Prolog
Der erste Mai naht, das Wetter scheint passabel zu werden, also nehmen wir spontan frei. Wir kaufen Karten und legen eine grobe Reiserichtung fest – von Berlin aus gen Osten, nach Polen rein, abbiegen in den Süden und irgendwann zurück nach Deutschland, um einen Zug zurück nach Berlin zu finden. Ein Blick auf die Karte zeigt mir, dass die märkische Schweiz fast auf dem Weg liegt und da ich einiges gutes darüber gehört habe, integrieren wir sie kurzerhand. Ein weiterer Blick zeigt uns, dass hier der europäische Radwanderweg R1 entlang führt, so können wir bequem seiner Markierung folgen. Küstrin müssen wir auch unbedingt mitnehmen – wegen des Polenmarktes mit Räucherfisch, Schinken und gaaanz viel Spargel.
Das Packen findet wie üblich in der Nacht vor Abreise statt und wie üblich zieht es sich länger als gedacht. Es scheint eine Illusion zu sein, dass nach jahrelanger Outdoor-Ausrüstung das Packen von alleine geht und innerhalb kurzer Zeit erledigt ist. Wir wollen aus dieser Tour eine Genusstour machen, also gibt’s statt Müsli Brot mit Marmelade und mittags Brot mit Polenwurst und anderen Leckereien. Ich packe den großen Omnifuel statt des kleinen Gaskochers ein, um gutes und bequemes Kochen zu garantieren. Irgendwo tauchen noch zwei passable Gaskartuschen auf, also bleibt das Benzin zu Hause – ein Fehler. Dazu ein beschichtetes Pfännle, ein zweiter Topf und ein Gemüseschäler für den Spargel. Ach ja, eine Flasche Wein darf nicht fehlen und die neuen Outdoor-Weingläser müssen auch eingeweiht werden. Das restliche Gemüse aus dem Kühlschrank findet seinen Platz ebenso wie meine Espressokanne mit Kaffee. Eine Premiere, da ich viel Milch für den Kaffee brauche. Ich probiers diesmal mit Kondensmilch. Irgendwann spät am Abend haben wir angesichts der Regenaussichten für die nächsten beiden Tage noch die spontane Idee Regenhandschuhe einzupacken. Leider dachte nur ich daran, auch lange Fingerhandschuhe dazu zu legen. Die Zeltfrage entschieden wir leider für das kleine Hubba Hubba, das große Salewa wäre netter gewesen. Bei der Kamera wage ich ein Experiment und nehme nur eine alte manuelle Festbrennweite mit. Das Fokussieren klappt noch nicht immer und ich will ein wenig üben.
1. Mai 2014
Nach der anstrengenden Woche und der gestrigen Packaktion ist die Bettanziehungskraft so groß, dass wir einfach nicht aus den Federn kommen. Ein ordentliches Frühstück muss auch sein. Sven brät ein kleines Rührei und ich frage, ob ich nicht auch eins bekommen könne. Er: Dies sind alle weg. Ich: Wir haben doch erst am Sonntag 10 Stück mitgebracht, wo sind die denn alle? Er: Hab ich eingepackt für unser Frühstück. Ich ALLE?. Er: Ja. Na, wenn dat mal gut geht…
Bis wir dann fertig gepackt haben, war es schon 2 Stunden später als geplant, aber egal. Es ist Urlaub. Die S-Bahn-Fahrt nach Erkner versüßen wir uns mit Bier und einer Mate – man gönnt sich ja sonst nichts. In Erkner ist der Einstieg zum Radweg schnell gefunden und wir schwingen uns motiviert auf die Räder.

Doch STOP – ein Dönerladen kreuzt unseren Weg und hindert uns am Weiterfahren. Sven legt eine Vollbremsung hin und muss jetzt gleich unbedingt Mittagessen, nicht, dass wir hungrig vom Rad kippen. Na gut. Ein Döner, ein kurzes Gespräch mit dem einsamen Herrn am Nebentisch, der hier bei seinem ersten und sicher nicht letzten Bier sitzt.

