• Voronwe
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    • 03.04.2008
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    [DE] Von Tübingen nach Freiburg

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 48.423992869
    Längengrad 8.3727423123
    15.4.2018

    Dußlingen nach Rottenburg


    "Es ist eine gefährliche Sache, Frodo, aus deiner Tür hinauszugehen. Du betrittst die Straße, und wenn du nicht auf deine Füße aufpasst, kann man nicht wissen, wohin sie dich tragen."
    Bilbo Beutlin

    Mir spukte in letzter Zeit immer wieder die Idee im Kopf herum, eine längere Wanderung in Etappen zu unternehmen. Nur, wohin sollte es gehen, hätte ich genug Zeit dafür oder würde ich das überhaupt schaffen.

    Aber schließlich siegte doch die Neugier, einfach mal loszugehen, und so ging ich mit Wanderstiefeln und Rucksack an einem Sonntag nachmittags einfach mal zur Tür heraus, um zu gucken, was denn meine Füße und mein Rücken zu einer Wanderung durch den Rammert nach Rottenburg sagen würden. 15km an einen Nachmittag, das erschien machbar - Und mein Physiotherapeut, der mich nach einem Bandscheibenvorfall wieder auf die Beine brachte, predigt ja schließlich immer wieder: Gehen, gehen, gehen.

    Also ging es zunächst durch die heimatlichen Felder dem Wald entgegen. Die Natur war gerade aus dem Winterschlaf erwacht (nun gut, einige haben es nicht geschafft).



    Die Bäume fingen an zu blühen, zuerst die Kirschen.


    Die Apfelbäume sollten bald folgen.


    Im Wald sah man auch die ersten zarten Knospen an den Bäumen. Ein paar andere Ausflügler begegneten mir (unter anderem unser Bürgermeister) und am Klarasee konnte ich nochmal nach meinem Geocache gucken, bevor ihn die Brennnesseln wieder überwuchern würden.



    Hier im Wald war auch insektenmäßig schon mehr los.


    Es ist im Rammert etwas schwierig eine gute Ost-West-Verbindung zu finden, es gibt zwar Forststraßen, aber die möchte man ja nicht so gerne gehen. Leider kann man den kleinen Wegen auf der Karte nicht unbedingt vertrauen, da sie gerne mal im Nichts enden - so auch meiner. Plötzlich was Schluß, an einer Stelle wo sich Fuchs und Hase Guten Nacht sagen (zumindestens den Hasen habe ich gesehen).

    Laut Karte war 100m weiter ein Forstweg, also quer durch den Wald dorthin (ohne GPS hätte ich mich da komplett verfranzt - wie schnell man doch im Wald vom geraden Weg abkommt). Glücklicherweise war es früh im Jahr und das Unterholz noch nicht so dicht. Trotzdem war ich gut verschwitzt und froh, den richtigen Weg zu finden - Expeditionen in die Weglosigkeit sind wohl nichts für mich.

    Also doch auf Forstwegen weiter in‘s Bühler Tal.




    Hier gönnte ich mir auch eine kleine Rast und bewunderte die ersten Frühlingsboten.





    Schließlich verließ ich den Rammert mit Blick auf die Wurmlinger Kapelle.



    Es begneten mir einige Radler.



    Jetzt wurde es hässlich: Durch Kiebingen und bis Rottenburg war Asphalt angesagt, ohne Schatten, auf dem Radweg neben der Bundesstraße. Aber da muss man durch.



    Und das ganze mit dem Hintergedanken, daß ich in Rottenburg den Zug nach Hause noch erwischen wollte.

    Schließlich war es geschafft, nach 3h war der Bahnhof erreicht und ich hatte noch 10min bis zur Abfahrt des Zuges.

    Am nächsten Tag taten mir etwas die Füße weh, ansonsten ging es mir gut, und ich hatte Blut geleckt, von Rottenburg sollte es im Neckartal weiter Richtung Schwarzwald gehen.

    Lehre:
    Wanderer, querst du den Rammert, vertraue nicht den dünnen Linien auf der Karte.

    Zuletzt geändert von Voronwe; 11.09.2018, 20:01.
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    #2
    AW: [DE] Vom Albvorland in den Schwarzwald hinein

    28.4.2018

    Rottenburg nach Horb


    Wie schon gesagt, wollte ich weiter Richtung Schwarzwald wandern. Das Wochenende vor dem 1. Mai erschien mir ideal für eine Wanderung von Rottenburg nach Freudenstadt, mit Übernachtung in Horb.

    Allerdings hatte ich dann überlegt, ob nicht meine ältere Tochter mitwandern wollte. Auf die Idee hatte mich FrankK mit seinem Bericht über den Schluchtensteig gebracht.

    Also fragte ich sie, gleich mit der Aussage, daß der Weg lang und vielleicht auch anstrengend werden würde.
    Sie wollte trotzdem mit, und so saßen wir am Samstag, 28.4. im Zug nach Rottenburg, bereit für 2 Tage Vater-Tochter Erlebnis.
    Pünktlich zur Ankuft in Rottenburg fing es an zu regnen, aber dovn ließen wir uns nicht abschrecken, es war nur ein kurzer Schauer angesagt. Es ging zunächst über den Neckar in die Altstadt


    Den Dom konnten wir nicht besichtigen, da gerade eine Messe stattfand.


    Also weiter durch die Stadt, noch ein paar Sachen in der Drogerie gekauft (Tipp: Haargummis sind ein super Multifunktionstool, mit denen man z.B. auch offene Tüten zubinden kann).
    Wie immer ist ja das schwierigste, am Anfang den richtigen Weg zu finden, aber schließlich hatten wir ihn und gingen bergauf Richtung Westen aus Rottenburg hinaus. Der Weg heute sollte uns die ganze Zeit im oder über dem Neckartal entlangführen.




    Durch Wohngebiete ging es aus der Stadt hinaus, der Regen hörte auf und die Vögel begannen zu singen.


    Auf den Feldern waren die Bäume in voller Blüte


    Im wieder ging es an Feldkreuzen vorbei, dies hier war sogar betextet:


    Beim Feldkreuz (Sebastian Blau)

    Wia isch do hobe' schö' ond still!
    Kaum schreit e' Grabb, kaum ripst' e' Grill.

    Set donn dr Bach ond s Oat ond d Leut,
    ond s Tal so eng ond d Welt so weit.

    Ällsomer Wald ond Fruucht ond gras,
    ond d Alb bltzblo on ond d Luft wia Glas.

    On wenn dr Wend durs Koanfeld lauft,
    noh isch, wia wenn dr Herrgott schnauft.

    Und d Weag gehnd äll en Hemmel nei',
    ma moa't, s könn kaum parr Schritt nuf sei'.

    s ist ebbes dra': do hobe', guck,
    do bist em näher om e Stuck.


    Mit diesen besinnlichen Gedanken wanderten wir weiter und kamen zur Bronnbachquelle, deren Wasser wir erst einmal testen mussten - Test bestanden.


    Hier ergab sich auch ein schöner Ausblick in's Neckartal.




    Weiter ging es auf schmalen Wegen am Abhang entlang, perfekt zum Wandern.




    Durch den Regen kamen viele Schnecken angekrochen.


    Als nächsten Ort erreichten wir Obernau, unsere Karte versprach zwar eine römische Wasserleitung am Weg, die konnten wir aber nicht finden.


    Es ging durch den Ort...




    ... wieder in den Wald hinein.


    Wer hier wohl begraben ist?


    Hier ist es eindeutiger, an wen gedacht wird


    Wir erreichten Sulz und machten dort im Golfclubhaus eine kurze Pause. Dabei wurde uns noch gesagt, daß es kein Problem sei, zu Fuß über den Golfplatz zu gehen, was wir dann auch taten. Nur Obacht vor Bällen.


    Der Golfplatz liegt beiderseits des Neckars und somit führte unser Weg über diverse Brücken


    Tannen und Kiefern waren dieses Jahr besonders produktiv, eigentlich war den ganze Südwesten Anfang Mai in eine gelbe Staubwolke gehüllt und somit kann man sagen: Pollen pflastern ihren Weg


    Über dem Neckar liegt das Hotel Weitersburg, zu dem auch der Golfplatz gehört.


    Auf dem Golfplatz sieht man immer wieder Dreiergruppen, schließlich frage ich nach, warum immer drei Personen und erfahre, daß heute gerade ein Tournier gespielt wird. Nun gut, können sie bei Regen im Unterstand immer noch Skat spielen.
    Meine Tochter fragt diverses zum Thema Golf, das ich aber alles nicht beantworten kann. Meine Erfahrungen beschränken sich hier auf die Minigolfrund im Urlaub.
    Zwischen Golfplatz und Bahnlinie.


    Auch Tiere waren unterwegs.




    Schließlich haben wir den Golfplatz hiner uns gelassen und hielten Ausschau nach einer Mittagsraststelle. Zunächst beobachteten wir noch einen DLRG-Trupp, der die Menschenrettung im Neckar übt.

    Schließlich ist ein Platz gefunden und wir wollen mal den Gaskocher ausprobieren. Das Ergebnis zeigt deutliche Unterschiede zwischen Soll und Ist, aber der Hunger treibt's rein.


    Weiter ging es jetzt auf dem Neckarradweg - glücklicherweise ist wenig Verkehr.
    In Eyach beobachteten wir eine Zugbegegnung, hier muß ein Fahrer aussteigen und das Weiterfahrsignal manuell betätigen.
    Daß wir immer wieder auf die Bahn treffen, ist beabsichtigt, da ich nicht wusste, wieviel wir schaffen würden, wäre das eine Möglichkeit gewesen, die Wanderung zu verkürzen.
    Aber es stellt sich noch keine Müdigkeit ein, inzwischen ist es schön sonnig, also geht es weiter zu Fuß.


    Die Autobahnbrücke kommt in Sicht, hier überquert die A81 den Neckar.






    Und immer wieder ein Zug


    Wiesenstrecken wechseln sich mit Waldstrecken ab


    In Mühlen kommen wir am jüdischen Friedhof vorbei.




    Und an interessante Angeboten des örtlichen Sportvereins - Reha nach §44 SGB IX klingt nach Spaß und Freude


    Weiter auf dem Radweg


    Der Neckar
    Schließlich ist Horb erreicht.


    Wir sind nun doch rechtschaffen müde, aber zum Hotel geht es noch steil den Berg hinauf.


    Das Hotel Schiff,wo wir nächtigen, gehört seit über 300 Jahren derselben Familie, was auch der Stammbaum im Eingang zeigt. Altes, uriges Haus am Marktplatz, aber das Zimmer ist gut und angemessen.






    Etwas irritiert bin ich allerdings, als der Wirt mir erklärt, daß heute Ruhetag wäre und es damit abends nichts zu essen gäbe (An einem Samstag! In einem vollbelegten Haus!). Aber er empfiehlt uns den Klosterkulturkeller, wo wir unser verdientes Abendessen einnehmen.


    Eine schöne Wanderung am ersten Tag und es gab keine Klagen von wegen langweiliger Weg. Und es war immerhin eine Strecke von 25km.

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    • Voronwe
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      #3
      AW: [DE] Vom Albvorland in den Schwarzwald hinein

      29.4.2018

      Horb nach Dornstetten

      Nach einer gewittrigen Nacht erwartete uns der Morgen mit Sonnenschein und herrlichem Wanderwetter. Nach dem Frühstück ging es in Horb zunächst an der Kirche vorbei.


      Gleich hinter dem Ort ging es steil bergauf. Wow, das war schon anstrengend, sollte aber glücklicherweise das einzige steile Stück auf dem Weg bleiben.
      Der Kreuzweg ist hier durchaus wörtlich zu nehmen.


      Oben angekommen ging es dann durch Felder und Streuobstwiesen in Richtung Schwarzwald, immer der gelben Raute folgend








      In Altheim trafen wir zum ersten Mal auf die Bahn nach Freudenstadt, wobei ich mir nicht sicher bin, ob hier noch Züge halten.




      Ein Wegkreuz, mit einer Bank, auf der man sich mit kurzen Hosen besonders demütig zeigen kann


      Der Weg ist durchgängig gut ausgeschildert, nur an diesem Bahnübergang bei Seehaus nicht. Dummerweise kreuzt hier die B28, auf der doch etwas stärkerer Verkehr herrscht.Wir mussten ein Stück an der Straße entlang gehen, um den richtigen Weg zu finden, und bei dem Verkehr dort ist das kein Spaß. Das Streßlevel steigt und steigt.
      Wir waren froh, als wir endlich die Straße verlassen konnten - Wege an der Straße entlang sind echt die Höchststrafe


      Und weiter geht es über die Felder.


