• hosentreger
    Fuchs
    • 04.04.2003
    • 1406


    [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

    Frankreichtour mit Pechsträhnchen
    August/September 2013



    A - Vorbereitungen

    Nach dem erfolgreichen Verlauf meiner Italien-Radtour von 2012 (Sizilien - München, siehe hier: https://www.outdoorseiten.net/forum/...lien+m%FCnchen) hatte ich für 2013 die Idee, unser Nachbarland Frankreich mit dem Rad zu erfahren. Und da mein Heimatland Saarland ja unmittelbar an Frankreich grenzt, konnte ich von der Haustür losfahren. Und genauso wollte ich auch wieder ankommen.

    Im Unterschied zu der Italien-Tour versprach ich mir neben der Möglichkeit der direkten Ab- und Anfahrt vor allem sprachliche Vorteile: Meine Italienisch-Kenntnisse waren eher rudimetär (aber auch damit kam ich recht problemlos zu Recht), die Französisch-Kenntnisse ungleich besser, da ich 9 Jahre Schulfranzösisch hatte und später zumindest gelegentlich anlässlich von Urlauben das Ganze wiederauffrischen konnte. Einen weiteren Vorteil versprach ich mir von dem Straßennetz in Frankreich mit seinen vielen kleinen und wenig befahrenen Landstraßen: Auf der italienischen Küstenstrecke vor allem zwischen Rom und Livorno, aber auch später bei Verona hatte ich ja da im Vorjahr meine speziellen Erfahrungen gemacht. Und mit dem Loire-Radweg war ja diesmal auch eine ausgewachsene Fahrradstrecke dabei.

    Obwohl ich in Italien wenig Probleme mit der Übernachtung in festen Quartieren hatte, setze ich 2013 auf Zeltübernachtung auf Campingplätzen. Und wenn schon Camping, dann aber richtig: Mit Kocher und vollem Küchenprogramm.

    Da ich aber nicht so der erfahrene Camper bin, machte ich natürlich natürlich Probetouren mit Probewohnen. Und da stellte sich schnell heraus, dass das vorhandene Camper-Equipment für den Silver-age-Radreisenden nicht mehr so richtig geeignet war. Mein Zeltchen war zwar schön klein und leicht, aber nur auf menschenunwürdige Art zu "bekriechen": Kopf voraus und Hintern in die Höhe, rein- und raus. Das war auch schon bei früheren Zelttouren ein peinlicher Punkt gewesen, und nach einer 3-tägigen Tour an Saar, Blies, Glan und Nahe im Mai war mir klar, dass ein anderes Zelt hermusste. "Torres" gab den letzten fachkundigen Anstoß - und wenn schon, denn schon: Es wurde ein Unna von Hilleberg. Ein tolles Teil! Keine Klagen dazu!

    Die anderen Ausrüstungsteile hatte ich schon, neu war lediglich ein leichter Camping-Hocker (Helinox chair), der meinen Bandscheiben am Abend sehr entgegen kam. Auch beim Rad konnte ich auf Bewährtes aus dem Vorjahr zurückgreifen: Mein Giant Aero hatte die über 2000 km durch Italien und Österreich sowie Oberbayern gut gemeistert - das sollte auch für Frankreich genügen.

    Leider passte der ganze Krempel nicht mehr in die 2 Backroller, so dass ich jetzt Lowrider zu Hilfe nehmen musste. Und eine kleine Ortliebrolle mit dem Zelt für auf den hinteren Gepäckträger natürlich auch. Das wog natürlich alles deutlich mehr als die beide Taschen, die für Italien ausgereicht hatten.

    Da sich mein System der Streckenorientierung mit Straßenatlas-Kopien auf der Lenkertasche in der Vergangenheit bewährt hatte, machte ich es hier ebenso. Außerdem hatte ich - mehr als luxuriöses Spielzeug - ein Outdoor-Navi (Garmin MONTANA) - dabei, in dem ich die vorüberlegte Strecke als Track abspeicherte. Vor allem für die Durchquerung der größeren Städte unterwegs versprach ich mir eine spürbare Hilfe. Das erforderte dann aber eine ziemlich genaue Planung der Strecke. Aber ich hatte ja den verregneten Frühsommer über viel Zeit dafür.

    Die Grobplanung gab vor, dass ich zur Loire wollte, zum Atlantik und dann im Uhrzeigersinn durch Bretagne und Normandie zur Champagne zurück und dann heim. Das waren nach meiner Grobplanung etwas über 2000 km - das sollte wieder in 3 Wochen zu machen sein. Entsprechend viel Urlaub hatte ich mir für Ende August bis Mitte September auch genommen.
    Im Frühjahr und Sommer hatte ich ausreichend Gelegenheit für Trainingsfahrten - hierzu zählte auch die ca. 350 km lange 3-Tages-Fahrt an Saar, Blies, Glan und Nahe.


    Je näher der Abfahrtstag rückt, desto gespannter ist natürlich der Blick in die diversen Wettervorhersagen - die letzten Augustwochen sind recht nass gewesen. Und prompt tritt auch das ein, was ich befürchtet habe: Für den Abreisetag sind Gewitter, Regen und Wind angesagt - immerhin weht der Wind aus der günstigen Richtung, nämlich von Ost nach West. Wegen der Gewitter verschiebe ich aber die Abreise um einen Tag und gewinne damit noch einen gemeinsamen Tag mit Kindern und Enkel. Aber am nächsten Tag soll es losgehen - gepackt ist bereits seit Tagen...
    Neues Motto: Der Teufel ist ein Eichhörnchen...

  • Enja
    Alter Hase
    • 18.08.2006
    • 4869
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    #2
    AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

    Da bin ich mal gespannt. Ich plane gerade eine sehr ähnliche Tour. Nur anders herum.

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    • sandra73
      Erfahren
      • 26.02.2013
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      #3
      AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

      Das ist aber gemein, uns so aud die Folter zu spannen
      Freue mich schon auf den weiteren Bericht.

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      • grenzenlos
        Dauerbesucher
        • 25.06.2013
        • 566
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        #4
        AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

        Freue mich auch schon auf die Fortsetzung!
        Gruß Wi grenzenlos
        Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

        Gruß, Wi grenzenlos

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        • lina
          Freak

          Vorstand
          Liebt das Forum
          • 12.07.2008
          • 43828
          • Privat


          #5
          AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

          Ich auch, schreib, schreib ....

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          • rockhopper
            Fuchs
            • 22.04.2009
            • 1239
            • Privat


            #6
            AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

            Ich bin auch schon sehr neugierig auf den Tourbericht,
            da ich eine ähnliche Tour plane, auch über die Bretagne.
            @enja.......wer weiß, vielleicht begegnen wir uns...
            VG rockhopper

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            • hosentreger
              Fuchs
              • 04.04.2003
              • 1406


              #7
              AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

              Na, dann will ich Euch mal nicht zu sehr auf die Folter spannen und hiermit den ersten Tag einstellen.
              Und wenn von denjenigen, die eine ähnliche Tour planen, eine/r eine spezielle Frage haben soll: Gerne auch per PN.
              Also:

              1. Tag - Sonntag, 25. August 2013
              Merzig (D) - Hannonville (F)



              Um 8.30 trete ich in die Pedale, begleitet werde ich anfangs von einem meiner Söhne (mit Rennrad, ohne Gepäck, dafür durchtrainiert und 35 Jahre jünger). Das Wetter spielt zunächst mit, es ist bedeckt, ab und zu fallen ein paar Sonnenstrahlen durch Wolkenlücken. Die ersten Kilometer verlaufen flach - auf dem Radweg entlang der Saar und Nied bis Siersburg. Dann beginnen die ersten Hügel, und hier verabschiede ich mich von meiner Begleitung (schon die gemeinsame halbe Stunde mit mir muss für ihn eine Zumutung gewesen sein...) - die nächsten 3 Wochen werde ich auf mich alleine gestellt sein. Das hat auch in Italien gut geklappt.



              Ab hier gibt es keinen Radweg mehr, von nun an werde ich bis zur Loire auf öffentlichen Straßen fahren. Aber es ist ja Sonntagvormittag, da sind in meiner Richtung eigentlich nur ein paar Deutsche mit dem Auto unterwegs, die über die Grenze zum Baguettekaufen fahren. Es geht dann auf und ab - nach einer halben Stunde bin ich nach dem (ehemaligen) Grenzübergang bei Nietaltdorf in Frankreich.





              Schnell erreiche ich Bouzonville, noch kenne ich mich aus (eine meiner Probetouren der vergangenen Wochen führte bis kurz vor Metz. Von daher weiß ich, dass es kurz hinter Bouzonville wieder rauf geht: Ich verlasse das Niedtal und es geht allmählich gut 250 Höhenmeter hoch, dann wieder runter - wer Lothringen kennt, weiß um die wie mit dem Lineal gezogenen Straßen, die sich den Teufel um topografische Details kümmern, geschweige denn um alternde Radfahrer mit Übergepäck. Die Höhenarmbanduhr soll wie bereits im Vorjahr alle Höhenmeter addieren, damit ich am Ende des Tages genau über meine Leistung informiert bin.







              Außerdem fängt es an zu regnen. Kürzere Schauer. Nicht heftig, aber doch so, dass ich die Regenjacke und -hosen anziehen muss, und nach einer viertel Stunde wieder aus, damit ich nicht zu sehr schwitze. Und wenig später dann das selbe Spiel nochmals. Das Schöne aber ist, dass wirklich kaum jemand unterwegs ist, so kann ich mich auf die Landschaft konzentrieren - Landschaft und Landwirtschaft!



              Von Metz sehe ich recht wenig, hier regnet es gerade. Zunächst geht es aber mit einer rauschenden Talfahrt in die Stadt. Hier schalte ich auch erstmals mein Navi an und folge meinem geplanten Track entlang der Hafenkanäle und Bahnlinien. Das klappt prima - ich verfahre mich nicht. Hier sind auch erstmals einige Radfahrer unterwegs, meistens Rennradfahrer im bunten Trikot, die - immerhin - kurz den Kopf heben und grüßend nicken. In Deutschland werde ich von solchen "Zweiradkollegen" nur selten beachtet.



              Irgendwo mache ich eine Pause und verzehre mein mitgebrachtes Roggenbrot - für ein paar Wochen wohl zum letzten Mal, ab jetzt steht Weißbrot auf dem Programm! Hinter Metz geht es dann wieder hoch - der "Aufstieg" aus dem Moseltal. Ab hier wird es jetzt sehr ländlich - Kilometer um Kilometer sind oft nur Kühe auf der Weide die einzigen Lebewesen, die mir begegnen - und tausende von Schnecken. Und es regnet nicht mehr!



              Es wird Nachmittag, und ich nähere mich dem letzten (und steilsten) Wegstück für heute - hier muss ich bei Hannonville (in der Nähe des Lac de Madine) von der Landstraße weg in ein Waldgebiet, in dem der Camingplatz liegt. Auch hier wieder leitet mich mein Navi zuverlässig - genau, wie ich es geplant hatte. Nicht geplant hatte ich allerdings eine nochmalige rauschende Abfahrt hinab zum Waldsee, an dessen Ufer der Campingplatz liegt. Runter ist zwar prima - aber das bedeutet auch, dass ich morgen früh als erstes da wieder hoch muss - weil ich wieder zur Straße zurück muss...

              Sehr idyllisch, sehr ruhig, sehr einsam ist es. Ich bin einziger Gast, ein paar verlassene Wohnwagen stehen etwas weiter weg - ich kann mir meinen Platz auf der großen Wiese aussuchen. Immerhin ist der Patron da, der mir die Sanitäranlage aufsperrt. So habe ich wenigstens Wasser und Strom in der Nähe. Ich lade ab, stelle mein Zelt auf und gehe mich frisch machen. Radabsperren ist eigentlich unnötig - ist ja eh keiner da, deswegen lasse ich das schwere Schloss heute weg und nehme nur ein dünnes Kabelschloss für das Hinterrad.



