Tourentyp | |
Lat | |
Lon | |
Mitreisende | |
Übersicht:
>> Tag 1-5 <<
>> Tag 6-10 <<
>> Tag 11-15 <<
>> Tag 16-18 <<
>> Tag 19-22 <<
>> Tag 23 <<
>> Tag 24 <<
>> Tag 25 <<
>> Ausrüstungsfazit <<
Alternativ ist der Reisebericht auch auf einer extra Website zu finden: http://www.clegue.com/norwegen_blog/ Fragen und Kommentare gerne hier im Forum.
-° Tag 1
Ein Schritt vorwärts, Tasche hinterhergeschleift. Terminal 2, 6. Juli 2012. Eine lange Menschenschlange am Check-In wird von den langsamsten Mitarbeitern des Flughafen Frankfurts abgefertigt. Obwohl der Flieger erst in über einer Stunde geht, wird das garantiert knapp. Neben mir eine Gruppe Rentner die ihren Flug verpasst haben und sich pausenlos aufregen, schreiende Kinder, Leute die es nicht für nötig halten ihren Koffer vorm Flug zu wiegen und am Schalter noch fünf Mal umräumen und neu wiegen müssen bevor sie endlich fertig sind und das schlimme dabei, sie haben es nicht mal eilig und stressen lassen sie sich schon mal kein Stück. Mit meinem Outfit komme ich mir etwas komisch vor, denn ich sehe aus wie Alex Frost in Elephant. So ganz in schwarz, war eigentlich nicht geplant aber hat sich so ergeben, naja was soll‘s. In meinem 20kg Rucksack ein Zelt, Schlafsack, Trekkingnahrung, Kameraausrüstung, Schokolade und natürlich eine Unterhose zum Wechseln, denn es geht nach Norwegen zum Trekking – genauer, auf die Lofoten im Norden, für knapp vier Wochen. Dort angekommen will ich eine Solotour vom südlichen Ende Richtung Norden laufen und hauptsächlich Zeit ins fotografieren investieren. Ich fummel nochmal am Rucksack rum, dabei fällt ein Tütchen mit 250g Milchpulver raus, sieht aus wie Koks, fragende Blicke der Schlangennachbarn. Es geht einen Schritt vorwärts, Tasche hinterhergeschleift. Bald checke ich ein, ab zum Gate, ab ins Flugzeug der Royal Dutch Airlines, dort gibt‘s Sandwich und Kaffee zum Frühstück, außerdem schreiende Kinder bis Amsterdam. Dort umsteigen, zum Glück ohne erneuten Check-In. Weiter mit schreienden Kindern über Oslo bis Bodø.
Ich stelle fest dass meine Planung hier die erste Lücke aufweist denn ich habe keine Idee wie ich zum Hafen komme, steige per Zufallsprinzip in einen Bus und versuche den Busfahrer verständlich zu machen dass ich zur Fähre will. Englisch ist hier offenbar nicht so angesagt wie in Schweden, aber der Bus ist der richtige. Nach 6 Minuten Fahrt (das Ticket hätte ich mir wohl sparen können) bin ich schon in der Innenstadt wo ich mir Gas kaufe und bei Subway einen doppelten Sub-of-the-day mit Thunfisch gönne. Ich laufe zur Fähre die ich natürlich knapp verpasse, also häng ich noch vier Stunden in einem Wartehäuschen rum und packe meinen Rucksack um (für den Flug musste alles nach innen). Die Fähre kommt und für 169NOK (23€) sicher ich mir meinen Platz auf den mit drei Stunden überraschend langen Weg nach Moskenes. Dort angekommen lauf ich los nach Süden in ein Dörfchen mit dem Namen Å wo der Track losgeht, den ich zuerst laufen will.
Es ist taghell, gutes Wetter. Ich laufe die Straße, der direkteste Weg. An mir vorbei kommen Wohnmobile, an Ortsschildern liegen Mengen von Fischköpfen, ich begegne äußerst merkwürdig agierenden Personen (im Nachhinein ist mir klar dass die besoffen waren denn es war schon 1 Uhr Nachts). Den Track finde ich recht schnell, laufe noch einige hundert Meter bis auf einen kleinen Hügel rauf und bin der Meinung dort einen guten Zeltplatz gefunden zu haben. Ich bau alles auf, mach noch ein paar Fotos, dreh ein Video und geh ratzen.