Dönertier
Um halb zwölf geht’s dann aber wirklich echt richtig los. Den Plan, heute noch die 90 km bis Küstrin zu kommen, haben wir eh schon aufgegeben.
Es geht vorbei an Plattenbauten und dann kommt schon der erste See in Sicht – mit frischen Fischbrötchen. Wir verfluchen den Döner und radeln weiter. Halt, stopp! Aus dem Augenwinkel sehe ich auf der anderen Straßenseite was großes Braunes. Ein Bär! Nee, gibt’s hier doch gar nicht. Es ist eine Bache mit Frischlingen. Fasziniert bleiben wir stehen und beobachten, wie die Sau sich in aller Seelenruhe an den jungen Eichenblättern labt. Neben uns halten weitere Radler an. Läge nicht eine große Straße zwischen uns, würde ich doch leicht nervös werden – und Mama Sau sicherlich auch. Schließlich hat sie sich genug präsentiert und trollt sich. Nun müssen wir aber mal endlich ein paar Kilometer machen. Ach nee, da vorne liegt ein Geocache…
Wir kommen durch ein nettes Dörfchen. Vor uns eine Truppe junger Leute, ein Bus überholt uns und hält neben den Jugendlichen. Die Tür geht auf: Hi Robert, wie geht’s? Kommste heute abend auch zum Grillen? Wir grinsen, Landleben.
Ein paar Meter weiter dann die nächste Attraktion, die begutachtet werden muss – eine Straußenfarm.

Nach ein paar Fotos rollen wir gemütlich weiter auf dem wirklich hervorragend markierten und ausgebauten Radweg. Der angekündigte Regen bleibt aus, die Sonne scheint und es wird warm. Die Dörfer sind idyllisch und immer wieder gibt es Kleinigkeiten zu entdecken – etwa der Liederwanderweg.

Immer wieder ziehen Biker mir ihren fetten Maschinen vorbei und wir überholen andere Feiertagsradler.


Den nächsten Stopp (mir ging schon fast die Puste aus) kommt schon bald in Form einer alten Ziegelbrennerei. Während Sven seinen Geocache sucht, vergnüge ich mich mit Äffchen und Paul und der Kamera. Ich muss üben, dann der manuelle Fokus sitzt noch nicht immer da, wo ich ihn haben will.


Immer wieder weisen Schilder auf die Finanzierung des Radwegs durch die EU hin. Wir lieben sie. Nicht nur ist die Ausschilderung bestens, der Weg führt häufig über toll geteerte Feldwege und auch die Pflasterstraßen haben eine extra für die Radler geteerte Spur.

Aber für unsere Kilometerleistung ist auch der gute Ausbau keine Hilfe, da wir schon bald wieder einem kleinen Schild folgen müssen. In Garzin weißt es auf eine Pyramide hin, die wir uns anschauen müssen. Und den Klängen des Dorffestes auf dem Sportplatz holpern wir zu einer wunderbaren kleinen Pyramide mit Weinberg davor. Sie war einst der Mittelpunkt eines Landschaftsparkes, steht nun aber mitten im Wald. Es wimmelt vor gut gelaunten und beschwipsten Feiertags-Radlern. Wir mischen uns unter sie und holen unsere Flasche Wein hervor. Kleine Marscherleichterung. Sven sucht Schätze, ich knippse.



Beim Weiterfahren habe ich ein breites Grinsen im Gesicht. Hach, was ein schöner Radeltag! Mit etwas Wein im Blut merkt man auch die kleinen Anstiege kaum, die jetzt zunehmen (jaja, die Schweiz). Schweren Herzens lassen wir das DDR-Museum und den Abzweig nach Hohenstein links liegen.


Ich widerstehe dem Angebot bei einem kleinen Verkaufsstand (Brennnessel-Bowle, Löwenzahnsirup und selbst gestrickte Handschuhe und Socken – hätten wir letzteres bloß mal gekauft).


In Bergschäferei verlassen wir die Straße und saußen durch einen fantastisches kleines Naturschutzgebiet mit alten Bäumen und jeder Menge Totholz. Ich jauchze innerlich.

In Nullkommanichts sind wir in Waldsieversdorf, wo uns zur besten Kaffeezeit das Radlercafe Tilia mit selbst gebackenem Kuchen am Wegesrand erwartet. Wir brauchen dringend eine Pause und eine Stärkung.

Anschließend kommen wir in die Kernzone der Schweiz und wir keuchen einige kleine Hügel hinauf. Macht nichts, mein Grinsen im Gesicht wird trotzdem immer breiter. Diese kleinen schnuckeligen Dörfer! Buckow hat es mir besonders angetan. Die Nachmittagssonne bringt das frische Grün der Bäume und die zahlreichen Blumen in den Vorgärten zum Leuchten. Ich will wieder hierher kommen, vielleicht zum Wandern?
Ein nächster kleiner Schatz- und Knippshalt an ein paar Binnendünen, die Umrundung eines kleinen idyllischen Sees und um sechs Uhr eröffnen wir die Jagd auf einen Zeltplatz.

