• Fliir
    Erfahren
    • 27.07.2011
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    [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 47.821804444
    Längengrad 8.0753784179
    Schwarzwaldüberquerung September 2011, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht



    Vorwort:

    Ein Reisebericht braucht normalerweise kein Vorwort. Warum schreibe ich also eines für den Reisebericht dieser Schwarzwaldtour, die auf einer Abenteuer&Wildnis-Skala von 1 bis 10 etwa dem Wert 0,5 entspricht? Weil ich ein Bewegungsmuffel bin, der Outdoor bisher nur aus schönen Naturdokus kannte. Und weil ich mit diesem Reisebericht den Anfang eines größeren Erfahrungs-Tagebuches machen möchte, dass nicht nur die Touren beschreiben soll, die ich in Zukunft bereisen werde, sondern auch welche Auswirkung sie auf mich selbst haben. Letztlich ist dieses Erfahrungstagebuch auch und vor allem an jene gerichtet, die ähnlich wie ich gerade erst Outdoor entdecken oder wiederentdecken.
    Zweiteres ist bei mir der Fall, aber dazu muss ich weit ausholen und aus meiner Jugendzeit berichten. Eine Rückblende bereits im Vorwort! Man könnte meinen, ich wollte mit Gewalt all jene vergraulen, die dies lesen. Aber ich verspreche, die Rückblende ist kurz und sie ist aus Sicht vernünftiger erwachsener Outdoor-Liebhaber auch amüsant:

    Mit 14 Jahren listete ich mit meinen zwei besten Freunden akribisch auf, was wir für eine Auswanderung nach Kanada und den Bau einer Hütte tief im Yukon-Territorium benötigten. Unser Plan sah vor, dass wir über den Landweg, durch Russland und über die Beringstraße nach Kanada abhauen wollten. Alles Nötige planten wir bereits von zu Hause mitzunehmen. Es dürfte ausreichen, zwei Posten dieser Liste zu erwähnen, um aufzuzeigen, wie ernst es uns mit diesem Unterfangen war:

    Vier Kettensägen
    10.000 Nägel

    Mit 16 Jahren forderte ich bei der kanadischen Botschaft in Deutschland Unterlagen zur Einwanderung nach Kanada an. Ich war so fest entschlossen, eines Tages auszuwandern, dass ich selbst meine Studienpläne darauf einstellen wollte und nach einem Studium suchte, dass mir besonders viel Punkte im Einwanderungsverfahren einbringen würde. Das war damals der Höhepunkt der Sehnsuchtsphase meiner jugendlichen Jahre. Außer einer Minifahrradtour in Schottland und einem Campingaufenthalt in Norwegen (siehe mein Avatar) mit 18 bzw. 21 Jahren wurde aus all dem jedoch nichts. Heute bin ich glücklich verheiratet, Vater von zwei umwerfenden Damen im Alter von 4 und 7 Jahren und habe mich in meiner Heimat doch recht fest verwurzelt.

    Vor kurzem fiel mir die Alte “Materialliste“ aus der Jugendzeit wieder in die Hände und ich staunte nicht schlecht, dass wir mit 14 Jahren geschätzte 5 Tonnen an Ausrüstung ohne Probleme um die halbe Welt hätten schleppen können. Wohin war nur diese jugendstrotzende Zuversicht über die Jahre abgeblieben? Oder anders ausgedrückt, mit 32 Jahren merkte ich, dass die alten Träume nicht ganz verschwunden waren. Gleichzeitig weiß ich heute, dass dafür eine Auswanderung vielleicht nicht notwendig sein wird. Hin und wieder auf Schusters Rappen die Natur unsicher machen, das ist der neue Plan.
    Ehe ich nun jedoch Eurasien von Ost nach West durchquere, oder Grönland im Kajak umrunde, bin ich mit inzwischen 32 Jahren vernünftig genug, die 4 Kettensägen und 10.000 Nägel zuhause zu lassen und stattdessen mit einem wohlüberlegt gepackten Trekkingrucksack eine Solotour im Schwarzwald als Einstieg zu wagen.

    Für all jene, für die Outdoor ähnlich neu ist, werde ich dabei nicht nur die Tour an sich beschreiben, sondern auch davon berichten, wie ich dabei fühlte, zum ersten Mal im Leben ganz alleine in der Wildnis unterwegs zu sein. Gut, der Schwarzwald hat mit Wildnis nur soviel zu tun, wie ein Tofu-Würstchen mit einem selbst erlegten und waidgerecht ausgeweideten Elch, aber hey, jeder fängt mal klein an.

    Der Plan war, den Schwarzwald zu überqueren, von Münstertal, über den Belchen und das Herzogenhorn, am Schluchsee vorbei und durch die Wutachschlucht bis nach Döggingen. Ich kann schon jetzt verraten, dass ich diesen Plan nicht 1:1 umsetzte.

    Route der ersten Etappe:


    cc-by-sa; OpenStreetMap und Mitwirkende
    (Dieses Bild ist per Rechtsklick in größerer Version betrachtbar)


    Vorbereitungen:

    Noch vor meinem ersten Wanderschritt ließ ich mich von Packlisten, Ultralight-Gedanken und diversen Überlebens-Sets verführen und plante die Tour so akribisch, als läge der Schwarzwald in der Mongolei. Ich nähte mir sogar ein eigenes Zelt, da ich mir einbildete, Vaude, Hilleberg und Co könnten meinen Ansprüchen nicht gerecht werden. Und tatsächlich kam dabei eine brauchbare Silnylon-Herberge heraus, die auch an den Nähten dicht zu sein scheint. Aber letztlich habe ich mich dann doch bremsen müssen und mir geschworen, nie wieder ein Zelt zu nähen. Höchstens noch Outdoor-Kleidung, ganz vielleicht.





    Meine Ausrüstungsliste:

    Grundausrüstung:
    Zelt (Marke Eigenbau, großes Aussenzelt, kleines Innenzelt, viel Platz zum Kochen bei schlechtem Wetter. Das hat sich bewährt)
    Schlafsack, der auch mal bei leichtem Bodenfrost noch warmhält
    Isomatte (9mm Evazote haben mir gereicht, Komfort ist aber was anderes)

    Kochen und Aufbewaren:
    Gaskocher (Primus Micron Stove)
    Alutopf, Alupfanne (als Deckel verwendet) und Griff
    Trinkflasche 0,75 l und eine Plastikflasche 1,0 l
    Spork (Gabel-Löffel-Kombi)

    Kleidung und Textiles:
    Wanderstiefel
    Zwei synthetische Unterhosen
    Eine lange Baumwollunterhose
    Fleecepullover mit Kapuze
    Funktions-Hemd von Aldi
    Softshelljacke von Aldi (ich war angenehm überrascht)
    kurze Cargo-Hose
    lange, leichte Anzugshose (trage ich gerne und ist viel leichter als eine Jeans, sitzt locker und eignet sich erstaunlich gut zum Wandern)
    1 Paar Trekkingsocken (Me.ru)
    1 Paar einfache Socken für die Zeiten zwischen den Wanderungen
    einfache Gamaschen (Marke Eigenbau, sehr leicht)
    Kunstseiden-Inlet, als Isomattenbezug verwendet
    Regenschutz für den Rucksack mit Eigenbau-Poncho dran

    Hygiene:
    50 ml Seife
    kleine Zahnpasta-Tube
    Zahnbürste
    kleines Handtuch
    2 Päckchen Taschentücher

    Nützliches:
    kleiner Erste-Hilfe-Beutel
    Trekkingstöcke (die auch als Zeltstangen benötigt wurden)
    Geldbeutel mit EC-Karte, KK-Karte, Führerschein, Ausweis und Geld
    Kompass
    Taschenlampe mit Dynamo und Solarzellen
    Handy
    Landkartenausschnitte, kopiert (die Originale blieben Zuhause in der trockenen Schublade)
    Multifunktions-Taschenmesser
    Klappmesser
    Bleistift
    Feuerzeug
    Streichhölzer (Notpackung)
    ein klein wenig Nähzeug
    MSR-Wasserfilter
    ein wenig Panzertape, um einen Edding gewickelt
    Kamera mit aufgeladenem Akku, Ladegerät, SD-Karten

    Als Proviant nahm ich japanische Instantnudelgerichte, Kartoffelpüree, Müsliriegel, Studentenfutter und getrocknete Apfelringe mit, zusammen ca. 2 kg, bzw. 9000 Kalorien. Insgesamt wog mein Rucksack ca. 14,5 kg, mal mehr mal weniger, je nachdem wie nass das Zelt eingepackt werden musste und wieviel Trinkwasser ich noch hatte.

    Das einzige, was ich auf der Tour vermisste und mir dann in einem Restaurant geben ließ, waren Teelichte. Meine Taschenlampe war zum Lesen eher ungeeignet. Mein Tipp an alle Leseratten daher: Immer Teelichte mitnehmen!

    Dergestalt bepackt ging es am Sonntagmorgen kurz vor 8 Uhr in Münstertal los...


    Tag 1 - Von Münstertal nach Schönau:

    Meine Frau setzte mich mit dem Auto in Münstertal am Fuß des Belchen ab. Der Plan war, den Belchen zu erklimmen, die Aussicht zu genießen und von dort nach Schönau ins Wiesental hinunter zu wandern. Es sollte anders kommen.
    Zuerst einmal startete ich bei herrlichstem Regenwetter. Genau das richtige, um gleich die Lust zu verlieren. Doch ich hatte den Wetterbericht die Tage zuvor verfolgt und trotzig entschieden, dass ich bei jedem Wetter wandern würde. Wenn man dann wirklich im Regen steht, hinterfragt man seine Unbeugsamkeit schnell.



    Aber ich ließ mir die Laune nicht verderben. Dazu war ich viel zu aufgeregt und vorfreudig. Pah, Regen, das gehört dazu! Schließlich war ich perfekt ausgerüstet. Ein selbstgemachter Regenponcho an der Rucksack-Schutzhülle rafiniert angebracht, so dass er ohne Absetzen des Rucksacks an- und ausgezogen und verstaut werden konnte. Der Regen hatte keine Chance.
    Falsch gedacht!

    Der Poncho war keinen Pfifferling wert. Nach 15 Minuten hatte ich den Eindruck, dass es im Poncho mehr regnete als außerhalb. Ich hatte ihn aus Silnylon genäht. Klar, das ist nicht atmungsaktiv, aber für richtige Regengüsse hielt ich es für eine kluge Wahl. Nun stellte sich heraus, dass ich vergessen hatte, die Nähte abzudichten und das ich mehr schwitzte, als ich bei diesen Temperaturen erwartet hätte. Ich sah mich schon völlig durchnässt in einer Stunde auf dem Heimweg im Bus sitzen. Meine letzte Chance war die Billig-Softshelljacke aus Deutschlands größtem Discounter. Doch ich erwartete nicht, dass sie stundenlangem Nieselregen etwas entgegenzusetzen hatte.
    Wieder falsch gedacht!
    Zum Glück!

