• Gast20200707
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    [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 38.711256189
    Längengrad -28.23449302
    So, nun wie versprochen der Reisebericht über die Azoren. Bis dato habe ich keine Notwendigkeit empfunden, meine Eindrücke über ein Zielgebiet im Netz zu veröffentlichen, da ich nie exotische Ziele bereist habe. Unsere Reise auf die Azoren stellt jedoch für uns und sicher auch generell ein Novum dar, denn vor Abreise konnte uns Keiner Hilfestellung geben, der schon mal auf ähnliche Weise die Azoren bereist hatte. Daher sehe ich meine Ausführungen hier als solche zukünftige Hilfestellung für Familien oder aber auch Outdoorer und stehe auch später gern für Rückfragen zur Verfügung, da ich auch gerne auf Insiderinfos vor der Reise zurückgreife.

    DIE IDEE:
    Da meine Freundin und ich nicht die Pauschaltouris sind und auch nie werden, wollen wir unseren Kleinen (2J 3M) auch nicht erst dazu erziehen, sich an Allinclusive Buffets zu laben und in Kinderclubs den Urlaub zu verbringen. Daher testete ich erst einmal die Tauglichkeit der Ausrüstung, meiner Freundin und meines Sohnes, inwieweit diese outdoortauglich sind. Wir zelteten wild in der Pfalz. Einmal mit Kid Comfort Kraxe, das andere Mal mit Chariot CX1 Buggy und das letzte Mal bei einer Woche Dauerregen. Danach wurde das Ziel Skandinavien an den Nagel gehangen, meine Frau wollte was beständig Warmes, ich was Exotisches. Nach längerer Recherche im Netz stieß ich auf einige Artikel, die über Wildzelten auf den Azoren schrieben. Das Wetterklischee haftet jedoch an den Azoren wie Fliegen am Pferdearsch. Also musste ich mich vorerst damit auseinandersetzen. Am Ende kamen wir aber zu dem Schluss, dass uns das „Waschküchenwetter“ lieber ist als Kälte und Dauerregen. Mit schnellen Wetterwechsel und ab und an Regen konnten wir leben. Die gleichbleibenden Temperaturen um die 25 Grad gefielen uns.
    Wir entscheiden uns für die Azoren den CX1 mitzunehmen, da er uns sehr viel Last von den Schultern nehmen und der Kleine den Wetterkapriolen nicht direkt ausgesetzt sein würde. Ich konstruierte ein Gestell um die Ortliebtaschen am CX1 zu befestigen, die auf dem Flug als Handgepäck durchgehen sollten. Ansonsten wollten wir mit nur zwei Kraxen reisen (eine mit den Klamotten gefüllt, die andere mit Zelt, Schlafsäcken und Isomatten), der Buggy ging als Zusatzgepäck für das Kind kostenfrei ohne Voranmeldung mit. Als Übernachtung wollten wir hauptsächlich das Zelt nutzen, mal wild mal auf einen der wenigen Campingplätzen. Bei extremen Regen konnten wir uns auch eine Nacht in einer Pension spontan vorstellen. Pro Tag waren Strecken zwischen 10 und 20km geplant um Zeit für eine Pause zu haben, um die Blicke auch mal nach links und rechts schweifen lassen zu können und um auch dem Kleinen Zeit und Zuwendung zu gönnen. Die grobe Idee war gefasst, nun ging es an die Planung.

    DIE PLANUNG:
    Wir hatten 3 Wochen Urlaub und wollten diese auch optimal ausreizen. So buchten wir mit Sata ab/an Frankfurt, Flugtag Sonntag nach/von Sao Miguel. Dies war der erste Schritt, nun musste recherchiert werden, welche Inseln für uns in Frage kommen würden. Sao Miguel auf jeden Fall, doch nach Insiderempfehlungen sollten wir die Insel am Ende der Reise erkunden, damit man auf kurzfristige und häufig vorkommende Flugänderungen ggf. vor Ort reagieren kann. Die einzige Möglichkeit nach Ankunft auf Sao Miguel ohne Übernachtung weiter zu kommen war mit Terceira auch gesetzt. So waren wir noch am gleichen Tag auf den Zentralazoren. Danach sollte es auf jeden Fall nach Flores und Corvo gehen (die beiden Inseln bilden die Westazoren). Direktflüge waren immer erste Wahl. Zwischen den Westazoren nahmen wir die Fähre. Das geht schneller und spart Zeit. Danach sollte es wieder auf die Zentralazoren gehen, Faial und im Anschluss Sao Jorge. Hier buchten wir wieder eine Fähre. Warum wir die beiden Inseln nicht gleich nach Terceira bereist haben, wenn wir schon mal dort waren? Naja alle Flüge gehen über die Zentralazoren. Hätten wir diese abgehakt und wären dann von den Westazoren zu den Ostazoren geflogen, wäre das mit Umsteigen verbunden gewesen und das wollten wir vermeiden. Warum nicht die Insel Pico mit dem höchsten Berg 2351m? Auch hier mussten wir Prioritäten setzen. 6 Inseln in einem Urlaub sind genug. Wir konzentrierten uns auf Flores und Sao Jorge. Dort jeweils 5 Tage vor Ort, die anderen Inseln meist 3 Tage und Corvo als kleinste Insel nur 2 Tage. Da wir spät auf Terceira am 1.Tag ankamen, buchten wir hier vorab ein Hotel. Auch die letzte Nacht auf den Azoren verbrachten wir im Hotel, da es uns nur dort möglich war, uns wieder so herzurichten, dass wir in etwa den Bildern in den Pässen entsprachen. Nachdem nun alle Flüge, Fähren und Hotels gebucht waren, stand alles fest, nun konnten die Wanderrouten geplant werden. Zu Hilfe nahm ich mir den Rother Wanderführer, an dem ich mich nicht orientierte, sondern nur Detailinfos zu selbst geplanten Routen heraussuchte. Da wir stets mit Navi beim Wandern gut zu Recht kamen, war es auch auf dieser Reise 1.Wahl. Wir nahmen außer einer groben Übersichtskarte Azoren 1:50000 nichts weiter mit. Diese Karte half uns dann vor Ort meist bei den Taxifahrern oder beim Verschaffen eines groben Überblicks viel weiter. Für das Garmin
    installierte ich in Mapsource die Karten, die man kostenfrei auf http://gps.azoren-online.com/allgeme...e-topo-acores/ erhält. Diese enthalten neben einem detaillierten Wege- und Wandernetz auch Supermärkte, Brunnen, Toiletten und Bushaltestellen. Diese Karte wurde dann auch auf dem Garmin Etrex installiert (Das Navi wählte ich, weil es mit 2 Mignons
    betrieben wird). Wie ich meine Routen wählte? Oh, das war Sisyphusarbeit. Lange Recherche im Netz, welche Region sehenswert ist, was man gesehen haben sollte und Wanderempfehlungen nachgegangen. Mithilfe von Google Earth und Streetview (nur auf Sao Miguel und Terceira) prüfte ich die Wegetauglichkeit. Bei den Routenverläufen kamen mir die Seite http://www.trails-azores.com sehr zur Hilfe. Mit Bildern und Tourenbeschreibung kann man sich dort einen Vorgeschmack holen. Als Wegpunkte legte ich alle Tankstellen, Super- und Minimärkte, Brunnen und Toiletten an. Letzteres eher intuitiv, was uns vor Ort dann aber noch viel helfen sollte. Die Tracks waren geplant und abgespeichert, nun musste man nur noch an die Ausgangspunkte der Wege kommen, wenn diese nicht gleich direkt am Flughafen oder Hafen starteten. Auf http://www.azoren-online.com/ suchte ich die Busfahrzeiten raus und speicherte die Pläne in der Hoffnung ab, dass sie noch gelten würden. Auch sonst half mir diese Homepage bei meiner Recherche sehr viel. Adressen, Telefonnummern und Orte von Taxiunternehmen, Krankenhäusern etc. speicherte ich auch dem Smartphone ab. Das sollte im Verlauf der Reise noch richtig wichtig werden. Wie sollte nun unser Tagesablauf aussehen? Bei der Ankunft an jedem Flughafen war es wichtig, erst einmal die Benzinflasche (1.5L) zu befüllen und für Nahrung zu sorgen. Tankstellen lagen meist in der Nähe der Flughäfen und man musste nicht lange suchen. Soooo, alles war eigentlich bis ins kleinste Detail geplant, mal schauen wie viel wir davon umsetzen würden.

    DIE AUSRÜSTUNG:
    Hier in Stichpunkten ein kleiner Einblick in unsere Ausrüstungsliste. An Klamotten muss am Ende Jeder selbst wissen, was er benötigt und wie viel. Daher gehe ich bei diesem Posten nur auf spezielle Outdoorkleidung ein.
    - Hilleberg Keron 4GT inkl. Footprint (als Packtasche wurde ein Ortlieb Packsack genutzt)
    - Chariot CX1 mit Buggyrad (Luftpumpe, Ersatzschläuche, Werkzeug), 2 Ortlieb Radtaschen
    - Bach Kraxe FA Specialist Größe 3 und NorthFace Rucksack 65L inkl. Regenhüllen
    - Tatonka Regen-Rucksackponchos (einen davon nutzten wir über Nacht als Regenschutz für den CX1)
    - Mammut Ajungilak Alpine UL 3Season, für den Kleinen meinen alten gekürzten 4-Seasons Schlafsack
    - Thermarest Pro lite und Thermarest Chairs
    - Kocher MSR Dragonfly, Siggflasche 1.5L, Kochtopfset (2 Töpfe, eine kleine Pfanne), Sortiment Weithals Behälter
    - Katadyn Vario Filter
    - Camelbak 3L Antidote Trinkblase, zwei Wassersäcke a 3L (Ortlieb, Jansport)
    - Solarpanel Wattgeizer inkl. zwei Powerbanks, Eneloop Akkus (8 Mignon, 4 Micro)
    - Petzl Zipp Stirnlampe, Black Diamond Orbit Zeltlampe
    - Garmin Etrex Legend HCx
    - Klappsäge, 15m Seil Edelrid 4mm, Panzertape, Pseudo Leatherman (Billignachahmung)
    - Schuhe Meindl Vakkum GTX Men/Women, Teva Sandalen
    - Regenklamotten, Wanderschuhe, Sandalen, Sonnenmützen, Kuscheltier und 2 Bücher für den Kleinen
    - ausreichenden Sonnenschutz, Meru Outdoorseife
    - leichte Kopfbedeckung in Form von Bufftüchern
    - 3 Vaude Comfort Towels L-XL, ein altes saugfähiges Outdoorhandtuch um das Zelt oder den Schweiß abzuwischen

    Tipp: Handschuhe, Wintermützen und diverse Klamotten, die Einen vor Kälte schützen sollen, kann man getrost zu Hause lassen, außer vielleicht man will auf den Pico. Wir waren bei denkbar schlechten Wetter auf dem Höhenweg auf Sao Jorge (1000m) unterwegs und es war trotzdem noch warm. Die Regenjacken haben wir auch kaum genutzt, da der Regen schnell kam und wieder ging. Bei angenehm warmen Temperaturen trockneten die Klamotten wieder schnell oder waren sowieso bereits so schweißgetränkt, dass noch mehr Nässe nicht mehr ging.

    Mückenschutz war von Autan bis Nordic Summer alles dabei, nichts wurde auch nur einmal genutzt. Komisch, es gibt anscheinend keine Mücken auf den Azoren oder wir haben sie mit unseren Knoblauchgeruch fern gehalten. Auf jeden Fall ist uns dies extrem positiv aufgefallen.


    Reisebericht mit Bilder folgt peu a peu
    Zuletzt geändert von Gast20200707; 05.10.2019, 14:37.

  • dingsbums
    Fuchs
    • 17.08.2008
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    #2
    AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

    Ein Azorenbericht, da freue ich mich! Wegen der Flüge wollte ich dir erst widersprechen, da wir letztes Jahr ganz sicher von Flores direkt nach São Miguel zurückgeflogen sind. Aber dann fiel mir ein, dass wir auf Faial zwischenlandeten. Allerdings ohne Umsteigen, sogar ohne Aussteigen. Einfach kurz warten, dann ging der Flug weiter.

    Ich bin gespannt, welche Insel euch am besten gefallen hat. Bei mir hat ja Flores das Rennen gemacht, allerdings waren wir auf noch weniger Inseln als ihr: São Miguel, Pico, Faial nur in Horta, dann Flores. Corvo fiel leider aus, da weder Fähre noch Ausflugsboot fuhr. Angeblich zu windig.

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    • Gast20200707
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      #3
      AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

      Okay, dass ging auch diese Jahr mit Zwischenlandung, aber ein No-Go fuer den Kleinen, weil wir die Flugstrecken kurz halten wollten und meine Freundin nicht gerade ein Fan der Luftfahrt ist
      Vorab kann ich schon das Geheimnis lüften...Corvo macht ganz knapp das Rennen, dahinter Flores.
      Dann Sao Jorge, Faial..Sao Miguel haben wir wenig gesehen, kann ich mir als nicht so richtig ein Urteil
      bilden. Terceira nie wieder. Warum die Reihenfolge wird sich dann sicher aus dem Reisebericht ergeben.
      Gruß Jens

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      • Gast20200707
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        #4
        AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

        DIE REISE:
        Die Reise startet ab Frankfurt mit der Sata erst einmal direkt nach Sao Miguel. Der Buggy wird problemlos am Fraport mitbefördert. Wir können diesen direkt beim Boarding abgeben. Leider fliegt die Sata ab Terminal 2, d.h. man muss erst mal mit dem Skytrain fahren. Also etwas mehr Zeit einplanen. Da beim letzten Urlaub unser Rucksack verspätet ankam, da man die Brennstofflasche beim Umsteigen in München prüfte, wollten wir dieses Mal den Versuch starten, sie im Handgepäck zu befördern. Es gibt damit keinerlei Probleme. Allerdings fliegen wir auch vorsorglich immer mit leerer Flasche. Der Flug dauert 4,5 Std. und man kann auch vorab ein Kindermenü ordern, brauchen wir nicht. Unser Kleiner ist ein Allesfresser.
        Auf Sao Miguel angekommen scheint die Sonne, leichte Wolken über der Insel. Dieser wie auch alle anderen Flughäfen sind sehr übersichtlich. Kurze Wege, wenig Shoppingmöglichkeiten, keine Gates oder Transferbusse. Wir hatten Air Acores und Sata separat gebucht. Obwohl die Airlines irgendwie zusammengehören, können wir nicht durchchecken. Also heißt es, Gepäck holen und erneut einchecken. Hier nun ein ganz anderes Procedere. Der CX1 muss bei der Sicherheitskontrolle durchleuchtet werden und passte geradeso durch den Scanner. Hätte es nicht geklappt, wäre er als Sperrgepäck mitgegangen und ggf. sogar Geld gekostet. 2 Std. später geht‘s dann nach Terceira. Die Maschine wird kleiner, aus Düse wurde Propeller.
        Irgendwann gegen 20Uhr kommen wir dann endlich am Ziel an, wir sind die Letzten im Terminal und man schubst uns förmlich raus, damit endlich Feierabend eingeläutet werden kann. Wir nehmen ein Taxi, die Preise sind generell immer akzeptabel und wir verhandeln daher nie groß, nur um 2-3 Euro zu sparen. Die Fahrt zum Hotel kostet 6 Euro, das ganze Gepäck geht in den Kofferraum, die Klappe bleibt offen und wird mit einem dicken Gummi fixiert. Mir scheint, das macht er nicht zum 1.Mal. Wir haben Angst um den Verlust unserer Sachen. Alle kommen heil am Hotel an. Die Uhren werden noch schnell 2Std zurückgedreht und ab ins Bett, alle sind müde.

        Der erste volle Tag auf den Azoren beginnt sonnig ohne große Wolken. Scheiße, so kann das Wetter jedenfalls für mich nicht bleiben. Ich schwitze schon im Stehen. Wie soll es dann bergauf mit CX1 ausschauen? Im Kopfkino sehe ich mich schon von Hortensienhecke zu Steinwall springen um auch den kleinsten Schatten nicht auszulassen. Soweit kommt es zum Glück am Ende nur selten. Wir suchen den nahegelegenen Supermercado auf, die meist der Größe unserer Discounter entsprechen. Wir decken uns das einzige Mal mit dem Nötigsten ein und lernen daraus. Bei kommenden Einkäufen werden dann immer zuerst Genussmittel- und Alkoholregale angesteuert. Lieber mehr Gepäck und mehr Schinderei, aber am Abend dafür ein Wein und ein Bier...hhmmm.. Die Tankstelle ist auch gleich um die Ecke, der Tankwart macht mit mir nicht das Geschäft des Tages, aber er bleibt freundlich. Ich gebe Trinkgeld, weil ich ein schlechtes Gewissen für seine Mühen habe. Hinter mir wartet eine lange Autoschlange. Wir steuern die Bushaltestelle an, der Fahrplanautomat spuckt die Verbindung aus, die ich auch vorab erkundet hatte, doch an der Anzeige erscheint der Bus nicht. Wir warten auf den nächsten Bus und der Fahrer meint nur, dass heute zwar Montag ist, aber der Fahrplan von Sonntag gilt. Toll, umsonst 1 Std. gewartet. Wir laufen samt Gepäck zum nächsten Taxistand, der uns für 35 Euro nach Raminho in den Norden der Insel bringt. Dort angekommen, dauert es noch eine Weile, ehe wir die ersten Wandermeter vollziehen können. Der CX1 muss noch aufgebaut werden. Bald sind wir startklar, das Navi zeigt nach links, die Straße in den Himmel. Es geht bergauf, steil. Ohne Aufzuwärmen muss ich gleich ans Limit gehen, die Pumpe läuft auf Hochtouren. Täve, unser Sohn, hat im Buggy Platz genommen. Ihm ist das wohl für den Anfang zu stressig. Ich weiß schon jetzt, dass wir noch 900hm zurücklegen müssen, aber ich bereits nach 50hm schon die Schnauze voll habe. Wo soll das hinführen? Die aufziehenden Wolken um die Caldeira lege ich mir schon mal gedanklich als Ausrede zurecht. Hoffentlich sind sie dann zu gegebenen Zeitpunkt auch noch als solches nutzbar. Es geht auf schmalen Asphaltstraßen weiter nach oben. Der Verkehr ist nicht die Masse, ab und an kommt ein Bauer mit seinem Traktor vorbeigefahren, Täve winkt anständig, es wird erwidert. Ja, kinderfreundlich sind sie hier. Unser Sohn wird des Öfteren unsere Trumpfkarte sein. Der Belag wird natürlicher, auf roter festgefahrener Erde geht’s weiter. Irgendwann musste es dann soweit kommen, aber dass es gleich so schnell dazu kam. Wir stehen vor einer unpassierbaren Stelle. Ich gewöhne mir auf der Reise an, unpassierbare Stellen nur mit Rucksack ca. 100-200m zu begehen um dann zu entscheiden, Umweg gehen oder Gepäck getrennt den kurzen Weg befördern. Hier geht aber gar nix mehr. Das Navi weist einen Umweg aus, den wir dankend annehmen. Langsam lässt die Sonne nach, je höher wir kommen. Ich atme auf, es wird erträglicher, aber nicht die Steigung. Ich schiele zunehmend auf die Höhenlinien im Navi. Oooi. es wird flacher, eine Pause muss her. Wir sind nun schon 9km unterwegs. Nächster Stopp der Lagoinha auf 786m. Das klingt nach Wasser, wo wir überlegen, die Nacht zu verbringen. Die Wolken an der Caldeira halten mir die Treue. Bis dorthin hoch zu gehen wäre sinnlos. Am See angekommen ist von diesem nur noch wenig zu sehen.
        Terceira offenbart sich als trockene Insel. Viele Brunnen und Flüsse sind versiegt, ich mache mir Sorgen um die Wasserversorgung für den bevorstehenden Abend und das Essen. Das Wetter wird zunehmend schlechter und gleich bei der 1.Route müssen wir nun um planen. Wir laufen noch ein wenig am Hang lang, dann geht’s bergab. Natürlich genauso steil wie es hoch ging. Wirklich entspannend fühlt sich das nicht an. Wir laufen vorbei an unzähligen Weiden und Kühen. Irgendwann nach 16km erreichen wir einen Barbecue Platz mit Wasser. Wir sind gerettet! Wir laufen noch ein wenig weiter und schlagen unser Zelt auf einer Melissenwiese auf.

        Der Geruch begleitet uns schon den ganzen Tag. Das Zeug ist wie Unkraut. Das Wetter klart auf, wie genießen einen wunderbaren Sonnenuntergang mit Blick auf Sao Jorge und Pico.
        Der erste Wandertag endet erlebnisreich, ich bin ein wenig enttäuscht und zweifle schon jetzt an der Planerfüllung. Es gibt Nudeln zum Essen, wir gehen uns nach Einbruch der Dämmerung an der Wasserstelle waschen. Ein tolles Gefühl!
        Zuletzt geändert von Gast20200707; 12.04.2019, 10:48.

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        • Gast20200707
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          #5
          AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

          Der 3.Tag auf den Azoren konnte nur besser starten. Es hatte über Nacht immer mal wieder geregnet. Die Art wie es hier regnet ist echt einzigartig. In einer Sekunde regnet es aus Kübeln und just eine Sekunde später hört es auf als wenn Einer oben den Wasserhahn zudreht. Wir werden noch Bekanntschaft mit anderen Formen von Regen machen, dazu später. Meine Motivation war angesichts des heutigen Streckenverlaufs ein wenig gestiegen. Nach einem leckeren Frühstück mit Kaffee ging es am Hang entlang und mit kurzen An- und Abstiegen unterhalb um die Caldeira rum. Dabei mussten wir einige Male getrennt Gepäck 100-200m Passagen befördern. Das war aber okay und mit geringem Zusatzaufwand gut zu meistern.



