• Mortias
    Fuchs
    • 10.06.2004
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    [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 68.074176515
    Längengrad -150.4220581
    Nachdem ich es wieder geschafft habe meine Schreibfaulheit zu überwinden folgt nun ein
    Bericht von meiner Alaska Tour vom letzten Sommer. Ob es mir diesmal wohl gelang es besser hinzubekommen als vor zwei Jahren? Angenehmes Lesen wünsche ich.




    Vorwort
    Vor zwei Jahren hatte ich mir einen langjährigen Traum erfüllt und das erste Mal eine Tour in Alaska unternommen. Voller Vorfreude stürzte ich mich in die Planungen und suchte mir eine schöne Route im Gates of the Arctic National Park der Brooks Range heraus. Das Ergebnis allerdings, wie einige wissen, war leider nicht ganz das was ich mir erhofft hatte. Pech, ungünstige Umstände, Fehler in der Planung und so einiges mehr führten dazu, dass die Tour weit hinter den Erwartungen zurückblieb. Die Konsequenz war, dass ich erstmal genug von Alaska hatte. Lange überlegt ich daher ob ich mir so etwas noch einmal antun sollte.

    Mit der Zeit allerdings änderte sich meine Einstellung hierzu. Gerade aufgrund des als Scheiterns empfundenen Gefühls wuchs in mir der Ehrgeiz es nochmal zu probieren. Der Gedanke „Das muss doch auch besser hinzubekommen sein“ spukte ständig in meinem Kopf herum. Und auch wenn meine erste Lektion in Alaska hart war, so habe ich doch auch vieles dabei gelernt. Es wäre doch schade gewesen, wenn ich diese Erfahrungen umsonst gemacht hätte und nicht konstruktiv zur Planung neuer Touren nutzen würde.

    So kam ich dann im April zu der endgültigen Entscheidung in die Brooks Range zurückzukehren. Ich buchte also meine Flüge und machte mich anschließend voller Vorfreude und Elan an die genaue Routenplanung.

    - - - Aktualisiert - - -

    Routenplanung
    Die Brooks Range ist eine Gebirgskette die sich entlang des 68. Breitengrades mit einer Ausdehnung von über 1000 km durch ganz Alaska erstreckt. Und lediglich eine Straße, der Dalton Highway, durchschneidet diese ansonsten von Menschenhand nahezu unberührte Wildnis (mit Ausnahme paar kleiner Iñupiat Dörfern). Sprich scheinbar unbegrenzte Möglichkeiten für spannende Wandertouren schienen sich mir aufzutun. Zumindest auf dem ersten Blick.

    Bei näherem Betrachten erschienen die unbegrenzten Möglichkeiten allerdings dann doch deutlich begrenzter. Und dies hing gerade eben mit dem Wildnis-Charakter der Gegend zusammen. Wegen fehlender Straßen ist das gängige Transportmittel in der Brooks Range das Buschflugzeug. Nur was macht man, wenn es nicht fliegt? Wenn z.B. wegen zu schlechten Wetters der Flieger nicht kommt und man daher zum Ende der Tour in der Wildnis gestrandet ist und nicht zurückkommt?

    Ich hatte im Vorfeld deswegen mal Gabriel a.k.a. Libertist dazu befragt. Er verfügt schließlich über jahrelange Alaska Erfahrung und kann hier sicherlich mit Fug und Recht als ausgewiesener Experte bezeichnet werden. Und er meinte, dass nach seiner Erfahrung durchaus ein Risiko von ca. 30% besteht, dass man nicht am verabredeten Tag abgeholt wird, sondern wetterbedingt ein oder sogar mehr Tage warten muss. Dieser Wert war mir persönlich zu hoch. Da ich einen recht straffen Zeitplan hatte, wollte ich ungerne zusätzlicher Puffertage zum Rumsitzen am Zielort einplanen, sondern diese lieber zum Wandern nutzen. Außerdem erschien mir das Ganze auch zu unentspannt. Was würde ich z.B. im worst case tun wenn es mehrere Tage Dauerregen gibt und ich auch meine Puffertage verbraucht habe und dadurch den Flieger nach Deutschland verpassen? Ne danke, das war mir doch etwas zu unsicher. Somit fiel diese Variante weg, wodurch feststand, dass der Endpunkt meiner Tour irgendwo am Dalton Highway sein sollte.

    Beim Start liebäugelte ich aber schon mit einem Fly-In via Buschpilot. Eine Verzögerung von ein oder zwei Tagen wäre hierbei zwar ärgerlich, aber nicht allzu kritisch, da so etwas mit etwas längeren Tagesetappen dann auch wieder rausgeholt werden kann. Eine Nachfrage bei Brooks Range Aviation für die Flugstrecke von Bettlers zum Chandler Lake ergab dann aber stolze 990 $. Das war mir dann doch etwas zu teuer, da ja auch schon der Transatlantikflug nicht ganz billig war. Somit schränkte sich meine Wahl auf die regulären Wright Air Flughäfen Anaktuvuk Pass, Coldfoot und Arctic Village ein.

    Eine wesentliche Lektion von vorletztem Jahr war allerdings, dass ich Waldgebiete möglichst meiden wollte. Dieses ganze Bushwhacking wollte ich mir einfach nicht nochmal antun. Von daher fiel ungefähr die gesamte Südhälfte der Brooks Range (wo zumindest die Täler in der Regel bewaldet sind) bei meiner Tourenplanung weg. Dies betraf daher auch Coldfoot und Arctic Village als möglichen Startpunkt. Blieb also nur noch Anaktuvuk Pass übrig. Einfaches Ausschluss Prinzip.

    Der Rest war dann Feinarbeit, Karten studieren und Rumprobieren bei Google Earth, bis ich am Ende eine, wie ich hoffte, schön abwechslungsreiche und gleichzeitig aber auch gut machbare Route zusammengestellt hatte. Ich möchte der Vollständigkeit halber natürlich darauf hinweisen, dass meine ursprünglich geplante Route teilweise etwas anders verlief als
    meine dann tatsächlich gelaufene Tour
    . Dies ist in solchen Wildnisgebieten nicht ganz ungewöhnlich. Und hierauf werde ich im Folgenden natürlich auch eingehen.
    Zuletzt geändert von Mortias; 06.03.2018, 23:38. Grund: Geo-Tag vergessen gehabt

  • Mortias
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    #2
    AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

    Tag 1 (30.07.)
    Wie vor zwei Jahren ging der Flug von München über Frankfurt nach Anchorage und von dort dann nach Fairbanks. Und wieder konnte ich beim Überflug von Grönland eine faszinierende karge bergige Eiswüste bestaunen die sich tausende Kilometer unter mir austreckte. Interessanterweise ging der Flug etwas südlicher als letztes Mal (wo es am Nordzipfel Grönlands entlang ging) so dass auch gleich für Abwechslung gesorgt war. Wäre ja auch wirklich nicht zumutbar gewesen, wenn ich dieselbe Eiswüste wie vor zwei Jahren nochmal hätte betrachten müssen.


    Grönland


    Schon ne geile Landschaft da unten...


    ...mit viel Schnee und Eis.

    Über Alaska herrschte dann ein Mix aus Sonne und Wolken vor, der aber immer wieder Einblicke auf die Natur preisgab und so zur Steigerung der Vorfreude beitrug. Majestätisch auch der Anblick auf den Denali, dessen Gipfel sich aus den Wolken schälte und der wie ein König die Bergwelt Alaskas dominierte.


    Überflug von Fairbanks


    Denali

    Die Einreiseformalien in Anchorage gingen dann problemlos vonstatten und ich hatte noch ein paar Stunden Zeit bis zum Weiterflug nach Fairbanks. Nach Ortszeit war es jetzt 15 Uhr. Aber ich spürte jetzt doch die 10 Stunden Zeitunterschied kombiniert mit der generellen Müdigkeit nach solch langen Reisen. Glücklicherweise gab es am Flughafen Energy Drinks käuflich zu erwerben, so dass die Wartezeit etwas erträglicher wurde.


    Anflug nach Anchorage. Zeitweise entsteht das Gefühl, dass das Flugzeug im Wasser landen will.


    Ein beeindruckender Kollege. Ob ich so einen wohl gerne mal in freier Wildbahn begegnen möchte? Hmmm...

    Bei meiner Ankunft in Fairbanks, gegen 18.30 Uhr, sah ich mich dann nach einem Taxi um. Ich wusste ja jetzt, dass am Sonntagnachmittag keine Busse in die Innenstadt fahren. Während ich noch nach einem Taxi suchte, wurde ich von einer Passagierin meines Fluges auf Deutsch angesprochen ob sie mich irgendwohin mitnehmen könne. Sie selbst kam ursprünglich aus Würzburg und ist mit einem US Soldaten verheiratet, der halt grad in Fairbanks stationiert ist. Da sie fand, dass ich etwas hilflos ausgeschaut habe (was sicherlich auch daran lag, dass ich kein Taxi gesehen habe) hatte sie gedacht fragt sie einfach mal nach ob sie helfen kann. Leicht überrascht nahm ich dann deren Angebot dankend an und ließ mich zum 9th Ave Hostel fahren, wo ich die nächsten beiden Nächte unterkommen würde.


    Beim Anflug auf Fairbanks. Ziemlich viel Wald und Sumpf. Zum Wandern sicherlich nicht ganz so gut geeignet.

    Das 9th Ave Hostel war jetzt ja auch kein unbekannter Ort mehr für mich. Bereits letztes Mal habe ich hier bei meiner An-und Abreise übernachtet. Und da mir die Location gut gefallen hat, musste ich auch dieses Mal nicht lange überlegen bei der Suche einer Unterkunft. Wer eine picobello saubere Unterkunft mit hohem Übernachtungsstandard sucht, wird in Fairbanks sicherlich anderweitig besser fündig. Wer es allerdings gerne etwas einfach mag, kombiniert mit einer gemütlichen WG Atmosphäre und der Möglichkeit leicht mit anderen Leuten in Kontakt zu kommen, dem kann ich den Laden nur empfehlen. Ich zähle mich definitiv zur zweiten Kategorie.


    9th Ave Hostel. Von außen sieht es ja nicht unbedingt so aus, wie man sich in Deutschland typischerweise ne Jugendherberge vorstellt.

    Nach meiner Ankunft dort aß ich noch eine Kleinigkeit, und legte mich dann am frühen Abend pennen. Etwas müde war ich ja schon...

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      #3
      AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

      Tag 2 (31.07.)
      So ganz schien ich den Jetlag noch nicht ausgeschlafen zu haben, aber trotzdem fühlte ich mich jetzt einigermaßen fit und erholt. Für heute stand Shopping auf dem Programm. Da es für die USA ja recht strenge Regeln für die Einfuhr von Lebensmitteln gibt (kein Obst, Brot, Fleisch etc.) musste ich etwa die Hälfte meines Proviants in Fairbanks kaufen. Jetzt hatte ich ne gute Möglichkeit zu prüfen was ich so vom letzten Mal gelernt habe. Da ich ja ungefähr wusste was im Safeway und beim REI an Essen angeboten wird (diese Läden wollte ich anpeilen), konnte ich mir diesmal im Voraus eine ganz gute Planung für den Einkauf machen. Letztes Mal war es ja eher ein Trial and Error Herumprobieren gewesen mit dem Ergebnis, dass ich dann pro Tag definitiv zu wenig Essen dabei hatte. Das wollte ich diesmal natürlich gerne vermeiden.

      Fürs Mittagessen kaufte ich beim Safeway daher Beef Jerky, Trockenwürste, Müsliriegel und Trockenobst ein. Wobei ich mich im Nachhinein gefragt habe, warum ich, abgesehen vom Beef Jerky und der Würste, den Rest nicht bereits in Deutschland eingekauft habe. Die Einfuhr wäre legal gewesen. Und da Fairbanks leider schweineteuer ist, hätte ich so einiges an Geld sparen können. Tja, und wieder also eine neue Lektion gelernt...


      Fairbanks


      Ganz schön weit hier zu den anderen großen Städten auf dieser Welt.

      Beim REI besorgte ich mir dann mein Bärenspray, Campinggas und fürs Abendbrot Trekking Meals. Und außerdem noch eine Bärentonne. Das mit den Bärentonnen war ja auch so ne Geschichte letztes Mal. Vier Stück hatte ich von den Dingern mitgehabt. Und jede wog 1,2 kg und war ja zudem recht sperrig. Hier musste ich also definitiv nachbessern. Ich entschied mich daher dafür den bereits relativ geruchsneutralen Teil meines Essens (also die fertig verpackte Trekkingnahrung und die Müsliriegel) in sogenannte Loksaks zu packen. Hierbei handelt es sich um (offiziell angeblich) geruchsdichte Zip-Tüten, die verhindern, dass ein Bär das dort verpackte Essen überhaupt erst wahrnimmt (zumindest in der Theorie). BigKahuna hatte mir bei meinem letzten Alaska Bericht den Tipp hierfür gegeben. An der Stelle sie nochmal mein herzlicher Dank hierfür ausgerichtet.

      Für die nicht ganz so geruchsarmen Lebensmittel (wie Trockenobst, Müsli, Beef-Jerky etc.) würden dann zwei Bärentonnen ausreichen. Wobei ich festgestellt habe, dass die durchsichtigen Bärentonnen vom Typ BearVault etwas größer und gleichzeitig leichter sind als die schwarzen Garcia Bärentonnen (die ich mir letztes Mal im Alaska Public Lands Information Center ausgeliehen habe). Somit entschied ich mich wenigstens eine so ne BearVault Tonne selbst zu kaufen und dann halt die zweite Tonne wieder auszuleihen.


      Die REI Märkte scheinen so ein bisschen die amerikanische Variante vom Globetrotter zu sein.

      Nachdem die Einkäufe erledigt waren ging ich zum Alaska Public Lands Information Center. Dort habe ich dann erstmal meine Tour offiziell angemeldet und eine kleine obligatorische Backcountry Unterweisung bekommen. Dies ist für den Gates of the Arctic National Park zwar nicht zwingend vorgeschrieben (zumindest kontrolliert es keiner), aber durchaus aus Sicherheitsgründen sehr zu empfehlen. Lustigerweise konnte sich die Rangerin sogar noch an mich erinnern. Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. Anscheinend kommen hier nicht allzu viele Deutsche vorbei die dann alleine durch die Brooks Range laufen. Zu meiner Freude gab es hier außerdem auch die guten BearVault Tonnen zum Ausleihen, so dass ich jetzt sogar zwei davon hatte und folglich optimal ausgestattet war.


      Im Alaska Public Lands Information Center


      Schöne Kunst hatten die hier.


      Das Bild hier würde ich mir am liebsten sofort in meine Wohnung hängen.

      Zurück im Hostel machte ich mich dann ans Verpacken der Lebensmittel. Zu meiner Freude stellte ich fest, dass alles problemlos in die Bärentonnen und Loksaks passte. Die Waage im Badezimmer sagte mir dann, dass mein fertig gepackter Rucksack ca. 34,5 kg wog. Das war zwar immer noch recht sportlich, aber dennoch eine deutliche Verbesserung zum vorletzten Jahr, wo ich mit 39 kg gestartet bin. Damals war ich zwar 3 Tage länger unterwegs gewesen, hatte dafür aber pro Tag weniger Proviant dabei gehabt. Vermutlich hatte ich jetzt sogar insgesamt auch mehr Essen dabei als damals. Und trotzdem war mein Rucksack signifikant leichter. Mein Optimismus wuchs. Ich war guter Dinge, dass es diesmal deutlich besser werden würde. Während vor zwei Jahre vieles bei der Organisation neu und ungewiss für mich war, empfand ich es nun als vertraut und ich fühlte mich daher deutlich besser vorbereitet. Das waren definitiv gute Startvoraussetzungen. Lediglich der Wetterbericht hat mir nicht ganz so viel Freude bereitet. Für die nächsten Tage waren eigentlich nur Wolken und Regen angesagt. Aber sowas kann sich zum Glück auch schnell wieder ändern. Und selbst wenn, am Wetter hätte ich eh nichts ändern können.


      Proviant für 15 Tage. Schön bärensicher verpackt.


      Im Garten vom 9th Ave Hostel. Hier hab ich dann abends noch mit zwei weiteren Gästen ein paar Bierchen getrunken.

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      • Mortias
        Fuchs
        • 10.06.2004
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        #4
        AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

        Tag 3 (01.08.)
        Heute sollte es also nun also endlich losgehen mit der Wanderung. Für 13 Uhr war mein Wright Air Flug nach Anaktuvuk Pass angesetzt. Um halb 12 nahm ich daher ein Taxi und lies mich zum Flughafen bringen. Dort checkte ich dann meinen Rucksack ein. Ich wurde gefragt ob ich Bärenspray und Campinggas dabei hatte. Während das Bärenspray in einen separaten Container gepackt wurde, schien meine MSR Gaskartusche die Dame vom Schalter nicht zu erfreuen. Gestern beim REI hatte ich extra einen Verkäufer gefragt, ob die Kartuschen von MSR für die Wright Air Flüge kompatibel sein, was er mir auch versichert hat. Davon wollte die Frau aber leider nichts wissen und zeigte mir eine Liste mit kompatiblen Kartuschen (auf denen meine leider nicht drauf war). Nun, ohne Gas wäre es ziemlich blöd mit dem Kochen in der Wildnis. Und ob ich in Anaktuvuk Pass noch Gas kaufen könnte, konnte sie mir nicht sagen.


        Wright Air

        Echt blöde Situation jetzt. Mehrmals verwies ich auf den Verkäufer bei REI und fragte wo denn genau das Problem bei dieser Kartusche läge. Daraufhin hat sie kurz mit nem anderen älteren Kollegen ein paar Worte gewechselt. Dieser meinte dann ich solle zu ihm rüberkommen und hat mich in den Gepäckraum zu meinem Rucksack geführt. Dort nahm er dann die Kartusche und fragte augenzwinkernd „Where do you want to have it?“ Überrascht zeigte ich auf meine linke Seitentasche, woraufhin er die Kartusche dezent dort verschwinden ließ. Interessante Vorgehensweise. In wieweit das jetzt offiziell und mit allen abgesprochen war, weiß ich nicht. Ich wäre aber auch schön blöd gewesen diesbezüglich nochmal nachzufragen. Ich war einfach nur froh, dass ich die Sorge mit dem Gas los war. Ich kann daher nur raten bereits im Voraus mit Wright Air Kontakt aufzunehmen und das zu klären. Nochmal möchte ich mich nicht darauf verlassen, dass mir ein netter Mitarbeiter den Arsch (bzw. das Gas) rettet.

        Relativ pünktlich flog die kleine Propellermaschine dann los. Schnell ließen wir Fairbanks hinter uns und überflogen eine schier endlose waldige Hügellandschaft. Zu sehen gab es aber nicht viel. Hauptsächlich nur Wolken. Vor zwei Jahren (sowie bei meinen bisherigen Anflügen nach Lappland) ging es mir stets ähnlich. Ich weiß ja immer nicht ob ich das schade oder angemessen finden soll. Natürlich ist es unheimlich spektakulär vom Flugzeug aus die Landschaft bewundern zu können. Nur andererseits kommt es mir auch immer ein bisschen wie mogeln vor. Immerhin will ich mir die Landschaft und die Ausblicke ja erwandern und nicht einfach im Flugzeug serviert bekommen.


        Yukon River


        Im Flieger


        Beim Überflug der Brooks Range

        Beim Landeanflug auf Anaktuvuk Pass war die Wolkendecke dann nicht ganz so niedrig und das Flugzeug ging sicher in dem breiten Tal hinunter. Ich stieg aus, bekam meine Sachen ausgehändigt und stand dann alleine und verlassen neben der Landebahn. Die Luft war kühl und es wehte eine zünftige Brise, aber immerhin war es trocken. Ich warf noch einen kurzen Blick auf die Karte und dann konnte es auch losgehen. Meine Rückkehr in die Brooks Range ist nun also Wirklichkeit geworden. Und ich hatte echt Lust es anzugehen.


        Anaktuvuk Pass voraus


        Auf geht's.

        Wobei, bevor es richtig losgehen konnte, musste ich zuerst noch durch den Ort durch um die Landebahn zu umgehen, die mir buchstäblich den Weg nach Osten versperrte. Ein paar Einwohner grüßten mich sogar und haben mich auf meine Tour angesprochen. Den Reaktionen zu Folge klang es so als ob sie nicht allzu häufig Wanderer antrafen. Am Südende der Landebahn durchquerte ich dann den John River und sah gleich erstmal eine Elchkuh mit zwei Kälbern. Na das war doch mal ein würdiger Start.


        John River


        Elchkuh mit Kalb


        Korrektur: Elchkuh mit Kälbern

        Ich lief nun in süd-östlicher Richtung das Tal vom Inukpasugruk Creek hinauf. Der Boden bestand fast ausnahmslos aus Gräsern und paar kleinen Sträuchern. Von Bäumen war nichts zu sehen. Aber genau das wollte ich ja auch. Ich war glücklich endlich durch die Tundra Nordalaskas laufen zu können. Und der Boden war auch gar nicht so weich und sumpfig wie ich befürchtet hatte. Und sogar die Sicht auf die Berge war trotz Wolken besser als anfangs befürchtet. Na das ging doch mal echt mal gut los hier.


        Tundra voraus


        Sogar Moltebeeren gab es hier.


        Rechts von mir fließt der Inukpasugruk Creek gemächlich durchs Tal.


        Blick zurück nach Anaktuvuk Pass

        Nach ein paar Kilometern kam ich an einen kleinen Bach, dem ich jetzt zwecks eines geplanten Anstiegs zum ersten Pass folgen wollte. In den Büschen sah ich da plötzlich etwas Undefiniertes mit einem braunen Farbton. War das ein Bär? Ganz sicher war ich nicht. Etwas mulmig war mir ja schon. Zwar hatte ich vor zwei Jahren schon Bären gesehen (auch aus nächster Nähe) und ich rechnete auch diesmal wieder mit Bärenbegegnungen, nur irgendwie kam das dann doch unerwartet. Ich war schließlich grad erst dabei, mich wieder in die Wildnis einzufinden. In sicherer Entfernung beobachtete ich den Busch ne Zeit lang und rief auch mehrmals laut. Aber nichts tat sich. Die bräunliche Stelle blieb wo sie war. So entschied ich, dass es sich wohl nur um verfärbte Blätter, einen Stein, einen Erdhaufen oder sonst etwas anderes gehandelt haben müsse. Aber halt kein Bär. Trotzdem wollte ich jetzt nicht unnötig näher rangehen. Natürlich nur, weil die Stelle in der falschen Richtung lag. Ein Fernglas wäre hierbei zur endgültigen Klärung sicherlich hilfreich gewesen.


        Was man doch so alles auf dem ersten Blick für nen Bären halten kann...

        Ich lief noch ein wenig das Tal hinauf und stellte dann gegen 19 Uhr mein Zelt auf. Das war doch mal ein guter Auftakt. Klar, das Wetter war mäßig (es kamen sogar ein paar lokale Schauer runter) und auch der Rucksack hat an den üblichen Stellen gedrückt (das ist ganz normal bei solchen Touren). Aber trotzdem fühlte ich mich gut und war mit dem Beginn meiner Tour sehr zufrieden. Es war nicht wie vor zwei Jahren, wo es irgendwie gleich schon zu Beginn so beschwerlich losgegangen ist und ich das Gefühl hatte, dass da einfach der Wurm drin war. Diesmal verlief es so wie ich es von früheren Lapplandtouren gewohnt war. Zwar anstrengend, aber auch ordentlich. Und mit schönen Landschaftsausblicken. Der einzige Unterschied war eigentlich nur, dass der Rucksack ein wenig schwerer war und ich mein Essen außerhalb des Zeltes verstauen musste. Ich denke daran würde ich mich gewöhnen können. Somit blickte ich sehr zuversichtlich dem weiteren Tourenverlauf entgegen.


        Wechselspiel aus Sonne und Regen


        Bei Sonne sah die Landschaft richtig schick aus.