              Dann kommt der gemütliche Teil: Das restliche Brot zu einer warmen Suppe, ein Stück mitgebrachter Käse, ein paar Schluck Wein. Eine himmlische Ruhe herrscht. Ruhe auch für das tägliche Tagebuchschreiben. Dazu gehört das Auslesen der Logbuch-Datei aus der Armbanduhr. Darin habe ich Routine. Aber die beste Routine nutzt mir nichts, wenn die Uhr plötzlich hektisch blinkt - und dann das Display schwarz wird. Zuletzt blinkte übrigens das Batterie-Symbol... Das war es dann wohl mit den Höhenangaben für die Tour! Immerhin habe ich noch die Uhrzeit (vom Handy) und die gefahrenen Kilometer (vom Tacho).

              Für heute waren es 120 Km in 8 Stunden (und errechnete 1.100 Hm) - ich bin zufrieden, denn ich habe ja Zeit. Vor dem Schlafengehen dann noch die Abendtoilette mit Zähneputzen: Hier stelle ich Malheur Nr. 2 fest: Ich habe zwar die Munddusche (mit voll geladenen Batterien) dabei, nicht aber die dazu gehörende Mundduschdüse. Sch.... Das erschwert die Zahnhygiene in den kommenden Wochen deutlich!

              Ich lege mich in der Abenddämmerung in meinen Schlafsack, höre noch etwas Musik mit den Ohrhörern und schlafe schnell ein.
              Neues Motto: Der Teufel ist ein Eichhörnchen...

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              • PWD
                Fuchs
                • 27.07.2013
                • 1313
                • Privat


                #8
                AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                Schön! Teile kenne ich noch aus früheren Zeiten...

                OT: 'Man in blue' - was ist übrigens aus Deinem roten VAUDE HOGAN UL geworden? Der Eingang jetzt höher? und, jetzt blau?, aber so viele blaue Zelte gibt es ja gar nicht - mir fällt spontan gerade nur das Lightwave von Luxeoutdoor ein.

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                • Franky66
                  Fuchs
                  • 07.09.2013
                  • 1135
                  • Privat


                  #9
                  AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                  Sehr netter Bericht - freue mich auf die nächsten Tage Deiner Reise !

                  120km am Tag - Hut ab !


                  Liebe Grüße

                  Franky
                  Bemerke, höre, schweige. Urteile wenig, frage viel.

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                  • hosentreger
                    Fuchs
                    • 04.04.2003
                    • 1406


                    #10
                    AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                    Zitat von PWD Beitrag anzeigen
                    ...was ist übrigens aus Deinem roten VAUDE HOGAN UL geworden? Der Eingang jetzt höher? und, jetzt blau?
                    Das VAUDE habe ich (hier im Forum, wie es sich gehört) verkauft - ich trauere ihm noch ein bißchen nach, weil es wirklich schön leicht war und beim Aufbau auch vollkommen unkompliziert. ABER: Ich hatte halt das Problem des Rein- und Rauskrabbelns nach Entenart ("Köpfchen in das Wasser...").

                    Das ist halt beim jetzigen UNNA von HB nicht so: Der seitliche große Einstieg fast über die gesamte Zeltbreite/-länge kommt mir doch sehr entgegen, das Gepäck passt problemlos rein - es ist etwas schwerer und beim Aufbau musste ich mich auch wegen des Einfädelns der Stangen in die Kanäle umgewöhnen. Blau sind lediglich die Radtaschen, die Windjacke und ich nach dem abendlichen Glas Wein gewesen ;=)

                    Gruß hosentreger
                    Neues Motto: Der Teufel ist ein Eichhörnchen...

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                    • Enja
                      Alter Hase
                      • 18.08.2006
                      • 4869
                      • Privat


                      #11
                      AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                      Für heute waren es 120 Km in 8 Stunden (und errechnete 1.100 Hm) - ich bin zufrieden, denn ich habe ja Zeit.
                      Und wieviel Kilometer werden es, wenn du in Eile bist?

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                      • hosentreger
                        Fuchs
                        • 04.04.2003
                        • 1406


                        #12
                        AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                        Zitat von Enja Beitrag anzeigen
                        Und wieviel Kilometer werden es, wenn du in Eile bist?
                        Da meine Frau hier gelegentlich mitliest, sage ich das lieber nicht.
                        Sonst kriege ich wieder zu hören, dass ich wie ein Irrer da "rumjackere", statt Land und Leute zu genießen.
                        Aber möglichst früh wieder daheim sein soll ich trotzdem!

                        Aber Ihr werdet schon mitkriegen, was draus geworden ist.
                        (Sowas nennt sich "einen Spannungsbogen aufbauen...").

                        hosentreger
                        Neues Motto: Der Teufel ist ein Eichhörnchen...

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                        • grenzenlos
                          Dauerbesucher
                          • 25.06.2013
                          • 566
                          • Privat


                          #13
                          AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                          Freue mich auf den nächsten Teil!

                          Gruß Wi grenzenlos
                          Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

                          Gruß, Wi grenzenlos

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                          • hosentreger
                            Fuchs
                            • 04.04.2003
                            • 1406


                            #14
                            AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                            Danke für das Lob vorab, auch für das zarte Drängeln; aber ich kenne das ja von den Berichten anderer: Man will endlich wissen, wie es weitergeht (gell, Torres u.a.).

                            2. Tag - Montag, 26. August 2013
                            Hannonville (F) - Bar-le-Duc (F)


                            In der Nacht wache ich vom Trommeln der Regentropfen auf das Zelt auf - bei meiner Schwerhörigkeit muss es ganz schön trommeln... Ich kuschele mich in meinen Schlafsack, schön trocken und warm ist es im Zelt, und schlafe weiter.



                            Um 7 Uhr weckt mich das Handy. Ich öffne das Zelt und schaue auf den nassen Wald. Aber es regnet nicht im Moment, es ist diesig, kühl und wolkenverhangen. Schön ist anders!
                            Ich gehe mich schnell waschen und rasieren, packe dann meine Sachen zusammen. Das Außenzelt ist schon ziehmlich nass - spätestens am Abend wird es dann aufgestellt und kann hoffentlich weitertrocknen. Auf Kaffeekochen und Frühstücken verzichte ich, das will ich unterwegs in einer Bar nachholen, wie im letzten Jahr. Dann Taschen ans Rad hängenanhängen, Regenzeug anziehen und Warnweste überstreifen und dann los.
                            Genau einen Meter weit. Dann gibt es einen abrupten Stopp.

                            Scheiße! Ich habe vergessen, das Spiralschloss vom Hinterrad zu entfernen. Das hat sich auf die 100 cm Spirallänge gedehnt und sich dann in die Kassette reingefressen. Genau zwischen zwei Zahnkränze. Ich stehe neben dem Rad und glotze nur auf das Hinterrad. Gehe um das Rad herum. Knie mich hin und halte die Luft an. Schaue nach links und rechts - wenigstens lacht niemand - es ist auch niemand zum Lachen da. Das ist auch das einzig Gute an der Situation.

                            OK - erst mal einen genauen Überblick über die Lage verschaffen: Radtaschen abbauen, unter einen Baum stellen, denn es fängt langsam an zu regnen. Spiralschloss öffnen. versuchen, an einem Ende zu ziehen, um das Sch....ding aus der Kassette zu ziehen. Was natürlich nicht geht. Dann halt am anderen Ende ziehen - was natürlich auch nicht geht. Dann eben versuchen, an beiden Enden zu ziehen. Das geht - damit hebe ich das Hinterrad vom Boden ab. Versuche, den Fuß zwischen die Speichen zu zwängen, um das Rad unten zu halten. Das geht, dafür rutscht meine Hand am nassen Kabel ab und schlägt gegen das Schutzblech. Loriot hätte seine helle Freude an der Filmvorlage gehabt. Oder Mister Bean.

                            Ich merke, dass ich so nicht weiterkomme, außerdem regnet es jetzt in Strömen. Ich trage mein Gepäck (in zwei Etappen à 500 Meter) zum Eingang, dort befindet sich eine überdachte Terrasse. Danach gehe ich das Rad holen. Schieben ist allerdings nicht, weil sich das Hinterrad wegen des Schlosses nicht drehen lässt. Bzw. sich das Kabel dann noch weiter festbeisst. Also das Hinterrad hochheben und mehr oder weniger zum Eingang schiebetragen. Oder trageschieben

                            Hier kann ich das Rad zumindest mal auf Sattel und Lenker stellen und die Sache genau untersuchen. Aber es aussichtslos. Durch meinen energischen Antritt beim Losfahren habe ich das Kabel, das einen Kunststoffmantel hat, so richtig mit Schmackes zwischen die Zahnkränze gezogen. Es geht weder vor, noch zurück, noch nach oben. Außerdem habe ich auch kein richtiges Werkzeug, bis auf mein Pannenset eigentlich gar keins. Ich brauche Hilfe und suche den Patron. Aber ich finde niemand, es steht auch kein Auto vor der Schranke. Aber ein Schilde finde ich am Restaurant: Fermé le Lundi. Montags Ruhetag! Es ist Montag...




                            Dann halt Hilfe von Außerhalb - noch bin ich ja nicht so weit von zu Hause weg, 80 km Luftlinie vielleicht, eine gute Stunde mit dem Auto. Und mein Sohn (Feinmechaniker...) ist noch zu Besuch bei uns, noch nicht wieder zurück im Allgäu.

                            Also Handy raus - kein Empfang. Nicht die Spur eines Balkens. Kein Wunder: Ich stehe mitten im Wald in einer tiefen Senke, ringsherum nur nasse Bäume. Also zu Fuß los bis zum Ende des Funklochs, spätestens bis an den Rande der Hügelkette, die ich gestern raufgestrampelt bin.

                            Fast eine halbe Stunde dauert mein Fußmarsch bis zur Abzweigung von der Landstraße - dort steht auch ein Hinweisschild zum Campingplatz. Dort habe ich Empfang und bekomme auch gleich den Sohn dran. Ungläubiges Schweigen am anderen Ende, dann gezielte Fragen zum Schaden, zur möglichen Behebung und zum Auffinden des Ortes. Jetzt ist es schon elf Uhr - er ist noch in anderer Sache unterwegs, aber es sollte wohl zwei Stunden dauern, bis er hier sein kann. Ich wandere wieder zum Rad zurück und koche mir erst mal einen Kaffee. Dann mache ich noch einen einstündigen Spaziergang durch den "Foret de la Montagne" und bin gegen eins am verabredeten Hinweisschild. Wenig später kommt er - wie erwartet mit einem "Ach Vadder...!".

                            Er hat im Kofferraum etwas Werkzeug und von meinem anderen Fahrrad das komplette Hinterrad - das könnte man notfalls tauschen. Aber er schaut sich die Sache erst mal an, dann muss ich mit aller Kraft (besser: Masse) das Fahrrad festhalten, während er mit einem Lappen das Kabelschloss umfasst und ... sich das Ding aus der Kassette löst. Plumps! - Ein Stein fällt mir vom Herzen. Dann erfolgt eine genaue Untersuchung des Rades mit einer Testfahrt, ob auch kein Schaden zurückgeblieben ist. Aber es ist alles in Ordnung, auch die Kettenschaltung macht keine Probleme.



                            Wir essen noch einen Müsliriegel zusammen, dann fährt er wieder zurück ins Saarland (und nimmt etwas von meinem Ballast mit: Uhr, Munddusche...), während ich meine restliche Siebensachen wieder am Rad anbringe und mich auf den Weg mache - um 14.10 Uhr statt um 8.00 Uhr.

                            Eins ist klar - das für heute geplante Ziel, der Campingplatz von Vitry-le-Francois ist nicht mehr zu erreichen - die 100 Kilometer schaffe ich nicht in den paar Stunden. Und auf dieser Strecke im recht leeren Ostfrankreich gibt es nicht viele Camping-Alternativen. Ein paar Hügel liegen anfangs auch noch auf der Strecke, aber größtenteils geht es einigermaßen flach. Und es regnet zunächst weiterhin, aber dann geht der Regen in Nieseln über und hört ganz auf. Ab jetzt beginnt die Strecke der Schnecken - tausende von langen, roten Nacktschnecken, die über die Straße kriechen. Bei meinem Tempo kann ich gut ausweichen, die schnellen Autos jedoch nicht. Es ist ein ziemliches Gemetzel unterwegs ... .



