• whale
    Erfahren
    • 13.09.2014
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    [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 42.722134209
    Längengrad -0.10179464
    Diesmal klappt’s! Ich wollte schon im letzten Sommer in die Pyrenäen. Damals haben leider starke Gewitter in München und daraus resultierende Annullierungen der Flüge ein so großes Chaos verursacht, dass mein Rucksack mit der Wanderausrüstung irgendwo ein paar Tage ohne mich Urlaub gemacht hat. Als ich ihn wiederbekam war ich mental nicht mehr auf meine erste Entdeckung der Pyrenäen eingestellt und bin damals stattdessen spontan eine Woche durch die gewittrigen Alpen geirrt.



    Land: Spanien/Frankreich
    Reisezeitraum: Juli 2019
    Dauer: 15 Tage (davon 12 Wandertage)


    Montag, 1.7.2019
    Anreise nach Toulouse

    Dieses Jahr läuft es besser. Es gibt wieder Gewitter am Umsteigeflughafen München, aber mein Flug findet statt, wenn auch zunehmend mit Verspätung angekündigt. Ich bin entspannt, weil ich durch den diesmal gebuchten Flug (sonst fliege ich oft stand-by) eine sehr gute Chance habe mitzukommen und am späten Abend in Toulouse zu landen. Vermutlich genieße ich auch nur deshalb den Service in München am Gate abgeholt und über das Rollfeld zur nächsten Maschine gefahren zu werden. Sonst wäre der Flug nämlich weg gewesen und ich hätte in München schlafen müssen. Eine Nacht am Flughafen war ja eh geplant, aber eben lieber schon in Frankreich.


    schlechtes Wetter in München



    Sonderfahrt über das Rollfeld


    Ich lande um 23:30 Uhr in Toulouse. Mein Rucksack ist beim Transfer in München trotz der Ikea-Tasche ziemlich nass geworden und ich lerne, dass das Mikrofaserhandtuch auch in einen wasserdichten Sack gehört. So wringe ich es am Waschbecken aus, putze dann gleich Zähne und versuche einen Platz zum Schlafen zu finden. Ich las vorher, dass Toulouse dafür ein guter Flughafen sei. Das hat sich anscheinend geändert. Das Terminal ist absolut unfreundlich eingerichtet und total überheizt. Nachdem ich das gesamte Terminal auf beiden Stockwerken abgelaufen und inzwischen ziemlich erschöpft bin, entscheide ich, dass der Kunstrasen unter einer Rolltreppe noch der beste Platz ist, um zu versuchen ein paar Stunden zu schlafen.


    der beste Platz, den ich gefunden habe
    Zuletzt geändert von whale; 21.04.2020, 13:57. Grund: geotagging

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    #2
    AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

    Dienstag, 2.7.2019
    Toulouse - Cauterets - Lac de Gaube - Refuge des Oulettes de Gaube
    8 km, aufwärts 680 hm, abwärts 10 hm

    Ich stehe um 5 Uhr endgültig auf. Ich war mehrfach wach, weil es laut und auf dem harten, unebenen Boden doch sehr unbequem war. Entsprechend müde starte ich den weiteren Weg Richtung Pyrenäen. Zuvor verstecke ich am Terminal die Umverpackung meines Rucksacks für den Rückflug und lade den Akku meines Telefons voll auf.
    Der Weg vom Flughafen in die Stadt klappt einwandfrei mit Tram und Metro. Ich spare 6,30 € gegenüber dem Shuttlebus, der auch kaum schneller gewesen wäre. Um den Hauptbahnhof herum gibt es wegen einer großen Baustelle auf die Schnelle nichts zu sehen. So warte ich im Bahnhof mit den anderen Reisenden auf die Verkündung des Gleises. Der Zug ist nur etwa halbvoll und ich mache es mir etwas bequem. Zwischen Toulouse und Lourdes ist der Himmel gleichmäßig grau. Ich döse mehrfach ein.

    In Lourdes ausgestiegen begrüßen mich ein paar Regentropfen. Ich finde die Bushaltestelle, von der mein Bus nach Cauterets abfahren soll und werde dort, während ich warte, von einem Paar angesprochen, das mir unbedingt seinen Glauben ans Herz legen will.


    warten auf den Bus in Lourdes


    Cauterets hat einen interessanten Busbahnhof im Westernstil, in dessen Inneren sich neben einem Schalter sogar ein Kino findet. Da es immer noch nieselt und ich immer noch müde bin, überspringe ich die ersten 600 Höhenmeter mit einem weiteren Bus, der viele Serpentinen später an der Gondelstation in Pont d’Espagne ankommt. Dort starte ich um 12:45 Uhr dann auf 1485 m endlich mit dem Wandern.


    Busbahnhof in Cauterets



    diese Höhenmeter bin ich nicht gewandert

    Schon nach den ersten Metern treffe ich auf den ersten rauschenden Wasserfall der Pyrenäen. Es werden die nächsten Tage noch sehr viele mehr werden… Das Wandern fühlt sich gut an: mein Rucksack hat ein akzeptables Gewicht und meine Knie mucken überhaupt nicht.



    Gegen 14 Uhr erreiche ich den Lac de Gaube auf 1725 m , einen wunderschönen, großen Bergsee, den ich von zuhause schon oft über eine Webcam betrachtet habe, zeigt diese doch genau in meine Marschrichtung und mir damit die Schneelage. Dieses Jahr gab es zwar sehr viel Schnee in den Pyrenäen, aber auch eine enorme Hitzewelle eine Woche vor meiner Abreise. So habe ich mich - glücklicherweise, wie sich herausstellen wird - gegen den kurzfristigen Kauf von Steigeisen entschieden.
    Ich entdecke die Webcam und sage meinem Freund und meinem Vater Bescheid, dass sie mich jetzt dort sehen können. So kann ich zum Abschied noch einmal winken, bevor ich mich in die oft netzlosen Berge begebe.





    Nach einer knappen Stunde Pause in der Sonne breche ich zur Refuge des Oulettes de Gaube auf. Statt der ausgeschilderten 1,5 Stunden brauche ich zwei. Mein Weg führt an dem reissenden Bach aus dem Gletscher des Vignemale hinauf, der mir in etlichen Wasserfällen entgegenkommt.







    Ich beobachte vergnügt eine Gruppe Isoards mit Jungtieren, die mutig ihren Müttern hinterherspringen. Je höher ich komme, desto lieblicher wird der Flusslauf. Auf einer Wiese stehen Kühe und zwei Esel. Und dann kommt die Refuge des Oulettes de Gaube und die große Ebene vor dem Gletscher in Sicht.







    Gegen 17 Uhr bekomme ich an der Hütte die Info, dass auf der Hourquette d’Ossoue noch sehr viel Schnee liegen soll. Es wäre nur mit Stöcken machbar, aber ich solle sehr, sehr vorsichtig sein.
    Da in der Biwakzone schon ein Zelt steht, baue ich meines eine halbe Stunde später ebenfalls auf. Was für ein toller Blick auf den Vignemale!





    Zwei wenig ängstliche, fette Murmeltiere toben beim Abendbrot vor meinem Zelteingang. Nach einem ersten kurzen Hagelschauer gehe ich noch einmal raus um Fotos zu machen und mich schnell zu waschen. Um 19:30 Uhr liege ich schon im Zelt. Es hagelt wieder und diesmal lange. Ich schlafe sowieso sehr bald ein…





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    • whale
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      #3
      AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

      Mittwoch, 3.7.2019
      Refuge des Oulettes de Gaube - Hourquette d’Ossoue - Barrage d’Ossoue - Vallée de la Canau
      13,5 km, aufwärts 890 hm, abwärts 890 hm



      Ich wache um 6:30 Uhr erholt auf. Es sind auf 2150 m immer noch unglaubliche 12 Grad. Ich habe zur gleichen Jahreszeit auf der Höhe auch schon einmal Temperaturen um den Gefrierpunkt erlebt und deshalb meine Elektronik vorsichtshalber in den Schlafsack gesteckt.
      50 Minuten später habe ich alles eingepackt und stoppe nochmal an der Hütte um meine Wasserblase aufzufüllen. Vor und hinter mir sind ebenfalls Leute auf dem Weg zur Hourquette d’Ossoue unterwegs. Da wäre ich immerhin nicht alleine, wenn es schwierige Stellen geben sollte. Gibt es aber nicht. Ich quere nur wenige flache Schneefelder, alles andere ist in den letzten Tagen wohl rapide geschmolzen.




      Rückblick zur Refuge des Oulettes de Gaube






      So stehe ich 2:15 Stunden später auf dem Pass (2734 m) und erblicke die Breche de Roland in der Ferne. Mein Weg wird mich schon vorher nach Spanien führen, weil mich die Kletterpassagen hinter der Breche de Roland abschrecken, wenn ich von dort nach Süden absteigen möchte. Ich esse erstmal mein Müsli und überlege, ob ich einen Abstecher auf den Petit Vignemale machen möchte. Es wäre ein leichter Weg, aber gestern wurden auch Gewitter für heute angekündigt. Und da es kein Netz für eine aktuellere Prognose gibt, die Sicht schon jetzt etwas diesig ist und ich lieber etwas entfernt von dem als Gewittermagnet bekannten Vignemale zelten möchte, entscheide ich mich gegen den Gipfel.


      hinter mir der Petit Vignemale






      Es erwartet mich ein steiler, schottriger Abstieg vorbei an sauber in den Stein gehauenen Höhlen, in denen vor nicht allzu langer Zeit jemand gelebt zu haben scheint. Und was bedeuten die Schriftzeichen über dem Eingang?





      An der Refuge de Baysselance (2651 m) tanke ich nur Wasser, verweile aber nicht. Sehr gesprächige und laute Spanier, die nach mir auf dem Pass ankamen, fragen hier nach Bier - da suche ich lieber Abstand. Im weiteren Abstieg überholen ich und ein anderer Alleinwanderer uns mehrmals. Nach einem stark unterspültem Schneefeld, das ich sicherheitshalber umgehe, er aber nicht, kommen wir ins Gespräch. Bruno hat das gleiche Ziel, will aber heute vielleicht sogar noch weiter laufen.






      da bin ich lieber nicht drüber gelaufen






      Um 13 Uhr erreiche ich die Staumauer am Ende des Barrage d’Ossoue. Im Rücken braut sich beim Vignemale ein Gewitter zusammen und auch überall drumherum wird’s immer dunkler, nur das Tal zum Col de la Bernatoire bleibt noch hell. Da will ich ja auch hochlaufen, gut so.



      An der Cabane de Lourdes (1947 m) lege ich eine Pause ein um das Wetter weiter zu beobachten. Auch Bruno hält hier an und erzählt, er habe schon einmal am See kurz hinter dem Pass gezeltet. Das wäre ein gutes Etappenziel für mich, denn der danach anstehende Abstieg würde mir für heute wohl zuviel werden. Alternativ könnte ich heute hier bleiben. Es kommen noch vier Schweden dazu, die in Gegenrichtung unterwegs sind und von guten Zeltmöglichkeiten im Aufstieg zum Pass berichten. Sie haben keine Regenkleidung dabei und wollen wohl wegen der Gewitter hier bleiben. Da die Cabane nicht so einladend ist, werden sie zelten. Ich bin mir mit Bruno einig, dass wir dann lieber gleich weiterlaufen. Eingepackt in Regenkleidung geht es ein schönes Tal bergauf. Bei den ersten Sonnenstrahlen ziehen wir die Regenhosen aus, die aber gleich darauf wieder übergezogen werden müssen. Um uns herum gibt es leichte Gewitter, es regnet stark. Werden meine Sachen morgen wohl wieder trocken?


      Cabane de Lourdes


      Auf einer nicht ganz so sumpfigen Stelle unterhalb des Passes bauen wir die Zelte auf. Es ist erst 16 Uhr, aber ich möchte im Gewitter nicht ganz oben zelten und den langen Abstieg auch nicht mehr Angriff nehmen. Nach einem Schnack mit Bruno, der Schiffskoch auf Frachtern ist und auch schon mal in Hamburg war, mache ich es mir im Zelt gemütlich.





      Die Sonne kommt wieder hervor und es wird richtig heiß im Zelt. Da wird alles richtig trocken.
      Ich höre ein Hörbuch, räume, esse, geniesse den Ausblick das Tal hinab.
      Sobald die Sonne gegen 20 Uhr hinter dem Berg verschwindet, wird es deutlich kälter und ich mache mich bettfertig.

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      • Meer Berge
        Fuchs
        • 10.07.2008
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        #4
        AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

        Eine Pyrenäentour!
        Ich bin begeistert und dabei!

        Die Höhlen sind gegraben von Henry Russell, einem Pionier und Erforscher der Pyrenäen für sich und seine Guides/Begleiter.
        Die Devanagari-Zeichen sind wohl eher nicht von ihm

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        • Sysics
          Gerne im Forum
          • 27.04.2017
          • 94
          • Privat


          #5
          AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

          Ich lese hier auch interessiert mit! Magst du noch etwas zur Vorbereitung / Packliste schreiben?

