• Hamburger
    Erfahren
    • 06.05.2010
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    [FR] Flusskreuzfahrt mal anders - mit dem Fahrrad von Orléans an den Atlantik

    So, liebe Freunde, hier folgt nun nach und nach der Reisebericht zu unserem diesjährigen Urlaub


    Nachdem sich letztes Jahr herausgestellt hatte, dass meine Freundin wegen Rückenproblemen keine schweren Rucksäcke tragen kann und wir u.a. deshalb daran gescheitert sind, meine Bohusledentour von 2010 erfolgreich fortzusetzen, fiel im Laufe der Zeit der Entschluss dieses Jahr mal eine Radreise zu versuchen.

    Wir hatten bisher beide noch keine Fern-Radtouren gemacht, deshalb sollte es eine gut planbare, gut ausgeschilderte Strecke sein, zu der ausreichend Informationen und Kartenmaterial existieren und die nicht zu anspruchsvoll zu fahren ist (keine Gebirge usw.). Außerdem sollte das Wetter gut sein und der Endpunkt der Tour am Meer liegen. Nach einigen Nachforschungen wurde der Loire-Radweg als geeignete Route und der Spätsommer als Reisezeit ausgewählt.

    Also wurde noch ein bisschen radspezifisches Zubehör beschafft und dieses inkl. unserer Kondition schon mal im Frühjahr in der mecklenburgischen Schweiz eine Woche getestet. Ein paar Testberichte und Schnäppchenjagden später waren dann auch neue Isomatten und ein neues Zelt beschafft, denn mit meinem Nordisk-Tunnel wollte ich nicht unbedingt in eine Gegend fahren in der ich mit hohen Temperaturen rechnen musste.

    Mitte August geht es dann endlich los:


    Tag 1 - Hamburg-Paris
    Wir starten mit vollbepackten Rädern in Richtung eines hamburger Bahnhofs. Jeder von uns hat ca. 15kg Gepäck dabei, gute 5kg weniger als auf der Trekkingtour. Wir führen nur einen Notvorrat an Lebensmitteln mit, ansonsten das was man so braucht und ein klein wenig Luxusgepäck. Eine Packliste poste ich am Ende des Reiseberichts.

    Unsere Recherchen bei der DB und der SNCF haben ergeben, die beste Verbindung sei, abends mit dem IC von Hamburg nach Hannover zu fahren, dort in den CityNightLine nach Paris umzusteigen und von dort mit dem TER (ähnlichem unserem Metronom oder RE) weiterzufahren. Der Zug kam pünktlich, der Fahrradwagen war sogar am richtigen Ende und bis Hannover ging schon einmal alles glatt. Der erste Schock kam, als ich den CNL sah, in dem wir die nächsten 12 Stunden verbringen sollten: Es war ein abgewrackter IC aus den 80ern . Keine Klimatisierung, keine verstellbaren Sitze, kurz: nichts, was man (ich) von einem modernen Zug erwarten würde, in dem man seeeehhhr viel Zeit verbringen muss. Dafür hing in den Sitzen noch der Mief aus Zeiten, als man in der Bahn noch rauchen durfte... In einer fast schlaflosen Nacht fiel dann auch die Entscheidung, nie, nie wieder über Nacht, und wenn dann zumindest im Schlafwagen zu fahren...


    Tag 2 - Paris-Orléans
    Wir kommen morgens gegen 10 Uhr etwas erschöpft am Gare de l'Est an. Unser Zug nach Orléans fährt vom Gare d'Austerlitz. Da Paris ausschließlich Kopfbahnhöfe hat, haben wir die Wahl, den Gare d'Austerlitz entweder per Bahn mit mehrmals umsteigen zu erreichen, oder mit dem Fahrrad und nur mit einem groben Google-Maps-Ausdruck durch eine uns völlig fremde Stadt zu fahren, die für ihr Verkehrschaos berühmt ist. Wie jeder vernünftige Mensch haben wir uns natürlich für Variante zwei entschieden und uns auf die Räder geschwungen
    Es folgt eine kleine Rundfahrt durch Paris, auf der wir uns fast gar nicht verfahren haben. Wider Erwarten ist das Fahrradfahren in Paris sehr angenehm. Es ist Samstag morgen, dementsprechend ist wenig los auf den Straßen, und: Man darf/muss weitestgehend auf den Busspuren fahren und kommt so sehr schnell und recht entspannt voran.

    Bei bestem Wetter geht es vorbei an einer Siegessäule ...


    ... weiter über die Seine ...


    ... bis zu einem Park am Gare d'Austerlitz ...


    ... wo noch ein bisschen Pause gemacht wird, bis der Zug abfährt.



    Die Fahrt nach Orléans ist kurz und ereignislos. Als wir aussteigen, ist es Mittag und inzwischen richtig heiß geworden. Laut unseren Unterlagen kann es zum Hotel in dem wir uns von der Zugfahrt erholen möchten nicht weit sein, und so fahren wir beide nur mit einem kleinen Rest Wasser in unseren Flaschen los. Natürlich verfahren wir uns und kommen völlig durchgeschwitzt und halb verdurstet an unserem Hotel an, das eigentlich nur knappe 5km vom Bahnhof entfernt war. Nachdem wir unser Zimmer bezogen haben führt der erste Weg zum Supermarkt nebenan, Wasser und Lebensmittel kaufen, danach erkunden wir die Stadt.

    Unser Weg führt an einem Brunnen mit einem Mahnmal vorbei. Eines von vielen, die wir sehen werden.


    Weiter geht es durch die "Altstadt" ...


    ... an der Kathedrale Sainte-Croix vorbei ...




