[NO] Vest Lofoten Juli 2012 - Solotour

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    [NO] Vest Lofoten Juli 2012 - Solotour

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    Alternativ ist der Reisebericht auch auf einer extra Website zu finden: http://www.clegue.com/norwegen_blog/ Fragen und Kommentare gerne hier im Forum.

    -° Tag 1

    Ein Schritt vorwärts, Tasche hinterhergeschleift. Terminal 2, 6. Juli 2012. Eine lange Menschenschlange am Check-In wird von den langsamsten Mitarbeitern des Flughafen Frankfurts abgefertigt. Obwohl der Flieger erst in über einer Stunde geht, wird das garantiert knapp. Neben mir eine Gruppe Rentner die ihren Flug verpasst haben und sich pausenlos aufregen, schreiende Kinder, Leute die es nicht für nötig halten ihren Koffer vorm Flug zu wiegen und am Schalter noch fünf Mal umräumen und neu wiegen müssen bevor sie endlich fertig sind und das schlimme dabei, sie haben es nicht mal eilig und stressen lassen sie sich schon mal kein Stück. Mit meinem Outfit komme ich mir etwas komisch vor, denn ich sehe aus wie Alex Frost in Elephant. So ganz in schwarz, war eigentlich nicht geplant aber hat sich so ergeben, naja was soll‘s. In meinem 20kg Rucksack ein Zelt, Schlafsack, Trekkingnahrung, Kameraausrüstung, Schokolade und natürlich eine Unterhose zum Wechseln, denn es geht nach Norwegen zum Trekking – genauer, auf die Lofoten im Norden, für knapp vier Wochen. Dort angekommen will ich eine Solotour vom südlichen Ende Richtung Norden laufen und hauptsächlich Zeit ins fotografieren investieren. Ich fummel nochmal am Rucksack rum, dabei fällt ein Tütchen mit 250g Milchpulver raus, sieht aus wie Koks, fragende Blicke der Schlangennachbarn. Es geht einen Schritt vorwärts, Tasche hinterhergeschleift. Bald checke ich ein, ab zum Gate, ab ins Flugzeug der Royal Dutch Airlines, dort gibt‘s Sandwich und Kaffee zum Frühstück, außerdem schreiende Kinder bis Amsterdam. Dort umsteigen, zum Glück ohne erneuten Check-In. Weiter mit schreienden Kindern über Oslo bis Bodø.

    Ich stelle fest dass meine Planung hier die erste Lücke aufweist denn ich habe keine Idee wie ich zum Hafen komme, steige per Zufallsprinzip in einen Bus und versuche den Busfahrer verständlich zu machen dass ich zur Fähre will. Englisch ist hier offenbar nicht so angesagt wie in Schweden, aber der Bus ist der richtige. Nach 6 Minuten Fahrt (das Ticket hätte ich mir wohl sparen können) bin ich schon in der Innenstadt wo ich mir Gas kaufe und bei Subway einen doppelten Sub-of-the-day mit Thunfisch gönne. Ich laufe zur Fähre die ich natürlich knapp verpasse, also häng ich noch vier Stunden in einem Wartehäuschen rum und packe meinen Rucksack um (für den Flug musste alles nach innen). Die Fähre kommt und für 169NOK (23€) sicher ich mir meinen Platz auf den mit drei Stunden überraschend langen Weg nach Moskenes. Dort angekommen lauf ich los nach Süden in ein Dörfchen mit dem Namen Å wo der Track losgeht, den ich zuerst laufen will.

    Es ist taghell, gutes Wetter. Ich laufe die Straße, der direkteste Weg. An mir vorbei kommen Wohnmobile, an Ortsschildern liegen Mengen von Fischköpfen, ich begegne äußerst merkwürdig agierenden Personen (im Nachhinein ist mir klar dass die besoffen waren denn es war schon 1 Uhr Nachts). Den Track finde ich recht schnell, laufe noch einige hundert Meter bis auf einen kleinen Hügel rauf und bin der Meinung dort einen guten Zeltplatz gefunden zu haben. Ich bau alles auf, mach noch ein paar Fotos, dreh ein Video und geh ratzen.





    -° Tag 2

    Ich werde um 7 Uhr wach, wieder nur fünf Stunden gepennt. Egal, ich bin hellwach, will loslaufen, wusel noch rum, weiß nicht wie ich anfangen soll. Da ich am Vortag praktisch nichts mehr gegessen habe außer dem Sandwich, will ich was Größeres. Zufallsgriff nach einer Packung Travellunch bringt mir eine Doppelportion 'Kartoffel-Lauch-Topf mit Schinken', läuft. Wasser gekocht, draufgekippt, gerührt und warten. Ich pack meinen Kram zusammen und stelle dann fest, dass 'Kartoffel-Lauch-Topf mit Schinken' zum Frühstück falsch schmeckt, außerdem sind noch Klumpen in Pulverform drinnen, also die Hälfte entsorgt, Lektion gelernt: Besser rühren.



    Hunger hab ich nicht mehr, also loslaufen. Ich laufe am Ågvatnet See entlang bis zu dessen Ende, die Strecke ist einfach und schön zum Warmlaufen. Ich treffe die ersten Urlauber Pärchen, bin aber noch fit wie Harry und gönne mir keine Pause, ich will noch über den ersten Berg und das erste Tagesziel erreichen. Meine Karte sagt mir den Weg an, trotzdem laufe ich zu weit… einen guten Kilometer zu weit den mittlerweile eher bescheidenen Weg. Naja, Snickers genascht und zurückgelaufen. Aber auch auf dem Rückweg finde ich keinen abzweigenden Weg in die gewünschte Richtung, außerdem nerven mich hunderte Fliegen deren Verlangen es scheint mir in Nase, Augen, Ohren und Mund zu fliegen. Ein stehenbleiben ist unmöglich, nur wenn man in Bewegung ist hat man seine Ruhe. Nach einer Stunde habe ich den Weg immer noch nicht gefunden, die Fliegen machen mich wahnsinnig und ich beschließe ein Stück weiter zurück zum See zu laufen, mein Zelt aufzubauen und erst mal ne Pause zu machen. Aus der Pause wird ein drei Stunden Powernap mit anschließendem Müsli und Milchpulver in Wasser. Das Auspacken vom Milchpulver endet in einer Katastrophe, denn die Tüte reißt und das Pulver hängt jetzt überall an Suppen und im Rucksack. Egal, noch eine Tüte um die kaputte Tüte rum und der Drops ist gelutscht. Beim snacken sehe ich eine Gruppe Wanderer die offenbar schlauer als ich sind und einen Weg auf den Berg finden, allerdings ist der so mal überhaupt nicht auf der Karte eingezeichnet. Ich beobachte weiter und stelle fest dass deren Versuch von Erfolg gekrönt wird, woraufhin ich beschließe selbst aufzubrechen und diesen Weg zu nehmen. Auf dem Weg treffe ich eine Polin mit der ich mich kurz unterhalte und sie meint, dass auch sie mit ihrem Freund unterwegs ist, der aber ein Stück weiter hinten ist weil er laufen nicht zu seinem Lieblingsfreizeitbeschäftigungen zählt. Diese Pärchen Ausflüge sollen die nächsten drei Wochen zur Gewohnheit werden, ich habe schon die Vorahnung.








