• OutofSaigon
    Erfahren
    • 14.03.2014
    • 426
    • Privat


    [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 27.7629991
    Längengrad 87.6208289
    Kantschendzönga Kanchenjunga Nepal Himalaya Trekking Hiking Wandern Berge Mountains


    Prolog

    “Many have called this the finest trek in Nepal”
    . Wenn man so etwas liest, muß man doch aufmerksam werden, oder? Die Rede ist von einem Trek zum Kantschendzönga-Basislager, 5150m hoch gelegen, dem östlichen Ende des Great Himalaya Trail im äußersten Nordosten von Nepal. Dort war ich schließlich auch, und davon will ich euch im Folgenden berichten.

    Wie so oft im Leben hatten wir mal Pech, mal Glück. Für den Begriff “Pech” sagt man im Englischen “bad luck”, aber für den Begriff “Glück” gibt es nicht nur ein Äquivalent, sondern zwei, nämlich “good luck” und “happiness”, was ja zwei sehr verschiedene Paar (Berg-)Stiefel sind. Auf unserem Trek zum Kantschendzönga war jedenfalls alles dabei, wie ihr noch lesen werdet.
    Zuletzt geändert von OutofSaigon; 10.12.2023, 04:55.

  • OutofSaigon
    Erfahren
    • 14.03.2014
    • 426
    • Privat


    #2
    AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga


    Lokalkolorit und Déjà Vu

    April 2019. Katmandu hat mich wieder. Lange war ich nicht mehr hier. Noch von 2013 habe ich ein Bündel nepalischer Banknoten in der Tasche – Gegenwert ca. 400 Dollar (Tendenz fallend, hahaha). Morgen will ich meine früheren Arbeitskollegen treffen. Heute aber schaue ich mich nur ein wenig in der Stadt um: Atmosphäre schnuppern, Lokalkolorit genießen – ein Déjà Vu...









    Zum letzten Bild: dieser Herr ist ein „Sadhu“, so etwas wie ein heiliger Mann (siehe hier). Nepalkenner wissen das natürlich, aber für die anderen erwähne ich es hier.


    Über diesen Bildern sollte man aber auch nicht das Alltägliche vergessen, die ganz normalen Straßen-Szenen:






    Die wirtschaftliche Dynamik des Landes, oder besser gesagt: der Mangel an derselben, wird irgendwie aus dem folgenden Foto ersichtlich:



    So, wie dieser junge Mann hier einen Kühlschrank durch Katmandu transportiert, so schleppten unsere Träger in den folgenden Wochen unser Gepäck, die Camping-Ausrüstung und den gesamten Küchen-Krempel: mit einer Strippe und einem Kopfband. So tragen Nepalis schwere Lasten:



    Tags darauf sitze ich mit meinen ehemaligen Arbeitskollegen zusammen zum Plausch. Daß man in Nepal „Namaste-Bier“ antrifft, wird Kenner des Landes nicht überraschen (für Neulinge: „Namaste“ ist die Standardformel für eine Begrüßung, also ein Wort, das man hundert Mal am Tag hört). Daß es aber auch ein „Khumbu Kölsch“ gibt, das war sogar mir neu:



    Einquartiert habe ich mich übrigens nicht in einem Hotel, schon gar nicht in den Stadtteilen Thamel oder Lazimpat in Katmandu (wo 90% der Touristen hin rennen), sondern in einem kleinen Gästehaus mitten in Lalitpur alias Patan, der Zwillingsstadt von Katmandu, nur wenige Kilometer weiter südlich und jenseits des Flusses gelegen. Es war einmal das Haus eines wohlhabenden Kaufmanns der Volksgruppe der Newari, wurde aber vor rund 15 Jahren mit Unterstützung der UNESCO zu einem kleinen privaten Gästehaus umgebaut. Es ist ein wenig unscheinbar und liegt etwas versteckt in der Nähe des Patan Durbar Square, und ich hätte es wohl nie gefunden, wenn mich nicht 2012 meine damalige Sekretärin darauf aufmerksam gemacht hätte. Den Namen nenne ich jetzt hier nicht öffentlich, gebe ihn aber auf Anfrage gerne weiter. Die Atmosphäre dort ist unschlagbar authentisch:


    Ein Glück, daß ich hier wohnen kann...


    Zwei Tage später. Ich sitze im Flieger nach Bhadrapur und schaue aus dem Fenster. Diese Panoramen habe ich seinerzeit oft gesehen, als ich berufshalber zwischen Katmandu und Biratnagar hin und her flog.

    Die Innenstadt von Bhaktapur:


    Fußhügel des Himalaya:


    Blick auf die Berge. Und ganz dahinten, in Bildmitte, das ist doch, das ist doch ...


    Ganz recht, er ist es: der Chef persönlich, der Mount Everest. Davor die große Lhotse-Nuptse-Wand.
    Anmerkung: Diesen Blick hat man nicht, wenn man mit einer kleinen Twin Otter in geringer Höhe durch das Tal nach Lukla fliegt. Nie und nimmer. Diesen Blick hat man nur, wenn man in relativ großer Höhe (5000m oder so) und in einiger Entfernung vom Himalaya von Katmandu nach Biratnagar fliegt (oder nach Bhadrapur, so wie wir an jenem Tag).


    Und dies ist unser Trekkingziel: der Kantschendzönga, der dritthöchste Berg der Welt:


    Dorthin will ich euch in dem folgenden Bericht mitnehmen. Wie immer, werde ich aber nicht nur einfach den Ablauf des Treks beschreiben sondern versuchen, euch jene Region mit allem Interessanten, das man dort sieht, zu schildern, dazu selbstredend auch meine persönlichen Erlebnisse und Empfindungen während des Treks. – Und, um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen - *zwinker* - : wir waren natürlich nicht auf dem Gipfel des Kantschendzönga, nicht einmal in der Nähe davon, sondern nur am Basislager, aber auch das liegt, wie gesagt, schon deutlich über 5000 Meter hoch.

    Fortsetzung folgt
    Zuletzt geändert von OutofSaigon; 25.01.2021, 10:23.

    Kommentar


    • ronaldo
      Freak
      Moderator
      Liebt das Forum
      • 24.01.2011
      • 12506
      • Privat


      #3
      AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

      Ahh, ein neuer OoS, prima...

      Kommentar


      • Schwindelfrei
        Gerne im Forum
        • 13.11.2017
        • 65
        • Privat


        #4
        AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

        Diese Ecke Nepals hatte bisher wohl noch niemand beschrieben. Ich bin gespannt, wie es dort aussieht.

        Kommentar


        • Meer Berge
          Fuchs
          • 10.07.2008
          • 2381
          • Privat


          #5
          AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

          Fängt schon interessant an und verspricht spannend zu bleiben.
          Ich kenne bisher nur Langtang und Helambu (wie es vor 25 Jahren war).
          Ich bin bereit!

          Kommentar


          • sloth-power
            Neu im Forum
            • 25.07.2019
            • 7


            #6
            AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

            Mach Mal schneller, will mehr lesen und Fotos sehen

            Kommentar


            • vergissminet
              Erfahren
              • 08.06.2009
              • 317
              • Privat


              #7
              AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

              Wow, das fängt ja schon einmal gut an ... count me in!

              Kommentar


              • dominik_bsl
                Erfahren
                • 13.02.2006
                • 317
                • Privat


                #8
                AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

                Ich durfte diesen speziellen Blick auf den Everest damals auf meinem Flug PBH-KTM geniessen:



                Freu mich schon auf den Bericht!
                Zuletzt geändert von dominik_bsl; 09.09.2019, 13:19.

                Kommentar


                • OutofSaigon
                  Erfahren
                  • 14.03.2014
                  • 426
                  • Privat


                  #9
                  AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

                  Zitat von ronaldo Beitrag anzeigen
                  Ahh, ein neuer OoS, prima...
                  "OoS" sieht aus wie eine Abkürzung meines Nutzernamens, aber der Nutzer namens "OoS" auf diesem Forum ist jemand anders.


                  Zitat von Meer Berge Beitrag anzeigen
                  ... Ich kenne bisher nur Langtang und Helambu (wie es vor 25 Jahren war).
                  Wenn es möglich ist, davon einen Bericht hier einzustellen, wäre das natürlich Klasse! Vor 25 Jahren!! Dazu müßtest du wohl alte analoge Fotos einscannen (lassen). Ich selbst war 2012 in Langtang (siehe hier), aber der katastrophale Bergsturz im Gefolge des Erbebens von 2015 muß dort ja vieles total verändert haben.


                  Zitat von sloth-power Beitrag anzeigen
                  Mach Mal schneller, will mehr lesen und Fotos sehen
                  Ich mach ja schon. Im übrigen scheucht man einen alten Mann nicht


                  Zitat von dominik_bsl Beitrag anzeigen
                  Ich durfte diesen speziellen Blick auf den Everest damals auf meinem Flug PBH-KTM geniessen...
                  An alle: PBH und KTM sind die Flughafen-Kürzel für Paro (Bhutan) und Katmandu. Dominik war damals auf dem Rückflug von seinem Trek in Nordwest-Bhutan. Ich habe denselben Trek unabhängig von ihm ebenfalls gemacht, und wir tauschten uns dann über unsere Erlebnisse aus (siehe hier).

                  An Dominik: du hast den Link zu deinem interessanten Foto so konfiguriert, daß er nur für eingeloggte Nutzer funktioniert. Kann man das ändern?

                  Kommentar


                  • dominik_bsl
                    Erfahren
                    • 13.02.2006
                    • 317
                    • Privat


                    #10
                    AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

                    @Gottfried: Leider kann ich das nicht. Das ist eine Voreinstellung der Forensoftware soviel ich weiss

                    Kommentar


                    • lina
                      Freak

                      Vorstand
                      Liebt das Forum
                      • 12.07.2008
                      • 43828
                      • Privat


                      #11
                      AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

                      OT: @dominik_bsl: Das betrifft nur die Fotos, die als Anhänge angelegt worden sind, und es ist nur unsichtbar, wenn man nicht eingeloggt ist. Wenn das Foto in der Forumsgalerie oder bei einem anderen Anbieter liegt, ist es sichtbar. Am einfachsten also einfach in die Forumsgalerie hochladen und den Link von dort im Text benutzen.

                      Kommentar


                      • dominik_bsl
                        Erfahren
                        • 13.02.2006
                        • 317
                        • Privat


                        #12
                        AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

                        Hab's geändert. Ist irgendwie ein gewöhnungsbedürftiges Verhalten. Aber jetzt BTT

                        Kommentar


                        • OutofSaigon
                          Erfahren
                          • 14.03.2014
                          • 426
                          • Privat


                          #13
                          AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga


                          Die sogenannten Fußhügel

                          Auf dem Flughafen der Stadt Bhadrapur gelandet (in der äußersten Südostecke von Nepal), werden wir von einem Auto abgeholt. Dieses soll uns in das Städtchen Taplejung bringen. Dort endet die Straße. Von Bhadrapur nach Taplejung sind es etwa zehn Stunden Autofahrt – unglaublich für eine Strecke von gerade einmal 100km Luftlinie! Aber es ist eben eine nepalische Bergstraße: hoch über Bergrücken und dann wieder durch tief eingeschnittene Täler; schmal, mit unzähligen Kurven und nur mäßig guter Oberfläche.

