Tourentyp | Kanutour |
Breitengrad | 51.847978539 |
Längengrad | 12.376182556 |

5 Paddeltage in Mitteldeutschland
Zeit: 09/2011
Ort: Sachsen-Anhalt
prolog:
getreu dem motto von rudiger nehberg 'das abenteuer beginnt gleich hinter der haustuer' sind mein paddelkumpel andreas und ich in diesem jahr eine paar tage flussabwaerts auf der elbe gepaddelt.
wir haben fuer uns tagesetappen von rund 25 km eingeplant (einmal nur 15 km) denn wir kommen erfahrungsgemaess nie vor 11 uhr morgens weg und wollen schliesslich den tag und die fahrt geniessen und nicht abends tot in den schlafsack fallen.
und wie immer legen wir unsere tour in den spaeten september um dem massentourismus und jugendgruppen aus dem weg zu gehen - und dieser plan ist gluecklicherweise wieder mal aufgegangen.
0. tag
anreise - wir haben heute dauerregen! wir holen das boot ab und lassen uns von einem freund mit dem auto nach lutherstadt/wittenberg fahren.
mir ist bei dem gedanken heute im zelt zu schlafen und unsere gesamte ausruestung schon vor reiseantritt durchzuweichen etwas flau im magen. so rufe ich kurzerhand am nachmittag beim ruderclub in wittenberg an und frag nach einer schlafmoeglichkeit im bootshaus. und das geht klar - das zimmer ist zwar mega-spartanisch, die betten etwas (naja) unsauber aber die bettwaesche ist frisch und nachdem wir unsere betten bezogen haben ... wird es fuer eine nacht schon gehen.
was ich nicht bedacht habe ist die tatsache, dass das bootshaus direkt an der bundesstrasse liegt und ich die ganze nacht anstelle von schafen die autos zaehlen kann. erst gegen morgen schlafe ich irgendwann kurz ein und bin dementsprechen geraedert.
1. tag - km 222
das wetter hat sich etwas gebessert - zumindest regnet es nicht mehr und nach einem kaffee und broetchen zum fruehstueck sieht die welt gleich viel besser aus.
wir gehen den tag ruhig an und lassen uns beim transport von boot und ausruestung zeit. aber dann geht es auch schon los - ca. 11 uhr morgens. die ersten paddelschlaege gehen nach einem jahr etwas ungewohnt und an den fluss mit seiner stroemung muss ich mich auch erst gewoehnen. doch das geht schnell - es ist sogar sehr entspannt ... man kommt super schnell voran und die paddelschlaege gehen immer leichter von der hand. schnell entdecken wir auch die moeglichkeit uns faul nur treiben zu lassen. und da man permanent voran kommt wird es weder langweilig noch wird das schlechte gewissen geweckt.
ueber den ganzen tag verteilt begegnen uns auf der elbe nur 2 schiffe ... und so soll es auch die ganze woche bleiben. wir sind in herzen deutschlands komplett alleine und geniessen eine unglaubliche ruhe und stille.
nach 2h paddeln machen wir auf einer sandbank unsere erste rast. wir geniessen den tag und die sonne, die jetzt endlich rauskommt. nach einer runden stunde und einer kleinen staerkung brechen wir dann wieder auf und nehmen den 2. teil der heutigen tagesetappe in angriff. und so kommen wir nach weiteren 2h in coswig an.
da wir uns jetzt deutlich in der nachsaison befinden treffen wir erwartungsgemaess auch niemanden im bootshaus an. aber die zeltwiese ist riesig - direkt an der elbe und so bauen wir erst einmal auf und harren der dinge. nachdem wir fertig aufgebaut haben kommt dann auch ein verantwortlicher und zeigt uns die koch- und duschmoeglichkeiten. wir bekommen einen schluessel fuer das bootshaus und bezahlen dafuer 5 euro pro person. kurze zeit spaeter sind wir wieder allein und haben die wiese, das bootshaus und die elbe fuer uns ganz alleine - herrlich.
hinter der zeltwiese liegen herrliche elbauenlandschaften. mit dem untergang der sonne kriechen langsam weisse nebel aus den wiesen herunter zum zeltplatz.
da es nicht regnet bereiten wir unsere mahlzeiten komplett draussen zu - obwohl uns hier und auch spaeter immer angeboten wurde das bootshaus und die kuechenmoebel zu benutzen ... aber dafuer ist es draussen an der elbe viel zu schoen.
so gegen 10:00 verschwinden wir in unsere zelte und schlafen schnell in dieser kalten nacht in unseren schlafsaecken ein. nur einmal werde ich kurz wach und hoere einen mir unbekannten vogel lange (vermutlich eine eule) und laut rufen - wunderschoen!



