• nahundfern
    Erfahren
    • 23.12.2012
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    [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 47.276697887
    Längengrad 11.506290435
    Prolog

    Über eine Weitwander-Geocache-Liste war ich vor 6 Jahren auf den München-Venedig-Cache gestossen - und damit auf die Idee vom Traumpfad München-Venedig. Der Bruckmann-Führer wurde bestellt, durchgeblättert, schließlich ins Regal gestellt - und dabei blieb es dann auch.

    Genau wie beim Buch "Auswandern nach Kanada". Ich hatte es gerade mal - zeitweise - bis Belgien geschafft...

    Eigentlich sah es auch nicht danach aus das sich dieses Jahr daran was ändern würde.

    In den letzten zwei Jahren hatte ich jedoch deutlich abgespeckt, und zusätzlich zu "ich bin doch eigentlich ganz sportlich denn ich gehe am Wochenende wandern/geocachen" tatsächlich ein tägliches Sportprogramm begonnen. Eigentlich alles aus gesundheitlichen Gründen.

    Als dann aber eine Hochzeit in Bayern anstand - nicht meine eigene - da passte auf einmal alles. Ich war eh in der Gegend, und ich war tatsächlich auch fit für den Traumpfad! Also noch ein paar Tage um den Termin herum frei genommen, und geguckt was geht...

    "Should I Stay or should I?"

    Go!




    1.6.2017, Etappe 1+2, München - Bad Tölz

    Es geht es los! Jedoch nicht über den Traum-pfad, sondern über den Traum-radweg. Ich will einen Tag Zeit sparen, und die lange Wanderung im Flachen, deren Beschreibung aus manchen Berichten ich irgendwie als ziemliche zähe langweilige Latscherei abgespeichert hatte, vermeiden. Also packe ich mein Rad in die Bahn und fahre nach München rein.

    Mit Rad am Start

    Aber eigentlich ist die Strecke doch ganz schön! Vom Marienplatz ist man schnell am Museum, und damit schon an der Isar. Und fliessende Flüsse finde ich eigentlich immer schön und nicht langweilig, so auch diesmal. Nur stehende bzw. gestaute Gewässer irritieren mich immer etwas.

    Der Radweg führt logischerweise nicht über die Fußpfade sodaß ich keine Traumpfad München Venedig-Schilder sehe (falls es dort welche gab). Dagegen gibt es viele München-Venezia-Radwegweiser, denn scheinbar haben die Tourismusvereine diese Strecke mit viel Aufwand (und wahrscheinlich Hoffnung auf Return-of-Investment) ausgeschildert.

    Als Radfahrer kann man leider nicht immer in Flußnähe bleiben, dafür muß man in den Umfahrungen ein paar kleine Steigungen bewältigen. Aber die sind wie auch beim Wandern das Salz in der Suppe - mit dem Unterschied daß man diese Steigungen hier als Wanderer kaum wahrgenommen hätte während man als Radfahrer schon heftig pedaliert.

    Auf so einem Hügel einer Umfahrung kommen dann plötzlich die Berge in den Blick - eigentlich ja klar daß die da irgendwann kommen müssen, trotzdem ein Moment bei dem ich glücklich innehalte, und schließlich ein Foto mache.

    Der erste Berg-Blick

    Auch nach bisher 60km in Bad Tölz angekommen kann ich einem Foto nicht wiederstehen, lässt sich jedoch die lokale Attraktion sowie der Radwegweiser sowohl nach Venedig wie für Bodensee-Königsee, dem ich gleich noch etwas folgen werde, in einem Bild ablichten.

    Attraktion und viele Wege

    Weiter gehts über den Tegernsee nach Holzkirchen wo ich in der früh in die Bahn gestiegen war. Ein paar hundert Meter vor dem Bahnhof fällt meine Gangschaltung aus, sodaß ich tatsächlich am Ende doch noch zu Fuß gehe.

    Und so solls in der Woche drauf - nach der Hochzeit - dann auch weitergehen.

  • nahundfern
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    • 23.12.2012
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    #2
    [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

    5.6.2017, Etappe 3, Bad-Tölz - Arzbachtal - Tutzinger Hütte

    Mit der Bahn geht es nun wieder nach Bad Tölz. Durch eine Verkettung diverser Umstände - irgendwas ist's ja immer - bin ich erst nach 12 Uhr auf der Etappe unterwegs, und lege gleich "einen Gang zu", allerdings diesmal zu Fuß. Ich passiere schnell den Radwegweiser vom letzten mal. Ab hier geht es lange neben der Isar entlang, und dabei durch ein sehr schönes Auengebiet. Irgendwie ganz anders als die Etappen davor. Oder lags nur an der Art der Fortbewegung?

    Bei Arzbach biege ich in Richtung des Arzbachs ab und komme an einer Art Kiosk vorbei, wo ich mir ein Eis am Stil gönne. Irgendwie ist es aber total weich und innendrinn fette Eiskristalle... Ich male mir besorgt aus was ich mir wegen "unterbrochener Kühlkette" alles an Dingen einfangen könnte und versuche es schnellstmöglich wieder zu entsorgen. Gar nicht so einfach wenn es keine öffentlichen Mülleimer zu geben scheint...

    Endlich geht es Richtung Berge, auch wenn noch einige Wirtschaftswege vor mir liegen.

    Der zweite Berg-Blick

    Der Tag begann noch sonnig, aber nun begann es zu Nieseln. Eine kleine Lücke im Regen ergab sich bei der Melcherstefflalm, und dort hatte sich viele Männer in Tracht an einem langen Tisch versammelt. Als ich in das Tal kam, begannen sie gerade mit Blasmusik. Ein gänzlich unerwarteter Sound, und mit dem Hall im Tal hört sich das total genial an...

    Weiter auf dem Weg begann es wieder stärker zu regnen und es wurde neblig. Jetzt kam das letzte Stück zur Tutzinger Hütte, eine langer steiler Pfad der sich einen Wiesenhang emporschlängelte. Es war eine etwas gespenstische wie faszinierende Szene als ich mitten im Hang eine etwas langsamere Gruppe vor mir einholte, die man nur ganz schwach erkennen konnte.

    Gorillas in Nebel...




    6.6.2017, Etappe 4, Tutzinger Hütte - Jachenau - Vorderriß

    Nach dem Regen am Vortag begann der heutige wieder heiter; vom Wetterbericht wusste ich aber das der Nachmittag starke Schauer bringen würde. Also ging frühestmöglich zum Frühstück, und dann schnell los, Richtung Westseite der Benediktenwand. Am Abzweig zum Gipfel überlegte ich noch hin und her ob ich mir das zeitlich leisten könne, entschied mich aber dann doch dagegegen. Sollte genau die richtige Entscheidung sein.

    An der Bene(dikten)wand

    Beim Abstieg durch das fantastisch schöne Glasbach-Tal kam sogar mal die Sonne raus und beleuchtete die blühenden Almwiesen. Während ich ja zuerst noch dachte, Enzian wäre was total seltenes, musste ich doch realisieren: der ist hier so häufig wie Löwenzahn es im Flachland ist.

    Blühblume


    blau blau blauer Löwenzahn

    Kurz vor Jachenau geriet ich dann in den ersten Schauer und beeilte mich zum kleinen Supermarkt dort zu kommen - denn Mittagspause von 1230 bis 1500! Nach dem Mittagessen sah ich dann meinen ersten "Venedig"-Wanderweg-Wegweiser - ein kleiner Endorphinschub der mich den folgenden Anstieg hochtragen sollte.

    Das war auch nötig, den oben begann ein Wolkenbruch. Unterstellen zwecklos, denn es würde noch länger so bleiben. Also schnell über die Hochebene, entlang einer Kuhweide mit verstreut stehenden Kühen. Als sie mich sehen, kommen sie alle angetrabt, ihre Glocken alle gleichzeitig am Läuten. Was ein Klanggemälde!

    nasse Kühe läuten laut

    Es geht überraschend noch weiter nach oben obwohl ich eigentlich mit einem Abstieg gerechnet habe. Doch dann kommen die vielen Serpentinen ins Tal nach Vorderriß, und ich habe keine Ahnung was ich mit dem, was ich im Regen und Nebel unten sehe, anfangen soll. Mondlandschaft? Mars? Neptun? Saturn?

    Mondlandschaft

    Stellt sich raus, das ist ein gaaanz breites Bachbett mit einem momentan ganz kleinen Fluß. Da möcht man nicht in der Nähe sein wenn der mal anschwillt.1

    breit und schmal

    In Vorderriß beende ich total durchnässt meine Etappe. Ich hatte vorab schon mit dem Gasthof Post in Vorderriß telefoniert, und ich konnte ins "Touristenlager" obwohl heute Ruhetag ist. Bewirtung gäbs dann allerdings nicht, aber ich hatte ja zum Glück einkaufen können. Ausser mir trifft nur noch ein Wanderer ein, und da es zwei Lager-Räume gibt, haben wir heute sehr luxuriöse Einzelzimmer. Das ist auch perfekt bei der Menge an Wäsche die wir trockenen müssen.

    Lesson learned: wenn es richtig regnet, muss wirklich alles in Plastiktüten oder ähnliches. Alles andere wird getränkt, auch zB Plastiksachen von innen.

    1: nachher erfahre ich das man ihm wohl das Wasser auf halben Weg klaut. Nichts mit Anschwellen.
    Zuletzt geändert von nahundfern; 23.06.2017, 09:56.

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    • nahundfern
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      #3
      [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

      7.6.2017, Etappe 5, Vorderriß - Hinterriß - Karwendelhaus

      Bei einem wunderbaren Frühstücksbuffet komme ich mit meinem Zimmernachbarn ins Gespräch. Auch er ist auf dem Weg nach Venedig, hat sich aber - des dafür eigentlich zu frühen Starts wegen - gleich eine ganze Menge Umgehungen zurecht gelegt. Deswegen geht er jetzt über Mittenwald direkt nach Scharnitz. So trennen sich unsere Wege erstmal, denn ich will zumindest mal beim Karwendelhaus vorbeischauen.

      Um nach Hinterriß zu gelangen, muß man ja lange parallel zu oder sogar auf der Strasse dorthin laufen. Das ist morgens unter der Woche aber gar nicht mal schlecht, mit dem Fluss daneben und schon schönem Panorama. Moderat viele Autos, aber viele Gruppen auf Rollerski. Erstaunlich.

      Und ausgerechnet auf der Strasse überkommt mich das Gefühl: Eigentlich könnte ich jetzt ewig weiterwandern! Regen geht vorbei, Wäsche lässt sich waschen, alles lässt sich lösen, es geht immer irgendwie weiter. Wahrlich "Nichts hindert uns, nichts hält uns zurück." Kann man lesen, mußte ich aber selbst erfahren!

      Nach Hinterriß geht es so langsam auf den kleinen Ahornboden zu. Der Weg und das Flußbett lassen sich manchmal nicht so einfach voneinander unterscheiden.

      Weg / Fluß?

      Der Karwendel ist in Wolken eingehüllt die gnädigerweise die Höhe der Berge verdecken.

      gnädige Wolken

      Ab hier treffe ich auch auf einige MTBLer und Wanderer die ebenfalls zum Karwendelhaus wollen. Jetzt kommen noch ein paar schöne Pfade, und nasse "Feuchtigkeitsanzeiger":

      feuchte Feuchtigkeitsanzeiger

      Und dann kommt auch bald das Karwendelhaus in Sicht. Ganz schön groß und viel los hier, aber im Lager ist noch Platz. Vor dem Abendessen will ich noch schauen wie denn eigentlich dieses berühmtberüchtigte Schlauchkar aussieht, denn man kann es von hier noch nicht einsehen. Also folge ich dem Kraxel-Pfad durch die Lawinenverbauung und laufe den Bogen bis kurz vor bis kurz vor Abzweig Brendelsteig bzw. Hochalmkreuz. Tja, die letzten +- 500hm sind verschneit. Wär aber auch ein Wunder gewesen wenn es um die Jahreszeit schon schneefrei gewesen wäre.

      verschlauchtes Schneekar

      Beim Abendessen geht der Wirt rum und klärt mit jedem ob dessen Tour machbar ist. Oben rum: vereist, wenn überhaupt nur mit Steigeisen, unbedingt umgehen...