    Sicher zweihundert Höhenmeter später entschied ich mich, meine Gedanken mal von der Ausrüstung weg zu lenken und den Wald um mich herum zu genießen. Ich marschierte mich allmählich ein und erreichte nach insgesamt 2,5 Stunden und ca. 550 Höhenmetern die “Krinne“ auf 1117 m. Das ist ein kleiner “Pass“ der das Wiesental und das Münstertal trennt. Dort stand für die erste Rast auch gleich eine wunderbare kleine Schutzhütte bereit.





    Nun hatte ich eine schwere Entscheidung zu treffen. Mein Plan war gewesen, von hier über einen Wanderpfad den Belchen zu erklimmen. Doch der Gipfel war seit Beginn meiner Wanderung nie aus den Wolken hervorgekommen und so sehr ich mich auf die Aussicht gefreut hatte, war doch die Wahrscheinlichkeit, dort oben mehr als nur 100m Sicht mit Nieselregen von der Seite zu bekommen, gleich Null. Also verwarf ich meinen Plan, ließ den Belchen rechts liegen und wanderte von der Krinne direkt nach Schönau.



    Der Weg den ich wählte, führte durch ein kleines nettes Hochtal mit vereinzelten Höfen. Nach weiteren 1,5 km machte ich dann eine Rast in einem Landgasthof und bestellte mir eine heiße Schokolade. Ich war anscheinend der erste und einzige Gast an diesem Morgen und dennoch brauchte der Kellner und (mutmaßliche) Besitzer eine Viertelstunde, bis er sich zu mir bequemte. Die Schokolade schmeckte zum Glück besser, als die Laune dieses muffligen Herren vermuten ließ.

    Als ich wieder aufbrach, verabschiedete er mich mit einem abfälligen Blick in Richtung Fenster und den Worten: „Da haben Sie sich ja tolles Wetter zum Wandern ausgesucht.“ Ich dachte nur keine Chance, du Miesepeter. Desto schlechter Deine Laune ist, um so mehr freue ich mich, die Tour fortzusetzen.

    Nun ging es bis Schönau nur noch bergab, teils sanft, teils steil. Auf dem Weg lernte ich den größten Regenwurm kennen, den ich je sah. Ausgestreckt kam er auf ca. 30 cm, in meiner Hand zog er sich zusammen und wand sich fast so kräftig wie eine Blindschleiche. Obwohl er sicher nicht so begeistert von der Begegnung war wie ich, hatte er dennoch eindeutig nicht so schlechte Laune wie der Kellner zuvor.

    Man beachte zum Vergleich, ich habe kleine, aber kräftige Wurstfingerchen-Hände! Zumindest behaupten das jene aus meinem Bekanntenkreis, die eine Chance haben, solche Bemerkungen zu überleben





    Inzwischen hatte es aufgehört zu regnen und ich hatte von den Seitenhängen des Belchen einen sehr schönen Blick auf das Wiesental und die umliegenden Erhebungen.





    Auf diesem Wegabschnitt traf ich auch die einzigen anderen wandernden Menschen an diesem Tag. Ansonsten hatte ich den Eindruck, den ganzen Schwarzwald für mich allein zu haben. Ich war in Hochstimmung und überzeugt, im nächsten Jahr ein paar Wochen in Norwegen ebenfalls Solo unterwegs sein zu wollen. Nun ja, es sollten in den Tagen darauf auch noch andere Gedanken auftauchen.


    (Dieses Bild ist per Rechtsklick in größerer Version betrachtbar)



    Die letzten zwei Kilometer vor Schönau folgte ich dann dem sogenannten Dichterpfad. In regelmäßigen Abständen finden sich dort Schilder mit naturbezogenen Sprüchen und Gedichten bekannter Dichter und Schriftsteller. Das beste war jedoch eines, das aus der Reihe tanzte und von Unbekannt an einer kleinen Grillstelle zusätzlich angebracht worden war:



    In Schönau angekommen, wurde ich von Bläserkapellen-Musik empfangen, die mich schlagartig aus meiner naturseligen Stimmung riss. Darüber hinaus sahen mich nicht wenige Hockbesucher an, als wäre ich ein Landstreicher.



    Ich verließ schnell das Ortszentrum gen Norden und erreichte mein erstes Etappenziel, den Campingplatz in Schönau. Die Anmeldung lag in einer typischen Dauercamper-Wurstspuck-Holzkaschemme namens “Iris´ Vesperstüble“ mit einigen Tischen, einer netten älteren Dame (vermutlich Iris persönlich) und einem alten dicken Hund. Ich konnte mir, wen wundert es Ende September, meinen Platz fürs Zelt frei aussuchen. Also platzierte ich es direkt an der Wiese, dem Flüsslein, nach dem das Wiesental benannt ist.



    Ich vertrödelte den Rest des Nachmittags mit Vorräte futtern und lesen und begab mich in einer Anwandlung von Kontaktfreudigkeit zu Eingeborenen in die Vesperstube und bestellte mir bei “Iris“ Schnitzel mit Pommes und Salat. Ketchup und Mayo bekam ich zum selber nachfüllen dazugestellt. Und was soll ich sagen, es schmeckte äußerst bescheiden. Aber das lag weniger an den Friteuse-Kochkünsten der Vesperstubeninhaberin, noch lag es an den gierigen Blicken des alten Hundes zu meinen Füßen, der mir ständig zu verstehen geben wollte, dass er gefälligst von jedem Gast nen Happen zu bekommen hat. Es lag vielmehr daran, dass dieser Vesperstubenbesuch überhaupt nicht zu meinem Ansinnen passte, für 4-5 Tage allein durch die Wildnis zu pilgern.

    Zu allem Unglück saß noch ein dubioses Caravan-Päärchen mittleren Alters mit einem nicht minder seltsamen, nochmal 15 Jahre älteren Dauercamper-Chauvinisten in der Vesperstube und beteuerten der Dame vom Grill ihre ewige Treue zu diesem besten aller Camingplätze von Welt. Der weibliche Anteil des Päärchens hatte einen todunschicken Hut auf und einige Belchengeister, eine lokale Schnaps-Spezialität, hinter der Binde gekippt. Natürlich waren sie neugierig und fragten mich über meine Wandertour aus. Sie mutmaßten, ich würde in der Nacht im Zelt erfrieren und der ältere Herr kündigte zum späten Abend hin noch Besuch aus dem (nicht existenten) Rotlichtmilieu Schönaus an und fragte, ob ich mich beteiligen wollte. Mann, hatte ich einen Bock auf solch eine tiefsinnige Unterhaltung!



    Mit vollem Wanst und ziemlich dürftiger Laune schwor ich mir, in Zukunft auf Trekkingtouren nie wieder irgendwelche Vesperstuben oder Grillbuden zu besuchen und auch ansonsten Campingplätze nur für das nötigste zu nutzen. Alles andere macht nur den Magen voll und die Outdoor-Stimmung kaputt. Aber immerhin, trotz Übergewicht und fehlender Übung, meine Kondition, meine Beine und Füße hatten ca. 17 km ohne Probleme mit 15 kg auf dem Rücken mitgemacht. Das war für mich Premiere. Trotz Totalausfalls des Poncho war ich trocken geblieben und heil angekommen. Ich freute mich auf den nächsten Tag.
    Ich schlief mit dem Rauschen des Baches zu meiner rechten, und dem schwerfälligen Verdauungsgrummeln in meinem Magen ein.


    Da dies mein erster Reisebericht hier im Forum ist und ich nur schwer abschätzen kann, ob solch eine Schwarzwaldtour einer Couchpotatoe auf einige Resonanz stößt, wollte ich erst einmal Eure Meinungen abwarten, bevor ich die nächsten Etappen beschreibe. Ich hoffe, dass Euch mein Geschreibsel bis hier gefällt.

    Auf jeden Fall würden Euch in den nächsten Etappen noch einige schöne Fotos bei schönerem Wetter und sogar am Ende ein kurzes Filmchen aus der Lotenbachklamm erwarten. Abschließend hätte ich sogar noch eine selbst entwickelte mathematische Formel für „Entspanntes Trekking für Gelegenheitswanderer“ anzubieten. Und ich würde natürlich weiter aus dem Nähkästchen plaudern, was meine ersten zarten Erfahrung als Outdooreinsteiger betrifft. Vielleicht ist das für die Outdooreinsteiger unter Euch ebenfalls interessant und für die Cracks amüsant

    Weitermachen?
    Zuletzt geändert von Fliir; 15.04.2012, 11:11.
    Blicke windwärts...

  • ToniBaer
    Dauerbesucher
    • 04.07.2011
    • 822
    • Privat


    #2
    AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

    Aber klaro. Unbedingt weiter machen!!!


    Viele Grüße
    Toni

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    • Gast-Avatar


      #3
      AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

      Und ob! Jetzt sind wohl auch die Bilder da. Du hast ein wildes Tier angefasst!

      Außer einer Minifahrradtour in Schottland und einem Campingaufenthalt in Norwegen mit 18 bzw. 21 Jahren wurde aus all dem jedoch nichts. Heute bin ich glücklich verheiratet, Vater von zwei umwerfenden Damen im Alter von 4 und 7 Jahren und habe mich in meiner Heimat doch recht fest verwurzelt.
      Das ist irgendwie tragisch

      Oder anders ausgedrückt, mit 32 Jahren merkte ich, dass die alten Träume nicht ganz verschwunden sind. Gleichzeitig weiß ich heute, dass dafür eine Auswanderung vielleicht nicht notwendig sein wird.
      Das ist irgendwie tragisch und tröstlich zugleich. Ich kann das total nachvollziehen.

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      • Fliir
        Erfahren
        • 27.07.2011
        • 141
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        #4
        AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

        Schön
        Freut mich, dass ihr es gerne gelesen habt.

        @winnetoux:
        Japp, irgendwie tragisch trifft es ziemlich gut. Meine Familie ist zwar zu meinem wichtigsten Lebensinhalt geworden und wird es immer bleiben. Aber ich bin dennoch froh, dass ich nicht erst mit 55 Jahren meine alten Träume wiederentdeckt habe. Die neuen Träume heißen "Skandinavien, Neuseeland, Japan oder vergleichbares zu Fuß von Süd nach Nord durchqueren". Aber das wird noch einige Jahre warten müssen.
        Blicke windwärts...

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        • Todden
          Erfahren
          • 27.03.2011
          • 219
          • Privat


          #5
          AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

          Weitermachen?
          Auf jeden Fall, was für eine Frage...

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          • PWD
            Fuchs
            • 27.07.2013
            • 1313
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            #6
            AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

            Schööön!

