• Bergahorn
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    [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

    Schwarzwald: Weißt du, wieviel Tausender stehen …?

    Um es gleich vorweg zu verraten: Nein, ich weiß es nicht, und je länger ich mich mit dem Thema beschäftige, desto weniger scheint mir eine Antwort in Sicht! Aber die SWR-Doku „Unsere Tausender im Südwesten“, hat mich auf die Idee gebracht, in einem Langzeit-Wanderprojekt die Tausender des Schwarzwalds zu „bezwingen“.
    Doch vor dem ersten Schritt gibt es erst einmal etwas Theorie: In der Doku wird behauptet, es gäbe im Schwarzwald 102 Berge über 1000 m, ich recherchiere im WWW und finde gerade mal zwei Listen: auf Wikipedia und www.schwarzwald-netz.com. Immerhin stimmen diese fast überein. Ich krame die Schwarzwaldwanderkarten heraus und merke schnell, dass z.B. das zumindest von mir als prominenter erlebte Braunhörnle im Gegensatz zum Tafelbühl nicht auf der Liste steht. Warum? Im Weiteren tun sich mehrere derartige Fragen auf und daraus folgend, wie die Berge wohl auf die Liste gekommen sind? Hing das vom Ehrgeiz des jeweiligen Tourismusbüros ab?
    Generell stellt sich ja die Frage, wann ein Gipfel ein Gipfel ist und ich lerne, dass es da die Kriterien Dominanz und Prominenz bzw. Schartenhöhe gibt. Nach den ersten Wanderungen stoße ich auf diesen Gipfelrechner: http://outdoor-clan.de/rechner.php?S...+Gipfelrechner An anderer Stelle steht, dass es zumindest für die Mittelgebirge diesbezüglich keine Grenzwerte gibt. Also ein Thema, über das man wunderbar diskutieren kann, ein gefundenes Fressen sicher auch für Besserwisser, „Oberlehrer“, selbsternannte Universalexperten u.a.!
    Da ich aber in erster Linie wandern möchte, entscheide ich mich schnell, einfach im Laufe des Projektes meine eigenen Kriterien zu entwickeln, es ist ja kein geografisches, im Zweifelsfall deklariere ich es halt als Kunst, dann kann ich machen, was ich will! In erster Linie soll mein Vorhaben Anlass sein, schöne Wanderungen zu machen, den Schwarzwald dabei besser kennenzulernen und die Möglichkeiten zu kleinen Fluchten aus dem Alltag wirklich wahrzunehmen! Sicher werden dabei etwas skurrile Routenführungen entstehen, um möglichst viele Gipfel zu verbinden und sich der eine oder andere langweilige Forstweg nicht vermeiden lassen (den mir dann immerhin niemand als „Steig“ empfohlen hat…). Ich bin gespannt und freue mich aufs Kartenstudium und v.a. darauf, altbekannte und neue Wege zu erwandern!
    Eigentlich hatte ich erwartet, im Internet schon Beschreibungen so eines Projektes zu finden, aber falls jemand vor mir die gleiche Idee hatte, hat er/sie zumindest nicht darüber geschrieben!
    Zur Dokumentation der Gipfelerfolge bastele ich mir aus einem kleinen Bilderrahmen und einer mit Tafelfolie beklebten Pappe eine kleine Tafel zusammen, auf der ich dann die jeweiligen Gipfel fürs Foto vermerken kann. Und falls ich tatsächlich einmal dem Wolf begegnen sollte, kann ich ihm immerhin gleich Kreide anbieten...
    Zuletzt geändert von Pfad-Finder; 31.01.2020, 21:11. Grund: Ich schenke Dir ein [DE]

  • lina
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    #2
    AW: [D] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

    Super! Die Doku habe ich auch gesehen und gedacht, wenn ich nicht so weit weg wohnen würde, wäre das auch mal ein schöner Wanderplanungs-Ansatz.

    Freut mich, dass Du das gemacht hast – und auf den Bericht!

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    • Bergahorn
      Erfahren
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      #3
      AW: [D] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

      Samstag, d. 12.10.2019

      Seekopf 1001m - Badener Höhe 1002m – Mehliskopf 1008m– Hoher Ochsenkopf 1055m – Mittlerer Ochsenkopf 1005m

      Heute werde ich also mit meinem Langzeitprojekt beginnen! Früh fahre ich in Mannheim los, so kann ich um 8.40 Uhr am Parkplatz Herrenwieser Schwallung starten. Es ist ein herrlich sonniger Herbstmorgen, das Tal liegt noch im Schatten, aber mit jedem Höhenmeter bewege ich mich mehr Sonne entgegen. Der Seekopf mit seinen 1001m soll den Anfang machen, zunächst darf ich noch unterschiedliche Forstwege benutzen, da schweift der Blick gerne in den Himmel oder durch kleine Lücken zwischen den Bäumen in die Ferne. Einmal bietet sich die Aussicht auf den Stausee der Schwarzenbachtalsperre.



      Um halb 10 biege ich endlich auf einen kleinen Pfad zum herrlich verwunschenen Herrenwieser See ab, der halb im Schatten, halb in der Sonne liegt. Natürlich muss ich hier eine gründliche Fotografierübung einlegen…





      Nun geht es über den plätschernden Abfluss des Sees erst kurz auf Forstwegen hinauf, dann auf einem sehr schönen Pfad über Stock und Stein am Zwei-Seen-Blick (man muss aber die Seen etwas suchen…) vorbei, bis man aus dem „erwachsenen“ Wald in eine Heide- und Blaubeerlandschaft mit jungen Bäumen hinausläuft. Die Herbstfärbung des niedrigen Bewuchses ist bezaubernd, dazu der strahlt der Himmel in tiefem Blau. Ich bin so vom mit Rhododendron umwachsenen Denkmal für den Schöpfer dieses Höhenweges abgelenkt, dass ich gar nicht wahrnehme, dass hier nun auch der Seekopf zu sein scheint!



      So laufe ich erst mal ein Stück vorbei, als es aber wieder leicht bergab geht, drehe ich schnellstens um. Das wäre es ja noch gewesen, dass ich am ersten Gipfel meines Riesenprojektes vorbeirenne… Es folgt das Gipfelfotografierprozedere, alles noch etwas umständlich, aber das kann ich ja noch oft üben!



      Dann mache ich eine kleine Pause, gönne mir einen heißen Tee aus der Thermosflasche und knabbere ein paar Oatcakes, die ich gestern als Proviant gebacken habe. Eigentlich passend für mein Unternehmen, hat es doch etwas vom schottischen Munro-Bagging.

      Auf nettem Pfad spaziere ich nun durch die nach Stürmen verjüngte Natur mit Blicken in die Ferne, aber auch hinüber zur Badener Höhe.



      Hier stehen ein Turm, der allerdings abgeschlossen ist (wie gut, dass ich nicht Türme sammele!), sowie Sitzgruppen und eine Hütte.





      Als ich mich an den Abstieg nach Herrenwies mache, kommen mir einige Wanderer entgegen. Meine Rechnung, die Tour in dieser Richtung zu gehen, also vormittags den Höhenzug mit bezeichneten Wanderwegen zu gehen, scheint eine gute Idee gewesen zu sein!
      Zwar bewege ich mich nun wieder auf Forstwegen, aber dem Blick bietet sich am Rande doch so dies und das, z.B. ein paar Prachtexemplare von Fliegenpilzen.



      Hier fährt ein SUV mit uniformierten Insassen (Ranger oder Förster?) den Weg hinauf, vielleicht schließen die ja den Turm auf? Egal, ich gehe weiter ins Tal, kann zum Glück bald nach dem Herrenwieser Sattel auf einen unbezeichneten schönen Pfad wechseln, der kurz vor Herrenwies einen Ausblick auf den Kirchturm gibt.



      Einzig die durch das eigentlich sehr liebliche Tal knatternden Motorräder stören das Idyll. Die hätte man mal im Zuge des Nationalparks verbieten sollen, aber der ist ja wohl in erster Linie zur kommerziellen Touristenpflege erfunden worden… Gegen 12.00 Uhr durchquere ich das Dörflein, um an der anderen Seite des Tales den Mehliskopf in Angriff zu nehmen.



      Lange geht es sanft ansteigend meist auf angenehmem Wanderweg hinauf, bis man an eine Skipiste mit Sommerrodelbahn kommt. Die überquere ich schnell, danach wird es dann steiler, bis ich aus dem Wald auf die Fläche mit dem kleinen dicken „Mehliskopf-Thurm“ hinaustrete. Selbiger ist dankenswerterweise ohne Probleme zugänglich und ich genieße den Ausblick über Schwarzwälder Höhenzüge, zurück zur Badener Höhe, aber auch zur Hornisgrinde(?) mit Funkmast.



      Eigentlich wollte ich hier eine richtige Rast einlegen, dazu windet es mir aber zu heftig. So mache ich mich gleich auf die Suche nach dem Mehliskopf, der irgendwo im Wald ist. Da Osmand irgendwie nicht will, beschließe ich selbständig, wann ich am höchsten Punkt bin. Hier ist so ziemlich alles mit Moos überzogen, da würde ich einen möglichen Gipfelstein/Vermessungspunkt ohnehin nicht identifizieren können.
      Bald lande ich auf einem Trampelpfad, der auf einen Forstweg führt, der in meiner Karte nicht vorhanden ist. Aber die Richtung stimmt und ich werde schnell wieder auf den „rechten Weg“ geführt! Netterweise steht bald eine Bank am Weg, so mache ich endlich in der Sonne Mittagspause. Es ist sommerlich warm, doch ist da ein anderer „Tonfall“ mit einer Spur Melancholie in Licht und Luft. Immer wieder gleiten Schmetterlinge über meinen Kopf hinweg, um dann beim Hineinsegeln in die Bäume wieder das Flattern, oder besser „Schmettern“ anzufangen. Ich frage mich, ob das denen vielleicht sogar Spaß macht, absprechen würde ich ihnen den jedenfalls nicht!
      Etwas träge erhebe ich mich von der Bank und lasse mich zu den Dreikohlplatten hinuntertrudeln. Bald darauf kommt dann ein absolutes Sahnestückchen: Der kleine, steinige, wurzelige Genusspfad zum Hohen Ochsenkopf, der durch ziemlich naturbelassenen Wald führt, war hier doch schon lange vor dem Nationalpark Bannwald. Es macht meinen Füßen und mir richtig gute Laune, hier entlangzulaufen, irgendwie scheint es da eine Verbindung zu geben, Barfußlaufen macht ja auch so Spaß!



      Am Hohen Ochsenkopf habe ich zwar gar keinen Ausblick, da der hier ehemals stehende Turm nach Schäden gesprengt wurde, aber ich mache trotzdem auf dessen Ruinen meine dokumentarische Fotoübung.



      Zum Glück konnte ich Osmand bei der Mittagspause wieder aktivieren, denn ab hier kann ich es wirklich gut brauchen! Der nun ziemlich zugewachsene Pfad geht noch weiter, immer wieder gibt es allerdings quer liegende Baumstämme zu übersteigen. Rundherum kann man ein ehemaliges Borkenkäferparadies bewundern.



      Immer wieder höre ich Raben „raben“. Wenn Krähen krähen, „raben“ Raben , oder etwas nicht? Schließlich stoße ich auf den Ochsenkopfrundweg und gehe jetzt sozusagen eine Etage tiefer auf schmalem Pfad an steilem Hang wieder zurück.



      Mit weiterem Hin- und Her auf mehr oder weniger zugewachsenen alten Forstwegen lande ich auf einem noch gut erhaltenen Exemplar. Mittlerweile hat es sich ziemlich zugezogen und fängt doch noch glatt an zu regnen! Das war aber mit dem Wetterbericht nicht so abgemacht! Es lohnt sich so gerade eben, die Regensachen zu aktivieren. Dann geht es auf verlassenem Forstweg in Richtung Mittlerem Ochsenkopf. Der taucht ja in den beiden 1000er Zählungen, die ich im Internet gefunden habe nicht auf, das ist wohl so gewollt, denn hier wird alles immer naturbelassener… Der Regen hat aufgehört, dafür ist es von unten gut nass. Als mir das zu lästig wird, gehe ich mal lieber gleich in den Wald auf die Suche nach dem Gipfel. Hier ist es trotz Heidelbeergebüsch ohne Blätter weitaus angenehmer zu gehen und dank Osmand finde ich sogar den Gipfelstein! Sensation! Blick gibt es keinen, dafür wird der Abstieg umso interessanter. Schwieriger wird es, auf den Weg zu kommen, denn das Unterholz ist doch ziemlich dicht. Ich kämpfe mich dann aber durch, die Vorfreude auf einen richtigen Weg wird allerdings enttäuscht, denn nun gibt es noch viele Naturhürden zu überwinden.



      Drüber und drunter, das Ganze so oft, dass meine Freude groß ist, als ich endlich den langweilige Forstweg erreiche! Nun trudele ich, mittlerweile ob meiner Abenteuer etwas erschöpft auf diesem im Wesentlichen hinunter, freue mich noch einmal an der Herbstfärbung einiger Bäume, dann aber auch, als ich gegen 17.00 Uhr wieder am Auto ankomme!



      Ich nehme mir noch die Zeit, die Infotafel zur Herrenwieser Schwallung zu studieren, ist schon beeindruckend, dass die Schwarzwälder Stämme bis nach Holland getriftet und geflößt wurden!
      Es war eine tolle, interessante erste Tour: Fünf Tausender auf einen Streich, dazu die ganze Bandbreite von touristengerechten Gebieten inklusive des Lärms bis zur „Wildnis“ (von beidem hätte es vielleicht sogar eine kleine Spur weniger sein dürfen…) dazu eine gewisse Bandbreite an Wetter! Ein wirklich ausgefüllter Tag!

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      • Galadriel
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        • 03.03.2015
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        #4
        AW: [D] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

        Sehr schön und eine gute Idee. Wir sind öfter im Scharzwald unterwegs und am Anfang hatte ich auch nicht auf dem Schirm, dass es doch einige Berge über 1000 m gibt...
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        • Pfad-Finder
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          • 18.04.2008
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          #5
          AW: [D] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

          Zitat von Bergahorn Beitrag anzeigen
          Natürlich muss ich hier eine gründliche Fotografierübung einlegen…
          Sehr schicke Idee. Aber lass das nicht die UL-Fraktion sehen.- Kann es sein, dass Du in der späten Kreidezeit sozialisiert worden bist? Digital Natives hätten nämlich ihr Tablet hingestellt.

          Eigentlich passend für mein Unternehmen, hat es doch etwas vom schottischen Munro-Bagging.
          Genau darauf hätte ich Dich an dieser Stelle hingewiesen. Die Schotten haben ein sehr ausgefeiltes System für die Qualifizierung von Munros, Corbetts, Marilyns usw. Und trotzdem streiten sie immer wieder.

          Wenn Krähen krähen, „raben“ Raben , oder etwa nicht?
          Absolut!
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          • ronaldo
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            #6
            AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

            Danke für den schönen Bericht! Stil und Fotos gefallen mir sehr.

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            • Wafer

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              • 06.03.2011
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              #7
              AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

              Hallo Bergahorn.

              Das ist ja mal eine gute Idee! Bei genauerem nachdenken und nachlesen kann ich auch dein Problem mit der Definition 'Gipfel' nachvollziehen. Bei einem Gipfel wie dem Seekopf, der so gerade eben über die magische Höhenmetergrenze drüber schaut ist das ja recht klar. Aber wenn alles um einen herum deutlich über den 1.000 m liegt: ist dann jede Erhebung ein Gipfel? Ich sehe schon: das wird eine interessante Definitionsache! Aber es hat auch Vorteile: wenn du durch dein Projekt durch bist, kannst du durch leichtes justieren der Definition bedenkenlos bis zur Rente (oder darüber hinaus) weiter machen.
              Ein hoch interessantes Projekt auf jeden Fall, dass ich interessiert verfolgen werde! Zumal du netterweise mit Gipfeln begonnen hast, die mir durch meine Westwegtour bestens bekannt sind. Auch eine Region mal so flächendeckend vor zu stellen ist ein neuer Ansatz. Es muss ja nicht immer der Weitwanderweg sein, der hier vorgestellt wird. Heißt ja auch Outdoor-Forum und nicht Weitwanderweg-Forum.
              Ich wünsche dir viel Spaß bei der Gipfelsuche, etliche haben ja nicht mal einen Weg bis ganz hinauf, und freue mich auf noch viele tolle Fotos, Eindrücke und Tourenberichte!

              Gruß Wafer
              Zuletzt geändert von Wafer; 01.02.2020, 09:50.

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              • Bergahorn
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                #8
                AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                Oha, so viel Echo hätte ich mir auf so eine Inlands-Idee gar nicht vorgestellt, vielen Dank, es freut mich sehr, wenn Idee und Bericht Anklang finden!

                @lina
                Da hatten wir doch die gleiche Idee! Ich schätze mal, es gibt noch andere, die aber entweder - so wie du - zu weit weg wohnen oder angesichts der Unzählbarkeit der Gipfel die Geschichte gar nicht erst angehen. Wünsche viel Spaß beim lesenden Mitwandern!

                @ Pfad-Finder
                Gut erkannt, ich bin kein Digital Native, habe aber dann doch schon mit Bleistift und Füller Schreiben gelernt!
                Übrigens ist die Tafel mit ihren 79g (hab' sie gerade gewogen) sicher leichter als ein Tablet. Oder gibt es die auch schon in UL, damit UL-Digital Natives keine Tafel schleppen müssen?
                Ach, und danke für das ergänzte [DE], ich bilde mir zwar ein, es geschrieben zu haben, aber offensichtlich ist es nicht angekommen...

                @ Wafer
                Ob ich jemals wirklich mit diesem Projekt fertig werde, wage ich inzwischen zu bezweifeln, es könnte sich zu einer Lebensaufgabe auswachsen! Dabei bin ich selbst gespannt, wie sich meine Definition von Gipfel mit der Zeit entwickeln wird. Bislang habe ich mich darauf geeinigt, dass er einen Namen haben muss. Klar findet man dann im Nachhinein sicher noch den einen oder anderen Namen heraus, aber das Leben ist halt unvollkommen!

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                • Bergahorn
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                  • 13.04.2019
                  • 441
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                  #9
                  AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                  Mittwoch, d. 23.10.2019

                  Hornkopf 1121m – Hochkopf 1078m – Kandel 1243m – Sattelhöhe 1217m – Wolfsgrubenkapf 1112m

                  Nach einem Termin in Freiburg nutze ich natürlich noch den Schwarzwald aus, es sind ja noch genug Tausender übrig! Ich fahre nach Altsimonswald, stelle mein Auto an der Hauptstraße ab und starte um halb eins. Schnell finde ich nach der Überquerung der Wilden Gutach den Einstieg zum Jägerpfad. Das Touristenbespaßungsschild direkt über dem Hundek...beutelspender wirft Fragen auf…



                  Der Nachteil an meiner heutigen Tour wird evtl. viel Schatten sein, da ich den Kandel von der Nordseite her erklimmen werde. Das bestätigt sich zuerst auch, allerdings ist es ohnehin warm und die Höhenmeter tun ihr Übriges dazu, ich komme auch so ganz gut ins Schwitzen! Es gibt unglaublich viele Pilze, man könnte den Pfad ebenso gut Pilzsammlerpfad nennen. Ich überlege, dass es wahrscheinlich nicht von ungefähr kommt, dass zu einem Jägerschnitzel Pilze gehören. Nachdem ich vorerst noch Tallärm aus dem Simonswälder Tal höre, wird dieser bald durch das gleichmäßige Bachrauschen des Ettersbachs abgelöst. Auch steige ich immer mehr der Sonne entgegen, es ist wieder einmal wunderbar zu sehen, wie die Strahlen durch den Wald fallen.



                  An einem Riesenexemplar von Steinpilz übe ich mich im Fotografieren, dann geht es weiter den Berg hoch.



                  Irgendwann bietet der Jägerpfad auch ein Stück Holzfällerpfad, aber das ist nicht wild und schnell überwunden. Als er auf einen alten, schon schön bewachsenen breiten Weg führt, steht an einem Aussichtsplatz eine Bank, die ich gleich mal ausführlich „besitze“. Neben Essen und Trinken fotografiere ich übungshalber noch ein wenig herum.





                  Dann geht es weiter hinauf bis zur Herzhütte. Ich will ja auf den Hornkopf, allerdings gibt es da keine bis umständliche Wege, soweit es meine Karte und Osmand hergeben. Praktischerweise führt aber neben der Hütte eine Schneise direkt den Berg hoch, die ich bis zum zweiten Querweg nehme. Meine Güte, ist das steil, ich komme ganz schön ins Schnaufen! Den Querweg gehe ich bis zu einer Kreuzung nach rechts und folge nun den osmandischen Hinweisen, so dass ich schließlich auf dem Hornkopf lande. Hier führt tatsächlich ein Weg hoch, und an einem Baum hängt auch ein Gipfelschild!



                  Es folgt das Fotoprozedere, dann geht es weiter, erst einmal eine ganze Zeit sanft hinab, bald feiere ich Wiedersehen mit dem Zweitälersteig. Eigentlich langweiliger Forstweg hier, aber mir gerade willkommen, da ich Tempo machen kann, denn es wird ja mittlerweile recht früh dunkel und ich habe noch Strecke vor mir! Auf der Karte habe ich noch den Hochkopf entdeckt, die Tausender scheinen sich mit jedem Blick auf die Karte geradezu zu vermehren, den nehme ich natürlich auch noch mit, ist es doch nur ein kleiner Schlenker auf eine unspektakuläre Erhebung ohne Sicht. Zudem ist der Wald hier von Baumfällarbeiten noch ziemlich zerwühlt.



                  Es folgt nach Überqueren der Straße der lange sanfte Anstieg zum Kandel. Dabei sehe ich durch die Bäume auf das vernebelte Glottertal. Kurz vor dem Kandel bietet sich dann eine fotogene Aussicht Richtung Süden und Westen. „Über den Wolken...“ ist meine Freiheit heute aber nicht so grenzenlos, da mich die fortgeschrittene Stunde weitertreibt. So fotografiere ich leider auch viel weniger, als ich gerne würde…



                  Auf dem Kandel ist einiges los, als ich mein Täfelchen zum Foto präpariere, werde ich dabei zwar neugierig betrachtet, aber fragen tut niemand.



                  Bald geht es weiter, es hat sich noch die 1217m hohe Sattelhöhe aufgetan, der ich einen Besuch abstatte, ehe ich mich wieder ins Tal stürzen werde.



                  Auf blauer Raute geht es mehr oder weniger hinunter, teils auf kleinem Pfad, teils auf erträglichen Forstwegen. Der Wolfsgrubenkapf steht nun auf dem Programm, auf meiner Karte geht der Weg direkt darüber, als ich dort bin, finde ich aber nichts, was auf ihn hinweist, nur den Wolfsgrubenfelsen. Ist der identisch damit?



                  Ich habe einfach nicht die Zeit, im Wald herumzusuchen, Osmand gibt auch nichts Brauchbares her, so gehe ich auch aus Zeitgründen - es ist schon kurz vor sechs - ohne Tafelfoto weiter. Unbefriedigend, in Zukunft sollte ich mich vor einer Tour genauer über alle Gipfelchen informieren! Heute werde ich es halt danach machen!
                  Nach einer Weile kann ich durch die Bäume auf den Nebel im Simonswälder Tal schauen, in diese Suppe werde ich also demnächst auch eintauchen.



                  Das dauert aber noch, ich bin einstweilen recht erfreut, dass es hier oben noch so hell ist. Zwar habe ich die Stirnlampe dabei, trotzdem wandere ich lieber bei Tageslicht! Dieses Vergnügen ist dann aber beim Eintauchen in den Dunst schnell vorbei, wobei ich zunächst noch ganz fasziniert bin, wie die Nebelschwaden über den Waldboden wabern. Wer sich gerne gruselt, käme hier auf seine Kosten! Beim Anschalten der Lampe kommen die Nebeltröpfchen bestens zur Geltung, es dauert eine ganze Weile, bis ich mich davon nicht mehr so ablenken lasse. Je finsterer es wird, desto langsamer bin ich unterwegs, z.T. geht es nun auch ziemlich steil den Hang hinab. Die Wegzeichen kann ich allerdings immer gut erkennen! Als ich Motorenlärm höre, wähne ich mich dem Tal schon nahe, es handelt sich aber leider nur um einen Traktor, der im Wald wohl Holz durch die Gegend rückt. Einmal gibt es überflüssige kurze Verwirrung, da ein Schild etwas schräg am Baum angebracht ist, zum Glück kann ich mich aber am Rauschen eines Baches, der links neben dem Weg fließt, gut orientieren.
                  Als ich die ersten Lichter sehe, bin ich allerdings doch recht erleichtert, auch wenn ich jetzt noch von Untersimonswald an der Straße zum Auto laufen muss. Es gibt auch einen Weg durch die Wiesen, ich habe aber gerade ein großes Faible für Straßenlaternen! Kurz vor halb acht lande ich endlich am Auto, esse noch etwas und mache mich dann an die Heimfahrt.
                  Insgesamt eine recht schöne Tour, bis auf den Kandel nicht so wahnsinnig spektakulär und mit mehr Muße sicher besser zu genießen! Abends recherchiere ich noch nach dem Wolfsgrubenkapf, der zwar tatsächlich als Gipfel bezeichnet wird, aber eigentlich eher das Ende eines Bergrückens ist. Wahrscheinlich stand ich heute nicht direkt darauf, zählt das nun, oder nicht? Muss ich jetzt eine „Verbesserung“ wandern oder „Nachsitzen“ bzw. „-wandern“? Ich beschließe, großzügig zu mir zu sein und sozusagen die paar Meter aufzurunden! Das Tafelfoto wird halt ohne Hintergrund nachgereicht. Auf den Gipfellisten, die ich besitze, steht er ja ohnehin nicht drauf!

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                    • 18.04.2008
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                    #10
                    AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                    Zitat von Bergahorn Beitrag anzeigen
                    ... Dabei bin ich selbst gespannt, wie sich meine Definition von Gipfel mit der Zeit entwickeln wird. Bislang habe ich mich darauf geeinigt, dass er einen Namen haben muss. Klar findet man dann im Nachhinein sicher noch den einen oder anderen Namen heraus, aber das Leben ist halt unvollkommen!
                    Das ist kein vernünftiges Kriterium. Nimm Dir ein Beispiel an den 8000ern im Osterzgebirge und der Biwak-Kuppe. Wir warten schon auf die Bergahorngrinde.
                    Alles unter Nutriscore "D" ist rausgeschmissenes Geld.

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                      #11
                      AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                      Über den 8000er-Jux bin ich schonmal gestolpert, sehr nett gemacht und eine schöne Veräppelung der Wander-Vermarktung. Dennoch werde ich total unabhängig davon einfach mein Ding machen, mit der Bergahorngrinde wird es also eher nichts!

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                        #12
                        AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                        15. -17. 11. 19

                        Mein Dienstplan gibt erstaunlicherweise drei freie Tage her, so steht weiterem Tausendersammeln eigentlich nichts im Wege. Fragt sich nur, wie das Wetter wird… Akribisch verfolge ich die Vorhersage, schaue auch immer mal wieder die Webcam vom Brend an und treffe Vorbereitungen für eine Tour vom Simonswälder Tal aus. Es scheint kalt, aber überwiegend trocken zu werden, so will ich die wohl letzte Gelegenheit des Jahres ausnutzen, noch einmal mit dem Zelt unterwegs zu sein.

                        15.11.19

                        Schultiskopf 1072 m – Ibichkopf 1146m – Obereck 1077 – Rohrhardsberg 1140m – Braunhörnle 1134m – Tafelbühl 1084m

                        Ich stehe sehr früh auf, damit ich schon gegen 6.00 Uhr losfahren kann, in der Hoffnung, dem schlimmsten Berufsverkehr zu entgehen. Das klappt, so dass ich um 8.30 Uhr, nachdem ich das Auto in Simonswald „downtown“ geparkt habe, loskomme. Den heutigen Aufstieg habe ich im Juni auf einer Tagestour als Abstieg gehabt und in bester Erinnerung.
                        Es geht erst an der Kirche, dann an staunenden glücklichen Biorindern mit Hörnern vorbei und weiter an einer Weide steil aufwärts in den Wald hinein. Hier folge ich noch eine Weile Forstwegen, bevor ein netter Steig, der diese Bezeichnung auch verdient, abzweigt. Es ist an sich recht kühl, bewölkt und so manche Wolke erhebt sich noch aus dem Tal, aber ich bin schon am Schwitzen, denn die Höhenmeter stehen hier sozusagen Schlange. So zieht sich der Pfad in vielen Serpentinchen schließlich auf den Bergrücken, wo ein Schild den Weg zum Schultiskopf, dem ersten Tausender dieser Tour, weist. Mein innerer Kompass ist durch das viele Zickzack völlig durcheinander, so dass mich die Richtung erst gar nicht überzeugt. Es dauert eine Weile, bis ich wieder eingenordet bin, während es auf dem mehr oder weniger schmalen Bergrücken weiter hinauf geht. Die Ausblicke, die sich hier und da jetzt schon bieten, sind aber sehenswert!



                        Kurz vor dem Schultiskopf gibt es schon den ersten Schnee! Ich mache die übliche Fotopause, spiele mit der Belichtung herum, bin aber mit keinem der Fotos restlos zufrieden. Da gibt es noch manches zu lernen!





                        Aber ich bin ja zum Tausendersammeln hier, so packe ich die Kamera wieder ein und widme mich weiter dem folgenden Auf und Ab bis zum Ibichkopf. Der ist selten unspektakulär, damit man ihn nicht verpasst, gibt es aber ein Schild an einem Baum.



                        Mittlerweile ist die Sonne etwas herausgekommen, das gibt diesem Ort immerhin einigen Glanz. Nachdem ich bei „Ibichkopf“ irgendwie immer an Ibykus samt zugehörigen Kranichen denken musste, aber natürlich nicht mit diesen Vögeln gerechnet habe, höre und sehe ich über mir einen Raben. Na also, das ist dann „Der Rabe des Ibichkopfs“! Fehlt nur noch die Ballade dazu…
                        Das Obereck, das ich bald danach erreiche, ist noch unspektakulärer, aber ich freue mich an der Sonne und dem Schnee.



                        Nicht weit von hier lande ich am Griesbacher Eck an der kleinen Kohlhütte, nun heißt es erst einmal wieder Forstwege laufen. Mit Schnee zwar viel netter als ohne, aber recht glatt. Ich hatte ja noch überlegt, ob ich mir solche leichten „Omis-Einkaufs-Spikes“ zulegen oder die Grödel mitnehmen sollte, dann aber gedacht, dass das doch übertrieben sei. Es geht auch ganz gut so und ich trudele gemächlich abwärts, bis ich mich zu einer Mittagspause mit heißem Tee entschließe. Es weht gerade kein Wind und die Sonne wärmt schon fast. Leider kommt dann der Wind wieder, bevor der Tee fertig ist, so fröstele ich doch mehr, als mir lieb ist. Vor lauter Ungeduld und Gier verbrenne ich mir fast die Zunge… Trotzdem hat die Pause gut getan und ich gehe weiter, nun wieder aufwärts zum nächsten Tausender, dem Rohrhardsberg. Der Gipfel ist eine Wegkreuzung, daneben gibt es ein abgezäuntes Areal mit Sendeturm.





                        Viel interessanter finde ich allerdings die kleine Höhle, die, welches Tier auch immer, am Fuße eines Baumstammes ins Holz geschlagen oder gefressen hat. Könnte man wunderbar als Zwergenwohnung möblieren! Vielleicht wohnt der Rohrhardszwerg vom Rohrhardsberg hier? Oder aber ein steinersches Elementarwesen, wobei das bei der Nähe des Sendemasts wegen Elementarwesen störender Wellen wohl eher unwahrscheinlich ist…



                        Nun geht es erst einmal weiter durch Schnee einen kleinen Pfad entlang, bis ich auf dem Zweitälersteig lande und tumb den Wegzeichen folgen darf. Auch mal schön! Der Ausblick aus dem Schnee in die grüne Landschaft dreht die vertraute Perspektive einmal um. Aus dem grünen Tal auf überzuckerte Berge zu schauen ist man eher gewohnt, als umgekehrt!



                        Der Anstieg auf das Braunhörnle ist von dieser Seite viel angenehmer, da nicht so steil. Oben liegt richtig Schnee, ich genieße nun schon zum dritten Mal hier die Aussicht, Bänke und Tisch benutze ich allerdings wegen der eisigen „Polster“ nicht.





                        Und schon geht es weiter zum Tafelbühl, unterhalb dessen Gipfels gerne die Gleitschirmflieger starten. Ein paar Meter bringen mich vom Startplatz zum Gipfelchen, das immerhin auch durch ein Schild markiert ist.



                        Beim Abstieg gibt es eine Fotografierübung zum Thema Gegenlicht. Ach ja, der dynamische Umfang…



                        Ich laufe noch ein kleines Stück zurück und entscheide mich dafür, den Weg zum Passeck nördlich unterhalb des Braunhörnles zu gehen, auch weil ich dort wohl eher Wasser finde. Zugegebenerweise ist dieser, da Forstweg, nicht besonders interessant, aber einzelne Felsen sorgen doch für Abwechslung, und noch wichtiger, ich kann an einem Bach meine Wasservorräte auffüllen.



                        Nachdem dieser Tagesordnungspunkt abgehakt ist, widme ich mich der Schlafplatzsuche. Zunächst ist das Gelände viel zu steil dafür und ich fürchte schon, dass ich in einer Ausweiche am Weg landen werde, bin dann aber doch so mutig, bei sinkender Sonne noch ziemlich weit zu laufen.



                        So finde ich in der Dämmerung schließlich doch noch einen schönen Platz weiter oben im Wald, beäuge kritisch den Zustand der umstehenden Bäume und baue dann schon im Schein der Stirnlampe das Zelt auf. Da der Boden sehr weich ist und ich auch keine Steine zum Beschweren der Heringe finde, steht das Zelt nun wie ein lascher Händedruck in der Landschaft. Nun ja, es windet nicht, das wird schon gehen…
                        Ich koche erst einmal einen Tee, dann gibt es Abendessen: Woknudeln mit „indischem“ Gemüse aus dem eigenen Dörrautomat – mir schmeckt es! Da der Abend ist noch lang ist, schreibe ich Tourtagebuch und befasse mich mit der morgigen Etappe. Eigentlich hatte ich überlegt, unterhalb des Höhenweges zum Gschasikopf weiterzuwandern und auf dem Rückweg vom Höhenweg aus die vielen Tausender am Weg einzusammeln, allerdings wird mir klar, dass ich dann zumindest auf dem Hinweg wohl überwiegend im Schatten laufen würde. Morgen soll es ja sonnig werden, da will ich die Sonne auch erleben! So entscheide ich mich, schon für den Hinweg den Höhenweg zu nutzen.
                        Dann schalte ich die Kopflaterne aus und hoffe auf eine schlafreiche Nacht.




                        16. 11. 19
                        Passeck 1069m – Watzeck 1049m – Geißberg 1047m – Biggertkopf 1016m – Gschasikopf 1045m – Hohkopf 1054m – Kroatenbühl 1048m

                        Ich habe gut, wenn auch mit Unterbrechungen geschlafen und versuche erst einmal, das Wetter „ganz wertfrei wahrzunehmen“: Es ist kalt, trübe, und leise grieselt der Schnee. Zum Frühstück gönne ich mir einen Extrapott Tee, da mir das Trinken des kalten Wassers unterwegs immer schwer fällt. So komme ich allerdings auch erst um 8.15 Uhr, als es schon längst hell ist, los – welch' Verschwendung von Tageslicht!
                        Schon nach einer Viertelstunde stehe ich am Gipfel des Passecks, bin mir allerdings noch nicht so ganz sicher, ob das wirklich der Gipfel ist. Ich mache auf jeden Fall das obligatorische Foto, wenn es zu früh ist, kann ich ja immer noch eines machen, bloß eines nachzuholen, wäre schwierig. Es stellt sich dann heraus, dass ich tatsächlich auf dem Gipfel war!



                        An einem Windrad vorbei geht es weiter Richtung Schwedenschanze und Schänzlehof, hier bewege ich mich schon in einer richtigen Winterlandschaft.



                        Ich überlege, ob der angepeilte Aspenkapfbrunnen womöglich eingefroren ist. Das wäre ziemlich unpraktisch! Doch ich habe Glück und kann meine Wasservorräte ergänzen. Danach geht es noch weiter teils auf Asphalt hinunter, bis der Weg in den Wald abzweigt. Ich habe die vor mir liegende Strecke als sehr schön in Erinnerung, freue mich also auf angenehme Wege. Auf das Watzeck, meinen nächsten Gipfel, gibt es wohl keinen Weg, so schlage ich mich einfach so durch den Wald und werde oben mit Felsen belohnt.



                        Mal sehen, wie weit ich da hinauf komme. Ohne Rucksack kraxele ich vorsichtig die letzten Meter über bemooste und/oder beschneite Felsen, um das Tafelfoto zu machen.



                        Zwar gibt es hier keine Aussicht, aber dass diese Felsen nicht „berühmter“ sind, wundert mich dann doch! Aber vielleicht fehlte mir einfach die Information! Den Rückweg zum Rucksack und dann zum Hauptweg finde ich schnell und kann nach ein paar Metern gleich dem nächsten Gipfel auf einem groben Holzweg entgegenstürmen, nämlich dem Geißberg, der ein wenig spektakulärer „Glatzkopf“ ist. Rundherum sprießt es aber leider schon so hoch, dass man auch keine Aussicht (mehr) hat.



                        Eigentlich gehören noch der Kroatenbühl und der Hohberg zu dieser „Tausenderkolonie“, aber ich will jetzt einfach mal laufen, ohne alle paar Meter anzuhalten, so dass ich beschließe, sie erst auf dem Rückweg zu besuchen.
                        Während ich also Strecke gewinne, kommt langsam die Sonne heraus, was meine Laune ungemein hebt! Da macht es auch nichts, dass hier doch mehr Forstwege sind, als ich in rosaroter Erinnerung hatte. Eigentlich ganz schön, wenn man sich nur an die netten Abschnitte explizit erinnert! Ab und an leuchten kräftige Herbstfarben vor dem knallblauen Himmel, ich nenne das „herzhaft herbsthaft“.



                        Am Zimmereck geht es dann steil nach oben Richtung Biggertkopf. Der ist an diesem Ende „geschoren“, die Sonne scheint richtig warm, es weht kein Wind, ich nutze die Gelegenheit zu einer Futterpause, bei der ich auch gleich das Zelt zum Trocknen in die Zweige einer Buche hänge. Nach ausgiebigem Genießen geht es weiter zum Gipfel, der nicht weiter bezeichnet ist.





                        Beim Rückweg beherrsche ich mich und mache keine weitere Pause, sondern strebe weiter dem Gschasikopf zu. Hier gibt es mal wieder Schnee, was meine Schuhe nicht ganz so begrüßen…
                        Schöner als der Gipfel ist eigentlich die Hütte am Gschasifelsen, bei der ich auf dem Rückweg den herrlichen Ausblick u.a. zurück auf den Braunhörnle-Höhenzug genieße.







                        Weiter geht es, es warten ja noch die beiden „Kolonie-Gipfel“ auf mich. Als ich mich im Schatten durch Schnee einen Holzweg und dann weglos durch Schnee und ziemlich dichten Bewuchs zum Hohkopf hochkämpfe, zeige ich mir innerlich schon einen Vogel. Ist das nicht eine völlig blödsinnige Aktion, auf irgendwelche mehr oder hier eben auch weniger zugängliche Hubbel zu steigen, nur um dagewesen zu sein? Aber als ich oben ankomme, sind diese Gedanken wie weggeblasen, es ist warm und sonnig und die kleine Kuppe besteht aus Heidelbeergestrüpp – sehr schön!



                        Zum Kroatenbühl führt sogar eine Art Weg hinüber, also alles problemlos! Dann geht es steil hinunter auf den Hauptweg, das dann wieder teils weglos. Puh! Ich bin froh, dass ich die vier Gipfel hier auf Hin- und Rückweg aufgeteilt habe! Darüber verpenne ich dann auch gleich mal einen Abzweig und wundere mich erst nach einiger Zeit, dass es weiter abwärts gehen soll. Also zurück und wieder auf den richtigen Weg. Naja, Verlaufer gehören ja eigentlich dazu, die Sonne scheint, alles ist gut!
                        Am Schänzlehof macht der Hofhund, als ich vorbeigehe, einen riesigen Radau, genauso ist es dann bei einigen Spaziergängern. Ich nutze wieder den Aspenkapfbrunnen, gehe ein zweites Mal über der Rohrhardsberg und freue mich, dass hier schon der Brend angezeigt ist.
                        Fast ohne weitere Höhenmeter geht es nun der blauen Raute nach durch den Winterwald. Mein nächster Gipfel ist das Roßeck, aber das werde ich erst morgen besuchen. Heute will ich mal nicht auf den letzten Drücker mein Zelt aufstellen und nutze die Gelegenheit, als ein Nebenweg von einem Nebenweg abzweigt. Hier habe ich richtig Auswahlmöglichkeiten, entscheide mich dann aber schnell für eine schneefreie Fläche zwischen zwei noch nicht so großen Buchen. Ich prüfe gleich noch, wie fest der Boden hier ist, passt alles!



                        So komme ich ganz pünktlich zu einem Five o' clock Tea, nicht viel später gibt es dann das gleiche Essen wie gestern. Schmeckt auch ein zweites Mal gut, ich hatte einfach keine Lust, verschiedene Gerichte zu dörren. Als ich nach Schreiben und Planung für Morgen nichts mehr zu tun habe, genieße ich einfach die Ruhe. Es weht kein Lüftchen und wenn nicht gerade ein Flugzeug zu hören ist, herrscht absolute Stille. Wann erlebt man das sonst noch?
                        Als ich noch einmal raus muss, bedaure ich, die Crocs vergessen zu haben. Meine Schuhe sind inzwischen durchgeweicht, und um nicht noch weitere Socken nass zu machen, steige ich jetzt barfuß in sie ein – ein Erlebnis, das ich nicht noch einmal haben muss! Aber der Sternenhimmel ist sehr schön zu sehen!
                        Später kommt dann doch Wind auf, der dann wohl den Wetterwechsel ankündigt , laut Vorhersage sollte es ja heute Abend schon regnen. Mal sehen, wie die Welt morgen früh aussieht!




                        17. 11. 19

                        Roßeck 1153 m – Brend 1149m – Hohe Steig 1003m


                        Ich habe viel geschlafen, aber auch viel wach herumgelegen, die Nächte sind um diese Jahreszeit halt schon sehr lang!
                        Über Nacht hat es zugezogen, die Luft ist feucht und kalt, entsprechend sehen meine Zeltwände aus. Vielleicht auch wegen des Kondensproblems schaffe ich es heute, mich mal früher aus der Schlafsackwärme aufzuraffen, sicher aber deshalb, weil es nun der letzte Tag ist. Ich bin dann doch immer schon ein wenig auf „Abstieg“ eingestellt, auch wenn ich die Wanderung noch genieße.
                        Als ich nach dem Frühstück das nasse Zelt und den auch nicht mehr ganz trockenen Schlafsack einpacke, bin ich sehr froh, dass ich darin keine weitere Nacht verbringen muss. Ginge sicher auch irgendwie, aber brauche ich jetzt nicht so dringend! Dann packe ich die besockten Füße in zwei Gefrierbeutel, damit sie heute trocken bleiben! Die 3-Liter-Beutel passen so gerade mal eben. Wäre auch mal ein Möglichkeit, seine Schuhgröße in Litern anzugeben!
                        Um 7.40 Uhr starte ich, als erstes steht die Wassersuche auf der Prioritätenliste. Bald gluckert es ganz wohlklingend links des Weges, aber es ist einfach nicht richtig an das Wasser heranzukommen, so viel Gräser wachsen hier. Ich beschließe, dass es dann wohl nicht sein soll und hoffe auf eine andere Gelegenheit, die sich schon nach ca. 5 min. bietet. Hier ist es überhaupt kein Problem, das Wasser in die Tüte zu bekommen!
                        Eigentlich wollte ich ja nur schnell mal eben Wasser auftanken, aber dann wird das so eine Sorte Pause, wie ich sie öfter ungeplant veranstalte: Bei dem Ausblick mache ich ein paar Fotos, außerdem fällt mir beim Kramen nach Micropur die Minitube Handcreme auf. Ein wenig Maniküre würde ja auch nicht schaden, aber vorher wasche ich dann doch am besten gleich noch schnell die Hände am kleinen Bach. Dann Rucksack aufziehen, ach ja, Nase putzen, wenn die Jackentaschen ohne Rucksackgurt so schön frei sind, Gurt schließen. Es folgt mein persönlicher Running Gag, als ich mich nach den Stöcken bücke, wobei die Hose, die u.a. vom Rucksackgurt gehalten wird, wieder so verrutscht, dass ich ihn noch einmal öffnen und die Hose hochziehen muss. Na, da kann ich ja gleich noch einmal die Nase putzen, dann den Gurt schließen, die Handschuhe wieder anziehen und die inzwischen zum Glück zwischen die Knie geklemmten Stöcke in die Hände nehmen – und nun geht es schlussendlich doch noch weiter!



                        Nach einer Weile meine ich ein Wildschwein am Wegesrand zu sehen. Ich mache gleich mal etwas Krach, aber es bewegt sich nicht. Hmm, wohl doch ein Baumstumpf? Doch dann bewegt sich dieser und ich rufe laut und schlage die Stöcke aufeinander, so dass das Baumstumpfschwein sich träge davonmacht. Gleich darauf saust noch ein schnelleres Schwein von links nach rechts über den Weg, vielleicht war deshalb das erste so langsam? Wie auch immer, nach meiner Aktion haben jetzt hoffentlich alle Schweine der näheren Umgebung das Weite gesucht.
                        Bald kommt der Abzweig zum Roßeck, es führt ein richtiger Weg hinauf, das ist mal ein gepflegter Anstieg! So einen richtigen Gipfel gibt es nicht, ich mache das Foto auf dem höchsten Punkt und kann dann bei einsetzendem Schneegriesel sogar einen anderen Weg wieder hinuntergehen, bis ich am Abzweig zum Brend stehe.



                        Zum Glück führt vom autofreundlichen Waldweg bald ein Pfad zum Günterfelsen.



                        Danach eiere ich kurz orienterungssuchend herum, finde aber schnell den ebenfalls schönen Weiterweg bis zur Straße vor dem Brend. Ich steuere zielstrebig auf den Turm zu, der auch schon zu dieser Stunde geöffnet ist, heute allerdings einen recht eingeschränkten Ausblick bietet. Immerhin kann ich hinüber zum Rohrhardsberg schauen, ansonsten gibt es viel Grau.



                        Den am Geländer angebrachten Pfeilen nach kann man hier bis in die Alpen sehen. So weiß ich immerhin, was ich verpasse!



                        Ich mache in der windgeschützten Ecke vor der Tür eine kleine Frühstückspause, orientiere mich grob, wo es weitergeht und stürze mich dann wieder ins Wetter. Der Schnee mutiert über Schneeregen immer mehr zu Regen, ich montiere den Schirm an den Rucksack, das muss erst einmal reichen.



                        Blick Richtung Hohe Steig

                        Nun gibt es einen vorletzten Abstieg vor dem Endabstieg, denn ich will ja noch auf die Hohe Steig. Durch Wald und Wiese laufe ich hinunter zum Obernonnenbachhof, bald danach wieder hinauf Richtung Kilpen. Netterweise ist der Weg auf die Hohe Steig dann ausgeschildert. So muss ich mich bei dem Regen nicht so oft mit der schon etwas angeweichten Karte befassen, auf der ich mich auch noch gerade auf dem Wechsel von Vor- auf Rückseite bewege. Es regnet sich immer mehr ein, ich sehe den Regen fast nicht, höre nur auf dem Schirm das leise Tremolo des Schwarzwälder Landregens und überlege, ob es schon ein Schlagzeugstück mit dem Titel “Der Schirm“ gibt. Ich hätte da so ein paar Ideen! Solchen Gedanken nachhängend arbeite ich mich wieder die fehlenden Höhenmeter hoch, versuche erfolglos, noch ein Wald-Nebel-Landschaft-Foto ohne Windräder zu schießen und freue mich, als ich wieder im Wald bin, denn da wird es ruhiger auf dem Schirm, will sagen, kommt nicht so viel Regen hinunter. Dafür ist es deutlich nebliger, chinesische Tuschemaler fänden jede Menge Anregung!