                          Erst einmal aber sehen wir Szenen aus dem Terai, wie sie mir vertraut sind:


                          Hab´ mei´ Wage´ vollgelade´...



                          Dann geht es hinein in die Fußhügel des Himalaya; auch die kenne ich ja. Aber es gibt immer noch kleine Überraschungen:

                          „Coblenzer Pilsener“? Ich fragte später einen Freund vom Mittelrhein; der hatte von einem solchen Bier noch nie etwas gehört. Das gibt es wohl nicht in Koblenz selber, das gibt es nur in Nepal. Offenbar hat ein Nepali mit einer besonderen Affinität zu Koblenz hier eine kleine Brauerei aufgemacht.

                          Weiter geht es. Wir passieren ein Dörfchen mit Namen „Singapur Bazaar“. Kein Witz, das heißt wirklich so, warum auch immer. Nicht weit davon am Straßenrand: „Zimba Restaurant“. Montafoner werden die Augen aufreißen: wieso „Zimba“, ausgerechnet „Zimba“? Wir haben aber keine Zeit für Nachforschungen, wie es zu diesen Namen kam.


                          Wir übernachten in Ilam, einem Städtchen, das für für seine Teeplantagen bekannt ist.



                          Am folgenden Tag fahren wir weiter und sind etwa zur Mittagszeit dann endlich in Taplejung. Dies ist ein recht betriebsamer Ort, logischerweise, denn der Endpunkt der Straße muß ja zwangsläufig ein Umschlags- und Handelsplatz sein. So sieht es dort aus:


                          Hier treffen wir unsere Trekking-Crew, und von hier geht es dann richtig los, noch am Nachmittag desselben Tages.


                          Ach ja, ich schulde euch noch eine Erklärung: „wir“, das sind die beiden Trekking-Gäste, neben meiner Wenigkeit noch ein Kanadier, etwas jünger als ich, nennen wir ihn hier einmal „Conrad“. Ich weiß, das klingt so germanisch, und das soll es auch, denn sein richtiger Name klingt ebenfalls germanisch. Geführt werden wir übrigens von einem Nepali names Bisuwa, und begleitet werden wir außerdem von einem Koch, drei Küchen-Assistenten und rund einem Dutzend Träger. Daß wir derartig viele Leute dabei haben würden, war mir nicht klar gewesen, als ich diese Unternehmung buchte, und es wäre aus meiner Sicht auch nicht notwendig gewesen. Ich mag so etwas eigentlich nicht.


                          Taplejung liegt auf einem Höhenrücken, und so müssen wir als erstes ins Tal abstiegen, rund 300 Höhenmeter. Es ist natürlich irgendwie komisch, daß ein Himalaya-Trek mit so einem langen Abstieg beginnt, aber so ist es eben. Von Taplejung bis weit nach Nordosten ist gerade eine Straße im Bau. Mit einem Jeep oder Lastwagen ist sie auch bereits befahrbar. Ihr werdet sie auf den kommenden Fotos noch hin und wieder sehen. Der Fußweg von Taplejung ins Tal hinunter schneidet die Serpentinen dieser neuen Straße ab.

                          Nach etwa einer Stunde haben wir den Abstieg mehr oder weniger bewältigt, und es geht leicht und locker dahin.

                          #01: Ein Haus mit einem kleinen Holzbalkon, wie es für diese Region typisch ist. Links seht ihr Conrad gehen


                          Auf dem Gegenhang ein typisches kleines nepalisches Anwesen inmitten seiner Anbauflächen (wer es ganz genau wissen will: rechts unten im Foto seht ihr Mais, links unten Kardamon; von letzterem wird noch die Rede sein).
                          #02: Kleines landwirtschaftliches Anwesen im Tal des Tamor


                          Gegen Abend erreichen wir das Dörfchen Mitlung und schlagen hier zum ersten Mal unsere Zelte auf. Bekocht werden wir natürlich auch. Was es genau gab, weiß ich mittlerweile nicht mehr, aber es war jedenfalls auch ein Coleslaw-Salat dabei (also dünne Streifen von Weißkohl und Karotten mit Mayonnaise). „War das Wasser, mit dem der Salat gewaschen wurde, auch abgekocht gewesen?“ fragt Conrad mit besorgter Miene. - „Aber natürlich“ antwortet Bisuwa beruhigend (jede andere Antwort wäre ja auch doof gewesen). Ich habe rasch den Kopf gesenkt, damit Conrad nicht sieht, wie ich mir das Lachen verbeißen muß. Mensch, Conrad, der Salat wurde wahrscheinlich überhaupt nicht gewaschen, so daß deine Frage von vorneherein ins Leere läuft!

                          Es ist warm in Mitlung, selbst am Abend. Wir sind ja nur auf rund 900m Meereshöhe, und das auf derselben geografischen Breite wie Ägypten. Also klar, daß es hier nicht wirklich kalt ist. So paßt es auch, daß ich nur den dünneren meiner beiden Schlafsäcke mitgebracht habe.

                          Wer in Mitlung auf eine ruhige Nacht hofft, wird schwer enttäuscht. Ununterbochen dröhnt das Tal vom Brummen der Motoren schwerer LKWs, und ab und an gibt es einen ordentlichen Knall, wenn wieder einmal der Fels gesprengt wird. Was geht da vor? Hier am Flußlauf des Tamor wird in neues Wasserkraftwerk gebaut. Das ist auch höchste Zeit, denn Nepal litt jahrelang an unzureichenden Kapazitäten zur Stromerzeugung. Im ganzen Land war die Stromversorgung rationiert, mit rotierenden Stromabschaltungen. Du konntest damit rechnen, daß du durchschnittlich sechs Stunden am Tag Strom hattest (und die anderen 18 Stunden eben keinen). Das war natürlich absurd für ein Land mit solch einem ungeheueren Potenzial für Stromerzeugung aus Wasserkraft, aber es bezeugte eben auch die Defizite in der kollektiven Handlungsfähigkeit der Nepalis.

                          Übrigens übernachten nur Conrad und ich im Zelt. Unsere Trekking-Crew schläft in dem kleinen (und sehr primitiven) Gästehaus, in dessen Hintergarten die beiden Zelte aufgeschlagen wurden. Ihr habt richtig gelesen: es sind zwei Zelte. Conrad wollte unbedingt ein Zelt für sich allein haben und hat die Trekkingagentur für dieses Extra entsprechend bezahlt. Weil wir aber nur zwei Gäste sind, bleibe ich logischerweise übrig und bekomme ebenfalls ein Zelt für mich allein, aber ohne dafür zu bezahlen. Glück gehabt!


                          Die folgenden beiden Tage wandern wir immer weiter im Tal des Flusses Tamor hoch, insgesamt in nordöstlicher Richtung. Die Erhebungen zu beiden Seiten des Tales sind nach nepalischen Maßstäben immer noch Hügel und keine richtigen Berge. Zu letzteren kommen wir erst später. Die ersten beiden Tage sind also Talhatscher. Dabei hatschen wir fast die ganze Zeit auf der Trasse der im Bau befindlichen Straße entlang. Ist das Pech, oder ist das Glück? Einerseits wird das Gefühl „Bergwanderung“ natürlich beeinträchtigt, wenn man die ganze Zeit auf einer Straße geht. Zum Glück aber ist die Straße erst halb fertig und noch in kaum befahrbarem Zustand. So begegnet uns nur ganz selten einmal ein Jeep oder LKW. Also nicht so schlimm. Außerdem ist es natürlich auch irgendwie ein Glück, wenn man diesen eher langweiligen Teil des Treks recht flott und effizient zurücklegen kann. Also: es ist alles eine Frage der Sichtweise.

                          #03: Marsch durch die Dörfer im Tal des Tamor, auf der halb fertigen Straße entlang


                          #04: Dito. Links im Bild unser Führer. Wie ihr seht, hat er in Katmandu während des Winters nicht gehungert


                          #05: Immer noch im Tal des Tamor, und immer noch auf der halb fertigen Straße


                          Ungefähr hier fragt Bisuwa (unser Führer) Conrad und mich, was das denn für Pflanzen seien, die rechts oberhalb der Straßentrasse stehen (siehe obiges Foto). Conrad schüttelt den Kopf: Keine Ahnung. Ich aber kenne diese Pflanze von meiner Arbeit in der ländlichen Entwicklung in Sumatra: es ist Kardamon (englisch: cardamom). Dies ist eine Gewürzpflanze, die im tropisch-feuchten Hügelland gut gedeiht. Der entsprechende Artikel auf Wikipedia sagt, Kardamon sei das Gewürz mit dem dritthöchsten Wert pro Gewichtseinheit (nach Vanille und Safran). Wer will, kann das „in Eigenregie“ genauer studieren. Wo Transport schwierig bzw. teuer ist, da baut man gerne Kardamon an, wenn die natürlichen Bedingungen passen (und in letzterer Hinsicht ist die Pflanze etwas wählerisch). Allerdings habe ich noch nie im Leben derartig ausgedehnte Pflanzungen von Kardamon gesehen wie hier; es ist fast wie eine Monokultur.


                          Wir erreichen das Dörfchen Chiruwa. Wir sind nur ein paar Stunden gelaufen, schlagen aber dennoch hier unser nächstes Quartier auf. Einerseits finde ich diese Etappe unnötig kurz konzipiert und hätte auch problemlos noch weiter laufen können. Andererseits ist es auch nicht schlecht, daß wir bereits hier für den Tag Schluß machen; denn wir haben Pech mit dem Wetter: wie bereits gestern beginnt es schon am frühen Nachmittag zu regnen (und dies bleibt auch in den folgenden Tagen so, wenn ich das vorweg nehmen darf).



                          #06-07: In dem Dörfchen Chiruwa, das auf sehr felsigem Untergrund erbaut ist


                          Die hier lebende Volksgruppe sind die Limbu (es gibt ja in Nepal ja eine unheimlich große Zahl von Volksgruppen). Die Frauen der Limbu tragen traditionellerweise einen Nasenschmuck, wie man ihn von anderen Volksgruppen nicht kennt. Vor allem bei älteren Frauen ist es ein durch die Nasenspitze gezogener Goldring, an dem allerlei kleine Anhänger baumeln, dazu im linken Nasenflügel ein Stecker. Jüngere und „modernere“ Frauen tragen meistens nur den Stecker (und der ist immer durch den linken Nasenflügel gezogen, niemals durch den rechten). Allerdings sind die Frauen auch sehr fotoscheu, und man müßte wohl – mit erheblichem Zeitaufwand – erst Freundschaft mit ihnen schließen, bevor man ein Foto machen kann. Daher habe ich kein eigenes Foto, aber ihr seht hier , was ich meine.


                          Die ganze Nacht durch hören wir das Geräusch der „Rasensprenger“, mit denen die Kardamon-Pflanzungen bewässert werden, ein Geräusch, das in meiner Erinnerung fast synonym mit dieser Gegend geworden ist. Allerdings klingen nicht alle Anlagen gleich. Manche machen ein Geräusch, das etwa so klingt wie „Hier! ... Hier! ... Hier! ...“, bei anderen klingt es eher wie „Brühe! ... Brühe! ... Brühe! ...“. Und diese „Rasensprenger“ laufen rund um die Uhr, Tag und Nacht...


