• Trampelwurm
    Anfänger im Forum
    • 19.04.2012
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    [CH] Spaziergang in 2 Akten

    2 Wochen Urlaub im August. Yuppiiee!!!

    Geplant war Graubünden. Möglichst mit Zelt und Kocher über "normale" Bergpässe trekken. Ich wollte schon lange wissen wie es konditionell um mich steht. Wieviel Last vermag ich rumzuschleppen. Dazu bieten sich die Alpen vor der Haustür geradezu an. Man kann sich in den Täler zu Tode laufen und trotzdem gibts Hier und Dort Notausgänge.

    Tag 0: Abgesagt

    In der 1.Woche war zu starke Gewitterneigung prophezeit worden. Am Abend des 5. Aug. der Höhepunkt aus meteorolgischer Sicht.
    Schnell die Kamera auf das 3-Bein setzen und Langzeitbelichtung ein....

    21:30 Uhr. Richtung Berner Oberland.




    Am nächsten Tag erschauderte mich dann folgende Nachricht..
    Alpinist stirbt nach Blitzschlag
    Ich vertagte die Wanderung um eine Woche,


    Tag 0:
    2.Versuch.
    Ich prügelte mein Kleinwagen über die Autobahn Richtung Davos. Weiter über den Flüelapass. Unten in Susch angekommen hielt ich nach dem in der Karte eingezeichneten Campingplatz Ausschau. Ohne Erfolg. Der kleine Platz ist nicht mehr in Betrieb wie ich später Erfuhr. Ich schlug mein Zelt in Zernez auf.

    Tag 1:
    Nach einem kurzen Regenschauer am Morgen packte ich endlich los. Ich liess das Auto in Zernez zurück und fuhr mit der Räthischen Bahn nach Susch zurück. Spät am Vormittag nahm ich meine ersten km in Angriff. Ziel ist der Grialetschpass auf 2537m. Und vielleicht sogar noch der Scalettapass.

    Vom Dorf Susch führt ein Weg unweit der Flüelapassstrasse entlang, auf der linken Talseite rauf bis zur Brücke.

    Erste Höhenmeter über Susch





    Und dann plötzlich vergraulte mir ein Schild die Laune, bevor sich der Bergweg von der Hauptstrasse trennte.

    "Weg gesperrt. Steinschlag Gefahr. Bitte Benutzen Sie sie die linke Talseite"

    Aber...ich befinde mich ja auf der linken Talseite. Zumindest Taleinwärts gesehen. Auf der anderen Talseite konnte ich kein Fussweg auf der Karte ausmachen. Will ich dort wirklich auf der Hauptstrasse vom Verkehr überrollt werden? Nein. Entgegen dieser Anweisung packte mich trozdem die Neugier und schritt weiter auf diesem Weg.

    Es ging weiter durch Wald und Unterholz. Rechts unten, der noch gut erhaltene Weg sichtbar



    Und dann kam wohl auch diese Steinschlagzone. Eine brüchige Bergflanke bis hoch zum Gipfel Piz dal Ras. Hier verlor sich der Weg in kleine versplittete Pfade. Dann fand ich wieder ein gängiger Weg durch mannhohes Unterholz und Dickicht. Gerade als ich mir eine Machete wünschte durchbrach ich die dichte Dschungelwand, wo auch schon ein Schild in Gegenrichtung auf mich wartete...3 mal dürft ihr raten:

    "Weg gesperrt. Steinschlag Gefahr. Bitte Benutzen Sie sie die linke Talseite"

    Nach dieser feucht nassen Etappe gings dann endlich auf bequemen Weg weiter.

    Gut markiert, gute Laune


    Die Susasca macht sich Breit


    Nach der Alp Pra Dadoura


    Irgendwo in Weghälfte verpflegte ich mich mit Schokoriegel und Wasser. Ich wahr noch tief unten im Tal. Die Baumgrenze noch nicht wirklich hinter mir.

    Nach weiterer Kraxelei erreiche ich endlich die Einöden und Rückzugsgebiete der Gletscher.




    Willkommen auf dem Grialetschpass / Fuorcla da Grialetsch 2537m


    Nach 12.5km und 1100 Höhenmeter war ich mit 19kg Last, dann doch etwas schlapp. Und ich war sehr schnell ausgekühlt. Soll ich die Annehmlichkeiten der SAC Hütte in Anspruch nehmen oder das mitgeschleppte Zelt aufschlagen? Die Entscheidung war schnell gefasst. Als unangemeldeter Gast bettlelte ich bei der Hüttenchefin an. Minuten später war alles im Buch reserviert: Abendbrot, Übernachtung, Frühstück.
    Ihr könnt mich jetzt ruhig Warmduscher sagen. Auf meine Anfrage hin, wäre auch Zelten erlaubt gewesen.

    Bergsee und Wasserreservoir der Hütte.


    Chillen vor der Hütte.
    Ein bisschen mit dem Tele spielen. z.B. das Schattenspiel über Vadret da Grialetsch.






    Weitere Gäste trudeln ein. Abendbrot um 18:15.
    Hafersuppe, Spaghetti, Salat, Tee, Kafee und als Dessert noch...Schokocreme... Unglaublich!
    Ich schlief wie ein Murmeltier. Der 1. Akt ist vorbei.
    Morgen gehts weiter.....
    Zuletzt geändert von Trampelwurm; 08.10.2013, 16:36. Grund: [CH] Graubünden, Spaziergang in 2 Akten
    Heute beginnt der Rest deines Lebens....