        Erster Zeltplatz auf dieser Tour

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        • Blahake

          Vorstand
          Fuchs
          • 18.06.2014
          • 1591
          • Privat


          #5
          AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

          Oh fein, oh fein, es geht los!

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          • rumpelstil
            Alter Hase
            • 12.05.2013
            • 2707
            • Privat


            #6
            AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

            Danke dass du wieder schreibst! Ich erinnere mich gut an deinen ersten Bericht, vor allem an die Grasbüschellandschaft, in der es so mühsam zu gehen war. Und doch viele schöne Momente dabei.
            Ich bin gespannt und lese gerne mit!

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            • atlinblau
              Alter Hase
              • 10.06.2007
              • 4715
              • Privat


              #7
              AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

              Bild "Yukon von oben"...
              vor 20 Jahren unten lang gepaddelt, wassergewandert...

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              • urmeli
                Erfahren
                • 07.06.2015
                • 154
                • Privat


                #8
                AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                Sehr schön, ein weiterer Bericht von Dir. Der erste Alaska-Bericht war mir bekannt und nachdem ich die vergangenen Abende mit deinem Pieskehaure-Kvikkjokk-Bericht verbracht habe, bin ich froh, dass es nun neues Material gibt.

                Was für eine Regenjacke trägst Du auf dem Foto am Flughafen?

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                • attue
                  Erfahren
                  • 10.01.2010
                  • 250
                  • Privat


                  #9
                  AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                  Zitat von urmeli Beitrag anzeigen
                  Was für eine Regenjacke trägst Du auf dem Foto am Flughafen?
                  Ich tippe auf eine Norrona trollveggen.

                  Lg

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                  • urmeli
                    Erfahren
                    • 07.06.2015
                    • 154
                    • Privat


                    #10
                    AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                    Danke!


                    OT:
                    Und ich habe gerade mal im Archiv gekramt: In Fairbanks scheint sich seit 2003 an dem Ort nicht viel getan zu haben.

                    Kommentar


                    • Mortias
                      Fuchs
                      • 10.06.2004
                      • 1232
                      • Privat


                      #11
                      AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                      Danke für die vielen netten Kommentare. Mir ist übrigens grad aufgefallen, dass ich meinen letzten Alaska Bericht auf den Tag genau vor zwei Jahren begonnen habe. Lustiger Zufall.

                      Zitat von urmeli Beitrag anzeigen
                      Was für eine Regenjacke trägst Du auf dem Foto am Flughafen?
                      Das ist eine Arc'teryx Alpha AR. Angenehm leicht und hat auch bei Regen ganz gute Dienste geleistet. Nur ungewohnt, dass der Reißverschluss spiegelverkehrt angebracht ist (weil kanadisches Fabrikat).

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                      • berniehh
                        Alter Hase
                        • 31.01.2011
                        • 2501
                        • Privat


                        #12
                        AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                        Toll, jetzt fängt dein Bericht endlich an,.......wir haben ja auch lange genug darauf gewartet

                        Die Landschaft sieht richtig gut aus,........hat teilweise etwas Ähnlichkeit mit Lappland.

                        Habe aber nicht ganz verstanden ob der Flug zum Anaktuvuk Pass nun eine reguläre Linien-Verbindung ist oder ein Charterflug?
                        War der deutlich preisgünstiger wie die regulären Charterflüge?

                        Grönland sieht aus der Luft ja auch ziemlich geil aus

                        bis schon gespannt wie es weitergeht.....
                        www.trekking.magix.net

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                        • Mortias
                          Fuchs
                          • 10.06.2004
                          • 1232
                          • Privat


                          #13
                          AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                          Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                          Die Landschaft sieht richtig gut aus,........hat teilweise etwas Ähnlichkeit mit Lappland. .
                          Jo das finde ich auch. Die Berge sind im Schnitt zwar etwas höher, aber ne gewisse Ähnlichkeit ist nicht zu leugnen. Das ist ja auch eine der Gründe warum mich die Gegend überhaupt interessiert hat.

                          Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                          Habe aber nicht ganz verstanden ob der Flug zum Anaktuvuk Pass nun eine reguläre Linien-Verbindung ist oder ein Charterflug?
                          War der deutlich preisgünstiger wie die regulären Charterflüge?
                          Das war ein regulärer Linienflug mit Wright Air. Die fliegen einmal pro Tag von Fairbanks nach Anaktuvuk Pass.

                          Zitat von Spartaner
                          Habe ich das deutsche Fähnchen übersehen?
                          Die USA Fahne in dem Bild war nicht von mir. Die gehörte zur Deko in dem Hostel.

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                          • Mortias
                            Fuchs
                            • 10.06.2004
                            • 1232
                            • Privat


                            #14
                            AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                            Tag 4 (02.08.)
                            Nachts regnete es in einem durch, aber glücklicherweise wurde es am Vormittag dann wieder etwas trockener. Gegen halb 11 machte ich mich dann frohgemut auf den Weg um weiter das Tal zum Pass hochzulaufen. Dabei gab es dann leider immer wieder einzelne kleine Regenschauer. Aber trotzdem war ich glücklich. Vor zwei Jahren hatte ich bei meiner Tour keinen einzigen richtigen Gebirgspass überquert sondern mich größtenteils fast ausschließlich nur in den Tälern aufgehalten. Von den erhofften Fernblicken über die Brooks Range hatte ich folglich nicht viel mitbekommen. Und nun war ich dabei dies endlich zu ändern. Und sonderlich schwer war es jetzt auch nicht. Die Bodenbeschaffenheit war gut und große Hindernisse lagen auch nicht im Weg. Nur der Regen hat etwas genervt.


                            Beim Aufstieg zum Pass


                            Blick zurück


                            So, wurde Zeit den Regenschutz für’n Rucksack rauszuholen.

                            Gegen halb 1 erreichte ich dann auf der Passhöhe auf 1270 Metern. Somit hatte ich schon jetzt mehr geschafft als vor zwei Jahren. Eigentlich ein sehr schönes Gefühl. Nur wurde mir dies von einem starken Regenschauer doch ziemlich madig gemacht. Windig war es außerdem und die Sicht so schlecht, dass der erhoffte Fernblick leider fern geblieben ist. Daher machte ich mich schnell wieder an den Abstieg. Jetzt merkte ich doch den schweren Rucksack verbunden mit dem unwirtlichen Wetter. Bei so Dauerregen kommt außerdem ja auch immer die Frage auf wie ich das mit den Essenspausen halte. Bald wollte ich Mittag essen. Aber das bockt halt nicht so wenn es regnet. Glücklicherweise gab es etwas später aber auch immer wieder kleine Regenpausen mit kurzem Sonnenscheineinlagen und netten Regenbögen. In einer der Pausen schaufelte ich mir dann schnell mein Essen rein. Das wäre also geschafft.


                            Passhöhe im Regen


                            Die Stimmung war so lala...


                            Regenbogen beim Abstieg


                            Blick Richtung Anaktuvuk River und Napaktualuit Mountain


                            Trockenpause. Jetzt schnell mal was schmausen.

                            Ich verließ nun das Seitental und sah ein breites Tal vor mir, welches vom Anaktuvuk River durchflossen wurde. Da es grad trocken war konnte ich mich gemütlich pausieren und die Landschaft genießen. Ein wirklich wunderschöner Anblick war das. Außerdem tat es auch einfach mal gut mich länger hinzusetzen und zu entspannen. Weiter unten, ca. 500 Meter entfernt, sah ich eine Bewegung im Gras. Ein Elch? Ein Rentier, oder ein Bär? Erst bei längerem Hinschauen und Reinzoomen mit meiner Kamera konnte ich ziemlich sicher sagen, dass dies ein Grizzly war. Er schien mich nicht bemerkt zu haben (oder bewusst zu ignorieren) und war ganz damit beschäftigt im Gras zu wühlen und Beeren zu essen. Jetzt hatte ich also meine erste offizielle Bärenbegegnung auf dieser Tour. Ging ja recht schnell. Ich beobachtete ihn noch ne Weile und lief dann weiter Richtung Anaktuvuk River. Den Bären ließ ich dabei glücklicherweise hinter mir. Mein Ziel war es für heute den Fluss zu queren und dann am anderen Ufer mein Zelt aufzuschlagen, damit ich dann am nächsten Tag in das dahinterliegende Seitental aufsteigen konnte.


                            Nochmal ein Regenbogen


                            Anaktuvuk River


                            Der besagte Bär. Jetzt extra näher rangehen nur um ein gutes Foto hinzubekommen wollte ich dann doch nicht.

                            Am Anaktuvuk River angekommen erlebte ich dann eine böse Überraschung. Durch die Regenfälle der letzten Tage war der Fluss dermaßen angeschwollen, dass eine Furt schlicht unmöglich war und sicherer Selbstmord gewesen wäre. Blöd Sache. Was also tun? Ich lief noch ein bisschen weiter am Fluss zu einer Stelle wo er sich etwas aufgabelte, konnte aber auch dort keinerlei Chancen ausmachen. Das andere Ufer war unerreichbar für mich. Jetzt hatte ich ein kleines Problem. Grundsätzlich hätte ich zwar nicht über den Fluss gemusst, da ich für die nächsten 5 Tage eine Art Schlenker eingeplant hatte, bei dem ich letztendlich dann wieder weiter nördlich am Anaktuvuk River rauskommen würde. Somit könnte ich auch einfach dem Fluss weiter folgen. Nur würde ich dann eben ein paar Tage übrig haben die ich irgendwie sinnvoll füllen musste. Außerdem wollte ich diesen Schlenker unbedingt machen, da er mich landschaftlich einfach reizte. Dies war ja überhaupt erst der Grund wieso ich auf diese Route gekommen bin. Sprich ich wollte unbedingt über diesen blöden Fluss rüber.


                            Beim Abstieg zum Anaktuvuk River


                            Nein, ich glaube nicht, dass man da rüberkommt.


                            Und hier auch nicht. Doofe Sache.

                            Vielleicht wäre dies ja weiter westlich machbar dachte ich mir. Während meiner (Bärenbeobachtungs-) Pause vorhin konnte ich klar erkennen, dass sich der Fluss dort sehr weit aufgabelte. Sowas sind ja prinzipiell immer gute Voraussetzungen. Ich hatte nur anfangs diese Richtung nicht eingeschlagen, da es eigentlich die falsche war und ich auch wenig Lust hatte mich dem Bären weiter zu nähern. Aber jetzt beschloss ich diese Chance zu nutzen. Ich lief also noch ca. 2 km wieder zurück und schlug dann, gegen 17 Uhr, an einem kleinen Bach mein Zelt auf. Zum Weitergehen hatte ich heute keine Lust mehr. Zumal es wieder anfing zu regnen und ich auch nicht unbedingt allzu nah beim Bären zelten wollte. So endete der erste komplette Wandertag ein bisschen mit einem Gefühl der Enttäuschung und der Ungewissheit wie es denn letztendlich weitergehen würde.


                            Kleiner namenloser See


                            Immerhin gute Zeltbedingungen gab es hier.


                            Abendlicher Regenschauer

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                            • Mortias
                              Fuchs
                              • 10.06.2004
                              • 1232
                              • Privat


                              #15
                              AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                              Tag 5 (03.08.)
                              Wie bereits gestern, so regnete es auch heute Nacht wieder in einem durch. Morgens wollte ich mein Zelt gar nicht verlassen. Ich frühstückte sogar im Zelt, was ja eigentlich im Bärengebieten nicht empfohlen wird. Aber es war grad kein Bär in der Nähe und ich hatte einfach keine Lust bei dem Regen draußen zu sitzen. Jaja, da bin ich nichtmal zwei Tage unterwegs und schon erwische ich mich dabei die Regeln aufzuweichen. Als es später dann nur noch leicht pieselte und ich aus dem Zelt rausschaute, sah ich auf einmal zwei Wanderer die sich meinem Zelt näherten. Welch eine Überraschung. Prompt verließ ich mein Zelt um sie zu begrüßen.

                              Steve und Laureen kamen aus Atlanta und waren ungefähr in meinem Alter. Sie sind gestern in Anaktuvuk Pass gestartet und wollten eine mehrtätige Rundtour machen bevor sie dann am 06ten August wieder zurückfliegen würden. Sie waren sogar gar nicht allzu überrascht mich zu treffen, da ihnen in Anaktuvuk Pass jemand von einem „German Hiker“ erzählt hat, der einen Tag vor Ihnen ankam. Den Bären haben sie gestern sogar auch gesehen. Sogar von etwas näher dran („he ran away in the bush from us“).

                              Interessant war aber vor allen Dingen die Info, dass sie gestern an der breiten Flussgabelung (wo ich heute hinwollte) erfolglos versucht haben den Anaktuvuk River zu furten. Steve meinte, dass es bis zum letzten Seitenarm es noch OK war, er aber dann knietief im Wasser stand und sich kaum mehr fortbewegen konnte. Nur mit Mühe hat er es dann wieder zurückgeschafft. Damit war für mich klar, dass ich mir den Umweg schenken konnte (wie gut, dass ich die beiden getroffen habe). Somit beschloss ich, dem Anaktuvuk River weiter Richtung Oberlauf zu folgen in der Hoffnung, dass irgendwann der Wasserstand so niedrig sein würde, dass eine Furt möglich würde.


                              Sah wettertechnisch eigentlich fast genauso aus wie gestern. Grad war es ausnahmsweise mal trocken.

                              Um halb 12 brach ich dann endlich auf. Immerhin regnete es jetzt nur noch temporär und die Bodenbeschaffenheit hier im Tal war auch ganz ordentlich. Eigentlich überraschend. Ich hatte es schwerer erwartet. Nach etwa 30 Minuten erlebte ich dann meine nächste unangenehme Überraschung. Und zwar wieder in Form eines unkooperativen Wasserstroms. Der Bach, der aus dem südlich von mir liegenden Seitental geflossen kam, war ebenfalls zu sehr angeschwollen um dort durchzukommen. Sprich meine einzige Option bestand jetzt darin, das Seitental hochzulaufen um dann weiter oben furten zu können. Na super. Da kam echt mal Freude auf. Ich konnte jetzt quasi einen Umweg von einem Umweg machen. Tja, sowas kann nunmal leider passieren in einer Gegend ohne Wanderinfrastruktur wie Brücken.


                              Los geht's. Jetzt wieder bei leichtem Regen.


                              Gute Bodenbeschaffenheit


                              Nach mehreren Tagen Regen kann auch son kleiner Seitenbach zu einem unüberwindbarem Hindernis werden.

                              Recht lustlos schleppte ich mich bei voran, bis ich dann eine aufgespannte Plane sah, wo Steve und Laureen vor dem Regen notdürftig Schutz gesucht hatten. Sie wussten grad nicht was sie machen sollten. Ihre geplante Rundtour war ja nicht mehr möglich. Daher waren sie nicht sicher ob es sich lohnen würde das Seitental weiter hochzulaufen nur später dann letztendlich dort wieder umkehren und die gleiche Route zurücklaufen zu müssen. Sie hofften daher, dass ich möglichst bald eine geeignete Furtstelle finden würde. Dann würden sie mich ja von ihrem Biwak aus am anderen Ufer sehen können. Diese Hoffnung musste ich dann aber letztendlich enttäuschen, da die nächste Furt noch recht weit war. Später habe ich sie dann nicht mehr wiedergesehen. Ich vermute daher, dass sie wieder umgedreht sind.


                              Im Seitental


                              Steve und Laureens Unterstand

                              Ich lief nun weiter das Tal hinauf und hielt immer aufmerksam nach einer möglichen Furtstelle Ausschau. Leider ohne Erfolg. Der Bach führte einfach zuviel Wasser. Wie gestern schon habe ich mir dann in einer kurzen Trockenpause schnell mein Essen reingeschoben, bevor ich wieder weiter lief. Als ich anschließend einen Seitenarm von dem Bach querte, sah ich in einiger Entfernung eine Bewegung in den Büschen. Da tummelte sich doch tatsächlich wieder ein Grizzly. Ich konnte aber nicht genau bestimmen ob es derselbe vom Vortag war. Von der Fellfarbe sah er eventuell etwas heller aus. Aber ich war zu weit weg um das genau beurteilen zu können. Jedenfalls hat auch dieser Kollege keinerlei Notiz von mir genommen. Wobei ich mich ehrlich gesagt fragte, ob mir das nicht lieber gewesen wäre. Wenn der Bär einen wahrnimmt, wird er entweder gleich Reißaus nehmen oder sich einem erstmal nähern um dann abzuhauen (zumindest in den allermeisten Fällen). Und ein flüchtender Bär hat halt immer etwas Beruhigendes an sich. Jetzt war es halt so, dass ich wusste, dass hier ein Bär rumläuft auf den ich theoretisch später nochmal treffen könnte. Mäßig entspannt irgendwie.


                              Eine gute Furtstelle war noch fern.


                              Dies war leider nur ein Seitenarm des eigentlichen Baches.


                              Unten rechts kann man den Bären erkennen. Hätte er sich nicht bewegt, hätte ich ihn auch für nen Stein halten können.

                              Immerhin, nachdem ich diesen Seitenarm hinter mich gebracht hatte, fand ich kurze Zeit später eine Stelle wo der eigentliche Bach etwas breiter wurde, so dass eine Furt machbar erschien. Normalerweise furte ich die meisten Bäche immer in meinen Crocs, damit die Wanderschuhe trocken bleiben. Hier entschied ich mich jetzt aber dafür mit Regenhose und Wanderschuhen durchzugehen. Die Strömung war immer noch so stark, so dass ich einfach den bestmöglichen Tritt haben wollte. Der Preis für diese Methode waren natürlich klitschnasse Wanderschuhe im Anschluss. Aber es war es mir wert. Richtig gut und erleichtert fühlte ich mich, als ich dieses Hindernis endlich überwunden habe. Ca. 7 km musste ich dafür das Tal hochlaufen.


                              Hier ging es dann durch.


                              Geschafft

                              Jetzt musste ich diese 7 km natürlich auf der anderen Uferseite auch wieder runterlaufen um anschließend dem Anaktuvuk River weiter folgen zu können. Schon irgendwie ein bisschen stumpf das Ganze. Aber jetzt war meine Stimmung deutlich besser. Es regnete zwar immer noch leicht, der Boden war recht weich und etwa alle 15 Minuten konnte ich meine Schuhe ausziehen um die vollgesogenen Wandersocken aufs Neue auszuwringen. Aber egal. Das gehört halt zu Alaska dazu. Lieber das, als weiterhin dieses blöde Tal hochlaufen zu müssen.


                              Rein von den Wanderbedingungen war es auf der anderen Uferseite vorhin etwas leichter.

                              Auf diese Weise lief ich dann noch weitere 4 Kilometer, bis ich dann, gegen 18 Uhr, mein Zelt aufstellte. Abends war es dann sogar endlich mal trocken, so dass ich auch vorschriftsgemäß mein Abendbrot draußen einnehmen konnte. Der heutige Tag war echt anstrengend und hat mir einiges abverlangt. Aber irgendwie ist es dann auch wieder sehr befriedigend zu wissen, dass man es dann doch geschafft hat und sich nicht hat unterkriegen lassen. Trotzdem, dass die Socken und Schuhe so nass waren, fand ich jetzt nicht ganz so angenehm. Das könnte morgen beim Wandern noch etwas unbequem werden.


                              Fertig für heute.


                              Ein Vorteil von den Bärentonnen: Auch bei nassem Boden hat man immer eine Sitzmöglichkeit.


                              Hier (beim Zeltplatz) hätte ich mich nicht getraut den Bach zu furten. Schon sinnvoll den Umweg gemacht zu haben.

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                              • vobo

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                                • 01.04.2014
                                • 734
                                • Privat


                                #16
                                AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                Sehr schön wieder etwas von Dir zu lesen! Und dann wieder diese blöden Furten, aus Deiner Karte kann man ja sehen, dass Du am nächsten Tag nochmal solche Probleme hattest ... Anscheinend war auch in Alaska ein Regensommer. Aber umso schöner dass Du gleib zu Anfang mit Bärenblicken beglückt wurdest. Ich bin sehr gespannt auf die weiteren Tage.

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                                • rumpelstil
                                  Alter Hase
                                  • 12.05.2013
                                  • 2707
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                  Ich habe mich beim Anschauen der Karte anfangs ja gefragt, warum du diese Schlenker gegangen bist. Sie gehen ja nicht bis hoch auf Pässe oder Gipfel. Jetzt ist alles klar...

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                                  • Mortias
                                    Fuchs
                                    • 10.06.2004
                                    • 1232
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                    Zitat von rumpelstil Beitrag anzeigen
                                    Ich habe mich beim Anschauen der Karte anfangs ja gefragt, warum du diese Schlenker gegangen bist. Sie gehen ja nicht bis hoch auf Pässe oder Gipfel. Jetzt ist alles klar...
                                    Mist, da habe ich mit meiner Karte wohl unbewusst gespoilert. Naja, dann wird es wohl mal Zeit hier weiterzuschreiben und für Aufklärung zu sorgen.

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                                    • Mortias
                                      Fuchs
                                      • 10.06.2004
                                      • 1232
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                      Tag 6 (04.08.)
                                      Zu meiner freudigen Überraschung wurde ich morgens Zeuge davon, wie die Sonne all die Wolken wergpustete und einen schönen Sommertag ankündigte. Wow, damit hatte ich jetzt gar nicht gerechnet. Das war natürlich perfekt um meine ganzen feuchten Sachen vom Vortag zu trocken. Fast schön ärgerte ich mich darüber, dass ich deshalb nicht schon längst loslaufen konnte. Ich hatte einfach Bock zu wandern.


                                      Was für ein geiler Morgen.


                                      Sukzessive löste die Sonne die restlichen Wolken auf.


                                      Vor meinem Zeltplatz lief ein Erdhörnchen rum. Das sind ja auch mal ganz unterhaltsame Kollegen.


                                      Hier mal meine selbstausgedruckte Wanderkarte mit einigen Höhenangaben in Metern. Das amerikanische Maßsystem war ja doch etwas ungewohnt für mich.

                                      Hochmotiviert machte ich mich dann gegen Viertel vor 11 (mit trockenen Schuhen) auf dem Weg. Jetzt hieß es erstmal das Seitental zu verlassen und einen neuen Versuch am Anaktuvuk River zu wagen. Vielleicht würde ich ja heute mehr Glück haben. Immerhin hatte ich gestern einen sehr wasserreichen Seitenbach hinter mir gelassen, der sicherlich keinen unerheblichen Anteil am Wasserstand des Anaktuvuk Rivers hatte. Außerdem war es trocken, sprich die Flüsse würden mit der Zeit eh langsam abschwellen. Richtig Freude kam auf als ich dann über die grasige Ebene des breiten Tales Richtung Fluss lief. Die Landschaft war wirklich wunderschön. Und endlich konnte ich sie auch mal ohne Regenwolken bewundern. Genial.


                                      Als es losging war von den Wolken kaum noch was zu sehen.


                                      Beim Verlassen des Seitentals.


                                      Erstklassige Wanderbedingungen


                                      Blick Richtung Westen

                                      Gegen halb 12 erreichte ich dann den Anaktuvuk River an einer Stelle wo er sich wieder etwas aufweitete. Der erste Nebenarm ging dabei auch problemlos zu furten. Doch dann stand ich am Hauptstrom und wurde wieder bitter enttäuscht. Immer noch war der Wasserstand viel zu hoch um einen ernsthaften Versuch zu wagen. Zumal das Wasser auch noch total trüb war, so dass ich den Grund nicht sehen konnte. Unter solchen Umständen war mir das Unterfangen natürlich viel zu heikel. Also beschloss ich weiter dem Fluss zu folgen in der Hoffnung irgendwann endlich eine gute Stelle zu finden. Schon etwas ärgerlich. Aber immerhin war es sonnig und warm und der Ausblick vom leicht erhöhten Flussufer, dem ich jetzt folgte, war recht ansehnlich.


                                      Der erste Seitenarm vom Fluss hat noch Mut gemacht es schaffen zu können...


                                      ...aber am Hauptstrom wurde ich dann bitter enttäuscht.