                          Auch am nächsten Tag, auf dem Marsch nach Sekathum, folgen wir noch der Straßen(bau)trasse. Die Straße ist, wie gesagt, erst halb fertig; insbesondere fehlen noch Brücken bzw. Wasserdurchlässe, und wir müssen die östlichen Seitenbäche des Tamor irgendwie anders überqueren, z. B. auf leichten Bambus-Konstruktionen wie hier:
                          #08: „Monkey bridge“ über einen Seitenbach


                          Dann aber verlassen wir die Straßentrasse (welch ein Glück!) und marschieren auf einem traditionellen Steinweg dahin.
                          #09: Traditioneller Steinweg im Tal des Tamor


                          Wieder einmal passieren wir ein paar Häuser, umgeben von Kardamon-Pflanzungen. Gerade als ich diese Szene fotografieren will, habe ich Glück: ein nepalischer Träger marschiert ins Bild und macht es auf diese Art komplett. Seine Rückenkiepe ist von der Machart, wie sie die Menschen hier vermutlich seit 3000 Jahren kennen: aus gespaltenem Bambusrohr. Ein Zuckerschlecken ist solch ein Leben selbstredend nicht: schaut einmal, was für Krampfadern der arme Kerl an den Beinen hat!
                          #10: Ein Träger marschiert durch Kardamon-Pflanzungen



                          Dann ist es wieder einmal Zeit für eine kleine Teepause, bevor es weiter geht.



                          #11-12: Erst einmal Teepause, dann Weiterweg nach Sekathum



                          In einem Weiler ist für jemanden eine kleine Gedenkstätte errichtet worden, aber es wird uns nicht recht klar, warum gerade für diese Person und warum gerade hier. Wie auch immer, es ist irgendwie pietätvoll (was jemanden anderen nicht daran gehindert hat, diese Nische völlig pietätlos zum Abstellen seiner Arbeitsstiefel zu nutzen).
                          #13: Kleine Gedenkstätte



                          So erreichen wir am frühen Nachmittag, gerade noch rechtzeitig vor dem täglichen Regen, das Dorf Sekathum. Dieser Ort stellt irgendwie eine Zäsur unseres gesamten Treks dar. Hier, so kann man sagen, ist der Talhatscher beendet (war ja auch Zeit, nach fast 12 Stunden Gehzeit in drei Etappen). Hier mündet der von Nordosten kommende Ghunsa Khola in den Tamor, und das Tal des Ghunsa Khola ist wesentlich enger und steiler als das Tamortal. Ab hier, so kann man sagen, kommt man dann endlich richtig in die Berge (und daher wird auch mein Bericht vom nächsten Abschnitt an interessanter werden).

                          #14: Übernachtung in Sekathum. Blick hinauf in das Tal des Ghunsa Khola; im Mittelgrund eine Hängebrücke, die wir morgen benutzen werden


                          Fortsetzung folgt

                          Zuletzt geändert von OutofSaigon; 25.01.2021, 10:25.

                          Kommentar


                          • Schwindelfrei
                            Gerne im Forum
                            • 13.11.2017
                            • 65
                            • Privat


                            #14
                            AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

                            Wunderbar atmosphärisch geschrieben und illustriert! Ich kann mir das alles richtig gut vorstellen. Deine Ankündigung, daß der kommende Berichtsteil noch interessanter werden wird, erzeugt schon echte Spannung...

                            Kommentar


                            • sloth-power
                              Neu im Forum
                              • 25.07.2019
                              • 7


                              #15
                              AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

                              Juhu es geht weiter, aber ich möchte den „alten Mann“ ja nicht hetzen
                              Warten scheint sich ja zu lohnen.

                              Kommentar


                              • Heather
                                Erfahren
                                • 03.06.2013
                                • 253
                                • Privat


                                #16
                                AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

                                Super, sehr schoen und danke fuer's mitnehmen!

                                Nur darueber habe ich mich gewundert:

                                Allerdings sind die Frauen auch sehr fotoscheu, und man müßte wohl – mit erheblichem Zeitaufwand – erst Freundschaft mit ihnen schließen, bevor man ein Foto machen kann. Daher habe ich kein eigenes Foto, aber ihr seht hier , was ich meine.
                                Ich mag es auch nicht sonderlich, wenn jemand Fremdes einfach so ein Photo von mir machen will. Wenn ich als Austellungstueck dienen soll, dann nehme ich Karte und Bahres.

                                Kommentar


                                • OutofSaigon
                                  Erfahren
                                  • 14.03.2014
                                  • 426
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga


                                  Aufstieg nach Ghunsa: 2000 Höhenmeter, vier Tage

                                  Wir verlassen das Tal des Tamor bei dem Dörfchen Sekathum und gehen hinein in das Nebental des Ghunsa Khola („Khola“ ist das nepalische Wort für „Fluß“, und „Ghunsa“ ist der Name des Dorfes, dem wir nun zustreben). Gleich nach dem Abmarsch überqueren wir die Hängebrücke, die ihr in Foto #14 seht. Sofort danach zeigen sich die steilen Talflanken.
                                  #15: Die steilen Flanken des Tales des Ghunsa Khola


                                  So begrüße ich euch nun an diesem dritten Morgen unseres Treks:
                                  #16: Guten Morgen!


                                  Direkt entlang am Fluß findet man keine Siedlungen. Erstens ist das Gelände zu steil für die Anlage von Dörfern, zweitens ist es so weit unten im Tal zu schattig und dunkel, als daß Feldfrüchte gedeihen könnten. Stattdessen liegen die Felder und Bauernhäuser weit oben an den Bergflanken.


                                  #17-18: Felder und Bauernhäuser liegen weit oben an den Bergflanken; direkt am Fluß ist das nicht möglich

                                  Stellenweise sind die Talhänge des Ghunsa Khola so steil und felsig, daß man dort nicht einmal einen Fußpfad anlegen kann. Deshalb müssen wir auf dieser ersten Etappe hinter Sekathum den Fluß vier Mal überqueren. Hier seht ihr Brücke Nummer drei.
                                  #19: Die dritte der insgesamt vier Hängebrücken über den Ghunsa Khola in diesem Abschnitt

                                  Wer ein scharfes Auge hat, entdeckt in obigem Foto etwas Ungewöhnliches. Na? Wer sieht es? Das Wasser des Flusses ist hier ganz ruhig. So etwas gehört sich nicht für einen ordentlichen Bergfluß. Des Rätsels Lösung: der Fluß ist hier über eine kurze Distanz aufgestaut von einem Bergsturz, den ihr euch rechts außerhalb des Bildes vorstellen müßt.


                                  Wir passieren ein kleines Anwesen in traditioneller Bauweise, das heißt: es ist hauptsächlich aus gespaltenem Bambusrohr errichtet. Auch das Dach ist lediglich aus solchem Bambusgeflecht. „Traditionell“, das klingt so schön, so authentisch, so fotogen, aber solche Hausbauweise ist eben auch die Manifestation von bitterer Armut und Rückständigkeit. Das darf man nicht vergessen.
                                  #20: Ein einfaches Haus; davor eine Kardamon-Pflanzung, dahinter Bambusbestand



                                  Als wir eine weitere Hütte dieser Art passieren, kriege ich spontan einen Schreck: dort brennt es! Dann erkenne ich meinen Irrtum: es ist nur einfach der Rauch des Herdfeuers, der durch das löcherige Dach dringt (auch dieses „Dach“ besteht ja nur aus Bambusgeflecht).
                                  #21: Der Rauch des Herdfeuers dringt durch das löcherige Dach einer einfachen Hütte


                                  Ein viertes und letztes Mal überqueren wir den Ghunsa Khola und kehren zurück auf die Nordwestseite.
                                  #22: Brücke Nummer vier über den Ghunsa Khola in diesem Abschnitt


                                  Von hier an verläuft der Pfad nach Ghunsa weit oberhalb des Flusses, und es sind etliche recht steile Anstiege zu bewältigen. An einem solchen machen wir dann auch einmal Pause, und es ergibt sich die Gelegenheit für ein Gruppenfoto:
                                  #23: Unser Führer Bisuwa (mit Thermosflasche) und andere von unserer Begleitmannschaft. Notabene: das sind noch nicht einmal alle! Conrad war mit einigen anderen schon voraus gegangen



                                  Im Laufe des Anstiegs queren wir natürlich auch immer wieder kleine Seitentälchen. Als wir gerade in ein solches einbiegen, sehe ich auf dem Gegenhang vor uns eine Maultier-Karawane, und es ergibt sich die Gelegenheit für ein Foto aus günstiger Perspektive (den Maultier-Treiber seht ihr ebenfalls, ganz links):
                                  #24: Maultier-Karawane


                                  Wenig später erreichen wir das Dorf Amjalossa, unser Tagesziel. Eigentlich sollte man das Wort „Dorf“ in Anführungsstriche setzen, denn es sind nur einige wenige Häuser. Eines davon ist in einigermaßen solider Bauweise errichtet, ein anderes aber (im Hintergrund) gehört offensichtlich einer sehr armen Familie:


                                  #25-26: Amjalossa besteht nur aus wenigen Häusern in unterschiedlicher Bauweise, die unterschiedliche Niveaus von Wohlstand bzw. Armut widerspiegeln


                                  Während des Treks ist mir etwas aufgefallen, was ich schon in den vergangenen Tagen beobachtet hatte: unser Führer Bisuwa geht immer ganz am Schluß des gesamten „Konvois“. Ich hatte ihn auch einmal darauf angesprochen, und er bezeichnete seine Funktion als die eines „sweepers“, was ich leicht merkwürdig fand. Die Führungsfunktion wird effektiv von seinem Assistenten übernommen. Am Nachmittag diskutiere ich mit Conrad über meine Beobachtung. Er ist der Meinung, das sei richtig so, und er kenne das so auch von anderen Treks, die er gemacht hat; denn der Führer hat die Verantwortung für die gesamte Gruppe und muß sicher stellen, daß niemand zurück bleibt. Ich sehe das nicht ganz so: eben weil der Führer eine Verantwortung hat, kann er doch nicht seine Gäste einfach voraus rennen lassen, wie sie es für richtig halten. Da mögen Risiken und Gefahren lauern, und wenn der sogenannte Führer der allerletzte ist, der solche Risiken und Gefahren überhaupt bemerkt, dann kann er ihnen auch nicht mehr effektiv begegnen. Darüber diskutieren wir eine ganze Weile, aber erzielen keine Einigung. Meine Erfahrung war jedenfalls immer, daß der Führer mir bzw. uns voraus ging, aber nur ein paar Meter, so daß er jederzeit im Bilde darüber war, ob ich/wir ihm noch folge/n oder ob da jemand zurück bleibt. Gleichzeitig war er aber eben immer auch der erste, der kritische Stellen am Weg bemerken, prüfen und „freigeben“ konnte, bevor die Gäste folgten.


                                  Jedenfalls übernachten wir in Amjalossa, und während des Abends und der Nacht regnet es heftig, mehrere Stunden lang.


                                  Am folgenden Tag steigen wir weiter auf.

                                  #27: Aufstieg auf felsigem Pfad. Zu sehen sind auch zwei unserer Träger


                                  In dieser Höhe, rund 2200m, erreichen wir die Zone, wo zu dieser Jahreszeit die Rhododendren blühen – ein wunderschöner Anblick, zu dem ich weiter nichts zu sagen habe; die Bilder sprechen für sich.