      Also wird es morgen auf den schon zu 95% erwarteten "Marathon" unten rum über Scharnitz zum Halleranger gehen...
      Zuletzt geändert von nahundfern; 22.06.2017, 23:34.

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      • nahundfern
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        #4
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        8.6.2017, Etappe 6, Karwendelhaus - Wiesenhof/Scharnitz - Kastenalm - Halleanger-Alm

        Der Empfehlung des Wirts "sieben Uhr Frühstück mit gepacktem Rucksack, sieben dreissig aus dem Haus" folge ich weitestgehend. Nur dann suche ich meinen billig-Wanderhut - und hab keine Ahnung wo der zuletzt war. Um acht gehe ich dann ohne. Vielleicht finde ich ja irgendwo einen schöneren...

        Die luxuriöse Schuhtrocknungsanlage im Karwendelhaus hatte ganze Arbeit geleistet, aber da die nassen Vortage für ein paar Blasensansätze gesorgt haben, lüfte ich immer wieder aus.

        Sonne trocknet Socken

        Vom Karwendelhaus geht es erst etwas steiler bergab. Dann folgt man laaange dem einfachen Wirtschaftsweg neben dem Karwendelbach, und das ist dann auch einer der Unterschiede zur Birkkar-Überquerung: man muß nicht gucken wo man hintritt. Dadaurch kann man ständig den Blick schweifen lassen und Karwendelpanorama - von unten - bewundern.

        Manchmal kommt einem der Gedanke, ob das nicht bald alles weggebröckelt ist. Die Schuttkegel sind schon enorm.

        Gebröckel

        Bei der Umgehung über Scharnitz geht es genaugenommen gar nicht über letzteres, denn man kann vorher mit dem Karwendelsteg über den Karwendelbach rüber zum Isartal queren. Eine enorme Ge-Rausch-Kulisse umgibt mich beim Steg.


        Nach kurzer Zeit erreiche ich den Wiesenhof, was perfekt für eine Mittagsrast ist. Ich bin zwar noch deutlich vor 12 da und noch der einzige Gast, kriege aber schon ein leckeres Mittagessen. Ein Vorteil zur Birkkarspitze... und man muss ja eh das beste draus machen.

        Nun geht entlang der jungen Isar hoch in ihrem Tal. Hier ist deutlich mehr los als eben. Viele Radfahrer, größtenteils elektrisch, sind in beiden Richtungen unterwegs. Dazu immer wieder die Taxi-Busse, teilweise mit Kajaks im Hänger. Zu Fuß ist man hier ein Exot.

        Aber man kann ja Sachen genauer angucken die sonst schnell an einem vorrübersausen. Die tiefe Klamm der Isar zum Beispiel, oder einfach die Struktur der Berglandschaft wirken lassen.

        Struktur

        Nach Bad Tölz hätten eigentlich viele Steinpyramiden kommen sollen, aber da waren nur noch Reste. Hier dagegen beginnt es von neuem, und ich baue mit.

        Stein auf Stein

        An den "Israquellen" vorbei - denn weiter oben sind auch noch mal welche - zieht es mich zur Kastenalm. Idylle zwischen Kühen, mit Kaffee und Kuchen. Und dann kommt schon der letze Anstieg zum Halleanger.

        Einmal oben bin ich total hin und weg wie schön es hier ist.

        einfach. schön.


        hin-und-weg-seien

        Die Halleranger-Alm in der ich nach drei Gängen Abendessen - Auswirkung der 37km - auch übernachten werde, hat eine kleine Kapelle. Hinter der steht eine Bank die man als Traumpfad-Wanderer unbedingt mal besuchen sollte...

        Traumbank (dahinter)

        Ich gucke mir lange an wie es Abend wird im Tal



        Gute Nacht!
        Zuletzt geändert von nahundfern; 22.06.2017, 23:37.

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        • nahundfern
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          • 23.12.2012
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          #5
          [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

          9.6.2017, Etappe 7, Halleanger-Alm - Hall in Tirol

          In der Halleranger-Alm hatte ich meinen mv-Lagernachbar aus Vorderriß wiedergetroffen. Er hatte noch bis zur Bettwurfelhütte weitergehen wollen, aber die war wegen eines Defekts geschlossen. So hatten wir uns noch lange über "Gott und die Welt", und natürlich m-v unterhalten können.

          Für uns beide stand noch die Frage im Raum, wie es heute weitergeht. Für ihn was der Wetterbericht sagen würde und was damit auf der weiteren Strecke nach Venedig noch wie umgangen werden muss, und für mich was ich am letzten Tag noch mache. Ich entschied mich für Abstieg nach Hall, und abendliche Sauna.

          Zuerst gibt es aber noch einmal einen Blick hinab ins Inntal

          Schotter zum Inn

          bevor man dann über den allgegenwärtigen Schotter ziemlich schnell bergab abfahren kann. Der schöne wie manchmal verwegene Fluchtsteig begleitet mich dann weiter ins Tal, und nach einem Abstecher durch die Altstadt geht es schließlich zum Bahnhof.

          Ende...?



          Urlaub zuende.






          Das soll es aber nicht gewesen sein. Den Rest mache ich nicht "nächstes Jahr", oder irgendwann. Oder doch nicht.

          Kaum wieder in der Heimat, reiche ich Urlaub ab Mitte August ein. Und buche schon den Nachtzug...

          Nur noch zwei Monate!

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          • bluesaturn
            Fuchs
            • 11.01.2017
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            #6
            AW: [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

            Danke fuer deine Bericht, ich lese gerne mit.
            Warst du unterwegs denn auch mal geocachen?
            Du reist mit relativ wenig Gepaeck oder taeusche ich mich? Und die letzte Frage: Bist du den Weg, denn man auf dem Foto mit dem Titel "An der Bene(dikten)wand" sieht, mit dem Rad gefahren?

            Edit: Jetzt an der richtigen Stelle. Danke.

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            • nahundfern
              Erfahren
              • 23.12.2012
              • 106
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              #7
              AW: [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

              Ja, ein paar Geocaches habe ich unterwegs auch gesucht. Im Alpenraum fällt mir immer wieder auf das man dort als Dosensucher eine recht seltene Spezies ist - ich habe einige Caches besucht bei denen ich der erste Besucher seit September letzten Jahres war. Und das obwohl an den jeweiligen Locations durchaus viele Nicht-Geocacher unterwegs waren.

              Ab der dritten Etappe, also ab Bad Tölz bin ich zu Fuß unterwegs gewesen. Mir fällt gerade auf das ich direkt zu Anfang der Etappe von "Gang zulegen" und Radwegweiser schreibe, das war vielleicht etwas irreführend - ich ergänze das mal.

              Ich war nicht ultraleicht, aber dennoch "gewichtsoptimiert" unterwegs:
              fix:
              7000g Rucksack inkl. technischen Gadgets und Stöcken, (keine KS-Ausrüstung)
              600g Kleidung am Körper
              1400g Schuhe
              variabel (bis zu):
              500g Essen (Riegel, Nüsse, Schoko...)
              3000g Getränke (da wäre auch oft weniger möglich gewesen da es auf den bisherigen Etappen Nachfüllmöglichkeiten gab, ich möchte mich beim Trinken aber nicht einschränken müssen)
              D.h. ich war "nackt" plus 9 bis 12.5 kg unterwegs. Was aber auch deutlich was gebracht hat, war "nackt" zu "optimieren" - circa 30kg weniger als vor zwei Jahren Die Zeitangaben im Wanderführer für reine Gehzeit konnte ich jedenfalls inkl. Einkehr und Pausen gut einhalten.

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              • Spartaner
                Lebt im Forum
                • 24.01.2011
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                #8
                AW: [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

                Schöne Landschaft dort, das gefällt mir!

                Zitat von nahundfern Beitrag anzeigen
                Mondlandschaft

                Stellt sich raus, das ist ein gaaanz breites Bachbett mit einem momentan ganz kleinen Fluß. Da möcht man nicht in der Nähe sein wenn der mal anschwillt.1

                breit und schmal

                1: nachher erfahre ich das man ihm wohl das Wasser auf halben Weg klaut. Nichts mit Anschwellen.
                "Nichts mit Anschwellen" würde ich nicht unterschreiben. Ich kenne zwar die Gegend nicht, würde aber behaupten, dass der Fluss trotz Ableitung ab und zu noch mal anschwillt und dann den gesamten Talboden überflutet. Ansonsten wäre der Schotter nicht so unbewachsen (es sein denn, die mehr oder weniger vollständige Ableitung, auch des Hochwassers (?) existiert erst seit letztem Jahr oder so ...)

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                • nahundfern
                  Erfahren
                  • 23.12.2012
                  • 106
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                  #9
                  AW: [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

                  Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen
                  "Nichts mit Anschwellen" würde ich nicht unterschreiben. Ich kenne zwar die Gegend nicht, würde aber behaupten, dass der Fluss trotz Ableitung ab und zu noch mal anschwillt und dann den gesamten Talboden überflutet. Ansonsten wäre der Schotter nicht so unbewachsen (es sein denn, die mehr oder weniger vollständige Ableitung, auch des Hochwassers (?) existiert erst seit letztem Jahr oder so ...)
                  Ich habe nochmal Recherche betrieben - und ich vermute das du Recht hast. Da der Rißbach-Stollen zum Walchenseekraftwerk keine unendliche Kapazität hat, wird es Zeiten geben wo hier dennoch viel Wasser fliesst. Leider habe ich dazu kein Bild finden können, ist bestimmt eindrucksvoll. Eine Webcam vor Ort wäre schick

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                  • nahundfern
                    Erfahren
                    • 23.12.2012
                    • 106
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                    #10
                    [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

                    Ein Tag, fünf Tage, nun 25 Tage... man erkennt das System in der Progression. Im nächsten Jahr dann einen ganzen Sommerspaziergang?


                    Aber erst mal zu den 25 Tagen, davon 19 gewandert. Die Detailtiefe der Erinnerung scheint mir manchmal umgekehrt zur Länge zur sein. Manchmal bleiben eher Konzepte denn alle einzelnen Puzzlestücke in der Erinnerung. So wie verschiedenen Landschaftstypen. Oder mit wem man ein paar Tage unterwegs war. Aber auch das wird unscharf und fragmentarisch... wo und wann nochmal genau getroffen?!

                    Zum Glück gibt es ja Fotos zur Erinnerungsstütze




                    18.8.2017, Etappe 8, Hall - Glungezerhütte

                    Punkt 10 Uhr bin ich wieder ab Hall unterwegs. Vorher verbrachte ich noch die Nacht im Nachtzug, der jetzt Nightjet heisst. Mit mir im Schlafwagen: zwei die gerade am Ende ihrer Schul-laufbahn sind und überlegen was nun beruflich kommen soll. Aber nun sind sie erstmal unterwegs zu einer DAV-Schulung in einer Selbstversorgerhütte, wobei sie offenbar noch nie in Hütten in den Alpen waren. Denn Essen für die ersten Tage soll von den Teilnehmern mitgebracht werden - und da wurden spontan acht Dosen Ravioli besorgt...

                    Da bin ich doch etwas leichter unterwegs, auch wenn in Rucksack kurz vor Pack-Schluss doch noch zwei-drei nicht ganz so essentielle Dinge gewandert waren. Leicht-Schirm und Leicht-Grödel. Mal schaun.

                    An den Tag des Wieder-einstiegs habe ich mir einen Anstieg von 2000hm gelegt. Zwar wäre da auch ein Sessellift möglich, aber - abgesehen davon daß ich ja alles zu Fuß machen will - will ich mich hierbei wieder an die Höhe gewöhnen. Zunächst macht mir aber die schwülheisse Tal-Luft zu schaffen. Alle Sträucher und Bäume sind vom Regen am Vortag noch tropfnass, und ich bald auch.

                    Ab Tulfes wird es angenehmer. Normale Schafe stehen auf einer Weide, später werden sie noch... ungewöhnlich.