          Ist eine Abreise per Zug ähnlich planbar? Vor ein paar Wochen hatte ich mich eingelesen ob und wie gut man mit dem Zelt in den Alpen unterwegs sein kann. Aber so wirklich fündig bin ich nicht geworden. Hüttentouren sind zwar auch schön aber im mag es, den Etappen zu laufen wie es die Tagesform und das Wetter zulassen.

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          • whale
            Erfahren
            • 13.09.2014
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            #6
            AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

            Zitat von Meer Berge Beitrag anzeigen
            Die Höhlen sind gegraben von Henry Russell, einem Pionier und Erforscher der Pyrenäen für sich und seine Guides/Begleiter.
            Die Devanagari-Zeichen sind wohl eher nicht von ihm
            Wow, vielen Dank für die schnelle Info!


            Zitat von Sysics Beitrag anzeigen
            Magst du noch etwas zur Vorbereitung / Packliste schreiben?
            Meine Packliste kann ich am Ende des Berichts einstellen. Ich habe ein neues Zelt, sonst hat sich nicht viel gegenüber den letzten Jahren geändert. Was möchtest du gerne über die Vorbereitung wissen? Ich habe das diesmal kurz gehalten, weil es bei mir ähnlich wie die letzten Jahre lief.

            Zitat von Sysics Beitrag anzeigen
            Ist eine Abreise per Zug ähnlich planbar?
            Ja, natürlich. Ich bin hin und zurück über Toulouse geflogen und weiter mit den Bus und Bahn. Nach Toulouse kommt man auch mit dem Zug / Nachtzug. Das haben schon andere hier im Forum gemacht. Vielleicht findest du deren Infos oder sie schreiben dir ihre Tips hier.

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            • lina
              Freak

              Vorstand
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              • 12.07.2008
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              #7
              AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

              Ich freu mich auch schon auf die Fortsetzung, vielen Dank für’s Mitnehmen!

              Zitat von whale
              … neues Zelt …
              Welches ist es denn?

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              • whale
                Erfahren
                • 13.09.2014
                • 205
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                #8
                AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                Donnerstag, 4.7.2019
                Vallée de la Canau - Col de la Bernatoire - Bujaruelo - Pradera de Ordesa - Refugio de Góriz
                29,2 km, aufwärts 1520 hm, abwärts 1530 hm



                Ich habe mich um 6:10 Uhr wecken lassen, weil ein langer Tag bevor steht. Es geht heute in den Nationalpark Ordesa e Monte Perdido, in dem Zelten streng geregelt ist und weshalb ich es bis zum Refugio de Góriz schaffen möchte.
                Mein Zeltnachbar schläft noch als ich aufbreche. Ich stehe um 7:15 Uhr auf dem Puerto de Bernatuara (2338 m), dem Grenzpass zu Spanien und blicke auf den schönen gleichnamigen See, an dessen Rand ich nur notfalls zelten würde. Hinter dem See habe ich das erste Mal seit dem Lac de Gaube Netzempfang.





                Der Weg abwärts nach Bujaruelo ist laaang, aber führt abwechslungsreich und mit Ausblick durch stark duftende Blumenwiesen. Es dauert länger als gedacht und ich erreiche die romanische Brücke bei Bujaruela über den Rio Ara, genau 1000 m tiefer gelegen als der Pass von dem ich komme, erst um 9:45 Uhr.





                Auf dem Campingplatz mache ich bis 11 Uhr eine Pause zum Duschen, Wäsche Waschen und Stromtanken. Dann frühstücke ich während meine Haare trocknen und gehe gestärkt und erfrischt weiter. Bis zur Puente de los Navarros führt ein toller Pfad durch den Wald, den ich sehr genieße. Am oder etwas oberhalb des Flusses hört man es ständig rauschen oder sieht Wasserfälle. Die als etwas ausgesetzt beschriebenen Stellen finde ich problemlos und bin froh die südliche Flussseite gewählt zu haben. In der Mittagshitze ist es sehr schön im Wald zu wandern. Nur an wenigen offenen Stellen bekomme ich die volle Hitze zu spüren. In Torla, dem nächsten Ort, werden diese Tage oft deutlich über 30 Grad gemessen.











                Am Eingang zum Nationalpark bin ich kurz verwirrt, weil die kleine Fussgängerbrücke gesperrt ist. Der Straße folgend finde ich danach aber den richtigen Einstieg zu dem gut ausgebauten Wanderweg, der durch den Wald zur Pradera de Ordesa führt, wo ich um 15:30 Uhr ankomme.







                Ich spiele mit dem Gedanken, beim Refugio oben an der Faja de Pelay zu schlafen. Ich tanke Wasser aus dem Fluss, das ich lieber filtere und laufe in Richtung Canyonwand, die nun steil zu erklimmen wäre. Schon nach einer kurzen Zeit warnt ein Schild vor einer sehr gefährlichen Strecke. Ich bin hungrig und deswegen nicht wirklich entschlossen. Wegen der Ungewissheit der Übernachtungsmöglichkeit oben, kehre ich doch um und frage bei den Rangern nach: es gibt wirklich keine andere offizielle Möglichkeit als das Refugio de Góriz. Das wird lang…

                Mein Gewaltmarsch beginnt. Alle Tagestouristen kommen mir auf dem ausgebauten breiten Weg schon entgegen und es scheint mir, dass sie mich mitleidig ansehen. Bis zum Wasserfall Soaso laufe ich mal schnell, mal bremse ich mich wieder. Bis zum Refugio sind es ab der Pradera 4:15 Stunden und etliche Höhenmeter… Der Ranger in der Touristeninfo sagte mir ich solle es genießen. Ich habe aber doch kaum Ruhe an den Ausblickstellen der Wasserfälle zu verweilen, weil ich nicht im Dunkeln ankommen möchte.





                Im Circo de Soasa bin ich dann trotzdem erstmal von dem tollen Panorama überwältigt. Das Ende des Canyons ist ein runder Felsenkessel mit steilen Wänden, über die ich irgendwo hinaufgelangen muss. Nach dem Wasserfall, der Cola de Caballo gennant wird, beginnt dann mein Anstieg, mit schon schmerzenden Füßen und müden Waden und Oberschenkeln. Ich gönne mir kaum Pausen und finde es schon erstaunlich, wie der Körper funktioniert, wenn er muss.




                Cola de Caballo


                Je höher ich komme, desto schöner wird der Ausblick. Ein wahnsinnig großer Canyon, durch den ich da gekommen bin!







                Ich kämpfe mich immer weiter bergauf. Dass es nach der ersten Steilstufe nochmal so weit nach oben geht, entmutigt etwas. Gut ist aber, dass ich lange die Letzte im Tal war, dann aber einen Spanier überhole: Vorletzter! Genau wie auf dem Wegweiser angegeben, erreiche ich das Refugio auf 2200 m nach 4:15 Stunden.



                Es ist jetzt 20 Uhr, ich laufe mit nur einer größeren Pause seit ungefähr 13 Stunden. Jetzt heißt es sich schnell in die obligatorische Liste einzutragen, einen Zeltplatz auszusuchen und die letzten Kräfte zu mobilisieren. Es gibt viele Zelte hier oben, aber auch viel Platz, sodass sie weit auseinander stehen. Was für ein toller Ausblick von meinem Zeltplatz über den Canyon! Nur schade, dass ich ihn nicht lange würdigen kann. Schnell wird es für meinen ausgepowerten Körper zu kühl. Um 22:30 Uhr ist dann auch das Zähneputzen erledigt und ich kann mich in meinen Schlafsack einkuscheln.





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                • whale
                  Erfahren
                  • 13.09.2014
                  • 205
                  • Privat


                  #9
                  AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                  Lina, mein "neues" Zelt ist das Big Sky Chinook. Also wirklich neu ist es nicht. Nur gegenüber meiner ersten größeren Reise, die ich ins Forum gestellt habe und wo ich, glaube ich, eine Packliste eingestellt hatte... da muss ich jetzt aber selbst mal nachgucken.

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                  • Nicki
                    Fuchs
                    • 04.04.2004
                    • 1307
                    • Privat


                    #10
                    AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                    Na Endliche :-) - habe schon darauf gewartet - fängt gut an.
                    Dieses Jahr bin ich auch mal früh dort - hoffentlich ist es nicht so heiß....

                    Ist eine Abreise per Zug ähnlich planbar? Vor ein paar Wochen hatte ich mich eingelesen ob und wie gut man mit dem Zelt in den Alpen unterwegs sein kann. Aber so wirklich fündig bin ich nicht geworden. Hüttentouren sind zwar auch schön aber im mag es, den Etappen zu laufen wie es die Tagesform und das Wetter zulassen.
                    Zug klappt super - ist bei frühem Buchen sehr preiswert. Bei Anreise mit dem Nachtzug ist man Mittags z. B. in Cauterets und muss nicht am Flughafen pennen :-) - aber kommt ja immer auf die Machbarkeit an ....
                    Ein paar Infos zu den Pyrenäen gibt es hier ..... da sollte eigentlich alles nötige beschrieben sein ...

                    LG Folko
                    www.mitrucksack.de
                    Ganz viel Pyrenäen ( HRP- Haute Randonnée Pyrénéenne - komplett) und ein bisschen La Gomera

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                    • whale
                      Erfahren
                      • 13.09.2014
                      • 205
                      • Privat


                      #11
                      AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                      Freitag, 5.7.2019
                      Refugio de Góriz - Fuen Blanca - Collado de Anisclo - oberhalb Pineta
                      9,9 km, aufwärts 880 hm, abwärts 1190 hm

                      Mit Muskelkater und Erkältungssymptomen wache ich vor 7 Uhr auf, bleibe aber noch eine Weile liegen. Erst um 8:15 Uhr laufe ich dann los, die meisten anderen sind schon vor mir aufgebrochen. Der erste Anstieg zum Pass ist ok, den folgenden Abstieg finde ich aber krass: steil und steinig und oft benutze ich lieber meine Hände als die Stöcke. Da dazu meine Nase läuft, es etwas in der Brust drückt und ich mir Gedanken mache, ob mein Herz die zusätzliche Anstrengung durch den Schnupfen gut wegstecken wird, genieße ich den Weg nicht wirklich, obwohl er in eine schöne Schlucht hinabführt.










                      an dieser Stelle habe ich beide Hände am Fels gebraucht





                      dort wird es nach dem Abstieg in die Schlucht wieder hochgehen


                      Zwei entgegenkommende Wanderer erzählen, dass man vor dem nächsten Pass, noch innerhalb des Nationalparks, zelten könne, was mir heute ganz gelegen käme. Um 11 Uhr erreiche ich die Fuen Blanca (ca.1680 m). Die Sonne brennt und es ist heiß, aber ich finde ein nettes Plätzchen im Schatten für eine Stunde Pause.









                      Der folgende Aufstieg ist sehr mühsam. Etliche Wasserfälle bedeuten steile Stufen, die erklommen werden müssen, immerhin auf meist angenehmem Weg. 800 hm aufwärts in praller Sonne bei 30 Grad sind einfach nicht nett!







                      Da sie mir noch etwas zu weit unten liegen, gehe ich an zwei schönen Zeltplätzen zwischen den Felsen vorbei. Weiter oben grast dann aber eine Schafherde, die mir nachts bestimmt auf dem Zelt herumtrampeln wird. Mist. Zum Collado de Anisclo (2453 m) wollte ich eh zuerst noch hoch um eine Wettervorhersage zu bekommen. Mich überholen heute ein paar Leute und ich bin später als die meisten auf dem Pass, wo es dann tatsächlich Netzempfang gibt. Ich telefoniere mit meinem Freund und überlege dann, was ich nun tun will. Entweder schlafe ich zwischen den Schafen oder ich laufe heute noch die 1200 hm steil abwärts nach Pineta…









                      Da kommen noch zwei Holländer an und sagen, ihr Führer (Cicerone) spreche von einem Platz mit Wasser für zwei kleine Zelte nach einem Drittel des Abstiegs. Da gehe ich mit. Wir sind langsam, aber auch alleine wäre ich in dem steilen und gerölligen Gelände sicher nicht viel schneller unterwegs. Mit Kees und Ineke ist es sehr nett und der versprochene Platz dann wirklich super: auf 2015 m über dem Tal von Pineta, mit Ausblick, Wasser und Netz! Wir schnacken nett zum Abendbrot und ich bekomme eine Gemüsebrühe angeboten, die mir fantastisch schmeckt. Mein Körper freut sich wohl über die Mineralien. Ich liege um 21:40 Uhr im Bett.






                      diese Wand sind wir gerade heruntergekommen




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                      • Rattus
                        Lebt im Forum
                        • 15.09.2011
                        • 5177
                        • Privat


                        #12
                        AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                        Unheimlich schöne Bilder, danke!
                        Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

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                        • Bergahorn
                          Erfahren
                          • 13.04.2019
                          • 441
                          • Privat


                          #13
                          AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                          Sehr schöner Bericht mit schönen Bildern, da bleibe ich dran!