-° Tag 2
Ich werde um 7 Uhr wach, wieder nur fünf Stunden gepennt. Egal, ich bin hellwach, will loslaufen, wusel noch rum, weiß nicht wie ich anfangen soll. Da ich am Vortag praktisch nichts mehr gegessen habe außer dem Sandwich, will ich was Größeres. Zufallsgriff nach einer Packung Travellunch bringt mir eine Doppelportion 'Kartoffel-Lauch-Topf mit Schinken', läuft. Wasser gekocht, draufgekippt, gerührt und warten. Ich pack meinen Kram zusammen und stelle dann fest, dass 'Kartoffel-Lauch-Topf mit Schinken' zum Frühstück falsch schmeckt, außerdem sind noch Klumpen in Pulverform drinnen, also die Hälfte entsorgt, Lektion gelernt: Besser rühren.

Hunger hab ich nicht mehr, also loslaufen. Ich laufe am Ågvatnet See entlang bis zu dessen Ende, die Strecke ist einfach und schön zum Warmlaufen. Ich treffe die ersten Urlauber Pärchen, bin aber noch fit wie Harry und gönne mir keine Pause, ich will noch über den ersten Berg und das erste Tagesziel erreichen. Meine Karte sagt mir den Weg an, trotzdem laufe ich zu weit… einen guten Kilometer zu weit den mittlerweile eher bescheidenen Weg. Naja, Snickers genascht und zurückgelaufen. Aber auch auf dem Rückweg finde ich keinen abzweigenden Weg in die gewünschte Richtung, außerdem nerven mich hunderte Fliegen deren Verlangen es scheint mir in Nase, Augen, Ohren und Mund zu fliegen. Ein stehenbleiben ist unmöglich, nur wenn man in Bewegung ist hat man seine Ruhe. Nach einer Stunde habe ich den Weg immer noch nicht gefunden, die Fliegen machen mich wahnsinnig und ich beschließe ein Stück weiter zurück zum See zu laufen, mein Zelt aufzubauen und erst mal ne Pause zu machen. Aus der Pause wird ein drei Stunden Powernap mit anschließendem Müsli und Milchpulver in Wasser. Das Auspacken vom Milchpulver endet in einer Katastrophe, denn die Tüte reißt und das Pulver hängt jetzt überall an Suppen und im Rucksack. Egal, noch eine Tüte um die kaputte Tüte rum und der Drops ist gelutscht. Beim snacken sehe ich eine Gruppe Wanderer die offenbar schlauer als ich sind und einen Weg auf den Berg finden, allerdings ist der so mal überhaupt nicht auf der Karte eingezeichnet. Ich beobachte weiter und stelle fest dass deren Versuch von Erfolg gekrönt wird, woraufhin ich beschließe selbst aufzubrechen und diesen Weg zu nehmen. Auf dem Weg treffe ich eine Polin mit der ich mich kurz unterhalte und sie meint, dass auch sie mit ihrem Freund unterwegs ist, der aber ein Stück weiter hinten ist weil er laufen nicht zu seinem Lieblingsfreizeitbeschäftigungen zählt. Diese Pärchen Ausflüge sollen die nächsten drei Wochen zur Gewohnheit werden, ich habe schon die Vorahnung.