                        Der Gipfel der Hohen Steig ist mit einer Bank und einem Kruzifix mit „Grabbepflanzung“ ausgestattet, dazu gibt es noch ein Schild am Baum. Meine Tafel bleibt nicht trocken, aber das verbuche ich unter Authentizität!



                        Mittlerweile bin ich überzeugt, dass der Regen nicht so bald aufhören wird und lege die volle Montur an. Da es von nun an nur noch hinuntergehen wird, wird das Schwitzen sicher kein Problem sein.
                        Der Abstieg bietet November, wie er im Buche steht: Herbstlaub, Nässe, Nebel.





                        „Seltsam, im Nebel zu wandern“ denke ich einmal und sinniere darüber, ob es bei Hermann Hesse nur neblig war, als er sich zu diesem Gedicht inspiriert fühlte, oder ob es da auch geregnet hat. Und inwiefern das die Dichtung beeinflusst hätte… Zugegebenermaßen weiß ich nicht mehr, wie das Gedicht genau weitergeht, nur dass es weniger um Wetter als um Einsamkeit geht, was die spätere Nachforschung bestätigt. Ich verfalle aber nicht in trübe Gedanken, wundere mich eher, dass ich ganz vergnügt unterwegs bin. Das liegt sicher zum einen daran, dass es heute nach Hause und damit ins Trockene geht, zum anderen, dass ich trockene und warme Füße habe! Einfach wunderbar, es leben die heutzutage sonst so (zu Recht) geschmähten Plastiktüten!
                        Als ich schon fast im Talgrund bin, stoße ich auf eine „Hutausstellung“, die wohl zur Touristenbespaßung dient. Ich bin aber zu faul, die „Anleitung“ zu lesen.
                        An der Bushaltestelle Rebstock angekommen sehe ich, dass um 12.50 Uhr ein Bus gefahren ist, jetzt ist es 12.59 Uhr. Naja, dann gibt es halt noch einen Talhatscher, der allerdings dank Zweitälersteig nicht an der Straße verläuft. Ich mache sogar noch einmal eine Teekochpause in einer überdachten Freiluftbühne, bevor ich die letzten Kilometer zum Auto gehe. Das Schild „Wasser Wald Wandern“ passt ganz gut zum heutigen Tag, auch wenn es sicher anders gemeint ist.



                        Dann komme ich noch am schon bei der Kandel-Wanderung fotografierten etwas zweifelhaften Schild mit Hundek...beutelspender vorbei, das Simon-Männchen hat mittlerweile allerdings einen gebrochenen Arm, so dass sein Finger auf den Spender zeigt. Hmm, soll das so?



                        Schnell gehe ich die letzten Meter zum Auto und verstaue den Rucksack, entledige mich der Regensachen und ziehe frische Socken und trockene Schuhe an.
                        Um 14.30 mache ich mich an die Rückfahrt, die dem Sonntagnachmittag entsprechend nicht ganz glatt läuft. Zu Hause staune ich mal wieder, wie flächendeckend man alleine mit dem Rucksackinhalt die ganze Wohnung „dekorieren“ kann…
                        Insgesamt bin ich sehr zufrieden, dass ich die Gelegenheit zur Tour genutzt habe und sehr dankbar über die „Wetterverteilung“ der drei Tage!

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                        • Bergahorn
                          Erfahren
                          • 13.04.2019
                          • 441
                          • Privat


                          #13
                          AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                          21.2.2020

                          Schliffkopf 1055 m – Schweinskopf 1014 m – Vogelskopf 1056 m – Melkereikopf 1016 m – Pfälzerkopf 1012 m – Riesenköpfle 1001m – Seekopf 1054m – Altsteigerskopf 1093 m – Geißkopf 1090 m – Schwarzkopf 1057 m

                          Eigentlich wollte ich diese Tour schon früher laufen, aber dann stürmte das Tief Sabine und wollte sich nur ungern vom Schwarzwald trennen. Heute soll es nun aber sein! Zwar sind für den Morgen noch stärkere Windböen angesagt, aber das wird schon nicht so schlimm werden, hoffe ich.
                          Ich will vom Schliffkopf bis zum Seibelseckle alle Tausender mitnehmen und dort mit dem Bus um 16.25 Uhr wieder zum Auto zurückfahren. Gegen 8.20 Uhr stelle ich das Auto am Parkplatz Schliffkopf ab und kann gleich die neu erworbenen Spikes anziehen, da es hier spiegelglatt ist. Ich werde sie die ganze Tour nicht ausziehen und bin immer wieder extrem froh, sie zu haben!
                          Es ist zwar nicht so windig, dafür aber noch sehr frostig und Wolken in frischem Steingrau sorgen für trübe Atmosphäre. Ich bin ein wenig maulig, gab es doch auf der Herfahrt in der Rheinebene schon Sonne. Aber das kann ja noch werden!
                          Hinter dem Hotel geht der Weg zum Schliffkopf los, den ich bald erreiche.



                          Eigentlich fühlt es sich ein bisschen geschummelt an, die heutige Tour so weit oben zu beginnen, aber die Tausender sind mehr oder weniger entlang der Schwarzwaldhochstraße aufgereiht bzw. die Straße wurde wohl eben wegen dieser Tausender so angelegt, daher bietet es sich einfach an, die Tour hier oben zu starten. Natürlich wird mich der Straßenlärm heute mehr oder weniger begleiten, aber ich will mal nicht meckern, schließlich bin ich darauf ja auch hergefahren…
                          Schnell mache ich das Gipfelfoto auf dem Schliffkopf, dann geht es weiter den ziemlich vereisten Weg durch die Grindenlandschaft mit akustischem Fernverkehrshintergrund entlang.





                          Um zum Schweinskopf zu gelangen, muss ich noch einmal über die Straße, er ist spektakulär unspektakulär wie noch mancher Gipfel heute! Ob ich deshalb nicht so richtig in Wanderstimmung komme? Vielleicht liegt es auch am Wetter, am fehlenden Aufstieg oder daran, dass der gestrige ziemlich blöde Tag noch nachwirkt, selbst wenn ich ihm gedanklich gar nicht mehr nachhänge. Egal, jetzt ist der Vogelskopf dran, den ich zunächst noch ganz gut auf einem ehemaligen Fahrweg (?) und auf den letzten Metern durch einigermaßen lichten Latschenbewuchs erreiche.



                          Der Abstieg wird dann etwas gestrüppiger, aber das hält mich gelenkig und macht mich für den Forstweg dankbar! Nachdem ich die Schuhe vom Schnee und weiteren Naturgaben befreit habe, geht es wohlgemut darauf weiter, v.a. als sich so langsam immer mehr die Sonne zeigt. Meine Stimmung steigt rapide, heute ist Wandertag! Der Weg führt im Bogen um den Melkereikopf herum und bietet schöne Ausblicke u.a. in die Rheinebene, aber auch in Richtung Hornisgrinde.





                          Der kleine Abstecher zum Gipfel geht u.a. durch jetzt nackte Heidelbeersträucher, die mich irgendwie immer an Korallen erinnern. Da hat die Natur zu Wasser und zu Lande die gleiche Idee gehabt.



                          Bald mache ich eine kleine Stehpause, trinke Tee und futtere Kekse, wobei ich mich von der Sonne wärmen lasse.
                          Mit dem ersten Blick auf den sog. Ruhestein höre ich die Straße auch wieder. Passt ja bestens zusammen! So konzentriere ich mich lieber auf die immer wieder faszinierenden Farben von Sandstein vor dem mittlerweile blauen Himmel.


                          Blick zum lauten Ruhestein



                          Ein wenig später treffe ich eine Wanderin mit Hund, wir tauschen ein paar Worte, dann geht es weiter, wieder über die Straße und hinunter zum Ruhestein. Dieser Punkt ist schnell erreicht, schon steige ich die für Februar doch sehr kränklich aussehende Skipiste hinauf. Ich merke, dass ich noch keine Höhenmeter in den Beinen habe, und überhole ein paar Spaziergänger.



                          Nach der Piste wird es flacher, dafür aber spannend, wie es jetzt weitergehen kann. Ich habe ja gewisse Befürchtungen, dass der favorisierte Weg zu Pfälzerkopf und Riesenköpfle gesperrt sein könnte und mir auf der Karte schon eine Alternative angeschaut. Als ich an selbiger vorbeikomme, steht da ein Verbotsschild und kurz dahinter liegen ein paar Bäume quer über dem Weg. Hmm, was mache ich, wenn der eigentliche Weg auch verboten ist? Doch ich habe Glück, komme in keine Gewissensnöte, da die Absperrung am Abzweig aufgerollt neben dem Weg liegt. Wunderbar!
                          Vor Jahren war ich hier mal im Sommer unterwegs und habe die kommende Strecke durch Grindenlandschaft in bester Erinnerung. Heute gibt es dann ein Knirschen durch anfangs noch einigermaßen festen Schnee, unter dem es aber schon verdächtig gluckert…



                          Einmal mehr preise ich heute die Spikes, mit denen ich sowohl im Schnee als auch im festen Matsch oder auf abgestorbenen Grasbüscheln guten Halt finde. Die Sonne lacht, mein Herz auch, alles ist bestens! Dass die Schuhe von diesem Untergrund nicht gerade trockener werden – wen kümmert jetzt das schon! Mich nicht, obwohl ich die Plastiktüten für die Füße leider zu Hause habe liegen lassen…
                          Nach der Grinde geht es in den Wald, der Anstieg zum Pfälzerkopf gestaltet sich moderat, oben liegt viel Schnee, die Sonne wärmt, ich mache eine Mittagspause. So richtig Hunger habe ich eigentlich nicht, weiß aber aus Erfahrung, dass ich auch nicht zu lange mit dem Essen warten sollte, sonst bin ich irgendwann plötzlich schlapp. Die Vernunft treibt es also rein.



                          Ein paar Höhenmeter verliere ich wieder, es wird ziemlich nass, dann geht es wieder, nun auf Forstweg, hinauf, denn das Riesenköpfle steht auf dem Programm. Ich finde den Namen durchaus paradox, aber vielleicht ist an dem Riesen der Kopf relativ gesehen sehr klein? Der Weg führt nicht direkt über den Gipfel aber ein paar Schritte in den Wald hinein gibt es ein paar Felsen, die wohl an der höchsten Stelle liegen. So sehe ich das jetzt jedenfalls.



                          Auf gleichem Weg laufe ich wieder zurück, alles ist nasser, der Schnee jetzt durchweg weich. Immer wieder fallen mir absterbende Nadelbäume auf, der Borkenkäfer hat sich natürlich auch hier breit gemacht. Sonst sieht man die befallenen Bäume ja eher nicht, da sie möglichst schnell gefällt werden. An einer mit Flechten umhüllten und Pilzen bewachsenen Baumruine staune ich mal wieder, wie die Natur doch alles verwertet, Müll gibt es nicht. Daran sollte sich die Menschheit mal ein Beispiel nehmen! Wie wäre es denn, wenn ein Produkt nur dann auf den Markt kommen dürfte, wenn es auch komplett wieder recycelt werden könnte?
                          Als ich wieder am unversperrten Abzweig lande, lasse ich mich auf der dortigen Bank nieder und mache Teepause.
                          Weiter geht es auf dem Westweg, der hier sehr touristengerecht ausgebaut und dementsprechend bevölkert ist. Der Blick geht zum Wildsee hinunter und über den von Käfern geplagten monokulturellen Wald. In ein paar Jahren wird der wohl noch ganz anders aussehen.



                          Der Abstecher zum Seekopf ist schnell gemacht, weiter laufe ich zur Darmstädter Hütte. Leider habe ich keine Zeit, mich hier niederzulassen, da ich ja an den Bus gebunden bin.
                          Kurz danach stapfe ich eine kleine Skipiste hoch, um mich dann die paar Meter bis zum Gipfel des Altsteigerskopf durch das Dickicht zu schlagen. Puh, da ist Gelenkigkeit gefragt! Ausblick gibt es wieder keinen, der Abstieg zum Weg ist auch recht anspruchsvoll…
                          Aber dann genieße ich wieder einen wunderschönen Steig und wundere mich fast, dass es der Westweg ist, denn meistens glänzte der mit Forstweg, wenn ich mal zufällig Abschnitte davon gelaufen bin.



                          Der Abstecher zum Geißkopf ist wieder ganz unproblematisch. Um mal ein anderes Tafelfoto zu haben, platziere ich selbige in einem Baum!



                          Nun versuche ich etwas Tempo zu machen, denn die Zeit zerrinnt quasi unter den Füßen. Als einige Baumstämme über dem Weg liegen, hoffe ich, dass es nicht die ganze Zeit so weitergeht, denn sie bremsen mich schon ziemlich aus. Es bleibt zum Glück bei diesen wenigen Exemplaren. Komischerweise geht mir jetzt die ganze Zeit die schaurige Moritat „Sabinchen war ein Frauenzimmer...“ durch den Kopf, ich finde das ganz absurd, hat doch die Geschichte gar nichts mit Wandern zu tun und Treuenbrietzen ist weit weg! Muss also daran liegen, dass der vergangene Sturm ihren Namen trug. Allerdings war er weder hold noch tugendhaft.
                          Egal, jetzt gibt es einen kleinen Abstieg, bevor der letzte Tausender des Tages dran ist: Der Schwarzkopf. Als ich hinaufschnaufe, ist Sabinchen vergessen, dafür erinnere ich mich bei dem Namen an das Schauma Shampoo in der 70er (oder 80er?) Jahre-Version in olivgrün. Lang ist es her!


                          Ausblick beim letzten Anstieg

                          Zum Glück lenken mich aber der Ausblick und das wunderschöne nachmittägliche Licht von diesen schrägen nostalgischen Gedanken ab, denn der Schwarzkopf ist wirklich ein schöner Abschlussgipfel für heute!





                          Von hier kann ich in Richtung Hornisgrinde sehen, die steht ja auch noch auf meiner Liste! Zu Hause merke ich, dass ich ihn falsch nummeriert habe, er ist ja die Nummer 36, nicht 35. Irgendwann musste das ja mal bei meinem wenig engen Verhältnis zu Zahlen passieren … Aber wozu gibt es schließlich Bildbearbeitungsprogramme!
                          Leider fehlt mir nun die Zeit zum Fotografieren, das Licht ist wunderbar und es gibt hier viele Details, die ich mal gerne vor die Linse nehmen würde.



                          Ein letztes Mal lobe ich die Spikes als ich die Skipiste am Seibelseckle hinuntergehe. Ich bin ja ganz froh, dass es ein paar Flecken Schnee gibt, denn das platte, „saftige“ Gras ist noch weniger vertrauenserweckend.
                          Ich inspiziere die Bushaltestelle, spüle in den verbleibenden 20 Minuten die Spikes am Brunnen ab, gönne mir noch Tee und spaziere etwas herum, damit die mittlerweile recht nassen Füße nicht auch noch kalt werden. Der Bus ist auf die Minute genau pünktlich - wird ja auch nicht von der Bahn AG betrieben – und um 16.40 Uhr bin ich wieder am Auto und weiß die dort auf mich wartenden trockenen Socken und Schuhe sehr zu schätzen!
                          Nachdem ich anfangs mit diesem Wandertag noch etwas fremdelte, entwickelte er sich zusehends. Ich bin ganz dankbar für diesen schönen Tag, gut durchgelüftet und freue mich auf weitere Tausender!

                          Kommentar


                          • Bergahorn
                            Erfahren
                            • 13.04.2019
                            • 441
                            • Privat


                            #14
                            AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                            17. - 19.3. 2020

                            Großer Hausberg 1031m – Sommerberg 1076 m – Michelshöhe 1104 m – Auf der Streiche 1010 m – Dürrenberg 1022 m – Mühleberg 1009 m – Hirschbühl 1021m – Breite Hürst 1038 m – Schlegelberg 1009 m – Kesselberg 1024 m – Silberberg 1005 m– Gitschbühl 1020 m– Katzenbühl 1041 m– Spitzberg 1058 m – Bosberg 1052 bzw. 1070 m- Sonnenberg 1037 m – Staatsberg 1059 m

                            Ursprünglich hatte ich eine Tour im Südschwarzwald im Sinn, hätte dazu aber mit Öffis über Basel fahren müssen. In Zeiten von Corona vielleicht keine so gute Idee… So plane ich schon frühzeitig um und nehme mir eine Wanderung von Furtwangen aus vor. Selbige auszuarbeiten ist allerdings etwas knifflig, bieten sich diese Tausender nicht so ganz von selbst zu einer Runde an!

                            17.3. 2020

                            Ich fahre also am 17. nach Furtwangen und suche dort recht lange nach einem Parkplatz, irgendwie sind nahezu alle privat. Es gelingt mir schließlich aber doch, das Auto in vertrauenerweckender Umgebung abzustellen, und so gehe ich bei mehr Bewölkung, als der Wetterbericht versprochen hat, los. Zunächst laufe ich bei den hässlichen Studentenwohnheimstürmen den Berg hoch, dann aber bald in den Wald. Eine ganze Weile höre ich noch den Lärm des Städtchens bzw. der Straßen, als der dann aufhört, sind die Motorsägen umso besser zu vernehmen… Ich bleibe oft stehen und bastele an der neuen Konstruktion, mit der ich die Kamera am Rucksack angebracht habe, herum. Gar nicht so einfach, denn zum einen will ich schnell an die Kamera kommen, zum anderen aber nicht mit jedem Schritt einen Treffer in den Bauch verkraften müssen. Im Laufe des Tages findet sich dann aber eine ganz gute Lösung.
                            Der erste Gipfel dieser Tour ist der Große Hausberg, auf dem der eine oder andere umgefallene Baum herumliegt. Noch weiß ich nicht, dass das schon eine Art Motto für die Tour ist…



                            Nun geht es auf bewaldetem Kamm ein wenig bergauf, ein wenig bergab weiter zum Sommerberg. Hier traut sich die Sonne etwas hervor, ich hoffe allerdings auf mehr! Ein Stück darf ich zurück, um dann ins Linachtal abzusteigen, was gar nicht so einfach ist, denn ein großflächiger Windbruch hat hier den Weg unter sich begraben.


                            Irgendwo unter dem Chaos führt der Weg entlang...

                            Zum Glück kann ich ihn großräumig durch den Wald umgehen, finde den richtigen Abzweig, muss nur noch wenige auf dem Weg liegende Stämme überwinden und kann dann sehr steil und direkt hinuntersteigen. Dabei kommt mir die Idee zu einer neuen Sportart: Nordic Hurdel Hiking. Selbstverständlich bräuchte man dazu eine ganz spezielle Ausrüstung, einzigartige Stöcke, das entsprechende Outfit (für die Damen natürlich in pink…), und zu guter Letzt das richtige Waschmittel, um den Harzflecken zu Leibe zu rücken. Natürlich müsste man einen Kurs bei geprüften Nordic Hurdel Hiking Trainern absolvieren, einfach so los ins Vergnügen ginge gar nicht!
                            Netterweise steht am Waldrand eine Bank mit Blick über das Tal.



                            Hier mache ich eine kleine Pause, bevor es im Talgrund an ein paar Höfen vorbei geht. An einem gibt es einen Brunnen, an dem ich gleich mal Wasser nachtanke.
                            Den Aufstieg zum Michelsberg bewältige ich schneller als gedacht, vielleicht gibt auch die Sonne, die sich jetzt immer mehr zeigt, die Energie dafür!
                            Nach dem Gipfelbesuch begebe ich mich nun wieder auf einen Kammweg. Ich lese, dass ich nun auf dem Uracher Höhenweg unterwegs bin – da fühlt sich das Wandern doch gleich etwas professioneller an!



                            Der Weg ist wunderschön, die Sonne lacht durch die Bäume, die Vögel zwitschern, irgendwann wird der Kammweg zum teils etwas zugewachsenen Kammpfad, ich fühle mich rundum wohl!



                            Eine ganze Strecke läuft der Wasserweltensteig parallel, wie ich am Wegzeichen erkennen kann. Ich werde ihm auf dieser Tour noch ab und an ein Stück folgen.
                            Am Ende dieses Höhenzugs statte ich dem Gipfel mit dem merkwürdigen Namen „Auf der Streiche“ meinen Besuch ab. Hier gibt es im Sommer sicher Massen an Heidelbeeren!
                            Dann trödele ich auf Forstwegen recht unspektakulär hinunter zur Linachtalsperre. Von unten sieht sie meiner Meinung nach nicht so attraktiv aus, auch wenn ihre Konstruktion durchaus interessant ist: Sie ist die erste und einzige Gewölbereihenstaumauer mit schrägliegender Wasserseite Deutschlands.



                            Ich finde den Blick auf den See trotzdem viel schöner!



                            Danach geht es kurz an der Straße entlang, dann nehme ich den letzten Anstieg des Tages in Angriff. Der wird allerdings teilweise ziemlich dufte, denn ein Bauer fährt Gülle aus. Die Gedichtzeilen „Süße wohlbekannte Düfte / streifen ahnungsvoll das Land...“, kommen mir in den Sinn, aber Mörike hat sicher andere Düfte gemeint!



                            Meine Beine betonen, dass sie heute schon den einen oder anderen Kilometer gelaufen sind, so setze ich mich, als mir wieder frische Luft um die Nase weht, auf einen höheren Baumstumpf und döse etwas tumb vor mich hin. Dabei lausche ich dem leicht klagenden Ruf des Schwarzspechtes. Als ich mich wieder aufraffe, sehe ich ihn über den Weg fliegen. Sein „Rotkäppchen“ kann ich auf die Entfernung zwar nicht ausmachen, aber er bewegt sich ganz anders als zum Beispiel eine Krähe und ich höre ihn jetzt aus der Richtung, in die er verschwunden ist. Da wird es wohl wirklich einer gewesen sein!
                            Praktischerweise führt der Weg direkt über den Dürrenberg, meinem letzten Tausender für heute. Während die Beine stetig weiterlaufen, sind die Augen schon auf der Suche nach einem Schlafplatz, den ich dann schließlich im Wald auf moosigem Untergrund finde. Durch die Bäume sehe ich auf die Wiesen des Angelbachtals. Auf dem Hof dort gibt es hörbar viele Schafe, ich hoffe mal, dass die irgendwann auch einschlafen! Schon eingemummelt in den Schlafsack koche ich, schreibe dann kurz Tagebuch und bin ganz zufrieden, dass ich bald nichts mehr tun muss! Irgendwann hören die Schafe fast schlagartig auf zu blöken. Haben jetzt alle ihr Abendfutter bekommen, ist das Licht im Stall gelöscht worden oder wird nur im Kollektiv geblökt oder geschwiegen? Ich weiß es nicht, muss aber nach diesem Tag ohnehin nicht mehr Schäfchen zählen, um bald einzuschlafen!



                            18.3. 20

                            Ich bin zwar ein paar Mal in der direkt vor Sonnenaufgang auch recht frischen Nacht aufgewacht, fühle mich am Morgen aber ausgeschlafen und erholt. Frühstücken will ich lieber später, so packe ich einfach bei Vogelgezwitscher und der durch die Bäume linsenden Morgensonne meine Siebensachen zusammen.



                            Die Schafe schweigen noch, die Wiesen, auf denen sie wahrscheinlich den Sommer verbringen, sind mit Rauhreif bedeckt, es ist wirklich ein zauberhafter Morgen! Auch wegen solcher Stimmungen in der Frühe liebe ich es, in der Natur zu übernachten!





                            Als ich gegen 7.00 Uhr loslaufe, höre ich ein Bellen, dann sehe ich kurz ein Reh, danach bleibt es allerdings ruhig. Also war das wohl kein Hundebellen, sondern eher ein Rehschrecken.
                            Ich mache mich auf zum Mühleberg, der in den Karte zwar mit nur 994m bezeichnet ist, aber über der Tausendmeterhöhenlinie liegt! Ein verkannter Tausender oder falsche Höhenlinien? Ich weiß es nicht, aber als ich oben bin, sagt Orux, dass er 1009m hoch ist, also nehme ich ihn in meine Zählung auf!
                            An der Kandelblickhütte kann man, falls man es nicht gemerkt hat, einem Schild entnehmen, dass selbiger Blick mittlerweile zugewachsen ist. Der Text auf dem Schild endet etwas merkwürdig, aber so etwas kann ja mal passieren…



                            Da hier leider Tisch und Bänke im Schatten liegen, frühstücke ich lieber auf einem Baumstamm in der Sonne. Es gibt sogar ein „Gestell“ zum Trockenen des Geschirrs!



                            Der Normalabstieg wird dann gleich durch extrem viel Windbruch verhindert, so dass ich es vorziehe, auf der Skipiste nach Vöhrenbach hinunterzusteigen. Die ist zwar sehr steil, aber so dick bemoost, dass ich keine Sorge habe, ins Rutschen zu kommen, und der Blick auf das Dorf, durch das leider einiger Verkehr lärmt, ist frei. Zudem freuen sich meine Knie über die gute Dämpfung! Neben der Kirche kann ich einen Brunnen erkennen, der käme mir ganz gelegen, da ich nur noch wenig Wasser habe. Als ich unten ankomme, sehe ich allerdings, dass der Brunnen trocken ist.


                            Morgendlicher Blick auf Vöhrenbach

                            So laufe ich gleich an der anderen Talseite wieder hinauf. Ich überlege noch, ob ich irgendwo klingeln und um Wasser bitten soll, habe aber Hemmungen, die Menschen in Coronazeiten in Verlegenheit zu bringen. Ein Blick auf die Karte zeigt, dass ich kurz nach dem nun angepeilten Hirschbühl einen Abstecher zu einem Bach machen kann. So muss ich hier immerhin kein Wasser hochschleppen!



                            Der Hirschbühl ist so unspektakulär wie die meisten Berge dieser Tour, interessanter wird dann der Abstecher zum Wasser. Natürlich gibt es auch hier den einen oder anderen Baumstamm zu überwinden und ich „freue“ mich schon auf dem Hinweg, dass ich da gleich nochmal drüber, drunter oder herum muss, aber der Bach ist zum Glück nicht unter umgestürzten Bäumen begraben, so fülle ich den Wasservorrat auf und betreibe dann gleich noch etwas Reinlichkeit.
                            Darauf geht es wieder hoch und den Kamm entlang, heute vom Weg her lange nicht so idyllisch wie gestern, dafür aber ohne Motorsägenbeschallung! Die Breite Hürst mit ihren angeblichen 1038m ist auf der Karte vermutlich falsch eingezeichnet, der Buckel vor ihr ist höher. Sei es drum, über 1000 m ist sie allemal! Aber vielleicht „sollte man mal“ die Gipfel neu vermessen oder die Höhenlinien nachprüfen. Mir fehlen derzeit aber sowohl Fachwissen als auch der Antrieb dazu!
                            Am Waldrand mache ich mit Blick in die Weite eine Pause in der Sonne.



                            Dann geht es, gezwungenermaßen mal wieder alternativ, aber zum Glück ganz leicht auf einer Wiese weiter Richtung Schlegelberg, den ich über einen kurzen Abstecher problemlos erreiche.
                            Es folgt ein ganzes Stück auf Asphalt an ein paar Höfen vorbei mit Blick in die Landschaft. Eine Bauernhofkatze, die ich freundlich kontaktieren will, nimmt leider früh Reißaus. Hat die auch schon von Corona gehört?
                            Dann schleicht sich mal wieder Brahms' 1. Sinfonie als Ohrwurm in mein Hirn. Irgendwie scheint sie eine gewisse Outdooraffinität zu haben, in der Hardangervidda hat sie mich ja auch schon begleitet. War er eigentlich mit seinem Rauschebart ein Naturbursche ? Ich beschließe, sie mir zu Hause mal wieder komplett anzuhören.
                            An einem geschlossenen Jugendferienheim geht es wieder in den Wald, dann quere ich eine Straße und bin ein paar Minuten später auf dem Kesselberg. Ab hier folge ich ein Stück nahe der Straße dem Mittelweg und komme zu einer Art Tor, an das man meiner Meinung doch gut eine Schaukel für Wanderer hängen könnte, wie ich spontan denke.



                            Ich lese dann allerdings, dass es sich um einen historischen Galgen handelt… Da lag ich also ziemlich falsch!



                            Ich quere wieder die Straße und verlasse kurz darauf den Mittelweg schon wieder. Ich überlege noch, einen Abstecher zum Stöcklesbergturm zu machen, aber ob der geöffnet ist, ist derzeit fraglich, außerdem scheint er mir nicht wesentlich höher als die Bäume rundherum. So strebe ich lieber weiter und mache auf einer Wiese in der Sonne ausführlich Mittagspause.



                            Dann geht es weiter Richtung Geutsche, einem alten Gasthaus.



                            Danach wird es richtig idyllisch, an einem Bach, der sich durch eine Blockhalde schlängelt, entlang hinunter ins Prisental mit dem Prisenhäusle, ich bin richtig hingerissen!





                            Ich befinde mich hier auf einem Qualitätsweg und vermute, dass die hier umgestürzten Bäume dann ebenfalls von besonderer Qualität sind...
                            Der Weg Richtung Adelheid ist bis auf Massen an blühendem Pestwurz und die uralte Kohlplatztanne unspektakulär.







                            Sehr enttäuscht bin ich von Adelheid, bei diesem Namen hatte ich mir etwas Ansprechenderes als ein Gewerbegebiet vorgestellt!



                            Meine Füße sind mittlerweile etwas platt, aber es hilft nichts, es geht weiter, ich schlage mich auf Forstwegen am Hang weiter durch bis oberhalb von Schonach. Dabei werde ich die ganze Zeit vom Autolärm aus dem Tal begleitet, ab und zu erhasche ich durch die Bäume auch Blicke auf die Ausläufer von Schonach.



                            Ich bin ganz erleichtert, als ich erst einmal nur bergab in den Ort trudeln kann. Ich hatte mir ausgemalt, Schokolade zu kaufen, falls ich an einem Geschäft vorbeikomme. Es gibt aber nur Restaurants, einen Blumenladen und eine Buchhandlung, gerade allesamt geschlossen. Dann halt nicht!
                            Auf der anderen Seite des Tales schnaufe ich von leichten Gülledüften umwabert den Berg hinauf. Scheinbar gehört das zu dieser Tour dazu, dass ich eine spätnachmittägliche Dosis davon bekomme. An einer hässlichen Feriensiedlung vorbei geht es zum Silberberg, dem letzten Tausender für heute. Kurz vor dem Gipfel genieße ich aber noch auf einer Wiese die letzten wärmenden Sonnenstrahlen, bevor ich mich zu den letzten Metern aufraffe.



                            Schnell ist das Gipfelfoto gemacht, nun steht die Wassersuche auf dem Programm. Ich finde tatsächlich das in der Karte eingezeichnete Bächlein, dem ich leicht mooriges Wasser entnehmen kann. Naja, besser als nichts! Danach irre ich auf der Suche nach einem Schlafplatz durchs Unterholz.



                            Wie schön wäre es doch, einfach auf einer Wiese am Waldrand das Zelt aufzustellen, aber da gibt es natürlich Hochstände. Immerhin sehe ich drei Rehe, die von meinem Erscheinen ziemlich unbeeindruckt bleiben.
                            Durch Windbruch und Aufräumarbeiten sind weite Flächen für mein Unterfangen unbrauchbar, schließlich kann ich aber doch noch zwischen jungen Fichten ein gut verstecktes Plätzchen finden. In der Dämmerung ist das Zelt schnell aufgestellt. Da ich mein Messer vergessen habe, müssen ein paar kleine, aber schon stachelbewehrte Brombeerzweiglein, die dem Zelt zu nahe kommen, der Nagelschere weichen. Es folgen Abendessen und stichwortartige Einträge ins Tagebuch, dann bin ich froh, nur noch untätig herumliegen zu müssen, denn ich bin gut müde! Ich lausche noch einem leisen, mir unbekannten Vogelruf, der sich ein bisschen wie ein Klingelton anhört und schlafe dann ein. Dank Internet werde ich zu Hause herausfinden, dass es höchstwahrscheinlich ein Rauhfußkauz war.



                            19.3. 20

                            Als ich gegen 4.00 Uhr einmal aufwache, fühle ich mich eigentlich schon aufstehbereit, schlafe dann aber wieder schnell ein. Im Schlafsack liegend dem Morgengesang der Vögel zuzuhören finde ich später aber so schön, dass ich mir innerlich einen kräftigen Tritt geben muss, um mich zu erheben. Immerhin lockt ein neuer Tag und das Morgenlicht will ich ungern verpassen. Das Zelt strotzt heute leider vor Kondens, so dass ich mich sehr vorsichtig bewege, um nicht gleich nass zu werden. Das gelingt erstaunlich gut, und um 6.45 Uhr mache ich mich auf den Weg über die feuchten Wiesen. Jetzt registriere ich erst richtig, wie nahe ich an einem Hof gezeltet habe. Dann kommt die Kamera zum Einsatz, es liegt eine bezaubernde Stimmung über Schonach. Wenn mein Hauptanliegen die Fotografie wäre, würde ich sicher noch länger hier verweilen!







                            So folge ich dann dem Westweg nach Süden. An der Wilhelmshöhe empfangen mich gähnende Leere und ein Westwegtor.



                            Schon bald kann ich zum Gitschbühl abzweigen, da darauf ein Windrad steht, führt sogar ein Weg hinauf. Das Rad versteckt sich erstaunlich gut zwischen den Bäumen.



                            Auch wenn das erste weiche Morgenlicht schon vergangen ist, genieße ich die Sonne, die immer noch schöne Stimmungen in die Landschaft zaubert.



                            Dazu gibt es ein Vogelkonzert, was brauche ich mehr? Ich nehme mir mal wieder vor, mich in Sachen Vogelstimmen zu bilden, leider kann ich keine einzige einem Vogel zuordnen. Zugunsten der Ausblicke und der Sonne verlasse ich sogar für ein paar Abschnitte den Westweg und gehe auf bzw. neben Asphalt.
                            Nahe eines Gasthauses im Renovierungsmodus steht eine kleine Windrad-Kolonie: Ein ganz Kleines, ein etwas Größeres, hoffentlich nur z. Zt. Amputiertes und ein ganz gewöhnliches Großes.



                            Kurz darauf finde ich auf einer Wiese ein schönes Plätzchen zum Frühstücken. Es tut so gut, wieder einfach ausführlich Pause machen zu können, ohne zu frieren! Weiter geht es, und noch einmal ziehe ich den Asphalt einem vergüllten Tal vor, bis ich dem Katzenbühl zustrebe.



                            Laut Karte hört der Weg weit unterhalb des Gipfels auf, ich blicke immer wieder nach oben, allerdings ist das Unterholz so dicht, dass ich wenig Lust habe, mich da durchzuschlagen. Wie gut, denn es stellt sich heraus, dass ein Forstweg direkt auf den Gipfel führt, auf dem ein schicker BMW steht! Ein Stück weiter ist ein Mann mit der Motorsäge zugange. Die Axt im Walde, die er hier hat liegen lassen, nehme ich als Gipfelfotodekoration.



                            Als ich damit fertig bin, komme ich mit ihm ins Gespräch, er ist hier der Waldbesitzer und hat zum Glück nur wenig Sturmschäden zu bearbeiten. Von ihm erfahre ich, dass dieser Berg auch Großer Katzenbuckel genannt wird.
                            Dann geht es erst einmal den gleichen Weg zurück, dabei nutze ich einen Bach, um meinen Wasservorrat aufzufüllen.

                            Nun folge ich der blauen Raute an der Katharinenhöhe mit Rehakinderklinik samt verlockendem Spielplatz vorbei, quere später am Escheck die B 500 und spaziere dann wieder am Waldrand entlang, wo sich eine Bank findet, die mich intensiv zur Mittagspause ruft. Ich kann von hier auf den nächsten Tausender, den gar nicht spitzen Spitzberg, schauen, aber auch in der Ferne den beschneiten Feldberg ausmachen. Der kommt auch noch dran! Ein Rotmilan (?) nutzt den Aufwind, ist aber leider nicht so gut zu fotografieren.



                            Hier könnte ich ohne Weiteres noch eine ganze Weile ausharren, aber ich habe ja noch mein freiwilliges Pflichtprogramm.
                            Es gibt mal wider einigen Windbruch zu überwinden, bis ich auf dem 50. Tausender meines Projektes stehe.



                            Eigentlich wäre der ja eine kleine Feier wert, aber komischerweise wartet hier keine Schwarzwälder Kirschtorte auf mich. So entferne ich mich wieder und folge noch ein Stück der blauen Raute, bis ich auf den Mittelweg einbiegen will. Das geht aber gar nicht, durch dieses Windbruchchaos will ich mich schon aus Sicherheitsgründen nicht kämpfen.



                            So biege ich vorher ab, um mich dann mal wieder durchs Unterholz zu schlagen. Glücklich stehe ich schließlich auf dem Mittelweg, als ich sehe, dass hier der Hürdenlauf gerade weiter geht. Zum Glück kann ich erst links auf eine Wiese ausweichen, nach kurzer Kraxelei über ein paar Stämme dann rechts. Hier finde ich sogar noch Wasser, es hat also alles mal wieder auch sein Gutes! Zurück auf dem Mittelweg komme ich zunächst ein Stück gut voran, dann wird es wieder ganz schlimm. Mittlerweile habe ich einen ganz guten Blick dafür entwickelt, wie ich am besten diese Hindernisse überwinde, aber es kostet einfach viel Kraft und Zeit. Am Abzweig zum Bosberg wird es nicht besser, ich bin ziemlich entnervt, will das aber jetzt durchziehen! Nach einer Weile kann ich wieder normal gehen und befinde mich auf dem höchsten Punkt,von dem es nun zum Bosberg nur hinunter (der Gipfel ist wohl aus der Talperspektive benannt worden) und durch weiteren Windbruch ginge. Ich beschließe, dass ich angesichts der Situation den Bosberg heute von seinen 1052m auf diese Höhe von 1070 m befördere und mache das Gipfelfoto.



                            Von hier aus gehe ich quer durch den Wald auf einen Weg direkt zum Sonnenberg, der größtenteils frei ist. Wegen ein paar einzelner quer liegender Baumstämme rege ich mich inzwischen ja nicht mehr auf! Nach dieser ganzen Kletterei klingen sogar die Motorsägen viel besser, und sauber aufgeschichteten Stämmen am Wegesrand kann ich eine gewisse Ästhetik inzwischen nicht mehr absprechen. So ändert man manchmal seine Ansichten…
                            Den Sonnenberg überschreite ich und stoße auf steilem Weg wieder auf den Mittelweg, der nun „nur noch“ hinunter nach Furtwangen führt. Doch zu früh gefreut, es gibt eine finale Herausforderung, bei der ich mir dann die letzen Harzflecken der Tour in die Hose einarbeite.



                            Im Städtchen ist noch einigermaßen viel los, sogar ein Markt, auf dem ich noch zwei Gläser regionalen Honig kaufe. Der letzte Kilometer zum Auto zieht sich, aber die Freude ist groß, dass es noch da steht und ich den schweren Rucksack absetzen kann. Doch noch ist diese Tour nicht ganz beendet, es gibt eine kleine Zugabe: Der Staatsberg ließ sich nicht in die Runde einbinden, allerdings kann ich ihn so ohne das große Gepäck absolvieren. Da ich keine Lust habe, ein langes Stück durch ein Wohngebiet bergauf zu laufen und inzwischen echt erledigt bin, fahre ich ein Stück hinauf, um dann am Waldrand zu starten. Da es hier einen Trimm-Dich-Pfad gibt, könnte ich mich sogar noch weiter verausgaben, worauf ich aber großzügig verzichte! Auch hier ist man mit Holz zersägen beschäftigt, der Weg ist an einer Stelle total zerwühlt und wie ich dann plötzlich merke, sehr schlammig. Huch, schnell raus aus dem Matsch! Da habe ich die Schuhe zu guter Letzt noch richtig eingesaut! Um sie noch mehr zu verhübschen, paniere ich sie am Gipfel noch unwillentlich mit Sägespänen. Das hat sich echt gelohnt!
                            Auf dem Staatsberg zelebriere ich ein wenig das Ende dieser Tour, dekoriere die Tafel mit den „Bergkeksen“, die ich in einem kreativen Anfall als Proviant gebacken hatte.



                            Im Schutze der Einsamkeit wechsele ich die inzwischen recht dufte Bluse gegen ein frisches T-Shirt und trudele dann entspannt zum Auto hinunter.
                            Auf der Rückfahrt hinunter ins Simonswälder Tal gibt es noch eine Schrecksekunde, ein entgegenkommender Motoradfahrer wird sich sicher geärgert haben, dass er beim Schneiden der Kurve meinen Seitenspiegel dann doch knapp verfehlt hat…
                            Ab dann geht alles glatt und ich falle zu Hause von Kopf bis Fuß müde ins Bett.

                            Es war sicher nicht die spektakulärste Tour, die ich je gemacht habe, trotzdem habe ich sie ganz überwiegend genossen und bin froh, vor der drohenden Ausgangssperre noch so viel Frischluft und Freiheit genossen zu haben!

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                            • agricolina
                              Erfahren
                              • 05.05.2016
                              • 269
                              • Privat


                              #15
                              AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                              Sehr schön. Feines Projekt abseits der üblichen Pfade, geschliffene Feder, anregende Gedanken. Danke! Ich freue mich auf die Fortsetzung.

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                              • MLO
                                Erfahren
                                • 13.02.2017
                                • 141
                                • Privat


                                #16
                                AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                Ein sehr schöner Bericht wieder; wunderbare Fotos. Der historische Galgen erinnert mich daran, dass in Zeiten vor Corona nicht alles besser war ...

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                                • stoeps
                                  Dauerbesucher
                                  • 03.07.2007
                                  • 537


                                  #17
                                  AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                  Schöne Idee und sehr schön geschrieben. Danke.

                                  Ich entwickele seit einiger Zeit auch ein Faible für solche Tour-Ideen, durchaus inspiriert von angelsächsischen "Runden" und "Gipfel-Sammlungen". Die berühmtesten Beispiele sind vielleicht Nolan's 14 und die Bob Graham Round (und ihre Verwandten in Wales, Schottland und Irland). Mir kam irgendwann der Gedanke, dass ich, anstatt mich zu grämen, dass ich solche Unterfangen vermutlich niemals angehen werde, ja meine eigenen "Runden" basteln könnte.
                                  Eine weitere Anregung dazu war/ist das Buch von Thomas Mewes "Go!". Darin ist zwar vieles sehr sportlich – also eher Laufen als Wandern –, aber die Prinzipien, was man so alles miteinander verbinden kann, um sich eine irgendwie "sinn-volle" Strecke zu basteln.

                                  Dass ich nun so eine erfrischende Schilderung eines Verwandten im Geiste lesen darf, ermutigt zu ähnlich sinnvollen Taten

                                  Keep it up!
                                  stoeps
                                  „The world's big and I want to have a good look at it before it gets dark.”
                                  ― John Muir

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                                  • Bergahorn
                                    Erfahren
                                    • 13.04.2019
                                    • 441
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                    Dankeschön!!! Es ist für mich ein Ansporn, mit dem Projekt weiterzumachen, wenn sich hier so geneigte Leser finden!
                                    Ich bin da ja eher so 'reingerutscht, war gar nicht auf der Suche nach derartigem. Zuallererst meinte ich, es sei ja einigermaßen überschaubar, dann wurde mir klar, welche Ausmaße die Geschichte hat und ich war kurz davor, alles hinzuschmeißen... Aber wie schrieb schon der olle Seneca: "Es wächst der Mut bei jedem Blick auf die Größe des Unternehmens."
                                    Inzwischen macht es einfach Spaß, ich finde immer mehr zu einer entspannten Einstellung zum Projekt und mache mir keinen Kopf, ob ich evtl. sogar mal an einem benannten Tausender vorbeirenne, weil er in meinen Karten nicht eingezeichnet ist.

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                                    • Meer Berge
                                      Fuchs
                                      • 10.07.2008
                                      • 2381
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                      Die Idee mit dem Täfelchen finde ich total gut!
                                      Wahrscheinlich weiß man sonst bei all den bewaldeten Kuppen bald nicht mehr, welchen Gipfel man da gerade erklommen hatte.

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                                      • stoeps
                                        Dauerbesucher
                                        • 03.07.2007
                                        • 537


                                        #20
                                        AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                        Die entspannte Haltung und das Täfelchen finde ich auch gut.

                                        Zu ersterer: Ich habe auch schon mal sowas ähnliches ausgetüftelt ("Niedersachsens >700er" – alle im Harz). Da habe ich mich nach einer Liste in Wikipedia gerichtet und dann beim Blick auf die Karte erkennen müssen, dass mir die Auswahl dieser Liste nicht immer klar ist, und dass einige Gipfel auch nicht erreichbar wären, ohne im Nationalpark off-trail zu gehen. Da muss man dann seine Eigenen "Erfolgskriterien" entwickeln …
                                        „The world's big and I want to have a good look at it before it gets dark.”
                                        ― John Muir

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                                        • Bergahorn
                                          Erfahren
                                          • 13.04.2019
                                          • 441
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                          @MeerBerge
                                          Ich hatte erst etwas überlegt, wie ich denn die ganzen Gipfel einigermaßen einheitlich fotografieren und dokumentieren könnte. Selfies sind ohnehin nicht so mein Ding und bei der Menge zu langweilig, ein Maskottchen wäre ebenfalls spätestens nach dem 5. Gipfel uninteressant, so war ich ganz froh, als mir die Idee mit dem Täfelchen kam. Ist zwar auch immer dieselbe, steht aber jedes Mal etwas anderes drauf! Pfad-Finder meinte ja, Digital Natives würden ihr Tablet dazu nehmen, ich frage mich nur, wie die Kreide darauf halten soll...

                                          @stoeps
                                          Da hast du also mit der Zählung der Gipfel die gleiche Erfahrung gemacht wie ich. Es müsste wohl mal in den deutschen Mittelgebirgen "aufgeräumt" werden, was die Gipfelzählungen angeht... Was hast du denn für Kriterien entwickelt, und wieviele 700er hast du gefunden und/oder erklommen?

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                                          • Fjellfex
                                            Fuchs
                                            • 02.09.2016
                                            • 1511
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                            Zitat von Bergahorn Beitrag anzeigen
                                            Pfad-Finder meinte ja, Digital Natives würden ihr Tablet dazu nehmen, ich frage mich nur, wie die Kreide darauf halten soll...

                                            ?
                                            Kreide mit Spucke anfeuchten, dann geht´s....

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                                            • stoeps
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                                              • 03.07.2007
                                              • 537


                                              #23
                                              AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                              @stoeps
                                              Da hast du also mit der Zählung der Gipfel die gleiche Erfahrung gemacht wie ich. Es müsste wohl mal in den deutschen Mittelgebirgen "aufgeräumt" werden, was die Gipfelzählungen angeht... Was hast du denn für Kriterien entwickelt, und wieviele 700er hast du gefunden und/oder erklommen?
                                              Die Liste der niedersächsischen Berge nach Höhe findet sich in diesem Wikipedia-Artikel unter der Tabelle. Danach gibt es 19 Berge über 700 m in Nds., alle im Harz. (Die Grenze 700m ist natürlich willkürlich. Ich wollte eine nicht zu große Aktion basteln; denn ich habe schon ein paar andere Sachen kreiert, die den Sommerurlaub benötigen würden . ) So konnte ich die Gipfel in komoot zu einer ca. 90 km langen Tour verknüpfen. Das wird zunächst je nach Lust und Fitness eine Drei- oder Zweitageswanderung oder in optimistisch betrachteter Zukunft vielleicht auch eine Eintagestrailrunningaktion (hätte dann schon FKT-Charakter )
                                              Erklommen habe ich davon noch gar keine; die Umsetzung harrt noch der Gelegenheit. Diese ganzen Ideen zu entwickeln war der Winterspaß; sie umzusetzen soll der Sommerspaß werden

                                              Gipfel-Zählungs-Problemchen ergeben sich manchmal, wenn in der Umgebung eines 700ers noch weitere in OSM markiert sind, die aber nicht in der Liste auftauchen und/oder Differenzen zwischen OSM und Topografischer Karte (1:50.000). Außerdem kann ich viele Gipfel nicht erklimmen/betreten, weil ich dafür im Nationalpark off-trail gehen müsste. Beide Schwierigkeiten zusammen haben mich beim Planen der Route dann häufig veranlasst z.B. den Weg zu wählen, der zwischen zwei oder mehreren Gipfeln über einen Sattel oder an deren Flanken entlang führt, und es somit bei "Gipfelannäherungen" statt "-besteigungen" bewenden zu lassen.