2. tag - km 236
heute startet petrus sofort mit sonne und blauem himmel. so koennen wir den groessten teil unserer ausruestung abtrocknen lassen bevor wir sie verpacken. alles war vom nebel patschnass.
wir fruehstuecken, packen und starten gewohnt und gemuetlich gegen 11 uhr. wir paddeln unsere morgendlichen 2h und landen in einer sonnigen buhne an. so langsam wird uns das wetter unheimlich ... wir haben eigentlich an alles gedacht bei unserer reiseplanung - aber keiner hat sonnencreme eingesteckt.
am nachmittag geht es weiter. ich bin begeistert von der landschaft und dem seichten vorangleiten auf dem fluss.
im verlaufe des tages unterqueren wir ein paar bruecken - unter anderem die a9. das ist leider nicht zu vermeiden, aber schmaelert auch nicht den eigentlichen charakter der tour ... zu 90% geniessen wir eine unglaublich stille, ruhige und einsame flusslandschaft.
mitten in dessau liegen alte hafenanlagen welche bruechig und verwildert sind. auf diesen toten anlagen turnt eine froehliche ziegenherde herum. wir treiben ganz dicht an ihnen vorbei und werden von ihnen verdutzt gemustert.
wir stoppen gegen 16 uhr an der dkv-station in dessau und stellen die zelte auf. leider muss man hier alles steil bergauf schleppen, da das bootshaus und die zeltwiese wie auf einem damm gelegen sind. und wir muessen heute 'unsere' wiese mit einem radwanderer teilen, der aber schnell in seinem zelt verschwindet.
wir sitzen bei kerzenschein mit tee und whiskey noch lange beisammen. andreas verschwindet als erster so gegen 10 in sein zelt. ich bin noch nicht muede und schlendere langsam im dunkeln an der elbe entlang. der sternenhimmel ist so klar, nah und extrem deutlich. schon von kindesbeinen an bin ich davon fasziniert. ich kann stundenlang in den sternenhimmel starren und vor mich hin traeumen.
genau in richtung osten sehe ich ein sternbild welches recht schwach leuchtet und immer wieder blinkert. welches ist das nur? ich starte mal eben auf meinem android die app 'google sky map' und versuche dieses sternenzeichen zuzuordnen ... es muesste wohl der widder sein.
gluecklich und zufrieden gelange ich wieder zu unserer zeltwiese und krieche nun doch muede in den schlafsack. in dieser und auch in den folgenden naechten ist es recht warm und so wache ich spaeter nochmal auf und muss mir noch ein paar kleidungsstuecke ausziehen - das genaue gegenteil zur ersten zeltnacht.



3. tag - km 261
auf nach aken! auch dieser tag lacht uns am fruehen morgen an. ich brauche schon beim fruehstueck mein basecap als sonnenschutz. andreas hat nur einen muecken-hut (mit netz) dabei und setzt diesen, mit hochgekrempelten netz, auf ... das ganze sieht recht lustig aus, aber scheint zu funktionieren.
wir starten wie ueblich und schwingen gemuetlich die riemen bis zur mittagsrast. zwischendrin lassen wir uns auch gerne eine weile treiben und beobachten die vorbei ziehende natur. da gibt es einiges zu beobachten: graureiher, kormorane, viele gabelweihen, bussarde ... wohl auch einen adler (so glauben wir) - leider war das fernglas nicht gleich zur hand.
heute ist uebrigens unsere kleinste tagesetappe zu bewaeltigen und so haben wir genuegend zeit fuer ... ein ausgiebiges 'bergfest' in brambach!!! dort hat juebermann das weinglas auf der karte eingezeichnet und ich freue mich schon die ganze zeit auf ansaendiges futter.
in brambach gibt es sogar einen bootssteg zum anlegen und neben der ausgezeichneten gasstaette leider nur noch einen briefkasten - sonst nichts ... auch keine drogerie! wir haetten jetzt doch gerne sonnencreme auf unsere roten gesichter geschmiert.