Also ab den Berg rauf. Ich merke schon den Schlafmangel und das ungewohnte Gefühl vom Rucksack, hab aber noch 400 von 500 Höhenmetern vor mir. Anfangs geht es, gegen Ende wird es für mich aber recht heavy und so krabbel ich die letzten 200m auf allen Vieren hoch wie Golum. Der Plan oben zu zelten ist ein Witz, der Bergkamm ist einen Meter breit und für ein Zelt kein Platz. Der Wind bläst wie verrückt, ich zieh mir ein trockenes Shirt an und starte den Abstieg. Ich merke schnell in den Beinen dass ich keine Kraft mehr habe und muss aufpassen nicht einfach umzufallen. Nach einer halben Stunde komme ich an einem geeignetem Platz an, denke mir aber dass ein Platz am See schon schöner wär, also nochmal 50 Höhenmeter runter, an einem zeltenden Pärchen vorbei, um unten festzustellen dass es dort zu matschig ist und die 50 hm wieder hoch krabbel. Zwei Snickers und ein Mars sind nötig um meine Stimmung wieder auf Vordermann zu bringen und im Anschluss soll es 'Zigeunertopf mit Rindfleisch und Nudeln' geben, natürlich eine Doppelpackung. Das Essen geht, ich habe aber kaum Hunger und so bleibt wieder die Hälfte übrig von der ich nachts immer mal naschen werde.
-° Tag 3
Die Wärme im Zelt weckt mich, die Sonne steht schon wieder oben und kaum eine Wolke ist zu sehen. Ich wasche ein T-Shirt und beschließe den Tag ruhiger angehen zu lassen. Nur mit Kameratasche will ich die letzten 5km Strecke zur Küste laufen und den Rest im Zelt zurück lassen. Der Weg ist einfach bis auf ein paar Stellen wo man etwas klettern muss oder alternativ drei Meter tief in den angrenzenden See fällt. Am Nazibunker vorbei komme ich an die Küste: geile Aussicht. Ich mache ein paar Fotos, dann geh ich runter ans Wasser und die großen Steine entlang bis ans Ende der Bucht, der Weg ist wieder recht anstrengend, gut dass ich meinen Rucksack nicht dabei hab. An der Spitze angekommen mache ich ein paar Fotos, drehe Videos und genieße die Aussicht. Da es sehr windig ist geh ich bald zurück, treffe auf meinem Weg noch ein Norwegerpärchen mit denen ich mich kurz über die Gegend unterhalte.





Beim Zelt angekommen steht Nahrungsaufnahme in Form von 'Huhn in Curryrahm mit Reis' an. Ich esse wieder nur die Hälfte, das Hühnchen schmeckt nach frisch Erbrochenem und mir ist anschließend schlecht, also ab ins Zelt, Buch lesen und überlegen wie ich Gewicht reduzieren kann, um es am nächsten Tag aufm dem Rückweg besser über den Berg zu schaffen. Auf meiner Abschussliste landen die eigenartig fettigen Salamis, 400g Studentenfutter (um das es mir sehr leid tut, aber ich habe seit dem ersten Tag kein Hunger mehr auf Nüsse und ungefähr ein Kilo davon mitgebracht), das inzwischen mit einer dritten Tüte eingepackte Milchpulver und alle schon gelesenen Buchseiten, immerhin gut 150g. Anstatt mal ans fotografieren zu gehen, hau ich mich auf die andere Seite und schlaf nach kurzer Zeit ein.
-° Tag 4
Zum Frühstück gibt’s noch so viele Nüsse wie geht bevor ich den Rest den Vögeln und Lemmingen überlasse. Ich packe zusammen, mache mich auf den Rückweg über den Berg der sich dann doch deutlich besser läuft, wenn auch nicht ohne Anstrengung. Als ich beim Abstieg kurz für ein Foto stoppe:

..kommt mir von unten ein Wanderer in Rekordzeit entgegen. Wir unterhalten uns kurz, er kommt aus der Schweiz und ich geb ihm ein paar Infos über das was ihn auf der anderen Seite erwartet. Er schleppt eine Gitarre mit am Rucksack und meine ersten Gedanken drehen sich drum was der wohl noch alles für Sachen dabei hat,… Panflöte? Aber meine Meinung ändert sich schnell, denn die Gitarre ist eigentlich eine super Unterhaltung, wenn man sie spielen kann, und mir geht ungelogen schon seit den letzten 2 Tagen das gleiche Lied durch den Kopf, ein bisschen Abwechslung wäre dufte, aber Musik hab ich nicht dabei. Mein Plan eine Pause am See einzulegen wird durchkreuzt durch eine Gruppe nackt badender Männer mittleren Alters und ich laufe direkt weiter bis zu meinem Ausgangspunkt in Å. Auch hier geht mein Plan nicht auf, denn der Campingplatz wurde auf dem Richtungsschild durchgestrichen und existiert wohl nur noch auf meiner Wanderkarte. Der neue Plan ist es noch 3km bis zum Anfang des nächsten Tracks zu laufen und dort zu schlafen. Auf dem Weg kaufe ich mir in einem kleinem Laden noch vier Snickers für rund 9€; in Sachen Motivationssteigerung sind die Riegel unschlagbar.





