.
                                                                                                Horst

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  Alter Hase
                                                                                                  • 10.06.2007
                                                                                                  • 4715
                                                                                                  • Privat


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                                                                                                  AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                  "Die Landschaft selbst war ja durchaus ganz ansehnlich, nur ohne mich für die ganze Anstrengung
                                                                                                  wenigstens mit paar schönen Fotos belohnen zu können, ging dieser positive Effekt fast gänzlich verloren..."

                                                                                                  Denke über deine Motivation nach. Es geht dir nicht mehr um den Augenblick?


                                                                                                  Thomas

                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                    GELÖSCHT
                                                                                                    Dauerbesucher
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                                                                                                    • 764
                                                                                                    • Privat


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                                                                                                    AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                    Hier auch mein Senf, erst einmal ein toller Bericht, wo Du offen über Deine gemachten Fehler und die Konsequenzen schreibst. Das machen sicher die wenigsten und schreiben nur über die schönen und richtigen Dinge. Bin gespannt wie Du Dich weiter tapfer schlägst. Kann durchaus auch Deinen Frust ein wenig nachvollziehen. Uns haben Sie bei der Ankunft auf Hawaii das ganze Kocher- und Topfset entnommen. Ich war so gefrustet, dass ich mir erst einmal an beiden Händen die Nägel runtergekaut hatte, weil ich dachte, dass der Urlaub nun gelaufen sei . Aber irgendwann ging es dann doch weiter und der Urlaub wurde später noch schön genug um sich gern daran zu erinnern.

                                                                                                    Seitdem Dir Deine Kamera kaputt gegangen war, schreibst Du immer wieder über diesen Verlust, der sicherlich schwer war. Aber genau ab diesem Zeitpunkt hättest Du Deine Umgebung mit dem Auge aufsaugen müssen (Du hattest ja nun mehr Zeit ), denn die Tour hast Du sicherlich nicht für ODS, sondern für Dich gemacht. Dass Du fortan nun Deine Erinnerungen in mehr Schrift als Bild mit uns teilst, tut Deinen Bericht in keiner Weise weh. Also fein weitermachen

                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                      Fuchs
                                                                                                      • 10.06.2004
                                                                                                      • 1232
                                                                                                      • Privat


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                                                                                                      AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                      Zitat von atlinblau Beitrag anzeigen
                                                                                                      Denke über deine Motivation nach. Es geht dir nicht mehr um den Augenblick?
                                                                                                      Zitat von elbspitze Beitrag anzeigen
                                                                                                      Seitdem Dir Deine Kamera kaputt gegangen war, schreibst Du immer wieder über diesen Verlust, der sicherlich schwer war. Aber genau ab diesem Zeitpunkt hättest Du Deine Umgebung mit dem Auge aufsaugen müssen (Du hattest ja nun mehr Zeit ), denn die Tour hast Du sicherlich nicht für ODS, sondern für Dich gemacht.
                                                                                                      Das ist meines Erachtens ganz klar Typsache. Ein guter Freund von mir geht hin und wieder auch gerne mal in Lappland wandern, macht sich aber nicht allzuviel aus Fotos. Ihn hätte der Verlust der Kamera somit nicht sonderlich schwer getroffen. Andere nehmen über 5 kg Fotoausrüstung auf so eine Tour mit und haben einen Mordspaß daran wunderschöne professionelle Fotos zu machen. Hierzu zähle ich mich mit meiner kleinen Kompaktkamera zwar nicht (streng genommen drücke ich schließlich nur den Auslöseknopf der Kamera), aber auch mir macht es tierisch Spaß möglichst viele Aufnahmen von der durchwanderten Landschaft zu machen. Das gehört bei mir zur Tour und zum Gesamtvergnügen einfach dazu.

                                                                                                      Genauso macht es mir dann Spaß die Bilder zu Hause in Ruhe anzuschauen und nochmal die Erinnerungen zu durchleben. Wenn das aus technischen Gründen nicht möglich ist, habe ich einfach das Gefühl, dass mir bei der Tour buchstäblich etwas fehlt, zumal eine Erinnerung im Kopf mit der Zeit meist doch stärker verblasst und sich verfälscht als es bei einer digitalen Bilddatei der Fall ist. Ist dann auch noch das Wandern generell sehr beschwerlich, fällt es mir auch nicht gerade besonders leicht die Umgebung mit dem Auge aufzusaugen und zu genießen (und somit die Erinnerung gut zu konservieren). Mein Fokus ist dann eher aufs Vorankommen gelegt und die Landschaft wird eher beiläufig wahrgenommen bzw. ich nehme eher die unangenehmen Sachen wahr wie beispielsweise das fiese Dickickt. Besonders in solchen Fällen bedeuted es mir sehr viel, wenn ich mir dann gemütlich am PC nochmal die Bilder in aller Ruhe anschauen kann um nochmal die ganze Landschaft aus einem "entspannteren Blickwinkel" zu betrachten.

                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                        Lebt im Forum
                                                                                                        • 15.09.2011
                                                                                                        • 5177
                                                                                                        • Privat


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                                                                                                        AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                        OT: Das ist der Grund, weshalb ich die Kamera oft zu Hause lasse (hab eh nur eine für Arme ). Ist sie gar nicht erst dabei, vermisse ich sie kaum und bin viel mehr im Hier und Jetzt.
                                                                                                        Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                          Freak

                                                                                                          Liebt das Forum
                                                                                                          • 21.01.2008
                                                                                                          • 11979
                                                                                                          • Privat


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                                                                                                          AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                          Wobei Du ja immerhin noch die Kompaktkamera hattest - in meinem Fall war wirklich komplett Schluß.

                                                                                                          Bei allem "warum macht sich so abhängig von einem technischen Gerät, ist man so perfektionistisch etc...-Gedanken". In meiner Erinnerung sind andere Touren auch einfach präsenter, weil da Fotos zum Erinnern da sind. So gesehen hätte die Kompakte vielleicht etwas geholfen.

                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                            Fuchs
                                                                                                            • 30.05.2009
                                                                                                            • 1197
                                                                                                            • Privat


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                                                                                                            AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                            Das ist natürlich schon sehr ärgerlich mit der Kamera. Aber es kann ja immer mal etwas kaputt gehen. Besser die Kamera als das Zelt oder gar die Schuhe.

                                                                                                            Vielleicht (be-)schreibst du etwas mehr und genauer, um die Erinnerungen zu behalten und wir schön mitlesen dürfen. (Ich z.B. schalte wieder ein auch wenn die Bilder fehlen)

                                                                                                            Viel Spaß weiterhin und vergiss die Kamera (bleibt dir ja sowieso nichts anderes übrig).

                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                              Alter Hase
                                                                                                              • 23.06.2011
                                                                                                              • 3083
                                                                                                              • Privat


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                                                                                                              AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                              da kann ich mich nur anschliessen.

                                                                                                              meistens nehme ich bewusst keine kamera mit.
                                                                                                              das hat den neben dem "zeitgewinn" den schönen effekt, dass ich viel entspannter zum schauen komme und meine inneren bilder länger anhalten.
                                                                                                              wenn ich anfange zu fotografieren artet dies meist in arbeit aus. dies geht auf kosten einer gewissen innerlichkeit die sich ohne knipse, mit der zeit von selbst einstellt. darauf würde ich nur ungern verzichten.

                                                                                                              was die dokumentation angeht, reicht meiner meinung nach meist ein simples handyfoto. ein bergführer sagte einmal zu mir: "berge sehen eh überall gleich aus".

                                                                                                              ich denke, der knackpunkt in deiner gefühlten negativschleife liegt in der traglast.
                                                                                                              ein anspruchsvoller weg, eine ungewöhnliche landschaft oder ungeplante umwege können spaß machen, wenn man nicht gerade 30 + kg auf dem rücken hat.

                                                                                                              hier würde ich in zukunft ansetzen und es mir leichter machen. ich glaube im detail könntest du bei deiner targlast mächtig abspecken.
                                                                                                              zb. ist mir aufgefallen, dass du prima mit einem hobo hättest kochen können. … und schwupps wärst du einige gramm leichter unterwegs, und dein benzin-desaster los gewesen.

                                                                                                              ... ich bin gespannt wie es weitergeht!
                                                                                                              https://www.wildoor.de/

                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                Fuchs
                                                                                                                • 29.08.2009
                                                                                                                • 1356
                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                                                .....anstatt die schönen Berge zu bewundern, kreiste mein Blick eher um die ganze Vegetation und das nervige Terrain was vor mir lag und ebenso viel "Spaß" versprach wie heute schon. Nicht mal 10 km habe ich heute geschafft und war trotzdem einfach nur tierisch kaputt, geschlaucht und desillusioniert. So hab ich mir das ganze irgendwie nicht vorgestellt.
                                                                                                                Kann ich sehr gut nachvollziehen, meine Begeisterung für bushing hält sich maximal in Grenzen, zum Glück gibt es ja meist irgendwelche Tierpfade, ansonsten finde ich den packrafting Gedanken sehr charmant.
                                                                                                                Man darf wohl gespannt sein auf die nächste Alaskatour???
                                                                                                                Zuletzt geändert von Pielinen; 15.03.2016, 14:51.
                                                                                                                Wer nichts weiß muss alles glauben...

                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                  GELÖSCHT
                                                                                                                  Dauerbesucher
                                                                                                                  • 05.07.2003
                                                                                                                  • 607
                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                  AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                  Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                                                  In dem Zusammenhang fand ich den Ratschlag von BigKahuna mit den Loksaks sehr hilfreich. Die kannte ich vorher noch nicht. Wenn die wirklich komplett geruchsdicht sind (ich muss mich da nochmal besser schlau machen) dann besteht ja auch keine Gefahr, dass man damit Bären anlockt und somit in Problembären verwandelt. Eventuell würde ich das dann noch mit nem Ursack kombinieren, aber es ist sicherlich schonmal hilfreich da ein paar Alternativen zu kennen mit denen der Rucksack deutlich komfortabler wird.
                                                                                                                  Wunder solltest Du von den Loksaks nicht erwarten. Am Ende des Tages handelt es sich um eine recht massive Plastiktüte mit einem massiven Klickverschluss, wie man ihn auch von Gefrierbeuteln kennt. Bei Kälte Verhält sich der Plastikverschluss etwas störrisch und ständiges Um-/Aus-/Verpacken kann auch irgendwann mal zu Löchern an den Knickfalten führen.

                                                                                                                  Ich hatte 2 Loksaks dabei. Einen habe ich für für meinen Müll, Toilettenartikel, etc. und den anderen für Lebensmittel verwendet. Beide habe ich dann in einem wasserdichten Packsack abseits vom Zelt gelagert. Außerdem habe ich in den Loksaks nur verschweißte Lebensmittel aufbewahrt (Mountainhouse, etc.). Ich kenne zwar auch die ganzen Geschichten über den unglaublichen Geruchssinn der Bären, aber ich denke, mit dieser Methode hat man das Risiko, seine Lebensmittel an einen Bären oder andere Tiere zu verlieren, mit zumutbarem Aufwand minimiert.

                                                                                                                  Einheimische gehen dieses Thema in Alaska oftmals wesentlich entspannter an. In der Alaska Range fand ich eine unverschlossene Jagdhütte voller angebrochener Lebensmittel. Den Betreiber der Hütte habe ich einen Tag später im nächsten Tal in seinem Jagdcamp getroffen. Der hat mir auch erzählt, dass er an mehreren markanten Punkten in seinem "Revier" Verpflegungsverstecke für Notfälle eingerichtet hat. Da wird kein großer Aufwand betrieben, weil man davon ausgeht, dass die eingeschweißten Lebensmittel a la Mountainhouse relativ geruchsarm sind.

                                                                                                                  Das Problem besteht im vorliegenden Szenario meines Erachtens nicht darin, dass man mit seinem gelagerten Essen Problembären schafft. Wenn man den üblichen gebührenden Abstand zum Zelt einhält, besteht nicht die Gefahr, dass der Bär seinen Zufallsfund mit dem Menschen in Verbindung bringt. Genau deshalb soll man ja diesen Abstand einhalten. Sowas wie "Menschenessen" kennt ein normaler Bär nicht. Er wird einen herrenlosen Schokoriegel also nicht automatisch dem Meschen zuordnen. Wenn man andere Möglichkeiten hat, dem Bären den Zugriff auf die Lebensmittel zu verweigern, ist dieser Abstand auch nicht notwendig. Schließlich befinden sich die Bear Boxes und Bear Poles auf den Campgrounds auch in unmittelbarer Nähe der Zelte.

                                                                                                                  Problematischer ist in der Wildnis Alaskas der Verlust der Lebensmittel. Anders als in Lappland ist die nächste Hütte oft nicht einen strammen Tagesmarsch entfernt. Und darin besteht auch das Problem mit den Ursacks. Selbst wenn der Bär u.U. nicht an den Inhalt kommt, was auch nicht sicher ist, wird er den Sack voller Lebensmittel einfach im Maul davon tragen. Das geht mit der Bärentonne nicht. Aber 4 Tonnen würde ich trotzdem nicht mitnehmen

                                                                                                                  Etwas Anderes ist der Umgang mit Lebensmitteln auf Campingplätzen, in Ortschaften, etc. Dort ist die unmittelbare Nähe zum Menschen nicht zu vermeiden. Und deshalb wird auch auf den bekannten Trails in den lower 48 oder im Denali NP mit seinen tausenden Besuchern so pedantisch auf "Bärendisziplin" geachtet.

                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                    Fuchs
                                                                                                                    • 10.06.2004
                                                                                                                    • 1232
                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                    #58
                                                                                                                    AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                    Zitat von wilbert Beitrag anzeigen
                                                                                                                    was die dokumentation angeht, reicht meiner meinung nach meist ein simples handyfoto. ein bergführer sagte einmal zu mir: "berge sehen eh überall gleich aus".
                                                                                                                    Also von so einem Bergführer möchte ich mich ja nicht gerne führen lassen. Da klingt ja mal richtig viel Begeisterung und Enthusiasmus mit.

                                                                                                                    Zitat von wilbert Beitrag anzeigen
                                                                                                                    ich denke, der knackpunkt in deiner gefühlten negativschleife liegt in der traglast.
                                                                                                                    ein anspruchsvoller weg, eine ungewöhnliche landschaft oder ungeplante umwege können spaß machen, wenn man nicht gerade 30 + kg auf dem rücken hat.

                                                                                                                    hier würde ich in zukunft ansetzen und es mir leichter machen. ich glaube im detail könntest du bei deiner targlast mächtig abspecken.
                                                                                                                    zb. ist mir aufgefallen, dass du prima mit einem hobo hättest kochen können. … und schwupps wärst du einige gramm leichter unterwegs, und dein benzin-desaster los gewesen.
                                                                                                                    Ja leichter gesagt als getan. Ich würd auch mal behaupten, dass ich aufgrund früherer Touren schon ne gewisse Erfahrung in Punkto Gewichtsoptimierung habe. Nur wenn man für 18 Tage Fressen mitnehmen muss und dazu noch 4 Bärentonnen mit je 1,2 kg Gewicht dabei hat, dann ist es nicht grad einfach das Gewicht enorm zu reduzieren, wenn man nicht gleichzeitig die Ausrüstung komplett aus ultraleicht umstellen möchte. Da hätte der Hobo Kocher auch nicht grad viel gebracht. Brennstoff hätte ich ja trotzdem mitnehmen müssen, weil wenns Holz nass ist oder (wie in der Tundra) gar nicht vorhanden, wäre es sonst ein bisschen blöd gewesen.
                                                                                                                    Sparpotential liegt sicherlich bei den Bärentonnen. Wie BigKahuna schon erwähnte, wäre es sicherlich eine Option die luftdichtverpackten Trekkingmahlzeiten in den Loksak zu verpacken und diesen dann in nem Ursack, Packsack oder whatever zu lagern. Nochmal 4 Bärentonnen werd ich mir sicherlich nicht mehr antun.

                                                                                                                    Und wie gesagt, Gewicht war sicherlich ein wesentlicher Faktor, aber nicht der alleinige. Und was die Kamera angeht, das ist halt echt Typsache. Ich würd beispeilsweise niemals ohne Kamera auf so eine Tour losgehen. Mag sein, dass es anderen so deutlich mehr Spaß macht, aber mir würd dann einfach etwas wesentliches fehlen.

                                                                                                                    Davon abgesehen freut es mich natürlich, so viele interessante Beiträge und Feedback zu lesen. Ich setzt mich dann mal ran, um möglichst heut noch ne Fortsetzung fertig zu schreiben.

                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                      Fuchs
                                                                                                                      • 10.06.2004
                                                                                                                      • 1232
                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                      AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                      Tag 9 (07.08.)
                                                                                                                      Heute wollte ich mir nur eine kurze Etappe gönnen. Somit ging es wieder sehr spät los und dann langsam bergab Richtung North Fork Koyukuk River. Der Untergrund war wie erwartet. Viel Gestrüpp, weicher Boden und Tussocks. Insgesamt also, wie gestern, sehr ätzend und anstrengend. Ich motivierte mich mit der Aussicht, dass wenn ich erstmal den North Fork Koyukuk River erreicht habe, ich das schlimmste sicherlich hinter mir hätte. Dann könnte ich, wie beim Glacier River, schön gemütlich am Flussbett laufen und müsste höchstens mal gelegentlich den Fluss furten. Das würde schon recht angenehm werden. Und ein paar Tage später sollte es dann ja eh in die baumlose Tundra gehen, wo mich dann gar kein Wald oder Gestrüpp mehr erwartet, sondern nur noch angenehme ausgedehnte freie Flächen. Spätestens dann würde das Wandern ein ziemlicher Selbstgänger werden. Jaja, Wunschdenken hilft manchmal mit der Situation besser klarzukommen...