Wir füllen bei einer netten Familie unsere Ortlieb-Wassersäcke auf und sind somit für den Abend gerüstet. Aber erst durchqueren wir noch Wulkow, wo uns neben Plattenbauten auch ein protziges Schloss mit Hotel und Tagungsräumen begegnet. Wahnsinn, wie nah hier die Gegensätze nebeneinander liegen.


Es geht durch den inzwischen kühlen Abendwald und kurz vor Neuhardenberg erwartet uns der perfekte Zeltplatz – eine Trockenwiese mit weitem Blick und einer windschützenden Hecke. Rasch ist das Zelt aufgebaut und ich mache mich ans Kochen. Geübt möchte ich meinen Primus anwerfen, doch sobald ich das Feuerzeug ausmache, erlischt auch die Gasflamme. Ups! Ich prüfe alle Ventile, drehe den Regler hoch und runter, wechsle die Gaskartusche, doch immer dasselbe – Feuerzeug aus, Flamme aus. Dabei hab ich den Kocher doch mit Gas benutzt – vor langer Zeit. Svens Laune sinkt, meine auch. 4 Tage ohne warmen Tee geht ja gar nicht – ganz zu schweigen von den 10 rohen Eiern im Gepäck (die übrigens alle heile sind). Wir schmeißen unsere Handies an und recherchieren ohne Ergebnis. Ich baue den Kocher auseinander und reinige alle Ventile, hilft alles nix. Es wird dunkler und kühler und ich bin richtig sauer auf das scheiß Teil. Hätt ich doch nur meine Benzinflasche, hätten wir lieber mal den Gaskocher eingepackt… Frustriert starre ich auf den Kocher und dann fällt es mir auf – da fehlt doch ein Teil! Das kleine Mittelkreuz. Rasch in der Tasche gesucht, gefunden, angebracht, Kocher läuft, es gibt Abendessen. Wir müssen beide laut vor Erleichterung lachen! Hab ich doch nur der guten Story wegen gemacht
Die Kälte und die kurze gestrige Nacht treibt uns bald in die Schlafsäcke. Mit wohligem Seufzen sinke ich auf mein Kopfkissen (ich liebe Radtouren, da kann man sich so einen Luxus erlauben).
Der erste Mai naht, das Wetter scheint passabel zu werden, also nehmen wir spontan frei. Wir kaufen Karten und legen eine grobe Reiserichtung fest – von Berlin aus gen Osten, nach Polen rein, abbiegen in den Süden und irgendwann zurück nach Deutschland, um einen Zug zurück nach Berlin zu finden. Ein Blick auf die Karte zeigt mir, dass die märkische Schweiz fast auf dem Weg liegt und da ich einiges gutes darüber gehört habe, integrieren wir sie kurzerhand. Ein weiterer Blick zeigt uns, dass hier der europäische Radwanderweg R1 entlang führt, so können wir bequem seiner Markierung folgen. Küstrin müssen wir auch unbedingt mitnehmen – wegen des Polenmarktes mit Räucherfisch, Schinken und gaaanz viel Spargel.
Das Packen findet wie üblich in der Nacht vor Abreise statt und wie üblich zieht es sich länger als gedacht. Es scheint eine Illusion zu sein, dass nach jahrelanger Outdoor-Ausrüstung das Packen von alleine geht und innerhalb kurzer Zeit erledigt ist. Wir wollen aus dieser Tour eine Genusstour machen, also gibt’s statt Müsli Brot mit Marmelade und mittags Brot mit Polenwurst und anderen Leckereien. Ich packe den großen Omnifuel statt des kleinen Gaskochers ein, um gutes und bequemes Kochen zu garantieren. Irgendwo tauchen noch zwei passable Gaskartuschen auf, also bleibt das Benzin zu Hause – ein Fehler. Dazu ein beschichtetes Pfännle, ein zweiter Topf und ein Gemüseschäler für den Spargel. Ach ja, eine Flasche Wein darf nicht fehlen und die neuen Outdoor-Weingläser müssen auch eingeweiht werden. Das restliche Gemüse aus dem Kühlschrank findet seinen Platz ebenso wie meine Espressokanne mit Kaffee. Eine Premiere, da ich viel Milch für den Kaffee brauche. Ich probiers diesmal mit Kondensmilch. Irgendwann spät am Abend haben wir angesichts der Regenaussichten für die nächsten beiden Tage noch die spontane Idee Regenhandschuhe einzupacken. Leider dachte nur ich daran, auch lange Fingerhandschuhe dazu zu legen. Die Zeltfrage entschieden wir leider für das kleine Hubba Hubba, das große Salewa wäre netter gewesen. Bei der Kamera wage ich ein Experiment und nehme nur eine alte manuelle Festbrennweite mit. Das Fokussieren klappt noch nicht immer und ich will ein wenig üben.
1. Mai 2014
Nach der anstrengenden Woche und der gestrigen Packaktion ist die Bettanziehungskraft so groß, dass wir einfach nicht aus den Federn kommen. Ein ordentliches Frühstück muss auch sein. Sven brät ein kleines Rührei und ich frage, ob ich nicht auch eins bekommen könne. Er: Dies sind alle weg. Ich: Wir haben doch erst am Sonntag 10 Stück mitgebracht, wo sind die denn alle? Er: Hab ich eingepackt für unser Frühstück. Ich ALLE?. Er: Ja. Na, wenn dat mal gut geht…
Bis wir dann fertig gepackt haben, war es schon 2 Stunden später als geplant, aber egal. Es ist Urlaub. Die S-Bahn-Fahrt nach Erkner versüßen wir uns mit Bier und einer Mate – man gönnt sich ja sonst nichts. In Erkner ist der Einstieg zum Radweg schnell gefunden und wir schwingen uns motiviert auf die Räder.