                    Normal-Schaf

                    Eigentlich habe ich mir die nächsten Wochen komplett als Track vorbereitet, aber einen geplanten Pfad verpasse ich. So geht es auf der Strasse bis zur Kapelle Windegg. Dort steht die Tür offen.


                    Offen

                    Als zu erweisen sich dagegen die Gaststätte hier und die einige Serpentinen später. So wird das Mittagessen auf später verschoben und schliesslich ein Abstecher zu Mittelstation und "Halsmarter" gemacht. Englisch oder Folter? Essen ist aber ok Danach gibt es Ausblicke...


                    Ausblick bei Rückblick ins Inntal

                    ... aber der Weg zieht sich auch. Irgendwann ist auch die Tulfein Alm auf gut 2000 ü.NN erreicht. Hier merke ich tatsächlich schon die Höhe - Atmung wird schneller, es fühlt sich alles anstrengender an. Nach einer Kuchenpause gehts die letzten 650hm zur Glungezer Hütte. Beim Aufstieg lasse ich wieder Schafe unter mir zurück.



                    Kurz vor oben kommt als erstes die seltsame Blechschachtel um die Materialseilbahn in den Blick - die richtige Hütte danach ist zwar auch ungewöhnlich, aber top. Und innen sehr gemütlich. Ausserdem gibt es zwei sehr nette wie auch unterschiedliche Hüttenwirte: den alten (Gottfried, der mit Lebensgefährtin Daria auf eine Weltumseglung gehen wird), und den neuen (Berhard). Das Abendessen ist hervorragend, und mit am Tisch sitzt ein Wanderer, der nach vorwärts nun MV rückwärts läuft...

                    Das Wetter für den nächsten Tag soll ganz schlecht werden. In jedem Fall zu schlecht für die geplanten 7-Tuxer-Summits Gratwanderung. Die meisten planen einen Ruhetag ein, auch ich.




                    19.8.2017, Glungezerhütte

                    Nach dem Frühstück (mit Croissant!) klart es kurz auf, genug für ein, zwei Fotos:


                    Glungezerhütte


                    aufgeklart

                    Auf einer kleinen Runde finde ich ein Schaf - diesmal aber ungewöhnlich:


                    Nicht-Normal-Schaf (ungewöhnlich)

                    Schnell ist es dabei wieder zugezogen und es wird ein komplett nebliger Tag mir Dauerregen. Mit Bernhard geht eine größere Gruppe aber Mittags dennoch raus - um ein bisschen Schlechtwetter-Gratspitzen-Gehen zu üben. Tolle, aber nicht ganz einfache Aktion!

                    Im Laufe des Tages kommen immer wieder durchgeweichte Wanderer zur Hütte. Und beim Abendessen bzw. Wettervorhersage danach hört es sich für den Folgetag auch nicht gut an: die Schneefallgrenze soll auf auf 2300 sinken.

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                    • nahundfern
                      Erfahren
                      • 23.12.2012
                      • 106
                      • Privat


                      #11
                      AW: [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

                      20.8.2017, Etappe 9, Glungezerhütte - Gwannsteig - Lizumerhütte

                      Am Morgen liegt tatsächlich Schnee, der Wirt gibt bekannt das der Weg obenrum nicht zu machen sei. (Fast) alle gehen "untenrum". Also geht es hinab, nochmal durch die Steine...



                      ...zurück ins Grüne...



                      ...und Normal-Schafen...



                      ...zum Gwannsteig, der sehr schön am Hang entlangführt. Beim Navisjöchel trifft er wieder auf das Ende des Grates (einen Abstecher zurück lasse ich mir nicht nehmen). Und dann geht es auf eher einfachen Wegen durch das Sperrgebiet Richtung Lizumerhütte. Unterwegs gibt es Ausblicke in unwirklich wirkende Grün-Gründe:



                      Dann wird es plötzich voll, überall Leute und Autos. Es war irgendwas mit Bergmesse. Schnell weiter, zur Hütte. Die ist allerdings auch nicht gerade ein Hort der Gemütlichkeit - der Wirt schnautzt gerade sein Personal an als ich komme. Das Einchecken passiert im Kasernenton - und da hab ich noch Glück gehabt, immerhin kann ich sofort einchecken. Die nächsten dagegen...

                      Beim Essen hatte ich beim Topfenstrudel und mit der vegetarischen HP aber Glück. Ein "Schock" kommt aber im Verlauf des Abends: es ist auch eine (gefühlt) riesige Gruppe vom DAV-Summit-Club da (mit Bergführer!), die ebenfalls von hier MV weitergehen will. Und die meisten Einzelwanderer haben wie ich nicht schon alles reserviert. Eigentlich hatte ich sowas vom E5 gehört, auf "dem Traumpfad" aber nicht damit gerechnet.

                      Trotz einiger Sorgen darüber habe ich doch gut geschlafen.




                      21.8.2017, Etappe 10, Lizumerhütte - Tuxerjochhaus

                      Früh breche ich auf, und wer davor ist, wird überholt... Heut läufts bei mir.

                      Im Aufstieg zum Plunderlingssattel gibt es Steine aller Varianten und Farben zu sehen.


                      Luxuriöser Stein für eine einfache Wegmarkierung.

                      Oben gibt es schon einen Blick bis zum Tuxer Gletscher. Wie man mir später erzählt, ist das jedoch nur noch ein kümmerlicher Rest im Vergleich zu früheren Jahren.


                      Fern-Blick bis zum Tuxer.

                      Aber erstmal geht es sehr vorsichtig quer über einen schiefen Schieferschotterhang oberhalb des Junsees. Eine der schwierigeren Stellen auf der Tour, im Vergleich zu einigen Stellen die als Schlüsselstellen bekannt sind. Ein Vierbeinantrieb wär jetzt nett.


                      12 Beine



                      Wehrhafte Vierbein-Nahrung

                      Aber ingesamt bin ich echt schnell unterwegs. Wie ich viel später mitbekomme, wird mir hier und heute der Name "Jesus" (läuft auch über Wasser) verliehen

                      Murmeltiere gibts hier noch und nöcher. Wieder mal falle ich gedanklich drauf rein das ich denke die gibts *nur* hier.
                      Und müssten jetzt alle fotografiert werden.


                      King of the Mountain

                      Einen Sattel weiter öffnet sich wieder der Blick, und der Gletscher liegt eine Stück näher.


                      Tuxer-Ferner näher.

                      Erstmal geht es jedoch quer. Warum, ist von oben nicht direkt ersichtlich. Von unten sehe ich dann, das man auf dem Sattel oberhalb mächtiger Wasserfälle steht.


                      Quer quer quer

                      An der Hütte bin ich schon um 12, eine Stunde bevor die nächsten kommen. Und einen Lagerplatz kriege ich so auch noch - eigentlich wäre jetzt ja ausreichend Zeit gewesen noch weiter zu gehen, aber ich habe etwas Respekt vor der kommenden Friesenbergscharte (eine der "Schlüsselstellen"), die dann am Ende der Etappe läge. Und das Friesenberghaus ist eh voll.

                      Also bleibe ich, und mache Bekanntschaft mit dem was Mitwanderer nachher "die Futterluke" nennen werden. Eine kleine Luke die zu einem kleinen Lager im schrägen Dach führt. Ein Heizungsboiler steht auch noch darin... Baulich ist die Hütte also nicht so begünstigt wie die (neue) Lizumer Hütte, aber immerhin ist es hier nicht so unangenehm von der Atmosphäre her. Im Wintergarten lässt sich gut der Nachmittag und Abend verbringen. Es kommen immer mehr Mitwanderer an, auch der DAV-Trupp, und die Hütte platzt aus allen Nähten. Matratzen liegen Nachts auf allen Gängen...

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                      • derSammy

                        Lebt im Forum
                        • 23.11.2007
                        • 7412
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                        #12
                        AW: [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

                        Zitat von nahundfern Beitrag anzeigen
                        8.6.2017, Etappe 6, Karwendelhaus - Wiesenhof/Scharnitz - Kastenalm - Halleanger-Alm


                        Brutal!!

                        Sowohl vom Hatschen her...als auch vom Kopf....

                        Ich wär spätestens in Scharnitz zum Wirt und hätte mich in Tränen und Bier ertränkt!

                        Maximaler Respekt!! (ohne Scheiss!!)

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                        • nahundfern
                          Erfahren
                          • 23.12.2012
                          • 106
                          • Privat


                          #13
                          AW: [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

                          Zitat von derSammy Beitrag anzeigen
                          Brutal!!
                          Ach, passt schon. Brutal wäre ja auch gewesen, nach nur knapp vier Stunden bergab den Tag in Scharnitz zu beenden.

                          Wenn ich drüber nachdenke, habe ich in der Tour ein paar Mal solche XL-Etappen gemacht. U.a. "übermorgen"

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                          • nahundfern
                            Erfahren
                            • 23.12.2012
                            • 106
                            • Privat


                            #14
                            AW: [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

                            22.8.2017, Etappe 11, Tuxerjochhaus - Friesenbergscharte - Dominikushütte

                            Heute steht also die Friesenbergscharte auf dem Programm. Erst quert man allerdings unterhalb des Gletschers, und damit auch des Skigebiets. Die Weidezäune sind hier aus dem, was die Natur hier so hergibt...


                            Recycling


                            Unfreiwillges Recycling (Pilz?)

                            Dann geht es nah an etwas Rest-Eis, und dann lange hoch. Ein Wechselbad der Temperaturen: kalte Nordseite trift auf warm vor Anstrengung. Dann kommt endlich die Scharte. Kaum oben, wird es wieder arschkalt da der Wind über den Kamm pfeift. Ich packe mich erstmal dick ein da ich das Gefühl habe die Finger sind zu kalt und unbeweglich für den Abstieg.

                            Oben ist kaum Platz um zu verweilen, so mache ich mich doch bald auf. Der Abstieg ist jetzt nicht super einfach, aber letztlich gut machbar und macht richtig Spaß. Ich habe aber auch Glück mit dem Wetter - vor ein paar Tagen mussten Leute die Stelle wegen Schnee noch umgehen.

                            Mein Ziel ist heute die Dominikushütte, aber da ich genug Zeit habe, mache ich einen Bogen zum Petersköpfl. Auf dem Weg gibt es zwei große Altschneefelder zu queren, und viel Blockgelände. Das Petersköpfl ist bekannt für die vielen Steinmännchen. Die sind hier aber nicht aus rund geschliffenen Steinen, sondern z.B. aus Felsnadeln. Mit denen lassen sich sogar Tische bauen...


                            Zum Mittag geht es noch über das Friesenberghaus. Stempel gehn aufs Haus.


                            Das mit der Zielgenauigkeit üben wir aber noch.

                            Es folgt der schöne wie längliche Abstieg zum Schlegeis-Speichersee. Das ist ein geradezu unwirkliches Teil: die Staumauer ist vergeichsweise dünn, die Stabilität entsteht auch durch die doppelte Krümmung. Und dann dieses betörende türkis...

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                            • nahundfern
                              Erfahren
                              • 23.12.2012
                              • 106
                              • Privat


                              #15
                              AW: [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

                              23.8.2017, Etappe 12, Dominikushütte - Pfitscher Joch - Gliederscharte - Pfunders

                              Lt. grünem Buch gäbe es heute eine kurze Etappe nach Stein, das ist mir aber zu wenig. Ausserdem will ich der großen Gruppe auch in Zukunft aus dem Weg gehen, denn ich würde ansonsten später nochmal auf sie treffen. Also Flucht nach vorn... Doppeletappe bis Pfunders!

                              Und es wird eine der schönsten Etappen werden! Dank des frühen Starts ist der Anstieg zum Pfitzscher Joch noch ziemlich ruhig. Sonst ist das hier wohl recht voll mit Ausflüglern. Dann kommt noch ein länglicher Abstieg - ich hatte eigentlich gehofft das ich nicht alle Höhenmeter wieder verlieren würde, aber das geht von den Wegen her irgendwie nicht anders.

                              Aber dann! Ein wunderbar einsames und idyllisches Tal entlang des Gliederbachs.


                              Wächter am Eingang zum Tal



                              Schneebrücken im August



                              Rückblick ins Tal


                              Während mein Weg zur Gliderscharte hoch führt, öffnet sich seitwärts das Tal zum Hochfeiler. Vor Ort steht man einfach nur da - und staunt über die gewaltige Natur.






