Tourentyp | Kanutour |
Breitengrad | 48.165975594 |
Längengrad | 12.844474792 |

Die Salzach ist mit ihren 225 Kilometern nicht nur der längste, sondern auch der wasserreichste Nebenfluss des Inn. Sie entspringt in den Kitzbüheler Alpen und bietet tosendes Wildwasser ebenso wie Wanderstrecken mit gleichmäßiger Strömung. Die wohl längste und schönste davon führt von Freilassing über die Saalach, welche nach wenigen Kilometern in die Salzach mündet. Nach cirka 55 weiteren Kilometern trifft diese auf den Inn, mit dem sie sich kurz nach Burghausen vereinigt. Bis auf das Kraftwerk nahe Kirchdorf am Inn ist der Fluss auf dieser Strecke gänzlich unverbaut. Im großen und ganzen wurde die Salzach jedoch keineswegs von der Wasserregulierung verschont. Das hat zur Folge dass der Fluss nun auf einer Länge von 60 Kilometern saniert wird - ein Projekt, welches über 300 Millionen Euro verschlingen wird. Dieses Beispiel verdeutlicht beispielhaft dass der Mensch gut daran tut nicht in den Kreislauf der Natur hineinzupfuschen. Letztendlich schadet er doch nur sich selbst.
"Kann man hier wirklich fahren?", fragte mich der alte Mann misstrauisch, während er mir half mein Boot in die Saalach zu setzten. "Ich denke schon", gab ich ihm zur Antwort. Dieser Fluss fließt letztendlich in die Salzach und dann in den Inn. "Na dann auf nach Paussau!", rief er mir mit einem Augenzwinkern hinterher bevor ich um die nächste Kurve verschwand.
Allerdings war auch ich etwas überrascht von der Saalach, hatte ich doch einen Fluss erwartet. Dieser kaum zwei Meter breite Bach hingegen entsprach vielem, nicht jedoch meinen Vorstellungen. Dabei hatte ich die Wegbeschreibung noch genau im Kopf. "Einstieg unter der Brücke bei der alten Zollstation. Die Brücke hatte ich ja schließlich gefunden und auch die Einstiegstelle war vorhanden.

Die "Einstiegsstelle" unter der Brücke
Der Bach war von flotter Fließgeschwindigkeit und trug mich rasch vorwärts. Ich war noch keine hundert Meter gekommen, da führte er auch schon unter mehreren Brücken hindurch. Diese waren so nahe über dem Wasser, dass ich mich flach ins Boot legen musste um mir nicht den Schädel einzuschlagen.
Allerdings hatte ich keine Zeit mich darüber zu wundern, denn nun erregte lautes Wasserrauschen meine Aufmerksamkeit. "Verdammt da soll ich doch nicht etwa durchfahren?", dachte ich, als meine Augen die Ursache entdeckten. Es war ein wahrhaft kurioses Bild. Die Saalach fließt hier in einen Art Vorhof, und im Anschluss unter einem Gebäude hindurch! Sie nimmt dabei den Weg durch eine kleine Öffnung, keinen Meter hoch. Allerdings fällt das Wasser hier gut 1,5 Meter ab und in diesem Loch brodelte und schäumte es, als würde der Teufel darin hausen.
Zeit zum Nachdenken gönnte ich mir auch hier nicht. Mit ein paar kräftigen Ruderschlägen brachte ich das Boot kurz vor der Öffnung zum Stillstand. Mit einem Satz schwang ich mich hinaus und blieb bis über die Knie im Dreck stecken. Fluchend stemmte ich mich auf eine betonierte Plattform und suchte einen Weg um das Hindernis herum. Diesen fand ich auch in Form eines Ganges der durch das Gebäude hindurchführte. Aber auch dieser war keinen Meter hoch und darin lagen haufenweise Bucheckern und anderer Mist. In gehockter Position, das Boot unter den Arm geklemmt hoppelte ich hindurch, und jeder Meter war eine elendige Schinderei. Als ich das Wasser wieder erreicht hatte und an mir hinabsah musste ich grinsen. Hatte ich es doch geschafft in der ersten halben Stunde dieser Bootstour dreckiger zu werden als auf sämtlichen meiner vorigen zusammen.
Obwohl ich hiernach dachte schlimmer könnte es nicht mehr kommen, sollte ich eines besseren belehrt werden. Nun floss die Saalach durch einen Wald der so dicht war, dass der Korridor über dem Wasser komplett verwachsen war. Der Fluss gab mir allerdings gar nicht erst Gelegenheit einen Weg hindurch zu suchen und riss mich geradewegs hinein. Wütend schlug ich um mich und versuchte mich von den Ranken und Zweigen zu befreien. Trotz meiner Bemühungen dauerte es einige Zeit bis ich wieder frei war. Als ich den Wald wieder verließ war das Boot kaum noch als solches zu erkennen. Von oben bis unten bedeckt mit Zweigen und Blättern glich es nun viel mehr einem schwimmenden Komposthaufen.

