• flyingscot
    Erfahren
    • 27.12.2007
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    [IT] (U)L-Bergwandern am Rosengarten

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 46.495915506
    Längengrad 11.637695312
    Bergwandern, Klettersteige und UL-Biwak, kann das funktionieren? Keine Ahnung! Eine kurze Frage hier im Forum ergab: Probiers aus!

    Na dann mal los: Ein Ort ist mit der Rosengartengruppe schnell gefunden. Mit Biwak, UL und Klettersteigen kann ich mit minimalen Erfahrungen aufwarten. Wandern ist Neuland für mich als eingefleischten Radsportler...

    Sonntag, 16.09.2012, 7:30 Uhr. Tiers Naturparkhaus.

    Die Sonne schickt schon die ersten Strahlen durch den Rosengarten.


    Zum Eingewöhnen wandere ich erstmal die 4A zur Tschafonhütte. Mal sehen, ob diese neumodischen Trekkingstöcke zur irgendwas gut sind, außer mein Tarp zu stützen.


    Einen schnellen Kaffee an der Tschafonhütte und ein paar Meter sieht man sie, die Hammerwand


    Nach etwas Eingewöhnung in die "Hand"habung vor allem der Schuhe und Stöcker, klappt der Anstieg überraschend gut. Schon bald ist das Gipfelkreuz in Sicht:


    Der Gipfel ist aber nicht das Ziel, weiter geht es auf dem Wanderweg 9 hinauf zum Schlern-Plateu. Der Weg geht auf und ab, z.T. etwas ausgesetzt und gesichert.


    Langsam erreiche ich die Baumgrenze, das Schlernplateu kann nicht mehr fern sein. Rückblickend vom Schlernhaus aufgenommen, führt der Wanderweg von rechts unten hoch...


    Als Ziel für diesen Tag habe ich mir die Rosszähne vorgenommen, oben links im Bild. Allerdings von der anderen Seite. Dazu muss man das Plateu natürlich erstmal der Länge nach überqueren. Kein Problem, dachte ich. Nicht so mein linkes Knie. Es tat recht plötzlich beim geringsten Bergabgehen ziemlich weh. Hmm, blöde Sache, mal sehen ob die Trekkingstöcke auch Bergab zu was gut sind. Und siehe da! Mit den Stöcken konnte ich das Knie bergab sehr gut entlasten. Bergauf schmerzte es auch nicht. Aber trotzdem muss ich das wohl beobachten... vielleicht ist einfach nur eine Überlastung. Heute sind ja schon fast 2000 Höhenmeter auf der Uhr.

    Mit der Überquerung des Plateus ist aber noch nicht ganz getan:


    Da hinten hinter der Tierser Alphütte will ich biwakieren...

    Ziemlich plattgelaufen komme ich dort an und genehmige mir erstmal ein alkoholfreies Weizen. Es ist 18 Uhr, reine Gehzeit dürfte aktuell bei gut 10 Stunden liegen.

    Ein paar Meter hinter der Hütte finde ich aber den idealen Platz fürs Nachtlager:


    Das Tarp habe ich nur testweise aufgestellt, quasi als weiteren Check ob alles funktioniert. Tut es. Auch eine sehr gute Verwendung für den Trekkingstock: als Tarpgestänge...

    Isomatte und Schlafsack rolle ich diese Nacht unter dem Sternenhimmel aus. Beeindruckend! So viele Sterne in der mondlosen und wolkenlose Nacht! Nur die diversen SUVs und Quad-Fahrten zur nahe gelegenden Tierser Alp Hütte erhellen mit ihren Scheinwerfern die umgebenden Felswände ziemlich gespenstisch. Aber ab 11 Uhr nachts kehrt auch dort Ruhe ein...

    Gut schlafe ich die Nacht nicht, das ist für mich aber völlig normal, zu sehr lenkt der Sternenhimmel die Aufmerksamkeit auf sich und zu gespannt bin ich auf den kommenden Sonnenaufgang.