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            • lina
              Freak

              Vorstand
              Liebt das Forum
              • 12.07.2008
              • 43828
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              #7
              AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

              Na klar, unbedingt weitermachen bitte!

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              • Sabine38

                Lebt im Forum
                • 07.06.2010
                • 5368
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                #8
                AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

                Na aber hallo weiter machen... Was soll man denn da auszusetzen haben? Es gibt wilde Tiere, schlechtes Wetter und komische Eingeborene... Alles was ein guter Reisebericht braucht!
                Uuuups... ;-)

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                • kaltduscher
                  Erfahren
                  • 23.11.2009
                  • 361
                  • Privat


                  #9
                  AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

                  Und wie lange muß ich jetzt warten bis es weitergeht los los weitermachen

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                  • Fliir
                    Erfahren
                    • 27.07.2011
                    • 141
                    • Privat


                    #10
                    AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

                    Oha, na dann werd ich mich ranhalten und spätestens morgen Abend die nächste Etappe liefern.
                    Wilde Tiere und Eingeborene, hihi.
                    Blicke windwärts...

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                    • Pinsch
                      Neu im Forum
                      • 02.04.2012
                      • 7
                      • Privat


                      #11
                      AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

                      Freu mich schon drauf! Du hast nen guten Schreibstil, weiter so

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                      • Fliir
                        Erfahren
                        • 27.07.2011
                        • 141
                        • Privat


                        #12
                        AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

                        Vielen Dank

                        Bei so regem Interesse lege ich doch gleich zu nachtschlafener Stunde nach:

                        Etappe 2:


                        cc-by-sa; OpenStreetMap und Mitwirkende
                        (Dieses Bild ist per Rechtsklick in größerer Version betrachtbar)


                        Ich stand im Morgengrauen auf, nicht sonderlich erholt, aber dennoch halbwegs ausgeschlafen. Trotz immer wiederkehrender Regenschauer war mein Zelt dicht geblieben. Ich hatte die Nähte anscheinend ordentlich silikonisiert. Und zur Abwechslung regnete es nun schon wieder. So musste ich das Zelt leider nass einpacken. Jetzt wog es plötzlich so viel wie ein billiges Zweimannzelt. Aber ich tröstete mich mit der Vermutung, dass ein billiges Zweimannzelt an diesem Morgen zusammen mit einem nassen Schlafsack wahrscheinlich soviel wie ein Wohnwagen gewogen hätte.

                        Ohne eine große Abschiedsszene bei Iris und ihrer Vesperstube zu veranstalten, tummelte ich mich aus Schönau heraus, dem Wiesental flussaufwärts folgend.





                        Zeitweise regnete es recht stark, doch die Füße und die wertesten Körperteile blieben trocken. Ich folgte der Wiese und dem Tal für ca. 2,5 km bis in die Ortschaft Präg. Dort war in der Karte der Beginn eines kleinen Wanderpfades hoch zum Rabenfelsen verzeichnet. Ich hatte in Google Maps ein nettes Bild von diesem Rabenfelsen gesehen. Er versprach einen Rundumblick ins Wiesental. Zuerst fand ich den Einstieg nicht, da er auf der Wanderkarte ca. 150m zu weit nördlich verzeichnet ist und seine Führung auch nicht der Realität entspricht. Als ich weiter südlich suchte, fand ich direkt neben einem Privatgrundstück unter Gras versteckte Steinstufen und darüber eine Schotterspur, die man eigentlich nicht wirklich Pfad nennen konnte.



                        Was man auf dem Foto oben nur erahnen kann, ist der extrem steile Anstieg des Pfades. Ich musste auf den ersten 10 Metern mehrfach die Hände einsetzen, um nicht abzurutschen. So etwas hätte ich im Schwarzwald eigentlich nicht erwartet. Etwas mulmig ist einem schon, wenn man mit 15 Kilo auf dem Rücken über eine steile Schotterspur kriecht und nicht daran denken mag, dass es rückwärts viel, viel schneller gehen könnte.

                        Doch wenige Minuten später merkte ich, dass sich dieser etwas unsichere Einstieg lohnte. Ich würde diesen Pfad zum Rabenfelsen hinauf mal als Geheimtipp deklarieren. Mit Gepäck und ohne richtige Übung muss man an einigen Stellen vorsichtig sein, doch der Wald an diesem Hang scheint kaum bewirtschaftet zu werden und ist dementsprechend reizvoll. Teilweise liegen Baumstämme über den Pfad. Einige Bäume sind womöglich weit über 100 Jahre alt. Überall ist Moos und mit dem bunten Herbstlaub und einigen verzagten Sonnenstrahlen zusammen ist der Anblick ein Gedicht.













                        Interessant war an diesem Pfad aber auch, dass er mir bewiesen hat, dass ich allein viel vorsichtiger bin, als dies in einer Gruppe wäre. Ich hatte schon zuvor gelesen, dass die meisten vernünftigen Menschen auf Solotouren wesentlich bedachter vorgehen und große Risiken eher meiden, da man sich selbst nicht so viel beweisen muss, wie anderen Menschen. Der Pfad war keine wirkliche Herausforderung, doch nasses Laub und teilweise steile Hänge, die zum ungebremsten runterutschen einluden, flößten mir unerwartet Respekt ein. Eine kleine, aber spannende Erfahrung.

                        Obwohl es bis zum Rabenfelsen hinauf allerhöchstens 200-250 Höhenmeter waren, brauchte ich deutlich über eine Stunde, um ihn zu erreichen. Die Aussicht war in der Tat grandios. Erstaunlich fand ich, dass der Rabenfelsen völlig ungesichert war. Kein Geländer, keine Absperrung, kein Warnschild, obwohl wenige Schritte ausreichen würden, 30-40 Meter in die Tiefe zu stürzen. Dabei habe ich im Schwarzwald schon bei wesentlich unspektakuläreren Felsvorsprüngen massivste Sicherheitsmaßnahmen gesehen. Nix für Menschen mit ausgeprägter Höhenangst.



                        Im Grunde begrüße ich es aber, dass solch ein Ort auch einfach mal so gelassen wird, wie er ist. Ein wenig Selbstverantwortung kann man sicher auch dem durchschnittsdeutschen Wanderer zumuten. Auf den beiden Bildern hat man einen guten Blick das Wiesental abwärts, von wo ich am morgen gekommen war.


                        (Dieses Bild ist per Rechtsklick in größerer Version betrachtbar)

                        Natürlich legte ich an diesem schönen Ort eine Rast mit Müsliriegel und Studentenfutter ein. Nach 20 Minuten kam allmählich Wind und leichter Nieselregen auf. Da die letzten Meter zum Felsen hinauf auch relativ steil sind, machte ich mich wieder auf den Weg, solange ich nicht auf dem Hintern hinunter rutschen musste. Der Pfad führte nun fast ohne Steigung noch einen halben Kilometer weiter, bis er auf einen teilweise recht steilen Wirtschaftsweg mündete, der hinauf zum Gisiboden führte. Es dauerte noch fast 2 Stunden bis ich die Almen beim Gisiboden erreichte, obwohl es keine 4 Kilometer bis dahin waren.



                        Inzwischen war es 15:00 Uhr und ich hatte weitere 3,5 Kilometer bis zum Herzogenhorn vor mir. Da ich am Vortag bereits den Belchen ausgelassen hatte, war ich eigentlich sehr erpicht darauf, wenigstens das Herzogenhorn zu erklimmen. Doch wie man auf dem Foto oben sehen kann, war der Himmel noch ein Wechsel von hell und dunkel. Eine halbe Stunde später setzte wieder Regen ein. Ich rechnete damit, das Herzogenhorn frühestens kurz vor 17:00 Uhr zu erreichen. Danach sollte es nach Menzenschwand hinuntergehen, bis zur Jugendherberge im Ort weitere 5 Kilometer und fast 600 Höhenmeter, die laut Karte und Höhenlinien teilweise über einen Pfad hinabführten, der mindestens so steil wie jener hinauf zum Rabenfelsen war. Umwege wären sicherer gewesen, aber ich befürchtete, dann erst im Dunkeln in Menzenschwand anzukommen.

                        Das alles war mir eine recht unsichere Angelegenheit. Ich vermutete zwar, dass ich mir unnötig Sorgen machte und Elefanten sah, wo Mücken schwirrten, hatte aber bei der Sache einfach kein gutes Gefühl. Meine Stimmung war dementsprechend eher düster. Als dann noch ein Förster in seinem Geländewagen an mir vorbeifuhr und mich mit grimmigem Blick musterte, als wolle er mich warnen, ihm keine Scherereien zu machen, entschied ich mich für eine Planänderung und begann den Abstieg gen Bernau. Von dort wollte ich mit dem Bus weiter nach Menzenschwand fahren. Und für den Fall, dass keiner mehr führe, war auf der Wanderkarte in Bernau ein Zeltplatz verzeichnet. Ein guter Plan, bis auf ein kleines Detail. Doch dazu später mehr.

                        Kaum hatte ich diese Entscheidung getroffen, hellte sich meine Laune schlagartig auf. Ich wanderte einen kleinen Pfad durch dichten Bewuchs und kam nach einer halben Stunde auf einer Anhöhe über Bernau heraus.



                        Und als wollte sie mich zu meiner Wahl beglückwünschen, kam die Sonne wieder heraus. Sie sollte bis zum Sonnenuntergang bleiben und ich verlor keinen Gedanken mehr daran, dass das Wetter ja nun auch auf dem Herzogenhorn mitgemacht hätte. Vielmehr staunte ich darüber, wie sehr solche Entscheidungen die eigene Stimmung beeinflussen konnten. Vielleicht war es sogar egal, welchen Weg ich letztlich eingeschlagen hatte und viel wichtiger, dass ich die getroffene Entscheidung zu 100% durchführte, ohne einen Gedanken an ein “hätte ich nicht vielleicht doch...“ zu verlieren. Mir ging es damit auf jeden Fall blendend.

                        Der Weg entlang der Bernauer Alb, einem kleinen Bach der das Bernauer Tal hinabschlingert, war sehr schön zu gehen, die Abendsonne ließ die nassen Gräser glitzern und ein Regenbogen gesellte sich zum Lichterreigen auch noch hinzu.





                        In Bernau angekommen musste ich zweierlei feststellen. Und nun kommen wir zu jenem Detail meines neuen Plans, das anfangs nicht so erfreulich war. Der auf der Wanderkarte eingezeichnete Campingplatz entpuppte sich als ein Caravan-Parkplatz mit verschlossenen Sanitären Anlagen im Baucontainer und Anmeldepflicht beim Bürgeramt (das natürlich längst geschlossen hatte). Der letzte Bus nach Menzenschwand war selbstverständlich auch bereits abgefahren, 20 Minuten bevor ich in Bernau angekommen war.