                              Auf der Gliederscharte pfeift der Wind - und es ist wieder mal kalt. Schade eigentlich, dadurch lasse ich auch ein Bad im nachfolgenden Grindler See aus, der eigentlich ziemlich einladend ausschaut. Der Weg nach Pfunders ist aber eh noch lang genug, zum Glück aber auch gut zu gehen.

                              Irgendwann höre ich Ge-mäh-e, finde aber keine Quelle. Dabei sind sie direkt über mir:


                              Bergziegen zwischen mutig (links) und ängstlich (rechts).


                              Nach Dum ist die normale Talstrasse gesperrt. Das führt zu einer schlauen Lösung für die einspurige Alternative am Hang:


                              dreimal am Tag darfst du fahrn


                              In Pfunders komme ich schliesslich im Wieserhof unter - in einem Zimmer im absolut urigen alten Bauerhaus das teilweise hunderte Jahre alt ist. Und ein leckeres Abendessen mit tollem selbstgemachten Käse gibt es auch noch.

                              Hier treffe ich auch das erste Mal auf Pete(r) Und Jasmin(e) aus Australien, ebenfalls auf dem Traumpfad unterwegs. Die beiden werde ich bis Belluno immer wieder treffen, auch wenn wir die Strecke ganz unterschiedlich angehen. Manchmal hatten wir uns schon verabschiedet, und dann trafen wir uns - zB weil sie Bus oder Seilbahn nahmen - doch wieder.

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                              • nahundfern
                                Erfahren
                                • 23.12.2012
                                • 106
                                • Privat


                                #16
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                                24.8.2017, Etappe 13, Pfunders - Kreuzwiesenhütte

                                So fängt diese Etappe auch für mich erstmal wieder alleine an: ich wandere ins Tal nach Niedervintl, während die anderen noch auf den Bus warten. In einigen Wanderführern wird auch gar nicht erwähnt das man hier auch laufen kann. Ein Stück muss man auf der Strasse laufen (wo ich dann auch vom Bus überholt werde), ansonsten gehts aber ganz ok auf Wiesen und Forstwegen.

                                Nach dem Tal geht es einen langen Anstieg durch den Rodenecker Wald. Früher war die Wegfindung hier wohl nicht ganz einfach - heute ist alles gut markiert und man halt nur mit den gut 1000hm zu kämpfen.



                                Wegweis(end)er

                                Wenn man oben auf der Lüsener Alm angelangt ist, landet man in einer ganz andere Landschaft als bisher. Weiden, Wiesen, Heideflächen, Wald. Keine steilen Felsen oder Grate, nur eine rundliche Hügellandschaft.



                                Typische Bewohner

                                Die Anbindung an den internationalen Luftverkehr ist als gut zu beschreiben:



                                whirr

                                In der Mitte ist der Peitlerkofel zu sehen - der wird schon in einem guten Tag erreicht sein.



                                So gut wie echt

                                Aber erstmal erreiche ich die schöne Kreuzwiesenhütte. Ich hatte vorher noch überlegt den nahegelegenen Gipfel zu besteigen - aber den auszulassen war goldrichtig. So kann ich vor dem Abenessen noch ins Saunahäuschen welches auf der Alm steht! Ich glaub hier könnt ichs auch ein paar Tage aushalten...

                                Ein Mitwanderer versucht hier auch gerade sein schmerzendes Schienbein auszukurieren, was sich etwas zieht. Wie ich später erfahre, hat er es aber schließlich sogar noch bis Venedig geschafft.

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                                • nahundfern
                                  Erfahren
                                  • 23.12.2012
                                  • 106
                                  • Privat


                                  #17
                                  [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

                                  25.8.2017, Etappe 14, Kreuzwiesenhütte - Schlüterhütte

                                  Heute stehen also hauptsächlich safte Hügel auf dem Programm. Aber friedlich war es hier nicht immer - es gibt noch Weltkriegs-Spuren.

                                  Und zwar des Ersten.



                                  geritzte Spuren


                                  friedliche Kuh

                                  Andere Hinterlassenschaften sind dagegen völlig ohne Kontext einfach da



                                  alpiner Meeresboden?

                                  Da es ja nur über Hügel zu gehen scheint, mache ich noch einen einsamen Abstecher über der Maurerberg. Einsam ist allerdings nur Anstieg von meiner Seite.




                                  Die andere Seite ist über einen einfachen Spaziergang zu erreichen und gut bevölkert.

                                  Apropos "ohne Kontext". Das ist hier einfach so-da:



                                  Werbung?


                                  so-da nah

                                  Nach der Maurerberghütte enden die Hügel - und die Dolomiten beginnen!



                                  Moibach-Schlucht und Peitlerkofel

                                  Noch die Peitlerscharte hinauf



                                  Peitlerscharte

                                  und ich erreiche die Schlüterhütte, oder Rifugio Genova wie sie auf italienisch heisst. Eigentlich bin ich schon drei Tage in Italien, aber sprachlich macht es sich nur langsam bemerkbar. Erst werden die deutschen Namen weiter nach unten auf den Schildern wandern, um dann später ganz zu verschwinden.

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                                  • nahundfern
                                    Erfahren
                                    • 23.12.2012
                                    • 106
                                    • Privat


                                    #18
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                                    26.8.2017, Etappe 15, Schlüterhütte - Puezhütte - Grödner Joch

                                    Es ergibt sich irgendwie das ich früh aufwache. Welch ein Glück! Es ist draussen so still, auf eine positive Weise einsam - und der Sonnenaufgang ein Traum.



                                    Träumen Kühe von Schafen?



                                    Strahlen



                                    Staffelung im Dunst



                                    Goldenes Licht

                                    Diese Viertelstunde am Morgen, in die der "Kameraschwenk" entstanden ist, ist mir einer dir liebsten Momente auf der Tour geworden.

                                    Was denn bleibt von solch langen Wanderungen eigentlich in Erinnerung? Eigentlich Zufälle. Ich hätte weiterschlafen können - und halt nie geahnt was ich nicht gesehen hätte.


                                    Nach dem Frühstück geht es dann in Grüppchen los. "Mein" Grüppchen nimmt noch den Pfad über den Sobutsch, denn dort soll es "Edelweiß soweit das Auge reicht" geben.



                                    Halb-edles Weiß

                                    Ehrlich gesagt hatte ich mir Edelweiß spektakulärer vorgestellt. Oft sind sie eher zerrupft und unscheinbar. Immer diese irreführende Werbung! Oder einfach übersteigerte Erwartungen? Besonders sind sie schon...

                                    Genau auf unserem Pfad sitzt ein Murmeltier. Wir belieben stehen und nehmen alle "Fotografenposen" ein. Was für die anderen auf dem unteren Pfad wohl irre komisch ausgehen hat wie sie uns nachher erzählen...



                                    Fotografen-Objekt der Begierde

                                    Im Vorbeigehen am Bau löse ich die Kamera aus. Zum meiner Überraschung ist jemand drauf...



                                    Immer diese Touristen!

                                    Der weiter Weg führt dann durch die Roa- und die Nivea-Scharte. Im Wanderführer sind diese Kraxel-Stellen eher beiläufig erwähnt, aber dennoch ernst zu nehmen wie ich finde.

                                    Auf dem Weg zur Puez-Hütte wird dann klar das sich Landschaft und der Fels wieder einmal verändert haben. Es sieht so geschichtet aus, wie Sediment?







                                    Vor dem Grödner Joch geht es durch bizarre Felsen, die ein bißchen wie fette Stalagmiten erscheinen.



                                    hingetropfter Stein

                                    Man hat schon seit einer Stunde beobachten können wie sich "was zusammenbraut". Wir haben unterwegs Tempo gemacht - und nur eine Minute nachdem wir am Berghaus Frara angekommen sind, bricht das Unwetter los. Wer da noch draussen ist, wird in Sekunden pitschenass.

                                    Am nächsten Morgen werden wir murmelgroße Eiskugeln finden.
                                    Zuletzt geändert von nahundfern; 14.10.2017, 07:36.

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                                    • nahundfern
                                      Erfahren
                                      • 23.12.2012
                                      • 106
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

                                      27.8.2017, Etappe 16, Grödner Joch - Piz Boè

                                      Was ich vorher schon als Dolomiten-Schichten wahrgenommen habe, lässt sich nach etwas Wikipedia-konsum auch mit einem Namen versehen: Raibler Schichten. "Der Wechsel in den Raibler Schichten ist durch eine mehrfache Abfolge aus Meeresrückzug und wieder einsetzender Überflutung verursacht." Wieder ist "das mit dem Meer in den Alpen" eigentlich unwirklich - heute wird meine Wanderung ja schliesslich ihren höchsten Punkt erreichen.

                                      Und was sich landschaftlich schon angekündigt hat, wird nun deutlicher. Mit der Sellagruppe gibt es eine Zweiteilung in fruchtbares grünes Land ausserhalb - und lebensfeindlich erscheinenden Steinhängen und -Ebenen innerhalb.



                                      fruchtbares Land, beliebt bei Zweirädlern



                                      der Zugang ins Innere


                                      Nach steilem Aufstieg (teilweise im Einbahnstraßensystem) geht es über eine Kante - und man steht plötzlich oben auf einem Plateau. Ziemlich erhebendes Gefühl!



                                      oben (auf dem ersten Plateau)


                                      Ein paar Meter weiter, und die Piscadù-Hütte ist erreicht. Ganz grau ist es hier dann doch noch nicht, denn es gibt einen kleinen grünen See daneben.



                                      ein bisschen grün im grau


                                      Über den Pfad am Hang schraubt man sich nun immer weiter in die Berge hinein. Und hier gibt es nun auch mehr als deutlich Ge-schichte.



                                      Ge-schichte


                                      Bald kommt auch der Piz Boè in Sicht. Ihn kann man wunderbar aus jeder Richtung wiedererkennen - denn er trägt einen großen Funk-Reflektor auf seiner Spitze.



                                      Piz Boè


                                      Noch nicht zu sehen ist dagegen die an seinem Fuß (und trotz des Namens nicht oben liegende) Boè-Hütte. Dafür gibt es Zeichen früherer Kulturen zu sehen:



                                      So ein- bis zweitstellige Jahre früher wird das wohl entstanden sein


                                      Einen folgenden kleinen Vorberg schängeln sich Menschen einen Pfad in Serpentinen empor, nur um laut Karte auf der anderen Seite gleich wieder auf Ausgangshöhe zu landen. Untenrum gibt es dagegen einen menschenleeren breiten Weg anscheinend ohne Anstieg, und bei auch noch geringerer Zeitangabe auf dem Wegweiser. Wenn sich was zu gut anhört um wahr zu sein...

                                      ...dann kommt nach einer Ecke in diesem Fall ein "via ferrata" auf einem Felsenband. Ging aber

                                      Schliesslich erreichen wir im ganzen steinegrau die Boè-Hütte, mit einem roten Farbklecks auf der Wäscheleine davor.



                                      Boè-Hütte


                                      Einige Mitwanderer werden hier übernachten, ich will aber nach ganz oben, zur Capanna-Fassa-Hütte auf der Spitze!



                                      Der Ecktisch auf der Terasse ist noch frei. Freu!


                                      Es wird kälter, und ein Gewitter zieht auf. Von drinnen schauen wir wie es auf uns zukommt und über uns hinwegzieht. Eiegntlich würden wir gerne etwas lüften da die Luft drinnen ziemlich stickig ist - aber das stößt nicht auf Gegenliebe bei Personal. Der Luftdruck hier oben ist wohl nicht von schlechten Eltern - die Fenster und die Türen sind jeweils doppelt ausgeführt. Und die Hütte selbst scheint mit Seilen (übers Dach!) am Fels festgezurrt.

                                      Aber nach dem Gewitter haben wir den genialsten Regenbogen den man sich vorstellen kann - er krümmt sich ins Tal hin wieder nach innen!



                                      42° Regenkreis



                                      Nach-Gewitter-Wolken


                                      Wir lassen den Abend gemütlich in der Hütte ausklingen, aber zur blauen Stunde muss ich einfach nochmal raus!