    Als Vorgeschmack auf den zweiten Tag, die blaue Stunde vor Sonnenaufgang:
    Zuletzt geändert von flyingscot; 20.09.2012, 18:47.

  • cane

    Alter Hase
    • 21.10.2011
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    #2
    AW: [IT] (U)L-Bergwandern am Rosengarten

    Tolle Bilder und toll beschrieben!

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    • Wafer

      Lebt im Forum
      • 06.03.2011
      • 9533
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      #3
      AW: [IT] (U)L-Bergwandern am Rosengarten

      Hallo FlyingScot.

      Das liest sich sehr vielversprechend! Und tolle Bilder! Schön, dass wir "dabei" sein dürfen!

      Gruß Wafer

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      • flyingscot
        Erfahren
        • 27.12.2007
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        #4
        2. Tag

        Montag, 17.9.2012: An den Rosszähnen


        Sonnenaufgang über dem Sellamassiv. Herrlich. Es ist zwar mit +2 Grad recht kalt, aber der leichte Wind seit einer guten Stunde hat das Tarp und den Schlafsack komplett trockengeföhnt. Ich packe alles schnell zusammen, ein schnelles Müsli und einen Tee später bin ich schon auf dem Weg zum Einstieg in den Maximilian-Klettersteig. Er beginnt direkt oberhalb der Tierser Alphütte. Gegen 7:30 Uhr erreiche ich den Wandfuß, ich bin wohl der erste heute hier. Tiers und Bozen liegen noch unter eine Hochnebeldecke...



        Die Sonne hat schon richtig Kraft, die warme Klamotten müssen runter, das Klettersteigset angelegt werden. Und schon geht es los in den Klettersteig. Im 1. bis 2. Grad geht es erstmal ungesichert los. Ganz schön locker das Gestein hier, lieber jeden Griff mal auf Festigkeit prüfen...

        An steileren Stellen gibt es dann aber die klassischen Seilsicherungen. Alles nicht schwer zu klettern. An mehreren Stellen geht es aber auch einige Meter wieder runter, z.T. auch ungesichert. Der Klettersteig windet sich immer über den Grat, der z.T. nicht mal handtuchbreit ist. Wer bisher nicht wusste, ob er Höhenangst hat, weiss es spätestens jetzt.


        Für mich eher kein Problem. Bisher zumindest. Hier rückblickend ein Teil des Grates:


        Zum Schluss gibt es nochmal einen längeren Anstieg zur Roterdspitze, die eigentlich gar nicht mehr zu den Rosszähnen gehört. Sie bildet das Ende des Schlernplateau. Hier gibt es nochmal eine Menge ungesicherte und etwas ausgesetzte 2er-Bereiche. Garniert mit leichter Vereisung. Nicht problematisch, aber Vorsicht ist geboten. Oben wird es noch ausgesetzter, dann aber wieder mit Seilsicherung. Hier kommen mir auch die ersten Bergsteiger entgegen, die den Steig von der anderen Seite begehen.


        Von der Roterd-Spitze führt ein normaler Weg auf das Schlernplateau, ich wandere wie Tags zuvor wieder zur Tierser Alphütte. Mein nächstes Ziel ist der Plattkofel. Zuvor aber erstmal den obligatorischen Vormittagskaffee an der Hütte. Und schon geht es weiter, von der Hütte erstmal ordentlich bergab mit meiner bewährten Doppelstocktechnik. Und siehe da, das Knie schmerzt praktisch gar nicht. Gute Vorraussetzungen für die weitere Tour.