jedenfalls richten wir uns auf der sonnenterasse mit elbeblick fuer die naechsten stunden, bei forelle, kaffee, kuchen und eis, gemuetlich ein.
danach fallen uns die naechsten kilometer auf der elbe etwas schwerer als sonst - aber es geht.
heute ist mittwoch und an diesem tag ist in fast allen bootshaeuseren vereinstreffen - so auch hier. es wird gegen 10:30 bis die letzten leute vom gelaende verschwinden und endlich ruhe einkehrt. um noch etwas davon zu tanken gehe ich wieder allein (andreas schlaeft schon) runter zur elbe und geniesse die stille der nacht und atme tief die frische luft.
im verlaufe des abends ist auch noch ein fahrgastschiff beleuchtet auf der elbe vorbei gezogen. das war ein imposantes bild, welches ich leider mit meinem kleinen fotoapparat nur schlecht festhalten konnte.



4. tag - km 276
schluss mit lustig und vor allem schluss mit dem angenehmen 'sich auf der elbe treiben lassen' - wir haben wind! wind wind wind! und immer von vorne. auf der karte kann ich erkennen, dass wir eine lange gerade strecke von uns haben und sich daran nichts aendern wird. die chance unter land zu paddeln und etwas vor dem wind abzuducken sind minimal.
die strecke an sich ist schoen. wir durchqueren heute das naturschutzgebiet und duerfen eigentlich auf 10km nirgends anlegen. strenge regeln! die natur muss vor dem menschen geschuetzt werden - ja!? aber an die menschen denken die verbotspolitiker dabei ueberhaupt nicht mehr!
vom boot aus sieht die strecke eigentlich nicht viel anders aus als an den letzten tagen - der unterschied ist der, dass hinter der uferlinie mit ein paar baeumen und bewuchs sich hier nun tatsaechlich waelder anschliessen ... aber schuhwandern wollen wir heute ehh nicht.
wir paddeln. was das zeug haelt. ein schlag nach dem anderen ... wir haetten fast gedacht 'elbe ist ganz leicht zu paddeln'. gut das wir nun ein gesamtbild bekommen. wir kommen voran. ganz langsam.
irgendwann begegnet uns auch ein doppel-schubschiff (also 2 nebeneinander) bislang hatten die 'normalen' fast keine wellen aufgeworfen. die elbe ist hier schon sehr breit und wir wollen nicht extra die seite wechseln ... haetten wir aber.
das schiff zieht vorbei - ganz langsam. stromaufwaerts . dann kommen die wellen. wir stellen uns ordentlich senkrecht dazu. die wellen werden immer groesser. ich komme mir vor wie auf der ostsee ... dann kommen noch die zurueckgeworfenen uferwellen dazu und nun haben wir mega-wellen von vorne und von der seite.
kurzum: wir nehmen 2-3 wellen ins boot rein und die hose und schuhe von andreas sind wie frisch gewaschen.
wir muessen also in den naechsten 10 minuten anlanden damit andreas seine wechselsachen anziehen kann.
hunger haben wir auch und die mittagszeit ist ja auch schon ueberschritten. der kaffee in unserer thermoskanne wartet auf uns.
wir legen an und ziehen das boot etwas hoeher damit es sicher liegt ... und dann ... knallt es wie ich es in meinem ganzen leben noch nie gehoert habe!!! selbst die russischen ueberschallkampfflugzeuge sind nicht annaeherd so laut und die sind ja auch eigentlich nicht mehr hier.
wir gucken uns dumm an. und bei meiner ruckhaften bewegung glaube ich auch noch die spitze eines schornsteines in einiger entfernung fallen zu sehen. und dann ziehen dreck- und staubwolken an uns vorueber - zum glueck nicht direkt durch unser lager ... DAS haette uns heute noch gefehlt.
nach ca. 5 paddelstunden landen wir am ziel an. nach unseren geplanten runden 25km ist aber kein bootshaus vorhanden. das haben wir einkalkuliert. wir wollen heute biwak machen und haben vorsorglich alle flaschen und toepfe mit wasser befuellt.
und zum tagesende haben wir glueck. wir finden eine malerische bucht die wir heute nur mit einem biber teilen muessen. der biber ist etwas sauer und guckt von einer seite des lagers was wir so treiben ... andreas sachen trocknen - was sonst. und dann schwimmt er um unser lager und guckt von der anderen seite 'seiner' bucht zu uns herueber. das muss er heute aushalten - basta.
wir braten uns ein paar wuerstchen und kartoffeln. ein letztes bier und whiskey haben wir auch noch. der abend wird mein highlight der gesamten tour und ich geniesse ihn am lagerfeuer solange wie es nur geht.