Doch STOP – ein Dönerladen kreuzt unseren Weg und hindert uns am Weiterfahren. Sven legt eine Vollbremsung hin und muss jetzt gleich unbedingt Mittagessen, nicht, dass wir hungrig vom Rad kippen. Na gut. Ein Döner, ein kurzes Gespräch mit dem einsamen Herrn am Nebentisch, der hier bei seinem ersten und sicher nicht letzten Bier sitzt.

Dönertier
Um halb zwölf geht’s dann aber wirklich echt richtig los. Den Plan, heute noch die 90 km bis Küstrin zu kommen, haben wir eh schon aufgegeben.
Es geht vorbei an Plattenbauten und dann kommt schon der erste See in Sicht – mit frischen Fischbrötchen. Wir verfluchen den Döner und radeln weiter. Halt, stopp! Aus dem Augenwinkel sehe ich auf der anderen Straßenseite was großes Braunes. Ein Bär! Nee, gibt’s hier doch gar nicht. Es ist eine Bache mit Frischlingen. Fasziniert bleiben wir stehen und beobachten, wie die Sau sich in aller Seelenruhe an den jungen Eichenblättern labt. Neben uns halten weitere Radler an. Läge nicht eine große Straße zwischen uns, würde ich doch leicht nervös werden – und Mama Sau sicherlich auch. Schließlich hat sie sich genug präsentiert und trollt sich. Nun müssen wir aber mal endlich ein paar Kilometer machen. Ach nee, da vorne liegt ein Geocache…
Wir kommen durch ein nettes Dörfchen. Vor uns eine Truppe junger Leute, ein Bus überholt uns und hält neben den Jugendlichen. Die Tür geht auf: Hi Robert, wie geht’s? Kommste heute abend auch zum Grillen? Wir grinsen, Landleben.
Ein paar Meter weiter dann die nächste Attraktion, die begutachtet werden muss – eine Straußenfarm.

Nach ein paar Fotos rollen wir gemütlich weiter auf dem wirklich hervorragend markierten und ausgebauten Radweg. Der angekündigte Regen bleibt aus, die Sonne scheint und es wird warm. Die Dörfer sind idyllisch und immer wieder gibt es Kleinigkeiten zu entdecken – etwa der Liederwanderweg.

Immer wieder ziehen Biker mir ihren fetten Maschinen vorbei und wir überholen andere Feiertagsradler.


Den nächsten Stopp (mir ging schon fast die Puste aus) kommt schon bald in Form einer alten Ziegelbrennerei. Während Sven seinen Geocache sucht, vergnüge ich mich mit Äffchen und Paul und der Kamera. Ich muss üben, dann der manuelle Fokus sitzt noch nicht immer da, wo ich ihn haben will.


Immer wieder weisen Schilder auf die Finanzierung des Radwegs durch die EU hin. Wir lieben sie. Nicht nur ist die Ausschilderung bestens, der Weg führt häufig über toll geteerte Feldwege und auch die Pflasterstraßen haben eine extra für die Radler geteerte Spur.