                                                                                                                      Nach ein paar Kilometern Bushwhacking kam ich dann endlich mal zu einer freien Stelle. Hier war der Boden angenehm fest und steinig. Ich setzte meinen Rucksack ab und genoss einen wunderbaren Ausblick auf das Tal des North Fork Koyukuk Rivers. In den diesigen Wolken erkannte ich sogar ansatzweise den Boreal Mountain und Frigid Crags. Als der Naturforscher, Förster und Entdecker Bob Marschall Anfang der 30er Jahre an den North Fork Koyukuk River kam, hat ihn der Anblick dieser beiden Berge so sehr beeindruckt, dass er sie würdevoll als "Gates of the Arctic" bezeichnete. Später wurde dann eine große Gegend der Brooks Range als Nationalpark mit eben diesem Namen ausgewiesen.


                                                                                                                      North Fork Koyukuk River; Blick nach Norden. Ganz schwach lassen sich Boreal Mountain und Frigid Crags erkennen.

                                                                                                                      Auf diesen Anblick habe ich mich schon die ganze Zeit über gefreut. Und jetzt endlich konnte ich hier sitzen und die Landschaft auf mich wirken lassen. Hier machte ich nun länger Pause und verspürte zum ersten Mal auf dieser Tour ein Gefühl von echter tiefer Zufriedenheit und Verbundenheit mit der Natur. Dieser Platz war wirklich wunderschön idyllisch und ich war endlich, zum ersten Mal auf dieser Tour, wirklich sorglos glücklich. Traurig irgendwie nur, dass ich 7 Tage dafür warten musste.


                                                                                                                      North Fork Koyukuk River; Blick nach Westen


                                                                                                                      North Fork Koyukuk River; Blick nach Nordwesten

                                                                                                                      Nachdem ich mich ne knappe Stunde an dem Anblick sattgesehen hatte, ging es nun weiter bergab zum Fluss. Teilweise lief es sich jetzt sogar angenehmer als vorhin und ich war richtig guter Dinge jetzt das schlimmste hinter mir zu haben. Weiter unten trübte sich die Stimmung dann aber wieder etwas. Das Gelände wurde waldiger und ich passierte einige Seitenbäche die von extrem starkem Dickicht bewachsen waren. Als ich dann endlich den North Fork Koyukuk River erreichte, steuerte ich sogleich das vor mir liegende Flussbett an und konnte mit etwas Suchen gegen 19 Uhr mein Zelt aufstellen. Geschafft, ab jetzt sollte es doch eigentlich deutlich besser laufen. Endlich konnte ich mich zuversichtlich schlafen legen.

                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                        Fuchs
                                                                                                                        • 10.06.2004
                                                                                                                        • 1232
                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                        #60
                                                                                                                        AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                        Tag 10 (08.08.)
                                                                                                                        Nachts und am Vormittag hat es leicht geregnet. Beim Aufbruch gegen Viertel vor 12 war es zum Glück wieder trocken. Zum Unglück aber gab es an dieser Uferseite erstmal kein Flussbett zum Laufen, sondern nur Wald. Ein Queren des Flusses war, im Vergleich zum Glacier River, auch nicht ganz so einfach. Möglich wäre es wohl gewesen, aber halt auch kein Selbstgänger. Somit wollte ich von dieser Option nur Gebrauch machen, nur wenn es sich nicht vermeiden ließ. Also hieß es wieder ab durchs Dickicht.


                                                                                                                        Dicht bewachsene Uferlandschaft; © by Sandy Shea
                                                                                                                        Anmerkung: Die Fotos von Sandy zeigen selbstverständlich nicht genau 1:1 die Orte wo ich lang lief. Ebenso war das Wetter nicht identisch. Insgesamt geben seine Fotos aber einen guten Überblick von der Landschaft wieder, die ich durchwandert habe.


                                                                                                                        Das war mal wieder richtig nervig, vor allem weil es viele ca. 2-3 m hohen Sträucher gab, die teilweise extrem dicht wuchsen, so dass ich schön im Zick-Zack gehen musste um ihnen so gut es ging auszuweichen. Da auch noch der Himmel von tiefhängenden Wolken bedeckt war und ich im Wald eh nicht viel gesehen hab, dauerte es nicht lange bis ich komplett die Orientierung verloren hab. Ich schaute aufn Kompass und stellte fest, dass ich mittlerweile wieder ziemlich genau in die falsche Richtung, also wieder zurück, lief. Starke Sache.

                                                                                                                        Am frühen Nachmittag stieß ich dann aber endlich mal auf einen ausgedehnten Flussbett-Abschnitt. Hier gabelte sich der Fluss in viele Seitenbäche auf und ließ und somit große unterspülte Steinflächen zurück. Auf dem Kies und dem sandig-erdigem Boden kam ich nun endlich mal wieder sehr gut voran. Das war zum Laufen recht angenehm und tat auch meiner Motivation sehr gut.


                                                                                                                        Endlich mal wieder raus ausm Wald und angenehmer Untergrund zum Wandern; © by Sandy Shea


                                                                                                                        Ausgedehnter Flussbett Abschnitt; © by Sandy Shea


                                                                                                                        Blick zum Fishless Creek; © by Sandy Shea

                                                                                                                        Gegen 16.15 Uhr endete der Flussbett Abschnitt und ich musste wieder durchs Gebüsch. Gerade als ich in die Büsche getreten bin, hörte ich auf einmal ein Schnaufen und sah in nur ca. 15 m Entfernung einen kleinen Grizzly stehen der mich verwirrt anstarrte. „Oh fuck, wieso steht da jetzt ein Grizzly?“ dachte ich nur. Sonderlich groß war er nicht, eher wie ein zu groß geratener dicker Hund. Dennoch habe ich erstmal einen Riesenschreck bekommen. „Woah, ganz ruhig Bär, ruuuhiiig…“ sagte ich noch und sah wie der Bär sich umdrehte und mit wahnsinniger Geschwindigkeit davon preschte. Alter sind die Viecher schnell. Mit so einem möchte ich mich lieber nicht anlegen. Es wunderte mich nur, dass es überhaupt zu dieser Begegnung kommen konnte. Es wehte kaum Wind, er musste mich also gerochen haben (besonders nach vier Tagen ohne Körperwäsche) und außerdem war ich beim Laufen auch nicht gerade leise. Der Bär hätte also genug Möglichkeiten gehabt sich vorher aus dem Staub zu machen. Ich vermute mal, dass es ein noch etwas jüngerer Bär war, der einfach mal neugierig war und schauen wollte was da wohl für ein Geschöpf angelaufen kam. Aber anscheinend war ich ihm dann doch nicht so sympathisch. Das hat mich persönlich jetzt ja schon ein bisschen in meiner Ehre verletzt...

                                                                                                                        Nachdem ich mich von dem Schreck erholt hatte, ging es nun also wieder durch nervig viel Wald und Dickicht. Das war echt mal nur ätzend gewesen. Wie war das noch mit der (naiven) Hoffnung, dass es alles einfacher werden würde, wenn ich erstmal den North Fork Koyukuk River erreiche???


                                                                                                                        Über zu wenig Wald am Ufer konnte ich mich wahrlich nicht beklagen. © by Sandy Shea

                                                                                                                        Gegen Viertel nach 6 kam ich dann wieder auf ne Flussbank und sah dort grad zwei Männer, die mit Packraft unterwegs waren, pausieren. Wow, meine ersten Menschen die ich auf dieser Tour getroffen habe. Wir haben ein bisschen geschnackt. Sie kamen aus Utah und sind die ersten Tage vom Dalton Highway zur Quelle des North Fork Koyukuk Rivers gewandert wo sie sie dann aufs Boot wechselten. Ich erzählte ihnen von meinem Malheur mit meiner Kamera und sie haben paar Bilder von mir gemacht. Ich gab ihnen meine E-Mail Adresse und sie sicherten mir zu, mir die Bilder zuzuschicken. Coole Sache, das hat mir wieder richtig Motivation gegeben. Zu dem Zeitpunkt wusste ich halt noch nicht, dass sie sich nicht mehr melden würden.


                                                                                                                        Frigid Crags; © by Sandy Shea

                                                                                                                        Kurze Zeit später stellte ich dann am Ende des Kiesabschnittes mein Zelt auf. Ich sah bereits, dass mich morgen zu Beginn erstmal ein dicht-bewachsener Hang erwarten würde. Super, da stieg doch mal die Motivation, grummel grummel. Ich freute mich echt schon darauf in ein paar Tagen endlich die Tundra zu erreichen. Dann sollte der ganze Blödsinn hier ein Ende haben und ich könnte endlich das Wandern wirklich genießen.

                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                          Fuchs
                                                                                                                          • 10.06.2004
                                                                                                                          • 1232
                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                          AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                          Tag 11 (09.08.)
                                                                                                                          Nachts hat‘s angefangen zu regnen. Morgens regnete es weiter und vormittags auch. Die Landschaft hing in einer dichten trüben Wolkensuppe und eine Besserung war nicht in Sicht. Was also tun? Na erstmal abwarten. Da mich eh ein nicht sonderlich einladender Abschnitt durch (nun mittlerweile klitschnasses) Dickicht erwartete, war meine Motivation nicht grade allzu hoch. Oder anders gesagt, ich wollte schon gerne los, aber ich hatte einfach keinen Bock mich bei Dauerregen durch das Dickicht zu wälzen. Das musste einfach nicht sein. Hätte mich offene Tundra und gut zu gehender Boden erwartet, hätte die Sache vielleicht anders ausgesehen.

                                                                                                                          So schlug ich die Zeit im Zelt tot ohne dass es besser wurde. Dies war das erste Mal überhaupt bei einer Tour, dass ich mal nen kompletten Tag im Zelt verbrachte (eine unschöne Premiere). Sonst bin ich immerhin noch am späten Nachmittag losgezogen oder hab ne kleines Tagestour gemacht. Aber sonst waren die Rahmenbedingungen auch einfach mal besser. Wirklich befriedigend war es aber nicht nur untätig im Zelt rumzuliegen. Zum Glück hatte ich immerhin genug zu Lesen dabei und auch ein paar Hörbücher auf meinem MP3 Player.

                                                                                                                          Highlight des Tages war, als ich so gegen 18.30 Uhr auf einmal Pfoten vor meinem Zelt sah und nur dachte „Scheiße wie konnte sich da ein Bär so nah anschleichen“. Nun bei näherem Betrachten waren die Pfoten doch etwas zu klein für nen Bären. Als ich dann ausm Zelt rausguckte, sah ich dann wie ein Hund sich gerade entfernte. Ein Hund??? Was trieb ein Hund hier oben? Und dann sah des Rätsels Lösung wie zwei Leute im Packraft vorbeifuhren, denen der Hund am Ufer folgend hinterherlief. Interessante Variante um seinen Hund auf so ne Bootstour mitzunehmen.

                                                                                                                          Wie auch immer, ich schwor mir, dass ich morgen, komme was wolle, weitergehen würde. Auf noch so einen Tag im Zelt hatte ich absolut keine Lust mehr.

                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                            Fuchs
                                                                                                                            • 10.06.2004
                                                                                                                            • 1232
                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                            AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                            Tag 12 (10.08.)
                                                                                                                            Über Nacht zog Wind auf und es kühlte ab. Zudem regnete es weiter. Vormittags schwächte der Regen aber deutlich ab und ließ dann ganz nach, so dass ich beschloss aufzubrechen. Das war, trotz allem, ein wirklich befreiendes Gefühl. Endlich der Enge des Zeltes entkommen und wieder Bewegung haben. Krass fand ich, dass innerhalb eines Tages der Wasserstand vom Fluss um ca. 10 cm angeschwollen ist. Das Wasser war nun matschig braun und raste mit einer irren Geschwindigkeit dahin. Furten wäre unter diesen Umständen wohl lebensmüde (oder aber zumindest nicht empfehlenswert) gewesen.

                                                                                                                            Nun, mich erwartete jetzt erstmal der angesprochene dicht bewachsene Hang, wo ich wohl oder übel lang musste. Wieder erlebte ich anstrengendstes Bushwhacking. Diesmal waren, dank des Regens, außerdem die Pflanzen alle noch klitschnass. Da haben die Regensachen auch nicht viel geholfen, irgendwann konnte die Feuchtigkeit einfach nicht mehr abgewiesen werden. Ich versuchte möglichst wieder ans Flussufer zu kommen, nur waren auch die Seitenbäche durch den Regen dermaßen angeschwollen, dass ich da nicht rüber kam. So ein Scheiß aber auch. So blieb mir nichts anderes übrig als in den sauren Apfel zu beißen, und weiterhin mich irgendwie durch das nasse Gemisch aus Wald und Gestrüpp durchzukämpfen. Das war mal megaanstrengend und einfach nur frustrierend.


                                                                                                                            Dichter Wald; echt mal nervig. © by Sandy Shea

                                                                                                                            Erst etwa zwei Stunden später hatte ich eine Möglichkeit aus dem ganzen Schlamassel rauszukommen. Total müde, abgekämpft und durchnässt erreichte ich endlich wieder das Kiesufer vom North Fork Koyukuk River. Boah war ich fertig. Jetzt erstmal essen. Gemütlich hinsetzten war aber nicht möglich, da meine nassen Sachen und der kalte Wind sich unbequem ergänzt haben. Ich fühlte mich echt elend, träge und konnte nur noch sehr langsam denken. Waren das schon erste Anzeichen einer beginnenden Unterkühlung? Die Rangerin hatte mich bei der Unterweisung in Fairbanks extra davor gewarnt. Ich wollte es nicht drauf ankommen lassen und war noch geistesgegenwärtig genug um die Klamotten zu wechseln und mir trockene Sachen anzuziehen und ne Mütze aufzusetzen. Nachdem ich dann ein bisschen was gegessen habe (leider blieb es bei dem bisschen, da ich einfach zu wenig Tagesproviant dabei hatte) ging es mir dann wieder etwas besser und ich fühlte die Lebensgeister zurückkehren.


                                                                                                                            Das hier abgebildete Wetter passte soweit ganz gut zu meinen tatsächlichen Bedingungen. © by Sandy Shea

                                                                                                                            Einigermaßen erholt ging ich nun weiter. Leider erwartete mich wieder ein Abschnitt durchs Unterholz. Glücklicherweise war es aber mittlerweile recht trocken alles und es dauerte auch nicht allzu lange, bis ich wieder ans Kiesufer kam. Jetzt lag dankenswerter Weise erstmal ein längerer Abschnitt direkt am Ufer vor mir. Hier gab es zwar einige kleine Seitenbäche und paar Sträucher, aber insgesamt kaum Hindernisse, so das sich gut vorankam. Endlich konnte ich mal wieder meinem entspannten Wanderrhythmus aus vielen Pausen und gemütlichem Laufen frönen. Das tat echt gut. Zwischendurch blieb auch ein bisschen Zeit um die Landschaft zu betrachten.


                                                                                                                            Frigid Crags; © by Sandy Shea

                                                                                                                            Mittlerweile hatte ich den Boreal Mountain und Frigid Crags schon längst hinter mir gelassen. Wenn ich bedenke, dass ich mich im Voraus so sehr auf das Durchschreiten des "Gates of the Arctic" gefreut habe, so schaute dies in der Praxis doch deutlich ernüchternder aus. Ein bisschen wehmütig blickte ich außerdem zum Kachwona Creek, dessen Seitental nördlich von Frigid Crags begann. Ursprünglich hatte ich vorgehabt hier abzubiegen und einen mehrtägigen Abstecher ins Tinayguk Valley zu machen. Diesen Plan hatte ich aber bereits schon vor etlichen Tagen fallen gelassen. Jetzt hätte ich eh nicht mehr genug Zeit dafür gehabt.


                                                                                                                            Frigid Crags von Wolken verdeckt. © by Sandy Shea

                                                                                                                            Ich lief noch weiter bis zum Zusammenfluss des Ernie Creeks und North Fork Koyukuk Rivers. Auf einer Sandbank stellte ich dann gegen 18.20 Uhr mein Zelt auf. Eigentlich wollte ich heute noch den North Fork Koyukuk River durchwaten und am anderen Ufer campen. Mein ursprünglicher Plan sah nämlich vor morgen dem Ernie Creek in nördlicher Richtung zu folgen. Spätestens am Nachmittag würde ich dann die ersehnte offene Tundra erreichen. Je nach Stimmung sollte die weitere Tour dann über den Peregrine Pass ins Oolah Valley führen. Alternativ wäre es aber auch möglich bis zum Ernie Pass zu laufen und dann einen namenlosen Pass beim Limestack Mountain zum Oolah Valley zu nehmen. Grundvoraussetzung dafür war aber, dass ich über diesen blöden Fluss kam. Das Problem war nur, dass der Wasserstand einfach viel zu hoch war. Vor zwei Tagen wäre es noch überhaupt kein Problem gewesen, aber jetzt erschien es mir wie blanker Selbstmord. Mir blieb also nichts anderes übrig als darauf zu hoffen, dass der Fluss über Nacht wundersamer Weise enorm abschwellen würde. Vielleicht würde ja auch der Sommer wieder zurückkehren. Beim Blick auf die wolkenverhangenen Berge, dem Sprühregen und das Thermometer (ca. 6°C) glaubte ich aber nicht wirklich daran.