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                          • Ljungdalen

                            Alter Hase
                            • 28.08.2017
                            • 3014
                            • Privat


                            #14
                            AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                            Zitat von whale Beitrag anzeigen
                            Da sie mir noch etwas zu weit unten liegen, gehe ich an zwei schönen Zeltplätzen zwischen den Felsen vorbei. Weiter oben grast dann aber eine Schafherde, die mir nachts bestimmt auf dem Zelt herumtrampeln wird. Mist. Zum Collado de Anisclo (2453 m) wollte ich eh zuerst noch hoch um eine Wettervorhersage zu bekommen.

                            <...>

                            Haha, wie cool. Ein Jahr davor (Ende Juli 2018) waren die Schafe "auch schon da", wenig unterhalb des Passes:



                            Wir hatten bei den "schönen Zeltplätzen" weiter unten übernachtet, unweit eines der Wasserfälle auf deinen Fotos, und sind dann über den Pass und runter bis Pineta (da dann aber weit genug von den *Massen* am dortigen Parkplatz übernachtet) ...

                            Zitat von whale Beitrag anzeigen
                            ... der versprochene Platz dann wirklich super: auf 2015 m über dem Tal von Pineta, mit Ausblick, Wasser und Netz!
                            Ja, die Stelle ist perfekt! Wir haben da länglich Mittagspause gemacht.

                            Vielen Dank schon mal für den schönen Bericht bis hierher.

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                            • Meer Berge
                              Fuchs
                              • 10.07.2008
                              • 2381
                              • Privat


                              #15
                              AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                              Schööön!

                              Ich bin letztes Jahr durch die Breche de Roland zur Ref. Goriz gekommen und dann wie du über Fuen Blanca zum Col Anisclo rauf und dann aber wegen heftiger Gewitter spontan runter zur Ref. Pineta gelaufen.
                              Ich habe etwas oberhalb der Fuen Blanca gezeltet - und die Schafe auch getroffen

                              Vielleicht schaffe ich es ja auch noch, einen Bericht dazu zu verfassen ...

                              Freue mich auf deine weitere Tour!

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                              • agricolina
                                Erfahren
                                • 05.05.2016
                                • 269
                                • Privat


                                #16
                                AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                                Ich lese auch gerne mit und freue mich über den Anblick 'meines' Zelts Hat es sich gut geschlagen?
                                Danke, bin gespannt auf die Fortsetzung.

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                                • Horst24
                                  Erfahren
                                  • 01.02.2012
                                  • 211
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                                  Cooler Bericht und tolle Bilder.

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                                  • whale
                                    Erfahren
                                    • 13.09.2014
                                    • 205
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                                    Zitat von agricolina Beitrag anzeigen
                                    ...und freue mich über den Anblick 'meines' Zelts Hat es sich gut geschlagen?
                                    Ja, hat es. Das ist aber "mein" Zelt, das geb' ich nicht her. Kann ja sein, dass du auch so eines hast. Ich hatte das Chinook schon 2018 in den Alpen und auf einer Kurztour im Schwarzwald dabei und kann nichts Negatives berichten.


                                    Ich freue mich über soviel Resonanz und Beiträge mit euren Pyrenäenerlebnissen. Da schreibe ich gleich mal weiter...

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                                    • whale
                                      Erfahren
                                      • 13.09.2014
                                      • 205
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                                      Samstag, 6.7.2019
                                      oberhalb Pineta - Llanos de la Larri - Collata las Coronetas - Parzán
                                      14 km, aufwärts 1010 hm, abwärts 940 hm



                                      Mein Wecker klingelt um 6:30 Uhr. Wir sind noch innerhalb des Nationalparks und daher wollen wir lieber früh verschwinden. Um 7:40 Uhr geht es los; die Sonne ist gerade hinter dem Berg hervorgekommen. Nach dem ersten Stück trenne ich mich von den beiden, da ich doch schneller bin.











                                      Um 10 Uhr erreiche ich den offiziellen, kostenlosen Zeltplatz auf dem viel los ist, die ersehnte Bar aber leider noch geschlossen hat. Immerhin gibt es eine Toilette, auf der ich Papier und Wasser nachfüllen kann. Mein Toilettenpapier habe ich gestern für die laufende Nase aufgebraucht. An einem schattigen Tisch, an dem kurz darauf auch eine Studentengruppe ihre geologische Exkursion vorbereitet, esse ich mein Müsli und trockne meine Socken.



                                      Eine Dreiviertelstunde später kommen Ineke und Kees an. Die Bar öffnet nun doch und wir essen zusammen noch ein viel zu großes Sandwich und ich trinke den ersten Kaffee der Tour. Ich breche jetzt erst um 12 Uhr auf, will aber heute noch weit kommen, um vor dem für Montag angekündigten Gewitter über den hohen Pass im Posets-Gebirge zu sein. Dann soll das Wetter erstmal schlechter werden.

                                      Vom Valle di Pineta folgt wieder ein langer Aufstieg, aber auf viel besserem Weg und ich fühle mich auch wieder fit; der Schnupfen ist so gut wie weg. Llanos de la Larri ist ein tolles Hochtal, voll mit Iris und auch mit Tagesausflüglern. Frisches Wasser gibt es auch.





                                      Es geht weiter bergauf. Um 15 Uhr stehe ich auf 2100 m dem Monte Perdido, dem dritthöchsten Berg der Pyrenäen, gegenüber und genieße die Aussicht. Hier oben bin ich wieder alleine und freue mich über die Stille und die grünen Wiesen. Ineke und Kees werden mich wohl nicht mehr einholen. Weil ich mich nicht richtig verabschiedet hatte, schreibe ich mit Steinen einen kurzen Gruß auf die Wiese.


                                      ein Rückblick zum Monte Perdido







                                      leckeres Quellwasser



                                      Wären Steine nicht so schwer, würde ich ein paar hübsche mitnehmen.





                                      Collata las Coronetas


                                      Auf dem nächsten Pass, dem Collata las Coronetas (2159 m) mache ich um 15:40 Uhr nur kurz Pause und laufe nach einem weiteren Bissen von meinem eingepackten Rest des Sandwich weiter. Mal sehen, ob der Supermarkt in Parzán noch offen hat und ich eine Unterkunft für die Nacht finde. Für morgen plane ich dann einen sehr langen Tag, aber heute geht es nur noch ewig bergab. Nach einem Parkplatz auf dem viele Leute picknicken und auch Kühe zwischen den Autos ausruhen, folgt auf einer Piste das wohl langweiligste Stück der Tour. Nach 20 Minuten hält ein nettes deutsches Paar neben mir und ich zögere nicht mich mitnehmen zu lassen. Ich laufe gerne die komplette Strecke zu Fuß, aber die Aussicht zwei Stunden auf einer Schotterpiste ins Tal zu latschen ist überhaupt nicht verlockend. Die zwei Stunden zu Fuß wären mir echt lang geworden.







                                      Ich werde direkt vor dem großen Supermarkt in Parzán abgesetzt und kann mich mit frischem Obst, Salami und Käse eindecken. Parzán liegt an einer wichtigen Verbindungsstraße, daher gibt es hier eine Tankstelle und eine belebte Kneipe. Der eigentliche Ort wirkt dagegen eher ausgestorben. Ich trinke einen Kaffee und lasse dabei meine Powerbank aufladen. Da es gegen Abend geht, überlege ich was ich tun kann. Bis zum nächsten sicheren Übernachtungsplatz an oder in der Hütte entlang der folgenden Piste ist es viel zu weit. Davor könnte es schwierig werden neben der Piste mein Zelt aufzustellen. Die Casa Rural Häuser hier im Ort sind mir zu teuer und das Hostel für 40 € sieht unsympathisch touristisch aus.

                                      Ich laufe die Straße aus dem Ort heraus bis zur abzweigenden Piste in der Hoffnung in dem kleinen flachen Gelände einen Platz zu finden. Am Ortsausgang redet ein alter Mann auf einer Bank mit sehr böser Miene auf mich ein. Alle Versuche ihm freundlich klarzumachen, dass ich sein Spanisch nicht verstehe, scheitern. Irgendwann lasse ich ihn ratlos einfach stehen. Ich finde einen etwas verwaisten Garten bei zwei Häusern. Eines ist zu verkaufen, das andere wird wohl heute nicht bewohnt. An der Abzweigung stand extra „no acampar libre“. Ich setzte mich erstmal hin und esse Abendbrot. Von der Straße aus sieht man mich nicht. Wenn der Eigentümer nicht kommt, sollte ich hier wohl nicht auffallen.


                                      leckeres frisches Obst


                                      Eine Weile später dachte ich zuerst, es käme eine Herde Kühe den Berg herunter, dessen Hüter ich dann um Erlaubnis fragen will. Stattdessen kommt aber eine laute Gruppe von einem spanischen Canyoning-Club, die hier auf dem Parkplatz ganz groß zelten. Sie packen Campingtische und alles Mögliche aus ihren drei Autos aus und machen sich erstmal was zu essen. Ok, die spanische Mentalität ist eine andere... Jedenfalls habe ich jetzt auch keine Skrupel mehr hier zu schlafen.


                                      hier richten sich die Spanier ein


                                      Ich frage nach Wasser und bekomme einen Liter angeboten. Sie laden mich zum Bier ein, das ich ablehne, weil ich lieber bald schlafen möchte. Obwohl es bestimmt lustig gewesen wäre, mit ihnen reinzufeiern... Ich sage aber lieber nichts und baue mein Zelt ein gutes Stück entfernt auf.

                                      Um 22:30 Uhr liege ich auf der Isomatte. Hier im Tal auf ca. 1180 m ist es so warm, dass ich heute lieber auf den Schlafsack verzichte. Die Grillen zirpen und ich höre einen Uhu. Als ich nachts raus muss, staune ich über den tollen Sternenhimmel. Schön in den Bergen zu sein!

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                                      • FatmaG
                                        Erfahren
                                        • 14.03.2013
                                        • 233
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                                        Hallo whale!
                                        Gestern habe ich Deinen Bericht entdeckt. Und gleich verschlungen!
                                        Ich war übrigens etwas später als Du auch dort unterwegs, allerdings nur auf dem GR11.
                                        Spannend, wie unterschiedlich so ein Weg ausfallen kann!
                                        Jetzt freue ich mich erst einmal auf mehr!
                                        FatmaG


                                        PS ich reise eigentlich immer mit dem Zug an, aber von Brüssel aus ist das auch unkomplizierter...

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                                        • Nicki
                                          Fuchs
                                          • 04.04.2004
                                          • 1307
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                                          Zum Bivacieren
                                          - da ist auch ein kl. Zelt mit gemeint- das ist im NP erlaubt - ab einer bestimmten Höhe

                                          Zitat : "Kostenloses Camping. Das "Biwak" ist nur aus folgenden Höhen erlaubt:
                                          - 2.100 im Ordesa-Sektor,
                                          - 2.500 m im Pineta-Sektor,
                                          - 1.800 m in den Sektoren Añisclo und Escuaín"
                                          Quelle
                                          www.mitrucksack.de
                                          Ganz viel Pyrenäen ( HRP- Haute Randonnée Pyrénéenne - komplett) und ein bisschen La Gomera

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                                          • Ljungdalen

                                            Alter Hase
                                            • 28.08.2017
                                            • 3014
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                                            Zitat von Nicki Beitrag anzeigen
                                            Zum Bivacieren
                                            - da ist auch ein kl. Zelt mit gemeint- das ist im NP erlaubt - ab einer bestimmten Höhe

                                            Zitat : "Kostenloses Camping. Das "Biwak" ist nur aus folgenden Höhen erlaubt:
                                            - 2.100 im Ordesa-Sektor,
                                            - 2.500 m im Pineta-Sektor,
                                            - 1.800 m in den Sektoren Añisclo und Escuaín"
                                            Quelle
                                            Klar. Hat jemand sich nicht daran gehalten?

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                                            • Nicki
                                              Fuchs
                                              • 04.04.2004
                                              • 1307
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                                              OT:
                                              Klar. Hat jemand sich nicht daran gehalten?
                                              Ljungdalen- Boa- schlechte Laune - mit falschem Fuß aufgestanden??

                                              Einfach eine lieb gemeinte Info an Mitleser die sich in den Pyrenäen nicht auskennen - sehr oft ist das Übernachten in NP's verboten, wird kontrolliert und kann teuer werden.