Aber für unsere Kilometerleistung ist auch der gute Ausbau keine Hilfe, da wir schon bald wieder einem kleinen Schild folgen müssen. In Garzin weißt es auf eine Pyramide hin, die wir uns anschauen müssen. Und den Klängen des Dorffestes auf dem Sportplatz holpern wir zu einer wunderbaren kleinen Pyramide mit Weinberg davor. Sie war einst der Mittelpunkt eines Landschaftsparkes, steht nun aber mitten im Wald. Es wimmelt vor gut gelaunten und beschwipsten Feiertags-Radlern. Wir mischen uns unter sie und holen unsere Flasche Wein hervor. Kleine Marscherleichterung. Sven sucht Schätze, ich knippse.



Beim Weiterfahren habe ich ein breites Grinsen im Gesicht. Hach, was ein schöner Radeltag! Mit etwas Wein im Blut merkt man auch die kleinen Anstiege kaum, die jetzt zunehmen (jaja, die Schweiz). Schweren Herzens lassen wir das DDR-Museum und den Abzweig nach Hohenstein links liegen.


Ich widerstehe dem Angebot bei einem kleinen Verkaufsstand (Brennnessel-Bowle, Löwenzahnsirup und selbst gestrickte Handschuhe und Socken – hätten wir letzteres bloß mal gekauft).


In Bergschäferei verlassen wir die Straße und saußen durch einen fantastisches kleines Naturschutzgebiet mit alten Bäumen und jeder Menge Totholz. Ich jauchze innerlich.

In Nullkommanichts sind wir in Waldsieversdorf, wo uns zur besten Kaffeezeit das Radlercafe Tilia mit selbst gebackenem Kuchen am Wegesrand erwartet. Wir brauchen dringend eine Pause und eine Stärkung.

Anschließend kommen wir in die Kernzone der Schweiz und wir keuchen einige kleine Hügel hinauf. Macht nichts, mein Grinsen im Gesicht wird trotzdem immer breiter. Diese kleinen schnuckeligen Dörfer! Buckow hat es mir besonders angetan. Die Nachmittagssonne bringt das frische Grün der Bäume und die zahlreichen Blumen in den Vorgärten zum Leuchten. Ich will wieder hierher kommen, vielleicht zum Wandern?
Ein nächster kleiner Schatz- und Knippshalt an ein paar Binnendünen, die Umrundung eines kleinen idyllischen Sees und um sechs Uhr eröffnen wir die Jagd auf einen Zeltplatz.

Wir füllen bei einer netten Familie unsere Ortlieb-Wassersäcke auf und sind somit für den Abend gerüstet. Aber erst durchqueren wir noch Wulkow, wo uns neben Plattenbauten auch ein protziges Schloss mit Hotel und Tagungsräumen begegnet. Wahnsinn, wie nah hier die Gegensätze nebeneinander liegen.


Es geht durch den inzwischen kühlen Abendwald und kurz vor Neuhardenberg erwartet uns der perfekte Zeltplatz – eine Trockenwiese mit weitem Blick und einer windschützenden Hecke. Rasch ist das Zelt aufgebaut und ich mache mich ans Kochen. Geübt möchte ich meinen Primus anwerfen, doch sobald ich das Feuerzeug ausmache, erlischt auch die Gasflamme. Ups! Ich prüfe alle Ventile, drehe den Regler hoch und runter, wechsle die Gaskartusche, doch immer dasselbe – Feuerzeug aus, Flamme aus. Dabei hab ich den Kocher doch mit Gas benutzt – vor langer Zeit. Svens Laune sinkt, meine auch. 4 Tage ohne warmen Tee geht ja gar nicht – ganz zu schweigen von den 10 rohen Eiern im Gepäck (die übrigens alle heile sind). Wir schmeißen unsere Handies an und recherchieren ohne Ergebnis. Ich baue den Kocher auseinander und reinige alle Ventile, hilft alles nix. Es wird dunkler und kühler und ich bin richtig sauer auf das scheiß Teil. Hätt ich doch nur meine Benzinflasche, hätten wir lieber mal den Gaskocher eingepackt… Frustriert starre ich auf den Kocher und dann fällt es mir auf – da fehlt doch ein Teil! Das kleine Mittelkreuz. Rasch in der Tasche gesucht, gefunden, angebracht, Kocher läuft, es gibt Abendessen. Wir müssen beide laut vor Erleichterung lachen! Hab ich doch nur der guten Story wegen gemacht

Die Kälte und die kurze gestrige Nacht treibt uns bald in die Schlafsäcke. Mit wohligem Seufzen sinke ich auf mein Kopfkissen (ich liebe Radtouren, da kann man sich so einen Luxus erlauben).
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