                                      blaue Stunde nach dem Gewitter

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                                      • eisen
                                        Erfahren
                                        • 03.10.2005
                                        • 334
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

                                        Beim Lesen des Titels dachte ich zuerst, es hätte sich ein Rechtschreiibfehler eingeschlichen, und es sollte Prozession statt Progression heissen. ;) Toller Bericht bisher, danke! Schön, die Etappen mal bei gutem Wetter zu sehen. Wir hatten 2014 auf dem Abschnitt Bad Tölz - Belluno bis auf ganz wenige Tage nur Regen. Das Panorama war da eher mittelspannend.

                                        Grüße,
                                        Eisen

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                                        • Wandermaedel
                                          Erfahren
                                          • 02.11.2017
                                          • 177
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

                                          Interessanter Bericht. Schöne Ecken hast du durchwandert.
                                          Die *Mondlandschaft* erinnerte mich sofort ans Wimbachgries im Berchtesgadener Land.

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                                          • nahundfern
                                            Erfahren
                                            • 23.12.2012
                                            • 106
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

                                            Zitat von eisen Beitrag anzeigen
                                            Schön, die Etappen mal bei gutem Wetter zu sehen. Wir hatten 2014 auf dem Abschnitt Bad Tölz - Belluno bis auf ganz wenige Tage nur Regen. Das Panorama war da eher mittelspannend.
                                            Von dem verregneten Sommer hatte ich im m-v-Forum auch gelesen. Toll das ihr das durchgehalten habt, ich weiss nicht ob ich nicht irgendwann abgebrochen hätte wenns immer alles feucht ist...

                                            Ich hatte da ja weitgehend Glück - wenn mal Regen, dann war das nicht dauernd und nicht an kritischen Stellen. Bzw. da war ich gerade vorher durch, aber das kommt noch

                                            Zitat von Wandermaedel Beitrag anzeigen
                                            Die *Mondlandschaft* erinnerte mich sofort ans Wimbachgries im Berchtesgadener Land.
                                            Schaut interessant aus, und Richtung Steinernes Meer und Königssee wollte ich eh mal hin.

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                                            • nahundfern
                                              Erfahren
                                              • 23.12.2012
                                              • 106
                                              • Privat


                                              #23
                                              [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

                                              28.8.2017, Etappe 17, Piz Boè - Fedaiasee - Sottoguda

                                              So blau und orange wie der Abend ausklang, so blau und orange sollte der nächste Tag beginnen. Ich hatte mir den Wecker extra früh gestellt, womit ich aber diesmal nicht alleine war. Die Gelegenheit hier oben den Sonnenaufgang zu betrachten, wollten sich viele nicht entgehen lassen.



                                              blaue Stunde



                                              oder lila Stunde?


                                              Doch irgendwann ist gefrühstückt und Aufbruch vom Piz Boè mit seinen 3152m angesagt. Wie ich einem Reisebericht las: "ab jetzt geht es tendentiell bergab". Das dann heute aber gleich so circa 2000hm "Miese" werden sollten...

                                              Die Hütte wird übrigens von vier jungen Männeren bewirtschaftet. Nur kurze Zeit am Tag haben sie wohl für sich allein - wenn die Übernachtungsgäste gerade aufgebrochen sind und bevor die ersten Tagesgäste eintreffen. Denn kaum sind wir zur Tür raus, wird die Musik aufgedreht und feudelschwingend durch die Gaststube getanzt

                                              Von oben gibt es noch einen tollen Blick zur Marmolada-Massiv. Auf der Rückseite des grünen Rückens verläuft der Bindelweg, den unser derzeitiges Grüppchen - Anna und Martin, Katharina, und ich - am Vormittag geradezu entlangjoggen werden.



                                              Marmolada, wie aus einem Ölgemälde "alter Meister"


                                              Von der Pordoi-Hütte nehmen wir den langen Serpentinenweg durch ein Schotter-Kar. Mit der Seilbahn kann man sichs sparen, sieht dann aber auch keine Vor-Marmolada-Murmeltiere.



                                              M*rm*l


                                              Auf dem Bindelweg (Viel dal Pan) waren wir wie erwähnt recht schnell unterwegs. Ein Grund war die gefühlt extrem hohe Dichte an Menschen, und die gingen alle langsam. Langsam gehen geht aber nicht. Jedenfalls fühlt es sich anstrengend an - und wenn man dann eh überholt...

                                              Ähnlich wie die Menschen oberhalb zog eine Schafherde unterhalb entlang...



                                              Schaf-Perlenkette.


                                              Schliesslich erreichen wir den Fedaiasee. Es ist noch früh, und es zieht uns weiter. Im grünen Bruckmann hatte ich etwas von "bei Venedig-Wanderern beliebten Pizzeria" in Sottoguda gelesen, und etwas Googelei hatt ergeben das es im Ort wohl auch eine Übernachtungsmöglichkeit gäbe.

                                              Bis dahin erwartet uns ein langer Abstieg über mehr oder weniger steile Skipisten. Sollte eigentlich einfach sein, hat aber einen gewissen Zermürbungsfaktor. Zumindest an Übernachtungsmöglichkeiten scheint es hier aber nicht zu mangeln, das ganze Tal ist gesäumt von diversen Unterkünften. Auch wenn sich nicht immer ausmachen lässt ob sie geöffnet haben.

                                              Es geht noch einmal landschaftlich schön (aber auf Asphalt und gegen Geld) durch die Sottoguda-Schlucht bevor wir im Ort ankommen.



                                              Zieleinlauf zur Pizzeria


                                              Im Ort gibt es viele unbewohnte Holzhäuser, die dafür aber mit lebensgroßen Puppen ausstaffiert wurden. Die erste mögliche Unterkunft ist leider schon voll, und wir suchen erstmal die Pizzeria. Die ist übrigens nicht im abgebildeten Hotel Montanara - wir setzten uns draussen hin, und wunderten uns über die Eis-statt-Pizza-karte - sondern kommt etwas später. Bei einer ausgezeichneten Pizza und einem knuffigen Wirt überlegen wir, wo wir die Nacht bleiben. Direkt gegenüber ist auch ein "Albergo" - und laut booking.com wären auch sogar noch günstige Zimmer frei. Wir marschieren also nach dem Essen rüber - und kommen gar nicht zur Eingangstür rein, denn man läuft uns entgegen und behauptet "ausgebucht!".

                                              Wir sind dann übrigens noch im La Montanara untergekommen - zwar etwas teuerer, aber dafür wandererfreundliche Wirtin

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                                              • nahundfern
                                                Erfahren
                                                • 23.12.2012
                                                • 106
                                                • Privat


                                                #24
                                                [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

                                                29.8.2017, Etappe 18, Sottoguda - Alleghe - Tissi Hütte

                                                Am nächsten Tag verabschieden wir nach einigen Kilometern Martin und Anna die aus Zeitgründen hier den Bus zurück nehmen, während Katharina und ich noch weiter ziehen. Zuerst erreichen wir Alleghe wo gerade Markt auf der Strandpromenade ist. Hier gibt es praktisch alles zu kaufen: Kleidung, Schuhe, Spitzendeckchen.

                                                Und danach kommt sogar ein Sandstrand.



                                                Alleghe Beach


                                                Es folgt der lange Anstieg zur Tissi-Hütte rauf. Einer dieser Stellen bei denen das Ziel auf dem GPS ständig unter 1000m Luftline bleibt - wofür man aber wegen der 1200 Höhenmeter mehrere Stunden braucht.

                                                Dafür ist der Anstieg auch schön, insbesondere der Ausblick beim sehr gut ausgestatteten Bivacco auf halber Höhe.



                                                Bivacco

                                                Daneben ist auch noch eine weitere (verschlossene) Hütte mit Brunnen.



                                                Waschgelegenheit


                                                Oben erwartet einen dann nicht direkt eine Hochebene, eher eine lockere Hügellandschaft mit Lärchen. Ein letzter Anstieg, und die Tissi-Hütte ist erreicht. Vom Toilettenfenster kann man beobachten wer noch kommt.



                                                Ausblick mit Klobürste


                                                Es bietet sich an am Abend hinter der Hütte zum Col di Rean Kreuz aufzusteigen. Hinter diesem fällt der Fels viel hundert Meter senkrecht ab, bis fast nach Alleghe hinunter. Man hat einen Wahnsinnsblick zurück zu Marmolada bis Campana Fassa, und natürlich auch zur Civetta direkt nebenan.



                                                Civetta mit duftigem Dunst



                                                Abend in Orange und Blau



                                                die letzte Sonne



                                                fotografierter Fotograf

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                                                  Erfahren
                                                  • 23.12.2012
                                                  • 106
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

                                                  30.8.2017, Etappe 19, Tissi Hütte - Passo Duran - Rif. Pramperet



                                                  Sonnenaufgang hinter der Civetta

                                                  Wieder bin ich vor den Frühstück draussen um dem Sonnenaufgang zuzugucken. Die Tissi-Hütte liegt aber in der Frühe noch lange im Schatten der Civetta, und die Sonne wird noch ein paar Stunden brauchen bis sie diese Seite erreicht.

                                                  Was sich schon vorher angedeutet hatte wird immer konkreter: in zwei Tagen wird eine mächtige Kaltfront kommen. Eigentlich sähen die Etappen ab hier so aus: Tissi nach Passo Duran 5h / Passo Duran nach Rif. Pian de Fontana 7h / Pian de Fontana über Schiara-Klettersteig nach Rif 7° Alpini 7:30h. Der Schiara-Klettersteig mit 4h Gehzeit ist dabei die Schlüsselstelle der ganzen Tour - und vor der habe ich ordentlich Respekt. In den Reiseführern ist als Alternative der Abstieg ins Tal nach Westen und dann busfahren beschrieben, es gibt aber auch eine interessante "Ostumgehung". Die hat zwar keinen Klettersteig, soll aber ebenfalls ziemlich anspruchsvoll und auch noch länger sein.

                                                  Jetzt würde ich also genau bei der Kaltfront da oder dort hinein geraten. Ganz klar: das ist nicht möglich, jedenfalls nicht für mich. Also mache ich das, was ich gut kann: Gas geben...



                                                  Sonnenaufgang durch die Civetta

                                                  Am Rif. Vazzoler gönnen wir uns ein zweites Frühstück. Dabei fällt mir ein Detail auf...



                                                  wohlgeordnet

                                                  Nach der Hütte folgen wir ein Stück den Zufahrtsweg. Nach ein paar Serpentinen geht der Pfad zum Passo Duran unscheinbar in einer Kurve ab - eine der wenigen Stellen bei dem ich falsch gelaufen bin. Ansonsten hat es mit Wegmarkierungen und GPS gut geklappt.



                                                  Kommt die Sonne nun endlich?

                                                  Der Weg geht immer hoch und runter, schon etwas anstrengend... Nach einiger Zeit gelangt man zu einer schönen Ecke an der verfallenen Casera di Camp, wo sich schon viele Leute tummeln die vom Passo Duran hergekommen sind. Den erreiche ich dann zur Mittagszeit. Zeit fürs Mittagessen im Rif San Sebastiano. Als ich fertig bin, kommt auch Katharina an die ich vorher abgehängt hatte.

                                                  Bei den Vorbereitungen zur Tour hatte ich überlegt, mein eigenes Klettersteig-Material genau dorthin vozuschicken. Das hatte aber nicht so richtig geklappt (Telefonverbindung war zu schlecht zum verständigen, email kam nicht an), und so war eigentlich der Plan gewesen dort Material zu leihen. Das ist welches vom Agritourismo Le Noci, bei dem man es fünf Etappen später wieder abgeben kann. Da gibt es nun nur ein Problem: der Wirt will das hier partout nur verleihen wenn man auch übernachtet - würd ich ja gern, aber das ist vor der Kaltfront zeitlich nicht mehr drin. Innerlich verfluche ich dieses Getue - warum nicht einfach einen ganz normalen Verleih, ggf. mit Ermäßigung wenn man übernachtet?! Egal, dann wird es halt die Ostumgehung...