                                      Blick zurück. Von weiter oben sehen solche Flussüberquerungen irgendwie immer etwas leichter aus.

                                      Während ich anschließend dann über eine größere Ebene lief, sah ich rechts von mir in einiger Entfernung zwischen mehreren Büschen eine Bewegung. Nach längerem Hinschauen war ich mir sicher, dass es sich um einen Bären handeln musste. Schon wieder? Aber auch diesmal war er so weit weg, dass ich nicht den Eindruck hatte, dass er mich bemerkte. Ebenso konnte ich auch nicht sagen ob es der gleiche Bär wie gestern oder vorgestern war. Aufgrund der niedrigen Bärendichte in der Brooks Range würde ich dies aber mal stark vermuten. Da ich allerdings demnächst Mittagessen wollte, fand ich die Erkenntnis, dass sich ein Bär in der Nähe tummelt, irgendwie etwas unentspannt. Nicht dass der noch durch den Essensgeruch angelockt wird. Ich spielte daher kurz mit dem Gedanken mich dem Bären etwas zu nähern um ihn quasi „auszulösen“, sprich dass er mich bemerkt und anschließend das Weite sucht. Schnell verwarf ich den Gedanken aber. Zum einen wäre sowas, trotz allem, immer noch mit einem gewissen Risiko verbunden und zum anderen fand ich es gegenüber dem Bären einfach nicht fair. Immerhin bin ich hier zu Gast und trampelte durch sein Revier. Dann sollte ich wenigstens die Höflichkeit besitzen ihm nicht auch noch unnötig auf die Nerven zu gehen.


                                      Hier war die Bodenbeschaffenheit nicht mehr ganz so toll.


                                      Der Bär. Auf dem Foto kaum zu erkennen, aber anhand der Bewegungen klar zu identifizieren gewesen.


                                      Ursus was here...

                                      Also ließ ich den Bären hinter mir und lief ich weiter. Aber mit erhöhter Aufmerksamkeit. Mehrere Mal drehte ich mich um und hielt Ausschau nach ihm. Und wenn ich mal durch dichteres Gebüsch musste, bin ich auch extra laut gewesen (das fällt mir zum Glück sehr leicht). Vom Bären habe ich aber nichts mehr gesehen. Gegen 14 Uhr machte ich dann Mittagspause. Die Sonne schien und ich saß an einem wunderbar idyllischen Platz. Eigentlich perfekte Bedingungen um mal so richtig schön auszuspannen. Aber irgendwie erwischte ich mich dann doch wie ich hin und wieder aufstand und nach dem Bären Ausschau hielt. Außerdem war da immer noch die Sache mit der Flussüberquerung die mir Kopfzerbrechen bereitete.


                                      Ein toller Platz für eine Mittagspause


                                      Wenn ich nicht gewusst hätte, dass hier ein Grizzly in der Nähe ist, hätte ich sicherlich noch mehr entspannen können.

                                      Nach ner knappen Stunde setzte ich die Tour dann fort und stieß kurze Zeit später auf mein nächstes Problem. Wie schon gestern, so lag auch jetzt ein unüberwindbarer Bach vor mir. Und wie auch gestern, so hieß es nun also wieder das Nebental soweit hinaufzulaufen bis ich weiter oben eine passable Furtstelle finden würde. Ich kam mir irgendwie vor wie in einem schlechten Film. Das konnte doch nicht ernsthaft wahr sein? Aber letztendlich gehört dies nunmal zu den Dingen die einem in der weglosen Wildnis wiederfahren können.


                                      Wie schon gestern, so war auch dieser Seitenfluss nicht passierbar.


                                      Also hieß es wieder das Seitental hochzulaufen. Hatte ja sonst grad nichts Besseres zu tun.

                                      Das hat meiner Motivation jetzt schon einen ziemlichen Schlag versetzt. Hinzu kam, dass hier im Nebental der Untergrund teilweise recht weich und das Vorankommen daher etwas schwergängig war. Als ich allerdings etwas weiter oben an einem Hangabschnitt eine Pause einlegte, konnte ich etwas zur Ruhe kommen und stellte auf einmal fest wie wunderschön dieses Tal doch war. Dafür hatte ich bisher vor lauter Ärger noch gar nicht so den Blick gehabt. Jetzt aber fiel dieser schlagartig von mir ab und ich war einfach nur noch glücklich hier sein zu dürfen. Dies hier war genau das, was ich mir landschaftlich erhofft hatte. Schon jetzt, nach wenigen Tagen, hatte ich daher bereits das Gefühl mehr auf meine Kosten gekommen zu sein als noch vor zwei Jahren.


                                      Die rechte Uferseite war so nah und doch so unerreichbar fern.


                                      Dafür kam ich jetzt in den Genuss von diesem feinen Aussichtsplätzchen. Der Blick aufs obere Tal war wirklich fantastisch. Alaska at it's best.

                                      Ich lief dann noch ein kurzes Stück weiter, bis ich dann um halb 6 mein Zelt aufstellte. Da es warm und sonnig war beschloss ich in einem kleinen Bach sowohl mich als auch meine Klamotten zu waschen. Das tat echt gut. So konnte ich anschließend erfrischt gemütlich draußen sitzen, ein bisschen lesen und die Landschaft bewundern. Die Mücken nervten allerdings schon ein wenig. Ebenso die Aussicht auf den weiteren Tourenverlauf. Mittlerweile habe ich schon zwei volle Tage verloren. Das würde langsam knapp werden mit meiner geplanten Wunschroute. Als mögliche Alternative erschien es mir das jetzige Nebental zu durchlaufen und an dessen Ende über den 1550 m hohen Pass wieder ins Anaktuvuk River Valley zurückzukehren. Landschaftlich sicherlich reizvoll. Nur mit dem kleinen Nachteil, dass ich bereits in zwei Tagen dort sein würde, wo ich sonst erst in 5 Tagen sein wollte. Sprich ich hätte drei Tage zuviel ich irgendwie sinnvoll ausfüllen müsste. In Lappland wäre sowas sicherlich einfacher. Aber hier, wo im Wesentlichen größere Bergketten mit einigen wenigen gangbaren Pässen die Landschaft dominieren, ist es kein Selbstläufer mal eben irgendwo drei Tage vernünftig zu füllen. Die Möglichkeiten hierfür sind doch deutlich eingeschränkter. Ich beschloss daher erstmal über die Frage zu schlafen und dann Morgen weiterzusehen.


                                      Ein guter Zeltplatz um Abends noch ein bisschen die Landschaft zu genießen.


                                      23:15 Uhr; die letzten Sonnenstrahlen beleuchten die umliegenden Gipfel.


                                      2 Uhr Nachts. Wirklich dunkel wird es Anfang August hier ja nicht.

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                                      • Mortias
                                        Fuchs
                                        • 10.06.2004
                                        • 1232
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                        Tag 7 (05.08.)
                                        Über Nacht zog der Himmel zu, aber immerhin blieb es warm und trocken. Als ich morgens aufstand dachte ich darüber nach wie es jetzt weitergehen sollte. Entweder eben gemütlich das Tal hier hochlaufen oder mit etwas mehr Anstrengung es doch noch versuchen die eigentliche Route zu laufen. Ich war gut ausgeruht und das warme Wetter gab mich auch nochmal einen Schub, so dass ich nach kurzer Überlegung zu dem Schluss kam, dass meine eigentliche Route immer noch möglich sei, sofern ich relativ bald den Seitenbach gefurtet bekäme. Aufbruchsstimmung machte sich breit als ich dann gegen 10 Uhr losmarschierte.


                                        Kann losgehen...

                                        Obwohl auch hier der Boden nicht immer ideal zum Wandern war, merkte ich doch, wie mich der Ehrgeiz, gepaart mit der Aussicht auf Erfolg, enorm anspornte und mir das Gefühl verlieh vor Kraft nur so zu strotzen. 40 Minuten und ca. 2 km später machte der Fluss dann eine Biegung und wurde von einem weiteren Seitenbach gespeist. Diesen furtete ich zuerst, bevor ich mich dann an den eigentlichen Strom ran wagte. Dieser führte zwar immer noch reichlich Wasser, aber jetzt war es nicht mehr trüber sondern angenehm klar. Und mit der Brechstangenmethode (Regenhose und Wanderschuhe) hat es dann letztendlich auch geklappt mit dem Furten. Natürlich waren wieder klitschnasse Schuhe der Preis dafür. Aber das war es mir mehr als wert. Ich war sehr gut in der Zeit und hatte soeben ein wichtiges Teilhindernis geschafft.


                                        Landschaftlich ne durchaus schicke Ecke zum Wandern.


                                        An dieser Stelle konnte ich dann Furten. Zuerst durch den kleinen Seitenbach...


                                        ......und anschließend durch den Hauptstrom. Na also, ging doch.

                                        Jetzt konnte ich die 5 Kilometer, die ich das Tal raufgelaufen bin, natürlich wieder hinablaufen. Immer wieder musste ich dabei pausieren und meine durchnässten Socken auswringen. Aber trotzdem kam ich auch jetzt gut voran und freute mich einfach das mir bekannte Tal von der anderen Bachseite bewundern zu können. Gegen halb 1 war ich dann aus dem Tal draußen. Die Landschaft weitete sich wieder und ich steuerte mein eigentliches Ziel an, den Anaktuvuk River. Nach diesem beiden Seitenflüssen und dem besseren Wetter sollte es doch endlich mal möglich sein da durchzukommen.


                                        Am anderen Ufer lief eine Elchkuh mit Kalb rum.


                                        Nochmal ein Blick zurück ins Seitental.


                                        Die Landschaft weitete sich wieder. Ich nutzte die Pause um meine Socken etwas zu trocken.


                                        Dunkle Wolken ziehen auf. Hoffentlich bringen die keinen Regen.

                                        So stand ich also zum dritten Mal wieder am Ufer des Anaktuvuk Rivers und wurde erneut enttäuscht, weil der Fluss immer noch zuviel Wasser führte. Dann aber sah ich weiter vorne eine kleine Gabelung und beschloss dort ich mein Glück zu versuchen. Die ersten beiden Bäche waren noch gut machbar, aber der letzte (der schmalste von allen) war an einer Stelle doch mehr als knietief und ich spürte wie das Wasser an mir zog. Recht grenzwertig war das, aber letztendlich habe ich es doch geschafft. Was war ich erleichtert, als ich dann endlich am anderen Ufer stand. Die Schuhe waren natürlich wieder klitschnass, aber das war mir, ehrlich gesagt, grade sowas von egal. Das große Hindernis der letzten Tage war schlussendlich erfolgreich überwunden und ich würde meine eigentlich geplante Route laufen können. Jetzt hatte ich mir erstmal eine schön entspannte Mittagspause verdient. Herrlich.


                                        Erster Versuch; hier war es mir aber zu kritisch.


                                        An dieser Stelle ist mir die Furt dann endlich gelungen.


                                        Wohlverdiente Mittagspause

                                        Anschließend erwarte mich ein kleiner Aufstieg in ein Seitental, welches sich über 10 km wie ein Halbkreisbogen um das Anaktuvuk Valley schlang. Mein ursprünglicher Plan war es ja gewesen vor drei Tagen am vorderen Ende in dieses Tal einzusteigen. Aber auch von hier aus würde ich letztendlich meinen nächsten Pass erreichen. Und ich glaube landschaftlich war es echt ein Glückfall, dass ich diese Route genommen habe. Denn der Blick nach Osten auf den Anaktuvuk River, den ich während des Aufstiegs genießen durfte, war von hier aus wirklich genial. Alaska Wilderness at it’s best.


                                        Blick zurück zum Anaktuvuk River (Doppelklick für größere Bildansicht)


                                        Pflänzchen


                                        Blick auf den Anaktuvuk River Richtung Osten. Unten rechts ist übrigens ein Zelt zu sehen. Später habe ich dann noch erfahren, dass es von den Park Rangern genutzt wurde.


                                        Von hier aus war der Anaktuvuk River jetzt nicht mehr zu sehen.

                                        Aber anstrengend war das Ganze schon. Der Bach, dessen Verlauf ich folgte, durchfloss mittlerweile eine tief eingeschnittene Landschaft, so dass ich an dessen Uferhängen oft einige Meter auf- und wieder absteigen konnte. Recht kraftraubend war das. Vermutlich wäre es deutlich schlauer gewesen einfach direkt am Ufer zu laufen. Aber ich dachte es sei halt einfacher, wenn ich weiter oben am Hügel entlang laufe.


                                        Anstrengende Landschaft. Unten am Bach wäre es leichter gewesen.


                                        Wechselhaftes Wetter

                                        Weiter oben, auf ca. 1100 Metern, ging die Landschaft dann in ein Hochplateau über. Das Bachbett war aber immer noch von steilen Hängen umgeben. So erlebte ich eine böse Überraschung, als ich sah dass an der Stelle, wo ich endlich mal ans andere Ufer wollte, sich unter mir ein ca. 30 Meter tiefer Abhang auftat. Blöde Sache. Auf der Karte lassen sich solche steilen Schluchten natürlich nicht erahnen. Das hatte mich jetzt schon etwas genervt. Mittlerweile merkte ich doch eine leichte Erschöpfung. Und jetzt durfte ich auch noch einen blöden Umweg von ca. 2 Kilometern auf mich nehmen um zu einer Stelle zu gelangen, wo ich es nicht mehr so steil war. Darauf hätte ich auch gerne verzichten können. Ja wäre ich doch gleich unten am Bach langgelaufen...


                                        Eigentlich wollte ich ja hier zum Bach runter. Bei der Schlucht aber keine Chance.


                                        Der Bach bog hier nach Osten ab. Ich musste aber nach Westen. Das Resultat war folglich ein schöner Umweg. Nicht zum ersten Mal jetzt auf dieser Tour.


                                        An diesem Geröllfeld stieg ich dann zum Bach ab um dann auf der anderen Seite wieder hoch zu steigen.


                                        Von der anderen Uferseite konnte man ganz gut sehen was für eine miese Schlucht das war.

                                        Aber endlich hatte ich die eigentliche Hochebene erreicht. Dies erinnerte mich jetzt schon sehr stark an Lappland. In der Brooks Range sind solche Hochebenen-Abschnitte ja eher selten (verglichen zu Lappland). Gute Bedingungen zum Wandern waren das. Allerdings war ich nun doch recht ausgepowert. Und es sah nach Regen aus. Eigentlich wollte ich daher nur noch irgendwo mein Zelt aufschlagen. Aber vorher wollte ich noch den Einstieg zum morgigen Pass sehen, so dass ich mich bis zum Ende der Hochebene weiterschleppte. Was ich dann sah hat mich eher abgeschreckt. Ein sehr steiniges und enges Tal lag da vor mir. Kalt und abweisend wirkte es. Da kam nur bedingt Vorfreude auf dort dann morgen lang lang zu müssen.


                                        Auf der Hochebene


                                        Da würde es dann morgen lang gehen. Sah irgendwie mäßig einladend aus.

                                        Immerhin blieb es den Abend über trocken und ich konnte nach dem Abendbrot noch ein bisschen durch die Landschaft spazieren und Fotos machen. Dies habe ich bei meinen Touren in Lappland ja auch immer gerne gemacht. Nur mit dem einzigen Unterschied, dass ich hier immer noch mein Bärenspray mitgeschleppt habe. Ein anstrengender, aber auch erfolgreicher Tag lag jetzt hinter mir. Ich war wieder auf Kurs und würde meine geplante Route laufen können. Darüber war ich natürlich unheimlich froh und dankbar. Anderseits war ich nun doch recht erschöpft und ich machte ich mir schon Gedanken darüber ob der Pass morgen überhaupt machbar sein würde. Einfach würde es wohl nicht werden und gerade bei Regen könnte es bei dem ganzen Geröll sehr unangenehm werden. Und aktuell sah es durchaus so aus, dass ein bisschen Regen nicht ganz unwahrscheinlich wäre...


                                        Abschluss einer langen Etappe


                                        Abendlicher Blick auf die Hochebene. Ein schöner Sonnenuntergang wäre jetzt sicherlich noch ganz nett gewesen.

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                                        • Mika Hautamaeki
                                          Alter Hase
                                          • 30.05.2007
                                          • 3996
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                          Was für geniale Fotos. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung!
                                          So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                          A. v. Humboldt.

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                                          • Donik
                                            Erfahren
                                            • 24.03.2014
                                            • 199
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                            Habe deinen Bericht damals auch gelesen (das ist schon wieder 2 Jahre her? ) und fand es wirklih schade das du die Tour so wenig genießen konntest, da sie von mir (und vielen anderen) als viel besser wahrgenommen wurde als von dir.

                                            Schön das es dieses Mal (zumindest bis jetzt) viel besser war

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                                            • Mortias
                                              Fuchs
                                              • 10.06.2004
                                              • 1232
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                              Zitat von Donik Beitrag anzeigen
                                              Schön das es dieses Mal (zumindest bis jetzt) viel besser war
                                              Ja dankeschön. Besser als vor zwei Jahren war es definitiv. Aber ein Zuckerschlecken war es oftmals trotzdem nicht.

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                                              • Mortias
                                                Fuchs
                                                • 10.06.2004
                                                • 1232
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                Tag 8 (06.08.)
                                                Glücklicherweise hat mich der Regen heute Morgen verschont. Insgesamt sah es sogar freundlicher aus als gestern Abend. Immerhin etwas. So musste ich mir bei der Passüberquerung keine Sorgen um nasse Steine machen. Erneut blickte ich gegen halb 11 dann auf das enge Tal welches jetzt vor mir lag. Ein bisschen fühlte ich mich an meine Sarektour aus dem Jahr 2013 erinnert. Dort hatte ich im Lullihavagge auch eine recht steinige Passüberquerung zu machen.


                                                Akzeptables Wetter beim Aufbruch. Sogar wieder kurze-Hose tauglich.


                                                Im steinigen Tal

                                                Der Aufstieg zum Pass ging nun besser als gedacht. Letztendlich war es mindestens immer auf einer der beiden Uferseiten recht eben, so dass ich trotz des ganzen Gerölls ordentlich vorankam. Da ich aber nicht sonderlich weit vorausschauen konnte, hätte es hinter jeder Kurve immer theoretisch ganz anders aussehen können. Ein bisschen muss ich da an die Tour vor zwei Jahren zurückdenken, wo ich im engen und steilen Bachbett des Swede Creeks gestürzt bin und dabei meine Kamera geschrottet habe. Solch unangenehme Überraschungen blieben diesmal zum Glück aus, so dass ich dann gegen Viertel nach 11 wohlbehalten auf der 1300 m hohen Passhöhe ankam. Hier gab es einen kleinen See wo ich mir erstmal ne Pause gegönnt habe. Die Mücken (sie waren erstaunlich zahlreich) nervten zwar ein wenig, aber der Anblick der Berglandschaft war toll. Ebenso das Wissen es hier hoch geschafft zu haben.


                                                Blick zurück. War größtenteils von den Bedingungen eigentlich sogar moderater als gedacht.


                                                Auf der Passhöhe. Jetzt erstmal ein Schlückchen trinken.


                                                Die Umgebung von dem See war doch überraschend sumpfig gewesen.


                                                Einsames Blümchen

                                                Beim Abstieg auf der anderen Seite konnte ich dann von einem Geröllhang aus einen Blick ins unter mir liegende Tal hinabwerfen. Igitt war das steinig. Auch hier floss über die gesamte Länge des vor mir liegenden Abstiegs ein namenloser Bach durch ein steiniges und scharf eingeschnittenes Kerbtal. Nervig zu Wandern. Mittlerweile hatte sich schon der Eindruck in mir gesetzt, dass die Berglandschaft hier doch ne Spur anspruchsvoller ist als in Lappland. Zumindest kann ich mich in Lappland nicht an so viele eng eingeschnittene Täler erinnern.


                                                Hier oben, vorm Abstieg, sah das Terrain noch leicht und vielversprechend aus.


                                                Der vor mir liegende Abstieg. Ich bin allerdings nicht direkt am Hang runter gestiegen. Das war mir zu steil. Stattdessen bin ich ein Stück zurückgelaufen und dann dem Lauf des Baches gefolgt.


                                                Eine recht steinige Angelegenheit war das.

                                                Letztendlich habe ich es dann soweit heil runtergeschafft und war froh diesen Abschnitt hinter mir zu haben. Für heute hieß es jetzt eigentlich nur noch dem Itikmalakpak Creek weiter Richtung Norden zu folgen. Nicht sonderlich anspruchsvoll. Nach dem Pass war ich aber recht froh darüber. Für heute hatte ich genug Herausforderungen. Hier unten begegnete ich jetzt auch meinem ersten Rentier. Seltsam, vor zwei Jahren habe ich auf meiner gesamten Tour nur ein einziges gesehen und auch jetzt hielt sich deren Aufkommen bisher stark in Grenzen. Dabei gibt es doch riesige Herden die durch die Brooks Range ziehen. Ich frag mich nur wo. Und wann? Anscheinend jedenfalls nicht wenn ich hier unterwegs bin. Schade eigentlich. Die Tiere sind ja doch immer recht unterhaltsam.


                                                Endlich wieder unten. Hier flossen die Bäche zum Itikmalakpak Creek zusammen.


                                                Blick zurück zum Pass. Von hier sah das eigentlich recht einfach aus.


                                                Erste Rentiersichtung. Für ein vernünftiges Foto bin ich leider nicht nahe genug rangekommen.


                                                Itikmalakpak Creek mit Blick nach Norden

                                                Nachdem ich wieder eine längere Mittagspause gemacht hatte, wurde die Landschaft richtig angenehm. Über mehrere Kilometer war der Boden wunderbar eben, fest und kaum von Sträuchern bewachsen. Sprich ich hatte traumhafte Wanderbedingungen mit denen ich hier überhaupt nicht gerechnet habe. Ich hatte ja, basierend auf den Erfahrungen vor zwei Jahren, die Längen meiner Etappen dieses Mal recht konservativ geplant. Aber jetzt merkte ich, dass ich doch besser als gedacht voran kam und dadurch gut in der Lage war einen Teil des Rückstands aufzuholen.


                                                Mittagspause


                                                Perfekte Wanderbedingungen

                                                Weiter nördlich wurde das Tal breiter und die Berge niedriger. Bis zum Ende der Brooks Range und dem Übergang zur North Slope waren es nur noch ein paar Kilometer. Dies machte sich landschaftlich schon deutlich bemerkbar. Gegen halb 6 beschloss ich dann, dass ich für heute genug geschafft hatte. Guter Boden zum Zelten war ausreichend vorhanden. Problem war nur das Wasser. Der Itikmalakpak Creek teilte sich hier in viele Seitenarme auf von denen etliche gar kein Wasser mehr führten. War nicht erst vor paar Tagen überall Land unter? Und jetzt, nach drei warmen und trockenen Tagen, war das ganze Wasser schon wieder weg. Hmm, schon krass irgendwie wie schnell das ging.


                                                Die Berge wurden merklich niedriger.


                                                Ausgetrocknetes Flussbett

                                                Letztendlich fand ich dann doch ne ganz gute Stelle die nicht ganz so weit weg vom Wasser war. Das warme Wetter nutze ich außerdem wieder für ein bisschen Körperhygiene. Sowas ist ja auch immer ganz angenehm. Nach Norden hin konnte ich von hier aus zu den Ausläufern der Brooks Range sehen und wusste dass dahinter dann die North Slope warten würde. Echt ein schöner Anblick. Wenn nur die ganzen blöden Mücken nicht gewesen wären. Die wurden gefühlt von Tag zu Tag nerviger. Trotzdem freute ich mich auf morgen wo ich dann endlich den Nordrand der Brooks Range erreichen, die North Slope zu meiner Linken haben und schlussendlich den Shainin Lake erblicken würde. Dieser war einer der Fixpunkte bei meiner Tourenplanung und daher letztendlich überhaupt erst der Auslöser für mich diesen Schlenker einzulegen. Ich hoffte nur, es würde sich auch lohnen.