Auf dem Weg treffe ich einen anderen Deutschen auf Solo Tour, der auf den Namen Hermann hört und wir beschließen ein Stück zusammen zu laufen. Auch mein nächster Schlafplatz löst sich in Rauch auf, da der anliegende See der Trinkwassersee für die Dörfer ist und dort Zelt- und Schwimmverbot ist. Also weiter gelaufen, falsch abgebogen, nochmal für ‘ne Stunde falsch gelaufen. Aber kein Problem, denn heute geht das laufen super, also laufen und verlaufen wir noch die ganze Tagesetappe bis zur Munkebu Hütte, die zwar geschlossen ist, aber eine gute Aussicht bietet. Ich bin dann doch sehr platt und schlage mein Zelt auf, während Hermann noch auf den Hermannsdalstinden, den höchsten Berg der Lofoten, rauf will. Für ihn ist es so ein Namensding und da er noch fit ist trennen wir uns an dieser Stelle auch schon wieder. Wie erwartet kreuzt auch noch ein Pärchen auf die ebenfalls an der Hütte schlafen und den Sonnenuntergang mitnehmen wollen. Für mich gibt es noch einen 'Erbseneintopf' (wie gewohnt eine Doppelpackung), der okay ist, mehr aber auch nicht. Auch hier hat sich trotz fleißigem Rühren noch ein guter Teil des Pulvers nicht aufgelöst und so landet gut 1/3 vom Essen brav versteckt unter einem großen Stein. Ich mache endlich mal noch ein paar Fotos bei gutem Licht, kann ein paar Lemminge beobachten und gehe schlafen.



-° Tag 5
Aufgewacht, gefrühstückt und los. Da ich heute zu faul bin den Hermannsdalstinden hochzuklettern (was ich später noch bereuen werde), ist mein Ziel das Kraftwerg im nächsten Fjord. Auf dem Weg dorthin geht’s bergab, bergauf, im T-Shirt durch Schneefelder. Ein Pärchen kommt mir entgegen, er oberkörperfrei… okay, warum nicht, es ist ja halbwegs warm. Auf dem Weg mache ich ein paar Fotos, laufe am Krokvatnet See vorbei, dieser ist auf der Schattenseite noch gefroren. Nach kurzer Zeit erreiche ich den nächsten Gipfel mit guter Aussicht auf die gelaufene Strecke, das was noch ansteht und den Forsfjorden. Ich steige den Berg runter und komme an die Pipeline, die von dem hoch gelegenem See bis runter zum Fjord führt. Der Abstieg an der Pipeline entlang ist entgegen meinen Erwartungen durch Reiseberichte relativ einfach, wenn auch anstrengend. Da ich wusste, dass die Fähre nicht regulär das Kraftwerk anfährt, wollte ich zu Fuß zur – laut Wanderkarte – nächsten Anlegestelle nach Tennes laufen um dann über den Fjord nach Kjerkfjorden zu fahren. Der Pfad endete nach ungefähr einer halben Stunde, aber damit hatte ich gerechnet. Also weiter durch Schlamm und meterhohes Gestrüpp, bis die ersten Häuschen auftauchen. Kurz bevor ich wieder auf einen Weg komme trete ich in ein Wasserloch und stehe bis zum Knie im Wasser; das Tageshighlight. Zwar ist das Wetter noch halbwegs warm, aber das Wasser steht komplett im Schuh und trocknen wird der erstmal so schnell nicht mehr.





Da Tennes ein unbewohntes Fischerdorf ist rechne ich hier nicht mit sonderlich viel Gesellschaft und so wundert es mich auch nicht, niemanden an der Anlegestelle anzutreffen und warte auf die Fähre. Nach einigen Stunden kommt es mir doch komisch vor und telefonisch mit dem Touristenbüro stellt sich heraus, dass diese Haltestelle seit über zehn Jahren nicht mehr angefahren wird und so freue ich mich ein weiteres Mal über die präzisen Informationen meiner Wanderkarte. Ich bekomme auch die Nummer der Fähre um Bescheid zu geben, dass man mich am Kraftwerk abholen solle. Nach zweiunddreißig Anrufen erreiche ich jemanden der erwartungsgemäß kein Wort Englisch spricht, bekomme aber irgendwie eine Fähre für 10 Uhr am nächsten Morgen zugesagt – aaargh! und so sicher dass der wirklich was kapiert hat bin ich mir auch nicht. Ich überlege wo ich mein Zelt aufbauen kann und laufe zurück. Auf halber Strecke die Pipeline hoch finde ich einen Platz der groß und eben genug ist und schlafe nach kurzer Zeit ein.