                                                  Ziel für heute ist und bleibt dann das Rifugio Pramperet. Dahin gehts erstmal ein Stück Landstrasse bis hinter einem Bach wieder ein Pfad abzweigt. Dort steht eine Werbetafel vom Agritourismo Malga Pramper. Ich erkenne den kleinen Namensunterschied nicht, und denke erstmal das wäre unser Ziel für heute.



                                                  weißer Dolomit mit Flugbewegung

                                                  Jetzt am Nachmittag wird es ganz schön warm auf den Geröllhängen die in der Sonne velaufen. Eine klasse Abkühlung gibt es nochmal an der Malga (Alm) Moschesin



                                                  Alm

                                                  Wir folgen dem Wegweiser zur Malga Pramper talwärts. Da gibt es dann eine Kreuzung, und hier sind sowohl Rif. Pramperet wie Malga Pramper mit Werbetafeln vertreten. Oha. Wo habe ich eigentlich für uns reserviert?! Ich laufe zum Rif. Pramperet vor um mal nachzufragen, damit wir ggf. noch zur anderen Unterkunft laufen können. Passt aber



                                                  Mystischer Dunst am Abend

                                                  Beim Abendessen sitzen wir an getrennten Tischen. Ich sitze an einem Tisch mit "Vater und Sohn" (beide erwachsen), die MV gemeinsam laufen. Sie hatten ihr KS-Material eigentlich rechtzeitig zum San Sebastiano geschickt, aber es war dort (auch nach einem Wartetag) nicht von der Post angeliefert worden. Da sind sie dann mit Leihmaterial weiter. Sogesehen hatte ich schon mal Glück meins nicht hingeschickt zu haben, denn von den erratischen Paketlaufzeiten dorthin hatte ich auch schon gehört.

                                                  Nach dem Abendessen gucke ich mir nochmal die Ostumgehung auf den diversen Karten im Gastraum an. 520 runter, 527 wieder hoch, und dann über 505 und 511 zum "sette alpini". Der Abend wird später, ich unterhalte mich mit ein einigen Italienern über den Weg. "wenig begangen, nicht so einfach". Noch später am Abend dann Getuschel - und sie zaubern ein KS-Ersatz-Set hervor das sie mir leihen und ich bei einem ihrer Freunde wieder abgeben kann. Wow! Das hatte ich nun wirklich nicht erwartet - und auch nicht, das die Schiara damit doch noch möglich wird

                                                  Schiss habe ich natürlich trotzdem

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                                                    • 23.12.2012
                                                    • 106
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

                                                    31.8.2017, Etappe 20, Rif. Pramperet - Schiara - Rif. 7°Alpini

                                                    Die Wege von Katharina und mir trennen sich nun - ihr Ziel ist nicht Venedig, sondern weiter nach Westen. Ab hier bin ich wieder alleine unterwegs. Vor der Schiara-Etappe steht erst noch die zweite Hälfte der "Buch-Etappe" P.-Duran zum Rif. Pian de Fontana an.



                                                    H

                                                    Dafür geht es erstmal hoch (aber nicht mit dem H-eli) über Schotter und Grate zur Forcella la Sud dei Van di Citta.



                                                    Kühlrippen

                                                    Auf der andren Seite geht es über mehrere Mulden immer tiefer, wegen der steilen Grashänge ist der Weg sogar als "anspruchsvolle Strecke" ausgeschildert.



                                                    escursionisti esperti

                                                    Kurz danach erreiche ich um 10 Uhr das schön gelegene Rif. Pian de Fontana. Aufgrund der Doppeletappe erscheinen mir hier zwei Stücke Kuchen zum Kaffee angemessen

                                                    Und dann geht es also auf die Schlüsseletappe. Nach einem Seitental mit Laubwald - fast wie zuhause! - zieht der Pfad wunderschön am Hang auf die charakteristische Forcella Marmol zu. An dieser Stelle war mir ihr Anblick noch nicht bekannt - aber in den nächsten Tagen sollte sie immer wieder aus verschiedenen Blickwinkeln auftauchen.



                                                    Hangpfade

                                                    Und dann kommt der Abzweig mit der letzten Aus- bzw. Abstiegsmöglichkeit, über das Rif. Bianchet ins Tal hinab. Eigentlich kann man damit den Klettersteig z.B. bei Schlechtwetter umgehen. Aber zwei Tage später - im Regen der Kaltfront der ich gerade vorrauseile - wird auf diesem Weg ein Stück Berg nur knapp neben einer Wandergruppe runterkommen...



                                                    Abzweig

                                                    Und schliesslich wird der Blick auf die Forcella Marmol frei!



                                                    Forcella Marmol

                                                    Auf dem Anstieg überhole ich ein Pärchen. Sie waren heute morgen vom Pian de Fontana gestartet, also viel näher dran als ich, und haben schon sichtbar Konditionsprobleme... Ob da so ein Klettersteig eine gute Idee ist?

                                                    Auf der Scharte ist es ziemlich kalt, immer wieder wehen Nebelfetzen hinüber. Und wie geht es überhaupt weiter? Nun, erstmal muss man einen alten Klettersteig hoch, dann wieder etwas runter - und dann erst beginnt die eigentliche via ferrata Marmol. Dieser Vor-Steig ist schon etwas älter - gerade an schwierigeren Stellen ist das Seil schon durchgerostet oder zer-/rausgerissen. Also eher was zum freien Kraxeln.

                                                    Oben wird es dann entrückt und umwerfend schön.



                                                    Trichter

                                                    Vor der via ferrata Marmol gibt eine sehr gemütliche Bivakschachtel. Wäre nicht das schlechte Wetter im Anmarsch gewesen, wäre eine Nacht dort bestimmt toll gewesen.

                                                    Ich mache eine lange Rast, und warte ob das Pärchen noch auftaucht. Tut es aber nicht.



                                                    Bivacco Marmol



                                                    perfekt eingerichtet



                                                    zweimal rot



                                                    überraschendes blau

                                                    Auch dieser Klettersteig ist, wie schon davor, mal gut und mal nicht gut in Schuss. Vielfach gibt es auch keine Versicherung - dann weiss man aber wenigstens woran man ist.



                                                    gut



                                                    nicht so gut: an der schwierigsten Stelle rausgerissen

                                                    Toll war es aber immer wieder! Und lang - immer wieder hat man die Talwiesen direkt vor Augen, aber es geht doch noch um zig Ecken.

                                                    Nachdem ich das Rif 7° Alpini dann erreiche, erkundige ich mich nach dem Pärchen. Haben reserviert, aber bisher nicht abgesagt. Der "Vater vom Vortag" läuft ihnen daher entgegen, und geleitet sie zum Rifugio wo sie um 20 Uhr ankommen. D.h. fast 12 Stunden anstatt 7:30 lt. Buch... Krasse Fehleinschätzung des Steiges und ihrer eigenen Fähigkeiten.

                                                    In der Nacht kommt dann die Kaltfront mit Blitz und Starkregen. Das vorher so gut wie unhörbare Bächlein nebenan schwillt zu einem dröhnenden Fluss an... Nur gut das die Front nicht schon ein paar Stunden früher kam.

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                                                      • 23.12.2012
                                                      • 106
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                                                      #27
                                                      AW: [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

                                                      1.9.2017, Etappe 21, Rif. 7°Alpini - Belluno

                                                      Heute habe ich nur eine Halbtagsetappe nach Belluno vor mir. Eine frühe Regenlücke nutze ich für den Aufbruch.



                                                      Da komm ich her?

                                                      Der Blick auf die senkrechten Wände hinter mir ist schon unglaublich. Keine Ahnung wo der Weg da runter führte.

                                                      Apropos Weg - der ist bevölkert von schwarzen Alpensalamandern. Beim ersten hatte ich die noch für eine rare Spezies gehalten, aber nach dem ersten Dutzend frage ich mich eher wie ich das Tal runterkommen soll ohne auf einen zu treten...



                                                      Alpensalamander



                                                      Alpensalamander

                                                      Nach einer Weile kriegen die Salamander gelbe Punkte. Mutation, Virus, Pilz? Eine spätere Wikipedia-Recherche ergibt: der Alpensalamander "kommt in den Alpen meist ab Höhen von 1000 m, regional auch schon ab 800 m NN vor", dagegen der Feuersalamander "darüber hinaus werden aber auch maximale Höhen zwischen 650 Meter ü. NN im Harz und 1000 Meter ü. NN im Schwarzwald und in den Alpen erreicht". Ich bin also einfach tief genug abgestiegen um genau zwischen deren Lebensräumen zu wechseln.



                                                      Gelbpunktsalamander

                                                      Der weitere Weg erinnert dann schon an die Laubwälder der Mittelgebirge - passend zum meteorologischen Herbstanfang schon mit dem ersten Laub auf dem Pfad.



                                                      Pfad



                                                      und Laub

                                                      Nicht weit vor den ersten Vorort-Ausläufern bei Case Bortot hätte es noch eine interessante Schlucht gegeben: Bus del Busón. Die wurde mir schon auf dem Rif. Pramperet empfohlen. Da mittlerweile aber reichlich Regen eingesetzt hat, verzichte ich leider auf einen Besuch.

                                                      Nach einer Weile durch die Vororte nähere ich mich dann Belluno. Hier gibt es auf einmal auch reichlich "gelb mit rotem Pfeil"-MV-Wegweiser, die hier auch an einer ungewöhnlichen Unterkunft vorbeiführen.



                                                      and Breakfast?





                                                      2.9.2017, Belluno

                                                      Gestern Nachmittag und heute gibt es nach zwei Wochen wieder einen Pausentag. Mal ein bisschen runterkommen, Cappuchino trinken, den häufigen Regenfällen ausweichen, Cappuchino trinken, Mitwanderer treffen, Cappuchino trinken, Stadt angucken, Cappuchino trinken, zusammen Pizza essen gehen, Cappuchino trinken...

                                                      Also wenn es einen Grund gibt in Belluno zu verweilen, dann gehört da der Cappucino an der Piazza dei Martiri und das grandiose Restaurant mit Piave-Blick in der Via Giacomo Matteotti in jedem Fall dazu




                                                      Panoramastrasse



                                                      Grafitti



                                                      schiarakteristische Einbuchtung im Hintergrund

                                                      Am Ende der anderhalb Tage in Belluno gibt es dann so einige Mitwanderer zu verabschieden. Geschätzt zwei Drittel der getroffenen München-Venedig-Wanderer laufen eigentlich nur bis Belluno. Dann geht es entweder direkt nach Venedig - oder, wenn schon mal dagewesen, einfach wieder nach Hause.

                                                      Dabei kommt da noch was...

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                                                      • nahundfern
                                                        Erfahren
                                                        • 23.12.2012
                                                        • 106
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

                                                        3.9.2017, Etappe 22, Belluno - Col Visentin - Pian de le Femene

                                                        Bisher gab es im wesentlichen "den" Traumpfad - und manchmal noch Umgehungen oder kleine Extraschleifchen. Ab Belluno gibt es dagegen erstmal zwei Hauptrouten, und die in mehreren Varianten. Eine Route ("Joch") führt über das Tal des Torrente Turriga bis hoch zum Pian de le Femene, die andere ("Gipfel") über den Nevegal - in Varianten - zum Gipfel Col Visentin, und dann zum Pian de le Fermene. Und von diesem gemeinsamen Punkt gibt es wieder mehrere Ziele - je nach rotem Rother (Tarzo) oder grünen Bruckmann (Revine, Arfanta).

                                                        Die Route über Col Visentin ist mit 1500hm eine richtige Bergtour und wird in der Regel als "Extra-Übernachtung auf Col Visentin nötig" beschrieben. Die Lager im "5° Art Alpine" dort gelten als ... nicht so prächtig, und die Berichte anderer Wandererer nachher waren ... gemischt. Mein Ziel war daher zwar die Route oben rum, aber ohne Übernachtung auf dem Col Visentin aber auch ohne Extratag. Das geht



                                                        Rückblick mit aussterbender Technik


                                                        Nach dem Pausentag ist ein früher Aufbruch kein Problem - endlich wieder Wandern Erst mal sind einige kleine Örtchen auf dem Weg. Im Rückblick zur Schiara sieht man eine Auswirkung der durchgezogenen Kaltfront: Schnee. Von anderen Wanderen habe ich nachher gehört, das sie auf verschiedenen Etappen eingeschneit wurden. Es war also genau richtig davor noch Gas zu geben.