Der Fluss vor der zugewachsenen Passage
Letztendlich landete ich vor einer Brücke unter der es kein Hindurchkommen mehr gab. Sie war so dicht über dem Wasser gebaut, dass nicht einmal das Boot ohne mich darunter hindurchgepasst hätte. Seufzend zog ich meine Karte zurate, klaubte mir noch eine Schnecke von der Schulter und bestimmte meine Position. Mein Verdacht bestätigte sich prompt. Es war nicht die Saalach die ich hier entlangzufahren versuchte. Ich war vielmehr auf einem verflixten Mühlbach gelandet. Dieser mündet nach einiger Zeit zwar in die Saalach, allerdings war ich nicht wirklich neugierig auf die Überraschungen die er im weiteren Verlauf noch für mich bereithalten sollte.
Während ich mich selbst für meine Dummheit verfluchte, hob ich das Boot aus dem Wasser und trug es auf dem Radweg neben einer Schnellstraße bis zur echten "Saalach", wo ich es einen steilen Hang hinunter schleppte und unten angekommen wieder ins Wasser setzte.

An der Salzach angekommen

Blick auf das Kraftwerk
Die Saalach war ein Fluss nach meinem Geschmack. Sie trug mich rasch dahin, wirbelte mich durch einige kleine Unruhen und übergab mich nach wenigen Kilometern an die Salzach. Diese ist kurz nach der Vereinigung von stattlicher Breite, büßt dabei aber kaum an Fließgeschwindigkeit ein. An den beiden Ufern fanden sich stattliche Schotterbänke auf denen einige merkwürdige Vögel ruhten. Diese brachten sich unverzüglich in Sicherheit sobald ich ihnen zu nahe kam. Dabei flogen sie aber nicht davon, sondern schossen mit schnellem Gestrampel der Beine über die Wasserfläche dahin. Solche Tiere hatte ich bis dahin noch nie zu Gesicht bekommen.

Die Saalach...

wird zur Salzach.
Die Salzach floss schnell und gleichmäßig, sie trug mich meinem Ziel ohne großes Zutun entgegen. Plötzlich erregten merkwürdige Schilder meiner Aufmerksamkeit, die hier an beiden Flussufern in regelmäßigen Abständen platziert waren. Auf ihnen stand geschrieben:

Warnschilder
"Nun dann werden wir gleich sehen ob wir auch genug geübt haben", dachte ich mir und ruderte auf die Schwallstrecke zu. Rechts und links von mir tobte der Fluss, als wäre er rasend vor Wut, wohingegen in der Mitte eine Passage sichtbar wurde, die weitgehend ruhig aussah. Ich orientierte mich an der Bojenführung und versuchte mein Gefährt schnurgerade hindurch zu manövrieren. Allerdings war der Fluss damit nicht einverstanden, er riss mit aller Kraft an meinem Boot und schaffte es auch tatsächlich mich ins rechte Wellental hineinzuziehen. Wenngleich der Aufenthalt dort nur kurz, so war er doch von einer ziemlichen Ungemütlichkeit geprägt. Der Salzach reichte die Zeit jedenfalls völlig, um mich von oben bis unten zu durchnässen.
Kurze Zeit später passierte ich die alte Stadt Laufen, wo der Fluss einen scharfen Knick macht. In dieser Schlinge lag ein kleiner Strand auf dem gerade 5 Leute eifrig mit dem Aufpumpen eines Schlauchboots beschäftigt waren. "Jetzt werde ich nicht mehr lange alleine sein", dachte ich mir, während ich an ihnen vorbeitrieb. Kurze Zeit später legte ich an einem kleinen Sandstrand eine Pause ein und es dauerte nicht lange, bis das knallrote Schlauchboot an mir vorbeigondelte.