  • grenzenlos
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    #2
    AW: Spaziergang in 2 Akten

    Schönes Trostbild! Bin gespannt!
    Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

    Gruß, Wi grenzenlos

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    • Trampelwurm
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      #3
      AW: Spaziergang in 2 Akten

      Zitat von grenzenlos Beitrag anzeigen
      Schönes Trostbild! Bin gespannt!
      Trostbild ist jetzt Bild Nr.5.
      Danke für dein gefallen.
      Heute beginnt der Rest deines Lebens....

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      • grenzenlos
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        #4
        AW: Spaziergang in 2 Akten

        Zitat von Trampelwurm Beitrag anzeigen
        Trostbild ist jetzt Bild Nr.5.
        Danke für dein gefallen.
        Prima! Die anderen sind auch sehr schön. Danke!
        Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

        Gruß, Wi grenzenlos

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          #5
          AW: [CH] Spaziergang in 2 Akten

          2. Akt

          Gut verpflegt verlasse ich die Hütte um 07:30 Uhr Richtung Dürrboden. Nächstes Ziel ist der unweit entfernte Scalettapass (2606m).

          Vorbei am Furgasee


          Beim Abstieg gehts 320 Höhenmeter runter, und sogleich wieder 389 Höhenmeter zum Scalettapass rauf.
          Der Ab- und Aufstieg erfolgte im taufrischen Morgen-Nebel. Ich stülpte schon mal die Rucksackhülle über, alles wurde feucht.

          Kurz vor der Passhöhe


          Scalettapass 2606m mit Schutzhütte (Unbewirtet)


          Südblick



          Mit bester Laune gehts ab ins Val Funtauna. Dabei nehm ich nicht den Abstieg zum Talboden sondern biege rechts ab und behalte die Höhe entlang des Tals.



          Zu hinterst im Tal:
          Piz Kesch, Kesch Hütte und Passhöhe Fuorcla da Funtauna


          Ich bewege ich mich auf der klassischen Haute Route im Graubünden. Die Tour liese sich in Tagesetappen von SAC Hütte zu SAC Hütte in westliche Richtung erweitern. Ich nehme nicht den Aufstieg zur Keschhütte in Angriff, sondern mache rechtsum ein Abstecher zum "Lai da Ravais-ch-Sur". Ein kleiner See beim Übergang zum Val da Ravais-ch und Sertigpass.


          Lai da Ravais-ch-Sur


          Ich gurke ein Wenig um diesen See rum, verpflege mich, und rätsle wie weiter...Ich nenne das FREIHEIT!

          Nordblick zum tiefergelegenen See "Lai da Ravais-ch-Suot" und Piz Ducan [3013m] im Hintergrund


          Es ist irgendwann am Nachmittag. Alle Optionen sind offen.
          Ich will nicht zur Keschhütte eine weitere Hüttenübernachtung machen. Hier das Zelt aufschlagen? Aber die Sonne steht noch hoch. Ausserdem hats hier zu viel Wanderverkehr. Ich wage den "Abmarsch" runter ins Engadin nach "La Resgia" zum Campingplatz.
          Das heisst erstmal runter auf den Talboden des Val Funtauna, um dieses in voller Länge zu durchlaufen, bevor dann noch die mir unbekannte Distanz des Val Susauna vor mir liegt. Zu diesem Tal hab ich kein Kartenausschnitt.

          Val Funtauna


          Am Ende des Val Funtauna liegt die Alphütte Funtauna wo endlich ein Wegweiser steht. Auf dieser ist die Zeitangabe mit 1.45h zu meinem Ziel angegeben. Wie weit mag das in km wohl sein? Langsam spüre ich die Strapazen an Fuss, Schulter und Oberschenkel. Es ist 17:00Uhr und ich nehme die letzte Etappe in Angriff. Mit etwas Kopfarbeit schätze ich das Tempo auf 8-10km/h. Schliesslich gehts bergab. Aus der Zeitangabe des Wegweisers schätze ich eine Distanz von 13-15km die noch vor mir liegt. (Später gemessen warens dann 11km) Die Füsse und die Schultern melden sich jetzt immer häufiger an meine Leidens-Zentrale im Gehirn. Ein Abstieg kann so brutal sein . Ich geniesse dazwischen die kurzen ebenen Teilstücke.

          Endlich Zelt aufschlagen in La Resgia. (Gehört zu S-Chanf oder Cinuos-Chel ??)
          Blick auf die Uhr. Es ist 20:05Uhr. Reissverschluss vom Schlafsack halb raufgezogen, und ..

          Fazit:
          Angesichts der abendlichen Strapazen werd ich nur noch bis 16kg am Rücken mitschleppen.
          Einzusparen an weniger Kleidung und Wasservolumen.
          Vielleicht auch mal zu einem 1-Mann Zelt wechseln. Aber ich hänge so an meiner 2-Mannskuppel.

          Tja. Das wars. Danke fürs zuschauen.



          1.Tag
          Karte zur 1. Etappe


          2.Tag
          Karte zur 2. Etappe

          1.Tag links, 2.Tag rechts
          Zuletzt geändert von Trampelwurm; 09.10.2013, 20:39.
          Heute beginnt der Rest deines Lebens....

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          • Stippvisite
            Erfahren
            • 13.05.2013
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            #6
            AW: [CH] Spaziergang in 2 Akten

            Zitat von Trampelwurm Beitrag anzeigen
            Tja. Das wars. Danke fürs zuschauen.
            Danke für's Zeigen

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