    Also ab den Berg rauf. Ich merke schon den Schlafmangel und das ungewohnte Gefühl vom Rucksack, hab aber noch 400 von 500 Höhenmetern vor mir. Anfangs geht es, gegen Ende wird es für mich aber recht heavy und so krabbel ich die letzten 200m auf allen Vieren hoch wie Golum. Der Plan oben zu zelten ist ein Witz, der Bergkamm ist einen Meter breit und für ein Zelt kein Platz. Der Wind bläst wie verrückt, ich zieh mir ein trockenes Shirt an und starte den Abstieg. Ich merke schnell in den Beinen dass ich keine Kraft mehr habe und muss aufpassen nicht einfach umzufallen. Nach einer halben Stunde komme ich an einem geeignetem Platz an, denke mir aber dass ein Platz am See schon schöner wär, also nochmal 50 Höhenmeter runter, an einem zeltenden Pärchen vorbei, um unten festzustellen dass es dort zu matschig ist und die 50 hm wieder hoch krabbel. Zwei Snickers und ein Mars sind nötig um meine Stimmung wieder auf Vordermann zu bringen und im Anschluss soll es 'Zigeunertopf mit Rindfleisch und Nudeln' geben, natürlich eine Doppelpackung. Das Essen geht, ich habe aber kaum Hunger und so bleibt wieder die Hälfte übrig von der ich nachts immer mal naschen werde.



    -° Tag 3

    Die Wärme im Zelt weckt mich, die Sonne steht schon wieder oben und kaum eine Wolke ist zu sehen. Ich wasche ein T-Shirt und beschließe den Tag ruhiger angehen zu lassen. Nur mit Kameratasche will ich die letzten 5km Strecke zur Küste laufen und den Rest im Zelt zurück lassen. Der Weg ist einfach bis auf ein paar Stellen wo man etwas klettern muss oder alternativ drei Meter tief in den angrenzenden See fällt. Am Nazibunker vorbei komme ich an die Küste: geile Aussicht. Ich mache ein paar Fotos, dann geh ich runter ans Wasser und die großen Steine entlang bis ans Ende der Bucht, der Weg ist wieder recht anstrengend, gut dass ich meinen Rucksack nicht dabei hab. An der Spitze angekommen mache ich ein paar Fotos, drehe Videos und genieße die Aussicht. Da es sehr windig ist geh ich bald zurück, treffe auf meinem Weg noch ein Norwegerpärchen mit denen ich mich kurz über die Gegend unterhalte.











    Beim Zelt angekommen steht Nahrungsaufnahme in Form von 'Huhn in Curryrahm mit Reis' an. Ich esse wieder nur die Hälfte, das Hühnchen schmeckt nach frisch Erbrochenem und mir ist anschließend schlecht, also ab ins Zelt, Buch lesen und überlegen wie ich Gewicht reduzieren kann, um es am nächsten Tag aufm dem Rückweg besser über den Berg zu schaffen. Auf meiner Abschussliste landen die eigenartig fettigen Salamis, 400g Studentenfutter (um das es mir sehr leid tut, aber ich habe seit dem ersten Tag kein Hunger mehr auf Nüsse und ungefähr ein Kilo davon mitgebracht), das inzwischen mit einer dritten Tüte eingepackte Milchpulver und alle schon gelesenen Buchseiten, immerhin gut 150g. Anstatt mal ans fotografieren zu gehen, hau ich mich auf die andere Seite und schlaf nach kurzer Zeit ein.



    -° Tag 4

    Zum Frühstück gibt’s noch so viele Nüsse wie geht bevor ich den Rest den Vögeln und Lemmingen überlasse. Ich packe zusammen, mache mich auf den Rückweg über den Berg der sich dann doch deutlich besser läuft, wenn auch nicht ohne Anstrengung. Als ich beim Abstieg kurz für ein Foto stoppe:



    ..kommt mir von unten ein Wanderer in Rekordzeit entgegen. Wir unterhalten uns kurz, er kommt aus der Schweiz und ich geb ihm ein paar Infos über das was ihn auf der anderen Seite erwartet. Er schleppt eine Gitarre mit am Rucksack und meine ersten Gedanken drehen sich drum was der wohl noch alles für Sachen dabei hat,… Panflöte? Aber meine Meinung ändert sich schnell, denn die Gitarre ist eigentlich eine super Unterhaltung, wenn man sie spielen kann, und mir geht ungelogen schon seit den letzten 2 Tagen das gleiche Lied durch den Kopf, ein bisschen Abwechslung wäre dufte, aber Musik hab ich nicht dabei. Mein Plan eine Pause am See einzulegen wird durchkreuzt durch eine Gruppe nackt badender Männer mittleren Alters und ich laufe direkt weiter bis zu meinem Ausgangspunkt in Å. Auch hier geht mein Plan nicht auf, denn der Campingplatz wurde auf dem Richtungsschild durchgestrichen und existiert wohl nur noch auf meiner Wanderkarte. Der neue Plan ist es noch 3km bis zum Anfang des nächsten Tracks zu laufen und dort zu schlafen. Auf dem Weg kaufe ich mir in einem kleinem Laden noch vier Snickers für rund 9€; in Sachen Motivationssteigerung sind die Riegel unschlagbar.











    Auf dem Weg treffe ich einen anderen Deutschen auf Solo Tour, der auf den Namen Hermann hört und wir beschließen ein Stück zusammen zu laufen. Auch mein nächster Schlafplatz löst sich in Rauch auf, da der anliegende See der Trinkwassersee für die Dörfer ist und dort Zelt- und Schwimmverbot ist. Also weiter gelaufen, falsch abgebogen, nochmal für ‘ne Stunde falsch gelaufen. Aber kein Problem, denn heute geht das laufen super, also laufen und verlaufen wir noch die ganze Tagesetappe bis zur Munkebu Hütte, die zwar geschlossen ist, aber eine gute Aussicht bietet. Ich bin dann doch sehr platt und schlage mein Zelt auf, während Hermann noch auf den Hermannsdalstinden, den höchsten Berg der Lofoten, rauf will. Für ihn ist es so ein Namensding und da er noch fit ist trennen wir uns an dieser Stelle auch schon wieder. Wie erwartet kreuzt auch noch ein Pärchen auf die ebenfalls an der Hütte schlafen und den Sonnenuntergang mitnehmen wollen. Für mich gibt es noch einen 'Erbseneintopf' (wie gewohnt eine Doppelpackung), der okay ist, mehr aber auch nicht. Auch hier hat sich trotz fleißigem Rühren noch ein guter Teil des Pulvers nicht aufgelöst und so landet gut 1/3 vom Essen brav versteckt unter einem großen Stein. Ich mache endlich mal noch ein paar Fotos bei gutem Licht, kann ein paar Lemminge beobachten und gehe schlafen.