                                              stoeps

                                              OT: Ich wollte jetzt nicht Deinen threat kapern, sondern nur auf Dein interessiertes Nachfragen antworten – in der Hoffnung, das Dir dieser Austausch ebenso viel Freude macht wie mir.
                                              „The world's big and I want to have a good look at it before it gets dark.”
                                              ― John Muir

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                                              • Bergahorn
                                                Erfahren
                                                • 13.04.2019
                                                • 441
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                                Da gibt es doch so manche Parallelen, nur habe ich keinerlei Ambitionen, meine Tourenzu rennen! Bin gespannt auf den Bericht (kleiner Zaunpfahlwink...)! Vielleicht musst du mit der Tour ja gar nicht bis zum Sommer warten!
                                                Ich fand es bei meinem Projekt eigentlich reizvoll, den Schwarzwald zu allen Jahreszeiten zu bewandern, mit dem Winter war es bloß bisher noch nichts...

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                                                • Lastenkraxe
                                                  Anfänger im Forum
                                                  • 09.01.2012
                                                  • 15
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                                  Danke für die schönen Eindrücke, ich glaube ich muss auch mal wieder in den Schwarzwald ...

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                                                    Erfahren
                                                    • 13.04.2019
                                                    • 441
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                                    5. - 8. 4. 2020

                                                    Tennenberg 1024 m – Fehren 1064 m – Die Rauh 1077 m – Wintersberg 1063 m– Schneeberg 1058 m – Bossenbühl 1127 m– Steinbühl 1142 m – Wintereck 1114 m – Kapf 1025 m – Fohrenbühl 1033 m – Sommerberg 1065 m – Winterberg 1097 m – Steinberg 1140 m – Glasberg 1037 m – Kapfenberg 1039 m – Doldenbühl 1095 m – Hohwarth 1120 m – Ottenberg 1041 m – Haldenbuck 1087 m – Kaiserwacht 1048 m – Hinterberg 1046 m - Weißtannenhöhe 1192 m – Dietschenberg 1095 m – Feuerberg 1038 m

                                                    5. 4. 2020

                                                    Als ich an diesem verschlafenen, aber sonnigen Sonntagmorgen um kurz vor sieben losfahre, staune ich nicht schlecht über die unglaublich leere Autobahn. Habe ich so wirklich noch nie erlebt! Dementsprechend früh komme ich in Titisee-Neustadt an, parke das Auto am Friedhof und starte um 9.15 Uhr zu den nächsten 24 Tausendern. Hat ja etwas von einem Adventskalender, allerdings will ich mir für sie nur vier Tage Zeit lassen!
                                                    Kurz geht es noch im Ort an der Kirche vorbei und in einem Wohngebiet steil aufwärts, bevor ich an der Jugendherberge Rudenberg vorbeikomme. Anno 1988 habe ich hier zusammen mit einer Freundin auf einer mehrtägigen Wanderung einmal übernachtet. An den Aufstieg am Ende eines langen Tages kann ich mich noch gut erinnern…



                                                    Nach diesem nostalgischen Innehalten absolviere ich auf einer Wiese weiter Höhenmeter. Oberhalb von mir mühen sich drei plaudernde Frauen den Berg hoch, eigentlich ja eine zu viel, aber sie halten wirklich vorbildlich voneinander Abstand. Wenn das auf meinen heimischen Spazierwegen auch mal so wäre!
                                                    Kurz nach einem Grillplatz mit Hütte stehe ich schon auf dem Tennenberg, mache das Gipfelfoto und suche dann nach dem Weg, der mich in der richtigen Richtung ins Tal bringen soll. Eine Zeit lang folge ich einem netten Pfad, bevor ich wieder auf Forstwegen unterwegs bin.



                                                    Im Talgrund gibt es zwar einen schönen Wegweiser, auf dem schon mein nächster Gipfel vermerkt ist, allerdings fehlt ein Weg dazu. Ich nehme dann einfach einen Weg ohne Weiser, der mich über eine Wiese hoch zum Waldrand bringt, an dem entlang ich jetzt mit Blick auf Neustadt und den Hochfirst, der auch noch meiner „Eroberung“ harrt, nach und nach etwas höher komme.


                                                    Rückblick in Richtung Neustadt



                                                    Schließlich stoße ich auf den Weg, der direkt auf den Fehren führt. Meine Kompass-Karte behauptet, dass er an einem Fehrenfelsen vorbeiginge. Doch wie würde der kleine Breitmaulfrosch sagen: “Dön gübs hür nüch!“ Ersatzweise bestaune ich einen Sendemast, der meiner Ansicht nach schief dasteht. Oder habe ich einen Knick in der Optik? Egal, er scheint mir auf jeden Fall stabil, so dass ich ganz ohne Sorgen weiter dem Gipfel zustrebe, der erstaunlich flach ist! Hier stehen zwei uralte (Grenz-?)Steine, die mir fotogen erscheinen.



                                                    Ich hatte noch keine genaue Idee, wie ich nun in die richtige Richtung hinunterfinde, boten meine Karten doch nichts Überzeugendes an. Im Gegensatz zum Felsen „gübs“ hier allerdings in natura einen Weg direkt hinunter, den ich freudig unter die Füße nehme. Weiter unten noch ein bisschen Hin und Her und schon bin ich in Unterlangenordnach, wo ein paar Motorräder an mir vorbeifahren, deren Abgase sogar noch länger zu riechen sind als ihr Knattern zu hören ist.



                                                    Ich strebe dann der Rauh und damit wieder mehr Frischluft zu, mache aber schon bald auf einer Bank mit Blick über das Tal Frühstückspause. So gestärkt schaffe ich auch die nun kommenden steileren Passagen gut. Als ich einmal aus dem Wald herauskomme, sehe ich einen geradezu riesigen Greifvogel über einer Wiese kreisen. Gibt es im Schwarzwald etwa Adler? Oder unterliege ich einer optische Täuschung? Im Gegenlicht lässt sich seine Farbe leider gar nicht erkennen, so dass das Rätsel ungelöst bleibt.
                                                    Die Rauh trägt eine wilde Sturmfrisur, derzeit ein Modetrend vieler Schwarzwaldkuppen! Es riecht hier, wie auch auf dem Wintersberg, den ich über den Kammweg erreiche, dank der prallen Sonne schon so richtig nach Sommer.



                                                    Die Vegetation kommt da nicht ganz mit, nur der Huflattich strahlt einen immer wieder vom Wegrand fast schon grell an.



                                                    Ein Stück weiter auf diesem Kammweg gibt es dann noch den Schneeberg, danach suche ich mir einen Weg ins Tal. Dabei strebe ich eine Quelle an, da meine Wasservorräte schon ziemlich geschrumpft sind. Ich werde fündig und das zusätzliche Gewicht auf dem Rücken befördert nun den Abstieg.



                                                    Ich lande unterhalb von Waldau und komme dann beim Aufstieg auf den Bossenbühl gehörig ins Schwitzen. Meine Waden vermelden deutlich, dass es sehr steil ist, und dem widerspreche ich nicht! Um zum Gipfel zu kommen, stapfe ich das letzte Stück durch herrlich weiches Moos. Einerseits hat das etwas, andererseits kostet das „famoose Moos“ natürlich viel Kraft, es fühlt sich so ähnlich an, wie im Schnee zu stapfen.



                                                    Aber so schnell gebe ich ja nicht auf, auch als ich beim Weiterweg so manchen umgestürzten Baum umrunden muss und das Gefühl habe, deshalb nur noch im Kreis zu gehen. Dank der Segnungen der Technik weiß ich aber immer wieder, wo ich bin und in welche Richtung ich mich gerade bewege. Allein mit der Papierkarte wäre das weitaus anspruchsvoller! Kurz bevor ich eigentlich auf dem Mittelweg landen sollte, ist mir der Weg mal wieder durch Windbruch verwehrt. Doch ich habe Glück, denn direkt davor biegt ein Weg ab, der eine problemlose Umleitung möglich macht. Am Waldrand steht ein historisches Wegkreuz mit ebenso historischer Rechtschreibung…



                                                    Außerdem sind hier ein paar Leute unterwegs. Als ich auf einer Bank Pause mache, sehe ich, dass immer wieder Autos zu einem natürlich geschlossenen Gasthaus fahren, um sich dann zu überzeugen, dass es auch wirklich nicht geöffnet hat. Manche Leute müssen wohl erst sehen, ehe sie glauben können!
                                                    Ich mache mich wieder auf den nun recht bevölkerten Weg, der natürlich zu einem Parkplatz führt! Dass ich dabei über den Hochberg laufe, sehe ich erst zu Hause beim Bericht schreiben, dieser „Berg“ ist mir bei der Planung und beim Wandern nicht aufgefallen. Hmm, was nun? Zusatzberg mit Zusatzzahl?
                                                    Nach dem Parkplatz geht es unspektakulär auf den Steinbühl, der sogar ein eigenes Gipfelschild hat!



                                                    Das Wintereck, das kurz darauf auf mich wartet, hat als Gipfel einen Wasserbehälter schön mit einem Erdhügel getarnt. Ich finde ja, dass man dort immer gleich noch einen Wasserhahn für durstige Wandernde installieren sollte.
                                                    Auf dem Weg hierher gab es schon ein paar recht bescheuerte Schilder des „Gag Wäg“, aber was jetzt kommt, ist so derartig flach, dass ich es gar nicht fassen kann. Nach unten sind dem Niveau der Wandertouristenbespaßung offensichtlich keine Grenzen gesetzt! Ich überlege kurz, ob ich dafür überhaupt Pixel opfern soll, entscheide mich aber dafür, sonst denke ich später womöglich, das sei eine Halluzination gewesen.



                                                    Als ich ein paar Schritte später aus dem Wald heraustrete, bin ich kurz irritiert, denn der heute die ganze Zeit monochrom blaue Himmel zeigt über dem Horizont, ja was? Wolken etwa? Nein, ganz zart zeichnen sich hohe Alpengipfel ab! Im Prinzip weiß ich natürlich, dass man bei entsprechender Wetterlage so weit sehen kann, habe das auch schon ein paar Mal erleben können, trotzdem bin ich überrascht und ganz gerührt bei dem schönen Anblick! Der fühlt sich in Zeiten, wo Grenzen wieder Grenzen sind, tatsächlich anders an! Vor ein paar Tagen hatte ich noch das Gedicht „Der Säntis“ von Annette von Droste-Hülshoff hervorgekramt, habe allerdings gar keine Ahnung, welche Berge ich gerade sehen kann, ob gar der Säntis dabei ist. Auf dem Foto sieht man dann ohnehin nur einen Hauch, das Rätsel wird wohl ungelöst bleiben.



                                                    Meine nächste Priorität ist mal wieder Wasser, das ich dann glücklicherweise in Eisenbach finde. Jetzt geht es weiter auf den Kapf, einen schnurgerader Weg führt über den Bergrücken. Ich schaue schon nach einem Zeltplatz aus, aber das hohe Heidelbeergestrüpp sieht nicht sehr einladend aus. Letztendlich lande ich etwas unterhalb des Gipfels, versuche es an zwei Stellen, ehe die dritte dann tatsächlich einen einigermaßen passenden Platz hergibt. Irgendwie flutscht es heute Abend alles nicht so richtig, ich verräume andauernd meine Sachen und suche sie darauf, obwohl ich ja eigentlich eine ganz gute Grundordung in Rucksack und Zelt habe. Als ich mich niederlege, merke ich, dass der Platz doch recht abschüssig ist, mal sehen, wie die Nacht wird. Über mir dröhnt noch ziemlich lange ein Hubschrauber, erstaunlich, dass der so gerne im Dunkeln fliegt!


                                                    6. 4. 2020

                                                    Ich habe nicht nur im wörtlichen Sinne schräg geschlafen und könnte nun aufstehen. Das schiebe ich aber vor mir her und stelle mir, anstatt die Zeit im Schlafsack noch zu genießen, ausführlich vor, wie gruselig es gleich sein wird, die kalten Stinkeklamotten anzuziehen, denn die Antistinkausrüstung meiner neuen Bluse ist genauso viel wert, wie die Atmungsaktivität aller möglichen Membrane… Schade, ich dachte, ich gebe dem mal ein Chance! So werde ich sie nur noch für Tagestouren benutzen.
                                                    Schließlich raffe ich mich aber doch auf und versuche, mich v.a. daran zu freuen, dass das Zelt trocken ist! Da die Morgensonne noch hinter dem Berg hält, gehe ich ohne Frühstück los hinunter nach Bubenbach. Hier gab es wohl in der Nacht Frost, es ist alles noch sehr „kross“.



                                                    Kurz vor dem Ortsausgang fällt mein Blick auf eine kleine Wassertretstelle, neben der es plätschert. Wunderbar, hier kann ich meine Vorräte auffüllen bzw. austauschen, denn der Brunnen in Eisenbach war mir nicht so ganz geheuer.
                                                    Auf den Fohrenbühl zickzacke ich auf verschiedenen Forstwegen hinauf und etwas wilder wieder hinunter, quere die Straße, gehe an einer Holzstammsammelstelle vorbei und dann wieder sehr steil zum zweiten Sommerberg meines Projektes hinauf.



                                                    Um mich beim Aufstieg zu beschäftigen, kümmere ich mich um ein gleichmäßiges Tempo und stabile Beinachsen, gerade mein Thema beim täglichen Yoga zu Hause.




                                                    Vorhin habe ich einen Sendemast auf dem Sommerberg gesehen. Nach dem Gipfelbesuch müsste ich eigentlich daran vorbeikommen, er scheint aber verschwunden zu sein. Macht nichts, eine Schönheit war er ohnehin nicht!



                                                    Eigentlich wäre schon längst Zeit für das Frühstück, aber es will sich einfach kein gemütliches sonniges Plätzchen dazu finden. So laufe ich einfach immer weiter auf etwa gleicher Höhe Richtung Wintersberg. Besonders phantasievoll war man hier in der Gegend mit der Benennung der Berge nicht, ich vermute, sie hängt damit zusammen, an welcher Stelle die Sonne zur jeweiligen Jahreszeit hinter dem Höhenrücken hervorkommt oder verschwindet. Beim Winterberg lande ich auf einem bezeichneten Weg, der sogar auch Jakobsweg ist.





                                                    Ich genieße es richtig, mich mal nicht gefühlt alle paar Meter orientieren zu müssen. Das macht mir zwar eine Zeit lang auch Spaß, aber einfach nur wandern tut ebenfalls gut! Es folgt ein ganzes Stück „Mußewandern“ (wurde dieser Ausdruck eigentlich schon vom Wanderinstitut vermarktet?) auf meist weichem, mit Fichtenzapfen und kleinen Zweiglein garniertem Tannennadeluntergrund. Ich komme an einem recht neuen Gedenkkreuz für fünf amerikanische Soldaten vorbei, die 1944 hier ermordet wurden. Wie gut ich es doch habe, in anderen Zeiten zu leben!



                                                    Endlich findet sich auf einem Baumstumpf auch ein Platz für das sehr verspätete Frühstück. Ich lasse mir die Sonne warm auf den Rücken scheinen, knabbere Oatcakes mit Käse und schlachte fast eine ganze Tafel Schokolade. Man gönnt sich ja sonst nichts! Da ich es auf vergangenen Touren vor lauter Müsli und Hauptgerichtspampe oft vermisst habe, mal richtig etwas zum Beißen zu haben, habe ich diese Mal mit einer größeren Menge Oatcakes vorgesorgt. Sehr gut, da habe ich zu tun, sie schmecken und machen satt! Die werden ins Repertoire aufgenommen!
                                                    Ein paar Kilometer später komme ich dann noch an einer richtigen Sitzgruppe vorbei, lasse mich nun aber nicht mehr nieder.


                                                    Sitzgruppe

                                                    Als ich mich gezwungen sehe, die Botanik etwas genauer zu betrachten, entdecke ich Unmengen von Bärlapp. Den kenne ich hauptsächlich aus Norwegen und den Alpen, dieser hier scheint auch eine andere Unterart zu sein.



                                                    Schließlich stößt der Weg auf eine T-Kreuzung mit Kapelle, die mich, als ich die Tür öffne, mit einer Geruchsmischung aus neuem Holz und Moder empfängt. Mit der Zeit wird der Moder wohl gewinnen… Draußen ist es schöner!



                                                    Ich velwechsre darauf gleich mal lechts und rinks und laufe falsch, merke das aber zum Glück recht schnell und kehre um. Hat mir der Moder das Hirn betäubt?
                                                    An einem Ameisenhügel stresse ich den Autofokus meiner Kamera; eigentlich wäre das ja ein originelles Motiv für eine Weihnachtskarte: Die emsig wuselnden Ameisen um einen grünen (Weihnachts-) Zweig als Metapher für das menschliche Verhalten zur besinnlichen Zeit…



                                                    Ein Stück weiter genieße ich den Ausblick auf den Feldberg, dessen Nordflanke ja immer so schön lange mit Schnee bedeckt ist.





                                                    Kurz darauf lande ich an der B 500, auf deren anderer Seite der Steinberg lockt. Nach kurzem Stück auf der Straße strebe ich erst über Weideland, dann durch Wald dem Gipfel zu.


                                                    Steinberg

                                                    Hier oben ist mal wieder außer Moos nicht viel los und der beim Abstieg sogar auf Anhieb gefundene Bach ist leider ausgetrocknet. Ich mache auf einer Bank mit Feldbergblick Pause, wobei ich einmal von einem vorbeifahrenden Holzlaster gut eingestaubt werde. Ich putze erst einmal die Brille… Um zum nächsten Berg, dem Glasberg zu kommen, muss ich leider etwas länger mehr oder weniger straßennah weitergehen. Das macht nicht so viel Spaß und die Hoffnung, am „Lachenhäusle“ (Gehen die Leute hier zum Lachen nicht in den Keller, sondern ins Häusle?) einen Wasserhahn zu finden, wird insofern enttäuscht, als das Wasser natürlich abgestellt ist. Zum Glasberg führen nun erst einmal asphaltierte Wirtschaftswege, die meine Füße trotz der komfortablen „Puddingdämpfung“ meiner Schuhe nicht so mögen. Ich bin froh, als es auf Schotterwegen in den Wald hineingeht und ich bald am Gipfel stehe.
                                                    Nun stürze ich mich steil hinunter zu einer Hütte mit einem Brunnen davor. Ich lege eine gründliche Pause ein, am liebsten würde ich direkt im Trog baden, erinnere mich dann aber doch meiner guten Erziehung und beherrsche mich.



                                                    Einem kleinem Steig folgend verliere ich viele Höhenmeter, bis ich im Talgrund in Glashütte ankomme. In diesem engen Tal gibt es im Winter sicher nicht so viele Sonnenstunden, da würde ich ungern leben.



                                                    Auf der anderen Seite darf ich dann die verlorenen Höhenmeter wieder einsammeln, was jetzt am Ende des Wandertages durchaus anstrengend ist. Als ich aus dem Wald herauskomme, koche ich auf einer Bank meine Abendmahlzeit und krieche dann die letzten Höhenmeter des Tages hinauf. Die Sonne steht schon recht tief, ich suche mir, jetzt wieder im Wald, einen Platz für die Nacht. Dabei habe ich richtig Glück, er ist eben, versteckt und zwischen nicht so hohen Bäumen gelegen. Ich fühle mich wohl hier!
                                                    Als ich die Schuhe ausziehe, wünscht mir mein rechter großer Zeh ziemlich vorwitzig einen schönen Abend! Soweit ich mich erinnern kann, hatte ich auf Tour noch nie ein Loch in den Socken! Ich beschließe aber, den Schaden erst morgen zu beheben, da ich nicht auf meiner inzwischen aufgeblasenen Matte, der sog. „Mimose“ sitzend, mit einer Nadel hantieren möchte. Nicht auszudenken, wenn die mir herunterfiele und womöglich ein Pffffff… zu hören wäre.
                                                    Nach der ersten Tiefschlafphase wache ich auf und höre ein Knistern am Kopfende. Zuerst kommen mir Mäuse in den Sinn, die Interesse am Käse haben könnten, allerdings würden die sich wohl flinker bewegen. Ich haue erst einmal mit der flachen Hand auf den Boden, leuchte dann mit der Stirnlampe in die Richtung, finde aber nichts. Zunächst ist Ruhe, dann geht es weiter. Nachdem die gleiche Übung ein paarmal wiederholt wurde, höre ich länger nichts, dann knistert es an anderer Stelle und ich kann nun den „Täter“ sehen: Ein dicker Käfer versucht sich zwischen Zeltunterlage und Boden zu zwängen. Freundlich aber bestimmt halte ich ihn davon ab und habe ihn wohl weit genug geschubst, dass er jetzt andere Wege verfolgt. Gute Nacht!


                                                    7.4. 2020

                                                    Trotz des Käferalarms habe ich viel besser geschlafen als in der ersten Nacht, das Aufstehen fällt außerdem nicht zuletzt deshalb leichter, weil ich ein frisches T-Shirt anziehe! Frohgemut ziehe ich bei Vogelgezwitscher in morgendlichen Sonnenstrahlen los, die ich aber bald verlasse, um in ein enges schattiges Tal abzusteigen.



                                                    Morgensonne...



                                                    ...und Morgenschatten

                                                    Fast unten biege ich dann ab und gewinne auf schmalem Steig oberhalb eines Baches, wieder an Höhe. Ich überlege, ob das hier schon als Klamm bezeichnet werden könnte. Im Tourismuskatalog sicher, ansonsten wohl eher nicht, eine wilde ist sie schon gar nicht, höchstens eine ganz zahme.
                                                    Als ich nach der eventuellen Klamm an einem Hof vorbeikomme, fragt mich ein älterer Herr, der dort im 60er-Jahre-Badematel auf dem Balkon steht, wohin ich denn so früh schon wolle. Da ich momentan keine Lust auf eine Erklärung habe, antworte ich mit meinem Standardsatz: “Soweit die Füße tragen!“ Funktioniert immer!
                                                    Über Wiesen und am Waldrand entlang gewinne ich wieder an Höhe und damit Ausblick.









                                                    Auf einer Bank oberhalb von St. Märgen mit Blick auf den Feldberg mache ich Frühstückspause und stopfe endlich das Loch im Socken. Jetzt weiß ich wenigstens mal, wozu ich die 5 g Nähzeug in der „Schublade“ mitschleppe. So nenne ich eine Tasche am Hüftgurt, in der sich alles findet, was man im täglichen Wanderleben schnell zur Hand haben möchte und das sonst meist in keine Kategorie fällt: Neben dem Nähzeug die Sonnencreme, Micropur, Taschenmesser, ein Ersatzdeckel für die Faltflaschen, Panzertape auf einem Ikea-Bleistift usw. Eben wie eine (Küchen-)Schublade mit dem üblichen Haushaltssammelsurium.
                                                    Nach der kleinen Handarbeitsstunde folgt der Aufstieg zum Kapfenberg, bei dem, noch auf Asphalt, ein Milchlaster neben mir den Berg hinaufbrettert. Der hat wohl viele PS oder eben noch nicht viel Milch geladen.
                                                    Der Berg glänzt durch Bescheidenheit, dafür wird der Abstieg auf der anderen Seite ausgesprochen schön, ein richtig netter „Kurgastweg“, teils im Wald, teils am Waldrand, an einer Stelle gibt es mal eine Bank samt einer Stele mit Worten von Jean Paul:

                                                    „Nimm Platz

                                                    Schau das Grün der Bäume
                                                    Rieche den Duft der Blüten
                                                    Lausche dem Gesang der Vögel
                                                    Fühle die formen des Lebens
                                                    Genieße den Geschmack des frischen Wassers.

                                                    Unsere größten Erlebnisse
                                                    sind nicht die lautesten sondern unsere stillsten Stunden.“




                                                    St. Märgen und der Feldberg

                                                    Weiter unten finde ich wieder an einer Kneippstelle Wasser, so ist dieses Thema erst einmal wieder aus dem Kopf. Ich habe mich nun schon darauf eingestellt, die nächsten Kilometer sehr viel von der Landstraße zu haben, da der Weg meist mehr oder weniger parallel dazu läuft. Erfreulicherweise ist er aber so gelegt, dass man gar nicht so viel von der Straße mitbekommt. So genieße ich die weiten Blicke: Im Norden liegt der Kandel, nach Westen hin sieht man den Schauinsland und manchmal bis in die Rheinebene und nach Süden natürlich immer wieder den Feldberg.


                                                    Rückblick zum Kandel



                                                    Als ich irgendwann einmal die Straße quere, kommt doch tatsächlich der Milchlaster vorbei! Der ist offensichtlich nicht schneller als ich…
                                                    Als ich am Waldrand mehrere schöne Ameisenhügel sehe, versuche ich die Weihnachtspostkartenidee mit einem schöneren Zweig umzusetzen. Doch die Ameisen krabbeln schneller meine Hosenbeine hoch als der Autofokus scharf stellen kann, so dass ich überstürzt die Flucht ergreife. Jaja, ich gebe es ja zu, dass mir das nur recht geschieht!



                                                    Nachdem ich den Thurnerpass überquert habe, und bevor ich auf den Doldenbühl steige, mache ich noch an einer vermeintlich einigermaßen windgeschützten Stelle Mittagspause. Wie der Wetterbericht angekündigt hat, pustet es heute nämlich schon die ganze Zeit mal mehr mal weniger. Ich befinde mich hier wieder auf dem Westweg und es kommt tatsächlich ein junges Pärchen mit großen Rucksäcken vorbei, die aber derart ablehnend grüßen, dass ich mal lieber nicht frage, ob sie auf dem Weg nach Basel sind.
                                                    Als der Wind mal eine kleine Erholungspause macht, absolviere ich schnell den Abstecher auf den Doldenbühl. Weiter geht es durch bäuerlich geprägte Landschaft über viele Wiesen zum Hohwarth, der mit einem kleinen Felsen und einer niegelnagelneuen Bank zur Rast einlädt.



                                                    Leider ist dazu der Wind zu kalt, der Blick auf das Breitnauer Tal ist nämlich wirklich hübsch.



                                                    Zum Ottenberg geht es dann im Wesentlichen hinunter und ich spare mir die letzten 200m zum Aussichtspunkt durch Windbruch, da ich den Kandel und St. Peter heute schon oft genug gesehen habe.





                                                    Mittlerweile merke ich, dass der Tag schon etwas länger dauert, auch kostet mich der ständige Wind zusätzlich Energie. Aber jetzt kommt noch der Haldenbuck dran, beim Aufstieg flüchte ich vor einem Holzlaster auf einen Nebenweg. Am Gipfel warten noch viele Stämme auf den Abtransport. Danach konzentriere ich mich mal wieder auf die Wassersuche. Nachdem ich zwar eine Quelle gefunden habe, die aber leider wohl für den weiter unten liegenden, verlassenen Hof unerreichbar sicher eingefasst ist – ich kann es sogar plätschern hören! - hoffe ich auf eine Möglichkeit am Hof, die ich dann tatsächlich finde und trotz Dornenbusch und Stacheldraht anzapfen kann. Der Abend ist diesbezüglich schon einmal gerettet.
                                                    Ich lenke meine Schritte zur Kaiserwacht über dem Höllental, hatte mir den Weg dorthin eigentlich schöner ausgemalt. Auf einer Bank über dem Tal, aus dem B-31-Lärm schallt, mache ich Pause und esse zu Abend. Den Kocher schmeiße ich aber lieber nicht an, da hier alles so trocken ist. Wie gut, dass ich so viele Oatcakes und Käse habe, so muss ich kein Trockenfutter mümmeln!


                                                    Da unten lärmt das Höllental

                                                    Irgendwie bin ich nicht so guter Stimmung, habe so ein bißchen ein „Ich-will-nach Hause-Gefühl“, obwohl es dafür eigentlich gar keinen Grund gibt. Aber was hilft's, ich muss noch ein paar Kilometer weiter, um der dichteren Besiedelung hier zu entkommen.
                                                    Nachdem ich aus dem Wald in eine Senke mit einigen Häuser gelaufen bin, habe ich gar nicht bewusst das Gefühl, dass etwas hinter mir ist, aber drehe mich um. Da ist mir doch glatt ein Schäferhund hinterhergelaufen! Ich bekomme schon einen kleinen Schreck, aber das Tier ist sehr nett und hält Abstand, will aber nicht abdrehen. Ich bin noch so irritiert, dass ich den idiotischen Satz: “Nein, ich bin nicht dein Hund!“ von mir gebe. Das stimmt zwar auch, ist aber nicht ganz das, was ich eigentlich meine. Schließlich kann ich ihn aber davon überzeugen, nicht weiter mitzuwandern.
                                                    Im schönen Abendlicht spaziere ich weiter durch Ödenbach und auf den Hinterberg hinauf, wo ich hoffe, einen schönen Platz für die Nacht zu finden. Damit tue ich mich etwas schwer, denn ein geradezu idealer Platz liegt leider direkt neben einem Wildwechsel. Schließlich finde ich noch eine ganz gute Möglichkeit. Ich bin beruhigt, dass sich der Wind inzwischen weitgehend gelegt hat, unter schwankenden Stämmen würde ich mich nicht so wohl fühlen!
                                                    Erstaunlicherweise höre ich hier noch relativ lange Straßenlärm, keine Ahnung warum, eigentlich gibt es nur kleine Sträßchen unterhalb meines Lagers.


                                                    8. 4. 2020

                                                    Ich habe gut geschlafen, kein Käfer oder sonstiges Getier hat gestört. Das T-Shirt kann ich auch noch am zweiten Tag ohne Überwindung anzuziehen, die Wolle hat also mal wieder gewonnen! Nachdem ich meine Sachen gepackt habe, mache ich erst jetzt das Tafelfoto. Gestern war ich dazu einfach zu matt! Auf herrlich wurzeligem Pfad laufe ich erst durch eine eingezäunte Schonung, dann ohne Zaun den Berg hinunter, bevor es direkt wieder bergauf in Richtung Weißtannenhöhe geht. Am Waldrand steht eine neue Bank auf Schotter, ich habe große Lust auf einen heißen Frühstückstee, den ich mir hier gönne, da es direkt schwierig wäre, hier etwas anzuzünden. Während ich darauf warte, dass das Wasser kocht, kommt die Sonne über den Berg!





                                                    Sie hebt meine Stimmung beträchtlich, ich lasse mich wärmen und genieße den Blick in die Schwarzwald-Idylle – die sicher jede Menge Arbeit macht…
                                                    Gestärkt mache ich mich an den Aufstieg, es wird noch einmal richtig steil, bis ich an einer Hütte an einem Fahrweg stehe.


                                                    Da kam ich hoch



                                                    Anschließend geht es ganz gemächlich bis zum sogar markierten Gipfel, an dem es allerdings gar nicht so viel Weißtannen zu geben scheint. Na ja, der Name ist ja auch schon etwas älter.



                                                    Nun wird die Wegfindung mal wieder kniffliger, da meine Karten ganz unterschiedliche Vorschläge machen. In der Realität gibt es dann noch weitere Wege, so dass ich im Stop-and-go hinunter und dann hinauf zum Dietschenberg stottere.



                                                    Dieser hat einen Felsengipfel und bietet wieder einen spannenden Abstieg. Mittlerweile bin ich ja ganz geübt darin, die Karten zu kombinieren, so dass ich mich nicht verfranse. Schließlich gibt es sogar wieder einen bezeichneten Weg, der winzige Pfeil auf einem der Wegzeichen ist aber nur mit Adleraugen oder guter Brille zu erkennen…



                                                    Bald lande ich bei einer in meiner nicht mehr so neuen Kompass-Karte schon als „ehemalig“ bezeichneten Kapelle, die dafür aber noch bestens aussieht, wie ich finde!



                                                    Es folgt langes Asphaltgelatsche durch das hübsche, aber wegen der Straße nicht ganz so idyllische Jostal.



                                                    Die Sonne brennt inzwischen recht heftig, die Füße werde platter und ich überlege, wie ich am besten auf den letzten Tausender dieser Tour komme, da die Karten diesbezüglich wenig hergeben. Als es mir im Tal zu heiß wird, biege ich in Richtung Feuerberg ab. Nach ein paar Metern an einer Wiese entlang bin ich im kühleren Wald und steige nun, teils auf Wegen, teils „querwaldein“ auf weichem Moos immer zum nächsten quer verlaufenden Forstweg weiter hinauf. Das klappt ohne nennenswerte Probleme, so dass ich schneller als vermutet am Gipfel stehe. Hier überfällt mich überraschend ein richtiges Hochgefühl, auch wenn dieser Gipfel mal wieder nicht besonders spektakulär ist. Egal, ich habe auf dieser Tour 24 und insgesamt 77 Tausender erwandert, dafür klopfe ich mir jetzt einfach mal selbst auf die Schulter!


                                                    Leider reicht der Weitwinkel nicht für den ganzen Baum

                                                    Der Abstieg läuft ganz zivilisiert, und als ich aus dem Wald herauskomme, kann ich Neustadt gut erkennen, muss jetzt aber noch ein paar Kilometer erst an einer Hauptstraße, dann zum Glück etwas ruhiger, Asphalt treten. Trotz Mittagshitze schaffe ich das und lande wohlbehalten am Auto. Ich freue mich, Sandalen anziehen zu können, lasse dann aber die Socken lieber an, da die Füße gut eingestaubt sind. Der Preis für die bequemen Trailrunner… Ich überlege nur ganz kurz, ob ich mir am Friedhof die Füße waschen soll, lasse es dann aber, so verroht bin ich nun doch noch nicht!
                                                    Das Navi leitet mich zu meiner Verwunderung nicht durchs Höllental, sondern durch das heute Vormittag durchwanderte Jostal und über den Thurner hinunter ins Dreisamtal. So komme ich noch einmal in den Genuss, ein paar Blicke in die durchwanderte Landschaft zu werfen.

                                                    Eine schöne Tour war es, die die Vorfreude auf die ganz hohen Gipfel durch den Blick v.a. auf den Feldberg verstärkt hat!

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                                                    • Blahake

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                                                      Fuchs
                                                      • 18.06.2014
                                                      • 1591
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                                      Du hast meine vollste Bewunderung und auch ein bisschen Neid!!!
                                                      Nicht wegen Deiner grandiosen Tourenidee und Deinem (wieder) wundervollen Schreibstil, sondern weil Du Dich traust, was ich mich nie im Leben trauen würde! Sich einfach mit dem Zelt in die Büsche zu schlagen! Ein Träumchen! Mutterseelenallein unter den Waldwipfeln schlafen, in die Sterne gucken, knisternden Käfern lauschen... Ein Träumchen, dass ich oft träume, mich aber hierzulande niemals in die Tat umzusetzen wage. Eigentlich weiß ich wohl,dass sich Axtmörder ausgesprochen selten nachts im Schwarzwald rumtreiben, aber das Kopfkino... Da steh' ich mir aber sowas von selbst im Weg!
                                                      Umso schöner, bei Dir zu lesen, dass das gut funktioniert und wenigstens virtuell dabei sein zu können! Hab' Dank!

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                                                        • 13.04.2019
                                                        • 441
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                                        Oh, solch' Worte von der Fjäll-Poetin, herzlichen Dank!
                                                        Wie wäre es denn, wenn du mal den Kopfkinosaal wechselst und in den Träumchen-Film gingest? Wobei ich da gleich mal pingelig anmerken muss, dass man im Zelt unter Waldwipfeln eher keine Sterne sieht...nicht, dass du dann enttäuscht bist!

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                                                          Fuchs
                                                          • 18.06.2014
                                                          • 1591
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                                          Zitat von Bergahorn Beitrag anzeigen
                                                          ...von der Fjäll-Poetin...
                                                          Den zweifelhaften Titel krieg' ich wohl nicht mehr los... Na, spöttisch verwendet, mag er wohl passen!

                                                          Zitat von Bergahorn Beitrag anzeigen
                                                          Wie wäre es denn, wenn du mal den Kopfkinosaal wechselst und in den Träumchen-Film gingest?
                                                          Klappt bedingt, ich hab' als Kind immer Peantus gelesen, wenn mir gruselig war. Hm, vielleicht sollte ich die mitnehmen, falls ich doch mal einen Versuch wage!

                                                          Zitat von Bergahorn Beitrag anzeigen
                                                          Wobei ich da gleich mal pingelig anmerken muss, dass man im Zelt unter Waldwipfeln eher keine Sterne sieht...nicht, dass du dann enttäuscht bist!
                                                          Mach' ich doch dann im Winter unter Laubbäumen!! Da scheinen sie zumindest vereinzelt durch!

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                                                            Erfahren
                                                            • 13.04.2019
                                                            • 441
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                                                            #30
                                                            AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                                            Der Titel ist doch ein Kompliment, darauf solltest du stolz sein! Da hast du etwas Eigenes, gerade als Frau...

                                                            Im Winter unter Laubbäumen in die Sterne schauen ist ein super Plan! Richtig biwakieren, oder hat dein Zelt ein Dachfenster? Wenn Schnee liegt, gibt es zudem keine Knisterkäfer, Zecken, Nacktschnecken etc. Mit dem richtigen Equipment wäre ich sofort dabei! Aber ich schweife ab...

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                                                              Vorstand
                                                              Fuchs
                                                              • 18.06.2014
                                                              • 1591
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                                              Zitat von Bergahorn Beitrag anzeigen
                                                              ...Da hast du etwas Eigenes, gerade als Frau...
                                                              Holleri du dödl di

                                                              Ich hab' schon was!

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                                                                Erfahren
                                                                • 13.04.2019
                                                                • 441
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                                                Mein Tausender-Projekt wird durch die Corona-Pandemie ungemein gefördert, denn ich habe schon wieder Zeit, ein paar Tage in den Schwarzwald zu fahren. Neuestes Ausrüstungsteil: Eine Nase-Mund-Maske... Außerdem eine volle Flasche mit Anti-Zecken-Spray, denn es ist ja schon längst wieder Saison.

                                                                17. 5. 20

                                                                Rappeneck 1010 m – Hundsrücken 1234 m – Schauinsland 1284 m – Ochsenberg 1107 m – Gießhübel 1069 m – Hinterköpfle 1086 m – Vorderköpfle 1113 m – Haldenköpfle 1265 m – Trubelsmattkopf 1281 m

                                                                Ich fahre früh los, so dass ich um 9.20 Uhr in Oberried bei Freiburg starten kann. Es ist geradezu ideales Wanderwetter, der blaue Himmel ist mit ein paar Wölkchen garniert, dazu gibt es Sonnenschein, die Temperatur ist aber noch sehr angenehm!
                                                                Wie so oft, gibt es am Anfang etwas Kuddelmuddel bei der Wegfindung, doch dann lande ich schnell auf dem bezeichneten Weg, der mir einen Rückblick auf das Dorf bietet.



                                                                Diese Tour starte ich mal richtig im Tal, daher stehen jetzt im Wesentlichen viele Höhenmeter auf dem Programm. Nach kurzer Strecke über Wiesen mit Blumenpracht und Grillengezirpe tauche ich in den Wald ein. Irgendwann staune ich nicht schlecht über eine Thermoskanne, die am Wegrand steht.



                                                                Da ich allerdings nicht davon ausgehe, dass hier ein Trail Angel am Werk war, lasse ich sie ununtersucht links liegen und schnaufe weiter Richtung Rappeneck. Das macht sich weithin durch Kuhglockengeläute bemerkbar, aber erst als ich aus den Wald komme, sehe ich die Trägerinnen. Ich gehe allerdings nicht in ihre Richtung, sondern vorbei an der Rappeneckhütte, auf der es in meinen Studienzeiten hervorragenden Käsekuchen gab und die heute leider noch geschlossen ist, und strebe dem Gipfel des Rappenecks zu.





                                                                Der liegt wiederum im schattig-kühlen Wald, so dass ich für eine Trinkpause lieber auf einen kleinen Felsen am Rappenecksattel in die Sonne wechsele. Von nun an geht es nicht mehr so steil, aber doch stetig aufwärts bis zum Schauinsland. An einem kleinen Felsvorsprung, der früher einmal Blick ins Kappeler Tal bot, mache ich zweites Frühstück, während verschiedene Sonntagswanderer und Trailrunner vorbei sausen. Schon lange bevor zwei Frauen zu sehen sind, höre ich eine davon ihre Laufpartnerin von hinten im fortissimo nonstop volltexten. Da würde ich auch schnell rennen…
                                                                Weiter geht es zum Hundsrücken, der zwar an und für sich sehr unauffällig ist, aber eine nette Höhe aufweist: 1234 m.



                                                                Rucksack runter, Täfelchen raus, entsprechend beschreiben, Foto machen, Täfelchen rein, Rucksack auf, weiter. Wenn ich ehrlich bin, nervt mich das Täfelchen-Ritual ja manchmal. Das ist aber vielleicht gar nicht schlecht, denn so laufe ich nicht Gefahr, eine Täfelchen-Zwangsstörung zu entwickeln und in meinem Leben keinen Gipfel mehr täfelchenfrei genießen zu können.
                                                                Als ich schließlich aus dem Wald komme, gibt es schon einen Blick auf den Feldberg, der auf dieser Tour nun endlich drankommen wird, nachdem ich ihn auf der letzten so ausgiebig aus der Ferne bewundern konnte.



                                                                Was hier wie auch in den nächsten Tagen auffällt: Die Eisheiligen haben ganze Arbeit geleistet, viel junges Grün an den Laubbäumen ist genauso wie die Maitriebe an vielen Nadelbäumen erfroren. Merkwürdig anzusehen so ein herbstlicher Hauch im Frühjahr und sicher neben allen Strapazen, die das Wetter der letzten Sommer den Bäumen bot, nicht einfach zu verkraften.



                                                                Ab hier nimmt die Bevölkerung zu, zwischen Ausflüglern aller Alters- und Fitnessstufen nehme ich die letzten Meter an einer sehr speziellen Skulptur vorbei zum Schauinslandgipfel.



                                                                Der Turm ist wegen Corona gesperrt, aber auch so kann man wunderbar ins Land schauen! Mir ist hier allerdings zu viel Rummel, um länger Rast zu machen, so breche ich bald zum Ochsenberg auf. Der Weg ist nach ein paar Metern wegen zu großer Erosionsschäden gesperrt, es gibt aber ein Umleitung. Das ist ja mal ein echter Service! So trudele ich gemächlich, vom Straßenlärm begleitet hinunter und lande an einer Kehre, von der ich zum Glück auf kleinem Pfad zügig der Straße samt Lärm entkommen kann. Den Gipfel auszumachen, ist nicht so einfach, eigentlich ist er eher das Ende eines Bergrückens und wahrscheinlich v.a. aus der Talperspektive gesehen markant. Ich mache an einem kleinen Felsen das Täfelchenfoto und wandere auf dem selben Weg wieder hinauf. Als ich abbiegen muss, um mich weiter Richtung Gießhübel zu bewegen, steht eine Absperrung so halb vor dem Pfad. Ich entscheide mich für die freie Hälfte und lande vor der gut abgezäunten Baustelle der Bergstation der Schauinslandbahn. Ein paar Meter steige ich am Zaun entlang querwald nach oben und erblicke schon den Ausstieg, da spricht mich ein Mann, der mit Laptop und Butterbrotbox auf einer Aussichtsbank sitzt, freundlich an und fragt, ob ich „von da hinten“ käme. Ich kann wegen des Gegenlichts nicht sehen, ob er in irgendeine Richtung zeigt, finde aber, dass „da hinten“ eigentlich immer irgendwie stimmt und bejahe leicht amüsiert. Er klärt mich auf, dass ich schon hier in der Baustelle sei, und ob da nichts gestanden habe. Ich missverstehe ihn ganz richtig und meine, nein, da habe nichts gestanden. Es war ja schließlich kein Schild da, auf dem etwas gestanden hat! Auf meine Frage, ob ich denn wieder legal unterwegs sei, wenn ich ein paar Meter weiter neben einem Stück Absperrung vorbeiginge, beruhigt er mich, jaja, das sei okay. Leider habe ich vergessen zu fragen, was er denn eigentlich hier macht, ob er gar zur Touristenbewachung angestellt ist.
                                                                Weiter bewege ich mich durch Sonntagsausflüglermengen an Parkplätzen vorbei, dann wird es zum Glück ruhiger, ich genieße entspannt den lichten Wald.



                                                                Der Gießhübel ist ein kleiner Weidebuckel, der außer blühender Wiese eine gute Sicht sowohl auf den Belchen als auch den Blauen bietet.



                                                                Im Folgenden gehe ich durch Weidelandschaft, überwiegend weniger mit Vieh als mit Sonntagsausflüglern bevölkert. Es weht ein frischer Wind, so dass ich bei einer Rast die Jacke anziehen muss. Weiter laufe ich an den Höfen Unter- und Oberschindelmatt vorbei und über die Schauinslandstraße zur Halde.



                                                                Frostschäden

                                                                Das gleichnamige Hotel ist zwar noch geschlossen, doch höre ich es fröhlich plätschern: Es gibt einen Brunnen, an dem fürs Erste alle Wassersorgen verdunsten, ich aber auch Erfrischung und Reinlichkeit, soweit in der Öffentlichkeit möglich, genieße.
                                                                Nun stehen Hinter- und Vorderköpfle auf dem Plan, zwei bescheidene bewaldete Buckelchen, die aber dankenswerterweise beide über Wege zum Gipfel verfügen. Auf dem Weg dorthin amüsiere ich mich über die Loipenbeleuchtung, die im Sommer schon etwas merkwürdig anmutet!





                                                                Beikraut am Rande der Wege

                                                                Am Vorderköpfle finde ich echte historische Wegzeichen.



                                                                Nachdem ich die Straße ein weiteres Mal gequert habe, geht es hinauf zum Haldenköpfle. Ich könnte in der prallen Sonne direkt die Piste hochschnaufen, entscheide mich aber, diesen Berg hintenherum durch den Wald zu erobern. Oben angelangt, überlege ich beim Blick auf den Schauinsland, ob ich hier mein Nachtlager aufschlagen, oder doch noch weiter gehen soll.



                                                                Es ist 19.00 Uhr und eigentlich bin ich schon recht matt, aber auf Straßenlärm habe ich keine rechte Lust. Also weiter, ich bin ja schließlich ein Ausdauertier! Genau die richtige Entscheidung, denn nach dem Hinuntertrudeln und kurzer Stippvisite auf dem Westweg geht es einen alten, nur leicht zugewachsenen Weg auf den Gipfel des Trubelsmattkopfs. Aussicht gibt es zwar nahezu keine, aber einen herrlichen Zeltplatz mit Abendsonne!



                                                                Angenehmer Untergrund für müde Füße!



                                                                Glücklich, dass ich mich heute doch noch bis hierher bewegt habe, baue ich das Zelt auf und gebe mich in aller Ruhe der Abendroutine hin. Der neue Kocher kommt zum Einsatz, auf der Karte steht mal wieder Selbstgedörrtes mit Reis. Lecker, ich habe dieses Mal auch extra Salz mitgenommen, so dass ich endlich mal keine fade Pampe zu mir nehmen muss. Später schreibe ich Tagebuch und genieße anschließend die Natur: Es rauschen leis' die Wälder, ob die Nacht sternklar ist, schaue ich allerdings nicht nach! Als ich nachts einmal aufwache, höre ich in der Ferne einen Waldkauz rufen. Herrlich, wieder draußen zu sein!

                                                                18. 5. 20

                                                                Köpfle 1235 m – Heubühl 1172 m – Neustützkopf 1257 m – Ahornkopf 1243 m – Hirschkopf 1264 m – Stübenwasen 1386 m – Immisberg 1373 m – Toter Mann 1321 m – Hochfahrn 1264 m – Ahornkopf 1254 m

                                                                Ich habe nicht viel geschlafen, bin aber ausgeruht und freue mich auf den Tag! Die Morgensonne zaubert mir kurzzeitig eine hübsche Schattentapete aufs Zelt und gibt mir damit einen freundlichen Schubs zum Aufstehen.



                                                                Eine Schicht Blütenstaub ziert meine Behausung und lässt sich nur schwer abschütteln. Tannen und Fichten scheinen zu blühen, meine Schuhe sahen gestern schon ganz „schick“ aus… Aber wer weiß, vielleicht sind das gar keine Pollen, sondern Microchips, die Herr Gates über die Wälder streut, da ja jetzt viele Menschen dort spazieren gehen. Das funktioniert derzeit natürlich besonders gut, da keine Chemtrails die Pollen, äh, Microchips verunreinigen...
                                                                So schnell und einfach kann man sich seine eigene kleine Verschwörungstheorie basteln!
                                                                Nachdem ich meine Sachen gepackt habe, geht es um 7.20 Uhr los, erst einmal den Berg hinunter bis zu einer Hütte, hinter der ein recht geräumiges Zelt aufgebaut ist. Die Bewohner schlafen aber wohl noch… Ich gehe hier aber nicht auf dem Westweg weiter, sondern zunächst auf langweiligem Forstweg in Richtung Köpfle. Sogar der letzte Gipfelanstieg ist auf einem Weg machbar, oben werde ich von Skilift, Aussicht und Bänken empfangen, die eindeutig nicht für den Sommer gebaut wurden!