                        Im Grunde bin ich ein Hasenfuß, wenn es darum geht, selbst winzige Ordnungswidrigkeiten zu begehen, die andere belächelt hätten. Doch dass meine Wanderkarte eindeutig einen Campingplatz versprochen hatte, war mir Grund genug, mein Zelt am Rand des Caravan-Parkplatzes einfach so mir nichts, dir nichts aufzustellen. Wie verwegen! Was war ich doch für ein Teufelskerl!!!



                        Für einen Euro zapfte ich mir am Frischwasserautomaten des Caravan-Parkplatzes 3 Liter Wasser fürs Abendessen und den nächsten Tag. 97 weitere Liter hätte ich für den Euro abfüllen können, wenn ich ein Caravan gewesen wäre. Ich war aber ein hungriger Trekker mit größter Vorfreude auf japanische Instantnudelpfanne. Manch ein Outdoorler mag auf regelrechte Brutzel-Orgien Lust haben, aber mir kann man mit solchem Tütenfraß wirklich eine Freude machen. Sowas gibt es bei mir im trauten Heim ansonsten nämlich nicht.

                        Hier in Bernau schlief ich schließlich ziemlich glücklich und vor allem satt ein. Morgen sollte es mit dem Bus nach Menzenschwand gehen, wo ich meine geplante Route wieder aufzunehmen gedachte.

                        Etappe 3 folgt in Kürze
                        Zuletzt geändert von Fliir; 15.04.2012, 11:12.
                        Blicke windwärts...

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                        • uli.g.
                          Freak
                          Liebt das Forum
                          • 16.02.2009
                          • 13261
                          • Privat


                          #13
                          AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht



                          "... „After twenty years he still grieves“ Jerry Jeff Walkers +23.10.2020"

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                          • Gismo834
                            Erfahren
                            • 25.01.2010
                            • 223
                            • Privat


                            #14
                            AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

                            Schön geschrieben Macht Spaß zu lesen.

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                            • weserwolf
                              Erfahren
                              • 02.09.2008
                              • 107
                              • Privat


                              #15
                              AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

                              Excellent! Man weiter so und her mit dieser Formel, bin sehr gespannt!

                              Der Fachausdruck heißt übrigens nicht "Wurstfinger" sondern "Ernie-Hände". Kenne mich aus, hab' selbst welche

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                              • MonaXY

                                Fuchs
                                • 30.08.2009
                                • 1094
                                • Privat


                                #16
                                AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

                                Klasse! Persönlich-exzellenter Schreibstil, freue mich schon auf die Fortsetzung

                                Zitat von Fliir Beitrag anzeigen
                                mit 32 Jahren merkte ich, dass die alten Träume nicht ganz verschwunden waren.
                                Damit sprichst du sicher nicht nur mir aus der Seele - ich denke, dass wohl die meisten hier eine tiefe Sehnsucht in sich tragen, die sie treibt...
                                Zuletzt geändert von MonaXY; 05.04.2012, 12:45.
                                "Gehe nicht, wohin der Weg führen mag, sondern dorthin, wo kein Weg ist, und hinterlasse eine Spur."
                                Jean Paul

                                Kommentar


                                • smeagolvomloh
                                  Fuchs
                                  • 07.06.2008
                                  • 1929
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht



                                  Selbst eine kleine Tour in heimischen Gebieten kann (wenn sie so köstlich beschrieben ist) einen ganz besonders schönen Reisebericht ergeben!

                                  Vielen Dank fürs Einstellen!
                                  "Das Leben leicht tragen und tief genießen ist ja doch die Summe aller Weisheit."
                                  Wilhelm von Humboldt, 1767-1835

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                                  • Surferflo
                                    Anfänger im Forum
                                    • 22.11.2011
                                    • 33
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

                                    Schließe mich den Lobeshymnen an! Sehr schöner Bericht!

                                    staunte nicht schlecht, dass wir mit 14 Jahren geschätzte 5 Tonnen an Ausrüstung ohne Probleme um die halbe Welt hätten schleppen können
                                    Kommt mir sehr bekannt vor! Meine Mount Everest Pläne habe ich auch schon früh ausgearbeitet! Vielleicht sollte ich mich zumindest mal auf die Zugspitze begeben!

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                                    • Leroi
                                      Gerne im Forum
                                      • 30.07.2010
                                      • 50
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

                                      Zitat von Fliir Beitrag anzeigen
                                      Im Grunde bin ich ein Hasenfuß, wenn es darum geht, selbst winzige Ordnungswidrigkeiten zu begehen, die andere belächelt hätten. Doch dass meine Wanderkarte eindeutig einen Campingplatz versprochen hatte, war mir Grund genug, mein Zelt am Rand des Caravan-Parkplatzes einfach so mir nichts, dir nichts aufzustellen. Wie verwegen! Was war ich doch für ein Teufelskerl!!!
                                      Wo kein Kläger ...

                                      Du hast ja auch nichts kaputt gemacht (jedenfalls nichts, was eine Caravan nicht noch kaputter hätte machen können), und dem Platzbetreiber noch einen Gewinn von 97 L Wasser eingebracht

                                      Bitte weiter schreiben ...

                                      Kommentar


                                      • BDK
                                        Erfahren
                                        • 11.01.2012
                                        • 206
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

                                        Sehr angenehm zu lesen, freue mich schon auf die Fortsetzung!
                                        How strange it is to be anything at all.

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                                        • jannemann
                                          Anfänger im Forum
                                          • 01.03.2008
                                          • 31
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

                                          Ich finde es toll, dass du auch beschreibst wie du dich in den Situationen gefühlt hast!!!
                                          Ich kann mich deutlich mit dir identifizieren
                                          Ich liebe meine neue "Lücke im Lebenslauf"

                                          Kommentar


                                          • blauloke

                                            Lebt im Forum
                                            • 22.08.2008
                                            • 8843
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

                                            Hallo Fliir

                                            Schöner Bericht und ich warte schon auf die nächste Etappe.
                                            Besonders freut es mich dass mal wieder eine Streckenkarte mit eingebunden ist. Das geschieht hier leider viel zu selten.

                                            Aber Vorsicht!!! Du hast die Geländevariante von Google-Maps als Grundlage verwendet. Ich nehme an, dass du dafür keine Lizenz hast!

                                            Nimm lieber als Grundlage OpenStreetMap. Diese Karte ist frei verwendbar, es muss nur die Herkunft gennant werden.
                                            (c) OpenStreetMap und Mitwirkende, CC-BY-SA
                                            Dann hast du keine Probleme wegen eines Lizenzverstoßes.

                                            Oder du kannst deine Strecke bei einem Onlinedienst, z. B. http://www.gpsies.com, erstellen und dann verlinken.

                                            Ein Beispiel findest du hier. (Eigenwerbung)
                                            Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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                                            • FrankK
                                              Erfahren
                                              • 22.03.2011
                                              • 254
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

                                              Ja ein sehr schöner Reisebericht der Lust auf mehr macht. Ich wahr ja auch letztes Jahr im September im Schwarzwald unterwegs und übernachtete in der Krinnenpasshütte. Zum Belchengipfel wären es sicher 60 Minuten Gehzeit, viel verlorene Kraft und literweise Schweiss gewesen. Ich hatte zum Glück schönstes Wetter und kann nur sagen das sich ein Aufstieg bei schönem Wetter absolut gelohnt hätte.

                                              Viele Grüsse.

                                              Frank

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                                              • Prachttaucher
                                                Freak

                                                Liebt das Forum
                                                • 21.01.2008
                                                • 11979
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

                                                eine ganze Herrlichkeit !

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                                                • Fliir
                                                  Erfahren
                                                  • 27.07.2011
                                                  • 141
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

                                                  @blauloke:
                                                  Vielen Dank für den Hinweis zu den Karten. Dann schau ich gleich mal, welche Alternative zu Googlemaps am schicksten ist.

                                                  @all:
                                                  Vielen Dank für Eure lobenden Kommentare. Die nächsten zwei Etappen werde ich bald nachschieben. Und da ich in wenigen Tagen diese Tour dort fortsetzen werde, wo ich sie letztes Jahr beendete, werde ich nächstes Wochenende auch noch 2-3 weitere Etappen hinzufügen können. Drückt mir mal die Daumen, dass das Wetter einigermaßen mitmacht
                                                  Blicke windwärts...

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                                                    Erfahren
                                                    • 27.02.2011
                                                    • 331
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

                                                    Zitat von Fliir Beitrag anzeigen
                                                    ...
                                                    Da dies mein erster Reisebericht hier im Forum ist und ich nur schwer abschätzen kann, ob solch eine Schwarzwaldtour einer Couchpotatoe auf einige Resonanz stößt...

                                                    Weitermachen?
                                                    ja, bei mir ist die resonanz auf jeden fall da...
                                                    warum groß schreiben, wenn man nicht groß sprechen kann?

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                                                    • Williboyd
                                                      Erfahren
                                                      • 05.02.2008
                                                      • 341
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

                                                      Weitermachen!

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                                                        Alter Hase
                                                        • 28.09.2011
                                                        • 3237
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

                                                        Zitat von Fliir Beitrag anzeigen
                                                        Vier Kettensägen
                                                        10.000 Nägel

                                                        Softshelljacke von Aldi (ich war angenehm überrascht)
                                                        Meine letzte Chance war die Billig-Softshelljacke aus Deutschlands größtem Discounter. Doch ich erwartete nicht, dass sie stundenlangem Nieselregen etwas entgegenzusetzen hatte.
                                                        Hallo,

                                                        ich finde diesen Reisebericht wirklich schön. Ich finde nicht dass das Ziel, der Schwierigkeitsgrad oder die Exotik das spannende an einem Reisebereicht ist, sondern das Erlebte, die Entscheidungsprozesse und der Weg.

                                                        Zu der Packliste mit den 10.000 Nägeln, diese Geschichte höre ich mittlerweile schon zum dritten Mal. Und jetzt frage ich mich, gab es da mal einen Trend zu solchen Projekten, oder haben mir das vielleicht ein paar Informatiker bei einem Stammtisch erzählt? So richtig genau kann ich mich nicht erinnern wo und wann ich das schon einmal aufgeschnappt habe, aber ich erinnere mich das ich das mindestens zweimal erzählt bekommen habe. Denn beim zweiten Mal habe ich schnell abgewinkt mit der Bemerkung: Hab ich schonmal gehört.

                                                        Und ja, die Aldi Softshell ist super. Habe ich auch. Irgendwann nähe ich Pitzips rein, dann ist sie perfekt.

                                                        Viele Grüße

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                                                          Vorstand
                                                          Liebt das Forum
                                                          • 12.07.2008
                                                          • 43828
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

                                                          Hi Fliir, schreibst Du bald weiter?
                                                          .... gespanntes Warten auf die Fortsetzung ....