Salzachbrücke und Kirche bei Laufen
Von nun an trug mich eine gleichmäßige Strömung durch eine noch gleichmäßigere Landschaft. Obwohl diese durchaus schön war, ermüdete sie mich dennoch und ich lies mich hier großteils von der Strömung treiben.
Es dauerte gar nicht lange, da holte ich die Kollegen von zuvor wieder ein, die nun ihrerseits eine Pause machten. Diesmal war ich es der an ihnen vorbeischaukelte. Von nun an wurde die Fahrt deutlich mühsamer. Der Fluss zwang mich hier fast im Slalom zu fahren und wartete mit tückischen Flachstellen auf. Diese waren im trüben Wasser nicht ohne weiteres auszumachen und ich bemerkte sie meist erst wenn ich bereits fluchend in ihnen feststeckte.

Noch 28,4 Kilometer bis zur Mündung
Wegen der herunterbrennenden Sonne hielt ich mich hauptsächlich nahe der Ufer im Schatten der Bäume auf, was diese Vorfälle nur noch häufte. Schließlich legte ich eine kurze Pause am deutschen Ufer ein. Kaum hatte ich das Boot ausgeladen, wurde ich abermals von den deutschen Kollegen überholt.
Einige Kilometer später, die Sonne begann bereits zu sinken, passierte ich die alte Herzogsstadt Burghausen. Auf einem Höhenzug der Stadt erstreckt sich die gewaltige Burg zu Burghausen. Dieses gewaltige Bauwerk ist mit seinen 1.043 Metern Länge die längste Burganlage Europas und laut dem Guinness-Buch der Rekorde sogar die Längste der Welt.
An einem Strand unterhalb der Stadt waren die fünf Kollegen gerade dabei ihr Schlauchboot an Land zu ziehen. Sie gedachten wohl die Nacht in der Stadt zu verbringen und auch ich suchte die Ufer nach einem Lagerplatz ab.
Diesen sollte ich hinter der nächsten Biegung auch finden. Er präsentierte sich mir in Form einer Steinbank am Wasser. An ein Aufstellen des Zeltes war wegen des harten Grundes nicht zu denken und so rollte ich Matte und Schlafsack direkt neben dem Fluss aus. Ich versuchte gerade erfolglos ein Feuer zu entfachen, da bogen auch schon wieder die Kollegen im roten Boot um die Ecke. "Wülls net brenna?", riefen sie mir noch zu bevor sie um die nächste Ecke verschwanden.
Nein es wollte tatsächlich nicht brennen und ich stelle meine verzweifelten Versuche schon nach kurzer Zeit ein.

Mein Lager unterhalb von Burghausen
Schließlich kauerte ich mich zwischen die Felsen und las ein Buch, während ich einer einzelnen Ente meine letzte Semmel fütterte. Es wurde langsam dunkel und die Kühle des Flusses legte sich nun auch über das Land. Am Horizont leuchtet die Burg von Burghausen unter einem purpurfarbenen Himmel. Ich schien allerdings nicht alleine zu sein. Aus dem Wald hinter mir drangen Stimmen und ich war froh hier im Freien zu schlafen.

Es wird langsam dunkel.
Kurz nach Mitternacht erwachte ich. Es war kühl und leichte Nebelschwaden zogen über das Wasser. Mein Blick fiel in dem Himmel und tausende von Sternen blickte zurück. Es war ein unglaublicher Anblick.
Um sechs Uhr wurde ich erneut munter. Es war zwar noch nicht hell, allerdings hatte sich der Schlafsack im Outdoorwiki nachschlagen." Schlafsack mit Tau und Nebel vollgesogen und wärmte so gut wie gar nicht mehr. Fledermäuse kreisten mit seltsam verrenkten Flugmanövern über mir und durchbrachen mit ihren schrillen Schreien die Luft. Ich lag in meinem Schlafsack und wartete bis es hell wurde, an Schlafen war nicht mehr zu denken. Abgesehen davon war der Nebel nun so dicht, dass mir selbst der Blick zum anderen Ufer verwehrt blieb.