                                                                Ich mache hier trotzdem Frühstück und lasse dabei die Beine baumeln! Was geht es mir doch gut! Dann laufe ich ein Stück zurück, um bald danach in das bezaubernde Trubelsbachtal einzubiegen.



                                                                Rechts hinunter geht es ins Trubelsbachtal

                                                                Ein „Bächlein helle“ (allerdings ohne Forelle…) mäandert leise plätschernd durch das moorige Tal, ich erfreue mich am Wollgras, Sumpfdotterblumen und an blühenden Gehölzen, überhaupt dieser speziellen Vegetation.





                                                                Mir leider unbekannte Blüten oder "Nachblüteerscheinungen"



                                                                Das alles entschädigt für den fiesen Schotterweg, der in dieser Idylle wie ein Fremdkörper wirkt.



                                                                Auf einer Tafel kann ich mich über den durchschnittlichen Verbrauch von Trinkwasser informieren. Ich habe bei mir selbst ja noch nie nachgemessen, bin aber sicher, dass ich zumindest was die Wassermenge fürs Putzen angeht, auf jeden Fall weit unter dem Durchschnitt liege!



                                                                Nach kurzem Stück im Wald quere ich die Straße oberhalb von Muggenbrunn, denn der Heubühl steht auf meinem Programm. Erfreut über ein Schild dorthin folge ich einem kleinen Pfad, fotografiere, merke dann aber, dass dieser wohl einen großen Umweg zum Gipfel macht.



                                                                Das will ich nicht, also drehe ich um und vertraue mich mal wieder Forstwegen an, biege dann allerdings in einen alten, mit Gras zugewachsenen Weg ein und suche mir so eine Route zum Gipfel. Hier gibt es viele kleine ebene Grasflächen, ob hier aber wirklich Heu gemacht wird?



                                                                Überall sind Unmengen von kleinen weißen Fliegen oder Läusen unterwegs. Zum Glück haben sie aber kein gesteigertes Interesse an mir, so dass sie sich nur vereinzelt auf mir niederlassen.



                                                                Kein Maienschnee, sondern Fauna

                                                                Ich suche mir den Weg weiter in Richtung Neustützkopf und finde bald ein „Gipfelschild“: Heubühlkopf 1168m. Hmm, ich bin gerade leicht abwärts gegangen, „mein“ Heubühlgipfel war auch vier Meter höher! Also nehme ich das jetzt einfach mal ganz wertfrei zur Kenntnis und gehe weiter!



                                                                Kein LNT!

                                                                Als ich einen Weg mit tiefer Spur von einem Riesenfahrzeug zum Gipfel hochschnaufe, sinniere ich über den ungewöhnlichen Namen des Berges. Der wäre ein Fall für den Schulaufsatz „Wie der Neustützkopf zu seinem Namen kam“. Die Sonne brennt so heiß, dass meine Version entsprechend bescheuert ist: Nachdem einem furchtbar dicken Menschen nach einer Hüftoperation leider seine Gehstützen nicht standhielten, bekam er neue. Die waren so toll, dass er damit zuallererst auf diesen Berg lief…



                                                                Pseudoselfie auf dem Neustützkopf

                                                                Auf dem sehr zerzausten Gipfel widme ich mich in praller Sonne dem Täfelchenritual und entschwinde dann zügig in Richtung Schatten und hinunter zur Auerhahnhütte, an der ich in Richtung Ahornkopf abbiege. Hier gibt es allerdings kein Ahorn, geschweige denn Bergahorn, ich bin das einzige! Als ich wieder in der Nähe der Hütte bin, tanke ich an einer Quelle Wasser und bewege mich nun zum Hirschkopf. Der ist nicht weiter auffällig, aber es führt von hier ein wirklich schöner Weg bis zum Westweg, der wieder mal nicht so attraktiv ist. Darauf finde ich eine recht große Spur. Hund oder gar Wolf?
                                                                Ab dem Gasthaus Stübenwasen treffe ich v.a. ältere Ausflügler, die aber alle etwas grimmig in die Welt schauen. Deshalb bin ich direkt erfreut, als mich zwei Damen ansprechen und fragen, ob ich den Westweg ginge, ich sähe so professionell aus! Ich hoffe sehr, dass ich nicht auch so professionell rieche!



                                                                Nessie am Stübenwasen

                                                                Ein wenig fußmüde strebe ich nun dem Stübenwasen zu, mache dort ausgiebig Mittagspause und genieße die Aussicht.



                                                                Danach versuche ich den Alpinen Pfad zu finden. Der ist aber gesperrt. Ich bin etwas verstimmt, hatte ich mir darunter doch ein Highlight vorgestellt. Ich google kurz und erfahre, dass er nur noch zur Hälfte existiert. Für das verbliebene kurze Stück bin ich allerdings nicht bereit, die dafür nötigen Höhenmeter zu verlieren, und als ich später sehe, dass ich wohl im Wesentlichen durch ein ehemaliges Borkenkäferparadies gewandert wäre, trauere ich dem Pfad nicht länger hinterher.
                                                                Doch jetzt lockt der Feldberg in greifbarer Nähe und ich überlege, ob ich meine Route ändern und heute schon hinaufgehen soll, so wie er mich bei diesem Traumwetter anlacht. Ein Blick in die Karte belehrt mich dann aber, dass ich für meine Gipfelsammlung schon die beste Wegführung ausgeknobelt habe.



                                                                Weg zur Wilhelmer Hütte, den Feldberg lasse ich heute rechts liegen



                                                                Borkenkäferparadies im Vordergrund, Schauinsland im Hintergrund

                                                                Daher geht es weiter und ruhiger als am Feldberg zum Immisberg, einem kleinen Grashügel, dann weiter hinunter und wieder hinauf auf den Toten Mann, von dem sich schon ein Blick auf meine Abstiegsroute in zwei Tagen werfen lässt. Es folgt ein steiler Abstieg über Weiden zu einem Sattel und dann wieder hoch zum Hochfahrn.



                                                                Blick auf den Hochfahrn

                                                                Es ist gut heiß und ich merke die Kilo- und Höhenmeter, die ich heute schon in den Beinen habe. Ich studiere die Karte, denn da um den Feldberg herum ein riesiges Naturschutzgebiet liegt, muss ich genau schauen, wo ich heute Nacht mein Lager aufschlage. Aber erst einmal hat die Wassersuche oberste Priorität.
                                                                Ich kehre um und werde unterhalb des zweiten Ahornkopfes des Tages fündig. Eine Sorge weniger! Der Ahornkopf liegt genau auf der Grenze zum Naturschutzgebiet und ich finde hier auf der ungeschützten Seite am Waldrand einen ganz wunderbaren Zeltplatz. Der liegt schon im Schatten, also steige ich zunächst mal ein paar Meter hoch und koche in der Abendsonne. In meinen Trockenvorräten fanden sich noch Mangold und Möhren, so gibt es heute „M&M“ mit Nudeln und danach noch einen ganzen Topf Tee, während ich Tagebuch schreibe.
                                                                Der Zeltaufbau gestaltet sich dann unerwartet schwierig, da sich die Heringe nur ein paar Zentimeter in den Boden bringen lassen, bevor sie auf Fels stoßen. Zum Glück liegen hier aber genug Steine herum, so dass ich sie damit sichern kann. Beim Zähneputzen sehe ich zwei Fledermäuse zur nächtlichen Jagd aufbrechen. Na dann, Waidmaus' Heil!
                                                                Nachdem die Sonne untergegangen ist, verstärkt sich der Wind, und die Wälder rauschen heute nicht leis', sondern richtig laut. Trotzdem schlafe ich gut ein. In der Nacht bekomme ich Gelegenheit, den klaren Sternenhimmel zu bewundern. Den Kopf im Nacken stehe ich bibbernd neben dem Zelt und staune. Ich könnte natürlich versuchen ein Foto zu machen, doch für eine solche Aktion ist mir zu kalt. So behalte ich lieber das Bild ohne Pixel in Erinnerung!

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                                                                  • 18.06.2014
                                                                  • 1591
                                                                  • Privat


                                                                  #33
                                                                  AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                                                  Zitat von Bergahorn Beitrag anzeigen
                                                                  ... den klaren Sternenhimmel zu bewundern....
                                                                  Seufz!

                                                                  Kommentar


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                                                                    Erfahren
                                                                    • 13.04.2019
                                                                    • 441
                                                                    • Privat


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                                                                    AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                                                    Ich war mir dessen bewusst, dass ich da gerade dein Träumchen (er)lebe! Wobei die Temperatur im Träumchen wahrscheinlich angenehmer ist!

                                                                    Kommentar


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                                                                      Erfahren
                                                                      • 13.04.2019
                                                                      • 441
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                                                                      19. 5. 20

                                                                      Baldenweger Buck 1460 m – Feldberg 1493 m – Seebuck 1450 m – Köpfle 1317 m – Hochkopf 1305 m – Ramselehöhe 1112 m - Steiertenkopf 1073 m – Eckle 1114 m – Kesslerhöhe 1015 m – Hummelberg 1159 m

                                                                      Am Morgen windet es immer noch hörbar, und es ist recht frisch, doch der Himmel ist wieder strahlend blau.



                                                                      Morgendlicher Rückblick auf den Ahornkopf



                                                                      Blick auf den Feldberg

                                                                      Ich packe meine Siebensachen zusammen und mache mich um 7.20 Uhr auf den Weg, am Toten Mann vorbei und hoch zur Zastler Hütte.



                                                                      Blick nach Norden

                                                                      Hier gibt es erst ab 10.00 Uhr etwas zu essen, so gehe ich weiter, zunächst recht steil, dann entspannter zum Naturfreundehaus, das heute allerdings Ruhetag hat. Ich wäre ja bereit gewesen, an einer dieser Hütten ein Frühstück einzunehmen, auch um die örtliche Gastronomie zu unterstützen, aber wenn man mich nicht will…
                                                                      So nehme ich unverzüglich den steilen Anstieg auf fast alpinem Pfad in Angriff - herrlich in der Sonne und bei ordentlichem Wind hier hinaufzuschnaufen! Die Vegetation wird karger, es gibt Massen von gelbem Enzian, der aber natürlich noch lange nicht blüht.



                                                                      Kurz vor neun stehe ich auf dem Baldenweger Buck, einem unbebauten Nebengipfel des Feldbergs.



                                                                      Blick vom Gipfel ins Dreisamtal, die Rheinebene und auf den Kaiserstuhl



                                                                      Der kommt gleich dran!

                                                                      Ich bin ganz begeistert, mir hier oben bei Sonne und Himmelsblau den Wind um die Ohren pfeifen zu lassen. Der Blick schweift weit nach Norden und Westen, aber natürlich auch hinüber zum Feldberg, zu dem ich mich schließlich aufmache. Dort angekommen, bin ich immer noch alleine, staune darüber, dass es vor der Besiedelung des Schwarzwalds durch den Menschen doch tatsächlich schon Wichtel gab und überlege, welche Funktion den beiden Türmen in den derzeit grassierenden Verschwörungstheorien zugedacht wird.





                                                                      Richtig entzückt bin ich dann aber vom Blick auf beschneite Alpengipfel. Da mir auf dieser Tour wieder eingefallen ist, dass ich die App „Peak Finder“ auf dem Handy installiert habe, versuche ich jetzt herauszufinden, welche Berge ich sehen kann. Die App kennt aber nur den Säntis und das Finsteraarhorn, ich sehe aber viel mehr Gipfel. Egal, ich genieße einfach diesen schönen Ausblick!



                                                                      Für ein richtiges Frühstück ist es mir hier viel zu windig, so genehmige ich mir nur einen Ohnmachtshappen und gehe dann weiter zum Seebuck. Dabei kommen mir immer mehr Menschen entgegen, von jungen Westwegwanderern, mittelalten Spazierwanderern, deren Montur darauf deutet, dass sie Opfer von "Outdoorfachverkäufern" wurden, über Radler in Neon bis zu einem alten Herrn, der auf mich den Eindruck macht, als ob er schon sein Leben lang zu Fuß unterwegs ist, so ökonomisch und gleichmäßig bewegt er sich. Dazwischen ein männliches Exemplar, das sich seiner eigenen Schönheit etwas zu bewusst, so selbstsicher von einem Ohr zum anderen grinst, dass ich mich zusammenreißen muss, nicht direkt laut loszulachen. Derart unterhalten lande ich am Bismarckdenkmal, werfe einen Blick hinunter zum Feldsee und laufe dann hinüber zum Feldbergturm (mit Schwarzwälder Schinkenmuseum! Es gibt nichts, was es nicht gibt!). Inzwischen ist es so warm, dass ich endlich mal frühstücken kann.



                                                                      Täfelchen-Suchbild



                                                                      Feldsee



                                                                      Weder schön noch selten

                                                                      Dann geht es hinunter ins Apres Ski Eldorado. Hier wurde die Architektur mal wieder extrem einfühlsam in die Landschaft integriert…



                                                                      Auf dem von Familien frequentierten Wichtelpfad laufe ich an einem Denkmal, dessen Sinn sich mir nicht erschließt, vorbei zum 100. Tausender meines Projekts, dem Köpfle.



                                                                      ???



                                                                      Der hundertste Tausender!

                                                                      Manchmal sollen die Unauffälligsten die Hundertsten sein! Der Wichtelpfad nennt diesen Hügel Beerenbühl, bei den vielen Blaubeeren hier passt das gut! Ohne große Feier verlasse ich nun diesen Berg und navigiere mich zur B317 hinunter, an der ich bis zum Caritas-Hein noch ein Stück entlanglaufen muss.
                                                                      Auf den Hochkopf führt laut Karte mal wieder kein Weg, was mich aber nicht weiter beunruhigt, denn meistens gibt es in der Realität doch viel mehr Wege als auf allen Karten zusammen. Von den zwei zu sehenden Möglichkeiten ist die eine extra als Nicht-Wanderweg bezeichnet, die andere endet angeblich nach 600m. Natürlich geht es doch weiter, ich finde immer wieder alte Holzwege und komme so gut auf den Gipfel. Hinunter verhaue ich mich allerdings gründlich. Als ich meine, weiter unten eine Weg zu sehen und mal eben querwaldein stiefele, lande ich nur auf einer kleinen Ebene, so dass mir noch ein Gutteil steile Wildnis bevorsteht, bevor ich unten an der Straße auf den „Jägerpfad“ stoße, der mir dann gleich mal eine nasse Fußkühlung beschert. Bei diesen Temperaturen beunruhigt mich das aber kein bisschen. Bald kann ich die Straße wieder überqueren und trudele auf breiten Forstweg hinunter in ein Tal. Kaum habe ich den Straßenlärm hinter mir, höre ich ein spechtartiges, aber doch maschinelles Tackern. Ein E-Specht? Ich komme in Erfinderlaune und habe die Idee zu E-Wanderschuhen und – noch viel erstrebenswerter – einem E-Rucksack.
                                                                      An einer Wegkreuzung mache ich auf einer schönen Bank ausgiebig Rast. Als ich aufbreche kommt ein altes Paar das Tal hinauf, das sich sehr freut, dass ich gerade die Platz räume. Der Mann fragt mich, ob ich auf den Gipfel wolle. Er meint wohl den Feldberg, aber genaugenommen will ich ja immer auf den (nächsten) Gipfel! So erzähle ich kurz von meinem Projekt.
                                                                      Ein Stück weiter talaufwärts wird mir eigentlich durch Schilder der Weg über ein Art Wehr verboten. Ich benutze trotzdem die kleine, recht neue Brücke, da überhaupt nicht einzusehen ist, warum das verboten sein soll. Vielleicht beziehen sich die Schilder nur auf den Rest der Anlage. Es wäre doch niemandem geholfen, wenn ich ein paar Meter weiter den Bach furte. Komisch!
                                                                      Ab jetzt gilt es eine ganze Versammlung von Tausendern abzuklappern, die zwischen Feldberg und Hinterzarten verteilt sind. Es war gar nicht so einfach, sie alle in eine Route einzubauen. Auf Forstwegen erreiche ich erst die Ramselehöhe und ein kleines Stück weiter den Steiertenkopf.



                                                                      Darauf mache ich einen Abstecher zum Mathisleweiher, da ich Wasser brauche. Einer der Zuflüsse gibt auch genügend her, doch will ich, so idyllisch es hier ist, nicht länger verweilen, da eine Motorsäge für Beschallung sorgt.



                                                                      Also weiter zum Eckle. Beim Anstieg zunächst auf Forststraße entspinnt sich zwischen meinen müden Beinen und meinem Kopf eine Art Gedankenaustausch: Die Beine fragen, ob es noch weit sei, finden Forstwege doof, können nicht mehr, und überhaupt... Der Kopf meint, wir seien „bald“ (welch elastischer Begriff!) auf dem Gipfel, die Beine würden das doch ganz toll machen etc. ... So vergehen die Höhenmeter.
                                                                      Der letzte Gipfelanstieg zum Eckle ist nochmal richtig schön steil und sehr naturbelassen. Blick gibt es zwar keinen, aber es ist mal nicht so ein flacher Hubbel, sondern ein echter Berg, das gefällt mir, will sagen meinem Kopf, gut!

                                                                      Ich trudele weiter Richtung Hinterzarten, komme dabei an einem Hof, dessen Hofladen aber heute leider geschlossen hat, vorbei.



                                                                      Da der Tag schon fortgeschritten ist, fange ich an zu überlegen, wie weit ich heute noch laufen will. Der Himmel hat sich weitgehend zugezogen, teilweise mit richtig dunklen Wolken. Gibt es noch Regen? Mit diesen Gedanken steige ich hinauf zur Kesslerhöhe. Kurz unterhalb des Gipfels ist eine Baustelle: Die alten Holzteile der Skisprungschanze werden mit viel Lärm zerkleinert. Deshalb bin ich auch genötigt, einen individuellen Weg zu finden, was nicht schwer fällt. Nach dem Täfelchen-Ritual schaue ich auf die Karte, ob ich hier in der Gegend übernachten könnte, aber zum einen gibt es weit und breit kein Wasser und zum anderen würde ich von zwei Straßen beschallt werden. Das brauche ich wirklich nicht und so raffe ich meine Kräfte zusammen, um noch weiterzugehen.



                                                                      Blick auf Hinterzarten

                                                                      Ich streife Hinterzarten, verlasse es auf dem Westweg, biege aber bald ab und folge meinen eigenen Wegen immer aufwärts in Richtung Hummelberg.



                                                                      Hach, dieses Licht...



                                                                      Der Wolkenberg muss zum Glück nicht mehr erklommen werden!

                                                                      An einer Anhöhe finde ich einen eigentlich guten Platz und bin schon im Begriff, das Zelt aufzubauen, als der Wind dreht und ich laut die B 31 höre. Auf derartigen Lärm habe ich ja nun gar keine Lust! Letztlich lande ich dann auf dem Hummelberg, wo ich ein wunderbar flaches Plätzchen im Moos finde. Etwas Straßenlärm dringt zwar auch bis hierher hinauf, aber ich hoffe darauf, dass ihn das nächtliche Waldesrauschen überdecken wird.
                                                                      Ziemlich erledigt baue ich das Zelt auf, schmeiße ich den Kocher an und esse zu Abend. In der Ferne schreckt ein Reh, das erschreckt mich aber nicht mehr. Noch ein bisschen Tagebuchschreiben und ab in die Heia!



                                                                      20. 5. 20

                                                                      Windeck 1209 m – Bistenkopf 1115 m – Langacker 1169 m – Kaspeleskopf 1177 m – Wieswaldkopf 1278 m – Bankgallihöhe 1210 m – Horneck 1122 m - Hinterwaldkopf 1198 m – Roteck 1156 m – Häusleberg 1001 m

                                                                      Ich habe die Nacht gut und viel geschlafen und lausche noch im Schlafsack einem sehr ausdauernden Vogel, der in erstaunlich langen Sequenzen auf ungefähr einer Tonhöhe trillert, zwitschert, schnarrt und piepst. Spätere Nachforschungen ergeben, dass es sich wohl um einen Zaunkönig handelt.
                                                                      Da es heute nur bis 10.00 Uhr sonnig sein soll, will ich früh los. Schon um 6.20 Uhr starte ich in diesen letzten Tag. Zunächst ist Wasser mein Hauptthema, ich kann einem Rinnsal am Weg mit einiger Geduld etwas entlocken. Das sollte erst einmal reichen!



                                                                      Morgendliche Gipfelstimmung

                                                                      Bald danach stehe ich schon auf dem Windeck und kann dann gemütlich, teilweise auf echtem bezeichnetem Wanderweg zum Fürsatzplatz hinunterwandern. Von hier aus führt mich ein Abstecher auf den Bistenkopf. Ich hatte ja gehofft, nun einen direkten Kammweg zum Langacker zu finden, allerdings gibt es keinen, was sicher auch daran liegt, dass „zwischen den Höhenlinien“ gar nicht so kleine Zwischenberge liegen. Also zurück zum Fürsatzplatz und von hier aus weiter, was sich bald als gar nicht so ganz einfach erweist. Teilweise geht es richtig durch Gestrüpp, dann stoße ich wieder auf weniger zugewachsene Wege, bis ich endlich am höchsten Punkt stehe.
                                                                      Beim Abstieg auf der anderen Seite habe ich Glück, denn ich bringe ihn hinter mich, bevor es hier richtig mit Holzräumarbeiten losgeht. Ein Waldarbeiter, der sich an einem Auto gerade in seine Montur wirft, staunt ein wenig, als ich des Weges komme. Später passiere ich dann ein Schild, das den Durchgang hierher verbietet. Gut, dass ich heute so früh gestartet bin!



                                                                      Der Gefahr entkommen!

                                                                      Nun geht es vor der Zielgeraden dieser Tour noch zum Kaspeleskopf. Beim Rückweg vom Gipfel habe ich freien Blick auf den Feldberg, so dass ich die Panoramafunktion meiner Kamera aktiviere. Irgendwie schaffe ich es ja selten, die Kamera im genau richtigen Tempo zu bewegen, meist meldet sie, ich sei entweder zu langsam oder zu schnell. Dieses Mal klappt es aber sogar schon beim dritten Anlauf!





                                                                      Ruhige Wohnlage

                                                                      Am Parkplatz Lochrütte beginnt nun sozusagen der Endspurt dieser Tour, denn die verbleibenden Tausender sind ungefähr in einer Reihe aufgefädelt und es geht im Wesentlichen hinunter. Erstes Highlight ist aber kein Tausender sondern ein richtiger Brunnen, den ich dann vor lauter Begeisterung über so viel klares Wasser gleich mal fotografiere.



                                                                      Ein paar Meter weiter findet sich am Spähnplatz eine Hütte und eine Bank, auf der ich mich zu einem richtigen Frühstück niederlasse, bevor ich mich auf den Wieswaldkopf begebe. Wieder auf mehr oder weniger zugewachsenen Wegen gehe ich leicht ansteigend zum Gipfel. Ich vermute, dass hier einmal eine Art Garten war, denn es gibt Brennnesseln, Himbeeren und Obstbaumruinen. Ist wohl lange her…
                                                                      Ich kehre um und beginne nun ab meinem Frühstücksplatz den finalen Abstieg. So langsam hat es sich auch etwas zugezogen, was mir eigentlich ganz recht ist, denn mit jedem Höhenmeter, den ich tiefer komme, wird es wärmer.



                                                                      Am Abzweig zur Bankgallihöhe gibt es die Haltestelle Versuchsfeld! Wann wohl der nächste Bus kommt?



                                                                      Beim Blick auf die Karte entdecke ich noch einen weiteren Tausender, quasi neben der Bankgallihöhe, erstaunlich, dass ich den bislang immer übersehen habe, aber welch Glück, ihn noch rechtzeitig entdeckt zu haben! Das Horneck nehme ich also auch noch mit. Auf dem Weg dorthin findet sich das vermutliche Versuchsfeld sowie eine ziemlich perfide Anordnung von angelegtem Acker (wer weiß, was hier leckeres gesät wurde?), Salzleckstein und Hochstand. Hier möchte ich kein Wild sein!





                                                                      Auf alternativen Wegen, die sich nicht immer mit der Karte in Einklang bringen lassen, laufe ich teils auf von Fahrzeugen recht zerwühlten Forststraßen zum Hinterwaldkopfsattel. Ein Paar, das gerade aus der Richtung der Hinterwaldkopfhütte kommt, frage ich, ob sie geöffnet sei. Ich habe Glück und leiste mir hier zur nachträglichen Feier meines hundertsten Tausenders, aber auch ein wenig zur Unterstützung der Hütte, ein richtiges Essen: Älplermaccaroni mit einer großen Apfelsaftschorle. Man kann draußen sitzen, alles ist auf Einhaltung der Abstandsregeln eingerichtet, nur der nette Hüttenkater kümmert sich nicht darum und sitzt bald Streicheleinheiten genießend und wie ein Weltmeister schnurrend auf meinem Schoß. Zum Essen verbanne ich ihn dann allerdings, denn das ist viel zu lecker, um es mit ihm zu teilen!



                                                                      Gut gesättigt geht es nun über Weide auf den Hinterwaldkopf. Drei Eidechsen am Wegrand, die auf die nächsten Sonnenstrahlen warten, kann ich sogar alle auf einmal vor die Linse bekommen.



                                                                      Auf dem Gipfel gibt es ein Steinmonument, das 1921/22 von der Freiburger Turnerschaft errichtet wurde. Da haben die wohl ziemlich die Muskeln spielen lassen müssen!



                                                                      Von hier schweift mein Blick zurück auf vergangene Gipfel wie den Feldberg, den Toten Mann und den Hochfahrn. Da habe ich doch einiges unter die Füße genommen!



                                                                      Blick ins Dreisamtal usw. Ganz links das Roteck

                                                                      Weiter geht es hinunter zum Rotecksattel, von dem ich den Abstecher aufs Roteck mache. Ich bin positiv überrascht, zum einen ist der Weg teilweise wirklich schön, zum anderen gibt es hier noch einmal Felsen!





                                                                      Die letzten Höhenmeter auf den Gipfel muss ich mir den Weg allerdings selbst bahnen. Mittlerweile ist das für mich aber kein Problem mehr!
                                                                      Doch weiter hinunter! Ich gehe weiter auf Weidegebiet und bin ganz entzückt, als ich an einer Herde Ziegen vorbeikomme. Ich bleibe eine ganze Weile stehen und freue mich v.a. an dem umherspringenden und im Sopran meckernden Nachwuchs.



                                                                      Eine Weile später treffe ich noch Kühe, netterweise aber keine massigen schwerfälligen Riesenviecher, die mir nie so ganz geheuer sind, sondern etwas handlicheres Jungvieh. Ich lasse sie auch ganz höflich auf dem Weg liegenbleiben, schließlich bin ich hier zu Gast und kann sie ohne Mühe umgehen.



                                                                      Seit einiger Zeit fällt mein Blick schon auf den letzten Tausender dieser Tour, den Häusleberg, ein wahrhaft pastorales Idyll. Ein paar kugelige Laubbäume stehen auf der Wiese, es fehlt nur noch der Hirte, der an einen Baum gelehnt auf der Schalmei Melodeien im 6/8-Takt spielt, während seine Schafe grasen und ihn im besten Fall noch ein hübsches Weib anschmachtet.



                                                                      Vom Gipfel hat man einen wunderbaren Blick auf Oberried.





                                                                      Ich glaube es selbst kaum: 116 Tausender!

                                                                      Ein letztes Täfelchenritual, dann kommt der finale Abstieg, erst über Weide, noch einmal am Jungvieh vorbei, das mittlerweile bis hierher gelaufen ist, dann ein zum Glück nur kurzes Stück durch monotone monochrome Fichtenplantage, Wald und Wiese, ein paar Häuser, die Straße entlang bis zum Auto. Schuhe aus, frisches T-Shirt an, Tanken und es geht ab nach Hause!
                                                                      Fazit: Es war eine rundum schöne und erlebnisreiche Tour!

                                                                      Kommentar


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                                                                        • 913
                                                                        • Privat


                                                                        #36
                                                                        AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                                                        Sehr schön. Wir waren gerade auch ein paar Tage im Schwarzwald... immer wieder schön...
                                                                        Wandern & Flanieren
                                                                        Neues entdecken durch Langsamkeit

                                                                        Kommentar


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                                                                          Erfahren
                                                                          • 13.02.2017
                                                                          • 141
                                                                          • Privat


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                                                                          AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                                                          Wieder wunderbare Berichte - DANKE!
                                                                          Herzlichen Glückwunsch zum hundertsten Tausender!
                                                                          Und die selbstgebastelte Verschwörungstheorie hat mir sehr gut gefallen - da bin ich ganz deiner Meinung!

                                                                          Kommentar


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                                                                            Fuchs
                                                                            • 02.09.2016
                                                                            • 1511
                                                                            • Privat


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                                                                            AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                                                            Auch von mir Dank für´s Mitnehmen!

                                                                            Ich hatte auch mal ein größeres Gipfel-Sammelprojekt. Schon ein schönes Gefühl, wenn dann der letzte Gipfel "gefallen" ist. Aber das schöne Gefühl wird dann doch (oder: zumindest wurde es dies bei mir) relativ bald verdrängt durch eine kleine innere Unruhe in Gestalt der Suche nach neuen Projekten...
                                                                            Für mich eine schöne Lektion darin, wie "rastlos" man doch eigentlich ist...

                                                                            Vielleicht erlebst Du ja ähnliches....

                                                                            Kommentar


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                                                                              Erfahren
                                                                              • 13.04.2019
                                                                              • 441
                                                                              • Privat


                                                                              #39
                                                                              AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                                                              @ Galadriel: Stimmt, der Schwarzwald wird so schnell nicht langweilig!

                                                                              @ MLO: Danke! Bin mal gespannt, ob es auch einen zweihundertsten Tausender geben wird!
                                                                              Vielleicht sollte ich das nächste Mal einen Aluhut einpacken...wobei mir gerade der Gedanke kommt, dass mein Trekkingschirm ja eine silberfarbene Beschichtung hat! Jetzt weiß ich endlich, warum!

                                                                              @ Fjellfex: Danke fürs Mitlesen! Ab und an habe ich tatsächlich schon überlegt, wie sich das wohl anfühlen wird, wenn ich mit diesem Projekt fertig bin. Wahrscheinlich so ähnlich wie am Ende einer längeren Tour, wo sich bei mir meist Glück, Dankbarkeit, Wehmut und noch so dieses und jenes mischen. Mal sehen, ob ich dann nach einem neuen Projekt suche oder "einfach nur so" wandere!

                                                                              Kommentar


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                                                                                Lebt im Forum
                                                                                • 22.08.2008
                                                                                • 8843
                                                                                • Privat


                                                                                #40
                                                                                AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                                                                Hallo Bergahorn,
                                                                                ich freue mich immer wenn ich einen neuen Abschnitt deiner Tausender Tour lesen kann.
                                                                                Bin ja gespannt wie lange du für dieses Projekt brauchst. Ist schon ein Ende ab zu sehen, oder erfreust du uns noch länger mit deinen Gipfelwanderungen?
                                                                                Wie viel Tausender hat der Schwarzwald eigentlich?
                                                                                Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

                                                                                Kommentar


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                                                                                  Erfahren
                                                                                  • 13.04.2019
                                                                                  • 441
                                                                                  • Privat


                                                                                  #41
                                                                                  AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                                                                  Hallo blauloke,

                                                                                  das freut mich, dass du hier gerne mitliest!
                                                                                  Ein Ende ist momentan noch in ziemlich weiter Ferne, es gibt noch viele Tausender und so wird es hier noch den einen oder anderen Tourenbericht geben!
                                                                                  Wie viele es insgesamt gibt? Tja, diese Frage kann ich immer noch nicht beantworten und schätze, dass sie auch am Ende meines Projektes letztlich offen bleibt. Es sei denn, ein*e fleißige*r Geograph*in macht sich mal die Arbeit, stellt Kriterien auf bzw. legt Grenzwerte fest, wann ein Gipfel ein Gipfel ist und nimmt so den Schwarzwald unter die Lupe. Das Ergebnis würde mich auf jeden Fall interessieren, auch wenn dem mit Sicherheit so mancher von mir erwanderte Gipfel zum Opfer fallen würde...
                                                                                  Bis dahin werde ich unwissend weiter wandern.

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    Anfänger im Forum
                                                                                    • 10.02.2013
                                                                                    • 27
                                                                                    • Privat


                                                                                    #42
                                                                                    Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                                                                    der Berg ruft, hallo Bergahorn

                                                                                    man tut das gut einen so gekonnt geschriebenen Bericht zu lesen!

                                                                                    Seit fünfzig Jahren laufe wandere ich/wir ebenfalls im Schwarzwald und der Alb
                                                                                    (die ja auch 10 1000 hat )

                                                                                    und freue mich wenn ein Bild kommt, wo wir waren...; auf dem Brend stand unser Zeltchen unter einer großen Tanne unsichtbar...

                                                                                    Ich wünsche Dir noch viele 1000der, danach wechselst du in die Vogesen.....und schaust von dort drüben deine Tausender noch mal an! (sieht gut aus!)

                                                                                    Weiterhin einen guten Tritt, Freude an den vielen schmackhaften Quellen, und Begegnungen aller Art

                                                                                    grüßt Knuttchen

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      Erfahren
                                                                                      • 13.04.2019
                                                                                      • 441
                                                                                      • Privat


                                                                                      #43
                                                                                      AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                                                                      Hallo Knuttchen,

                                                                                      danke für das Kompliment und die guten Wünsche!
                                                                                      Ich hoffe, ihr hattet auf dem Brend besseres Wetter und bessere Sicht als ich.
                                                                                      Dir auch weiter viel Spaß im Schwarzwald und der Alb!

                                                                                      Gruß, Bergahorn

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        Erfahren
                                                                                        • 13.04.2019
                                                                                        • 441
                                                                                        • Privat


                                                                                        #44
                                                                                        AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                                                                        23. 6. - 26.6. 2020

                                                                                        Diese Tour hatte ich eigentlich für den März geplant, wollte in Zell im Wiesental starten und in Kandern landen, beides Orte, die gut mit Öffis zu erreichen sind. Da damals allerdings ungewiss war, wann es zu welchen Einschränkungen kommen würde, blieben die Planungen erst einmal in der Schublade liegen. Es standen ja genügend andere Tausender zur Auswahl!
                                                                                        Da ich im Juni mehr Zeit hatte, verlängerte ich die Tour um einen Tag, so dass ich noch den Belchen mitnehmen konnte. Außerdem fuhr ich doch mit dem Auto, da ich am 23. vormittags einen Termin in Bretten hatte und dann gleich weiterfahren wollte. So sollte Zell im Wiesental Start- und Endpunkt sein. Nicht ganz ideal, aber machbar. Als mich das Navi ab Freiburg durch den Schwarzwald leitete, kam mir irgendwann der Gedanke, dass ich ja gar nicht notwendigerweise von Zell aus loslaufen müsste. Ein kurzer Halt und ein Blick auf die Karte führten dazu, dass ich von Tegernau losging. Hätte ich eigentlich auch schon früher drauf kommen können, aber manchmal steht man ja recht ausdauernd auf der Leitung!



                                                                                        23. 6. 20

                                                                                        Zeller Blauen 1077m – Hirschkopf 1053m – Bubshorn 1092m

                                                                                        Um 15.00 Uhr starte ich bei Sonnenschein und Hitze in Tegernau und begebe mich umgehend in Zeckengebiet. Da muss erst einmal der Spray her, der aber leider nicht zusätzlich gegen Brennnesseln wirkt, wie ich bald feststellen werde…



                                                                                        Als ich in den Wald komme, sind auf den mehr oder minder langweiligen Forstwegen, auf denen ich in gemäßigter Steigung an Höhe gewinne, diese Probleme Vergangenheit. Jetzt bin ich v.a. mit der Wegfindung beschäftigt. Es mangelt nicht an Wegen, aber gerade das ist das Problem, denn es scheinen mir wesentlich mehr als auf meinen Karten zu sein! So komme ich zu einem kleinen Extraschlenker. Macht nichts, die Tage sind ja lang!



                                                                                        Ausblick trotz Forstwegstristesse

                                                                                        Leider fängt meine Hüfte auf einmal ganz fürchterlich an zu meckern, so kenne ich das gar nicht und kann die Sache nicht einordnen. Deshalb gibt es auf einer Bank oberhalb von Gresgen eine etwas ausgedehntere Zwangspause, immerhin mit schönem Ausblick!





                                                                                        Doch so schnell werde ich das Gebrechen noch nicht los…
                                                                                        Ich gehe trotzdem weiter, in der Hoffnung, dass sich das „zurechtruckelt“. Der nun folgende Forstweg mit wenig Steigung bietet sich zum Glück dazu an. Eine schöne Bussard(?)feder, die auf dem Weg liegt, würde ich ja eigentlich gerne mitnehmen, aber ich habe keine Möglichkeit, sie unbeschadet in meinem Rucksack zu lagern. So mache ich ein Foto und hoffe, dass sich jemand anderes an ihr freuen wird!



                                                                                        Der letzte Aufstieg zum Zeller Blauen wird in der Nachmittagshitze recht anstrengend.



                                                                                        Es gibt im Schwarzwald nicht nur Tannen

                                                                                        Kurz vor dem Gipfel steht ein Sendeturm, direkt darauf Fingerhut, Gestrüpp und ein Kreuz.





                                                                                        Ich lasse mich zu einer Rast nieder, bei der ich leider aus Versehen den Wassersack eine Spur zu innig drücke, so dass sich ein Teil des doch so mühsam hier hochgeschleppten Wassers mit einem Blubb über Beine und Füße ergießt, anstatt durch meine Kehle zu rinnen. Mist!
                                                                                        Dann folge ich auf dem Kamm einem sehr hübschen Pfad, der einige Blümchen und ab und an einen Ausblick bietet.





                                                                                        Ausblick auf den Blauen

                                                                                        Auf dem nächsten Tausender, dem Hirschkopf, steht ein Gedenkstein, der an fünf jugendliche Zwangsarbeiter aus Osteuropa erinnert, die hier kurz vor dem Ende des 2. Weltkriegs von gleichaltrigen „Werwölfen“ der Hitlerjugend auf Befehl eines SS-Offiziers erschossen wurden.



                                                                                        Ich hatte schon im Vorfeld davon gelesen und bin auch jetzt wieder betroffen. In Gedanken an die Opfer, aber auch die jungen Täter – wie lebt man mit so einer Schuld weiter? - setze ich meinen Weg fort.
                                                                                        Eine große vom Abendlicht beleuchtete (Weiß-?)Tanne lenkt mich schließlich ab. Leider weiß ich nicht, ob ihre lichten, von Flechten bewachsenen Zweige letztlich von saurem Regen und anderer Ungemach herrühren oder ob das in ihrem Alter normal ist.



                                                                                        Der nächste Berg sorgt mit seinem Namen für Heiterkeit: Das Bubshorn findet sicher besonders bei Sprechern von Dialekten, in denen kein Unterschied zwischen p und b gemacht wird, Anklang. Auf dem Weg hinauf, erst durch Matschspuren von Riesenfahrzeugen, später querwaldein, finde ich einen Rest Rehbock. Ich sehe mich noch um, aber es ist überhaupt kein anderer Knochen zu finden. Da die heimischen Wände ausreichend dekoriert sind, lasse ich den Schädel hier liegen!





                                                                                        Jetzt ist erst einmal Wassersuche angesagt. Dazu muss ich einiges an Höhenmetern verschenken, finde zum Glück mehr Wege als auf den Karten, was mir hier einmal sehr entgegenkommt. Die erste Quelle existiert leider nur auf dem Papier bzw. schätzungsweise bei anderem Wetter, so geht es noch weiter hinunter. Das hat immerhin den Vorteil, dass ich an einer Wiese mit Knabenkraut vorbeikomme. In dieser Fülle habe ich das noch nie gesehen. Ich mache Fotografierpause, aber im Abendschatten ist ein Gesamtbild schwierig.







                                                                                        Kurz darauf höre ich ein fröhliches Gluckern, es gibt endlich Wasser. Gerettet! Ich schlage mir mit meiner Reserve den Bauch voll und fülle dann die Flaschen und Wassersäcke. Erleichtert, aber mit beschwertem Rucksack geht es nun wieder hinauf und das ganz gemütlich, denn inzwischen bin ich schon etwas groggi. Kurz vor Erreichen des Kammes kreuzt ein von mir gänzlich unbeeindrucktes Reh den Weg. Vielleicht riecht es, dass ich Vegetarierin bin?
                                                                                        Noch ein ganzes Stück weiter, von den Geräuschen eines Ökostrom produzierenden Windrades begleitet und einem Ausblick auf den Belchen geht es in den Abend hinein.



                                                                                        Belchen



                                                                                        Über allen Gipfeln ist Ruh...

                                                                                        Noch läuft die Tour nicht so ganz rund: Die Hüfte macht mir Sorgen und ich verplempere Wasser, mal sehen, wie der morgige Tag wird!


                                                                                        24. 6. 20

                                                                                        Honeck 1022m – Schattann 1067m – Tannenkopf 1039m – Stuhlskopf 1016m – Belchen 1414m – Hohe Kelch 1264m – Weiherkopf 1143m

                                                                                        Nach schlafarmer Nacht bin ich ganz froh, als ich wieder aufstehen kann und hoffe, dass dieser Tag nicht weitere Probleme mit sich bringt! Der Himmel ist klar, es wird also wohl wieder ein warmer Tag. Wie meistens gehe ich ohne Frühstück los, auf Pfaden und Forstwegen geht es zum Honeck.



                                                                                        Dann verliere ich auf letzteren viele Höhenmeter, da ich durchs Tal mit dem Ort Bürchau auf den nächsten Höhenzug wechseln will. Beim Abstieg bietet auf einmal das rechte Knie ein Wehwehchen an. Was ist bloß los mit mir, werde ich auf dieser Tour besonders schnell älter? Immerhin geht es der Hüfte heute deutlich besser.
                                                                                        Passenderweise bietet sich die Silberberg- Schutzhütte als Frühstücksplatz an. Der große Stamm, der das Dach hält, wird von fleißigen Geschöpfen durchbohrt, ab und an rieselt Holzmehl auf die Tische und Bänke. Ich beschließe, dass zumindest so lange, wie ich hier bin, noch keine Einsturzgefahr besteht!



                                                                                        Tee, Käse, Oatcakes und Schokolade schmecken mir heute morgen bestens! Gesättigt und zufrieden laufe ich die letzten Meter ins Tal und darf nun auf der anderen Seite in der prallen Morgensonne wieder hinaufschnaufen. Abstieg in der Sonne und Aufstieg im Schatten wären natürlich angenehmer, aber man kann die Erde ja nicht mal eben auf den Kopf stellen…



                                                                                        Von da drüben komme ich her



                                                                                        Wann sterben eigentlich die Misteln, nachdem sie den Baum erledigt haben?



                                                                                        Diese Pilze ließ ich lieber stehen...

                                                                                        Zudem finde ich meinen Rhythmus nicht, ach, das Wanderleben ist doch manchmal gar nicht so einfach! Was bin ich froh, als ich nach eigentlich ganz nettem, aber eben sehr heißem Weg endlich wieder in den Wald komme!



                                                                                        Auf Forstwegen geht es weiter hinauf bis zu einer sonnenbeschienenen Wegspinne auf einem Sattel, von dem aus ich nun auf weitgehend grasigem Weg recht gemütlich dem Schattann zustrebe.



                                                                                        Der letzte Aufstieg ist weglos, ich komme an zwei Fuchs- oder Dachsbauten vorbei, die mir allerdings verlassen scheinen, da ich keinerlei Spuren sehe. Auf dem Gipfel liegen einige Felsen herum, Ausblick gibt es nicht, aber ich mache erst einmal eine Pause alleine unter unzähligen Insekten, die hier herumschwirren und -krabbeln. Dann geht es zurück zur Wegespinne mit einer kleinen Hütte und weiter, mal wieder auf Forstwegen leicht ansteigend Richtung Tannenkopf. Dabei ergeben sich immer wieder Ausblicke auf den Belchen, aber auch auf den Feldberg.





                                                                                        Schließlich wechsele ich auf einen Pfad und kann bald auf den Nonnenmattweiher hinab- und zum Belchen hinüberblicken.





                                                                                        Irgendwo scheint eine extrem kommunikative Schafherde zu weiden, sehen kann ich sie aber nicht. Fast schon alpin laufe ich einen schmalem Steig steil hinab, um dann durch den Wald, da der eigentliche Weg zugewachsen ist, wieder hinauf zum Tannenkopf zu stiefeln. Oben angekommen mache ich, umkreist von zahlreichen Insekten, endlich ausführlich Mittagspause. Ab und an weht eine leicht Brise, ansonsten höre ich viel Insektengesumm und aus der Ferne Motorradgebrumm.
                                                                                        Nun geht es hinunter zum Nonnenmattweiher, es wird immer heißer und ich treffe einige Tagestouristen, beim Umrunden desselben dann die aus Schafen und Ziegen gemischte Herde, die ich schon so lange gehört habe. Hat eigentlich schon jemand mal untersucht, ob die sich gegenseitig verstehen können oder das zumindest mit der Zeit lernen? So wahnsinnig komplex scheinen mir ihre Sprachen nicht zu sein...





                                                                                        Bis zum Haldenhof laufe ich durch Wiesen und freue mich, dass hier einem Kalb noch vergönnt ist, bei der Mutter zu trinken. Diese hat ein ganz spezielles Horn, es erinnert ein bisschen an ein Headset. Vielleicht macht sie ja „Weide-Office“ bei gleichzeitiger Kinderbetreuung!



                                                                                        Jetzt beginnt der Aufstieg zum Belchen, passenderweise in der Nachmittagshitze… Was einen nicht umbringt, macht einen stark! Ich komme an der Willibald-Strohmeyer-Gedächtniskapelle vorbei. Wieder ein Opfer von fanatischen Nazis kurz vor Kriegsende. Gab es hier in der Gegend außergewöhnlich viele Betonköpfe, die bis zuletzt an den Endsieg glaubten, oder wurde nur besonders gut aufgearbeitet?



                                                                                        Ich spare mir die Schritte zur Kapelle und gebe mich dem hier wirklich langweiligen Weg in der Sonne hin. Natürlich gilt es vor dem Belchen noch den Stuhlskopf mitzunehmen, ich biege vom Weg ab und schnaufe gefühlt senkrecht einen Holzweg hinauf. Vor mir springt einmal ein Reh herum, das überraschenderweise überhaupt keine Angst vor mir zu haben scheint.
                                                                                        Puh, was bin ich froh, als ich oben angelangt bin! Ich mache das Täfelchen-Foto und als ich weitergehe, entdecke ich ein „Gipfelmonument“! Die paar Schritte hinauf gönne ich mir noch, mache aber kein weiteres Täfelchen-Foto.



                                                                                        Nach ein paar Metern Abstieg darf ich weiter Höhenmeter sammeln. Mir kommen einige vermutlich Westwegwandernde entgegen, ein junges Pärchen trägt „Dirty Girl Gaiters“. Es ist das erste Mal, dass ich sie bei anderen sehe. Genau genommen sind meine eigenen ja keine, denn es sind Selbstgemachte aus der Zeit, als es sie noch nicht in Deutschland zu kaufen gab. Oft gab es neugierige Blicke, manchmal haben mich sogar Leute auf sie angesprochen.
                                                                                        Ich schwitze weiter bergan und denke darüber nach, dass sich bei der Hitze die angegebenen Kilometer gefühlt sehr ausdehnen - wahrscheinlich unterliegen sie auch den physikalischen Gesetzen...
                                                                                        Was bin ich froh, als ich die langweilige Forststraße verlasse und in den schönen, schattigeren Pfad einbiegen kann!



                                                                                        Jetzt beginnt der wirklich schöne Teil des Aufstiegs! Am Lünzmannplatz, einem kleinen Vorsprung mit Aussicht nach Süden kann ich am Horizont den Blauen samt Turm ausmachen.



