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Mitreisende | |
Land: Spanien
Reisezeit: Frühjahr 2010 und März 2012
Reiseart: Tageswanderungen
Region/Kontinent: Südeuropa
Nach Spanien wollten meine Frau und ich in diesem Frühjahr nicht. Wir wollten nach Portugal an die Algarve und auf die Via Algarviana. An der Küste faulenzen, im Hinterland wandern, hatten wir uns vorgestellt. Wie die Urlaubspläne vieler anderer Reisender hatte der isländische Vulkan auch unsere Pläne über den Haufen geworfen. Flugs umgebucht auf einen Flug 2 Tage später, wieder nichts, dann storniert. Machen wir es eben wie früher: Klamotten ins Auto und ab in den Süden. Um diese Jahreszeit kommen für uns nur Griechenland, Portugal und Spanien in die engere Wahl. Griechenland und Portugal waren uns zu weit weg. Dann mal wieder Spanien, irgendwo südlich von Tarragona. Die Costa Dorada (ich bevorzuge die span. Schreibweise) also. Da waren wir schon oft. Neuland würden wir keins entdecken.
Dort unten an der Küste gibt es große, saubere und perfekt ausgestattete Campingplätze, die im Sommer für einen Stellplatz direkt am Strand auch schon mal mehr als 100 Euro für die Nacht verlangen und - man wundert sich immer wieder -, keine Probleme haben, diese teuren Plätze an den Mann zu bringen.
Im zeitigen Frühjahr sind die Campingplätze an der Küste fest in der Hand europäischer Rentner, die dort zwar nicht überwintern, aber schon mal anfangen mit dem Langzeiturlaub bis in den Sommer hinein. Im Sommer oder in den Ferienzeiten sind viele Rentner weg, denn dann wird Langzeiturlaub an der Costa Dorada für die meisten unbezahlbar, außerdem kommen dann die Einheimischen. Die kommen auch an den Wochenenden, was nicht wenige der Ruhe und Ordnung suchenden Bezieher üppiger Pensionen, Renten und Kapitalerträge dazu treibt, spätestens am Freitagmorgen ihren Daimler oder Volvo auf den freien Stellplatz neben ihrem eigentlichen Stellplatz zu parken. Abdeckplane drüber, tot stellen und auf den Sonntagabend warten.
Dann endet der Wochenendsondertarif, und spätestens um 18 Uhr sind all die Kinder, deren Auslauf erst um Mitternacht endet, mit ihren jungen, vitalen und lebensfroh das Wochenende genießenden Eltern wieder weg. Totenruhe, Zeit in Hülle und Fülle, um mal wieder die Karre zu waschen oder die allerletzte Falte aus dem Vorzelt zu ziehen.
Serra de Montsant: Einsam, hoch und windig

Dauer: circa 6 Stunden
Start: Albarca (ca. 800 m) am gleichnamigen Pass an der C-242
Ende: Albarca
Höchster Punkt: Roca Corbatera (1.163 m)
Wanderwege: GR 171, GR 174, GR 174-1 und weglos
Wegbeschaffenheit: durchweg Trampelpfade, teils ohne erkennbare Spur
Orientierung: Wanderkarte, gelegentlich Wegweiser und Wanderwegmarkierungen
Wanderkarte: Serra de Montsant, 1:20.000, Ediciones DESNIVEL, Madrid
In die Serra de Montsant waren wir nur durch Zufall gekommen. Morgens waren wir im nahen Kloster Santa Maria de Poblet (Monestir de Poblet) gewesen. Für Spanier macht das Kloster schon was her, Geschichte und so. Meine Frau und ich hätten uns jedoch nicht unbedingt zum freudigen Kauf überteuerter Eintrittskarten verleiten lassen, wenn wir vorher geahnt hätten, dass die Besichtigung nur in Verbindung mit einer Führung möglich ist. Mal wieder 12 Euro für die Kasse eines nicht eben armen Klosters.