Eine dichte Nebelwand umhüllte mich.
Als dann auch noch die Ente vom Vortag auftauchte und laut quakend einen halben Meter an meinem Kopf vorbeimarschierte, schüttelte ich meinen Schlafsack ab und stand auf. Während das Tier ein paar Runden um mein Lager drehte, schoss plötzlich ein Eisvogel wie ein blau-oranger Pfeil über meinen Kopf und verschwand in der Nebelsuppe. Diese Landschaft sprühte so vor Natur und Leben, dass ich mir vorkam wie in der tiefsten Wildnis wenngleich ich keine zwei Kilometer von Burghausen entfernt war. Nun begann sich auch der Nebel zu heben und gab abermals den Blick auf die Festung am Horizont frei.

Der Nebel lichtet sich...

und gibt die Festung frei.
Einige Kilometer flussabwärts traf ich schließlich auf eine der eindruckvollsten Kulissen die ich bis jetzt zu Gesicht bekommen habe. Eine gigantische Steilwand aus Schotter ragt hoch neben dem Ufer hinauf in den Himmel, durchzogen von unzähligen Höhlen. Kleine, kaum größer als mein Kopf, bis hin zu solchen in denen selbst ein erwachsener Mann Platz gefunden hätte. Als mich der Fluss am Fuß der Wand vorbeispülte, erhob sich eine gigantische Taubenkolonie in die Lüfte und flog über mich hinweg.
Die Vögel bewohnen hier ihren natürlichen Lebensraum, zumal die Felsentaube ursprünglich in Klippen und Höhlen nistete bevor sie dem Menschen in ihrer domestizierten Form, der Stadttaube, in die urbanen Gebiete folgte.
In Folge dieser Stelle, büßt die Salzach massiv an Fließgeschwindigkeit ein und mündet wenig später in den Inn. Von nun an ruderte ich zudem im Rückstau der Staustufe Simbach, was dem Fluss viel von seinem Reiz nahm. Allerdings kommt dieser von nun an seiner enormen Breite wegen, ohnehin eher einem See gleich.

Im Rückstau...

der Staustufe Simbach.
Wenig später erreichte ich Braunau, allerdings waren die letzten Kilometer ziemlich mühsam. Der Fluss fließt hier kaum noch und ich musste ordentlich rudern um Kilometer gutzumachen.
Wie manche bemerken werden war ich diesmal etwas nachlässig was die Fotografie anbelangt, aber um das auszugleichen und das Flair des Flusses noch besser vermitteln zu können, habe ich wieder einen kurzen Film gedreht den ihr euch hier ansehen könnt. Er enthält viele Szenen die auf den Fotos nicht zu sehen sind also - umbedingt anschauen!
Das Video bitte mit Ton und optimalerweise noch im Vollbild in 480p ansehen - optimalerweise natürlich 720 HD sofern es die Internetverbindung zulässt.
"Kann man hier wirklich fahren?", fragte mich der alte Mann misstrauisch, während er mir half mein Boot in die Saalach zu setzten. "Ich denke schon", gab ich ihm zur Antwort. Dieser Fluss fließt letztendlich in die Salzach und dann in den Inn. "Na dann auf nach Paussau!", rief er mir mit einem Augenzwinkern hinterher bevor ich um die nächste Kurve verschwand.
Allerdings war auch ich etwas überrascht von der Saalach, hatte ich doch einen Fluss erwartet. Dieser kaum zwei Meter breite Bach hingegen entsprach vielem, nicht jedoch meinen Vorstellungen. Dabei hatte ich die Wegbeschreibung noch genau im Kopf. "Einstieg unter der Brücke bei der alten Zollstation. Die Brücke hatte ich ja schließlich gefunden und auch die Einstiegstelle war vorhanden.