                                  #28-29: Wanderung zwischen blühenden Rhododendren hindurch


                                  Einige Abschnitte des Pfades führen an steilen Grashängen entlang. Der Pfad ist aufgeweicht vom Regen der Nacht, das Gras ist naß und rutschig. Wenn du diesen Hang hinunter kollerst, gibt es kein Halten, bis du 200 Höhenmeter weiter unten gegen die Felsen im Flußbett knallst – eine durchaus beunruhigende Perspektive. Das ist dann nicht nur Pech, sondern „Game Over“. Und genau an solchen Stellen erhebt sich die Frage: was ist die Funktion des Führers? Die Hinterbliebenen zu benachrichtigen??
                                  #30: Ein lebensgefährlicher Grashang – hier bloß nicht ausrutschen!


                                  Irgendwo entlang des weiteren Pfades steht auf einer Verebnung ein kleines, primitives Gästehaus. Übernachten wollte man in diesem Etablissement wohl nur in der allergrößten Not, aber für eine Teepause ist es durchaus akzeptabel, sogar richtig nett.
                                  #31: Teepause


                                  Wir nähern uns dem nächsten Tagesziel, dem Dorf Gyabla, rund 2700m hoch gelegen. Die alte und anscheinend nicht sichere Route zum KBC (Kanchenjunga Base Camp) lassen wir dabei rechts liegen.
                                  #32: Letzte Abzweigung vor dem Dorf Gyabla



                                  Kaum haben wir in Gyabla unsere Zelte aufgeschlagen, fängt es schon wieder an zu gießen, dieses Mal noch früher und noch weit heftiger als tags zuvor:


                                  #33-34: Sturzregen in Gyabla


                                  Wie so oft, sieht die Welt am nächsten Morgen aber schon wieder viel besser aus, erst recht, wenn man in so einem tollen Gebirge ist:
                                  #35: Neuer Morgen, neues Glück


                                  In Gyabla machen wir einen Tag Pause zwecks Akklimatisation. Außerdem soll der Pfad nach dem Regen von gestern erst einmal abtrocknen. Plötzlich erscheint in dem Gästehaus, in dessen Hintergarten wir die Zelte aufgeschlagen hatten, ein junger Mann von der Gesundheitsstation in Ghunsa. Er besucht regelmäßig die Dörfer um Ghunsa herum und betreut die Bewohner. Heute kommt er zufällig nach Gyabla. Ich nehme die Gelegenheit wahr, ihn bei seinen Besuchen zu begleiten und so die Umgebung ein wenig kennen zu lernen.





                                  #36-38: Die peripheren Teile von Gyabla, und Blick zurück auf unser Gästehaus


                                  Der Morgen nach dem Pausentag ist wiederum sonnig, es verspricht ein schöner Tag zu werden. Eine Gruppe von Händlern ist eingetroffen; sie führt eine weitere Maultier-Karawane sowie lebende Hühner in Bambuskörben mit sich.
                                  #39: Morgensonne in Gyabla, vor unserem Aufbruch nach Ghunsa


                                  Der Aufstieg nach Ghunsa ist lang: 900 Höhenmeter sind zu überwinden. Der Pfad ist steil und anstrengend, hat aber keine wirklich gefährlichen Stellen. Wir passieren einen Bergsturz. Das ist an sich nichts Besonderes, aber mir fällt auf, daß BEIDE Seiten des Tales geologisch sehr instabil und rutschgefährdet zu sein scheinen. Die potenzielle Signifikanz dieser Beobachtung wird mir allerdings erst einige Tage später klar, und ich werde noch darauf zurück kommen.
                                  #40: Bergsturz-gefährdete Hänge zu beiden Seiten des Ghunsa Khola

                                  Dann aber weitet sich das Tal, es gibt so etwas wie eine Schulter am westlichen Hang, und auf dieser befindet sich das Dorf Phale, das wir nun erreichen. Bemerkenswerterweise sind die Häuser hier meist aus Steinen erbaut; weiter unten im Tal war es hauptsächlich Holz (für die besseren Häuser) oder Bambus (für die Hütten armer Leute).
                                  #41: Steinhaus in Phale


                                  Weitere 45 Minuten später sind wir dann endlich in Ghunsa, auf etwa 3600m Höhe. Dies ist ein vergleichsweise großes Dorf mit zahlreichen Häusern, einer Schule und einer Gesundheitsstation. Im Prinzip gibt es sogar elektrischen Strom; denn knapp oberhalb des Dorfes befindet sich ein kleines Wasserkraftwerk. Am Tag unserer Ankunft allerdings liegt die Versorgung darnieder. Die Dorfbewohner erklären uns, es habe zwei Nächte vorher (also, als es in Gyabla so gekübelt hat) ein furchtbares Gewitter gegeben. Plötzlich sei mit einem gewaltigen Knall der Blitz eingeschlagen, und genau in jener Sekunde sei die Stromversorgung zusammengebrochen. Es hat offenbar einen größeren Schaden gegeben, der erst wieder behoben werden muß. So gibt es am Tag unserer Ankunft statt anständiger Beleuchtung vorübergehend nur mickerige Funzeln. Noch vorher aber genießen wir den frühen Abend und den Blick auf die umgebenden Berge. Der Niederschlag der vergangenen paar Tage fiel dort oben als Schnee, und so sehen die Felsen wunderbar überzuckert aus.
                                  #42: Von Schnee überzuckerte Berge oberhalb von Ghunsa im Licht des frühen Abends


                                  Abends ist es in der Gaststube zwar halb duster, aber ordentlich warm; denn der Wirt hat kräftig eingeheizt. Solches fällt ihm nicht schwer; denn Ghunsa ist von Wäldern umgeben, wo mehr Feuerholz nachwächst als das Dorf benötigt.

                                  In Ghunsa verbringen wir eine angenehme Nacht. Von hier aus wollen wir am kommenden Tag den „Endspurt“ zum Kantschendzönga-Basislager einleiten, und davon werdet ihr im nächsten Berichts-Abschnitt lesen.
                                  Fortsetzung folgt

                                  Zuletzt geändert von OutofSaigon; 11.02.2021, 08:48.

                                  Kommentar


                                  • OoS
                                    Erfahren
                                    • 13.06.2011
                                    • 264
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

                                    Huch, da schmökert man nichtsahnend einen neuen Reisebericht aus dem schönsten Himalaya der Welt und dann wird man auch noch persönlich erwähnt

                                    Ich bin weder verwandt, noch verschwägert, noch (und erst recht nicht ) identisch mit dem TO. Und leider habe ich immernoch keinen Reisebericht über unsere Tour zum EBC geschrieben

                                    Aber BTT:
                                    Toller Bericht und geniale Fotos! Ich bin gespannt, wie's weitergeht!

                                    Kommentar


                                    • OutofSaigon
                                      Erfahren
                                      • 14.03.2014
                                      • 426
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

                                      Zitat von OoS Beitrag anzeigen
                                      ... Toller Bericht und geniale Fotos! Ich bin gespannt, wie's weitergeht!
                                      Danke! Ich gebe euch jetzt ein paar Tage Zeit für das Treffen in Aschaffenburg, dann schreibe ich weiter. Als nächstes geht es hinauf zum Kantschendzönga-Basislager ...

                                      Kommentar


                                      • Conce
                                        Neu im Forum
                                        • 27.09.2016
                                        • 5
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

                                        Zitat von OutofSaigon Beitrag anzeigen
                                        Danke! Ich gebe euch jetzt ein paar Tage Zeit für das Treffen in Aschaffenburg, dann schreibe ich weiter. Als nächstes geht es hinauf zum Kantschendzönga-Basislager ...
                                        Cool, deinen Bericht hier zu lesen! Bin auch sehr gespannt, wie es weitergeht.
                                        Vor allem weil ich selbst in 2 Wochen zum Kanchenjunga reise. Wir werden allerdings zuerst die Route nach Ramche nehmen und auf den Rückweg über Amjilosa laufen.

                                        Hast du vl. einen wichtigen Tipp für uns?
                                        Und gibt es eigentlich unterwegs irgendwo Wlan, vl. theoretisch in Ghunsa, wenn der Strom geht???

                                        Kommentar


                                        • OutofSaigon
                                          Erfahren
                                          • 14.03.2014
                                          • 426
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

                                          Zitat von Conce Beitrag anzeigen
                                          Cool, deinen Bericht hier zu lesen! Bin auch sehr gespannt, wie es weitergeht.
                                          Vor allem weil ich selbst in 2 Wochen zum Kanchenjunga reise. Wir werden allerdings zuerst die Route nach Ramche nehmen und auf den Rückweg über Amjilosa laufen.

                                          Hast du vl. einen wichtigen Tipp für uns?
                                          Und gibt es eigentlich unterwegs irgendwo Wlan, vl. theoretisch in Ghunsa, wenn der Strom geht???

                                          Hallo Conce (und andere),
                                          es freut mich, wenn mein Bericht auf Interesse stößt und ein wenig Resonanz hervorruft. Es freut mich ganz besonders, wenn er anderen zu mehr dient als nur damit auf dem Sofa die Zeit totzuschlagen. Ich werde mich bemühen, meinen Bericht bald abzuschließen, so daß du ihn noch vor dem Beginn deines eigenen Treks lesen kannst.


                                          Wichtige Tips? Uns begegnete das Pech auf den hohen Pässen zwischen Ramche und Ghunsa (davon wird noch die Rede sein), aber das war wohl eine singuläre Situation, vor der du dich nicht fürchten solltest. Die lange Autofahrt nach/von Taplejung über Tausende von Kurven mag bei manchen Passagieren Übelkeit hervor rufen, darauf muß man gefaßt sein. Auf dem südöstlichen Teil des gesamten Treks (für euch also auf dem ersten Teil des Aufstiegs in Richtung Ramche) mußt du mit Blutegeln rechnen, erst recht im September - nach der Regenzeit. Die Traverse über die hohen Pässe von Ramche her und der folgende Abstieg nach Ghunsa sind nicht leicht; bereite dich seelisch auf eine größere Anstrengung vor! Auf dieser Strecke brauchst du auch richtig gute Schuhe; denn der Pfad führt über zahlreiche und ausgedehnte Blockfelder, wo du nicht umknicken willst. Wie kalt es am Basislager werden kann, ist spekulativ: wir wurden dazu gedrängt, uns auf Temperaturen bis -15 Grad einzustellen; de facto war es doch viel weniger kalt, kaum ein paar Grad unter Null. Zwischen Gyabla und Amjalossa gibt es, wie ich in Wort und Bild beschrieben habe, einige Stellen, die gefährlich sind (vor allem bei Nässe); deshalb Trekkingstöcke griffbereit haben! Ansonsten aber fällt mir nichts ein, wozu ich besondere Tips geben sollte, die für diesen Trek spezifisch sind. Zu unspezifischen Aspekten (z. B. Akklimatisation und Umgang mit der großen Höhe, Hygiene und Anpassung an ungewohntes Essen) sollte ich mich hier nicht auslassen.