>> Tag 1-5 <<
>> Tag 6-10 <<
>> Tag 11-15 <<
>> Tag 16-18 <<
>> Tag 19-22 <<
>> Tag 23 <<
>> Tag 24 <<
>> Tag 25 <<
>> Ausrüstungsfazit <<
Alternativ ist der Reisebericht auch auf einer extra Website zu finden: http://www.clegue.com/norwegen_blog/ Fragen und Kommentare gerne hier im Forum.

-° Tag 1
Ein Schritt vorwärts, Tasche hinterhergeschleift. Terminal 2, 6. Juli 2012. Eine lange Menschenschlange am Check-In wird von den langsamsten Mitarbeitern des Flughafen Frankfurts abgefertigt. Obwohl der Flieger erst in über einer Stunde geht, wird das garantiert knapp. Neben mir eine Gruppe Rentner die ihren Flug verpasst haben und sich pausenlos aufregen, schreiende Kinder, Leute die es nicht für nötig halten ihren Koffer vorm Flug zu wiegen und am Schalter noch fünf Mal umräumen und neu wiegen müssen bevor sie endlich fertig sind und das schlimme dabei, sie haben es nicht mal eilig und stressen lassen sie sich schon mal kein Stück. Mit meinem Outfit komme ich mir etwas komisch vor, denn ich sehe aus wie Alex Frost in Elephant. So ganz in schwarz, war eigentlich nicht geplant aber hat sich so ergeben, naja was soll‘s. In meinem 20kg Rucksack ein Zelt, Schlafsack, Trekkingnahrung, Kameraausrüstung, Schokolade und natürlich eine Unterhose zum Wechseln, denn es geht nach Norwegen zum Trekking – genauer, auf die Lofoten im Norden, für knapp vier Wochen. Dort angekommen will ich eine Solotour vom südlichen Ende Richtung Norden laufen und hauptsächlich Zeit ins fotografieren investieren. Ich fummel nochmal am Rucksack rum, dabei fällt ein Tütchen mit 250g Milchpulver raus, sieht aus wie Koks, fragende Blicke der Schlangennachbarn. Es geht einen Schritt vorwärts, Tasche hinterhergeschleift. Bald checke ich ein, ab zum Gate, ab ins Flugzeug der Royal Dutch Airlines, dort gibt‘s Sandwich und Kaffee zum Frühstück, außerdem schreiende Kinder bis Amsterdam. Dort umsteigen, zum Glück ohne erneuten Check-In. Weiter mit schreienden Kindern über Oslo bis Bodø.
Ich stelle fest dass meine Planung hier die erste Lücke aufweist denn ich habe keine Idee wie ich zum Hafen komme, steige per Zufallsprinzip in einen Bus und versuche den Busfahrer verständlich zu machen dass ich zur Fähre will. Englisch ist hier offenbar nicht so angesagt wie in Schweden, aber der Bus ist der richtige. Nach 6 Minuten Fahrt (das Ticket hätte ich mir wohl sparen können) bin ich schon in der Innenstadt wo ich mir Gas kaufe und bei Subway einen doppelten Sub-of-the-day mit Thunfisch gönne. Ich laufe zur Fähre die ich natürlich knapp verpasse, also häng ich noch vier Stunden in einem Wartehäuschen rum und packe meinen Rucksack um (für den Flug musste alles nach innen). Die Fähre kommt und für 169NOK (23€) sicher ich mir meinen Platz auf den mit drei Stunden überraschend langen Weg nach Moskenes. Dort angekommen lauf ich los nach Süden in ein Dörfchen mit dem Namen Å wo der Track losgeht, den ich zuerst laufen will.
Es ist taghell, gutes Wetter. Ich laufe die Straße, der direkteste Weg. An mir vorbei kommen Wohnmobile, an Ortsschildern liegen Mengen von Fischköpfen, ich begegne äußerst merkwürdig agierenden Personen (im Nachhinein ist mir klar dass die besoffen waren denn es war schon 1 Uhr Nachts). Den Track finde ich recht schnell, laufe noch einige hundert Meter bis auf einen kleinen Hügel rauf und bin der Meinung dort einen guten Zeltplatz gefunden zu haben. Ich bau alles auf, mach noch ein paar Fotos, dreh ein Video und geh ratzen.