    ... wo uns diese Markierungen im Straßenpflaster auffallen.

    Es handelt sich um eine reitende Jeanne d'Arc, das wehende Banner soll die Loire darstellen, die Schrift darüber gibt die zwei historischen und den heutigen Namen der Stadt Stadt wieder, und steht so insgesamt für die lange Geschichte, die bis in keltische Zeiten zurück reicht.

    Nach so viel Kultur muss natürlich etwas zu Essen her und da wir in Frankreich sind, muss etwas gutes zu essen her
    Moules marinières frites für mich



    und eine Art Hühnerfrikassee für meine Freundin.


    Noch ein letzter Blick auf die nächtliche Kathedrale und dann schnell ins Bett um morgen ausgeruht die eigentliche Tour zu starten.

  • Hamburger
    Erfahren
    • 06.05.2010
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    #2
    AW: [FR] Flusskreuzfahrt mal anders - mit dem Fahrrad von Orléans an den Atlanti

    Tag 3 - Orléans - Muides sur Loire (49km)

    Wir starten halbwegs erholt und nach einem brauchbaren Frühstück gegen 10 Uhr auf die eigentliche Tour. Es ist bereits jetzt wieder ziemlich warm, der Himmel wolkenlos. Auf den ersten paar hundert Metern fällt uns bereits auf, dass die meisten französischen Autofahrer ungewöhnlich viel Rücksicht auf Fahrradfahrer nehmen, als ein überholendes Auto, statt uns beim Einscheren zu schneiden lieber mit Vollgas eine kleine Verkehrsinsel überfährt. Ähnliche Fahrmanöver erleben wir später immer wieder, das scheint hier also so üblich zu sein.

    Eine Kirche, in einem Dorf zu dem ich keinen Namen mehr habe


    Nachdem wir zwischenzeitlich auch unser etwas zickiges GPS unter Kontrolle gebracht haben können wir dem Track gut folgen und kommen mittags in Beaugency an.

    Loirebrücke in Beaugency


    Hier machen wir Pause, sehen am anderen Ufer einen wenig einladenden Campingplatz und beschließen, da wir bisher so gut vorankommen, noch bis Muides-sur-Loire weiter zu fahren.

    Leider haben wir die Strecke und das Wetter deutlich unterschätzt. Das Thermometer in meinem Tacho zeigt zwischenzeitlich 46°C an, gefühlt sind es noch mehr und der Weg verläuft auf einem Deich ohne jeden Schatten. Als schließlich unsere (nicht geringen) Wasservorräte erschöpft sind und wir uns nur noch mit Mühe voran quälen, taucht in einem kleinen Dorf plötzlich eine Kirche auf die im Kirchhof einen Baum hat der herrlichen Schatten spendet, und noch viel besser: es gibt einen Trinkbrunnen! Wir füllen unsere Flaschen auf, trinken sie mehrmals gleich wieder leer und rasten ausgiebig im Schatten, nachdem wir uns selbst noch etwas abgekühlt haben.

    Die letzten Kilometer sind trotzdem unerträglich. Gefühlt ist es jetzt zum späten Nachmittag hin noch ein mal heißer geworden. An der letzten Brücke, die uns nach Muides und zum Campingplatz führen soll, müssen wir eine Zwangspause machen, weil Annika beinahe die Kontrolle über ihr Rad verliert und sich nur noch mit Mühe auf den Beinen halten kann. Eine gute Viertelstunde später bestreiten wir die letzten Meter und rollen das Ufer hinunter auf den ersten Campingplatz den wir sehen. Wir werfen unser Gepäck auf die Wiese und quälen uns noch ein paar hundert Meter zu Fuß in den Ort um im einzigen Laden kalte Getränke zu kaufen. Nach ein paar Litern Wasser, Saft und Orangina geht es uns besser und wir sind in der Lage das Zelt aufzustellen und unsere Wäsche durchzuwaschen. Die Nacht ist so heiß wie der Tag es war, und wir schlafen beide schlecht. Zusätzlich hat die örtliche Jugend sich offenbar das nahegelegene Loireufer für eine Party ausgesucht, was reichlich Geschrei und Verkehr auf schrecklich lauten Mofas mit sich bringt.

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    • Torres
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      Liebt das Forum
      • 16.08.2008
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      #3
      AW: [FR] Flusskreuzfahrt mal anders - mit dem Fahrrad von Orléans an den Atlanti

      Ah, endlich geht es los

      Wie war denn die Zugfahrt rein fahrradtechnisch? Musstet ihr die Räder auseinander bauen? Oder gibt es im CNL richtige Stellplätze, wie auch in den deutschen ICs?

      Dass Franzosen - zumindest außerhalb der Städte - rücksichtsvoll fahren, ist mir übrigens auch aufgefallen.
      Oha.
      (Norddeutsche Panikattacke)

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      • Enja
        Alter Hase
        • 18.08.2006
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        #4
        AW: [FR] Flusskreuzfahrt mal anders - mit dem Fahrrad von Orléans an den Atlanti

        Die Franzosen gehen sehr rücksichtsvoll mit Radfahrern um. Auf jeden Fall. Die Spanier tun das auch. Ich fand das anfänglich sehr verblüffend. Im dicksten Verkehr - man hält die Hand raus. Eine Gasse bildet sich. Und beim Überholen wird grundsätzlich ein vernünftiger Sicherheitsabstand gehalten. Da macht das Fahren Spaß.

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        • Hamburger
          Erfahren
          • 06.05.2010
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          #5
          AW: [FR] Flusskreuzfahrt mal anders - mit dem Fahrrad von Orléans an den Atlanti

          Zitat von Torres Beitrag anzeigen
          Ah, endlich geht es los
          Ja, hat ein bisschen gedauert...