      Mmh, ob die hier wohl etwas mit Pferden zu tun haben?


      Und wieder ein Bahnübergang, diesmal aber mit weniger Verkehr




      An einem Abzweig gingen wir falsch und als wir es bemerkt hatten, war es schon einfacher einen Umweg zu gehen, als zurückzukehren. Das stellte sich am Ende sogar als gut heraus, den ohne diesen Fehler hätten wir diesen idyllischen Rastplatz nie gefunden.




      Herrlich im Schatten gelegen, mit Blick auf eine Wiese mit Obstbäumen, man hört nur die Vögel und das Summen der Insekten im Gras - so muß es sein.
      Ein kleines bisschen getrübt ist die Stimmung vom Müll vor der Bank. Anscheinend werden leere Verpackungen sofort zu heißem Blei, sodaß man es nicht mehr schafft, sie in den Papierkorb nebenan zu legen. Wir starteten also eine kleine Aufräumaktion.



      Wir durchquerten Schopfloch und kamen in einen Wald. Und hier merkten wir, daß die Vegetation sich ändert, die Nadelbäume dominieren jetzt. Kein Zweifel, wir sind im Schwarzwald angekommen.
      Und daß die Nadelbäume dominieren merkte man auch daran, daß die Luft voll ist mit gelben Pollenstaub. Jeder Windstoß fegt Massen davon von den Bäumen. Ich frage mich kurz, ob es noch gesund ist, was wir hier tun, beim dem Staub in der Luft.




      Schließlich erreichten wir Dornstetten. Die Kondition ist noch gut, wir könnten also bis Freudenstadt weiterlaufen, aber ein Blick auf die Uhr sagt, daß wir dann erst ziemlich spät nach Hause kommen würden.


      Also entschieden wir uns, von hier mit dem Bus zurück nach Horb zu fahren, dort noch in Ruhe ein Eis zu essen, und dann den Zug nach Hause zu nehmen.
      Gesagt, getan, die Zeit reichte sogar noch für einen Spaziergang am Neckar entlang.


      Und in Horb lernten wir noch eine der schönsten Bahnunterführungen Deutschlands kennen.


      Fazit: Wunderbare Wanderung, Fortsetzung im Schwarzwald ist für Himmelfahrt geplant. (Und auch gemacht, also geht es hier weiter)

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        #4
        AW: [DE] Vom Albvorland in den Schwarzwald hinein

        Hallo Voronwe

        danke für den unterhaltsamen Berich über Deine Tour durch meine weitere Heimat. Manche Stelle habe ich wiedererkannt da ich eine ähnliche Tour schon in dieentgegengesetzte Richtung gelaufen bin.

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        • Voronwe
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          #5
          AW: [DE] Vom Albvorland in den Schwarzwald hinein

          10.5.2018

          Freudenstadt nach Zwieselberg

          Wie schon gesagt, wollten wir die Wanderung ja im Schwarzwald fortsetzen, und so machten wir uns an Himmelfahrt mit der Bahn auf Richtung Freudenstadt, um zwei weitere Tage auf dem Mittelweg zu verbringen.
          Geplant war die Tour von Freudenstadt nach Wolfach mit Übernachtung in Schapbach, aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
          Die Wetteraussichten waren nicht so toll, aber man ist ja schließlich nicht aus Zucker, und somit begaben wir uns am Donnerstag morgen in Tübingen in die Bahn, nur um während der Fahrt festzustellen, daß die Regenjacke der Tochter fehlt - an einem Tag, an dem definitiv Regen angesagt war.
          Was tun?
          Also in Rottenburg wieder raus aus dem Zug, Frau angerufen, und das Problem geschildert. Sie hat dann netterweise Versorgungstaxi gespielt, sodaß wir die Jacke noch in Empfang nehmen und eine Stunde später die Reise fortsetzen konnten. (Nebenbei bemerkt: Das Warten an Kleinstadtbahnhöfen an Sonn- und Feiertage bei kaltem Wind ist schon etwas, was nicht unbedingt zu den schönsten Erlebnissen einer Tour zählt)
          Also weiter gen Freudenstadt, das wir auch schließlich Mittags erreichten (Das Stück Weg von Dornstetten nach Freudenstadt, das eigentlich noch fehlte, haben wir uns geschenkt - wir hatten ja schließlich kein Gelübde abgelegt, jeden Meter zu Fuß zu gehen).
          Pünktlich bei der Ankunft am Marktplatz fängt es auch an zu regnen, so daß wir den Platz (immerhin wohl Deutschlands größter) nicht so richtig bewundern können.




          Wir finden auch schnell den Wegweiser zum Mittelweg, am Rand des Marktplatzes ist aber auf einmal keiner mehr da, sodaß wieder das GPS den Weg weisen muß - Wir wollen ja nicht versehentlich auf dem Ostweg landen.
          Irgendwie fällt mir bei Mittelweg immer folgender Spruch ein:
          In Gefahr und großer Not bringt der Mittelweg den Tod - nicht gerade aufmunternd.
          Schließlich ist aber alles gefunden, und die Raute mit Strich wird uns nun führen (und bis zum Ende auch nicht mehr im Stich lassen)



          Hinaus aus Freudenstadt führt ein Spazierweg, ist aber sehr gut zum Einlaufen.



          Inzwischen hat konsequent etwas stärkerer Nieselregen eingesetzt.


          Eine kleine Quelle am Wegesrand.



          Nach ca. 1h kommen wir an die Agnesruhe, hier gibt es etwas Schutz vor dem Regen und somit machen wir hier Mittagspause.



          Weiter geht es durch den Nieselregen, der Weg ist aber ansonsten seht schön, wird jetzt etwas schmaler und steinig.



          Durch den Regen entsteht eine düstere, mystische Stimmung - so stellt man sich den Schwarzwald vor.


          Hier waren wohl Spechte am Werk.





          Hinunter geht es in's Tal zur Kinziglehütte (scheint mir gut für Biwakierer geeignet zu sein, da direkt mit Bach in der Nähe)



          Und dann wieder gleich steil bergauf



          Der Regen führt doch langsam zu Unmut in der Truppe und nebenbei stelle ich fest, daß meine Jacke auch langsam besonders an den Ärmeln durchsifft, was die Stimmung nicht gerade hebt, besonders weil wir durch den Anstieg noch in's Schwitzen kommen.

          Schließlich erreichen wir Zwieselberg, und hier weht zu allem Überfluß auch noch ein kalter Wind. Die Stimmung ist im Keller, was tun? Der Weg führt die nächsten 10km durch den Wald, auch nicht gerade die besten Aussichten.

          Wir machen erst einmal Pause in der Bushaltestelle, Schokolade hilft hier ein bißchen als Stimmungsaufheller. Und da fällt mein Blick auf das "Zimmer frei"-Schild gegenüber.



          Der Entschluß ist schnell gefasst - morgen soll das Wetter besser werden, also werden wir versuchen, hier abzuwettern. Rucksäcke auf, und beide zum Haus (natürlich hätte ich auch alleine ohne Rucksack fragen können, aber hier will ich auch in bißchen die Mitleidsmasche ausspielen - und da hilft ein nasses Kind mit Rucksack doch sehr).
          Aber kein Problem, ein Zimmer ist vorhanden und wird gerne vermietet. Man hat im Haus das Gefühl, durch ein Zeitloch in die 80er Jahre zurückversetzt zu sein - aber das Zimmer ist sauber, Klo/Dusche ist im Zimmer und die Matratzen sind gut - was will man mehr. Und außerdem mag ich so etwas aus der Zeit gefallenes - Erinnert es doch an Urlaube als Kind.

          Wir trocknen uns erst einmal und schaffen es dann, den halben Nachmittag mit schlafen und lesen zu verbringen.

          Abends versuchen wir im "Ort" etwas zu essen zu bekommen und landen beim einzigen Hotel, in dessen Fenster das Schild "geöffnet" leuchtet. Der Blick auf den Speisekartenaushang hätte misstrauisch machen sollen, denn statt der Karte hängt dort folgendes:



          Aber es gibt im Ort keine andere Möglichkeit, also rein. Die Frage nach Essen wird mit "Heute Ruhetag" beschieden (ist das im Schwarzwald so üblich, daß Ruhetag immer an den Tagen ist, wo andere den Hauptumsatz machen? - War in Horb doch auch schon so). Auf meine Frage nach Alternativen heißt es, "Freudenstadt", was ich damit kontere, daß wir zu Fuß seien und wohl nicht mal eben zurück nach Freudenstadt gehen könnten.
          Schließlich wird sich erbarmt und wir können am Buffett für die Hotelgäste mitessen. Das entpuppt sich als diverse heiße Platten die mich ziemlich an einen Partyservice erinnern - Nun ja, es ist warm und reichlich und was will man an einem solchen Tag mehr.

          Künftigen Übernachtern in Zwieselberg kann ich aber raten, eventuell ihr eigenes Abendessen mitzubringen, sonst könnte man zum Hirsch werden.

          Der Regen hat aufgehört, und so machen wir noch eine kleine Runde durch die Ansiedlung, die interessanterweise direkt an der Grenze zwischen Württemberg und Baden liegt - auf württembergischen Gebiet.





          Schließlich geht es in's Bett, mal sehen wie das Wetter am nächsten Tag ist.

          Zuletzt geändert von Voronwe; 15.07.2018, 19:30.
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            #6
            AW: [DE] Vom Albvorland in den Schwarzwald hinein

            11.5.2018

            Zwieselberg nach Schapbach

            Nach einer angenehmen Nachtruhe empfängt uns der Morgen mit strahlendem Sonnenschein. Wir beglückwünschen uns zu unserer Übernachtungsentscheidung und freuen uns schon auf den weiteren Weg. Aber zuerst einmal Frühstück: das klassische Pensionsfrühstück: Kaffee, Kakao, Brötchen, Wurst, Käse, Marmelade, alles da. Und auch hier das ganze in einem Frühstücksraum, der an die 80er zurückdenken lässt, das einzige Zugeständnis an die Moderne ist ein Flachbildfernseher.
            An der Wand hängt sogar ein Plakat, auf dem für diverse Tagesausflüge geworben wird, und die Preise sind noch in DM (hab allerdings nicht geschaut, ob die Postleitzahl noch vierstellig ist) - hach, herrlich so ein Abtauchen in der Zeit
            Beim Bezahlen gibt es dann noch die Kurkarte, die ich für unseren Rückweg schon fest eingeplant hatte, mit der kann man nämlich im Schwarzwald kostenlos Bus und Bahn fahren.
            Der ganze Spaß hat mich 57€ gekostet, kann man nichts von sagen, darum eine klare Empfehlung für's Haus Gerlinde.
            Die Wirtin erzählt mir noch, daß hier der Tourismushöhepunkt in den 70er Jahren war, danach war wohl vielen der Schwarzwald zu langweilig und entferntere Ziele wurden interessanter. Über meine Erlebnisse mit dem Hotel gestern ist sie doch irritiert.
            Wir schultern aber wieder unsere Rücksäcke und weiter geht es, zum Ort hinaus.




            Plan wäre heute Richtung Schiltach


            Nach kurzer Zeit verzweigt sich der Weg, der Mittelweg geht links in den Wald hinein.


            Und nun folgen 8km Traumwandern: Ein schmaler Waldweg, immer genau auf der Grenze zwischen Württemberg und Baden entlang, keine Steigungen, nur wir und der Wald. Ein absoluter Traum, auf dem wir "dahinfliegen". Und einmal mehr bestätigt sich die Richtigkeit unserer Übernachtungsentscheidung: Dieser Weg ist viel zu schade um ihn bei Regen zu laufen.






            Regelmäßig stehen alte Grenzsteine am Weg und in der Fantasie sieht man hier Grenztruppen in farbigen Uniformen vorbeimarschieren.




            Eine Ranne


            Der Weg ist teilweise gesäumt mit Blaubeerbüschen, die allerdings unsere Hosen ganz schon einnässen - aber damit kann man leben, trocknet ja wieder.












            Leider noch lange nicht reif






            Aber auch Holzwirtschaft wird hier betrieben und ab und zu hören wir in der Ferne das Sirren eines Fichtenmopets - sonst nur die Vögel.