                                              Jetzt wird der Bericht für mich noch interessanter - den GR 11 kenne ich da nicht durchgehend

                                              LG Folko
                                              www.mitrucksack.de
                                              Ganz viel Pyrenäen ( HRP- Haute Randonnée Pyrénéenne - komplett) und ein bisschen La Gomera

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                                              • Meer Berge
                                                Fuchs
                                                • 10.07.2008
                                                • 2381
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                                                An der laaangen Strecke nach Parzan (bzw. bei uns nach Bielsa runter) haben wir erst viele Hände voll Walderdbeeren gefuttert und weiter unten unglaubliche Mengen kleiner superleckerer roter und schwarzer Kirschen, die am Wegrand an prallvollen Bäumen hingen. Bis wir dachten, wir platzen vor lauter Erdbeeren und Kirschen. Der Wahnsinn! So haben wir ein paar Stunden für die Strecke gebraucht Bielsa ist eigentlich ein ganz nettes Dorf mit 2 Supermärkten, einem Sportladen und Restaurants am Dorfplatz.

                                                Die Strecke von Pineta über den Pass bis zum Parkplatz habe ich auch als sehr schön in Erinnerung. Wir sind zwischendurch noch an den Lagos de la Munia gewesen. Lohnt sich!

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                                                • whale
                                                  Erfahren
                                                  • 13.09.2014
                                                  • 205
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                                                  Sonntag, 7.7.2019
                                                  Parzán - Passo de Caballos - Refugio de Viadós - Cabane d’Añescruzes
                                                  23 km, aufwärts 1650 hm, abwärts 850 hm

                                                  Ich bin früh wach und breche schon um 6:40 Uhr auf. Die Spanier schlafen noch alle.
                                                  Um 9:00 Uhr komme ich am Staudamm auf 2012 m an. Eine Pfadfindergruppe kommt mir schwatzend entgegen. Vermutlich haben sie die Nacht auf der Hütte am See verbracht. Die auf meiner Karte eingezeichnete Quelle habe ich verpasst, sodass ich mit meinem Wasser etwas haushalten oder Wasser aus dem Bach nehmen muss. Wegen der Stechviecher mache ich keine lange Pause hier und laufe weiter aufwärts bis ich um 10:45 Uhr am Passo de Caballos auf 2313 m ankomme.






                                                  fast wie Notenlinien am Himmel


                                                  Ich hatte zur Sicherheit Wasser aus dem Fluss mitgenommen, obwohl darüber Kühe standen. Nach dem Pass finde ich aber eine sehr kleine Quelle, bei der roten Farbe des Gesteins auf jeden Fall mineralhaltig, aus der ich mühsam Wasser zapfe, das bestimmt viel besser ist.
                                                  Dabei holt mich Sandra ein, eine Deutsche, von der schon das holländische Paar gesprochen hatte. Sie ist nett, aber nicht ganz meine Wellenlänge und sie redet etwas lieber als ich. Ich treffe sie beim Abstieg in das nächste Tal immer wieder, aber wir laufen trotzdem jeder für sich.

                                                  Die Gegend hinter dem Pass ist hübsch und sehr einsam. Ich genieße den Abstieg durch die Wiesen und den anschließenden Wald, bin aber trotzdem flott unterwegs. Selbst auf dem Pass hatte ich keinen Netzempfang. Ein paar Textnachrichten schaffen es aber irgendwo durch eine Berglücke zu mir gesendet zu werden.


                                                  Rückblick








                                                  Ich hatte auf einen netten Campingplatz für heute gehofft, bei dem ich auch ein warmes Essen bekomme. Dann könnte ich es etwas langsamer angehen lassen und vielleicht abwarten, ob man auch bald nach dem ersten Gewitter über den Pass kommt. Der Campingplatz El Forcallo, der direkt am GR11 liegt, sieht für mich nicht so einladend aus. Neben einem lauten Generator stört mich auch der hohe Zaun und die Nähe zu dem gut besuchten Jugendcamp. Netz und neue Wetterdaten gibt es auch hier nicht.

                                                  Um 15 Uhr komme ich am Refugio de Viadós (1750 m) an. Hier treffe ich Sandra wieder und noch viele andere Wanderer, die vor dem Refugio in der Sonne sitzen, darunter den Amerikaner Dwight und einen Schotten, der mir ein paar Tipps für den mit meinem Freund geplanten Roadtrip dort gibt.
                                                  Leider bin ich drei Minuten zu spät, um warmes Essen zu bestellen und könnte nur noch ein Sandwich kaufen. Die duftenden Hähnchenschenkel und später die riesengroße Torte, die in den Essraum gelangen, werden daraufhin mit traurigen Augen von mir verfolgt. Neue Wetterdaten gibt es auch nur sehr unglaubwürdige in einer App auf dem Handy des Hüttenwirts. Angeblich scheint morgen den ganzen Tag die Sonne. Ich glaube weiter an das lange vorhergesagte Gewitter...


                                                  am Refugio de Viadós


                                                  Ich mache zwei Stunden Pause vor dem Refugio und überdenke meine Möglichkeiten. Das Refugio steht in einem sehr schönen, einsamen Tal, aber irgendwie fühle ich mich hier als störenden Gast gesehen. Ich will noch näher an den nächsten Pass heran und als ich von meinem Plan bei der Cabane d’Añescruzes zu zelten erzähle, ziehen das Dwight und Sandra auch in Erwägung. Etwas versetzt laufen wir alle los.

                                                  Der Pfad dorthin zieht sich einen steilen Hang entlang und man hat einen guten Blick von oben in das schnelle Gewässer, das sich aus den drei Flüssen am anvisierten Talende gebildet hat. Ich habe eine kleine Fotosession mit einer Eidechse und jetzt wo mein Entschluss steht auch genug Muße ab und zu etwas langsamer zu gehen.








                                                  für die mehrfach ausgestreckte Zunge war ich zu langsam...




                                                  An der rustikalen Cabane wartet schon Dwight. Er quatscht seeehr viel, aber ist mir sympathisch genug. Wir richten uns ein indem wir ein paar Schuttsäcke stapeln, um Platz auf dem Boden zu schaffen und ich bekomme einen Kaffee spendiert. Später erfahre ich, dass Dwight einer der Erfinder von Jetboil ist.
                                                  Er ist zum Klettern hier und hat schon einige Gipfel in der Gegend bestiegen. Morgen will er auch irgendwo hier hoch. Ich bin froh, wenn ich trocken über den nächsten Pass komme und halte ihn für etwas leichtsinnig. Es wird ein langer, gesprächiger Abend und Dwight möchte seine Ausrüstung unbedingt in allen Einzelheiten mit meiner vergleichen. Typisch amerikanisch? Das Angebot einer gegenseitigen Rückenmassage lehne ich dann aber doch lieber ab.




                                                  drinnen weniger hübsch als draußen


                                                  In der Dämmerung sehe ich eine Maus unter dem Haus verschwinden. Wie gut, das Dwight Seile dabei hat und unsere Rucksäcke an den Balken aufhängt. Das gibt mir wenigstens etwas mehr Ruhe und meine Gedanken kreisen weniger darum morgen mit durchgebissenem Rucksack dazustehen.




                                                  aufgehängte Rücksäcke und ein paar mit Kohle gezeichnete Tiere am Kamin


                                                  Das Abendrot ist hübsch und ich freue mich, noch hier hoch gestiegen zu sein. Es gab zwar kein Geburtstagsessen, aber dafür die Freiheit fast alleine inmitten schöner Berge zu schlafen.

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                                                    • 28.08.2017
                                                    • 3014
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                                                    Zitat von whale Beitrag anzeigen

                                                    am Refugio de Viadós
                                                    So sieht der Blick in die umgekehrte Richtung aus: -> Bild (vom Gipfel des Posets a.k.a. Llardana, das ist der linke, scheinbar niedrigere; tatsächlich ist das der höchste des Massivs, und zweithöchster der Pyrenäen). Das helle Gebäude ist das Refugio. Posets von Viadós eine lange Tagestour (als Rundtour möglich; haben wir auf Wunsch unserer toughen Tochter gemacht, knapp +- 2000 Hm, weil man zwischendurch noch mal ein Stück runter muss). Von dieser Seite schön menschenleer, Normalweg von der anderen Seite, vom Refugio Angel Orús; haben auf dem Hinweg nur auf dem letzten gemeinsamen Stück Leute getroffen, und auf dem Rückweg über die Nord/Nordwestflanke (auf deinem Bild zum Teil zu sehen, u.a. über das Schneefeld da oben links) niemanden.

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                                                      • 13.09.2014
                                                      • 205
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                                                      Montag, 8.7.2019
                                                      Cabane d’Añescruzes - Puerto de Chistau - Refugio de Estós - Camping Aneto
                                                      16 km, aufwärts 640 hm, abwärts 1470 hm

                                                      Das war eine spannende Nacht. Um 4 Uhr wecken uns sehr starke Windböen, die die Fensterläden knallen lassen. Ich frage mich, ob die Front früher angekommen ist und ich lieber wieder absteigen sollte. Ich kann aber wieder einschlafen und beim nächsten Aufwachen ein paar Stunden später hat sich der Wind etwas beruhigt. Um 7:30 Uhr habe ich pünktlich zu den ersten Regentropfen gepackt und verabschiede mich von Dwight. Aus dem Tal kommen ein Italiener und ein Süddeutscher vorbei, die kurz vor der Hütte gezeltet haben und genauso besorgt wegen des Wetterberichts sind, weswegen sie mich, überflüssigerweise, zur Eile mahnen.

                                                      Unten am Fluss hat Sandra gezeltet, ist aber noch längst nicht abmarschbereit. Ich warte deshalb nicht auf sie, sondern laufe den beiden Wanderern hinterher. Statt der zerbrochenen Brücke nehme ich lieber den Weg über Steine durchs Wasser und dann geht es relativ steil bergauf.




                                                      voraus gibt es noch blauen Himmel



                                                      der Rückblick ist schon etwas düsterer


                                                      Kurz vor dem Pass, den wir um 9:05 Uhr erreichen, komme ich mit ihnen ins Gespräch. Ich erfahre, dass sich Nicola und Axel vor ein paar Tagen getroffen und sich angesprochen haben, weil sie das gleiche Zelt benutzen. Nicola läuft den ganzen GR11 auf inzwischen schon kaputten Turnschuhen. :-o



                                                      Auf dem Puerto de Chistau (2577 m) ist es sehr windig und kalt, der erste Regen erwischt uns kurz dahinter. Wir müssen über ein Schneefeld, was nicht ganz einfach ist und danach über einen rutschigen Hang abwärts, der zum Glück noch nicht so nass ist. Nicola ist sehr nett und wir unterhalten uns während des gemeinsamen Abstiegs über viele verschiedene Themen.
                                                      Gerade als der Weg leichter wird, erreicht uns das erste kräftige Gewitter, mit einem Abstand von unter drei Sekunden zwischen Blitzen und Donner. Es ist ein langer Weg abwärts, aber da das Schwierigste geschafft ist und ich Gesellschaft habe, fühle ich mich sicher genug. Wenn möglich tragen wir die Stöcke parallel und laufen mit etwas Abstand zueinander.




                                                      das Stück auf dem Schotter fand ich sehr rutschig


                                                      Ich wollte eventuell hinter dem Pass im nächsten Refuge bleiben und während eines halben Ruhetages auf besseres Wetter warten. Die beiden bringen mich auf die Idee bis ins Tal zum Campingplatz weiterzulaufen, wo man ja auch duschen kann.
                                                      So legen wir an dem Refugio de Estós auf 1895 m um 11:30 Uhr nur eine kurze Pause mit Kaffee, Müsli und geteilten Vorräten ein. Es gibt gerade eine Regenpause und auf der Terrasse des Refuge finden sich erstaunlich viele Leute ein, die noch über den Pass wollen, von dem wir gerade heruntergekommen sind. Einige Leute erscheinen uns sehr arglos und schlecht informiert oder ausgerüstet. Auch eine Gruppe Kinder mit ihren Betreuern will noch aufsteigen und kurz vor dem Pass sogar zelten...



                                                      Wir gehen weiter abwärts, erst durch ein blumiges Tal und dann auf einem kinderwagentauglichen Weg bis zum Camping Aneto, den wir um 15 Uhr erreichen. Ich habe mir eine blöde dicke Blase zwischen den Zehen wegen eines verrutschten Blasenpflasters eingefangen, die mich die nächsten Tage noch nerven wird.
                                                      Da wir klitschnass sind und es weiter kräftig regnet, checken wir gemeinsam in ein hostelartiges 4er-Zimmer ein. Dort hat sich schon ein wortkarger Amerikaner ausgebreitet, der später in ein anderes Zimmer umzieht, weil es ihm zu eng wird. Dafür kommt spät in der Nacht ein ruhiger, netter Franzose zu uns.