    -° Tag 5

    Aufgewacht, gefrühstückt und los. Da ich heute zu faul bin den Hermannsdalstinden hochzuklettern (was ich später noch bereuen werde), ist mein Ziel das Kraftwerg im nächsten Fjord. Auf dem Weg dorthin geht’s bergab, bergauf, im T-Shirt durch Schneefelder. Ein Pärchen kommt mir entgegen, er oberkörperfrei… okay, warum nicht, es ist ja halbwegs warm. Auf dem Weg mache ich ein paar Fotos, laufe am Krokvatnet See vorbei, dieser ist auf der Schattenseite noch gefroren. Nach kurzer Zeit erreiche ich den nächsten Gipfel mit guter Aussicht auf die gelaufene Strecke, das was noch ansteht und den Forsfjorden. Ich steige den Berg runter und komme an die Pipeline, die von dem hoch gelegenem See bis runter zum Fjord führt. Der Abstieg an der Pipeline entlang ist entgegen meinen Erwartungen durch Reiseberichte relativ einfach, wenn auch anstrengend. Da ich wusste, dass die Fähre nicht regulär das Kraftwerk anfährt, wollte ich zu Fuß zur – laut Wanderkarte – nächsten Anlegestelle nach Tennes laufen um dann über den Fjord nach Kjerkfjorden zu fahren. Der Pfad endete nach ungefähr einer halben Stunde, aber damit hatte ich gerechnet. Also weiter durch Schlamm und meterhohes Gestrüpp, bis die ersten Häuschen auftauchen. Kurz bevor ich wieder auf einen Weg komme trete ich in ein Wasserloch und stehe bis zum Knie im Wasser; das Tageshighlight. Zwar ist das Wetter noch halbwegs warm, aber das Wasser steht komplett im Schuh und trocknen wird der erstmal so schnell nicht mehr.











    Da Tennes ein unbewohntes Fischerdorf ist rechne ich hier nicht mit sonderlich viel Gesellschaft und so wundert es mich auch nicht, niemanden an der Anlegestelle anzutreffen und warte auf die Fähre. Nach einigen Stunden kommt es mir doch komisch vor und telefonisch mit dem Touristenbüro stellt sich heraus, dass diese Haltestelle seit über zehn Jahren nicht mehr angefahren wird und so freue ich mich ein weiteres Mal über die präzisen Informationen meiner Wanderkarte. Ich bekomme auch die Nummer der Fähre um Bescheid zu geben, dass man mich am Kraftwerk abholen solle. Nach zweiunddreißig Anrufen erreiche ich jemanden der erwartungsgemäß kein Wort Englisch spricht, bekomme aber irgendwie eine Fähre für 10 Uhr am nächsten Morgen zugesagt – aaargh! und so sicher dass der wirklich was kapiert hat bin ich mir auch nicht. Ich überlege wo ich mein Zelt aufbauen kann und laufe zurück. Auf halber Strecke die Pipeline hoch finde ich einen Platz der groß und eben genug ist und schlafe nach kurzer Zeit ein.





    Zuletzt geändert von ka9de; 17.09.2012, 21:42.
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    #2
    AW: Vest Lofoten Juli 2012 - Solotour

    -° Tag 6

    Mein Wecker macht mich um 9 Uhr wach, ich stehe auf, packe zusammen und sehe unten schon ein Boot am Anleger… hui, ganz schön früh, ich beeil mich runter zu kommen aber der Abstieg dauert locker 25 Minuten. Unten angekommen ist das Boot leer, Motor läuft, kein Mensch an Deck, die Szenerie hat Parallelen mit Dino Crisis. Nach einer halben Stunde kommt jemand aus dem Kraftwerk, das Boot gehört zu ihm und ist nicht die Fähre ;). Bald kommt dann aber auch das richtige Boot und für den Preis von 100 NOK bekomme ich eine 10 Minuten Fahrt auf die andere Seite des Fjordes in ein Kaff Namens Kjerkfjorden. Mit ein paar anderen Rucksackschleppern verlasse ich das Boot und laufe Richtung Wanderweg.

    Blick zurück in den Kjerkfjorden


    Blick nach vorne Richtung Strand


    Neben mir plötzlich ein bekanntes Gesicht, der rennende Schweizer mit Gitarre im Gepäck. Da es in diesem Dorf nicht wirklich eine Attraktion gibt, haben alle das gleiche Ziel: den Strand im Norden, Horseidvika. Auf dem Weg lernen wir uns kennen und es ergibt sich dass wir zusammen bis zum Strand laufen und dort unsere Zelte aufschlagen. Nach einem einstündigen Lauf über einen Hügel kommen wir zum Strand, der den Namen auch wirklich verdient hat, denn der Sand reicht gut 500m ins Land hinein und macht das laufen recht anstrengend. Die Sonne scheint, es ist warm. Dort angekommen wasche ich erst Mal Funktionsshirts, Boxershorts, Socken und zu guter Letzt auch mal die wichtigsten Regionen meiner selbst. Wir hängen ein bisschen rum, ich mache Fotos, wir kochen. Für mich gibt es heute 'Serbischer Reistopf mit Rindfleisch' und zum Nachtisch hat Raphi – so heißt der Schweizer – Kekse dabei die zu dem Zeitpunkt fast besser schmecken als Snickers.


    Langzeitbelichtung Richtung Nord-Ost


    Langzeitbelichtung Richtung Strand


    Schlafplatz.. nein, es ist keine Promoaktion


    Das Bild hab ich eigentlich nur gemacht um die Uhrzeit zu sehen...


    Ich mache weiter Fotos in der Umgebung und muss dabei der einen oder anderen Schwalbenattacke ausweichen. Leider ziehen Wolken auf und da alles nur noch grau ist pack ich die Kamera bald weg. Wir essen nochmal eine Portion Reis mit Pilzsuppe und meine Fragestellung von meiner ersten Begegnung mit Raphi keimt wieder auf, denn er holt Solargerät, Schnaps, Tabak und sogar aktive Musikboxen aus seinem Rucksack (zwar fasst sein Rucksack 20L mehr als meiner, im Laufe der Tage wird sich aber rausstellen dass sich dort auch noch Regenhose, Sporthose und eine Ersatzhose, eine zweite Jacke und unfassbar viel mehr drin befindet). Ich staune nicht schlecht und geh dann für die Nacht ins Zelt.