Die "Einstiegsstelle" unter der Brücke
Der Bach war von flotter Fließgeschwindigkeit und trug mich rasch vorwärts. Ich war noch keine hundert Meter gekommen, da führte er auch schon unter mehreren Brücken hindurch. Diese waren so nahe über dem Wasser, dass ich mich flach ins Boot legen musste um mir nicht den Schädel einzuschlagen.
Allerdings hatte ich keine Zeit mich darüber zu wundern, denn nun erregte lautes Wasserrauschen meine Aufmerksamkeit. "Verdammt da soll ich doch nicht etwa durchfahren?", dachte ich, als meine Augen die Ursache entdeckten. Es war ein wahrhaft kurioses Bild. Die Saalach fließt hier in einen Art Vorhof, und im Anschluss unter einem Gebäude hindurch! Sie nimmt dabei den Weg durch eine kleine Öffnung, keinen Meter hoch. Allerdings fällt das Wasser hier gut 1,5 Meter ab und in diesem Loch brodelte und schäumte es, als würde der Teufel darin hausen.
Zeit zum Nachdenken gönnte ich mir auch hier nicht. Mit ein paar kräftigen Ruderschlägen brachte ich das Boot kurz vor der Öffnung zum Stillstand. Mit einem Satz schwang ich mich hinaus und blieb bis über die Knie im Dreck stecken. Fluchend stemmte ich mich auf eine betonierte Plattform und suchte einen Weg um das Hindernis herum. Diesen fand ich auch in Form eines Ganges der durch das Gebäude hindurchführte. Aber auch dieser war keinen Meter hoch und darin lagen haufenweise Bucheckern und anderer Mist. In gehockter Position, das Boot unter den Arm geklemmt hoppelte ich hindurch, und jeder Meter war eine elendige Schinderei. Als ich das Wasser wieder erreicht hatte und an mir hinabsah musste ich grinsen. Hatte ich es doch geschafft in der ersten halben Stunde dieser Bootstour dreckiger zu werden als auf sämtlichen meiner vorigen zusammen.
Obwohl ich hiernach dachte schlimmer könnte es nicht mehr kommen, sollte ich eines besseren belehrt werden. Nun floss die Saalach durch einen Wald der so dicht war, dass der Korridor über dem Wasser komplett verwachsen war. Der Fluss gab mir allerdings gar nicht erst Gelegenheit einen Weg hindurch zu suchen und riss mich geradewegs hinein. Wütend schlug ich um mich und versuchte mich von den Ranken und Zweigen zu befreien. Trotz meiner Bemühungen dauerte es einige Zeit bis ich wieder frei war. Als ich den Wald wieder verließ war das Boot kaum noch als solches zu erkennen. Von oben bis unten bedeckt mit Zweigen und Blättern glich es nun viel mehr einem schwimmenden Komposthaufen.

Der Fluss vor der zugewachsenen Passage
Letztendlich landete ich vor einer Brücke unter der es kein Hindurchkommen mehr gab. Sie war so dicht über dem Wasser gebaut, dass nicht einmal das Boot ohne mich darunter hindurchgepasst hätte. Seufzend zog ich meine Karte zurate, klaubte mir noch eine Schnecke von der Schulter und bestimmte meine Position. Mein Verdacht bestätigte sich prompt. Es war nicht die Saalach die ich hier entlangzufahren versuchte. Ich war vielmehr auf einem verflixten Mühlbach gelandet. Dieser mündet nach einiger Zeit zwar in die Saalach, allerdings war ich nicht wirklich neugierig auf die Überraschungen die er im weiteren Verlauf noch für mich bereithalten sollte.
Während ich mich selbst für meine Dummheit verfluchte, hob ich das Boot aus dem Wasser und trug es auf dem Radweg neben einer Schnellstraße bis zur echten "Saalach", wo ich es einen steilen Hang hinunter schleppte und unten angekommen wieder ins Wasser setzte.

An der Salzach angekommen

Blick auf das Kraftwerk
Die Saalach war ein Fluss nach meinem Geschmack. Sie trug mich rasch dahin, wirbelte mich durch einige kleine Unruhen und übergab mich nach wenigen Kilometern an die Salzach. Diese ist kurz nach der Vereinigung von stattlicher Breite, büßt dabei aber kaum an Fließgeschwindigkeit ein. An den beiden Ufern fanden sich stattliche Schotterbänke auf denen einige merkwürdige Vögel ruhten. Diese brachten sich unverzüglich in Sicherheit sobald ich ihnen zu nahe kam. Dabei flogen sie aber nicht davon, sondern schossen mit schnellem Gestrampel der Beine über die Wasserfläche dahin. Solche Tiere hatte ich bis dahin noch nie zu Gesicht bekommen.