          Das Wetter bleibt mit einigen Wolken erstmal sonnig und wir liegen gut in der Zeit. Da es leicht bergab geht, beschließen wir einen Umweg über den Dutchlake Lagoa Das Patas. Hier das gleiche Bild wie an anderen Wasserstellen. Dafür viele Enten irgendwo hatte ich mal gelesen, dass man hier am Rande der Legalität auch zelten könnte. Außer der Wasserquelle (Brunnen) lädt hier nichts dazu ein. Wir ziehen weiter, nachdem Täve sich auf dem Spielplatz ausgetobt hat. Wir wollen eigentlich zum Reservat Misterios Negros, mit einigen Tragepassagen des CX1 auf ca. 30m schaffen wir es auch ziemlich weit. Doch auf einmal ist Schluss. Der Erdweg geht in einen steilen Lavafelsweg über. Ein Weiterkommen unmöglich. Langsam aber sicher bemerke ich den Zusammenhang zwischen nicht möglichen Wegen und den gestrichelten Pfaden auf den Garminkarten. Während die schwarz durchgezogenen Linien stets Fahrwege sind, die breit und gut machbar sind, können die Strichellinien zwischen gerade noch machbaren Eselspfaden und Wandersteigen alles sein. Diese Erleuchtung wollte mir aber erst auf Flores kommen. Okay, wir müssen also zurück und einen Umweg in Kauf nehmen. Auf die idyllischen Seen hatte ich mich gefreut, aber da das Wetter sich verschlechtert und es leicht nieselt, haben wir nun andere Sorgen. Wir gehen mal von aus, dass der in der Karte groß verzeichnete Lagoa Do Negro wenigstens ein wenig Wasser führt. Dort angekommen versüßen wir unsere schwindende Motivation im Laden von Gruta da Natal mit Cola. Der Verkäufer meint, dass wir direkt am See campen können, denn die Leute, die das stören würde, sind längst zu Hause oder gehen bei dem Wetter nicht vor die Tür.
          Heee? Okay, aber so abgebrüht sind wir dann doch nicht, mitten im Blickfeld zu zelten, wir campieren in einer kleinen windgeschützten Ecke nördlich des Sees. Zum 1.Mal hoppeln die kleinen Kaninchen einem über den Weg. Eines der wenigen Wildtiere, die über Insektengröße hinausgehen, die wir im Urlaub sehen werden. Wir kochen noch schnell, gewaschen wird sich am See und kaum im Zelt, fängt es an zu regnen und zu stürmen. Die Wahl des Platzes war der volle Erfolg. Wir schlafen ruhig ein.

          Der Morgen des 4.Tages beginnt so wie der Abend zuvor aufgehört hatte. Die Wolken ziehen zwar gegen 10 Uhr etwas auf, aber es bleibt feucht mit spontanen Regengüssen. Nach 3x Abwischen des Zeltes gebe ich den Versuch auf, das Zelt trocken einzupacken. Es kommt in den Ortliebsack. Yvi hat nun sicher 2kg mehr auf den Rücken, mir egal. Kaum 2km gegangen, können wir einen Blick zur Küste durch die Wolken erhaschen. Wieso scheint dort unten die Sonne? Zum Glück wollen wir in die Richtung. Weiter geht’s über Weiden und Erdwegen, wir stoßen auf eine Herde Kühe, die uns über „ihre“ Weide mit Abstand folgt. Liegt es an den roten Regenhüllen. Wir legen einen Schritt zu, die Kühe auch. Yvi fängt an zu rennen, ich bewahre noch Ruhe. Bald erreichen wir einen Ausgang, wir öffnen und schließen ihn schnell. Die Herde der gesamten Weide steht da und verabschiedet uns. Puuhhh, aber als ob dass der einzige Schrecken des Tages sein sollte, folgt der nächste alsbald. Wieder ein Weg, der mit einem Mal nicht passierbar ist. Anfangs sehr steinig und steil wird der Weg mehr und mehr zum Fahrweg, aber erst nach 500m. Ich lege den Weg allein zurück und bringe Rucksack und Ortlieb Radtaschen bis zum Fahrweg.
          Danach der gleiche Weg nochmal mit CX1 und Yvi. Der Regen nimmt zu. Zum Glück nur feiner Niesel. Bei 20 Grad brauchen wir keine warmen Klamotten, auch keine lange Hosen. Scheiße…hätte ich die jetzt angehabt, hätten sich nicht zweistarke Dornenäste in mein Schienenbein gebohrt. Ich sehe aus wie abgeschlachtet. Es blutet fein am Bein runter, der Regen reinigt gleich die Wunde. Meine Wehschreie verhallen bald und der Fahrweg ist erreicht. Je weiter wir an die Küste kommen umso weniger regnet es. Mit einigen Hm hoch und runter erreichen wir bald einen Weg, der nur noch bergab geht und zwar so steil, dass wir den CX1 zusammen halten müssen. Ich an der Fangleine, Yvi an der Bremse, die erbärmlich quietscht. Gegen frühen Nachmittag erreichen wir Quatto Riberias. Bei dem Mistwetter in den Bergen und den relativen einfachen Wegverlauf machen wir keine Pause, wir essen unterwegs was Kleines. Wir erledigen den Einkauf. Nach den 2 Nächten ohne Alkohol und Süßigkeiten einigen wir uns auf eine Belohnung. In der Bucht von „4R“ schlagen wir unser Zelt auf, die Verkäuferin empfahl uns diesen Platz. Nicht besonders schön, etwas überlaufen, aber dafür direkt am Meer. Komisch, die Azorer gehen bei jedem Wetter baden, Sonne ist dabei nicht maßgebend. Wir tun ihnen gleich und springen in die Meeresschwimmbecken unterhalb unseres Zeltplatzes.

          Der Nachmittag wechselt sich mit Niesel und Sonne ab, gegen Abend klart es auf und wir haben noch einen schönen Abend bei Benzinfeuer. Leider kann man immer schlecht kalkulieren, wie viel Benzin man tankt. Wir haben 500ml Überschuss, gießen es in eine alte Champignondose und es brennt fast 2 Std. Warum? Weil morgen der Flug nach Flores geht und wer weiß, wie die auf gefüllte Benzinflaschen im Handgepäck reagieren. Apropos morgen, ich rufe ein Taxiunternehmen in Praia an, sie bestätigen uns auf Englisch eine Abholung an der Bucht gegen 7Uhr. Wir lassen bei Wein und 1L Sagres die Insel Revue passieren und das Urteil fällt hart aus. „Terceira- einmal gesehen und nie wieder“
          Zuletzt geändert von Gast20200707; 12.04.2019, 10:51.

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          • ExilKoelner
            Anfänger im Forum
            • 17.08.2011
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            #6
            AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

            Vielen Dank für den Einblick in euren Urlaub..
            Ich freue mich ganz besonders, weil ich für nächstes Jahr auch die Azoren angepeilt hatte.

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            • Gast20200707
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              #7
              AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

              Der 5.Tag bricht mit dem Klingeln des Weckers um 5.30Uhr an. Der Kleine schläft noch, es ist dunkel. Wir packen alles zusammen. Irgendwann muss auch der Kleine geweckt werden. Wir sind kurz vor 7 Uhr fertig, nun muss nur noch auf das Taxi Verlass sein. Als dann nach dem akademischen Viertel und mediterranen Puffer immer noch Keiner da ist, holt uns nach nochmaligen Anruf, ein ehemaliger Formel-Eins-Fahrer ab. Er tritt aufs Gas wie bei einer Verfolgungsjagd. Nur ist Keiner vor uns. Zum Glück ist unser Gepäck innerhalb des Fahrzeugs und nicht mit Gummibändern befestigt. Mit Reifenquietschen erreichen wir den Airport, die Fahrt hat ihren Preis. Nicht nur das bleiche Gesicht meiner Freundin, sondern auch der Taxitarif inkl. Risikozuschlag. Wir zahlen 20 Euro, gestern wurde uns am Telefon 9 Euro bestätigt. Die zahlen wir aber gerne, wir erwischen mit Ach und Krach unseren Flieger. Innerazorisch gibt es auf den Flügen weder Getränke noch Essen. Da wir heute Morgen nichts gegessen hatten, frühstücken wir noch auf dem Flughafen. Der Flug geht pünktlich, bei Flores hatten wir mit allen gerechnet. Der Flughafen ist anfällig für Flugausfälle und -verspätungen, wenn das Wetter nicht passt. Nach ca. 1 Std Flug erreichen wir die Insel, von der wir uns am meisten erwarten. Die grüne Insel ist gleichzeitig der westlichste Punkt Europas. hach, ich liebe Superlative.
              Pünktliche Landung auf Flores, schon beim Anflug fühlen wir uns auf der Insel heimischer. Alles klein, überschaubar, sehr grün...einfach hübsch. Am Flughafen sind immer wieder Leute in Wanderschuhen zu sehen. Bei unseren Wanderungen bekamen wir leider noch keine zu Gesicht, mit denen wir gerne geplaudert hätten. Wir setzen alle Hoffnung auf die grüne Perle der Azoren, angeblich DIE Wanderinsel schlechthin. Vielleicht ist der September aber auch keine Saison mehr. Egal, unser Bus nach Lajes geht in 2 Std., sind wir mit den Erledigungen eher fertig, nehmen wir das Taxi. Wir laufen den 1.Minimercado im Ort an, planen Essen immer so ein, dass wir immer gerade so bis zum nächsten Minimercado kommen, der erst übermorgen in Faja Grande sein wird. Der Einkauf kostet meist um die 25 Euro/ Tag, etwas mehr, wenn Windeln gekauft werden müssen. Die sind teuer 40 Stück um die 10 Euro, aber in Pampers Qualität. Yvi geht danach erst mal in den Parque Infantil, großzügig angelegte Kinderspielplätze. Ich steuere die einzige Tankstelle auf der anderen Seite des Ortes an. Die Flasche wird vollgemacht, schließlich bleiben wir auf den Westazoren 6 Nächte. Die Sonne brennt, ich komme auch ohne Gepäck ins Schwitzen, der Schritt muss schneller werden, der Bus kommt gleich. Irgendwie haben wir die Zeit so vertrödelt oder wir haben uns schon an die Gemächlichkeit der Azorer angepasst. Es erscheint ein großer Bus am südlichen Ende der Landebahn, das Verstauen des Buggys geht schnell. Wir legen 5 Euro hin, für alle zusammen? Wow...Auf Serpentinenstraßen geht es im klimatisierten Bus nach Lajes. Die Küste ist echt imposant, wenige Weiden, viel Natur...hach, mein Herz strahlt. Ich liebe diese Insel schon jetzt. Der Busfahrer lässt uns netterweise eine Station eher in Lajes raus, damit wir den steilen Anstieg in den Ort auch zu Fuß bewältigen können. Wie nett, aber ich sehe es sportlich als Aufwärmphase für die kommenden 400 Hm am Stück und winke dem Bus mit einem verkrampften Lächeln hinterher. In praller Mittagshitze geht es über Lajes in Richtung Faja Lopo Vaz, biegen dann rechts ab, unser Weg soll und zur Caldeira Rasa führen. Wir treffen einen netten Südtiroler auf dem Rad, er begrüßt uns wir plaudern nett. Er zieht den Hut vor uns und fragt, wo es denn noch hingehen soll. Toller Typ, Täve winkt ihm zum Abschied, es geht weiter. Ab jetzt steil eine Asphaltstraße hinauf, auf der Hälfte Notstopp. Alle
              pfeifen auf dem letzten Loch. Wir genießen die Aus- und Weitsicht auf Lajes und die Ostküste. Es geht weiter und kurz darauf ist die Kuppe überwunden, es geht endlich bergab und zwar sanft, wir kommen also schnell voran. Wir lassen die Blicke in die Ferne schweifen und staunen über die Natur, aber auch über die steilen Straßen an den gegenüberliegenden Berghängen. Yvi schmunzelt und meint nur „Zum Glück müssen wir dort nicht hoch“. Ich muss ihr leider entgegnen und nach kurzem Abgleich mit dem Navi, hatte ich Idiot mir auch noch die steilste von allen rausgesucht. Zum Glück ist sie mittlerweile asphaltiert, der Südtiroler meinte, dass sie vor kurzen noch geschottert war. Wirklich trösten tut mich das nicht. Der Anblick zermürbt mich bis zum Einstieg, bald stehen wir dem Endgegner für diesen Tag gegenüber. Am Ende ist alles halb so schlimm. Täve will selbst laufen und ich drücke mit Pressgeräuschen mich und den Buggy bergauf. Kurzes Innehalten, auf einmal kommt uns ein Auto entgegen. Mietwagen- Touristen…Sie kennen uns anscheinend. Ach und wir sie auch. Wir haben sie schon am Airport auf Sao Miguel und jetzt auf Flores gesehen. Sie fragen, ob wir den Berg hier allein hoch gelaufen sind und auch noch weiter hoch wollen. Nachdem wir dies bejahen, zeigen uns die Münchner Rentner auf positive Art einen Vogel. Wir helfen ihnen ein wenig bei der Orientierung, sie haben sich verfahren..und das auf Flores. Wir müssen ein wenig schmunzeln. Oben am Ende des Berges angekommen, werden wir mit einem tollen Panorama belohnt.



              Der Horror ist für heute erst mal vorbei, keine Hm mehr. Es windet zwar auf 600m, aber die Sonne scheint immer noch. Wir gehen nur noch ein Stück und auf einmal muss ich stehenbleiben, den Blick genießen. Dieser Anblick – wunderschön und mit einem Foto schlecht einzufangen.


              Caldeira Funda rechts unten

              Ziel Caldeira Rasa, dort soll unsere Casa Rustica aufgestellt werden, aber nix da. Zwar nicht sumpfig nass, aber unmöglich, ein Zelt in der Nähe des Sees aufzustellen. Wir weichen zurück auf eine verschlossene und scheinbar verlassene Weide und bauen versteckt hinter Hortensienbüschen unser Zelt auf eine weichen Wiese auf, leider etwas im Blickfeld der Autofahrer. Einige Bauern gucken komisch, fahren langsamer vorbei, aber Keiner sagt was. Puuhhh..wir schnappen uns gegen 19 Uhr die Handtücher und gehen im Rasa See baden. Die Touris sind weg, die Sonne taucht langsam im Meer ab, wir machen FKK. Herrlich sauberer See. Das Wasser nutzen wir ohne Bedenken auch gleich zum Kochen/ Essen/ Trinken. Nach dem Essen werden wir mit einem schönen Ausblick, toller Abendstimmung und 100%iger Stille belohnt. Ab und an fahren Bauern an unserem Zelt vorbei, wir spinnen uns Geschichten zusammen, die denen von Wrong Turn ähneln. Gruselig endet der Abend.


              Dafür startet der 6.Tag idyllisch mit perfektem Wetter. Kurz nach Aufstehen so gegen 8 Uhr bemüht sich die Sonne über die Hortensienbüsche, es wärmt Geist und Seele.



              Nach dem Frühstück bauen wir alles ab, Yvi und ich sind langsam ein eingespieltes Team, ich kann mich auf sie ohne Nachkontrolle verlassen. Summa summarum dauert das Ganze immer eine Stunde. Wir starten gegen 11 Uhr. Langsam trudeln auch wieder Touristen mit ihren Autos auf der Hochebene ein. Wir gehören anscheinend zu den Attraktionen und werden fotografiert. Auf dem Höhenweg gehen wir weiter und lassen die Caldeira Funda rechts liegen.

              Ziel ist heute Faja Grande, vorerst aber geht es leicht ansteigend und später abfallend zu den vier Caldeiras oberhalb Faja Grande. Und siehe da, auf dem Weg überrollen uns wieder die Rentner aus München. Zufall oder Stalking? Naja, sie sind nett, wir plaudern ein wenig. Dieses Mal wissen sie, wo sie sind und wo sie hinwollen. Unter anderen auch nach Faja Grande. Während wir dort am Nachmittag zu Fuß ankommen, treffen wir sie schon wieder im Auto...zum letzten Mal. Aber erst einmal passieren wir Caldeira Seca und Comprida auf breiten gut asphaltierten Straßen. Außer Mietwagen sind hier nur selten Autos zu sehen.



              Eigentlich wollen wir alle Caldeiras umwandern, aber da waren sie wieder…die gestrichelten Linien. Kurzer Check und wir entscheiden uns, an der Comprida vorbei Richtung Faja Grande zu gehen. Der Weg scheint wieder interessant für Täve zu sein. Er rennt wie ein Wiesel über den Weg. Ihm scheint das Ganze hier zu gefallen, immer draußen, immer in Aktion.

              Leider wären wir gerne das Abenteuer eingegangen und irgendwo am Steilhang runter nach Faja Grande abgestiegen, aber wir wissen, dass es mit dem Buggy nicht möglich ist und die Straßen eh nicht so befahren sind. Wir gehen also sicher und laufen Richtung Fajazinha runter. Es offenbart sich ein fantastischer Blick auf die begrünten Steilhänge mit zahlreichen Wasserfällen. Wow…Was für eine Natur…

              In Fajazinha wollten wir eigentlich am Strand zelten. Da wir aber die Hoffnung hegen, ab Faja Grande die Küste nach Ponta Delgada hochzukommen, laufen wir nach Faja Grande weiter. Dort soll eine geduldete Grünfläche fürs Zelten sein. Drei Mercados gibt es im Ort, einer hat offen. Puuhhh..Alle wichtigen Utensilien beisammen, erreichen wir am nördlichen Ende, nahe dem Hafen den Zeltplatz. Zwei Zelte stehen schon, eines davon auch ein Hilleberg, aber leider unbewohnt. Die anderen Camper haben den Platz anscheinend nur aus Kostengründen gewählt. Der Mietwagen steht gleich um die Ecke. Wieder nix mit `nem Gespräch unter Outdoorern …. Wir bauen unser Zelt auf und am Kiosk mit Cafe frage ich nach dem Preis für eine Nacht Campen. Was? Es kostet nix. Mein schlechtes Gewissen bestellt zwei Kaffee und leckeres Gebäck. Die Duschen, Toiletten und Wasser sind umsonst, irgendwie staatlich gestützt. Es fängt an leicht zu nieseln. Das einzige Mal am Tag. Wir machen es uns am Zelt gemütlich..

              Der Rundumblick ist grandios. Wer erscheint denn da? Der Südtiroler Mountainbiker hat sich unsere Route gemerkt und besucht uns. Wir sind erfreut, ein sehr herzlicher Mensch. Wir plaudern leider nur viel zu kurz, aber er rät uns vom Küstenweg ab. Ihm trauen wir und beschließen neue Pläne für morgen.



              Wir ergötzen uns am tollen Sonnenuntergang und während Täve bereits seit 19 Uhr k.o. im Schlafsack liegt, gesellen wir uns 2 Std. später dazu. Ein toller Tag bei tollem Wetter in toller Landschaft..einfach toll
              Zuletzt geändert von Gast20200707; 12.04.2019, 10:54.

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                #8
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                Langsam quält sich die Sonne am 7.Tag über die Steilhänge der Westküste. Es scheint ein wunderbarer Tag zu werden. Da für uns nun der Küstenweg tabu ist, suche ich mir die Taxifahrer im Ort raus und wir rufen einen nach dem anderen an. Hallo, Keiner erreichbar? Klar, Samstag. Okay, wir suchen Hilfe bei einem Einheimischen, der sehr gut Englisch spricht. Er kommt aus Boston/USA, aber seine Kindheit hat er hier verbracht und ist später wieder hierher zurückgekehrt. Es leben mehr Azorer in Kanada und USA als auf den Azoren selbst. Wir sind froh darüber, da wir so mit Englisch gut weiterkommen. Victor ruft weitere Fahrer an und nachdem wir das Missverständnis geklärt haben, dass wir nicht nach Ponta Delgada gebracht werden wollen, sondern lediglich auf den Bergkamm oberhalb F.Grandes, bringt uns Victor kurzerhand selbst dorthin. Wir stecken ihn für diese nette Geste 10 Euro zu. Puuh..bin ich froh, dass ich die 500 Hm nicht wieder hochschieben musste.
                Auf dem Kamm geht es immer oberhalb der Steilhänge an der Westküste entlang. Es windet sehr und es sieht regnerisch aus. Trotzdem machen wir Pause im Windschatten unserer Rücksäcke und Buggy. Wir verspeisen die vom Vorabend übrig gebliebenen kalten Nudeln, die wir in zwei zerschnittenen Plastikflaschen transportiert haben. Praktisch und am Ende im ganzen Urlaub genutzt. Bald erreichen wir eine exponierte Stelle und haben einen eindrucksvollen zurück und runter auf Faja Grande, wo wir die Nacht verbracht hatten.

                Der Weg macht einen schönen sanften Berg-auf-verlauf und irgendwann erscheint am Horizont „ein Stein im Wasser“. Wow. Es ist Corvo und diese Äußerung von Yvi trifft es auf den Punkt. Wie ein Stein im Wasser liegt diese kleine Insel.