    Regenwolken die in der Ferne vorbeiziehen


    Es ist wirklich nicht so dass diese Vögel ohne Vorwarnung angreifen..


    -° Tag 7


    Mit Müsli starten wir in den Tag der so einige Überraschungen bieten wird. Die Tagesetappe soll heute nur kurz 600 Höhenmeter über einen Bergkamm und anschließen flach bis zum laut Zeitungsmagazinen schönsten Strand Europas führen. Da wir den Einstieg zum Berg auf dem Hinweg nicht gesehen haben, laufen wir nicht den Weg im Tal sondern schräg hoch in der Hoffnung bald irgendwann auf einen Pfad zu stoßen. Durch das kniehohe Gewächs sieht man nicht wirklich wo man hintritt und anstrengend ist es sowieso, eine scheiß Idee. Nach einer halben Stunde finden wir tatsächlich einen Weg der uns den Berg hoch führt, wo wir eine super Aussicht genießen die durch ein paar tief fliegende Wolken gekrönt wird. Der Blick ins Tal zeigt uns offenbar einen Fjord sowie die Hütte, an der wir vorbeikommen sollen; der Weg scheint klar. Die Steinmarkierungen sind etwas anderer Meinung und wollen dass wir am Bergkamm noch weiter hoch steigen, was für uns aber wenig Sinn macht, denn wir müssen ja runter... also kämpfen wir uns lieber geradeaus.

    Blick zurück nach Ankunft auf dem Bergkamm


    Gleicher Standort, Blick nach vorne.. links 'der Fjord'


    Unten angekommen


    Als wir nach 15 Minuten noch immer ohne einen Weg sind werfen wir nochmal einen Blick auf die Karte, die ist offensichtlich wieder falsch, denn wir hätten den Weg sehen müssen. Macht aber nix, Wege sind langweilig, besser Luftlinie runter, 600 Höhenmeter direkt durch meterhohe Büsche, Bäume und hohes Gras bis wir am Wasser ankommen. Dort am Ufer entlang bis zur besagten Hütte, die wir lustigerweise nur schwer finden und die zu allem Überfluss auch noch abgeschlossen und verfallen ist. Kurzer Blick auf die Karte, einer in die Umgebung.. doch, wir sind richtig, die Karte ist nur veraltet. Wir verzichten auf die Pause und wollen um den Berg rum wo dann eine Straße anfangen soll. Einen Weg gibt es nicht und die Vegetation gibt einem das Gefühl sich durch Vietnam zu kämpfen… leider haben wir keine Machete dabei (Raphi hat garantiert eine im Rucksack aber ist zu faul sie rauszuholen). Nach mühsamen 20 Minuten haben wir freien Blick auf das was noch kommen soll und müssen feststellen, dass da keine Straße ist und auch niemals gewesen sein kann, denn die Berge sind deutlich zu steil. Hm, Ratlosigkeit.

    Schon unten, Blick in Laufrichtung


    Nochmal etwas höher


    Also doch nochmal auf die Karte geschaut… Raphi: „Wir Vollpfosten!“. Ja, das triffts. Wir sind völlig falsch! Wir sind nicht am Fjord, sondern an einem See. Der hat zwar in etwa die gleiche Form wie der Fjord, die Gegend und die Hütten passen auch sonst wunderbar wie es die Karte sagt, ändert aber alles nichts daran dass wir auf der falschen Seite des Bergkamms abgestiegen sind – abturn! Es ist daher nicht weiter verwunderlich dass wir keinen Weg gefunden haben und die Hütte abgeschlossen ist. Um nicht den ganzen Kram wieder zurück laufen zu müssen, versuchen wir einige Zeit einen direkten Weg zwischen den Bergen durch zu finden, was natürlich fehlschlägt und uns nochmal viele Höhenmeter und etwas Kletterei beschert. Zu dem Zeitpunkt ist klar, heute wird der Snickerskonsum stark steigen. Wir entscheiden uns jetzt, also viel zu spät, mehr oder weniger den gleichen Weg zurück zu laufen und dem markierten Weg zu folgen. Also wieder hoch, 600 Höhenmeter einen jetzt wirklich steilen Berg durch Gebüsch und hohes Gras in dem sich wirklich widerliche Spinnen tummeln. Mit meiner Kraft bin ich schon so gut wie am Ende, es geht auf allen Vieren den Berg rauf. Oben angekommen stellen wir fest, dass uns unser kleiner Ausflug 4 Stunden und rund 1500 Höhenmeter hoch und runter gekostet hat.

    Endlich auf dem richtigen Weg... aber noch 6 (?) Stunden zu laufen


    Ab jetzt geht es erst mal nur noch Berg runter. Das Wetter ist auch okay, da freuen sich natürlich die Mücken und schon zieht jeder von uns eine Fliegenwolke hinter sich her. Ich hoffe auf ein paar Snacks und frisches Obst an der Hütte, doch als wir unten angekommen das nächste Problem: Es gibt hier nicht nur eine Hütte sondern zehn, die Pennhüte ist weder ausgeschildert noch erkennbar. Wir können nicht stehenbleiben, da uns sofort die Mücken angreifen, also laufen wir wieder ohne Pause weiter. Ab dort geht es einige Kilometer die Straße entlang bevor wir wieder auf den Track kommen, noch circa vier Kilometer bis zum Strand. Natürlich geht es nicht geradeaus sondern ständig bergauf und bergab. Meine Hirnaktivität beschränkt sich mittlerweile auf eine To-Do Liste bei Rückkehr in die Zivilisation die exakt aus Burger King und Dönerladen aufsuchen besteht. Den Weg stolpere ich nur noch entlang, koordiniertes laufen sieht anders aus, Tunnelblick. Nach einer Ewigkeit (1,5 Stunden) treffe ich wieder auf Dr. Kondition Rahpi: wir sind am Strand angekommen. Der Blick ist überwältigend, die Berge werden von der tiefstehenden Sonne angestrahlt und weit draußen auf dem Meer hängen tiefe Wolken. Ich hole tatsächlich meine Kamera raus - das will was heißen zu diesem Zeitpunkt. Ich mache ein paar Bilder, dann stolpern wir den restlichen Weg runter durch die Schafsherde durch und suchen einen Zeltplatz. Meine Befürchtung, dass sich einige Wolken vor die Sonne schieben und das Lichtspiel schnell vorbei ist bewahrheitet sich und so war‘s das leider schon mit Fotos für diesen Tag. Ich bin sowieso viel zu fertig, baue mein Zelt auf, hau mich rein und mache einfach Garnichts mehr. Zum Glück kocht Raphi für uns, Spagetti mit Tomatensoße und Thunfisch. Noch schnell essen und schon falle ich ins Bett, keine Stelle am Körper tut nicht weh, am schlimmsten hat‘s die Schulter und Beine erwischt. Zu allem Überfluss gibt es hier kein Süßwasser, dafür müsste man 20 Minuten bis auf die andere Seite der Bucht laufen.