                                          In Ghunsa haben sie sicherlich längst den Schaden repariert, der durch den Blitzeinschlag vom April an der Stromversorgung entstanden ist, und es gibt wieder Strom, u.a. um Batterien nachzuladen. Im April 2019 gab es nirgendwo oberhalb von Chiruwa Empfang für "normale" Mobiltelefone (Satellitentelefone funktionierten natürlich), aber ich habe am 28. April in der Nähe von Sekathum das folgende Foto geschossen:



                                          Hier schleppt jemand eine große Satellitenschüssel das Tal hinauf. Über den Zielort kann man nur spekulieren (wir haben nicht explizit gefragt), aber es ist höchstwahrscheinlich Ghunsa, das größte Dorf weit und breit. Dies ist ja auch keine Satellitenschüssel für den Fernseh-Empfang eines Privathaushalts, dies ist etwas Professionelles, höchstwahrscheinlich für den Aufbau eines Sendemastes für die Mobil-Telefonie. Ich kann mir also gut vorstellen, daß es jetzt - fünf Monate später - in Ghunsa bereits Empfang für Mobiltelefone und damit auch Zugang zum Internet gibt, entweder über WLAN oder 3G. Garantieren kann ich dies aber natürlich nicht.


                                          Kann ich sonst noch etwas helfen?

                                          Kommentar


                                          • Conce
                                            Neu im Forum
                                            • 27.09.2016
                                            • 5
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

                                            Danke dir!

                                            Das hatte ich mir schon gedacht, dass das mit dem Empfang ziemlich schlecht aussehen wird. Aber manchmal wird man dann ja doch überrascht. (Am Manaslu gab es z.B. in einer Lodge auf 4000m plötzlich wlan.)
                                            Das Bild ist auf alle Fälle der Knaller! Ich bin sehr gespannt, ob die sat-Schüssel schon fertig installiert sein wird. Wenn ich sie sehe, schicke ich dir auf alle Fälle das Bild dazu!

                                            Ansonsten freue ich mich schon sehr auf die Autofahrt nach Taplejung - Nicht! Die letzte Serpentinenfahrt in Nepal habe ich auch noch stark in Erinnerung. Aber was hilfst; irgendwie muss man ja da hinkommen. Aber danke für die Erinnerung. Die Kotztüten hätte ich glatt vergessen. Die stehen noch gar nicht auf meiner Packliste und das letzte Mal haben sie nicht ausgereicht.

                                            Und dann interessiert mich jetzt natürlich doch sehr euer Pech auf der Passetappe! ... Eine unfreiwillige Nachttour? Kaum Sicht? verlorenen Kamera? Oder was war es? .. Aber das wirst du bald bei der Fertigstellung von deinen Bericht schreiben!

                                            Kommentar


                                            • Brichdirnix
                                              Anfänger im Forum
                                              • 30.03.2017
                                              • 34
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

                                              Zitat von Conce Beitrag anzeigen
                                              ... Die Kotztüten hätte ich glatt vergessen. Die stehen noch gar nicht auf meiner Packliste und das letzte Mal haben sie nicht ausgereicht...
                                              Leicht bizarr, aber wohl richtig: auf die Packliste für einen Trek im Himalaya gehört auch dies: "Kotztüten für die Autofahrt". Denkt man irgendwie gar nicht dran...

                                              Ansonsten bin auch ich gespannt auf die Fortsetzung (kommentiere aber lieber erst, wenn der Bericht fertig ist).

                                              Kommentar


                                              • Bergzebra
                                                Erfahren
                                                • 18.02.2013
                                                • 286
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

                                                Zitat von Brichdirnix Beitrag anzeigen
                                                Leicht bizarr, aber wohl richtig: auf die Packliste für einen Trek im Himalaya gehört auch dies: "Kotztüten für die Autofahrt". Denkt man irgendwie gar nicht dran...

                                                Ansonsten bin auch ich gespannt auf die Fortsetzung (kommentiere aber lieber erst, wenn der Bericht fertig ist).
                                                Aufgrund der Packungsdichte im Bus ist meist kein Platz mehr für die Kotztüte bzw. für das normgerechte "Auffüllen" der Tüte.

                                                Besser in Nepal ist es den Verkehr aus dem Bus heraus gar nicht zu beobachten und definitiv nicht in der ersten Reihe im zu Bus sitzen. Erspart spätere Albträume und wahrscheinlich auch die K-Tüte. 7h in erster Reihe von Pokhara nach Kathmandu im Bus und man wundert sich nur noch warum es keine zig schweren Unfälle gegeben hat.

                                                Solange der Fahrer noch keine Schweißperlen im Gesicht hat, läuft der Straßenverkehr noch "normal".

                                                Bin schon auf die Fortsetzung des Berichts gespannt.
                                                Schaffe Dir Erinnerungen bevor Du nur noch diese hast!

                                                Nur heute wärmt uns das Feuer, gestern war es Holz und morgen wird es Asche sein.
                                                (Autor unbekannt)

                                                Kommentar


                                                • OutofSaigon
                                                  Erfahren
                                                  • 14.03.2014
                                                  • 426
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

                                                  Zitat von Bergzebra Beitrag anzeigen
                                                  Besser in Nepal ist es den Verkehr aus dem Bus heraus gar nicht zu beobachten und definitiv nicht in der ersten Reihe im zu Bus sitzen. Erspart spätere Albträume und wahrscheinlich auch die K-Tüte. 7h in erster Reihe von Pokhara nach Kathmandu im Bus und man wundert sich nur noch warum es keine zig schweren Unfälle gegeben hat.
                                                  Nun ja, SOO schlimm ist Nepal ja auch wieder nicht, finde ich. Allerdings habe ich eben vier Jahrzehnte in Entwicklungsländern gelebt und mich an die dort herrschenden Fahrweisen gewöhnt. In Nepal bin ich meines Erinnerns nie mit dem Bus gefahren. Bei meinen Arbeitseinsätzen hatten wir natürlich unsere eigenen Projekt-Autos, und bei meinen Treks hatte ich immer die paar Dollar übrig, mir ein anständiges Auto zu mieten.

                                                  Dennoch wird auch der Fahrer eines eigens angemieteten Autos nicht im Radfahrer-Tempo nach Taplejung schleichen, weil er sonst zwanzig Stunden dort hin brauchen würde anstatt "nur" zehn. Und da kann sich bei empfindlichen Menschen schon einmal der Magen melden...

                                                  Kommentar


                                                  • OutofSaigon
                                                    Erfahren
                                                    • 14.03.2014
                                                    • 426
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

                                                    Zitat von Heather Beitrag anzeigen
                                                    Super, sehr schoen und danke fuer's mitnehmen!

                                                    Nur darueber habe ich mich gewundert:

                                                    [hier stand in Heather´s Beitrag (#16) ein Zitat meines eigenen Textes; aber ich kriege es irgendwie nicht hin, daß ein Zitat-im-Zitat angezeigt wird]

                                                    Ich mag es auch nicht sonderlich, wenn jemand Fremdes einfach so ein Photo von mir machen will. Wenn ich als Austellungstueck dienen soll, dann nehme ich Karte und Bahres.
                                                    Was ist daran verwunderlich, daß ich andere Menschen respektiere? Ob eine Person arm ist oder nicht, sollte für ihre Würde doch keine Rolle spielen, oder?

                                                    Kommentar


                                                    • OutofSaigon
                                                      Erfahren
                                                      • 14.03.2014
                                                      • 426
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

                                                      Zum Fuß des Kantschendzönga

                                                      Ghunsa ist ein viel größeres Dorf als alle anderen weit umher. Anders als in Phale sind hier die Häuser wieder aus Holz. Der Hauch der tibetischen Kultur ist spürbar.
                                                      #43: Früher Morgen in Ghunsa




                                                      #44-45: Aufbruch von dem Gästehaus, in dessen Garten wir campiert hatten


                                                      Auf dem Weg talaufwärts sind wir nicht allein. Dieser Mann trägt eine riesige Rolle, die eigentlich nur Schaumstoff zur Abdichtung und Isolierung von Häusern sein kann. Das ist hier eine verbreitete Praxis; denn ohne dies wären die Bretterhütten arg zugig und kalt.
                                                      #46: Ein „Mitwanderer“, der allerdings nicht zum Spaß hier marschiert


                                                      Ein paar Fotos von unserer Route oberhalb von Ghunsa, auf dem Weg zum Kantschendzönga-Basislager


                                                      #47-48: Wald und Schlüsselblumen oberhalb von Ghunsa


                                                      #49: Das Flußtal ist immer noch steinig, aber viel weniger steil als unterhalb von Ghunsa


                                                      #50: Überzuckerte Felsen und Bäume


                                                      Nach einer Weile machen wir eine kleine Trinkpause und treffen dort erstens wieder den Mann mit der Schaumstoffrolle, zweitens eine junge Frau, die wie wir unterwegs ist nach Lhonak (der letzten Siedlung vor dem Kantschendzönga-Basislager), und drittens eine ältere Frau, die im Abstieg nach Ghunsa ist.


                                                      #51-52: Nepalis, die uns begegnen


                                                      Immer weiter gehen wir das Tal hinauf. Hier seht ihr im Bildmittelgrund bereits die Endmoräne des Gletschers. Dies ist allerdings eine alte Endmoräne; denn der Gletscher endet nun bereits weit oberhalb davon.
                                                      #53: Blick talaufwärts

                                                      Auf diese Endmoräne klettern wir wenig später hinauf. Dabei eröffnet sich der Blick auf den spektakulären Gipfel des Jannu (7711m).
                                                      #54: Erklimmen der Endmoräne und Blick auf den Jannu


                                                      Etwa vier Stunden nach Abmarsch von Ghunsa ereichen wir das Dorf Kambatschen, rund 4100m hoch gelegen.


                                                      #55-56: Das Dorf Kambatschen


                                                      #57: Drei „Generationen“ von Häusern in Kambatschen


                                                      #58: Die Betreiber des Gästehauses


                                                      Ich frage den „Wirt“ (den Herrn links in obigem Foto) nach der Geschichte dieses Dorfes. Er ist erstaunlich lückenhaft informiert und kann nur vage Auskunft geben. Er sagt, sein Großvater, ein Tibeter, sei einer von denen gewesen, die dieses Dorf aufgebaut hätten. Auf meine Frage, wann das denn gewesen sei, meint er, das müsse nun wohl etwa 60 bis 70 Jahre her sein. Damit wären wir in den Fünfziger-Jahren des 20. Jahrhunderts, also in der Zeit kurz nach der Besetzung Tibets durch chinesische Truppen. Das mag wohl sein, das macht ja Sinn: Flüchtlinge aus Tibet haben seinerzeit dieses Dorf errichtet.


                                                      Eine Maultierkarawane marschiert vorbei, beladen mit Feuerholz. Meine Vermutung, daß sie weiter ziehen will nach Lhonak, erweist sich als unrichtig: das Holz wird hier in Kambatschen abgeladen und dient somit u. a. uns:


                                                      #59-60: Eine Maultierkarawane bringt Feuerholz nach Kambatschen



                                                      In Kambatschen ist noch einmal ein Tag zur Akklimatisation vorgesehen, und wir verbringen hier eine ruhige Nacht.