                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                              • 1591
                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                              AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                              Au Backe, schon wieder ein Grizzly, noch dazu ein junger und nur 15 m!
                                                                                                                              Und schon wieder Bushwacking! Und hohe Wasserstände!
                                                                                                                              Wirklich heftig, Deine Tour, da kann man froh sein, dass Du nur Sachschäden davongetragen hast!
                                                                                                                              Bin gespannt auf die Fortsetzung!

                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                Fuchs
                                                                                                                                • 11.07.2008
                                                                                                                                • 1744
                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                Und, und, und? Wie ging es weiter?

                                                                                                                                Super spannend zu lesen. Finde es bemerkenswert, dass Du trotz allem weiter gehst - 12 Tage sind nicht gerade kurz! Bin mal auf Deinen Fazit am Ende gespannt...
                                                                                                                                Reiseberichte

                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                  Fuchs
                                                                                                                                  • 10.06.2004
                                                                                                                                  • 1232
                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                  Tag 13 (11.08.)
                                                                                                                                  Der Sommer kam, wie erwartet, leider nicht wieder. Dafür gab es in den Bergen Neuschnee. Windig und kalt war es. Es fühlte sich somit eher wie ein Vorbote des Winters an. Ich tat mich wieder schwer mit dem Aufbruch und lief so gegen 12.10 Uhr los. Jetzt hieß es erstmal eine passable Furtstelle finden. An dieser Flussbank gabelte sich der North Fork Koyukuk River in mehrere Seitenarme. Aber leider gab es einen Seitenarm der einfach zuviel Wasser führte. Ein Furten war da einfach nicht möglich. Nach einer knappen Stunde hab ich es aufgegeben. Also wurde es nichts mehr mit Ernie Creek, dem Erreichen der Tundra heute und der geplanten Passüberquerung. Stattdessen blieb mir nichts anderes übrig als weiter dem Tal des North Koyukuk River Richtung Osten zu folgen. Das hieß also wieder durch Wald und Dickicht zu laufen und wohl erst übermorgen die Tundra zu erreichen. Super....


                                                                                                                                  Blick zum Zusammenfluss von Ernie Creek und North Fork Koyukuk River; © by Sandy Shea

                                                                                                                                  Um mir auch gleich eine Freude zu bereiten, musste ich nun erstmal wieder einen längeren Abschnitt am bewaldeten Hang entlang laufen. Nervig fand ich dabei vor allem immer die kleinen Seitenbäche. Dort ging es meist immer paar Meter abwärts und gleichzeitig wuchsen dort extrem viele kleine Büsche dicht beieinander. Mich wunderte es echt, dass meine Ausrüstung nicht irgendwo dabei ein Loch oder nen Riss bekommen hat. Insgesamt war der Wald aber ansonsten nicht ganz so dicht wie an den Vortagen und der Blick auf das vor mir liegende Tal konnte sich sehen lassen.


                                                                                                                                  Blick Richtung Ernie Creek; dort wollte ich eigentlich lang laufen.


                                                                                                                                  Stattdessen musste ich nun durch dieses Tal hier.

                                                                                                                                  Auf einem größeren offenen Uferabschnitt machte ich Mittagspause und sah wie etwas weiter entfernt doch tatsächlich zwei Leute den North Fork Koyukuk River gefurtet haben. Krasse Sache, das hat mich ja schon etwas erstaunt. Ich ging zu ihnen hin und unterhielt mich etwas mit ihnen. Joe und Sandy waren zwei nette ältere Herren (so um die 60) die aber noch unheimlich fit waren. Sie sind vor einigen Tagen am Summit Lake im Oolah Valley gestartet und dann über den Peregrine und anschließend, dem Ernie Creek folgend, hierhergelaufen. Übermorgen erwarteten Sie ein Buschflugzeug am Gates of the Arctic, was ihnen dort ihr Packraft und weiteren Proviant liefern sollte. Und da sie auch grad Mittagspause machten und eh noch genug dabei hatten, teilten sie ihr Essen (Knäcke, Erdnussbutter, Hartkäse etc.) großzügig mit mir. Boah war das lecker. Endlich hatte ich mal wieder das Gefühl halbwegs satt zu sein. Außerdem hatten sie auch Fotos von mir gemacht und Sandy hat mir dann sogar nach der Tour alle seine Bilder per Dropbox Link zugeschickt und mir auch erlaubt sie hier im Bericht zu verwenden. War richtig nett so lange mit denen geschnackt zu haben. Das war echt mal in jeglicher Hinsicht eine sehr schöne und erholsame Pause gewesen.


                                                                                                                                  An ungefähr dieser Stelle haben Joe und Sandy den Fluss gefurtet. © by Sandy Shea


                                                                                                                                  Hier der Beweis, dass ich auch wirklich dort gewesen bin. © by Sandy Shea


                                                                                                                                  Ja war mal wieder ganz nett ein paar Bilder zu bekommen. © by Sandy Shea

                                                                                                                                  Kurz überlegte ich, ob ich nicht auch hier furten solle um doch noch meinen eigentlich Plan zu realisieren, aber auch wenn Joe und Sandy heil durch den Fluss gekommen sind, so war mir das Risiko doch einfach zu groß. Also hieß es weiter wie bisher, was bedeutete, dass ich erstmal wieder am Hang entlang laufen musste. Ich war jetzt aber zumindest deutlich motivierter und das Dickicht war gefühlt auch längst nicht mehr so schlimm. An einer kleinen Waldlichtung machte ich dann später eine längere Pause. Ich lag gemütlich im weichen Moos und genoss den Anblick auf diese raue, wolkenverhangene aber gleichzeitig auch unheimlich schöne Berglandschaft. Endlich hatte ich wieder so einen intensiven Genussmoment wo ich mich einfach nur im Einklang mit der Natur fühlte und alles ganz entspannt auf mich wirken lassen konnte.

                                                                                                                                  Beim Weitergehen fand ich dann viele reife Blaubeeren (lecker ) und abends konnte ich mein Zelt sogar auf einer größeren offenen Wiese aufstellen. Das war das erste Mal auf dieser Tour, dass ich mal auf richtig schönem grasigen Tundraboden zelten konnte. Richtig traumhaft kam mir das vor (was in Lappland sonst meist der Standard für mich gewesen ist). Beim abendlichen Sortieren vom Proviant stellte ich dann leider fest, dass meine Bärenkanister nicht wasserdicht waren. Meine dort verpackten Taschentücher waren komplett durchweicht und die Essenstüten von außen auch etwas nass. Naja, sei’s drum, immerhin konnte ich heute eine verhältnismäßig entspannte (aber mit ca. 5,5 km auch nur sehr kurze) Etappe genießen und hatte jetzt einen Zeltplatz, der schonmal die Vorfreude auf das baldige Erreichen der Tundra geweckt hat.

                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                    Fuchs
                                                                                                                                    • 10.06.2004
                                                                                                                                    • 1232
                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                    AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                                    Tag 14 (12.08)
                                                                                                                                    Über Nacht klarte der Himmel auf und es kühlte auf -5°C ab. Raureif bildete sich auf meinem Zelt und es wurde ziemlich frisch. Dafür wurde ich dann morgens von strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel geweckt. Die gesamte Landschaft sah nun um einiges freundlicher und einladender aus. Das tat richtig gut und hat echt mal die Stimmung gehoben.

                                                                                                                                    Der Tag versprach ganz entspannt zu werden als ich gegen 11.30 Uhr aufbrach. Ich sollte heute zwar weiterhin nur dem North Fork Koyukuk River folgen, doch konnte ich große Abschnitte im Flussbett laufen wo ich leicht und gut vorankam. Hin und wieder ging es etwas beschwerlicher am bewaldeten Ufer entlang oder ich musste kleine Teilflüsse furten, aber insgesamt lief es sich echt mal ganz angenehm.

                                                                                                                                    Während einer Pause sah ich in einigen 100 m Entfernung einen Grizzly, der es recht eilig zu haben schien den Fluss zu überqueren. Er verschwand im Wald und ward fortan nicht mehr gesehen. Ein ziemlicher Glücksfall, dass ich grad in dem Moment in die entsprechende Richtung geschaut habe.

                                                                                                                                    Da am Südufer nun ein längerer Waldabschnitt zu kommen drohte, entschied ich mich ans andere Ufer zu wechseln. Bei den vielen Teilströmen ging das sogar ganz gut. Mittlerweile hat der Fluss doch etwas an Intensität verloren, da ich mich zunehmend dem Oberlauf näherte und ich deshalb schon viele speisende Seitenbäche hinter mich gelassen hatte. Das Laufen war angenehm und die Landschaft schön anzusehen Die Berge wurden von gelben Grashängen geschmückt und der Wald wurde zunehmend lichter. Richtig idyllisch war es, wobei ich behaupten würde, dass die Sonne auch entschieden zu dieser Stimmung beigetragen hat.

                                                                                                                                    Gegen 15 Uhr wollte ich dann aber wieder ans andere Ufer zurück, da ich keinen Bock auf den kommenden Waldabschnitt hatte. Leider gab es hier nur wenige Seitenarme, so dass die einzelnen Flussteile deutlich mehr Wasser führten. Die Furt war deshalb ziemlich grenzwertig. Das Wasser ging mir fast bis zur Hüfte und die Strömung war ziemlich heftig. Einmal doof Ausrutschen hätte üble Konsequenzen gehabt. Zum Glück passierte nichts und ich genoss am anderen Ufer erstmal eine verdiente späte Mittagspause.

                                                                                                                                    So langsam zogen nun zunehmend Wolken auf, aber es blieb erstmal sonnig und ich kam weiterhin gut voran. Heute hat es ausnahmsweise sogar mal richtig Spaß gemacht zu wandern. Hinter mir hatte ich nun eine geniale Sicht auf den Mount Doonerak, der sich imposant von den übrigen Bergen abhebte und in den Himmel zu wachsen schien. Was für ein Anblick. Ja jetzt wäre ne (funktionierende) Kamera nett gewesen. Mein Handy Akku hatte nur noch knappe 20% und ich wollte mir noch eine kleine Reserve für spätere Fotos beibehalten. Somit blieb es beim Anschauen, Erinnern und Aufsaugen.

                                                                                                                                    Der Fluss machte nun eine leichte Kurve Richtung Norden. Das Tal wurde zunehmend schmaler und der Wald verschwand und wich einzelnen Büschen und Grasflächen. Leider setzte sich aber die Bewölkung fort, und als ich dann um 18 Uhr mein Zelt am Flussufer aufstellte, war von der Sonne nichts mehr zu sehen. Es war kühl und bewölkt. Somit hat sich mein Plan nach 8 Tagen mal wieder eine Waschsession einzulegen leider erledigt.

                                                                                                                                    Für morgen würde mich erstmal ein recht steiler Anstieg von ca. 300 m erwarten. Ein bisschen erinnerte mich der Anblick an die vor mir liegende Steigung an die Steilkante im Unna Reaiddavaggi (auch wenn diese doch etwas spektakulärer ist). Mal schauen wie das dann so wird morgen. Ich freute mich aber schon darauf, dass ich den Wald dann endgültig hinter mir lassen und die Tundra erreichen würde.

                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                      Erfahren
                                                                                                                                      • 16.01.2013
                                                                                                                                      • 180
                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                      #67
                                                                                                                                      AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                                      Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                                                                      Beim abendlichen Sortieren vom Proviant stellte ich dann leider fest, dass meine Bärenkanister nicht wasserdicht waren.
                                                                                                                                      O, ja, dicht sind die wahrlich nicht, auch wenn's nicht schlimm ist. Netterweise hatte mir eine Rangerin in Fairbanks gleich den Tipp mitgegeben, die Tonnen immer auf den Kopf zu stellen. Gute Idee!


                                                                                                                                      Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                                                                      Tag 14 (12.08)
                                                                                                                                      Über Nacht klarte der Himmel auf und es kühlte auf -5°C ab. Raureif bildete sich auf meinem Zelt und es wurde ziemlich frisch. Dafür wurde ich dann morgens von strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel geweckt. Die gesamte Landschaft sah nun um einiges freundlicher und einladender aus. Das tat richtig gut und hat echt mal die Stimmung gehoben.
                                                                                                                                      Jetzt überschneiden wir uns doch noch zeitlich. Das war dann mein erster kompletter Tag in der Brooks. Schön, dass ich jetzt mal einen Anhaltspunkt zu den Temperaturen erfahre! Ich hab nur meine gefrorenen Stiefel am Morgen bewundert – aber umso mehr den wunderschönen Sonnenschein, nachdem ich am Abend zuvor im Schneeregen in die Atigun River Gorge gestartet war. Sehr interessant jedenfalls. Ich bin von Tag zu Tag mehr gespannt, wie deine Route dann verlief und wo ich sie etwas später an dich denkend gekreuzt habe.

                                                                                                                                      Deine Grizzly-Sichtungen finde ich auch ziemlich cool. Da hast du schon gutes Glück gehabt, würde ich meinen. Ich hab in der Brooks Range zwar viele Spuren inkl. einem Haarbüschel gesehen, aber den ersten Grizzly erst in der Alaska Range Aug' in Aug' getroffen.
                                                                                                                                      Zuletzt geändert von Sebastianos; 21.03.2016, 01:29.
                                                                                                                                      Twenty years from now you will be more dissapointed by the things you didn´t do, than by the things you did. So throw off the bowlines, sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in your sails. Explore. Dream. (Mark Twain zugeschrieben)

                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                        • 10987
                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                        #68
                                                                                                                                        AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                                        Hi Mortias,

                                                                                                                                        ich habe mich die letzten Monate auch immer mal wieder gefragt, wie es dir wohl ergangen ist, und freue mich sehr, dass Du den Bericht geschrieben hast.

                                                                                                                                        Dein Bericht ist, ganz anders, als es dein Eingangspost vermuten lässt, von großer Intensität und sehr spannend, und Du hast, das wird sehr deutlich, eine sehr besonderes Naturerlebnis gehabt. Vielleicht dauert es einfach eine Zeit, bis dir das selber auch klar wird, und Du das Besondere an dieser Tour für dich mehr wertschätzen kannst. Ein bißchen ist das vielleicht schon geschehen, allein durch das Schreiben (mein Eindruck).

                                                                                                                                        Du hast dich, wie ich es verstehe, mit der Tour (die wahrscheinlich auch ein bißchen teurer war als das Übliche), für eine besondere Leistung belohnen wollen. Aus so einer Haltung entstehen unter Umständen überzogene Erwartungen an das, was die Natur einem zu bieten "habe". Das erwartete Erlebnis wird schon im vorhinein emotional aufgeladen. Da ist die Enttäuschung über Sachen, die anders verlaufen als geplant, viel größer als wenn man entspannt eine Tour mit komplett bekannten Parametern und gemütlichen Backup-Hütten macht, bei der die guten Erlebnisse quasi vorprogrammiert sind.

                                                                                                                                        Im Grunde hast Du aber genau das bekommen, was Du dir erhofft hast. Es war besonders.

                                                                                                                                        Hier hat jemand gesagt, "gefühlt" viel anders als Skandinavien ist das auch nicht. Falsch. Genau das Gefühl ist anders, und nicht ohne Grund. Ich erinnere mich (und ich war ja genau dort im Winter unterwegs), dass beim mir ein sehr spezielles Gefühl einsetzte und mich die ganze Tour über nicht losließ, als ich noch während der Tourvorbereitung mit einem Ranger korrespondiert habe und mir klipp und klar gesagt wurde, eine örtliche Flugrettung gibt es im Winter nicht, im Notfall kommen die State Troopers aus Fairbanks, und das dauert dann auch mal einen Tag, oder zwei. Und es gibt halt keine Hütten, wo man mal eben unterschlüpfen und die Klamotten trocknen kann.

                                                                                                                                        Das Gelände, was Du da beschreibst, ist einfach nur krass. Im Winter hatte das ja auch seine Eigenheiten (nicht nur die Kälte), aber wenn ich zwischen Sommer und Winter wählen müsste, würde ich wieder im Winter gehen. Und nur durch die Tundratäler. Wald - No-go.

                                                                                                                                        Die speziellen Missgeschicke mit Kocher und insbesondere mit der Kamera stechen zwar negativ heraus, aber im großen und ganzen glaube ich, dass das ein ganz normaler Verlauf für eine erste Tour dort war. Klar kann man auch auf der ersten Tour mit dem Wetter und den sonstigen Rahmenbedingungen ausgesprochenes Glück haben und einen optimale Tour haben. Aber es wird einem halt nichts geschenkt, und man muss (wie in Skandinavien auch) dort einige/viele Touren machen, um irgendwann wirklich souverän unterwegs zu sein, die Verhältnisse einzuschätzen, eine gute Route planen zu können. (Meine z.T. schon während der Tour 2014 entstandene "Was-müsste-ich-anders machen" Liste ist unendlich lang, ob ich mit einigem Abstand sage, ich habe den Ehrgeiz, und die finanziellen und sonstigen Ressourcen, mir das - Jahre lang - zu erarbeiten, ist eine andere Frage.)