    Erster Blickkontakt zum Strand.. leuchtende Berge, prima


    lange mein persönlicher Favorit


    -° Tag 8

    Der Durst weckt mich, lockt mich so leicht aber nicht aus der Penntüte!! Erst lange Zeit später mache ich mich in Boxershorts und Flipflops auf den Weg zum Süßwasserbach im Norden. Der kleine Spaziergang entpuppt sich zur Kletterangelegenheit in denkbar schlechtem Outfit. Aber ich komme hin, werfe mir kurz Wasser ins Gesicht, fülle die Flasche auf und gehe den Spaß wieder zurück. Wir bauen auch gleich die Zelte ab und laufen los, Schmerzen werden ignoriert denn das Tagesziel ist immerhin ein Campingplatz mit Einkaufsmöglichkeit in Ramberg. Wir laufen den kürzeren Track auf der anderen Seite der Bucht zurück und anschließend mit Vorfreude auf Bananenmilch 10km Asphaltstraße.

    Party hard - Electric Blue Café


    Als wir nach zwei Stunden ankommen kommen wir zu einem Bunn Pris Supermarkt und können Erdbeermilch, Bananen und natürlich Thunfisch mit Tomatensoße und Pilzen für die Nudeln einkaufen. Wir gehen weiter zum Campingplatz, sichern uns einen Platz für 130NOK mit Raphis Doppelzelt und gehen Kochen. Es gibt Toiletten und Duschen sowie eine Küche und einen Aufenthaltsraum mit Steckdosen. Wir laden Akkus auf, Essen und lernen ein Schweizer - Überraschung - Pärchen kennen. Demian und Ann, so heißen sie, waren vorher Alkohol kaufen und laden uns zu einer 350NOK teuren Flasche Linie Aquavit ein, als Aperitif gibt‘s Wein. Es wird ein lustiger Abend, anschließend dusche ich noch 4 Minuten für 10 Kronen.

    -° Tag 9

    Ich werde schon um 8 Uhr wach und beschließe Frühstück einzukaufen. Natürlich ist Samstag und der Bunn Pris hat noch zu, also laufe ich wieder zurück und esse Reiswaffeln (man ist ja genügsam). 2 Stunden später der zweite und von Erfolg gekrönte Versuch. Es gibt Baguette, Nutellaimitat und natürlich Bananen. Wir planen den nächsten Trip und verabschieden uns von Ann und Demian. Dann laufen wir los, 15km Asphaltstraße Richtung Süden den Skjelfjorden entlang um den Track überhaupt erst zu erreichen. Natürlich werden wir schon nach kurzer Zeit mit starkem Regen belohnt. Schnell bin ich komplett nass, macht aber nichts, zumindest der Rucksack mit Regensack bleibt trocken. Raphis Regenhose hält etwas mehr während aber seine Jacke auch recht bald aufgibt.

    Auf dem Weg an der Küste entlang


    Blick in den Nusfjord


    Nach einiger Zeit erreichen wir den Track der versteckt hinter ein paar Garagen anfängt und im sogenannten Nusfjord enden soll. Der Weg ist schön und nicht übermäßig anstrengend. Leider ist es bewölkt und regnet noch leicht wodurch auch die Sicht beschränkt ist. Vor Nusfjord, was sowohl den Fjord als auch das dort liegende Fischerdorf bezeichnet, brauchen wir eine halbe Stunde bis wir eine geeignete Stelle zum Zelten gefunden haben. Im hohen Gras zwischen hunderten Nacktschnecken werden wir schließlich fündig. Wir machen uns Tee und essen meinen Travellunch ‚Fischtopf‘ der so „ganz okay“ ist. Ich laufe noch ein bisschen rum, mache Fotos, schlitze mir das Bein am Felsen auf, erschrecke mich durch eine losschreiende Möwe fast zu Tode und verlaufe mich noch auf der erfolglosen Suche nach Wasser. Zurück im Zelt fixe ich noch meine Füße (mehr Details wollt ihr nicht) und gehe dann zwischen klatschnasser Kleidung schlafen.

    Blick raus aus dem Nusfjord


    Schlafplatz


    Ich ^^


    -° Tag 10

    Ich wache wie üblich früh auf, höre Regen. Also noch ein paar Stunden lesen, bei dem Wetter hab ich eigentlich keine Lust zu laufen und sowieso, Schuhe, Socken, Hose, Jacke, Shirt… alles ist nass. Hoffentlich vergisst Raphi heute das Laufen und wir machen einen Zelt-Tag. Hoffnung vergeblich – gegen 11 Uhr die ersten Rufe wie’s aussieht. Und er hat recht, trocknen werden die Sachen heute sowieso nicht im Zelt und ohne Wasser in der Nähe ist halt auch kacke. Widerwillig geht‘s in die kalten, nassen Sachen rein und schnell aufgeräumt, Zelt abgebaut, Nacktschnecken weggeschnipst. Wir laufen los, durch das schicke Fischerdorf Nusfjord. An dessen Ende eine Rezeption, 50NOK bezahlt man hier tatsächlich Eintritt um sich ein paar Hütten anzugucken falls man nicht wie wir von der anderen Seite reinkommt und den Spaß kostenlos bekommt.