                                                                                        An einigen Stelle gibt es ganze Schwärme von wespenartigen Insekten, die ich aber gar nicht gut erkennen kann, da sie so hektisch hin- und hersausen. Wohnen die hier oder findet gerade eine Jahreshauptversammlung statt? Egal, Hauptsache, ich kann unbehelligt durch die Schwärme gehen! Die letzten Höhenmeter zum Gipfel schaffe ich dann auch noch, laufe an einer Selbstfindungsschnecke vorbei und genieße dann den Ausblick!









                                                                                        Ich stehe nicht zum ersten Mal hier oben, finde es aber immer wieder sehr schön. Eine Bank ist noch frei, ich lasse mich nieder und strecke die Beine aus. Als ich nach dem Handy schaue, das eigentlich in der Tasche schon laden sollte, sehe ich, dass es immer noch bei 20% herumdümpelt. Nach einigen Versuchen stelle ich fest, dass das wohl am Ladekabel liegt. Mist! So wenig Saft reicht für die nächsten zwei Tage nicht, und die papierene 1:50 000 Karte ist für mein Unterfangen alles andere als ausreichend. Da muss sich noch eine Lösung finden! Einstweilen mache ich aber noch Pause und trete schließlich den Rückweg an. Dabei nehme ich die Hohe Kelch mit, mehr ein netter Aussichtspunkt als ein Gipfel, mit nur wenigen Extra-Höhenmetern vom Weg aus zu erreichen.



                                                                                        Auf dem Weiterweg fange ich an, von einem kühlen Apfelsaftschorle, das ich am Haldenhof trinken könnte, zu fantasieren. Es dauert aber noch eine ganze Weile, bis ich dort bin. Ich gönne mir gleich noch einen Salat und beschäftige mich beim Warten wieder mit dem Handy und seinem Kabel. Es scheint jetzt doch gaaaanz langsam zu laden. Als ich die Bedienung frage, ob sie mir ein Kabel leihen könnten, meint der Mann, er habe ein iPhone und das habe einen anderen Anschluss. Die Geschwindigkeit der Bedienung hier ist ähnlich flott wie das Laden meines Handys, ich bin ganz froh, dass ich nichts Warmes bestellt habe. Der Salat ist dann aber echt lecker und das kühle Schorle genieße ich sehr.
                                                                                        So gestärkt und mit frischen Wasservorräten beschwert, geht es in den Abend und auf zum Weiherkopf. Die Karten stimmen hier beide nicht so ganz, so gehe ich auch ein Stück an der Straße entlang. Wieder durch Wald laufe ich dann quasi von hinten auf den Gipfel. Ich lande am oberen Ende einer Skipiste.



                                                                                        Abendlicher Rückblick

                                                                                        Ein kleiner Fotoausflug im Abendlicht rundet diesen langen Tag ab.





                                                                                        Später gelingt es mir, das Kabel so ums Handy zu wickeln, dass es jetzt in Normalgeschwindigkeit lädt! Hurra!!! Bei Einbrechen der Nacht beginnt es ordentlich zu winden, so dass ich wieder nicht so gut schlafe. Aber ich bin sehr froh, dass das Handyladeproblem gelöst ist und es meiner Hüfte immer besser geht. Auch das Knie hat sich nach der kurzen Episode nicht mehr negativ bemerkbar gemacht! Alles wird gut!

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          • 27
                                                                                          • Privat


                                                                                          #45
                                                                                          Blauen Belchen Ballons

                                                                                          Guten Morgen Bergahorn,

                                                                                          gut dass sich deine Gelenke wieder eingelaufen haben!

                                                                                          Danke für den detaillierten Bericht, bei dem ich/wir in Erinnerungen schwelgen,

                                                                                          badeten wir damals im Nonnenmattweiher....

                                                                                          Die Bedeutung der Belchen, Blauen und Ballons in den Vogesen kennst du.....

                                                                                          (Hüft/Knieprobleme---sanftes Anlaufen hilft meist, inzwischen laufen wir mit Stöcken um besonders das Absteigen zu dämpfen)

                                                                                          Ich freue mich auf die Fortsetzung!

                                                                                          Knuttchen

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            Erfahren
                                                                                            • 13.04.2019
                                                                                            • 441
                                                                                            • Privat


                                                                                            #46
                                                                                            AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                                                                            Hallo Knuttchen,

                                                                                            das Baden im Nonnenmattweiher fiel mangels Badezeug aus, es war dort auch ziemlich viel los... aber einsam in Morgen- oder Abendstunden stelle ich es mir ganz wunderbar vor!

                                                                                            Du meinst das sog. "Belchen-System" (https://de.wikipedia.org/wiki/Belchen-System), oder? Ja, war mir so einigermaßen bekannt, über ein "Blauen-System" habe ich aber nichts Detaillierteres gefunden. Schon interessant, was so alles an Themen quasi am Wegesrand auftaucht.

                                                                                            Stöcke hatte ich übrigens dabei, bei schwerem Gepäck sind die schon fein, finde ich.

                                                                                            Die Fortsetzung kommt demnächst, bis dahin kannst du die Vorfreude genießen!

                                                                                            Gruß, Bergahorn

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              Erfahren
                                                                                              • 13.04.2019
                                                                                              • 441
                                                                                              • Privat


                                                                                              #47
                                                                                              AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                                                                              25. 6. 20

                                                                                              Sirnitz 1114m – Köhlgarten 1224m – Rauhkopf 1071m – Meierskopf 1071m – Stockberg 1074m – Blauen 1165m

                                                                                              Ich wache früh auf, der Wind hat nachgelassen, es ist mal wieder ein goldener Morgen.







                                                                                              Nebenwirkungen der Pandemie...

                                                                                              Ich stiefele auf die bis auf ihren Namen unauffällige Sirnitz und dann hinunter zu einem Parkplatz am Sirnitzpass. Hier stehen einige Wohnmobile, ein Mann mit Klorolle aber ohne Schippe in der Hand fragt, wo ich hin wolle und verschwindet im Wald… Ich bewege mich zum Glück in eine andere Richtung, denn nun steht der Köhlgarten auf dem Programm. Ich genieße die morgendliche Stille und Waldeskühle zunächst auf Schotterwegen, später dann auf naturbelassenen kleinen Pfaden.





                                                                                              Auf dem Gipfel erwarten mich ein upgecycletes Kreuz und wenig Aussicht.



                                                                                              Auf dem Rückweg komme ich wieder an der Klemmbachquelle vorbei, die extra für Westwegwandernde schön eingefasst ist.





                                                                                              Allerdings gleicht sie gerade mehr einem Tümpel, da viele Tannenzapfen, Stöckchen und Blätter den Ablauf verstopfen. Ich nehme mein Schippchen und räume das Bächlein erst einmal frei, ehe hier noch ein schützenswertes Biotop entsteht und man kein Trinkwasser mehr zapfen darf. Dann fülle ich Wasser auf, nutze die Gelegenheit für etwas Körperpflege und spüle das total verschwitze, mit Salz dekorierte Merino-Shirt durch. Die Riemen vom Deckelfach des Rucksacks durch Hals- und Armlöcher gefädelt, kann es - verliersicher am Rucksack hängend - hoffentlich schnell in der Sonne trocknen.
                                                                                              Nach dieser Erdbau- und Haushaltspause geht es oberhalb des Klemmbachs das Tal hinunter, bis ich wieder dem Westweg folgen kann. Nach einem kurzen Abstecher auf den Rauhkopf folge ich diesem Klassiker unter den Wanderwegen noch ein ganzes Stück weiter und oh Wunder, hier ist er mal richtig schön, ich bin ganz begeistert!









                                                                                              An einer Kreuzung verabschiede ich mich dann zugunsten des Besuchs des Meierskopfs erst einmal von ihm. Auf breiten, aber immerhin mit grasigem Mittelstreifen versehenem Weg laufe ich sanft ansteigend dem Gipfel entgegen.



                                                                                              Es ist wunderbar still, ich höre weder Straße noch Waldarbeiter, nur Vögel und Insektengesumm. In einer Pfütze regt sich junges Leben, da drücke ich mal die Daumen, dass sie nicht schneller austrocket als sich die Kaulquappen in Frösche oder Kröten verwandeln!



                                                                                              Oben gibt es richtig viele Blaubeeren, die aber leider noch ziemlich sauer sind. „Gib ihnen noch ein paar südlichere Tage...“ verfremde ich Rilke in Gedanken.



                                                                                              Im Matsch finde ich große Pfotenabdrücke, aber leider keine richtige Fährte, so bleibt die Frage, ob Hund oder Wolf, offen. Ich würde ja so gerne mal eine Wolfsfährte oder vielleicht sogar (mit entsprechendem Abstand) einen Wolf sehen!
                                                                                              Auf dem Rückweg mache ich Mittagspause, auch hier von vielerlei Insekten umflogen. Ein Käfer landet sogar in meiner Oatcakes-Box. Von denen gebe ich aber nichts ab, deshalb befördere ich ihn umgehend wieder an die frische Luft!
                                                                                              Bald danach darf ich ein weiteres schönes Stück Westweg genießen, es geht auf kleinem Pfad ziemlich lange „auf einer Höhenlinie entlang“ an steilem Hang entlang.



                                                                                              Habe ich schon einmal zum Ausdruck gebracht, dass ich solche Pfade liebe?

                                                                                              Ich merke so langsam, dass die Füße platt werden und lasse mich mangels Sitzgelegenheit einfach am Weg nieder. Als ein paar Mountainbiker angeradelt kommen, nehme ich schnellstens die Stöcke zur Seite, die quer über dem Pfad lagen. Man bedankt sich!



                                                                                              Ich bin den Baum nicht hinaufgeklettert!

                                                                                              Dieses Traumstückchen endet an einer Straße, nach deren Überquerung der Stockberg auf dem Programm steht. Der Anstieg stellt sich als anspruchsvoll heraus, da der in meinen Karten eingezeichnete Weg leider total zugewachsen ist. Ich finde die Andeutung eines alten Pfades und folge ihm gewissermaßen in historisch informierter Wanderpraxis. Die klappt sogar ganz gut, bis ich auf einen wieder sehr zugewachsenen Weg komme und eine Weile suchen muss, wo der alte Pfad weitergeht. Die letzten Meter sind dann aber gut ausgetreten. Hier oben stand wohl einmal die Stockburg, deren Überreste allerdings für alternative Bauwerke mit extrem atmungsaktiven Wänden und Dach verwendet wurden.



                                                                                              Ich ruhe gründlich aus, bis mich das Gewusel und Gesumme verschiedenster Insekten dann doch weitertreibt. Hinunter folge ich einem anderen Weg, der nur einmal kurz etwas zugewachsen, ansonsten aber wunderbar zu gehen ist. Nach ein paar Metern fällt mir ein, dass ich vergessen habe, das Täfelchen-Foto zu machen. Oh je, ich werde echt schusselig! Ich hole es direkt wo ich bin nach, denn ich habe keine Lust, deshalb wieder den Berg hinaufzuschnaufen! Hauptsache, ich war oben!





                                                                                              Ausblick in die sommerlich karierte Rheinebene

                                                                                              Dem Blauen nähere ich mich in der Hitze langsam und stetig und fantasiere dabei von einem dekadent großen Schwarzwald-Eisbecher… Oben genieße ich dann den Ausblick und leichten Wind auf dem Turm. Ein Gewinn meines Projektes ist ja, dass ich mich nun relativ gut orientieren kann und viele Berge erkenne.



                                                                                              Hier ist nur wenig Betrieb, was auch daran liegen mag, dass Hotel und Kiosk geschlossen haben.



                                                                                              Mit dem Eisbecher wird es also leider nichts! Nicht nur deshalb bleibe ich nicht so lange. Ein paar picknickende Jugendliche beschallen mit Dudelmusik die Gegend, was ich gar nicht ausstehen kann.
                                                                                              Westwegwanderer dürfen jetzt nach Kandern absteigen, ich verlasse diese Route aber wieder, da ich noch zwei Tausender auf dem Programm stehen habe und steige hinab nach Marzell. Als ich eine kurze Schnaufpause mache, lässt sich eine goldgelbe Fliege mit hellgrünen Augen auf meinem Bein nieder, die ich durchaus extravagant finde.



                                                                                              An einer im Forum intensiv diskutierten Art von Wasserquelle fülle ich meine Vorräte auf und verlasse den Ort in Richtung Hochwildsberg. Ich spüre meine Beine sehr gut, stapfe also sehr gemächlich den Berg hinauf.



                                                                                              Rückblick auf den Blauen

                                                                                              Das Tal wird leider immer wieder durch Motorräder beschallt, eine echte Zumutung für die Anwohner, die das wohl den ganzen Sommer ertragen müssen!
                                                                                              An einer Wegkreuzung steht eine riesige Hütte, die scheint mir allerdings privat zu sein.



                                                                                              Heute beende ich den Wandertag etwas früher und bin auch zu faul, noch eine Fotorunde zu drehen. Dafür fällt das Abendessen üppiger aus! Ob ich deshalb besonders gut schlafe?

                                                                                              26. 6. 20

                                                                                              Hohwildsberg 1084m – Wildsberg 1018m

                                                                                              Heute wird es im Wesentlichen hinuntergehen und ich gönne mir morgens, noch eine Zeit lang genüsslich liegen zu bleiben. Zu spät will ich aber auch nicht starten, da es heute gegen Mittag regnen soll. Beim Aufstehen entdecke ich dann leider zwei Zecken, die mich erwischt haben, dabei hatte ich mich gestern noch so gründlich abgesucht. Die eine lässt sich ohne Probleme entfernen, bei der anderen bleibt leider ein Restchen in der Haut stecken. Das muss dann halt zu Hause „operiert“ werden… Diese fiesen Viecher, die sind doch nur für Borrelien und FSME-Viren nützlich, und wer braucht die schon???
                                                                                              Ich gehe nun mit den in die Socken gesteckten Hosenbeinen los und hoffe, so weiteren Zecken zu entkommen.



                                                                                              Hübsch, aber ein Zeckenparadies...

                                                                                              Der Hohwildsberg ist schnell gefunden, dann laufe ich mit ein bisschen Hin- und Her durch hübsche grasige Wege hinunter zur Hütte „Am Gleichen“. Ich amüsiere mich darüber, dass die Hütte angeblich am einen Ende auf 948 m, am anderen auf 946 m steht, wenn man den Schildern, die an ihr angebracht sind, Glauben schenken darf. Eigentlich sieht sie gar nicht so schief aus!



                                                                                              Es gibt eine richtige Feuerstelle, die ich aber nicht in Betrieb nehme sowie Bänke und Tische. „Jetzt wird gefrühstückt! Jedes Ding hat seine Zeit!“ denke ich.
                                                                                              Mittlerweile hat es sich gut zugezogen und als es in der Ferne zu Grummeln anfängt, mache ich mich mal lieber auf zum Wildsberg, dem letzten Tausender dieser Tour. Auf einem Forstweg noch ganz gemütlich, dann aber querwaldein sehr steil nehme ich die Höhenmeter unter die Füße. Auf dem Gipfel steht ein bemoostes Hinkelsteinchen und im Laub liegt ein angerostetes Messer. Es war also schon jemand hier, allerdings ist das wohl schon eine Weile her.



                                                                                              Das Grummeln hat nicht nur zugenommen, sondern ist deutlich näher gekommen, so verabschiede ich mich hier schnell und mache mich an den finalen Abstieg.
                                                                                              Als ich aus dem Wald herauskomme habe ich einen Blick bis zum Zeller Blauen, dem ersten Tausender dieser Tour. Das gefällt mir richtig gut, so schließt sich der Kreis! Auf einem Feldweg komme ich nach Wambach, einem kleinen Dörfchen oder eher Weiler, das wohl noch nicht in die Schwarzwaldvermarktung aufgenommen wurde. Ich amüsiere mich darüber, dass die Idylle mit Linde in der Dorfmitte durch zwei Mülltonnen gebrochen wird. Tja, hier wird halt ganz normal gelebt!



                                                                                              Sehr pragmatisch liegen zwei Bürsten am Dorfbrunnen, die ich aber zum Glück beide nicht brauche. Ich finde es hier jedenfalls insgesamt sehr nett, verlasse diesen Ort aber trotzdem und trudele mehr vor mich hin dösend als denkend, weiter hinunter.





                                                                                              Dabei verpasse ich dann gleich mal eine Abzweigung, was mir aber erst viel zu spät klar wird. Dann fängt es noch an zu regnen. Also Regenschirm an den Rucksack montiert und die Hosenbeine abgeschnallt, denn die müssen ja nicht nass werden, zudem sind keine Wiesenwege mehr zu erwarten. Und wer krabbelt da ganz ungeniert mein Schienenbein hinauf? Eine Zecke, die jetzt allerdings umgehend ihren Lebensabend hinter sich bringen muss…
                                                                                              Ich lande an der Straße, inspiziere ein Stück weiter den Busfahrplan, der aber keine Alternative bietet und kann dann zum Glück bald in eine Nebenstraße abbiegen. Hier hält ein SUV neben mir, die Scheibe geht herunter, ein Mann fragt freundlich: „Mitfahre?“ Ich schüttele den Kopf:„Danke!“ Kurzes „Tschüss!“ und er fährt weiter, während die Scheibe wieder hochgeht. Von solch effektiver und zeitsparender Kommunikation könnte sich so manch schwadronierender Mitmensch eine Scheibe abschneiden!
                                                                                              Ich kann nach ein paar Metern auf einen Wanderweg abbiegen, der ungefähr parallel zur Straße das Tal hinunterführt. Zur Linken liegt ein Weiher, der aber gar nicht zum Schwimmen einlädt, ich vermute, er dient zur Fischzucht. Danach muss ich direkt noch einmal hinauf, was mit der Einstellung „Es geht ja jetzt eigentlich nur noch runter!“ bekanntlich ein wenig schwer fällt.



                                                                                              Mittlerweile hat es aufgehört zu regnen, die Sonne kommt heraus, so bekomme ich nun ein Dampfbad gratis, obwohl ich es eigentlich gar nicht so dringend bräuchte! Dabei begleitet mich Baustellenlärm, ich kann aber zunächst nicht orten, wo er herkommt, bis mein Blick auf einen Steinbruch auf der gegenüberliegenden Talseite fällt.



                                                                                              Ich lande wieder auf einer Straße, der Weg, der nach ein paar Metern abzweigen soll und den beide Karten anbieten, existiert nicht. Nun ja, hier kommt selten ein Auto vorbei, so gibt es halt noch ein paar Asphaltkilometer bis nach Tegernau. Vor dem Gemeindeamt finde ich mein Auto unversehrt, packe den Rucksack hinein, freue mich, die luftigen Sandalen anzuziehen und bin dann bald weg. Auf der Autofahrt gibt es noch den einen oder anderen kräftigen Schauer, der mir nun aber nichts mehr anhaben kann! Das war gutes Timing!

                                                                                              Kommentar


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                                                                                                Erfahren
                                                                                                • 13.04.2019
                                                                                                • 441
                                                                                                • Privat


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                                                                                                AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                                                                                9.9. 2020

                                                                                                Katzenkopf 1123 m – Dreifürstenstein 1153 m – Obergrind 1091m – Hornisgrinde 1164m – Kleine Grinde 1135m – Hundsrücken 1081m – Bettelmannskopf 1023m – Hochkopf 1039m – Pfrimmackerkopf 1035m – Murkopf 1003m


                                                                                                Eigentlich bin ich nach den letzten Touren ein wenig „tausendersammelmüde“, doch für eine entspannten Tagestour im Nordschwarzwald allemal motiviert genug. Mir hatte vorgeschwebt, sie zur Heideblüte zu machen, doch irgendwie kam dann immer etwas dazwischen, so dass ich knapp zu spät dran bin. Die Frage, ob die Heide nun verblüht oder doch eher vertrocknet ist, kann ich leider nicht klären, bin halt keine „Heidologin“. Egal, der blaue Himmel und der warme Septembertag mit dem herrlichem Licht entschädigten mich reichlich!
                                                                                                Mit dem Auto fahre ich zum Hundseck und werde dort in den Bus zum Mummelsee steigen und dann wieder zum Auto zurücklaufen. Der erste Bus fährt 10.03 Uhr, so muss ich nicht allzu zeitig aus den Federn. Ich komme relativ gut durch und habe dann noch Zeit beim Warten verschiedene Leute am Parkplatz zu beobachten. Ein Paar kommt mit Körben aus dem Wald, ob die schon auf Pilzsuche waren? Bald fallen 6 Motorräder ein, die 5-6 Herren (bei einer Person bin ich mir da nicht so sicher) steigen ab und und reinigen gut hörbar ihre Atemwege, um selbige dann mit Nikotin zu verwöhnen... Nach etwas schlauem Herumschwadronieren geht es weiter, natürlich mit entsprechendem „Hochziehen“ – nein, nicht der Nasen… Meine Bewunderung bleibt bei Null.
                                                                                                Nachdem ich eine Weile herumgedöst habe, saust plötzlich ein Hund an mir vorbei und ohne rechts und links zu schauen über die Straße. Darum heißt das hier also Hundseck!
                                                                                                Dann kommt der Bus und bringt mich in 11 Minuten zum Mummelsee. Nach einem Pflichtfoto gehe ich gleich los, um dem mäßigen Gewühle zu entgehen.



                                                                                                Als ich den Asphalt verlassen habe, sind nur noch „echte“ Wanderer unterwegs, schon bald kommen mir auch mutmaßliche Westwegwandernde entgegen. Der Waldweg macht Spaß zu gehen, ich erinnere mich, wie ich hier das letzte Mal (auf dem Seensteig http://https://www.outdoorseiten.net/forum/showthread.php/106554-DE-Schwarzwald-Seensteig-März-2019) bei Schnee und Eis herumgeschlittert bin. Heute ist es weitaus komfortabler, ich finde auch den Abzweig zum Katzenkopf, von dem aus ich schon Weitblick genießen kann.



                                                                                                Weniger schön ist, dass manche Mitbürger auch hier eher LYT (Leave Your Trace) als LNT praktizieren.
                                                                                                Weiter geht es, noch nicht direkt zur Hornisgrinde, sondern ein kurzes Stück durch Wald, dann an landschaftspflegenden Ziegen und der Grindehütte vorbei zum Dreifürstenstein.






                                                                                                Wenn die Weideröschen verblüht sind, ist der Sommer vorbei

                                                                                                Ich habe mich im Vorfeld nicht informiert, was das wohl ist. Als ich an einem eingezäunten Areal mit Sendemast, auf dem der höchste Punkt dieser Ecke der Hochebene zu sein scheint, einen großen Stein mit vier tellerartigen Vertiefungen sehe, erkläre ich ihn trotz des vierten „Tellers“ einfach mal zum Dreifürstenstein und mache das Täfelchenfoto.







                                                                                                Dabei schaut mir ein Mann mit Kugelbauch und offenem Mund staunend zu. Ich werde an belebten Gipfeln bei meinem Tun ja öfter beobachtet, bin deshalb aber noch nie angesprochen worden. Die Hemmschwelle scheint groß zu sein.
                                                                                                Nach ein paar Metern komme ich dann zum echten Dreifürstenstein, der zugegebenermaßen eindrucksvoller als der „Viertellerstein“ ist. Hier haben sich im Laufe der Jahre aber nicht nur Fürsten verewigt…





                                                                                                Danach folge ich wieder ein Stück dem Seensteig am steilen Osthang, den ich bisher auch nur bei tiefem Schnee kenne. Bald gibt es einen Abzweig in Richtung Obergrind, ein hübscher Pfad bringt mich zur Brettlhupferhütte.






                                                                                                Das Herzchen ist verglast!

                                                                                                Danach geht es ein kurzes, aber anspruchsvolles Stück durch „Wildnis“ zum Gipfel. Zwischendurch denke ich, dass es sich in sibirischen Wäldern vielleicht ähnlich anfühlt, sich durch die Pampa zu schlagen, allerdings gibt es dort wohl noch gratis Mücken dazu… Der Gipfel ist zum Glück bis auf Heidelbeergestrüpp frei.





                                                                                                Leider gelingt der Rückweg schlechter, ich bin sehr froh, als ich um einige Kratzer und blaue Flecken an den Beinen reicher, die Hütte wieder erreiche und mache erst einmal eine kleine Pause. Eine Sitzgruppe an einer Eberesche bietet sich dazu an, die Herbststimmung zu genießen. Ich könnte mich an diesen Farben ja immer geradezu besaufen!





                                                                                                Dann raffe ich mich auf und gehe bis zum Dreifürstenstein zurück, um endlich den Weg zur Hornisgrinde einzuschlagen.






                                                                                                Da blüht noch ein Restchen Sommer

                                                                                                Am Bismarckturm ist so viel Betrieb, dass ich auf eine Besteigung verzichte. Was hier wohl am Wochenende los sein mag? Schnell mache ich ein Täfelchenfoto und gehe zunächst auf dem Westweg weiter zur Kleinen Grinde. Der Sendemast, an dem ich vorbeikomme, wird mangels Weitwinkelobjektiv diagonal ins Format gequetscht.



                                                                                                An der Kleinen Grinde ist so wenig los, dass ich mal richtig Pause mache und den Blick u.a. auf den den vorletzten Tausender schweifen lasse.


                                                                                                Messstation mit Täfelchen


                                                                                                Rückblick auf den/die/das Obergrind, Adleraugen können das Hüttendach erklennen

                                                                                                Weiter geht es auf dem Westweg hinunter zum Ochsenstall. Hier mache ich mal wieder einen Abstecher, der Hundsrücken will „gesammelt“ werden. Auf kleinem Pfad leicht bergauf zu einer Hütte, dann weiter in lichtem Wald, bis der Gipfel wieder offen ist, erreiche ich ihn.





                                                                                                Schön ist es hier, ruhig, kein Rummel. Unbekannte Gipfel haben durchaus ihren Charme! Es gibt sogar einen Täfelchenständer! Zu Weihnachten kommen Sterne an Tannenspitzen, ich positioniere an dieses betagte Baumgerippe eben mein Täfelchen! Sieht doch ebenfalls ganz schmuck aus!



                                                                                                Ich muss noch nicht einmal den selben Weg zurück gehen, sondern kann mit einem Ostschlenker, nach dem sich ein leicht nostalgisch anghauchter Blick zu Mehliskopf und in der Ferne zur Badener Höhe und Seekopf eröffnet, wo ich vor knapp einem Jahr mein Projekt begann, wieder auf den Westweg kommen, der mir heute echt schöne Abschnitte bietet! Hier könnte man Werbefotos für diesen Weg machen.




                                                                                                Blick auf die Gipfel meiner ersten Tour


                                                                                                Westwegwerbungsfoto

                                                                                                Ich bin sogar so begeistert, dass ich am Murkopf vorbeilaufe, was ich aber erst nach der ganz furchtbar rummeligen Unterstmatt merke.


                                                                                                Unterstmatt

                                                                                                Der wird dann heute am Ende der Tour noch nachgeholt, jetzt geht es erst einmal auf den Bettelmannskopf. Dafür verlasse ich wieder den Westweg und folge unterhalb einer Hütte einem Forstweg. Die letzten Meter gehen dann wieder querwaldein, sind aber ganz unproblematisch. Sicht gibt es hier keine, trotzdem bleibe ich eine ganze Weile, da ich wohl aus Versehen am Handy etwas verstellt habe. Es dauert, bis ich darauf komme, was, und endlich einen Geburtstagsgruß abschicken kann. Man kann also auch kabellosl auf der Leitung stehen!



                                                                                                Auf dem Rückweg steht unterhalb der Hütte ein amerikanisches Militärjeep am Wegesrand. Filmkulisse? Wohl eher Liebhaberei des Besitzers des Gebäudes, an dem jetzt die Fenster offen stehen.





                                                                                                Der Hochkopf, der nun ansteht, trägt fast Glatze und lädt zu einer Pause ein, bei der ich den Gesprächen von Westwegwandernden, die hier nicht zum ersten Mal aufeinandertreffen, lausche. Ich finde diese lockeren „Wandergemeinschaften“ immer nett, kenne sie v.a. von Hüttentouren in den Alpen. Mein Mitleid erregen allerdings die Wandernden, die mit viel zu klobigen Stiefeln unterwegs sind. Naja, sie mögen vielleicht ihre Gründe haben.







                                                                                                Gemütlich laufe ich auf der Hochfläche zum Pfrimmackerkopf.





                                                                                                Zunächst nehme ich einen Abzweig, den mir mapy.cz anbietet, der aber nicht ganz zum Gipfel führt. Ich möchte dann nicht durch dieses Idyll trampeln, mache hier das Foto und laufe zurück.



                                                                                                Der Abstecher hat sich aber insofern gelohnt, als hier tatsächlich noch ein wenig Heide blüht!



                                                                                                Nach ein paar Metern gibt es dann einen richtig schönen Pfad, der mich doch noch zum Gipfel bringt! Außerdem führt er weiter direkt in den Wald und den Berg hinab. Dank welcher Stürme auch immer eröffnet sich ein schöner Blick ins Bühler Tal.



                                                                                                Nach ganz kurzem Stück auf ollem Schotter genieße ich noch einmal herrlichen Wanderweg und einen letzten Blick auf Mehliskopf und Badener Höhe.



                                                                                                Bald bin ich wieder am Hundseck und fahre mit dem Auto kurz zur Unterstmatt, ich kann den Murkopf ja nicht einfach so unbeachtet stehen lassen.


                                                                                                Nur noch ein paar Meter zum Hundseck

                                                                                                Die letzten Höhenmeter des Tages absolviere ich ganz unspektakulär auf der Skipiste, der Gipfel findet sich dann ein Stück in den Wald hinein.





                                                                                                Hier gibt es sogar noch ein paar vereinzelte Heideblüten, der Aufstieg hat sich also gelohnt! Mir fehlt allerdings die Geduld, mit der Kamera herumzukriechen, so gibt es hier kein Heideblütebeweisfoto. Ich bin ohnehin entschlossen, noch einmal zur Blüte in die Gegend zu kommen und mir dann die Zeit zum Fotografieren zu nehmen. So geht es heute nur noch zum Auto zurück und dann fast ohne Stau nach Mannheim. Es war eine schöne, sehr entspannte Tour, auf der ich das fantastische Septemberlicht intensiv genossen habe!

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  Erfahren
                                                                                                  • 26.06.2015
                                                                                                  • 165
                                                                                                  • Privat


                                                                                                  #49
                                                                                                  AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                                                                                  Beitrag gelöscht
                                                                                                  Zuletzt geändert von Thoronestel; 16.09.2020, 20:57.

                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                    Erfahren
                                                                                                    • 13.04.2019
                                                                                                    • 441
                                                                                                    • Privat


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                                                                                                    AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                                                                                    Ich habe jetzt nicht alles verglichen, aber deine Liste sieht mir sehr nach der Wikipedia-Liste, die ich in meinem allerersten Post erwähnt habe, aus.

                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                      Erfahren
                                                                                                      • 26.06.2015
                                                                                                      • 165
                                                                                                      • Privat


                                                                                                      #51
                                                                                                      AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                                                                                      Zitat von Bergahorn Beitrag anzeigen
                                                                                                      Ich habe jetzt nicht alles verglichen, aber deine Liste sieht mir sehr nach der Wikipedia-Liste, die ich in meinem allerersten Post erwähnt habe, aus.
                                                                                                      das war sie. hab sie jetzt auch wieder gelöscht, wegen platzgründen und so.

                                                                                                      Ich habe dich im ersten Post dann irgendwie falsch verstanden.

                                                                                                      Ich dachte du findest keine Liste mit den über 100 gipfeln. sondern immer nur mit weniger. Also dass welche fehlen. Da dein Anfagspost von 2019 war, dachte ich dass die Liste auf wiki mitlerweile anders aussieht, wie deine damals.

                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                        Erfahren
                                                                                                        • 13.04.2019
                                                                                                        • 441
                                                                                                        • Privat


                                                                                                        #52
                                                                                                        28. - 30. 3. 2021

                                                                                                        „Ich weiß, dass Berge auf mich warten, ...“ Wie oft habe ich in den letzten Wochen diese Worte aus Gerrit Engelkes jung-schwärmerischen Gedicht „Ich will heraus aus dieser Stadt“ in Gedanken zitiert - aber irgendwie fanden der Terminkalender und das Wetter nie zusammen. Nun soll es endlich sein! Ich bastele mir eine Drei-Tage-Tour zusammen, sie ist etwas ambitioniert, aber je nach Schneelage kann ich sie auch gut verkürzen.

                                                                                                        28. 3.2021

                                                                                                        Knöpflesbrunnen 1124m - Hasbacher Höhe 1149m - Lailehöhe 1134m - Hörnle 1187m - Dietschel 1241m

                                                                                                        Moderat früh geht es am ersten Tag der Sommerzeit los, und als ich nach Verlassen der Autobahn auf Freiburg mit Schauinsland & Co zufahre, entringt sich mir wie eigentlich immer ein „Hach!“. Bald ertappe ich mich bei einem frohen Grinsen, ich freue mich einfach so, endlich wieder im Hochschwarzwald unterwegs sein zu können! Nach ordentlicher Kurverei lande ich kurz nach 10 in Todtnau, stelle das Auto ab und suche meinen Ausstieg aus dem Ort und Anstieg zum ersten 1000er dieser Tour, dem Knöpflesbrunnen.
                                                                                                        Das GPS-Signal ist extrem träge, was noch die ganze Tour so bleiben wird. Ich finde aber nicht heraus, ob gerade ein Satellit Urlaub hat, mein Handy alt wird, oder woran das sonst liegen könnte. Also muss mein Gehirn einspringen, früher ging es ja auch nur mit Papierkarten!

                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04398_(1024_x_768).jpg Ansichten: 0 Größe: 175,2 KB ID: 3035271

                                                                                                        Rückblick auf Todtnau

                                                                                                        Nach ein paar Metern Asphalt gehe ich auf nettem Pfad durch den noch unbelaubten Wald hinauf, komme an einem verlassenen Erholungs-Feriendorf vorbei, und höre dabei immer weniger von der Straße und immer mehr vom frühlingshaften Vogelgezwitscher.

                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04399_(1024_x_768).jpg Ansichten: 0 Größe: 145,1 KB ID: 3035272

                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04400_(1024_x_768).jpg Ansichten: 0 Größe: 96,0 KB ID: 3035273

                                                                                                        Dann gibt es mal einen Ausblick auf den Todtnauer Wasserfall und Todtnauberg, bevor ich erste Spuren im Schnee hinterlassen kann. Die Kombination von Schnee, warmer Frühjahrssonne und Laubbäumen lässt mich an Ahornsirup denken – allerdings stehen hier keine passenden Bäume.

                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04403_(1024_x_768).jpg Ansichten: 0 Größe: 111,9 KB ID: 3035274

                                                                                                        Mein stetiges Steigen wird schließlich belohnt, auf dem Knöpflesbrunnen gibt es nicht nur Belchen-, sondern auch Alpenblick. Hier stellt sich dann ein Fotoproblem heraus: Mit meiner selbsttönenden Gleitsichtbrille kann ich im gleißenden Sonnenlicht weder im Display noch durch den Sucher die genauen Werte erkennen, so dass ich mich auf den Automatik-Modus verlassen muss. Wenn ich nicht den Sonnenhut vergessen hätte, wäre die Brille wenigstens nicht ganz so dunkel. Was hilft es, da muss ich jetzt durch!

                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04406a_(1024_x_768).jpg Ansichten: 0 Größe: 87,0 KB ID: 3035275

                                                                                                        Den Alpenblick, den ich an allen Tage genoss, muss man mir jetzt einfach mal glauben!

                                                                                                        Hier oben rastet ein Langläufer, der mutmaßt, es sei wohl seine letzte Tour dieser Saison. Ich genieße den Blick, das Täfelchen kommt endlich wieder zum Einsatz, und dann geht es weiter auf die Hasbacher Höhe. Die ist mal wieder ein bescheidener Waldhubbel, hat aber einiges an Schnee zu bieten. Um ihr etwas mehr Bedeutung zu verleihen, bastele ich mit den Stöcken eine Täfelchen-Installation. Ohne Zweifel künstlerisch wertvoll...

                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20210328_125117_(1024_x_768).jpg Ansichten: 0 Größe: 103,9 KB ID: 3035276

                                                                                                        Die Lailehöhe glänzt mit ein paar bemoosten Steinen am Gipfel und tiefem Schnee beim Hinuntergehen. Gut, dass ich die Gamaschen anhabe!

                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20210328_134902_(1024_x_768).jpg Ansichten: 0 Größe: 155,4 KB ID: 3035277

                                                                                                        Weiter eiere ich durch rutschigen, angetauten Schnee, was auf die Dauer ein wenig nervt und natürlich das Tempo drückt. Hätte ich doch die Schneeschuhe mitnehmen sollen? Diese Frage werde ich mir noch öfter stellen…
                                                                                                        Den breiten Weg teilen sich ganz ohne Gezeter Langläufer und Fußgänger. Ich beobachte, wie unterschiedlich erstere unterwegs sind: Vom gemütlichen Spaziergänger auf Skiern über sich zwar sehr aufwändig bewegende und die Stöcke in alle Richtungen schlenkernde, trotzdem aber eher nicht allzu schnelle Aktionisten, bis zum sich geschmeidig und effektiv bewegenden Sausewind ist alles dabei. Ich gebe mich in der Beobachtung natürlich besonders schlau, habe ich doch das letzte Mal als Kind auf Skiern gestanden, und das waren noch nicht einmal Langlaufbretter… Und was weiß ich, was die Anderen hier über die im rutschigen Schnee watschelnde Wanderin mit dem großen Rucksack denken?
                                                                                                        So komme ich mehr oder weniger elegant voran. An einer freien Bank mit Ausblick auf den Belchen gönne ich mir eine gemütliche Pause, koche Tee und futtere aus meinen Vorräten.

                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04414a_(1024_x_768).jpg Ansichten: 0 Größe: 128,2 KB ID: 3035278

                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04415_(1024_x_768).jpg Ansichten: 0 Größe: 152,3 KB ID: 3035279

                                                                                                        Bald danach stoße ich auf den Westweg, dem ich nun zumindest bis zum Wiedener Eck folgen kann. Vorher steht noch einen Abstecher auf das Hörnle, eine flache Wiesenkuppe, auf dem Programm. Auf dem Weg dorthin höre ich aus einer sumpfigen Senke immer wieder ein kleines Blubbern, eine Art Bonsai-Geysir bemüht sich hier um Größe. Gibt es so etwas jetzt in Island als Souvenir? Leider fange ich das nur unzureichend mit der Kamera ein.

                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04420_(1024_x_768).jpg Ansichten: 0 Größe: 126,0 KB ID: 3035280

                                                                                                        Gemütlich geht es hinab zum Wiedener Eck, wo ich ein bisschen mit mir beratschlage, wie weit ich nun noch laufe, denn die nun folgenden Tausender sind für mein Unterfangen nicht so gut verteilt. Einer ist heute aber noch möglich, also geht es ein Stück weiter auf dem Westweg, der gut gespurt ist. Hier ist es recht frisch, da ich auf der Nordseite unterwegs bin. Wie unpraktisch das ist, wird mir spätestens klar, als ich mich die Skipiste hoch auf den Dietschel kämpfe. Puh, ist das anstrengend, ich denke nicht zum letzten Mal in diesen drei Tagen intensiv an meine Schneeschuhe! Mit denen würde man zwar immer noch ein Stück einsinken, aber eben nicht so tief. Im Moment muss ich halt so hier durch. Das gelingt mir zum Glück und ich stehe in der Abendsonne auf dem Gipfel.

                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                          Erfahren
                                                                                                          • 13.04.2019
                                                                                                          • 441
                                                                                                          • Privat


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                                                                                                          Hohtannen 1249 m – Heidstein 1274 m – Breitnauer Kopf 1121 m – Rübgartenkopf 1214 m – Brenntkopf 1188 m - Rollspitz 1236 m

                                                                                                          Der Morgen empfängt mich mit strahlender Sonne, ich habe gut geschlafen, und kann um kurz vor 8 zum nächsten Gipfel namens Hohtannen streben. Das gelingt dank planierter Wege recht flott, es folgt die Gipfelroutine und schon laufe ich zurück und genauso ungehindert weiter zum Heidstein. Der letzte Aufstieg bietet moderate Stapferei, ich werde mit einem nahezu baumfreien und besonnten Gipfel sowie tollen Blicken belohnt: In der Ferne im Süden die Alpen, direkt „gegenüber“ der Belchen und jenseits der Rheinebene die Vogesen.

                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04431_(1024_x_768).jpg Ansichten: 0 Größe: 106,1 KB ID: 3035287

                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04437_(1024_x_768).jpg Ansichten: 0 Größe: 52,9 KB ID: 3035288

                                                                                                          Dann mache ich mich auf den Weg, um den abseits liegenden Breitnauer Kopf zu erklimmen. Dazu geht es aber erst einmal in gerade Linie den Berg hinunter, wobei ich noch im Wald den Westweg kreuze und später über Weiden bist nach Breitnau hinuntertrudeln kann. Hier gibt es fast keinen Schnee, ich kann also mal richtig schön ungehindert gehen. Tut gut! Die Sonne strahlt zwar schon heftig vom wolkenlosen Himmel, aber noch ist sie mir nicht zu heiß.

                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04439a_(1024_x_768).jpg Ansichten: 0 Größe: 117,8 KB ID: 3035289

                                                                                                          Am Waldrand steige ich gemütlich hinauf, der Gipfel selbst liegt im Wald und ist schnell erledigt. Unweit finde ich eine schöne Stelle, um zu frühstücken. Unter mir segelt ein Rotmilan, ich lasse den Blick über die Rheinebene schweifen, lausche dem Vogelgezwitscher und versuche, ein fernes Motorsägenduett auszublenden.

                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04442a_(1024_x_768).jpg Ansichten: 0 Größe: 51,6 KB ID: 3035290

                                                                                                          Richtung Süden meine ich außer dem nahen Belchen noch den Blauen zu erkennen.

                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04441_(1024_x_768).jpg Ansichten: 0 Größe: 104,1 KB ID: 3035291

                                                                                                          Gestärkt geht es wieder zurück bis zum Westweg, dem ich einmal mehr ein Stück folgen kann. Er erscheint mir hier besonders attraktiv, da in der Karte ein Brunnen eingezeichnet ist, den es zu meiner Freude dann auch wirklich gibt. Ich fülle meine Flaschen auf und wasche mir sogar Gesicht und Hände. Ein junges Pärchen kommt vorbei, er in Trailrunnern und kurzer Hose. Die Schuhauswahl wird er evtl. noch bereuen…

                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04445_(1024_x_768).jpg Ansichten: 0 Größe: 179,7 KB ID: 3035292

                                                                                                          Wohlgelaunt laufe ich weiter bis zur Krinne, danach verliere ich beim Aufstieg zum Rübgarten im tiefen Schnee mehr und mehr die gute Laune. Es ist sooo anstrengend, warum gebe ich mir das? Das ist doch sowieso nur mal wieder so ein völlig unbedeutender Hubbel, der in vielen Karten noch nicht einmal einen Namen hat. Mit Schneeschuhen wäre das hier viiiel besser! Komme mir jetzt keiner mit irgendwelchen pseudophilosophischen Vergleichen, dass man auch im Leben manchmal trotz großer Anstrengung nur langsam vorankommt…! Mir kommt Blahakes berühmter Satz in den Sinn: “Ich bin zu alt für den Sch…!“
                                                                                                          Aber wenn man alleine unterwegs ist, kann man niemand anderen volljammern oder gar die Schuld für die eigene Laune in die Schuhe schieben, so muss ich alleine mit mir klarkommen. Ich versuche, die knatschige Subjektivität gegen sachliche Objektivität zu tauschen und überlege, dass ich die Schneeschuhe auch schon oft hätte auf den Rucksack schnallen müssen. Außerdem hätte ich dann die Bergschuhe anziehen müssen, die keine Leichtgewichte sind. Hmmm, wahrscheinlich nimmt sich das im Endeffekt nichts und wirklich beurteilen kann ich das ohnehin erst am Ende der Tour. Jetzt ist es halt so, wie es ist! Mit diesen Gedanken lasse ich Höhenmeter um Höhenmeter unter mir und stehe schließlich auf dem Gipfel. Euphorie breitet sich nicht aus, aber die hatte ich jetzt auch nicht erwartet.

                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20210329_132231_(1024_x_768).jpg Ansichten: 0 Größe: 84,5 KB ID: 3035293

                                                                                                          Was bin ich froh, als ich nach weiterem Gestapfe, immerhin geht es bergab schneller und der tiefe Schnee ist ja auch recht knieschonend, wieder an der Krinne stehe.
                                                                                                          Eigentlich ist es ja bescheuert, so nahe am Belchen zu sein und ihn auszulassen. Aber zum einen habe ich ihn schon „absolviert“, zum anderen ist da oben eher noch mehr Schnee. Abgesehen davon habe ich wirklich nur drei Tage Zeit. So gehe ich jetzt mal richtig entspannt und ganz tumb auf Asphalt und Forstwegen das Multener Tal hinunter. Es ist so warm, dass ich schon fast die Hosenbeine abzippen möchte. Ich verzichte aber auf noch mehr Aus und An, das reicht mir schon mit den Gamaschen. Bei Untermulten biege ich ab zum Brenntkopf; auf Forstwegen geht es überwiegend ungehindert den Berg hinauf. Nur zum Schluss darf ich wieder stapfen, was die angeschlagene Laune nicht direkt hebt. Hier oben mache ich nun endlich in der Sonne Mittagspause. Danach geht es wieder runter, ich will schlau sein und abkürzen, und folge deshalb einem kleinen Weg, was keine gute Idee ist. So gibt es zu allem Überfluss an diesem Tausender noch ein paar Höhenmeter gratis dazu.
                                                                                                          Beim Anstapf auf den Rollspitz frage ich mich grummelnd, was denn wohl los ist mit mir. Ich habe mich auf die Tour gefreut, es ist super Wetter, die Stapferei ist zwar anstrengend, aber ich bin davon rein physisch nicht kaputt, eigentlich staune ich eher, wie gut es geht. Ist also alles „nur“ mental…
                                                                                                          Auf dem Rollspitz treffen sich verschiedene Wege, ich kann aber Schneeschuhspuren folgen, die mich zuerst zum Rollspitz Hüttle mit Blick auf den Feldberg und dann weiter zum Parkplatz Lückle führen.

                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04452a_(1024_x_768).jpg Ansichten: 0 Größe: 78,2 KB ID: 3035294

                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04453_(1024_x_768).jpg Ansichten: 0 Größe: 96,3 KB ID: 3035295

                                                                                                          Blick zum Feldberg

                                                                                                          Danach trotte ich gemächlich immer weiter hinunter bis zum Wiedener Eck. Der Schnee weicht Matsch, aber ich kann schon den schneefreien und trockenen Weiterweg sehen und freue mich darauf, einfach mal wieder Strecke machen zu können. So genieße ich den die Strecke in der Nachmittagssonne mit Blick auf Wieden. Mit jedem Schritt hebt sich meine Laune, mir fehlte wahrscheinlich dieses einfache, normale Gehen ohne Hindernisse, dessen Wohlfühlfaktor mir jetzt so richtig bewusst wird. Der Weg schlängelt sich am Hang entlang, und natürlich bin ich irgendwann auch wieder im Schnee unterwegs. Aber die gute Laune ist am Ende dieses Wandertages wiederhergestellt, und das ist jetzt die Hauptsache!
                                                                                                          Zuletzt geändert von Bergahorn; 08.04.2021, 19:08.

                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                            Erfahren
                                                                                                            • 13.04.2019
                                                                                                            • 441
                                                                                                            • Privat


                                                                                                            #54
                                                                                                            30.3.2021

                                                                                                            Horn 1231 m – Gaisköpfle 1136 m – Spechtboden 1139 m

                                                                                                            Ein bisschen dauert es, ehe ich mich heute morgen erhebe, schmunzele ich doch noch einem etwas verückten Traum hinterher. Erstaunlich, was mein Gehirn da so alles ineinander püriert hat! Dann starte ich kurz vor acht zum Abschlusstag dieser Tour, an dem ich mich ein wenig der Entdeckung der Langsamkeit widmen will. Der Himmel ist heute absolut wolkenlos, es wird also wieder so warm werden, dass ich herumbummeln kann, ohne zu frieren. Ein bisschen merke ich in den Beinen, dass gestern ein anstrengender Tag war.
                                                                                                            Schon nach ein paar Metern zapfe ich an einem Brunnen Frühstückswasser. So gesichert, aber auch beschwert, geht es stetig leicht hinauf, bis ich am „Pass“ bin und kurz darauf auf Muggenbrunn schauen kann. Dieser Ortsname klingt ja für Musiker – gerade in Corona-Zeiten – höchst verheißungsvoll, ich fürchte aber, dass mit Muggen in diesem Fall leider nur Mücken gemeint sind.
                                                                                                            Nach ein paar Metern abwärts gibt es linker Hand einen idealen Frühstücksplatz, dem ich dann zu genau dieser Nutzung verhelfe.