5. tag - km 303
der letzte tag bricht an. in unserer kleinen bucht haben wir sogar windschutz und dies laesst uns auf einen letzten guten tag - ohne gegenwind - hoffen. uns steckt der letzte paddeltag doch merklich in den knochen und das eine oder andere gelenk traeumt froehlich vom 'geniessen und treiben lassen'.
wir fruehstuecken nochmal mit frischem kaffee sowie toastbroetchen ... und lassen uns wie immer ordentlich zeit dafuer. das verpacken geht recht schnell da die handgriffe dafuer nun flott und geuebt von der hand gehen. andreas hatte ausserdem sein 1-mann-zelt heute nicht aufgebaut und (optimistisch wie er ist) einfach unter einer plane geschlafen. somit liegt er heute mit dem packen auch vorne.
dann noch alles in's boot und ... 'tschuess lieber biber fuer deine gastfreundschaft'.
doch kaum sind wir aus der schuetzenden buhne raus da blaest uns unsere alter freund der wind wieder zuegig um die nase. das kann ja heiter werden. so recht will uns das geniessen dieses letzten tages somit auch nicht gelingen. wir wissen, dass wir wieder einiges an arbeit vor uns haben und so fangen wir auch gleich damit an die paddelblaetter durch die elbe zu ziehen.
und so vergeht dieser tag wie im fluge. wir machen nochmals um die mittagszeit eine kurze rast aber dann draengt uns die innere unruhe schnell zum weiterziehen. beim anlanden hatte ich noch eine frische spur im nassen sand gesichtet und fotografiert - vielleicht weiss hier jemand im forum um welche faehrte es sich hier handelt.
wir ueberholen noch ein totes tier auf dem fluss (recht unappetitlich!) und sehen dann nach schoenebeck und westerhuesen schon die magdeburger elbinsel, wo unser tour endet und wir auch das boot abgeben werden.


Zeit: 09/2011
Ort: Sachsen-Anhalt
prolog:
getreu dem motto von rudiger nehberg 'das abenteuer beginnt gleich hinter der haustuer' sind mein paddelkumpel andreas und ich in diesem jahr eine paar tage flussabwaerts auf der elbe gepaddelt.
wir haben fuer uns tagesetappen von rund 25 km eingeplant (einmal nur 15 km) denn wir kommen erfahrungsgemaess nie vor 11 uhr morgens weg und wollen schliesslich den tag und die fahrt geniessen und nicht abends tot in den schlafsack fallen.
und wie immer legen wir unsere tour in den spaeten september um dem massentourismus und jugendgruppen aus dem weg zu gehen - und dieser plan ist gluecklicherweise wieder mal aufgegangen.
0. tag
anreise - wir haben heute dauerregen! wir holen das boot ab und lassen uns von einem freund mit dem auto nach lutherstadt/wittenberg fahren.
mir ist bei dem gedanken heute im zelt zu schlafen und unsere gesamte ausruestung schon vor reiseantritt durchzuweichen etwas flau im magen. so rufe ich kurzerhand am nachmittag beim ruderclub in wittenberg an und frag nach einer schlafmoeglichkeit im bootshaus. und das geht klar - das zimmer ist zwar mega-spartanisch, die betten etwas (naja) unsauber aber die bettwaesche ist frisch und nachdem wir unsere betten bezogen haben ... wird es fuer eine nacht schon gehen.
was ich nicht bedacht habe ist die tatsache, dass das bootshaus direkt an der bundesstrasse liegt und ich die ganze nacht anstelle von schafen die autos zaehlen kann. erst gegen morgen schlafe ich irgendwann kurz ein und bin dementsprechen geraedert.