                                                                                                                                        Falls ich es überlesen habe, wieso war der Rucksack so schwer? Wundert mich ein bißchen, weil Du das Essen ja eher knapp gehalten hast.

                                                                                                                                        Und bei den "Schlammschlachten", etwa dem apokalyptischen schlammigen See zu Tourbeginn, frage ich mich, ob das schon immer so war, oder ob es was mit dem vielfach beschriebenen rapiden Rückgang des Permafrostes zu tun hat. Vielleicht weiß jemand was darüber.

                                                                                                                                        Ich bin auf jedne Fall sehr gespannt, wie es weiter ging.
                                                                                                                                        Eshche odin zhitel' Ekaterinburga zabralsja na stolb, chtoby dokazat' odnoklassnice svoju bespoleznost'.
                                                                                                                                        (@neural_meduza)

                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                          Anfänger im Forum
                                                                                                                                          • 27.07.2014
                                                                                                                                          • 20
                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                          AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                                          Danke für den tollen und spannenden Bericht! Ich finde den Bericht auch ohne Fotos super, abgesehen davon sind auch die Handyfotos großartig! Bärenbegegnungen mitten im nirgendwo sind schon echt etwas spannendes. Ich hatte das Glück letzten September im Denali. Dort stand ich einem Grizzly auch auf 15m gegenüber. Tolle Momente. :-)
                                                                                                                                          Und großen Respekt vor deiner Tour!

                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                            Fuchs
                                                                                                                                            • 10.06.2004
                                                                                                                                            • 1232
                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                            #70
                                                                                                                                            AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                                            Zitat von Sebastianos Beitrag anzeigen
                                                                                                                                            Jetzt überschneiden wir uns doch noch zeitlich. Das war dann mein erster kompletter Tag in der Brooks. Schön, dass ich jetzt mal einen Anhaltspunkt zu den Temperaturen erfahre! Ich hab nur meine gefrorenen Stiefel am Morgen bewundert – aber umso mehr den wunderschönen Sonnenschein, nachdem ich am Abend zuvor im Schneeregen in die Atigun River Gorge gestartet war. Sehr interessant jedenfalls. Ich bin von Tag zu Tag mehr gespannt, wie deine Route dann verlief und wo ich sie etwas später an dich denkend gekreuzt habe.
                                                                                                                                            Ja und ebenso bin ich dann von Dir gespannt zu hören wie es Dir ergangen ist und wie Deine Tour so lief. Musste zum Ende hin auch noch an Dich denken als das Wetter so schlecht wurde und ich schelmisch grinsend feststellte, dass ich es jetzt hinter mir hatte während Du Dich da noch schön im Schneeregen rumärgern konntest.

                                                                                                                                            Zitat von Sebastianos Beitrag anzeigen
                                                                                                                                            Deine Grizzly-Sichtungen finde ich auch ziemlich cool. Da hast du schon gutes Glück gehabt, würde ich meinen. Ich hab in der Brooks Range zwar viele Spuren inkl. einem Haarbüschel gesehen, aber den ersten Grizzly erst in der Alaska Range Aug' in Aug' getroffen.
                                                                                                                                            Ja also was das angeht würde ich die Tour auf jedenfall als Erfolg bezeichnen. Hätte selber nicht damit gerechnet, aber anscheinend waren die pelzigen Kameraden mir äußerst wohlgesonnen.


                                                                                                                                            Zitat von Sarekmaniac Beitrag anzeigen
                                                                                                                                            Dein Bericht ist, ganz anders, als es dein Eingangspost vermuten lässt, von großer Intensität und sehr spannend, und Du hast, das wird sehr deutlich, eine sehr besonderes Naturerlebnis gehabt. Vielleicht dauert es einfach eine Zeit, bis dir das selber auch klar wird, und Du das Besondere an dieser Tour für dich mehr wertschätzen kannst. Ein bißchen ist das vielleicht schon geschehen, allein durch das Schreiben (mein Eindruck).
                                                                                                                                            Ja danke. In gewisser Weise war die Tour schon etwas besonderes, das stimmt. Rückblickend würde ich sagen, dass ich mit einer gewissen Hass-Liebe auf die Tour zurückschaue. So direkt nach der Tour war meine Einstellung "nie wieder". Mittlerweile hat sich das doch etwas aufgeweicht.

                                                                                                                                            Zitat von Sarekmaniac Beitrag anzeigen
                                                                                                                                            Du hast dich, wie ich es verstehe, mit der Tour (die wahrscheinlich auch ein bißchen teurer war als das Übliche), für eine besondere Leistung belohnen wollen. Aus so einer Haltung entstehen unter Umständen überzogene Erwartungen an das, was die Natur einem zu bieten "habe". Das erwartete Erlebnis wird schon im vorhinein emotional aufgeladen. Da ist die Enttäuschung über Sachen, die anders verlaufen als geplant, viel größer als wenn man entspannt eine Tour mit komplett bekannten Parametern und gemütlichen Backup-Hütten macht, bei der die guten Erlebnisse quasi vorprogrammiert sind.
                                                                                                                                            Ja hoch waren die Erwartungen allerdings. Allerdings wäre ich ebenso enttäsucht gewesen, wenn eine Tour in Lappland so verlaufen wäre. Der Unterschied wäre lediglich, dass ich in Lappland bereits sehr viele gute Erfahrungen gemacht habe. In Alaska stehen diese noch aus.

                                                                                                                                            Zitat von Sarekmaniac Beitrag anzeigen
                                                                                                                                            Im Grunde hast Du aber genau das bekommen, was Du dir erhofft hast. Es war besonders.
                                                                                                                                            Hmmmm, auf diese Art von besonders hätte ich eigentlich gerne verzichtet.....

                                                                                                                                            Zitat von Sarekmaniac Beitrag anzeigen
                                                                                                                                            Hier hat jemand gesagt, "gefühlt" viel anders als Skandinavien ist das auch nicht. Falsch. Genau das Gefühl ist anders, und nicht ohne Grund. Ich erinnere mich (und ich war ja genau dort im Winter unterwegs), dass beim mir ein sehr spezielles Gefühl einsetzte und mich die ganze Tour über nicht losließ, als ich noch während der Tourvorbereitung mit einem Ranger korrespondiert habe und mir klipp und klar gesagt wurde, eine örtliche Flugrettung gibt es im Winter nicht, im Notfall kommen die State Troopers aus Fairbanks, und das dauert dann auch mal einen Tag, oder zwei. Und es gibt halt keine Hütten, wo man mal eben unterschlüpfen und die Klamotten trocknen kann.

                                                                                                                                            Das Gelände, was Du da beschreibst, ist einfach nur krass. Im Winter hatte das ja auch seine Eigenheiten (nicht nur die Kälte), aber wenn ich zwischen Sommer und Winter wählen müsste, würde ich wieder im Winter gehen. Und nur durch die Tundratäler. Wald - No-go.
                                                                                                                                            Ich hab zwar noch nie eine Wintertour gemacht, aber bei so eisiger Kälte und dem Wissen, dass ein Rettungsteam meherere Tage brauchen würde stell ich es mir auch nicht so angenehm vor. Aber mangels Erfahrung kann ich auch keinen direkten Vergleich ziehen.

                                                                                                                                            Zitat von Sarekmaniac Beitrag anzeigen
                                                                                                                                            Die speziellen Missgeschicke mit Kocher und insbesondere mit der Kamera stechen zwar negativ heraus, aber im großen und ganzen glaube ich, dass das ein ganz normaler Verlauf für eine erste Tour dort war. Klar kann man auch auf der ersten Tour mit dem Wetter und den sonstigen Rahmenbedingungen ausgesprochenes Glück haben und einen optimale Tour haben. Aber es wird einem halt nichts geschenkt, und man muss (wie in Skandinavien auch) dort einige/viele Touren machen, um irgendwann wirklich souverän unterwegs zu sein, die Verhältnisse einzuschätzen, eine gute Route planen zu können. (Meine z.T. schon während der Tour 2014 entstandene "Was-müsste-ich-anders machen" Liste ist unendlich lang, ob ich mit einigem Abstand sage, ich habe den Ehrgeiz, und die finanziellen und sonstigen Ressourcen, mir das - Jahre lang - zu erarbeiten, ist eine andere Frage.)
                                                                                                                                            Sagen wir mal so: Ich hab bereits auch eine lange List erstellt mit Dingen die ich beim nächsten Mal anders machen würde. Ich hatte zwar einige schmerzliche Lektionen erfahren, aber dafür würd ich mal behaupten, ist der Lerneffekt auch entsprechend hoch.

                                                                                                                                            Zitat von Sarekmaniac Beitrag anzeigen
                                                                                                                                            Falls ich es überlesen habe, wieso war der Rucksack so schwer? Wundert mich ein bißchen, weil Du das Essen ja eher knapp gehalten hast.
                                                                                                                                            Naja, Proviant für 18 Tage und 4 Bärentonnen die jeweils 1,2 kg wiegen. Da kommt leider doch einiges zusamme. Ironie war, das sich ja auch noch 10 Reserve Akkus mit hatte, die auch einige gramm auf die Waage brachten und die ich dann ganz umsonst mit mir rumgeschleppt habe. Ünnötig schwer war auch noch mein Koch-Bezin, da dieses in einem Metallkanister drin war (meine Dummheit...). Natürlich sind auch die 250 gr fürs Bärenspray nicht zu vergessen.

                                                                                                                                            Zitat von Sarekmaniac Beitrag anzeigen
                                                                                                                                            Ich bin auf jedne Fall sehr gespannt, wie es weiter ging.
                                                                                                                                            Das darfst Du gerne sein. Musst Dich aber noch ein paar Tage gedulden. Eventuell wird es erstmal einen kurzen Bilder-Nachtrag geben. Ich habe nämlich vor kurzem eine E-Mail aus den USA bekommen. Einer der beiden Herren, die ich an Tag 10 getroffen habe, hat mir doch tatsächlich noch geschrieben. Er hatte den Zettel mit meiner E-mail Adresse wohl verbaselt und jetzt wiedergefunden. Jetzt hab ich endlich die Bilder, die er damals von mir gemacht hat und vielleicht schickt er mir auch noch weitere Landschaftsbilder, die ich dann eventuell auch noch einbinden kann. Mal schaun. War auf jedenfall eine sehr angenehme Überraschung die E-Mail. Lustig fand ich auch, dass er schrieb, dass sie sehr überrascht waren, als ich auf einmal aus dem Busch trat und sie deshalb zuerst dachten da käme jetzt ein Bär.

                                                                                                                                            Zitat von simonprochaska Beitrag anzeigen
                                                                                                                                            Danke für den tollen und spannenden Bericht! Ich finde den Bericht auch ohne Fotos super, abgesehen davon sind auch die Handyfotos großartig! Bärenbegegnungen mitten im nirgendwo sind schon echt etwas spannendes. Ich hatte das Glück letzten September im Denali. Dort stand ich einem Grizzly auch auf 15m gegenüber. Tolle Momente. :-)
                                                                                                                                            Und großen Respekt vor deiner Tour!
                                                                                                                                            Danke für Dein Lob. Ich habe bereits mal nen Blick auf Deinen Bericht geworfen und auch schon die Bilder von Deiner Bärenbegegnung bewundern können. Da Dein Bericht aber doch etwas länger ist und mich sehr interessiert, will ich mir ausreichend Zeit nehmen und ihn in Ruhe durchlesen. Sieht auf jedenfall auf dem ersten Blick ziemlich cool aus.

                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                              • 1591
                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                              Hallo Mortias,
                                                                                                                                              wie steht's denn mit dem Bilder sichten aus der neuen E-Mail? Spann' uns doch nicht so lange auf die Folter...

                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                • 180
                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                Ja und ebenso bin ich dann von Dir gespannt zu hören wie es Dir ergangen ist und wie Deine Tour so lief. Musste zum Ende hin auch noch an Dich denken als das Wetter so schlecht wurde und ich schelmisch grinsend feststellte, dass ich es jetzt hinter mir hatte während Du Dich da noch schön im Schneeregen rumärgern konntest.
                                                                                                                                                Nun ja, von meinen 16 Tagen erinnere ich mich jetzt spontan nur an den ersten Abend und einen einzigen weiteren Tag mit fast durchgängig schlechtem Wetter, an dem ich darum erst am späten Nachmittag für nur noch ein paar wenige Kilometer gestartet bin. Ansonsten empfand ich das Wetter als kolossal gut und hatte eher dich bedauert ... Aber dann ist's ja für uns beide prima gewesen. Wenn es bei mir denn mal geregnet oder geschneit hat, dann meist nachts oder am Vormittag – weshalb ich leider selten (oder nie?) vor Mittag loskam. (Das hab ich in Jordanien gleich mal schön geändert und bin immer vor der Sonne aufgestanden.) Wenn man aber bedenkt, dass Alaska nur eine einzige Zeitzone nach der pazifischen tickt, ist es nach der Sonne ja doch früher, wie mir kürzlich auffiel. Und während des Wanderns hatte ich also meist ganz nettes Wetter – so wie bei uns im Dezember.
                                                                                                                                                Twenty years from now you will be more dissapointed by the things you didn´t do, than by the things you did. So throw off the bowlines, sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in your sails. Explore. Dream. (Mark Twain zugeschrieben)

                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                  • 10.06.2004
                                                                                                                                                  • 1232
                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                  #73
                                                                                                                                                  AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                                                  Zitat von Sebastianos Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                  Nun ja, von meinen 16 Tagen erinnere ich mich jetzt spontan nur an den ersten Abend und einen einzigen weiteren Tag mit fast durchgängig schlechtem Wetter, an dem ich darum erst am späten Nachmittag für nur noch ein paar wenige Kilometer gestartet bin. Ansonsten empfand ich das Wetter als kolossal gut und hatte eher dich bedauert ...
                                                                                                                                                  Hmm, wenn ich das so lese fühle ich mich grad irgendwie ein bisschen wie'n Mimose wenn ich mich ständig über das Wetter dort beklage...

                                                                                                                                                  Zitat von Sebastianos Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                  Wenn es bei mir denn mal geregnet oder geschneit hat, dann meist nachts oder am Vormittag – weshalb ich leider selten (oder nie?) vor Mittag loskam.Wenn man aber bedenkt, dass Alaska nur eine einzige Zeitzone nach der pazifischen tickt, ist es nach der Sonne ja doch früher, wie mir kürzlich auffiel.
                                                                                                                                                  Ja das mir dem Losgehen gegen Mittag kommt mir sehr bekannt vor. Das mit der Zeitzone finde ich aber schon ein bisschen pansig, da Alaska sinnvollerweise eigentlich eine Zeitzone später liegen sollte. So hat es gerade bei kühlem Wetter morgens immer ein bisschen känger gedauert bis es dann mal ein paar Grad wärmer war und ich Lust bekam loszulaufen.

                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                    Fuchs
                                                                                                                                                    • 10.06.2004
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                                                                                                                                                    Nachtrag zu Tag 10 & 14
                                                                                                                                                    Soooo, ich hatte es ja bereits angekündigt, dass ich noch auf ein paar weitere Bilder warte. Das hat sich jetzt etwas hingezogen, aber nun hat sich der eine Amerikaner, Jeff heißt er, doch noch bei mir gemeldet und mir die gewünschten Bilder geschickt, sowie die Erlaubnis gegeben sie hier zu verwenden. Viele Bilder sind es zwar nicht die auch auf meine zurückgelegte Route passen, aber ich bin dennoch mehr als dankbar dafür.

                                                                                                                                                    Noch kurz etwas zu Jeff. Er war im Rahmen eines längeren Alaska Urlaubs für 8 Tage mit nem Freund in der Brooks Range unterwegs. Gestartet sind sie am Dalton Highway beim Koyuktovic Creek und sind dann in westlicher Richtung über diverse Pässe zum North Fork Koyukuk River gelaufen. Am Zusammenfluss zum Ernie Creek haben sie dann ihre mitgebrachten Packrafts ins Wasser gelassen und sind den North Fork Koyukuk River (wo sie mich am folgenden Tag trafen) bis zum Delay Pass gepaddelt. Von dort ging es dann per pedes zum Endpunkt Wiseman.

                                                                                                                                                    Eine nette Tour mit tollen Fotos. Wobei Jeff auch meinte, dass das Terrain gerade im südlichen Teil der Brooks Range extrem anstrengend war. Somit stehe ich mit meinem Urteil nicht ganz alleine dar . Jeff war schon häufiger im Norden Alaskas unterwegs (er ist also nicht ganz unerfahren) und wird es auch diesen Sommer wieder sein (unter anderem auch als Guide). Allerdings wird er sich diesmal wohl eher nördlich vom Atigun Pass (und somit auch der Wasserscheide) aufhalten. Dort läuft man größtenteils durch baumlose Tundra und geht somit dem dichten Wald und dem ganzen Gestrüpp ausm Weg. Eine Entscheidung die ich sehr gut nachvollziehen kann. Da kann ich nur viel Spaß und gutes Gelingen wünschen.


                                                                                                                                                    Jeff (links) und sein Kumpel Conor. If you are reading this Jeff, thanks a lot for your pictures and enjoy your next tour in Alaska . © by Jeff Gutierrez


                                                                                                                                                    Tag 10
                                                                                                                                                    Hier nun die Fotos die Jeff bei unserem Treffen von mir gemacht hat. Schon ein lustiger Zufall, dass ich die ersten beiden anderen Menschen auf meiner Gates of the Arctic Tour ziemlich genau am Gates of the Arctic Massiv getroffen habe. Weitere gut passende Landschaftsbilder zu der Etappe waren aber nicht vorhanden. Halb so wild, schließlich hab ich hier ja auch schon einige Bilder von Sandy verwendet. Außerdem war das Wetter an dem Tag eh nicht so dolle.