          Wie war denn die Zugfahrt rein fahrradtechnisch? Musstet ihr die Räder auseinander bauen? Oder gibt es im CNL richtige Stellplätze, wie auch in den deutschen ICs?
          Es gibt CNLs mit Fahrradstellplätzen wie in den ICs. Aber nicht in jedem Zug, auch nicht immer auf der gleichen Strecke oder zum gleichen Ziel. Da muss man schon wirklich ein bisschen suchen, bis man die passenden Verbindungen hat.

          Die TGV nehmen meines Wissens mindestens im grenzüberschreitenden Verkehr weiterhin keine Fahrräder mit (außer zerlegt als Handgepäck), innerhalb Frankreichs geht das wohl inzwischen auf einigen Routen (betraf uns aber nicht).

          Die TER-Züge nehmen alle Fahrräder mit, allerdings teilweise nicht viele, abhängig von der Bauart des Zuges.

          Dass Franzosen - zumindest außerhalb der Städte - rücksichtsvoll fahren, ist mir übrigens auch aufgefallen.
          Innerhalb von Paris hatten wir auf der Rückfahrt auch noch unseren Spaß, aber das erzähl ich später...

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          • lina
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            Vorstand
            Liebt das Forum
            • 12.07.2008
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            #6
            AW: [FR] Flusskreuzfahrt mal anders - mit dem Fahrrad von Orléans an den Atlanti

            Das fängt ja schon mal sehr gut an – freu mich auf mehr!

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            • Wafer

              Lebt im Forum
              • 06.03.2011
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              #7
              AW: [FR] Flusskreuzfahrt mal anders - mit dem Fahrrad von Orléans an den Atlanti

              Hallo Hamburger.

              Das liest sich sehr gut und die Bilder vermitteln einen guten Eindruck der Region. Gefällt mir sehr gut! Ich freue mich auf mehr.

              Gruß Wafer

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              • Enja
                Alter Hase
                • 18.08.2006
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                #8
                AW: [FR] Flusskreuzfahrt mal anders - mit dem Fahrrad von Orléans an den Atlanti

                Wir haben - auf der Voie de Vezelay - die Loire bei Nevers gekreuzt. Auf dem Campingplatz dort waren sehr viele Radler, die von dort aus Loire-abwärts aufbrachen. Sah sehr interessant aus. Die Loire steht seitdem auch auf unserer To-do-Liste.

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                • Hamburger
                  Erfahren
                  • 06.05.2010
                  • 357
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                  #9
                  AW: [FR] Flusskreuzfahrt mal anders - mit dem Fahrrad von Orléans an den Atlanti

                  Tag 4 - Muides-sur-Loire - Blois (40km)

                  Aufgrund der Strapazen des ersten Tourtages haben wir viel zu lange geschlafen und sind erst gegen 10 Uhr reisefertig. Als wir losfahren wollen, entdecken wir einen blinden Passagier, der jedoch umgehend wieder absteigen muss




                  Für heute haben wir die Etappe bis Blois geplant, mit einem kleinen Umweg um das berühmte Schloss Chambord zu besichtigen. Als wir starten ist bereits absehbar, dass es wieder heiß werden wird. Wir kaufen noch mehr Wasser und frühstücken köstliche pains au chocolats an der Boulangerie, die bis auf ihr Aussehen so gar nichts mit den deutschen "Schokocroissants" gemeinsam haben.

                  Wir kommen gut voran und genießen immer wieder die schönen Ausblicke auf die Landschaft





                  Vor lauter Erfreuen an der Landschaft biegen wir falsch ab und fahren mehrere Kilometer in die falsche Richtung, bevor wir anfangen uns zu wundern. Nach dem demütigen Befragen des GPS-Orakels und ausgiebigem blättern in der Karte wissen wir immerhin wieder wo wir sind und wo wir ungefähr hin müssen. Die Wegbeschreibungen im Bikelineführer sind mitunter blumig und wenig hilfreich, besonders wenn man von der vorgesehenen Route abgekommen ist ("weiter durch das Waldgebiet bis zur kleinen Lichtung ..."), zum Glück weiß auch hier das GPS rat, so dass wir Schloss Chambord gegen Mittag erreichen.



                  So idyllisch und ruhig wie auf dem Foto ist es allerdings leider nicht. Ich habe genau die Sekunde abpassen können, in der nicht eine der hundertköpfigen Ausflugsgruppen vor dem Schloss stand, die mit diversen Reisebussen hier her gekarrt wurden um ein teures Stück Kuchen zu essen und dann wieder eingesammelt zu werden. Kurzum: Das Schloss ist eine typische Touristenfalle. Nett anzusehen, aber ein längeres Verweilen ist für uns unvorstellbar. Das Essen an der Imbissbude im Garten, durch den einst unter anderem der Sonnenkönig Louis XIV schlenderte, lädt ebenfalls nicht dazu ein hier besonders viel Zeit zu verbringen, und so trinken wir nur eine Orangina und essen ein Knäckebrot aus unseren Vorräten, bevor wir dem prächtigsten Schloss der Loire den Rücken kehren und die Fahrt richtung Blois fortsetzen.

                  Gute zwei Stunden später erreichen wir ohne weitere Zwischenfälle Blois.



                  Hier werden wir das erste Mal darauf aufmerksam gemacht, dass wir mit Licht fahren - was hier scheinbar unüblich ist und noch wiederholt zu Verwunderung bei den Einheimischen führen wird. Da wir aber einen Teil der Strecke auf der Straße fahren mussten, erscheint es uns sinnvoll das Licht auch tagsüber an zu machen, üblich oder nicht. Verboten scheint es zumindest nicht zu sein.