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                                                            Anfänger im Forum
                                                            • 12.07.2011
                                                            • 30
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

                                                            Ich bin begeistert, du hast wirklich nen tollen Schreibstil! Und das ganze auch noch grade jetzt, wo ich aus Hamburg wieder in den schönen Schwarzwald gezogen bin - das steigert meine Lust aufs Drausensein hier noch umsomehr! Also vielen Dank für den klasse Bericht und für die baldige Fortsetzung

                                                            OT: Das Zelt kommt mir irgendwie bekannt vor, hattest du hier vielleicht mal ne Bauanleitung gepostet oder ist es aus dem Forum inspiriert? Schaut auf jeden Fall sehr fein aus!
                                                            ...thou shalt fall in love with everyone you see!

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                                                              Dauerbesucher
                                                              • 02.06.2009
                                                              • 521
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

                                                              Hallo,

                                                              habe gerade erstmal den ersten Teil durchgelesen, den zweiten für gleich wenn etwas mehr Ruhe ist aufgehoben.

                                                              Zwischenfazit:
                                                              Super!
                                                              Schön zu lesen. Es muss nicht immer gleich am Arsch der Welt sein wenn man ins Outdoorleben startet. Und ich finde es prima so einen alten Traum wieder aufleben zu lassen!
                                                              Ich nehme mir jedes Jahr wieder vor mal hier durchs Bergische Land zu laufen....und dann werden es doch wieder die Alpen oder Skandinavien.

                                                              Ein Tip von mir:
                                                              Als meine Mädels in dem Alter von deinen waren hatten wir gerade den 2. Urlaub im Allgäu mit Tageswanderungen hinter uns. Für die Kinder ist die Natur der größte Spielplatz. Deine Kinder sind gerade im richtigen Alter um sie mitzunehmen. Mal auf einer Alpenvereinshütte im Allgäu übernachten. 3 Stunden hinlaufen und mit der ganzen Familie im Lager schlafen und nach dem Frühstück entspannt weiter oder wieder absteigen. Ein tolles Familienerlebnis, glaube mir. Und das wenns gefällt dann auf mehrere Übernachtungen und Wandern mit Rucksack ausdehnen.
                                                              An den Hütten haben die Kids super Spass, alles Abenteuer. Schau mal in mienen Reisebericht, vielleicht ist ja sowas auch etwas für Euch. Manchmal muss man erst die (große) Frau überzeugen das es auch mit weniger Badezimmer wie daheim geht, aber auf den Hütten sind alle gleich und das ist ganz locker dort. Probier das mal aus....

                                                              Gruß,
                                                              FCElch

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                                                              • Wafer

                                                                Lebt im Forum
                                                                • 06.03.2011
                                                                • 9533
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

                                                                Hallo Fliir.

                                                                Das liest sich ja extrem anregend. Sowohl vom Stil als auch vom Inhalt her. Auf jeder Reise gibt es was interessantes zu berichten. Und wenn es nur um die Ecke ist. Das haben die meisten unserer deutschen Reisekönige nur noch nicht verstanden. Die Jetten um die Welt um dort ein DIN-genormtes Hotel für 2 Wochen nicht zu verlassen. Da waren deine Tage im Schwarzwald mit Sicherheit Interessanter und Wertvoller!

                                                                Weiter so - ich warte und scharre mit den Füßen.

                                                                Gruß Wafer

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                                                                  Erfahren
                                                                  • 27.07.2011
                                                                  • 141
                                                                  • Privat


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                                                                  AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

                                                                  Huihui

                                                                  Da kommen ja immer mehr motivierende Kommentare. Ich verspreche Euch, dass ich gleich Mittwoch oder Donnerstag weiterschreibe. Morgen (bzw. heute) bin ich erst mal auf ner Tagestour. Um halb sieben geht der Zug. Die geplante Dreitagestour fällt leider sprichwörtlich ins Wasser. Nur Morgen ist ein kurzes Schönwetterfenster hier unten bei uns im Süden zu erwarten und das nutze ich mit drei Freunden bis auf die letzte Minute aus
                                                                  Vielleicht gibt es da dann auch was halbwegs nettes zu berichten.

                                                                  Also, in ein zwei Tagen gibts neues von der Tour letzten Jahres.
                                                                  Blicke windwärts...

                                                                  Kommentar


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                                                                    Erfahren
                                                                    • 27.07.2011
                                                                    • 141
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                                                                    AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

                                                                    Alle Routenkarten sind nun per Open Street Map erstellt und der Routenverlauf ist exakter gezeichnet, für den Fall, dass Jemand Teilabschnitte vielleicht nachwandern möchte.
                                                                    Weiter gehts...

                                                                    Etappe 3 (Von Menzenschwand nach Lenzkirch)


                                                                    cc-by-sa; OpenStreetMap und Mitwirkende
                                                                    (Dieses Bild ist per Rechtsklick in größerer Version betrachtbar)


                                                                    Ich erwachte einige Male in den frühen Morgenstunden mit dem unangenehmen Gefühl, dass sich allmählich die Wärme aus meinem Schlafsack verabschiedete. Ich empfand die Ahnung, ich könnte bald zu frieren beginnen, als äußerst ungehaglich, auch wenn ich noch nicht fror. Man könnte es auch als das “Fastfrier-Syndrom“ bezeichnen. Englisch ausgesprochen klingt es noch viel besser.

                                                                    Zum Glück wurde es mir nicht kälter. Als aber der Zeitpunkt des Aufstehens herandräute, wurde mir mit Bangen bewusst, dass ich den Schlafsack bald verlassen musste. Meine Nase warnte mich, dass die Temperaturen außerhalb allen meinen Körperfortsätzen mit Erfrierungen drohten. Da mein neuer Plan jedoch vorsah, den frühesten Bus nach Menzenschwand zu erreichen, um dort die ursprüngliche Route wieder aufzunehmen, blieb mir keine Zeit, mich brummelig stundenlang hin und her zu wälzen. Dabei gehört brummeliges hin und her Wälzen zu den schönsten Morgenhandlungen überhaupt.





                                                                    Wider erwarten viel mir das Aufstehen und Anziehen nicht allzu schwer und 20 Minuten später stand ich im Freien, aß zwei Müsliriegel und betrachtete Eiskrusten am Reißverschluss meines Zeltes. Etwas Bodennebel zog noch durchs Bernauer Albtal, doch sein Kampf gegen die Morgensonne war bereits jetzt aussichtslos. Kein Wölkchen trübte den Himmel.

                                                                    Ziemlich stolz, tatsächlich eine Nacht mit Bodenfrost durchgestanden zu haben, baute ich mein Zelt auseinander und schüttelte alles Eis und Kondenswasser etwas zu energisch aus dem Aussenzelt, wie sich kurz darauf herausstellte. Denn als ich die Reißverschlüsse des Aussenzeltes schließen wollte, musste ich feststellen, dass ich einen Reißveschluss-Schlitten abgeschüttelt hatte. Hätte ich bloß das Ende des Reißverschluss´ ordentlicher umgenäht. Ich suchte den Schlitten vergeblich.

                                                                    Ein Herr mittleren Alters mit Schnauzer und Hündchen, der mit seinem Caravan 20 Meter von mir entfernt die Nacht verbracht hatte, erkundigte sich nach meinem Wohlbefinden. Er nahm an, ich hätte die ganze Nacht gefroren und bat mir ein Tässchen Kaffee in seinem Wohnmobil an. Dankend lehnte ich ab, da ich sonst meinen Bus verpasst hätte und machte mich auf den Weg zur Haltestelle.

                                                                    Menzenschwand liegt ein Tal weiter ostwärts als Bernau. Ein wenig wurmte es mich schon, dass ich meine Tour nicht ohne Unterbrechung druchwanderte. Von Bernau aus wären es jedoch deutlich über 20 km bis Lenzkirch gewesen und bei dem schönen Wetter wollte ich mir keinen Stress machen, sondern lieber die eine oder andere ausgiebige Pause einlegen.
                                                                    Von Menzenschwand aus stand mir zuerst der letzte nennenswerte Anstieg der Tour von ca. 300 Höhenmetern bevor. Bald boten sich schöne Aussichten in das von der Sonne geweckte Tal Menzenschwands.





                                                                    Mein Reisebalast, sowohl Ausrüstung als auch Bauch:





                                                                    Das wundervolle Wetter und die Aussicht, eine recht entspannte Tour mit vermuteten Highlights (Schluchsee, Windgfällweiher und Ursee) vor mir zu haben, machte mich an diesem Morgen regelrecht euphorisch. Die 300 Höhenmeter schwebte ich mehr, als dass ich sie lief. Dem Hochtal kurz vor dem Pass hinüber zum Schluchsee stand das gleißende Morgenlicht besonders gut. Nur leider schlängelte sich auch eine stärker befahrene Straße über die Wiesen in die Höhe. Es gibt sehr viele Stellen im Schwarzwald, die ohne Straßen ein Traum wären, mit den im zwanzigsten Jahrhundert jedoch immer wichtiger gewordenen Verkehrswegen teilweise oder vollständig ihren Reiz verloren. Grausames Beispiel ist das Höllental östlich von Freiburg. Felswände die fast hundert Meter aufragen und eine nur wenige Meter schmale Schlucht bilden, werden von der B31 verschandelt, der wichtigsten, stark befahrbaren Passage in Ost-West-Richtung südlich von Stuttgart. Und natürlich quetscht sich eine Zugstrecke ebenfalls dort hindurch. Ein Wanderpfad neben der Straße wurde inzwischen aufgegeben und verfällt. Eine der beeindruckendsten Schluchten des Schwarzwaldes ist so nur motorisiert zu bewundern. Ein Jammer!

                                                                    Der Pass hinüber zum Schluchsee ist trotz Straße recht reizvoll.





                                                                    Teilweise verläuft der Wanderweg hier hinauf entlang der Leitplanke und die Wegmarkierung ist direkt auf dieser aufgeklebt:



                                                                    Nach dem höchsten Punkt führte der Weg wenige Meter abseits der Straße einen sehr schnuckeligen Pfad entlang, der die Autos schon fast wieder vergessen ließ.



                                                                    Weiter unten kam ich in die winzige, nur aus wenigen Häusern bestehende Ortschaft “Aeule“. An der Rückwand einer morschen Holzhütte war sogar ein Ortsschild für Wanderer angebracht.



                                                                    Noch einmal querte ich die Straße, vom Gekläffe eines Hundes begleitet, der anscheinend noch nie einen Wanderer zu Gesicht und Nase bekommen hatte. Vielleicht war ich seiner Ansicht nach auch viel zu früh unterwegs. Er gehörte nämlich zu einer Gaststätte, die um diese Zeit noch keine Gäste hatte. Der Weg führte nun weiter abseits der Straße an Wiesen entlang und weiter durch Wald bergab in Richtung Schluchsee. Bald leuchtete die Wasseroberfläche durch Lücken im Dickicht hindurch.