                                                      Auf 4100m Höhe wird es nachts schon ordentlich kalt, und am nächsten Morgen sind die Wiesen mit Rauhreif überzogen:
                                                      #61: Morgendlicher Rauhreif in Kambatschen


                                                      Heute wollen wir nur ein wenig spazieren gehen und die Seitenmoräne des Gletschers besteigen (die Endmoräne hatten wir ja am Tag vorher überklettert).
                                                      #62: Das Ziel unseres heutigen Spaziergangs: die Seitenmoräne im Mittelgrund. Links hinten der Gipfel des Jannu




                                                      #63-64: Am Fuß und auf dem Kamm der Seitenmoräne



                                                      #65: Rückmarsch nach Kambatschen (zu sehen links oberhalb der Trekker). Ich nehme Notiz von dem geringen Gefälle des Flusses und den ausgedehnten Schotterbänken zu beiden Seiten


                                                      Kurz vor Kambatschen begegnet uns eine weitere Karawane von Tragtieren. Allerdings sind es dieses Mal keine Maultiere, sondern Tiere, die vermutlich eine Kreuzung von Yak und Rind sind. Als ich das Foto schoß, achtete ich nicht auf den Inhalt der Säcke; das tat ich erst später am Computer und wunderte mich: ist das Heu? Muß wohl so (gewesen) sein...

                                                      #66: Eine Lasttier-Karawane knapp unterhalb von Kambatschen


                                                      Am Nachmittag rasten wir nur. Obwohl das Wetter sonnig ist und zum Draußen-Sitzen einlädt, hat Conrad sich in sein Zelt verzogen und ganz und gar seinem E-Reader gewidmet. Das tut er jeden Tag, das ist ihm aus irgendeinem Grund furchtbar wichtig. Im Gegensatz zu mir bleibt er auf dem Trek fast nie stehen, um vielleicht zu schauen, zu genießen, oder ein Foto zu machen. Er ist mir deshalb auf dem Weg fast immer voraus und stapft mit gesenktem Kopf schnurstracks zum nächsten Camp, wo er nach einer Tasse Tee schnellstmöglich in sein Zelt kriecht, um dort allein zu sein und zu lesen. Warum man dafür zum Kantschendzönga kommen muß, erschließt sich mir nicht, aber es ist natürlich sein gutes Recht. Ich plausche gerne ein wenig mit unseren Begleitern oder mit Menschen, die wir unterwegs treffen.

                                                      Conrad hat übrigens deutlich mehr Gepäck dabei als ich. In Katmandu bestand die Trekking-Agentur darauf, unser Gepäck zu inspizieren, um sicher zu stellen, daß wir auch alles Notwendige dabei haben. Ich sagte zu der Mitarbeiterin: „Ich bin noch nie mit einer derartig riesigen Tasche verreist.“ Sie antwortete: „Ich hatte noch nie einen Kunden, der mit solch einer kleinen Tasche daher kam.“ – So unterscheiden sich eben die Sichtweisen... *schmunzel*


                                                      Nach einer weiteren Übernachtung in Kambatschen brechen wir auf zu unserem höchstgelegenen Übernachtungsort: Lhonak, etwa 4780m hoch gelegen.

                                                      #67: Beginn des Aufstiegs nach Lhonak


                                                      Immer karger wird die Vegetation, immer hochgebirglicher wird der Eindruck, auch wegen der gewaltigen Mengen an Moränenmaterial entlang unseres Weges:
                                                      #68: Aufstieg durch karge Hochgebirgslandschaft nach Lhonak


                                                      Unser Gehtempo verlangsamt sich logischerweise: wir sind nun rund 4.500m hoch, und da hüpft man nicht mehr so leichtfüßig dahin. Mir selbst macht die Höhe darüber hinaus eigentlich nicht zu schaffen; ich verspüre weder Kopfschmerzen noch Übelkeit o. ä. Damit habe ich gerechnet, so habe ich mich auf allen früheren Treks in ähnlichen Höhen gefühlt. Ich gehe langsamer als „normal“ und schnaufe mehr als „normal“, aber ansonsten ist eigentlich alles „normal“. Viele sagen ich könne von Glück reden, daß dies so ist. Conrad hat vorsorglich Diamox eingenommen (schon seit Gyabla, um genau zu sein); ich habe das weder auf diesem Trek noch sonst jemals getan.

                                                      Es ist ein langer und irgendwie ereignisloser Aufstieg, jedenfalls bis zu dem Augenblick, wo sich, schon auf über 4700m Höhe, dieser Anblick eröffnet:
                                                      #69: Fantastische Hochgebirgslandschaft kurz vor Lhonak


                                                      Es ist eine fantastisch schöne Berglandschaft, wie man sie sich für diese Region nur erträumen kann. „Der schönste Himalaya der Welt“, wie Kamerad OoS es formuliert hat (siehe Beitrag #18 in diesem Faden). Davon könnte man ein tolles Poster machen. Darüber hinaus aber gibt es noch etwas anderes in diesem Foto, das mich beinahe umgehauen hat. Bemerkt ihr es? Schaut doch mal: mitten durch das Foto läuft eine fast schnurgerade horizontale Trennlinie zwischen Mittelgrund und Hintergrund. Hier oben treffen wir auf eine fast perfekt ebene Schotterfläche! Glaziale Ablagerungen sehen nie und nimmer so aus. Dafür gibt es nur eine einzige Erklärung: nur das Wasser kann Geröll so gleichmäßig und eben aufschütten; hier muß es einmal einen See gegeben haben, und zwar einen von beachtlicher Größe, nicht nur so einen kleinen Karsee (von denen es ja viele gibt). Unglaublich! Wodurch das Wasser so aufgestaut wurde, das ist eine andere Frage; es mag der Gletscher selbst gewesen sein. Und mit dem langsamen Abschmelzen des Gletschers lief dann auch der See langsam leer und ließ den Schotter zurück, ganz logisch eigentlich.

                                                      Wenig überraschend, daß die Einheimischen die Häuser von Lhonak auf dieser Fläche errichtet haben; sie ist bereits eingeebnet, und man kann sich problemlos von steinschlag-gefährdeten Hängen fern halten:


                                                      #70-71: Lhonak ist erreicht; der höchst gelegene Übernachtungsort unseres Treks


                                                      Lhonak ist natürlich nur eine Sommersiedlung, die in erster Linie vom Tourismus lebt. Im Winter ist hier niemand. Wozu auch?


                                                      Es ist Mittagszeit, und Einheimische wie Trekker genießen es, sich die warme Sonne auf den Buckel scheinen zu lassen.


                                                      #72-73: Ein Nepali und euer Berichterstatter genießen die warme Mittagssonne


                                                      Noch den ganzen Nachmittag bleibt es sonnig und angenehm. Es gibt auch hier nichts weiter zu tun, und so folgen Conrad und ich auch hier unseren Gewohnheiten, wie oben beschrieben. Ich lasse den Aufstieg hierher vor meinem inneren Auge noch einmal Revue passieren. Mir ist aufgefallen, daß wir hier kaum Klöster gesehen haben (nur ein kleines nahe Ghunsa und ein noch kleineres in Phale). Vielleicht sind wir hier zu hoch in den Bergen für größere, permanent bewohnte Klöster (also anders als beispielsweise im Kali Ghandaki, dem Tal, das hinauf führt nach Jomsom bzw. Muktinath); mindestens Gyabla aber wäre doch ein guter Platz für ein Kloster gewesen. Außerdem haben wir auf dem ganzen Trek bis hierher kaum Tiere gesehen, lediglich ein paar Blauschafe und zwei Schneehühner. Das erscheint mir doch irgendwie „wenig“ für einen Trek vor einer Woche (den Talhatscher bis Sekathum noch nicht einmal eingerechnet).


                                                      Nach dem Abendessen versuche ich mich an einer Nachtaufnahme. Obwohl der Wind so stark bläst, daß mein Stativ zittert, finde ich das Ergebnis noch akzeptabel:
                                                      #74: Abend in Lhonak. Die Berge links im Bild bilden die Ostgrenze Nepals. Dahinter liegt Sikkim


                                                      Nachts ist es hier schon recht frisch, deutlich unter Null Grad. Dazu schneit es noch ein wenig.
                                                      #75: Conrad´s Zelt am Morgen


                                                      Ich selbst habe nicht im Zelt geschlafen, sondern in einem Zimmer in dem Gästehaus. Dies in der Annahme, daß es dort weniger kalt sein würde; denn ich hatte nur den dünneren meiner beiden Schlafsäcke mitgenommen. Meine Annahme war aber wohl falsch: Conrad´s Zelt war bestimmt winddichter als das Guest House (das ja eigentlich nur eine Bretterbude ist). Pech! Aber mit einer Lage guter Unterwäsche bin ich auch so problemlos durch die Nacht gekommen.


                                                      Mittlerweile haben wir den 22. April und blasen nun zum „Sturm auf das Kantschendzönga-Basislager“ (natürlich ohne unsere Träger und die Küchenmannschaft). Zunächst geht es von Lhonak aus auf einem recht „zahmen“ Pfad gleichmäßig langsam aufwärts, und so können wir die Augen schweifen lassen, um diese wunderbare Landschaft „einzusaugen“.
                                                      #76: Beginn der letzten Etappe vor dem Kantschendzönga-Basislager


                                                      Kurz danach allerdings kommen mehrere Passagen, die größere Anforderungen an unsere Kondition stellen: wir müssen einige Rinnen queren und einige Abhänge hoch krabbeln, das alles erstens durch das lose Material der Gletscherablagerungen, das den Füßen keinen festen Halt bietet und immer wieder abrutscht, und zweitens natürlich auf rund 5000m Höhe, wo man schon bei kleineren Anstrengungen ganz schön ins Keuchen kommt (und wo man glatt das Fotografieren vergessen kann, so wie es mir passiert ist). Man könnte sich bestimmt auch an solche konditionellen Herausforderungen gewöhnen, wenn man eine Woche in Lhonak verbringen wurde, aber solches ist eben nicht Teil unseres Treks.

                                                      Immer weiter kämpfen wir uns vor bzw. hoch, durch immer kargere Vegetation, entlang dem vom Kantschendzönga herab kommenden Gletscher (dessen Oberfläche übrigens in erstaunlichem Maße von Schutt bedeckt ist, viel mehr, als ich das je bei einem anderen Gletscher gesehen habe):
                                                      #77: Wir kämpfen uns immer weiter vor bzw. hoch


                                                      Wir sehen mit Sorge, fast Panik, was auch ihr auf obigem Foto erkennt: vom Tal her (im Foto von rechts) wehen Wolken herein, und das wesentlich schneller als wir in dieser Höhe gehen können. Werden sie uns überholen?? Werden sie uns die Sicht auf den Berg rauben?? Wir geben Gas, wir marschieren, so schnell wir können, wir nähern uns dem Punkt kurz vor dem eigentlich Basislager, dort, wo man in das Seitental hinein schauen kann (oder theoretisch können müßte), um die Nordwand des Kantschendzönga zu bestaunen. Und dann passiert das Befürchtete: die Wolken holen uns ein, überholen uns sogar. Gerade ein allerletztes Foto kann ich noch schnell schießen:
                                                      #78: Fast könnte man bereits die Nordwand des Kantschendzönga sehen (hier im Mittelgrund rechts um die Ecke, wo der Gletscher her kommt), aber eben nur fast


                                                      Dann ist die Sicht weg. Alles nur noch Nebel. Wir machen lange Gesichter und knirschen mit dem Zähnen. Da sind wir zehn Tage hier hinauf gelaufen, und nun haben wir das Erlebnis, nach dem wir so gelechzt hatten, um vielleicht eine halbe Stunde verpaßt!! Was ist eine halbe Stunde? Gar nichts!! Wir verfluchen unser gottverdammtes Pech und uns selbst. Wären wir doch eine Stunde früher von Lhonak aufgebrochen! Wenn man so eine Wolkenwand mit Zähneknirschen vertreiben könnte, dann würde ich ernstlich erwägen, ein paar Zähne zu opfern, aber Petrus bleibt hart: verpißt euch!!