                                                      Wasser gibt es heute genug




                                                      Ich darf als erste duschen und kann dann endlich mit meinem Freund telefonieren. Mit Axel und Nicola stöbere ich im Supermarkt des Campingplatzes, brauche aber eigentlich kaum etwas. Nicola will sich selbst etwas kochen, aber Axel und ich freuen uns auf das Restaurant. Leider gibt es die Gerichte auf der Karte erst um 20 Uhr. Also stopfen wir die Löcher im Bauch erstmal mit Tortilla, schreiben Nachrichten und laden unsere Elektronik auf. Dann gibt es aber irgendwann ein riesiges Steak für mich, salzig aber lecker. Und als Nachtisch passt auch noch eine Creme Catalana rein. Das war mein nachträgliches Geburtstagsessen. :-)
                                                      Irgendwann taucht auch Sandra im Restaurant auf, die das erste Gewitter genau auf dem Pass erwischt hatte.
                                                      Um 22:45 Uhr liege ich im Bett. Die meisten meiner Sachen sind schon halbwegs trocken. Für morgen haben wir sehr unterschiedliche Wettervorhersagen. Mal gucken, wie es morgen früh dann aussieht...

                                                      Zuletzt geändert von whale; 01.03.2020, 10:58. Grund: Zwei Fotos in der Reihenfolge getauscht

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                                                        Erfahren
                                                        • 13.09.2014
                                                        • 205
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                                                        Dienstag, 9.7.2019
                                                        Camping Aneto - Benasque - Camping Aneto - Refugio de Corones
                                                        10,6 km, aufwärts 770 hm, abwärts 30 hm

                                                        Mein Wecker klingelt um 7:45 Uhr. Laut Wettervorhersagen kann es Löcher zwischen Regen und Gewitter am Vormittag oder Nachmittag geben. Über den nächsten Pass will ich heute nicht, aber eine weitere Nacht auf dem Campingplatz ist auch nicht sehr verlockend. Mit Nicola und Axel komme ich überein heute noch das kurze Stück bis zu einer Schutzhütte hochzusteigen, da der Weg dorthin auf einfacher Piste verläuft. Damit wir nicht den ganzen Tag auf der Hütte sitzen, wollen wir vorher einen Ausflug nach Benasque, einem touristischen Bergsportort machen.

                                                        Wir lassen die Rucksäcke am Campingplatz und laufen gegen 9:30 Uhr eine halbe Stunde am Fluss entlang bergab. Die Sonne scheint jetzt; das Wetter ist also schonmal deutlich besser als vorhergesagt. Ich finde Benasque mit seinen romanischen Steinhäusern hübsch. In einer Bäckerei gönnen wir uns ein leckeres Frühstück.











                                                        Dann schreibe ich Postkarten und wir tingeln etwas genervt mit Nicola durch mehrere Outdoorläden, obwohl dieser doch nicht so recht weiß was er kaufen will. Unser Mittagessen kaufen wir im Supermarkt und essen es direkt davor auf der Bordsteinkante, was bei einigen Passanten mitleidige Blicke hervorruft. Dann finden wir noch einen großen Obst- und Gemüseladen und die beiden planen ihr Abendessen mit Salat. Nach einem kurzen Kaffee zum Aufwärmen fahren und Axel und ich wegen eines akuten Mittagstiefs für 1,80 € lieber mit dem Bus zurück, während Nicola läuft.



                                                        An der Rezeption des Campingplatzes treffen wir auf viele Leute: Alex, der aus unserem Zimmer geflohen war, ist hier. Dann kommt Dwight, der traurig wirkt, weil ich letzte Nacht nicht wie erwähnt im Refuge Espos geblieben bin, wo er auf mich gewartet hatte. Er will diese Nacht auf dem Campingplatz bleiben und mich auch dazu überreden. Ich lehne etwas schroff ab. Er ist aber nett und gibt mir meine Karte zurück, die er eingesteckt und die ich noch nicht vermisst hatte. Sandra wird auch noch eine Nacht hier zelten.

                                                        So laufen wir wieder zu dritt um 15:30 Uhr los. Nicola versucht ein sehr konstantes Tempo zu gehen. Meist bin ich etwas schneller und warte dann kurz. Den ganzen Weg unterhalten wir uns, mal lustig, mal ernst. Von Nicola bekommen wir Trailnamen verpasst: Alex ist Captain Kirk und ich bin „trottola“. Wir freuen uns auf eine trockene Nacht in der Schutzhütte, die 12 Plätze haben soll. Uns überholt kurz vor Hütte ein Bus, der tatsächlich diese Schotterpiste bis zur Hütte hochkurvt. Wir sehen aber keine Fahrgäste und schließen Wetten ab, wieviele andere Hüttengäste wohl schon da sein werden.





                                                        Um 18:20 Uhr kommen wir dann an der Refugio de Corones auf ca. 1940 m an, wo wir von einem draußen sitzenden Mann mit den Worten: „Nr. 39, 40, 41“ begrüßt werden.



                                                        Eine Gruppe Jugendlicher wird hier schlafen, weil sie letzte Nacht nebendran unter ihren einfachen Zeltplanen komplett abgesoffen sind. Erneut wundern wir uns über so unverantwortliche Betreuer.



                                                        In die müffelnde und feuchte Hütte quetschen wir uns natürlich nicht mehr. Wir suchen uns einen Zeltplatz etwas oberhalb, nicht zu nah dem Fluss, falls es noch weiter regnen wird. Viel höher wollen wir nicht, weil das Wetter nicht stabil ist und Nicola für kältere Temperaturen nicht ausgerüstet ist. Notfalls könnten wir uns von hier noch in die Hütte flüchten. Unter vielen Wolken und immer wieder leichtem Nieselregen essen wir gemeinsam Abendbrot. Gegen 21 Uhr sagen wir dann aber gute Nacht, weil es uns zu feucht und kalt wird, um länger draußen zu sitzen. Die Wolken sinken immer tiefer und die Berge um uns herum verschwinden nach und nach. Wir verabreden einen Wecker um 7 Uhr; mal sehen wie diesig es dann sein wird. Es ist noch lange hell in meinem Zelt. Der Fluss rauscht laut und die Vögel zwitschern sehr schön. Später im Dunkeln höre ich noch leise Hufe oder Pfoten und ein Schnüffeln neben meinem Zelt, vermutlich waren es Gämsen. Würde ich alleine zelten, hätte ich bestimmt Angst, es wäre ein Bär.


                                                        die Frau hat das größte Zelt, es muss ja noch das Badezimmer mit dem Schminktisch hineinpassen



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                                                        • whale
                                                          Erfahren
                                                          • 13.09.2014
                                                          • 205
                                                          • Privat


                                                          #29
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                                                          Mittwoch, 10.7.2019
                                                          Refugio de Corones - Coll de Vallibierna - Refuge Cap de Llauset - Lago Angliós
                                                          9,5 km, aufwärts 860 hm, abwärts 620 hm

                                                          Beim Aufwachen ist schönes Wetter in Sicht, das Tal ist wolkenfrei. Dafür ist alles nass und wir machen einen langsamen Morgen, um auf die Sonne zu warten, die unsere Zelte trocknen wird. Erst um 8:30 Uhr kommt sie über den Berg. Eine Stunde später ist dann alles eingepackt.



                                                          Jetzt geht es 800 hm aufwärts, erst auf gutem Weg, dann immer anstrengender und am Schluss mühsam über große Steinblöcke und sogar Schnee. Immer wieder staune ich über die Mengen an klarem Wasser hier in den Pyrenäen.









                                                          Ich springe unterwegs kurz in ein kleines Becken am Ausfluss des Ibon Bajo de Vallibierna und laufe danach erfrischt weiter. Axel und Nicola haben ein Stück dahinter auch Pause gemacht und gewartet. Sobald ich sie einhole, geht es aber weiter.














                                                          der Pass ist schon in Sicht


                                                          Gegen 14 Uhr stehen wir auf dem 2732 m hohen Coll de Vallibierna, zu beiden Seiten tolle Ausblicke. Ich esse mein Müsli und wir sammeln kurz Kräfte.


                                                          Pause auf dem Coll de Vallibierna



                                                          der Blick zurück



                                                          und die andere Seite


                                                          Der Abstieg wird genauso fies, steil und steinig und dauert deswegen auch ewig. Die angegeben Zeiten auf den Schildern sind für uns nicht zu erreichen, die im Rother stimmen schon eher. Wir müssen erst runter zum neuen, in meinen Augen ziemlich hässlichen Refuge Cap de Llauset und dann gleich 100 hm davon wieder hoch, was Nicola besonders fluchen lässt. Beim Refuge tanke ich Wasser und Axel kauft etwas zu essen, aber Nicola treibt uns schon wieder zum Weiterlaufen an.






                                                          die Refuge Cap de Llauset kommt in Sicht






                                                          Hinter dem Collet dels Estanyets (2524 m) wird der Weg immer schöner, weil es an einer ganzen Reihe von Seen entlang abwärts geht und bald zwischen den Steinen auch Wiese auftaucht. Der Ausblick ist einfach sagenhaft schön.




                                                          dort sind wir gerade heruntergekommen




                                                          Hier fällt meine Entscheidung. Um 18:00 Uhr klinke ich mich aus der Gruppe aus. Ich habe schon von oben den perfekten Platz für mein Zelt auf einer Insel im letzten See gesehen. Hier will ich bleiben! Nicola und Axel wollen noch drei Stunden ins Tal laufen und da irgendwo neben der Straße ihr Zelt aufbauen. Es war sehr nett mit den beiden, aber ich brauche wieder mehr Freiheit. Nicola läuft ein schön konstantes Tempo, macht dann aber kaum Pausen. Heute hatte er es besonders eilig und hat mir zu sehr bestimmt, wann es weiter geht und wo sich eine Pause für ein Foto eh nicht lohnt. Irgendwann war das viele Gemeckere über den Weg, der ja wirklich blöd war, dann auch nicht mehr lustig. Ich möchte nicht nur ankommen, sondern auch das Unterwegssein genießen. Und so ein schöner Zeltplatz wie dieser ist es mir wert etwas später irgendwo anzukommen.


                                                          links der Lago Angliós mit "meiner" Insel


                                                          Um 18:30 Uhr habe ich mein Zelt auf der Insel im Lago Angliós auf ca. 2220 m aufgebaut. Zwischen GR11 und See stehen einige Zelte und auch auf der Hütte scheint jemand schlafen zu wollen. Die Sonne ist schnell hinter dicken Wolken verschwunden und die Gegend erinnert mich plötzlich an eine schottische Landschaft. Die Mücken werden mich hier am See wohl plagen.
                                                          Auch auf dem nächsten Hügel empfange ich kein Netz aus dem Tal. Naja, ich will es ja auch mal wieder einsam haben. Bis 20 Uhr esse ich im Zelt und studiere Pläne und Wanderführer für morgen.


                                                          der hellgraue Fleck ist mein Zelt



                                                          schönes Licht



                                                          Blick von der Insel




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                                                            Fuchs
                                                            • 10.07.2008
                                                            • 2381
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                                                            Auf dem Camping Aneto hatte ich auf der HRP auch gezeltet.
                                                            Die Straße zur Ref. Corona fand ich ebenfalls sehr lang und zäh, dort bin ich nicht geblieben, sondern durch das wunderschöne Vallibierna-Tal bis zur Ref. Cap de Llauset gelaufen. Die fand ich auch von weitem schon so unpassend, dass ich dort gar nicht vorbeigeschaut habe, sondern gleich oberhalb am See gezeltet habe. Eine herrliche Stelle, auf der ich im letzten Sommer noch einmal mein Zelt aufgebaut habe, als ich jedoch von Norden über den endlosen, gerölligen Collado de Salenques kam.

                                                            Eine phantastische Gegend!

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                                                            • Nicki
                                                              Fuchs
                                                              • 04.04.2004
                                                              • 1307
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                                                              - ja über Salenques ist schöner - die Piste zur Corona zieht sich ein wenig. Ab der Refuge de Corona ist das eine wunderbare Landschaft- lohnt.....
                                                              Alternative,
                                                              Plan des Aigualluts .... ein gutes Stück vor dem Col de Salenques


                                                              Mitte der Col de Salenques


                                                              Schlussstück zum Salenques


                                                              LG Folko
                                                              www.mitrucksack.de
                                                              Ganz viel Pyrenäen ( HRP- Haute Randonnée Pyrénéenne - komplett) und ein bisschen La Gomera

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                                                                Erfahren
                                                                • 05.05.2016
                                                                • 269
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                                                                Danke schon mal für den schönen Bericht und die Bilder. Phantastische Landschaft. Wenn nur das viele Geröllgelatsche nicht wäre..
                                                                Ich freue mich auf die Fortsetzung!

                                                                ... ich hatte mich beim Lesen schon bei der Bemerkung, dass Nicola zur Eile drängt, gefragt, wie lange du da wohl noch mitmachst. Sich abends am Camp treffen, ist nett, aber wenn Fotopausen fremdbestimmt werden...
                                                                Zuletzt geändert von agricolina; 01.03.2020, 09:51.