                            Ich erreiche bald St. Mihiel, wo ich die Meuse (später ist das die Maas) überschreite, nach Saar und Mosel ist das der 3. von vielen Flüssen, die ich überqueren muss. St. Mihiel erlangte wie so viele Orte hier in Lothringen im 1. Weltkrieg traurige Berühmtheit - mit etwa 7.000 Toten und vielen Verwundeten und Gefangenen innerhalb von zwei Tagen. Hier entscheide ich mich, von meiner vorgeplanten Strecke abzuweichen und heute bis nur Bar-le-Duc zu fahren; dort befindet sich zwar m.W. kein Campingplatz, aber es sollte in einer Stadt mit ca. 15.000 EW ein Hotel geben.

                            Nach einer kleinen Stadtrundfahrt durch den Ort finde ich auch ein Schild, das mich zu einem gutbürgerlichen Hotel leitet - die Frage der Unterbringung meines Rades ist auch schnell geklärt: Das kommt in die Garage, in der auch ein Teil des Weinvorrates lagert. Einen Garagenschlüssel erhalte ich aber nicht...

                            Einiges ist im Lauf des Tages doch feucht geworden, also wird mein Zimmer zum Trockenraum umgestaltet, wobei das Zelt dekorativ den Duschvorhang ersetzt. Aber auch die Fensterfront findet entsprechende Verwendung. Währenddessen gehe ich in die Stadt, um etwas zum Essen zu finden. Den Kocher will ich im Hotelzimmer dann doch nicht anschmeissen...





                            Ich finde zunächst einen Kebab, dann einen Kebab und schließlich ein Hinweisschild zum großen roten MC. Und da ich keine Lust auf Kebab habe, werden es eben Ham- und Cheeseburger, immerhin mit Fritten. Auch auf dem Rückweg (bei dem ich mir auch schon meine Ausfallstraße für morgen früh suche - und finde - findet keine Erweiterung der kulinarischen Auswahl statt. Aber ich bin ohnehin satt.



                            Im Hotel trage ich noch meine Erlebnisse des Tages in mein Tagebuch ein und plane den Weg um - ich hinke meinem Zeit- und Übernachtungsplan etwa 50 km hinterher und bin etwas 20 km "neben der Spur" - das will ich morgen etwas bereinigen. Immerhin kam ich trotz meines Pechs vom Vormittag noch 60 km weit - zur Höhe leider keine Angaben. Vor dem Schlafengehen in meinem 50-Euro-Bett wende ich nochmals meine etwas weniger nassen Teile und schlafe ein.
                            Neues Motto: Der Teufel ist ein Eichhörnchen...

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                            • Torres
                              Freak

                              Liebt das Forum
                              • 16.08.2008
                              • 31757
                              • Privat


                              #15
                              AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                              Hihi, das mit dem Schloss kenne ich doch irgendwoher. Mich hat das Speichen gekostet. Leider erst viel später auf Tour, als der Vorfall schon längst vergessen war.
                              Oha.
                              (Norddeutsche Panikattacke)

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                              • hosentreger
                                Fuchs
                                • 04.04.2003
                                • 1406


                                #16
                                AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                Hihi, ...
                                Mensch Torres, selbst heute, ziemlich genau 5 (!) Monate später, kann ich noch nicht drüber lachen...

                                Wie lange liegt das bei Dir zurück?

                                A propos Speichen. Da bringst Du mich auf eine Idee... Danke!

                                hosentrege
                                Neues Motto: Der Teufel ist ein Eichhörnchen...

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                                • Enja
                                  Alter Hase
                                  • 18.08.2006
                                  • 4869
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                  Für solche Aktionen bin ich auch Spezialistin. Allerdings fahre ich wohl mit weniger Schwung an. Weshalb meine Speichen das bisher überstanden haben.

                                  Präventiv schließe ich seit einiger Zeit als erste Amtshandlung des Tages, gleich nach dem Aufstehen, mein Fahrradschloss auf.

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                                  • hosentreger
                                    Fuchs
                                    • 04.04.2003
                                    • 1406


                                    #18
                                    AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                    Das beruhigt ja fast schon ein bißchen, dass es noch andere bekennende Schlossignoranten gibt.

                                    Ich hatte hier anfangs mal die Signatur "Erfahrungen sind die vernarbten Wunden der Dummheit...".
                                    Passt hierzu vorzüglich!

                                    hosentreger
                                    Neues Motto: Der Teufel ist ein Eichhörnchen...

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                                    • schneehuhn
                                      Gerne im Forum
                                      • 08.07.2005
                                      • 57


                                      #19
                                      AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                      Ich oute mich als noch so'ne Schlossignorantin... allerdings ohne Spätfolgen, da - wie bei Enja - der kräftige Antritt fehlt. Manchmal hat das ja auch sein Gutes

                                      Freue mich schon auf die Fortsetzung

                                      Anne

                                      Kommentar


                                      • Enja
                                        Alter Hase
                                        • 18.08.2006
                                        • 4869
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                        Ich schiebe meistens sogar vom Platz..... Und da man mit angeschlossenem Fahrrad nicht viel geografischen Spielraum hat, kommt es erst gar nicht zum Antritt.

                                        Bei Abfahrt bin ich meist auch irgendwie hibbelig. Hurra, es geht los. Oder so. Und zwinge mich, noch einmal die Grasnarbe abzusuchen, ob da nicht noch irgendwas liegt. Da ist ein Fahrradschloss irgendwie nicht wichtig.

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                                        • rockhopper
                                          Fuchs
                                          • 22.04.2009
                                          • 1239
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                          Ihr seid nicht allein...
                                          Ich schiebe mein Rad in der Regel erst in Fahrtrichtung, deshalb merke ich schon bevor ich antrete,
                                          dass ich wieder mal vergessen habe, das Schloss aufzuschließen.
                                          Bisher ohne Schäden.
                                          Bin auf die Fortsetzung des Berichts gespannt!
                                          Hat der 1. Campingplatz am Waldsee einen Namen? Ich würde ihn gern lokalisieren und in meine CP-Liste aufnehmen.
                                          VG rockhopper

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                                          • lina
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                                            • 12.07.2008
                                            • 43828
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                            [+1] – auch bisher ohne Schäden

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                                            • derMac
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                                              Liebt das Forum
                                              • 08.12.2004
                                              • 11888
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                              OT: Es gibt da 3, von mir je nach Situation in dieser Reihenfolge erfolgreich praktizierte Möglichkeiten, das Losfahren mit Schloss zu verhindern:
                                              • Fahrrad irgendwo anschließen
                                              • Schloss um Hinterrad und Sitzrohr so dass das Schloss praktisch auf dem Tretlager/Zahnkranz aufliegt (das kann man dann beim Losfahren eigentlich kaum übersehen bzw. spürt es am Bein, außerdem ist es gut, wenn auch potentielle Diebe das Schloss gut sehen können)
                                              • Gar nicht anschließen

                                              Was ich dagegen regelmäßig vergesse, ist den Ständer hochzuklappen. Aber das hat noch zu keinem Schaden geführt, nur manchmal einen leichten Schreck verursacht, wenn der dann 5 km später in der Kurve heftig aufsetzt.

                                              Mac

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                                              • lina
                                                Freak

                                                Vorstand
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                                                • 12.07.2008
                                                • 43828
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                Zitat von derMac Beitrag anzeigen
                                                OT:
                                                Was ich dagegen regelmäßig vergesse, ist den Ständer hochzuklappen. Aber das hat noch zu keinem Schaden geführt, nur manchmal einen leichten Schreck verursacht, wenn der dann 5 km später in der Kurve heftig aufsetzt.
                                                OT:

                                                Ohhhh ... erinner mich nicht da dran ...
                                                Oder: Ist es nicht beruhigend, dass Radreisen trotz alledem Spaß machen

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                                                • hosentreger
                                                  Fuchs
                                                  • 04.04.2003
                                                  • 1406


                                                  #25
                                                  AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                  Ich merke schon, ich habe da mit der ehrlichen Schilderung meiner Schusseligkeit" ein Fass aufgemacht...
                                                  Aber es ist ja nochmal gut gegangen.

                                                  @rockhopper:
                                                  Wegen des Campingplatzes der ersten Nacht:
                                                  Das war "Camping les étangs du Longeau"
                                                  Schau hier: http://www.lorraineaucoeur.com/modul...hp?itemid=3610


                                                  Aber jetzt mal zur 3. Tagesetappe:

                                                  3. Tag – Dienstag, 27. August 2013
                                                  Bar-le-Duc nach Méry-sur-Seine

                                                  Ich schlafe nicht gut in der Nacht und wälze mich hin und her. Dabei ist doch eigentlich wieder alles in Ordnung. Aufstehen aus dem Bett und dann noch der Luxus einer eigenen Toilette und Dusche - insgesamt doch etwas müheloser als auf dem Campingplatz…
                                                  Schnell ist alles zusammengepackt, es ist auch alles trocken, sogar das Zelt. Nur das Zusammenrollen im engen Zimmer ist anstrengender als auf einer Wiese.

                                                  Frühstück gehört nicht in den Umfang des Übernachtungspreises – das kenne ich aber schon von der Italien-Tour: Da findet sich unterwegs sicherlich bald etwas! Dann das Rad aus der Weingarage befreien und ab auf den gestern Abend bereits ausgekundschafteten Weg. Der Himmel ist immer noch recht bedeckt – aber es regnet nicht. Dafür habe ich Wind, aus Nordost. Also genau von da, wo ich herkomme. RÜCKENWIND! Da musste ich in Italien fast 3 Wochen drauf warten….



                                                  Bar-le-Duc liegt am Marne-Kanal, mein nächster Fluss wird die Marne sein. Dazwischen einige flache Hügel mit moderaten An- und Abstiegen. Frühstück (Brioche mit Milchkaffee) gibt es übrigens schon nach etwa einer halben Stunde. Es rollt gut. Der nächste größere Ort ist Vitry-le-Francois an der Marne – hier hätte ich eigentlich die vergangene Nacht verbringen sollen. Da die Brioches am Morgen doch etwas sehr trocken waren, probiere ich hier die lecker aussehenden Croissants. Es lohnt sich!





                                                  Das Land wird allmählich immer flacher, kaum mehr Wald, aber riesige Ackerflächen. Es riecht nach Gülle und Herbiziden: Ackerbau ohne Ende, Riesensilos stehen wie Leuchttürme in der Landschaft. Große Lastwagen und Riesentraktoren mit Monster-Anhängern kommen mir entgegen oder überholen mich. Sie halten Abstand, es herrscht allerdings auch nur wenig Verkehr.



                                                  Über Nebenstrecken geht es weiter südwestlich, immer noch leichter Rückenwind, die Sonne scheint, es ist flach. So gegen 15 Uhr bin ich in Arcis-sur-Aube, Hier decke ich mich mit Obst und Joghurt und Weißbrot sowie einem regionalen Weißwein für den Abend ein – ein paar Kilometer will ich aber noch fahren. Geplanter Übernachtungsort ist eigentlich Nogent-sur-Seine, aber so gegen 17.00 Uhr erreiche ich die Seine und mit 123 km auf dem Tacho lasse ich es in Mery-sur-Seine genug sein. Der Weg zum Campingplatz ist ausgeschildert, aber Straßenarbeiten mit Vollsperrungen machen es mir zunächst schwer, ihn zu finden. Aber ich kann ja fragen.



                                                  Der Platz ist herrlich, ein CP municipal, und auch ziemlich in der Stadt gelegen. Neue und saubere Sanitäranlagen, sehr ruhig, freundlicher Service, freies WiFi – und das Ganze für 4,10 € die Nacht. Ich stelle mein Zelt auf, dusche und wasche Kleidung aus und spaziere noch kurz in die Stadt. Dann koche ich meine Nudelsuppe, esse mein Flute mit dem Weichkäse und den Tomaten, trinke mein Glas (leider nicht genug gekühlten) Weißwein.



                                                  Während ich vor dem Zelt sitze und den Abend genieße, bezieht sich rasch der Himmel und es wird langsam dunkel – zum Tagebuchschreiben reicht das Licht aber noch. Wetterleuchten kommt dazu und ein entferntes Grollen ist zu hören – aber es bleibt trocken!

                                                  Resümee für heute:
                                                  Ich kam gut voran, hinke meinem Ursprungsplan nur noch ca. 30 km hinterher. Es passte heute alles: Landschaft, Wetter, Wind, Strecke, Kondition - die Druckschmerzen am Gesäß von Gestern sind weg. Das letzte Stück des Weges spürte ich die Sehne am linken Fußknöchel, aber das kann auch Einbildung sein. Es hat Spaß gemacht heute, so kann es weitergehen!
                                                  Neues Motto: Der Teufel ist ein Eichhörnchen...