                  Die Touristinfo ist schlecht ausgeschildert und befindet sich am höchsten Punkt der Stadt, ganz oben auf dem Berg auf dem auch das Schloss steht. Einen Campingplatz gebe es hier nicht, erklärt man uns, wir müssten entweder 8km zurück oder 15km weiter fahren. Beides ist keine Option, wir sind immer noch müde und können heute einfach nicht mehr weiter fahren. Also ungeplant wieder ins Hotel. Ja, man könne uns ein buchen, sagt die nette Dame und fängt an zu telefonieren. Nach mehreren Telefonaten sagt sie uns, es sei ein bisschen schwer ein Zimmer zu finden, die Hotels seien alle ausgebucht, dann telefoniert sie weiter und findet uns ein bezahlbares Zimmer direkt am Fuße des Burgbergs. Einzige Bedingung: Wir sind innerhalb von 10 Minuten da und checken ein wenn wir es wollen.

                  Fünf Minuten später haben wir eingecheckt. Das Hotel ist nicht besonders modern, aber auch nicht schlecht und das Personal freundlich. Im Zimmer kann man die Badezimmertür nicht ganz öffnen und ich bin nicht schlank genug um mich an der Dusche vorbei ans Waschbecken zu zwängen, aber: Wir haben eine Unterkunft. Der nächste Weg führt uns zum Intermarché wo eine größere Summe Geld gegen Baguette, hervorragenden Ziegenkäse, Salami, Rillettes, Wein und einen flan-ähnlichen Pudding getauscht wird. Der größte Teil davon wird umgehend verzehrt, und nachdem so der Grundbedarf gedeckt ist, erkunden wir die sehr sehenswerte Stadt.

                  Das Schloss von Blois

                  Das Schloss wechselte im Laufe der Jahrhunderte mehrmals Besitzer und Bestimmung, unter anderem hatte 1429 Jeanne d'Arc hier ihre Heerbasis, 1617 verbannte Ludwig XIII seine Mutter Maria dei Medici hierher bis ihr 1619 die Flucht gelang.0

                  Ein Stachelschwein. Aus unerfindlichen Gründen offenbar das Stadtwappen von Blois


                  Kirchen gibt es natürlich auch


                  und seltsame Wesen bevölkern hier den Himmel...


                  Wir sitzen noch mit einer Flasche Wein einige Zeit im Abendlicht am Loireufer und genießen die Aussicht. Es ist eigentlich immer noch zu warm um schlafen zu gehen. Wir freuen uns über das gute Wetter und den mehr als ausreichenden Ersatz für den in Deutschland ausgefallenen Sommer


                  Doch auch hier wird es irgendwann Zeit schlafen zu gehen. Außerdem haben wir aus den letzten Tagen gelernt und den Wecker auf 6:30 gestellt um früh los und möglichst vor der großen Mittagshitze anzukommen.

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                  • Hamburger
                    Erfahren
                    • 06.05.2010
                    • 357
                    • Privat


                    #10
                    AW: [FR] Flusskreuzfahrt mal anders - mit dem Fahrrad von Orléans an den Atlanti

                    @all: Freut mich, dass euch mein/unser Bericht gefällt. Morgen gibt es eine kurze Pause, voraussichtlich Samstag geht es dann weiter.

                    @Enja: Kann gut sein, dass sich da Leute sammeln, dort beginnt ja der offizielle Loireradweg. Außerdem verläuft der Loire à Vélo auch streckenweise parallel mit verschiedenen Eurovelo-Routen. Wir haben sogar eine Gruppe getroffen, die (wenn wir uns richtig verständigt haben) auf dem EV6 aus Budapest gekommen ist um dann entlang des Loireradwegs an den Atlantik zu fahren.

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                    • hosentreger
                      Fuchs
                      • 04.04.2003
                      • 1406


                      #11
                      AW: [FR] Flusskreuzfahrt mal anders - mit dem Fahrrad von Orléans an den Atlanti

                      Euer Bericht gefällt mir, Deine Art zu schreiben macht mich ein bißchen neidisch, da muss ich noch an meinem Stil etwas feilen, bis es so ähnlich klingt....

                      Wohin geht die nächste Reise? Oder erfährt man das in einer der Fortsetzungen?

                      Gruß
                      hosentreger
                      Neues Motto: Der Teufel ist ein Eichhörnchen...

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                      • Enja
                        Alter Hase
                        • 18.08.2006
                        • 4869
                        • Privat


                        #12
                        AW: [FR] Flusskreuzfahrt mal anders - mit dem Fahrrad von Orléans an den Atlanti

                        Jakobswegler, die bis dahin die Nase voll haben vom ewigen bergauf-bergab, biegen dort auch gerne Richtung Atlantik ab.

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                        • Hamburger
                          Erfahren
                          • 06.05.2010
                          • 357
                          • Privat


                          #13
                          AW: [FR] Flusskreuzfahrt mal anders - mit dem Fahrrad von Orléans an den Atlanti

                          Tag 5 - Blois - Amboise (40km)

                          Wir schaffen es tatsächlich, früh aufzustehen und zu packen. Nach einem brauchbaren Frühstück im Hotel machen wir uns um 8:30 auf den Weg. Es ist noch angenehm kühl und so kommen wir schnell voran. Die Gegend ist abwechslungsreich und von interessanten Tieren bewohnt



                          Wir legen eine kleine Pause am Loireufer ein und schauen uns das am Hang liegende Schloss an. Sobald man näher heran will, muss man allerdings Eintritt bezahlen und so bleibt es beim Blick aus der Entfernung, kombiniert mit einem zweiten Frühstück mit Weichkäse, Rillettes und Brot.