Die Saalach...

wird zur Salzach.
Die Salzach floss schnell und gleichmäßig, sie trug mich meinem Ziel ohne großes Zutun entgegen. Plötzlich erregten merkwürdige Schilder meiner Aufmerksamkeit, die hier an beiden Flussufern in regelmäßigen Abständen platziert waren. Auf ihnen stand geschrieben:

Warnschilder
"Nun dann werden wir gleich sehen ob wir auch genug geübt haben", dachte ich mir und ruderte auf die Schwallstrecke zu. Rechts und links von mir tobte der Fluss, als wäre er rasend vor Wut, wohingegen in der Mitte eine Passage sichtbar wurde, die weitgehend ruhig aussah. Ich orientierte mich an der Bojenführung und versuchte mein Gefährt schnurgerade hindurch zu manövrieren. Allerdings war der Fluss damit nicht einverstanden, er riss mit aller Kraft an meinem Boot und schaffte es auch tatsächlich mich ins rechte Wellental hineinzuziehen. Wenngleich der Aufenthalt dort nur kurz, so war er doch von einer ziemlichen Ungemütlichkeit geprägt. Der Salzach reichte die Zeit jedenfalls völlig, um mich von oben bis unten zu durchnässen.
Kurze Zeit später passierte ich die alte Stadt Laufen, wo der Fluss einen scharfen Knick macht. In dieser Schlinge lag ein kleiner Strand auf dem gerade 5 Leute eifrig mit dem Aufpumpen eines Schlauchboots beschäftigt waren. "Jetzt werde ich nicht mehr lange alleine sein", dachte ich mir, während ich an ihnen vorbeitrieb. Kurze Zeit später legte ich an einem kleinen Sandstrand eine Pause ein und es dauerte nicht lange, bis das knallrote Schlauchboot an mir vorbeigondelte.

Salzachbrücke und Kirche bei Laufen
Von nun an trug mich eine gleichmäßige Strömung durch eine noch gleichmäßigere Landschaft. Obwohl diese durchaus schön war, ermüdete sie mich dennoch und ich lies mich hier großteils von der Strömung treiben.
Es dauerte gar nicht lange, da holte ich die Kollegen von zuvor wieder ein, die nun ihrerseits eine Pause machten. Diesmal war ich es der an ihnen vorbeischaukelte. Von nun an wurde die Fahrt deutlich mühsamer. Der Fluss zwang mich hier fast im Slalom zu fahren und wartete mit tückischen Flachstellen auf. Diese waren im trüben Wasser nicht ohne weiteres auszumachen und ich bemerkte sie meist erst wenn ich bereits fluchend in ihnen feststeckte.

Noch 28,4 Kilometer bis zur Mündung
Wegen der herunterbrennenden Sonne hielt ich mich hauptsächlich nahe der Ufer im Schatten der Bäume auf, was diese Vorfälle nur noch häufte. Schließlich legte ich eine kurze Pause am deutschen Ufer ein. Kaum hatte ich das Boot ausgeladen, wurde ich abermals von den deutschen Kollegen überholt.
Einige Kilometer später, die Sonne begann bereits zu sinken, passierte ich die alte Herzogsstadt Burghausen. Auf einem Höhenzug der Stadt erstreckt sich die gewaltige Burg zu Burghausen. Dieses gewaltige Bauwerk ist mit seinen 1.043 Metern Länge die längste Burganlage Europas und laut dem Guinness-Buch der Rekorde sogar die Längste der Welt.
An einem Strand unterhalb der Stadt waren die fünf Kollegen gerade dabei ihr Schlauchboot an Land zu ziehen. Sie gedachten wohl die Nacht in der Stadt zu verbringen und auch ich suchte die Ufer nach einem Lagerplatz ab.
Diesen sollte ich hinter der nächsten Biegung auch finden. Er präsentierte sich mir in Form einer Steinbank am Wasser. An ein Aufstellen des Zeltes war wegen des harten Grundes nicht zu denken und so rollte ich Matte und Schlafsack direkt neben dem Fluss aus. Ich versuchte gerade erfolglos ein Feuer zu entfachen, da bogen auch schon wieder die Kollegen im roten Boot um die Ecke. "Wülls net brenna?", riefen sie mir noch zu bevor sie um die nächste Ecke verschwanden.
Nein es wollte tatsächlich nicht brennen und ich stelle meine verzweifelten Versuche schon nach kurzer Zeit ein.