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                                                  • Enja
                                                    Alter Hase
                                                    • 18.08.2006
                                                    • 4869
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                    Geht mir auch immer so. Am besten schlafe ich im Zelt. So ein Hotelzimmer ist bloß 2. Wahl.

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                                                    • grenzenlos
                                                      Dauerbesucher
                                                      • 25.06.2013
                                                      • 566
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                      Zitat von Enja Beitrag anzeigen
                                                      Geht mir auch immer so. Am besten schlafe ich im Zelt. So ein Hotelzimmer ist bloß 2. Wahl.
                                                      Zumindest meistens
                                                      Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

                                                      Gruß, Wi grenzenlos

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                                                        Fuchs
                                                        • 04.04.2003
                                                        • 1406


                                                        #28
                                                        AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                        4. Tag – Mittwoch, 28. August 2013
                                                        Méry-sur-Seine bis Bray-sur-Seine

                                                        Im Gegensatz zu der Nacht vorher habe ich die letzte richtig gut geschlafen. Es ist neblig draußen, das Zelt ist ziemlich feucht davon. Geregnet hatte es aber nicht. Beim Packen esse ich eine Banane als Frühstück, aber irgendwie komme ich nicht richtig in die Gänge und brauche fast anderthalb Stunden, bis ich endlich im Sattel sitze. Wegen Baumaßnahmen auf meiner Strecke gibt es wieder Umleitungen, außerdem bewege ich mich im Gegensatz zu gestern hauptsächlich auf stärker befahrenen Straßen, auch hier wieder mit viel LKW-Verkehr. Die Nähe zur Landeshauptstadt macht sich doch bemerkbar



                                                        Die Sache mit dem linken Knöchel war doch keine Einbildung – bei jedem Tritt wie ein kleiner Stich am Bein. Aber es lässt sich aushalten – wenn es flach bleibt… Romilly-sur-Seine und Nogent-sur-Seine sind die nächsten größeren Orte, dazwischen aber immer wieder kleine Dörfchen – und ganz auffallend oft mit „Haus-zu-verkaufen“-Schildern.



                                                        Wenn Menschen zu Fuß unterwegs sind, dann meist ältere und alte Leute. Der demografische Wandel findet auch hier spürbar statt! A propos alt: Bei La Motte Tilly sehe ich das erste richtig schöne Chateau auf meiner Strecke: Ein beeindruckendes Schloss mit genügend Park herum. Immerhin habe ich von der Straße aus einen schönen Blick darauf.





                                                        Nach etwa 60 km – früher Nachmittag – bin ich in Bray-sur-Seine. Bis zum geplanten Zielort für heute (Bellegarde) sind es noch gut 80 km. Dazwischen viel Landwirtschaft, keine Campingplätze, keine größeren Städte. Ich habe nur Nebenstrecken vor mir, die größeren Orte liegen weiter südlich oder nördlich. Dann müsste ich aber meine Strecke verlassen. Was tun? Mit wildem Campieren habe ich es nicht so - im Notfall würde ich es aber natürlich tun.

                                                        Zunächst mal kleiner Einkauf bei ALDI direkt an der Hauptstraße – es ist jetzt sehr warm und ich bin über eine Pause im Schatten des Ladengebäudes froh. Ich schaue mir in Ruhe meine Karten an – und entscheide, für heute hier im Ort zu bleiben. Einen CP gibt es, ich kann mein Bein etwas schonen, das mir immer mehr Sorgen macht, und brauche mir keine Sorgen zu machen, über Nacht irgendwo wild campieren zu müssen.

                                                        Also geht es ein gutes Stück von der Umgehungsstraße zur Seine runter in den Ort, der CP ist flott gefunden, unmittelbar an der Seine gelegen. Er ist nicht so schon wie der gestern, auch etwas teurer, aber ich bin zufrieden. Auffallend – und das hatte ich mir anders vorgestellt – ist, dass eigentlich nur Wohnmobile hier rumstehen. Zelte gar nicht – und Radfahrer sind auch keine unterwegs gewesen. Das wird vermutlich wohl erst an der Loire anders werden.





                                                        Da es noch früh am Tag ist, mache ich noch einen längeren Spaziergang in die Stadt (beim Gehen spüre ich übrigens nichts am Bein!), Ich kaufe ein – die Rosinenschnecken sehen lecker aus, die gibt es gleich zum Nachmittagskaffee, und für das Abendbrot plane ich heute kalt: Flute, gekochter Schinken, selbstgemachter Tomatensalat, Apfelsinensaft. Beim Zelt angekommen gibt es dann ein kleines Nachmittagsschläfchen, anschließend Lesen, Tagebuchschreiben, Essenmachen und Faulenzen.

                                                        Rückblick zur Strecke: Während die ersten beiden Tage kriechende und toten Schnecken unterwegs das Bild beherrschten, war es gestern und besonders heute die spätsommerlich bunten und blumenreichen Straßenränder. Dazu die kilometerlangen Alleen – das machte das Fahren nicht langweilig. Es war ein ruhiges uns erholsames Fahren heute (bis auf die Schmerzen im Bein – und mit den neuen Hörgeräten hörte ich die vielen Lastwagen schon lange, bevor sie sich von hinten nähern.
                                                        Neues Motto: Der Teufel ist ein Eichhörnchen...

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                                                          • 04.04.2003
                                                          • 1406


                                                          #29
                                                          AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                          5. Tag - Donnerstag, 29. August 2013
                                                          Bray-sur-Seine bis Orléans/Loire


                                                          Nach dem halben Ruhetag gestern habe ich für heute vorgenommen, doch ein kleines Stückchen weiter zu kommen. Und damit ich auch früher aufbrechen kann, habe ich einiges schon vorgepackt und auch den Wecker auf 6.30 Uhr gestellt. So bleibt nach der schnellen Morgentoiletteeigentlich nur das Zeltzusammenlegen und das Zusammenpacken der Morgenpflege - auf Frühstück verzichte ich - zu ungemütlich: Es ist doch recht neblig im Seine-Tal. Keine Ahnung, wo die Zeit geblieben ist - aber ich sitze erst um 7.45 Uhr auf dem Sattel. Wo ist die 1 1/4 Stunde hin?

                                                          Die Höhenmeter, die ich gestern Nachmittag in Tal rauschte, muss ich gleich am Anfang hochstrampeln. So bin ich nach 10 Minuten auch schon schön warmgefahren, als ich auf die Überlandstraße einbiege. Hier ist der Nebel noch dichter. Die gelbe Warnweste habe ich ohnehin an, wenn ich auf öffentlichen Straßen fahre, außerdem einen neongelben Helm mit nach hinten gerichteten kleinen LED-Blinkleuchten. Heute morgen schalte ich aber zusätzlich die Radbeleuchtung an und bringe die roten Blinkleuchten an den Radtaschen an - die hatten mir in den (meist unbeleuchteten) italienischen Küstentunnels schon gute Dienste geleistet. Es sind auch jetzt schon jede Menge Lastwagen unterwegs - und sie halten brav Abstand!



                                                          Nach 10m km wird es etwas ruhiger - ich biege von der Landstraße auf eine Nebenstrecke, Geradeaus wäre es nach Fontainebleau gegangen, aber Paris ist diesmal nicht meine Richtung: Ich will weiter nach Südwesten. Aber ich spüre schon die Nähe zur Hauptstadt: Ich überquere südlich von Nemours einige Autobahnen in Richtung Paris, bleibe aber heute fast ausschließlich auf kleinen, wenig befahrenen Straßen. Nach etwa einer Stunde ist der Nebel weg und die Sonne draußen, ich finde ein einem kleinen Ort wieder eine Bar für meinen café au lait und die beiden Schokocroissants. Und wieder einmal gilt: So gut schmecken sie in Deutschland nie!





                                                          Größere An- oder Abstiege gibt es nicht, immer mal wieder ein kleiner Hügel oder eine Rampenauffahrt zu einer Schnellstraßenbrücke - das summiert sich auch. Auch heute habe ich wieder leichten Rückenwind, dazu angenehme Temperaturen. Das Fahren macht Spaß, und ich muss wegen der fehlenden Anstiege auch nicht so fest treten: Der Knöchelschmerz ist im Hintergrund da, aber gut zu ertragen. Zusätzlich mache ich mit Absicht immer mal wieder eine kleinere Pause und lockere die Muskulatur.

                                                          Auf diesem Streckenabschnitt durchquere ich riesige Sonnenblumenfelder. Sie sind schon ziemlich reif, die Köpfe ernteschwer... lange wird es nicht mehr dauern, bis die großen Mähdrescher kommen.



                                                          Am Nachmittag bin ich in Bellegarde - hier war eigentlich eine meiner vorgeplanten Übernachtungsstationen. Ich fahre weiter, weil es ganz gut läuft heute. Angepeiltes Ziel ist Orléans, aber vorher gäbe auch noch Alternativen. Ab hier bin ich auch wieder auf einer "roten" Straße, ich merke es auch am Verkehr... Schnurgerade auf über 30 km verläuft die Strecke Richtung Chateauneuf-sur-Loire, etwa 30 km östlich von Orléans. Eigentlich wollte ich dieses Straßenstück etwas weiter nördlich entlang der Hügelkette, die das Loire-Tal begrenzt, umgehen, aber das hätte zusätzliche Kilometer und schmerzhafte Höhenmeter gebracht.





                                                          In Chateuneuf habe ich etwa 120 km auf dem Tacho und noch knapp 30 km vor mir. Hier könnte ich eine längere Pause einlegen, aber ich will nicht zu spät ankommen - wer weiß, wie lange die Campingplatzsuche dauert.



                                                          Ab hier bin ich in der Nähe der Loire, und wenig später erreiche ich auch die Uferstraße, die ich jetzt genau Richtung Westen fahre, meine Richtung für die nächsten 4 Tage, von den Ablenkungen der Loireschleifen abgesehen. Je näher ich Orléans komme, desto mehr nimmt auch der Verkehr zu, obwohl jetzt zum Feierabend noch mehr Verkehr entgegenkommt.



                                                          Aus der Straße wird ein Radweg, der schließlich in eine breite Promenade übergeht. Hier ist jede Menge los: Jogger, Spaziergänger, Radfahrer, Kinderwagen, Kinder auf Rollern, Hunde... Nach der Stille der vergangenen Tage ist das geradezu hektisch und aufreibend - und nimmt mir die Lust, mich noch vom Ufer weg in das Stadtzentrum zu begeben.

                                                          Hotelschilder sehe ich viele, aber keinen Hinweis auf einen Campingplatz. Laut Navi - das ich hier mal einschalte - liegt aber einer genau auf meiner Uferstrecke, die hier schon den Loire-Radweg bildet. Dann taucht das Schild doch auch, und auch die Entfernungsangabe dorthin stimmt dann in etwa. Um 18.30 Uhr bin ich schließlich auf dem Camping municipal von Orléans, direkt in Ufernähe und unmittelbar am Radweg, durch einen massiven Zaun abgesichert. Auch am Abend und in der Nacht fahren ein paar Mal langsam Polizeiautos über den Platz - der aber recht spärlich belegt ist. Übernachtung mit Dusche kostet übrigens 6,80 €.

                                                          Sinnvollerweise habe ich mich tagsüber schon mit Lebensmitteln eingedeckt: Brot, Käse, Saft, Joghurt, Obst, Wein - nach Zeltaufbau und Duschen habe ich zum Kochen nicht noch große Lust, und noch einmal zu Fuß los in die Stadt zum Essen ist mit zu viel. Ich bekomme Kontakt zu ein paar deutschen und österreichischen Zeltnachbarn, aber nach den 146 km von heute werde ich nicht sehr alt und verkrieche mich recht bald in meinen Schlafsack.
                                                          Neues Motto: Der Teufel ist ein Eichhörnchen...

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                                                            Erfahren
                                                            • 23.07.2011
                                                            • 436
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                            Zitat von hosentreger Beitrag anzeigen
                                                            Ich musste es zwar zweimal lesen, aber gefallen hat es mir.
                                                            Hallo hosenträger, danke für Dein Lob an anderer Stelle.