            Schließlich erreichen wir den Schmiedsberger Platz.




            Hier machen sich insbesondere bei der Ermüdungserscheinungen bemerkbar, was wohl vor allem daran liegt, daß sie seit gestern ziemlich schnieft. Wir entscheiden uns also von hier nach Schapbach abzusteigen und somit uns Ziel von gestern anzusteuern.
            Aber zuerst einmal gibt es ein Mittagessen: Uncle Bence Reisgericht: Schmeckt eigentlich ganz gut, aber das mit den zwei Portionen pro Packung ist eine infame Lüge für Wanderer.


            Nach dem Mittag geht es an den Abstieg. Zuerst über Forststraße.


            Aber schon bald geht es wieder auf schmalen Pfaden steil bergab.


            Man muß nur vorher am Wegwächter vorbei.


            Am Schmiedsberger Platz stand eine Tafel, die über die alten Holzrückwege informierte, auf denen früher das Holz in's Tal gerollt wurde, und das das wohl eine sehr gefährliche Arbeit gewesen ist, bei der man leicht zu Tode kommen konnte, wenn die Stämme erst einmal in's Rutschen gerieten.




            Ein Ent am Weg




            Kurz vor Tal verlassen wir den Wald und haben zum ersten Mal eine richtige Aussicht


            Schließlich erreichen wir unser ursprüngliches Ziel, den Campingplatz Schapbach. Hier erfahren wir, daß in einer Stunde ein Bus nach Freudenstadt fährt. Das warten überbrücken wir mit Eis und einer Zitronenlimo, die leider extrem nach Süßstoff schmeckt.

            Und so sind wieder zwei schöne Tage im Schwarzwald vergangen, auf denen wir auch um einige Erfahrungen reicher geworden sind.

            "We aren't lost! We only don't know where we are!" - Cartman

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              #7
              AW: [DE] Von Tübingen nach Freiburg

              27.8.2018

              Gutach nach Triberg - 17km

              Im August gab es für mich die Möglichkeit, die Tour bis Freiburg fortzusetzen. Meine Kinder sind auf einer Ferienfreizeit, meine Frau, die eigentlich einen Teil des Weges mitwollte, musste leider arbeiten, also machte ich mich allein auf den Weg.
              Ein Stück des Weges lasse ich aus, um rechtzeitig in Freiburg zu sein. Geplant sind 4 Tage mit jeweils etwas unter 20km, es soll ja nicht in Stress übergehen.
              So saß ich also am 27.8. morgens im Zug, der mich mit diversen Umsteigen Richtung Gutach bringen sollte. Ein längerer Aufenthalt in Horb wurde dazu benutzt, noch ein paar Sachen einzukaufen und auch zu erfahren, daß man auf dem Bahnhofklo dort das Wasser im Waschbecken dadurch anmacht, daß man den Hahn anfasst. Könnte mal jemand drauf hinweisen: Ich habe lange versucht, den Auslöser zu finden und bin nur durch Zufall auf diese Lösung gestoßen.

              Die Fahrt mit der Bahn war für mich in Wolfach beendet, von hier aus geht es weiter mit dem Bus. Gutach liegt zwar an der Schwarzwaldbahn, es heißt sogar offiziell Gutach (Schwarzwaldbahn), hat aber im Ort keinen Bahnhof. Seltsame Sache das.
              Hier werde ich an der Haltestelle erstmal nett begrüßt.


              Hier ist die Heimat des Bollenhuts, Gutach ist sozusagen die Essenz des Schwarzwalds. Der Ort selber ist allerdings nicht besonders sehenswert, und wird von der B33 geteilt, der ich nun mehr oder minder bis Triberg folgen werde und die sich leider durch erhöhten Schwerlastverkehr auszeichnet.
              Das erste Stück des Weges geht auch direkt an der B33 entlang, immerhin auf einem Bürgersteig, trotzdem kein schönes Gehen.
              Nach kurzer Zeit kann ich immerhin auf einen Radweg wechseln, der etwas weiter von der Straße entfernt verläuft, der Asphalt bleibt mir aber erhalten.
              Aber immerhin geht es entlang der Gutach






              Kurz vor Hornberg komme ich an einem kleinen Betrieb vorbei, bei dem die Angestellten ihre Mittagspause damit verbringen, ein Nickerchen an der Gutach zu halten.
              Als nach ca. 4km Hornberg in Sicht kommt beschließe ich auch, daß jetzt Zeit für eine Mittagsrast sei.


              Sozusagen Mittagsrast im Zeichen der Burg.


              Gestärkt geht es weiter nach Hornberg hinein, bekannt durch das gleichnamige Schießen.
              Ein hübsches Städtchen, doch leider an diesem Montag Mittag ziemlich ausgestorben.








              Ich gönne mir am Marktplatz jedenfalls als Nachtisch eine Schwarzwälder Kirschtorte - netterweise gibt es sogar ein doppeltes Stück, denn die Bedienung hatte es nicht mehr geschafft, das Stück sauber zu teilen. Nun gut, dann muß ich mich halt opfern.


              Die Torte verleiht ungeahnte Kräfte - jetzt habe ich meine Geschwindigkeit auch amtlich


              Die Brauerei Ketterer spendiert netterweise Trinkwasser, was ich gerne annehme


              Und nicht nur ich


              Nun gut, vielleicht hilft das Wasser auch beim Ausdenken von Slogans




              Weiter geht es nach Niederwasser - leider immer noch auf Asphalt


              Auch hier genehmige ich mir einen Schluck am Brunnen und besichtige anschließend die Kirche.




              Und, ja, das hier ist Kuckucksuhrenland.


              Oh ha, bin ich ordentlich ausgerüstet für den weiteren Weg?


              Ja, denke schon.


              Nach einem kurzem, steilen Aufstieg endlich die Erlösung: Der Weg wird zu einem Waldpfad




              Optisch ist der Weg ein Genuß, akkustisch leider nicht, man hört immer die nahe Bundesstraße.


              Ein kleines Wartehäuschen für die Pause.


              Und ca. 20m weiter, aber durch eine Kurve verdeckt, eine Hütte. Wer plant denn hier die Aufstellung der Bänke?


              Es geht wieder ein Stück in's Gutach-Tal runter


              Und dann wieder hoch zur nächsten Hütte.


              Tja, ich befürchte, da ist viel wahres dran - leider.




              Nun gut, richtig schön kann man es hier aber nur finden, wenn man sich die Ohren zuhält. Lärm von der Straße, dazu ein Hammerwerk und rückwerts fahrende LKW in einem Steibruch - Nicht wirklich eine schöne Symphonie.

              In diesem Video gibt es ein Beispiel

              Aber immerhin ein schöner Pfad


              Mit Felsstücken.


              Als ich doch merke, daß meine Wasservorräte zur Neige gehen, treffe ich zufällig auf diesen Brunnen. Er steht in der Nähe der Schwarzwaldbahn. Die Züge höre ich zwar ab und zu mal, aber auf der ganzen Strecke kann man die Bahn eigentlich nie sehen.


              Auch ein interessantes Fundstück, zu dem ich leider keine nähere Erklärung gefunden habe. Die Schuhe waren jedenfalls ziemlich neu


              Schließlich ist der Bahnhof in Triberg erreicht.


              Und jetzt geht es noch ziemlich lang in den Ort hinein. Der Weg zieht sich und mein einziger Trost ist, daß ich das nicht morgen gehen muß.
              Ich quartiere mich im "Hotel Garni Central" ein, direkt am Marktplatz. Dusche, weiches Bett und Abendessen im Restaurant gegenüber, dazu dann tatsächlich auch ein Ketterer Bier. Was will man mehr (jedenfalls zur Zeit keine Kuckucksuhr).


              Und zu guter Letzt noch die Strecke:
              Zuletzt geändert von Voronwe; 08.09.2018, 09:40.
              "We aren't lost! We only don't know where we are!" - Cartman

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              • Wafer

                Lebt im Forum
                • 06.03.2011
                • 9533
                • Privat


                #8
                AW: [DE] Von Tübingen nach Freiburg

                Hallo Voronwe.

                Vielen Dank für's mitreisen! Ich finde Mittelgebirge auch immer sehr spannend. Und in der Gegend bin ich auf dem Westweg ja auch gerade unterwegs. Bin mal gespannt, wo sich unsere Wege kreuzen.
                Ich glaub du hast hier im letzten Post ein Bild doppelt drin.

                Gruß Wafer

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                • Voronwe
                  Erfahren
                  • 03.04.2008
                  • 443
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                  #9
                  AW: [DE] Von Tübingen nach Freiburg

                  Zitat von Wafer Beitrag anzeigen
                  Hallo Voronwe.

                  Vielen Dank für's mitreisen! Ich finde Mittelgebirge auch immer sehr spannend. Und in der Gegend bin ich auf dem Westweg ja auch gerade unterwegs. Bin mal gespannt, wo sich unsere Wege kreuzen.
                  Ich glaub du hast hier im letzten Post ein Bild doppelt drin.

                  Gruß Wafer
                  Ich würde sagen, der nächste Tag ist es

                  Und danke für den Hinweis, habe ich geändert.
                  "We aren't lost! We only don't know where we are!" - Cartman

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                  • Voronwe
                    Erfahren
                    • 03.04.2008
                    • 443
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                    #10
                    AW: [DE] Von Tübingen nach Freiburg

                    28.8.2018

                    Triberg nach Furtwangen - 19km

                    Nach einer guten Nacht sehe ich morgens, daß die Sonne scheint. Gutes Wanderwetter wird vorhergesagt, was auch mein Blick aus dem Fenster bestätigt.


                    Beim Frühstück unterhalte ich mich mit einem kanadischem Paar, das gerade auf Deutschlandtour ist. Das Publikum ist überhaupt sehr international hier, wusste gar nicht, daß Triberg so ein Hotspot ist.
                    Der Weg soll mich heute an den Triberger Wasserfällen vorbei Richtung Westweg führen, wo ich in der Nähe von Furtwangen schon ein Zimmer gebucht habe.
                    Wärend ich durch den Ort gehe machen die Souvenirläden gerade auf.
                    Für den Wasserfallweg muß man Eintritt bezahlen, da ich aber in Triberg übernachtet habe, komme ich mit der Gästekarte kostenlos rein.
                    Und da ich heute noch einiges vor habe, entscheide ich mich für den bequemen Aufgang.


                    Anfänglich ist noch wenig los an den Wasserfällen, aber das ändert sich schnell. Auch hier ein sehr internationales Publikum, die Hauptsprache scheint Spanisch zu sein.
                    Und hier ein paar Eindrücke von den Fällen, schließlich soll es sich ja gelohnt haben, daß ich das Stativ mitgeschleppt habe:












                    Ein Blick von oben auf Triberg


                    Das letzte Stück zum Parkplatz zieht sich ziemlich (warum sehen Steigungen auf Fotos eigentlich immer flacher als in Wirklichkeit aus?)


                    Endlich ist der obere Parkplatz erreicht. Hier wird nochmal mit "Deutschlands höchster Wasserfall" geworben, was ich aber für eine Übertreibung halte, den schließlich ist es ja nicht ein großer Wasserfall, sondern mehrere Kaskaden.

                    Der Weg führt jetzt weiter durch einen Wald, und endlich hört man keinen Lärm mehr. Was für eine Erholung im Vergleich zu gestern.


                    Es geht an einigen Einödhöfen vorbei, sehr typisch für den Schwarzwald.




                    Und wieder in den Wald, der Weg ist schön und ermöglicht ein erholsames Wandern.


                    Die Brombeeren sind klein und etwas sauer, und auch nicht sehr zahlreich. Ich überlasse sie lieber den Tieren.


                    Weiter durch den Nadelwald.




                    Ab und an eine Lichtung mit Gehöft.


                    Flanierwegle, so so. Wer oder was Leptig ist konnte ich nicht in Erfahrung bringen.


                    Am Weg teilweise Springkraut, das fleißig von den Bienen besucht wird. Manchmal brechen die Blüten unter der Last der Bienen ab.




                    Auch andere Insekten sonnen sich.


                    Der Weg ist hervorragend ausgeschildert, allerdings sollte man wissen, wo man hin will.


                    An dieser Weggabelung mache ich eine kurze Rast und lausche dem Summen der Insekten. Ein Radfahrer kommt vorbei, mit einem Rennrad auf diesem Schotterweg - Respekt.


                    Schließlich ist der Westweg erreicht.