1. tag - km 222
das wetter hat sich etwas gebessert - zumindest regnet es nicht mehr und nach einem kaffee und broetchen zum fruehstueck sieht die welt gleich viel besser aus.
wir gehen den tag ruhig an und lassen uns beim transport von boot und ausruestung zeit. aber dann geht es auch schon los - ca. 11 uhr morgens. die ersten paddelschlaege gehen nach einem jahr etwas ungewohnt und an den fluss mit seiner stroemung muss ich mich auch erst gewoehnen. doch das geht schnell - es ist sogar sehr entspannt ... man kommt super schnell voran und die paddelschlaege gehen immer leichter von der hand. schnell entdecken wir auch die moeglichkeit uns faul nur treiben zu lassen. und da man permanent voran kommt wird es weder langweilig noch wird das schlechte gewissen geweckt.
ueber den ganzen tag verteilt begegnen uns auf der elbe nur 2 schiffe ... und so soll es auch die ganze woche bleiben. wir sind in herzen deutschlands komplett alleine und geniessen eine unglaubliche ruhe und stille.
nach 2h paddeln machen wir auf einer sandbank unsere erste rast. wir geniessen den tag und die sonne, die jetzt endlich rauskommt. nach einer runden stunde und einer kleinen staerkung brechen wir dann wieder auf und nehmen den 2. teil der heutigen tagesetappe in angriff. und so kommen wir nach weiteren 2h in coswig an.
da wir uns jetzt deutlich in der nachsaison befinden treffen wir erwartungsgemaess auch niemanden im bootshaus an. aber die zeltwiese ist riesig - direkt an der elbe und so bauen wir erst einmal auf und harren der dinge. nachdem wir fertig aufgebaut haben kommt dann auch ein verantwortlicher und zeigt uns die koch- und duschmoeglichkeiten. wir bekommen einen schluessel fuer das bootshaus und bezahlen dafuer 5 euro pro person. kurze zeit spaeter sind wir wieder allein und haben die wiese, das bootshaus und die elbe fuer uns ganz alleine - herrlich.
hinter der zeltwiese liegen herrliche elbauenlandschaften. mit dem untergang der sonne kriechen langsam weisse nebel aus den wiesen herunter zum zeltplatz.
da es nicht regnet bereiten wir unsere mahlzeiten komplett draussen zu - obwohl uns hier und auch spaeter immer angeboten wurde das bootshaus und die kuechenmoebel zu benutzen ... aber dafuer ist es draussen an der elbe viel zu schoen.
so gegen 10:00 verschwinden wir in unsere zelte und schlafen schnell in dieser kalten nacht in unseren schlafsaecken ein. nur einmal werde ich kurz wach und hoere einen mir unbekannten vogel lange (vermutlich eine eule) und laut rufen - wunderschoen!



2. tag - km 236
heute startet petrus sofort mit sonne und blauem himmel. so koennen wir den groessten teil unserer ausruestung abtrocknen lassen bevor wir sie verpacken. alles war vom nebel patschnass.
wir fruehstuecken, packen und starten gewohnt und gemuetlich gegen 11 uhr. wir paddeln unsere morgendlichen 2h und landen in einer sonnigen buhne an. so langsam wird uns das wetter unheimlich ... wir haben eigentlich an alles gedacht bei unserer reiseplanung - aber keiner hat sonnencreme eingesteckt.
am nachmittag geht es weiter. ich bin begeistert von der landschaft und dem seichten vorangleiten auf dem fluss.
im verlaufe des tages unterqueren wir ein paar bruecken - unter anderem die a9. das ist leider nicht zu vermeiden, aber schmaelert auch nicht den eigentlichen charakter der tour ... zu 90% geniessen wir eine unglaublich stille, ruhige und einsame flusslandschaft.
mitten in dessau liegen alte hafenanlagen welche bruechig und verwildert sind. auf diesen toten anlagen turnt eine froehliche ziegenherde herum. wir treiben ganz dicht an ihnen vorbei und werden von ihnen verdutzt gemustert.
wir stoppen gegen 16 uhr an der dkv-station in dessau und stellen die zelte auf. leider muss man hier alles steil bergauf schleppen, da das bootshaus und die zeltwiese wie auf einem damm gelegen sind. und wir muessen heute 'unsere' wiese mit einem radwanderer teilen, der aber schnell in seinem zelt verschwindet.
wir sitzen bei kerzenschein mit tee und whiskey noch lange beisammen. andreas verschwindet als erster so gegen 10 in sein zelt. ich bin noch nicht muede und schlendere langsam im dunkeln an der elbe entlang. der sternenhimmel ist so klar, nah und extrem deutlich. schon von kindesbeinen an bin ich davon fasziniert. ich kann stundenlang in den sternenhimmel starren und vor mich hin traeumen.