                                                            Ja, es stimmt die Story ist ziemlich zusammen gestoppelt. Wenn wir als Gruppe unterwegs sind, gibt es immer recht viel Spasss ... und ich komme nicht zu einem Tagebuch.

                                                            Ich verfolge Deine Frankreich-Geschichte. Eine Frankreich-Tour liegt bei mir schon sehr lange zurück. 1991 mit dem Fahrradbus nach Cognac, durch den Süden geradelt, über den Ventoux und dann wieder vom Fahrradbus uns in Bollène auflesen lassen. Es würde mich schon wieder interessieren ... aber ich komme mit der Sprache nicht klar. Ich lerne mehr visuell, d.h. ich lese die Worte, und da sie ja aus dem Lateinischen kommen, verstehe ich auch einiges beim lesen. Aber das durch Lesen verstandene Wort sprachlich anwenden, kein Weg. Ich habe keinen Plan, wie man z.B. aus einen Sprachführer dem Einheimischen was vorlesen kann. Das gelingt mir sogar beim Albanischen.
                                                            Und so kommt es, dass ich diese Ecke Europas etwas links liegen lasse und ich durch Deine Geschichte was vom großen Nachbarn erfahre. Danke.
                                                            Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
                                                            Eberhard Elsner

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                                                              Alter Hase
                                                              • 18.08.2006
                                                              • 4869
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                              Da geht es dir wahrscheinlich so wie uns mit dem Russischen. Weshalb wir uns bei Sprachen dieser Art eher auf nonverbale Kommunikation verlassen.

                                                              Was ich damit sagen will? Einfach weiter versuchen. Es geht auch ohne Sprachkenntnisse. Macht natürlich aber schon einen speziellen Reiz aus, wenn man mühelos kommunizieren kann. Aber auf Länder beschränken, deren Sprache ich spreche? Niemals.

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                                                                Freak

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                                                                • 12.07.2008
                                                                • 43828
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                                OT: @Abt: Kennst Du das Büchlein "Point it"? Darin sind reisetypische Alltags-Abbildungen, auf die man draufdeuten kann. Nonverbale Konversation klappt aber auch meistens, es sei denn, man hat Lust zu fachsimpeln, das geht nur rudimentär und das finde ich immer schade. Aber es dauert sowieso länger, bis man die Ausdrucks-Feinheiten einer Sprache kann, da ist ausgiebiges Gesuche und Herumgefuchtel vielleicht sogar vorteilhafter, weil es verständlich ist, dass man, wenn man eine Sprache nicht beherrscht, auch mal eine kolossal falsche Wortwahl erwischen kann


                                                                @hosentreger: Hmmmm, schön, Frankreich per Radl wäre auch mal was – freue mich auf mehr!
                                                                Zuletzt geändert von lina; 31.01.2014, 14:42.

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                                                                  Fuchs
                                                                  • 22.04.2009
                                                                  • 1239
                                                                  • Privat


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                                                                  AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                                  Das Bild mit den Sonnenblumen ist besonders schön!
                                                                  VG rockhopper

                                                                  Kommentar


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                                                                    Fuchs
                                                                    • 04.04.2003
                                                                    • 1406


                                                                    #34
                                                                    AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                                    6. Tag - Freitag, 30. August 2013
                                                                    Orléans/Loire bis Chatigny bei Tours


                                                                    "Ein Tag der flachen Strecken mit gelegentlichen kurzen Rampen, die aber auch gleich wehtun!" lautet die erste Zeile des Tagebucheintrages für heute...

                                                                    Ich schlafe gut und bin schon kurz nach 6 Uhr wach - mit beginnender Dämmerung baue ich mein Zelt ab und packe meine Radtaschen - der schon wache Camper aus Vorarlberg begutachtet meine mittlerweile schon routinierte Packtechnik und unterhält mich dabei. Da ich noch keine Hörgeräte anhabe, bekomme ich nur einen geringen Teil mit - er spricht auch wegen der umherstehenden Zelte recht leise....



                                                                    Egal - um halb acht bin ich unterwegs, von hinten angeschoben werde ich durch die Strahlen der in meinem Rücken aufgehenden Sonne. Frühstück wird es wieder unterwegs geben, ich finde sicherlich in den Vororten von Orléans eine Bar oder Bäckerei.

                                                                    Aber schon kurz hinter dem Campingplatz ist mein Weg auf dem Loire-Radweg erst einmal durch eine Schrankenanlage gesperrt: Schranke mit Unten-durch-schiebe-Schutz, bewegliche Kinderwagensperre (für mein Rad zu kurz) und eine Rad-Durchschiebe-Station mit seitlichen Hindernissen, die nur ein nacktes, also ungepacktes, Rad zulässt. Ich probiere alles aus - aber es hilft nichts, ich muss alle Taschen bis auf die Lenkertasche abbauen, das Rad durchschieben, die Taschen rüberheben und alles wieder anbringen.



                                                                    Ich bin sauer! Und - zunächst nicht einsehbar - nach 100 Metern nochmal der gleiche Zirkus. Wie oft sich das in der Folge wiederholt, kann ich nicht sagen, weil ich von solchem Schmarrn die Schnauze volle habe, unmittelbar danach den Radweg verlasse und auf der Landstraße weiterfahre. Jetzt, am Freitagmorgen, ist in meiner Richtung stadtauswärts auch wieder nicht allzuviel los - der Berufsverkehr kommt mir entgegen.

                                                                    Bis zum Frühstück muss ich heute aber etwas warten - erst nach einer Stunde finde ich eine Einkaufsgelegenheit für einen Kaffee und zwei Buttercroissants. Die Strecke verläuft zunächst direkt an der Loire entlang, ab Beaugency entfernt sie sich aber immer wieder ein paar Kilometer vom Fluß - hier ist fruchtbares Ackerland mit intensiver Landwirtschaft. Dann Blois mit seinem Schloss, hier schiebe ich das Rad ein Stück durch die alte Stadt und versuche Erinnerungen an eine frühere Fahrt aufzufrischen - vergeblich: Zu lange her!



                                                                    Unterwegs auch die neuen Kathedralen des Fortschritts: Atomkraftwerke am Fluss, die den einen oder anderen Umweg bedingen, weil die direkte Strecke durch Wahnsinnszäune mit Wachtürmen gesperrt ist - ich fühle mich an die frühere innerdeutsche Zonengrenze erinnert. Wahrscheinlich aber sieht es bei uns in Brokdorf oder Philippsburg genauso aus....

                                                                    Von den berühmten Schlössern der Loire sehe ich - wenn ich auf meiner Landstraße bleibe und nicht die Städte anfahre - wenig. Die stehen halt auch nicht unmittelbar am Fluss, sondern im Umland, näher an den Hügelketten rechts und links der Loire, die hier in einem sehr breiten Tal fließt. Die Straße selbst verläuft fast während des ganzen Tages auf der Dammkrone des Loire-Deiches. Autoverkehr ist erlaubt, aber nur bis 7,5 to. Auffallend viele Wohnmobile sind heute unterwegs - nicht verwunderlich, denn Ende August sind noch Ferien in Frankreich, ebenso wie in einigen anderen Ländern. Aber es überwiegend Franzosen unterwegs.



                                                                    Am Nachmittag bin ich vor Tours - und mit meinem Knöchel habe ich immer mehr Probleme. Ich wäge meine Möglichkeiten ab, wie es weitergehen kann und denke auch erstmals ernsthaft darüber nach, die Tour abzubrechen. Jetzt - hier im flachen Loire-Tal, mit Rückenwind und ohne nennenswerte Anstiege - ist es noch auszuhalten, aber ich weiß durch meine Routenplanung genau, dass in der Bretagne und der Normandie bis zu 1.500 hm am Tag zu erwarten sind - und das bereitet mir Sorgen.





                                                                    Ich komme am späten Nachmittag durch Tours, besser: Fahre die Loire entlang, die Tours durchfließt, und bekomme von der Stadt nicht sehr viel mit. Nach 126 km finde ich in Chatigny, etwa 10 km hinter Tours, einen kleinen Campingplatz, der nach meinen Notizen 18,30 € kostet - dann war es sicherlich kein CP municipal. Weitere Tagebucheintragungen für heute fehlen, und mehr Erinnerungen an diesen Platz habe ich nicht mehr.... Irgendwie ist der Wurm drin!
                                                                    Neues Motto: Der Teufel ist ein Eichhörnchen...

                                                                    Kommentar


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                                                                      Fuchs
                                                                      • 22.04.2009
                                                                      • 1239
                                                                      • Privat


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                                                                      AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                                      Bist Du nach Orleans auf der rechten Loire Seite weiter gefahren? Richtung Nantes.
                                                                      Dieses Schrankengedöns ist mir nicht begegnet. Allerdings habe ich in Orleans die Seite gewechselt
                                                                      und bin über die Europabrücke gefahren, ganz entspannt auf separatem Radweg. Das war 2011, da bin ich von
                                                                      Strasbourg über den Eurovelo 6 nach Nantes gefahren, und dann weiter bis Bordeaux.
                                                                      Schreib‘ bitte weiter, mit dem Wurm, das kenn‘ ich auch...

                                                                      VG rockhopper

                                                                      Kommentar


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                                                                        Fuchs
                                                                        • 04.04.2003
                                                                        • 1406


                                                                        #36
                                                                        AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                                        "Schrankengedöns"! Guter Ausdruck!
                                                                        Ja, das war auf dem rechten = ördlichen Uferradweg,der auch offiziell als Loireradweg dort bezeichnet war.
                                                                        Es war allerdings noch innerhalb des Stadtgebietes von Orléans, allerdings schon stadtauswärts.
                                                                        Auf jeden fall für Reiseradler sehr lästig!

                                                                        hosentreger
                                                                        Neues Motto: Der Teufel ist ein Eichhörnchen...

                                                                        Kommentar


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                                                                          • 43828
                                                                          • Privat


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                                                                          AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                                          Sowas gibt’s auch auf dem Leine-Heide-Fernradweg. Manchmal fragt man sich wirklich, ob die Planer denken, dass "Reiseradler" auf "Fernradwegen" gepäckfrei unterwegs wären? Richtig fies wird sowas, wenn es dämmerig wird und man nicht damit rechnet, dass da etwas derart den Weg blockiert.
                                                                          Zuletzt geändert von lina; 01.02.2014, 21:14.

                                                                          Kommentar


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                                                                            Fuchs
                                                                            • 07.09.2013
                                                                            • 1135
                                                                            • Privat


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                                                                            AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                                            Zitat von lina Beitrag anzeigen
                                                                            Manchmal fragt man sich wirklich, ob die Planer denken, dass "Reiseradler" auf "Fernradwegen" gepäckfrei unterwegs wären?
                                                                            OT: Du bist fest davon überzeugt , die denken ? Ich nicht !


                                                                            Liebe Grüße

                                                                            Franky
                                                                            Bemerke, höre, schweige. Urteile wenig, frage viel.

                                                                            Kommentar


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                                                                              Fuchs
                                                                              • 04.04.2003
                                                                              • 1406


                                                                              #39
                                                                              AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                                              7. Tag - Samstag, 31. August 2013
                                                                              Chatigny bis Rochefort-sur-Loires (bei Angers)


                                                                              Ich werde auch ohne Wecker um 6.30 wach - hatte auch vergessen, ihn zu stellen. Irgendwo in der Nähe war eine Tanzmusik in der Nacht - die ja ganz schön gedröhnt haben muss, wenn ich sie trotz meiner Schwerhörigkeit wahrgenommen habe. Danach kamen dann noch ein paar Motorräder dazu, die in Verbindung mit meinen unruhigen Überlegungen wegen des Knöchels für einige Stunden Schlaflosigkeit gesorgt hatten. Das Einpacken im Morgengrauen dauert dann incl. der Morgentoilette wie immer viel zu lange, aber ich komme doch vor 8 Uhr weg und lasse mich wieder von der aufgehenden Sonne anschieben.



                                                                              Ich fahre zunächst auf der rechten Flussseite - die Loire fließt hier ganz schön breit. Es sind so früh am Samstagmorgen nur ein paar Angler unterwegs, sie grüßen knapp und starren wieder aufs Wasser. Nach einer guten Stunde bin ich in Langeais, einem wunderschönen alten französischen Städtchen wie aus dem Bilderbuch. Hier bekomme ich am Marktplatz auch mein Frühstück: Wie immer einen café au lait und zwei Croissants. Sie werden von Mal zu Mal besser!