                    Leider präsentiert er sich nicht von seiner besten Seite, hier ist er asphaltiert.


                    Aber nach kurzer Zeit zweigt er in's Hochmoor zum Blindensee ab. Jetzt geht es auf Bohlen weiter.
                    Auch hier zeigt sich die Trockenheit der letzten Monate, das Moor ist ausgetrocknet.


                    Aber der Blindensee selber ist noch da und ein wahres Idyll. Ein ideales Plätzchen für eine Mittagsrast.


                    Der See ist bevölkert von vielen Libellen.


                    Es ist schwer, die Tiere zu fotografieren, aber einige Aufnahmen gelingen mir.




                    Und die Libellenbevölkerung bleibt wohl erhalten.


                    Wie gesagt, ein Idyll, da schließt sich sogar das Windrad fast harmonisch ein.


                    Das einzige, was bei der Mittagspause stört, sind zwei Ehepaare, die sich auf bayrisch unterhalten. Kann man nicht einfach mal still die Natur genießen?

                    Schließlich mache ich mich wieder auf den Weg durch das Moor.


                    Nach kurzer Zeit ist das Ende des Bohlenwegs erreicht und auf normalen Forststraßen (teils asphaltiert) geht es weiter an mehreren Einödhöfen vorbei.




                    Ach guck, Jesus war Kanadier und hatte eine Biberfellmütze.


                    Der Weg wird dann auch wieder angenehmer.


                    Nach einem Abstieg und wieder längerem Austieg (Im Tal warb zwar ein Cafe, es hatte aber leider geschlossen) erreiche ich schließlich den Kolmenhof an der Bregquelle.


                    Hier an der europäischen Wasserscheide, bekomme ich endlich meinen ersehnten Kaffee.


                    Und mache noch einen Abstecher zur Bregquelle, die als die Donauquelle gilt, die am weitesten entfernt von der Mündung liegt.


                    Noch ein Schluck Donauwasser, dann geht es weiter


                    Hinweis am Wegesrand.


                    Der Weg ist weiterhin Forstweg, bis auf einen kurzen Abstecher zu den Günterfelsen.


                    Am Naturfreundehaus Brend mache ich noch eine kurze Rast.


                    Wäre ideal zum Übernachten gewesen, aber leider geschlossen.


                    Den Aussichtsturm am Brend spare ich mir, es ist eh ziemlich diesig.
                    Jetzt geht es vom Brend hinab Richtung Furtwangen


                    Vorbei an einem ziemlich großen Ameisenhaufen.




                    Das letzte Stück ist wieder Straße.


                    Schließlich stehe ich vorm "Goldenen Raben" bei Furtwagen, meine Unterkunft für heute


                    An einem großen Hund vorbei betrete ich die Gaststube und vermute, mich in einer Zeitkapsel zu befinden. Hier sieht es aus, als ob seit 50 Jahren nichts mehr wesentlich verändert wurde


                    Ich mache mich auf zu meinem Zimmer im ersten Stock, der Geruch im Treppenhaus erinnert mich an Urlaube Anfang der 80er Jahre.


                    Und auch mein Zimmer ist eher old-style.


                    Aber mit Dusche


                    Und moderner Bettlektüre


                    Nun, für eine Nacht wird es wohl gehen - dachte sich Janet Leigh wohl auch.
                    Das Abendessen besteht aus Schnitzel mit Pommes - irgendwie fehlt mir das Vertrauen in die Küche.
                    Ich unterhalte mich noch länger mit zwei Radlern (Vater und Sohn), die den Schwarzwald durchradeln.

                    Und zu guter Letzt noch die Strecke:
                    "We aren't lost! We only don't know where we are!" - Cartman

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                    • Voronwe
                      Erfahren
                      • 03.04.2008
                      • 443
                      • Privat


                      #11
                      AW: [DE] Von Tübingen nach Freiburg

                      29.8.2018

                      Furtwangen nach St. Peter - 18km

                      Die Nacht war nicht sehr erholsam, da das Bett ein Fußende hatte und natürlich mal wieder zu kurz war.
                      Das Frühstück ist auch sehr übersichtlich und im Haus liegt ein muffiger Geruch, der mich darin bestärkt, möglichst bald hier rauszukommen.
                      Also schnell packen, bezahlen und los. Außerdem sind für den Nachmittag Gewitter angesagt, und da wäre ich gerne schon an meinem nächsten Etappenziel.
                      Gleich zum Anfang komme ich an einer Bank vorbei, die für kribbelige Erlebnisse sorgen dürfte.




                      Ich verlasse nun wieder den Westweg, jetzt geht es zunächst bergab nach Güntenbach




                      Mitten im Wald plötzlich ein Verbotsschild, aber hinter mir ist gar keine Kreuzung oder ähnliches.


                      Eine Mini-Kapelle im Wald.


                      Es geht einen steilen Weg hinab, mit ziemlich losen Steinen als Untergrund. Trotzdem sind Fahrspuren zu sehen. Ich frage mich, mit was für Fahrzeugen hier hoch gefahren wird.


                      Schließlich ist Güntenbach erreicht


                      Als ich einen Passanten nach einem Bäcker im Ort frage (es gibt ein kleines Lebensmittelgeschäft mit Bäcker und Metzger, wo ich erst einmal ein zweites Frühstück nehme und mir für Mittags einen Wurstsalat kaufe), fällt mir auf, daß der Herr ein T-Shirt mit dem Faller-Logo trägt. Und tatsächlich, hier im Ort sitzt die Firma Faller, bekannt für ihre Modelhäuschen. Sieh an, das wußte ich gar nicht.


                      Es gibt einen Laden mit diversen Dioramen und ein kleines Museum, kostenlos zu besichtigen (sehr kleines Museum, extra hinfahren lohnt vermutlich nicht), dem ich erst einmal einen Besuch abstatte.
                      Erinnerungen werden wach, mein Opa hatte auch einen Katalog von Faller für seine Modeleisenbahn, und den habe ich als Kind immer mit Begeisterung durchgeblättert.


                      Ein Dioram aus den 50ern.


                      Und eine Landschaft, wie ich sie gerade durchwandere.


                      Nun geht es weiter hinab durch die Teichschlucht in's Tal der Wilden Gutach (es gibt anscheinend mehr als eine Gutach, sehr verwirrend).
                      In der Ferne sehe ich schon den Gegenaufstieg, der mich später erwartet.


                      Zunächst geht es steil auf Asphalt bergab (die Zufahrt zur Kläranlage).


                      Dann aber betrete ich die eigentliche Teichschlucht: Ein Idyll - Ein Pfad führt entlang eines Baches durch einen Bannwald.












                      In der Schlucht treffe ich auch zum ersten Mal auf Weitwanderer: Drei junge Männer, die den Zweischluchtensteig erwandern








                      Nachdem ich im Gutach Tal aus dem schattigen Wald herausgekommen bin, trifft mich erst einmal Wärme. Stickige Wärme. Nun gut, war ja vorhergesagt, trotzdem nicht schön für den vor mit liegenden Anstieg.
                      Und es geht auch gleich steil über eine sonnige Wiese, danach aber erst einmal langsam aufsteigend im Schatten. Auf Asphalt, aber gut, man kann ja nicht alles haben.
                      Es eröffnen sich immer wieder Ausblicke in's Tal.


                      Das hier sieht nach einem schönen Platz für Ferien aus


                      Der Weg soll mich zunächst über die Zweribachfälle führen, am Beginn des Aufstiegs steht netterweise noch ein Brunnen.


                      Zunächst geht es noch gemächlich bergan, das ändert sich aber nach dem nächsten Haus.


                      Ein letzter Blick in's Tal: Die Kühe machen es richtig, einfach da liegen.


                      Schließlich erreiche ich die Zweribachfälle.


                      Auch dieser Fall besteht aus mehreren Kaskanden.


                      Am obersten Fall packe ich doch noch mal mein Stativ aus.




                      Sehr schön ist der Regenbogen im Wasserfall.


                      Jetzt geht es steil bergauf.




                      Jaha, vom müden Wanderer rauben tut er sie.


                      Als ich dann schließlich den Aufstieg geschafft habe, ist erst einmal ein Freudenschrei fällig.


                      Jetzt folgt eine Forststraße.


                      Eigentlich würde ich endlich gerne Mittagsrast machen, aber es ist keine Bank in Sicht. Vielleicht eignet sich ja dieser Baumstumpf?


                      Na ,vielleicht lieber doch nicht.


                      Schließlich finde ich doch einen Baumstumpf zur Rast. Beim Auspacken des Salats fällt mir auf, daß ich gar kein Besteck dabei habe. Was tun? Ich habe noch einen Löffel dabei, dessen eigentlicher Verwendungszweck sein sollte, bei Notfällen im Wald ein Löchlein zu graben. Da ich ihn dafür noch nicht eingesetzt habe, kann ich ihn glücklicherweise benutzen.

                      Schließlich verlasse ich den Wald. Auf einem Wegweiser steht zum ersten Mal mein eigentliches Ziel: Freiburg.
                      "Kandel über Potsdamer Pl."? Bin ich versehentlich Richtung Berlin gelaufen?


                      St. Peter liegt vor mir.


                      Es wird dominiert von seiner Klosterkirche.


                      Der Abstieg zieht sich hin.


                      Aber ich komme dem Ort näher. Ich muß ja schließlich noch eine Unterkunft für heute Nacht finden, da ich hierher ohne zu buchen gewandert bin.


                      Im Ort finde ich Selbstbedienungsterminal der Touristeninformation (das es nebenan auch eine richtige Info gibt, sehe ich erst später). Im Bürgerstüble ist noch etwas frei. Also hin.


                      Das Zimmer ist gut, typischer Landhausstil.
                      Ich besichtige noch den Ort und die Kirche.


                      Überquellender Barock.


                      Als ich aus der Kirche trete, fängt es an zu regnen. Da habe ich ja Glück gehabt.


                      Das Abendessein im Bürgerstüble besteht aus Badischer Schneckensuppe und Hirschgulasch - genau das richtige nach einem Wandertag. Und während des Essens geht das vorhergesagte Gewitter nieder.

                      Und zu guter Letzt noch die Strecke:
                      "We aren't lost! We only don't know where we are!" - Cartman

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                      • Voronwe
                        Erfahren
                        • 03.04.2008
                        • 443
                        • Privat


                        #12
                        AW: [DE] Von Tübingen nach Freiburg

                        30.8.2018

                        St. Peter nach Freiburg - 20km

                        Als ich am Morgen aufwache ist es draußen dunkel und es regnet. Somit habe ich es eigentlich nicht eilig loszukommen, aber ich will das letzte Stück noch schaffen, da mich meine Frau ja in Freiburg treffen will. Also aufstehen und zum Frühstück. Es gibt ein kleines Buffett, Wurst und Käse werden extra serviert - keine schlechte Idee, so muß man am Ende nicht so viel wegschmeißen.
                        Also hinaus in den Nieselregen (denn wie sagte Igelstoem so schön: "Das Wetter ist keine Dienstleistung, sondern eine Tatsache") und an der Kirche vorbei - jetzt kommt zum ersten Mal meine neue Regenjacke zum Einsatz


                        Die Wolken hängen ziemlich tief




                        Es geht anfangs ein Stück bergauf, und da ich zu der Gruppe der Vielschwitzer gehöre ist die Jacke zwar von außen dicht, aber leider von innen doch ziemlich nass.
                        Tja, die Schafe fragen sich wohl auch, was der Idiot bei dem Wetter da macht.


                        Heute werde ich mich die ganze Zeit von der K-Raute leiten lassen: Dem Kandelhöhenweg


                        Zunächst geht es erstmal auf Asphalt weiter.
                        Das Wandern mit Kapuze bringt mir den Nachteil, daß meine Brille beschlägt und ich somit mehr Nebel sehe als eigentlich da ist. Der Versuch ohne Brille zu laufen bringt zwar bessere Sicht, führt aber auch zu Kopfschmerzen und der Gefahr, daß ich Wegmarkierungen übersehe. Tja, Pest oder Cholera, eine gute Lösung finde ich nicht.


                        Ein Drama in den Lüften


                        Der Regen lässt glücklicherweise nach und so kann ich bald ohne Kapuze laufen.


                        Es geht wieder vorbei an Einödhöfen


                        Der Weg führt nun in den Wald und wird deutlich schmaler.