        Mit recht hoher Geschwindigkeit hetze ich in Richtung Plattkofelhütte in der irrigen Annahme, den Oskar-Schuster-Steig gleich heute Nachmittag noch anzuhängen. Das rächt sich natürlich. Ziemlich platt komme ich gegen 14 Uhr an der Plattkofelhütte an. Auch nach einer Stärkung ändert sich nicht viel an dem Gefühl. Hinzu kommt noch die Frage, wo eigentlich der Einstieg zum Klettersteig ist. Verdammt, ich habe es vergessen und auch nicht aufgeschrieben. Der Normalweg zum Plattkofel ist es sicher nicht. Bevor ich mich jetzt bei den vielen Touristen durchfrage, recherchiere ich im Internet kurzerhand: Nicht hier!
        War ja klar, es passiert mir nicht zum ersten Mal, dass ich Touren oder Tracks falschrum fahre/gehe. Beim Mountainbiken ist das schon blöd, bei Klettersteigen meist ganz blöd.

        Der Einstieg ist an der Langkofelhütte. Ich plane also um und laufe auf dem Friedrich-August-Weg zum Sellajoch. Beeindruckend, wie ein Skigebiet die Landschaft verschandeln kann... Unterhalb der Langkofelscharte wird das Nachtlager aufgeschlagen.


        Dort will ich morgen früh rüber zur Langkofelhütte. Seit kurzem macht meine Kamera so seltsame Geräusche und nimmt häufiger unscharfe Bilder auf... na toll.

        In dieser Nacht kann ich zwar besser schlafen, mehrmals schrecke ich allerdings hoch mit sowas wie verzögerter Höhenangst. Der morgige Oskar-Schuster-Klettersteig soll, ähnlich wie heute auch, nur sporadisch gesichert sein...

        Ich schlafe die Nacht im Tarp, die Wolken sehen etwas unentschlossen aus. Gegen zwei Uhr nachts werde ich wach, da ist doch was außerhalb des Tarps. Ein schnüffeln, ganz leise aber schnelle Fußtritte, und wieder Stille. Das ist weder eine Kuh noch ein Mensch... ein "Kzzz" verjagt das Etwas nicht wirklich. Sehen kann ich gar nichts...hellwach fummele ich aus meinem Rucksack meine Taschenlampe. Ich schalte ein und bin völlig geblendet, genau wie mein Gegenüber. Ein ausgewachsener Fuchs. Er nimmt auch nicht sofort Reißaus, erst nachdrückliches Verscheuchen meinerseits lässt ihn abziehen... na dann Gute Nacht!

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        • hambe
          Gerne im Forum
          • 18.04.2008
          • 86
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          #5
          AW: [IT] (U)L-Bergwandern am Rosengarten

          Hallo, hier gehts hoffentlich noch weiter, oder?

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          • Mika Hautamaeki
            Alter Hase
            • 30.05.2007
            • 3996
            • Privat


            #6
            AW: [IT] (U)L-Bergwandern am Rosengarten

            Oh man, da kommen Erinnerungen hoch. Ende der 90er war ich auch dort unterwegs udn hab drei Tage auf der Tierser Alpl genächtigt. Eine wirklich gemütliche Schutzhütte. den Maxi-Steig sind wir damals ohne Seilsicherung gegangen (würde ich heute immer noch machen) da die Sicherungsabschnitte ja doch eher kurz sind. Danke für die Bilder!!!
            So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
            A. v. Humboldt.

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            • Nicknacker2
              Fuchs
              • 10.06.2011
              • 1295
              • Privat


              #7
              AW: [IT] (U)L-Bergwandern am Rosengarten

              Schöner Bericht über eine interessante Bergtour! Ich bin schon auf die Fortsetzung gespannt.
              Signaturen sind prätentiös. :D

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              • flyingscot
                Erfahren
                • 27.12.2007
                • 398
                • Privat


                #8
                AW: [IT] (U)L-Bergwandern am Rosengarten

                Ok, wie gewünscht die Fortsetzung...

                Dienstag, 17.9.2012: Langkofelscharte


                Diesmal hat mir leider kein Wind das Tarp trockengeföhnt, aber der stahlblaue Himmel verspricht einen perfekten Tag. Beim Aufstieg der Langkofelscharte merke ich aber schon die zwei letzten Tage in den Knochen, so fit bin ich nicht mehr. Die ersten Sonnenstrahlen heben aber die Stimmung ungemein.