                                                                                                                                                    Meine Wenigkeit mit dem Boreal Mountain im Hintergrund; © by Jeff Gutierrez


                                                                                                                                                    Lustiges Rumposen vor Frigid Crags; © by Jeff Gutierrez


                                                                                                                                                    Blick nach Norden, in die Richtung ging es dann für mich weiter. © by Jeff Gutierrez


                                                                                                                                                    Tag 14
                                                                                                                                                    Jeff und Conor kamen vom Amawk Creek an den North Fork Koyukuk River. Der Zusammenfluss befindet sich ungefähr an der Stelle wo der North Fork Koyukuk River eine leichte Kurve nach Norden macht. Folglich begann sich dort die Route von Jeff und Conor mit meiner zu überdecken (nur in umgekehrter Richtung). Von dem Abschnitt bis zum Zusammenfluss zum Ernie Creek gibt es noch ein paar schöne Bilder die ich hier gerne zeigen möchte.


                                                                                                                                                    Bombardment Creek und Hanging Glacier Mountain; © by Jeff Gutierrez


                                                                                                                                                    Mount Doonerak; © by Jeff Gutierrez


                                                                                                                                                    Am Zusammenfluss von Amawk Creek und North Fork Koyukuk River mit Blick nach Süden; © by Jeff Gutierrez


                                                                                                                                                    Blick nach Norden wo der North Fork Koyukuk River die Kurve macht. Links von dem in der Mitte gelegenen Berg sollte es dann am nächsten Tag in die Tundra raufgehen. © by Jeff Gutierrez


                                                                                                                                                    Nochmal Mount Doonerak. Ich fand diesen Berg einfach beeindruckend schön. © by Jeff Gutierrez

                                                                                                                                                    Soviel also zu dem angesprochenen Bildnachtrag. Ich muss gestehen, dass ich die letzten Tage etwas faul war was das Schreiben angeht. Während ich auf Jeffs Antwort meiner letzten E-Mail wartete (dies dauerte leider etwas länger als erwartet) stellte sich bei mir ein bisschen der Schlendrian ein und ich konnte mich irgendwie nicht aufraffen schonmal weiterzuschreiben. Jetzt wo dieses Thema endlich erledigt ist, hab ich aber wieder Bock in die Tasten zu hauen um diesen Bericht möglichst bald fertig zu stellen. Eine Fortsetzung sollte also eigentlich in den nächsten paar Tagen erfolgen.

                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                      Fuchs
                                                                                                                                                      • 10.06.2004
                                                                                                                                                      • 1232
                                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                                      #75
                                                                                                                                                      AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                                                      Tag 15 (13.08)
                                                                                                                                                      Kühles Wetter und tief hängende Wolken begrüßten mich. War wohl leider nur ein kurzes Intermezzo mit der Sonne gestern. Naja, nützt ja nichts. Meine Motivation war trotzdem recht hoch. Heute würde ich endlich die Tundra erreichen und irgendwie gefiel mir auch der Gedanke dabei so ne kleine höhentechnische Herausforderung vor mir zu haben.

                                                                                                                                                      Der Aufstieg geriet dann allerdings doch deutlich mühsamer als gedacht. Klar, der Anstieg war steil und somit naturgemäß anstrengend, aber ich merkte doch, dass durch den (leider immer noch) schweren Rucksack sowie meiner nicht ausreichenden Ernährung ich einfach ziemlich schwach war und keine Energie hatte. Richtig hungrig, leer und ausgepowert fühlte ich mich. Während ich sonst bei früheren Touren gerne längere Höhenabschnitte gut gelaunt gelaufen bin, war es hier nur eine mühselige Qual. Eine gefühlte Ewigkeit hat der Mist gedauert bis ich es endlich geschafft hatte.

                                                                                                                                                      Als ich dann aber endlich oben war, war aber die Euphorie groß. Ich befand ich mich nun auf ca. 1050 m Höhe und hatte zum ersten Mal eine richtig schöne Tundra Landschaft unter meinen Füßen. Eine riesige Last fiel von mir ab. Ich lief nun über harten steinigen Boden, der lediglich mit kleinen Sträuchern und paar Flechten bewachsen war. Optimale Bodenbeschaffenheit; danach habe ich mich echt gesehnt. Obwohl ich verschwitzt war und der Wind leicht auskühlte wurde ich nun zum ersten Mal auf dieser Tour beim Wandern richtig euphorisch. Ich jubelte, sang vor mich hin und gönnte mir Späßchen. Ich hatte es geschafft, der nervige Wald mit dem vielen Dickicht lag nun endgültig hinter mir und nun sollte es nur noch durch angenehm zu laufende baumlose Tundra gehen. Da die Landschaft außerdem doch eine starke Ähnlichkeit mit Lappland hatte fühlte es sich angenehm vertraut an hier unterwegs zu sein.

                                                                                                                                                      Gegen kurz nach 2, als ich mich grad zur Mittagspause gesetzt habe, kam auf einmal ein Grizzly angelaufen. Er näherte sich im Trab und auch nicht direkt auf mich zuhaltend, sondern eher so leicht bogenartig. Scheinbar wusste er nicht was er von mir halten sollte und war einfach mal neugierig. Ich stand auf, bewegte meine Arme und habe laut gerufen um den Wind zu übertönen. In ca. 50 m Abstand blieb der Bär stehen, drehte um und rannte weg. Nach einigen Metern hat er dann angehalten, sich umgedreht, gesehen dass ich noch da bin und ist weitergerannt. Er blieb erneut stehen um sich nach mir umzuschauen und lief anschließend weiter. Dieses Spielchen hat sich dann solange wiederholt, bis er hinter einer Hügelkuppe verschwand und außer Sicht war. Na also, so hatte ich sogar noch lustige Unterhaltung zum Mittag.

                                                                                                                                                      Gut ausgeholt und motiviert ging es nun weiter. Dabei ging es nun sukzessive das Oolah Valley leicht bergab. Große namenlose Berge fassten dieses Tal ein und boten einen recht schicken Anblick. Weniger schick war hingegen, dass mittlerweile einige Grasabschnitt kamen wo der Boden sehr weich war und teilweise dann auch noch Tussocks wuchsen. Dieses Gelände nahm mit einiger Zeit sogar langsam Überhand. Hier kam ich nun gar nicht mehr so gut voran. Vielmehr wurde es recht mühselig und die Euphorie verflog langsam aber sicher und wich einer resignierten Enttäuschung.


                                                                                                                                                      Oolah Valley mit Blick nach Süden; © by Sandy Shea


                                                                                                                                                      Oolah Valley mit Blick nach Norden. Von dort kam ich heute her. © by Sebastian Löffler

                                                                                                                                                      Ich lief noch bis zum Summit Lake, wo ich dann gegen 18 Uhr mein Zelt aufstellte. Die auf der Karte eingezeichnete Cabin war allerdings nur noch eine halbverfallene Ruine und die Zeltplatzsuche war bei dem weichen und mit Sträuchern bewachsenen Boden gar nicht so einfach und lief eher schlecht als recht. Ich war echt ausgepowert als ich dann endlich Feierabend machte. Kühl war es mittlerweile geworden und der Wind sowie die durchgehende Bewölkung taten auch nicht grade ihr Bestes um meine Stimmung zu heben. Zum ersten Mal auf dieser Tour campte ich nun an einem einsamen See in der Tundra und ich merkte wie die erhoffte Euphorie darüber einfach nicht aufkommen wollte. Ich hoffte nur, dass es die nächsten Tage wieder über härteren und angenehmeren Boden gehen würde. Ansonsten könnte das nochmal ziemlich ätzend werden. Zu allem Überfluss stellte ich fest, dass bei meinem rechten Schuh die Vordersohle langsam begann sich abzulösen. Passte irgendwie zur Gesamtsituation und zur Stimmung...


                                                                                                                                                      Summit Lake; © by Sandy Shea


                                                                                                                                                      Verfallene Hütte am Summit Lake; © by Sebastian Löffler


                                                                                                                                                      Panoramablick übern Summit Lake; © by Sebastian Löffler

                                                                                                                                                      Anmerkung
                                                                                                                                                      Einige werden sich jetzt vielleicht fragen wo die Bilder von Sebastian Löffler herkommen. Nun Sebastian, im Forum auch bekannt unter dem Pseudonym Sebastianos, hat mir letztens geschrieben, dass er bei seiner Tour durch die Brooks Range ja auch einen Teils des Ollah Valleys durchschritten hat und mich deshalb gefragt ob ich seine Bilder von dem Abschnitt haben möchte (auch um sie hier zu verwenden). Da er aus Zeitgründen höchstwahrscheinlich leider keinen eigenen Bericht schreiben wird (was ich sehr bedauere!!!) muss ich ihm zufolge somit auch kein schlechtes Gewissen haben, dass ich ihm quasi sein Bildmaterial vorwegnehmen könnte. Deshalb nochmal vielen Dank für Deine Bilder Sebastian. Auch wenn ich mich natürlich sehr freuen würde, wenn Du uns trotzdem noch mit nem eigenen Reisebericht überrascht. Wer weiß...

                                                                                                                                                      Krass finde ich übrigens auch die farblichen Unterschiede zwischen Sandys und Sebastians Bilder. Ca. 2 1/2 Wochen liegen zwischen den gezeigten Bildern und in der Zeit hat sich die Landschaft doch ziemlich herbstlich verfärbt. Interessant ist auch, dass die hier von Sebastian gezeigten Bilder am 20 bzw. 21.08 aufgenommen wurden. In Lappland (auf ungefähr demselben Breitengrad) ist zu dem Zeitpunkt die Herbstfärbung in der Tundra meist noch längst nicht so weit fortgeschritten. Aber in Alaska herrscht nunmal ein etwas kontinentaleres Klima. Ich würd mal schätzen, dass der Herbst hier im Schnitt etwa zwei Wochen früher beginnt als in Lappland.

                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                        Fuchs
                                                                                                                                                        • 10.06.2004
                                                                                                                                                        • 1232
                                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                                        AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                                                        Tag 16 (14.08)
                                                                                                                                                        Wie gestern war es wieder windig und bewölkt. Ach ja, und kühl natürlich auch. Kein Geheimnis, dass es mich da lange im Zelt hielt und ich es erst gegen 12 Uhr losgeschafft habe. Die Landschaft war teilweise sogar in tiefhängenden Wolken versunken und machte insgesamt einen tristen und langweiligen Eindruck auf mich. Auch die vor mir liegende Etappe war nicht so spektakulär. Ging halt mehr oder weniger die ganze Zeit im Oolah Valley ständig leicht bergab. Teilweise über weichen und anstrengendem Boden aber hin und wieder auch über einigermaßen harten Boden. So gestaltete sich das Wandern eher als ein liebloser Trott.


                                                                                                                                                        Nördlich vom Summit Lake; © by Sebastian Löffler


                                                                                                                                                        Typische Bodenbeschaffenheit im Oolah Valley; © by Sebastian Löffler

                                                                                                                                                        Später wurde die Sicht dann etwas besser. Auf einem kleinen Hügel hatte ich einen schönen Rundumblick auf das Oolah Valley sowie das Seitental aus dem der Itkillik River geflossen kam. Der Anblick hatte was. Ich holte deshalb mein Handy raus und wollte nochmal in alle Richtungen Fotos machen. Nachdem ich ein Bild Richtung Norden gemacht habe, hat sich der Akku dann aber leider verabschiedet und keine Lust mehr gehabt. Somit war‘s das dann jetzt endgültig mit Fotos. Die anderen beiden geplanten Bilder konnte ich somit leider nur im Kopf aufnehmen. Irgendwie ein mieses Gefühl. Solange der Akku noch ein bisschen Saft hatte, wusste ich, dass ich noch Bilder machen konnte wenn mir die Landschaft gefiel. Das war nun aber endgültig vorbei. Doof irgendwie.


                                                                                                                                                        Oolah Valley, Blick nach Süden. Mein letztes Foto auf dieser Tour.


                                                                                                                                                        Dieses Foto (mit Blick nach Norden) muss ziemlich nahe der Stelle aufgenommen wurden sein wo ich besagtes letztes Foto aufgenommen habe. © by Sebastian Löffler


                                                                                                                                                        Itkillik River © by Sebastian Löffler


                                                                                                                                                        Blick in das östliche Seitental aus dem der Itkillik River in das Oolah Valley geflossen kommt. Aus diesem Tal kommend hat Sebastian das Oolah Valley erreicht und ist dann in nördlicher Richtung zum Peregrine Pass gelaufen. © by Sebastian Löffler


                                                                                                                                                        Blick nach Nordwesten (von selbiger Stelle aus betrachtet); © by Sebastian Löffler

                                                                                                                                                        Weiter ging es nun dem Itkillik River folgend. Ca. 5 km weiter konnte ich sogar einen Blick ins Thunder Valley werfen. Eine meiner ursprünglichen Routenoptionen bestand darin von Westen kommend den Pass beim Cockedhat Mountain zu überqueren und dann anschließend von dem zugehörigen Seitental aus ins Oolah Valley zu kommen. Hierbei wäre ich dann direkt am Thunder Valley vorbeigekommen und liebäugelte sogar mit einem kleinen Abstecher in das Tal hinein. Naja, und jetzt sah ich nur aus größerer Distanz die steilen schroffen Hänge in der Wolkendecke verschwinden. Aber auch dieser Anblick war toll und faszinierend. Ein Foto wäre jetzt eine feine Sache gewesen.

                                                                                                                                                        Ich lief noch ein kleines Stück weiter und erreichte kurze Zeit später einen kleinen namenlosen See und schlug am Ostufer mein Zelt auf. In meiner Nähe befand sich eine kleine Hütte. Sie war in gutem Zustand und verschlossen. Keine Ahnung wer da wohnte, aber der Hausherr war leider grad nicht da um mir ein bisschen Gesellschaft zu leisten und um vielleicht meinen Handy Akku aufzuladen. Schade eigentlich. Ich hatte mich beim Anblick der Hütte ja schon erst etwas gefreut. Abends kam dann zeitweise die Sonne raus. Schön anzusehen wie die Strahlen die umliegenden Gebirgshänge erstrahlten und den See in einem schönen Blau erscheinen ließ. Zum Baden war es mir aber dennoch zu kalt, windig und ungemütlich. Immerhin habe ich heute knappe 15 km geschafft. Das ist jetzt zwar nicht besonders viel, aber doch schonmal ein Fortschritt zu den Waldetappen wo ich meist unter 10 km geblieben bin. Wenn’s drauf angekommen wäre hätte ich wohl auch noch mehr geschafft, aber mein Zeitplan war so, dass ich jetzt auch nicht sonderlich hetzen musste. Somit sah ich keinen Grund mich unnötig anzustrengen. Es war schließlich so schon anstrengend genug.
                                                                                                                                                        Zuletzt geändert von Mortias; 07.04.2016, 17:35. Grund: Sebastianos hat völlig zu recht angemerkt, dass ich bei den Bildunterschriften jedes Mal Norden und Süden vertauscht habe. Hüsterle...

                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                          Fuchs
                                                                                                                                                          • 10.06.2004
                                                                                                                                                          • 1232
                                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                                          #77
                                                                                                                                                          AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                                                          Tag 17 (15.08)
                                                                                                                                                          Es wurde langsam zur Gewohnheit von windigem, bewölktem und kaltem Wetter begrüßt zu werden. Neu war hingegen das Rentier was in der Nähre meines Zeltes rumlief. Jetzt war ich schon 14 1/2 Tage unterwegs, hab 4 Grizzlies gesehen und heute erst mein erstes Rentier. Es sollte leider auch mein letztes bleiben. Krass irgendwie und auch schade, dass ich nicht mehr von den netten Viechern zu Gesicht bekommen habe. Sind ja immer eine lustige Aufheiterung.

                                                                                                                                                          Aufbruch war wieder so gegen 12 Uhr und wie bereits gestern, sollte es auch heute nur das Oolah Valley entlang gehen. Insgesamt fühlte ich mich beim Laufen sehr schlapp, hungrig und extrem demotiviert. Hab mich eher lustlos vorangeschleppt als wirklich Spaß beim Wandern zu empfinden. Nervig war auch, dass ich feststellte, dass mein einer Trekkingstock etwas verbogen war. Weiß nicht wann das passiert ist, aber er ließ sich nicht mehr grade biegen. Und die vordere Schuhsohle am rechten Schuhe schlabberte mittlerweile auch recht locker rum, so dass sich da immer Gras drin verfing.

                                                                                                                                                          Immerhin kam mit der Zeit teilweise die Sonne raus. Und als ich zu einem Seitenbach kam, konnte ich sogar bequem Mittagspause machen, da ich dank eines kleinen Hangs einen schön windgeschützten Platz hatte. Endlich konnte ich auch mal wieder entspannt m Gras liegen, ein bisschen in der Sonne dösen und relaxen. Das tat echt gut.