                                                                    Bei so schönem Wetter war der Schluchsee natürlich einige Fotos wert:









                                                                    Der Weg entlang des Schluchsees war der einzige Streckenabschnitt meiner Wanderung, auf dem ich im Minutentakt auf andere Wanderer und vor allem Spaziergänger traf. Später in der Wutachschlucht war es zwar auch nicht mehr so einsam, wie in den ersten zwei Tagen meiner Wanderung, aber dies hier war eindeutig eine der Flaniermeilen aller Schwarzwaldverliebter, und das obwohl es bereits ende September und mitten unter der Woche war.

                                                                    Nach dem Schluchsee folgte ich für ca. 2 km der Bahnlinie Richtung Bärental bis zum Windgfällweiher, der leider jenseits der Bahnlinie für mich nur aus der Ferne zu sehen war. Ich spielte einige Momente mit dem Gedanken, einen kleinen Umweg zu machen und einen schönen Rastplatz am See zu suchen, da mein Magen die Instantnudeln im Rucksack bereits so laut anknurrte, dass sie am liebsten von allein in mein Maul gesprungen wären. Doch ich wollte den letzten kleinen Anstieg von ca. 100 Höhenmetern vor Lenzkirch noch hinter mich bringen und wanderte noch eine halbe Stunde weiter. Bald lichtete sich der Wald und neben einer Kuhweide und mit weitem Blick gen Westen in locker bewölkten Himmel fand ich eine einladende Bank in der Sonne.





                                                                    Kocher raus, Nudeln köcheln, Mampfen. Dabei hatte ich meine Füße von Schuhen und Socken befreit und ließ sie in der Sonne auslüften. Essen und Füße lüften ist eine Kombination, die für Solotouren wahrscheinlich besonders geeignet ist. Die Stunde, die ich auf dieser Bank verbrachte und mir die Sonne auf den Pelz braten ließ, war der Höhepunkt der Tour, zwar nicht landschaftlich, aber auf jeden Fall auf der Alltag-Hintersichlassen-Skala.

                                                                    Nach der Mittagspause ging es allmählich bergab ins Tal oberhalb Lenzkirchs. Nach ca. 2,5 km kam ich an einem kleinen, umzäunten Naturschutzgebiet vorbei. Der sogenannte Ursee und seine umliegende Landschaft ist ein Relikt aus der Eiszeit. Allerdings grenzen direkt an das winzige Areal bewirtschaftete Wiesen an. Was man auf dem Foto unten sehen kann, ist so ziemlich alles, was halbwegs nach unberührter Natur aussieht. Einerseits war es nett, einen Blick darauf werfen zu können, andererseits fand ich es arg traurig, das solch ein winziges Areal in Deutschland schon eine in Wanderkarten erwähnenswerte Besonderheit darstellt, und das, obwohl ein Blick in Wikipedia ergibt, dass dieser Ursee keinesfalls unbeeinflusst von Menschenhand ist. Eher ist er ein kläglich erhaltenes, halbwegs natürlich aussehender Flecken Landschaft. Ich fühlte mich ziemlich besiedelt.


                                                                    (Dieses Bild ist per Rechtsklick in größerer Version betrachtbar)

                                                                    Weiter dem Waldrand folgend näherte ich mich Lenzkirch. Die letzten Meter vor Lenzkirch verliefen dann über schöne, saftige Wiesen und entlang des kleinen Urseebaches.



                                                                    Als ich die Ortschaft erreichte, freuten sich meine Füße bereits auf ihren Verdienten Feierabend. Doch der Weg durch Lenzkirch bis zum Campingplatz zog sich unglaublich hin. Die Karte verriet, dass ich fast drei weitere Kilometer wanderte, bis ich endlich am Ziel war. Die bisherigen Etappen steckten mir spürbar in den Füßen, wenngleich ich mich glücklich schätzen konnte, dass ich ohne nennenswertes Training und ohne ernste Probleme mal eben fast 60 km in drei Tagen zurückgelegt hatte.





                                                                    Ich stellte mein Zelt in spätnachmittäglichen Sonnenstrahlen auf. Endlich konnte es trocknen. Sodann gönnte ich mir einen ausgiebigen Besuch der Dusche. Eine Weile spielte ich sogar mit dem Gedanken, dass kleine Hallenbad des Campingplatzes zu besuchen, das unweit meines Zeltes lockte. Doch als ich was von Badekappenpflicht las, verwarf ich den Plan. Ich hätte die Regenschutzhülle meiner Kamera aufziehen können. Doch das wäre unvergleichlich schick gewesen und hätte allen Campern im Bad die Show gestohlen. Der Fairness halber verzichtete ich.

                                                                    Meine Hochstimmung hatte vom Morgen in Menzenschwand bis hierher gehalten. Es war ein wunderbarer Wandertag gewesen. Doch dann machte ich einen folgenschweren Fehler und ignorierte bereits zwei Tage nach Schönau meinen Vorsatz, nie wieder auf einer Wandertour Abends in eine Campingplatz-Spelunke einzukehren und mir meine ganze Trekking-Laune zu verderben. Wie dumm von mir, wie ausgesprochen dumm von mir!

                                                                    Zu meiner Verteidigung muss ich gestehen, die Gaststätte des Lenkircher Campingplatzes sah so viel einladender und weniger dauercamper-verseucht aus, als jene in Schönau. Außerdem hatte ich mir Tags zuvor die Jugendherberge in Menzenschwand “erspart“, indem ich in Bernau kostenlos übernachtete. Meine Geldbörse gab also noch einiges her in Sachen “Einkehren“. Gegen halb Acht betrat ich den Gastraum. Der Platzwart hatte mir schon geraten, nicht erst um 8 einzukehren, da bei Besuchermangel manchmal um diese Zeit schon geschlossen wurde.
                                                                    Ich war der einzige Gast und somit der einzige Grund, warum die Bedienung und der Koch an diesem Tag nicht früher Schluss machen konnten. Vielleicht war das bereits eine ungünstige Voraussetzung. Ich konnte der Bedienung keinen Vorwurf machen. Sie war nicht unfreundlich und bediente mich zügig. Und dennoch fühlte ich mich nicht sonderlich willkommen. Mein Fisch-Vesper-Teller und ich fristeten darob in der nächsten Dreiviertelstunde ein recht klägliches Eckbank-Dasein.

                                                                    Im Grunde bin ich ein recht ausgeglichener Mensch. Meine Familie und Freunde bezeichnen mich als Optimist und in sich ruhenden Zeitgenossen. Und dem stimme ich mit nur wenigen Vorbehalten zu. Was nun folgte, überraschte mich daher doch sehr. Meine Euphorie vom sonnigen Wandertag wurde von arg trüben Gedanken weggespült. Ich saß verstimmt und lustlos an meinem Tisch, nippte an den Resten meines Getränks und hatte überhaupt keine Lust, mich gleich in mein Zelt in die Kälte zu begeben und womöglich eine weitere Nacht mit Bodenfrost dahinzudämmern. Hinzu kam, dass ich einen heißen Kopf und Kalte Hände und Füße hatte. Ich fühlte mich also auch körperlich nun nicht mehr wohl.

                                                                    Letztlich habe ich keine Ahnung, was wirklich der Auslöser für diesen extremen Stimmungumschwung war, aber der Besuch des Gasthauses spielte dabei womöglich eine ähnliche Rolle, wie die Vesperstube zwei Tage zuvor in Schönau. Ich schwor mir abermals, eine Wanderung durch die Natur nicht mit solchen Besuchen geschlossener Räumlichkeiten zu unterbrechen. Darüber hinaus vermisste ich meine Töchter und meine Frau und natürlich auch mein kuscheliges Bett zuhause. Ich zweifelte ernsthaft daran, für Solotouren geeignet zu sein. Ein kleiner Trost bestand darin, dass ich am nächsten Tag mit einem guten Freund verabredet war und eine Etappe mit ihm zusammen wandern wollte.

                                                                    Bibbernd vor Kälte begab ich mich zu meinem Zelt, holte Zahnbürste&Co, verrichtete die letzten Badangelegenheiten und mummelte mich schnell in meinen Schlafsach. Ich entzündete ein Teelicht, schlug mein Buch auf und las noch zwei Stunden in die Nacht hinein. Jede Minute in meinem schnuckeligen Innenzelt, die mich von Gaststuben-Aufenthalt entfernte, hellte meine Stimmung weiter auf. Kurz vorm Einschlafen ging es mir wieder gut. Dieser sehr seltsame Abend blieb mir eindrücklich im Gedächtnis.


                                                                    Lesen Sie in der nächsten Folge:
                                                                    “Auf in die Wutachschlucht“ und “Die Formel für entspannteres Trekking“, sowie ein kurzer Film aus der Lotenbachklamm.
                                                                    Zuletzt geändert von Fliir; 15.04.2012, 11:10.
                                                                    Blicke windwärts...

                                                                    Kommentar


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                                                                      Dauerbesucher
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                                                                      • 682
                                                                      • Privat


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                                                                      AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

                                                                      Du schreibst sehr schön, und ich kann mich nur anschließen... Der Bericht ist Super

                                                                      Kommentar


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                                                                        • 8843
                                                                        • Privat


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                                                                        AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

                                                                        Zitat von borni83 Beitrag anzeigen
                                                                        Du schreibst sehr schön, und ich kann mich nur anschließen... Der Bericht ist Super
                                                                        Dem schließe ich mich ebenfalls an.

                                                                        Wie ich sehe hast du nun die OpenCycleMap als Grundlage verwendet. Sieht doch gleich viel besser aus.

                                                                        Auch auf die Gefahr hin, dass ich dir lästig falle. Schreibe bitte unter deine Karten noch den Satz: "cc-by-sa; OpenStreetMap und Mitwirkende", dann hast du alle Lizenzbestimmungen beachtet.
                                                                        Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

                                                                        Kommentar


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                                                                          Erfahren
                                                                          • 27.07.2011
                                                                          • 141
                                                                          • Privat


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                                                                          AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

                                                                          Per Copy&Paste schon erledigt. Nochmals danke für den Hinweis.
                                                                          Blicke windwärts...

                                                                          Kommentar


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                                                                            Gerne im Forum
                                                                            • 05.08.2009
                                                                            • 95
                                                                            • Privat


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                                                                            AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

                                                                            Hallo Du,

                                                                            toller Bericht, mach bitte weiter, schneeeeeellll :-)
                                                                            Ich habe auch letztes Jahr meine alte Leidenschaft wieder entdeckt und bin nun im zarten Alter von
                                                                            35 schwer am Planen
                                                                            Vielleicht spricht mich dein Reisebericht auch deswegen so an, wirklich toll geschrieben!