                                                        Dann geht es hoch zur Hotelsiedlung Nevegal. Glücklicherweise kann man die Strasse, die in Serpentinen dorthin führt, in Abschneidern größtenteils umgehen. Die Siedlung verlasse ich schnell und nehme einen der Wege zum Rif La Grava, wo ich mit meinem Cappu&Kuchen vermutlich der erste Gast heute bin.

                                                        Ab hier ist es etwas unübersichtlich mit den Varianten - man kann jedenfalls auch erstmal nach oben laufen um dann dem Kamm zum Col Visentin zu folgen. Ich lande aber auf einem Pfad der erstmal auf halber Höhe bis genau unter diesen führt, um dann steil zu ihm hochzuführen. Den Pfad finde ich landschaftlich auch sehr reizvoll, und los ist hier nix.



                                                        Pfad



                                                        Letzter Anstieg, ein letztes mal Belluno


                                                        Und dann bin ich um 12 auf dem Col Visentin. Was ein Ausblick! Und das ist der Moment, wo mir klar wird: ich bin über die Berge drüber, jetzt kommt nur noch die Ebene, das Meer, und da ist Venedig!

                                                        Jetzt ergibt alles einen Sinn!



                                                        Antennen, Ebene, Meer, Venedig


                                                        Das ist der Grund warum ich jedem empfehlen würde, sofern das Wetter es zulässt nach Belluno mindestens noch hier drüber zu laufen.

                                                        Lecker Essen kann man hier oben übrigens meiner Meinung nach...

                                                        Und danach kann man noch auf dem Kammweg weiter das "Hoch"-gefühl geniessen...



                                                        weisse Würfel



                                                        grünes Original und steinerne Fälschung



                                                        1500m über dem Meer



                                                        Kamm, Hügel, Licht, Schatten



                                                        fein geschichtet und gestapelt


                                                        Schliesslich erreiche ich Pian de le Femene. Eigentlich wollte ich hier noch ins Tal absteigen, und von der Zeit würde das auch noch gehen. Aber ich zögere. Irgendwie kann ich mich von den letzten Bergen nicht losreissen. Eine letzte Nacht noch?

                                                        Isabel und Andy, die ich schon in 7° Alpine und in Belluno getroffen hatte, hatten mir erzählt das man hier beim Restaurant auch übernachten kann und sitzen auf der Terasse. Da bleibe ich dann einfach auch - Platz ist auch noch, wir sind die einzigsten Gäste. (Ansonsten gibt es in der Nähe sogar noch ein Agriturismo, sah sehr gut aus, war aber gerade mit einer Feier belegt)

                                                        Die Räumlichkeiten beim Restaurant sind allerdings bestimmt nicht besser als auf dem Col Visentin - mir scheint alles noch aus den 50ern, maximal 60ern zu sein, inkl. Sanitär und Elektrik. Aber das Abendessen von der Mama ist dafür umso leckerer - und extrem reichlich.

                                                        Und da muß man einfach noch mal einen kleinen Spaziergang danach machen. Es ist grandios! Der Mond scheint...



                                                        Ebene bei Nacht


                                                        und über der Piave-Ebene liegen ein paar kleine harmlose Wölkchen...



                                                        jedenfalls größtenteils harmlos
                                                        Zuletzt geändert von nahundfern; 15.12.2017, 00:24.

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                                                          Erfahren
                                                          • 02.11.2017
                                                          • 177
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          AW: [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

                                                          Danke für den interessanten Bericht und die Bilder.

                                                          Eigentlich hatte ich München-Venedig für mich schon verworfen, aber deine Bilder haben mein Interesse geweckt. Vor allem die Bergetappen, wobei die Chiara mit dem Hund sicher nicht möglich ist.

                                                          Sprechen die Hüttenwirte und das Personal deutsch, oder ist es angebracht Italienisch zu lernen?

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                                                          • nahundfern
                                                            Erfahren
                                                            • 23.12.2012
                                                            • 106
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            AW: [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

                                                            Stimmt, Schiara würde mit Hund wohl leider nicht gehen. Da sind zwar auch viele Passagen bei wo Vierbeiner es viel einfacher als Menschen haben - aber auch ein paar längere senkrechte Stellen wie Leitern oder Risse.

                                                            Italienisch brauchst du nicht unbedingt zu lernen. So ein paar Grußfloskeln wie salve! oder 'giorno! und Höflichkeitsformeln wie per favore, grazie oder prego sind schon zu empfehlen, aber die kriegt man auch schon unterwegs drauf da die Sprachgebiete langsam ineinander übergehen. Elementar wichtig war (für mich) aber der Satz "un cappucino per favore"

                                                            Mit Deutsch kommst du ungefähr bis zum Grödner Joch. Ab da nur sporadisch, aber dann geht dafür so halbwegs Englisch. Zumindest ist das auf den typisch von M-V-Gehern angesteuerten Unterkünften so. Das einizige Mal wo nur italienisch ging, war dann tatsächlich (hier) beim Restaurant Pian de la Femene, und ich denke das ist dann auch keine häufiger von M-V-lern angesteuerte Unterkunft.

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                                                            • nahundfern
                                                              Erfahren
                                                              • 23.12.2012
                                                              • 106
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

                                                              4.9.2017, Etappe 23, Pian de le Femene - Priùla

                                                              Am nächsten Morgen wandern wir nochmal zwei Stunden gemeinsam - es geht steil den Berg runter - und in Revine trennen sich dann unsere Wege. Isabel und Andy werden nur einen halben Tag bis zum Agriturismo Noci wandern um ihr KS-Materal abzugeben - und danach direkt zur Lagune fahren. Ich will heute noch in die Piave-Ebene bis Ponte de Priùla.



                                                              Kirche in Revine

                                                              Die Piave-Ebene war bei der Planung vorher die seltsam Unbekannte. Wie man in den Bergen rumläuft und übernachtet war irgendwie ja klar, aber in der italienischenen Ebene die nicht touristisch erschlossen ist? Wo es im wesentlichen nur Autostrassen gibt?



                                                              Gänsemarsch

                                                              Zum langsam eingewöhnen geht es erstmal Richtung Refrontolo durch eine Hügellandschaft mit Weingärten. Erst beim Piave kommt dann das platte Land. Aber die Füße plattlaufen tu ich mir schon hier - es schon sehr asphaltlastig, und bald tun mir die Füße weh. Trotz noch in Belluno gekaufter leichter Sportschuhe; eigentlich die Ironie, das die Alpen in festen Bergschuhen so viel angenehmer waren.



                                                              sparsam beschriftet



                                                              Weinhügel

                                                              Unterwegs hole ich noch einen anderen M-V-Geher ein - Claus. Zusammen gehen wir weiter, das macht die vielen Strassen bis Priùla erträglicher. Abends treffen wir in einem Restaurant noch Nicole - und bis Venedig werden wir auch locker so zusammenlaufen. In den Bergen war es schön alleine zu laufen, hier ist es als Grüppchen angenehmer.


                                                              5.9.2017, Etappe 24, Priùla - Bocca Callalta



                                                              Piave

                                                              Zwei Unterschiede zu D sind mir in der Ebene aufgefallen: selbst größere Strassen haben ausserorts keinen Bürgersteig oder Rad/Fußweg - und selbst in Orten gibt es das nicht immer. Und bei einem Fluß wie Piave wäre in D mindestens auf einer Seite ein Spazierweg, wenn nicht auf beiden Seiten. Hier gibt es maximal den Piavedamm, und selbst der ist entweder zugewuchert oder Strasse. Man scheint sich einfach viel motorisiert fortzubewegen, Fußgänger wie uns hat man kaum gesehen.



                                                              Piavedamm (mal in schön)

                                                              Die Unterkünfte sind jetzt einfache Hotels, für Geschäftsreisende und Monteure. Trotz Lage an der vielbefahrenen Hauptstrasse von Bocca Callalta sind die Zimmer dort aber sehr ruhig und gut ausgestattet. Die Pizzeria im Haus hat Dienstags leider Ruhetag.


                                                              6.9.2017, Etappe 25, Bocca Callalta - Jesolo



                                                              Hemingway was here



                                                              Piavedamm in Asphalt

                                                              Kurz vor Musile di Piave treffen wir auf ein Pärchen welches MV in Gegenrichtung läuft. Dafür sind sie ja schon etwas spät dran, ich würde ja gerne wissen wie es geklappt hat... Am Beginn vom genannten Ort, jedenfalls wenn man auf den Piavedamm reinläuft, gibt es übrigens ein Hotel mit einer Bäckerei unten drin von der in einem Reisebericht geschwärmt wurde. Mit Recht!

                                                              Hinter dem Ort gibt es dann das, was ich vorher vermisst hatte: einen schönen Spazierweg entlang des Kanals nach Caposile. Der Ort hat gleich zwei schöne Brücken zu bieten. Und danach ist man sogar schon an der Lagune.



                                                              Brücke eins



                                                              Brücke zwei

                                                              Am Abend gibt es nochmal ein einfaches Hotel in Jesolo - und wieder die Unmöglichkeit Pizza zu essen. Alle Pizzerien haben am gleichen Tag Ruhetag, und das ist wieder heute...


                                                              7.9.2017, Etappe 26, Jesolo - Venedig 1/2

                                                              Der letzte Wander-tag beginnt wieder am und mit Kanal. Irgendwann biegen wir in den dicht bebauten Küstenstreifen ab - und suchen ein einen Weg hindurch. Und da ist es, da ist das Meer... wir sind über die Alpen bis ans Meer!



                                                              nur noch Wasser und Horizont

                                                              hier ist für mich plötzlich der Punkt wo die Wanderung gedanklich ihr viel logischeres Ziel erreicht . Ab hier gibt es nur noch Wasser und Horizont...

                                                              Venedig danach ist sozusagen eine Reise nach der Reise. Wunderschön, aber was ganz eigenes.
                                                              Zuletzt geändert von nahundfern; 20.12.2017, 22:15.

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                                                              • nahundfern
                                                                Erfahren
                                                                • 23.12.2012
                                                                • 106
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                AW: [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

                                                                7.9.2017, Etappe 26, Jesolo - Venedig 2/2



                                                                strassenbegleitender Rad- und Fußweg


                                                                Nach den Kilometern direkt auf Neben- wie Haupstrassen in der Ebene, da fühlt man sich bei so einem Weg schon fast wie zu Hause. Wahrscheinlich wurde der extra für uns Touristen angelegt

                                                                Da läuft man dann einfach noch zwei drei Stunden schnurgerade drauf - und dann ist man am Hafen von Punta Sabbioni, am Ende der Festlandszunge welche die Lagune umgibt. Und eine Bootsfahrt später, da steht man ganz einfach mit vielen anderen auf dem Markusplatz...



                                                                Regen-Sonnen-Schirm


                                                                Der Leicht-Schirm war ja eines der kurzfristig mitgenommenen Luxus-Gegenstände. (Zum Glück) selten gebraucht, kommt er hier nochmal zu Ehren.



                                                                ...und dazu Tschaka Tschaka


                                                                Unterwegs hatte ich ganz unterschiedliches über Venedig gehört. Es gab ja einige die sagten "war ich schon, muss ich nicht nochmal hin" und in Belluno ausstiegen. Oder welche die sagten "war ich schon, ist aber nicht mehr so schön". Oder welche die sagten " war ich schon, bin ich wieder gerne da". Ich liess mich erstmal durch die Gassen treiben. Und am Abend, in einem einfachen Restaurant unter einer Leuchtstoffröhre bei einer Pizza (ja endlich) da war ich dann auch einfach da

                                                                Überhaupt "Abend" und "Gassen", das hat mir in Venedig immer wieder klasse gefallen....



                                                                Wasser-Bus neben Ferrovia (=Eisen-bahn)



                                                                Seufzer bei Nacht



                                                                irgendwo im Labyrinth


                                                                Die drei nächsten Tage werde ich immer wieder die Gassen erkunden. Abseits der Hauptattraktionen ist es tatsächlich angenehm ruhig. Aber auch zu Wasser kann man sich einfach... treiben... lassen.