                          In Chaumont-sur-Loire teilt sich der Weg, wir bleiben am südlichen Ufer, weil uns die Gegend hier reizvoller erscheint. Das Gelände ist hügelig, manchmal ist ein etwas steilerer Anstieg zu bewältigen, die Belohnung dafür sind immer wieder landschaftlich wunderschöne Abschnitte und unendliche Blumenwiesen, die den Weg säumen.





                          Wer will, kann von dieser südlichen Route aus noch einen größeren Umweg fahren um Schloss Chenonceaux zu besuchen, nach unseren Erfahrungen in Chambord verzichten wir jedoch darauf.

                          Gegen Mittag treffen wir planmäßig in Amboise ein und finden nach kurzer Suche den Campingplatz, der auf einer Insel mitten in der Loire liegt. Unser Plan ist wunderbar aufgegangen, es wird jetzt erst richtig heiß und wir können bereits unser Zelt aufbauen und uns einrichten um den Rest des Tages zu genießen. Der Campingplatz hat eine große Wiese extra für Fahrradfahrer und andere Reisende ohne Autos, die mit Grillstellen und Sitzgelegenheiten ausgestattet ist.

                          Eigentlich wollen wir noch kurz ins Schwimmbad direkt neben dem Campingplatz, werden dort jedoch belehrt, das Badeshorts in französischen Schwimmbädern grundsätzlich verboten sind - eine Information, die in keinem Reiseführer zu finden war. Da uns warm ist und wir schwimmen wollen, bleibt also nur ein Ausflug ins Einkaufszentrum am Stadtrand um mir eine zugelassene Badehose zu kaufen Wir gehen danach erfolgreich schwimmen und kühlen uns ausgiebig ab bevor wir zum Campingplatz zurückkehren und den Luxus einer Waschmaschine ausnutzen und alle unsere Klamotten waschen, denn selbst an den Merinoshirts gehen drei Tage französischer Sommer mit durchgängig über 30°C nicht spurlos vorbei.

                          Zum Abendessen gibt es heute eins meiner liebsten Fertiggerichte in Frankreich: Eine Kombipackung mit Instantcouscous und einer großen Dose mit Sauce/Gemüse/Fleisch, das fast so schmeckt wie selbst gemacht und auch mit teureren deutschen Fertiggerichten kaum zu vergleichen ist.

                          Danach zieht es uns erneut in die Stadt, die zwar eine recht große Schlossanlage hat, diese hat aber natürlich abends bereits geschlossen.



                          Eher durch Zufall stoßen wir auf eine kleine Crêperie, die offenbar eher von studentischem und künstlerischem Klientel besucht wird. Die Crêpes sind die mit Abstand besten, die wir bisher gegessen haben.



                          Ein kleines unauffälliges Schild an einer Laterne leitet uns danach ein mal quer durch die Innenstadt zu einem Marché nocturne, einem Nachtmarkt unterhalb der Kirche auf dem es neben Flohmarktartikeln allerlei Süßigkeiten und Unmengen verschiedenes Essen gibt.



                          Leider sind wir satt von den Crêpes, aber wir kaufen uns ein Glas regionalen Honig, nachdem wir die unterschiedlichen Sorten ausgiebig verkostet haben.
                          Zuletzt geändert von Hamburger; 20.10.2012, 16:34.

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                          • Hamburger
                            Erfahren
                            • 06.05.2010
                            • 357
                            • Privat


                            #14
                            AW: [FR] Flusskreuzfahrt mal anders - mit dem Fahrrad von Orléans an den Atlanti

                            Tag 6 - Amboise - Tours (20 + 15km)

                            Ich habe beschlossen, dass es morgens Rührei geben soll. Leider fällt mir vor dem Supermarkt auf, dass mein Geld noch im Zelt liegt, also muss ich noch eine kleine Ehrenrunde drehen bevor ich Frühstück besorgen kann. Eine halbe Stunde später brutzeln die Lardons im Topf und eine Packung leckere Eier leistet ihnen Gesellschaft. Mit vollem Bauch starten wir auf den nächsten Abschnitt, der heute über weite Strecken eher unspektakulär ist





                            Kurz vor Tours versuchen wir an einem Aussichtspunkt etwas Abseits des Wegen Pause zu machen, werden jedoch beharrlich von einer Wespe verfolgt und bedrängt, die auch gerne etwas zu essen haben möchte, so dass wir irgendwann entnervt aufgeben.

                            Wir sehen einen Wegweiser zum Campingplatz und beschließen spontan, die Etappe für heute schon vor der Stadt zu beenden. Der Campingplatz hat ebenfalls eine große Wiese für Randonneurs, die fast komplett leer ist und wir suchen uns eine ruhige Ecke.

                            Obwohl wir morgen ohnehin durch Tours fahren müssen, entscheiden wir uns heute noch einen Ausflug in die Stadt zu machen. Der Radweg führt sehr schön immer direkt am Wasser entlang, die Stadt lohnt sich jedoch nicht wirklich. Es gibt eine schöne Kathedrale, später bestätigen uns Franzosen, diese sei auch das einzige sehenswerte Ziel in Tours.