                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                            Heute ist Genießen angesagt, deshalb fange ich am besten gleich einmal damit an! Mir geht’s gut, die Sonne scheint, über mir im Baum zwitschert ein Vöglein aus Leibeskräften, mein Proviant schmeckt mir, die Maulelaune von gestern ist vorbei! Gegenüber sehe ich den Heuberg, den ich im letzten Jahr schon gezählt habe, weiter „rechts“ ist heute das Horn dran.

                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                            Bald darauf bin ich im Schatten mit entsprechend viel Schnee unterwegs. Hier ist es so kühl, dass ich trotz klarem Aufwärtstrend des Weges meine Jacke wieder anziehe. Ich umrunde den Berg etwas und komme in die Sonne, so dass ich die Jacke schon wieder ausziehen kann…
                                                                                                            Ein Insektenhotel am Weg lässt mich ins Grübeln kommen: Braucht man das im Wirtschaftswald, weil es kein Totholz mehr gibt? Ich hoffe mal, dass es eher zu Touristeninformation hier steht.

                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3035311

                                                                                                            Nach einem Stück retour lande ich auf einem wunderschönen Touristenpfad am Waldrand, der mit zwei Sonnenliegen - nicht so superbequem, wie ich feststelle - , einem „Sprungbrett“ - wozu auch immer - , dem kleinen „Hornshittli“ und einer pädagogisch wertvollen Buchstabendrehanlage, an der ein Witzbold ein interessante Delikatesse erfunden hat, bereichert ist.

                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3035313

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Name: DSC04478_(1024_x_768).jpg
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ID: 3035314

                                                                                                            Da ich ja heute die Langsamkeit entdecken will, begutachte ich diese Attraktionen in aller Ruhe und genieße den Blick über Todtnauberg und auf die gegenüber liegenden Gipfel, die heute noch dran sind.

                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC04477_(1024_x_768).jpg
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ID: 3035315

                                                                                                            Vorbei an Tennis- und Fußballplatz komme ich zum Parkplatz Radschert. Hier gibt es so viele Wege, dass ich tatsächlich ein bisschen brauche, bis ich mich richtig eingefädelt habe und an der Jugendherberge, an der ich nostalgischen Gedanken an eine lang zurückliegende Tour nachhänge, vorbei nun auf dem Martin-Heidegger-Rundweg Richtung Ortsteil Rütte laufe. Der Herr ist mir ja wenig sympathisch und ich weiß nicht so recht, wie ich es finde, dass man ihn „touristisch nutzt“. Er besaß hier eine kleine Hütte, und ich muss zugeben, dass ich gut verstehen kann, dass es ihm in dieser Gegend gefallen hat. Habe ich doch auch schon ein wenig herumgeträumt, wie nett es wäre, hier so einen Rückzugsort zu haben. Allein die Anfahrt wäre dann doch etwas weit und ich vermute, dass hier ohne Corona-Bestimmungen weitaus mehr Rummel herrscht. Letztlich muss man sich um so eine Hütte ja auch dauernd kümmern...also besser nicht!
                                                                                                            Auf andere Gedanken bringt mich eine Gassigängerin mit ihrem noch jungen Appenzeller Sennhund, der aber schon ganz super gehorcht. Da fällt mir doch gleich agricolinas Coco ein, der es hier sicher gut gefallen würde. Mittlerweile bin ich im U um Todtnauberg gelaufen, habe es also quasi „u-mrundet“, und bin sehr froh, als ich an der Berger Höhe wieder in den Schatten komme. Nun steht das Gaisköpfle an, das in den Karten meiner Ansicht nach völlig willkürlich auf dem sich abwärts ziehenden Bergrücken eingezeichnet ist. Also bitte, das ist doch kein Gipfel, ich werde jetzt sicher nicht zu irgendeinem beliebigen Punkt im Wald hinunterlaufen! So verlege ich es auf den tatsächlichen Gipfel am Skilift und bestimme mittels Karte und GPS (das aber sehr am Schwanken ist…) die Höhe auf 1136m, also genau 100m höher als das Gaisköpfle in der Karte steht. Passt schon!

                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: 20210330_124941_(1024_x_768).jpg
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ID: 3035316

                                                                                                            Zurück geht es zur Berger Höhe, dann weiter zum letzten Tausender dieser Tour, dem Spechtsboden. Erst spaziere ich gemächlich im Schlackerschnee auf Forstwegen hinab, dann bietet der Aufstieg ein finales Stapferlebnis in der prallen Mittagssonne. Das schaffe ich jetzt auch noch! Der Gipfel ist halt ganz oben, weiter ist dazu nichts zu sagen.

                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: 20210330_133448_(1024_x_768).jpg
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ID: 3035317

                                                                                                            Ich verschwinde auch relativ schnell wieder, um mir nicht noch einen Sonnenstich zuzulegen. Es ist direkt gut, dass der Schnee für Fußkühlung sorgt!
                                                                                                            Als ich zum dritten Mal an der Berger Höhe ankomme, mache ich endlich Bummelpause, eine Bank unter einer Fichte lädt mit Halbschatten dazu ein. Kulinarisch wird es jetzt nicht besonders interessant und so richtig Hunger habe ich, wie auf der ganzen Tour schon, eigentlich nicht. Ich futtere aber auch jetzt ganz brav etwas, da die Coronaspeck-Fettverbrennung alleine wahrscheinlich auch nicht ausreichen würde. Testen will ich das jedenfalls nicht! Außerdem entledige ich mich der Schuhe, Plastiktüten und Socken. An diesen drei Tagen habe ich mit den Lagen ein wenig herumexperimentiert. Ergebnis: Sealskins müssen her, denn obwohl ich die Plastiktüten mittels Bügeleisen etwas fußgerechter geformt habe, verrutschen sie dann doch immer zu sehr. Na gut, so weiß ich das jetzt wenigstens! Schuhe und Socken dürfen nun in der Sonne trocknen, die aufgeweicht-schrumpeligen Füße strecke ich ins Gras, obwohl hier einige Ameisen emsig herumkrabbeln. Sie machen aber immer kehrt, wenn sie auf meine Käsequanten treffen. Kann ich direkt verstehen! Schließlich strecke ich mich noch auf der Bank aus und schaue durch die Zweige in den Himmel. Das Leben ist schön und so ein Bummeltag tut mir auch mal gut!

                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: 20210330_145926_(1024_x_768).jpg
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Größe: 292,6 KB
ID: 3035318

                                                                                                            Ein mir unbekannter Schmetterling gaukelt durch die Luft, so ganz genau kann ich die Zeichnung nicht erkennen, aber späteren Recherchen nach müsste es ein Trauermantel gewesen sein. Als die Socken nahezu trocken und die Füße gänzlich entschrumpelt sind, geht es weiter. Ich bin optimistisch und verzichte nun auf die Plastiktüten, obwohl es jetzt noch ein Stück über eine Wiese durch Schnee hinuntergeht. Das gelingt ohne weitere Fußwäsche, auf Asphalt laufe ich steil durch den Ortsteil Ennerbach hinunter, bis ich auf der Schwimmbadstraße gemächlich in Richtung Todtnauer Wasserfall strebe. Am Beginn der den Wasserfall begleitenden Wege studiere ich eine Tafel, auf der drei Möglichkeiten vorgestellt werden: Ein Weg rechts, ein Weg links und ein Steig sehr nah am Wasser, den man aber nur mit Sicherung gehen soll. Nun ja, dann verzichte ich heute mal besser auf Letzteren. Wie sich herausstellt, gibt es aber nur einen Weg, der im Zickzack über verschiedene Brücken ein richtig tolles Wasserfallerlebnis möglich macht. Selbst wenn ich noch mit der Entscheidung zur Abkürzung der Tour hadern würde, so wäre ich jetzt versöhnt! Zunächst sprudelt der Stübenbach zwar laut, aber noch moderat dahin, bis die erste Stufe kommt. Die ist auch noch ganz nett, ich zücke aber schon die Kamera, denn hier ist es schattig genug, dass ich mich endlich vom Automatikmodus verabschieden kann.

                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC04485_(1024_x_768).jpg
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ID: 3035319

                                                                                                            Dann stürzt der nächste Fall in die Sonne, so dass ich mich an einem kleinen Regenbogen erfreuen kann.

                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC04487_(1024_x_768).jpg
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ID: 3035320

                                                                                                            Als ich im Weitergehen denke, dass ich wohl Glück habe, an einem Wochentag hier zu sein, treffe ich auf mehr und mehr Leute. Von einem Seitenweg kommend, überholt mich beim Fotografieren ein verliebtes junges Pärchen. Sie hat sich zur Vorbereitung wohl unter einen Parfümwasserfall gestellt, jedenfalls grenzt die daraus resultierende Duftwolke schon an Körperverletzung. Mir verschlägt es den Atem und ich bestaune ihren Liebsten, dass er nicht nach Luft ringt! Ich will ja ganz und gar nicht bestreiten, dass ich inzwischen nicht auch ein olfaktorisches Erlebnis bin, aber diesen Radius erreiche ich mit Sicherheit nicht! Dankenswerterweise lassen sich die beiden dann aber am Wegesrand nieder, so dass wir uns im Folgenden nicht mehr nahe kommen müssen und ich mich frei atmend nun dem großen Wasserfall zuwenden kann. Wie ich finde, kommt da einiges an Wasser herunter, ich habe nach dem ganzen Gestapfe auch eine Idee, woher diese Mengen kommen...

                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC04508_(1024_x_768).jpg
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ID: 3035321

                                                                                                            Das war jetzt noch ein richtig tolles Highlight zum Abschluss dieser Tour! Als ich mich weiter von den Wasserfällen entferne, wird es erst ruhiger, dann habe ich so einiges von der Straße. Nun ja, es geht zurück und ich werde nachher auch hier hochfahren. Schließlich lande ich wieder wohlbehalten am Auto, ziehe leichtere Schuhe an, besorge mir noch ein Glas Joghurt, das ich dann ohne weiteres auf einmal auslöffele und nehme die preiswertere Tankstelle im Ort in Anspruch. Als die Angestelle beim Bezahlen etwas fragt und ich „Wie bitte?“ nachhake, wiederholt sie die Frage auf so nette Art in sehr deutlichem Hochdeutsch: „Brauchen sie den Bon?“, dass ich lachen muss und mich für die Übersetzung bedanke.
                                                                                                            Im saunaartig temperierten Auto fahre ich nun zurück. Irgendwie finde ich es immer nett, wenn ich noch ein bisschen durch den Schwarzwald kurve, bevor es dann viel zu bald auf die Autobahn geht.
                                                                                                            Insgesamt war die Tour sehr schön, auch wenn ich am zweiten Tag teilweise so maulig drauf war. Dass die Schneeschuhe zu Hause blieben, war insgesamt gesehen die richtige Entscheidung, ich hätte in den schweren Bergschuhen und mit 1,6 kg mehr auf dem Buckel mindestens genauso geschimpft wie bei der Stapferei! Dumm war, dass ich nicht nur den Sonnenhut, sondern auch die Sonnencreme vergessen habe. Nachdem ich die ersten beiden Tage nicht ungesund errötet war, habe ich am dritten nicht mehr darüber nachgedacht und mir eine ziemlich rote Birne zugelegt. Nächstes Mal bin ich hoffentlich weniger schusselig!

                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                              Freak

                                                                                                              Liebt das Forum
                                                                                                              • 15.02.2011
                                                                                                              • 13729
                                                                                                              • Privat


                                                                                                              #55
                                                                                                              Muggenbrunn hat wenn überhaupt nicht mit Mücken sondern mit Fliegen zu tun, Mücken wären ja Schnooge; wohl eher aber mit dem (Silber) Bergbau. Ein Muotære oder Muoter (Koseform Mucco) war jemand, der um eine Bergbaubewilligung ansuchte.
                                                                                                              Du brauchst also keine Angst zu haben, vollkommen zerstochen zu werden, falls Du im Sommer wieder kommst.
                                                                                                              http://www.koeblergerhard.de/wikilin...=mhd&page=2725

                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                Erfahren
                                                                                                                • 13.04.2019
                                                                                                                • 441
                                                                                                                • Privat


                                                                                                                #56
                                                                                                                Interessant. Ich habe darauf mal selbst gegooglet und das hier gefunden:
                                                                                                                http://bz-ticket.de/warum-heisst-mug...-49336349.html
                                                                                                                Mit den Mücken lag ich also nicht völlig falsch, auch wenn badische Mücken Fliegen sind. Vor Mücken habe ich übrigens noch weniger Angst als vor Schwarzwaldwölfen!

                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                  Vorstand
                                                                                                                  Fuchs
                                                                                                                  • 18.06.2014
                                                                                                                  • 1591
                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                  #57
                                                                                                                  Zitat von Bergahorn Beitrag anzeigen
                                                                                                                  …Den breiten Weg teilen sich ganz ohne Gezeter Langläufer und Fußgänger.
                                                                                                                  Während am selben Wochenende am Seibelseckle eine pingelige Langläuferin mal wieder höflich aber völlig erfolglos versucht hat, den Spaziergängern den Unterschied zwischen einem Wanderweg und einer Skatingloipe zu erklären! 🤭
                                                                                                                  Ein wieder mal wundervolles Werk, liebe Bergahorn, textlich wie bildlich. Und Deine Installation mit Täfelchen und Trekkingstöcken sehen wir bestimmt bald auf der documenta.

                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                    Freak
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                                                                                                                    Liebt das Forum
                                                                                                                    • 24.01.2011
                                                                                                                    • 12505
                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                    Weiter gehts, sehr schön!

                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                      Erfahren
                                                                                                                      • 13.04.2019
                                                                                                                      • 441
                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                      Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                                                                                                      Während am selben Wochenende am Seibelseckle eine pingelige Langläuferin mal wieder höflich aber völlig erfolglos versucht hat, den Spaziergängern den Unterschied zwischen einem Wanderweg und einer Skatingloipe zu erklären! 🤭
                                                                                                                      Ein wieder mal wundervolles Werk, liebe Bergahorn, textlich wie bildlich. Und Deine Installation mit Täfelchen und Trekkingstöcken sehen wir bestimmt bald auf der documenta.
                                                                                                                      Kann es sein, dass ich die pingelige Langläuferin persönlich kenne? Als FußgängerIn hat man es aber rund ums Seibelseckle im Winter echt schwer: Entweder sind die Wanderwege wegen des Nationalparks gesperrt oder eben zu Loipen mutiert... Von daher kann ich das (absichtliche?) Unverständnis schon ein bisschen nachvollziehen.
                                                                                                                      Danke für das Kompliment! Ob es mit der documenta etwas wird, wage ich aber zu bezweifeln.

                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                        Erfahren
                                                                                                                        • 13.04.2019
                                                                                                                        • 441
                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                        Zitat von ronaldo Beitrag anzeigen
                                                                                                                        Weiter gehts, sehr schön!
                                                                                                                        Dankeschön, das motiviert! Hatte ich mich doch beim Schreiben schon gefragt, ob die Tausender, die gefühlt immer mehr werden, nicht mit der Zeit etwas langweilig werden.

                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                          Freak

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                                                                                                                          • 15.02.2011
                                                                                                                          • 13729
                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                          Nein, das wird definitiv nicht langweilig.

                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                            Freak

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                                                                                                                            • 43828
                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                            Zitat von LihofDirk Beitrag anzeigen
                                                                                                                            Nein, das wird definitiv nicht langweilig.
                                                                                                                            Sehe ich auch so :-) und warte gespannt auf die weitere Fortsetzung und freu mich.

                                                                                                                            Hast Du eigentlich den track immer mit aufgezeichnet? So dafür, wenn man auch mal damit loslegen wollen würde?

                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                              Erfahren
                                                                                                                              • 13.04.2019
                                                                                                                              • 441
                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                              Zitat von lina Beitrag anzeigen

                                                                                                                              Hast Du eigentlich den track immer mit aufgezeichnet? So dafür, wenn man auch mal damit loslegen wollen würde?
                                                                                                                              Nee, so neumodisches Zeug wie Track aufzeichnen mache ich nicht. Im Ernst, ich habe mir mal Orux runtergeladen, finde das aber eher nicht so intuitiv und war bisher zu faul, um mich mal richtig damit zu befassen.
                                                                                                                              Ehrlich gestanden würde ich das Projekt auch nicht wirklich zur Nachahmung empfehlen, viele Tausender kann man sich getrost sparen!

                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                • 24.01.2011
                                                                                                                                • 12505
                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                Dankeschön, das motiviert! Hatte ich mich doch beim Schreiben schon gefragt, ob die Tausender, die gefühlt immer mehr werden, nicht mit der Zeit etwas langweilig werden.
                                                                                                                                Nene, keineswegs!
                                                                                                                                Hatte mir sogar letztes Jahr deine Tour zum Vorbild genommen, wollte alle 2.000er der Fränkischen Alp erklimmen. Wurde aber nix... aus Gründen, über die ich jetzt nicht sprechen mag.

                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                                  • 13.04.2019
                                                                                                                                  • 441
                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                  #65
                                                                                                                                  Zitat von ronaldo Beitrag anzeigen


                                                                                                                                  Hatte mir sogar letztes Jahr deine Tour zum Vorbild genommen, wollte alle 2.000er der Fränkischen Alp erklimmen. Wurde aber nix... aus Gründen, über die ich jetzt nicht sprechen mag.
                                                                                                                                  Schade, das wäre das hochinteressant gewesen, da die Fränkische Alp noch ein gänzlich unerschlossenes Gebiet ist. Lauter Erstbegehungen...

                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                                    • 05.05.2016
                                                                                                                                    • 269
                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                    Endlich komme ich wenigstens mal zum Nachlesen (bitte um Nachsicht wegen meines Berichts, es geht irgendwann weiter) - aber vielen, vielen Dank für deine wie immer höchst lesenswerten Gedanken und Schilderungen. Ich versinke knietief im Schnee vor Hochachtung angesichts deines Pensums (und bin irgendwie erleichtert, dass ich da nicht dabei war, wäre ich dir doch nur mühsamst und viel schlechter gelaunt hinterhergeschnauft, wenn überhaupt).
                                                                                                                                    Ich war ja, wie du weißt, zu der Zeit etwas nördlicher unterwegs, und das war schon auf dem Westweg bzw. den anderen Wegen zum Teil sehr mühsam im vielen Restschnee bzw. Schmelzwasser. Da habe ich oft an dich und deine Schneeschuhe gedacht...
                                                                                                                                    Und sich dann noch weglos auf die Tausender kämpfen und herumirren, um die höchsten Tafelpunkte zu ergattern - högschden Reschpeckt, wie uns Bundesjogi sagen würde. Ich bedaure schon, dass dir die Tausender alsbald auszugehen drohen, vielleicht schütten wir dir heimlich noch ein paar Neue auf ...
                                                                                                                                    Das mit den Muggen ist für nicht-Musiker vielleicht erklärungsbedürftig - witzig, bei uns im Schwäbischen würde ich 'Mucke' schreiben. Aber Hauptsache, es kommt was rüber . Danke dir nochmals, auch für die freundliche Erwähnung und Gruß von Coco!

                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                      Freak

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                                                                                                                                      • 43828
                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                      Zitat von Bergahorn Beitrag anzeigen
                                                                                                                                      Ehrlich gestanden würde ich das Projekt auch nicht wirklich zur Nachahmung empfehlen, viele Tausender kann man sich getrost sparen!
                                                                                                                                      Das wäre schade, denn falls Du sie tatsächlich weggelassen hättest, wären uns die Beschreibungen entgangen

                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                        Erfahren
                                                                                                                                        • 13.04.2019
                                                                                                                                        • 441
                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                        @ agricolina: Danke für deine ehrenden Worte! Allerdings solltest du die Hochachtung vielleicht mal ein bisschen auf ein realistisches Maß stutzen, denn das Pensum hielt sich dank der Verkürzung der Tour in Maßen und so richtig weglos war ich eigentlich nicht unterwegs (es gibt meistens viel mehr Wege als auf den Karten). Außerdem ist es ab einer gewissen Schneehöhe unerheblich, ob weglos oder nicht ...
                                                                                                                                        Irgendwelche Patscherei im Schmelzwasser gab es zum Glück nicht, das kann ja auch recht nervig sein!
                                                                                                                                        Meine Schneeschuhe haben an den Tagen sicher oft Schluckauf gehabt, wenn wir beide an sie gedacht haben!
                                                                                                                                        Im Übrigen verbitte ich es mir, Tausender aufzuschütten, v.a. wenn der eigene Reisebericht noch der Fertigstellung harrt!!!

                                                                                                                                        @lina: Danke, ich werde brav weitermachen, dann braucht da sonst niemand mehr hoch! Es gäbe ja auch andere Herausforderungen, z.B. alle Türme des Schwarzwalds zu besteigen, in allen Seen zu baden, Windräder zu sammeln oder was auch immer. Nur falls du irgendetwas derartiges suchst... Oder weiter im Norden die verbleibenden Bäume im Harz zu umarmen... Es gibt viel zu tun!

                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                          Freak

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                                                                                                                                          • 12.07.2008
                                                                                                                                          • 43828
                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                          Zitat von Bergahorn Beitrag anzeigen
                                                                                                                                          Es gibt viel zu tun!
                                                                                                                                          Oh ja, und das ist wunderbar! :-) Allein wo ich auf dem E1 noch nicht war und schon längst gewesen sein wollte … und da wäre noch ein kleines Stückchen Pilgerweg LV. Momentan leider alles zu weit weg (also im Bereich "touristische Reisen", die halt gerade nicht möglich sind).

                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                            Erfahren
                                                                                                                                            • 13.04.2019
                                                                                                                                            • 441
                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                            Stimmt, ist wunderbar, wie man den folgenden Zeilen vielleicht entnehmen kann.


                                                                                                                                            Tour 29. 5. 12 -1. 6. 21

                                                                                                                                            Der Wonnemonat Mai glänzt dieses Jahr v.a. regennass – gut für die Natur, aber nicht so einladend zum Wandern. So lauere ich auf ein Gutwetterfenster, das sich mit meinen dienstlichen Verpflichtungen in Einklang bringen lässt, und siehe da, am Ende dieses Monats ergibt sich eines, das ich natürlich nicht ungenutzt vorübergehen lasse. In der Schublade wartet eine Tour, sie scheint mir etwas mehr Pflicht als Kür zu sein, ich werde eine ausgedehnte schiefe, eckige Runde um den Schluchsee laufen. In dieser Gegend wurde der Hochschwarzwaldwolf öfter gesichtet, aber da ich kein rotes Käppchen trage, mache ich mir diesbezüglich keine Sorgen.
                                                                                                                                            Eigentlich wollte ich von Lenzkirch aus starten, weil es aber an einem Samstag losgeht, ziehe ich Seebrugg als Ausgangsort vor, so dass ich erst einmal in nicht zu belebten Gebieten unterwegs bin.

                                                                                                                                            29. 05. 2021

                                                                                                                                            Seehalde 1020m – Hochstaufen 1094m – Eck 1058m – Staufenkopf 1037m – Gießbacherkopf 1087m – Glaserkopf 1113m – Bötzberg 1216m

                                                                                                                                            Ich fahre Samstag früh los und kann um 10.10 Uhr am Ende des Schluchsees in Seebrugg starten. Erst geht es an der Juhe vorbei, dann ein Stück an der Straße entlang, bis ich über die Staumauer laufe.

                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                            Schon laufe ich wieder hinunter, ein weiteres Mal über die Staumauer und suche mir einen Weiterweg. Die Karten gaben da erst einmal nicht so viel Erfreuliches her, so mache ich mich auf Straßenrandlatscherei gefasst, doch gibt es am Parkplatz Staumauer schon einen Weg in den Wald hinein. Na also, den nehme ich jetzt einfach mal, die Richtung stimmt ja. Irgendwann verläuft sich dieser Weg in Moos und Heidelbeergestrüpp, so schlage ich mich auf eingebildeten Wildpfaden (das Auge meint da immer irgendwelche Linien zu sehen) bis zu einer kleinen Straße durch, die ich aber gleich verlassen kann.

                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                            Antoniushof

                                                                                                                                            Weiter geht es hoch, am Antoniushof und einem namenlosen Tausender vorbei. Der ist zwar höher als mein nächstes Zwischenziel, der Hochstaufen, wahrscheinlich hat er zumindest bei den Einheimischen einen Namen, aber ich lasse ihn trotzdem links liegen und wandere entspannt „auf blauer Raute“ weiter, bis ein Weidezaun den Weg versperrt.

                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                            Ich versuche, mich daran vorbeizuquetschen, doch ist er so nah an die jungen Fichten gesteckt, dass ich nicht weit komme. Da die Schafe auf der Weide einen extrem entspannten Eindruck machen, drücke ich den mutmaßlich unter Spannung stehenden Zaun mithilfe der Trekkingstöcke (es leben deren isolierende Griffe!) hinunter und quere die Weide. Die Schafe stört es nicht. Als ich wieder draußen bin, und mich kurz umschaue, glotzen mir gut ein Dutzend von ihnen mit diesem völlig neutralen Schafblick hinterher, der mich auch heute wieder zum Lachen bringt.
                                                                                                                                            So langsam möchte ich mal Pause machen, doch mangelt es an entsprechender Waldmöblierung, ich nehme also mit einem Baumstumpf vorlieb. Da noch eine stetige Brise weht, und die Wolken immer wieder die wärmenden Sonnenstrahlen auf dem Weg zu mir ausbremsen, erhebe ich mich schließlich leicht fröstelnd, um mich auf den Weg zum Eck zu machen. Wie so oft zeigen die Karten keinen Weg hinauf, doch wo gerodet wird, da gibt es Wege, wie ich einmal mehr feststelle. Beim Hinunterwandern öffnet sich der Blick auf eine Löwenzahnwiese oberhalb von Schönenbach und in die Ferne.

                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                            Nach ein paar Metern am Waldrand entlang stoße ich auf Fußball- und Spielplatz mit Hütte und Kneippanlage. Dazu Bänke und Tische - wenn das jetzt nicht heißt, hier mal Pause zu machen!

                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                            Auf das Fußbad habe ich verzichtet

                                                                                                                                            Ich lasse mich nieder, lege mich rücklings auf eine Bank und schaue in die ziehenden Wolken. Das ist hier natürlich keine faule Bummel-, sondern eine höchst wichtige Akklimatisierungspause! Die Gedanken schweifen recht sinnfrei durch mein Hirn: Wenn hier auf ca. 1000m die Sonneneinstrahlung schon so viel intensiver als auf Meereshöhe ist, so ist es doch sehr gut, dass Astronauten immer diese dicken Anzüge anziehen, wenn sie mal außerhalb der Station etwas zu tun haben… An weiteren ähnlich blödsinnigen Überlegungen werde ich dann zum Glück durch eine Nachricht von agricolina gehindert, die von einem neuen Outdoor-Spielzeug ganz begeistert ist. (Ich traue mich aber nicht, an dieser Stelle mehr zu verraten.)
                                                                                                                                            Schließlich raffe ich mich auf, um in richtiger Hitze durch ein kurzes Stück „Borkenkäfernachfolgelandschaft“ (ist hier natürlich übertrieben, aber mir fällt gerade dieser Begriff ein – gibt es den eigentlich schon?) in den Wald hineinzulaufen. Holztrümmer am Weg lassen mich überlegen, ob hier radikale Jagdgegner am Werk waren, die einen Hochstand mehr oder weniger fachgerecht zerlegt haben.

                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3060562

                                                                                                                                            Auf begrüntem Weg und zum Schluss auf Asphalt erreiche ich den Staufenkopf, auf dem ein Sendemast steht.

                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3060563

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ID: 3060564

                                                                                                                                            Hier wimmelt es von Waldameisen, womöglich gefällt ihnen die Strahlung. Jedenfalls ist es eine echte Herausforderung, das Täfelchenfoto zu machen, ständig laufen sie am Rucksack und an mir hinauf… Seit ich das interessante Buch „Die fabelhafte Welt der Ameisen“ gelesen habe, sehe ich sie ja mit anderen Augen, trotzdem gefällt mir ihr Interesse an meiner Person nicht und ich bleibe nicht ganz entspannt. Auch bei meinem Rückzug krabbeln sie noch an mir herum, so dass ich sicher ein witziges Bild abgebe, wie ich leicht hektisch immer wieder echte und eingebildete - irgendwann krabbelt es gefühlt ja überall - Ameisen von mir streife. Sieht aber zum Glück niemand. Irgendwann habe ich mich dann der letzten Ameise entledigt und genieße den entspannten Abstieg, auf dem ich sogar mal vier echten Wandernden begegne. Es öffnen sich Blicke auf einen Turm und einen Kirchturm, ich kombiniere, dass es sich um den Rothaus-Zäpfle-Turm und einen Kirchturm von Höchenschwand handeln muss.

                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC04549_(1024_x_768).jpg
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ID: 3060565

                                                                                                                                            Im Talgrund liegt der Schwarzasee, eine weitere Staustufe nach dem Schluchsee, so dass sich einige Ausblicke auf grüne Energie ergeben. Als ich über die Staumauer gehe, schaue ich in das bewegte Wasser, in dem das Baden verboten ist. Das scheint mir eine gute Idee zu sein, denn ich vermute, dass die Strudel einen ohne große Umstände in die Turbinen ziehen würden. Welch gruselige Vorstellung, da verschwinde ich hier mal lieber schnell.

                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3060566

                                                                                                                                            Da es jetzt aufwärts geht, bin ich aber natürlich nicht so flott. Schon von weitem höre ich Motorsägenlärm, zum Glück ist aber nichts gesperrt. Zwischen den Bäumen lodert ein Feuer, ist das Waldarbeitern wohl erlaubt? Verbrennen sie da Borkenkäferborken? Ich nähere mich Häusern, meine an einer Kläranlage gelandet zu sein, allerdings bleibt die Luft rein und ich stelle dann fest, dass es sich um den Bauhof handelt. Keine Ahnung, was da in diesem runden Riesennapf umgerührt wird.
                                                                                                                                            Meine Wasservorräte müssen dringend aufgefüllt werden, was in Häusern leicht gelingt. Nachdem ich die B500 überquert und den Ort verlassen habe, mache ich auf der nächsten Bank eine Pause. Verschiedene Abendspaziergänger kommen vorbei, eine ältere Dame schiebt sogar tapfer ihren Rollator den Weg hoch. Schließlich breche ich auf und gehe, inzwischen deutlich langsamer als noch am Morgen, weiter hinauf. Ein Bauer bringt hier zwei junge Kühe mit dem Hänger zur Weide. Als die erste draußen und auf die Weide geschubst worden ist, will sie ohne ihre Artgenossin auf keinen Fall weiter, obwohl die freie Wiese lockt. Erst zu zweit springen sie dann lebensfroh los. Kuhsolidarität!
                                                                                                                                            Ich fresse nun tapfer Höhenmeter und stehe schließlich auf dem Gießbacherkopf. Auch hier wurde gerodet… Schnell ist auch der Glaserkopf erreicht und dokumentiert.


                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: 20210529_184151_(1024_x_768).jpg
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ID: 3060569

                                                                                                                                            Ich komme an der deutlich markierten Grenze von Häusern und Blasiwald vorbei, man kann hier wie dort Platz nehmen, allerdings ist eine hölzerne Bank zum Sitzen angenehmer.

                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3060567

                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3060568

                                                                                                                                            Ich widerstehe aber der Versuchung, mich schon wieder niederzulassen und gehe mittlerweile auf Autopilot den Hüttenstaudenweg entlang.
                                                                                                                                            Auf den Bötzberg laufe ich auf einem von Fahrspuren völlig zerwühlten Weg. Er trägt Glatze mit Rand, so dass auch kein richtiger Ausblick möglich ist. Naja, ein Berg mehr auf meiner Liste und der Letzte dieses Tages.


                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                              Erfahren
                                                                                                                                              • 13.04.2019
                                                                                                                                              • 441
                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                              30.5.

                                                                                                                                              Unterer Habsberg 1208m – Kuhkopf 1075m – Oberer Habsberg 1275m – Steppberg 1221m – Schnepfhalde 1298m – Kapellenkopf 1273m – Bärhalde 1324m – Kapellenkopf 1180m

                                                                                                                                              Heute breche ich ganz gemütlich auf und trudele auf langweiligen Forstwegen hinunter. Wie schon gestern fällt mir hier der Mischwald aus alten großen Nadelbäumen (warum habe ich eigentlich nicht darüber nachgedacht, was für welche?) und halbhohen Buchen, deren hellgrüne Blätter noch richtig frisch leuchten, auf. Diese Kombionation sieht nicht nur schön aus, sondern ist sicher auch sehr sinnvoll. Allerdings frage ich mich, wie man irgendwann die alten Bäume fällt, ohne den Buchennachwuchs zu verletzen. Mitten auf dem Weg fällt mir ein Herzstein auf, den ich gleich etwas prominenter platziere.

                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC04574a_(1024_x_768).jpg
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ID: 3060600

                                                                                                                                              Kurz darauf sehe ich einen Rehbock, der wohl überlegt, ob er sich in die bewohnte Schwarzwaldidylle mit leckeren Gräsern am Ende des Tals traut. Als er mich erblickt, macht er lieber kehrt und verschwindet im Wald.

                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3060601

                                                                                                                                              Nicht nur für Rehböcke eine Augenweide!

                                                                                                                                              Ich setze meinen Weg fort, komme an einer mutmaßlichen Hochstandmanufaktur vorbei und zickzacke gemächlich auf den Unteren Habsberg.

                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3060602

                                                                                                                                              Nachdem dieser erklommen ist, wäre ein Frühstück ja mal angebracht, und so lasse ich mich in der Sonne bei leichter Brise in respektvollem Abstand zu einem Ameisenhügel auf einer Wiese nieder. Schön hier, ich lasse es mir schmecken! Dann merke ich, dass die Ameisen so langsam ausschwärmen und meinen netten Platz in Besitz nehmen wollen. Vielleicht erhoffen sie sich ja auch ein paar Brosamen. Wie auch immer, ich verschwinde lieber, ehe sie zu zahlreich Interesse an mir zeigen.
                                                                                                                                              Nun geht es hinunter, ein Stück weiter lagern ein paar Leute am Feuer an einer Hütte. Die sind sicher nicht erst heute morgen hier angekommen. Fast bin ich versucht, in der Hoffnung auf einen Brunnen kurz hinzugehen, lasse es dann aber, denn die Karte verspricht noch einige Bäche.

                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3060603

                                                                                                                                              Durch ein noch schattiges und moosiges Tal lande ich fast wieder an der Schwarzwaldidylle, biege aber ab in die Sonne und werde schon bald mit Alpenblick belohnt. Heute ist es auch so richtig schön klar, wenn ich jetzt noch wüsste, welche Gipfel ich da sehen kann…

                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3060604

                                                                                                                                              Ganz da hinten...

                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC04586_(1024_x_768).jpg
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ID: 3060605

                                                                                                                                              ...sieht man Alpengipfel, die Foristen, bei denen ein Sonntag (nicht) schöner sein kann, sicher erkennen würden. Aber die lesen wahrscheinlich keine Berichte von popligen 1000ern, können hier also wohl nicht für Aufklärung sorgen.

                                                                                                                                              Nach dem Weiterweg muss ich etwas suchen, finde dann aber einen alten Hohlweg, der den Berg hinuntergeht, bis ich wieder hinauf auf den Kuhberg darf. Der bietet keine weiteren Attraktionen, so bleibe ich hier nur kurz und plane dann den Weiterweg zum Oberen Habsberg. Dabei will ich noch irgendwo Wasser tanken, so dass ich schließlich in ganz weitem Zickzack mit sehr sanfter Steigung den Forstwegen folge. Kilo- statt Höhenmeter! Zugegebenermaßen ist das so wenig attraktiv, dass ich recht tumb vor mich hindöse, die sonst bei mir gerne fröhlich Purzelbäume schlagenden Gedanken verebben… Vielleicht liegt das aber auch daran, dass in Coronazeiten der Alltag einfach nicht so viele zu verarbeitende Eindrücke bietet.

                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3060606

                                                                                                                                              Noch einmal öffnet sich der Blick in Richtung Alpen, inzwischen ist es allerdings weitaus diesiger. Schließlich schnaufe ich gefühlt fast senkrecht auf den Oberen Habsberg hinauf. Meine Güte!!! Was bin ich froh, als ich auf dem Bergrücken ankomme! Komfortabel laufe ich nun über Wiesen, die mir aber weniger für Nutzvieh sondern eher für Wild angelegt zu sein scheinen. Kuhfladen gibt es keine (welche Kuh will auch schon hier hoch!), dafür den einen oder anderen Hochstand. Außerdem jede Menge Ameisenhügel, ich bleibe aber unbehelligt.

                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3060607

                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3060608

                                                                                                                                              Pars-pro-toto-Foto, es gab jede Menge davon...

                                                                                                                                              Beim Täfelchenritual findet eine Zecke den Weg auf mein eines Hosenbein, was ihr gar nicht guttut! Weiter geht es, am Ende der Bergrückens genieße ich noch einmal den Ausblick und steige dann ab zur Wegkreuzung „Schattenboden“, wo zwei E-Radler „effektiv schnatternd“, wie Igelstroem das wohl nennen würde, stehen. Nichts wie weg und weiter auf den Steppberg! Wer hier steppt, lässt sich nicht in Erfahrung bringen, der Bär wohl eher nicht, vielleicht der Wolf? Ich mit Sicherheit nicht, ich schleppe mich eher die paar Höhenmeter auf diesen an sich nicht gerade spektakulären Hubbel, der aber eine tolle Aussicht bietet: Mal wieder die Alpen, in der anderen Richtung den Feldberg, dazu im Tal St. Blasien, das unschwer am Dom zu erkennen ist.

                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3060609

                                                                                                                                              Nach diesem echten Highlight folgt schier endlose Latscherei, immerhin gibt es einen Blick auf den Belchen und eine Weihnachtsbaumanpflanzung mit einem Exemplar für die Dachwohnung, dazu relativ viele Radfahrer.

                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3060610

                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3060611

                                                                                                                                              Was bin ich froh, als ich endlich an der Rosshütte ankomme, denn hier zweigt der Weg zur Schnepfhalde ab. Diese hatte ich bei meiner Tour auf dem „Maienschneesteig“ wegen eines Verbotsschildes ja nicht erklommen, umso mehr freue ich mich, dass sie heute auf der Tagesordnung steht. Doch die Höhenmeter gestalten sich steil und fallen mir schwer, denn ich hätte eigentlich längst eine ausführliche Mittagspause gebraucht. Oben werde ich aber belohnt, hier gibt es die von mir so geliebte Heidelandschaft, einen wunderbaren Ausblick auf bekannte Tausender und gar kein Halligalli, wie ich es schon befürchtet hatte. Ein paar Leute genießen einfach ruhig diesen schönen Ort. Später komme ich nach und nach mit ihnen ins Gespräch, mit meinem großen Rucksack falle ich halt doch ein wenig zwischen all' den Sonntagswandernden auf.

                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3060612

                                                                                                                                              Darauf habe ich den Gipfel eine ganze Zeit für mich alleine. Es hat sich doch gelohnt, mit der Mittagspause bis jetzt zu warten!

                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3060613

                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3060614

                                                                                                                                              Beim Abstieg kommt mir noch eine alte Frau entgegen, mit der ich kurz plaudere. Ich staune, sie sieht mir durchaus wie 80 aus! Dann trödele ich, akustisch von Motorrädern begleitet zum Äulemer Kreuz, denn es gibt noch weitere Tausender an diesem Tag. Zuerst ist der erste Kapellenkopf dran und auf dem Weg zur Bärhalde komme ich an einem recht eindrucksvollen Felsen vorbei.

                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3060615

                                                                                                                                              Als ich diese absolviert habe, gibt es noch einen schönen Ausblick zum Feldberg, ein kleines Stück weiter dann wiederum ein Guckloch zum Schluchsee hin.

                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3060616

                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3060617

                                                                                                                                              Das entschädigt alles etwas für die drögen Wege, die ich heute zu genüge „genießen“ durfte. So komme ich mit dem letzten Schwung des Tages auf einen weiteren Kapellenkopf. Täfelchentechnisch etwas unpraktisch, dass die Bärhalde zwischen den Kapellenköpfen lag, aber lieber mehr wischen und schreiben als mehr wandern...

                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                Erfahren
                                                                                                                                                • 13.02.2017
                                                                                                                                                • 141
                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                #72
                                                                                                                                                Ein schöner Bericht wieder, Danke!
                                                                                                                                                Ansonsten kann ich die App 'Gipfelfinder' empfehlen, die auch bei diesigem Wetter bestens funtioniert:
                                                                                                                                                "Wenn es klarer wäre, könnte ich ... sehen:"

                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                                                  • 13.04.2019
                                                                                                                                                  • 441
                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                  31. 5. 21

                                                                                                                                                  Hohspirn 1074m – Schuppenhörnle 1096m – Saiger Höhe 1055m – Kuhberg 1000m - Glasberg 1025 – Hochfirst 1190m


                                                                                                                                                  Ein gefiederte Vokalensemble weckt mich auch heute wieder viel zu früh, was mich aber nicht davon abhält, nach einer weiteren Mütze Schlaf noch gemütlich zu frühstücken. Nachdem gestern dann doch ein anstrengender Tag war, will ich es heute mal gemütlicher angehen lassen. Das haut sofort hin, denn ich laufe zunächst ganz entspannt erst im Wald, dann auf einer Skipiste und später auf Asphalt hinunter nach Altglashütten.

                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                                  Eine Bank im blühenden Heidelbeerparadies erregt meine Aufmerksamkeit und oberhalb des Ortes beflügelt ein Haus mit Turmzimmer meine Phantasie: Hier könnte doch jemand sitzen und einen Roman verfassen…

                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3060642

                                                                                                                                                  Dann strebe ich zwecks Wasser den Friedhof an und kann heute morgen sicher sein, die Totenruhe dadurch nicht zu stören, denn die Friedhofsgärtner machen mittels eines Aufsitzrasenmähers einen Höllenlärm. Sie grüßen aber nett, als sie mich und mein Tun sehen. Ich vermute, dass man hier durstige Wandernde gewohnt ist. Weiter geht es zum Windgfällweiher, der sehr idyllisch in der Sonne liegt, aber durch die nahe Straße ordentlich beschallt wird. Das scheint ein paar Autocamper aber nicht weiter zu stören.

                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3060643

                                                                                                                                                  Dann mache ich mich auf zum Hohspirn. Mit Wegen ist es zumindest theoretisch schwierig, immerhin gibt es gleich einen, der mir ein Stück Straße erspart. Später bin ich dann aber doch etwas querwald- und -wiesenein unterwegs. Das Gras ist hier allerdings noch so niedrig, dass ich kein schlechtes Gewissen haben muss. Mehrmals überwinde ich Weidezäune, laufe hoch zum Waldrand und hoffe, hier eine Lücke zu finden. Fehlanzeige, der Zaun ist sehr solide und davor noch ein unter Spannung stehender Draht montiert.

                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3060644

                                                                                                                                                  Keine Sorge, über diese Wiese bin ich nicht gelaufen!

                                                                                                                                                  Nach einer Weile am Zaun entlang entschließe ich mich, Rucksack und Stöcke hinüberzuwerfen und dann durch den sehr „groß karierten“ Zaun zu schlüpfen. Klappt hervorragend, ist doch praktisch, wenn man einigermaßen gelenkig ist und da durch passt. Es ist auch nicht mehr weit zum Gipfel, der sogar einen kleinen Fels und Aussicht nach Osten zu bieten hat.

                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: 20210531_095646_(1024_x_768).jpg
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ID: 3060645

                                                                                                                                                  Weiter geht es, ich kann schon wieder entspannt auf einem echten Weg ins Falkauer Tal spazieren. Als ich an einer Kreuzung am Waldrand ankomme, kommt ein Hase von rechts auf mich zu und sehr nahe heran, erkennt mich, erschreckt und macht umgehend kehrt, um dieses Spielchen noch dreimal zu wiederholen, bis auch in seinem Hasenhirn angekommen ist, dass ich mich nicht einfach in Luft auflöse. Ich nehme an, dass er mich wegen des Gegenlichts erst so spät sehen konnte, sonst wäre er mir sicher nicht so direkt vor die Füße gehoppelt. Hier gibt es schon wieder einen Blick auf den Feldberg, der scheint fast eine Art Motto meiner Tour zu werden.

                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC04672_(1024_x_768).jpg
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ID: 3060646

                                                                                                                                                  Weiter stapfe ich hinunter und mache an einem Grillplatz fast im Talgrund halt, auch um den weiteren Weg durch den Ort in Richtung Schuppenhörnle zu planen. Im Vorfeld bin ich ja immer etwas oberflächlich, unterwegs ergeben sich oft genug andere Wege, so auch hier. Ein Stück muss ich das Tal an einem „Kurparkweiher“ vorbei, später an der Straße entlanglaufen, dann geht es durch ein Wohngebiet hinauf. Brandneue „Kanada-Ferienhäuser“ mit pflegeleicht gepflastertem „Vorgarten“ und Whirlpool vor einem Kahlschlaghang geben mir zu denken. Kommt das Holz dafür vom Hang? Ist das nicht eine grausige Aussicht für die Gäste?

                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC04674_(1024_x_768).jpg
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ID: 3060647

                                                                                                                                                  Die Suche nach dem Weiterweg lenkt mich wieder davon ab. Als ich an der Ortsstraße nach dem Abzweig suchend hin und hergehe, ruft mir eine Frau aus dem Auto freundlich zu und zeigt mir, wo der Weg hinaufgeht. Wahrscheinlich macht sie das an dieser Stelle öfter. Bei mapy.cz ist eine Straße eingezeichnet, es handelt sich aber erfreulicherweise um einen Wiesenweg, der bald in den Wald mündet, später durch einen unaufgeräumten Kahlschlag geht und dann zu einem tollen Ausblick über den Titisee führt. Ein Stück oberhalb des Weges ist ein richtig schöner Rastplatz angelegt, den ich gerne als solchen nutzen würde, allerdings spricht akustisch einiges dagegen: Im Tal lärmt die Bundesstraße und in der Nähe eine Motorsäge.

                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3060648

                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC04680_(1024_x_768).jpg
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ID: 3060649

                                                                                                                                                  Als ich dann noch einen Baum fallen höre, verzichte ich darauf, noch den allerletzten Höhenmeter zum Gipfel zu suchen und mich hier niederzulassen. So risikofreudig bin ich für mein Projekt dann doch nicht! So geht es ein Stück wieder zurück, bis ich auf einen Weg abbiege, der mich an den Waldrand mit einer Bank in der Nähe eines Ameisenhügels(!) bringt. Hmm, ein Stück weiter sehe ich ein Holzgebilde, könnte das vielleicht ein Rastplatz sein? Ein Blick durch die Kamera hilft weiter: Es handelt sich nur um aufgestapeltes Holz. So bleibe ich hier, auch wenn der Wind durchaus frisch ist, lasse mir meine Oatcakes, Schokolade und getrocknetes Obst schmecken und gewahre in der Ferne den Hochfirst. Da will ich auch noch hin, es ist fast der nördlichste Punkt dieser Tour.