                                                                                                                                                          Als ich dann aufstand um weiterzulaufen, sah ich beim Blick ins östliche Seitental auf einmal etwas Dickliches rumlaufen. Ja da war doch tatsächlich ein Grizzly in etwa 200 Metern Entfernung. Von der Fellfarbe her könnte es der von vorgestern gewesen sein. Zumindest verhielt er sich genauso. Er lief weg von mir, blickte sich um, sah mich rumstehen und ihm lachend zuwinken, lief weiter, drehte sich um, sah mich, lief weiter, drehte sich um, sah mich, lief weiter usw… Das ging lustigerweise recht lange so, da der Bär in ein aufsteigendes Seitental bergan vor mir weglief und die Sichtweite locker einen Kilometer betrug.

                                                                                                                                                          Gestärkt und aufgeheitert durch diese lustige Begegnung hatte ich nun wieder neue Motivation bekommen. Und teilweise konnte ich jetzt auch dem Flussbett vom Itkillik River folgen, wo der Boden schön hart und steinig war und nicht so sumpfig-weich. Folglich kam ich nun besser voran und konnte sogar ein bisschen die leicht von der Sonne angestrahlte Landschaft genießen und mich am Wandern erfreuen. Geht doch.

                                                                                                                                                          Gegen 18 Uhr machte ich dann Feierabend und entschied mich die Sonne zu nutzen um nach 11 Tagen mal wieder zu baden. Das Wasser im Itkillik River war zwar scheiße kalt, aber es fühlte sich einfach saugut an wieder sauber zu sein. Herrlich, das hab ich echt gebraucht.

                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                            Erfahren
                                                                                                                                                            • 16.01.2013
                                                                                                                                                            • 180
                                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                                            #78
                                                                                                                                                            AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                                                            Danke fürs Weiterschreiben und schön, dass du was mit den Bildern anfangen kannst. Ich find's herrlich, wie ehrlich du mal wieder dein Befinden beschreibst. Da denkt man, jetzt geht es endlich bergauf ... und dann ...


                                                                                                                                                            Zitat von Mortias Beitrag anzeigen

                                                                                                                                                            Südlich vom Summit Lake; © by Sebastian Löffler
                                                                                                                                                            Ich habe schon angefangen, an mir zu zweifeln, aber mir scheint, als sei hier Nord und Süd vertauscht. Hinten links im Bild ist das Tal, aus dem du gekommen sein musst.


                                                                                                                                                            Zitat von Mortias Beitrag anzeigen

                                                                                                                                                            Typische Bodenbeschaffenheit im Oolah Valley; © by Sebastian Löffler
                                                                                                                                                            Ja, das war in dem besagten üblen Bereich, wo ich über 50 m oder so hinweg mitten auf der "Wiese" bald mal bis zu Knie im Wasser stand, wenn ich nicht schnell weitergestapft wäre.


                                                                                                                                                            Zitat von Mortias Beitrag anzeigen

                                                                                                                                                            Dieses Foto (mit Blick nach Süden) muss ziemlich nahe der Stelle aufgenommen wurden sein wo ich besagtes letztes Foto aufgenommen habe. © by Sebastian Löffler
                                                                                                                                                            Das ist der Blick nach Nord(nord)osten. Rechts im Bild sieht man den Itkillik, der vom Oolah Pass kommt und wo ich herkam. Die Nationalparkkarte scheint allerdings auch den von uns beiden passierten Bach als Itkillik zu bezeichnen. Ich werde da nicht schlau draus.


                                                                                                                                                            Zitat von Mortias Beitrag anzeigen

                                                                                                                                                            Itkillik River © by Sebastian Löffler
                                                                                                                                                            Das ist jedenfalls der Arm, an dem wir beide waren, einige hundert Meter vorm Zusammenfluss, unweit, ein Stück unterhalb der obigen Aufnahme entstanden.


                                                                                                                                                            Zitat von Mortias Beitrag anzeigen

                                                                                                                                                            Blick nach Süd-Westen (...); © by Sebastian Löffler
                                                                                                                                                            Nordwesten.
                                                                                                                                                            Twenty years from now you will be more dissapointed by the things you didn´t do, than by the things you did. So throw off the bowlines, sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in your sails. Explore. Dream. (Mark Twain zugeschrieben)

                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                              Lebt im Forum
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                                                                                                                                                              • 5122
                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                              AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                                                              Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                              Ich frag mich immer noch wie ich die Tour wohl mit funktionierender Kamera erlebt hätte.
                                                                                                                                                              Meine 2Cent. Die Tour macht man ja nicht für die Kamera. Interessanterweise gibt man einer Reise nach Alaska mehr Wichtigkeit, als dem Leben vor der eigenen Haustür. Man meint alles festhalten zu müssen, was nicht möglich ist. Mit der Kamera hättest Du Dich womöglich über entgangene Motive geärgert oder oder oder. Ich persönlich habe die Knisperei vor einiger Zeit aufgegeben. Bei mir hat sich dann der Effekt eingestellt, dass die Bilder da landen, wo sie sollen, nämlich in meinen Erinnerungen und nicht irgendwo auf einem Abzug oder einer Festplatte.

                                                                                                                                                              Will sagen. Du hast die Tour womöglich intensiver erlebt, als Du es mit Kamera hättest.

                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                Lebt im Forum
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                                                                                                                                                                • 5177
                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                                                                Ich finde den Bericht spannend und ehrlich. Was mich grundsätzlich fasziniert: Wie abhängig ein Unternehmen (egal welches) von den eigenen Erwartungen ist, wieviel man sich zerstört, wenn man an ihnen festhält, egal ob es um Kamera, Wetter oder Beziehungen geht. Da sind die Buddhisten weiter
                                                                                                                                                                Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                                                                  • 16.01.2013
                                                                                                                                                                  • 180
                                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                                  AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                                                                  Zitat von mitreisender Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                  Meine 2Cent. Die Tour macht man ja nicht für die Kamera. Interessanterweise gibt man einer Reise nach Alaska mehr Wichtigkeit, als dem Leben vor der eigenen Haustür. Man meint alles festhalten zu müssen, was nicht möglich ist. Mit der Kamera hättest Du Dich womöglich über entgangene Motive geärgert oder oder oder. Ich persönlich habe die Knisperei vor einiger Zeit aufgegeben. Bei mir hat sich dann der Effekt eingestellt, dass die Bilder da landen, wo sie sollen, nämlich in meinen Erinnerungen und nicht irgendwo auf einem Abzug oder einer Festplatte.

                                                                                                                                                                  Will sagen. Du hast die Tour womöglich intensiver erlebt, als Du es mit Kamera hättest.
                                                                                                                                                                  Mortias hat dazu weiter oben ja schon etwas geschrieben. Ganz entspannt kann ich dazu aus meiner Perspektive sagen, es vollkommen legitim zu finden, das Dokumentieren, Fotografieren und Berichten mit der Reise selbst als eine Einheit zu betrachten.

                                                                                                                                                                  Als klar war, dass ich letztes Jahr schon wieder allein reisen würde, habe ich zum Beispiel zwei Dinge getan: 1. mir einen Satellitenmessenger zugelegt und 2. eine Kamera, mit der mehr kreative Bildgestaltung und bessere Dokumentation möglich ist. Und ehrlich gesagt lag die Priorität dabei auf 2.

                                                                                                                                                                  Ich hab mich auch zuvor damit auseinandergesetzt, lieber mehr im Hier und Jetzt als fürs Bild zu leben. Nichtsdestotrotz kann ich guten Gewissens sagen: Die Reise mit Kamera weniger intensiv erlebt zu haben, ist vielleicht für den einen oder anderen nicht ganz aus der Luft gegriffen, jedoch für mich persönlich ein abstruser Gedanke. Ich habe mich sogar gefreut, dass ich – vielleicht gerade wegen der Kamera – die Umgebung sowohl im Großen als auch im Kleinen sehr genau wahrgenommen und mich intensiv als Teil davon gefühlt habe.
                                                                                                                                                                  Twenty years from now you will be more dissapointed by the things you didn´t do, than by the things you did. So throw off the bowlines, sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in your sails. Explore. Dream. (Mark Twain zugeschrieben)

                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                    Lebt im Forum
                                                                                                                                                                    • 10.05.2014
                                                                                                                                                                    • 5122
                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                    AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                                                                    Wie gesagt. Das war einfach nur nochmal eine Auseinandersetzung mit dem Thema. Er soll sich einfach nicht drüber ärgern, die Reise selbst nimmt ihm keiner - der Hintergrund für dies und das Bilder zu machen ist dadurch zwar nicht erfüllt gewesen, aber immerhin hat er doch wunderbare Erlebnisse gehabt (Bärenbegegnung auf gewisse magische Art), die ihm auch die Kamera nicht ermöglicht hätte. Es kommen auch andere Tage (und Reisen).

                                                                                                                                                                    Edit. Ganz anders natürlich, wenn man davon lebt oder die Bilder in einem Projekt landen sollen. Aber ich glaube Fotografen ticken da anders - so kenne ich das von Kameraleuten. Ist der Job vorbei, bzw. das Ding runter von der Schulter fängt der private Teil an. Bei Hobby merke ich oft, dass das Ding immer schussbereit gehalten wird - eine gewisse Daueranspannung.

                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                      Gerne im Forum
                                                                                                                                                                      • 18.02.2016
                                                                                                                                                                      • 82
                                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                                      AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                                                                      Vielen Dank für diesen klasse Reisebericht!

                                                                                                                                                                      Die Fotos sind einfach nur traumhaft, aber bei dieser Erzählung wäre der Reisebericht auch ohne die Bilderserie super gewesen, weil man sich alles sehr gut vorstellen kann.

                                                                                                                                                                      Alaska ist schon seit Jahren eine Wunschdestination von mir, hoffentlich geht sich das bald einmal finanztechnisch aus.

                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                        Fuchs
                                                                                                                                                                        • 10.06.2004
                                                                                                                                                                        • 1232
                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                        #84
                                                                                                                                                                        AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                                                                        Tag 18 (16.08)
                                                                                                                                                                        Morgens lag dichter Nebel über dem Tal und ich konnte nen Elch beobachten, der relativ gemütlich in Nähe meines Zeltes vorbeilief. Er schien sich auch nicht groß von mir gestört gefühlt zu haben und verzog sich gemächlich nachdem er mich erblickte. Sympathischer Bursche. Gegen halb 12 ging‘s dann los, die Wolkendecke hatte sich etwas gehoben. Anfangs kam ich nun sehr gut voran, da ich ständig im Bachbett des Itkillik Rivers laufen konnte. Nur ein paar Büsche waren ab und zu im Weg. Dafür ließ sich die Sonne sogar teilweise sehen. Das war mal richtig angenehm.

                                                                                                                                                                        In nur 10 km Entfernung konnte ich nun bereits das Ende vom Oolah Valley ausmachen. Dahinter lag die offene Hügellandschaft der North Slope; eine riesige ausgedehnte Tundra Landschaft von schier unermesslichen Ausmaßen. Ein bisschen fühlte ich mich zurückversetzt, wie ich vor einigen Jahren im Sarek durchs Alggavagge lief und vor mir liegend die Hügellandschaft des Padjelanta Nationalparks erblickte. Zumindest erinnerte es mich stark daran. Ich freute mich schon richtig darauf morgen diese Grenze zu erreichen und die Weiten der North Slope zu erblicken.

                                                                                                                                                                        Nach einer einigermaßen entspannten Mittagspause (diesmal ohne nem Bären in der Nähe) wurde das Wandern leider etwas beschwerlicher. Der Flusslauf machte nun eine Biegung und verlief durch einen engen Canyon, so dass es nicht mehr möglich war weiter im Bachbett zu laufen. Stattdessen durfte ich nun über eine offene Grasfläche marschieren. Hier war der Boden wieder sumpfig-weich und das Vorankommen entsprechend beschwerlich. Obwohl der Fluss weiterhin talabwärts verlief, hatte ich irgendwie den Eindruck ständig leicht bergauf zu laufen. Ich fühlte mich regelrecht ein wenig verarscht von der Landschaft.

                                                                                                                                                                        Dann fing es auch noch zu regnen an und ich stellte fest, dass mit meiner Regenjacke etwas nicht stimmte, weil sie bereits nach ca. 15 Minuten moderaten Regens an den Ärmeln nass wurde. Sehr angenehm war das nicht. Zudem schienen die Bäche und Sümpfe durch den Regen enorm schnell anzuschwellen. Der Boden war nun noch sumpfiger und nasser und das Fortkommen alles andere als angenehm. Eher so bäh...

                                                                                                                                                                        Die Stimmung war ziemlich auf dem Tiefpunkt angelangt, als ich dann am frühen Abend müde und abgekämpft endlich den Itkillik Lake erreichte. Kurze Zeit später fand ich dann am Ufer eine Stelle mit halbwegs hartem Boden und stellte hier mein Zelt auf. Irgendwie konnte ich der Landschaft echt nichts abgewinnen. Normalerweise liebe ich ja solche großen Seen in der offenen Tundra und hatte mich echt schon auf den Itkillik Lake gefreut. Aber jetzt war ich einfach nur genervt von allem, einfach weil das Gehen so super anstrengend war und die Landschaft in den tiefhängenden Regenwolken auch eh nur trist und grau wirkte. Und morgen würde mich wieder ein anstrengendes Stück über weichen Tundraboden erwarten. Da ist es schwer Freude aufkommen zu lassen.

                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                          Fuchs
                                                                                                                                                                          • 10.06.2004
                                                                                                                                                                          • 1232
                                                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                                                          #85
                                                                                                                                                                          AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                                                                          Tag 19 (17.08)
                                                                                                                                                                          Heute war wohl eine der nervigsten Etappen. Nachdem es vormittags endlich aufhörte zu regnen, packte ich meine Sachen zusammen und lief bei tiefhängenden Wolken und trister Landschaft gegen 12.30 Uhr los. Die nächsten drei Kilometer am Ufer des Itkillik Lake waren tierisch anstrengend. In dem weichen moosigen Boden, der nun auch noch mit Wasser vollgesogen war, kam ich, mal wieder, nur sehr schwer voran. Dazu kam dann noch der Hunger und damit verbunden eine generelle Energie- und Lustlosigkeit. Echt ätzend.

                                                                                                                                                                          Als ich langsam das Nordufer des Sees erreichte, stieß ich auf eine kleine Hütte. Sie schien verlassen zu sein und war abgeschlossen. Draußen lag allerlei Zeug rum. Zuhauf Rentiergeweihe, Werkzeuge und anderer Kram. Die Hütte selbst war aber in einem ordentlichen Zustand. Ich nahm mir einen Plastikstuhl der achtlos im Gras rumlag und gönnte mir erstmal ne kleine Pause. Das hatte irgendwie etwas Surreales so in der Wildnis Nordalaskas auf einem Gartenstuhl zu sitzen. Es tat aber echt gut, zumal der Boden ansonsten doch etwas unentspannt feucht gewesen wäre.

                                                                                                                                                                          Ich bog nun in nordöstlicher Richtung ab und verließ den See. Es ging nun leicht nen Hang bergauf. Der Boden blieb weiterhin sumpfig, aber nun kamen auch noch ausgedehnte Tussock Felder hinzu. Folge war, dass das Wandern noch anstrengender wurde und mir den Rest gab. Ich hatte echt die Schnauze voll und fing laut an zu fluchen auf das Wetter, die Landschaft und sowieso alles. Nur auf wen konnte ich eigentlich all meinen Frust projizieren? Ich hatte ja keinen auf den ich die Schuld schieben konnte. Allerhöchstes mich selbst, da ich mir das so ausgesucht habe. Wie auch immer, ich war einfach nur angepisst. Der Aussicht in Richtung North Slope (soweit das schlechte Wetter überhaupt so etwas wie Sicht zugelassen hatte) verursachte keinerlei Freude in mir, sondern nur Gleichgültigkeit und Abneigung bei dem Blick auf diese sumpfige weite Landschaft in der das Wandern einfach keine Freude war.

                                                                                                                                                                          Gegen 15.20 Uhr erreichte ich einen Seitenbach den ich mit meinen Crocs furten musste. Das war zwar nervig, aber immerhin gab es hier Wasser und einigermaßen trockene Steine. Somit hatte ich endlich mal einen Platz wo ich meine verspätete Mittagspause machen konnte. Es war kalt und meine Schuhe waren mittlerweile leider von innen auch etwas feucht geworden (außerdem schlapperte die rechte Sohle vorne immer stärker rum). Die Pause war somit nicht wirklich gemütlich, aber dennoch mehr als notwendig. Die Erholung hab ich echt gebraucht.

                                                                                                                                                                          Nach der Pause ging es glücklicherweise etwas leichter. Kurz musste ich noch einmal durch ein Tussockfeld, aber dann erreichte ich den Itikmalak River, wo ich dankenswerterweise größtenteils wieder eine bessere Bodenbeschaffenheit vorfand. Hier kam ich nun etwas besser voran. Von der Landschaft war dank der vielen Wolken kaum etwas zu sehen. Aber das war mir ehrlich gesagt relativ egal. Hauptsache das Laufen war nicht ganz so hinderlich. Nach ca. 3 km musste ich dann den Fluss queren, da ich am nächsten Tag in nördlicher Richtung weiter wollte. Bisschen tiefer war es schon, aber ging alles noch soweit. Dafür fing es wieder zu regnen an während ich mit Crocs und Unterhose durch den Fluss latschte. Super Timing...