Mein Lager unterhalb von Burghausen
Schließlich kauerte ich mich zwischen die Felsen und las ein Buch, während ich einer einzelnen Ente meine letzte Semmel fütterte. Es wurde langsam dunkel und die Kühle des Flusses legte sich nun auch über das Land. Am Horizont leuchtet die Burg von Burghausen unter einem purpurfarbenen Himmel. Ich schien allerdings nicht alleine zu sein. Aus dem Wald hinter mir drangen Stimmen und ich war froh hier im Freien zu schlafen.

Es wird langsam dunkel.
Kurz nach Mitternacht erwachte ich. Es war kühl und leichte Nebelschwaden zogen über das Wasser. Mein Blick fiel in dem Himmel und tausende von Sternen blickte zurück. Es war ein unglaublicher Anblick.
Um sechs Uhr wurde ich erneut munter. Es war zwar noch nicht hell, allerdings hatte sich der Schlafsack im Outdoorwiki nachschlagen." Schlafsack mit Tau und Nebel vollgesogen und wärmte so gut wie gar nicht mehr. Fledermäuse kreisten mit seltsam verrenkten Flugmanövern über mir und durchbrachen mit ihren schrillen Schreien die Luft. Ich lag in meinem Schlafsack und wartete bis es hell wurde, an Schlafen war nicht mehr zu denken. Abgesehen davon war der Nebel nun so dicht, dass mir selbst der Blick zum anderen Ufer verwehrt blieb.

Eine dichte Nebelwand umhüllte mich.
Als dann auch noch die Ente vom Vortag auftauchte und laut quakend einen halben Meter an meinem Kopf vorbeimarschierte, schüttelte ich meinen Schlafsack ab und stand auf. Während das Tier ein paar Runden um mein Lager drehte, schoss plötzlich ein Eisvogel wie ein blau-oranger Pfeil über meinen Kopf und verschwand in der Nebelsuppe. Diese Landschaft sprühte so vor Natur und Leben, dass ich mir vorkam wie in der tiefsten Wildnis wenngleich ich keine zwei Kilometer von Burghausen entfernt war. Nun begann sich auch der Nebel zu heben und gab abermals den Blick auf die Festung am Horizont frei.

Der Nebel lichtet sich...

und gibt die Festung frei.
Einige Kilometer flussabwärts traf ich schließlich auf eine der eindruckvollsten Kulissen die ich bis jetzt zu Gesicht bekommen habe. Eine gigantische Steilwand aus Schotter ragt hoch neben dem Ufer hinauf in den Himmel, durchzogen von unzähligen Höhlen. Kleine, kaum größer als mein Kopf, bis hin zu solchen in denen selbst ein erwachsener Mann Platz gefunden hätte. Als mich der Fluss am Fuß der Wand vorbeispülte, erhob sich eine gigantische Taubenkolonie in die Lüfte und flog über mich hinweg.
Die Vögel bewohnen hier ihren natürlichen Lebensraum, zumal die Felsentaube ursprünglich in Klippen und Höhlen nistete bevor sie dem Menschen in ihrer domestizierten Form, der Stadttaube, in die urbanen Gebiete folgte.
In Folge dieser Stelle, büßt die Salzach massiv an Fließgeschwindigkeit ein und mündet wenig später in den Inn. Von nun an ruderte ich zudem im Rückstau der Staustufe Simbach, was dem Fluss viel von seinem Reiz nahm. Allerdings kommt dieser von nun an seiner enormen Breite wegen, ohnehin eher einem See gleich.

Im Rückstau...

der Staustufe Simbach.
Wenig später erreichte ich Braunau, allerdings waren die letzten Kilometer ziemlich mühsam. Der Fluss fließt hier kaum noch und ich musste ordentlich rudern um Kilometer gutzumachen.
Wie manche bemerken werden war ich diesmal etwas nachlässig was die Fotografie anbelangt, aber um das auszugleichen und das Flair des Flusses noch besser vermitteln zu können, habe ich wieder einen kurzen Film gedreht den ihr euch hier ansehen könnt. Er enthält viele Szenen die auf den Fotos nicht zu sehen sind also - umbedingt anschauen!
Das Video bitte mit Ton und optimalerweise noch im Vollbild in 480p ansehen - optimalerweise natürlich 720 HD sofern es die Internetverbindung zulässt.
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