-° Tag 2
Ich werde um 7 Uhr wach, wieder nur fünf Stunden gepennt. Egal, ich bin hellwach, will loslaufen, wusel noch rum, weiß nicht wie ich anfangen soll. Da ich am Vortag praktisch nichts mehr gegessen habe außer dem Sandwich, will ich was Größeres. Zufallsgriff nach einer Packung Travellunch bringt mir eine Doppelportion 'Kartoffel-Lauch-Topf mit Schinken', läuft. Wasser gekocht, draufgekippt, gerührt und warten. Ich pack meinen Kram zusammen und stelle dann fest, dass 'Kartoffel-Lauch-Topf mit Schinken' zum Frühstück falsch schmeckt, außerdem sind noch Klumpen in Pulverform drinnen, also die Hälfte entsorgt, Lektion gelernt: Besser rühren.

Hunger hab ich nicht mehr, also loslaufen. Ich laufe am Ågvatnet See entlang bis zu dessen Ende, die Strecke ist einfach und schön zum Warmlaufen. Ich treffe die ersten Urlauber Pärchen, bin aber noch fit wie Harry und gönne mir keine Pause, ich will noch über den ersten Berg und das erste Tagesziel erreichen. Meine Karte sagt mir den Weg an, trotzdem laufe ich zu weit… einen guten Kilometer zu weit den mittlerweile eher bescheidenen Weg. Naja, Snickers genascht und zurückgelaufen. Aber auch auf dem Rückweg finde ich keinen abzweigenden Weg in die gewünschte Richtung, außerdem nerven mich hunderte Fliegen deren Verlangen es scheint mir in Nase, Augen, Ohren und Mund zu fliegen. Ein stehenbleiben ist unmöglich, nur wenn man in Bewegung ist hat man seine Ruhe. Nach einer Stunde habe ich den Weg immer noch nicht gefunden, die Fliegen machen mich wahnsinnig und ich beschließe ein Stück weiter zurück zum See zu laufen, mein Zelt aufzubauen und erst mal ne Pause zu machen. Aus der Pause wird ein drei Stunden Powernap mit anschließendem Müsli und Milchpulver in Wasser. Das Auspacken vom Milchpulver endet in einer Katastrophe, denn die Tüte reißt und das Pulver hängt jetzt überall an Suppen und im Rucksack. Egal, noch eine Tüte um die kaputte Tüte rum und der Drops ist gelutscht. Beim snacken sehe ich eine Gruppe Wanderer die offenbar schlauer als ich sind und einen Weg auf den Berg finden, allerdings ist der so mal überhaupt nicht auf der Karte eingezeichnet. Ich beobachte weiter und stelle fest dass deren Versuch von Erfolg gekrönt wird, woraufhin ich beschließe selbst aufzubrechen und diesen Weg zu nehmen. Auf dem Weg treffe ich eine Polin mit der ich mich kurz unterhalte und sie meint, dass auch sie mit ihrem Freund unterwegs ist, der aber ein Stück weiter hinten ist weil er laufen nicht zu seinem Lieblingsfreizeitbeschäftigungen zählt. Diese Pärchen Ausflüge sollen die nächsten drei Wochen zur Gewohnheit werden, ich habe schon die Vorahnung.