                                                                            Kommentar


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                                                                              Dauerbesucher
                                                                              • 16.10.2009
                                                                              • 561
                                                                              • Privat


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                                                                              AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

                                                                              Super klasse Bericht.

                                                                              War die Woche auch am Schluchsee, Feldberg, etc. unterwegs,
                                                                              leider auch im Höllental . Voll verschandelt durch die B31

                                                                              Kommentar


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                                                                                Gerne im Forum
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                                                                                • 55
                                                                                • Privat


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                                                                                AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

                                                                                Schöner Bericht über eine schöne Tour, und unterhaltsam geschrieben!
                                                                                Spiele grad mit dem Gedanken, mich in einer Woche in der Gegend rumzutreiben. Aber der Wetterbericht sieht noch sehr bescheiden aus ...

                                                                                Auf jeden Fall Danke!

                                                                                Kommentar


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                                                                                  Erfahren
                                                                                  • 28.02.2012
                                                                                  • 174
                                                                                  • Privat


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                                                                                  AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

                                                                                  Toll zu lesen und spannende Tour im Ländle! Weiter so! Thema ist abonniert.
                                                                                  Raus aus der Komfortzone

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    Erfahren
                                                                                    • 27.07.2011
                                                                                    • 141
                                                                                    • Privat


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                                                                                    AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

                                                                                    Vielen Dank für die netten Kommentare.

                                                                                    Es folgt der Abschluss meiner Tour. Viele Fotos winken, und endlich die Formel für entspannteres Trekking
                                                                                    Und ein Fazit meiner Erfahrungen mit meiner ersten Mehrtagestour ließ ich mir auch nicht nehmen.

                                                                                    Etappe 4: Von Lenzkirch durch Haslachklamm, Wutachschlucht und Lotenbachklamm


                                                                                    cc-by-sa; OpenStreetMap und Mitwirkende
                                                                                    (Dieses Bild ist per Rechtsklick in größerer Version betrachtbar)


                                                                                    Ich erwachte gut ausgeschlafen und mit Vorfreude auf die wahrscheinlich beeindruckendste Etappe der gesamten Tour. Hinzu kam, dass ich gegen halb 9 einen sehr guten Freund treffen würde, der mir an diesem Tag Gesellschaft leisten wollte. Das Zelt war schnell eingepackt, die ersten Müsliriegel flott verspeißt. Mit den ersten Sonnenstrahlen verließ ich den Campingplatz (und schwor mir abermals, nie wieder auf so einer Tour Abends irgendein Lokal oder eine Spelunke zwecks Essensaufnahme zu betreten).

                                                                                    Einige hundert Meter nach dem Campingplatz traf ich meinen Freund direkt am Beginn des Weges, der uns entlang der Haslach abwärts in die Wutachschlucht führen würde. Wir marschierten von bestem Wetter beschwingt los. Der Weg führte uns innerhalb weniger Minuten zum ersten Mal hinunter zur Haslach:




                                                                                    [SIZE](Dieses Bild ist per Rechtsklick in größerer Version betrachtbar)[/SIZE]

                                                                                    Nach der Münung eines kleinen Seitenbaches führte der Weg nochmal für kurze Zeit in die Höhe. Versteckt am Waldrand, von Bäumen überwuchert lag eine alte Bahnstrecke. Zumindest wirkte es so, wenngleich die kleine alte Brücke mir ziemlich dünn für eine Bahnstrecke erschien. Auf jeden Fall gab es dort oben vor längerem noch eine Bahntrasse, die heute teilweise zur Fahrradstrecke ausgebaut ist.



                                                                                    Der Beginn des Naturschutzgebietes Wutachschlucht begann mit einem Hinweisschild, dass angesichts des an unberührter Natur so armen Deutschlands regelrecht romantisch für mich klang.



                                                                                    Jaaarh! Ich erwartete pure Wildnis und Unwegsamkeit. Eine wunderbare Möglichkeit, meinen Löwenmut und meine jahrhundertelange Outdoorerfahrung (hüstel) zu beweisen. Und an einem Baum fanden sich passenderweise die ersten Spuren, gescheiterter Wanderer:



                                                                                    Dann standen wir plötzlich vor einem gähnenden Abgrund, nur durch ein dünnes Gitterchen gesichert. Nun ja, sagen wir mal, wir standen an einem schönen Aussichtspunkt, der mit massiven Gitterzäunen für alle Touristen gefahrlos betretbar ist.



                                                                                    Da war natürlich ein wenig Posing angesagt:



                                                                                    Blick auf die andere Seite der Haslachklamm:



                                                                                    Und ein Foto für meine Flechten- und Moos-Foto-Sammlung:



                                                                                    Der Pfad ging nun stetig und ziemlich steil weiter bergab, bis wir wieder direkt an der Haslach waren. Ich finde es wunderbar, durch Landschaften zu wandern, in denen die Bäume liegenbleiben, wo sie gefallen sind. Es gibt einige solche Stellen im Schwarzwald, die kaum bis gar nicht bewirtschaftet sind, in denen die Natur machen darf, was sie will, aber man muss sie fast mit der Lupe suchen. (Das wäre vielleicht mal ein Sammel-Thread wert).


                                                                                    (Dieses Bild ist per Rechtsklick in größerer Version betrachtbar)

                                                                                    Und dann kamen wir an den Rechenfelsen, wo sich die Haslach durch ein wenige Meter enges Felsportal hindurchzwängen muss. Eine beeindruckende Szenerie:



                                                                                    Der Pfad führt über den Felsen der linken Seite und dort blickte ich hinab auf die andere Seite und entdeckte etwas ziemlich kurioses, was ich mir nicht recht erklären konnte. Mitten im steilen, verwachsenen Hang steckte ein Leitpfosten. Was der da jenseits jeglicher Straßen zu suchen hatte? Vielleicht für tieffliegende Raubvögel als Orientierung in der Nacht? Oder von einem arg hungrigen Ecihhörnchen verschleppt und schlampig vergraben? Was besseres fiel mir als Erklärung nicht ein.



                                                                                    Kurz darauf erreichten wir die Münung der Haslach in die Gutach. Von da an heißt die Gutach bekanntlich Wutach.




                                                                                    (Dieses Bild ist per Rechtsklick in größerer Version betrachtbar)

                                                                                    Wieder ein sehr schöner Ort. Und die Wanderung an diesem Tag sollte uns noch viele solche Stellen schenken. Ich kann sogar sagen, dass wir wenige Stunden später ein Kleinod der Natur passierten, dass für mich zu den schönsten Orten gehört, die ich im Schwarzwald kenne. Doch ohne eine entscheidende Planänderung wäre uns dies entgangen.
                                                                                    Ursprünglich hatte ich für diesen Tag eine Tour von deutlich über 20 km bis nach Ewattingen und dort die vorletzte oder letzte Übernachtung geplant. Im Laufe der Wanderung verwarf ich dieses Vorhaben jedoch komplett. Ich genoss es so sehr, diese Etappe nicht alleine, sondern mit einem guten Freund zu erleben, dass ich im Grunde keine Lust hatte, daraufhin nochmals alleine weiterzuziehen. Hinzu kam, dass mein Freund auf jeden Fall am Nachmittag wieder nach Hause fahren würde und somit den gesamten Weg bis nach Ewattingen leider nicht mitlaufen konnte. Er hätte am Ende der gesamten Tour keinen Bus mehr bekommen. Für ihn war klar, dass er spätestens einige Kilometer nach der Schattenmühle die Wutachschlucht verlassen würde. Und so entschied ich mich, es ihm gleichzutun und die Wanderung ebenfalls an diesem Tag ausklingen zu lassen.
                                                                                    Leider bedeutete dies, dass ich zum zweiten mal in zwei Jahren den Hauptteil der Wutachschlucht nicht zu sehen bekommen würde, aber ich war bereits so voller Eindrücke von den letzten Tagen und dem Anfang dieser vierten Etappe, dass mir das nicht das geringste ausmachte.

                                                                                    Blick in sonnendurchflutete Baumkrone:



                                                                                    Für einen kurzen Moment waren wir durch ein Dimensionstor irgendwo nach Skandinavien verschlagen worden. Zumindest konnte man sich das bei dieser Brücke vorstellen:



                                                                                    Auf dem Räuberschlößle angekommen, einer Felskanzel auf der angeblich vor Jahrhunderten Räuber ein Versteck einrichteten, schoss ich ein Foto des Blicks in die Tiefe. Ein Jahr zuvor, später im Herbst hatte ich genau an der selben Stelle schon mal ein Foto gemacht. Ein schöner Vergleich, wie ich finde:





                                                                                    Ein weiterer Blick vom Räuberschlößle:



                                                                                    Nach dem Räuberschlößle verlässt der Weg die Wutachschlucht für einige Zeit gen Norden, verläuft teilweise entlang Feldern und kehrt dann allmählich absteigend wieder in die Schlucht zurück. Nach einer knappen Stunde ist man wieder auf dem Höhenniveau der Wutach, direkt bei der Schattenmühle angekommen. Die Schattenmühle ist eine größere Lokalität mit Sonneterasse, wo der hungrige sich ordentlich stopfen kann. Allerdings kann ich die Schattenmühle nur bedingt empfehlen. Die Kässpätzle, die ich ein Jahr zuvor dort bestellt hatte, waren fetttriefende, mit billigsten Fertigröstzwiebeln aus der Dose bedeckte Teigwürmer, die es nicht verdient hatten, Kässpätzle genannt zu werden. Diesmal hatte ich überbackenen Camembert und da wusste ich, dass mich nichts selbstgemachtes erwartete. Insofern wurde ich auch nicht enttäuscht.

                                                                                    Gesättigt überlegten wir uns mit Blick auf die Karte, wie wir die Tour abschließen wollten. Es war inzwischen kurz vor Drei und wir entschieden uns, anstatt der Wutachschlucht weiter zu folgen, die Lotenbachklamm aufwärts zu wandern. Das waren zwar nur noch knappe 2 km, aber angeblich sollte die Lotenbachklamm äußerst sehenswert sein. Unsere Erwartungen wurden übertroffen.
                                                                                    Jede Biegung und Kehre, die der Pfad machte, enthüllte neue friedliche und berauschende Kleinlandschaften, die der Lotenbach in Äonen in Fels und Wald geformt hat.