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                            • Hamburger
                              Erfahren
                              • 06.05.2010
                              • 357
                              • Privat


                              #15
                              AW: [FR] Flusskreuzfahrt mal anders - mit dem Fahrrad von Orléans an den Atlanti

                              Tag 7 - Tours - Langeais (45km)

                              Nach einer erholsamen Nacht stehen wir auch heute wieder früh auf und frühstücken erst ein mal in Ruhe. Es gibt Instantkaffee, Brioche, den Honig vom Nachtmarkt in Amboise und Feigenmarmelade aus dem Supermarkt. Als wir um 9:30 losfahren ist es im Schatten noch fast zu kühl, beim Frühstück mussten wir das erste Mal unsere Pullover auspacken.

                              Der Weg führt uns erneut nach Tours, in der Ferne kann man schon die Türme der Kathedrale erkennen



                              Innerhalb der Stadt behindert eine riesige Straßenbahnbaustelle unser Vorankommen, wir müssen einige Umwege fahren, streckenweise fehlt der Fahrradweg, und wir sind froh als wir die Stadt wieder hinter uns lassen können.

                              Die Gegend ist nun wieder unverändert schön und der Weg gut zu fahren. Wir sind immer wieder aufs neue begeistert von der Vielfalt an Blumen, die hier an den Feldrändern wachsen





                              Wir finden trotzdem keinen schönen Ort für eine Pause und machen den ersten längeren Zwischenstop nach ca. 30km in Savonnières auf einem schattigen Rastplatz mit Blick auf die Loire. Inzwischen ist es wieder warm geworden, allerdings ist es nicht mehr so heiß wie in den ersten Tagen. Die Temperaturen bewegen sich bei angenehmen 25-30°C. Wir sitzen am Ufer, essen Brot mit französischer Salami, Käse und ein paar leckere Kekse und lassen ein wenig die Seele baumeln. Mit dem Fahrrad zu fahren war genau die richtige Entscheidung dieses Jahr. Keine Rücksicht nehmen müssen auf ein paar Gramm Gepäck mehr oder weniger ist sehr angenehm, und so mancher Luxusartikel findet zumindest temporär den Weg in unsere Packtaschen.





                              Wir fahren durch Villandry, stellen fest, dass auch das dortige Schloss völlig überrannt ist und fahren weiter.

                              Plötzlich sichten wir einige Exemplare der seltenen Loire-Seekühe



                              Um nach Langeais zu kommen, müssen wir noch ein mal die Loire überqueren.



                              Das Städtchen ist hübsch und wir gönnen uns am Marktplatz ein Croque Monsieur und ein Eis, bevor wir uns auf die Suche nach dem Campingplatz machen. Der Platz ist günstig und so gut wie leer. Ende August ist hier schon Nachsaison, in knapp einer Woche enden die Sommerferien, dann wird es hier noch stiller werden. Und weitere vier Wochen später, gegen Ende September schließen viele Campingplätze ihre Pforten.

                              Hier gibt es nichts, was man machen könnte, also kaufen wir für ein schönes Abendessen ein. Es gibt ein gutes Stück Rindfleisch, Zucchini, Tomaten, Champignons und Lauch in Tomatensoße und natürlich Baguette und eine gute Flasche Wein dazu.

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                              • Goettergatte
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                                • 13.01.2009
                                • 27815
                                • Privat


                                #16
                                AW: [FR] Flusskreuzfahrt mal anders - mit dem Fahrrad von Orléans an den Atlanti

                                Nichts was man machen könnte?
                                Steht in Langais nicht der Donjon,
                                den Fulk Nerras im 10. Jhd. errichten ließ,
                                den ältesten überhaupt?

                                Und die Burg aus der Zeit nach dem 100-jährigem Kriege?

                                "Wärme wünscht/ der vom Wege kommt----------------------
                                Mit erkaltetem Knie;------------------------------
                                Mit Kost und Kleidern/ erquicke den Wandrer,-----------------
                                Der über Felsen fuhr."________havamal
                                --------

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                                • Hamburger
                                  Erfahren
                                  • 06.05.2010
                                  • 357
                                  • Privat


                                  #17
                                  Gewiss, Herr GöGa Allerdings hatte die Burg geschlossen, so dass es bei einer Besichtigung von außen geblieben ist. Für den Abend galt tatsächlich, dass wir nichts besonderes mehr machen konnten

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                                  • Hamburger
                                    Erfahren
                                    • 06.05.2010
                                    • 357
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [FR] Flusskreuzfahrt mal anders - mit dem Fahrrad von Orléans an den Atlanti

                                    Tag 8 - Langeais - Savigny-en-Veron (42km)

                                    Für heute ist Regen angekündigt, auch wenn es morgens noch nicht danach aussieht. Da der Campingplatz nicht so toll ist, fahren wir trotzdem weiter. Mit einem letzten Blick auf die von GöGa bereits erwähnte Burg überqueren wir wieder die Loire und schlagen unseren alten Kurs ein - immer nach Westen.



                                    Nach einer Woche sieht man bereits deutlich, dass mein linkes Bein brauner ist als das rechte, weil die Sonne ja immer aus der gleichen Richtung scheint.

                                    Wir passieren die obligatorischen kleinen Kirchen am Ufer...



                                    ... und biegen nach im Ort Ile St. Martin nach Süden ab um die Stadt Chinon zu besuchen, wo es eine sehr sehenswerte Festung geben soll. Unterwegs passieren wir das Chateau d'Ussé, halten uns hier aber nicht all zu lange auf.

                                    Der Weg führt nun vermehrt durch Weinberge und -dörfer und gelegentlich müssen wir sogar absteigen und schieben, da wir beide keine guten Bergauf-Fahrer sind.