                Wieder einmal behält Yvi Recht. Je weiter wir an die Küste und die Hm schrumpfen, wird das Wetter besser, die Sonne scheint länger, es wird wärmer. Den Leuchtturm in Albamaz lassen wir links liegen, unsere Füße folgen den Spuren nach Ponta Delgada. Im Ort angekommen suchen wir den Minimercado auf. Es wird ordentlich geshoppt und an nix gespart. Immer wenn der geplante Nächtigungsplatz in der Nähe des Mercados ist, kaufen wir auch gleich 5L Trinkwasser für um die 2 Euro. Ich plane eigentlich die Nacht am Hafen zu verbringen. Google Earth versprach eine gute Stelle. Die Verkäuferin empfiehlt uns auf direkte Zeltplatznachfrage einen Barbecue Platz am Hafen, der erst im August dieses Jahres eröffnet wurde. Wir folgen der Beschreibung und dort angekommen muss ich schmunzeln. Der Platz befindet sich an der gleichen Stelle, wo ich es ursprünglich wild geplant hatte. Die Sonne scheint, wir sind bereits 15 Uhr da. Es ist Zeit zum sonnen, Tagebuch schreiben, Wäsche waschen und Täve tobt sich auf dem Spielplatz aus. Ein wirklich toller Platz, zumal er „noch“ sauber ist.

                Ich checke schon mal den Plan für morgen. Wir wollen an der Steilküste entlang nach Ponta Riuva und eigentlich weiter nach Baia da Alagoa. Ich hatte vorab von Erdrutschen im Winter gelesen, wo es stark geregnet hatte. Das beunruhigt mich aber nicht wirklich, sondern eher der Anblick des Küstenverlaufs. Dort ist kein Weg erkennbar, der machbar wäre. Nun gut, genießen wir einfach mal noch diesen gelungenen Tag, der morgige wird vorweggenommen nämlich der grauenhafteste im Urlaub werden.

                Der Tag klingt bei Sagres und portugiesischem Wein aus. Wir küren den Tag zum bisher Besten, da alles perfekt war. Gegen 23Uhr gehen wir ab ins Zelt, der Schlafsack dient nur als Decke, da auch die Nächte um die 18 Grad warm sind.

                Tag 8 bricht früh an, da Täve uns bereits 7 Uhr weckt. Okay, Morgenstund‘ hat Gold…Ach Mist, wir sind noch müde. Wir frühstücken am Tisch, ich verziehe mich schon jetzt in den Schatten, Gott ist das warm. Wir kommen zeitig los und nehmen gegen 10Uhr die Steilküste in Angriff. Der Weg ist auf den Garmin komplett gestrichelt und es sind ca. 5km, um erst mal wieder festen Untergrund zu erreichen. Wir durchlaufen den Ort bis zum südlichen Ende. Die Straße wechselt von Asphalt auf Schotter, ein neuer Wegweiser zeigt uns den Weg nach P.Riuva. Das stimmt uns zuversichtlich. Aber nicht lange, denn der beschriebene Karrenweg lässt nicht lang auf sich warten.



                Der Weg ist steinig, aber noch machbar, da Täve auch selbst laufen will. Wir gehen den Weg weiter. Sollte er schlimmer werden, kehren wir um, das war schon gestern beim Anblick der Küste beschlossene Sache. 800m wären aktuell der Rückweg auf Asphalt. Wir laufen aber weitere 2km den Karrenweg bis das Grauen seinen Lauf nimmt. Hier gab es dann wohl einen Erdrutsch. Der Weg ist auf 500m weg. Wo geht der Umweg lang? Ach was, gerade hoch..Nein steil in den Himmel. Wir müssen nun den Buggy zusammen durch Bäume hochzehren. Kurzes Innehalten, ich schaue aufs Navi, ach was, es sind nur 1km Umweg, wir nehmen die scheinbar kurzen Strapazen in Kauf und wuchten uns Alle weiter den Hang hinauf. Ein Weg ist nicht wirklich zu erkennen, der letzte Begeher war wohl gleichzeitig der Forstarbeiter, der die Schneise in den Wald geschnitten hat. Irgendwann nach 100m Weg geht nix mehr, der Weg nimmt an Steigung zu, Serpentinen werden enger und enger. Wir müssen kurz nachdenken. Der Rückweg mittlerweile schon sehr weit, ganze 3km, der Umweg „nur“ noch 900m. Die Entscheidung heißt- Weitergehen- Getrennt werden nun Rücksäcke, Ortliebtaschen und Täve den Berg hinauf geschleppt. Die Wege werden nun mindestens 4x gegangen. Zum Glück verlaufen die Wege im Schatten, zu Trinken ist genug vorhanden. Ich eigene mir eine neue Technik an, den Buggy den Berg hoch zu befördern. Mit Schieben kommt man hier nicht mehr lang. Meine Eigenkonstruktion, um die Ortliebtaschen zu tragen nutzt mir jetzt als Rückentrage. Ich drehe den Buggy auf den Rücken und erreiche nach weiteren 200m einen Zwischenrastpunkt. Langsam, aber sicher schwinden die Kräfte. Das zeige ich aber Yvi nicht, denn ich muss sie aufbauen, sie ist verzweifelt, aber noch nicht so atemlos wie ich. Täve kann heute leider nicht wie sonst den Buggy als Ruhstätte nutzen. Er muss alles zu Fuß selbst bewältigen. Noch macht er sich super, aber er sieht müde aus. Es scheint aber so, dass ihm das Abenteuer gefällt. Nach weiteren 100m erreichen wir eine Steinmauer und einen breiten Wiesenweg, der eben verläuft. Yeah Yeah Yeah…geschafft. War doch gar nicht so schlimm. Nun soll es mit Speed weitergehen. Rucksäcke aufgesattelt, Täve ab in den CX1, Ortliebtaschen fixiert, wir ziehen von dannen. F**k, aber nur 100m, wenn überhaupt, denn dann heißt es: Absatteln und same procedure like before nur halt nach unten, ach und wieder steil. Ich befördere erst Rucksacke und Taschen nach unten, gehe ca. weitere 200m bis zu einem markanten Felsen an dem man den Karrenweg wieder einsehen kann. Ich muss kurz einen lauten Schrei loslassen. Hat das ganze den kein Ende? In mehreren Zügen transportieren wir alles bis zum Karrenweg hinunter, der hier in denkbar schlechten Zustand ist, aber im Vergleich Flüsterasphalt ist. Ein Fluss kreuzt den Weg. Ich muss zum ersten Mal den Gedanken äußern, hier das Zelt aufzuschlagen. Direkt auf dem Weg. Ich bin langsam aber sicher der Erschöpfung nahe. Es war nur ein Umweg von 1km, aber aufgrund der mehrfachen Begehungen sind es sicher 5-6km geworden. Yvi zeigt Ehrgeiz und will wenigstens bis P.Riuva kommen. Alagoa schminken wir uns ab. Ich aktiviere meine letzten Reserven mit einem Powergel. Wir erreichen einen verlassenen Bauernhof und zählen eins und eins zusammen. Ab hier muss der Weg besser werden und er wird es. Der Karrenweg wird zumutbarer, aber immer wieder knocken mich kurze, steile Anstiege aus. Yvi nimmt nun viel Last auf sich, sie trägt Täve und den Rucksack auf den Schultern und geht schon ein wenig vor. Sie kann sich ein Lachen nicht mehr verkneifen, mein Schnaufen und mein Jauchzen ist aber noch nicht der Höhepunkt. Auf einmal wird mir schwarz vor Augen, ich muss schnell Platz nehmen, kurz darauf geht’s weiter, wieder kurz Platz nehmen. Ich schaue zum letzten Rastplatz zurück. Oh Gott, der ist bloß 2m entfernt. So kommen wir nie an, ich krieche auf dem Zahnfleisch. Da wir keine richtige Mittagspause hatten, schwindet auch die Energie. Die Motivation haben wir aber schon längst verloren. Wir kommen an einem großen Wasserfall vorbei. Ich halte meine Klappe, auch hier hätte ich mich gern nieder gelassen, aber meine Freundin betitelt mich als Schlaffi, das ermutigt mich. Bald erreichen wir wieder freie Sicht auf das, was wir bewältigt haben.

                Im Hintergrund ist der Ort zu sehen, den wir am Morgen verlassen hatten. Das Wetter wird zunehmend schlechter, dafür der Untergrund zunehmend besser. Bald erreichen wir P.Riuva. Es ist bereits 19Uhr, wir stapfen durch den winzigen Ort und erkundigen uns nach einem Nachtplatz. Die Einen wollen nicht, die Anderen können nicht. Wir helfen uns selbst weiter und schlagen in der Dämmerung am Ortsausgang das Zelt auf.

                Da meist jeder Ort eine öffentliche Toilette hat, suche ich die erst mal schnell auf, hole Wasser zum Kochen und Trinken. Alles muss nun ein wenig schnell gehen, Täve muss ins Bett, es ist nun dunkel, wir sind fertig mir Essen. Er geht erstmals freiwillig ins Bett. Alle sind hundemüde. Für die gesamt 10km haben wir satte 9 Std gebraucht, inkl. 2,5Std Standzeit. Von Pause konnte keine Rede sein. Wir gehen uns noch den Angst-und Arbeitsschweiß auf den Toiletten abwaschen und fallen tot ins Zelt. Der Tag ist geschafft, für mich eine Gratwanderung zwischen Spaß und Horror. Ab jetzt keine Experimente mehr mit Strichelwegen. Wir Beide schlafen die Nacht unruhig. Im Schlaf laufen meine Beine noch weiter. Eins ist klar, morgen ist Ruhetag. Sowas hatte ich nie eingeplant, aber nun sollte dafür der richtige Augenblick gekommen sein.
                Zuletzt geändert von Gast20200707; 12.04.2019, 10:56.

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                  #9
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                  Wir stehen am 8.Tag sehr früh auf, weil Keiner von uns Beiden richtig schlafen konnte. Es ist stark bewölkt, aber es regnet nicht. Nur langsam kommen wir in Schwung, heute drängt uns nix. Wir frühstücken ausgedehnt in der Zeltapsis, es windet draußen sehr. Der Kocher wärmt das Zelt, Kaffee haucht uns wieder Leben ein. Der gestrige Trip hatte wahrlich nichts mit Urlaub zu tun. Behäbig packen wir alles zusammen, ich nehme mir wieder meine Word-Datei im Smartphone zur Hand und rufe einen Taxifahrer an, der uns nach Santa Cruz bringen soll. Von P.Riuva kann man schon die Spitze des Flughafens sehen, während wir auf das Taxi warten. Ohne Bastelstunden verladen wir alles, und steigen in einen T4 Bus ein. 15 € und der Fahrer gibt uns sogar einen tollen Tipp mit. In Santa Cruz gibt es eine legale Wiese, wo man umsonst Zelten kann. Da wir auf Such& Find heute keinen Bock haben, steuern wir den Tipp gleich per Taxi an. Dort angekommen, können wir es kaum fassen. Wirklich eine Wiese 50x 50m, man sieht die letzten Abdrücke von Zelten, direkt am Meer, nur von einer Straße getrennt..ach und nicht zu vergessen, der Parabolspiegel mit 5m Durchmesser. Der Platz liegt neben der portugiesischen Fernsehanstalt oder was auch immer.

                  Okay, der Platz erfüllt seinen Zweck und liegt nur ca. 10 Gehminuten vom Hafen entfernt, von wo wir morgen Richtung Corvo starten wollen. Wir bleiben auch hier wieder die Einzigen auf dem Platz und an der nahe gelegenen Badebucht mit Toiletten und Duschen erledigen wir Dinge, zu denen wir sonst nicht kommen. Wäsche waschen, ausgedehntere Körperhygiene und und und. Ich gehe derweil einkaufen, vorher aber besorge ich leckere Big Boston Burger für 6 Euro. Boaar, die Dinger sind groß und lecker. Das soll unser Mittag sein. Täve darf Pommes verschlingen, wir sitzen vorm Zelt und relaxen. Es windet noch immer, die Sonne lässt sich nur selten blicken. Trotzdem erkunden wir den überschaubaren Ort und stoßen auf einen Spielplatz, Täve kriegt seine Trainingseinheiten und wir kriegen unsere Erholung. Man merkt langsam, dass die Vorfreude auf Corvo stärker wird, wir wollen wieder Wandern. Schlendernd durchlaufen wir den Ort, echt hübsch hier. Am Zelt ist es dann soweit. Hüngerchen ist da und Papa darf wieder mal den Kocher anwerfen. Es gibt mal wieder Nudeln, mit leckerer Wurst und Zwiebel-Tomaten-Sauce, dazu eine große Brise Knoblauch. Komisch, nix gemacht, aber schon wieder Hunger. Es ist noch zu zeitig zum Essen, aber egal. Nach dem Essen schnell Abwaschen, Verdauungsspaziergang und dann ist es Zeit für Täve. Mit Einbruch der Dämmerung verschwindet er im Zelt. Wir werden wohl auch gleich folgen, die letzte Nacht kaum geschlafen und morgen 7 Uhr aufstehen. Hinter der dicken Wolkendecke will uns die Sonne dann doch noch beweisen, dass es sie gibt. Ein kleiner Sonnenuntergang begleitet unseren Alkoholkonsum. Gegen 22 Uhr fallen wir ins Nest. Die Nacht ist der Hit, wir Beide schlafen so tief, dass wir wirklich erst wieder mit dem Wecker aufstehen werden. Auch Täve lag regungslos im Zelt, obwohl er sonst immer gern im Schlaf durchs Zelt robbt. Toll, der Tag war echt nötig und Corvo kann kommen.


                  Der 9.Tag beginnt früh für uns, im Urlaub mit Weckrufen aufzustehen entspricht nicht unseren Vorstellungen, aber Carpe diem schon. Also heißt es leise alles zusammenpacken, wir haben am Vorabend schon ein wenig vorgelegt. Zum Schluss wird Täve geweckt, er weiß gar nicht so recht, wo er sich befindet. Wir liegen gut in der Zeit und stapfen zum Hafen Das Pocas, während der ganze Ort noch schläft. Am Hafen ist bereits Jeder auf den Beinen, Fischerboote werden ins Wasser gelassen, wir hoffen, dass unsere Fähre größer als die Fischerboote sein wird, denn es herrscht ordentlicher Wellengang. Weit und breit aber nix zu sehen. Das Treiben am Hafen nimmt zu, es erscheinen mehr und mehr Leute und Autos. Die Fähre muss groß sein, unsere Hoffnung steigt, gerade weil Yvi nicht die geborene Seefahrerin ist. In der Ferne erscheint ein kleines Boot. Es kommt immer näher, aber wirklich größer wird das Boot auch im Hafen nicht. Ariel ist am Dock festgemacht. Es kann losgehen.

                  Ich zähle 16 Plätze, davon 14 belegt. Zum Glück hatten wir vorgebucht. Die Überfahrt kostet 10 Euro. An Bord Tagestouristen, Einheimische und eine „Babygang“. Sie scheinen die Stars von Flores zu sein, hipp angezogen wie Lady Gaga, jedes Foto umgehend gepostet und wichtig tun und cool sein. Was haben die hier verloren? Schiffbrüchige? Was wollen die auf Corvo? Wir beschmunzeln uns gegenseitig und leben in unterschiedlichen Welten. Die Überfahrt dauert ca. 45 Minuten, das Boot macht ordentlich Dampf und überspringt die Wellen förmlich. Kurz habe auch ich ein flaues Gefühl im Magen. Es wird aber besser, die Wellen nehmen ab und in Corvo angekommen, blinzelt uns zum 1.Mal die Sonne an diesem Tag an. Die Wolken auf Flores hängen immer noch tief.
                  Viele meinten, man solle nicht auf Corvo übernachten, es lohne sich nicht. Andere meinten, man solle am Campingplatz am Ende der Landebahn im Westen nächtigen. Wir blieben stur und hörten auf unsere Stimme. Trotzdem muss ein Kompromiss her. Die Wolken liegen knapp unterhalb der Caldeira und eigentlich wollen wir genau in dieser übernachten. Wir beschließen also, dort erst einmal lang zu wandern, von wo aus wir aus der Ferne bei der Überfahrt Sonne und wenig Wolken ausmachen können - die Ostküste! Also Proviant im Minimercado aufgestockt, weiter geht’s durch enge Gassen die Pflastersteinstraße raus aus Vila Nova, dem einzigen Ort der Insel. Es geht, wie sollte es auch anders sein, erst einmal nur hoch und hoch und hoch. Wir folgen parallel zur Ostküste dem Straßenverlauf und biegen dann rechts ab, während die Hauptstraße hoch zur Caldeira verläuft. Der Verkehr hält sich hier in Grenzen, ein Moped hier, ein Jeep da. Meist Bauern, die ihre Kühe versorgen. Wir zählen mehr Kühe als Menschen. Herrliche Idylle. Die Wolken kommen von Westen und hängen an der Caldeira, das beschert uns nun Sonne. Wir wollen den Asphalt- und später Schotterweg so lange gehen bis wir nicht mehr weiterkommen. Nach 12km, zwischen Leuchtfeuer und dem weißen „Ausguckhäusl“ ist Schluss. Wir treffen auf einen jungen Bauern. Mit meinen kleinen Portugiesisch-Brocken frage ich, ob wir hier Zelten dürfen. Er meint, dass es in Vila Nova einen Parque de Campismo gibt, aber wenn wir wollen, gern hier auch das Zelt aufstellen können. Verwundert zieht er von dannen. Wir machen hier erst einmal Pause, Mittagessen. Es gibt Nudeln vom Vortag. Wir lassen das gesamte Gepäck hier stehen und nehmen nur das Nötigste mit. Auf geht’s hoch zur Caldeira. Das Zelt wollen wir später aufbauen.
                  Wir folgen dem schmalen Weg am Hang entlang. Es ist nur noch ein Pfad, hier wären wir mit dem Buggy nie lang gekommen. Es sind noch 5km hoch zum Grat. Yvi spricht das aus, was ich bereits gedacht hatte. „Komm‘, lass uns jetzt einfach links hoch laufen. Das spart uns den Umweg und es sieht machbar aus!“..Meine Freundin..Ich bin stolz und biege nach links ab.
                  Da der Hang nur aus Weideland besteht, der mit Felsen durchsetzt ist, kommen wir gut hoch. Die 250 Hm sind schnell gemacht und auf einmal widerfährt mir das, was mir auch nach dem Urlaub gedanklich immer wieder durch den Kopf geht. Mit jedem Schritt, den man höher geht, überwindet man mehr und mehr den Grat und bekommt immer mehr von der Caldeira zu sehen. Dann offenbart sie sich uns..Einmalig..Ich habe noch nicht viele dieser Momente in meinem Wanderleben gehabt.



                  Wie verweilen hier oben 1 Std., während Yvi sich sonnt, beobachte ich die Licht-und Schattenspiele in der Caldeira. Die Idylle ist perfekt, das Wetter auch. Ein klein wenig ärgern wir uns, doch nicht in der Caldeira gezeltet zu haben, aber unser aktueller Platz ist auch eine tolle Wahl. Kein Wanderer, kein Mensch, kein Bauer in Sicht. Wir dürfen allein genießen, was Gott geschaffen hat. Es wird dann Zeit, wir gehen wieder zurück. Dieses Mal ohne Umweg direkt zum Zelt steil den Hang hinunter. Von weiten sehen wir schon unser Gepäck, alles noch da, wenig später bauen wir das Zelt etwas unterhalb des Weges auf. Der Blick aufs offene Meer und die Weiden haben wir richtig gewählt.



                  Oben, am Ende des Schotterweges sind Wasserhähne, wir zapfen genug Wasser zum Essen und nutzen die Stelle auch später zum Waschen. Am Abend kommen noch einmal Bauern vorbei, sie holen sich Ziegen zum Schlachten und grüßen nett. Dann wars das für den Tag. Nur noch wir Drei und viele Kühe. Eine herrliche Ruhe, auch kein Sturmtaucher, der ominöse Geräusche von sich gibt. Wir genießen beim Abendessen (natürlich dürfen Sagres und Wein nicht fehlen!) den Sonnenuntergang.

                  Ein traumhafter Tag und wohl am Ende einer der schönsten in den 3 Wochen überhaupt. Täve verschwindet wenig später im Bett, während wir noch lange wach bleiben. Zu schön der Fernblick. Es ist Vollmond!
                  Zuletzt geändert von Gast20200707; 12.04.2019, 10:57.