                                                                                    Der Ort auf dem nächsten Foto ist kaum zu beschreiben und nur ungenügend auf Foto zu bannen. Wenn man dort steht, hat man das Gefühl, in einem kleinen, abgeschlossenen und verwunschenen Kleinod der Natur zu weilen. Die Geräusche werden von den Felsen zurückgeworfen und lassen es wie einen riesigen Raum klingen. Man fühlt sich behütet, oder, um es noch süffisanter auszudrücken, man fühlt sich wie in Mutter Naturs Schoß gebettet. Es lohnt sich, dieses Bild per Rechtsklick - "Grafik anzeigen" in größerer Version zu betrachten:


                                                                                    (Dieses Bild ist per Rechtsklick in größerer Version betrachtbar)

                                                                                    Auch oberhalb dieses Punktes folgen noch mehrere Orte, die zum verweilen einladen. Hier entstand auch ein kleines Video, das etwas mehr als eine Minute des Streckenverlaufes dokumentiert:

                                                                                    Lotenbachklamm Kurzfilmchen

                                                                                    Weitere Eindrücke:









                                                                                    Nur wenige Meter bevor die Lotenbachklamm sehr abrupt endet, entstanden die letzten Bilder:





                                                                                    Und dann steht man völlig unvermittelt an der stark befahrenen B315. Das hat mich ganz schön aus meinen Wildnis-Tagträumen gerissen, die kurz zuvor mit der Lotenbachklamm ihren Höhenpunkt erreicht hatten:


                                                                                    Vrooooooommm! Das wars!
                                                                                    Von hier geht direkt ein Bus nach Neustadt und von dort gings mit dem Zug nach Hause.
                                                                                    Und damit endet der Bericht so abrupt, wie die Wanderung selbst.

                                                                                    Fazit:

                                                                                    Meine erste Solotour hat mir eine Menge Erfahrungen beschert, die ich in Zukunft beachten möchte und muss. Ich hatte das erwartet, abgesehen von einer Erkenntnis, die mich sehr überraschte. Ich dachte anfangs, dass ich eine Solotour sehr genießen würde. Das bestätigte sich nur teilweise. Wenn die Umstände stimmten, war ich in der Tat sehr glücklich mit mir alleine, wenn jedoch Widrigkeiten dazukamen, fühlte ich mich doch etwas einsam. Oft hatte ich auch den Wunsch, die schönen Momente mit anderen zu teilen. Ich persönlich habe davon anscheinend mehr.
                                                                                    Die Konsequenz für mich ist, dass ich vorerst keine Solotouren mehr plane, schon gar nicht dann, wenn es keine garantierte Schönwetter-Allesperfekt-Tour wird.

                                                                                    Und dennoch war es ein unvergessliches Erlebnis, mal 4 Tage auf Schusters Rappen unterwegs zu sein. Mein Oberstübchen ist vom Outdoorfieber angesteckt und zweigt fast ununterbrochen Teilkapazitäten für die Planung weiterer Touren ab. Schon ziemlich sicher ist eine Tour nächstes Jahr in Norwegen, wahrscheinlich Durchquerung der Hardangervidda und weiter gen Westen bis Bergen und ans Meer. Mal sehen, ob es klappt. Ich will auf jeden Fall jetzt noch mehr, vor allem mehr Natur!

                                                                                    Was mir durch diese Tour auch für die Zukunft zum Anliegen wurde, ist eine sehr bedachte Planung einzelner Etappen. Insbesondere, was die Entfernungen betrifft. Ich möchte Etappen in Zukunft auf jeden Fall so einrichten, dass immer genug Zeit für ausgedehnte Pausen bleibt. Nichts hat mich mehr gestört, als die Verpflichtung, meine Strecke zum Zielpunkt auf jeden Fall schaffen zu müssen. In Deutschland ist man ziemlich auf Campingplätze angewiesen oder muss bereit sein, die Grauzone wilden Campens in Betracht zu ziehen. Beides behagt mir nicht. Noch ein Grund mehr, der mich Richtung Skandinavien drängt.

                                                                                    Bezüglich der Streckenplanung kommt nun aber auch die von mir bereits vorangekündigte, selbst entwickelte Formel ins Spiel. Die Formel hat zum Zweck, die Länge von Etappen so zu planen, dass der Entspannungsfaktor nicht zu kurz kommt.

                                                                                    Die Entspannte-Trekking-Etappen-Formel:
                                                                                    X = A – (M+H+P)

                                                                                    X = Maximale Etappenlänge
                                                                                    A = Deine maximal zurücklegbare Strecke innerhalb von 8-10 Stunden (je nachdem, wie lange man Laufen kann, ohne sich zu überanstrengen)
                                                                                    M = (Gewicht Gepäck/5)
                                                                                    H = (Höhenmeter/100)
                                                                                    P = (Pausenminuten/30)

                                                                                    Ich mache ein Beispiel:
                                                                                    Die Durchschnittliche Geschwindigkeit eines Menschen beim Gehen beträgt 3-4 km/h. Wobei 3 km/h einem eher gemütlichen Spaziergang entspricht, während 4 km/h und darüber dem beschäftigten Stadtmenschen entspricht. Ich gehe als gemütlicherer Mensch im Beispiel also eher von 3 km/h aus. Ich schaffe somit innerhalb von 8 bis 10 Stunden ca. 24-30 km. Mittelwert: 27 km.
                                                                                    A ist bei mir also 27

                                                                                    Das Gewicht meines Rucksacks betrug ca 15 kg.
                                                                                    M ist bei mir also 15/5 = 3

                                                                                    Nehmen wir für das Beispiel meine erste Etappe mit 600 Höhenmetern.
                                                                                    H wäre dann 6

                                                                                    Und ich würde gerne eine ausgedehnte Mittagpause von einer Stunde machen
                                                                                    P wäre dann 2

                                                                                    → X = 27 – (3 + 6 + 2)
                                                                                    → X = 16 km

                                                                                    Die Formel ergibt für den Beispielfall eine Maximalstrecke von 16 km. Wenn ich also im Beispiel eine halbwegs entspannte Etappe plane, sollte ich maximal 16 km Wegstrecke einplanen.

                                                                                    Natürlich ließen sich noch weitere Aspekte in die Formel einbauen, wie ein Streckenbonus für Trainierte oder ein Faktor für die Beschaffenheit der Wege oder der Landschaft, wenn man abseits der Wege unterwegs ist. Aber diese Erweiterungen baue ich frühestens nach nächstem Jahr ein, wenn ich tatsächlich meine Norwegentour mache und überstehe

                                                                                    Und zum Abschluss hab ich noch ein kleines Bonbon:
                                                                                    Im Zug zurück nach Freiburg fielen mir eigenartige Fenster-Klebebilder auf. Jeder kennt die Abbildungen, die das Herauslehnen aus dem Fenster oder das Raußschmeißen von Flaschen oder Müll während der Fahrt verbieten. Irgendwie hat der Wind und/oder das ständige Öffnen und Schließen der Fenster aus diesen Bildern in dem Zug, in dem ich saß, sehr kunstvolle, seltsame Szenen geformt:



                                                                                    Ich hoffe, mein Tourbericht hat Euch gefallen.
                                                                                    Ich habe noch zwei schöne Eintagestouren, auch aus dem Schwarzwald, die ich bei Gelegenheit zu kleinen Tourenberichten zusammenschneidern werde, sofern erwünscht. Oder sind Eintagestouren im Schwarzwald dann doch etwas zu dürftig für dieses Unterforum?

                                                                                    Grüße aus der Nähe von Freiburg,
                                                                                    Fliir
                                                                                    Zuletzt geändert von Fliir; 18.04.2012, 01:40.
                                                                                    Blicke windwärts...

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      Erfahren
                                                                                      • 17.04.2009
                                                                                      • 109
                                                                                      • Privat


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                                                                                      AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

                                                                                      Hallo Fliir,

                                                                                      ich kann mich den lobenden Stimmen bezüglich Deines Reiseberichts nur anschließen!
                                                                                      Toll geschrieben und mit einem "Fotoblick" auf die Kuriositäten von Alltag und Natur.
                                                                                      Schön, dass Du für D I C H die Formel für entspanntes Wandern gefunden hast.

                                                                                      Für mich ist sie jedoch auch mit eventuellen Korrekturfaktoren unbrauchbar.

                                                                                      In Deutschland plane ich meine Touren so, dass ich sie nicht planen muss.
                                                                                      Will heißen, ich überschlage, ob die Strecke in den dafür vorgesehenen Tagen zu schaffen ist,
                                                                                      ob alle paar Tage ein Laden zum Proviant Nachkaufen zu erwarten ist und ob ich zwischendurch
                                                                                      per Bus/ Bahn nach Hause komme. Dann nehme ich immer ca. 2 Tage Reserveproviant mit.

                                                                                      Dann stehe ich auf wann ich will, gehe los wann ich will, pausiere wo ich will und such mir gegen abend
                                                                                      einen Schlafplatz wo ich will.

                                                                                      Gut, die "Grauzone" mit dem "wilden" Übernachten stört mich dagegen kaum.

                                                                                      Das ist für mich entspanntes Wandern.

                                                                                      Auch weiß ich morgens nicht wie lang meine Mittagspause sein wird. Manchmal freu ich mich auch über eine
                                                                                      Stunde Pause; bei Regenwetter ohne Unterstand, Gasthaus etc. kann die Mittagspause aber auch schon mal
                                                                                      auf ein paar Snacks während des Gehens reduziert werden...

                                                                                      Viel Spaß auf Deinen weiteren Touren!

                                                                                      LG, Amadeus
                                                                                      Dies ist ein elektronisch erstellter Beitrag. Bitte entschuldigen Sie das Fehlen von Kaffeflecken und Kuchenkrümeln.

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        Erfahren
                                                                                        • 27.07.2011
                                                                                        • 141
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                                                                                        AW: [DE] Schwarzwaldüberquerung, Vom Münstertal bis in die Wutachschlucht

                                                                                        Klar, die Wanderformel kann nicht für jeden geeignet sein. Aber es ist doch vielleicht eine ganz nette Faustformel für Einsteiger. Auf jeden Fall würde ich die Formel ebenfalls nicht anwenden, wenn ich weder Zeitdruck noch Bedürfnis habe, ein gewisses Pensum am Tag schaffen zu müssen.
                                                                                        Vielleicht mach ich dazu mal einen eigenen Thread und dann kann diskutiert und ausprobiert werden. Vielleicht lässt sich ja auch eine allgemeinere Formel finden, auch wenn das natürlich eher Spielerei ist
                                                                                        Blicke windwärts...

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          Neu im Forum
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                                                                                          • 5
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                                                                                          Herrlicher Reisebericht,
                                                                                          bin neu hier und hab erst jetzt diesen Beitrag gefunden. Erinnert mich an längst vergangen Zeiten, von Hausach bis Basel, und
                                                                                          bestärkt mich wieder aktiv aufzumachen Der März ist schon verplannt, aber im September hat mir dein
                                                                                          Reisebericht ein neues und lohnenwertes Ziel gegeben.

                                                                                          Danke.

                                                                                          LG Tassus

                                                                                          Kommentar