                                    Kurz vor Chinon merken wir, dass es dringend Zeit für eine Pause wird. Eine nette Sonnenblume feuert uns auf den letzten Kilometern an



                                    wir entdecken im Vorbeifahren noch ein kleines Chateau im Wald



                                    und stehen wenig später vor der tatsächlich sehr beeindruckenden Festungsanlage, die hoch auf einem Berg liegt (auf den natürlich vorher hinauf fahren mussten).



                                    Wir wollen hier Pause machen, in der Gaststätte neben der Burg teilt man uns jedoch mit, dass wir unsere Fahrräder nicht mit auf die Terrasse nehmen dürfen, auch wenn wir die einzigen Gäste sind und ganz offensichtlich niemanden behindern würden. Wir verzichten daraufhin dankend auf eine Mahlzeit und fahren weiter. Wir rollen in halsbrecherischem Tempo eine steile Straße bergab, orientieren und kurz und überqueren den Fluss La Viènne Rivière, der einige Kilometer flussabwärts in die Loire mündet. Auf der anderen Seite der Brücke finden wir ein Bistro, das uns auch mit Fahrrädern herzlich willkommen heißt und essen eine leckere Mahlzeit aus Galettes und Crêpes. Von hier hat man eine großartige Aussicht auf die Festung, und wir freuen uns ein bisschen darüber, dass wir oben auf dem Berg abgewiesen wurden.



                                    Während wir essen spielt sich wiederholt folgende Szene ab, die hier offensichtlich schon lange niemanden mehr verwundert: Aus einer Seitenstraße kommen regelmäßig einzelne Fahrzeuge, überwiegend Wohnmobile und LKWs. Die Fahrer halten an der Kreuzung, blättern in ihrem Stadtplan und schauen sich dann hilflos um. Irgendwann kurbeln sie das Fenster herunter und rufen einen Ortsnamen heraus, was stets von irgendjemandem der gerade vorbeikommt damit beantwortet wird, man müsse über die Brücke fahren und dann rechts abbiegen. Wir haben keine Ahnung wo die Leute hin wollen, aber scheinbar fehlt hier seit langer Zeit ein wichtiger Wegweiser.

                                    Gut gestärkt fahren wir noch 10km zum nächsten Campingplatz außerhalb der Stadt, da der in Chinon nicht so schön aussah. Der Platzwart freut sich über Kundschaft in der Nachsaison und zeigt uns fröhlich seinen Platz, wir unterhalten uns so gut es geht und mit ein bisschen Mühe können wir sogar etwas Smalltalk führen. Immer wieder fällt uns positiv auf, dass die Franzosen überaus freundlich und hilfsbereit sind, so lange man ein Gespräch auf Französisch eröffnet. Wenn man dann nicht weiter kommt, spricht plötzlich jeder ein bisschen Englisch, Deutsch, oft auch Spanisch oder andere Sprachen und gibt sich alle Mühe, sich verständlich zu machen. Andere Leute, die direkt auf Englisch angefangen haben, sind gnadenlos gescheitert...

                                    Nachdem unser Zelt steht, ziehen schnell dunkle Wolken auf. Wir schwingen uns noch ein Mal in den Sattel und fahren ins 5km entfernte Nachbardorf Avoine, weil dort der nächste Supermarkt ist. Dort decken wir uns mit etwas Gemüse und Brot ein, und holen nebenan in der Boucherie noch köstliche Pastete und andere Wurstwaren fürs Abendbrot. Mit den ersten Regentropfen erreichen wir unser Zelt. Als es noch ein Mal kurz aufhört zu regnen nutzen wir die Chance unsere Decke auszubreiten und zu essen. Die Nacht über regnet es teilweise heftig, und wir beschließen morgen endlich mal einen Ausruhtag einzulegen und uns Chinon anzuschauen.

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                                      • 16.08.2008
                                      • 31757
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [FR] Flusskreuzfahrt mal anders - mit dem Fahrrad von Orléans an den Atlanti

                                      Der Weg führt nun vermehrt durch Weinberge und -dörfer und gelegentlich müssen wir sogar absteigen und schieben, da wir beide keine guten Bergauf-Fahrer sind.
                                      Hört, hört
                                      Oha.
                                      (Norddeutsche Panikattacke)

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                                      • Hamburger
                                        Erfahren
                                        • 06.05.2010
                                        • 357
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [FR] Flusskreuzfahrt mal anders - mit dem Fahrrad von Orléans an den Atlanti

                                        Tag 9 - Savigny-en-Veron - Chinon - Savigny-en-Veron (25km + ca. 1000 Stufen)

                                        Der Regen hat morgens aufgehört und wir machen uns gegen Mittag auf den Rückweg nach Chinon. Wir fahren hier meist über sehr schöne kleine Landstraßen



                                        queren noch ein mal den Vielle Rivière (im Hintergrund sieht man Chinon mit seiner Festung)



                                        und werden dort aufgefordert, nirgendwo hin zu fahren, es aber bitte mit dem Fahrrad zu tun



                                        Nach einer knappen halben Stunde Fahrt befinden wir uns wieder am Fuße des Burgbergs.



                                        Wir erklimmen ihn mühsam, parken unsere Fahrräder und kaufen uns Eintrittskarten für die Anlage.

                                        Der Weg führt durch den Glockenturm



                                        und aus dem Innenhof gibt es eine tolle Aussicht über die Stadt. Dort unten, direkt rechts neben dem fernen Ende der Brücke haben wir gestern zu Mittag gegessen.



                                        Wie viele andere Orte entlang der Loire hat auch Chinon eine Verbindung zu Jeanne d'Arc. Hier in dieser Festung fand den Quellen zufolge 1429 das Treffen zwischen Jeanne und König Karl VII statt, in dem sie ihn überzeugte, gegen Orléans zu ziehen.