    Noch in Nusfjord


    Der Fjord geht ein Stück ins Landesinnere und "wird dann ein Fluss"


    Wir laufen stundenlang den Fjord weiter Richtung E10 und diese entlang bis wir einen Bus anhalten können, der uns mit nach Leknes nimmt (eine größere Stadt die schon außerhalb meiner geliebten Wanderkarte liegt). Dort angekommen gehen wir Burger essen (160Kronen inkl. Coke) und an der Tanke eine neue 50.000er Karte kaufen um den weiteren Weg zu planen. Nach einem Stop bei Bunn Pris für Erdbeermilch, Bananen und Snickers, machen wir uns, verfolgt von dicken Regenwolken, auf den 10km Weg die Straßen entlang bis zum nächsten Track. Gerade noch rechtzeitig finden wir einen Zeltplatz zwischen den Jungtannen unter einem großen Sendemasten <3. Noch zwei Snickers genascht und ab ins Bett
    Zuletzt geändert von ka9de; 23.08.2012, 20:34.
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      #3
      AW: Vest Lofoten Juli 2012 - Solotour

      -° Tag 11

      Die Nacht ist geprägt von Regen, Krach von dem Sendemasten und von der Straße. Aufstehen fällt mal wieder nicht leicht aber zumindest sind dank starkem Wind bis auf die Schuhe soweit alle Klamotten trocken. Unser erstes Ziel ist eine Wanderhütte. Als wir loslaufen ist es manchmal leicht am Regnen, zumindest aber windig und immer bewölkt. Später kommt starker Nebel dazu und wir verlieren ständig den Weg, beziehungsweise endet der Weg einfach und irgendwo anders entspringt ein neuer. Nach zwei Stunden finden wir die Hütte in der bereits zwei andere deutsche Backpacker ihr Lager aufgeschlagen haben. Es ist geheizt und gemütlich, Fischer- und Jägermagazine liegen zum lesen rum (oder besser Bildchen anzugucken). Wir unterhalten uns, essen zu Mittag und brechen nach einer Stunde Pause wieder auf, Richtung Berg hoch. Wir kommen gut vorwärts, noch ist der Weg einfach zu finden was sich aber bald ändern soll. Weiter oben weht starker Wind, fast geht unsere meist nutzlose Karte dabei drauf. Es wäre nicht schade um sie gewesen, die Tracks sind auch auf dieser Karte deutlich falsch eingezeichnet, außerdem fehlen viele Details wie Einkaufsmöglichkeiten, die auf der anderen Karte noch eingezeichnet sind. Nach einer Weile finden wir uns in einem Labyrinth aus kleinen Pfaden wieder, die alle hunderte Meter lang sind und in tausende verschiedene Richtungen gehen. Leider ist der richtige Weg nur selten markiert, also laufen wir ein bisschen blind rum nur mit einer grobe Vorstellung in welche Richtung es gehen muss.

      Blick zurück


      Duck and Cover! Nein, nicht Toilette, Windschutz


      Es ist 7 Uhr abends als wir das erste Mal unseren Zielort sehen, in rund 10km Entfernung. Bis dahin wird es aber noch ein langer Weg, denn der Track ist wieder verschwunden, die letzte Markierung eine Ewigkeit her. Es geht bergab, durch Sümpfe, meterhohe Vegetation, Gebüsch und durch Bäche. Irgendwann treffen wir tatsächlich auf die Straße die wir erreichen wollten, auch hier ist von dem eingezeichneten Track keine Spur zu sehen. Wir machen eine kleine Pause und gehen dann die letzten 2 Kilometer Schotterstraße an die uns zum Campingplatz führen.





      Wir kommen um halb 10 Uhr an, ich spüre jeden Nerv meines Körpers. Die Rezeption hat schon geschlossen, Bad- und Küchenhaus sind abgeschlossen. Glücklicherweise lernen wir ein norwegisches – ihr wisst schon was - kennen, die uns netterweise den nötigen Schlüssel leihen. Es gibt Reis mit Fisch und Tee, dazu 2 Trek’n’Eat Sahne Nudel Packungen von Raphi die ganz klar besser schmecken als mein Travellunch. Wir essen, waschen uns, stellen unsere Stinkestiefel zum Trocknen im ab diesem Zeitpunkt Stinkebad auf und gehen schlafen. Zum Glück blieb es heute zumindest im Großen und Ganzen trocken.


      -° Tag 12

      Das Wetter ist scheiße. Eine Mischung aus Regen und Nebel den ganzen Tag. Wir waschen unsere Sachen, Raphi geht einkaufen. Zu Mittag dann ein Festmahl: Sahnenudeln mit echter Sahne, frischem Schinken und dazu zwei Bier. Den Tag über spielen wir ein Panzerspiel auf dem Handy, schließen die Heizung im Waschraum kurz um sie zum Laufen zu bringen damit unsere Sachen trocknen zu können und machen kurz gesagt Garnichts.




      -° Tag 13

      Das Wetter ist scheiße. Ja, immernoch, genau wie gestern. Wir beschließen noch einen Tag hier abzuhängen und machen das gleiche wie den Tag zuvor: Garnichts. Gegen Abend gönnen wir uns noch ein Bier im Restaurant des Campingplatzes und lernen prompt – nein, kein Pärchen - zwei Norwegerinnen und eine Argentinierin kennen. Diese sind mit dem Fahrrad unterwegs (verrückt, bei dem Regen ;)) und halten hier für eine Pause und zum Essen. Zelten wollen sie ein Stück weiter um nichts zahlen zu müssen. Uns ist das egal, zahlen wir doch gerne für unsere 3m² große Aufenthaltsküche 110NOK täglich. Mit den Mädels spielen wir ein dämliches Kartenspiel das damit endet, dass Raphi und ich 10 Minuten lang um den letzten Platz spielen bevor wir aus Langeweile abbrechen. Wir unterhalten uns noch kurz und werden zwecks Schließung des Restaurants dann allesamt rausgeschmissen.


      -° Tag 14

      Um 10 Uhr stehen wir auf, machen uns fertig und nehmen den Bus Richtung Nordwesten. Die Strecke wäre blöd zu laufen und wir sind zugegeben etwas faul. An der Haltestelle raus wollen wir per Anhalter weiter Richtung Norden, da wir sonst nochmal 15km Straße laufen müssten. Nachdem uns 12 Norweger freundlichst ignoriert haben, nimmt uns eine supernette Französin in einem superkleinen Auto mit bis zu unserem Ziel nahe dem Dörfchen Eggum. Dort gibt es eine eher unspannende Burgruine (EDIT: Gut, eine MG-Stellung der Wehrmacht ;) ) zu sehen die aber auch nur den Ausgangspunkt des heutigen Tracks darstellt. Es geht einige hundert Meter durch ein Naturreservat und dann an der Küste entlang. Das Wetter spielt mit, es ist warm und der Weg ist schön zu laufen. Immer wieder begegnen wir Schafen die sich auch meistens nicht weiter von uns stören lassen und gut ins Bild passen, nur dass sie überall hinscheißen ist so lala.