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                                                                  Erfahren
                                                                  • 13.09.2014
                                                                  • 205
                                                                  • Privat


                                                                  #33
                                                                  AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                                                                  Zitat von Nicki Beitrag anzeigen
                                                                  - ja über Salenques ist schöner - die Piste zur Corona zieht sich ein wenig. Ab der Refuge de Corona ist das eine wunderbare Landschaft- lohnt.....
                                                                  Alternative,
                                                                  Plan des Aigualluts .... ein gutes Stück vor dem Col de Salenques
                                                                  Die Strecke über den Coll de Salenques ist auf meiner Karte als Variante GR11.5 eingetragen. Um dort hin zu kommen, läuft man aber doch ab Camping Aneto nach Norden Richtung La Besurta auch lange auf einer Piste, oder?
                                                                  Ist das wirklich schöner oder macht das nur Sinn, wenn man eh aus Richtung Frankreich kommt?

                                                                  Kommentar


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                                                                    Fuchs
                                                                    • 04.04.2004
                                                                    • 1307
                                                                    • Privat


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                                                                    AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                                                                    Die Strecke über den Coll de Salenques ist auf meiner Karte als Variante GR11.5 eingetragen. Um dort hin zu kommen, läuft man aber doch ab Camping Aneto nach Norden Richtung La Besurta auch lange auf einer Piste, oder?
                                                                    Ist das wirklich schöner oder macht das nur Sinn, wenn man eh aus Richtung Frankreich kommt?
                                                                    Vom Camping ist das auch reichlich Piste. Es fährt im Sommer ein regelmäßiger Shuttle Bus bis nach la Buserta - damit kann die Pistenlauferei vermieden werden.
                                                                    Beides ist schön-über Schönheit lässt sich ja doch kaum streiten ..... Salenques ist für mich spannender und auch etwas anspruchsvoller - steiler und länger blockig. Die Piste zur Coronas fand ich elendig - die Piste Richtung Besurta fand ich nicht so schlimm - vielleicht hatte ich an dem Tag aber nur bessere Laune.
                                                                    Sinn - ist einfach ein Wahlmöglichkeit - je nach Geschmack. Das Forau de Aigualluts ist schon toll - Plan de Aigualluts auch .... im Sommer sicherlich auch haufenweise Besucher .... wenn ich wählen muss - gehe ich Salenques....
                                                                    Nachtrag - bei schlechtem Wetter - besser Coronas !

                                                                    LG
                                                                    www.mitrucksack.de
                                                                    Ganz viel Pyrenäen ( HRP- Haute Randonnée Pyrénéenne - komplett) und ein bisschen La Gomera

                                                                    Kommentar


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                                                                      • 13.09.2014
                                                                      • 205
                                                                      • Privat


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                                                                      AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                                                                      Vielen Dank für die Beschreibung der Wege!

                                                                      Ich habe die Piste nach Coronas wohl auch deshalb nicht so schlimm in Erinnerung, weil ich das Stück in Begleitung gelaufen bin. Während der Regentage und auf der Schotterpiste hätte ich mir alleine bestimmt allerlei Gedanken über Sinn und Freude des Wanderns gemacht...

                                                                      Kommentar


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                                                                        Fuchs
                                                                        • 04.04.2004
                                                                        • 1307
                                                                        • Privat


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                                                                        AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                                                                        Während der Regentage und auf der Schotterpiste hätte ich mir alleine bestimmt allerlei Gedanken über Sinn und Freude des Wanderns gemacht...
                                                                        Ein schöner Satz .... :-)
                                                                        www.mitrucksack.de
                                                                        Ganz viel Pyrenäen ( HRP- Haute Randonnée Pyrénéenne - komplett) und ein bisschen La Gomera

                                                                        Kommentar


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                                                                          Erfahren
                                                                          • 13.09.2014
                                                                          • 205
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                                                                          AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                                                                          Donnerstag, 11.7.2019
                                                                          Lago Angliós - Refugi Conangles - Port de Rius - Refugi dera Restanca
                                                                          18,4 km, aufwärts 920 hm, abwärts 1130 hm

                                                                          Ich höre den Wecker um 5:30 Uhr, bin aber noch sehr müde. Es dämmert gerade und da mein Zelt sehr nass ist, bleibe ich noch eine Weile liegen. Um 6:15 Uhr bin ich wieder wach. Obwohl es kaum heller ist, fange ich an zu packen.





                                                                          Da mich die Sonne dann schneller als gedacht erreicht, warte ich noch etwas, um mein Zelt trocknen zu lassen. Um 7:35 Uhr geht’s dann los.




                                                                          ein pflanzenfressender Stein?


                                                                          Der Weg abwärts ist gut zu gehen und führt in ein tolles, dicht bewaldetes Tal. Ich geniesse die Einsamkeit und habe gute Laune.
                                                                          Das Wasser des Abflusses der Seen sprudelt neben mir, die Gischt glitzert in der Sonne und der Wald riecht so gut. Unterwegs habe ich irgendwo Netzempfang und reserviere ein Bett inklusive Essen im Refugi Restanca. Im Nationalpark möchte ich nicht wildzelten und die anderen Hütten sind mir für heute zu weit.













                                                                          Der tolle Weg spuckt mich im Tal an einer viel befahrenen Straße aus, an dessen Seite ich ein kurzes Stück laufen muss, um zur Refugi Conangles zu kommen.



                                                                          Um 10:30 Uhr frühstücke ich im Refugi Conangles (1555 m) mit zwei Milchkaffees und meinem Müsli. 45 Minuten später gehe ich weiter, fühle mich sehr gut beim Aufstieg zum Port de Rius auf 2344 m, wo ich um 13:30 Uhr ankomme. Der Pass ist ein relativ unspektakulärer Übergang, noch gibt es keine Sicht voraus. Kurz dahinter eröffnet sich aber der Blick über eine wunderschöne Gegend rund um den Estanh de Rius. Hier mache ich eine Pause zum Picknick in knallender Sonne. Ich bin nun in der Randzone des Nationalparks Aigüestortes i Estany de Sant Maurici.


                                                                          ab hier geht es wieder bergauf



                                                                          Rückblick nach den ersten Höhenmetern







                                                                          sehr hübsch wird es hinter dem Port de Rius












                                                                          Der Abstieg zum Refugi dera Restanca ist zuerst etwas steinig, dann führt er immer schöner an den feuchten Wiesen neben dem Barranc de Rius entlang. Ich staune, dass hier ein Frosch auf 2200 m lebt und habe viel Muße ihn zu fotografieren, fühle mich heute eh sehr frei.











                                                                          Kurz vor dem Refuge geht es unerwartet heftig bergab, nur um sich gleich danach wieder steil durch Steinblöcke und Wald in engen Kehren aufwärts zu kämpfen. Ich laufe das letzte Stück über den Staudamm und bewundere das klare Wasser und die Sonne, die darin glitzert. Überhaupt kommen mir alle pyrenäischen Seen, die ich gesehen habe, unglaublich klar vor.




                                                                          Blick zurück






                                                                          Beim Refugi dera Restanca (2010 m) komme ich um 17 Uhr an und treffe auf Nicola, der vor dem Haus sitzt, während Axel drinnen etwas gegessen hat. Sie sind letzte Nacht bis kurz vor dem Refuge Conangles gelaufen, haben aber steinig gezeltet. Und Nicola hat Schrammen, weil er gestern Abend kurz unkonzentriert war und gestürzt ist. Ich verabschiede sie kurze Zeit später, checke ein, dusche, kümmere mich um meine Wäsche und hänge dann bis zum Abendessen im Wifi, während meine Geräte Strom tanken. Ich freue mich auch über ein Hochbett am Fenster, von dem aus man direkt auf den Stausee blickt.





                                                                          Um 19 Uhr gibt es Essen. Ich werde an einen Tisch mit netten Basken und Katalonen gesetzt. Es gibt Brotsuppe, dann Makkaroni, danach Braten mit Gemüse und zum Nachtisch Joghurt, was alles gut schmeckt. Aber was ist das für eine Lautstärke! Irgendwie schreien alle und scheinen sich daran selbst nicht zu stören...

                                                                          Ich merke einen Sonnenbrand im Nacken, der wohl von der Pause am See stammt und meine Nase läuft wie blöde. Aber irgendwann schlafe ich gut ein.



                                                                          Kommentar


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                                                                            Fuchs
                                                                            • 10.07.2008
                                                                            • 2381
                                                                            • Privat


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                                                                            AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                                                                            Nur wegen der Pistenfrage:
                                                                            Im letzten Sommer bin ich nicht mehr zum Camping Aneto abgestiegen, sondern bin, vom Llardaneta-Pass kommend, über die Eriste-Seen ins Valle de Estos abgestiegen, habe das am Ende der Fahrstraße gequert und bin Richtung Ibon Blanco de Literola (ziemlich querwaldein) aufgestiegen, vorher an der Pleta de Perdiguero aber rechts abgebogen, vorbei an der Cabana de Litterola (gegenüber gezeltet) ins Benasque-Tal abgestiegen. Von da lief es sich ganz schön nach Hospital de Benasque.

                                                                            Jetzt lauf aber DU mal weiter ...

                                                                            Edit: Oh, bist du ja gerade schon ...

                                                                            Kommentar


                                                                            • Nicki
                                                                              Fuchs
                                                                              • 04.04.2004
                                                                              • 1307
                                                                              • Privat


                                                                              #39
                                                                              AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                                                                              Nur wegen der Pistenfrage:
                                                                              Ab Estos Tal - als GM 14 in der TopoPireneos eingezeichnet- sehr wenig Piste ..... aber ordentlich Höhenmeter für den kleinen Schwung. find ich gut.
                                                                              www.mitrucksack.de
                                                                              Ganz viel Pyrenäen ( HRP- Haute Randonnée Pyrénéenne - komplett) und ein bisschen La Gomera

                                                                              Kommentar


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                                                                                Erfahren
                                                                                • 13.09.2014
                                                                                • 205
                                                                                • Privat


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                                                                                AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                                                                                Freitag, 12.7.2019
                                                                                Refugi dera Restanca - Montardo - Port de Caldes - Refugio de Colomèrs - Port de Ratera
                                                                                14,6 km, aufwärts 1410 hm, abwärts 850 hm

                                                                                Um 6:00 Uhr bin ich einfach so müde, dass ich noch eine Weile liegen bleibe. Eine halbe Stunde später fange ich an zu packen und könnte gegen 7 Uhr los. Ich warte noch eine Weile ob das Wifi für eine frische Wettervorhersage wieder eingeschaltet wird, ziehe dann aber gegen 7:30 Uhr ohne Wetterdaten und leider auch ohne Kaffee los.








                                                                                der Aufstieg zum Coret de Oelhacrestada

                                                                                Ich habe gestern hin und her überlegt, ob ich versuchen sollte zwischen den beiden Teilen der Kernzone des Nationalparks zu zelten. Dahin wäre es nicht weit. Beim Eintritt in die Randzone habe ich aber ein Schild gesehen, dass auch darin das Biwakieren komplett verboten ist, womit ich nicht gerechnet hatte. Auch verschiedene Kringel im NP habe ich in Erwägung gezogen, aber keine so wirklich schlüssige Route für mich gefunden. Auf jeden Fall gehe ich statt dem GR11 hier auf der gebirgigeren Variante GR11.18.

                                                                                Ich laufe erstmal los, noch im Schatten der Berge und mit einem beständigen Ohrwurm aus Brahms’ 1. Sinfonie und stehe um 9:00 Uhr auf dem Coret de Oelhacrestada auf 2475 m.



                                                                                Dort überlege ich nicht lange und entscheide mich für den im Rother vorgeschlagenen Abstecher auf den Gipfel des Montardo (2837 m). Um 10:15 Uhr stehe ich oben und werde mit einem Traumpanorama belohnt. Die zwei Katalanen von meinem Tisch im Refugio sind schon vor mir hier hochgestiegen. Richtung Westen blicke ich auf den hübschen Estanh de Mar mit einer Insel in der Mitte und auch auf den Stausee mit dem Refuge ziemlich tief unter mir. Im Norden sehe ich das waldige Tal, in dem der GR11 verläuft und nach Osten und Süden die vielen weiteren Seen des Parks.











                                                                                Ich brauche 45 Minuten zurück nach unten und diesmal habe ich aus mir unbekanntem Grund lange die Hebriden-Ouvertüre von Mendelssohn im Ohr. Durch einen kleinen steinigen Kessel mit weiteren Seen, bei denen ich einen großen Frosch entdecke, gelange ich zur Port de Caldes auf 2572 m. Es ist jetzt 13:30 Uhr und ich befinde mich wieder in der Randzone des NP.
                                                                                Der Weg zum Refugio de Colomèrs zieht sich für mein Gefühl erstaunlich in die Länge und ist teilweise auch rutschig, weil ein Bach mehrfach gequert wird. Hübsch ist es hier trotzdem und es sind relativ viele Leute unterwegs.