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                    AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                    Der 10.Tag beginnt so perfekt wie der 9. aufgehört hatte. Okay, das Wetter ist ein ausschlaggebender Faktor, wenn es um das subjektive Wohlbefinden geht, aber auch so hätte uns Corvo gefallen. Heute haben wir keinen Stress. Wir kennen den Weg zurück. Er ist relativ kurz und größtenteils bergab. Wir genießen die Aussicht bei Kaffee und Brötchen und anschließend wird langsam gepackt. Wohin soll es heute eigentlich gehen? Unser Flug geht 16.45 Uhr und soll uns nach Faial bringen. Wir traben langsam los und sind dann gegen Mittag wieder in Vila Nova. Wir wollen uns es nicht entgehen lassen und steuern den Zeltplatz am westlichen Ende der Landebahn an um dort ein wenig zu chillen. Yvi geht noch einmal in einen Minimercado um etwas zum Mittag zu besorgen, während ich den Zeltplatz inspiziere. Okay, der Airport ist nicht störend. Es ist kein Aufkommen wie in Charles de Gaulle oder Heathrow, der feinsandige schwarze Sandstrand gleich um die Ecke, der Platz an sich grün und mit Bäumen auch gut begrünt. Die nah vorbeiführende Straße wird nur wenig benutzt, es gibt offene Feuerstellen und Wasser, ABER die Duschen und Sanitäranlagen sind unter aller Sau. Türen aus den Angeln gehoben, Glasbruch, die dreckigen Duschen voller Sand, Toiletten rundum zugeschissen. Hilfe, da zelte ich doch lieber wild. Wer macht so etwas? Einheimische oder Touristen? Dann zahle ich lieber für so einen Platz, aber dann ist es wenigstens sauber. Gut, meine Ekelgrenze ist sehr hoch angesetzt, aber es geht ums Prinzip. Täve und ich gehen zum Strand, der ist sauber und wir sind allein. Keine Menschenseele. Hier wäre ich gern noch länger geblieben, aber uns treibt der Reiz des Neuen weiter nach Faial. Wir schlendern zum Flughafen. Gate, Terminal, Check-in...Nichts muss man suchen, denn es gibt nur ein Check-in Schalter, der auch zum Boarding dient, wo auch die Gepäckausgabe ist und wo man Tickets kaufen kann. Sehr niedlich der Flughafen. Der Flughafenmitarbeiter ist das Mädchen für Alles. Genau hier, wo man sich nicht mal eine Minute am Airport die Zeit vertreiben könnte, haben wir nun aus unerkennbaren Gründen 2Std. Verspätung. Wir checken also alles ein und gehen in Richtung Hafen, beobachten das Treiben der Fischer, sonnen uns, halten ein Nickerchen. Da, auf einmal erscheint eine winzige Maschine am Himmel. Das sollte doch unsere sein, zu früh gefreut. Die fliegt erst einmal nach Flores weiter, kommt dann wieder nach Corvo und erst dann dürfen wir einsteigen.

                    Irgendwann geht es dann schnell, wir sitzen in der Maschine und starten gegen 18.30 Uhr. Der Flug nach Horta verläuft ruhig, keine Turbulenzen, wie immer bekommt Täve ein Malbuch mit Stiften. Er schafft es immer wieder, alles in Kleinstteile zu zerlegen und die Stifte zu verstecken. Wir suchen sie heute noch. Wenigstens ist er beschäftigt. Es ist immer schwer, einem Kleinkind begreiflich zu machen, das er angeschnallt und die Frontablage hochgeklappt sein muss. Wir kommen gegen 19.15 Uhr auf Faial an. Gepäck holen, Buggy zusammenbauen, hinter uns schließt man den Airport ab. Alle haben auf uns gewartet. Mein erster Gang soll wieder eine Tankstelle ansteuern, schnell die 1.5L Falsche richtig vollgemacht, schließlich soll sie für Faial und Sao Jorge reichen. Dazwischen werden wir die Fähre nutzen und die Benzinflasche muss nicht geleert werden. Wir wollten eigentlich in der Nähe von Capelinhos nächtigen, aber die Verspätung zwingt uns, den Zeltplatz in Castelo Branco anzusteuern. Wir machen noch schnell einen Großeinkauf, der Laden hat zum Glück bis 20 Uhr auf, es geht runter in den Hafen. Wir trauen unseren Augen nicht.

                    Der Zeltplatz ist mit Zelten überfüllt, jedoch kein Mensch weit und breit. Die Zelte sind verlassen, herunter gekommen und kaputt. Irgendjemand hat auch mal Rasen gemäht, schön um die Zelte herum. Naja, wir müssen leider hier übernachten. Langsam aber sicher werden die offiziellen Zeltplätze für uns zum Horror. Im Dunkeln fangen wir an zu kochen. Ich komme mir ein wenig wie in Deutschland vor. Überall Imbissstände, eine gewisse Aussteigeratmosphäre liegt in der Luft. Wir schlürfen bei angenehmen Abendtemperaturen noch einen Wein und gehen dann müde zu Bett.

                    Tag 11 bricht an und im Hellen ist der Ort noch grauenvoller, schnell weg hier. Auf dem Weg aus dem Ort fallen uns schönere Plätze auf, die man hätte wild nutzen können. Beim nächsten Mal sind wir schlauer. Ziel ist heute unterhalb der Caldeira das Zelt aufzuschlagen, was aber mal wieder heißt, satte 700 Hm zu bewältigen. Gott, ist das heiß, wenn die Sonne scheint, ich pirsche mich mit dem Buggy mal wieder von Hortensie zu Hortensie, aber bei Steigungen jenseits der 20% rinnt der Schweiß auch im Schatten in vollen Strömen.



                    Eigentlich wollten wir ja von Capelinhos aus zur Caldeira hoch, die Änderung sieht nun vor, erst mal etwas gerade hoch um dann am Hang und leicht abfallend nach Ribeira do Cabo zu wandern. Den ersten harten Anstieg haben wir dann schnell geschafft. Daumen hoch, so schlimm war’s doch nicht. Die Aussicht belohnt uns. Wir machen kurz Rast, ich wie immer im Schatten, Yvi sonnt sich. Auf roten Erdwegen geht es endlich mal nur leicht abschüssig einige Kilometer bergab. Wir schruppen Kilometer um Kilometer.



                    In Ribeira angekommen ist Mittagspause angesagt, wieder einmal Nudeln vom Vortag. Dass die uns noch nicht zu den Ohren raushängen wundert mich. Ich checke noch einmal das Navi, es sind nur noch 400hm, Ziel ist es, die Levada anzusteuern um dort Wasser vorzufinden. Auf asphaltierter Straße geht es nun nur noch bergauf. Das Wetter heute echt der Hammer, je höher wir kommen, wird’s für mich ein wenig angenehmer. Es weht ein wenig mehr Wind um die durchnässten Klamotten. Das Solarpanel arbeitet auf Hochtouren. Am Abend sind dann alle Powerbanks wieder voll. Ich bin sehr zufrieden mit dieser Neuanschaffung. Dagegen bin ich vom Katadyn Filter enttäuscht. Einmal auf Terceira genutzt um 6L Regenwasser zu filtern und das Teil war verdreckt. Auch Abschleifen und Reinigen hat nichts geholfen. Seitdem kochen wir das Wasser immer ab und sind ohne Durchfall gut damit gefahren. Nächstes Mal bleibt das Teil zu Hause. Zurück zur Tour. Immer wenn man Angst und Respekt vor den Anstiegen hat, rollt’s dann am Ende leicht. Irgendwie sind wir schnell unterwegs und sind gegen 16 Uhr an der Levada. Okay, zelten können wir hier vergessen. Kein guter Platz in Sicht, aber auf dem Weg nach oben haben viele verlassene Weiden den Weg gesäumt. Da werden wir was finden. Etwas weiter finden wir ein groß angelegtes Wasserbassin, leider ist da nur das Bassin zu sehen. Man muss das hier in letzter Zeit trocken gewesen sein. Auch der Weg entlang der Levadas, den wir eigentlich mit dem Buggy gehen wollten, ist nicht machbar. Er ist schmaler als der Buggy selbst.

                    Ich bin ein wenig verzweifelt. Yvi nicht, sie hofft wie immer auf eine glorreiche Idee von mir. Aber wo soll ich nun das Wasser her bekommen. Weit und breit kein Bach in Sicht und auch auf dem Weg nach oben ist uns nicht aufgefallen. Doch da, die Rettung. Eine ehemalige Viehtränke ist von Baum und Gestrüpp überwuchert und wurde von uns nur auf den zweiten Blick entdeckt. Das Wasser scheint sauber zu sein, jede Menge Mückenlarven tummeln sich im Sonnenlicht. Ich zweckentfremde den Katadyn-Schlauch mit Vorfilter und sauge das Wasser an, damit es heute Abend nicht gekochte Larven gibt. Wassersäcke gefüllt, weiter geht’s bergan um einen Schlafplatz zu finden.

                    Ca. 500m weiter ist unsere Tagestour mit 16km geschafft. Auf einer weitläufigen Wiese mit Melissengeruch bauen wir unser Zelt auf. Blick aufs Meer, die Sonne scheint. Nachdem alles erledigt ist, hängen wir noch ein wenig in unseren Chairs ab, Täve grast derweil auf der Weide und tobt sich aus. Ich glaube, der Urlaub gefällt ihm richtig gut. Er kann tun und lassen, was er will.



                    Langsam aber sicher widme ich dann wieder dem Kochen. Sicherheitshalber kochen wir das Wasser aus der Tränke ab, aber der Geschmackstest fällt positiv aus und ich schlürfe das Wasser so, denn die 3L Trinkblase wurde am heutigen heißen Tag restlos geleert. Zum Abendessen genießen wir einen fantastischen Ausblick und später einen grandiosen Sonnenuntergang.

                    Danach schnappen wir uns Handtücher und Schmutzgeschirr und ab noch einmal zurück zur Tränke. Täve schläft mittlerweile im Zelt. Er ist fertig vom Tag und ist mal wieder viel mit gelaufen. Wir sind beide verschwitzt und so eine Abendwäsche ist eine Wohltat für den Körper und sicher auch für den Schlafsack. Am Zelt wieder angekommen, dauert es nicht lange und auch wir gesellen uns in Täve‘s Horizontallage dazu. Ein wunderbarer sonniger Tag geht zu Ende. Faial hinterlässt vorerst einen positiven Eindruck auf uns. Mal sehen, wie spektakulär die Caldeira morgen anzuschauen ist.
                    Zuletzt geändert von Gast20200707; 12.04.2019, 11:00.

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                    • Gast20200707
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                      #11
                      AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                      So viel Glück konnten wir nicht haben, dass auch der 12.Tag sonnengeflutet startet. Also nehmen wir den dichten Nebel und die extrem feuchte Luft am Morgen in Kauf und frühstücken im Zelt. Ab und an fängt es auch zu nieseln. Juchhe und wir müssen noch weiter 200m höher. Die Caldeira können wir uns abschmatzen. Dort hoch zu laufen um nix zu sehen wäre reine Kraft- und Zeitverschwendung. Heute müssen wir das Zelt nass verstauen, also ab damit in den Ortliebsack. Das Wetter verschlechtert sich zunehmend und wir starten zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Auf dem Weg nach oben queren unseren Weg nur Kühe. Andere Wesen haben sich bei dem Mistwetter nicht raus getraut, außer Mietwagentouris, die uns aus dem Auto heraus fotografieren. Irgendwann erreichen wir die 900m Höhe - kalt, windig, neblig, Regen. Was will man mehr?

                      Eine gute Nachricht kann ich nun verkünden. Ab hier geht’s bis Horta nur noch bergab. Es kommt auch bald wieder der Punkt, wo wir mehr sehen als nur die Weiden am Rand. Es klart auf, je mehr wir nach unten gehen. Die Sicht wird bald so gut, dass man einen Blick nach Pico erhaschen kann.



                      Ganz werden wir den Berg aber im ganzen Urlaub nicht sehen, aber schon spektakulär, wie er da so empor wächst. Es windet sehr und warm ist es auch nicht wirklich. Wir lassen heute eine größere Pause weg und schnabulieren unterwegs Äpfel und Digestive-Kekse. Täve läuft auf Hochtouren und ist in seinem Laufdrang kaum zu bremsen. Es geht ja auch bergab. Kurz vor Horta, etwas oberhalb, genießen wir den Rundumblick auf Pico und Sao Jorge. Horta erscheint uns seit langem als eine große Stadt, viele Autos, viele Menschen, viel Trubel. Das sind wir gar nicht mehr gewohnt. Wir wollen nur schnell wieder raus hier. Doch vorher müssen wir uns erkundigen, wo morgen die Fähre nach Sao Jorge startet. Der Hafen ist groß. Kurze Nachfrage bei Einheimischen und unser Weg für uns in den neu gebauten Hafen, im Norden. Auf der Bestätigung von Transmacor steht, wir sollen das Ticket vor Abreise am Automaten ziehen. Super, aber das geht erst 30min vor Abfahrt. Also wissen wir nun, wo die Fähre startet und wo wir unsere bereits gebuchten Tickets morgen erhalten.
                      Nun heißt es einen Platz in der Nähe fürs Zelt zu finden, wir erblicken gleich nebenan einen großen Barbecuepark. Wir kommen mit einer einheimischen Lehrerin ins Gespräch. Sie meint, dass sie hier schon des Öfteren Leute mit Zelten gesehen habe. Wir wollen schon in einer blickgeschützten Ecke alles aufbauen, da kommt die nette Frau auf uns zu und meint, dass sie sich nach einem Telefonat mit ihrem Mann geirrt habe. Es sei hier nicht gestattet, ihr Mann habe schon gesehen, wie die Polizei hier Leute weggeschickt hätte. Okay, das Risiko wollen wir nicht eingehen. Sie meint aber, 5km über den Berg gen Norden in Almoxarife liegt ein hübscher Zeltplatz. Na toll, nochmal laufen. Wir haben keine Lust mehr, wären auch sehr spät am Ziel. Wir rufen uns ein Taxi, die Dame wohnt sogar im Zielort, wir vereinbaren gleich ein Date für morgen früh 06.30 Uhr.
                      Echt schade, der Zeltplatz ist echt mal ein hübsches Plätzchen, direkt am Meer, schön begrünt und gepflegt. Die 10 Euro für die eine Nacht legen wir gern auf den Tisch und haben Glück, der Platz schließt in einer Woche. Wir teilen den riesigen Platz mit einem Popupzelt und einem Kuppelzelt.

                      Essen haben wir zum Glück noch etwas, Zeit zum Einkaufen hatten wir noch nicht. Leider gibt’s in dem Ort kein Mercado, nur eine Bar. Eine Bar? Das reicht doch...Wein und Bier sind gesichert. Während Yvi shoppen geht, baue ich alles auf. Der Wind nimmt langsam wieder zu, aber es ist trocken. In der Dämmerung essen wir dann zu Abend und Täve’s Tagesaktivitäten rächen sich nun. Er geht freiwillig ins Bett. Nach einer kurzen Chillphase für uns, überredet mich Yvi, im Meer baden zu gehen. Mit Stirnlampe ausgerüstet, geht’s zum Sandstrand. Die Wellen sind so stark, dass sie mit uns machen, was sie wollen. Aber wir sind nun wieder erfrischt und streifen uns die letzten sauberen Klamotten über. Wir merken langsam, dass wir an Klamotten genau die richtige Anzahl und Auswahl mitgenommen haben. Einige Klamotten sind gewaschen, einige am trocknen und andere stinken. So braucht man eine gewisse Auswahl um sich abends im Schlafsack wohlzufühlen. Nach der Badeorgie plündern wir noch den Süßigkeitenautomaten im Foyer. Snickers, Mars, Cola, Fanta, Nüsse..am Ende füttern wir den Automaten mit 15 Euro. Für Glückshormone zahle ich auch gerne mehr. Überglücklich gehen wir zu Bett, der Wecker wird morgen 05 Uhr klingeln.

                      Kurz darauf beginnt der 13.Tag, nach einer stürmischen Nacht mit kurzen Regenabschnitten. Yvi heult mir schon jetzt die Ohren voll, wie schlimm den die Überfahrt werden wird. Wir hatten gestern aber ein großes Schiff gesehen und in der Annahme, dieses sei unseres, wiege ich sie in Sicherheit und kann so in Ruhe das Zelt abbauen. Es ist noch dunkel, Täve schläft noch und wird erst in letzter Minute geweckt. Dann geht alles ganz schnell, das Taxi ist überpünktlich und schweißgebadet steigen wir ins Taxi. Am Hafen angekommen, ist hier wirklich tote Hose. Wir ziehen unsere Tickets aus dem Automaten und warten bis hier Irgendjemand mal das „Go“-Zeichen gibt. Wir fügen uns der azorianischen Gelassenheit und frühstücken erst mal in Ruhe. Nun wird es Zeit, Yvi einzuweihen, dass unsere Fähre doch eine kleine Spelunke ist. Irgendwie stört sie das gar nicht. Hat sie mit dem Leben schon abgeschlossen? 7.20 Uhr soll die Fähre starten, kurz nach 7 erkundige ich mich dann mal, wie das mit dem Buggy läuft. Okay, Einer fühlt sich verantwortlich und nimmt ihn in Empfang. Er muss als Fracht verladen werden. Langsam aber sicher trudeln auch andere Reisende ein, der Laden füllt sich. Eine weitere Viertelstunde passiert wieder nichts. Dann auf einmal die Durchsage „Letzter Aufruf nach Sao Roque, Velas“ Hee, bis dato standen die Lautsprecher still. Okay, wir düsen vor, springen aufs Boot, sind die Letzten. Nach uns wird 1 Minute später abgelegt. Naja, wir sind an Bord.
                      Die Ausfahrt aus dem Hafen zeigt bereits auf, was uns gleich erwarten wird. Je mehr wir den Schutz des Hafens verlassen, umso mehr schaukelt das Schiff. Links sehe ich nur Wasser, rechts nur den Himmel. Das Boot schaukelt abartig. Die Kotztüten sind von jedem Sitz in greifbarer Nähe – zu Recht. Yvi nutzt die Offerte und schnappt sich vorsorglich eine der großen Vorratstüten. Ich werde sie die Fahrt über nur im Hafen von Pico sehen. Ansonsten hält sie sich die meiste Zeit auf der Toilette auf. Täve und ich versuchen derweil zu schlafen. Es funktioniert eine Weile, doch auf einmal weckt uns ein seltsames Geräusch. Toll, Yvi meint, dass ich an Ihrer Fähren-Bolemie teilhaben soll und nutzt nun die Kotztüte intensivst. Sie tut mir schon ein wenig leid, als ich ihr die Freude nehmen muss, dass der Hafen von Pico noch nicht unser Ziel sei, wir aber schon die Hälfte geschafft hätten. Sie verzieht sich umgehend wieder aufs Klo. Es könnte ja sein, dass neue Gäste ihr den Platz dort streitig machen könnten. Nun gut, dann kann ich weiterschlafen. Gegen 10 Uhr legen wir in Velas an. Yvi hat sich nun komplett geleert. Zeit zum Frühstück. Das Wetter auf Sao Jorge scheint nur westlich von Velas gut zu sein. Der Rest der Insel liegt in einer einzigen Wolkensuppe. Wir planen also spontan um. Nach einem ausgedehnten Frühstück und dem obligatorischen Einkauf im Mercado schnappen wir uns ein Taxi und steuern Rosais an. Da wir sicher noch oft seine Dienste benötigen werden, gibt er uns seine Visitenkarte. Wir nehmen seinen Rat an, Sete Fontes anzusteuern, da man in dem Park ruhig auch sein Zelt aufschlagen könnte.
                      Erst einmal wollen wir aber an die äußerste Westspitze zum verlassenen Leuchtturm laufen. Auf roten Erdwegen und Schotterpisten geht’s bei rauem Wind, aber trockenem Wetter durch schöne Landschaft, immer mit viel Weitsicht auf Pico und Faial. Ein wenig später können wir sogar Craciosa am Horizont erblicken. Die Tour wollte ich damals bereits in die Planung mit aufnehmen, hatte mich dann aber für andere Faja-Touren entschieden. Nun bereuten wir es nicht, die Tour doch gemacht zu haben. Bald quert uns die lange Gerade zum Leuchtturm. Wir satteln ab, lassen unser Zeug im Graben stehen und laufen die Sackgasse zum Leuchtturm. Ein wenig später kommt uns ein Auto entgegen, welches uns bereits in Rosais überholte. Die Fahrerin des Autos meint „Wow you walk very fast!“ Wir entgegnen nur „No, you drive very slow“. Wir lachen und wünschen uns gegenseitig einen schönen Tag.



                      Der Leuchtturm mit seinen umliegenden Gebäuden ist seit einem Erdbeben verlassen. Man sieht Erdrisse und –spalten. Okay, also nur eine Frage der Zeit bis hier mal was Größeres wegbricht. Auf jeden Fall ist die Aussicht herrlich. Wir sind mal wieder allein hier. Lange verweilen wir hier aber nicht, wir machen uns auf den Rückweg zum Gepäck. Im Schutz der Bäume machen wir dort wieder angekommen Rast. Es windet ganz schön. Das Wetter ist nun auch hier ungemütlich geworden. Wir können jedoch in der Ferne im Osten Sao Jorge’s noch schlechteres Wetter sehen. Mit straffem Schritt folgen wir dem Navi, etwas abseits der geradlinigen Fahrstraße. Gegen Nachmittag erreichen wir dann Sete Fontes. Es ist Samstag, im Park feiert eine Familie Kindergeburtstag. Wie bemerken, dass der Park ein botanischer Garten ist. Nachdem wir die Parkordnung studiert haben, müssen wir nun nach einem anderen Zeltplatz Ausschau halten. Hier ist Zelten verboten. Obwohl der Taxifahrer aber anderer Meinung ist, hören wir auf die Parkordnung. Während ich im Umkreis des Parks nach geeigneten Plätzen suche, tobt sich Täve auf dem Spielplatz mit einheimischen Kindern aus. Ich finde eine Toilette mit Wasser. Das ist erst mal gesichert.
                      Zwei Platzvarianten habe ich gefunden. Die eine windausgesetzt auf einem Hügel mit Blick aufs Meer, die andere windgeschützt auf einer Weide, umgeben von streng stinkenden Misthaufen. Wir entscheiden uns für erstere und werden dies auch nicht bereuen, das wird sich am nächsten Tag zeigen.