      Die Burgruine (EDIT: Dann eben MG Stellung der Wehrmacht, auch gut )










      Knochenreste eines Wals












      Am Leuchtturm vorbei geht es wieder eine Bucht entlang Richtung Landesinnere und anschließend durch ein interessantes, künstlich angelegtes Waldstück. Wir laufen noch ein Stück weiter und schlagen dann unsere Zelte am Bach auf, essen ‚Beef Steganov‘ und beschließen gegen Abend mit leichtem Gepäck zurück und den auf der Karte verzeichneten Weg auf einen Bergkamm zu steigen um die letzte Mitternachtssonne zu sehen. Gesagt getan, finden wir den Weg natürlich nicht, da er nicht existiert. Wir machen uns einen eigenen Weg, der aber sehr anstrengend und zeitaufwendig ist. Längst sind auch die ersten Wolken aufgezogen die immer dichter werden und nach einer guten Stunde schließlich der Meinung sind regnen zu wollen - wir kehren um, nicht zuletzt da wir nicht wissen wie es hinter der Bergkuppe aussieht die wir besteigen.





      Beef Steganov muss ordentlich gewürzt werden!!




      Unten angekommen ist der Regenschauer natürlich vorbei. Wir machen es uns jetzt einfach und gehen den Track zurück in Richtung Leuchtturm, wo wir zumindest nochmal die Sonne sehen wollen. Auf dem Weg treffen wir einen Londoner mit dem gleichen Ziel, allerdings nehmen uns die Wolken jede Sicht auf die Sonne. Zu allem Überfluss soll es bald wieder anfangen zu regnen, weshalb wir uns schleunigst auf den Rückweg machen. Zu spät, die Wolken sind schneller und so sind wir wieder gut nass als wir an den Zelten ankommen und schlafen gehen.


      -° Tag 15

      Der Tag, der wohl der emotionale Tiefpunkt der Reise werden soll, beginnt mit Regen. Wieder hoffe ich, dass Raphi einfach mal liegen bleibt, aber der ist schon aus seinem Schlafsack raus, angezogen und hat sein Innenzelt abgebaut. Ich spring kurz zu ihm rein, trinke Tee zum Frühstück bevor ich meine Sachen packe und wir aufbrechen. Der Regen lässt nach und wir folgen dem Pfad, der ist deutlich zu sehen, es ist hier aber auch schwer möglich sich zu verlaufen, geht es ja nur geradeaus zwischen den Bergen durch. Nach hundert Höhenmetern geht der Regen wieder los, die Pflanzen und Büsche auf dem Weg sind sowieso noch nass, und so sind wir es auch. Zu dem Regen kommt Nebel bis wir die erste Bergspitze erreicht haben über die der Weg führt. Meine Laune ist schon schlecht und die Gedanken an die bisherige Bilderausbeute macht es nicht besser. Wir laufen gleich weiter. Den Weg herunter maulen wir uns ein paar ordentliche male auf dem rutschigen und schlammigen Weg den wir noch dazu immer wieder verlieren. Ich habe mein restliches Reisebudget im Kopf, rund 400€… hätte ich einen „sofortige Heimkehr“ Knopf dabei, wäre spätestens jetzt Zeit ihn zu drücken. Daheim könnte ich wirklich sinnvolle Sachen machen, Bewerbungen für mein Praktikum schreiben zum Beispiel. Meine Gedanken auf den 3 nächsten Kilometern drehen sich um die Optionen die mir jetzt bleiben. Ich könnte also Heimfliegen oder alternativ 1,5 Wochen am Campingplatz rumhängen. Kommt kostentechnisch aufs Gleiche raus.

      Das Ende der Strecke in Sicht mache ich tatsächlich noch ein Foto bevor wir einen letzten kurzen Abstieg antreten. Auf der Straße geht unser Weg weiter, das Wasser steht in den Schuhen bis zum Knöchel, trocken ist nichts mehr, ich rede auch nichts mehr. Raphis Versuche ein Auto zum Anhalten zu bewegen sind erfolglos, nach 4km gibt er auf. Weitere 6km stehen noch an bis wir die E10 erreichen würden um dort den letzten Bus in die Zivilisation sowieso schon verpasst zu haben. Plötzlich hält tatsächlich aus freien Stücken ein Norweger neben uns und fragt ob er uns mitnehmen soll oder ob wir Bock haben weiter im Regen zu laufen. Wir lehnen dankend ab und genießen drei Stunden Straße bis nach Leknes.

      Das einzige Foto heute..


      Nein, natürlich nehmen wir das Angebot an und werden mit Sitzheizung bis zurück nach Leknes mitgenommen. Der Fahrer ist ein junger Surfer aus Bodø und grad zum Surfen hier, aber auch für ihn passt das Wetter nicht. In Leknes steigen wir am Einkaufscenter aus und gehen einkaufen. Der Plan ist den Bus zurück zum Campingplatz Ramberg zu nehmen, um dort die Küche und den Aufenthaltsraum nutzen zu können. Wir kaufen Zutaten für Cheeseburger ein, Brot und natürlich Thunfisch, Snickers und die obligatorischen Bananen. Mein Plan steht fest, ich werde ein paar Tage am Campingplatz bleiben und jeden Regen meiden. Wären wir nicht mitgenommen worden wäre diese Entscheidung vermutlich anders ausgefallen. Raphis Plan sieht vor am nächsten Tag ein Auto zu mieten und weiter Richtung Norden zu fahren, da kann man sich mal ein paar zu teure Burger flippen, so zum Abschied. Mit gutem Timing erwischen wir den Bus und für jeweils 69NOK kommen wir schnell weiter zum Camping. Wir bezahlen wieder für das Doppelzelt, braten uns acht Cheeseburger, machen einen Spaziergang am Strand und gehen pennen.

      >> Tag 16-18 <<

      >> Tag 19-22 <<

      >> Tag 23 <<

      >> Tag 24 <<

      >> Tag 25 <<
      Zuletzt geändert von ka9de; 15.09.2012, 20:34.
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      • ka9de
        Gerne im Forum
        • 06.05.2012
        • 91
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        #4
        AW: Vest Lofoten Juli 2012 - Solotour

        - und nochmal reserviert für weiteren Text, ich denk das reicht jetzt -
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        • Alprausch84
          Fuchs
          • 12.02.2012
          • 1610
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          #5
          AW: Vest Lofoten Juli 2012 - Solotour

          Die Fotos auf deiner Seite sind auf jeden Fall schon mal atemberaubend, machen Lust auf mehr und wecken das Fernweh! Ich freu mich auf die Fortsetzung.

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          • dooley242

            Fuchs
            • 08.02.2008
            • 2096
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            #6
            AW: Vest Lofoten Juli 2012 - Solotour

            Zitat von Alprausch84 Beitrag anzeigen
            Die Fotos auf deiner Seite sind auf jeden Fall schon mal atemberaubend, machen Lust auf mehr und wecken das Fernweh! Ich freu mich auf die Fortsetzung.
            Dem kann ich mich nur anschliessen. Freue mich auch auf mehr.
            Gruß

            Thomas

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            • Scrat79
              Freak
              Liebt das Forum
              • 11.07.2008
              • 12527
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              #7
              AW: Vest Lofoten Juli 2012 - Solotour

              Ich sehe schon.