Die Hauptstraße von Albarca
Aber wenn man schon mal da ist, hatte ich mir gesagt, kann man(n) auch in der Touristeninfo nach Wanderkarten schauen. Ja, die hatten Wanderkarten, sogar fürs ganze Umland. Da war halt auch die für die Serra de Montsant dabei. Die sehr freundliche junge Frau (Dame wage ich nicht zu schreiben) hatte nach einigem Suchen dann tatsächlich das gefunden was ich sonst noch haben wollte.
Beim Rausgehen hatte ich mir noch gedacht, dass der Liebe Gott, oder wer/was auch immer, sich bei der Erschaffung der Frau nicht haargenau an das Vorbild Mann gehalten hat. Das in keinster Weise klosterlike Kleidchen der Info-Frau stellt die Unterschiede der Geschlechter schon sehr provokativ zur Schau. Und dann schreiben die in Reiseführern immer, man soll sich für Sakralbauten angemessen kleiden. Alles für die Katz.

Serra de Montsant ganz oben
Tags darauf sind wir in die Berge gefahren. Leider waren wir spät dran. Faule Urlauber eben. Zu lange geschlafen, zu lange gefrühstückt, zu langsam mit dem Auto ins Hinterland getrödelt.
Es ging schon auf Mittag zu, als wir das Auto auf dem Dorfplatz von Albarca zurückließen. In Albarca ist das kein Problem, denn der Ort besteht nur aus maximal 15 Häusern, von denen den Anschein nach nur noch eins dauernd bewohnt ist, einer alten Kirche und einem Refugi. Verfahren kann man sich auch nicht, denn mehr als die eine holprige lehmbefestige Dorfstraße gibt es dort oben auf fast 800 Meter nicht.
Raus aus dem Dorf, steil hoch zum immerhin 1.163 m hohen Roca Corbatera sind wir gegangen. Höher hinauf kommt man nicht in der Serra den Montsant. Am Vermessungsstein dort oben hatten wir die einzigen Wanderer gesehen. Eine Frau und ein Mann, die ihrer Sprache nach aus England kamen. Trotz sehr gut markierten Wegen, dem nahen und sehr bekannten Klettergebiet von Siurana und der nur 30 Kilometer entfernten Küste, ist die Serra Major (die Zentralregion de Serra de Montsant) etwas zu abgelegen für Massenansturm.

Ermita de la Mare de Déu de Montsant
Im Anschluss sind wir da oben ein paar Stunden gewandert. Weil’s nicht sonderlich rauf und runter geht, man bleibt immer auf gut 1.000 Meter, war es ein angenehmer Nachmittag. Der einzige Wermutstropfen war das diesige Wetter, sonst hätten wir über halb Katalonien schauen können.
Von oben konnte wir die 200 Meter tiefer liegende und zwischen den Felsen kaum auszumachende Ermita de Sant Joan de Codolar schauen. Später ergab sich die Gelegenheit mit der einzigen Bewohnerin dieser Klause zu sprechen. 2007 ist diese alte Frau in die hoch über dem Städtchen Cornudella de Montsant gelegene Einsiedelei gezogen. Sommers wie winters verbringt sie seitdem alleine am Fuß der Serra. Die Pflanzen der Serra de Montsant katalogisieren und das Anwesen in Schuss halten füllen den Tag aus, erzählte sie, und wenn’s mal nichts zu tun gibt, macht das Internet Probleme, wie an diesem Tag. Leider konnte ich ihr nicht weiterhelfen.
Am Nordrand der Serra de Montsant steht noch eine Einsiedelei, die Ermita de la Mare de Déu de Montsant. Diese war einfacher zu erreichen, dafür unbewohnt und verrammelt. Auf einer windgeschützten und von der späten Sonne warmen Bank haben wir dort diese Wanderung ausklingen lassen.