                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC04681_(1024_x_768).jpg
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ID: 3060650

                                                                                                                                                  Wie ich hier so sitze, nehme ich immer mehr herumkrabbelnde Ameisen zu meinen Füßen wahr. Es ist wohl Zeit, mich wieder auf den Weg zu machen! Der ist für einen vollen Bauch wie geschaffen, relativ eben geht es an einem Bergrücken entlang. Einmal überholt mich ein blitzblanker großer Pickup im Schneckentempo, ich habe fast den Eindruck, der Besitzer macht die allererste Ausfahrt damit und hat noch Hemmungen, das neue Gefährt einzustauben.
                                                                                                                                                  Bald überquere ich die B 315 und kann an einem Parkplatz eine schöne Wanderkarte des Schwarzwaldvereins studieren. So weiß ich jetzt immerhin, wo mein nächster Tausender, die Saiger Höhe, genau ist, denn nach meinen Recherchen war das nicht so ganz klar. Allerdings sind auf dieser Karte auch einige Tausender benannt, die ich in meinen Karten gar nicht gefunden habe. Das ist jetzt nach so vielen Gipfeln schon sehr demoralisierend, auch wenn ich oft den Verdacht hatte, dass zumindest bei den Einheimischen jeder Buckel einen Namen hat. Mit dementsprechend angekratzter Laune geht es nun in praller Sonne hinauf und ich grummele düster vor mich hin: Bisher bekam ich ja sowohl vom Schwarzwaldverein als auch vom SWR auf meine Anfrage, welche die behaupteten 102 Tausender seien, nie eine Antwort. Der Macher der Dokumentation, die mich überhaupt erst auf die Idee zu diesem Projekt gebracht hat, ist ja selbst im Schwarzwaldverein, hat er schlampig recherchiert oder eine Quelle mit den 102 „echten Gipfeln“ (Stichworte „Dominanz“ und „Prominenz“), die aber streng geheim ist?
                                                                                                                                                  Auf der anderen Seite: Wenn ich von vornherein gewusst hätte, dass dieses Projekt quasi ein Fass ohne Boden ist, wollte ich wirklich alle Tausender mitnehmen, hätte ich sicher gar nicht erst damit angefangen. Das wäre aber eigentlich auch sehr schade. Dieser Gedanke heitert mich wieder auf und ich beschließe, eben einfach „meine“ wie viele auch immer Tausender zu sammeln. Inzwischen schätze ich ja v.a. den Nebeneffekt meines Projektes, sich nämlich die Gegend quasi anzueignen, also besser bzw. flächendeckender kennenzulernen, als das mit einem Weitwanderweg möglich wäre.
                                                                                                                                                  So komme ich den Hang hinauf und biege kurz vom Kammweg ab, um an richtiger Stelle das Täfelchenfoto zu machen. Offensichtlich bin ich aber noch nicht wieder ganz bei der Sache, denn ich schreibe „Saiger Hohe“, was ich allerdings erst später merke. Macht nichts, wozu gibt es schließlich Fotobearbeitungsprogramme.

                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: 20210531_130840a_(1024_x_768).jpg
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ID: 3060651

                                                                                                                                                  Das ist kein angetrockneter Berliner /Pfannkuchen/Kreppel/... aus meinem Proviant, sondern ein Pilz, der als Täfelchenständer herhalten darf.

                                                                                                                                                  Nachdem ich ein Bauwerk (Hütte?) in Entstehung passiert habe, komme ich an Tennisplätze, die gerade mit Hingabe und einigem Lärm gekehrt werden.

                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3060652

                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC04686_(1024_x_768).jpg
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ID: 3060653

                                                                                                                                                  Danach folgt ein Gebäudekomplex. Ich rätsele, um was es sich handeln könnte, für eine Jugendherberge ist das alles zu schick, vielleicht ein Tagungsheim? Dann lese ich an der Tür des ersten Hauses die Worte „Wellness“ und „Beauty“. Aha! Für mich wäre ein Aufenthalt hier ja eine Strafe, die Vorstellung, den lieben langen Tag in irgendwelchen Packungen und Bädern herumzuliegen, mit Salben, Ölen oder Peelings wofür und wogegen auch immer, bearbeitet zu werden, finde ich, gelinde gesagt, wenig anziehend. Vor meinem inneren Auge sehe ich klischeehaft Nutzerinnen dieses Angebots: Hagere blondierte Damen mittleren Alters beim verbissenen, aber im Endeffekt hoffnungslosen Kampf gegen Falten, graue Haare, sich ausbreitende Problemzonen oder was sonst noch so „Beschwerden“ bereitet.
                                                                                                                                                  Ach, was bin ich gemein, wahrscheinlich doch nur, weil ich vorhin so einen Dämpfer bekommen habe… Sollen die Leute doch Wellness genießen, wenn es ihnen gefällt! Man könnte meine Wanderei ja auch als Kampf gegen nachlassende Fitness sehen. Muss ich mir vielleicht beweisen, dass ich als „alte Schachtel“ dazu noch in der Lage bin? Ich verzichte lieber auf eine Befragung meines Unterbewusstseins…

                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                                  Ich dachte immer, die kämen aus Italien...

                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                                  Saig


                                                                                                                                                  Auf dem Weg hinunter nach Saig sorgen sowohl Architektur- und Gartengestaltungssünden als auch schöne alte Gebäude für Unterhaltung. Außerdem gibt es hier einen Brunnen, den ich aber noch nicht nutze, denn erst einmal folgt ein Abstecher zum Kuhberg. Ein Stück bin ich auf einem Kuhlehrpfad unterwegs, treffe allerdings keine einzige bildungsbeflissene Kuh (womöglich sind die gerade wegen Kuhrona in Kuhrantäne...), dafür aber Familien mit kleinen Kindern. Auf schicker roter Bank am Spielplatz beim Gipfel mache ich Rast und döse in der Mittagshitze Löcher in die Luft glotzend vor mich hin. Oder sollte ich da nebenbei sogar etwas vom Lehrpfad gelernt haben? Solange ich noch nicht wiederkäue…
                                                                                                                                                  Zurück in Saig mache ich am Brunnen halt, damit der Rucksack wieder schön schwer ist. Voller Freude genieße ich den folgenden steilen Anstieg… nein, das ist gelogen, ich krieche ziemlich langsam nach oben und korrigiere dann sogar noch meine Route, um nicht zu viele Höhenmeter zu verplempern, denn vor dem Hochfirst ist noch der Glasberg dran. Der ist nicht weiter aufregend, sieht allerdings oben wie ein Zeckenparadies aus, was mich zur gründlichen Kontrolle animiert, als ich wieder am Abzweig zum Hochfirst bin. Unglücklicherweise funktioniert der Sprühkopf meines Anti-Zecken-Mittels nicht, so dass ich mir die zitronig-eukalyptisch duftende Flüssigkeit eher ungleichmäßig über Schuhe und Hosenbeine träufele. Scheint aber dennoch zu funktionieren. Nach einem ganz kurzem Stück Asphalt steige ich auf einem richtig schönen Wanderpfad in die Höhe.

                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                                  Auch hier gibt es wieder viel Sauerklee und blühende Heidelbeeren, was für die Strapazen etwas entschädigt. Ab und an kommen mir Leute entgegen, der Hochfirst ist ein bekanntes Highlight und von Titisee aus gut zu erreichen. Als ich schließlich oben ankomme, bin ich etwas erledigt und setze mich auf eine Bank, um den herrlichen Ausblick über den Titisee bis zum Feldberg zu genießen. Mit Hilfe von Peak Finder verifiziere ich noch den gerade einmal so hervorlugenden Schauinsland und weiter nördlich den Kandel.

                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                                  Hochfirstturm

                                                                                                                                                  Es ist in der Sonne auszuhalten, nach einer Weile habe ich auch genug Kraft für das Täfelchenfoto. Nachdem ich mich weiter erholt habe, überlege ich noch, dem Berggasthaus hier oben zu etwas mehr Umsatz zu verhelfen, allerdings quatscht dort eine Dame so laut, dass ich mich lieber gleich davon mache. Kaum bin ich ein paar Meter weiter, empfängt mich Waldesruh mit Vogelgezwitscher. Am dazu passenden Vögelefelsen raste ich schon wieder, klettere mit Hilfe der nur angelehnten Leiter hinauf, setze mich dann aber auf die Bank und mache ein paar Tagebuchnotizen.

                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                                  Vögelefelsen

                                                                                                                                                  Später komme ich an der sehr schön gelegenen Balzenwaldhütte vorbei, aus der sich wieder einmal der Feldberg bewundern lässt, was ich natürlich tue! Bei einem Amselsolokonzert geht es später in den anbrechenden Abend hinein.

                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3060660


                                                                                                                                                  Panoramafenster der Balzenwaldhütte


                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                                                    • 13.04.2019
                                                                                                                                                    • 441
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                                                                                                                                                    1. 6. 21

                                                                                                                                                    Pflumberg 1101m – Ahaberg 1180m – Bildstein 1134m – Riesenbühl 1097m – Giersbühl 1025m

                                                                                                                                                    Nach einem amselig flötenden Morgenständchen gehe ich heute schon in aller Frühe ug und ul, also ultralerchig und ungefrühstückt los. Gemütlich trudele ich den Berg hinab, zwischendurch öffnet sich der Blick mal wieder auf den Feldberg, der mir auch heute Morgen noch nicht langweilig wird.

                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                                    In Lenzkirch lerne ich dank eines Straßenschildes, dass Hindemith hier die Oper „Mathis der Maler“ vollendet hat. Wandern bildet! Der Ort ist noch ganz verschlafen, selbst beim Bäcker werden nur die leeren Regale beleuchtet. Schade, ich hätte mir da etwas vorstellen können…

                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                                    Auf der Sonnenseite des Tals steige ich nun wieder hoch, und da ich mich gerade auf dem Schluchtensteig befinde, gibt es die eine oder andere Attraktion wie z.B. den Geopark mit Gesteinsbrocken aus unterschiedlichen Schwarzwaldgegenden und eine Schluchtensteighütte mit Corona-Informationen und einer Bücherkiste.

                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                                    Auch ein Hase ist unterwegs, der ist aber wahrscheinlich nicht zur Touristenbelustigung angestellt, sondern hoppelt einfach so durchs Gras. An einem Sportplatz vorbei laufe ich aus Versehen ein ganzes Stück auf falschem Weg, was aber gar nichts macht, da ich auch so auf den Pflumberg hochkomme. Ob der Hase, den ich hier treffe, der von vorhin ist?
                                                                                                                                                    Ich lauere die ganze Zeit auf eine Bank oder zumindest einen passenden Baumstumpf als Frühstücksplatz, es bietet sich aber nichts an, so dass ich mit leerem Magen den ersten Tausender des Tages erklimme. Beim finalen Gipfelsturm erwische ich den schlechteren von zwei Wegen, so dass ich vom Morgentau nicht nur teilnasse Füße bekomme, sondern mich noch durch eine Fichtenanpflanzung schlagen muss. Warum macht man denn bitteschön heutzutage noch so etwas? Als Monokultur haben die sich doch gar nicht bewährt. Aber vielleicht enden diese hier vorzeitig als Weihnachtsbäume, ich weiß es ja nicht.

                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3060676

                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC04719_(1024_x_768).jpg
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                                                                                                                                                    Einfacher Rückweg

                                                                                                                                                    Besser komme ich wieder zum Hauptweg und tüftele die weitere Route aus. Das Planungstool bot mir einen Weg über Schwende an, wo es meiner Erfahrung nach sehr hübsch ist. Ich bin aber mittlerweile recht geizig mit den Höhenmetern und suche mir einen direkteren Weg ohne zu große Verluste derselben. Im schattigen Wald ist es noch richtig kühl und ich fröstele ohnehin schon, als ich eine Bank erblicke. Frieren oder Hungern? Ich entscheide mich für letzteres und werde ein Stück weiter oberhalb von Hinterhäuser durch eine Bank im Halbschatten und mit Ausblick belohnt, wo ich mich endlich niederlasse und den Kocher anwerfe. Mittlerweile ist es schon 9.00 Uhr, da wird es Zeit!
                                                                                                                                                    Mit gefülltem Bauch geht es weiter. Laut mapy.cz müsste ich jetzt ca. 150 m querwaldein zum nächsten Weg laufen, es gibt aber wie vermutet schon hier einen Weg. Durch Wald und später ehemaligen lande ich auf einem Kammweg, der mich zur Fischbacher Höhe mit Fußball-, Grill- und Spielplatz führt.

                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3060678

                                                                                                                                                    Ich nehme kurz auf der Schaukel Platz, leider hängt sie recht tief, so dass ich die Beine immerzu anziehen muss. Deshalb macht das Schaukeln nicht so richtig Spaß, was den Vorteil hat, dass ich hier nicht schon wieder herumbummele, sondern auf dem mir von meinem „Maienschneesteig“ bekanntem Weg hinunter nach Fischbach laufe. Dort erweckt v.a. ein „Lost Bike“ mein Interesse, bevor ich auf Asphalt wieder an Höhe gewinne.

                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                                    Heute strahlt die Sonne vom wolkenlosen blauen Himmel, gäbe es da nicht noch eine leichte Brise, wäre es fast schon wieder zu heiß. Durch Kahlschlag kämpfe ich mich auf den Ahaberg. Gerade hat agricolina nachgefragt, wo ich denn bei diesem Traumwetter bin, ich schicke ihr dann ganz exklusiv ein Gipfelselfie mit Täfelchen. Natürlich hat auch sie ihren Spaß am Namen dieses Tausenders.

                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                                    Bis zum Bildstein ist es jetzt nur ein Katzensprung, hier kommen mir schon ein paar Tageswanderer entgegen. Zum Glück ist es dort nicht zu voll, ich kann wunderbar die Aussicht über den Schluchsee zu fernen Alpengipfeln und hinüber zu einigen Tausendern des zweiten und dritten Tages genießen. Der Feldberg ist auch wieder zu erkennen. Das ist ein schöner Beihnahe-Abschluss dieser Tour - noch warten ja zwei Tausender auf mich, von denen ich mir aber nicht allzu viel verspreche.

                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                                    Über die gegenüberliegenden Höhen bin ich gewandert.

                                                                                                                                                    Schließlich trenne ich mich von diesem tollen Aussichtspunkt und vertraue mich kurz danach dem Jägersteig an, der die Bezeichnung Steig streckenweise tatsächlich verdient.

                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                                    Hier ist einiges los, nach vielen „Misserfolgen“ grüße ich inzwischen nur noch Leute, die mindestens so alt sind wie ich. Irgendwie ist das Grüßen auf Wanderwegen außer Mode gekommen, nach so ein paar Tagen im Wald kommt es mir allerdings komisch vor, schweigend aneinander vorbeizugehen.
                                                                                                                                                    Bald nachdem der Steig keiner mehr ist, biege ich in Richtung Fischbachtal ab und begegne niemandem mehr. Das Tal ist mit seinen Höfen und Wiesen in der Sonne wunderschön, aber dank Straße leider laut.

                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC04742_(1024_x_768).jpg
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ID: 3060683

                                                                                                                                                    Meine Wasservorräte sind ziemlich zusammengeschmolzen, ich finde aber leider kein vertrauenerweckendes Nass. So muss es erst einmal so weitergehen, Durst habe ich zum Glück momentan keinen. Den Aufstieg zum Riesebühl finde ich anstrengend, ob das jetzt wirklich so ist oder daran liegt, dass er für mich eher ein „Pflichtberg“ ist, weiß ich nicht so recht. Oben stoppe ich gar nicht erst, sondern nehme gleich noch die 65 Stufen des Turms unter die Füße, an dem zwar gerade etwas repariert wird, was der Stabilität aber wohl keinen Abbruch tut...hoffe ich jedenfalls! Dann bin ich wirklich baff, denn der Ausblick von hier ist beeindruckend!

                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC04745_(1024_x_768).jpg
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ID: 3060685

                                                                                                                                                    Mittlerweile ist es zwar ziemlich diesig, aber die Gipfelkette der Alpen ist auch jetzt noch gut zu sehen, zumindest mit den Augen, die Kamera macht da nicht ganz so mit. Bei klarem Wetter ist dieser Turm ein leichtes und lohnendes Ziel! Mittlerweile hat es die eine oder andere Wolke vor die Sonne geschafft, es windet auch ganz gut, so dass ich nicht zu lange verweile, um auf „erarbeitete“ Gipfel zurückzuschauen. Das Täfelchenritual vollziehe ich hier oben lieber nicht, denn zwischen den Holzplanken könnten das gute Stück oder die Kreide viel zu gut hinunterfallen. Nachdem ich es auf festem Boden erledigt habe, laufe ich hinunter, an einer Solarstromanlage vorbei, und noch einmal hinauf auf den wirklich letzten Tausender heute, den Giersbühl. Hier gibt es ordentlich Heidelbeergestrüpp und einen Baumstumpf, der von Ameisen wohl zu einer neuen Bleibe ausgebaut werden soll. Ich entdecke ein merkwürdiges Insekt: Wie eine Riesenameise, aber am Hinterleib gelbschwarz geringelt. Leider gelingt nur ein ganz schlechtes Foto, bevor dieses Wesen in einem Loch verschwindet.

                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: 20210601_143742a.jpg
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ID: 3060686

                                                                                                                                                    Mal wieder Höhenmeter sparend kann ich, ohne ganz in den Ort Schluchsee hinabzusteigen durch ein Wohngebiet hinunter zum Friedhof mit Wasserhahn laufen. Auf der steilen Straße schiebt eine offensichtlich starke Frau einen Kinderwagen mit Baby und Mädchen im Kleinkindalter, das mir freundlich zuwinkt, hinauf. Dabei lacht sie auch noch total nett. Respekt, da ist mein Rucksack ja nichts dagegen!
                                                                                                                                                    Bevor es wieder in den Wald geht, lasse ich mich zu einer letzten Rast auf einer Bank nieder. Es dauert nicht lange und ein Arbeiter lässt unweit einen Dieselgenerator an. Mir ist es jetzt egal, ich will nicht gleich wieder aufstehen, sondern esse erst einmal etwas. Hat ja auch etwas Komisches, ich muss noch einmal an den hübschen Rastplatz mit Straßen- und Motorsägenlärm denken.
                                                                                                                                                    Das letzte Stück bringe ich viel schneller als erwartet hinter mich. Auf touristischem Kurgastweg geht es dankenswerterweise ohne Straßenlärm weiter.

                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC04748_(1024_x_768).jpg
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ID: 3060687

                                                                                                                                                    Mich erfreut an einem Abzweig ein Schild mit Sieglindeweg zur Siegfriedshütte. Da Letztere aber nicht in der Karte zu finden ist, bezwinge ich mal meine Neugier. Für Wagnerianer ist sie aber sicher ein Muss! Zu Hause fällt mir auf, dass es eigentlich Sieglindenweg heißen müsste. Ich vermute, dass das fehlende n dem Dialekt geschuldet ist. Aber solange der Siegfried ohne Apostroph auskommt, sollte man heutzutage schon dankbar sein!

                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: 20210601_152711a_(1024_x_768).jpg
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Größe: 238,3 KB
ID: 3060688

                                                                                                                                                    Beim Seehotel geht es über die Straße und die Bahnlinie und dann sind es nur noch wenige Schritte bis zum Auto. Es ist 15.45 Uhr, so war das heute doch noch einmal ein langer Tag! Rucksack ins Auto, Sandalen und frisches T-Shirt an, und dann fahre ich schon los. In Schluchsee decke ich mich noch mit Schwarzwald-Bio-Joghurt ein, der schmeckt nicht nur bestens, sondern weckt bei mir auch immer Erinnerungen an meine Freiburger Zeit. Proust lässt grüßen, es müssen nicht immer Madelaines sein!
                                                                                                                                                    Google Maps meint mich dann ganz schlau durch Freiburg zu lotsen, allerdings ist das anstrengend, da ich den vielen Radelnden keinen Stress machen möchte. Immerhin scheint mir das zu gelingen, einer bedankt sich sogar! Ob ich so wirklich schneller war? Ich habe so meine Zweifel. Der Rest der Fahrt läuft dann weitgehend glatt und zu Hause werde ich am Abend dieses langen Tages nicht mehr alt.


                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                      • 1591
                                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                                      #75

                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                        Erfahren
                                                                                                                                                        • 13.04.2019
                                                                                                                                                        • 441
                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                        #76
                                                                                                                                                        MLO und Blahake, ich glaube, ich vergebe demnächst Treuepunkte an so zuverlässig Lesende und freundlich Kommentierende wie euch! Vielen Dank!

                                                                                                                                                        @MLO Ich habe ja sogar die App PeakFinder, denke nur oft nicht daran. Habe halt ein Gedächtnis, aber kein Sieb... und im Falle der Alpensicht war ich wohl zu sehr von der Realität fasziniert, um an die App zu denken, was ja eigentlich auch ganz schön ist!

                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                          Erfahren
                                                                                                                                                          • 13.04.2019
                                                                                                                                                          • 441
                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                          Das Große Finale

                                                                                                                                                          8. 8. - 13. 8. 21

                                                                                                                                                          Eigentlich müsste dieser Bericht mit dem Wort „eigentlich“ anfangen, denn eigentlich wollte ich Plan A verwirklichen, den ich wegen Coronaunsicherheiten gar nicht bis zum Ende ausarbeitete, dann verwarf ich wegen zu grauslicher Wetteraussichten kurzfristig Plan B, und eigentlich war dieses „Große Finale“ als solches gar nicht geplant, vielmehr sollten es zwei einzelne Touren werden. Aber eigentlich könne man daraus doch eine längere basteln, dachte ich mir… Und eigentlich kann nun der eigentliche Bericht auch ganz ohne ein „eigentlich“ beginnen:

                                                                                                                                                          8. 8. 21

                                                                                                                                                          Hohberg 1063 m – Hochkopf 1106 m – Ramse 1079 m – Brendenkopf 1097 m – Wachtbühl 1082 m – Hirz 1172 m – Farnberg 1218 m – Oren 1166 m – Sackköpfle 1043 m

                                                                                                                                                          Es scheint fast unwirklich, aber endlich gibt dieser Sommer eine stabile Wetterlage her, dazu ist es noch nicht einmal zu heiß, Sonne mit leichter Bewölkung, also ideal zum Wandern. Ich starte von St. Blasien aus, stelle das Auto auf einem Parkplatz an der Umgehungsstraße ab und bin nach ein paar Metern Straße schon auf einem Waldweg entlang des mit seinem Rauschen gegen den Verkehrslärm schließlich gewinnenden Steinabach unterwegs.

                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC04750_(1024_x_768).jpg
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ID: 3072693

                                                                                                                                                          Es ist angenehm kühl, der Boden vom gestrigen Regen gesättigt und ich komme bald in einen guten Gehrhythmus. Aus dem Nichts gesellt sich ein Ohrwurm zu mir und kriecht mit „Heidi, Heidi, deine Welt sind die Berge...“ durch die Windungen meines Hirns, natürlich inklusive meines Verhörers aus Kindertagen: „ … Heidi brauchst du zum Glück nicht sein!“ Ich habe mich zwar damals gewundert, warum ich froh sein solle, nicht Heidi zu sein, da sie doch in den Bergen sehr glücklich war, aber als Kind ist einem ja so vieles unverständlich, dass ich wohl deshalb nie nachgefragt habe.
                                                                                                                                                          Nach der Urbergsäge stehen die ersten ernst zu nehmenden Höhenmeter zum Hohberg bereit. Einer von vielen Tausendern, ich kann vom Gipfel gleich durch eine kleine Senke hinüber zum Hochkopf laufen, den ein etwas marodes Bänkchen ziert.

                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: 20210808_124629_(1024_x_768).jpg
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ID: 3072694

                                                                                                                                                          Freunde des Apostroph's kommen hier auf ihre Kosten...

                                                                                                                                                          Kurz geht es wieder hinunter, dann über die Straße und hinauf zur Ramse, auf der ich von weitem schon viel Bevölkerung erkennen kann. Diese kommt mir dann aber beim Aufstieg entgegen, und oben sitzt nur ein junges Paar, das den derzeit leider nur theoretisch existierenden Alpenblick genießt. Der Wind pustet hier so heftig, dass ich mich schnell wieder davonmache und über Weideland Richtung Brendenkopf strebe. Gerade befinde ich mich auf einem Teil des Schluchtensteigs, es sind noch ein paar andere „echte“ Wandernde unterwegs, u.a. kommen mir zwei Männer mit schweren Bergstiefeln und einem Blick, der mir so aussieht, als ob ihre Wanderung ein sehr ernst zu nehmendes Abenteuer sei, entgegen. Ich hoffe mal, ich störe selbiges mit meinem Erscheinen in schon ziemlich abgelatschten Trailrunnern und dem wie immer recht beulig gepackten Rucksack nicht zu sehr…
                                                                                                                                                          Ich freue mich an blühender Heide und Preiselbeeren, überwinde nicht zum letzten Mal auf dieser Tour durch schweres Gerät verwundete Wege und stehe bald auf dem Brendenkopf.

                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: 20210808_134707_(1280_x_1024).jpg
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ID: 3072695

                                                                                                                                                          Ein Stück geht es zurück, dann weiter durch offene Landschaft auf den Wachtbühl, einen Grashügel, der dankenswerterweise gerade nicht beweidet wird. Ich finde dort zwei Golfbälle, die mich misstrauisch umherschauen lassen: Befinde ich mich womöglich auf einem privaten Übungsplatz und in der Gefahr, solch ein Geschoss an den Kopf zu bekommen? Es bleibt aber ruhig und ich komme unbehelligt wieder hinunter, folge weiter dem Schluchtensteig über Weideland, quere eine Straße und schnaufe, mittlerweile doch in direkter Sonne, einen Feldweg zum Wald hinauf. Darauf hat sich im Schatten eines Baumes eine Gruppe Pfadfinder zur Rast niedergelassen. Man zieht höflich die Beine ein, so dass ich ohne Probleme passieren kann.
                                                                                                                                                          Ich bin erleichtert, als ich in den Wald mit seinem kühleren Klima komme und mache an einer Kreuzung mit einer schönen Bank Pause. Hier scheint es eine gesunde Ameisenpopulation zu geben, ich ziehe mal lieber die Füße hoch, da ich ja kein Fan ihres Gekrabbels bin. Dann geht es weiter auf den/die/das Hirz und auf sommerlich zugewucherten Wegen auf den Farnberg. Der glänzt am Gipfel allerdings weniger mit Farn als mit Heidelbeergestrüpp.

                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: 20210808_161418_(1024_x_768).jpg
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ID: 3072696

                                                                                                                                                          Für das Foto ließ sich dann doch noch Farnkraut finden

                                                                                                                                                          Hinunter kämpfe ich mich durch hohes Gras und anderes Gestrüpp sowie einige quer liegende Borkenkäfer-, dh. eigentlich Klimawandel- und Forstwirtschaftsopfer. Puh, was bin ich dankbar, dass der folgende Aufstieg zum Oren ganz zivilisiert auf Forstwegen stattfindet!

                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC04766_(1280_x_1024).jpg
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ID: 3072697

                                                                                                                                                          Oben gibt es schöne ebene Graszeltstellen, allerdings müsste man die enge Nachbarschaft von einigen Ameisenvölkern in Kauf nehmen… So wird hier wohl kein Trekking-Camp entstehen.

                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: 20210808_171401_(1024_x_768).jpg
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ID: 3072698

                                                                                                                                                          Ganz zivilisiert laufe ich den gleichen Weg wieder hinunter zum erfrischend windigen Pass, weiter in den Wald und dann über „almiges“ Weideland an der Orenhütte vorbei hinüber zum Sackköpfle, meinem letzten Tausender für heute.

                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3072699

                                                                                                                                                          U.a. auf dem Zauberwaldpfad, auf dem man erstaunlicherweise auf einen Schlag Gams, Wildschwein und Buntspecht sehen kann, geht es gemütlich hinab bis zu einer Straße.

                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3072700

                                                                                                                                                          Dann folgt der letzte Aufstieg des Tages, zuerst direkt zur Stöckerberghütte, dann langsam ansteigend einen Bergrücken hinauf, um nach einigem Gelatsche wieder kostbare Höhenmeter opfernd zum Sägebächle zu gelangen. Damit sind immerhin alle Wassersorgen gelöst, und ich habe jetzt noch ein wenig Zeit, die Kamera in den Sonnenuntergang zu richten.

                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3072702

                                                                                                                                                          Noch bin ich nicht so ganz angekommen auf der Tour, ich bin in Gedanken viel zu sehr mit dem Ende meines Projekts beschäftigt, statt im Augenblick oder zumindest dem heutigen Tag zu sein.


                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                            Erfahren
                                                                                                                                                            • 13.04.2019
                                                                                                                                                            • 441
                                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                                            #78
                                                                                                                                                            9.8. 21

                                                                                                                                                            Hochkopf 1263 m – Ledertschobenstein 1205 m – Hohe Zinken 1242 m – Spitzenberg 1251 m – Schweinekopf 1285 m – Blößling 1310 m – Ecklenkopf 1115 m – Hoheneckle 1090 m – Kaiserberg 1145 m

                                                                                                                                                            Dieser Tag beginnt mit einem wunderbaren Stück Westweg, auf dem ich mich ohne viele Höhenmeter zum Hochkopf bewege, den ein witziger „Hütchenturm“ ziert.

                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC04789_(1024_x_768).jpg
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ID: 3072748


                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: 20210809_083555_(1024_x_768).jpg
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ID: 3072746

                                                                                                                                                            Der Wind pfeift gehörig, aber der Blick ist wunderschön. Unterhalb des Turmes frühstücke ich auf einer Bank in der Sonne, auch hier den Alpenblick genießend.

                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3072747

                                                                                                                                                            Gesättigt geht es wieder zurück, dann ziemlich schwierig auf den Ledertschobenstein. Aber ich bin ja inzwischen ganz gut darin, mir meinen Weg zu suchen. Hinab wird es leider auch nicht leichter, auch nicht, nachdem ich an einer kleinen Gedenkstätte für zwei verirrte Kinder, die hier im Juli 1938 leider nur noch tot gefunden wurden, vorbeigekommen bin. Dabei scheint hier immer wieder jemand herzukommen, von daher müsste es doch einen kleinen Pfad geben.

                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3072749

                                                                                                                                                            Weiter geht es auf Forststraße, bis ich mich etwas zu zuversichtlich einem Grasweg auf den Hohen Zinken anvertraue. Zunächst komme ich noch gut voran, dann wird es schwieriger, ich muss mich durch Brennnesseln schlagen, was gar keinen Spaß macht. Zwar kann ich sie mit den Trekkingstöcken einigermaßen gut niederstrecken, sie sind aber teilweise recht zäh und biegen sich wieder zurück. So lerne ich, dass meine Hose nicht 100%ig brennnesseldicht ist… Leicht aggressiv und schwitzend kämpfe ich mich weiter, bis ich mich schließlich kurz vor dem Gipfel vor undurchdringlicher Buchennaturverjüngung wiederfinde.

                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: 20210809_110332_(1280_x_1024).jpg
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ID: 3072750

                                                                                                                                                            Mag sein, dass man aus einer anderen Richtung ganz hinauf kommt, mir fehlt allerdings der Ehrgeiz, das herauszufinden und ich lasse es hier gut sein, denn es war auch so anstrengend genug! Immerhin fühle ich mich spätestens jetzt im hier und Heute angekommen! Hinunter kann ich dann meine selbst geschlagenen kleinen Schneisen nutzen und bin sehr froh, erst einmal nur Forstwegen folgen zu müssen. Als nächster Tausender steht der Spitzenberg auf meiner Liste, der unter die große Kategorie „Noch einer“ fällt.
                                                                                                                                                            Ganz verzückt bin ich vom Schweinekopf, der von blühendem, sich im Wind wiegendem Gras und knorrigen Buchen, die hier wohl so manchem Wetter standhalten müssen, gekrönt ist.

                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3072751

                                                                                                                                                            Ich genieße die besondere Atmosphäre hier oben sehr. Es ist sommerlich still, nur ein paar Raben sind zu hören. Mir fällt ein, dass ich auf meiner ersten Tausendertour die gewagte Behauptung aufgestellt habe, dass wenn Krähen krähen, logischerweise Raben raben. Diese These fand sogar Zustimmung, dabei krähen Krähen ja gar nicht, das tun Hähne. Demzufolge raben Raben auch nicht! Krähen krächzen, also rabsen Raben! Wie gut, dass ich das nun noch richtigstellen kann!
                                                                                                                                                            Nach diesem Abstecher sind es nur noch ein paar Meter zum Blößling, auf dem ich meine Mittagspause machen will.

                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3072752

                                                                                                                                                            Hier hat sich ein Paar großzügig ausgebreitet, das dann aber immerhin einen Komfortdrehsessel für mich frei macht, auf dem ich hinüber zum Herzogenhorn und Feldberg, aber auch ins Bernauer Tal schauen kann.

                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3072754


                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC04820_(1024_x_768).jpg
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ID: 3072753

                                                                                                                                                            Einfach eine wunderschöne Landschaft, ich hänge mal wieder der Frage nach, warum mich gerade der Schwarzwald so glücklich macht, mich mehr berührt als so manche durchaus spektakuläreren Landschaften, in denen ich auch schon unterwegs war. Vielleicht wäre das mal ein Thema für ein interdisziplinäres Symposium mit dem Titel „Psyche und Landschaft“. Da könnten sich Soziologen, Psychologen, Geographen, Philosophen und wer weiß noch alles austauschen und evtl. zu interessanten Ergebnissen kommen. Oder gäbe das womöglich nur ein riesengroßes Gelaber?
                                                                                                                                                            Schließlich raffe ich mich auf und folge den Serpentinen hinunter zur Wacht, wo ich die Straße überquere und endlich wieder Höhenmeter gewinnen darf. Ich folge aber nicht lange dem Westweg, der nun zum Herzogenhorn führt, sondern biege auf den Ecklenkopf ab. Hier gibt es mal wieder an mir interessierte Ameisen, die mich schnell vergraulen. Auf dem benachbarten Hoheneckle schaue ich wieder genau, dass ich meine Rucksack nicht in die Ameisen stelle, aber sie entdecken mich auch hier, bevor ich verschwinden kann. Rieche ich für sie so attraktiv? Ich frage nicht nach, sondern mache mich schnellstens davon. Der Weiterweg gestaltet sich etwas schwierig, ich manövriere mich über eine Weide, an der ich sogar ein paar Arnikablüten entdecke, hinunter, bis mal wieder Forstwege angesagt sind.

                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC04823_(1024_x_768).jpg
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ID: 3072755

                                                                                                                                                            Da ich möglichst wenige Höhenmeter verlieren möchte, laufe ich nicht geradewegs durch das Bernauer Tal, sondern über den Ortsteil Hof und folge dann dem Panoramaweg an der anderen Talseite, der sich nach und nach den Berg hochschlängelt.

                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                                            An einem Bach kann ich immerhin gut Wasser tanken, so dass ich schon einmal eine Sorge weniger habe. Bald nach dem Scheibenfelsen entscheide ich mich, über eine verlassene Weide auf einem noch erkennbaren Weg steil nach oben zu schnaufen. Das ist mir lieber, als mich noch kilometerlang am Berg entlang hinaufzuwinden. So strebe ich im schon weicher werdenden Licht dem Kaiserberg zu. Auf dem Gipfel findet sich eine Gedenkstätte an die Medizinstudentin Margot Heimer, die hier 1945 von einem Besatzungssoldaten umgebracht wurde.

                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3072757

                                                                                                                                                            Trotzdem koche ich - hoffentlich ist das nicht zu pietätlos - auf einer Bank in der Nähe mein Abendessen und genieße danach den Blick in den Himmel.

                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                              Erfahren
                                                                                                                                                              • 13.04.2019
                                                                                                                                                              • 441
                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                              10. 8. 21

                                                                                                                                                              Kleines Spießhorn 1322 m - Spießhorn 1351 m – Milchberg 1293 m – Herzogenhorn 1416 m – Grafenmatt 1377 m – Schläglesbachkopf 1314 m – Silberberg 1359 m – Brenntkopf 1243 m – Sengalenkopf 1208 m – Hasenhorn 1156 m

                                                                                                                                                              Ich habe zwar nicht so viel, dafür aber qualitativ hochwertig geschlafen, so dass ich fit in den Tag starten kann. Im Tal liegen ein paar Nebelschleier, ansonsten sorgt die Sonne für eine schöne Morgenstimmung.

                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3072769

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                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3072771

                                                                                                                                                              In Vorfreude auf die heutigen Highlights laufe ich los. Als ich die Kamera zum Einsatz bringen will, merke ich, dass die Batterie, die im warmen Schlafsack übernachten durfte, noch nicht wieder eingesetzt ist. Also Rucksack ab, Wühlen, Einsetzten, Rucksack auf, und dann ist alles perfekt. Ein Stück geht es durch Weiden zurück, dann an einer Hütte in den herrlich kühlen Wald hinein.

                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                                              Auf dem Bergrücken laufe ich zunächst auf Forstwegen, später dann auf sehr hübschem Pfad in Richtung Spießhörner. Als ich auf eine Weide komme, frage ich mich, was für ein Bauwerk am anderen Ende steht. Eine kleine Freilichtbühne? Akustisch sicher nicht so günstig...
                                                                                                                                                              Als ich näher komme, erkenne ich, dass es sich um eine Aussichtsplattform mit Fernrohr handelt, das ich dann gleich mal in Betrieb nehme.

                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3072773

                                                                                                                                                              Alpensicht gibt es heute keine, aber ich interessiere mich ohnehin mehr für „meine“ Tausender, die ich nun sicher identifizieren kann. Kurz darauf stehe ich auf dem Kleinen Spießhorn, das zu meiner Überraschung und Freude zumindest im Moment ameisenfrei ist! Von hier aus ist es nicht mehr weit bis zum Spießhorn, wo ich mich auf der Bank, die außen an der Hütte angebracht ist, zum Frühstücken ausbreite.

                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC04851_(1024_x_768).jpg
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ID: 3072775

                                                                                                                                                              Dabei genieße ich den Blick über das Menzenschwander Tal und hinüber zur Schnepfhalde, wobei mich plötzlich ein Hauch von Wehmut oder Abschiedsschmerz anfliegt. Mein großes Projekt geht langsam aber sicher seinem Ende zu, aber glücklicherweise ist es ja nicht verboten, bei den schönsten Gipfeln zur Wiederholungstäterin zu werden! Mit diesen Gedanken wende ich mich dann intensiver dem leiblichen Wohl zu, der Kocher hat fauchend das Teewasser bereitet und die Oatcakes (im Grunde ja dehydrierter Porridge) mit Schokoladenergänzung munden ganz wunderbar. Ein nahes Knattern lässt mich umschauen, drei ältere, wohl einheimische Leute sind mit einem kleinen geländegängigen Fahrzeug hierhergekommen und genießen den Ausblick. Ich biete an, mein gut ausgebreitetes Geraffel zusammenzuraffe(l)n, damit sie auch auf der Bank Platz nehmen können, aber sie bleiben lieber stehen und sind ohnehin bald wieder fort. Da ich heute noch so dies und das vorhabe, mache ich mich schließlich auf und trudele zu einer Wasserstelle, an der ich das verschwitzte T-Shirt durchs Nass ziehe. Laborversuche zu Hause haben gezeigt, dass auch kaltes Wasser ohne Waschmittel zu einer wesentlichen Verbesserung des Zustandes führen. Mit am Rucksack schlenkerndem und tropfendem Shirt absolviere ich den Milchberg, einen kleinen Weidebuckel an der Krunkelbachhütte, dann geht es weiter zum Höhepunkt dieser Tour, dem Herzogenhorn.

                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3072776

                                                                                                                                                              Krunkelbachhütte und Herzogenhorn

                                                                                                                                                              Inzwischen ist es gut heiß, ich bin froh, als ich nach dem Schwitzen über Weidegelände wieder im Wald bin.

                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                                              Blümlein am Wegesrand

                                                                                                                                                              Meine Gedanken schweifen zurück zu meiner ersten „Eroberung“ des Herzogenhorns zu Studienzeiten. Wir hatten uns bei einsetzendem Gewitter noch rennend in die Krunkelbachhütte gerettet und stiegen danach in ganz mystischer Stimmung durch hochziehende Wolken auf einem kleinen Pfad durch Bergheidelandschaft zum Gipfel. Um die Stimmung perfekt zu machen, kamen uns zwei Reiter in langen Umhängen entgegen. Soweit jedenfalls meine Erinnerung. Schon bei meinem letzten Besuch hier oben fand ich weder Pfad noch Heidekraut und Wachholder. Ist da etwas „renaturiert“ worden, der Pfad verlegt, oder habe ich über die Jahre meine Erinnerung immer weiter „umgebaut“? Soll ja laut Hirnforschung so sein. Wie auch immer, heute geht es das letzte Stück auf steilem Weg der Qualität „ zum Wadendehnen empfohlen“ einfach geradlinig den Berg hinauf.

                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC04859_(1024_x_768).jpg
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ID: 3072777

                                                                                                                                                              Hier oben ist einiges los, E-Biker kommen ganz entspannt hochgesaust und stellen ihr Gefährt direkt am Gipfelkreuz ab, ein Kurzwellenfunker hat an einer Bank seine Antenne installiert, jetzt aber erst einmal direkt hier einen Gesprächspartner gefunden, dem er eifrig von seinem Hobby erzählt, das ja leider „die Jugend heute“ gar nicht mehr interessiere, wie er für meinen Geschmack dann doch ein wenig zu häufig betont. Wir leben ja schließlich auch nicht mehr in Höhlen…
                                                                                                                                                              Dann kommt ein Grüppchen, das zum Teil lautstark seine Erschöpfung kundtut und ebenso gut hörbar Dehnübungen veranstaltet. Sieht sehr ungesund aus… Nun ja, hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein! Auf diese Weise unterhalten, genieße ich auf einer Bank den Blick hinüber zum Feldberg.

                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC04856_(1024_x_768).jpg
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ID: 3072779

                                                                                                                                                              Als ich mich erhebe, findet die Bank umgehend neue Besitzer. Kurz darauf komme ich an einer Familie mit Kleinkindern vorbei, das eine hat nicht nur die Kraft, hier so steil hinaufzuwandern, sondern dabei noch lautes Protestgebrüll von sich zu geben. Der Vater ist bewundernswert entspannt und erklärt in aller Ruhe, dass er es schon verstanden habe, es also nicht mehr so schreien müsste. Ich prognostiziere im Stillen, dass dieses Kind später mal begeistert wandern wird...
                                                                                                                                                              Weiter nach Norden geht es am Leistungssportzentrum vorbei zum/zur Grafenmatt. Ich fantasiere, dass ein Graf hier mal ganz matt war, weshalb an diesem Ort nun auch eine Bank steht, falls das noch jemand anderem passieren sollte. Es gäbe übrigens auch so einige Stellen, die man berechtigterweise Bergahornmatt nennen könnte…

                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: 20210810_120309_(1024_x_768).jpg
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ID: 3072780

                                                                                                                                                              Grafenmatt

                                                                                                                                                              Nun wird es spannend, denn zum Schläglebachkopf gibt es zumindest auf der Karte eigentlich keinen Weg. Wie so oft, finden sich aber auch hier Fahrzeugspuren, denen ich über die Wiesen folgen kann. Dann mogele ich mich hinunter zu einem wahren Kleinod von Pfad, der sich am Steilhang Richtung Silberberg schlängelt.

                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                                              Einen wunderbaren Brunnen nutze ich zur Reinlichkeit, dann genieße ich diesen geradezu alpinen Steig. Ich hatte ja den Rest des echten „Alpinen Pfades“ am Feldberg nicht kennengelernt, schöner kann der aber wohl gar nicht sein. Von dieser Sorte Weg dürfte es meiner Ansicht nach viel mehr geben!

                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                                              Als dieses Sahnestückchen vorbei ist, mache ich auf einem ca. 4 m langem „Bänkle“ mit Blick auf Todtnau Rast.

                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                                              Ein rundlicher Herr mit Wanderführer in der Hand fragt mich nach dem Bernauer Kreuz, leider kann ich ihm nicht helfen, nur bestätigen, dass man sich hier unterhalb des Silberbergs befindet. Auf meinem Weg dort hoch und hinunter begegne ich ihm noch zweimal, er sorgt sich immer noch ums Bernauer Kreuz, dabei ist er ja auf dem einzigen markierten Weg hier, so schlimm kann es also nicht sein. Der Silberberg selbst ist halt mal wieder „noch einer“ mit viel hochgewachsenem Gras und Rodungsspuren. Danach trottele ich erschöpft den Berg hinunter und finde mich bald am Bernauer Kreuz(!) wieder, das zur Rast einlädt. Weiter geht es zum Gisiboden, wo ich nach kurzer Verwirrung meines inneren Kompasses doch noch den richtigen Weg zum Brenntkopf einschlage. Auf extrem „alternativem Weg“ kämpfe ich mich zu einem Forstweg hinunter, der schier kein Ende nehmen will, mich aber letztlich doch bis zum Abzweig zum Sengalenkopf bringt. Die Höhenmeter fallen mir inzwischen nicht mehr ganz so leicht, am Ende geht es gefühlt fast senkrecht hinauf, aber dann kann ich den Blick auf Geschwend und hinüber zum Staldenkopf genießen. Jedenfalls theoretisch, denn angesichts des tiefen Taleinschnittes kann ich mich nicht so ganz ungebremst der Vorfreude auf selbigen hingeben…

                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                                              Ganz links der Staldenkopf

                                                                                                                                                              Doch heute geht es erst einmal zurück, kurz vor dem Abzweig fragt mich ein vorbeikommender Radler, wo „der breite Weg“ hinführen würde. Die Frage kann ich leider nicht so richtig beantworten, denn es gibt hier nur breite Wege…
                                                                                                                                                              Ich gebe mich nun wieder scheinbar endloser Forstweglatscherei hin, fasse zwischendurch Wasser für den Abend und schaffe es, noch auf das Hasenhorn zu kommen. Hier steht ein Turm, der einen herrlichen Ausblick in den Abend möglich macht. Ich entdecke sogar eine Halo-Erscheinung, wie man das wohl nennt.

                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3072787


                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC04883a_(1024_x_768).jpg
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ID: 3072786

                                                                                                                                                              Und immer wieder der Belchen...

                                                                                                                                                              Aus dem Tal weht der Wind immer wieder alpenländische Blechbläsermusi mit vielen Terzen und Sexten hinauf, anonsten ist es abendlich still.

                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                Erfahren
                                                                                                                                                                • 05.05.2016
                                                                                                                                                                • 269
                                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                                #80
                                                                                                                                                                Vielen Dank für dieses schöne Projekt, die süffigen Berichte und die Fotos mit dem Blick für die feinen Details.

                                                                                                                                                                Wir beide wissen, dass dies hoffentlich ein Nachspiel haben wird, sobald das LGL BaWü ausgerechnet hat, wie viele Tausender tatsächlich im Schwarzwald stehen 😊. Schauen wir mal. Sehr schade, dass dies jetzt zu Ende geht bzw schon ist. Ich war sehr gerne mit dir hier unterwegs.
                                                                                                                                                                ​​​​​Übrigens gehen mir die Gedenktafeln unterwegs, wer da mal wann und unter welchen Umständen verstorben ist, schon immer sehr nach. Das sorgt für manchen schweren Gedanken auf den nächsten einsamen Kilometern...

                                                                                                                                                                Aber ich freue mich riesig auf dein nächstes Projekt und vor allem den Bericht.
                                                                                                                                                                ​​​​​​
                                                                                                                                                                Zuletzt geändert von agricolina; 23.08.2021, 15:13.

                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                                                                  • 13.04.2019
                                                                                                                                                                  • 441
                                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                                  #81
                                                                                                                                                                  Zu viel der Ehre, aber trotzdem vielen Dank!

                                                                                                                                                                  Ich bin auch sehr gespannt, was bei den Forschungen des LGLBaWü herauskommt, tippe allerdings darauf, dass das sich nicht festlegen kann und wird.

                                                                                                                                                                  Ja, diese Gedenktafeln gehen mir auch immer nach, nur finde ich es schwer, das in stimmige Worte zu fassen, deshalb habe ich es hier mal gelassen.

                                                                                                                                                                  Sooo, es gibt ein nächstes Projekt??? Davon weiß ich noch gar nichts! Ich dachte eigentlich, dass ich jetzt erstmal projektlos wandern werde, das geht ja auch!

                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                                                                    • 13.04.2019
                                                                                                                                                                    • 441
                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                    11. 8. 21

                                                                                                                                                                    Elsberg 1029 m – Staldenkopf 1137 m – Tunauer Schweine 1154 m – Hochgescheid 1205 m – Gscheidkopf 1064 m – Herrenschwander Kopf 1152 m – Wannenkopf 1129 m

                                                                                                                                                                    Ich habe nicht so berauschend geschlafen, trotzdem bleibe ich nicht lange liegen, sondern mache mich schon kurz vor sieben auf den Weg. Das Hasenhorn samt Turm bekommt einen zweiten Besuch von mir, ich habe aber keine Lust, hier zu frühstücken, selbst wenn ich den Müll samt der zahlreichen Taschentücher nicht im Blickfeld habe. Wieder einmal denke ich darüber nach, dass man diesbezüglich viel mehr „aktive Aufklärung“ betreiben sollte, z.B. auf den Websites der vielen „XY-Steige“ und in Nationalparkzentren mit lustigem Spruch versehene Schäufelchen, AZ-Blaster und Pee-Rags samt Anleitung(!) anbieten könnte.