genau in richtung osten sehe ich ein sternbild welches recht schwach leuchtet und immer wieder blinkert. welches ist das nur? ich starte mal eben auf meinem android die app 'google sky map' und versuche dieses sternenzeichen zuzuordnen ... es muesste wohl der widder sein.
gluecklich und zufrieden gelange ich wieder zu unserer zeltwiese und krieche nun doch muede in den schlafsack. in dieser und auch in den folgenden naechten ist es recht warm und so wache ich spaeter nochmal auf und muss mir noch ein paar kleidungsstuecke ausziehen - das genaue gegenteil zur ersten zeltnacht.



3. tag - km 261
auf nach aken! auch dieser tag lacht uns am fruehen morgen an. ich brauche schon beim fruehstueck mein basecap als sonnenschutz. andreas hat nur einen muecken-hut (mit netz) dabei und setzt diesen, mit hochgekrempelten netz, auf ... das ganze sieht recht lustig aus, aber scheint zu funktionieren.
wir starten wie ueblich und schwingen gemuetlich die riemen bis zur mittagsrast. zwischendrin lassen wir uns auch gerne eine weile treiben und beobachten die vorbei ziehende natur. da gibt es einiges zu beobachten: graureiher, kormorane, viele gabelweihen, bussarde ... wohl auch einen adler (so glauben wir) - leider war das fernglas nicht gleich zur hand.
heute ist uebrigens unsere kleinste tagesetappe zu bewaeltigen und so haben wir genuegend zeit fuer ... ein ausgiebiges 'bergfest' in brambach!!! dort hat juebermann das weinglas auf der karte eingezeichnet und ich freue mich schon die ganze zeit auf ansaendiges futter.
in brambach gibt es sogar einen bootssteg zum anlegen und neben der ausgezeichneten gasstaette leider nur noch einen briefkasten - sonst nichts ... auch keine drogerie! wir haetten jetzt doch gerne sonnencreme auf unsere roten gesichter geschmiert.
jedenfalls richten wir uns auf der sonnenterasse mit elbeblick fuer die naechsten stunden, bei forelle, kaffee, kuchen und eis, gemuetlich ein.
danach fallen uns die naechsten kilometer auf der elbe etwas schwerer als sonst - aber es geht.
heute ist mittwoch und an diesem tag ist in fast allen bootshaeuseren vereinstreffen - so auch hier. es wird gegen 10:30 bis die letzten leute vom gelaende verschwinden und endlich ruhe einkehrt. um noch etwas davon zu tanken gehe ich wieder allein (andreas schlaeft schon) runter zur elbe und geniesse die stille der nacht und atme tief die frische luft.
im verlaufe des abends ist auch noch ein fahrgastschiff beleuchtet auf der elbe vorbei gezogen. das war ein imposantes bild, welches ich leider mit meinem kleinen fotoapparat nur schlecht festhalten konnte.



4. tag - km 276
schluss mit lustig und vor allem schluss mit dem angenehmen 'sich auf der elbe treiben lassen' - wir haben wind! wind wind wind! und immer von vorne. auf der karte kann ich erkennen, dass wir eine lange gerade strecke von uns haben und sich daran nichts aendern wird. die chance unter land zu paddeln und etwas vor dem wind abzuducken sind minimal.
die strecke an sich ist schoen. wir durchqueren heute das naturschutzgebiet und duerfen eigentlich auf 10km nirgends anlegen. strenge regeln! die natur muss vor dem menschen geschuetzt werden - ja!? aber an die menschen denken die verbotspolitiker dabei ueberhaupt nicht mehr!
vom boot aus sieht die strecke eigentlich nicht viel anders aus als an den letzten tagen - der unterschied ist der, dass hinter der uferlinie mit ein paar baeumen und bewuchs sich hier nun tatsaechlich waelder anschliessen ... aber schuhwandern wollen wir heute ehh nicht.
wir paddeln. was das zeug haelt. ein schlag nach dem anderen ... wir haetten fast gedacht 'elbe ist ganz leicht zu paddeln'. gut das wir nun ein gesamtbild bekommen. wir kommen voran. ganz langsam.