                      Jedoch für den verbleibenden Tag ist der Platz falsch gewählt. Es windet immer toller und fängt an zu regnen. Ich spanne jede Leine ab. Wir verziehen uns ins Zelt. Freizeitbeschäftigung ist angesagt, Tagebuch schreiben, mit Täve rumtollen. Erst bei so einem Mistwetter weiß man das große Platzangebot im Zelt zu schätzen. Papa darf dann mal wieder an den Kocher. Alle haben Hunger. Im Zelt klingt es heftig. Der Regen peitscht gegen das Zelt, der Wind drückt gegen die Gestänge. Alles hält super.
                      Nach dem Essen ziehe ich mich aus und stelle mich ein paar Minuten in den Regen. Frisch geduscht! Yvi zieht es heute erstmals vor, stinkend einzuschlafen. Wir verziehen uns in die Schlafsäcke und quatschen noch ein wenig. Mit Täve schlafen wir dann zusammen ein. Da wissen wir noch nicht, wie unruhig die Nacht für uns verlaufen wird.
                      Zuletzt geändert von Gast20200707; 12.04.2019, 11:02.

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                      • ckanadier

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                        • 24.02.2011
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                        #12
                        AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                        Prima Bericht, gute Infos.

                        Danke
                        Jürgen
                        http://www.canadierforum.de/t7285f19...Paddel-AB.html

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                        • Gast20200707
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                          #13
                          AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                          Danke für das kurze Feedback. Man sieht nur die Klicks und weiß aber nicht, obs Jemanden interessiert.

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                          • ronaldo
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                            Liebt das Forum
                            • 24.01.2011
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                            #14
                            AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                            Aber klar interessiert das, tolle ungewöhnliche Tour, gut geschrieben, ich freu mich auf jede "neue" Insel...

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                            • Gast20200707
                              GELÖSCHT
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                              • 25.05.2013
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                              #15
                              AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                              Zitat von ronaldo Beitrag anzeigen
                              Aber klar interessiert das, tolle ungewöhnliche Tour, gut geschrieben, ich freu mich auf jede "neue" Insel...
                              Ohh danke, eigentlich ist es ja "nur" noch Sao Jorge. Dann gehts nach Sao Miguel und dann wars das leider.

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                              • Julia
                                Fuchs
                                • 08.01.2004
                                • 1384


                                #16
                                AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                                Ich lese auch schon lange mit . Die Wahl des Buggys statt Trage finde ich recht außergewöhnlich, und es ist sehr interessant, Eure Erfahrungen damit zu verfolgen. Ich bin noch nicht ganz mit mir selbst einig, ob mir die Azoren von den Bildern her (auch von früheren Berichten hier) eigentlich so gut gefallen, und da Ihr ja (gezwungenermaßen) meist Straße lauft, sieht man von den Wandermögklichkeiten nur begrenzt etwas. Es ist sozusagen mehr ein Buggy-Roadtrip . Aber der Bericht ist sehr schön geschrieben, und es ist definitiv eine ungewöhnliche Urlaubsform zu einem - für Familienferien - ungewöhnlichem und spannendem Reiseziel! Ich freue mich auf den Rest!

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                                • Gast20200707
                                  GELÖSCHT
                                  Dauerbesucher
                                  • 25.05.2013
                                  • 764
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                                  #17
                                  AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                                  Danke fürs Feedback Julia. Generell wird immer wieder das Thema Straßen angesprochen. Dazu muss ich nun mal Stellung nehmen und vielleicht mal ein wenig weiter ausholen. Wenn ein Mountain Biker oder Rennradfahrer mit seinem Rad samt Taschen die Welt erkundet, ist es doch auch nicht schlimm, wenn er auf Asphalt fährt. Er sieht auf seinem Weg genauso viel wie der Wanderer. Er sieht halt nur andere Dinge, wobei man sich streiten kann, ob der Wanderer oder der Radler mehr gesehen hat. So verhält sich das doch auch bei uns. Nun gut, wir konnten die wirklich schönen Wege nicht alle gehen (bspw. Faja Grande- Ponta Delgada auf Flores!), aber es war ja kein ausschließlicher Roadtrip. Wir haben wirklich so oft es ging, die Straßen oder Asphaltwege gemieden. Auf den Azoren ist so wenig Verkehr, dass man aber diese durchaus als Alternative nutzen kann oder aber sie nutzen muss, da es keinen anderen Weg gibt. Dazu kommt noch, dass bedingt durch EU Fördergelder mittlerweile tolle Schotterpisten oder Erdwege asphaltiert werden.
                                  Jedenfalls fanden wir die Asphaltwege, wenn wir sie mal gehen mussten, nicht schlecht, da ich ja nicht permanent auf den Boden schaue, sondern eher in die Ferne. Anders hätten wir das Wild Zelten aber nicht praktizieren können. Auch 2014 werden wir auf diesem Wege unterwegs sein, denn die Trage kommt nicht in Betracht, da der Buggy ja als Lastentier genutzt wird.

                                  PS: Den einen extremen Wanderweg von P.Delgada nach Riuva (auf Flores!), den wir gegangen sind, ist ein richtiger Wanderpfad gewesen aber viel hat man da nicht "gesehen" außer Büsche und Bäume. Also ist das doch relativ zu sehen.

                                  LG Jens

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                                  • Julia
                                    Fuchs
                                    • 08.01.2004
                                    • 1384


                                    #18
                                    AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                                    Zitat von elbspitze Beitrag anzeigen
                                    Wenn ein Mountain Biker oder Rennradfahrer mit seinem Rad samt Taschen die Welt erkundet, ist es doch auch nicht schlimm, wenn er auf Asphalt fährt. Er sieht auf seinem Weg genauso viel wie der Wanderer. Er sieht halt nur andere Dinge, wobei man sich streiten kann, ob der Wanderer oder der Radler mehr gesehen hat. So verhält sich das doch auch bei uns.
                                    So gesehen hast Du da natürlich völlig Recht, wobei es da bei den Radlern ja auch andere Beispiele gibt (mehrere tausend Kilometer Strandradeln z.B. ). Und es müssen durchaus nicht immer die abgelegenen, schwierig begehbaren Wanderwege sein. Es war für mich halt ungewohnt, die Buggy-Variante . Aber ich sehe, dass die durchaus etwas für sich hat, besonders wenn man zelten will (viel Ausrüstung) und kein "Basislager" hat.
                                    Wir haben unser Kind immer viel getragen und den Sportwagen/Buggy nach dem zweieinhalbten Lebensjahr kaum mehr benutzt, auch zu Hause nicht und im Urlaub nie mitgenommen. Wir haben oft laaaange Tagestouren gemacht (Trageruckack und Tragegurt), auch gezeltet, aber dann mit Basecamp und nicht mit jeden Tag woanders ohne Auto. Deshalb bietet der Bericht hier ja auch echt eine spannende Alternative. Ihr seid halt sehr erfinderisch gewesen mit der Art und Weise, wie Ihr das angeht und den Buggy umgebaut habt.
                                    So ganz persönlich will ich aber am liebsten immer von Straßen/Asphaltwegen weg. Und sie zu radeln ist dann irgendwie immer noch was anderes als sie zu laufen..., oder eben aber nicht, wie Du ja hier so schön zeigst .

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                                    • PWD
                                      Fuchs
                                      • 27.07.2013
                                      • 1313
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                                      Zitat von elbspitze Beitrag anzeigen
                                      Generell wird immer wieder das Thema Straßen angesprochen...
                                      Angenehmes Wandern funktioniert m.E. nur entweder ultraleicht oder mit “Lastesel” oder Einkehr mit Übernachtung jeden Abend - wenn man dann mit Kleinkind unterwegs ist, fällt erstere Variante auf jeden Fall weg.
                                      Selbst ohne Kind, wenn man gewissen Komfort auf längeren Touren draußen haben will und prinzipiell mit Zelt unterwegs ist, reicht ein 15 Kilo Rucksack einfach nicht mehr. Dass man mit “Lastesel” nicht unbedingt Kraxeltouren machen kann und befestigtere Wege sucht, ist nun mal so.

                                      Die portugiesischen Inseln sind i.d.R. vulkanischen Ursprungs und dementsprechend oft sehr steil; da ist man froh, wenn man einen befestigten Weg nutzen kann - selbst ohne Gepäckträger auf Rädern. Das Naturerlebnis auf diesen Inseln leidet dadurch bestimmt nicht.

                                      Übrigens, danke für die schönen Bilderinnerungen.
                                      Gruß, Joachim

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                                      • Julia
                                        Fuchs
                                        • 08.01.2004
                                        • 1384


                                        #20
                                        AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                                        Zitat von PWD Beitrag anzeigen
                                        Die portugiesischen Inseln sind i.d.R. vulkanischen Ursprungs und dementsprechend oft sehr steil; da ist man froh, wenn man einen befestigten Weg nutzen kann...
                                        Steil, ja! Deshalb stelle ich mir das Schieben eines Lastenbuggys mit großem Rucksack auf dem Rücken auch wirklich nicht unbedingt so einfach, sondern sehr anstrengend vor (abwärts übrigens ebenso...).

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                                        • PWD
                                          Fuchs
                                          • 27.07.2013
                                          • 1313
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                                          ... ok, in diesem Fall sehr anstrengend aber möglich - bei der gleichen Gepäckvorgabe ohne Buggy aber gar nicht mehr möglich.

                                          BTW, ich weiß jetzt auch nicht, was einfacher ist, z.B. 30-40 kg auf dem Rücken steil bergauf od. runter tragend od. das selbe Gewicht ziehend od. schiebend.

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                                          • Julia
                                            Fuchs
                                            • 08.01.2004
                                            • 1384


                                            #22
                                            AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                                            Zitat von PWD Beitrag anzeigen
                                            ... ok, in diesem Fall sehr anstrengend aber möglich - bei der gleichen Gepäckvorgabe ohne Buggy aber gar nicht mehr möglich.

                                            BTW, ich weiß jetzt auch nicht, was einfacher ist, z.B. 30-40 kg auf dem Rücken steil bergauf od. runter tragend od. das selbe Gewicht ziehend od. schiebend.
                                            Deshalb finde ich diesen Bericht ja auch so interessant. Ich wäre nämlich nicht auf diese Idee gekommen (da kommt auch das fehlende bastlerische Talent ins Spiel), sondern hätte pro Insel ein Basecamp gewählt und wäre dann mit Tragegurt/-rucksack und Tagesrucksack auf Entdeckungsreise gegangen. Schön halt, dass dieser Bericht dazu eine Alterntive aufzeigt und inspiriert.

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                                            • Gast20200707
                                              GELÖSCHT
                                              Dauerbesucher
                                              • 25.05.2013
                                              • 764
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                                              Interessante Diskussion von Euch Beiden. Genau diese Diskussion hatten wir ja vor der Tour auch. Es gab halt dann nur diese EINE Lösung mit "Lastenesel" Buggy, da diese all unsere Wünsche und Ansprüche vereinte. Ohne diesen Buggy wären wir nicht voran gekommen. Schätzungsweise hat er im Maximum ab und an 50kg gehabt. Kind, Buggy selbst, Ortliebtaschen, Getränke, Wasser. Die Anstiege waren stets steil und auch ohne Buggy anstrengend. Meine Freundin hat einmal versucht, den Buggy nur einen Zentimeter an einem ü25% Anstieg nach vorn zu bewegen. Der Buggy hat sie 30cm nach unten geschoben Ich hatte Mitleid und ihr geholfen.. Mit dem Buggy eröffneten wir uns aber auch verschiedene Lastenvarianten. In der Ebene und leicht bergab rollt er ja super, dann kam mein Rucksack in den Buggy, der Kleine auf die Schulter oder Yvi nahm den Kleinen mit Rucksack auf die Schulter und ich wurde an den Steilstücken etwas entlastet. Mein Gefühl sagt mir aber, dass Gewicht zu schieben komfortabler ist, da man in der Ebene und bergab entlastet wird. Die kurzen Quälphasen berghoch übersteht man auch. Pausieren geht immer und bergab war die Handbremse Gold wert, die hat es für uns so auch erträglich gemacht. Mein Rucksack hat 20kg gewogen, der von meiner Freundin 15kg, wir hätten das Buggyzeugs gar nicht auf den Schultern verteilen können...und wenn, wohin mit dem Kleinen

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                                              • Gast20200707
                                                GELÖSCHT
                                                Dauerbesucher
                                                • 25.05.2013
                                                • 764
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                                                Der 14. Tag sollte es wieder in sich haben. Aber vorerst mussten wir noch die Schlechtwetterperiode überstehen. Es hatte seit 14 Std durchweg geregnet. Nieselregen wechselte sich mit Starkregen ab. Manchmal klang es im Zelt so krass, als würde Jemand unser Zelt mit einem Wasserschlauch bespritzen. Der Regen fiel teilweise so waagerecht, dass es in die seitlichen Öffnungen des Zeltes reingeregnet hatte. Dabei windete es immer wieder sehr heftig, kalt war es jedoch die Nacht nie. Es wird unsere schlimmste Nacht gewesen sein, aber unser Zelt hat uns sicher da durch gebracht. Frühstücken im Zelt ist also die einzige Alternative. Langsam aber sicher verziehen sich die Wolken, wir öffnen den Seiteneingang und immer mehr Sonne kommt zum Vorschein. Heute stand der Höhenweg auf dem Plan, den werden wir aber auf morgen schieben, da der ganze Bereich in Wolken liegt. Nachdem wir alles gepackt haben, gehen wir wieder zum Spielplatz und rufen den Taxifahrer von gestern an. Als hätte er um die Ecke gewartet, kommt er auch gleich um die Kurve geschossen. Unser Fahrtziel heißt Norte Grande, unser Tagesziel Faja dos Cubres. Für 20 Euro bringt er uns an eine Wegegabelung bei der wir nun immer am Hang entlang erst einmal Richtung Norte Pequeno laufen um dort den Mercado aufzusuchen. Das Wetter klart immer mehr auf und mittlerweile brennt die Sonne wieder auf der Haut. Wir streifen alles von uns, was nur geht. Der Weg ist leicht wellig, nichts Anstrengendes. Das Navi weist auf einen Mercado hin, noch 50m. Dort angekommen, fällt uns wie Schuppen von Augen, dass heute Sonntag ist. Orrr nee, zum Glück hatten wir beim letzten Einkauf bisschen mehr eingekauft. Das Abendessen ist gesichert. Enttäuscht steigen wir nun zur Faja ab. Der einzige Weg dort hinunter geht über eine schmale Straße, die von Erdrutschen gebeutelt ist. Auf einmal eröffnet sich ein fantastischer Blick über die nördliche Steilküste. Vorab hatte ich schon viele Bilder davon gesehen, aber live übertrifft das echt alles.



                                                Im Vordergrund Faja dos Cubres, im Hintergrund Faja de Santo Cristo. Wir steigen die gesamt 500 Hm weiter ab. Zwischendurch ein weiterer Aussichtspunkt. Immer näher rückt die Faja.

                                                Im Ort angekommen, erwartet uns eine ländliche Idylle, wie wir sie lieben. Auf einmal ein vertrautes Geräusch. Ein Junge läuft mit einer Plastiktüte an uns vorbei, drin Glasklappergeräusch. Wir gehen dorthin, wo der Junge herkommt und siehe da, eine kleine niedliche Bar. Es ist bereits 14 Uhr. Doch unsere Mägen knurren, wir stürmen das Lokal und überfordern die Dame erst einmal mit unserer Bestellung. Es gibt Pommes mit leckeren Fleisch, Sagres. Boar, nun sind wir überfressen. Eigentlich hatten wir noch Santo Cristo in Betracht gezogen, aber irgendwie wollen wir grad nicht mehr so richtig. Wir reden mit der Bardame, ob irgendwo wild Zelten möglich ist. Sie führt uns um die Ecke auf eine 20x20m große Streuobstwiese und meint „Hier könnt Ihr Euer Zelt aufbauen, die Wiese gehört uns.“ Wirklich nett von der Dame, nur leider stehen die Bäume so dicht, dass wir unser Zelt um die Bäume winden müssten. Sie meint, dass am Strand aber auch die Möglichkeit besteht. Träge ziehen wir von dannen und suchen nach einem geeigneten Platz, nachdem wir nahe der Bar unsere Wassersäcke gefüllt hatten.

                                                Lange wird die Sonne nicht mehr scheinen, beschwert sich Yvi. Also geht alles fix. Wir spähen einen idealen Platz aus. Wind- und sichtgeschützt hinter alten Lavasteinmauern, nur 10m vom Meer.



                                                Wir nutzen die verbleibende Zeit und laufen am Meer entlang, über die Lagune und durch den Ort und lassen die Idylle nochmals auf uns wirken. Der Ort ist unser Ding, wir sind dermaßen beeindruckt, dass wir vermutlich aus diesem Grund auch nicht weitergangen sind. Hier wollen wir die Nacht verbringen.

                                                Komisch, wir sind wieder am Zelt, es sind keine 2 Stunden vergangen und wir haben schon wieder Hunger. Nun gut, da muss ich mal wieder ran an den Herd. Yvi genießt die Sonne derweil.





                                                Nachdem wir gegessen haben, setzen wir uns noch ans Meer. Ich glaube, besser kann man den Platz nicht mehr wählen. In den Top3 wird dieser auf jeden Fall landen. Kurz nachdem die Sonne verschwunden ist, nehmen wir mal wieder den Kampf mit den Wellen auf. Täve ist als erster dran, er bekommt das Wasser mit dem Topf, wir wollen uns ins Wasser setzen. Ich lasse Yvi den Vortritt, trockne nebenbei Täve ab. Schwupp, wo ist Yvi? Die Welle hatte dann doch den Kampf gewonnen. Auf einmal war sie mehr nass geworden als ihr lieb war. Wahnsinn, wir haben nun endgültig Respekt vor den Wellen, auch wenn sie noch so klein sind. Am Zelt zurück lassen wir Täve noch ein wenig toben, er geht erst mit der Dämmerung ins Bett. Wir bleiben noch lange auf, unseren Vorrat an Genussmitteln hatten wir in der Bar aufgefüllt. Was für ein glücklicher Umstand. Ein wunderbarer Tag neigt sich dem Ende. Wir wollen uns die Entscheidung über die morgige Tour noch offen lassen und vom Wetter abhängig machen. Entweder Tagestour nach Santo Cristo oder Höhenweg. Gute Nacht!

                                                An Tag 15 quält sich die Sonne langsam, aber sicher über die Steilhänge. Es könnte ein wunderbarer Tag werden. Wir entscheiden uns für den Höhenweg, was 1000Hm Aufstieg bedeutet. Den ersten Teil davon kann ich zum Frühstück die ganze Zeit betrachten. Es ist der Aufstieg, den wir erst gestern runter sind. Physisch trinke ich Kaffee, psychisch bin ich schon im Anstieg. Nachdem wir alles zusammen geräumt haben, fällt uns der Abschied schwer, wir ziehen weiter. Der Anstieg ist gar nicht sooo schlimm und gegen 11.45 Uhr sind wir wieder im Ort Norte Pequeno. Wir hatten gestern die Öffnungszeiten des Mercados gecheckt und bis 12.30 Uhr sollte der Laden offen haben. „Sollte“! Alle Türen verschlossen, er macht erst wieder 14.00 Uhr auf. Wir erfahren dann von einem Einheimischen, dass der Laden immer nur bis 12 Uhr auf hat. Haha, immer? Zum Glück scheint die Sonne, wir tanken viel davon, wir sind gefrustet, nun 2 Std. hier abzuhängen. Leider gibt es hier weit und breit keinen anderen Mercado, wir müssen also warten. Ich begutachte derweil das Schaufensterangebot und frage mich, was die Besitzerin primär mit dem Laden vorhatte – Strickstübchen oder Minimercado? Nachdem der Laden öffnet, komme ich der Antwort auch nicht näher. Wir kaufen ordentlich ein und wollen nun durchziehen. Es sind immerhin noch 12km und das nur bergauf.

                                                Je höher wir kommen umso mehr zieht es zu. Einem kurzen Regenschauer können wir ausweichen und stellen uns in einer überdachten Viehtränke unter. Nun können und wollen wir nicht mehr zurück, der Umweg wäre viel zu lang gewesen. Wir ziehen durch. Ziemlich zügig erreichen wir den Anfang des Höhenweges. Geschafft! Nun soll es nur noch hügelig am Hang entlang gehen, mal mit Sicht auf die Nordküste, mal in den Süden. Tja, wir haben Suppe und sehen außer uns Nichts und Niemand. Na toll, Ein Jeep kommt an, die Scheibe fährt nach unten, wir werden mal wieder fotografiert. Mit welchem Nutzen? Mittlerweile windet es stark, es nieselt ab und an. Der Nebel variiert zwischen Sichtweiten 10 bis 100 m. Die Luft ist sehr feucht. Wir wollen nur noch einen Platz zum Übernachten finden. Bei schönem Wetter sicher attraktive Plätze an kleinen Seen sind für uns zu toll dem Wind ausgesetzt. Wir wollen ruhig schlafen und suchen weiter. Der Wind kommt von Süden über den Hang gepeitscht, da fällt mir ein Waldstück am Nordhang ins Auge. 50m Abstieg lohnen sich, wir bauen das Zelt bei totaler Windstille auf. Der Regen hört nun nicht mehr auf. Yvi ist kalt, obwohl die Außentemperaturen im zweistelligen Bereich okay sind, aber Frauen frieren halt immer gleich. Ich begebe mich auf Wassersuche, finde oberhalb einen kleinen See. Zurück am Zelt steht der Plan fest. Kochen, Essen, Chillen, Schlafen. Ich schiebe nach dem Essen eine Katzenwäsche ein, springe nackt aus dem Zelt und wälze mich im nassen, kniehohen Gras..Fertig! Yvi ist ein wenig enttäuscht, aber ich baue sie auf, dass es morgen ja wieder zum Strand runter geht. Alkohol und Süßes sind schnell alle und mit dem Geräusch der Regentropfen auf unserer Zelt schlafen wir schnell ein.
                                                Zuletzt geändert von Gast20200707; 12.04.2019, 11:05.