                                                      Wo Wolken sind, ist Niederschlag nicht weit, und bei passenden Temperaturen fällt dieser Niederschlag als Schnee. So trotten wir denn zurück durch das Schneegestöber, niedergeschlagen. Der Rückweg noch Lhonak kommt mir viel kürzer vor als der Hinweg. Einerseits geht es sich selbstredend leichter bergab als bergauf, zumal in solcher Höhe. Darüber hinaus ist es aber auch das Gefühl der Enttäuschung und inneren Leere, die uns irgendwie dumpf und abgestumpft dahin trotten läßt. Von der schönen Landschaft sieht man ebenfalls nichts mehr, die Welt ist nur noch eintönig und grau, sowohl draußen vor meinen Augen als auch drinnen in meinem Kopf. Alles ist nur noch eintönig und grau.

                                                      Irgendwann sind wir dann wieder in Lhonak.
                                                      #79: Lhonak im Schneegestöber, eintönig und grau


                                                      Wir hauen uns auf die Stühle in dem kleinen Gästehaus und bekommen Tee serviert, dazu ein paar Plätzchen. Der Tee schmeckt wie heiße Pferdepisse, die Plätzchen wie Pappmaché. Gestern schmeckte alles noch viel besser. Es muß an meiner Enttäuschung liegen. Warum mußten wir solches Pech haben? Ja, wir hätten deutlich früher aufbrechen können und sollen. Dafür könnten wir Bisuwa die Schuld geben. Er muß sich doch hier auskennen. Es war aber die letzten paar Tage immer bis in den Nachmittag hinein sonnig und schön gewesen; also wer konnte ahnen, daß es heute so ganz anders werden würde? Es war eben einfach Pech und nochmals Pech ...
                                                      Fortsetzung folgt
                                                      vielleicht irgendwann einmal,
                                                      je nach Publikumsinteresse
                                                      Zuletzt geändert von OutofSaigon; 11.02.2021, 08:38.

                                                      Kommentar


                                                      • Schwindelfrei
                                                        Gerne im Forum
                                                        • 13.11.2017
                                                        • 65
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

                                                        Vielen Dank für die Fortsetzungen, vor allem die tollen Fotos!
                                                        Zuletzt geändert von Schwindelfrei; 01.10.2019, 11:24.

                                                        Kommentar


                                                        • Mika Hautamaeki
                                                          Alter Hase
                                                          • 30.05.2007
                                                          • 3996
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

                                                          Interesse angemeldet für die Fortsetzung
                                                          So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                          A. v. Humboldt.

                                                          Kommentar


                                                          • Robatson
                                                            Erfahren
                                                            • 07.06.2017
                                                            • 141
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

                                                            Du hast mich richtig mitgenommen, vielen Dank dafür! Es ist schon selten das ich mir Zeit nehme einen so ausführlichen Bericht zu lesen und in Geiste “mitzugehen“. Der hier hat mich voll abgeholt, dafür habe ich sogar meine übliche Bettzeit gerne nach hinten verlegt. Würde mich auch über eine Fortsetzung freuen.

                                                            Beste Grüße,
                                                            Robert

                                                            Kommentar


                                                            • Flachlandtiroler
                                                              Freak
                                                              Moderator
                                                              Liebt das Forum
                                                              • 14.03.2003
                                                              • 29704
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

                                                              He, wo bleibt das Happy End?

                                                              edit:
                                                              Ich kenne Nepal nur vom Nachmonsun; kälter, aber IMHO mit besseren Chancen für klare Bergsicht. Ende April kippt das Wetter ja schon langsam.
                                                              Trotzdem, #79 ist auch ein gelungenes Foto!

                                                              Eins noch, der "Jammu" ist eigentlich ein "Jannu"; Jammu ist eine Stadt/Provinz im Nordwesten Indiens.
                                                              (Nur, damit die Schlagwortsuche auch gescheit funktioniert: Jannu)
                                                              Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 07.10.2019, 08:27.
                                                              Meine Reisen (Karte)

                                                              Kommentar


                                                              • OutofSaigon
                                                                Erfahren
                                                                • 14.03.2014
                                                                • 426
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

                                                                Schwindelfrei, Mika und Robatson: danke für euer Interesse! Allerdings finde ich meinen Bericht nicht wirklich "ausführlich". Da sind die Texte anderer Berichte weitaus detaillierter. Ich fasse mich lieber kurz und beschränke mich auf das Wesentliche; das ist mein Naturell.

                                                                Flachlandtiroler: du hast ein scharfes Auge, und ich habe meine Tippfehler nun ausgebessert. Danke für den Hinweis! - Außerdem hast du wohl recht: der Herbst wäre besser geeignet für Himalaya-Touren; allerdings bin ich durch berufliche Verpflichtungen eingeschränkt in der Wahl der Zeitfenster für meine Unternehmungen.


                                                                Happy End oder nicht - da das Publikumsinteresse an meinem Bericht ganz offensichtlich sehr gering ist, werde ich jetzt bis auf Weiteres keine weitere Mühe hier hinein stecken.
                                                                Zuletzt geändert von OutofSaigon; 11.02.2021, 08:33.

                                                                Kommentar


                                                                • Dorimir
                                                                  Erfahren
                                                                  • 05.04.2014
                                                                  • 183
                                                                  • Privat


                                                                  #33
                                                                  AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

                                                                  @OutofSaigon

                                                                  Vielen Dank für den tollen Bericht. Wirklich super interessant und die Bilder...

                                                                  Ich wäre wirklich sehr an einer Fortsetzung interessiert.

                                                                  Die ganze Wanderung hört sich super interessant an und da ist ja wirklich noch richtig wenig los.
                                                                  Ich bin gerade noch am suchen für eine Wanderung im Oktober/November diesen Jahres.
                                                                  Bisher habe ich eigentlich nur den Three Passes Trek im Khumbu im Auge gehabt. Aber das hier wäre eine richtig super alternative.
                                                                  Kannst du mir vielleicht sagen, ob die Tour auch ohne Guide und Träger möglich ist?
                                                                  Wie es aussieht kann man die Wanderung auch komplett ohne Zelt machen, ist das korrekt? Ist es immer möglich ein Guesthouse zu finden?

                                                                  Grüße
                                                                  Dorimir

                                                                  Kommentar


                                                                  • OutofSaigon
                                                                    Erfahren
                                                                    • 14.03.2014
                                                                    • 426
                                                                    • Privat


                                                                    #34
                                                                    Danke für deinen Kommentar, Dorimir!

                                                                    Im Jahr 2020 war deine Frage wegen der ganzen Reisebeschränkungen wahrscheinlich wenig relevant, aber ab Herbst 2021 mag es wieder besser werden.

                                                                    Von Taplejung bis Kambatschen sind alle Dörfer Dauersiedlungen, wo du sicher auf die ein oder andere Art und Weise einen mehr oder weniger einfachen Schlafplatz und etwas mehr oder weniger Einfaches zu essen bekommst. Daher brauchst du nur deine persönlichen Sachen einschl. eines leichten Schlafsacks zu tragen, kein Zelt, keinen Küchenkrempel. Verlaufen kann man sich eigentlich auch nicht: immer das Tal hoch, bei Sekathum rechts abbiegen, dann wieder das Tal hoch!

                                                                    Lhonak ist allerdings eine reine Sommersiedlung primär für den Tourismus. Wenn die Zahl der Touristen einen bestimmten Schwellenwert unterschreitet, ist dort möglicherweise niemand, und du müßtest eben doch ein Zelt, eine Isomatte, und was zu futtern für drei Tage und zwei Nächte selbst mitbringen. Zuverlässige Information darüber kann dir aber wahrscheinlich niemand unterhalb von Ghunsa geben. Das ist irgendwie blöd, denn nur für einen Talhatscher nach Taplejung zu reisen, mag man nicht lohnend finden.

                                                                    Wenn du von Ghunsa nach Südosten über die Pässe ins Nachbartal willst (so wie wir 2019) mußt du ein Zelt, eine Isomatte, und was zu futtern unbedingt für mindestens ein Camp selbst mitbringen. Notabene: die Namen dieser Pässe und ihre Höhen werden in unterschiedlichen Quellen sehr unterschiedlich zitiert. Solchen Diskrepanzen begegnest du oft in Nepal, aber hier sind sie besonders ausgeprägt.

                                                                    Sind jetzt alle Klarheiten beseitigt?
                                                                    Zuletzt geändert von OutofSaigon; 07.02.2021, 15:16.

                                                                    Kommentar


                                                                    • Brichdirnix
                                                                      Anfänger im Forum
                                                                      • 30.03.2017
                                                                      • 34
                                                                      • Privat


                                                                      #35
                                                                      Zitat von Brichdirnix Beitrag anzeigen
                                                                      AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

                                                                      ...

                                                                      Ansonsten bin auch ich gespannt auf die Fortsetzung (kommentiere aber lieber erst, wenn der Bericht fertig ist).
                                                                      Irgendwie ist es mir vom Bildschirm gerutscht, dass ich diesen Bericht bzw. seine Fertigstellung weiter verfolgen wollte. Da ich kein Cannabis-Konsument bin, muss es wohl der Alkohol sein 🤣
                                                                      Aber jetzt bin ich "wieder da" und "warte auf das Glück", wenn denn da noch eines kommt.

                                                                      Dass ein Bergführer als Letzter einer Gruppe geht, finde auch ich etwas merkwürdig. Aus den Alpen kenne ich es nur so, dass der Führer vorne geht. Meist (immer?) aber bittet er den Stärksten und Erfahrensten seiner Gäste, die Nachhut zu bilden. So sind die schwächeren Personen immer in der Mitte und von beiden Seiten geschützt bzw unterstützt. Ohnehin sind die Gruppen ja meist klein und kompakt genug, dass der Überblick nicht verloren geht.

                                                                      Kommentar


                                                                      • StefanBoe
                                                                        Erfahren
                                                                        • 14.12.2020
                                                                        • 422
                                                                        • Privat


                                                                        #36
                                                                        Hallo Out of Saigon,
                                                                        war die Anschlusstour über die Pässe ab Ghunsa lohnenswert? Immerhin läuft man dadurch nicht die selbe Strecke im Hin- wie im Rückweg und kommt vermutlich in wenig frequentierte Zonen. Mich reizt die gesamte Kantschendzönga-Tour sehr! Vielen Dank für den schönen und interessanten Bericht.
                                                                        herzlichen Gruß
                                                                        Stefan

                                                                        Kommentar


                                                                        • OutofSaigon
                                                                          Erfahren
                                                                          • 14.03.2014
                                                                          • 426
                                                                          • Privat


                                                                          #37
                                                                          Servus, Stefan!
                                                                          Vielen Dank für deinen freundlichen Kommentar!

                                                                          Wir konnten die Pässe südöstlich von Ghunsa damals nicht überqueren. Sie waren noch zu tief verschneit. Pech!!

                                                                          Irgendwann einmal schreibe ich diesen Bericht zu Ende. Fehlt nur noch die Motivation...