                                                                                                                                                                          Kurze Zeit später, gegen 18.20 Uhr, konnte ich dann endlich am Flussufer mein Zelt aufstellen. Die Landschaft versank nun komplett im Nebel und ich war einfach nur kaputt und bedient und froh für heute fertig zu sein. Das einzig positive war die Aussicht, dass der ganze Blödsinn übermorgen endlich ein Ende haben würde...

                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                            Fuchs
                                                                                                                                                                            • 10.06.2004
                                                                                                                                                                            • 1232
                                                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                                                            #86
                                                                                                                                                                            AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                                                                            Tag 20 (18.08)
                                                                                                                                                                            Über Nacht kühlte es auf etwa Null C° ab, während sich der Nebel hartnäckig hielt und auch noch morgens für eine ungemütlich kalte Stimmung sorgte. Eigentlich hatte ich gar keine Lust loszulaufen. Musste ich aber, schließlich musste ich morgen Vormittag am Galbraith Lake Airport sein.

                                                                                                                                                                            Gegen Viertel vor eins hab ich mich dann aufgerappelt. Jetzt ging es erstmal 200 m nen Hang hinauf. Oben war die Sicht zwar noch schlechter als unten, aber dafür hatte ich schön harten Boden ohne viel Pflanzenzeugs. So kam ich immerhin gut voran. Gefahr die Orientierung zu verlieren bestand auch nicht, da das Hochtal seitlich jeweils von Berghängen begrenzt wurde und ich außerdem meist einem Bach folgen konnte. So kam es, dass ich sogar eher als geplant Mittagspause machen konnte. Nervig war nur, dass meine Wanderschuhe mittlerweile etwas feucht von innen waren. Ist aber auch kein Wunder wenn ich ständig über feuchten Boden laufe und die Schuhe nie die Möglichkeit zum Trocknen bekommen. So war das Pausieren dann doch etwas ungemütlich.

                                                                                                                                                                            Ich verließ nun das Hochtal und machte nen Schlenker nach Osten Richtung Galbraith Lake. Zwar ging es nur etwa 100 m bergab dabei, aber gleichzeitig wurde der Boden wieder deutlich beschwerlicher. Gegen 16 Uhr erhaschte ich durch den Nebel dann meinen ersten Blick auf den See. Unspektakulär irgendwie. Wenn ich bedenke wie sehr ich mich auf den Anblick gefreut habe. Und jetzt nahm ich ihn jetzt recht gleichgültig hin. Bei gutem Wetter und mit funktionierender Kamera wäre das alles sicherlich ein ganz anderer Schnack gewesen.

                                                                                                                                                                            Beim Abstieg bekam ich dann nochmal die volle Ladung Tussocks und schwammigen Boden ab. Extrem anstrengend. Dafür wurde ich von Moltebeeren aufgeheitert, die hier am Hang wuchsen. Meine ersten auf dieser Tour. Und das auch gleich in großer Anzahl und in meist perfekter Reife. Welch eine unerwartete Köstlichkeit, die auch für das doofe Gelände mehr als vertröstet hat; lecker.

                                                                                                                                                                            Gegen 17 Uhr erreichte ich einen Bach mit schön fester steiniger Uferlandschaft. Was war ich froh endlich fertig zu sein. Der Galbraith Lake Airport war nur noch nen guten Kilometer entfernt und bereits in Sichtweite. Somit hatte ich es nicht mehr weit morgen und war erleichtert, dass es nun quasi vorbei war. Heute konnte ich nochmal einen ruhigen und einigermaßen entspannten Abend genießen. Lediglich das gelegentliche Brummen der Flugzeuge hat etwas gestört. Für so nen kleinen Flughafen war dort gefühlt ziemlich viel los.

                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                              Alter Hase
                                                                                                                                                                              • 30.05.2007
                                                                                                                                                                              • 3996
                                                                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                                                                              #87
                                                                                                                                                                              AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                                                                              Danke, dass Du so schonungslos deine Geanken mitteilst!
                                                                                                                                                                              So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                                                                                                                              A. v. Humboldt.

                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                Alter Hase
                                                                                                                                                                                • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                • 2501
                                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                                AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                                                                                bis Tag 16 bin ich nun gekommen, den Rest lese ich wenn ich wieder zuhause bin.
                                                                                                                                                                                Wirklich sehr gut geschrieben. Und wie hier auch schon geschrieben wurde, schliesse ich mich der Meinung an, dass dein Bericht auch komplett ohne Fotos sehr lesenswert waere.
                                                                                                                                                                                Die Fotos sind aber auch sehr schoen, besonders die von Sebastianos.
                                                                                                                                                                                www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                  Fuchs
                                                                                                                                                                                  • 10.06.2004
                                                                                                                                                                                  • 1232
                                                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                                                  #89
                                                                                                                                                                                  AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                                                                                  Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                  Wirklich sehr gut geschrieben. Und wie hier auch schon geschrieben wurde, schliesse ich mich der Meinung an, dass dein Bericht auch komplett ohne Fotos sehr lesenswert waere.
                                                                                                                                                                                  Danke danke. Das Lob von einem Trekking-Großmeister wie Dir freut mich natürlich ganz besonders.

                                                                                                                                                                                  OT: Schön zu sehen, dass Du Deine Patagonien Tour heil überstanden hast. Das was Du in Deinen Mails geschrieben hast klang ja auch schonmal sehr cool. Ich hoffe dann mal, dass Du uns bald mit einem entsprechenden Reisebericht beglücken wirst.

                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                    • 642
                                                                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                                                                    #90
                                                                                                                                                                                    AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                                                                                    Auch von mir vielen Dank für den Bericht. Das Gelände war sicher nicht ganz einfach und das Rucksackgewicht sehr hoch. Trotzdem schade, dass Du das Ganze in relativ depressiver Stimmung erlebt hast. Hoffe, dass Du auf Deinen zukünftigen Reisen mehr Spass haben wirst.

                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                      Fuchs
                                                                                                                                                                                      • 10.06.2004
                                                                                                                                                                                      • 1232
                                                                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                                                                      #91
                                                                                                                                                                                      AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                                                                                      Tag 20 (18.08)
                                                                                                                                                                                      Welch ein Glück, dass ich bereits im Tal und so nah am Flughafen gezeltet habe. Über Nacht kam nämlich ein zünftiger Wintereinbruch mit ordentlichem Schneefall, was wiederrum mit einer ziemlich eingeschränkten Sicht einherging. Wie gut, dass ich jetzt nicht noch irgendwo weiter oben zeltete. So konnte ich noch länger im Zelt ausharren und mich wärmen, bevor ich dann endlich alles zusammenpackte. Muss ja sagen, dass es schon recht widerlich ist bei 0 °C und nasskaltem Wetter die vier Bärentonnen zu holen, trocken zu wischen, in den Rucksack zu quetschen und anschließend den ganzen anderen Rest sowie mein Zelt zusammenzupacken. Da fühlten sich meine Finger anschließend recht kühl an. Von meinen Füßen, die in die nasskalten Schuhe mussten, will ich hier gar nicht reden.

                                                                                                                                                                                      Nun, dafür musste ich nicht lange laufen und erreichte kurze Zeit später den trostlosen und verlassen wirkenden Galbraith Lake Airport. Bei dem Wetter starteten keine Flugzeuge und auch ansonsten war hier irgendwie tote Hose. Glücklicherweise gab es eine kleine Hütte vom Arctic National Wildlife Refuge die sogar offen war. Zwei Frauen, die irgendwie für die Wartung beim Dalton Highway (oder sowas in der Art) zuständig sind, haben dort übernachtet und mich reingelassen (normalerweise ist nur der Vorraum offen). Die Hütte war beheizt und sie haben mir erstmal nen heißen Tee mit Honig gereicht. Das tat echt gut. Außerdem konnte ich mein Handy aufladen und somit wieder Fotos machen.


                                                                                                                                                                                      Wintereinbruch


                                                                                                                                                                                      Geschafft, endlich im Warmen und Trockenen. Das tat gut.

                                                                                                                                                                                      Um Punkt 12 Uhr kam dann der Dalton Highway Express wie bestellt. Hierbei handelt es sich nicht um einen richtigen Bus, sondern um nen kleinen Van, der halt auf Bestellung die Leute zu bestimmten festgelegten Zeiten einsammelt. Ich war heute der einzige Fahrgast und konnte mich somit gemütlich vorne hinpflanzen. Coolerweise hat die Fahrerin (Samenta) vorher am Truckstop in Coldfoot Essen besorgt, da sie meinte, dass Wanderer, die sie hier einsammelt, erfahrungsgemäß ziemlichen Hunger haben. Sie hatte ja sowas von Recht.


                                                                                                                                                                                      Der Dalton Highway Express ist da. Rechts ist besagte Hütte zu sehen.

                                                                                                                                                                                      Jetzt lagen nur noch 12 Stunden Fahrt nach Fairbanks vor mir. Diese waren aber eigentlich nochmal ganz lustig. Die ersten paar Stunden ging es dabei erstmal durch die Brooks Range. Samenta meinte noch, dass für die nächsten Tage ebenfalls so ein Schietwetter angekündigt sei. Mann was war ich froh fertig zu sein und im Warmen zu sitzen. Wenn ich mir vorstelle, ich müsste mir das noch für ein paar weitere Tage antun hätt ich echt kotzen können. Südlich vom Atigun Pass ging der Schnee dann in Regen über und die Sicht wurde etwas besser.


                                                                                                                                                                                      Coldfoot Arctic Interagency Visitor Center

                                                                                                                                                                                      Samenta war recht gesprächig und hatte einiges zu erzählen. Neben Ihrem Job als Fahrerin beim Dalton Highway Express arbeitet sie noch im Mcneil River Bear Sanctuary als Guide und hatte da einiges von ihren Bärengeschichten zum Besten gegeben. War auch etliches zum Schmunzeln dabei gewesen. Ansonsten hab ich die Fahrt gefühlt nur mit Essen verbracht (tat echt gut wieder anständig reinhauen zu können) und nebenher noch etwas die Natur genossen. Immerhin war es südlich der Brooks Range wettertechnisch etwas besser, so dass auch ein bisschen mehr von der Landschaft zu sehen war. Schön war auch, dass wir unterwegs einige Pausen eingelegt haben, wo ich mir die Beine vertreten konnte und nochmal paar Fotos machen konnte. Hatte ja diesbezüglich einiges nachzuholen.


                                                                                                                                                                                      Rastplatz am Polarkreis


                                                                                                                                                                                      Aussichtspunkt an den Finger Mountains


                                                                                                                                                                                      Die Aussicht während der Fahrt war teilweise ganz nice.


                                                                                                                                                                                      Yukon River


                                                                                                                                                                                      Nettes Wechselspiel aus Sonne und Wolken

                                                                                                                                                                                      Später haben wir dann noch einige Leute von einem anderen Bus aufgenommen, der wegen einer Panne liegen geblieben war. Dessen Fahrgäste haben doch tatsächlich von Fairbanks aus eine 6 stündige Bustour zum Polarkreis gemacht um dort am Rastplatz ein Picknick einzunehmen und anschließend wieder zurückzufahren. Sprich sie waren über 12 Stunden unterwegs, nur um einmal kurz am Polarkreis gewesen zu sein. Für mich wär das ja nichts gewesen solch nen Aufwand auf mich zu nehmen nur um einmal kurz eine unsichtbare Linie überschritten zu haben. Aber wenn es ihnen Spaß gemacht hat, warum nicht.


                                                                                                                                                                                      Der besagte liegengebliebene Bus. Man beachte die "Sauberkeit" der Fahrzeuge, die daherkommt, dass der Dalton Highway größtenteils nicht asphaltiert ist.

                                                                                                                                                                                      Immerhin wurde die Busfahrt durch die vielen Leute noch unterhaltsamer, so dass die lange Fahrt gefühlt etwas schneller verging. Es gab noch einige Zwischenstopps und ging weiterhin an endlosen Wäldern vorbei (wobei es überrascht viele abgebrannte Flächen gegeben hat). Der Vorteil von so ner Busfahrt gegenüber einem Flug liegt ja doch darin einen viel realistischen Eindruck der Ausdehnung Alaskas zu bekommen. Irgendwie schon beeindruckend wo groß Alaska ist und dass es de-facto fast nur aus Wildnis besteht.


                                                                                                                                                                                      Nahe dem Kreuzungspunkt vom Dalton Highway mit dem Elliot Highway


                                                                                                                                                                                      Abendstimmung am Dalton Highway

                                                                                                                                                                                      Nachts erreichten wir dann Fairbanks. Die anderen Fahrgäste vom Pannenbus wurden am Flughafen abgesetzt, wo deren Reiseunternehmen sie in Empfang nahm. Anschließend setzte mich Samenta kurz nach Mitternacht am 9th Ave Hostel ab. Leider funktionierte das warme Wasser nicht, so dass die lang ersehnte warme Dusche kalt blieb. Dennoch war es eine Wohltat anschließend in einem warmen und weichen Bett zu liegen und entspannt einschlafen zu können.

                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                        Fuchs
                                                                                                                                                                                        • 10.06.2004
                                                                                                                                                                                        • 1232
                                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                                        #92
                                                                                                                                                                                        AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                                                                                        Tag 21 (19.08)
                                                                                                                                                                                        Gut ausgeschlafen stand heute nun die Abreise bevor. Zuerst hab ich noch im Visitor Center die Bärentonnen abgegeben und bisschen mit den beiden Rangern dort geschnackt. Anschließend ging es zum Flughafen, wo ein paar Stunden später dann der Flieger nach Frankfurt startete. Leider lag Alaska komplett unter einer Wolkendecke, so dass ich nicht viel sehen konnte. Über Nordgrönland rissen dann, wie auf dem Hinflug, die Wolken auf und ich erblickte wieder diese karge mit Gletschern durchsetzte Kältewüste, die von den sanften Strahlen der Mitternachtssonne erhellt wurde. Ich verspürte auf einmal die Sehnsucht danach jetzt dort unten zu sein und nochmal eine richtig schöne Trekkingtour zu machen. Ich hatte einfach das Gefühl, dieses Mal nicht auf meine Kosten gekommen zu sein.


                                                                                                                                                                                        Die Bergwelt von Nordgrönland


                                                                                                                                                                                        Mitternachtssonne über der Kältewüste


                                                                                                                                                                                        Ja ich wäre jetzt irgendwie schon gerne dort unten gewesen...

                                                                                                                                                                                        Ebenso ging es mir dann später als der Flieger über Südnorwegen flog und ich auf die größtenteils wolkenlose Landschaft des skandinavischen Fjälls blickte. Einerseits ein sehr schöner Anblick, andererseits hat es mich auch nachdenken lassen, ob meine Tour Entscheidung so richtig gewesen ist und ich nicht einfach dort hätte unterwegs sein sollen.


                                                                                                                                                                                        Blick auf den Südwestzipfel vom Folgefonna Gletscher


                                                                                                                                                                                        Hochebene nördlich von Lysebotn

                                                                                                                                                                                        Mit ordentlichem Jetlag und ziemlich übermüdet kam ich dann am frühen Abend zuhause an. Mein Abenteuer war nun beendet und meine Gefühle diesbezüglich sehr gemischt. Es überwog aber wohl die Freude darüber es endlich hinter mir zu haben.

                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                          Fuchs
                                                                                                                                                                                          • 10.06.2004
                                                                                                                                                                                          • 1232
                                                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                                                          AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                                                                                          Fazit
                                                                                                                                                                                          Tja, was soll ich nun sagen? Jahrelang träumte ich davon diese Tour zu machen nur um dann festzustellen, dass von allen meinen Trekkingtouren ich auf dieser definitiv am wenigsten Spaß hatte. Die Gründe dafür habe ich hoffentlich gut und nachvollziehbar darlegen können. Teilweise war es einfach Pech, teilweise hab ich mich dumm angestellt und häufig war es wohl eine Mischung aus beidem. Hinterher ist man immer schlauer.

                                                                                                                                                                                          Was war positiv?
                                                                                                                                                                                          Nun, zu erstmal dass ich die Tour überhaupt gemacht und (wenn auch in abgespeckter Form) durchgezogen habe. Jahrelang träumte ich davon in Alaska zu wandern und jetzt kann ich endlich sagen, dass ich es auch wirklich gemacht habe. Das fühlt sich schon befriedigend an. Außerdem habe ich, gerade bedingt durch die vielem Missgeschicke, etliches an Erfahrung hinzugewonnen. Während der Tour konnte ich mir zwar davon nichts kaufen, aber für die Zukunft wird es sicherlich nützlich sein.

                                                                                                                                                                                          Besonders freue ich mich über die 5 Grizzly Sichtungen und dass mir prinzipiell das Wandern im Bärengebiet nicht allzu viel ausgemacht hat. Vor der Tour hab ich mir schon so Gedanken gemacht, wie ich denn damit klar komme werde allein auf weiter Flur ständig die Gefahr vor Augen zu haben einem Meister Petz begegnen zu können. Erfreulicherweise kam ich ziemlich gut damit klar. Ich denk mal, dass meine sehr intensive theoretische Vorbereitung zum Thema Bärensicherheit hier sehr geholfen hat. Oftmals haben mich außerdem andere Dinge weit mehr beschäftigt, so dass ich mir über die Bären gar nicht so den Kopf zerbrochen habe. Und ja, natürlich war ich auch angespannt bei meinen Begegnungen. Ich würde lügen, wenn ich behaupte da ganz locker und leichtfertig gewesen zu sein. Sicherlich hat das Bärenspray psychologisch auch enorm geholfen. Auch wenn nichts passiert ist, so wusste ich, dass ich im Ernstfall noch eine reale Verteidigungschance hätte. Aber trotz meiner Anspannung die ich im Angesicht von Ursus Arctos Horribilis hatte, so waren die Begegnungen dennoch ein großes Highlight meiner Tour für das ich sehr dankbar bin.