Also ab den Berg rauf. Ich merke schon den Schlafmangel und das ungewohnte Gefühl vom Rucksack, hab aber noch 400 von 500 Höhenmetern vor mir. Anfangs geht es, gegen Ende wird es für mich aber recht heavy und so krabbel ich die letzten 200m auf allen Vieren hoch wie Golum. Der Plan oben zu zelten ist ein Witz, der Bergkamm ist einen Meter breit und für ein Zelt kein Platz. Der Wind bläst wie verrückt, ich zieh mir ein trockenes Shirt an und starte den Abstieg. Ich merke schnell in den Beinen dass ich keine Kraft mehr habe und muss aufpassen nicht einfach umzufallen. Nach einer halben Stunde komme ich an einem geeignetem Platz an, denke mir aber dass ein Platz am See schon schöner wär, also nochmal 50 Höhenmeter runter, an einem zeltenden Pärchen vorbei, um unten festzustellen dass es dort zu matschig ist und die 50 hm wieder hoch krabbel. Zwei Snickers und ein Mars sind nötig um meine Stimmung wieder auf Vordermann zu bringen und im Anschluss soll es 'Zigeunertopf mit Rindfleisch und Nudeln' geben, natürlich eine Doppelpackung. Das Essen geht, ich habe aber kaum Hunger und so bleibt wieder die Hälfte übrig von der ich nachts immer mal naschen werde.
-° Tag 3
Die Wärme im Zelt weckt mich, die Sonne steht schon wieder oben und kaum eine Wolke ist zu sehen. Ich wasche ein T-Shirt und beschließe den Tag ruhiger angehen zu lassen. Nur mit Kameratasche will ich die letzten 5km Strecke zur Küste laufen und den Rest im Zelt zurück lassen. Der Weg ist einfach bis auf ein paar Stellen wo man etwas klettern muss oder alternativ drei Meter tief in den angrenzenden See fällt. Am Nazibunker vorbei komme ich an die Küste: geile Aussicht. Ich mache ein paar Fotos, dann geh ich runter ans Wasser und die großen Steine entlang bis ans Ende der Bucht, der Weg ist wieder recht anstrengend, gut dass ich meinen Rucksack nicht dabei hab. An der Spitze angekommen mache ich ein paar Fotos, drehe Videos und genieße die Aussicht. Da es sehr windig ist geh ich bald zurück, treffe auf meinem Weg noch ein Norwegerpärchen mit denen ich mich kurz über die Gegend unterhalte.





Beim Zelt angekommen steht Nahrungsaufnahme in Form von 'Huhn in Curryrahm mit Reis' an. Ich esse wieder nur die Hälfte, das Hühnchen schmeckt nach frisch Erbrochenem und mir ist anschließend schlecht, also ab ins Zelt, Buch lesen und überlegen wie ich Gewicht reduzieren kann, um es am nächsten Tag aufm dem Rückweg besser über den Berg zu schaffen. Auf meiner Abschussliste landen die eigenartig fettigen Salamis, 400g Studentenfutter (um das es mir sehr leid tut, aber ich habe seit dem ersten Tag kein Hunger mehr auf Nüsse und ungefähr ein Kilo davon mitgebracht), das inzwischen mit einer dritten Tüte eingepackte Milchpulver und alle schon gelesenen Buchseiten, immerhin gut 150g. Anstatt mal ans fotografieren zu gehen, hau ich mich auf die andere Seite und schlaf nach kurzer Zeit ein.
-° Tag 4
Zum Frühstück gibt’s noch so viele Nüsse wie geht bevor ich den Rest den Vögeln und Lemmingen überlasse. Ich packe zusammen, mache mich auf den Rückweg über den Berg der sich dann doch deutlich besser läuft, wenn auch nicht ohne Anstrengung. Als ich beim Abstieg kurz für ein Foto stoppe:

..kommt mir von unten ein Wanderer in Rekordzeit entgegen. Wir unterhalten uns kurz, er kommt aus der Schweiz und ich geb ihm ein paar Infos über das was ihn auf der anderen Seite erwartet. Er schleppt eine Gitarre mit am Rucksack und meine ersten Gedanken drehen sich drum was der wohl noch alles für Sachen dabei hat,… Panflöte? Aber meine Meinung ändert sich schnell, denn die Gitarre ist eigentlich eine super Unterhaltung, wenn man sie spielen kann, und mir geht ungelogen schon seit den letzten 2 Tagen das gleiche Lied durch den Kopf, ein bisschen Abwechslung wäre dufte, aber Musik hab ich nicht dabei. Mein Plan eine Pause am See einzulegen wird durchkreuzt durch eine Gruppe nackt badender Männer mittleren Alters und ich laufe direkt weiter bis zu meinem Ausgangspunkt in Å. Auch hier geht mein Plan nicht auf, denn der Campingplatz wurde auf dem Richtungsschild durchgestrichen und existiert wohl nur noch auf meiner Wanderkarte. Der neue Plan ist es noch 3km bis zum Anfang des nächsten Tracks zu laufen und dort zu schlafen. Auf dem Weg kaufe ich mir in einem kleinem Laden noch vier Snickers für rund 9€; in Sachen Motivationssteigerung sind die Riegel unschlagbar.