                        Der Weg bleibt konstant auf einer Höhe und ist ein schöner Waldweg - ein ideales Kilometerfresserle


                        Da nutzt jemand einen Standortvorteil.


                        Ab und zu gibt es Ausblicke, aber leider nur nach Süden, da der Weg nicht über die höchsten Erhebungen führt, sondern südlich dran vorbei.




                        Ein Stück Bannwald






                        Langsam kommt die Sonne raus


                        An einem Brunnen (der erste, den ich sehe, an dem deutlich "Kein Trinkwasser" steht) mache ich kurze Rast und entledige mich der Regenjacke




                        Auf ungefähr der Hälfte der Strecke gibt es zum ersten Mal auch einen kurzen Ausblick nach Norden.


                        Neues Leben auf alten Bäumen.


                        Am Streckereck gibt es zum ersten Mal eine gute Aussicht in's Glottertal.


                        Hier beschließe ich, Mittagsrast zu halten.


                        Ein blinder Passagier auf meinen Rucksack.


                        Das nächste Ziel ist nun der Rosskopfturm.
                        Vorbei an einem PowerTower ist das die einzige Stelle des Weges, an der es merklich bergauf geht.


                        Schließlich ist es geschafft, und ich stehe am Turm.


                        Man merkt, daß man Freiburg näher kommt, denn hier treffe ich zum ersten Mal auf andere Wanderer und Mountainbiker, die sich hier beweisen können.




                        Der Blick vom Turm ist wegen der Wolken leider nicht so gut, einiges kann man aber erkennen.


                        Links hinten der Belchen


                        Der Schauinsland macht seinem Namen heute keine Ehre.


                        Jetzt wird der Weg leider wieder forststraßig und führt hinab nach Freiburg.


                        Es gibt auch schmalere Abschnitte, aber auch hier ist der Weg sehr hart - man merkt, daß dies ein beliebtes Ausflugsziel ist.


                        Auch hier zieht sich der Abstieg wieder, und meine Füße machen sich bemerkbar und wollen eine längere Rast. Aber es ist ja nicht mehr weit.
                        Schließlich sehe ich zum ersten Mal Freiburg.


                        Den Aufstieg über die Treppen zum Schloßberg verkneife ich mir, ich will nur noch ankommen.
                        Ein kurzes Stück weiter komme ich um eine Ecke und da liegt das Münster vor mir.


                        Eine wunderbare Art in einer Stadt anzukommen - direkt im Zentrum und nicht erst durch öde Vororte latschen.




                        Der Abstieg in die Stadt ist schnell erledigt, und so betrete ich Freiburg durch das schwäbische Tor.


                        Jetzt geht es durch die Stadt zum vorgebuchten Hotel. Dort warte ich auf meine Frau, die kurze Zeit später mit dem Bus aus Tübingen eintrifft.
                        Gemeinsam besichtigen wir noch ein wenig die Innenstadt(vor allem das Münster) und treffen uns abends mit einem alten Schulfreund von mir, der inzwischen in Freiburg lebt.


                        Fenster im Münster.






                        Aha...


                        Leider sind wegen dier langen Trockenheit die Bächle in Freiburg ohne Wasser.


                        Als wir am nächsten Tag die Heimreise mit dem Bus antreten, ist es den ganzen Tag am regnen. Da habe ich nochmal Glück gehabt.



                        Damit ist diese Wanderung im Schwarzwald wohl für dieses Jahr beendet, Freiburg hatte ich mir als Ziel im April gesteckt und auch erreicht. Mal sehen, wie es weitergeht, eventuell nach Basel?
                        Was ich auf jeden Fall gelernt habe ist, daß es sich nicht lohnt, für ein paar Wasserfallbilder das Stativ mitzuschleppen, ich krieg das eigentlich auch ganz gut aus der Hand hin.


                        Und zu guter Letzt noch die Strecke:
                        "We aren't lost! We only don't know where we are!" - Cartman

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                        • Wafer

                          Lebt im Forum
                          • 06.03.2011
                          • 9533
                          • Privat


                          #13
                          AW: [DE] Von Tübingen nach Freiburg

                          Hallo.

                          Sehr schöner Bericht. Danke! Da warst du ja recht lange auf dem Westweg unterwegs. Ich habe einiges wiedererkannt. Es war schön mit dir durch eine bekannte Gegend zu wandern/surfen. Zumal ich die Strecke Tübingen - Horb auch schon unter den Sohlen hatte. Da kam mit dem Westweg und dem Neckarweg einiges zusammen, das ich kannte.

                          Gruß Wafer
                          Zuletzt geändert von Wafer; 13.09.2018, 09:27.

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                          • Babsbara
                            Erfahren
                            • 26.06.2013
                            • 169
                            • Privat


                            #14
                            AW: [DE] Von Tübingen nach Freiburg

                            Das hat mir gut gefallen! Ist doch sehr interessant zu erwandern, was sich manchmal so nah vor der Haustür befindet. Vielen Dank auch für die schönen Fotos!

                            LG,
                            Babs

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                            • Voronwe
                              Erfahren
                              • 03.04.2008
                              • 443
                              • Privat


                              #15
                              AW: [DE] Von Tübingen nach Freiburg

                              Zitat von Wafer Beitrag anzeigen
                              Hallo.

                              Sehr schöner Bericht. Danke! Da warst du ja recht lange auf dem Westweg unterwegs. Ich habe einiges wiedererkannt. Es war schön mit dir durch eine bekannte Gegend zu wandern/surfen. Zumal ich auch die Strecke Tübingen - Horb auch schon unter den Sohlen hatte. Da kam mit dem Westweg zusammen dann einiges zusammen, das ich kannte.

                              Gruß Wafer
                              Danke, wobei ich sagen muß, daß ich den Westweg eigentlich als enttäuschend empfunden habe, zumindestens das Stück, welches ich erwandert habe. Das waren zu 70% Asphalt- und Forstwege.

                              Das Highlight war definitiv der Mittelweg ab Zwieselberg, die Strecke ist einfach ein Traum.
                              "We aren't lost! We only don't know where we are!" - Cartman

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                              • geier
                                Dauerbesucher
                                • 03.05.2010
                                • 564
                                • Privat


                                #16
                                AW: [DE] Von Tübingen nach Freiburg

                                Voronwe

                                Das Highlight war definitiv der Mittelweg ab Zwieselberg, die Strecke ist einfach ein Traum.
                                Der Mittelweg führt gegenüber dem Westweg zu Unrecht ein Schattendasein. Auf dem Mittelweg sind zwar nicht die ganz großen Sensationen. Gerade die Etappe von Freudenstadt über Zwieselberg nach Schiltach und die nächste Etappe über den Fohrenbühl nach St. Georgen bieten m.E. noch mehr typisches Schwarzwaldflair als der Westweg.

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                                • Juno234
                                  Erfahren
                                  • 03.08.2007
                                  • 397


                                  #17
                                  AW: [DE] Von Tübingen nach Freiburg

                                  Sehr schön Eine tolle Tochter hast du

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                                  • Nordlandpirat
                                    Erfahren
                                    • 03.02.2013
                                    • 146
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [DE] Von Tübingen nach Freiburg

                                    Sehr schön geschriebener und bebilderter Bericht aus einer tollen Gegend, die ich spätestens seit meinem Schwarzwaldcross dieses Jahr doch sehr ins Herz geschlossen habe. Der Kandelhöhenweg hat es mir auch mit dem Mountainbike echt angetan. Also nicht nur zu Fuß ein Genuss.
                                    Ich bin dort gestern erst wieder lang, nur der Weg vom Roßkopfturm nach Freiburg runter dürfte sich wohl ein wenig unterschieden haben ;)

                                    Aber dem Bericht nach muss ich wohl auch mal Richtung Tübingen die ein oder andere Tour machen
                                    Jos ei viina, terva tai sauna auttaa, tauti on kuolemaksi (Finnisches Sprichwort)

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                                    • Voronwe
                                      Erfahren
                                      • 03.04.2008
                                      • 443
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [DE] Von Tübingen nach Freiburg

                                      Zitat von Juno234 Beitrag anzeigen
                                      Sehr schön Eine tolle Tochter hast du
                                      Tja, wenn man bedenkt, daß sie dieselbe wie auf meinen Avatarbild ist... 10 Jahre sind schon eine lange Zeit.



                                      @geier: Den Mittelweg muß ich wohl noch mal teilweise laufen, allein um Lücke zu füllen

                                      @Nordlandpirat: Soso, ist dir den Baden auf die Knochen gegangen?
                                      "We aren't lost! We only don't know where we are!" - Cartman

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                                      • Nordlandpirat
                                        Erfahren
                                        • 03.02.2013
                                        • 146
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [DE] Von Tübingen nach Freiburg

                                        Zitat von Voronwe Beitrag anzeigen

                                        @Nordlandpirat: Soso, ist dir den Baden auf die Knochen gegangen?
                                        Nicht ganz, hab mein Bike nur das erste Stück des Baden to the Bone runtergejagt und bin dann dem Hubbelfuchs gefolgt
                                        Und entgegen dem R, das irgendein Witzbold dem Schild beizeiten mal hinzugefügt hat ist selbige Erscheinung des männlichen Körpers gerade dem Mountainbiker doch eher... hinderlich.

                                        Aber ich hör auf zu spinnen, da geh ich morgen lieber wieder Fahrrad fahren
                                        Jos ei viina, terva tai sauna auttaa, tauti on kuolemaksi (Finnisches Sprichwort)

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                                        • Meer Berge
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                                          • 10.07.2008
                                          • 2381
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [DE] Von Tübingen nach Freiburg

                                          Danke für den prima Bericht!
                                          Er rückt den Schwarzwald auf meiner Wander-Wunschliste wieder einmal ein paar Plätze nach oben.

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                                          • Voronwe
                                            Erfahren
                                            • 03.04.2008
                                            • 443
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [DE] Von Tübingen nach Freiburg

                                            Tja, vor zwei Jahren habe ich diese Wanderung gemacht, aber es fehlten ja noch ein paar Teilstücke: Das kleine Stück zwischen Dornstetten und Freudenstadt und das etwas größere Stück zwischen Schapbach und Gutach.


                                            Und das nagte doch an mir, denn so hatte die Tour hässliche Löcher und ich hatte immer das Gefühl, daß da noch was fehlen würde und ich das Ganze nicht richtig abgeschlossen hätte. 



                                            Und so begab es sich im Jahr 2020, daß es an der Zeit war und sich Gelegenheiten ergaben, die Lücken zu schließen. 



Denn das Jahr 2020 war das Jahr der Corona-Pandemie, und es hieß:
                                            "Bleibet zu Hause und gehet nicht unter Leute, denn um die Ansteckung zu minimieren, müssen wir ab März alles schließen."

                                            Und als sich die Anstekkungszahlen besserten, da hieß es, ihr könnt wieder reisen, aber nicht so weit fort und auch nur mit Maske im Gesicht. Aber bewegt Euch an der frischen Luft, denn das Virus liebt die Innenräume und die Menschenansammlungen.

                                            Also geht wandern, denn da trefft ihr nur wenig andere Leute.

                                            So sei es und so tat ich wie geheißen.

                                            8.6.2020

                                            Zwieselberg nach Schiltach - 23km

                                            Zwieselberg? Da waren wir doch schon mal? Wieso kommt das noch einmal vor?
                                            Ja, es fehlte ja noch ein Teilstück, nachdem wir die Wanderung im Mai 2018 in Schapbach abgebrochen hatten und ich sie im August 2018 in Gutach wieder aufgenommen hatte. Und dieses Teilstück sollte jetzt teilweise geschlossen werden, und zwar mit der ganzen Familie.
                                            In den Pfingstferien mussten wir einfach mal raus und praktischerweise besitzen unsere Nachbarn ein Ferienhaus im Schwarzwald, in dem wir ein paar Tage wohnen durften - praktischerweise ganz in der Nähe von Freudenstadt.

                                            Der ursprüngliche Plan war folgender: Das Auto wird in Schiltach stehengelassen, dann würden wir mit dem Zug nach Freudenstadt fahren, und von dort mit dem Taxi nach Zwieselberg (eine Busfahrt scheiterte an dem doch sehr übersichtlichen Fahrplan). Nun ja, erzähl Buddha von Deinen Plänen, dann hat er auch was zu lachen …
                                            Also stehen wir morgens frohgemut auf, der Wetterbericht hatte trockenes Wetter versprochen (die Woche um Fronleichnam präsentierte sich ansonsten sehr wechselhaft), die Rucksäcke waren schon gut gepackt – mit viel Wasser, da die Versorgung mit selbigem auf der Strecke knapp sein sollte, packen das Auto und fahren los, nur um nach kurzer Zeit festzustellen, daß Tochter_1 ihre Regenjacke vergessen hat – nun gut, noch mal umkehren, wir haben ja einen guten Zeitpuffer eingeplant und die Bahnfahrkarten haben wir auch schon.