Auf dem GR 171
Als wir zum abgestellten Auto zurückkamen, stand doch tatsächlich ein anderes Auto daneben. Menschen waren auch am Abend nicht im Ort zu sehen, noch nicht mal ein streunender, zotteliger Hund. Albarca war genauso verlassen wie bei unserer Ankunft.
Reisezeit: Frühjahr 2010 und März 2012
Reiseart: Tageswanderungen
Region/Kontinent: Südeuropa
Spanische Spaziergänge
Vier Wanderungen an und im Hinterland der Costa Dorada
Vier Wanderungen an und im Hinterland der Costa Dorada
Nach Spanien wollten meine Frau und ich in diesem Frühjahr nicht. Wir wollten nach Portugal an die Algarve und auf die Via Algarviana. An der Küste faulenzen, im Hinterland wandern, hatten wir uns vorgestellt. Wie die Urlaubspläne vieler anderer Reisender hatte der isländische Vulkan auch unsere Pläne über den Haufen geworfen. Flugs umgebucht auf einen Flug 2 Tage später, wieder nichts, dann storniert. Machen wir es eben wie früher: Klamotten ins Auto und ab in den Süden. Um diese Jahreszeit kommen für uns nur Griechenland, Portugal und Spanien in die engere Wahl. Griechenland und Portugal waren uns zu weit weg. Dann mal wieder Spanien, irgendwo südlich von Tarragona. Die Costa Dorada (ich bevorzuge die span. Schreibweise) also. Da waren wir schon oft. Neuland würden wir keins entdecken.
Dort unten an der Küste gibt es große, saubere und perfekt ausgestattete Campingplätze, die im Sommer für einen Stellplatz direkt am Strand auch schon mal mehr als 100 Euro für die Nacht verlangen und - man wundert sich immer wieder -, keine Probleme haben, diese teuren Plätze an den Mann zu bringen.
Im zeitigen Frühjahr sind die Campingplätze an der Küste fest in der Hand europäischer Rentner, die dort zwar nicht überwintern, aber schon mal anfangen mit dem Langzeiturlaub bis in den Sommer hinein. Im Sommer oder in den Ferienzeiten sind viele Rentner weg, denn dann wird Langzeiturlaub an der Costa Dorada für die meisten unbezahlbar, außerdem kommen dann die Einheimischen. Die kommen auch an den Wochenenden, was nicht wenige der Ruhe und Ordnung suchenden Bezieher üppiger Pensionen, Renten und Kapitalerträge dazu treibt, spätestens am Freitagmorgen ihren Daimler oder Volvo auf den freien Stellplatz neben ihrem eigentlichen Stellplatz zu parken. Abdeckplane drüber, tot stellen und auf den Sonntagabend warten.
Dann endet der Wochenendsondertarif, und spätestens um 18 Uhr sind all die Kinder, deren Auslauf erst um Mitternacht endet, mit ihren jungen, vitalen und lebensfroh das Wochenende genießenden Eltern wieder weg. Totenruhe, Zeit in Hülle und Fülle, um mal wieder die Karre zu waschen oder die allerletzte Falte aus dem Vorzelt zu ziehen.
Serra de Montsant: Einsam, hoch und windig

Dauer: circa 6 Stunden
Start: Albarca (ca. 800 m) am gleichnamigen Pass an der C-242
Ende: Albarca
Höchster Punkt: Roca Corbatera (1.163 m)
Wanderwege: GR 171, GR 174, GR 174-1 und weglos
Wegbeschaffenheit: durchweg Trampelpfade, teils ohne erkennbare Spur
Orientierung: Wanderkarte, gelegentlich Wegweiser und Wanderwegmarkierungen
Wanderkarte: Serra de Montsant, 1:20.000, Ediciones DESNIVEL, Madrid
In die Serra de Montsant waren wir nur durch Zufall gekommen. Morgens waren wir im nahen Kloster Santa Maria de Poblet (Monestir de Poblet) gewesen. Für Spanier macht das Kloster schon was her, Geschichte und so. Meine Frau und ich hätten uns jedoch nicht unbedingt zum freudigen Kauf überteuerter Eintrittskarten verleiten lassen, wenn wir vorher geahnt hätten, dass die Besichtigung nur in Verbindung mit einer Führung möglich ist. Mal wieder 12 Euro für die Kasse eines nicht eben armen Klosters.