                                                                              Um zu meiner Landstraße zu gelangen muss ich zwei Kilometer zurück, dann komme ich wieder auf der Umgehungsstraße außen herum am Ort vorbei - und komme dabei auch an der neuen Straße aus der Stadt vorbei, die in meiner Karte noch nicht eingezeichnet ist. 5 km umsonst. Aber was soll's, ich bin ja zum Fahren hier, was allerdings heute schon vom ersten Tritt an schmerzhaft ist.

                                                                              Etwas später geht es auf die andere Loireseite - für Radfahrer ist die nördliche Seite gesperrt. Der Seitenwechsel stellt sich als Glücksfall heraus: Die Straße verläuft hier ebenfalls auf der Dammkrone, ist allerdings ein schmalen Sträßchen, das nur ganz gelegentlich von PKWs genutzt wird. Abgesehen von meinen Schmerzen ist es ein herrliches Fahren durch die Natur. Hier ist es so, wie ich mir den Loire-Radweg vorgestellt hatte: Romantisch, natürlich, kleine Schlösser mit Weinbergen dicht an der Straße,, Hotels und Gasthäuser, Restaurants, Kellereien, Campingplatz- und chambre-d'hotes-Schilder. Abwechslungsreich und absolut nicht überlaufen!



                                                                              Als nächste größere Stadt streife ich Angers, die Stadt liegt nicht unmittelbar an der Loire, sondern etwas weiter nördlich. Ich halte mich weiter am südlichen Ufer und nutze in einem kleinen Ort noch die Gelegenheit, kurz vor Ladenschluss meinen Wochenendeinkauf zu machen. Recht spät fällt mir nämlich ein, dass heute Samstag ist...



                                                                              Etwas später habe ich dann die 100-km-Grenze für heute erreicht. Es lässt sich trotz der gelegentlichen Anstiege die Hügel hoch noch ertragen, aber es wird nicht besser mit meinem Fußproblem. Auch wegen des Wochenendes (Belohnung !) kann ich mir die heutige Nacht in einem kleinen Hotel mit einem schönen Bett vorstellen, den Luxus einer eigenen Dusche, und vorher den Genuss eines guten französischen Menüs. In Rochefort-sur Loire finde ich auch genau das richtige Hotel - und das letzte freie Zimmer dort wird mir von einem Autofahrer gerade vor der Nase weggeschnappt.

                                                                              Zum Weiterfahren habe ich jetzt keine große Lust - aber immerhin gibt es beim Ort unten an der Loire einen kleinen Campingplatz , sogar mit einem Restaurant, das allerdings erst am späteren Abend warme Küche haben wird - solange möchte ich nicht warten, sondern probiere als Brotzeitteller die Wurstspezialitäten der Region - was auch keine schlechte Wahl ist. Und dazu gibt es ein Glas Wein von der Loire...

                                                                              Ich sitze später noch bei einem weiteren Glas Wein vor meinem Zelt und genieße den Abend, als nebenan auf einer Wiese zwei große Heißluftballons startfertig gemacht werden und dann Fahrt in den Abendhimmel aufnehmen. Die Sonne ist unten im Tal schon weg, aber die aufsteigenden Ballons werden hoch oben noch von den letzten Sonnenstrahlen erreicht. Bis ich an Fotografieren denke, sind sie schon zu weit weg.

                                                                              Und damit meine Pechserie nicht vorzeitig abreisst: Bei der Planung für morgen stelle ich fest, dass das Navi (Garmin Montana, ein paar Monate alt) sich nicht mehr einschalten lässt. Akkuwechsel, Reset-Knopf, Kaltstart - was auch immer ich mache - es hilft nichts. Also wandert das Ding gsnz nach unten in die Radtasche. Nutzloser Ballast, dabei brauche ich es in den nächsten Tagen doch ab und zu. Gerade in den Städten und zum Auffinden der Campingplätze war es in den vergangenen Tagen ganz schön nützlich. Sch..... Übrigens: Nach der Tour habe ich es zu Garmin eingeschickt: Platinenschaden (obwohl nicht hingefallen oder gestoßen). Ich bekam ein komplett neues Gerät zurück.

                                                                              Also: Für heute lt. Tacho knapp 127 km an einem schönen Tag mit einem missglückten Ende. Jetzt habe ich also für die Rückreise nur die Kopien aus dem Autoreiseatlas Maßstab 1:200.000 und im Notfall mein smartfone. Mal sehen, wie das klappt.
                                                                              Neues Motto: Der Teufel ist ein Eichhörnchen...

                                                                              Kommentar


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                                                                                • 49
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                                                                                AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                                                Hallo Hosentreger,

                                                                                sehr schöner Reisebericht! Ich fiebere Deinen neuen Einträgen entgegen

                                                                                Grüße

                                                                                Jörg

                                                                                Kommentar


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                                                                                  Fuchs
                                                                                  • 22.04.2009
                                                                                  • 1239
                                                                                  • Privat


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                                                                                  AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                                                  Ich bin auch schon gespannt wie es weiter geht!!!
                                                                                  VG rockhopper

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    Fuchs
                                                                                    • 04.04.2003
                                                                                    • 1406


                                                                                    #42
                                                                                    AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                                                    Na, dann will ich Euch nicht weiter auf die Folter spannen:

                                                                                    8. Tag - Sonntag, 01. September 2013
                                                                                    Rochefort-sur-Loires bis Nantes


                                                                                    Meine morgendliche Fragestunde: Mittlerweile habe ich eine ganz gute Routine beim Zusammenpacken - und trotzdem frage ich mich immer, wieso ich erst nach mehr als einer Stunde nach dem Aufwachen wegkomme. Auch heute mache ich mir wieder kein Frühstück - ich werde schon unterwegs etwas bekommen!

                                                                                    Vom Campingplatz geht es zunächst mal wieder durch den Ort einen Anstieg hoch zur Straße Richtung Westen; ich merke gleich wieder meinen Knöchel und weiß, dass ich mich heute entscheiden muss, wie es weitergehen soll. Nantes wäre eine geeignete Stadt, um eine Rückfahrtmöglichkeit aufzutreiben - von meiner Planung weiß ich, dass Hertz und europcar hier Niederlassungen haben, sodass ich ggf. einen Leihwagen bis kurz vor die deutsche Grenzen bekommen kann. Aber zunächst geht es mal weiter - in Rochefort gibt es schon einmal keine Frühstücksmöglichkeit für mich (oder ich finde sie nicht).





                                                                                    Den Sonntagmorgen erkenne ich auch am vermehrten Aufkommen von Radfahrern, mit Rennrädern meist, und wie ihre italienischen Kollegen kurz den Kopf hebend und mit einem Nicken grüßend - im Gegensatz zu meinen Erfahrungen in Deutschland - dort werde ich mit meinem Trekking-Rad und den Radtaschen noch nicht einmal wahrgenommen.
                                                                                    Es geht zunächst etwas an den hügeligen Rand des Loire-Tals, die Steigungen sind moderat, aber ich spüre sie gleich an bekannter Stelle. Dafür ist das Fahren hier sehr viel abwechslungsreicher und interessanter, z.B. durch die beiden Heißluftballons, die im Tal und somit unter mir fahren. Ein schönes Bild, das ich natürlich auch fotografiere. Noch eine Schikane geht es hoch, und dann in rasanter Abfahrt (sogar mit Warnhinweis für Radfahrer) wieder runter zum Fluss.





                                                                                    Ab hier ist der Loire-Radweg recht gemütlich: keine Rennstrecke, sondern eher mal Wirtschaftswege. Ich habe weiterhin das Glück mit Rücken- bzw. Seitenwind, je nachdem, wie die Flussschleifen sich wieder winden. Ich bleibe jetzt auch im Tal und vermeide die Hügelstrecken - es ist mittlerweile dauerhaft schmerzhaft. Damit steht meine Entscheidung fest, meine Radtour in Nantes abzubrechen und von dort aus die Heimreise anzutreten.





                                                                                    Sehr weit ist es auch nicht mehr bis in die Stadt, am vermehrten Radaufkommen - auch Familien mit Kindern oder ältere Paare - spüre ich die Nähe einer großen Stadt - wie bei uns ja auch. Etwa 10 km vor Nantes finde ich direkt am Radweg einen herrlichen, nicht allzu großen Campingplatz, die Stellplätze mit Hecken abgegrenzt von den Nachbarn und mit Tisch und Bank versehen - ideal! Auch die Sanitäranlagen sind sehr sauber - nicht mehr neu, aber prima in Ordnung. Wegen der Sanitär-Reinigungsaktion der Betreiberin kann ich mich auch noch nicht gleich nach de Ankunft anmelden, kann aber schon mal meinen Platz aussuchen, belegen und das Zelt aufbauen.

                                                                                    Meinen Krempel lasse ich auf dem Platz und fahre die restlichen 10 km in die Stadt. Dank meines Stadtplanausdruckes und mithilfe der navi-app finde ich fast auf meiner Radstrecke an der Loire auch europcar - mit ausreichendem Aufgebot an Fahrzeugen auf dem Parkplatz. Nur halt heute am Sonntagnachmittag geschlossen. Aber gleich morgen früh will ich auf der Matte stehen und meine Rückfahrt organisieren.



                                                                                    Ich fahre natürlich weiter ins Stadtzentrum - endlich mal kein Streckentest!!! - hier ist gerade ein Volksfest und halb Westfrankreich auf den Beinen. Mein Rad lasse ich ungern hier irgendwo (angekettet) stehen - ich schiebe es halt mit durch das Gedränge, was natürlich niemanden Spaß macht. So trotte ich dann doch lieber durch die angrenzenden Gassen und lasse mir viel Zeit. Flanieren nennt man sowas...

                                                                                    Dann fahre ich aber wieder zurück zum Campingplatz - zwar 1. September, aber noch herrlich warm. Nach 13 Kilometern werde ich aber unruhig - ich hätte doch schon längst wieder am Campingplatz sein müssen. Das gibt's doch nicht! Vorsichtshalber fahre ich noch 5 Minuten weiter, kehre aber dann doch wieder um, fahre jetzt bewusst langsam und aufmerksam - und finde dann auch das Schild und den kleinen Weg durchs Gebüsch - von der anderen Seite her kommend fällt tatsächlich nicht auf, dass es hier abgeht. Na - ich weiß jetzt Bescheid!

                                                                                    Ich mache mir was zu Essen, lese viel und faulenze so richtig. Auch zu Hause muss ich Bescheid sagen, dass ich bald heimkomme und wohl morgen oder übermorgen in einer der Grenzstädte zum Saarland (Metz, Thionville, Forbach?) abgeholt werden muss, wenn ich das nicht mehr ganz bis heim schaffen sollte. Zur Begrüßung bei der Anmeldung in der Rezeption gibt es übrigens für die Radfahrer ein Glas Wein mit Fruchtsaft - und die Übernachtung kostet 9 € - und am nächsten Morgen kann man Croissant direkt am CP bekommen. Luxus pur!

                                                                                    Später kommen noch Radfahrer, eine Familie aus München mit zwei halbwüchsigen Söhnen. Auch irgendwo in einer Nachbarparzelle fahren bereits im Dunkeln Räder vor und man schlägt im Schein von Stirnlampen ein Zelt auf - sogar den Kocher höre ich noch fauchen. Dann aber hat die Wärme und das Glas Wein vor dem Einschlafen Wirkung und ich dämmere weg.
                                                                                    Neues Motto: Der Teufel ist ein Eichhörnchen...

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      Fuchs
                                                                                      • 22.04.2009
                                                                                      • 1239
                                                                                      • Privat


                                                                                      #43
                                                                                      AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                                                      Das ist sehr bedauerlich, dass Du die Tour abbrechen musstest. Ich war schon neugierig auf die Bretagne.
                                                                                      Schöne Fotos! Besonders gefällt mir das Bild mit den Ballons!
                                                                                      2012 bin ich auch auf dem CP vor Nantes gewesen. Der hintere Eingang des CP, direkt am Radweg.
                                                                                      Bist Du daran vorbei gedüst?