              Hier werd ich auch öfters mal reinlesen.
              Freu mich auf mehr!
              Der Mensch wurde nicht zum Denken geschaffen.
              Wenn viele Menschen wenige Menschen kontrollieren können, stirbt die Freiheit.

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              • ka9de
                Gerne im Forum
                • 06.05.2012
                • 91
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                #8
                AW: Vest Lofoten Juli 2012 - Solotour

                Ich merke schon, die fotografischen Highlights konnte ich nicht geheim halten. Naja vielleicht interessiert sich auch der ein oder andere für den Bericht selbst, wenn nicht ist das auch egal, schreibe ihn nämlich vor allem für mich selbst, sonst vergesse ich wieder alles

                Ich werde im Bericht natürlich weiterhin und mehr Bilder posten als die auf meiner Website, dort kommt nur die Creme hin.
                Leider wird hier die Breite der Bilder etwas begrenzt.. bei Interesse kann man die Bild-URL direkt aufrufen, die Bildbreite ist dann 900px.

                Freut mich Interesse geweckt zu haben.
                Zuletzt geändert von ka9de; 02.08.2012, 22:13.
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                • Fliir
                  Erfahren
                  • 27.07.2011
                  • 141
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: Vest Lofoten Juli 2012 - Solotour

                  Die Fotos sind zwar das I-Tüpfelchen auf so einem Bericht (und in diesem Fall ein verdammt großes I-Tüpfelchen, fantastische Fotos!), aber ohne Dein Geschriebenes wärs doch langweilig. Ich freu mich schon auf die nächsten Tagesberichte!!!
                  Blicke windwärts...

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                  • Scrat79
                    Freak
                    Liebt das Forum
                    • 11.07.2008
                    • 12527
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: Vest Lofoten Juli 2012 - Solotour

                    Zitat von ka9de Beitrag anzeigen
                    Naja vielleicht interessiert sich auch der ein oder andere für den Bericht selbst, wenn nicht ist das auch egal, schreibe ihn nämlich vor allem für mich selbst, sonst vergesse ich wieder alles
                    Keine Sorge, für deinen Bericht interessieren sich so schon auch einige.
                    Ich auf alle Fälle ...
                    Der Mensch wurde nicht zum Denken geschaffen.
                    Wenn viele Menschen wenige Menschen kontrollieren können, stirbt die Freiheit.

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                    • dingsbums
                      Fuchs
                      • 17.08.2008
                      • 1503
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [NO] Vest Lofoten Juli 2012 - Solotour

                      Schöner Bericht, Text wie Bilder.
                      Das mit dem Essen musst du nächstes Mal aber optimieren. Oder nur noch Snickers mitnehmen.
                      Ich freue mich auch auf die Fortsetzung!

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                      • ka9de
                        Gerne im Forum
                        • 06.05.2012
                        • 91
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [NO] Vest Lofoten Juli 2012 - Solotour

                        Zitat von dingsbums Beitrag anzeigen
                        Das mit dem Essen musst du nächstes Mal aber optimieren. Oder nur noch Snickers mitnehmen.
                        Ich freue mich auch auf die Fortsetzung!
                        Ich bin jetzt auf einen Mix von Snickers, Lion und Daim eingeschossen...

                        Tag 5+6 hinzugefügt. Ich hoffe ich kann jetzt am Wochenende weiter schreiben, bin aktuell auf der Suche nach einem Praktikumsplatz und das nimmt mehr Zeit ein als ich dachte, da muss der Bericht leider etwas warten.. aber er kommt, Stück für Stück .
                        mein Reiseblog intheplaceto.be

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                        • Abt
                          Lebt im Forum
                          • 26.04.2010
                          • 5726
                          • Unternehmen

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [NO] Vest Lofoten Juli 2012 - Solotour

                          Danke für deinen Tourenbericht und vor allem die wunderschönen Fotos.

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                          • Hobbyhiker
                            Anfänger im Forum
                            • 17.05.2012
                            • 49
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [NO] Vest Lofoten Juli 2012 - Solotour

                            Sehr schöner Bericht und echt spitzen Bilder hast du da gemacht!
                            Die Lofoten hatte ich bisher noch nicht so auf dem Radar als Wanderziel, auch einen Dank dafür. Freue mich schon auf mehr.

                            Kommentar


                            • berlinbyebye
                              Fuchs
                              • 30.05.2009
                              • 1197
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              AW: [NO] Vest Lofoten Juli 2012 - Solotour

                              Wirklich schöner Bericht (auch der Text).
                              Hab´s "abonniert" und hoffe, dass es weitergeht.

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                              • Borderli
                                Fuchs
                                • 08.02.2009
                                • 1737
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #16
                                AW: [NO] Vest Lofoten Juli 2012 - Solotour

                                Ein schöner Bericht und spitzenmäßige Fotos! Die Lofoten stehen zwar auf meiner To-Do-Liste nicht so weit oben, aber ich bin trotzdem auf die Fortsetzung des Berichts gespannt!

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                                • willo
                                  Administrator
                                  Administrator
                                  Lebt im Forum
                                  • 28.06.2008
                                  • 9799
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #17
                                  AW: [NO] Vest Lofoten Juli 2012 - Solotour

                                  Toller Bericht und tolle Fotos! Lediglich die extreme Farbübersättigung sagt mir nicht so zu.
                                  Meine Fotos ziehen um: http://500px.com/baryt/sets

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                                  • smeagolvomloh
                                    Fuchs
                                    • 07.06.2008
                                    • 1929
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #18
                                    AW: [NO] Vest Lofoten Juli 2012 - Solotour

                                    Sehr schöner Reisebericht mit fantastischen Bildern! Ich freue mich auf mehr.
                                    "Das Leben leicht tragen und tief genießen ist ja doch die Summe aller Weisheit."
                                    Wilhelm von Humboldt, 1767-1835

                                    Kommentar


                                    • Cattlechaser
                                      Dauerbesucher
                                      • 04.08.2010
                                      • 848
                                      • Privat

                                      • Meine Reisen

                                      #19
                                      AW: [NO] Vest Lofoten Juli 2012 - Solotour

                                      Schöner Bericht (Text & Bilder!). Hier schau ich mal öfters rein...
                                      Magie ist Physik durch Wollen. www.uhempler.de

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                                      • jannemann
                                        Anfänger im Forum
                                        • 01.03.2008
                                        • 31
                                        • Privat

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                                        #20
                                        AW: [NO] Vest Lofoten Juli 2012 - Solotour

                                        Starker Bericht und noch viel stärkere Fotos!!
                                        Ich liebe meine neue "Lücke im Lebenslauf"

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