                                                                                Am Refugio de Colomèrs (2138 m) esse ich um 15 Uhr nur schnell ein nicht so leckeres Sandwich. Die Lage am See ist toll, aber hier zu übernachten schließe ich wegen der Menge und Lautstärke der ankommenden Leute gleich wieder aus. Ich laufe einfach weiter und hoffe auf der folgenden Strecke einen in einem Reisebericht erwähnten Zeltplatz zu finden.

                                                                                Der idyllische Weg entlang des grünen Estanh Long gefällt mir sehr gut. Hier picknickt eine spanische Großfamilie und die Kinder baden verbotenerweise im See. Zum Zelten ist es mir hier zu belebt und zu nah dem Refuge und auch die Cabana ein Stück weiter sieht mit eingefallenem Dach so wenig einladend aus, dass ich nichtmal hinlaufe. Ich versuche entweder weiter oben einen Zeltplatz zu finden oder werde doch noch hinter dem nächsten Pass zum Refugi d’Amitges abzusteigen, was gerade noch bei Tageslicht in Reichweite wäre.





                                                                                Auf dem Aufstieg zum Port de Ratera (2594 m) bin ich nun ganz alleine. Der Rückblick zum See ist sehr hübsch, aber der Aufstieg eher mühsam.



                                                                                Oben auf dem Pass lese ich, dass ein Bett im nächsten Refugi 31 € kostet. Dafür will ich es riskieren hier zu zelten. Ich laufe ein bisschen auf der Ebene herum und finde einen Platz, der etwas windgeschützt und vom GR11 nicht einsehbar ist. Später sehe ich noch zwei Menschen hier oben und spreche sie an. Die zwei sind aus Toulouse, sehr nett und zelten heute auch hier oben, aber werden noch etwas absteigen, weil sie nur leichte Ausrüstung haben und es hier oben bestimmt kalt wird.









                                                                                Nun bin ich etwas beruhigt und nach einem Telefonat mit meinem Freund noch etwas mutiger. Ich warte bis die Sonne verschwindet, beobachte einen schönen Sonnenuntergang und werde von den Mücken fast aufgefressen. Dann wird alles in ein wirklich tolles Abendrot getaucht. Unter ein paar Wolkenfetzen sehe ich noch ein paar Gämse am Hang des Ratera laufen.
                                                                                Um 21:45 Uhr liege ich im Zelt auf etwa 2550 m.



                                                                                Kommentar


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                                                                                  Erfahren
                                                                                  • 13.09.2014
                                                                                  • 205
                                                                                  • Privat


                                                                                  #41
                                                                                  AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                                                                                  Samstag, 13.7.2019
                                                                                  Port de Ratera - Mirador de L’Estany - Espot - La Guingueta d’Àneu
                                                                                  23,7 km, aufwärts 210 hm, abwärts 1830 hm



                                                                                  Um 4:30 Uhr werde ich mal wach und erblicke einen tollen Sternenhimmel. Einige heftige Böen rütteln an meinem Zelt, aber Sorgen mache ich mir keine.
                                                                                  Um 5:50 Uhr als mein Wecker klingelt ist es dann ganz ruhig und die Vögel zwitschern. Ich will hier möglichst kein Aufsehen erregen und habe meine Siebensachen daher schon um 6:15 eingepackt. Eine große Herde Gämse grast hier oben und sobald ich mich aus der Deckung begebe, springen sie in Windeseile den Berg hinauf in Sicherheit. Dann betrachte ich in aller Ruhe die Dämmerung und laufe zum Sonnenaufgang um 6:45 Uhr los.





                                                                                  Vom Port de Ratera (2594 m) geht es jetzt bis Espot lange abwärts. Ich habe viel Spaß auf einem schönen Weg, mal durch Wald, mal zwischen den Steinen, manchmal auf Bohlen. Überall rauscht und gluckert es.



                                                                                  Ich mache einen kleinen Abstecher zum Mirador de L’Estany (ca. 2200 m), wo es ganz nett ist. Ich habe aber schon viel grandiosere Ausblicke auf meiner Tour gehabt und laufe nach einem kleinen Snack wieder zurück auf den GR11. Ich begegne jetzt nach und nach mehr Touristen. Nach dem Estany de Ratera biege ich nach rechts auf einen parallel verlaufenden Weg ab, der steil bergab und dann näher am See entlang nach Sant Maurici führt. Nach dem Aussichtspunkt beim Wasserfall Salt de Ratera fällt mir auf wie gut der Nadelwald hier duftet.









                                                                                  Um 9:00 Uhr erreiche ich den touristischen Infopunkt am unteren Ende des Sees, dessen Name im Titel des Nationalparks auftaucht. Ab hier ist der Weg nett angelegt und gut zu gehen, aber nach einer Weile auch langweilig.





                                                                                  Kurz vor 11 Uhr treffe ich im Ort Espot ein. Es könnte ein netter Ort sein, aber nach der Ruhe in den Bergen gefällt mir der Trubel hier nicht. Ich mache zuerst einen Stop in einer Pasticceria mit Kaffee und einem leckeren Blätterteigteilchen, danach kaufe ich im Supermarkt frisches Obst und ein paar Kekse. Ich bin plötzlich unentschlossen, ob ich weiter laufen möchte. Ich habe ungefähr noch Zeit, um erst kurz vor Andorra zurück nach Frankreich zu queren und nach Toulouse zu fahren. Aber kann die kommende Strecke mit den drei durchlaufenen, wunderschönen Nationalparks mithalten? Es wird viel durch Wald und auf Forstwegen längs gehen und dazu sind die Wetteraussichten erstmal regnerisch.



                                                                                  Selbst im Schatten ist es super heiß und je länger ich hier auf einer Bank sitze, desto weniger habe ich Lust noch weiter zu wandern. Ich telefoniere eine Weile mit meinem Freund und mit meinem Vater, um meine Gedanken zu sortieren, dann auch mit einer Bekannten in Südfrankreich. Es reift ein neuer Plan. Ich werde meine Route morgen beenden und versuchen mit Bussen und per Anhalter nach Carcassonne zu kommen, was ich mir immer schon mal angucken wollte. Leider fährt der Bus über die Grenze nach Frankreich nicht am Wochenende, weshalb ich es nicht zum morgigen Nationalfeiertag dorthin schaffen werde. Ich will versuchen, irgendwo vor der Grenze wild zu zelten.

                                                                                  Während der Recherche ist es später Nachmittag geworden und da der Bus auch von hier abfährt, fällt es mir schwer mich zu motivieren. Ich raffe mich aber um 16 Uhr auf, heute doch noch die ca. 3 Stunden bis La Guingueta d’Àneu zu laufen statt hier rumzuhängen. Dort fährt der Bus Richtung Vielha dann auch ab.
                                                                                  Die erste halbe Stunde laufe ich auf doofem Schotter in der heißen Sonne parallel zur Straße, dann führt ein steiler Weg ins pittoreske Dorf Estaís hinauf. Dahinter folgt eine halbe Stunde ein schmaler Pfad oberhalb des Tals mit schönen Ausblicken, dann aber eine weitere halbe Stunde nur noch Straße bis Jou. Von dort geht es dann bergab ins Tal. Auf dem sich abwärts schlängelnden Weg sitzen viele Schmetterlinge.


                                                                                  Estaís




                                                                                  Um 18:20 Uhr komme ich in La Guingueta d’Àneu an und gucke mir zuerst den kleineren der beiden Campingplätze an. Zwischen vielen Wohnwagen gibt es nur einen Platz an der Straße und ich fühle mich hier nicht wohl. Der große Campingplatz (Nou Camping) ist gleich teuer, aber hat eine abgelegene Ecke für Zelte. Die Dame an der Rezeption spricht deutsch. Ich wasche meine Sachen, esse von meinem frisch eingekauften Proviant und telefoniere nochmal. Meine Entscheidung steht fest, aber ich merke, wie unzufrieden ich hier zurück in der Zivilisation bin. Mich stört das Hundegebell beim Einschlafen. Dafür streichen ganz junge, niedliche Katzen um mein Zelt, die daran aber hoffentlich nicht ihre Krallen ausprobieren wollen...

                                                                                  Zuletzt geändert von whale; 02.03.2020, 22:33. Grund: Foto hinzugefügt

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    Erfahren
                                                                                    • 13.09.2014
                                                                                    • 205
                                                                                    • Privat


                                                                                    #42
                                                                                    AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                                                                                    Sonntag, 14.7.2019
                                                                                    Mit Bus und Bahn von La Guingueta d’Àneu nach Carcassonne

                                                                                    Das Hundegebell weckt mich. Eigentlich wollte ich etwas länger schlafen. So trödele ich und packe ganz gemütlich zusammen.
                                                                                    Der erste Bus nach Vielha kommt pünktlich um 10:09 Uhr und die Stunde Fahrt kostet nur 5,85 €. In sehr vielen Serpentinen schrauben wir uns in die Wolken. Auf dem Pass Bonaigua regnet’s und die Abfahrt im Nebel auf plötzlich viel schlechterer Straße ist spannend. Hier gab es einige Hangrutsche. Vor dem Bau des Tunnels nach Aneto war Vielha nur über diesen Pass oder viel besser von Frankreich aus erreichbar. Vielha ist ein großer Skiort. Hier will ich nicht bleiben. Also nehme ich um 12:00 Uhr gleich den anschließenden Bus bis zur Endstation Les, der auch nur 1,10 € kostet. Für den Preis käme ich in Hamburg nirgendwo hin.



                                                                                    In Les ist erstaunlich viel Guardia Civil auf der Straße unterwegs. Da es immer noch ziemlich früh ist, kommt mir die Idee es per Anhalter über die Grenze zu versuchen. Wenn ich bis Montréjeau oder Saint-Gaudens komme, könnte ich es mit dem Zug doch noch bis zum Abend nach Carcassonne schaffen. Nach höchstens 5 Minuten Daumenraushalten kommt auf dem Fußweg ein Paar an mir vorbei, das mich anspricht. Sie haben hier, wie viele Franzosen, günstig in Spanien eingekauft, fahren nun nach Hause nach Toulouse und wollen mich die ganze Strecke mitnehmen. Ich unterhalte mich sehr nett mit ihnen. Erstaunlich wieviel Schulfranzösisch da noch in mir steckt, wenn ich erstmal angefangen habe zu reden.
                                                                                    Sie überlegen sogar für mich, wo in Toulouse die beste Stelle wäre um weiter zu trampen. Da ich unterwegs sehe, dass ich genau einen Zug erwischen könnte, will ich es aber am Bahnhof versuchen. Auch dorthin fahren sie mich noch und geben mir dann ihre Nummer, falls ich mal in Toulouse ihre Hilfe bräuchte. Ich verabschiede mich, renne zum Ticketautomaten und finde auf die Schnelle den günstigen Zug dort nicht angezeigt. Der schnellere Zug kostet mehr, aber fährt in wenigen Minuten ab. Ich kaufe ein Ticket ohne zu überlegen. Ich renne auf den Bahnsteig und steige in letzter Minute ein. Uff, geschafft...!





                                                                                    Heute endet also abrupt meine Wanderung. Aber im Nachhinein bereue ich es nicht. In Carcassonne baue ich mein Zelt auf dem Campingplatz auf, wo ich mir eine Parzelle mit drei Fahrradfahrern teile, die den Canal du Midi abfahren. Dann gehe ich die Stadt und die mittelalterliche Cité de Carcassonne angucken. Die meisten Geschäfte dort verkaufen leider Touristennepp. Ich esse irgendwo nicht besonders gut. Aber die Burganlage ist schon beeindruckend in ihrer Dimension.



                                                                                    Am Abend begebe ich mich auf eine Brücke von der man eine gute Sicht auf die Burg hat, wo es ein großes Feuerwerk geben wird. Natürlich machen das alle anderen auch so und mich befällt kurz die Panik in dem immer dichter werdenden Gedränge. Es bleibt aber sehr friedlich und nach dem wirklich hübschen Feuerwerk verlassen alle ruhig und geordnet die Brücke. So komme ich auch vor Mitternacht zurück zum Campingplatz, der dann seine Tore schließt.





                                                                                    Kommentar


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                                                                                      Erfahren
                                                                                      • 13.09.2014
                                                                                      • 205
                                                                                      • Privat


                                                                                      #43
                                                                                      AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                                                                                      Montag, 15.7.2019-17.7.2019
                                                                                      Ein Abstecher nach Marseillan und Rückreise

                                                                                      Am nächsten Morgen gehe ich nochmal ganz früh zur Cité, die jetzt noch nicht so überlaufen ist, stromere dann durch Carcassonne, laufe ein kleines Stück des Canal du Midi ab und fahre am Abend zu meiner Bekannten nach Marseillan. Dort verbringe ich einen netten Tag am Étang de Thau, esse leckere Galettes, schnacke über ganz andere Dinge und schnell rückt meine Wanderung in den Hintergrund. Einen Tag später fliege ich dann von Toulouse zurück nach Deutschland.