                                                                                                                                                                                          Und war auch das Wandern oft ärgerlich und beschwerlich und meine Stimmung somit häufig mies, so muss ich dennoch festhalten, dass die Landschaft im Großen und Ganzen schon echt ansehnlich und beeindruckend war. Ich wünschte nur, ich hätte sie unter besseren Rahmenbedingungen genießen können. Außerdem war es, verglichen mit Lappland, doch nochmal eine deutlich intensivere Wildniserfahrung. In all den Tagen habe ich gerade mal 6 Leute getroffen und die alle innerhalb von ein paar Tagen am North Fork Koyukuk River. In all den anderen Tagen hab ich keine Menschenseele zu Gesicht bekommen. Einen solchen Schnitt habe ich im hohen Norden Schwedens noch nie hinbekommen.

                                                                                                                                                                                          Gibt es eine Rückkehr nach Alaska?
                                                                                                                                                                                          Die Frage ist natürlich, ob ich mir vorstellen könnte nochmal eine Tour in der Gegend zu unternehmen. Eine klare Antwort darauf kann ich aktuell nicht geben. OK, diesen Sommer werde ich aus finanziellen Gründen wahrscheinlich wieder irgendwo in Lappland rumturnen und Alaska außen vor lassen. Aber danach, wenn die Rahmenbedingungen passen? Bin ich bereit mir den ganzen Kram nochmal anzutun?

                                                                                                                                                                                          Klar, auf genauso eine Tour nochmal habe ich definitiv keinen Bock mehr, besonders wenn ich auch den enormen Zeitaufwand für die Anreise sowie die damit verbundenen Kosten berücksichtige. Aber irgendwie reizt es mich schon ein bisschen nochmal in die Gegend zu fahren und auszuprobieren, ob ich es nicht auch besser machen kann. Gerade weil meine Tour nicht so lief wie erhofft, fühle ich mich herausgefordert zu einem Rematch mit der Brooks Range. Schließlich kann ich diese gefühlte "Niederlage" doch nicht einfach auf mir sitzen lassen.

                                                                                                                                                                                          Wo müsste ich nachbessern?
                                                                                                                                                                                          Wenn ich mich also irgendwann in der Zukunft entscheiden sollte nochmal ne Tour in der Brooks Range zu machen, dann sollte ich allerdings die folgenden Punkte dringendst beherzigen:
                                                                                                                                                                                          • Besser auf die Kamera aufpassen. Sowas darf mir nicht nochmal passieren. Da ich zwecks schneller Verfügbarkeit meine Kamera gerne in der Hosentasche transportiere, habe ich schon darüber nachgedacht, sie in eine zip-Tüte zu stecken. Eventuell sollte ich mir auch ne einigermaßen wasserdichte Kameratasche anschaffen und diese außen am Rucksack befestigen. Da muss ich mir da nochmal genauer den Kopf drüber zerbrechen. Zudem würd ich immer jetzt noch das USB-Kabel vom Handy mitnehmen, um als Back-Up Lösung die Handy Kamera aufladen zu können.
                                                                                                                                                                                          • Genaueres Studium des Terrains anhand von Satellitenbildern. Ich war teilweise regelrecht geschockt wie ungenau die Karten in Bezug auf die Waldgrenze waren. Oftmals war dort wo ich laut Karte bereits baumloses Gelände erwartet habe noch dichtester Wald. Das will ich zukünftig gerne vermeiden.
                                                                                                                                                                                          • Generell würde ich versuchen eher nördlich der kontinentalen Wasserscheide unterwegs zu sein, wo es eh keine Wälder mehr geben sollte. Gleichzeitig sollte ich darauf achten allzu tief gelegene Täler möglichst zu meiden, da dort der Boden meist weicher und sumpfiger ist.
                                                                                                                                                                                          • Abgesehen von der besseren Bodenbeschaffenheit ist es auch landschaftlich deutlich abwechslungsreicher einige Passüberquerungen und Berggipfel mitzunehmen. Das fiel dieses Mal ja weitestgehend flach bei mir. Und anhand der Bilder von Sandy, Jeff und Sebastian (die allesamt über höher gelegene Pässe gelaufen sind) habe ich auch einen kleinen Eindruck davon gewinnen können, um wieviel schöner und spektakulärer der Ausblick und somit der Landschaftsgenuss da oben doch sein kann.
                                                                                                                                                                                          • Realistischere Tagesetappen einplanen. Ich find die Vorstellung angenehmer aufgrund meiner jetzigen Erfahrung eher kürzere Etappen einzuplanen und das dann auch durchzuziehen, als unterwegs die eigentlich ambitionierten Ziele nachträglich runterzuschrauben (so wir bei dieser Tour geschehen).
                                                                                                                                                                                          • 39 kg Rucksackgewicht waren mir definitiv zuviel. Ebenso die vier Bärentonnen. Hier muss nachgebessert werden. Dies ginge beispielsweise durch eine generell kürzere Tourdauer oder durch einen unterwegs durchgeführten Food-Drop per Buschpiloten (das kostet natürlich ordentlich). Ebenso lässt sich sicher eine Lösung finden um nicht den kompletten Proviant in den Bärentonnen lagern zu müssen. Die Loksacks wurden hier beispielsweise ja schon als eine Möglichkeit der geruchslosen Lagerung angesprochen. Mit ein bisschen Kreativität und Recherche lässt sich da sicherlich noch einiges optimieren.
                                                                                                                                                                                          • Mehr Tagesproviant. Dieses ist mit dem vorigen Punkt natürlich nicht leicht in Einklang zu bringen. Nur habe ich gemerkt, dass ich dieses Mal einfach zu wenig Essen dabei hatte und dadurch oftmals durch den Hunger unnötig geschwächt und lustlos war. Das würd ich ungern wiederholen. Gelingt es mir beispielsweise auf zwei Bärentonnen zu verzichten, so hätte ich schonmal 2,4 kg eingespart und könnte damit locker pro Tag ein paar Gramm mehr Essen einplanen. Und immerhin hab ich jetzt schonmal nen groben Überblick was es in Fairbanks so alles an Essen zu kaufen gibt und wovon ich nächstes Mal mehr und wovon ich weniger mitnehmen würde.

                                                                                                                                                                                          Ich denke mal wenn es mir gelingt bei einer zukünftigen Tour diese Punkte vernünftig und konsequent umzusetzen (und wenn vielleicht das Wetter noch ein klein wenig netter ist), dann kann solch eine Tour bestimmt ein fantastisches Naturerlebnis werden. Mein nächster Reisebericht aus dieser Gegend hätte dann sicherlich einen deutlich positiveren Grundton.

                                                                                                                                                                                          Ende

                                                                                                                                                                                          Kommentar


                                                                                                                                                                                          • Sebastianos
                                                                                                                                                                                            Erfahren
                                                                                                                                                                                            • 16.01.2013
                                                                                                                                                                                            • 180
                                                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                                                            AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                                                                                            Danke fürs konsequente zu Ende Bringen! Bis zum Schluss interessant.

                                                                                                                                                                                            Aber dass das Warmwasser nach der Tour grad alle war, ist doch die Krönung, oder?!
                                                                                                                                                                                            Was bei dir das Essen auf der Rückfahrt war, war bei mir die warme Brause im 9th Ave Hostel.
                                                                                                                                                                                            Twenty years from now you will be more dissapointed by the things you didn´t do, than by the things you did. So throw off the bowlines, sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in your sails. Explore. Dream. (Mark Twain zugeschrieben)

                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                              Alter Hase
                                                                                                                                                                                              • 30.05.2007
                                                                                                                                                                                              • 3996
                                                                                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                                                                                              #95
                                                                                                                                                                                              AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                                                                                              Von mir auch nochmal ein dickes Dank für die letzten Reiseschritte. Ende gut alles gut
                                                                                                                                                                                              So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                                                                                                                                              A. v. Humboldt.

                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                Vorstand
                                                                                                                                                                                                Fuchs
                                                                                                                                                                                                • 18.06.2014
                                                                                                                                                                                                • 1591
                                                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                                                AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                                                                                                Dicken Dank auch von mir noch mal für den (wie gewohnt) tollen Bericht, der glänzt auch ohne weitere Fotos! War ja jetzt mal ganz anders als Deine Lapplandreisen, aber nicht minder spannend zu lesen!

                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                  Neu im Forum
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                                                                                                                                                                                                  • 4
                                                                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                                                                  #97
                                                                                                                                                                                                  AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                                                                                                  Hallo Mortias,

                                                                                                                                                                                                  vielen Dank für deinen mutigen Bericht. Ich kann mir nur zu gut vorstellen, dass man lieber einen Bericht veröffentlich nach dem Motto: "Mann was war das wieder eine coole Expedition!"
                                                                                                                                                                                                  Allerdings kann man aus einem Bericht wie dem deinen eben auch viel lernen. Daher habe ich ein paar Fragen:
                                                                                                                                                                                                  - Wieviel Gramm Proviant hast du pro Tag eingeplant?
                                                                                                                                                                                                  - Du hattest ja nur für 18 Tage Proviant dabei, warst aber 20 Tage unterwegs. 2 Tage gehungert?
                                                                                                                                                                                                  - Hast du eine Packliste für deine Ausrüstung?
                                                                                                                                                                                                  - Welche Stöcke hast du verwendet, du hattest ja Probleme damit.
                                                                                                                                                                                                  - Wie hättest du mit dem USB-Kabel dein Handy geladen? Hattest du eine Powerbank dabei?

                                                                                                                                                                                                  Grüße
                                                                                                                                                                                                  Erik

                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                                                                                                    • 15.06.2014
                                                                                                                                                                                                    • 153
                                                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                                                    AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                                                                                                    Hallo,
                                                                                                                                                                                                    Kompaktkameras gibt es auch in wasser- und stossfest. Das erscheint mir die sinnigere Alternative zum wasserdicht verpacken, weil, dann funktioniert fotografieren auch bei Regen und sie ist auch außerhalb der Hülle geschützt.

                                                                                                                                                                                                    Die Olympus Tough TG4 hebt sich da bildqualitätsmäßig ein Stückchen von der Konkurrenz ab (meinem Geschmack nach beim Probefotografieren) und hat sich dann bewährt, kostet aber auch 100€ mehr als die anderen.

                                                                                                                                                                                                    Ansonsten gibt es noch eine "rugged" Systemkamera mit großem Sensor in stoss- und tauchfest, die Nikon 1 AW1.

                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                      Fuchs
                                                                                                                                                                                                      • 10.06.2004
                                                                                                                                                                                                      • 1232
                                                                                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                                                                                      #99
                                                                                                                                                                                                      AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                                                                                                      Zitat von kunibald Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                      Hallo,
                                                                                                                                                                                                      Kompaktkameras gibt es auch in wasser- und stossfest. Das erscheint mir die sinnigere Alternative zum wasserdicht verpacken, weil, dann funktioniert fotografieren auch bei Regen und sie ist auch außerhalb der Hülle geschützt.

                                                                                                                                                                                                      Die Olympus Tough TG4 hebt sich da bildqualitätsmäßig ein Stückchen von der Konkurrenz ab (meinem Geschmack nach beim Probefotografieren) und hat sich dann bewährt, kostet aber auch 100€ mehr als die anderen.

                                                                                                                                                                                                      Ansonsten gibt es noch eine "rugged" Systemkamera mit großem Sensor in stoss- und tauchfest, die Nikon 1 AW1.
                                                                                                                                                                                                      Moin Kunibald,
                                                                                                                                                                                                      danke für die netten Tips. Ich habe mir im Anschluss der Tour eine Sony RX 100 geholt. Bisher bin ich sehr zufrieden damit. Demnächst geht es damit ab nach Lappland. Dann schaue ich mal, dass ich da etwas sorgsamer auf das Ding acht gebe.

                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                        Fuchs
                                                                                                                                                                                                        • 10.06.2004
                                                                                                                                                                                                        • 1232
                                                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                                                        AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                                                                                                        Zitat von Gleitsegelpilot Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                        Hallo Mortias,

                                                                                                                                                                                                        vielen Dank für deinen mutigen Bericht. Ich kann mir nur zu gut vorstellen, dass man lieber einen Bericht veröffentlich nach dem Motto: "Mann was war das wieder eine coole Expedition!"
                                                                                                                                                                                                        Allerdings kann man aus einem Bericht wie dem deinen eben auch viel lernen.
                                                                                                                                                                                                        Moin Erik,
                                                                                                                                                                                                        sorry für die späte Antwort. War in letzter Zeit etwas träger was meine Besuche bei ODS anging. Hab Deinen Post somit erst jetzt gesehen. Nochmal danke für das Lob.

                                                                                                                                                                                                        Zu Deinen Fragen:

                                                                                                                                                                                                        Zitat von Gleitsegelpilot Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                        - Wieviel Gramm Proviant hast du pro Tag eingeplant?
                                                                                                                                                                                                        Das müssten so um die 600 gr gewesen sein. Für mich waren es zu wenig. Ansonsten habe ich eher so 800 gr.

                                                                                                                                                                                                        Zitat von Gleitsegelpilot Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                        - Du hattest ja nur für 18 Tage Proviant dabei, warst aber 20 Tage unterwegs. 2 Tage gehungert?
                                                                                                                                                                                                        Nene, SO blöd hab ich mich dann auch nicht angestellt. Bei den 20 Tagen ist auch noch die Anreise mit bei (Flug etc.). Da habe ich glücklicherweise nicht hungern müssen.

                                                                                                                                                                                                        Zitat von Gleitsegelpilot Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                        - Hast du eine Packliste für deine Ausrüstung?
                                                                                                                                                                                                        Jo hab ich. Kann ich auf Wunsch gerne posten. Sie ist allerdings nicht allzu aussagekräftig, da sie eher Basis Informationen enthält. Für mich zum Packen reicht sowas aus, aber für andere Leser mag es nicht allzu informativ sein.

                                                                                                                                                                                                        Zitat von Gleitsegelpilot Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                        - Welche Stöcke hast du verwendet, du hattest ja Probleme damit.
                                                                                                                                                                                                        Black Diamond Trail. Hab die Stöcker seit 6 Jahren im Einsatz gehabt und war stets zufrieden mit ihnen. Aber anscheinend war das bei dieser Tour einfach eine zu hohe Belastung für die Dinger.

                                                                                                                                                                                                        Zitat von Gleitsegelpilot Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                        - Wie hättest du mit dem USB-Kabel dein Handy geladen? Hattest du eine Powerbank dabei?
                                                                                                                                                                                                        Genau, ich hatte ein mittels AA Batterien betriebes USB-Ladegerät dabei. Das nutzte ich eigentlich um meinen MP3 PLayer unterwegs aufzuladen.

                                                                                                                                                                                                        Ich hoffe ich konnte Dir damit weiterhelfen.

                                                                                                                                                                                                        Viele Grüße,
                                                                                                                                                                                                        Matthias

                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                          Fuchs
                                                                                                                                                                                                          • 07.06.2008
                                                                                                                                                                                                          • 1929
                                                                                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                                                                                          AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                                                                                                          Wieso bin ich erst jetzt auf diesen Reisebericht gestoßen? Danke für das Teilen deiner Erfahrungen mit all den Höhen und Tiefen. Ich finde es immer wieder sehr respektabel und lehrreich, wenn sich Ersteller von Reiseberichten auch trauen, die subjektiv negativen Aspekte bei so einer Tour ausführlich darzustellen. Vielen Dank! So ein klein wenig hört man heraus, dass du wieder kommen wirst.
                                                                                                                                                                                                          "Das Leben leicht tragen und tief genießen ist ja doch die Summe aller Weisheit."
                                                                                                                                                                                                          Wilhelm von Humboldt, 1767-1835

                                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                                            Neu im Forum
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                                                                                                                                                                                                            • 6
                                                                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                                                                            Cooler Reisebericht. Und schöne Fotos...

                                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                                              Fuchs
                                                                                                                                                                                                              • 10.06.2004
                                                                                                                                                                                                              • 1232
                                                                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                                                                              Zitat von smeagolvomloh Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                              So ein klein wenig hört man heraus, dass du wieder kommen wirst.
                                                                                                                                                                                                              So ein klein wenig könntest Du dabei recht haben. Es wird im kommenden Jahr bei mir ganz klar ne Budget Frage werden, da Alaska nunmal nicht ganz billig ist. Aber ein bisschen Reiz ist schon da und hin und wieder erwische ich mich, wie ich mir bei Google Earth die Brooks Range anschaue und Pläne schmiede.

                                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                Gesperrt
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                                                                                                                                                                                                                • 1
                                                                                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                                                                                AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                                                                                                                                                                                                Zitat von Outdoorfetischist Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                Sehr schöner Bericht! Obwohl du viel Wildniserfahrung hast, schreibst du sehr "nahbar", also nachfühlbar und ehrlich. Man kann wirklich mitempfinden, dass so richtige Wildnis-Trekkingtouren nicht immer Zuckerschlecken sind, das gefällt mir gut.
                                                                                                                                                                                                                Kann mich da nur anschließen und wirklich tolle Fotos!

                                                                                                                                                                                                                Kommentar