                                                Zeltplatz mit Blick auf die North Slope


                                                Ganz vorschriftsmäßig habe ich mein Abendbrot außerhalb des Zeltes eingenommen. Ok, ich war vielleicht nicht die empfohlenen 100 m weit weg, aber einen Bären habe ich heute Abend eh nicht zu Gesicht bekommen.


                                                Hier kann man sogar (wenn auch sehr klein) meine Bärentonnen und die Loksaks erkennen. Auch wenn ich die 100 m Abstand zum Zelt nie so strikt eingehalten habe, so habe ich schon versucht zumindest die Windrichtung zu beachten und die Sachen nicht allzu nahe am Zelt stehen zu lassen.


                                                Landschaftlich war der Ausblick Richtung North Slope eigentlich gar nicht so spektakulär. Aber zu wissen, dass dort eine scheinbar endlose Tundra Landschaft lag, übte irgendwie eine überaus starke Faszination auf mich aus.


                                                Halb 2 nachts. Diese kurzen und hellen Sommernächte gehören auch zu den Dingen die ich am hohen Norden so gerne mag.

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                                                • Mortias
                                                  Fuchs
                                                  • 10.06.2004
                                                  • 1232
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                  Tag 9 (07.08.)
                                                  Wow, heute wurde ich morgens wieder von prächtigem kurze-Hose-Sommerwetter begrüßt. Wer hätte das gedacht. Da kommt doch Freude auf. Perfekte Bedingungen also für meine heutige Etappe. Gegen halb 11 ging es dann los. Ich entfernte mich nun vom Itikmalakpak Creek und musste, während es leicht bergauf ging, eine recht sumpfige Tussock Wiese überqueren. Also keine so guten Bodenbedingungen wie gestern noch. Der Anstieg war zwar sehr moderat, aber bereits jetzt rann mir der Schweiß aus allen Poren. Zudem ließen mir die vielen Mücken absolut keine Ruhe. Als ich etwas später dann einen kleinen Bach erreichte, gab es kurzfristig etwas Linderung. Kurz mal durchschnaufen und erfrischen. Das tat gut.


                                                  Aufbruch bei schönstem Sommerwetter


                                                  Erfrischender Bach

                                                  Die Erholung war aber nur von kurzer Dauer. Ca. 100 Meter musste ich jetzt an einem Hang aufsteigen. Eigentlich keine sonderlich anspruchsvolle Herausforderung. Aber bei dem weichen Boden sah das leider etwas anders aus. Und sobald ich zum Durchschnaufen kurz stehen blieb, stürzten sich haufenweise Mücken und Knott auf mich. Mich mit Deet einzureiben hätte hier aber nichts gebracht. Das hätte ich schließlich sofort wieder weggeschwitzt. Außerdem begann ich mir langsam Sorgen zu machen ob mein Deet noch bis zum Ende der Tour reichen würde wenn das Insektenaufkommen so bleibt. Ich musste also sparsam damit umgehen. Zusätzlich hat mich diese weiche Tussock Wiese echt fertig gemacht. Dieser Abschnitt war echt mal megaanstrengend. Genauso hatte ich Alaska auch vor zwei Jahren kennengelernt.


                                                  Blick zurück


                                                  Nervige Tussock Wiese

                                                  Gegen Viertel nach 12 hatte ich den wesentlichen Anstieg dann endlich geschafft und blickte auf einen wunderschönen Talkessel, der von teilweise recht schroffen Berggipfeln eingerahmt wurde. Was für eine Szenerie. Dafür hat sich die Schinderei jedenfalls gelohnt. Links von mir lag nun ein schmales Seitental durch das ich nach Norden hin dann an den Rand der Brooks Range kommen würde. Ohne dieses Tal hätte ich auf mindestens 1500 Meter hoch gemusst um aus dem Talkessel wieder rauszukommen. Keine sonderlich erheiternde Perspektive. Am Eingang zum Tal lag ein kleiner See an dessen Ufer ich dann erstmal eine ausgiebige Pause machte. Das habe ich echt gebraucht. Ich war doch ziemlich ausgepowert.


                                                  Besagter Talkessel. Bei dem Berg ganz links bin ich dann abgebogen.


                                                  Interessante Gebirgsformation


                                                  Kleiner See auf 1000 Metern Höhe


                                                  Ein guter Platz für ein Päuschen


                                                  Wollgras

                                                  Der weitere Weg durch das Tal war relativ einfach. Der Boden hier war deutlich fester und ich wurde von der Vorfreude angetrieben schon bald den Talausgang und damit das Ende der Brooks Range erreicht zu haben. Da es mir hier so gut gefiel, beschloss ich einfach nach bereits 30 Minuten meine Mittagspause einzunehmen. Es kam mir einfach angebracht vor. Was war das dann doch für eine Wohltat, mich endlich mal wieder mit Deet einzucremen um mich dann stressfrei und ungestört von den Mücken in die Sonne legen zu können. Herrlich.


                                                  Talausgang voraus


                                                  Oh Yeah, was war doch für eine super erholsame Mittagspause. Das habe ich echt gebraucht.

                                                  Eine Stunde später lief ich dann weiter und kam ans Nordende des Tals. Hier bog ich Richtung Westen ab und sah zu meiner linken nun die endlich die lang erwartete North-Slope. Eigentlich jetzt gar kein besonders spektakulärer Anblick. Weder konnte ich sonderlich weit in die Ferne sehen noch irgendwelche markanten Landschaftsformen wie größere Seen oder einzelne Berge ausmachen. Und dennoch spürte ich eine tiefe Zufriedenheit und Sehnsucht in mir. So sehr mir die Landschaft der Brooks Range bisher gefallen hat, so merkte ich doch auch was ich bisher daran vermisst habe. Und zwar die Weite. Allein schon zu wissen, dass vor mir, in nördlicher Richtung, jetzt noch 250 km offene Tundra bis zur Beaufortsee lagen, war schlicht grandios. Und von früheren Touren in Lappland weiß ich ja wie sehr ich solche weiten Landschaften und coolen Fernblicke mag. Und jetzt hatte ich zumindest mal einen Ansatz davon. Ich war echt happy und wäre am liebsten direkt weiter nach Norden durch die North Slope gelaufen. Nur sah dies meine Routenplanung leider nicht vor. Und außerdem wusste ich, dass der Boden in der North Slope tendenziell sehr sumpfig ist und es daher sicherlich schwer wird ein äquivalentes Wandervergnügen zu Lappland herzustellen. Aber wer weiß, vielleicht mache ich eines Tages nochmal nen kleinen Abstecher dorthin. Mein Interesse hieran wurde jedenfalls definitiv geweckt.


                                                  Am Rande der Brooks Range


                                                  North Slope

                                                  Stattdessen lief ich jetzt, wie geplant, am Nordrand der Brooks Range nach Osten weiter Richtung Shainin Lake. Mittlerweile war die Sonne leider hinter den Wolken verschwunden. Nicht so aber die ganzen Mücken und Knott. Die waren weiterhin höchst aktiv. Gerade deren ständiges Stechen und Beißen in die Waden ist mir mit der Zeit doch ziemlich aufn Zeiger gegangen. Hinzu kam, dass ich langsam richtig Durst bekam. Blöd nur dass alle Bäche, an denen ich vorbei kam, restlos ausgetrocknet waren. Vor einer halben Woche, als es so viel geregnet hatte, wurden selbst kleine Bäche zu reißenden und (kaum) unüberwindbaren Strömen. Und genauso schnell wie der Spuk begann, schien er bei entsprechendem Wetter auch wieder zu verschwinden. Jedenfalls war von Wasser hier weit und breit nichts zu sehen.


                                                  An den Hängen war der Boden meist deutlich weniger sumpfig als in der Ebene.


                                                  Ja wo ist denn das ganze Wasser hin?


                                                  Wieder so ein ausgetrocknetes Bachbett. Blöd wenn man langsam Durst bekommt.

                                                  Gegen 17 Uhr hatte ich es dann endlich geschafft und ich blickte von einem Hang auf das 200 Meter unter mir liegende Tal des Alapah Creeks, an dessen Nordende sich der Shainin Lake befand. Eingebettet in die sanfte Hügellandschaft der North-Slope lag er mir nun buchstäblich quasi zu Füßen. Ich weiß noch wie ich mich gefreut habe, als ich diese Routenoption bei Google Earth entdeckte. Und jetzt war ich live hier. Das war schon ein grandioser Anblick muss ich sagen. Ein bisschen hat mich das ganz entfernt an den Anblick vom Skierffe auf das Rapadalen und das Laitaure Delta erinnert, auch wenn das hier sicherlich nicht ganz so spektakulär war wie das Äquivalent im Sarek. Dafür aber gewiss exklusiver. Getrübt wurde meine Freude allerdings durch die ganzen Mücken, meinen tierischen Durst und die dunklen Wolken die verdächtig nach Regen aussagen. Ich hatte ja ursprünglich vorgehabt hier oben am Iknivik Creek mein Zelt aufzustellen und davon geträumt dann abends den Sonnenuntergang über der North Slope beobachten zu können. Nur wenn der besagte Bach kein Wasser führt ist das leider etwas blöd mit dem Zelten.


                                                  Alapah Creek


                                                  Shainin Lake


                                                  Das Tal unter mir war ja schon recht sumpfig.


                                                  Trotz der vielen Mücken (und meiner trockenen Kehle) war ich wirklich glücklich hier stehen zu können. Definitiv ein Highlight bei dieser Tour!!!


                                                  Leider ist es mir nicht gelungen ein vernünftiges Panoramafoto von dem Tal zu machen.

                                                  Nach einem sehr ausgiebigem Landschaftsgenuss (und haufenweise Fotos) entschied ich mich daher die 200 Meter ins Tal unter mir abzusteigen. Hier hatte ich dann endlich die Möglichkeit an einem Bach meinen Durst zu stillen. Das wurde aber auch echt mal dringend Zeit. Und immerhin gab es hier auch noch ne ganz ordentliche Zeltmöglichkeit. Größtenteils war das Tal ja eine reine Sumpflandschaft, aber ein paar Ecken mit festem Boden gab es dann netterweise doch. Der erwartete Regenschauer ließ dann auch nicht lange auf sich warten. Aber zum Glück hatte ich zu dem Zeitpunkt schon mein Zelt aufgebaut. Und sonderlich lange regnete es dann auch gar nicht.


                                                  So Zelt fertig aufgebaut. Es stürmte sogar leicht. Auch das war nur von kurzer Dauer.


                                                  Regenschauer überm Shainin Lake

                                                  Anschließend kam abends dann auch nochmal die Sonne heraus und sorgte nochmal für tolle Lichtverhältnisse an den Berghängen. Ein überaus angenehm warmes Licht war das. In einiger Entfernung lief ein Rentier über die sumpfigen Wiesen. Richtige Schmatz Geräusche hat das gemacht und selbst dem Rentier schien das Laufen dort nicht so leichtzufallen. Ein lustiges Schauspiel war das. Trotz der vielen Mücken blieb ich heute noch lange hier draußen sitzen und genoss den Anblick auf die umliegende Bergwelt und den Shainin Lake. Der heutige Tag war insgesamt zwar sehr anstrengend, dafür aber auch extrem abwechslungsreich und landschaftlich einfach klasse gewesen. Insgesamt konnte ich daher echt zufrieden sein.


                                                  Abendsonne auf den umliegenden Berghängen.


                                                  Das war wirklich nochmal ein lohnenswerter Anblick.


                                                  Rentier im Morast


                                                  Ich konnte mich echt nicht satt sehen an dieser Landschaft.


                                                  Abendstimmung überm Shainin Lake

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                                                  • Mortias
                                                    Fuchs
                                                    • 10.06.2004
                                                    • 1232
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                    Tag 10 (08.08.)
                                                    Obwohl auch heute wieder warmes Sommerwetter vorherrschte, entscheid ich mich diesmal nicht in kurzer Hose zu wandern. Lieber ein bisschen mehr schwitzen als nochmal die Waden so zerstochen bekommen wie gestern. So sehr ich mich über diese stabile Warmwetterphase freute, so sehr nervten mich doch auch diese ganzen scheiß Insekten die damit einhergingen. Selbst ohne die Viecher versprach der Abschnitt auch so schon nervig genug zu werden, da ich ja bereits gestern sehen konnte, dass das Tal Alapah Creeks sehr sumpfig war. Und dieses musste ich jetzt in nach Süden hin durchwandern. Immerhin, da es die letzten Tage so trocken und warm war, war der Sumpf nicht ganz so feucht. Trotzdem war dieser Abschnitt recht anstrengend und das Vorankommen beschwerlich.


                                                    Bewölkter Himmel, aber immerhin mild und trocken


                                                    Sumpfiges Tal voraus


                                                    Nettes Gebirgsmassiv zu meiner Rechten

                                                    Nach vier Kilometern kam ich zum Zusammenfluss vom Alapah Creek mit dem Kayak Creek. Hier musste ich mich durch einige dichte Büsche schlagen. Als ich dann aus dem einen Gebüsch auf die Flussbank des Kayak Creeks trat, sah ich auf einmal ein Rentier, was in ca. 30 m Entfernung ganz erschreckt aufblickte und sich dann schnellstens aus dem Staub machte. Scheinbar hatte es mich vorher nicht bemerkt, sonst wäre ich wohl gar nicht so nahe rangekommen. Allerdings, wenn da jetzt nicht ein Rentier sondern ein Grizzly gestanden hätte, wäre dies eine ziemlich kritische Situation gewesen die sich sehr ungünstig hätte entwickeln können. Ich würd mal sagen Glück gehabt.


                                                    Als ich hier aus dem Gebüsch herausgetreten bin...


                                                    ...stand auf einmal dieses Rentier vor mir.


                                                    Kayak Creek

                                                    Ich folgte weiterhin dem Alapah Creek, der nun eine Biegung in östlicher Richtung machte. Während ich mich, von all den Mücken leicht genervt, recht lustlos voranschleppte, sah ich auf einer Wiese auf einmal einige Moltebeeren. Bei genauerem Hinsehen waren es sogar nicht nur einige, sondern eine ganz beträchtliche Menge. Die ganze Wiese war voll davon. Yeah, das war mal eine erfreuliche Überraschung sowie eine überaus willkommene kulinarische Abwechslung. Wie gut, dass nicht irgendein gefräßiger Grizzly hier alles schon weggefressen hat.


                                                    Der Fluss bog hier nach Osten ab.


                                                    Blick zurück


                                                    Sah ja fast so aus als ob diese einsame Spitze beim nächsten Sturm abbrechen würde.


                                                    Moltebeeren in Hülle und Fülle


                                                    Ein Traum für jeden Feinschmecker

                                                    Kurze Zeit später kam auf einmal Wind auf. Wie aus dem nichts fing er auf einmal an zu wehen. Ich glaubte ich würde träumen. Denn mit einem Mal war von den ganzen nervigen Scheiß-Mücken nichts mehr zu sehen. Das kam mir wie eine Erlösung vor. Auf einer Wiese konnte ich dann ganz entspannt und ungestört meine Mittagspause machen und musste nichtmal etwas von meinem Deet verbrauchen. Herrlich, da ist doch auf einmal meine Laune merkbar angestiegen.


                                                    Hier kam auf einmal Wind auf...


                                                    ...da störte es mich auch nicht beim Pausieren meine Jacke anzuziehen. Hauptsache die Mücken waren weg.

                                                    Ne gute Stunde später lief ich dann überaus erholt weiter. Das Tal machte nun eine erneute Biegung und verlief wieder in südlicher Richtung. Um mich herum lagen recht beeindruckende, bis zu 2000 m hohe, Berge und ich wurde von keiner Mücke mehr gestört. Und dennoch, irgendwie fühlte ich mich schlapp und lustlos. Vielleicht hat mich der Vormittag mit den ganzen Mücken einfach zu sehr fertig gemacht. Vielleicht empfand ich auch das ständige Wandern im Tal ohne große Herausforderungen und Abwechslung als etwas zu monoton. Oder vielleicht war es einfach ein klassisches Nachmittagsloch wie ich es auch schon bei früheren Touren manchmal erlebt hatte. Zumindest war grad irgendwie die Luft raus heute. Auch mehrere Pausen konnten da nicht so richtig Abhilfe verschaffen.


                                                    Landschaftlich ja eigentlich ganz nett hier...


                                                    ...aber wenn die Energie weg ist kann ich es einfach nicht so richtig genießen.

                                                    Ich lief noch etwa weitere 5 km das Tal hinauf und schlug dann nahe dem Flussufer gegen Viertel nach 5 mein Zelt auf. Immerhin war der Boden hier fest und eben. Und abends zeigte sich nochmal kurz die Sonne und zwei Rentiere schauten auch in der Nähe vorbei. Morgen aber lag eine recht anspruchsvolle Passüberquerung vor mir, der ich mit einer Mischung aus Vorfreude und Bedenken entgegen blickte, da ich von dem Pass keinerlei Fotos oder Beschreibungen gefunden habe. Und der letzte Pass war ja auch etwas schwerer als erwartet. Ich durfte daher gespannt sein was mich erwarten würde.


                                                    Hier wo der Alapah Creek sich aufweitete schlug ich dann mein Zelt auf.


                                                    Gute Zeltmöglichkeiten gab es hier.


                                                    Und außerdem konnte ich abends nochmal ein bisschen die Sonne genießen. Gibt schlimmeres.

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                                                    • geige284
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                                                      • 11.10.2014
                                                      • 828
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                      Der Bericht gefällt mir :-D
                                                      Vor allem auch, weil du recht ehrlich beschreibst, dass nicht immer alles schick war, sondern du manchmal einfach nicht super duper drauf warst. Kann ich total nachvollziehen und geht mir auch gelegentlich so. Man denkt dann zwar manchmal "Mensch, was ist hier los, ich sitze in so einer tollen Gegend und kann es einfach nicht so richtig genießen", aber so ist es nun einmal...

                                                      Also - merci für die Ehrlichkeit

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                                                        • 10.06.2004
                                                        • 1232
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                        Tag 11 (09.08.)
                                                        Leicht windig war es, aber ansonsten ähnlich wie gestern. Sprich bewölkt, aber dafür warm. Und nach Regen sah es auch nicht aus. Das war schonmal sehr gut. Schließlich schätzte ich die heutige Etappe als eine der anspruchsvollsten meiner Tour ein. Wie gesagt, die Route habe ich rein auf Basis von Kartenmaterial und Google Earth geplant. Was genau mich erwarten würde wusste ich nicht. Das hat natürlich etwas aufregendes, aber gleichzeitig schwingt auch immer eine leichte Ungewissheit mit. Zumal ich keinen vernünftigen Plan B hatte für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich es nicht über den Pass schaffen würde. Aber nun hatte ich die Möglichkeit mich dem zu stellen und es anzugehen. So machte ich mich dann hoch motiviert gegen 20 nach 10 aufm Weg.


                                                        Und Abmarsch

                                                        Zu Anfang musste ich ja eh erstmal für weitere 2,5 km dem Alapah Creek folgen. Ein gutes Warm-Up Programm war das bevor es dann richtig losging. Daher gut, dass ich gestern nicht noch weiter gelaufen bin und heute dann gleich mit dem Anstieg begonnen habe. Am Zufluss von einem namenlosen Bach, der am Fan Mountain entspringt, machte ich dann nochmal eine gemütliche Pause, sonnte mich etwas und genehmigte mir einen Energieriegel. Sprich nochmal schön Energie und Motivation tanken. Das tat gut.


                                                        Am Alapah Creek. Vorne kann man schon den Anstieg zum Pass ausmachen.


                                                        Blick nach Osten. Hier verließ ich den Alapah Creek.


                                                        Vorher gönnte ich mir aber noch ein gemütliches Päuschen.

                                                        Anschließend konnte es losgehen. Und zwar musste ich jetzt eben diesem namenlosen Bach folgen, der durch eine recht enge Schlucht das Tal herunter geflossen kam. An beiden Seiten waren recht steile Hänge und mehrmals musste ich das Ufer wechseln und mich auch mal ein bisschen am Hang entlang mogeln. Sonderlich kritisch wurde es glücklicherweise aber nie und kurze Zeit später wurde das Tal auch schon wieder etwas breiter wo ich jetzt problemlos vorankam.


                                                        Am Ausgang der Schlucht. Links sind die Hänge noch etwas steiler.


                                                        Anschließend kam ich nun deutlich besser voran.

                                                        Dann verengte sich der Bach wieder und floss zwischen zwei Geröllhängen hindurch. Hier war es gut steinig. Und ich glaube es war ein ziemlicher Glücksfall, dass es so trocken war. Bei deutlich höheren Wasserständen (wie vor ner Woche) hätte es eventuell etwas unangenehm werden können. Insgesamt kam ich aber ganz gut voran und erreichte auf ca. 1325 Metern einen schön gelegenen Talkessel. Hier verließ ich den Bach und stieg die restlichen 150 Meter direkt in südlicher Richtung zum Pass hinauf. Die Steigung war moderat und das Geröll gut gangbar.


                                                        Wie gut, dass hier nur wenig Wasser floss.


                                                        Talkessel auf 1325 Metern


                                                        Beim Aufstieg zum Pass

                                                        Gegen 13:20 Uhr hatte ich dann den ersten Passabschnitt erreicht. Letztendlich war der Aufstieg weniger anstrengend gewesen als anfangs gedacht. Von hier hatte ich einen traumhaften Blick auf den unter mir liegenden Talkessel sowie zum Tal des Alapah Creeks. Das hat sich doch schonmal gelohnt. Es wehte zwar eine recht steife Brise hier, aber auch der kräftige Wind konnte meine gute Laune nicht wegpusten.


                                                        Blick auf den Talkessel


                                                        Blick zum Tal des Alapah Creeks


                                                        Da kommt Freude auf.

                                                        Zur eigentlichen Passhöhe musste ich dann noch ein halben Kilometer sowie 80 Höhenmeter weitergehen, bis ich dann endlich mein Ziel erreicht hatte. Normalerweise würde ich an dieser Stelle ja jetzt zumindest ansatzweise all die Berge aufzählen, die sich mir hier preisgaben. Nur waren, abgesehen vom Fan Mountain, alle anderen umliegenden Berge namenlos. Während in Lappland in der Regel jeder kleine Hügel noch einen Namen hat, so fällt die Namensgebung in der Brooks Range nur sehr rudimentär aus. Die meisten Berge sind einfach nur da und können zwar bewundert aber eben nicht beim Namen genannt werden.


                                                        Letzter Abschnitt zur Passhöhe


                                                        Geschafft. Endlich oben.


                                                        Bergpanorama mit namenlosen Bergen

                                                        Wie auch immer, ich war jedenfalls ganz aus dem Häuschen. Hier stand ich nun auf 1520 Metern Höhe in der menschenleeren Wildnis Nordalaskas und konnte um mich herum die beeindruckenden schroffen und abweisend wirkenden Gipfel bestaunen. Dies war definitiv einer der Höhepunkte auf dieser Tour und ich war einfach nur happy das genießen zu können. Genau solche Erlebnisse haben mir bei meiner Tour vor zwei Jahren gefehlt. Aber jetzt hatte ich meinen Spaß und auch das Gefühl auf voll meine Kosten zu kommen. Interessant war übrigens auch, dass ich südöstlich von mir einen Gletscher bewundern konnte. Sowas ist in der Brooks Range eher selten. Das Klima hier ist sehr kontinental geprägt, was trockene Winter und recht feuchte Sommer bedeutet (anders herum wäre mir lieber gewesen ). Die Konsequenz dessen ist, dass Schnee und Eis in der Brooks Range überaus selten sind und die Berge daher oftmals sehr trocken wirken. Ein doch signifikanter Unterschied zu Lappland, wo es viele Gletscher gibt und oft auch noch auf kleineren Bergen und Höhenzügen Firnfelder zu finden sind.


                                                        Gletscher in der Brooks Range. Ein eher seltener Anblick.


                                                        Fan Mountain


                                                        Blick nach Süden


                                                        Landschaftlich war dieser Pass echt ein absolutes Highlight.