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                                                  • 25.06.2013
                                                  • 566
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                                                  #25
                                                  AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                                                  Schöner Bericht. Finde den Lastenbuggy genial für solch eine Tour. Überlege selbst schon länger, ob solch ein Eselchen bei längeren Touren nicht ungeahnte Vorteile bringt? Kann mich nur nicht entscheiden, was für einer geeignet wäre (für 2 Personen ohne Kinder, unsere sind schon Männer). Vielleicht gibt es ja einen Tipp?
                                                  Was mir besonders gefällt, ist, dass der kleine Mann dabei ist. Wir hatten selbst mit unseren Kindern auch immer so ganz anders Urlaub verbracht. Haben die nie vergessen, übrigens wir auch nicht. Machte unheimlich Spaß!
                                                  Gruß Wi grenzenlos
                                                  Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

                                                  Gruß, Wi grenzenlos

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                                                  • Gast20200707
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                                                    • 25.05.2013
                                                    • 764
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                                                    Zitat von grenzenlos Beitrag anzeigen
                                                    Schöner Bericht. Finde den Lastenbuggy genial für solch eine Tour. Überlege selbst schon länger, ob solch ein Eselchen bei längeren Touren nicht ungeahnte Vorteile bringt? Kann mich nur nicht entscheiden, was für einer geeignet wäre (für 2 Personen ohne Kinder, unsere sind schon Männer). Vielleicht gibt es ja einen Tipp?
                                                    Leider kann ich nur den Buggy empfehlen, den wir haben. Da Ihr ja keine Kinder mehr habt, könnte man den Innenraum des Buggy mit Gepäck füllen. Der hält Lasten von 30/40 kg ohne Modifikation stand. Darüber hinaus sollte man die Spannfedern mit einem Band blockieren. Genau diese Überlegungen habe ich nämlich auch schon angestellt. Wollte den CX1 eigenltich mal wieder verkaufen, werde ihn aber aufheben um bspw Radtouren mit ihm zu machen. Einfach ans Rad binden und Gepäck wettergeschützt in den Buggy.
                                                    Gut, dass Du das mit dem Kind ansprichst. War auch einer der Hauptbeweggründe, mit dem Kleinen Urlaub zu machen und ihm in der Natur die Freiheiten zu lassen, die er braucht und möchte. Meine Eltern haben das auch so gemacht und ich erinnere mich gern daran zurück.

                                                    LG
                                                    Jens

                                                    Kommentar


                                                    • grenzenlos
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                                                      • 25.06.2013
                                                      • 566
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                                                      Zitat von elbspitze Beitrag anzeigen
                                                      Leider kann ich nur den Buggy empfehlen, den wir haben. Da Ihr ja keine Kinder mehr habt,

                                                      Gut, dass Du das mit dem Kind ansprichst. War auch einer der Hauptbeweggründe, mit dem Kleinen Urlaub zu machen und ihm in der Natur die Freiheiten zu lassen, die er braucht und möchte. Meine Eltern haben das auch so gemacht und ich erinnere mich gern daran zurück.

                                                      LG
                                                      Jens
                                                      Hallo Jens,
                                                      danke für die schnelle Antwort. Bezüglich Buggy muss ich halt einfach googeln.
                                                      Kinder haben wir noch, sind halt schon über 30 und sind mit ihren Kindern nun unterwegs.
                                                      Ja, ich denke auch, es ist irgendwie wichtig, Kindern die Natur und somit Freiheiten zu zeigen. Leider geschieht dies immer weniger. War letzte Woche an einer Schule mit einem unserer Vorträge. Für mich überraschend, bezaubernd und überwältigend, die Kinder waren echt interessiert. Man muss es ihnen nur zeigen. Und endlich kamen auch mal ganz andere Fragen in den Vordergrund. Hat echt Spaß gemacht!
                                                      Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

                                                      Gruß, Wi grenzenlos

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                                                        • 08.01.2004
                                                        • 1384


                                                        #28
                                                        AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                                                        Zitat von elbspitze Beitrag anzeigen
                                                        Interessante Diskussion von Euch Beiden. Genau diese Diskussion hatten wir ja vor der Tour auch. Es gab halt dann nur diese EINE Lösung mit "Lastenesel" Buggy, da diese all unsere Wünsche und Ansprüche vereinte. Ohne diesen Buggy wären wir nicht voran gekommen.
                                                        So gesehen war sicher auch die Wahl des Urlaubsziels ideal. Ich denke nicht, dass es viele Inseln/Gegenden gibt, wo so wenig Verkehr ist und auch Wege so gut befestigt sind, dass man auf diese Weise so gut unterwegs sein kann.

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                                                          • 08.01.2004
                                                          • 1384


                                                          #29
                                                          AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                                                          Zitat von grenzenlos Beitrag anzeigen
                                                          Ja, ich denke auch, es ist irgendwie wichtig, Kindern die Natur und somit Freiheiten zu zeigen. Leider geschieht dies immer weniger.
                                                          Ich muss mir immer wieder selbst vor Augen führen, wie privilegiert wir sind, unsere Tochter praktisch mitten in der Natur aufwachsen lassen zu können. Das ist für mich so selbstverständlich, und ich vergesse ab und an immer wieder, dass es das eigentlich gar nicht ist.

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                                                          • Gast20200707
                                                            GELÖSCHT
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                                                            • 25.05.2013
                                                            • 764
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                                                            Zitat von Julia Beitrag anzeigen
                                                            Ich muss mir immer wieder selbst vor Augen führen, wie privilegiert wir sind, unsere Tochter praktisch mitten in der Natur aufwachsen lassen zu können. Das ist für mich so selbstverständlich, und ich vergesse ab und an immer wieder, dass es das eigentlich gar nicht ist.
                                                            Ohhhh ja Julia, Ihr habt da oben ja sehr viel Natur. Ideal für Kinder. Doch Auswandern ist ein großer Schritt. Mal sehen, ob ich diesen mal gehen werde, bei mir wäre Schweden die erste Wahl. Aber vorerst reicht mir auch die ländliche Gegend um den Bodensee, voll das Dorf, wo wir wohnen und ich bin aus der City Dresden vor einem Jahr hierher gezogen. Nicht ganz Schweden, aber auch wir haben Wald und See in der Nähe, gehen oft in den Wald einfach nur zum Lagerfeuer machen, Grillen, die Natur erleben. Dies kannst Du aber nur machen, wenn es die Eltern aus freien Stücken selbst tun und nicht nur dem Kind zuliebe. Daher machen es vermutlich zu wenig Eltern.
                                                            Die Eltern, die ich kenne, sagen immer "Achtung- Dreck hier, Schmutz da" "Nimm das nicht in den Mund" "Tu das nicht" "Pass auf"...Hilfeschrei

                                                            PS: Hab Deinen Ort mal gegoogelt! Skrautvål i Valdres liegt in Norgwegen?

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                                                              Dauerbesucher
                                                              • 25.06.2013
                                                              • 566
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                                                              Zitat von elbspitze Beitrag anzeigen
                                                              Die Eltern, die ich kenne, sagen immer "Achtung- Dreck hier, Schmutz da" "Nimm das nicht in den Mund" "Tu das nicht" "Pass auf"...Hilfeschrei
                                                              Kenne ich auch zur Genüge. Und den Rest besorgt die Werbung. Die WC - Ente ist ja soooooooo wichtig
                                                              Wo die Milch her kommt, wissen dafür immer weniger WC-Enten-Aufwachskinder
                                                              Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

                                                              Gruß, Wi grenzenlos

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                                                                Fuchs
                                                                • 08.01.2004
                                                                • 1384


                                                                #32
                                                                AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                                                                Zitat von elbspitze Beitrag anzeigen
                                                                Dies kannst Du aber nur machen, wenn es die Eltern aus freien Stücken selbst tun und nicht nur dem Kind zuliebe. Daher machen es vermutlich zu wenig Eltern.
                                                                Ja, natürlich! Und man kann viel machen, auch wenn man in einer Stadt wohnt: an Wochenenden raus ins Güne, Urlaub mit Zelt und in der Natur (so wie Ihr )... und dann auch Blumen/Bäume/Tiere bestimmen, Spuhren suchen (im Winter), den Kindern ein Fernglas in die Hand geben und ein Lupenglas (und ihnen beibringen, das Gefangene nach dem Betrachten wieder schön vorsichtig freizulassen)...

                                                                Zitat von elbspitze Beitrag anzeigen
                                                                PS: Hab Deinen Ort mal gegoogelt! Skrautvål i Valdres liegt in Norwegen?
                                                                Ja, im zentralen Südnorwegen, eine Stunde südlich von Jotunheimen und anderthalb Stunden vom inneren Sognefjord. Mit anderen Worten: im Paradis!

                                                                PS: Ich finde Dresden aber schon schön! Und da gibt's auch viel Natur drum rum, allerdings nicht immer überall ganz so einsam .

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                                                                  • 566
                                                                  • Privat


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                                                                  AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                                                                  Jens, schau einfach auf Julias Webseiten. Da gibt es herrlich Fotos, Berichte (auch mit Kind ) und Natur pur. Nur so als Tipp
                                                                  Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

                                                                  Gruß, Wi grenzenlos

                                                                  Kommentar


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                                                                    GELÖSCHT
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                                                                    • 764
                                                                    • Privat


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                                                                    AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                                                                    Ja, viel uns schon schwer aus Dresden weg zu ziehen, waren oft in der Sächsischen Schweiz unterwegs..Wandern, Klettern, Boofen (im Freien übernachten!)..Daher ist der Bodensee als einziges in Frage gekommen. Alpen in der Nähe und europäisch gesehen sehr zentral gelegen.

                                                                    Norwegen ist natürlich 'ne feine Sache. Die Schwester meiner Freundin wohnt in der Nähe von Molde. Waren auch schon in der Gegend. Skandinavien ist wirklich rundum schön. Werden sicher nicht das letzte Mal dort gewesen sein. Wollen nochmal den Dalsland Kanal und Inarisee machen und wenn der Kleine raus ist, sicher die Gegend um Kebnekaise nochmal erkunden. War zwar dort schon überall, aber es war so schön, dass ich meine Freundin von infiziert habe.

                                                                    Was mir noch so nebenbei einfällt. Vor 5 Jahren wäre ich nie auf die Idee gekommen, mit einem 2J alten Kind so einen Urlaub zu machen. Damals wollte ein Kumpel mit Wohnmobil in den USA rumfahren und meine Reaktion: "Oh,Gott..mit so einem kleinen Kind kannst DU sowas noch nciht machen!" Daran hatte mich nun mal ein Kumpel dran erinnert. Also wenn man sich dann einfach traut und es probiert, geht immer irgendwie ein Weg rein.

                                                                    LG Jens

                                                                    Kommentar


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                                                                      Fuchs
                                                                      • 08.01.2004
                                                                      • 1384


                                                                      #35
                                                                      AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                                                                      Zitat von elbspitze Beitrag anzeigen
                                                                      Was mir noch so nebenbei einfällt. Vor 5 Jahren wäre ich nie auf die Idee gekommen, mit einem 2J alten Kind so einen Urlaub zu machen. Damals wollte ein Kumpel mit Wohnmobil in den USA rumfahren und meine Reaktion: "Oh,Gott..mit so einem kleinen Kind kannst DU sowas noch nicht machen!"
                                                                      Die Reaktion haben wir damals auch gekriegt, als wir mit unserer damals knapp Dreijährigen für 4 Wochen kreuz und quer nach Australien sind . Wir haben aber nur einen normalen MW gehabt und haben in Campinghütten, Pensionen und Apartments übernachtet. Und dann halt Tagestouren (von z.T. ordentlicher Länge) gemacht - mit Tragegurt (leicht, in den Koffer packbar, flexibel). Wieso denn nicht? hab ich damals alle gefragt. "Die lange Flugreise, die giftigen Tiere..." war die Antwort. War alles kein Problem! Sogar 13 Std Changi Apt (wegen A380 ausprobieren ) gingen fast wie im Fluge vorbei...

                                                                      Kommentar


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                                                                        GELÖSCHT
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                                                                        • 764
                                                                        • Privat


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                                                                        AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                                                                        Ja, hier prallen vermutlich Welten aufeinander. Eltern, die es einfach machen...und Eltern, die auch wirklich jeder eventuelle Gefahr 100%ig von ihrem Kind fernhalten wollen..Wenn das nicht garantiert ist, gehts nicht.

                                                                        Kommentar


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                                                                          Fuchs
                                                                          • 08.01.2004
                                                                          • 1384


                                                                          #37
                                                                          AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                                                                          Zitat von elbspitze Beitrag anzeigen
                                                                          Eltern, die es einfach machen...und Eltern, die auch wirklich jeder eventuelle Gefahr 100%ig von ihrem Kind fernhalten wollen..
                                                                          Ich glaube, es ist auch noch etwas anderes. Wir haben uns von unserer Tochter (so weit möglich, natürlich, wir sind keine Kinderquäler!) einfach nicht in unserem Outdoorleben und unserer Reiselust einschränken lassen wollen. Dazu gehört vielleicht auch eine gesunde Portion Egoismus von Seiten der Eltern... Das Resultat ist jetzt eine 8jährige, die alpine Bergtouren absolviert (sofern der Anmarsch für sie nicht zu weit ist), klettert, die im Frühling 2000er in Jotunheimen skibesteigt (hoch auf ihren Langläufern mit abgeschnittenen Fellen drunter, runter mit Alpinskiern, die der Pappa netterweise (oder eben aus Eigennutz ) im Rucksack mit hochgeschleppt hat), Wanderetappen von 15 km Länge und 1000 Hm wie den Besseggen spielend wegsteckt und auch schon unter offenem Himmel und in 'ner Schneehöhle übernachtet hat.

                                                                          Also: Ihr habt noch viel Schönes mit Eurem Lütten vor Euch, und es wir immer besser! Aber jetzt schreib mal weiter !

                                                                          Kommentar


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                                                                            Dauerbesucher
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                                                                            • 565
                                                                            • Privat


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                                                                            AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                                                                            Moin,
                                                                            das erste kurze Feedback war der mangelnden Zeit geschuldet, wollte nur schnell meine Begeisterung für Eure recht ungewöhnliche spannende Tour damit ausdrücken.
                                                                            Die Problematik mit schleppen oder schieben im Zusammenhang mit Kindern ist für mich sehr interessant da ich öfter vor dem selben Problem beim Paddeln stand. Habe mich trotz öfter unwegsamem Gelände bei Portagen über Land auch fürs schieben entschieden, geht nicht immer, fällt mir aber auch leichter, zumindest auf längeren Strecken.

                                                                            Bei kleineren Kindern fehlt oft noch die Kraft für längere Strecken und ich bin ein Angsthase wenn ich nicht ein Mindestmaß an Kontrolle ausüben kann um bei Schwierigkeiten ein zu greifen. Bin beruhigter wenn sie vor mir im Canadier geschoben werden wobei sich mittlerweile das Kontrollverhalten altersbedingt fast umgekehrt hat aber da sind ja auch noch kleinere Enkelkinder.
                                                                            Das mit dem Filtergenerve geht mir ähnlich, meistens reicht m.M. auch abkochen

                                                                            LG Jürgen
                                                                            http://www.canadierforum.de/t7285f19...Paddel-AB.html

                                                                            Kommentar


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                                                                              GELÖSCHT
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                                                                              • 764
                                                                              • Privat


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                                                                              AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                                                                              Zitat von Julia Beitrag anzeigen
                                                                              Dazu gehört vielleicht auch eine gesunde Portion Egoismus von Seiten der Eltern...
                                                                              Also: Ihr habt noch viel Schönes mit Eurem Lütten vor Euch, und es wir immer besser! Aber jetzt schreib mal weiter !
                                                                              Genau so haben wir es auch gesehen. Ein Kind zu haben ist keine Behinderung, aber für viele Eltern eine Generalausrede.
                                                                              Wir haben auch gesagt, wenn wir in den Urlaub fahren, wollen wir das machen, was wir wollen und der Kleine muss mit...In der Hoffnung, dass er es im entscheidungsfähigen Alter dann auch freiwillig mit macht. Sonst gibts Probleme ;o)

                                                                              @Jürgen: Wir waren noch ohne Kind 2010 in Kanada und mussten dort teilweise 4km Portagen bewältigen. Da neben Boot und Gepäck noch nen Kind mitzuschleppen wäre auch ne Herausforderung geworden. So eine Art Urlaub steht uns aber auch noch bevor. Mit dem Boot auf einer Seenlandschaft rumgondeln.

                                                                              So und nun muss ich mal weiter im Text machen...LG

                                                                              Kommentar


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                                                                                GELÖSCHT
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                                                                                • 764
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                                                                                AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                                                                                Nun ja, der 16. Tag steht vorm Zelt. Nass, neblig, regnerisch..halt beschissen. So richtig will Keiner aus dem Schlafsack. Nicht das es kalt ist, aber halt kuschelig. Sogar Täve fügt sich dem Geruch der Faulheit. Ich baue nun erst einmal Yvi auf. Sie leidet unter dem schlechten Wetter. Puuh, zum Glück haben wir so ein Wetter nicht die ganzen 3 Wochen. „Warum zieht es Dich immer wieder in die Berge, am Strand ist’s viel schöner!“ fragt Sie mich. Ich entgegne ihr prompt „Hier oben ist keine Menschenseele, dort unten schon!“ Naja, ein Ende ist in Sicht. Heute soll es abwärts an die Südküste gehen. Wir lasen von einem sehenswerten Campingplatz in Urzelina. Den steuern wir auch gleich nach dem Frühstück an. Alles muss vorerst nass verpackt werden. Auch die Klamotten sind klamm. Es hat mittlerweile aufgehört zu regnen und die Wolken machen Platz für den Blick nach Norden und Süden. Erstmal geht es noch ein Stück höher, fast auf der Höhe mit dem Pico Esperanza erreichen wir den höchsten Punkt auf über 1000m. Wir sparen uns den kleinen Abstecher zum Gipfel. Die Sicht dort oben ist nicht wirklich prickelnd. Die Kuppe liegt in einer dichten Wolkendecke. Hätten wir mal 5min gewartet. Ein wenig später blicken wir zurück und es hat am Gipfel aufgeklart. Mist! Der Höhenweg sollte angeblich 2013 asphaltiert werden. Zum Glück war er noch ursprünglich geschottert. Das blieb dann auch bis zur Hauptstraße, die vom Norden in den Süden nach Urzelina führt. Der Weg ist es grandios. Immer was für die Augen. Ein Hügel links, ein kleiner See dort, ein Krater rechts, ein Städtchen weit unten im Tal. Toll!

                                                                                An der Hauptstraße angekommen, folgen wir südlich kurz der Hauptstraße und biegen dann wieder auf einen Schotterweg ab, der geradewegs bergab geht. Wir machen mal wieder Mittagspause in einer Viehtränke, die anscheinend immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind. Wieder einmal hat es angefangen zu regnen. Der Wind macht es nicht wirklich erträglicher. Der Regen hält nur kurz an, aber wir sehen den Wolkenhimmel im Süden und wissen, es wird heute sicher sehr wechselhaft bleiben, halt typisch azorianisch. Bergab machen wir mal wieder schnell Kilometer gut, aber die steilen Passagen sind auch bergab keine wirkliche Entspannung. Bald ist Urzelina ausgeschildert, im Allgemeinen, wie auch hier, Campingplätze auch. Der Weg führt an einen Mercado nicht vorbei. Wir brauchen wieder Windeln, Bier und Wein, ach und Essen für einen Tag. Morgen soll es ja bereits nach Sao Miguel gehen. Wir freuen uns auf den Campingplatz, da wir Klamotten waschen und trocknen wollen und auch ein wenig das Wetter aufklart. Yvi rechnet sich Sonnenstunden aus. Im Hafen von Urzelina angekommen werden wir mal wieder von der Institution Campingplatz enttäuscht. Zum Kotzen ist das. Da zeigt man den guten Willen und folgt den Anweisungen gewisser Azoreninsider und weicht, wo es nur geht, auf offizielle Camps aus, da wild Zelten angeblich verpönt ist und dann wird man immer vor den Kopf gestoßen. Der Campingplatz ist geschlossen, bereits seit Anfang September, meint ein Einheimischer. Oooookay. Wir müssen kurz nachdenken. Was nun? Wir sind mitten in einem Ort, Zelt aufstellen unmöglich, Laufen wollen wir auch nicht mehr. Doch erstmals in eine Unterkunft. Ich streune durch den Ort, Yvi bespaßt Täve. Im Osten des Hafens finde ich nichts. Auf dem Navi ist zu erkennen, das westlich von Urzelina die Urbanisation gleich endend. Also doch mal ein wenig Fußmarsch. Wir umrunden den Campingplatz. Mann, der wäre echt hübsch gewesen. Bald sind keine Häuser mehr zu sehen, wir folgen der Küste weiter gen Westen. Wir kommen an einer verlassenen Badebucht vorbei.