                                            In Schramberg stellen wir allerdings fest, daß der direkte Weg nach Schiltach gesperrt ist. Eine Umleitung ist ausgeschildert, der wir auch folgen, sie führt uns aber irgendwie immer weiter weg vom eigentlichen Ziel. Und bald ist der Zeitpunkt erreicht, wo wir den Zug in Schiltach nicht mehr kriegen würden.
                                            Was also tun? Spontane Planänderung: Wir fahren nach Freudenstadt, lassen das Auto dort stehen und fahren dann abends mit dem Zug. Nachteil dieses Plans: Unsere Wanderung ist nun von Fahrplänen abhängig, etwas, was ich eigentlich vermeiden wollte. Aber was soll man machen?
                                            Nach einem kurzen Zwischenstopp, bei dem wir uns noch mit Brezeln eindecken, erreichen wir um 10:00 Uhr schließlich Freudenstadt. Das Taxi wartet schon auf uns. In Zeiten von Corona war es doch geschickter, eins vorzubestellen, bei 4 Personen ist dann doch ein Bus nötig. Wir sind vom Fahrer durch Folie getrennt, brauchen also keine Masken zu tragen, und erreichen so auf kurviger Strecke Zwieselberg. Erinnerungen werden wach, hier sind wir ja vor zwei Jahren auch gestartet.



                                            Das Wetter ist angenehm zum Wandern, trocken, aber nur 15°.
                                            Am südlichen Ortsende stoßen wir auf den ersten Wegweiser. Wir halten uns Richtung Schiltach, auf dem Mittelweg, der heute unser Leitweg sein soll. Ein kurzes Stück gehen wir noch auf der Forststraße entlang wechseln dann – wie vor zwei Jahren – auf den kleinen Grenzweg und tauchen in den Wald ein.





                                            Hier empfängt uns wieder die Waldesstille, das einzige Geräusch ist das Zwitschern der Vögel (Stille ist also relativ). »Waldbaden« heißt das wohl im Wellness-Sprech. Der Weg ist immer noch schmal, waldig und von Blaubeersträuchern gesäumt. In regelmäßigen Abständen stehen die alten Grenzsteine, welche die Grenze zwischen Württemberg und Baden markieren – Waldbaden also nur auf der westlichen Seite, auf der östlichen Seite ist Waldwürttemberg.





                                            Der Orkan Sabine scheint hier im Februar ordentlich gewütet zu haben, überall liegen Baumstämme wie ein Riesenmikado herum. Der Weg ist aber freigeräumt, und dafür wurde auch schweres Gerät benutzt: An einigen Stellen ist der Weg doch ziemlich zerfurcht und das Gehen hier gleicht mehr einem Balancieren zwischen großen Pfützen.





                                            Aber das sind glücklicherweise nur kurze Teilstücke, die meiste Zeit ist es ein angenehmer Wanderweg mit kaum merklichen Steigungen.









                                            Wer schneidet hier denn mitten im Wald Bäume unten ab?



                                            Die Kinder sind vom Weg begeistert – Tochter_1 kannte ihn ja schon, aber auch Tochter_2 macht gut mit. Während wir so wandern erzählt sie uns alles über Stocktiere, die hier im Wald leben. Die wichtigsten Eigenschaften dieser faszinierenden Lebewesen:

                                            Stocktiere sehen aus wie normale Stöcke, sind aber lebendig und können fliegen. Ihre Lebensräume sind der Schwarzwald und Spanien (warum sie nicht auch in Frankreich vorkommen ist wissenschaftlich noch nicht geklärt); Im Sommer ziehen sie nach Norwegen. Ihre Ernährung ist pflanzlich, besonders gerne mögen sie junge Tannentriebe. Hauptfeinde sind Fuchs und Blindschleiche. Im Herbst schmückt sich das Männchen mit bunten Blättern und führt dann für das Weibchen einen Balztanz auf. Sie sind Säugetiere und ziehen ihre Jungen in verlassenen Spechthöhlen groß. Nach 3 Jahren sind die Jungen flügge (vorher werden sie von ihren Eltern nach Norwegen getragen).





                                            Und trinken müssen Stocktiere auch:




                                            Mit diesen Informationen vergeht die Zeit auf dem Weg wie im Flug und nach 2 ½ Stunden verlassen wir den schönen Weg und erreichen den Schmiedsberger Platz, der erste Ort mit Sitzgelegenheiten. Denn so schön der Weg auch ist, Rastplätze sind immer noch rar gesäht. Interessanterweise fängt mein Rucksack ungefähr am selben Ort wie 2018 an den Schultern zu drücken, obwohl ich deutlich weniger dabei habe – er scheint wir wohl sagen zu wollen, das zwei Stunden am Stück doch genug wären.
                                            Kurz vor dem Platz überholt uns noch ein Wanderer mit den Worten »Mal sehen, wie weit ich noch komme, bevor ich vor Hunger anhalten muss.« Nun ja, anscheinend doch noch weiter, denn wir werden ihn nicht mehr wiedersehen.
                                            Unser Hunger sagt uns aber: Mittagsrast mit Brötchen und Landjägern. Nebenbei beobachten wir in einer Pfütze zwei Erdkröten bei der Paarung. Man scheint es in Krötenkreisen eher gemütlich zu mögen, jedenfalls haben sich die Tiere während unserer Anwesenheit nicht groß bewegt, nur eine Laichspur zeugt von ihren Wanderungen in der Pfütze.






                                            Während der Rast haben wir auch weitere Begegnung mit einem anderen Wanderer. Er hat aber einen Hund dabei und hält sich auf Abstand.
                                            Nach der Pause betreten wir unbekanntes Terrain, denn mit Tocher_1 bin ich hier ja abgestiegen. Diesmal folgen wir aber weiter den Mittelweg. Und er ist auch einzige schmale Weg, der hier vom Schmiedsberger Platz wegführt – Glück gehabt. Also geht es weiter an der ehemaligen Grenze entlang, durch den finsteren Forst. Stocktiere begleiten uns.





                                            Sturmschäden:






                                            Nach einiger Zeit geht es steil bergab und wir kommen auf eine Forststraße, der wir ein relativ kurzes Stück folgen müssen. Ob es am plötzlich nicht mehr so interessanten Weg liegt oder an der Mittagszeit: Müdigkeit macht sich in der Truppe breit und wir Eltern müssen Motivationsarbeit leisten.








                                            Der Weg wird dann zwar wieder unforststraßiger, dafür geht es nun aber steil bergauf, und auch dieser Anstieg sieht so aus, als ob hier mit schweren Gerät gefahren wurde. Aber langsam und mit dem Versprechen, daß es am Ende der Steigung einen Müsliriegel gäbe, schaffen wir auch dieses Stück.





                                            In einer tiefen Pfütze, die sich in den Reifenspuren der Monsterforstmaschinen gebildet hat, finden die Kinder Molche und Kaulquappen. Und dann ist endlich ist der Gipfel erreicht, und der versprochene Müsliriegel wird verzehrt – Mmmh, Schoko-Banane.

                                            An einem alten Wegzeichen vorbei geht es wieder abwärts und wir erreichen eine schöne Hütte – Die Emilhütte. Der Weg ist ab hier leider nicht mehr schön: Forststraße! Und wir versuchen etwas schneller zu sein, wir wollen doch noch einen Zug in Schiltach erreichen. Aber das kommt nur so mittelgut an.



                                            An der Salzlecke denken wir, daß der Weg wieder besser wird, aber hier sind wir auf die irreführende Beschilderung reingefallen. Oder war es etwa der Bohnet? Da gab es doch eine Warnung an der Salzlecke:
                                            Auf der Höhe zwischen dem Witticher- und dem Heubachtal geht der »Bohnet« um. Der »Bohnet« ist der Geist eines Hofbauern, dem bei einem Holzdiebstahl das Ochsengespann verunglückte, und der sich auch Gram darüber erhängte. Der »Bohnet« erschreckt die Holzhauer, die ihre Arbeitszeit überschreiten und führt die Wanderer in die Irre. (…) Salzhaltige Absonderungen im Gestein zogen die Rehe zum Lecken an. Deshalb der Name »Salzlecke«.
                                            Jedenfalls stelle ich nach einiger Zeit fest, daß wir auf einem Parallelweg zum Mittelweg sind. Nun gut, laut Karte sollen sie wieder zusammenführen, aber unser Weg endet auf einmal im Gebüsch. Als Retter erweist sich hier das GPS, welches uns 100 m quer durch den Wald zum Mittelweg zurückführt. Der entpuppt sich hier allerdings wieder als Forstautobahn. Das hebt die Stimmung nicht gerade, besonders weil sich inzwischen doch einige Müdigkeitserscheinungen einschleichen. Und es sind noch 6 Kilometer nach Schiltach. Was tun?



                                            Meine Frau hat die geniale Idee, Tocher_2 ihre Pulsuhr zu geben und sie damit zum Pacemaker zu befördern. Sie kontrolliert somit unsere Geschwindigkeit und vermeldet immer wieder, wie unser Tempo ist: so 15 min/km.
                                            Leider wird der Weg nicht wirklich besser, es bleibt eine Forststraße, die auch noch langsam bergauf geht – nach den Versprechungen vom Anfang ist dies doch eine deutliche Verschlechterung, aber stoisch wird das Schicksal ertragen. Und leider müssen wir ein gewisses Tempo halten, um den Zug zu erreichen. Verflucht seien die Straßenbauarbeiten und die damit einhergehenden Umleitungen; stünde das Auto in Schiltach, wäre alles entspannter. Immerhin gibt es an einigen Stellen einen Ausblick auf die umliegenden Berge.



                                            Und wir betrachten noch Schnitztiere





                                            Und Riesenameisen



                                            Endlich führt der Weg weg von der Forststraße und nach kurzer Zeit erreichen wir den Abzweig zum Teisenkopfturm. Ist nicht weit, also gehen wir dort hin. Und wir werden nicht enttäuscht. Der Turm ist eigentlich eine Wanderhütte, innen schön mit Tisch und Bank ausgestattet, und eine Etage höher könnte man wunderbar biwakieren. Nur Wasser muss man selber mitbringen, und das aus größerer Entfernung, denn wir sind bis jetzt an keiner Wasserstelle vorbeigekommen.





                                            Wir machen draußen Rast und essen mit Blick auf die Schwarzwald unsere Brezeln. Hier sehen wir auch die ersten schon fast reifen Blaubeeren, nur geschmacklich sind sie noch sauer.
                                            Mit neuen Kräften geht es nun an den Abstieg nach Schiltach, und der hat es in sich. Es geht erst einmal steil hinunter zum Teisenhof, nicht wirklich schön für unsere schon müden Knochen.



                                            Eine Wichtelwohnung



                                            Ab dem Teisenhof verläuft der Weg für ein kurzes Stück auf Asphalt, und dann geht es wieder in den Wald. Und jetzt wird es richtig steil und es zeigt sich, wie anstrengend auch ein Abstieg sein kann. Die Kinder ertragen es mit wachsender Unlust, gleichzeitig aber auch mit beeindruckendem Durchhaltevermögen, Aufgeben ist halt keine Option, und der Weg wird ja auch wieder flacher. Und dort fließt auch noch ein Bach, dem wir jetzt bis Schiltach folgen, immer noch abwärts, aber wesentlich einfacher zu gehen. Allerdings zieht sich der Weg dann doch noch, aber das haben Endstücke einer Wanderung ja generell an sich.



                                            Schließlich ist aber Schiltach erreicht, wir folgen den Schienen zum Bahnhof und lassen uns auf die Bank fallen. Geschafft! Müde, aber stolz ob der Leistung warten wir auf den Zug. Als er kommt, humpeln wir langsam hinein – unglaublich, wie langsam man nach einer Pause wieder auf die Beine kommt. Masken auf, einsteigen, es ist viel Platz im Zug, Sitzplätze besetzen, entspannen. Die Kinder schlafen schnell ein, glücklicherweise ist Freudenstadt Endstation (nicht die Entstation, die wäre ja mitten im Wald).
                                            Die erfolgreiche Wanderung wollen wir noch in Freudenstadt beim Burger King feiern, aber hier heißt es: Wegen Corona nur Drive-In. Also verzehren wir unsere Burger im Auto auf dem Parkplatz, immerhin mit Blick auf die schwäbische Alb.