                                                        Völlig happy gönnte ich mir jetzt hier oben mein Mittagessen mit Premiumausblick, bevor ich mich dann wieder an den Abstieg machte. Dieser war jetzt aber nicht ganz so trivial, da der Hang anfangs sehr steinig war und teilweise auch etwas steiler. Einmal hab ich mich sogar unfreiwillig auf den Hosenboden gesetzt als kleines Geröll unter meinen Füßen wegrutschte und ich dadurch den Halt verlor. Zum Glück ist aber nichts passiert. Dennoch war es eine Warnung aufmerksam zu sein.


                                                        Steiniger und steiler Abstieg


                                                        Talkessel vom Fan Mountain

                                                        Sorgen bereitete mich allerdings der Anaktuvuk River, der orografisch rechts von mir entsprang und beim Hinabfließen ins Tal an eine Arte Stufe zu kommen schien. Hier lag eine etwa 100 Meter hohe Steilkante, wo der Abstieg alles andere als ein Selbstläufer war. Glücklicherweise gab es genau eine mögliche Route wo ich zwischen den ganzen Felsen über Grashänge sicheren Schrittes absteigen konnte. Zu meiner Linken und Rechten befanden sich meterhohe Steilhänge die jeden Abstieg verboten hätten. Und auch der Fluss selbst schoss durch einen scharf eingekerbten Canyon das Tal herunter. Eine ziemlich böse Überraschung war das, da ich dies weder anhand der Karte noch durch Google Earth so im Voraus abschätzen konnte. In dem Sinne war ich wirklich heilfroh darüber diesen heiklen Abschnitt geschafft zu haben. Ich wüsste echt nicht was ich ohne diese eine Abstiegsroute gemacht hätte. Vielleicht hätte ich mit etwas Suchen, Ausprobieren und Wagemut noch eine weitere Möglichkeit gefunden. Aber gesehen habe ich keine. Im Schlimmsten Fall hätte es bedeutet komplett Umkehren zu müssen. Ich will gar nicht daran denken, welche Konsequenzen dies mit sich gebracht hätte.


                                                        Blick auf den Oberlauf des Anaktuvuk Rivers. Die Steilkante lässt sich auf dem Foto kaum erkennen.


                                                        Das sah überhaupt nicht nett aus.


                                                        Geschafft. Heil unten angekommen.


                                                        Besagte Steilkante. Nicht ganz unkritisch gewesen der Abschnitt.

                                                        Im Anschluss ging jetzt aber deutlich leichter voran. Das Tal wurde etwas breiter und ich konnte gemütlich dem Anaktuvuk River folgen. Schön unspektakulär war es. Aber das war mir recht. Mein Bedarf an Aufregung war für heute mehr als gedeckt. So folgte ich noch für etwa 3 km dem Fluss bis ich dann gegen 18 Uhr mein Zelt aufstellte. Endlich Feierabend. Das fühlte sich gut an. Beim Blick auf meine Karte stellte ich erfreut fest, dass ich nur noch knappe 1,5 Tage gegenüber meinem eigentlichen Plan zurücklag (sprich ich bereits wieder einen kompletten Tag rausgeholt hatte). In den letzten Tagen habe ich ja schon gemerkt, dass ich doch deutlich besser vorankam als ich es bei meiner konservativen Planung vermutet hatte. Sowas macht natürlich Mut. Somit konnte ich mich heute wohlverdient und entspannt zur Ruhe begeben.


                                                        Von der Form her könnte dieser Berg hier glatt der kleine Bruder vom Fan Mountain sein.


                                                        Weit aufgefächerter Anaktuvuk River. Das machte das Furten angenehm einfach.


                                                        Blick zurück


                                                        Ein unheimlich spektakulärer (aber auch anstrengender und herausfordernder) Tag geht zu Ende.

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                                                          • 10.06.2004
                                                          • 1232
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                          Tag 12 (10.08.)
                                                          Es war zwar wieder recht windig, aber weiterhin recht warm und daher kurze-Hose-Wetter. Da ich nun ja auch wusste, dass ich ganz ordentlich vorankam, konnte ich mir heute Morgen gemütlich Zeit lassen bevor ich dann um 11 Uhr aufbrach. Ein kurzes Stück ging es noch durch das Seitental am Oberlauf des Anaktuvuk Rivers entlang, bis ich dann wieder ins merklich breitere Anaktuvuk Valley kam. Es war irgendwie schon ein seltsames Gefühl zu der Stelle zurückzuschauen, wo ich vor 5 Tagen dieses Tal verlassen habe. Gerade einmal etwas mehr als 10 km Entfernung waren es. Das hätte ich theoretisch in einem halben Tag schaffen können. Ich war aber sehr froh darüber, dass ich meinen gewünschten Abstecher machen konnte. Landschaftlich hat der sich echt gelohnt.


                                                          Mal wieder schönes Wetter beim Aufbruch.


                                                          Aufeis am Anaktuvuk River


                                                          Blick zurück in das Tal vom Oberlauf des Anaktuvuk Rivers


                                                          Wieder zurück im Anaktuvuk Valley


                                                          Hinten kann man die Stelle erkennen wo ich vor 5 Tagen das Tal verlassen habe.

                                                          Nun ging es also weiter in östlicher Richtung zum Ernie Pass. Ursprünglich hatte ich ja eigentlich geplant das Anaktuvuk Valley nach ein paar Kilometern wieder zu verlassen um dann dem Graylime Creek weiter zu folgen der mich zu einem 1750 m hohen Pass führen sollte. Ich entschied mich aber stattdessen dafür dem Tal hier weiter zu folgen um dann später den Peregrine Pass zu nehmen, der mich ins Oolah Valley bringen würde. Dies hatte zwei wesentliche Gründe. Zum einen war ich nicht sicher inwieweit der andere (namenlose) Pass überhaupt machbar ist. Gerade meine Erfahrung von gestern hat mich gelehrt, dass es schwerer sein kann als erwartet. Auf Google Earth sah er zwar recht moderat aus, aber das musste ja nichts heißen. Die paar Bilder, die ich hiervon fand, waren auch nicht allzu aussagekräftig. Und steinig würde es definitiv werden. Vom Peregrine Pass hingegen gibt es etliche Bilder und Berichte. Dieser ist sogar Teil einer recht häufig gelaufenen Route die von Anaktuvuk Pass übern Peregrine Pass und dem Oolah Pass zum Dalton Highway führt (wobei recht häufig in der Brooks Range eine etwas andere Bedeutung hat als in Lappland ). Beim Peregrine Pass wusste ich also, dass mich keine allzu unangenehmen Überraschungen erwarten würden. Der zweite Grund war schlicht und einfach, dass ich die Route übern Peregrine Pass landschaftlich einfach abwechslungsreicher fand. Bei der anderen Route würde ich größtenteils wieder durch deutlich engere Täler laufen. Aber das hatte ich die letzten Tage nun schon zu Genüge getan. Ich war dankbar dafür hier wieder durch ein etwas breites Tal zu wandern zu können und wollte das nicht gleich wieder durch zuviel Beengtheit eintauschen.


                                                          Maptigak Mountain


                                                          Auf dem Weg Richtung Ernie Pass

                                                          Kurze Zeit später kamen mir zwei Leute entgegen. Es waren Park Ranger, die hier Feldarbeit leisteten. Dazu zählt letztendlich prüfen wie so die Wasserstände in den Flüssen sind, die Pflanzenbeschaffenheit, der Tierbestand, in welchem Zustand die archäologischen & historischen Stätten der Iñupiat sind (dazu zählt hier alles älter als 50 Jahre) und ob irgendwo unerlaubte Wegmarkierungen aufgestellt sind (diese würden dann entfernt werden). Es war jedenfalls mal interessant aus erster Hand zu erfahren, wie so das Leben als Ranger hier ist. Die Hälfte des Jahres wohnen die in Bettles, einem 12-Seelen Dorf am Südrand der Brooks Range. Für mich wär das ja gar nichts. Nicht so erfreulich war, dass sie mir berichtet haben, dass deren Chef sie über Funk davor gewarnt hat, dass am Wochenende ein heftiger Sturm mit Temperatursturz und viel Regen (eventuell auch Schnee) aufziehen würde. Aus diesem Grund wurden sie auch auf dem Weg zum Peregrine Pass in ihr Basislager zurückbeordert welches sie ein paar Kilometer weiter westlich hatten (das war das Zelt was ich vor 5 Tagen gesehen habe). Das war natürlich nichts, was ich jetzt allzu gerne vernommen habe. Aber immerhin war ich nun vorgewarnt.


                                                          Die beiden Ranger aufm Weg in Ihr Basislager

                                                          Der starke Wind und die stetig zunehmende Bewölkung wirkten jetzt allerdings nicht mehr wie eine temporäre Unterbrechung des eigentlich schönen Wetters, sondern vielmehr wie ein schlechtes Omen und eine Verheißung auf einen bevorstehenden Wetterumschwung. Nun, heute war Donnerstag und morgen wollte ich den Pass überqueren. Mit etwas Glück würde ich es also vor Einsetzen des angekündigten Unwetters geschafft haben. Immerhin bestärkte mich das in meiner Entscheidung die leichtere Route übern Peregrine Pass gewählt zu haben und nicht den anderen Pass zu versuchen (in dem Fall hätte ich auch gar nicht die beiden Ranger getroffen).


                                                          Graylime Creek

                                                          Die Landschaft hier war ansonsten nett und soweit gut zu durchwandern. Interessant war, dass einige Sträucher bereits in den Herbstmodus übergegangen sind. Vor 5 Tagen war hier noch alles sommerlich grün. Auf Höhe des Ernie Passes (als richtigen Pass möchte ich den eigentlich gar nicht bezeichnen) sah ich dann einen Marder durch ein Bachbett laufen. Davon war ich so erstaunt, dass ich dummerweise recht laut „Krass, ein Marder“ ausrief. Das hat den Marder nur leider dazu veranlasste möglichst schnell das Weite zu suchen. Für ein gutes Foto hat es daher nicht gereicht. Ziemlich dämlich von mir. Trotzdem ein cooles Erlebnis, da ich bisher noch nie einen Marder in freier Wildbahn gesehen habe.


                                                          Wollgras am Ernie Pass


                                                          Zum Glück blieb es trocken, so dass ich bei meiner Mittagspause nicht von Regenschauern gestört wurde.

                                                          Östlich vom Ernie Pass wurde das Wandern dann etwas beschwerlicher. Der Boden war oft sumpfiger und der hier entspringende Ernie Creek und seine Zuflüsse bildeten etwas tiefer ausgeschnittene Canyons, die zu queren natürlich etwas anstrengend war. Ich folgten dem Ernie Creek noch für weitere drei Kilometer, bis ich dann nach Osten ins Tal vom Grizzly Creek abbog. Von hier aus hatte ich einen schönen Blick ins 300 m unterhalb von mir liegende Valley of Precipices, welches der Ernie Creek zwischen den Bergen Blackface Mountain und Als Mountain durchströmt. Ein ganzes Stück weiter südlich (von hier aus aber nicht sichtbar) befand sich der North Fork Koyukuk River, dem ich bei meiner Tour vor zwei Jahren gefolgt bin. Was war das doch für ein nerviges Bushwhacking damals. Wie gut, dass ich dieses Mal größtenteils davon verschont blieb.


                                                          Ernie Creek


                                                          Hier war der Boden oftmals recht sumpfig.


                                                          Panoramafoto von der Stelle wo ich ins Tal des Grizzly Creeks abgebogen bin.


                                                          Blick zum Ernie Creek im Valley of Precipices

                                                          Das Tal des Grizzly Creeks erwies sich dann aber leider nochmal als recht nervig. Der Bach durchfloss teilweise eine enge Schlucht (oder hatte zumindest recht steile Uferhänge), so dass ich mich oberhalb davon durch viel Gebüsch und über weichem Boden abmühen durfte. Ziemlich anstrengend war das. Theoretisch hätte ich mir natürlich auch schon längst ein Zeltplatz suchen und die Beine hochlegen können. Ich lag ja gut in der Zeit. Aber mein Ziel war es das Tal soweit hochzuwandern, bis ich schonmal einen Blick auf den Peregrine Pass werfen konnte.


                                                          Beim Einstieg ins Tal des Grizzly Creeks


                                                          Grizzly Creek; trotz des Namens habe ich hier keinen der pelzigen Namensgeber zu Gesicht bekommen.


                                                          Das Wandern hier war recht anstrengend. Das letzte Stück zog sich dann auch noch länger hin als gedacht.

                                                          Gegen 19 Uhr legte ich dann endlich den Rucksack ab. Was fühlte ich mich doch auf einmal leicht. Und erschöpft. Hier, wo sich der Grizzly Creek mit einem namenlosen Bach vereinigte, gab es ganz akzeptable Zeltmöglichkeiten und ich hatte einen guten Blick auf den Anstieg der mich morgen erwarten würde. Sah eigentlich gut machbar und nicht sonderlich schwierig aus. Das gab mir Motivation und Zuversicht. Nicht so zuversichtlich stimmte mich hingegen das Wetter. Mittlerweile war der Himmel ziemlich zugezogen und tief hängende Wolken verbargen die Berggipfel. Am späten Abend fing es dann auch noch an zu regnen. Ich hoffte nur, dass es nicht das angekündigte Unwetter, sondern nur ein kurzer Schauer war.


                                                          Schluss für heute


                                                          Vom guten Wetter heute Morgen war leider nichts mehr übrig.

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                                                            Fuchs
                                                            • 18.06.2014
                                                            • 1591
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                            Na, das liest sich doch schon viel schöner, als Deine leider etwas vermurkste Tour zuvor. Gut, dass die Dich nicht abgeschreckt, und dass Du es noch mal gewagt hast. Und dass Du uns dadurch so wundervolle Bilder bescherst.
                                                            Jetzt hoffe ich aber, dass der vorhergesagte Sturm nicht so schlimm wird.

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                                                              Alter Hase
                                                              • 31.01.2011
                                                              • 2501
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                              Die Passüberquerung am Tag 11 ist landschaftlich wirklich genial
                                                              www.trekking.magix.net

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                                                              • Mortias
                                                                Fuchs
                                                                • 10.06.2004
                                                                • 1232
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                                Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                                                Na, das liest sich doch schon viel schöner, als Deine leider etwas vermurkste Tour zuvor. Gut, dass die Dich nicht abgeschreckt, und dass Du es noch mal gewagt hast. Und dass Du uns dadurch so wundervolle Bilder bescherst.
                                                                Jetzt hoffe ich aber, dass der vorhergesagte Sturm nicht so schlimm wird.
                                                                Vielen Dank. Dann werd ich wohl mal weiterschreiben um die Frage mit dem Sturm zu beantworten.

                                                                Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                                                                Die Passüberquerung am Tag 11 ist landschaftlich wirklich genial
                                                                Da bin ich völlig Deiner Meinung. Das Pass war wirklich geil. Hab natürlich Glück gehabt, dass das Wetter noch so gut mitgespielt hat.

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                                                                  Fuchs
                                                                  • 10.06.2004
                                                                  • 1232
                                                                  • Privat


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                                                                  AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                                  Tag 13 (11.08.)
                                                                  Es schien ganz so, als wäre das gestern nicht nur ein kurzer Schauer sondern schon der Beginn des besagten Unwetters gewesen. Denn den ganzen Morgen regnete es in einem durch. Keine gute Voraussetzung für die Passüberquerung. Erst gegen halb 11 hörte es auf. Schnell packte ich meine Sachen zusammen und machte mich um 11 Uhr aufn Weg. Kurz folgte ich noch dem Bach, bevor es dann an den eigentlichen Aufstieg ging. Etwa 400 Meter sollte es jetzt hochgehen.


                                                                  Ungemütliches Wetter


                                                                  Leicht schräges Ufer und nasse Steine. Gute Bedingungen um mal zünftig auszurutschen und nasse Füße zu bekommen. Zum Glück blieb ich davon verschont.


                                                                  Hier ging es jetzt zum Pass hoch.

                                                                  Netterweise fing es kurze Zeit später dann auch wieder an zu regnen. Und zu stürmen. Richtig eklig war das. Und ich Idiot bin anfangs im T-Shirt losgegangen, weil ich auf trockenes Wetter hoffte und meine Regenjacke nicht vollschwitzen wollte. Kein Wunder, dass mir jetzt ziemlich kalt war und ich am liebsten umgedreht wäre. Aber das war natürlich keine Option. Also holte ich endlich meine Regensachen hervor und passte mich den Gegebenheiten an. Das war auch dringend notwendig.


                                                                  Regnerische Bedingungen beim Aufstieg


                                                                  Ich muss wohl nicht sagen wie grad meine Stimmung war...


                                                                  Blick in den oberen Teil des Grizzly Creek Tals

                                                                  Richtig unangenehm wurden dann die letzten 150 Höhenmeter. Hier war der Boden mit feinen Schiefersteinchen bedeckt die auf einer weichen Erdschicht lagen. Und durch den Regen ist die Erdschicht ziemlich schlammig geworden. Das hatte den unangenehmen Effekt, dass es gefühlt stets zwei Schritte vor und einen zurückging. Jeder Schritt war sauanstrengend, da ich immer etwas einsank und zurückrutschte. Bei trockener Witterung wäre dieser Abschnitt bestimmt kein Problem gewesen. Aber jetzt hat es mich konditionell echt gefordert.


                                                                  Man kann anhand der Fußspuren deutlich erkennen, dass ich nicht er einzige war, der hier langgelaufen ist. Getroffen habe ich aber niemanden.

                                                                  Um 10 nach 12 hatte ich es dann geschafft und stand auf der 1600 Meter hohen Passhöhe. Erleichterung machte sich breit diesen widerlichen Anstieg endlich hinter mir zu haben. Das war es dann aber auch schon mit den Emotionen. Die sonst übliche Gipfeleuphorie (wie beispielsweise vor zwei Tagen) hielt sich stark in Grenzen. Viel zu sehen gab es bei den Wolken eh nicht. Hier war es jetzt nur kalt, nass und ungemütlich. Es gab daher keinen Grund allzu lange hier oben zu verbleiben. Somit machte ich mich schnell wieder an den Abstieg.


                                                                  Auf der Passhöhe


                                                                  Bei gutem Wetter hätte ich noch wunderbar ein bisschen auf dem Grat entlang laufen können. Dies erschien mir gerade aber nicht sonderlich attraktiv.


                                                                  Hier ging es dann wieder runter.

                                                                  Ich folgte nun einem namenlosen Bach der kurz unterhalb der Passhöhe entsprang. Dieser hatte leider die unangenehme Angewohnheit etwas später eine kleine Schlucht auszubilden, die ich dann weiter oben am Hang umgehen durfte. So wurde auch der Abstieg nochmal eine ziemlich anstrengende Angelegenheit. Das kam doch recht unerwartet, da laut Karte und Google Earth der Abstieg (ähnlich wie der Aufstieg) auf einem langsam abfallenden Höhenrücken erfolgen sollte. Offenkundig war das aber grad nicht der Fall. Erst später habe ich gecheckt, dass ich an der falschen Stelle aufgestiegen bin. Der eigentliche Peregrine Pass lag etwa 800 Meter südlich von meiner Route. Vielleicht hätte ich mir bei vernünftigem Wetter morgens mehr Zeit gelassen um das nochmal genau auf der Karte nachzulesen, nur sah die Stelle, wo ich hochgestiegen bin, ebenso gut machbar aus, so dass ich dachte dies wäre der eigentliche Pass. Ein blöder Fehler der mir einen unnötig schweren Abstieg beschert hat.


                                                                  Leider regnete es auch beim Abstieg die meiste Zeit.


                                                                  Namenloser Bach. Hier hätte ich eigentlich gar nicht runterkommen sollen.

                                                                  Um Viertel nach 1 hatte ich den nervigen Abstieg dann endlich hinter mir und erreichte das Quellgebiet des North Fork Koyukuk Rivers. Hier gönnte ich mir endlich meine erste richtige Pause. Zum Glück war es auch gerade wieder trocken, so dass ich mich endlich mal hinsetzen und ausschnaufen konnte. Das tat echt gut, da mich der Pass doch ziemlich geschlaucht hat. Immerhin für eine halbe Stunde hatte ich jetzt meine Ruhe bevor es dann wieder zu regnen anfing. Zeit also um weiterzulaufen.


                                                                  Namenloser See im Quellgebiet des North Fork Koyukuk Rivers


                                                                  Kurzzeitig war sogar der Ansatz von Sonnenschein zu sehen. Aber wirklich nur ganz kurz.


                                                                  Endlich mal ne Pause. Das hab ich jetzt aber auch echt mal dringend gebraucht.

                                                                  Nun galt es für heute nur noch dem North Fork Koyukuk River ins Oolah Valley zu folgen. Landschaftlich war dies nicht mehr sonderlich anspruchsvoll, aber davon hatte ich für heute auch genug gehabt. Und immerhin kam ich hier unten ganz gut voran. Nur der Regen wollte jetzt kaum noch mehr aufhören. So wurde das Wandern zu einer ziemlich lustlosen Angelegenheit.


                                                                  Oberlauf des North Fork Koyukuk Rivers


                                                                  Saftige Wiesen


                                                                  Blick zurück

                                                                  Gegen Viertel nach 4 verbreitete sich das Tal langsam und ich konnte meinen ersten Blick auf das vor mir liegende Oolah Valley werfen. Durch dieses Tal bin ich bereits vor zwei Jahren auf meiner Tour gelaufen und jetzt würde ich wieder einen kleinen Abschnitt davon durchwandern. Gerade war es trocken und etwas Sonnenschein kam zwischen den Wolken hervor und sorgte für eine tolle Lichtstimmung. Ein gutes Fotomotiv war dies was ich natürlich gerne festhalten wollte. Nur musste ich beim Versuch dessen festzustellen, dass auf meinem Kameradisplay nur Rauschen zu sehen war und das Objektiv sich komisch verhielt. Das sah nicht gut aus. Das sah ganz und gar nicht gut aus. Das sah ziemlich sicher danach aus,
                                                                  als ob die Kamera sich verabschiedet hat. Anscheinend war es nicht unbedingt das schlauste gewesen auch bei Regen noch so viele Fotos gemacht zu haben. Allerdings sollte die Kamera gegen Spritzwasser geschützt sein. Und auch letztes Jahr in Lappland habe ich häufig bei Regen Fotos gemacht (natürlich habe ich die Kamera dafür immer nur kurzzeitig rausgeholt) und keinerlei Probleme gehabt. Aber vielleicht war es diesmal einfach ein Tropfen zuviel, der dann seinen Weg in die Elektronik gefunden und dort den Schaden angerichtet hat.


                                                                  Blick ins Oolah Valley...


                                                                  ...dort bin ich auch schon vor zwei Jahren lang gelatscht.

                                                                  Ich beschloss das Problem aber erstmal zu ignorieren und zum Summit Lake weiter zu laufen um dort mein Zelt aufzustellen. Das Ufer hier war allerdings extrem uneben und sehr schlecht geeignet zum Zelten. Ich lief zu einem Vorsprung von dem ich meinte dort vor zwei Jahren gezeltet zu haben (soweit ich mich erinnern kann). Aber auch hier fand ich keine gute Zeltmöglichkeit. Außerdem regnete es mittlerweile wieder ziemlich stark. So beschloss ich nochmal umzukehren und in der halb verfallenen Hütte, die hier am Ufer stand, erstmal Schutz zu suchen. Übernachten wollte ich zwar nicht in dieser Ruine, aber immerhin das Dach war noch intakt, so dass ich hier jetzt im Trockenen den Regen abwarten konnte. Ein angenehmer Glücksfall war das.