                                                                                Die besten Zeiten hat die schon hinter sich. Da schlechtes Wetter ist, haben wir die Bucht für uns allein. Da wir bei dem Wetter nicht weiter suchen wollen und auch die Zeit langsam ran ist, platzieren wir unser Zelt sehr ungewöhnlich nahe einer Bauruine, die mal die Umkleideräume und Sanitäranlagen der Badebucht darstellten. Das Dach ist noch das einzige, was intakt ist. Das reicht uns zum Klamotten-trocknen und wir müssen mal nicht im Zelt Essen, sondern verbringen die Zeit in der Ruine.

                                                                                Leider ist hier keine Wasserquelle in Sicht, Yvi muss noch einmal los, einen 5L Kanister holen. Ich hänge die Wäsche auf, spanne das Zelt ab und säubere ein wenig die Bauruine um es temporär gemütlich zu haben. Den Rest des Tages verbringen wir mit Wäsche waschen, Chillen, Essen und runden den Tag mit einem Bad ab. Die Wellen setzen uns wieder gehörig zu, aber dieses Mal können wir standhalten. Während wir das Restbenzin wieder in einer Dose verbrennen, genießen wir Wein und Bier und simsen nebenbei den Taxifahrer an, dass er uns morgen zum Flughafen bringen soll. Trotz des wechselhaften Wetters ist Sao Jorge unsere Nummer 3 nach Corvo und Flores. Hier gibt es sicher noch mehr zu sehen. Wir quatschen noch ein wenig im Zelt und irgendwann führe ich dann Selbstgespräche, Yvi und Täve schlafen. Jawohl!

                                                                                Der 17.Tag startet mal wieder mit Weckruf. Okay, der Flug geht erst 11.40 Uhr los, das Taxi soll uns 10 Uhr aufgabeln, aber wir wollen noch in Ruhe frühstücken. Dies tun wir wieder im Schutz der Bauruine. Zwischenzeitlich schenkt man uns eine kurze Schönwetterperiode zum Zelt abbauen. Wir schaffen es geradeso, alles trocken zu verpacken, dann setzt der Regen wieder ein. Nun gut, das Taxi wartet auf uns, wir schlendern zum Treffpunkt und kurz darauf sitzen wir im Trocknen, auf dem Weg zum Flughafen. Vielleicht hatte ich mich gestern missverständlich ausgedrückt, aber der Herr fährt mit einem Affenzahn am Airport vorbei. Erst auf meine Frage, wo er uns hinbringen wolle, bremst er abrupt und kehrt um. Hätten wir das auch geklärt. Der Flughafen ist wieder sehr übersichtlich und bei der Sicherheitskontrolle müssen wir mal wieder den Buggy durch die Durchleuchtung pressen. Eines hat es aber für sich, wir dürfen nach den Alten und Behinderten als Erste boarden, da der Buggy ja immer erst am Flieger abgegeben wird. Innerazorianisch gibt es sowieso keine fest gebuchten Sitzplätze, frei nach dem Motto „first come, first serve“. Der Flug startet pünktlich im strömenden Regen, ich befürchte schon schlimmes. Die Maschinen sind 2/2 Bestuhlung, ich sitze allein am Fenster und schreibe in mein Tagebuch, Yvi und Täve sitzen hinter mir und der Kleine spielt Kopf-hinter-den-Lehnen-verstecken mit anderen Fluggästen. Wir fliegen nicht direkt nach Sao Miguel, es ist eine Zwischenlandung nach einer halben Stunde Flug auf Terceira eingeplant. Doch genau diese halbe Stunde sollte es in sich haben. Nichts ahnend schreibe ich in mein Büchlein, die Turbulenzen beachte ich gar nicht, denn ich weiß, das ist normal. Jedoch werden diese immer toller, dass auf einmal ein Arm zu mir hervorschnellt, ich einen dezenten Strich durchs Buch führe und meine Freundin „Hilfe!“ schreit. Ich drehe mich um, Yvi mal wieder kreidebleich, aber dieses Mal mit einer gewissen Todesangst im Gesicht. Da ich sie mit ruhigen Worten nicht besänftigen kann, werde ich etwas lauter. Täve tut selbiges und in den hinteren Reihen wird es nun sehr ungemütlich. Eine Reihe hinter uns schreit eine Frau lauthals „Oh shit!“. Super, nun haben die anderen Fluggäste auch Panik bekommen, mich eingeschlossen. Mir wird auf einmal auch schlecht, ich sehne der Zwischenlandung herbei, halte jedoch schon die Kotztüte in den Händen, um keine Zeit zu verlieren. Auf Terceira angekommen hat sich Yvi schnell wieder beruhigt, das Wetter hat sich gebessert. Nur mir geht’s noch miserabel. Soll ich mich nun übergeben oder hebe ich es mir auf? Okay, der Flieger hebt wieder ab. Mit einem flauen Gefühl im Magen bewältige ich den letzten Teil nach Sao Miguel und werde dieses Gefühl auch noch auf der Taxifahrt später wieder spüren. Da die Ostazoren immer als die Schönwetterinseln bezeichnet werden, können wir uns von diesem Ruf bei der Landung überzeugen. Es ist warm, ein paar Wolken ziehen vom Südwesten her auf und hüllen die Berge über 500m in Wolken. An der Küste scheint die Sonne. Wir müssen nun wieder den Weg zum Mercado und Tankstelle gehen. Nach 5km Fußmarsch kommen wir in Arrifes an. Es ist bereits 13Uhr, mit einer längeren Wanderung wird es wohl heute nichts mehr. In der Ferne liegen dunkle Wolken genau dort, wo wir eigentlich hinwandern wollen. Der Lagoa Empadadas war auf den Bildern so schön anzuschauen. Ich ärgere mich ein wenig, dass wir ihn vermutlich nicht sehen werden. Okay, wir haben alle Besorgungen gemacht, winken uns ein Taxi und wollen erst einmal Sete Cidades anzusteuern. Je nachdem, wo das Wetter akzeptabel ausschaut, halten wir an. Wir sind zwar keine Wettermimosen, aber alle unsere Klamotten sind klamm oder nass. Ein Tag ohne Regen wäre ideal. Es fängt alsbald an zu regnen und wird, je höher wir kommen, stärker. Wir hoffen auf Schutz in der Caldeira, die ja auf 300m Höhe liegt. Der Fahrer bringt uns für 20 Euro gleich bis nach Sete Cidades zum Campingplatz. Vom Campingplatz hatten wir vor der Reise viel im Netz gelesen. Einfach ausgestattet und ohne Gebühren. Das war okay für uns. Wir wollen den einen Versuch noch wagen, auf einem Campingplatz zu übernachten. Es ist das Grauen. Warum? Müll über Müll, verbrannter Baumstumpf hier, frische abgebrochene Äste da, zerstörte Steinmauern, da die Steine für Feuerstellen genutzt werden, ekelerregende Sanitäranlagen.

                                                                                Wer macht sowas? Wir können uns kaum vorstellen, dass das nur Touristen machen.
                                                                                Okay, wir haben keine Wahl und bauen das Zelt in einer Ecke auf, die noch akzeptabel ist.

                                                                                Wir räumen den Müll beiseite, richten die Feuerstelle ein wenig her und sammeln Holz im nahegelegenen Wald. Das Zelt steht schnell, Klamotten trocknen im Wind. In der Caldeira regnet es nicht mehr beständig, aber ab und an werden auch wir nass. Mittlerweile ist es schon 17 Uhr, ich beginne im Freien essen zu machen und nebenbei das Feuer anzubekommen. Auf einmal erwischt uns ein Schauer, wir sind nur 3m vom Zelt entfernt, aber am Ende klitschnass. Wow, nun wird’s eng mit trocknen Klamotten. Kochen im Zelt, Essen im Zelt, Geselligkeit im Zelt. Was gibt es schöneres. Es regnet sich nun ein und wird auch bis zur Dämmerung nicht mehr aufhören. Wie sieht der Plan für morgen aus? Irgendwie ist ein wenig die Luft bei uns raus. Morgen werden wir wohl das Zelt mal hier stehen lassen. Da es kein Wildplatz ist, würde diese Option passen. Eine Wanderung in der Caldeira wäre eigentlich mal was chilliges. Okay, guter Plan. Hoffentlich spielt morgen das Wetter mit. Ab ins Bett!
                                                                                Zuletzt geändert von Gast20200707; 12.04.2019, 11:07.

                                                                                Kommentar


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                                                                                  GELÖSCHT
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                                                                                  • 764
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                                                                                  Tag 18 soll unser erster Tag werden ohne routinemäßigen Zeltabbau. Wir frühstücken ganz in Ruhe, es ist trocken, windstill und bewölkt. Mit einem etwas mulmigen Gefühl lassen wir unsere Casa allein und ziehen mit dem Buggy und bisschen Proviant los. Wir haben kein Ziel, keinen Plan. Jedoch haben wir einen neuen Freund. Ein Nachbarshund leistet uns seit dem Frühstück Gesellschaft und folgt uns nun auch auf der Wanderung. Wir taufen sie Tilla. Wir umrunden den Campingplatz, der sehr weitläufig ist und teilweise in Terrassenform gebaut wurde.

                                                                                  Wir steuern den Lagoa Verde an und spazieren auf einem Schotterweg an
                                                                                  diesem entlang. Es wird wärmer, die Wolkendecke durchlässiger. Tilla folgt uns nun schon seit 4km

                                                                                  Der Weg endet im Süden des Sees in einer Sackgasse, aber hier hätte man auch tolle und wesentlich saubere Möglichkeiten gefunden, das Zelt aufzuschlagen, dann aber nur für eine Nacht. Man hätte hier Keinen gestört. Beim nächsten Mal wissen wir es besser. Tilla ist fremdgegangen und folgt anderen Touristen. Vielleicht haben wir nicht permanent Nahrung zugeführt. Wir haben aber auch nicht so viel dabei. Wir gehen zurück und wollen am Ostufer des nördlich gelegenen Lagoa Azul entlang um dann ein wenig im Grad zu chillen. Die Wolkendecke reißt auf und die Sonnenstrahlen kitzeln unsere Haut. Zurück an der Brücke, die die beiden Seen teilt, erblicken wir Tilla beim Betteln an Touristenautos. Wir passieren auf Zehenspitzen um die Aufmerksamkeit nicht wieder zu erlangen. Ab und an kommen immer wieder Touristen mit ihren Mietwagen hier hinunter, Wanderer sehen wir keine. Am Ostufer des Lagoa Azul heißt es Pause. Keiner von uns hat heute den großen Elan. Irgendwie ist die Luft raus. Man hätte zwischendurch mal einen Tag Pause einplanen können um auf die Dauer aktiv zu bleiben. Der Tag heute tut uns gut und Täve auch. Wir haben keinen Zeitdruck, der Kleine kann auf dem Weg tun und lassen, was er will. Während Yvi in der Sonne tanzt, schlendere ich am Ufer entlang. Ich sehe viele tote Hummer, teilweise bis zu 15cm groß. Wow, krasse Show. Auf einmal stehe ich im sumpfigen Übergang und es wimmelt so von Hummern, aber lebenden. Was machen die hier? Ihren Panzer abstreifen, sich paaren, Eier ablegen? Sie verkriechen sich entweder in Erdlöchern oder kämpfen gegeneinander. Es ist so interessant anzuschauen. Das stand in keinem Reiseführer und ist doch was so tolles.



                                                                                  Nachdem ich Yvi davon in Kenntnis setze, hat sie spontan keinen Bock mehr,
                                                                                  sich im Gras zu sonnen. Täve hat sich meiner Erkundungstour schon längst
                                                                                  angeschlossen und zeigt keinen Respekt gegenüber den aggressiven Scherentieren.
                                                                                  Das Wetter am Caldeirarand scheint nicht das tollste zu sein. Hier unten aber können wir glücklich sein.

                                                                                  Uns zieht es zurück zum Zelt, wir gehen einen Umweg über den Ort Sete Cidades. Von weiten sieht er hübsch aus. Diesen Charme verliert der Ort auch nicht. Idyllisch am See gelegen, Einheimische sitzen am Wegesrand uns bestaunen unseren Buggy. Immer freundlich grüßen wir und Täve winkt. Im Minimercado des Ortes kaufen wir noch kleine Sachen für heute Abend und morgen früh ein. Wir haben uns entschieden, morgen das Wetter entscheiden zu lassen. Bei schönem Wetter ab zum Lagoa Empadadas, bei schlechtem Wetter an die Südküste. Wir trauen unseren Augen kaum, zwei Wanderer mit Kraxen kreuzen unseren Weg. Sie steuern eindeutig das Camp an. Los hinter her! Tatsächlich und sie haben auf dem weitläufigen Gelände ihr Zelt direkt neben unserem aufgebaut. Aus der Ferne erkennen wir Meru-Equipment. Wir grüßen auf Deutsch. War ja mal wieder klar. Die beiden Herren sind nicht gerade gesprächig, halten sich im Zelt auf und gehen gegen 18Uhr zu Bett. Wir sitzen allein am Lagerfeuer und sind traurig darüber. Wir hätten gern mit Gleichgesinnten Erfahrungen ausgetauscht. Schade. Das einzige Mal auf den Azoren sitzen wir am Feuer, aber nur der Romantik wegen, warm ist es abends immer. Heute regnet es nicht, wir kochen draußen, Täve tanzt ein uns nicht bekanntes Ritual ums Feuer. Er macht uns Angst, wir schicken ihn lieber ins Bett. Komisch, wir sind heute nur 14km ohne Gepäck gelaufen, aber dieses Herumschlendern und Spazierengehen strapaziert Einen mehr als straffes Wandern. Gute Nacht!

                                                                                  19.Tag..Das Wetter zeigt sich auf Sao Miguel so typisch wie es für die Azoren nur sein kann. Wechselhaft und unberechenbar. Ich kann damit leben. Yvi nur insofern, dass sie ihre Hoffnungen immer auf besseres Wetter an der Küste setzt. Damit sind wir aber auch stets gut gefahren. Also heißt es auch heute wieder, ab zur Küste. Lagoa Empadadas , wir kommen wieder. Frühstücken, getrocknete Klamotten packen, los geht’s. Wir haben keine Wahl und müssen erst einmal aus der Caldeira raus. Wir folgen einen Weg Richtung Süden, der kürzeste und schmerzvollste. Es sind knappe 300Hm zu bewältigen. Der einzige Lichtblick ist die Info von Yvi, dass da oben auf der Kuppe DER Aussichtspunkt schlechthin ist- Vista do Rei. Zum Glück will Täve den Weg aus eigener Kraft bewältigen. Neben einer Steigung von über 25% bremst mich die Wegbeschaffenheit in meinem Tatendrang aus. Schlamm, Geröll, Wurzeln und Äste. Das Wetter der letzten Tage hat gute Arbeit geleistet. Die Luft ist feucht, aber es regnet nicht mehr. Die Aussicht ist nahe, der Anblick ein Horror. Wir sind nicht die Einzigen, die gelesen haben, dass es der schönste Ausblick hier sein soll. Autos über Autos, Verkaufsstände. Der Tourismus ist zum Glück nur bis hierhergekommen. Es gibt sogar Leute, die bleiben im Auto sitzen und fotografieren die Landschaft. Wow, „schaut her, hier war ich im Urlaub“ Nicht nachvollziehbar: Die meisten Autos fahren wieder runter an die Küste. Der Ausblick auf die Caldeira soll fürs Erste reichen.



                                                                                  Versuche, hier mit dem Tourismus richtig Asche zu machen, sind fehlgeschlagen,
                                                                                  sicher auch aus dem Grunde, weil hier oben nicht das typische Urlaubswetter herrscht.
                                                                                  Eine Hotelruine am Rande der Caldeira. Was wird wohl aus der werden?

                                                                                  Nachdem ich mich frisch gemacht habe und wir einen Zwischensnack zu uns genommen haben, geht’s auf der anderen Seite genauso steil wieder runter. Wir schlängeln uns durch urwaldähnliche Landschaft auf roten Erdwegen. Wie im Amazonasgebiet. Bald wird die Vegetation ärmer, das eröffnet uns den Fernblick über die Küstenlinie. Herrlich, dort unten scheint die Sonne beständig, hier oben noch mit ein paar Wolken. Wir wollen erst einmal Feieiras ansteuern. Täve ist heute extrem engagiert, er will seinen eigenen Rucksack tragen. Toll, warum erst jetzt?



                                                                                  Dort hatte ich einen möglichen Platz ausgemacht, der am Meer liegt. Ansonsten ist der Küstenteil von Steilküste durchsetzt und ein Baden im Meer unmöglich. Nach 14km erreichen wir zeitig am Nachmittag eine Stelle, die direkt am Meer liegt. Es ist ein altes verfallenes und verlassenes Meeresschwimmbecken zwischen Biscoito und Feiteiras.

                                                                                  Ein Steilweg führt uns nach unten. Außer uns werden sich nur noch Angler hierher verirren. Wieder einmal sind wir von der vermüllten Landschaft enttäuscht. Nein, es können keine Touristen sein, denn die bringen keine leeren Säcke Pestizide mit hierher. Sao Miguel ist dermaßen verdreckt, dass wir auch hier erst wieder nach einem sauberen Platz suchen müssen um diesen dann noch zusätzlich vom Dreck zu befreien. Eigentlich wollte ich hier nicht im Urlaub die Stadtreinigung spielen.


                                                                                  Der Platz ist super gewählt, etwas abseits und mittlerweile sauber. Während ich den Platz herrichte, darf sich Yvi mit der Kraxe noch ein letztes Mal zu einem Mercado quälen. Heute ist die letzte Nacht im Zelt angesagt. 1 Std später ist sie wieder zurück, ich bin auch fertig und wir gehen zum Meeresschwimmbecken baden, sonnen und mit Täve die Wasserwelt erkunden. Das Wasser ist sehr fisch- und abwechslungsreich. Am Zelt genießen wir die untergehende Sonne, es ist warm, wir lassen bereits jetzt den Urlaub Revue passieren und haben Mühe alle Übernachtungsplätze chronologisch zu ordnen.

                                                                                  Die Ostküste erstrahlt im warmen Sonnenlicht. In die Richtung müssen wir morgen.
                                                                                  Der Weg wird natürlich wieder über den höchsten Punkt gehen. Es werden 300Hm sein.

                                                                                  Wir essen zum letzten Mal Nudeln im Urlaub, stoßen auf den gelungenen Urlaub mit Wein und Bier an und Täve verabschiedet sich mal wieder selbständig ins Zelt. Er ist heute viel gelaufen und müde. Wir sind stolz auf ihn, er hat immer mit durchgezogen und gehört, wo er sollte. Wir verbrennen wieder die letzten Reste Benzin in der Champidose und gehen kurz vor Mitternacht ins Bett. Gute Nacht
                                                                                  Zuletzt geändert von Gast20200707; 12.04.2019, 11:10.

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    GELÖSCHT
                                                                                    Dauerbesucher
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                                                                                    • 764
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                                                                                    Dieser 20.Tag startet mit Wehmut. Nebelsuppe und baldiger Abschied von den Azoren lässt die Stimmung in den Keller sinken. Wenigstens regnet es nicht. Im Wind kann das Zelt letztmalig trocknen, nach dem Frühstück bauen wir alles ab und zum Aufwärmen meistern wir die Stichstraße hoch zur Dorfstraße. Eine Weile müssen wir nun durch den Ort Feteiras laufen. Wir haben das Gefühl, beobachtet zu werden. Okay, bald haben wir die lästigen Blicke hinter uns gelassen, wir begehen nun einen Wiesen-Schotter-Dreck-Erde-Steinweg immer an der Steilküste entlang mit Ziel Ponta Delgada. Der Weg ist beschwerlich zu gehen, wir kommen nur langsam voran.

                                                                                    Heute wechseln wir wenig Wort, ich für meinen Teil genieß die letzten Kilometer zu Fuß, das Wetter ist mir egal, Yvi dagegen nicht. Wir pausieren unterwegs, doch im Wind und Nebel halten wir es nicht lange aus. Es ist ein wenig frisch. Irgendwann erreichen wir wieder festen Boden unter den Füßen. Es ist nicht mehr weit, nur noch 6km an der Landebahn vorbei und nach mehreren kleinen Pausen erreichen wir unser Hotel Vintage Place Azorean Guest House im westlichen Teil Ponta Delgadas. Wir ordern für den nächsten Morgen gleich ein Taxi an der Rezeption und checken ein. Die Unterkunft ist ein Mix aus Appartement und Hotel. Die Zimmer sind individuell gestaltet, wir bekommen eines davon ebenerdig gelegen. Es gibt eine Küche zum Selbstkochen, aber davon haben wir genug. Nachdem wir uns wieder an die Zivilisation angepasst haben, wollen wir an den Hafen chic Essen gehen, uns bedienen lassen. In der Stadt und am Hafen ist trotz des schlechten Wetters viel los. Die Stadt überrennt uns mit Ihrer Größe. Soviel Tourismus, Autos, Hotels und Menschen haben wir lange nicht gesehen, aber wir müssen uns ja wieder daran gewöhnen. Nach dem Essen geht’s wieder ins Hotel, wir müssen zeitig ins Bett, morgen klingelt der Wecker 4 Uhr. Auf der Terrasse leeren wir die alkoholischen Restbestände und gesellen uns zu Täve ins Bett.