                                            Fazit: Die Kinder fanden die Wanderung zwar anstrengend, aber toll, obwohl der Weg doch zum Ende hin an Attraktivität deutlich nachließ. Und am nächsten Tag haben wir zwar etwas Schmerzen beim Aufstehen, die aber schnell nachlassen.
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                                            Zuletzt geändert von Voronwe; 20.09.2020, 11:32.
                                            "We aren't lost! We only don't know where we are!" - Cartman

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                                              • 03.04.2008
                                              • 443
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [DE] Von Tübingen nach Freiburg

                                              11.7.2020( Teil 1)
                                              Dornstetten – Freudenstadt (10 km)



                                              Jetzt fehlten also immer noch ein paar kleine Stücke, um die Route komplett zu machen. Man könnte sagen, »Na ja, ist gut, man muß es ja nicht vollständig machen«, aber irgendwie wurmt das schon, und auf der Karte sieht es auch komisch aus. Und außerdem hat es etwas von einer »Unvollendeten« und es würde immer im Hinterkopf nagen. Nein, ich wollte mit dieser Tour komplett abschließen, um mich dann neuen Zielen zuzuwenden – wo immer diese auch sein werden.
                                              Also bestimmte ich kurzfristig ein Wochenende im Juli für die Resttour. Eigentlich wollte meine Frau auch mitkommen, aber mit den freien Samstagen wurde es schwierig, und somit beschloss ich schließlich, die Tour alleine zu machen. Ursprünglicher Plan war Schiltach – Gutach an einem Tag, aber da wäre die Anreise aufwändig gewesen. Praktischerweise fand ich bei der Suche nach einer Unterkunft in Schiltach den Gasthof »Adler« auf Mitte der Strecke. Und da die Anreise eh über Freudenstadt erfolgen würde, könnte ich auch noch Dornstetten – Freudenstadt einfügen und somit alles komplett machen.

                                              So gehe ich also am Samstagmorgen um kurz nach sieben mit Rucksack zum Bahnhof. Und beim Heruntergehen der Treppe zu Gleis 2 meldet sich schon mein Knie, als wollte es mir sagen: »Alter, was hast Du denn vor? Lass es lieber!«
                                              Aber ich lasse mich nicht abschrecken: Die Bahn ist pünktlich, Maske auf und ab mit den Zug nach Tübingen. Dort im Hauptbahnhof kaufe ich noch ein zweites Frühstück und begebe mich in den Zug nach Entringen. Eigentlich sollte der Zug bis Herrenberg fahren, aber es gibt einen Schienenersatzverkehr.

                                              Auch dies klappt problemlos, und so warte ich in Herrenberg auf die Bahn nach Freudenstadt, die auch pünktlich kommt. Was ist denn mit der Bahn los? Kurze Irritation, welcher Zugteil der richtige ist, und dann geht es auch schon weiter, sogar mit Wifi (im Nahverkehr!). Die Maske macht etwas schläfrig, aber das ist keine so gute Idee, denn sonst würde ich ja meinen Austiegspunkt Dornstetten verfehlen. Also bleibe ich tapfer wach und steige an der richtigen Station aus.
                                              Dieser Bahnhof befindet sich an anderer Stelle als von mir gedacht – anscheinend gibt es hier zwei. Nun gut, so bin ich näher an der Stadt und begebe mich in dieselbige – vorbei am Busbahnhof, womit ich an die Wanderung von Horb nach Dornstetten anschließe.
                                              Dornstetten hat eine ziemlich hübsche, auf einem Bergrücken gelegene Altstadt, die ich nun durchschreite, um am südlichen Ende ins Tal abzusteigen.

























                                              Zuerst geht es noch auf Asphalt, aber dann in einer Kleingartensiedlung auf Schotter weiter.




                                              Der Weg ist hier nicht markiert und daher auch etwas schwer zu finden. Er verliert sich dann in einer Wiese und ist nur noch als Trampelpfad im hohen Gras erkennbar – wie gut, daß ich noch die langen Hosenbeine anhabe.








                                              Aber hübsch ist es hier, überall blüht es und Schmetterlinge flattern herum – die schwarz-weißen sind allerdings sehr unstet und setzen sich nicht einmal zum fotografieren auf eine Blume – Diven halt.








                                              Laut Karte soll es jetzt in den Wald hineingehen, man kann so eine Art von Weg erkennen, mit viel Phantasie kann man ihn als Hohlweg bezeichnen.



                                              Er endet dann allerdings an einer Wiese, die eingezäunt ist. Ich versuche, parallel zur Wiese durch den Wald zu gehen, aber das Unterholz wird hier immer dichter, sodaß ich schließlich aufgeben und zurückgehen muß – gegen die Brennesseln hier helfen die langen Hosen auch nur bedingt. Also wieder weiter durch die Wiese. Immerhin ist es hier sehr angenehm zu gehen und so beobachte ich noch ein bisschen länger die Schmetterlinge.







                                              Schließlich mündet der Weg auf einen Feldweg, der – wie der Name schon sagt – über die Felder führt, leider nach kurzer Zeit asphaltiert.











                                              Aber immerhin schweift der Blick Richtung Freudenstadt. Es liegt so nah, aber leider muß ich noch durch ein Tal.





                                              In diesem Tal liegt Aach, daß ich durch ein Neubaugebiet betrete. Es geht durch den Wald, vorbei an einer Grillstelle mit Blick auf die Eisenbahnbrücke und schließlich auf einem Wanderstöcke tötendem Fußweg (die Stöcke verhaken sich gerne im Pflaster) in den Ort.








                                              Hier steht zwar ein Ortsplan, aber leider ohne »Sie sind hier«-Angabe, sodaß er mir nicht wirklich weiterhilft. Es sind zwar Wegweiser vorhanden, aber auch die schwächeln an den entscheidenen Stellen. Wohl dem der – wie ich – eine Karte dabei hat, auch wenn man ihr nicht immer trauen sollte. Am Flößerdenkmal (von hier wurden Baumstämme über Neckar und Rhein nach Holland geflößt) muß ich mich daher erst einmal kurz orientieren, und gehe dann erst einmal an der Glatt entlang, vorbei an einem Sportplatz, an dessen Seite die Sportjugend »Buffta-Buffta«-Musik spielt, jedoch ohne die dazu passenden Leibesübungen. Die Bässe machen aggressiv, also schnell weiter.





                                              An einer Brücke, an der ich die Glatt verlasse, ist ein kleiner Flohmarkt aufgebaut. Aber ich verkneife mir die große, kupferne Weltkarte und auch alle anderen Kleinigkeiten.
                                              Es geht jetzt steil bergauf und der Weg ist mit Ziegelbruch belegt, was dazu führt, das die Füße immer wieder zurückrutschen – Geröllfeldfeeling im Schwarzwald. Aber schließlich ist der Hügel erklommen und es geht auf einer Wiese weiter. Dann leider ein Stück Straße, bis ich an einem Rinderhof abbiege. Den Hofverkauf verkneife ich mir ebenfalls, Rinderhälften tragen sich doch etwas unpraktisch.
                                              Jetzt geht es noch ein kurzes Stück bergauf und dann auf einer Forststraße durch den Wald über einen Höhenrücken. Der Weg mündet in eine Kreisstraße, an der es ca. 200m entlang geht, bis ich sie glücklicherweise wieder verlassen kann. Hier findet sich auch eine Bank für die Rast. Vor mir ein Blick Richtung Alb (der Plettenberg ist an seinem Fernsehturm erkennbar), hinter mir das Ploppen der Bälle vom Tennisplatz.








                                              Frisch gestärkt geht es weiter. Ich liege gut in der Zeit, schließlich will ich ja heute noch nach Schiltach und der Zug geht stündlich von Freudenstadt. Der Weg führt wieder über die Felder, leider auch hier asphaltiert.










                                              Ich biege nach rechts in den »Arbeitsdienstweg« ein und finde dort tatsächlich einen Gedenkstein, auf dem behauptet wird, das dieser Weg von »Freiwilligen« des »Lagers Dietersweiler« angelegt wurde. Ja, nee, ist klar. Die Spuren über die Inschrift deuten darauf hin, daß hier zumindestens das nach 1945 nicht mehr wirklich gern gesehene Symbol entfernt wurde. Nun gut, auf diesem Weg findet man sich auch ohne Führer zurecht, er läuft einfach auf Freudenstadt zu.








                                              Freudenstadt empfängt mich etwas abweisend, mit Mehrfamilienhäusern mit wenig Fenstern an der Seitenwand und Garagen.




                                              Aber immerhin wird ein Pfad zum Bahnhof ausgewiesen, der auch noch kurzer als der Weg durch das Wohngebiet ist. So erreiche ich schließlich den Bahnhof von Freudenstadt, nicht ohne zuvor den Versuchungen des Konsums am örtlichen Flohmarkt widerstanden zu haben.







                                              Mein Konsum äußert sich in einer Flasche »Mountain Dew«, die ich mehr oder minder exe, und einer Butterbrezel, die aber nicht zu den Highlights ihrer Gattung zählt.
                                              So warte ich schließlich auf den Zug nach Schiltach, froh und befriedigt, diese Zwischenetappe abgeschlossen zu haben. Es war damals eine gute Entscheidung, die Tour in Dornstetten enden zu lassen, das hier wäre dann doch noch sehr zäh geworden.
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                                                • 03.04.2008
                                                • 443
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                                                #24
                                                AW: [DE] Von Tübingen nach Freiburg

                                                11.7.2020( Teil 2)
                                                Schiltach – Fohrenbühl (12 km)




                                                In Schiltach sollte nun also die zweite Etappe des heutigen Tages starten. Als ich am Bahnhof (Haltepunkt trifft es eher) aus dem Zug steige, schlägt mir erst einmal eine warme Faust ins Gesicht: Es ist doch ein Unterschied, ob man sich in Freudenstadt auf 700m oder hier auf 300m befindet – noch dazu in einem Tal, in dem sich gerne die Hitze staut.

                                                Auch hier fange ich genau dort an, wo wir im Juni aufgehört haben und begebe mich erst einmal in den Ort. Nebenbei beobachte ich noch einen Spatz, der sich ein großes Heupferd gefangen hat – da hat die ganze Familie was von.



                                                Mir ist aber etwas Süßes lieber und so kann ich der großen Eiswaffel am Straßenrand nicht widerstehen. Mit dem Eis in der Hand schlendere ich wieder aus dem Ort hinaus; vorbei an der ziemlich mächtigen Kirche, die leider nicht zu besichtigen ist.
















                                                Der Weg führt nun bergauf, als kleiner Pfad. Hier befinde ich mich nun wieder auf dem Mittelweg, der hier auch von einem Bibelpfad vereinnahmt wird. Nun ja, vielleicht kann geistlicher Beistand auf diesem Weg nicht schaden.

















                                                Leider mündet der Weg viel zu schnell in einen Forstweg, auf dem es – immerhin im Schatten – weiter bergauf geht. Hier stimmt die Beschilderung nicht immer mit der der Karte überein, an einigen Stellen muß ich doch ganz schön suchen, bis ich wieder die Mittelwegsraute finde.
                                                Bei einer Rast mit Kartenstudium fliegt mir ein Schmalbock auf die Karte. Ob er mir wohl bei der Wegfindung helfen will? Jedenfalls entscheide ich mich, dem Mittelweg weiter zu folgen, obwohl er anscheinend einen Umweg macht. Aber es wird schon alles seine Richtigkeit haben, der Raute zu folgen ist im Schwarzwald nie verkehrt.




                                                Als ich einen schönen Ausblick mit Liegebank erreiche, ist diese leider schon von Radfahrern besetzt. Aber vielleicht ganz gut so, wer weiß, ob ich hier wieder hochgekommen wäre.










                                                Der Weg wird leider nicht flacher, dafür verändert er sich immer mehr zur Forststraße: Hier wurde eine Straße richtiggehend in den Berghang gefräst. Schönes Wandern geht anders, besonders weil auf diesem Abschnitt natürlich keinerlei Rastmöglichkeit vorhanden ist – nicht einmal Baumstämme am Wegesrand. Stumpfes Marschieren ist angesagt.