                                                                  Eine halbe Stunde später hörte der Regen auf und ich lief zum Westende des Sees. Hier fand ich dann eine passable Stelle wo ich endlich mein Zelt aufstellen konnte. Jetzt hatte ich auch endlich die Zeit mir mal in Ruhe meine Kamera anzuschauen. Leider war aber auch nach längerem Trocknen das gleiche Fehlverhalten zu beobachten. Ne, die war wohl hinüber. Mist. Schon eine bittere Ironie, dass ich es wie vor zwei Jahren geschafft habe in Alaska unterwegs meine Kamera kaputt zu bekommen. Aber diesmal war es immerhin nicht ganz so schlimm. Vor zwei Jahren passierte es mir ja gleich zu Beginn der Tour. Jetzt hingegen hatte ich den größeren Teil bereits hinter mir. Außerdem hatte ich dieses Mal mein USB Kabel fürs Handy dabei, so dass ich mit meinem USB-Ladegerät in der Lage sein würde mein Handy mehrmals aufzuladen. Batterien hatte ich zum Glück einige mit. Somit sollte es möglich sein mit meinem Handy weiterhin munter Fotos machen können. Nur halt in leider nicht in ganz so guter Qualität. Trotzdem, gefreut habe ich mich über das Ganze natürlich nicht. Insgesamt war das heute schon eine ziemlich anstrengende und nervige Etappe. Eher so einer der Tiefpunkte auf meiner Tour.


                                                                  Zeltplatz am Summit Lake


                                                                  Kaputte Kamera


                                                                  Hier noch ein Blick in das Tal aus dem ich gekommen bin.

                                                                  Kommentar


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                                                                    Fuchs
                                                                    • 10.06.2004
                                                                    • 1232
                                                                    • Privat


                                                                    #34
                                                                    AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                                    Tag 14 (12.08.)
                                                                    Als Entschädigung für die ganzen Strapazen gestern wurde ich heute mit einem traumhaften Morgen belohnt. Gegen halb 6 Uhr konnte ich beobachten wie die Sonne langsam die Wolken vertrieb und dabei wunderschöne Dämmerungsfarben an den Himmel malte. Es wurde angenehm warm, so dass ich gemütlich in der Sonne sitzen und meine nassen Sachen vom Vortag trocknen konnte. Friedlich lag nun der Summit Lake vor mir und einzig das gelegentliche Kreischen einer einsamen Möwe durchbrach diese zauberhafte Stille. Wirklich traumhaft. Hinzu kam, dass ich mittlerweile wieder synchron mit meiner ursprünglichen Zeitplanung lag. Ich hatte meinen Rückstand also wieder aufgeholt. Folglich musste ich heute auch überhaupt nicht hetzen sondern konnte mir wirklich die Zeit nehmen diese herrliche Szenerie ausgiebig zu genießen.


                                                                    Sonnenaufgang um halb 6


                                                                    So gefiel mir das doch schon viel besser als gestern.


                                                                    Heute wären das natürlich perfekte Bedingungen für die Passüberquerung gewesen.


                                                                    Blick nach Süden. Hinten kann man sogar den Mount Doonerak ausmachen.


                                                                    Wirklich ein perfekter Morgen war das.

                                                                    Als ich dann aber gegen halb 12 loslief war von der Sonne leider nichts mehr zu sehen. Eine durchgehende Wolkenschicht hatte schleichend damit begonnen sukzessive den Himmel zu bedecken. Aber noch was es immerhin trocken und mild. Also gute Bedingungen zum Wandern. Ich passierte die Hütte von gestern und ließ dann den Summit Lake hinter mir. Auf der Höhe der kontinentalen Wasserscheide hatte ich dann nochmal einen tollen Blick zurück auf den Summit Lake sowie das vor mir liegende Oolah Valley. Eine wirklich schöne Ecke war das hier.


                                                                    Bedeckter Himmel beim Aufbruch


                                                                    Verfallene Hütte. Hier habe ich gestern Schutz vorm Regen gesucht.


                                                                    Summit Lake (Doppelklick für größere Bildansicht)


                                                                    Blick ins Oolah Valley

                                                                    Von nun an ging es gemütlich bergab. Wie ich es bereits vor zwei Jahren kennen gelernt hatte, war der Boden hier teilweise recht weich und schwergängig. Aber ganz so schlimm wie ich es in Erinnerung hatte war es dann doch nicht. Vielleicht weil ich mittlerweile einfach daran gewöhnt war oder vielleicht auch weil die wirklich ätzenden Abschnitte erst weiter nördlich im Tal kamen (wo ich diesmal nicht mehr langlaufen würde). Somit ging dieser Abschnitt eigentlich ganz ordentlich vonstatten


                                                                    Namenloser Bach im Oolah Valley


                                                                    Sumpfabschnitt


                                                                    Entspannte Mittagspause. Immerhin war es trocken, windstill und es gab keine Mücken.


                                                                    Oolah Valley

                                                                    Gute 8 km folgte ich dem Oolah Valley. Dann bog ich nach Osten ab in das Seitental aus dem der Itkillik River geflossen kam. An dieser Stelle präsentierte sich mir nochmal ein genialer Anblick aufs nördliche Oolah Valley. In mir spürte ich wieder diese Sehnsucht nach der weiten Tundra Landschaft der North Slope in die das Tal hier letztendlich führen würde. Gleichzeitig mischte sich aber auch Erleichterung in meine Gefühle mit hinein. Erleichterung darüber nicht durch diese sumpfige Landschaft laufen zu müssen. Ich wusste ja von vor zwei Jahren wie mühselig es teilweise war. Weniger fröhlich stimmten mich hingegen die Wolken die mittlerweile schon deutlich tiefer lagen als noch zur Mittagszeit. Letztendlich war es dann auch nur noch eine Frage der Zeit gewesen als es dann kurze Zeit später zu regnen anfing. Also hieß es nochmal die Regensachen rauszuholen. Ich hoffte ja eigentlich, dass mir das heute erspart bleiben würde.


                                                                    Blick nach Norden. Irgendwo in ca. 40 km Entfernung würde dieses Tal in die North Slope übergehen.


                                                                    Blick zum Itkillik River


                                                                    Hier nochmal ein Panoramafoto von der Stelle wo ich dann das Oolah Valley verließ.

                                                                    Knappe 1,5 Kilometer lief ich jetzt noch am Itkillik River entlang bevor ich mir dann an einem Seitenbach nen Zeltplatz suchte. Mittlerweile war es ziemlich kalt und windig geworden. Vom Regen mal ganz abgesehen. Das Zelt habe ich anschließend kaum noch verlassen. Selbst gegessen habe ich im Zelt, auch wenn das eigentlich im Bärengebiet nicht zu empfehlen ist. Aber irgendwie war es mir schlicht und einfach zu ungemütlich draußen. Ich glaube der von den Rangern vorhergesagte Temperatursturz war jetzt endgültig da. Das schöne Wetter heute Morgen schien nur ein letztes Aufbäumen des vergehenden Sommers gewesen zu sein, bevor das Mistwetter dann richtig zuschlug.


                                                                    Zeltaufstellen im Regen ist auch immer so mäßig angenehm.


                                                                    Wie gut, dass es immerhin im Zelt warm und trocken war.


                                                                    Ekliges Wetter. Ein krasser Gegensatz zu heute Morgen.

                                                                    Kommentar


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                                                                      Alter Hase
                                                                      • 12.05.2013
                                                                      • 2707
                                                                      • Privat


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                                                                      AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                                      Das regnerische Wetter am Pass mag mühsam gewesen sein (ich weiss, wie sich das laufen mit vor-zurück anfühlt...) , aber die Fotos mit dem "gemischten" Wetter sind absolut super! Vielen Dank dafür!

                                                                      Kommentar


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                                                                        Fuchs
                                                                        • 10.06.2004
                                                                        • 1232
                                                                        • Privat


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                                                                        AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                                        Tag 15 (13.08.)
                                                                        Das schlechte Wetter hielt sich. Gerade mal 1 °C war es morgens und dazu auch noch unheimlich stürmisch. Bei diesem Wetter wollte ich am liebsten das warme Zelt überhaupt nicht verlassen, schließlich war es im Schlafsack doch viel gemütlicher. Aber dies ist natürlich keine Lösung, zumal irgendwann dann doch der Bewegungsdrang überhandnahm. Gegen halb 1 konnte ich mich dann endlich überwinden loszulaufen.


                                                                        Ungemütliches Wetter. Zum Glück regnete es nicht auch noch.

                                                                        Meine Route führte mich jetzt weiter am Itkillik River das Tal Richtung Oolah Pass hinauf. Die tiefhängenden Wolken verdeckten aber die Bergspitzen, so dass es landschaftlich nicht ganz so spektakulär war. Aber immerhin war es trocken und der ganz Untergrund ordentlich zum Laufen, so dass ich recht flott vorankam. Einmal sah ich am Flussufer Bärenspuren im Schlamm. Das war aber auch alles. Während ich zu Beginn der Tour an drei Tagen hintereinander jeweils einen Grizzly gesehen habe (wahrscheinlich war das immer der gleiche, auch wenn ich das nie wirklich klären konnte) haben sich die pelzigen Kollegen seitdem ziemlich rar gemacht. Außen gelegentlichen Spuren war nichts mehr von ihnen zu sehen gewesen.


                                                                        Itkillik River


                                                                        Guter Boden zum Wandern

                                                                        Am Hang eines kleinen Seitenbaches konnte ich dann immerhin eine windgeschützte Mittagspause einlegen. Das war besser als nichts, da es ansonsten wirklich höchst ungemütlich war und der Wind wahrhaftig nicht zum langen Hinsetzen eingeladen hat. So war ich froh, dass ich diese Pflichtübung für heute erfolgreich absolvieren konnte. Letztendlich ist es bei so schlechtem Wetter immer eine etwas heikle Frage wie und wo ich am besten mal ne Essenspause einlegen kann. Wenn ich das dann erfolgreich hinter mich bringen konnte, macht sich folglich immer eine gewisse Erleichterung bei mir breit.


                                                                        Ohne diese windgeschützte Stelle wäre meine Mittagspause wirklich höchst unbequem geworden.

                                                                        Etwas später kam ich an eine Stelle wo früher wohl mal ein ziemlicher Steinschlag runtergekommen sein muss. Eine Menge Geröll lag hier rum. Neben der moränenartigen Ablagerung am Hang gab es aber auch haufenweise kleine Geröllhaufen die ich mir beim besten Willen nicht erklären konnte. Vielleicht kann mir hier jemand, der sich besser mit Geologie auskennt, weiterhelfen. Vom weiten sah das Ganze jedenfalls ein bisschen wie eine Art großer Wall aus, so dass mir der Gedanke kam, dass Donald Trump hier wohl mal zu Testzwecken ne kleine Mauer gebaut hat, bevor er es dann an der Grenze zu Mexiko tun will.


                                                                        Blick in ein kleines namenloses Seitental


                                                                        "Steinmauer" voraus

                                                                        An den vielen Steinhaufen vorbeizumüssen war dann aber schon etwas nervig, zumal in den Zwischenräumen teilweise größere Wasserpfützen waren und ich somit in wenig rumprobieren musste um ne geeignete Route zu finden. Folglich war ich recht erleichtert, als ich diesen steinigen Abschnitt hinter mich gebracht habe. Danach ging es wieder deutlich leichter, bis ich zu der Abzweigung kam wo das Tal sich aufspaltete und ich dem Itkillik River weiter Richtung Osten folgte. Hier wurde das Tal merklich schmaler und der Anstieg etwas steiler. Zusätzlich fing es dann auch noch an zu hageln. Da wurde es echt mal höchste Zeit mir nen Zeltplatz zu suchen.


                                                                        Steinige Angelegenheit


                                                                        An dieser Stelle machte das Tal eine Biegung Richtung Süden.


                                                                        Ich folgte dem Fluss weiter nach Osten. Weiter vorne wurde das Tal dann deutlich schmaler.


                                                                        Blick zurück auf das Tal des Itkillik Rivers


                                                                        Es wurde langsam aber sicher ziemlich ungemütlich.

                                                                        Gegen 17.30 Uhr konnte ich mich dann wieder in meinen warmen Schlafsack verkriechen. Immerhin war ich heute trotz des ungemütlichen Wetters knappe 5 Stunden unterwegs gewesen und habe gute 10 km zurückgelegt. Das war jedenfalls besser als nichts, zumal das Wetter draußen immer schlechter zu werden schien. Ich musste zwar nur noch etwa 28 km laufen und hatte dafür noch 2 ½ Tage zur Verfügung, aber im Falle eines Regentages, den ich im Zelt abwettern müsste, wäre das Zeitpolster auch schon wieder enorm geschmolzen. Und das Wetter sah wirklich nicht nach Besserung aus. Eher im Gegenteil. Daher fühlte es sich umso besser an heute noch etwas geschafft zu haben. Wie gestern habe ich aber auch heute Abend mein Zelt kaum noch verlassen. Zu kalt und zu nass war es draußen.


                                                                        Unspektakulärer Zeltplatz. Aber egal, Hauptsache ein trockenes Plätzchen.


                                                                        Kein Wetter bei dem ich gerne draußen war.

                                                                        Kommentar


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                                                                          Fuchs
                                                                          • 10.06.2004
                                                                          • 1232
                                                                          • Privat


                                                                          #37
                                                                          AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                                          Tag 16 (14.08.)
                                                                          Als ich gegen halb 5 einmal zum Wasserlassen das Zelt verließ, stellte ich fest, dass es aufgrund von Eisregen mit einer durchgehenden Eischicht überzogen hat. Eine richtige kleine Eisfestung war es auf einmal. Welch unangenehme Überraschung. Andererseits auch mal ganz lustig sowas. Nicht so lustig fand ich allerdings, dass auch meine beiden Bärentonnen mit ner Eisschicht überzogen waren. Diese müsste ich vorm Losgehen ja erstmal wieder enteist bekommen. Und das Wetter schien hierzu keinen Beitrag leisten zu wollen. Nach einer Wetterbesserung sah es jedenfalls nicht aus.


                                                                          Steif gefrorenes Zelt

                                                                          So überlegte ich ob ich heute überhaupt losgehen würde. Theoretisch könnte ich mir einen Tag zum Abwettern zeitlich locker leisten. Vielleicht wäre es ja morgen schöner und dann würde es eh mehr Spaß bringen. Vielleicht. Andererseits fand ich die Vorstellung bei dieser unangenehmen Witterung den ganzen Tag in meinem kleinen Zelt zu verbringen auch nicht gerade spannend. Und ich hatte mit dem Oolah Pass immer noch eine, wenn auch nur kleine, Passhöhe vor mir. Die wollte ich ganz gerne hinter mich bringen.


                                                                          Nicht gerade sonderlich einladend...


                                                                          Eine dünne Hagelschicht bedeckte die Landschaft.

                                                                          Immerhin gelang es mir mit meinem Gaskocher (auf kleiner Flamme) im Zelt für ein bisschen Wärme zu sorgen und damit auch die Eisschicht auf meinen Bärentonnen wegzutauen. Dank meiner Trekkingstöcker konnte ich auch die Eisschicht auf meinem Zelt ganz gut wegklopfen. Und draußen war es mittlerweile trocken und nicht mehr allzu windig. Nachdem ich mein Mittag auch noch im Zelt verputzt habe, machte ich mich anschließend, gegen 14.30 Uhr, dann endlich auf dem Weg.


                                                                          Man kann gut erkennen wo mein Zelt gestanden hat.


                                                                          Endlich wieder unterwegs

                                                                          Erleichtert und erfreut dem Zelt entkommen zu sein und mich bewegen zu können ging ich nun das Tal Richtung Oolah Pass weiter hinauf. Kalt war es (ca. 0 °C) und der Boden war von einer feinen Hagelschicht bedeckt. Irgendwie wirkte es ja etwas surreal Mitte August auf gerade mal 1200 Metern durch eine solch winterliche Landschaft zu laufen. Hatte aber auch etwas echt Cooles.


                                                                          Blick zurück


                                                                          Weiter oben wurde die Sicht deutlich schlechter.

                                                                          Ich kam gut voran und nachdem ich durchs Laufen etwas aufgewärmt war fand ich die Kälte auch gar nicht mehr so unangenehm. Etwa nach einer Stunde erreichte ich den Oolah Pass. Hier, auf 1360 Höhenmetern, waren sogar die Grashalme komplett vereist. Wenn ich bedenke, dass ich vor ner halben Woche noch mit T-Shirt und kurzer Hose gewandert bin. Ja die Ranger hatten wirklich recht gehabt mit dem prognostizierten Temperatursturz. Ursprünglich hatte ich ja vorgehabt an dem See hier auf der Passhöhe zu zelten. Wie gut dass ich das gestern nicht gemacht habe. Das wäre ja noch ungemütlicher gewesen hier oben. Und auch gut, dass ich mein Mittag bereits im Zelt gegessen habe. Mich hier länger hinzusetzten zwecks Nahrungsaufnahme erschien mir nicht sonderlich reizvoll.


                                                                          Eisige Landschaft


                                                                          Oolah Pass

                                                                          Nachdem ich den See passiert habe folgte ich nun dem Lauf des hier entspringenden Kuyuktuvuk Creeks. Auf einmal kam der Wind wieder. Während es vor der Passhöhe noch angenehm windstill war und dies dem Ganzen eine leicht gespenstische Atmosphäre verlieh, empfand ich es jetzt nur noch als bissig und höchst unangenehm. Zu den stürmischen Windböen kamen noch kamen gelegentliche Regenschauer hinzu. Also alles damit man sich beim Wandern richtig schön wohl fühlt.


                                                                          Hier ging es jetzt wieder abwärts.


                                                                          Kuyuktuvuk Creek

                                                                          Ziemlich lustlos schleppte ich mich das (nun wieder grüne) Tal herunter. Für die Landschaft hatte ich grad nicht viel über. Zu sehen gab es außer Wolken eh nicht viel. Mittlerweile war ich echt froh, dass meine Tour bald zu Ende sein würde. Letztendlich war es reines Pflichtbewusstsein was mich zum Weitergehen antrieb. Da ich nicht sicher sein konnte ob dieses Scheißwetter anhalten würde, wollte ich heute zumindest noch ein bisschen mehr Strecke zurücklegen um nicht am Ende noch unnötig in Zeitnot zu geraten. So lief ich noch weitere 7 Kilometer (nach Überquerung der Passhöhe) das Tal hinab bevor ich dann gegen 17.15 Uhr mein Zelt aufschlug.


                                                                          Wolken, Wind und Regen sind irgendwie eine blöde Kombination.


                                                                          Immerhin war die Bodenbeschaffenheit soweit ganz OK hier.

                                                                          Glücklicherweise konnte ich dieses hinter einigen Sträuchern aufstellen. Diese haben den starken und eiskalten Wind zumindest etwas abgeschwächt. Ansonsten war das echt kaum feierlich draußen. Beim Wasserholen am Bach sind mir gefühlt beinahe die Hände abgefroren. Sommer ist echt etwas anderes. Wie gut, dass mein Zelt und der Schlafsack trotz allem trocken waren. Kaum auszumalen wie unbequem es wäre, wenn der Schlafsack durch irgendein Malheur nass geworden wäre. Immerhin konnte ich mich darüber freuen heute noch 11 km geschafft und mit dem Oolah Pass die letzte relevante Passhöhe hinter mich gebracht zu haben.


                                                                          Windgeschützter Zeltplatz. Trotzdem extrem ungemütlich.

                                                                          Kommentar


                                                                          • Mortias
                                                                            Fuchs
                                                                            • 10.06.2004
                                                                            • 1232
                                                                            • Privat


                                                                            #38
                                                                            AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                                            Tag 17 (15.08.)
                                                                            Es war definitiv die richtige Entscheidung gestern noch losgelaufen zu sein und nicht abgewettert zu haben. Denn wenn sich das Wetter geändert hat, dann allenfalls zum Schlechten. Es regnete in einem durch, was oben beim Pass vermutlich Hagel oder Schnee bedeutet hätte. Wenn ich mir vorstelle ich würde jetzt bei diesem Wetter immer noch da oben vorm Oolah Pass verharren wurde mir doch etwas unwohl. Dann stünde ich nämlich schon unter enormen Zeitdruck, der mich letztendlich dazu zwingen würde bei dem Kackwetter alles zusammenzupacken und loszumarschieren. Jetzt konnte ich es immerhin ruhig angehen lassen und erstmal im warmen Schlafsack liegen bleiben.

                                                                            Wieder aß ich mein Mittagessen im Zelt und machte mich dann gegen halb 3 aufn Weg. Gerade war es sogar einigermaßen trocken. Trotzdem war mein Zelt, als ich es zusammenpackte, noch klitschnass. Das würde sich bestimmt nachher beim Aufbauen noch rächen. Aber egal, jetzt stand erstmal Wandern aufm Programm. Ich folgte nun dem Kuyuktuvuk Creek für weitere 1,5 km, bevor ich dann nach Osten abbog um dem letzten Pass auf dieser Tour entgegenzugehen. Hierbei handelte es sich eigentlich eher um einen Höhenrücken von einem Gebirgszug, der hier nur ca. 1200 m hoch war und daher eine gute Möglichkeit bot um zum Dalton Highway zu gelangen.


                                                                            Mittagessen im Zelt


                                                                            Aufbruch um halb 3. Wie gut, dass ich keinen Zeitdruck mehr hatte.


                                                                            Viel zu sehen gab es hier nicht.


                                                                            Ungefähr hier verließ ich dann den Kuyuktuvuk Creek um mich an den Aufstieg zu meinem letzten Pass zu machen.

                                                                            Es regnete mittlerweile in einem durch und meine Sachen wurden so langsam auch etwas feucht. Zudem war der Boden unheimlich nass und weich. So wurde dieser eigentlich recht moderat erscheinende Aufstieg letztendlich ziemlich widerlich und anstrengend. Immerhin hatte ich von weiter oben nochmal einen ganz passablen Blick auf den Kuyuktuvuk Creek. Das war zumindest eine Art kleiner Trost für den ganzen Ärger. Dafür war aber gerade hier oben, wo ich ja eher härteren Boden erwartet habe, der Untergrund megasumpfig. Der viele Regen tat bestimmt sein Übriges dafür dass es wirkte als liefe ich über einen großen Schwamm.


                                                                            Son Aufstieg bei Dauerregen ist oft eher so mäßig spaßig.


                                                                            Kuyuktuvuk Creek, Blick nach Süden


                                                                            Hier nochmal der Ausblick als Panorama (Doppelklick für vergrößerte Bildansicht)


                                                                            Sumpfig-weicher Untergrund

                                                                            Dann endlich, gegen Viertel nach 3 hatte ich es geschafft und blickte von der Passhöhe auf den Dalton Highway herab. Nur noch ein paar Kilometer trennten mich vom Ende all der Strapazen. Noch einmal genoss ich den Ausblick auf die umliegenden Berge (sofern das bei den Wolken überhaupt möglich war) und freute mich gleichzeitig darüber mein Ziel endlich in Reichweite zu haben. Allzulange blieb ich aber nicht hier oben. Der kalte Wind war einfach nicht sonderlich einladend.


                                                                            Auf der Passhöhe auf 1220 Metern mit Blick nach Osten


                                                                            In der Ferne lässt sich schon der Dalton Highway erkennen.

                                                                            Der Abstieg war dann nochmal so richtig schön Alaska at it’s best. Teilweise steile Hänge, viel Gestrüpp und nochmal ein größerer Bach den ich gerade so noch trockenen Fußes mit meinen Wanderschuhen furten konnte. Zum Glück. Denn die Vorstellung diesen in Crocs zu furten zu müssen fand ich bei der vorherrschenden Wetterlage nicht grad erwärmend. Am anderen Ufer ging es dann nochmal schön durchs Dickicht bis ich anschließend die Waldgrenze erreichte. Welch ein Kontrast. Nach zwei Wochen in der baumlosen Tundra, wo bestenfalls größere Büsche wuchsen, lief ich nun durch einen saftigen grünen Nadelwald. Schon irgendwie cool. Aber gleichzeitig freute ich mich auch darüber, dass ich solchen Waldabschnitten bisher ausm Weg gehen konnte. Zu gut habe ich es noch in Erinnerung wie nervig es vorletztes Jahr gewesen ist stundenlag durch dichten Wald laufen zu müssen. Jetzt war es eher eine nette Abwechslung zum Abschluss dieser Tour.


                                                                            Namenloser Bach. Durch den Regen war der nochmal gut angeschwollen.