                                                                                    Der letzte Tag ist unspektakulär und daher wird der dreiste Taxifahrer das einzig interessante bleiben. Ohne Frühstück packen wir alles, machen uns fertig uns stehen pünktlich vorm Hotel. Man riet uns vom Hotelbus ab, den man hätte für fixe 3 Euro bestellen können, da wir ja so viel Gepäck haben. Dem ist aber nicht so, da der Bus an unserem Hotel hält und andere Gäste mitnimmt. Wir sehen genug Stauraum für unser Gepäck. Der Hotelbus steuert auf Bestellung hin die einzelnen Hotels an und bringt Einen pünktlich zum Flughafen. Wir sollen 9 Euro fürs Taxi zahlen und bekommen dafür Unpünktlichkeit. 4.15 Uhr kommt er angefahren und packt beim Einladen des Gepäcks nur Täves Rucksack an. Wow, auch noch zuvorkommend der Mann. Die Fahrt zum Flughafen dauert keine 10 Minuten, Am Airport meint der Fahrer 10 Euro, ist ja schließlich noch Nachtzuschlag zu erheben. Ich muss mich beherrschen, dass er nicht noch einen weiteren Schlag bekommt. Auf Diskussionen habe ich am frühen Morgen keinen Bock. Wir wissen, dass die Fahrt normalerweise um die 6 Euro kostet, hier geht’s aber ums Prinzip. Faul und unpünktlich, aber korrekt bezahlt werden. Wir checken ein, alles geht fix und bald sitzen wir im Boardingbereich. Es fängt wieder an zu regnen, die Schönwetterperiode scheint vorbei zu sein. Ab nach Hause. Die Sata startet pünktlich gen Frankfurt und irgendwann gegen Abend sind wir dann auch wieder zu Hause am Bodensee. Azoren- wir kommen wieder! Nicht gleich, aber bald…
                                                                                    Zuletzt geändert von Gast20200707; 12.04.2019, 11:10.

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      GELÖSCHT
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                                                                                      • 764
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                                                                                      FAZIT DIE INSELN
                                                                                      Die Azoren sind so vielfältig und einmalig in ihrer Art. Sie haben uns schon bei der Planung verzaubert. Bilder haben uns inspiriert, dieses Ziel zu wählen. Vor Ort war aber alles schöner, besser, eindrucksvoller als man es je auf Bildern gesehen hatte. Der Weitblick aufs Meer, auf die Nachbarinseln, auf den zurückgelegten Weg und auf den noch kommenden hat uns stets erneut zum Innehalten am Wegesrand bewogen. Auf den Azoren hat man kein Ziel, denn der Weg an sich ist es. Klar war uns von vorn herein, dass wir bestimmte Kompromisse vor Ort treffen müssen. Sei es der Übernachtungsplatz, der Wegeverlauf oder der zeitlich straff geplante Ablauf. Bei 3 Wochen mussten wir alles strikt planen und auch vorneweg buchen. Das hat sich vor Ort super bewährt. Keine zeitraubende Suche nach Verkaufsstellen oder Warten auf die nächste freie Mitfahrgelegenheit. Wir sind ohne portugiesische Sprachkenntnisse auf die Inseln gereist und konnten uns trotzdem verständigen. Mit ein paar Brocken portugiesisch aus dem Wörterbuch beginnt man das Gespräch und versucht dann ins Englisch zu wechseln. Die Landbevölkerung spricht das dann zwar meist nicht, aber mit Händen und Füßen sind wir immer zu einem Ergebnis gekommen. Vor der Reise lasen wir von der Herzlichkeit der Azorianer, die wir nur außerhalb der großen Orte erleben konnten. Wirklich herzlich und hilfsbereit sind die Bauern, die nie was dagegen hatten, dass wir ihre Weiden nutzten. Wenn Einer in der Nähe war, haben wir gefragt oder vorher im Ort Jemanden darauf angesprochen. Mag es am Ende für unser Gewissen gut gewesen sein, aber niemals hat sich auch Irgendeiner beschwert. Wir haben es aber versucht zu vermeiden, im Blickfeld vorbeifahrender Autos oder nahe gelegener Häuser zu zelten.
                                                                                      Jede Insel für sich hat seinen Reiz und Jeder wird sich seine eigene Meinung bilden. Unterm Strich jedoch wählen die Wanderer, Outdoorer und Naturliebhaber meist Sao Jorge, Flores, Corvo und Pico zu ihren Favoriten. Wir waren ein wenig von Terceira enttäuscht, da die Insel trocken war, die Vegetation nicht so üppig. Klar, konnten wir nicht alles sehen und sicher gibt es Sehenswertes auf Terceira, aber mit dem Buggy haben wir trotzdem die Insel gesehen. Sao Miguel war aber unsere größte Enttäuschung, vermutlich, weil diese Insel die touristischste von allen ist. Wir werden diese Insel als dreckig, vermüllt und von Touristen überlaufen in Erinnerung behalten. Jedoch hat die Insel auch einige schöne Ecken wie die Sete Cidades. Faial ist so ein Mittelding. Dort haben wir uns geärgert, dass wir die Caldeira nicht sehen konnten und sicher gibt es noch mehr zu sehen. Wir werden bestimmt wiederkommen. Sao Jorge hat uns trotz des Wetters echt begeistert. Einmalig liegt sie wie ein Strich im Meer, schmal- lang- steil. Die Fajas üben dabei unserer Meinung nach den größten Reiz aus. Beim Höhenweg scheiden sich die Geister. Mir gefiel er sehr, Yvi meinte, dass es schönere Dinge gibt. Bei schönem Wetter hätte sie sicher anders geurteilt. Ja und dann wären da noch die Westazoren, die man in einem Atemzug nennen kann, weil sie für uns auf einer Stufe stehen. Flores und Corvo waren echt die schönsten Perlen dieser Azorenkette. Flores grün, üppig, Seen, Flüsse, Caldeiras..einfach zum Verlieben. Wenn uns jedoch mal Jemand fragen würde, was wir für den schönste Augenblick gehalten haben, dann gibt es nur eine Antwort: Caldeira von Corvo. Alles an diesem kleinen Stein im Atlantik ist so verzaubernd. Der kleine Ort Vila Nova, die Überschaubarkeit, die Gelassenheit, die Abgelegenheit…einfach alles. Wir können es nicht glauben, dass der Großteil nur für einen Tag bleibt. Nein, hier muss man übernachten. Soviel zu den Azoren.


                                                                                      FAZIT DIE ART ZU REISEN

                                                                                      Viele fragen sich, ob wir uns es so vorgestellt haben wie es am Ende verlaufen ist. Ich würde meinen, dass wir 80% der Planung bewältigen konnten, der Rest musste improvisiert werden, mithilfe des Navis kein Problem. Es wurden Umwege in Kauf genommen, Tage und Routen getauscht um auf das Wetter operativ zu reagieren. Das war anfangs nicht geplant, aber man sollte immer eine Ausweichtour in petto haben. Die Wahl, den Buggy mitzunehmen, schaffte uns die nötige Freiheit, nicht immer an der gleichen Stelle zu übernachten. Wir brauchten auch keinen Mietwagen. Generell kommt man gut mit Taxis voran, wo man Preise am besten vorher aushandelt. Aufgrund unseres vielen Gepäckes war das Taxi immer erste Wahl, der Bequemlichkeit und Zeitersparnis wegen. Auf Busse ist da weniger Verlass. Der Buggy stellte für uns immer den Lastenesel dar. Schwere Sachen wurden in oder an ihm deponiert. Die eigens dafür konstruierte Ortliebtaschenhalterung hielt auch den Belastungen stand, jedoch sollten sie in Zukunft noch weiter nach vorn verlagert werden. Der Schwerpunkt und ca. 90% des Gewichtes lagen auf der Hinterachse. Die Blattfederung war ausgereizt. Bei der Routenplanung berücksichtigte ich leider nicht immer die zu bewältigende Höhenmeter. Vor Ort wurde mir schnell klar, dass pro Tag 1000Hm die maximale Grenze darstellen, zumal die Wege meist steil gerade hinauf gehen und Steigungen immer jenseits der 10% liegen. Dazu kommt der nicht abschätzbare Untergrund, der Bergaufschieben noch anstrengender macht. Bei Maximalsteigungen war es von Vorteil mit gestreckten Armen und vorgebeugtem Oberkörper zu laufen. Es war entspannender, wenn man noch davon noch reden kann. Uns waren meist die festgefahren Schotter- oder roten Erdwege am liebsten. Auf diesem Belag kam man super voran und nur selten wurde man von Autos belästigt. Wenn wir mal auf Asphaltstraßen ausweichen mussten, stellte dort das Thema Auto jedoch auch kein Problem dar. Der Verkehr ist zu vernachlässigen und nicht störend. Bergab haben wir die Handbremse sehr geschätzt. Ohne wäre es anstrengender als das Bergaufschieben geworden, da 50kg ganz schön nach unten ziehen.
                                                                                      Die Routen wurden so gelegt, dass wir regelmäßig Orte anliefen um Lebensmittel nachzukaufen. Immer für 1-2 Tage als Vorrat. In den Mercados gibt es wirklich alles Nötige. Man vermisst wirklich nichts, nur die Auswahl ist geringer. Für Kaffeeliebhaber sei anzumerken, dass der Kaffee dort vorzüglich schmeckt. Den gibt es gemahlen in einer vakuumverpackten goldenen Verpackung (Name ist mir entfallen!) Auch das Brot und die Brötchen sind essbar, das Fleisch schmeckt extrem lecker. Sagres gibt es in 250 bis 1000ml Flaschen. Komische Größen haben die da, aber man gewöhnt sich an alles. Gekocht wurde dann immer mit Benzin, Tankstellen gibt es entweder in der Nähe jeden Airports oder man muss aufs Navi schauen und dies vorab planen. Wir sind mit 1.5L aber gut 5 Tage hingekommen und haben früh und abends gekocht inkl. Wasser abkochen.
                                                                                      So wie wir das Verstauen des Gepäcks geplant hatten, funktionierte es auch auf der Tour. Klamotten in meinen Rucksack, Zelt und Rets bei Yvi. So waren die Rucksäcke wirklich erträglich. Prophylaktisch wurden dann auch immer die Regenhüllen auf den Säcken gelassen. Zu wechselhaft das Wetter. Täve wollte ab und an laufen, wenn es eben oder bergab ging. Bergauf war es für mich eine Entlastung, aber da wollte er meist im Buggy sitzen. Mit dem Buggy hat man viele Möglichkeiten der Lastenverteilung. Bspw. kam mein Sack in den Buggy und Täve auf die Schultern. Es gab so auch Abwechslung für den Kleinen. Bei kurzen unwegsamen Passagen konnte man auch separat die Ortliebtaschen schleppen um dann Buggy und den Rest nachzuholen. Einzeln ließ sich das Ganze besser manövrieren. Auf jeden Fall sollte man auch Werkzeug, Pumpe und Schläuche mit dabei haben. Wir hatten zwei Platten, die Lavasteine sind teilweise spitz und bohren sich gern in die Mäntel. Der Bugyy stand am Zelt dann immer dem Wetter ausgesetzt, aber mit einem Poncho abgedeckt. Der hat ihn vor dem gröbsten bewahrt. Alles in allem können wir diese außergewöhnliche Art zu reisen nur empfehlen, wenn man den Schritt mit einem Kleinkind wagt um ihm die Natur und Freiheit näher zu bringen. Zu keinem Zeitpunkt hatten wir das Gefühl, dass dem Kleinen langweilig war. Im Gegenteil. Er war stets voller Tatendrang und am Abend todmüde. Die frische Luft, der Aktionismus und die Impressionen trugen dazu bei.

                                                                                      FAZIT DAS WETTER

                                                                                      Das Wetter ist der Scharfrichter schlechthin, ob ein Urlaub schön oder mistig wird. Natürlich gibt es kein schlechtes Wetter, sondern nur schlecht gekleidete Leute, aber seien wir ehrlich. Wer wandert schon gern im Nebel bei Regen und Starkwind? Ich will ja was von der Landschaft sehen. Die Azoren stellt man immer als die Wetterküche dar, dabei würde ich meinen, dass ich in Skandinavien auch schon schlechteres Wetter gehabt habe, aber davon spricht Keiner. Die Azoren haben einen großen Vorteil. Egal, wie schlecht das Wetter ist, es sind immer angenehme Temperaturen. Ich würde meinen, auch auf dem 1000m hohen Weg auf Sao Jorge lagen die Temperaturen über 15 Grad, es reichte ein Langarmshirt. In der Nacht senken die Temperaturen auch nicht tief in den Keller. Ich habe immer auf dem Schlafsack geschlafen, nachts um die 15-20 Grad keine Seltenheit. Wenn jedoch mal die Sonne rauskommt, dann brennt sie richtig auf der Haut. Also Sonnencreme muss so oder so ins Gepäck. Für Schattenwanderer wie mich waren aber die heißen Tage kein Problem. Im Schatten findet man schnell Abkühlung, eine leichte Brise weht immer. Da wir immer abwechselnd an der Küste und in den Bergen unterwegs waren, haben wir bald mit bekommen, dass die Küsten meist besseres Wetter haben, in den Bergen hängen sich die Wolken fest, es regnet sich ab. Dafür sind aber die Küsten erschlossener, die Einsamkeit findet man in den Bergen. Was wollt Ihr also? Generell kann man in der Ferne schon immer ein wenig prognostizieren, wie das Wetter werden wird, aber verlassen sollte man sich nicht. So schnell wie die Sonne kommt, geht sie auch wieder und es hagelt mal kurz. Danach dampfen die Straßen, weil die Sonne wieder raus kommt. Es lohnte sich für uns also gar nicht, eine Regenjacke überzustreifen. Entweder kam der Regen zu schnell oder die Sonne hatte uns bereits wieder getrocknet. Desöfteren war es morgens noch ein wenig bewölkt, kam aber die Sonne langsam über die Berge, zog es auf und es wurde schön. Wir konnten Anfang September eine Schönwetterperiode erleben, die bereits seit August anhielt. Sowas gibt es auch, aber darauf sollte man sich nicht verlassen. Rechne also mit dem schlimmsten, erwarte alles Mögliche und genieße das schöne Wetter intensiv. Es kann kurz sein, schnell gehen und bald wiederkommen, aber wann, weiß Keiner. Jedoch spricht noch eines für die Azoren. Man wird selten lange Schlechtwetterperioden und Regenwochen erleben, das ist doch mal was oder?

                                                                                      TIPPS
                                                                                      • Verzichtet auf einen Katadynfilter und kocht das Wasser ab, das reicht alternativ gibt’s 5L Kanister im Supermarkt, verlasst Euch nicht auf Seen und Flüsse, die können auch mal alle ausgetrocknet sein, am Wegesrand gibt es meist entlang der Steinmauern Wasserhähne für die Bauern, die sind auf der Karte nicht eingezeichnet, Quellen und Brunnen sind dagegen teilweise nicht mehr nutzbar und versiegt
                                                                                      • wenn Ihr idyllisch Zelten wollt, verlasst Euch nicht auf die offiziellen Camps, wir werden sie zukünftig meiden und lieber weitergehen und nach sauberen Plätzen suchen
                                                                                      • die meisten Orte haben öffentliche Toiletten und manchmal auch Duschen, dort gibt es Wasser
                                                                                      • Wenn Ihr Benzinkocher nutzt, ist die Verbrauchsmenge schlecht abzuschätzen, im Flieger darf man aber nichts mitnehmen, also dient eine alte Champidose als künstliches Lagerfeuer, so hat man abends noch Licht und eine Dose hält locker 2 Stunden
                                                                                      • Nehmt den Kocher und die leere Flasche immer im Handgepäck mit, so könnt Ihr mit den Leuten an der Sicherheitskontrolle ggf. diskutieren, wir hatten aber nie Probleme
                                                                                      • die Barbecueplätze sind durchaus als Camps nutzbar, einfach im Ort Einheimische fragen
                                                                                      • als Stromquelle hatten wir ein Solarpanel mit, sehr hilfreich zum Laden der Akkus, aber es gibt auch immer Batterien in den Mercados, auch wenn sie noch so klein sind
                                                                                      • An den öffentlichen Toiletten oder Barbecueplätzen sind die Steckdosen sehr nützlich zum Laden von Akkus etc. (deutsche Steckdosen!)
                                                                                      • Mückenspray braucht man nicht, dafür Sonnencreme mit ordentlich LSF von 20
                                                                                      • Die Camelbak Trinkblase ist immer wieder Gold wert, man kommt schnell ans Trinken ran und kann regelmäßig trinken, übrigens auch für Täve super geeignet
                                                                                      • Taxifahrer sind selten pünktlich, plant das akademische Viertel ein
                                                                                      • Nehmt Euren Müll wieder mit, den Ihr beim wild Zelten fabriziert habt, an jeder Ecke steht ein Mülleimer oder Ihr werft es in die Sammeltonnen, die am Wegesrand in den Orten stehen
                                                                                      • Die Azorianer sind extrem kinderfreundlich, wenn Ihr mit Kind reist, nutzt es als Waffe Täve hat stets den Leuten gewunken, gegrüßt und gelacht, so war das Eis schnell getaut
                                                                                      • Wenn Ihr mit Portugiesisch nicht weiter kommt, es gibt immer Jemanden im Ort, der Englisch spricht und Euch helfen kann
                                                                                      • Habt immer ein Handy dabei, es funktioniert fast immer; an den Airports ist WLAN kostenlos
                                                                                      • bei der Planung der Routen beachten, dass die gestrichelten Wege Pfade oder Wanderwege sind, mit dem Buggy nicht machbar, dagegen sind durchgezogene Linien, sog. Fahrwege gut machbar und nicht schlechter von der Landschaft her


                                                                                      So abschließend sei gesagt, dass mir sicher noch Tipps einfallen werden und ich die Liste noch erweitern werde. Wir hoffen nun auf Nachahmer und Erlebnisberichte von anderen abenteuerlustigen Eltern.

                                                                                      LG JENS

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        Fuchs
                                                                                        • 27.07.2013
                                                                                        • 1313
                                                                                        • Privat


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                                                                                        AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                                                                                        Vielen Dank Jens für den schönen Azorenbericht u. die viele Arbeit beim Erstellen.

                                                                                        Auch ich empfinde die Inseln wirklich herrlich für Individualurlauber/Outdoorer. Leider werde ich da so schnell nicht mehr (auf dem Luftweg) hin kommen - ich will meinen Hund nicht in der Box im Flieger transportieren, der stirbt mir dann vor lauter Angst. Aber vllt. irgend wann mal vom portug. Festland aus mit einem Versorgungsschiff.

                                                                                        Mit dem Wetter muss man leben können, vor allem mit den z.T. sehr schnellen Wechseln. Man kann aber auch Glück haben und 14 Tage Sonnenschein.

                                                                                        Du hast das leere Hotel gezeigt; Gott sei Dank funktioniert diese Art von Tourismus auf den Azoren nicht od. nur schlecht...

                                                                                        Die Azoren scheinen nicht so der Renner zu sein für Outdoorer - warum auch immer; auf der einen Seite schade, es wird viel verpasst, auf der anderen Seite gut, so bleibt es ein “Insider Tipp”.

                                                                                        muito obrigado,
                                                                                        Joachim

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          • 566
                                                                                          • Privat


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                                                                                          AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                                                                                          Nochmals Danke, der Bericht hat Freude bereitet.
                                                                                          Wünsche noch viele kleine, große Abenteuer mit Söhnchen
                                                                                          Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

                                                                                          Gruß, Wi grenzenlos

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            Dauerbesucher
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                                                                                            • 566
                                                                                            • Privat


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                                                                                            AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                                                                                            Zitat von PWD Beitrag anzeigen
                                                                                            - ich will meinen Hund nicht in der Box im Flieger transportieren, der stirbt mir dann vor lauter Angst.
                                                                                            Joachim
                                                                                            Sag mal bitte deinem Hund, da ist er nicht alleine, ich sterbe da auch oft vor lauter Angst bei der Fliegerei

                                                                                            Spaßige Grüße
                                                                                            Wi grenzenlos
                                                                                            Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

                                                                                            Gruß, Wi grenzenlos

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              Freak
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                                                                                              • 24.01.2011
                                                                                              • 12506
                                                                                              • Privat


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                                                                                              AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                                                                                              Nochmal danke, Jens, das war schöner Lesestoff... :-)

                                                                                              Weil du Faial angesprochen hast, hier noch eine Ergänzung für Nachahmer: Absolut sehenswert sind drei Dinge:
                                                                                              - Erstens die Caldera, deren Rand man nicht mal erklimmen muss, weil ein Tunnel in den Krater gebohrt wurde.
                                                                                              - Zwotens die Westecke der Insel, eine vulkanische Mondlandschaft nach einem Ausbruch in den 70ern (glaub ich).
                                                                                              - Drittens die endlosen Hortensienhecken... traumhaft...
                                                                                              Am besten erreicht man Faial übrigens auf einer der vielen hundert Jachten, die jedes Jahr von Westen kommend dort eintreffen und deren Crew sich jeden Abend in Peters Cafe Sport trifft.

                                                                                              Kommentar


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                                                                                                GELÖSCHT
                                                                                                Dauerbesucher
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                                                                                                • 764
                                                                                                • Privat


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                                                                                                AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                                                                                                Danke für Euer Feedback

                                                                                                @Ronaldo: Genau aus diesen zwei Gründen werden wir sicher bei unserer 2.Reise auf die Azoren
                                                                                                auch Faial noch einmal mit ansteuern.

                                                                                                LG Jens

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  Fuchs
                                                                                                  • 08.01.2004
                                                                                                  • 1384


                                                                                                  #49
                                                                                                  AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                                                                                                  Vielen Dank für den schönen, ausführlichen Bericht! Und weitermachen mit den Kinderoutdoorurlauben !

                                                                                                  Kommentar