Auf dem Weg treffe ich einen anderen Deutschen auf Solo Tour, der auf den Namen Hermann hört und wir beschließen ein Stück zusammen zu laufen. Auch mein nächster Schlafplatz löst sich in Rauch auf, da der anliegende See der Trinkwassersee für die Dörfer ist und dort Zelt- und Schwimmverbot ist. Also weiter gelaufen, falsch abgebogen, nochmal für ‘ne Stunde falsch gelaufen. Aber kein Problem, denn heute geht das laufen super, also laufen und verlaufen wir noch die ganze Tagesetappe bis zur Munkebu Hütte, die zwar geschlossen ist, aber eine gute Aussicht bietet. Ich bin dann doch sehr platt und schlage mein Zelt auf, während Hermann noch auf den Hermannsdalstinden, den höchsten Berg der Lofoten, rauf will. Für ihn ist es so ein Namensding und da er noch fit ist trennen wir uns an dieser Stelle auch schon wieder. Wie erwartet kreuzt auch noch ein Pärchen auf die ebenfalls an der Hütte schlafen und den Sonnenuntergang mitnehmen wollen. Für mich gibt es noch einen 'Erbseneintopf' (wie gewohnt eine Doppelpackung), der okay ist, mehr aber auch nicht. Auch hier hat sich trotz fleißigem Rühren noch ein guter Teil des Pulvers nicht aufgelöst und so landet gut 1/3 vom Essen brav versteckt unter einem großen Stein. Ich mache endlich mal noch ein paar Fotos bei gutem Licht, kann ein paar Lemminge beobachten und gehe schlafen.



-° Tag 5
Aufgewacht, gefrühstückt und los. Da ich heute zu faul bin den Hermannsdalstinden hochzuklettern (was ich später noch bereuen werde), ist mein Ziel das Kraftwerg im nächsten Fjord. Auf dem Weg dorthin geht’s bergab, bergauf, im T-Shirt durch Schneefelder. Ein Pärchen kommt mir entgegen, er oberkörperfrei… okay, warum nicht, es ist ja halbwegs warm. Auf dem Weg mache ich ein paar Fotos, laufe am Krokvatnet See vorbei, dieser ist auf der Schattenseite noch gefroren. Nach kurzer Zeit erreiche ich den nächsten Gipfel mit guter Aussicht auf die gelaufene Strecke, das was noch ansteht und den Forsfjorden. Ich steige den Berg runter und komme an die Pipeline, die von dem hoch gelegenem See bis runter zum Fjord führt. Der Abstieg an der Pipeline entlang ist entgegen meinen Erwartungen durch Reiseberichte relativ einfach, wenn auch anstrengend. Da ich wusste, dass die Fähre nicht regulär das Kraftwerk anfährt, wollte ich zu Fuß zur – laut Wanderkarte – nächsten Anlegestelle nach Tennes laufen um dann über den Fjord nach Kjerkfjorden zu fahren. Der Pfad endete nach ungefähr einer halben Stunde, aber damit hatte ich gerechnet. Also weiter durch Schlamm und meterhohes Gestrüpp, bis die ersten Häuschen auftauchen. Kurz bevor ich wieder auf einen Weg komme trete ich in ein Wasserloch und stehe bis zum Knie im Wasser; das Tageshighlight. Zwar ist das Wetter noch halbwegs warm, aber das Wasser steht komplett im Schuh und trocknen wird der erstmal so schnell nicht mehr.





Da Tennes ein unbewohntes Fischerdorf ist rechne ich hier nicht mit sonderlich viel Gesellschaft und so wundert es mich auch nicht, niemanden an der Anlegestelle anzutreffen und warte auf die Fähre. Nach einigen Stunden kommt es mir doch komisch vor und telefonisch mit dem Touristenbüro stellt sich heraus, dass diese Haltestelle seit über zehn Jahren nicht mehr angefahren wird und so freue ich mich ein weiteres Mal über die präzisen Informationen meiner Wanderkarte. Ich bekomme auch die Nummer der Fähre um Bescheid zu geben, dass man mich am Kraftwerk abholen solle. Nach zweiunddreißig Anrufen erreiche ich jemanden der erwartungsgemäß kein Wort Englisch spricht, bekomme aber irgendwie eine Fähre für 10 Uhr am nächsten Morgen zugesagt – aaargh! und so sicher dass der wirklich was kapiert hat bin ich mir auch nicht. Ich überlege wo ich mein Zelt aufbauen kann und laufe zurück. Auf halber Strecke die Pipeline hoch finde ich einen Platz der groß und eben genug ist und schlafe nach kurzer Zeit ein.



Kommentar