                Vorbei an der Demez-Hütte geht es im Langkofelkarr wieder im Schatten runter, zwischen den beeindruckenden Felswenden des Platt- und des Langkofels. Es ist erst kurz nach 8 Uhr, ich bin offensichtlich völlig alleine hier.

                Immer weiter hinunter bis im Schatten fast unscheinbar die Langkofelhüttel links an den Fels geschmiegt auftaucht. Ich lasse mir vom Hüttenwirt noch versichern, dass der Oskar-Schustersteig aktuell begehbar ist und genehmige mir noch einen Kaffee. Erst beim Anstieg zum Einstieg dringen die ersten Sonnenstrahlen durch die Langkofelscharte in das Karr...



                Ganz langsam und entspannt wandere ich zum Einstieg, um für den Klettersteig mehr oder weniger ausgeruht zu sein. Irgendwo hier in den Felswänden muss er hindurchführen...


                Dann finde ich den Einstieg und lege die Klettersteigausrüstung an. Sehr schöne Kletterei, nie schwierig, aber schön verwinkelt mit tollen Weitblicken zwischen den Felstürmen hindurch. Und das bei dem Wetter! Einziger Wehrmutstropfen bleibt meine Kamera die jetzt wohl endgültig ihren Geist aufgegeben hat. Ein paar Bilder habe ich dann noch mit meinem Smartphone gemacht...



                Ohne Weitwinkel und Selbstauslöser ist dieser schöne Klettersteig aber kaum abzulichten. Er zieht sich immer höher in die Felstürme, es ist nicht kalt, sie Sonne scheint fast die ganze Zeit auf den Aufstieg. Kurz vor Ende des Steigs klettert man einen Kamin zum Plattkofelgrat hoch und man fühlt sich gleich in einer anderen Welt. Duzende Menschen am Gipfelkreuz und der Massenansturm über den Normalweg hat gerade erst begonnen. Es ist kurz vor 12 Uhr. Im Aufstieg sieht man mehrere Duzend Wanderer.

                Fast wäre mir das phantastische Panorama entgangen.



                Mein Smartphone ist offensichtlich mit der gleißenden Helligkeit hier oben überfordert. Mein Ziel ist heute eigentlich der Antemoia-See. Die Cirrus-Wolken aus Nordwest verheißen aber nichts gutes für den kommenden Tag, das könnte eine heraufziehende Kaltfront sein...

                Nur kurze Zeit halte ich es in dem Trubel am Gipfelkreuz des Plattkofels aus. Ich mache mich auf den Weg über den Normalweg zur Mittagseinkehr in den Plattkofelhütte. Unglaublich, wieviele Leute hier hoch krakseln. Und viele sehen schon im Aufsteig sehr fertig aus.

                Beim Mittag erfahre ich, dass wohl eine kräftige Kaltfront im Anmarsch ist. Schnee auf 1800m herunter. Das ist nicht gut...
                Ich wandere erstmal in Richtung Tierser Hütte und überlege, was ich machen soll. Die letzte Kaltfront vor ein paar Wochen brachte hier stellenweise mehr als 10cm Schnee. Ich entscheide mich daher, hier abzubrechen, da in den Folgetagen sehr tiefe Temperaturen angesagt werden. Der Schnee würde dann also liegenbleiben. Statt in den Rosengarten wandere ich also zurück zur Tierser Alphütte und durch das Bärenloch zurück ins Tschamintal. Gegen 19 Uhr erreiche ich das Auto.

                Im Nachhinein kam glaube ich fast kein Schnee herunter und ich hätte die Tour vermutlich fortsetzen können.

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                • Jack68
                  Erfahren
                  • 30.03.2012
                  • 401
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                  #9
                  AW: [IT] (U)L-Bergwandern am Rosengarten

                  Vielen Dank für die schönen Bilder und die aussagekräftigen Texte. Macht Spass "Mitzuwandern".
                  ...

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