                                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04904_(1024_x_768).jpg Ansichten: 0 Größe: 72,8 KB ID: 3072829

                                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04902_(1024_x_768).jpg Ansichten: 0 Größe: 54,0 KB ID: 3072830

                                                                                                                                                                    Morgendlicher Blick vom Hasenhornturm

                                                                                                                                                                    Hinunter bin ich auf einem „Zauberweg“ unterwegs, hier gibt es ein nett eingerichtetes Hüttchen für Kinder und bald darauf eine schöne Bank, die ich mir als Frühstücksplatz auswähle.

                                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04906_(1024_x_768).jpg Ansichten: 0 Größe: 180,6 KB ID: 3072831

                                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04908_(1024_x_768).jpg Ansichten: 0 Größe: 62,7 KB ID: 3072832

                                                                                                                                                                    Weg zum Elsberg

                                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04909_(1024_x_768).jpg Ansichten: 0 Größe: 47,5 KB ID: 3072833

                                                                                                                                                                    Rückblick zum Hasenhornturm

                                                                                                                                                                    Gesättigt wandere ich den kleinen Abstecher zum Elsberg, danach verliere ich Höhenmeter um Höhenmeter. Sehr entspannt, einfach nur heruntertrödeln zu müssen. Schließlich zweigt ein kleiner feiner Pfad ab, der den steilen Hang durch Buchenwald hinunter nach Geschwend führt.

                                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04911_(1280_x_1024).jpg Ansichten: 0 Größe: 231,5 KB ID: 3072834

                                                                                                                                                                    Hier sehe ich überraschenderweise Gämsen, die weitaus eleganter als ich den Steilhang hinunterstürmen. Eigentlich wohnen die doch am Feldberg!? Vielleicht ist es ihnen dort aber auch zu voll…
                                                                                                                                                                    Kurz vor Geschwend wird am Weg gebaut, und ich muss über ein Steinefangnetz krabbeln, was aber gut geht.

                                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04912_(1280_x_1024).jpg Ansichten: 0 Größe: 211,0 KB ID: 3072835

                                                                                                                                                                    Unten warten schon die Arbeiter, die hier den Hang befestigen sollen und eine Schubkarre an einen Flaschenzug gehängt haben, um ihr Material kräfteschonender hinaufzubefördern. Gute Idee, ich bin aber nicht neugierig genug, um zu schauen, wie gut die Konstruktion funktioniert, und gehe weiter. Ich halte im Dorf nach einem Brunnen Ausschau, werde aber nicht fündig was immerhin den Vorteil hat, dass ich beim nun kommenden Aufstieg nicht von Beginn an mehr tragen muss. Ich quere die Straße und laufe an der Firma Zahoransky vorbei, die Maschinen zur Bürstenherstellung konstruiert und herstellt. Das weiß ich zugegebenermaßen nur deshalb so gut, weil ich in meiner Studienzeit in Freiburg wie einige andere Studierende, Lebens- und echte Künstler Untermieterin in der Villa der Eigentümer war. Damals bekam ich ab und an eine Handvoll Zahnbürsten aus der Testproduktion geschenkt. Ob sie inzwischen auch Maschinen zum Absägen von Zahnbürsten herstellen?

                                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04915_(1280_x_1024).jpg Ansichten: 0 Größe: 136,0 KB ID: 3072836

                                                                                                                                                                    Rückblick auf Geschwend

                                                                                                                                                                    Doch nun beschäftigen mich v.a. die Höhenmeter auf den Staldenkopf. Die Vormittagssonne brennt schon ganz schön, als ich mich an Weiden vorbei gemächlich den Berg hochschiebe. Was bin ich froh, als es endlich dauerhaft in den Wald hochgeht! Schließlich komme ich zur in meiner Karte nicht eingezeichneten Staldenhütte, die mit Brunnen und Sitzgruppe zu einer Rast einlädt.

                                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3072974

                                                                                                                                                                    Angesichts dieser komfortablen Ausstattung lege ich gleich mal eine Reinlichkeitseinheit ein, sogar die Haare kommen dran, die ich über der Feuerstelle ausspüle. Da wird das Shampoo sicher nicht stören! Danach fühle ich mich wie neugeboren, herrlich!
                                                                                                                                                                    Ein nicht nur angesichts des Ausblicks von hier zu Recht kommentiertes Schild bringt mich zum Schmunzeln, habe ich doch oft genug das Gefühl, dass auch in der Forstwirtschaft viel Greenwashing betrieben wird.

                                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04917_(1280_x_1024).jpg Ansichten: 0 Größe: 84,9 KB ID: 3072838


                                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC04916_(800_x_600).jpg
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ID: 3072972

                                                                                                                                                                    Ausblick in nachhaltige und ökologische Forstwirtschaft...

                                                                                                                                                                    Weiter geht es, irgendwann bin ich ganz überrascht, als es einen Abzweig zum Staldenkopf gibt. Der Pfad ist teilweise sehr zugewachsen, ich kämpfe und taste mich durch Himbeeren, hohes Gras, kleine Fichten und andere Vegetation. Aber alles besser, als noch weiter in endlosen Forstwegkilometern den Berg hinaufzuzickzacken.

                                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04923_(1024_x_768).jpg Ansichten: 0 Größe: 249,7 KB ID: 3072841

                                                                                                                                                                    Da kommt der "Weg" hoch...

                                                                                                                                                                    Die letzten Meter gelingen dann wieder dank viel zu nachhaltiger Fahrzeugspuren. In der Mittagshitze und -stille mache ich schnell das Täfelchenfoto und nach einem Blick hinüber zum Hasenhorn – da habe ich doch echt schon etwas geschafft heute! - mich auf den Weiterweg zu dem sehr merkwürdig benannten Berg „Tunauer Schweine“. Als ich an einer Bank mit Blick auf einen Ort haltmache, wundere ich mich kurz, wie komisch Schönau von hier aussieht, bis mir klar wird, dass es sich doch wohl eher um Tunau handelt…

                                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04926_(1280_x_1024).jpg Ansichten: 0 Größe: 162,5 KB ID: 3072842

                                                                                                                                                                    Blick auf Tunau

                                                                                                                                                                    Die dazugehörigen Schweine entpuppen sich dann aber zu meinem Entzücken als ein unglaublich schönes Fleckchen mit blühenden Wiesen und der einen oder anderen „Pionierbirke“.

                                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04930_(1280_x_1024).jpg Ansichten: 0 Größe: 332,6 KB ID: 3072843

                                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04932_(1280_x_1024).jpg Ansichten: 0 Größe: 388,6 KB ID: 3072844

                                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20210811_145706_(1024_x_768).jpg Ansichten: 0 Größe: 163,7 KB ID: 3072845

                                                                                                                                                                    Täfelchensuchbild

                                                                                                                                                                    Weiter geht es hinunter zum Tiergrüble, wo ich mich an der Hütte unter einem Bergahorn(!) niederlasse und verschiedene Fahrzeuge samt ihrer Insassen beobachten kann, die hier vorbeikommen. Es ist ein gegenseitiges „Zoogucken“…
                                                                                                                                                                    Der Anstieg auf den Hochgescheidkopf geht dann hinter der Hütte in der Direttissima auf eigentlich kleinem Pfad hinauf. Der ist dann aber bald unter dem Schlachtfeld eines Fastkahlschlages verschwunden, den nur einzelne Buchen, die nun der prallen Sonne ausgesetzt sind, überlebt haben.

                                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04935_(1280_x_1024).jpg Ansichten: 0 Größe: 380,7 KB ID: 3072846

                                                                                                                                                                    Nachhaltige Forstwirtschaft? Ich bin mir da wieder nicht so sicher. Wie auch immer, ich schaffe es auf den Gipfel. Ob der bei seinem Namen nun besonders schlau ist? Die Frage muss ich nicht beantworten, ich habe ja auch gleich noch den Gscheidkopf als nächstes Ziel, zu dem ich aber im Wesentlichen nur hinunterwandern muss. Wieder an der Sattelwasenhütte vorbei laufe ich entspannt Richtung Herrenschwand und nehme kurz vor dem Ort schon etwas erledigt auf einer Bank Platz.

                                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04936_(1280_x_1024).jpg Ansichten: 0 Größe: 158,9 KB ID: 3072847

                                                                                                                                                                    Ich müsste mal wieder Wasser nachtanken, hoffentlich gibt es im Ort eine Möglichkeit. Tatsächlich werde ich an einer Kneippstelle fündig, auch wenn der Hahn nicht sehr freigiebig ist, so dass ich ziemlich lange brauche. Währenddessen kommen zwei Jungen mit einem schwarzen Labrador vorbei, der mir wiederholt sein Bällchen zum Werfen anbietet. Ich habe aber gerade beide Hände voll und zudem keine rechte Lust auf Hundesabber…
                                                                                                                                                                    Mit frisch beschwertem Rucksack geht es weiter, ein Stück höher sehe ich am Waldrand noch einen weiteren Brunnen. Wenn ich das gewusst hätte…

                                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04937_(1280_x_1024).jpg Ansichten: 0 Größe: 140,4 KB ID: 3072848

                                                                                                                                                                    Deko am Rande von Herrenschwand: Klotzen, nicht Kleckern!

                                                                                                                                                                    Auf einem Mix aus zugewachsenem Pfad, Forststraßen und Kahlschlagwüstenei gelange ich zum Herrenschwander Kopf. Kurz vor dem Ziel bemerke ich auf einmal ein jugendliches Füchslein, das im Gras herumschnüffelt. Ich bleibe sofort stehen und rühre mich nicht mehr. Da der Wind für mich günstig steht, kann ich es eine ganze Weile lang beobachten. Schließlich läuft es auf mich zu, bemerkt mich und verschwindet dann flugs zwischen den jungen Fichten. Welch wunderschönes Tier, gerade im Abendlicht kam seine Färbung besonders gut zur Geltung. Das war jetzt echt nochmal ein Highlight!

                                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04938_(1280_x_1024).jpg Ansichten: 0 Größe: 89,4 KB ID: 3072849

                                                                                                                                                                    Kein Fuchssuchbild!

                                                                                                                                                                    Durch weitere Harvesterwüstenei geht es wieder hinunter, dann nehme ich am Ende dieses Tages noch den kurzen, aber steilen Aufstieg zum Wannenkopf in Angriff. Das hat sich gelohnt, denn ich kann nun den Blick nach Westen sowohl zum Belchen als auch zum Blauen genießen und den weiteren Abend in herrlichen Ausblicken schwelgen.

                                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04941_(1280_x_1024).jpg Ansichten: 0 Größe: 93,5 KB ID: 3072850

                                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04945_(1280_x_1024).jpg Ansichten: 0 Größe: 61,3 KB ID: 3072851

                                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04950_(1280_x_1024).jpg Ansichten: 0 Größe: 123,7 KB ID: 3072852

                                                                                                                                                                    Später höre ich noch einen Schuss, dann ein Auto. Mein Gefühl, dass gar nicht so weit entfernt noch jemand unterwegs war, hat mich also nicht getrogen.
                                                                                                                                                                    Zuletzt geändert von Bergahorn; 23.08.2021, 18:46.

                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                      • 12505
                                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                                      Zitat von Bergahorn Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                      Zu viel der Ehre, aber trotzdem vielen Dank! ...
                                                                                                                                                                      Mitnichten. Ehre wem Ehre gebührt, das ist ein schöner Bericht.

                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                        Erfahren
                                                                                                                                                                        • 13.04.2019
                                                                                                                                                                        • 441
                                                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                                                        Na gut, dann werde ich sie für ehrenarme Zeiten aufheben! Vielen Dank!

                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                          Erfahren
                                                                                                                                                                          • 13.04.2019
                                                                                                                                                                          • 441
                                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                                          12. 8. 21

                                                                                                                                                                          Herrenkopf 1062 m – Steinbühl 1148 m – Hohenmutten 1143 m – Dietenschwander Kopf 1099 m – Rohrenkopf 1170 m – Bergkopf 1073 m – Erlenkopf 1008 m - Schellenberg 1001 m

                                                                                                                                                                          Heute Morgen höre ich aus der gleichen Richtung wie gestern Abend wieder einen Schuss, ob es jetzt ein Treffer war? Als ich wieder auf Forststraßen unterwegs bin, werde ich von zwei Autos überholt, eines ist vom Forstamt. Vielleicht liegt da auf der Ladefläche das Schussopfer?
                                                                                                                                                                          Auf weniger begangenen Wegen über einen Buckel unterwegs, höre ich unterhalb von mir emsige Forstarbeiten. Das sind nicht nur Motorsägen! Irgendwie passen jetzt Karte und Wirklichkeit schlecht überein, so dass ich mich mal wieder ein Stück weglos durchs Gestrüpp kämpfen muss. Inzwischen finde ich das gar nicht mehr so spannend, denn es ist sehr anstrengend und kostet Zeit. Ich bin froh, als ich endlich am angepeilten Pass an der Straße ankomme, bis ich merke, dass es der falsche ist, denn ich stehe hier am Weißenbachsattel, wollte aber eigentlich zum St. Antoni Pass. So richtig schlimm ist das aber nicht, ich kann auf einem Stück Westweg den Fehler leicht korrigieren. Und wer weiß, vielleicht ist es sogar gut, dass ich hier gelandet bin, denn die Harvesterklänge kamen genau aus der Richtung, in die ich ursprünglich gehen wollte. Da war doch bestimmt abgesperrt!
                                                                                                                                                                          Hier steht eines dieser Westwegtore, durch die selbiger paradoxerweise aber gar nicht immer hindurchführt. Das finde ich mal wieder komisch!

                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                                                          Nach ein paar Metern mache ich an einer „Oase“ mit Brunnen und Bank halt und frühstücke. Das vollgeschwitzte T-Shirt darf hier baden und beim Weitergehen über Wiesengelände am Rucksack trocknen. Ich genieße es, einfach mal nur tumb Wegzeichen folgen zu können.

                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                                                          Bald komme ich am „richtigen" Pass an, nun warten fast wie an einer Perlenkette aufgereiht ganze sechs Tausender auf mich. Zugegebenermaßen hat dieser Abschnitt etwas von einem Pflichtprogramm, denn so spektakulär scheinen die mir nicht zu sein. Egal, los geht es mit einem Abstecher zum Herrenkopf, dann auf den Steinbühl, hinüber zum Hohenmutten, nach dem ich erst einmal eine Pause auf einer Bank am Altensteiner Kreuz mache, die v.a. kurzbeinigen Menschen zu empfehlen ist. Dietenschwander Kopf, Rohren- und Bergkopf sind mit Windrädern „geschmückt“. Ich habe ja ein ambivalentes Verhältnis zu ihnen, auf der einen Seite ist grüne Energie natürlich wunderbar, auf der anderen Seite verschandeln sie hier leider wirklich die Landschaft, wie ich bei Ausblicken auf bisherigen Touren oft genug erleben konnte. Wie auch immer, ich bin froh, als ich diesen eher langweiligen, aber trotzdem auch wegen der Hitze anstrengenden Teil hinter mir habe.

                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                                                          Auf mich wartet nun ein langer Talhatscher nach Todtmoos-Au hinunter. Der stellt sich dann unerwarteterweise als sehr hübsch heraus, zwar laufe ich auf Asphalt, aber das Fetzenbachtal ist ruhig und idyllisch, ich kann an einem Zufluss zum Bach meine Wasservorräte auffüllen und ansonsten völlig befreit von Wegfindung und Gipfeljagd entspannt die Ruhe genießen.

                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3072875

                                                                                                                                                                          Direkt vor dem Ort setze ich mich auf eine Bank und schaue mit gemischten Gefühlen auf den steilen und sonnigen Aufstieg hinüber, den ich nun vor mir habe. Der stellt sich dann als gar nicht so schlimm heraus, ich staune allerdings, dass es in diesem kleinen Ortsteil sowohl ein Haus „Bethesda“ als auch „St. Raphael“ gibt, dazu höre ich bald, wie ein chinesischer Gong bearbeitet wird… Scheint hier ein spiritueller Ort zu sein, wie ich ein paar Meter weiter an einem „heiligen“ Baum bestätigt bekomme. Ob die Gebetsfahnen wenigstens nicht aus Polyirgendwas sind? Microplastik verteilen ist sicher nicht gut für das Karma…

                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3072876

                                                                                                                                                                          Inzwischen befinde ich mich auf dem „Weg der Attraktionen“, ein riesiger Rosthirsch mit Reklamerückseite soll die aufmerksamkeit auf sich ziehen. Naja…

                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3072878

                                                                                                                                                                          Wer geht schon freiwillig 6km, um dann im Ödland zu landen? Dann doch lieber Attraktionen!

                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                                                          Da er die einzige Attraktion bleibt, sorge ich dann mal selbst für die nächste, denn als ich zum Wasserzapfen auf einem recht elastischen Ast über ein Tümpelchen neben dem Weg balanciere, geht das zwar beim Hinweg gut, beim Rückweg fliegt mir aber die Wasserflasche aus der Hand und in den Tümpel… Zum Glück kann ich sie retten, ohne dass meine Füße nass werden.

                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3072880

                                                                                                                                                                          Doch noch eine Attraktion am Wegesrand!

                                                                                                                                                                          Weiter geht es gefühlt endlos auf den Erlenberg, der auf meiner alten Papierkarte gar kein Tausender ist. Mapy.cz behauptet allerdings, er sei 1008 m hoch, deshalb wird er in meine Sammlung aufgenommen. Bei diesem Anstieg bin ich ohnehin sicher, dass er über 1000m hoch ist! Ich bin jedenfalls heilfroh, als ich endlich oben bin und lasse mich für ein Weilchen nieder. Noch immer etwas matt raffe ich mich schließlich auf, um weiter zu wandern. An einer derzeit unbewohnten Kuhweide erblicken meine Augen eine wunderschöne Wasserstelle: Eine umzäunte, also kuhfladenfreie Quelle, ein paar Meter weiter eine Tränke aus einer alten Badewanne. Verschwitzt wie ich bin, freue ich mich auf eine Erfrischung und nutze die Badewanne zwar nicht in der üblichen Weise, denn ich habe keine Lust auf ein Algenbad, sondern stelle mich, da es rundherum zu matschig ist, auf ihren Rand und nutze so das kostbare Nass, das aus einem Schlauch kommt. Herrlich, ein ganz neues Lebensgefühl macht sich breit! Gutgelaunt wandere ich weiter, streife Wehrhalden und navigiere mich auf den Schellenberg.

                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC04979_(1280_x_1024).jpg
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ID: 3072881

                                                                                                                                                                          Wehrhalden

                                                                                                                                                                          Dann mache ich mich auf, gehe oberhalb an Wehrhalden vorbei und auf dem „Sieben-Moore-Weg“ in Richtung Glaserberg. Bei so einem Namen hätte ich eigentlich mit einem hübschen Pfad gerechnet, mich erwarten aber Schotter und zerfahrene Wege.
                                                                                                                                                                          Leider habe ich bei der abendlichen Zeckenkontrolle „Erfolg“, ein Biest hat sich im Rücken festgebissen, so dass dessen Entfernung erforderlich wird. Gar nicht so einfach, ich platziere zur Beleuchtung des „Operationsfeldes“ die Stirnlampe auf dem einen Fressbeutel, meinen kleinen Spiegel auf dem anderen und schaffe es, nach einem vergeblichem Versuch mit der Zeckenkarte, das Tierchen mit der Pinzette zu entfernen.
                                                                                                                                                                          Gegen halb eins gibt es Wetterleuchten und Grummeln in der Ferne, Sorgen bereitet mir das aber nicht.

                                                                                                                                                                          Angehängte Dateien

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                                                                                                                                                                            Erfahren
                                                                                                                                                                            • 13.04.2019
                                                                                                                                                                            • 441
                                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                                            13. 8. 21

                                                                                                                                                                            Glaserberg 1080 m – Rütte 1012 m – Bühl 1026 m – Hoheck 1040 m – Lehenkopf 1039 m

                                                                                                                                                                            Irgendwie habe ich nicht so richtig gut geschlafen, so packe ich eher gemütlich meine Siebensachen zusammen und stolpere die paar Meter hoch zum Glaserberg, der wenig beeindruckt.

                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20210813_072423_(1024_x_768).jpg Ansichten: 0 Größe: 73,9 KB ID: 3072894

                                                                                                                                                                            Auf alternativen Wegen mogele ich mich mal wieder zum Hauptweg und richte mich dann auf der Bank an der Ecke zum Sieben-Moore-Weg zum Frühstücken ein. Die ist sinnigerweise so hoch, dass ich unbeschwert die Beine über den schon eifrig herumkrabbelnden Ameisen baumeln lassen kann. Perfekt! Dann stecke ich die Nase zur weiteren Planung in die Karte und das Handy. Schon gestern habe ich überlegt, ob ich nicht heute schon zurück bis nach St. Blasien komme, war aber zu faul, irgendwelche Höhen- und Kilometerzählereien anzustellen. Ich werde mich einfach überraschen lassen! Der Sieben-Moore-Weg, dem ich weiterhin folge, ist ein echter Flop. Ich hatte gehofft, Wollgras oder gar Sonnentau fotografieren zu können, aber jetzt dauert es ziemlich lange, bis ich überhaupt einmal sumpfige Flächen zu Gesicht bekomme.

                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04987_(1280_x_1024).jpg Ansichten: 0 Größe: 199,8 KB ID: 3072895

                                                                                                                                                                            Ist da unten vielleicht etwas Moor?

                                                                                                                                                                            Dafür gibt es Erklärungstafeln, durch die man lernt, was man alles nicht sehen kann, und die Ermahnung, die Wege nicht zu verlassen. Als es endlich mal ein wenig „Moor“ oder so etwas gibt, bin ich aber trotzdem so dreist, ein paar Schritte auf eine gemähte Wiese zu tun, um wenigstens ein Moorbild zu schießen.

                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04990_(1280_x_1024).jpg Ansichten: 0 Größe: 332,7 KB ID: 3072896

                                                                                                                                                                            Schon etwas mehr Moor!

                                                                                                                                                                            Immerhin steht einmal ein als solcher bezeichneter Habitatbaum am Weg. Nach ein paar hundert Metern Asphalt gibt es dann doch noch einen Plankenweg, so dass ein wenig Moorfeeling aufkommt.

                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04994a_(1024_x_768).jpg Ansichten: 0 Größe: 131,3 KB ID: 3072897

                                                                                                                                                                            Noch mehr Moor!

                                                                                                                                                                            Den betrete ich allerdings auf eigene Gefahr, wahrscheinlich kann man genau deshalb auch ein Minibrückchen in marodem Zustand lassen.

                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04996_(1280_x_1024).jpg Ansichten: 0 Größe: 113,8 KB ID: 3072898

                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04995_(1280_x_1024).jpg Ansichten: 0 Größe: 212,7 KB ID: 3072899

                                                                                                                                                                            Ich habe das Bächlein lieber neben der Brücke überquert...

                                                                                                                                                                            Mich überzeugt dieses ganze Touri-Konzept hier jedenfalls gar nicht. Immerhin sehe ich zu guter Letzt noch eine original Schwarzwälder Moorkuh.

                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC04997_(1280_x_1024).jpg Ansichten: 0 Größe: 295,5 KB ID: 3072900

                                                                                                                                                                            Die typische Beinfärbung der Schwarzwälder Moorkuh ist nicht zu übersehen

                                                                                                                                                                            Deshalb bin ich überhaupt nicht traurig, als ich diesen Weg nun verlasse, um am Hirnikopf (leider kein Tausender, der Name ist so schön!) vorbei, beinahe durch eine Furt (es gibt dann doch eine Brücke für Wanderer) und ein Stück durch das Ibachtal in Richtung Rütte zu laufen.

                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC05000_(1280_x_1024).jpg Ansichten: 0 Größe: 211,6 KB ID: 3072901

                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC05001_(1280_x_1024).jpg Ansichten: 0 Größe: 209,9 KB ID: 3072902

                                                                                                                                                                            Zwar alles Forstwege, aber herrlich still und frisch heute morgen.

                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC05004_(1280_x_1024).jpg Ansichten: 0 Größe: 266,6 KB ID: 3072903

                                                                                                                                                                            An der Kreuzung „An den fünf Wegen“ mache ich Verschnaufpause, um dann erst einmal den falschen Berg hinaufzurennen. Au weia, wie leichtsinnig ich meine Kräfte verplempere… Der zweite Versuch trifft zum Glück den richtigen Berg, die Rütte ist allerdings teils Opfer von Kahlschlag. Sieht nicht schön aus, die Verdichtung tut dem Boden nicht gut, außerdem brennt die Sonne diese Flächen knochentrocken und es ist unerfreulich, in den groben Fahrspuren zu laufen. Ich denke mal wieder darüber nach, wie absurd es eigentlich ist, dass ausgerechnet die Berufsgruppe, die den Wald in diesen schlechten Zustand gebracht hat, gerne Schilder aufhängt, um Wanderern alles mögliche zu verbieten. Ja, ich weiß, es gibt genauso wenig „die Förster“ wie es „die Wanderer“ gibt. Mal sehen, wie sich das alles in den nächsten Jahren weiterentwickelt.
                                                                                                                                                                            Ich bin jedenfalls froh, als ich wieder in den kühlen Wald komme, navigiere mich einigermaßen zügig zum Gipfel und dann hinüber zum nahe gelegenen Bühl. Zugegebenermaßen gibt es in dieser Gegend einige weitere Hügel über 1000 Metern, die auf meinen Karten aber alle unbenannt sind. Ehrlich gestanden bin ich gar nicht böse darum… Der Weiterweg erfordert häufige Blicke auf die Karte, aber ich lande genau wie geplant zwischen Ruchen- und Wittenschwand, um nach einem kurzen Stück Straße aufwärts zum Kreuzfelsen zu schnaufen. Hier steht eine Hütte, die aber leider zu aufgeheizt ist, um ihren Schatten zu einer Pause zu nutzen.

                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC05008_(1280_x_1024).jpg Ansichten: 0 Größe: 161,5 KB ID: 3072905

                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC05010_(1280_x_1024).jpg Ansichten: 0 Größe: 187,1 KB ID: 3072906

                                                                                                                                                                            Ausblick vom Kreuzfelsen

                                                                                                                                                                            Die Hitze und die Sonne machen mir ohnehin mehr als sonst zu schaffen, denn ich habe meinen Sonnenhut gestern Abend oder heute Morgen irgendwo verloren. Ich dichte vor mich hin: „Ich armes Wanderweibli bin müde vom Marschieren, Marschieren, bin müde vom Marschier'n! Ich hab' verlor'n mein Hütli aus meinem Ruhucksahahahahack, ...sahahahahack, aus meinem Ruhucksack! Ich hoff', du hast gefunden, was ich verloren hahahahahab, ...“, beschalle aber mal lieber nicht meine Umgebung mit Gesang, es sind zu viele Leute unterwegs. So geht es still bei einigem Gegenverkehr weiter, ich kann jetzt ganz komfortabel dem Schluchtensteig bis St. Blasien folgen. Als ich im Wald an eine Bank im Halbschatten komme, mache ich endlich Pause, bei der ich gleich noch eine frische Zecke aus dem Knie zupfe.
                                                                                                                                                                            Inzwischen bin ich sicher, dass ich es heute noch locker bis St. Blasien und damit zum Ende meines Projektes schaffe, was sich bisher noch gar nicht speziell anfühlt. Weiter laufe ich hinunter zum Klosterweiher und bei zum Glück erfrischender Brise in offenerer Landschaft wieder hoch zum Hoheck, dem vorletzten Tausender meiner Tour.

                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC05011_(1280_x_1024).jpg Ansichten: 0 Größe: 268,2 KB ID: 3072907

                                                                                                                                                                            Klosterweiher

                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC05013_(1280_x_1024).jpg Ansichten: 0 Größe: 244,3 KB ID: 3072908

                                                                                                                                                                            Ausblicke hier...

                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC05014_(1280_x_1024).jpg Ansichten: 0 Größe: 256,6 KB ID: 3072909

                                                                                                                                                                            ...und da.

                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC05018_(1280_x_1024).jpg Ansichten: 0 Größe: 240,3 KB ID: 3072910


                                                                                                                                                                            Am Hoheck

                                                                                                                                                                            Nett geht es weiter, nur der letzte Anstieg auf den Lehenkopf verursacht einiges Schwitzen.

                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC05019_(1280_x_1024).jpg Ansichten: 0 Größe: 248,5 KB ID: 3072911

                                                                                                                                                                            Da schaut schon der Lehenkopfturm herüber!

                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC05020_(1280_x_1024).jpg Ansichten: 0 Größe: 289,8 KB ID: 3072912

                                                                                                                                                                            Pferdeburka?


                                                                                                                                                                            Der Lehenkopfturm sieht von außen nicht besonders schick aus, als ich innen die Holztreppe hochgehe, fühle ich mich an einen Glockenstuhl in einem Kirchturm erinnert, allerdings ohne die Gefahr, dass eine Glocke für einen Hörschaden sorgt. Oben sitzt ein junger Mann, ich schaffe es, mich zu beherrschen und ihn nicht mit Informationen zu meinem Projekt vollzutexten. Durch die vergitterten Fenster pfeift zur Abkühlung ordentlich der Wind und wenn es nicht so diesig wäre, wäre der Ausblick noch toller. Ein letztes Mal vollführe ich das Täfelchenritual.

                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC05026_(1280_x_1024).jpg Ansichten: 0 Größe: 93,9 KB ID: 3072913

                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20210813_151104_(1024_x_768).jpg Ansichten: 0 Größe: 67,9 KB ID: 3072914

                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC05023_(1280_x_1024).jpg Ansichten: 0 Größe: 115,1 KB ID: 3072915

                                                                                                                                                                            Schwarzwald hinter Gittern

                                                                                                                                                                            Als später ein anderer Wanderer hochkommt, bitte ich ihn, ein Foto von mir samt Täfelchen zu machen. Wir kommen ins Gespräch, er hat einige Fernwandererfahrung und ich werde nun doch noch meine Geschichte los. Später setzte ich mich draußen am Turm auf eine Bank und schicke den beiden „Poetinnen“ agricolina und Blahake eine Nachricht. Inzwischen kommen drei junge Schluchtensteigwanderer den Berg hinaufgekrochen, werfen die riesigen Rucksäcke von sich und stoppen dann die Zeit, wer am schnellsten auf den Turm rennt. Ja, die Jugend hat noch Kräfte… Davon habe ich nun wieder so viele angesammelt, dass ich mich an den Abstieg mache. Auf halber Strecke kommt mir ein Schluchtensteigwanderer entgegen, der fragt, ob ich auf selbigen unterwegs sei. Wir reden dann eine ganze Weile sehr nett und lustig über Fernwanderwege und die unterschiedlichen Einstellungen, mit denen man diese mit oder ohne Selbstdarstellung in den sozialen Medien gehen kann. Das war jetzt ein netter und passender Abschlussschwatz zu meinem Projekt! Als ich an der Umgehungsstraße ankomme, verzichte ich auf meinen Plan, erst zum Auto und dann ins Café zu laufen, ich gehe einfach mal davon aus, dass ich auch ohne frisches T-Shirt nicht zu „outentisch“ rieche. Das Café Rosalie ist schnell gefunden, ich kann draußen Platz nehmen und feiere das Ende meines Projektes mit einer Johannisbeerschorle und einem sündhaft leckeren und gehaltvollen Stück Schokotorte. Sollte ich in den letzten Tagen an Gewicht verloren haben, so ist das jetzt wieder ausgeglichen…

                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20210813_165208_(1024_x_768).jpg Ansichten: 0 Größe: 173,9 KB ID: 3072916

                                                                                                                                                                            Dabei schreibe ich noch ein paar Notizen zum heutigen Tag und beobachte das Treiben auf der Straße. Es gibt hier, wohl dank Schluchten- und Albsteig, viele „echte“ Wanderer, einige davon stranden auch in diesem Café. Mit gut gefülltem Bauch gebe ich mich noch kurz der Dombesichtigung hin. Zugegebenermaßen sagt mir die weiße kalte Pracht auch heute nicht so ganz zu. Von oben sieht St. Blasien, wie es ins Tal eingekuschelt daliegt, eindeutig hübscher aus! Darauf trödele ich in Ruhe zum Auto, das dankenswerterweise noch dasteht. Irgendwie mag ich mich noch nicht vom Schwarzwald trennen und als mir das Navi schlechtes Vorankommen auf der Autobahn prophezeit, entschließe ich mich für eine Alternativroute, die mich noch länger durch diese mir so lieb gewordene Landschaft kurven lässt. Das dauert zwar, macht aber insofern Spaß, als ich einige bekannte Stellen wiedererkenne, bevor es dann doch in die Rheinebene und damit schnurstracks nach Hause geht.

                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                              Erfahren
                                                                                                                                                                              • 05.05.2016
                                                                                                                                                                              • 269
                                                                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                                                                              #87
                                                                                                                                                                              ...und nochmals:

                                                                                                                                                                              An einem der langen Winterabende werde ich das Ganze nochmal lesen und eine Sammlung "best-of-Begahorn-Wortkreationen" anlegen. Da waren jetzt in den letzten Episoden noch einige wunderbare dabei - hinaufzickzacken finde ich auch besonders schön, nicht zu verwechseln mit hinaufzicken. Überhaupt war das Finale höchst vergnüglich - das welsche Teufli bzw. Weibli, der Gscheid- und der Obergscheidkopf und der Hirnikopf, Bänke für Kurzbeinige (ich komme!) und Ameisenschutzbänke, Original Schwarzwälder Moorkühe - was man alles lernt bei dir! Ein Glück, dass du mich jetzt nicht länger vom Arbeiten abhalten kannst. Wobei - eventuell ginge das ja als sprachliche Fortbildung durch...

                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                Lebt im Forum
                                                                                                                                                                                • 06.03.2011
                                                                                                                                                                                • 9533
                                                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                                                #88
                                                                                                                                                                                Hallo Bergahorn.

                                                                                                                                                                                Ein toller Bericht, den ich seit langem eifrig verfolge! 👍
                                                                                                                                                                                Der Schwarzwald ist eine tolle Gegend. Und dann mit einem so ungewöhnlichen Projekt vorgestellt. Mit schönen Bildern, guten Geschichten und flüssig geschrieben. Kurzweilige Unterhaltung mit Hintergrund und Lerneffekten. Ich habe öfter mal die Karten bemüht um zu sehen wie deine Touren aussahen. Da ich mir vorstellen kann, dass es anderen ähnlich ging: willst du nicht mal ein paar GPX-Dateien zusammenbauen und damit über die Kartenfunktion für GPX-Anhänge deinen Lesern zeigen wo du jeweils warst?
                                                                                                                                                                                Gerne helfe ich dir dabei!

                                                                                                                                                                                Viele Grüße

                                                                                                                                                                                Wafer

                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                                                                                  • 13.04.2019
                                                                                                                                                                                  • 441
                                                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                                                  @ agricolina: Du kannst dann das Wörterbuch herausgeben, wird sicher ein Bestseller!
                                                                                                                                                                                  Hinaufzicken würde ich sicher nicht, eher hinaufzetern, das kann ich erfahrungsgemäß ganz gut. Bei "outentisch" war ich mir mit der Schreibweise nicht sicher, vielleicht doch outhentisch?

                                                                                                                                                                                  @Wafer: Dankeschön, freut mich, wenn mein Opus Vergnügen bereitet hat! Tjaaa, das mit den gpx-Dateien... Könnte ich machen, soweit ich noch weiß, wo genau ich langgewandert bin, aber ehrlich gestanden bin ich einfach zu faul dazu, zumal ich da ohnehin nicht so geschickt bin... Aber vielen Dank für das Hilfsangebot!

                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                    Lebt im Forum
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                                                                                                                                                                                    • 8843
                                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                                    Hallo Bergahorn, eigentlich schade das du schon alle Tausender abgeklappert hast. Ich habe immer gerne mit gelesen. Jetzt wissen wir also das der Schwarzwald 232 Gipfel über 1000hm hat. Und du hast nur etwa 1,5 Jahre gebraucht.
                                                                                                                                                                                    Tolle Leistung.
                                                                                                                                                                                    Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                      Erfahren
                                                                                                                                                                                      • 13.04.2019
                                                                                                                                                                                      • 441
                                                                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                                                                      #91
                                                                                                                                                                                      Hallo blauloke,
                                                                                                                                                                                      freut mich, dass du diesen Bericht gerne gelesen hast. Allerdings muss ich korrigieren: So ganz genau wissen wir nicht, wie viele Gipfel der Schwarzwald hat, es gibt da keine offizielle Zählung und die Definition von Gipfel ist auch nicht eindeutig. So war ich sicher auf vielen Erhebungen, die die Bezeichnung Gipfel eigentlich nicht verdienen, habe aber auf der anderen Seite wohl den einen oder anderen übersehen oder mangels Benennung in meinem Kartenmaterial links (oder auch rechts) liegen lassen. Irgendwann habe ich halt beschlossen, dass es nun gut ist, da ich die relevanten Gegenden mit meinen Touren abgegrast habe. Inzwischen weiß ich halt auch genau, wie wenig interessant es ist, endlos irgendwelche bewaldeten oder auch gerodeten Buckel abzuklappern, nur um dagewesen zu sein. Falls ich in Zukunft zufällig noch den einen oder anderen mitnehmen kann, gibt es hier vielleicht noch eine Zugabe, aber das Projekt als solches ist nun beendet. Das ging übrigens nur deshalb so flott, da ich durch die Pandemie zeitweise massiv am Arbeiten gehindert wurde. Sonst hätte sich die Geschichte sicher noch ein paar Jahre hingezogen.

                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                        Lebt im Forum
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                                                                                                                                                                                        • 8843
                                                                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                                                                        Jetzt sei mal nicht so bescheiden.
                                                                                                                                                                                        Schließlich bist du die erste Person die alle 1000er bestiegen hat und damit hast du auch das Recht die Anzahl fest zu legen.
                                                                                                                                                                                        Der Schwarzwald hat von jetzt an bis in alle Zeit 232 1000er. Du hast mit deinem Projekt das quasi wissenschaftlich bewiesen.
                                                                                                                                                                                        Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                          Erfahren
                                                                                                                                                                                          • 13.04.2019
                                                                                                                                                                                          • 441
                                                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                                                          Das ist keine Bescheidenheit, sondern Wahrheitsliebe!
                                                                                                                                                                                          Gesetzt den Fall, ich würde z.B. eines Tages Bundeskanzlerin werden wollen, dann wäre es schon gut, wenn ich hier nicht flunkere...

                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                            Lebt im Forum
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                                                                                                                                                                                            • 9533
                                                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                                                            Zitat von Bergahorn Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                            Gesetzt den Fall, ich würde z.B. eines Tages Bundeskanzlerin werden wollen, dann wäre es schon gut, wenn ich hier nicht flunkere...
                                                                                                                                                                                            OT: Aber du hast doch nirgends abgeschrieben ... 🤗

                                                                                                                                                                                            Eine outdoorafine Bundeskanzlerin hätte aber durchaus was! Wo wirst du auf dem Wahlzettel zu finden sein?
                                                                                                                                                                                            Und schlimmer als das, was uns da so als Kanzlerkanidaten geboten wird kann es ja nun wirklich nicht sein!
                                                                                                                                                                                            Zuletzt geändert von Wafer; 27.08.2021, 11:38.

                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                              Erfahren
                                                                                                                                                                                              • 13.04.2019
                                                                                                                                                                                              • 441
                                                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                                                              Ups, jetzt ist aber doch recht viel Zeit ins Land gegangen, dabei sollte hier doch schon längst eine Art Epilog oder Fazit oder Schlussbemerkung (Unzutreffendes bitte streichen) stehen. Zuerst wollte ich meine Eindrücke etwas sacken lassen, dann kam das Leben mit Höhen und Tiefen dazwischen. Immerhin sind die folgenden Zeilen nun gut "abgehangen".

                                                                                                                                                                                              Weiß ich nun, „wieviel Tausender stehen“? Nein, das weiß ich immer noch nicht und so fühlt sich dieses Projekt letztlich unvollendet, nicht wirklich rund an, ähnlich wie mancher Roman, der mit einer tollen Idee beginnt, sich zunächst vielversprechend entwickelt, dann aber irgendwann immer mehr nur noch vor sich hindümpelt, um schließlich einfach so ohne Lösung oder Katastrophe zu enden. (Ich ärgere mich übrigens immer über solche Romanenden…)
                                                                                                                                                                                              Kein Wunder, dass mich die Frage immer noch beschäftigt. Selbst das Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg gibt auf agricolinas Nachfrage hin die Antwort, dass es sich schwierig gestalte, herauszufinden, wie viele Gipfel und Erhebungen über 1000 m der Schwarzwald hat und weist darauf hin, dass im Internet die Zahl 102 zu finden sei. Seitdem der SWR diese Behauptung aufgestellt hat, wird ja fleißig abgeschrieben, obwohl nirgends die Namen dieser Tausender verraten werden.
                                                                                                                                                                                              Dann habe ich die Idee, mal zu schauen, wie Sir Hugh Munro, der Erfinder des schottischen „Munro Bagging“ seine zu sammelnden Gipfel definiert hat. Überraschung: Er hat sich da des elastischen Begriffes der „sufficient separation“ bedient, die ein Gipfel haben müsse, um in die Zählung aufgenommen zu werden (https://www.wildernessscotland.com/blog/munro-bagging/). Das hilft nun auch nicht weiter!
                                                                                                                                                                                              Auf deine-berge.de (https://www.deine-berge.de/POIs/Filter/Kategorie-1-Berge,-Gipfel+Gebirge-126-Schwarzwald+Min_Hoehe-1000-m) finde ich dann eine Liste mit 223 Tausendern, das sind bedeutend mehr, als der SWR behauptet und fast so viele, wie ich gesammelt habe.
                                                                                                                                                                                              Man darf also gespannt sein, ob die Ausgangsfrage irgendwann vielleicht doch fundiert beantwortet werden wird.
                                                                                                                                                                                              Mittlerweile rückt für mich aber der eigentliche „Gewinn“ meines Projekts, den Schwarzwald flächendeckender kennenzulernen, immer mehr in den Vordergrund. So ergab sich mit Fortschreiten des Projekts ein Perspektivenwechsel: Dachte ich anfangs noch oft beim Blick auf ferne Gipfel: „Da gehe ich auch noch hoch!“, so wurde im Laufe der Zeit dieser Gedanke immer öfter durch: „Da oben war ich schon!“ abgelöst.
                                                                                                                                                                                              Ohnehin bleiben ja nicht unbedingt nur die Gipfel als Highlights in Erinnerung, sondern auch viele andere kleine oder größere Erlebnisse, wie die immer wieder herrlichen Ausblicke in die Schwarzwaldlandschaft, aber auch in die Alpen, bezaubernde Morgen- und Abendstimmungen, die Freude an kleinen naturnahen Pfaden und der sich mit den Jahreszeiten verändernden Flora, die Tiersichtungen und „-hörungen“, seien es Rotwild, Gämsen oder der kleine Fuchs im sinkenden Licht, ein morgendliches Vogelkonzert ganz ohne Zivilisationsgeräusche im Hintergrund, den Ruf des Rauhfußkauzes oder die „rabsenden“ Raben und so vieles mehr.
                                                                                                                                                                                              Auch habe ich es immer wieder genossen, auf den Touren entspannt alle Sinne öffnen zu können, ohne von zu vielen Eindrücken überfordert zu werden. Die Reizüberflutung des Alltags zwingt mich normalerweise eher dazu, möglichst viel auszublenden, was ich als anstrengend empfinde. Wie gut tat es, dem immer wieder für ein paar Tage entfliehen zu dürfen!
                                                                                                                                                                                              So verabschiede ich mich letztendlich zwar ein bisschen wehmütig, aber insgesamt doch sehr glücklich von diesem Wanderprojekt!


                                                                                                                                                                                              Bevor dieser Bericht nun langsam aber sicher endgültig in den Tiefen des Forums versinkt, danke ich allen Lesenden und insbesondere freundlich Kommentierenden, die mich damit nicht nur zum Weiterwandern sondern auch -schreiben motiviert haben!

                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                Erfahren
                                                                                                                                                                                                • 13.02.2017
                                                                                                                                                                                                • 141
                                                                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                                                                #96
                                                                                                                                                                                                Was für ein W-U-N-D-E-R-S-C-H-Ö-N-E-R Epilog! Ich denke, du hast dir 232 virtuelle 1000Wander€ verdient!
                                                                                                                                                                                                Und große Verneigung vor dem Dranbleiben!
                                                                                                                                                                                                Ich hatte zwischendurch den Faden verloren, obwohl ich am Rand des Nordschwarzwaldes geboren sehr interessiert bin! Und manches (weniges) habe ich auch gekannt.
                                                                                                                                                                                                "Gesetzt den Fall, ich würde z.B. eines Tages Bundeskanzlerin werden wollen, dann wäre es schon gut, wenn ich hier nicht flunkere.." Auch als mögliche Päpstin hast du mittlerweile fast problemlose 'Gestaltungsmöglichkeit', Erinnerungslücken oder memorierende Freiheiten zu haben!
                                                                                                                                                                                                Und: Die Beschreibungen deiner Natureindrücke haben mich sehr berührt! DAS bleibt für Leben! Das ist Leben!
                                                                                                                                                                                                1 1/2 Jahre - was für eine Durchhaltekraft!
                                                                                                                                                                                                In diesem Sinne vielen Dank für die Unternehmung und für ein sehr schönes und gewinnendes Dabeisein-Dürfen!
                                                                                                                                                                                                Und alles Gute für das neue Projekt!

                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                                                                                                  • 05.05.2016
                                                                                                                                                                                                  • 269
                                                                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                                                                  #97
                                                                                                                                                                                                  Ja, schließe mich an, das ist ein wunderbares Fazit!
                                                                                                                                                                                                  Für Freitags-Insider: Und schon die halbe Miete…😎

                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                                                                                                    • 13.04.2019
                                                                                                                                                                                                    • 441
                                                                                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                                                                                    #98
                                                                                                                                                                                                    MLO Vielen Dank für deinen wunderschönen Kommentar!
                                                                                                                                                                                                    Au weia, sogar Päpstin...also in der Kirche, in der ich eine wäre, gäbe es gar keine Päpstin! Und natürlich auch keinen Papst und so einiges anderes auch nicht...

                                                                                                                                                                                                    agricolina Schaun wir mal...

                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                      Erfahren
                                                                                                                                                                                                      • 13.04.2019
                                                                                                                                                                                                      • 441
                                                                                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                                                                                      #99
                                                                                                                                                                                                      Ab und an googele ich immer noch nach den Tausendern im Schwarzwald, neugierig, ob sich diesbezüglich etwas Neues findet. Und siehe da, ein Mountainbiker hat, ebenfalls von der SWR-Doku inspiriert, ab April 2023 alle Tausender abgeklappert. Er kommt sogar auf 249 Gipfel.

                                                                                                                                                                                                      https://www.mtb-news.de/news/alle-ta...rzwald-teil-1/

                                                                                                                                                                                                      https://www.mtb-news.de/news/projekt...rzwald-teil-2/

                                                                                                                                                                                                      Jetzt frage ich mich nur, wie er auf die Idee mit dem Täfelchen gekommen ist...

                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                        Erfahren
                                                                                                                                                                                                        • 13.02.2017
                                                                                                                                                                                                        • 141
                                                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                                                        Wie auch immer - - - auch ein Bericht 'eigener Art!
                                                                                                                                                                                                        Aber ganz anders als deiner!

                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                          Freak
                                                                                                                                                                                                          Moderator
                                                                                                                                                                                                          Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                                          • 24.01.2011
                                                                                                                                                                                                          • 12505
                                                                                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                                                                                          Fand ich auch sehr schön, das Projekt.
                                                                                                                                                                                                          Bleibt die Frage: Wie siehts mit deinen Ambitionen zur Kanzlerschaft aus? Ein Jahr wär noch Zeit...

                                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                                            Erfahren
                                                                                                                                                                                                            • 13.04.2019
                                                                                                                                                                                                            • 441
                                                                                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                                                                                            MLO Ja, bei der guten Schreibe hätte er von mir aus gerne noch etwas ausführlicher berichten können.
                                                                                                                                                                                                            Was die Anzahl der Tausender angeht, so werden das mit der Zeit wahrscheinlich immer mehr, da die Namen auf OSM ergänzt werden. Mal sehen, ob sich irgendwann jemand berufen fühlt, fundiert die "echten" Gipfel aufzuzählen.

                                                                                                                                                                                                            ronaldo Ach naja, irgendwie habe ich so schon genug zu tun! Vielleicht bin ich auch einfach nicht machtgeil genug, um mich um dieses Amt zu bemühen.

                                                                                                                                                                                                            Kommentar