                                                Ich fluche schon innerlich über diese Wegführung; denke noch, das es ja noch schlimmer kommen könnte, es könnte ja Asphalt sein. Und meine Flüche werden erhört: Der Weg mündet in eine Asphaltstraße, die sich für 1km den Berg hinaufzieht.




                                                Jetzt fluche ich nicht mehr nur innerlich, insbesondere der Verantwortliche für die Wegführung kriegt hier sein Fett weg. Premiumweg? Am Arsch! Dazu klingen aus dem Wald noch die klassischen Brunftschreie der Motorsägen: sie scheinen Futter gefunden zu haben. In der traditionellen Brunft der Motorsägen kommt es ja vor allem auf die Lautstärke und die Blattlänge an, damit soll gezeigt werden, daß für ordentlich Holz vor der Hütte gesorgt werden kann.
                                                Da diese Tiere nicht unter Naturschutz stehen, träume ich doch eher vom Blattschuß und versuche, sie mit Flüchen zu vertreiben – leider vergebens. Auch der Weg lässt sich von Flüchen nur mäßig beeindrucken, jedenfalls bleibt er hart.




                                                Aber auch dieses Teilstück hat mal ein Ende und dort winkt immerhin mit der Heuwiese eine Lokalität, auf die mich schon vorher diverse Schilder aufmerksam gemacht haben (Wahrscheinlich stehen die da, damit man überhaupt weitergeht). Kaffee, Kuchen und Apfelschorle wecken wieder die Lebensgeister, die sehr zutrauliche Katze bekommt aber nichts ab.






                                                So gestärkt geht es weiter und glücklicherweise wird der Weg auch besser, d.h. schmaler und waldiger.



                                                Wobei man sich schon fragen kann, ob es eine gute Idee ist, einen Wanderweg auf einem Downhill-Pfad entlang zu führen. Aber ist ja nur ein kurzes Stück.




                                                Es geht durch Heidelbeerbüsche und an einem Forellenteich vorbei,




                                                und auch über einen Bohlenweg.







                                                Eigentlich sehr schön zum Wandern, aber der Anstieg hat Tribut gefordert und meine Füße sind schon etwas müde. Daher kommt die Bank am Kapfhäusle sehr recht, obwohl ich kurz zurückschrecke, habe ich doch erst »Kopfläusebank« gelesen.











                                                Bei ein paar Erdnüssen in Honig-Salz-Kruste (idealer Snack, nur zu empfehlen – enthält alles, wonach der Körper verlangt) genieße ich die Aussicht und mache mich dann weiter auf den Weg. Nebenbei versuche ich im Hotel anzurufen, um zu sagen, daß ich unterwegs bin, aber obwohl mit das Handy 4G vorgauckelt, bricht die Verbindung beim Versuch zu telefonieren jedes Mal ab. Na ja, wer telefoniert auch heute noch mit dem Handy? Wahrscheinlich nur so alte Midlifesäcke wie ich.





                                                Also geht es weiter, immer schön am Wald entlang, vorbei am »Bienenhäusle« welches den müden Wanderer zu einer Übernachtung einlädt.





                                                Die Quelle nebenan ist leider versiegt oder zumindest abgestellt. Nur ein einsamer Becher zeugt noch von vergangenen Zechereien.





                                                Und es geht immer noch weiter, jetzt eine Hohlweg hinauf, der Sonne entgegen, und dann wieder durch den Wald.






                                                Ja, der Weg ist schön, aber noch schöner wäre es, wenn endlich der Fohrenbühlturm auftauchen würde, denn von da ist es nicht mehr weit bis zum Ziel.
                                                Aber mein GPS frustriert mich zuverlässig bei jedem Blick: »Wie, so weit ist es noch? Habe ich mich denn seit dem letzten Mal gar nicht fortbewegt?«
                                                Schließlich ist er aber doch erreicht, der Turm mit dem Gedächnishaus auf dem Fohrenbühl. Warum denn Gedächnishaus? Aha, zum Gedächnis der Gefallenen des ersten Weltkriegs. Und es liegt auch noch auf der Grenze zwischen Baden und Württemberg – die habe ich ja auf dieser Tour öfters überquert.




                                                Ich habe allerdings keine Lust mehr, den Turm zu besteigen, mache nur eine kurze Trinkpause auf einer Bank und gehe dann steil bergab, meinem heutigen Ziel entgegen. Wieder führt der Weg durch Heidelbeeren, und hier treffe ich auch zwei Familien bei der Ernte.



                                                Kurz nach 18 Uhr erreiche ich das Gasthaus »Adler« und beziehe mein Zimmer.



                                                Erst mal auf dem Bett ausstrecken, dann duschen und danach ein Abendessen (Schnecken und Kartoffel-Nuß-Rösti) mit diversen Bieren. Es fällt mir auf, daß ich eine lange Jacke vergessen habe, hier oben wird es abends doch noch empfindlich kalt.








                                                Ich setze mich noch nach drinnen zum Tagebuch schreiben. Sehr seltsame Situation, wenn die Tische coronabedingt so weit auseinanderstehen. Irgendwie fühlt man sich wie bei einer Party, bei der man viel zu früh angekommen ist und somit etwas verloren in einer großen, leeren Halle steht.
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                                                Zuletzt geändert von Voronwe; 20.09.2020, 15:04.
                                                "We aren't lost! We only don't know where we are!" - Cartman

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                                                  • 03.04.2008
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                                                  #25
                                                  AW: [DE] Von Tübingen nach Freiburg

                                                  12.7.2020
                                                  Fohrenbühl - Gutach (12 km)



                                                  Dadurch, das das Bett ein Fußende hat, stoße ich in der Nacht manchmal dagegen und wache dadurch auf. Jedesmal gehe ich auf den Balkon und schaue in den Nachthimmel, aber den Kometen Neowise kann ich nicht erblicken. Nur Venus und Aldebaran strahlen um die Wette. Also lege ich mich wieder hin.
                                                  An Morgen gibt es erst einmal Frühstück. Schon komisch, so mit Maske am Buffet. In den Rechauds befindet sich Wurst, Käse und Obst (und leider nicht, wie erwartet, Ei und Würstchen). Die Greifwerkzeuge werden auch nur einmal benutzt. Aber es schmeckt gut und ein Ei wird am Tisch serviert.
                                                  Nun geht es weiter, auf die letzte Etappe. »Völker hört die Signale, auf zum letzten Gefecht« summe ich, als ich Fohrenbühl verlasse und in den Wald eintauche.







                                                  Leider währt die Freude über den Weg nur kurz, denn schon bald führt er auf eine Hochebene und ist vor allem wieder asphaltiert.




                                                  Eine alte Mühle







                                                  Gruß an den Wanderer.




                                                  Aber es nicht so schlimm wie gestern, es weht ein angenehm kühler Wind und die Steigungen halten sich auch in Grenzen. Man könnte meinen, man wäre in Schleswig-Holstein und gleich käme der Deich.










                                                  Das einzig Lästige sind die Autos, die ab und an an mir vorbeifahren – Einmal sogar ein LKW. An einem Sonntag? Ach so, der Milchlaster, der »die Ernte einfährt«.








                                                  Daß hier oben auf der Höhe doch ein regelmäßiger Wind weht, hat wohl auch dazu geführt, daß hier einige Windräder stehen. Sie sind doch verdammt groß, wenn man direkt unter ihnen steht und machen doch ein Geräusch, als ob ein Flugzeug über einem fliegen würde (Aber ein Düsenflugzeug, nicht so eine nervige Propellermaschine).









                                                  Neubau.







                                                  Es geht jedenfalls weiter auf breiten Forststraßen durch den Wald und ich bin doch ganz froh, daß die Kinder nicht mitgekommen sind: Auf diesen Wegen wäre die Motivation doch echt schwer. Und Sitzgelegenheiten sind auch wieder rar.










                                                  Aber schließlich finde ich doch eine, sogar mit Bank. Eine Bank in der Steueroase »Fürstenum Rappenstein« – Wo könnte man hier sein Geld anlegen? Vielleicht in Holz? – Die Fürsten der Nutzholzgewinnung.



                                                  Ein Wegweiser zeigt zum Rappenstein, der zwar nicht direkt am Weg liegt, aber der Umweg ist erträglich und so schaue ich mir das einmal an. Er entpuppt sich als Felsformation mit dazugehöriger Sage.



                                                  Der Rappenstein
                                                  Granitfelsen im Gewann Pilfer, zwischen dem Kirnbachtal und dem Gutachtal, im Eigentum des Landes Baden-Württemberg.
                                                  Vermutlich vorchristliche Kultstätte. Nach der Sage ein zerfallenes Bergschloß, von dem in den Adventsnächten eine von 20 Geißböcken gezogene Geisterkutsche in das Kirnbachtal hinunterfährt.


                                                  Jetzt wird der Weg auf wieder pfadiger. Die Entscheidung, welchen Weg ich nehmen soll, wird wieder durch die Raute des Schwarzwaldvereins erleichtert. Die Raute: Wenn man sie sieht, fühlt man sich sicher, irgendwie mütterlich beschützt. »Schau, die Raute weist Dir den Weg, er mag zwar manchmal etwas beschwerlich sein, und Du wirst manchmal über die Führung der Raute fluchen, aber am Ende wird sie Dich sicher zu Deinem Ziel geleiten. Wir schaffen das.«













                                                  Es geht nun steil bergab, irgendwie muß ich ja wieder ins Tal. Kurz nachdem ich das steilste Stück überwunden habe, kommt mir ein Pärchen mit Kinderkraxe entgegen. Es sind Franzosen, und sie fragen mich, ob es am Ende des Weges denn eine Aussicht gäbe, was ich leider verneinen muß. Sie gehen noch ein Stück weiter, kehren dann aber um. Der Weg ist die Mühe eigentlich auch nicht wert.
                                                  Ich befinde mich jetzt auf dem Gutacher Tälesteig, der immerhin auf schmalen Pfaden in Serpentinen den Berg hinunterführt. Am Weg ist auch eine Aussichtshütte.





                                                  Und hier befinden sich weitere Bänke in der direkten Umgebung. Habe ich 2018 im Gutach-Tal noch vermutet, daß dies so angelegt wäre, um zerstrittene Wandergruppen zu trennen, so erkenne ich auf einmal die Weitsicht der Planer: Hier wurde die Corona-Pandemie schon erahnt und daher Sitzgelegenheiten in ausreichendem Sicherheitsabstand angelegt.




                                                  An einer Wegkreuzung bin ich unsicher: Auf einmal ist die Raute weg und ich bin bei der Wegwahl auf mich alleine gestellt. Ich komme von einem schmalen, schönen Pfad: Vor mir die Wahl zwischen einem breiten Forstweg und einem schmalen, aber steilen Pfad. Der Wegweiser ist nicht eindeutig. Ich entscheide mich für den schmalen Weg. Die falsche Wahl, wie sich herausstellen soll, aber als ich das merke, bin ich schon zu weit abgestiegen und habe ich keine Lust mehr zurückzugehen. Der Weg ist steil und hat einen leicht sandigen Untergrund, was das ganze ziemlich rutschig macht. Langsam taste ich mich mit den Füßen bergab. Puh, geschafft. »Raute, warum hast Du mich verlassen?«




                                                  Das letzte Stück ist jetzt wieder Asphalt, unter der Schwarzwaldbahn hindurch und auf einem Apfellehrpfad nach Gutach hinein.



                                                  Hier werde ich von einem Bollenhutmädchen auf einer Bank begrüßt – wie schon gesagt, Gutach ist Bollenhutland.






                                                  Ich erreiche die Bushaltestelle an der lauten Bundesstraße. Hier habe ich vor zwei Jahren das Stück nach Freiburg begonnen. Ich habe es geschafft, die komplette Strecke von Stuttgart nach Freiburg zu Fuß zu gehen. Ich erwarte Applaus und Jubel, aber der einzige Lärm ist eine Gruppe mittelalter Mopedfahrer, die vorbeiknattert. Nun gut, man nimmt was man kriegt.


                                                  Kurze Zeit späte kommen meine Frau und die Kinder, um mich abzuholen. Wir besichtigen noch das Freilichtmuseum in Gutach und erfahren allerlei über das Leben im Schwarzwald. Auf dem Heimweg halten wir noch einmal beim »Adler« zum Abendessen.
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