                                                                            Nerviges Dickicht. Zum Glück gab es nur wenige solche Abschnitte auf dieser Tour.


                                                                            Die ersten Bäume nach zwei Wochen


                                                                            Trotz des Regens war der Wald landschaftlich ein angenehmer Kontrast und schön anzuschauen.

                                                                            Gegen 18 Uhr erreichte ich den Dietrich River und schlug dann auf der anderen Flussseite, direkt neben dem Dalton Highway, mein Zelt auf. Geschafft. Beim Zeltaufstellen aber gab es dann noch die unangenehme Überraschung, dass das Innenzelt komplett durchnässt war. Ich hatte es ja schon beim Zusammenpacken vorhin befürchtet. Zum Glück konnte ich es mit meinem Gaskocher einigermaßen trocken bekommen. Und immerhin regnete es gerade nicht, so dass ich meine feuchten Sachen zumindest etwas trocknen konnte.


                                                                            Dietrich River


                                                                            Dalton Highway

                                                                            Neben mir fuhren regelmäßig Trucks und Geländewagen vorbei während ich entspannt in meinem warmen Schlafsack lag. Richtig ungewohnt war es diese Geräusche zu hören. Und auch wenn ich morgen noch ein paar Kilometer auf dem Dalton Highway laufen musste, um zur verabredeten Abholstelle zu kommen, so fühlte ich mich jetzt schon wie am Ziel. Ich war einfach erleichtert es geschafft zu haben. Jetzt würde ich keine unerwarteten Steilhänge, sumpfigen Wiesen, hinderlichen Gebüsche, reißende Bäche und was sonst noch so alles dazukommt mehr haben. Nur noch ein paar Kilometer Schotterpiste. Das würde ich auch noch irgendwie hinbekommen.


                                                                            Mein letzter Zeltplatz auf dieser Tour

                                                                            Kommentar


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                                                                              Alter Hase
                                                                              • 30.05.2007
                                                                              • 3996
                                                                              • Privat


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                                                                              AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                                              Die eingefrorenen Gräser sind der Hammer!
                                                                              So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                              A. v. Humboldt.

                                                                              Kommentar


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                                                                                Fuchs
                                                                                • 10.07.2008
                                                                                • 2381
                                                                                • Privat


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                                                                                AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                                                Schlechtes Wetter macht gute Fotos

                                                                                Schöner Bericht, bei dem ich so richtig mitleiden kann.
                                                                                Ich habe im letzten Jahr meine Trekkingtouren auch überwiegend in Dauerregen, Wind und Kälte gemacht ...

                                                                                Kommentar


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                                                                                  Alter Hase
                                                                                  • 16.11.2009
                                                                                  • 3184
                                                                                  • Privat


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                                                                                  AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                                                  Der Steinwall sollte eine Endmoräne sein. Ein Gletscher hat Geröll vor sich hergeschoben, kam zum Stillstand und ist abgeschmolzen.

                                                                                  Schöner, spannender Bericht!

                                                                                  Gruß,

                                                                                  Claudia

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    Alter Hase
                                                                                    • 12.05.2013
                                                                                    • 2707
                                                                                    • Privat


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                                                                                    AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                                                    Auch ich finde die Fotos bei schlechten Wetter wiederum toll! Gut geschriebener Bericht, sehr persönlich, danke dafür!

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      Fuchs
                                                                                      • 10.06.2004
                                                                                      • 1232
                                                                                      • Privat


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                                                                                      AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                                                      Zitat von Mika Hautamaeki Beitrag anzeigen
                                                                                      Die eingefrorenen Gräser sind der Hammer!
                                                                                      Zitat von Meer Berge Beitrag anzeigen
                                                                                      Schlechtes Wetter macht gute Fotos
                                                                                      Zitat von rumpelstil Beitrag anzeigen
                                                                                      Auch ich finde die Fotos bei schlechten Wetter wiederum toll! Gut geschriebener Bericht, sehr persönlich, danke dafür!
                                                                                      Herzlichen Dank schonmal für das Lob. So im Nachhinein betrachtet muss ich schon zugeben, dass da ein paar echt schicke Schlechtwetterfotos dabei sind. Nur empfinde ich unterwegs bei so nem Wetter meist doch etwas anders. Das habe ich halt versucht möglichst ehrlich wiederzugeben.

                                                                                      Zitat von Waldhexe Beitrag anzeigen
                                                                                      Der Steinwall sollte eine Endmoräne sein. Ein Gletscher hat Geröll vor sich hergeschoben, kam zum Stillstand und ist abgeschmolzen.
                                                                                      Jo das ist wohl die naheligenste Erklärung. Da dort auch nicht mal der symbolische Rest eines Gletschers zu sehen war, ist mir diese Erklärung überhaupt gar nicht in den Sinn gekommen. Ich hatte jetzt zuerst an nen Bergsturz gedacht. Nur hätte dieser nicht die einzelnen Steinhaufen erklären können.

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        Alter Hase
                                                                                        • 16.11.2009
                                                                                        • 3184
                                                                                        • Privat


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                                                                                        AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                                                        OT: Nun ja, bei manchen Endmoränen ist schon lange und weit und breit kein Gletscher mehr zu sehen...

                                                                                        Ich finde es übrigens erstaunlich, wie stark Alaska (zumindest auf Deinen Fotos) und Lappland sich ähneln.

                                                                                        Gruß,

                                                                                        Claudia

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          Fuchs
                                                                                          • 10.06.2004
                                                                                          • 1232
                                                                                          • Privat


                                                                                          #45
                                                                                          AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                                                          Zitat von Waldhexe Beitrag anzeigen
                                                                                          Ich finde es übrigens erstaunlich, wie stark Alaska (zumindest auf Deinen Fotos) und Lappland sich ähneln.
                                                                                          Das mit der Ähnlichkeit trifft durchaus zu. Als ich vor vielen Jahren das erste Mal Fotos von der Brooks Range gesehen habe dachte ich nur "Geil, da muss ich unbedingt mal hin. Das ist ja quasi Lappland in groß".

                                                                                          Trotz der Ähnlichkeiten gibt es aber auch einige signifikante Unterschiede. Zum Abschluß meines Berichtes (vermutlich morgen) werde ich da nochmal ein bisschen drauf eingehen.

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            Fuchs
                                                                                            • 02.09.2016
                                                                                            • 1511
                                                                                            • Privat


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                                                                                            AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                                                            Vielen Dank für das Lesevergnügen!

                                                                                            Nicht zuletzt wegen der Bärenproblematik werde ich mich weiterhin lieber an Skandinavien halten, aber als armchair-traveller war ich gerne mit Dir in Alaska dabei.

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              Fuchs
                                                                                              • 10.06.2004
                                                                                              • 1232
                                                                                              • Privat


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                                                                                              AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                                                              Zitat von Fjellfex Beitrag anzeigen
                                                                                              Nicht zuletzt wegen der Bärenproblematik werde ich mich weiterhin lieber an Skandinavien halten, aber als armchair-traveller war ich gerne mit Dir in Alaska dabei.
                                                                                              Kann ich gut nachvollziehen. Mich hat das anfangs auch viel Überwindung gekostet. Und auch wenn man sich mit der Zeit daran gewöhnt, so habe ich schon festgestellt, dass ich in Skandinavien gerade bei Pausen doch eine Spur entspannter war, eben weil ich nicht nach Bären Ausschau halten musste.

                                                                                              Kommentar


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                                                                                                Fuchs
                                                                                                • 10.06.2004
                                                                                                • 1232
                                                                                                • Privat


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                                                                                                AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                                                                Tag 18 (16.08.)
                                                                                                So, heute hieß es dann endlich Feierabend und Schluss. Heute würde ich wieder zurück in die Zivilisation fahren. Dorthin wo es warm und trocken ist und es genug zu essen gibt. Um mir den Abschied aus der Brooks Range auch bestmöglich zu erleichtern, wurde ich heute Morgen wieder von nass-kaltem Wetter begrüßt. Der Dietrich River war nochmal ein bisschen mehr durch den Regen angeschwollen, so dass ich echt froh war nicht auf der anderen Seite mein Zelt aufgeschlagen zu haben. Das hätte mir sonst definitiv wieder nasse Füße beschert. Ich ließ mir ausgiebig Zeit um nochmal meine Sachen so gut es ging zu trocken. War ja noch alles ziemlich feucht vom Vortag.

                                                                                                Um 11 Uhr machte ich mich dann auf den Weg. Immerhin war es trocken. Und ich freute mich heute hindernisfrei die letzten 8 km auf der Schotterstraße laufen zu können. Der Grund dafür, dass ich beim Dalton Highway Express nicht einfach vereinbart hatte mich hier abzuholen, lag daran, dass ich im Falle von schönem Wetter vorgehabt hatte eine etwas andere Route zu laufen. Bei dieser wäre ich dann nördlich von der Chandalar Station auf den Dalton Highway gestoßen. Somit entschied ich mich als Kompromisslösung für den Mile Marker 239 nahe der Chandalar Station.

                                                                                                Anmerkung: Die Herrschaften vom Dalton Highway Express nutzen diese Mile Marker am Highway als Abholpunkte wenn man jenseits der normalen Stopps aufgesammelt werden möchte. Die Zählung bezieht sich auf den Abstand in Meilen zum Startpunkt des Highways nahe Fairbanks. Da stehen dann bei jeder Meile kleine Schilder mit der jeweiligen Meilenangabe neben der Straße. Recht praktisch. Allerdings fand ich es etwas umständlich, warum die mich nicht einfach bei der Chandalar Station abholen wollten.


                                                                                                Die letzte Etappe steht an.


                                                                                                Offizieller Beginn des North Slope Bezirks


                                                                                                Schotterpiste

                                                                                                So lief ich recht entspannt den Dalton Highway entlang. Ich hatte noch zwei Stunden Zeit (bis zur Abholung um 13 Uhr) und musste daher nicht allzuviel hetzen. Allerdings gab es beim Aufstieg zum Chandalar Shelf noch einmal 200 Höhenmeter zu überwinden, die mich trotz der guten Wegbeschaffenheit etwas ins Schwitzen gebracht haben. Zumal es wieder leicht zu regnen begann, was bedeutete Regensachen (in denen man leichter schwitzt) anzuziehen. Dafür war der Anblick auf den Dietrich River nochmal ganz schick. Zwischen den Wolken versteckt sah ich sogar teilweise schon schneebedeckte Gipfel hervorschauen.


                                                                                                Dietrich River


                                                                                                Blick zurück

                                                                                                Das Chandalar Shelf bot dann nochmal einen ganz reizvollen Anblick. Östlich von mir lag nun ein breites Tal das von mehreren namenlosen Strömen durchflossen wurde. Ein bisschen kam da schon die Sehnsucht auf dem Tal zu folgen und einfach mal ins Unbekannte weiterzumarschieren. Das schlechte Wetter und die Aussicht dort vermutlich fast nur über sumpfigen Boden zu laufen holten ich aber schnell wieder in die Realität zurück.


                                                                                                Chandalar Shelf


                                                                                                Seitenstraße die ins Nirgendwo führte.


                                                                                                Ein bisschen Sehnsucht kam bei dem Anblick hier ja schon auf.


                                                                                                Das Ziel war nicht mehr fern.

                                                                                                Gegen halb 1 erreichte ich dann den Mile Marker 239 bei der Chandalar Station. Somit war meine Wanderung hiermit vorbei. Ich musste jetzt nur noch auf den Dalton Highway Express warten der mich hier um 13 Uhr abholen sollte. Also wartete ich. Mittlerweile war es etwa Viertel nach 1 ohne dass er sich hat blicken lassen. Naja, ein bisschen Verspätung kann ja schonmal vorkommen. Die Zeit verging, es fing an zu regnen und die Uhr zeigte mittlerweile zwei an. Und immer noch keine Spur zu sehen. Jedes Mal wenn ich ein Auto kommen hörte (oder sah) schöpfte ich kurzzeitig Hoffnung, dass es jetzt endlich soweit sei, nur um dann resigniert festzustellen, dass dies nicht der Fall war. Es regnete nun schon länger in einem durch und ich ging frustriert auf und ab und wusste einfach nicht was ich machen sollte. Haben die mich etwa vergessen? Habe ich denen einen falschen Tag angegeben? Wollten die sich mit mir einen Scherz erlauben? Das konnte doch nicht sein, dass ich jetzt hier im Nirgendwo gestrandet bin. Ich hatte schließlich am nächsten Tag einen Flug zu erwischen. Und Essen hatte ich auch keins mehr. Außerdem war ich leicht durchnässt und mir war kalt. Kurzum, ich fühlte mich echt ätzend, fluchte mehrmals laut und schrie mir den Frust von der Seele.


                                                                                                Chandalar Station

                                                                                                Gegen halb drei wurde es mir dann endgültig zu blöd. Da ich nicht wusste ob der Bus überhaupt noch kommen würde und gleichzeitig die Chandalar Station nur ca. 100 m entfernt war, sah ich es einfach nicht ein noch länger draußen im Regen zu stehen (was ich ja nur tat weil ich den Bus auf keinen Fall verpassen wollte). Bei der Chandalar Station handelt es sich um eine Pumpstation für die Trans-Alaska Pipeline, die ja überhaupt erst der Grund dafür war, dass der Dalton Highway gebaut wurde. Glücklicherweise war einer der Hangar offen. Die beiden dort stationierten Arbeiter guckten etwas irritiert, als ich auf einmal klitschnass vor deren Büro stand und fragte ob ich mich eventuell unterstellen könnte. Sie waren aber unheimlich hilfsbereit, gaben mir Tee und ließen mich deren Satellitentelefon benutzen.


                                                                                                In der Chandalar Station. Endlich mal wieder im Trockenen. Und so ein Heißgetränk kann schon sehr angenehm sein.

                                                                                                Der Anruf bei dem Reiseunternehmen (welches den Dalton Highway Express organisiert) ergab, dass es beim Start in Deadhorse wohl ein paar technische Probleme mit dem Bus gegeben hat. Dadurch hat sich die Abfahrt um ein paar Stunden verzögert. Es wurde mir aber versichert, dass er Bus bald kommen würde und ich besser draußen am vereinbarten Mile Marker warten solle, da sie selber keine Möglichkeit hätten den Busfahrer telefonisch zu erreichen. Das waren doch mal erfreuliche Nachrichten. Außerdem war es draußen auch wieder trocken, so dass ich mich gut gelaunt von den beiden Arbeitern verabschiedete. Es dauerte allerdings noch bis 10 vor Vier (und ein paar Regenschauer inklusive) bis dann endlich der Bus kam.


                                                                                                Das Warten ging weiter. Immerhin schien gerade die Sonne.


                                                                                                So sah die Landschaft doch gleich etwas freundlicher aus.

                                                                                                Der Fahrer entschuldigte sich höflich für die Verspätung und meinte er hätte über eine Dreiviertelstunde am Galbraith Lake auf mich gewartet bis er dann endlich im Büro angerufen hat wo ihm gesagt wurde, dass ich weiter südlich am Mile Marker 239 stehen würde. Aha. Galbraith Lake. Interessant. Als ich meine Tour gebucht hatte stand auf meiner Rechnung als Abholpunkt Galbraith Lake. Ich hatte anschließend extra nachgefragt deswegen, aber sie meinten das sei normal, da dies der nächste gelegene reguläre Stopp wäre und der Preis sich folglich daran orientiere. Aber selbstverständlich hätten sie vermerkt, dass ich am Mile Marker 239 abgeholt werden würde und nicht am Galbraith Lake. Na das hat ja gut geklappt…

                                                                                                Wie auch immer, jetzt endlich saß ich um warmen Bus und hatte es geschafft. Während ich vor zwei Jahren der einzige Fahrgast war, gab es diesmal noch 6 andere Gäste. Allzu gesprächig waren die aber nicht. Aber was soll‘s. Jetzt konnte ich nochmal die Fahrt durch den südlichen (bewaldeten Teil) der Brooks Range genießen und anschließend durch die weiten Hügellandschaften Zentralalaskas. Sonderlich viele Stopps hat der Fahrer nicht gemacht. Aber das war mir nur recht. So sind wir ziemlich schnell durchgekommen, was dazu führte, dass ich dann um 20 vor 1 vorm 9th Ave Hostel abgesetzt wurde. Nur 40 Minuten später als normalerweise geplant. Erschöpft und erleichtert legte ich mich in das gemütlich weiche Bett schlafen. Ich hatte es endgültig geschafft und war wieder zurück in der Zivilisation. Dort wo es warm und trocken ist und das gerade erst Erlebte schnell zu einer Erinnerung verblasst.


                                                                                                Unterwegs mit dem Dalton Highway Express


                                                                                                Kleine Fotopause im Südteil der Brooks-Range. Hier war es deutlich bewaldeter als weiter oben im Norden.


                                                                                                Zwischenstopp am Finger Rock. Dies war nun schon südlich der Brooks Range und des Polarkreises.


                                                                                                Von hier hat man (bei gutem Wetter) nochmal einen schönen Rundumblick.


                                                                                                Das besagte Vehikel in dem ich gefahren wurde. Eigentlich kann man hier nicht von einem Bus sprechen.


                                                                                                Am Yukon River


                                                                                                Abenddämmerung gegen 22.45 Uhr. Das erste Mal nach über zwei Wochen, dass es wieder ansatzweise dunkel wurde.

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  Fuchs
                                                                                                  • 10.06.2004
                                                                                                  • 1232
                                                                                                  • Privat


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                                                                                                  AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                                                                  Tag 19 (17.08.)
                                                                                                  Viel zu erzählen gibt es jetzt eigentlich nicht mehr. Ich konnte gemütlich ausschlafen und anschließend in der Stadt die eine Bärentonne zurückgeben und nochmal ausgiebig zu Mittag essen. Das mit dem Essen ist immer sehr angenehm nach so einer Trekkingtour. Kennt bestimmt jeder dieses geile Gefühl nach längerer Zeit mit knapp rationierter Nahrung dann wieder so richtig schön reinhauen zu können.


                                                                                                  Zurück in Fairbanks

                                                                                                  Gegen 18.20 Uhr ging dann mein Flieger Richtung Frankfurt. Immerhin das lief problemlos nach Plan. Da der Himmel leider bewölkt war, gab es draußen nicht viel von der Landschaft zu sehen. Aber das war jetzt nicht so schlimm. Ich hatte schließlich genug Eindrücke auf dieser Tour sammeln können, so dass ich insgesamt mit dem Erlebten sehr zufrieden sein konnte.


                                                                                                  Am Flughafen hatte ich dann nochmal eine letzte Bärenbegegnung.


                                                                                                  Beim Rückflug über Grönland

                                                                                                  Übermüdet durch den Jetlag und wenig zu Schlaf im Flieger kam ich am folgenden Nachmittag dann endlich in München an. Ich war wieder zuhause. Ein anstrengendes aber auch sehr abwechslungsreiches Abenteuer lag nun hinter mir. Es war definitiv eine Erfahrung wert.

                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                    Fuchs
                                                                                                    • 10.06.2004
                                                                                                    • 1232
                                                                                                    • Privat


                                                                                                    #50
                                                                                                    AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                                                                    Fazit
                                                                                                    Was wäre so ein Reisebericht nur ohne ein schlaues Resümee am Ende. Also möchte ich auch dazu noch ein paar Worte verlieren. Zuersteinmal bin ich unheimlich froh darüber es nochmal mit Alaska versucht zu haben und dabei etliche positive Erfahrungen gesammelt zu haben (die mir vor zwei Jahren noch versagt blieben). Während ich die Tour vor zwei Jahren als eine Art lehrreichen Fehlschlag betrachte, so empfand ich es diesmal als normale Trekkingtour mit ihren normalen Hoch-und Tiefpunkten. In Alaska heißt das neben der coolen Natur natürlich auch teilweise schweres und unbekanntes Gelände sowie harte Wetterbedingungen in Kauf zu nehmen. Das gehört natürlich nicht zu den Pluspunkten dort, ist aber der Preis der zu zahlen ist wenn man die Landschaft dort in ihrer unverfälschten Wildheit erleben will. Und erlebt habe ich schon so einiges wofür ich im Nachhinein sehr dankbar bin. Diesmal konnte ich ein sehr ausgewogenes und differenziertes Bild von Alaska bekommen: Die Schönheit und Wildheit der Natur gepaart mit den Widrigkeiten die solch eine Tour mit sich bringt. Authentisch würd ich es mal nennen.

                                                                                                    Ein bisschen hoffte ich anfangs ja, dass es jetzt das krasse Gegenteil zu meiner letzten Alaska Tour wird. Sprich alles läuft reibungslos ohne Beschwernisse, das Wetter ist immer tipp-topp und jeden Tag bekomme ich überragende Landschaftsausblicke serviert ohne dabei durch schwere Pässe oder reißende Flüsse aufgehalten zu werden. Das ist so selbstverständlich nicht eingetreten. Es gab auch genug Schattenseiten und Ärgernisse. Aber dennoch hat diesmal das positive definitiv überwogen, so dass ich unheimlich froh darüber bin diese Tour gemacht zu haben.

                                                                                                    Bleibt natürlich die (bei mir im Kopf stets präsente) Frage wo es mir eigentlich besser gefällt. In Lappland oder in Alaska? Ganz fair ist die Frage natürlich nicht, da ich aufgrund etlicher Touren Lappland mittlerweile fast als mein zweites Wohnzimmer betrachte, während Alaska immer noch Neuland für mich ist. Dennoch gibt es ein paar Dinge die mir aufgefallen sind und die ich hier gerne ausführen möchte.

                                                                                                    Wenn es um den reinen Wildnis-Charakter geht, kann das Fjäll in Lappland natürlich nicht mit der Brooks Range mithalten. Auch wenn Lappland schon recht wild und naturbelassen ist, so ist die Brooks Range einfach nochmal viel ausgedehnte, unbesiedelter und unberührter. Während der gesamten Tour habe ich gerade mal vier Menschen getroffen. Und am Rande der Brooks Range zu stehen und auf die North Slope zu schauen, in dem Wissen dass es noch 250 km unberührter Tundra bis zur Beaufortsee sind, ist schon etwas Besonderes was sich in dem Maße in Lappland einfach nicht erleben lässt.

                                                                                                    Landschaftlich unterscheidet sich die Brooks Range, trotz der Ähnlichkeiten, auch ein wenig von Lappland. So sind die Berge dort meist etwas höher und schroffer, was dem ganzen einen sehr reizvollen Hochgebirgscharakter verleiht. Dies bringt allerdings auch einen Nachteil mit sich. Und zwar die fehlende Weite. Es hatte schon seinen Grund warum es mir am Rande zur North Slope so gefiel. Eben weil ich hier diese Weite erleben konnte, die ich sonst in Lappland so häufig genießen durfte. Dadurch, dass das Fjäll in Lappland keine reine Hochgebirgslandschaft ist (sondern eher eine Mischform aus Hochebene, Mittelgebirge und Hochgebirge), sind die Fernblicke dort deutlich zahlreicher. Das macht sich auch in der Anzahl der vorhandenen Seen bemerkbar. Ich liebe Seen und vor allem liebe ich es abends beim Sonnenuntergang am Seeufer zu sitzen, während dieser spiegelglatt vor mir liegt und ein ins Wasser geworfener Stein auf der Wasseroberfläche weite Kreise zieht. In diesem Idealbild liegt natürlich eine gewisse Verklärung. Aber die Quintessenz ist, dass es in der Brooks Range eben aufgrund des Hochgebirgscharakters nur wenige Seen gibt und diese meist recht klein sind. Letztendlich ähnlich wie man es im Sarek vorfindet. Somit ist die Chance eher klein abends am Seeufer das Zelt aufzuschlagen und dort den Sonnenuntergang zu genießen. Mein einziger Zeltplatz direkt an einem See war Tag 13 am Summit Lake. Rückblickend muss ich sagen hätte ich gerne mehr davon gehabt.