                                                                                      VG rockhopper

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        Fuchs
                                                                                        • 04.04.2003
                                                                                        • 1406


                                                                                        #44
                                                                                        AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                                                        Zitat von rockhopper Beitrag anzeigen
                                                                                        ...Der hintere Eingang des CP, direkt am Radweg.
                                                                                        Bist Du daran vorbei gedüst?...VG rockhopper
                                                                                        Ja, genau da war es! Aber es war alles ziemlich zugewuchert - so schön frei sah es nicht aus.
                                                                                        Aber ich war auch vermuitlich mit den Gedanken woanders...

                                                                                        Danke für das Mitgefühl - ärgerlich war es, stimmt!
                                                                                        Aber durch die zwei nicht in Anspruch genommenen Urlaubswochen kann ich (jetzt ab Sonntag) nach Norwegen zum Langlaufen.
                                                                                        Getreu dem Motto: Es gibt nichts Schlechtes, was nicht auch noch was Gutes hat...

                                                                                        Aber ich weiß nach der Diskussion um Torres nachbarlichen Beitrag = DAS MEER wegen "outdoor-Würdigkeit" (ist aber jetzt nicht Ernst gemeint) nicht so recht, ob ich daraus einen Reisebericht für das Forum schreiben soll. Ist immerhin:
                                                                                        - eine organisierte Reise mit einem Unternehmen
                                                                                        - mit Bus- und Schiffsanfahrt
                                                                                        - mt Hotelübernachtung und Profiverpflegung (worauf ich mich schon besonders freue!!!).

                                                                                        Aber den ganzen Tag geht es raus ins /aufs Fjell, z.T. loipenmäßig, z.T. BC.
                                                                                        Vielleicht mache ich einen Kurzbericht mit wenig Text und vielen Bildern, um dem einen oder der anderen eine Anregung für einen Schneeurlaub zu geben.

                                                                                        Aber einen anständigen Abschlussbeitrag zur Frankreichtour gibt es noch! Versprochen!
                                                                                        hosentreger
                                                                                        Neues Motto: Der Teufel ist ein Eichhörnchen...

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          Alter Hase
                                                                                          • 18.08.2006
                                                                                          • 4869
                                                                                          • Privat


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                                                                                          AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                                                          Ach, eine ähnliche Diskussion habe ich hier mal zu einem Bericht über das Befahren des Bodensee-Königssee-Radwegs gelesen. Weil man da manchmal auf Asphalt fährt und die Reisenden ab und zu ein Zimmer nahmen. Das hat mich so verschreckt, dass es sehr, sehr lange dauerte, bis ich es gewagt habe, mal einen Bericht einzustellen. Und hatte vorher bei der Moderation angefragt, ob der Bericht genehm sei.

                                                                                          Aber mal was anderes. Hast du mal versucht, kürzere Strecken zu fahren? Deine Tagesleistungen sind schon sehr hoch. Wenn ich dauerhaft so unterwegs wäre, käme ich auch nicht an das Planziel. Nach meinem Eindruck ist der Trick, die Grenzen seiner Belastbarkeit zu kennen und drunter zu bleiben.

                                                                                          Übrigens interessant. Da ich am EV 6 bastele, habe ich eruiert, wie man von der deutschen Grenze aus nach Nantes kommt. Was auch mit einer Leihwagen-Recherche endete. Die Bahnverbindungen dorthin sind alles andere als einladend.

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            Dauerbesucher
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                                                                                            • 566
                                                                                            • Privat


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                                                                                            AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                                                            Respekt! Auch ein Abbruch gehört manchmal zum Radelleben.
                                                                                            Danke für den schönen Bericht und die prima Bilder.
                                                                                            LG Wi grenzenlos
                                                                                            Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

                                                                                            Gruß, Wi grenzenlos

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              Freak

                                                                                              Liebt das Forum
                                                                                              • 16.08.2008
                                                                                              • 31757
                                                                                              • Privat


                                                                                              #47
                                                                                              AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                                                              Ach, wie schade. Ich hätte ja gerne mal gesehen, wie Du Dich in der Bretagne schlägst

                                                                                              Schöner Bericht mit schönen Fotos. Und sowas passiert halt. Ich hatte mir ja meine Italienreise im letzten Jahr ja auch anders vorgestellt. Gesundheit geht vor. Mich würde Deine Reise nach Norwegen auch interessieren. ich bin da nicht so puristisch,
                                                                                              Oha.
                                                                                              (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                              Kommentar


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                                                                                                Erfahren
                                                                                                • 17.04.2008
                                                                                                • 290
                                                                                                • Privat


                                                                                                #48
                                                                                                AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                                                                Schöner Bericht,
                                                                                                ich selbst bastel auch gerade an einer Tour entlang des E6
                                                                                                von Basel aus nach Nantes.
                                                                                                Geplant ist dann von dort aus zurück zu fliegen.
                                                                                                Vielleicht mal ein Denkanstoß für einige.

                                                                                                Hawk

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  Fuchs
                                                                                                  • 04.04.2003
                                                                                                  • 1406


                                                                                                  #49
                                                                                                  AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                                                                  Zitat von Sir_Hawk Beitrag anzeigen
                                                                                                  ... ich selbst bastel auch gerade an einer Tour entlang des E6
                                                                                                  von Basel aus nach Nantes...Hawk
                                                                                                  Und das Schöne daran ist, dass Du anschließend an dem Bericht basteln kannst...

                                                                                                  Aber auf jeden Fall schon mal viel Spaß bei der Planung! Das war bei meiner Tour ja dann fast der beste Teil
                                                                                                  ;=)

                                                                                                  Nachher gehts weiter, muss noch etwas basteln!
                                                                                                  Neues Motto: Der Teufel ist ein Eichhörnchen...

                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                    Fuchs
                                                                                                    • 04.04.2003
                                                                                                    • 1406


                                                                                                    #50
                                                                                                    AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                                                                    9.Tag - Montag, 02. September 2013
                                                                                                    Nantes

                                                                                                    Ich kann mir heute morgen mehr Zeit lassen mit dem Packen und Losfahren: Es sind ja nur 10 km bis in die Stadt, und das Büro der Autovermietung öffnet erst um 9 Uhr. So kann ich bei meiner Einfahrt nach Nantes trödeln und mich nochmal richtig umschauen.

                                                                                                    Pünktlich stehe ich dann am Schalter und komme auch gleich dran - und die Ernüchterung ist kurz und schmerzvoll. Man habe für eine Fahrt nach Lothringen kein Fahrzeug, in das mein Fahrrad hineinpasse, man könne auch keines besorgen, und einen größeren Laster gäbe es evtl. frühestens ab Donnerstag - ein 7,5 to mit Laderampe, wie mir anhand der bebilderten Fahrzeugliste demonstriert wird. Mein Eindruck ist eher, dass man mir aus welchen Gründen auch immer kein Fahrzeug geben will. Auch mein Hinweis, dass man auch die Rücksitze eines PKW umklappen und ich das vordere Laufrad ausbauen werde, fruchtet nicht. Im Hof stehen übrigens einige der Fahrzeuge vom Typ Berlingo oder Kangoo oder Partner. Ich muss unverrichteter Dinge abziehen...

                                                                                                    Ich fahre zur Konkurrenz ein paar Straßen weiter - auch hier schüttelt man angesichts des Rades (oder meines Radfahr-outfits) verneinend den Kopf. Wie ein paar Minuten vorher hilft auch die Vorlage von Personalausweis, Führerschein, Visa- und Euro-Card überhaupt nichts.
                                                                                                    Das ist jetzt blöd. Bleibt noch die Möglichkeit der Bahnfahrt (womit ich mich vorher garnicht auseinandergesetzt hatte, weil ich für den Fall eines Abbruchs wie selbstverständlich von einem Mietwagen ausging) - ich rechne mir aber einige Probleme wegen der Mitnahme des Rades in den TGV's nach Paris und von dort Richtung Saarbrücken bzw. Straßburg aus. Auch meine 4 Radtaschen, die Zeltrolle und die Lenkertasche sind nicht so einfach zu händeln. Noch relativ gering wäre die Schwierigkeiten wahrscheinlich in Paris beim Wechsel vom Gare Montparnasse zum Gare de L'Est: Von einem Parisaufenthalt einige Monate vorher ist mir die Pariser Innenstadt noch in Erinnerung.

                                                                                                    Wie auch immer: Mit dem Rad geht es nicht weiter, ein Mietauto bekomme ich nicht und mit der Bahn gibt es Probleme. Also rufe ich meinen ältesten Sohn an, der mir die Zusage mit auf die Tour gegeben hatte, dass er mich holen kommt, wenn ich nicht weiter wüsste. Den Joker ziehe ich jetzt!

                                                                                                    Ich erreiche ihn auch gleich per Handy und schildere meine Lage. Und bekomme sein OK, dass er mich am nächsten Tag mit dem Auto holen kommen wird. Per SMS erhält er die notwendigen Angaben zum Campingplatz - und ich fahre wieder dorthin zurück.

                                                                                                    Ich kann mein Gepäck für diesen Tag in einem Nebenraum abstellen, denn nur auf dem Platz rumhängen will ich an meinem letzten Tag ja auch nicht, so fahre ich dann nur mit Lenkertasche und Wasserflasche noch ein Stück weiter an der Loire entlang nach Westen, Richtung St. Nazaire, schon recht nahe an der Mündung der Loire in den Atlantik.

                                                                                                    Hier ist der Strom doch schon sehr breit, es ist flach, die Strömung nicht mehr so schnell. Auch ich lasse mich treiben, und ohne das kräftige Treten wie an den Tagen vorher (und auch ohne die Gepäcklast...) sind die Schmerzen am Fuß auch lange nicht mehr so schlimm. Lediglich an den Auffahrten über Brücken wird es wieder schlimmer.
                                                                                                    Ich denke, dass die Entscheidung zum Abbruch der Tour richtig ist (ok - man kann sich das ja schönreden. Die nächsten 5 Tage würde es ein stetes Auf und Ab geben, und irgendwann stünde ich an ungünstigerer Stelle dann doch vor der Aufgabe.

                                                                                                    Nach etwa 30 km fahre ich nach Nantes zurück - auf das südliche Ufer komme ich hier nicht mehr: Zwischen Nantes und St. Nazaire gibt es nur noch eine Autobahnbrücke, allerdings wohl auch einige Fähren. So verbringe ich dann noch einen schönen Nachmittag in der Stadt, esse in einem Straßenrestaurant ein kleines Menue und verabschiede mich mit einem Glas Muscadet von der Loire. In der Sonne ist es immer noch sehr warm, ich setze mich mit meiner Wasserflasche in einen Park unter einen Baum und schaue dem Treiben zu.



                                                                                                    Laut der SMS meiner Tochter gibt es - nach der telefonischen Auskunft von europcar Deutschland - doch in Nantes ein Auto für mich - aber für heute ist es schon zu spät, um noch rechtzeitig das Büro zu erreichen. Wir lassen es also bei der morgigen Planung der Familienzusammenführung.

                                                                                                    Ich komme zum Campingplatz zurück und baue jetzt mein Zelt für die letzte Nacht auf, mache mir noch eine Suppe heiß und genieße mein Baguette mit einem guten Weichkäse und einem Glas Wein, lese noch und rede mit anderen Reiseradlern. Hier, am letzten Tag, erlebe ich endlich mal den Austausch mit anderen, den ich bisher nur hier aus dem Forum und dem Radreiseforum kannte.
                                                                                                    Neues Motto: Der Teufel ist ein Eichhörnchen...

                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                      • 13.08.2011
                                                                                                      • 13116
                                                                                                      • Privat


                                                                                                      #51
                                                                                                      AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                                                                      Danke für den schönen Bericht. Ich kenne Teile der Strecke von unseren Radtouren, da werden Erinnerungen wach.
                                                                                                      Zitat von hosentreger Beitrag anzeigen
                                                                                                      "Schrankengedöns"! Guter Ausdruck!
                                                                                                      Ja, das war auf dem rechten = ördlichen Uferradweg,der auch offiziell als Loireradweg dort bezeichnet war.
                                                                                                      Es war allerdings noch innerhalb des Stadtgebietes von Orléans, allerdings schon stadtauswärts.
                                                                                                      Auf jeden fall für Reiseradler sehr lästig!