Die Hauptstraße von Albarca
Aber wenn man schon mal da ist, hatte ich mir gesagt, kann man(n) auch in der Touristeninfo nach Wanderkarten schauen. Ja, die hatten Wanderkarten, sogar fürs ganze Umland. Da war halt auch die für die Serra de Montsant dabei. Die sehr freundliche junge Frau (Dame wage ich nicht zu schreiben) hatte nach einigem Suchen dann tatsächlich das gefunden was ich sonst noch haben wollte.
Beim Rausgehen hatte ich mir noch gedacht, dass der Liebe Gott, oder wer/was auch immer, sich bei der Erschaffung der Frau nicht haargenau an das Vorbild Mann gehalten hat. Das in keinster Weise klosterlike Kleidchen der Info-Frau stellt die Unterschiede der Geschlechter schon sehr provokativ zur Schau. Und dann schreiben die in Reiseführern immer, man soll sich für Sakralbauten angemessen kleiden. Alles für die Katz.

Serra de Montsant ganz oben
Tags darauf sind wir in die Berge gefahren. Leider waren wir spät dran. Faule Urlauber eben. Zu lange geschlafen, zu lange gefrühstückt, zu langsam mit dem Auto ins Hinterland getrödelt.
Es ging schon auf Mittag zu, als wir das Auto auf dem Dorfplatz von Albarca zurückließen. In Albarca ist das kein Problem, denn der Ort besteht nur aus maximal 15 Häusern, von denen den Anschein nach nur noch eins dauernd bewohnt ist, einer alten Kirche und einem Refugi. Verfahren kann man sich auch nicht, denn mehr als die eine holprige lehmbefestige Dorfstraße gibt es dort oben auf fast 800 Meter nicht.
Raus aus dem Dorf, steil hoch zum immerhin 1.163 m hohen Roca Corbatera sind wir gegangen. Höher hinauf kommt man nicht in der Serra den Montsant. Am Vermessungsstein dort oben hatten wir die einzigen Wanderer gesehen. Eine Frau und ein Mann, die ihrer Sprache nach aus England kamen. Trotz sehr gut markierten Wegen, dem nahen und sehr bekannten Klettergebiet von Siurana und der nur 30 Kilometer entfernten Küste, ist die Serra Major (die Zentralregion de Serra de Montsant) etwas zu abgelegen für Massenansturm.

Ermita de la Mare de Déu de Montsant
Im Anschluss sind wir da oben ein paar Stunden gewandert. Weil’s nicht sonderlich rauf und runter geht, man bleibt immer auf gut 1.000 Meter, war es ein angenehmer Nachmittag. Der einzige Wermutstropfen war das diesige Wetter, sonst hätten wir über halb Katalonien schauen können.
Von oben konnte wir die 200 Meter tiefer liegende und zwischen den Felsen kaum auszumachende Ermita de Sant Joan de Codolar schauen. Später ergab sich die Gelegenheit mit der einzigen Bewohnerin dieser Klause zu sprechen. 2007 ist diese alte Frau in die hoch über dem Städtchen Cornudella de Montsant gelegene Einsiedelei gezogen. Sommers wie winters verbringt sie seitdem alleine am Fuß der Serra. Die Pflanzen der Serra de Montsant katalogisieren und das Anwesen in Schuss halten füllen den Tag aus, erzählte sie, und wenn’s mal nichts zu tun gibt, macht das Internet Probleme, wie an diesem Tag. Leider konnte ich ihr nicht weiterhelfen.
Am Nordrand der Serra de Montsant steht noch eine Einsiedelei, die Ermita de la Mare de Déu de Montsant. Diese war einfacher zu erreichen, dafür unbewohnt und verrammelt. Auf einer windgeschützten und von der späten Sonne warmen Bank haben wir dort diese Wanderung ausklingen lassen.

Auf dem GR 171
Als wir zum abgestellten Auto zurückkamen, stand doch tatsächlich ein anderes Auto daneben. Menschen waren auch am Abend nicht im Ort zu sehen, noch nicht mal ein streunender, zotteliger Hund. Albarca war genauso verlassen wie bei unserer Ankunft.
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