                                                                                                    Zuletzt habe ich noch die Gletscher bzw. den Schnee auf den Bergen ein wenig vermisst. Aufgrund der sehr trockenen Winter sammelt sich da kaum etwas an, so dass die Berge manchmal etwas kahl und trocken wirkten. Anders als in Lappland, wo man (wie beispielsweise im Sarek) viele Gletscher bestaunen kann und auch auf etlichen kleineren Hügeln oft größere Firnfelder zu finden sind. Dies gibt den Bergen eine gewisse Verzierung und sorgt dadurch landschaftlich für angenehme Abwechslung. Diese hat mir in der Brooks Range doch manchmal gefehlt.

                                                                                                    Was jetzt wiederrum für die Brooks Range spricht ist einfach der Reiz des Neuen und Unbekannten. Während ich Lappland bereits viele Gegenden förmlich abgegrast habe (natürlich finden sich auch hier immer noch haufenweise unbekannte Ecken) so gibt es in der Brooks Range für mich einfach noch unheimlich viel Neuland zu entdecken. Natürlich finde ich es hin und wieder schön bekannte Plätze aufzusuchen und wiederzuerkennen. Aber noch mehr gefällt mir halt das Entdecken neuer unbekannter Wildnisgebiete. Und dies ist in der Brooks Range natürlich deutlich besser möglich als in Lappland. Außerdem gibt es in Alaska weiter südlich auch noch haufenweise anderer schöner Ecken die definitiv mal einen Besuch wert sind. Ich denke hier insbesondere an den östlichen Teil der Alaska Range.

                                                                                                    Ich weiß daher noch nicht wo es mich beim nächsten Mal hinziehen wird wenn die Entscheidung lautet Lappland oder Alaska. Beides wäre möglich. Wobei diesen Sommer steht jetzt erstmal Südgrönland aufm Programm. Was danach kommt muss ich mal schauen. Grundsätzlich will ich eine Rückkehr nach Alaska aber keinesfalls ausschließen. Ich habe nicht das Gefühl, dass dieses Kapitel für mich schon komplett abgeschlossen ist. Das gilt nur für den Bericht, der hiermit zu seinem Ende gekommen ist.

                                                                                                    Ende

                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                      Fuchs
                                                                                                      • 11.10.2008
                                                                                                      • 2064
                                                                                                      • Privat


                                                                                                      #51
                                                                                                      AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                                                                      Vielen Dank, Matthias, wiedermal ein guter Bericht von dir. Alaska mit nur blauem Himmel wäre halt irgendwie auch keine richtige Alaska-Erfahrung, hm? Ist halt so und gehört dazu, wie du schon sagst.

                                                                                                      Seen wird's dann in Südgrönland genug geben!
                                                                                                      Regelmäßige Updates auf Facebook: Outventurous || Galerie und Weltkarte gibt's auf der Outventurous Webseite.

                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                        Alter Hase
                                                                                                        • 12.05.2013
                                                                                                        • 2707
                                                                                                        • Privat


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                                                                                                        AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                                                                        Oje, Buswarterei - das finde ich ja gruselig. Ich finde es ganz enorm stressig (im Wortlaut = Stress erzeugend), irgendwo zu stehen, wenn möglich mitten in der Nacht, und auf einen Bus zu warten, von dem man nur weiss, dass er kommen sollte. Für mich ist da relativ unerheblich, ob ich mitten in einer Grossstadt oder irgendwo in der Pampa in Litauen (oder eben Alaska) stehe. Man kann sich von der Haltestelle nicht wegbewegen, weil der Bus jederzeit auftauchen kann. Sehr unangenehm!

                                                                                                        Danke noch einmal für deinen Reisebericht. Ich habe ihn sehr gerne gelesen, er ist persönlich und ehrlich. Gerade, weil du auch Tiefpunkte und schlechte Stimmung schilderst, kommt das positive besonders ausgeprägt rüber.

                                                                                                        Ich wünsche dir noch viele gute Reisen!

                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                          Anfänger im Forum
                                                                                                          • 13.07.2008
                                                                                                          • 22
                                                                                                          • Privat


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                                                                                                          AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                                                                          Auch von mir ein dickes Lob! Toll, dass du nicht nur die positiven Aspekte geschildert hast. Das findet man ja nicht so oft! Danke für den informativen und unterhaltsamen Bericht.

                                                                                                          Carola

                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                            Fuchs
                                                                                                            • 19.06.2014
                                                                                                            • 2101
                                                                                                            • Privat


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                                                                                                            AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                                                                            Coole Reise. Ich find das immer sehr beindruckend wie ihr da alleine im hohen Norden krasse Touren abzieht.

                                                                                                            Echt erstaunlich wie kontinental es dort ist, dass Berge die über 2000 m hoch sind am Polarkreis keine Gletscher und noch nicht mal Schnee haben.

                                                                                                            Interessant fand ich deine Schilderung über die North Slope. Ich habe ganz ähnliche Empfindungen gehabt bei bestimmten Landschaften, als ich sie das erste mal mit eigenen Augen gesehen habe. Sei es der Blick auf das Amazonastiefland oder die Sahara. Zuerst einmal unspektakuläre Weiten, aber das Wissen dass dann tausende Kilometer Wildnis kommen ist schon etwas besonderes.
                                                                                                            Zuletzt geändert von Intihuitana; 24.03.2018, 20:45. Grund: Nix gut Deutsch
                                                                                                            Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                              • 5056
                                                                                                              • Privat


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                                                                                                              AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                                                                              Interessanter Bericht über eine wirklich große Tour, so alleine, so ausgesetzt, in einer großartigen Landschaft und umgeben von wilden Tieren!

                                                                                                              Was hier in den Kommentaren oft als ehrliche Beschreibung gelobt wird, fand ich allerdings recht oft ein bissel nervig. Letztlich ist doch dein häufiges Missempfinden überwiegend darauf zurückzuführen, dass deine sehr hochgesteckten Erwartungen oft nicht erfüllt wurden. Hier im Fazit bechreibst du das ja auch ganz klar, zB:
                                                                                                              Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                                              Ich liebe Seen und vor allem liebe ich es abends beim Sonnenuntergang am Seeufer zu sitzen, während dieser spiegelglatt vor mir liegt und ein ins Wasser geworfener Stein auf der Wasseroberfläche weite Kreise zieht. In diesem Idealbild liegt natürlich eine gewisse Verklärung.... Rückblickend muss ich sagen hätte ich gerne mehr davon gehabt.
                                                                                                              oder
                                                                                                              Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                                              Ein bisschen hoffte ich anfangs ja, dass es jetzt das krasse Gegenteil zu meiner letzten Alaska Tour wird. Sprich alles läuft reibungslos ohne Beschwernisse, das Wetter ist immer tipp-topp und jeden Tag bekomme ich überragende Landschaftsausblicke serviert ohne dabei durch schwere Pässe oder reißende Flüsse aufgehalten zu werden.
                                                                                                              Und im Nachhinein korrekt erkannt:
                                                                                                              Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                                              Das ist so selbstverständlich nicht eingetreten. Es gab auch genug Schattenseiten und Ärgernisse. Aber dennoch hat diesmal das positive definitiv überwogen, so dass ich unheimlich froh darüber bin diese Tour gemacht zu haben.
                                                                                                              Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                                              In Alaska heißt das neben der coolen Natur natürlich auch teilweise schweres und unbekanntes Gelände sowie harte Wetterbedingungen in Kauf zu nehmen. Das gehört natürlich nicht zu den Pluspunkten dort, ist aber der Preis der zu zahlen ist wenn man die Landschaft dort in ihrer unverfälschten Wildheit erleben will. .... Die Schönheit und Wildheit der Natur gepaart mit den Widrigkeiten die solch eine Tour mit sich bringt. Authentisch würd ich es mal nennen.
                                                                                                              Also der Punkt ist, gemessen an deinen sehr hochgesteckten Erwartungen ging es dir oft nicht gut. Aus meiner Sicht sind einzig die hohen Erwartungen der Fehler, den es zu vermeiden gilt. Wie habe ich das mal beschrieben: "Wir sind aus dem Ural zurück, hatten auch teilweise kühles und feuchtes Wetter, aber das passte wenigsten zum Ural, denn genau so stelle ich mir den vor: Grau, die Berge in den Wolken, leichter Regen, dunkle, einsame, unendliche Wälder, die Raben krächzen, ....

                                                                                                              Soll heißen, wir haben es nicht anders erwartet. Aber in der Regel war es viel besser, als gerade geschildert. Und auf der Fahrt durch Russland und Ukraine zurück hatten wir auch den typischen heißen osteuropäischen Sommer (bis Polen begann, da war dann euer Wetter hier)."

                                                                                                              Gruß Michael

                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                Fuchs
                                                                                                                • 10.06.2004
                                                                                                                • 1232
                                                                                                                • Privat


                                                                                                                #56
                                                                                                                AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                                                                                Vielen Dank für die vielen positiven Rückmeldungen. Ist ja immer ganz schön, wenn so ein Bericht dann auch entsprechnd Anklang findet.

                                                                                                                Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen
                                                                                                                Was hier in den Kommentaren oft als ehrliche Beschreibung gelobt wird, fand ich allerdings recht oft ein bissel nervig. Letztlich ist doch dein häufiges Missempfinden überwiegend darauf zurückzuführen, dass deine sehr hochgesteckten Erwartungen oft nicht erfüllt wurden.

                                                                                                                Also der Punkt ist, gemessen an deinen sehr hochgesteckten Erwartungen ging es dir oft nicht gut. Aus meiner Sicht sind einzig die hohen Erwartungen der Fehler, den es zu vermeiden gilt. Wie habe ich das mal beschrieben: "Wir sind aus dem Ural zurück, hatten auch teilweise kühles und feuchtes Wetter, aber das passte wenigsten zum Ural, denn genau so stelle ich mir den vor: Grau, die Berge in den Wolken, leichter Regen, dunkle, einsame, unendliche Wälder, die Raben krächzen, ....

                                                                                                                Soll heißen, wir haben es nicht anders erwartet. Aber in der Regel war es viel besser, als gerade geschildert. Und auf der Fahrt durch Russland und Ukraine zurück hatten wir auch den typischen heißen osteuropäischen Sommer (bis Polen begann, da war dann euer Wetter hier)."

                                                                                                                Gruß Michael
                                                                                                                Hallo Michael,
                                                                                                                ich glaube ich kann relativ gut einschätzen ob es mir bei meiner Tour gut ging oder nicht. Sofern Du beim Lesen meines Berichtes einen anderen Eindruck bekommen hast ist das zwar schade, entspricht aber nicht der Wahrheit. Natürlich hat man meist vor der Tour immer gewisse Wunschvorstellungen. Aber ganz genauso war mir auch im Voraus klar, dass das so definitiv nicht eintreten wird. Zumal ich ja schonmal in Alaska gewesen bin und daher ganz gut wusste was mich wohl erwarten würde. Teilweise wurde ich auch positiv überrascht, weil die Bodenbeschaffenheit (und daher das Vorankommen) oft besser war als erwartet. Das habe ich im Bericht auch an mehreren Stellen erwähnt. Ich kann mich deshalb Deiner Einschätzung mit den fehlerhaft zu hoch gesteckten Erwartungen nicht anschließen.

                                                                                                                Im Fazit habe ich versucht ein ehrliches Resumee zu schreiben auch damit andere diese Erkenntisse für eventuelle Tourenplanungen nutzen können. Und natürlich gehört dann auch dazu ehrlich zu schreiben was einem nicht so gut gefallen hat. Das mit den Seen ist mir zum Beispiel erst während der Tour klar geworden. Natürlich wusste ich vorher schon, dass ich kaum an Seen vorbeikommen würde. Nur wie mir das gefallen würde konnte ich ja erst im Nachhinein sagen. Ist halt eine Erkenntnis, die so eine Tour mit sich bringt. Und wenn es mir dort im Großen und Ganzen so schlecht gefallen hätte (wie ja anscheinend der Eindruck entstand) dann hätte ich diesen Bericht sicherlich nicht damit beendet zu erwähnen, dass ich mir eine Rückkehr in die Brooks Range sehr gut vorstellen kann.

                                                                                                                Gruß,
                                                                                                                Matthias

                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                  • 734
                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                  AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                                                                                  Vielen Dank nochmal für den schönen und offenen Bericht. Solotouren durch "leere" Gegenden sind immer noch etwas Besonderes. Mir gefällt es dabei, auch die Stimmungsschwankungen verfolgen zu können, weil sie einfach die Freude oder das Leid auf der Tour ausdrücken - und darum geht es schließlich doch.

                                                                                                                  Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                                                  ... Wobei diesen Sommer steht jetzt erstmal Südgrönland aufm Programm. ...
                                                                                                                  Da bin ich ja auf einen ganz besonderen Reisebericht gespannt, ich wünsche Dir/Euch eine ganz tolle Tour.

                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                    Freak

                                                                                                                    Liebt das Forum
                                                                                                                    • 19.11.2008
                                                                                                                    • 10987
                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                    AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                                                                                    Auch von mir schönen Dank für den Bericht. Wie schon andere schrieben, insbesondere die "Schlechtwetterbilder" der letzten Tage sind eindrucksvoll (und die anderen sind natürlich auch sehr schön). Ich glaub sogar, einen Berg habe ich wiedererkannt.

                                                                                                                    Irgendwie habe ich mir fast gedacht, dass Du das noch mal angehst.

                                                                                                                    Der Unterschied zur anderen Tour liegt aber nach meinem Eindruck nicht nur, wie Du es beschreibst, an der besseren Routenwahl (Vermeidung von bushwacking und Wald etc) und einem konservativem Zeitplan, sondern auch daran, dass Du (so liest sich das für mich), komplett anders daran gegangen bist. Anlässe, enttäuscht zu sein, sich zu ärgern etc. gab es ja genug, eigentlich ist jeden Tag irgendwas "Blödes" gewesen. Aber irgendwie wirkst Du die ganze Zeit komplett tiefenentspannt, mir scheint, Du hast dir im Vorfeld wirklich Gedanken gemacht, wie Du auf Schwierigkeiten reagieren möchtest (damit meine ich nicht nur praktisch, Plan B etc., sondern vor allem emotional) und hast dann auch geschafft, das umzusetzen.
                                                                                                                    Eshche odin zhitel' Ekaterinburga zabralsja na stolb, chtoby dokazat' odnoklassnice svoju bespoleznost'.
                                                                                                                    (@neural_meduza)

                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                      • 16.08.2009
                                                                                                                      • 1244
                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                      AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                                                                                      Hallo mortias,
                                                                                                                      Ein ganz wunderbarer Bericht.
                                                                                                                      Wie sichert man sich uns sein Essen in dieser teils baumlosen Gegend vor Bären?
                                                                                                                      bear shit - sounds like bells & smells like pepper

                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                        • 2514
                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                        Zitat von tjelrik Beitrag anzeigen
                                                                                                                        Wie sichert man sich uns sein Essen in dieser teils baumlosen Gegend vor Bären?
                                                                                                                        Mit der beschriebenen und oft bebilderten Bärentonne.

                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                          Fuchs
                                                                                                                          • 23.11.2007
                                                                                                                          • 1056
                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                          AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                                                                                          Zitat von sudobringbeer Beitrag anzeigen
                                                                                                                          Mit der beschriebenen und oft bebilderten Bärentonne.

                                                                                                                          Wieviel haste ca rein bekommen in die Kanister. So ca an Tagen?
                                                                                                                          Meine Touren

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                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                            Fuchs
                                                                                                                            • 16.08.2009
                                                                                                                            • 1244
                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                            AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                                                                                            Ich glaub kaum, dass er die Fässer im Rucksack hat...
                                                                                                                            bear shit - sounds like bells & smells like pepper

                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                              Freak

                                                                                                                              Liebt das Forum
                                                                                                                              • 19.11.2008
                                                                                                                              • 10987
                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                              AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                                                                                              Hier wirst Du geholfen:

                                                                                                                              Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                                                              Beim REI besorgte ich mir dann mein Bärenspray, Campinggas und fürs Abendbrot Trekking Meals. Und außerdem noch eine Bärentonne. Das mit den Bärentonnen war ja auch so ne Geschichte letztes Mal. Vier Stück hatte ich von den Dingern mitgehabt. Und jede wog 1,2 kg und war ja zudem recht sperrig. Hier musste ich also definitiv nachbessern. Ich entschied mich daher dafür den bereits relativ geruchsneutralen Teil meines Essens (also die fertig verpackte Trekkingnahrung und die Müsliriegel) in sogenannte Loksaks zu packen. Hierbei handelt es sich um (offiziell angeblich) geruchsdichte Zip-Tüten, die verhindern, dass ein Bär das dort verpackte Essen überhaupt erst wahrnimmt (zumindest in der Theorie). BigKahuna hatte mir bei meinem letzten Alaska Bericht den Tipp hierfür gegeben. An der Stelle sie nochmal mein herzlicher Dank hierfür ausgerichtet.

                                                                                                                              Für die nicht ganz so geruchsarmen Lebensmittel (wie Trockenobst, Müsli, Beef-Jerky etc.) würden dann zwei Bärentonnen ausreichen. Wobei ich festgestellt habe, dass die durchsichtigen Bärentonnen vom Typ BearVault etwas größer und gleichzeitig leichter sind als die schwarzen Garcia Bärentonnen (die ich mir letztes Mal im Alaska Public Lands Information Center ausgeliehen habe). Somit entschied ich mich wenigstens eine so ne BearVault Tonne selbst zu kaufen und dann halt die zweite Tonne wieder auszuleihen.
                                                                                                                              Und ja: Die Tonnen kommen in den Rucksack.
                                                                                                                              Eshche odin zhitel' Ekaterinburga zabralsja na stolb, chtoby dokazat' odnoklassnice svoju bespoleznost'.
                                                                                                                              (@neural_meduza)

                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                Fuchs
                                                                                                                                • 16.08.2009
                                                                                                                                • 1244
                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                Cool. Danke.
                                                                                                                                bear shit - sounds like bells & smells like pepper

                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                  • 1591
                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                  Hallo Matthias,

                                                                                                                                  das war wieder ganz großes Kino!!

                                                                                                                                  Lieben Dank fürs Mitnehmen mit diesem wie immer wundervoll geschriebenen Bericht.
                                                                                                                                  Freut mich sehr, dass Du es erneut gewagt hast und mit schöneren Erlebnissen belohnt worden bist als bei der vorherigen Alaska-Tour. Jetzt bin auch ich schon gespannt, was Du nächstes Jahr von Grönland berichten wirst.
                                                                                                                                  Mach' weiter so!

                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                    Alter Hase
                                                                                                                                    • 30.05.2007
                                                                                                                                    • 3996
                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                    AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                                                                                                    So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                                                                                    A. v. Humboldt.

                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                      Fuchs
                                                                                                                                      • 10.06.2004
                                                                                                                                      • 1232
                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                      #67
                                                                                                                                      AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                                                                                                      Zitat von vobo Beitrag anzeigen
                                                                                                                                      Vielen Dank nochmal für den schönen und offenen Bericht. Solotouren durch "leere" Gegenden sind immer noch etwas Besonderes. Mir gefällt es dabei, auch die Stimmungsschwankungen verfolgen zu können, weil sie einfach die Freude oder das Leid auf der Tour ausdrücken - und darum geht es schließlich doch.
                                                                                                                                      Dankeschön. Bin da ganz Deiner Meinung.

                                                                                                                                      Zitat von vobo Beitrag anzeigen
                                                                                                                                      Da bin ich ja auf einen ganz besonderen Reisebericht gespannt, ich wünsche Dir/Euch eine ganz tolle Tour.
                                                                                                                                      Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                                                                                                                      Jetzt bin auch ich schon gespannt, was Du nächstes Jahr von Grönland berichten wirst.
                                                                                                                                      Mach' weiter so!
                                                                                                                                      Tja, da wird es wohl sicherlich nen Reisebericht geben. Aber nicht von mir. Entgegen meiner bisherigen Gewohnheit alleine loszuziehen werde ich mich diesmal Gabriel (Libertist) anschließen und ihn auf einer Etappe seiner Grönlandtour im Sommer begleiten. Das hat für mich den Vorteil, dass er sich um die ganze Organisation und Logistik kümmert (die in Grönland nicht ganz ohne ist). Und außerdem wird er dann sicherlich in alter Gewohnheit einen Reisebericht von der Tour verfassen. Sprich ich kann mich mal gemütlich zurücklehnen und genießen.

                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                        Fuchs
                                                                                                                                        • 10.06.2004
                                                                                                                                        • 1232
                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                        AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                                                                                                        Zitat von Sarekmaniac Beitrag anzeigen
                                                                                                                                        Auch von mir schönen Dank für den Bericht. Wie schon andere schrieben, insbesondere die "Schlechtwetterbilder" der letzten Tage sind eindrucksvoll (und die anderen sind natürlich auch sehr schön). Ich glaub sogar, einen Berg habe ich wiedererkannt.
                                                                                                                                        Da Du ja seinerzeit selbst in Anaktuvuk Pass gestartet bist, ist es jetzt natürlich nicht allzu überraschend, dass Du nen Berg wiedererkennst. Auch wenn bei Dir damals etwas sonnigeres Wetter vorherrschte. Aber stimmt schon, so Schlechtwetterbilder können schon ganz schick ausschauen. Nur sind meist die Bedingungen unter denen sie unterwegs gewonnen werden dann nicht ganz so nett.

                                                                                                                                        Zitat von Sarekmaniac Beitrag anzeigen
                                                                                                                                        Irgendwie habe ich mir fast gedacht, dass Du das noch mal angehst.

                                                                                                                                        Der Unterschied zur anderen Tour liegt aber nach meinem Eindruck nicht nur, wie Du es beschreibst, an der besseren Routenwahl (Vermeidung von bushwacking und Wald etc) und einem konservativem Zeitplan, sondern auch daran, dass Du (so liest sich das für mich), komplett anders daran gegangen bist. Anlässe, enttäuscht zu sein, sich zu ärgern etc. gab es ja genug, eigentlich ist jeden Tag irgendwas "Blödes" gewesen. Aber irgendwie wirkst Du die ganze Zeit komplett tiefenentspannt, mir scheint, Du hast dir im Vorfeld wirklich Gedanken gemacht, wie Du auf Schwierigkeiten reagieren möchtest (damit meine ich nicht nur praktisch, Plan B etc., sondern vor allem emotional) und hast dann auch geschafft, das umzusetzen.
                                                                                                                                        Ganz genau. Letzendlich gab es planerische Faktoren (Vermeidung von Bushwacking, Reduzierung des Gewichtes etc.) die mir das Wandern erleichtert haben als auch psychologische Faktoren. Vor zwei Jahren hat es mich ja etwas überrascht wie beschwerlich das alles ist. Dann nimmt man das natürlich ganz anders wahr als wenn man bereits damit rechnet dass es nicht immer leicht wird (und dann vielleicht sogar mal erfreut ist, wenn es einfacher geht als erwartet). In dem Sinne war die erste Alaska Tour eine sehr wichtige Erfahrung für mich.

                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                          Fuchs
                                                                                                                                          • 10.06.2004
                                                                                                                                          • 1232
                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                          AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                                                                                                          Zitat von tjelrik Beitrag anzeigen
                                                                                                                                          Cool. Danke.
                                                                                                                                          Schön dass die Frage ohne mein Zutun beantwortet werden konnte. Danke hier für Eure Unterstützung sudobringbeer und Sarekmaniac. Hat mir Arbeit erspart.

                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                            Erfahren
                                                                                                                                            • 13.05.2013
                                                                                                                                            • 128
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                                                                                                                                            AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                                                                                                            Danke für den unterhaltsamen Bericht und die schicken Bilder. Welche Kamera hattest du dabei?

                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                              Fuchs
                                                                                                                                              • 10.06.2004
                                                                                                                                              • 1232
                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                              AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                                                                                                                              Zitat von Zelos Beitrag anzeigen
                                                                                                                                              Danke für den unterhaltsamen Bericht und die schicken Bilder. Welche Kamera hattest du dabei?
                                                                                                                                              Dankeschön. Hatte ne Sony DSC-RX100 dabei. Bin mit der Kamera eigentlich recht zufrieden.

                                                                                                                                              Kommentar