                                                                                                      hosentreger
                                                                                                      Zitat von lina Beitrag anzeigen
                                                                                                      Sowas gibt’s auch auf dem Leine-Heide-Fernradweg. Manchmal fragt man sich wirklich, ob die Planer denken, dass "Reiseradler" auf "Fernradwegen" gepäckfrei unterwegs wären? Richtig fies wird sowas, wenn es dämmerig wird und man nicht damit rechnet, dass da etwas derart den Weg blockiert.
                                                                                                      Vor zehn Jahren war von dem Schrankengedöns noch nichts zu sehen. Aus meiner leidvollen Erfahrung von so mancher schlaflosen Zeltnacht und in der Annahme, dass sie sich doch etwas dabei gedacht haben würde ich aber mal sagen: Das ist die einzige wirklich wirksame Maßnahme, die lokale Jugend daran zu hindern, die Radwege für ihre privaten Mopedrennen, vorzugsweise zu vorgerückter Stunde, zu nutzen.
                                                                                                      Ich wäre aber auch tierisch angep..... davon. Zumal wenn man dann noch einen Hänger da entlangmanövrieren muss.

                                                                                                      Offensichtlich hatten wir vor zehn Jahren auch mehr Glück mit der Rückreise. Der SNCF-Angestellte hat zwar tief geseufzt, eine Stunde Zeit und die Unterstützung seiner Chefin benötigt aber bei bewundernswerterweise gleichbleibender Freundlichkeit eine Verbindung mit Fahrradmitnahme von Nantes aus gefunden:
                                                                                                      Regionalzug nach Le Mans, dort Zwischenübernachtung (wir kamen erst am frühen Nachmittag). Am nächsten Morgen dann ein Durchgehender Regionalzug nach Paris Montparnasse, eine knappe dreiviertel Stunde Zeit für den Übergang (mit 40 auf der Busspur, das fetzt!) und dann vom Gare de l'Est aus den EC nach Deutschland.
                                                                                                      Und da liegt der Hund begraben, das ist mittlerweile ein ICE/TGV.

                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                        Alter Hase
                                                                                                        • 18.08.2006
                                                                                                        • 4869
                                                                                                        • Privat


                                                                                                        #52
                                                                                                        AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                                                                        Autovermietungen wollen eigentlich niemals Fahrradgedöns in ihren Autos. Weshalb man besser per Internet mietet. Wir packen unsere zwei Räder dann in die zweitkleinsten Autos. Beim Abholen erscheinen wir ohne Räder. Die warten, wenn irgend möglich, um die Ecke. Natürlich wickeln wir die Räder gut ein, damit nichts dreckig wird.

                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                          Fuchs
                                                                                                          • 04.04.2003
                                                                                                          • 1406


                                                                                                          #53
                                                                                                          AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                                                                          Enja und die anderen:
                                                                                                          Das könnte natürlich erklären, wieso ich mich recht ablehnend behandelt fühlte am Schalter der Autovermietung. Ich führte es zunächst darauf zurück, dass ich Deutscher bin (obwohl ich weder in Frankreich noch in Italien damit bisher schlechte Erfahrungen gemacht habe). Aber es wäre ja - auch nach 70 Jahren noch - möglich.
                                                                                                          Aber Deine Sichtweise leuchtet mir ein! Und ich lerne daraus!
                                                                                                          Vielleicht ist es auch ein Tipp für andere, die per Autovermietung weiterwollen/müssen und ein Rad dabei haben.
                                                                                                          Danke für den Hinweis
                                                                                                          hosentreger
                                                                                                          Neues Motto: Der Teufel ist ein Eichhörnchen...

                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                            Freak
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                                                                                                            • 08.12.2004
                                                                                                            • 11888
                                                                                                            • Privat


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                                                                                                            AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                                                                            Zitat von Enja Beitrag anzeigen
                                                                                                            Autovermietungen wollen eigentlich niemals Fahrradgedöns in ihren Autos. Weshalb man besser per Internet mietet. Wir packen unsere zwei Räder dann in die zweitkleinsten Autos. Beim Abholen erscheinen wir ohne Räder. Die warten, wenn irgend möglich, um die Ecke. Natürlich wickeln wir die Räder gut ein, damit nichts dreckig wird.
                                                                                                            Also zumindest mit Falträdern hab ich in D bisher keinerlei Probleme gehabt. Gefaltet aber unverpackt vor den Augen des Vermieters ein- bzw. ausgepackt hat das höchstens Interesse geweckt, den meisten schien es aber einfach egal zu sein. Aber das Rad ist dabei natürlich nicht dick voller Schlamm. Trekkingräder sind natürlich nicht mal eben in den Kofferraum zu legen.

                                                                                                            Mac

                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                              Fuchs
                                                                                                              • 04.04.2003
                                                                                                              • 1406


                                                                                                              #55
                                                                                                              AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                                                                              10. und letzter Tag - Dienstag, 03. September 2013
                                                                                                              Nantes - Saarland


                                                                                                              Ich schlafe gut und lange in der letzten Nacht, ich kann mir Zeit lassen am Morgen mit Aufstehen, Duschen, Packen, Frühstücken, denn es wird sicher später Vormittag, bis ich abgeholt werde. Ich hatte für mein Frühstück (und für unterwegs) Croissants an der Rezeption bestellt - so vergeht der Vormittag mit einer weiteren Tasse Kaffee und der Ergänzung der Tagebucheintragungen der letzten Tage: Erinnerungsinventur, ehe der Alltagsbrei sich drüberbreitet!



                                                                                                              Es wird langsam Zeit, das kurze Stück vom Campingplatz bis zur Umgehungsstraße zu fahren: Die Einmündung zum Platz ist der verabredete Treffpunkt. Kurz vor 11 Uhr kommt dann noch eine letzte SMS: Es sind nur noch wenige Minuten.



                                                                                                              Dann ist er da, schnell wird das Gepäck ab und das Vorderrad ausgebaut und alles verstaut. Adieu Loire, Adieu La France - es hatte diesmal nicht wie geplant sein sollen. Aber es war trotz aller Widrigkeiten doch eine schöne Tour, wobei gerade die Urlaube, die nicht so stromlinienförmig verlaufen, eher im Gedächtnis bleiben...

                                                                                                              Einiges an Planung und Vorbereitung muss bei künftiges Touren anders werden, das muss ich noch näher analysieren und überlegen.

                                                                                                              Gegen 18.00 Uhr sind wir wieder zu Hause.

                                                                                                              Ich war natürlich unmittelbar danach beim Arzt, der aber nichts feststellen konnte außer der Reizung einer Sehne - vermutlich wegen Überforderung. Nach einigen Tagen spürte ich nichts mehr, nach 14 Tagen nahm ich mein Radtraining wieder auf - bisher ohne Probleme.
                                                                                                              Und ja: Ich verfolgte natürlich an den folgenden Tagen nach meinem Reiseabbruch den Wetterverlauf auf meiner Route: Die Tage in der Bretagne wären trocken, aber mit Gegenwind verlaufen. Durch die Normandie und die Champagne hatte ich über eine Woche lang Dauerregen gehabt - bis zum letzten Tag.

                                                                                                              Vielleicht war es besser so!
                                                                                                              Neues Motto: Der Teufel ist ein Eichhörnchen...

                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                Freak
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                                                                                                                • 08.12.2004
                                                                                                                • 11888
                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                                                                                Zitat von hosentreger Beitrag anzeigen
                                                                                                                Einiges an Planung und Vorbereitung muss bei künftiges Touren anders werden, das muss ich noch näher analysieren und überlegen.
                                                                                                                Mein Ansatz dazu (aber das ist nicht jedermanns Sache): Nicht mehr sondern weniger planen. Es läuft eh nicht immer wie geplant, man setzt sich weniger unter Druck und bisher ging es immer irgendwie. Der Ansatz ist aber nicht für "möglichst viel Strecke machen".

                                                                                                                Da es dir aber gefallen hat und auch nett zu lesen war wars wohl ein schöner Urlaub.

                                                                                                                Mac

                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                  • 24.01.2011
                                                                                                                  • 12506
                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                  AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                                                                                  Zitat von derMac Beitrag anzeigen
                                                                                                                  ...Nicht mehr sondern weniger planen. Es läuft eh nicht immer wie geplant...

                                                                                                                  So mach ichs auch. Das Spontane hat ja seinen eigenen Reiz...

                                                                                                                  Danke hosentreger für den schönen Bericht, hat Spaß gemacht! Frankreich ist schon klasse.

                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                    Alter Hase
                                                                                                                    • 18.08.2006
                                                                                                                    • 4869
                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                    AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                                                                                    Och. Wir sind auch geübte Abbrecher. Das ist natürlich immer eine persönliche Entscheidung. Auf unser Donautour waren wir in Lemberg zum Beispiel gesundheitlich angeschlagen. Das Wetter wurde ausdauernd immer schlechter. Und als da noch meine Mutter einen Unfall hatte, waren wir ruckzuck zu Hause. Eigentlich wollten wir noch weiter bis Görlitz radeln.

                                                                                                                    Innerdeutsch brechen wir zum Beispiel bei sehr schlechtem Wetter noch viel zügiger ab. Warum sollten wir tagelang durch strömenden Regen radeln?

                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                      Erfahren
                                                                                                                      • 26.06.2011
                                                                                                                      • 247
                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                      AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                                                                                      Ich mag deine Berichte. Bezüglich der Sehne hast du die richtige Entscheidung getroffen und wenn du sie mittlerweile nicht mehr spürst um so besser. Das mit dem Planen ist wirklich so eine Sache, ich nehme mir auch jedes mal vor es langsam angehen zu lassen und es zu nehmen wie es kommt, aber letztendlich wird dann doch wieder recherchiert und geplant was das Zeug hält. Deine Etappen sind übrigens wirklich nicht von schlechten Eltern, das habe ich mir damals schon bei deiner Italien Tour gedacht.

                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                        Freak
                                                                                                                        Liebt das Forum
                                                                                                                        • 05.08.2005
                                                                                                                        • 10870
                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                        'n Abend hosentreger,

                                                                                                                        fein für den Bericht und schade für den vorzeitigen Abruch. Wie sieht es aus, schon neue Pläne, vielleicht Richtung Nordfrankreich? Und dann noch die Frage aller Fragen: Haben die Franzosen angesichts deiner Packtaschen nicht darauf hingewiesen, du radelst durchs falsche Land?
                                                                                                                        .

                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                          GELÖSCHT
                                                                                                                          Erfahren
                                                                                                                          • 03.10.2008
                                                                                                                          • 225
                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                          AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                                                                                          Moin Lutz,
                                                                                                                          Danke für den schönen Bericht, ich habe ihn von vorn bis hinten gelesen. In frischer Erinnerung sind daher
                                                                                                                          * der Kettenreisser,
                                                                                                                          * die verrückte Fahrradschranke und
                                                                                                                          * Deine Kondition als "alter Herr mit Übergepäck", u. a. "Munddusche mit Akku und Spritzdüse".
                                                                                                                          Zumindest ersteres verbindet uns. Jetzt erst mal: viel Spass beim Langlauf im hohen Norden irgendwo!
                                                                                                                          Zur Fahradmitnahme im TGV: "faire accomplit" (o.ä.), so wie meine Heimfahrt vom Mittelmeer 2012 (Saintes Maries de la mer) no' "Dengmert" (IGB/Saar):



                                                                                                                          Mach's gudd und - frohen Gruß!
                                                                                                                          Hans (Flachlandtiroler)

                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                            Fuchs
                                                                                                                            • 04.04.2003
                                                                                                                            • 1406


                                                                                                                            #62
                                                                                                                            AW: [FR] Frankreichradtour mit Pechsträhnchen

                                                                                                                            Danke für Eure Antworten.
                                                                                                                            Ich sitze gerde im Foyer des Kvitfjell-Hotels nördlich von Lillehammer und genieße die täglichen Langlauftouren, die nachmittägliche Sauna und gleich ds Abensessen unseres mitgebrachten Kochs.

                                                                                                                            Dieses Jahr steht keine Radtour an: Es geht mit ROTEL (Ist das auch Outdoor???) im Mai mit Bus und Schlafanhänger von München nach Taschkennt. Die ... nennen wir es mal "Schlafkabine" ist schmaler und niedriger als mein HB Unna. Also ist es auch Outdoor. Für heute liebe Schneegrüße aius Norwegen
                                                                                                                            hosentreger
                                                                                                                            Neues Motto: Der Teufel ist ein Eichhörnchen...

                                                                                                                            Kommentar