                                                                                      Carcassonne



                                                                                      auf dem Markt in Marseillan braucht man eigentlich keine Wanderstiefel...



                                                                                      Marseillan



                                                                                      dem Mond fehlt heute eine Ecke

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        Fuchs
                                                                                        • 10.07.2008
                                                                                        • 2381
                                                                                        • Privat


                                                                                        #44
                                                                                        AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                                                                                        Moin whale!

                                                                                        Noch einmal herzlichen Dank für deinen wunderbaren Bericht über deine Pyrenäen-Tour!
                                                                                        Im PN Aigüestortes habe ich im letzten Sommer ebenfalls den 3. Teil meiner Wanderung verbracht. Den Blick vom Montardo habe ich auch sehr genossen. Um den Lac de Mar bin ich im Jahr zuvor gewandert. Letztes Jahr habe ich ganze 10? Tage im und um den NP Aigüestortes verbracht. Einmal habe ich mir auch eine Hüttenübernachtung angetan - puh, sehr anstrengend. Das Zelten in den Randgebieten wurde mir sogar von Hüttenwirten empfohlen. Das habe ich auch ein paarmal gemacht. Und einmal konnte ich doch nicht umhin drinnen zu zelten
                                                                                        Du hast ja ganz schön Tempo und Strecke gemacht bei all den Höhenmetern! Und bist morgens echt früh losgekommen. Ich habe mir das oft vergeblich vorgenommen

                                                                                        Ich werde hier wohl auch demnächst mal meine Tour veröffentlichen ...

                                                                                        War toll, mit dir deine Strecke und deine Erlebnisse zu erleben!
                                                                                        Kommt als Fortsetzung nun die HRP?

                                                                                        Grüße aus der Stormarner Schweiz!

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          Fuchs
                                                                                          • 04.04.2004
                                                                                          • 1307
                                                                                          • Privat


                                                                                          #45
                                                                                          AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                                                                                          Schon vorbei- schade.

                                                                                          Einmal habe ich mir auch eine Hüttenübernachtung angetan...... .
                                                                                          Die sind selbst im September randvoll - woanders sind dann ne handvoll Leute in den Hüten. Ist halt gut besucht. Darum hab ich auch kein großes Interesse den ganzen Carros de Foc als Tour zu gehen - zu gut Besucht
                                                                                          LG Folko
                                                                                          www.mitrucksack.de
                                                                                          Ganz viel Pyrenäen ( HRP- Haute Randonnée Pyrénéenne - komplett) und ein bisschen La Gomera

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            Erfahren
                                                                                            • 14.03.2013
                                                                                            • 233
                                                                                            • Privat


                                                                                            #46
                                                                                            AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                                                                                            Hallo whale!

                                                                                            Von mir auch ein dickes Dankeschön für Bericht und Fotos. Habe ich beides sehr genossen.
                                                                                            Ganz besonders die Fotos zwischen Conangles und San Maurici - die Landschaften sahen schon bei meiner Wanderung etwas anders aus...
                                                                                            Der Vorteil: Es waren wenige Menschen unterwegs!




                                                                                            Am Pòrt de Ratèra


                                                                                            Gruß aus Brüssel,

                                                                                            FatmaG


                                                                                            PS Bin auch gespannt auf Deine Packliste, Dein Rucksack scheint ja auch ein bescheidenes Volumen zu haben.

                                                                                            PPS und welche Fotokamera hattest Du? Ich suche immer noch was zwischen nicht zu viel Gewicht und sehr guter Fotoqualität...

                                                                                            PPPS (eine letzte - musst natürlich nicht darauf antworten: Bist Du Musikerin? Klassische?)

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              Dauerbesucher
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                                                                                              • 855
                                                                                              • Privat


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                                                                                              AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                                                                                              Super Bericht.

                                                                                              Manche Sachen kommen mir sehr bekannt vor (Seen um Sant Maurici und super Wetter, die Steinbrücke am Anfang) und andere halbwegs bekannt (da war ich bei Nebel/schlechtem Wetter ).

                                                                                              Kommentar


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                                                                                                Erfahren
                                                                                                • 13.09.2014
                                                                                                • 205
                                                                                                • Privat


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                                                                                                AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                                                                                                Zitat von Meer Berge Beitrag anzeigen
                                                                                                Kommt als Fortsetzung nun die HRP?
                                                                                                Die kommt bestimmt noch. Für diesen Sommer schwanke ich allerdings zwischen Norwegen und den französischen Alpen.


                                                                                                Zitat von FatmaG Beitrag anzeigen
                                                                                                PS Bin auch gespannt auf Deine Packliste, Dein Rucksack scheint ja auch ein bescheidenes Volumen zu haben.

                                                                                                PPS und welche Fotokamera hattest Du? Ich suche immer noch was zwischen nicht zu viel Gewicht und sehr guter Fotoqualität...

                                                                                                PPPS (eine letzte - musst natürlich nicht darauf antworten: Bist Du Musikerin? Klassische?)

                                                                                                Achje, meine versprochene Packliste habe ich vergessen. Nun sitze ich am Flughafen (es geht nach Tromsø - ohne Wandern, ohne Bericht) und kann sie erst nächste Woche nachliefern. Mein Rucksack hat 60L Volumen.

                                                                                                Kurz vor der Reise habe ich mir eine gebrauchte Sony RX100/I gekauft und meine 15 Jahre alte Ixus ersetzt. Das sind natürlich automatisch viel bessere Bilder, aber mit den Einstellungen muss ich mich noch beschäftigen.

                                                                                                Und ja, ich bin Klarinettistin.

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  Freak

                                                                                                  Liebt das Forum
                                                                                                  • 20.07.2009
                                                                                                  • 12705
                                                                                                  • Privat


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                                                                                                  AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                                                                                                  Hallo whale,

                                                                                                  schön, von Dir mal wieder zu hören. Und dann gleich so! Da hast Du ja eine tolle Tour gemacht und diese optisch und sprachlich wunderbar dokumentiert. Prima.

                                                                                                  Ditschi

                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                    Erfahren
                                                                                                    • 14.03.2013
                                                                                                    • 233
                                                                                                    • Privat


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                                                                                                    Zitat von whale Beitrag anzeigen
                                                                                                    Achje, meine versprochene Packliste habe ich vergessen. Nun sitze ich am Flughafen (es geht nach Tromsø - ohne Wandern, ohne Bericht) und kann sie erst nächste Woche nachliefern. Mein Rucksack hat 60L Volumen.

                                                                                                    Kurz vor der Reise habe ich mir eine gebrauchte Sony RX100/I gekauft und meine 15 Jahre alte Ixus ersetzt. Das sind natürlich automatisch viel bessere Bilder, aber mit den Einstellungen muss ich mich noch beschäftigen.

                                                                                                    Und ja, ich bin Klarinettistin.
                                                                                                    Besten Dank für den Kameratipp; die schaue ich mir dann gerne mal im Laden an.
                                                                                                    Bisher habe ich auch seit vielen Jahren eine Ixus (mittlerweile die 220HS) dabei, weil die Fotos für die Größe absolut ok sind. Aber die nächste wünsche ich mir dennoch einen Ticken professioneller...

                                                                                                    Die Packliste eilt nicht, ich hätte allerdings eher auf weniger Volumen getippt. Wieviel Gesamtgewicht hattest Du denn dabei?

                                                                                                    Und Klarinettistin - ja, das erklärt die Ohrwürmer, die ja nun nicht aus der Hitparade stammen (obwohl die "Hitparade" ja auch schon ein paar Generationen zurückliegt...) ;)

                                                                                                    Gruß aus Belgien,

                                                                                                    FatmaG

                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                      Erfahren
                                                                                                      • 13.09.2014
                                                                                                      • 205
                                                                                                      • Privat


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                                                                                                      AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                                                                                                      Meine Packliste für diese Tour sah so aus:

                                                                                                      1850 g - Rucksack Quechua 60L

                                                                                                      1755 g - BigSky Chinook 1P inkl. Footprint
                                                                                                      525 g - Therm-A-Rest NeoAir Trekker inkl. RepairKit
                                                                                                      1122 g - Exped Lite 700 inkl. Packsack
                                                                                                      135 g - Silk Liner (ohne Hülle)

                                                                                                      2367 g - Bekleidung (inkl. der Sachen am Körper, etwa 500g)
                                                                                                      3x Funktionsunterhose
                                                                                                      kurze Hose
                                                                                                      Zip-Hose
                                                                                                      Merino lange Unterhose
                                                                                                      2x Trekkingsocken
                                                                                                      Sport-BH
                                                                                                      Merino Kurzarm
                                                                                                      2x Merino Langarm
                                                                                                      Fleecejacke mit Kapuze
                                                                                                      Daunenweste
                                                                                                      Regenhose
                                                                                                      Hardshelljacke
                                                                                                      Schlauchtuch
                                                                                                      Sonnenbrille
                                                                                                      Sonnenhut

                                                                                                      939 g - Küche/Hygiene
                                                                                                      evoc Trinkblase 3L
                                                                                                      2x Faltflasche 1L
                                                                                                      Sawyer Mini inkl. Zubehör in Ziplock
                                                                                                      Opinel Messer
                                                                                                      Mini Taschenmesser mit Schere
                                                                                                      Cocoon Handtuch
                                                                                                      Microfaser Waschlappen
                                                                                                      Zahnpasta, Zahnbürste
                                                                                                      Kamm
                                                                                                      Shampoo
                                                                                                      Sonnencreme
                                                                                                      Labello Sun
                                                                                                      Tampons
                                                                                                      Toilettenpapier trocken/feucht
                                                                                                      Desinfektionstücher
                                                                                                      Voltaren Gel
                                                                                                      Pflaster/Rettungsdecke/Ibuprofen

                                                                                                      1937 g - Elektronik/sonstiges
                                                                                                      Nitecore NU20
                                                                                                      Sony RX100, Tasche, 2. Akku, Kabel
                                                                                                      PowerBank 6700mAh, Kabel, iPhone Kabel
                                                                                                      USB-Ladegerät, Kabel
                                                                                                      iPhone SE, Kopfhörer
                                                                                                      Fahrradtacho mit Höhenmesser
                                                                                                      Ausweise, Karten, Schlüssel
                                                                                                      Wanderkarten/Führer
                                                                                                      Trekkingstöcke Fizan
                                                                                                      DrySack Exped
                                                                                                      DrySack Osprey 6L + 12L

                                                                                                      Das ergibt etwa 10 kg Rucksackgewicht ohne Essen.

                                                                                                      Meine genaue Menge an mitgebrachten Riegeln, Keksen, Wurst und selbstgemischtem Müslibrei kann ich nicht mehr sagen. Ein paar Kilo werden es gewesen sein. Nächstes Mal werde ich (je nach Gebiet) auch weniger mitnehmen, weil sogar etwas übrig geblieben ist...

                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                        Freak

                                                                                                        Liebt das Forum
                                                                                                        • 20.07.2009
                                                                                                        • 12705
                                                                                                        • Privat


                                                                                                        #52
                                                                                                        AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                                                                                                        Packliste ohne Klarinette ? Konntest Du Dich trennen ?

                                                                                                        Ditschi

                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                          Erfahren
                                                                                                          • 13.09.2014
                                                                                                          • 205
                                                                                                          • Privat


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                                                                                                          AW: [ES][FR] das erste Mal in die Pyrenäen, überwiegend auf dem GR11 unterwegs

                                                                                                          Zitat von Ditschi Beitrag anzeigen
                                                                                                          Packliste ohne Klarinette ? Konntest Du Dich trennen ?
                                                                                                          Sie ist mir zu lieb, als dass ich sie der rauen Natur aussetzen möchte. Ich habe schonmal über eine aus Plastik nachgedacht, aber auf ein Kilo kommt das dann schon. Einmal im Jahr eine richtige Pause tut auch gut...
                                                                                                          Zuletzt geändert von whale; 13.03.2020, 21:44.

                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                            Erfahren
                                                                                                            • 13.04.2019
                                                                                                            • 441
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                                                                                                            Sehr sehr schöner Bericht, vielen Dank, das Lesen und das Betrachten der Bilder hat mir wirklich Spaß gemacht, zumal ich eigentlich für diesen Sommer die Pyrenäen anpeile - wenn es denn klappen kann!
                                                                                                            Und so ein Urlaubstacet tut nur gut, die Pause gehört ja auch zur Musik (ich hoffe allerdings sehr, dass die derzeitige Corona-Zwangspause nicht allzu heftige Auswirkungen für dich hat)!

                                                                                                            Kommentar