                                        Eine Festung bestand hier schon seit dem 5. Jh, ab dem 10. Jh. wurde sie ausgebaut, zerstört, neu errichtet und im Laufe der Zeit von ihren verschiedenen Besitzern immer wieder verstärkt und erweitert.

                                        Im 14. Jh. diente die Burg König Philipp dem Schönen als Gefängnis für die von ihm verfolgten Tempelritter



                                        Im Hundertjährigen Krieg gehörte Chinon eine Zeit lang zum englischen Reich, spätere Besitzer waren die Hugenotten, und Kardinal Richelieu. Nach der Französischen Revolution verfiel die Burg Jahrhunderte lang, bis sie ab ca. 2000 aufwändig restauriert wurde.



                                        Der Blick auf die königlichen Gemächer und den Ort unter der Burg



                                        und in der anderen Richtung erstrecken sich Weinberge. Der Wein der hier hergestellt wird, wird natürlich von uns probiert und für gut befunden

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                                        • rockhopper
                                          Fuchs
                                          • 22.04.2009
                                          • 1239
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [FR] Flusskreuzfahrt mal anders - mit dem Fahrrad von Orléans an den Atlanti

                                          Sehr schöner Reisebericht!
                                          Auf einigen Bildern habe ich die Orte oder Stellen wieder erkannt, an denen ich auch vorbei gekommen bin.
                                          Das war vor 2 Jahren. Da bin ich den Eurovelo 6 Mulhouse bis Nantes gefahren.
                                          Chambord habe ich auch schnellstens wieder verlassen..
                                          Der Campingplatz in Beaugency ist durchaus zu empfehlen, habe dort 2 Tage auf einer Wiese mit schönem Blick auf die Loirebrücke gezeltet.
                                          Bin am Überlegen, den Eurovelo 6 in Gegenrichtung von west nach ost zu fahren, da hat man weniger Gegenwind
                                          Grüße_rockhopper

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                                          • Hamburger
                                            Erfahren
                                            • 06.05.2010
                                            • 357
                                            • Privat


                                            #22
                                            Aus Zeitmangel gibt's hier leider erst mal eine Pause, in ca. einer Woche geht es weiter!

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                                              Erfahren
                                              • 06.05.2010
                                              • 357
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [FR] Flusskreuzfahrt mal anders - mit dem Fahrrad von Orléans an den Atlanti

                                              Tag 10 - Savigny-en-Veron - Gennes (45km)

                                              Wir verlassen den äußerst freundlichen Platz am Morgen und fahren noch ein Stück weit durch landwirtschaftlich geprägtes Gebiet



                                              Heute geht der Weg fast ununterbrochen bergauf, dazu kommt ein nicht nachlassender Gegenwind, der uns dazu zwingt sogar bergab zu treten.

                                              Uns fällt auf, dass die Loire zunehmend von Sandbänken durchzogen ist, können aber nicht herausfinden, ob wir nur einen sehr trockenen Sommer haben, oder ob der Fluss generell an Wasserstand verliert



                                              In Souzay verfahren wir uns ein wenig, weil der Weg nicht gut ausgeschildert ist, und unser GPS-Track sich mit den Markierungen uneins ist. Nach ein paar Minuten sind wir wieder auf dem richtigen Weg und können uns nebenbei einige in den Fels gebaute Behausungen (Troglodytes) anschauen



                                              Kurze Zeit später überrascht uns ein Schild am Wegesrand:



                                              Wir befragen das GPS, und ja: Wir stehen tatsächlich auf dem Nullmeridian

                                              Es geht weiter bergauf bis nach Saumur, wo man ebenfalls guten Wein herstellt und ein schönes Schloss besitzt



                                              Wir haben bis jetzt für knapp 25km rund 3 Stunden gebraucht und sind ziemlich erschöpft. Wir machen neben dem Schloss eine Pause und schauen über die Loire. Wenn eine Wolke vorbei zieht wird es recht frisch, und man weiß nicht recht ob man lieber im Fleece schwitzen oder im T-Shirt frieren will.





                                              Hinter Saumur geht es endlich etwas bergab, der Gegenwind ist aber immer noch da. 10 Kilometer später sehen wir einen Hinweis auf einen 4-Sterne-Campingplatz, beschließen aber nach kurzer Beratung doch wie geplant weiter zu fahren, um nicht morgen eine deutlich längere Etappe fahren zu müssen.

                                              Langsam schwinden meine Kräfte, und irgendwo vor Gennes machen wir noch eine Pause und ein paar Fotos





                                              In Gennes findet an diesem Tag eine Art Radrennen statt, wenn wir die Schilder vor dem Ort richtig verstehen, als wir dort ankommen, ist aber schon alles vorbei. Wir treffen noch auf ein paar Radsportmannschaften, die ebenfalls auf dem Campingplatz übernachten. Der Ort selbst ist klein, überwiegend unspektakulär und es hat auch bereits alles geschlossen was an Infrastruktur existiert. In der Nähe befinden sich ein römisches Amphitheater und ein Hünengrab, die wir aus Erschöpfung und Müdigkeit nicht mehr aufsuchen.

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                                              • Enja
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                                                • 18.08.2006
                                                • 4869
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [FR] Flusskreuzfahrt mal anders - mit dem Fahrrad von Orléans an den Atlanti

                                                Die Loire ist ein unregulierter Fluss. Deshalb unterscheidet sich ihr Erscheinungsbild so stark von dem, was wir in Deutschland für Flüsse halten. Der Wasserstand ist mal höher mal niedriger. Die Sandbänke sind aber nur selten wirklich komplett überflutet. War da mal mit dem Canadier unterwegs....

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