irgendwann begegnet uns auch ein doppel-schubschiff (also 2 nebeneinander) bislang hatten die 'normalen' fast keine wellen aufgeworfen. die elbe ist hier schon sehr breit und wir wollen nicht extra die seite wechseln ... haetten wir aber.
das schiff zieht vorbei - ganz langsam. stromaufwaerts . dann kommen die wellen. wir stellen uns ordentlich senkrecht dazu. die wellen werden immer groesser. ich komme mir vor wie auf der ostsee ... dann kommen noch die zurueckgeworfenen uferwellen dazu und nun haben wir mega-wellen von vorne und von der seite.
kurzum: wir nehmen 2-3 wellen ins boot rein und die hose und schuhe von andreas sind wie frisch gewaschen.
wir muessen also in den naechsten 10 minuten anlanden damit andreas seine wechselsachen anziehen kann.
hunger haben wir auch und die mittagszeit ist ja auch schon ueberschritten. der kaffee in unserer thermoskanne wartet auf uns.
wir legen an und ziehen das boot etwas hoeher damit es sicher liegt ... und dann ... knallt es wie ich es in meinem ganzen leben noch nie gehoert habe!!! selbst die russischen ueberschallkampfflugzeuge sind nicht annaeherd so laut und die sind ja auch eigentlich nicht mehr hier.
wir gucken uns dumm an. und bei meiner ruckhaften bewegung glaube ich auch noch die spitze eines schornsteines in einiger entfernung fallen zu sehen. und dann ziehen dreck- und staubwolken an uns vorueber - zum glueck nicht direkt durch unser lager ... DAS haette uns heute noch gefehlt.

nach ca. 5 paddelstunden landen wir am ziel an. nach unseren geplanten runden 25km ist aber kein bootshaus vorhanden. das haben wir einkalkuliert. wir wollen heute biwak machen und haben vorsorglich alle flaschen und toepfe mit wasser befuellt.
und zum tagesende haben wir glueck. wir finden eine malerische bucht die wir heute nur mit einem biber teilen muessen. der biber ist etwas sauer und guckt von einer seite des lagers was wir so treiben ... andreas sachen trocknen - was sonst. und dann schwimmt er um unser lager und guckt von der anderen seite 'seiner' bucht zu uns herueber. das muss er heute aushalten - basta.
wir braten uns ein paar wuerstchen und kartoffeln. ein letztes bier und whiskey haben wir auch noch. der abend wird mein highlight der gesamten tour und ich geniesse ihn am lagerfeuer solange wie es nur geht.



5. tag - km 303
der letzte tag bricht an. in unserer kleinen bucht haben wir sogar windschutz und dies laesst uns auf einen letzten guten tag - ohne gegenwind - hoffen. uns steckt der letzte paddeltag doch merklich in den knochen und das eine oder andere gelenk traeumt froehlich vom 'geniessen und treiben lassen'.
wir fruehstuecken nochmal mit frischem kaffee sowie toastbroetchen ... und lassen uns wie immer ordentlich zeit dafuer. das verpacken geht recht schnell da die handgriffe dafuer nun flott und geuebt von der hand gehen. andreas hatte ausserdem sein 1-mann-zelt heute nicht aufgebaut und (optimistisch wie er ist) einfach unter einer plane geschlafen. somit liegt er heute mit dem packen auch vorne.
dann noch alles in's boot und ... 'tschuess lieber biber fuer deine gastfreundschaft'.
doch kaum sind wir aus der schuetzenden buhne raus da blaest uns unsere alter freund der wind wieder zuegig um die nase. das kann ja heiter werden. so recht will uns das geniessen dieses letzten tages somit auch nicht gelingen. wir wissen, dass wir wieder einiges an arbeit vor uns haben und so fangen wir auch gleich damit an die paddelblaetter durch die elbe zu ziehen.
und so vergeht dieser tag wie im fluge. wir machen nochmals um die mittagszeit eine kurze rast aber dann draengt uns die innere unruhe schnell zum weiterziehen. beim anlanden hatte ich noch eine frische spur im nassen sand gesichtet und fotografiert - vielleicht weiss hier jemand im forum um welche faehrte es sich hier handelt.
wir ueberholen noch ein totes tier auf dem fluss (recht unappetitlich!) und sehen dann nach schoenebeck und westerhuesen schon die magdeburger elbinsel, wo unser tour endet und wir auch das boot abgeben werden.



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