                                                                Privat-Gondel (links) vs. ÖPNV-Gondel (rechts)



                                                                Chillen mit dem Tagesticket


                                                                Es ist immer wieder erstaunlich wie konsequent hier alles entweder zu Fuß oder eben per Boot funktioniert. Bus-Boote, Taxi-Boote, Transport-Boote (mit kleinem Kran), und sogar typisch gelb-rot lackierte DHL-Liefer-Boote.

                                                                Erst am letzten Tag besuche ich doch noch ein paar Attraktionen. Es ist acqua alta, also hohes Wasser - was jedoch nichts mit dem Regen zu tun hat, sondern mit Südwind der Adriawasser in die Lagune drückt - und man hat auch auf dem Markusplatz... Platz.

                                                                Jedenfalls wenn man geeignetes Schuhwerk hat.



                                                                Platz


                                                                Es gibt in der Stadt immer wiederkehrende Läden für die Touristen: Lederwaren, Glaskunst, Ansichtskarten, Karnevalsmasken. Besonders zweifelhafter Natur sind ja die Läden, die von allem etwas haben...

                                                                Aber in der letzten Nacht, da werfe ich einen Blick in einen sehr spezialisierten Laden ...



                                                                Maskenmachers (Alp?-)Traum




                                                                Und damit ist auch mein Traum-Pfad über die Alpen zum Ende gekommen. Einen Pfad, den ich ohne dieses immer wieder verführerisch lockende Cache-Listing wohl nicht gegangen wäre. Also vielen Dank, Herr Pate, fürs Her-, Hin-, Hinauf-, Hindurch- und Hinunter-Locken!

                                                                OT:
                                                                Hier im ODS-Forum werde ich bei Gelegenheit noch ein Ausrüstungs-/Vorbereitungs-Fazit posten.

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                                                                • blauloke

                                                                  Lebt im Forum
                                                                  • 22.08.2008
                                                                  • 8843
                                                                  • Privat


                                                                  #33
                                                                  AW: [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

                                                                  Jetzt bist du also angekommen.
                                                                  Danke fürs mitnehmen, ich habe deinen Bericht gerne mit gelesen
                                                                  Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

                                                                  Kommentar


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                                                                    Lebt im Forum
                                                                    • 23.11.2007
                                                                    • 7412
                                                                    • Privat


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                                                                    AW: [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

                                                                    Sehr schön!

                                                                    Kommentar


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                                                                      Erfahren
                                                                      • 23.12.2012
                                                                      • 106
                                                                      • Privat


                                                                      #35
                                                                      [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression / Fazit

                                                                      Schön das es euch gefallen hat

                                                                      Hier noch ein Fazit danach. Für mich war es die erste mehrwöchige Tour in den Alpen, und das ist es auch für viele andere die sich auf den Trampfad begeben. Daher schreibe ich hier noch etwas ausführlicher zu einigen Erfahrungen:


                                                                      Ausrüstung/Gear/Material

                                                                      Man braucht ja (wie man immer wieder lesen kann und es auch auch bei mir so gewesen ist) nur wenig Kleidung wenn man konseqent das Zwiebelprinzip anwendet, und bei Unterwäsche eine Garnitur anhat und die andere zum trocknen am Rucksack hängt. Da muss man also selbst gucken was man so hat und womit man wandern mag.

                                                                      Ein paar Ausrüstungsgegenstände hatte ich neu:

                                                                      Da mein bisheriger Rucksack zu groß ist, hatte ich mir extra für M-V im Fachgeschäft (nach Beratung und Anproben) einen Osprey Kestrel 38 gekauft, der hat hat 36l in meiner Größe S/M. Damit dem bin ich sehr gut zurechtgekommen, und die Größe war genau richtig für mich bzw. meine Packmenge. Er hat auch viele praktische Details - für Puristen evtl. noch etwas zu viel obwohl er recht schlank geschnitten daher kommt. Ich finde aber beispielsweise sowas wie ein von aussen zugängliches Schlafsackfach schon recht praktisch (auch wenn auf M-V stattdessen die Regensachen da hinein sind), genauso wie die z.B. die Taschen am Hüftgurt (Kamera, GPS). Ich habe ein Trinksystem mit PET-Flaschen im Rucksack gehabt, eigentlich hat er da ein von aussen zugängliches Extrafach für Trinkbeutel welches ich aber nicht verwendet habe. Die Netzseitentaschen aussen wären für Flaschen wohl etwas knapp.

                                                                      Zum Thema Regensachen: ich hatte in der ersten Woche eine einfache Decathlon-Regenjacke und Hose dabei, ab Innsbruck auch noch einen Leichtschirm (euroschirm swing liteflex). Regen hatte ich an insgesamt drei Wandertagen, zwei Abwetter/Pausentagen, und in Venedig. Die Jacke und Hose habe ich kein einziges Mal angezogen. Beim ersten mal Regen war ich wegen bergauf eh am schwitzen, beim zweiten Regen ging es zu schnell bzw. ich habe zu lange gewartet und war dann schon komplett nass, und ab Innsbruck hatte ich ja den Schirm. Ich würde Jacke/Hose vermutlich dennoch noch mal mitnehmen, als Sicherheitsreserve wenn es noch kalt und windig dazu ist, sie sind sozusagen die Zwiebelschicht über meiner Softshell die nicht wasserdicht ist. Den Schirm hatte ich mir auch wegen Schatten in der Ebene mitgenommen, es wurde allerdings zum Glück nicht so unerträglich heiß wie es anderen passiert ist. Der Hit war der Schirm dann aber beim Abwettertag in Belluno, super praktisch - und alle Belluneser sind da auch mit Schirm unterwegs, keiner mit Regenjacke.

                                                                      Ich hatte noch leichte Grödel mitgenommen für den Fall das ich mich entschieden hätte den Abstecher zum Hochfeiler zu machen. Da war ich aber nicht, und so habe ich sie nicht gebraucht.

                                                                      Na, und dann gibt es ja noch ein kontroversen Ausrüstungsgegenstand - bzw. zwei davon: Stöcke. Hatte ich mit, bei einem davon ist mir aber zwischen Glungezer und Lizum das wohl nicht so gut zugeschraubte Unterteil unbemerkt entschwunden während sie hinten am Rucksack waren. Habe ich letztendlich nicht vermisst, denn ich habe gerne die Hände frei und laufe auch sonst immer ohne Stöcke - und so habe ich auch den verbliebenen Stock kein einziges Mal genutzt. Wären aber wohl (mit Schneetellern) bei Alt/Neuschnee ganz praktisch. Weiss ich noch nicht ob ich nochmal welche mitnehmen würde.


                                                                      Planung und Etappen

                                                                      Die theoretische Vorbereitung habe ich durch Lesen vom grünen Bruckmann "Traumpfad München-Venedig", vom Traumpfad-Forum, und schliesslich zweier Reiseberichte gemacht. Zum einen der sehr ausführliche von Oliver Kniest, und der von Christof Hermann, der ein paar interessant Alternativstrecken wie die Schiara-Ostumgehung gewählt hat. Und das Listing/die Logs zum M-V-Geocache hab ich natürlich auch noch gründlich studiert...

                                                                      An Büchern hatte die Mehrheit der getroffenen Mitwanderer den roten Rother Wanderführer dabei. Dieser beschreibt die Wegführung der Etappen viel genauer als der Bruckmann; ich habe mir allerdings vorher einen persönlichen Track fürs GPS gebastelt was dann noch viel praktischer war da ich an Kreuzungen überhaupt nicht nachlesen musste wo es langgeht. Auch interessant war der englische Cicerone "Trekking Munich to Venice" den die Australier hatten; da war z.B. die Schiara-Ostumgehung sowie die Alternative über die Geraer Scharte vollständig beschrieben drin was ich bei meinem Bruckmann (jedenfalls von 2011) vermisst habe.

                                                                      Die Gehzeiten im Bruckmann waren für mich immer mehr als ausreichend, ich bin aber auch ein schneller Geher und so habe ich die Zeiten selbst mit Mittags-/Kuchen-Einkehr oft noch unterboten. Die Gehzeiten auf den Wegweisern sind (von einigen Fehlern abgesehen) ebenso großzügig gewesen, ich meine mich zu erinnern das sie in Italien dann etwas realistischer wurden.

                                                                      Ich habe durch zusammenlegen ja einige Etappen gespart. Wenn man es drauf anlegt geht da auch noch weniger, wie ja einige Berichte beschrieben haben. Man muss sich dann etwas schlauer über Übernachtungsalternativen machen um die Tage gut auszunutzen.

                                                                      Wenn man das durch Auslassen von Etappen machen will oder muss - damit es z.B. in drei Wochen Urlaub passt - würde ich versuchen fünf Etappen wie folgt einzusparen (womit das allerdings nicht mehr "München-Venedig" ist). Ich würde da in Bad Tölz einsteigen - da startet man dann noch an der Isar und läuft ein paar Meter am Fluss auf die Alpen zu bevor es dann erstmals bergauf geht. Und ich würde in jedem Fall nach Belluno noch über den Col Visentin bis Revine laufen. Der Blick über die Ebene bis zum Meer gehört einfach dazu, erst dann ist man wirklich "über die Berge drüber". Dann könnte man über Vittorio Venetto nach San S. Dona' Di Piave-Jesolo mit der Bahn. Dadurch in Musile die Piave wieder einsteigen, ab da wird es wieder angenehm zu laufen und man kann in einem Tag bis ans Meer bei Jesolo... Ab Jesolo dann per ÖPNV nach Venedig. Venedig fand ich ja wie beschrieben einfach so für sich toll; der Höhepunkt der Wanderung war - wie im Reisebericht geschrieben - aber das Meer zu erreichen.


                                                                      Praktische Vorbereitung

                                                                      Viel Wandern gehen, dabei keine Höhenmeter auslassen, möglichst rauhes Terrain wie z.B. Wurzelwege um die Füße und die Reflexe zu trainieren. Für die generelle Bergfähigkeit geht im Fitnessstudio auch Laufband mit maximaler Steigung und dafür nur 6km/h oder so


                                                                      Allein oder Mitwanderer suchen

                                                                      In den Foren werden oft Mitwanderer/innen für M-V gesucht, ja sogar oft schon im Herbst für das nächste Jahr. Ich kann natürlich nicht sagen ob das dann nicht doch wunderbar klappt - nötig erscheint es mir jedenfalls nicht zu sein. Das liegt daran das M-V nicht die "Expedition" oder der selten begangene "Geheimtipp" ist wie man vielleicht denkt. Ich dachte jedenfalls ein bisschen so

                                                                      Stattdessen ist es eine Tour auf der pro Jahr viele Hundert Leute unterwegs sind. Ich würde über 500 schätzen, und vielleicht 100-200 die bis Venedig durchgehen (und davon 10 die den Geocache machen was ja durch die Logs gut zählbar ist). Das es darüber mehrere Wanderführer gibt kommt ja nicht von ungefähr. Dazu kommen noch weitere bekannte Wanderungen die sich Teilstücke mit dem Traumpfad teilen. Im Endeffekt gehen am Tag so 3-30 Leute die gleiche Etappe wie man selbst. Alles natürlich nur aus meiner Beobachtung geschätzt und von Saison-Randzeiten mal abgesehen.

                                                                      Da kann man sich unterwegs eigentlich immer für eine schwierige Stelle, oder viele, oder schließlich auch alle Etappen zusammentun. Und das ist auch der Hauptgrund warum ich denke das es besser ist sich erst unterwegs zusammenzuschliessen: man kann man unterwegs ja viel besser beurteilen ob mal lauftechnisch, konditionsmäßig, und nicht zuletzt menschlich zueinander passt.

                                                                      Man sollte meiner Meinung jedenfalls immer so planen das man auch alleine zurecht kommt, schließlich kann es immer mal passieren das lange eingeplante Mitwanderer aus diversen Gründen eine Tour abbrechen oder gar nicht erst antreten.
                                                                      Zuletzt geändert von nahundfern; 31.12.2017, 12:04.

                                                                      Kommentar