                                                                          Kommentar


                                                                          • lina
                                                                            Freak

                                                                            Vorstand
                                                                            Liebt das Forum
                                                                            • 12.07.2008
                                                                            • 43828
                                                                            • Privat


                                                                            #38
                                                                            Zitat von OutofSaigon Beitrag anzeigen
                                                                            Irgendwann einmal schreibe ich diesen Bericht zu Ende. Fehlt nur noch die Motivation...
                                                                            Ich freue mich auch auf die Fortsetzung! :-)

                                                                            Kommentar


                                                                            • MLO
                                                                              Erfahren
                                                                              • 13.02.2017
                                                                              • 141
                                                                              • Privat


                                                                              #39
                                                                              Vielen Dank für den interessanten Bericht!
                                                                              Erst heute entdeckt.
                                                                              Trägst du als Hut einen Tilley?

                                                                              Kommentar


                                                                              • OutofSaigon
                                                                                Erfahren
                                                                                • 14.03.2014
                                                                                • 426
                                                                                • Privat


                                                                                #40
                                                                                Zitat von MLO Beitrag anzeigen
                                                                                ... Trägst du als Hut einen Tilley?
                                                                                Was ist ein "Tilley"? Wenn es eine Hutmarke ist, dann lautet die Antwort "Nein". Kein Tilly und kein Wallenstein.

                                                                                Diesen Hut habe ich mal für umgerechnet vielleicht zwei Euro in Vietnam gekauft, und er erfüllt seinen Zweck genau so gut wie einer, den sie dir in einem deutschen Outdoorladen zum zwanzigfachen Preis andrehen.

                                                                                ABER: welchen Hut ich habe/hatte, ist doch wohl so irrelevant wie nur irgendetwas, oder? Freuen würde ich mich über relevante Fragen oder Kommentare zu den Inhalten, die ich bis jetzt hier hin geschrieben habe. Das würde mich motivieren, diesen Bericht doch noch zu Ende zu bringen.

                                                                                Kommentar


                                                                                • derSammy

                                                                                  Lebt im Forum
                                                                                  • 23.11.2007
                                                                                  • 7412
                                                                                  • Privat


                                                                                  #41
                                                                                  Zitat von OutofSaigon Beitrag anzeigen
                                                                                  ... Das würde mich motivieren, diesen Bericht doch noch zu Ende zu bringen.
                                                                                  ... versteh ich jetzt nicht ... ich hab den bislang sehr gerne gelesen... aber was soll man den (nach)fragen? Du hast ihn genau so erlebt wie Du es beschreibst ... jemand anderes hätte mehr Glück und weniger Pech oder weniger Glück und noch mehr Pech ... wie soll man das erfragen?
                                                                                  Ich würd mich einfach freuen wenns "weiter" geht :-)

                                                                                  Kommentar


                                                                                  • OutofSaigon
                                                                                    Erfahren
                                                                                    • 14.03.2014
                                                                                    • 426
                                                                                    • Privat


                                                                                    #42
                                                                                    Zitat von derSammy Beitrag anzeigen
                                                                                    Ich würd mich einfach freuen wenns "weiter" geht :-)
                                                                                    Da hast du leider Pech gehabt, werter Freund. Ich mache hier nichts mehr. Das Publikumsinteresse ist auf praktisch Null gesunken; gleichzeitig hat die Software-Version "vb5" das Berichteschreiben zum Albtraum gemacht. Du selbst hast ja auch schon seit Jahren keinen Reisebericht mehr beigesteuert, bist also offenbar derselben Meinung.

                                                                                    Kommentar


                                                                                    • Muecke

                                                                                      Fuchs
                                                                                      • 12.03.2022
                                                                                      • 1072
                                                                                      • Privat


                                                                                      #43
                                                                                      Zitat von OutofSaigon Beitrag anzeigen

                                                                                      Da hast du leider Pech gehabt, werter Freund. Ich mache hier nichts mehr. Das Publikumsinteresse ist auf praktisch Null gesunken; gleichzeitig hat die Software-Version "vb5" das Berichteschreiben zum Albtraum gemacht.
                                                                                      Och, menno! Ich warte hier auch schon eine Weile auf die Fortsetzung. Würde mich freuen, wenn du es dir doch nochmal anders überlegst und den Bericht doch noch fertig schreibst.

                                                                                      Im Gegenzug verspreche ich, dass ich auch irgendwann dieses Jahr noch den Arsch hochkriege und einen Reisebericht zu meiner Runde durch die Schobergruppe schreibe. (Hab grad so wenig Zeit, um in Ruhe zu schreiben, aber immerhin liegt hier schon ein angefangener Entwurf...)

                                                                                      (Ich finde die Forums-Software gar nicht so schlimm. Allerdings schreibe ich lange Texte auch erstmal in einem anderen Programm und kopiere dann erst den fertigen Bericht hier rein. Das minimiert das Rumgezicke des Systems deutlich. )

                                                                                      Kommentar


                                                                                      • OutofSaigon
                                                                                        Erfahren
                                                                                        • 14.03.2014
                                                                                        • 426
                                                                                        • Privat


                                                                                        #44
                                                                                        Zitat von Muecke Beitrag anzeigen
                                                                                        ... verspreche ich, dass ich auch irgendwann dieses Jahr noch den Arsch hochkriege und einen Reisebericht zu meiner Runde durch die Schobergruppe schreibe.
                                                                                        Es wäre in der Tat eine Bereicherung des Forums und würde wohl einige interessieren, wie du die gleichen (oder fast gleichen) Gegenden und Routen erlebt hast. Einiges mag objektiv anders gewesen sein (die Route, das Wetter), aber auch bei gleichen oder ähnlichen Bedingungen erleben oder empfinden unterschiedliche Personen ihre Tour sicher unterschiedlich.



                                                                                        Zitat von Muecke Beitrag anzeigen
                                                                                        ... Ich finde die Forums-Software gar nicht so schlimm. Allerdings schreibe ich lange Texte auch erstmal in einem anderen Programm und kopiere dann erst den fertigen Bericht hier rein. Das minimiert das Rumgezicke des Systems deutlich.

                                                                                        Dieses Vorgehen ist nicht nur empfehlenswert, sondern beinahe unabdingbar, wenn man nicht wahnsinnig werden will​.

                                                                                        Dennoch ist diese Software ein Albtraum. Ich war tatsächlich so irre und wollte hier einen neuen Bericht einstellen (über meine Wanderung durch die Simienberge in Äthiopien), bekam aber nur die folgende Fehlermeldung:

                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: Screenshot Fehler Simien.jpg
Ansichten: 305
Größe: 34,7 KB
ID: 3221631

                                                                                        Also ausgeloggt und wieder eingeloggt: DASSELBE. Abermals ausgeloggt und wieder eingeloggt: WIEDER DASSELBE.


                                                                                        Tut mir leid, aber da geht mir doch der Hut hoch. Die Geduld eines Buddha habe ich leider nicht...


                                                                                        (Wer ein gutes Werk tun will, darf nun in Zeile 1, Spalte 1 der JSON-Daten das Zeichen einfügen, das dort "erwartet" wird - ich bin gespannt).

                                                                                        Kommentar


                                                                                        • dominik_bsl
                                                                                          Erfahren
                                                                                          • 13.02.2006
                                                                                          • 317
                                                                                          • Privat


                                                                                          #45
                                                                                          Ich vermute anhand der Meldung, dass das erste Zeichen falsch ist. Vielleicht eine Formatierung oder Sonderzeichen? Es gibt auch sog. unsichtbare Sonderzeichen (ctrl-m zum Beispiel).

                                                                                          Im Zweifel mal die komplette erste Linie löschen und neu schreiben.

                                                                                          Und bin ansonsten ganz bei Dir: Bei bebilderten Beiträgen hat die Software enormes Verbesserungspotential.

                                                                                          Kommentar


                                                                                          • Taunuswanderer

                                                                                            Vorstand
                                                                                            Administrator
                                                                                            Lebt im Forum
                                                                                            • 19.01.2018
                                                                                            • 5402
                                                                                            • Privat


                                                                                            #46
                                                                                            OutofSaigon: für gewöhnlich die Fehlermeldung für zu lange Titel (>80 Zeichen, aus diversen anderen technischen Gründen empfehle ich <75 Zeichen)
                                                                                            Dies ist keine Signatur.

                                                                                            Kommentar


                                                                                            • derSammy

                                                                                              Lebt im Forum
                                                                                              • 23.11.2007
                                                                                              • 7412
                                                                                              • Privat


                                                                                              #47
                                                                                              Zitat von OutofSaigon Beitrag anzeigen

                                                                                              Da hast du leider Pech gehabt, werter Freund. Ich mache hier nichts mehr. ...... Du selbst hast ja auch schon seit Jahren keinen Reisebericht mehr beigesteuert, bist also offenbar derselben Meinung.
                                                                                              Liegt eher daran dass ich seit ´19 nur noch einmal in Nepal, Gosaikunda+Langtag Trek, und 1x (2x) in der Hohen Tatra war (1x C & Fußkrank ... 8 Wochen später nochmal "heil) ... dazwischen ein paar 1000 KM Rennradeln in Thailand Italien und Oberbayern .... (Also nix Berichtenswertes im Sinne von "Neu...Wow...Inspirierend".. nur bunte Bilder (dies schon 1000x gibt )

                                                                                              (Wenn ich mal wieder was mache wo ich denke das war spannend/witzig ... würd Ichs schon wieder einstellen)




                                                                                              Kommentar


                                                                                              • berniehh
                                                                                                Alter Hase
                                                                                                • 31.01.2011
                                                                                                • 2501
                                                                                                • Privat


                                                                                                #48
                                                                                                Auch die Klickzahlen geben Auskunft über das Publikumsinteresse eines Berichts, nicht nur die Kommentare oder Anzahl der Kommentare.

                                                                                                Ich kann OutofSaigon aber gut verstehen daß er genervt ist von der Software, sie ist tatsächlich nicht die beste, verglichen mit der Software in anderen Foren. Wenn man sich da erstmal reingefuchst hat geht sie eigentlich, aber bis dorthin kostet sie einiges an Nerven.

                                                                                                Die Simienberge sind ein exotisches Ziel und ein Bericht darüber sicher eine Bereicherung fürs Forum.
                                                                                                www.trekking.magix.net

                                                                                                Kommentar


                                                                                                • Prachttaucher
                                                                                                  Freak

                                                                                                  Liebt das Forum
                                                                                                  • 21.01.2008
                                                                                                  • 11979
                                                                                                  • Privat


                                                                                                  #49
                                                                                                  Bitte weiterschreiben. Tolle Bilder und ein sehr schöner Schreibstil. Habe den Bericht erst jetzt entdeckt. War vor 30 Jahren einmalig in Nepal zum Annapurna Basecamp. Wäre schon schön da nochmal hinzukommen, wobei ich Sorge hätte, enttäuscht zu werden. U.a. weil viele ehemalige Wege jetzt wohl Pisten sind. Nach Lesen Deines Berichtes allerdings....

                                                                                                  Kommentar


                                                                                                  • Flachlandtiroler
                                                                                                    Freak
                                                                                                    Moderator
                                                                                                    Liebt das Forum
                                                                                                    • 14.03.2003
                                                                                                    • 29704
                                                                                                    • Privat


                                                                                                    #50
                                                                                                    In der Sache vielleicht noch, aktuell hat es auf der Sikkim-Seite des Kantsch einen großen Dammbruch am Lhonak See gegeben und viele Tote und Vermisste.
                                                                                                    Meine Reisen (Karte)

                                                                                                    Kommentar